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Von Affen, Fahrradstürzen und Detektivclubs

 

KinderZEIT© Edith Wagner und Hannah Schuh
Ein Gespräch mit den Sprechern der Detektivreihe Die drei ???

Hier ist es aber lustig! Ständig wird bei den Aufnahmen für neue Folgen der Hörspielreihe Die drei ??? gelacht und gealbert. Die Sprecher der drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews heißen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich. Sie arbeiten seit 30 Jahren zusammen und sind inzwischen gute Freunde, genau wie die Detektive. Bei den Aufnahmen für die Folge 130 erzählten sie der KinderZEIT, wann sie sich doch mal ärgern und warum viel Text früher eine Qual war.

KinderZEIT:
Wie lange übt Ihr Eure Texte?

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Erfrischenderweise gar nicht. Man liest den Text natürlich und hört sich den innerlich auch schon ein bisschen sprechen. Aber wenn man den Text ständig zuhause übt, einstudiert und fast auswendig lernt, dann gewöhnt man sich oft Fehlbetonungen an.

KinderZEIT: Wenn man Euch im Studio beobachtet, sieht man, dass Ihr Euch viel bewegt. Warum?

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Es ist ja Hörspiel und diesen Beruf machen Schauspieler, das sind wir auch. Das muss so sein, weil man die Worte beseelen muss und sie dann vorspielt.
ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Ich sage immer, ich bin nicht Schauspieler, sondern Hörspieler. Weil ich eben nur mit meiner Stimme arbeite. Wenn wir hier im Studio sind, dann geht es darum, diesen Text wirklich lebendig darzustellen und dazu gehört auch, dass man sich bewegt. Das macht natürlich auch Spaß, wenn wir das im Studio machen.

KinderZEIT: Wann ärgert Ihr Euch?

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Zum Beispiel, wenn ich mich zum 15ten Mal an ein und derselben Stelle verspreche. Aber das ist kein richtiges Ärgern. Wenn wir hier zusammenkommen, ist es ein bisschen so wie bei einem Kindergeburtstag. Wir machen uns eine schöne Zeit und lachen sehr viel!
JENS WAWRCZECK (PETER SHAW): Eigentlich hat man im Studio keinen Grund sich zu ärgern. Wir sind hier seit 30 Jahren ja sozusagen geschützt und die Unebenheiten, die uns begegnen sind überschaubar. Es kann mal ein Mirkofon nicht funktionieren und es kann Plopp-Geräusche geben, wenn man zu viele P’s hat. Aber der Die drei ???-Kosmos ist eine heile Welt. Da sollte nicht zu viel Blut fließen, da sollte keine Fäkalsprache benutzt werden. Die Bösen werden überführt und wir sind drei anständige und saubere Jungs. Und das finde ich auch gut!

KinderZEIT: Wolltet Ihr früher eigentlich selbst mal Detektive werden?

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Ich hatte einen Detektivverein. Da war ich 006 und mein Kumpel war 007, weil er ihn gegründet hatte. Wir hießen DIR – Deutsche Interpol Rekruten.

JENS WAWRCZECK (PETER SHAW): Ich war auch in einem Detektivverein, in der dritten Klasse. Ich war aber nicht der Chef, ich war nur Mitglied. Und ich weiß noch, dass der Junge, der der Chef war, uns Fotos von sich schickte. Hinten drauf stand DER CHEF. Das war nichts für mich und da bin ich ausgetreten. Aber so viele Fälle gab es in unserem Dorf auch einfach nicht. Da lag mal ein toter Spatz und wir haben uns gefragt, ob den wohl irgendjemand vergiftet hat.

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Den Fall hab ich auch versucht zu knacken! Bei mir war es aber ein Kanarienvogel. Ich habe einen toten Kanarienvogel auf dem Bürgersteig gefunden und dann ging die Geschichte in meinem Kopf los. Ich hab mir eine super Handlung ausgedacht und bin der Meinung gewesen, das stimmt alles, was ich mir ausgedacht habe.

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Ich habe keinen Detektivklub gehabt und ich wollte auch nie ein Detektiv sein. Ich habe immer etwas unternommen. Ich war kein Kind, das sich gelangweilt hat oder seine Zeit damit vertrödelt hat, aufzuräumen oder seine Mathehausaufgaben zu machen.

KinderZEIT: Hättet Ihr gern mal die Rollen im Hörspiel getauscht?

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Ich sollte ursprünglich Peter sein. Man hat sich dann aber schnell entschieden, dass ich doch lieber Bob Andrews bin. Am Anfang konnte ich nämlich nicht so besonders gut lesen. Und in der ersten Folge hatte Bob sehr viel weniger Text. Deswegen wurde ich Bob. Und Jens, der ursprünglich Bob sprechen sollte, ist seitdem Peter.

JENS WAWRCZECK (PETER SHAW): Und ich war auch immer total zufrieden mit Peter. Ich hatte werde Lust Bob zu sprechen, noch Justus.

KinderZEIT: Habt Ihr Lieblingsfolgen?

JENS WAWRCZECK (PETER SHAW): Da müssen wir immer richtig überlegen, was wir alles aufgenommen haben. Wir haben die Folgen nicht mehr so im Kopf, nachdem wir sie eingesprochen haben. Wir hören unsere eigenen Hörspiele nicht ständig, so wie die Fans. Ich fand immer die Folgen am spannendsten und am besten, wo Gebäude eine Rolle spielten, zum Beispiel ein unheimliches Haus.

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Ich mag Nacht in Angst und Poltergeist.

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Den klassischen Fall Der Karpatenhund finde ich ganz toll. Und natürlich Das leere Grab.
(Die anderen beiden stöhnen laut auf.)

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): In der Folge haben wir nämlich überhaupt nichts zu sagen.

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Darum geht es nicht. Spannend ist, dass Justus völlig aus der Bahn geworfen wird. Da zeigt sich, dass der erste Detektiv auch Schwächen hat.

KinderZEIT: Ward Ihr früher als Kinder neidisch, wenn einer mehr Text hatte?

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Gar nicht, die anderen durften immer längere Pausen machen. Wenn man allein dran war und mit irgendeinem Erwachsenen noch eine Telefonszene hatte, durften die anderen schon raus. Und in dem Studio damals gab es einen echten Affen, und es gab Süßigkeiten und Limonade. Da wusste man, die anderen erleben jetzt schon wieder was Tolles und ich kann nicht dabei sein. Deshalb war es doof, wenn man mehr Text hatte.

KinderZEIT: Wenn ich Hörspielsprecher werden möchte, wie kann ich üben?

OLIVER ROHRBECK (JUSTUS JONAS): Kinder suchen sich wahrscheinlich ein Buch oder einen Text aus, den sie lesen und sich dabei aufnehmen. Und es ist ganz wichtig, dass ihr euch vorstellt, wer ihr in einer Rolle seid und wie das ganze Drumherum aussieht. Das machen wir nämlich genauso. Das gehört zur Vorbereitung mit Texten. Deshalb sollte man einen Text nicht nur, wie mit dem Zeigefinger drunter, Zeile für Zeile brav lesen. Sondern man muss sich in die Rolle hineinversetzen und sich die ganze Umgebung genau vorstellen. Wie ist es, wenn man da entlang rennt oder über einen Zaun springt oder jemandem hinterher jagt oder sich einfach nur mit jemandem unterhält? Und dann wird man plötzlich selber feststellen, wie viel man mit seiner Stimme ausdrücken kann. Wer das üben möchte, der sollte anfangen laut zu lesen. Und kommt euch nicht blöd dabei vor. Wenn dann Geschwister reinkommen oder Mutter und fragt: „Mit wem redest du denn hier?“, dann sagt einfach: „Lass mich in Ruhe. Ich lese laut. Ich möchte mal Hörspieler werden!“

JENS WAWRCZECK (PETER SHAW): Lesen ist das magische Wort. Lesen und sich weniger berieseln lassen. Phantasie und Lesen, das sind die zwei ganz wichtigen Zutaten.

ANDREAS FRÖHLICH (BOB ANDREWS): Ich hatte früher einen kleinen Kassettenrekorder. Damit habe ich mich aufs Fahrrad gesetzt, bin durch mein Dorf gefahren und habe dem Kassettenrekorder erzählt, was ich sehe. Das endete damit, dass ich die Dorfstraße heruntergefahren bin, eine ziemlich steile Straße mit Kopfsteinpflaster, und ich habe bis zum Schluss geredet, bis ich dann so was von auf die Nase gefallen bin. Zum Schluss hört man nur noch „Es ist Waaaahnsinn!“, weil ich da wahnsinnig schnell heruntergefahren bin. Und dann gibt es nur noch ein Scheppern und dann war Schluss. Der Kassettenrekorder war total kaputt, aber die Kassette noch ganz. Der erste Teil wäre ein Tipp zum Üben, der Unfall am Schluss eher nicht.

Die Fragen stellte Katrin Hörnlein