Eigentlich eine auf den ersten Blick etwas unspektakuläre Nachricht: Facebook erweitert die Funktionalität des Like- bzw. „Mag ich“-Button: Alles was vorher auf irgendwelchen Websites mit „Mag ich“ angeklickt wurde, erscheint jetzt auch auf der eigenen Pinnwand. Der Like-Button wird damit zum Share-Button. Jeder Klick generiert automatisch auch einen Beitrag mit Titel, Unterzeile und Bild. Bei mehreren möglichen Bildern lässt sich keines aussuchen. Der Nutzer kann lediglich im Nachhinein den Beitrag wieder per Hand löschen, aber nicht ändern.
Die Umstellung gilt nicht nur für künftige Klicks, sondern für alle vergangenen. Klar wird damit wieder einmal: Der Nutzer darf sich bei Facebook nie der Illusion hingeben, dass die Daten funktionell getrennt sind. Sie sind alle in der riesigen Facebook-Datenbank auf Vorrat gespeichert und ihr Verwendungszweck kann jederzeit umdefiniert werden. Was hinter dem Begriff „informationelle Selbstbestimmung“ steckt, scheint Facebook trotz monatelanger Datenschutz-Schlagzeilen immer noch nicht verstanden zu haben – oder verstehen zu wollen.
Ob sich der Button für Facebook auszahlt, ist unklar. Zwar macht Facebook die Einbettung des „Mag ich“-Button für Website-Betreiber noch attraktiver, da diese nun sicher gehen können, dass der Link über die Pinnwand der Nutzer weitere Aufmerksamkeit erfahren wird. Doch manchmal wird die Facebook-Funktionalität nur mit Verzögerung geladen, was den Seitenaufbau empfindlich verlangsamen kann. Je attraktiver der Button wird, desto mehr Probleme könnte es hier geben und Website-Betreiber könnten sich entscheiden, lieber auf den Button zu verzichten.
Viel gravierender dürfte jedoch sein, dass Facebook mit dem Button eine neue Bewertungswelt aufbaut, die für Link-basierte Suchmaschinen nicht zugänglich ist. Suchergebnisse könnten damit mangels Gewichtungs-Input durch die Nutzer schlechter werden. Der eigentliche Mehrwert des Internet, der vor allem auf seiner Offenheit basiert, würde über kurz oder lang beeinträchtigt – und es würden viele kleine, privatisierte Teilnetze entstehen, die jeweils gewinnbringend vermarktet werden.
Für die Informationsbeschaffung könnte sich der Like-Button damit als schlimmer erweisen als sämtliche Zensurversuche, da viele Informationen einfach hinter Zugangssperren verschwinden. Das eigentliche Teilen der Information würde exklusiv werden. Der Grundgedanke, der hinter dem World Wide Web steht, der offene Informationsaustausch, wäre damit korrumpiert.