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Ratschlag für Obama

Barack Obama denkt seit Wochen darüber nach, ob er mehr Soldaten nach Afghanistan schicken und den Krieg  verschärfen soll. Der Schriftsteller Norman Mailer, der selbst am Zweiten Weltkrieg als Soldat teilnahm, könnte ihm dabei einen Rat geben. Mailer schrieb in seinem Roman „Die Nackten und die Toten“: „Einen Krieg anzufangen, um irgendetwas in Ordnung zu bringen, das ist als ginge man in den Puff, um einen Tripper loszuwerden.“

 

Killerdrohnen

Israel hat in den neunziger Jahren im Kampf gegen Hamas „gezielte Tötungen“ angewandt.  Damals musste  Israel viel Kritik dafür einstecken, auch aus den USA. 2001 sagte der amerikanischen Botschafter in Israel, Martin Indyk: „The United States government is very clearly on record as against targeted assassinations. They are extra-judicial killings and we do not support that.“ Das war eine klare Position, doch nach den Attentaten des 11. September gab es eine komplette Kehrtwende. Insbesondere der Friedensnobelpreisträger Barack Obama setzt auf gezielte Tötungen durch unbemannte Drohnen. Er hat in den ersten neun Monaten seiner Amtszeit mehr Angriffe autorisiert als sein Vorgänger George W. Bush in dreieinhalb Jahren wie eine Studie von Peter Bergen und Katherine Tiedemann ergab.

 

Die Balkanisierung Pakistans

Wer die Sichtweise Pakistans auf den Krieg in Afghanistan begreifen möchte, dem empfehle ich Arshad Zamans Artikel in der pakistanischen, englischsparachigen Zeitung DAWN

 

Sowjetische Erinnerung

„There is no piece of land in Afghanistan that has not been occupied by one of our soldiers at some time ora another. Nevertheless much of the territories stays in the hands of the terrorists. We control the provincial centers, but we cannot mantain the political control over the territory we size.

Our soldiers are not to blame. The fought incredibily bravely in adverse conditions. But to occcupy towns and villages temporarily has little value in such a vast land where the insurgents can just disappear into the hills. We need more soldiers. Without them, without a lot more men, this war will continue for a very, very long time“

Das klingt als wären es Worte des amerikanischen Generals, Stanley McChrystal, der Kommandant der Nato in Afghanistan, der von seinem Präsidenten 40.000 Soldaten mehr fordert. Doch sind dies die Worte des Generals Sergej Akhromejew,  Kommandant der sowjetischen Truppen in Afghanistan. Akhromejew sagt dies alles zum Politbüro der Sowjetunion – am 13. November 1986.

 

Kampagne gegen Karzai

Es ist keine Geheimnis, dass die Regierung Obama nicht viel von Hamid Karzai hält. Seit Amtsantritt Obamas fehlte es nicht an Versuchen, den afghanischen Präsidenten zu schwächen oder gar aus dem Amt zu drängen. Doch Karzai konnte sich bisher halten, natürlich betrieb er dabei auch ein schmutzige Spiel: Er fälschte die Wahlen vom 20.August massiv. Nun muss er am 7. November in die Stichwahlen, auch dazu musst er gedrängt werden. Er selbst nämlich sieht sich als Sieger der Wahl.

Gestern nun veröffentlichte die New York Times eine Geschichte, wonach Wali Karzai, der Bruder des Präsidenten jahrelang auf der Gehaltsliste der CIA stand und immer noch steht. Das mag man überraschend finden oder nicht. Die interessante Frage ist: Wer hat diese Nachricht an die New York Times gesteckt? Und warum?

Klar ist: Der Artikel wird Hamid Karzai schaden. Darum wird man in der Annahme nicht fehlgehen, dass die „Enthüllungsgeschichte“ Teil des schmutzigen Wahlkampfes ist – der eben auch von Washington aus geführt wird.

 

Von der Demokratiezone zur Kriegszone

Erinnert sich noch jemand an die „Greater Middle East Initiative“? Wahrscheinlich nicht. Es ist jedoch an der Zeit diesen großen Plan des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush in Erinnerung zu rufen.  Bush und seine Männer wollten mit dieser Initiative den Bogen islamischer Länder „aufschließen“ – von Marokko über Ägypten, Irak, Iran und Afghanistan bis nach Pakistan sollten  blühende demokratische Landschaften entstehen. Das Mittel dazu war das Militär. Der mit Gewalt von Saddam Hussein befreite und demokratisierte Irak sollte der erste Schritt sein. Der Rest, so die Überlegung der Männer um Bush, würde dem leuchtenden Beispiel folgen. Denn wer, das der zentrale Gedanke, will nicht in Freiheit leben?

Die Nachrichten aus dem „Greater Middle East“ allein in dieser Woche sind niederschmetternd – 120 Tote bei einem Bombenschlag in Bagdad am Sonntag; 9 Tote, darunter sechs UN-Mitarbeiter, bei einem Angriff auf eine Gästehaus in Kabul; 80 Tote durch einen Autobombe in der pakistanischen Grenzstadt Peshawar;  Aus der imaginierte Demokratiezone ist eine sehr reale Kriegszone geworden.

 

Ein harter Schlag

Heute morgen haben Attentäter ein Gästehaus in Kabul attackiert. Dabei kamen neuen Menschen ums Leben, darunter sechs Mitarbeiter der UN. Vom Standpunkt der Taliban ist es eine Erfolg. Sie haben gezeigt, dass sie mitten im Herzen der Haupstadt Kabul zuschlagen können, in dem Stadtviertel Shar-e-Now, das von afghanischen Sicherheitskräften schwer bewacht wird.

Polizei22
Militärpolizist im Kabuler Viertel Shar-e-Now@Ulrich Ladurner, Kabul Oktober 2009

 

Die Attentäter habe mit der UN eine „weiches“  Ziel getroffen. Nach diesem Anschlag wird die UN sich noch weiter hinter Schutzmauern zurückziehen. Die Distanz zu der afghanischen Zivilbevölkerung wird weiter wachsen.

 

Was der Krieg kostet

Sollten Sie sich in Zukunft fragen, was der Krieg in Afghanistan kostet, dann gibt es eine einfache Formel: 1000 US-Soldaten in Afghanistan kosten rund 1 Milliarde Dollar jährlich. Das sind Zahlen des Pentagon. Derzeit haben die USA 68.000 Soldaten stationiert, das macht rund 68 Milliarden. Der Nato-Oberbefehlshaber, Stanley McChrystal, will noch mal 40.000 Soldaten. Das macht weitere 40 Milliarden Dollar.