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Die schlammigste Schlammschlacht aller Zeiten

J.R. Ewing und Cliff Barnes. Man hasste oder liebte sie. Ihr Konflikt war das Zentrum des TV-Serials Dallas. Und dieses Dallas ist auch heute noch die Mutter aller Soaps. Es ging um Liebe in allen Spielarten (glückliche, unglückliche, verschmähte) und Geld in allen Spielarten (krankhafter Reichtum, Neid, Schulden). Ganz nebenbei ging es auch um Öl. Aber das war nur eine Hilfskonstruktion der Drehbuchautoren, um systematisch die schmutzige Wäsche einer Großfamilie erzählen zu können.

Natürlich war Dallas durchweg Unfug, von der Realität Lichtjahre entfernt (andererseits ist das jedes gute Märchen ebenso). Aber in einem Aspekt ist Dallas bis heute ein Meilenstein. Dallas war große Fernsehunterhaltung. Zumindest war Dallas in jeglicher Hinsicht unterhaltsamer als die Schlammschlacht, die Daniel Domscheit-Berg und Julian Assange sich aktuell in der 743. Folge liefern.

Zu den Vorgängen der letzten Tage, Wochen und Monate ist bereits alles gesagt. Gegenseitige Bezichtigungen der Inkompetenz, der Illoyalität etc. wurden ausreichend thematisiert. Auch die neuen Vorgängen um ominöse Datensätze und zugehörige Datenschlüssel, die Domscheit-Berg bei seinem Weggang von WikiLeaks entwendet hatte und am zurückliegenden Wochenende offenbar zerstörte, wie Heise online berichtet, wurden von diversen Netzakteuren und Netzkennern umfangreich diskutiert und kommentiert. Man sollte dem Debakel nicht noch mehr Raum geben. Nur der Informationspflicht geschuldet seien hier stellvertretend die Kommentare von Markus Beckedahl auf Netzpolitik.org und Bettina Hammer auf Telepolis erwähnt. Ihrer Ratlosigkeit ist nichts hinzuzufügen.

Fast nichts. Denn eines möchte man dann doch noch loswerden in Richtung Domscheit-Berg, Assange und Co. Einen lautes und gut vernehmliches Endlich mal die Schnauze halten! Denn unabhängig von der tatsächlichen politischen Bewertung des Leakings als neuem Instrument in der digitalen Demokratie, ist eines bereits jetzt sehr klar geworden. Wenn die Protagonisten sich derart mit Schlamm bewerfen, schaden sie nicht nur sich, sondern der gesamten Bewegung. Und das ist in diesem Fall eine gewaltige Schweinerei, denn die Chancen dieses neuen Instruments werden nachhaltig beschädigt, wenn das Thema Whistleblowing nur noch das Substrat für den eigenen unappetitlichen Streit ist.

Und deshalb jetzt noch mal in aller Deutlichkeitkeit: Schnauze halten! Konzentration auf die Sache! Arbeiten!

P.S.: Ein weiterer Unterschied zwischen Dallas und den Leaking-Stars ist übrigens sehr bedauerlich; Dallas konnte man einfach absetzen, als es nicht mehr unterhielt

 

Julian Assanges Comeback auf Twitter

Gestern noch sprachen wir hier von den leeren Versprechungen der Protagonisten der Leakingszene. Gibt es doch bisher weder ein funktionierendes Angebot von OpenLeaks, noch die vielfach angekündigten Großleaks von WikiLeaks. Jetzt aber verspricht uns Julian Assange auf Twitter einen heftigen September in Sachen Leaking.

September will be a „bumper“ leaks month on http://t.co/Ev975Aw been busy…anyone say Murdoch?

Mit diesem Tweet und dem vorangehenden

Its time for me to get back to twitter…been swamped for what feels like months

gab der WikiLeaks-Gründer und Kopf der Whistelblowingplattform nach fast zwei Monaten sein Comeback auf Twitter. Im Tweet-Zeitalter eine Ewigkeit. Große Ankündigungen bleiben also beliebt. Und wir bleiben gespannt.

UPDATE: Ahhhh….gggrrrrrr…..bbbrrrrrüüülllll…… Bin wohl leider in eine Fakeaccount-Fallee getappt. Pardon!

 

Angerempelt! Nachlese eines erstaunlichen Eklats

Wochenlang schien das Thema WikiLeaks, OpenLeaks und Co. langsam aber sich zu versanden. Angekündigt Großleaks blieben aus (Stichwort Bank of America). Versprochene Portalstarts wurden von Monat zu Monat verschoben (Stichwort OpenLeaks – Wir machen alles besser). Und die vielfach beschworene Revolution des Journalismus durch Leaking-Portale war nach der ersten Hysterie um die Mega-Leaks des letzten Jahres auch bis auf Weiteres storniert worden.

Aber kaum ist man im Urlaub, geht es zumindest in der deutschen Netzszene zu wie in einer Berliner Eckkneipe alter Schule. Dabei von einem rustikalen Umgangston zu sprechen, wäre in diesem Kontext allerdings noch untertrieben. Hier war es eher handfest. Und wie nach jeder ordnungsgemäßen Kneipenschlägerei bleibt am Ende die Frage, wer hat wen eigentlich zuerst angerempelt? Und war der Rempler ein Versehen oder gezielte Provokation.

Es geht natürlich um den Rausschmiss des OpenLeaks-Gründers Domscheit-Berg aus dem CCC. Mit Blick auf die Ereignisse auf dem CCC-Camp des zurückliegenden Wochenendes bleibt man auch fünf Tage später erstaunt zurück und wird von dem Gefühl beschlichen, dass sich etablierte Netzakteure von infantilen Reflexen haben hinreißen lassen. Beschädigt sind sie heute alle. Wie auch eine kurze Nachlese der Reaktionen belegt.

Auf Zeit-Online hatte sich Kai Biermann, u.a. Leiter des Ressorts Digitales , irritiert gezeigt. Er fasst unter anderem diverse Reaktionen von führenden CCC-Mitgliedern zusammen und verweist auf wichtige Details, wie etwa die Tatsache, das Domscheit-Bergs Vorgehen schlecht geplant (unzulänglich Servertechnik) und mangelhaft abgestimmt war, zudem intransparent wirkte (keine Offenlegung der Sicherheitsspezifikatonen für den von OpenLeaks geplanten Test). Auch Domscheit-Bergs Weigerung, die von WikiLeaks aus Sicherheitsbedenken entwendeten Dokumente zurückzugeben, dürfte bei dem Eklat eine erhebliche Rolle gespielt haben.

„CCC-Mitglied Felix von Leitner bloggt dazu, der Club habe eigentlich die Rückgabe der Daten an WikiLeaks vermitteln wollen und Domscheit-Berg hätte zugesagt, die entsprechende Festplatte „innerhalb von zwei Wochen“ an den CCC zu übergeben. Von Leitner schreibt: „Das war vor 11 Monaten. Seitdem ist nichts passiert. Daher gibt Andy Müller-Maguhn jetzt auf und stellt offiziell das Angebot ein, die Daten übergeben zu wollen.““

Ebenfalls irritiert hatte sich Linus Neumann auf Netzpolitik.org geäußert. Anfangs mit der überraschten Feststellung, dass CCC-Vorstand Müller-Maguhn sich in einem Spiegel-Interview offenbar eindeutig und frühzeitig von OpenLeaks distanzierte, auch wenn Verstimmung zwischen einzelnen CCC-Mitgliedern und Domscheit-Berg laut Neumann hinlänglich bekannt waren, und dann über die fragwürdige Vorgehensweise beider Seiten auf dem CCC-Camp in Finowfurt. Aus dem auch der CCC nicht makellos hervorgehen dürfte.

„Ich habe schon gestern geschrieben, dass ich Andys Unmut nachvollziehen kann, und größtenteils auch teile. Dieser Rausschmiss jedoch ist verfrüht, unangemessen und zutiefst emotional statt wohlüberlegt rational. Er erinnert mich an Borderline-Persönlichkeiten, die häufig bei Kleinigkeiten Kurzschlussreaktionen mit reichlich Pathos und viel Überzeugung zum Extrem treiben, und dabei auch den Schaden, den sie sich selbst und ihren Interessen zufügen, billigend in Kauf nehmen. Was sollen denn die Medien denken?“

Nicht ohne Grund spricht auch Philip Banse im Deutschlandradio Kultur von einem eitlen Hahnenkampf auf dem CCC-Camp. Auf taz.de unterzog Meike Laaf den Domscheit-Berg Rausschmiss unter der Überschrift Chaos im Chaos Computer Club? einer kritischen Einschätzung. Zwar gebe es einerseits nach Angaben vieler CCC-Mitglieder gute Gründe für eine Trennung. Andererseits sei der Ausschluss stilistisch aber ein krasser Fehler. Der stellvertretende Chef-Redakteur der taz musst im Deutschlandfunk dann schließlich die Frage beantworten, ob im CCC jetzt tatsächlich das Chaos ausgebrochen ist. Ganz nebenbei: Die taz gehört übrigens mit dem Freitag zu den ersten Partnern bei OpenLeaks.

Und selbst die altehrwürdige Neue Zürcher Zeitung beschäftigte sich ausführlich mit dem Konflikt zwischen OpenLeaks-Gründer Domscheit-Berg und dem Vorstand des CCC. Am Ende des Artikels äußert sich ein ungenanntes CCC-Mitglied mit einem nachvollziehbaren Seufzer hinsichtlich der erwähnten entwendeten WikiLeaks-Dokumente.

«Ich wünschte, man könnte diese Daten in Anwesenheit eines Anwaltes löschen. Das Problem wäre weg, und beide Seiten könnten sich auf ihre Projekte konzentrieren, den Whistleblowern zu helfen.»

Wie auch immer sich diese Konfrontation weiterentwickeln wird. Eines kann man bereits zu diesem Zeitpunkt festhalten. Neben den beschädigten Protagonisten, gibt diese überflüssige Eskalation auch Hinweise auf eine veränderte Umgangsweise der Netzszene mit ihren Hauptdarstellern. Jahrelang gab es in Netzkreisen eine uneingestandene Heldenverehrung. Jetzt emanzipiert sich die Community zunehmend. Im Frühjahr musste sich bereits Markus Beckedahl auf seiner eigenen Konferenz einer mehr als unzufriedenen Crowd stellen, die den Start des Vereins Digitale Gesellschaft kritisch hinterfragte. Jetzt sehen sich ehemalige Szeneikonen wie der CCC und Domscheit-Berg mit unangehnenen Fragen konfrontiert.

Diese beginnende kritische Einordnung der eigenen Helden ist allerdings auch mehr als überfällig. Gerade die Netzszene und insbesondere die lautstarken Verfechter der Leaking-Kultur legen an den Rest der Gesellschaft sehr ambitionierte Maßstäbe an. Diese oft massiven und radikalen Forderungen nähren vielfach den Heldenstatus. Aber Helden haben noch jeder Bewegung geschadet.

UPDATE: Wie Steffen Kraft auf Freitag.de berichtet, wollen die OpenLeaks-Macher jetzt ihre Schlüssel zu den Geheimdokumenten von WikiLeaks vernichten (sieh auch Kommentare).

Weiteres UPDATE: Die Reaktion von WikiLeaks ließ nicht lange auf sich warten. Hier der Tweet von heute 15.45 Uhr…

DDB spits on every courageous whistleblower who leaked data if they destroy the keys and refuse to return it. This is not acceptable.



 

MurdochLeaks ans Netz gegangen

The Community strikes back. So könnte man das Motto des neuesten Leaking-Projekts in Großbritannien beschreiben. 
Anonyme Initiatoren starteten heute die Netzseite Murdochleaks als Whistleblowerportal, um weitere Informationen zum Abhörskandal rund um die britische Zeitung „News of the World“ zu sammeln. Nutzer werden aufgefordert, geheime Informationen und Hinweise auf unlautere Methoden und Fehlverhalten in Murdochs Medienkonzern bereitzustellen.


Ganz bescheiden heißt es auf MurdochLeaks, die vierte Gewalt, der Journalismus, habe versagt, deshalb müsse nun die fünfte Gewalt, die Gemeinschaft aller Netznutzer, als Korrektiv agieren.


With the recent phone hacking scandal surrounding Rupert Murdoch’s News of the World and other aspects of his empire, it’s become evident that the fourth estate has failed so it’s time to invoke the fifth estate. And what is that? – It is You!

Wir vertiefen diese elenden Pauschalisierungen jetzt nicht weiter, sondern verweisen nur darauf, dass 
glaubwürdige Hinweise auf Fehlverhalten nicht selbständig veröffentlicht, sondern direkt an Journalisten und Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet werden sollen.

 

Die große Verallgemeinerung

Auf der einen Seite operieren die Handlanger unlauterer Journalisten und Publizisten. Privatdetektive, Hacker, Informanten, Whistleblower. Sie besorgen mit allen erdenklichen Mitteln alle erdenklichen Informationen über alle erdenklichen Zielpersonen. Auf der anderen Seite stehen die publizistischen Organe, die aus diesen Informationen ihre Geschichten schaffen. Leakingportale, Zeitungen, Fernsehsender.

Mit dem kaum nennenwerten Unterschied, dass es auf der einen Seite um die tödlichen Kollateralschäden fragwürdiger Geo-Politik geht. Der schmutzige Alltag des Krieges, der alltägliche Wirtschaftsprotektionismus einer Weltmacht, die geheimdienstliche Erforschung neutraler Organisationen wie der UNO.  Auf der anderen Seite dagegen geht es um den täglichen Schmierstoff der Boulevardpresse. Abgründe von individuellen Verbrechen, private Geheimnisse etc. pp.

Kaum nennenswert findet diesen Unterschied Bret Stephens in seinem Artikel: „News of the World vs. WikiLeaks – Only one placed at risk ‚the lives of countless innocent individuals.‘ Der Artikel erschien heute in der Online-Ausgabe des Wall Street Journal.

Ein mehr als fragwürdiger Artikel. Im Konkreten. Im Allgemeinen sieht das jedoch schon ganz anders aus. Denn im Grunde ist das richtig beschriebene Dilemma von News of the World vs. WikiLeaks eine der großen Herausforderung der Publizistik. Schon immer gewesen. Aber durch Technisierung und Digitalisierung unserer Kommunikation dramatisch verschärft. Wer soll entscheiden wann was öffentlich wird? Wann ist etwas von öffentlichem Interesse? Und was ist eigentlich dieses öffentliche Interesse? Eine Frage, die uns noch Jahre lang begleiten wird.

 

Die lieben Verwandten

Die Publikation der WarLogs des Afghanistan-Krieges durch WikiLeaks jährt sich in zwei Wochen zum ersten Mal. Das Beben im Juli 2010 war heftig. Und es sollte nicht das letzte bleiben. In kurzen Abständen veröffentlichte WikiLeaks auch noch die Kriegstagebücher aus dem Irak und die Botschaftsdepeschen weltweiter US-Vertretungen. Die politischen Folgen dauern bis heute an.

Auch das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten, schien beschlossene Sache. Doch die vorhergesehenen Großverschiebungen der Plattentektonik der Weltöffentlichkeit blieben aus. Vorerst. Stattdessen geht es seit Monaten um die Popfigur Julian Assange und seine Gerichtsprozesse, um unerfüllte Ankündigungen neuer Großleaks und neuer Plattformen wie OpenLeaks, die bis heute nicht aktiv sind. Auch zahlreiche neue Leakingportale sind entstanden. In der Schweiz, in Schweden, in Deutschland. Natürlich auch in den USA und im arabischen Raum. Die erhoffte oder befürchtete Wirkung jedoch blieb aus. Stattdessen machte die Onlineguerilla Anonymous von sich reden. Man konnte nach ersten Aktionen gegen Visa und Mastercard, die auf Druck der US-amerikanischen Regierung den Geldtransfer an WikiLeaks eingestellt hatten, den Eindruck gewinnen, bei Anonymous handele es sich um den bewaffneten Arm der Leakingszene.

Jetzt aber startete das Hackerkollektiv eine eigene Leakingplattform. Sensationellerweise heißt das Portal HackerLeaks und ist seit Kurzem im Netz erreichbar. Auf den Erfolg darf man gespannt sein. Ist doch HackerLeaks nicht der erste Versuch der Anonymous-Aktivisten ein Leakingportal zu starten. Vor Monaten ging bereits Anon-Leaks ans Netz und ward seit dem nicht mehr gehört.

Der Verdacht erhärtet sich, dass größere Verschiebungen in der Plattentektonik der Weltöffentlichkeit vorerst ausbleiben. Die digitale Revolutionen sind allem Anschein nach langsamer als sie von sich selbst behaupten. Unumkehrbar bleiben sie dennoch.

 

Six Months Later

Was wie die Überschrift eines neuen Kapitels in einem Kinofilms klingt, ist in Wahrheit Thema eines neuen Videos, das Julian Assanges Zeit im britischen Hausarrest zeigt. Assanges Hausarrest startete heute auf den Tag genau vor einem halben Jahr.

Veröffentlicht wurde das Video auf der Netzseite swedenversusassange.com, mit der WikiLeaks-Sympathisanten den umstrittenen WikiLeaks-Gründer Julian Assange im Kontext des drohenden Vergewaltigungsprozesses unterstützen wollen. Jeder mache sich sein eigenes Bild.

 

Keine Handvoll Dollar

61 Cent pro Stunde sind ein Hungerlohn. Ein Lohn, der die Frage nach globaler Gerechtigkeit klar beantwortet: Es gibt sie nicht. Auch wenn die Kaufkraft von 61 Cent in manchen Regionen der Erde stärker ist als in Deutschland, bleiben 61 Cent pro Stunde eine Demütigung für den, der davon leben soll. Diese 61 Cent pro Stunde sollten Näher in den haitianischen Fabriken der US-Textilhersteller Levi’s, Fruit of the Loom und Hanes erhalten. So jedenfalls die Absicht der dortigen Regierung.

Die US-Textilhersteller konnten erfolgreich intervenieren. Mit tatkräftiger Unterstützung der US-Regierung, die massiven Druck auf die Regierung in Port-au-Prince ausübte. Das berichten das US-amerikanische Magazin The Nation und die Zeitung Haïti Liberté. Beide beziehen sich auf Depeschen der US-Botschaft, die WikiLeaks seit Beginn der Woche gemeinsam mit der haitianischen Zeitung und dem US-Magazin veröffentlicht. Neben dem Thema Mindestlohn, geht es in den Haiti-Files unter anderem auch um die Beziehungen Haitis zu Venezuela und die diversen Wahlen im Karibikstaat.

Die Haiti-Files sind ein weiterer Beleg für die Relvanz von WikiLeaks. Was alle immer wussten, findet sich in den von WikiLeaks veröffentlichten Botschaftsdepeschen schwarz auf weiß. Illegale Interventionen, Wirtschaftsprotektionismus und ein gnadenloser Kampf um Wettbewerbsvorteile.

P.S.: Der Mindestlohn wurde übrigens nicht erhöht und beträgt weiterhin 24 Cent pro Stunde.

 

The Ireland Cables

In der letzten Woche begann die Zeitung Irish Independent zahlreiche US-Botschaftsdepeschen zu veröffentlichen, die ihr durch WikiLeaks bereit gestellt worden waren. Das erste Zwischenergebnis ist verheerend. Die damalige irische Regierung war 2008 paralysiert, überfordert, ideen- und ratlos. Der massiven Wirtschaftskrise im Jahr 2008 hatte sie nur eines entgegen zu setzen: die eigene Hilflosigkeit.

In weiteren etwa 1900 vertraulichen Depeschen werden darüber hinaus diverse sensible Themen irischer Regierungstätigkeit der letzten Jahre öffentlich. Unter anderem geht es um die haarsträubende Fahrlässigkeit mit der irische Regierungsmitglieder und Dilpomaten vertrauliche Informationen mit amerikanischen Botschaftsmitglieder teilten, um Konfusion und Streit irischer Regierungsparteien, Verbindungen der IRA in die ganze Welt und umstrittene Verhandlungen mit dem politischen Arm der Terrororganisation, der Sinn Fein Partei.

In der Summe sind die Ireland Cables eine verherrender Blick in die Abgründe und Desaster irischer Regierungspolitik der letzten Jahre. Und noch längst sind nicht alle Depeschen ausgewertet.