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25. April 2024 – Ausgabe Nr. 18

Leserbriefe zu „Zu gut gemeint“ von Anne Hähnig

„Suggeriert wird ein Konsens, den es in Deutschland nicht gibt.“ Doch, diesen Konsens gibt es und er ist leicht zu erkennen, wenn man die Zahlen nicht fälscht. Laut ZDF-Politbarometer vom 12. April 2024 sind 42 % der Befragten für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine, 31 % für eine gleich bleibende Unterstützung und 5 % sind unentschlossen. 73 % der Befragten sind also grundsätzlich für eine militärische Unterstützung der Ukraine und nur 22 % sind dagegen. Die Mehrheit ist für Frieden, glücklicherweise aber nicht naiv. Um Alternativen ins Spiel zu bringen, sollte man nicht nur Fragen stellen, sondern Lösungsansätze darstellen. Vielleicht ist der Begriff Krieg ein wenig irreführend. Unter diesem Begriff vermuten Viele in Erinnerung an ihre Schulbücher immer noch einen grausamen, aber irgendwie geordneten Vorgang. Tatsächlich handelt es sich hier um einen terroristischen Angriff einer kriminellen Bande, die sich einen ganzen Staat unterworfen hat, aber noch mehr verlangt. Es reicht doch, den Gedanken weiter zu spinnen. Wenn man sich vorstellt, keine Waffen mehr zu liefern, fällt einem sofort Butscha ein. Herrscht in Mariopol, auf der Krim oder in den anderen besetzten Gebieten Frieden? Herrscht eigentlich innerhalb der russischen Föderation Frieden? Man könnte auch die Polizei abschaffen und mit der Mafia, Vergewaltigern oder anderen Kriminellen Verhandlungen aufnehmen. Ich wäre allerdings dagegen.
Karlheinz Martin

Vielen Dank für den Artikel: Zu gut gemeint. Ich bin für eine gerechte und humanitäre Behandlung von Flüchtlingen. Ich war für die meisten Einschränkungen bei Corona. Ich bin für eine konsequente Unterstützung der Ukraine und Israels. Aber ich sehe auch immer die andere Seite und dass wir ohne deren Berücksichtigung nur Angst, Ablehnung und Wut erzeugen. Es gibt kein schwarzweißes Leben. Jede Seite hat ihre Rechte. Ich will keine paternalistische Presse und Politik, die mir keine sinnvolle Entscheidung zutrauen, und mir deshalb die „gute und richtige Wahrheit“ vorkauen. Meines Erachtens wäre die AfD nie so stark geworden, wenn sich auch Demokraten wagten, die Probleme der Welt, des Landes und der Bürger ohne Schere im Kopf anzusprechen. Meines Erachtens ist diese Art des Umgangs mit uns Bürgern ein ungewolltes, aber effektives Training hin zu einer Diktaturhörigkeit. Wenn eine autoritäre Regierung in Deutschland die Macht übernimmt, ist die Bevölkerung bereits bestens konditioniert um „mitzumarschieren“.
Sylvia Brinkmeier

Mutig gegen den missionarischen medialen Einheitsbrei! Chapeau Frau Hähnig! Der mediale Einheitsbrei, den man uns vorsetzt und mit dem wir offenkundig einheitlich erzogen werden sollen, ist beängstigend. Andersdenkende kommen kaum mehr zu Wort oder werden gar diffamiert. Die Meinungsfreiheit wird zunehmend im Sinne des kritischen Satzes von Mark Twain verstanden: „Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen – vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir.“ Der kritische und mutige Artikel von Frau Hähnig macht Hoffnung, dass es noch kritische Journalisten gibt.
Edmund Scheuern

Das ist ein Kommentar, der hoffen lässt. Die „Gleichschaltung der Medien“ wirkt oft verstörend auf mich. Und zur Bevölkerung gehören auch Menschen, die es vielleicht tatsächlich besser wissen. Und wenn Diktatoren (Putin) mitlesen, sehen sie doch nur die eigene Schande. Das sollte uns nicht irritieren, sondern Ansporn sein.
Christian Fahn

Ein sehr interessanter Artikel von der Redaktionsleiterin Zeit Online Anne Hähnig, der doch sehr verwundert. Welche Botschaft von diesem Artikel gesendet werden soll ist völlig unklar. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Zunft ist sicherlich nicht schlecht, doch sollte dies auch ausgewogen sein. Berichten die Medien wirklich einhellig über die benannten Themen. Nach meiner Einschätzung würde ich dagegen halten wollen. Dieses ist sicherlich meine subjektive Wahrnehmung. Frau Hähnig hat hierzu einen sicherlich besseren Einblick in die deutsche Medienlandschaft. Dennoch glaube ich nicht, dass sich die Aussage von Frau Hähnig auf einer objektiven Auswertung begründet. Allein „Die Zeit“ behandelt Themen in der Regel kontrovers, so auch die hier in Abrede genannten Themen. Im übrigen ist der Vergleich dieser 3 Themen sehr unpassend, wenig vergleichbar und zu einseitig gewählt. Das Journalisten sich irren können ist menschlich, dass es ein Kollektiv der Journalisten gibt, die einhellig berichten, ist pure Fiktion. Demut wird den Journalisten nahegelegt und mehr kritische Auseinandersetzung mit den Waffenlieferungen an die Ukraine. Friedensgespräche sollen gefordert werden. Ich dachte immer objektive, kritische Berichterstattung ist oberstes Ziel der Journalisten. Geht es im Journalismus darum, alle Meinungen der Bevölkerung oder Politikern wieder zu geben? Kritisieren könnte man die Unentschlossenheit der westlichen führenden Politiker, die mit der Logik von Putin Friedensgespräche herbeiführen könnten. Dieses würde ich vielleicht den Journalisten vorwerfen wollen. Aber dieser Artikel trägt leider gar nichts zur Lösung des Konflikts bei.
Andreas Klotzki

Mit Freude habe ich Ihren Artikel gelesen, insbesondere auch weil er ein erstes Umdenken bei den Medien (in der Gesellschaft) erkennen lässt. Ein Umdenken, das aus der Sackgasse der neuen Formen von Diffamierung, Abwertung und Polarisierung führen kann. Meiner Meinung nach sind wir Menschen derart mit unserer Individualisierung beschäftigt – die Einbindung in „früher unumstößliche“ soziale Strukturen geht in ungeheurer Geschwindigkeit zurück -, sodass der Bezug zu neuen Gruppen gleichen Identitätsgefühls gesucht wird und dass den Ausschluss anderer bedingt sowie die Gesellschaft auf neue Weise segmentiert. Das auf Basis der Individualisierung die eigene Identität Bestimmende rückt vollkommen in den Mittelpunkt und definiert sich (leider) in weiten Bereichen durch neue Abgrenzungen, die die Gesellschaft traditionell nicht kannte. Solches wird erst dann überwunden, wenn der Einzelne seine Eigenart tatsächlich aus sich selbst heraus anerkennt und dies ihm dann gleichfalls für den individuell anderen möglich ist. Von solchen gesellschaftlichen Prozessen sind Journalisten eingeschlossen (in der Kybernetik ist immer auch der Kapitän Teil des Systems). Es ist sogar so, dass die Medien eine herausragende Rolle im Prozess des Ausschlusses anderer spielen. Da sind Sie sehr milde mit Ihren Kolleg*innen umgegangen! Denn nach meiner Beobachtung:
– Haben Journalist*innen oft Freude am Kritisieren (Skandalisieren, Aufmerksamkeit erregen) und ignorieren Verbindendes. Etwas besser zu wissen, gehört zu ihrem Beruf, wie sie ihn verstehen. – Sind Journalist*innen sehr stark von Zustimmung und Anerkennung abhängig. D.h., Haltungsjournalismus bedeutet, die Haltung der Bezugsgruppe zu übernehmen, was dann meist die Mainstream-Haltung ist. – Nehmen Journalist*innen gerne Bezug auf bereits Veröffentlichtes in Referenzmedien. Eine der größten Fallen des Journalismus. Eigene Recherchen und Gedanken unterbleiben. So kann gezielt von dritter Seite Einfluss auf die Agenda der Medien genommen werden. Sie haben wichtige Bereiche (Flüchtlinge, Corona, Ukraine) erwähnt, die das ungenügende Vorgehen des Journalismus aufzeigen. Die tiefste Spaltung dank größter Einseitigkeit wurde dabei nach meiner Einschätzung in der Coronakrise verursacht. Das würde sich allein durch eine ehrliche Aufarbeitung der eigenen Fehler, aber auch durch ein Eingeständnis der eigenen Panik/Unwissenheit heilen lassen. Doch ich möchte gerne noch auf einen weiteren Bereich zu sprechen kommen, den Sie wahrscheinlich als derart selbstverständlich ansehen, dass Ihnen seine Existenz nicht gegenwärtig ist. Nach meiner Beobachtung befeuert die Individualisierung – insbesondere bei Medienmachern, die sich als Beherrscher fühlen möchten – die Einstellung hin zu einer möglichst umfassenden Eigenbestimmung und damit unbedingten Unabhängigkeit von „höheren“ Einflüssen. Das Leben soll vollkommen selbstbestimmt sein. Das bedingt einen grundsätzlichen Widerstand gegen die Idee, als Mensch und Menschheit in den Entwicklungsweg der Schöpfung eingebunden zu sein und nach Harmonie mit der Schöpfung zu streben. Die fatalen Auswirkungen dieser Haltung lassen sich u.a. in der Zerstörung unserer Umwelt, auf die wir immer noch angewiesen sind, erkennen.
Aus dieser Einstellung ist in den letzten 15 Jahren auch eine Kampagne gegen alle Menschen erwachsen, die eine Haltung der Verbundenheit mit der Schöpfung zeigen und in ihrem Denken von einem reduktionistisch-materialistischen Weltbild abweichen. Das gipfelt im Augenblick wieder in der Bekämpfung von Homöopathie und Anthroposophischer Medizin. Allerdings lässt sich das Vorgehen keinesfalls auf rationale Argumente stützen. Entgegen den allgemeinen Darstellungen gilt: Die GKK übernehmen im Wesentlichen Leistungen, die nicht durch RCTs abgesichert sind (wahrscheinlich gilt das für 95 % der Leistungen) und es existieren sehr gute Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie und der Kosteneinsparung der GKK durch den Einsatz dieser Behandlungsmethode. Doch der Journalismus – auch nicht bei der ZEIT – sieht sich nicht in der Lage korrekt über den Forschungsstand zu berichten, wohl auch aus Angst vor den Folgen der Wahrheit. Dabei hat die Zeit auch eine Umfrage veröffentlicht https://www.zeit.de/2022/30/homoeopathie-alternativmedizin-krankenkasse-umfrage , dass 62 % der Befragten Homöopathie als Kassenleistung befürworten. Die Berichterstattung führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei der Leserschaft und zu einer vollkommen unnötigen Spaltung. Ein Miteinander ist gefordert! Ein paar wenige Nachweise für meine Behauptungen. https://www.hufelandgesellschaft.de/forschung-integrative-medizin/evidenzhttps://systematicreviewsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13643-023-02313-2
https://www.securvita.de/fileadmin/inhalt/dokumente/auszuege_SECURVITAL/202004/securvital_0420_6-11.pdfhttps://link.springer.com/article/10.1186/s12913-020-05706-4
Michael W. Geisler

Was für ein – Verzeihung! – dummer, ja gefährlicher Leitartikel. Was für eine Verblendung, der Journalist:innen offenbar immer wieder aufsitzen, vielleicht weil sie sich dem Vorwurf, nicht ausgewogen genug zu berichten, der ihnen gerade von rechter politischer Seite immer wieder gemacht wird, nicht aussetzen wollen. Obwohl doch längst bekannt sein müsste, welch negative Folgen es hat, wenn wenig fundierte Meinungen in den Medien genauso behandelt werden wie z.B. wissenschaftliche Erkenntnisse (Brexit, Klima…). Eine gute und eine schlechte Idee, Fakten und Fake News müssen, ja dürfen medial nicht gleichwertig nebeneinander abgebildet werden! Im Gegenteil, Behauptungen müssen überprüft, verwendete Argumente analysiert, zu erwartende Folgen beschrieben werden. Und dann folgt – im Meinungsteil – eine abgewogene, sachliche und ggf. auch wertegeleitete Bewertung. Natürlich steht es jeder und jedem frei, zu anderen Ergebnissen zu kommen, als die Mehrheit der Journalist:innen. Und natürlich müssen Medien unterschiedlichen Positionen Raum bieten. Aber hier wird der Eindruck erweckt, dies wäre nicht der Fall, obwohl doch die Kritik an Waffenlieferungen, die Forderungen nach Friedensverhandlungen ausführlich medial diskutiert wurden und werden. Offenbar haben sie jedoch weder die Mehrzahl der Journalist:innen in Deutschland noch die wissenschaftlichen Expert:innen überzeugen können. Wieso sollte man das nicht auch medial zum Ausdruck bringen? Stattdessen das rechte Narrativ zu bedienen, die Medien würden nicht ausgewogen berichten, schlimmer noch, sie hätten dies auch nach Angela Merkels Entscheidung zur unbürokratischen Aufnahme syrischer Flüchtlinge 2015 nicht getan, ist der eigentliche Schaden für die Demokratie.
Stephan Barlag

Ihr Leitartikel hat einen tiefen Schmerz in mir erzeugt. Indem ich in mir nach den Gründen forsche, treten erneut nur die bekannten Fragen im Zusammenhang mit der russischen Aggression zu Tage: wie umgehen mit einem eiskalten Diktator, der – mit Lügen als Begründung – hemmungslos über Leichen geht, um nach Freiheit und Wohlstand strebende Völker „einzufangen“, des Weiteren, welche Signale freiheitliche Gesellschaften in Richtung des sich gegenwärtig ausbildenden autokratischen Machtblocks senden wollen bzw. sollten, aber darüber hinaus: wie gedenken wir angemessen der vielen Menschen, die ihr Leben geopfert haben, als Europa von deutscher Gewaltherrschaft befreit werden musste. War deren Einsatz auch „zu gut gemeint „? Wie tritt man dem ukrainischen Literaturprofessor gegenüber, der freiwillig an der Front kämpft, weil man für seine Art zu leben gegebenenfalls auch bereit sein müsse zu sterben? Die Konsequenz lautet doch: volle Unterstützung für die, die jetzt real „im Feuer stehen „. Das dies die Forderung vieler Sachverständiger ist, sei nur am Rande erwähnt.
Christoph Tentrup

Es verdient Respekt zuzugeben, dass die Medien einen großen Fehler machen, wenn sie bezüglich Waffenlieferungen an die Ukraine einen Konsens suggerieren, den es so nicht gibt. Auch wenn – wie Sie sagen – dahinter keine Verschwörung zu vermuten ist, sollten sich Journalisten bewusst sein, dass sie mit ihrer Meinung die Leser und auch die Politiker beeinflussen! Als Leser möchte ich nicht manipuliert, sondern informiert werden. Bleibt die Frage, ob Journalisten einen besseren strategischen Durchblick haben oder ob auch hier gilt; wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Ich hoffe nicht, dass die 46% der Bürger, die Verhandlungen wollen, jetzt – weil alternativlos – die AFD wählen! Waffenlieferungen als Frage der Ethik? Menschen werden auf beiden Seiten auf dem Schlachtfeld getötet – auch mit deutschen Waffen!
Manfred Stauss

Danke, Frau Hähnig für Ihre heute fast schon sensationelle journalistische Selbstkritik! Viele Leserkommentare bzgl. Ukraine (auch in der Zeit) waren besonnener, weniger alternativlos, nicht so einseitig militaristisch wie die redaktionellen Beiträge durchweg. Es wäre an der ZEIT zu erkennen, dass der Zustand „Freiheit ohne Frieden“ genauso schä(n)dlich ist wie die Umkehrung.
Bernd Kalvelage

Was sehen die Wagenknechts, Ruges, Kretschmers, Mützenichs denn konkret bzw. lösungsorientiert anders, außer dass sie pauschal und völlig ergebnisoffen gegen eine Fortführung der kriegerischen Auseinandersetzung sind? Niemand der genannten skizziert (nicht mal ansatzweise), plausible Exit-Strategien, geschweige denn Verhandlungswege, die im Ergebnis keinen Diktat Frieden für die angegriffene Ukraine gleichkommen würden – eine übrigens völlig abwegige Option für das geschundene Land. Diese traurige Realität hat nichts mit mangelndem Zulassen von Zweifeln oder Demut zu tun, sich wohlfühlen im Konsens und erst recht nichts mit mutmaßlichen Phänomenen einer wie auch immer gearteten Meinungsmonotonie in unserer medialen Landschaft. Hier zusätzlich einen kausalen Bogen zur vergangenen Migrationspolitik und der Coronapandemie schlagen zu wollen, führt bei diesem komplexen Konflikt inhaltlich ins Leere. Mag sein das „Jeder Fünfte“ aus der Bevölkerung für weniger ukrainische Militärunterstützung und Friedensverhandlungen stimmt, aber wie letztere in Anbetracht der Realitäten aussehen sollen, weiß eben niemand.
Christian Helbing

Politik kann sich nicht nach Umfragen richten, sie muss rational und nach wissenschaftlicher Beratung ihren Handlungsspielraum bemessen wie auch handeln. Große Teile der Bevölkerung Deutschlands denken die russische Invasion nicht zu Ende. Hier müssten die Medien eindeutig mehr Aufklärung liefern, was das für Deutschland und Europa bedeutet. Der Ruf nach Frieden und Verhandlungen ist leicht getan, aber es gibt offensichtlich auf Aggressorenseite keinen, der antwortet, keinen, den das interessiert. Putin will mit aller Gewalt die Ukraine einnehmen, auch wenn sie dann nur noch aus Trümmern besteht. Wir wissen, was in den besetzten Gebieten passiert. Mord, Vergewaltigung, Folter. Wir können die Ukraine bei der Verteidigung nur unterstützen, jedoch nicht lau, sondern mit voller Kraft im Schulterschluss mit den Europäern und den USA.
Herbert Zimmer

Wer für „Frieden“ in der Ukraine eintritt, stellt sich vor, dass Soldaten nicht mehr aufeinander schießen, Panzer nicht mehr vorrücken und nicht mehr bombardiert wird. Das ist wirklich eine sehr schöne Vorstellung. Alle wünschen sich dies, (außer Putin und Co.). Am allermeisten wünschen es sich Ukrainerinnen und Ukrainer, da können alle deutschen Pazifisten ganz sicher sein! Der Denkfehler: würde jetzt verhandelt, so blieben ukrainische Gebiete von Russland besetzt. Was passiert dort? Diese Frage stellen sich die Pazifisten nicht. Sie sind zufrieden, wenn „nicht mehr geschossen“ wird. Aus einem mir unerklärlichen Grund zählen Verbrechen wie Folter, Verschleppung, Entführung von Kindern, Vergewaltigungen und Ermordungen für die Pazifisten nicht als Krieg. Für sie ist das dann „Frieden“, und es muss auch nicht mehr groß darüber berichtet werden. Man hat wieder seine Seelenruhe. Man muss sich auch nicht vorstellen, das eigene Land könnte überfallen und die Demokratie hier beseitigt werden. All dies erwähnt Anne Hähnig in ihrem Leitartikel nicht. Sie gehört möglicherweise zu den vielen, die lieber nicht so genau hinschauen, was Russland tut. Wegen der Ausgewogenheit muss offenbar ein solcher Leitartikel auch einmal erscheinen, der gleichzeitig beklagt, man werde nicht gehört.
Claudia Stursberg

Ich finde es sehr begrüßenswert, dass Sie die entstandene „Meinungsdisziplin“ in der Medienlandschaft zu den großen Fragen der Politik hinterfragen. Diese Diskrepanz zwischen der sehr klaren Position in der Öffentlichkeit und einem breiten Diskurs in der Bevölkerung trägt sicherlich dazu bei, dass sich eine größer werdende Gruppe mit anderen Positionen aus dem Diskurs ausgeschlossen sieht. Und wer ausgeschlossen ist, igelt sich in seiner Bubble ein und kann auch nicht mehr überzeugt werden. Der Vergleich mit der Weltsicht in autoritären Strukturen ist zwar naheliegend, doch glaube ich den Ursprung eher in 16 Jahren Politik zu sehen, welche gerne und ausdauernd als „alternativlos“ verkauft wurde. Dieses „Argument“ scheint bis heute in den Diskussionen nachzuhallen.
Jakub Zurawek

Der Beitrag berührt die Frage nach Auftrag und Zweck der Medien: bloße Faktenvermittlung – Wiedergabe verschiedener Meinungen – Beeinflussung der Leserschaft bis hin zur „Erziehung“? Selbstverständlich dürfen Journalisten ihre Meinung offen kundtun. Um so überzeugender, je mehr dies auf Tatsachen gegründet wird und nicht auf bloße Hoffnungen. Auf Seite 1 der ZEIT war schon manches ohne erkennbaren Realitätsbezug zu lesen. Zum Ukrainekrieg hat gerade die ZEIT eine Reihe von hervorragenden Artikeln veröffentlicht. Aufgrund der solchermaßen vermittelten Tatsachen durften Leser durchaus zu Schlussfolgerungen im Sinne der Mehrheitsmeinung gelangen. Ein Beispiel: DIE ZEIT Nr. 40 v. 21. 9. 2023 S. 6 „Der Krieg bin ich“, der aufzeigt, dass Putin der Dauer-Krieg nicht nur will, sondern zur Herrschaftssicherung auf braucht. Ein echter Frieden in der Ukraine brächte also den Balten, Georgiern und Moldawiern, am Ende auch den Finnen und den Polen, arge Sorgen. Eine Minderheit hält demgegenüber in der Tat an ihren abweichenden Hoffnungen und Grundsätzen fest. Der Hinweis auf diese Tatsache gehört zur vollständigen Wissensvermittlung, der sich die Medien jedenfalls verpflichtet fühlen sollten. In diesem Zusammenhang ist es aber auch legitim, auf die vielfältigen Versuche Putins hinzuweisen, die öffentliche Meinung mit puren Lügen zu beeinflussen. Und dass die Mindermeinung ihren großen Probleme hat, sich auf Tatsachen und Logik zu berufen. Oder ist Frau Hähnig selbst in der Lage, eine auf Tatsachen begründete anderweitige Auffassung zum Ukrainekrieg zu darzutun?
Friedrich Schweikert

„Getretener Quark wird breit, nicht stark“ Allen wohl und Niemand wehe ist bereits durch den Mainzer Karneval Club besetzt; Auch Eintopf gibt’s, gratis. Wie tief kann Die Zeit noch sinken? Hat sie derartige Artikel nötig insbesondere als Leitartikel bei zeitgleichem Artikel S. 16? Wo bleiben Fakten oder Recherche der Autorin. Derartiger Journalismus inwieweit unterminiert er den gesellschaftlichen Konsens? Auf medizinischem Gebiet dazu: Die Pocken haben in Europa 165 n. Chr. ein 24 Jahre währendes Massensterben, die „Antoninische Pest“ verursacht. Nach Amerika wurden sie von den europäischen Eroberern mitgebracht. Sie lösten ab 1518 unter den Einheimischen verheerende Epidemien aus, die Millionen von Toten forderten. Ein Viertel bis die Hälfte, nach anderer Quelle sogar bis zu 90 % der indigenen Bevölkerung Amerikas fielen den Pocken zum Opfer. Der Pest fielen in Europa zwischen 1346 und 1353 schätzungsweise 25 Millionen Menschen zum Opfer, ein Drittel der damals auf dem Kontinent lebenden Bevölkerung. Eine Influenza-Pandemie, die Spanische Grippe, forderte zwischen 1918 und 1920 in drei Wellen zwischen 20 und 50 Millionen Schätzungen reichen bis zu 100 Millionen Menschenleben bei einer Weltbevölkerung von etwa 1,8 Milliarden. Die Letalität lag bei 5 bis 10 Prozent. Die Tuberkulose war 1900 die häufigste Todesursache. Auch heute beträgt die Letalität unter den jährlich 10 Millionen neu Erkrankten noch ca. 10%. Um 1900 erlebte jedes 2. Kind nicht das 15. Lebensjahr. Dem begegnete die Medizin und Gesellschaft mit Präventionsmaßnahmen. Hunderte Kliniken – vorwiegend zur Isolation! der Erkrankten und zum Schutz der Bevölkerung – wurden betrieben, allein in dem Kurort Davos ca. 30. Bei der SARS-Epidemie 2002/2003 dem ersten weltweiten Auftreten des Erregers betrug die Letalität 9,6%. Für MERS-CoV eine im Jahr 2012 identifizierte Viren-Spezies aus der Familie Coronaviridae betrug die Letalität bis 30%. Die Kontagiosität von SARS-CoV-2 beträgt 100%. Was gibt es zur Corona-Pandemie aufzuarbeiten? Wenn sich ein unbekannter Krankheitserreger nachträglich als glücklicherweise weniger tödlich erweist als auf Empirie gestützt und rational begründbar abgeleitet sollte man den Toten die Stimme geben ob Maßnahmen überflüssig waren.
Alfons Roeser

Als ich ihren Artikel las, war ich den Tränen nahe. Seit Frühjahr 2020 habe ich mir genau diese Stellungnahme gewünscht. Anfangs habe ich danach gesucht. Zuletzt nicht mehr. Ich war kurz davor das Abo zu kündigen – weil es weh tut, jede Woche aus der Zeitung, die ich mal für die beste das Landes hielt, Ausgrenzung und Diffamierung für meine Werte und damit für mich zu hören. Dies hat für mich wesentlich dazu beigetragen, mich in Deutschland nicht mehr zuhause und einer Regierung, der ich nicht mehr vertrauen kann, machtlos ausgeliefert zu fühlen. Ob das jetzt der Wendepunkt ist? Mein Großvater war Nazi. Mein Vater, Dr. Reiner Steinweg, wurde Friedensforscher. Ich war mit fünf Jahren über Holocaust und Hiroshima vollständig aufgeklärt. Beide Eltern waren Kriegskinder. Die Erlebnisse von Angst, Flucht und Not hatten sie bis in die 70ger Jahre nicht verarbeiten können. Wenn sie davon erzählten, hörte es sich an wie gestern. Ich hatte Albträume vom Krieg. Die Frage, was der Frieden braucht, war dementsprechend inneres und äußeres Dauerthema. Einer der Leitsätze meines Vaters ist immer noch „niemand hat das Recht, einfach nur zu gehorchen.“ Ich wurde zu Zivilcourage erzogen. Bis zu Corona kam ich damit gut durchs Leben. Kriege können nur funktionieren, wenn sehr viele Menschen das entweder aktiv wollen, oder eben „einfach nur gehorchen“. Würde jemand offen sagen „ich fände es gut, wenn es mal wieder Krieg gibt. Lasst und einen Krieg planen, die Wirtschaft braucht das“ fände er keine Zustimmung. Der Zustimmung zum Krieg geht Propaganda voraus: Worte, die suggerieren, Krieg wäre richtig, gerecht, alternativlos, mutig, erstrebenswert. Worte, die bewirken, dass unglaubliche Geldsummen in etwas investiert werden, das keinen anderen Zweck hat, als zu töten und zu zerstören. Propaganda zu enttarnen ist im Nachhinein leicht. Im Vorhinein kann man sie nur daran erkenne, dass sie wirkt: Auf einmal stimmen Menschen etwas zu, dem sie normalerweise nicht zustimmen würden. Irgendetwas bringt sie dazu, sich nicht vor Augen zu führen, was Krieg bedeutet. Nach dem Krieg bleibt das Schlachtfeld: Verlorene Leben, verlorene Angehörige, verlorene Körperteile, verlorenes Hab und Gut.
Verlorenes Glück, verlorene Kindheit, verlorene Bindungen, verlorene Gesundheit, verlorenes Vertrauen. Albträume bis in die nächste Generation. Es ist erschreckend, wie schnell wir bereit sind, das Leid unserer Eltern und Großeltern zu vergessen. Das eine „Nie wieder“ galt in unserer Familie dem Krieg. Das andere „Nie wieder“ galt totalitären Systemen, wie Nazideutschland eines unter vielen war. Mit dieser Einordnung leugne ich nicht die Gräuel des Holocaust. Was ich damit meine, ist, dass es offensichtlich leicht zu solchen Systemen kommt, und es nicht reicht, die Schuld dafür an unsere Eltern und Großeltern oder an einzelne Akteure der jeweiligen Systeme outzusourcen. „Gut“ und „Böse“ ist in jedem erwachsenen Menschen vorhanden. Manchmal merkt man im Nachhinein, dass das, was man für gut hielt, es doch nicht war. Angst haben muss man nicht vor denen, die bereuen. Die sind gereift. Die Fähigkeit dazu zu erwerben, ist nicht einfach. Angst haben muss man vor denen, die in ihren eigenen Gedanken gefangen sind, und andere Gedanken als störend empfinden. Die Beweggründe zu Gedanken, die einen selbst stören, mitzuempfinden, ist die eine Hälfte zu einem „Nie wieder“. Die andere Hälfte ist, eigene, von anderen als „störend“ wahrgenommene Gedanken, weiter auszusprechen und hörbar zu bleiben, wenn das Gegenüber sie abwehrt. Das kostet Mut. Um Mut zu üben, braucht man also gar keinen Krieg. Das geht genauso für den Frieden. Ich bedanke mich nochmal von Herzen für Ihren Artikel – bei Ihnen fürs Schreiben, bei der Redaktion fürs Drucken. Sie geben mir Hoffnung.
Gisela Fischer

Mir ist vollkommen unverständlich, wie Anne Hähnig so einen Artikel verfassen kann. Sie als Journalistin sollte es doch besser wissen. Im Gegensatz zu den Journalisten und Politikern, die selbst in der Ukraine waren, war sie es offenbar nicht. Sie hat nicht gesehen, wie Putin nach seinem Überfall das Land nahezu vernichtet hat – in Schutt und Asche gelegt. Die Menschen gefoltert und misshandelt. Von dem sinnlosen Sterben gar nicht zu reden. Aha, aber die Statistik sagt, dass 46 Prozent der Menschen gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine sind. Das bezweifele ich, denn Menschen mit klarem Verstand fordern keine Friedensverhandlungen unter den Bedingungen, die Putin fordert. Es wäre gerade so, als ob das Opfer sich seinem Mörder fügt. Wer den Journalisten und Wählern Kriegstreiberei vorwirft, aber die Diktatur eines Putin für hinnehmbar hält, der zeigt, wessen Geistes Kind er ist. Damit sind wir bei den AFD-Bundestagsabgeordneten und Konsorten, in der Reihe von Sahra Wagenknecht, Michael Kretschmer, Rolf Mützenich und den Putin Verstehern. Die Monotonie der Meinungen wie zu Zeiten von Migrationspolitik und Corona Pandemie für vergleichbar zu halten, mit einem terroristischen Überfall auf ein friedliches Land, ist völliger Unsinn. Immerhin räumt Frau Hähnig ein, „dass die internationale Gemeinschaft einen solchen verbrecherischen Krieg“ nicht einfach hinnehmen darf! Aha, also was dann? Militärexperten können jedenfalls besser beurteilen, ob es strategisch gut und humanitär unerlässlich ist, an die Ukraine Waffen zu liefern. Schreibtischstrategen und rechte Gesinnung sind denkbar schlechte Berater.
H. Justin

Ein lautstarkes Danke an Anne Hähnig. Endlich – und das auf der ersten Seite – . (Auch meine mit Hintergrund basierten Vorschlägen zu Verhandlungen für den Stopp im Ukraine-krieg wurden von der DIE ZEIT zurückgewiesen). Ich hoffe, dass durch den Artikel von Anne Hähnig jetzt endlich auch in der Presse ein Gleichgewicht zwischen militärischer Abwehr und diplomatischer Kraft im Umgang mit dem uns alle bedrückenden Problem Ukraine-krieg gegeben sein wird.
Karl-Reiner Schmidt

Hiermit bekenne ich, noch immer zur Minderheit der Bürger unseres Landes zu gehören, die weitere Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortet. Wie sonst kann sie noch Beitrittskandidat der EU sein, wie ihr zugesagt wurde, wenn sie am Ende dieses sinnlosen Krieges ihre Souveränität verloren hat und ins Großrussische Reich einverleibt wurde? Als politischer Laie jedoch habe ich nur einen begrenzten, vielleicht verengten Blick in die Zukunft. Deshalb würde ich gerne dem Urteil kluger und weitsichtiger Politiker vertrauen, suche sie allerdings vergeblich! Ein Disput in der DIE ZEIT, bei dem zwei kluge Köpfe mit zwei unterschiedlichen Meinungen darüber streiten, wie dieser Krieg am schnellsten und unblutigsten beendet werden kann, gäbe den Lesern die Möglichkeit, sich die überzeugendsten Argumente zu eigen zu machen: Waffenlieferungen ja oder nein, Verhandlungen ja oder nein? Wenn ich einmal träumen darf: die EU bietet, einig und geschlossen (daher Traum!), mit der Ukraine Putin einen Waffenstillstand und Verhandlungen zur Beendigung dieses grausamen Krieges, der tötet, zerstört, verwüstet und während dieser Zeit des Atemholens und Nachdenkens den Verzicht auf weitere Waffenlieferungen an; vielleicht lässt er ja mit sich reden? Weist er dieses Angebot allerdings höhnisch zurück, werden alle Staaten der EU nicht kleckernd wie bisher, sondern klotzend ihr gesamtes Waffenarsenal der Ukraine zur Verfügung stellen, damit sie endlich in die Lage versetzt wird, den Aggressor aus ihrem Land zu vertreiben! Der Kremldiktator, der ein solches Kriegsende ohne Sieg zu verantworten hätte, müsste unverzüglich in Nordkorea oder im Iran um politisches Asyl bitten. Ein putinfreies Russland und die EU würden gemeinsam helfen, die geschundene Ukraine wiederaufzubauen. Soweit mein Traum. Wahrscheinlicher ist, daß es Putin gemäß dem altrömischen Herrschermotto: divide et impera! weiterhin gelingt, das demokratische Europa zu spalten. Wann begreifen wir endlich: nur gemeinsam sind wir stark, nur geschlossen können wir uns gegen Diktaturen behaupten, nur zusammen können wir unsere Freiheit und Demokratie bewahren!
Ulrich Pietsch

Es ist sicherlich interessant, über das „Problem“ der Meinungsmonotonie zu debattieren, aber es wäre konstruktiver gewesen, wenn Frau Hähnig uns ihre Antwort auf die Frage geliefert hätte, die keiner zu stellen wagt: Wo sollen die Grenzen der zukünftigen Ukraine verlaufen?
Salvatore Algieri

Mal abgesehen von der Frage, ob die Presse in erster Linie berichten oder besser ihre Meinung kundtun sollte und ob letztere noch unter dem besonderen Schutz der Pressefreiheit oder eher unter dem der Meinungsfreiheit steht, möchte ich zum Artikel von Frau Hähnig Folgendes anmerken: Das Bemühen, nicht nur eine Meinung abzubilden halte ich für absolut richtig, frage mich allerdings, wie es bei den Menschen ankäme, wenn künstlich eine Meinungsvielfalt erzeugt würde. Ich denke, es würde bemerkt und der Schuss ginge nach hinten los. Wieviele Mitarbeiter der „Die Zeit“ sympathisieren mit der CDU oder gar der AfD? Wer wohnt auf dem Land? Wer befürwortet Atomkraftwerke? Wollen Sie diese Vielfalt, oder wollen Sie lediglich den Anschein erwecken (Zitat: „…bei aller Einsicht den inhaltlichen Streit suchen zu müssen…)? Ich denke, es wäre relativ einfach auf natürlichem Weg die Meinungsvielfalt sicherzustellen. Sie müssten dazu übergehen, nicht nur Bewohner einer Blase, ich nenne sie mal links grün urban, zu beschäftigen. Sie müssten allerdings in Ihren Redaktionssitzungen Meinungen aushalten, die jenseits ständig neu und zusätzlich gezogener roter Linien stehen. Immerhin sind es nur rote Linien, über die man im Gegensatz zu roten Mauern noch hinüberschauen kann.
Dirk Hoppe

Auf den ersten Blick liest sich Ihr Leitartikel wie eine bemerkenswert selbstkritische Reflexion. Bei näherer Betrachtung hingegen wirkt es eher wie eine Kapitulation vor den Desinformationskampagnen von Putin und Konsorten. Der Umstand, dass die ernstzunehmenden Medien hierzulande mehr oder weniger unisono eine klare Haltung zeigen, spricht in der Tat durchaus dafür, dass sie richtig liegen. Dem Auftrag, die Bevölkerung in ihrer Breite abzubilden, können die Medienschaffenden auch dadurch gerecht werden, kritische Meinungen aufzugreifen und anhand von Fakten und Hintergrundinformationen zu diskutieren. Einfach nur Gegenargumente aus den sozialen Medien zu präsentieren wäre nicht nur eine künstlich erzeugte Vielstimmigkeit, sondern würde gemäß dem Motto „audacter caluminare, semper aliquid haeret“ all die ermutigen, die durch die schiere Menge an „alternativen Fakten“ versuchen, die Meinungshoheit zu übernehmen.
Tadashi Makabe

Kein Rauschen mehr im Blätterwald? Der kontroverse Austausch verschiedener Argumente mit unterschiedlichen Sichtweisen und anderen Ergebnissen, jenseits des Mainstreams, scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein. Dazu tragen offensichtlich auch die politischen Diskussionen, die Talkrunden in den Fernsehformaten und die Printmedien bei, die abweichende Meinungen zum jetzigen Ukraine-Krieg und damals zu den Corona-Beschränkungen nicht wertfrei diskutieren und betrachten wollen und wollten. Was sich im Nachhinein bei Corona, vor allem die Kinder und Jugendlichen betreffend, als falsch herausgestellt hat. Ähnliches ist im Bereich der Zeitungen, ob regional und/oder überregional täglich oder wochenweise zu beobachten. Das Menetekel der Aussicht das Russland diesen Krieg militärisch gewinnen könnte treibt Blüten derart, dass geschrieben wird, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf. Also Waffenlieferung ohne Ende mit dem Wissen, dass dadurch auf beiden Seiten Soldaten zu Hunderttausenden sterben und auf ukrainischer Seite zudem Hunderttausende Kinder, Frauen und Männer. Da kann es doch nicht verkehrt sein auf diplomatische Bemühungen für Gespräche zu Waffenstillstandsverhandlungen oder gar Friedensgespräche hinzuweisen und dies ernsthaft zu durchdenken und in allen Medien, den Zeitungen vorneweg, zu diskutieren und Lösungsansätze zu erörtern. Das ist eigentlich eine Journalistische Verpflichtung: Kritisches Denken muss zumindest akzeptiert und dann argumentativ hinterfragt und anderweitige Meinungen im Diskurs ergebnissoffen hin -und her erwogen werden. Das muss dann aber auch für den Zeitungsleser in den Artikeln erkennbar sein. Man sollte sich dazu nicht allzu viel ZEIT lassen.
Felix Bicker

Ein selbstkritischer Artikel über die einhellige veröffentlichte Meinung? Durchaus erfreulich. Steht und stand die ja nicht selten im Kontrast zur vielstimmigen öffentlichen Meinung? Aber so leicht ist die Meinungseinförmigkeit der letzten Jahre, hier insbesondere hinsichtlich gesellschaftlich bedeutungsvoller Themen wie Flüchtlingskrise, Pandemie, Waffenlieferungen etc. nicht zu exkulpieren, wurde diese doch allzu oft aggressiv verteidigt. Dafür gibt es zahlreiche einschüchternde bis erschreckende Beispiele. Vom ungerechtfertigten Antisemitismusvorwurf, über Anschuldigungen, einer angeblichen „Klima-RAF“ anzugehören“, ein „Putin-Versteher“ zu sein, oder gar bis hin zur gezielten Beleidigung als „Covidiot“. Wer traute sich da noch etwas zu erwidern? Zu groß die Sorge medial verrissen zu werden. Der Meinungskorridor war zeitweilig so eng, dass eine Bewegung unversehrt nur in eine Richtung möglich schien. Der durchaus differenziert argumentierende Politikwissenschaftler Johannes Varwick hat das vor rund einem Jahr auf den Punkt gebracht, als er in einem Gastbeitrag in einer Tageszeitung schrieb: „Wer sich zu weit vom Mainstream entfernt, wird kaltgestellt.“ Medial meinte er. Aber je nachdem, kann es ja auch den gesellschaftlichen Tod bedeuten. In seinem Artikel begründet Varwick seine Aussage nachvollziehbar anhand eigener Erfahrung. Beängstigend. Und nein, ich glaube auch nicht an eine „Meinungsverschwörung“. Mögen die Journalisten in ihrer breiten Übereinstimmung auch keinem Plan folgen und wirklich überzeugt sein, von dem was sie schreiben, heißt das noch lange nicht, dass sie recht haben. Auch ohne Plan, kann eine Meinungskonformität entstehen.
Bestes Beispiel, der Springer-Verlag mit seinen fünf Unternehmensgrundsätzen, denen die Journalisten verpflichtet sind. Ob diese morgens vor Dienstantritt gemeinsam runtergebetet werden müssen, entzieht sich meiner Kenntnis. Und auch wenn viele Grundsätze unstrittig sind (Eintreten für Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie), können andere wiederum Anlass zur Irritation geben, wenn pauschal ein Volk unterstützt werden soll (das Jüdische) und einem anderen Staat gegenüber ebenso pauschal Solidarität bekundet wird (USA). Bedingungslos? Das Völkerrecht und die Menschenrechte genügen doch völlig, schließen sie doch alle im besten Sinne mit ein. Man muss nicht gleich von Eingebettetem Journalismus sprechen, aber die Vorauswahl dürfte spätestens beim Bewerbungsgespräch erfolgen. Und so folgen dann die Folgsamen, im Sinne einer großen Übereinstimmung, zumeist dem im Blatt herrschenden Narrativ. Kaum eine Zeitung, gerade eine meinungsführende, ist vor Einflussnahme gefeit. Insbesondere wenn das Führungspersonal, Chefredakteurinnen, Herausgeber etc. Mitglieder meinungsstarker Vereine oder Think-Tanks sind und entsprechenden Netzwerken angehören. Zum Beispiel der Atlantik Brücke. Ein ehemaliges prominentes Mitglied ist übrigens auch der frühere Mitherausgeber und Chefredakteur der ZEIT, Josef Joffe, gewesen. In diesem transatlantischen, NATO-affinen Club, kann nicht jeder Mitglied werden. Man muss gewissermaßen berufen werden. Wie das aussieht, kann man erahnen. Gegenwärtiger Vorsitzender ist Sigmar Gabriel, ehemaliger Vorsitzender der SPD. Davor war es Friedrich Merz. Der nun Vorsitzender der CDU ist. Man kennt sich, duzt sich wahrscheinlich überwiegend, trinkt gemeinsam einen erlesenen Tropfen im Kaminzimmer und bestätigt einander schulterklopfend die eigene Weltsicht.
Auch zahlreiche andere führende Journalisten gehören oder gehörtem diesem „erlesenen“ Club an. Und bedeutende Politiker. Auch unsere ehemalige Kanzlerin wohlgemerkt, die ja bekanntlich den völkerrechtswidrigen Irakkrieg der USA befürwortete. Zu den damaligen Unterstützerstaaten, der sogenannten Koalition der Willigen, gehörte neben zahlreichen NATO-Staaten übrigens auch die Ukraine. Das Land, was seinerseits unter einem völkerrechtswidrigen Angriff leidet. Doch zurück zu den Eliten-nahen, bedeutenden Journalisten und den guten Absichten. Eigene und übernommene Meinungen führender Journalisten dürften sich in den Veröffentlichungen eines Blattes oder Fernsehsenders besonders stark widerspiegeln und eben auch auf die „Untergebenen“ Einfluss haben. Die Nähe zu den Mächtigen und Einflussreichen in Politik und Wirtschaft wird man wohl kaum aufbauen können, wenn man permanent allzu deutlich deren Handeln kritisiert. Quid pro quo. Die Nähe zu politischen und wirtschaftlichen Eliten kann die eigene Karriere vorantreiben, wenn man oft genug über Exklusivinformationen verfügt. Die Nähe kann aber auch korrumpieren oder zumindest die Konformität mit dem politischen und/oder wirtschaftlichen Elitenmilieu verstärken. Die Erkenntnis ist nicht neu. Uwe Krüger und andere Medienwissenschaftler und Journalisten haben sich bereits ausführlich mit der Thematik befasst. Vielleicht ist es Schwarmintelligenz, wenn die Mehrheit der deutschen Bevölkerung bspw. gegen eine Erhöhung von Waffenlieferungen ist, im Gegensatz zu Journalisten meinungsführender Zeitungen. Es können sich eben auch zahlreiche Journalisten irren, auch wenn sie es gut meinen und nur zufällig einer bestimmten Regierungslinie folgen. Gut gemeint ist eben nicht immer gut.
Reiner Gorning

Die entscheidende Frage ist nicht ob Journalisten kriegsbereiter sind als der Rest der Bevölkerung – die entscheidende Frage ist, warum in einem Land das ein Rechtsstaat ist und in dem Pressefreiheit herrscht sich die Leitmedien ohne Not selbst gleichgeschaltet haben und keine sachliche Berichterstattung mehr machen, sondern manipulativ die Fortführung des Russland/Ukraine-Krieges als einzige Option verkaufen wollen. Und das tun sie dann auch noch indem sie tatsächlich das infantile Drama „der gute Westen gegen den bösen Rest der Welt“ mit allem Pomp und Trara aufführen, den die Mottenkiste so zu bieten hat. Dass das keiner lesen will, der seinen Verstand noch einigermaßen beisammen hat sollte Sie nicht wundern. Wer sich sachlich informieren will muss heute großenteils auf ausländische Medien zurückgreifen. Es wäre für die Medienhäuser nicht nötig, um mehr Diversität zu ringen, sie müssten einfach aufhören diverse Ansichten mit aller Macht zu unterdrücken, indem sie abweichende Meinungen ignorieren oder diffamieren. Journalismus muss keine Diversität von außen hinzufügen, denn in der realen Welt sind die Dinge komplex und die Diversität steckt bereits im Gegenstand über den Journalismus berichtet. Es muss nur objektiv berichtet werden. Das Fazit kann dann auch eine bestimmte Meinung über den berichteten Sachverhalt sein, sollte aber als Meinung kenntlich gemacht werden und nicht als einzig mögliche Konsequenz verkauft werden. In der Welt der Propaganda gibt es dagegen nur schwarz/weiß. Es tauchen Stereotype auf wie „der Friedensidiot“, „der Antisemit, der sich in donnerndes Schweigen hüllt“ und demnächst bestimmt auch „der widerliche Wehrkraftzersetzer“. Diese Stereotype werden dann bestimmten realen Personen angeheftet, die man als Feinde identifiziert hat und auf diese Weise ausgrenzen will. Man setzt sich nicht inhaltlich mit ihnen auseinander (wie man das in der Welt des Journalismus tun würde) man markiert und grenzt aus. Demokratie ist kein Fetisch, sie muss gelebt werden, um real zu werden. Deshalb gilt: je mehr unsere Presse zur Propagandamaschine mutiert, umso weiter entfernen wir uns von demokratischen Verhältnissen.
Birgit Möller

Dass Politik und Presse größtenteils einig sind und die Dinge manchmal anders sehen als ein (größerer) Teil der Bevölkerung, wenn es um die Ukraine geht, ist nicht verwunderlich. Diejenigen, die sich intensiv mit einer Problematik auseinandersetzen (ggf. vor Ort recherchieren), kommen häufig zu einem anderen Ergebnis als diejenigen, die einfach ihre Ruhe haben wollen oder in Ruhe gelassen werden wollen nach dem Motto „was geht mich das an“.
Michael Bingeser

Zum Leitartikel „Zu gut gemeint“ von Anne Hähnig, DIE ZEIT N° 18, 25. April 2024, den ich mit Kopfschütteln, teilweise sogar mit Empörung gelesen habe, möchte ich hier gerne einige Gedanken in einem Leserbrief zusammenfassen.
Angelika Daum

Der Titel „Zu gut gemeint“ trifft nicht annähernd den Sachverhalt, für mich geht es eher um journalistisches Versagen! Aber es ehrt Sie, dass Sie in Ihrem Artikel überhaupt ein wenig Selbstkritik äußern. Ich fürchte allerdings, dass diese Andeutung von Selbstkritik keine Konsequenzen für die weitere Arbeit Ihrer Redaktion haben wird. Aber ich lasse mich gerne überraschen!
Klaus Kurtz

Danke für diesen Artikel! Er spricht mir aus der Seele. Dass der auf Seite 1 der aktuellen „ZEIT“ erscheint, macht mir wieder ein kleines bisschen Hoffnung!
Karl-Heinz Grau

Nein, die heute gelegentlich gefühlte diverse Gleichschaltung der Medien hat in der Tat „nichts mit einer Verschwörung zu tun“. Vielmehr realisiert sich damit etwas, was vor mehr als 50 Jahren mit dem Begriff „Marsch durch die Institutionen“ begann und heute als Meinungs-Taktgeber für die sogenannte Elite etabliert ist, zu der man aufgrund deren Macht auch die Journalisten zählt, die bei ihrer Arbeit in der Tat lediglich ihre „echte Überzeugung“ vertreten. Man sei sich dieser Problematik „in der Branche bewusst“, weshalb „Medienhäuser um mehr Diversität“ rängen, konstatiert die Autorin. Das Problem: Unter „Diversität“ versteht man heute eher die Einbindung von Minderheiten jeglicher Couleur als das respektvolle Aushalten von Gegenmeinungen, selbst wenn es sich dabei um anspruchsvolle Mehrheitsmeinungen handelte. Dies alles wäre nicht so schlimm, würde man sich an die Hanns-Joachim-Friedrichs-Doktrin halten, wonach man sich in journalistischer Professionalität nicht mit einer Sache gemein machen dürfe, selbst wenn es aus eigener Weltanschauung eine gute sei, sowie auf Empörungs-Äußerungen verzichten solle, was allerdings aktuell schwierig ist, da gesellschaftliche Empörung heute als chic gilt und geradezu einen hedonistischen Anstrich haben kann. Vielmehr setzt man auf sogenannten Haltungsjournalismus, welcher hingegen aus Sicht vieler, vielleicht sogar mehrheitlich nichts anderes ist als ein Euphemismus für Gesinnungsjournalismus. Gelöst werden könnte dieser Missstand durch etwas, was man „kritischen Journalismus“ nennen könnte, der sich als Advocatus Diaboli seiner selbst verstünde, also sich anstrengte, die andere Haltung aus deren und nicht aus dem eigenen Narrativ nachzuvollziehen, also der Autorenintention Rechnung zu tragen versuchte. Die Zeit für eine solche Entwicklung des Journalismus nach vorne ist jedoch vermutlich noch nicht reif. Um so wichtiger, dass sich die Autorin dieses Themas angenommen hat.
Kurt Schäfer

In Ihrem Artikel zitieren Sie „… 46% finden, die Ukraine sollte zu Friedensverhandlungen bereit sein….“ Mit Ihrem Artikel suggerieren Sie, dass die Deutschen keine weitere Unterstützung mit Verteidigungswaffen etc. In der Mehrheit befürworten. Sie bemerken zu recht, dass die Deutschen keine einheitliche Meinung dazu haben. Hierzu möchte ich anmerken, dass bis 1989 die DDR mit ihrem entsprechenden Regime existiert hat. Nach meinen Abschätzungen kennen etwa nur 6% noch das Wirken dieses Regimes aus eigener Erfahrung (älter 55 J. Etwa 30%, Anteil an Gesamtbevölkerung 17,7%) Ist es daher nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Deutschen sich nicht vorstellen kann, wie das Leben unter russischer Herrschaft ist! Ich möchte das, ehrlich gesagt, auch nicht ausprobieren. Es liegt leider die Gefahr in der Luft, dass Putin viel mehr als die Ukraine will – nämlich die Grenzen von 1989. Für das Verhandeln braucht man ein verhandlungswilliges Gegenüber. Natürlich kann ein Friede letztendlich nur am Verhandlungstisch erreicht werden.
T. Gruber

Ich möchte Ihnen zu Ihrem Mut gratulieren, in der ZEIT einen Artikel zu schreiben, wie ich ihn mir schon lange gewünscht habe. Ich bin seit über 30 Jahren Abonnent der ZEIT und überlege seit langem, die ZEIT nun endgültig zu kündigen. Sie haben das Problem genau auf den Punkt gebracht: die völlig einseitige Berichterstattung der Mainstream-Medien. „Ein relevanter Teil der Bevölkerung ist nämlich anderer Meinung. Jeder Fünfte will, dass der Westen die Ukraine militärisch weniger unterstützt. … 46 Prozent finden, die Ukraine soll zu Friedensverhandlungen bereit sein.“ Und ich bin der gleichen Meinung wie Sie, dass ein solcher „Vorschlag zu Verhandlungen in den deutschen Medien beinahe als Provokation begriffen, als schädlich, verführerisch usw.“ Ich werde sicher nicht der Einzige sein, der Ihnen sehr dankbar ist, diese Misere einmal offen anzusprechen. Ich hoffe, Sie haben genug Unterstützung für Ihre Meinung in der Redaktion und werde mit Aufmerksamkeit verfolgen, wie Ihre Kollegen auf Ihren Artikel reagieren. Bleiben Sie standhaft und mutig.
Dieter Frowein

Ja, es ist auffällig, dass der überwiegende Teil der Journaille weiterhin dafür plädiert, den Krieg in der Ukraine mit immer mehr Waffen zeitlich auszudehnen. Die FAZ, die Süddeutsche Zeitung und auch die ZEIT vertreten im Wesentlichen diese Sichtweise. Dabei stellt sich seit geraumer Zeit die Frage, haben nicht Mahner, wie Rolf Mützenich und Sarah Wagenknecht, die ein Überdenken dieser Strategie einfordern, die besseren Argumente? Kann die Ukraine diesen Krieg überhaupt gewinnen? Wenn man alle Argumente zusammennimmt, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, die Ukraine ist den Russen militärisch weit unterlegen und wird das Land oder große Teile des Landes verlieren, wird der Krieg noch über Jahre weitergeführt. Ganz gleich welche Waffen der Westen auch liefert, die Ukrainer befinden sich immer nur in einer Verteidigungssituation und sie können nur auf das reagieren, was Putin ihnen an Angriffswaffen entgegenbringt. Der Westen verweigert diese Angriffswaffen, weil er eine weltweite Eskalation vermeiden möchte. Warum also soll die Ukraine diesen Krieg weiterführen? Handelt es sich um einen Stellvertreterkrieg der NATO gegen die Russen? Muss die Waffenindustrie der liefernden Staaten gestützt werden? Jeder Militärstratege kennt das Ende dieses Krieges, das Land wird völlig zerstört, Menschen werden zu Tausenden ermordet und Putin befindet sich in einer sehr starken Position, weil er große Teile der Ukraine beherrscht und am Ende besetzt hat. Also kann man doch nur zu dem Entschluss kommen, wie Herr Mützenich richtig erkannt hat, zu versuchen, einen Waffenstillstand herbeizuführen und zu verhandeln. Die Ukraine wird einen Teil des Landes verlieren, aber der Schaden wird, im Verhältnis zur Totalniederlage, überschaubar bleiben.
Die Ukraine als Staat wird ihre Existenz nicht verlieren. Wissen wir überhaupt, wie die Menschen in der Ukraine, insbesondere im Osten und Südosten des Landes, denken und fühlen? Ist ihnen vielleicht die Zugehörigkeit zu Russland lieber als in ständiger Kriegsangst zu leben. Sind wir objektiv über deren Gedanken informiert oder wird über die Medien ganz einfach etwas unterstellt? Daher ist der Zweifel all derer, welche die Lösung allein auf dem Schlachtfeld in Zweifel ziehen, mehr als berechtigt. Der Krieg muss zum Stillstand kommen. Die Kriegsparteien, Russen und Ukrainer, mit Unterstützung der NATO-Staaten, müssen eine Lösung finden. Klar ist, Putin wird als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen, ohne sein Ziel in voller Größe erreicht zu haben. Aber die NATO hatte ihm ja auch signalisiert, marschiere ruhig in die Ukraine ein, wir drohen mit Lieferung von 5000 Helmen. Leichter kann man es einem Massenmörder nicht machen, es sei denn, man ist naiv oder hat die Folgen dieses Krieges wissentlich in Kauf genommen. Der Westen und die NATO spielen nicht mit „offenen Karten“. Vor unserer Haustür wird geschossen und gemordet und wir sind nicht bereit, auch mit dem Makel einer Niederlage, dieses Drama zu beenden.
Werner Fietz

Mit großer Selbstgewissheit wird in Politik und Medien eine weitere und größere militärische Unterstützung der Ukraine gefordert. Taurus-Marschflugkörper sollen baldmöglichst geliefert werden, dem von Rolf Mützenich vorgeschlagenen Einfrieren des Konflikts wird eine klare Absage erteilt. Die Lieferung immer schwerer und wirkungsvollerer Waffen soll Menschenleben retten. Das ist eine sehr frag-würdige Argumentation, selbst wenn man mit einem gewissen Zynismus die Toten auf der russischen Seite unberücksichtigt lässt. Da erstaunt es doch, dass die Mehrheit in der Wählerschaft der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern skeptisch gegenüber steht und Verhandlungen über einen Waffenstillstand möchte. Ist das nun ein Zeichen von Halsstarrigkeit oder haben sich diese Menschen trotz aller Beeinflussungsversuche des eigenen Verstandes bedient? Offensichtlich fürchten viele, dass ein jahrelanger Krieg in der Ukraine noch erheblich mehr Tote und Verletzte und großflächige Zerstörungen zur Folge haben wird. Es ist schließlich leicht, militärische Härte und entschiedenes Durchhalten zu fordern, wenn man nicht selbst direkt betroffen ist. Kein vernünftiger Mensch wird sich einen Sieg von Wladimir Putin über die Ukraine wünschen, aber es ist doch höchste Zeit zu überlegen, wie ein Waffenstillstand und eine spätere Friedensordnung aussehen könnte. Wenn Probleme wie die zunehmende Erderwärmung, die Armut in vielen Regionen der Erde und die sich daraus ergebende ungeregelte Migration nur global angegangen werden können, so sollte man die immer kostspieligere Aufrüstung stoppen und das Geld sinnvoller verwenden. Wann findet diese Erkenntnis auch Eingang in die Bundestagsdebatten, in die Zeitungskommentare und die Talkshows? Der differenzierende Kommentar „Zu gut gemeint“ könnte ein Anfang sein.
Brigitte Schellnhuber

Dass die meisten Medien im Ukrainekrieg einer Meinung sind, kann man für richtig oder falsch halten. Es ist die Parteilinie der Grünen, für manche ja überraschend. Wer das im Unterton mangelnder Diversität bemängelt, rüttelt an den Grundfesten dieser Medienszene und ihrem Selbstverständnis. Die selbstkritische Frage müsste deshalb lauten, ob das (angeblich) rechte Spektrum über den Ukrainekrieg hinaus angemessen bedient wird. Vor allem die öffentlichen Funkhäuser müssten dabei über ihren Schatten springen.
Christoph Schönberger

Endlich! Endlich hat jemand den Mut, den Mainstream im deutschen Journalismus in Sachen Ukraine-Krieg kritisch zu hinterfragen. Wie lange musste man darauf warten! Und wie schwer ist es für einen Leser zu begreifen, dass die Berichterstattung so einseitig war. Wie können es Journalisten (aber natürlich auch Politiker) mit ihrem Arbeitsethos vereinbaren, so viele Fragen nicht zu stellen? Zum Beispiel wie es mit der Opposition in der Ukraine bestellt ist. Gibt es die gar nicht? Ich befürchte, nach dem Mainstream-Journalismus in der Zeit der Pandemie und jetzt zum Ukraine-Krieg etabliert sich mehr und mehr eine journalistische Herangehensweise, die das, was die meisten schreiben oder sagen, für das „Richtige“ und das „Normale“ halten. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie auf diese Gefahr hingewiesen haben. Und wünsche Ihnen, dass Sie jetzt nicht von Kübeln schmutziger Kritik überschüttet werden.
Hartmut Mühlen

„Zu gut gemeint“ – das ist auch Ihr Artikel, dessen Argumentation mich nicht überzeugt. Gerade in der ZEIT nehme ich einen sehr guten Binnenpluralismus wahr. Ich erinnere mich an die Kontroverse 2015, bei der Mariam Lau überzeugend argumentierte, dass die Kosten und Auswirkungen der Großzügigkeit gegenüber Menschen, die als Geflüchtete aufgenommen werden, in Deutschland von den Schwächsten getragen werden, bei denen die Ressourcen schon jetzt unendlich viel knapper sind als bei den meisten ZEIT Leser*innen. Gut so. Auch in Sachen Ukraine gilt: Darstellung nachvollziehbare Argumente: Ja. Abbildung von Meinungen: auch ja. Aber das geschieht! Ich kann den von Ihnen behaupteten „suggerierten Konsens“ nicht erkennen. Sie verweisen selbst auf eine Vielfalt von anderen Stimmen, ob nun Wagenknecht oder Mützenichs oder Kretschmer. Alles übrigens keine Ukraine- oder Russlandkenner*innen. Sie kommen ausführlich zu Wort. Auch in jeder Deutschlandfunk-Debatte, die ich gehört habe, sind Zweifler an Waffenlieferungen prominent vertreten. Aber es gilt: Wenn zur Debatte steht, ob es regnet oder nicht – dann gehen Sie als Journalistin bitteraus und ergründen, was stimmt. Klopfen Sie ab, wo eine Argumentation überzeugt, dass wir der russischen Aggression ohne Waffen begegnen sollten und legen Sie Ihre Ergebnisse dar, ich bin sehr gespannt. Ich habe bisher jedenfalls noch keinen überzeugenden Weg erkennen können, wie sich die „Ukraine weniger unterstützen“ lässt, ohne dass unsere ureigene Sicherheit dabei automatisch mit unter den Bus gerät. Einzubeziehen in diese Überlegungen ist Stand 2024 auch eine ERWIESENE russische Waffenbruderschaft mit Diktatoren von Iran über Syrien bis Nordkorea, und ein China, dass sich Taiwan wieder einverleiben möchte. Und in dessen Interesse eine Schwächung des Westens liegt. Wenn A sagt, es regnet und B sagt, es ist trocken:
Bitte finden Sie unter Zuhilfenahme von Quellenkritik heraus, was stimmt bzw. faktenbasiert überzeugender ist. Sie erwähnen in Ihrer Argumentation auch mit keinem Wort, dass wir uns erwiesenermaßen mitten in einem hybriden Krieg befinden, in dem alle möglichen Akteure die deutsche Öffentlichkeit ins Visier nehmen. Mit der Absicht, unserem Land und dem Westen insgesamt zu schaden. Zuvörderst der Kreml. Auch diese Akteure beeinflussen über vielfach dunkle Kanäle die öffentliche Meinung, die Sie nicht in Gänze repräsentiert sehen. Ich für meinen Teil sehe einen ganz anderen Mangel in der Berichterstattung: Nämlich a) fehlt es an stärkerer Durchleuchtung der hybriden Angriffe auf uns selbst und b) an mehr Berichten dazu, was die Kremlpropagandisten bei sich zu Hause so alles live im Fernsehen fordern: die Pulverisierung westlicher Hauptstädte etc. Nennenswerten Teilen der deutschen Bevölkerung fehlt eine Klarheit über das tatsächliche Ausmaß der russischen Aggression, die sich über die Ukraine hinaus gegen uns höchstselbst richtet.
Friederike Freier

Ihr Beitrag “Zu gut gemeint”, und das auch noch auf der Aufmacher-Seite / Leitartikel, spricht mir aus dem Herzen. Ich spüre auch diese Einheitsmeinung vieler Zeitungen und Zeitschriften. Sie hat z.T. auch DIE ZEIT erreicht, so dass ich schon manchmal an Kündigung gedacht habe. Hoffentlich haben Sie Recht mit der Vermutung, dass es sich bei den Journalisten um subjektive Meinungen handelt und nicht verordnet von übergeordneten Stellen der Medienpolitik. Deshalb freut es mich um so mehr, dass Sie es auf die erste Seite gebracht haben.
Angela Klinge

So sehr einseitig sehe ich die Berichterstattung zu Flüchtlingen, Corona, Ukraine und anderem gar nicht: Erstens sind seit vielen Jahren die Internet-Medien und Sender aus dem Ausland mit ihren eigenen Botschaften auf dem Meinungs-, Informations- und leider oft Desinformations- und Hetze-Markt. Zweitens sind schon lange auch Gegenmeinungen auch in den Mainstream-Medien Bühnen gegeben worden, sei es von Minderheits-Journalisten oder Interviewten oder Talkshow-Gästen. Natürlich sollten sich auch Mainstream-Journalisten eine gewisse Demut und das spätestens seit Kant verpflichtende Wissen um die auch eigene Fehlbarkeit erhalten oder aneignen. Das ist aber bei vielen Populisten, Querdenkern, „Alternativen“ nicht nur in Deutschland und allgemein vielen (oft selbstherrlichen, wichtigtuerischen, von eigenen Tunnelblicken und Befangenheiten oder Propaganda-Trollen infizierten) Kritikern mindestens genauso, oft viel, viel mehr nötig. Das gilt besonders dann, wenn sie unfaire propagandistische Tricks benutzen wie z.B. Unterstellungen, es werden „nur immer mehr“ Waffen geliefert und Verhandlungen nicht einmal versucht, oder implizite falsche einseitige Alternativen wie „entweder Waffen oder Diplomaten senden“, oder Betrachtungen nur der Nachteile einer Seite und nur der Vorteile der anderen Seite einer Kontroverse. Genauso ist die Beweislast der — möglichst — objektiven statt verschworenen, verdrehten oder manipulativen Information und Beeinflussung meist genauso bei den „alternativen“ Medien nötig und nicht nur bei den langjährig bewährten Qualitätsmedien.
Zu sagen, dass die Meinungs-Monotonie im Rückblick „stets bedauert“ wurde, klingt, als sei alles falsch gewesen und nicht nur einzelne Teile später im Rückblick, wo man bekanntlich immer schlauer ist. Einige stellen es dann so dar, als haben sie schon alles immer gewusst, während in Wirklichkeit im Fall der vorwiegenden Durchsetzung der Quer- und Alternativ-Denker noch viel, viel mehr zu bedauern und zu betrauern gewesen sein dürfte. Selbstverständlich sind „mehr Waffen“ für die Ukraine wie für andere bedrohte oder schon überfallene Gemeinschaften nicht „alternativlos“, schon gar nicht ethisch: In der Bergpredigt wurde gar gefordert: „Ihr sollt Euch überhaupt nicht gegen das Böse wehren“. Allerdings ist auch dort nicht ausdrücklich gefordert auch anderen unter Bösem leidenden nicht irgendwie beizustehen. Und die Ausgaben und Hilfen für die Ukraine sind ja vielen auch rein zivil und humanitär zu viel, die wollen alle Gelder, Arbeitsfrüchte und anderes allein für sich behalten. Wie im berühmten Gleichnis vom Samariter der Levit und der Priester, die an dem halbtoten überfallenen einfach vorbeigingen, vielleicht aus verständlichen Eile-Gründen und in der Hoffnung, es werde schon jemand anders helfen, vielleiht aber auch aus purem Egoismus. Und natürlich ist es ein Problem, wenn Zeitungen und Sender Teile ihrer Leser/Zuhöhrer/Zuschauer an „neurechte Portale“ verlieren. Die Lösung kann aber nicht die sein, nun auch falsche, egoistische oder Zehntel-Wahrheiten zu verkünden, sondern mit besserer Argumentation, Empathie und Entlarvung von Manipulationen zu reagieren. Natürlich gilt das nicht für die Fälle, wo man sich tatsächlich geirrt hat, womit man natürlich grundsätzlich auch rechnen muss; aber genauso und meist viel häufiger irren sich die Kritiker des „Mainstreams“ oder sie haben Tunnelblicke auf ausgestanzte Teile der Wahrheit oder Realität.
Natürlich ist es kontraproduktiv und falsch, gefragte Auskünfte mit dem Argument zu verweigern, die könnten die Bevölkerung „verängstigen“. Damit wird natürlich erst recht Misstrauen und Angst erzeugt. Aber solange es nicht soweit ist, ist auch Geheimhaltung zumindest nicht immer verwerflich. Wenn die Fakten aber sei ew nur teilweise in der Welt sind, hilft nur noch die Flucht nach vorn: Zu erklären, dass es ein Leben ohne jedes Risiko oder jede Unsicherheit nicht geben kann, dass andere — zur Auswahl stehende — Risiken noch viel größer oder schlimmer sind, und wie man lernen kann mit Risiken oder Ängsten zu leben. Es gibt eben meist nicht den tollen, bequemen und 100% sicheren Weg, sondern allzu oft nur den des geringsten Übels und Risikos. Streit und Meinungsverschiedenheiten sind kein Selbstzweck, und es ist nicht verwerflich sich im Konsens wohlzufühlen. Auch im Qualitäts-Journalismus bleibt reichlich genug an schwierigen Fragen übrig, um die Kräfte und Kapazitäten der Medien auszulasten, auch, ohne Gegnern und Möchtegern-Rechthabern nachzulaufen. Es gibt eine Art Recht auf Irrtum, Verdrehung und Tunnelblicke, auch sie zu verkünden, aber sicher kein Recht darauf, dass andere den eigenen Meinungen folgen und sie übernehmen oder gar mit viel Aufwand und Kosten weiterverbreiten. Und auch Kritiker und Gegner sind gefordert zu einem gewissen Verständnis und Berücksichtigung von Dilemmas und Grenzen des Möglichen, unter denen gerade Regierungsverantwortliche oft stehen.
Peter Selmke

Mir scheint, es fällt ihnen schwer, Birnen von Äpfeln oder Pflaumen zu unterscheiden. Der Vergleich wie die Journalisten im Konsens sind, ist bei allen drei erwähnten Krisen nicht so wie sie es beschreiben. Und was wäre dagegen zu sagen, wenn die Journalisten sich bezüglich des Ukrainekrieg einer Meinung wären. Schlimm ist doch, dass wie es Nötzel, Marsala gesagt haben die Unterstützung too late, too litlle stets war, was mich gegenüber dem ukrainischen Volk beschämt, da im Moment nur sie den Kopf im Kampf gegen Putins Neuordnungspläne im Sinne Eurasiens hinhalten. Selbst wenn es 60% wären die dagegen sind, was nicht stimmt, nach neusten Nachrichten eher umgekehrt, wäre es verantwortungslos, wenn Journalisten nicht ihrer Überzeugung Ausdruck geben und heute Gott sei Dank nicht Wagenknecht und Mützenich, der größte Bremser in der SPD, hinterherlaufen, damit das Meinungsbild ausreichend diversifiziert ist. Sie fordern gar die Pflicht, die Breite in der Gesellschaft abzubilden, weil jeder sie bezahlt. Gegen solche „Argumente“ rate ich dringend Timothy Sneider „Der Weg in die Unfreiheit“ zu lesen. Es ist meiner Meinung zu wenig geschehen.
Michael Hopmann

Danke an das Team der Zeit, diesen Artikel auf das Titelblatt der Zeit zu platzieren. Danke Frau Hähnig, lassen Sie sich umarmen! Dies war mein erster Impuls, nachdem ich bis zur ersten Zwischenüberschrift Ihres Artikels gelesen habe. Sie haben sich da ein richtig dickes Brett vorgenommen! Doch wie es so ist beim Heimwerken, manchmal rutscht man mit dem Akkuschrauber ab, und dann entstehen hässliche Löcher im Oberschenkel. Journalisten haben den besseren Durchblick, schreiben Sie? Keine Verschwörung als Hintergrund eines verdächtig harmonischen medialen Gleichklanges? Ihr Erklärungsansatz hierfür sind überzeugte Journalisten im Besitze der objektiven Wahrheit. Ich darf Sie an die Corona Zeit erinnern. Eine der vielen „Regeln“ sah vor, dass man im freien Sport betreiben durfte, aber nicht alleine auf einer Parkbank sitzen. Um zu kapieren, dass so etwas Schwachsinn ist, muss man keine Epidemiologin sein. Ihrer Argumentation nach hätten sich durchblickende Journalisten gegen derartigen Unsinn anschreiben können. Dies ist nicht geschehen, sondern bis in die heutige Zeit zieht sich eine Kette von Themen, über die aus recht alternativlosem Blickwinkel berichtet wird, genau so, wie Sie es skizzieren: Migration, Corona, Ukraine. Es herrscht ein medialer Meinungskonsens, der sich nur teilweise mit den Einstellungen der Bevölkerung deckt. Dort aber, wo Sie die Meinung des Plebs gegen eine objektiv gültige Wahrheit verhandeln zu versuchen, findet sich die Stelle, wo sie mich als Follower verlieren. Es geht nicht darum, Positionen zu vertreten, weil dies eine nennenswerte Anzahl von „Lesern“ auch tut. Es geht darum, unter Zurückstellung eigener Ansichten, um Objektivität zu ringen und Details ans Tageslicht zu fördern, die einer Meinungsbildung dienlich sind.
Und wenn die Information eben nicht nur aus „seriös angesehenen Quellen“ wie Nachrichtenagenturen umkopiert werden soll, sondern selbst gesammelt ist das zugegebenermaßen eine Heidenarbeit. Ebenso, sich um Vollständigkeit zu ringen, es also nicht nur mit den Teilen zu belassen, die zum eigenen Weltbild passen. Andererseits ist dies das Geschäftsmodell Ihres Berufes: Leser mit seriösen Informationen versorgen. Dass ihnen der potenzielle Verlust von „Lesern“ an rechte Portale offenbar Angst macht, findet sich gegen Ende des Artikels. Dies spricht für Problembewusstsein. Daumen nach oben und als versöhnlichen Schluss, einfach mal ein paar Fragestellungen, aus den skizzierten Themenfeldern, die mich brennend interessieren würden: Was wissen wir heute wirklich über die Corona Impfungen? Wie unterscheiden sich die verwendeten Impfstoffe in Hinblick auf Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Schwankungen in der Qualität? Was gab es für Betriebsunfälle? Was steckt für eine Quintessenz in den Millionen von Datensätzen, die bei Krankenkassen, Impfstoffherstellern existieren müssen? Wer hat North-Stream 2 nun wirklich gesprengt? Warum redet niemand mehr darüber, dass die beiden Hauptverdächtigen die USA und die Ukraine selbst sind? Was gibt es für Konsequenzen, wo stehen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften hierzu? Wieviele der als Heilsbringer gefeierten Leopard 2 Panzer fahren eigentlich noch?
Maximilian Trattenbach

Vielen Dank für den Leitartikel „Zu gut gemeint“. Das ist, was ich an Eurer Zeitung schätze: die Ausgewogenheit, das Darstellen verschiedener Meinungen und Fakten. In den Diskussionen zum Thema Ukraine-Krieg müssen sich die Mahner*innen, die baldige Verhandlungen fordern, immer wieder den Vorwurf anhören, sie würden einer Illusion (des Pazifismus?) aufsitzen. Die Vertreter*innen für weitere Waffenlieferungen können meist unwidersprochen ihre Forderungen stellen, ohne genaue Angaben darüber machen zu müssen, wie dieser Krieg militärisch beendet werden könne. Ist dies im geschichtlichen Rückblick nicht ebenso eine Illusion, einen Krieg auf dem Schlachtfeld beenden zu wollen? Im Interview mit Caren Miosga (ARD) schien Außenministerin Annalena Baerbock völlig fassungslos über die Äußerungen Pabst Franziskus, der der Ukraine den Mut zu Verhandlungen nahelegte und dabei das Bild der „Weißen Fahne“ gebrauchte. „Ich weiß nicht, warum er das gesagt hat“, meinte Frau Baerbock. Wenn dieses Bild der Ur-Christlichen Botschaft „Liebe deine Feinde“ und „Wenn dir einer auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die rechte hin“ nicht mehr verstanden wird, wie ist es da um unsere Zukunft bestellt? Diese Aussprüche, die der Bergpredigt Jesus zugesprochen werden, müssen ja nicht so interpretiert werden, dass man sich als Angegriffener nicht wehren dürfe. Sie sollten aber so verstanden werden, dass letztendlich die Gewalt nur Gewalt hervorruft. Wenn der Präsident der USA Joe Biden im Rückblick die rein kriegerische Antwort der damaligen US-Regierung auf die Anschläge des 11. September in Zweifel zieht, mag man sich an die damalige Stimmung erinnern: jeder Einspruch zum Einmarsch in Afghanistan wurde niedergebrüllt. Heute wissen wir es besser? Aber leider immer nur danach. Ich finde die Waffenlieferungen sollten wenigstens an Zukunftsperspektiven und an Bedingungen geknüpft werden: z.B. an die Bedingung, dass die Selenskyj Regierung jeden Ukrainer, der nicht zum Waffendienst herangezogen werden will, ausreisen lässt – Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht. Es ist mir zudem unverständlich, warum die Bundesrepublik Deutschland ukrainischen und russischen Kriegsdienstverweigerern bzw. Deserteuren kein Asyl gewährt.
Philipp Pöhlert-Brackrock

Gibt es bei ihnen eine Qualitätskontrolle für Ihre Artikel? Betreffender Artikel ist mehr als grenzwertig. Ihre Kollegin bemängelt eine Gleichschaltung im weitesten Sinne, obwohl Umfragen anderer Ansicht sind. Bei allem Respekt seit wann sollte nach Umfrageergebnissen berichtet werden? Selten einen sooo dämlichen Blödsinn gelesen. Dieser Logik nach dürften wir keinen Klimaschutz betreiben, keine E Autos fördern und die AfD endlich doch mal an die Macht lassen. Sind doch 20% der Wähler. Wenn 20% es befürworten, von der Brücke zu springen, sollte man das nicht stärker berücksichtigen in der Art der Berichterstattung? Allein das ist schon mehr als schlecht. Diese Art der Berichterstattung ihrer Kollegin. Das Ukraine Thema. An Pazifismus kaum zu überbieten und am Ende kann man das auf eine simple Frage herunterbrechen. Wie weit würden sie ganz persönlich für Prinzipien gehen? Bis vor Tür? Oder nur aufs Klo und wieder zurück zum Laptop? Die Ukraine wurde 2014 also vor 10 Jahren überfallen und das Einzige, was wir, der Westen gemacht haben ist du dududu…. Das Ergebnis dieser nicht entschlossenen Haltung ist der Einmarsch Russlands 8 Jahre später. Streng genommen der Einmarsch Putins. Alle Friedensverhandlungen sind bisher gescheitert aus einem simplen Grund. In jeder Variante hätte die Ukraine Land abgeben müssen. Einen Kompromiss schließen.
Es ist frech von ihnen und herablassend aus ihrer schönen Blase heraus die Ukraine aufzufordern ach komm nun habt euch nicht so. Dann ist endlich wieder Frieden. Wie feige und billig ist das? Wie gesagt, wie weit würden Sie für ihre Prinzipien gehen? Eine sehr schwierige Frage, wo auch ich lange mit gehadert habe. Und am Ende, wenn irgend son kleiner Diktator meint. Och, Sachsen ist ganz nice. Das hol ich mir jetzt. Dann werde ich mit meinem Leben das zu verhindern versuchen. So weit würde ich gehen. Und Sie? Wie würden Die reagieren, wenn ich bei ihnen vor der Tür stehen und mich selbst reinlassen würde und einfach ihre Küche in Beschlag nehm und sach das jetzt meins? Können wir gern drüber verhandeln. Was ein BS. Sie würden die Polizei rufen und alles Mögliche versuchen mich wieder raus zu bekommen. Alles, was wir heute haben, wurde über Jahrzehnte erkämpft. Weil Leute unbeugsam waren. Zum Wohle aller. Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen gibt es keine Ukraine mehr! Der Einzige, der diesen Krieg sofort beenden kann ist Putin. Der will aber gar nicht. Und das ignorieren Sie. Er ist derjenige der einmarschiert ist. Er hat die Kriegsverbrecher zu verantworten. Die Ukraine verteidigt sich selbst.
Und ja die sollen Waffen ohne Ende bekommen! Damit sie ihre Prinzipien verteidigen können. Und mir persönlich sind die 20% scheiß egal. Diese 20% bevorzugen ein Leben als Sklave. Dafür dürfen sie auch Leben. Mir ist ein Leben in Freiheit wichtiger als wäre Ich ein Sklave am Leben. Wie sieht es bei ihnen aus? Welche Freiheiten geben sie auf damit sie Leben dürfen? Fragen sie sich doch mal das. Was würde wohl die Ukraine sagen? Das verlangen Sie von ihr. Mir geht es in keinster Weise darum sie persönlich zu kritisieren. Das ist auch keine Kritik. Meine Perspektive ist eine andere als ihre und wir beide dürfen diese frei aussprechen. Ich bin nur erschrocken das Sie diesen Artikel drucken. Und nein ich will keine Gleichschaltung. Ich finde es gibt auch keine. Wenn morgen Deutschland das WM- finale gewinnt und alle aber auch wirklich alle das berichten, ist das dann auch ihre Gleichschaltung? Es ist befremdlich, wenn die Zeit von Gleichschaltung in Medien spricht.
Thilo Friedrichsen

Selbstverständlich sollten die seriösen Medien auch die Argumente gegen eine weitere Unterstützung der Ukrainer*innen und für Friedensverhandlungen veröffentlichen. Das Problem im konkreten Fall ist nur, dass Herr Putin gar keine echten Friedensverhandlungen wünscht, solange er glaubt, diesen Krieg gewinnen zu können. Das sagt er auch ganz unverhohlen. Und angesichts der bisherigen mangelnden Unterstützung der Ukrainer*innen speziell durch die europäischen Staaten hat er leider gute Gründe, an einen Sieg Russlands zu glauben. Die NATO-Staaten sind zusammen wirtschaftlich viel stärker als Russland. Wenn sie sofort die Waffenproduktion hochgefahren und den Ukrainer*innen 2023 bedeutende militärische Erfolge ermöglicht hätten, gäbe es möglicherweise inzwischen Friedensverhandlungen. U. a. die „Friedensfreund*innen“ in der SPD, aber natürlich auch die Republikaner*innen in den USA haben das verhindert.
Ulrich Willmes

Vielen Dank für diesen Artikel. Er bestätigt meinen Eindruck: In den mir zugänglichen Medien macht sich Meinungsmonotonie breit: Es überwiegt das implizite Versprechen: Mit Waffenlieferungen wird sich der Ukraine-Konflikt lösen lassen! Als Laie kann und will ich diese Option nicht einfach ausschließen! Von der ZEIT und anderen Qualitätsmedien wünsche ich mir aber, dass Sie die Debatte nicht auf diese von Anne Hähnig zu Recht beklagte Weise einengen! Fragen nach der Perspektive der Kriegshandlungen und nach den Konfliktursachen müssen umfassend und breit analysiert und durchdacht werden: Welcher der vielen Kriege der Gegenwart oder Vergangenheit hätte die mit ihm verbundenen Zielvorstellungen auf welche Weise realisiert? (Richtig ist: Der zweite Weltkrieg hat den Hitlerfaschismus besiegt. Allerdings war der Preis dafür, dass die Welt in Schutt und Asche lag! Wie soll man sich das im Zeitalter der Atomwaffen vorstellen?) Die Konfliktursache der mafiösen und verbrecherischen Entwicklungen in Russland wird vielfach angemessen dargestellt. Danke dafür! Ausgeblendet wird aber die fatale Entwicklung, die u.a. Horst Teltschik (CDU-Mitglied, Chefdiplomat, langjähriger Leiter der Münchener Sicherheitskonferenz) in seinem 2019 erschienenen Buch „Russisches Roulette“ beklagt: Der Westen hat die unglaublichen Vorleistungen Gorbatschows fahrlässig, dumm und bösartig verspielt und trägt Mitverantwortung an der Entwicklung! (Selbstverständlich legitimiert dieses westliche Fehlverhalten den Angriffkrieg Putins in keiner Weise!) Ihre Überschrift („Zu gut gemeint“) lässt befürchten, dass auch die ZEIT den Vertrauensverlust noch nicht angemessen realisiert hat, der durch die beschriebene Meinungsmonotonie und die eingeengte Debattenkultur in vielen Medien ausgelöst wurde.
Klaus Knoche

Ich möchte Ihnen und vor allem auch der Verfasserin Anne Hähnig ein großes Lob für „Zu gut gemeint“ aussprechen. Was habe ich mich darüber gefreut, dass endlich einmal jemand diese einseitige Berichterstattung thematisiert. Und das dann noch auf der ersten Seite zu lesen – fantastisch.
Ines Ohmann

so ein selbstkritischer artikel, noch dazu an exponierter stelle, ist äußerst selten und daher umso notwendiger. bravo, frau hähnig, auch für ihren mut und die erfüllung des journalistischen auftrags! sie erwähnen es: zweifel und gegenargumente sind verdächtig, weil nicht konform. der leser ist aber in der tat kein fragiles wesen und lässt sich nicht in versuchung bringen. er hat die freiheit, den konsens zu verweigern. und er glaubt nicht alles, nur weil es alle schreiben. vielmehr benötigt er diverse informationen, um sich frei und bewußt seine eigene meinung bilden zu können. die sich nicht mit der offiziell verlauteten decken muss. bleiben sie stark gegen interne kritik!
frank petersen

In der Tat werden in den Medien z. B. zur Ukraine viele kritische Fragen, einfach nicht gestellt. Warum sollte eine militärische Option in der Ukraine klappen, wenn alle anderen militärischen Aktionen des Westens in den letzten Jahrzehnten nicht geklappt haben (Irak, Libyen, Afghanistan, Syrien etc.)? Was bietet die Ukraine den Menschen in den besetzten Gebieten an, was für diese attraktiver sein könnte, als sich auf die Seite der Russen zu schlagen? Wieso funktionieren die Sanktionen gegen Russland eigentlich nicht und welche Lehren werden daraus gezogen? Ich bin auch davon überzeugt, dass die journalistische Einheitsmeinung nicht „von Oben“ verordnet ist. Aber, dass die Journalisten eben einfach diese Meinung haben, ist mir doch ein wenig schlapp als Erklärung. Warum der mangelnde Biss, warum die fehlende Freude an der Kontroverse, warum der bequeme Griff zu immer denselben Formulierungen, die quasi automatisch aufploppen, wenn man googelt? Dieser Mangel an eigenständigem Denken ist nicht nur ärgerlich, sondern sehr gefährlich für die Demokratie, da so Verschwörungstheorien Tor und Tür geöffnet wird. P.S. Für mich ist z.B. die Bezeichnung der Präsidentin von Myanmar als „defacto Regierungschefin“ ein gutes Beispiel für die journalistische copy and paste Arbeitsweise. Der Begriff ist erstens falsch, weil sie ja de facto eben nicht als Regierungschefin arbeiten kann, zweitens für die meisten Bürger unverständlich, und dennoch wurde sie jahrelang überall, in allen Nachrichten und Berichten so genannt.
Dieter Schöneborn

Noch eine Frage – an alle Zeit-Redakteure die stets nur mehr Waffen für die Ukraine fordern: Was stellen Sie sich vor, wie dieser Krieg je enden kann?
Hermann Weigmann

Anne Hähnig widerlegt selbst ihren Vorwurf der Unterdrückung alternativer Überzeugungen in den Medien, schon allein dadurch, dass ihr Artikel auf der Seite 1 einer der renommiertesten Zeitungen Europas veröffentlicht und zur Diskussion gestellt wird. Kein vernünftiger Politiker oder Sachverständiger glaubt oder äußert, dass „die Lösung allein auf dem Schlachtfeld zu suchen“ sei (Zitat Hähnig), Putin allerdings und die Mullahs in Teheran sind davon überzeugt. Kein in Entscheidungsverantwortung stehender Politiker wurde während der Korona-Pandemie nicht ständig „hinterfragt zu den strengen Kontaktregeln“ – durch sich selbst, aber auch durch Veröffentlichungen jeglicher noch so fragwürdiger Theorie, insbesondere durch Corona-Leugner- und -Maßnahmen-Gegner“ – und durch Opportunisten des eigenen (Wahl-) Vorteils wie Herrn Aiwanger. Wie diejenigen, für die Hähnig noch mehr Öffentlichkeit und noch mehr freie Diskussion fordert, mit anderen Überzeugungen umgehen, zeigen die Morde an Nawalny und im Berliner Tiergarten, der feige Massenmord an Israelis am 7. Oktober 2023 oder der Umgang von Reichsbürgern und Corona-Leugnern mit Prof. Drosten (in der gleichen Ausgabe der Zeit auf Seite 16.). Die freie Veröffentlichung und Diskussion von „falschen Argumenten, vor denen der fragile Bürger zu schützen sei“, findet in allen freiheitlich-demokratischen Ländern in vollem Umfang statt! Welche „Versuchung“ Sie, Frau Hähnig, zu dieser Veröffentlichung eindeutig „falscher Argumente“ treibt, und warum Die Zeit diese auf Seite 1 veröffentlicht, darüber kann ich nur spekulieren, da Sie sie nicht äußern.
Klaus T. Kumpe

Endlich mal ein Presseartikel, der zu einer anderen Betrachtungsweise des Ukraine-Krieges anregen sollte. Wenn dieser Krieg nicht bald endet, werden im besten Fall Deutschlands Finanzen auf Jahrzehnte hinaus zerrüttet sein; und im schlimmsten Fall wird es Deutschland, wie wir es kennen, nicht mehr geben. Politik ist nicht so einfach, wie sich die meisten Politiker/innen das vorstellen. Es ist beängstigend, wie einvernehmlich Politik und Medien die Parole ausgeben, wir müssen Russland besiegen und deshalb müssen wir immer mehr Waffen und immer mehr Geld in die Ukraine transferieren. Wenn schon der Sachverstand fehlt, frage ich mich, ob wenigstens die Phantasie ausreicht zu erkennen, was passieren würde, wenn mit deutschen Waffen und deutschem Geld Russland in diesem konventionellen Krieg besiegt würde. Glaubt denn jemand ernsthaft, dass sich die Russen wie begossene Pudel hinter die Grenzen der Russischen Föderation zurückziehen, der Nato die strategisch eminent wichtige Krim überlassen und darauf hoffen, dass Russland nicht in 32 Besatzungszonen aufgeteilt wird?

Die deutsche Bevölkerung wird angepasst gemacht, indem Politiker/innen und Medien propagieren: „Wenn wir jetzt nicht der Ukraine zum Sieg verhelfen, wird Putin ganz Europa überrennen.“ Man kann dem russischen Präsidenten viel vorwerfen, aber nicht dass er blöd ist. Russland kann zwar ganz Europa zerstören, aber dank der Nato niemals militärisch erobern und kann daran auch überhaupt kein Interesse haben. Wir müssen mit Russland als Nachbar leben. Nicht nur wir, sondern auch Russland hat Sicherheitsinteressen. Die haben die USA vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verweigert. Die USA waren 1962 unter Kennedy bereit den 3. Weltkrieg zu führen, weil die Sowjetunion Raketen auf Kuba stationiert hat. Heute soll Russland aber akzeptieren, dass die Ukraine Mitglied der Nato wird und die USA Atomraketen direkt an der Grenze zu Russland stationiert. Westliche Politiker argumentieren, die Menschen in der Ukraine wollen das aber so. Hat 1962 jemand danach gefragt was die kubanische Bevölkerung will? Russland kann und wird nicht akzeptieren, dass die Ukraine Mitglied der Nato wird. Also müssen andere Lösungen gefunden werden als eine militärische.

Russland wurde nach der deutschen Wiedervereinigung belogen und betrogen. Als Gorbatschow seine Zustimmung gegeben hat, dass der Teil Deutschlands, der dem Warschauer Pakt angehörte, der Nato beitreten darf, hat man der Sowjetunion zugesichert, dass sich die Nato darüber hinaus keinen Zentimeter weiter nach Osten ausdehnen wird. Diese Zusage wird heute von westlichen Politikern bestritten. Es gibt jedoch Bild- und Tonaufnahmen, die das Gegenteil beweisen. Die Frage eines schriftlichen Vertrages stellte sich zu dem Zeitpunkt nicht, weil die Sowjetunion noch existierte und alle Staaten östlich der ehemaligen DDR dem Warschauer Pakt angehörten.

Die Sowjetunion wurde am 21.12.1991 aufgelöst. 1994 sind die letzten russischen Truppen aus der ehemaligen DDR abgezogen. Nur zweieinhalb Jahre später, auf dem Nato-Gipfel im Juli 1997, wurde Polen, Ungarn und Tschechien der Beitritt zur Nato angeboten. Und das war erst der Anfang.
Franz Scheuer

«Flüchtlingskrise, Corona, jetzt Ukraine – die deutschen Medien berichten auffallend einhellig.» Anne Hänig stellt fest, es müsste differenzierter berichtet werden. Es gibt offensichtlich zwei Arten von Themen. Da wären die Themen, bei denen der Raum für Lösungen immer enger wird. Das betrifft vor allem Aspekte des Klimawandels, aber auch Aspekte der Migration. Hier wird Einhelligkeit immer notwendiger. Andererseits gibt es Themen, bei denen ungelöste Zielkonflikte bestehen, die eine breite Diskussion erfordern. Bei allen Themen ist es jedoch hilfreich, wenn niemand von vornherein ausgeschlossen ist. Im Falle des Ukraine-Kriegs ist es eine offene Frage, ob er hätte vermieden werden können, wenn Putin in stärkerem Ausmass an Diskussionen beteiligt worden wäre, etwa solche die den Nahen Osten betreffen. Das betrifft aber auch grundsätzlichere, etwa über den Klimawandel. Allerdings nordstream 2 war auch eine Form der Einbindung und das hat bekanntlich nicht funktioniert. Was Corona betrifft, so hat sich die in China angewendete Form der Einseitigkeit (in Form von zeitlich überzogenen Quarantäne-Massnahmen) nicht bewährt. Jedoch gerade Corona ist ein Beispiel dafür, wie sich die Notwendigkeit von Differenzierung oder Einhelligkeit ändern kann. Allerdings ist es oft so, dass nur eine Lösung realisiert werden kann und nicht mehrere. Das liegt auch an der Globalisierung. Wo unterschiedliche Erfahrungen aus unterschiedlichen Ländern und Zeiten vorhanden sind, müssen diese genutzt werden. Zumindest müssen alternative Lösungen in der Theorie durchgespielt werden.
Darüber hinaus gibt es gerade bei wichtigen Fragen Zielkonflikte, die gelöst werden müssen in Hinblick auf ein höheres gemeinsames Ziel, dem guten Fortbestehen der Menschheit, nicht nur der eigenen Region. Ein solcher Zielkonflikt besteht auch bezüglich von Menschenrechten. Da wäre etwa der Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Zu den Rechten auf Lebensunterhalt gehört auch das Recht, mehr Kinder in die Welt zu setzen als die eigenen Ressourcen erlauben. Das tangiert das Recht auf Eigentum. Dieses ist – sinnvoll genutzt – ein Mittel gegen das Phänomen «Tragik der Allmend». Das betrifft insbesondere das Übernutzen der Tragfähigkeit der Erde in Bezug auf Kopfzahl und Konsum. Was einige grosse Themen anbelangt, wird der Spielraum der Menschheit für Lösungen immer enger. Gerade das führt dazu, dass ungewohnte, sogar bisher nicht akzeptierte Lösungen in Betracht gezogen werden müssen. Und das wiederum führt dazu, dass es notwendiger wird, die nötige Glaubwürdigkeit zu erlangen, auch indem verschiedene Meinungen diskutiert werden. In diesem Zusammenhang kommt auch der Wissenschaft eine grössere Rolle zu.
Gernot Gwehenberger

Ich kann Ihrer Einschätzung zu einhelliger Berichterstattung nicht folgen. Dafür wird den Vertretern „alternativer“ Meinungen zu viel Raum in der Berichterstattung gegeben. Ich beobachte allerdings eine weit verbreitete Zurückhaltung der Journalisten bei der Befragung der Vertreter der alternativen Meinungen. Warum gibt man sich beispielsweise damit zufrieden, wenn ein Fan der Diplomatie im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine befragt wird, was denn dabei herauskommen soll, antwortet, das wisse er/sie nicht, er/sie sei ja kein Diplomat. Ich halte das für eine schwere Unterlassung. Im Beitrag „Was kann Diplomatie“ Ihres Kollegen Ronald Düker, bezeichnet ein Ex-Botschafter die Diplomatie als „Beihilfe zur Verständigung“. Die Diplomaten seien lediglich „die Handlanger der Herrschenden“. Wenn einer der beteiligten Herrscher glaubt auf dem Schlachtfeld mehr Gewinn zu machen als am Verhandlungstisch, dann wir der weiterkämpfen lassen. Diese Einsicht ist offenbar zu simpel für intellektuelle Geister. Ich vermisse in der Berichterstattung über die Ukraine eine Tatsache, die ich lange für ein fortschrittliches Resultat des ersten Weltkrieges gehalten habe – das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es mit Füßen getreten. Man hat die Welt in Einflusszonen aufgeteilt. Ein Aufstand in Ungarn oder der Tschechoslowakei wurde vom Westen aus beobachtet. Kann man halt nichts machen. Diese Zeiten sind allerdings vorbei.
Nun fordern die Ukrainer ihr Selbstbestimmungsrecht und werden umgehend gebeten doch den Ball flach zu halten, da gäbe es doch eine historische Zugehörigkeit, usw. Viele wünschen sich jetzt den Platz als hilflosen Zuschauer zurück. Muss ein Journalist eine Meinung ernst nehmen, wenn sich ein Rechtspopulist als geistiger Tiefflieger erweist, der offensichtlich im Geschichts-, Gemeinschaftskunde-, Biologie-, Physik-, oder sonstigem Unterricht geschlafen hat? Ich gebe Ihnen allerdings recht, dass es vor der Einwanderungswelle 2015 eine regelrechte Kampagne in den Medien zur Unterstützung der Geflüchteten gab. Die hat der Regierung kaum Spielraum gelassen. Jede andere Lösung wäre in einem medialen Aufschrei verrissen worden. Nachher ist man immer schlauer. Aber hier haben die Medien eine ungute Rolle gespielt. Auch die Corona-Berichterstattung lässt sich aus der Rückschau sicherlich kritisieren. Ich erlaube mir da kein Urteil, weil ich mich persönlich nicht eingeschränkt gefühlt habe. Allerdings wundere ich mich bis heute, warum die Regierung nicht offensiv die Zwickmühle benannt hat in der sie gesteckt hat. Die nennt sich Vorsorgeparadox. Sorge ich rechtzeitig für eine Krise vor, verläuft sie sanfter – und ich setze mich dem Vorwurf aus, mit meinen Maßnahmen überzogen zu haben. Aber wehe ich sorge nicht rechtzeitig vor, dann werde ich eventuell vor Gericht landen. In den Medien kommt dieser Zwiespalt nicht vor. Ich vermisse auch in Zusammenhang mit der Corona-Berichterstattung keine Meinungsvielfalt. Es wurde ausführlich über die alternativen Vorgehensweisen in anderen Ländern berichtet. Allerdings hätte ich mir mehr Informationen über die Erfolge oder Misserfolge diverser Länder gewünscht – in der Rückschau und mit Zahlen belegt. Ja, in der Politik und in den Medien scheint es einen Konsens zu geben, der Bürger sei nicht in der Lage selbst zu denken, wenn man ihm die nötige Information dazu liefert. Liefern Sie Informationen, Argumente pro- und contra. Auch Bürger ohne akademische Ausbildung sind in der Lage zu erkennen, wenn der Kaiser nackt ist.
Bernd Roos

Aus meiner Sicht geht es nicht um die Lieferung von Waffen. Wer über Die Frage der Lieferung von Waffen zum Thema erhebt, weicht dem eigentlichen Thema aus. Niemand „gibt Butter bei die Fische“ und positioniert sich dazu grundsätzlich, was in der Ukraine Wirklichkeit ist, ob diese Wirklichkeit uns berühren oder gleichgültig sein sollte. Welche Auswirkungen hätte das Ende der Waffenlieferung? Darüber wird wenig nachgedacht und kaum debattiert. Journalisten sind auch nur Menschen. Sie werden stets überlegen, ob sie sich sich der „Cancel Culture“ oder dem „Deplatforming“ ausgesetzt sehen, wenn sie Mut zeigen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Der Mainstream der veröffentlichten Meinungen bietet nicht nur dem einzelnen Journalisten Sicherheit, sondern ebenso dem Medium, für das er arbeitet.
R. Reiger

Danke für Ihren Leitartikel! Nun müsste ihn sich Ihre Redaktion nur noch zu Herzen nehmen. Als Trostpflaster ist er ja hoffentlich nicht gedacht.
Thomas Brehm

Es ist lobenswert, dass Anne Hähnig in ihrem Leitkommentar die grundsätzliche Problematik – nicht nur – des journalistischen Informationsaustausches thematisiert. Denn auf der gutgemeinten, nicht selten vielschichtigen Suche nach Fakten und Wahrheit, auf Basis derer man/frau sich mutig des eigenen Verstandes bedienen könnte, lauern oftmals machtvolle (Eigen)Interessen. Nicht zuletzt: Das kritische Hinterfragen und Entflechten des sogenannten Mainstreams verlangt regelmäßig rückhaltlosen, nicht zu unterschätzenden Aufwand. Nicht jede(r) geht dahin, wo es „weh tut“.
Matthias Bartsch

Auf solch einen Artikel habe ich lange gewartet. Dass er sogar als Leitartikel in meiner einzigen Abo-Zeitung erscheint erfreut mich um so mehr. Aus meiner persönlichen Erfahrung im Bekanntenkreis kann ich Ihnen bestätigen, dass die mangelnde Diversität in den Medien eine entscheidende Ursache für sinkende Auflagen, Einschaltquoten etc. ist.
Axel Voss

Manchmal glaube ich, unsere Gesellschaft lebt inzwischen tatsächlich in verschiedenen Realitäten. Hätte ich die letzten knapp 10 Jahre im Dornröschenschlaf verbracht, wäre aufgewacht und hätte Ihren Artikel gelesen – ich wäre entsetzt über dieses Deutschland, das Sie beschreiben! Und ich bin tatsächlich entsetzt über unser Land. Aber aus vollkommen anderen Gründen als Sie. Nichts von dem, was Sie an Vorwürfen vorbringen gegen „die Medien“ (zu denen Sie doch auch gehören, nicht wahr?), kann ich nachvollziehen. Nicht die, die Frieden mit Russland suchen und den Dialog wollen, wurden nicht gehört – sie dröhnten und dröhnen aus allen Löchern – inzwischen weiß man, wes Geistes Kind diese Leute sind und von wem sie finanziert wurden, siehe allein Hubert Seipel. Häme ertragen mussten die, die vor Russlands imperialen Ambitionen gewarnt haben – das waren neben den an Russland grenzenden Staaten auch Journalist:innen (das ist sogar empirisch belegbar!) und wenige Expert:innen, die sich ihren klaren Blick gewahrt haben, und sich von der kollektiven Selbstbeweihräucherung unter Stichworten wie „Wandel durch Handel“ und „Friedensdividende“ nicht haben beirren lassen. Auch an die Corona-Zeit habe ich komplett andere Erinnerungen: hier bin ich auch für eine Aufarbeitung, denn ich will nicht noch einmal erleben, dass ich aggressiv angegangen werde auf der Straße oder im Zug, nur weil ich eine Maske trage. Oder weil ich gegen die Diktatur in Belarus demonstriert habe und mir dann anhören musste, dass ich gegen die „falsche“ Diktatur demonstriere – ich solle doch gefälligst gegen unsere eigene Diktatur losziehen. DIESE Stimmen waren die lautesten und aggressivsten, ob auf der Straße oder in den Medien.
Und allzu oft hatte ich den Eindruck, dass die Politik genau vor diesen Pöblern und Populisten eingeknickt ist. Das hat mir Angst gemacht. Noch mehr Angst macht mir die schlafwandlerische und selbstgefällige Art unseres „besonnenen“ Kanzlers. Meine persönliche Horrorvision geht so:  Deutschland bremst weiter bei der Ukraine-Hilfe, damit sich Olaf Scholz als „Friedenskanzler“ präsentieren kann („Ich habe keinen Taurus geliefert, die Ukraine konnte Russland also nicht wirklich wehtun – siehe Krimbrücke – dafür hat Russland keine Atomwaffen eingesetzt. Ich habe die Welt gerettet.“ Was völliger Bullshit ist, er aber aus reinem Machtinstinkt heraus genau so machen wird). Und dann wird er den Ukrainern sagen: „Jetzt seid doch mal dankbar und willigt in Verhandlungen ein“. Yeah, denkt sich der alte Mann im russischen Bunker und bekommt Appetit auf mehr, zum Beispiel den Suwalki-Korridor oder Moldau oder das kleine Estland. Und zack, sind wir in wenigen Jahren mitten drin im Krieg (auf NATO-Gebiet)! Kurz gefasst: das wird der Krieg sein, den wir heute zu doof sind zu verhindern. Und dann werden mein Sohn und meine Tochter eingezogen (jetzt wird ja die Auswahl-Wehrpflicht für beide Geschlechter diskutiert, was ich grundsätzlich nicht schlecht find. Ziemlich schlecht finde ich aber einen Krieg, den wir heute verhindern können). Da gebe ich doch lieber heute Waffen als morgen meine Kinder!!!
Dass das große Teile der Bevölkerung (noch) nicht verstehen (auch dank tatkräftiger Unterstützung durch Kreml-Trolle, on- und offline!), kann doch nur eine Konsequenz haben: man muss sie mit der harten neuen Realität konfrontieren und es ihnen immer wieder erklären, sie mitnehmen. Und die Leute sind doch nicht doof. Sie haben es doch verdient, dass man ehrlich zu ihnen ist – und ich weiß von einem Abgeordneten des Bundestages, der sich vehement für die Ukraine einsetzt, dass er durchaus auf offene Ohren und Interesse trifft bei den Wählern, auch im Osten! Wir durchleben gerade einen fundamentalen Epochenwechsel, der besonders schmerzhaft ist aufgrund eigener Nachlässigkeit und falscher Gewissheiten. Wer aber einen Funken Verantwortung spürt für die kommenden Generationen und etwas hinüberretten will von der freien Gesellschaftsordnung, in der wir leben, muss sich entschlossen gegen die imperialen Bestrebungen Russlands stellen (dessen Ziel nicht weniger als die Vernichtung der westlichen Gesellschaftsordnung ist) und natürlich denen beistehen, die Russland schon jetzt zu vernichten droht. Und das sind nicht nur die Menschen in der Ukraine, sondern genauso die in Belarus (Stichwort Unterstützung für Langzeit-Diktator Lukaschenko), in Georgien (das „Agenten-Gesetz“), in Syrien oder in Afrika, wo jetzt der russische militärische Geheimdienst GRU das schmutzige Geschäft der Wagner-Truppen übernommen hat und autoritäre Regime stützt (und im Gegenzug Zugriff auf deren Bodenschätze erhält).
Wenn ich mir das alles überlege, habe ich doch einen „Vorwurf“ an die Medien: es wird noch zu wenig über Russlands Machenschaften und die verheerenden globalen Folgen berichtet, nicht zu viel! Und ein Letztes: bitte, bitte hören Sie auf mit populistischem Medien-Bashing – da legen Sie die Axt an die Wurzel unserer Demokratie und machen sich zum billigen Handlanger der Diktatoren dieser Welt. P.S.: Damit mein letzter Absatz nicht falsch verstanden wird: „populistisches Medien-Bashing“ ist etwas ganz anderes als die inhaltliche Auseinandersetzung (die meines Wissens nach NIE jemand in Frage gestellt hat) – ersteres hilft Diktatoren, zweites nicht. P.P.S.: Bei einer inhaltlichen Auseinandersetzung sollte es um Argumente gehen, weniger um Emotionen, die bei Waffenlieferungs-Gegnern, Corona-Sketptikern usw. gern herhalten müssen, wenn sie ihre Position verteidigen. Dafür ist mir die Weltlage aber gerade zu ernst. Und bitte, Frau Hähnig, Behauptungen mit realen Beispielen belegen! Dann wäre ich bereit, Ihre Bedenken ernst zu nehmen.
Ina Rumiantseva


Leserbriefe zu „Die autoritäre Versuchung“ von Maximilian Probst

Die Versuchung konstituiert sich durch das Bedürfnis „Gut zu sein“. Seit der Wende89 klebt der politische Westen an einem Endsieg von Demokratie & Marktwirtschaft – trotz Klimawandel. Dabei offenbart der Klimawandel im Gütermarkt ein Akkumulationssystem, was unabhängig volkswirtschaftlichen Einsichten funktioniert: De facto transformieren Kohlenstoffemissionen ein lebensfreundliches Holozän in ein riskanteres Anthropozän. Das bedeutet, dass die ökologischen Entfaltungsmöglichkeiten sinken. Dadurch wird eine evolutionäre Abwärtsspirale ausgelöst; ähnlich einem Aquarium, wo das Milieu sinkt, und das Fisch-Sterben beginnt – nur im planetarischen Maß, wie uns die IPCC-Berichte mitteilen. Dennoch verweigern westliche Politiker seit Jahrzehnten eine wissenschaftsübergreifende Plausibilitätsprüfung volkswirtschaftlicher Axiome, die einen geistigen Referenzrahmen ohne naturwissenschaftliche Einsichten gewähren. Um es mit Michelangelos Bild der Erschaffung der Welt mit Gottvater & Gottsohn zu illustrieren: der VWL fehlt ein Götterfunke, um knapp 14 Milliarden Jahre Entfaltungsmöglichkeiten aus dem Nichts im Gütermarkt zu erklären. Politikanalytisch leben wir in einem Gottesstaat, wobei das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vom Werden zu verstehen ist. Gott stiftete Zeit & Raum als energetisches Akkumulationssystem, wodurch Gott als Legislative wirkt. Der Mensch übt durch seine „energetische Transfer-Entscheidungen“ die Exekutive aus. Und die Judikative akkumuliert alle energetischen Transfers zu einem kollektiven Willen. Der Gottesstaat ist eine marktwirtschaftliche Ur-Demokratie. Derzeit lautet der akkumulierte Wille der Menschheit durch Kohlenstoffemissionen eine evolutionäre Abwärtsspirale; u. U. inkl. einem Artensterben, was den Menschen als Art nicht ausschließt. Kriege, wie wir sie jetzt erleben sind nur ein Punkt auf einer stärker werdenden Abwärtsspirale. Diese Interpretation jüngerer Geschichte ist der Politik, insbesondere in Deutschland nach dem Bürgerdialog2012, nicht unbekannt.
Matthias Losert

Wie Maximilian Probst das Thema abhandelt, ist wenig hilfreich. Nicht nur Systeme sind autoritär. Die meisten Menschen kommen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung nie über das Stadium von Eltern-Ich und Kindheit-Ich hinaus. Diese Welt besteht aus Befehl und Gehorsam aber auch aus Fürsorge geben und empfangen. Nur wenige Menschen entwickeln ein Erwachsenen-Ich, das in Eigenverantwortung lebt, das den autoritären, wie fürsorglichen Staat nicht braucht und nicht will. Eine liberale Demokratie baut darauf, dass in diesem Sinne „Erwachsene“ das Land gestalten. Die echte also liberale Demokratie wird nicht nur von autoritären Strukturen zerstört, sondern genauso von über-fürsorglichen. Die Führung in China unterscheidet sich in Bezug auf den eigenverantwortlichen Menschen nur wenig vom bundesdeutschen Fürsorge-Staat. Der Aufstieg Chinas zwischen1985 und 2015 war durch sehr liberale Verhältnisse geprägt, die „Erwachsenen“ enorme Spielräume ließ. Diese Zeit ist vorbei. Die westlichen Demokratien ersticken in sozialpolitischer, gesellschaftspolitischer und ökologischer „Über-Fürsorge“ und scheitern zunehmend an deren Verwaltung und Finanzierung. Die liberale Demokratie ist längst suspendiert. Im Wettbewerb stehen offen autoritäre Ordnungen mit westlichen, über-fürsorglichen Scheindemokratien. Diese verlieren den Wettbewerb, weil sie, mit der Verschleierung ihres antiliberalen Charakters, vollkommen ineffizient sind. Man müsste also erst wieder dafür sorgen, aus diesen Scheindemokratien zu richtigen werden. Die liberale Demokratie verliert den Wettbewerb nicht, weil sie schlecht gemacht ist. In Wirklichkeit ist sie „kalt gestellt“ und gar nicht mehr im Wettbewerb. Nur in einigen westlichen Ländern lebt noch etwas Hoffnung auf die Auferstehung einer freiheitlichen Demokratie von „erwachsenen“ Menschen. Deutschland gehört dazu für mich nicht.
Fred Klemm

Der Autor gibt der liberalen Demokratie nur dann eine Chance, wenn sie sich den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zeigt und effizienter wird – weniger Bürokratie, bessere Planungssicherheit, schnellere Umsetzung von Entscheidungen. Dem ist insoweit zuzustimmen. Doch die autoritäre Versuchung vor allem systemisch zu erklären, greift zu kurz. Indem Maximilian Probst die üblichen Erklärungsansätze pauschal als mit großem theoretischem Aufwand betriebene interpretatorische Ablenkungsmanöver abtut, übergeht er leichtfertig wichtige Erkenntnisse. Ein genauer Blick auf die – zugegebenermaßen – sehr unterschiedlichen subjektiven Motive der Demokratieskeptiker in den westlichen Wohlstandsgesellschaften ist unumgänglich. Sie eint vor allem eines: die Furcht vor Veränderung, der Wunsch nach Beibehaltung des materiellen Status quo. Von Politik und Publizistik fühlen sie sich genötigt, ihren gewohnten Lebensstil zu überdenken, von „erpresster Betroffenheit“ (Thomas E. Schmidt) ist gar die Rede, wenn über die Klimafolgen berichtet wird. Autoritäre Populisten wissen dieses Unbehagen geschickt zu nutzen, sie versprechen ein unbeschwertes „Weiter so“; der Klimawandel wird zwar nicht mehr kategorisch geleugnet, aber klimapolitische Maßnahmen generell als freiheitsgefährdend und wohlstandsvernichtend gebrandmarkt. Leider schließen sich dieser Lesart auch zunehmend konservative Medien an. Gewiss ließen sich durch einen beherzten (fossilen) Wachstumskurs, der ökologische Anliegen als zweitrangig erachtet, manche Demokratieskeptiker überzeugen und für die liberale Demokratie zurückgewinnen, doch um den hohen Preis einer weiteren Verschärfung der Klimakrise.
Rüdiger Paul

Mehr Autoritäten heißt womöglich weniger Autoritäre. Was meinen will: In einer liberalen Demokratie wie der unseren seitens der potentiellen Regierungsbeauftragten mehr Autorität zu wagen bedeutet womöglich weniger autoritäre Phantasien bei jenen, die diese Beauftragten wählen. Und gefragt ist da wohl – derzeit vielleicht vermehrt – vor allem Autorität im Fall „Mensch“. Und sollte es noch nicht klar geworden sein: „Autorität“ meint so etwas wie „Expertise“, „Kompetenz“. Eine Person mit Autorität meint hier also eine, die weiß /wovon/ sie spricht und der man das gemeinhin auch anmerken kann. Äußere Merkmale können z.B. verbindlicher Gestus und allgemein verständlicher, sachlicher Sprachgebrauch sein; dies ist indes wohl noch nicht hinreichend — es ist vor allem eine subjektive Frage von erlebter Persönlichkeit und objektiv-beschreibend vermutlich nur schwer zu fassen. In dieser Unbeschreibbarkeit von Autorität im hier gemeinten Sinn liegt einerseits eine Unschärfe, andererseits jedoch auch eine Art Kopierschutz. Eine Person ohne Autorität ist eine, die weiß, wie man /über/ Dinge Reden schwingt, die Affekte zünden — wie das Autoritäre (m/d/w) nun mal gerne tun und so, eben mangels derselben, Autorität vorgaukeln. Was von vielen dann leider wohl auch so wahrgenommen wird. Der Unterschied zwischen Orientierung vermittelnden „Autoritäten“ und Manipulieren wollenden „Autoritären“ wird in Familien, Kindergärten, Schulen und Hochschulen wohl nur selten vermittelt — so denn die Lehrenden (auch Eltern, Geschwister, Verwandte sind Lehrende…) selbst darin einen Unterschied machen können resp. sehen wollen.
Volker Homann

Endlich mal ein Artikel, der sich von dem allgemeinen Meinungseinerlei unterscheidet, dass die Bevölkerung einen allgemeinen Rechtsruck erleidet und ihr nur die Vorteile der Demokratie besser vermittelt werden müssen. Nein, da ist jemand, der nicht in das allgemeine Wehklagen einstimmt, sondern sich wünscht, dass sich die Demokratie aktiv verbessern muss. Übrigens auch Tenor eines Interviews, dass Ihr Haus noch vor wenigen Wochen abgedruckt hat, wenn die Demokratie zeigt, dass sie die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen kann und aktiv den Bürger in diese Lösungen einbindet, dann wird sie auch die erforderliche Zustimmung bei dem Bürger wieder erfahren. De facto gibt es keinen Rechtsruck; es sind nicht auf einmal 22% der 14- bis 29jährigen Nazis. Die Wahl fällt auf die AFD nur mangels Optionen unter den etablierten Parteien. Deshalb wäre es durchaus möglich, hier ganze Wählergruppen zurückzugewinnen. Dafür ist natürlich einiges an Anstrengung erforderlich und die schwierige Notwendigkeit die Blase, die Politiker um sich herum aufgeblasen haben, zu verlassen, eigene Fehler einzugestehen und der Aufbau einer konstruktiven, planvollen und zukunftsorientierten Politik. Kann die Ampelkoalition das leisten? Nein, natürlich nicht. Die SPD regiert mit einem wohl kriminellen Bundeskanzler an der Spitze, der gar keine eigene Meinung zu haben scheint. Die Grünen meinen die Wahrheit gepachtet zu haben und sowieso alles besser zu wissen und die FDP ringt um ihre Klientel. Ein Hühnerhaufen ohne Plan, ohne Zukunft und ohne Konzept, der Einzelmaßnahmen ohne Sinn und Verstand umsetzt, geschweige denn eine irgendwie geartete Vision einer deutschen Zukunft hat.
Volker v. Moers

Nichts geschieht ohne Manipulation, Suggestion und Imagination. Ab einer gewissen Zielsetzung und Vereinnahmungs-Intensität ists kein neckisches Spiel mehr. Übertölpeln wir in diesem Gestaltungsprozess unseren wägenden Verstand, befinden wir uns auf dem Weg zu den letzten Tagen der Menschheit (Karl Kraus um 1912 mit seiner Anklage gegen die hetzende Journaille, die hernach (wir haben doch bloß der Zeitgeist-Meinung Ausdruck verliehen!) ihre Hände in Unschuld wäscht). Im „gemeinsam sind wir stärker!“, immer ausgehend von dem Erfahrungsschatz der Familie als kleinster Zelle partizipierten einst ganze Völkerschaften, ehe sich Herrschaften ihrer annahmen. Zu allen Zeiten animierten, verführten und indoktrinierten Wenige viele zu oft närrischem Tun. (Immerhin bezog sich der treudeutsch geäußerte Wunsch: „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder haben!“ auf die Friedensjahre nach 1871 mit ihrem exorbitanten Aufschwung, der spürbar in Ernüchterung umschlug mit seines Sohnes Hunnenrede und der Ohm Krüger-Parteinahme. Parallelen zum Feindbild-Gesinnungswandel ab der Kanzlerschaft von Frau Doktor Merkel sind augenfällig!) Mag Nachahmer-Verhalten auch zutiefst menschlich sein: Zugehörigkeitswunsch dürfte nie als Feigenblatt-Alimentation für Un- und Unsinns-Taten per se mündiger gelten, die auf befehlende Worte scheinbar gedanken- und alternativlos folgen. Nichts Eitles und zu Recht und Ordnung Erhobenes allein, auch nicht exekutive, judikative Gewalt und deren legislative Aufsichtsorgane innerhalb einer Demokratie stehen über Gerechtigkeits- und Mitmenschlichkeits-Vernunft. Ob über die Freiheit des Christenmenschen oder republikanisch-demokratische Experimente: Sämtlichst kranken sie am bestimmerhierarchischen Gewaltenteilungsprinzip, vom Wahlvolk, dem eigentlichen Souverän in den Sattel gehoben und Zepter schwingend Realitäten enthoben.
Mit solch politischem Konstrukt anarchischer Parteilichkeit bräche jede Familie auseinander – es sei denn, ein Mentalitätsmonster mit seiner Clique hinter sich geriert sich als „guter Hirte“. Dieses Pressing, über „Teile und Herrsche“, „Brot und Spiele“, auch mobbendes Beschuldigen und andere Versuchsballons gehören, gleich ob in Tyrannei, Feudalismus oder freiheitlich liberaleren Regierungsformen zum unverzichtbaren Erfolgs-Repertoire von Ambitionierten, die mittels Schlange stehender Gefolgschaftswilliger, die bedenkenlos ihresgleichen kujonieren – natürlich finanziert aus deren Fleißarbeit – zu Ruhm und Ehre gelangen. Geht´s aufs Ganze, sind in diesem Räuberschach, das sich hohe politische Kunst nennt (und jeder Diplomatie und Sachwalterschaft ehrlichen Wollens Hohn spricht), stets die Bauern erste Opfer. Wie eine Blaupause steht auch für das demokratische Staats und Gesellschafts-Konstrukt die christliche Dreieinigkeit, samt der himmlischen Heerscharen (und deren Konterpart, den Teuflischen), mit ihren irdischen „Dienern“ vervollkommneter Hierarchie Pate – und der daraus geformte Untertan, erbbelastet bis heute, segnet das Gemeinschaftswerk der Kaste der Ministeriellen mit einem „Euer Wille geschehe-Amen“ ab. Solange sich Parlamentarier aus Vereins-, Interessengruppen- und Parteikadern, statt über individuell-meisterliche Persönlichkeit rekrutieren, in die von ihnen auserkorene Regierung agitieren, bewegen sich, von der Landgemeinde bis ins höchste Staatsamt hinein alle Volksvertreter auf fragwürdig tückischem Terrain, eingebettet in mafiöse Räson-Strukturen! Anstatt mit der kolportierten und erwartbaren, verantwortungsvollen Sachwalter-Ermächtigung den Laden zusammenzuhalten, regieren sie in Selbstermächtigung in ihre Finanziers hinein mit dem erwartbaren Resultat eines von vielen Köchen ungenießbar gemachten Breis.
Andreas Weng

Ich freue mich immer wieder doch in jeder Ausgabe der Zeit den ein oder anderen Artikel zu finden, der mich „anspringt“. So ist es auch mit „Die autoritäre Versuchung“. Nicht nur die Diagnose – diagnostizieren können wir im Übermaß – ist stimmig. Vor allem ist es die pointierte Handlungsempfehlung. Wehrhafte Demokratie muss auch ihre Instrumente prüfen und ggf. nutzen. Die Anerkennung der Demokratie als beste aller Regierungsformen steht und fällt jedoch mit der Qualität des Regierungs- und Verwaltungshandelns. Das derzeitige Bestreben nach immer mehr Partizipation, etwa mit Beauftragten, Sondergremien, Bürgerräten oder immer mehr Volksentscheiden und gleichzeitiger Verantwortungsverweigerung macht Demokratie nicht besser. Sie wird immer schwerfälliger. So kommen wir zu unserem lärmenden Stillstand. Ihr Artikel ist ein Hoffnungszeichen.
Bernhard Busch

Haben Sie vielen Dank für Ihren anregenden Beitrag. Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns als Demokraten mittels einer ungewöhnlichen Perspektive überlegen, wie wir die Demokratie stärken und verteidigen können, und uns dabei nicht denkfaul zurücklehnen, indem wir die „Schuld“ bei den Anderen suchen, wenn die Demokratie an Ansehen und Zuspruch verliert. Eine solche Position ist inspirierend und aufrichtig. Was Sie sodann allerdings über die konkurrierenden Diktaturen vorbringen, um zu erkunden, ob diese vielleicht den Demokratien überlegen sind, finde ich ehrlich gesagt seinerseits zum Teil denkfaul bis haarsträubend. Dabei geht es mir überhaupt nicht darum, ob Sie nun autoritäre Systeme in Schutz nehmen; ein solches Gedankenspiel sei durchaus zum Zwecke des Ausleuchtens von Stärken und Schwächen erlaubt. Beispiel China: Sie verweisen darauf, dass uns China mit seinem Solarboom usw. in rasender Geschwindigkeit erneuerbare Energien bringen wird. Darüber, dass dort in rasender Geschwindigkeit erst einmal ein exorbitanter Kohleboom losgetreten wurde, verlieren Sie kein Wort, auch nicht darüber, dass die selbst gesetzten Ziele der chinesischen Regierung erst weit in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts auf Net Zero zusteuern wollen, wenn zuvor beträchtliche, das Klima über alle Maßen schädigende Treibhausgasemissionen in die Luft geblasen sein werden. „Verlassen“ (so Ihre kecke Formulierung) können wir uns also zunächst einmal darauf, dass die Klimakatastrophe von China dramatisch weiter im wahrsten Sinne des Wortes angeheizt wird, von Russland übrigens auch.
Kein Wort über die gewaltsame Unterdrückung und Umerziehung von Uiguren und anderen Minderheiten im Millionen-Maßstab. Zu Ihrem Hinweis auf Saudi-Arabien und den Vergleich mit dem Görlitzer Park in Berlin, den ich schon ziemlich schräg finde, möchte ich gerne anführen, dass Berlin seit der Wiedervereinigung einige Dutzend neue Parks geschaffen hat, wo vorher schon ziemlich viele bestanden haben, und zur Leistungsfähigkeit Saudi-Arabiens auf die jüngste Nachricht darüber verweisen, dass die Planung für die ach so beeindruckende neue lineare Stadt Neom/The Line in der Wüste jüngst mit einem Schlag von 170 auf 2,4 km Länge gestutzt wurde (vgl. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/die-megastadt-auf-wustensand-was-wurde-aus-the-line-11581166.html). Sie wissen wahrscheinlich genau wie ich, dass – so kritikwürdig die Geschichte um den Elbtower sein mag – in der Finanzkrise auch in Dubai einige Projekte ins Stocken gerieten und das alles weit weniger mit dem politischen System als eben mit dem Investitionsklima und allem, was dazu gehört, zu tun hat, was am Ende einer weit sorgfältigeren Analyse bedarf als Ihre schnell dahin gesagte Kritik am Elbtower. Dann würde man auch darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn übermäßig viel investiert wird und ob dies überhaupt gesund ist, was einen beispielsweise zur dramatischen Wohnungsüberproduktionskrise in China zurückführen würde, zu der Sie auch kein Wort verloren haben. Und auch nicht zur völlig überhasteten und viele Menschenleben kostenden Beendigung der Pandemie-Maßnahmen in China. Und nichts dazu, dass Taiwan (das ich wie Sie in vielerlei Hinsicht sehr beeindruckend finde) erst nach einigen Jahrzehnten der autoritären Regierung überhaupt in der Lage war, sich zu einer Demokratie zu wandeln.
Und nichts dazu, wie es Ihnen als Journalist in einem autoritären Umfeld ergehen würde. Ich könnte noch lange weitermachen, obwohl Ihr Artikel ja gar nicht so sehr lang war. Ich würde mir von einer solchen Diskussion, wie Sie sie zu Recht anstoßen wollen, und insbesondere Journalisten wie Ihnen, dann aber wünschen, dass präziser argumentiert wird und nicht so oberflächlich bis verzerrend. Wenn wir bei allem, was wir bei uns zu Recht als Schwächen der Demokratie erkennen, mit falschen Vergleichen kommen, hilft uns das nicht, denn wir können daraus keine plausiblen Schlüsse ziehen, und schon gar nicht durch eine Verengung der Debatte auf die Frage nach einer vermeintlich größeren Handlungsfähigkeit ohne Blick auf die politischen Abwägungen dahinter – Sie würden ja vermutlich auch nicht unsere Verkehrspolitik bei der langsamen Realisierung von Autobahnneubauten (über deren Sinnfälligkeit sich ja ohnehin streiten ließe) mit dem Verweis auf die Geschwindigkeit von Hitlers Autobahnbau kritisieren, nehme ich an.
Uwe Altrock

Die Alternative des Sozialismus hat meiner Wahrnehmung noch bis Anfang der 90er Jahre die liberale Demokratie beeinflusst und mitgeprägt. Und der Wegfall dieses Drucks hat mit die bis heute wirksamen Kräfte des Neoliberalismus (im Kern Markthörigkeit und Verachtung bzw. Minimierung des Staates) gefördert. Dieser Teil der heutigen Ausgangslage ist Herrn Probst leider wohl völlig fremd. Natürlich geht es auch um Regierungs- und Verwaltungspraxis. Aber auch um eine ‚intellektuell satisfaktionsfähige Opposition“ (nach der immer noch aktuellen Selbsterkenntnis von Friedrich Merz), an der es derzeit sowohl bei CDU/CSU wie FDP (was die FDP als Quasiopposition in der Regierung angeht) massiv mangelt. P.S.: Der von Herrn Probst unterstellte ‚klare Kurs Chinas in der Coronakrise‘ – was soll das bitte konkret gewesen sein? Erst das ‚Land rigoros an die Wand zu fahren‘ um dann ebenso rigoros ‚umzusteuern‘? Etwas Aufklärung dazu wäre schön!
Martin Hommel

Leider wahr, dass die Demokratie weltweit an Attraktivität und Staaten verliert. Und natürlich sollte sie „besser werden, entschlossener, schneller, effizienter“ werden, was allerdings nicht „einfach“ ist, schon gar nicht, ohne genau so viele Proteste wegen „Rücksichtslosigkeit“ gegen dieses und jenes zu ernten. Churchill wird der Satz zugeschrieben: „Demokratie ist die schlechteste unter den Regierungsformen — außer allen anderen“. Da ist viel dran, denn was bei den Diktatoren glänzt, ist absolut nicht immer Gold, sondern oft nur Fassade oder gar zensurbedingtes Phantombild. Gleichwohl ist es oft schmerzlich, was — auch — in Demokratien schiefläuft, allerdings nicht (nur) durch die Demokratie an sich, sondern durch Übertreibungen, Mangel an gemeinsinnigen, integren, kompetenten, realistischen und mutigen Demokraten, an Realismusmangel und an überhöhten Ansprüchen und Kurzfrist-, Ego- und fehlerhaftem Denken zu vieler Wähler, medienschaffender und damit auch ihrer Parteien. Gegen all das sind aber natürlich auch Diktaturen nicht gefeit. Besonders wenn sie durch Manipulation, Desinformation, Paranoide Verschwörungs-Botschaften, und Appelle an die inneren Schweinehunde von Wählern und Bevorzugung von Loyalität vor Kompetenz bei Amtsvergaben zur Macht gekommen sind. Die verschiedenen vorgebrachten Ursachen der Demokratie-Skepsis schließen sich ja nicht gegenseitig aus, sie können alle zusammenwirken: Die realen Schwächen der Demokratie und ihrer Vertreter in Regierungen und Parlamenten, die manipulativen desinformativen Propagandatricks der Gegner und Feinde und die Schwächen und Denk- und Priorisierungsfehler vieler Bürger und Wähler selbst.
Und vor allem, welche Diktatur oder welche diktatorischen Experten wollen denn die Bürger, die die Demokratie ablehnen. Etwas anderes und besseres als die abgelehnte Demokratie, klar. Aber welche Alternative? Und ohne jede Missbrauchskontrolle? Wollten die seinerzeitigen Unterstützer von Lenin und seiner Partei das, was im Lauf der Monate und Jahre insbesondere unter Stalin aus dem „Sozialismus“ geworden ist, der zu Beginn mit Ablehnung des Krieges für sich warb, aber später zahlreiche neue Kriege führte? Wollten die Unterstützer der NSDAP seit der Wirtschaftskrise das, was daraus geworden ist? Wollten die Wähler der Hamas seinerzeit, was diese aus dem anfangs vom Volkswillen gestützten Regierung seither gemacht hat? Wollten die Unterstützer Maos die Hungerkatastrophe des „Sprung nach vorn“, die „Kulturrevolution“, die lange zwangsweise Ein-Kind-Politik mit jetzt beginnender Überalterung? Die anfängliche Vertuschung der Corona-Ausbreitung? Wollten die Unterstützer und Treiber der französ. Revolution die Auswüchse des Terrors von Robbespierre und die Jahre langen Kriege Napoleons? Ich glaube, die meisten Unterstützer einer Diktatur stellen sich darunter ganz anderes vor als die meisten anderen Diktatur-Befürworter, und auch der Gedanke „schlimmer als jetzt in dieser Republik kann es gar nicht werden, höchstens besser“ ist allzu oft in und von der Geschichte widerlegt worden.
Ich selbst würde eine „wohlwollende zukunftsverantwortliche“ Klimaschutz-diktatur oder allgemeiner Zukunfts-Schutz-diktatur erwägen, dem Zug der Demokratien in schreckliche Fehler durch Kurzfrist-Denken, Klimahölle und Untergang großer Teile der kommenden Generationen vorzuziehen. Aber wer garantiert mir, dass nicht ganz andere Kräfte und Missbraucher so eine Herrschaft kapern, falls die Bewerber um das „Diktatorenamt“ nicht von vornherein mit ihren Versprechungen gelogen haben und es auch ihnen eigentlich nur um Macht und Reichtum und Ego geht, die sie durch ihre Versprechungen und Verführungen erreichen wollen? Und mindestens alle weiteren Diktaturen würde ich ohnehin strikt ablehnen. Ähnlich würde es wohl Sympathisanten aller sonstiger Formen von Diktaturen gehen. Zum Glück gibt es aber nicht nur schwarz und weiß, nicht nur perfekte Demokratie und absolute totalitäre Diktatur, sondern auch Demokratien, Verfassungen und Kulturen, die weniger von ständigem Blockieren abhängig sind und von lähmenden Rücksichten auf alles und jeden mit jeweiligen Sonderwünschen und oft egoistischen oder von tunnelblicken geleiteten Kurzfrist-Interessen. So gibt es das Mehrheitswahlrecht mit eindeutigeren stabileren Mehrheiten, Präsidialsysteme und Kulturen, wo mehr Vertrauen in den Staat herrscht wie in Schweden oder in Singapur. Und es gibt Führungsfiguren, die nicht nur an die nächste Umfrage, die derzeitigen launischen Forderungen von Mehrheiten und die nächste Wahl denken, sondern auch an das künftige Wohl der Menschen, auch wenn die Maßnahmen und Gesetze dafür im Moment unangenehm sind. All solche Möglichkeiten werden aber von den Demokratie-Verächtern leider fast noch heftiger attackiert, wenn nicht gemobbt, verleumdet und bedroht als die Demokratie selbst. Insgesamt ist es weit besser die fähigen, integren und von realistischer Zukunftsverantwortung geleiteten politischen Kräfte zu unterstützen und zu verteidigen, als nach dem Motto zu verfahren: „Weg mit den grottenschlechten, dann wird’s gut, / wenn ich allein hab auf den Hut.“
Peter Selmke

Der warnende Artikel von Maximilian Probst ist sehr ernst zu nehmen, allein schon wegen der angegeben Fakten und Zahlen – und er zeigt dringenden Handlungsbedarf, will man die Demokratien auf der Welt auf längere Sicht aufrecht erhalten. Da darf man nicht vor entschlossenen Reformationsüberlegungen zurückschrecken, die man vordergründig zwar leicht als „antidemokratisch“ abtun könnte, die in Wahrheit aber als Rosskuren unseren Staaten wesentlich besser helfen könnten als ein weiterer Vormarsch autoritärer Systeme und ihrer Bewunderer. Ich erinnere an den Autor Giganten Arno Schmidt, der schon vor Jahrzehnten sinngemäß schrieb, eine Demokratie, die zur Stimmabgabe unterschiedslos alle berechtige, die das sogenannte Erwachsenenalter erreicht haben, könne niemals funktionieren. Salopp und provokativ schlug er eine einfache Zulassungsprüfung zur Stimmabgabe mit einem ganz bescheidenen Mindestmaß an Anforderungen hinsichtlich Information über Gegenwart und Geschichte vor. Wäre es absurd, diesen Gedanken aufzugreifen? Es wäre einfach, ihn als elitär abzutun, aber angesichts der geschilderten Entwicklungen verdient er eine – wohl auch adaptierende – Überlegung. Schließlich bekommt man ja auch keinen Führerschein, nur weil man achtzehn geworden ist. Ist Demokratie weniger wichtig, oder einfacher? Was hätte Schmidt erst heute gesagt, angesichts der Manipulationsmöglichkeiten durch Medien und Internet, oder der Tatsache, dass ein Herr Trump in den USA reelle Chancen hat, von einer Mehrheit der Bürger – ja eben! – wiedergewählt zu werden, und das nach all dem was man jetzt um ihn weiß? Eine so tiefgreifende Adaptierung des Wahlsystems wäre natürlich sehr heikel und bräuchte größte Umsicht. Aber wäre besser, so weiterzumachen wie bisher und zu warten, bis eine AfD in Deutschland weitere Stimmen gewinnt und irgendwann die Demokratie Schritt für Schritt von innen heraus demoliert, oder gar ein Staatsstreich wie der ernstlich geplante von Prinz Reuß und seiner schwer bewaffneten Gruppe eines Tages Erfolg hat und – horribile dictu –  bis dann gar eine sogenannte Mehrheit hinter sich weiß?
Martin Mumelter

Die Demokratie erschöpft sich nicht allein in ihrer Repräsentation allein. Sie bedeutet eine Denkkultur, die das Individuum in den Mittelpunkt stellt.  Demokratie bedeutet, sich voller Respekt auf Augenhöhe zu begegnen, ohne Herabwürdigung, Verleumdung oder Diffamierung. Demokratie ist offen für Kritik. Hier gibt es keine Sieger und Verlierer. Das bessere Argument allein zählt. Demokratie ohne den Prozess der Aufklärung, ohne die Nutzung des eigenen Verstandes ist nicht vorstellbar. Diese Werte sind die Grundvoraussetzung für die Demokratie. Sie werden jedoch durch die repräsentative Demokratie ersetzt. Diese Art der gesellschaftlichen Organisiertheit sollte in andere Kulturen, andere Traditionen, andere Denkweisen exportiert werden. Der Erfolg blieb aus. Werbung für die Demokratie setzt die Auseinandersetzung mit der Aufklärung voraus.
R. Reiger

Die wichtigsten Gründe für das Akzeptanz-Problem der Wähler liegen meines Erachtens simpel in zwei allgemein-gesellschaftlichen Gründen: – Vor Jahrzehnten war es selbstverständlich, dass nur wirklich „notleidende Menschen“ von staatlicher Unterstützung lebten und dass für andere das Leistungsprinzip galt. Heute fühlt man sich dank der „asozialen Medien“ schon diskriminiert und „verletzt“, wenn man nur eine mäßige Abi-Note bekommt. – Politiker wie Ludwig Ehrhard, Karl Schiller, Franz-Joseph Strauß, Helmut Schmidt etc. hatten akademische Abschlüsse; andere hatten seriöse Berufe gelernt und kannten auch die Arbeitswelt. Heute besetzen Studienabbrecher*innen wie Kevin Kühnert, Annalena Baerbock oder Oliver Krischer politisch hohe Positionen; auch ein promovierter Literat kann Wirtschaftsminister werden, welcher sich dann auf sachkundige Berater zu fast allen Themen verlassen muss. Dumm nur, wenn diese Politiker-Garde von vielen komplexen Themen wie etwa „Elektrizitätswirtschaft“ und deren technische Grundlagen keine Ahnung haben und trotzdem weitreichende Entscheidungen treffen, die von ähnlich ahnungslosen Medien (auch ARD und ZDF) dennoch bejubelt werden, da sie „Klimaneutralität bis 2035“ o.ä. Unsinn versprechen. Wenn dann sachkundige Ingenieure oder Handwerker sich fragen, wie das funktionieren soll, werden sie als „Spielverderber“ oder gar „rechts Orientierte“ eingestuft. Die Beweislast für ein fliegendes Flugzeug liegt bei Boeing; ähnliches gilt für Ministerien, die klar erkennbaren Unsinn vorlegen (Heizungsgesetz). Die liberal-demokratische Performance lässt sich verbessern, wenn (ähnlich wie in vielen Berufen) auch ein „Befähigungsnachweis“ für Regierungsposten vorliegt: Studienabbrecher ohne Berufsausbildung müssten diese erst einmal nachholen; derzeit könnten sie eine hohe Bezahlung durch die Steuerzahler ohne jeden Qualifikationsnachweis – außer Reden -erreichen. Kein Wunder, dass es einige Bürger gruselt!
Wolfgang Ströbele

Sicherlich könnten und sollten viele Demokratien bzw. die verantwortlichen Politiker*innen derselben schneller, entschlossener und effizienter werden, aber die großen Vorteile funktionierender Demokratien, nämlich Rechtsstaatlichkeit, Mitsprache, Begrenzung der Macht und geregelte Machtwechsel ohne Revolutionen, sollten nicht verkannt, sondern den Demokratieverächter*innen bewusst gemacht werden. Was wäre denn, wenn Chinas Diktator – wie Russlands Diktator – die Klimakrise schnuppe wäre? Die Bevölkerung Chinas hätte keine Möglichkeit, seinen Kurs zu korrigieren. Freilich gibt es in Demokratien auch Machtwechsel zum Schlechteren hin sowie falsche und zu späte, möglicherweise fatale Entscheidungen, z. B. hinsichtlich der Klimakrise oder der (unzureichenden) militärischen Unterstützung der Ukraine. Demokratien bedürfen eben einer aufgeklärten und freiheitsliebenden Bevölkerung, sonst werden sie illiberal oder sogar zur Diktatur, wie es in Russland zu beobachten war. Als Schwuler ist mir zudem bewusst, dass Demokratien mit einer großenteils illiberalen und/oder religiös verblendeten Bevölkerung leicht zur Diktatur einer von Vorurteilen bestimmten Mehrheit über eine der Lebensweise und den Wertvorstellungen dieses Bevölkerungsteils nicht entsprechenden Minderheit werden können. Die Homosexuellenverfolgung in Ghana (https://www.lsvd.de/de/ct/4054-lsbti-ghana und https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-02/lgbtq-ghana-homosexualitaet-strafen-menschenrechte) und im Irak (https://www.dw.com/de/irak-stellt-homosexualit%C3%A4t-unter-strafe/a-68941862 und https://www.queer.de/detail.php?article_id=49328) zeigen es gerade wieder – und auch die Bundesrepublik Deutschland hat Schwule jahrzehntelang verfolgt und ins Gefängnis gesteckt. Und damit sind wir nun doch wieder bei den „Defiziten im Subjekt“: Jede Demokratie ist nur so gut wie die Bevölkerung, die sie trägt, und Bildung, Freiheitsliebe sowie die daraus resultierenden Wahlentscheidungen gegen die Feind*innen von Demokratie und Freiheit sind die Bedingungen für ihren Bestand.
Ulrich Willmes


Leserbriefe zu „Klar, der Patrick war‘s“ von Bernd Ulrich

Nach dem Lesen Ihres Artikels war ich ein wenig enttäuscht. Über das, was unerwähnt blieb. Welche fachliche Lücke Herr Graichen im Ministerium hinterlassen hat. Hat Herr Habeck bei seinem Ausscheiden zwar schon bemerkt, dies aber glaubwürdiger wird, wenn dies von außen gewürdigt worden wäre. Warum Herr Habeck ins straucheln geriet und nicht kommunizieren konnte, was Herr Graichen fast traumwandlerisch und perfekt auch praktisch erklären kann. Sein Wirken in der Agora, seine Durchsetzungsfähigkeit auch gegen Angriffe z. B. zur Wärmepumpe und den effizienten Einsatzmöglichkeiten mit immer sachlich fachlichen Argumenten und in ruhiger Art dies über zubringen fehlt jetzt im Ministerium, bei den jetzt Tätigen und den die den Minister beratenden unbedarft denkenden und schaffenden Theoretikern. Seit seinem Ausscheiden gibt es keine vergleichbare Öffentlichkeitsarbeit. Dazu lesenswert die Agora Studie: Durchbruch der Wärmepumpe, Praxisoptionen für eine effiziente Wärmewende im Gebäude Bestand von Okt. 2022. Wer die Administration von innen kennt, weiß wie wichtig Fachkompetenz, Hintergrund Wissen, das Netzwerk und Fähigkeit das beschlossene umsetzen zu können für den Erfolg ist. Was Herrn Graichen fehlte, war die Rückendeckung zu dem, was in den Vorgänger Regierungen beim Besetzen wichtiger Posten immer ähnlich gehandhabt und die Regel war, hier nie beanstandet und gerügt wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, das mit Ihm die Wärmepumpe von jetzt auf gleich im politischen Diskurs in Zweifel geraten wäre. Den Experten beim Fraunhofer ISE und Ihm und seinem Team bei Agora Energiewende sind der starke Markt Hochlauf zu verdanken. Ebenso die angestoßenen Anstrengungen bei den Herstellern schnell Kapazitäten für die industrielle Fertigung zu schaffen, um die bekannten Verkaufserfolge zu erzielen, für die Zukunft abzusichern. Die Zeit wird zeigen, dass die derzeit rückläufigen Verkäufe vorübergehend sind und bei zurückkehren dem Vertrauen in diese Technologie, diese Technik als zentraler Bestandteil der Energiewende nicht mehr weg zu denken sein wird.
Klaus Everts

Die Weinerlichkeit über das gescheiterte Heizungsgesetz ist nicht auszuhalten. Wollte Deutschland wirklich etwas für das Weltklima tun, müsste ganz auf Heizung verzichtet werden. Dafür braucht man einen harten Hund und Grün ist dafür ganz sicher nicht die richtige Farbe. Um die Macht im Land zu ergreifen und zu sichern, reicht dieses windige Thema „Klimarettung“ einfach nicht aus. Kriegstüchtigkeit wäre da schon besser und die Grünen sind ja dran. Aber auch dafür fehlt das Geld. Die bittere Wahrheit ist, für grüne Politik muss ein Land märchenhaft reich sein, ohne Winter und russischer Bedrohung. Patrick Graichen, Robert Habeck und die Grünen sollten ihr Glück am Persischen Golf versuchen. Die haben dort alles, was es braucht für grüne Politik. Und deren Bedarf an Grün und Gleichberechtigung ist riesig. Die Grünen würden uns fehlen aber für eine gute Sache sind wir Deutschen zu diesem Opfer von ganzem Herzen bereit.
Fred Klemm

“ Eigentlich ist er ganz nett, und er hat doch auch nur das Beste gewollt! “ Was für eine bemerkenswerte “Meinungs“äußerung zu einer Thematik, die auch für unser Land von außergewöhnlicher Tragweite ist. Eine längere Kolumne über ein Projekt, das unausgegoren und völlig Ideologie-getrieben war. So wie das bei den Grünen häufig zu beobachten ist. Deshalb wohl auch bei dem Autor wohlgelitten und von ihm als fast bedeutungslose Bagatelle eingestuft und kommentiert…Unglaublich …. Graichen und das zuständige Ministerium haben doch nur das Beste gewollt…. Und es war doch alles so dringend erforderlich…Diese ganze Zeitungsseite ist eine gemeinsame Beweihräucherung von grün verbohrten Gleichgesinnten bei einer Tasse Kaffee. Erfreulicherweise ist ein großer Teil des Kaffees verschüttet worden. War nix! Ich bin aber sicher, dass weitere ähnliche Grünen-basierte politische Rohrkrepierer und daraus folgende journalistische Glanzleistungen in Aussicht sind ….
Hans-Eike Wiemer

Dr. Graichen ist simpel an dürftigen Fach-Kenntnissen zu Energie und insbesondere zum komplexen Stromsystem gescheitert. Die „widerwillige“ Ministeriumsumgebung könnte er auch seiner mickrigen Qualifikation und Lernbereitschaft zuordnen: Eine qualifizierte Fachbeamtenschaft merkt so etwas schnell. Dass etwa flächendeckend Wärmepumpen in einer historischen Altstadt genauso fehl am Platze sind wie bei sehr dichtem Geschoß-Wohnungsbau bzw. Bürotürmen, hätte ihm bspw. jeder sagen können, der Stadtwerke mit Fernwärme kennt. Selbstüberschätzung kombiniert mit einer häufig anzutreffenden Haltung: „Gute Absichten reichen schon für funktionierende Ergebnisse aus“ führen bald zum Scheitern der GRÜNEN. Real wissen sie nämlich sachlich viel zu wenig über die Aufgaben, vor denen sie und wir stehen: Dunning-Kruger lassen grüßen!
Wolfgang Ströbele

Der Artikel ist soooo GUT! In den letzten Jahren habe ich in der ZEIT, kaum einen vergleichbar guten und klaren Artikel gelesen. Meine Hochachtung! Entgegen den jahrzehntelang verbreiteten „Weiter – So Beruhigungspillen“, hat nun zum Thema Klima/Energiewende, endlich jemand (u. a. Patrick Graichen und sein Chef) Klartext gesprochen. Und dann auch noch mit der Umsetzung „gedroht“! Das das in die Hose ging, verdanken wir auch der massiven Gegnerschaft, angeführt von BILD & Co. Die dabei eingesetzten „Methoden und deren Akteure“ erleben wir erneut auch dieser Tage bei anderen Themen. Dabei immer wieder der identische Ansatz: Es soll sich nichts verändern und vor allem: Es darf nichts kosten! Die dicksten, größten Autos, die größten und klimaschädlichsten Häuser und der oftmalige Urlaub p. a. sind im Fokus. Wenn das garantiert ist, dann ist alles gut und dringend notwendige Veränderungen werden in die Zukunft verschoben. Leider haben in diesem „Anti-Grünen-Rausch“, dann viele noch schnell eine fossile Heizung und einen noch größeren Verbrenner gekauft. Der Wunsch: Die für 2028 angekündigte CO2-Zertifikate-Verknappung wird schon auch noch an uns vorbeigehen. Genauso, wie es dieser Tage auch mit dem geplant neuen Energiegesetz passiert ist. Auch hier haben die bestens bekannten Akteure, eine angemessene Gesetzgebung wieder erfolgreich verhindert.
Klaus Frankenberger

Sehr eindrucksvoll schildern Sie das Erlebte von Herrn Graichen. Sehr ehrlich finde ich, dass Statement von ihm, dass wegen der hohen Bearbeitungsgeschwindigkeit von Herrn Graichen Fehler letztendlich mit einkalkuliert wurden. Das politische Vorgehen – hier bei der Energieversorgung – erinnert mich an die Managementform „Management by destroyment“. Am Beispiel der Stilllegung von funktionierenden Kraftwerken, ohne vorher entsprechenden Ersatz zu erstellen wird deutlich wie seitens der Regierenden vorgegangen wird. Grundsätzlich ist es unbestritten richtig, die Verbrennung von fossilen Energieträgern langfristig einzustellen. Es ist aber töricht, sich in unmittelbare Not und Abhängigkeit zu begeben. Deutschland ist nun mittlerweile ein Netto-Strom-Importeur mit aktuell etwa 10% vom Strombedarf in Deutschland. Des Weiteren scheint beim BMWI die Herausforderung, wie ein Stromnetz mit 100% regenerativer Stromerzeugung“ gestaltet und betrieben werden kann, schlicht weg unterschätzt zu werden. Wie man Strom bei Dunkelflaute bereitstellt, ist nicht geklärt außer, dass man dann den Strom vom Nachbarn bezieht. Hier ist dringend mehr Sorgfalt und Augenmerk für eine sicher Stromversorgung nötig. Bei den weitgesteckten Zielen, was wir in Deutschland alles mit Strom betreiben wollen, wie beispielsweise Heizungen und Autos fehlt mir ein sinnvolles Herangehen, wie die entsprechende Stromproduktion gestaltet werden kann. Danke für die interessante Darstellung
T. Gruber

Im Artikel wurden die drei wichtigen Impulse für den Streit ums Heizungsgesetz unterschlagen: Das Dienstvergehen eines Ministeriummitarbeiters, der den frühen Entwurf an die Presse gab, die Lüge der Bild-Zeitung, dass bald alle neue Heizungen kaufen müssen, und die falsche Regierungsarbeit der FDP, die die Abgleichung mit anderen Interessen und Vorgaben in den Medien statt in der üblichen Ressortabstimmung durchführte. So wurde davon abgelenkt, dass vieles von „Habecks Heizungs-Hammer“ schon im Gebäudeenergiegesetz der Großen Koalition stand – auch ein Betriebsverbot für alte Ölheizungen (§72)! Angesichts der vielen Lügen- und Schmutzattacken der letzten Monate ist es doch bewundernswert, dass die Grünen die verhetzte Polarisierung nicht mitmachen, sondern weiterhin die demokratischen Gepflogenheiten befolgen und konstruktiv mitregieren.
Peter Boye

Ich bekenne, dass ich zu denen gehöre, „die sich noch schnell eine fossile Heizung … gekauft haben“, wie es in Ihrem Artikel nicht ohne Schadenfreude vor den Folgen ab 2028 heißt. Aber weder bin ich vom „Anti-Graichen-“ und schon gar nicht vom „Anti-Grünen-Rausch“ benebelt gewesen, ich hatte schlicht keine andere Wahl. Ich vermiete in einem Altbau einer deutschen Großstadt eine Wohnung. Dort fiel Anfang Dezember 2023 die Gas-Etagen-Heizung aus. Mehrere Installationsfirmen bestätigten, dass eine Reparatur nicht mehr möglich sei. Daraufhin suchte ich Beratung bei der Stadt, Beratung bei der Verbraucherzentrale des Landes, Beratung bei „Haus und Grund“ schließlich bei vier Installationsfirmen, alle mit dem gleichen Ergebnis: Übereinstimmend erklärten sie mir, dass es unter diesen Umständen im Moment keine Alternative zu einer neuen Gastherme gibt. Der Ärger über das GEG kam bei mir von einer Forderung, die technisch schlicht nicht umzusetzen war – bei allem guten Willen und hohem persönlichen Einsatz. Es kann keine Rede davon sein, dass ich – wie Ihre Formulierung nahe legt – aus Uneinsichtigkeit in die klimapolitischen Entscheidungen noch schnell ein Schnäppchen machen wollte, das mir 2028 auf die Füße fallen würde. Ich vermute, viel Frust über „die Politiker“ und „die Eliten“ kommen aus dem Ton der Belehrung und moralischen Bewertung, die ich auch aus Ihren Schlusssätzen höre.
Manfred Bender

Sie haben meines Erachtens völlig recht mit Ihrer impliziten Empfehlung: Die Politiker*innen der Grünen sollten endlich aufhören, wahlweise vor der FDP, der Bild-Zeitung, den Traktorbesitzer*innen, den Hausbesitzer*innen, den SUV-Besitzer*innen, den Unternehmensbesitzer*innen oder sonstigen Besitzenden zu kuschen. Damit verraten sie nicht nur die Ziele der Grünen. Sie gewinnen damit auch keine neuen Wähler*innen, verprellen aber die Stammwähler*innen. Hätte Herr Wissing autofreie Wochenenden diktiert, anstatt z. B. – wie es sinnvoll wäre – ein Tempolimit einzuführen oder den CO2-Ausstoß im Bereich Verkehr durch Abschaffung des Dieselprivilegs, der Pendlerpauschale, des Dienstwagenprivilegs und der Steuerbefreiung von Kerosin für Inlandsflüge zu verringern (siehe den Artikel „Frisch erforscht. Wie der Staat CO2-Ausstoß belohnt“ von Stefan Schmitt in der gleichen ZEIT-Ausgabe), hätten die Stammwähler*innen der Grünen diese Maßnahme schon richtig einzuordnen gewusst – und nach jenen Wähler*innen, die mal die FDP, mal die AfD und mal irgendeine andere Partei wählen, sollten die Politiker*innen der Grünen meines Erachtens sowieso nicht schielen. Freilich müssten sich die Politiker*innen der Grünen dann von der Idee verabschieden, die Grünen zur Volkspartei machen zu können. Aber mit einer Politik, die nicht zuvörderst den jetzt in Deutschland lebenden Menschen für die nächsten vier oder fünf Jahre jedenfalls materiell nützt, sondern künftigen Generationen, kann eine Partei sowieso nicht zur Über-50-Prozent-Partei werden.
Ulrich Willmes

In Ihrem Beitrag, „Klar, der Patrick war‘s“ vom 25. April in Ihrer Zeitung schreiben Sie eher zum Ende Ihres Beitrages „… diese Politik endete damit, dass die Leute ausgerechnet jene Geräte, die Ihnen die Zumutung eines anderen nachhaltigen Lebens ersparen sollten, selbst als Zumutung empfinden. Geräte wie z.B. eine Wärmepumpe, oder ein E-Auto. So kollabierten in Jahrzehnten aufgetürmte, immer ambitioniertere Klimaziele exakt in dem Moment, in dem sie ernstlich verfolgt wurden, Heizungen und Verbrennungsmotoren ein Verfallsdatum bekamen…“ Im Kontext dieser Problematik stellt sich aus meiner Sicht die Frage, ob es diesbezüglich eine hinreichende Problemanalyse bzw. eine möglichst profunde Diagnose gab. Nur die richtige Diagnose ermöglicht eine bestmögliche Therapie. So stellt sich die Frage, ob das Problem tatsächlich die Motoren der Autos oder die Heizungen in den Gebäuden sind, oder nicht viel mehr die fossilen Kraftstoffe bzw. die fossilen Brennstoffe. Stünden neue Kraft- und Brennstoffe gemäß Klimaschutzschutzvorgaben zur Verfügung, wären diese Probleme gelöst – übrigens im gesamten Mobilitätsbereich, also auch bei den Schiffen, bei den Flugzeugen, bei der Bahn etc. und tatsächlich weltweit.
Als es damals den Übergang von Frau Merkel zu Herrn Trittin als Ressortchef im Bundesumweltministerium gab, und Herr Graichen Referatsleiter wurde, war ich Mitglied im Rat von Sachverständigen für Umweltfragen (SRU). Seit dieser Zeit beschäftige ich mich mit dem Energiethema. Am Ende geht es um die Grundphilosophie einer „All-Electric-Society“ oder um „Elektronen und Moleküle“. Und zwar jeweils unter der Maßgabe, die Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Trotz des inzwischen in Deutschland erfolgten Ausbaus der erneuerbaren Energien (Windkraft und PV) leisten diese über das Gesamtenergiesystem hinweg lediglich etwa 8-9%. Der Anteil der fossilen Energieträger beträgt gut 80%. Den Rest von etwa 10-12% leisten die alten erneuerbaren Energien (v. a. Holz). Es wird nicht ohne „neue“ Moleküle gehen. Somit stellt sich die Frage, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder nochmals neu ansetzen sollten. Nur wer die wirklich richtigen Fragen stellt, wird auch die wirklich richtigen Antworten erhalten. Dabei ist Technologieoffenheit, insbesondere im Bereich der Forschung eine unabdingbare Voraussetzung.
Reinhard Hüttl


Leserbriefe zu „Eingemauert in Plattitüden“ von Jens Jessen

„Eingemauert in Plattitüden“? Die Gestaltung dieser Seite ist eine! Im Umgang mit größeren Textmengen immer an Handsatz denken; das macht nüchtern.
Paul Zwirchmayr

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. „Jede Gegenwart produziert ihr eigenes Sprachdickicht.“ Die Graphik neben dem Text erinnert an Strömungen oder Flüsse (flows).

Anstelle von Teilchen strömen Floskeln.
Klaus Miltenberger

Ein sehr guter Artikel im Feuilleton, Sprachanalyse wird heute weitgehend vernachlässigt. Wir hatten das vor 50 Jahren im Fach Deutsch in der Schule, und nicht nur ich habe davon sehr profitiert. Das „garnieren“ von Inhalten mit Plattitüden hat nicht nur meine Englischzensur signifikant verbessert. „In my opinion…“ hat stets beeindruckt, aber das Zauberwort war „nevertheless“. Ich glaube nicht, dass sich der Zeitgeist ein Gefängnis aus nichtssagenden Formeln baut, aber: Plattitüden fördern das Schubladendenken, und das kann gefährlich sein. Insbesondere für die, die Formeln und Floskeln nicht als solche erkennen. Das muss geübt werden. Nevertheless, es gilt auch in der „ZEIT“ der Satz von Rudolf Augstein: „Sagen, was ist“.
Heiner Wenk

Der höchst informative Artikel versammelt eine Fülle von gestanzten Gemeinplätzen der Gegenwartssprache, die einer negativen pessimistischen Weltsicht entspringen. Auf der anderen Seite bemerke ich im persönlichen Umgang eine auffällige Zunahme von warmherzigen Ausdrücken einer übertriebenen Zuwendung, sozusagen „Drückformeln“ einer verbalen Umarmung. An erster Stelle steht hier das meistens mehrfach beteuerte „Alles gut“, das auch bei geringfügigsten Anlässen die ganze Welt in ein mildtätiges, gefälliges Licht rückt. „Pass schon“ ist auch so ein seelischer “Fliesenschneider“.
Ludwig Engstler-Barocco

Sie sprechen mir aus der Seele. Die Problematik findet sich nicht nur bei politischen Schwadroneuren. Schon seit einiger Zeit beobachte ich auch in seriösen Print-Medien oder auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern eine Inflation von nichtssagenden Floskeln, gepaart mit ex- und impliziten Wertungen. Berichte und Kommentare sind vielfach kaum noch zu unterscheiden. Ich wünsche mir, dass seriöse Medien zunächst berichten. Dann auch – gerne kritisch – kommentieren und so politische Gesprächspartner zu mehr Klarheit und Genauigkeit zwingen. In diesem Sinne viel Erfolg und beste Grüße
Bernhard Busch

Da gibt es ja viele Plattitüden. Mir fehlt noch die Formel vom „breiten“ oder „guten“ »aufgestellt« sein. Das ist doch eine militärische Metapher? OK, beim Schachspiel könne man nach Spielzügen auch „aufgestellt“ sein. Oder…Aber sonst?
Gerhard Schroeder

Die vom Autor genannten Floskeln lassen sich mühelos erweitern:. „Im Fokus“ steht etwas, seit ein Magazin aus dem Hause Burda mit diesem Namen 1993 auf den Markt kam. Seit Corona gibt es kaum mehr einen Alltagssatz, der ohne „Herausforderung“ auskommt. „Nachhaltig“ wurde in der Umweltpolitik gebraucht, um beim Verbrauch von Rohstoffen Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen zu nehmen. Heute wird es dauerhaft falsch gebraucht für dauerhaft oder für nachdrücklich. Eine „Philosophie“ hat jeder Wurstverkäufer, aber auch jede Behörde. Ebenso „Kultur“ -von „Arbeitskultur“ bis „Pausenkultur“. „Arbeit “ ist sowieso alles, was wir tun, von „kultureller Arbeit“ bis zur „Trauerarbeit“. Je weniger ehrlich jemand kommuniziert, umso mehr betont er „ehrlich gesagt“ und „ehrlich machen“. Da das Wort Gottes in den Kirchen kaum noch Gehör findet, verkündet jede Behörde ihre „Botschaft“. Weitere Beispiele verbreiteter Floskeln: „Qualität“, „Paradigmenwechsel“, ,,Perspektivenwechsel “,,, gleiche Augenhöhe“, „Achtsamkeit“, „Demut“, „Desaster“, „klare Kante“, „Zeichen setzen“, „Geld in die Hand nehmen“, „Narrativ“, „Erzählung“, „im Format“, „ zeitnah“, „was macht das mit Dir“, „das geht gar nicht“, „definitiv“, „emotional“, „gefühlt“, „betroffen“, „hart arbeiten“, „alles gut“, „unfassbar“, „spannend“, „wertgeschätzt“, „fremdschämen“, „krachend gescheitert“ „zielführend“, „suboptimal“,„ aus der Zeit gefallen“, „liefern“, “generieren“.
Peter-Christian Kunkel

Es gilt einen sanften Ausstieg aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum zu finden. Die Menschheit hat diesbezüglich ein Rationierungsproblem. Diese Aufgabe hat auch einen mathematischen Aspekt. Das sollte auch einen Einfluss auf den Schreibstil haben. In der Mathematik, wie in anderen Naturwissenschaften wie Physik und Chemie, ist es eher unüblich, bei einer Veröffentlichung das Rad neu zu erklären. Es gilt also nicht, etwas bereits Bekanntes möglichst originell und neu zu beschreiben. Ausser es ergibt sich ein neuer Lösungsansatz. Allerdings, als Zusatz oder Ergänzung von Veröffentlichungen wäre ein «Ceterum censeo» oftmals angebracht. Vorbild wären die Worte des römischen Staatsmanns Cato dem Älteren: «Ceterum censeo Cartaginem esse delendam» (übrigens meine ich Cartago soll zerstört werden). Passend für heute ist die Version von Bernhard Grzimek: «Ceterum censeo progeniem hominum esse diminuendam» (übrigens meine ich, dass die Nachkommenschaft der Menschen abnehmen muss). In der Mathematik wird referenziert, wenn vorhandenes Wissen nicht ohnehin schon Allgemeingut ist. Man baut so auf dem Vorhandenen auf mit dem Ziel, bei der Lösung eines Problems weiter zu kommen. Beim Rationierungs-Problem der Menschheit wäre etwas Ähnliches notwendig. Das hiesse aber, dass es einen ähnlich breiten Konsens über das was «notwendig und hinreichend ist» (Anmerkung: eine in der Mathematik übliche Formulierung) um der Menschheit ein gutes Fortbestehen zu sichern. Dabei wäre es ein Fortschritt, wenn bei den Lösungs-Versuchen ein ähnlich konsistentes und präzises Vokabular verwendet würde, wie in der Mathematik. Das ist aber leider nur bedingt der Fall. Übrigens hat man den Eindruck, das Beschäftigen mit dem Zukunftsproblem wird oft genutzt als Alternative wenn man mit Mathematik nichts am Hut hat. Zudem wären vermutlich Artikel, die zu ausschliesslich die mathematische Seite behandeln, für einen grossen Teil der Leser kein gern genutzter Lesestoff.
Ein Ausweg wäre, dass man beides behandelt, die mathematische Seite kombiniert mit der eigenen oder mit fremden Lebenserfahrungen. Als Beispiel für die Verwendung der Mathematik folgt hier eine Anwendung der Geometrie, indem man eine Linie zwischen zwei Extrempunkten beschreibt, auf der die Lösung liegen muss. So kann man die Problematik der Aufgabenstellung auch darstellen mit zwei Beispielen aus dem Tierreich. Das hätte dazu noch den Vorteil, dass damit die Sonderstellung der Menschen relativiert wird. Also, wo die Lösung liegen kann und muss, zeigen zwei Beispiele aus dem Tierreich. Die Lösung müsste auf einer Linie liegen, die zwei Endpunkte verbindet. Ein Endpunkt ist definiert durch das Verhalten der Sibirischen Schneeeulen. Der andere Endpunkt durch die Situation der Berberaffen am Affenberg von Salem. Die Sibirischen Schneeeulen haben weniger Küken, wenn es weniger Lemmingen gibt. Sie passen also ihr Reproduktionsverhalten den begrenzten Ressourcen an. Nun zum anderen Endpunkt. Den Berberaffen in Salem geht es beneidenswert gut. Sie leben ihr Sozialverhalten ähnlich aus wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auf dem 20 Hektar großen Affenberg herrscht ewiger Frieden zwischen den drei Affen-Gruppen. Der Grund für den Frieden ist wohl eher menschenunwürdig. Um Inzucht und zu hohe Kopfzahl zu vermeiden, wird die Reproduktion der Affen über Chips mit Hormonen gesteuert. Die genannte Linie steht für den Bereich zwischen den Zielen «Zukunft durch Eigenverantwortung» und «Zukunft durch notwendige Beeinflussung von außen oder eben den Zwang der Realität.» Irgendwo dazwischen müsste eine Lösung machbar sein. Interessant wäre eine Umfrage: Wer würde lieber auf einem Planeten leben, auf dem dank der Salem-Methode (oder einer ähnlichen Methode) ewiger Frieden herrscht? Und wer lieber auf einem Planeten, der wegen ungesteuertem Wachstum vor die Hunde (Klima, Kriege) zu gehen droht?
Gernot Gwehenberger

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe ihn mit wachsendem Vergnügen gelesen. Ihre Analyse deckt sich mit meinen Beobachtungen. Leider kann ich meinen Frust über die allgegenwärtigen Sprechblasen nicht so geschliffen zu Papier bringen wie Sie. Darf ich mir einen weiteren Beitrag zum Thema Management- und Beratersprache wünschen? Dort werden für altbekannte Tatsachen, Abläufe oder Tätigkeiten immer neue Begriffe gestanzt, um alten Wein in angeblich neuen Schläuchen zu verkaufen. Nach kürzester Zeit übernehmen alle Organisationsebenen die neuen Begriffe wohlwissend, dass nur heiße Luft dahintersteckt. Aber niemand traut sich diesen Schwachsinn zu entlarven und dagegen aufzustehen. Heute steht nicht der Kaiser, sondern der Vorstandsvorsitzende nackt da, und keiner wagt es diese Tatsache anzusprechen. Sicherlich haben Sie schon von Bullshit Bingo gehört. Während einer Besprechung macht man ein Kreuz, sobald eine bestimmte Worthülse benutzt wird. Wer drei Kreuze hinter einem Begriff zusammen hat ruft „bullshit Bingo!“.
Bernd Roos


Leserbriefe zu „Schröpft die Ampel die Jüngeren?“ Streit von Johannes Winkel und Hubertus Heil

Ich möchte Sie auf vier fundamentale Fehler aufmerksam machen, die Ihnen bei der Beurteilung der Rentenlage unterlaufen: Erstens: Für die Beurteilung der Tragfähigkeit von Rentenbeiträgen ziehen Sie nur das sich verschlechternde Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern heran (demografische Entwicklung) und unterschlagen damit die wichtige volkswirtschaftliche Entwicklung der Produktivitätssteigerung und damit die sich daraus ergebenden steigenden Einkommen der Erwerbstätigen, die den maßgebenden Grund für die Tragfähigkeit der Beitragsbelastung darstellen. Wenn man die Produktivitätssteigerungen berücksichtigt, die der Sachverständige Werding in seinen Simulationen der wirtschaftlichen Entwicklung bis zum Jahre 2080 unterstellt hat, und die von ihm ermittelte Beitragssatzentwicklung bei einer angenommenen Rentenniveauhöhe von 50 Prozent, dann ergibt sich, dass das Nettoeinkommen der Erwerbstätigen – also Bruttoeinkommen unter Abzug der auf über 30 Prozent gestiegenen Beitragssätze – um über 100 Prozent steigt. Die Realeinkommenssteigerung überkompensiert die Belastungswirkung höherer Beiträge deutlich und lässt die höheren Beiträge bei dem stark gestiegenen Wohlstandsniveau tragbar erscheinen. Die Vermutung, dass das Nettoeinkommen der Erwerbstätigen sinkt, wenn die Renten ein den Lebensstandard sicherndes Niveau aufweisen, ist deshalb falsch.
Zweitens: Die Klage über steigende Beiträge ist in unserem Rentensystem, das die Alterssicherung durch diese Form des Sparens anstrebt, unberechtigt. Sie vernachlässigt, dass die Beiträge nicht – wie es im Fall der zu zahlenden Steuern der Fall ist – ohne individuelle Gegenleistung gezahlt werden müssen. Im Gegenteil dienen die geleisteten Beiträge nicht nur der Finanzierung der gegenwärtigen Rentnergeneration, sondern verschaffen auch den Beitragszahlern einen eigentums- ähnlichen Anspruch auf eine – wenn Rentenniveau und Beiträge auseichend hoch sind – eigene auskömmliche Rente. Drittens: Die gewünschte, aber nicht erwartete Sicherheit der Rente besteht darin, dass jetzt und in der Zukunft ein Rentenniveau ermöglicht wird, das den Lebensstandard sichert und Altersarmut der Rentner vermeidet. Wie oben aufgezeigt, ist die Zahlung eines ausreichenden Rentenniveaus möglich, wenn sog. Rentenreformen vermieden werden, die das Rentenniveau absenken. Das gegenwärtig abgesicherte Rentenniveau von 48 Prozent ist, wie viele gegenwärtige Armutsrenten es bestätigen, unzureichend. Die Rentenniveauabsenkung unter 53 Prozent, die durch die Agendapolitik der Schröder-Regierung verursacht wurde, war – worauf der langjährige Vorsitzende des Sozialbeirats der Bundesregierung Winfried Schmähl immer wieder deutlich hinwies – nicht die Lösung, sondern die Ursache des Rentenproblems.
Viertens ist – wie die vorherigen Ausführungen es bestätigen – die Politik der Agenda 2010 bedauerlicherweise nicht „komplett rückabgewickelt“ worden. Das Rentenniveau ist immer noch zu niedrig. Da die Ursachendiagnose der Arbeitslosigkeit falsch war, die der Agendapolitik zugrunde lag und die in der Behauptung bestand, dass zu hohe Löhne und Lohnnebenkosten für die unbefriedigende wirtschaftliche Lage verantwortlich seien, wäre die Rückabwicklung wünschenswert gewesen. Die relativ günstige Wirtschaftsentwicklung nach den Agenda-Reformen, die von den verantwortlichen Ökonomen als Bestätigung der von ihnen vorgeschlagenen Politik bewertet wurden, wurde in Wirklichkeit durch die sich damals entwickelnde günstige weltwirtschaftliche Nachfrageentwicklung ausgelöst. Das deutsche Sachverständigenratsmitglied Peter Bofinger wies schon im Jahresgutachten 2007 darauf hin, dass die Nachfrageentwicklung die Ursache für die günstige wirtschaftliche Entwicklung war. Zuvor hatte der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow die deutsche Agenda-Politik, die die wirkliche Ursache der wirtschaftlichen Probleme jener Zeit auf der Nachfrageseite vernachlässigte, als „intellektuellen Fehler“ deutscher Ökonomen bezeichnet.
Ernst Niemeier

Es ist schon erstaunlich wie selbstverständlich Hr. Heil Steuergelder für die Rente verteilt, ca. 1/3 des Bundeshaushalts, und sich nur rechtfertigt, dass andere Länder genauso viel ausgeben. Und das wird zwangsläufig steigen, wenn immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentner aufkommen müssen und ansonsten die Parameter im Wesentlichen gleich bleiben sollen. Parallel haben wir Investitionsstau bei unserer Infrastruktur, sind nicht verteidigungsfähig und unsere Bildungseinrichtungen entsprechen auch nicht dem Anspruch. Das sind aus meiner Sicht auch Fakten, die die Jüngeren mehr belasten. Ich würde mir ein Abschmelzen der Steuerzuschüsse bei schrittweiser Erhöhung des Renteneintrittsalters wünschen, mit speziellen Regelungen für Dachdecker und vergleichbare Berufe. Und auch innovative Gedanken, z.B. Weiterarbeit in Teilzeit unter Beziehung der Rente ohne Steuerzuschuss.
Christian Voss

Ich kann beide Seiten verstehen. Es ist wichtig, das Rentenniveau zu sichern. 48 % des Durchschnittslohns als Rente sind nicht besonders üppig und reicht bei vielen Rentnern jetzt schon nicht, um über die Runden zu kommen. Also müssen auch Rentenerhöhungen bleiben. Hubertus Heil sollte sich dennoch nicht allzu sehr feiern, wenn er glaubt, dass 1.100 € jährlich mehr für eine Krankenschwester der große Jackpot sind, wenn sie 2040 in Rente geht. Das sind noch 16 Jahre hin! Dass das Thema Rente mittlerweile auch junge Menschen bewegt, kann nicht verwundern. Die Aussichten für sie sind in der Tat nicht rosig. Die demografische Entwicklung ist nicht wegzuleugnen und es wird klar, dass sie es sein werden, die höhere Beiträge zur Rente werden zahlen müssen und dabei nicht sicher sein können, ob ihnen die eigene Rente irgendwann mal reichen wird. Von einer deutlich längeren Lebensarbeitszeit ganz abgesehen. Eine ziemlich ungewisse Zukunft und womöglich ein Grund dafür, dass viele junge Menschen genau jetzt ihre Work-Life-Balance leben wollen. Ich weiß es nicht, der Generationenvertrag funktioniert nicht mehr und in der Rentenpolitik muss sehr darauf geachtet werden, dass die Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ich fürchte, dass es da keine einfachen Lösungen gibt.
Regina Stock

Selten bin ich mit Herrn Heil auf einer Linie, aber bei diesem Thema hat er meine volle Zustimmung. Ich befürchte, Herrn Winkel sind die Fakten nicht so wirklich vertraut. Die gesetzliche Rente seiner Mutter (Krankenschwester) wird nach 45 Jahren bei höchstens 1800 € liegen, brutto. Netto weniger als 1500 €. Seine Großväter bei der Eisenbahn dürfen noch Beamte gewesen sein, eine ganz andere Nummer. Herr Winkel selbst, wird 45 Arbeitsjahre vermutlich nie erreichen. Fakt ist, gemessen am BIP gibt D weniger für Altersversorgung aus als der EU-Durchschnitt.
Dietmar Baier

Was die beiden Streithähne eint, ist, außer an ihren jeweiligen Positionen zu kleben, keine wirkliche Lösung anzubieten. Eine Anpassung des Rentenalters pauschal gekoppelt an die zu erwartende allgemeine Lebenserwartung (Union) ist wohl der dümmste Vorschlag, erst recht, wenn dann mit viel bürokratischem Aufwand wieder Berufsgruppen ausgenommen werden müssten. Viel einfacher wäre es doch, den Renteneintritt ausschließlich an die Dauer der Erwerbszeit zu knüpfen. Ab 45 Beitragsjahren gibt es Rente. Ganz automatisch kommen dann alle Lernberufe ab spätestens 65. Lebensjahr in den Genuss einer Rente ohne Abzüge. Alle Langzeitstudierende oder sonst wie eher dem Sabbatical zugeneigten Anspruchsteller müssen sich dann mit dem Gedanken vertraut machen auch nach dem 70. Lebensjahr einer Erwerbsarbeit nachgehen zu müssen. Natürlich könnte man auch deutlich früher in Rente gehen, nur dass dies dann mit erheblichen Abzügen unattraktiv gemacht werden sollte. Den Zuschuss aus der Staatskasse halte ich sogar für zwingend geboten, er entlastet die Jüngeren und stabilisiert das ohnehin geringe gesetzlich Rentenniveau. Auch ist er solidarisch, da tendenziell Besserverdienende mehr Steuerlast tragen. Was ich von unseren lieben Politikern nie höre, dass die schreiende Ungerechtigkeit zwischen unserem Beamtentum und den gesetzlich Versicherten endlich beseitigt wird. Während die gesetzlich Versicherten auf dem Durchschnitt des Lebenseinkommens ihr Rentendasein fristen, bekommen unsere Staatsdiener ihre deutlich höheren Pensionen auch noch auf Basis der letzten Bezüge berechnet. Krass, oder?
Thomas Harnisch

Der CDU-Jugendfunktionär Winkel klagt über die aktuellen Rentenpläne der Bundesregierung. Das ‚Rentenpaket II‘ bezeichnet er pathetisch als ‚Anschlag auf die junge Generation‘, als ‚echten Generationenskandal‘. Die ‚Rentner würden komplett aus der Verantwortung entlassen‘ und er fordert, dass diese ‚ein wenig mehr in die Pflicht‘ genommen werden. Was genau das heißen soll, sagt er nicht. An dieser Stelle endet sein Bekenntnis zur ‚Offenheit und Ehrlichkeit‘. Neben Herrn Winkler äußern sich viele angebliche ‚Experten‘ zur wieder aufgeflammten Rentendebatte, die gezielt gegen die sog. Babyboomer-Generation gerichtet ist. Denn die geburtenstarken Jahrgänge erlauben es sich doch tatsächlich, in diesen und nächsten Jahren in Rente zu gehen, nach 40, 45 oder mehr Berufsjahren, wie frech ist das denn! Und dies bei einem gesetzlichen Rentenniveau, welches mit 48 % nicht einmal der Hälfte des gesetzlich zugrunde gelegten Durchschnittsverdienstes entspricht, mit Abschlägen bei Renteneintritt vor Erreichen der Regelaltersgrenze von 67 Jahren und mit steigender Versteuerung aller Rentenbezüge, inklusive etwaiger Betriebsrenten. Die Besteuerung der Renten führt den Prognosen nach alleine für 2024 zu Einnahmen des Bundes von rund 48 Mrd. Euro. In Wahrheit tragen gerade die Babyboomer durch die zahlreichen ‚Rentenreformen‘ der Vergangenheit und der damit verbundenen Absenkung der Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung erheblich zu der von Herrn Winkel so vehement eingeforderten Generationengerechtigkeit bei, und das, ohne darüber zu jammern.
Im Übrigen leben nachweislich Millionen von Rentnerinnen und Rentnern, dabei vor allem Frauen, in materieller Bescheidenheit, müssen sich zur gesetzlichen Rente etwas hinzuverdienen, die Grundsicherung beantragen oder gar zur ‚Tafel‘ gehen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Die gesetzliche Rente steht schon lange nicht mehr für die von SPD-Arbeitsminister Heil propagierte ‚Sicherheit im Alter‘. Das ist eine sozialpolitische Schande für dieses Land. Und daran ändert auch das von ihm verteidigte ‚Rentenpaket II‘ nichts. Der eigentliche Skandal ist, dass in dieser Debatte, wie so oft, die Generationen gezielt gegeneinander ausgespielt werden sollen, um weitere Kürzungen zu Lasten der Alten den Weg zu ebnen. Das entspricht den Lebensrealitäten nicht im Geringsten und ist schäbig. Und der deutschen Politik fehlt es unverändert an jeglichem Mut, die Finanzierung zu verbreitern und so z.B. alle Bürgerinnen und Bürger in die gesetzliche Rente einzubeziehen. Das ist feige.
Christian Höhn

Ein Sechstel der Rentenzahlungen ist nicht durch entsprechende Beitragszahlungen erworben. Diese Tatsache wird bei diesem Gespräch völlig ausgeklammert.  Warum scheuen die Gesprächspartner diese Tatsache. Eine Strategie, die nicht alle betroffenen Bereiche eines Problems erfasst, hat wenig Aussicht auf Erfolg.
R. Reiger

Das Streitgespräch zwischen Johannes Winkel und Hubertus Heil konzentriert sich wie üblich beim Thema Altersvorsorge auf die gesetzliche Rentenversicherung. Die Folgen des demografischen Wandels in Deutschland sind seit Jahrzehnten bekannt. Trotzdem wird wider besseren Wissens ausschließlich an der gesetzlichen Rentenversicherung gewerkelt und mit Verweis auf die hohen Zuschüsse deren zukünftige Finanzierbarkeit immer wieder angezweifelt. Deswegen sei es an dieser Stelle nochmal zur Verdeutlichung erwähnt: Der Zuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung liegt aktuell bei ca. 110 Mrd. Euro pro Jahr, die Beamtenpensionen kosten ca. 80 Mrd. Euro pro Jahr. Allerdings stehen 21 Mio. Rentnern lediglich 1,7 Mio. Beamte in Pension gegenüber!!! Diese Fakten werden von allen Politikern seit Jahrzehnten ignoriert. Wann endlich wird damit begonnen, die Altersvorsorge für die gesamte erwerbstätige Bevölkerung, d.h. auch Ärzte, Beamte, Politiker, Rechtsanwälte, Selbstständige, etc., in ein gemeinsames Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung zu integrieren? Hierbei ist dann auch die aus meiner Sicht deutliche Schieflage bei der Höhe der Beamtenpension im Vergleich zu den Renten zu korrigieren. Die Verantwortlichen in der Politik machen es wie beim Thema Migration, man sitzt das Thema so lange aus, bis sich die Wähler anderen Parteien wie der AfD zuwenden. Anschließend wird dann mit Verwunderung auf die Reaktion der Wähler reagiert. Deswegen rufe ich Herrn Winkel und Herrn Heil an dieser Stelle zu: Fangen Sie endlich damit an, für eine nachhaltige Reform der Altersvorsorge die gesamte erwerbstätige Bevölkerung in ein gemeinsames System zu integrieren.
Zu dieser Erkenntnis kommt bereits ein Dossier der ZEIT über Staatsdiener im Ruhestand vom 09.03.2000 (!!): Das Fazit dieses Dossiers lautet, man wird nicht daran vorbeikommen – Beamte an der Altersversorgung zu beteiligen, – familienbezogene Leistungen zu streichen, – das Beihilfesystem wegfallen zu lassen, – den Zulagendschungel auszudünnen, – den Beamtenstatus für Lehrer und Hochschullehrer abzuschaffen. Geändert hat sich seitdem wenig bis nichts. Die politisch Verantwortlichen werden eine grundsätzliche Reform der Altersversorgung erst dann in Erwägung ziehen, wenn es nicht mehr anders geht. Diese Handlungsweise führt zu einer zunehmenden Verdrossenheit in der Bevölkerung und dient leider nur Parteien wie der AfD.

Norbert Lietzau


Leserbriefe zu „Allein, allein“ von Paul Middelhoff

Vielen Dank für Ihre so trefflichen, treffenden Ausführungen! Wenn der Ampel-Horror in absehbarer Zeit endet, werden Heerscharen von Analysten fassungslos rätseln, wie es geschehen konnte, dass eine Splitterpartei mit ihrer Blockade-Klientel-Politik für die Upper Class bar jeder Vernunft und Empathie Deutschland und ganz Europa in Geiselhaft nehmen konnte, und wir bekommen gerade einen Vorgeschmack darauf, was uns blüht, wenn die Brandmauer gegen die 20%-AfD fällt!
Julia Barthe

 

Der Autor liegt richtig, ein produktives Regieren mit dieser FDP ist nicht mehr möglich. Aber sollte es eine Rolle spielen, was Lindner wirklich will oder was er nicht will? Er und die FDP schaden mit ihrer Bockigkeit dem Land, sie haben lediglich ihre eigene Macht und die Interessen ihrer Klientel im Sinne. Sobald wie möglich muss die FDP aus der Regierung entfernt werden, idealerweise auch aus dem Bundestag. Jede Regierung, an der die FDP und die AFD nicht beteiligt sind, würde dem Land nutzen. Das schließt auch eine CDU ein, in der allerdings zuvor ein mittlerweile freidrehender Merz mundtot gemacht werden müsste.
Heiko Fengels

Lindners Begräbnis 2.-Klasse als FDP-Vorsitzender wird in der nahen Zukunft liegen. Seit der Bildung der Ampel-Koalition 2021 ist es ihm nicht gelungen, aus dem Bündnis mit und zwischen SPD und Grünen der FDP ein überzeugendes Profil zu geben, um damit ein neu gewecktes Wählerinteresse politisch zu nutzen. Die FDP behauptet zu Unrecht liberale Politik zu verkörpern. Stattdessen vertritt sie auf politisch billige, fast primitive, leicht durchschaubare Weise nur die Interessen von Besser- oder Höchstverdienern in einer Weise, die den Zugang von vielleicht echt liberal denkenden Wählern eher ausschließt. Auch das Verhalten und das Manövrieren innerhalb der Ampel zwischen SPD und Grünen zeugt von Einfallslosigkeit und Machtspielchen, die eher an den nicht enden wollenden Streit von Kindern im Sandkasten erinnert. Gerechterweise muss man sagen, dass die beiden anderen Parteien dabei auch keine gute Figur machen. Nur warum hat es die FDP-Führung in der Ampel nie geschafft, ihre alte, fatale Rolle als Klientel-Partei endlich abzulegen, um etwas politisch Neues für die FDP auf die Beine zu stellen? Dafür verantwortlich ist Lindners nur dürftig vorhandene politische Weitsicht oder gar nicht vorhandene Fähigkeit, in parteipolitischen Dimensionen Neues zu formen. Seine politisch-intellektuelle Leistung, so glaubt er, besteht darin ständig von der Schuldenbremse zu schwadronieren und andere, wichtigere wirtschaftliche und ökonomische Zusammenhänge auszusparen. Ein lächerliches Tabu auch, niemals über eine gerechtere Besteuerung der Superreichen nur ansatzweise zu diskutieren.
Als säßen der Liebe Gott und er als FDP-Vorsitzender mit seiner verhätschelten Zielgruppe in einem Boot! Das inzwischen ein enormes finanzielles Problem mit den explodierenden Kosten für die Wiederbelebung der Bundeswehr in Zeiten des Kriegsverbrechers Putin auf die Deutschen zurollt, blendet Lindner völlig aus. Hier zeigt sich ein weiterer Schwachpunkt des Politikers Lindner. Außenpolitisch schweigt er -aber nur deswegen, um seine geliebte Schuldenbremse damit nicht in Zweifel zu ziehen. Er sollte sich einmal an den Amerikanern ein Beispiel nehmen, denen es gerade gelungen ist, ihre milliardenschwere Hilfe für die Ukraine über die parlamentarische Hürde zu heben. Gerechterweise müssen sich hier auch der SPD-Kanzler Scholz und ganz allgemein Europa an die Nase fassen, um an ihr immer noch nicht überzeugendes politisches Engagement für die von einer militärischen Niederlage bedrohten Ukrainer zu erinnern. Die Ampelparteien, aber insbesondere die FDP, wollen oder können sich politisch nicht so artikulieren, dass die Deutschen auf die kommenden Belastungen mental vorbereitet sind. Falls die nächste Bundestagswahl 2025 stattfindet, und nicht vorher Neuwahlen erforderlich werden, wird die FDP, vor allen Dingen wegen ihres vom Parteivorsitzenden Lindner zu verantwortenden Absturzes, in die Bedeutungslosigkeit führen. Tritt die CDU/CSU als stärkste Partei die Nachfolge der Ampel an muss sie sich einen Koalitionspartner suchen. Wahrscheinlich wieder die allerdings stark geschwächte SPD oder die Grünen. Aber keinesfalls die dann kaum noch vorhandene FDP deren Ex-Vorsitzender dann den Wächter für seinen Schuldenturm spielen kann.
Klaus Reisdorf

Die FDP kann nur bundesweit über die Fünfprozenthürde kommen, wenn sie sofort ihre Minister aus der Bundesregierung abzieht und in vorgezogene Neuwahlen geht. Viele liberal gesinnte und von der Ampelregierung enttäuschte Wähler und Wählerinnen würden diesen mutigen Schritt honorieren und daher FDP wählen. Da die FDP aber bis zur nächsten Bundestagswahl im September 2025 falsch mitregiert, wird sie, wie es der bayerischen FDP auch schon bei der letzten Landtagswahl ergangen ist, mit Sicherheit an der Fünfprozenthürde scheitern.
Roderich Buhlheller

Das Problem der Liberalen ist ihre (Un)Glaubwürdigkeit. Sie haben bereits im Koalitionsvertrag all‘ das besiegelt, was eigentlich ihrer DNA zuwiderläuft, u. a. Bürgergeld, Atomausstieg, Lieferkettengesetz und Rentenfaktor. Sie haben damit quasi eigenhändig die Grube ausgehoben, die Ihnen zum Verhängnis werden könnte. Offenbar war nach dem harschen Nein 2017 der Erwartungsdruck übermächtig. Mit einem Bruch der Koalition könnten Sie immerhin Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, jedenfalls eher als mit Parteitagsbeschlüssen ohne Folgen auf der Regierungsbank. Denn dass sich die linken Koalitionspartner in die Ecke treiben ließen, ist eher unwahrscheinlich. Die Schicksalsfrage im Anschluss ist die 5 % Hürde. Sie ist wie 1983 kritisch, aber nicht illusorisch. Denn die CDU würde nach derzeitigem Stand mit rot oder grün die nötige Mehrheit verfehlen. Damit wäre die FDP wieder im Spiel. Also nur zu Herr Lindner!
Christoph Schönberger

Bei Ihrer Wirtschaftspapieranalyse der FDP haben Sie einen Aspekt völlig vergessen. Jeder Politiker klebt an seinem Posten und wäre ohne Regierungsbeschäftigung wirklich allein. Frau Baerbock hätte keine Fototermine mehr im In- und Ausland, Herrn Habeck würde die Phantasie für Kinderbücher fehlen, weil er die Realität kennengelernt hat, Frau Faeser würde niemand mehr zuhören, wenn Sie auf alles und jeden rumschimpft und Herr Scholz wäre vollständig arbeitslos, weil er für keine Tätigkeit einsetzbar wäre. Nein, nein, die Regierungsmitglieder werden sich alle schön bis zur nächsten Wahl „durchschlagen“, um sich anschließend in Talkshows selbst zu loben. Nur die Bürgerinnen und Bürger bleiben mit ihren Sorgen und Wünschen nach Verbesserung allein. Allein, allein.
Reinhard Schmitz

„Allein, allein“ – das ist die logische Konsequenz für eine Partei, die nur noch „Ich, ich“ kennt und nicht vor fortgesetzter Erpressung der Koalitions-“Partner“ und dem Bruch von Vereinbarungen zurückscheut, um sich zu profilieren. Dem Artikel wäre nichts weiter hinzuzufügen, wenn da nicht wieder dieses Narrativ der FDP wiederholt würde, man müsse gegen zwei linke Parteien liberale Politik durchsetzen. Das ist gleich doppelt falsch. Es handelt sich bei der SPD und den Grünen um eigentlich linksliberale Parteien, deren linkes Profil unter dem Druck des kleinsten Koalitionspartners aber praktisch unsichtbar geworden ist. Für Liberales dagegen gab es in dieser Regierung noch am ehesten Konsens, siehe Bürgerrechte. Allerdings fragt man sich, ob das der ehemaligen Bürgerrechtspartei überhaupt noch ein Anliegen ist, denn der Freiheitsbegriff der FDP ist doch arg utilitaristisch und verantwortungslos geworden. Zum Beispiel: Einbürgerung ja, wenn es um Fachkräfte geht, bei Flüchtlingen dagegen kann der Kurs nicht restriktiv genug sein. Und geradezu frivol ist es, den mit der Abschaffung der Sektorziele im neuen Klimagesetz verbundenen Rückschritt als marktwirtschaftliche Reform zu verkaufen. Dabei geht es der FDP – für jeden erkennbar – doch lediglich darum, ihren Verkehrsminister aus der Verantwortung zu nehmen, der keinerlei Bereitschaft zur Reduktion von Klimagasen zeigt – das können ja die anderen machen. Aber mit der Freiheit zukünftiger Generationen ist es halt auch nicht so weit her bei den sogenannten Freidemokraten.
Wolfram Bieber


Leserbriefe zu „Geld schützt nicht vor Radikalen“ von Jana Hensel

wo bitte haben Sie das Land Bremen in der Grafik versteckt?
Jörg Puttfarken

Es macht mich immer wieder neu ratlos, wie DIE ZEIT, aber auch praktisch alle anderen seriösen Medien schreiben „Die AfD ist heute so erfolgreich wie nie zuvor“. Wo, um alles in der Welt, ist die AfD erfolgreich? Welche Erfolge kann sie irgendwo vorweisen? Etwa wenn bei so „präzisen“ Fragestellungen wie „Würden sie die Rechten wählen?“ rund 30% in den Ostbundesländern zustimmen? Ist das für sie schon ein Erfolg? Warum um Himmels Willen schreiben sie die AfD so stark und bedeutsam? Und warum anerkennen sie nicht endlich, dass die, die AfD wählen würden dies nicht trotz, sondern wegen Höcke und ihrer rechtsradikalen Ausrichtung erwägen und nicht, weil sie (vermeintlich) sozioökonomisch prekär leben? Oder aus anderen Gründen, nach denen sie selbst vergeblich suchen. Warum also nicht endlich akzeptieren, dass (zumindest in Umfragen) mit dem möglichen Votum für die AfD ca. 30% im Osten die freiheitliche Demokratie ablehnen. Es ist deren politische Einstellung, es sind nicht die Auswirkungen der Lebenssituation. Egal wie diese sind: Die Menschen denken so. Trotzdem ist auch das eine Minderheit! 70-80% würden auch im Osten nicht erwägen die AfD zu wählen. Warum kommen die bei ihnen nicht zu Wort??
Karl Giebeler

Die Begründungen in der Veröffentlichung von Frau Hensel für das bessere Abschneiden der AFD im Osten sind nicht zutreffend, da auch die Menschen im Westen hohe Energiepreise sowie andere hohe Kosten zu verkraften haben. Wenn Frau Hensel von fehlender Achtsamkeit seitens der Politik spricht, darf ich sie daran erinnern, dass mit dem Tag der Währungsunion, dem 1. Juli 1990, alle DDR-Bürger ihr Bargeld und ihre Spareinlagen von Ostmark in D-Mark umtauschen konnten. Löhne, Gehälter, Renten, Mieten und andere sogenannte wiederkehrende Zahlungen wurden 1:1 umgestellt, obwohl die DDR-Mark im Verhältnis zur D-Mark so gut wie wertlos war. Wenn ich mir die Schönheit der Städte im Osten Deutschlands ansehe und mit manchen schäbigen Wohngebieten im Ruhrgebiet vergleiche, dann macht es mich wütend, wenn Frau Hensel schreibt, dass es seitens der Politik gegenüber den Ostdeutschen erst jetzt zu mehr Aufmerksamkeit komme. Wenn die Lohnentwicklung in Ostdeutschland immer noch nachhängt, dann hat das bekanntlich mit der geringeren Produktivität der dortigen Betriebe zu tun. Ich kann mich nicht erinnern, dass dieser Sachverhalt einmal den Menschen erklärt worden ist. Mein Eindruck ist, dass die Schrecken der DDR-Zeit von etlichen Bürgern im Osten vergessen worden sind, und manche es gar nicht mehr zu würdigen wissen, wie gut es ihnen heute geht. Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass ich kein Politiker, aber ein politisch interessierter Bürger bin.
Bertram Schneider

Auf Seite 20 Der ZEIT Nr.18 ist eine Grafik dargestellt, die den Anteil der AFD-Stimmen zur nächsten Landtagswahl darstellt. Meine Frage ist, warum ist Bremen nicht mit aufgelistet?
Gundolf Beyeler

Schließt auch Frau Hensel die Augen vor der Wirklichkeit? Warum wohl liegt die AfD lt. Ihrer Grafik auch in einigen westlichen Bundesländern zwischen 18 (Hessen) und 21 (Niedersachsen) Prozent? In Offenbach/Main leben Menschen mit 66 Prozent Migrationshintergrund! So Philipp Türmer, SPD, in der Sendung „Hart, aber fair“. Nur weiter so, Deutschland!
Ulrich Niepenberg

Als deutscher Staatsbürger, der von 1972 bis 1990 in West-Berlin gelebt hat und seitdem viele Jahre in den Neuen Bundesländern Urlaub, Dienstzeit und Freizeit verbracht hat, versichere ich Ihnen, dass Sie das Wort „scheint“ im vorletzten Satz in Ihrem materiell ausgerichteten Essay weglassen können. Die Ossis sind nämlich nicht käuflich, weil dies in der DDR-Zeit schon anrüchig war. Sie haben ein zweites Mal lernen müssen, dass ihnen die Politik viel verspricht, aber selten liefert. Im übrigen können sie West und Ost besser vergleichen als wir, die wir nur den Westen kennen.  Was ist Freiheit ohne Sicherheit, wenn jeder gegen jeden kämpft, um seinen Gewinn zu maximieren. Es gibt im Osten Deutschlands auch andere erstrebenswerte Lebensentwürfe, die weniger global aber dafür. menschlicher sind. 40 Jahre erlebter deutscher Kommunismus lässt sich nicht einfach vergessen. Ich glaube es gibt noch eine Mischform aus Kapitalismus und Kommunismus, die wir in Deutschland erfinden könnten, die das Beste aus beiden Gesellschaftsformen vereint. Vielleicht sind wir ja schon diesbezüglich unterwegs, in dem wir die Ossis und ihre Bedürfnisse ernster nehmen?! Glückauf!
Hans-Peter Beck


Leserbriefe zu „Bäh!“. Gespräch mit Til Schweiger geführt von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns

Ich finde es sehr bedenklich, dass die Zeit den Aufruf zur Gewalt von Til Schweiger gegenüber Jan Böhmermann so ohne Einordnung druckt. Die Zeit wird ihrer publizistischen Verantwortung nicht gerecht. Zudem hat sich die von Til Schweiger beschriebene Situation so nicht zugetragen. Herr Böhmermann hat dazu eine Gegendarstellung geschrieben. Die Zeit hätte hier genauer recherchieren müssen und vor der Veröffentlichung des Interviews Herrn Böhmermann um Stellungnahme beten müssen. Die beschriebene Situation hätte auf Wahrheitsgehalt überprüft werden müssen.
Matthias Müller

Der Titel ist auch gleich der beste Kommentar zu diesem Artikel. Dass derart niveaulose, chauvinistische und aggressive Auslassungen eine ganze Seite füllen dürfen, hätte ich in der Boulevardpresse erwartet, aber nicht in der Zeit. Bäh!
Thorsten Braun

Wegen der steigenden Anzahl an „Boulevard“-Themen und -Interviews frage ich mich langsam, ob Sie die Reichweite der ZEIT in Richtung GALA/Bunte vergrößern wollen oder ob Sie derartige Rechtfertigungs- und Schmähinterviews mit derartigen …. „Persönlichkeiten“ mittlerweile für relevant halten. Falls Ersteres zutrifft, möchte ich beispielsweise eine Homestory bei Heidi Klum oder einen Besuch bei Olli Pocher anregen. Dass das Interview nicht im Feuilleton stand, lässt mich hoffen.
Susanne Spethmann

Wie besoffen war Herr Til Schweiger bei diesem Interview und auf welches Niveau begeben sich die Befrager? Sie bieten jemandem eine Plattform, der drauf haut, ohne nachzudenken, im Nachhinein eine Entschuldigung hinstammelt und sich für den großen Helden und Star hält… Herr Schweiger braucht wohl positive Presse, und es sieht so aus, als würden Sie ihm auf den Leim gehen.
Angelika Cervelli

Wenn man einen Artikel bzw. Interview mit dem Intellektuellen Halbstarken Schweiger lesen kann, dieser dann auch noch über völlige Vollpfosten à la Böhmermann und Pocher fabuliert, ist eine Prüfung notwendig. Sollte man dem Trend des intellektuellen Niedergangs aller Medien wirklich folgen? Für mich erkenne ich nach über fünfzigjähriger Bindung an die ZEIT, dass kein Trennungsschmerz verspürt wird. Früher benötigte ich zwei bis drei Tage für ein intellektuelles Ergänzungsglück, heute ist nach gut einer Stunde die Erkenntnis erlangt, keinen Bedarf mehr, höchstens noch Leserbriefe als Reaktion für die eigene Betroffenheit abzuleiten. Aber wegen meiner latenten Selbstkritik trage ich der ZEIT nichts nach.
Jürgen Dressler

Ich finde es sehr bedenklich, dass ein offensichtlicher hilfsbedürftiger Mann wie Herr Schweiger so ein Interview zu bekommt. Die Gewaltandrohung im Interview ist sehr fraglich. In der aktuellen Fest und Flauschig Ausgabe betont Herr Böhmermann nochmal ab Minute 24, dass die Lufthansa Geschichte wirklich nicht stimmt. https://open.spotify.com/episode/32NqQ1D7wL9mwQ0wfI3XWC?si=Qh3ZZoRCTIaEWFj7ePumLQ&t=1444&context=spotify%3Ashow%3A1OLcQdw2PFDPG1jo3s0wbp. Das hätte die Redaktion vorher verifizieren müssen. Das gehört zur journalistischen Verantwortung. Von der Zeit hätte ich mehr erwartet.
Antje Bertelsen


Leserbriefe zu „Wie der Staat CO2-Ausstoß belohnt“ von Stefan Schmitt

In dem Artikel ‚Wie der Staat CO2 Ausstoß belohnt’ wird suggeriert, Dieselfahrer zahlen wegen des Dieselprivilegs (geringere Mineralölbesteuerung des Diesels mit 47 Cent/Liter i.V. zu 65 Cent/Liter beim Benzin) gar nicht für Ihren CO2 Ausstoß. Das ist grob irreführend. Allein über die Mineralölsteuer und zugehörige Mehrwertsteuer zahlt der Dieselfahrer rund 200 Euro pro Tonne CO2. Wahr ist, dass der Benzinfahrer noch rund 70 Euro mehr zahlt, aber daraus zu drehen, der Dieselfahrer zahle nichts für den CO2 Ausstoß ist mir zu viel ‚Spin‘ für eine Seite, die ‚Wissen‘ und nicht ‚Meinung‘ übertitelt ist.
Olaf Martins

Als langjähriger Zeitabonnent bemerke ich immer wieder denselben Fehler in Ihren Artikeln und möchte dazu bemerken: Das sogenannte „Dieselprivileg“ wird immer wieder als klimaschädlich kritisiert. Das ist falsch! Der Dieselmotor hat aufgrund seiner Bauweise einen deutlich höheren Wirkungsgrad als der Ottomotor. Das bedeutet, dass er bei gleicher Motorleistung ca. 30% weniger Treibstoff verbrennt und damit auch ca. 30 % weniger CO2 emittiert. Wenn man also in den Autos alle Ottomoren durch die klimafreundlichen Dieselmotoren ersetzen könnte, würde dadurch die CO2 Emission im Verkehrsbereich drastisch sinken! P.S. Ich habe jahrelang mit den Ingenieursstudenten diese Motoren Schritt für Schritt durchgerechnet: Treibstoffzufuhr, Druck- und Temperaturerhöhung, mechanische Arbeit, Wirkungsgrad usw.
Siegfried Kreußler

Klima ist laut DUDEN ein für ein bestimmtes geographisches Gebiet, der typische jährliche Ablauf der Witterung; und diese Abläufe hat es bereits schon vor der Menschheit gegeben! Im DUDEN steht zwar das Stichwort Weltklima, aber ohne nähere Erklärung, über ein globales Weltklima steht da nichts; das ist wiederum eine reine Erfindung einiger Menschen. Der beste „CO2-Killer“ den es auf Erden gibt, das ist der Baum und der braucht, um leben zu können, Unmengen davon. Für jeden abgeholzten Baum sollte der Abholzer freiwillig mindestens zwei neue Bäume pflanzen. In unserem kleinen Gärtchen haben wir noch keinen Baum gefällt, aber bereits mehrere Bäume dazu gepflanzt. Mich beschäftigt schon länger die Frage, was das eigentlich genau sein soll, das mit dem klimaneutral oder mit diese Klimaneutralität? Wieso werden nur die Wissenschaftler befragt, die sich eh schon auf ideologisch grüner Spur befinden?
Klaus P. Jaworek

Wie angenehm mal einen Artikel zu lesen der zur Überschrift passt. Die Wahlen stehen vor der Tür. Von den vielen Möglichkeiten endlich einmal CO2 verursachergerecht und wirkungsvoll zu bepreisen, nennen Sie 4. Sie sollten alle umgesetzt werden, wie politisch vertretbar, aber zügig. Eine Legislatur müsste ausreichen. Als BC100 Besitzer und Verwender möchte ich sagen dürfen: Ich pendele CO2-frei. Gratulation zum Artikel und Gruß an Herrn Ulrich Ladurner.
Günter Mönch

In Ihrem Artikel „Wie der Staat CO2-Ausstoß belohnt“ (ausgerechnet unter „Wissen“!) haben Sie das Märchen, dass es sich bei der Pendlerpauschale um eine Subvention handle, verbreitet. Entgegen Ihrer (wissenschaftlichen?) Behauptung, die Pendlerpauschale sei eine Subvention, handelt es sich bei der Pendlerpauschale um eine  Verwaltungsvereinfachung, weil die Finanzämter der Republik keine Lust haben jedes Jahr mehr als 40 Millionen Fahrtenbücher von Arbeitnehmern zu prüfen, um festzustellen, welche Fahrtkosten den Arbeitnehmern zur Erzielung ihres zu besteuernden Einkommens entstehen – denn im Gegensatz zu Zeitungsjournalisten, die natürlich nur aus Spaß an der Sache in die Redaktion fahren oder gehen (und daher schon froh sind, dass Sie für Ihre Arbeit nicht auch noch Vergnügungssteuer zahlen müssen) und die natürlich keinerlei Reisekosten für Recherchen steuerlich geltend machen oder sich vom Arbeitgeber ersetzen lassen (die der dann von der Steuer absetzt!) und die nie in einer Anlage N jemals Fahrtkosten geltend machen würden, sind andere Arbeitnehmer mitunter gezwungen auf ausdrücklichen Wunsch ihres Arbeitgebers tatsächlich sich selbst physisch an Ihrer Arbeitsplatz zu begeben, selbst wenn das keine vergnügungssteuerpflichtige Arbeit sein sollte, weil sie sonst nicht bezahlt werden!! Wird Ihre Zeitung eigentlich auch subventioniert, indem sie Transportkosten und Reisekosten steuerlich geltend machen kann, oder kann „Die Zeit“ ohne diese Kosten einfach nicht entstehen und zum Leser gelangen – zumindest nicht zum Papierausgabenleser, wie ich es einer bin – und daher ist das im Falle der „Zeit“ dann keine Subvention? Ich verstehe nicht, wieso sich das Märchen, dass die Pendlerpauschale eine Subvention sei, so hartnäckig in den Medien hält, auch in sogenannten Qualitätsmedien – zu denen „Die Zeit“ sich ja rechnet – und kann mich nicht erinnern, irgendwo eine Erklärung, wieso die Fahrtkosten eines Arbeitnehmers im Gegensatz zu den Kosten von Firmen oder Freiberuflern keine steuerliche Berücksichtigung finden sollten, gesehen zu haben. Übrigens, ich habe auch noch sicherheitshalber im Subventionsbericht der Bundesregierung (Nr. 29) nachgesehen – keine Pendlerpauschale – aber das beweist ja nichts!
Volker Thomaszik


Leserbriefe zu „33-Billionen-Dollar-Strudel“ von Kolja Rudzio

Diese alarmierende Analyse der seit Jahren überbordenden US-Staatsschulden kulminiert in zwei besonders wichtigen Aussagen: Einerseits nähert sich die Schuldenlast der USA in Höhe von 33,4 Billionen Dollar im vergangenen Jahr mit 122 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) historischen Dimensionen. Andererseits resultiert aus „dieser kompletten makroökonomischen Fehlsteuerung“ (Clemens Fuest) eine rasant ansteigende Schuldenquote mit Inflation und anhaltend hohen Zinsen aufgrund der zunehmenden Risikoprämien. Denn die US- Notenbank Fed fällt als Käufer von Staatsanleihen im Zuge der Bilanzreduktion weitgehend aus. Zudem muss das Land seine Staatsanleihen wegen vergleichsweise kurzer Laufzeiten relativ schnell durch neue ersetzen. Und sollte Donald Trump die bevorstehende Präsidentschaftswahl im November gewinnen, will er die Steuern weiter senken und damit die Schuldenorgien mit allen negativen Folgen fortsetzen. Im Hinblick auf die Gefahren für die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte kommt noch erschwerend hinzu, dass die amerikanischen Handelskriege mit ihren sich immer weiter vermehrenden Sanktionsmechanismen und die ständigen Leistungsbilanzdefizite trotz der protektionistischen Handelspolitik der US-Regierung und der mit ihnen einhergehenden wachsenden Auslandsverschuldung zu einer „Dollardämmerung“ geführt haben. Bis Ende 2022 stiegen die Auslandsverbindlichkeiten der USA auf fast 13 Billionen Dollar, das entsprach mehr als 50 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Damit sind sie schon heute die größten Schuldner der Welt. Insbesondere China und Russland bauen zusammen mit anderen Staaten Parallelstrukturen zu den Bretton-Woods-Institutionen IWF und Weltbank auf, um die langfristige Abkehr vom Dollar zu forcieren. Das beweisen auch die stetigen Goldkäufe durch ihre Notenbanken am Goldmarkt. Die wachsenden Zwillingsdefizite der US-Leistungsbilanz und des von Kolja Rudzio intensiv analysierten Staatshaushalts der USA bergen also mit ihren globalen Auswirkungen erhebliche mittel- und langfristige Crash-Gefahren.
Hans-Henning Koch

Vielen Danke für diesen aufklärenden und mit dem angeblich so leuchtenden „Vorbild“ des IRA aufräumenden Artikel über den „33-Billionen-Dollar-Strudel“.  Ich weiß nicht genau wie viele Einwohner die USA haben, aber wenn es grob 330 Mio. sind, wären das pro Kopf ca. 33 x Mio. x Mio. / 330 Mio., also 1/10 von 1 Mio. Dollar pro Kopf, also 100 000 pro Person.   Das ist schon schwindelerregend und nur sehr fraglich jemals zu amortisieren. Leider haben die Wähler inzwischen kaum noch eine Chance zur Korrektur durch Wahlen, denn beide Parteien und beide Präsidentschaftskandidaten haben es gemacht und würden es weiter machen, in den USA wohl vor allem auch um viel zu einflussreiche reiche Steuerzahler zu schonen, anderswo um immer mehr Anspruchsdenken zu befriedigen und Misswirtschaft oder Korruption nicht so schnell auffällig werden zu lassen.  Die USA können sich wohl mehr Schulden als andere leisten, da Entwertung des Dollars zu einem beträchtlichen Teil Dollar-Halter in anderen Ländern trifft, die so mit haften für die Folgen von Schulden oder Gelddrucken in den USA.  „Aus der Balance“ ist da schon fast eine Verniedlichung.  Selbst bei den USA zweifle ich, ob Ihnen nicht bei weiterer Fortdauer dieser Politik nicht auch etwas drohen könnte wie seinerzeit Griechenland, nur nach noch längerer und drastischerer Verschlimmerung. Schließlich hat es auch in den USA 1929 die Weltwirtschaftskrise gegeben.   Die Folge heute wäre wohl u.a. auch ein verstärkter Rückzug aus internationalen Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen wie z.B. der NATO.   Schon jetzt klagen ja viele Wähler über die Inflation, die eben nicht nur reiche Sparer trifft, sondern auch Notfallrücklagen, Altersversorgungen und alle, die sich keinen Inflationsausgleich erstreiken oder sonstwie ertrotzen können.
Ich fürchte auch,  dass die Ausrede der „Investitionen“ als Rechtfertigung nichts helfen wird,  da es  oft ja gar keine Verbesserungen sind, schon gar nicht solche, die sich von selbst amortisieren, sondern nur der Erhaltung des Status quo dienen, wie bei einem Haus  den regelmäßigen Reparaturen oder Renovierungen,  nicht aber zusätzlichem oder besserem Wohnraum oder künftige Kosten sparendem wie so viel stromproduzierenden EE-Anlagen, dass sie sich selbst amortisieren, insgesamt Wohnraum,  der mehr Erträge bringen könnte als bisher  und nicht nur solchem, der nur nicht viel teurer wird als bisher.  Eine so viel zu weit, gar inflationär gebrauchte Definition  von „Investitionen“  ist nur noch ein Euphemismus  für Ausgaben,  die zwar sinnvoll oder notwendig sein mögen,  aber nichts an — zusätzlichem — Ertrag bringen, durch den sie sich von selbst amortisieren;  allenfalls können solche Ausgaben mit Abwälzung auf Inflationsopfer und künftige Schuldner oder leer ausgehend Gläubiger  das geringere Übel sein  im Vergleich zur Vererbung eines weitgehend zerstörten Planeten, Bildungs-, Rechts-  oder Freiheits-Systems, wenn man denn meint, es sei unmöglich jetzige auch reiche Steuerzahler oder Subventions-Empfänger mehr zu „belasten“. Auch die keynesianischen Lehren von Konjunkturausgleich werden immer wieder missbraucht, denn Keynes wollte ja nach dem Konjunktur-Tal wieder tilgen und zurückzuzahlen, um auch in künftigen Notlagen noch Möglichkeiten und „Kreditwürdigkeit“ zu haben, bzw. neue Kredite ohne irrsinnige Zinsen zu erhalten.  Die „superschlauen“ haben dazu eine „Patentidee“:  „Kein Problem, wir belasten gar nicht die künftigen Generationen, denn die können ja „einfach“ tilgen, indem sie die Schulden mit der Aufnahme immer neuer zurückzahlen.  Sie begreifen nicht, dass das auf ein Schneeball-System, eine Blase hinausläuft.  Wenn die funktionieren würde, wäre das ja das auf die Finanz- und Wirtschaftsgeld übertragenen „Wunder“ eines Perpetuum Mobile, eines Systems, das immer neue Leistungen produziert, ohne entsprechendes hineinzugeben.
Peter Selmke

Die Finanzpolitik der USA? Eine Katastrophe. Das sagt zumindest Kolja Rudzio. Dabei ist die USA die einzige Industrienation, die erkannt hat, Wirtschaft braucht Investition. Während wir uns in Deutschland über ein Mikrowachstum ärgern, blüht die amerikanische Wirtschaft. Alles auf Pump, wird bald alles in sich zusammen fallen, sagen die Kritiker. Schwachsinn. „Zinstreiber“ sei die amerikanische Regierung. Wer diese Meinung tatsächlich vertritt, hat schlicht und ergreifend keine Ahnung. Lassen sie mich ihnen einen kleinen Exkurs in die VWL geben: Wer hat den überwiegenden Einfluss auf Zinsen? Die Notenbanken. Mehr Schulden führen in keinem einzigen Szenario zu höheren Zinsen, sofern man eine Nachfragebedingte Inflation vermeidet. Sollte also tatsächlich so viel Geld in der Wirtschaft sein, dass die Nachfrage zu Preissteigerungen führt, lässt sich durch eine simple Verringerung der Nachfrage gegensteuern. Mit Steuern. Wie der Name schon sagt. Die jetzige Inflation in den USA ist allerdings sowieso deutlich Angebots bedingt. Der Leitzins der FED ist also maßlos überzogen. Zu glauben Schulden führen direkt zu Inflation und dann eben zu steigenden Zinsen ist ein Irrglaube, danke FDP. Also doch, wir können von den USA lernen, denn sie haben ihre Wirtschaft trotz Ukrainekrieg, trotz Corona auf einen Wachstumspfad gebracht.
Thomas Hußmann

Wenn ich den Wirtschaftsteil (der meisten Zeitungen) aufschlage, habe ich ja schon gar keine Erwartungen an eine differenzierte Berichterstattung. Schließlich hat die Neoklassik und ihre endlose Angst vorm Geld ausgeben seit Jahrzehnten die Wirtschaftswissenschaft fest im Griff. Dass auch in diesem Artikel die Gefahr der bösen Schulden propagiert wird, ist nicht der Rede wert. Auch, dass mir Clemens Fuest der immergleiche „Experte“ zitiert wird, ohne eine Gegenstimme zuzulassen, ist ärgerlich aber nicht weiter schlimm. Berichterstattung darf auch mal einseitig sein. Die Art und Weise wie plakativ das jedoch passiert, lässt einen wundern, ob nicht ein Pseudonym von Christian Lindner höchst selbst hinter diesem Text steckt. Wir sehen ja, wohin uns die tolle deutsche Schuldenquote von 64 Prozent bringt: in eine drohende Rezession und Wirtschaftsschrumpfung. Auf die Spitze wird die Argumentation jedoch durch die Auswahl der anderen Beispielländer getrieben. Auf die billigste Art und Weise wird das Klischee vom „faulen Südländer“ bedient. Dass die deutsche Wirtschaft große Anteile an der hohen Schuldenquote Italiens und Griechenlands hat? Davon ist keine Spur. Den Gipfel des Ganzen findet man hierbei nur zwischen den Zeilen. Japan, das mit 260 Prozent die höchste Schuldenquote der Welt hat und zu den größten Wirtschaftsmächten der Welt gehört, wird mir keinem Wort erwähnt. Schade eigentlich, dabei könnte das doch einen ganz neuen Blick auf diese Thematik werfen. Stattdessen wird sich jetzt wohl unser Herr Finanzminister den Artikel einrahmen und über den Schreibtisch hängen.
Yannick Antritter


Leserbriefe zum Titelthema „Was wir verdienen“ „Kennen Sie Ihr persönliches Grenzprodukt?“ von Mark Schieritz

Die Artikel zeigen klar, dass die Gehälter in Deutschland mit „Leistung“ im gewöhnlichen umgangssprachlichen Sinne recht wenig zu tun haben, sondern eher mit Marktmacht und Durchsetzungsvermögen, aber auch mit Solidarität oder fehlender Solidarität unter Arbeitnehmer*innen bzw. Gewerkschaftsmitgliedern. Wer zu sozial, zu bescheiden und nicht gewerkschaftlich organisiert ist, verliert. Zu den Folgen zählt z. B. der Pflegenotstand. Wer dagegen wie die Metaller*innen oder die Lokführer*innen gut organisiert ist und keine Hemmungen hat, ausgiebig zu streiken, verdient gut und häufig mehr, als ihm nach der Länge der Ausbildung und den Anforderungen der beruflichen Praxis relativ zu vielen anderen Beschäftigten zustände. Dass da bei manchen schlechter bezahlten, aber schwerer arbeitenden Menschen Unmut aufkommt, ist meines Erachtens verständlich. Gerechtigkeit sieht eben anders aus.
Ulrich Willmes

Im Artikel ,,Entdecken“ erklären sich Menschen zu ihrem Gehalt, ihrem Urlaub, ihren Überstunden, ihren Besitz und ihre Wünsche. Alles sehr bescheiden und bodenständig. Da ist der Landwirt mit ca. 2700 Euro Brutto und 7 Urlaubstagen, da ist die Sortiererin und der Busfahrer mit unter 2000 Euro netto. Alle arbeiten Herzblut und Engagement hadern nur wenig und angemessen. Und da Meraf Testay mit einem Bachelor in Germanistik und Politikwissenschaften, welcher aber als unerfindlichen Gründen als Luftsicherheitsassistent in Teilzeit arbeitet und bis 2800 Euro netto verdient! Das ist nach seinen Angaben zu wenig zum Leben! Zumal er keine Familie (mit)versorgen muss, denn er lebt auf wenigen Quadratmetern. Kopfschüttelnd muss ich das zur Kenntnis nehmen. Ich habe als ehemalige Krankenschwester in der DDR ein wenig über 1000 Euro Rente. Und so finde ich den jungen, studierten Meraf Testay, welcher als Luftsicherungsassistent weit unter seinen Möglichkeiten und dazu nur in Teilzeit arbeitet und von seinem Gehalt von bis zu 2.800 nicht leben kann einfach nur unsympathisch und anmaßend.
Heike Westermann

In der Rubrik „Entdecken“ unter dem Titel „Was wir verdienen“, wird bei der Grundschullehrerin eine Studienzeit von 10 Jahren angegeben. Das finde ich befremdlich. Die Regelstudienzeit beträgt 6 + 4 Semester, ergo 5 Jahre. Zudem kenne ich in meinem Umfeld niemanden, mich eingeschlossen (Staatsexamen Gymnasiallehrer), der, in welcher Fachrichtung auch immer, 20 Semester (10 Jahre) studiert hätte. Fazit 1. Die Grundschullehrerin ist ein Einzelfall und damit absolut nicht repräsentativ für das Gros der Lehrer/-innen, was die Studienzeit betrifft. (By the way: 10 Jahre Studienzeit würden junge Menschen nicht nur vom Lehrerstudium zurückschrecken lassen.) Fazit 2. Und das halte ich für wahrscheinlicher: Hier wurden Jahre mit Semestern verwechselt. Das wäre schon ein peinlicher Fauxpas. Stellt es doch alle anderen Aussagen der Lehrerin, die ich meinerseits voll unterstützen/ nachvollziehen kann, von vorneherein in Frage.
G. Klimkus

Neben vielen hervorragenden Autoren der ZEIT ist mir einer der liebsten Mark Schieritz, da er komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge einfach darzustellen weiß. Aber mit seinem Beitrag in Nr. 18 im „Entdecken“ S.54f. „Kennen Sie Ihr persönliches Grenzprodukt?“ hat er sich selbst übertroffen. Sogar meiner, an ökonomischen Themen weniger interessierte Frau fand daran Interesse und sagte, dass sie Vieles jetzt besser einordnen könne. Besten Dank, Mark
Herbert Peherstorfer


Leserbriefe zu „Das fatale Loch im Himmel“ von Peter Dausend et al.

Ihr wortreicher Artikel war instruktiv und mit guter Übersicht. Was dabei besonders wichtig war: Es gibt die Abwehrwaffen! Sowohl die Patriot wie die Iris sind erprobt und bewährt. Auch der Gepard ist dazu zu rechnen. Das Problem liegt vor allem in der Beschaffung zeitlich und kostenmäßig in europäischer Abstimmung. Wie üblich! Bitter auch für die Ukraine mit ihrer endlos langen Front. Die gelungene Abwehr Irans im Fall Israel zeigt dagegen die notwenige strategische Zielsetzung.
Detlef Geisendörfer

Bedingt abwehrbereit? Immer öfter hört man Menschen über die angreifbare und marode Infrastruktur Deutschlands reden. Schon nicht mehr hinter vorgehaltener Hand wird von dem desolaten Zustand der DB gesprochen. Jeder von uns Bahnbenutzern hat eigene Erfahrungen mit der Leistungsverweigerung oder -unfähigkeit der Bahn gemacht, mit der schlechten Behandlung als Kunde, den dubiosen Vertragsbedingungen und den sog. „Fahrgastrechten“. Mit der Netzversorgung, den Energieunternehmungen, dem Handwerk, dem Handel – wer kennt die Probleme bei der Beschaffung von Ersatzteilen und Wartezeiten bei anstehenden Reparaturen nicht? Den Gesundheitsbetrieb zu kritisieren, kommt den Beifallspendern des „besten Gesundheitssystems der Welt“ der Blasphemie gleich. Aber soll ich mich damit abfinden, in einer deutschen Großstadt vom Orthopäden keinen nahen Termin zu bekommen, obwohl ich auf Krücken mit einer Entzündung im Knie in seiner Praxis herumhumpele (als Kassenpatient muss man ja schon großes Glück haben, um beim Arzt telefonisch durchzukommen)? Und Abschleppdienste sind von öffentlichen Auftraggebern, wie ich lese, nur schwer zu bekommen. Kein Wunder, wenn die Abschlepper lieber im Dauerauftrag für Wohnungsgesellschaften und Privatfirmen die Straßen patrouillieren und Kfz. verschleppen, wie sie es für richtig halten und dabei ein gutes Geschäft machen.
Seit langem schaudert es mich auf der Autobahn von Frankfurt nach Wiesbaden, wenn ich an den Strommasten und Leitungen vorbeifahre. Wie schnell auch hier die Infrastruktur außer Kraft gesetzt werden könnte, haben wir erst vor kurzem bei Tesla erfahren dürfen. Vor kurzer Zeit schrieb ich dem Deutschlandfunk einen kleinen Wortbeitrag mit dem Hinweis, wir, die Bewohner Frankfurts, säßen bei Angriffen auf die EZB schutzlos auf dem Präsentierteller, da die EZB, soweit ich weiß, in keiner Weise gegen auch nur kleine Angriffe aus der Luft (Drohnen) geschützt sei. Die EZB ergäbe als Solitär einen riesigen Scherbenhaufen. Nun höre und lese ich häufiger Politikerklagen zur fehlenden Abwehrfähigkeit Deutschlands. Da sollen dann Schüler an den „zivilen Bevölkerungsschutz“ herangeführt werden. Den gibt es mit seiner Horrorpostille „ZB“ seit 1956/59. Der Albtraum meiner Kindheit erzeugte mit seinen Geschichten über den Atombunkerbau im Garten, Berichten von Atomopfern und den Schutzmöglichkeiten (unterm Küchentisch und weg vom Fenster) beim großen Blitz eine nachhaltige Angst vor Blitz und Donner jeglicher Art. Jetzt, nachdem alle alten Sirenen und Bunker entsorgt worden sind, sollen wir also wieder neu aufbauen. Man rechnet mit 8 Jahren, bis Deutschlands Industrie und Infrastruktur soweit ist, in der Luft und sonst wo abwehrbereit zu sein. Gestern, als ich schlaflos im Schlaflabor lag, erinnerte ich mich an angst- und schlaflose Nächte meiner Kindheit. Und plötzlich kam mir eine Erklärung für Olaf Scholz‘ Abwehr der Lieferung von Taurus Raketen an die Ukraine: Nicht nur die Angst vor der Verwicklung in den Krieg befürchtet er, er weiß auch, daß Deutschland Angriffen ohne die Taurusse, von denen ohnehin nur die Hälfte einsatzbereit sind, wenig entgegenzusetzen hat. Es ist wie mit der maroden Infra- und sonstigen Struktur: Jahrzehntelanger Abbau staatlicher Verantwortung, Solidarität und der Solidargewinne durch Umwandlung in Privateigentum (siehe Privat Public Partnership). Hier haben wir das Ergebnis: einen offenen Himmel. Nur sagt das niemand.
Manfred Kramer

Haben die Autoren des Artikels nicht in Betracht gezogen, dass die detaillierte Auflistung der Schwachstellen in unserem Luftverteidigungssystem potentiellen Angreifern strategische Vorteile verschaffen könnte? Die Erwähnungen der vielen derzeitigen Lücken und der Uneinigkeiten der europäischen Staaten bei der Entwicklung neuer Waffensysteme, erspart unseren möglichen Gegnern eine Menge an Spionagearbeit!
Horst Landsiedel

Die Vernachlässigung der militärischen Luftabwehr als fatalen Fehler zu bezeichnen, ist aus heutiger Sicht verständlich, aber auch heuchlerisch. Nach dem Zerfall des Warschauer Paktes war man der Annahme, Europa stehe eine goldene Zeit des Friedens unter amerikanischer Ägide bevor, und ganz Europa bis zum Ural sei den Werten des Westens wohlgesonnen. Zukünftige Konflikte erwartete man nur mit dem radikalen Islam (als asymmetrische, nicht klassisch militärische Auseinandersetzung) und China (als Auseinandersetzung um die wirtschaftliche Vormachtstellung). Zig Milliarden an Mitteln für eine moderne Luftabwehr zur Verfügung zu stellen wäre politisch gar nicht durchsetzbar gewesen: Gegen welchen Gegner eigentlich?
Klaus-Dieter Beims


Leserbriefe zu Titelthema „Was wir verdienen“ „Was steht mir zu?“ diverse Autoren

Wenn eine Müllsortiererin Euro 1.820 netto verdient, dann finde ich das angemessen. BMW 1er, neu gekauft!!! Und dann 8% oder noch besser Euro 600 mehr fordern. Geht’s noch? Rentner erhalten eine MEGA-Erhöhung von 4,57 % brutto. Immer nur fordern, fordern, fordern. Abgesehen davon sind die Lebenshaltungskosten im Osten sicher noch niedriger. Man kann nicht alles gleich machen. Übrigens: Ich habe mit 24 gemerkt, dass ich es ohne Ausbildung im Leben nicht weit bringen werde. Dann zweiter Bildungsweg vier Jahre Vollgas mit Staatsexamen. Gearbeitet bis 68 mit 6-7K brutto, deshalb sehr gute, aber zu versteuernde Rente. Trotzdem Minijob (München!!!). Wer mehr will, muss mehr tun. Such is life. Mir geht das ewige Teilhabegejammere auf die Nerven. Bin 70, wir hatten als Kinder auch keine Teilhabe, keinen Urlaub usw. Heute meinen alle, es würde ihnen alles zustehen. Ist aber nicht so. Ich höre nur noch: Ich will haben, haben, haben. Wir haben eh eines der besten Sozialsysteme weltweit. Inzwischen unbezahlbar. Wie sagte Lars Eidinger kürzlich im SZ-Interview: Die Welt geht gar nicht unter, sie ist schon untergegangen! Dem schließe ich mich an. Ach ja: Und der Luftsicherheitsassistent ist mit 3500 bis 3600 brutto und Teilzeit nach dreieinhalbmonatiger Ausbildung doch gut bezahlt!!!!
Joseph Zenz

Ich habe Ihren Artikel über die Gehälter der unterschiedlichen Berufsgruppen mit Interesse gelesen. Was mich irritierte war, dass die vorgestellte Grundschullehrerin 10 Jahre studiert hat. Das wäre doppelt so lang, wie vorgegeben. Ob es sich um 10 Semester gehandelt hat? Auch empfinde ich die Aufzählung der von ihr dargestellten Zusatzaufgaben im Lehrerberuf als sehr ungenau. Lehrer, die ihren Beruf mit Professionalität und Kompetenz ausüben, sind Wissensvermittler, Berater, Seelsorger, Helfer bei Erziehungsproblemen, Konfliktlöser, kreative Unterrichts Entwickler, Diagnostiker, Tag- Nacht und Wochenendarbeiter, Eltern – Kind – Amt – Koordinatoren, Umsetzer von ständig sich erneuernden Vorgaben, und und und… Der Lehrerberuf ist gut bezahlt. Leider beinhaltet er, dass man sich ständig rechtfertigen muss, weil keiner sieht, was man tut, wenn man nicht im Klassenraum ist. Ich bin sehr gern Lehrerin und weiß aber auch nach 40 Dienstjahren, wo ich meine Kraft hinein gegeben habe und was ich entbehrt habe.
B. Wiegand

Weltfremd in Weiß. Der Herr Internist ist ein ganz schöner – pardon: Jammerlappen. Bei einem Nettogehalt von 4.400 € und 42 Wochenstunden wird sich beschwert, über Schichtdienst und – noch kleinlicher – den nur geringen Nachtzuschlag von 20%. Ohjeh! Der Schichtdienst wird mit der Zeit wesentlich weniger, und laut eigenen Angaben gibt es doch „nur wenige“ Überstunden. Die angebliche Ausbildungsdauer von 13,5 Jahren ist zudem falsch: Mediziner starten nach der Approbation (7 Jahre) zwar zunächst in ihre Facharztausbildung, diese wird jedoch von Anfang an sehr gut bezahlt: im deutschen Durchschnitt mit etwa 3.400 € netto (plus Dienste). Jedes andere Studium, ob Kunstgeschichte, Philosophie, BWL oder Anglistik, dauert mit Masterabschluss auch mindestens 6 Jahre. Und die starten alle bei weitem nicht mit diesem Gehalt. Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit, wie sich ein Topverdiener hier als Leidender darstellt. Bezahlt von der übrigen Bevölkerung. Weltfremd in Weiß!
Martin Adenius

Plakat an der Innenstadtstraße: „Braunschweig braucht Handwerker. Drehsesselpiloten haben wir schon genug!“ Es fällt an dem Artikel auf, dass Sie nur Handwerker (müssen pünktlich anfangen, das zu Ende bringen, was sie angefangen haben, können nicht ins Homeoffice, müssen notfalls Überstunden machen) aufgeführt haben. Die Grundschullehrerin ist wohl im Angestelltenverhältnis (dafür spricht die Rente). Wie wäre ein ähnlicher Artikel mit einem Beamten des Bundeswehrbeschaffungsamtes, einem Landrat, einem Verwaltungsbeamten im öffentlichen Dienst, einem Abteilungsleiter aus einem Ministerium, einer Mitarbeitervertreterin von VW, einem beamteten Lehrer und einem Verwaltungschef einer Krankenkasse? Die können, bis auf die Lehrerin, Gleitzeit und die Arbeit unterbrechen und am Folgetag (oder nie) fortsetzen. M.W. verdienen die alle besser.
Andreas Thomsen


Leserbriefe zu „Aliens wären keine Überraschung“. Gespräch mit Lisa Kaltenegger geführt von Sibylle Anderl und Robert Gast

Die Behauptung macht Dr. Lisa Kaltenegger, Astrophysikerin an der Cornell University USA Frau Dr. Kaltenegger fragt: „Gibt es da draußen andere Lebewesen“ Andere Lebewesen? Mag sein, fragt man sich, nur was für Lebewesen. Die müssen ja nicht humanoid sein, eben nur leben. Ich zwischen 1969 bis 1990 in derselben Branche gearbeitet an den größten Sternwarten der damaligen Zeit, teilweise in leitender Position. Suche nach extraterrestrischem Leben wurde als Hobby für Planetologen angesehen, oft für Amateure. Ich habe mit Mitarbeitern den ganzen Nord und Südhimmel kartographiert und nichts gefunden was da lebt. Nur im Kino, mit aufwendigen Hollywood Spacedramen, da lebte so allerlei. Nicht immer mit guten Absichten. Genau das sollte Dr. Kaltenegger auch bedenken. Da können ganz fiese Lebewesen sein da draußen. Die Suche nach ihnen ist gefährlich. Safety first, man muss nicht auf sich und den Planeten Erde aufmerksam machen. Schön bedeckt halten. Im Kino Krieg der Sterne sehen oder Alarm im Weltraum. Das reicht. Und Sie Dr. Kaltenegger andere Astrophysik machen, da gibt es ungelöste Probleme genug. Manche Lösung würde für einen Nobelpreis reichen. Also los, Kuppel öffnen und ran an die Teleskope.
Hans-Emil Schuster

Die Entwicklung intelligenter Lebensformen ist in den Naturgesetzen des Universums a priori angelegt, und darin ebenfalls die Technologie der von uns so herbeigesehnten interstellaren Kommunikation. Man kann davon ausgehen, den ersten habitablen Planeten durch die bekannten Marker wie Sauerstoff bald zu finden. Allerdings wäre dann die Kommunikation zwischen den interstellaren Lebensformen über den bekannten Funkverkehr bei hunderttausenden von Jahren Wartezeit auf eine Antwort je nach Entfernung nicht realisierbar. Mit der Quantentechnologie, diesen „spukhaft“ verschränkten Photonen oder bits würde die Kommunikation ohne jeden Zeitverlust funktionieren. Diese „Quantenkommunikation“ funktioniert schon in kleinem Maßstab über einige Kilometer. Dafür hat der Wiener Prof. Anton Zeilinger den Grundstein gelegt. Es wäre unfassbar, wenn wir auf einen Schlag die interstellare Daten- und Sprachkommunikation zeitgleich vernehmen würden, sobald wir uns dieser Technologie bedienen können. Das wird die Eintrittskarte zur intergalaktischen Zivilisation.
Heinz Flattinger

Zu dem Artikel, für den Sibylle Anderl und Robert Gast die Astronomin Lisa Kaltenegger interviewt haben, ist mir eingefallen, dass der Kommunikationsforscher Paul Watzlawik in seinem Buch „wie wirklich ist die Wirklichkeit“ ein Beispiel von Kommunikation mit außerirdischem Leben gebracht hat. https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=176.0
Helgund Seidler

Vielen Dank für Ihre Antwort. Vorschlag: Abwarten, dann wird man sehen, ob es sie wirklich gibt die Aliens. Auch wenn es sehr lange her ist als ich in der Astronomie war, erlaube ich mir, Frau Dr. Kaltenegger, Ihnen mit kollegialen Grüßen alles Gute und Erfolg zu wünschen.
Hans-Emil Schuster


Leserbriefe zu „Schampus-Max und die Chinesen“ von Christian Fuchs et al.

Es macht den Eindruck, die Autoren mögen den Konjunktiv und den AfD-Politiker Maximilian Krah gar nicht. Und wer soll das alles lesen? Doch was lehrt uns der Vorfall. Hat Krah von der Spionagetätigkeit seines Mitarbeiters gewusst? Hat dieser Mitarbeiter seine Spionagetätigkeit bei seiner Bewerbung angegeben oder verschwiegen? Wird bei der Einstellung von Mitarbeitern denn danach gefragt? Wäre es nicht an der Zeit, dass die Diskriminierung von Spionen beendet wird, um sie zu ermutigen, sich zu outen: „Ja, ich bin Spion und das ist gut so!“ Es wird Zeit für einen neuen Umgang miteinander. Und die Benutzung des Konjunktivs sollte vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Fred Klemm

Der Mitarbeiter Jian G. von Herrn Krah wurde von deutschen Behörden seit 2018 beobachtet. Da stellen sich mir mindestens vier Fragen. Haben die deutschen Behörden sechs Jahre lang seelenruhig zugeschaut, wie der Mitarbeiter wichtige Daten abgeschöpft und nach China übermittelt hat? Wenn dies so war, müssten dann nicht die Verantwortlichen in diesen Behörden ebenfalls verhaftet werden? Warum wurde Herr Jian G. just wenige Wochen vor der Europawahl verhaftet, obwohl er offensichtlich seit sechs Jahren Spionage betrieben haben soll? Hat man sich diesen Fall etwa extra für diesen Zeitraum aufgehoben? Ein Schelm, wer hier einen Zusammenhang erkennen will.
Ingo Wilken

Es braucht also sechs Leute der ZEIT, um einen Mann zu sezieren. Was von ihm übrigbleibt? Wenig, wie bei geriss’nen Tieren. DIE ZEIT schließt sich der Auffassung an, Maximilian Krah sei wegen seines schlechten Charakters für ein öffentliches Amt nicht geeignet. Frage: Wie sieht der gute ZEIT-Volksvertreter aus („Selters-Hein und die Schützen“) Kleinwüchsig in Jeans und Sandalen? Weder gläubig noch rechtsverortet? Arglos, schmucklos, ahnungslos? Machtlos, sprachlos, anspruchslos? Mundfaul, schweigsam und gehorsam? Provinziell und heimattreu? Unbelesen und naiv? Und mit Mitarbeitern ausschließlich aus dem Umfeld des Verfassungsschutzes?
Johannes Kettlack


Leserbriefe zu „Extremisten im Klassenraum“ von Christian Bangel

ich lese Die Zeit seit einem halben Jahrhundert und habe mich noch nie so sehr über einen Artikel geärgert wie den von Christian Bangel über „Extremisten im Klassenraum“. Wie kann eine liberale Zeitung einen Artikel eines linksgrünen Journalisten veröffentlichen, der es rechtfertigt, eine minderjährige Schülerin aus dem Unterricht abführen zu lassen, weil diese im Internet angeblich „rechtsextreme Inhalte“ geteilt haben soll. Die Eltern der Schülerin wurden nicht informiert, obwohl sie in der Nähe der Schule wohnten. Es handelte sich nicht um die Ankündigung eines Amoklaufs und es gab auch keine Gefahrenlage. Ich hoffe, die Veröffentlichung des Artikels von Christian Bangel war ein einmaliger Ausrutscher der ZEIT, denn sonst haben Sie nach über 50 Jahren einen Käufer Ihrer Zeitung verloren.
Rolf Schikorr

Wollen Sie Ihre Leser*innen für dumm verkaufen?! Neben der „rechtsgerichteten Jungen Freiheit“ hat auch Ihr „Autor“ Martenstein in einer der vorigen Zeitmagazin-Ausgaben das Verhalten der Schülerin verharmlost (und die Reaktion des Schulleiters kritisiert), indem er Susanne  Gaschke und die NZZ zustimmend zitiert. „Die Zeit“: Eine Qualitätszeitung?!
Elmar Philipp 

Bei Ihrem Artikel zum intoleranten und andere schädigenden Extremismus selbst im Schulunterricht „musste“ ich mal wieder ganz viel unterstreichen und Ausrufezeichen und Anmerkungen am Rand machen:  Leider ist es für die uralte Weisheit „wehret den Anfängen“ bereits lange zu spät, insbesondere bei den infizierten Eltern und Lehrkräften, mit der Folge, dass angemessene Reaktionen und Maßnahmen immer teurer, Mut erfordernder und kontroverser geworden sind. Auf jeden Fall ist es mit reinen Lippenbekenntnissen wie „nicht akzeptabel“, rein verbaler Ächtung  oder Forderungen seitens Medien oder Politik schon lange nicht mehr getan.  Es wird auch Zeit nicht beliebige Vielfalt zu verherrlichen und idealisieren,  sondern ausdrücklich tolerante,  friedliche, die Mitmenschen achtende und prosoziale Vielfalt.   Wir brauchen keine Vielfalt an Terrorismus-Verherrlichung, Hass, Hetze, Mobbing und Anti-Semitismus  oder sonstigen Antis, außer Anti-Egoismus, Anti-kriminalität und zu Intoleranz und Gewaltverherrlichung. Aber auch das reicht nicht:  Die Freiheiten und Milde gegen und Datenschutz für alles antisoziale werden inzwischen derart missbraucht  und jede Maßnahme gegen die sie schädigenden und gefährdenden Missbraucher derart behindert, dass man hier ein Dilemma anerkennen und  fragen muss,  ob dieses Ausmaß an Freiheit und Großzügigkeit, deren Verantwortung so krass verweigert wird,  noch mit der Erhaltung von Sicherheit und sozialen Segnungen vereinbar ist.    Aber auch das kann allein niemals mehr reichen:
Wir brauchen auch schlicht mehr Arbeit und Mittel — nicht nur des Staatsapparates —  um den Einflüssen  und der  „Infektionsanfälligkeit“  der beeinflussten etwas entgegenzusetzen:  Die prosozialen und engagierten Lehrkräfte brauchen viel mehr personelle, qualifizierende und materielle Unterstützung und Nachwuchs, um den von vielen Seiten, auch den Medien mehr geworben werden muss.  Weiter brauchen sie Unterstützung von Sozialarbeitern, Psychologen, Paten und Kontaktpersonen der Kinder etc., die u.a. sinnvolle Freizeit-Gestaltungen und Gespräche zwischen den Kontrahenten zur Förderung  von Verständnis und Respekt und Toleranz und zum Abbau von Vorurteilen anbieten.  Dazu braucht es Bereitschaft der Steuerzahler und Wähler, dafür mehr zu geben und/oder auf anderes zu verzichten, denn bekanntlich hat der Staat noch eine ganze Reihe anderer alter und neuer und auch vernachlässigter Aufgaben. Sie alle durch immer mehr Schulden zu bezahlen, würde nicht mehr lange gut gehen und wäre sofort unfair gegenüber Inflationsopfern und späteren zuständigen, die es wohl noch viel schwerer haben als wir heute.  Es gibt derzeit noch genug Menschen, die niedrige Steuern und großzügige Subventionen nicht für Investitionen  oder den gesunden Lebensunterhalt brauchen, sondern für Luxus-Ansprüche oder Verschwendung.
Und natürlich braucht es auch Verstärkung von schon lange überlasteten Institutionen wie HateAid, Polizei, Justiz, Schulen und prosoziale Vereine. Insgesamt müssen wir — hoffentlich prosozialen — alle vom reinen Klagen und Fordern  oder verbal erhobenen Zeigefingern weg kommen  und anerkennen,  dass es bei den so fortgeschrittenen Problemen auch an Desinformation, Hass und Hetze und Radikalisierungs-Einflüssen im Internet  keine billige, bequeme  und niemanden belastende oder etwas kostende „Lösung“ oder eher  nur relative Milderung  der Probleme mehr gibt  und wir alle mehr tun müssen,  mit mehr auch ehrenamtlicher Arbeit, Zeit, Geld und Mut,  und auch der Anerkennung einiger Dilemmas, wo wir nicht alle Ideale zugleich zu 100%  verwirklichen können, ohne uns heillos zu überfordern und letztlich zu scheitern.    Die intoleranten, achthungrigen Mobber  und Menschenverächter werden sich nicht von allein mehr ändern.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Auf ein Wort im Knutsch-Abteil“ von Marcus Rohwetter

Als Uralt-Fan Ihrer „Quengelzone“ danke ich Ihnen sehr für diesen zurecht quengligen Artikel! Ich erinnere mich besonders gern an einen Beitrag über ein Schmerzgel, nach dessen Anwendung der Schmerz „wie weg“ wäre. Sie verglichen das damals mit dem Augenschließen an einem ungeschützten Aufenthaltsort angesichts eines sich annähernden Bären. Dies mit den neuen Plänen der DB zusammengedacht: Die Bahn sollte in einer kleinen Stückzahl von Waggons ihre Zweier-Abteile bauen. Bei der Jungfernfahrt von Zügen mit dieser Ausstattung werden Bahnvorstände dort mit fitten Grizzlies zusammen einquartiert, außen Vorhängeschloss und eingeklemmter Besen o. ä. Mal sehen, ob sich die Pünktlichkeit und Service danach verbessern, hihi.
Sabrina Hausdörfer

Am Ende Ihres recht amüsanten Artikels („Auf ein Wort im Knutsch-Abteil“ (Zeit Nr. 18, 2024)) schreiben Sie, dass Sie als Kunde für Dienstleitungen der Gegenwart bezahlen, nicht für Hoffnungen. Sehe ich auch so – und ich möchte ergänzen: Ich zahle für Journalismus, nicht für sachlich falsche Polemik. Nun bin ich Mittelalterhistoriker von Beruf und störe mich (natürlich) an Ihrem Absatz über das „finstere Mittelalter“. Ich spare mir hier nun, Ihnen auseinanderzusetzen, wie falsch Sie mit ihren Zeilen liegen – das alles ist in einer großen Zahl von Büchern und Internetseiten nachlesbar. Dass Sie womöglich nicht die Zeit und das Interesse haben, das zu tun, kann ich verstehen. Aber bitte, dann äußern Sie sich auch nicht dazu, sondern bleiben bei dem, was Sie recherchiert haben (sofern Recherche für den fraglichen Text überhaupt eine Rolle gespielt hat). Mein Ärger rührt daher, dass meine Zunft seit langer Zeit versucht, den Bildern entgegenzutreten, die Sie so nebenbei unhinterfragt reproduzieren. Und ja, von ‚meiner Zeit‘ erwarte ich zudem ein wenig mehr Qualität.
Christoph Mauntel

Wie wahr, wie wahr Herr Rohwetter. Bahnfahren könnte so schön und entspannt sein, ließe es die Bahn nur zu! Meine letzte längere Fahrt ging nach Trier und zurück, klappte alles, zum Glück. Eine gewisse Anspannung, auch bei geübten Bahnfahrer/innen, ist immer mit im Gepäck, selbst wenn ein großzügiger Zeitpuffer eingeplant wurde. Zu meiner Prioritätenliste gehört nicht nur die Pünktlichkeit, sondern auch, dass der Waggon mit am Zug hängt, in dem der Sitzplatz gebucht wurde, verlassen kann man sich darauf leider auch nicht. Ein „Knutsch – Abteil“ kann sich die DB sparen, einen „Mile High Club“ der Bahn braucht es nicht, den Club der gestressten Bahnreisenden mit zahl – und namenlosen Mitgliedern hat sie ja schon. Reicht doch! Mir tut das Bordpersonal in den Zügen oft leid, muss es doch den ganzen Frust der Reisenden schlucken. Die DB-Manager dürfen sich freuen, dass sie überhaupt noch Personal finden, sie sollten sich zur „Weiterbildung“ öfter mal selbst in ihre Züge setzen. Die Zweierabteile wären dann vielleicht vom Tisch – oder gerade nicht, aber nur ihnen vorbehalten.
Regina Stock


Leserbriefe zu „Personalie“ „Die Anklägerin“ von Marc Widmann

Endlich mal ein Presseartikel, der zu einer anderen Betrachtungsweise des Ukraine-Krieges anregen sollte. Wenn dieser Krieg nicht bald endet, werden im besten Fall Deutschlands Finanzen auf Jahrzehnte hinaus zerrüttet sein; und im schlimmsten Fall wird es Deutschland, wie wir es kennen, nicht mehr geben. Politik ist nicht so einfach, wie sich die meisten Politiker/innen das vorstellen. Es ist beängstigend, wie einvernehmlich Politik und Medien die Parole ausgeben, wir müssen Russland besiegen und deshalb müssen wir immer mehr Waffen und immer mehr Geld in die Ukraine transferieren. Wenn schon der Sachverstand fehlt, frage ich mich, ob wenigstens die Phantasie ausreicht zu erkennen, was passieren würde, wenn mit deutschen Waffen und deutschem Geld Russland in diesem konventionellen Krieg besiegt würde. Glaubt denn jemand ernsthaft, dass sich die Russen wie begossene Pudel hinter die Grenzen der Russischen Föderation zurückziehen, der Nato die strategisch eminent wichtige Krim überlassen und darauf hoffen, dass Russland nicht in 32 Besatzungszonen aufgeteilt wird? Die deutsche Bevölkerung wird angepasst gemacht, indem Politiker/innen und Medien propagieren: „Wenn wir jetzt nicht der Ukraine zum Sieg verhelfen, wird Putin ganz Europa überrennen.“ Man kann dem russischen Präsidenten viel vorwerfen, aber nicht, dass er blöd ist. Russland kann zwar ganz Europa zerstören, aber dank der Nato niemals militärisch erobern und kann daran auch überhaupt kein Interesse haben. Wir müssen mit Russland als Nachbar leben. Nicht nur wir, sondern auch Russland hat Sicherheitsinteressen.
Die haben die USA vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verweigert. Die USA waren 1962 unter Kennedy bereit den 3. Weltkrieg zu führen, weil die Sowjetunion Raketen auf Kuba stationiert hat. Heute soll Russland aber akzeptieren, dass die Ukraine Mitglied der Nato wird und die USA Atomraketen direkt an der Grenze zu Russland stationiert. Westliche Politiker argumentieren, die Menschen in der Ukraine wollen das aber so. Hat 1962 jemand danach gefragt, was die kubanische Bevölkerung will? Russland kann und wird nicht akzeptieren, dass die Ukraine Mitglied der Nato wird. Also müssen andere Lösungen gefunden werden als eine militärische. Russland wurde nach der deutschen Wiedervereinigung belogen und betrogen. Als Gorbatschow seine Zustimmung gegeben hat, dass der Teil Deutschlands, der dem Warschauer Pakt angehörte, der Nato beitreten darf, hat man der Sowjetunion zugesichert, dass sich die Nato darüber hinaus keinen Zentimeter weiter nach Osten ausdehnen wird. Diese Zusage wird heute von westlichen Politikern bestritten. Es gibt jedoch Bild- und Tonaufnahmen, die das Gegenteil beweisen. Die Frage eines schriftlichen Vertrages stellte sich zu dem Zeitpunkt nicht, weil die Sowjetunion noch existierte und alle Staaten östlich der ehemaligen DDR dem Warschauer Pakt angehörten. Die Sowjetunion wurde am 21.12.1991 aufgelöst. 1994 sind die letzten russischen Truppen aus der ehemaligen DDR abgezogen. Nur zweieinhalb Jahre später, auf dem Nato-Gipfel im Juli 1997, wurde Polen, Ungarn und Tschechien der Beitritt zur Nato angeboten. Und das war erst der Anfang.
Franz Scheuer

Dass Frau Brorhilker das Handtuch geworfen hat und dabei sogar auf die Privilegien ihres Beamtenstatus verzichtet, ist mehr als nur eine mittlere Katastrophe. Es ist jedoch verständlich, wenn jemand, der über Jahre juristische Spitzen- leistungen geliefert hat, nicht mehr Teil einer Justiz sein möchte, die im internationalen Vergleich bestenfalls das Prädikat „mittelmäßig“ verdient (Das unterstreicht ja auch der andere Fall von Herrn Drosten in derselben Ausgabe) Mehr als 900 000 Gerichtsverfahren sind in Deutschland unerledigt. Im Fall der Cum-Ex-Kriminalität kommt noch hinzu, dass deutsche Gerichte im strengsten Sinne nicht wirklich unabhängig sind, da die Staatsanwälte weisungsgebunden sind (was schon vom Europäischen Gerichtshof kritisiert wurde). Unter den Cum-Ex-Gaunern ist vermutlich auch noch der eine oder andere Parteispender, vielleicht sogar anonym. Da die Justiz in Deutschland Ländersache ist, mögen diese Spender im Einzelfall der Politik sogar bekannt sein. Die jämmerliche Rolle der Hamburger Staatsanwaltschaft wird dadurch besser begreiflich, ebenfalls, dass Herr Scholz als Oberbürgermeister dieser Stadt in Cum-Ex-Angelegenheiten zumindest keine besonders ruhmreiche Rolle gespielt hat. Festzuhalten bleibt, wenn in Deutschland die Politik kein Cum-Ex-Gerichtsverfahren wünscht, findet auch keines statt, als weisungsgebundene Beamte werden die Staatsanwälte vom jeweiligen Landes-Justizministerium entsprechend instruiert.
Eberhard Leppin

Der Cum-Ex-Klüngel hält wie Pech und Schwefel zusammen, vermutlich gibt und gab es da nie eine reelle Chance, um diesen Sumpf trocken legen zu können. Daher gibt nun die Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker völlig entnervt und sicherlich auch sehr frustriert auf und wirft alles hin. Der größte Steuerskandal im besten Deutschland aller Zeiten, soll und darf irgendwie nie aufgeklärt werden. Ende ungut alles ungut, aus Amen, Schluss und vorbei; noch ein erneutes Armutszeugnis mehr für den demokratischen Rechtsstaat Deutschland.
Riggi Schwarz


Leserbriefe zu „Wir könnten viele Todesfälle verhindern“. Gespräch mit Ute Mons geführt von Jan Schweitzer

Nach meiner Meinung wird im Artikel nicht wirklich deutlich, wieviele Menschen durchs Rauchen sterben. Es wirkt so, als stürben bis 2100 nur 130.000 Menschen in Großbritannien. Das kann nicht stimmen. In Deutschland sterben 130.000 Menschen in jedem Jahr durchs Rauchen, lt. Gesundheitsministerium. Zum Vergleich: Corona führte 2020 zu etwa 33.000 Todesfällen. Wenn man überlegt, wie oft über Corona gesprochen, geschrieben, berichtet und gewarnt wurde, im Minutentakt im Radio und wenn man die in vielen Fällen irrationale Reglementierung und Gängelung in der Pandemie betrachtet, dann ist die Zurückhaltung bei Alkohol und Tabak überhaupt nicht mehr zu verstehen.
Christian Fahn

Während andernorts in der Ausgabe Herr Probst völlig richtig darauf hinweist, dass die liberale Demokratie ihre „Performance“ verbessern müsse, um gegen autoritäre oder technokratische Staatsmodelle zu bestehen, wird hier wieder die übliche Bevormundung des Bürgers propagiert. Verhindern, verbieten, vermeiden – das ist wohl inzwischen der hervorstechendste Wesenszug der früher liberalen Demokratie, die sich fortwährend, wie de Tocqueville schon im 19. Jahrhundert vorhersah, zu einer Fürsorgediktatur entwickelt. Unabhängig von dem Weg der Prohibition oder des Rauchverbotes in Neuseeland nun also auch ein Rauchverbot in Großbritannien und Deutschland. Natürlich kann das Todesfälle verhindern und womöglich auch die (Volks-)Gesundheit verbessern, aber ein zehnminütiger Dauerlauf würde höchstwahrscheinlich sogar deutlich mehr Todesfälle verhindern und das allgemeine gesundheitliche Niveau der Bevölkerung deutlicher anheben. Wann wird uns also die Bundesregierung jeden Vormittag einen zehnminütigen Dauerlauf vorschreiben?
Volker v. Moers

Danke für den Artikel aber…. von jemand der über 35 j in Berlin lebt kann ich einfach sagen Das Rauchen in Deutschland war immer. gut für die Wirtschaft und ist offensichtlich immer noch gut für die Wirtschaft. Meine Meinung nach hier ist eine kleine Liste, wo man in Berlin immer noch rauchen kann. Für Leute, die dort arbeiten müssen…die haben Pech gehabt Im Hotel Marriott gegenüber sogar vom Verteidigungsministerium wo das Hotel eine Bubble für seine reiche raucherkunden eingerichtet hat Im Clubs wie Insomnia, Berghain usw. In wie vielen Restaurants die auch eine Bubble draußen gebaut haben…schöne Idee von den Tabaklobbyisten oder in wie viele Keinbars die um 9 Uhr morgens auf haben.. für Raucher und Alkoholiker. Die brauchen nur draußen sagen müssen Im Wettbüros gab s einen Zimmer ganz hinten…für die wichtige raucherkunden und wie viele Tabakautomaten gibt es in Berlin? an wie viele ecken ..mehr als Straßen mit Zebrastreifen schätze ich und wie viele Spätkaufladen gibt ist in Berlin wo Tabak und natürlich Alkohol 24 stunden am Tag kaufbar sind??? Tabak soll erreichbar sein!! Ich halte die versoegerung der Politik gegen Rauchen für eine forme von Genozid tatsachlich, weil die Politik schon lange wüsste, wie man die raucherzahlen in Deutschland reduzieren KOENNTE und so wenig wie möglich dagegen gemacht hat wie hat Deutschland gekämpft GEGEN WHO-Einschränkungen bei der Tabakwerbung um die Werbeindustrie nicht zu schaden …Jobs!! und zuletzt bitte…die U-Bahn. Ist immer noch eine .Nichraucherzone…toll oder eine Zone für Leute die keine Tabakprodukten benutzen…sehr erfolgreiche Arbeit den Tabaklobbyisten finde ich, über Jahre SO…es ist BESSER geworden….aber wirklich ich glaube Rauchen ist hier gut für die Wirtschaft
Brian Agro


 

Leserbriefe zu „Liebe Leute“ „Schade, Marmelade“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Gerade habe ich den Verriss über Meghan Markles neue Produkte gelesen. 17/50, witzigerweise sind die Gratisgeschenke wie Drucke von Kunstwerken zu lesen. Ich kann mir richtig das heitere Lachen vorstellen, wie einer aus der Gruppe auf die Idee dieser Nennung ihrer Marmelade kommt. „Ja, das ist witzig!“ Ich sage nicht „schade Marmelade“. Ich finde es so schade, dass Frauen immer wieder über Frauen mit mieser Kritik herfallen müssen, wenn deren Lebensäußerungen nicht ihren Vorstellungen ansprechen. Warum hat Frau Beermann nicht gar nichts geschrieben, wenn sie diese Aktion so läppisch fand. Schade Marmelade! In der Hoffnung, dass die jungen Leute „solche Sachen“ immer toleranter zu betrachten lernen.
Elisabeth Scherf

Wieso, weshalb und für wen schreiben Sie so einen gehässigen Artikel über jemanden und etwas, ohne einen relevanten Bezug zu irgendetwas oder irgendwem?
Ferdinand von Haeseler

Ihr o.a. Artikel erinnert mich sehr an das hechelnde Zerpflücken von Verhaltensweisen der anderen Bewohner in dem kleinen westfälischen Dorf, aus dem ich stamme… Ich bin überhaupt kein Fan von Meghan Markle – aber kann man die Frau nicht einfach machen lassen, was sie will, ohne auf so niedrigem Niveau darüber rumzulästern??? Das ist für mich auch weit unter dem Niveau, das ich von DIE ZEIT erwarte.
Karin Redeker


 

Leserbriefe zu „Perfect Days“ von Annabelle Seubert, im ZEIT Magazin

Vielen Dank für den lesenswerten und informativen Artikel, der einen sehr guten Eindruck von einer Welt vermittelt, die ich selber nie betreten würde.
Volker v. Moers

Im Artikel „Perfect Days“ bezeichnen sie Braids als „Rastazöpfe“. Das ist meines Erachtens in mehrere Hinsichten ärgerlich. Der Ausdruck „Rastazöpfe“ alleine ist schwierig. Dreadlocks (die in Deutschland oft als „Rastazöpfe“ bezeichnet werden) sind ein religiöses und politisches Symbol mit einem bedeutsamen historischen Hintergrund. Weder werden sie von Rastas selbst als Zöpfe bezeichnet noch werden sie von allen Rastas oder ausschließlich von Rastas getragen. Die Defacto-Gleichsetzung dieses Haarstils mit einer Glaubensgemeinschaft zeugt meines Erachtens von einer gewissen postkolonialen Wurschtigkeit bis Gleichgültigkeit. Stellen Sie sich zum Vergleich vor, das ZEIT Magazin bezeichnete Pajes als „Judenlocken“ oder dergleichen. Hinzu kommt, dass Braids schlicht keine Dreadlocks sind. Natürlich gibt es Ähnlichkeiten und eine etymologische/semantische Nähe, aber es sind dennoch zwei distinkte Hairstyles mit vor allem unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Konnotationen. Ich war natürlich nicht mit Ihnen auf der Kreuzfahrt, aber ich gehe stark davon aus, dass in dem Fall keine Dreadlocks geknüpft wurden. Als besonders ärgerlich empfinde ich diese Vermischung insofern, als sie im Kontext eines Artikels passiert, der u.a. das Desinteresse von Tourist:innen an den von ihnen besuchten Ländern behandelt und kritisiert. Ich schätze, dass Sie in Ihrer Arbeit auf die negativen Auswirkungen dieser Art von Massentourismus hinweisen, kann mich des Gefühls aber nicht erwehren, dass sie nicht nur den Mitreisenden auf dem Schiff mit einem gewissen Hochmut begegnen, sondern auch der Kultur der Karibik, die mit der Geschichte von europäischer und US-amerikanischer Einflussnahme untrennbar verbunden ist – nicht erst seit dem Hype um Kreuzfahrten. Mir ist bewusst, dass es größere Probleme auf dieser Welt gibt, und der latente Mansplaintonfall dieser Welt tut mir leid. Aber ich bin ehrlich: Ich habe mich geärgert und würde mich freuen, wenn Sie dieser Thematik künftig mit einer Sorgfalt begegneten, die (unterstelle ich einfach mal) der Intention Ihrer Berichterstattung entspricht.
Davide Bortot

Das ZEIT-Magazin scheint mir besonders anfällig für naturwissenschaftlichen Unsinn zu sein. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie wiederholt darauf hinweise. Der letzte grobe Schnitzer findet sich im Artikel von Frau Seubert (25.04.2024, No. 18) über die Reise mit dem größten Kreuzfahrschiff aller Zeiten. Sicher haben Sie recht mit der Behauptung, dass diese Art der Vergnügungsreise intellektuell unterfordernd ist, aber der kleine Abschnitt über den Antrieb des Schiffes kann nicht unkommentiert bleiben. Zitat: „Das Wort „Klima“ fällt nicht, obwohl Royal sein größtes Kreuzfahrtschiff der Welt als nachhaltig bewirbt und es mit Flüssigerdgas fahren soll – dem „saubersten Schiffskraftstoff“. Dabei wird bei seiner Verbrennung Methan freigesetzt und Methan ist, auf 20 Jahre gesehen, 86-mal schädlicher als CO2.“ Soso. Zur Erinnerung an den Chemieunterricht: Flüssigerdgas = Methan! Wie kann bei dessen Verbrennung Methan entstehen? Das ist Alchemie. Methan ist als Treibhausgas nicht nur in 20 Jahren, sondern jederzeit schädlicher als Kohlendioxid. Das sind keine Petitessen, über die sich ein publizistisches Gebirge wölbt, sondern dieser kleine Absatz zeigt das grundlegende chemische Bildungselend in den Schreibstuben der ZEIT. Man stelle sich vor, ein vergleichbarer Sachverhalt würde im Politikteil geschrieben. Dann wäre sofort die Rede von Fake-News. Hier geht es aber offensichtlich „nur“ um die materiellen Grundlagen des Klimawandels. Bei so viel Unwissenheit in breiten Teilen unserer Gesellschaft mit den meinungsführenden Medien an der Spitze muss man sich wirklich Sorgen machen, dass die so oft beschworene Klimakatastrophe verhindert werden kann.
Armin Börner


Leserbriefe zu „Schafft sie es nochmal?“ von Ulrich Ladurner

Frau von der Leyen war schon immer in erster Linie eine begabte Selbstdarstellerin – ob als Ministerin für Arbeit und Soziales („Jeden Tag eine warme Mahlzeit!“) oder der Verteidigung („Ein Flachbildschirm in jede Soldatenbude!“). Sie hat die Bundeswehr in einem beklagenswerten Zustand hinterlassen und dabei u.a. mehr als 100 Millionen Euro für die Restaurierung der Gorch Fock und Unsummen für Berater verprasst. EU-Kommissionspräsidentin wurde sie nur, weil Macron den ihm viel wichtigeren Posten der Präsidentin der Europäischen Zentralbank mit seiner Kandidatin Lagarde besetzen wollte und Merkel nicht unglücklich darüber war, auf diese Weise ihre zweitbeste Freundin Ursula loszuwerden und einen Posten für ihre beste Freundin Annegret Kramp-Karrenbauer freizubekommen. Frau von der Leyen wird auch eine zweite Amtszeit erhalten – aus dem einfachen Grunde, weil die Mächtigen in der EU sich auf keine andere Kandidatin einigen können. Die gute Nachricht – dann wird sie nicht NATO-Generalsekretärin und kann dort nicht einen ähnlichen Schlamassel anrichten wie in der Bundeswehr.
W.-R. Heilmann

Ursula von der Leyen ist schon mehrfach als deutsche Politikerin in Deutschland grandios gescheitert, deshalb ist auf ein weiteres Scheitern, nun wiederum als deutsche Politikerin und Präsidentin der EU-Kommission, längst gepfiffen. Ursula von der Leyen will doch vermutlich einfach nochmals so richtig Kohle machen und vielleicht auch nochmals dabei richtig viel Kohle verbrennen, ähnlich wie bei diesem nach wie vor total unaufgeklärtem Peanuts-Deal mit Pharma-Pfizer, bei dem es gerade eben einmal nur um schlappe 35 Milliarden Euro gegangen sein soll! Steuergeld weg, Impfstoff weg, Frau von der Leyen weiter da, aber bedenke, dass bisher eigentlich doch alles ganz super und noch mehr rund gelaufen!?
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Gier ist geil“ von Ingo Malcher

 Es geht darum, ob man Luxus von der Steuer absetzen kann. Wie beispielsweise einen Wellnessurlaub, einen Maßanzug oder eine Schönheitsoperation, soll Seminare geben, wo man lernen kann wie man das Finanzamt für dumm verkaufen kann. Die Seminare kosten vermutlich auch Geld und die Kosten werden wieder abgesetzt. Mein Rat, mal sofort sofort vergessen, diese Tricks. Die Finanzer sind doch nicht blöd, die fragen dann, woher kommt das Geld für den Luxus, ist das versteuert worden. Und einmal auf der Spur wird weiter geforscht. Hinter sehr viel Geld steht manchmal ein Verbrechen. Und dann mischt die Justiz sich ein. Also entweder bescheiden leben oder korrekt Steuern zahlen. Das ist zwar ärgerlich, aber für einen guten Bürger eine Pflicht.
Hans-Emil Schuster

Wie großartig, dass in der „Zeit“ auch dieses Thema behandelt wird. Gern auch als Leitartikel, gern auch ausführlicher und mehrseitig. Hierzu hat der kluge und herrlich spitzfindige Wilfried Schmickler bereits vor Jahren ein wunderbares Gedicht verfasst, das nochmals verdeutlicht, wie sehr die Gier die Wurzel allen Übels ist. Für mich völlig unverständlich, dass sich nicht nur niemand über gierige Eliten aufzuregen scheint, sondern es die Gesellschaft offenbar freundlich goutiert und stattdessen den Begriff Gutmensch verballhornt.
Jutta Stewart


Leserbriefe zu „Ich will das Erbe nicht“ Gespräch mit Kai Viehof geführt von Jean Uwe Heuser

“ Danke. Danke. So kompetent und wertvoll! Und ich hoffe zwar auch, dass das die Feder mächtiger ist als das Schwert (ganz im Sinne der Zeit!) glaube aber dass in manchen Situation leider das Schwert mächtiger ist.“
Bernd Magenau

Beide Artikel haben mich so bewegt, dass mir die Augen feucht wurden: 2 Artikel, die Hoffnung machen, die von Aufrechten berichten, die entschlossen und fähig sind, eine lebenswerte Zukunft für unser Land zu gestalten! Bitte mehr davon! Das hilft zu verhindern, dass immer mehr Menschen angesichts überwältigender Katastrophenmeldungen ohnmächtig und überfordert in die innere Emigration gehen!

Weiter so!
Eva Gnaudschun


 

Leserbriefe zu „Paartherapie“ von Annabel Wahba im ZEIT Magazin

Vielen Dank für das Porträt. Es ist ermutigend, wenn Menschen wie Sie versuchen, Frieden zu leben und sich mit ihrer Art uns zumuten und Vorurteile sprengen. Meine Frau und ich haben jüdische und muslimische Freunde und fühlen die innere Zerrissenheit, die der 7. Oktober ausgelöst hat.

Um noch eine dritte Religion ins Spiel zu bringen: Wenn überhaupt, dann trifft auf Sie das Wort des Juden Jesus oder Jeschuah zu: Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Söhne und Töchter Gottes heißen (Matthäusevangelium 5, 9).
Albrecht Gralle

Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass am 7. Oktober 2023 auch Thais brutal ermordet bzw. als Geiseln verschleppt wurden. Der Mord, bzw. die Geiselnahme dieser Menschen zeigt mir, dass es reine Mordlust war, die die Hamas getrieben hat. Auch die Thais dürfen nicht vergessen werden.
Eva Langhammer


Leserbriefe zu „Über jemanden, der Deutschland aus guten Gründen meidet “ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Im jüngsten „Zeit-Magazin“ haben Sie sich mit dem Schicksal von Philipp Auerbach beschäftigt – und dabei behauptet, dass er heute vergessen sei. Das stimmt zum Glück nicht. Im Aufbau-Verlag ist im vorigen Jahr das Buch von Hermann Klare „Auerbach – eine jüdisch-deutsche Tragödie – oder: Wie der Antisemitismus den Krieg überlebte“ erschienen. Das Buch schildert ausführlich – und bestens recherchiert, wie es zu dem traurigen Ende Auerbachs gekommen ist. Vergessen ist er sicherlich nicht.
Wolf Scheller

Ist das Deutschland von 1952 wirklich noch das Deutschland von 2024? Eine erstaunliche Annahme von Herrn Martenstein. Aber das eigentliche Ziel seiner Kolumne ist wohl für Solidarität mit Israel zu werben, auch wenn diese aktuell keinen Sinn macht.
Frank Zehnle


Leserbriefe zu „Ich sitze im Auge des Taifuns“. Gespräch mit Corinna Harfouch geführt von Peter Kümmel

Dieses Gespräch mit Corinna Harfouch kommt genau zur richtigen Zeit, lieber Peter Kümmel, nämlich gerade nachdem ich den Trailer des Films „Sterben“ gesehen habe. Vielen Dank für diese Begegnung mit der interessanten Persönlichkeit. Überhaupt ist es mir ein Anliegen, Ihnen einmal mitzuteilen, dass ich Ihre Artikel zum Theater-Geschehen immer mit großem Interesse und Vergnügen lese! Das erlaubt mir, das Unvermögen, überall dabei sein zu können, einigermaßen schadlos zu überstehen.
Peter Früh

In letzter Zeit habe ich das Gros der Artikel nur quer- oder gar nicht mehr gelesen. In unserer offenbar spaltungswütenden Welt lese ich vermehrt über Protagonisten und deren vom Zeitgeist beeinflussten Moral. Seien es InfluencerInnen, Jungpolitikerinnen oder Aktivisten, die einem nur allzu lautstark vorschreiben, wie man zu leben oder zu denken hat. Hängengeblieben bin ich beim Artikel über Corinna Harfouch. Chapeau, Frau Harfouch! Sie schafft es, ruhig gelassen und überzeugend extremistischen Ideen eine Absage zu erteilen, auf der anderen Seite jedoch mit jemandem dieser Gedankenwelt in ihrem Dorf irgendwie klarzukommen. Sie nennt Gründe dafür. Ich bin mir sicher, dass genau die beschriebenen charakterlichen Dinge ihr die Begegnung mit dem Reichsbürger leicht machen und sie souverän erscheinen lassen. Ebenfalls sicher bin ich mir, dass die fleißige Schauspielerin Corinna Harfouch weder Lust, noch Zeit hat, sich in den sozialen Netzen zu tummeln, sodass sie der -aufgrund des Interviews wahrscheinlich entstehende Shitstormtaifun nicht treffen wird.
Kerstin Horn


Leserbrief zu „Der Mutige“ von Stefan Hentschke, Fotos Tamar Shemesh

Zeit: Finden Sie es nicht schlimm, dass in Gaza die Menschen hungern, während in Israel das Leben weitergeht, wie hier sitzen und essen? Jeremias: Aber das ist doch die Schuld der Hamas! Die Terroristen horten das Geld und verkaufen die Hilfslieferungen, anstatt sie zu verteilen. Zeit: Haben sie sich je gefragt … Ist es Absicht oder die Unfähigkeit einer Journalistin. Von welchem Geld redet er? hätte sie weiterfragen müssen. Wie ist es möglich, dass Hilfsgüter zur Handelsware werden? hätte sie weiterfragen müssen. Wer bemächtigt sich der aktuell 400 LKW-Ladungen? hätte sie weiterfragen müssen. Beutet die Hamas weiterhin die eigene Bevölkerung aus? hätte sie weiterfragen müssen. Macht die Journalistin nicht. Offensichtlich zählt auch sie zu den „jungen Menschen, die jetzt so heftig gegen Israel protestieren“.
Ullrich Kamuf


Leserbrief zu „Friedrich und das Leben“ von Florian Jaenicke, Autor im ZEIT Magazin

Vielen Dank für die Kolumne Friedrich und das Leben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich von Friedrich lesen darf. Bitte auch weiterhin.
Andrea Irion


Leserbrief zu „In Sonderburg schießen sie Möwen“ von Maria Mast

Oh ja, Silbermöwen sind richtig groß und ihr Geschreie kann sehr auf die Nerven gehen. Im letzten Jahr hatte bei mir ein Silbermöwenpaar zwei Eier ausgebrütet, die Küken einfach zuckersüß. Sturzflüge und unappetitliche Erleichterungen der Elternvögel waren die Folge, der Sommer auf der Terrasse quasi gelaufen. In diesem Jahr hat ein Vergrämer rechtzeitig Spieker auf dem Dach angebracht. Kein Nest, zum Glück. Silbermöwen abzuschießen ist natürlich rabiat, der Erfolg in Sonderborg scheint ja auch mäßig zu sein. Die betroffenen Anwohner und Beschäftigten im Rathaus haben mein volles Mitgefühl und ich finde es unerwachsen, wenn Touristen jetzt diese schöne Stadt nicht mehr besuchen wollen. Möwen gehören ans Meer, dass sie immer weiter ins Land ziehen und sich von Pommes und Fischbrötchen ernähren, ist menschengemacht. Statt sich darüber zu echauffieren, dass Möwen jetzt gejagt werden, sollte man lieber daran arbeiten, dass sie in ihre natürliche Umgebung zurückkehren können. Der Massentourismus und zunehmend sportliche Aktivitäten an den Küsten sind da auch nicht besonders hilfreich.
Regina Stock


 

Leserbrief zu „Sie nannten mich Blume“ von Anna Scheld

Vielen Dank für Ihren offenen Beitrag zu Ihrem Problem mit dem ausgewählten Vornamen Ihrer Eltern! Ich litt selbst sehr unter meinen drei Vornamen »Lila Inés Margarita«. Wurde deswegen sehr gehänselt, die Namen wurde immer falsch geschrieben, passten nicht komplett auf amtliche Unterlagen. Verbunden habe ich mich nie mit ihnen gefühlt. Wollte einfach einen ganz einfachen Namen wie Lisa oder so. Diese Namen sind spanisch. Und Lila heißt übersetzt Flieder. Aber nachdem ich gebürtige deutsche bin und nichts damit assoziieren kann, suchte ich mir selbst den Vornamen »Lilly« aus. Wurde überall so gerufen. Nur auf Papier stand es nicht. Mit 18 Jahren war ich berechtigt, ihn standesamtlich zu ändern – alles Notwendige dafür listen Sie ja im Text auf. Nun heiße ich offiziell Lilly Lux und werde meiner Entscheidung nie nachtrauern. Und dass ich damit nicht alleine bin, die mit ihrem Namen sehr hadert, ist schön zu lesen.
Lilly Lux


Leserbrief zu „Wortschatz“ „Stuken“ von Martina Widdecke

Ich kenne den Begriff aus meiner Duisburger Kindheit, weiß aber nicht, ob mit k oder ck geschrieben. Wenn man im Fenster lag und die Straße beobachtete, wurde das Kissen unter den Ellbogen gestukt, oder im Bett das Kopfkissen, um es in Schlafposition zu bringen.
Marlene Derendorf


Leserbrief zu „Ich werde nicht noch einmal die Polizei rufen“ von Fritz Zimmermann

Dr. Christian Drosten hat dieses Land und seine Menschen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie mit großem Fachwissen, Besonnenheit und Klugheit beratend unterstützt ohne die Polemik, die andere sog. wissenschaftliche Berater in dieser Zeit an den Tag gelegt haben, und verdient dafür ganz sicherlich nicht solche Beleidigungen. Im Nachhinein sind wir doch alle schlauer und das ist ja auch das Positive aus dieser für alle belastenden Zeit. Es kann nicht darum gehen, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen, du bist schuld und wir müssen uns verzeihen. Wir sollten versuchen, aus der Pandemie zu lernen, Konsequenzen zu ziehen, Grundsätzliches festzulegen, Maßnahmen zu beschreiben und Entscheidungsgremien zu benennen für den Fall einer weiteren Pandemie. Erschütternd ist auch die Beschreibung der deutschen Justiz, Ministerpräsident und ehemaliger Bundesgesundheitsminister sind ja fast das Gleiche, Überlegungen zu einer Verfahrenseinstellung und Undifferenziertheit, schon fast so wie bei den eigentlichen Beleidigern. Was ist das für eine Mentalität in diesem, unserem Land?
Angelika Cervelli


Leserbrief zu „Von unterwegs gesendet“ „Die Kölner Zudecke“ von Christine Lemke-Matwey

Besten Dank für den humorvollen Artikel mit Frau Holz und Fräulein Schlüter. Da ich selbst eine langjährige katholische Erfahrung in einem rheinischen Internat gemacht habe fand ich diese Art Aufarbeitung einfallsreich. Auch mein unrühmlicher Internats-Abgang, mit Hilfe von Schwester Reginalda, hat Spuren hinterlassen. Die beiden Protagonisten „Holz und Schlüter“ bearbeiten das Trauma vortrefflich und konnten so auch mir helfen. Der Katholizismus in einem reinen Jungeninternat hatte für mich allerdings noch andere Anforderungen und Regeln. Danke für den für mich überraschenden Artikel im Feuilleton der Zeit. Wenn die Gemeinschaft der Heiligen dem „Eff-zeh“ helfen kann? Ja, warum nicht?
Franz-Josef Schulte


Leserbrief zu „Wir haben euch was mitgebracht“ von Christine Lemke-Matwey

Die Fantasie unserer Staatsoberhäupter scheint sich bei Gastgeschenken auf Großformatiges zu beschränken! Im Gegenzug könnte Erdogan Steinmeier ein 60l-Faß Sauerkraut mitbringen, getoppt von zusätzlich 60kg Kassler! Für den nächsten Türkeibesuch rate ich Steinmeier zu einem Türkenbund im Blumentopf, den Erdogan in seinen Garten auspflanzen kann. Jedes Mal, wenn er ihn gießt, denkt er an den engen Türkei-Deutschland-Bund! Beim Gegenbesuch bringt er Steinmeier einen Türkensäbel mit, damit der endlich mal mit dem Säbel rasseln kann! Erdogan hat das in seinem Land nicht nötig!
Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Stadt auf Koks“ von Christoph Heinemann et al.

„Wer die Verbreitung der Droge bremsen will,“ müsse in Südamerika anfangen. Das versuchen die USA zum Teil mit brutalen Mitteln seit Jahrzehnten – ohne Erfolg. Denn oft sind Polizei und Politiker in den Drogenhandel verwickelt, und sie werden wohl heimlich über den Besuch von Frau Faeser lächeln. Der Kampf gegen den Kokain-Konsum müsste eher bei uns geführt werden. Das ist jedoch auch nicht einfach, denn „Koks vereist das Mitgefühl.“ Konsumenten in Deutschland ist demnach egal, dass die Drogenmafia zunehmend ganze Staaten (Mexiko, Ekuador …) beherrscht und dass bei der Auseinandersetzung innerhalb und mit der Mafia viele Menschen getötet werden, darunter viele Journalisten.
Christian Tanzmann


Leserbrief zu „PROMINENT IGNORIERT. Gender-Hippo“ von Peter Dausend

Ich zitiere aus Ihrem o.g. Artikel „Beim Wasserlassen spritze es (das Hippo) nie mit propellerähnlichen Schwanzbewegungen herum. Wie ähnlich sich doch die Kerle sind!“ Ich bin fassungslos, was ist das für eine Formulierung? Was will die Zeit damit transportieren/andeuten? Wozu braucht man das? Ist das lustig?
Niko Henschen