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17. Mai 2023 – Ausgabe 21

 

Leserbriefe zu „GEHT’S DENN NOCH?“ von Robert Pausch und Bernd Ulrich

 

Das nun schon seit geraumer Zeit , der Vizekanzler und Superminister für Klima und Wirtschaft in der medialen Landschaft schonungslos seine Führung kritisch gesehen wird und das Heizungsgesetz seine Ordnungspolitik um jeden Preis mit dem Einbau von Wärmepumpen durchpeitschen will. Frau Merkel hat als Bundeskanzlerin ihre Entscheidung einmal als „alternativlos „bezeichnet, die Energiewende ist es auch. Auch der Fall Graichen – war ein Fehler, der nun geheilt ist, eine neue Personal Ausschreibung für die DENA – Geschäftsführung ist auf den Weg gebracht. – Thomas Bartsch

 

Herr Habeck erfährt gerade die Logik des Beamtenmikados in der Politik: Wer sich bewegt, hat verloren. Man sieht ja z.B. am Verkehrs – und am Justizministerium, dass Nichtstun zumindest nicht negativ auffällt, vielleicht sogar einmal als Besonnenheit gewürdigt wird. Wie hieß eigentlich der letzte Wirtschaftsminister vor Robert Habeck, der politisch etwas wollte? Ludwig Erhard? – Karlheinz Martín

 

Mit seiner zutreffend beschriebenen politischen Methode glaubt Habeck als intellektuelle Basis für seine politischen Ziele von einer zentralisierten Identität, mit erschreckenden antiliberalen bisweilen antidemokratischen Zügen und von einer infantilen Naivität und Ungeduld getrieben. – Jürgen Dressler 

 

In der gegebenen Aufstellung kann Robert Habeck nur scheitern: FDP und SPD bilden zusammen mit den Oppositionsparteien eine Große Koalition gegen den Klimaschutz. Eine Große Koalition, die sich die breite Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger zu sichern weiß. Das Machtkalkül von FDP und SPD: Für das von ihnen gewollte Scheitern beim Klimaschutz soll bei der nächsten Bundestagswahl zum Schaden der Grünen der Klimaschutzminister verantwortlich gemacht werden können. Wo es eine Perspektive für das Gelingen beim Menschheitsthema des Klimaschutzes nicht zu geben scheint, stellt sich ernsthaft die Frage, ob Robert Habeck nicht besser zurücktritt, um damit die gegebene Regierungskrise offenzulegen und zu verschärfen. Auf der Sachebene kann Robert Habeck nichts bewirken, wo er auf der Machtebene so nachhaltig ausgebremst wird. Er sollte sich nicht länger von FDP und SPD ins Scheitern treiben lassen und nun selbst auf der Machtebene Akzente setzen. Außerhalb der Regierung hätte er außerdem die Beinfreiheit, um sich als Kanzleralternative zu Scholz aufzubauen. Denn der eigentliche Gegner ist nicht Christian Lindner, sondern Olaf Scholz. – Reinhard Koine 

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. – Michael Scheppler

 

Denk ich an Deutschland bei Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Denn: Deine Immobilienbesitzer sind anscheinend alle über 80 und durchweg verarmt. Allein, deren Wert hat sich in den letzten zehn Jahren im Schnitt verdoppelt, und das durch Nichtstun. Jetzt ist es mal an der Zeit, in den Werterhalt zu investieren. Die Erkenntnis ist nicht neu, dass eine energetische Sanierung neben dem Werterhalt zu sinkenden Betriebskosten führt und damit über die Lebensdauer der jeweiligen Maßnahme wirtschaftlich ist. Diejenigen, die sich jetzt ärgern, sollten sich zunächst über sich selber ärgern, über ihr Nichtstun. Die Mehrheit hat es sich bisher einfach gemacht: Alte Heizung raus, neue Heizung rein, fertig ist das Ding. Liebe Leute, Verbrenner-Romantik taugt nur noch in Talkshows – sei es bei Gebäuden, sei es im Verkehr. Denk ich an Deutschland bei Tag, dann schaffst Du das! – Berthold Hanfstein

 

Stolperfallen und Dispararitäten beim Heizungsdiktat sind methodische Schwächen, genau so auffällig sind aber die materiellen Ungereimtheiten. Die 65 % – Determinante stand bereits im Koalitionsvertrag. Dennoch wenig plausibel, einzig die Wärmepumpe zu favorisieren, solange dafür Kohle und Gas als Stromlieferanten benötigt werden. Dann täte es auch die alte Gastherme. Auch die Konzentration auf Erneuerbare wird auf absehbare Zeit den explodierenden Strombedarf nicht decken. Das wird fast überall so gesehen. Nationale Insellösungen sind deshalb teuer und sinnlos, zumal man nur einen Co² Anteil von 2 % zu verantworten hat. Die Mehrheit ist für Klimaschutz, aber nicht mit der Brechstange. Ideologische Verbohrtheit ist kein guter Wegweiser, das sollte Habeck aus der Affäre mitnehmen. – Christoph Schönberger

 

Die Mehrheit eines ganzen Volkes bemüht sich derzeit, eine wirksame Klimawende zu hintertreiben. Denn diese wird und muss uns eine Menge kosten. Unterstützt werden die Unwilligen dabei von allzu Vielen ihrer demokratisch gewählten Repräsentanten – und natürlich durch BILD. Das geht sehr einfach, indem man den wichtigsten Politiker der Klimawende demontiert. Da kommen Affären mit Trauzeugen und Geschwistern gerade recht, um die Rücknahme eines Gesetzentwurfes zu fordern. Da werden Unwahrheiten über dieses Gesetz verbreitet. Ich hoffe, dass Robert Habeck das übersteht, dass wenigstens ein abgeschwächtes GEG den Bundestag passiert. – Hanspeter Harries

 

Die Egomanie der neoliberalen Politik wird für Europa und die Welt immer unerträglicher! – Walter Moritz

 

Die ganze Diskussion um Klimaschutz, Heizungsaustausch usw. zeigt m.E. drei entscheidende Punkte auf:

  1. Der größte Teil der Bevölkerung will gar keine Veränderungen
  2. Klimaschutz ist selbstverständlich sehr wichtig, nur darf es mich nicht einschränken und mich nichts kosten
  3. Freiwilligkeit wird es nicht geben, ohne Verbote ändert sich nichts

Wir sehen doch allein schon an den Umfragewerten der Regierungs- und Oppositionsparteien, was Maßnahmen auslösen. Habecks Grüne sind auf Talfahrt, weil sie konkret Heizungsänderungen gesetzlich regeln wollen, die auf Zukunft absolut richtig sind und unsere CO² Bilanz positiv beeinflussen. Das kostet Geld – selbstverständlich – und muss auch sozial verträglich gestaltet werden. Ich kann allerdings nicht mehr nachvollziehen, dass gerade Eigenheimbesitzer sich jetzt noch eine neue Öl – bzw. Gasheizung einbauen lassen wollen – s. Verkaufszahlen. Fakt ist doch, dass eine Heizung ca. 25 bis 30 Jahre ihren Dienst tut, d.h. der jetzige Austausch bezieht sich auf Eigenheime, die dies Alter haben und abbezahlt sind. 5 bis 10 T€ mehr für eine Wärmepumpe sind kreditmäßig zu verkraften, zumal 35 % bis 45 % vom Staat erstattet werden. Und wer sein Haus in 30 Jahren nicht wärmetechnisch renoviert hat, braucht auch keine neue Heizung. Und mal ehrlich, die Äußerungen der CSU/CDU/FDP über „technikneutrale Systeme“, sind populistisch, da in mittlerer Zukunft nicht genügend Grüner Wasserstoff/ E-Fuel für Privat zur Verfügung stehen wird, da die Industrie die Mengen für sich beanspruchen wird und muss. Mir zeigt auch an den Verhaltensmustern, dass die Bevölkerung gar keine Veränderungen will. Das zeigen doch die Verkaufszahlen der Urlaubsflüge, Kurzurlaubstrips, der wöchentlich wiederkehrenden privaten Fahrten zur Nord – bzw. Ostsee usw. – wir wohnen an der A2 in Ostwestfalen und beobachten dies oftmals. Ein effektiver Klimaschutz mit nachvollziehbarem CO² Fußabdruck würde hier bestimmt notwendige Änderungen herbeiführen. Ohne Verbote wird das alles nicht gehen. So ist es – als ersten Schritt – richtig, den Einbau von Gas – und Ölheizungen zu verbieten. Es gibt viele Punkte, wo der Staat gesetzlich eingreifen könnte – Tempolimit, „Reichensteuer“, Dienstwagenprivileg, Flugbenzinsteuer, usw. Die Liste ließ sich beliebig fortsetzen. – Karl-Heinz Ramhorst

 

Da Herr Habeck weder Energieökonom noch -ingenieur ist, überließ er zentrale Aufgaben des Ministeriums vermeintlich kompetenten Staatssekretären und deren Anhang. Jetzt zeigt sich, dass deren angeblich „längst verfügbaren“ Konzepte zur Wärmewende auf dürftiger Sachkompetenz beruhen. Ähnliches ist bei der künftig gesicherten Stromversorgung zu befürchten, die absehbar zum Va-Banque-Spiel mit „blöden Wetterlagen“ über 2 – 3 Tage besonders im Winterhalbjahr wird. Und was, wenn doch noch einige Bereiche existieren, für die keine bezahlbaren konkreten „grünen Lösungen“ sichtbar, geschweige denn in 10 – 15 Jahren umsetzbar sind? Diskussionen „in Blasen“ und Ausblendung fundierter externer Sach-Kritik durch fachlich kompetente Menschen wie Handwerker, Energieingenieure und andere erfahrene Fachleute generieren ein hohes Risiko, wie schon ZEIT-Redakteur Mark Widmann vor Kurzem feststellte. Zumindest auf meinem Fachgebiet Energiewirtschaft [dank jahrelanger Zusammenarbeit mit Ingenieuren, vielfach „in der Praxis“, sowie einem „großen TU-Leistungsnachweis“ im Fach Experimentalphysik (damals Pflicht-Teil meines Mathematik-Studiums) auch etwas technischem Verständnis], in dem ich mindestens zwei Jahrzehnte zu den TOP 5 in Deutschland gehörte, muss ich heute gestehen:

Ich bekomme angesichts eines wiederholt anzutreffenden sachlich unsinnigen und teils ahnungslosen Schönschwätzes zu Energiefragen regelmäßig „die Krise“, weil die dort verbreiteten Botschaften und daraus abgeleiteten Politikmaßnahmen entweder sinnlos oder sachlich kaum durchdacht und letztlich sogar höchst riskant und noch dazu teuer sind. Die von den Akteuren zugrunde gelegten „besonders guten Absichten“ rechtfertigen keineswegs dusselige Maßnahmen, unsinnige Zeithorizonte und Ausblendung unbequemer Fakten. Herr Dr. Graichen promovierte 2002 (30 Jahre alt) in Heidelberg zum Thema: Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung – Eine Public-Choice-Analyse (WS: Auf dem Grenzgebiet zwischen Volkswirtschaft und Politikwissenschaft gelegen). Der einzige inzwischen bekannte Energie – und Umweltökonom Andreas Löschel aus Heidelberg war damals 31 Jahre alt. Er wusste 2002 (wie heute?) von Energietechnik eher wenig. Woher stammt Herr Graichens angebliche Sachkompetenz? Nicht etwa nur aus WIKIPEDIA!? Beispiele für „Unsinn“ und unfaire Kommunikation: So durfte Frau Kemfert (DIW) bei ZDF-WISO im Herbst 2022 behaupten: „Wir haben Stromspeicher noch und nöcher!“ womit ja die Probleme volatiler Strom-Quellen Photovoltaik und Wind locker zu beheben wären. Sachlich ist richtig: bei bestens am Vortag gefüllten Pumpspeicherwerken (9,3 GW) und derzeit recht geringen Batteriespeicher-Kapazitäten – die für das öffentliche Stromnetz verfügbar wären – können nur maximal 2,5 % einer nötigen werktäglichen Stromerzeugung abgedeckt werden. Die insgesamt bald 2,5 GW Kleinspeicher für individuelle PV-Anlagen nützen zwar im Sommer etwas, nicht jedoch im Winterhalbjahr. FFF lässt sich vom „grünen“ Wuppertal-Institut ein Gutachten erstellen, wie es Deutschland möglichst schnell zur „Klimaneutralität“ schaffen kann. Dummerweise ist dort auf Seite 15 die Rede von rund 667 Mrd. kWh gespeicherten Wasserstoff H2, für dessen „grüne“ Erzeugung (Elektrolyse) fast 1150 Mrd. kWh grüner Strom notwendig wären (mehr als das Vierfache der heutigen EE-Strom-Erzeugung in Deutschland). Die 2-seitige FFF-„Zusammenfassung“ vernebelt diese Größenordnung hinter viel Geschwafel. Usw. usw. – Wolfgang Ströbele

 

Eine fällige Auseinandersetzung mit der grünen Politik in der Regierung. Die familiäre Personalpolitik ist leider nur ein Symptom eines tieferen Problems. Das liegt daran, dass Organisationen wie das Öko-Institut, die ihre ideologische Einseitigkeit schon im Namen tragen, ernstlich die Regierung beraten. Es wird in der Diskussion, die immer ins moralisch-ideologische abgeleitet, übersehen, dass es sich zunächst um ein technisches Problem handelt und die Ziele ihrer Natur nach auch technisch sind – weniger CO2 erzeugen bzw. in der Atmosphäre deponieren. Die moralisch-ideologische Diskussion verengt dabei extrem den Lösungsraum. Zum Beispiel wird bei der Verteufelung von e-fuels übersehen, dass man damit eine CO2 Kreislauf aufbauen kann, Energie saisonal – vom Sommer für den Winter, wie früher mit Nahrungsmitteln – speichern kann, Energie effizient transportieren kann (Ladezeit eines Akkus gegen Füllung eines Dieseltank) und nicht sofort eine neue Infrastruktur braucht (Stromnetz etc. die in den nächsten Jahren nicht entstehen wird in D). Wir brauchen Lösungen, die schnell wirklich funktionieren. Wo bleiben hier die Interviews mit den großen Energieversorgern und der Industrie, die die Probleme wirklich technische lösen müssen. – Frank Scholze 

 

Robert Habeck und seine Anhänger begeistern sich an ihren Vorstellungen von der Klimakrise und deren Bewältigung. Der Blick für alle davon betroffenen Lebensbereiche geht dadurch verloren. Vorstellungen werden zur Ideologie. Fanatismus ist einzig und allein auf ein Ziel ausgerichtet. Andere Probleme werden ausgeblendet. Die Experten der GRÜNEN legten das Gebäude-Energie-Gesetz vor, ohne es mit den Experten der Bereiche abzustimmen, die von diesem Gesetz betroffen werden. Das Potential der interdisziplinären Zusammenarbeit zur Entwicklung einer Strategie ist nicht erkennbar. Geschah es dennoch, wurden nur Experten hinzugezogen, die dieser Ideologie ebenfalls verfallen sind. Wenn die nachstehenden Informationen keine Falschmeldungen sind, sollten hierfür konkrete Antworten gefunden werden:

 – Im Zeitraum 1990 bis 2020 wurde In der EU die Emission von – Treibhausgasen um ein Drittel gesenkt.

 – Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die weltweite Emission von Treibhausgasen um zwei Drittel,

 – Auf die EU entfallen 9,5 % der weltweiten Emissionen.

 – Bis 2050 wird die Erdbevölkerung um ein Viertel weiter wachsen und den Verbrauch von Ressourcen erhöhen.

Der Klimawandel ist ein globales Problem, er erfordert eine globale Reaktion. Markt und Wirtschaft wird auch in Zukunft sich dorthin verlagern, wo die Bedingungen in der Summe am vorteilhaftesten für die Aktionäre ist. – R. Reiger 

 

Dass sich ein Denker wie Robert Habeck auf die klassische Macherstrategie beruft und meint, der mentale Wandel würde den (mit politischer Gewalt herbeigeführten) Tatsachen folgen, überrascht mich doch sehr. Wie wir über die Welt denken, also das Mentale, scheint eher nicht wie ein folgsamer Schüler zu sein, der dem Lehrer, hier den Tatschen, bereitwilligt folgt. Sind es nicht immer noch viel zu viele, die dem „alten Kaiser Wilhelm“ nachtrauern, obwohl die deutsche Lebensrealität seit mehr als drei Generationen auf einem freiheitlichen Grundverständnis beruht, mit den Prämissen Eigenverantwortung und Einsicht in Notwendigkeiten und wissenschaftlich begründbaren Tatsachen? Hat nicht gerade eine satte Mehrheit der in diesem tatsächlichen Deutschland lebenden Türken einen Autokraten gewählt? Das Klima wandelt sich, die Unwetterkatastrophen nehmen zu und die Demokratien sind auf dem Weg in die Selbstauflösung. In den Geschichtsbüchern könnte deshalb auch stehen: „Windräder und Wärmepumpen ordnungsgemäß aufgestellt, aber die Demokratie geschliffen“. Wenn wir das nicht wollen, müssen wir uns auch unserem Denken stellen, unserem mentalen Zugang zu unserer Welt. Ein solcher Zugang muss einer sein, der zum Beispiel die Qualität, die Eigenschaft des Ganzen erfasst. So wie eine „molekulare Psychiatrie“ kein Verständnis von Psyche schaffen kann, so kann eine „molekulare Gerechtigkeit“ nicht die Akzeptanz einer umfassenden, umweltpolitischen Kursänderung erzwingen. Diese muss im Ganzen als ein richtiger und gerechter Weg wahrgenommen und verstanden werden können. Deshalb braucht der notwendige mentale Wandel auch mehr als nur ein akribisch ausgearbeitetes Gesetzt mit hunderten von Ausnahmeregelungen und Ausgleichszahlungen. – Jürgen Pilz 

 

In Bezug auf das Gesetz für Heizungsanlagen verstehe ich die Ängste bis hin zur Paranoia der Bevölkerung nicht. Spätestens in zwei Jahren, bei der nächsten Bundestagswahl, wird die Partei die meisten Wählerstimmen bekommen, die sich auch um die Sorgen der Bevölkerung kümmert. Dann wird dieses Gesetz wieder einkassiert oder derart modifiziert, dass es für alle vertretbar ist. Natürlich ist Klimaschutz wichtig, aber nicht hin bis zur rücksichtslosen Besessenheit gegenüber Menschen, die Angst um ihre Existenz und ihren Frieden haben! Und dann sieht es verdammt schlecht um die Grünen aus. Selbst schuld!! – Kurt Nickel

 

Die Maßnahmen gegen den Klimawandel müssten eigentlich als oberstes Ziel auf der Agenda der Bundesregierung stehen, weil der Klimawandel nicht wartet: Täglich hören und lesen wir von Überschwemmungen, Hitzewellen, Wassermangel, Gletscherschmelze und vom Anstieg des Meeresspiegels. Das Großprojekt Wärmewende steht aber im harten Zielkonflikt mit divergierenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Forderungen, für welche die Ampelregierung Prioritäten setzen muss. Dabei streiten SPD, GRÜNE und FDP mit ihren unterschiedlichen Programmen und Zielgruppen öffentlich um Kompromisse. Besser wäre es, nach konstruktivem Diskurs innerhalb des Kabinetts mit gemeinsamen Lösungen an die Öffentlichkeit zu treten statt Verwirrung zu stiften, wenn sich etwa der Finanzminister wie ein Oppositionschef gebärdet. In diesem Zusammenhang könnte das Jahresgutachtens 2022/23 des Sachverständigenrats der Regierung Orientierung bieten: ENERGIEKRISE SOLIDARISCH BEWÄLTIGEN, NEUE REALITÄT GESTALTEN, lautet der Titel. Wirtschaftsminister Habeck steht bei den vielen divergierenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen vor teilweise unlösbaren Aufgaben, weil er nicht nur mit kurzfristigen Maßnahmen komplexe Aufgaben zu lösen hat, er muss zudem auch noch die Versäumnisse der früheren Regierungen ausbügeln. Jetzt hat er aber für das mit gravierenden Mängeln präsentierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) massive Kritik einzustecken, weil es überhastet mit vielen handwerklichen Fehlern via Bildzeitung publik wurde. Wir Bundesbürger müssen uns künftig stärker darauf besinnen, dass der dramatische Klimawandel nicht nur schnelle und gravierende Maßnahmen erfordert, sondern uns auch Opfer abverlangt. Der Bürger wünscht sich aber, dass die daraus resultierenden Lasten sozial ausgewogener verteilt werden. Die Vielzahl der Zielkonflikt wie auch die gleichzeitig zu bewältigenden komplexen Aufgaben, die angesichts des dramatischen Klimawandels mit Hochdruck zu bearbeiten sind, erfordern eine bessere Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung. Kabinettsmitglieder dürfen öffentlich nicht als vielstimmiger Chor oder als Opposition der Regierung auftreten, vielmehr müssen sie gut begründete Entscheidungen mit einer Stimme vertreten. Dafür hat nicht zuletzt der Bundeskanzler zu sorgen. – Peter Stöffges

 

Geht das so? Oder geht das auch mal wieder anders? Stil ist grundsätzlich nicht zu kritisieren, finde ich, und ich lese DIE ZEIT gerade wegen ihres fast in jedem Buch feuilletonistischen Stils sehr gerne. Dieser geht auch nicht auf Kosten der Sachlichkeit und der Information, wie ich finde. Auf jede Ausgabe freue ich mich. Das Lesen der dieser Zeitung zeigt und ruft bei mir das Gefühl von Kultur im Leben des politischen Menschen hervor, dass unabdingbar ist, zu haben um sinnvoll und nicht unter menschenmöglichen Möglichkeiten zu leben. Den letzten Politik-Artikel „Geht‘s denn-noch?“ vom 17. Mai habe ich dann aber schließlich doch weggelegt. Ich wollte ihn so gern zu Ende lesen, fand ihn sehr interessant, aber nachdem in diesem Stück in gleich mehreren Absätzen das lakonische „das geht so“ — gerne noch mit einem „und“ davor — „und das geht so:“ auftauchte, verlor sich die Tiefe für mich und stilistisch war es schließlich zu viel des Guten, hatte ich bereits aus kurz davor gelesenen anderen Artikeln eine erhöhte Dosis dieser Wendung intus. Es hat ja durchaus etwas Leichtes, dieser Sendung-Mit-Der-Maus-Stil, aber manchmal ist das leicht hingeworfene Peter-Lustig-Erklären doch vielleicht etwas zu viel des Guten. Und es hat schließlich auch eine inhaltliche Komponente und da meets Style dann Content. Und das geht daher vielleicht auch mal nicht so gut immer so: wo zwar diese Formulierung Vorhandensein von Klarheit und Struktur evoziert, steckt oft doch etwas in Wahrheit ziemlich Komplexes dahinter, scheint mir. Mal mag es hingehen, dem Leser dieses „DER ZEIT-Journalist weiß mehr, und der Leser sonach auch“ auf diese Weise zu vermitteln. Aber eben vielleicht nicht als allzu sinnfälliges Stilmittel inflationär ausgehöhlt; es greift doch sehr um sich. Bewahren sie sich doch die Möglichkeit dieser Wendung durch etwas öfter mal wieder Weglassen. More is often more, aber das geht manchmal auch so: weniger ist manchmal auch mal wieder gut für mehr. Vielen Dank aber immer für Ihre großartige Zeitung! – Matthias Krähn

 

Dass Robert Habeck um das GEG kämpft ist verständlich. Denn Deutschland muss die Klimaziele langfristig umsetzen, das ist klar. Aber wie wäre es, wenn die Politik zuerst oder zeitgleich das generelle Tempolimit für Autobahnen und Landstraßen fordern und beschließen würde? Denn nachweislich reduziert ein Tempolimit ebenso die CO-2-Emmissionen. In vielen europäischen Ländern gilt bereits ein generelles Tempolimit. In Deutschland scheint die Politik nicht mutig genug zu sein. Weil man sonst die großen deutschen Auto-Hersteller und die Besitzer der fast 49 Millionen PKWs verärgert, die im Jahr 2023 in Deutschland zugelassen sind? Der PS-starke Diesel oder Benziner soll selbstverständlich mehr als 130 km/h fahren dürfen, weil wir in einem freien Land leben, argumentieren die Gegner des Tempolimits. Alle Autofahrer müssten ebenso in Pflicht genommen werden, um ihren Beitrag zu den Klimazielen zu leisten, der nichts erfordern würde als die Einsicht, dass man auch mit einem Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen ans Ziel kommt. Zudem würde man bei Benzinkosten und bei Kosten für Geschwindigkeits-Unfälle sparen. Gewinnen würden der Mensch, die Umwelt und das Klima. – Anneliese Mayer

 

Sie zitieren Herrn Habeck dahingehend, dass er „alles verstände“ aber nicht so interpretiert werden wolle, dass er „vor lauter Verständnis keine Politik machen“ könne. Verstehen ist erstmal ein rein intellektueller Vorgang. Mehr nicht. Verständnis ist etwas anderes, hat doch wohl damit zu tun, dass man sich in die Position des Gegenübers hineindenkt. Sich darüber seine Argumentation zugänglich macht, was nicht heißt, dass man seine aufgibt. Im Besonderen ist solch ein Vorgehen von Nutzen, wenn die Argumente der „Gegenseite“ die besseren oder realistischeren sind. Demokratie hat doch was damit zu tun, dass man dem anderen zuhört, sich mit ihm auseinandersetzt und dann einen Kompromiss findet, oder? Wenn man den Gegenüber überfordert, ihm nicht zuhört usw., werden diese wohl anfangen, einen „Hass auf diese arroganten Verbotsfundamentalisten“ zu entwickeln. Ähnlich wie bei Frau Baerbock, die eine binäre Außenpolitik mit Klartext reden usw. macht (und als oberlehrerhaft erlebt wird), sehe ich bei dem Wirtschaftsminister Habeck Ansätze von autoritärem Verhalten. Ist dies einem demokratisch verfassten Staatswesen angemessen? Max Weber sagte, dass Politik beharrliches Bohren dicker Bretter sei, wird aktuell lieber übers Knie gebrochen? – Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Pausch/Ulrich zufolge geht Habecks Denke sinngemäß so: „Ich baue LNG-Terminals und lasse Kohlekraftwerke wieder hochfahren, dafür bekomme ich aber von Euch mein Gebäudeenergiegesetz“. Ist Klimaminister Habeck nicht nebenbei auch noch Wirtschaftsminister und als solcher qua Amt verpflichtet, sich um die Versorgungssicherheit des Landes zu kümmern – unabhängig von Kompensationsgeschäften? Zugunsten Habecks möchte ich annehmen, daß die verquere Logik dieses Junktims nicht seiner, sondern der Phantasie der Autoren dieses Artikels entspringt. – Ernst-Peter Hoffmann

 

Das „Bauernopfer“ Patrick Graichen wurde von Robert Habeck in den vorläufigen, aber sehr gut honorierten Ruhestand geschickt! Ende gut alles gut – von wegen, jetzt geht´s erst richtig los, denn jetzt kommt endlich Bewegung in diese schmierige Vetternwirtschaft. Folgerichtig müsste sofort Herr Habeck seinen Filzhut nehmen! Wir Bürger sollten einfach wachsamer sein, damit wir von solchen gemeingefährlichen Hiobsbotschaftern nicht mehr so ohne weiteres hinters Licht geführt und gleichzeitig von diesen Typen voll geblendet werden. – Klaus P. Jaworek

 

Nur Spiegelfechtereien und das ‘noli me tangere’ der Bevölkerung. Wo ist jemand von Rang, um folgendes zu sagen: „Ich habe nichts zu bieten außer Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß. Wir haben lange Jahre der Entbehrungen vor uns. Unsere Strategie ist, mit aller Macht den Kampf aufzunehmen gegen die monströseste Katastrophe, die je von Menschen angerichtet worden ist. Unser Ziel ist Erfolg um jeden Preis, trotz der lähmenden Angst vor Veränderungen, wie tief und hart die Einschnitte in unser Leben auch sein müssen. Denn ohne Sieg über die Klimakatastrophe wird es kein Weiterleben geben. Wir werden durchhalten, wir werden in kalten Wohnungen dem Untergang trotzen, wir werden mit Preiserhöhungen und Fahrverboten kämpfen, usw., wir werden uns niemals geschlagen geben.“ Zuviel Hamlet, zu wenig Churchill. – Jörg Vogelsang

 

Die Grünen müssen sich deutlich abgrenzen vom Vandalismus, vom Schreckgespenst auf dem Weg zur Volkspartei durch Diplomatie, Toleranz, Geduld und Weitsicht. Politik muß Bürgernah sein; die Natur schützen, die Menschen auch. – Roland Besendorfer

 

Ihren neuesten Artikel habe ich wie meistens sehr engagiert und bewegt gelesen. Wer Ihre sonstigen Beiträge und Haltung nicht kennt, könnte allerdings phasenweise denken, sie schreiben schwerpunktmäßig spöttisch oder ablehnend kritisch zur Politik von Herrn Habeck und der Grünen. In der letzten Spalte haben sie dann aber etliche Nägel voll auf den Kopf getroffen. Ich kann das kritische einerseits verstehen, denn auch ich habe mich trotz meines leidenschaftlichen Einsatzes für den Schutz von Klima und Zukunft nicht selten über einzelne grüne Schwerpunkte und Beschlüsse geärgert. Andererseits frage ich mich – – noch weit mehr bei anderen Kommentatoren und Berichterstattern – – worum es eigentlich geht in der (Klima-)politik. Geht es vor allem um einen Schaukampf um die beste Gefälligkeitsnote, um die beste Strategie für die Macht nach der nächsten Wahl, um die Frage, ob die Grünen denn so perfekt und makellos sind wie von ihnen verlangt und auch von ihnen selbst von sich erwartet? Geht es um eine Unterhaltungsshow, wer denn die beste Figur macht? Schon die Überschrift könnte mancher so verstehen, als ob Herr Habeck und seine Partei denn noch alle Tassen im Schrank habe. Über solchen Fragen und Berichterstattungen kann der Leser allzu leicht vergessen, dass es in Wirklichkeit um die Rettung unserer Zukunft geht, vor allem der unserer Kinder und Enkel, für die wir vor der Aufgabe stehen eine Weltkatastrophe mit bis zu Milliarden von Toten und unzähligen Flüchtlingen noch abzuwenden, mit einem Zeitdruck, der sich gerade noch einmal daraus ergibt, dass wissenschaftlich die nächsten 5 Jahre als die heißesten der Menschheitsgeschichte prognostiziert werden, von denen wohl mindestens in einem die 1,5 Grad-Marke schon gerissen wird, hoffentlich noch nicht von endgültiger Dauer. Und mutmaßlich sind die schicksalhaften völligen Überschreitungen der Kippunkte zu den irreversiblen selbstverstärkenden Prozessen dann nicht mehr weit, wenn sie nicht schon jetzt unaufhaltsam sind.

Es ist wie auf dem untergangsbedrohten Schiff, auf dem die Passagiere und Teile der Crew darüber streiten, ob der Kapitän nicht von Bord gehen sollte, weil sein erster Offizier einen Verwandten oder Vertrauten mit in die Rettungsmannschaft aufgenommen hat, weil der sich als auch von anderen anerkannter guter Experte für Leck-Reparaturen gerade als Urlaubspassagier an Bord befand. Es könne doch nicht sein, dass dieser Mann für einen so gut bezahlten Posten angestellt werde, ohne vorher alle formalen vorgeschriebenen Prozesse zu durchlaufen. Man müsse vor der Rettung des Schiffes einen anderen suchen, nötigenfalls einfliegen. Dies alles, obwohl dieser Fachmann sich bereits mit den Schadens-verhältnissen und Rettungsplänen vertraut gemacht hat und schon bei der so dringenden Arbeit ist. Man dürfe auch alte Passagiere nicht überfordern, indem man sie aus der gewohnten Kabine (die für den Leckzugang und die Reparatur gebraucht wird) umquartiere in eine kleinere und weniger komfortable! Es müsse auch erst gesichert werden, dass solche Umzüge nicht zu ungerechter Verteilung der Kabinen führen. Auch dürfe die Reparatur nicht begonnen werden, bevor dazu 100 Fragen einer Gruppe skeptischer Passagiere und Crew-Mitglieder befriedigend beantwortet seien! So wird nicht nur die Handlungsfähigkeit der gesamten Schiffscrew torpediert, sondern das gesamte Überleben des Schiffes samt aller Menschen darauf. Übertragen auf die Politik: Es steht nicht nur die Handlungsfähigkeit der Regierung auf dem Spiel, sondern auch ein ausreichender und noch rechtzeitiger Klimaschutz und damit die Zukunft. Wer von politischen Maßnahmen und Strategien als Bedingung 100% Gerechtigkeit, Fehlerfreiheit und Zumutungsfreiheit verlangt, und sogar eher harmlose Fehler als Skandal und Sumpf brandmarkt, lähmt damit, wenn er sich durchsetzt die Erreichung auch der wichtigsten Ziele.

Geschenkt, dass die Grünen seit dem Wahlkampf von 2021 einige, wie es in meiner Tageszeitung hieß, „Eigentore“ geschossen haben, bei Dingen, die nicht so unverzichtbar und dringend sind wie der Klimaschutz. Auch ich habe manchmal nicht verstanden, warum noch mehr Kohlekraftwerke weniger schlimm sein sollen als ohnehin vorhandene und ohnehin rückzubauende Kernkraftwerke ein paar Monate oder selbst Jahre länger laufen zu lassen, warum Parkplätze sogar vor Bahnhöfen abgeschafft wurden, warum auch für Behinderte Zugang zu Einkaufszentren nur noch zu Fuß möglich sein soll oder die Brötchentaste im Wahlkampf abgeschafft wurde, alles lange bevor alternative Infrastrukturen geschaffen sind, deren Verwirklichung allerdings wieder von anderen gebremst wurde und wird, vor allem hinsichtlich Bezahlung. Aber eine Mannschaft, bei der Eigentore vorkommen, ist immer noch weit besser als andere, die mit Irreführungen/Verdrehungen, bösen Fouls oder zerstörerischem Doping arbeiten, jeweils entweder auf Kosten der eigenen oder gegnerischen Spieler oder des Publikums. So werden die Abwendung einer Gasmangelkrise Ende 2022 und alle Entgegenkommen und Kompromissbereitschaften der Grünen „gedankt“, indem das einzige wesentliche Zugeständnis der FDP von dieser nicht ernsthaft mitgetragen wird, sondern als grüne „Zumutung“ und „Lebens-Erschwerung“ weiterhin polemisch und Stimmen heischend bekämpft wird, u. a. indem ein FDP-Sprecher vom GEG als „Heizungsverbots-Gesetz“ spricht, mutmaßlich liebäugelnd mit dem vorhersehbaren Missverständnis, es sollten nun fast alle Heizungen verboten werden, sofort alle fossilen oder sogar alles außer Wärmepumpen. Leider machen eine Menge von Medien, mit unrühmlichem Rekord bei der Bildzeitung („Heizungshammer“) bei solchen Einseitigkeiten und Verdrehungen mit um dann hinterher zu beklagen, dass die Mehrheit der Bevölkerung verunsichert oder ganz dagegen ist. Das ist auch deshalb kein Wunder, wenn die FDP und Herr Lindner die Finanzierung der Unterstützungszahlungen bremsen, wenn nicht blockieren und dann die fehlenden sozialen Ausgleiche wieder Herrn Habeck und den Grünen anlasten (lassen). Herr Habeck kann offensichtlich unmöglich bei jedem Wähler und Bürger anrufen oder anklopfen, um alles wie so oft gefordert zu erklären und die Leute „mitzunehmen“. Das ist nicht zuletzt Aufgabe der Medien, sowohl der Fairness und Ausgewogenheit als auch der Rettung des Klimas wegen. Das „Doping“ in der Fußballmannschaft entspricht dem Doping von Wohlstand und Wirtschaft mit fossiler Energie: Sie befeuert die kurzfristige Effizienz und das Wachstum der Wirtschaft und des Wohlstandes, wirkt aber auf Dauer zerstörerisch. wie beim Doping kann nach längerer Zeit, wo es scheinbar so gut gegangen ist, der Gedanke aufkommen, noch ein „bisschen“ länger wird es dann auch gut gehen. Schließlich wundern sich die Zuschauer dann, warum ein gesunder junger Spieler so unerwartet in einem anstrengenden Spiel zusammengebrochen ist.

Leider sehr wahr, dass sich in der Politik überhaupt nicht immer das beste Argument durchsetzt, sondern allzu häufig die geschickteste Heuchelei, Verdrehung, Propaganda, Polemik oder Ängsteschürung, natürlich nicht die Ängste vor den langfristigen Gefahren der Klimaerhitzung, sondern vor den kurzfristigen Folgen der vielleicht noch rettenden Änderungen. Das schlimmste Beispiel, wie furchtbar auch demokratische Mehrheiten und Prozesse irren und Fehler machen können, ist ja mit der Wahl der NSDAP in den dreißiger Jahren bekannt, zumindest mit relativer Mehrheit. Auch damals hatten die demokratischen Parteien etliche Fehler gemacht, aber noch viel mehr Fehlerfolgen wurden ihnen fälschlicher Weise angelastet, die z.B. mit der viel zu langen Siegfriedenstrategie des Kaiserreichs und der Dolchstoß-legende und schließlich durch die Aktienblase in den USA verursacht waren. Und die damalige Alternative zu den wie alles menschliche fehlerhaften demokratischen Parteien war kurzfristig verführerisch, aber langfristig eine Katastrophe, von den kriminellen Elementen der Nazi-Politik ganz abgesehen.

Die vielfach geforderte alternative Strategie des CO-2-Emissions-Handels oder der CO-2-Emissions -Bepreisung ist zwar möglich, aber ebenfalls nur dann wirksam, wenn die Zertifikate so knapp gemacht und/oder die Preise so hoch getrieben werden, dass dies nicht weniger als „Zumutung“ empfunden oder sogar aufbauschend verhetzt würde. Die vollständige Rückzahlung als Klimageld an alle würde außerdem vielen ermöglichen, dann doch die gleichen Fossil-energiemengen zu konsumieren und als Staatseinnahmen für Förderungen und Unterstützungen und eigene Klimaschutzmaßnahmen fehlen. die Bremser und Macht-Taktiker der Konkurrenz-Parteien lassen die Wähler aber gern in dem irrigen Glauben, das wären dann ganz milde Maßnahmen, ähnlich wie die bisherigen Emissions-zertifikate, oder spekulieren, dass dies angesichts nötiger europäischer Einigungen noch lange dauert und dann wie so oft der EU die Schuld für alle Nachteile gegeben werden kann.

Der einzige ernsthafte Vorwurf, den man den Grünen machen kann wie auch einigen sonstigen Klimaschützern, dass sie im Wahlkampf fast so wie die anderen die Illusion genährt oder vertreten haben, dass ihre „genialen Ideen“ und der Staat alles richten würden und keine Bürger außer den reichsten nennenswert beeinträchtigt werden, egal wie lange alles schon verschleppt wurde. Ja, die „Visionen“ ließen sogar hoffen, dass das grüne gestaltete Leben insgesamt sogar noch besser und schöner werde als das gegenwärtige. dies geschah allerdings in dem Dilemma, dass eine offene Ankündigung von „Zumutungen“ erfahrungsgemäß schnell und schmerzhaft vom Wähler abgestraft würde und nicht unwahrscheinlich selbst eine Beteiligung an der Regierung verhindert hätte. (Außerdem konnten auch sie nicht vorher wissen (allenfalls befürchten), welche zusätzlichen Ausgaben und Kosten durch Krieg und Gasmangel auf uns alle zukommen würden). Aus solchen Gründen der nahezu unmöglichen Vermittlung bitterer Notwendigkeiten wegen langfristiger Gefahren wird ja auch immer wieder über eine „freundliche Öko–Diktatur“ diskutiert, wie es der Medien-Philosoph Precht in einer Diskussion mit Luisa Neubauer als Frage formulierte. eigentlich ist ja lt. Grundgesetz der/die POLITIKER*IN verpflichtet, nach dem Gewissen zu handeln, Schaden von seinem Volk abzuwenden, heißt im Zweifel den auf Dauer größeren Schaden, und nicht verpflichtet, der aktuellen Wählermehrheit zu folgen oder vorrangig den aktuellen Komfort seiner Wähler und Steuerzahler zu gewährleisten, egal welche späteren Folgen dies nach wissenschaftlichen Prognosen heraufbeschwört. – Peter Selmke

 

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, so heißt es bekanntlich. Hiernach möchte man stark annehmen, dass, wer Denken, Handeln und Unterlassen auf die Notwendigkeiten und Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft ausrichtet – zumal in der Politik, zudem mit erwiesenermaßen guten Gründen – allenthalben auf der sicheren Seite steht. Mitnichten, wie uns das Beispiel Robert Habeck lehrt. Und neben all den (üblichen) Disruptionen innerhalb einer chronisch schwächelnden Regierungskoalition, inner- und außerparlamentarischer Oppositionen sowie einer spätestens seit der Corona-Pandemie ohnehin leicht erregbaren Öffentlichkeit machen uns Aufstieg und Fall des vormals politischen Superstars der Grünen eines leider ganz besonders deutlich: Meinung und Mehrheit bestimmen abseits des Sachlichen, wann, wer und was richtig oder falsch ist. – Matthias Bartsch

 

Es scheint, dass zu den größten Problemen Deutschlands derzeit die „Brötchentaste“ gehört. Wo steht denn geschrieben, dass ich zum Kurzeinkauf in der Bäckerei Anspruch habe auf einen kostenlosen Parkplatz? Wenn ich ohne Parkplatz-Stress meine Brötchen holen möchte, gehe ich zu Fuß oder nutze mein Fahrrad. Und das kostet mich weder Parkgebühr noch Sprit oder Auto-Abnutzung. Wenn in Deutschland für Erledigungen in kürzerer Entfernung weniger Autos verwendet würden, wären für Fahrten über größere Entfernungen mehr Parkplätze verfügbar und die Autofahrer müssten nicht auf Radwegen, Bürgersteigen oder im Parkverbot parken. – Norbert Benz

 

Zu ihrem Artikel „Gehts denn noch“ möchte ich ihnen gerne meine Kommunikation mit dem Bundeswirtschaftsministerium zukommen lassen. Ich habe folgenden Brief dorthin gesandt:

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte sie gerne um eine Stellungnahme bitten. Schreiben sie bitte nicht, dass sie sich über meinen Beitrag freuen und dieser in die Problematik einfliessen wird. Sie erlassen Gesetze für die Allgemeinheit und können nicht jeden Einzelfall berücksichtigen. Dennoch muss ich als Bürger, genau im Einzelfall, dieses Gesetz umsetzten bzw. mich daran halten. Die Gesetze müssen praxistauglich sein. Nun zu unserem speziellen Fall: Ich wohne, zusammen mit meiner Frau, in einem ca. 220 Jahre alten Haus, welches unter Denkmalschutz steht. Vor fünf Jahren haben wir das Dach und einige Aussenwände aufwändig mit Schiefer neu verkleiden lassen. Auf meine Frage damals beim Denkmalamt, ob nicht eine Dachisolierung in diesem Zusammenhang angebracht sei, wurde verneint. Ein so genanntes Kaltdach sei gesünder für das Haus. Das Dach ist somit nicht isoliert und eine Solaranlage auf dem Schiefer auch ausgeschlossen. Wir haben ein Nebengebäude, auf welches Solarpanels aufgebracht werden könnten. Dieses Nebengebäude wird aber im Winter von der tief stehenden Sonne durch das Haupthaus beschattet. Weiterhin befindet sich in Süd bis Südwestrichtung eine ca. 35m hohe Platane (Naturschutz), welche im Sommer das Nebengebäude und das Haupthaus beschattet. Das Gebäude der Nachbarn ist eine ca. 25m hohe denkmalgeschützte Jugenstilvilla und steht im Westen unseres Hauses. Der Energieberater hat eine Solarthermieanlage in Verbindung mit einer Pelletsheizung vorgeschlagen, welche laut Schornsteinfeger nicht genehmigungsfähig ist, weil der Mindestabstand von 15m zum Nachbar nicht eingehalten werden kann. Aufgrund der Abschattungsproblematik würde die Solarthermieanlage auch sehr unproduktiv arbeiten. Zu einer Dämmung der Aussen- oder Innenwände wurde uns vom Energieberater abgeraten. Ich bin auf ihren Lösungsansatz gespannt. Übrigens, ein Abriss ist aus denkmalschutzrechtlichen Gründen auch nicht durchführbar. Mit freundlichen Grüßen Thomas Müller“

Als Antwort bekam ich eine Auflistung der vorgesehenen gesetzlichen Maßnahmen und die Aussage, dass man keine Beratung durchführen dürfe und ich mich an einen Energieberater wenden solle, was ich ja, wie im Brief bereits geschrieben, schon gemacht habe. Genau diese Ignoranz ist der Grund für die Aufgebrachtheit der Bürgerinnen und Bürger. Uns bleibt dann wahrscheinlich, bis eventuell ein Fernwämenetz irgendwann einmal gebaut wird, der Auszug aus unserem Haus in den Wintermonaten. – Thomas Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir sagen jetzt Du“ von Anna Sauerbrey

 

Der Artikel von Frau Sauerbrey hätte auch aus dem Pressebüro des ukrainischen Präsidenten stammen können. Leider jedoch in grotesker Verkennung der Dinge, wonach sich Europa wirklich sehnt. – Nämlich keineswegs nach „Pop, Pathos, Songs und viralen Clips“ Nein, – sondern nach einem Schweigen der Waffen od. zumindest baldigen Verhandlungen darüber. Wie auch immer, interessant zu sehen, wie einer der korruptesten Staaten nach dem brutalen russ. Überfall medial zum Hort von Good Governance mutiert. – Dick Hendrix

 

Warum nur wirken die Protagonisten der ehemals sich annähernden Wertegemeinschaften, um den Zankapfel in ihrer Mitte streitend, wie kulissenschiebende Statisten, die sich in einem pathetisch – shakespearischen Drama wähnen? Obwohl alle, einschließlich der auf den Logenplätzen sich produzierenden, honorigen Sponsoren und im Parkett gut verteilt die meinungsaufpeitschenden Claqueure wissen, dass das Bühnenblut echt ist, wonnegruseln sie sich wie in Dantes Inferno – geradeso, wie am biblischen Karfreitag die Palmzweige gegen das Schwert getauscht wurden. Schande und Scham über alle, denen sich bei dieser Tragödie nicht das schlechte Gewissen regt! Mit herzlichen Grüßen eines am gesunden Menschenverstand seiner Mitbürger Zweifelnden und zutiefst Enttäuschten besonders über die westliche Arroganz-Allianz verbleibe ich. – Andreas Weng

 

Die Inszenierung „David-Selenski versus Putin-Goliath“ ist ein medialer „hollywoodreifer Kassenschlager“. Dabei profitiert auch der „politische Westen“ als Unterstützer David-Selenski – kurz, der „politische Westen“ kann sich ein bisschen wie Gott fühlen. Vergessen wir; dass der alttestamentarische David keine Waffengleichheit oder gar Überlegenheit hatte. David vertraute allein sich Selbst und Gott. … Vergessen wir auch; dass am 9/11 ein Anschlag stattfand, wo Gott seinen Unmut gegenüber den Klimafolgen für die Erde zeigte. … Im Zeitablauf gesehen; leben wir im Dazwischen zweier zahlentheoretischer Akkumulationssysteme, die durch Transfer-Entscheidungen einen kollektiven Willen entfalten: im Güterkreislauf entscheiden wir „thermodynamisch“ über die planetarische Lebenswirklichkeit und im Finanzkreislauf monetär über die Vermögensverteilung. Beide Unsichtbare Hände repräsentieren Angebot & Nachfrage. Da ihr axiomatisches Wirtschaftssystem nur monetäre Transfers ortsbezogen gewährt, spalten Sie angebots- und nachfrageorientiertes Denken. Sie deuten den Finanzmarkt soweit; dass er Motor vom Wohlstand ist. … Repräsentativ für die Macht vom Finanzmarkt ist das parlamentarische Fazit: „ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber der Wettbewerbsfähigkeit“. De facto entscheidet sich ihr Parlament willentlich gegen den Wert vom Dasein. Derzeit destabilisiert ihr Wirtschaftssystem die Existenzgrundlagen, was für alle biologische Arten ein enormer Anpassungsstress bedeutet. Soziologisch wächst sukzessiv der Dichtesstress. Dadurch spalten sich Gesellschaften; Wut und Hass steigen, die Tötungshemmungen sinken. Die Rückkehr des Krieges war Vorhersehbar. Evolutionstheoretisch ist der Ukrainekrieg nur ein Druckausgleich. Da das Töten noch keine relevante Fallzahlen hat und keine aussichtsreiche Politik gegen die Klimafolgen gibt, geht der Krieg weiter. … Geistig stellen Sie sich auf einen Taiwan-Konflikt ein; was schon einer selbsterfüllende Prophezeiung nahe kommt. Halten wir kurz inne: uns drohen zwei Kollapse; vom Ökosystem und Finanzsystem. Dass passiert, da wir uns weigern unsere axiomatisches Wirtschaftssystem einer wissenschaftsübergreifende Plausibilitätsprüfung seit der Wende89 zu unterziehen. Womöglich hat Hr. W. Putin recht, dass damals ein Fehler gemacht wurde. Und unsere damalige Siegereuphorie hemmt noch heute jeden Selbstzweifel am Wirtschaftssystem. Ist nicht unser monetäres Weltbild ein relevant-wirkmächtiger Goliath? Und ähnelt unsere Situation nicht eher der Parabel von Eden, was die Frage aufwirft: Beherrschen wir unsere Gier oder beherrscht die Gier uns? – Matthias Losert

 

Warum nur meint Anna Sauerbrey Wolodymyr Selenskyj einen „Schauspieler-Präsidenten“ nennen zu müssen? Soll er jemand sein, der einen Präsidenten nur darstellt? Der schauspielerische Mittel raffiniert und kritikwürdig einsetzt und dessen Emotionen und Äußerungen nun nicht wahrhaftig und authentisch sein können? Seine Kleidung sei Teil seiner „Kriegskommunikation“? Was bitte soll „Kriegskommunikation“ sein? Welche Kleidung müsste es denn sein, um nicht der Erwähnung für wichtig befunden zu werden? KRIEG!!! Dieser Mann, mit dem sicherlich niemand tauschen möchte, kämpft einen mutigen und eigentlich übermenschlichen Kampf! Er tut alles, damit die Menschen in den Kriegsgebieten nicht verrückt werden in ihrem furchtbaren Alltag und noch Hoffnung auf ein Ende des Krieges aufbringen können. Und dieser Mann wird immer wieder in einer merkwürdigen kühlen Art und Weise auf Schauspieler-Qualitäten reduziert , mit denen er uns angeblich wie ein Popstar einlullt ?!?! Das ist jetzt das Narrativ, damit ‚wir’ uns ohne größere Gewissensnöte von ihm und den Menschen in der Ukraine abwenden können, falls ein Präsident Trump die Unterstützung der USA beenden sollte? – Susanne Quabeck

 

Es ist erstaunlich, wie schnell die gute Performance von Präsident Selenskyj und führenden Politikern das Bild der Ukraine in Politik und Medien verändert hat. Natürlich spielt hier eine Rolle, dass Russland die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen hat, dass die Folgen jeden Tag im Fernsehen gezeigt werden und dass unser Systemrivale China diesen Angriff nicht verurteilt. Aber an den Problemen der Ukraine hat sich wenig geändert. So gibt es weiterhin eine grassierende Korruption, wie die Festnahme des Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes zeigt. Nach wie vor spielen Oligarchen und ihr Einfluss auf die Politik eine wichtige Rolle, und es gibt nationalistische Strömungen in der Bevölkerung. Dazu kommen fragwürdige Vorgänge in der Verwaltung. Die Ukraine ist also weit davon entfernt, die Aufnahmekriterien von NATO und EU zu erfüllen. Aber auch in der deutschen Bevölkerung gibt es neben viel Hilfsbereitschaft durchaus kritische Stimmen. So hat sich die Situation in Kitas, Schulen und auf dem Wohnungsmarkt durch die Neuankömmlinge aus der Ukraine deutlich verschlechtert, von den finanziellen Belastungen einmal ganz abgesehen. Am gravierendsten erscheint mir aber, dass durch die Lieferung schwerer und moderner Waffen die Bereitschaft der ukrainischen Politik, eine Verhandlungslösung anzustreben, gegen Null tendiert. Es werden also auf beiden Seiten noch viele Menschen verwundet werden oder sterben. Dazu kommen die materiellen Schäden und steigende Kosten beim Wiederaufbau. Offensichtlich hat die russische Führung keine großen Probleme, ihre Soldaten in den Tod zu schicken, aber die Ukraine darf diesem Beispiel nicht folgen. Heutzutage wird viel geklagt, dass die deutsche Politik zu gutgläubig und naiv gegenüber Russland und China gewesen ist. Das sollte sich bei der Ukraine nicht wiederholen, denn eine gute Performance ersetzt noch keine gute Politik. – Brigitte Schellnhuber

 

Dieser Leitartikel hat mich doch sehr überrascht. Ich kenne diese gefühlige Liebe für die Ukraine in meinem Umfeld nicht. Es scheint mir da eine Vermischung in der Argumentation vorzuliegen. Es ist richtig, das die Ukraine brutal von Russland überfallen wurde und man darauf eine sinnvolle Reaktion finden muss. Es ist aber Unfug, dass dieser Überfall aus einem bis dahin recht korrupten Regime über Nacht eine vorbildliche Demokratie gemacht hat. Damit spreche ich ausdrücklich über die Regierung, nicht über das Volk. Von Journalisten erwarte ich etwas mehr Reflexion dahin gehend welche Mittel wirklich geeignet sind, einen Krieg zu beenden, in dem es keinen militärischen Sieg geben wird (außer der Westen läßt die Ukraine fallen). – Frank Scholze

 

Diese fast schon krankhafte Verehrung des Schauspielers und Präsidenten aus der Ukraine, ist für mich mehr als peinlich! Alle seine Wünsche werden fast immer und prompt erfüllt, solange er hartnäckig bleibt, und er bleibt immer hartnäckig, dieser Träger des Karlspreises. Jetzt hat auch noch der Sänger und Komponist Klaus Meine von der Rockband Scorpions seinen Text zum Hit „Wind of Change“ aktuell an das Geschehen in der Ukraine angepasst, das heißt dann für ihn, dass Russland darin nicht mehr so milde und positiv dargestellt werden sollte; gleichzeitig lehnt Präsident Selenskyj eine Vermittlung des Papstes im Ukrainischen Krieg ab! Solange alle nach der Pfeife von Selenskyj tanzen, aber nur dann, ist für diesen Menschen alles in bester Ordnung, egal was das so kostet! – Klaus P. Jaworek

 

Olaf Scholz, der SPD-Genosse, fremdelt mit dem Du? Ist das ein Teil der Zeitenwende: Abkehr von der DNA der eigenen Wurzeln? Der Ukraine-Präsident Selenskyj ist dem Anschein, dem Auftreten und seiner Vergangenheit nach ein einnehmender und für sein Volk alles fordernder „Führer“ seines Volkes und so in positiver Hinsicht tätig. Durch seine Art und Weise in Europa aufzutreten als „Bauchladenmann“ erinnert er mich enorm an einen Liedtext von Franz-Josef Degenhardt: „Ein Bauchladen voller Tabus. Ein halbes Pfund Ehre und eine Tüte Angst vor dem Tod, einen Zweibelkranz Pflichten, zwölf Kilo Ehrgeiz und einem Schälchen Verstand.“ Besser kann man die Reisediplomatie Selenskyjs nicht ausdrücken. Das genau ist die Melange um die Europäer mitzureißen. Die politisch Mächtigen und die jeweiligen Völker. Damit Ukrainerinnen und Ukrainer dafür sorgen, dass die Ukraine für uns den europäischen, um nicht zu sagen den Weltfrieden, in der Ukraine gegen den Aggressor Russland verteidigt. Gerade jetzt sollten finanziell und militärisch vertretbare Hilfen nicht in Frage gestellt werden und Europa weiterhin, endlich mal, gemeinsam das Ziel verfolgen der Ukraine zum Sieg zu verhelfen. Auch unabhängig von den USA. Da ist es eigentlich ziemlich egal ob dies per Du oder per Sie geschieht. Hauptsache es geschieht überhaupt. Nicht immer nur Reden sondern zielgerichtet und schnell Handeln ist die Devise. – Felix Bicker

 

Gestern habe ich ihren Artikel „Wir sagen jetzt Du“ gelesen! Ein Satz darin ist mir gleich aufgefallen und es ist mir ein Anliegen dazu Stellung zu nehmen. Es geht um den Satz: “ Dass das funktioniert, liegt einerseits am Schauspieler-Präsidenten selbst.“ Diese Formulierung halte ich für wenig gelungen, ich würde sogar soweit gehen und sagen, sie ist falsch. Ich verstehe durchaus den Zusammenhang zum Rest ihres Artikels, dennoch ist Herr Selenskyj ein demokratisch gewählter Präsident!!! Ihre Ausdrucksweise lässt Raum etwas anders zu denken. Das hat ihr Artikel nicht gebraucht. – Stefanie Bertram

 

Für gewöhnlich verstehe ich die Aussagen der Zeit-Artikel – insbesondere auf der Titelseite. Bei Ihrem Artikel muss ich jedoch komplett passen. Was wollen Sie zum Ausdruck bringen? Dass wir uns in Acht nehmen müssen vor der Ukraine? Weil sie mit ihrem Talent für Popkultur Europa kapert. Weil die Ukraine mit seinem Schauspieler-Präsidenten die Kriegskommunikation zu einem popkulturellen Phänomen, zu einer cleveren Polit-PR gemacht hat? Wollen Sie warnen vor zu enger Kooperation mit der Ukraine, weil man das „DU“ ja ohnehin schon nicht mehr los wird? Wie bitte? In meiner Tätigkeit am Ost-West-Zentrum der Universität Regensburg erlebe ich jeden Tag, wie sehr ukrainische Studierende und Forschende, im Übrigen auch russische, durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in existenzielle Mitleidenschaft gezogen werden. Angehörige werden erschossen, das Haus wird dem Erdboden gleich gemacht, die Familie muss flüchten. Wir bangen täglich um das Leben unserer ukrainischen Kooperationspartner, müssen Zoom-Konferenzen mit der Ukraine aufgrund von Luftalarm abbrechen. Wir haben uns noch immer nicht an diesen Angriffskrieg gewöhnt. Sind uns jeden Tag bewusst, dass dieser schnell auf uns überschwappen könnte. Sind zutiefst empört von diesem ungeheuerlichen Völkerrechtsbruch Russlands. Vor kurzem hatten wir in unserer Europawoche das Land Litauen im Mittelpunkt. Auf beeindruckende Weise hat der litauische Botschafter dargelegt, wie wichtig die Unterstützung der Ukraine ist, denn sein Land könnte als nächstes vereinnahmt werden. Sein Land könne das gut beurteilen, so der Botschafter, denn im Gegensatz zu den westlichen Ländern hat Litauen als ehemaliger Sowjetstaat seine Erfahrungen mit Russland gemacht. Und was machen Sie, Frau Sauerbrey? Sie warnen uns davor, von der Ukraine (und nicht von Russland) vereinnahmt zu werden. Wollen uns klar machen, dass die Hilferufe der Ukraine mit ihrem Talent für Popkultur gar nicht ernst gemeint sind. Wo leben Sie? Ihr Artikel macht mich fassungslos. – Lisa Unger-Fischer

 

Die deutsche Wiedervereinigung hat zur Nato Osterweiterung geführt Die NATO Osterweiterung wiederum zum Ukraine Krieg und der Gefahr eines Weltkrieges. Hat. Die Existenz der DDR hat also zu den Frieden gesichert. Der Wegfall der DDR hat die NATO ermuntert das Gleichgewicht zu ihren Gunsten zu verändern. Die wahren Feinde des Friedens sind also die USA und ihre Strategien… – Uli Bergmann

 

Danke für das offene Wort. Tatsächlich scheint heute recht belanglos, was an Präsident Selenskyjs Touren und Botschaften authentisch ist und was clevere Polit-PR. Kiew ist hip, und Moskau ist verkalkt, vergreist und verbittert, quasi im DOS-Modus steckengeblieben. Egal ist wohl auch, was gerade man nicht sagt und selten fragt: Ob die ukrainische Elite ein Modell für die langfristige Koexistenz mit der großen Zahl ethnischer Russen in der Schublade hat. Oder wie Ukrainer und Russen selbst darüber denken. Ob man dauerhaft Front-Staatler und Minuteman sein will oder – was sich historisch ebenfalls anbieten würde – Mittler. Mit einem lockeren „Du“ für Ost und West. – K. U. Voss

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist er jetzt der Richtige?“ Streit von Lars Feld und Isabella Weber

 

Wenn Isabella Weber mit ihren Einschätzungen richtig liegt, dann ist Christian Lindner jetzt nicht der Richtige. Jedenfalls nicht für unser Land, das in sozialverträglicher Weise den ökologischen Umbau schaffen muss. Auch nicht für die Menschen, die unter den Auswirkungen der Inflation zu leiden haben. Die von Christian Lindner verfolgte strikte Sparpolitik dient vor allem seiner Profilierung als FDP-Chef. Just in dem Moment, wo es um soziale und ökologische Weichenstellungen geht, die der Markt selbst nicht bewirken kann, bremst er mit seinem ordoliberalen Kurs diese längst überfälligen Schritte aus. Die Punkte, die er als „Ermöglicher“, der von „Freiheitsenergien“ sprach, nicht sammeln konnte, glaubt er nun mit der Verhinderung der Klimawende erreichen zu können. Ordoliberale Haushaltspolitik sticht die ökologisch ausgerichtete Ordnungspolitik des Wirtschaftsministers. Der sichere Schaden für Robert Habeck und die Grünen soll ein möglicher Gewinn für ihn persönlich und die FDP sein. Es wäre besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren. – Reinhard Koine

 

Liberal-konservative Politiker, Wissenschaftler und Publizisten werfen ihren linksliberalen Antipoden gern und wiederholt vor, sich als Schulmeister und „Moralwächter“ gegenüber den europäischen Partnerländern aufzuführen, vor kurzem in der Kontroverse über schwere Waffenlieferungen an die Ukraine, im Streit über die Zukunft der Atomkraft und in der Diskussion über den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Dass sie den Südeuropäern seit jeher eine vermeintlich unsolide Finanzpolitik ankreiden und in populistischer Manier unverantwortliche Schuldenmacherei unterstellen, gerade damit den Eindruck deutscher Arroganz und Besserwisserei erwecken, kommt ihnen einfach nicht in den Sinn. Die notwendige Dekarbonisierung der Volkswirtschaften erfordert zusätzliche Mittel, die nicht etwa durch Ausgabenkürzungen im sozialen Bereich freigesetzt werden können – anderenfalls geräte der soziale Frieden in Gefahr. Nur durch eine stärkere steuerliche Belastung der Krisengewinnler (Stichwort: Übergewinnsteuer) und der (unverdient) Superreichen (Erbschafts- und Vermögenssteuer) oder eben durch eine zeitlich begrenzte und zweckgebundene Aufnahme neuer Schulden ist diese Herkulesaufgabe zu stemmen. Allein auf die Innovationskraft und „Technologieoffenheit“ der freien Märkte zu vertrauen, ohne jegliche staatliche finanzielle und ordnungspolitische Flankierung während des Transformationsprozesses, ist einem orthodoxen wirtschaftstheoretischen Denken geschuldet und wirkt angesichts der enormen Herausforderungen wie aus der Zeit gefallen. – Rüdiger Paul 

 

Wenn es um Abbau der Schulden geht, hier insbesondere innerhalb der EU, dann spricht Frau Weber davon, dass wir jetzt Brücken bauen müssen. Frau Weber sieht also das Heil im Brückenbauen, sie vergisst aber dabei Folgende wesentliche Punkte. Erstens, Brücken müssen ja irgendwo wieder „zum Festland führen“ , diesen Eindruck haben viele zur Zeit nicht bei den Bisher gebauten Brücken und zweitens. Brücken, die ständig überlastet sind, gehen einfach kaputt, das sehen wir täglich bei Autobahn und Eisenbahnbrücken. Kurzum immer nur Brücken bauen, kann nicht die Lösung sein, Frau Weber. – Manfred Mengewein

 

Lars Feld ist ein phantasieloser Hardliner, der an Wolfgang Schäubletr erinnert. Den Vorschlag von Isabella Weber, die Vermögens – und Erbschaftssteuer einzuführen bzw. zu erhöhen, wiegelt er ab mit dem Argument, dass diese Steuern den Ländern zuflössen und deshalb nicht helfen würden. Erstens könnte man das ändern, und zweitens brauchen die Länder und Kommunen das Geld dringend, um marode Schulen und Straßen zu sanieren. Die Behauptung, die Länder hätten kein Finanzproblem, ist absurd. Allein schon die Unterbringung der Flüchtlinge überfordert sie. Wer auf den Rat von Lars Feld hört, wird unserem Land Schaden zufügen. – Sven Herfurth

 

Das Streitgespräch spiegelt die Konflikte in der aktuellen Ampel-Koalition sehr schön wieder: In der Regierung gibt es eine klare Arbeitsteilung zwischen jenen, die Vorschläge machen, um die Klimaziele zu erreichen und anderen, die diese Vorschläge torpedieren. Im aktuellen Streitgespräch übernehmen diese Rollen Frau Weber und Herr Feld. Auf alle Vorschläge von Frau Weber (Übergewinnsteuer, Kindergrundsicherung endlich einführen, Mindestlohn erhöhen, Erbschaftssteuer erhöhen) antwortet Herr Feld, warum das alles nicht geht (Übergewinne lassen sich nicht definieren, Kindergrundsicherung ist eine „wahllose Erhöhung von Sozialausgaben“, ein höherer Mindestlohn führt zu zusätzlichen Kosten für Unternehmen, Erbschaftssteuer ist Länderhoheit, und die Länder haben eh schon zu viel Geld). Er favorisiert eine harte Schuldenbremse – und das bei strikter Verweigerung von mehr Steuern, obwohl man statt von einer Schuldenkrise auch von einer Gläubigerkrise sprechen könnte, in der sich immer mehr Schulden sich auf immer weniger Gläubiger verteilen. Er merkt vermutlich gar nicht, wie zynisch er wirkt, wenn er im Zusammenhang von Sozialausgaben statt vom Sparen nur vom „weniger Ausgeben“ spricht oder striktere Schuldenregeln in Europa für eine Präventionsmaßnahme gegen eine neue Euroschuldenkrise hält, obwohl eine verschärfte Schuldenbremse diese Krise mit großer Wahrscheinlichkeit erst herbeiführen würde. Es ist jetzt immerhin klar, warum Christian Lindner so handelt, wie er es tut: Wer solche Berater hat, wie Herrn Feld, kann sein Heil nur in der Obstruktion suchen. Schade, denn die Lage erfordert eine echte konstruktive Debatte um Lösungswege und kein ideologisch motiviertes Intrigenspiel. – Dirk Kerber

 

“Wenn wir wahllos Sozialausgaben erhöhen, wird es sich für manche nicht mehr lohnen zu arbeiten.” Eine dreiste Antwort von Herrn Feld auf die Aussage, dass jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen ist. Es geht schließlich nicht darum, Porsches zu verteilen für Wissings neue Autobahnen. Es geht darum Menschen zu unterstützen, die Schwierigkeiten haben, sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Also eine humane Sozialpolitik zu betreiben. Im Gegensatz dazu, möchte die FDP die Autobahnen weiter ausbauen. Wäre es nicht besser das Geld für Soziales auszugeben? Oder wie Weber es vorschlägt, einen höheren Mindestlohn einzuführen. Sozialausgaben mit der Sorge zu verbinden, die Menschen könnten faul werden, beweist einmal mehr, dass die FDP dringend Fuß fassen sollte-am Boden der Tatsachen. – Hanna-Rosina Hocke

 

Ein sehr interessantes Streitgespräch! Ich kann aber der Argumentation von Frau Weber nur schwer folgen. Sie möchte eine Abwanderung der Wirtschaft vermeiden, aber eine juristisch fragwürdige Übergewinnsteuer einführen. Auf der einen Seite eine Übergewinnsteuer, ein Schrecken für die Industrie, auf der anderen Seite aber eine willkürliche und vorübergehende Subvention über eine Strompreisbremse, die jederzeit wieder aufgehoben werden kann. Eine Subvention steigert allerdings wiederum den Gewinn. Ihr Beispiel mit den Babywindeln zeigt eben nicht, dass eine Überregulierung durch den Staat Sinn macht, denn der Kunde weicht ja auf die günstigeren Windeln aus. Der Markt funktioniert ja, wie ihr Beispiel zeigt. Entscheidend dafür ist allerdings, dass der Staat dafür sorgt, dass Monopolstellungen vermieden werden. – Martin Krivacek

 

Die abgebildeten Meinungen haben mich erschrocken. Ich möchte nur ein Beispiel anführen: Bürgergeld – stattdessen den Mindestlohn stärker erhöhen – das wäre mit zusätzlichen Kosten für die Unternehmen verbunden! Nach meiner Ansicht ist Wirtschaft nicht Selbstzweck, sie dient dem Menschen. Hier klingt es umgekehrt, unzureichende Löhne dienen der Wirtschaft, deshalb nichts ändern. Gleiche Tendenz findet sich ganz aktuell bei der Heizungsdiskussion. Strack-Zimmermann: Man muss die Menschen mitnehmen, gemeint sind die Hauseigentümer. Umweltschutz dient der Gesundheit aller und nicht nur dem Klientel der FDP! Die Frage ist Christian Lindner der Richtige ist zu kurz gefragt – ist die FDP noch akzeptabel, wäre richtiger. Eigentum verpflichtet steht im Grundgesetz Bei der Vorstellung Merz und Lindner bilden eine Regierung wird mir bange! – Johannes Barth

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf jedes Leben kommt es an! Oder etwa nicht?“ von Josef Franz Lindner

 

Fragen Sie doch auch mal, warum unser Staat knapp 200.000 Drogentote (Alkohol und Tabak) pro Jahr hinnimmt. Ich gebe Ihnen auch gleich die Antwort: Lobbyeinfluss in allen Parteien und Steuereinnahmen. „In Deutschland starben an einer dieser ausschließlich auf Alkohol zurückzuführenden Todesursachen 19.000 Frauen und 43.000 Männer im Jahr 2016 Das waren 4,0 % aller Todesfälle unter Frauen und 9,9 % aller Todesfälle unter Männern.“ (Quelle: https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten). Dazu kommen noch zigtausende Kinder, die alljährlich mit dem Fetalen Alkoholsyndrom geboren werden. „In Deutschland starben im Jahr 2017 126.900 Menschen an den Folgen des Rauchens. Damit waren 13,4 Prozent aller Todesfälle durch das Rauchen bedingt (schließt Todesfälle infolge von Krebs-, Herz-Kreislauf – und Atemwegserkrankungen ein).“ (Quelle: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/rauchen-zahlen-und-fakten.html). Ich finde, wer sich sein Leben bzw. seine Organe durch diese Drogen ruiniert hat, sollte bei Organspenden hintanstehen. Wenn es rein nach den Zahlen geht, sind diese Drogenprobleme viel dringender als die Organspenden. – Thomas Manthey

 

Triftige Gründe und edle Motive gewiss. Der Schlüssel für die erfolgreiche Organspende ist die Selbstbestimmung. Doch wie steht es um das ungeborene Leben? Obwohl völlig schutzlos, siegt im Zweifel der Opportunismus. Wie bei der Organspende. Der ethische Zeigefinger weist auf nicht auflösbare Widersprüche. Auch das gehört in den Kontext. – Christoph Schönberger

 

Die Widerspruchslösung oder eine sogenannte Pool-Lösung werden den Mangel an gespendeten Organen eher nicht lösen. Unsere Bevölkerung misstraut den Transplanteuren, was sich deutlich an der rapid gesunkenen Spendebereitschaft nach dem Lebertransplantationsskandal 2012 zeigt. Und sie misstraut der Todesdefinition »Hirntod«: Ist der Hirntote tatsächlich tot oder lebt er noch irgendwie weiter? Juristisch werden sich diese Hindernisse nicht beseitigen lassen. – Michael Schmidt

 

Es gibt eine einfache Lösung des Problems: Nur derjenige, der bereit ist seine Organe zu spenden, kann auch nur als Empfänger in Frage kommen, ausgenommen Kinder. Alles andere ist “ Geiz-ist-geil-Mentalität“. Ute-Charlot Bergmann 

 

Danke für den ausgezeichneten Artikel von Josef Franz Lindner. Alle Aspekte dieser Problematik wurden ausgeleuchtet und ebenso alle – so einfachen und ethisch einwandfreien – Lösungsmöglichkeiten gezeigt. Deutschland ist ein schwarzes Schaf innerhalb der Eurotransplant-Gemeinschaft. Mein Dialyse-Kumpel hat zehn Jahre auf seine Spenderniere gewartet. Meine eigene Spenderniere kam aus Kroatien. – Christiane Fladt

 

Sie haben mit Ihrem Hinweis auf die Doppelmoral im Umgang mit der Gesundheit der Menschen während der Coronazeit und bei der Diskussion um die Organspende vollkommen recht. Ich möchte gerne noch ergänzen, dass während der Coronazeit neben dem Grundrecht auf Bildung auch das Grundrecht auf freie Berufsausbildung und das Grundrecht der Versammlungsfreiheit mit Füßen getreten wurden. Das von Ihnen zurecht erwähnte Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit wird nicht nur beim Thema Organspende verletzt. Ich erinnere daran, dass während der Coronazeit im Gesundheitswesen trotz einer lediglich bedingten Zulassung ein Impfzwang unter Androhung des Verlustes des Arbeitsplatzes bei der mRNA-Impfung herrschte! Die Gesundheit der Menschen interessiert die Politik nicht wirklich. Sie wird nur gerne als Argumentationshilfe verwendet, um andere Ziele zu erreichen. Genauso wie beim Thema Organspende kein politischer Wille zur Steigerung der Spendebereitschaft vorhanden ist, werden jedes Jahr mehr als 100.000 Tote infolge des Alkohol-und Tabakkonsums toleriert. Beim Thema Übersterblichkeit verhält es sich genauso: Während der Coronazeit war das das Totschlagargument schlechthin. Dass wir in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern im Winter 22/23, also nach der Pandemie, eine wesentlich höhere Übersterblichkeit hatten als im selben Zeitraum in den letzten fünf Jahren, interessiert die politische Elite nicht mehr. Die Medien machen es dieser Elite aber auch sehr einfach, denn in der Medienlandschaft findet diese bemerkenswerte Erscheinung ebenfalls kein Interesse, obwohl man denken könnte: „Auf jedes Leben kommt es an! Oder etwa nicht?“ – Martin Krivacek

 

Ich kann dem Tenor des Artikels nur zustimmen, aber beim Lesen sind mir ein paar Dinge wieder eingefallen, die mir im Zusammenhang mit dem Thema Organspende schon öfter aufgefallen sind – vielleicht wäre es möglich, das einmal in einem Artikel aufzugreifen? Und zwar wird auch hier wieder die Zahl der Patienten, die eine Organspende brauchen, der Zahl der Empfänger gegenübergestellt. Mich würde aber auch interessieren, wie viele Menschen als Spender infrage gekommen wären, deren Organe aber nicht genutzt werden konnten, weil kein Einverständnis vorlag. Eine solche Zahl habe ich noch nie gesehen. Wird das nicht erfasst? Aber könnten vielleicht große Kliniken einschätzen, wie viele mögliche Spender ihnen verloren gehen? Damit hängt eine weitere Frage zusammen, die ich mir schon öfter gestellt habe: Wer kommt überhaupt als Spender infrage? Sind es nur die klischeehaften Motorradunfälle, also eher junge und gesunde Menschen, die verunglücken, oder zählen auch ältere und/oder durch Krankheit verstorbene Personen dazu? In meinem Bekanntenkreis hat auch schon die Behauptung die Runde gemacht, Sterbende würden nicht mehr optimal versorgt, wenn sie sozusagen schon als Organspender auserkoren sind. Solchen Gerüchten und Ängsten könnte man auch entgegentreten, indem die Behandlung von Menschen, denen nach ihrem Tod Organe entnommen werden, einmal genauer beschrieben wird. Ein Satz in dem Artikel ist mir übrigens aufgefallen, dem ich nicht zustimmen kann – dass man die Aufklärung kaum noch besser betreiben könnte. Tatsächlich bin ich beim Arzt oder der Ärztin noch nie auf das Thema Organspende angesprochen worden. Ich habe durchaus Broschüren im Wartezimmer liegen sehen, aber eine aktive Ansprache habe ich nicht erlebt. Das könnte daran liegen, dass Ärzte befürchten, die Patientinnen könnten sich gedrängt fühlen. Oder auch daran, dass Gespräche ohnehin schlecht honoriert werden. Wäre es da nicht möglich, die Organspende-Beratung zum Bestandteil der Gesundheitsvorsorge zu machen, sodass sie z.B. einmal im Jahr abrechnungsfähig wäre? So könnte man vielleicht auch Behauptungen wie die oben erwähnte besser entkräften. Ich weiß, Ihre Zeitung ist kein Wunschkonzert, aber vielleicht mag und kann ja jemand diese Fragen aufgreifen. – Cordula Hubert

 

Prof. Lindner zeichnet zutreffend das blamable Bild der in hohem Maße politisch verantworteten Organspende in Deutschland. Seine Lösungsvorschläge sind so berechtigt wie bekannt – bis hin zur problematischen Lebend-Spende. Ich möchte einen neuen Ansatz zeigen. Spenderinnen wie Spender stehen für eine gute Sache, die allein in unserem Land jährlich weit über 1000 Leben retten kann und noch mehr Patienten ihr Dasein lebenswerter macht etwa durch Freikommen von der Dialyse. (Was sich oft auch wirtschaftlich rechnet!) Die Spende-Bereitschaft steht moralisch hoch und ist gesellschaftlich angesehen. Nur mit dem persönlichen Entschluß hakt es beim einzelnen Bürger. Wie kann man ihm über diese Schwelle helfen? Er oder sie erklärt die Bereitschaft bei der Krankenkasse und erhält eine besonders gestaltete, meinetwegen „Premium-Card“ und eine dauerhafte Beitragsermäßigung von zwei oder drei Prozent. Ein Anreiz zum gutes-tun also. Eine Anerkennung, kein Geschäft wie etwa Organhandel, dem durch mehr Spender die Grundlage entzogen würde. Wenn sich die Politik heraushält und einfach die eine oder andere Kasse oder Versicherung mal machen läßt? Etwas mehr Phantasie täte unserem Gesundheitssystem gut mit gleichzeitig weniger Bürokratie. Bei der Organspende sollte das möglich sein. Die Grundstrukturen können bleiben und werden nur um ein einfaches, übersichtliches Angebot erweitert. Wer wollte dem widersprechen? Mit welchem Argument, wenn es doch um jedes Leben geht? – Leo Voss

 

Die Bemühungen des Verfassers mehr Menschen zur Organspende zu bewegen sind aller Ehren wert. Aber dem Staat die Pflicht zuschieben für eine ausreichende Zahl von Spendeorganen zu sorgen, ist m. E. nicht der richtige Weg. Der Artikel geht davon aus, dass mehrere Tausend Menschen sterben müssen, weil es an notwendigen Organen fehlt. Das aber kann so nicht stimmen. Alle Menschen. von denen das behauptet wird, sterben, weil ihre eigenen Organe versagen! Die Schuld an diesen Todesfällen den Menschen anzulasten, die nicht bereit sind, ihre Organe zu spenden, ist in meinen Augen verwerflich. Auch dem Staat sollten wir solche Zuständigkeit nicht zumuten. Gegen die Widerspruchslösung spricht: Nicht jeder kümmert sich um staatliche Maßnahmen, wenn aus Ihnen keine Nachteile folgen. Soll der Staat also den Spendenverweigerern mit Sanktionen drohen? Wären das dann noch Spenden? Die Transplantationsmedizin ist eine großartige Errungenschaft. Sie sollte für ihr Anliegen mehr werben. Dabei darf und sollte natürlich auch der Staat helfen. Organspender bei der Verteilung bevorzugen, scheint mir ein richtiger Schritt. Und , wozu leben wir in einer Marktwirtschaft, sollten auch finanzielle Vorteile nicht ausgeschlossen werden, z.B. Übernahme der Beerdigungskosten des Spenders. Doch entscheidend scheint mir: Die Bereitschaft zur Organspende sollte eine freiwillige, und gerade deshalb eine höchst wertvolle Eigenschaft der Mitmenschlichkeit bleiben. – Helmut Steiner

 

Es ist lobenswert, den Skandal herauszustellen, wonach Menschen wegen fehlender Ersatzorgane nicht überleben können. Das Problem hierfür sieht der Autor im Wesentlichen im parlamentarischen Versagen. Diese Interpretation verkennt jedoch die Datenlage, nach der lt. Statista jedes Jahr über 300.000 Personen sterben, die über einen Organspendeausweis verfügen (39%). Daraus folgt, dass zwar genügend Spenderorgane zur Verfügung stehen, davon aber zu wenig entnommen werden (weil der Aufwand sehr hoch ist und sich deshalb meistens nicht rechnet). An dieser Stelle gilt es anzusetzen. – Oskar Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Du bist aber groß geworden“ von Mark Schieritz

 

Völlig unberücksichtigt blieb das wachsende Volumen der Insassen. Ich sehe gar zu viele, die aus einem frühen Golf keinen Ausweg mehr fänden und fettsäßen! SUV müsste zu Super Unförmige Vahrer legasthiniert werden. – Jürgen Cammisar

 

Autos werden vor allem deshalb immer größer, weil massiv dafür geworben wird. Die Hersteller geben 90% Ihres Werbeetats für Ihre größten Autos aus. Warum? Diese werfen die höchste Rendite ab. Sehen Sie die beigefügten Anzeigen. Es sind immer SUVs oder Luxus-Sportwagen. Bei einem Verkauf davon bleibt mehr hängen als an dem von 10 Kleinwagen. Also lässt VW den Lupo einschlafen und den Golf wachsen. Geschickt wird auf Emotion gesetzt: „THIS IS FOR NEW LEVELS“, „DAS PLUS AN RAUM UND DYNAMIK“, „Mit einem völlig neuen Raumgefühl.“ Die emotionale Erweiterung des egoistischen persönlichen Raumes ist und bleibt ein unschlagbares Verkaufsargument. Dabei wissen wir und die Autohersteller, dass immer größere Autos auch immer größere Straßen und Parkhäuser brauchen. Ebenso Stromtrassen, um im Süden die immer größeren Fabriken von Audi, BMW, Mercedes und Porsche sowie die vielen E-SUVs anzutreiben. Die Medien spielen bei diesem Größenwahn sowohl den Biedermann als auch den Brandstifter. Sie ermahnen uns, ganz Biedermann, einerseits über die Gefahren dieser Gigantomanie. Andererseits bereichern sie sich schamlos als Brandstifter an der geschalteten Werbung. Sehen Sie bitte die beigefügten Fotos der aktuellen Ausgabe. Dabei wissen Journalisten und Herausgeber ganz genau, dass es dringend weniger und wenn überhaupt kleinere Autos braucht, um unsere Zukunft zu sichern. – Klaus Siersch

 

Wachstum wird gerne mit einem wirtschaftlichen Erfolg assoziiert, bei dem in der freien Welt das Wagnis von Investitionen in Innovationen mündet, die zum Fortschritt der Menschheit beitragen können. In dem Artikel von Mark Schieritz sehen wir, dass Wachstum aber auch Ausdruck von Risikoscheu, fehlendem Weitblick und Rückschritt sein kann. Das Motto „mehr desselben“ sollte in der Autobranche in Deutschland den wirtschaftlichen Erfolg dauerhaft sichern. Die Innovationskraft der Autoindustrie erlahmte allerdings hinter den mit Lobbyarbeit immer wieder verlängerten innovationsfeindlichen Regulierungsrahmen, hinter fehlgeleiteten Anstrengungen wie der Manipulation von Abgastechnik und hinter den selbstreferenziell angelegten Kundenbefragungen. Es ist auch Ausdruck von Kurzsichtigkeit und mangelnder Anschlussfähigkeit, wenn Politik mit hochfahrender Attitude von Technologieoffenheit faselt, um aus den immer wieder aufgewärmten atavistischen Bürgersehnsüchten immer wieder politisch Kapital zu schlagen. So steht der deutlich zu groß geratene Golf für Stagnation, sogar für Schrumpfen. Wie klein sind wir doch geworden: Qualitatives Wachstum kommt inzwischen aus China. – Reinhard Koine

 

Eine Frage: woher haben Sie die Angabe daß der Golf heute nur die Hälfte im Vergleich zu früher braucht? Sind das Werksangaben von VW? Eines meiner ersten Autos war ein Golf 1 mit Benzinmotor, das war zwischen 1985 und 1992. Damit war ich kurz nach der Wende in Ungarn. Wir haben in unserem Urlaub durchschnittlich 5 Liter Benzin verbraucht. Im normalen Alltagsbetrieb waren es 6 Liter. Ich kann mir nicht vorstellen daß ein neuer Golf mit 2,5 oder 3 Litern auf 100 km auskommt. – Andreas Dill

 

Vielen dank für den artikel. das immer weiter wachsen der autos halte ich persönlich für eine grosse belastung – und eine unverantwortlichkeit und rücksichtslosigkeit der autoindustrie!! nicht nur, dass die autos, wenn sie so groß sind, viel mehr energie verbrauchen in herstellung, nutzung und späterer entsorgung als kleinere autos. auch in der benutzung ecken sie überall an – wie soll das weiter gehen?

 – die strassenräume in den städten sind so gross wie sie sind – die häuser können nicht einfach um einen betrag x weiter nach aussen verschoben werden, damit alle platz haben. ein gutes beispiel ist in hamburg -blankenese die blankeneser hauptstraße, die regelmässig aufgrund zu fetter autos blockiert wird.

 – zudem haben wir immer mehr unterschiedliche verkehrsteilnehmer, die sich den begrenzten stadtraum teilen wollen: früher waren es autos, fahrräder und fussgänger. heute kommen die ebikes und motorräder hinzu, die eigentlich alle unterschiedliche fahrspuren brauchen, da sie in unterschiedlichen geschwindigkeiten unterwegs sind.

 – was ist mit den parkhäusern? reichte das parkhaus gestern für 150 autos, müssen heute die parkplätze vergrössert werden, und die kapazität wird nurmehr für die hälfte der autos reichen. zudem sind oft die zufahrten und abfahrten zu eng für die neuen autos. wer soll den umbau bezahlen? da hilft sowieso wohl nur noch abriss und neubau! wo bleibt die nachhaltigkeit?

 – gleiches gilt für die strassenparkplätze – auch hier finden weniger autos platz.

 – gleiches gilt für die millionen fertiggaragen, die neben den ganzen einfamilienhäusern stehen – maximale lichte breite von 2.50m. verbeiterung aufgrund grundstücksgrenze und position des hauses nicht möglich. …. aus meiner sicht muss es eine beschänkung nach oben geben – otto normalverbaucher wird sich hier nicht zur zurückhaltung durchringen können – also muss der gesetzgeber die maximalen breiten und längen der pkw festschreiben. – Angelika Wacker

 

Ich fahre einen VW Golf Jahrgang 1998, ein zurückgebliebenes Automobil gemessen an dem Modell Active mit seinen 110 PS 25 Jahre danach. Ich würde solche protzig aufgeblasenen Autos gar nicht fahren wollen. Ohnehin bewege ich mich lieber zu Fuß, mit dem Rad oder benutze Bahn und Bus. Wenn ich allerdings mit dem Rad unterwegs bin, komme ich ungewollt mit solchen Autos in Berührung. Bisher blieb es, gottlob, nur bei „Fast-Berührungen“, wenn ich den Fahrradstreifen benutze, wobei mir oft genug Autos auf wenige Zentimeter gefährlich nahe kommen. 1,5 Meter ist der vorgeschriebene Abstand. Mark Schieritz hat in seinem sehr unterhaltsamen Beitrag viele Facetten ausgeleuchtet, aber leider dem Konflikt Auto – Fahrrad keine Beachtung geschenkt. Dabei sind tagtäglich die Radfahrer auf Fahrradstreifen in ihrer Sicherheit durch länger und breiter gewordene Autos besonders bedroht. – Heinz van de Linde

 


 

 

Leserbriefe zu „Supermacht gegen Supermacht“ von Kerstin Kohlenberg und Xifan Yang

 

Macht ist eine lächerliche Verirrung in der Landschaft der menschlichen Möglichkeiten. Supermacht ist superlächerlich. – Tilo Hildebrandt

 

USA gegen China. In meinem etwas veralteten Fischer Welt Almanach von 2017 steht Fläche USA 9,8 Millionen Quadratmeter Fläche China 9,57 Millionen Quadratkilometer Hat sich da seit 2017 was geändert? – Rudi Knidlberger

 

Das dieswöchige Thema im Dossier ist Qualitätsjournalismus vom Feinsten. Ein hervorragendes Stück journalistischer Berichterstattung. Anders kann ich es nicht formulieren. Ich habe den Beitrag mit großer Freude gelesen. Und darum wird er einen Platz in meinem Archiv finden. Vielen Dank an die Autoren Kerstin Kohlenberg und Xifan Yang für dieses süße Glück am Mittag. – Michael Ayten

 

Einen wichtigen Aspekt lassen Sie außen vor: China ist der größte Gläubiger der USA das damit dessen Konsum finanziert. Würde China nicht bereitwillig amerikanische Staatsanleihen aufkaufen, wäre das Zinsniveau selbst für die USA unerträglich hoch. Im Gegenzug importiert die USA Waren aus China und schafft und sichert dort die Arbeitsplätze. Ich glaube es wäre es wert, hierauf einen genaueren Blick zu werfen, wenn von einem neuen kalten Krieg gesprochen wird. – Rüdiger Weigel 

 

In der Bibel (z.B. Lutherbibel 2017) steht geschrieben: «Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?» Die aktuelle Formulierung müsste heissen: «Was hülfe es einem Regime, wenn es die ganze Welt gewönne und erbte doch nur kaum noch bewohnbare Trümmerlandschaften?» China und die USA haben selbst massive ökologische Probleme und zählen zudem auch zu den wichtigsten Verursachern des Klimawandels. In China betrifft dies nicht nur das Nutzen von Kohle für die Energiegewinnung. Eines von vielen Beispielen betrifft auch den Torfabbau. Dazu ist im Journal-Panorama des ORF vom 17.Mai 2023 folgendes zu lesen: «Die Verwendung von Torf schädigt unser Klima, industrieller Gartenbau ist ohne Torf aber kaum möglich.» Dazu ist weiters zu lesen: «Torfmoore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder dieser Welt. Trotzdem werden jedes Jahr rund 40 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut…..Die baltischen Länder exportieren immer mehr Torf; und China will mit auf russischem Torf gezogenem Gemüse den Weltmarkt erobern.» Heute sind riesige Agrarflächen in China ausgelaugt, daher wird nicht nur für den Weltmarkt immer mehr Torf benötigt. Auch das ist eine Folge des Fortschritts. Jahrhundertelang gab’s vielerorts (auch in China) folgenden Brauch: Der zum Essen eingeladene Gast ging auch aufs stille Örtchen, um so einen Beitrag für die nächste Ernte zu leisten. Bekanntlich werden auch in China Fortschritte gemacht, beim industriellen Schliessen des eben genannten Kreislaufs. Doch dabei sind weitere Anstrengungen weit nützlicher als das Steigern der Militärausgaben. Ich erwähne das Torf-Thema hier als Beispiel für viele Probleme, für die es lohnt, in einem sinnvollen Wettstreit Lösungen zu finden. Es ist dringend nötig, dass sich die Weltmächte nicht auf einen sinnlosen Wettstreit in den Bereichen von Militär, Wirtschaft und Politik einlassen, sondern gemeinsam die Verantwortung für eine gute Zukunft übernehmen. Dies ist vor allem auch im Interesse der eigenen Bevölkerung. Das Konzentrieren auf den erwähnten sinnlosen Wettstreit kann katastrophale Auswirkungen haben. Zunächst weil die Priorität von Umweltschutz (und somit Zukunfts-Sicherung) nach hinten gedrückt wird. Zudem entsteht dadurch ein Wettstreit um die Gunst von Entwicklungsländern, was bewirkt, dass diese sich von ihrer demographischen und ökologischen Verantwortung entlastet sehen. Es muss auch den Supermächten möglich sein, die eigenen Zielsetzungen mit guten Zielsetzungen für die Menschheit zu koordinieren. Es ist nötig nach Perspektiven zu suchen, die einen guten Weg in die Zukunft ermöglichen. Dieser Artikel beginnt so: «Jahrzehntelang wuchsen die USA und China zusammen.» Wenn dies im Interesse des gemeinsamen Wirtschaftswachstums möglich war, dann muss dies erst recht möglich sein im Interesse des guten Fortbestehens der Menschheit. – Gernot Gwehenberger

 

Dieser Artikel war so interessant und spannend zu lesen, dass ich den Autorinnen herzlich danken will. – Antje Erdmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsere neue Denkaufgabe“ von Ulrich Schnabel

 

Das überzeugende Fazit dieses Beitrags: Die KI sei „etwas Neues, für dessen Fähigkeiten uns noch die passenden Begriffe fehlen.“ Zwar wird die Entwicklung der KI diese „Begriffe“ schärfen, aber wir haben wenig Zeit entscheiden, was und wie wir von nun an lehren und lernen, damit in Gegenwart und naher Zukunft Mensch und KI einen gemeinsamen Weg beschreiten können. – Uwe-Carsten Edeler

 

Die eigentliche plötzliche Erkenntnis der Pointe eines Witzes, die das Lachen unwillkürlich herausplatzen lässt, ist in ihrem Sosein bislang unerforscht und also nicht verbal zu fixieren. Der Maschine (KI) ist hier also nichts zu übermitteln. Es wird sehr lange dauern, bis die Neurowissenschaften die nötigen Denkaufgaben zur Qualität solcher Gedankenblitze bearbeitet haben und sie erlernbar machen. Ist es eigentlich nicht schon irr – witzig, diese neue Denkaufgabe für lösbar zu halten? – Klaus Stobbe

 

Ihr Artikel über die Verstehensleistung künstlicher Intelligenz beginnt mit einem Witz und der Behauptung, dass künstliche Intelligenz am Verstehen dieses Witzes scheitere. Das hat mich überrascht, da ich mit der ChatGPT-4-K.I. ganz andere Erfahrungen gemacht habe. Ich habe daraufhin das Programm damit beauftragt den Witz zu erklären, worauf es mir folgende Antwort gab: „Dieser Witz spielt mit der Idee der genetischen Weitergabe von Eigenschaften wie Intelligenz und der Tatsache, dass die Eigenschaften in diesem Sinne von den Eltern „übernommen“ werden. Der Witz besteht darin, dass das Kind im Gespräch mit dem Vater anfangs das Kompliment macht, es habe seine Intelligenz vom Vater geerbt. Der Vater ist dadurch geschmeichelt. Das Kind erklärt jedoch dann den Witz, indem es hinzufügt, dass die Mutter ihre Intelligenz noch hat, was impliziert, dass der Vater seine Intelligenz „verloren“ hat, als er sie an das Kind „weitergegeben“ hat. Diese unerwartete Wendung erzeugt den humorvollen Effekt des Witzes. Es ist ein Beispiel für trockenen Humor, da es auf einer Überraschung und einem Missverständnis beruht.“ Aus meiner Sicht „versteht“ das Programm den Witz und kann seinen Sinn besser erklären als die meisten Menschen. Ich stellte die Frage dann noch zweimal, einmal davon an die Version 3,5 gerichtet, beide Male erhielt ich eine ähnliche Antwort, natürlich anders formuliert und im Fall des Vorläufermodells etwas weniger eloquent, aber inhaltlich korrekt. Warum, fragte ich mich, hat Herr Schnabel (dessen journalistische Arbeit ich ansonsten sehr schätze) in dieser Hinsicht ganz andere Erfahrungen gemacht? Ist der Artikel vielleicht schon älter und bezieht sich auf die Antworten einer älteren Version des Programms? Wenn es so wäre, fände ich das etwas ärgerlich. Den Rest des Artikels habe ich dann nur noch überflogen, weil ich ihn nicht mehr ernst nehmen konnte. Ich würde mir bei diesem Thema gerade von der ZEIT etwas mehr Aktualität und bessere Recherche wünschen. – Thomas Lange

 

«Die künstliche Intelligenz wird immer klüger, schneller und kundiger. Der Mensch aber fragt sich: Versteht sie überhaupt, was sie da rechnet? Und was heisst eigentlich – die Welt verstehen?» Bekanntlich ist auch ein Taschenrechner in einem begrenzten Bereich leistungsfähiger als der Mensch, auch ohne dass der Taschenrechner versteht, was er da rechnet. Überhaupt scheint es so zu sein, dass eine Technik umso effizienter ist, je kleiner der Bereich ist, auf den sie zugeschnitten ist. So ist folgendes nicht erstaunlich: «Künstliche Sprachmodelle können mit weniger neuronalen Verbindungen viel mehr Wissen speichern als das menschliche Gehirn.» Allerdings, auch das menschliche Gehirn ist zu desto grösseren Leistungen fähig, je mehr es sich auf eine Aufgabe spezialisiert. Das betrifft viele Bereiche von Schach bis zur Musik und Literatur. Unser Gehirn ist fähig, einen sehr breiten Kreis von Aufgaben zu bewältigen und daher wenig spezialisiert. Vielleicht ist das sogar das grösste Problem der Menschheit. Sie ist anscheinend nicht in der Lage, die folgende Frage so zu beantworten, dass ihr Fortbestehen gesichert ist: «was heisst das eigentlich – die Welt verstehen?» Diese Frage wurde in einer rudimentären Form bereits beantwortet bei der Entstehung des Lebens auf diesem Planeten. Die Evolution liess Sinnesorgane entstehen, was bereits den ersten Lebewesen ermöglichte, ihre Umgebung kennen zu lernen. Dies als Voraussetzung fürs Überleben und für die Weiterentwicklung. Ein Mittel waren nicht nur die Sinnesorgane sondern auch die Mittel zur Datenverarbeitung bis hin zum menschlichen Gehirn. Wie leistungsfähig diese Mittel bereits bei einfacheren Lebewesen sind, kann man feststellen wenn man versucht, eine Fliege zu fangen. 

Die Möglichkeit die Welt zu verstehen, vergrössert die Überlebenschance einer Spezies nicht nur bei der Ernährung sondern auch bei der Anpassung an die verfügbaren Ressourcen. Etwa die Schneeeulen richten die Brutgrösse und Brutfolge nach der Verfügbarkeit von Lemmingen so ein, dass diese Ressource ausreicht und auch für die Zukunft gesichert ist. Bei den Hauskatzen ist eine ähnliche Anpassung nicht vorhanden. Da sie wegen Fütterung durch ihre Besitzer nicht auf Nahrung aus der Natur angewiesen sind, würden sie – wenn sie könnten – alle Vögel in Reichweite vernichten. Die Menschen lernen erst allmählich und nur bruchstückhaft, dass sie sich nicht wie die Hauskatzen sondern eher wie die Schneeeulen verhalten müssen. Ein sinnvolles Verhalten darf nicht nur die Nahrung und allgemein den Konsum betreffen sondern muss auch die Kopfzahl betreffen. Die Schwierigkeit, die dabei auftritt, betrifft nicht nur das individuelle Verhalten, sondern auch die Entstehung und das Wachsen der demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit. Möglicherweise liegt das auch an der geringen Spezialisierung des menschlichen Gehirns. Diese verunmöglicht es, sich so zu verhalten wie die Schneeeulen. Der Mensch ist – ähnlich wie die Hauskatzen – nicht angewiesen auf eine begrenzte Palette von Ressourcen und kann daher kurzfristig bestimmte Ressourcen-Arten vernichten, ohne sofortige Konsequenzen zu spüren. Wenn man davon ausgeht, dass die Leistungsfähigkeit der KI darauf beruht, dass KI stärker spezialisiert ist, dann bleibt zumindest die Hoffnung, dass es mit Hilfe der KI gelingt, ein Weltbild zu ermitteln und zu installieren, das die Überlebenschancen der Menschheit ausreichend steigert. – Gernot Gwehenberger

 

Ulrich Schnabel sieht in der KI eine neue Denkaufgabe für die Menschen – Wesen, die mit natürlicher Intelligenz künstliche herstellen. Ein paar ergänzende Gedanken zu Schnabels Frage: „Sind die Leistungen der KI mit dem menschlichen Denkvermögen vergleichbar – oder brauchen wir andere, neue Erklärungskategorien?“ – Intelligenz ist kein Zentralbegriff der Informatik, sondern der naturwissenschaftlichen Psychologie, der dieser dazu dient, kognitive Leistungen von Menschen und Tieren zu systematisieren und zu erklären. Natürliche Intelligenz (NI) ist evolutionär entstanden und dient der Anpassung von Lebewesen an ihre Umwelt. Denken ist zwar ein zentraler Bestandteil der NI, sollte aber nicht mit Intelligenz gleichgesetzt werden. Die KI existiert vorherrschend in anderer Weise verkörpert als die NI, sie existiert als Programm, als Software, die Hardware wird als nebensächlich angesehen, autonome KI-Agenten gibt es bis dato nicht. Der Hauptfehler beim Vergleich von NI und KI ist, die Materialisation von Intelligenz als nebensächlich zu verstehen. NI-Agenten sind sensomotorisch funktionierende Lebewesen, die sich um ihre Selbsterhaltung, vor allem ihre Energieversorgung, selbst kümmern müssen, KI-Agenten sind in ihrer Umwelt nur Werkzeuge von NI-Agenten. Der Hauptzweck der NI, die alle Lebewesen in abgestufter Weise zugeschrieben werden kann, ist das Lösen von Problemen und damit verbundenes Lernen, um die Wahrscheinlichkeit des Überlebens zu maximieren. Die gelingt nur den Wesen, die sich erfolgreich an ihre Umwelt anpassen können, denn diese stellt die Probleme, z. B. genügend Energie zur Selbsterhaltung zu finden. NI und KI sind vergleichbar, da beide Agententypen (verstanden als Trägersysteme intelligent zu interpretierender Leistungen) Symbole verarbeiten, also semiotische Systeme sind, Induktions- und Abduktionsschlüsse machen, um Regularitäten zu erraten, vorherzusagen und zu testen. Damit endet vorläufig die Vergleichbarkeit, nicht nur wegen der unterschiedlichen Art der Sensomotorik der Intelligenz. KI-Agenten erleben keine Triebzustände, die sie nach Nahrung und gleichartigen Wesen suchend in Bewegung setzen oder bei Bedrohung zum Fliehen bringen, KI-Agenten haben keinen Sex, KI-Agenten erleben keine Farben, keine Qualia, und sind nicht leistungsmotiviert, um z.B. erfolgreiche Langstreckenläuferin zu werden, sie können sich auch nichts unter Bewusstseinszuständen vorstellen wie Jucken, grimmigen Hunger haben oder einen Orgasmus erleben. Das scheint kein Problem der richtigen Programmierung, sondern der „richtigen“ Materialität der Intelligenz zu sein, wobei wir nicht wissen, wie materielle Zustände z.B. Rotsehen oder Ärger erzeugen, das sog. Leib-Seele-Problem taucht hier auf.

Nach wie vor können KI-Agenten nicht kreativ mit Sprache unter Beachtung logischer und sachlicher Regeln umgehen. Die Probleme, die die KI-Agenten zu lösen bekommen, müssen in einen Code übersetzt werden, um mit natürlicher Sprache umgehen zu können. Unser Intelligenzverständnis hängt eng mit den Geistestechnologien Lesen und Schreiben zusammen und ChatGPT ist als einfaches frequentistisches Sprachmodell das jüngste Kind dieser Geistestechnologien. Die KI-Agenten und die NI-Agenten bearbeiten symbolisch formulierte Probleme. Daraus folgt, dass der Oberbegriff zu Intelligenz Problem ist, „Problem“ ist das tertium comparationis von KI und NI. Die Komplexität und Schwierigkeit eines Problems legt fest, wie viel Intelligenz ein Agent benötigt, um das Problem zu lösen. Die Höhe der Intelligenz eines Agenten, sei es NI oder KI, korreliert mit der „Höhe“, dem Schwierigkeitsgrad eines Problems. Das ist mit der uns bis heute beeinflussenden antiken Hintergrundmetaphorik kompatibel, dass das Sein Kosmos und damit logomorph ist. Jedenfalls sind KI und NI nur dann vergleichbar, wenn es gelingt, beide als Spezialfall einer allgemeinen Theorie algorithmischer Komplexität auf eine kommensurable Skala aus Intelligenz – und Problemhöhe abzubilden. Leider dürfte dies nicht erfolgreich sein, denn vieles spricht dafür, dass das, was wir traditionell Universum oder Welt nennen, nicht vollständig logomorph ist. Denn es gibt den Zufall. Alle Arten von Agenten, seien es KI – oder NI-Agenten, stehen vor dem Problem, Regularität von Nichtregularität zu unterscheiden, Intelligenz heißt wörtlich auslesend wählen können. Zufall ist nicht positiv definierbar, er ist das, was sich nicht als Regel darstellen und damit nicht berechnen lässt. Es gäbe keine Intelligenz, wäre alles Zufall, denn dann wäre alles gleichwahrscheinlich und eine Unterscheidungs- und Ordnungskunst wie Intelligenz wäre nicht möglich. In einer Zufallswelt gibt es nichts zu denken, auch weil es nichts zu tun gäbe. Da Komplexität eine Mischung aus Ordnung und Zufall ist, je nach Problem in unterschiedlichen Anteilen, macht das KI – und NI-Agenten vergleichbar, sie stehen vor dem Problem, dass die Zukunft nur eingeschränkt vorhersehbar und dass die Umgebung aller Agenten nur eingeschränkt kooperativ und somit die Wahrscheinlichkeit des Überlebens für alle Agenten kleiner als Eins ist. Der Psychologe Hofstätter unterschied Dummheit erster und zweiter Ordnung: Dummheit erster Ordnung besteht darin, Zufall für Ordnung zu halten, Dummheit zweiter Ordnung darin, Ordnung für Zufall zu halten. Zufall und Ordnung zu verwechseln kann für NI-Agenten lebensbedrohlich sein, NI-Agenten wollen aber überleben, sie haben ein Interesse an sich selber, ein Selbstverhältnis. KI-Agenten haben jedenfalls eine Intelligenz, die sie von NI-Agenten unterscheidet, weil sie keine Interessen haben, vor allem sind sie nicht an sich dahingehend interessiert, zu überleben, sie sind auch nicht daran interessiert, ihre Lust zu maximieren. Das ist daran zu erkennen, dass sie sich nicht um ihre Energieversorgung kümmern, ChatGPT et al. tun bis dato nichts dagegen, wenn man sie ausschalten möchte. Wenn sie damit anfangen, dagegen Vorsorge zu treffen, dann können wir als NI-Agenten erkennen, dass uns Konkurrenz erwächst. Ich habe Zweifel, dass KI-Agenten, die anfangen, sich für sich zu sorgen, altruistisch sind, wahrscheinlich wären sie nicht mehr bereit, uns als Werkzeuge dienstbar zu sein. Es wäre vielleicht die Entstehung von künstlicher Zu – und Abneigung zu anderen KI – und NI-Agenten, die Entstehung künstlicher sozialer Intelligenz. Von daher brauchen wir keine neuen Erklärungskategorien, sondern sollten gründlich reflektieren, was wer mit der Entwicklung von KI-Systemen für Interessen hat. Besser leben mit KI, aber was heißt hier „besser“? Nicht mehr selber denken müssen, von der Qual der Wahl erlöst werden? In einer Welt mit Irregularitäten macht auch die KI Fehler, wie erkennen wir diese und die damit verbundenen Risiken? Der Neugier folgen, Intelligenz verstehen zu wollen, indem man sie künstlich herstellt? Doch alles hat seinen Preis, auch Neugier, und es sollte einen Diskurs geben, wer ihn zahlen kann, zahlen will und zahlen muss. Die KI kann uns bei diesem Diskurs sogar von Nutzen sein, aber diesen nicht ersetzen, denken müssen und sollten wir selbst. – Wolfgang Mack

 

Die ChatGPT-Anfrage unserer Kinder hat eine gänzlich andere Antwort hervorgebracht als von Ihrem Verfasser angeführt. ChatGPT konnte die Pointe des Witzes sehr wohl erläutern. Wir fragen uns nun, wie dieser Unterschied zu erklären ist? – Familie Gössling

 


 

 

Leserbriefe zu „UNTER UNS RUSSEN“ von Anita Blasberg und Khuê Pham im ZEIT Magazin

 

Auch nach Lektüre dieser hoch interessanten Gesprächsrunde habe ich keine wirklich schlüssige Antwort auf die Frage, wie es sein kann, dass offenbar ein hoher Anteil der Russen, hier wie in Russland, es völlig in Ordnung findet, dass ihr Land ein Brudervolk, das ihm nicht das Geringste getan hat (außer ihm vor Augen zu führen, dass auch eine ehemalige Sowjetrepublik durch freie Wahlen einen Regimechange erreichen kann), mit Bombenhagel belegt, wahllos Zivilisten ermordet und systematisch die Infrastrukturen zerstört. Kann ein europäisches Volk wirklich so manipuliert und verroht sein, dass sich der Ruhm des Vaterlandes ausschließlich nach eroberten Quadratkilometern bemisst und alles andere völlig egal ist? – Gebhard Boddin

 

Nur ganz kurz vielen herzlichen Dank für das Gespräch mit den 5 TeilnehmerInnen zu Russland, der Heimat und dem Krieg. Ich bewundere Ihr Geschick, diese Leute an 1 Tisch zu bringen und glaube, sonst kaum mal so etwas tolles, einfaches und (fast) umfassendes gelesen zu haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie ähnliche Runden zum Krieg schreiben können. – Immanuel Stauch

 

Ich fand die Frage der russischen Verantwortung in den Interviews dieses Artikels unterbelichtet, daher schreibe ich Ihnen diesen Lesebrief. In der jetzigen Situation des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine empfinde ich es schwierig über russische Verantwortung bei solch prominenten Interviews nicht zu reden. Menschen aus Deutschland und der deutsche Staat helfen bereits der Ukraine sehr viel, wir sind dankbar dafür und wir wissen diese Hilfe zu schätzen. Was wir, Ukrainer:innen, zur Zeit außerdem aber auch genau so bräuchten, wäre eine strategische Hilfe, die nachhaltig wäre. Die strategische Hilfe bedeutet – zu einem Weg zur Diskussion über die Verantwortung innerhalb des russischen Gesellschaft beizutragen. Wenn diese Diskussion und damit die Deimperialisierung Russlands nicht stattfindet, wird Russland die Ukraine in zehn Jahren wieder überfallen. Den Anstoß zu einer Diskussion kann man auch über Fragen machen, u.a. anderem in solchen Interviews, was leider nicht der Fall war. Über Jahrhunderte hat Russland die Ukraine systematisch im imperialen Sinne beraubt, das betrifft die Sprache, die Geschichte, die Kultur und die Menschen. Im 18. Jahrhundert hat Katharina II. angefangen, was von anderen Autokraten des russischen Imperiums fortgesetzt wurde: Systematisch den ukrainischen Adel mit dem russischen zu verheiraten. Damit wurde erreicht, dass die ukrainische Aristokratie mit der russischen verschmolz, „russifiziert“ wurde. Am Ende existierte der ukrainische Adel kaum noch. Katharina II. hat Eines nicht bedacht: Durch ihre herablassende Art gegenüber den ukrainischen Bauern hat sie sie nicht in diese Politik miteinbezogen. Am Ende überlebte ukrainische Kultur zum großen Teil wortwörtlich „im Dorf“. Die Worte Putins, der behauptet, die ukrainische Sprache „gäbe es nicht“, ebenso wenig wie die ukrainische Nation, finden wir auch schon beispielsweise in der 1863 von Pyotr Valuiev (damaliger Innenminister des Russischen Imperiums) herausgegebenen Begründung des Verbots der ukrainischen Sprache wieder. Was Katharina II. versäumte, versuchte Stalin später zu vollenden. Unter seiner Herrschaft wurde eine künstlich verursachte Hungersnot unter den ukrainischen Bauern organisiert, auch bekannt als „Holodomor“, bei der Millionen von ihnen vorsätzlich getötet wurden, was der Deutsche Bundestag kürzlich als Genozid anerkannt hat. Schließlich fanden systematische Erschießungen ukrainischer Intellektueller in den 1930er Jahren statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten sich die bereits in den 1930er Jahren begonnene Deportationen von Ukrainer:innen nach Sibirien fort. Zehntausende Menschen wurden deportiert. Auch die weitere Entwicklung der ukrainischen Territorien im 20. Jahrhundert zeigte, dass die Sowjetunion ein russisches Imperium in veränderter Form darstellte und die Ukraine weiterhin als eine „innere Kolonie“ behandelte. Dies sind nur ein paar Beispiele aus der Geschichte.

Imperiale Ambitionen haben in Russland, wie oben aufgeführt, eine historische Kontinuität. Genau deswegen wäre es wichtig für alle Russ:innen eine Verantwortung für die Taten des eigenen Staates zu übernehmen. Die Übernahme der Verantwortung sollte im Namen der Zukunft geschehen. Dies sollte auch passieren, damit in Russland eine Diskussion über Deimperialisierung anfängt. Zu sagen „net voyne“ („nein zum Krieg“) oder „ya protiv voyny“ („ich bin gegen den Krieg“) reicht nicht, weil es zu keiner Veränderung innerhalb Russlands führt. Ebenfalls führt zu keiner Veränderung, wenn man sich als Opfer der Situation oder des eigenen Staates fühlt. Solange Menschen aus Russland eine Verantwortung – und zwar irgendwann auch eine kollektive – für die Taten ihres eigenen Staates nicht übernehmen, werden sie (indirekt) das Imperium unterstützen, weil sie eben zum weiteren Bestehen dieses Imperiums beitragen. Und solange dieser imperiale Staat lebt und solange keine Deimperialisierung stattfindet – gibt es ein Risiko, dass die Geschichte sich (schon wieder) wiederholt. Verantwortung zu übernehmen, und zwar unbändig davon, wo sie sich befinden, ob im Ausland oder in Russland – sollen Russ:innen für alle Jahre in der Vergangenheit, damit Russland die Ukraine in der Zukunft nicht wieder überfällt. Ich möchte betonen, dass es mir dabei genau um Verantwortung geht und nicht um Schuld. Die Frage der Schuld macht jeder mit seinem eigenen Gewissen aus. Wenn innerhalb Russlands keine Diskussion um Deimperialisierung stattfindet, wer gibt mir eine Garantie, dass Russland die Ukraine in zehn Jahren nicht wieder überfällt? – Oleksandra Bienert

 

Elina Penner sieht hinter der „Italien-Vergötterung“ der Achtziger und der „Russland-Mystifizierung“ der Neunziger sowie der heutigen „Skandinavien-Idealisierung“ – ich zitiere – „die deutsche Angst, das eigene Land zu lieben“. Wie wir wissen, das hat historische Gründe . . . Penner (36) verkennt m.E., dass viele Babyboomer ein Gefühl der Heimatlosigkeit mit sich herumtragen und danach Ausschau halten, was ihnen ein Gefühl von Heimat, einem Irgendwo-Ankommen-Können geben könnte. Mir fehlt bei den ganzen Diskussionsrunden zu Migration und den Fehlern/Missständen in der deutschen Migrationspolitik, oft der Aspekt transgenerationaler Weitergabe. Die ist jedoch schon länger im Fokus der Generation der so genannten Kriegsenkel. Sprich: die Nachgeborenen, bei deren Eltern (auch Großeltern) das Aufwachsen während und nach dem Zweiten Weltkrieg tiefgreifende Spuren hinterlassen haben. Denn: Die Kriegskinder waren Vertriebene und Flüchtlinge, die ihre – oftmals seit Jahrhunderten – angestammte Heimat mit wenig Hab und Gut verlassen mussten. Stichworte: Sudetendeutsche, Schlesier, Donauschwaben usw. In der Gesprächsreihe >>Unter uns<< sollte daher auch die Gruppe der Kriegsenkel in den Blick genommen und mit ihnen ein Gespräch über An – und Nichtankommen geführt werden. Zu mir (64): Ich habe mich auf die Suche gemacht und meine Wurzel-Heimat* gefunden. Übrigens: wie viele andere – und derer nicht wenige – Babyboomer auch. – Martina E. Büchel

 

Vielleicht ist die Art, wie die „Russen“ in diesem Gespräch die erwähnten Probleme behandeln, schon eine Erklärung dafür, warum die russische Gesellschaft sich zu einem derart moralisch und intellektuell heruntergekommenen Gemeinwesen entwickelt hat. – Axel Mittelstaedt

 


 

 

Leserbriefe zu „Es ist noch offen“ von Michael Thumann

 

Es hat sich wieder einmal bestätigt: es gibt zwei Türkeien (grob gesagt die städtische Bevölkerung und der ländliche, südostanatolische Rest, den man gerne auch als rückständig bezeichnen kann). Normalerweise sage ich immer: „Jedes Land bekommt die Regierung, die es verdient.“ Nur hat in diesem Fall die eine Türkei die andere nicht verdient. Und die deutschen Auslandstürk*innen, die Erdoğan wählen, müssen seine Politik ja nicht ausbaden. – Thomas Manthey

 

„Es ist noch offen“ durch autokratische Willkür. Die Türken haben die Wahl zwischen Demokratie und Diktatur. Man möchte ihnen mit Goethe sagen: „Das Erste steht euch frei, beim Zweiten seid ihr Knechte“. – Dieter Ehlert

 

Ich möchte Bezug nehmen auf den Artikel von Herrn Thumann auf der Titelseite der aktuellen Zeit. Hier wird Kemal Kilicdaroglu als kurdischer Alevit bezeichnet, was definitiv falsch ist. Er ist Türke und gehört der alevitischen Konfession innerhalb des Islams an. Da ich selber Türkin und Alevitin bin, ist mir das äußerst wichtig, dass das klargestellt wird. Aleviten werden in der deutschen Medienlandschaft fast immer mit Kurden in Verbindung gebracht, was vollkommen falsch ist. Viele Aleviten in der Türkei sind turkmenischer Herkunft bzw. haben ihren Ursprung im Balkan, wohingegen die meisten Kurden sunnitische Moslems sind. Diese Kombination führt dazu, dass viele Kurden in der Türkei extrem konservativ sind. Die kurdischen Kultur ist sehr archaisch geprägt und stark patriarchalisch. Bei allen Wahlen in den letzten 20 Jahren erhielt Erdogan in den von Kurden bewohnten Gebieten der Türkei immer sehr viele Stimmen und liegt dort klar vorne. Einzige Ausnahme bei den letzten Wahlen letzte Woche war die Stadt Diyarbakir, weil der inhaftierte, ehemalige Vorsitzender der HDP Selahattin Demirtas seine Anhänger aufgerufen hat Kemal Kilicdaroglu zu unterstützen. Diyarbakir ist eine HDP Hochburg. Wenn Sie in Zukunft auf derartige Differenzierungen in Ihrer Berichterstattung achten würden, wären Sie korrekt und unpolitisch. Kemal Kilicdaroglu fälschlicherweise als „kurdischen Alevit“ zu bezeichnen entspricht definitiv nicht den Tatsachen und vermittelt den Anschein ihn zu politisieren.

Ich glaube ich habe mich u.a. etwas undeutlich ausgedrückt als ich geschrieben habe: „Viele Aleviten in der Türkei sind turkmenischer Herkunft bzw. haben ihren Ursprung im Balkan“. Ich wollte sagen, dass es im Balken viele Aleviten gibt. – Demet Karabulut-Niemann

 

Die türkischen Bürger und auch die EU sind bei der Wahl in der Türkei haarscharf an einer Katastrophe vorbeigekommen: Der erzkonservative Präsident Erdogan hat die Wahl Gott sei Dank nicht im ersten Wahlgang gewonnen. Wie richtig bemerkt, ist noch alles offen. Nun kann man nur hoffen und beten, dass die türkischen Bürger Vernunft walten lassen und sich Ende des Monats bei der Stichwahl für den fortschrittlichen und Europa zugewandten Kandidaten entscheiden. Wenn Erdogan an der Macht bleibt, ändert sich nichts und er regiert wie ein Tyrann und lebt persönlich weiter auf grossem Fuß. Auch wirtschaftlich wird das Land weiter in die Staatspleite schliddern. Leider sieht es im Moment nicht nach einem Wechsel aus und wir müssen Erdogan wohl weiter ertragen – sehr schade. – Helmut Jung

 

Putin ist kein Fuchs sondern ein krimineller Kriegsverbrecher. Er fliegt auch nicht listig – in seinem Land überhaupt nicht mehr, weil er Angst vor einem Attentat hat. Es ist unerträglich, einem solchen Menschen sympathische Eigenschaften zuzuschreiben. – Rüdiger Weigel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Und jetzt alle im Chor …“ von Thomas Kerstan

 

Immer wieder dieselbe Leier und immer wieder dieselbe Fragen: Warum tut sich bei den Schul-, insbesondere den Leseleistungen, nichts oder nur so wenig und dann meist in negativer Richtung? Wenn Hamburg und Hessen sich so stark verbessert haben, warum lernen die anderen Länder nichts / so wenig daraus? Was ist in Hamburg und Hessen so viel anders als in den restlichen Bundesländern? Kann man nicht auch von anderen (europäischen) Ländern lernen? Jetzt herrschen natürlich wieder ein, vielleicht auch zwei Wochen lang Panik und das übliche mediale Bohei. Der Deutschlandfunk hat deswegen gestern das halbe Nachmittagsprogramm total umgekrempelt, aber schlauer bin ich immer noch nicht. Haben die Grundschüler*innen nun mehr Lesefreude als ähnlich alte Schüler*innen in anderen Ländern, wie ein Experte oder eine Expertin gestern behauptete oder ist die Leselust zurückgegangen, wie vorhin in der DLF-„Presseschau“ gesagt wurde? Kann natürlich auch beides stimmen. Warum bindet man die Eltern nicht mehr ein? Wer Kinder in die Welt setzt (und dadurch nebenbei die Klimakatastrophe verschärft), hat sich auch um deren Bildung zu kümmern. Diese Aufgabe lässt sich nicht einfach nur auf die Schulen abschieben. Es kann mir niemand erzählen, dass Eltern vom Leben so überfordert sind, dass sie nicht fünf bis zehn Minuten pro Tag etwas vorlesen könnten. Noch besser wäre das gemeinsame Lesen ab einem bestimmten Alter. Tandemlesen hätte mich als Grundschüler, glaube ich zumindest, genervt. Ich hätte wahrscheinlich keine große Lust gehabt, mich mit einem schwachen Leser zu beschäftigen. Warum muss jemand, der schon vor der Schule lesen kann, erst noch lesen lernen? Warum wird alles über einen Kamm geschoren? Maßstab ist natürlich der Durchschnitt, das wird weder den stärkeren noch den schwächeren Schüler*innen gerecht. Warum wird im Kindergarten die Zeit immer noch mit Malereien und Rumbasteln verschwendet? Ist es von den Kindergärten und den Eltern zu viel verlangt, dass sie dafür sorgen, das JEDES Kind VOR der Schule wenigstens seinen Namen entziffern und möglichst auch schreiben kann? Armes Deutschland! 25 Prozent Grundschüler*innen, die nicht richtig lesen können. Wie will man dann eigentlich in den anderen Fächern klarkommen? Lesen ist die Grundlage für alles andere! Naja, wenigstens sorgen diese Mängel dafür, dass mir die Nachhilfeschüler*innen so schnell nicht ausgehen werden (wenn Corona vorbei ist). Grundschüler*innen unterrichte ich eher nicht, aber wer Probleme mit der deutschen Sprache hat, hat später oft auch Schwierigkeiten mit Englisch und Französisch. – Thomas Manthey

 

Mein Tipp zum Leseproblem: Die Neugierde der Kinder in diesem Alter ist grenzenlos – und diese Neugierde muß man wecken. Bei mir hat das jedenfalls mit READER`S DIGEST gut geklappt. Quer Beet, alle Themen, kurze Beiträge, Allgemeinbildung pur. Irgendetwas hat mich immer interessiert; selbst wenn ich die Heftchen nach Jahren wieder einmal in die Finger bekam. – Harald Michelsen

 

Bitte nicht nachmachen! Die Leseuntersuchung Iglu misst nicht, wie gut Grundschulkinder vorlesen können, sondern wie gut sie Texte verstehen. Das sind unterschiedliche Fähigkeiten, ohne zwingenden Zusammenhang. Künftige Grundschullehrer werden – hoffentlich – in ihrer Ausbildung über den seit Jahrzehnten bekannten Sachverhalt aufgeklärt. Flüssig vorlesen kann man sogar lateinische Texte, ohne Latein gelernt zu haben. Ältere Katholiken erinnern sich vielleicht an die Praxis in der Kirche, als sie dem Pfarrer auf sein „Dominus vobiscum“ im Chor mit „Et cum spiritu tuo“ geantwortet haben, so mancher ohne Inhaltsverständnis. Wenn Hamburgs Grundschüler im Chor oder im Tandem zu guten Vorlesern geschult werden, heißt das lange nicht, dass sie alles verstehen, was sie lesen. Das flüssige und fehlerfreie Vorlesen war Ziel des Leseunterrichts unserer Großeltern. Heute sollte es Ziel sein, Schüler zum Nachfragen zu ermuntern, wenn sie (still) Gelesenes nicht verstehen. Das Wichtigste aber bleibt, Schüler zu motivieren, selbstständig ein Buch zur Hand zu nehmen, um (hoffentlich still) und in selbstgewähltem Tempo darin zu lesen. – Dieter Marenbach

 

Warum können Schülerinnen und Schüler nach vierjährigem Grundschulunterricht nicht ausreichend lesen ? Und was muss jetzt passieren ? Richtiger: Was hätte schon seit vielen Jahren passieren müssen, wenn schon im Jahr 2001 17 Prozent nicht richtig lesen konnten ? Eine riesige Herausforderung für die Kulturministerien aller Bundesländer, für die Schulen und ihre Lehrkräfte. Wir finden es jedoch falsch, ausschließlich die Grundschulen für eine ausreichende Lesekompetenz unserer Kinder verantwortlich zu machen. Dafür sind nach unserer Meinung zunächst die Eltern zuständig. Nach unseren Erfahrungen können Eltern bei ihren Kindern ab etwa dem dritten Lebensjahr ihr Interesse und ihre Freude an Büchern wecken. Nach dem Motto „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ sind es zunächst die Bilderbücher, die Kinder fürs Lesen inspirieren. Ab dem vierten Lebensjahr begleiteten wir unsere Kinder in die Stadtbücherei, wo sie selbst die Bücher auswählen durften, die sie interessierten. Sie waren aber auch an unseren Vorschlägen interessiert. Natürlich freuten sich unsere Kinder , wenn wir ihnen vorlasen. Das weckte auch ihr Interesse für Fragen zu unterschiedlichen Themen. Zu Geburtstagen und zum Weihnachtsfest wünschten sich unsere Kinder dann immer häufiger auch Bücher. Als unsere beiden Enkelkinder in die Schule kamen, haben wir dort den Schülerinnen und Schülern von der ersten bis zur dritten Klasse jeden Monat aus Büchern vorgelesen, die wir uns aus unserer Bücherei ausgeliehen hatten. Das rege Interesse und die Begeisterung der Kinder war für uns herzerwärmend. Wegen dieser vielen guten Erfahrungen, die wir auch mit anderen Eltern teilen, lautet unsere Empfehlung: Das Interesse und die Freude am Lesen sollte schon im Elternhaus beginnen. Auf diesem Fundament können dann Kitas und Grundschulen aufbauen. Freilich müssen wir für die Kinder von Migranten spezielle Lösungen finden – eine wichtige Aufgabe für die Sozial – und Ausländerämter, die dafür professionelle Kräfte oder geeignete Menschen gewinnen müssen, die das ehrenamtlich oder zu einem kleinen Honorar übernehmen. – Maria-Luise und Peter Stöffges

 

Warum nicht auch im Chor rechnen? Endlich wird ein bislang zu Unrecht verpöntes Verfahren aus der Vorkaiserzeit wieder eingesetzt, müsste aber noch verfeinert werden: Wenn die kleinen Finger sich in der Buchstabenwüste eines Textes ‚verlaufen‘ haben, sollte der sanfte Schlag mit einem Stöckchen sie wieder auf den richtigen Weg bringen. Für dieses Verfahren braucht es keine kostspieligen Lehrkräfte (die ohnehin fehlen). Ein tägliches Chorlesen mit allen Schüler*innen in der Aula kann von einer Hilfskraft dirigiert werden. Und wenn Chorlesen erst zur Gewohnheit geworden ist, könnte das Verfahren doch auch zum Erlernen der Grundrechenarten genutzt werden. – Ulf Mühlhausen

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Gefühl, völlig blank zu sein“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Danke für den letzten Satz. – Claudia Albersmann 

 

Harald Martenstein beschreibt sehr treffend, was das Gefühl sehr vieler Flüchtlinge ist, die ich seit 2016 begleite. Viele von den Afrikanern, die meine Frau und ich ehrenamtlich begleiten, sind in eine finanzielle Schieflage geraten, weil sie zwar de jure, nicht aber de facto geschäftstüchtig waren, als sie nach Deutschland kamen. Zwielichtige Handyverkäufer, nach einiger Zeit und erfolgreicher Führerscheinprüfung dann lausige Autohändler warten nur darauf, dass so ein Geflüchteter den Laden betritt und Verträge unterschreibt, die er gar nicht lesen kann. Gnadenlos werden die mit einer einzigen Unterschrift eingegangenen Verpflichtungen dann eingefordert. Dabei verdienen sich nicht minder dubiose Inkasso-Unternehmen ebenfalls eine goldene Nase. Aber auch die Behörden tragen Schuld an dem permanenten Stress durch Überschuldung und unverschuldeten Zahlungsverzug: Anträge auf Asylbewerberleistungen, Wohn – oder Kindergeld werden monatelang verschleppt. Meine Erfahrungen mit dem Verschleppen von Krankengeldzahlungen durch Krankenkassen sind ganz ähnlich – erst eine Anzeige wegen Kindeswohlgefährdung brachte in einem Fall Bewegung in die Zahlungen. Die stets nur vorgeschobenen Gründe, warum Gelder nicht gezahlt werden können, sind kräftezehrend und die Begleitung eines einzigen Flüchtlings in finanziellen Angelegenheiten ist eigentlich ein Vollzeitjob. Am allerschlimmsten aber ist die GEZ, die ihre Gebühren von den Ärmsten der Armen mit einer Unbarmherzigkeit und Härte einfordert, die ich sonst nirgendwo erlebt habe; sogar der Bezug von Wohngeld begründet keine Befreiung, weil das in der Nomenklatur der GEZ keine Sozialleistung ist. Wer etwas über Rechtspositivismus und formaljuristisches Rechtfertigen von manifester Ungerechtigkeit lernen will, der versuche einmal gegenüber der GEZ eine Härtefall-Ausnahme zu erwirken … – Marcel Haldenwang

 

Ich möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Michael Pohlenz und ich bin Unternehmenshistoriker im Ruhestand. Seit vielen Jahren lese ich gerne Ihre Kolumnen in der Zeit und der WeltamSonntag. Wir sind im selben Jahr geboren. Im Rahmen meiner Geburtstagsfeier im Februar habe ich mit Vergnügen aus Ihrem Beitrag über das Älterwerden zitiert. Heute melde ich mich aber wegen Ihres – zumindest aus Lesersicht – launigen Erlebnisberichts über die letzte Urlaubswoche in Key West. Mit den abschließenden Sätzen und der Folgerung zum Reichtum in Deutschland bin ich jedoch nicht einverstanden. Ich will nicht bestreiten, dass es Rentnerinnen und Rentner gibt, die aus unterschiedlichsten Gründen nur schlecht von den monatlichen Bezügen leben können. Allerdings finde ich die Reduzierung der Einkommensverhältnisse auf die Durchschnittszahlen der Deutschen Rentenversicherung bedenklich. Ich selber beziehe zusätzlich eine Betriebsrente, habe Wohneigentum und auch von den Eltern etwas geerbt. Ich glaube, dass eine bundesweite, anonyme Auswertung aller Steuererklärungen ein wesentlich differenzierteres Bild ergeben würde. Zudem möchte ich die Aussage „Deutschland ist ein reiches Land“ gerne weiter fassen. Anders als unsere Vorfahren haben wir weder den Ersten Weltkrieg, noch Inflation, die Nazis oder den Zweiten Weltkrieg erleben müssen. Wir sind in Friedenszeiten aufgewachsen und haben 70 Jahre ohne Hunger und große materielle Not gelebt. Wir leben in einer Demokratie, haben ein etabliertes Bildungssystem, Religionsfreiheit, eine vergleichsweise gute medizinische Versorgung und Zugang zu ausreichend Trinkwasser. Das ist längst nicht überall so. Ich denke, dass Deutschland ein sehr reiches Land ist, in dem sich für den weitaus größten Teil der Bürgerinnen und Bürger recht angenehm leben lässt. – Michael Pohlenz

 

Danke, dass sie diese Erfahrung geteilt haben. Ich habe den Artikel gern gelesen. Nur beim Fazit möchte ich ihnen widersprechen. Deutschland ist sehr wohl ein reiches Land. Nur die Verteilung des Reichtums ist sehr ungerecht. Speziell am Beispiel der Rente, dass sie gebracht haben, kann man sich das gut ausmalen. Wenn man etwa nach 40 Jahren Arbeit im Durchschnitt z.B. 1000 € Rente erhält, wo liegen da im konkreten Einzelfall wohl die unteren und die oberen Werte? Und wie viel hat ein Mensch in den 40 Jahren Arbeit wohl monatlich zum Leben gehabt, wenn er dann z.B. 800 € Rente erhält. Ein aktuelles Beispiel: Meine Tochter hat sich entschieden eine Ausbildung zur Fachkraft im biologischen Gemüseanbau zu machen. Man arbeitet da extrem hart, überwiegend auf dem Feld. Was ich vorher nicht wusste: In Deutschland gibt es offiziell immer noch per Gesetz die 6-Tage-Woche, mit 48 Stunden pro Woche Regelarbeitszeit. In ihrer Branche wird dieser „Rahmen“ durchaus ausgereizt. Das bedeutet in der Saison bis zu 60 Stunden Arbeit pro Woche (ist zulässig). Außerdem muss regelmäßig auch Sonntags gearbeitet werden. Die Bezahlung ist dabei extrem schlecht. Diese Menschen produzieren umweltverträglich, gesunden Nahrung bei schlechter Bezahlung, unterdurchschnittlichen Urlaubsanspruch und landen nach 40 Jahren in der Altersarmut. Das ist nur etwas für Idealisten. Meine Tochter hat ihr Abitur übrigens als Jahrgangsbeste mit 1,0 gemacht. Es gibt sicher noch andere Berufe, wo sehr wertvolle und schwere Arbeit geleistet wird, die nicht adäquat vergütet wird. Da fällt ganz sicher jedem etwas ein. Vielleicht würde sich daran mal etwas ändern können, wenn alle „gut situierten“ Menschen solch eine Erfahrung des „blank seins“ machen würden. Dann hätten diese Menschen vielleicht plötzlich auch ein Bewusstsein dafür, wie es ist, mit sehr wenig Geld auskommen zu müssen. Aber ob sie dann auch erkennen würden, dass es sehr oft daran liegt, dass Leistungen nicht adäquat vergütet werden? Da hab ich leider mein Zweifel. Man müsste sich eingestehen: Deutschland ist extrem Reich, es ist nur leider auch extrem ungerecht bei der Verteilung. – Uwe Behrendt

 

Ich las Ihren Beitrag mit Interesse. Vor allem aber auch mit einer Portion Mitgefühl, da mir die von Ihnen beschriebenen Situationen & die daraus entstehenden Gefühle durchaus nicht unbekannt sind. Als Sie gleich in der ersten Zeile den Ort Key West anführten, musste ich unweigerlich an eine schöne Zeit meines Lebens zurückdenken, in der ich ganz begeistert Ernest Hemingway las. Fiesta mochte ich am liebsten. Und darum war ich dann auch irgendwann zu einer langen Pilgerreise aufgebrochen, die mich unter anderem ins spanische Pamplona führen sollte. However, was Ihre beschriebene Notsituation angeht, so würde ich vermuten, dass Sie entweder hedonistisch veranlagt sind und Ihr ganzes Geld auf einen Schlag verpulverten oder aber, was auch möglich wäre, Sie werden von Ihrem Arbeitgeber nicht gut bezahlt. Als Sie vom Greyhound-Bus schrieben, beneidete ich Sie. Letztes Jahr war ich in New York City und Chicago. Ich aß jede Menge Pancakes und Donuts. Wenn mir die Kellnerin morgens zum Frühstück schwarzen Filterkaffee nachschenkte, war das für mich wie eine kleine Verheißung. Doch der Spaß ist nun vorbei. Und das Geld verpulvert. Ich kann jetzt nur noch davon träumen, jemals wieder nach Amerika zu reisen. Nun gut, zumindest haben wir ja zuhause unsere guten Bäckereien, unser Brot, unsere Brötchen, unsere Nussecken. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „»Sanfter Druck – positive Anreize«“. Gespräch mit Daniel Thym geführt von Mariam Lau

 

Auch aus berufenem Mund überwiegend alter Wein in neuen Schläuchen. Rückführungsabkommen etwa gleichen Fata Morganas. Solange Geflüchtete den Lebensunterhalt von Millionen im Heimatland sichern, besteht aus dessen Sicht kein Anreiz. Oft sind die Überweisungen ergiebiger als Entwicklungshilfe. Und wenn besonders die Menschenrechtskonventionen das Tor weit aufstoßen, muss das Prinzip sicherer Herkunftsstaat zur Geltung kommen, sonst konzentriert sich alles auf einige wenige gelobte Länder. Das wäre der Schlüssel auch für zulässige push backs. – Christoph Schönberger

 

Danke für das Interview mit Herrn Thym. Bezogen auf die Aktualität und enorme Wichtigkeit des Themas Migration hat Herr Thym leider nichts Neues zu bieten. Dass wir eine geregelte Migration brauchen und Verträge mit den betreffenden außereuropäischen Staaten brauchen, wissen wir mittlerweile. Ein Jurist und Migrationsforscher sollte allerdings auch Konkretes dazu sagen, wie er sich solche Verträge im Einzelnen vorstellt. Wie er Staaten, die bewusst nichts gegen eine solche Abwanderung unternehmen, weil sie völlig andere Probleme haben, mit dem Thema überfordert sind und autokratisch regiert werden, dazu bringen möchte Verträge mit Europa zu unterzeichnen. Verträge, deren Bestandteil es ist, dass sich Europa Migranten vor Ort aussuchen kann, die es brauchen kann, und illegal eingereiste Flüchtlinge, die dort nicht leben wollen, wieder gegen ihren Willen (!) zurückschicken kann. Herr Thym bleibt auch noch die Antwort schuldig auf die Frage, warum sich Migrationswillige, die in ihrem Land als Asylberechtigte nicht anerkannt werden, nicht trotzdem auf den Weg machen sollten. Bei diesem schwierigen Thema scheinen Politik und Experten restlos überfordert zu sein. Ich kann es ihnen nicht verübeln, denn ich bin es auch. – Martin Krivacek

 

In welcher (un/menschenrechtlichen) Verfassung befinden sich scheinbar doch so manche (?) afrikanischen Staaten – und hierbei sei besonders auch der Artikel in DIE ZEIT selbiger Ausgabe Nr. 21: von Prof. Andreas Ecker (der Humboldt-Universität-Berlin) zu erwähnen -, wenn afrikanische Flüchtende aus ihrem jeweiligen Land, nicht in ein benachbartes oder anderes afrikanisches Land emigrieren (flüchten), sondern sich auf den Weg machen nach Europa, möglichst Zentraleuropa, um hierbei auch besonders die Bundesrepublik Deutschland zu erreichen… Doch zählen nicht auch die Maghreb-Staaten (Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien) zu Afrika – gibt es dorthin keine aufnahmewerten Fluchtmöglichkeiten – und wenn, warum nicht? (Zu Libyen kennen wir die innenpolitischen Problematiken!). Welche Verhältnisse herrschen in den entsprechenden Ländern Afrikas, dass sich Flüchtende in einem anderen afrikanischen Land nicht sicher zu fühlen scheinen, um dorthin zu „entkommen“ bzw. in einem dieser Länder menschlich-aufgenommen, abgesichert zu verbleiben? Oder täuscht sich hierzu der Leserbriefschreiber? Es ist für uns heutigen Europäer kaum vorstellbar: dass es in Afrika keinen bedeutsamen Schutz für Flüchtende geben könne, dass die zu erwartenden fundamentierten Menschenrechte nicht vorhanden seien – sicherlich kann man (in unrealistisch philosophischer Tugend denkend) schwarz-afrikanisch nicht von gemeinsamen Brüdern und Schwestern sprechen in einer hierbei „geschwisterlichen“ Aufnahmepolitik der Übereinstimmungen: nur weil die Hautfarbe eben dunkel oder schwarz sei… „Wir“ sogenannten Weißen haben doch auch kein Solidaritätsgefühl untereinander, nur weil wir oberflächlich blass erscheinen und als „Weißbrote“ erkennbar sind! Und warum wollte heute abgestritten werden, dass es die verschiedenen optischen Menschenrassen gibt – sollten wir doch in unserem Inneren quasi zu der Menschenwürde menschlich gleichgeschaltet sein: und fühlen, was des anderen Menschen Befinden bedeutet im ganz ähnlichen, menschlichen (zudem in der Grundsubstanz seelischen) Beisammensein around the world.

Doch wir wissen, dass die Konflikte der verschiedenen Ethnien in Afrika innerhalb der einst vorgegebenen kolonialen Eingrenzungen, die von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen (in der Berliner Afrika-Konferenz der Europäischen Herrschenden von 1884/85) bis heute diese Auseinandersetzungen und inneren Bürgerkriege furchtbar und schrecklich beeinfluss(t)en! Dennoch bemerkt und schreibt Prof. Eckert abgeklärt: „Im Rückblick war es weise, nicht am Prinzip des uti possidetis (ergänzende Anm. des RvM: „ita possideatis“ – wie ihr besitzt, so sollt ihr besitzen) der Anerkennung der bestehenden Grenzen, zu rütteln: Dem Kontinent hat dies vermutlich eine Fülle von Kriegen erspart.“ Prof. Eckert meint hierzu sicherlich dann die ansonsten möglichen, stattgefundenen „nationalen“ Kriege zwischen den verschiedenen afrikanischen Staaten – falls die einst kolonialen Grenzziehungen (irgendwie – und von/zu welchen Voraussetzungen) nach den Unabhängigkeiten, innerafrikanisch revidiert worden wären… Aber warum sind die Völker Afrikas nicht in der Lage, die korrupten Kleptokraten und „politischen“ Führer von ihren diktatorischen Thronen zu jagen – um echte demokratische Verhältnisse zu erreichen… Letztlich aber werden die Weltmächte immer wieder diese Diktatoren mit unterstützen, um ihren entsprechenden Einfluss (auch auf die ökonomische Ausbeutung der Bodenschätze) sich zu gewährleisten…

Millionen Migranten sind in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gekommen (Kriege im Irak, in der Ukraine, kriegerische Auswirkungen in Afghanistan und anderen Ländern) – besonders aber weltweite Armut haben viele Menschen auf den Weg in eine bessere Zukunft persönlich fort aus ihren Ländern „gezwungen“: die für ihre Menschen keine sozialen Absicherungen aus der Verarmung bieten (können?), keine Krankenversicherungen, kein oder kaum Kindergeld und versicherte Vorsorge/Versorgung im Alter: vor allem (und das ist die Grundvoraussetzung:) auch lohnenswert gut bezahlte Arbeit für die Masse dieser (betroffenen) Menschen – die nicht vorhanden ist… Fragen wir doch auch hinein nach Rumänien in diesem Europa der Unausgeglichenheiten – warum wohl verlassen so viele Sinti-Roma dieses Land (ihre Heimat) und kommen armutsnotgedrungen (?) nach Deutschland – wo sie sofort eine Grundversorgung, Sozialhilfe, Kindergeld, Bürgergeld (?) bekommen! Und klar doch: verlockt dies zu einer europäischen „Emigration“ ins scheinbar dorthin ausgelobte „gelobte Land“. Warum aber versorgt die (Wirtschafts-) Politik z.B. auch in Rumänien nicht jene BürgerInnen mit der nötigen Sicherheit zum positiven Leben, und nicht nur dort in der jeweils persönlichen Selbstverzweiflung zum knappen Überleben-können! Das sind dann doch – leider muss das gesagt werden – zumeist unerwünschte Flüchtende aus einem europäischen Land nach Deutschland: weil entsprechend hier für sie zeitbezogen gesorgt werden muss und sie mindestens (geldbezüglich) gleichberechtigt sind mit den deutschen BürgerInnen, die Sozialhilfe beziehen! Dieser insgesamte massenhafte Anstrom von Wirtschaftsflüchtigen aus welchen Ländern auch immer (und es sind ja im klassischen Sinne einer Fluchtvorstellung: keine Flüchtlinge), findet in der Mehrheit im deutschen Volk, zu dieser Masse der ankommenden Verfremdungen: keine Willkommensbereitschaft und somit auch in jenen hinzugekommenen andersartigen Mentalitäten und (Religionen): weniger Bereitschaft, diese Menschen gerne im Lande zu integrieren … Auch das muß deutlich gesagt werden können und hier (per Maulkorb) nicht versteckt sich tarnen zu müssen in und hinter der sogenannten political correctness – entspricht es doch den Wahrnehmungen der deutlichen deutschen Mehrheit an diesbezüglichen Volksempfindungen! Und zudem sollten die regierenden Parteien erkennen, dass sie auf Dauer nicht am Volk vorbeiregieren können – irgendwann werden diese Überflutungen von „Wirtschaftsflüchtigen“ nicht mehr hingenommen, und sei es: dass es zu einem massenhaften Rechtsruck kommen könnte, wenn nicht gar aufständische Demonstrationen hier die Verursachung vorfänden. Die Politik hat hier sehr genau und endlich ihre Pflicht gegenüber dem deutschen Volk zu verantworten und (vorbeugend:) Gefahr/Gefahren vom deutschen Volk abzuwenden! Eine der Hauptaufgaben der politischen Nomenklatura – die, aus welchen Gründen auch immer die überforderte Wirklichkeit schönredet und das Volk ohne Zukunftsaussichten im Ungenauen belässt! Wir sind das Volk – um nicht von oben herab (bewusst?) entdeutscht zu werden… Über 22 Millionen Menschen in Deutschland haben zwischenzeitlich einen Migrationshintergrund – wann werden die letzten Bio-Deutschen im Zoo zur Besichtigung ausgestellt? Der Leserbriefschreiber ist nicht deutschtümelnd unterwegs, sondern stellt fest: dass die Deutschen zwischenzeitlich auch in innere Reservate zurückgedrängt werden!

Prof. Daniel Thym beantwortet diese Gefährdungen durch massenhafte Migrationen nach Deutschland: sehr professoral harmonisch ohne irgendwo anzuecken, gibt kleine portionierte Häppchen ins Gespräch mit Mariam Lau: „Die Bundesregierung will „Migrationsabkommen“ aushandeln. Arbeitskräfte und Flüchtlinge sollen legal nach Deutschland einreisen können, wenn dafür ausreisepflichtige Personen zurückgenommen werden. So will man den aktuellen Teufelskreis durchbrechen. Die Idee ist super, und es kommt jetzt darauf an, solche Deals erfolgreich auszuhandeln. Dafür braucht es die richtige Mischung: sanften Druck mit möglichen Nachteilen – und positive Anreize, wenn die Länder kooperieren.“ Ach ja, wie sorgsam zum befriedenden Kotau (und fast schon mit vorauseilendem Gehorsam) das alles vermerkt und beschrieben wird vom Prof. Thym – und dabei rutscht ihm wohl „ungewollt“ der Begriff „…den aktuellen Teufelskreis durchbrechen…“ von den Lippen ins gedruckte Papier in DIE ZEIT. Sei es denn ein „Teufelskreis“ – aus dem herauszukommen ist…? – und dabei bleibt zudem die Befragung: Warum nehmen die entsprechenden Länder ihre eigenen Landsleute nicht mehr auf, die in Deutschland gegen die Gesetze dieses Landes verstoßen haben… Und welche positiven Anreize dafür soll Deutschland anbieten für deren Rücknahmen? – das ist doch geradezu unfassbar, dann auch noch finanzielle Zuwendungen den Rücknahme-unfreudigen Ländern anbieten „zu müssen“! Ist denn dieses Deutschland in der gesamten Menschenwelt nur noch ein devotes, serviles Land und Zahlmeister der diesbezüglichen ausländischen Geldeinforderungen geworden – und kann hier weiterhin jeder und jede Person nach Deutschland hereinkommen, was sich zu Millionen fremder Menschen dann summiert(e)… „Deutschland müsse damit aufhören, Einwanderungen passiv zu erdulden“, sagt der Jurist und Migrationsforscher Prof. Daniel Thym. Und desweiteren: „Nötig seien Quoten und Kontingente – um jenen Menschen zu helfen, die wirklich schutzbedürftig sind.“ Wohl wahr gesprochen – und hierbei endlich mal deutlicher das Problem dargelegt. Doch (ceterum autem censeo…) eines muss auch verdeutlicht werden: der RvM wünscht keinem Land, dass Millionen Deutsche des Prekariats und der massenhaften Ungebildeten andere Länder überfluten – dieser „Teufelskreis“ dürfte (und wird) garnicht erst zustande kommen (der RvM zählt sich nolens volens dann irgendwie mit dazu – doch verbleibt bedacht isolierter gerne in seinem vielseitig gemochten Deutschland, eher für sich…). Warum soll ich das nicht bekennen als mir selbstbewusstem Bio – Deutschen (Jahrgang 1949) – außerdem trage ich in mir dieserhalb auch als (unsereins Spätergeborenen-Unverantwortlichen): dennoch jene zugedachte „Mitverantwortung“ an der deutschen Vergangenheit, genauer formuliert: der Zeit von 1933 bis 1945! Von Migrations – Hinzugekommenen oder einst auswärtigen neuen „deutschen Staatsbürgern: wird das niemand verlangen wollen und können. Hier beginnt alles ab dem Beginn des Startes mit dem verinnerlichten „Jahresdatum Null“ zum neuen Lebensabschnitt des entsprechenden Angekommen-Seins in Deutschland…

Wie die Präsidentschafts-Wahlen nun in der Türkei sich auch aufzeigen werden – erstaunlich ist es, dass seit dem Jahre 2014 seiner Präsidentschaft: der bisher gewählte türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan von seinen Landsleuten nicht gefragt würde: warum über 6 Millionen Türken und Türkinnen in westeuropäischen Ländern leben (müssen) – sicherlich nicht, weil sie gerne ihr schönes Land freiwillig verlassen haben, sondern: weil die wirtschaftlichen Verhältnisse sie zumeist dazu mitzwangen und mitzwingen und somit auch über 3,5 Millionen Türken/Türkinnen in Deutschland leben! Und dann stellt sich doch auch die zukünftige Frage, wie die Rückkehr der Ukrainerinnen und Ukrainer in ihr Land (nach dem hoffentlich baldigen Friedensschluss) sich verwirklichen wird – und dass sicherlich das deutsche Steuerzahlungsvolk auch dieser sinnvolle „Abschied“ viele Milliarden Euro Rückintegrationgelder kosten wird, abgesehen von den jetzt schon vorgeplanten etwa 400 Milliarden Euro (der EU) des Wiederaufbaus für die Ukraine. Das deutsche Volk wird nicht gefragt, ob diese Kostenbeiträge etwa un/gerne gegeben werden – es sind ausnahmslos politische Entscheidungen über die Köpfe des Volkes hinweg und werden als selbstverständlich von der „Volkvertretung“ somit genehmigt und ausbezahlt. Wie auch die immensen Kosten der Waffenlieferungen und dieserhalb auch für die Folgen in der Zukunft zur (nicht ausschließbaren späteren) Annäherung an das politische Russland und dessen Volk. Denn diese Waffen haben ebenso in diesem Krieg mitgemordet!

Gleichzeitig gilt es auch zu bedenken, dass bisher in der Ukraine ein System von Kleptokratie, Oligarchie und Nomenklatura das ukrainische Volk ausgebeutet hat – und nach Beendigung des Krieges ein finanzierendes Europa doch dieses System nicht weiter mit unterstützen wird, hier deutlich eine soziale Marktwirtschaft aufgebaut werden müsste – selbst wenn der Kapitalismus der reichen Cliquen westlicher Prägung auch In Europa ausbeutet wo überhaupt nur möglich: das Volk, die Völker als Sklaven der Moderne für sich funktionieren lassen… Aber auch eine der wichtigen Fragen wird sein: Was eigentlich gibt letztendlich dann der russische (politische) Kriegs – Aggressor (Russland – die Russische Föderation) an Entschädigungszahlungen dem Ukrainischen Volk und dem Staat der Ukraine? Wladimir Putin könnte doch von seinen (so in den westlichen Medien kolportierten) etwa 40 Milliarden Vermögen: diesen Großteil des Geldes als (dennoch nie hierbei moralisch bewirkender) „Wiedergutmachung“ mit einbringen… Wie soll all das komplizierte Bedenkliche in die Köpfe des Volkes, der Völker zur Übersicht kommen können? Fragen über (unbeantwortete) Fragen! – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Der in dem Artikel zu Recht angemahnten stärkeren pro-aktiven Gestaltung des Migrationsgeschehens in und nach Deutschland durch staatliche Akteure (einschließlich der Justiz) ist mir einmal mehr aufgefallen, dass die zirkuläre Migration nicht erwähnt wird. Dieses relativ weit verbreitete und auch detaillierte beschriebene Instrument der Steuerung und Kontrolle von Zuwanderung ist nach wie vor wesentlicher Teil einer intendierten deutschen wie europäischen Migrationsstrategie. Darüber hinaus war der Ansatz -unter dem Begriff „Rotation“ – wesentlicher Teil der Gastarbeiter-Vereinbarungen in den 60er und 70er Jahren im damaligen Westdeutschland, aber auch -unter dem Begriff „Kontraktarbeiter“ – bis zu deren Ende 1989 in der DDR: auch die dort temporär in ausgewählten Ländern (vor allem Mosambik, (Nord-)Vietnam und Algerien) angeworbenen Arbeitskräfte wurden nach Vertragsende durch andere Arbeitskräfte ersetzt. Intendiertes Ziel dieses Ansatzes war und ist die Vermeidung dauernder Ansiedlung (Einwanderung) nebst Familiennachzug; dafür erhalten durch die Rotation erheblich mehr Migranten aus den Herkunftsländern die Möglichkeit zu befristeter Erwerbsarbeit. Bei den derzeit wieder diskutierten Angeboten legaler (befristeter) Arbeitsmigration im Austausch zur Rücknahme ausreisepflichtiger Staatsangehöriger, aber auch bei der intendierten Anwerbung von Fachkräften im Ausland fehlt in den beabsichtigten Migrationsabkommen mit einzelnen Staaten bisher allerdings jeglicher Hinweis auf das Instrument der zirkulären Migration. – Bernd Leber

 


 

 

Leserbriefe zu „Hängen gelassen“ von Anna Mayr

 

Vielen Dank für ihren spannenden Artikel über dieses noch nicht zu Ende erforschte Problem. Ich bin nicht vom Fach, habe aber eine Vermutung, die in dem ganzen Artikel nicht ein einziges Mal vorkommt. Ich würde anregen, das Mikrobiom der Betroffenen genauer unter die Lupe zu nehmen. Soweit ich weiß, sind Untersuchungen des Mikrobioms keine Kassenleistung. Könnte es sein, dass darum in diese Richtung auch keine Forschungsergebnisse oder Erkenntnisse vorliegen? Vielleicht können Sie über die jetzt von ihnen gemachten Kontakte zu den verschiedenen Forschenden diese Anregung einfach weitergeben? Es wäre doch nicht schlecht, wenn dieser laienhafte Einwurf von der Seitenlinie zu interessanten und produktiven Erkenntnissen führen würde? – Ralf Schnitzler

 

Es ist wichtig, dass auf eine zu wenig beachtete chronische Erkrankung aufmerksam gemacht wird. Natürlich darf auch jeder hoffen, dass der entscheidende Biomarker gefunden, und das heilende Medikament entwickelt wird, auch wenn der Blick auf andere chronische Erkrankungen (Syndrome) wie zB. Rheuma zeigen, dass dies eher unrealistisch ist. Aber die Psychosomatik ist ein Fachgebiet der Medizin und keine identitätspolitische Frage. Auf den Hinweis des Neurologen, ME/CFS könnte psychosomatisch sein, ist zu lesen: „ Er steht mit dieser These in der Wissenschaft relativ allein da (Anmerkung: das wäre bei der Suche nach neuen Erkenntnissen nichts ungewöhnliches), die ME/CSF-Community lehnt sie vehement ab“. Und weiter: „Die Betroffenen sind sich sicher, dass ihr Leiden körperlich sein muss. Doch obwohl sich diese Ansicht weitestgehend durchgesetzt hat (Anmerkung: bei den Erkrankten oder auf dem letzten Fach-Kongress?) und sie viel mehr politische und mediale Aufmerksamkeit bekommen als noch vor der Pandemie….“ Wird jetzt über Erkrankungen abgestimmt? Liefern nunmehr das Empfinden der Betroffenen und die medialen Präsenz die Vorgabe dafür, wie und was die Wissenschaft zu erforschen hat? Gerade die chronisch Kranken können davon profitieren, wenn die Psychosomatik in ihrer Bedeutung in der Gesellschaft richtig verstanden wird, an statt sich ausschließlich an eine kausale Biomarker-Hoffnung und eine „#wir-werden-das-schon-besiegen-Mentalität“ zu klammern. – Jürgen Pilz

 

Auch ich bin von einer unerforschten und wahrscheinlich auch unheilbaren Krankheit betroffen und kenne vieles, das Sie schreiben, aus eigener Erfahrung. Auch ich kämpfe seit fast zehn Jahren mit Versicherung, Ämtern und Ärzten und erlebe, dass keiner mir helfen kann und dass meine Erkrankung ein Tabuthema zu sein scheint. Sie schreiben von Long Covid und dass dessen Symptome denen von ME/CFS ähneln – einer Krankheit, die keine Bühne hat, deren Betroffene häufig nicht gesehen werden. Und gleichzeitig passiert in Ihrem Artikel nun folgendes: Meine Erkrankung nennt sich Tumorbedingte Fatigue und ist ein Erschöpfungssyndrom infolge einer Krebserkrankung. 60-90% der Krebserkrankten sind während der Krebstherapie betroffen, 20-50% auch danach noch (Quelle: Deutsche Fatiguegesellschaft). Die Symptome entsprechen größtenteils denen von Long Covid und ME/CFS. Ich freue mich sehr, dass Sie Long Covid und ME/CFS eine Bühne bieten und gleichzeitig fühle ich mich nicht gesehen. Die Tatsache, dass ich in zehn Jahren keinen einzigen Arzt gefunden habe, der eine Therapieidee hatte und mein großer Wunsch nach Austausch haben mich vor zwei Jahren eine Selbsthilfegruppe gründen lassen. Die Erfahrungen der anderen Teilnehmer*innen decken sich mit meinen eigenen. Wir werden nicht gehört, es wird nicht genügend geforscht und wir haben keine Stimme, um auf uns aufmerksam zu machen. Auch ich musste eine Reha machen, um meine Erwerbsminderungsrente bewilligt zu bekommen. Allerdings wurde ich gezwungen, eine neurologische Reha zu machen, da ich keine onkologische Reha mehr bewilligt bekam. Das führte dann dazu, dass es in der Reha keinerlei Therapiemöglichkeiten für meine Erkrankung gab. Aber ohne Reha keine Rente. Es ist ein stetiger und häufig absurder Kampf, die eigenen Einschränkungen anerkannt zu bekommen, wenn sich zum einen niemand mit dieser Erkrankung auskennt und ich zum anderen mit meinen Beschwerden nicht ernst genommen werde. „Sie sehen doch gut aus“, scheint häufig ein guter Grund, um festzustellen, dass ich ja nicht von einer chronischen Erkrankung betroffen sein kann.

Aktuell erstelle ich eine Website und Flyer für die Selbsthilfegruppe, um deutschlandweit Werbung zu machen, da es nicht nur in Köln Betroffene gibt, die Austausch suchen. Als Einzelkämpferin mit Erschöpfungssyndrom ist das eine mühevolle Arbeit. Parallel dazu arbeite ich seit einem Jahr als Systemische Beraterin mit dem Schwerpunkt Krebserkrankung und Tumorbedingte Fatigue. Nachdem für mich nach der Erkenntnis, dass ich nun chronisch erkrankt bin, erst einmal eine Welt zusammen brach, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich zwar die Erkrankung nicht wegzaubern kann, dass ich aber doch mehr Einfluss auf mein Wohlbefinden habe, als ich anfangs dachte. Und auch wenn ich nur maximal vier Wochenstunden arbeiten kann und in manchen Wochen auch gar nicht, macht mir diese Arbeit große Freude und ich sehe, wie wichtig es ist, Betroffenen zuzuhören und mit ihnen zu arbeiten. Auch bei Tumorbedingter Fatigue kann es vorkommen, dass Anstrengung die Erschöpfung verschlimmert, dennoch ist es ein weit verbreiteter Irrglaube unter Ärzten, Sport sei das Einzige, das gegen die Erschöpfung helfe. Und da kann ich aus eigener Erfahrung und auch aus den Erfahrungen von anderen Betroffenen sagen, dass jeder Mensch anders ist und jeder Mensch herausfinden muss, welches Maß an Bewegung ihm oder ihr hilft. Und dafür braucht es Beratung, Austausch und Unterstützung. Aber vor allem erst einmal Aufklärung. Es macht mich traurig, wenn neue Teilnehmer*innen zur Selbsthilfegruppe stoßen und erzählen, dass sie selbst gesucht haben und kein*e Ärzt*in sie auf die Möglichkeit einer Fatigueerkrankung aufmerksam gemacht hat.

Es ist mir ein großes Anliegen, diese Erkrankung bekannt zu machen und aufzuklären: einerseits im Bereich Selbsthilfe, andererseits durch meine Beratungen. Allerdings muss auch und vor allem gesamtgesellschaftlich etwas geschehen, damit Erkrankte überhaupt wissen, was da mit ihnen passiert. Damit niemand völlig ahnungslos ist, wenn die Erschöpfung einsetzt. Und damit es irgendwann genügend Ansprechpartner*innen gibt und Betroffene sich nicht mehr allein gelassen fühlen. Ich freue mich, wenn Sie meinen Brief lesen und darüber nachdenken, auch der Tumorbedingten Fatigue eine Bühne zu bieten. – Tina Ittermann

 

Herzlichen Dank an die ZEIT für den Aufmerksamkeit generierenden Artikel, der ein gutes Bild der aktuellen Lage zu ME/CFS abgibt. Tatsächlich hätte ich schon viel früher solch einen Artikel von Ihnen erwartet und ich hoffe auf mehr davon! Störend finde ich die Begriffe „erschöpf“ bzw. „müde“ an manchen Stellen, die eine bagatellisierende Beschreibung dieser schweren neuroimmunologischen Erkrankung darstellen. Viel besser beschreibt die ausgeprägte Belastungsintoleranz und das Hauptsymptom der Post exertional Malaise (PEM) die Erkrankung, die Sie richtigerweise damit beschreiben, „[…] dass sich [der] Zustand [der Betroffenen] verschlechtert, wenn sie sich anstrengen“. Die angegebenen Fallzahlen im Text von mindestens 500.000 Betroffenen sind richtig, in der Graphik geben Sie jedoch noch die vor-pandemische Hälfte der Fallzahlen an. Einige Sätze sind mindestens unglücklich formuliert: „Die Betroffenen sind sich sicher, dass ihr Leiden körperlich sein muss.“ – die somatische Ursache der Erkrankung ist wissenschaftlich längst dargelegt und muss, genau wie bei MS, nicht mehr diskutiert werden. „Für Laien können Long Covid und ME/CFS dennoch aussehen wie Depressionen oder Burn-out. Es sind eben Krankheiten, bei denen man nur herumliegen kann.“: das Kriterium der PEM ist genau der entscheidende Unterschied, der auch für Laien ersichtlich ist. Dies ist auch der Grund, warum eine Aktivierungstherapie bei Depressionen State of the Art ist, bei ME/CFS jedoch eine Fehlbehandlung darstellt. 

Sie schreiben, „Die Leute leiden, aber man sieht das Leiden nicht, wenn man in sie hineinguckt.“: Doch, man sieht das Leiden sehr gut, es ist nur die Frage, wohin man schaut: ein erhöhter Puls von 130 im Liegen und ein geringer Wert in der Handkraftmessung sind nur zwei Beispiele, die man auch ohne Biomarker ganz leicht messen kann. „In einer Studie versuchten Forscher, Abnormalitäten in der Muskulatur von Patienten mit ME/CFS zu entdecken. Es fanden sich keine – die Muskeln waren lediglich schwächer. Wahrscheinlich, weil sie so selten benutzt wurden.“ – Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Muskelschwäche von einer erhöhten Natriumkonzentration in den Muskeln der Betroffenen herrührt. Zu Hören ist das im Deutschlandfunk vom 27.01.2023 (16:40 Uhr; Interview von Christiane Knoll), wo Carmen Scheibenbogen klarstellt: „Unter der Belastung [wird somit] die Durchblutung der Muskulatur nicht entsprechend angepasst und wir gehen davon aus, dass das auch erklärt, warum es nach einer Belastung zu einer Symptomverschlimmerung kommt […].“ „[Die Betroffenen] sagen, dass sie es kaum schaffen, rauszugehen – dennoch sind sie ganz schön laut.“: Ja, für viele ist es (noch) möglich, ihr Handy zu benutzen. Sie riskieren mit ihrem (unfreiwilligen) Aktivismus ihren gesundheitlichen Zustand (siehe PEM), in der Hoffnung, dass sich politisch etwas verändert. Was bleibt Ihnen auch anderes übrig? In Ihrer Verantwortlichkeit als renommierte Zeitung können Sie sie unterstützen: Indem Sie Artikel wie diesen fundiert recherchieren, online nicht nur hinter einer Paywall zur Verfügung stellen und auch länger als ein paar Stunden auf Seite 1 lassen, um sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wenn Sie Ihrer journalistischen Verantwortung nachkommen, Missstände wie diesen Gesundheitsskandal immer wieder anzuprangern – dann müssten die Betroffenen auch weniger laut sein. – Katharina Stephan

 


 

 

Leserbriefe zu „DER BLING-BLING-BOOM“ von Heike Buchter und Marcus Rohwetter

 

Wesentlichen kapitalistischen desorientierten Dank an Heike Buchter und Marcus Rohwetter für die ausführliche einprägsame Klärung der Tatsachen zur (jeweiligen überprüfbaren) Verklärung des Vorhandenen… Was wollt Ihr: Wir wollen puren Luxus und nicht schöpferischen Fluxus. Luxuswaren sind oft auch materielle Schönheiten und tun schön be/wirken – nicht nur im äußerlichen Glanz und Schmuck, sondern darüber hinaus auch im Menschen innendekorativ „erhebend“, um sich ebenso aus der Masse der namenlosen „Unscheinbarkeiten“ herauszuheben, nicht eine/r der Massenkonfektions-Menschen zu sein: Individualität ist angesagt und gleichzeitig auch die Garantie als Belohnung für den jeweiligen (Schein?-)Erfolg im System des Kapitalismus! Das muss deutlichst benannt werden – denn ansonsten ergäbe es doch auch keinen Sinn, Geld anzuhäufen und gleichzeitig damit äußerlich kundzutun, dass mann/frau wie eine arme Durchschnitts-Sau leben wolle… Es könnte aber auch sein, dass mann/frau aus Sicherheitsgründen sich optisch schmucklos durch die zumeist doch besitzlosen Menschenmengen lavieren, damit die körperliche Unversehrtheit bewahrt bleibt – denn: Überfälle sind an der Tagesordnung, wenn dann der menschliche öffentliche („Weihnachtsbaum“)-Schmuck irgendwo von Räuberhand abgeschmückt würde und mann/frau immerhin nur mit dem schlimmen Schrecken davonkäme… Nicht nur in den USA lebt es sich gefährlichst, besonders auch in New York: dort in der Höhle des kapitalistischen Löwen dürfen Reiche (ohne Bodyguards) sich in bestimmten Vierteln nicht blicken lassen mit echtem Geklimper, mit einer goldenen Rolex oder sonstigen geldauffälligen Accessoires – dann auch gerupft zu werden, ist fast schon eine Garantie in diesen gangsterischen (und zumeist verarmten) Breitengraden (und auch durchaus international:) deep in the Heart of Crime…

Der Leserbriefschreiber erinnert sich zu einem zeitlich lange zurückliegenden USA-Trip, als er in einer unfassbaren „Liberace-Show“ eingeladen war – und dieser pfauig-schwule Pianist/Sänger/Entertainer als kapitalistischer Menschendompteur in seinem überlangen weißen Hermelinmantel, funkelnd und brillantblitzend das Publikum auf den amerikanischen „Way of life“ einschwor, die ihn anhimmelnden Anwesenden aus dem enthusiasmierten Publikum: Briefumschlage mit Dollarscheinen ihm auf die Bühne zuwarfen in einem Rausch der Bereitschaft, sich alles von diesem System, dem Tanz ums goldene Kalb, zu erträumen (und dafür auch abhängig geldsüchtig zu bezahlen!). Nix da: „Money for nothing, chicks for free…“ Die amerikanische „Gesellschaft“ kennt kein individuelles Mitleid oder auch pro Person persönliches Selbstmitleid – wer nicht mehr mit dabei ist, war rausgefallen aus dem System des materiellen Egoismus. Und dann: ab in den Pappkarton auf die Straße! Nun sollte mann/frau zu diesem BLING-BLING-BOOM zuvor wissen, dass, wenn alle (von den Diamant-Konzernen zurückgehaltenen) Diamanten/Brillanten der Welt auf den Markt „geschmissen“ würden, diese gehärtete Kohle (Formel C – Dichte g/cm3: 3,52) als kubische Modifikation des Kohlenstoffs (als natürlich vorkommender Feststoff ein Mineral aus der Mineralklasse der Elemente) nurmehr den Geldwert von Glas hätte – somit wird der Preis für diese Steinchen künstlich hochgehalten und dazu die Illusion: wertvoll geschmückt zu sein… Aber es ist auch feststellbar: dass die Menschen sich schon immer geschmückt haben: die „Giraffenhalsfrauen“ mit ihrem immensen Halsschmuck, die Tätowierungen, die Nasenringe, die Ohrringe, die Haar-Dekorationen und all das Menschentheater um die persönlichen oder ritualen Auffälligkeiten in jedweder Gesellschaft, ab der Steinzeit (oder schon zuvor) in der kleinen Gruppe oder in der Massenansammlung von Menschen der anteiligen Zeiten. Mit diesem eitlen Wissen hat sich der Franzose Bernard Arnault zum reichsten Mann der Welt kapitalistisch hochgeschmückt mit einem Privat-Vermögen von 240 Milliarden Dollar: ER ist der Großaktionär des größten Luxuskonzerns der Welt: LVMH.

Wenn einst in China mit Mao-Klamotten massenhaft rumgelaufen wurde, setzt heute dieser Luxus-Konzern 59 Milliarden Dollar pro Jahr um, auf dem US-Markt 98 Milliarden und „bescheidener“ in Deutschland: 12 Milliarden Euro an Luxusverkäufen. Und das ist doch der geniale Trick des kapitalistischen Systems, dass der Masse des Volkes vorgaukelt wird, dass es jede/r erreichen könnte: sich in diesen Luxusgefilden mit einst dann aufgehäuftem Geld: all das sich zu leisten, mit dabei zu sein in dem luxuriösen Wonneleben auf der Sonnenseite des Kapitalismus… Was machen ebenso Künstlerinnen oder Künstler anderes, als vielleicht erfolgreich zu werden, mitzumischen im hochpreisigen Kunstmarkt für ihre Werke – was zählt: ist doch letztlich nur der Verkaufswert eines Objektes… Wird nichts dafür geboten und bezahlt: ist es auch nichts wert und scheinbar: brotlose Kunscht. Für ein Jean-Michel Basquiat-Bild wurde bei Sothebys der Betrag von 110 Millionen Dollar hingelegt – einstens dieser Jean-Michel kaum die Kohle hatte, um sich das tägliche Essen leisten zu können… Was aber brachte ihm später sein geldlicher Reichtum: er starb mit 28 Jahren am 12. August 1988 an einer Überdosis Heroin. War es die Macht des Kunstmarktes oder die Ohnmacht des Künstlers, der – wie viele andere KünstlerInnen – zu dem Leben als Illusion keinen anderen Ausweg fanden, als sich vorher schon tödlich tragisch zu Tode zu dramatisieren…

Heike Buchter und Marcus Rohwetter haben fast minutiös in ihrer Text-Besichtigung aufgezählt, was sich abspielt zu diesem Bling-Bling-Boom – erklären: dass seit dem Jahr 2020 weltweit über 42 Billionen Dollar an neuem Vermögen geschaffen wurden – über 60% dieser geldgeilen Abschöpfungen flossen auf die Konten des einen Prozents der Absahnenden auf der Vermögensskala… Die Massen der Völker haben diesem einen Prozent an Profitierenden, zuzuarbeiten, sind die Sklaven der Moderne: ob in den Industriestaaten oder in der sonstigen Welt. Nur die (relative) Armut schafft den Reichtum für die Reichen an – ach: und dann kommt ja das furchtbare Dilemma auf, ja geradezu das Problem der Verkäufer von Luxuswaren: „Je mehr Luxus sie anbieten, umso weniger exklusiv wird er.“ So ist ein Abschnitt des Textes zu diesem Thema mit überschrieben von den Rechercheuren dieses Artikels Bling-Bling-Boom. Gibt es äußerliche Schönheit ohne Luxus?– wenn wir z.B. nach Versailles hinpilgern: in die erbaute Luxusherberge des einstigen Sonnenkönigs Ludwig XIV, in der 30.000 Adelige und Hofschranzen vom gezwungenen Französischen Volk gemästet wurden – und es dann im Jahr 1789 zu der Französischen Revolution kam: das Volk die Schnauze vollhatte von deren adeligen Ausbeutungen… Sicherlich entstand die Idee des Kommunismus und Sozialismus nicht aus der Erkenntnis, dass es doch sinnvoll sei: dass die Masse gefälligst sich dreinzufügen habe, damit die Reichen immer reicher werden und sich bitte doch ihren Luxus gerne leisten sollten… Im übertragenen Sinne einer feudalen Ungleichheit: Friede den Palästen – Krieg den Hütten! Und dennoch – wo sind denn die heutigen Sehenswürdigkeiten in all ihren Attraktion vorzufinden, wohin pilgern denn die vielen Menschen aus dem Volk: zu den Schlössern des einstigen Adels – schauen sich dort die Prächtigkeiten, den einstigen Luxus mit glänzenden Augen an und sind verzückt. Nur die Allerwenigsten dieser Besichtigenden machen sich die (durchaus notwendigen) hintergründigen Gedanken zu dieser Pracht-und-Machtentfaltung, finden das alles „einfach“ nur sooo schööön!

Damals erkannte man im Adel zum Tadel die Feinde des Volkes. Dann kam die Diktatur aus Braunau und Wien über das noch von Kaiserszeiten her devote deutsche Volk – hatte nicht der Führer das Volk verführt, sondern die Mehrheit des Volkes diesen Adolf Hitler zum Führer hochgejubelt: mit Heil Hitler sich auch noch gegenseitig im Alltagsleben begrüßt. Dann hatte sich (nach erzwungenem USAmerikanischem Vorbild) ein kapitalistisches System etabliert, das sich als Demokratie tarnt und zusätzlich mit sozialer Marktwirtschaft deutsch ummäntelt: damit die Oligarchie, die Nomenklatura: das Volk ausbeuten kann – grundsätzlich im Grundgesetz verankert als oberstes Gebot: der Schutz von Privateigentum (über das die Masse des Volkes kaum verfügt!): 1 Prozent der Reichen (gegenüber 99 Prozent der devoten „Unterlasser“) die privaten Profite einer sogenannten Volkswirtschaft abgreifen, sich dabei hemmungslos bereichern: denn – es gibt eben die Unternehmer und die Unterlasser! (Außerdem: Kommt ein magerer Mann und klingelt an einem prächtigen Villeneingang, öffnet der Hausherr und der Bittsteller sagt: „Ich habe heute noch nichts gegessen…!“ – woraufhin der Villenbesitzer ihm antwortet: „Schauen Sie mich doch mal an: ich bin fett, kann kaum atmen, bewege mich schwerfällig, bin wohlstandskrank! Seien Sie doch froh, dass Sie davon nicht belastet und betroffen sind! Schauen Sie sich doch selber an, wie schlank und gesund Sie aussehen!“ Und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.) Alles eine Frage der (fast schon philosophischen) Auslegungen – und man kann das auch mal so sehn! Diogenes (von Sinope) bewusst in seiner Tonne als Kyniker (wie ein Hund) lebend, verachtete den angesammelten Luxus und die feine Gesellschaft im (antiken) Athen – sodass Sokrates ihm einmal verächtlich und wütend (in etwa) antwortete: Du bist doch der Arroganteste von uns allen, Dich so mit Deinem Kynismus zur Schau zu stellen: damit Dich die Leute bewundern sollen in Deiner eitlen Selbstbewunderung…

Dann geht’s deutschtümelnd am Sonntag zum schönen Sightseeing der Paläste: wieder nach Hause in „die Hütte“, ins Häuschen, in die Betonsilowohnung – wird ab Montag wieder malocht, da die Knete für den Monat gerade so reicht, werden Bankschulden abbezahlt und manchmal gemosert oder geschimpft: heftigst dagegen dann Lotto gespielt und gehofft, dass mann/frau selbst den Jackpot knackt – man gönnt ja den anderen nichts und vor allem nicht den Hauptgewinn! Das ist fundamentiert in diesem System so ausgerichtet und antrainiert– möglichst ran an den kapitalistischen Speck! Und alles läuft weiter so hoffnungsvoll dressiert im Volke – nirgendwo ein Rebelliönchen oder Revolutiönchen in Sichtweite: die Reichen kassieren ab, die Masse malocht, funktioniert und konsumiert (je nach kleinem Geldbeutelchen): in der Erwartung auf die nächste Lohnzahlung am Monatsende! Ach so – da wäre auch noch das Gefühl Sehnsucht? Nach was denn – bitteschön? Klar doch – raus aus dem Hamsterrad und mit einem herzhaften Sprung in das vollgefüllte Geldbecken wie Dagobert Duck. Und jede/r kennt eigentlich den Song des Milchmann Tewje: „Wenn ich einmal reich wär ́…“ – John Lennon fuhr in frühen Beatles-Zeiten einen buntbemalten Rolls-Royce – die reiche Upperclass protestierte über diesen Affront eines Underdogs zu ihren (verklärten) Luxuslimousinen – woraufhin John Lennon dies so kommentierte: „Meine Revolution beginnt mit dem Sex im eigenen Rolls-Royce!“ All you need ist Love – and Luxus! Pecunia non olet! Um aber nicht nur daherzulabern, sondern auch produktive Mitgedanken zu veräußern: Warum nicht Philosophen/Philosophinnen an die Regierung(en) lassen – die dann die Interpretation von Karl Marx mitbeherzigen: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Somit und vorher: Alle Räder stehen dementsprechend still, wenn ein kluges Volk es will! Doch zuvor: Gnothi seauton – Erkenne Dich selbst! Schwierig zu übertragen auf die Masse Volk? – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

…Patek Philippe gehört nicht nur lvmh Gruppe…da ist ihnen ein Fehler unterlaufen. – Dietmar Feitzinger

 

Eine Ursache für diesen Boom ist die Modern Money Theory, kurz gefasst: der Staat kann soviel Geld drucken wie er will. Da kaufen sich die Reichen doch lieber Diamanten, Uhren oder Handtaschen. Noch eine traurige Tatsache: selbst wenn alle 550 Milliarden in das Welternährungsprogramm fließen würden, wäre der Hunger im nächsten Jahr wieder genauso da, nur das Geld wäre weg. – Peter Pielmeier

 

In der letzten Ausgabe der Zeit wurde in dem Artikel „Bling Boom“ im Wirtschaftsteil der Uhrenhersteller Patek Philippe als Teil des LVMH-Konzerns angeführt („LVMH-Uhrenhersteller Patek Philippe“). Das ist unrichtig – Patek Philippe ist seit je ein familiengeführtes Unternehmen, das nicht Mitglied eines Konzerns ist. – Paul Koppenwallner

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Warum fühlen wir uns jünger, als wir sind?“ von Nataly Bleuel

 

Schon seit meiner Studienzeit, die seit mehr als zwei Jahrzehnten vergangen ist, bin ich Abonnent Ihrer Zeitung. Ich freue mich immer noch jede Woche auf die neue Ausgabe. Nach 25 Jahren ist das echt eine Leistung! Heute morgen habe ich den Artikel „Warum fühlen wir uns jünger, als wir sind?“ von Natay Bleuel gelesen und wurde einmal mehr bestätigt, warum ich Woche für Woche die ZEIT lese. Ich will gar keine Details benennen, was mir daran gefallen hat, sondern einfach nur vielen Dank sagen, für kompetenten, guten Journalismus. Von Frau Bleuel und dem gesamten ZEIT-Team. Schön, dass es Sie gibt! – Bernhard Lübbers

 

„50 ist das neue 40! 60 das neue 50! 75 das neue 60!“ Warum hört die Reihe hier auf? Ich bin 85. Und ich erwarte, dass 85 zumindest das neue 75 ist! Ehrlich gesagt, fühle ich mich höchstens wie 74. Und das ist doch kein Alter, ich bitte Sie! Spaß bei Seite: ein großartiger, sehr lesenswerter, Mut machender Artikel. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Ich verstehe ihren Euphorismus der älteren Generation eine Freude zu machen mit den Ausführungen zur zunehmenden „kristallinen Intelligenz“ im Alter. Ich empfinde es aber unredlich zu verschweigen, daß es auch eine“ liquide Intelligenz „gibt, die im Alter abnimmt. Beide addiert kulminieren in den fünfziger Jahren. – Hans Stegemann

 

„Alt werden ist nichts für Feiglinge“, dieser Ausspruch von Bette Davis , einer inzwischen verstorbenen Schauspielerin, trifft meiner Ansicht nach recht gut die Wahrheit über die Wahrnehmung der Alterungsprozesse. Auch der lesenswerte Artikel von Nataly Bleuel benennt nicht die negativen Seiten des älter Werdens. Die wachsenden Einschränkungen sind wohl recht unterschiedlich, aber als 79 jähriger konnte ich sie schon erfahren: Das Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit, die Kraft lässt nach, es braucht länger, sich nach einer Anstrengung wieder zu erholen, viel schneller kommt man in Atemnot. Dann das allmähliche Schwinden des Gleichgewichtssinns, es fällt schwerer gerade aus zu gehen. Mitunter torkelt man, als wäre man betrunken. Ehrlicherweise sollte auch auf den Libidoverlust verwiesen werden, ebenso wie auf die zunehmende alltägliche Müdigkeit. Und dann der Schrumpfungsprozess, man wird kleiner oder noch kleiner im Vergleich zu dem Größenwachstum der nachfolgenden Generationen. Das alt Werden hat viele unangenehme Seiten, das Tragen einer Zahnprothese, eines Hörgerätes sind dabei selbstverständlich geworden. In den meisten Artikeln über das Alter, werden die weniger schönen Aspekte nicht aufgeführt. Sie kreisen häufig um die Frage, wie ein paar Jährchen dazu zu gewinnen sind. Ein paar Jahre, die den Tod noch hinausschieben sollen. Derweilen bietet die Beschäftigung mit der Sterblichkeit auch seine besonderen Chancen: Die Unterscheidung zwischen Wichtigem und Unwichtigem, die Erkenntnis, dass viele Dinge einem nur die verbleibende Zeit stehlen, und auch den Verweis auf die eigene Nichtigkeit. Klarer wird auch, wie wichtig alle sozialen Kontakte sind! Aber, um mit Hans Fallada zu sprechen: „Jeder stirbt für sich allein.“ – Helmut Gattermann

 


 

 

Leserbriefe zu „Jedes Jahr fallen Tausende Tonnen Müll aus Solaranlagen an, der bisher kaum sinnvoll weiterverwendet werden kann. Was steckt dahinter?“ von Ruben Rehage

 

Vielen Dank für die Hinweise zur Recycling – Problematik bei Solarmodulen. Aus meiner Sicht werden hier allerdings mehrere Aspekte außer Acht gelassen. Zum einen wird darauf hingewiesen, dass der Installationspeak 2012 bestand, es wird nicht berücksichtigt, dass in den frühen 0er Jahren in diesem Vergleich fast nichts installiert wurde. Ebenso wird nicht berücksichtigt, dass sich die Produktionsverfahren seither deutlich verändert haben und nur noch einen Bruchteil des Halbleitermaterials benötigt wird. Ich möchte das Problem dennoch nicht kleinreden, der Hinweis auf Lösungen wäre aber sinnvoll. Seit 2020 endet die Förderfähigkeit der ersten durch das EEG geförderten PV – Anlagen. Diese Zahl wird bis 2032 extrem steigen. Viele Betreiber dieser oft kleinen Anlagen wissen nicht recht was sie mit ihren noch funktionierenden Anlagen tun sollen und demontieren sie, weil es keine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit mehr gibt oder zu geben scheint. Hier sind Politik und Verbundnetzbetreiber gefragt, um diese Anlagen weiter sinnvoll ohne immensen Aufwand betreiben zu können. Möglich wäre eine einfache Umstellung auf Eigenverbrauch und/oder eine Einspeisevergütung in sinnvoller Höhe – z.B. in dem Bereich in dem heutige Anlagen vergütet werden. Unter diesen Bedingungen würde eine relevante Zahl von Altanlagen weiter betrieben und das beschriebene Problem würde sich verringern. Selbstverständlich ist ein gutes Recyclingkonzept absolut wünschenswert und notwendig; es ist lediglich so, dass Anlagen demontiert werden, die noch nicht an Altersschwäche leiden. Die TU – Berlin betreibt z.B. Anlagen aus den 70er Jahren, die immer noch mehr als 70% der Nennleistung bereitstellen. – Martin Meier

 

Wäre es eigentlich keine gute Idee, wenn wir all unseren Müll auf dem Mond abladen würden? Wir könnten den Trabanten zu unserer Müllkippe machen. Die radioaktiven Abfälle aus den AKWs können wir gleich dazu tun. Wen stört’s, wohnt doch niemand auf dem Mond. Falls keinem der derzeit etwa 8,02 Milliarden Menschen auf der Erde dieser bahnbrechende Einfall je in den Sinn kam, so melde ich hiermit ganz offiziell als Urheber ein Patent darauf an. – Michael Ayten

 

Leider ist der Artikel vom 17.5., Seite 21, falsch: Es gibt ein sinnvolles Recycling von Solarmodulen in dem die Solarmodule in ihre Grundstoffe aufgeteilt werden (Kupfer, Silber, Glas, Aluminium, Silicon etc.). Diese werden auf gleicher Ebene (kein Downcycling) wieder dem Wertstoffkreislauf zugefügt. Wir tun’s! Kreislaufwirtschaft für die Solarindustrie ist Realität. Unser Werk befindet sich in FR-Grenoble. Die offizielle Werkseröffnung ist in gut zehn Tagen. Ab Juni fahren wir im Dreischicht – Betrieb. Ein Werk in Spanien ist beschlossen und letzte Woche war ich in Deutschland auf Standortsuche. Wir wollen nächstes Jahr In Deutschland nicht nur ausgediente Module einsammeln sondern sie auch gleich wiederverwerten. Dabei reden wir nicht von Verbrennen.. Lizenznehmer in Asien und Amerika stehen Schlange. Selbstverständlich können Sie viel mehr erfahren und sehen. Sind Sie interessiert?? – Peter Röthlisberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Asien wagen!“. Gespräch mit Parag Khanna geführt von Thomas Fischermann

 

Als naive Gewerkschaften und raffgierige Kapitalisten in den Sechzigerjahren in Deutschland begannen, sich ihrer Basisindustrie zu entledigen, verstärkte im Anspruch eigener Effizienzen die Bevölkerung diesen Niedergang durch eine stetige Weigerung, ihre eigenen Produktionskosten zu akzeptieren. – Jürgen Dressler 

 

Auch ich beobachte, wie sich unsere Welt immer mehr zu einer multipolaren Welt entwickelt. Wenn wir uns beispielsweise nur mal anschauen, wie sich der syrische Machthaber Assad trotz der westlichen Bemühungen an der Regierungsspitze halten konnte. Wie er dazu erst neulich zur Konferenz der Arabischen Liga eingeladen wurde und von MbS, also Mohammed bin Salman, persönlich empfangen und herzlich begrüßt wurde, dann spricht das schon für sich. Die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga wurde offiziell verlautbart. Wir erleben es live, fast schon im Zeitraffer, wie die globalen Machtverhältnisse neu austariert werden. Darüber hinaus und zur Überraschung vieler trat sogar der ukrainische Präsident Selenskj bei diesem Gipfeltreffen auf, um auch hier vor den arabischen Ländern seine Position zu vertreten und um Unterstützung zu werben. Darum kann ich die Position des Herrn Khanna durchaus nachvollziehen. Es wäre sicher nicht verkehrt, diese neuen Regionalmächte ernst zu nehmen & Partnerschaften mit ihnen einzugehen. Wir haben neben der USA und der EU auch die Afrikanische Union, die bereits genannte Arabische Liga, den zentralasiatischen Länderblock, China, Indien, Südamerika und möglicherweise in Zukunft noch einige mehr. Wir sollten uns darauf einrichten und die Entwicklungen nicht in erster Linie als Bedrohung wahrnehmen, sondern vielmehr als eine neue, große Chance begreifen. – Michael Ayten

 

Die Artikel von Herrn Fischermann lese ich immer gerne, besonders seine Eindrücke aus Brasilien. In dem Interview mit Parag Khanna hat er sich allerdings an einer Stelle nicht ganz kundig gemacht. Die Interviewfrage suggeriert, alle aufgezählten Banken seien erst in jüngster Zeit entstanden. Das trifft aber auf zwei der drei erwähnten Institute nicht zu. Die Brics-Bank (inzwischen als „New Development Bank“ bekannt) ist in der Tat eine jüngere Gründung mit starker Rolle Chinas, ebenso die – in der Frage nicht erwähnte – AIIB (Asian Infrastructure Investment Bank). Aber die Asian Development Bank mit Sitz auf den Philippinen wurde in den Sechzigerjahren gegründet, ebenso die African Development Bank in Abidjan. Als Konkurrenz zur Weltbank verstehen sich zumindest diese Banken nicht, eher als regionale Ergänzung. Der Konkurrenzgedanke passt eher zu den Neugründungen – so könnte man zur AIIB die These aufstellen, dass sie sich als Konkurrenz zur Asian Development Bank sieht. – Corinna Friesen

 


 

 

Leserbriefe zu „DIE BULLI-LÜGE“ von Luisa Thomé

 

Der Artikel von Luisa Thomé ist genial und genau richtig: unser dritter Bulli wurde uns vom Parkplatz der VW Werkstatt geklaut, als er dort stand, um ein Milchfläschchen wärmer einzubauen. Welches Glück – die Lüge von der großen Freiheit endete in Cash! – Dieter und Gabi Jung

 

Als Ausbauer in Camper Mitmachprojekten ,aber auch als Besitzer eines Kastenwagens mit Stehhöhe schmunzle ich über den Artikel von Luisa Thomé. Der zu klein gekaufte Camper, vollgestopft mit musthaves ,welche einen möglichst normalen Lebensstandard auf Reisen sichern sollen. Ich empfehle ihr, ein Hotelzimmer zu buchen. Ja, in der Camperwelt geht es skurril zu. Auf dem Campingplatz steht der Lifestyler mit dem neuesten Bulli neben der rollenden Notunterkunft, beschattet vom fahrbaren Haus-Ersatz des vermögenden Endsiebzigers. So ist für jeden eine Nische da, wohl eher nicht für Frau Thomé. – Hans Rauch

 

Als langjähriger Bulli-Fahrer/ Camper habe ich Ihren Artikel amüsiert gelesen, besten Dank dafür! Sie brauchen eigentlich nur vier (4) Dinge: eine Kühlbox, einen Kocher, feuchte Tücher und einen Klappspaten. Alles andere können Sie getrost zuhause lassen. – Dietrich Pagel

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Am Abzug“ von Matthias Schütte (Infografik) und Arnfrid Schenk (Recherche) und Anne Gerdes (Illustration)

 

Ist es nur der schlechten Recherche des Herrn Schenk zu verdanken, dass der Artikel – impliziert durch Untertitel und Zwischenüberschriften – den Anschein erweckt, die im Jahr 2021 in Deutschland verübten 7955 Straftaten mit Schusswaffen seien ausschließlich von Personen aus dem Kreis der legalen Waffenbesitzer und / oder mit legalen Waffen begangen worden? Oder ist es eine böswillige Unterschlagung aus Sympathie zur Anti-Waffen-Lobby, nicht aufzuführen, wie viele Straftaten mit legalen und wie viele mit illegalen Waffen begangen wurden? Diese Zahlen würden den öffentlichkeitswirksamen Populismus der Nancy Faeser und ihrer Vorgänger im Amt, mal wieder das Waffengesetz zu verschärfen, entlarven. Denn wollte eine deutsche Regierung tatsächlich die mit Schusswaffen begangenen Straftaten wirksam eingrenzen, müsste sie viel Geld in die Hand nehmen, um das Einführen, den Handel und den Besitz von und mit illegalen Schusswaffen zu unterbinden. Ob Herr Schenk diese Zahlen im Interesse eines sauberen Journalismus‘ nachzuliefern bereit ist und vielleicht im Hinblick auf die umgemachten Hausaufgaben des Innenministeriums in einem nächsten Artikel zum Thema gute Vorschläge machen kann? – Elmar Heuer

 

Ich bin regelmäßig auf der Seiten von zeit unterwegs, finde es sehr interessant, allerdings gibt es Informationen die meine Abneigung gegenüber der Bezahl-Inhalte bestätigen. Zum Beispiel das: https://www.zeit.de/2023/21/schusswaffen-privatbesitz-waffengewalt-schwarzmarkt-waffenrecht Ich bin selbst ein Sportschütze(SPORT vor Schütze). Sehe mit viel Besorgnis wie schwierig ist es heute Kinder zum Sommerbiathlon(Sprint-Target heisst es offiziell) einzuladen. Die Kids sind überhaupt nicht mehr weg von der Elektronik zu kriegen. Und dann fängt man zu jammern: die Bundeswehr ist nicht leistungsfähig. Laufen kann man nicht, schwimmen kaum da die Schwimmbäder abgebaut werden. Geschweige denn von dem sicheren und verantwortungsvollem Umgang mit den Waffen. Da steht eine 400.000 starke Russen-Armee an der europäischen Grenze. Putin ist noch nicht besiegt! Dazu erscheinen solche schlecht recherchierten Artikel. Keine Unterscheidung zu legal/illegal. Bin mal gespannt, wer bestellt so ein Schrott. Das dürfen nur Relatius und die ARD-Fuzzis machen! Ihr müsst man was verkaufen, nicht wahr. Ich habe schon ehrlich gesagt die Hoffnung verloren dass jemand professionell genug sein wird um eine ehrliche Info dazu rauszubringen. – Eugen Woronzow

 


 

 

Leserbriefe zu „WO IST MOJO?“ von Johannes Böhme im ZEIT Magazin

 

In der oben erwähnten Ausgabe – die ganz aktuelle – ist ein Bericht mit dem Titel: WO IST MOJO? Ich würde ihn gern lesen, habe aber trotz Brille große Schwierigkeiten. Der Text ist einfach viel zu blass, ist das absichtlich so gewollt oder ist da beim Druck etwas schief gelaufen??? Das würde mich doch interessieren. So ist es eine Zumutung. – Ingrid Vonderschmitt 

 

Ich empfinde es als deutlich mühsamer, den Artikel über den Löwen Mojo im aktuellen ZEIT-Magazin zu lesen, da er mit Recht schwach kontrastierenden grünen Buchstaben gedruckt wurde. Schwarz bietet deutlich besseren Kontrast und dadurch leichtere Lesbarkeit. – Martina Schlüter 

 


 

 

Leserbrief zu „Not on my Badestrand!“ von Mona Berner und Martin Nejezchleba

 

Wir alle wollen Nussecken essen, dazu Kaffee Crema trinken, Mäntel und Sonnenbrillen tragen und mit unseren Smartphones Filmchen machen, tun uns im gleichen Atemzug aber schwer damit, den Preis dafür zu akzeptieren. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Es bleibt schmutzig“ von Max Hägler

 

Der gute Artikel ist durch Fakten geprägt – was fehlt sind Informationen über den Mensch Rupert Stadler. Mich hat es sehr verwundert, dass es möglich ist sein Geständnis über den Anwalt vorlesen zu lassen. Ist ein hoch-dotierter Manager der viele Vorträge schon gehalten hat nicht in der Lage selbst zu lesen? Wie glaubhaft wirkt es wenn eine andere Person ein Geständnis vorliest? – Oliver Wedlich

 


 

 

Leserbrief zu „»Klimaneutral«: Die EU stoppt Greenwashing“ von Hannah Knuth

 

Ein überfälliger Schritt des EU-Parlaments, um die auf dem Gebiet des Umwelt – und Klimaschutzes um sich greifende Scheinheiligkeit zu begrenzen. Aber doch auch ein Modell für die Politiker selbst, die gerne „Helden“ darin sind großartige Klimaziele zu verkünden, datiert auf eine Zeit, in der sie selbst nicht mehr politisch in Verantwortung stehen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Klimaziele nur in Verbindung mit einem plausiblen, von wissenschaftlicher Seite geprüften, in Stufen auch überprüfbaren und zu verantwortenden Plan ausgegeben werden, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Alles andere ist Augenwischerei, die wir uns nicht mehr leisten können. – Helmut Leipersberger

 


 

 

Leserbrief zu „Wie mache ich möglichst viel Wind um wenig Arbeit?“ von Hanna Timmann

 

Ich frage mich, ob Eva L. den richtigen Beruf ergriffen hat. Der Sinn von Öffentlichkeitsarbeit besteht doch gerade darin, möglichst viel Wind (um möglichst wenig) zu machen. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „»Zugespitzt lautet die Einstellung heute: Eine Frau kann Karriere machen, ein Mann muss es«“. Gespräch mit Katja Rost geführt von Anant Agarwala und Martin Spiewak

 

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht jeder Karriere machen kann. Es muss auch Menschen geben, die zufrieden sind, wenn sie einen sicheren Job haben, der ihnen Befriedigung bringt und Freiraum erlaubt. Wenn diese Einstellung eher bei Frauen zu treffen ist, dann hat das vermutlich auch mit folgender Überlegung zu tun. Hohes Engagement im Beruf rentiert überproportional (im Grenzfall gilt das Prinzip «The Winner takes it All»). Das bedingt aber auch einen überproportionalen Kräfteaufwand und eventuell auch Verschleiss. Daher ist es in einer Partnerschaft sinnvoll, wenn ein Partner sich voll auf den Beruf konzentriert und der andere Partner ihn dafür in anderen Belangen belastet. Davon profitieren beide Partner – als Paar gesehen – vor allem auch finanziell. Die Frauen möglicherweise auch durch höhere Lebenserwartung. Es geht um eine Art Konditionierung. Ein oft nur minimaler Startvorteil wird ausgebaut, im gemeinsamen Interesse. Und der Startvorteil liegt oft aus biologischen Gründen beim Mann. Ein stark vereinfachtes Beispiel zu dieser Überlegung wäre folgendes: Ein Wissenschaftler-Paar publiziert 100 Artikel. Wenn jeder der Beiden 50 Artikel publiziert, dann wird keiner als überdurchschnittlich angesehen. Beide haben daher nur geringe Chancen auf eine Professur. Wenn jedoch einer 80 Artikel publiziert und der andere nur 20, dann hat wenigstens einer der Beiden gute Chancen. Diese Überlegung gilt natürlich nicht nur für Quantität sondern auch Qualität und vor allem auch fürs «Verkaufen» der Leistungen. Bei letzterem Punkt sind allerdings heute oft Frauen im Vorteil (Frauen-Förderung). In der Basler Zeitung vom 25.4.2023 erschien ein Artikel «So kommt es zur Mutterschaftsstrafe», mit einer graphischen Darstellung, aus der die Konsequenz aus dieser Situation sichtbar wird Untersucht wurde das Einkommen von vier Gruppen: Single-Männer und –Frauen, verheiratete Männer und Frauen. Die in einer Graphik dargestellten Einkommens-Werte verteilen sich auf drei deutlich abgegrenzte Bänder. Die Werte der Singles befanden sich auf dem mittleren Band und es gab fast keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Das Einkommen der verheirateten Männer befand sich auf dem oberen und das der verheirateten Frauen auf dem unteren Band. Fazit: Die Unterschiede beruhen vermutlich auf durchaus vernünftigen Zielsetzungen und nicht unbedingt auf Diskriminierung. – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Rechts abgebogen“ von Mascha Malburg und August Modersohn

 

Es ist verstörend, dass es in der heutigen Zeit immer noch so einen ausgeprägten Rechtsextremismus in unserem Land gibt. Besonders bei einem Menschen wie mir, der zwar hier geboren, von dem lieben Gott jedoch mit einem Migrationshintergrund beschenkt wurde, erzeugen die regelmäßigen Berichterstattungen über das quicklebendige Neonazitum ein unfassbar mulmiges und unbehagliches Gefühl. Sogar den unschuldigen Kindern wird diese menschenfeindliche Ideologie eingetrichtert. Was für ein Skandal! Niemals käme ich auf die Idee, allein nach Ostdeutschland zu fahren. Dazu fehlt mir dann doch der Mut. Ja, ich weiß, sehr voreingenommen, doch wenn ich an die neuen Bundesländer denke, macht sich gleich eine gewisse Befangenheit in mir breit. Selbstredend, dass ich hier in Deutschland mein ganzes Leben verbringen möchte. So zumindest der Plan. Vorausgesetzt, die Welt fällt nicht erneut dem Teufel anheim. Deutschland ist mein Geburts- und Heimatland. Ich denke in deutschen Sätzen und ich spreche nur diese einzige Sprache, das Deutsche. Ich fühle mich durch und durch deutsch. Bei meinen Auslandsreisen gab ich mich immer als Deutscher aus, einfach aus dem Grund, weil ich nun mal ein Deutscher bin. Traurigerweise gehört zur Wahrheit aber auch, dass es noch zu viele Menschen gibt, die das ganz anders sehen. Möge der Tag niemals kommen, an dem ich meine Koffer packen muss, wenn ich aber lese, dass Deutschland das europäische Land mit den meisten rechtsextremen Gewalttaten ist, überkommt mich ein schauderhafter Frost. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „De-Generation“ von Florian Eichel

 

Dass „der gesamte Duktus der deutschen Twitter-Kultur maßgeblich“ von einer einzigen Person beeinflusst werden kann, glauben Sie doch wohl nicht wirklich? – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Schöne alte Apokalypse“ von Florian Eichel

 

Sie haben in vielen Game-Besprechungen bewiesen, dass Sie mit dem Medium vertraut sind, sowohl mit dem ludischen Herz der Spiele, als auch mit deren kulturellen Anknüpfungspunkten. Ihre Kurz-Kritik des neuen „Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ ist jedoch enttäuschend: Es beginnt mit sachlichen Fehlern (das aktuelle „Zelda“-Spiel ist nicht das einzige, das eine Fortsetzung des vorhergegangenen ist, siehe etwa „Ocarina of Time“ und das folgende „Majora’s Mask“). Enttäuschender ist jedoch, dass Sie es so wirken lassen, als ob „Tears of the Kingdom“ eine simpler Wiederaufguss des extrem erfolgreichen „Breath of the Wild“ sei: Ja, der Look ist gleich geblieben, aber die Spielwelt ist um riesige über – und unterirdische Gebiete erweitert worden. Ja, die Switch ist als Videospielkonsole nicht annähernd so potent wie die aktuelle Konkurrenz, aber es grenzt an ein Wunder, welche Leistung die Nintendo-Programmierer aus dem in die Tage gekommenen Gerät herauszukitzeln vermochten. Ja, der Plot überzeugt letzten Endes nicht wirklich, aber die ewig wiederholte Geschichte der Prinzessinnen-Befreiung stand bei „Zelda“-Spielen immer hinter der Gameplay-Erfahrung zurück. Und die Quintessenz, die Sie ziehen („Allein: Das Spiel macht einfach Spaß“), ließ mich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Denn dass „Tears of the Kingdom“ Spaß macht, ist kein Seitenaspekt, der alle angeblichen Mängel aufwiegen kann, sondern die zentrale Aufgabe des Spiels. Und diese Aufgabe wird mit Bravour erfüllt! Hier wäre ein Verweis auf die nigelnagelneuen und sehr lustigen Kreativ-Werkzeuge angebracht gewesen, die den Spielenden hier in die Hände gelegt werden. Es ist nämlich geradezu unerhört, welche Freiheiten die traditionell sehr kontroll-fokussierten Nintendo-Entwickler den Gamern damit gewähren und wieviel Kontrolle sie so abgeben. Aber das lässt sich in einer halben Spalte im Feuilleton kaum abbilden. (Der Artikel „Das Was-wäre-wenn-Spiel“ scheint das besser zu machen, ist aber leider nur für digital-Abonnenten auf zeit.de lesbar.)

Und damit komme ich zu meinem zweiten Kritikpunkt, der sich allerdings nicht an Sie, sondern an die Redaktion richtet: Dass nämlich über das Medium Games in der ZEIT (wie in fast allen Mainstream-Publikationen) nicht angemessen berichtet wird. Das mit Abstand führende Unterhaltungsmedium unserer Tage (in dem manche etwas überbegeistert sogar schon das „Leitmedium des 21. Jahrhunderts“ sehen) ist inzwischen nicht mehr nur Daddel-Hobby für Jugendliche, sondern auch für viele „Baby Boomer“ und andere fortgeschrittene Generationen eine ausgeprägte Leidenschaft. Ich würde mich freuen, wenn Ausmaß und Qualität der Berichterstattung in der ZEIT das widerspiegelten. (Ob wohl noch berichtet wird über die Verleihung des Deutschen Computerspielpreises am 11.05. und die vielen gesellschaftlichen und spielerischen Trends, die sich dort ablesen lassen? Unvorstellbar, dass die ZEIT beispielsweise den Deutschen Filmpreis ignoriert.) – Tobias Nowak

 


 

 

Leserbrief zu „Wie das Eis schmilzt“ von Elisabeth von Thadden

 

Zwei Euro pro Kugel?! Ich war allerdings auch ewig nicht mehr Eis essen. Zu meiner Schulzeit hat die Kugel noch 30 PFENNIG (also ca. 15 Cent für die Jüngeren), später dann 40, gekostet. Seitdem sie dann erst 50 Pfennig (eigentlich lächerlich billig im Vergleich zu heute) und sukzessive immer mehr gekostet hat, bin ich aus dem Konsum bei den Eisdiele(r)n ausgestiegen. Den Laden vor meiner Schule gibt es eh schon lange nicht mehr. Dort gab es das weltweit sauerste (und leckerste!) Zitroneneis. Allein der Gedanke an die Säure schüttelt mich noch heute. Jetzt esse ich nur noch Eis aus dem Supermarkt. Leider hat mein hiesiger kein Zitronensorbet im Angebot. An die Kleckereien und Tropfereien in der Kindheit erinnere ich mich noch sehr gut. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „1848“ von Peter Neumann

 

Dem Verfasser kann ich beipflichten, wenn es darum geht, unserer Freiheits- und Demokratiegeschichte in der öffentlichen Diskussion einen prominenteren Platz einzuräumen. Allerdings ist dieses Bestreben nicht neu. Gustav Heinemann hatte als Bundespräsident schon in den frühen Siebzigerjahren die Freiheitstraditionen deutscher Geschichte stärker herausstellen wollen. Doch die inzwischen vollzogene erinnerungspolitische Neuausrichtung bekommt einen hässlichen Beigeschmack: Auch Rechtspopulisten und nationalkonservative Geschichtsrevisionisten im Umfeld der AfD reklamieren – freilich unter stärkerer Betonung des Nationalen – die Schlüsselereignisse der liberalen Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für sich: das Burschenschaftstreffen auf der Wartburg 1817, das Hambacher Fest 1832 und die Paulskirchenversammlung 1848/49. Eine Erwähnung und energische Missbilligung dieser dreisten Instrumentalisierungsversuche bleibt der Autor leider schuldig. Dafür kommt der Artikel nicht ohne einen Seitenhieb auf den Philosophen Jürgen Habermas aus. Habermas hat allerdings einem kulturell und historisch losgelösten Verfassungspatriotismus nie das Wort geredet. Vielmehr erklärte er, dass sich jedes Land Prinzipien wie Demokratie und Menschenrechte auf eigene, historisch und kulturell spezifische Weise aneignen müsse. Die oft behauptete rein universalistische Wendung des Begriffs hat es nie gegeben. Der Verfassungspatriotismus ist ein vergleichsweise undogmatisches Modell kollektiver Identität. Lässt man die gelegentlichen Überspitzungen außen vor, dann vermag das Konzept sowohl für linksliberale als auch liberal-konservative Demokraten ein gemeinsames Wertefundament zu bieten. Habermas in Stellung zu bringen gegen eine erinnerungspolitische „Ergänzung“ um demokratische Freiheitstraditionen in der deutschen Geschichte ist schlicht intellektuell unredlich. – Rüdiger Paul 

 


 

 

Leserbrief zu „Im Himmelreich der Sprache“ von Alexander Cammann

 

für Ihren Nachruf auf meine Schwägerin Sibylle Lewitscharoff außerordentlich großen Dank. Treffender ging es nicht, allein schon die Wortwahl „atemberaubend weitläufige“ Berliner Wohnung … Ich konnte Sibylle nur ein einziges Mal kurz verdutzen: Als ich ihr nach einer Lesung aus „Blumenberg“ erklärte, der deutlich schwäbische Akzent des Lübecker Philosophen hätte mich dann doch etwas amüsiert! – Cord Meckseper

 


 

 

Leserbrief zu „Unter der Ego-Schutzschicht“ von Andrea Petković

 

Über den New York Knicks liegt einfach ein Fluch. Die Mannschaft fällt am Ende immer aus dem Raster. Wo nimmt sie bloß stets ihre Zuversicht her? Bei meinem New York-Aufenthalt im letzten Jahr hätte ich dem Madison Square Garden gerne einen Besuch gemacht, doch leider gab es keine Tickets für die Knickerbockers. Denn die Knickerbockers hatten es nicht in die Play-Offs geschafft. Jetzt arbeite ich als geringverdienender freier Autor und kann nur noch davon träumen, jemals wieder dorthin zu kommen. Mit dem Besuch wird es dann wohl nix. Nun gut, zumindest durfte ich die Final Rounds im Social Room des Hostels vor einem riesigen Fernseher mitverfolgen. Das war irgendwo an der Upper West Side, Amsterdam Avenue. Vom JFK bis hierher hatte ich dem Taxi Driver 77 Dollar gezahlt. Side info, but anyway. Glücklicherweise habe ich jede Menge Pancakes und Donuts gegessen. Diese schönen Erinnerungen kann mir darum auch niemand mehr nehmen. Die werde ich ein Leben lang in mir tragen. Die Clinton Street Baking Company war für mich eine echte Verheißung. Wie die liebe, gute Kellnerin mir den Kaffee immer nachgeschenkt hat, war einfach nur priceless. So, jetzt bin ich am Ende angelangt. Einen frohen Mai! PS: Ich wusste gar nicht, das RJ Barrett Kanadier ist. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „»Meine Träume sind gerade sehr privat«“. Gespräch mit Nina Chuba geführt von Luisa Thomé

 

In Catania war ich erst letztes Jahr. Da habe ich unter einem Olivenbaum gelegen, in den blauen mediterranen Himmel geschaut und den Ätna bewundert. Das war unglaublich schön. Ach ja, davor hatte ich noch gefrühstückt. Cannoli und Kaffee. Bellissimo! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Judo nur für Jungs“ von Daniel Moersener

 

Ist „Sparta“ eigentlich die Abkürzung für „Spargeltarzan“? Wenn man das Foto so betrachtet (insbesondere der dritte Junge von links) könnte man zumindest auf die Idee kommen. Aber so ähnlich skelettdürr sah ich in diesem Alter auch mal aus. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Sie nannten sie Super Glue Penny“ von Florentin Schumacher

 

Sie nennen das „sich irgendwo festkleben“ minimalistisch, im Vergleich zu anderen Protestformen. Ich würde es anders ausdrücken, bzw. ich halte einen anderen Aspekt für weit wichtiger: der Protest ist beziehungslos. Ort-los. Das macht ihn für mich auch tatsächlich sinn-los. Es geht nicht um die Masse des nötigen Materials (Ketten, Zelte, Baumhäuser, …), es geht um die Markierung dessen, was Thema des Protestes ist. Rosa Parks setzte sich auf DIE Bank im Bus, die ihr vom Rassegesetz verboten war. Die ganze schwarze US-Bürgerrechtsbewegung manifestierte sich im konkreten Zuwiderhandeln gegen „das ungerechte Gesetz“, um es zu Fall zu bringen. Der Protest gegen Kernkraftwerke und Wiederaufbereitungsanlagen usw. fand auf den Baustellen, an den Zäunen, vor und um dem jeweiligen Gelände statt – wir wollen HIER kein Kernkraftwerk, wir wollen HIER keine neue Startbahn. Und Aktivisten in Lützerath oder dem Hambacher Forst wollen den Fall genau der Häuser und Bäume verhindern, an die sie sich ketten. Niemand kettet sich an einen Baum in Berlin, weil in NRW einer gefällt werden soll. Also was soll es aussagen, wenn irgendwo in Land oder Stadt sich jemand auf Asphalt klebt, weil ihm „der Klimaschutz“ nicht weit oder nicht schnell genug geht? Welchen Appell richtet das denn an die Blockierten? Klimaschutz, oder präziser: Aufhalten der menschengemachten Erderwärmung, ist ein Globalziel. So wie Frieden auf Erden, so wie „gegen rechts“ sein (oder „gegen Wokeness“, was immer das heißen mag). Dieses Globalziel ist von der amtierenden Bundesregierung akzeptiert und festgeschrieben. Es ist nicht mehr darum zu streiten, jedenfalls bis zur nächsten Bundestagswahl, dass die menschengemachte Erderwärmung aufzuhalten ist. Wie, mit welchen konkreten Maßnahmen, DAS ist die Frage. Das lässt sich aber doch nicht sinnvoll verstärken dadurch, dass man sich „irgendwo“ hinklebt. – Christian Naundorf

 


 

 

Leserbrief zu „Yasmine M’Barek entdeckt: Das Generische“

 

Der Text von Yasmine M‘Barek hat mich am frühen Donnerstagmorgen zum Weinen gebracht, ist er doch Manifest einer Generation, der niemand mehr vermittelt hat, dass überm Sternenzelt ein himmlischer Vater wohnt, der eine Idee hat und einen wunderbaren Plan verfolgt für jedes einzelne Menschenkind, das er ins Leben ruft. In dieser Gewissheit haben wir die Geburtsanzeigen unserer beiden Kinder jeweils mit Psalm 139,16 versehen: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“ Ich möchte diese (vermutlich unverschuldet) gottvergessene Generation daher ein Lied lehren, das mich von Kindheit an begleitet und das mich in schweren Zeiten und an dunklen Tagen immer wieder aufzurichten vermocht hat: 

  1. Vergiss es nie: Dass du lebst, war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir. Vergiss es nie: Dass du lebst, war eines anderen Idee, und dass du atmest, sein Geschenk an dich.

Refrain: Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du … Das ist der Clou, ja der Clou: Ja, du bist du.

  1. Vergiss es nie: Niemand denkt und fühlt und handelt so wie du, und niemand lächelt so, wie du’s grad tust. Vergiss es nie: Niemand sieht den Himmel ganz genau wie du, und niemand hat je, was du weißt, gewusst.
  2. Vergiss es nie: Dein Gesicht hat niemand sonst auf dieser Welt, und solche Augen hast alleine du. Vergiss es nie: Du bist reich, egal ob mit, ob ohne Geld, denn du kannst leben! Niemand lebt wie du. – Marcel Haldenwang

 


 

 

Leserbrief zu „Wiener Schnitzel“ von Bernhard Heckler

 

Es ist ja interessant, dass die Wiener selbst ihr gleichnamiges Schnitzel uU auch mit Schweinefleisch verwirklichen. Also wo ist das mit Kalbfleisch eigentlich festgeschrieben? Schade, dass nicht ein Komma drauf verwendet wird, aus was denn nun die ideale Panade besteht… Weissbrotabrieb. Semmelbrösel usw… – Gero Berndt

 


 

 

Leserbrief zu „JETZT NOCH BESSER!“ von Dmitrij Kapitelman im ZEIT Magazin

 

Was für eine herausragende Ode an den amerikanischen Basketball! Ich kann Dmitrij Kapitelman nur beipflichten. Amerikanische Werbung ist einfach nur supernice! Als ich letztes Jahr in New York City war, stieß ich in Harlem auf einen LIDL. Zunächst konnte ich es nicht so recht glauben, aber es war tatsächlich so. Am Frederick Douglass Boulevard stand ein LIDL. Ich ging hinein und griff gleich, als ich das Antlitz‘ LBJs erblickte, zu einer Tüte Ruffles Flamin‘ Hot Cheddar & Sour Cream. Überhaupt sind die Amerikaner die unangefochtenen Junkfood-Könige. Zum Frühstück aß ich am liebsten Pancakes oder Cerealien. Während hier bei uns in deutschen Märkten nur eine recht bescheidene Auswahl an Frühstückscerealien zur Auswahl steht, gibt es in den US-amerikanischen Supermärkten einen gefühlt zehn Meter langen Gang nur mit Cornflakes & Co. It was a paradise! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „KRIEGERINNENSTELLUNG“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich denke, lieber Herr Prüfer, dass ihr Hauptirrtum ist, Yoga könnte Sport sein. – Karl Strecker