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18. April 2024 – Ausgabe Nr. 17

Leserbriefe zu „Soll er bleiben?“ von Simon Langemann

Der Zielkonflikt illegaler Einwanderung unter dem Vorwand politischer Verfolgung contra Arbeitskräftemangel ist rechtsstaatlich kaum lösbar. Der Schlüssel läge in der deutlichen Verkürzung der Verfahrensdauer. Wer es momentan schafft, sein Schicksal zum Gegenstand langwieriger Prozesse zu machen, hat quasi gewonnen, weil dann die Abschiebung meist unterbleibt. Cleverness zahlte sich aus. Zu lösen nur über eine Einschränkung des Rechtsweges durch typisierende Entscheidungsmuster, etwa durch großzügige Ausweitung sicherer Herkunftsländer. Längst überfällig bei der verschwindend geringen Anerkennungsquote.
Christoph Schönberger

Damit werden wir uns keine Freunde in der Welt machen, die wir so gerne „draußen halten“ wollen. Es wäre angebracht, schnell und pragmatisch maßvolle Gesetzesanpassungen vorzunehmen. Auf der anderen Seite wollen wir genau dorthin unsere Staatsbürgerschaft verschenken und werben auf arabisch für Einwanderung ohne besondere Prüfung? Wie passt das denn zusammen? Wie blöd muss man eigentlich sein??
Frank Hiller

Franz Kafka: „Vor dem Gesetz steht ein Türhüter… ein Mann vom Lande bittet um Eintritt in das Gesetz“ (Erzählung, ausgekoppelt aus dem „Prozess“). Bekanntlich verbringt der Mann sein ganzes Leben damit, darauf zu warten – ohne Erfolg. Immer wieder faszinierend und bedrückend zugleich, wie sehr Kafka unsere Bürokratie vor ca. 100 Jahren vorausgeahnt hat. Einfachere Lösung (scheitert aber mit Sicherheit wieder an der Bürokratie): Wer hier angekommen ist (wie auch immer), unsere Sprache lernt, arbeiten will und kann, soll bleiben. – Wer nachgewiesen kriminell ist (z. B. Mitglieder des Remmo-Clans) muss gehen (mit nachdrücklicher! Unterstützung seitens der Polizei). Sollte unsere Welt irgendwie mit dem Klimawandel, Kriegen u. a. Katastrophen so zurechtkommen, dass es uns in einigen Jahrhunderten noch gibt, werden sich die zukünftigen Menschen mit ebenso viel Ungläubigkeit, Schauer, Ekel und Lachanfällen über unsere Bürokratie äußern, wie wir es heute über die mittelalterliche Weltordnung mit Feudalwesen, Kleiderordnungen, Leibeigenschaft, Kreuzzügen und Hexenverbrennungen tun. Ich hatte gehofft, wir wären wenigstens ein bisschen weiter.
Sabrina Hausdörfer

Es ist unfassbar, welche widersinnigen Entscheidungen von deutschen Behörden getroffen werden, offenbar getroffen werden müssen wegen unzureichend formulierter Gesetze und Vorschriften! In fast allen Branchen werden dringend Mitarbeiter gesucht. Die Suche erfolgt international und kostet den Steuerzahler viel Geld. Gleichzeitig aber werden gut integrierte, deutsch sprechende, fähige und arbeitswillige Eingewanderte, selbst wenn sie bereits einen Arbeitsplatz haben, ausgewiesen, wiederum auf Kosten der Steuerzahler. Der Grund: Die Gesuchten hatten nur nicht den „formalistisch richtigen“ Weg gewählt, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. Wie soll der rational denkende Bürger Verständnis aufbringen für derartige Fehler im System? Klären die deutschen Botschaften die dort für Visa vorstellig werdenden Ausreisewilligen nicht richtig auf? Und im Regierungsviertel des Bundes hält sich niemand für zuständig? Wen wundert es da noch, wenn zunehmen d links- oder rechtsextrem gewählt wird!
Franz Perl

Sicher sind die dargestellten Fälle nur eine kleine Auswahl. Die Anzahl der nicht anerkannten Asylbewerber*innen lässt eine weitaus größere Zahl solcher Fälle vermuten. Immer öfter schäme ich mich für dieses Land, wie es mit diesen Menschen umgeht. Es ist mehr als traurig und zeugt von mangelnder Empathie und es ist einfach krank. Ok, die Entscheider*innen in den Behörden klammern sich an den Gesetzestext. Aber kommt von diesen Menschen keiner auf die Idee, dass hier etwas nicht stimmen kann? Es hätte mich sehr gefreut, wenn Die Zeit diese Fälle auch den zuständigen Minister*innen in Berlin vorgelegt und deren Erklärung abgedruckt hätte. Wie weit reicht deren Horizont? Oder fehlt es am Rückgrat, menschlichere und sinnvollere Entscheidungen dem Volk gegenüber zu vertreten? Wie beschränkt muss man sein, den erwähnten Spurwechsel im Koalitionsvertrag in Bayern so zu interpretieren, dass mehr Asylbewerber kommen würden? Dies wäre doch auf Grund des Arbeitskräftemangels gerade gut, wenn die Verantwortlichen es zeitnah schaffen würden, diese Menschen in die Arbeit zu integrieren.
Volker Duckerschein

Mit großem Interesse habe ich Ihren umfangreichen Artikel zum Thema Spurwechsel für abgelehnte Asylbewerber in der letzten Ausgabe der Zeit gelesen. Ich bin froh, dass Sie auf dieses Thema Aufmerksamkeit gelenkt haben, weil es wirklich ein schwieriger Drahtseilakt ist. Ich bin Volljuristin und arbeite als Führungskraft in einer der größten Ausländerbehörden Deutschlands. Mir ist es ein sehr großes Anliegen, die Kommunikation zwischen der Ausländerbehörde und den ausländischen Menschen in Deutschland zu verbessern. Sie sprechen am Ende Ihres Artikels an, dass den Betroffenen und Unterstützer*innen häufig nicht bekannt ist, welche Regelungen gelten / was sie vorlegen müssen. Das nehme auch ich als großes Problem war. Die Regelungen sind ganz häufig zu kompliziert – die Aufrufe von uns als kommunaler Ausländerbehörde an den Bund, die Regelungen zu vereinfachen, verhallen bislang leider. Gerne würde ich zu Ihrem Artikel noch etwas anmerken, da mir schon öfter aufgefallen ist, dass die rechtliche / ausländerbehördliche Sicht in journalistischen Artikeln vernachlässigt wird. Damit will ich nicht sagen, dass die politischen und humanitären Gesichtspunkte einen geringeren Wert haben, aber – meinem Empfinden nach – ergibt sich kein vollständiges Bild, da wichtige Aspekte fehlen. Ich bin davon überzeugt, dass es sowohl für die Betroffenen als auch für die Leser*innen wichtig ist, möglichst viel über unser Aufenthaltssystem zu wissen, um richtige Unterstützung leisten zu können, die richtigen Anträge zu stellen und somit zielgerichteter vorzugehen und die von Ihnen geschilderten Schicksale zu vermeiden.
In Ihrem Artikel ist mir das besonders stark aufgefallen, an der Stelle, an der Sie leider nicht erläutern, aus welchen Gründen die bayerischen Behörden Herrn Ramadhan eine Ausbildungsduldung verweigern. Ebenso an der Stelle, an der Sie schreiben, dass Herr Fofanas Visumsantrag negativ beschieden wird, da niemand gewusst hätte, dass er einen Ausbildungsplatz benötige. Mir scheinen an beiden Stellen entscheidende Informationen zu fehlen. Für die bayerischen Behörden (auch wenn diese als sehr streng gelten), gibt es sicherlich einen Grund, weshalb sie juristisch so entschieden haben. Hätte man das noch verhindern können? Dass Herr Fofanas Helferin und eventuell die Landtagsabgeordnete das Aufenthaltsrecht nicht korrekt kannten ist denkbar. Bei ein*er Anwalt*in ist jedoch völlig ausgeschlossen, dass er*sie das nicht weiß. Der Grundsatz der Fachkräfteeinwanderung ist eine der allerwichtigsten Regelungen im deutschen Aufenthaltsrecht. Es ist persönlich für mich schmerzhaft zu lesen, wenn Personen, die gerne in Deutschland bleiben möchten, aufgrund solcher Fahrlässigkeit die Zukunft verbaut wird.
Sara Boettger

Im Folgenden gehe ich erst einmal auf die Diskussionen zu den Grenzen der Aufnahmefähigkeit ein, um in den letzten zwei Abschnitten auf dieses spezielle Thema der abgelehnten aber besonders verdienten, gebrauchten und integrationsfähigen einzugehen. Kürzlich las ich in meiner Tageszeitung ein Interview mit dem Titel „Integration von Migranten nicht mehr möglich“. Die Diskussionen ähnlicher Art wiederholen sich ja schon seit mindestens dem letzten Jahrzehnt. Jede Seite neigt dazu, mit einer Art Tunnelblick, den sie auch anderen vermitteln will, sich die Sache einfacher zu machen als sie ist, nämlich mit einer Reihe von Widersprüchen und Dilemmas. Das wohl wichtigste davon hat vor Jahren der Ex-Bundespräsident Gauck so auf den Punkt gebracht: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“. Manche wollen aber selbst das Vorhandensein einer irgendwo gelegenen Grenze des Möglichen leugnen wie auch unser Grundgesetz, bei dessen Erstellung man sich wohl die Masse an heutigen ankommenden Asylbewerbern nicht vorstellen konnte, und die nochmal viel größere Masse ankommen wollenden, wenn sie es denn könnten, mit ihrer jeweiligen Kraft, Gesundheit, Geldreserven etc. Zudem ist offenbar die Opferbereitschaft und Duldungsbereitschaft nicht mehr zu vergleichen mit der nach dem verlorenen 2. WK, als es um Millionen Flüchtlinge ging, die trotz weitgehend zerbombten Immobilien untergebracht und integriert werden mussten, oft unter Teilung von ohnehin gering gewordenem Wohnraum. Auch damals gab es schon Spannungen selbst gegenüber anderen gleicher Volkszugehörigkeit. Andere wiederum wollen am liebsten niemanden mehr zu uns lassen, nicht einmal so viele, wie wir aus eigenem Interesse brauchen, um die zunehmenden Lücken an Fachkräften auszufüllen. Diese würden auch dann angesichts unserer Demographie nur zum kleineren Teil behoben sein, wenn das Berentungsalter bei noch ausreichend gesunden nochmals deutlich gesteigert würde, wenn es genug Kita-Plätze für vollzeitig arbeitende Eltern gäbe und alle überhaupt ausreichend bzgl. Schul- und Berufsausbildung fähigen und willigen diese nötigen Maßnahmen absolviert hätten, und wenn dazu noch die derzeit möglichen Digitalisierungs- und Roboter-Einsatzmöglichkeiten ausgeschöpft wären.
All das und genauso die Überprüfung (auch mitgebrachter Kompetenzen), Integration, Wohnunterbringung und Schulung/Nachqualifizierung der Migranten braucht aber zunächst einmal noch viel mehr Arbeit: All die Hindernisse und Mängel auf dem Weg zu mehr Fachkräften oder auch nur der Stabilität ihrer derzeitigen Zahlen beheben sich nicht allein mit einem Beschluss, nicht einmal allein mit mehr Geld, wenn es nicht genug — zusätzliche Arbeitsmengen dafür von fähigen und motivierten Fachkräften gibt, sei es auf Kosten von Freizeit, Rentenzeit oder auf Kosten sonstiger Früchte von Arbeit. Um letzteres und/oder die Abwälzung der Rechnungen auf Inflationsopfer und künftige Generation zu vermeiden, hilft nur eins aus diesem großen weiteren Dilemma: Wir bzw. die noch arbeitsfähigen ausreichend gesunden müssen erst einmal noch mehr arbeiten, um die Voraussetzungen zu schaffen für gewünschten oder eigentlich nötigen Entlastungen, bevor es zu spät ist und zu viele gar nicht mehr können. Proteste, Demonstrationen und Protest-Wahlen werden allein daran nichts ändern, wenn zu wenige bereit sind, die nötige zusätzliche Arbeit zu machen und/oder zu erleichtern und effizienter zu machen durch Verzichte auf Perfektion an Gerechtigkeit und Sicherheit und Berücksichtigung von allem und jedem an Einsprüchen und Sonderwünschen durch Bürokratie und Gerichte.
Wo zwischen den extremen Polen die richtige Balance von Moral-Verpflichtung oder gar derzeitigem Recht, Eigeninteressen auch der Zukunft und auch bei bestem Willen begrenzten Möglichkeiten von mehr Aufbringung von Arbeit und Geld liegt, da kann man lange streiten. Auf jeden Fall sollten wir nicht nur nach den jetzigen und eigenen Bedürfnissen, Wünschen oder Bauchgefühlen urteilen und entscheiden. Weder ist der Ausschluss aller oder Verzicht auf alle einwanderungswillige möglich oder vertretbar noch ist es möglich allen in der Welt, die sich wünschen an unserem — noch bestehenden — Lebensstandard teilzuhaben bei uns aufzunehmen oder gar ihnen die Reisen zu organisieren und zu finanzieren. Das Ergebnis wird letztlich eine Art Verteilung oder Aufteilung sein des uns möglichen und der Anstrengungen (hoffentlich mehr als jetzt), zu denen wir — durchschnittlich oder mehrheitlich — bereit sind, zwischen Humanität und Ethik zum einen, der Vorsorge und schon jetzigen Milderung der Fachkräftemängel zum zweiten und den Ansprüchen auf jetziger Freizeit und Rentenzeit und sonstigen Annehmlichkeiten zum dritten. Wir müssen uns entscheiden, wie wir — im Durchschnitt aller stimmberechtigten — jedes dieser Ziele im Verhältnis zu den anderen gewichten und damit balancieren wollen oder anders ausgedrückt: Wieviel Prozent wir jeweils der Humanität, wieviel den jetzigen Wünschen, wieviel den künftigen Wünschen und Notwendigkeiten, hier an Arbeitstätigen zugestehen wollen. Die Summe ist begrenzt, denn alles gleichzeitig zu 100% zu wollen wäre vermessen und aussichtslos. Dass nur genau die richtige Zahl an Flüchtlingen kommen würden, die garantiert die motivierten gebrauchten fleißigen Fachkräfte darstellen, und das etwa noch ohne — noch größeren — Aufwand an Überprüfung, Integration, Sprachschulung, Wohnunterbringung und Ausbildung, das wäre reines Wunschdenken.
Besonders krass wird das Dilemma bei all denen, deren Asylantrag als unbegründet oder unberechtigt ggf. auch gerichtlich erkannt wurde, die aber bewiesen haben, dass sie fähig und willig zu Spracherwerb, Integration und Arbeits- oder Ausbildungsaufnahme sind; die außerdem von Firmen oder Unternehmen — oft dringend — gebraucht und angefragt werden, die aber leider mit der dafür falschen oder gar vorgeschobenen Begründung eingereist oder eingeschmuggelt sind. Wenn wir diesen eigentlich im gegenseitigen Interesse aufzunehmenden es aber zu leicht machen, wer garantiert dann, dass sie auch in Zukunft die jetzigen Erwartungen und Eindrücke bestätigen, und vor allem, dass sich an ihnen nicht viel zu viele ein Beispiel nehmen, die die gleichen Voraussetzungen eben nicht oder nur zum Teil erfüllen können oder wollen, oder deren Zahl nicht mehr zu bewältigen ist, wie schon jetzt die Kapazitäten der arbeitstätigen für Überprüfung, Sprachschulung, Integration, Wohnungsbau und Ausbildungen in keinster Weise ausreichen, solange wir nicht zu einem Mehr an Geld und Arbeit bereit sind, sowohl für die Flüchtlinge und Migranten als auch für die Behebung unseres eigenen Fachkräftemangels, der in den nächsten Jahren die Erhaltung unseres Wohlstandes massiv bedrohen wird, ganz zu schweigen von Gesundheits-, Renten- und Bildungssystemen.
Die neuen Möglichkeiten zum „Spurwechsel“ sind wohl nötig und sinnvoll, bedürfen aber guter Absicherungen gegen falsche Anreize und Missbräuche, die es ja schon genug gegeben hat und zunächst auch eines Vorbehalts des Ergebnisses einer ausreichend langen Probezeit. Eine bessere Möglichkeit für die Zukunft wäre vielleicht, den Menschen schon in den Herkunftsländern, spätesten aber als ankommenden vor Stellung oder Gültigkeit eines Asylantrags eine Aufklärung zu geben, dass sie im Wesentlichen die zwei Möglichkeiten haben: Den Antrag auf Asyl, und zum anderen den Antrag auf Aufnahme zwecks Arbeit und ggf. vorher Sprachschulung, Kompetenzprüfung, Wohnung und ggf. Ausbildung oder Nachqualifikation. Verbunden mit dieser Aufklärung müsste natürlich auch die über die Chancen, Bedingungen und Risiken des jeweiligen Weges sein. Vielleicht würde der aufzunehmende dann eher gleich den besseren Weg wählen und die Inhalte dieser Aufklärung auch an seine Bekannten und Angehörigen zurückmelden, die sich dann rechtzeitig vor Antritt ihrer Reise oder ihres Antrags entsprechende Gedanken machen könnten.
Peter Selmke

Sie erzählen die Geschichte der „Trickserin“ Zoufinar Murad. Sie beschäftigte fast 10 Jahre Behörden und Gerichte, obwohl ihr Antrag auf Asyl schon früh abgelehnt wurde. Nach Armenien abgeschoben, will sie als Arbeitsmigrantin mit Visum nach Deutschland zurückkehren. Frau Murad ist 55 Jahre alt, lange arbeiten würde sie nicht mehr. Sie wäre erfolgreich ins deutsche Sozialsystem eingewandert.
Karl-Heinz Eckert

Die beiden beschriebenen Fälle machen deutlich, dass Deutschland die falschen Asylbewerber abschiebt, weil der gesunde Menschenverstand nichts mehr zählt. Der Schildbürgerstreich fällt niemanden in Verwaltung und Politik auf, nur der Bürger hat den Ärger mit diesen falschen Entscheidungen.
Johannes Unseld

Ihr grundehrlicher Artikel zeigt überdeutlich die Komplexität unserer eigenen Gesetzgebung, aber leider auch, und das wiegt ungleich schwerer in der Wahrnehmung der Bürger unseres Landes, die Unfähigkeit der Politik im Zusammenspiel mit kafkaesk aufgeblasenen Behörden, LÖSUNGEN zu finden, selbst bei bestem Wohlwollen. Auch hier ein anderer Ansatz, lasst (gemeint ist hier der deutsche Staat) diejenigen ohne Pass und ohne Bleibeperspektive nicht in unser Land, dann müssen sie auch nicht auf mühevollste Weise abgeschoben werden und kümmert euch intensiv um die Verhinderung sinnloser Abschiebungen von bestens integrierten Mitmenschen. So, wie es derzeit gehandhabt wird, ist es einfach nur ein Schlaglicht auf einen in Teilen zunehmend dysfunktionalen Staat, allen Sonntagsreden und fortdauernden Wahlversprechen zum Trotz.
Thomas Harnisch

Die Beispiele im Artikel beschreiben die Situation trefflich. Ich plädiere dafür, dass Menschen aus Nicht-EU-Ländern, die sich hierzulande mit Engagement einbringen und von Unternehmen gebraucht werden, umgehend arbeiten dürfen. Es ist kontraproduktiv, dass Arbeitsgenehmigungen von Behörden hinausgezögert, nicht erteilt oder willkürlich wieder entzogen werden, nachdem sich Unternehmen und Kollegen für die Integration erfolgreich eingesetzt haben. Übrigens mit viel Geld und Herzblut! Arbeitende Flüchtlinge gewinnen ihr Selbstwertgefühl zurück, entlasten den Staat von Sozialabgaben; parallel dazu wird die Überlastung von staatlichen Institutionen, wie Ausländerämtern, Arbeitsämtern, Gerichten und Sozialämtern reduziert.
Ernst Pernklau

Es waren nicht meine Geschichten, aber ich hätte viel zu viele ähnliche Geschichten aus meiner 9-jährigen Arbeit als ehrenamtliche Integrationsmanagerin zu erzählen und deutschlandweit mögen es tausende Menschen und Betriebe in gleicher Unsicherheit sein. Die Andeutungen, wie in den zuständigen Ministerien und Behörden gedacht und Dienstanweisungen formuliert werden, lässt erahnen, dass es am Ende um Statistiken geht, die sich mit Abgeschobenen füllen müssen und nicht um sinnvolle Entscheidungen zum Wohle unserer Gesellschaft. Menschen, die hier sein wollen, um hier zu arbeiten und ein stabiles Mitglied unserer Gesellschaft zu sein und die viel Mut und Kraft aufgenommen haben, um das auf den absurdesten Wegen zu schaffen, sind die größte Ressource, auf die wir aktuell zählen können. Eine solide Integration ist das beste Mittel gegen Angst, Hetze, Missverständnisse und eben auch den unsäglichen Arbeitskräftemangel! Wenn das politisch nicht verstanden wird, werden wir am Ende vielleicht selbst unser Land verlassen wollen, weil nichts mehr funktioniert und das Zusammenleben in Chaos endet. Mal sehen, wer uns dann aufnimmt…..
Anne Weber

Willkommen in Absurdistan aka Deutschland! Billy Bragg sang mal „Is there more to a seat in parliament than sitting on your arse?“ „Parliament“ ließe sich auch durch „chancellery“, „ministry“, „local authority“ oder „office“ ersetzen. „Competent authority“, was ich als Übersetzung für „zuständige Behörde“ gefunden habe, passt ja hierzulande nun gar nicht. Diese Idiotie betrifft aber nicht nur Ausländer und Asylsuchende: Meine Mutter ist 2019 gestorben. Das Finanzamt räumt einem eine Frist von nur wenigen Wochen für die seitenweise Ausfüllung bürokratischen Irrsinns ein, lässt sich selber aber jahrelang bis März 2024 Zeit (ich weiß gar nicht, warum sich Herr Melzer auf S. 18 über gerade einmal 19 Monate von der Anklage bis zum Prozessbeginn mokiert, ziemlich feige ostdeutsche Richter im Übrigen), bis man endlich einen Bescheid zur Erbschaftssteuer bekommt. Dann wollte das Amt mich zur Abgabe einer Erklärung zur neuen Grundsteuer zwingen. Dem habe ich mich allerdings verweigert, daher ist die Steuer jetzt geschätzt worden. Warum nicht gleich so? Wie ich das überblicke, hat sich an der Höhe so gut wie nichts geändert und ich denke, dass das auch nicht viel anders gewesen wäre, wenn ich diesen ganzen Blödsinn ausgefüllt hätte. Derselbe bürokratische Quark findet dann auch noch bei der Kindergrundsicherung statt (S. 20). Für die paar Kröten mehr würde ich auch nicht diesen ganzen Papierkram auf mich nehmen.
Thomas Manthey

Herzlichen Dank für Ihre Berichterstattung über den teilweise völlig grotesken und zutiefst inhumanen Umgang der deutschen Politik und Behörden mit Menschen, die hier Asyl suchen. Dieser ist für den gesunden Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar und einem Großteil der Bürger nicht mehr vermittelbar. Dabei wäre, auch zur Abgrenzung gegen „rechts“, statt „ungezielter Härte“ ein pragmatisches Vorgehen, welches für den Großteil das Meschen nachvollziehbar ist und sich darüber hinaus und zuallererst auf den ursprünglichen humanitären Sinn des Asylgesetzes rückbesinnt und diesen hervorhebt, das Gebot der Stunde. Gerade dieser nämlich droht aktuell vollends „unter den Tisch zu fallen“, wie unzählige z. B. bei ProAsyl dokumentierte extrem tragische Fehlentscheidungen über Asylanträge (die eigentlich einen staatlichen Gesetzesbruch darstellen), belegen. So jedoch wendet sich die Asylpolitik wegen ein paar fraglichen Stimmen von rechts letztendlich nicht nur gegen die Schutzsuchenden, sondern auch gegen die Bürger des eigenen Landes, sei es, weil ihnen dringend benötigte Arbeitskräfte vorenthalten werden oder, weitaus schlimmer, weil sie mit ansehen müssen, wie ihnen persönlich bekannte, völlig zu Unrecht abgelehnte Menschen durch eine Abschiebung in große Gefahr kommen und manche sich deswegen hier sogar suizidieren. Mir sind solche Fälle aus meiner ärztlichen Tätigkeit leider bekannt. Bleiben Sie bitte an dem Thema Humanität und Asyl dran!!
Matthias Probst

Ihr vom Sachverhalt her lückenhafter und den zigfachen Missbrauch unseres Asylrechts beschönigenden Artikel „Soll er bleiben“ im Die Zeit Dossier vom 18.04.2024, Seite 13-14, leistet einen Beitrag dazu, der AfD noch mehr Stimmen zu verschaffen, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft noch weiter zu gefährden und unseren Rechtsstaat schleichend zu destabilisieren.
Christoph von Heydebrand

Ich hab’s grade gelesen und muss meine Fassungslosigkeit gleich zum Ausdruck bringen – was für ein Irrsinn! Wir brauchen dringend Arbeitskräfte und Steuerzahler, und die müssen ausreisen, während Kriminelle ihr Unwesen treiben oder im Knast viel Geld kosten, statt abgeschoben zu werden. Die deutsche Bürokratie schafft es immer wieder, aus ‚gut gemeint‘ ’schlecht gemacht‘ zu fabrizieren…
Marlene Derendorf

 


 

Leserbriefe zu „Soll Abtreibung legal werden?“ Streit von Matthias David und Jana Maeffert

Mein Gedanke zu dem Thema ist folgender , warum kommt eine Regierung, und in gewisser Weise ist sie durch die freie Wahl auch ein Spiegel der Gesellschaft, nicht auf die Idee eine Kommission einzusetzen die Vorschläge erarbeitet was eine Regierung zur Verfügung stellen kann damit eine ungewollte Schwangerschaft nicht beendet wird, immer unter der Voraussetzung das die Entscheidung darüber unangetastet bei den Betroffenen Frauen verbleibt. Ist es nicht ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, wenn eine Schwangerschaft wegen finanzieller Probleme abgebrochen wird, noch dazu, wenn man bedenkt wie groß jetzt schon unser demographisches Problem ist? Ich meine eine Gesellschaft und deren Regierung könnten sich auf vielen Gebieten, welche eine Frau dazu veranlassen eine Schwangerschaft zu beenden, alternativen anzubieten, und nicht aufzudrängen, diese Unterscheidung ist mir wichtig, um ein werdendes Leben die Chance auf sein Leben zu erhalten. Ich meine, wie eine Gesellschaft als Ganzes sich zu diesen ethischen Fragen verhält, sagt sehr viel über diese aus.
Herbert Mayrhofer

Wer den Spaß hat, trägt das Risiko. Viel relevanter als die Frage der Legalität – die in der Praxis ja bereits annähernd vorliegt – finde ich die Frage der Kosten. Frau Dr. Maeffert spricht von „bis zu 600 €“, die „die gesetzlichen Krankenkassen dann hoffentlich […] übernehmen“. Auf der Pro-Seite sehe ich ihren Punkt der Entstigmatisierung, okay. Allerdings ist eine Pflichtberatung nicht zu viel verlangt. Auch, oder gerade, wenn sie affirmativ wirkt, wie Herr Dr. David ausführt. Die Kosten für einen Abbruch indes sollten von den Betroffenen selbst getragen werden. Denn das Framing „die gesetzlichen Krankenkassen“ stimmt betriebswirtschaftlich so nicht: Tragen werden die Kosten im Falle einer Kassenleistung nämlich vielmehr die anderen Versicherten – direkt durch Beitragserhöhungen oder indirekt durch Leistungseinschränkungen an anderen Stellen. Alles anderer ist wirtschaftlich nicht möglich. Dies sehe ich äußert kritisch: Bei allem Respekt ist eine ungewollte Schwangerschaft – in den meisten Fällen – selbstverschuldet, und keine Erkrankung. Ein Betrag von 600 € kann in so einem Fall aufgebracht werden (Aufteilungspflicht? es sind immerhin zwei beteiligt). In Ausnahmefällen können Sonderregelungen gelten, wie eine Übernahme von staatlicher Seite für Menschen am Existenzminimum oder im Zusammenhang mit Gewalttaten. Ansonsten sollte gelten: wer den Spaß hat, trägt das Risiko, und somit die Kosten. § 218 muss nicht abgeschafft, sondern angepasst werden. 12 Wochen, knapp das erste Drittel der Schwangerschaft, scheint mir als Laien eine praktikable Lösung.
Martin Adenius

Der Paragraf 218 StGB steht ganz bewusst in dem Abschnitt „Straftaten gegen das Leben, um deutlich zu machen, dass das Leben vom Anfang bis zum Ende als solches geschützt ist und es niemandem zusteht über das Lebensrecht eines anderen zu entscheiden und zu befinden. Von Beginn an heißt in diesem Falle von dem Zeitpunkt an, an dem es zur Verschmelzung von Ei- und Samenzelle gekommen ist. Da das Recht auf Leben des Ungeborenen Lebens mit dem Lebensrecht der werdenden Mutter kollidieren kann, ist eine Abwägung beider Interessen vorzunehmen. Dies ist in verantwortlicher Weise durch den geltenden Paragraf 218 StGB geschehen. Es bedarf keiner Änderung. Würde eine solche dennoch vorgenommen, würde der Lebensschutz als solcher nicht mehr umfassend garantiert sein, weil das Lebensrecht in den ersten 12 Wochen zur Disposition der Mutter, und damit eines Dritten, stünde. Das kann nicht sein. Unser Land würde sonst inhuman. Man könnte dann auch das Leben im Alter zur Disposition stellen, weil viele Kosten und Pflegeaufwand anfallen. In einem solchen inhumanen Staat will ich nicht leben. Deshalb: Der Paragraf 218 StGB muss unverändert bleiben. Frau Waschbüsch hat Recht.
Christoph Meißner

Auch in Deutschland dreht sich das Klima immer mehr in Richtung der Auffassung, Abtreibung könne legal oder gar ein “Menschenrecht” sein. Die Argumentation von Jana Maeffert lässt mich als Christen, der das menschliche Leben für ein Geschenk Gottes und für unverfügbar hält, frösteln. Im Grunde führt die Forderung nach einer Legalisierung von Abtreibungen vor Augen, wie lebende Vertreter des von Nietzsche entworfenen “tollen Menschen” argumentieren und wohin eine Ethik führt, der das “Tao” im Sinne eines Sittengesetzes, d. h. jede Transzendenz und metaphysische Verankerung abhandengekommen ist: zur “Abschaffung des Menschen”, wie es C. S. Lewis mit geradezu prophetischem Gespür in seinem gleichnamigen Buch vorausgesehen hat! Ich empfehle die Lektüre von Peter Singer (sic!), der nachweist, dass alle Versuche, Abtreibung zu legitimieren, scheitern, sofern man dem ungeborenen Kind qua Speziesismus das Personsein zuspricht. Für ihn machen erst Bewusstsein, Autonomie und Rationalität den Menschen zur Person. Und mit dieser Logik schlägt er vor, Kinder bis zum Erreichen dieses Zustandes ebenso wie Demenzkranke oder geistig behinderte Menschen Tieren gleichzusetzen. Er wagt auszusprechen, was mir schon lange klar ist: Abtreibung, Euthanasie und aktive Sterbehilfe hängen aufs Engste zusammen. Ich plädiere aus Gewissensgründen daher für die einzige Alternative zu dieser furchtbaren, post-christlichen Kultur des Todes: dem ungeborenen Menschen das volle Personsein zuzusprechen und damit ein uneingeschränktes Lebensrecht zuzugestehen!
Marcel Haldenwang

Beim Lesen des o.g. Gesprächs blieb mir an einer Stelle die Luft weg: Auf die zentrale Frage: „Wann beginnt für Sie menschliches Leben?“ antwortet Jana Maeffert: „Das weiß ich nicht. Das ist eine ethische Frage.“ Dabei vertritt sie in ihrem Handeln seit Jahren eine eindeutige Position zu dieser Frage! Wer erklärtermaßen 500 Abtreibungen pro Jahr vornimmt, sagt damit die ganze Zeit: „Wann immer es beginnt, menschliches Leben beginnt erst nach dem Zeitpunkt all dieser Eingriffe.“ Oder aber, noch ernster, er sagt: „Mag sein, dass menschliches Leben schon früher beginnt, es war nur in allen diesen Fällen nicht schützenswert.“ Woher nimmt sie diese Gewissheit? Weitaus überzeugender ist für mich da Matthias David, mit seinen Selbstzweifeln angesichts des (sagen wir es ehrlich: erschreckenden) Prozederes einer Abtreibung. Ein lebendiger Organismus, der eben noch da war, ist auf einmal weg. Um das einfach abzutun oder gar rundweg als Akt emanzipatorischer Selbstermächtigung zu feiern, braucht es ein Maß an kognitiver Dissonanz, das ich nicht aufbringen kann. Ich bin also weiter dringend dafür, dass §218 in der aktuellen Form beibehalten wird.
Matthias Clausen

Worin besteht denn der Kompromiss? Abtreibung ist in Deutschland eine Straftat. Lediglich die Strafverfolgung wird unter bestimmten Voraussetzungen ausgesetzt. Was soll das sein? Mildernde Umstände für die Delinquentin? Eine Legalisierung innerhalb der ersten zwölf Wochen und eine Verpflichtung des Arztes zur Beratung sind ein lebensnaher Kompromiss. Der Mittelpunkt einer Regelung sollte die Frau sein und nicht das Verbot.
Olaf Goldschmid

In diese Frage sind zwei Hauptfragen eingeschlossen. Hauptfrage 1 gliedert sich in folgende Unterfragen: Ab wann hat der Fötus Leben? Ist dieses Leben menschliches Leben? Ist er ein Mensch? ist er strafrechtlich zu schützen? Letztere Frage ist eine Entscheidungsfrage, die politisch und juristisch zu lösen ist. Die anderen Unterfragen sind Erkenntnisfragen, die von der Medizin wissenschaftlich zu lösen und für die angesprochene Entscheidungsfrage hinzunehmen sind. (M.E. hat der Fötus ab Zeugung Leben – ein noch unselbstständiges. Das ist menschliches Leben, weil es im Menschen von Natur aus auf die Entstehung eines Menschen angelegt ist. Mensch ist der Fötus doch wohl dann, wenn er außerhalb des Mutterleibes leben kann (z.B. ist ein Frühchen Mensch). Wenn das Strafrecht das menschliche Leben schützt, dann muss es konsequenterweise auch das menschliche Leben im Mutterleib, d.h. den Fötus ab Zeugung schützen, d.h. Abtreibung ist strafbar! Ob es Ausnahmen geben soll, ist zu diskutieren und politisch zu entscheiden). Die Hauptfrage 2 geht dahin, ob die Kosten der Abtreibungen von den Kassen, also von der Solidargemeinschaft übernommen werden sollen. (M.E. sollte das nicht geschehen – über Ausnahmen ist zu diskutieren und politisch zu entscheiden: Denn Abtreibungen richten sich gegen die Solidargemeinschaft. Denn wie eine Beobachtung der belebten Natur zeigt, hat alles Leben den Hauptzweck, dieses Leben weiterzugeben. Das gilt auch für den Menschen, der auch Teil der belebten Natur ist).
Hans-Günter Reither

Die Meinung und das Auftreten von Frau J. Maeffert jagen mir einen Schauer über den Rücken. Ihre Grundhaltung ist mit unmoralisch wohl richtig bezeichnet. Sie hat keinen Funken Interesse oder Rücksicht für das werdende Leben im Mutterleib übrig und betrachtet den Fötus ja auch nicht als lebendig. Äußerst bedauerlich ist der Umstand, dass die Frage ab wann der Fötus für Frau Maeffert lebt, nicht weiter vertieft wurde. Der Herzschlag scheint ihr dafür definitiv nicht auszureichen und so ist die Abtreibung eben nur die Entsorgung eines unerwünschten Produktes im Leib der Frau. Die wiederum muss der Frau so einfach wie möglich gemacht werden und sollte jedenfalls ohne Beratung in jeder Arztpraxis zwischen Suppe und Hauptspeise machbar sein, wenn ich Frau Maeffert richtig verstehe, damit bloß nicht der Gedanke an eine Austragungspflicht aufkommen kann. Obschon ich keiner Kirche angehöre, halte ich es dennoch für die Pflicht eines Staates auch das ungeborene Leben bis zu einem gewissen Grad zu schützen. Die bestehende Regelung halte ich deshalb für im Wesentlichen angemessen mit einer Ausnahme, wo bleibt die Berücksichtigung der Stimme des Vaters. Gleichberechtigung muss richtigerweise auch andersherum angewandt werden, und der Vater, der sich einbringen möchte, an der Abtreibungsentscheidung beteiligt werden – oder zumindest gehört werden.
Volker v. Moers

Zunächst einmal Kompliment für das ausgewogene Streitgespräch. Dennoch fehlt mir auch hier wie in fast allen Diskussionsbeiträgen ein wichtiger Aspekt: Das Kind, das sein Leben danach auch leben muss! Sie halten das vielleicht für eine absurde Frage. Zu mir kommen aber Menschen, die schon mehr als 20 oder 30 Jahre damit leben müssen, dass sie von ihren Müttern ein „Unfall“ genannt wurden (Väter reden da lieber nicht…), die von der emotionalen Kälte sprechen, die sie umgeben hat, bis hin zu Vorwürfen, am verpatzten Leben der Eltern, zumeist der Mütter, schuld zu sein. Ich weiß, dass dieser Aspekt die Diskussion nicht einfacher macht, aber ich wünschte mir, dass er mitgedacht wird.
Michel Dericks

Bei der Debatte um die Abtreibung wundert es mich immer wieder, wie wenig von Angeboten der AbtreibungsgegnerInnen zu hören ist, den Frauen, so sie sich entscheiden das Kind auszutragen, auch in den Jahrzehnten nach der Geburt substantiell zu helfen. Ich habe den Eindruck, wenn das Kind erst einmal geboren ist, wird erwartet, dass sich die Frau, der gerade noch unterstellt wurde eine gewissenlose Mörderin zu sein, zur liebevollen und verantwortungsbewussten Mutter wandelt, die keinerlei Probleme hat ihrem Kind ein gutes Leben zu bieten. Falls dieser Eindruck nicht nur an mangelnder Berichterstattung über effektive Hilfsangebote liegt, könnte natürlich auch eine Haltung wie der prominentesten Abtreibungsgegnerin, der katholischen Kirche, dahinter stecken: Vehement und absolut gegen Abtreibung, aber wenn es um Aufklärung und Verhinderung des Missbrauchs und der Misshandlung von Kindern durch Teile ebendieser Kirche geht, schützt sie doch lieber die Kirchenleute als die angeblich so gewollten Kinder. Eine solche Missachtung geborenen Lebens nach dem Furor über den behaupteten Mord am ungeborenen Leben finde ich widerlich, denn es scheint dabei eher um eine Austragungspflicht der Frauen als um Kindeswohl zu gehen.
Sabine Möhler

Als grundsätzliche Meinung: Ich bin sehr dafür, dass der Paragraf zum Thema Abtreibung einer ernsthaften Überprüfung bedarf. In dem Streitgespräch zwischen H. Matthias David und Frau Jana Maeffert ist mir allerdings eines sehr bedenkenswert aufgefallen. Meiner Auffassung nach gibt es bei der Diskussion, um den Umgang mit Abtreibung zwei grundsätzliche Verantwortungs-Bereiche wahrzunehmen: Die Bedürfnisse und das Lebensrecht der schwangeren Frauen, aber auch der Verantwortung für das Lebensrecht des entstandenen Lebens. Dieser zweite Bereich wird von Frau Maeffert in keinem Wort gewürdigt. Es geht mir weniger um moralische oder religiöse Fragen. Es geht um die Tatsache, dass für uns alle dieser Bereich unsere „Startbasis“ zu unserem eigenen Leben war. Eine andere haben wir nicht. Dieses Bewusstsein wäre es wert genug, dass es ernsthaft in alle Entscheidungen einbezogen würde. Eine Entscheidung zu oder gegen Abtreibung sollte bewusst getroffen werden, nicht weil man dieses Bewusstsein verdrängt hat, sondern ganz bewusst auch mit dieser Wahrnehmung. Das wäre für mich Entscheidung mit wirklicher Verantwortung.
Sebastian Sonntag

Wer gegen den Willen der schwangeren Frau einen Schwangerschaftsabbruch vornimmt, macht sich in schwerer Weise strafbar. Unstrittig. Wenn eine Frau die Schwangerschaft nicht austragen möchte und von einem Arzt einen Abbruch vornehmen lassen will, macht sie sich nicht strafbar, wenn sie Opfer einer Vergewaltigung geworden ist oder wenn ihr Leben und Gesundheitszustand unabwendbar gefährdet sind. Unstrittig, oder? Will eine Frau darüber hinaus kein (weiteres) Kind zur Welt bringen und die Schwangerschaft abbrechen lassen, muss sie sich drei Tage vor dem Eingriff beraten lassen (§219). „Eine gute Gelegenheit zum Innehalten“, findet der Gynäkologe M. David im Streitgespräch. Was sagt der §219? „Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens.“ Der Frau müsse bewusst sein, dass das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft auch ihr gegenüber ein eigenes Recht auf Leben hat.“ Nur eine die zumutbare Opfergrenze übersteigende Belastung lasse einen Schwangerschaftsabbruch ausnahmsweise in Betracht kommen. Eine derartige Einstellung – religiös, ethisch, weltanschaulich –, muss man vielleicht ertragen. Aber über ein Strafgesetz (eine Rechtsnorm), das einem Embryo Persönlichkeitsrechte zuspricht (!) und diese dann höher gewichtet als das Selbstbestimmungsrecht der Frau, muss nicht nur gestritten werden. Dieses von Frau J. Maeffert zu Recht als bevormundend bezeichnete Gesetz zur „Austragungspflicht“, gehört ins verstaubte Buch von gestrigen Vorschriften, die für unsere Töchter und Enkeltöchter in der Zukunft hoffentlich nur noch eine Gelegenheit zum kopfschüttelnden und ungläubigen Innehalten sind zur Erinnerung an die Geringschätzung von Frauen.
Susanne Meiners

Weil der Artikel nur wenige Ansichten benennt, unter anderem die emotionale Belastung, möchte ich hier unsere Parlamentarier bitten, wenige weitere Aspekte zu bedenken:
1. Die Geschichte der letzten hundert Jahre hat mir gezeigt, wie gefährlich es ist, wenn ein Staat darüber befindet, wer ein Mensch sei. Menschsein ist keine Ansichtssache. Manchmal weiß man es aber nicht. Und es kann Situationen geben, in denen der Staat es erlaubt, Menschen zu töten (zum Beispiel dem Soldaten im Kampfgeschehen). Diese Situationen muss der Staat durch Gesetz regeln.
2. Kein Verbrecher wird bei uns ohne Rechtsbeistand verurteilt. Kein (möglicher) Mensch darf ohne Begründung getötet werden. Das Gesetz sollte regeln, in welchen Fällen ein Tatbestand als Begründung ausreicht, und wann eine individuelle Begründung nötig ist. Das gilt nicht nur für Schwangerschaftsabbrüche. Eine begründungsfreie Entscheidung wird dem Ungeborenen nicht gerecht. Die Form der Begründung in einer Beratung oder anderswie ist dann zu regeln.
3. Wir kennen das Recht auf Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen. Das Recht sollte sicherstellen, dass auch kein Arzt dafür bestraft oder beruflich benachteiligt wird, dem es aus Gewissensgründen nicht erlaubt ist, eine Schwangerschaft abzubrechen.
4. Die Würde der Frau ist zu schützen. Die Belastung einer Frau bei einer ungewollten Schwangerschaft ist zu beachten. Doch in der Beratung und Begründung der Gesetzesnovelle sollte der Eindruck vermieden werden, es sei für eine Frau unzumutbar oder sogar unmöglich, eine so schwer wiegende Entscheidung zu begründen.
5. Das Recht sollte sicherstellen, dass keine Tür geöffnet wird für Männer, die sich aus ihrer Verantwortung für ein gezeugtes Kind dadurch herausstehlen wollen, dass sie von der Mutter des Kindes eine Abtreibung verlangen, weil diese ja ganz legal sei. Anderenfalls bliebe das Kind in ihrer alleinigen, auch finanziellen Sorge.
6. Die Gesetzgebung wird auch die sich schnell entwickelnde Reproduktionsmedizin berücksichtigen müssen. Vielleicht braucht es für jede Regelung eine Laufzeit, um nicht von der Entwicklung überholt zu werden. Nicht Labore oder Kliniken, sondern das Parlament macht die Gesetze. Ich bin nicht auf die emotionalen Fragen eingegangen. Wenn man Gesetze rein nach Gefühlslage verabschieden möchte, dann gibt es außerhalb der Demokratie erfolgreichere Modelle. Die aktuelle Geschichte bietet Beispiele.
Fritz Deutsch

 


 

Leserbriefe zu „Neoliberalismus“ von Mark Schieritz

Es ist verwegen, mit der Kritik am Bürgergeld eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik zu diskreditieren. Die Schieflage des Systems hat ihre Ursachen nicht in neoliberalen Exzessen, sondern in ausufernden Sozialtransfers. Die genannten miserablen Standortbedingungen führen dazu, dass dreistellige Mrd. Beträge ins Ausland abfließen, Geld, das hier für Investitionen fehlt, die den Wirtschaftsmotor anwerfen und am Ende für mehr Wohlstand sorgen könnten. Es ist also genau umgekehrt, die Vernachlässigung der Angebotsbedingungen bringt Stagnation und wirft Deutschland im Ranking auf die hinteren Plätze.
Christoph Schönberger

Was hat die Wirtschaftspolitik der vergangenen 20 Jahre mit dem Ruin der Infrastruktur zu tun? Die Steuereinnahmen dieser Zeit waren gigantisch. So viel Geld hatte der Staat noch nie in seiner Geschichte. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Infrastruktur zu erhalten und auszubauen! Stattdessen wurden Sozialausgaben und Ausgaben für die staatliche Verwaltung auf allen Ebenen in nie dagewesene Weise ausgeweitet. Angela Merkel hat die Erträge der Agenda-Politik und der Zinspolitik der EZB verschleudert und gleichzeitig, auf Verlangen der SPD, liberale Rahmenbedingungen für die Wirtschaft abgebaut. Eine Rückkehr zu mehr Marktliberalismus ist zurzeit immer noch viel unwahrscheinlicher als immer höhere Schuldenmacherei. Der Artikel von Mark Schieritz macht mit seiner Realitätsverweigerung einfach nur fassungslos.
Fred Klemm

Man kann es so sehen, wie Sie schreiben. Man kann es aber auch von einer anderen Seite betrachten. Vier-Tage-Woche und Bürgergeld mögen die Aufreger der Saison sein. Eine Unternehmens-Steuerreform könnte die nächste hysterische Debatte auslösen. Entscheidender ist für mich die Haltungsfrage. Als heute 70-jähriger gehöre ich zur Boomer-Generation, zwar viel gescholten, aber dafür arbeitswillig, fleißig und Karriere orientiert. Nach dem Abi für ein Jahr nach Australien oder Südamerika war nicht drin. Das Wort Work-Life-Balance gab’s nicht. Und wer viele Überstunden schrubbte wurde nicht für verrückt erklärt, sondern für den Einsatz und das Engagement gelobt. Die Wende kam, als man uns erzählte, dass es so nicht weitergehen könne: Immer mehr Wachstum, immer mehr Arbeit, immer neue Produkte. Das hat funktioniert. Nun begeistern wir uns für „immer weniger“ – also bei der Arbeit, nicht beim Verdienst oder beim Urlaub. Mir scheint, dass heute eine Mehrheit der Deutschen dem technischen Fortschritt misstraut und der Innovationskraft, auf die das Ingenieur-Land Deutschland mal so stolz war.
Die Uni Stuttgart hat bei den MINT-Fächern zahlreiche freie Studienplätze. Dass Handwerksbetriebe schon lange nicht mehr genügend Nachwuchs bekommen, ist bekannt. Und in meiner Tätigkeit als Unternehmensberater ist eine der schwierigsten Aufgaben, Nachfolger oder Nachfolgerinnen für Unternehmen zu finden. Zu wenig Interesse, Scheu vor dem Risiko, zu wenig Zeit zur Selbstverwirklichung, Angst vor der Verantwortung, das sind die typischen Gründe fürs Nicht-Einsteigen. Sie schreiben, „Wenn das Leben schon anstrengender wird, dann muss es nicht noch ungerechter werden.“ Ich glaube nicht, dass es wirklich anstrengender werden wird. Schon die Andeutungen einer 40-Stunden-Woche oder 24 Tage Urlaub im Jahr würden heute Heulen und Zähneklappern beim Neo-Liberalen Nachwuchs verursachen. Ob der Kapitalismus je sympathisch werden kann, bezweifle ich. Er hat uns aber immerhin zu einer der größten und erfolgreichsten Exportnation der Welt gemacht. Und auf das Siegel „Made in Germany“ waren alle stolz. Von links bis rechts. Denn es hat mit Politik nichts zu tun. Eher mit Haltung.
Thomas Meichle

Statt marktwirtschaftliche Parolen neu zu finden oder wieder einzuführen, sollte man die Gesellschaft daran erinnern, dass die selbst zu verantwortenden Kosten der eigenen Wirtschaft entweder durch den vorrangig eigenen Verzehr gewürdigt werden oder man den eigenen Beitrag zum globalen Bedeutungsschwund billigt. Die Zeit, dass die höchsten Kosten durch die eigene Innovationsfähigkeit ausgeglichen werden können, sind vorbei.
Jürgen Dressler

Meines Erachtens sind im System vorsätzlich oder unbeabsichtigt „Mehrarbeitsverhinderungsmauren“ eingezogen. Bei Alleinstehenden liegt diese zwischen 1000 € und 2000 € monatlich. Eine Verdoppelung des Bruttolohns bewirkt in diesem Bereich ein Mehr an verfügbarem Nettoeinkommen von 4 – 14 %. Anderes ausgedrückt, wer bisher 60 h im Monat arbeitet und dafür 1000 € Brutto erhält, kann sein verfügbares Nettoeinkommen durch Verdoppelung der Monatsarbeitszeit von 60 h auf 120 h von ca. 900 € um 30 – 130 € erhöhen. Nettostundenlohn 0,50 – 1,08 €, Bei einem Doppelverdienerpaar mit 2 Kindern liegt die Mauer zwischen 3.000 € und 5.500 € Bruttomonatsgehalt. Eine Steigerung des Bruttomonatseinkommens von 3.000 € auf 5.500 € schlägt sich mit einem Plus von 169 € im verfügbaren Nettoeinkommen nieder. 3.162 € statt 2.993 €., ein Plus von 5,6%. Von den 2.500 € zusätzlichem Bruttoeinkommen bleiben lediglich 6,7% (169 €). Fazit: Für Menschen im Niedriglohnbereich (14-16 € / h) lohnt der Vollzeitjob nicht. Für die zweite Hälfte des Vollzeitjobs liegt der Nettolohn bei lediglich noch 1 – maximal 2 € / h. In diesem Zusammenhang: Der steuerliche Grundfreibetrag beträgt monatlich lediglich ca. 960 €. Das Existenzminimum setzt der Staat dagegen bei ca. 1.100 – 1.300 €. Wer also nach Sozialabgaben 1.300 € Einkommen hat, zahlt erst ca. 70 € Einkommensteuer, um anschließend vom Staat wieder 340 € in Form verschiedenster Sozialhilfen zu erhalten. Das ist absurd. Es sei denn, man ist bekennender Sozialist.
Dietmar Baier

Besten Dank für diese gute und meiner Meinung nach weitgehend richtige Analyse und Beschreibung zum „Neoliberalismus“. Der einleitende Text sorgt allerdings für eine Irritation bei mir: „Kommt mit dem Vokabular der Marktgläubigen zurück, was SPD und Grüne jahrelang bekämpft haben?“ Das stimmt so nicht. SPD und Grüne waren, wie sie ja auch im Text selbst schreiben, verantwortlich in der Regierungszeit unter dem unsäglichen Gerhard Schröder. Und die SPD hat die üblen Folgen dieser Politik vielleicht gesehen – das kann man aus den Inhalten von Sonntagsreden heraushören – aber nie bekämpft, sondern über Jahre weiterverfolgt. Zum Nachteil der fleißigen Arbeiter, Angestellten, Familien und der sowieso Benachteiligten – und der Infrastruktur. Die Grünen und die SPD, die ich in der Theorie sehr zu schätzen weiß, sind und waren es selbst, die dafür gesorgt haben, dass sich die theoretisch anvisierte Zielgruppe von Ihnen abwendet, weil sie eben durch die tatsächliche Politik nicht zu den Begünstigten gehören. Begünstigt werden immer nur die Vermögenden, Reichen und Superreichen, auch wenn sie nichts leisten, sondern nur reich leben, das war und ist auch mit der SPD und den Grünen so.
Christian Fahn

Dass aktuell die „Wirtschaftswende“ zu einer „gezielten Angebotspolitik“ so heftig proklamiert wird, scheint vielerorts die Sinne zu vernebeln. Der Umsatz auf dem Markt wird ja nicht allein durch die Menge des Angebots, sondern auch durch den Preis bestimmt. Es war vielleicht nicht alles schlecht am Neoliberalismus, aber als wesentlicher Eindruck ist doch hängengeblieben, dass er verstärkt auf Ausbeutung von Mensch und Natur setzt, um Kosten in der Wertschöpfungskette senken zu können. Das können die Beschäftigungsverhältnisse in Schlachthöfen sein, die Umweltzerstörung bei der Förderung von Rohstoffen oder Fertigung in Niedriglohnländern, oder nehmen Sie das Beispiel der Garnelenfarm in Indien, über die in der Ausgabe 16 berichtet wurde. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass die Ansätze des Neoliberalismus zu einer Kaufkraftsteigerung in der Masse führen, und die wenigen Gewinner verschieben ihr Kapital dann auf die Caymans. Die zweite Frage wäre, zu welchen Wohlstandsgütern das Angebot erweitert werden sollte (wenn man meint, darüber die Preise drücken zu können)? Wenn die statistischen Angaben stimmen, hat sich der durchschnittlich pro Kopf verfügbare Wohnraum in den letzten Jahren fast verdoppelt, die PKW-Dichte und der Baugröße ist nicht mehr sinnvoll zu steigern, und der Tourismus boomt auch wieder. Der mit dem angestrebten Wachstum erforderliche Ressourcenverbrauch wäre nicht vertretbar. Wozu soll sich Herr Scholz also bitte wie positionieren? Über mehr Qualität (Lebensmittel, Arbeits- und Wohnsituation, … bis hin zur Bildung) statt Quantität könnte man ja mal diskutieren, aber an eine so orientierte Wende scheint sich niemand heranzutrauen.
Uwe Apel

Damals (2005) wie heute gelingt den Neoliberalen nicht die richtige Analyse. 2005 hatten wir 5 Mio. Arbeitslose und 200.000 offene Stellen. Erst als die Exporte wieder brummten ging die Arbeitslosigkeit zurück. Und hatten gleichzeitig einen der größten Niedriglohnsektor. Heute, 2024, sind wir mit 47%-Anteil am BIP immer noch stark vom Export abhängig. Wir sind mit 19% BIP-Anteil immer noch eine große Industrienation, alle anderen europäischen Staaten liegen weit darunter. Und wir sind immer noch mit weitem Abstand eine der größten Automobilhersteller-Volkswirtschaft. Chinas Wirtschaft und der Welthandel schwächeln, die Industrie leidet unter hohen Energiepreisen und der Dekarbonisierung und die Automobilindustrie hat E-Mobilität und Digitalisierung verschlafen, bei Mittelklasse und Kleinwagen bekommen wir kein Bein auf den Boden. Aber mehr Deregulierung, weniger Bürokratie, mehr Arbeiten, höhere Produktivität, Steuern runter und Bürgergeld abschaffen sollen diese Probleme lösen? Das ist so, wie wenn der Arzt eine Nebenhöhenvereiterung diagnostiziert und dagegen Augentropfen verordnet.
Rüdiger Weigel

Auch eine „neoliberale Wirtschaftspolitik“ braucht gute Straßen, Eisenbahnbrücken, Kanäle oder Pipelines als Basis. Der Verfall der Infrastruktur beruht auf einer opportunistisch „schlechten Wirtschaftspolitik“ (unabhängig von speziellen Parteien), welche den Bürgern die Notwendigkeit einer ständigen „Erneuerung und Erhaltung“ samt Einsatz nötiger Steuereinnahmen dafür verschweigt. Wenn die Regierung genau 100 % ± 2 % der Einnahmen ausgeben darf, könnten glatt „soziale Wohltaten für einzelne Gruppen“ entfallen: Wählerverluste drohen! INFO für Herrn Schieritz: Wenn ein 600 MW Braunkohlekraftwerk durch 1.000 Windanlagen (je 50 % Onshore / Offshore, d.h. rund 2750 Voll-Laststunden) zu ersetzen sind, dann entstünde trotz ähnlicher Baukosten immer noch zuverlässig aus dem fossilen Kraftwerk 60 % mehr Strom als aus der (schwankenden und manchmal fast gar nicht verfügbaren; bspw. unter 70 MW über 3 Tage) Windenergie; von den zusätzlich nötigen Netzen und Backup-Systemen bei möglicher Windstille ganz abgesehen!
Wolfgang Ströbele

Der Neoliberalismus wütet wie ein Schreckgespenst über der globalisierten Welt. Er ist verantwortlich für den Untergang jeglichen respektvollen Umgangs mit der Menschenwürde. Er wird gehegt und gepflegt von der machtvollen Elite, die nunmehr einen Rückgang ihrer ungerechtfertigten Bereicherung auf Kosten des Prekariates befürchtet. Dem Globalisierungswahn auf dem Rücken der Unterprivilegierten steht deren Wut entgegen, die ihren Ausdruck in der Zunahme der Ablehnung gegenüber kapitalistischen, pseudodemokratischen Systemen in Form der Unterstützung populistischen Machtstrebens gegen eigene Interessen findet. Nunmehr versucht man den Untergang aufzuhalten, indem man noch mehr auf das Prekariat einprügelt, weil man dort den Schuldigen geortet zu haben scheint.
Herbert Büttner

Schon seit Jahren lese ich Ihre Beiträge mit Gewinn. Sie schaffen es dem Laien Zusammenhänge zu erklären, und auch Vor- und Nachteile bestimmter Maßnahmen nachvollziehbar zu machen. Inzwischen kollidiert aber meine Lebenserfahrung immer öfter mit Ihren Schilderungen. Ich führe das auf eine deformation professionelle zurück. Man lernt im Studium gewisse Glaubenssätze, von denen man sich später ungern verabschiedet. In der Technik findet gerade das Carnot’sche Zeitalter ein Ende und es gibt viele Ingenieure und Wirtschaftsvertreter, die das mit allen erdenklichen Mitteln verhindern wollen. So scheint mir das auch in der Volkswirtschaft zu sein. Ein Zeitalter geht zu Ende, allerdings fehlt eine alternative Erzählung. Man greift stattdessen in die Mottenkiste alter Weisheiten oder Theorien. Wer sich für Geschichte interessiert und schon eine Weile die Zeitläufte beobachtet, der weiß, wo die Schwachstellen dieser reinen Lehren in der Praxis gelegen haben. Wiederholung unerwünscht! Wenn die wirtschaftswissenschaftliche Fachwelt jetzt alten Wein in den neuen Schlauch mit dem Etikett „supply-side progressivism“ füllt, dann wachsen meine Zweifel an der Seriosität dieser Zunft über das bisher schon erhebliche Maß. Angeblich hat der Physiker Einstein als Wahnsinn definiert immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Ich lese immer die gleichen Vorschläge, die angeblich todsicher geeignet sind, eine Volkswirtschaft wettbewerbsfähig zu machen. Keiner davon ist neu, keiner davon hat in der Vergangenheit gewirkt.
Warum soll man es also nochmal versuchen? Weil man es die vorherigen Male nicht konsequent genug durchgezogen hat? Ich vermute eher, weil man in den eigenen Gedankengebäuden gefangen ist und nicht in der Lage ist die logischen Fehlschlüsse zu erkennen. Auch scheinen die Modelle systematisch die Komplexität der Realität auszublenden. Sie sprechen von der Logik des Marktes, die ich zwar nicht unbedingt verstehen, aber doch zur Kenntnis nehmen soll. Diese Aussage machen Sie im Zusammenhang mit der Reform des Klimaschutzgesetzes. Hier begrüßen Sie die Streichung der Emissionsziele für einzelne Wirtschaftssektoren mit dem Argument, der Markt würde dann dafür sorgen, dass zuerst dort gespart wird, wo es am kostengünstigsten ist. Der Markt würde fossile Energiequellen so lange nutzen, bis alle Quellen erschöpft sind, oder deren Förderung gegenüber den erneuerbaren Energien nicht mehr wirtschaftlich ist. Der Markt sorgt also nicht von selbst für nachhaltiges Wirtschaften. Dafür muss die Politik Leitplanken setzen. Ich kann nicht beurteilen, ob das Klimaschutzgesetz (alt oder neu) dafür das richtige Mittel ist, sicher ist aber, dass die Abschaffung der Sektorenziele die kollektive Verantwortungslosigkeit befördert, die in allen Lebensbereichen flink voranschreitet. Ohne politisch gesetzte Leitplanken wird eine Marktwirtschaft nicht sozial und nachhaltig. Politische Entscheidungen sind Kompromisse, die regelmäßig überprüft und – falls nötig – korrigiert werden müssen. Die Experten sind sich offenbar einig darin, dass es an der Zeit ist diverse Korrekturen vorzunehmen.
Dabei dienen das Wirtschaftswachstum und die Produktivität als Indikatoren der Notwendigkeit des Handelns. Was taugt ein Indikator, der mit Nichten das Wohlbefinden der Menschen innerhalb einer Volkswirtschaft abbildet? Der Krieg, Naturkatastrophen, Brot und Spiele als positiv bewertet? Was taugt ein Indikator, der den Menschen zu immer mehr „Produktivität“ auffordert, ohne die externen Folgekosten zu berücksichtigen? Als Techniker kann ich mit Vergleichen (Wochenmarkt) wenig anfangen. Sie hinken immer an einer entscheidenden Stelle. In den Modellen ist der Arbeitnehmer gleichzeitig Problem und Lösung. Konsumiert er nicht genug, schwächelt die Wirtschaft, schwächelt die Wirtschaft schlägt das auf den Arbeitnehmer zurück, indem er weniger verdient oder für seinen Verdienst weniger kaufen kann. Alles sehr logisch. Der Arbeitnehmer muss also in die Lage versetzt werden mehr zu konsumieren, dann wird alles wieder gut. Was er konsumiert, ist egal – Hauptsache, dass! Wie bekommt der Arbeitnehmer mehr Geld zum Konsumieren? Durch mehr Arbeit! Durch mehr Produktivität bei der Arbeit! Der Wirtschaftswissenschaft ist schon klar, dass man die Arbeitszeit nicht endlos ausdehnen kann, ohne der Gesundheit zu schaden? Ihr ist auch klar, dass die Zufriedenheit eines Menschen ab einem bestimmten Einkommen (gleich Konsumfähigkeit) nicht zunimmt? Und dieses Einkommen ist überraschend gering. Die Wissenschaft erwartet also von den Menschen gegen ihre eigenen Interessen zu verstoßen, damit es „der Wirtschaft“ gut geht. Ist das im Ernst die Quintessenz aus den Erkenntnissen der Forschung seit Adam Smith? Die Wirtschaft ist für die Menschen da, nicht umgekehrt!
Und dann die geniale Erkenntnis „Irgendwas fehlt immer“. Ja, was ist daran neu? Der Mangel an … (bitte einen beliebigen Begriff einsetzen) wird, je nach Interessenlage, als Auslöser für dringend erforderliche Maßnahmen gesehen. Der hessische Ingenieur reagiert auf einen Mangel in seinem Geldbeutel mit Sparsamkeit und Prioritätensetzung. Das hilft, ganz ohne Studium der Volkswirtschaft. Er hat dabei auch kein schlechtes Gewissen, weil er damit eventuell die Konjunktur schwächt. Er macht auch Überstunden und freut sich über den Zuverdienst. Der steht aber in keinem Verhältnis zum Aufwand. Seine Frau wird nicht mehr Arbeiten, weil die Organisation der Kinderbetreuung teurer ist als der Zuverdienst durch Mehrarbeit. Und er erwartet nicht, dass der Staat daran etwas ändert, weil dessen Maßnahmen sein Leben nur noch weiter verteuern würden – und keinerlei Zugewinn an Lebensqualität bringen würde. Die Wissenschaft hat für dieses Verhalten sicherlich einen schicken Begriff geprägt. Letztendlich geht es um Aufwand und Nutzen. Irgendwann bringt ein Mehr an Aufwand keinen zusätzlichen Nutzen mehr – es kann sogar Nachteile bringen. Zum Beispiel gesundheitliche, aber die interessieren ja die Wissenschaft nur wenn sie für Wachstum im Gesundheitswesen sorgen. Sie selbst legen die Perversität der wissenschaftlichen Logik offen. Der Austausch des braunen durch den grünen Kapitalstock erzeugt keinen unmittelbaren Mehrwert. Mit dieser Denke sind Fehlanreize und Fehlentwicklungen schlicht vorprogrammiert. A recipe for desaster.
Die Queen: „Warum hat das niemand kommen sehen?“ Alle in der Finanzwelt haben es kommen sehen, und DIE ZEIT hat sogar mehrfach darüber berichtet! Man hat die sich aufblähende Blase erkannt. Nur hat man die fatalen Auswirkungen auf die „reale Wirtschaft“ gewaltig unterschätzt. Genauso läuft es gerade mit der Globalisierung oder dem Freihandel. Was kann an den Worten frei und Handel falsch sein? Die Risiken und Nebenwirkungen, denen man sich angeblich erst jetzt bewusst wird! War es Verdrängung, Dummheit, Denkfaulheit, Arroganz (Lasst die Deppen in den Sweat Shops doch für uns schuften, solange wir günstig einkaufen können. Lasst den chinesischen Steuerzahler doch unsere billigen Solarmodule subventionieren.)? Und jetzt wird mehr vom gleichen gefordert! Und diese Wissenschaft soll ich ernst nehmen? In der ganzen Debatte vermisse ich eine Nebenwirkung, die Sie nur kurz ansprechen. Den Niedriglohnsektor. Dieser verharmlosende Begriff bedeutet in der Realität Einkommen von denen man seinen Lebensunterhalt nicht ohne permanente, zusätzliche, staatliche Transferleistungen bestreiten kann. „Die Wirtschaft“ profitiert von den niedrigen Löhnen, während die Nebenwirkungen die Allgemeinheit belasten. Sicherlich gibt es hochwissenschaftliche Berechnungen, dass letztendlich auch die Allgemeinheit von den niedrigen Löhnen einer nicht unbeträchtlichen Bevölkerungsgruppe profitiert. Alles gut. Kein Handlungsbedarf. Ich hoffe inständig, dass es solche menschenverachtenden Berechnungen nicht gibt. Gibt es ein ernst zu nehmendes Modell, dass versucht diesen eklatanten Systemfehler zu korrigieren?
Und dann war da noch der Bürokratieabbau. Damit ist nicht die Entschlackung von Prozessen in der Verwaltung und deren Digitalisierung gemeint. Nein, es geht um die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, damit dem unternehmerischen Geist keine staatlichen Fesseln angelegt werden. Der Staat mit seinen Regeln wird als schädlich für die Wirtschaft empfunden. In diesem Weltbild werden noch nicht einmal die staatlichen Leitplanken als legitim angesehen. Letztendlich wird damit auch die Rechtsstaatlichkeit ausgehöhlt. Was nicht bedeutet, dass alle Regeln auch wirklich Sinn machen und deren Revision intensiv diskutiert werden sollte. Über die politischen Kollateralschaden haben Sie nicht gesprochen. Die Nebenwirkungen des neoliberalen Menschenversuches haben breite Bevölkerungsschichten in die Arme der Populisten getrieben. Der Austausch einer sozialen durch eine braune Politik erzeugt keinen unmittelbaren Schaden für die Wirtschaft, dieser fällt erst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten an – in Form einer Begrenzung der Freiheit. It is about the people, stupid!
Bernd Roos

Man kann sicher alles übertreiben oder missbrauchen, auch die „Freiheit“ von Märkten wie auch die Regulierung von Märkten. Ich wundere mich immer wieder, wie viele immer noch an die „Zauber-Lösungen“ der Wirtschaftsprobleme glauben, als gäbe es eine Art wirtschaftliches Perpetuum Mobile, das immer mehr Leistung liefert, ohne mehr in sie hinein zu geben. Damit soll dann trotz aller Demographie, Wahlgeschenke, sozialen Wohltaten, Lohnerhöhungen und Arbeitszeit-Verringerungen, trotz aller Kosten und Arbeit der Sicherheit und der Rettung der Zukunft vor Klimakatastrophe, Bildungs-Abbau, Überschuldung und Fachkräfte-Mängeln die Wirtschaft und mit ihr der Wohlstand immer weiter wachsen, bis wir schließlich mit dem bedingungslosen einkommen nur noch das zu lernen und zu arbeiten brauchen, was uns Spaß macht. M.E. sollte der Kapitalismus nach der Finanzkrise eigentlich weniger „netter, sanfter und sympathischer“ werden als vor allem Betrugs- und Missbrauchs-geschützter. Weder der Markt noch „der Staat“, selbst wenn er denn die „richtige“ Regierung hätte, sind ein liebender allmächtiger Gott, der uns mit allem gewünschten versorgt, wenn wir nur an ihn glauben und ihn anbeten. Es braucht außerdem noch Lernbereitschaft, Arbeit, Mathematik, Vernunft, Realismus auch bei unbequemen Fakten, Verantwortung und Gemeinsinn. Und die Fehler der Gegenseite beweisen noch lange nicht die Richtigkeit der eigenen „Patentrezepte“.
Peter Selmke

Die Bundesrepublik hat im letzten Jahr circa 600 Mio. Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlassen. Eine ordnungsgemäße Entsorgung durch CCS würde 150 Milliarden Euro kosten (250 Euro/t, https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.iea.org%2Fcommentaries%2Fis-carbon-capture-too-expensive&data=05%7C02%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C79a622fbd173439b884508dc62d72927%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638493923465982425%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C0%7C%7C%7C&sdata=O95ucppeL6ZGfYB2NIeKLL5YXyt6Bf8PTkAE5RSzEE0%3D&reserved=0 )- das entspricht mehr als einem Viertel des Bundeshaushaltes. Die schwäbische Hausfrau ignoriert seit Jahren diese Kosten und verkauft uns den Rest als schwarze Null. Nur im Rahmen dieser kreativen Buchführung „rechnet“ es sich nicht Kohle durch Sonne zu ersetzen.
Goetz Hofhaus

 


 

Leserbriefe zu „Angeklagt: Die deutsche Erinnerungskultur“ von Peter Neumann

Eine laue Verteidigung der Erinnerungskultur, die sich am Ende als „Tempolimit“ gegen „neuen Hass“ verzwergt und die Gegner der Einmaligkeit des Holocaust darum bittet, „sich nicht immer gleich auf die laute Seite der Anklage“ (gegen Israel) zu schlagen. Mit solcher Verteidigung hat die deutsche Erinnerungskultur keinen Bestand. Ein woker Postkolonialismus kämpft aggressiv um den besseren Opferstatus. Die deutsche Erinnerungskultur kennt nur den Gegner von rechts und ist auch von einem Israel vollkommen überfordert, das sich hart verteidigt und kein Interesse am eigenen Opferstatus hat. Die deutsche Erinnerungskultur und die Staatsräson zur Sicherheit Israels werden es nicht lange ertragen, gemeinsam mit Israel und den Juden von der übrigen Welt bedrängt und verachtet zu werden. Die deutsche Erinnerungskultur und Staatsräson wollten im Angesicht alter Schuld diesmal alles richtig machen und neue Schuld vermeiden. Die neuen Gegner und ein sehr wehrhaftes Israel lassen keinen Raum für solch bemühte, deutsche Befindlichkeiten. Wer Israel und die Juden gegen Antisemitismus verteidigen will, muss in den Kampf ziehen für die Erinnerung, für Freiheit und Demokratie! Und muss die Anmaßung der neuen, woken Gegner genau so entschieden bekämpfen, wie jene von rechts. Wer in dieser Welt wirklich gegen Antisemitismus kämpft, kommt weder mit heiler Haut noch ohne neue Schuld davon. Aber wahrscheinlich ging es in Wahrheit nie darum, sondern nur um das eigene gute Gewissen. Das erkennt man auch in der lauen Verteidigung von Peter NEUMANN. So wird das nichts.
Fred Klemm

Peter Neumann will die großen Einschnitte in der Rede- und Versammlungsfreiheit beim Palästina-Kongress am 11. April schönreden, in dem er das effektive Redeverbot für palästinensische und europäische Leitfiguren, die dort sprechen sollten, als eine bloße „Rede“ bezüglich eines „Silencing“ verleugnet. Aber Dr. Ghassan Abu Sitta – Rektor der Universität Glasgow; mit 80 Prozent der Wählerstimmen vor einem Monat ins Amt gewählt, auf Grundlage seiner freiwilligen ärztlichen Tätigkeit in Gaza während der Massentöten- und Verkrüppelung der Zivilbevölkerung im Herbst 2023 –, wurde tatsächlich durch polizeilichen Zwang davon abgehalten, in Berlin zusammen mit Hunderten anderen frei zu sprechen. Ghassan Sitta sollte eine Keynote-Präsentation beim Kongress geben. Stattdessen wurde er am Schönfelder Flughafen festgenommen, von den dortigen Beamten über dreieinhalb Stunden verhört und anschließend auf einem Flug zurück nach Großbritannien gepackt. Im Januar 2024, im Gegenteil, wollte Offiziellen des Internationalen Strafgerichtshof in den Haag die Aussagen Ghassan Sittas zur (weitgehend fehlenden) ärztlichen Vorsorge in Gaza sich anhören, als Bestandteil der Beweisaufnahme, bezüglich Südafrikas Anklage des Völkermords gegen Israel.
Sogar Spiegel hat sich Ghassan Sitta zu Wort kommen lassen, in einem Interview vom Dezember 2023. Aber nun, wo es für Deutschland international brenzlig wird, wo immer weniger Menschen und staatliche Akteuren der Weltgemeinschaft bereit sind, Deutschlands Rolle als Angriffswaffenlieferant weiter hinzunehmen – siehe Nikaraguas aktuelle Anklage der Begünstigung von Völkermord gegen Deutschland beim Internationalen Gerichtshof –, soll die Stimmen von Ghassan Sitta, Yanis Varoufakis (der ebenfalls in Berlin am 11. April sprechen sollte), und Hunderte anderen, die für und mit einem leidenden Zivilbevölkerung Gazas sprechen, hierzulande schön still gehalten werden. Dafür gibt’s eine lange Tradition, vor allem unter den für die Freiheit glühenden deutschen Liberalen wie Neumann gepflegt, die mindestens seit dem Anfang des Völkermords an den Herero und Nama ab 1904 immer wieder fleißig geübt wird.
Henry Holland

Es scheint mir eine Überreaktion zu sein, dass in diesem Artikel die im Ausland geäußerte Kritik an der deutschen Blindheit gegenüber dem Unrecht im Nahen Osten gleichgesetzt wird mit einem Wunsch nach der Abschaffung der deutschen Erinnerungskultur. Es geht den Kritikern sicherlich nicht darum, die in der Tat vorbildliche Erinnerungskultur abzuschaffen. Im Gegensatz, es geht darum, die bestehende erfolgreiche Erinnerungskultur mit weitem Blick fortzuführen: Nicht bei der bedingungslosen Unterstützung der damaligen Opfer zu verharren, sondern, in die Zukunft blickend, die bedingungslose Vermeidung jeglicher ähnlichen Verbrechen zu verfolgen. Dabei bedeutet eine Wahrnehmung von und Kritik an anderem Unrecht keinesfalls eine Relativierung des Holocaust. Man kann Verbrechen auch anprangern, ohne sie zu vergleichen. Um den Kontext klarzustellen: Die Kritik am Vorgehen des Staates Israel in Palästina fußt auf der Annahme, dass die kriegerischen Maßnahmen bezüglich der zivilen Opfer weit über das zur Terrorismusbekämpfung notwendige Maß hinausgehen. Sollte man diese Sicht nicht teilen, wird man womöglich die Tötung von über 30.000 Zivilisten durch die israelische Armee nicht als Unrecht wahrnehmen können. Genau hier setzt jedoch die Forderung an, aus unserer Erinnerungskultur allgemeingültige Schlüsse zu ziehen, statt engstirnig die bedingungslose Unterstützung Israels aufrecht zu erhalten.
Die Forderung lautet also nur, die historische deutsche Fixierung auf den Holocaust zugunsten der Vermeidung _aller_ Menschenrechtsverletzungen zu überwinden. Das schmälert nicht die bestehende Erinnerungskultur – im Gegenteil, es verleiht ihr durch eine Erweiterung des Gültigkeitsbereichs ihrer Auswirkungen eine neue zeitlose Allgemeingültigkeit. „Nie wieder“ soll für immer gelten, und für alle Opfergruppen. Die Wahrnehmung mangelnder Meinungsfreiheit in Deutschland bezieht sich auf die erfahrene Ablehnung von Positionen, die das Verhalten des israelischen Staates kritisieren. Kritik am militärischen Verhalten des Staates Israel bedeutet jedoch keinesfalls sofort, dass dem Staat das Existenzrecht abgesprochen wird. Vielmehr scheint eine vereinfachende Gleichsetzung des Staates Israel mit den damals als Juden verfolgten Menschen Grundlage der Ablehnung kritischer Positionen zu sein. Wenn Menschen, die in Deutschland das vom Staat Israel verübte Unrecht thematisieren, infolge dieser Gleichsetzung in einem Atemzug als „Israelhasser und Judenfeinde“ diffamiert werden, führt das zu einem Klima der Einschüchterung, das uns zutiefst alarmieren sollte. Unsere vorbildhafte Erinnerungskultur stünde im Übrigen auch Israel selbst gut zu Gesicht, was die Kriegsverbrechen angeht, die die bei der Räumung der von Israel zum Staatsgebiet erklärten Flächen an den damaligen Bewohnern Palästinas verübt wurden. Hier sei die Dokumentation „Tantura“ für einen Einblick empfohlen.
Nochmal konkret zum Artikel: Genau das im letzten Absatz erwähnte „eingebaute Tempolimit“ der deutschen Erinnerungskultur scheint aber doch zu fehlen. Es erfolgt eine blinde Fixierung auf das singuläre Ereignis Holocaust, die es den Verfechtern der Erinnerungskultur unmöglich zu machen scheint, anderes Unrecht in der Welt wahrzunehmen. P:S.: Ich verurteile die menschenverachtenden Attentate der Hamas in Israel und bin der Meinung, dass alle Geiseln sofort freigelassen werden sollten. Ebenso bin ich jedoch der Meinung, dass sich die deutsche Bundesregierung in Israel für eine Ende der maßlos überzogenen Gewalt Israels in Gaza einsetzen sollte, und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch durch einen Stopp von Waffenlieferungen.
Christoph Heidinger

Der Holocaust war ein Menschheitsverbrechen, der an Grausamkeit und durch seine systematische Durchführung hervorsticht. Jahrelang geschehen, vor der Befreiung der Menschen. Die deutsche Erinnerungskultur, so wie sie heute da steht, musste jahrzehntelang gegen Verleugnung und Verdrängung errungen werden, Peter Neumann hat recht, und dieser Prozess ist wahrlich noch nicht abgeschlossen. Niemand kann den Tod, das Leid der ermordeten und überlebenden Menschen des Holocausts rückgängig machen und die Schuld währt ewig. Die deutsche Erinnerungskultur zu delegitimieren ändert nichts an anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und an der Pflicht, auch diese aufzuarbeiten. Erstens gibt es in Deutschland kein „Klima der Angst“, wer so etwas schreibt, lebt nicht in diesem Land oder bedient sich nur ganz bestimmter Quellen. Es gibt hier allerdings einen sehr hart geführten Diskurs, bei dem als Hauptargument der Kritiker der deutschen Erinnerungskultur eine künstlich erzeugte Opferkonkurrenz herhalten muss. Mit ihrer Unfähigkeit, dass Massaker vom 7.Oktober 2023 auch als Verbrechen an der Menschlichkeit zu verurteilen oder wenigsten so zu bezeichnen, was es war, verkennen sie bewusst oder unbewusst, dass Menschenrechte universell sind. Intellektuell dazu sind solche Kritiker oder Aktivisten sicher in der Lage. Ihr beharrliches Schweigen darüber ist scheinheilig und impliziert dann doch, dass es einigen von ihnen egal ist, was den Menschen am 7.Oktober angetan wurde, mal ganz vorsichtig ausgedrückt.
Zweitens herrscht in Deutschland kein philosemitischer McCarthyismus, ansonsten gäbe es hier überhaupt keine öffentlichen Diskussionen, an Unis oder anderswo. Es wird auch niemand dadurch mundtot gemacht, wenn auf eine kultivierte Auseinandersetzung geachtet wird, um zu verhindern, dass sie zu einseitigen Propagandaveranstaltungen gemacht werden. Das zu verstehen bedeutet, sich selbst zu reflektieren und nicht nur die eigene Sichtweise als die einzige „Wahrheit“ zu begreifen. Genau das passiert aber nicht, im Gegenteil, so entbehrt der Vorwurf, gecancelt zu werden, jeder Grundlage. Vor allem, wenn man selbst nie was von Cancel-Culture gehört haben will. Ganz schön paradox und sehr entlarvend, ginge es nicht um so ein schwerwiegendes Thema und die vorgebrachten Vorwürfe, fast komisch.
Drittens dürfte in Deutschland kaum jemanden das Schicksal der leidenden Palästinenser im Gazastreifen kalt lassen. Vielen droht der Hungertod, das ist unerträglich. Dazu gehört selbstverständlich, den Druck auf Netanjahu so zu erhöhen, dass er unverzügliche Hilfe zulässt und seine Kriegsführung maßgeblich ändert, damit dieses Grauen ein Ende hat und auch die israelischen Geiseln endlich freikommen. Das geschieht. Palästina muss nicht von einer deutschen Schuld befreit werden, die es so nicht gibt, indem die deutsche Erinnerungskultur zum Holocaust vorgeführt wird. In der Menschheitsgeschichte wurden viele Verbrechen an der Menschlichkeit verübt, die Apartheid, der Kolonialismus und ethnische wie politische Säuberungen, zum Beispiel im Balkankrieg oder unter Stalin, gehören zweifelsohne dazu. Eine Aufarbeitung geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Die deutsche Erinnerungskultur steht dem doch nicht entgegen!
Regina Stock

Nein, weder mit der deutschen Erinnerungskultur noch mit „dieser deutschen Schuld“ soll „jetzt Schluss sein“, aber diese Kultur sollte gemäßigter und unideologischer gepflegt werden. Denn in Deutschland genießt das Thema Antisemitismus in medial-offiziellen Gesellschaftskreisen einen geradezu para-religiösen Status, der auf dem gelegentlich arrogant vorgetragenen Narrativ fußt, Geschichts-Bewältigungs-Weltmeister zu sein. Ausdruck davon ist die Routine, selbst geringste durch das eigene Prisma gesehene Anzeichen von Antisemitismus zu geißeln, wobei das Primat der Autoren-Intention, also der Haltung dessen, dem man Antisemitismus unterstellt, in der Regel ignoriert wird. Zudem sollte man bitte schön dringend unterscheiden zwischen Antisemitismus von Bürgern in Nachfolge des Holocaust, und von Bürgern, die aufgrund ihres Migrationshintergrundes in einem konfrontativen Verhältnis zum Staat Israel stehen. Im Klartext: Wenn Bürger, deren Vorfahren den Nationalsozialismus erlebt haben, antisemitisch sind, ist dieser Täter-Antisemitismus kategorial etwas Anderes als der Antisemitismus arabischstämmiger Bürger, deren Vorfahren seit 1948 in Konfrontation mit dem Staat Israel stehen. Vor dem Gesetz kann beides strafrechtlich relevant sein, aber es sind historisch komplett unterschiedliche Tatbestände. Hilfreich wäre ebenfalls, würde man sprachlich abrüsten und Begriffe semantisch seriös besetzen.
Konkret: Wenn eine Hannah-Arendt-Lesung gestört wird, muss man die Störer nicht automatistisch mit Modewörtern wie „Israelhasser und Judenfeinde“ bedenken, es könnten genauso israelkritische Demonstranten sein. Gerade hier wäre gegenüber der Gesellschaft die Aufklärung angebracht, ob es sich bei den Störern um palästinenser-freundliche Gutmenschen, nazi-verherrlichende Rechtsextreme oder um arabischstämmige Betroffene handelt. Und ja: Es gibt sehr wohl Anzeichen für einen „philosemitischen McCarthyismus“, der allerdings weniger die Bevölkerung unter dem Radar medial-offizieller Wellen betrifft, sehr wohl aber Personen öffentlichen Interesses, die vor dem Hintergrund der semantischen Durchreichung des Begriffs „Antisemitismus“ schnell ins Visier ideologischer Aktivisten geraten können, die zeitgemäß großen Einfluss auf die Medien haben. Dies wiederum kann neue antisemitische Regungen schaffen, da die Instrumentalisierung des Antisemitismus von der (in der Holocaust-Tradition stehenden) Bevölkerung weitestgehend abgelehnt wird und zu Verärgerung führt. Solange dieser Teufelskreis nicht „von oben“ durchbrochen wird, wird dieses Thema in der Gesellschaft weiter schwären. Es wäre an der Zeit, rituell postulierten und tatsächlichen Antisemitismus zu unterscheiden. Dazu könnte ein kritischer Journalismus beitragen.
Kurt Schäfer

Natürlich hat der Autor recht, wenn er die Erinnerungskultur verteidigt. Es kann nicht alles falsch sein. Dass aber auch nicht alles richtig/zeitgemäß ist, möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Wenn im TV „Stauffenberg“ gezeigt wird, können sie davon ausgehen, dass es der 20. Juli ist. Vieles scheint zu einem weitgehend sinnentleerten Ritual verkommen zu sein. Das m. E. größte Problem der dt. Erinnerungskultur wird allerdings in dem Artikel nicht erwähnt. Wenn ich die ja schon länger währende Debatte richtig verstanden habe, gibt es zwei Erinnerungskulturansätze: der anglo-amerikanische setzt auf Emotionalisierung, der deutsche auf Wissensvermittlung. Damit wird in der deutschen Erinnerungskultur ein fast schon klassisch zu nennender pädagogischer Fehler wiederholt, nämlich, dass Wissen hilft. Zwar geht es nicht ohne Wissen, aber die fast ausschließliche Vermittlung von Wissen ist nicht, wie ersichtlich (Aufblühen des Antisemitismus), dazu angetan, etwas zu verhindern (Bsp.: Der kürzlich in der Zeit erwähnte SS-Mann Hans Lauda ist in dem Film Inglourious Basterds die gebildetste Figur und bringt freundlich lächelnd die Leute um). Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben deutsche (Reform-) Pädagogen diese Betonung der Wissensvermittlung kritisiert (Gurlitt, Lietz u. a, von Schülerseite sei auf die Erinnerungen Harry Graf Kesslers verwiesen) und mehr auf Charakterbildung Wert gelegt, dem britischen (!) Vorbild folgend. Und, wie nicht anders zu erwarten, konnte sich dieser Ansatz kaum bzw. nicht durchsetzen. Leider ist zu befürchten, dass die Gelegenheit, die sich aktuell bietet, nicht genutzt werden wird, denn man müsste ja, wie skizziert, nicht nur die Erinnerungskultur infrage stellen. Der annehmbar fehlende Mut, mal das große Rad zu drehen, und das fehlende (?) Wissen führen dazu, dass der Schoß, aus dem dies kroch, fruchtbar bleibt.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Das Wort Erinnerungskultur klingt für die Verbrechen Nazideutschland mit der Ermordung von 6 Millionen europäischer Juden und anderen „nichtarischen“ Minderheiten fast schon schönfärberisch da es in der europäischen Geschichte mit ihrer Hochkultur ohne Beispiel bleiben wird. Peter Neumann macht es sich zu einfach, wenn er behauptet, dass aus dem Ausland Stimmen laut werden, die von den Deutschen Abschied von der deutschen Erinnerungskultur fordern. Damit kann nicht gemeint sein, dass das unverrückbare Geschichtsbild von den Verbrechen der Nazis an den Juden von den Deutschen in den Mülleimer der hässlichen Erinnerungen verschwinden soll. Gemeint ist eher, dass die Deutschen ihre geschichtliche Schuld nie relativieren können -aber bitte auch nicht wie der eingebildete Kranke ständig über sein Leid klagen um es dauernd in den Mittelpunkt einer verlogenen „Kultur“ des Schuldbewusstseins zu stellen. Das nimmt man den Deutschen in der Welt schon lange nicht mehr ab und argwöhnt, dass die Deutschen so viel Angst vor Kritik aus Israel haben, dass eine objektive Sicht auf Israels Umgang mit den Palästinensern wie ein Denkverbot in den Köpfen der geistigen Elite im Land der „Dichter und Denker“ wirkt. Das Deutschland das Existenzrecht Israels nie in Frage stellen darf muss aber mittlerweile mit dem Bekenntnis einhergehen, dass die Palästinenser genauso ein Recht auf einen eigenen Staat haben der auf dem gleichen Territorium wie heute der Gaza-Streifen und das Westjordanland liegt. Ob es sich um den Ministerpräsidenten Bayerns handelt oder um den Rektor der Kölner Universität. Der eine kritisiert die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth wegen angeblich antisemitischer Äußerungen und der andere lädt die jüdische Philosophin Nancy Fraser aus, weil sie einen israelkritischen Brief mit unterzeichnete, der nicht zu der Haltung der deutschen Hochschule zu dem grausamen Hamas-Überfall vom 7.Oktober passt. Die Philosophin besteht zu Recht darauf, dass an einer Universität Lehre und Forschung vom Einfluss der Politik freigehalten werden müssen. Sie beschreibt ihre Haltung klar und deutlich mit den Worten: „Ich bin kein Staat! Ich bin ein freier Mensch!“
Es ist die alte deutsche Krankheit von Anpassung und Opportunität, gerade auch im Bereich von Hochschulen und kulturellen Einrichtungen. Den Kölner Rektor plagte vermutlich seine Angst vor der eigenen Courage, wenn er die amerikanische Philosophin nicht ausgeladen hätte. Er könnte ja über die verschlungenen Wege der Politik zu sehr unter Druck geraten und seinen Posten verlieren! Solche Leute können einem schon fast leidtun! Aber das ist die deutsche Wirklichkeit auf der Ebene ihrer Eliten – die Angst davor haben, in den Verdacht eines politisch aufgeladenen und missbrauchten Antisemitismus zu geraten, der nicht mehr von fundierter politischer Kritik an Israel zu trennen ist. Warum eigentlich soll man den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu nicht dafür kritisieren dürfen wenn inzwischen 33000 Palästinenser durch seine brutalen Bombardierungen des Gaza-Streifens ihr Leben verloren. Israel hatte selbstverständlich das Recht, nach dem fürchterlichen Massaker vom 7.Oktober militärisch zurückzuschlagen. Aber mit der Methode Netanjahu werden wieder einmal alte Wunden zwischen Israelis und Palästinensern aufgerissen -ohne dass die immer noch von den Hamas-Terroristen gefangenen israelischen Geiseln befreit werden konnten. Die Worte des deutschen Philosophen und Soziologen Habermas zum Thema der deutschen Verbrechen an den Juden und die Bemühungen, die deutsche Schuld in unserer Geschichte zu verankern, ohne eine Dauerblockade zu erzeugen, wirken eher oberflächlich und sind keine echte Hilfe, um das deutsche Ur-Problem der Vergangenheitsbewältigung endlich in den Griff zu bekommen. Es fehlen im deutschen Kosmos die Stimmen, welche alle Deutschen zu einer gemeinsamen und verbindlichen Sicht auf die Verbrechen der Vergangenheit führt. Dann erst werden wir von den anderen Europäern respektiert und könnten wieder eine Identität erlangen, die uns heute so fehlt.
Klaus Reisdorf

In meinen jungen Jahren als 16jähriger des Geburtsjahres 1949 (der Gründung der Bundesrepublik Deutschland) – als ich aus Abenteuerlust einige Jahre zur See fuhr, weit in die Welt der Menschen und ihren Verfremdungen hinaus kam, doch bleiben wir vorerst im Mittelmeer: hatte ich auf Kreta die erste Begegnung des (damaligen) Deutschenhasses: dort nämlich wurden im II. Weltkrieg gefangene kretische Widerstandskämpfer gezwungen: nackt durch ihr Dorf zu laufen vorbei an den ebenfalls hinzubefohlenen Dorfbewohnern an Frauen, Männern, Alten, Jugendlichen und Kindern… Diese demütigende Beschämung hat man den Deutschen nie vergessen – und nur durch meine Jugend hatten diese Dorfbewohner mit mir Nachsicht, ließen ihren Hass auf alles Deutsche nicht an mir aus: ich wurde ihr Alexandros (mein Vorname Axel) und war zu Gast in manchen Haus in Jerapetra und Mirtos an der Südküste Kretas… Eigenartig im Gegenbild – in den arabischen Ländern der Levante: ob Tunesien, Algerien, Marokko, Libyen oder auch ferner in Saudi Arabien: war ich im Vorhandensein meiner Nationalität als Deutscher: dort willkommen, wurde von Beginn der Begegnungen an geradezu euphorisch begrüßt… In den Südamerikanischen Ländern zu meinen Schiffsreisen gab es keinerlei Ressentiments – das Deutschsein dort hatte überhaupt keine negativen Auswirkungen auf mich: auch die Marineros de Alemania waren gern gesehen!
Mir waren als Jugendlichem diese seltsam unterschiedlichen Gegenüberstellungen zur nationalen Identität nicht wirklich bewusst – man hatte uns in der Schule (den Schulen) nichts über den Holocaust an den jüdischen Menschen konkret mitgeteilt, in der Familie nie darüber ein Wort verlautbaren lassen: dass deutsche Nazis: Millionen Juden quasi industriell ermordet hatten in den Konzentrationslagern dieses unvorstellbaren Wahnsinns… Gleichzeitig musste ich mir später als Jugendlicher nach diesem grauenvollen Bewusstwerden eine „Vorstellung“ machen: warum Menschen überhaupt zu solchen bestialischen Taten sich „bereit-finden“ können – und ob dies nur mit deutschen Menschen so möglich gewesen sein kann und konnte? Nein: diese persönliche Überlegung konnte ich auch damals nicht für mich „verfügen“ – und ich wusste von den Eroberungen Südamerikas und Nordamerikas: dass dort in den Vergangenheiten zuvor ebenfalls durch bewusste Genozide die Ureinwohner massenhaft vernichtet worden sind, und bleiben wir bei Nordamerika, den heutigen USA: die sogenannten Indianer wurden systematisch dezimiert und massenermordet! Und es waren die Europäer (ebenso auch Deutsche an diesem Genozid an den Ureinwohnern beteiligt), die durch ihren Expansionswahn: gleichzeitig auch „das Problem“ mit den „Indianern“ lösen wollten – diese indigenen Völker fast vollständig vernichteten! Somit müssten doch die jetzigen Bewohner bzw. die Nachfahren der Eroberer Nordamerikas sich permanent in tiefster Schuld empfinden und sich hinterfragen: dass sie in diesem riesigen Kontinent doch weiterhin nur Eindringlinge sind mit schrecklicher vererbter Schuld aus der Vergangenheit in die jeweilige Gegenwart der Zukunft.
Der Massenmörder Stalin hatte Millionen Menschen in seinem Machtbereich ermorden lassen – und mir wurde in Polen davon erzählt, dass ebenso auf Befehl Stalins in Katyn und anderen Orten: über 13000 polnische Offiziere, Beamte und hohe Würdenträger innerhalb weniger Wochen systematisch ermordet worden sind. Und desweiteren Stalin die Absicht hatte: alle deutschen Offiziere nach dem Sieg über Nazi-Deutschland ebenfalls liquidieren zu lassen – jedoch die Alliierten dieser mörderischen Aufforderung nicht nachkamen… Aus den Hirnen dieser fanatischen Diktatoren, jener wahnsinnigen Geisteskranken: kamen diese grauenvollen Befehle zu ihren Ideologien – wurden diese Einforderungen in den Hierarchien dann an die Ausführenden weiterbefohlen, sind in dieser verbrecherischen Nazi-Organisation dann zehntausende schrecklicher HelferInnen zu diesen (industriellen) Massenmorden eingesetzt worden… Ebenso tausende von Frauen: die in den Konzentrationslagern dort ihre Brutalität und unvorstellbare Unmenschlichkeit verursachten – was aber nicht typisch deutsch sein kann, sondern tatsächlich in der Art des Menschen so möglich wird, wenn die zeitlichen Anwesenheiten sich so unvorstellbar wahnsinnig aufzeigen… Das soll keine deutsche Entschuldbarkeit sein, sondern letztlich sich gegen den Homo sapiens richten: der ohne jede Sperre zu seiner Humanitäts-Vorweisbarkeit: sich dann ganz grauenvoll verändern kann und könnte: zur einzelnen Bestie bis in den Betrieb der Massenvernichtungen sich einverfügt. Man bedenke hierbei die Folterungen zu den Inquisitionen, wenn dort Geistliche ebenso zur Protokollierung anwesend waren, dortige Schreiber in den Folterkammern fast stoisch ihre Berichte verfertigten: während die Folterer die Opfer bis zu deren Ohnmacht quälten – später das Volk sich versammelte und mit zusah: wenn diese Gequälten dann in den Feuern bei lebendigem Leibe verbrannt wurden… Der jeweilige Papst als Oberverführer aber argumentierte: Deus lo vult! Und wie hieß es in Nazi-Deutschland: „Wenn das der Führer wüsste…“
Die Menschheitsgeschichte ist voller schrecklichem Vernichtungswillen, werden die Befehle der Diktatoren, der Herrschenden gnadenlos ausgeführt – man könnte die Jahrzehntausende zu diesen unfassbaren Geschehnissen endlos anführen: der Mensch kann zu allen Zeiten zur Bestie werden… Und ich sehe hierbei nicht ausschließlich diesen Wahnsinngen, jenen österreichischen Adolf Hitler als die eigentliche Bestie (auch nicht diesen Stalin): die als oberste Schreibtischtäter die Befehlsgeber waren und dies von den weiteren Hierarchien und Chargen und Mitbeteiligten doch nicht hätte ausgeführt werden müssen – die sich doch menschlich „kollektiv“ weigern müssten: diesen grauenvollen Befehlen sich zu widersetzen und zwar in der Gesamtheit ihren doch hunderttausendfachen Vorhandenheiten in/zu diesen aus(zu)führenden Befehlsstrukturen. Ein deutscher Soldat, der im Balkan eingeteilt worden war, als Partisanen an die Wand gestellt wurden, um diese zu erschießen: hat dann hierbei sein Gewehr abgelegt und sich in die Reihe der zu Erschießenden hinzugestellt – und wurde mit erschossen! Auch das ist menschenmögliche Bereitschaft: sich gegen solche Willkürherrschaft zu wehren – auch wenn es das eigene Sterben bedeutet(e)…
Es gibt keine Worte der heutigen Lossprechung als Verteidigung – und somit kann auch die deutsche Erinnerungskultur nicht mit angeklagt werden! Denn jede Kultur in der Folge zu solchem Wahnsinn: kann keine wesentliche Kulturverbindung sein… Das literarische Protokoll von Peter Neumann bedeutet ja in der Definition des Verstandesausgleichs: „Angeklagt: Die deutsche Erinnerungskultur“ – und genauer muss „entkultiviert“ verdeutlicht werden, ob dann die späteren Generationen (bis jetzt ins Jahr 2024) sich diese damalige Nazi-Vernichtungsmaschinerie in ihre heutige Anwesenheit mit „verewigen“ müssen als Bio-Deutsche oder innerhalb des deutschen Nationalbewusstseins – so dieses vorhanden wäre in einer „klassischen“ Bedeutung eines gemeinsamen Volkes… Es gibt in solchen massenmörderischen Vergangenheiten keine wirkliche Zeitberechnung für eine Vergänglichkeit der „Entschuldungen“ dieses Geschehenen und Gewesenen – selbst wenn unser heutiges Deutschland sich in allen verfügbaren Beteiligungen an Friedlichkeit und Duldsamkeit sowie Devotheit und Willkommens-Humanität für Millionen Migranten, der Schutzanbefohlenheit für fast 1,3 Millionen UkrainerInnen: als beispielhaft aufzeigt… Das Deutschsein verbleibt in dieser Damaligkeit des bestialischen Holocaust für immer in der Menschenwelt! Alle deutsche Kultur bis zu dem Jahr 1933 hat letztlich jedwede Bedeutung verloren, als es zu diesem Vernichtungswahn der Nazis kam. Das ist die eigentliche Bedeutung meiner persönlichen Unüberschaubarkeit zur eigenen Existenz – und um es zu erweitern: als Deutscher einer deutschen Nation und eines deutschen Volkes: bin ich als zeitlicher Mitanwesender angeklagt und stehe weiterhin vor m/einem inneren Gericht und verzweifle letztlich an dem insgesamten Menschsein… In diesem Dasein so sehr trügerisch sich zu befinden und zudem in sich das Wissen zu erkennen: diese Gefahr der unfassbaren Unmenschlichkeit mit in der evolutionären Gene „verfügbar“ haben zu können… Es gibt keine Erinnerungs-Kultur – nurmehr die Vorstellung, dass jedwede Kultur der Menschheit: sofort sich in den Gedächtnissen auslöschen kann, wenn eine wahnsinnige Ideologie oder sich offenbarende Religion anmaßt, das Maß der Humanität umzukehren in eine mörderische Bestialität. Wir hatten in Deutschland solch eine Bestie, die durch die faschistische Ideologie fast ein gesamtes Volk zu einem mörderischen Antrieb ihres (menschenmöglichen) Triebes verführte… Und auch dieser Wahnsinnige gab sich zu seiner persönlichen und öffentlichen Reklame scheinbar kultiviert – spielte sich als Wagnerianer auf und angeblicher Mäzen der Kunst und sah sich zudem noch selbst als Künstler…
Und zugleich bin ich nicht von der Daniel Barenboim-Aussage (zu dem anhängenden Artikel von Christine Lemke-Matwey) überzeugt, dass „Die Kraft aus der Musik kommt“ – denn: wie sehr hat Adolf Hitler aus der Wagner-Musik herausgewildert und herausgeplündert, das Nazi-System mit dieser tragisch opernhaften Einstimmung und Untermalung zur Orgie des unfassbaren Wahnsinns werden lassen! Es gibt keine Kultur der Vergangenheit, nurmehr die momentane Kultiviertheit des Individuums – der Masse des Volkes ist niemals zu trauen in ihrer Primitivität des Augenblicks bis in den Zustand der unerträglichen Erwartungshaltung von irgendwelchen Heilsbotschaften oder Führern, die sich in ihrem Wahnsinn als „Erlöser“ aufspielen – Hitler war solch ein Wahnsinniger in unvorstellbaren Dimensionen seines Vernichtungswillens. Und dazu brauchte er dieses deutsche Volk. Welch ein furchtbares Erbe mit in meine (persönliche) Zeit hinein! Doch man wird zeitunabhängig unfreiwillig in diese Menschenwelt hineingeboren. Der Tod aber ist nicht nur ein Meister aus Deutschland.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Mit Gleichgültigkeit wären die Palästinenser noch gut bedient. Herr Mishra sollte nicht vergessen, dass es Palästinenser waren, die 1972 in München, also auf deutschem Boden, die israelische Mannschaft im olympischen Dorf überfallen und ermordet haben. Das sollten die Palästinenser vielleicht mal in ihre eigene (nicht vorhandene bzw. nur selektive, immer nur ihre eigene angebliche Opferperspektive einnehmende) „Erinnerungskultur“ aufnehmen! „Opfer“- und „Märtyrer“propaganda für die Kameras beherrschen die Palästinenser ja wirklich gut. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Intifadahsteinen schmeißen! Ich warte immer noch darauf, dass Abbas oder wenigstens eine(r) seiner Nachfolger(innen, eher unwahrscheinlich, die palästinensischen Weiber müssen ja den Hass in den Familien weitertragen) vor dem Münchner Mahnmal niederkniet. Für den 7. Oktober reicht selbst Niederknien nicht mehr! Wer in der deutschen Erinnerungskultur aufgewachsen ist, kann die Parallelen zu den NS-Verbrechen nicht verleugnen. Das ist genau derselbe raubmordende faschistische Mob mit denselben Vernichtungsphantasien! Dieser Mob und auch der (flächenmäßig kleine) große Satan Iran (der große kleine Satan ist Saudi-Arabien), der dahintersteckt, müssen ceterum censeo genauso wie die Nazis vernichtet werden, möglichst sogar noch radikaler als wie die Alliierten damals vorgegangen sind! Die Welt braucht keinen Frieden, wie Frau Lemke-Matwey weiter unten schreibt. Was die Welt braucht, ist zuerst die Befreiung vom Faschismus, vorher gibt es nämlich keinen Frieden!
Thomas Manthey

 


 

Leserbriefe zu „Trotz allem“ von Jan Ross

Israel braucht internationale Unterstützung. Aber nicht nur bei der militärischen Verteidigung seines Staatsgebietes, sondern auch bei der Rückgabe der völkerrechtswidrigen Siedlungen. Aus eigener Kraft wird das wohl niemals gelingen.
Christian Voll

Der vorliegende Artikel lässt mich erschaudern- er macht mich aber auch wütend! Denn er demonstriert, dass selbst im „seriösen“ Journalismus nicht mehr auf gründliche Recherche und möglichst unverstellte Informierung des Lesers gesetzt wird, sondern dieser soll in eine Richtung gelenkt werden, es wird hier deutlich „Meinungsmache“ betrieben. Soweit sind wir in diesem Land! Konkret: Am 3. April griff Israel den Iran an und tötete etliche Iraner in deren eigenem Konsulatsgebäude in Damaskus – ein Angriff also, völkerrechtlich gesehen, auf das Territorium des Iran! Eine beispiellose Provokation und Demütigung des alten „Erzfeinds“ – das fast zwangsläufig zu dieser Reaktion des Irans in Form des missglückten Raketenangriffs führte. An der aktuellen Eskalationsschraube zwischen beiden drehte also – Israel! Und nicht umgekehrt! Im besagten Artikel dazu: kein Satz! Nicht mal EIN Wort! So missbraucht man seine Leser und manipuliert sie! Seit Jahrzehnten verhöhnt Israel durch seine (Annexions-/Besatzungs- und Siedlungs-) Politik das Völkerrecht und missachtet die Menschenrechte. Was seit Monaten in Gaza passiert, kann man nur noch als „Massenmord“ bezeichnen. Die Bombardierung von Zielen in anderen Ländern durch eigene Flugzeuge, die (völlig extralegale) Exekutierung von Personen auf ihrer Abschussliste (des Öfteren auch schon iranische Generäle) – mit all dem kommt Israel durch und niemand im Westen fällt ihnen in den Arm! Eine Schande nenne ich das. Und unsere in Deutschland durch die „Staatsräson“ gelähmten und feigen Politiker werden auch noch durch die Medien und die „Berichterstattung“ darin unterstützt. Das Ansteigen des Antisemitismus bei uns führe ich übrigens in nicht geringem Maße auf genau dies zurück- von der Politik und den Medien „hausgemacht“! Denn immer mehr Menschen durchschauen die Heuchelei, die Doppelmoral und die „Gehirnwäsche“, der sie häufig als Bürger bei uns offenbar unterzogen werden sollen.
Karl-Heinz Grau

Wenn Jan Ross meint, dass es ausreiche, den Palästinensern „eine Aussicht auf zunehmende Selbstbestimmung…zu eröffnen“, dann liegt er falsch. Mit „Aussichten“ lassen sich weder die Palästinenser mehr abspeisen noch die große Mehrheit der Staaten der internationalen Gemeinschaft. Ein unabhängiger, lebensfähiger Staat Palästina muss her, der keine Kolonie Israels ist. Und den auch Deutschland sofort anerkennen muss, wenn es sich nicht vollends international unmöglich machen will mit seiner Vasallentreue zu Israel.
Björn Luley

Der große Krieg im Nahen Osten, denkbar zwischen Israel und Iran, wurde wahrscheinlich nur verschoben, aber nicht total abgesagt! Dafür sind brutale und völlig überzogene Angriffs- oder sogenannte Verteidigungskriege wie Putins Überfall der Ukraine oder der Israel-Palästina Konflikt ein trauriges Beispiel. Tote Zivilisten und teilweise oder sogar völlig zerstörte Wohngebiete wie in der Ukraine und dem Gaza-Streifen geben ein furchtbares Zeugnis menschlichen Zerstörungswahns. Im Gaza-Streifen gibt es inzwischen über 33000 tote Palästinenser. Davon können nur ein Bruchteil Hamas Terroristen sein! Das abartige Massaker der palästinensischen Hamas vom 7.Oktober letzten Jahres an unschuldigen Israelis ließ Netanjahu den Fehler machen, mit militärischen Mitteln die Vernichtung von Menschen und Wohnraum im Gaza-Streifen nach dem alttestamentarischen Racheprinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn zu vollstrecken. Das kann für einen demokratischen Staat wie Israel kein legitimes Mittel sein. Vor allen Dingen nicht, wenn man dabei methodisch Wohngebiete und Städte durch Bombardierungen vernichtete und dabei natürlich Zivilisten nicht verschonte. Als Begründung dafür nennt der israelische Ministerpräsident immer wieder das Ziel, auch den letzten Hamas-Terroristen zu töten. Das kann natürlich nicht funktionieren, wenn die Anführer der Hamas in Nachbarländer untertauchen können.
Das weiß natürlich auch Netanjahu -aber ist es Vernichtungswahn oder blanker Zynismus, der ihn dazu antreibt? Putin als Kriegsverbrecher denkt leider in ähnlichen Kategorien, wenn er seit über 2 Jahren mit den Mitteln der gewaltigen Militärmacht Russland die völlig unschuldige Ukraine mit seinem grausamen Vernichtungskrieg in die Knie zwingen will. Beide Kriege, zuerst der von Putin gegen die Ukraine und dann der seit Oktober 2023 im Gaza-Streifen, haben eine verheerende Wirkung weltweit für neue militärische Flächenbrände. Chinas Diktator Xi Jinping oder sein Nachbar, der nordkoreanische Waffennarr Kim zündeln schon lange mit Eroberungen im asiatischen Raum. Das mag leider auch Israel und Iran dazu verführen einen letzten Schritt zum großen Krieg zu wagen. Was hier aber erschreckend hinzukommt, ist, dass Israel atomar zurückschlagen kann -und bald vermutlich auch Iran. Der wichtigste nächste Schritt wäre eigentlich jetzt der echte politische Wille zu einer 2-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Dauerkrieg. Dass würde im arabischen Lager, wie es in dem Artikel angesprochen wird, Sympathien für Israel wecken und den Rivalen Iran bremsen. Nur ist es dafür leider wieder einmal zu früh oder zu spät -oder doch nicht? Die religiöse Grundierung der Länder Israel, Iran und Palästina kommt hinzu und zeigt leider wieder einmal die verhängnisvolle Auswirkung der islamischen und der jüdischen Religion auf den politischen Großkonflikt. Und der Westen mit den USA und Europa angesichts der drohenden Kriegsgefahr im Nahen Osten -eventuell sogar atomar? Europa blickt wie immer in Richtung USA und hofft darauf, dass von dort die politische Eindämmung bzw. Lösung kommt. Politisch selbstständig agieren in den Konflikten Ukraine und Naher Osten ist immer noch nicht die Stärke Europas.
Klaus Reisdorf

In Ihrem Artikel stellen Sie zu Recht fest, dass das ungelöste Palästinaproblem nach wie vor der eigentliche Kern des Nahostkonfliktes ist und dringend einer Lösung zugeführt werden sollte. Dazu muss insbesondere Israel sich bewegen – nach illegaler Landnahme und Zersiedelung der besetzten Gebiete, mit gleichzeitiger Unterdrückung und Entrechtung der rechtmäßigen Eigentümer auf eigenem Grund und Boden (!!), dies seit dem 6-Tage-Krieg, nunmehr nach ca. 6 Jahrzehnten (!!). Dies gilt insbesondere für Netanjahu, dessen regelrecht palästinafeindliche Politik einer gerechten friedlichen Lösung im Wege steht. Für jemanden, der die Geschichte Palästinas kennt, ist nicht nachvollziehbar, dass und wie Netanjahu sich damit brüstet, die Zweistaatenlösung abzulehnen. Zum Zeitpunkt der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 waren Juden eine Minderheit von ca. 30%, denen gerade einmal ca. 10 % des Landes rechtlich gehörte. Defacto verfügt Israel heute fast über das ganze ehemalige Palästina, welches es sich mit Gewalt einverleibt hat, unter Missachtung von UNO-Resolutionen und der Genfer Konvention der Menschenrechte. Nicht umsonst haben Amnesty International und Human Rights Watch Israel, mit detaillierter Begründung, beschuldigt, ein Apartheidstaat zu sein, der für sein rechtswidriges Verhalten bestraft werden sollte. In Deutschland wird dieser Sachverhalt meist nicht wirklich wahrgenommen, da man wegen der Holocaust-Schuld meist, wenngleich häufig undifferenziert, stets an der Seite Israels stand und steht. Im Falle einer offenen zielgerichteten Diskussion muss diesen Tatsachen Rechnung getragen werden!
Hael Mughrabi

Der Aufmacher der Zeit, „Die brutale Logik von Schlag und Gegenschlag“, wiederholt eine ungerechte Gleichstellung des Angegriffenen mit dem Angreifer, die ich seit Jahrzehnten betrübt beobachte. Jetzt, wo ich meinen eigenen Satz noch einmal lese, fällt mir auf, dass es vielleicht nicht einmal mehr allen klar ist, wer Angreifer, und wer Angegriffener ist. Israel ist als Opfer von Hass, Krieg und Terror, und als Zielscheibe von Auslöschungs-Fantasien definitiv nicht einer von zwei Streithähnen. Es wird Zeit, dass dieses ungerechte Denkschema endlich überwunden wird, besonders in einer sich als intellektuell verstehenden Zeitschrift, wie der Zeit. Erst auf Seite 56, im Feuilleton, kommen zwei tapfere Menschen zu Wort, die erklären, warum sich der jüdische Staat auch mit Vehemenz verteidigen muss. Warum können wir hier in Deutschland nicht klar Ross und Reiter benennen? Glaubt etwa wirklich jemand hier, dass Israel weiter Krieg führen würde, wenn die palästinensischen, die libanesischen, die iranischen und die weiteren Terrororganisationen rundherum ihre Mord- und Vernichtung-Aktivitäten einstellen würden? Und glaubt jemand ernsthaft, dass das Morden gegen Israel beendet würde, wenn das vielfach angegriffene Land aufhören würde, Verteidigungskriege zu führen? Die hier in Deutschland alltägliche Gleichsetzung des Opfers mit den vielen Tätern rundherum, ja, schlimmer, die Täter-Opfer-Umkehr, sollte endlich abgelöst werden durch klare Formulierungen. Eine der wenigen, die das bereits tut, ist die Außenministerin, der dafür Anerkennung gebührt.
Christian Schulz

Iran wird hier als Gefahr dargestellt, obwohl Israel die Gefahr in der Region ist und es schon immer war, mit freundlicher Unterstützung USAs und der EU. Aber nein, kein Wort vom Autor über das jetzige Leid und die Demütigung der Palästinenser, über die beispiellose Vertreibungspolitik seit über 58 Jahren, der Jahrzehntelangen Massaker an Palästinenser, keinerlei Kritik zum staatsterroristischen Anschlag auf das iranische Konsulat und den gezielten Tötungen. Nein, der Autor dreht das ganze einfach nur um und erwähnt so oft „iranische Gefahr“ oder „Massaker von Hamas am 7.Oktober“, etc., mit der Absicht, dass diese Schlagwörter in den Köpfen von opportunistischen Lesern hängen bleiben und die eigentlichen Tatsachen und Wahrheiten nicht entlarvt werden. Das nennt man Propaganda. Wie Aldous Huxley sagte: The propagandist’s purpose is to make one set of people forget that certain other set of people are human.”
Inan Khan

 


 

Leserbriefe zu „Wut“ von Feridun Zaimoglu

Feridun Zaimoglus Artikel ist wundervoll; er hat ja so recht!
Klaus Busch

Besten Dank, Herr Zaimoglu! Besten Dank für diese klaren Worte über das zeitgenössische Theater. Ihre emotionalen Empfindungen könnte kaum jemand treffender zum Ausdruck bringen, und es sind derer viele Theaterbesuchende, die Sie auf Ihrer Seite haben. Ein Freund schrieb mir in der Pause aus dem Theater, er wollte Tschechows „Drei Schwestern“ mit seiner Frau sehen. Er wäre völlig verwirrt: Ein Ein-Personen-Stück und von Tschechow keine Spur. Da lag die Flinte im Korn: Gespielt wurde ’nach‘ Tschechov, völlig neu geschrieben und deshalb mit dem Original nicht mehr vergleichbar. Dahingehend an einem anderen Theater Molières „Eingebildeter Kranke“, überschrieben, wie es hieß, d.h. aktualisiert und unverkennbar auf die Bühne gebracht: Genuss pur, das Publikum jubelte, es gab Standing Ovations, was in der Schweiz was heißen will. Es ist davon auszugehen, dass Theaterbesuchende mehrheitlich an Literatur und dem Weltgeschehen interessiert sind. So gesehen haben Sie absolut recht, wenn Sie schreiben, dass ein Theater keine Volkserziehungsanstalt ist. Theater darf aufrütteln, unterhalten, anregen, trösten, erhellen und bereichern. Es darf zum Denken anregen, doch bitte nicht in der Art, dass bei Text, Sprech- und Spielweise, Bühnenbild und Kostümen, sofern existent, jede Sekunde krampfhaft überlegt werden muss, wie das alles zu interpretieren sein könnte. So wird jeder Theaterabend zur Tortur und das Publikum zu ratlos gaffenden Toren. Zeigen wir in Zukunft deutlich, wie uns Inszenierungen. Das Regiertheater tut es nicht mehr.
Eva Sattler-Büchner

Der wortgewaltige Beitrag dürfte vielen aus der Seele sprechen, auch mir, beschreibt er doch treffsicher, was Theaterzuschauer zunehmend vertreibt. Mit Feridun Zaimoglu kommt diese herbe Kritik zum Glück aus dem Literaturbetrieb selbst, niemandem, dem man Ignoranz in diesen Dingen unterstellen wird. Kein Dirigent käme auf die Idee, eine Beethoven-Sinfonie umzuschreiben, weil er diese Musik nach seinem Geschmack der Gegenwart anpassen möchte. Im Sprechtheater passiert aber genau das. Nicht sanfte Modernisierung der Texte, Stücke werden bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Traut man dem Publikum nicht zu, Dramen und deren Sprache so zu verstehen, wie der Autor sie einst geschrieben hat? Welche Arroganz! Ich wünschte mir, die wütenden Zurufe von Feridun Zaimoglu fielen auf fruchtbaren Boden, es wäre Zeit.
Bernard Bengs

William Shakespeare: „Männer in Wut schlagen diejenigen, die ihnen das Beste wünschen.“ – Der ganzseitige WUT-Text (mit großverzerrter Wut-Maske theatralisch im Mittelpunkt der ZEIT-Seite) von Feridun Zaimoglu in DIE ZEIT für und ins Feuilleton „lanciert“ – wird zudem uns Lesenden in der ZEIT-Zusatzbezeichnung als Verdeutlichung mitgeteilt, dass der Autor dieses Feuilleton-Textes (geboren 1964 in Bolu/Türkei):„…zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern gehört“. Fragt man aber landauf-landab die Menschen im Volk nach diesem Namen des mit „wichtigsten deutschen Schriftstellers“ – kennt diesen kaum jemand und zudem kann der Name auch nicht phonetisch korrekt ausgesprochen werden… Es sei somit doch zudem erlaubt, zu hinterfragen: wer den Autor Feridun Zaimoglu zu den „wichtigsten deutschen Schriftstellern“ zählt – und ob hierbei in dieser Überhöhung ebenfalls auch das Prädikat: einer der bedeutendsten literarischen zeitgenössischen deutschen Schriftsteller mit einverflochten sei… Eigentlich sollte doch Feridun Zaimoglu eher als türkisch-deutscher Autor erkennbar sein – und nicht ausschließlich als „deutscher Schriftsteller“? DIE ZEIT scheint hier fast wie im Sportbusiness (den entsprechenden Sportsmenschen schnellstens total „einzudeutschen“ – fürs sportlich-deutsches Image zu den nationalen Erfolgsaussichten) mal „schnell“ einen türkisch-deutschen Autor zu einem der wichtigsten deutschen Schriftsteller positionierend zu verdeutlichen! Haben denn die anderen wichtigen deutschen Autorinnen und Autoren (genauer literarisch gekennzeichnet: SchriftstellerInnen) den Autor Zaimoglu in ihre hohe Zunft mit erhöht, oder wie und was und wer dokumentiert solche hoheitlichen Vergaben zu einem der „wichtigsten deutschen Schriftsteller“ in der Bundesrepublik Deutschland…
Das nicht nur nebenbei vermerkt und bemerkt – und dann wird von Feridun Zaimoglu so eigenartig heftigst aus der schriftstellerischen Hüfte gegen das moderne Theater geschossen, ein „Romeo-und-Julia“-Stück in Bausch und Bogen abgehalftert: „Die Regisseurin darf sich selbstverständlich der Originaltreue verweigern. Ich sitze auf meinem Platz und denke: Was stimmt nicht, und weshalb bin ich gelangweilt? Es geschieht nicht zum ersten Mal, dass ich Zeuge der Infantilitätsschübe von erwachsenen Männern und Frauen werde. Ich möchte am liebsten aufstehen und einen Schuss abfeuern – warum? Weil die Regie die wunderbar mehrdeutige Geschichte von Shakespeare versaut hat. Weil sie ein prächtiges Bühnenspiel banalisiert hat. Weil mir das Wohngemeinschaftsdeutsch der Darsteller in den Ohren gellt. Weil ich es satthabe, dass Schauspieler sprechen, wie man es ihnen in der Schauspielschule beigebracht hat, sie sprechen als hätten sie Schlamm am Gaumen, den zu schlucken sie überfordert. Das Theater-Theater ist mir unerträglich…“
Was eigentlich erwartet ein moderater-moderner Zeitgeist-Beteiligter?, ein doch wohl innovativer Feridun Zaimoglu von der emanzipierten Moderne im deutschen Theater – soll alles nach altherkömmlicher Prozedur auf der Bühne des Theaters abgespielt und abgespult werden, sollen die Schauspielerinnen und Schauspieler mit einer Marmormurmel im Mund die verdeutschten Shakespeare-Texte (a la: Schlegel-Tieck, Baudussin, Wieland-Eschenburg, Voss) hochdramatisch und überdeutlich und mit dem Sprachduktus der klassischen Verklärung, uns vorsprechen… Werter Theatergänger Zaimoglu – dann sollten Sie auch ganz dringlich das ganze abstrakte Kunstprogramm der Malerei und Bildhauerei usw. aus den Museen entfernen lassen oder aber jeweils die Bilder und Skulpturen verhängen: damit das Wunder der naturbildhaften Malerei z.B. bis ins kleinste Detail mit dem Haar aus der Nasenöffnung im Portrait noch kunsthistorisch erkennbar verbleibt… Darf gerade noch van Gogh gelten und kein Malewitsch: der mit seinem „schwarzen Quadrat“ (von 1915) das Ende der Malerei kunstdiktatorisch damals verkündete… Nichts ist mehr irgendwie erkennbar, es wird bildtechnisch dramaturgisch die Leinwand in eine nervöse Gegenwelt verwandelt und immerhin hat Picasso konsequent verdeutlicht: „Ich kann nicht abstrakt malen!“ Dennoch oder gerade deswegen: haben wir ihm (als moderne Instanzen der Intellektualität) die Verundeutlichungen seiner malerischen Botschaften weltweit abgenommen, ihn zum bedeutendsten Maler und Künstler hochgejubelt, selbst wenn er von sich behauptete: „Ich kann aus Scheiße Gold machen!“ Was übrigens Piero Manzoni (mit konkretem Familiennamen: Conte Meroni Manzoni di Chiosca e Poggiolo) als Konzeptkünstler verwirklichte: seine persönliche 30-Gramm-Scheiße einst in Dosen (abgefüllt) wurde, dann endlos teurer als Gold auf dem Kunstmarkt gehandelt bleibt: falls solch eine Scheiß-Dose auf dem Kunstmarkt überhaupt käuflich sei, -und es werden über 120.000 Dollar zurzeit dafür bezahlt. Dekadenz oder Degeneration – nein: ohne das Scheißen des Künstlers auch keine Kunst! Wir alle benötigen den Darm samt Inhalt für unsere Lebensexistenz. Und somit ist es doch nachvollziehbar, dass sich zumindest ein Künstler für seinen überlebensnotwendigen Darminhalt (öffentlich) interessiert, sich coram publico derart-unartig „verausgabt“ – und dies per jeweiliger ausgekoteter Verdosung zur abgezählten 90-Dosen-Auflage (im Jahre 1961) den entsprechenden SammlerInnen offeriert…
Scheiß drauf oder Scheißspiel!?! Und in welcher idealisierten Kunst-Welt lebt möglicherweise bzw. woran orientiert sich dieser so benannte „mit wichtigste deutsche Schriftsteller“, dessen türkische Wurzeln in der Verdeutlichung in DIE ZEIT nicht mehr aufgeführt werden – scheinbar diese mitbeteiligte türkische Lebensbühne keine Mit(be)deutung mehr habe? Auch die Aufführung des „Hamlet“ im/zum Theaterbesuch des Feridun Zaimoglu hatte keine persönliche Gnade vor seinen Augen und Sinnen gefunden: „Keine zwei Wochen später (nach „Romeo und Julia“) sitze ich wieder im Parkett, in einem anderen Theaterhaus, ein Darstellerstar der Gegenwart nestelt an der Pappkrone, die ihm wegen seines heftigen Gezappels in die Stirn rutscht, der Goldglitter bleibt an seinen Fingerspitzen haften, er saugt wie ein Kleinkind an den Fingern, und weil ihn die Stille überfordert, versucht er sich in Daseinsdeutungen, er spricht im gängigen Jargon der heutigen Zeit, es wäre gut, wenn seine Lippen zu einem Schnabel auswüchsen, einem Schnabel zum Schlammstochern, denn dann tropften ihm die blöden Worte als Seim auf den Boden, dieser läppische Held auf der Bühne hat mit dem hochdeutigen Hamlet nichts gemein. Der Regisseur, der die Neuschreibung des Klassikers verantwortet, legt ihm furchtbar öde Worte in den Mund, es sind die Parolen eines Politkaspers, es ist die Weltkennzeichnungsprosa eines Strebers. Wer aber ist Hamlet wirklich…?
Vielleicht weiß Feridun Zaimoglu, dass zu den Lebenszeiten des „Shakespeare“ zu dessen (?) Aufführungen: die einfachen Leute des Volkes im Parkett standen und dabei auch ihre mitgebrachten Fressalien aufkauten, die Stimmungen je nach Laune und Lust des Momentes dort im Publikum bis voll laut oder aber beleidigend waren gegenüber den SchauspielerInnen, schon mal Obst oder sonstiges Gemüse auf die Bühne flog… Nein – so klassisch-hochheilig liefen jene realen Shakespeare-Zeiten nicht ab – es war pure Unterhaltung mit dem zu verdauenden Niveau des anwesenden (oft schlichten-uneingebildeten) Menschenansammelns und von wegen: hier gilt es nur der Kunst, der schönen-hochgeistigen Sprache… – das alles kam erst sehr viel später uns shakespearomanisch unausweichlich eingetrichtert! – Und die deutschen Übersetzer ließen so manches deftige Wortspiel des genialen Shakespeare (oder der hinzu mitbeteiligten Autoren?) unübersetzt unter den Tisch fallen: nicht nur wegen der Zensur, sondern auch aus persönlichem Gezwänge sich eventuell durch diesen Dramatiker anteilig „entmenschlichter“ zu fühlen ob des (eigenen) zeitanteiligen guten Geschmacks des vorgegebenen Zeitbefindens… Auch das ist eine entkultivierte Kultura der Austilgungen gegenüber der Vorhandenheit des Künstlers und seines originalen Quellenmaterials.
Goethe war ein Bewunderer der Shakespeareschen Dramatiken – und nicht ganz nebenbei: am Weimarer Theater wurden zudem ca. 280 Mozart-Opernaufführungen (u.a.: „Die Zauberflöte“, „Entführung aus dem Serail“, „Titus“, Don Giovanni“) aufgespielt – Goethe war seinerzeit der Direktor dieser Weimarer Schaubühne! Und nicht zu vergessen: insgesamt auch der Maitre de Plaisir für den Herzog und seine Hofschranzen – unter dem absoluten Motto und Zwang: bloß keine Langeweile für den hohen Adel aufkommenzulassen! Erst als die Lieblings-Maitresse des Herzog Carl August vehement gegen Goethe polemisierte, dem Fürsten der Unterleib der Karoline Jagemann wichtiger schien: denn Goethe als Impresario der theatralischen Unterhaltung für den Hof, musste Johann Wolfgang von Goethe weichen und das Gastspiel „Der Hund des Aubry des Mont Didier oder der Wald bei Bondy“ hatte den (Maitressen-erwünschten) Hund als Hauptdarsteller auf dieser Bühne durchgesetzt… Goethe aber wollte so nicht „auf den Hund „ gekommen sein, zog sich (äußerst beleidigt) aus dem Weimarer Theaterleben zurück!“ Zu einem Künstler-Bekannten soll er gesagt haben: „Die aristokratische Erektion eines regierenden Fürsten ist in unserer Zeit immer auch der unausweichliche Dirigentenstab für das Theater!“
Kommen wir zurück zu Zaimoglus Wunschdenken und den Wunschbildern einer verflossenen Theaterzeit mit ganz viel Verve für die hochfeine Sprache der Sprachverkünstelungen und natürlich wohl auch für die Augenweide an schönen Bühnenbildern, zudem erwünschte gesternwärts ausgerichtete vernunftvoll strategische Regisseure des Urvertraulichen aller Vertrautheiten eines nachvollziehbaren Regieablaufes ohne die verfremdlichen Hintergründe und zeitfrechen hinzugedichteten Hintergedanken ad hoc in die Moderne… Feridun Zaimoglu hat hier die kunstkurvige Alternative bzw. Rückholung des vertraulichen Normativen fürs Theater und für den Hamlet „treudeutsch“ mit türkischem Honig durchzuckert, anbiedernd (?) anzubieten: „Hamlet ist der vielgesichtige Prinz, seine Geschichte ist die Geschichte vom Sturz in die Träume, den man nur durch den Sturz in die Worte bebildern kann.. Ich aber sehe auf der Bühne keinen Hamlet, ich sehe einen fingerschleckenden Pappkameraden, dem der Ruhm zu Kopf gestiegen ist, er wird morgen „Woyzeck“ oder „Wilhelm Tell“ oder den Hauptdarsteller in Jelineks „Bambiland“ ähnlich sprachunlustig spielen, er wird schnaufen und speien, bellen und brüllen und weil ihm aber die Worte im Munde verwesen, wird es ihm nichts nutzen. Es geht also im Theater immer nur um das gesprochene Wort. Und doch könnte man Taubstumme mit den Händen reden lassen, zwischen zwei Flutlichtlampen, die das Publikum blenden, die stummen Frauen und Männer wären korrespondierende Schatten, man hörte das mikrofonverstärkte Rascheln der Ärmel und das spuckfeuchte Gezischel. Die Zuschauer würden unter einigen Schmerzen hinschauen können, die fliegenden feuchten heißen Hände redeten bis zur Verausgabung, es wäre eine Unheimlichkeit, es wäre der Beginn einer Geschichte. Und wieder warte ich auf die Pause und fliehe ins Freie, hinter mir klirrende Sektflöten, hinter mir ein dröhnendes Nichts.“
Werter entflohener Feridun Zaimoglu – nein und nochmals nein zu ihrer Veräußerung bezüglich der ihnen missfallenden Theaterinszenierungen: „…Es sind nicht die Friseure, es sind nicht die Frauen auf den Friseurstühlen, die die besseren Geschichten erzählen. Man sollte auf der Bühne leise und lebhaft sprechen, nicht wehmütig, aber mit leichtem Schmerz in den Wangen, man sollte in die unscharfen Worte stürzen, dass die Haare knisternd erwachen. Die Angst vor den allnächtlichen Windstößen im November muss wieder beschrieben werden. Es müssen auf der Bühne die Menschen verschwinden, die Fremdwörter sprechen; es müssen gestrichen werden die Laute der Gefühlserregung der Aktivisten, die auf den Marktplätzen in die Mikrofone brüllen sollen: Im Theater haben sie nichts zu suchen. Wir leben in den Tagen der Auflösung der Subjekte und des Zerfalls der Städte – also müssen sich die Theater wieder als Stadttheater verstehen…“ Goethe aber schreibt zu William Shakespeares Vorbildfunktion und als einbezogener Mitanregender des Sturm und Drang: „Schäkespears Theater ist ein schöner Raritätenkasten, in dem die Geschichte der Welt vor unsern Augen an dem unsichtbaren Faden der Zeit vorbeiwallt.“ Na bitte – da kam doch auch unser aller Goethe in Wallungen!
Sie, werter Feridun Zaimoglu: sind doch auch aus der fernen Fremde gekommen – unfreiwillig zwar in den türkischen Windeln – mitgenommen von den Eltern als Einjähriger nach Deutschland in diese babyhaft unerkennbare Fremdheit, die ihnen aber später nichtmehr befremdlich sein konnte… „Sie erklären: Meine Muttersprache ist deutsch!“ Was also soll es bedeuten, wenn Sie da persönlich kundtun: „…Es müssen auf der Bühne Menschen verschwinden, die Fremdwörter sprechen…“ – Kommen Sie doch nicht auf dem fliegenden Teppich daher und erschaudern unter sich in den Theatern der Unverständlichkeiten für ihre deutschsprachliche klassische Gemütsauffassung und ihren persönlichen Geschmack – da Sie ja besonders „…zu den wichtigsten deutschen Schriftstellern“ berufen werden. Jede Zeit kann sich irren und wohl auch DIE ZEIT in ihrer Hingabe als Vermittlerin zu einer ganzseitigen Theaterschelte – die letztlich nichts anderes darstellt: als denjenigen bedenklichen Regisseuren und Regisseurinnen und Schauspielern/Schauspielerinnen wortbildlich in die Fresse zu hauen: als ob dieser Feridun Zaimoglu in seinen operativen Verdeutlichungen wahrhaftig mutig sich dem Zeitgeist entgegenstellt und konservativ-tragisch feststellt: „Wir wollen die Scham wieder entdecken. Wir wollen uns verhüllen, denn die Nacktheit auf der Bühne ist eine überkommene Darstellungsform, die uns vom Schauen abhält. Das Glotzen bekommt unseren Augen nicht. Das Sitzen auf den gut durchbluteten Gesäßbacken bekommt der Kultur nicht. Es wieder verzweifelter gespielt und besessener geschaut werden…“
Das gesamte Textkonvolut WUT des Feridun Zaimoglu kann aus meiner RvM-Leserbriefschreibersicht (mit über 1000 Theaterbesuchen in der Rückschau) nur als ein Zaimoglu-Theaterdonner gelesen und in die Papiermühle entsorgt werden und taugt nicht einmal: um einem bunten Bazar eine unnötige Ordnung zu verordnen… Ich darf dabei an eine „Begebenheit“ außerhalb der Bühne erinnern: Zwei Irre im Garten des Irrenhauses sehen einen großen Regenbogen – und der eine bemerkt zum anderen erbost: „Für das haben ´se Geld – aber uns lassen ´se nicht studieren!“ Mit anderen Worten: Die Theater müss(t)en die verrücktesten Bühnen der Welt sein – damit wir dadurch den Spiegel unserer Menschenverrücktheiten vorgehalten bekommen! Alles andere wäre doch unsäglich langweilig – das Theater reagiert doch nur auf die vorgegebenen Realitäten des Lebens und konzentriert sich in den Zeitraffern auf möglichst treueste Wiedergabe! Diesen ewigen Wahnsinn des Menschseins sollte Feridun Zaimoglu stets theatralisch berücksichtigen, auch wenn er sich auf seinen ewigen Shakespeare beruft: dem doch zeitlos-verrücktesten Genie aller sterblichen Verrückten… Mehr herausgewilderter Inhalt aus der Menschheitsgeschichte geht nicht – auch bei den noch so interpretatorischen Zeitgeistern einer jeweiligen Theateranwesenheit: inclusive all der angebeteten Götter in den imaginierten Himmeln unserer unglaublichen Phantastereien. Es sind „die Bretter, die die Welt be/deuten!“ – (der Anteil eines Gedichtes „An die Freunde“ von Friedrich Schiller geprägt). Also bitte auch in und zu den modernen Inszenierungen alter Texte: kein Brett vorm Kopf sich anzumaßen bzw. anzupassen: „Ewig jung ist nur die Phantasie/ Was sich nie und nirgends hat begeben/Das allein veraltet nie!“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Ja, ja, ja! Genau deshalb gehe ich nicht mehr ins Theater und bin wirklich ratlos, wie ich junge Menschen für dieses blöde Zeug begeistern soll. Aber ich freue mich immer auf die Vorstellungen der Schüler unserer Schule- echt, zeitgemäß, wunderbar. Leider hatte der DS- Kurs im Mai seine Vorstellung. Herr Zaimoglu ist herzlich eingeladen im nächsten Jahr!
Stefanie Rosken

Mit großem Interesse lese ich den Artikel von Feridun Zaimoglu „Wut“ in Ihrer letzten Ausgabe und schwanke zwischen Lachen und Weinen, was ja viel Wert ist – wenn ein Text einen so gar nicht kalt lässt. Zutiefst erfüllt er mich dann auch mit Genugtuung (ich weiß kein sympathisches Geständnis, dennoch): Danke, Herr Zaimoglu! Sie sprechen endlich aus, was lange schon beanstandet werden muss: was auf deutschen Bühnen passiert, ist lasch, tendenziös oder ideologisch aufgeplustert, in jedem Fall somit unrelevant für den größten Teil der Bevölkerung. Selbstreferenziell ist es meines Erachtens schon lange – mal mehr, mal weniger und hier und da. Aber der Verfall in Manierismen in diesem Ausmaß ist neu – und kann dennoch nicht verwundern. Ich wundere mich aber, dass Sie, Herr Zaimoglu, einen Zusammenhang nicht herstellen, der für mich evident ist. Das, worüber es notwendig wäre, sich gemeinsam zu beschäftigen – was meiner Meinung nach kein öffentlicher Raum besser kann als das Theater – wird komplett ausgelassen. Und wo ein schwarzes Loch ist, kann nichts anderes wachsen. Solange die Theaterschaffenden nicht anfangen, sich mit der Aufarbeitung der Pandemie zu befassen, werden wir da sitzen und uns langweilen – oder nicht mehr hingehen. (Das gilt natürlich für die Gesellschaft im Ganzen ebenso, Politikerinnen und Sie, liebe Journalisten, allen voran – aber hier geht es ja nun ums Theater.)
Aber: davor hat selbstverständlich jeder Theaterschaffende große Angst. Ach, woher denn, nein, nein, das will doch keiner sehen, es ist ja endlich geschafft und vorbei und außerdem wurde doch wirklich genug drüber gesagt. Solange auf keiner deutschen Bühne mal jemand sagt – oder besser noch spielt: „Oh nein, wir waren alle Teil einer Massenpsychose. Aber oh ja, nun machen wir uns dran und schauen uns die kleinen und großen Traumata an, wir wringen sie aus, wir schreien sie raus, wir werden ganz still, und uns wird klar… die nächste Pandemie kommt, was machen wir da?“ braucht eigentlich keiner mehr hingehen. Nur wird sich das keiner trauen. Ich behaupte das, weil ich im Theater tätig war und mir deshalb hier einmal anmaße, über die Kollegen zu urteilen. Theater war meine Welt, ich habe viele Jahre darin mitgearbeitet, selbst Regie geführt und einige Zeit ein freies Theater mit geführt. Als die Pandemie kam und ich eine Performance anbieten wollte, bei der unsere Zuschauer einzeln ins Theater kommen könnten, um von mir umarmt zu werden, riefen die Kollegen „das kannst Du nicht machen, die werden uns das Theater zumachen, wir werden nie wieder Fördergelder bekommen…“ Da hatten uns DIE das Theater längst zugemacht. Und mein Anfang vom Ende beim Theater war gekommen. Ich hatte zuvor angenommen, frei zu sein in dem, was ich erzähle und tue. Das mache ich heute nicht mehr.
Herr Zaimoglu, Sie sprechen in ihrem Text vermutlich von Stücken aufgeführt in Staatstheatern. Oder zumindest Landes- oder Stadttheatern, sprich von solchen, die institutionell gefördert werden (und nicht für jedes Projekt einzeln Gelder bekommen, für deren Beantragung in der FREIEN Szene mit Fingerspitzen erfühlt werden muss, was nun genau erzählt werden soll – nein: sollte.) Man könnte meinen, in diesen Institutionen müsse die Angst vor Kritik am Bestehenden, Verordneten nicht existieren, sie seien ja grade dafür geschaffen, Kritik zu üben, aufzubrechen, voranzugehen… oder nicht? Könnte man. Ich hoffe darauf. Denn ich würde gerne Ihre nächste Theaterrezension lesen – mit dem Titel „Mut“.
M. Fischer

 


 

Leserbriefe zu „Brauchen wir Gedichte, Herr von Ammon?“. Gespräch mit Frieder von Ammon geführt von Hella Kemper und Maximilian Probst

Danke für den Artikel zum immer aktuellen Thema Lyrik. Ich vermisse sehr das vormals zu einem festen Bestandteil jeder ZEIT-Ausgabe gehörende „Gedicht Woche“, denn es kam oft zu interessanten Erstbegegnungen mit vielen AutorInnen und ihren kreativen Ausdruckmöglichkeiten. Bitte lassen Sie diese Tradition wieder aufleben!!
Hans-Otto Kaufmann

Endlich! Endlich sagt einmal jemand, was Lyrik für den Alltag und für jeden Menschen bedeuten kann. Keine Einwände! Überhaupt keine Einwände. Vielen Dank, Herr von Ammon, dass Sie auch mit dem altbackenen Klischee aufräumen, die Schule verderbe und verleide jungen Leuten das Gedichte lesen! Schüler bearbeiten lieber Gedichte als langwierige und verhedderte Romane. Man muss sie lediglich an die sprachliche Dichte der Gedichte heranführen, dann merken sie, wie reich Sprache sein kann. Wer jetzt lacht oder ungläubig zweifelt, der hat keine Ahnung von Deutschunterricht in der Schule oder vermeidet das Thema Lyrik aus Bequemlichkeit. Das schreibt jemand, der seit 25 Jahren überzeugt und erfolgreich Lyrik an 16-20-jährige Menschen heranträgt. Auch die Zeitredaktion sollte sich ein Beispiel an Herrn von Ammons Ausführungen nehmen: Veröffentlichen Sie mehr Gedichte und besprechen Sie mehr Gedichtbände!
Gerrit Walter

Ich kenne niemanden, der ein Gedicht liest! Herr von Ammon spricht vielleicht von einem Prozent der Bevölkerung, die ein Gedicht ganz dringend für ihre Seele brauchen. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Heizungsbauer, der gerade meine Heizung wartet, ein Gedicht braucht, um eine Balance zwischen seiner Emotionalität und seinem Intellekt zu finden. Auch die Verkäuferin beim Bäcker erscheint mir nicht darauf zu warten, dass ihr durch ein Gedicht neue Räume geöffnet werden oder dass sie eine Gegenrealität mit selbst gewählten Gesetzen schaffen möchte. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die erschöpfte Pflegerin, der LKW-Fahrer, mein Freund der Dachdecker, der Elektriker, der Bauarbeiter etc. ein Gedicht benötigen, um die Realität besser zu verstehen. Ich selbst bin ein Vielleser und „benötige“ täglich Sprache – habe aber äußerst selten den Wunsch nach einem Gedicht. Sehr oft erschließt es sich mir gar nicht, was mir der Dichter sagen will. Könnte es sein, dass Herr von Ammon evtl. nur aus seiner kleinen, winzigen Perspektive darauf schließt, was „wir“ unbedingt brauchen? Vielleicht sollte man ihm mal ein Gedicht darüber schreiben, wieso 99 % der Menschen es schaffen, ohne Gedichte gut zu leben?
Dieter Lohfelder

Freder von Ammon spricht mir aus dem Herzen, wenn er die Vorzüge von Gedichten für den Menschen hervorhebt. Das laute, artikulierte Lesen empfiehlt er, vor allem auch im Unterricht mit Grundschulkindern, für die er zu Recht auch eigene Schreibversuche hervorhebt, zum Beispiel mit Haikus. Gute Erfahrungen habe ich auch mit „Elfchen“ gemacht. Und auch da ist gerade die Vorgabe einer verbindlichen Form ein besonderer Anreiz, eine Hilfe. Das fördert das Spiel mit der Sprache. Da staunt man dann über die Kreativität der Kleinen und den Spaß dabei. Leider führen Gedichte in den Buchläden mittlerweile ein Nischendasein. Ich persönlich halte es da mit Rose Ausländer: „Noch//Noch eine Zeile/ein Wort/eine Silbe/ein Buchstabe/ein Punkt//
Erwin Will

Es wäre schön gewesen, diese und weitere Informationen hätten meine Mitschüler und ich vor Jahrzehnten auf der Schule im Deutschunterricht bekommen, wo wir Gedichte und anderes interpretieren sollten oder mussten, ohne dass uns der Deutschlehrer erläutert hätte, was das genau bedeutet und wie man das machen kann. Dementsprechend habe ich mich mit Interpretationen von künstlerischen Werken herumgequält für nur mittlere Noten, während ich sonst eher guter Schüler war. Ich habe mir das nötige Wissen dann aus Büchern nach Empfehlung anderer Lehrer und später auch intuitiv angeeignet, schließlich so weit, dass ich selbst Gedichte geschrieben habe um meine Lebensprobleme und später Gesellschaftsprobleme und teils Lösungen davon und Haltungen dazu zu ver- oder er-arbeiten und auszudrücken. Die Gedichtform hilft mir mich zu zwingen etwas kurz oder kürzer und prägnant auszudrücken, was sonst bei mir eher leicht zu lang oder komplex wird. Einige habe ich der ZEIT ja schon im Rahmen von Leserbriefen zugesandt. Eine besondere Herausforderung war meinem Sohn bei Schularbeiten mit Bearbeitung von Gedichten zu helfen, ohne ihm die eigene Arbeit einfach abzunehmen. Ich bevorzuge dafür meist sogenannte leitende Fragen, durch die er selbst auf die nötigen Beobachtungen und Beurteilungen kam. Da gab es durchaus anspruchsvolles wie das KZ-Gedicht „schwarze Milch der Frühe“, oder einen Aufsatz zu der Frage ob oder warum nicht man als Schüler Schlag-knüppel zwecks sportlicher schlagender Auseinandersetzung verwenden könnte oder sollte.  Ich denke er hat es mit meiner Anleitung leichter und effizienter geschafft im Deutschunterricht als ich früher mal.
Peter Selmke

Herzlichen Dank für das sehr schöne Gespräch.    „Sprachkürze gibt Denkweite.“ – Jean Paul. Wie herrlich! Mir fällt auch die puristische Sprache in Goethes Faust ein, und seiner Freude an Rhythmus.
Michael Scheppler

 


 

Leserbriefe zu „Und was hab ich davon?“ von Kolja Rudzio

Die geplante Reform der Kindergrundsicherung kann nur als komplettes Desaster bezeichnet werden. Ganz sicher brauchen wir nicht zu diskutieren, dass in Armut lebende Kinder in einem so reichen Land wie Deutschland ausreichend finanziell unterstützt und die betroffenen Familien beraten, betreut und gefördert werden müssen. Aber das jetzt drohende, zusätzliche Verwaltungsmonster kann nicht der Ernst von Frau Paus sein. Wer sich so etwas ausdenkt, heute 5000 neue Stellen für notwendig hält, aber morgen diese Zahl revidiert usw. hat auf den Stuhl eines Bundesministeriums nichts zu suchen. Herr Scholz walten Sie Ihres Amtes und ersetzen Sie diese Frau durch eine kompetente Person.
Matthias Adelsberger

Dieser Wirrwarr und dieser Dschungel von Kinderhilfen sind einfach nicht zu glauben. Man muss es sich vorstellen, da werden finanzielle Hilfen so angeboten, dass keiner mehr durchblickt, und dann kommt der Staat, der das ja zu verantworten hat, und will eine neue Behörde schaffen, die dem Bürger beim „Durchblicken“ helfen soll. Einfach kafkaesk.
Manfred Mengewein

Die geplanten Zentren für Familienservice drohen bereits vor Gründung zu „Häusern, die verrückt machen“ zu mutieren (vgl. Asterix: Passierschein A38). Meine Tochter ist vor kurzem für ihre betriebliche Ausbildung ausgezogen und hat Wohngeld bei der neuen Gemeinde beantragt. In diesem Vorgang konnten wir viele Eigenarten der Behörden kennenlernen, z.B. dass man zunächst einen negativen Bescheid für Bundesausbildungsbeihilfe vom Arbeitsamt benötigt – man also eigentlich zwei Anträge stellen muss, und manche Formulare zwar gleich heißen, aber trotzdem falsch sind, wenn sie für eine andere Leistung genutzt werden. Wir hatten mit Verzögerungen gerechnet und den Antrag bereits sechs Wochen vor dem geplanten Umzug gestellt; heute, sechs Wochen nach dem Umzug, rechnen wir täglich mit dem finalen Bescheid. Und dabei haben wir zwischenzeitlich auch ans Aufgeben gedacht, denn der Weg war mit diversen Rückfragen und nachzureichenden Dokumenten gepflastert, die vorab nirgends aufgeführt waren. Für Menschen mit schlechter digitaler Anbindung (Drucker und Scanner), mangelndem behördlichen Durchhaltevermögen oder gar schlechten Deutschkenntnissen gleicht diese Prozedur einer Tortur. Nicht auszudenken, wenn weitere Abhängigkeiten zwischen Ämtern geschaffen werden. Eine zusätzliche Behörde verträgt das Land einfach nicht mehr.
Oliver Senff

Wir stehen mit diesem Kindergrundsicherungs-Programm dieser Ampel, kurz vor der Geburt eines neuen Bürokratie-Monsters, armes Deutschland, arme Bürger. Einen richtig anständigen Bürokratieabbau dürfte es, nach allen bisherigen Fehlversuchen, wohl kaum, weder mit dieser Ampel noch mit einer anderen Regierung, hier in Deutschland je geben. „Die Bürokratie ist es, an der wir alle kranken.“ (Zitat von Otto von Bismarck, 1815-1898, preußisch-deutscher Staatsmann und 1. Reichskanzler)
Klaus P. Jaworek

Herr Rudzio analysiert im Detail, warum die Kindergrundsicherung ein schlecht gemachtes Gesetz ist: es bringt weder eine wirkliche Vereinfachung im Beantragungsprozess noch ist der neue Familienservice so stark aufgestellt, dass er armen Familien wirklich helfen kann. Was Rudzio allerdings nicht thematisiert ist die Ursache für diese „Fehler“. Ist es wirklich nur ideologische Voreingenommenheit der Grünen gegen die Jobcenter? Oder sind diese Unzulänglichkeiten nicht auch Ergebnis der Kampagne einer neoliberalen Allianz aus FDP und CDU (der bisweilen sogar die AFD beitritt) gegen jede Art von Sozialausgaben? Etwa die unklaren Befugnisse des Familienservice, auf Transferdaten ihrer Klienten bei anderen Behörden zuzugreifen: Ich denke, dies ist genau so gewollt; die Gegner des Gesetzes haben auf diese Weise verhindert, dass es effektiv ist, weil sie den Grundgedanken – eine Bringschuld des Staates – rundheraus ablehnen. Und dass armen Familien nicht geholfen wird, hängt natürlich am fehlenden Finanzvolumen. Die FDP hat erfolgreich verhindert, dass die Ausgaben für das Projekt höher liegen als die bisherigen Transfers. Wenn aber institutionelle Reformen plus Transferleistungen nicht mehr kosten dürfen als Familienleistungen vorher, dann ist logisch klar, dass am Ende für arme Familien nicht mehr herauskommen kann. Bedanken muss man sich dafür bei der FDP, die damit die Meisterleistung vollbracht hat, ihre Ziele zu erreichen, ohne die Koalitionspartner durch ein direktes Veto gegen sich aufzubringen.
Dirk Kerber

Man hat selten einen schmerzlicheren Schildbürgerstreich erlebt als das, was das Bundesfamilienministerium unter Lisa Paus zum Thema Kindergrundsicherung aktuell abliefert. Die Diskrepanz zwischen dem eigentlichen Ziel, nämlich Kindern bedürftiger Familien möglichst transparent und unbürokratisch zu Leistungen zu verhelfen, die ihnen zustehen, und dem vorliegenden Gesetzesentwurf, der alles um die soziale Unterstützung der Kinder durch den Staat neu regeln möchte, könnte nicht größer sein. Das Kindergeld wird zum (unsinnigerweise immer noch einkommensunabhängigen) Kindergarantiebetrag. Das klingt für mich ein bisschen wie Bürgergeld, es steht halt jedem zu. Was für ein ideologisch verbrämtes Familienbild und Verständnis vom Sozialstaat muss man eigentlich haben, um Kinder, quasi unabhängig von ihren Eltern, als Unterhaltssubjekte und zufällige Nachmieter bei ihren Eltern zu definieren. Mir gruselt’s! Es geht doch nicht darum, Kinder aus der Armut zu holen, sondern Kindern armutsgefährdeter Eltern mit staatlicher Hilfe (und vielleicht auch Kontrolle) Chancen zu ermöglichen, die für andere Kinder im Land selbstverständlich sind. Dazu müssen die staatlichen Leistungen möglichst gezielt und unbürokratisch den Kindern zufließen. Zum Beispiel über bargeldlose Leistungsgutscheine oder verwendungsbezogene Zuschüsse. Aber eben auch nur den wirklich bedürftigen Eltern-Kindern und nicht denen, die ihren Kindern schon heute zu viel zumuten – Stichwort: Freizeitstress. Eine Ministerin und ihre Staatssekretärinnen, die nicht in der Lage sind, ihre Beamten und Beamtinnen bei einem für die Koalition so wichtigen Thema zu steuern und die dann der Öffentlichkeit einen derart jämmerlichen und unausgegorenen Gesetzesvorschlag unterbreiten, gehören ausgetauscht.
Peter Breuninger

 


 

Leserbriefe zu „Über den Dackel und seine Zukunft“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre Kolumne lese ich immer als erstes und finde sie meistens großartig und amüsiere mich sehr. Manchmal gucke ich auch betreten zu Boden. Und frage mich, ob ich gemeint bin. An meinem Vornamen können Sie erkennen, dass ich auch schon etwas älter bin. Wenn ich dann unsere 30-jährige Tochter (das älteste Kind von dreien) etwas ärgern will, schicke ich ihr gerne auch mal eine Kolumne von Ihnen zu. Nach dem Motto “guck mal, wie der alte weiße Mann das sieht“! Was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann, auch als Hundebesitzer, ist, wie man sich einen Hund zulegen kann (und welche Haltung du haben musst), der explizit so gezüchtet wird, dass er schon mit gesundheitlichen Defekten auf die Welt kommt (Mops, französische Bulldogge, etc.) Der Vergleich mit Menschen, die mit Handikap geboren werden, finde ich, passt hier gar nicht. Oder glauben Sie, dass Eltern, die sich Nachwuchs wünschen, bewusst ein Kind mit Handicap zeugen wollen? Insofern finde ich diesen Vergleich absurd.
Heinz N. Fischer

Offenbar haben Sie den Sinn eines Verbots von Qualzuchten nicht verstanden. Es geht ja nicht darum, den noch lebenden Exemplaren dieser Zuchten die Lebensberechtigung abzusprechen, vielmehr geht es um die Zucht selber. Menschen mit Handicap werden ja auch nicht gezielt gezüchtet, aber Tiere mit Handicap durchaus. Ein Vergleich von behinderten Menschen mit Dackeln ist ziemlich daneben.
Michael Diepenbroek

Schon wieder wollen uns die ewig spielverderbenden Grünen bevormunden? Wir, das sind in diesem Fall die deutschen Qualzüchter und ihre tierliebende Kundschaft. Diese sollen verpflichtet werden ihre zukünftigen Vierbeiner zu optimieren. Das Ziel, Beine, mit denen man Treppen steigen kann oder auch Nasen, mit denen man frei atmen kann. Da frage ich mich wirklich wie ein Mensch, ein Minimum an Empathie vorausgesetzt, das nicht unterstützen kann. Das ist eine längst überfällige Tierschutzmaßnahme, genauso wie die lange schon geltenden Vorschriften für artgerechte Tierhaltung. Was hat das mit der Diskussion um aus der Zeit gefallene Bücher zu tun, lieber Herr Martenstein? Und dann noch der Vergleich mit Menschen, die mit einer Einschränkung leben müssen, werden diese etwa bewusst gezüchtet? Also wirklich, da fragt man sich was den Autor da geritten hat. Im Übrigen, den Quagga und die Drone gäbe es wohl noch heute, hätte es damals nur die Grünen gegeben.
Markus Wenzel

Mit Freude lese ich allwöchentlich in Ihrem Zeit-Magazin. Es ist erfrischend gestaltet und gestattet wunderbare Blicke über die Tellerränder der Welt. Schwierig finde ich einzig die hoffentlich tief-ironisch gemeinten Beiträge des Herrn Martenstein. Immer häufiger wirken seine Gedanken wie aus der Zeit gefallen. Die aktuelle Krönung bot seine Einschätzung zum Verbot von Qualzuchten. Man kann zu Herrn Özdemir stehen, wie man mag, aber ein Verbot auf den Weg zu bringen, um endlich das Leid von künftigen Zuchthunden zu mindern, indem das gezielte Züchten von Handicaps untersagt wird, ist längst überfällig! Es spricht dabei doch nichts gegen Mops und Dackel – aber sehr wohl gegen das Züchten besonders kurzer Nasen und Beine. Der Satz – ich zitiere aus dem Artikel: “ Ob der freundliche Mops und der selbstbewusste Dackel nicht vielleicht doch ganz gerne leben, wie Menschen mit Handicap ja auch.“ empfinde ich als blanken Hohn! Menschen paaren sich wohl kaum, um gezielt Babys mit angeborenen Handicaps zu zeugen! Hunden wird jedoch exakt dies angetan. Und auch wenn ein solch elendes Hundeleben keine 80 Jahre währt, sind es doch oft qualvolle 6-14 Jahre – meist gefüllt mit Schmerztabletten und OPs. Es wäre schön, könnte Herr Martenstein einen einzigen vernünftigen Grund nennen, den Menschen ein solches Zuchtgebaren zu untersagen. Auf Vernunft kann man beim Menschen leider nicht setzen – sonst gäbe es diese traurigen Tierschicksale nicht.
Henriette Braun

Nachdem wir das Quagga und unzählige Wildtierarten auf dem Gewissen haben, wollen es offensichtlich einige von uns erleichtern, indem sie sog. Qualzuchten, an deren Existenz sie sich selbst beteiligten, ebenfalls aussterben lassen. Doch da müssen sie sich der Phalanx der Freunde der krummbeinigen Dackel und Teckel und der atemlosen, (d)rolligen Möpse stellen, die nicht zu Unrecht behaupten wird, dass ihre gehandicapten Lieblinge die oft verkorksten Seelen ihrer Herr- und Frauchen streicheln und trösten! Man sollte sie nur nicht als Dauerschoßhündchen halten und mit Schokolade füttern, sonst könnten sie auch mal im Übermut oder aus Abscheu Frauchen in die Hand oder Herrchen in die Wade beißen! Lebte Loriot noch, niemand würde auch nur einen Gedanken an ein Qualzuchtverbot verschwenden! Sein humoristisch-fatalistisches Lebensmotto: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ atmet fast so viel philosophische Weisheit wie Sokrates‘ Satz: ich weiß, dass ich nichts weiß! Unser Landwirtschaftsminister sollte sich lieber von seiner grünen und vegetarischen DNA leiten lassen und die Qual-auf-zucht unserer fleischliefernden Nutztiere in agrarindustriellen Großkäfigen verbieten! Wie kann man da noch jemanden „Glücksschwein“ nennen oder „Schwein gehabt!“ sagen? Ein Idiot, der eine ihm nicht genehme Frau „blöde Kuh“ oder „dumme Gans“ schimpft, dürfte noch nie auf einer grünen Weide Kühe tollen gesehen oder Gänse fröhlich schnattern gehört haben; sonst hätte er sich diese entwürdigenden Verbalinjurien zu Lasten unserer Haustiere verkniffen!  Wie Martenstein möchte ich meinen Kommentar mit dem zweiten, pazifistischen Satz von Loriot beenden und mir erlauben, ihn noch etwas zu erweitern: „Der Glückliche schlägt keine Hunde“, Läuft täglich eine Gassirunde, Kaut niemals Qualzuchtfleisch im Munde! Für Gans und Schwein: welch frohe Kunde!
Ulrich Pietsch

 


 

Leserbriefe zu „Dreitausend Mal berührt“ von Ilka Piepgras

Normalerweise reagiere ich, wie die meisten meiner Generation, nicht auf solche Texte. Wenn überhaupt, muss sonst ein Emoji genügen. Aber als ich gestern wie üblich die aktuelle Zeitausgabe zum Einschlafen gehört habe, ließ mich Ihr Artikel wieder hochschrecken und ich dachte, diese Form der Kommunikation sei die Boomer-gerechteste (zwinkerndes Emoji). In Ihrem Artikel heißt es: „So habe ich neulich auf einer irgendwie lustig gemeinten Liste gelesen, Bücherregale zu sortieren, sei ein Zeichen, dass man alt sei, wie auch das Bedürfnis, sich am Wochenende erholen zu wollen oder Pflanzenableger zu ziehen. Das Verhältnis der Generationen X, Y und Z zum gedruckten Buch ist bestenfalls unsentimental.“ Ich weiß nicht, wer diese Liste geschrieben haben mag, aber diese Person scheint kein Verständnis der Generation Z zu haben. Während ich (26) diese Zeilen schreibe, bin ich von etwa 20 Pflanzen umgeben – die meisten davon gezogen aus den Absenkern der Pflanzen meiner Schwägerin (19), die in ihrem WG-Zimmer ca. 60 Pflanzen kultiviert und im Gegenzug unsere Erdbeerabsenker für ihr Fensterbrett bekommen hat. Neue Freunde hat sie in der neuen Stadt gefunden, indem sie auf Pflanzenfloh- und -tauschmärkte gegangen ist. Pflanzen zu ziehen, ist in unserer Altersgruppe ein beliebtes Hobby, insbesondere, weil wir einen wichtigen Teil unserer Jugend eingesperrt in ein enges Zimmer waren. Corona hat uns gezeigt, wie wichtig Zimmerpflanzen für die Psyche sein können.
Dass Urban Gardening super ist, wusste die FFF-Generation schon vorher. Wir sind deshalb auch auf der Suche nach einem Schrebergarten. Dort lassen sich nämlich auch so gut und entspannt die Wochenenden verbringen. Dass wir am Wochenende viel unterwegs sind, liegt vor allem daran, dass Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel beleidigt sind, wenn man sie nicht regelmäßig besucht – aber gleichzeitig auch niemals zu uns kommen würden. Und irgendwann will man dann ja auch mal die Freunde sehen, die man bei den häufigen Wohnortwechseln weit verteilt angesammelt hat. Mit denen sitzt man dann aber auch eher entspannt zusammen, als dass man großartige Aktivitäten macht. Auch ihr Kollege Prüfer musste ja zuletzt feststellen, dass seine Tochter lieber Sonntagnachmittag ins Berghain geht, weil das lange Aufbleiben sonst viel zu anstrengend ist. Der einzige Punkt, dem ich wahrscheinlich zustimmen würde, ist die Sache mit der Bibliothek. Wer nicht gerade geerbt hat, hat definitiv kein Geld, um sich zusätzlichen Platz (oder sogar ein zusätzliches Zimmer) für eine Bibliothek leisten zu können.
Das ist wirklich sehr dekadent. Aber das heißt nicht, dass nicht gelesen wird oder keine emotionalen Bindungen entstehen. #booktok geht durch die Decke, die 14–25-Jährigen haben letztes Jahr den Buchhändlern das Weihnachtsgeschäft gerettet und auch in meinem Regal stapeln sich ca. 200 gedruckte Exemplare, die selbstverständlich regelmäßig sortiert werden. Aber gleichzeitig liegen auf meiner Festplatte auch unzählige Gigabyte an eBooks und Hörbüchern, die wie alle Datenberge (ich sage nur Fotoalbum) nicht mehr manuell zu sortieren sind. Ich versuche es hin und wieder. Zusätzlich habe ich auch einen Bibliotheksausweis – da sortieren andere die Bücher für mich und ich finde das super. Ich bewundere Ihre Möglichkeit, das Leben anhand der Bücher zu erinnern. Auch ich kann mich mittels bestimmter Bücher oder Zitate an bestimmte Situationen erinnern. Bei mir sind diese Bücher nur nicht ordentlich an einem Ort gestapelt. Insofern scheint mir das im Text beschriebene Phänomen vielleicht für die Generationen zwischen Boomer und Z zuzutreffen, aber unter den jüngeren kenne ich mehr als genug, um das Gegenteil zu behaupten. Danke jedenfalls für Ihren Artikel, ich habe es sehr genossen ihn zu hören.
Lisa Zienert

Über Ihre tollen, 5-seitigen Betrachtungen übers Bücherausmisten (einen Begriff, den man eigentlich nicht verwenden sollte) habe ich mich riesig gefreut!!! Ja, ja: so ist das heute. Aber schon vor vielleicht 100 Jahren hatte der Schriftsteller Eugen Roth das gleiche Problem. Hier, was er literarisch daraus gemacht hat! Aber Vorsicht mit Eugen Roth, der sämtliche Gedichte mit „Ein Mensch“ beginnt: es geht immer daneben, ein Looser eben.
Dieter Arenz

Manchmal gibt es Artikel wie diesen, die mich sehr berühren und dann möchte ich das auch zum Ausdruck bringen.  Heute kam leider ein Wasserrohrbruch dazwischen. Also bleiben die Gedanken an all die schönen, geliebten Bücher in meinem Kopf. Deshalb heute nur herzlichen Dank an Frau Piepgras.
Irmgard Michel

Zu dem Unbehagen, dass das Magazin dem Klatschniveau Bunter Blätter + teurer Uhren + naturbelastender Modehypes + SUV-Werbung entgegenstrebt, gehört nun wohl auch die Unterteilung von Literatur, Schriftsdtellerinnen = gut, Männer = schlimm. Bravo, es ist Zeit über das Abo nachzudenken.
D. Klaus

 


 

Leserbriefe zu „Was ist ein gerechter Krieg?“. Gespräch mit Michael Walzer geführt von Paul Middelhoff im ZEIT Magazin

Vielen Dank für das interessante Interview mit Michael Walzer in der aktuellen Ausgabe des ZEIT-Magazins. Ich habe eine winzige formale Anmerkung: Aus meiner Sicht zeigt das große Foto nicht das Gelände der Princeton University, sondern das Gelände des Institute for Advanced Study (IAS) in Princeton. Das ist eine private Wissenschafts- bzw. Forschungseinrichtung in Princeton, die nicht Teil der Universität ist. Michael Walzer gehört hier seit 1980 zur School of Social Science, inzwischen natürlich als Emeritus. Hier – und nicht so sehr an der Universität – hat er einen Großteil seiner Berufstätigkeit verbracht. Auch das kleine Foto könnte in den Räumen des IAS aufgenommen worden sein, vielleicht in der Haupteingangshalle. Vor dem Hintergrund der im Interview verhandelten Themen ist das total nebensächlich, ich erwähne es nur, weil meine eigene Familie dem Institut sehr lange verbunden war. Und vielleicht irre ich mich trotzdem…
Susanne Habicht

«Was ist ein gerechter Krieg? Kaum einer beschäftigt sich mit dieser Frage so umfassend wie der Moraltheoretiker Michael Walzer.» Es ist eine anspruchsvolle Frage, wie viele andere Fragen, die sich mit Gerechtigkeit befassen. Dies wegen Zielkonflikten. Ein Beispiel ist der globale Konflikt zwischen den Menschenrechten auf Lebensunterhalt (Migration) und dem Menschenrecht auf Eigentum (Überforderung der Zielländer). Dieser Zielkonflikt muss gelöst werden im Interesse eines wichtigeren Ziels, dem langen guten Fortbestehen der Menschheit. Im Falle des Kriegs im Nahen Osten ist die UNRWA beim Lösen eines ähnlichen, lokalen Zielkonflikts gescheitert. Die wachsende Bevölkerung im Gazastreifen benötigt immer mehr Unterstützung von außen. Das gleichzeitig ins Monströse wachsende Tunnelsystem (700 km, gefüllt mit Raketen) wurde möglich, durch das massive Bevölkerungswachstum und durch den Missbrauch der UNRWA-Hilfe. Damit ist eine Bedrohungslage für Israel entstanden, für die es keine Möglichkeit zur Abwehr gibt, die mit der akzeptieren Interpretation von Gerechtigkeit vereinbar ist. Der brutale Überfall vom 7.Oktober 2023 schien eine Rechtfertigung zu liefern für eine solche Abwehr. Doch das legitime Ziel, die Geiseln zu befreien und gleichzeitig die Bedrohung durch die Hamas auszuschalten, scheint zu scheitern angesichts der weltweit verbreiteten Interpretation von Gerechtigkeit.
Dass eine Lösung schwierig ist, beschreibt Walzer so: «Niemand übt echten Druck auf die Hamas aus, weil klar ist, dass ihnen das Leid ihrer Zivilbevölkerung egal ist.» Es ist ihnen nicht nur egal, sie verwenden auch eine Methode, die den Weg in eine gute Zukunft versperrt. Diese Methode ist das Förderb der hohen Geburtenrate und deren Nutzung als „Waffe“. Diese bietet im Krieg folgende Vorteile. Der erste, die Zahl der potentiellen Krieger nimmt zu. Der zweite, es verursacht hohe Jugendarbeitslosigkeit, was die Motivation zu kämpfen steigert. Der dritte, die dichte Bevölkerung kann als Schutzschild eingesetzt werden. Der vierte, trotz Bemühungen um Schutz der Bevölkerung sind hohe Verluste dank der hohen Bevölkerungsdichte absehbar, was das Weltgewissen beeinflusst. Kurzfristige Nachteile dieser Strategie sind der sich aus der hohen Geburtenrate ergebende Mangel an Ressourcen zur Versorgung der Bevölkerung und die daraus resultierende Unzufriedenheit. Allerdings ergeben sich daraus auch wieder Vorteile. Die Unzufriedenheit kann auf den Nachbar-Staat umgelenkt werden. Die beschränkten Ressourcen werden kompensiert durch Hilfe von außen. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit bewirkt, dass zu wenig normale Perspektiven vorhanden sind, mit der Folge, dass Perspektiven beim Bau von Bunkern und Raketen gefunden werden und zudem Perspektiven genutzt werden, die eine hohe Geburtenrate bewirken. Langfristig ergibt sich daraus ein gravierendes Problem. Denn der demographische Graben zwischen Geber- und Empfängerländern wächst, was die Nachhaltigkeit der Hilfe von außen bedroht.
Das lässt sich – als Beispiel – zeigen durch einen Vergleich zwischen den demographischen Entwicklungen in Italien (einem Geberland) und im Gazastreifen. Der Gazastreifen hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Beim Fortsetzen der Entwicklung hätte der Gazastreifen nach einer, zwei, drei bzw. vier Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 bzw. 18.8 Millionen. Italien hat 59 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 1.25. Das ergäbe bei Fortsetzung der Entwicklung nach einer, zwei, drei bzw. vier Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 bzw. 9.0. Also gäb’s in Italien (als Beispiel für ein Land des globalen Westens) dann nur noch halb so viele Einwohner wie im Gazastreifen. Grundlage für eine gute Zukunft im Nahen Osten muss somit sein, dass es im gemeinsamen Interesse ist, das lokale und globale demographische Problem zu lösen. Übrigens: Vier Generationen sind überschaubar. Es gibt ein Foto von meiner Großmutter väterlicherseits mit fünf Generationen, sie wurde Ururgroßmutter
Gernot Gwehenberger

Herzlichen Dank für das sehr interessante Gespräch. Bedauerlicherweise hat der Staat Israel nach dem 07. Oktober 2023 das Recht und die Pflicht sich zu wehren. Es geht auch nicht um Anti-Israel oder gar um Juden-Hass. Ich finde, dass in Ihrem Gespräch eine wichtige Frage nicht vertieft wurde, die m.E. erst den entscheidenden Kontext herstellt: Wie ist es möglich, dass eine Demokratie einen „Trottel“ und „Berufslügner“ zum Ministerpräsidenten wählt, der mit Seinesgleichen verkeilt die Macht (und die Rechtsprechung) fest umklammert hält? Was also ist in der Gesellschaft Israels geschehen (sichtbar und unsichtbar), dass stur-intrigante Betonköpfe behaupten können, sie wüssten ganz bestimmt, was die „richtige Lösung“ ist? „In unserer Geschichte haben wir uns immer ersehnt, eine neue Gesellschaft zu erschaffen, die auf Freiheit, Gleichheit, Toleranz, gegenseitiger Hilfe und Menschenliebe fußt. Eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Diskriminierung, Sklaverei und Tyrannei.“ David Ben-Gurion, 1971, vor der Knesset
Michael Scheppler

mit einigen Äußerungen Walzers bin ich nicht so ganz einverstanden. Krieg. Ist das Krieg? Kriege werden von souveränen Staaten erklärt und geführt. Ist die Hamas ein Staat? Nein, sondern nach westlichem Verständnis eine Terrororganisation. Also kann es kein Krieg sein, sondern „nur“ eine kriegsähnliche Auseinandersetzung. Diese völker- oder staatsrechtliche Unschärfe lässt m. E. sich auflösen (dieses Problem gab es schon bei der RAF, die vom Ausland aus operierte). Heißt es nicht, der Terrorist müsse im Volk schwimmen, wie ein Fisch im Wasser? Damit ist aber die Unterscheidung von Soldaten besser Kämpfer und Zivilist, die Walzer macht, aufgehoben, auch wenn der Hamas die eigene Bevölkerung egal ist. Walzer erwähnt Dresden, Köln und Hamburg. Schon damals war die Unterscheidung aufgehoben, denn bombardiert wurden Wohnviertel, in denen Arbeiter etc. wohnten, die Waffen herstellten. Nicht ohne Grund wurde der Begriff Heimat-Front geprägt. Somit müsste man nicht von Zivilisten sprechen, sondern besser von Nicht-Kombattanten. Ein Dilemma Israels ist, dass es sich als Staat an Regeln halten muss, die der Gegenüber nicht akzeptiert. Damit werde ich berechenbar (was eigentlich gut ist), aber auch ausgenutzt werden kann (s. die Diskussion darüber, ob Undercover-Polizisten Straftaten begehen dürfen), das bedeutet, hält man sich an die Regeln (man bombardiert keine Krankenhäuser) und der andere weiß das und richtet sich entsprechend ein, dann kann man machen, was man will, es ist immer falsch. Dieser Aspekt wird m. E. in der gesamten Diskussion zu wenig beachtet. Letztlich komme ich zu dem Ergebnis, dass der „Zwickmühlenbauer“, unabhängig von anderen Taten, der eigentliche Aggressor ist. Eine Lösung des Problems kann sein, dass man es auf einer Metaebene deutlich macht.
Gerd-Rüdiger Erdmann

 


 

Leserbriefe zu „Deutschlands Antwort auf Microsoft“ von Johanna Jürgens

Als ich die Überschrift Ihres Artikels gelesen habe, dachte ich zunächst an einen verspäteten Aprilscherz. Die Deutsche Verwaltung will also von Microsoft unabhängig werden und lässt eine eigene Bürosoftware programmieren. Im Ernst? Wenn wir schon das mit der Kindergrundsicherung nicht hinkriegen, die Bundeswehr nicht zügig ertüchtigen, mit der Elektroladeinfrastruktur hinterherhinken, unsere Schulen nicht sanieren, mit dem Wohnungsbau scheitern und die Bahn nicht rechtzeitig aufs Gleis bringen, dann eben eine leichtere Aufgabe: Eine eigene Verwaltungs-Software. Ich lach’ mich tot! Der Herr Günther in Schleswig-Holstein hat ja schon jetzt aufgeben und will nicht ewig warten. Ich prophezeie dem Projekt, dass es nach zehn, zwanzig Jahren in die erste Erprobungsphase gehen wird, allerdings den dann aktuellen Microsoft-Lösungen so unterlegen ist, dass man es wieder beerdigen wird. Ach ja, hier in Stuttgart warten wir seit 30 Jahren auf den neuen Bahnhof. Das könnte in etwa die Blaupause für die die „Open Desk“ Lösung des BMI sein. Vielen Dank für Ihren gut recherchierten Bericht. Sowas erfährt man halt nur, wenn man „DIE ZEIT“ liest. Kompliment!
Thomas Meichle

Mich nervt die Produktstrategie von Microsoft seit vielen Jahren – nicht nur Sicherheitsaspekte zählen für mich. 2008 schließlich habe ich mich zu Linux als Betriebssystem und OpenOffice als Bürosoftware entschieden. Ich vermisse nichts und bin darüber hinaus mit Microsoftdateien anderer kompatibel. Als München die Rolle rückwärts machte, habe ich mich an den Kopf gefasst: welcher Irrsinn! Dass viele Spiele und andere Klamauksoftware nur unter MS laufen, sollte eine Verwaltung nicht interessieren.
Wolfgang Thiel

Ich habe eben diesen Kommentar auf Ihrer Webseite hinterlegt, möchte ihn aber auch „offiziell“ als Leserbrief / Beschwerde bei Ihnen einreichen. Als Abonnent und Leser und Kollege aus dem IT-Fachgebiet bin ich etwas entrüstet und enttäuscht über den Artikel hier, der es ja wohl auch ohne Faktencheckt in die Printausgabe geschafft hat. Eine Richtigstellung/Korrektur, so noch nicht geschehen wäre durchaus angebracht… https://www.zeit.de/2024/17/software-deutschland-digitalisierung-microsoft-bmi/. Ich habe mich hier auf die Fehler im letzten Absatz beschränkt, aber es gibt noch mehr Aussagen, die einer objektiven Prüfung nicht standhalten: Ich befürchte, ihr seid da einem böswilligen Informanten aufgesessen… anders kann ich mir das nicht erklären als Kollege. “ Entschuldigung, liebe ZEIT, aber so geht das nicht. Das ist kein guter Journalismus. Habt ihr das Qualitätsmanagement in der Redaktion ausgeschaltet? Ich verfolge sowohl als Abonnent wie auch als IT-Journalist die beteiligten Projekte, Player und Institutionen seit Jahren und schreibe regelmäßig darüber. Aber so einen fehlerhaften und einseitigen, von einzelnen Akteuren und Informationslieferanten dominierten Artikel habe ich noch nicht gesehen in dem Umfeld, das ist nicht das qualitative Niveau, das ich von der ZEIT kenne und schätze. Ihr steht doch sonst für Qualität? Alleine im letzten Absatz sind mehr Fehler als Sätze drin: Libreoffice ist eine Desktopanwendung, MS365 und OpenDesk sind Web-Anwendungen. OpenDesk nutzt Collabora, das ist im Prinzip Libreoffice im Browser. OpenDesk ist fertig und kann getestet werden. Sharepoint ist nicht die Firma von Frank Karlitschek. Die heißt immer noch Nextcloud und macht in PHP und hat keineswegs alle Features an Bord, die OpenDesk, Sharepoint oder MS 365 mitbringen. Und überhaupt: Wenn, dann hat das BMI die Geduld mit Schleswig- Holstein, allen voran Dataport verloren und das OpenDesk-Projekt wie auch das ganze ZenDIS gestartet, weil Dataport Phoenix aus Schleswig-Holstein nicht in die Pötte kam (nachzulesen von mir beim Linux-Magazin und morgen auch bei Golem.) Aua. Hat da niemand gegengelesen? Dieser Artikel ist der ZEIT unwürdig. Welcher der Informanten hier verbreitet denn so „mutige“ Unwahrheiten?
Markus Feilner

 


 

Leserbriefe zu „Zwischen den Stühlen“ von Maria Mitrov

Beim Lesen der Überschrift musste ich als russischer Muttersprachler. Es gibt in meiner Heimat ein Rätsel vulgärer Natur, das ursprünglich aus dem Häftlingsmilieu kam, mittlerweile aber in der Bevölkerung breit bekannt ist. Ob der Artikelname wirklich reiner Zufall ist? Ich hoffe nicht, denn es hat meinen Tag besser gemacht! Sofern Sie an der genaueren Fassung interessiert sind, empfehle ich Ihnen sich an Michael Thumann oder an jede andere gut russischsprechende Person zu wenden. Es lohnt sich aber.
Alexander Jan

Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung garantiert jedem Staatsbürger ein freiheitliches Leben in eben derselben. Sie erlaubt sogar durch gesetzgeberische Maßnahmen eine doppelte Staatsbürgerschaft, aber wohl immer unter der Voraussetzung unseren demokratischen Rechtsstaat weiterhin anzuerkennen. In unserem Land für diktatorische Regime aktiv einzustehen oder zu werben ist ein Tritt in den Hintern unserer Wertegemeinschaft. Vielleicht sollte das Privileg dieser doppelten Staatsbürgerschaft überdacht werden.
Herbert Büttner

Dass Alisa nach Barnaul „in die alte Heimat gezogen“ ist, wundert mich schon – trotz der zu verurteilenden Diskriminierungen. Alisa kam dem Artikel nach im Alter von zwei Jahren nach Deutschland. Sie ist hier aufgewachsen, ihre Heimat ist demnach Deutschland. Sie hätte aus Ibbenbüren in eine Großstadt ziehen können. In Deutschland gibt es Freiheit, Wohlstand und Frieden. In Russland gibt es Unfreiheit, eine viel schlechtere Lebensqualität (laut Julia aus Ingolstadt) und Krieg. Aber nun ja: Alisa ist offenbar nicht lesbisch und politisch weitgehend uninteressiert. Dann kann sie vielleicht auch in Herrn Putins Russland als Frau glücklich werden. Es ist aber wohl kein Zufall, dass Sie keinen jungen Mann gesprochen haben, der freiwillig von Deutschland nach Russland zurückgekehrt ist: Er würde von Herrn Putin möglicherweise sehr bald in Herrn Putins verbrecherischen Krieg gegen die Ukrainer*innen geschickt werden.
Ulrich Willmes

 


 

Leserbriefe zu „Meine Mutter fühlt sich wieder heimatlos“ von Philipp Peymann Engel, Protokoll: Evelyn Finger

Herr Engel schreibt von sich: „Ich bin deutscher Jude und jüdischer Deutscher, hier geboren. Ich will, dass wir Juden zu diesem Land gehören.“ Soweit, so gut, doch kann man ihm das wirklich abnehmen, wenn er gleichzeitig seinen Traum verrät: unter einem Israelischen Botschafter Arye Sharuz Shalicar dereinst Presse-Attaché einer israelischen Botschaft in Teheran sein zu können? Was denn nun? Ist er nun Deutscher oder Israeli?

Normalerweise gilt es als antisemitische Haltung, wenn man Juden vorwirft, kein „Vaterland“ zu haben. Herr Engel gibt solchen Vermutungen leider sehr viel Futter. Ob er das gewollt hat?
Björn Luley

Vermutlich werden Sie diese Zeilen als antisemitisch einstufen, weil ich nicht der Meinung der Herren Peymann Engel und Shalicar bin. Der Buchtitel “ Deutsche Lebenslügen“ beleidigt alle Deutschen, die sich nicht dem linken oder muslimischen Antisemitismus zugehörig fühlen und das dürften mehr als 90 % der Bevölkerung in Deutschland sein.    Vielleicht sollte man heutzutage angesichts der zunehmenden beruflichen Mobilität und der Flüchtlingsströme Heimat nicht als einen bestimmten Flecken Erde, sondern als Gemeinschaft, in der man sich wohlfühlt, definieren.   Der Herr Major mag sich momentan im Recht fühlen, aber er sollte einmal darüber nachdenken, was sich in dem Gebiet, das sich heute Israel nennt, seit 1870 abgespielt hat. Vor 150 Jahren, also vor der zionistischen Bewegung waren ca. 3 % der Bevölkerung jüdischen Glaubens, 17 % Christen und der Rest Muslime. Wer hat nun das Land okkupiert und die angestammte Bevölkerung verdrängt? Auch ein Hinweis auf die Hebräische Bibel rechtfertigt keine Landnahme und Verdrängung der dort lebenden Bevölkerung, wenn die jüdische Bevölkerung das Land nach der Tempelzerstörung im Jahr 70 u. Z. verlassen hat. Und wie war das mit der antiken Landnahme? Auch damals ist man in bewohntes Land eingedrungen.
Maria Sturm

Wieso ermahnt Außenministerin Annalena Baerbock jedes Mal, wenn etwas passiert, Israel – und nicht zuerst den Iran oder die Hamas? Wieso wird bei ihr Israel zum Aggressor? Die deutsche Außenministerin sagt, ihr Herz sei jetzt in Teheran, Gaza und Israel. Wieso nennt sie Israel zuletzt, wenn doch das Land gerade angegriffen wurde? Es ist eine Schande, dass Philipp Peyman Engel, der Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“ einer deutschen Außenministerin diese Fragen stellen muss.
Roderich Buhlheller

 


 

Leserbriefe zu „Freiheit für alle“ von Maris Hubschmid

Ein Terrorist verurteilt wg Raub, Körperverletzung, Gemeinschaftlichen Mordes und heute von der Gnade des von ihm bekämpften Staates lebend, will mir die Gesetze und deren moralischen Inhalt um die Ohren hauen? Ich glaub mein Schwein pfeift. 16 Jahre im Knast gesessen? und heute Freiheit für fast alle fordern? Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man nicht die Frösche fragen. Einige der ersten Generation hab ich kennen gelernt. Heissler, Pohle etc. Allesamt arrogant überheblich brutal und deshalb gefährlich. Man sollte Ihnen nicht, weil schon fast fünfzig Jahre vergangen sind, eine so große Bühne geben, wie es die ZEIT macht.
Heinz Ladenthin

Liest man einmal wieder, wie in diesem Beitrag, über die RAF und ihre Morde, dann hat man das Gefühl, in die graue Vorzeit des Terrorismus abzutauchen, die man doch selbst hautnah miterlebt hat. Werden bei den heutigen weltweiten terroristischen Anschlägen wahl- und zahllos Menschen umgebracht, so hat die RAF ihre Opfer unter den höchsten Vertretern des verhassten „Establishments“ ausgesucht, gleichzeitig allerdings auch menschliche Kollateralschäden in Kauf genommen! Sonst kluge und kühle Köpfe erhitzten, klarer Blick trübte sich! Was dagegen Helmut Schmidt damals entscheiden und ertragen musste, hätte vermutlich kein anderer Politiker vermocht! Anfang der 70er Jahre musste ich meinen geliebten „Käfer“ in Bispingen verschrotten. Mit ein paar Freunden fuhr ich von Kiel, wo wir studierten, in die Lüneburger Heide. Dort schlugen wir an einem Waldrand ein paar Zelte auf, setzten uns um ein Lagerfeuer und feierten den herben Verlust feuchtfröhlich auf unsere Weise. Plötzlich leuchteten im Wald hinter uns Scheinwerfer auf und einige schwerbewaffnete Polizisten traten vor uns. Wie Freunde und Helfer wirkten sie nicht! Nach der Kontrolle unserer Ausweise, bei der man ihnen einen gewissen Frust anmerkte, dass ihnen kein großer Fang geglückt war, forderten sie uns nur noch auf, das Feuer umgehend zu löschen, und verschwanden im Wald. Unter meinen Freunden befand sich auch meine künftige Frau, die in Mülhausen im Elsass geboren ist, der Stadt, in der wenige Jahre später Schleyer ermordet aufgefunden wurde. Man stelle sich bloß einmal vor, die gleichen Polizisten hätten uns n a c h dem Mord an Schleyer aufgespürt! Meine Frau hatte damals und hat noch immer ihren französischen Pass, in dem Mulhouse als Geburtsort eingetragen ist!
Jünschke hat seine lange Gefängnisstrafe abgesessen, während der er sich vom Saulus zum Paulus wandelte. Braucht es immer erst eine tiefe Zäsur, um sich für ein positives, sinnvolles Leben zu entscheiden? In Gefängnisse sollten nur Gewaltverbrecher gesperrt werden, die eine ständige Gefahr für die Gesellschaft sind! Die im Beitrag beschriebenen (Klein)Kriminellen sollten nicht zu einer Haft- oder Geldstrafe, sondern zur Ableistung einer gemeinnützigen Arbeit verurteilt werden! An der frischen Luft oder bei der Begegnung mit Menschen, deren Abstand zur „Mitte“ noch größer ist als bei ihnen selbst (s.a. Jünschkes Gefangenenbetreuung) sollten sie in Ruhe darüber nachdenken, dass Egoismus, Raffgier und „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ unsere Gesellschaft zerstört, Solidarität und Gemeinsinn sie dagegen festigt und stärkt! Obdachlosen Straftätern sollte ein Dach über dem Kopf (gibt es genug!), drogenabhängigen ein Therapieplatz angeboten werden (gibt es leider zu wenige)! Man hofft und wünscht, jeder Kriminelle (m, w, d) möge sich während oder nach Verbüßen seiner Strafe zum Paulus läutern! Jünschke könnte er sich dabei zum Vorbild nehmen!
Ulrich Pietsch

Ich finde den Titel „Freiheit für alle“ irritierend bzw. reißerisch. Der erste Eindruck ist, dass Herr Jünschke sich wünscht, dass niemand mehr eingesperrt werden soll. Die Beispiele von Menschen, die er dann im Verlauf des Berichts beschreibt, dürften auch meiner Meinung nach nicht im Knast sitzen.  Aber er sagt ja auch deutlich, dass Vergewaltiger, Mörder usw. ins Gefängnis gehören. Ich habe Hochachtung vor der Arbeit von Herrn Jünschke! Bitte bleiben Sie gesund und helfen Sie noch viele Jahre diesen Menschen, die Besseres verdient haben.
Ursula Schäfer

 


 

Leserbriefe zu „Ein CSU-Abgeordneter wird in seinem Wahlkreis direkt gewählt…“ von Eva Ricarda Lautsch

Das Problem mit der CSU lässt sich doch ganz einfach lösen: sie ist keine eigenständige Partei vergleichbar den Grünen oder der FDP, sondern defacto die CDU in Bayern mit anderem Namen (unabhängig von allen regionalen Besonderheiten der „Schwesterparteien“). Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass sich CDU und CSU nirgendwo gegenseitig Konkurrenz machen, und sie im Bundestag immer gemeinsam entweder in der Regierung oder in der Opposition waren. Meines Wissens hat auch die CSU im Parlament noch nie gegen die CDU gestimmt, oder umgekehrt. Also könnte man sie wahlrechtlich durchaus in einen Topf werfen, sprich ihre Erststimmen einem gemeinsamen Ranking unterziehen. Unabhängig davon ist es in meinen Augen sowieso demokratisch äußerst fragwürdig, wie man mit 31,7% Stimmenanteil glaubt, einen ganzen Wahlkreis vertreten zu können. Ich würde für einen echten Wahlkreissieg mindestens 50% fordern und nur in diesem Fall einen Sitz im Parlament zusagen. Alles, was darunter liegt sollte sich berechtigterweise einem Ranking innerhalb der (Schwester)Partei(en) fügen.
Wolfgang Heckl

In der Diskussion um die Wahlrechtsreform vermisse ich die Antworten auf diverse Fragen. Sicherlich bin ich nicht der Einzige, der sich diese stellt. Warum beschließen die Parteien nicht einfach Ihre Listen nach der Wahl so umzuschreiben, dass alle Direktkandidaten auch ins Parlament kommen? Alle Kandidaten sind mehr oder weniger Parteisoldaten. Sie werden zuerst parteiintern ausgewählt, der Wähler unterscheidet nicht zwischen Direkt- und Listenmandat, wie die Umfragen in Ihrem Artikel zeigen. In wie vielen Wahlkreisen, die ein Kandidat gewinnt, hat auch seine Partei die Mehrheit erlangt? Hinter dieser Frage steht die Vermutung, dass die Wähler größtenteils die Erst- und Zweitstimme der gleichen Partei geben. Warum gibt es überhaupt Erst- und Zweitstimmen? Warum hat man es nicht bei „one man one vote“ belassen? Je komplexer das System, desto größer ist die Gefahr, dass der Wählerwille verfälscht oder verwässert wird. Warum gab es die Grundmandatsklausel überhaupt? Hier wird eine einfache Regel (5%-Hürde) durch eine Ausnahmeregelung ausgehebelt. Welche politische Logik steckt dahinter? Warum sollen die Regeln zur Bundestagswahl einen „regionalen, föderativen Aspekt“ haben? Unser Staat ist föderal aufgebaut. Auf allen Ebenen gibt es Wahlen. Das Föderale Gegengewicht zum Bundestag ist der Bundesrat. Warum also in die Bundestagswahl Lokalkolorit einbauen? Warum sollen die Regeln zu den Bundestagswahlen „lokal erfolgreiche“ Parteien bevorzugen? Die können in ihrem Landtag gerne erfolgreich sein. Wenn sie im Bund mitreden wollen, dann könne Sie ja bundesweit antreten. Warum soll das Wahlrecht die Profilneurosen einzelner Parteien auch noch fördern? Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn sie diese Fragen in den Beiträgen über das bevorstehende Urteil aufgreifen würden.
Bernd Roos

Die Reform des Wahlrechts hätte ganz einfach sein können. Ein Direktmandat über die Erststimme sollte nur den Personen zustehen, die die absolute Mehrheit, also mehr als 50 % der Stimmen im Wahlkreis erreichen. Denn meiner Meinung nach kann auch nur dann davon die Rede sein, dass jemand tatsächlich die Mehrheit der Bevölkerung seines Wahlkreises vertritt. Das ist nämlich nicht der Fall, wenn jemand mit knapp unter 30 %, und selbst dann nicht, wenn jemand mit 45 % der Stimmen gewählt worden ist. Sie oder er hat dann immer noch eine Mehrheit der Stimmen des Wahlkreises gegen sich. Tatsächlich würde bei einer solchen Regelung in der heutigen Parteienlandschaft wohl fast niemand mehr direkt in den Bundestag gewählt werden, so dass dieser dann nahezu ausschließlich über die Liste besetzt werden würde. Es würde quasi keine Überhangs- und Ausgleichsmandate mehr geben. Geregelt werden müsste nur, dass sich die Sitzverteilung im Bundestag nach den Zweitstimmen richtet, und dass leere Direktsitze über die Listen aufgefüllt werden. Vermutlich ist eine solche Idee viel zu einfach und für die Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten auch viel zu unattraktiv. Darüber nochmal nachdenken sollte man aber spätestens dann, falls die jetzige Reform vom Verfassungsgericht gekippt werden sollte.
Bernd Gundlach

 


 

Leserbriefe zur Infografik „Abgeordnete“ von Nora Coenenberg (Infografik) und Arnfrid Schenk (Recherche)

Bei der Infografik Abgeordnete ist die Grafik Bildungsabschlüsse unterteilt in Promotion, Hochschulabschluss, Lehre/ Fachschulabschluss/keine Ausbildung. Es kann ja wohl nicht sein, dass ein Fachschulabschluss, ein Meister o.ä. mit keinem Abschluss gleichgesetzt wird? Solche Darstellungen tragen dazu bei, dass Ausbildung für junge Menschen nicht attraktiv ist.
Helga Heugel

In Ihrer Graphik zum Bundestag zeigen Sie, wie hoch der Anteil an Studierten, Studierten mit Promotion und Nichtstudierten im Parlament ist. Dem stellen Sie die Anteile in der Gesamtbevölkerung gegenüber. Dabei fällt auf, dass es im Parlament durchaus noch ein paar ohne akademische Weihen gibt, aber in der Gesamtbevölkerung nicht. Das irritiert mich. Gehören die Abgeordneten nicht zur Gesamtbevölkerung? Und obwohl es sattsam bekannt ist, dass in Deutschland „zu viele“ studieren, ist es doch bemerkenswert, dass es gar keine Leute mehr mit „nur“ einer praktischen Ausbildung gibt. Können Sie das Rätsel auflösen?
Hans List

Die Alters- und Sozialstruktur des aktuellen Bundestags mit der Gesamtbevölkerung und früheren Wahlperioden zu vergleichen, um einen Überblick zu erhalten, ob die Gesamtbevölkerung Deutschlands im Deutschen Bundestag gut abgebildet ist, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Darstellung in der ZEIT vom 18. April 2024 „Gut vertreten?“ ist auch sehr übersichtlich. Allerdings wählen Sie im Bereich „Bildungsabschlüsse“ eine Kategorie, die ich irritierend finde, die – sicher ungewollt – „von oben herab“ wirkt: Sie stellen den Promovierten und Hochschulabsolventen eine Gruppe gegenüber, die Sie bezeichnen als „Lehre/Fachschulabschluss oder keine Ausbildung“. Sind denn Lehre und Fachschulabschlüsse keine relevanten Ausbildungen? Wäre es nicht gerade auch von Interesse zu erfahren, wie hoch dieser Anteil im Bundestag ist?
Almut Kaleschke

 


 

Leserbriefe zu „Dürfen wir Juden uns überhaupt wehren?“ von Arye Sharuz Shalicar

Dass die ZEIT dem ehemaligen Berliner Kleinkriminellen Shalicar eine Bühne für seine arrogante und geschichtsverzerrende Polemik bietet, ohne dass es dazu eine Gegendarstellung eines israelkritischen jüdischen Menschen gibt, finde ich bemerkenswert. Für Shalicar ist Israel makellos und der Iran der Satan. Dass aber Shalicars Israel seit 57 Jahren das palästinensische Westjordanland militärisch besetzt hält, dieses völkerrechtswidrig mit eigenen Leuten besiedelt, indem es den Palästinensern das Land stiehlt, diese entrechtet und tagtäglich drangsaliert und ebenso völkerrechtswidrig hundertfach seine Nachbarn Libanon und Syrien bombardiert und im Iran mittels seines Geheimdienstes Dutzende iranische Wissenschaftler ermordet hat, das erwähnt Shalicar mit keinem Wort. Die Einseitigkeit seiner Weltsicht deckt sich mit der Vasallentreue der deutschen Regierung, die noch nie ein Einreiseverbot für Shalicar verhängt hat wie für Herrn Varoufakis, der beim verbotenen Palästinakongress sprechen wollte. Kein Wunder, dass Deutschland weltweit nicht mehr ernst genommen wird und das Ansehen unseres Landes vor allem im globalen Süden gegen Null tendiert.
Björn Luley

Israel gleicht derzeit einer jungen Mutter, deren Kind von Terroristen der Hamas entführt, schwer misshandelt, zutiefst gedemütigt und brutal gefoltert wird. Dabei nörgelt die Weltgemeinschaft an der jungen Mutter herum, anstatt von den Hamas mit Nachdruck die Freilassung des entführten Kindes zu fordern. Ist der Antisemitismus so tief im Gedankengut verwurzelt, dass er bereits den gesunden Menschenverstand blockiert? Auch die Schlagzeile im Focus “Israel droht mit Selbstverteidigung” strotzt vor Antisemitismus. Gewiss ist seit dem 7.10.2023 viel geschehen, aber selbst dem UN-Sicherheitsrat ist es in diesem halben Jahr nicht gelungen, die von den Terroristen gekidnappten Geiseln zu befreien.
Marilott Grosch

 


 

Leserbriefe zu „Politik als Porno“ von Kerstin Kohlenberg

Sollte Trump bald auch noch eine Augenklappe tragen und immer wieder mit einem Kakadu auf der Schulter erwischt werden, ist die Sache noch klarer. Sollte er dennoch gewählt werden, hat das politische Gründe und globale Auswirkungen. Leider interessiert sich der Leitartikel zu 0% für die Politik von Trump, sondern nur dafür, dass er kein edler Ritter auf einem ebensolchen Ross ist. Was im Übrigen auf die meisten Politiker in der Welt zutrifft. Was also bedeutet es für uns, wenn er gewählt wird? Porno? Der größte Markt für bezahlten Sex ist Deutschland schon! Da steckt in den Busenbildern bei BILD mehr Politik als in diesem Leitartikel. Die ZEIT, als noch Erwachsene die Leitartikel schrieben, ist lange vorbei und kommt so bald nicht wieder. Das ist Porno!
Fred Klemm

Anscheinend muss Donald Trump mit allen Mitteln daran gehindert werden, nochmals Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. In der Regierungszeit von Donald Trump, da gab es keine Kriegstreibereien; Donald Trump hat lieber mit vielen Machthabern persönlich geredet. Vermutlich ist das in dieser „links-woken“ Welt gerade nicht mehr so gefragt; jetzt sanktioniert man lieber sofort, gleich und auf der Stelle!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu Titelthema „Die brutale Logik von Schlag und Gegenschlag“ „Im Bann der Abschreckung“ von Paul Middelhoff

Was treibt die Autoren bloß! Das Beispiel für Verzicht auf „einen Gegenschlag“ ist keines. Vielmehr hat das Verhalten Israels den entscheidenden Schlag, in der Logik der Autoren, erst ermöglicht. Wichtiger: Was interessiert die Autoren, unter welchem „Bann“ (zwanghafte Handlung) Israel steht? Immerhin ist -Überlebenskampf- eine ganz gute Antwort. Für ein deutsches Medium läge es näher, die Frage zu stellen, unter welchem „Bann“ die deutsche Politik steht. Für einen politischen Denker war immer vollkommen klar, dass sich der Iran niemals vom Terror nach innen und außen, und von der Atombombe abbringen lässt. Welcher Bann also verurteilt Deutschland und die anderen westlichen Regierungen zu einer Politik, die wahnhaft annimmt, man könne dieses iranische Regime davon abhalten und befrieden? Und wenn die Autoren, was ich vermute, selbst unter diesem Bann standen und (Gott möge es verhüten) immer noch stehen, dann würde sich die Frage noch mehr zuspitzen. Wieso geht es um den „Bann“ Israels und nicht um die eigene Zwanghaftigkeit, den Iran und die menschlichen Konflikte in der Welt in ihrer ganzen Bösartigkeit nicht sehen zu wollen? Ist die Projektion der eigenen Zwanghaftigkeit auf Israel eine hinreichende Strategie, um nicht vor lauter Angst zu vergehen? Opfert man oder klagt man Israel an, um sich seine eigene, bequeme und verlogene Sicht auf das Leben zu erhalten? Das wäre ein interessantes Treiben der Autoren. Mal sehen, ob da was kommt.
Fred Klemm

Wenn man den Untertitel auf Seite 1 als Frage formuliert, also „Warum regiert im Nahen und Mittleren Osten das Prinzip der Vergeltung?“, dann ist meine Antwort: Weil (übrigens nicht nur da) standardisierte und damit abgrenzende Identitätsmuster als konstante Werte von jeweiligen Interessenvertretern vorgegeben werden. Auch wenn sich nicht alle Bürger in so propagierte Blasen einfangen lassen, sind solche eindimensionalen Muster doch viel zu weit verbreitet. Das hindert zu viele Menschen an Bemühungen um selbst erworbene und vielfältige Identitäten und jeweilige Regionen daran, gemeinsam Konzepte zum Wohlergehen aller Bewohner zu entwerfen. Geschieht das nicht, bleiben Strategien für Überlegenheitsansprüche und entsprechende Rechtfertigungskonzepte dafür übrig. Was mich an dem Artikel von Philipp Peyman Engel wundert, ist, dass er religiöse Termini wie „Gottesstaat“ oder „geistlicher Führer“ verwendet, die aber im Weiteren als dem Sinn des Religiösen widersprechend darstellt. Und auf die Frage von Arye Sharuz Shalicar, ob Juden sich aktuell überhaupt wehren dürfen, sage ich (von 1973 bis 76 Aufenthalt in Israel): Ja, dürft ihr, müsst ihr sogar.
Christoph Müller-Luckwald

 


 

Leserbriefe zu „Das Gier-Virus“ von Ingo Malcher

So langsam bekommt man den Eindruck, dass der Einzige, der Nichts an Corona verdient hat, der dumme Bürger ist. Da gab es Einrichtungen, wie die KV (egal für welches Land, wir haben 16 Länder in Deutschland) diese KVs hatten die Aufgabe die Gelder An die Impfzentren zu bezahlen. Für diesen Zahldienst, warum auch immer, durften die dann zwischen 1,5 und 3,5% Provision kassieren für die Summer der Überweisungen. Kontrollen der Impfzentren hat es nicht gegeben, auch gab es keine Kontrollen der angegebenen Impfungen, die Per Formular formlos an die KVs geschickt wurden. Beispiel die KV Berlin hat 600 Millionen Euros an phantastischen Impfzentren gegeben. Dafür hat Die KV mal so eben schlappe 20 Millionen circa erhalten. Konsequenzen? Gibt es nicht. Frau von der Leyen rückt bis heute nicht ihre Daten ihres PRIVATHANDY’S nicht raus, über das sie mit Pfizer einen Impfstoffdeal Zu erhöhten Preisen abgeschlossen hat.
Manfred Mengewein

Die GroKo und die Ampel-Regierung haben in dieser Pandemie-Zeit (2020-2023) die ihr anvertrauten Steuergelder für Impfstoffe, Masken und anderen überflüssigen Schnickschnack voll mit beiden Händen zum Fenster hinaus geworfen. Natürlich hat das auch eher zwielichtige Gestalten angelockt, die damit ihren Reibach machen wollten und diesen auch gemacht haben. Stichwort Corona, besser gesagt die übertriebenen Corona-Maßnahmen, die haben uns schier an den Rand des seelischen und körperlichen Wahnsinns gebracht, diese Maßnahmen haben unser Leben total verändert und alles bisher Gewohnte von den Beinen auf den Kopf gestellt. Nichts mehr war so, wie es vorher gewesen ist, aber jetzt soll ja diese Zeit richtig aufgearbeitet werden!? Da bin ich mal gespannt, wie das mit dieser Aufarbeitung funktionieren kann, soll und wird. Ob man da aus diesen teilweise geschwärzten RKI-Protokollen richtig schlau werden und zu aufschlussreichen Erkenntnissen kommen kann, die auch mich überzeugen könnten, da hege ich mehr als nur ein paar Zweifeleinheiten.
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu Womit keiner rechnet: „Die Zahl der Insolvenzen ist wieder gestiegen…“ von Marcus Rohwetter

Aus meiner Sicht war mit der Erhöhung der Insolvenzzahlen zu rechnen – auch im Vergleich zum Jahr 2023. Zunächst möchte ich gern richtigstellen, dass das Jahr 2023 nicht mehr von den Sonderregelungen im Insolvenzrecht für die Corona-Pandemie oder Überbrückungshilfen geprägt war. Beides war ausgelaufen, das Jahr 2023 war insoweit ein übliches Jahr. Insoweit ist der Anstieg der Zahlen dieses Jahr durchaus mit dem Vorjahr vergleichbar. Erwartungsgemäß war der Anstieg, weil eine schwache Wirtschaftslage regelmäßig auch zu mehr Insolvenzen führt. Die Auftragslage der deutschen Industrie war im vergangenen Jahr eher mau, die Exporte schwach, die Nachfrage im Inland aufgrund der Inflation und der miserablen Stimmung rückläufig. Sowohl die Kauf- als auch die Investitionslaune sind letztes Jahr deutlich unter Druck gekommen, das machte sich nicht nur am Immobilienmarkt bemerkbar. Insoweit waren höhere Insolvenzen durchaus erwart- und vorhersehbar. Gelingt es der Bundesregierung nicht, die Stimmung und die Auftragslage zu verbessern, dürften die Insolvenzzahlen auf einem hohen Niveau bleiben. Nach wie vor berichten mir viele Mandanten aus dem Einzelhandel, der Gastronomie oder dem Konsumgüterbereich von einer deutlichen Kaufzurückhaltung auch unter der oberen Mittelschicht, der zwar nicht das Geld fehlt, aber die Kauf- bzw. Investitionslaune. Kein Wunder angesichts der ständigen Horrornachrichten weltweit und einer Bundesregierung, die nicht einen Funken Souveränität ausstrahlt.
Volker v. Moers

Alles halb so schlimm, aber es könnte noch viel, viel schlimmer sein!! Wie sagte schon der Kinderbuchautor und der Wirtschaftsweise Robert Habeck im September 2022 in der ARD-Sendung „Maischberger“, ob er denn diesen Winter mit einer möglichen Insolvenzwelle rechne. Habeck: „Nein, tu ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen!“ Wir befinden uns jetzt im Jahr 2024 und die Ampel inklusive Robert Habeck regieren immer noch und jeden Tag erreichen uns weitere unerfreuliche Meldungen, dass in Deutschland die Insolvenzen boomen, andere Firmen verlegen alles ins Ausland, bauen Stellen ab oder sperren einfach alles für immer zu. Dazu der deutsche Textdichter Lothar Peppel (*1964): „Auch eine Massenbewegung: Pleite gehen.“
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ von Philipp Schwenke

Bei uns in Büchenbach da stehen die Fußballherren des TV Büchenbach auch nicht mehr auf Platz 1 der Tabelle. Das ist halt so, denn die Tabelle der Kreisliga Neumarkt/Jura West hat halt 14 Plätze! Der Zeitung habe ich heute außerdem entnommen, dass Bayer Leverkusen deutscher Fußballmeister geworden ist! Ob die Fußballer des FC Bayern München mit diesem Umstand ganz so einverstanden sind? Hat der FC Hollywood aus München wirklich rein gar nichts gegen diesen Umstand einzuwenden? In Deutschland klagt man wegen jeder Kleinigkeit gleich vor Gericht! Nee, aber ein Titel, wie Deutscher Fußballmeister FC Bayern 2023/2024, der lässt sich bestimmt nicht auf gerichtlichem Wege einklagen. Meine Glückwünsche gehen auf diesem Wege zu Bayer nach Leverkusen!
Riggi Schwarz

So sehr sich der „Bayer“ auch bemüht und in irgendwelchen Anekdotenkistchen kramt, der Plastikclub Leverkusen war nie ein Verein und wird auch keiner mehr. Erst war er eine Betriebssportgemeinschaft und dann eine Konzernabteilung.  Das gleiche Schema in Wolfsburg. RB Leipzig platzierte sich gleich direkt als Konzern in der eigentlichen Vereinssportwelt. In Hoffenheim liegt der Fall etwas anders. Dort hat jemand sein Privatvermögen investiert. Wie all das geht? Mit viel Geld vor den dann – im Übrigen aufgrund der Mittel – bescheidenen sportlichen Leistungen. Wenn nun die Konzern-Fans auf der einen, aber auch die Fußballverein-Fans auf der anderen Seite, endlich akzeptieren würden, dass im Profifußball nun mal große Konzerne ohne emotionale Tiefe und (immerhin noch) mit und von dem Verein eng verzahnte und beaufsichtigte diverse Klein-Wirtschaftsunternehmen kicken, könnte das die leidigen Klagen über fehlende Tradition und kapitalistisches Unrecht beenden und vor allem solche Artikel zum Fremdschämen verhindern.
Torsten Weyers

 


 

Leserbrief zu „Wann gibt es Geld für die Ukraine?“ von Amrai Coen

Mit großem Unverständnis sehe ich derzeit das Verhalten des Westens hinsichtlich des Ukrainekrieges. Von allen Seiten wird davor gewarnt, dass die Ukraine den Krieg nicht verlieren dürfe und deshalb die Ukraine unterstützt werden müsse. In den USA werden die derzeitigen Hilfen offensichtlich aus parteipolitischen Erwägungen verzögert. Und welche Hilfen kommen aus dem westlich orientierten Teil Europas? Es wurde letztes Jahr Unterstützung zugesagt, die anscheinend noch immer nicht vollständig geliefert wurde. Staatsvertreter stellen sich hin und sprechen von Unterstützung, aber was kommt eigentlich tatsächlich an? Ich habe den Eindruck, dass mehr versucht wurde, den Status quo zu erhalten und der Ukraine in Salamitaktik nur scheibchenweise so viel Unterstützung zukommen zu lassen, um ein weiteres Vorrücken der russischen Streitkräfte zu vermeiden. Das Ganze erinnert mich sehr stark an die Appeasement-Politik Chamberlains. Wohin soll das derzeitige Verhalten des Westens führen? Soll die Ukraine am ausgestreckten Arm verhungern? Noch ein Wort zur Bundesregierung. Es wurde sehr gut reagiert, als sich der Gasengpass entwickelte. Aber jetzt habe ich den Eindruck, dass unser Bundeskanzler in Sachen Ukraine abgetaucht ist. Herr Bundeskanzler Scholz, wo sind Sie?
K. Pöllmann

 


 

Leserbrief zu „Uh! Ah!“ von Judith Liere

Ich möchte vielen Dank sagen, für den außerordentlich vergnüglichen, informativen, gut zu lesenden Artikel von Judith Liere über ihren Besuch der Kölner FitnessMesse in der heutigen ZEIT. Meine Bitte an die Zeit Redaktion: schickt diese Frau gerne häufiger irgendwo hin mit dem Auftrag, uns als Leser:innen im Nachhinein zu berichten…
Carola Schneider

 


 

Leserbrief zu Titelbild Magazin

Wo wurde dieses Foto aufgenommen? Was soll es aussagen?
H. Haida

 


 

Leserbrief zu „Der Literaturagent“ Nachruf zum Tod von Jürgen Serke“ von Volker Weidermann

Dieser Nachruf ging mir Nahe. Das Buch von Jürgen Serke, `Die verbrannten Dichter`, war das „nachhaltigste“ Buch in meiner Jugend (Jahrgang`62) und bis heute wirkt es nach. Für meine Gesellenarbeit (Gesellinnenarbeit?) als Holzbildhauerin, sollten wir etwas mit Schrift machen. In diesem Buch fand ich das Zitat von Ernst Toller, „Ich fasse nicht das Leid, dass der Mensch dem Menschen zufügt“. Hier unten meine Ausgabe von 1980 und meine Arbeit. Ich werde jetzt das Nachwort von Jürgen Serke nochmal lesen!
Betkin Goethals

 


 

Leserbrief zu „Die letzte Kolonie“ von Jana Gioia Baurmann

Ein sehr interessanter Artikel. Durch Zufall habe ich kürzlich das Buch von Philippe Sands gelesen und ich glaube, dass Ihr Text an einer Stelle nicht ganz korrekt ist. Herr Sands erwähnt, dass die USA nur die Räumung von Diego Garcia forderten, nicht die Räumung des gesamten Archipels. Die Gesamträumung war eine Entscheidung der britischen Regierung. Ihr Text hingegen erweckt den Eindruck, dass die Gesamträumung auf eine Forderung der USA zurückgeht. Dies ist aber nur ein Detail am Rande. Es ist frustrierend zu lesen, dass die britische Regierung immer noch nach Schlupflöchern sucht, um eine Rückkehr der Menschen von Chagos zu verhindern.
Sabine Möhler

 


 

Leserbrief zu „Die Kraft kommt aus der Musik“ von Christine Lemke-Matwey

„Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die ihn umgibt, und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.“ (Zitat von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, 1776-1822, deutscher Schriftsteller) Wer gerade musiziert, der sündigt nicht! „Musik ist das größte Geschenk, das uns Menschen gegeben wurde.“ (Zitat von Oscar Wilde, 1854-1900, irischer Schriftsteller) Daniel Barenboim musiziert seit 25 Jahren mit israelischen, palästinensischen, arabischen und iranischen Musikern; und das klappt vorzüglich! „Musik ist die wahre allgemeine Menschensprache.“ (Zitat von Karl Julius Weber, 1767-1832, deutscher Schriftsteller)
Ihr Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbrief zu „Zwei Jahre nur, und alles war anders“ Gespräch mit Ralf Brandstätter geführt von Max Hägler und Marc Widmann

Ob Herr Brandstätter und seine Vorstandskollegen auch einen Plan-B haben? Konsum und grenzenloses Wachstum werden zwangsläufig an der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen des Planeten scheitern. Das weiß heute jeder Oberschüler. „Unser Ziel ist klar: auch in Zukunft größter internationaler Autohersteller in China zu sein.“ Erklärt der umtriebige VW-Vorstand vollmundig. Was kümmern ihn die die mittel- und langfristigen Folgen? Während der Planet ums Überleben kämpft, interessieren sich die Autobosse um maximalen Gewinn. Wenn die Kinder und Enkel des Herrn Brandstätter keine saubere, unbelastete Luft zum Atmen, kein trinkbares Wasser mehr vorfinden, weite Teile der Erde unbewohnbar sind, dann hat VW gigantische Gewinne eingefahren. Mit kommt das vor, wie der Ouroboros, die Schlange, die ihren eigenen Schwanz verspeist. Davon hat Herr Brandstätter offenbar noch nie gehört.
Bruno Fey

 


 

Leserbrief zu „Bevor das Hirn zerstört ist“ von Ulrich Bahnsen

Haben Sie vielen Dank für Ihren informativen Überblick über neue Gentherapien mit Fokus auf demenzielle Störungen. Dabei weisen Sie völlig zurecht auf die Risiken und ethischen Fragen hin, die mit Eingriffen in den Körper, zumal ins Zentralnervensystem, verbunden sind. Bedauerlicherweise bleiben die Ursachen der Altersdemenz nach wie vor rätselhaft. Vieles kann beschrieben, aber kaum etwas erklärt werden. So erweisen sich Amyloid-Plaques lediglich als ein Symptom der Alzheimer-Demenz, nicht aber als deren Ursache. Denn wie schon David Snowdon, ein US-amerikanischer Epidemiologe, in seiner längsschnittlichen Nonnenstudie zeigte, können Demenz-Symptome trotz massiver Plaques vollständig ausbleiben. Zu berücksichtigen ist meines Erachtens eine weitere ethische Frage, nämlich grundsätzlich die nach dem Umgang mit Krankheit und Leid. Auch wenn medikamentöse oder invasive Maßnahmen wirksam sein können, so darf niemals aus den Augen verloren werden, ob diese für die Betroffenen (und ihre Bezugspersonen) sinnvoll sind. Auch mit Krankheit und Behinderung soziale Teilhabe zu erfahren, als Mensch, so wie man ist, angenommen zu werden, sollte handlungsleitende Zielstellung sein. Angebote, welche die soziale Teilhabe ermöglichen, haben Sinn und Bedeutung für hirnorganisch erkrankte Menschen. Und ganz nebenbei zeitigen solche Begegnungen positive Effekte auf die physische, psychische und soziale Gesundheit. Besonders dann, wenn soziale mit körperlichen Aktivitäten kombiniert werden, wie die Forschung in Sportwissenschaft, Medizin und Pflege besonders zu demenziellen Störungen zunehmend nachweist.
Georg Schick

 


 

Leserbrief zu „Kant“ von Peter Neumann

Dankbar bin ich für fast alle in jüngster Zeit gelesenen und gehörten Artikel und Sendungen über den großen Philosophen, von dem ich bis vor kurzem kaum mehr als die Worte des kategorischen Imperativs kannte. Sehr interessant und großteils berechtigt auch die Kritik der Kritiker, nach der WIR uns vor ihm rechtfertigen müssten angesichts allzu vieler allzu menschlicher Verhaltensweisen und egoistischer Forderungen und Anspruchsdenkens oft auf Kosten anderer absolut nicht immer stärkerer und reicherer. Aber eigentlich müssen wir uns nicht vor ihm rechtfertigen, sondern wie in manchen Punkten auch er selbst vor der Logik seiner Vernunft und Ethik. Er selbst hat meines Wissens durchaus eingeräumt, dass selbst der beste und klügste auch mit dem eigenen Irrtum rechnen müsse. und so würde er selbst sich wohl heute für seine rassistischen Äußerungen schämen und entschuldigen, da diese wohl der Zuschreibung gleicher Würde für alle Menschen widerspricht wie auch der Forderung des kategorischen Imperativs, denn wir würden kaum wollen, dass eine andere Spezies oder „Rasse“ uns als minderwertig einstuft und benutzt, statt als Würde besitzendes Subjekt zu respektieren. Selbst die heutige Verantwortung für die klimabezogenen und sonstigen Rechte und Bedürfnisse der künftigen Generationen lassen sich wohl aus dem kategor. Imp. ableiten, wenn man ihn nicht nur für die nahe Gegenwart, sondern auch für ferne und künftige Menschen anerkennt. Was aber vielleicht noch fehlte, falls meine informativen Berichterstatter das nicht übersehen oder ich nicht überhört oder überlesen habe, ist der Umgang mit Dilemmas und Paradoxien: Was, wenn ich jemandem etwas Gute tue oder Schaden von ihm wende, von dem ich aber wüsste, dass er dann in Zukunft wahrscheinlich viel größere Übel, ob schuldlos oder schuldhaft, anrichtet, als ich ihm jetzt erspare? Was vielleicht auch bei ihm fehlt, ist ein überzeugender Umgang mit dem Anthropozentrischen in seiner Philosophie: Wir entdecken ja mehr und mehr Gemeinsamkeiten des menschlichen Geistes, Bewusstseins und der menschlichen Seele mit dem Erleben von Tieren. Damit erhebt sich auch die Frage, ob und wenn ja, wieviel Würde und Schutz selbst Tieren zusteht. Vielleicht braucht es zu beidem noch eine Art Hierarchie oder Abstufung von Pflichten, Werten und zielen.
Peter Selmke

 


 

Leserbrief zum ZEIT Magazin allgemein

Mit großer Freude und Genugtuung habe ich die letzte Ausgabe des Magazins gelesen – mal nicht nur Fotostrecken und Artikel der eher uninteressanteren Art, die wahrscheinlich in keine Rubrik der Printzeit gepasst hätten, sondern dieses Mal ein interessantes und ausführliches Gespräch mit dem Moralphilosophen Michael Walzer und dazu auch noch eine Ode an die Bücher und Ihren Hort, die Bibliothek, sowie das Lesen, wie herrlich…Ich würde mich sehr freuen, wenn das ZEITmagazin öfter derart ausgestattet daherkäme.
Alice Lorenz

 


 

Leserbrief zu „Staaten im Goldrausch“ von Heike Buchter

Mit großem Interesse lese ich regelmäßig Ihre Zeitung und freue mich über die gut recherchierten Berichte zu den verschiedenen Themen aus aller Welt. In Ihrem Artikel über den aktuellen Goldrausch jedoch, sind fachlich unkorrekte Aussagen, auf die ich Sie hiermit hinweisen möchte. Ich bin selber an der Börse tätig und stoße in den Medien häufig auf allerlei Blödsinn zum Thema Finanzmärkte. Der Mensch ist es gewohnt in Kausalitätsketten zu denken und dies spiegelt sich auch in der Berichterstattung über die Börse wider. Ich kann Ihnen aber aus Erfahrung versichern, dass die Dinge an der Börse oft anders liegen und nicht die Nachrichten Kurse machen, sondern die Kurse Nachrichten. Was ist damit gemeint? Ein sehr schönes Beispiel ist die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten. Dort brachen in der Nacht die Kurse in Asien, als klar war, dass Trump das Rennen um das Weiße Haus gewinnen würde, massiv ein, um sich im europäischen und amerikanischen Handel wieder zu erholen und sogar über die Stände des Vortages zu steigen. Zunächst waren die Meldungen, dass die Märkte Angst vor Trump hätten, und so wurde der Kurssturz in diese Richtung interpretiert. Dann hieß es, dass eine liberale Wirtschaftspolitik, wie sie von Trump wahrscheinlich erwartbar wäre, gut für die Gewinne der Unternehmen sein könnten. Wenn ein und dieselbe Nachricht sowohl zu fallenden wie auch zu steigenden Kursen führt, dann kann sie nicht die Ursache von etwas sein und dient mir lediglich als das perfekte Beispiel für die Aussage, dass Kurse Nachrichten machen und nicht umgekehrt. In Bezug auf Ihren Artikel heißt das, dass die Spannungen im Nahen Osten bestenfalls ein Beschleuniger für eine sowieso stattfindende Korrektur an den Märkten waren, aber nicht der Grund. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel stiegen die Börsen kontinuierlich weiter, sicher ist der Konflikt mit dem Iran und die Konsequenz für die Ölmärkte noch mal eine etwas andere Kategorie, trotzdem würde ich mir von den Medien wünschen, in der Börsenberichterstattung weniger mit absoluten Wahrheiten, um sich zu schmeißen. Die einzige Möglichkeit zu wissen, warum Händler kaufen oder verkaufen, wäre alle diese zu befragen und da sehe ich eher schwarz, dass dazu jemand in der Lage wäre.
Patrick Illian

 


 

Leserbrief zu „Überwintern unter Wasser“ von Stefan Schmitt

Die Naturwissenschaften haben es eh schon schwer in dieser Zeit, in der Irrationalität, Oberflächlichkeit und Scheinwissenschaft viel Bewunderung, Zustimmung und Förderung finden. Schlimmer noch, Naturwissenschaftler werden bedroht. Die Überschrift – naja geschenkt – aber wie der Artikel dann seltsam ins Lustige abdriftet. Ich finde es fatal, wenn Naturwissenschaften und Mathematik nur noch so zum Thema werden. Der intellektuelle Anspruch an und in Naturwissenschaften ist sehr hoch. Und man tut niemandem einen Gefallen, wenn man verniedlicht.
Christian Fahn

 


 

Leserbrief zu „Die Intimität des Mordes“ von Adam Soboczynski

Das A. (Z. wäre vielleicht die passendere Abkürzung, nur fällt mir gerade kein four-letter-word mit dem hinterletzten Buchstaben des Alphabets ein. „Zero“ vielleicht, ich finde das gut, dass der Name keine Berühmtheit erlangt hat. Mir fällt gerade auf, dass ein ganz spezielles österreichisch-deutsches Arschloch im Englischen die passenden Initialen hat.), das Rushdie nach seinem Leben trachtete, sollte sich mal hinterfragen (wozu es aber offensichtlich nicht fähig ist), was es mit dem Attentat erreicht hat: Es hat erreicht, dass jemand wie ich, der sich bisher nicht an Rushdies Romane herangewagt hat (bin eher ein Sachbuchleser, magischer Realismus, moderne, postkoloniale Erzählweisen, Indien, Pakistan und Islam / Religion / Märchenwesen / Fantasyelemente als Themen und Sujets schrecken mich normalerweise ab oder sprechen mich zumindest nicht unbedingt an), überlegt, vielleicht „Haroun and the Sea of Stories“, eventuell auch „Midnight’s Children“ oder „The Moor’s Last Sigh“ zu lesen. „Knife“ werde ich mit ziemlicher Sicherheit lesen, weil ich denke, dass es trotz der Umstände, aufgrund derer das Buch entstand, ähnlich amüsant ist wie „Joseph Anton“, mit dem ich gerade fast durch bin (bin gerade an der Stelle, wo Rushdie an seinem Schlupflid operiert wird und wo er so etwas wie eine Vorahnung des Messerattentats hat). Rushdie macht sich dort ja gerne lustig über solche Gartenzwerge (ich denke, dass das die deutsche Übersetzung sein müsste), wie zum Beispiel den Anführer des Bradforder Marionettenmobs der iranischen und pakistanischen Regime, der aber zurecht eine Randfigur bleibt. An vielen weiteren Stellen musste ich laut auflachen, so saukomisch waren einige Episoden.
„Haroun“ schrieb Rushdie für seinen Sohn Zafar während der ersten Phase der Fatwa. Dort geht es auch um das Erzählen an sich. Er musste das Buch noch ein wenig umschreiben, weil es seinem Sohn ursprünglich nicht spannend genug war. Es hatte nicht genügend „jump“, laut Rushdie der beste editorische Ratschlag, den er je erhalten hatte. Sehr interessant sind auch Rushdies Schilderungen des Literatur-, Kritiker- und Journalismusbetriebs, der Polizeiarbeit (was für Unterschiede zwischen Großbritannien, den USA und Frankreich!), der diplomatischen Bemühungen im Hintergrund und natürlich welche Auswirkungen die Fatwa auf sein Familienleben hatte. Ich hoffe, dass Salman Rushdie (ein würdiger Friedenspreisträger, der eine sehr viel würdigere Friedenspreisrede als ein kürzlich gestorbener deutscher „Großdichter“ gehalten hat) uns noch möglichst lange mit seinen Erzählungen beglücken kann und dass das faschistische Regime im Iran, endlich das bekommt, was es schon lange verdient hat, nämlich den totalen Krieg und die totale Vernichtung! Outside are the prisoners / Inside the free / Set them free. (Ich weiß, dass sich U2s Zeilen eigentlich auf die Apartheid beziehen, aber ich finde den Text durchaus allgemeingültig.)
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Sophies Welt“. von Jürgen von Rutenberg im ZEIT Magazin

Vielen Dank für Ihren Artikel. In 80 Bildern um die Welt. Die Erde verkommt zum kindlichen Farben- und Muster-Motiv, welches das Reisen zum Selbstzweck macht. Nichts anderes suggerieren Sie und die Fotojournalistin = Influenzerin. Sehen Sie bitte den Text zum Bild KENIA: “ Stopp!“ rief Green ihrem Fahrer zu, als sie bei einer dreitägigen(!) Rundreise durch Kenia diese Fassade erblickte. Wer drei Tage lang durch Kenia fährt, macht bestenfalls ein „Rundreis-chen“, denn Kenia ist fast doppelt so groß wie die Bundesrepublik. Wie viel unwiederbringliche Natur geht durch dieses Reisen verloren, nur um Menschen, Farben und Muster zu fotografieren? Wahre „Kunst“ wäre es doch, wenn Frau Green per Fahrrad oder im Studio zu so schönen Bildern käme. Nachkommende Generationen werden diese Reportage als todbringendes und unzeitgemäßes Ignorieren der Klimakatastrophe interpretieren, die nur Frau Green, Farben und bunte Motive feiert aber die extreme Klimaschädlichkeit der damit verbundenen Reisen wiederum unter den Teppich kehrt. Dadurch wird diese „unschuldige“ Reportage zum „schleichwerbenden“ Aufruf an alle es Frau Green gleich zu tun und ähnlich viel zu reisen.  Hoffentlich werden Frau Green und das ZEITmagazin schon bald vom SAULUS zum PAULUS ähnlich wie der brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado: https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastião_Salgado
Klaus Siersch

 


 

Leserbrief zu „Mahlzeit!“. Gespräch mit Ulrike Arens-Azevêdo geführt von Johanna Schoener

Seit langem wünsche ich mir bezüglich dieses Themas, dass alle 8. Schuljahre egal, in welcher Schulform, für das Schulessen verantwortlich sein sollten, inclusive Einkauf, Kochen und Küchenhygiene. Die Schüler würden bei der Gelegenheit auch Lebensmittelchemie, Ernährungslehre, Kochen, Einkaufen, Dreisatz und Prozentlehre, müssten Lob und Kritik ertragen lernen in einem Alter, während sie mit „Kleider machen Leute „nicht viel anfangen können. Manchmal würde ich am liebsten laut schreiend aus dem Supermarkt laufen, wenn ich sehe, was übergewichtige Mütter einkaufen- keinen Apfel, kein Blatt Salat, nicht einmal eine Tüte Tiefkühlgemüse, aber palettenweise Fertigpudding- kein Wunder, dass bei einem knappen Einkommen kein Geld für Essen mehr vorhanden ist. Mir ist klar, dass viele Menschen nicht mehr lernen, mit dem Einkommen zu rechnen und erst recht nicht zu kochen.  Daher mein obiger Wunsch.
Gisela Schock

 


 

Leserbrief zu „Wzzzzffff Bu Buuhh“. von Tobias Timm

Kunst und Kultur haben es schwer in diesen Zeiten. Künstler können es niemandem Recht machen. Kuratoren auch nicht. Entweder ist alles zu politisch oder zu angepasst. Warum sollte es ihnen auch besser ergehen als anderen gesellschaftlichen Gruppen? Man schließt den Pavillon aus Protest (Israel), vermietet ihn lieber (Russland) oder kippt Erde vor den Eingang (Deutschland). Der Chefkurator ist den aktuellen Problemen geschickt ausgewichen, schickt den globalen Süden vor und gibt den Minderheiten eine Bühne. Warum nicht. Ich werde trotzdem wieder nach Venedig fahren. Wegen Venedig.
Franz Eibach

 


 

Leserbrief zu „Wie es wirklich ist … seine alten Tagebücher Fremden vorzulesen“ aufgezeichnet von Marie-Charlotte Maas

Sie berichten, dass Sie 42 Jahre alt sind und in der Buchbranche arbeiten. Das soll ja wohl heißen in einem Buchverlag oder in einer Buchhandlung angestellt oder selbstständig als Eigentümerin. In jedem Fall sind da sicher voll ausgelastet mit Ihren Aufgaben und Tätigkeiten. Wo ist da die Zeit Fremden aus den alten Tagebüchern vorzulesen? Und warum und wieso überhaupt dieses Vorlesen? Ihre alten Tagebücher sind ein wesentlicher Teil von Ihnen selbst, Frau Wedel. Wer oder was zwingt Sie denn zum Vorlesen? Und dann noch für Fremde. Die wollen das vielleicht gar nicht hören. Frau Wedel, vergessen Sie diese Idee. Lesen Sie selbst in den Tagebüchern. Das genügt und lässt Sie träumen von der vergangenen Zeit.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu Die Position: „Nie wieder!“ von Stefan Schwartze

In Bezug auf Medizin im Nationalsozialismus stellt sich die wichtige Frage, inwieweit Dissertationen aus dieser Zeit aufgearbeitet und revidiert wurden, die inhaltlich NS-Gedankengut und Euthanasie-Vorstellungen unterstützten ,wie die Würde der Probanden solcher Doktorarbeiten und praktischen Studien wiederhergestellt wurde bzw. Überlebende eine Rehabilitation erlangten- wie wird hierbei konkret für unethische Ergebnisse und beschädigende Behandlungen Verantwortung übernommen, werden Titel aufgrund unethischer Medizin offiziell nachträglich hinterfragt ?
Gertrud Tammena

 


 

Leserbrief zu „Shortlist“ von Amelie Apel im ZEIT Magazin

Dunkel erinnere ich mich an einen Kommentar Ihres Chefredakteurs, in dem er angesichts des auch in journalistischen Texten immer weiter um sich greifenden Irrsinns der Political Correctness versichert hatte, DIE ZEIT werde sich weiterhin der Schönheit der deutschen Sprache verpflichtet fühlen. Doch schon länger führen gleich mehrere Ihrer Autoren mit Begriffen wie „Studierende“, „Lesende“, „Forschende“ oder, besonders grotesk, „Verbrauchende“ dieses Versprechen konsequent ad absurdum. Mit „Campende“ (ZEIT MAGAZIN Nr. 17, S. 71) setzt sich nun Amelie Apel fulminant an die Spitze dieser Liste. Sie erreicht zwar leider noch nicht die Qualität von „Songwriter:in“ (zu lesen bei Amazon Prime Music), lässt mich aber immerhin darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, mein Abonnement endlich zu beenden.
Hans-Christian Schink

 


 

Leserbrief zum Wochenmarkt „Der Klang des Hafers“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Nicht nur Ihre Rezeptvorschläge sind genial und lassen meiner Kreativität und Erfahrung als Köchin allen Raum, sondern auch die sprachliche Gestaltung Ihrer Texte ist großartig. Sie sind immer gleich „mittenmang“ und müssen den Vergleich mit großen Literatinnen nicht schauen. „Ich hatte eine Farm in Afrika“ bei Tania Blixen hat den gleichen Effekt wie Ihre ersten Sätze zu den Rezepten. Ich bin gleich angefangen, neugierig, auf der Suche nach den notwendigen Zutaten für eine neue Köstlichkeit. Danke schön. Weiter so. Eine koch- und sprachbegeisterte Leserin ist Ihnen gewiss.
Bernhardine Antonie Büscher-Kahl

 


 

Leserbrief zu „Dieser Mann bringt 25 Prozent mehr Lohn“ von Heike Buchter

Das Ergebnis wissen wir nach der Wahl… FUER. Ich meine…$7.50 Mindestlohn in Tenn und Alabama. Unter anderen Repubikanische Herrschaft rechtstadt auch..relativ, was will ein Autobauer mehr, mal schauen ob VW und Mercedes dort bleiben.
Brian Agro