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14. März 2024 – Ausgabe Nr. 12

Leserbriefe zu „ZEITmagazin Spiele“

Mittlerweile weiß ich schon gar nicht mehr, seit wann ich Ihre Abonnentin bin. Es mögen mehr als 40 Jahre sein. Just beglückt mich, dass das „Sudoku“ im Wechsel mit dem „Personenraten“ erfolgt. Denn die große Abbildung erleichtert es mir bzw. meinen alten Augen (66 Jahre alt) sehr, dass ich es leichter ausfüllen kann. Dafür bin ich dankbar. Segen für all ihr Wirken, nicht nur bezüglich des „Zeitmagazins“, sondern für alle, die diese Wochenzeitung gestalten!
Agnes Kribbel 

Die Umstrukturierung der Spiele-Seite besteht also in der Vergrößerung der Graphiken von Schach und Sudoku, bei gleichzeitiger inhaltlicher Kürzung. So etwas wird anderswo als versteckte Preiserhöhung (oder Mogelpackung) aufgefasst.
Jörg Papewalis

2002 habe ich in Griechenland die ZEIT gekauft und die fabelhafte Kolumne entdeckt, mich für das damalige ZEIT-Scrabbleturnier angemeldet und in der Folge 2005 und 2006 als Schweizerin das Turnier gewonnen. Ich bin sicher, dass viele LeserInnen die wöchentliche Scrabbleaufgabe im ZEIT-Magazin schmerzlich vermissen. Bitte prüfen Sie, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, diese Tradition weiterzuführen.
Blanca Gröbli-Canonica

Mit dem Absetzen des wöchentlichen Scrabble- Rätsels haben Sie mich und meine Freundin um ein großes Vergnügen gebracht. Schade.
Kornelia Walther

Bitte behalten Sie das Personenrätsel im bewährten, wöchentlichen Modus bei.
M. Gütschow

Unser erster Blick in die jeweils neue „Zeit“ galt bislang der „Lebensgeschichte“ im Magazin. Ein schönes Ritual für meine Freundin und mich. Das ist nun leider nur noch alle zwei Wochen möglich. Die Konsequenz: Innere Leere, Langeweile, Sinnverlust… Das können Sie nicht gewollt haben mit der Ankündigung das Lebensgeschichtsrätsel nur noch 14-tägig zu kredenzen! Oder? In einer Welt, die auch ohne diesen Verlust immer schlimmer wird… Deshalb unsere dringende Bitte, das Rätsel wieder wöchentlich darzubieten! Herzlichen Dank im Voraus!
Gregor Jansen

Völlig unvorbereitet suche ich – wie immer – die Scrabble-Kolumne von Sebastian Herzog und bin entsetzt! Das ist die Letzte! Kann das sein? Ich glaube, Sie wissen nicht, wieviele Scrabbler und Scrabblerinnen die Zeit deshalb schätzen. Diese Kolumne hat zur Gründung zahlreicher Scrabble-Clubs geführt, die von nah und fern SpielerInnen aller Altersgruppen zusammenkommen ließ, was eine große Bereicherung für Jung und Alt bedeutete. Mit dem Aus im ZEITmagazin verlieren wir den Fixpunkt der Scrabble-Szene. Bitte überlegen Sie sich diese Entscheidung noch einmal!!
Regina Wagner

ich habe seit Jahren und trotz der stetig steigenden Kosten viel Vergnügen beim Lesen der Zeit. Nun habe ich ein Probe-Abo und denke tatsächlich über den Abschluss eines ständigen Abos nach. Allerdings hat mich die Ankündigung, dass das Personenrätsel im Zeitmagazin nur noch jede zweite Woche erscheinen soll, sehr enttäuscht und ich plädiere sehr dafür, diese traditionelle Rubrik weiter wöchentlich zu bringen.
A. Braune

Sang- und klanglos habt Ihr den Rätselteil des ZeitMagazins eingedampft. Die einzigartige Logelei wurde durch seelenloses Sudoku ersetzt und das Scrabble ist komplett vom Tisch. Dafür erscheint die Lebensgeschichte nur noch jede zweite Woche. So wurde endlich mehr Platz geschaffen für noch mehr Produktbesprechungen und Kaufempfehlungen.

Wäre es daher nicht konsequent, das Magazin gleich durch die RTV und eine Beilage von Manufactum zu ersetzen?
Jens Thomas

Nachdem ich die ZEIT fast 25 Jahre lang abonniert hatte, habe ich nun das Abonnement gekündigt, weil nach dem Ende des „Scrabble-Sommers“ vor ein paar Jahren nun auch der für mich wichtigste Teil, die Scrabble-Kolumne, gestrichen worden ist.
Jutta Wittmann

Mit großem Bedauern habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie das Personenrätsel im Zeit Magazin nur noch alle 14 Tage abdrucken. Wie schade! Als langjährige Leserin war dieses Rätsel immer eine große Freude. Ich plädiere für die Wiedereinrichtung der wöchentlichen Ausgabe.
Doris Brenner

Ich möchte Ihnen mitteilen, wie sehr ich bedaure, dass es das Scrabble-Rätsel und die Logelei im ZEIT-Magazin nicht mehr geben wird. Diese beiden Rubriken waren in jeder Woche die ersten, die ich gelesen habe. An fehlendem Platz kann Ihre Entscheidung nicht gelegen haben, so wie die früheren Rätsel-Seiten in der letzten Ausgabe erschienen sind. Wir überlegen ernsthaft, die ZEIT abzubestellen und zu Wechsellesern zu werden. Ist Ihre Entscheidung definitiv?
Elisabeth Löckener

Wenn es wirklich so weit kommt, dass das Scrabblerätsel eingestellt wird, wäre dies außerordentlich schade. Es handelt sich um eine äusserst anspruchsvolle Knobelei, da man nie weiß, ob es nicht doch noch eine höher dotierte Lösung gibt. Eine derartige Kolumne steht der ZEIT wohl an, denn sie versteht sich ja völlig zu Recht als eine Wochenzeitung auf hohem Niveau. Und mit diesem Entscheid verprellt sie ausgerechnet eine ansehnliche Schar sehr engagierter Leserinnen und Leser. Bitte geben Sie sich einen Ruck und erhalten den Scrabblefreunden diesen Edelstein. Kommt hinzu, dass sich die Kolumne in den besten Händen befindet: Die versierten Problemlöser müssen sich vor listig placierten Fallstricken höllisch in Acht nehmen. Es herrscht Leidenschaft pur und ein reger Austausch unter den Fans. So etwas darf einfach nicht schnöde abgewürgt werden, um es auf den Punkt zu bringen.
Hans Trachsel

Ich lese im aktuellen ZEITmagazin, dass die Scrabble-Kolumne eingestellt wird. Das finde ich sehr schade und bitte Sie, die Entscheidung nochmal zu überdenken.

Leider habe ich heute die Zeit nicht mehr, die ganze Zeit zu lesen, doch schaue ich immer in genau diese Kolumne. Deshalb wird sie mir sehr fehlen.
Lorenz Knöpfli


Leserbriefe zu „Wir sind immer noch das Volk“ von Joachim Gauck

Mein alter Amtsbruder aus DDR-Zeiten kommt dem Problem nur oberflächlich nahe. Manfred Krug sagt einmal, der DDR-Staat verhält sich wie ein Familienmitglied Darum geht es. Die Bundesrepublik hat die Zeiten einer „liberalen Demokratie“ abgestreift und behandelt Wirtschaft und Privatleute „eheähnlich“ und mehr und mehr übergriffig. Die politischen und medialen Eliten begnügen sich nicht mehr damit, die Freiheit durch vernünftige Rahmensetzung zu gewährleisten. In eitler Hybris wird die Gesellschaft und sogar das Ausland mit den eigenen Werten übel bedrängt. Etatismus, Sozialismus und Moralismus gewähren kein Vertrauen in die Verantwortung der einzelnen Bürger. Statt der Demokratie und den Menschen zu vertrauen, sind wir in eine DDR-ähnliche Phase einer betreuten Sozialordnung eingetreten. Der Kampf gegen einen neuen Nationalsozialismus bietet dafür größte Rechtfertigung.  Allerdings befördert man selbst genau damit die Gefahr einer autoritären Gesellschaft. Die Bevölkerung wird in einem unmündiger Kinderstatus gehalten, die von Staatswegen gut versorgt werden muss. Eine solche Kindergesellschaft ist freilich immer in der Gefahr, sich neuen Gönnern zuzuwenden. Das gilt besonders in Krisenzeiten, wo Mama und Papa ihre Versprechen nicht halten können. Wenn Joachim Gauck dies begriffen hätte, wäre die Überschrift: Politik, nimm dich zurück, wir sind keine Kinder!!!  Alle Weltkrisen zusammen machen mir nicht so viel Angst, wie unsere fürsorglichen Eliten.
Fred Klemm

Danke für die offenen Worte zum gegenwärtigen Zustand unserer Gesellschaft. Die Politik hat leider die „Cancel Culture“ und das „Deplatforming“ als Ausdruck von Demokratie betrachtet. Das führte in Teilen der Gesellschaft zur Spaltung. Diese ist jedoch nicht mit Vorwürfen, Herabwürdigung und Diffamierung zu überwinden. Vielmehr sollten wir uns auf den Kern der Aufklärung, der Aktivierung und Förderung menschlicher Urteilskraft besinnen.
R. Reiger

Wir sind ein Volk und nach 1945 im Wiederaufbau – 1989 vereint in der „Einheit“ nach dem Vorbild der westdeutschen Demokratie. In der Lebenswelt der DDR – Zeit ist die neue zweite Haut – der Wiedervereinigung die Erfüllung der blühenden Landschaften nicht wahr geworden. Wer – wie ein gegebenes Versprechen die Verheißung ein Land in Zukunft für alle Ost- Bürger – nur Milch und Honig fließt =Wohlstand= wurde enttäuscht. Das hat Folgen – die immer noch zu spüren sind. Der Osten wählt jetzt die AFD. Die fehlende Anerkennung der Ostdeutschen Lebensleistung ist zur tragischen Figur von heute geworden. Da genügt es nicht auf die Aufnahmebereitschaft der Flüchtlinge in 2015 und Ukrainer hinzuweisen. Die Ostdeutschen Wunden der Vergangenheit leben heute weiter, das anzuerkennen, sollte auch einem ehemaligen Bundespräsidenten nicht so schwerfallen.
Thomas Bartsch Hauschild

Der brillanten Analyse von Joachim Gauck, wonach wir, also gemeinhin das Volk, unsere demokratischen Errungenschaften oft (zu) wenig wertschätzen und verteidigen, stimme ich hundertprozentig zu. Es ist wie mit so vielen, humanen und sozialen Errungenschaften: der Mensch gewöhnt sich dran, hält sie irgendwann für selbstverständlich und entdeckt deren essentiellen Wert erst, wenn er sie schon (fast) verloren hat. Frieden und Freiheit, Demokratie und Diversität, Sicherheit und Wohlstand sind leider keine Selbstverständlichkeiten auf dieser Welt. Sie müssen kontinuierlich erneuert, ja teils neu geschaffen werden. Dies vor allem unseren jüngeren Mitbürgern klarzumachen, die mangels Erfahrung besagte Errungenschaften für selbstverständlich erachten, bedarf es vor allem gut kommunizierender Vorbilder – also Leuten wie z. B. Joachim Gauck.
Peter Breuninger

Vielen Dank für diesen Artikel, dem ich weite Verbreitung und große Beachtung wünsche: Auch nach der Überschrift und der kleineren „Unter-Überschrift“ hat dieser Artikel meine zuerst begrenzten Erwartungen weit übertroffen.  Sie haben damit eine außergewöhnlich gute Balance hingekriegt zwischen den Werten und Idealen und Chancen der Demokratie einerseits und ihren Grenzen und den oft bitteren Realitäten in ihr und um sie herum andererseits.  Dabei haben Sie auch den Mut einige unbequeme und erschreckende Dinge anzusprechen wie die, dass auch durch noch so schöne Verfassungen allein Erfolg und selbst Überleben einer Demokratie nicht garantiert werden können, jedenfalls wenn es nicht genug — aufgeklärte, realistische und engagierte — Demokraten gibt, die sie selbst nach Wahrnehmung aller Grenzen, Mängel und (noch) unerfüllten Hoffnungen verteidigen.  Oder, dass sinngemäß die — real existierende — Demokratie nicht (nur) mit ihrem Idealbild, sondern mit den real existierenden Alternativen verglichen werden muss, denn, wie Churchill sinngemäß gesagt haben soll:  „Demokratie ist die schlechteste Regierungs- und Staatsform — außer allen anderen.“   Ebenso weise und mutig finde ich den Gedanken „mit Instabilitäten Leben zu lernen“, denn die Erwartungen und Forderungen an Stabilität, Sicherheit, und dann noch oft vom „Staat“ allein ohne — zusätzliche — auch eigene Anstrengungen und Zahlungen  sind doch oft mehr aus dem Wolkenkuckucksheim als aus den Realitäten geboren. Leider ist auch die beste Demokratie nicht so „allmächtig“, dass Sie immer garantieren könnte, was die Mehrheit will und wünscht, z.B. wenn zu starke Kräfte von innen und außen oder Altlasten dagegen arbeiten, oder die Wünsche den Gesetzen von Natur, Wirtschaft, Verfassung oder Mathematik widersprechen, oder gar die gleichen Mehrheiten nicht bereit sind die dafür nötigen zusätzlichen Arbeitsmengen, Zahlungen, Priorisierungen oder Verzichte auf anderes zu leisten oder akzeptieren“.  Davon hängen nicht zuletzt auch die Erfolgsaussichten der Erfüllung vieler anderer Forderungen und Erwartungen ab,  unter deren geforderten „Lösungen“  wohl allzu oft eine  100%ige Behebung von „Staat“ allein verstanden wird,  ohne diesem Staat genug Arbeitsmengen, Geld, Priorisierung und Realismus — auch selbst — zur Verfügung zu stellen, sowie die Bereitschaft mit einem — noch — unerfüllbaren Rest „leben zu lernen“.
Nochmals weise und mutig fand ich die Gedanken zu der  oft destruktiven  Kultur der Sündenböcke, der Kränkungen  und des Opferstatus, die allzu oft „gepflegt“ werden, oft verkennend,  dass selbst  wirkliche Opfer gleichzeitig oder an anderen Stellen auch Täter oder mit verantwortliche sein können.  Ebenso wertvoll fand ich die Frage nach den Spätfolgen der Diktatur, die ich noch um die Frage nach Spät-folgen von auch vielem anderen ergänzen würde,  wofür immer wieder jeweils aktuelle Regierungen gebasht werden, als seien diese so allmächtig,  dass sie praktisch alles könnten — oder dürften — , wenn sie nur den „politischen Willen“ hätten.  Und wieder wertvoll ist der Hinweis auf die inzwischen mehrfachen gleichzeitigen und teils sich noch gegenseitig verstärkenden Krisen als quasi „mildernden Umstand“ bei der Beurteilung einer Regierung und Mahnung gegen zu hohe Erwartungen und Forderungen, was noch einmal verstärkt wird durch die zahlreichen Dilemmas der Regierenden und ihrer Entscheidungen.  Zu diesen Dilemmas gehört leider nicht selten auch die Diskrepanz zwischen Idealen und sogar Verpflichtungen einerseits und den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten oder entgegenstehender anderer Ziele und Verpflichtungen. Ein Beispiel dafür ist wohl auch der Widerspruch zwischen dem „forcierten Multikulturalismus“ und dessen „Ernte“ von leider auch archaischen paternalistischen bis gewalttätigen Sitten wie auch der Import von ethnischen oder sonstigen Konflikten bis zu Diskriminierungen und Gewaltbereitschaft und konkurrierenden Ansprüchen.    Damit ist kaum zu vereinbaren, wenn noch in jüngsten Demokratie-Demonstrationen der fordernde pauschale Satz verkündet wurde:  „Wir brauchen Vielfalt und Einwanderung, denn sie bereichert uns.“  Ohne dass dieser Aussage irgendwelche Bedingungen oder Einschränkungen angefügt wurden, womit tabuisiert wurde oder wie Sie schreiben „sich weigerten, wahrzunehmen, dass einige Migranten nicht automatisch belebende und bereichernde Neuerungen mit sich bringen, sondern auch verstörende Haltungen … „
Schon öfter habe ich auch Ihren so weisen Satz zitiert:  „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“, wobei die Möglichkeiten auch davon abhängen, wieviel zusätzlicher Arbeit, Geld oder Verzicht auf sonstiges man bereit ist, für die Herzenswünsche und  seine Möglichkeiten zu geben, und wobei es auch wie bei dem Satz „Wir sind das Volk“ nicht zuletzt darauf ankommt,  wer alle hier mit „Wir“ gemeint ist  oder sich selber meint,  denn inzwischen ist der Satz mit dem Volk, dass man repräsentiere, ja von etlichen angemaßt, verdreht und missbraucht worden.  Damit grenzt es im Nachhinein an ein Wunder, dass jemand mit derart differenzierten und realistischen bis skeptischen Sichtweisen und Botschaften, die auch unbequemes beinhalten und nicht nur „Visionen“ verkünden, die den Leuten nach dem Mund oder dem Wunschdenken reden, trotzdem Bundespräsident werden konnte.  Als solcher haben Sie noch einmal Ihre vielseitigen Begabungen  und Vorbildfunktionen demonstriert: Bereitschaft zu mehr Lebensarbeitszeit als die allermeisten anderen,  Verteidigung der Demokratie ohne bequeme Illusionen, realistisch und „aufgeklärt“ positives Denken und Reden, Kritik auch an den Kritikern, Balance von Fordern und Maß halten in den Erwartungen, Ansprache der Mitverantwortung vieler, vom reinen Klagen und Fordern weg zu kommen und auch mit die Lösungen zu suchen und an ihnen mit zu arbeiten, soweit es sie eben gibt.
Besonders auch letzteres ist auch meine immer wieder vertretene Botschaft:  Wir sind nicht nur Forderer, Ankläger und Opfer „des Staates“, sondern wir sind alle zusammen auch der Staat, wie es schon in einer uralten Redensart hieß.  Der Staat, von dem viele so viel erwarten, kann letztlich nicht mehr tun  als wir alle zusammen auch für ihn tun oder ermöglichen, als Staatsdiener, als Steuer- und Beitrags-zahler, als in systemrelevanten Bereichen engagiert tätige, als Medienschaffende, als ehrenamtliche,  als  politisch  tätige und auch privat vertretende,  als akzeptierende und befolgende von Gesetzen,  als Leserbrief- oder Hörerbriefschreibende, als Menschen, die aus unerwarteten Entwicklungen neues zu lernen bereit sind, und leider manchmal auch als Blockierer und Verhinderer von eigentlich nötigem,  etc. etc. Damit fühle ich mich in vielen Punkten als eine Art Geistes- oder Seelenverwandter von Ihnen.
Peter Selmke

„Wir sind das Volk!“ Laut und revolutionär! Das war 89! Heute, 35 Jahre später, leise und zeitgeistgemäß: „Wir sind das Multikultivolk!“ Doch das Volk will nicht in einem polyethnischen Beliebigkeitsland leben, genauso wenig ins Reich heimgeholt werden! Es will sich seine Besonderheiten, seine Eigenarten, seinen Dickkopf und seine Widerspenstigkeit bewahren! In Freiheit leben, von niemandem gegängelt oder bevormundet werden! Es will auch von keinem Politiker oder Zeitgeistmoralisten in irgendeine Ecke gestellt werden, in die es trotz seiner deftigen Sprache nicht gehört! Vor allem will es von seinen gewählten Vertretern gehört und ernstgenommen werden! Wer glaubt, das sei Zeitverschwendung, erhält bei der nächsten Wahl einen Denkzettel! Und wenn es doch einmal einer links- oder rechtsextremen Partei seine Stimme gibt: dann sollten seine gewählten Abgeordneten aufhorchen und darüber nachdenken, was s i e falsch oder überhaupt nicht gemacht haben!
Ulrich Pietsch

Die Worte von Joachim Gauck sind das Klügste, was ich seit Langem gelesen habe. Unser Land braucht viel mehr Menschen, die wie er in Grautönen denken und doch mit messerscharfer Klarheit artikulieren können. Dankeschön!
Maximilian Philipp

Wer ist denn nun im Besitz einer wahren und wirklichen Demokratie? Wer ist der lupenreinste Demokrat unter allen Demokraten? Die Ampel ringt hier im demokratischen Deutschland mit ihrem Demokratieförderungsgesetz! Was soll denn damit nur ans Tageslicht gefördert werden? Ich dachte immer, dass ich hier in Deutschland bereits in einer lupenreinen Demokratie leben!? Vielleicht sollte Frau Faeser gar selbst wieder etwas mehr Willi Brandt wagen?
Klaus P. Jaworek

Vor Ihrem Wirken als Bundespräsident und ihrem Engagement für Ausgleich und Verständigung habe ich viel Respekt. Dennoch oder gerade deshalb erlaube ich mir, Ihnen einige Gedanken zu Ihrem Beitrag in der ZEIT zu schreiben. Zum einen finde ich es problematisch, vom „Stolz der Rechten“ zu reden. Denn die „Rechten“ machen die Hälfte der Mitte aus, oder?  Wenn die „Rechtsradikalen“ gemeint sind, sollten sie auch als solche bezeichnet werden. Auch die Begrifflichkeit „Drift nach Rechtsaußen“ ist m.E. zumindest ungenau. Unter der langen Regierungszeit von Frau Merkel wurden klassische konservative Positionen aufgegeben. Diese langsame Drift nach links hat auf der rechten Seite eine Art Vakuum geschaffen, welches nun vergleichsweise plötzlich durch radikale Positionen befüllt wird. Sie sprechen von einem großen Teil der Bevölkerung (30%), die „am liebsten nur unter ihresgleichen leben“ wollen. Doch kaum jemand vertritt ein generelles „Nein“ (oder ein uneingeschränktes „Ja“) bezüglich der Migration.  Letztlich geht es immer um das „wieviel“, und um das „wie und wer genau“. In Ihren Zeilen schwingt zudem ein leichtes Bedauern über die unvermeidliche und unabänderliche Existenz einer so großen Zahl von fortschrittsfeindlichen Menschen mit. Eine solche Haltung wird vielerorts als arrogant erlebt, ruft weitere Empörung hervor und treibt die Polarisierung voran.
Dass ein gewisses Maß an Zuwanderung und Austausch jedem Land förderlich war und ist, dürfte unbestritten sein. Die Diskussion um Deutschland als Einwanderungsland vernachlässigt allerdings regelhaft zwei weitere Gesichtspunkte. Zum einen muss sich (zumindest außerhalb von Afrika) praktisch jede Gesellschaft den Herausforderungen des demografischen Wandels, also dem Trend zum Schrumpfen und Altern stellen. Vorübergehend mag dieses Problem zwar vielerorts durch Einwanderung zu mildern sein, mittel- bis langfristig werden aber auch die Geburtenzahlen in den ärmeren Gegenden der Erde sinken. Gesellschaften wie Japan, die schrumpfen und dies nicht durch Einwanderung kompensieren (wollen), dürfen aktuell in gewisser Weise als demografische Pioniere gelten. Zum anderen müssen auch die Auswirkungen der Bildungsmigration auf die Quellenländer bedacht werden. Der Braindrain ist gerade in den armen Ländern ein wissenschaftlich mittlerweile gut beschriebenes Phänomen. Wir füllen unsere Lücken auf Kosten anderer Gesellschaften. Entgegen allen Solidaritätsbekundungen mit den ärmeren Ländern ist das ausgesprochen unfair. Die Menschen, die dort nach der Abwanderung der Bildungselite zurückbleiben (eine sehr große Zahl im Vergleich zu den Migranten) verbleiben in einer hoffnungslosen Welt Dies ist dem Ziel abträglich, das Menschen auf der ganzen Erde jeweils auch in ihrer Heimat eine Perspektive erkennen können. Zuletzt noch ein Wort zur Vielfalt. Diese wird zurecht als Bereicherung eines jeden Systems empfunden. Das Wort „bunt“ ist dabei sehr in Mode und wird gerne von Menschen verwendet, die sich damit als fortschrittlich und weltoffen präsentieren wollen. Während aber die vereinfachte und drastisch gesteigerte Mobilität von Menschen, Daten und Waren die Vielfalt vor der eigenen Haustüre merklich steigert, nimmt die Vielfalt im globalen Maßstab – durch eben diese Mechanismen – rapide ab. Dies lässt sich nicht nur in Bezug auf die Natur feststellen (Massenartensterben). Auch die Vielfalt kultureller Errungenschaften zerrinnt uns zwischen den Händen. Die Vielfalt der Sprachen schwindet dramatisch, die Geschäfte der Fußgängerzonen von Singapur, Marrakesch und Stuttgart werden immer gleicher, die globale Vielfalt der Nutzpflanzen und -tiere befindet sich im freien Fall, etc pp…
Ais biologischer Sicht ist es unbestritten, dass die Entstehung und die Bewahrung von Vielfalt von Barrieren abhängt, die zwar fast nie unüberwindbar, aber dennoch als solche wirksam sind. Eine unbequeme Wahrheit, der sich nicht alle stellen wollen, ist, dass ebendies auch für die kulturelle Vielfalt gilt. Wenn wir ehrlich sind, geht es uns meistens nicht um die globale Vielfalt, sondern um die Vielfalt innerhalb unseres eigenen Horizonts, der immer enger wird und den zu erweitern wir immer weniger Mühen auf uns nehmen wollen. Doch die (globale) Vielfalt ist leider keine ästhetische abstrakte Größe. Sie bürgt vielmehr für Stabilität, sowohl in der Natur als auch in der menschlichen Kultur. Mich persönlich beunruhigt das Schwinden der globalen Vielfalt zutiefst. Ich würde mir wünschen, dass alle Menschen, die eine zunehmend bunte Vielfalt vor ihrer Haustür begrüßen, sich auch mehr Gedanken über die bedrohlich schwindende natürliche und kulturelle Vielfalt außerhalb ihres unmittelbaren, persönlichen und vielleicht auch etwas „egoistischen“ Horizontes machen. Denn das eine hängt mit dem anderen zusammen. Ich habe keinen fertigen und umfassenden Lösungsvorschlag für die rapide schwindende globale Vielfalt, für die zunehmend unbunte Welt. Doch sicher ist: Wer ein Problem nicht sieht, oder es nicht sehen will, der wird es nie und nimmer lösen können.
Christian Voll

Dem werten Joachim Gauck ist ganz zweifellos zuzustimmen. Besonders in herausfordernden, schwierigen Zeiten muss jedem (mit)denkenden Menschen noch bewusster sein, welch hohes Gut es in einer liberalen Demokratie zu verteidigen und zu bewahren gilt: Die uneingeschränkte Anerkennung eines jeden Menschen Recht. Dass dieses Versprechen, diese Vorgabe im Übrigen zu keiner Zeit mühelos gestaltet werden kann, ergibt sich freilich aus sich selbst heraus. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind aufgeklärte und profunde Stimmen wie die des Herrn Bundespräsidenten a. D. für unsere Demokratie unverzichtbar.
Matthias Bartsch


Leserbriefe zu „Wir sind verletzlich“ von Frauke Rostalski

Alle Menschen die auf dieser Erde Leben sind jederzeit und Augenblick verletzbar am Körper, der Seele und mit Worten.  Die bestehende Demokratie hat alle Möglichkeiten die Freiheit auf Dauer zu bewahren, auch wenn diese zeitweise eingeschränkt wird, wie bei Corona geschehen. Gefahrenabwehr zum Schutz des Lebens ist eine kollektive Aufgabe des Staates für jeden einzelnen da zu sein. Wer ist hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich? – Unternehmen, Regierungen und seine Behörden. Jede Erkenntnis und Erweiterung des Wissens – durch experimentelle Forschung und Ergebnisse der Wissenschaft macht uns als Gesellschaft nicht unfrei – zeigt den Weg für neue Lösungen auf
Thomas Bartsch Hauschild

Frau Rostalski hat völlig recht, wenn sie die Gefahren der Verletzlichkeit aufzeigt. Die Deutschen neigen stark dazu, Sicherheit vor Freiheit zu setzen und unser Staat nutzt gern alle Möglichkeiten, diese Freiheiten immer mehr einzuschränken, selbst in Diskussionen. Eine völlig andere Auffassung hat der amerikanische Publizist Taleb. Er nennt die von ihm geforderte Haltung Antifragibilität. Sie bedeutet, nicht nur resilient zu sein, sondern Risiken als Chancen zu betrachten. Leider sind wir in Deutschland meilenweit von dieser Haltung entfernt.
Hans Spichalsky

Individuelle Freiheiten über alles zu stellen, wird fragwürdig, wenn sie im Kontext des Klimawandels gefordert werden. Rostalski: „Doch ich würde diese Kraft nicht als Freiheit auffassen, zumal sie bei Pelluchon aus dem Zwang entsteht, den der Klimawandel auf uns ausübt“. Diese Aussage ist missverständlich! Die aus der Vulnerabilität entstandene Kraft zum Handeln und der Antrieb zur Selbstermächtigung, sind hinsichtlich des Klimawandels von entscheidender Bedeutung. Warum ist Vulnerabilität in diesem Kontext ein „gefährlicher Weg“ für die Gesellschaft? Freiheit ist immer verbunden mit Verantwortung. Verantwortung bei der Begrenzung von Emissionen fällt sowohl jedem Einzelnen als auch dem Staat zu. Freiheit sollte die Freiheit aller sein, denn alle Menschen wollen in Zukunft auf einem lebenswerten Planeten leben. Ein offener Diskurs zur gesellschaftlichen Entscheidungsfindung ist selbstverständlich. Der Freiheitsdiskurs darf aber nicht dazu führen, wichtige gesellschaftliche Prozesse, die auch von vulnerablen Menschen angestoßen werden zu diskreditieren.
Gabriele Masch

Ein niedliches Jungvögelchen in bergender Hand: Das assoziierte „Mal wieder Tierschutz“ – aber nicht juristische Gefährdung freien und Verletzlichkeiten eines Anderen in Kauf nehmenden Diskurses als Grundbedingung demokratischer Gesellschaft. Hoffentlich hielt das ohne ‚Sinn & Verstand‘ eingebrachte Bildchen nicht allzu viele von der Lektüre des wichtigen Aufsatzes ab.
Cord Meckseper

Danke für diese klare und differenzierte Analyse einer seit Jahren zu beobachtenden verstörenden Entwicklung zu immer mehr Verhaltens- und Sprachregeln einerseits, einer Verwilderung und Verhärtung der Auseinandersetzungen andererseits. Selbstverständlich sind Schwächere: Kinder, Frauen, alte und behinderte Menschen, Ausgebeutete, bedrohte Tiere und Pflanzen, etc. zu schützen. Daraus aber ein Recht zur Umkehrung der Macht abzuleiten, Denk- und Sprechverbote aufzurufen, ist falsch und gefährlich. Der Staat, der Gesetze zum Schutz vor Verletzungen aller Art erlässt, schützt dann nicht mehr die Würde des Menschen, sondern wird zum Helikopter-Vater, macht die Bürger zu Unmündigen, die sich im Alltag nicht zu helfen wissen.
Heidi Naumann

Ein lehrreicher und ausführlicher Artikel, aber letztlich geht es doch einfach darum, wie notwendig und verhältnismäßig Ge- und Verbote sind. Dass Mord und Körperverletzung gesetzlich verboten sind, leuchtet wahrscheinlich den meisten Menschen ein. Sie möchten schließlich selbst nicht ermordet oder verletzt werden. Ob und ab welchem Schweregrad Beleidigungen verboten sein sollten, dürfte dagegen strittig sein. Schließlich beleidigen recht viele Menschen andere Menschen mehr oder weniger gern und häufig. Dass außer Verleumdungen, gezielten Lügen und extremen Beleidigungen alles gesagt – und diskutiert – werden darf, sollte in einer freiheitlichen Demokratie meines Erachtens selbstverständlich sein. Manche im Prinzip von einer großen Mehrheit der Menschen für richtig befundenen Verhaltensweisen und Vorgänge lassen sich übrigens zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis auf individueller Ebene regeln: Wer das Leid der Tiere in der industriellen Massentierhaltung beenden oder zumindest reduzieren möchte, kann zwar Veganer werden. Viel sinnvoller wäre es allerdings, wenn der Staat den Landwirt*innen eine artgerechte und nicht tierquälerische Haltung von Nutztieren vorschriebe und sie kontrollierte – und zugleich verhinderte, dass Tiere, Fleisch und Tierprodukte aus Ländern, die diesen Ansprüchen nicht genügen, nach Deutschland importiert werden. Und bezüglich der Begrenzung der Erderwärmung, die durchaus von den meisten Bürger*innen als notwendig anerkannt wird, verhält es sich entsprechend: Individuelle Bemühungen können helfen, aber um im größeren Maßstab eine Verringerung der Treibhausgase zu bewirken, sind gesetzliche Vorgaben unerlässlich.
Ulrich Willmes

Der Analyse von Frau Rostalski kann ich nur zustimmen. Der Hype um jede noch so kleine Minderheit, die von „Microaggressionen“ (welch ein Wort) bedroht wird, führt zum „Helikopterstaat“, der massenhaft Meldestellen schafft und konsequent Regelungen treffen muss, um noch so kleinlichen Befindlichkeiten Rechnung zu tragen. Die Konsequenzen hat Frau Rostalski dargestellt.
Klaus Schülke

Eine von Frauke Rostalski hervorragend und detailliert geschriebene philosophische Seite über die erheblichen Freiheitseinschränkungen der letzten Jahre. Die Ausweitung der staatlichen Risikovorsorge wegen der Pandemie, klimatische Veränderungen, Naturereignisse sowie der Krieg in Europa führen zu einer zunehmenden Beschneidung der individuellen Freiheitsrechte. In dubio pro libertate!
Roderich Buhlheller

Es irritiert und stört mich, dass Sie neben (zu) vielen ganzseitigen Anzeigen such noch Frau Professor Rostalski ebenfalls ganzseitig Raum für eine von ihr selbst verfasste Zusammenfassung Ihres Buches geben. Die Rezension eines ZEIT-Mitarbeiters wäre mir lieber gewesen. DIE ZEIT sollte mehr als ein Anzeigenblatt sein!
Ulrike Denker


Leserbriefe zu „Obacht, da kommt was“ von Jens Jessen

Jens Jessen schreibt hier viel Richtiges.  Die herrschenden Vertreter des Zeitgeistes an die Einhaltung demokratischer Spielregeln zu erinnern, wird ihm kaum verziehen. Dabei entlastet er sich reichlich, indem er die AfD als negative Referenz vorführt. Die Gefahr von rechts ist erkannt. Die Gefahr für die Demokratie aus der Mitte keineswegs. Der Autor macht deutlich, wie der politische Mainstream die Demokratie ganz und gar für die eigenen Inhalte vereinnahmt. Hier wird Demokratie nicht nur bedroht, sondern schon durch etwas „Besseres“ ersetzt. Neben der Demokratie und ihren Spielregeln verdirbt auch das Politische, indem es durch Moral ersetzt wird. Das die Kirchen, als alte Moral-Instanzen, heute abserviert werden, liegt nicht nur an deren Fehlern. Im Übrigen wird auch eine weitere, alte Moral-Instanz nicht zufällig immer mehr in Frage gestellt – die Deutsche Erinnerungskultur. Der heutige Zeitgeist mischt die Gesellschaft auf und vereinnahmt Demokratie, Politik, Kultur und Moral im Ganzen für sich und räumt die alten Mitspieler vom Feld. Da diese Kultur alle positiven Begriffe vereinnahmt, ist Widerstand schwierig. Jens Jessen hat den notwendigen Versuch am Beispiel der alten Spielregeln der Demokratie unternommen. Manche Feinde der Demokratie lassen sich gut erkennen. Die anderen kommen mit dem Licht der Sonne und wohlklingenden Zielen. Der Autor kann sie sehen. Gut so!
Fred Klemm

In Ihrem Essay beschäftigen Sie sich unter anderem mit der Ausladung von Bundestagsabgeordneten der AfD durch die Leitung der diesjährigen Berlinale und dem Abschlusskommentar eines prominenten Teilnehmers der Veranstaltung, in dem Partei ergriffen wird für die Palästinenser. Bevor Sie die Ausladung als protokollarisch und damit undemokratisch kritisieren und Gefahr laufen, als AfD-freundlich und damit als Ketzer gebrandmarkt zu werden, küssen Sie dem Unfehlbaren den Fischerring und verurteilen die AfD wie üblich als rechtsextrem usw. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den kritischen Bemerkungen des Regisseurs Glazer, die auf die rücksichtslose Politik der rechtsradikalen Netanjahu-Regierung Bezug nehmen, wissen Sie zu vermeiden. Stattdessen führen Sie einen neuen Begriff ein: Intuition, ein deus ex machina gewissermaßen. Ihr Fehlen soll die kritikwürdige Reaktion der Zuhörer auf die ärgerlichen Kommentare erklären; originell, aber nicht abwegig.
Johannes Kettlack

Wir gehen gerne Abkürzungen, um schneller ans Ziel zu kommen. Zumal in einer auf Effizienz getrimmten Zeit. In der Demokratie ist das fatal. Jens Jessen erinnert an die regelbasierten Grundlagen der Demokratie und weist zurecht darauf hin, dass Inhalte nicht per se demokratisch sind. Der direkte Weg zum Naheliegenden ist nicht der richtige, wo das demokratische Procedere Umwege verlangt. Was Geltung beanspruchen darf, ist idealerweise in einem formal gesicherten herrschaftsfreien Diskurs mit Argumenten auszuhandeln. Allerdings schafft unsere medial geprägte Welt eher nicht den Rahmen für einen solchen Diskurs. Aufmerksamkeitsheischende Statements können durch mediale Multiplikation in der Öffentlichkeit großes Gewicht und quasi faktische Geltung erlangen. Wo der herrschaftsfreie Raum als regelfreier Raum verstanden wird, entstehen Probleme. Vor allem, wenn in missbräuchlicher Beanspruchung der demokratischen Regeln diese selbst angegriffen werden. Gibt es einen Punkt, ab dem der demokratisch verfasste Staat nicht mehr nur neutral sein darf, sondern die prinzipielle Geltung der Menschenrechte eine besondere Wehrhaftigkeit verlangen?
Reinhard Koine

Jens Jessen koordiniert mit seinem staatsbürgerlich bereichernden Feuilleton-Text sehr deutlich die Anwesenheit von demokratischen Spielregeln innerhalb eines Wahlvolkes und des jeweils entscheidenden persönlichen Stimmverhaltens – egal ob das nun für die oder jene Partei passend oder unpassend sei… Und wir sollten uns (grundsätzlich) endlich von der so genannten Demokratie Athens des 5. Jahrhunderts (v.u.Z.) distanzieren – wo Frauen keine politische Mitbeteiligung hatten und dieses Athen ein Sklavenstaat war… Und welche freien Meinungsäußerungen existieren denn noch in der mäandernden Bundesrepublik Deutschland – wenn man überall von angeblichem Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen umzingelt zu sein scheint, ja der RvM selbst mit dem Verdacht auf Rechtsradikalismus auf der Buchmesse in Frankfurt von mehreren Polizisten mitten in der Menge in der Literaturhalle, abgeführt wurde, weil man persönlich angeblich mit einem verbotenen, so genannten „Hitlergruß“ die doch nur hinweisende Hand in Richtung eines rechtspopulistischen Buchstandes (für meine Begleiterin) ausgestreckt hatte: und dies von den dortigen (getarnten) staatlichen Observierenden als Nazigruß ausgelegt so denen erschien… Wie beschrieben – umringten den RvM plötzlich mehrere uniformierte Polizisten und zwangen mich (wegen des angeblichen Nazigrußes) mit auf die Polizeiwache zu kommen… Vom anwesenden Messepublikum wurde ich letztlich wie ein Terrorist betrachtet – unvorstellbar: mit welchem Aufwand hier gegen einen Bürger und Messebesucher vorgegangen wurde… Dann auf der Polizeistation sollte ich mich dieses „Hitlergrußes“ bekennen, es seien Kamera-Aufnahmen vorhanden als Beweismaterial usw. … Selbst die entsprechende Bezeugung meiner Begleitperson half vorerst nichts – man sah mich als einen Gesetzesbrecher an: wohl schwersten Kalibers: die sechs Polizisten meiner Eskortierung hätten das doch wohl vermuten lassen… Späterhin klärte sich das alles auf – die Kamera hatte andere Bilder in „ihrem Gedächtnis“, zumal noch eine hochdrapierte „kommunistische Faustbezeigung“ mit im Bild erschien, wobei man vielleicht nur eine Fliege habe mit der Faust eingefangen…
Mit anderen Worten – man ist in diesem Staat wahrhaft umzingelt von Vermutungen und Verdächtigungen eines „allgegenwärtig vermuteten“ Rechtsradikalismus, des Rassismus oder Antisemitismus und den vorgefertigten Diskriminierungen gegenüber den verschiedensten Andersartigkeiten sowie Gegensätzlichkeiten und Unterschiedlichkeiten; wie man das auch daherzubeten oder zu verformulieren gedenkt – immer wieder könnte man in einen Verdacht kommen und mit einer (staatlichen) Anzeige und einer Gerichtsverhandlung sich konfrontiert sehen… Und noch dazu als Künstler (Schriftsteller, Dichter, Maler) soll man mit der Schere im Kopf sich einer staatlich-konzertierten Kunstüberwachung quasi unterwerfen, in der Kunst keinerlei irgendwie gearteten Reflexionen auf das desorientierende politische Geschehen vorzuzeigen sich wagen zu dürfen, müßte seine freiheitliche Schnauze im Zaum halten sollen und wehe es sind irgendwelche Konfrontationen mit den realen Gegenwärtigkeiten „hintergründig“ auslegbar als Antisemitismus (Antizionismus), Rassismus, Rechtsradikalismus oder angedachten Diskriminierungen jeder Un-Art und Un-Weise zur deutschen allgemeinen Verunsicherung… Schon in der anteiligen Sprachformung und den Sprechverlautbarungen wird dem aus der Balance gekommenen Bürger, der Bürgerin staatlicherseits ostentativ vorwarnend gepredigt: sei vorsichtig mit dem was Du von Dir gibst, was Du sagst und mit wem Du darüber redest – oder gegen irgendetwas Du sprichst… Beständig wird dann einem zusätzlich auch eine womögliche „Fremdenfeindlichkeit“ vorgeworfen, selbst wenn man bewusst (aus den deutlichen Umgebungen heraus) sagen würde: „Das Boot ist voll!“ (- und dies selbst von den bereits zuvor Angekommenen geäußert wird) – und was zugeordnet auslegbar gleichkäme mit einem dadurch zu verdeutlichenden „Fremdenhass“. Auch dieser Begriff wird ja sofort mit „ins deutsche Fehlverhalten“ genommen, wenn man sich kritisch gegenüber dieser Invasion an (Wirtschafts-Armuts-) Migrationen äußert und ein Zuhörender dies in den absoluten falschen Hals bekäme und somit einen (zu dieser „Konfrontation“) anzeigen könnte… Dann Recht zu bekommen, müsste fast schon eine Eulenspiegelei sein – auf eigener Erde sitzend: sich im Wagen in einen anderen Grenz-Bereich zu begeben, und damit den „Rechtsherrn“ in der Symbolik des geistesblitzigen, geistreichen Einfalls somit dann gnädig zu stimmen…
Wo sind wir hingekommen, dass jene deutsche Verwunderung über diesen Massenandrang: als rassistisch und als Diskriminierung verurteilt wird – obwohl doch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung diese Entfremdungen als wesentliche Bedrohung ansieht… Ich schreibe das hier so deutlich, um mich nicht verstecken zu wollen: und vor was eigentlich habe ich Angst als Deutscher im eigenen Land in der Erkenntnis zur immer mehr verlorenen Heimatverbundenheit zu diesen vorhandenen Überflutungen ohne jedwede Kontrollfunktion seitens des Staates zu diesen Ausmaßen an verständlicher Unaushaltbarkeit… Welche Verpflichtungen als Deutsche stehen dahinter, dass mit unseren Gesetzen so hemmungslos gespielt werden kann – das Land zum Spielball für all diese Befremdungen werden konnte… Der deutsche Staatsbürger, die deutsche Staatsbürgerin aber nur noch in den Wahlen zu den Landtagen und der Bundestagswahl ihre Meinung kundtun kann – so weit ist es mit dieser „Demokratie“ gekommen: wir sind nur noch SteuerzahlerInnen für all diese (unfreiwilligen) Zahlungseinforderungen seitens dieses Staates – der doch für das Wohl seines Volkes die Pflicht zur Verantwortung zu tragen hätte… Angela Merkels persönlicher Spruch: „Wir schaffen das!“ – war damals schon am Volk vorbeiregiert ohne Rücksicht auf Gegenwarts-und-Zukunfts-Verluste!
Mit meinen 75 Jahren habe ich nie gewählt – habe kein System für mich vorfinden können, dem ich meine Stimme geben wollte: weder nach links noch nach rechts noch in die scheinbare Mitte hinein oder in radikale Veräußerungen… In einer kapitalistischen „Demokratie“ zählt nicht der Mensch, sondern ausschließlich dessen Funktionieren, werden die „Sklaven der Moderne“ für die kapitalistische Oligarchie, die reiche-mächtige Nomenklatura hemmungslos ausgebeutet… Früher zu Adelszeiten kannte das Volk noch den elitären Feind und konnte allmählich dagegen revoltieren, reagierte die Französische Revolution und auch kleinere deutsche Revolutiönchen – radikal war nur die deutsche Bauernrevolution: mit der Tragik, dass ein Martin Luther die Fürsten und den Adel aufhetzte: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern: „Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganzes Land mit dir.“ Auch diese Abschlachterei war ein Grund mit, dass die deutschen „Untertanen“ sich späterhin nicht mehr mit aller Gewalt gegen ihre „Herren“ auflehnten und sie zum Teufel jagten…
Ich bin berührt von der Offenheit eines Jens Jessen im ZEIT-Feuilleton, wenn er da sehr verdeutlichend schreibt: „Der Kern der Demokratie ist überhaupt keine „demokratische Politik“, eine solche gibt es streng genommen gar nicht, der Kern der Demokratie ist, die Entscheidung über alle möglichen Politiken offen und für möglichst alle Bürger (Anm. RvM: Bürgerinnen) beeinflussbar zu halten. Als ausgeschlossen gilt nur der Selbstwiderspruch – die Entscheidung zur Abschaffung der Demokratie -, aber selbst das ist nicht unumstritten…“ In der Schweiz werden besonders auch nationalwichtige Entscheidungen durch eine Volksabstimmung abgesichert – wohingegen in Deutschland eine z.B. so nicht gewählte Koalition (der Zusammenschluss von Kompromissen) dann entscheidende Beschlüsse vornehmen kann: die sich zum Nachteil der Bevölkerung und des gesamten Landes auswirken (können)… Warum wird nicht z.B. über die Ukraine-Hilfe (die Waffenlieferungen) entsprechend im Volk abgestimmt (und erkennbar zugleich dadurch die Kriegsgefahr für das eigene Land) und auch über die fortwährende unüberschaubare Migration und deren Folgen für die deutsche Bevölkerung und die Bundesrepublik Deutschland in der Gegenwart und Zukunft…?!?! Verständlich, dass die „alten“ Parteien plus der Grünen sich nicht vorstellen wollen, dass die AfD hohe Stimmenanteile aus der Bevölkerung gewinnen könnte – gleichwohl doch erkennbar ist und bleibt: warum diese Bürgerinnen und Bürger die AfD wählen wollten, und dennoch nichts in diesem Sinne dieser Bevölkerungsanteiligkeit getan wird… Was wäre daran undemokratisch – denn überhaupt: zu den Wahlen in einer Demokratie bedeutet dies doch immer auch: dass die Masse der (letztlich doch schlichten) Bevölkerung die Mehrheit darstellt, und sich die sicherlich gebildetere Minderheit (wahltechnisch-„demokratisch“) zu fügen hat… Im Sinne einer vernunftvollen Übersichtlichkeit zur höchstmöglichen geistigen Hinwendung an das Wählbare in einem Volk: kann eine demokratische Wahl nur eine inhaltliche Pleite darstellen… Wie schon vermerkte es Platon gegenüber dem einfachen Volk in Athen: Es sollten Philosophen an die Macht!
Zur „Berlinale“ waren AfD-Abgeordnete nach dem Protokoll auf der Gästeliste und sollten ausgeladen werden – Jens Jessen erklärt hierzu: „Ein solches Protokoll ist weder beliebig noch willkürlich. Es hat sogar einen Grund, der für das Funktionieren und den Bestand einer Demokratie zentral ist. Es ist der Respekt vor dem Souverän, dem Volk, das von seiner Freiheit nun einmal auch den Gebrauch machen kann, eine weithin und sicher zu Recht geächtete Partei zu wählen – solange sie nicht verboten ist, sondern zur Wahl stand. Gegen eine solche Partei kann man demonstrieren, solle es sogar tun, aber man kann den demokratischen Staat als ganzen, dessen Legitimation nun einmal auf Wahlen beruht, nicht dazu bringen, das Ergebnis einer Wahl zu ignorieren, und sei es als ein unerfreuliches Minderheitenvotum. Andernfalls wäre keine Opposition möglich, deren Respektierung und Sichtbarkeit ja ebenfalls für eine Demokratie zentral sind. Wer einmal gewählt worden ist, kann nicht bei repräsentativen Ereignissen nach Belieben ausgeladen oder ausgeschlossen werden, auch wenn die Regierung von anderen Parteien gebildet und von einer glücklicherweise anders gesinnten Mehrheit getragen wird. Ein Ausschluss würde bedeuten, auch die Wähler (Anm.: RvM – und die Wählerinnen) der geächteten Partei zu ignorieren und, zumindest für die Dauer einer Legislatur von jeder Repräsentation auszuschließen, aus der offiziellen Sichtbarkeit zu entfernen, eigentlich zu Bürgern, Bürgerinnen zweiter Klasse zu erklären…“
Man kann nur dankbar sein, dass Jens Jessen uns in seinem demokratisch-einleuchtenden Artikel „Obacht, da kommt was“, klar aufgezeigt hat: dass die Gefahr einer extremen Verletzung der diesbezüglichen Demokratie sehr wohl auch von der Seite der regierenden Parteien kommen könnte – wobei ein Verbot der AfD geradezu in einen BürgerInnen-Aufstand wenn nicht gar Bürgerkrieg führte: wenn das Wählen einer Partei davon abhängig gemacht wird, dass es bei hoher Popularität dieser Partei: dann zu deren Verbot käme… Das KPD-Verbot vom 7. August 1956 in der Bundesrepublik Deutschland war das zweite Parteiverbot nach der SRP (der Sozialistischen Reichspartei): die schon 1952 zum Verbot kam. Vielleicht sollte in diesem Zusammenhang zu extrem links und extrem rechts daran erinnert werden: dass die beiden verbrecherischen Systeme des Nationalsozialismus und des Sowjetkommunismus zu Zeiten Hitlers und Stalins: beide von verbrecherischen Kriminellen angeführt worden sind – und deren Krieg letztlich ein Krieg dieser Systeme (und beider Verbrecher als jeweilige Führer) gegeneinander war: da hat die Nichteinhaltung des Nichtangriffspaktes (mit der Geheimklausel der Aufteilung Polens) seitens des Hitlerregimes gegenüber dem Sowjetregime keine wirkliche Brechung des Vertrages zu tun! Dieser Vertrag wurde zwischen zwei Verbrechern und zwei verbrecherischen Systemen ausgehandelt zu den hegemonialen Interessensphären dieser beiden kriminellen Führer… Somit kann Hitler-Deutschland im Nachhinein dieser „Präventivkrieg“ gegen einen anderen Verbrecher Stalin nicht angelastet werden: Zwei unmenschliche-massenmörderische Systeme mit ihren größenwahnsinnigen Obergangstern haben sich gegenseitig (im Zustand ihres beidseitigen Hasses aufeinander) angegriffen – Stalin hat mit Hilfe der Westmächte diesen Tyrannen in Berlin zum Selbstmord gezwungen in den Ruinen des deutschen damaligen Untergangs…
Ich danke Jens Jessen für den Überblick und Einblick in eine jetzige Gefährlichkeit, die Demokratie (Anm. RvM: in der kapitalistischen Auslegung) dennoch so erkennbar „bloßzustellen“ und damit gleichzeitig zu warnen: ein Parteiverbot der AfD zu veranlassen – damit diese jetzige Demokratie überhaupt noch durch die Wahlen sich wehren kann: und nicht durch Politiker der Staatsparteien, die um ihre Macht fürchten und jedes Mittel anwenden könnten: diesen Machterhalt durch das Partei-Verbot sich zu gewährleisten… Am Beispiel der kommenden Leipziger Buchmesse äußert Jens Jessen: „Um das Alarmierende der neuen Unduldsamkeit zu begreifen, muss man im Grunde nur die Frage stellen: Wo würde die demokratische Debatte bleiben, wenn – sagen wir, sogar im Bundestag – das bloße Anhören einer angefeindeten Meinung schon als Einverständnis, wenn nicht als Kontaktschuld gewertet würde? Dort, in einer solchen Kultur des enthemmten Verdachts, entstünde tatsächlich eine lebensbedrohliche Gefahr für die Demokratie. Es wird sich lohnen, auf der Leipziger Buchmesse zu beobachten, wie viel Freiheit abweichenden Positionen noch zugestanden wird oder ob alles im Hass der Lager verstummt und erstickt.“ Deutlich geäußert: der RvM-Leserbriefschreiber ist ein Demokrat – nur nicht zu den Spielregeln einer kapitalistischen Entdemokratisierung!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Sobald wir die Herrschaft des Volkes (Demokratie) in Zusammenhang mit einem möglichst starken Staat bringen (In praxi ein hochgradiger Anachronismus wie bei einem Ensemble, das seinen Dirigenten, der sich als Zampano gebärdet, bezahlt), stimmen wir ein in den Abgesang derselben. Die Bürger, einzeln und in Gesamtheit zuvor souverän und strebsam, (Der Organisator dominiert über den Fleißigen, wie schwarze Seele über weiches Herz – oder der Igel im Wettlauf mit dem Hasen), delegieren und finden sich wieder als gehorsame Melkkühe. Weil der schlechte Ruf der „schwarzen Schafe“ ist in der Tierwelt positiv (interessante Variante! besetzt ist, wird nur im Revier der Menschen gemobbt, was nonkonform ist. Wehe, den Besiegten! Somit sind wir innerhalb des tausendfach Einfügung einfordernden Systems Würde- und Freiheitsbeschnittene, denen diese Ordnung als das wahre Leben dünkt. In dieser erzieherischen Daseinsvorsorge ist Domestizierung (gleich Herrschaftswahn, verpackt als Anpassung) zentrales Anliegen, als befänden wir uns im Neo-Feudalismus.
Andreas Weng

Jessen spricht von „Berlinale-Skandal“, weil sich bei deren Abschlussveranstaltung „propalästinensische Stimmen ungehemmt Bahn brachen“ und kritisiert, dass Statement des Regisseurs des Films „Zone of Interest“ bei der Oscar-Verleihung, bei der dieser Israels Besatzungsregime kritisierte. In Deutschland, in dem vor fast jedem Rathaus wegen der von oben verordneten „bedingungslosen Solidarität mit Israel“ israelische Fahnen gehisst werden, wird es als „Skandal“ oder „Eklat“ angesehen, wenn jüdische und/oder israelische Künstler die völkerrechtswidrige Politik Israels öffentlich kritisieren. Und nur in unserem Land wird diesen Künstlern Antisemitismus vorgeworfen! Merkt niemand, wie bekloppt wir sind und uns vor aller Welt lächerlich machen?
Björn Luley

Mit Interesse habe ich diesen Beitrag gelesen. Er trifft den Nagel auf den Kopf. Uns ist die eigene Identität und das allgemeine Verständnis von Demokratie weitgehend verloren gegangen. Deren Ausgangspunkt war die Rückbesinnung auf die philosophien Werte der Antike und die argumentative Kritik. Die im 19. Jahrhundert beginnende europäische Aufklärung entwickelte und förderte die Fähigkeit des Menschen, die Wirklichkeit wahrzunehmen und mit der eigenen Vernunft zu erklären. Merkmal der Aufklärung war die argumentative Kritik von Vorurteilen, Aberglauben, Pseudowissenschaften, Ideologien, Irrationalität und menschenunwürdige Praxis. Physische und kulturelle Gewalt sollten durch die Kraft der Argumente ersetzt werden. Im Gegensatz dazu wird die Gegenwart unserer Gesellschaft durch „Cancel Culture“, „Deplatforming“, Herabsetzung, Diffamierung und Erlasst des persönlichen Respekts gekennzeichnet.
R. Reiger

Jens Jessen ist der Meinung:“ Nicht der demokratische Staat ist in Gefahr, sondern unser Demokratieverständnis ist tendenziös und parteilich geworden,“  Doch liegt die Unsicherheit bei vielen Bürgern und Institutionen nicht darin, dass eine Partei wie die AFD tagtäglich behauptet sie sei verfassungskonform, doch ihr Ziel ist  eine autoritäre Staatsform, zu der sich Orban erst neulich offen bekennt und von Trump sich desgleichen bei einem Wahlsieg erhofft, wodurch diese Staatsform die Mehrheit in der Welt hätte! Von daher gebe ich jenen Recht die meinen das unsere Demokratie in Gefahr ist. Ob Lenin, ob Hitler, ob Erdogan, sie haben die Demokratie nur als Trittbrett für die Zerstörung der Demokratie angesehen, um dann autoritär, diktatorisch zu regieren. Mir scheint, das Jens Jessen das nicht richtig in seinem Artikel integriert hat. Ansonsten hat er mit mancher Handhabung des Demokratieverständnis durch Regierungsvertreter recht.
Michael Hopmann


Leserbriefe zu „Das große Fasten beginnt“ von Mouhanad Khorchide

Unter dem Foto auf Seite 54 der N° 12 lese ich:“… vor der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem“. Die jungen Palästinenserinnen stehen aber vor dem Felsendom.
Klaus H. Grabowski

In die immer lesenswerten Beiträge hat sich ein kleiner Schönheitsfehler eingeschlichen. Die Bildunterschrift des sehr schönen Bildes bezieht sich auf die Al-Aksa-Moschee, dargestellt ist jedoch der Felsendom.
B. P. Wagener

Ihrem Bericht in der „ZEIT“ über den diesjährigen Ramadan haben Sie auch eine großformatige Abbildung beigefügt, die „Junge Palästinenserinnen … vor der Al-Aksa-Moschee“ zeigen sollen. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Frauen stehen vor dem Felsendom. Ich denke, mit dem Wort „peinlich“ ist dieser Fauxpas noch unzureichend beschrieben. Ich hoffe doch sehr, dass die „ZEIT“ zeitnah eine Korrektur veranlasst, denn solch falsche Zuschreibungen sollten sich nicht in einem seriösen Presseorgan finden.
Reinhard Feldmann

Die Aussagen von Professor Khorchide entsprechen weder wissenschaftlichen Ansprüchen noch dem üblichen ZEIT-Niveau: Renten bezieht man nicht aufgrund von Staatsangehörigkeit, sondern aufgrund von Beitragszahlungen. In welches System hat der „erfolgreiche Ingenieur“ Herr Khorchide sen. eingezahlt, welches ihm jetzt Bezüge verweigert? Ich erwarte hier dringend Aufklärung. Und weiter: Khorchide bereitet eine Ansprache vor, die er „beim Fastenbrechen des Bundespräsidenten“ halten darf. Seit wann fastet unser Präsident? Einladungen zum Fastenbrechen nimmt er natürlich gerne an, aber das ist dann nicht „sein“ Fastenbrechen. Kann man Khorchides Behauptung noch vertrauen, dass seine Eltern aus Haifa „vertrieben“ wurden? Allerdings kann ich bezeugen, dass Muslime Datteln aus Israel zum Fastenbrechen bevorzugen. Die sind einfach die besten. PS: Österreich gewährt allen Staatsangehörigen unabhängig von Renten auskömmliche Sozialhilfen. Auch der Mutter von Khorchide. Dankbarkeit unserer fairen westlichen Kultur gegenüber ist hier angebracht, wo alte Eltern nicht auf die Gnade ihrer Kinder angewiesen sind.
Barbara Merckel

Wer hat denn dieses Mal auf der Seite „Glauben & Zweifeln“ die Bildunterschrift verbrochen? So schön sieht die Al-Aksa-Moschee in Wirklichkeit nicht aus. Hier handelt es sich um den „Felsendom“ (Dome of the Rock), der gar keine Moschee ist. Ich finde es beschämend, dass so etwas der „Zeit“ passiert.
Almut Mey

Herzlichen Dank für den hervorragenden Beitrag von Mouhanad Khorchide unter „Glauben und Zweifeln „, der mir, überzeugter Christin und Pfarrerin voll und ganz aus dem Herzen spricht. Gute, treffende Worte, wirklich wichtig in unserer Zeit, die so aufgehetzt ist von Falschmeldungen, Fehlurteilen auch wichtiger Intellektuellen und auch Historiker*innen. Dieses „Fasten“, von dem der Autor schreibt, täte uns allen, Muslimen, Juden und Christen, sowie den Religionslosen, gut. Aber: Warum der unausrottbare Irrtum in der Bildunterschrift auf derselben Seite? Nein, wir sehen hinter den verschleierten Frauen NICHT die AL AQSA Moschee, sondern den FELSENDOM in Jerusalem! Letzterer ist auch keine Moschee, sondern wird als Schrein bezeichnet, der auf dem Plateau des Tempelberges errichtet wurde. Die Al-Akqsa Moschee befindet sich in der direkten Nachbarschaft. Beide Bauwerke wurden im 7.Jhdt n.Chr. nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber errichtet. Eine Verwechslung sollte eigentlich ausgeschlossen sein, geschieht aber leider auch in seriösen Medien immer wieder. Ich bitte um Berichtigung!
Birgit Lallathin

Guter Artikel, katastrophales Foto, junge Frauen im Niqab Was will die Zeit damit suggerieren? Verschleierung von jungen Frauen normal!
Christian Gerlach

Mouhanad Khorchide lehrt und verkündet nicht nur den Frieden, sondern er lebt ihn auch. In dem Artikel erklärt er, worum es im Ramadan wirklich geht, um die Spiritualität, um die Verkündung des Korans. Das Motto des Korans lautet: “Mohammed verkündet nichts Anderes als das, was Moses verkündete; und wie Moses ist auch Mohammed.”  Kenner der Thora und des christlichen sog. Alten Testaments wissen, dass das nicht stimmt. Als kleines Beispiel möchte ich nur die Geschichte von Hagar, der ägyptischen Magd und deren Sohn Ismael anführen, auf dem nach muslimischem Glauben die Verheißung Gottes liegt, weil er der Erstgeborene vom Stammvater Abraham ist. Aber die Verheißung Gottes (1 Mose 17, 1-21) galt nicht nur Abraham, sondern auch seiner Frau Sara (1 Mose 17, 19 und 21); und deren gemeinsames Kind ist Isaak (1 Mose 18, 10 und 14) und somit ruht die Verheißung Gottes, “Ich will deine Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel und will deinen Nachkommen alle diese Länder geben” auf Isaak (1 Mose 26, 1 – 4). Menschen messen dem Erstgeborenen größte Bedeutung zu; nicht aber Gott. Übrigens war Mose auch nicht der Erstgeborene. Gott hat andere Maßstäbe als wir Menschen. Er lässt sich auch nicht von Opfern oder Fastenopfern beeindrucken. Opfer sind immer der Versuch Gott gnädig zu stimmen, letzten Endes um Gott in den Griff zu bekommen. Aber Gott ist frei.
Marilott Grosch


Leserbriefe zu „Der neue Fritz“ von Mariam Lau

Treffendes Psychogramm und prägnante Charakter- und Entwicklungsstudie zum Kanzlerkandidaten. Doch die Schlüsselfrage kommt zu kurz: Wie hältst du es mit den Grünen? Sollte Merz diese Option vor der Wahl nicht ausschließen, wird er viele Sympathisanten vergraulen und ins  Lager der AFD oder Nichtwähler treiben und am Ende seine Chancen schmälern. Zur grünen Partei bestehen kaum überbrückbare Zielkonflikte vor allem in der Migrationsfrage. Sie ist das eigentliche Gegenmodell zur CDU. Ihr Ausschluss mag vordergründig seine Verhandlungsposition schwächen, doch selbst eine Minderheitsregierung ist zwar ungewohnt, aber nicht verboten, falls die SPD mauert.  Und wer weiß, ob die Brandmauer nicht brüchig wird nach dem Motto: durch Einbindung entzaubern.
Christoph Schönberger

Mariam Lau stellt uns mit dem „neuen Fritz“ einen verkannten Sympathieträger und „Frauenversteher“ vor, der doch so ganz anders sei als das öffentliche und  veröffentlichte Bild von Friedrich Merz – und der politisch und persönlich den  Anti-Scholz gibt: Ein bürgerlicher Mann der Mitte, des Ausgleichs, hart im  Nehmen, mit sich im Reinen, extrovertiert, führungsstark, prinzipienfest und  doch kompromissbereit, mit offenem Ohr für die eigentlichen Anliegen der  Bürger, stolz auf die sozialpolitischen Errungenschaften der Christdemokraten, der obendrein auch gut mit ausländischen Staats- und Regierungschefs kann. Nichts erinnert an den nassforschen Neoliberalen, begnadeten Polemiker, eingeschnappten Politikflüchtling und späteren Aufsichtsratschefs eines umstrittenen Vermögensverwalters, der, von der Seitenlinie kommentierend, der Regierung Merkel „grottenschlechte“ Performance attestierte und großmundig ankündigte, den Stimmenanteil der AfD halbieren zu können. Sollten wir uns denn so getäuscht haben in der Wahrnehmung und Beurteilung des voraussichtlich künftigen Kanzlers – einem Politiker, womöglich wie gemacht für die Herausforderungen der „Zeitenwende“ und darüber hinaus glaubhaftem Repräsentanten eines gedrehten „Zeitgeistes“?
Rüdiger Paul

Das Porträt über Friedrich Merz wirkt unausgewogen, kaum Kritisches wird benannt. Das wirkt geradezu wie Hofberichterstattung. Ausgespart Merz‘ vorgetragene rechtspopulistische Äußerungen (Stichworte, z.B.: Sozialtouristen aus der Ukraine; oder: Geflüchtete, die sich bei uns die Zähne machen lassen). Und auch sonst redet und handelt der Mann kaum staatsmännisch. Bei der Taurus-Debatte und auch in Bezug auf die Einhaltung der Schuldenbremse ging er Scholz hart an. Als Kanzler würde Merz möglicherweise genauso handeln. Die Zurückhaltung Scholz‘ in Hinsicht auf die Taurus-Lieferung unterstützt immerhin mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung. Und als Kanzler würde Merz vermutlich als erstes die Aufweichung der Schuldenbremse fordern, bedarf es doch der Finanzierung notwendiger Projekte (Infrastruktur, Maßnahmen für die Energiewende, Verteidigung etc.), zumal ja bereits auch CDU-Regierungschefs auf Landesebene die Schuldenbremse in gegenwärtiger Form kritisierten. Und wäre Merz in der Lage oder zumindest gewillt, als überzeugter Transatlantiker (er war 10 Jahre lang Vorsitzender der Atlantik-Brücke), deutsche Interessen auch gegen die der USA durchzusetzen, nicht nur im Falle eines Wahlsieges Donald Trumps? Nach meiner Wahrnehmung zog sich Merz vor rund 20 Jahren beleidigt aus der Politik zurück, nachdem ihn Angela Merkel vom Sprungbrett zum Kanzleramt (Fraktionsvorsitzender) geschubst hatte und machte zunächst Karriere in der Privatwirtschaft.
Und als die ungeliebte „Parteifreundin“ sich sukzessive aus der Politik zurückzog (zunächst vom Parteivorsitz und dann mit der Ankündigung nicht erneut als Kanzlerkandidatin zur Verfügung zu stehen), sah der „alte“ Fritz die Gelegenheit gekommen, seinen langgehegten Traum zu verwirklichen: den Kanzlerthron zu besteigen. Und genauso wie seine regierungsverantwortlichen Parteifreunde in den vergangenen Jahrzehnten, die sich bezüglich des Klimawandels geradezu fahrlässig untätig gaben, hat auch Herr Merz bei diesem wichtigen Thema keine zielführenden Antworten. Allerdings scheint ihm mittlerweile bewusst zu sein, dass vermutlich nur noch er selbst durch destruktive Äußerungen seinen Traum vereiteln kann. Also zügelt er sich. Vom Saulus zum Paulus? Da habe ich so meine Zweifel. Er weiß, dass ihm die gegenwärtige Regierungskoalition mit jedem weiteren vermeintlichen oder tatsächlichen Fehltritt, den Weg auf den „Kaiserthron“ pflastert. Er muss nur abwarten. Dumm ist der „alte“ Fritz gewiss nicht. Aber geeignet für das wichtigste Amt im Staat? Da habe ich so meine Zweifel. Auch wenn er sich jetzt zusammenreißen kann.
Reiner Gorning

…Zuerst der fiese Scholz-Artikel, dann die Merzschmeichelei: durchsichtige und billige Wahlkampfhilfe für die CDU ….Was ist nur aus dieser Zeitung geworden ….
H-U. Roller

„Ich will der erste Diener meines Staates sein“ und „In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden“, das sind wohl zwei der bekanntesten Zitate von Friedrich II. (1712-1786), König von Preußen, besser bekannt unter der „Alte Fritz“. Der „Alte Fritz“ ist lange tot, aber mit diesen beiden Zitaten sollte sich mal ein gewisser Robert Habeck auseinandersetzen! „Wenn alle die Axt schwingen, kann man mit dem Florett nichts ausrichten“, das sagte mal der deutsche Politiker und Bundesvorsitzender der CDU Friedrich Merz (*1955), der im Betrag von Mariam Lau, als der „neue Fritz“ bezeichnet wird. Das Zitat des „Neue Fritz“ Könnte sich ebenfalls unser Wirtschaftsminister zu Gemüte führen, um vielleicht daraus seine Schlüsse zu ziehen! Ich fürchte jedoch, dass beim Kinderbuch-Co-Autor Habeck, diesbezüglich Hopfen und Malz verloren ist. Für mich hat dieser Mann längst schon jeglichen Bezug zur Wirklichkeit verloren. Der „neue Fritz“ hingegen steht auf Brandmauern, deshalb will er die Brandmauer zur AfD weiterhin stehen lassen, aber deshalb gleich mit den Grünen zu liebäugeln, das kommt wiederum in seiner CDU nicht besonders gut an. Was nun „Neuer Fritz“?
Klaus P. Jaworek

In der Zeitausgabe zwei Artikel und zwei extrem politische Richtungen großformatig direkt nebeneinander. Zwei Lebenswege, die einander begegnen sollten! Was heißt Freiheit, Gerechtigkeit und Gemeinwohl, und wie findet die Demokratie ihr gesundes politisches Gleichgewicht? Wie sollte Politik gestaltet sein, die junge Menschen in die gesellschaftliche Willensbildung mitnimmt, ohne in extreme Verhaltensweisen gedrängt zu werden. Ein Thema, was auch jetzt wieder aktuell ist!
Walter Moritz

War dieser Artikel als Wiedergutmachung gedacht? In einigen Zeitungen war 2004 über F. Merz und sein Verhältnis zu dessen Großvater J.P. Sauvigny berichtet worden. Dieser war Bürgermeister von Brilon (1917-33), Mitglied der NSDAP und SA. F. Merz hatte ihn damals sein politisches Vorbild genannt. In der Zeit Nr.5 vom 22.01.2004 wurde eine Glosse unter dem Titel „Opa war okay“ veröffentlicht. Schwamm drüber, ist ’ne Weile her. Nun erfahren wir, dass W. Schäuble auch ein Vorbild und ein Freund von Merz gewesen sei.  War da nicht mal diese dubiose Mittäterschaft Schäubles im CDU-Parteispendenskandal 1999/2000? Da bin ich doch gespannt, welches Vorbild uns F. Merz als nächstes präsentieren wird.
Klaus Bücker


Leserbriefe zu „Bundesleer“ von Peter Dausend

Wenn die Reaktivierung der Wehrpflicht so lange dauert, sollte man sofort damit anfangen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Rüdiger Weigel

Vielen Dank für den interessanten Kommentar. Ich stelle mir im Kern zwei Fragen. Warum denken wir Älteren allzu oft, wir könnten über die Zeit oder sogar über das Leben der jungen Mitbürger bestimmen? Wie wahrscheinlich halten Sie es das auch Frauen zum Wehrdienst einberufen werden? Wir als Gesellschaft sollten uns auf eine klare Sprache verständigen. Meines Erachtens ist das eine Tarndiskussion. Es geht meiner Meinung nach darum. Setzt Deutschland die Wehrpflicht für Männer wieder ein? Wenn die Mehrheit dem zustimmt. Wie gestalten wir das Gerecht? Wie lassen wir aus diesem Dienst keinen zu großen Nachteil werden? Muss es z.B. wirklich ein Jahr sein? Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach kein Gesellschaftsjahr für alle geben. Es wird sich keine Mehrheiten hierfür finden.
Marko Becker

Auch ich bin für ein (verpflichtendes) Gemeinschaftsjahr für alle 18-Jährigen unter diesen Voraussetzungen: monatliches Gehalt von 1800 € plus 8000 € Einzahlung in einen Aktienrenten-Sparplan auf den Namen des/der Diensttuenden. Das würde ca. 30 Milliarden € pro Jahr kosten. „Moderne“ Kriege haben eins gemeinsam: gezielte Zermürbung des Gegners durch Vergewaltigung, Folterung und Ermordung der Zivilgesellschaft. Meine Vorschläge zur Kriegstauglichkeit Deutschlands sind deshalb: Alle Erwachsenen in Deutschland – auch Frauen, auch Alte! – in der Benutzung eines Gewehrs durch Bundeswehr – Kurzschulungen (inkl. Krisenfall-Verhalten und Waffenausgabe-Modalitäten) ausbilden und alle 2 Jahre auffrischen. Gesicherte Lager für Waffen und Munition bereitstellen, um im Ernstfall mindestens jeder fünften erwachsenen Person in Deutschland eine solche Waffe auszuhändigen. Mit einmalig 30 Milliarden Euro könnten wahrscheinlich 10 Millionen Gewehre bereitstehen, die Wartung und Lagerhaltung dürfte jährlich weitere 10 Milliarden € kosten. Parallel dazu Schutzräume in den Städten unter Nutzung vorhandener Strukturen (U-Bahn-Tunnel, Tiefgaragen) aufrüsten, sodass dort die individuelle Verteidigung gegen marodierende Angreifer mit weniger Waffen möglich wird zugunsten von mehr Waffen / Person auf dem Land. Durch Subventionsabbau (besonders bei klimaschädlichen Subventionen) und massive Steuer-Erhöhung auf Alkohol und Tabak ließe sich dieses Geld „erwirtschaften“ mit gleichzeitig positiven Nebeneffekten auf Klima und Gesundheit. Kriegstauglichkeit muss Verteidigungsfähigkeit für alle in Deutschland Lebenden bedeuten. Einem potenziellen Gegner muss es richtig wehtun, unsere Zivilbevölkerung zu schädigen. Daran sollten wir alle mitwirken, auch wir Frauen und Alten!
Carla Gödel

Das Wort „Kriegstüchtigkeit“ sollten wir sofort in Bezug auf die Bundeswehr aus unserem Vokabular streichen: Im GG Art Xa kommt nur der Verteidigungsfall vor! Wie oft habe ich in letzter Zeit das GG zitiert. Es ist so klug und so aus dem Fokus geraten. Entschieden wird zu häufig nach Gutsherrenart. Für den Verteidigungsfall brauchen wir – übrigens ziemlich eilig – eine Armee, die nichts mit Wehrpflicht zu tun hat. Am besten im europäischen Kontext. Sollte die EU/ die Nato zu träge, zu altbacken sein, um neu zu denken, müssen wir allein beginnen, eine intelligente, effektive, moderne Armee zu schaffen, immer die Zusammenarbeit suchend. Das, was in der Ukraine passiert, ist Krieg aus dem letzten Jahrtausend: Menschenverachtend und menschenverschlingend. Diese Art Krieg tötet und zerstört, ohne ein Ende zu finden. Einige Menschen/ Firmen verdienen maßlos daran, die meisten verlieren. Wie müsste unsere Armee aussehen? Sie müsste so klein wie möglich, so groß wie nötig, technisch brillant, strategisch hochintelligent aufgestellt sein. Deutschland war mal gut darin, gut zu sein. Solch eine Armee braucht Fachleute, ja, hochbezahlt, aber immer noch preiswerter, in jeder Beziehung, als eine große Menge an menschlichem Kanonenfutter (Wehrdienstleistende). Herrn Pistorius traue ich es zu, neu zu denken, sich mit den exzellenten militärischen Fachleuten der westlichen Welt zusammen zu setzen und die Bürokratismusfalle, das Massendenken der Armeen zu überwinden: Dieses ist unmenschlich teuer. Wir wollen uns verteidigen, am besten mit einer europäischen Armee oder der Nato, menschenschonend, mit bester Technik und intelligenter Strategie.
Ursula Augener

Peter Dausend kann ich zustimmen, wenn er ein „verpflichtendes soziales Jahr“ vorschlägt, um auch für die Bundeswehr wieder mehr junge Menschen zu gewinnen. Das Wort „Gesellschaftsjahr“ gefällt mir besser, um auszudrücken, dass junge Menschen ab 18 Jahren für ein Jahr eine Pflichtzeit zu leisten hätten, als Beitrag für die Gesellschaft. Drei Sektoren sollten angeboten werden: Soziales, Ökologie oder Bundeswehr. Vor der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 war der Zivildienst für junge Männer im Bereich „Soziales“ als Alternative zur Bundeswehr möglich. Nicht wenige junge Männer fanden hier „Geschmack“ für eine Ausbildung oder ein Studium in sozialen und medizinischen Berufen. Wenn man stets beklagt, dass besonders auch im sozialen Bereich ein Fachkräftemangel herrscht, kann ein verpflichtendes „Gesellschaftsjahr“ ein Anstoß für Frauen und Männer sein, ein Jahr in einer sozialen Einrichtung abzuleisten, in Kitas, Krankenhäusern oder Altenheimen. Zudem wäre ein Gesellschaftsjahr eine Unterstützung, im Denken vom ICH zum WIR zu kommen. In einem der drei Sektoren tätig zu sein, der wichtige Leistungen für die Gesellschaft erbringt, öffnet den Blick dafür, dass jede/ einen Beitrag leisten kann für mehr Gerechtigkeit, Zusammenhalt und Solidarität. Junge Menschen, die ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, werden die Erfahrung bestätigen, dass dieser Dienst für sie eine große Bereicherung war oder ist, um zu erkennen, dass sie selbst einen wertvollen Beitrag für eine funktionierende Gesellschaft leisten können. Und nicht selten hat dieser Dienst auch zu einem langjährigen Engagement in einem Ehrenamt oder in der Politik geführt.
Anneliese Mayer

Vor einigen Tagen haben wir genau über dieses Thema in unserem Freundeskreis gesprochen und mir als Angehörige der Boomer Generation, kam die Idee, nicht nur für die jungen Menschen, ein Pflichtjahr einzurichten, sondern auch für alle Boomer, die jetzt in Vorruhestand gehen möchten und natürlich auf freiwilliger Basis auch für Rentner. Solidarität mit unserer Zivilgesellschaft von Alt und Jung. Vielleicht würde dies einen befriedenden und erfrischenden Ausgleich im Verhältnis von Boomern und Gen Z schaffen?
Gabriele Mastmann


Leserbriefe zu „Ein Streifen Elend“ von Anna Sauerbrey

Die Autorin impliziert, dass das Leiden in Gaza von Netanjahu und Biden beendet werden könnte. Kein Wort über die Hamas. Letztere hat den Krieg ausgelöst und kämpft weiter ohne Rücksicht auf das Elend ihrer eigenen Bevölkerung. Die Hamas kann jederzeit die israelischen Geiseln frei lassen und die Kampfhandlungen einstellen. Dann ist der Konflikt beendet und der Wiederaufbau kann beginnen. Langfristig ist Frieden nur zu erreichen, wenn die Palästinenser einsehen, dass sie den israelischen Staat nicht beseitigen können. Andere Länder mussten ebenfalls ihre Niederlage eingestehen und Gebiete abtreten, z.B. Deutschland.
Ernst Lothar Helwig

Der Staat Israel wurde 1948 gegründet. Sofort wurde das Land von arabischen Nachbarländern angegriffen. 1949 hatte Israel sich militärisch erfolgreich verteidigt. Das führte zu dem bis heute bestehenden palästinensischem Flüchtlingsproblem. Hunderttausende Araber flohen oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Seit 75 Jahren, einem dreivierteljahrhundert(?), fehlt eine akzeptable Lösung für das „Zusammenleben“ zwischen dem Israelischem und dem Palästinensischem Volk. Die sinnvolle „Zwei-Staaten-Lösung“ wird von Israel immer wieder verworfen. Die entsprechende Siedlungspolitik konterkariert eine solche Einigung. Der 07. Oktober 2023 hat das „Pulverfass“ zur Explosion gebracht. Allerdings mit unvorstellbaren Gräueltaten der Hamas. Die Antwort Israels, die Verteidigung der Existenzberechtigung des eigenen Landes, war unumgänglich. Die Kriegshandlungen im Gaza-Streifen und der Versuch die noch in Hand der Hamas befindlichen Geiseln zu befreien ist nunmehr aber unverhältnismäßig.  Die Einbeziehung der Zivilbevölkerung in den Krieg und die vielen Toten unter ihnen ist derzeit nicht mehr zu verantworten und wohl auch nicht mehr mit dem Recht auf Selbstverteidigung zu rechtfertigen. Ein „normales“ Leben der dort ausharrenden Menschen mit Essen, Trinken, Arbeit, Schule und Gesundheitsfürsorge, ohne Bomben und in ständiger Angst um Leib und Leben für Kinder, Frauen und Männer muss das naheliegende Ziel des Handelns sein. Die große Tragik ist, dass vor allem zwei alte Weiße Männer die jeweils um ihre politische Bedeutung, im eigenen Land, und den Machterhalt kämpfen auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, um dem Krieg im Gaza-Streifen Einhalt zu gebieten. Joe Biden sollte Benjamin Netanjahu unmissverständlich eine Waffenruhe „abringen“, indem er hiervon die Lieferung von Waffen und Geld abhängig macht. Die Zivilbevölkerung in Gaza ist selbst Geisel der Hamas und gleichwohl Ziel der israelischen Angriffe. Biden muss schnell zu einer Entscheidung kommen und diese umsetzen, ansonsten verliert er einen großen Teil der muslimischen Wählerschaft.  Die Zeit des Zögerns und Zauderns ist schon längst vorbei.
Felix Bicker

Im oben genannten Artikel fordern Sie von Präsident Biden und Premierminister Netanjahu den Mut, „sich von Erwartbaren zu trennen“.  Mich würde interessieren, was genau Sie sich darunter vorstellen. Sollen die USA die Unterstützung Israels gegen den Hamas-Terror einstellen? Soll Israel kapitulieren und dafür sorgen, dass nicht nur der Gazastreifen, sondern ganz Israel (from the river to the sea) judenfrei wird? Ist Ihnen bewusst, dass auch die Hamas Konfliktpartei ist, und weiterhin gezielt israelische Zivilisten mit Raketen beschießt und israelische Zivilisten als Geiseln hält? Ist Ihnen schon der Gedanke gekommen, die Hamas zum Ende der Gewalt und zur friedlichen Koexistenz mit Israel aufzurufen? Dann nämlich hätte das Leid der Zivilisten im Gazastreifen sehr schnell ein Ende und es bestünde – falls die politisch Verantwortlichen im Gazastreifen die Milliardenhilfen des Westens in Infrastrukturprojekte statt in Tunnels und Waffen investieren würden – die Chance auf einen Streifen der Hoffnung und des Wohlstands. Mich würde persönlich sehr interessieren, wie zu Ihrer einseitigen Darstellung der Problematik gelangt sind, und würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dies erläutern könnten.
Arndt Müller

Spätestens seit dem Holocaust ist klar: Juden brauchen einen eigenen mehrheitlich jüdischen Staat – als dauerhaften Schutz. Wo eine jüdische Mehrheit sein soll, müssen andere gehen. Wohin? Um eine Antwort drückt sich die ganze Welt seit 1948 – und lässt damit alle im Stich: Juden und Nichtjuden, die das Problem untereinander nicht lösen können, weil keiner von beiden woanders hingehen kann. Wohin also mit denen, die in einem mehrheitlich jüdischen Staat nicht bleiben können oder wollen? Der Großteil der Menschen geht freiwillig dorthin, wo eine gute Zukunft zu erwarten ist. Warum bietet niemand Menschen, die nicht in Israel/Palästina bleiben können, bessere Perspektiven anderswo? Ich bin sicher, die meisten Palästinenser würden das Angebot annehmen, in Europa, den USA oder anderswo zu leben, die dortige Staatsbürgerschaft zu bekommen, samt einer angemessenen Entschädigung für alles, was sie materiell zurücklassen müssen. Umgekehrt erkennen die, die das Angebot annehmen an, dass sie keinerlei Rechte mehr in Palästina/Israel behalten. Wer wider Erwarten bleibt, weil er/sie sich tatsächlich an einen Landstrich gebunden fühlt, kann gerne bleiben. Denn allzu viele werden es nicht sein. Warum kommt dieses Angebot nicht? Meine Antwort: Man redet gerne von absoluter Solidarität wahlweise mit Israel oder Palästina. Aber ein paar Leute aufzunehmen, ist in Wirklichkeit schon zu viel Zumutung. Jedes einzelne Land dieser Welt könnte diese Lösung anbieten. Warum beginnt nicht Deutschland, das mit dem Holocaust den Beweis für die Notwendigkeit eines jüdischen Staats erbracht hat? Fürchten wir uns, vor Problemen, die wir umgekehrt Israel zumuten?
Michael Krauß

Um das bestialische Verhalten der Hamas vom 7. Oktober gegenüber israelischen Zivilisten sich nicht wiederholen zu lassen, darf das jetzige, bestialische Verhalten der Israelis gegenüber unbeteiligten Palästinensern nicht fortgesetzt werden! Das Schicksal der bis in den grausamen Tod Geschändeten auf beiden Seiten ist identisch. Sie sind tot, zumindest lebenslang gezeichnet! Es gibt für beide Seiten keine Rechtfertigung dieser brutalen, menschenverachtenden Vorgehensweisen.
Udo H. Bauer

Bei jeder Analyse des aktuellen Gaza-Krieges sollte die einzige Macht benannt werden, die diesen Krieg zu jedem Zeitpunkt sofort hätte beenden können: die Hamas. Die Befreiung aller Geiseln und eine bedingungslose Kapitulation mit Übergabe aller Waffen und militärischer Logistik hätte Israel zum unmittelbaren Waffenstillstand gezwungen. So hat die deutsche Regierung nach Hitlers Selbstmord 1945 weitere Flächenbombardements mit Hunderttausenden Toten verhindert, so hat die japanische Regierung weitere Atombombenabwürfe gestoppt. Weiterhin gehören alle Mächte angeklagt, in deren Interesse das endlose Schwelen des Nahost-Konfliktes ist: die Diktaturen im Iran, in Russland, die arabischen Regierungen, die den Konflikt brauchen, um die eigene Bevölkerung von ihren Versäumnissen und ihrem Versagen abzulenken, auch große Teile der aktuellen israelischen Regierung. Die ständige, präzise und nicht bloß nach Westen gerichtete moralische Anklage durch die zivilisierte Welt ist sicher nicht die Lösung des bald hundertjährigen Konflikts, aber vielleicht deren Voraussetzung.
A. Goletz-de Ruffray


Leserbriefe zu „Wann sind wir endlich da?“ von Jonas Schulze Pals und Marlene Seidel

Chance vertan! Jetzt muss die Politik ran! Deutsche Rechtswirklichkeit: Hamburg, März 2024: Klimakleber, die für ihre an sich berechtigten Ziele Straßen blockieren, werden wegen Nötigung verurteilt. Frankfurt/M, März 2024: Ein Streik, der Millionen Pendler und Reisende in Geiselhaft nimmt, der Wirtschaft hunderte Millionen Euro Schaden zufügt und den Staat erpresst, wird für rechtmäßig erklärt. Die Nötigung der Klimakleber ist strafbar, u.a. weil sie unverhältnismäßig in die Rechte anderer Verkehrsteilnehmer eingreift, die in ihrer Fortbewegung gehindert werden. Warum aber ist das Vorgehen der GDL erlaubt? Statt weiter zu verhandeln oder einer Schlichtung zuzustimmen, werden Maximalforderungen gestellt, egal, wie weit sich die Bahn bewegt. Der Staat, der hinter der Bahn steht, die Infrastruktur gewährleisten muss und nicht insolvent werden kann, soll ausgebeutet werden. Es zahlt ja die Allgemeinheit. Wer so vorgeht, missbraucht seine verfassungsmäßigen Rechte und schränkt dabei Millionen Menschen in ihren Grundrechten ein. In einer Diskussion im privaten Umfeld geriet ich als Jurist mit meinen Erklärungsversuchen für diese Diskrepanz unlängst an meine Grenzen: Das kann man keinem mehr erklären…
Claus Weselsky ist derzeit der mächtigste Mensch Deutschlands. Er darf nach Belieben die Fortbewegung aller einschränken und Staat und Wirtschaft schädigen. Und alle schauen „ohnmächtig“ zu. Nach dem Grundgesetz hat kein Staatsorgan eine solch unkontrollierbare Macht. Gewerkschaften und ihre Anführer stehen aber nicht über dem Grundgesetz. Die Arbeitsgerichte haben die historische Chance vertan, Grenzen des Streikrechts bei der Infrastruktur zu ziehen und diesen Machtmissbrauch zu Lasten der Allgemeinheit und des Staates zu verbieten. Was kommt als nächstes? Die 30-Stunden-Woche mit 25% Lohnerhöhung? Jetzt kann nur die Politik durch ein Streikgesetz die Verhältnisse wieder geraderücken. Wer hätte gedacht, dass wir einmal neidvoll auf das Streikrecht in Italien blicken…
Kai-Uwe Schütz

Sie stellen die falschen Fragen! Die Frage muss lauten: Wann wird der Eigentümer, die Bundesrepublik Deutschland, endlich seiner Verantwortung gerecht und verhindert die Selbstbedienungsmentalität der Bahnmanager. Diese gönnen sich für ihre Fehlleistungen der letzten Jahre Boni in Millionenhöhe und für das arbeitende Personal, was die Fehler der Leitungsebene ausbaden muss, ist kein Geld da. Dieser Medienfeldzug gegen die Gewerkschaft, egal welche, geht einen nur noch auf die Nerven.
Rolf Geyer

Zu den Antworten der vier genannten Fragen wäre Folgendes zu ergänzen: 1. „Tatsächlich offenbart der Minister (gemeint war Wissing) seine Machtlosigkeit“. Man mag nur schwerlich glauben, dass der Verkehrsminister auf die Vorstände ‚seiner’ 100%igen DB-Tochter keinen Einfluss hat. Diese wiederum haben Einfluss auf die Verhandlungen. 2. …. „hatten Politiker der CDU gefordert, das Streikrecht im Bereich der kritischen Infrastruktur einzuschränken“ … Vielleicht sollte „kritische Infrastruktur“ schlichtweg nicht privatisiert werden. Als Lokführer*innen noch Beamt*innen waren, gab es diese Problematik naturgemäß nicht. 3. … „nur 49% der Arbeitnehmer (sic) werden nach Tarifvertrag bezahlt.“ Die GDL leistet gerade einen wichtigen Schritt zur Umverteilung von oben nach unten; im Gegensatz zu den Arbeitnehmer*innen scheinen die Arbeitgeber*innen sehr genau zu verstehen, wie richtungsweisend ein starker Abschluss wäre. Auch für andere Branchen.
Stephanie König

Die Reise, die ich mit meiner Schwester antreten wollte, wäre eine meiner letzten gewesen. Mit 53 Jahren werde ich an Krebs sterben. Vielleicht werden Mitarbeiter des Call-Centers bei Lufthansa so gewählt, dass sie unempfindlich für Emotionalität und Empathie sind… anders kann ich es mir nicht erklären: Wir wurden kompromisslos auf einen Flug umgebucht, für den wir nur die Option „ja“ oder „nein“ hatten – eine richtige Wahl gab es nicht. Nun gehen uns drei von wertvollen sieben Tagen verloren – das kann niemand kompensieren. Geld schon gar nicht. Klar! Die Ferien sind ein sehr gutes Druckmittel in einem Tarifkonflikt… aber ganz ehrlich: liebes Kabinenpersonal, liebes Sicherheitspersonal, liebe Bahnbegleiter, wisst ihr eigentlich, was diese Streiks bei Ferienbeginn für Familien bedeuten? Ich wünsche Euch, dass ihr niemals mit einem kranken Kind in der Notaufnahme steht, in der gerade Ärzte streiken … denn so fühlt es sich an!
Claudia Friedrichs

Beim Straßenverkehr wird mit begrenztem Erfolg viel über autonom fahrende Autos geforscht und entsprechend berichtet.  Viele der beim autonomen Autofahren ungelösten Probleme hätte die Bahn nicht. Der Fahrweg der Züge ist eindeutig vorgegeben, muss nicht vom fahrenden Zug selbsttätig gewählt werden. Der Einfluss anderer Verkehrsteilnehmer entfällt weitgehend (die bedauerlichen „Personenschäden am Gleis“ können auch von den anschließend meist traumatisierten Lokführern nicht verhindert werden). Eine Fernüberwachung der fahrenden Züge findet meines Wissens nach bereits heute statt. Dann geht auch die Steuerung.  Ich bin der festen Überzeugung, dass die Industrie bereits heute selbstfahrende Zugsysteme anbieten kann – incl. der Nach- und Umrüstung vorhandener Antriebsfahrzeuge. Was also hindert uns, die Abhängigkeit des Zugverkehrs von den Lokführern zu reduzieren bzw. zu befreien und diese auch vom anstrengenden Fahrdienst mit wechselnden Einsatzzeiten und -Orten zu entlasten (Einsatz in den stationären Leitzentralen).
Klaus Burkhart


Leserbriefe zu „Mit mehr Frauen hätten wir Frieden“. Gespräch mit Joshua Sobol geführt von Peter Kümmel

Kann man einem „glühenden Optimisten“ des Friedens widersprechen? Man muss!  Die Argumente von Joshua Sobol sind hohl. In Europa ist nichts gut, als hätte man aus dem 20. Jahrhundert auf Dauer gelernt. Und Frauen sind keine besseren Menschen. Ich kann keine guten Menschen sehen, die Frieden bringen. Ich sehe Menschen, die andere für böse und den Grund allen Übels halten. Ich sehe Herrn Sobol, der seinen Regierungschef verabscheut und gleichzeitig zwischen den Tätern und den Opfern des 7.Oktober einen Friedensschluss für möglich hält. Ein Mann, der die „Büchse der Pandora“ durch „Enthamasifizierung“ und einen israelischen Regierungswechsel verschließen will. Der die Selbstbehauptung Israels für ein Übel hält. Ich kenne den Weg zum Frieden nicht und zweifle daran, dass es einen gibt. Mit wieviel Staaten auch immer. Jedenfalls wird es keinen Frieden geben auf der Basis einer Kinder-Mär von Gut und Böse. Mit so einer Mär bringt man nur sich selbst und seine Träume in Sicherheit vor der grausamen Realität, die man mit MENSCH ganz gut umschreiben kann. Es gab und gibt für viele Konflikte in der Menschheit keine friedlichen Lösungen. Meistens waren es Niederlagen und Erschöpfungen, die einige Zeit für Ruhe sorgten. Der Optimismus vor dem 7. Oktober hat unvorsichtig gemacht. Wer mit Menschen zu tun hat, die sich, wenn man sie fragt, alle für die Guten halten, ist mit Pessimismus besser unterwegs. Wer an den MENSCHEN glaubt, ist ein Narr und Schlimmeres!
Fred Klemm

Mit Interesse habe ich Ihr Interview mit Joshua Sobol gelesen. Bei genauem Lesen der Argumente hat Ihre Bemerkung jedoch wenig mit glühendem Optimismus zu tun. Erfreulicherweise existiert eine Reihe von Beispielen, die den „Optimismus“ bestätigen. Ich empfehle dazu das Studium von „Why nations fail“ von D. Acemoglu und J. Robinson.
Frank Sehr

Ich wette, dass es einen Riesenprotest und Vorwürfe wegen Antisemitismus gegeben hätte, wenn die beiden brillanten Artikel auf Seite 45 nicht von jüdischen (Daniel Barenboim) bzw. israelischen (Joshua Sobol) Autoren geschrieben worden wären, sondern von nichtjüdischen. Soweit sind wir gekommen!
Björn Luley

«Der israelische Dramatiker Joshua Sobol bleibt ein glühender Optimist. Er hofft auf die ganz junge Generation von Israelis, ja sogar auf einen „gemeinsamen Markt“ im Nahen Osten.» Ansätze für einen solchen Markt waren bereits vor dem Krieg vorhanden. Doch leider konnten sie den Krieg nicht verhindern. Denn um die Ursachen des Konflikts zu beseitigen, genügt ein „gemeinsamer Mark“ nicht. Ein radikaler Neuanfang ist nötig. Das ist zugleich eine Chance, und zwar nicht nur für den Nahen Osten, sondern – auch wenn es überheblich klingt – für die gesamte Menschheit. Das Problem: Es ist ein Neuanfang bei dem massiven Verzicht nötig ist. Es geht um Verzicht, der auch ohne den Krieg nötig gewesen wäre. Es geht um Verzicht auf Dinge, die die tiefere Ursache des Kriegs sind. Es sind Dinge, auf die auch der Rest der Menschheit verzichten muss, um eine gute Zukunft, oder überhaupt eine Zukunft zu erreichen. Der nötigste Verzicht hat nicht mal einen einprägsamen Namen, man kann ihn bezeichnen als «Verzicht auf die Demographie als Waffe.» Die Basis dieser Waffe ist eine hohe Geburtenrate. Diese „Waffe“ bietet im Krieg folgende Vorteile. Der erste, die Zahl der potentiellen Krieger nimmt zu. Der zweite, es verursacht hohe Jugendarbeitslosigkeit, was die Motivation zu kämpfen steigert. Der dritte, die dichte Bevölkerung kann als Schutzschild eingesetzt werden. Der vierte, trotz Bemühungen um Schutz der Bevölkerung sind hohe Verluste dank der hohen Bevölkerungsdichte absehbar, was das Weltgewissen beeinflusst. Kurzfristige Nachteile dieser Strategie sind der sich aus der hohen Geburtenrate ergebende Mangel an Ressourcen zur Versorgung der Bevölkerung und die daraus resultierende Unzufriedenheit. Allerdings ergeben sich daraus auch wieder Vorteile. Die Unzufriedenheit kann auf den Nachbar-Staat umgelenkt werden. Die beschränkten Ressourcen werden kompensiert durch Hilfe von außen. Sobol sagt zum Thema Demographie: «Israel habe genügend Raum, um weitere zehn Millionen Menschen aufzunehmen.» Das mag stimmen. Doch gibt es auch genug Perspektiven für immer mehr Menschen, die mit Nachhaltigkeit vereinbar sind? Solche Perspektiven bestehen auch in der Möglichkeit, ja auch im Zwang, sich selbst zu versorgen. Doch es ist auch eine Ursache des Kriegs, dass solche Perspektiven im Gazastreifen fehlen. Die Lebensgrundlagen müssen durch Hilfe von Außen sichergestellt werden. Perspektiven bietet der Bau von Tunnels und Raketen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie soll es weiter gehen, wenn weitere zehn Millionen Menschen aufgenommen wurden? Wenn es Mechanismen gibt, weitere Zunahme zu verhindern, warum diese nicht schon heute nutzen?
Der langfristige Nachteil der hohen Geburtenrate ist, dass die externen Kapazitäten von außen nicht mehr ausreichen, die Versorgung sicherzustellen. Das macht folgender Vergleich plausibel: Es geht ums Vergleichen der demographischen Situationen in Italien und im Gazastreifen. Die Zahlen von Italien (Teil des globalen Westens) werden hier verwendet, weil erst kürzlich in den Nachrichten vermeldet wurde, dass dort die Geburtenrate auf 1.25 gesunken ist. Italien hat 59 Millionen Einwohner. Der Gazastreifen (Teil des globalen Südens) hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Beim Fortsetzen der Entwicklung hätte der Gazastreifen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 und 18.8 Millionen. Italien hätte hingegen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 und 9.0 Millionen. Nach vier Generationen gäbe es somit in Italien mehr als doppelt so viele Einwohner wie im Gazastreifen. Das Beispiel steht stellvertretend für eine weltweite Entwicklung, die langfristig auch die Hilfe vom Westen in den Süden gefährdet.  Hier müssen Lösungen gefunden werden, die auch im Nahen Osten benötigt werden.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Alles Mist“ von Merlind Theile

Das von Merlind Theile genutzte Trauer-Modell ist in mehrfacher Hinsicht geeignet, um ein tieferes Verständnis für die Situation der Bauern entwickeln zu können. Und zwar sowohl im Blick der Bauern auf sich selbst als auch aus der Perspektive aller anderen gesellschaftlichen Gruppen. Das Verlust- und Kränkungsgefühl bzw. die Verlustängste werden von vielen Menschen geteilt und verstanden. Empathie ist eine gute Basis für Solidarität, Zusammenhalt und die Bereitschaft, als Gesellschaft einen eigenen Teil zur Verbesserung der Lage in der Landwirtschaft beizutragen. Das Verständnis ist einschließend. Es schließt auch die Möglichkeit einer Entwicklung ein, die in eine Akzeptanz der veränderten Realität mündet und in die Bereitschaft, sich selbst neu auszurichten und aufzustellen. Ein konstruktives Modell für eine gelingende Transformation in der Landwirtschaft (übrigens auch ein schönes Beispiel für konstruktiven Journalismus). So können die Bauern sogar zu Vorbildern für andere gesellschaftliche Gruppen werden, die von der Transformation in die Nachhaltigkeit sich vielleicht noch kaum berührt fühlen, oder einen Zusammenhang mit der drohenden Erschöpfung unserer Lebensgrundlagen für sich nicht zulassen. Die Politik sollte diesen Prozess mit geeigneten Maßnahmen behutsam flankieren. Das bedeutet für die heutige Opposition: die in keiner Weise weiterführende Polarisieren unbedingt beenden. Es nützt den Bauern nichts, wenn alles so bleibt, wie es ist. Wir brauchen qualitatives Wachstum.
Reinhard Koine

Der Artikel zu den Problemen der Landwirtschaft ist exzellent. Anhand der fünf Trauerphasen (Modell Kübler-Ross) werden die wichtigsten Aspekte der deutschen Agrarkrise durchbuchstabiert. Dabei sind die Agrardiesel-Proteste nur ein Symtom, die Krankheit ist viel tiefer, gravierender und vielschichtiger. Ökolandbau ist sicher ein richtiger Weg, aber eine allumfassende Lösung an sich ist er wohl nicht.
Stefan Kaisers


Leserbriefe zu „Selbstbezeichnung: ‚Kein Sympath‘“ von Martin Spiewak

Ein durchaus spannendes Portrait über den Plagiatsforscher Weber. Dass man ihm als Motivation für seine Arbeit in Österreich jedoch auch Misogynie nachsagt, lassen Sie aus. Das erstaunt vor allem daher, dass Herr Weber Ihnen zeigt, woran er gerade arbeitet: „Eine Fachhochschulprofessorin, eine TV-Moderatorin und hier, eine Anwältin.“ Alles Frauen. Auch seine erlittene Kränkung von der Uni Dresden, weil er die Professur an eine Frau verlor, führen Sie an. Von den von Ihnen im Text korrekterweise erwähnten Fällen über Frau Baerbock, Frau Stahl und Frau Förderl-Schmid ganz zu schweigen. Es gibt nicht wenige, die darin ein Muster erkennen. Ich hab freilich keine Liste seiner über 500 Prüfungen und kann diese daher auch nicht nach Geschlecht auswerten. Aber in der Öffentlichkeit, scheint Herr Weber deutlich überproportional aufgrund seiner Prüfungen von Frauen bekannt zu sein. Ich war selbst überrascht, wie deutlich, dass ihr Text scheinbar zeigt. Dieses Gerücht hätten Sie, meine ich, wesentlich besser als mir das gelingt, ohne es als Tatsache zu bezeichnen, auch in einem Satz im Artikel unterbekommen. Danke für herausragende journalistische Arbeit im gesamten Blatt.
Moritz Arnold

Mich wundert es fast, dass dieser Mann überhaupt noch Freunde hat, denn selbst ein Plagiat seines besten Freundes würde er veröffentlichen. Darum geht es aber nicht. Es geht um die Vorgehensweise. Zu plagiieren ist natürlich kein Kavaliersdelikt und es ist richtig, dass ein Doktortitel oder Professortitel aberkannt werden muss, wenn wissenschaftliche Arbeiten vor Plagiaten strotzen. Diese Prüfung sollte aber in den Händen der Unis selbst bleiben und nicht in denen von kommerziellen Plagiatsjägern. Bei Stefan Weber ist es besonders schlimm, ihm geht es eindeutig nicht um hehre Ziele, seine Plagiatsjagd wird von persönlichen Absichten angetrieben. Das gleicht eher einem Rachefeldzug, denn am Ende stehen ja auch die Universitäten öffentlich mit an dem Pranger, die diese Plagiate haben durchgehen lassen. Besonders unappetitlich wird es, wenn bei Weber anonym Plagiatsprüfungen bestellt werden, weil es um Promis geht. Stefan Weber wird hier eine Macht in die Hand gegeben, die ihm nicht zusteht. Seine „forensische Neugier“ nehme ich ihm nicht ab. Da bleibt mir die Schadenfreude aus, mein Mitgefühl gilt eher den „Erwischten“, auch wenn ich ihr plagiieren keineswegs billige. Ganz besonders der „Fall“ Alexandra Föderl-Schmid geht mir an die Nieren.  Ein Mensch muss auch an dem gemessen werden, was er abgesehen von seiner Promotion oder Habilitation im Leben bewirkt hat, im Positiven natürlich.
Regina Stock

In meinem Metier (Tierschutzverstöße) wird oft die – vermeintlich oder tatsächlich – untätige Behörde mehr kritisiert als der eigentliche Täter, der Tierquäler. In Ihrem Artikel kommt das m. E. ähnlich verzerrt rüber, wenn Sie schreiben, dass mehr als ein Dutzend Magister und Doktoren in Österreich und Deutschland seinetwegen heute keine Magister und Doktoren mehr sind. Das ist nämlich nur deshalb so, weil diese Menschen selbst Fehler gemacht haben. Wenn Herr Weber diese Fehler entdeckt und öffentlich gemacht hat, sind die Plagiatoren trotzdem nicht seinetwegen, sondern ihretwegen gemaßregelt worden. Auch dass die österreichische Arbeitsministerin Christine Aschbacher aufgrund seiner Funde zurücktrat, trifft es nicht korrekt. Sie trat wegen ihrer eigenen Fehler zurück. Auch wenn diese Fehler, sozusagen im nächsten Schritt, die Funde des Herrn Weber waren. Kein Sympath mag auf Herrn Weber zutreffen, wegen seiner Art. Aber er leistet wohl korrekte und anscheinend auch nötige Arbeit, und mir sind die Plagiatoren prinzipiell, also ohne sie persönlich zu kennen, unsympathischer.
Peter Scheibl


Leserbriefe zu „Folgenreicher Fund“ von Jan Schweitzer

Ich nehme Bezug auf Ihren Artikel, indem sie die Geschichte des jüngsten Weichmacherfunds im Wesentlichen zu „Viel Lärm um Nichts“ degradieren. Wenn Sie sich schon die Mühe machen, diese Geschichte der offenbar namenslosen „RTL-Journalistin“ nachzuerzählen, hätten Sie die doch einfach mal persönlich fragen können. Das bin nämlich ich. Seit 20 Jahren Wissenschaftsjournalistin für den WDR und fast ebenso lange treue Zeit-Abonnentin. Auch diese Geschichte habe ich ursprünglich für den WDR begonnen, doch der verlor das Interesse, als ich nach monatelanger Recherche immer noch keine Quelle gefunden hatte. Daraufhin bin ich damit zu RTL gegangen, die daraus ja, zwar gleich einen „Skandal“ machen mussten, aber auch unglaublich viel Geld in die Hand genommen haben für unzählige Laboruntersuchungen und den ersten Film gesendet haben, bevor wir die Quelle herausgefunden hatten. Das darauffolgende Medienecho führte dann dazu, dass auch die Behörden das Thema endlich ernst genommen haben und die Dinge in Bewegung kamen – ihrer Meinung nach ja offenbar zu Unrecht. Ich frage mich, ob Sie das ähnlich sehen würden, wenn Sie und Ihre eigenen Kinder das Zeug immer wieder im Urin gehabt hätten und nach dem Urlaub auf einmal um ein Vielfaches höher belastet heimgekehrt wären, ohne zu wissen warum.
Sie kritisieren ja insbesondere, dass meine Recherche Menschen Angst mache, die nicht berechtigt sei. Meiner Meinung nach ist unsere Aufgabe als Journalisten, Menschen dazu zu befähigen, informierte Entscheidungen treffen zu können. Ja es stimmt, DnHexp allein wird uns nicht umbringen. Aber wahr ist auch: Es gibt überhaupt keine Notwendigkeit, sich dieser Belastung auszusetzen. Wenn Sie alle drei Filme von mir zu diesem Thema angeschaut hätten, wüssten sie ja vielleicht auch, dass dieser Stoff nur in einem UV-Filter namens DIETHYLAMINO HYDROXYBENZOYL HEXYL BENZOATE (DHHB) steckt und dieser längst nicht in jeder Sonnencreme. Intention meiner Berichterstattung war, die Menschen darauf hinzuweisen, dass Sie sich anschauen sollten, was in ihren Sonnencremes steckt und vielleicht lieber auf eine andere ausweichen sollten. Die mehr auf den weltweiten Vertrieb ausgerichtete Firma Garnier zum Beispiel verzichtet auf den UV-Filter, in amerikanischen Cremes, z.B. von Neutrogena steckt er ebenfalls nicht drin, da die Amerikaner DHHB schlauerweise gar nicht erst zugelassen haben.
Auch dass es wundersamerweise ein sehr deutsches Problem zu sein scheint und welche Rolle dabei Deutschlands größter Chemiekonzern und Hersteller von DHHB BASF spielt, rühren Sie in Ihrem Bericht lieber nicht an. Ebenfalls enttäuschend finde ich, dass Sie sich völlig unkritisch der Stellungnahme des BfR anschließen. Ich weiß nicht, ob Sie sich wirklich die Mühe gemacht haben alle 20 Seiten bis hin zum Quellenverzeichnis durchzuarbeiten, offenbar nicht, denn Sie schreiben ja: „wenn es gesundheitsbezogene Richtwerte gibt, die auf Basis von belastbaren experimentellen Langzeitstudien festgelegt werden können, dann kann man sich danach auch tatsächlich richten“. Das Problem ist nur: Die gibt es gerade nicht. Alle Daten, die man zur Toxizität von DnHexp hat, hat man aus Tierversuchen an Ratten und die dauerten in der Regel maximal 21 Tage. Also von welchen Langzeitstudien sprechen Sie bitte? Ehrlich gesagt beruhigt mich ein Sicherheitsfaktor 100 wenig, wenn es um meinen Sohn und seine spätere Zeugungsfähigkeit geht und die Grundlage Versuche an Ratten über wenige Tage sind. Ja klar, man sollte sich nicht verrückt machen, aber warum ein Risiko eingehen, dass man dank unserer Recherche doch easy vermeiden kann? Zumal Sie als Mediziner ja auch wissen müssten, dass eine Substanz für sich allein betrachtet, vielleicht noch keinen Schaden anrichtet, aber wir sind heutzutage ja nicht nur einer hormonell wirksamen Substanz ausgesetzt, sondern einer Vielzahl. Allein in meinem Urin und dem meiner Protagonisten war DnHexp nur einer von mindestens 8 Weichmachern, dessen Spuren sich in unserem Urin fand.
Gut gelungen dagegen scheint mir der Vergleich zu den Blutfetten – ich weiß nicht, wie es um Ihre Blutfette steht, meine sind top – denn ich bin gottseidank informiert genug zu wissen, was ich besser nicht essen sollte! Nicht mehr und nicht weniger wollte ich mit meiner Berichterstattung zu DnHexp erreichen – und ich verstehe nicht, wie Sie das als Mediziner kritisieren können. Zusammenfassend hätte ich von einem Artikel in der Zeit zu diesem Thema – die Leser sollen sich also weiter mit DHHB-haltigen Sonnencremes eincremen, alles nicht so schlimm? mehr erwartet. Was ein – Entschuldigung – dummes Fazit! Schlau wäre es gewesen, wenn Sie Ihre Leser informiert hätten, wie einfach sie diese Belastung vermeiden können ODER dem Hinweis des Toxikologen nachgegangen wären, dass es vielleicht noch andere Quellen für die Belastung geben könnte. DAS wäre erkenntnisstiftender, guter Journalismus und nicht stumpfe Wiedergabe von ungeprüften Sekundärquellen.
Sonja Kolonko

Eine mögliche Quelle fehlt hier. Gehen sie mal an einem Sonntag in den Eingangsbereich eines Kindergartens – Ihnen wabert der Weichmachergeruch förmlich entgegen. Woher kommt das? An den Garderoben hängen ganz viele Regenmäntel und Matschspielhosen. Gekauft werden sie meist im Angebot im Discounter. Das Kind wird bei Schmuddelwetter zum draußen spielen komplett, bis auf den Kopf, damit eingepackt und nimmt die Phthalate über die Haut auf. Sollte montags nicht stark gelüftet werden, kann auch noch einiges über die Lunge in den Körper gelangen. Da es sich um eine Hormonwirkung handelt, ist die Risikobewertung sehr schwierig, sowohl Sexualentwicklung als auch z.B. Körpergewicht werden beinflusst.
Ulrich Karthäuser

Zum Thema „Weichmacher“ möchte ich darauf hinweisen, dass Weichmacher inzwischen auch in vielen Schuhsohlen vorkommen und dazu führen, dass die Sohlen sich nach einiger Zeit zersetzen – auch wenn die Schuhe gut gepflegt und wenig getragen werden. Das ist zwar nicht für die Gesundheit, sehr wohl aber für den Geldbeutel schädlich und verhindert ein nachhaltiges Wirtschaften durch eine lange Nutzung der Schuhe. Ich musste inzwischen mehrfach wenig getragene und gut gepflegte Schuhe und sogar Pantoffeln entsorgen, weil sich die Sohlen ohne irgendein Zutun meinerseits aufgrund der Weichmacher darin einfach auflösten, und der konsultierte Schuhmachermeister sagte mir, da könne er nichts machen und es sei nicht sinnvoll, auf dieser Grundlage neue Sohlen oder Absätze anzubringen. Meines Erachtens sollte bei Schuhen deshalb zumindest ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben werden müssen, damit Käufer*innen vor dem Kauf gewarnt werden. Ich habe mich jedenfalls ziemlich geärgert, dass nicht gerade preiswerte Schuhe, die früher bei guter Pflege Jahrzehnte hielten, jetzt nach einiger Zeit unbrauchbar werden, weil in die Sohlen durch die Weichmacher ein Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut wurde.
Ulrich Willmes


Leserbriefe zu „Es trifft mich immer noch ins Herz“. Gespräch mit Felix Neureuther geführt von Moritz Müller-Wirth und Stefan Schäfer

Hr. Neureuther stellt sich in diesem Interview kein gutes Zeugnis aus. Er ist in seinen Aussagen voller Widersprüche. Einerseits prangert er die Umweltzerstörung von Peking an, andererseits würde er seine Kinder unterstützen nach Südamerika zum Training zu fahren. Er wettert gegen eine WM in Saudi-Arabien, fuhr aber selbst nach Sotschi, wo ähnliches wie in Peking zum Bau der Sportstätten ablief. Bin gespannt wie Hr. Neureuther nach Cortina anreist wenn er dort womöglich als Experte anreist. Mit Bus und Bahn eher nicht. Jetzt nach Karriereende kann ich locker Wasser predigen, wo ich doch viele Jahre Wein getrunken habe. Für mich ist das nichts anderes als ausnützen seiner Popularität zur Selbstdarstellung zu etwas, was er nicht vorlebt. Mehr braucht man nicht sagen
Rainer Stadler

Ein sehr gutes Interview mit dem Ski-As Felix Neureuther. Es zeigt einerseits seine sehr bewegten privaten Ambitionen im Ski-Sport, gleichwohl seine Beweggründe und Sorgen um den „Ski-Sport“ von morgen, nicht nur des Spitzensports, sondern auch für die Allgemeinheit. Mein Ski-Erlebnis im Salzburger Land: 2023 Ende März sehr schlecht aufgrund Wärme/Regen/schlechter Schnee unter 1.500 m Höhe; 2024 Ende Januar dagegen super Schnee und Pisten bis runter nach 1.000 m. Ich will damit sagen, dass das Ski-Vergnügen und der Wintersport inkl. Spitzensport überhaupt in den Alpen von der Schneesicherheit her sehr unkalkulierbar geworden ist. Die Kosten als Wintersport-Tourist sehe ich eher als marginal an – entweder man kann es sich leisten oder man lässt es. Die letzten Wochen haben ein sehr ernüchterndes Bild gezeigt bzgl. „Winter in den Alpen“ und Spitzensport.  Insbesondere der Sport auf niedriger Höhe – z.B. Biathlon oder Ski-Langlauf- hat doch sehr gelitten, Ski-Sport auf Bahnen und Ringsherum nur blanker Boden. Schnee wurde vielfach als Kunstschnee produziert. Das hat man im Norden Europas, Nord-Amerika etc. anders gesehen – überall wunderbare Schneelandschaften, allerdings dafür partiell „sehr kalt“! Da kommt man zum Fazit:  Sollten doch alle Wintersport-Spitzenereignisse für immer dort stattfinden. Für den Alpenraum bleiben nur die höheren Lagen.
Ausrichten der Olympischen Winterspiele (Spezialreport Felix Neureuther: Wintersport im Alpenraum). Zum ganzen Wetterdrama kommt noch das „menschliche Versagen“, gesehen am Desaster der Olympia-Anlagen von Turin. Ein Rückbau dort wäre das Mindeste! Zweifelslos ist es absurd, Winterspiele in Saudi-Arabien stattfinden zu lassen. Haben die überhaupt Schneelagen oder plant man „Indoor“? Aufgrund der „Frivolität“ der Mächtigen kann man sich durchaus Letzteres vorstellen, spielt doch Geld FÜR DIE keine Rolle. Das hat ja schon Putin mit Sotschi bewiesen („Großes Theater“ eines größenwahnsinnigen Egos vor KRIM-Annexion – Putin müßte am Galgen in Moskau hängen und Schröder sollte zusehen; Fünf mal so teure Spiele – 52 Milliarden Euro – wie „Normal“ und auch Xi mit Peking – „technisch alles möglich“ und möglich durch massive Korruption und vor allem Gewalt – Gelände- und Menschen-Verschleiß. Und nun „beißt sich die Katze in den Schwanz“: Auch wir haben regen Anteil an diesen Unfug durch den wirtschaftlichen Prozess mit DENEN! Wer soll DAS denn stoppen und in „vernünftige Bahnen lenken“ ?
Rainer Rehfeldt

Da kommt die Gespaltenheit eines ehemaligen Skirennläufers gut zum Ausdruck. Auf der einen Seite die Liebe zu einer schönen Sportart, dem alpinen Skifahren, auf der anderen Seite seine Zuneigung zu der Natur, zu den Alpen. Sowohl die Natur insgesamt als auch die Alpen sind aber durch das Fortschreiten des Klimawandels massiv gefährdet. Neureuther fordert ein radikales Umdenken ein, vor allem im Straßenverkehr. Wie er ausführt, kommen 80% des CO2 Ausstoßes im alpinen Skisport durch die Anfahrt der Gäste im PKW zustande. Felix Neureuther äußert Wesentliches. Aber wie sieht die Wirklichkeit im Jahr 2024 aus: Die Bahnfahrt in einen Schweizer Skiort mit der Bahn als Alternative zum Auto ist nicht möglich, da die deutsche Bahn kein Gepäck (also zum Beispiel die Alpin Ski) in die Schweiz verschickt, oder dies nur zu einem fast unerschwinglichen Aufpreis. Es wäre weiterhin interessant zu wissen, wie der Raubbau der Natur zugunsten einer gefährdeten Sportart im gesamten Alpenraum vonstattengeht. Mit Grausen lassen sich in den Schweizer Bergen die Eingriffe in die Natur erleben. Selbst im Jahr 2024 wurden beispielsweise in Davos viele Kubikmeter Holz geschlagen, um auf der Seite der Jakobshornbahnen eine (zweifellos attraktive) Talabfahrt zu ermöglichen. Gute Einsichten werden oft geäußert, erfreulich wäre es, wenn sich auch Verhaltensänderungen beobachten ließen.
Helmut Gattermann


Leserbriefe zu „Soll die Union gegen rechts protestieren?“ Streit von Daniel Peters und Rainer Haseloff, moderiert von August Modersohn und Martin Nejezchleba

Waren wir über Jahrzehnte, angeblich, auf dem rechten Auge blind, so scheinen wir es seit ein paar Jahren auf dem linken zu sein! Das zeigen auch die vielen Demonstrationen gegen „rechts“ – ein breites politisches Spektrum von CDU bis Neonazis! So ist Herr Haseloff, ungewollt, gegen seine eigene Partei auf die Straße gegangen! Neben „Omas gegen rechts“ sah man dort die gebetsmühlenartig wiederholten Parolen „für Vielfalt und Weltoffenheit“: dauerhaft offene Grenzen für alle Menschen, die zu uns kommen und hier bleiben wollen, in unserer großen Villa Kunterbunt, deren gegenwärtige Eigentümer allerdings die künftige multikulturelle Gesellschaft kaum vermissen wird!? Während wir alles scharf unter die Lupe nehmen, was sich rechts von der Mitte abspielt, tragen wir vor unserem linken Auge offensichtlich ein beschlagenes rosarotes Brillenglas! Wurden nicht eben erst, nach Jahrzehnten, zwei RAF-Altterroristen in ihren Verstecken aufgespürt – deren junge linksextremistische Epigonen schon in den Startlöchern stehen, bereit zu neuen „Taten“? Zeigen nicht ganz offen und gewalttätig auf unseren Straßen Hamas-Sympathisanten ihre Vorstellung von Palästina und ihren Antisemitismus, der in der Vernichtung Israels gipfelt? Leben nicht zahlreiche Islamisten, unter ihnen auch Terroristen, in unserem Land, deren Dank sich im Hass gegen die ungläubigen Asylgewährer äußert? Dazu die Genderzwang- und identitätspolitischen Eiferer und die Ideologen gegen kulturelle Aneignung, die alle nicht etwa die Wissenschaft rational weiterentwickeln, sondern aushöhlen und tiefe Gräben durch unsere Gesellschaft ziehen! Sollten wir nicht in wenigstens gleicher Zahl wie gegen „rechts“ gegen all diese, dem politisch linken Spektrum zugehörigen, Totengräber der Freiheit und Demokratie demonstrieren? Wenn wir nicht mit beiden Augen und klarem Blick auf die Wirklichkeit in unserem Land schauen und offen und ehrlich beim Namen nennen, was wir sehen, ohne uns von irgendeiner Seite einschüchtern zu lassen, sind wir keine glaubwürdigen Demokraten!
Ulrich Pietsch

Wer nun in den Altparteien etwas auf sich hält, der muss zwangsweise oder gar zwanghaft gegen die AfD sein! Die CDU will, kann oder darf nicht mit der AfD, denn die Brandmauer wurde nur deshalb gemauert, um als Mauer fest gemauert in der Erde zu stehen und um alles Mögliche zu trennen. Die CDU macht ständig Kompromisse und sie würde sogar mit den Linken wollen, vielleicht auch mit der Partei um Sahra Wagenknecht. Man will sich endlich wieder an sämtlichen „Fleischtöpfen sattessen“; aber apropos Fleischtöpfe, das könnte auch der nächste Fettnapf(topf) sein, den die „Grünen“ nur aus Gründen der Selbsterhaltung aufgestellt haben. Zurück nach Potsdam, zu dem geheimnisvollen Geheimtreffen, das keineswegs so geheim war; dass eher jetzt in aller Welt und Munde ist, eben wie ein offenes Geheimnis. In diesem geheimnisvollen Hotel in Potsdam im geheimnisumwitterten Märchenwald, da sollen neben AfD´ler sogar einige CDU´ler und dazu noch andere Personen mitgelauscht oder sogar selbst geredet haben, aber irgendwie spielt das keine Rolle mehr. Wenn AfD´ler um den vielleicht runden Tisch gesessen haben, dann ist alles andere mehr oder weniger unwichtig, auch wer da sonst noch so alles mit gegessen haben sollte!
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Integration: Ankunft ungewiss“ von Arnfried Schenk

Wer hat denn nach dem Krieg die Batschka oder die Donauschwaben oder, oder, oder, von den vielen „Flüchtlingen“, obwohl sie alle deutschstämmig waren „integriert“? Kein Mensch, sie lebten oft noch jahrelang in Lagern, wurden abgelehnt und oftmals verfolgt.  Dann wurden sie irgendwann Fensterputzer oder Bauhilfsarbeiter oder andere Hilfsarbeiter.  Aber dann nach vielen Jahren begannen viele ein Haus mit der Hand am Arm zu bauen. Sie arbeiteten sich hoch und hoch.  Aber es dauerte nochmals Jahrzehnte, bis sie richtig „integriert“ waren. Die Kinder den jeweiligen Dialekt ihrer Umgebung sprachen. Ins Gymnasium gingen. Studierten. Mit „Einheimischen“Ehen schlossen.  Diese Integrations Hype von heute ist völlig neben der Kapp. Man kann nicht integrieren. Man kann sich nur selbst integrieren.
Norbert Daiß

Im Zusammenhang mit ethnischen Konflikten unter Zuwanderern in Deutschland wird als Allheilmittel wieder einmal der Begriff „Integration“ strapaziert. Aber „Integration“, wie sie politisch dekretiert und gesellschaftlich gefordert wird, ist ohnehin eine Schimäre oder bestenfalls ein Wunschbild des Ziellandes. Die Menschen wollen in den meisten Fällen das bleiben, was sie immer waren, und nicht das werden, was verordnet und gefordert wird. Herkunft ist offensichtlich wichtiger als die Identifikation mit der Leitkultur, die teilweise nicht nur abgelehnt, sondern gelegentlich sogar bekämpft wird.  Deshalb entstehen immer mehr Subkulturen, die auf Grund der unüberschaubaren Einwanderung die „kritische Masse“ erreichen, dadurch zum Selbstläufer werden und ihre eigenen Strukturen aufbauen. Die meisten Zuwanderer wollen ihre Kultur weiterleben und ihre Sprache pflegen, letztlich auf einem höherem Wohlstands- und Sicherheitsniveau, und bleiben oft sogar Nationalisten ihres Herkunftslandes.
Martin Behrens


Leserbriefe zu „Die Geschichte kann man nicht vom Sockel stürzen“ von Alexander Cammann

In dem Beitrag vermisse ich die aus der Zeit des 1. Weltkrieges übermittelten Eigenheiten von Winston Churchill als höherer Marineoffizier und erinnere stellvertretend auch an das von ihm zu verantwortende Fiasko von Gallipoli.
Claus Thomsen

Der Deutsche Überfall auf Polen führte zur Kriegserklärung Frankreichs und Großbritannien. Ein dunkler Fleck auf dem Sockel der britischen Geschichte und auch auf der Weste Winston Churchills bleibt die Geschichte Polens nach dem Krieg bis 1989.
Albert Stockmann


Leserbriefe zu „Ein Wort verlieren“ von Florentin Schumacher

Ich bin Jahrgang 1929. Knorke war auch Mitte/Ende der 30er Jahre noch im Schwange, dazu verwendeten wir in einem Atemzug atze, funz, prima, jedenfalls in Hannover. Es ist mir nicht bekannt, ob diese Ausdrücke auch in anderen Teilen Deutschland gebräuchlich waren. Auf jeden Fall waren sie natürlicher als die im obigen Artikel genannten legit, fresh, lit, die ja alle nicht aus der deutschen Sprache entlehnt worden sind. Da würde ich eher Klemmi oder schwör akzeptieren. Otto Waalkes war wohl einer der ersten, der mit Wortstummeln arbeitete, wenn ich an brech, kotz, würg denke. Im übrigen leiden Erwachsene, und da fange ich mit 20- 25 an, die sich solcher Ausdrücke bedienen, m.E. unter Minderwertigkeitskomplexen und glauben wohl damit auf der Höhe der Zeit zu sein. Zu Ihrer Frage über der Feststellung des Generalleutnants der Luftwaffe Gerhartz- -der Verteidigungsminister sei „echt ein total cooler Typ“ kann ich nur sagen, dass sich auch bei mir alles zusammen zieht.
Jürgen Dittmer

„Geil“ fand ich schon in den 80ern ungeil, ganz einfach, weil ich ungern Wörter benutze, von denen ich nicht genau weiß, was sie bedeuten und wo sie herkommen. Ich vermute, dass da irgendwelche Filme bzw. deren Synchronisation für die plötzliche Popularität dieses Worts verantwortlich waren. „Knorke“ ist genauso dämlich wie „dufte“, was wohl in den 70ern mal ähnlich angesagt war wie „geil“. „Dufte“ war doch bloß eine anbiedernde Übersetzung des amerikanischen „groovy“. Wenn ich etwas richtig „geil“ fand, dann habe ich das lieber als „genial“ bezeichnet. Das wäre auch mein Vorschlag für Sie. Klingt vielleicht nicht besonders stylish, aber dafür auch nicht so infantil wie die Alternativen, die Sie in Ihrem Artikel erwähnt haben.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Bach selbst ist der Gottesbeweis“. Gespräch mit Julian Prégardien geführt von Christina Rietz

Wie schade – ein offenbar belesener Mann wie der Tenor Prégardien hat offenbar bei all seiner Bildung zwei Dinge noch nicht herausgefunden: 1. Trage niemals einen hellen Pullover (und dann noch eine Nummer zu klein), wenn Du nicht ultimativ schlank bist. 2. Stelle Dich niemals auf eine Bank, die ohne jeden Zweifel zum Sitzen gedacht ist – und schon gar nicht in einer Kirche.
Sabine Collatz

Ein Leben ohne die Johannespassion von Johann Sebastian Bach gesungen zu haben, ist möglich, aber sinnlos.
Peter M. Wehmeier


Leserbrief zu „Jeder Krieg hört irgendwann auf“ von Andrea Böhm

Vielen Dank für diesen Beitrag! Es ist für mich einer der wichtigsten Gründe die Zeit zu lesen, dass ihre AutorInnen auch über Krisen berichten, die nicht gerade in den Schlagzeilen sind. Und Ihr Beitrag zeigte leider wieder sehr klar, dass Krisen in anderen Weltregionen als den für Deutschland wichtigen viel zu selten in deutschen Medien erwähnt werden.
Sabine Möhler


Leserbrief zu „Co2 zum Schnäppchenpreis“ von Jonas Waack

„Klima ist der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einem längeren Zeitraum“, so die Definition, die man fast überall nachlesen kann! Wer sagt denn nun schon wieder einmal, dass unser Klima erkrankt ist? Sagt das nur ein Robert Habeck, sagen das die Volksvertreter aus der links-grünen Ampel oder wer sagt das überhaupt? So so, schon wieder wollen diese obengenannten und hauptamtlichen Klimaretter, das angeblich erkrankte Klima retten? Welches Klima genau wollen diese Männer und Frauen nun wirklich und punktgenau retten? Vielleicht das Klima in meiner Gemeinde, das deutsche, das EU-Klima, das europäische oder gar das Weltklima?
Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Bin das wirklich ich?“ von Lena Frings

Seien Sie froh, dass es Mirtazapin gibt! Vielleicht würden Sie ohne dieses Medikament gar nicht mehr leben. Depressionen und Anorexia nervosa sind sehr schlimme Erkrankungen mit z. T. erheblicher Sterblichkeit. Vor 30 Jahren gab es fast nichts, um Erkrankten zu helfen. Tatsächlich ist es so, dass in unserem Gehirn, das aus vielen Anteilen besteht, auch verschiedene Persönlichkeiten bzw.“ Zustände“ schlummern, die je nach Aktivität der verschiedenen Anteile zum Tragen kommen. Rückblickend kommt uns der kranke Zustand als sehr fremd vor. Wir erkennen uns (fast) nicht wieder. Das Medikament absetzen sollte man aber nur nach reiflicher Überlegung und unter professioneller Aufsicht.

Michael Wegele


Leserbrief zu „Alles im Fluss“ von Katerina Kitsikoudi

Sie bringen jetzt Woche für Woche einen Artikel, der Lust macht, in die Ferne zu fliegen, um hedonistischen Gefühlen nachzujagen. Sie propagieren damit Langstreckenflüge als moralisch unbedenkliche Verkehrsmittel! Nach dem heißesten Jahr, Januar und Februar ist das in 2024 äußerst bedenklich! Bitte machen Sie dies zu einem Thema. Bzw. erklären Sie allen Leser*innen, wie viel Steuern man auf einer solchen Flugreise sparen kann. Das interessiert und steigert den Genuss beim Lesen und macht noch mehr Lust auf solche Luxusreisen. Bitte versehen Sie diese Artikel in Zukunft mit folgender Warnung: Eine Reise von Deutschland nach Borne verursacht dreimal so viel Klimaschäden wie ein Einfamilienhaus, das ein Jahr lang mit Heizöl geheizt wird!* *Frankfurt – Singapur = 11.000 km inkl. An- und Abflugrouten entspricht laut Lufthansa* etwa 365 Liter Kerosin. Für den Hin- und Rückflug, also 770 Liter. Für den Flug von Singapur nach Kuching kommen 800 km dazu, also 100 Liter. Kommt ein Inlandsflug von Hamburg oder Berlin aus mit ca. 500 km inkl. An- und Abflugroute obendrauf, dann werden nochmal pro Person ca. 60 Liter verbraucht. Ergo verbraucht eine einzelne Person auf dem Flug nach Kuching ca. 930 Liter Kerosin. Das entspricht in etwa der gleichen Menge Heizöl, die ein 4 Personenhaushalt** in für ein Jahr heizen verbraucht. Nur ist der angerichtete Klimaschaden ca. 3*** mal größer! * https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-umwelt/klimaschutzziele.html#:~:text=Der%20spezifische%20Treibstoffverbrauch%20liegt%20bei,%2C05%20l%20%2F%20100pkm). ** https://www.wolf.eu/de-de/ratgeber/heizoelverbrauch-deutschland *** https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/flugreisen#wie-sie-flugreisen-vermeiden-konnen
Sie bringen mich in einen Gewissenskonflikt. Um das Klima für meine Kinder und Enkelkinder erträglich zu machen, verzichte ich so viel wie möglich auf klimaschädliches Verhalten. Es schmerzt mich sehr, dass ich als Abonnent einen Artikel unterstütze, der zur Beschleunigung der Klimakatastrophe beiträgt. Wussten Sie, dass diese besonders klimaschädlichen Flugtickets vollständig von der CO2-, Energie- und Mehrwertsteuer befreit sind? Es macht also gar nichts aus, wie schmutzig der Flug ist, wenn z.B. ein sehr unwirtschaftliches Flugzeugmuster eingesetzt wird, denn es wird nur beim Abflug einmal eine Luftverkehrsabgabe https://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von € 58,06 fällig. Ihr Artikel ermuntert Leser*innen zu einem außergewöhnlich klimaschädlichen Flug, um in Borneo ihren Hedonismus zu entdecken, dass sie lieber jeden Tag warm duschen und in einem sauberen Bett schlafen wollen, also keine Kinder mehr sein wollen? Hätten Sie 930 Liter Heizöl verbraucht, dann wären ca. € 310,- an Steuern fällig, verfahren Sie mit Ihrem Auto 930 Liter Benzin oder Diesel, dann beträgt die dafür fällige Steuer ca. € 1,- je Liter. Wer also klimafreundlich mit dem Auto in den Urlaub fährt, bezahlt also ca. € 930,- Steuern für den Verbrauch des klimaschädlichen Kraftstoffs. Die klimaschädlichen Flugpassagiere zahlen nur 1/20 davon, sind dabei aber mindestens dreimal schädlicher für das Klima!
Es erschüttert mich, wie fahrlässig Sie immer noch den bedenkenlosen klimaschädlichen Konsum mit solchen „schleichwerbenden“ Artikeln unterstützten. Sie locken damit immer mehr Menschen in die besonders klimaschädlichen Langstreckenflugzeuge. Deshalb und Aufgrund der oben genannten Steuervorteile nehmen die Langstreckenflüge extrem zu. Lufthansa bietet 2024 alleine ab München 20% (!) mehr solche Flüge an und bei der letzten Lufttfahrtshow in Dubai wurden erstmals in der Geschichte der Luftfahrt mehr Langstreckenflugzeuge verkauft als die sparsamen Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge! Der in Zukunft durch diese Langstreckenflüge hervorgerufene Klimaschaden macht alle unsere anderen Einsparungen zunichte! Ich bin selbst Flugkapitän, aber finde die Steuerungerechtigkeit äußerst unzeitgemäß und asozial: Volle Steuern für klimafreundliche Verkehrsmittel aber völlige Steuerfreiheit für die schmutzigen Flugzeuge. Auch darum lässt die Lufthansa den besonders schmutzigen Airbus A380 wieder fliegen!
Klaus Siersch


Leserbrief zu „Die Coachin: Soll ich mit Mitte 50 einen Neuanfang wagen?“ aufgezeichnet von Linda Tutmann

Nun Herr W. das müssen Sie selber entscheiden. Was für ein Neuanfang soll es sein, gleiche Branche oder mal ganz was anderes? In der gleichen Branche, dann müssen Sie doch nicht wechseln. Und ganz was anderes, dazu ist es zu spät. Hauen Sie in den Sack, mit Frührente und den Rücklagen den Ruhestand genießen.
Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Radikal verjüngt“ von Ulrich Bahnsen

Es entspricht unserer Ethik, leben zu fördern und zu schützen. Leben künstlich zu verlängern, zählt nicht dazu. Wir sollten das Leben auf unserem Planeten nicht herausfordern. Die Erde wird durch globale Seuchen zuschlagen, wenn Überbevölkerung durch verjüngende Genmanipulation (das ist nicht Gentherapie) erzeugt wird. Selbstverständlich, die Forschung als solche ist interessant, sollte indessen nicht staatlich gefördert werden. Ethisch gerechtfertigt ist nur, das Menschsein global-ökologisch auf der Erde lebenswert zu erhalten.
Hjalmar Thiel


Leserbrief zu „In der Warteschleife auf Platz 400“ von Hanna Grabbe

Als meine Tochter vor einigen Jahren auf der Bühne der Universität Essen ihre Approbation entgegennahm, stand sie mit vielen jungen, schönen anderen Ärztinnen dort. 69 Prozent junge Frauen. „Da steht die Katastrophe des deutschen Gesundheitswesens“, sagte ich zum stolzen Vater. Heute nach der Facharztausbildung- und prüfung erreicht mich ein Foto aus dem Wohnzimmer: Meine Tochter mit Enkel und zwei weiteren Müttern mit ihren Kindern auf dem Arm. Das Foto zeigt die Ärztinnen, die während der letzten drei Monate ihre Kinder bekommen haben. Wer versorgt die Patienten an ihrem Arbeitsplatz? Zunächst arbeiten alle drei verständlicherweise nicht, später reduziert. Meine Tochter hat als einzige der drei noch bis eine Woche vor der (Früh-)geburt gearbeitet. Es wird ja so sehr schnell ein Arbeitsverbot ausgesprochen. Dringend, ganz dringend brauchen wir mehr Studienplätze für Männer, die vielleicht keine Gedichte interpretieren können, aber naturwissenschaftlich denken. 10 Prozent Studienplätze für Männer!!! Die Frauen arbeiten nicht am Krankenbett. Zur Klärung.: Ich bin Frauenärztin, habe drei Kinder und immer gearbeitet. Vollzeit und deutlich mehr, 30 Jahre in eigener Praxis. Jetzt bin ich Rentner und arbeite eigentlich fortlaufend in Vertretungen. Es macht immer noch Spaß. In Ergänzung: 10 Prozent mehr! Studienplätze zusätzlich zu den vorhandenen und diese für junge Männer…
Gudrun Janssen


Leserbrief zu „Die Position: Forscher, bindet die Gesellschaft ein!“ von Kai Gehring

Kommunikation fällt schwer, wenn auf der Gegenüberseite fast jegliches Grundlagenwissen über relevante Einflussfaktoren fehlt: Wie soll ein für Experten klares Problem dann erkannt werden? Ideologische Denkbarrieren hindern meine Gegenüber daran, simple Fakten, einfache Größenordnungen oder unvermeidliche Risiken und Nebenwirkungen wahrzunehmen. Ohne gewisse Grundlagen helfen Sachargumente selten: Diese würden die armen Menschen nur „verunsichern“! Ich wünsche mir nicht, dass DFG, Max-Planck- oder Fraunhofer-Gesellschaften o.ä. zugunsten der „Förderung von Wissenschaftskommunikation“ (vulgo wohl eher: Propaganda?) auf Millionen € verzichten müssen. Über „gültige Argumente“ wird nur innerhalb der (internationalen) Wissenschaft entschieden und keinesfalls „indirekt“ durch staatliche Förderstellen! Da die GRÜNEN beim Thema „Energiewende“ erheblichen Erkenntnis-Rückstand aufholen müssen, schlage ich als ausgewiesener „TOP 5“-Energie- und Umweltökonom Herrn Gehring und der Fraktion folgendes als praktizierte Wissenschaftskommunikation vor: Zuerst mein populärwissenschaftlich geschriebenes Sachbuch „Energiewende einfach erklärt – Von guten Absichten und unbequemen Fakten“ (Gabler-Verlag, 2022) zum Verständnis der Grundlagen durcharbeiten. Dann bspw. das FFF-Gutachten des „grünen“ Wuppertal-Instituts (Oktober 2020) endlich einmal gründlich lesen und wichtige Größenordnungen (bspw. auf Seite 15 genannt) diskutieren, auch wenn dabei einige Störgefühle der GRÜNEN angesichts unangenehmer Größenordnungen entstehen! Empfehlenswert ist auch das Gutachten des Bundesrechnungshofs von 2024 zur Sicherheit der Stromversorgung. Oder schätzt Herr Gehring die Autoren dieser drei Titel als Produzenten von Fake News ein?
Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Der Wahl-Schein“ von Michael Thumann

Dieser lupenreine Putin wurde in Russland wieder in seinem Amt bestätigt. Wie neutral waren denn dort diese sogenannten Wahlbeobachter bei der Wahl in Russland? Wer ist denn nun im Besitz einer wahren und wirklichen Demokratie? Wer ist der lupenreinste Demokrat unter allen Demokraten? Die Ampel ringt hier im demokratischen Deutschland mit ihrem Demokratieförderungsgesetz! Was soll denn damit nur ans Tageslicht gefördert werden? Ich dachte immer, dass ich hier in Deutschland bereits in einer lupenreinen Demokratie leben!? Vielleicht sollte Frau Faeser gar selbst wieder etwas mehr Willi Brandt wagen?
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Wie entsteht ein Hit?“ von Stella Schalamon

Zian trägt Skinny Jeans? Ja, hat er denn nicht das ZEITmagazin Nr. 10 gelesen?! „Lemon Tree“: Bäh! Sobald dieser Müll im Radio läuft, schalte ich um. Zum Glück spielen die Sender, die ich normalerweise höre, so einen Schrott eher selten. Man kann nur froh sein, dass Fools Garden keine weiteren „Hits“ hatten. Dafür läuft gerade „Nothing Compares 2 U“ (das ist übrigens die korrekte Schreibweise) in Schleife bei mir, und zwar in der Fassung von Angie McMahon, die sie zu Silvester bei ABC gesungen hat. Ich bin tatsächlich Jahrgang 1970, aber mir gefällt die Musik der mittleren 80er-Jahre besser als die der frühen. Die Neue Deutsche Welle war ja anfangs sehr okay, bevor sie dann spätestens mit Fräulein Menke im schlagerhaft Seichten versank. Als Hildesheim vor ein paar Jahren das Stadtgründungsjubiläum mit dem „Tag der Niedersachsen“ verknüpfte, hätte ich mir ein paar der alten NDW-Recken ansehen können, ich habe es aber bei einem akustischen Eindruck aus der Ferne belassen, während ich auf den Auftritt von Bob Geldof wartete, der dann leider vor einem bräsig-lahmen Bier-und-Bratwurst-Publikum spielen durfte. Es ist für die Stimmung dann doch besser, wenn solche Künstler vor kleinerem Publikum, aber echten Fans, auftreten. Um Liebe, Liebeskummer und die Beziehung zu den Eltern geht es bei Geldof eher weniger. Das sind Songthemen, die mich auch nur peripher interessieren.
Solche Sessions, in denen die nächsten Hits entstehen sollen, scheinen recht üblich in der Musikindustrie zu sein. Hayley Mary von den Jezabels hat einmal erzählt, wie sie mit ein paar anderen Songwriter*innen in einem Raum saß, wobei die Aufforderung „Make a song!“ hieß. Ab und zu kommt dabei auch mal was heraus, in diesem Fall jedoch nicht. Ihr Freund und jetziger Ehemann Johnny Took von der australischen Band DMA’s fand das „pathetic“, also erbärmlich, und schloss Mary solange zuhause im Badezimmer ein, bis sie gemeinsam mit dem vor Songideen immerzu übersprudelnden Took ein paar Lieder entwickelt hatte, die dann auf ihrer ersten EP landeten. Die hundert Leute, die bei SWF3 anriefen, können theoretisch ja auch angeheuert gewesen sein. Die Hitparaden sind früher leicht manipulierbar gewesen. Plattenfirmen und Manager, die die eigenen Scheiben aufgekauft haben, waren durchaus üblich. Brian Epstein soll so etwas auch gemacht haben, um die Karriere der Beatles in Gang zu bringen. Die Postkarten-Abstimmungen bei der „ZDF-Hitparade“ wurden ebenfalls eine Zeitlang manipuliert. Und von der Musikindustrie bestochene Radiomoderatoren haben oft Lieder zu „Hits“ gemacht, die eigentlich keine waren. Heute werden halt Spotify-Playlists elektronisch manipuliert. Wenn die Leiterin der deutschsprachigen Spotify-Redakteure meint, dies sei die beste Zeit für Künstler*innen, dann muss sie das aus Eigenwerbung natürlich sagen. Camp Cope waren da anderer Meinung und haben sich u. a. deswegen kürzlich aufgelöst. Nicht nur Fußball im Sitzen ist für den Arsch, sondern auch Konzerte, insbesondere Fools-Garden-Konzerte, wo auch die Musik für den Allerwertesten ist.
Hits werden sowieso überschätzt. Bestes Beispiel ist Patti Smith, die wohl nie einen wirklichen eigenen Hit hatte. „Because The Night“ stammt von Bruce Springsteen und selbst „People Have The Power“ war nie besonders erfolgreich in den Charts, aber das ändert überhaupt nichts an Pattis Bedeutung für die Rockmusik. Mir sind jedenfalls Lieder und Künstler*innen mit einer (authentischen) Aussage wichtiger als die immergleichen Hits, die von irgendwelchen „Pop-Titanen“ produziert und von den Marketingmaschinen gepusht werden. Ich verlasse mich immer noch am liebsten auf Radiomoderatoren (früher vor allem BFBS: John Peel, Bob Harris, Charlie Gillett und dann Alan Bangs und Paul Baskerville, die beide auch für BFBS aktiv waren). Vom Musikfernsehen bin ich nicht verdorben worden, weil wir zur Hochzeit dieses Genres keines empfangen haben, und Streamingdienste sind mir Wurscht.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Dax ist doch kaum zu glauben“ von Peter Pielmeier

Aktien sind sicher eine gute Geldanlage, mich stört nur eine verbreitete Unsitte in letzte Zeit: der Rückkauf eigener Aktien durch die Firma. Wenn eine Firma Geld übrig hat, sollte sie dieses investieren, z.B. zur Steigerung der Produktivität oder um neue Geschäftsfelder aufzubauen. Der Aktienrückkauf ist eine verdeckte Gewinnausschüttung, die noch dazu steuerlich begünstigt ist.
Peter Pielmeier


Leserbrief zu „Der Milliardär und die Apokalypse“ von Nicolas Kilian

«Der Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz hat Angst davor, dass KI die Menschheit vernichten wird. Jetzt investiert er Millionensummen, um sie zu stoppen.» Seine Überlegung ist nachvollziehbar: Was nützen einem die Milliarden, wenn die Menschheit vor die Hunde geht? Dann lieber investieren, um die durch KI mögliche Apokalypse abzuwenden. Nur, es drohen noch andere, viel wirksamerer Mechanismen, die die Apokalypse herbeiführen können. KI wird daher auch gebraucht, diese Mechanismen zu hinterfrage, um eine Apokalypse zu vermeiden. Am Schluss des Artikels wird gefragt «Was könnte passieren, wenn eine künstliche Superintelligenz die Aufgabe bekommt, den Klimawandel aufzuhalten? Dann könnte sie entscheiden, dass sie zur Lösung des Problems die Menschheit vernichten müsse.» Doch eine Superintelligenz müsste so schlau sein, festzustellen, dass die genannte Aufgabe keinen Sinn gibt. Es gilt vielmehr eine Antwort zu finden auf die Frage: «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Das Aufhalten des Klimawandels ist dafür nötig, reicht aber nicht. Zum Vermeiden einer Apokalypse ist es vielmehr vor allem nötig, einen sanften Ausstieg aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum der Menschheit zu bewerkstelligen. Es braucht keine KI, um zu erkennen, dass es für das genannte Ziel nötig ist, die Zielkonflikte zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt zu lösen. Zum erstgenannten Menschenrecht gehört das Recht, mehr Kinder in die Welt zu setzten als die eigenen Ressourcen ermöglichen. Das führt wegen hoher Jugendarbeitslosigkeit zur politischen Instabilität, die letztlich dazu führt, dass das Recht auf Asyl in einem Ausmaß genutzt wird, welches die Zielländer überfordert. Zum Recht auf Eigentum gehört das selbst erworbene Recht auf funktionierende Sozialsysteme und intakte Natur. Wenn dieses Recht im unbegrenzt wachsenden Ausmaß durch Migration ignoriert wird, ist eine weltweite Apokalypse absehbar. Und gerade da könnte KI helfen. Und zwar ist keine Hilfe nötig, um zu erkennen, wo die Lösung liegt, nämlich in der demographischen Eigenverantwortung von Menschen und Staaten. Nötig ist es, Wege aufzuzeigen, wie die Lösung durchzusetzen ist.
Wo die Lösung liegen kann und muss, zeigen zwei Beispiele aus dem Tierreich. Die Lösung müsste auf einer Linie liegen, die zwei Endpunkte verbindet. Ein Endpunkt ist definiert durch das Verhalten der Sibirischen Schneeeulen. Der andere Endpunkt durch die Situation der Berberaffen am Affenberg von Salem. Die Sibirischen Schneeeulen haben weniger Küken, wenn es weniger Lemmingen gibt. Sie passen also ihr Reproduktionsverhalten den begrenzten Ressourcen an. Nun zum anderen Endpunkt. Den Berberaffen in Salem geht es beneidenswert gut. Sie leben ihr Sozialverhalten ähnlich aus wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auf dem 20 Hektar großen Affenberg herrscht ewiger Frieden zwischen den drei Affen-Gruppen. Der Grund für den Frieden ist wohl eher menschenunwürdig. Um Inzucht und zu hohe Kopfzahl zu vermeiden, wird die Reproduktion der Affen über Chips mit Hormonen gesteuert. Die genannte Linie steht für den Bereich zwischen den Zielen «Zukunft durch Eigenverantwortung» und «Zukunft durch notwendige Beeinflussung von außen oder eben den Zwang der Realität.» Irgendwo dazwischen müsste eine Lösung machbar sein. KI könnte zeigen wo. Interessant wäre eine Umfrage: Wer würde lieber auf einem Planeten leben, auf dem dank der Salem-Methode (oder einer ähnlichen) Methode ewiger Frieden herrscht? Und wer lieber auf einem Planeten, der wegen ungesteuertem Wachstum vor die Hunde (Klima, Kriege) zu gehen droht? KI könnte vielleicht auch zeigen, wie eine solche Umfrage zu gestalten wäre und damit helfen, die Frage beantworten: «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Die Frage ist übrigens Untertitel meines Buchs «Die Technik reicht nicht» BoD 2016. Auch da geht es darum, eine Antwort auf die eben genannte Frage zu finden.
Gernot Gwehenberger


Leserbrief zu „Uns läuft die Zeit davon“ von Daniel Barenboim

«Jahrzehntelang setzte er sich für den Frieden im Nahen Osten ein.» Mit einem Beitrag in der Zeit «äußert sich der weltberühmte Dirigent und Pianist nach langer Zeit erstmals wieder zum Krieg.» Barenboim übt scharfe Kritik an beiden Parteien. Was Israel betrifft, schreibt er: «Die völlige Missachtung des Schutzes der Zivilbevölkerung … insbesondere in Verbindung mit rassistischer antipalästinensischer Rhetorik …verdient eine breite Verurteilung.» Barenboim ist zuzustimmen: Der Krieg muss so schnell wie möglich beendet werden und eine nachhaltige Friedenslösung gefunden werden. Ob es dafür hilfreich ist, ein ungefähres Gleichgewicht der Schuld zu formulieren, ich weiß es nicht. Ich kann dazu nur von meiner Erfahrung beim Ende des letzten Weltkriegs schreiben. Ich bin Jahrgang 1941 und habe das Kriegsende kurz vor meinem vierten Geburtstag in Salzburg erlebt. Salzburg wurde mehrfach bombardiert (Vgl. Erich Marx: Bomben auf Salzburg. Salzburg 1995) Am 16. Okt. 1944 traf es das Kaiviertel in der Altstadt, direkt hinterm Häuserblock, in dem wir wohnten (Sebastian Stief Gasse 2). Wir saßen bei dem Angriff im von Staub erfüllten Keller, während oben die Fensterscheiben zerbarsten, und der Ofen im Wohnzimmer Sprünge bekam. Es gab 245 Tote (33 Kinder, 125 Frauen). Der Angriff (auch der Dom wurde getroffen) galt dem weit entfernten Bahnhof und erfolgte aus 6000 m Höhe, um der Flak zu entgehen. Gut ein halbes Jahr später begann eine Friedenszeit, wie sie auch dem Nahen Osten zu wünschen ist. Die Schuldfrage war damals klar, obwohl der Schutz der Zivilbevölkerung kaum eine Rolle gespielt hatte (z.B. der Angriff auf Dresden kurz vor Kriegsende forderte 25 000 Toten an einem Tag). Dass die Schuldfrage so klar war, hat wohl auch zum Übergang in eine lange Friedenszeit beigetragen. Beigetragen hat auch die wirtschaftliche Entwicklung. Es gab auch keine Alternative zum Akzeptieren, dass ca. 16 Millionen Menschen ihre Heimat endgültig verloren haben und ca. 3 Millionen bei der Vertreibung umgekommen sind.
Ob solche Erfahrungen hilfreich sein können, beim Suchen nach einer Friedenslösung im Nahen Osten, ich weiß es nicht. Es wäre vielleicht hilfreich, die Parallelen und vor allem die Unterschiede zu thematisieren. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass es bei der Suche nach einer Friedenslösung Zielkonflikte gibt. Das Positive ist, dass es die Chance gibt, diese Konflikte aufzulösen durch das gemeinsame Streben nach einem übergeordneten Ziel. Dieses muss das lange, gute Fortbestehen der Menschheit sein. Um dieses übergeordnete Ziel zu erreichen, ist es wohl unabdingbar, auf das Thema Demographie einzugehen. Dazu Folgendes: Die hohen Geburtenraten im Nahen Osten sind ein ungelöstes Problem. Eine mögliche langfristige Folge ist, dass ab einem bestimmten Punkt die externen Kapazitäten nicht mehr reichen, die Versorgung des Gazastreifens sicherzustellen. Dass dies eintreten könnte, macht folgender beispielhafte Vergleich plausibel: Als Beispiel werden die demographischen Situationen in Italien und im Gazastreifen verglichen. Die Zahlen von Italien (Teil des globalen Westens) werden hier verwendet, weil erst kürzlich in den Nachrichten vermeldet wurde, dass dort die Geburtenrate auf 1.25 gesunken ist. Italien hat 59 Millionen Einwohner. Der Gazastreifen (Teil des globalen Südens) hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Beim Fortsetzen der Entwicklung hätte der Gazastreifen nach 1,2,3 bzw. 4 Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 bzw. 18.8 Millionen. Italien hätte hingegen nach 1,2,3 bzw. 4 Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 bzw. 9.0 Millionen. Nach vier Generationen gäbe es somit in Italien mehr als doppelt so viele Einwohner wie im Gazastreifen. Das Beispiel steht stellvertretend für ein weltweit ungelöstes Problem: die demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit und deren Folgen in der Zeit des Klimawandels. Hier müssen weltweit Lösungen gefunden werden. Speziell im Nahen Osten ist eine Lösung eine notwendige Voraussetzung für eine lange, friedliche Entwicklung.
Gernot Gwehenberger


Leserbrief zu „Tesla steht für das System Auto“. Gespräch mit Robin Sommer geführt von Dune Korth

Je mehr Autos wir bauen, desto mehr Kohlestrom wird produziert und desto mehr CO2-speichernde Natur wird für Straßen asphaltiert. Das gefährdet die Zukunft Deutschlands, denn wenn wir die Klimakatastrophe nicht in den Griff bekommen, steht in 75 Jahren das Wasser an der Küste 6m hoch. Aber die Regierungen können wenig dagegen tun, denn die Bevölkerung stimmt an der Wahlurne für mehr Autos, mehr Luxus und mehr Fernreisen. Warum? 1.) Es wird immer noch verharmlosend von Klima und Wandel geschrieben, dabei hat letzterer katastrophale Folgen. Es ist also eine Klimakatastrophe. Aber diesen eingängigen und prägnanten Begriff vermeiden wir, wie der Teufel das Weihwasser. Warum? Sonst müssten wir uns eingestehen, dass wir unser Leben ganz schnell umstellen müssten. 2.) Medien machen nach wie vor Reklame für klimaschädlichen Luxus, SUVs, Fernreisen, etc. Der Bevölkerung wird das luxuriöse Leben, das nachweislich am klimaschädlichsten ist, als das erstrebenswerteste beschrieben. Fährst ein SUV, dann hast du es geschafft, fliegst du im Urlaub zum ZDF-Traumschiff oder zum Ballermann, dann kannst Du mitreden. So oder so ähnlich lauten die emotionalen Werbebotschaften. Die SZ-Reihe „Nur einmal im Leben“ befeuert dieses Sehnsuchtsgefühl und zeigt exemplarisch, wie auch im redaktionellen Teil klimaschädliche Langstreckenflug-Sehnsüchte geschürt werden.
Wo bleibt also die Verantwortung aller Gesellschaftlicher Gruppen? Solange Medien so weitermachen, gibt es niemals parlamentarische Mehrheiten für mehr Klimaschutz und wird jeglicher mühsam errungene Klima-Fortschrittsogleich wieder durch mehr Konsum zunichtegemacht. Dank der „SZ-Nur einmal im Leben-Reklame“ baut Lufthansa z.B. ihr Angebot an Langstreckenflügen ab München dieses Jahr um 20% aus. Ein einziger Passagier verbraucht auf einem solchen Flug die gleiche Menge Kerosin (ist der gleiche Stoff wie Heizöl) wie ein 4 Personenhaushalt in einem Jahr mit einer Ölheizung! Und in jedem Flieger sitzen hunderte Passagiere! Die Lufthansa holte sogar die bereits ausgemusterte, weil besonders klimaschädliche A380 zurück, um die extrem hohe Nachfrage bedienen zu können! Die Reklame, die „Wandel“-Berichte der SZ und die Sehnsucht weckenden redaktionellen Texte, alle drei zusammen geben immer mehr Menschen ein gutes Gefühl, wenn sie sich bedenkenlos über ihren klimaschädlichen Luxus freuen. So werden alle Fortschritte im Kampf gegen die Klimakatastrophe sofort wieder vernichtet und alle Klimaschutzpolitik scheitert an der Wahlurne!
Klaus Siersch


 

Leserbrief zu Titelthema „Die Bücher des Frühlings“ „So kommt man ja nicht weiter“. Gespräch mit Diedrich Diederichsten geführt von Jens Balzer

In dem Interview mit Diederich Diederichsen geht es auch um Lieder zur Ökologie, von denen es kaum welche gebe. Das ist nicht richtig. Denn z.B. Vicky Leandros hat 1982 und dann immer wieder das textlich und musikalisch großartige „Verlorenes Paradies“ vorgetragen, Alexandra schon 1968 „Mein Freund der Baum“. Zum Beispiel Walter Mossmann, Freiburg i.Br., hat hochengagierte Lieder geschaffen wie 1974 das bundesweit bekanntgewordene „Die andere Wacht am Rhein“ und „In Mueders Stübele“, jeweils für die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen gegen Atomkraft, Lieder, die in der Region seit 5 Jahrzehnten immer wieder gesungen werden. Und mit „Lied vom Lebensvogel – Gorleben“ (2004) hat Mossmann den Kampf um das ehemals geplante Atommüllendlager besungen. Aernschd Born, Basel, hat mit dem „Fukushima Shuffle“ 2011 ein musikalisches „Riff“ geschaffen
Georg Löser


Leserbrief zu „Geld spielt keine Rolle“. Gespräch mit Kurt Meister geführt von Bernhard Heckler und Florian Zinnecker

Hätte man nicht für das Interview jemanden finden können, der schon einmal in Qatar war oder sich wenigstens schon mal mit dem Land beschäftigt hat ?
Manfred Ceriatke


Leserbrief zur Infografik „Geflügel“ von Mario Mensch (Infografik und Recherche)

Mit der Behauptung Tiere würden systematisch gequält liegt man zum einen nicht nur völlig daneben, sondern man gibt auch denen Zucker, die an der Ausgewogenheit und Sachkenntnis der schreibenden Zunft schon lange zweifeln. Diese unsachliche Behauptung beleidigt alle, die tagtäglich mit den Tieren zu tun haben. Ob bewusst oder unbewusst wird dem unbedarften Leser suggeriert das Geflügel würde noch in Käfigen gehalten und anschließend vergiftet. Tatsache ist, daß Käfighaltung in Deutschland für alle schon lange verboten ist. Geflügel wird natürlich in Kisten transportiert und die Ställe werden anschließend mit Reinigungsmitteln sauber gemacht. Keiner in Deutschland reinigt seinen Haushalt nur mit warmem Wasser. Übrigens wird jeder Hobbygeflügelhalter, der unzweifelhaft mehr Zeit für seine Tiere aufbringen kann, bestätigen dass Verluste von 5- 10% kein schlechter Wert sind. Tiere werden krank und sind gerade in der Freilandhaltung in großer Zahl Opfer von Greifvögeln.
Hans Kasinger


Leserbrief zu „Über den Literaturbetrieb und das Phänomen des Womansplaining“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

In Ihrer Kolumne beschreiben Sie die Begegnung mit einer Person des Literaturbetriebs, die Sie mit verschwurbelten Ausführungen zutextet, unverständlich für Sie und Ihren offensichtlich ebenso gebildeten Begleiter. Da die Person, die Sie so ratlos zurückgelassen hat, eine Frau ist, fällt Ihnen dazu der Begriff ‚Womansplaining‘ ein. Ich glaube nicht, dass Sie sich wirklich mit dem Begriff des ‚Mansplaining‘ vertraut gemacht haben, denn der beschreibt eine im Wesentlichen andere Erfahrung als die, die Sie nun umgekehrt gemacht haben. Beim ‚Mansplaining‘ geht es darum, dass ein Mann einer Frau einen Sachverhalt ausführlich erklärt, über den die Frau bereits umfassend und im Zweifel auch besser Bescheid weiß, was den Mann aber nicht interessiert, da er nicht nachfragt, oder – noch schlimmer – was er weiß, aber einfach ignoriert. Zwei Beispiele aus eigener Erfahrung, die mir spontan einfallen: 1. Ich stehe neben einem Mann, der mir das Sprichwort ‚Memento mori’ aus dem Lateinischen erklärt, nicht inhaltlich, sondern sprachlich, wohl wissend, dass ich als Philologin ebenfalls einen altphilologisch geprägten Hintergrund haben könnte – was übrigens der Fall ist – zudem: Seine Erklärung war auch noch falsch! Ich konnte das aber nicht klarstellen, weil er mich nicht Wort kommen ließ, sondern sich nach Abschluss seiner Ausführungen der nächsten Person zuwandte. 2. Ein Mann sitzt neben mir, meine erwachsene Tochter gegenüber. Es geht um den Berliner Flughafen und das Bauplanungsdesaster. Der Mann erzählt uns beiden, wie Auftragsvergaben bei öffentlichen Bauverfahren laufen und wie diese Prozesse die Baukosten in die Höhe treiben können. Das Wissen hatte der Mann aus einem Artikel, den er gerade im Internet gelesen hatte. Meine Tochter ist Architektin, die sich auf ganz anderer Ebene mit diesen Verfahren auskennt. Das weiß das Gegenüber, ignoriert es und weist einen versuchten Einwurf der jungen Expertin ab mit den Worten ‚Jetzt lass mich mal reden‘. Ich könnte fortfahren. Der Unterschied zu der Situation, die Sie erlebt haben, ist offensichtlich. Es gibt ein wunderbares Buch von Rebecca Solnit: Wenn Männer mir die Welt erklären. Sehr erhellend!
Jutta Schlüter