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10. August 2023 – Ausgabe 34

 

Leserbriefe zu „Wirtschaftsminister Robert Habeck über seine Erfahrung an der Macht“ Gespräch mit Robert Habeck geführt von Giovanni di Lorenzo

Ich finde es erstaunlich, dass Robert Habeck sich immer wieder für seine Politik rechtfertigen muss und sich anhören lassen muss, er treibt die Bürger*innen durch seine Politik in die Arme der AfD. Es sind wohl eher CDU und FDP, die durch ihre ewigen Stänkereien gegen den Kanzler eine effiziente Klimapolitik verhindern und eine Stimmung in der Bevölkerung schüren, die Menschen, die ohnehin rechtem Gedankengut offensichtlich nicht allzu ablehnend gegenüberstehen, eine Entschuldigung für die Wahl dieser Partei präsentieren. Ich bin auch nicht mit allen Entscheidungen der Grünen einverstanden, dennoch bin ich dankbar, dass jemand so mutig ist, trotz der ganzen Anfeindungen und gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung endlich den Klimawandel anzugehen, auch wenn es für uns alle, wenn auch sicherlich in unterschiedlichem Ausmaß, unbequem ist und noch mehr werden wird. Danke an dieser Stelle!
Kim Kohlmeyer

 

Ich hätte mir gewünscht, dass Sie mal nachgehakt hätten, wer sich Habecks zwei Milliarden bei Thyssenkrupp jetzt einsteckt oder lesen Sie Ihre eigene Zeitung nicht (Dossier: „Tod im Stahlwerk“, Nr. 33, S. 11 über die desaströsen Arbeitsbedingungen am Standort in Duisburg)? Die Vorstandsvorsitzenden müssten tatsächlich ihre Mentalität, was diese skandalösen Umstände angeht, ändern.
Thomas Manthey

 

Selten hat mich eine Ministerbefragung derart ratlos zurückgelassen. Angesichts des unsäglichen und noch nicht verabschiedeten Heizungsgesetzes, der hohen Inflation, des Konjunktureinbruches (nur in Deutschland), der Bildungsmisere, des wachsenden Rechtspopulismus, um nur einige Probleme zu nennen, seine und die Erfolge der Regierung zu feiern, zeugt von fehlender Selbstreflektion und einer gewissen Entrücktheit. Das lässt sich am besten an dem Bild von Habeck hinsichtlich des „Trainingsrückstandes der Deutschen“ („Krank sind wir nicht, aber etwas untertrainiert“) aufzeigen: das Problem ist nicht primär der Trainingsrückstand, sondern die Tatsache, dass die gut trainierten Leute das Land verlassen oder innerlich emigriert sind, folglich als Vorbilder ausfallen, immer mehr Untrainierte hinzukommen und die Trainer lieber zunehmend im Ausland trainieren. Auf dem Platz bleiben die Untrainierten und Frustrierten, ohne dass sich ihr Trainingszustand ändert, sondern im Gegenteil noch schlechter wird. Das sind unsere Probleme, zu denen ich von Habeck nichts gehört habe. Mit Gesundbeten kommen wir hier nicht weiter.
Jörg Nunnenkamp

 

Vielen Dank für das starke und sehr lesenswerte Interview mit Herrn Habeck in der ZEIT vom 10. August 2023. Sie stellten die richtigen Fragen und zeigten dabei die ganze Breite der Probleme.

Herr Habeck formuliert eine positive Zukunftsoption: Schnelles Erreichen der Klimaneutralität, um im zukünftigen Wettbewerb wirtschaftlich bestehen zu können. Er sagt, wir müssen uns selbst schnell das Know How aneignen und auch im eigenen Land umsetzen, das wir dann dem Rest der Welt verkaufen können.

Der nötige gesellschaftliche Umschwung fällt uns nach dem Stillstand der Kohlepfennig-, Diesel-Subvention- und „Der Staat muss es machen, aber doch nicht ich-“ Jahre schwer. Hier könnte mutige Publizistik helfen. Der Stern hat mit „Wir haben abgetrieben“ ein gesellschaftliches und politisches Umdenken angestoßen, das in eine moderne Gesetzgebung mündete. Der Spiegel hat mit „bedingt abwehrbereit“ bewusst die Konfrontation mit der Executive gesucht und dabei deren Ansätze einer autoritären Ausprägung aufgedeckt. Das ZEITmagazin hat in den 90er Jahren die vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt, indem es eine ganze Ausgabe mit dem Blut der Frauen druckte.

Wo ist diese mutige Publizistik heute in Bezug auf unsere menschheitsgeschichtlich größte Herausforderung: die Klimakatastrophe? Die Zeit hat sich auf den Weg gemacht und nimmt alle Handlungsbereiche unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit unter die Lupe. Sie prüfen, wie sie ökologisch bewusster und nachhaltig klimaschonender arbeiten können: Das geht von Ihren Veranstaltungen und den Leserreisen über die Infrastruktur Ihrer Standorte bis hin zum Thema Geschäftsreisen. Gemeinsam erarbeiten sie konkrete Maßnahmen und Ziele. Erste Schritte sind zum Beispiel Ihr konsequenter Umstieg auf Ökostrom, erste klimaneutrale Events oder die Optimierung aller Formen der Transportverpackung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten.

Warum lassen Sie uns als Leser nicht daran teilhaben, wie Sie als Medium mit gutem Beispiel vorangehen? Sie würden alleine schon dadurch Mut machen und Hoffnung schöpfen lassen, dass sich in Deutschland was zum Positiven bewegt. Wenn sich auch eine „moralische“ Institutionen wie die Zeit neu erfindet und klimaneutral aufstellt, dann bekommen wir auch als Gesellschaft den Mut, uns stärker dafür zu engagieren! Bitte machen Sie Ihre Bemühungen öffentlich! Bekennen Sie sich, so wie andere Wirtschaftsbetriebe auch, zu Ihren klimaneutralen Ambitionen! Denn wenn Sie das nicht tun, kommuniziert das „Leitmedium“ DIE ZEIT nonverbal: „Wir bewegen uns nicht, es sei denn, die Politik zwingt uns dazu und dann werden wir uns auch noch darüber beklagen!“ Mit so einer non-verbalen Botschaft wären Sie der schlimmste gesellschaftliche Bremser, den Herr Habeck zu fürchten hätte.
Klaus Siersch

 

Demut gehört nicht zu seinen Charakterstärken. Aus dem Koalitionsvertrag erfolgreich hervorgetreten mit den meisten „Leuchtturmprojekten“, verblasst der Nimbus der Grünen, weil die meisten deren Widersprüchlichkeit spüren. Und das, obwohl selbst die FDP als Wirtschaftspartei sich auf die Abschaltung der AKWs oder das Heizungsgesetz eingelassen hat. Demokratie ist halt anstrengend, besonders wenn sie aus dem Elfenbeinturm konzipiert wird. Das muss Habeck noch lernen.
Christoph Schönberger

 

Ich bin von dem Interview mit Robert Habeck ziemlich erschüttert. Selten habe ich mehr Unterwürfigkeit gegenüber einem Spitzenpolitiker „gesehen“. Fragen ohne substantielle Tiefe, keine Kritik an z.B. der sehr kontroversiell diskutierten Förderung in Milliardenhöhe für die Intelfabrik, kommentarloses Hinnehmen von mehr als fragwürdigen Aussagen wie „wir haben das russische Gas ersetzt“ was einfach nicht stimmt.

Kein Wort zu typisch grünen Kernthemen wie die sagenhaft irrationale Umweltzerstörung aufgrund eines fehlenden Tempolimits im Straßenverkehr, wofür Deutschland von der ganzen Welt ausgelacht wird. Nichts über die indiskutable Armutsquote von Kindern und dem Heer von Niedriglöhnern, was den Kapitalseignern sagenhafte Vermögenszuwächse beschert, nicht die hohe Exportquote. Einzig und allein die verwerflich hohe Quote von Leiharbeitskräften, die niedrigen Pensionen, die niedrigen Gehälter in den Sektoren mit minderqualifizierten Arbeitskräften lassen die Märkte frohlocken. Und jetzt wundert man sich noch, warum die AFD, die ich aus tiefstem Herzen verabscheue, einen Wahlsieg nach dem anderen einfährt. Dazu hätte mich die Meinung von RH interessiert. Aber so ist es, wenn zwei mächtige Männer aufeinandertreffen, die sich gegenseitig nur die … streicheln wollen, und eine ganze Doppelseite mit heißer Luft füllen, ohne rot zu werden. Trotzdem liebe ich ihre Zeitung und freue mich schon auf wieder etwas kritischere Interviews.
Martin Schäppi

 

Was für eine Arroganz. Eine Einlassung zwischen Lenin und Pippi Langstrumpf. Dieser Herr ist im Proseminar Philosophie steckengeblieben. Jetzt meint er, uns die Welt erklären zu müssen. Vielen Dank für Nichts.
Friedrich Freese

 

Mit großem Respekt habe ich das Interview Giovanni di Lorenzos mit Robert Habeck gelesen. Mir hat sehr gut gefallen, wie Habeck sich selbst und die Situation, in der wir uns gerade befinden, darstellt: geprägt von Optimismus stellt er sich unspektakulär gegen den medialen Trend, die Lage in düsteren Farben zu schildern und dann politischen Gegnern aus dem Lager der Opposition oder zum Beispiel der FDP die Schuld zu geben. Zum Beispiel jener FDP, die ihm unablässig bei der Entwicklung politischer Projekte, die auch nur entfernt eine Zumutung an potenzielle Wähler bedeuten könnte, in den Arm fallen. Die FDP macht sich‘s leicht, spielt sich zum Beschützer der Bürger auf (in Wahrheit mit starrem Blick auf die 5 Prozent, die man für den Machterhalt braucht) Sie überlässt es den Grünen, namentlich Habeck, die unangenehmen Projekte anzugehen, von denen alle wissen, dass sie eigentlich unabdingbar sind, um die Klimaziele zu erreichen.

Habeck hätte wirklich genügend Gründe, auf diese Widerständler in der eigenen Regierung und die lasche Opposition einzudreschen oder die mediale Schlammschlacht gegen sich geißeln. Tut er aber nicht. Er bleibt nüchtern, sachorientiert und vertritt eigentlich das einzige Narrativ, das in einer von so vielen katastrophalen Entwicklungen geprägten Lage übrigbleibt. Es gibt weder in der SPD noch in der CDU einen Politiker, der es mit der Statur Habecks aufnehmen könnte. Und es gibt auch keine Partei, keinen, der so eine einzigartige Situation hätte besser meistern können. Ich mag mir nicht ausmalen, was ein Markus Söder oder Friedrich Merz aus diesen sämtlich unter großem Zeitdruck zu bewältigenden Problemen gemacht hätten, populistische Entgleisungen inklusive. Vielleicht wird Habeck mit seinem Politikstil scheitern, kein Wunder in einer Zeit, die mehr und mehr bestimmt wird von Populisten, die keine Lösungen, nur Ressentiments anbieten. Aber er verkörpert in seinem Denken und Handeln Auswege, ( bei aller Kritik an einzelnen Sachfragen )die uns weiterbringen könnten, sofern es genügend Unterstützung von Bürgern und Medien für einen solchen positiven, problemorientierten Politikstil geben würde.
Hans Gödde

 

Es ist erschreckend! Null Selbstzweifel, alternativlos. Das hatten wir schon mal mit dem bekannten Ergebnis. Habeck behauptet, noch nie sei so viel zum Klimaschutz getan worden. Nun, getan wurde bisher noch nichts. Man hat klimafreundliche Atomkraftwerke abgeschaltet und Kohlekraftwerke hochgefahren. Man hat enorm viel Geld ausgegeben und die Bevölkerung verunsichert. Man hat die Preise für Strom und Heizung erhöht. Man gefährdet die Industrie in Deutschland, auf der unser Wohlstand beruht. Das Klima (in Deutschland wie weltweit) bleibt davon unbeeinträchtigt. Es wird sich ganz bestimmt nicht zum Besseren verändern, nur weil die Regierung mit Herrn Habeck vorneweg einige dilettantische Versuche zur Gesetzgebung unternimmt. Da ist sogar Klimakleben wirksamer.
Jürgen Hamacher

 

Herr Habeck versucht den Eindruck zu vermitteln, dass die Energiekrise, namentlich die Gaskrise, schon überwunden sei. Das ist mit Nichten der Fall. Herr Habeck hat nur die Abhängigkeit von russischem Gas nur durch die Abhängigkeit von LNG aus den USA oder arabischen Ländern ersetzt. Dies ist in unsicheren Zeiten, wie der jetzigen, fatal. Das LNG kommt mit Tankern über den Atlantik nach Deutschland. Dies ist ein langer Weg, auf dem jederzeit Angriffe auf die Tanker mittels U-Boote möglich sind. Damit ist die Gaskrise noch nicht behoben. Eine Lösung ist erst dann gegeben, wenn der Nachschub an Gas dauerhaft gesichert ist. Dies ist nur dann der Fall, wenn sich die Regierung entschließt die einheimischen Gasvorkommen mittels Fracking zu erschließen.

Dadurch würde auch der Preis fürs Gas sinken, weil sich das Angebot erhöht. Zwar verweist Herr Habeck darauf, dass die Gaspreise derzeit sinken und rechnet sich das an. Das Sinken der derzeitigen Gaspreise liegt aber an der saisonalen sinkenden Nachfrage, weil im Sommer nicht geheizt wird. Wenn man den Gaspreis langfristig senken will, geht dies nur über die Angebotsausweitung mittels Fracking-Gas aus Deutschland.
Christoph Meißner

 

Danke für das sehr informative Interview vom Wirtschaftsminister. Zur Überschrift fällt mir ein, dass Herr Habeck das Wort “Wir” verwendet. Kann das sein, dass er damit sich und sein Team meint – mit den Erkenntnissen? Auf Seite 3 erwähnt Herr Habeck, dass Gaskraftwerke gebaut werden sollen, die dann später mit H2 laufen. Nach meinen Erfahrungen ist dies aktuell nicht möglich. Ob und wie ein Verteilnetz von Wasserstoff möglich ist, ist aktuell Gegenstand intensiver Forschungen. Fragen Sie doch mal bitte bei neutralen Dritten zu dem Thema nach beispielsweise TUEV oder BAM, FHG oder ähnliches.

Die Planlosigkeit wie etwa 3mal mehr Strom in Deutschland bereitgestellt werden soll, da mit Strom geheizt werden soll und die PKWs auch mit Strom betrieben werden sollen, ist erschreckend. Interessant finde ich die Aussage, dass die Sicherheit der Stromversorgung mit fossilen Kraftwerken gedeckt werden muss, bis genügend Wind- und Solarkraftwerke gebaut sein werden. Das ist m.E. ein realistischer Ansatz, wobei die Gaslieferungen ja im Winter nicht den Bedarf decken. Also dann doch die ungeliebten Kohlekraftwerke. Wie sich zeigt, benötigen wir zum Bau von Windkraftanlagen und Batterien Kupfer und seltene Erden. Wenn beispielsweise Staaten wie China uns diese Rohstoffe nicht liefern wollen, wird das mit der Energiewende sehr schwierig.
Timon Gruber

 

Es ist gut und wichtig, wenn Robert Habeck es schafft, sich weiter positiv zu motivieren. Angesichts der umfassend bestehenden Zeitenwende-Herausforderungen ist es nun aber erforderlich, die Menschen in Deutschland nicht nur als Objekt der Politik zu sehen, sondern zum Mitmachen zu mobilisieren, und zwar alle, nicht nur die CEOs. Alle wissen: Ohne oder gar gegen die Bevölkerung wird es nicht gehen. So verstehe ich Habecks Satz: „Das lösen wir jetzt“. Damit dies nicht nur eine Floskel wie bei „Wir schaffen das“ bleibt, brauchen wir eine gemeinsame Vision und einen adäquaten Handlungsrahmen mit Anreizen für die Selbststeuerung, keine gesetzlichen Detailregelungen. Habeck sagt es selbst: Mit Gesetzen allein ist noch nichts erledigt, zumal diese oft nur Gegen- oder Umgehungsreflexe auslösen. Ein Mitmach-Rahmen würde im Übrigen auch auf die AfD-Wähler wirken. Sie hätten die Wahl, sich für die Vorteile des Mitmachens zu entscheiden oder im Zuge einer Verweigerung für den Verzicht auf die Vorteile. Ein solcher Rahmen wäre ein auf Transformation hin ausgerichtetes Integrationsprojekt. Auch für eine Reintegration von interessierten Ruheständlern in das Arbeitsleben, z.B. über zeitlich überschaubare und bedarfsgerechte Ausbildungsmodule für konkrete Transformationsaufgaben (wie in Großbritannien im Hinblick auf den Fachkräftemangel). Ja, in der Bevölkerung gibt es einen ganz großen Gestaltungswillen. Aufgabe der Politik ist es, diesem Willen einen Spielraum zu geben.
Reinhard Koine

 

Das Interview litt ein wenig unter der „sprachlichen Ungenauigkeit“ beider Beteiligter. Wenn Herr Habeck die Gasversorgungslage meint, kann ich (je nach kaltem Winter) für die klassischen Gaseinsatzbereiche grundsätzlich zustimmen. Wenn „Energieversorgungssicherheit“ auch den Strom umfasst, wird es je nach Tempo des Kohleausstiegs rasant gefährlich, je mehr Elektroautos, Wärmepumpen und „blöde Wetterlagen“ zusammenkommen. Und dass CO2-Brutto-Emissionen alleine den Klimawandel bewirken, sagt nicht einmal der (naturwissenschaftliche Teil des) IPCC: Es gibt sechs weitere Treibhausgase und seit 2001 (CoP 7, Marrakesch) wissen wir um die Bedeutung der Zerstörung von längerfristigen „Senken“. Und die Mrd. kWh gespeicherten Wasserstoffs (rund 20 Mill Tonnen jährlich laut Gutachten des Wuppertal-Instituts für „FFF“ von Oktober 2020) haben wir in Deutschland ja bald zusammen. Es ist leider manches komplizierter als erhofft. Dazu ein Leserbrief und eine Info (mit Beispielen für beliebte Denkfehler:

Herr die Lorenzo sieht die Fleischerzeugung als „CO2-Treiber“. Das kann bspw. bedeuten, dass Kühe und Schafe als Wiederkäuer Methan CH4 ausstoßen, kann aber auch darauf beruhen, dass Urwälder vernichtet werden, um große Flächen für Nutztiere umzuwidmen (Zerstörung von CO2-Senken) oder Ziegenherden Savannenwälder abfressen und Methan emittieren – hier wäre beides klimaschädlich.

Die von Herrn Habeck zugesagte Versorgungssicherheit mit „Energie“ ist für Kohle, Öl und Gas eher ein lösbares Problem, da diese Energieträger speicherbar sind. Das große Zukunftsproblem ist die Sicherheit der Stromversorgung insbesondere in den Wintermonaten November bis Februar. Dort gibt es bereits heute eine zweite Abendspitze der Stromnachfrage, was werktags in den letzten 5 Jahren zu Lastspitzen um 80 GW führte. Dank Millionen Wärmepumpen und demnächst 15 Millionen E-Autos werden diese Lastspitzen stundenlang bei 90 – 110 GW liegen. Wenn dann 200 GW Windkapazitäten drei Tage lang mit unter 7 % verfügbar sind (14 GW) und Biomasse, Wasserkraft und sonstige EE-Systeme mit 15 GW, dann stehen ab 17 Uhr praktisch rund 29 GW erneuerbare Kapazitäten zur Verfügung – benötigt werden aber um 100 GW, ab 22 Uhr eventuell 70 GW. Dann nützt auch ein Kohlehaufen nichts, wenn das Kohlekraftwerk seit zwei Jahren nicht mehr läuft. Der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht! Und worüber wundern sich dann alle?
Wolfgang Ströbele

 

Schade. Nach zwei Seiten Lektüre des Gespräches zwischen dem Chefredakteur und diesem unseren Wirtschaftsminister bleibt der schale Nachgeschmack vertaner Zeit. Vielleicht war die Erwartungshaltung zu groß angesichts der beiden Koryphäen.

Zuerst irritiert das riesige Foto und man ist geneigt, den verschenken Platz zu bedauern. Aber dann wird klar, dass das Interview einfach nicht mehr hergibt. Dass Robert Habeck ein begnadeter Kommunikator ist, wissen wir, dazu bedurfte es dieses Gespräches nicht. Giovanni di Lorenzo vermutet, dass Robert Habeck heute vorsichtiger antwortet als früher. Ich vermute, er selbst stellt harmlosere Fragen als früher. Ich hätte mir gewünscht, dass es um den Kern des Übels gehen möge, das Habeck mit nachvollziehbarem Zweckoptimismus zur Seite wischt. „Wer an unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten glaubt, ist entweder verrückt oder ein Ökonom“, sagt David Attenborough. Unser derzeitiges Wirtschafssystem basiert aber nun einmal genau darauf: ohne Wachstum kein Wohlstand. Den Umgang mit diesem Widerspruch hätte ich gerne diskutiert gefunden. Spannend wären doch Fragen, wie wir als Gesellschaft künftig wirtschaften und leben wollen, was Wohlstand mit Wohlergehen zu tun hat, was der dritte Weg ist zwischen Kapitalismus und Sozialismus sein könnte. Endlich haben wir einen philosophisch geschulten und trotzdem pragmatischen Wirtschaftsminister, in dessen Ministerium es offenbar sehr wohl Ansätze dazu geben soll. Aber darüber erfahren wir nichts, die Diskussion dreht sich um Heizungsgesetz, Parteipolitik und Verfassung der Ampel. Wirklich schade. Ich hoffe, die ZEIT widmet sich noch einem kreativeren Diskurs.
Ulrich C. Reite

 

Aber der Leitartikel gehört nicht dazu mit Robert Habeck. Soll es Wahlkampfwerbung sein oder will man sein Image polieren? Herr Di Lorenzo stellt keine Fragen, die ein guter Journalist stellt. Alles nur Steilvorlagen für Herrn Habeck. Wir haben, wenn man Pro und Contra abwägt, noch nie einen so schlechten Wirtschaftsminister gehabt. Schade ums Papier.
Martin Fehringer

 

Dieses Gespräch habe ich mit Interesse gelesen – mein Eindruck, eine offenherzige Offenbarung. Das kokette Selbstbezichtigung zum Nicht-genau-hinschauen, zur Selbstvergessenheit, zur Trägheit, zu Bequemlichkeit und vielleicht auch zur Denkfaulheit soll scheinbar jeder Kritik zuvorkommen. Sie verdeckt die Wirklichkeit, wie sich die Grünen öffentlich bisher dargestellt haben. Das Denken der Grünen ist auf Kampagnen ausgerichtet. Im Übereifer vergessen sie dabei, über den eigenen Tellerrand hinaus nach links und rechts zu schauen. Eine philosophische Grundhaltung allein genügt nicht, den Bürgern Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu vermitteln. Herr Habeck nimmt die wirkliche Situation der Wirtschaft offensichtlich nicht wahr. Er sonnt sich in seiner „Macht“ als Wirtschaftsminister. Als Stellvertreter sieht er sich selbst bereits als Bundeskanzler. Dabei vergaß er und seine Partei, ein bis zum Ende gedachtes und überzeugendes Konzept an die Stelle des Aktionismus zu stellen. Die bewährte interdisziplinäre Zusammenarbeit an Stelle eines Kreises von befreundeten Experten ist ihm offensichtlich fremd.

In den vergangenen Jahren haben die Grünen nicht wahrgenommen, wie der „wirtschaftliche Wettbewerb“ hinter den Kulissen längst mit juristischen Tricks geführt wird. Die Dokumentation „Der Kampf um Airbus“ (arte-tv) hat es nachgewiesen. Die Aufgaben eines Mediators zu Verhütung von Korruption nach angelsächsischem Recht in europäischen Unternehmen kennt er ebenso wenig, wie die Konsequenzen einer betrieblichen Insolvenz. Ansonsten hätte er längst eine entsprechende Initiative gegen den Diebstahl von Betriebsgeheimnissen auf nationaler Ebene oder EU-weit gestartet.

Einerseits spricht er für Deutschland. Andererseits liest er nicht alles, was über ihn geschrieben wird. Ist das noch ein Volkstribun? Schließlich wird er nicht weniger persönliche Mitarbeiter haben als die Kanzlerin außer Dienst. Sie hat immerhin immer noch fünf Mitarbeiter.

Wenn Herr Habeck sagt, „…krank sind wir nicht.“, negiert er aus meiner Sicht den Ausbau- und Erneuerungsstau des Bahnnetzes und der Stromnetze, den Ausverkauf von Spitzentechnologie ins Ausland, den Verkauf von Grundvermögen/Immobilien an anonyme Käufer gegen Bargeld unbekannter Herkunft (Gelegenheit zur Geldwäsche, den fehlenden Nachweis der Versorgungssicherheit angesichts des rasant wachsenden Strombedarfs für die Umrüstung der Stahlindustrie, den Elektro-Mobilität und des geringen Wirkungsgrades bei der Transformation von Strom in Wasserstoff. Das sind m. E. die Ursachen dafür, dass ich in meiner Umgebung immer wieder höre, die Grünen kann man nicht mehr wählen.
R. Reiger

 

Das Gespräch mit Herrn Habeck zeigt einen wunderbar selbstbewussten Wirtschaftsminister. Zitat: „Null Hadern, null Zaudern, null Bedauern, gar nichts“. Außerdem weiß der Wirtschaftsminister, welche Punkte jetzt angegangen werden müssen. Investitionshemmnisse müssen weggeräumt, Bürokratie reduziert und unzählige Berichtspflichten entschlackt werden. Herr Habeck hätte in der Zeit der Vorwoche als Vorbereitung auf dieses Gespräch lesen sollen. In dieser wurde ein Gespräch mit dem Vorstandschef Leonhard Birnbaum von E.on abgedruckt. Dieser berichtet von der allgemein bekannten Bürokratie in Deutschland mit einem eindrucksvollen Beispiel. E.on hat aktuell 600 Planfeststellungen für deren benötigte Infrastruktur in Arbeit. Und die betreffenden Behörden haben hiervon seit 2017 null geschafft (!!!). Zeitgleich schwadronieren grüne Politiker von einer notwendigen “Innovationsagenda für Deutschland“. Hier zeigt sich zum wiederholten Mal die Borniertheit und Selbstgefälligkeit, mit der diese Politikergeneration das Land in der Berliner Blase langsam, aber zielgerichtet immer weiter in Schieflage bringt. Bekanntlich geht Deutschland in der Energieversorgung weltweit einen einzigartigen und teuren Sonderweg und setzt damit seine Wettbewerbsfähigkeit bewusst aufs Spiel. Ich bin gespannt, wie lange das noch gut geht.
Norbert Lietzau

 

„Deutschland hat seinen Zenit überschritten.“ Ja und das ist gut so! Seit Jahrzehnten leben wir über unsere Verhältnisse. Wir leben auf Kosten künftiger Generationen, plündern natürliche Ressourcen bis zum letzten Gramm aus und bemerken nicht, wie der Zug, indem wir so bequem reisen, mit Volldampf gegen die Wand rast. Deutsche Spitzenmanager sind darauf getrimmt den maximalen ökonomischen Erfolg für ihre Shareholder zu erwirtschaften. Eine sozialökonomische Ethik als Reflexionsform für eine langfristig vernunftgeleitete Politik ist in Deutschlands Führungsetagen nicht vorgesehen. So darf es nicht verwundern, dass der Zenit in Deutschland überschritten ist.
Bruno Fey

 

„Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!“ (Friedrich Wilhelm Nietzsche, 1844-1900, deutscher Philologe und Philosoph) Irgendwie kenne ich Märchen, wie „Der Froschkönig“, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, „Hänsel und Gretel“, „Rapunzel“ oder „Rumpelstilzchen“ und viele andere mehr, schon mein ganzes Leben lang, und ich mag diese Geschichten noch immer!

Diese „Märchenstunde“ in der ZEIT mit Robert Habeck, die war absolut nicht mein Ding.

Ich hab mich durch diese zwei Seiten Gespräch durchgequält und irgendwie wurde ich in meinem Eindruck von Zeile zu Zeile immer mehr bestärkt, dass unser Wirtschaftsminister an einer wirklich schweren Form von Realitätsverlust leiden muss! Nur von Deutschland aus, da kann man in der großen weiten Welt weder einen Blumentopf oder ähnliches gewinnen; mit dieser Ampel-Politik da geht es hier im Lande nur in eine Richtung, und diese Richtung geht schnurstracks bergab.

Mit der AfD, da haben die sogenannten Altparteien endlich ihren Feind gefunden, der auf Biegen und Brechen bekämpft werden muss, aber für diese desaströse Politik ist nicht die AfD verantwortlich, sondern (fast) ganz alleine diese „übergrüne“ Ampel-Regierung! Ich hol´ jetzt lieber wieder mein Märchenbuch raus und lese zum x-ten Male „Die Prinzessin auf der Erbse“ von Hans Christian Anderson (1805-1875), da weiß ich wenigstens, woran ich bin und das alles eben nur ein Märchen ist!
Klaus P. Jaworek

 

Für die Aussage: “Es gibt null Hadern, null Zaudern, null Bedauern, gar nichts” schlage ich vor, Wirtschaftsminister Habeck den Preis für die größte Selbstgefälligkeit zu überreichen. Habeck hat

– durch lausige erste Gesetzentwürfe die Bevölkerung (Mieter und Wohnungseigentümer) in Unruhe gebracht und im Effekt allzu viele zum Kauf einer neuen Gas-/Ölheizung noch im Jahr 2023 getrieben (s. entsprechende Verkaufsstatistiken),

– den fünften Schritt (Gebäudeenergiegesetz) vor dem ersten gemacht: Zunächst, vor jedem Referentenentwurf, hätten die Städte ihre Fern- und Nahwärmekonzepte vorlegen müssen, damit die Bürger überhaupt wissen, ob und welche Alternativen der klimagerechten Heizversorgung sie haben,

— nicht zuletzt das Wirtschaftsministerium dadurch in Verruf gebracht, dass er die Leitungsspitze fast durchweg mit eigenen resp. angeheirateten Verwandten besetzte.

Herr Habeck spricht in jedem zweiten Interview von seiner “Demut” dem Amt gegenüber. Das passt so gar nicht zum Duktus seiner jetzigen Antworten, die vor Selbstlob und Selbstgerechtigkeit nur so strotzen: Die Bürger werden in die Klimawende nicht mitgenommen, sondern ihnen wird der Klimaschutz eher madig gemacht.
Magdalena Schleeger

 

Zum Interview fällt mir eigentlich nur Emile Borel ein: „Der irrende Mensch irrt zweifach. Er ist objektiv im Irrtum und weiß nicht, daß er irrt. Dieser subjektive Irrtum ist besonders schwerwiegend, denn die innere Sicherheit, in der jener sich wiegt, der irrt, ist nicht zu unterscheiden, von der Sicherheit dessen, der nicht irrt.“
Fritz Junghans

 

Mein Kommentar: Habecks Devise: Null Zuhören. Null Nachdenken. Null Einsicht. Gar nichts
Gerd Wiemann

 

Ihre Artikel und Ihre Interviews – auch mit Politgrößen – schätze ich sehr und verfolge seit Jahren Ihre Vita. Nun zu Ihrem Beitrag mit Robert Habeck. Das Marketing des Politikers Robert Habeck kostet Deutschland Milliarden Euro, seine Wirtschaftspolitik aber Deutschland noch mehr, nämlich die Zukunft. Weil immer mehr Bürger in diesem Land – fleißig arbeitende Menschen, die ihre Familien ernähren, ihre Kinder erziehen, deren bescheidener Wohlstand und die Zukunft ihrer Kinder von der Politik der Ampel täglich mehr geschliffen wird – Habecks Geschwätz durchschauen, nicht wenige den Vizekanzler für einen Blender halten, dachte der Politiker Habeck, dass er seine Popularitätswerte verbessern, und der Mensch Habeck in seiner Eigenliebe, dass er seiner Beliebtheit aufhelfen müsste. Dass Sie, lieber Giovanni di Lorenzo, sich für solch ein Schmierentheater zur Verfügung stellen, hat mich maßlos enttäuscht und ist einer Journalistengröße Ihres Formates einfach nicht würdig.

Ein größerer Kreis von Designern – Fotodesignern, Haardesignern, Kommunikations- und Veranstaltungsdesignern – haben für Robert Habeck eine Sommer-Show inszeniert: weg von der Wärmepumpe, hin zu schönen Bildern, sympathischen Geschichten. Erfolge mussten her, wo keine Erfolge sind. Siegesnachrichten und schöne Bilder von Menschen, die Robert Habeck innig dankten. Irgendwie wirkten die Berichte über Habecks Sommereise wie die Berichte in der Aktuellen Kamera, wenn Walter Ulbricht in der Zahlenmystik der Planerfüllung erfolgreiche Betriebe besuchte und dankestrunkenen Menschen die Hand drückte.

Was sich allerdings nicht gehörte war, dass Sie sich für dergleichen billige Panegyrik hergaben – einfach nur sehr peinlich. Nicht eine kritische Frage haben Sie gestellt. Nicht einmal blieben Sie mit hartnäckigen Fragen dran, wenn Habeck an den Problemen vorbeischwurbelte, über die Wirklichkeit hinwegdelirierte in seligen Habeck-Träumen. Nicht Sie, Herr di Lorenzo, haben den Vizekanzler in dem devoten Interview dekonstruiert – das erledigte Habeck anstelle Ihnen schon selbst. Gott schütze uns vor Leuten, die so selbstgerecht und so von sich selbst überzeugt sind, dass sie „null Hadern, null Zaudern, null Bedauern“ empfinden – davon hatten wir in der deutschen Geschichte genügend, und es ging nie gut aus.
Traude Nagel

 

Die Ausführungen vom Minister R. Habeck lassen an sich auf eine Verbesserung der Arbeit der Ampelkoalition hoffen. Aber es scheinen angesichts der permanenten Streitigkeiten in der Ampel berechtigte Zweifel angebracht, auch wenn unser Bundeskanzler im Sommerinterview vom 13.08.2023 das anders sieht. Nach Gaspreisdeckel; Tempolimit und Heizungsgesetz ist man angesichts der Differenzen in der Migrationspolitik offenbar auf bestem Wege, die nächste Sau durchs Dorf zu jagen. Eine bessere Unterstützung kann sich Opposition jeglicher Couleur wohl kaum wünschen. Wo bleibt denn wieder einmal der Bundeskanzler, um das Regierungsschiff endlich auf Kurs zu bringen?
Harald Seidel

 

Das Interview mit Herrn Habeck hat mich sehr bewegt, mit teils widerstreitenden Gefühlen und sehr unterschiedlichen Bewertungen der Fragen und Antworten. Für meine Einschätzung machen die Grünen insgesamt immer noch bessere Politik als alle anderen Parteien im Bundestag, insbesondere im Bereich Klima, und ich habe diese vielfach verteidigt, solange diese gegen die Gegner und „Kritiker“, oft eher Schlechtmacher und Hetzer, standhaft vertreten wurde, auch und besonders incl der inzwischen notfallmäßigen Dringlichkeit. Und auch Robert Habecks Antworten fand ich da richtig und gut, wo er seine und klimaschützende Politik gegen meist ungerechte Kritik verteidigt, nicht aber, wo er übertrieben selbstkritisch erscheint. wo eigentlich Kritik an ganz anderen angebracht gewesen wäre, oder wo er diese ganzen verwässernden „Kompromisse“ schönredet oder ausweicht oder Ausreden nutzt um die viel zu große Nachgiebigkeit gegenüber Hetze, Verdrehungen und Erpressung zu rechtfertigen, die ihn seitens fossiler Lobby, zukunftsvergessenen Jetzt-Bequemlichkeit-voran- und Jetzt-Wohl-zuerst-Bürgern und ihren verschiedenen Verbündeten derart unter Druck gesetzt haben.

Nach den jüngsten Verwässerungen der beiden strittigen Gesetze aber bin ich von der Ampelpolitik doch sehr enttäuscht, und zwar aus entgegengesetzten Gründen im Vergleich zu den sogenannten „besorgten“ oder Wut-Bürgern, die ihre Argumente aus Medien wie Face-Book, BILD, WELT oder FDP-, CSU- bis AfD-Verlautbarungen beziehen. Und von der grünen Führung hätte ich mir wie wohl alle Klimaschutz-Organisationen am Ende doch mehr Standhaftigkeit und „Kampfgeist“ insbesondere für das — ursprüngliche — GEG gewünscht, das nun nach Einschätzung vieler bis fast zur Unkenntlichkeit entkernt ist und damit keine gleichwertige Gegenleistung mehr enthält für die Nachgiebigkeit nicht zuletzt beim Klimaschutzgesetz, welches ja auch sogar im Vergleich zur Gro-Ko nun verwässert und damit verschlechtert wird, falls nicht — auch — ausreichend viele grüne MdBs dem durch Neinstimmen einen Riegel vorschieben, wie es sich etliche Klima-NGOs wünschen bzw. es fordern. Selbst wenn die FDP dann das Vabanque-Spiel macht die Koalition platzen zu lassen, wären Neuwahlen oder eine rot-grüne Minderheitsregierung das geringere Übel zu diesen weitgehenden Stillstandsbeschlüssen. Wähler-Mehrheiten, insbesondere Mehrheiten nur der lauten und Medien- und finanz-starken unter ihnen und Medien-Mehrheiten sind eben kein Beweis für Richtigkeit und Verantwortbarkeit von Politik, und es gab auch Führungs-Personen, die so mutig waren, dem entgegen zu entscheiden und wurden nicht einmal immer beim nächsten Wahlgang „bestraft“.

Gemessen an diesen Einschätzungen waren Ihre Fragen oft 100-mal besser als die Antworten, was allerdings teilweise durch die Tatsache erklärlich ist, dass Herr Habeck entsprechende Rücksichten auf den „Koalitionsfrieden“ nehmen muss. Wenn doch FDP und andere genauso rücksichtsvoll wären, von etlichen Medien wie der BILD ganz zu schweigen!  Nicht das GEG war ein „Hammer“, sondern die Hetze, Verdrehungen und Desinformationen dagegen! In einem neuen Artikel des Greenpeace-Magazins „Die Lautsprecher und die leisen“ werden die ganzen Befangenheiten, Interessen-konflikte und Demagogie der laustarken Gegner einer noch ausreichend schnellen und konsequenten Klimaschutz-Politik systematisch entlarvt, insbesondere die oft dahinterstehenden Abwehr-Kämpfe der fossilen Lobbys, die sich hinter sozial wohlklingenden Begriffen wie „Freiheit“, „Bezahlbarkeit“, „Eigentums-Schutz“, Regulierungs- und Bürokratie-Begrenzung oder „Technologie-Offenheit“ tarnen, wobei all diese Werte natürlich kaum für die Generation der Kinder und Enkel propagiert werden, geschweige denn realistisch incl. deren Voraussetzungen in der Gegenwart bis hin zu teils nötigen und gerechtfertigten Kosten und Nebenwirkungen zukunfts-orientierter Politik.

Teilweise scheinen sogar Grüne auf diese Schlagworte hereinzufallen und sie in ihren Äußerungen mit zu bedienen, den damit vertretenen Wünschen und Forderungen entgegen zu kommen, statt offensiv den Missbrauch und die Verdrehung dieser Begriffe zu entlarven und anzuprangern.  Für diese Haltungen der Defensive, der Nachgiebigkeit, der zu guten Miene zum bösen Spiel und des partiellen Rückzugs in der Klimapolitik ist Robert Habeck auch in diesem Interview leider ein Paradebeispiel. Da ist es dann kein Wunder, dass zur Rechtfertigung der Amtsführung dann kleine und viel zu langsame Fortschritte als stolze Leistung angeführt werden, wie schon früher zu Zeiten der Gro-Ko. Natürlich braucht es vor allem bessere Politik statt „Erziehung zu besseren Menschen“.

Aber Verhaltensänderungen aus faktenbasierten Einsichten und Rücksichtnahmen auch auf künftige Generationen ist doch wohl nicht nur Frucht von „Bervormundung“ und „Freiheits-Beraubung“. Natürlich braucht man in einer Demokratie politische und gesellschaftliche Mehrheiten, für die man erklären, werben und Bündnisse schmieden muss. Aber insbesondere bei unfairen Gegnern gehört dazu auch eine „Kritik der Kritiker“, sich wehren gegen und entlarven von Fouls in den Debatten, allerdings keine „Gegenfouls“, wie auch Herr Habeck gelegentlich zu Recht betont. Aber das Benennen, Anklagen und Verurteilen von gegnerischen Fouls ist noch lange kein Gegenfoul.  In diesem Sinne haben einige Ihrer Kollegen wie Herr Ulrich und Frau Pinzler, und andere Medienschaffende wie die Autoren des Greenpeace-Magazins oder von Doku-Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender wesentlich bessere Arbeit für die Verteidigung des Klimaschutzes und auch seiner Verteidiger geleistet.
Peter Selmke

 

Wenn einem deutschen Politiker die Selbsteinschätzung entgleitet, kommt es zu solch einem absurden Spruch:  „Früher habe ich für mich gesprochen, jetzt spreche ich für Deutschland“.  Es ist psychologisch zu erklären, dass Habeck glaubt, was er da sagt. Mit Sicherheit fiel bei seiner politischen Wärmepumpe der Strom aus. Sein Selbstlob in dem Interview erreicht einen beachtlichen Umfang! In Frankreich werden schon seit längerer Zeit Wärmepumpen in großer Zahl von den Hausbewohnern eingesetzt -ohne viel Aufhebens.

Hier zeigt sich wieder einmal die Angst der Deutschen vor technischen Umwälzungen in privaten Bereich. Vergessen darf man gerechterweise aber nicht, dass die Stromkosten in Deutschland deutlich höher sind als im Nachbarland. Unterschätzt oder schlecht kommuniziert wird auch, dass der Strombedarf einer Wärmepumpe im kälteren Deutschland höher ist als im wärmeren Frankreich. Den Grünen, und vorneweg ihrem Wirtschaftsminister, fehlte aber -nicht zum ersten Mal- das politische Fingerspitzengefühl, den ängstlichen Deutschen das Heizungsgesetz näherzubringen. Auf der ersten Seite des Interviews blickt ein reumütiger, um Verzeihung heischender Habeck in die Kamera. Ob das reicht seinen ramponierten Ruf und den seiner Partei wieder ins Lot zu bringen bleibt abzuwarten. Interessant wieder einmal die wachsweiche Einschätzung eines deutschen Spitzenpolitikers gegenüber der AfD und deren Wählern. Man könne doch mit allen und jedem reden, egal wie radikal sie sind, meint Habeck. Eine klare Distanzierung oder deutliche Ablehnung der rechtsradikalen, antisemitischen und naziaffinen Partei trauen sich deutsche Politiker immer noch nicht zu. Warum nur ? Ihnen fehlt der Mut dazu und sie werden von der Angst gesteuert, einen Teil der Wähler als Protest- oder Wechselwähler an die AfD zu verlieren.
Klaus Reisdorf

 

Selbstverständlich sind Trampolinspringen oder das Schreiben von Kinderbüchern schöne Tätigkeiten. Wenn dann aber, im Stadium der fortgeschrittenen Selbstüberschätzung, der Gang in die Politik gewagt wird, dann wird’s kritisch. Und wenn dann noch das Amt des Wirtschaftsministers aus Proporz Gründen zu vergeben ist, dann sollte man/frau schauen, wie lange der Reisepass noch Gültigkeit hat, oder gleich eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für Kamtschatka beantragen. Denn die Aussage: „Früher habe ich für mich gesprochen, jetzt spreche ich für Deutschland“, kann nur als eine Drohung mit noch Schlimmerem verstanden werden.
Peter Balluff

 

Gut ins Bild gesetzt, aber durchschaut. Wahlwerbung für Herrn Habeck, mehr nicht. Das ist nicht mal einem Kinderbuchautor würdig. Warum? Er hat mehrfach 100% Erneuerbare versprochen. Heute nur 4,9% bei knapp 30.000 Windindustrieanlagen laut Electrity-Map. Schöne Worte und nichts dahinter. Schade ums Papier.
Martin Fehringer

 

Vielen Dank für das sehr interessante Interview. Habeck scheint jeden Bodenkontakt verloren zu haben. Erst am Ende des langen Interviews gibt Habeck Zahlen preis. Bis 2030 will er klimaneutrale Kraftwerke mit einer Leistung von bis zu dreißig Gigawatt fördern, entsprechend der Leistung von dreißig Atomkraftwerken. Diese Kraftwerke sollen zuerst mit Erdgas betrieben werden, später jedoch mit Wasserstoff, wenn dieser verfügbar ist. Wasserstoff soll dann mit grünem Strom durch Elektrolyse hergestellt werden, um ihn dann in einem Gaskraftwerk wieder in grünen Strom umzuwandeln. Leider gehen aus naturgesetzlichen Gründen dabei aber 75% der Energie verloren, was den Preis gewaltig in die Höhe treiben wird. Hinzu kommt noch die Versprödung der metallischen Strukturen durch den Wasserstoff, so dass diese öfter ausgetauscht werden müssen. Ergo weitere Kosten.
Heinz W. Hammers

 

Was mir an dem Interview fehlt, ist die Frage, warum die Ampel kein generelles Tempolimit auf Autobahnen einführt. Der Umgang mit Herrn Habeck ist insgesamt viel zu oberflächlich und weich gespült. Wieso ist die Ampel-Koalition und insbesondere Herr Habeck ohne Bedauern und Bedenken bereit, mit einem fragwürdigen Heizungsgesetz, manche Menschen um ihr Vermögen zu bringen, aber Autofahrer dürfen weiter über die Autobahnen rasen? Ein Tempolimit könnte man sofort ohne jede Kosten (!) einführen und etwa 6,7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr einsparen (Quelle ZEIT ONLINE 23.01.2023). Zudem würde es niemandem Schaden, ganz im Gegenteil.

Ich kenne mehrere Hausbesitzer, die nicht wissen, wie sie die zu erwartenden Kosten, die das neue Heizungsgesetz bringen werden, bewältigen sollen und an einen Verkauf ihrer Immobilie denken. Meine Familie und mich, zum Beispiel, würde eine Wärmepumpe geschätzt 65.000 € kosten, abgesehen davon, dass der Fachmann gesagt hat, dass er keine technische umsetzbare Lösung kennt für die Häuser in unserer Siedlung (kein Keller, Gas-Heizung im Dachgeschoss, kein statisch geeigneter Platz für einen Wärmespeicher).

Insbesondere alte Menschen werden um ihren individuellen Betrag zur Rente und generell um ihr bescheidenes, selbst erarbeitetes und erspartes Vermögen gebracht. Irrsinnige Autofahrer dürfen individuelle Freiheit genießen, fleißige und sparsame Hausbesitzer nicht. Da reichen die von Herrn Habeck eingestandenen Adjektive „selbstvergessen, träge, bequem, denkfaul“ nicht. Ich halte das für unmoralisch und unanständig. Dazu hätte man viel deutlicher nachfragen müssen.
Christian Fahn

 

Angesichts des massiven Rückgangs der Nachfrage nach Wärmepumpen erstaunt es schon, mit wie wenig Selbstkritik Robert Habeck auf sein Heizungsgesetz schaut. Offenbar fehlt ihm jeder Kontakt zu Betroffenen und deren Befindlichkeiten. Wer sich im Moment für eine Heizung mit fossilen Brennstoffen entscheidet, ist wahrscheinlich kein Klimaleugner, sondern vermutlich durch das Regierungshandeln verunsichert. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Karl Spachmann

 

Ich habe Ihr Gespräch mit Giovanni di Lorenzo in der Zeit, mit großem Interesse gelesen und bin persönlich mit einigen Ihrer Aussagen nicht einverstanden. Ich vermisse Ihre Entschuldigung und Ihre Worte des Bedauerns für Ihre Fehlentscheidungen und ich vermisse Ihr Hadern darüber, Deutschland und die deutsche Bevölkerung durch Ihr Handeln eine große Last und erdrückende Probleme auferlegt zu haben und in Ihren Aussagen, erkenne ich Ihr Zaudern den Bürgern mit motivierenden Worten Mut zu machen, Lösungsvorschläge zu unterbreiten und den Menschen ihre Existenzängste zu nehmen. Sehr geehrter Herr Habeck, Sie und Ihre Partei möchten die Menschen immer an die Hand mitnehmen. Was soll das bedeuten, wohin mitnehmen? Wähler sind mündige Bürger und möchten als solche respektiert werden. Klingt ganz einfach, wird aber nicht praktiziert. Politiker sind nichts anderes, als gewählte Repräsentanten mit der einzigen Aufgabe, die Wünsche, Ängste und Bedenken der Bürger ernst nehmen und diese politisch umzusetzen dabei null Hadern, null Zaudern, null Bedauern, das wäre richtige bürgernahe Politik.
Sebastian Franz Tokar

 

Dieses Interview mit Herrn R.Habeck ist nicht nur eine Anhäufung von Selbstüberhebungen gleich einer Perlenkette, sondern ebenfalls zumindest der Einstieg in eine Selbstdemontage. Wie formulierte Nietzsche (Der Philosoph mit dem Hammer, wie er auch bezeichnet wurde.): „Der Wille zur Macht und nichts außerdem.“ Eine treffende Metapher für dieses Interview. Beifügen ließe noch die alte Erkenntnis: „Nur die Höhe des Menschen ist der Mensch, das Andere hat er mit dem Tier gemein“.

Jede weitere Aussage, auch eine analytische, eine beweisende zu diesem Gespräch wäre unethisch. Man liefe Gefahr in eine ebenso offenkundige Impertinenz zu stranden und würde obendrein noch die Person R. Habeck diskreditieren. Gleichwohl er dieses, auch mit seinem aufgesetzten Konterfei, bereits selber tat. Wie konnte ein Mensch mit solchen Attributen sogar eine Vizekanzlerschaft bekleiden? Deshalb ist für ihn, nach eingehender Selbstprüfung, auch letztlich nur eine Konsequenz zielführend. Der Rücktritt. Allerdings würde dieser Schritt Selbsterkenntnis voraussetzen und die Kraft, den Mut für einen Neubeginn.
G. Rosenkranz

 

Wirtschaftsminister Robert Habeck übt Selbstkritik im Namen von uns allen. Und jetzt schauen wir genauer hin? Wir alle? Und was, wenn nicht genügend viele genau hinschauen, wie kommen wir dann trotzdem aus dem Schlamassel? Wie können wir die anderen dazu bringen, genauer hinzuschauen? Und was heißt ausreichend genau? Und mal angenommen wir können die Kurve kratzen. Uns in der EU oder auch nur in Deutschland oder der Schweiz geht’s dann einigermaßen. Aber dem Rest der Welt? Können wir alle unterstützen oder aufnehmen, deren Existenz bedroht ist? Aber ist es überhaupt Aufgabe einer Regierung solche grundsätzlichen Fragen zu stellen? Vielleicht schon, denn dann kann man das, was nötig ist, besser begründen und besser «verkaufen». Und was nötig ist, um das zu erfahren, muss man sich mit grundsätzlichen Fragen beschäftigen.

Die Selbstkritik im Namen aller ist berechtigt und auch wieder nicht. Denn das Schlamassel der Menschheit hat einen Grund, bei dem man tatsächlich «nicht genau hingeschaut» hat. Die Ressourcen der Erde, insbesondere die Aufnahmekapazität für Kopfzahl und Konsum ist beschränkt und das bisherige exponentielle Wachstum wird entweder in einer harten oder in einer gesteuerten Landung enden. Das exponentielle Wachstum beruht auf Verhalten, dass als gut angesehen wird. Mütter mit vielen Kindern genießen Ansehen, ebenso wie Techniker und Unternehmer, die mit neuen Entwicklungen das Wirtschaftswachstum vorantreiben. Ein Umdenken ist daher schwierig, insbesondere auch für eine Exportnation wie Deutschland und für Länder mit Nachholbedarf, die auch Exportnation werden wollen oder müssen, um ihren Einwohnern Perspektiven zu bieten als Alternative für bisher zu reichlich genutzte Perspektiven, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind.

Hier muss Klartext geredet werden. Es müssen Perspektiven gefördert und genutzt werden, die nicht das exponentielle Wachstum fördern. Das betrifft Konsum und Kopfzahl. Insbesondere auch die Kopfzahl. Gäb’s weltweit die Geburtenrate etwa eines Industrielands wie Korea (halbieren der Kopfzahl pro Generation) wäre das Klima-Problem lösbar, Bei einer Geburtenrate wie die Nigerias eben nicht. Denn «Die Technik reicht nicht» (Titel meines Buchs bei BoD 2016). Sie kann und muss aber Zeit gewinnen für eine umfassendere Lösung. Und für eine solche muss das Kind beim Namen genannt werden. Die Grundlage für eine Lösung ist Eigenverantwortung weltweit für das Berücksichtigen der Grenzen, die sichtbar werden, angesichts des wohl eher erzwungenen Endes des exponentiellen Wachstums.
Gernot Gwehenberger

 

Die Antworten von Wirtschaftsminister Habeck im „Zeit“-Interview sind ein Dokument der Selbstüberschätzung, des Narzissmus und der ideologischen Verbohrtheit.
Wolfgang Rüdell

 


Leserbriefe zu „Macht gegen Recht“ von Heinrich Wefing

Wie kommen Sie denn auf 55 Jahre möglicher Höchststrafe für Trump? Die FR (https://www.fr.de/politik/donald-trump-anklage-new-york-manhattan-chance-verurteilung-haft-wahl-zr-92193719.html) meint, es könnten 136 Jahre werden. Im ZDF (wahrscheinlich „heute“ oder „heute-journal“) habe ich, glaube ich, eine noch weit höhere Zahl an Jahren gehört. Das könnten die 641 Jahre sein, die ich hier (https://www.puls24.at/news/politik/koennte-trump-noch-praesident-werden-falls-er-ins-gefaengnis-muss/304266) gefunden habe.

Ich weiß allerdings auch nicht, ob Sie und die anderen Medien nur einen bestimmten Prozess von vielen anhängigen (man verliert ja so langsam die Übersicht) oder alle gemeinsam meinen. Bei der FR geht es, wenn ich den Artikel richtig verstehe, wohl nur um den Stormy-Daniels-Prozess. Der Focus hingegen (https://m.focus.de/politik/ausland/us-wahl/abschlussbericht-nach-sturm-auf-das-kapitol-17-erkenntnisse-enthuellen-warum-trump-ein-strafverfahren-droht_id_180975663.html) spricht von „nur“ 40 Jahren für den Putschversuch aka Sturm auf das Kapitol, allerdings stammt der Artikel vom Dezember letzten Jahres, ist also womöglich veraltet.

Aber nett, wenn man als Präsident die „passende“ Richterin zuvor eingesetzt hat, so wie das bei Trump in einem Verfahren schon der Fall war. Ich könnte mich noch drastischer ausdrücken, aber ich belasse es mal bei der Redewendung „If you scratch my back, I’ll scratch yours.“ Sich selbst für befangen zu erklären ist etwas für linke, woke Idioten.
Thomas Manthey

 

Die Kontroverse ist ambivalent und nicht trivial. Nur vordergründig geht es um die „Entmachtung“ der Justiz vor allem in Israel oder Polen. Die Spannungen resultieren aus einer in der Politik empfundenen „Übergriffigkeit“ der höchsten Gerichte. Auch Deutschland kennt vergleichbare Vorkommnisse. ZB der Datenschutz. Eine Erfindung des BVerfG, die sich mit keiner Silbe im Grundgesetz findet und in richterliche Rechtsschöpfung aus Artikel 2 (Selbstbestimmung) hergeleitet wurde. Da war das Gericht Ersatzgesetzgeber ohne Mandat. Es hat sich (zu?) weit vorgewagt und uns ein undurchdringliches Regelwerk beschert, das die meisten privat (online) ignorieren, jeden Juristen aber an den Rand der Verzweiflung bringt und Verfolgungsbehörden und  Wirtschaft kujoniert. Auch die „Ewigkeitsgarantie“ für die ör Funkhäuser gehört in diesen Kontext…trotz abenteuerlichen Finanzgebarens und tendenziösen Einschlags. Noch hält sich die Politik hierzulande bedeckt gegen diese Art der „Selbstherrlichkeit“ aus Respekt gegenüber der 3. Gewalt, doch der Leidensdruck könnte wachsen, besonders wenn AfD dereinst im BVerfG vertreten ist.
Christoph Schönberger

 

Ob es die „Umprogrammierung des Rechts“, eine widersinnige Abkehr von internationalen Bindungen oder gar die abstruse Rückschau auf Dinge der Vergangenheit, um die Zukunft zu beurteilen und das Gegenwärtige daran zu messen, alles geschieht in einer wachsenden Mehrheit einer Günstlingswirtschaft, welche von einer brennenden Ehrsucht und starker Gier befallen ist. Geht man diesem schon in der eigenen Nachbarschaft nach, erkennt man die Grundlage des Übels: Gleichgültigkeit bis hin zur Feigheit oder an einem scheinbaren Kampf um das Gemeinwohl, aber stets im Wissen etwaiger Folgen für die eigene Sache.

Gar ungeheuerlich, aber täglich und zunehmend beklagenswert ist es, im Namen der Freiheit die Bosheit zu fördern. Dabei erschreckt der immense Anteil derjenigen Menschen, welche sich beherrschen lassen, obwohl man ihnen übles antut, und der Anteil derjenigen, welche das Land in „Knechtschaft“ halten. Das erlebbare „Wanken der Verfassungsordnung“ geht einher mit dem zunehmenden Zweifel an der Abwehr einer Klimakatastrophe. Aber auch dort hat sich der Rückgriff und die Rückschau auf vergangene Bewältigungen längst als untauglich erwiesen. Zudem schwindet die Befürchtung, dass eine wachsende Nähe zu einer Autokratie eine Entfernung von der eigenen Freiheit bedeutet.
Jürgen Dressler

 

Macht gegen Recht? … Bis zur Kopernikanische Wende glaubte der Mensch, die Erde sei eine Scheibe. Nach der Wende89 glaubte der Sieger an ein Ende der Geschichte; obwohl das Klimarisiko bekannt war.

Kurz nach 9/11 fragten einige Menschen „Warum“, wenige antworteten mit Klimarisiko und fragten „Wie kann eine Prophezeiung, vgl. bspw. Offenbarung an Johannes im Neuen Testament, bei freien Willen wirksam werden“.

Eine erste Antwort finden Sie in der Volkswirtschaftslehre. Die Volkswirtschaftslehre versteht die Summe aller monetären Transfers als kollektiven Willen vom Markt, wobei im Markt für jede Transfer-Entscheidungen ein freier Wille möglich ist. Das Klimarisiko macht uns bewusst; das aufsummierte Kohlenstoffemissionen unabhängig vom Preis ebenfalls einen kollektiven Willen auslösen. Noch abstrakter können Sie einen kollektiven Willen nach dem Zweiten Thermodynamischen Hauptsatz konstituieren. Da der Mensch nicht die Rahmenbedingungen für das Universum verantwortet, können Sie ein weiteres Staatswirklichkeit im Gütermarkt annehmen: das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vor unserem Anfangsverständnis symbolisiert das Mysterium vom Werden. Naturwissenschaftlich können Sie das Werden als zahlentheoretische Verfassung für die Wirtschaft formulieren. Staatstheoretisch wäre Gott unser Satzungsgeber, der Mensch übt die Exekutive mit energetischen Transfer-Entscheidungen aus und die Judikative vernetzt alle energetischen Transfers zu einem kollektiven Willen.

Ein Gottesstaat als Akkumulationssystem im Gütermarkt ermöglicht erst den freien Willen. Unsere Angst vor einem Gottesstaat betrifft eher die Konsequenzen unserer Transfer-Entscheidungen, die sich als kollektiver Wille entfaltet. Unser vernetzter Wille destabilisiert die planetarische Leistungsfähigkeit. Dadurch lösen wir einen menschenverursachten Evolutionsdruck auf biologische Arten aus – kurz: Artensterben. … Ein Eingriff Gottes würde nach den Offenbarungen an Johannes den Menschen vor dem „Erdverben“ retten. Macht gegen Recht; wäre hier konkret Gnade vor Recht. …

Gnade vor Recht ist seitens der Menschen zustimmungspflichtig: der Mensch kann auch „Nein“ zum Geschenk des Lebens sagen! Beiliegende Petition ist mein letzter Versuch euch ins Gewissen zu reden. Danach akzeptiere ich euer Nein!
Matthias Losert

 

Danke für den interessanten Artikel! Nur ein Detail: Nicht Friedrich Wilhelm III., sondern noch sein Vater, Friedrich Wilhelm II., war 1787 und 1789 preußischer König, Freimaurer und Spökenkieker, fromm und sinnlich, „unsre dicke regierende Fleischmasse, diese Mixtur von Wollust, Schwachheit und Andächtelei“ (so Friedrich Schleiermacher 1789), immerhin ein guter Cellospieler.
Simon Gerber

 

Der oben genannte Beitrag von Herrn Heinrich Wefing ist hervorragend, scharfsinnig und auch für Nicht-Juristen gut verständlich. Aber mit der deutschen Geschichte hat es der Autor wohl nicht so sehr. Sonst wüsste er, dass der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. erst 1797 auf den Thron kam. Im Jahr 1789, als die amerikanische Verfassung in Kraft trat, herrschte in Berlin noch sein Vater Friedrich Wilhelm II.
Olaf Müller

 

Der Artikel zeigt meines Erachtens die Probleme luzide auf. Was folgt daraus für Deutschland? Meiner Meinung nach vor allem das Bemühen um sowohl unabhängige als auch der Wahrheit verpflichtete Medien, insbesondere auch um fakenewsfreie soziale Medien. Denn die Probleme mit Trump gäbe es gar nicht, wenn nicht ein Drittel der US-Amerikaner – und die Mehrheit der Republikaner – die Lüge von der gestohlenen Wahl glauben würden. Und sie glauben sie, weil diese Lüge nach wie vor von einflussreichen Medien verbreitet statt widerlegt wird. Auch in Ungarn sieht man, dass eine Demokratie ohne unabhängige und der Wahrheit verpflichtete Medien nicht funktioniert: Herr Orban gewinnt zwar Wahlen, aber doch nicht zuletzt deshalb, weil die Bevölkerung einseitig informiert wird und die Opposition kaum Gelegenheit hat, ihre Botschaften zu verbreiten.
Ulrich Willmes

 

Vielen Dank für Ihren Artikel „Macht gegen Recht“ in der Zeit vom 10. August 2023. Populisten müssen das Rechtssystem und die Zivilgesellschaft zersetzen, um gegen deren Willen an der Macht zu bleiben. Danach können sie sich langfristig auf Kosten der Bürger bereichern und führen diese in Not, Armut und Elend.

Warum gelingt es Populisten gerade jetzt, selbstverständliche Rechtsprinzipien und Grundfeste aus den Angeln zu heben? Viele unserer Gott gegebenen, bzw. als gerecht oder selbstverständlich empfundenen zivilisatorischen Leistungen basieren, beim näheren Hinsehen, auf offensichtlich ungerechten und selbstzerstörerischen Annahmen und Prinzipien. Darauf werden wir durch das Zuspitzen der Arten-, Umwelt-, und Klimakatastrophen immer mehr zurückgeworfen. Denn noch immer führt unser Kapitalismus zu menschenverachtenden, sklavenähnlichen Beschäftigungsverhältnissen in anderen Ländern. Noch immer werden für unser Wohlstandsniveau wie z.B. unser Hunger nach Fleisch und Luxusgütern, indigene Lebensräume und damit das Leben von Männern, Frauen und Kindern vernichtet, denn für unsere Überfluss-Industrie brauchen wir deren Ressourcen. Genauso wie Populisten jetzt unsere Zivilgesellschaften zersetzen, genau so zersetzen unsere industrialisierten Gesellschaften noch immer die der Ärmeren. Was früher brutal und unterdrückerisch geschah, geschieht in nicht minderem Maße noch immer durch unseren Ressourcenverbrauch und den Ausstoß von CO2.

Uns beunruhigt, dass dies alles selbstzerstörerisch auf uns zurückfällt, aber wir blenden dies nur allzu gerne aus. Anstelle aus gutem Grund an uns selbst zu zweifeln, lassen wir unserem Egoismus freien Lauf, ganz so wie die Populisten. Auch wir wenden unsere Macht gegen das „Recht auf Leben“ anderer Menschen und Tiere an. Auch wir machen uns selbst und andere vor, dass es dazu keine Alternative gibt, und machen uns damit nichts anderes als die Kernbotschaft der Populisten zu eigen. So gehen wir trotzig laut pfeifend in die falsche Richtung und das besonders laute Tröten der Populisten gibt uns noch einen Rest von gutem Gefühl, dass das Recht des Stärkeren doch auch o.k. sei. Das Einzige, was uns aus diesem Teufelskreis helfen kann, ist eine hellwache, aufgeklärte und mutige Zivilgesellschaft. Es wäre schön, wenn sich die Presse noch mehr dafür einsetzt und es wagt, uns dabei voranzugehen!
Klaus Siersch

 

Donald Trump hat bereits lange vor seiner höchst fragwürdigen politischen Laufbahn überaus deutlich gemacht, dass ihn Recht und Moral nicht sonderlich beeindrucken. Ganz im Gegenteil: Vermeintlich starke Männer, die sich nehmen und selbst ermächtigen, wie es ihnen gefällt, sind offensichtlich in jedwedem Lebensbereich seine Vorbilder gewesen. Dass ein Mann mit dieser unzureichenden Lauterkeit überhaupt so weit – in das höchste Amt einer konstitutionellen Republik – kommen konnte, sollte daher nicht nur für die US-amerikanische Demokratie ein Mahnzeichen sein und bleiben. Nichts und niemand steht über den Prinzipien eines Rechtsstaats; daran darf es in einer Demokratie nicht den Hauch eines Zweifels geben.
Matthias Bartsch

 

Exzellent, wie in dem Artikel die ungeschrieben Regeln der Demokratie herausgestellt werden.

Ich wundere mich im zweiten Teil über die Frage, ob es rechtens ist, wenn in Israel der Supreme-Court das entsprechende Gesetz kippt. Nach meiner Kenntnis gibt es eine klare Abstufung bei staatlichen Entscheidungen: Ordnungen, wie die Abgabenordnung können vom Ministerium entschieden werden. Gesetze, wie das EStG können vom Minister nicht entschieden werden, er braucht die Mehrheit im Parlament, z.B. im Bundestag. Und eine Verfassung sollte am Anfang die Zustimmung vom Volk bekommen. Darin sollte dann auch geregelt sein, wie sie gegebenenfalls geändert werden kann. Beim Grundgesetz geht das nur mit einer jeweiligen Zweidrittelmehrheit von Bundestag und Bundesrat.

Es wundert mich daher, dass in Israel mit einfacher Mehrheit im Parlament ein Gesetz auf „Grundgesetzebene“ beschlossen werden kann, das Verfassungscharakter hat und das Oberste Gericht schwächen kann. Das erscheint mir vom Prinzip her nicht logisch. Das GG wurde 1949 nur aus dem Grund nicht vom Volk genehmigt, weil es sich ursprünglich nur um eine provisorische Verfassung handelte. Ich verstand deshalb nicht, warum man in den Jahren nach der Wiedervereinigung nicht das „gesamte deutsche Volk in freier Selbstbestimmung“ abstimmen ließ, wie es ursprünglich im GG vorgesehen war. (Hätte man das getan, wäre Leuten wie den Reichsbürgern jegliche auch nur vermeintliche Berechtigung entzogen.)

Da ein Verfassungsgericht über keinerlei Art „exekutive“-Einrichtung verfügt, um Urteile durchzusetzen, ist es wichtig, dass die Urteile respektiert werden. Ich hielt es daher für sehr bedenklich oder gefährlich als damals nach dem Kruzifix Urteil des Bundesverfassungsgerichtes Bayern das Urteil nicht einhalten wollte. Der damalige Ministerpräsident handelte sehr verantwortungslos und auch demokratiegefährdend.
Reinhard Döhnel

 


Leserbriefe zum Titelthema „Wunderbar unordentlich“, „Das neue Durcheinander“ von Rudy Novotny und Jeannette Otto.

Schade, dass über ein so wichtiges Thema so undifferenziert berichtet wird. Ganz unterschiedliche Lebens- und Familienformen mit ganz unterschiedlichen rechtlichen Herausforderungen und Bedürfnissen werden ohne Differenzierung nebeneinandergestellt. Leider erscheint es im Artikel so, als wären die neuen Familienformen eine Modeerscheinung, Ausdruck eines neuen Zeitgeistes. Tatsächlich unterscheidet sich der Familienalltag in der Regel wenig. Von einem Artikel in der Zeit – umso mehr im Ressort Wissen – erwarte ich, dass er eine komplexe Situation verständlicher macht, anstatt sie vereinfachend als Durcheinander darzustellen. Damit ist weder den betroffenen Familien geholfen noch ist damit Aufklärungsarbeit geleistet. Statt Aufklärung werden im Artikel Vorurteile gegenüber nicht-traditionellen Familienformen wiederholt. Das ist gefährlich in einer Zeit, in der beispielsweise in Italien gezielt Regenbogenfamilien attackiert und Co-Mütter aus den Geburtsurkunden ihrer Kinder gestrichen werden. Darüber könnte die Zeit doch einmal berichten?
Helene Jessula Wczesniak

 

Ein paar offene Fragen könnten in einer Fortsetzung behandelt werden. Nicht nur der leibliche Vater hat Rechte in Bezug auf sein Kind, auch das Kind hat Rechte in Bezug auf seinen Vater. Können die auch gelöscht werden? Neben den individuellen Aspekten gibt es auch soziologische. Steht die Auflösung der klassischen Familie in irgendeinem Zusammenhang mit der wachsenden Zahl der kinderlosen Frauen und Männer? Woher kommt die stark steigende Häufigkeit psychosomatischer/psychiatrischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen? Warum führt die Begeisterung für bunte individuelle Lebens- und Familienformen nicht zur Legalisierung der Viel-Ehe, also der echten „Ehe für alle“? to be continued…
Christian Voll

 

Ich bin Solomutter mit 40 geworden. Ich kenne viele, die es mit Ende 30 wurden. ABSOLUT Keine ist die von ihnen immer wieder immer wieder dargestellte karrierefreudige Akademikerin, die mit Ende 30 plötzlich Kinder will. Wirklich keine. Ich möchte wirklich gerne mal die wissenschaftliche Untersuchung dazu sehen!!! Dieses Bild ärgert mich so lässt es doch wieder die bindungsunwilligen, an Fortpflanzung nicht interessierten Männer einfach außen vor, die IMMER der Grund für späte solo Mutterschaft waren. Bitte seien Sie an dieser Stelle auch mal so journalistisch sorgfältig wie sonst.  Oder schicken mir die repräsentative Umfrage.  Karriere gemacht haben manche dieser Frauen, ich auch, aber eher ungeplant, weil es halt keine Familie gab. (Ich bin extra in den familienfreundlichen öffentlichen Dienst gegangen und habe auf eine Karriere in der freien Wirtschaft verzichtet, als kurz darauf mein Exfreund auszog. Zufällig bin ich halt dort dann aufgestiegen und froh, dort zu sein.)

Mit Freuden hätte ich gerne mit Mitte 20 eine Familie gegründet. War aber kein Partner zu finden. (der damalige wollte nicht es war ein Trennungsgrund, dass er fast panische Angst hatte, ich könne schwanger werden und dann nicht abtreiben wollen) Ich beobachte besorgt, dass die Solomutterschaft auf Grund der kinderunlustigen Männer jungen Frauen immer früher in den Sinn kommt. Viele überfordern sich. Es ist super anstrengend. Aber auch für coparenting gibt’s einfach zu wenige Männer. Meine eigenen Versuche, auch männliche Singles aus Nachbarschaft und Freundeskreis zur Beteiligung an dem Aufwachsen meines Sohnes zu animieren oder einen männlichen Babysitter zu finden, sind leider weitestgehend erfolglos. Stattdessen kaufen sich die jungen Männer Hunde, so sieht es aus, in Eimsbüttel. Und Männer finden somit kaum statt im Leben unserer Söhne. Ich finde das schade. Alle 4 Wochen mal ein Nachmittag Fußball spielen oder so, wäre doch vielleicht möglich. Sorry fürs ausschweifen. Mein erster Punkt ist mir wirklich wichtig. Bitte nicht solche Klischees verbreiten! Ursache und Wirkung verwechseln.
Annegret Juch

 

Meine Frau und ich sind beide seit vielen Jahren im Schuldienst und bekommen unmittelbar mit, wie verheerend die Auflösung der traditionellen Familie für Kinder ist und welche zahlreichen psychischen Störungen Kinder, die in derart zerrütteten Verhältnissen aufwachsen, ausbilden. Der Artikel ist für mich der Beweis dafür, dass das schlimmste Gericht Gottes das ist, wenn er den Menschen seiner sexuellen Begierde überlässt, sodass dieser noch nicht einmal mehr erkennt, wie tief er gefallen ist. Am schlimmsten trifft es den, den Gott einfach laufen lässt und den Folgen seines gottlosen Tuns überlässt; wehe dem Menschen, über den Gott spricht: „Lass ihn gewähren“ (Hos 4,17; vgl. Röm 1,24ff.). Herr, erbarme sich der Kinder, die unverschuldet in solche Verhältnisse geboren werden!
Francis A. Schaeffer

 

Betreffend der ZEIT Nummer 34 habe ich für die Seite 28 „Wissen“ in der letzten Spalte eine kleine aber feine Korrektur: Dort ist vom „englischen Cardiff“ die Rede. Cardiff liegt aber mitnichten in England; Cardiff ist die Hauptstadt von Wales. Ein kleiner, nett gemeinter Hinweis.
Bernhard Watermann

 

Versuchsmenschen? Schon allein die dankenswerterweise abgedruckten Zahlen zeigen, dass der Anteil der Kinder in neuen nichtehelichen Gemeinschaften verschwindend gering ist. Das soll nicht heißen, dass diese Problematik verschwiegen werden soll. Aber es heißt auch, dass eine ziemlich große Mehrheit der Eltern der Meinung ist, dass bei allen offensichtlichen Problemen der heutigen Paarbeziehung die Verbindlichkeit des Kindeswohls in eher traditionellen Gemeinschaften am ehesten gewährleistet ist. Es ist offensichtlich, dass es in den neuen Gemeinschaften eher um die eigene persönliche Verwirklichung geht, als darum genau diese Verwirklichung im Zweifel hinter den Interessen des Kindes einzusortieren. Was bleibt von den hehren Zielen und Absichten, wenn die Liebe, die Hormone, die eigene Karriere etc. nach einigen Jahren dazwischen grätschen? Macht man dann mal schnell ein neues Modell? Ich fürchte ja. Wenn der tolle Vater im Artikel mal einfach sämtliche Rechte auf seine Tochter aufgibt, damit er juristisch aus einer lesbischen Paarbeziehung „entfernt“ werden kann, dann kann man sich vorstellen, zu was Menschen noch alles in der Lage sind. Arme Kinder.
Achim Hauck

 

Gerade in schwierigen Zeiten ist das Verkünden zuversichtlicher Botschaften wichtig. Ihr Versuch, dem geschilderten Bezugspersonendurcheinander gemäß dem aktuellen Dogma von Buntheit und Vielfalt etwas „wunderbar Unordentliches“ abzugewinnen, hat mich aber nicht überzeugt. Unterschiedliche Einflüsse bereichern und fördern die Entwicklung des Kindes, solange es auch etwas Verbindendes gibt, das Orientierung und Halt garantiert. Wäre es angesichts der Hektik und Schnelllebigkeit unserer Zeit nicht wichtiger, die von Natur aus gegebene kindliche Unordnung in geordnete Bahnen von Verlässlichkeit, Berechenbarkeit und Beständigkeit zu lenken? Natürlich kann dies auch in modernen Varianten des Zusammenlebens gelingen, aber es erscheint mir doch sehr viel schwieriger und anstrengender angesichts des komplexen Beziehungsgeflechts. Wenn die klassische Familie von Kindern als ein Ort des Sicheren und Vertrauten wahrgenommen wurde, war dies in den meisten Fällen wohl der Mutter, Hausfrau und Organisatorin des Alltags zu verdanken. Ausgestattet mit vielen Pflichten, wenig Rechten und noch weniger Anerkennung hat sie oft in großer Duldsamkeit den Wert der Familie hochgehalten, selbst wenn die Fassade Risse bekam. Meine Mutter hat es geschafft, ihre Kinder und Enkel bis ins hohe Alter zum sonntäglichen Mittags- oder Kaffeetisch zusammen zu bringen. Natürlich ist es weder möglich noch wünschenswert, das Rad der Familiengeschichte zurückzudrehen, aber in einer Zeit, in der die meisten Menschen ihre Wünsche und Rechte gut kennen und darüber mitunter die Pflichten vergessen, sehe ich niemanden, der die Lücke füllen kann.
Hans Ulrich Sautter

 

Ich habe mich gefreut, dass Sie in der letzten Ausgabe im Artikel „Das neue Durcheinander“ über neue Familienkonstellationen berichten. Beim Lesen des Artikels ist mir jedoch aufgefallen, dass nicht alle Informationen ganz korrekt sind. Außerdem fand ich die Darstellung teilweise etwas einseitig. Zum ersten Punkt: In dem Artikel beschreiben Sie, dass Väter Ihre „Rechte“ am Kind abtreten und dass dies einfach notariell festgelegt wird. So einfach ist das aber nicht und in der Regel haben solche Vereinbarungen am Ende keinen Bestand. Väter können später noch ihr Sorgerecht einfordern oder ihre Kinder wegen Sozialleistungen belangen. Auch Kinder können ihre Väter noch im Nachhinein auf Unterhalt verklagen. Daher entscheiden sich viele inzwischen gegen solche privaten Konstellationen, wenn sie nicht als heterosexuelles Paar ein Kind bekommen. Es ist einfach rechtlich zu unsicher. Es wäre schön, wenn Sie Ihre Behauptungen überprüfen würden. Ich bin selbst eine sog. Solo-Mutter und als solche mit anderen Frauen vernetzt und dort kommt die Diskussion um dieses Thema oft auf (für mich selbst kam eine private Spende nie in Frage, daher kann ich nicht aus erster Hand berichten, aber informiert habe ich mich zu dem Thema).

Ich bezweifle leider auch ihre positive Darstellung der Seite Familyship. Wie man von anderen Frauen hört, gibt es dort leider auch sehr viele Männer, die einfach auf kostenlosen ungeschützten Sex aus sind und nicht nur Männer, die entweder selbst einen Kinderwunsch haben und Co-Eltern werden wollen oder einer kinderlosen Frau „helfen“ wollen. Es wäre schön, wenn das differenzierter dargestellt worden wäre. Es entscheiden sich natürlich trotzdem viele Frauen für private Spender, ob über Familyship oder andere Wege, aber oft fällt die Entscheidung aus finanziellen Gründen. Leider ist Deutschland wesentlich rückständiger als andere Länder und einer Solomutter wird eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik weder von der Krankenkasse noch von Bundesländern mit entsprechenden Förderprogrammen für Fertilitätsbehandlungen bezahlt, nicht mal, wenn die Frau eine medizinische Indikation für eine Behandlung hat (und sie auch mit entsprechendem männlichem Partner benötigen würde). Das ist sehr bedauerlich.

Es wäre schön gewesen, wenn Sie in dem Artikel auch darauf eingegangen wären, dass niemand mal eben so Solo-Mutter wird, sondern dass damit erhebliche Kosten verbunden sind und man in Deutschland auch ziemlich diskriminiert wird (z.B.: Behandlung nicht in jedem Bundesland möglich, vielfach werden vor den Behandlungen kostenpflichtige psychosoziale und rechtliche Beratungen verlangt und vielfach wird sogar eine Garantieperson verlangt).  Einseitig fand ich, dass in allen ihren Beispielen doch irgendwie der Paargedanke mitschwang. Eine „richtige“ Solo-Mutter mit einer Samenspende aus einer Samenbank ohne Co-Elternschaft kam leider nicht vor. Dabei gibt es davon mittlerweile eine ganze Menge!
Nanna Notthoff

 

Danke für Ihren sehr interessanten Artikel zu den Anliegen des Bundesjustizministeriums, Lebensgemeinschaften aufzuwerten. Sie kennen sicherlich die inzwischen zahlreichen Initiativen und Projekte von alternativen Lebensgemeinschaften, die sich weltweit, aber auch in Deutschland zusammenschließen. Interessant könnten für Sie auch Erkenntnisse aus der Matriarchatsforschung sein! Anbei der Link zur Website einer Initiative, die sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Dazu gibt es insbesondere auch Literatur von Heide Göttner-Abendroth mit Impulsen zu Lebensgemeinschaften als Alternative zu Kleinfamilien, die in der Regel mit den Ansprüchen unserer modernen Lebensweltüberfordert sind.
Walter Moritz

Die Kindheit ist zumeist ein seelischer Bumerang in die Zukunft – wird diesbezüglich in der unüberschaubaren (kindhaften) Zeitanteiligkeit der „Erziehung“ des Kindes: von den Erwachsenen und „Erziehungsberechtigten“ nicht wirklich psychologisch verinnerlicht bemerkt werden können – auch wenn WIR das Gefühl und Empfinden fast automatisch scheinbar mitvermittelt bekommen haben, als einstiges Kind ja auch wissen zu können, wie es um unsere Kinder beschaffen sei: wie sie sich seelisch und (mitbewirkend dadurch) körperlich in dieser (täglichen-nächtlichen) Kombination schmerzfreier durch das Labyrinth ihrer Kindheit/Jugendzeit hindurch lavier(t)en… Doch das ist und bleibt ein Trugschluss – was immer wieder durch die Verdrängung der eigenen Kindheit: dann gegenüber dem „eigenen“ Kind als die Wiederholung der Wiederholung unbewusst sich aufzeigt… Wir kommen aus den persönlichen Anfesselungen unserer Kindheit nicht hinaus/heraus – und reproduzieren die Fehler der eigenen Eltern in der Übertragung auf unsere Kinder „wie ein Bumerang!“

Die Fragen von der DIE ZEIT-Redakteurin Jeanette Otto wurden zwar präzise gestellt, jedoch hat sich die Psychologin und Direktorin des Deutschen Jugendinstituts (München) in ihren Antworten ganz bewusst zeitkonform und den Umständen dieses „Verfalls“ an kontinuierlichen Elternfamilien: öffentlich eher gegenüber der Mehrheit: rücksichtslos (als hohe Beamtin oder Angestellte?) verhalten – was nach Meinung des Leserbriefschreibers und Mitautors der Bücherserie („Liebe Mutter-Lieber Vater: Was ich Dir schon immer sagen wollte – Dein Sohn, Deine Tochter…“) so nicht in und mit der (psychischen-physischen) Wirklichkeit des jeweiligen Kindseins (zu der Themenvielfalt der auch trennenden Auswirkungen) übereinstimmen würde, wobei die Psychologin Sabine Walper über Freiheiten und Grenzen neuer Lebensformen sich in dem fast ganzseitigen „Fragenkatalog“ paradigmatisch äußert bzw. veräußert… Und überhaupt – was bedeutet die großgedruckte Erfragung von Jeanette Otto zu Beginn des Gesamttextes quasi „zur Kindheit im Versuchslabor“ als Paradoxon: „Schadet es den Kindern, wenn die Familie zum Versuchslabor wird?

Und schon zu Beginn der Fragen, fordert die Redakteurin von DIE ZEIT eine Erklärung zum scheinbaren Gesellschaftsbild dieser „Moderne“: „Frau Walper, die Gesellschaft lässt konventionelle Vorstellungen von Familie mehr und mehr hinter sich und probiert Alternativen aus.  Ist das eine gute Nachricht für Kinder?“ – und erhält deren unkonventionelle Beantwortung quasi als die Lösung der Quadratur des Kreises für ihr wohl so verstandenes „Kindwohlsein“: „Meist werde ich gefragt, wie schlecht das für die Kinder ist…“. Wissenschaftlich gesehen können wir für etliche dieser Familienformen komplett Entwarnung geben. Ob Kinder bei zwei weiblichen Elternteilen aufwachsen oder bei zwei Vätern, das macht für sie keinen nennenswerten Unterschied gegenüber dem Aufwachsen mit heterosexuellen Eltern.“

Alleine schon in/zu der Nuance der Beantwortung von Sabine Walper zu dieser Frage, die von ihr mitbeantwortet wird durch die Unbegrifflichkeit :„…das macht für sie (die Kinder) keinen nennenswerten Unterschied…“ – wird doch erkennbar, wie unsicher die Aussagen im weiteren Text sich verschwimmen zu einer Melange an dramatischen Bildern zu diesen „modernen“ Zeiten, in denen sich leibliche Eltern (mit Kind und Kindern) immer öfter voneinander trennen, und das zumeist in schlimmen Situationen für das Kindsein, auch in den zuvorigen Streits und Anfeindungen sowie bis zu den (kontinuierlichen) Hassgefühlen als Ehepaar… Das ist doch die Wirklichkeit des inmitten dieser Dramen sich befindenden Kindes, der Kinder – und daraus wird schon aus der oft vorhandenen Beengtheit des räumlichen Zusammenseins sowie der oft spontanen hemmungslosen Konfrontationen jener Eltern-Erwachsenen: die seelische Katastrophe für das jeweilige Kind noch lange vor der eigentlichen Trennung von Mutter und Vater…

Die Psychologin Sabine Walper aber hat da auch schon scheinbar pragmatische Antworten außerhalb der Standardehe vorzuweisen: wobei von Beginn an die wesentliche Liebe „zu zweit“ nicht fürs „Kindermachen“ sich einfinden muss…: Ein Walper-Zitat als Zeitgeist-Antwort für die Vereinzelung des Daseins als „Entpaarung“ ohne liebende- belebende Emotionen?: „In diesen Co-Parenting-Konstruktionen dürfte man davon ausgehen, dass es zwischen den Partnern zu weniger emotionalen Turbulenzen kommt – es gab ja nie eine romantische Beziehung – -und dem Kind damit bestimmte Konflikteskalationen und Kränkungen erspart bleiben. Wir sehen ja in den klassischen Familien, wie schwierig es nach Trennungen für die Kinder oft ist, weil sie in Loyalitätskonflikte geraten oder es zwischen den Eltern zur Rivalität um die Liebe kommt.“

Des Weiteren fragt Jeanette Otto ganz cool: „Wenn sich Eltern nicht lieben, schadet das dem Kind also nicht.“ Hierbei wurde bewusst (cool) kein Fragezeichen mit einbezogen – und prompt kommt die eigenartig einprägsame Antwort: „Eine solidarische Elternschaft, die nicht auf einer Liebesbeziehung beruht, kann eine tragfähige Basis sein. Aber die Verabredung zweier Menschen, gemeinsam Eltern zu werden, heißt ja nicht, dass es keine Konflikte gibt, selbst wenn vorher alles minutiös geplant wurde. Hinzu kommt, dass die Eltern doch wieder eine Beziehung eingehen könnten, mit Partnern, die dann neu ins Dreierbündnis kämen. Wir wissen aus Scheidungs- und Patchworkfamilien, wie sehr das manchmal die ganze Sache verkomplizieren kann. Denn für die Kinder kommen plötzlich Menschen ins Spiel, die eigene Bedürfnisse, Ansprüche und Regeln mitbringen und daher manchmal auch stören. Wenn dann in der neuen Partnerschaft noch ein weiteres Kind geboren wird, dessen Eltern beieinander leben und sich lieben, kann es schnell passieren, dass sich das Kind, das schon da war, zurückgesetzt fühlt.

Wir sehen in Studien auch, dass es diesen Kindern im Durchschnitt psychisch etwas weniger gut geht.“ Da staunt der 74-jährige (aus der betroffenen Kindheit noch nicht herausgewachsene RvM) als Leserbriefschreiber, wenn denn geschrieben steht: „…dass es diesen Kindern im Durchschnitt psychisch etwas weniger gut geht!“ Etwas weniger gut? – dem RvM hat die Trennung als Scheidungskind lange Zeit verdammt weh getan und konfrontiert mich unterbewusst wohl mein gesamtes Leben weiterhin… Ich alter Sack im weinenden Innen(er)leben eines sehr gealterten Kindes.

Und zudem wieder diese Begriffe – „wie sehr das manchmal die ganze Sache verkomplizieren kann…“ Und des Weiteren: – „… Denn für die Kinder kommen plötzlich Menschen ins Spiel…“. Was sind das eigentlich für Wortefindungen für das jeweilige tragische Kindsein in diesen extremen Situationen: „Sache und Spiel“ – und wie geradezu verantwortungslos geht die Psychologin mit ihren Wortekonzepten „Sache und Spiel“ in diese doch panische Angst des Kindes, der Kinder: in deren Seelen hinein… Solche öffentlich bewirkenden Gesprächs-Texte sollten doch von der ZEIT-Redaktion bzw. der Psychologin nochmals gegengelesen werden, bevor man sie auf die ZEITliche „Menschheit“ loslässt – andererseits: kann denn der dies Lesende (dann als herausgeforderter Leserbriefschreiber) deutlichst erwarten wollen, dass in so schwierigen Gesellschaftsbedingungen und Menschenfragen, alles auf den Punkt genau (zeitlos relevant) auf einer ZEIT- Seite vermerkt würde…? Aber dennoch gegengefragt und nur so vorstellbar: Auch diese künstlichen Befruchtungen per Samenspende bei Solo-Müttern – wirken sich doch in der Zukunft des Kindes auf dessen seelisches Ungleichgewicht aus – von irgendwoher einem Samenspender (von der Samenbank) sein Dasein zu „verdanken“, ohne späterhin zu wissen: Woher man kommt. Wer der leibliche „Vater“ sei. Und ganz richtig wird zu unserer „Gesellschaft“ noch die Überschrift zu dieser ZEIT-Seite, fundamentiert vermerkt: „Zu wissen, woher man kommt, ist wichtig.“ Was aber stimmt denn nun eigentlich in psychologischen Kreisen um das Kreisen zum und im Labyrinth der Kindheiten…?

Aus meiner persönlichen Zeit auf Tahiti, sah ich: dass viele Mütter dort als Polynesierinnen, von verschiedenen Vätern: ihre Kinder aufziehen und dies ganz üblich sei – ohne irgendwelche (nichtehelichen) Ressentiments als InsulanerInnen für die freie Liebe; wenngleich die kolonisierenden Franzosen mit ihren Standardehen moralisch diese tahitische Tradition nicht mitbeleben! Und diese menschelnden Südsee- Traditionen sind auch auf Tonga, Neukaledonien, Samoa oder anderen Inseln im Pazifischen Ozean überall vorzufinden… In früheren Zeiten (vor der Kolonialisierung) gab es die gemeinschaftlichen Kinderhäuser – und jeder Mann-Insulaner fühlte sich als der („mögliche“) Vater der Kinder mitverantwortlich für die Erziehung des gemeinsamen Nachwuchses! Mit anderen Worten: Unsere gesellschaftlich (traditionell) auferzwungene Ehe (…bis dass der Tod Euch scheide), mag zeitanteilig von der sogenannten Liebe geprägt sein – doch wir alles wissen, dass diese Liebesauffindungen auch vergänglich seien und es damit zu Trennungen kommt… Für das Kind, die Kinder ist es vorerst eine Katastrophe, ebenso anteilig schlimm aber sind die vorherigen Entzweiungen der Eltern in all den negativen Emotionen, die das Kind miterleben muss: diesen Verlust der Liebe (vom Vater/Mann zur Mutter/Frau – und umgekehrt) und diese Auswirkungen auf die psychische und körperliche Verfassung der eigentlichen Schutzbefohlenen… Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Das Titelthema zur Rubrik WISSEN: „Wunderbar unordentlich“ – scheint da doch eher positiv für die Kinder gedacht zu sein: Freiheit für das Kindsein! Letztendlich eine Befreiung aus den scheinbar ordentlichen Verhältnissen, wo die gegenseitige Liebe der Eltern nur noch in feindlichen Tragiken ausartete… Ficken kann fast jede/jeder – das ist unsere Annäherung zur oft verfänglichen Intimität!

Der RvM-Leserbriefschreiber ist und bleibt ein Scheidungskind – und durch diese Konstellation und den Besichtigungen zu seiner Erwachsenheit (auch zu den oft lieblosen Ehen allgemein), hat er sich die Ehe- Gefangenheit nicht angetan, und wollte auch keinen Nachwuchs für sich persönlich beanspruchen! Der RvM aber weiß natürlich, dass ohne Kinder: die Welt trostlos wäre, die Menschheit sich selbst beendigen würde… Dennoch: denkt an die Überpopulation auf diesem kleinen Planeten – doch liebt Euch heftig (durcheinander) aber dennoch mit Vernunft zu den evtl. ungewollten Auswirkungen… Ich freue mich über jedes Kinderlachen und jede Kinderfreude am kleinen und größeren Kindsein… Und – ach – wären doch all die Komplikationen nicht vorhanden und die Kinder könnten in aller Liebe und seelischen Nähe miteinander aufwachsen, und nicht getrennt in den eingezwängten Räumen von den Erziehenden (irgendwie doch) kindfern isoliert zu werden… Die Welt ist kein Dorf für die Kinder, sondern leider immer noch zu oft eine befremdliche, kindgekühlte orientierungslose Erziehungsanstalt durch die sogenannten (nicht nur industrialisierten) Erziehungsberechtigten in welchen Sozialisationen und Konstellationen da und dort und hier und heute… Wir Kinder konnten und können uns leider unsere Eltern nicht aussuchen, müssen anwesend sein – unter und zu welchen Bedingungen auch immer und noch schlimmer… „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Ersteres wird gern geübt, weil es allgemein beliebt… Und das gilt natürlich ebenso auch für die jeweilige Mutter… Der bewusst unverheiratete und kinderlose Dichter und Zeichner Wilhelm Busch (1832- 1908) hat dies zeitlos allgemein für uns in unsere Leben (auch besonders für die Kinder) mit aufgeschrieben…
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


Leserbriefe zu „Ziemlich flüchtig“ von Heinrich Wefing

Der Artikel scheint mir zwei Themen zu haben, die in dem Kern „Sicherheit“ und „Angst vor dem Verlust von Sicherheit“ zusammenhängen. Nancy Faesers Vorschlag, Mitglieder von „Clans“ als Teil dieser kriminellen Familie ausweisen zu können, klingt gut, denn Clan- Kriminalität macht Angst, und, so die Vorstellung, wenn wir solche kriminellen Menschen los sind, haben wir Sicherheit. Der Vorschlag klingt gut, dürfte aber eine Luftnummer sein, denn gegen jede Ausweisung kann geklagt werden, in diesem Fall bestimmt, wenn das Recht auf so wackeligen Füßen steht, dass ein Mensch gehen soll, weil er als Teil einer im Kern kriminellen Gruppe möglicherweise eine Straftat begehen wird.

Damit bin ich bei dem zweiten Thema, das heißt eigentlich bei demselben, denn auch in diesem Fall geht es um Sicherheit. Sicherheit ist, was rechtsgerichtete Kräfte den verunsicherten Menschen, die aus vielerlei Gründen Angst vor der Zukunft haben, versprechen. Sicherheit werden wir in unserem Land haben, heißt es, wenn die Migranten, die Kriminellen und Schmarotzer, verschwunden sind. Denn an diesem Thema der Migration haben die Rechtspopulisten ihre Angstmache festgemacht. Ich bin nun immer wieder entsetzt, mit welcher Leichtfertigkeit und Kritiklosigkeit diese Denke der Rechtspopulisten übernommen wird. Wenn es gelingt, die Migration einzudämmen, wenn es gelingt, die Menschen aus den armen Ländern von unseren Grenzen fernzuhalten, können wir in Frieden leben, heißt es inzwischen in Europa. Und daraus scheint der Schluss zwingend: Da die rechtspopulistischen Kräfte mit dem Thema der Migration an Zustimmung gewonnen, wird die Zustimmung zu diesen rechtspopulistischen Kräften sinken, wenn das Objekt, mit dem sie Angst machen, beseitigt ist. Und um dieses Ziel zu erreichen, um Migranten von Europa fernzuhalten, ist der EU inzwischen jedes Mittel recht, Rechtsbrüche und Gewalt eingeschlossen.

Der Teufel wird mit dem Beelzebub ausgetrieben, heißt es im Sprichwort, und in unserer Sprache: Um Rechtspopulismus zu verhindern, ist Europa bereit, rechtspopulistisch zu werden. Dass das nicht gelingen kann, müsste eigentlich die Geschichte zeigen, und ich frage mich, ob es nicht langsam Zeit wäre für ein Umdenken, für so was wie kopernikanische Wende. Menschen möchten in Frieden leben, sie möchten ihr Auskommen haben, ihren Kindern Zukunft geben, und sie möchten das gute Gefühl haben, ehrsame und anständige Bürgerinnen und Bürger zu sein. Dieses Ziel, Menschen dieses gute Gefühl zu geben, kann ein Land nur erreichen, wenn es seinen Bürgerinnen und Bürgern Rechtssicherheit gibt und die Erfahrung, in einer Gemeinschaft zu leben, in der es menschlich zugeht. Warum also, frage ich, hält man nicht diese guten Werte Parteien wie der AfD entgegen und vertraut drauf, dass diese Werte diese Parteien schon wieder dezimieren? Denn Unmenschlichkeit und Rechtsbrüche schaffen keine Sicherheit, und das werden die Menschen, die Sicherheit suchen, bald erkennen. Warum also wagt man es nicht, Menschen, die zu uns kommen wollen, anzunehmen, sie willkommen zu heißen? Von diesem umgedrehten Denken her wären Migranten nämlich keine Belastung. Sie möchten mit uns leben und hier arbeiten. Sie möchten ihr eigenes Brot verdienen und in unsere Sozialkassen einzahlen. Sie wären dann gerade die Hilfen für den Arbeitsmarkt, die wir so dringend brauchen.
Ursel Heinz

 

Apropos Debattenkultur: Herrn Wefings eingeschobener „Sachbeitrag“ – … „und ganz nebenbei: Im Herbst möchte sich Nancy Faeser in Hessen zur Ministerpräsidentin wählen lassen.“ ist billig und genau das, was wir nicht brauchen – schöner wäre es, wenn er bessere und realistische Lösungsvorschläge anzubieten hätte! Damit würde man sich gerne auseinandersetzen!
Dieter Wurm

 

In der Politik werden oft Behauptungen aufgestellt, die als wahr betrachtet werden sollen. Sie können als Behauptungen, Dogmen oder Ideologien betrachtet werden, die nicht hinterfragt werden dürfen. Wenn jemand, der diese Behauptungen infrage stellt, als dumm oder uninformiert dargestellt wird, kann dies als eine Form der Diskriminierung oder Unterdrückung von Meinungsfreiheit betrachtet werden. In Deutschland gibt es in der politischen Debatte oft Meinungen und Überzeugungen zur Zuwanderung, die als fremdenfeindlich und rassistisch bezeichnet werden. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen der Ablehnung von Zuwanderung und Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus. Wenn eine Ideologie oder ein Dogma dazu führt, dass abweichende Meinungen unterdrückt oder möglicherweise sogar bestraft werden, kann dies zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit führen. In einer demokratischen Gesellschaft sollten Meinungen und Überzeugungen frei geäußert werden können, solange sie nicht die Rechte anderer verletzen oder zu Gewalt aufrufen.

In Deutschland wird die pure Ablehnung von Zuwanderung oft bereits als Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gebrandmarkt und bereits als allgemein unzulässig angesehen, obwohl die Ablehnung von Zuwanderung mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zunächst überhaupt nichts zu tun hat. Es bedeutet nicht zwangsläufig, wenn jemand in Ihre Wohnung kommen möchte und Sie dies ablehnen, dass Sie sich feindlich gegenüber dieser Person verhalten. Die Ablehnung des Zutritts zu Ihrem privaten Raum, ohne Erklärung, ist nicht zwangsläufig ein Akt der Feindseligkeit oder Diskriminierung, es ist nicht automatisch Fremdenfeindlichkeit oder rassistisch, wenn Sie jemandem den Zutritt zu ihrer Wohnung verweigern. Es ist nicht so, dass jedem Zuwanderer Zugang zu einem x-beliebigen Staat gewährt werden muss und dass jeder, der sich dagegen wehrt, ein fremdenfeindlicher Rassist ist. Es ist grundsätzlich möglich, eine ablehnende Haltung gegenüber Zuwanderung zu haben, ohne rassistisch oder fremdenfeindlich zu sein. Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen einer generellen Ablehnung von Zuwanderung und fremdenfeindlichen, diskriminierenden, rassistischen Überzeugungen.

Es ist ratsam, Diskussionen über Zuwanderung und Einwanderungspolitik offen zu führen. Es ist möglich, eine ablehnende Haltung gegenüber Zuwanderung zu haben. Es ist wichtig, dass diese Meinungen in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden. Es ist auch wichtig, sich über die spezifischen Gesetze und Bestimmungen zu informieren, um ein besseres Verständnis für die rechtlichen Aspekte der Zuwanderung und der Verweigerung des Zutritts zu erhalten. Gesetze sollen sicherstellen, dass Menschen fair und gleichberechtigt behandelt werden. Es ist wichtig zu betonen, dass es legitim ist, unterschiedliche Meinungen zur Zuwanderung zu haben. Es gibt viele Faktoren, die die Haltung zur Zuwanderung beeinflussen können, wie wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Aspekte. Rassismus und Diskriminierung ist in verschiedenen Teilen der Welt ein großes Problem. Beispiele dafür sind die Apartheid in Südafrika und die Rassentrennung in den USA. Diese historischen Ereignisse haben gezeigt, wie Diskriminierung und Vorurteile zu schwerwiegenden sozialen und politischen Konflikten führen können. Es ist jedoch auch wichtig zu betonen, dass die Situation in jedem Land unterschiedlich ist und dass nicht alle Länder mit denselben Problemen konfrontiert sind.

Ein generelles Recht auf Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland kann aus dem Grundgesetz nicht hergeleitet werden. Es gibt allerdings ein Recht auf Asyl. Dieses lautet:

 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Art 16a

(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.

(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.

Zusammengefasst sei noch einmal gesagt, dass es in Deutschland zwar ein Recht auf Asyl gibt, das offensichtlich niemand abschaffen will, aber es gibt kein generelles Recht auf Zuwanderung. Ein führender Politiker, den ich auf das Grundgesetz verwies, antwortete mir, dass für ihn die Menschlichkeit an erster Stelle käme.
David Cohnen

 

Sowohl unsere regierenden Politiker, leider auch die alltäglichen Medien, ja sogar unsere Soziologen vermanschen undifferenziert auf sträflich „vererbte“ und „nachhaltige“ Art die Begriffe a) Flüchtling (Asylant), b) Geflüchteter (Exilant), c) Migrant (Wanderer) und d) Immigrant (Ein- oder Zuwanderer)! – – –

ad a) das sind gemäß UN-Definition nur solche Einzelpersonen, die im nachgewiesenen Herkunftsland tatsächlich persönlich politisch Verfolgte, oder ethnisch Vertriebene sind. Die genießen im Einzelfall in jedem demokratischen Land/Staat der Welt „Asyl“. (Die flüchten normalerweise aber nicht in „Kohorten“ wie im Jahre 2015 nach D mit dem Ruf “Germany“ unerlaubt in´s vermeintliche Sozialparadies D. (wandernd durch die nur EU- Bürgern gestattete interstaatliche „Migration“)

ad b) das sind n.m. Ermessen vorübergehende Kriegsflüchtlinge (d.h. Exilanten), die bald als Patrioten wieder zurück in die geliebte Heimat wollen. Die bekommen i.d. Regel ein zeitlich begrenztes Schutzbedürfnis anerkannt (durch ein Visum) ; und verweilen meist schon in einem kulturell nahestehenden Nachbarland. Dort haben sie sich selbst als „Exilant“ ohne Zugang zur staatlichen Fürsorge zu alimentieren. Dazu zähle ich auch die aktuell aus der Ukraine „Zugewanderten“, sag nicht: Geflüchteten, weil die ja auch in Kriegszeit aktuell „Pendler-innen sind!).

Da stellt sich mir als deutscher Staats- und Steuerbürger die Frage, warum musste man die ohne Visum „zuwandern“ lassen, weil doch eine rel. große Zahl von der Million so opportunistisch (ohne EU- Mitgliedschaft der Ukraine) in unser überlastetes Sozialsystem auf Dauer ohne qualifiziertes Asylverfahren „einwandern“ (immigrieren) kann. Gewiss wird so eine erhebliche Zahl der Ukrainerinnen (s.a. i.d. Statistik gen. Zahl) ihre so erreichte Chance nutzen, für „Familiennachzug“ zu sorgen – und damit nicht nur zur Belastung unseres engen Wohnungsmarktes!

ad c) Migranten sind Nichtsesshafte wie Nomaden; zivilisierte Gesellschaften sind bodenständig; und sind nicht auf der ständigen Wanderung nach saisonalen „Weidegründen“!

ad d) Immigranten sind (im gewissen Umfang) in etablierten/ modernen Gesellschaften zur kulturellen und wirtschaftlichen Bereicherung der angestammten Mehrheitsbevölkerung erwünscht. – – – Aber nur in einem geregelten Einwanderungs-Verfahren und der Verpflichtung, in absehbarer Zeit aktiv integrierter Staatsbürger*) zu werden!

(Dazu stelle ich fest, dass die qualifizierte und strikt kontrollierte Immigration von unseren Regierenden und Demoskopen jahrzehntelang bis heute im „lari-fari“ (laissez aller/laissez faire) – Stil seit dem Anwerben der Anatolier in den 1960er Jahren,- rückblickend bevölkerungspolitisch zur nationalen Belastung-, gehandhabt wurde. (Denen wurde nicht einmal -nach dem guten Vorbild der Schweiz- in einer konjunkturabhängigen Wirtschaft Zeit-Arbeitsverträge angeboten, damit sie in der Baisse nicht von skrupellosen Unternehmern in die Sozialhilfe abgeschoben werden können). Wenn jetzt ca. ein Drittel unserer Bevölkerung im dichtbesiedelsten Flächenland der EU bei wachsendem Anteil schon einen sog. „Migrations-Hintergrund“ hat, dann dürfte das auch für die AFD Grund sein, kulturell abnehmende „Homogenität“ oder schwindenden staatsbürgerlichen Zusammenhalt, im Gemeinwohlsinne unserer autochthonen Gesellschaft anzumahnen.

Die innen- und bevölkerungspolitische, – erschreckende Hilflosigkeit -, verkörpert in o.g. Interview durch unsere derzeitige Innenministerin-, wenn sie das etablierte, zugewanderte „Clan“- Problem ohne Lösungsvorschlag nunmehr angesprochen hat. Dabei muss man aus der lax kontrollierten, massenhaften Immigration (im ständigen Nahostkonflikt) von palästinensischen Orientalen als Staatenlose  -ohne Abschiebemöglichkeit-, gelernt haben, dass die bei „Schutzgewährung“ (auf Zeit!) schon verpflichtet werden -wie jeder Zuwanderer in Frankreich- binnen 5 Jahren die nationale Staatsbürgerschaft, in allen Rechten – aber auch Pflichten, durch aktive Selbstintegration in gute Sitten und Gesetzestreue der Einheimischen anzustreben haben. Ansonsten wird die Ausweisung ohne weiteres „Schutzbedürfnis“ über die Herkunfts-Botschaften vollzogen.
Horst Grünwoldt

 

Problem erkannt, Lösung offen – dazu einige persönliche Anmerkungen. Möglicherweise sind die Opfer der Angriffe von Migranten auf unbeteiligte Bürger des Landes in deren Umfeld nicht vergessen. Ich habe vier junge Angehörige, die Polizisten in Köln, Frankfurt/Maib und Berlin geworden sind. Sie haben eigene Familien mit Kindern. Die Wirklichkeit ihres Alltags mit Angriffen insbesondere von Migranten aus anderen Kulturen bereiten mir Sorgen. Den Angehörigen, Freunden und Bekannten dieser Polizisten wie auch Menschen, die den „Mut haben, sich ihrer eigenen Vernunft zu bedienen“ (frei nach I. Kant), wird es nicht anders ergehen. Allein diese Tatsache und die fehlende Alternative scheint den Protest in Richtung AfD zu kanalisieren. Die kulturelle und die soziale Anthropologie der Herkunftsgesellschaften der Migranten wird weitgehend in der Öffentlichkeit ausgeblendet. Daher ist unsere Gesellschaft „blind und taub“ (Bericht des deutschen Kinderarztes Reinhard nach 30 Jahren Tätigkeit in Afghanistan)
R. Reiger

 

Wenn die Herkunftsländer zu einem Gutteil von den Geldtransfers der Migranten leben und deshalb wenig Interesse an der Rücknahme ihrer Leute haben, dann sind also doch unsere Sozialleistungen offensichtlich zu hoch.
Erhard Walter

 

Wir lesen: Die Ausreisepflichtigen können nicht abgeschoben werden, weil ihre Länder daran „kein Interesse“ haben; denn diese „leben zu einem Gutteil von den Geldtransfers der Migranten“. Wie soll bei Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (Existenzminimum) aber noch Geld für Western Union & Co. übrigbleiben? Weitere Einnahmen aus illegaler Tätigkeit? Oder weil irgendwann die Duldung und schließlich die Arbeitserlaubnis gewährt werden? In dem Artikel wird die brisante These, dass unser hilfloser Sozialstaat fremde Länder (Diktaturen?) finanziert, leider nicht erläutert; valide Zahlen werden nicht genannt.
Christopher Woitkewitsch

 

Irgendwie ist der „Einwanderung-Laden Deutschland“ längst übervoll und gehört daher sofort wegen Überfüllung geschlossen. Wie wäre es wenn sich unsere gewählten Volksvertreter endlich mal aufraffen würden, in einer Art Vorbildfunktion, selbst einige Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen und versorgen würden? Ist wirklich alles, was unsere Ampel-Regierung in Angriff nimmt zum Scheitern verurteilt? Sonst heißt es ja im Volksmund „Angriff ist die beste Verteidigung“! Jetzt will Nancy Faeser auch noch den sogenannten Clan-Familien an den Kragen gehen! Das nächste Fiasko droht sich anzubahnen!
Klaus P. Jaworek

 

Es sollten alle Optionen geprüft werden, wie zukünftig mit Mitgliedern krimineller Vereinigungen umgegangen werden kann – einschließlich der von Frau Faeser vorgeschlagenen Erleichterung von Abschiebungen. Darüber hinaus sollte man verurteilten ausländischen Schwerkriminellen, wenn sie dazu noch jegliche Resozialisierungsmaßnahmen ablehnen, begreiflich machen, dass sie sich in erster Linie selbst schaden. Sie haben weder die gemeinschaftlichen Existenzbedingungen auf der Erde noch die Möglichkeiten positiven Gestaltens außerhalb ihrer egomanischen Blasen verstanden. Wer da uneinsichtig bleibt, dem sollte empfohlen werden, sich einen anderen Planeten zu suchen.
Christoph Müller-Luckwald

 


Leserbriefe zu „Linksdraußen“ von Bernd Ulrich

 Unverständlich die Krokodilstränen im linksgrünen Milieu. Wenn Wagenknecht reüssiert, geht das doch nach vorherrschender Meinung zulasten der AfD. Man hätte gewissermaßen 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die (antiquierte) Linke marginalisiert und Rechtsaußen entzaubert.
Christoph Schönberger

 

Jetzt nach einem Jahr Abo ist es an der Zeit neues zu probieren. Der Artikel auf der ersten Seite von Bernd Ulrich, das Gespräch mit Robert Habeck bestärken mich darin, nach dem Urlaub mein Abo zu beenden. Ich glaube die Denke und die Schreibweise stören mich mehr, als der Zugewinn an Informationen aufwiegen kann. Anstatt sich an die eigene Nase zu fassen und Fehler zu entdecken wird immer mehr rumgeschlaumeiert. Minister sollen nach erfolgreicher Amtszeit sogar Millionenboni bekommen. Wer will das dem Wähler vermitteln? Ich bekomme am Ende meines Berufslebens auch keine Boni! Unverschämt so etwas überhaupt zu drucken.
Thom Salecker

 

Frau Amira Mohamed Ali will nicht wieder für den Vorstand der Partei „Die Linke“ kandidieren. Dies wohl weil Frau Wagenknecht von der Partei und dem Vorstand missverstanden wird. Geht’s noch? Am 17. März 2022 ist Oskar Lafontaine aus der Partei „Die Linke“ ausgetreten. Seine Ehefrau Sahra Wagenknecht mischt aber weiter mit und gibt derzeit den weiblichen „Spaltpilz“. Mit Oskar Lafontaine hat die Linke eine Gallionsfigur verloren. Ein Gezänk auf offener Bühne zwischen dem gespaltenen Vorstand und der Parteibasis sowie der Frau Wagenknecht, die mit einer eigenen Partei liebäugelt, trägt nicht zur Wählergewinnung bei. Das wird wohl bei den nächsten Landtagswahlen am 08.10.2023 in Bayern und in Hessen zum Tragen kommen. Die derzeitigen Wahlumfragen sagen der Partei „Die Linke“ in Bayern 2,3 % und in Hessen 5,0 % Wählerstimmen voraus. Wenn dann der geneigte Wähler / die Wählerin das Grundsatzprogramm der Linken liest ist es fraglich, ob die genannten Wahlergebnisse nicht noch nach unten korrigiert werden müssen. Wie weiland bei den „Grünen“ ist die ideologische Gemengelage der Linken amibivalent. Die gemäßigten und radikalen Strömungen versuchen jeweils die Oberhand zu gewinnen. Soll das kapitalistische System generell abgeschafft werden oder nur die „neoliberalen“ Auswüchse? Oder ist das Ziel die „sozialrevolutionäre“ Überwindung der politischen und wirtschaftlichen Ordnung?

Verfassungskonformität ist was anderes. So findet der radikale Teil der Partei Erwähnung in Berichten der Verfassungsschutzbehörden und wird als „offen extremistisch“ angesehen. Auch bei der Außen -und Sicherheitspolitik hat die Linke eine krude Einstellung, insofern als Militäreinsätze der Bundeswehr, selbst unter UN-Mandat, abgelehnt werden. Die Partei fordert den Austritt der Bundesrepublik aus der NATO. Diese soll langfristig aufgelöst und durch ein kollektives Sicherheitssystem unter Einschluss Russlands ersetzt werden. Auch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine tut sich die Partei „Die Linke“ schwer. Sie verurteilt diesen verbrecherischen Angriffskrieg, aber gleichzeitig erteilt sie jedoch Waffenlieferungen an die Ukraine eine Absage und plädiert stattdessen für eine Rückkehr zur Diplomatie und Verhandlungslösungen. Ohne zur Kenntnis zu nehmen, dass das Regime Putin derzeit an einer Verhandlung offensichtlich kein Interesse zeigt. „Mit voller Hose lässt sich gut stinken.“ Durch die Nominierung der Spitzenkandidatin für die Europawahl, der Frau Carola Rackete, hat die Linke eine echte „Fahrkarte“ geschossen. Sollte das Ziel der Partei „Die Linke“ so sein, dauerhaft bei Wahlen unter 5 % zu bleiben, sind sie mit ihrer Personalpolitik und ihrer Programmatik auf dem richtigen Weg.
Felix Bicker

 

Das, was die meisten unter Wokeness verstehen, spaltet, leider nicht nur die Linken, sondern die gesamte Gesellschaft. Für die „Woken“ gibt’s nur Vollgas vorwärts, zu schön ist das Ziel einer gerechten Welt voller Respekt und Verständnis. Die „Normalen‘ (eine wahrscheinliche Selbstbezeichnung vieler Antipoden) setzen immer härter dagegen. Sie haben schließlich nicht angefangen mit dem Sch…. Sie wollen keine sprachliche Umerziehung und wollen nicht in jedem ein Opfer oder ganz vereinzelt auch mal einen Täter sehen müssen. Der Klügere möge nachgeben? Klingt unwahrscheinlich. Vielleicht brauchen wir diese unfruchtbaren Scheindebatten, um nicht zu sehr an die eigentlichen Probleme denken zu müssen. Das einzige Heilmittel? Schlager- und Quiz-Shows im Öffentlich-Rechtlichen. Da scheint für jeden was dabei zu sein.
Christian Voll

 

Politisch folge ich Sahra Wagenknecht (und den „Linken“) nicht. Gerade in Anbetracht des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine finde ich diese alte kommunistische Bruderliebe zu Russland für indiskutabel. Ob es nun allein an Sahra Wagenknecht liegt, dass „Die Linke“ sich gerade selbst zerlegt, wage ich zu bezweifeln.

Ich finde, dass man Wagenknecht in letzter Zeit auch Unrecht angetan hat. Sie hat Rückgrat und es ist richtig, dass sie ihre eigene Partei auf ihre soziale Verantwortung hinweist. Die Nominierung von Carola Rackete zur Spitzenkandidatin für die Europawahl ist völlig daneben, für mich ein Zeugnis davon, dass „Die Linke“ den Bezug zu ihrer eigentlichen, man muss schon fast ehemaligen Wählerschaft sagen, verloren hat. Bernd Ulrich drückt es richtig aus, Carola Rackete merkt man ihre privilegierte Herkunft und ihre privilegierte Moral an. Eine Moral, die keinen Widerspruch mehr zulässt. Das merken auch die Menschen, die sie vertreten soll, sie wenden sich ab.

Dass der „Anti-Woke- Impuls“ natürlich von der AfD und Teilen der CDU bedient wird, ist selbstredend. Das schließt doch überhaupt nicht aus, dass auch Menschen, die sich politisch links einordnen, zusehends genervt von den Woken und ihren Ansprüchen an sich und andere sind. Kann schon sein, dass man mit diesem Sound enttäuschte Grüne mobilisiert. Viel schlimmer wäre es aber, und das halte ich leider auch für denkbar, dass man mit diesem Sound enttäusche Linke in die Hände der AfD treiben könnte.
Regina Stock

 

Ihr tendenziöser Beitrag zu Fr. Wagenknecht ist weit unter Ihrem Niveau. Fr. Wagenknecht ist nicht für die russische Seite, sondern nimmt in die Beurteilungen die „America Great“ Interessen der USA mit auf, die Deutschland und der EU in ihrer derzeitigen, hilflosen Gegenwehr schaden!
Johannes Reintjes

 

Ich habe letztens wieder 3 total frustrierte Oberfranken getroffen, aber auf meinem Reisen an die Ostsee und nach Chemnitz keinen einzigen frustrierten Ossi. Ist diese Wortwahl vielleicht schon Wessis Liebling, in Ermangelung echter Erfahrungen.
Brigitte Faber

 


Leserbriefe zu „Von der Welt vergessen“ von Alice Bota

Danke für diesen Beitrag, der klar vor Augen führt, dass nicht nur die Menschen in der Ukraine unter Krieg leiden, auch wenn sie derzeit in den meisten Medien am präsentesten sind. Es ist beschämend wie kurzsichtig und von Eigeninteresse geprägt unser Blick ist. Hätte Putin statt der Ukraine z.B. Kasachstan überfallen, fürchte ich, dass der Westen weitaus schneller wieder zur Tagesordnung übergegangen wäre. Um so besser, wenn Menschen wie Sie solche ‚vergessenen‘ Krisen wieder ins Gedächtnis rufen. Viel Hoffnung für die Menschen in Bergkarabach habe ich allerdings derzeit nicht.
Sabine Moehler

 

Ich danke Ihnen für diesen informativen Artikel, in den leider die gutachterliche Stellungnahme des Völkerrechtlers Luis Moreno Ocampo vom 7. August 2023 noch nicht Eingang fand; ich übersende das Gutachten im Anhang mit der Bitte, es den Redakteuren weiterzuleiten. Moreno Ocampo war 2003-2012 erster Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs. Er wertet die Blockade des Latschin-Korridors als Genozid entsprechend Art. II, 3) der UN-Völkermordkonvention und bestätigt mithin das Gefühl der Betroffenen. Leider wird auch in diesem Artikel der Konflikt um den Status von Bergkarabach als Territorialkonflikt zwischen den Republiken Armenien und Aserbaidschan aufgefasst. Tatsächlich handelt es sich um den Gegensatz zweier völkerrechtlicher Prinzipien: des Selbstbestimmungsrechts und der – in diesem Fall nur von Aserbaidschan behaupteten – territorialen Integrität. Aserbaidschan wurde Bergkarabach 1921 gegen den Protest seiner armenischen Bevölkerungsmehrheit zugeschlagen. Darauf pocht auch das postsowjetische Aserbaidschan, nachdem sich die Karabacher Armenier 1988-1991 freigekämpft hatten und über 30 Jahre als de facto Mini-Republik unabhängig von der Republik Armenien existierten. Nun sollen sie ausgehungert, vertrieben oder erneut unter aserbaidschanische Herrschaft gezwungen werden. Gerade Deutschland darf aber der Vernichtung von Armeniern nicht abermals tatenlos zusehen, sondern muss sich für wirksame Sanktionen gegen das autoritäre Alijew-Regime einsetzen.
Tessa Hofmann

 

Seit geraumer Zeit verfolge ich die Art und Weise, in der in deutschen Qualitätsmedien über Karabach berichtet wird. Als Autor mehrerer Bücher und Aufsätze zum Thema erlaube ich mir einige Anmerkungen zu dem gestern in der ZEIT erschienenen Beitrag. Das Nachfolgende ist ein offener Brief, den ich zugleich auf meiner Facebook-Seite (Michael Reinhard Heß) platziere.

Ehrlich gesagt konnte ich die Tendenz des ganzen Artikels schon nach der Lektüre des ersten Satzes mit absehen. In ihm wird von der „Enklave Bergkarabach“ gesprochen. Die Wortwahl allein verrät, auf welche Seite Sie sich gestellt haben. Es gibt natürlich keine Enklave Bergkarabach und es hat nie eine gegeben. Eine Enklave ist ein Teil des Staatsgebiets, der von dem Gebiet eines oder mehrerer anderer Staaten eingeschlossen wird. Sämtliche Teile Karabachs, auch dessen bergiger Teil, waren immer Teil des Staatsgebiets Aserbaidschans. Ungeachtet der international nicht anerkannten Versuche armenischer Separatisten, dort eine eigene politische Entität zu kreieren, ist diese niemals von irgendeinem Staat anerkannt worden, und zwar nicht einmal vom Hauptsponsor der separatistischen Bewegungen, Armenien. Nicht einmal Armenien hat einen Teil Karabachs jemals als seine Enklave angesehen und tut dies auch heute nicht.

Es mag Ihnen wie Beckmesserei vorkommen, wenn ich Sie auf diesen Punkt aufmerksam mache, aber ich habe das auch bei Ihren Kollegen vom SPIEGEL und anderen führenden deutschen Medien immer wieder getan, so dass es mir schon als Gebot der Fairness erscheint. Zumindest aus meiner Sicht drängt sich die Frage auf, wie es kommt, dass für ihre Scharfsinnigkeit berühmte führende Medien, denen Millionen von Lesern monatlich ihre Aufmerksamkeit schenken, solche offensichtlichen Fehler immer wieder reproduzieren. Aus welchen Quellen speist sich eigentlich die Legende, dass es eine „Enklave Bergkarabach“ gebe? Kann es sein, dass Sie ungeprüft Informationen von interessierter Seite weitergeben? Was ist mit den journalistischen Grundgeboten der Überprüfung von Behauptungen und der zumindest versuchten Sicherstellung von Ausgewogenheit in deren Darstellung?

Auch außerhalb der terminologischen Seite, auf der inhaltlichen Ebene zeichnet sich Ihr Artikel durch eine konsequente Beschränkung auf die Perspektive von Menschen innerhalb der von den Separatisten kontrollierten Gebiete aus. Auch dies ist eine Praxis, die ich aus deutschen Medien sehr gut kenne – praktisch kein in den letzten vier Jahren erschienener Beitrag in führenden deutschen Massenmedien hat den Positionen armenischer und oft auch separatistischer Akteure auch die Ansichten aserbaidschanischer Betroffener gegenübergestellt. Warum ist das eigentlich so? Ein paar Minuten Recherche in sozialen Medien oder Kontaktaufnahme mit aserbaidschanischen Betroffenen würden Sie rasch zu Geschichten von Aserbaidschanern aus Karabach führen, die aufgrund der armenischen Aggression und Besatzung Angehörige, Haus und Hab oder die Gesundheit oder alles verloren haben und vielfach erst nach der Befreiung eines Teils von Karabach im 44-Tage-Krieg, teilweise nach mehr als 30 Jahren Vertreibung aus ihrer Heimat, dorthin zurückkehren konnten, um die traurigen Reste dessen zu besichtigen, was der Zerstörungswille der armenischen Invasoren übriggelassen hat.

Stattdessen lassen Sie Aussagen wie „Die Menschen in Bergkarabach werden gemeinsam unterworfen.“ und „Aserbaidschan will das Gebiet erobern.“ unkommentiert stehen. Wenn Sie sich bei Ihrem sehr selektiven und kurzgefassten Blick auf die Geschichte und Gründe des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan nicht auf die separatistische Deklaration, die von der vermeintlichen Enklave im Jahr 1991 vorgenommen wurde, beschränkt hätten, würden Sie sehr rasch erfahren, wer zwischen 1990 und 1994 wen angegriffen, erobert und besetzt hat. Damals besetzten armenische Truppen im Verbund mit sowjetischen beziehungsweise russischen Militäreinheiten und Terroristen aus aller Welt ungefähr ein Fünftel des aserbaidschanischen Staatsgebiets und vertrieben unter brutalen Umständen Hunderttausende von Aserbaidschanern. Dabei begingen sie schwerste Kriegsverbrechen wie den Massenmord an Zivilisten in Xocalı am 25. und 26. Februar 1992, bei dem die armenischen Angreifer unter dem Oberkommando des späteren Verteidigungsministers und Ministerpräsidenten der Republik Armenien Sersch Sargsjan mindestens 613 aserbaidschanische Zivilisten auf barbarische Weise ermordeten. Große Teile Karabachs wurden Aserbaidschan damals weggenommen und erobert, nicht Aserbaidschan hat damals irgendetwas erobert. Als sich Aserbaidschan unter dem Kommando des aserbaidschanischen Staatspräsidenten Ilham Aliyev im Jahr 2020 die Kontrolle über zumindest einen Teil dieser Gebiete wieder sicherte, hat es nur das getan, was die Ukraine gegenwärtig auch gegenüber den russischen Invasoren versucht: Nämlich die gewaltsame Besatzung des eigenen Staatsgebiets rückgängig zu machen und die eigene Bevölkerung zu schützen.

Wenn Sie über das Phantom der „Enklave“ schreiben, dass diese 1991 „mittlerweile nahezu vollständig von Armeniern bewohnt“ worden sei, spüre ich zwar einen Hauch von Bewusstsein für die Dynamiken der historischen Entwicklungen in der spät- und postsowjetischen Zeit, aber wäre es nicht wenigstens eine kurze Bemerkung wert gewesen, was aus denjenigen geworden war, die nicht zu der angeblich nahezu vollständigen armenischen Bevölkerungsmehrheit gehörten. Unter anderem nach Angaben der letzten sowjetischen Volkszählung lebten in der ehemaligen aserbaidschanischen Autonomen Region Berg-Karabach (NKAO) 1989 noch mehr als 40 000 Aserbaidschaner, was mehr als 21 Prozent der NKAO-Bevölkerung entsprach. Wenn die von Ihnen gemachte Angabe in Bezug auf das Jahr 1991 stimmt, muss man sich automatisch fragen, wohin bis dahin dann diese mehr als 40 000 Aserbaidschaner auf einmal verschwunden waren. Die Antwort wird lauten: Sie wurden von den Eroberern und Besatzern unter Gewaltanwendung aus ihrer Heimat vertrieben. Wenn man über die Schwierigkeiten und Entbehrungen spricht, die in dem Gebiet, wo sich die Separatisten noch heute festsetzen, herrschen, müsste man da nicht auch über das Leid sprechen, das armenische Separatisten über Aserbaidschaner gebracht haben?

Auch der letzte Satz in dem Zitat „Die Aserbaidschaner setzen …“ bedarf aus meiner Sicht unbedingt einer Kontextualisierung. Es geht mir nicht um die Behauptung, Aserbaidschan wolle „das Gebiet erobern“ – Aserbaidschan könnte nichts erobern, was ihm selber schon gehört. Es geht mir vielmehr um die unkommentiert stehen gelassene Unterstellung, dass die aserbaidschanische Seite das Gebiet „ohne die armenische Bevölkerung darin“ unter Kontrolle nehmen wolle. Dieser angstmachenden Behauptung steht die klare Aussage der aserbaidschanischen Seite entgegen, dass man genau das nicht tun werde. So hat Ilham Aliyev selber in einem kürzlich gegebenen Interview (Anonym 2023) betont, dass auch Angehörige der armenischen Ethnie oder Nationalität nach der Wiederherstellung der vollen staatlichen Kontrolle über die Separatistengebiete dort als Bürger Aserbaidschans leben können werden.

Mir fallen in diesem Zusammenhang noch zwei Dinge ein. Erstens leben ja jetzt schon außerhalb der von den Separatisten heimgesuchten Gebiete Aserbaidschans Zehntausende von Armeniern in Aserbaidschan, sprechen ihre Sprache, leben ihre Kultur, und niemand versucht sie zu vertreiben. Wenn das Ziel Aserbaidschans ein „ethnisch bereinigtes“ Karabach wäre, warum sollte es dann nicht mit den übrigen Armeniern im Lande anfangen. Gelegenheit dazu hätte es schon längst gehabt. Hinzufügen möchte ich noch die Bitte an Sie, sich einmal die Geschichte der ethnischen Homogenisierung Armeniens seit 1987 anzuschauen, in deren Verlauf Hunderttausende von Aserbaidschanern das Land, das bis dahin auch ihre Heimat war, unter dem Druck eines immer hysterischer und aggressiver werdenden armenischen Nationalismus verlassen mussten. Zweitens: Was der aserbaidschanische Staatspräsident und das offizielle Aserbaidschan sagen und offenbar wollen, ist keine ethnische Säuberung in irgendeiner Form, sondern in erster Linie die Beseitigung eines Zustandes, in dem es innerhalb des aserbaidschanischen Staats bewaffnete Gruppen gibt, die die Autorität ebendieses Staats nicht anerkennen. Auch hier fällt mir die Parallele zur Ukraine ein: Dort konnten vor 2014 Menschen russischer Nationalität genauso leben wie andere, und das war im Großen und Ganzen nie ein Problem. Als dann aber – genau nach demselben Muster wie in Aserbaidschan zwischen 1987 und 1991 – mit Hilfe ausländischer Einmischung damit begonnen wurde, einen Staat im Staate herbeizureden, war das etwas ganz anderes. Vor diesem Hintergrund finde ich es bizarr, dass Sie in Ihrem Artikel pro-separatistischen Stimmen unkommentiert Raum bieten, die ihre Lage mit der jetzigen Situation der Ukrainer vergleichen – die Position der Separatisten in Karabach und ihrer Unterstützer in Aserbaidschan kann nur schwer mit dem verglichen werden, was die Ukrainer heute tun müssen, sondern eher mit dem, was die russischen Invasoren in der Ukraine anrichten. Sinnvoller wäre es, etwa die Parallele zwischen Xocalı, Butscha und Irpin zu sehen.

Statt sich von der „Wucht der Worte“ interessierter Gruppen beeindrucken zu lassen (die im Übrigen nur den Standardmythos armenischer Nationalisten reproduziert, der die Ereignisse ab 1987 in Karabach die Fortsetzung oder Parallele des Genozids von 1915 darstellen möchte, was, um es gelinde zu formulieren, eine kontextualisierungsbedürftige Sichtweise ist), fände ich es angemessener, wenn Sie noch gründlicher auf Widersprüche und Lücken in Ihrer eigenen Argumentation achten würden. „Im Dezember hat die Blockade begonnen“, schreiben Sie. Aber einen Absatz weiter: „Immerhin durften Versorgungsgüter russischer Truppen und humanitäre Hilfe des Internationalen Roten Kreuzes hinein sowie Krankentransporte heraus.“ Wenn Versorgungsgüter und humanitäre Hilfe hineinkommen, wo ist da wirklich die Blockade? Die von Ihnen hier geschilderte Lage scheint mir tatsächlich näher an der von aserbaidschanischer Seite gegebenen Darstellung zu liegen als an den Berichten der Gewährsleute aus den Separatistengebieten, die Sie zitieren. Aus aserbaidschanischer Sicht gibt es nämlich keine Blockade. Die Errichtung eines Grenzpostens an der Zufahrt von Armenien in das Separatistengebiet auf aserbaidschanischem Territorium am 23. April, erfolgte aus aserbaidschanischer Sicht auch deshalb, um den illegalen Transfer von Waffen und anderen Dingen zu den Separatisten zu verhindern. Die aserbaidschanische Seite hat in diesem Kontext festgestellt, dass am 15. Juni bei der Kontrolle von Lastwagen des Internationalen Roten Kreuzes, die angeblich nur humanitäre transportierten, auch Schmuggelware gefunden wurde (siehe erneut Anonym 2023). Über ähnliche Vorfälle war schon früher berichtet worden (siehe Libération/AFP 2023). Dass trotz der angeblichen Blockade der Separatistengebiete nach wie vor Lastwagen voller Güter dorthin gelangen, bestätigen übrigens nicht nur aserbaidschanische Quellen (siehe etwa Šachverdjan 2023). Bevor man sich aus einer vollkommen einseitigen Quellen- und Gewährsleutesicht heraus die Position nur einer der Streitparteien zu eigen macht, wäre es für mich sinnvoller, das Für und Wider der Frage, ob es die „Blockade“ wirklich gibt, sorgsam abzuwägen.

Insgesamt finde ich es enttäuschend, dass eine mächtige Presseinstitution wie die Ihre bei einem so heiklen Thema auf der Ebene der einseitigen, stellenweise reißerischen Darstellung bleibt „Russland … rüstete auch die Aserbaidschaner auf“, schreiben Sie etwa gegen Ende. Was soll das bedeuten? Aserbaidschan ist seit 1991 wieder ein unabhängiger Staat, und wenn es um Aufrüstung geht, muss es nicht darauf warten, dass Russland oder ein anderes Land ihm diese erlaube oder „es aufrüstet“. „Rüstete es auf“ ist eine Formulierung, die Aserbaidschan als passives Instrument der russischen Politik, als abhängige Größe, als Marionette darstellt, und daher sehr polemisch. Der Fakt, der hinter dieser Wortwahl steht, ist, dass Aserbaidschan russische Waffen gekauft hat und kauft. Aber das tun zahlreiche andere Staaten auch, darunter Armenien, das auch Waffen aus Indien kauft. Sie hätten also auch schreiben können: „Indien und Russland rüsteten Armenien auf“. Das wäre genauso wahr oder falsch wie „Russland rüstete Aserbaidschan auf“. Aber es würde nicht in das in der gesamten deutschen sogenannten Qualitätspresse dominierende Bild passen, demzufolge Armenier in Karabach nur unschuldige Opfer und die Aserbaidschaner die Bösewichte sein dürfen. Vielleicht geben Sie bei der nächsten Gelegenheit ja auch der aserbaidschanischen Position einmal ein paar gewichtige Worte. Das fände ich wundervoll.
Michael Reinhard Heß

 

Nicht von der Welt, sondern von der Politik hingenommen. das ist die Wahrheit. Sie zeigt, was Putin von Verträgen hält. Sie interessieren ihn wenig. Ihm geht es immer um Macht und Einfluss des russischen Imperiums. Menschen sind ihm, den angeblichen Bekenner zum christlichen Glauben, völlig gleichgütig. Wo bleibt die Öffentlichkeit, die öffentliche Debatte. Die sonst so meinungsstarken Journalisten schweigen, kein Aufheulen der öffentlichen Meinung. Es ist ein Versagen der Mit dem Mandat der Wähler ausgestatteten politischen Verantwortungsträger auf der ganzen Linie, ein geistiges Armutszeugnis.

R. Reiger

Es ist absolut sinnentstellend, wenn Ihre Redakteure behaupten, die Deutschen wären an der Ermordung der Armenier 1915 beteiligt gewesen. Richtig ist, dass das Deutsche Reich im 1. Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet war und aus politisch-militärischen Überlegungen nicht eingegriffen hat.
Hans Spichalsky

 

Ich möchte meine aufrichtige Anerkennung für die Veröffentlichung des Artikels „Von der Welt vergessen“ vom 10.08.23 zum Ausdruck bringen und Ihnen herzlich dafür danken. Ihre journalistische Arbeit ist von bemerkenswerter Subjektivität geprägt, da Sie die Welt auf die Situation und das Leiden der Armenierinnen und Armenier im Bergkarabach aufmerksam gemacht haben. Die Vorgänge dort stellen einen schleichenden, bedrückenden Genozid an einer isolierten und hilflosen Minderheit dar. Eine förmliche ethnische Säuberung entfaltet sich vor unseren Augen. Ich habe den Eindruck, dass wir in Europa möglicherweise diese Minderheit im Austausch für preiswerteres Gas aus einem autokratischen Land aus den Augen verloren haben oder anders ausgedrückt, ihrem Schicksal überlassen haben. Bitte lassen Sie sich nicht von vorgeschobenen Argumenten beeinflussen, die den Artikel als „einseitig“ abtun. Ich ermutige Sie, weiterhin „einseitig“ auf der Seite von Gerechtigkeit und Menschenrechten zu stehen. Ihre Entschlossenheit verdient Bewunderung und ist von unschätzbarem Wert.
Bassel Makhouly

 

Die von den beiden Autorinnen aufgestellte Behauptung, das Osmanische Reich habe mithilfe der Deutschen anderthalb Millionen Armenier getötet, ist falsch. Unzweifelhaft haben einige deutsche Offiziere sich direkt oder indirekt an der Ermordung beteiligt oder nicht reagiert und weggeschaut. Andere deutsche Offiziere haben aber auch dagegen protestiert. Von der deutschen Regierung ist keine Unterstützung für die Vertreibung der Armenier gekommen. Dem Verbündeten hat man lediglich militärische Hilfe für den Krieg gegen die Engländer gewährt. Wenn dies als Hilfe für die Ermordung der Armenier gewertet werden soll, dann hat Frankreich 1915 England Hilfe bei der Niederwerfung des Osteraufstands in Irland geleistet.
Franz-Josef Kos

 


Leserbriefe zu „Gefangen in Halbwissen“ von Konstantin Kisin

Konstantin Kisin hat all die einäugigen „Halbwissen“schaftler entlarvt, die mit ihrem Tunnelblick auf die Geschichte der Sklaverei blicken und als Alleinschuldigen den alten weißen Mann ausgemacht haben! Um sein Veganerbeispiel aufzugreifen: mit dem gleichen Röhrenblick betrachten sie auch die Erderhitzung und erkennen dafür als Alleinverantwortlichen denselben alten weißen Mann! Er hat daher die Pflicht, schnellstmöglich vom Allesfresser zum Veganer zu mutieren; sein Gebiss wird währenddessen dem eines Schafes immer ähnlicher werden! Hoffentlich nur das! Irgendwann wird es den (alten) Weißen (Mann) nicht mehr geben. Bin neugierig, wem die identitätspolitischen Ideologen dann die Schuld an allen menschengemachten Missetaten geben? Vermutlich einem Weißheits- oder Weißmachergen, das sich in einer Nische unseres Genoms versteckt hat!
Ulrich Pietsch

 

„Es war nicht alles schlecht an der Sklaverei“, dieser zynischen These des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis schließt sich der Autor zwar nicht an. Dennoch geht es ihm darum, ebenfalls in kulturkämpferischer Attitüde, die selbstkritische Aufarbeitung der eigenen (Kolonial-)Geschichte zu delegitimieren.  Konstantin Kisin relativiert, rechnet Unrecht des Westens gegen Unrecht nicht-westlicher  Kulturen auf – und das auch noch zum vermeintlichen Vorteil des Westens: Schließlich  umfasst die Praxis des transatlantischen Sklavenhandels nur eine vergleichsweise kurze  Periode in der Universalgeschichte der Sklaverei; sie sei zudem weniger grausam gewesen  als der Transsahara-Sklavenhandel und Binnensklaverei auf dem afrikanischen Kontinent,  und es war der Westen, der im Zuge der Aufklärung jede Form der Sklaverei ächtete. Dem Verfasser widerstrebt offensichtlich das wachsende Bewusstsein in den postkolonialen westlichen Gesellschaften dafür, dass der heutige Wohlstand in nicht unerheblichem Umfang auf der Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen und Land im Globalen Süden beruht. Aufgeklärt ist eine Gesellschaft, die ihr Handeln an den eigenen postulierten humanistischen Werten ausrichtet. Das ist in der Geschichte des Westens gründlich misslungen – und dies zu leugnen hieße, in den Worten des Autors, doch andersherum gewendet: „Gefangen in Halbwissen“.
Rüdiger Paul

 

Ich finde den Beitrag misslungen:

1.

Inhaltlich gehe ich mit den mitgeteilten Fakten konform. Aber klassische Sklaven waren rechtlich gesehen „Objekte“, die einen Eigentümer hatten, die man legal kaufen, verkaufen und vermieten konnte. In den westlichen Ländern wurde die Sklaverei spätestens im 19. Jahrhundert abgeschafft, wobei zunächst der Sklavenhandel und erst später der Sklavenbesitz verboten wurde. Dänemark war führend (1803), USA Schlusslicht (1856). Die Aufhebung der Sklaverei erfolgte weltweit weitgehend gegen Ende des 19. Jahrhundert auf (politischen) Druck der westlichen Länder, speziell der Kolonialmächte. Mauretanien schaffte als letztes Land Ende 1980 die Sklavengesetze ab. Seither gibt es keine Sklaven im Rechtssinn. Bemerkenswert ist auch, dass die Sklaven von den westlichen Staaten, allen voran die Sklaven der USA, von den Sklavenhändlern Afrikas gekauft wurden. Gewonnen wurden die Sklaven ganz überwiegend bei Stammeskämpfen untereinander, nicht etwa von den westlichen Sklavenhändlern. All das war damals völlig legal. Diese Informationen sollten dem Leser zu Beginn mitgeteilt werden.

2.

Noch immer gibt es Millionen von Menschen, die aufgrund ihrer faktischen Situation nicht besser oder gar schlechter leben (müssen) als frühere Sklaven im eigentlichen Sinn. Ich würde diese bedauernswerten Menschen trotzdem nicht Sklaven nennen, allenfalls „moderne Sklaven“, zumal es sehr unterschiedliche Gruppen gibt. Wenn Sie die echten (historischen) Sklaven und die „modernen“ Sklaven begrifflich in einen Topf werfen, vergrößern Sie das von Ihnen beklagte Halbwissen eher negativ, als es positiv zu verbessern. Vor allem: Um die „modernen“ Sklaven geht es in der aktuellen Diskussion um Reparationen nicht.

3.

Ein großes Missverständnis des Autors entnehme ich seiner Aussage, wir (also die Menschen dieser Erde) seien der Untat der Sklaverei fähig, sobald wir einige menschliche Wesen für wertvoller halten als andere. Pardon, das ist eine Verwechslung von Ursache und Wirkung. Sklaven wurden gehalten, weil sie billiger im Unter- halt waren als Lohnarbeiter, auch wenn die Unterschiede bis weit in das 19. Jahrhundert eher gering waren. Sklaven wurden genommen, weil die Sklavennehmer es konnten, d. h., weil sie militärisch überlegen waren. Spätestens in der Antike war es allgemeine Überzeugung, dass bei einem Feldzug alle unterlegenen Soldaten ein- schließlich der gesamten Bevölkerung als Sklaven zu nehmen seien, schon um später eine Revanche des besiegten Landes zu verhindern. Die Meinung über die „Wertigkeit“ der betroffenen Menschen dürfte von sehr untergeordneter Bedeutung gewesen sein. Dass Sklaven, vor allem in den USA, als minderwertig angesehen wurden, war nicht Ursache für ihre Versklavung, sondern Folge ihres Status. So wie Menschen in prekären Situationen nicht deshalb arm und hilflos sind, weil andere auf sie herabsehen.

4.

Warum nun werden von Kritikern der ehemaligen Kolonialmächte ausgerechnet von den Nachfahren der Kolonialstaaten Reparationen an die Nachfahren der Sklaven gefordert und nicht von den Nachfahren der Sklavennehmer. Auch dafür sehe ich nur einen Grund: Weil nur die ehemaligen Kolonialmächte wirtschaftlich zu Reparationen in der Lage wären im Gegensatz zu den Nachfolgestaaten der Sklavennehmer, so es überhaupt Nachfolgestaaten gibt.

5.

Meine Hauptkritik ist aber eine ganz andere: Weshalb erscheint dieser Artikel überhaupt in der ZEIT, noch dazu im ersten Buch auf einer ganzen Seite. Gibt es Leser der Zeit, die über so wenig Wissen in Bezug auf die Sklaverei verfügen? Man muss nicht auswendig wissen, in welchem Jahr genau welches Land die Sklaverei abgeschafft hat. Aber dass der Westen als Sklavenaufkäufer, nicht als Sklavennehmer, aufgetreten ist, und dass der Westen vor über 200 Jahren begonnen hat, die weltweite Sklaverei abzuschaffen, ist doch wohl eher eine Binsenweisheit.

Dietrich W. Dietrich

Endlich einmal ein Autor, der die Frage der Sklaverei nicht nur auf die europäische Beteiligung reduziert, sondern die wesentlich ältere der islamischen Welt berücksichtigt. Vielleicht hätte er noch die weißen Sklaven in Nordafrika erwähnen können (Miguel de Cervantes z. B), die vor allem aus Italien und Spanien stammten und auf die Überfälle islamischer Piraten (Barbareskenstaaten) auf Schiffe und Städte im westlichen Mittelmeer zurückzuführen sind. Das Buch von Herrn Kisin sollte ins Deutsche übersetzt werden.
Franz-Josef Kos

 

Danke für diesen aufschlussreichen Artikel. Lebten die „Kriegsgefangenen“ der Antike (griechische Stadtstaaten, Rom, …) oder „leibeigenen Kleinbauern“ im Zarenreich oder unter Stalin in besseren Verhältnissen? Und der „König“ von Benin (heute südöstlich von Lagos in Nigeria gelegen) weigerte sich, das Verbot von Sklavenhandel durch Großbritannien zu akzeptieren: Das war sein Geschäft! Wenn „Sklaverei“ heißt, dass faktisch weder Arbeitsplatz noch die Bewegungsfreiheit gewählt werden können und einigermaßen gesundes und auch freies Leben kaum möglich ist, dann waren seit 2500 Jahren bis fast heute viele Menschen in Lebensumständen nahe der Sklaverei.
Wolfgang Ströbele

 

Der Artikel von Herrn Kisin ist nicht gut durchdacht. Erstens fällt er dem folgenden Fehlschluss anheim, der öfters bei rechten Kommentatoren zu finden ist: „Die Linken reden über X. Aber Y gibt’s doch auch! Darum muss man auch über Y reden, wenn man über X reden will.“ Nur weil die Briten neben der Kolonialisierung der halben Welt auch die Sklaverei als erste offiziell „abgeschafft“ hat heißt das noch lange nicht, dass man das immer mit erwähnen muss wenn man über deren Kolonialverbrechen sprechen will. Das trifft auch auf die Behauptung von Herrn Kisin zu, dass wenn über Sklaverei gesprochen wird, man ja ebenfalls über die Verbrechen von Mansa Musa im 14. Jahrhundert sprechen müsste. Wieso genau? Ein Grund es nicht zu tun ist, dass der transatlantische Sklavenhandel die ökonomische und geopolitische Situation bis heute in einem Masse prägt, wie man das wohl weder über Mansa Musa noch über Zwangsarbeit im Gulag sagen kann.

Mit anderen Worten, dass die Sklaverei des transatlantischen Sklavenhandels und die Ideologie des damit assoziierten Rassismus im aktuellen Diskurs eine große Rolle spielt beweist nicht, dass dieser an einem ‚bias‘ krankt oder gar heuchlerisch wäre. Dieser Fokus ist dadurch gerechtfertigt, dass jene Art der Sklaverei für die heutige Situation von besonders großer Wichtigkeit ist. Nun kann man —vielleicht mit sehr guten Gründen — argumentieren, dass man den Diskurs ausweiten sollte. Aber das ist nicht die Stoßrichtung von Kisin’s Aritkel. Wäre es ihm um eine begründete Ausweitung des Diskurses auf andere Formen der Sklaverei bedacht, so müsste er der Diskussion ja offen gegenüberstehen. Eher scheint es ihm darum zu gehen, den Diskurs ganz zu lassen und uns stattdessen als „fortschrittlichste Leute in der Geschichte der Menschheit zu feiern“.

Zweitens, scheint Kisin die grundlegenden Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage nicht zu kennen. Er behauptet, dass Reparationen zu einem großen Teil von schwarzen Sklaventreibern gezahlt werden müssten, die für eine Mehrheit der Versklavungen im transatlantischen Sklavenhandel verantwortlich seien. Dies vernachlässigt, dass diese Sklaventreiber erst durch die Europäische Nachfrage in dem Maßstab auf den Plan gerufen wurden. Ganz grob gesagt kommt Kisin’s Idee der Argumentation gleich, dass man bei einem Prozess gegen ein Drogenkartell nur die unterste, direkt involvierten Drogendealer bestrafen sollte, da ja nur diese direkt verantwortlich seien. Es stimmt, dass die Frage nach der Verantwortlichkeit für Sklaverei schwierig zu beantworten ist. Jedoch ist es nicht „politische Gefärbtheit“ welche diese Diskussionen verunmöglicht, sondern die Unwilligkeit konservativer Nationen sich ihrer Geschichte zu stellen. Für ganz fakten basierte Evidenz zu Reparationen sei zudem auf die Arbeiten der Ökonomen Leonard Wantchekon und Nathan Nunn (e.g. https://cepr.org/voxeu/columns/understanding-long-run-effects-africas-slave-trades) hingewiesen.
Pablo Hubacher Haerle

 


Leserbriefe zu „Wir können uns in dieser Situation keine Lagerkämpfe mehr leisten«“. Gespräch mit Armin Nassehi geführt von Max Hägler

Richtig: die notwendige Transformation lässt sich nicht einfach herverwalten. Wir brauchen Freiheiten, Aufbruchstimmung und ein offensives Programm. Dies ist der Auftrag an unsere Bundesregierung. Wichtig ist, den Primat der Politik zu postulieren und mutig und seriös anzunehmen. Wegen der fehlenden Seriosität ist Andi Scheuer kein Vorbild, aber immerhin ein Beispiel. Er muss im Hinblick auf seine ehrgeizige Politik wohl nicht befürchten, für den verursachten Schaden in Höhe von 243 Millionen Euro in Regress genommen zu werden. Also: Nur Mut, allerdings kombiniert mit Seriosität. Wir brauchen eine Entfesselung. Auch die Entstaatlichung der Post 1989 ist hier ein Beispiel: Sie begann mit einer „Entrümpelungsverfügung“. Die Notwendigkeit, zu bilanzieren, eröffnete der Raum für eine große Transformation. Das waren die geänderten Regeln. Think Big statt einer Politik des Kleingedruckten, die den Riesen immer nur weiter fesselt.
Reinhard Koine

 

Herr Nassehi warnt vor allzu simplen Rechnungen. Weniger Wirtschaftsleistung führt nicht zu weniger CO2. Da scheint mir die Empirie aber was anderes zu zeigen. Man vergleiche die Jahre, in denen weniger emittiert wurde mit den Jahren der Krisen wie der Finanzkrise oder Corona. Abgesehen davon gilt es nicht nur den CO2-Ausstoß im Auge zu behalten, sondern auch den Resourcenverbrauch. Und der wird ohne weniger Produktion weiter zunehmen. Auch wenn man 50 Millionen PKW mit Verbrennungsmotor durch 50 Mio. mit Batterie ersetzt. Das Märchen vom grünen Wachstum in reines Wunschdenken.
Wolfram Leonhardt

 

Ich gebe Herrn Nassehi vollkommen recht und schlage – was den Fachkräftemangel in unserem Land betrifft – als Sofortmaßnahme Folgendes vor: jeder Rentner bzw. Pensionär, der sich noch körperlich und geistig fit fühlt, kann sich unter Angabe seiner Qualifikation beim nächsten Jobcenter melden und angeben, wie viele Stunden pro Woche er bereit wäre, wieder arbeiten zu gehen. Bedingung: der Zusatzverdienst ginge nicht zu Lasten der Rente bzw. Pension und bliebe unversteuert.  Ich bin hundertprozentig sicher, dass dies in kürzester Zeit den Fach- bzw. Arbeitskräftemangel in unserem Lande spürbar reduzieren würde. Andere Länder machen das seit langem vor, z.B. Japan.
Björn Luley

 

Aber genau diese Lagerkämpfe will die Ampel austragen und dazu passt in diesen skurrilen Spielereien das Feindbild AfD wie die Faust aufs Auge. Als wären der Ukraine-Krieg (andere Kriege spielen ampelmäßig keine allzu große Rolle), der Klimawandel, die Inflation, die Verkehrs- und Energiewende nicht schon genug, muss die Ampel ständige neue obsolete und überflüssige Sanktionen in Richtung Russland loslassen. Haben wir diesen ganzen Schlamassel nur der aktuellen Regierung zu verdanken!? Wenn es ums Klima geht, dann hören diese Ampel-Spezialisten aus Berlin nur auf ihre eigenen Experten, die den Ampel-Kurs ständig in den höchsten Tönen Lob preisen müssen.
Klaus P. Jaworek

 

Vielleicht ist es Zeit, die theoretische Ebene von „Wachstum vs. Postwachstum“ zu verlassen.

Viele Menschen merken alltäglich, dass ein „immer mehr“ nicht geht. Ressourcenverbrauch, Energiebedarf, Erdüberlastungstag sind ausreichend in den Schlagzeilen vertreten. Wenn Shopping als Freizeitbeschäftigung, Wegwerfprodukte, Verpackungs- und Abfallberge, Ausbeutung von Mensch und Tier als „Wohlstand“ oder wohlstandsbegründend angesehen werden, dann läuft einiges schief.

Es gab bereits vor über 10 Jahren die Bundestags-Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“, die z. B. die Kategorien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz beschrieben hat. Solange das jedoch nicht auf allen Ebenen verbindlichen Charakter erhält und nur die Überschriften wechseln („BNE“, „Transformation“, „Green Deal“), wird die weltweite Lebensqualität – und um die geht es letztlich – nicht besser.
Heiko Reinhold

 

Der o.g. Interview-Artikel hat mich positiv bewegt und ich kann fast allem zustimmen, was Herr Nassehi sagte, einigem ganz besonders:  So der bisherigen in der Gro-Ko gepflegten Illusion von Stabilität und dem auch moralischen Aspekt der Bürokratie. Bei letzterer würde auch ich Vorsicht bei der „Entbürokratisierung“ anmahnen, denn irgendwo haben die meisten Regelungen und Kontrollen durchaus auch Gründe wie die Verhütung von Risiken und Schäden.  Allerdings kann diese Vorsorge und Schutz von allem und jedem natürlich übertrieben sein und der Verzicht darauf weniger schädlich als die Lähmung allzu vieler Maßnahmen und Investitionen, auch sehr dringlicher wie beim Klimaschutz und EE.  Andererseits haben wir auch mit Deregulierungen sehr schlechte Erfahrungen gemacht, wie bei der Finanzkrise nach viel zu weitgehender Deregulierung auch seitens der damals rot-grünen Regierung; und die Türkei hat ihre bekannten schlimmen Erfahrungen beim diesjährigen Erdbeben gemacht, wo die meisten Häuser stehengeblieben wären, wenn es strengere Regeln beim Bau oder strengere Durchsetzung solcher Regeln gegeben hätte.   Es kommt also immer auf die Balance an; ich denke, dass ich damit bei Ihnen kaum auf Widerspruch stoße. Natürlich ist diese Illusion der Stabilität bei früheren Regierungen mit einem viel zu hohen Preis erkauft worden, nämlich dem des „Kopf in den Sand steckens“, der Ausblendung, der Verschleppung von Kosten und Maßnahmen zwecks Bequemlichkeit, Machterhalt, Steuersenkung oder -erhaltung, Klientelbefriedigung oder Koalitionsfrieden.

Bei der Illusion, dass es irgendwie doch so weitergehen werde, möchte ich noch pointieren, dass allzu viele denken, dass es irgendwie so weitergehen „muss“, und wenn nicht, dass Regierung oder „System“ schuld sein müssen, die dann eben beseitigt werden müssen.  Es kommt kaum jemand in den Sinn, dass einige unangenehme Änderungen oder unangenehme Nebenwirkungen — nach allen Fehlern der Vergangenheit — auch mit der besten aller realen Regierungen oder dem besten aller „Systeme“ nicht vermeidbar sind, so dass man allenfalls die Wahl des geringeren Übels hat. Natürlich sind die Zustimmungsraten für Ziele sehr oft gefährdet, wenn es konkret wird, weil erst dann die „Nebenwirkungen“, die Risiken und Kosten nicht nur finanzieller Art wirklich deutlich werden;  und dann steigt der Widerstand,  auch wenn diese Nachteile unvermeidlich und zumindest langfristig das viel geringere Übel sind. Und natürlich wäre die Abschaffung des „Kapitlalismus“ oder allen Wachstums keineswegs automatisch mit einem Plus an Ökologie verbunden, nicht einmal automatisch mit mehr Gerechtigkeit.

Es ist immer wieder das gleiche:  Von allen Seiten wird das „Angebot“ gemacht, in Wirklichkeit die Illusion verkauft, es gebe einen Weg der Schmerzlosigkeit, der Vermeidung aller Risiken und Nachteile oder Ungerechtigkeiten.  Und auf der Suche nach diesem „Idealweg“ wird so viel Zeit verloren, dass es schließlich leicht zu spät werden kann. Leider enthält auch Herrn Nassehis Lösungsvorschlag  des großen Infrastrukturprogrammes  mit Partizipation fast aller beteiligten, kundigen und betroffenen  dieses Risiko  der unerfüllbaren Erwartungen:  Es wird nicht nur die „technischen, verwaltungstechnischen, unternehmerischen und  sozialen Dimensionen“  brauchen, sondern auch mehr Arbeit und Ressourcen für das nötige, wohl sogar auf Kosten von Arbeit/Ressourcen für sonstiges oder von einem Stück bisheriger Freizeit oder Rentenzeit,  insgesamt damit auch eine Reduktion  von bisherigen Ansprüchen und Erwartungen, hoffentlich möglichst gerecht verteilt auf alle Seiten,  aber selbst die Gerechtigkeit wird  nicht zu 100%  erfüllbar sein, wenn die nötigen Transformationen  noch rechtzeitig und ausreichend kommen sollen.  Leider wird es dauern, je demokratischer und partizipativer und je mehr auf alle Rücksicht nehmend, um so länger.  Das Dilemma ist, dass nach der langen Zeit der Verschiebung und Verschleppung zu langes Dauern katastrophal oder tödlich sein kann.
Peter Selmke

 


Leserbriefe zu „Wie man sich eine Studie backt“. Gespräch mit Rainer Schnell geführt von Martin Spiewak

Ein schöner Beitrag zum Thema Studien und Umfragen. Wie wir teilweise an der Nase herumgeführt werden, ist mir erst während der Coronakrise bewusst geworden. Vorher war ich bei diesem Thema durchaus naiv. Ich teile die Meinung des Herrn Schnell absolut. Vor allem in seiner letzten Antwort trifft er den Nagel auf den Kopf! Es geht im Forschungsgelder, Aufmerksamkeit und daraus folgend um Versuchungen. Die Politik hat Steuerungsmechanismen über die Zuteilung der Gelder, und die Medien über die Schlagzeilen und dem Streben nach Aufmerksamkeit.
Martin Krivacek

 

Mich würde einmal interessieren, ob DIE ZEIT sich selber an die Kriterien für gute Umfragen hält und ob man generell die Fragebögen für ZEIT-Umfragen – ein bisschen nervig sind diese ständigen Briefe und Mails schon, in denen Sie Ihre (potenziellen) Leser*innen um ihre Meinung bitten; kann man neue Käufer nicht auf andere Art anwerben? – bekommen kann. Ganz konkret würde mich mal interessieren, wie diese arg verkürzte Schlagzeile von S. 35 zustande gekommen ist, wonach 13,3 % der Unternehmen in Deutschland KI nutzen. Welche Unternehmen? Wie viele wurden befragt? Wie definiert sich „KI“? Wie oft muss man diese benutzen oder benutzt haben, damit das als Benutzung gilt? Wie verteilt sich das auf kleinere und größere Unternehmen?

Ich bin gerade mit Jill Lepores „These Truths“ fertig geworden und habe Deborah Lipstadts „Beyond Belief“ angefangen. Wenn man beides (und dazu noch Walter Lippmanns Klassiker „Public Opinion“) zusammennimmt, ergibt sich das Bild, das die heutigen modernen Umfragen (Gallup als Vorreiter) in der PR wurzeln und diese wiederum aus der Propaganda (gegen die deutschen „Hunnen“ und den Kaiser und später auch gegen die Nazis) entstand. Diese Gräuelpropaganda des Ersten Weltkriegs führte dazu, dass die US-Öffentlichkeit während der Nazizeit skeptisch gegenüber Berichten über die Verbrechen des NS-Regimes war. Eine gewisse Skepsis gegenüber Umfragen halte ich auch für angebracht. Gerade heutzutage umso mehr, weil sich die Milieus immer mehr auflösen und die Meinungen und Wahlverhalten immer fluider und unberechenbarer werden.
Thomas Manthey

 

Dieser Beitrag war lange überfällig, und es ist das Verdienst von Rainer Schnell, in verständlichen Worten abseits von Uni-Seminaren die Fallstricke von methodisch miserablen Umfragen darzustellen. Mich hat allerdings schockiert, dass die ZEIT Umfragen auch bei Civey in Auftrag gibt. Ich bin vermutlich wegen eines früheren Sündenfalls regelmäßiger E-Mail-Empfänger von Angeboten seitens „Clara von Civey“, meine Meinung auf einer fünfteiligen Skala kundzutun. Ich habe die Zusendung nicht abgestellt, weil ich die Perfidie der meisten Fragestellungen verfolgen will. Neben den von Schnell kritisierten Beispielen rein fiktiver Themen (z.B. zur „Wagenknecht-Partei“) oder von Fragen, die den Kenntnis- oder Einflussbereich der Antwortenden deutlich überschreiten, enthalten die Frageformulierung – meist! – bereits sachlich falsche Informationen, z.B. bei einer kürzlich gestellten Frage, ob Deutschland an „einigen Grenzen dauerhafte Kontrollen“ einrichten solle – obwohl es die ja z.B. an Flughäfen bereits gibt. Die Antworten auf solche Fragen sind allerdings gefährlich beliebig interpretierbar. Vor allem aber enthalten die Formulierungen der allermeisten Fragen schwarz-weiß-Optionen, die keiner politischen Realität entsprechen, ohne die aber eine Antwort auf einer fünfteiligen Skala unmöglich wäre. Zudem springt Civey oft auf die Sau auf, die gerade durchs Dorf getrieben wird. Beides befördert einen unterkomplexen populistischen Denkstil, oft durch die vermeintliche Aktualität emotionalisiert, und damit politisch festgefahrenes Einspur-Denken. Civey ist für mich abschreckende Meinungsmodellierung auf Stammtisch-und Erregungspotenzialniveau. Deren ökonomische Unterstützung hätte ich der ZEIT nicht zugetraut.
Rainer Nolte

 

Glückwunsch zu dem informativen Interview mit Rainer Schnell! Jetzt müsste Ihre Redaktion nur noch entsprechend handeln. Doch Frau Hähnig zitiert die Zeit-Umfrage wieder, ohne auf die mangelnde Aussagekraft hinzuweisen. Schade.
Thomas Brehm

 

Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Ich habe ein paar Wochen an den Umfragen von Civey teilgenommen. Dann gab ich auf, reine Zeitverschwendung dachte ich. Es gibt bessere Beschäftigungen als diesen Fragenonsens. M. Kersten

 


 Leserbriefe zu „Über Zwerge und den Respekt für andere Kulturen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Martenstein macht die Zeit lesenswert. Er spricht aus, was alle anderen Redakteure der Zeitung sich nicht mehr trauen, auszusprechen.
Klaus Grasenick

 

Hätten Sie wohl die Güte, dem kleinwüchsigen Beschwerdeführer gegen Grimms Zwergenmärchen auszurichten, er möge seine Wortwahl überdenken? Das Märchen als «fucking rückständige Geschichte» zu bezeichnen, beleidigt nicht nur die Einwohner des Dorfes Fucking in Österreich, sondern die Ohren aller, die klares und einfaches Deutsch schätzen. Das Wort «fucking» ist übrigens längst gecancelt, der information flow in die Schauspielerbranche muss daher dringlich improved werden. Der Dank der Fuckinger für Ihre Bemühungen wird Ihnen ewig nachschleichen.
Andi Pfaff

 

„Ein Zwerg, auf den Schultern des Riesen kann weiter sehen als der Riese.“ (Zitat von Wilhelm Heinse, 1746-1803, deutscher Schriftsteller, Bibliothekar & Übersetzer) Das Wort „Respekt“ ist mir mittlerweile zu abgenudelt, da finde ich das Wort „Wertschätzung“ aussagekräftiger! „Wertschätzung“ ist etwas Menschliches und bedeutet Anerkennung, Achtung und Würdigung eines Menschen in dessen individueller Eigenart. „Mache dich nicht so wichtig, es gibt größere Zwerge als du einer bist.“ (Zitat von John Knittel, 1891-1970, Schweizer Schriftsteller, der in englischer Sprache schrieb).
Klaus P. Jaworek

 

Durch Ihre aktuellen Zeilen zieht sich eine geradezu zornige Ironie! Völlig zurecht! Zwerge sind keine Kleinwüchsigen, sondern zipfelbemützte Märchengestalten! Ebenso wie Riesen keine Großwüchsigen sind: welcher Nowitzki möchte sich schon mit Polyphem vergleichen lassen, dem menschenfressenden einäugigen Ungeheuer, das Felsen nach Odysseus schleuderte? Übrigens: hat man eigentlich schon einmal von einem großen Kerl gehört, der sich das Wort „Riese“ verbat?

Wir mündigen Erwachsenen und ihre unmündigen Kinder möchten Märchen, die keine Historie, sondern wunderschöne Geschichten sind, weiterhin im erzählerischen Urzustand lesen und hören! Die langweiligen, zwergen- und hexenfreien, zeitgeistkonform magisch figurierten Telefonbuchauszüge mögen die selbstermächtigten Sprachpuristen ihren Kindern mit Inbrunst als Einschlafhilfe vorstottern!
Ulrich Pietsch

 

Ich möchte meine Wahrnehmung der Martenstein-Kolumnen der letzten Monate mitteilen. Ich kann nicht die einzige Leserin oder Leser sein, der bzw. dem auffällt, dass der Autor in mehr und mehr seiner Kolumnen primär seiner offenbaren Verachtung für progressive Anliegen -Diversität, Nicht-Diskriminierung, Repräsentation- Luft macht. Herr Martenstein bemüht sich, seine Gedanken humorig darzulegen und durch (meist unzutreffende) Analogien und Überspitzungen den vermeintlichen Irrsinn “woker“ Bemühungen bloßzustellen. Seine Beobachtungen sind zunehmend weder witzig, noch clever, noch ein irgendwie relevanter Beitrag zu diesen wichtigen Themen. Eine sachliche Auseinandersetzung mit „woken“ Anliegen -auch eine solche, die den aktuellen Diskurs kritisch beleuchtet-, erwarte ich mir von der ZEIT selbstverständlich. Einen zunehmend populistisch anmutenden Kolumnisten nicht.

PS: Zur Illustration meiner Kritik das Beispiel der jüngsten Kolumne: Herr Martenstein echauffiert sich darüber, dass in einer Neuverfilmung von „Schneewittchen“ die „Zwergen“-Charaktere nicht von kleinwüchsigen Schauspielern dargestellt werden sollen – dies wohl u.a. auf den Hinweis kleinwüchsiger Schauspielender hin, dass dies eine rückständige Stereotypisierung wäre. Für mich nachvollziehbar. Für den Kolumnisten nicht, der stattdessen anhand dieses Juwels resümiert: „Respekt ist keine Einbahnstraße.“ Ernsthaft? Weiter: „Wer den Leuten das wegzunehmen versucht, was ihre Identität ausmacht, und dazu gehören für viele die Geschichten ihrer Kindheit und ihrer Vorfahren, der macht keine besseren Menschen aus Ihnen, sondern wütende.“ Autsch. Welche Zeitung lese ich eigentlich gerade?
Janna Bruins

 


Leserbriefe zu „Kein Geld, keine Kraft“ von Anna Mayr

Armut macht krank, seelisch und körperlich. Das Netz sozialer Sicherung ist undicht, Anpassungen des Staates kommen spät und unzureichend. Wie also ‚Raus aus der Armutsfalle’? Bezahlbarer Wohnraum in gemischter hilfreicher Nachbarschaft wäre ein probates Mittel, denn Wohnen ist der Generalschlüssel für soziale Teilhabe, Entwicklung und Fortkommen. Leider fallen z. Zt. mehr Wohnungen aus der Sozialbindung heraus als neue gebaut werden. Zudem macht ein renditegetriebener Immobilienmarkt das Wohnen unbezahlbar für das untere Einkommensfünftel. Not ist groß, Armut braucht Lobby. Abhilfe könnten neue Kooperationsformen zwischen privatem und öffentlichem Sektor schaffen. Zivilgesellschaftliche Initiativen, ortsnah und sachkundig, gepaart mit staatlich-kommunalen Finanzierungshilfen sind ein effektiver Hebel, brachliegendes Kapital und bereitwillige Humanressourcen gemeinwohlorientiert zu bündeln und einzusetzen, und zwar dort, wo es Früchte trägt – den Menschen zuliebe, und vor allem in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen selbst. Tätige Lobby zeigt sich dann nicht unbedingt sichtbar auf belebten Straßen und Plätzen, dennoch ist sie wirksam.
Kristina Osmers & Werner Dicke

 

Außer die Betroffenen interessiert sich kaum jemand für diese uns umgebende Wirklichkeit. Sobald es um illegal zugewanderte Migranten geht, wird sofort an menschenwürdige Unterbringung und Versorgung appelliert. Die Nachfrage nach deren eigenem Vermögen ist ein Tabu. Dann wird eine umfangreiche Lobby von zahlreichen NGO’s, Juristen und Aktivisten medienwirksam aktiv. Die Vorstellungskraft von einem Migranten ohne Versorgung, ohne ein Dach über dem Kopf leuchtet jedermann ein. Wie eine vierköpfige Familie mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 2400 Euro und weniger über die Runden kommt, hat kaum ein Nichtbetroffener erfahren. Die praktische Vorstellung davon ist daher nicht vorhanden. Die Betroffenen selbst ringen jedoch jeden Tag mit ihrer Geldnot.
R. Reiger

 

Sie berichten seit geraumer Zeit immer mal wieder über die Armut in Deutschland. Arm ist für Sie, wer nach Statistiken usw. als armutsgefährdet gilt. Ob und in welcher Höhe jemand über welche ungebundenen Einnahmen frei verfügen kann, weil er oder sie mit Geld umgehen kann, lassen Sie häufig im Nebel. Da berichten Sie vor einiger Zeit über eine alleinerziehende ALG II-Empfängerin und erklären lapidar, dass Ihr mtl. 120,– € für Lebenshaltungskosten usw. verbleiben. Wo ist Ihre Berechnung hierzu? Neben der Miete, der Heizkosten und der Mietnebenkosten erhält der Haushaltsvorstand rund 450,– €, Kinder zwischen 7 und 13 Jahren erhalten rund 350,- €. Macht zusammen 800,- € netto. Wenn Sie über Armut sprechen, nennen Sie bitte zukünftig konkrete Zahlen.  Ein ausgebildeter Handwerker, der nicht im Bauhauptgewerbe arbeitet, verdient in ersten Jahr nach seiner Ausbildung i.d.R. nicht mehr als 1.500,– € netto. Von diesen muss er seine Miete selbst bezahlen – im Gegensatz zum ALG II-Empfänger.
M. Platz

 

Der RvM-Leserbriefschreiber hat selbst jahrelang als Hippie in „romantischer“ Armut freiwillig gelebt – gleichwohl trotz dieser Ungezwungenheit die wahre Armut der Armen in den verschiedenen Ländern, in Südamerika, den USA, in Mittelmeerländern, in Afrika persönlich miterlebt, und schämte sich letztlich darüber: dass er jederzeit wieder aussteigen konnte aus dieser seiner selbstverfügten „Armut“… Und genau das war der Unterschied zum Armlebenmüssen und der damaligen Romantik des (zeitlich vorübergehenden) Aussteigers als Hippie. Dennoch hat dieser Zeit-Anteil im Dasein eine lebensverändernde Verinnerlichung für den RvM mitbewirkt – nämlich: auch eine politische Veränderungsvorstellung in dem Bewusstsein: ohne Ideologien die Welt mitverändern zu wollen…
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


Leserbriefe zu „Zu Gast bei Aufsteigern“ von David Hugendick

Eigentlich habe Ihre Zeitschrift abonniert, weil sie sich durch Sachlichkeit und Ausgewogenheit wohltuend von anderen Blättern unterscheidet. Ihr Redakteur David Hugendick scheint es allerdings als Beleidigung seiner journalistischen Fähigkeiten empfunden zu haben, für eine Reportage nach Heidenheim geschickt zu werden. Jedenfalls ist sein Artikel an Häme und Arroganz kaum zu überbieten. Schade um das Papier, schade auch um das Geld für das Abonnement.
Joachim Geiger

 

Der Beitrag enthält leider sehr viel feuilletonistisches Geschwurbel, aber wenig Information über Heidenheim. Peinlich ist darüber hinaus die Bebilderung – und zeugt von schludriger Bildredaktion. Die Sprechblase “TOR!” auf dem Bild im Artikel entspringt nicht etwa dem “Schlossberg” (wo sich u.a. auch die Voith Arena befindet), sondern dem “Totenberg”, wo sich der alte Friedhof der Stadt befindet. Kommentare aus der Gruft?
Gerd Bergmann

 

Aktenzeichen XY, Rammstein, (Fitness-)Uhren: Ihr Text enthält ja all die Themen, zu denen ich mich in meinen Leserbriefen aktuell geäußert habe. Fußball kommt gleich noch hinzu. Hatte vorhin schon etwas zu Uli Hoeneß‘ Elfmeter geschrieben, als mir der Handyakku abgeschmiert ist. Und zu Schalke vs. HSV und der damit verbundenen, im Falle meines Onkels tödlichen, Herzinfarktgefahr (bei mir ist es bei der Vierminutenmeisterschaft glimpflich ausgegangen), hatte ich kürzlich auch schon etwas beigetragen. Am Samstag hätte es bei Australien gegen Frankreich auch wieder soweit kommen können, aber zum Glück haben die Richtigen gewonnen. Die Endorphine, die danach freigesetzt worden sind, wirken immer noch ein wenig nach.
Thomas Manthey

 

Der Journalist David Hugendick macht sich auf den Weg, die Stadt Heidenheim kennenzulernen, bevor das erste Spiel des 1. FC Heidenheim in der Bundesliga startet. Nur, was will uns der Bericht sagen? Er kommt daher, wie ein Pflichtaufsatz eines Fünftklässlers. Soll die Mär von der Dorfstadt gepflegt werden, die aus unerklärlichen Gründen mal eben in die Bundesliga gepurzelt sind? Es ist ernüchternd wenig Substanz in einer Seite der „Zeit“. Dabei hätte ein wenig mehr an Vorbereitung durchaus ein positiveres Bild vermitteln können. Es ist ja nicht so, dass nun „plötzlich“ zum ersten Mal die Auswärtstribüne voll wird – das geschieht auch in der zweiten Bundesliga. Auch bisher sind die Fans von Hamburg, St. Pauli, Schalke, Union Berlin, Leipzig, des VFB Stuttgart usw. nach Heidenheim gepilgert und wurden dort freundlich in die Arena begleitet. Manchmal auch mit Shuttlebussen.

Da die Voith-Arena sich nicht verändert hat, wird sich auch in der Bundesliga nichts grundsätzlich anderes als bisher abspielen. Heidenheim ist kein Dorf, sondern Kreisstadt und ein Motor des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg. Der FCH verfügt über ein sehr breites lokales Unterstützernetzwerk und macht seit vielen Jahren eine nachahmenswert gute Arbeit – die den Verein nun gar nicht so überraschend in die erste Liga geführt hat. Schade, dass der Abstecher von David Hugendick so gar nichts freundliches vermittelt – oder war es einfach nur ein wenig trostloses Wetter, welches zu dieser melancholischen Abhandlung geführt hat? Solche Tage gibt es, auch ich kenne sie, wenn ich bisweilen eineinhalb Stunden nach Heidenheim fahre, um den geilsten Verein des Bundeslandes spielen zu sehen!
Michael Huber

 


Leserbriefe zu „Welche Würde?“ Streitgespräch von Donatella Di Cesare und Omri Boehm, moderiert von Peter Neumann

In dem Interview werden viele Worte gemacht, die m. E. doch nur auf folgende simple Tatsache hinauslaufen: Ohne die Annahme eines Gottes lässt sich objektive Moral und die Würde des Menschen nicht begründen. Wenn es Gott nicht gibt, in dessen Bild und nach dessen Gleichnis wir geschaffen sind und dem wir Rechenschaft schulden für unser Tun und Denken, gibt es keinen Unterschied zwischen dem selbstlosesten Wohltäter der Menschheit und ihren schwersten Verbrechern, zwischen Mutter Theresa und Hitler. Der Verlust Gottes hat geistesgeschichtlich ebenso zur Auflösung des Wahrheitsbegriffs geführt wie zur Auflösung des Begriffs vom Schönen und Guten. Kurzum: Ohne Gott ist alles erlaubt, wie Markus Widenmeyer unlängst in seinem fulminanten Buch „Moral ohne Gott. Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral“ (Holzgerlingen: 2022) so treffend herausgearbeitet hat.
Marcel Haldenwang

 

Danke für die Serie: Die Zukunft des Westens, ein Thema, das mich seit 1990 und dem Weckruf des Club of Rome „die Grenzen des Wachstums“ (1972) sehr beschäftigt. Deswegen habe ich mit großem Interesse allen Denkerinnen und Denkern zugehört. Sie schreiben „eine Rückkehr zu Metaphysik und Weltgeist – wie soll das gehen?“ und Sie schließen: „Die Frage nach der Zukunft des Westens ist …die Frage nach der Möglichkeit dieser Rückkehr.“ Hier also mein Vorschlag: In nachchristlicher Zeit sollten wir die Christliche Erziehung als Denkfähigkeit in unseren Kultur- und Geisteswissenschaften lehr- und lernbar einrichten.

Denn zur Würde des Menschen gehört die Denkfähigkeit als solche – sie unterscheidet uns von unseren Säugetieren, zeichnet alle Menschen gleichermaßen aus, ist nur unterschiedlich entwickelt. Das liegt an den unterschiedlichen Religionen. Jetzt aber im Anthropozän einigt uns alle die Einsicht, dass unser Erdenleben und deren atmosphärischer Schutzschild von der Sonne abhängen. Ich bin JG 1938, Witwe eines Außenhändlers mit Schwarzafrika und Arabien und war 37 Jahre Dozentin für Literatur an der VHS. Ich habe also keine Verbindung zum akademischen Leben, aber doch ein anregend gelebtes Leben. Leider fehlt mir das digitale Können. Ich hoffe sehr, sie regen an, das notwendige „Systemische Denken“ endlich auf den Weg zu bringen.
Elke Blancke

 

«Menschenrechte sollen universell gelten, werden aber gerne missachtet. Was bedeuten sie noch und wie schützt man sie?» Um die Menschenrechte langfristig schützen zu können, müssen bei ihrer Umsetzung die Naturgesetze berücksichtigt werden. Naturgesetze «sollen» nicht nur «universell gelten» sondern sie gelten tatsächlich universell und aus ihnen ist ableitbar, dass jedes exponentielles Wachstum ein Ende hat. Dies geschieht entweder durch eine brutale oder eine gesteuerte Landung. Was geschieht, wenn die Naturgesetze (und die daraus ableitbaren Schlussfolgerungen) nicht ausreichend berücksichtig werden, sieht man am aktuellen Schlamassel der Menschheit. Steven Koonin beschreibt in der Zeit Nr. 32 eine wesentliche Ursache so: Seit 1900 hat sich die Weltbevölkerung verfünffacht und die Wirtschaftsleistung pro Kopf versiebenfacht. Die Klima-Krise zeigt, dass das exponentielle Wachstum nicht weiter gehen kann. Offen ist nur, ob die Landung gesteuert und weich oder brutal hart ist.

«Omni Boehm. Associate Professor für Philosophie an der New School in New York» stellt bedauernd fest: «Es gibt eine wachsende Tendenz zu sagen, dass der westliche Humanismus Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist.» Wenn man davon ausgeht, dass das Problem darin besteht, dass eine harte Landung droht, dann folgt daraus zweierlei. Zunächst ist es Aufgabe des Humanismus zu fragen, wie eine harte Landung vermieden werden kann. Zusätzlich muss untersucht werden, wie für diesen Zweck die Menschenrechte mit Pflichten verbunden werden müssen.

Das Grundproblem, das Vermeiden des exponentiellen Wachstums haben z.B. die Sibirischen Schneeeulen im Laufe der Evolution gelöst. Die Schneeeulen richten die Brutgröße und Brutfolge nach der Verfügbarkeit von Lemmingen so ein, dass diese Ressource ausreicht und auch für die Zukunft gesichert ist. Ein Ansatz zur Lösung unseres Problems wäre demnach zu fragen, worin sich die Menschheit unterscheidet von der Spezies der Schneeeulen. Die Anpassung der Letzteren durch die Evolution erfolgte in einem langen Zeitraum. Die Menschheit hat nicht so lange Zeit. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass es bei den Menschen die demographischen und ökonomischen Gräben gibt. Ein tieferer Grund dafür ist «Der Mensch lebt nicht von Brot allein» Er braucht auch Perspektiven und die sucht er sich dort, wo sie für ihn vorhanden sind. Eine große Familie gibt Ansehen ebenso das erfolgreiche Teilhaben am Berufsleben. Ist letztere Perspektive nicht ausreichend vorhanden, wird die erstere genutzt. Umgekehrt viele Kinder zu haben, ist nicht attraktiv, wenn die Erfüllung im Beruf und/oder im Konsum (zum Beispiel Tourismus oder Wohnkomfort) gefunden werden kann. Das ergibt über eine Rückkoppelung das Entstehen und Anwachsen der Gräben. Denn hohe Geburtenraten bewirken Mangel an Arbeitsplätzen und reduzieren so die beruflichen Perspektiven. Umgekehrt erhöhen tiefe Geburtenraten die Perspektiven, die Beruf und Konsum bieten können, was zu noch tieferen Raten führt. Die Menschenrechte können das Problem weder direkt noch indirekt lösen.

Das Nutzen von Perspektiven, die ein Fortsetzten des exponentiellen Wachstums bewirken, muss schließlich dazu führen, dass das exponentielle Wachstum an ein brutales Ende kommt. Das betrifft den Konsum aber auch die Kopfzahl. Es ist langfristig nicht möglich, die Wirkung der Naturgesetze, die dahinterstehen, auszuschalten durch Einfordern der Menschenrechte auf Lebensunterhalt (etwa des Rechts mehr Kinder in die Welt zu setzten, als die lokalen Ressourcen erlauben). Zudem bewirkt das nicht Berücksichtigen von entsprechenden Grenzen, dass das Menschenrecht auf Eigentum in den Zielländern der Migration immer mehr ignoriert wird. Dieses Menschenrecht ist aber letztlich auch eine Grundlage für den «westlichen Humanismus». Denn es ist eine wesentliche Grundlage fürs Verteilen der Verantwortung und fürs Verhindern der Übernutzung der Ressourcen.
Gernot Gwehenberger

 


Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt“: „Lebensarbeitsunzeit“ von Anna Mayr

Wie Frau Meyer in diesem Artikel über den Alltag von uns RentnerInnen schreibt, ist mehr als respektlos. Auch wir haben Termine, wichtige Einladungen, Kinder und Enkel. Nach fast 40 Jahren Vollzeit als Sozialarbeiterin mich mit Leib und Seele, oft auch am Wochenende oder Feiertagen, um Menschen gekümmert zu haben, die viele nicht interessieren – geschlagene Frauen, Straftäter, psychisch kranke Menschen – ist mir jeder Tag in Rente mit viel Zeit ein Riesengeschenk, um das ich sehr dankbar bin. Jede Zeit ist gleich viel wert, ob 34, 65 oder 97 (wie meine Mutter). Nicht so respektlos, junge Frau, in Ihrer (Ab-)Wertung. Auch Sie werden noch merken, wie wertvoll Zeit ist, wenn das Berufsleben hinter uns liegt. Und wenn diese Zeit ein Jahr früher beginnen kann, umso schöner.
J. Richter

 

Sie haben vollkommen recht: warum sollte man Überstundenfreizeit auf den St. Nimmerleinstag im sog. Rentenalter verschieben? Man weiß erstens nicht, ob man dann noch lebt, zweitens, ob man dann noch Lust hat auf eine Kreuzfahrt oder ähnliche Vergnügungen, wenn’s schon überall zwickt und zwackt! Ich habe übrigens meinen Beruf nicht nur, sondern auch gern ein paar Jahre über die 70 ausgeübt! Mir danach vorgenommen, meine lose herumliegenden Briefmarken in Alben einzuordnen und aus meinen über Jahrzehnte gesammelten Wissenschaftsteilen der ZEIT die Medizinartikel auszuschneiden und zu einer chronologischen Sammlung „Geschichte der Medizin“ zu bündeln! Beides liegt noch unberührt im Keller! Anderes hat sich inzwischen vorgedrängt!  Was den von Ihnen bevorzugten freien Mittwoch angeht: ich würde den Montag wählen! Ein durchfeiertes Wochenende, das, verlängert, in einem wahrhaftig blauen Montag ausklingt! Die anschließende angenehm verkürzte Woche sitzt man locker auf einer Pobacke ab!
Ulrich Pietsch

 

Vorneweg: ich lehne Frau Mayrs als allgemeingültig postulierten Lebensentwurf ab. Dass mein „kranker Geist“ mich zu einem Lebensstil verführt habe, der Quatsch sein soll, das halte ich für eine „kränkliche“ Anmaßung von jemandem, der mein Leben nicht kennt – und auch nicht, dass der Millionen anderen „kranken Geister“, die auch pflegen, selbst zu entscheiden, was sie für sich für richtig halten. Es gibt auf der Welt zu viele Leute, die meinen, ihr jeweils eigenes Lebensmodell sei das Beste für alle. Und sie wollen es den „kranken Geistern“ aufdrängen bzw. aufzwingen, oder sie schauen zumindest hochnäsig auf diese herab.

Das meiste Unglück und der meiste Streit auf dieser Welt entsteht wohl aus diesem missionarischen Drang, andere zu bevormunden. Da werden die abenteuerlichsten spekulativen Theorien ins Feld geführt, um diese Rechthaberei zu legitimieren – das wirkt mindestens lächerlich: So lese ich u.a.: „Niemand kann mir garantieren, dass ich mit 64 noch lebe.“ Das ist lapidar und stimmt. Ebenso wenig kann Ihnen, Frau Mayr; jemand garantieren, dass Sie nach harter Arbeit am Montag und Dienstag den freien Mittwoch genießen können, denn einer von unzähligen möglichen Schicksalsschlägen könnte Sie treffen. Im Übrigen, Frau Mayr, sollten Sie vielleicht doch noch einmal ein wenig über Ihre apodiktischen Spekulationen nachdenken. Und über den hirnrissigen Quatsch Ihrer Mit-bzw. Gegenmenschen.
Herbert Schenk

 


Leserbriefe zu „Pünktlich wie die Bahn“ von Jonas Schulze Pals

Ihr Artikel “Pünktlich wie die Bahn“ (Die Zeit, No. 34) trifft genau den Punkt: die Lufthansa mag zwar wieder profitabel sein, aber die Qualität hat gewaltig gelitten und hält ganz einfach den Vergleich mit anderen Airlines nicht aus. Das gilt auch für amerikanische Airlines, die ja nun fürwahr nicht subventionier werden. Zwei Beispiele: 1. Die Senatorenlounge in JFK ist erbärmlich—es gibt nicht einmal genug Licht, um an Tischen zu sitzen, um zu lesen (mit der Ausnahme eines Tisches) und das Essen an einer Cafeteria ist besser und vielfältiger (ganz zu schweigen, dass es nicht mal deutschen Wein gibt!). 2. Während der Pandemie haben die amerikanischen Airlines, mit denen meine Frau und ich fliegen, aus offensichtlichen Gründen unsere Vielfliegerkonten eingefroren; die Lufthansa dagegen hat munter das Vielfliegerkonto meiner Frau reduziert, bis es von über 70, 000 Meilen auf Null Meilen angekommen ist (nicht überraschenderweise will meine Frau nicht mehr einen Dollar für irgendetwas ausgeben, was mit Lufthansa zu tun hat). Ich könnte mehr Beispiele geben. Aber ich muss auch sagen, dass das Flugpersonal immer sehr freundlich gewesen war.
Karl P. Sauvant

 

Vielen Dank für Ihren Artikel über die Lufthansa in der Zeit vom 10. August 2023. Alles für den verwöhnten Viel- und Urlaubsflieger! Alle Rendite für die Anteilseigner und alle Preisnachlässe für die Kunden! Juhu, wie toll! Ach das Klima und die soziale Gerechtigkeit hat damit gar nichts zu tun:

Luxuriöse Auslandsflüge in Nicht-EU-Staaten, z.B. Türkei, Tunesien, Bali, NY:

– keine Mehrwertsteuer auf den Ticketpreis für die Reisenden

– keine Energie- und

– keine CO2-Steuer auf den Verbrauch von fossilem Kerosin

Auslandsflüge in EU-Staaten:

– keine Mehrwertsteuer auf den Ticketpreis für die Reisenden

– keine Energiesteuer auf den Verbrauch von fossilem Kerosin

– eine sehr geringe CO2-Steuer auf den Verbrauch von fossilem Kerosin von €0,065/Liter

Inlandsflüge:

– Mehrwertsteuer auf den Ticketpreis für die Reisenden

– aber keine Energiesteuer auf den Verbrauch von fossilem Kerosin

– und nur eine sehr geringe CO2-Steuer auf den Verbrauch von fossilem Kerosin von €0,065/Liter

ÖPNV

– volle Strom oder Energiesteuer auf Strom oder fossile Kraftstoffe

– und darauf kommt noch die 7% Mehrwertsteuer aufs Ticket

Auto:

– volle Energiesteuer auf den Kraftstoff

– und darauf kommt noch die volle 19% Mehrwertsteuer

Noch nie waren so viele Flugzeuge gleichzeitig in der Luft wie dieses Jahr! Diese fliegen mit 100% fossilen Kraftstoffen. Der weltweite Einsatz Sustainable Aviation Fuel (SAF) liegt im Promillebereich. Bevor dieser sich nennenswert erhöht, wird sich die Anzahl der geflogenen Passagierkilometer verdoppeln bis vervierfachen! Deshalb können milliardenschwere Steuerermäßigungen für Flugreisende wahrlich nicht mehr sozial gerecht oder zeitgemäß genannt werden! Früher war der Anteil der Flugreisenden klein. Jetzt sind es so viele, dass dem Staat dadurch ein ganzer Batzen Geld entgeht. Geld, das wir alle dringend brauchen, um uns gegen die Klimaschäden zu wappnen, die durch das Fliegen entstehen. Denn jeder in der Luft verbrannte Liter Kerosin ist ca. 3 mal so schädlich wie die gleiche Menge Diesel am Boden!

Ich profitiere als Flugkapitän vorzüglich von der kostenlosen Reklame/Schleichwerbung der Medien: Siehe SZ “Schleichwerbung“ für Langstreckenflüge 15 Vorschläge 12 davon sind interkontinentale Reisen: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/reise/fernreise-fuji-weltreise-einmal-im-leben-japan-traumziele-e531402/  Auch von Ihrem Format „Aus der Serie Zugreise: Batumi, Las Vegas am Strand“, in der Zeit vom 23. Juli 2023.

Beide Artikelserien treiben das Verlangen nach Fernreisen per Flugzeug in die Höhe. Denn die wenigsten werden diese Distanzen per Zug zurücklegen. Viel komfortabler, schneller und vor allem billiger gelangen die Reisenden mit dem Flugzeug zu den von Ihnen so verlockend beschriebenen Destinationen. Aber diese Fernreisen per Flugzeug sind die mit großem Abstand klimaschädlichsten Reisen überhaupt! Ein einzelner Passagier ist dabei klimaschädlicher, als wenn ein 4-Personenhaushalt ein ganzes Jahr lang mit Öl heizt! Solche Langstreckenflüge machen nur 6% der Europäischen Flüge aus, verursachen aber über 50% des CO2 Ausstoß der EU-Luftfahrt(!)) https://www.eurocontrol.int/sites/default/files/2021-02/eurocontrol-data-snapshot-co2-by-distance.pdf

Solche Artikel werben für klimaschädlichen Luxus und gießen buchstäblich Öl ins Feuer und sind das Wasser auf den Mühlen der Populisten. Sie überziehen mit Hohn und Spott jeglichen Eifers fürs Klimagesetz, denn wer gegen Ölheizungen ist, der muss konsequenterweise zumindest auch die (Schleich-)Werbung für solche Flüge verbieten! Aber die Leitmedien sagen immer noch nichts ändern zu wollen und finden es o.k. für klimaschädlichen Konsum zu werben oder, so wie der Verlag die Zeit, selbst als Reiseveranstalter auftreten und Queen Mary Kreuzfahrten anzubieten! Bitte sehen Sie die angefügten Beilagen, bezüglich des erwarteten Flugaufkommens vor allem für Asien! Mir wird jetzt schon angst und bange.

Aber jede*r sieht inzwischen immer deutlicher den Elefanten im Raum: SO GEHT ES NICHT MEHR WEITER, DENN WIR VERGEWALTIGEN DIE ERDE IMMER HEFTIGER. DAS GEHT AUCH FÜR UNS NICHT GUT AUS! Dieses Gefühl beschleicht gerade wegen Ihrer Artikel immer mehr von uns, immer öfter und immer heftiger, aber trotzdem handeln wir nicht entsprechend. Vor allem nicht die Medien, denn sie verbreiten in Text und Reklame Heilsversprechungen, Bedürfnisse und Wünsche, die uns immer wieder auf unser EGO und dessen kurzfristigen Konsumbefriedigung zurückwerfen anstatt uns aufzufordern endlich Verantwortung zu übernehmen um solidarisch Initiative zu zeigen und gemeinsam gegen die Klimakatastrophe zusammenzustehen.

Wir Piloten starten durch und fliegen zu einem Ausweichflugplatz, falls das Ziel unsicher ist. Jetzt klingeln und blinken alle Klima Alarmsignale aber Politik, Medien und Bürger fliegen immer weiter Vollgas mit einem von den Medien auf Konsum ausgerichteten „Tunnelblick“ gegen den Berg: „bitte immer mehr, größer, häufiger und luxuriöser“! Sehen Sie Edward Bernays Standardwerk der PR: Propaganda, https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1001000544 Er wäre stolz auf die Leistung der modernen und „freien“ 4. Gewalt!

Ich hoffe, die Medien wiederholen nicht den gleichen Fehler wie beim Nichtraucherschutz und werden sich schon bald Ihrer wahrlich historischen Verantwortung bezüglich der zurzeit größten Herausforderung der Menschheit bewusst. Werbung für Tabakprodukte wurde wegen ihrer Schädlichkeit verboten. Werbung für SUVs, Fernreisen und anderen klimaschädlichen Konsum muss auch schnellstens verboten werden, sonst schafft uns der „Klimawandel“, weil wir versäumen unsere Klimazukunft zu schützen. Der Stern hatte mit seinem Titel: “Wir haben abgetrieben“ großen Einfluss auf §218. Wo bleibt der entsprechende Einfluss der 4. Gewalt, wenn es ums Klima geht? Wenn Sie als Journalisten neutral und unpolitisch sein wollen, dann sind Sie höchst politisch, ohne es zu wollen, denn Sie bedienen dann das Geschäft des Klimas zerstörenden Status Quo. Das sind doch weder die Ihren noch die Intentionen Ihres Verlages!
Klaus Siersch

 

Wie viel hat Lufthansa bezahlt, dass in der „ZEIT“ ein solch Lobhudel Artikel über Lufthansa erscheinen darf. Ihr Autor Jonas Schulze Pals preist Lufthansa und die Wirtschaftsperformance über den grünen Klee. Aber hat er auch recherchiert? Darf Herr Pal ab nun immer 1. Klasse fliegen, weil ein so schmeichelhaftes Stück geschrieben hat? Tatsache ist bei Lufthansa: Während Corona wurden zu viele Angestellte entlassen. Die Personaldecke ist nicht nur dünn, sondern löchrig. Das wird vertuscht. Es gibt zehntausende offenen Stellen. Die nachbesetzen Stellen sind größtenteils aus dem Ausland heran gekarrte neue Mitarbeiter, die keine Fachausbildung haben. Sobald auch nur 5mm schief gehen, eskaliert es bei Lufthansa. Damit sind nicht nur Wanghsinns-Verspätungen gemeint, sondern es kann die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs nicht mehr gewährleistet werden. Wer erinnert sich ans Weihnachtschaos 2022?

Während die Chefs in warmen Bettchen schlummerten, waren zehntausende Flugreisende in FRA und MUC sich selbst überlassen – Gottlob alle friedfertig. Sonst hätte es da Tote gegeben. Keine Versorgung, pro 1.000 Passagiere 2 einsame Schalterbeamte, Organisation nirgends zu sehen. Auch das technische Personal ist extrem dünn besetzt. Selbst erlebt, unterwegs mit Behindertengruppe: Lift kam zuerst nicht. Dann Hebebühne, zu spät, weil kein Personal, dann mussten Techniker VON AUSSEN an Flugzeug mit HAND anklopfen, bis drinnen die Crew bemerkte, Hoppla, da stehen 10 Behinderte auf der Hebebühnen Rampe draußen in 10 Meter Höhe in der eisigen Winterluft,, die müssen auch noch mit. So ist im Moment alles.

Vor den Kulissen wird aber so getan, als habe Lufthansa Kompetenz. In dieser Zeit haben sich Lufthansa, Fraport- und MUC Manager fette Boni gestattet. Lufthansa, diese verlogene Problem-Firma hat während Corona illoyal zehntausende Mitarbeiter ausgestellt, hat den deutschen Staat für deren Versorgung bezahlen lassen (Arbeitslosengeld, Versicherungen), parallel dazu Förderungen und Stützen bezogen UND sich noch satte Boni bewilligt. Ein dreifacher Betrug. In Milliardenhöhe. Sagen Sie, wo hat Ihr lieber Journalist Herr Pals sein Handwerk erlernt? Er scheint davon nichts zu wissen.

Zu guter Letzt sei noch darauf hingewiesen, dass Lufthansa Vorstand extrem auf Expansion setzt. Der gesamt Kontinental-Europäische Flugverkehr wird von Lufthansa und ihrem Verbündeten Flughafen FRAPORT an sich gezogen. Kann allerdings kaum bedient werden. Wegen besagten Personalmangels. Gier, falsche Vorspiegelungen, und bombige Verdienste für die Führungsetage sind momentan die drei Ebenen, die bei Lufthansa klaglos laufen. Sonst wenig. Bis jetzt hatte Lufthansa großes Glück. Die Luftlinie ist in Wirklichkeit bedeutend inkompetenter und mit viel mehr Mängeln und Sicherheitsmängeln behaftet als die ahnungslosen Passagiere vor den schönen Kulissen ahnen.
Helga Freiberger

 


Leserbriefe zu „Mein Job ist zu 56 Prozent ersetzbar“ Gespräch mit Andrea Nahles geführt von David Gutensohn und Carla Neuhaus

Und wie würde dann Frau Nahles in naher Zukunft mit dieser neu gewonnenen Freizeit umgehen wollen? Gut ist, dass sie wenigsten noch zeitweise selbst an und auch in der Quelle der Arbeit sitzt!

Bestimmt gäbe es im Angebot der Bundesagentur für Arbeit eine lukrative Nebentätigkeit für eine Nebenjob suchende Chefin, die nur zu 44 Prozent ausgelastet ist!
Klaus P. Jaworek

 

Ich finde es grotesk, wenn Frau Nahles von Bürgergeldbeziehern als „Kundinnen und Kunden“ spricht. Auf dieser vermeintlich modernen, aber absurden Sprachregelung beruht meines Erachtens der pflegliche und möglichst Druck vermeidende Umgang der Arbeitsagenturen mit ihrem „Klientel“. Da verwundert es nicht, dass es sich immer mehr Arbeitsunwillige in der sozialen Hängematte namens Bürgergeld bequem machen. Frau Nahles konstatiert ja selbst, dass vielen der mehr als 900.000 Langzeitarbeitslosen mit überwiegend fehlender Ausbildung eine Weiterbildung schwer „nahezubringen“ ist. Angesichts unserer Bildungsmisere kann man sich ausmalen, was da noch auf uns zukommt.
Dieter Kempf

 

Der Wirtschaftsteil war wieder sehr spannend zu lesen. Dass Frau Nahles über Lohnerhöhungen im öffentl. Dienst klagt finde ich gelinde gesagt befremdlich. Fast 1 Million Langzeitarbeitslose werden über Jahre gepampert. Lieber reist die Regierung um die Welt um irgendwo nach Arbeitskräften zu suchen. Wir kennen seit Jahren unser Problem, dass zahlreiche Jugendliche nach 10 Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen. Ich hielte mehr Sozialarbeiter in Schulen für den besseren Weg als später auf dem Amt. Die Verwahrlosung bei Jugendlichen wäre auch noch nicht so groß.
M.Kersten

 


Leserbriefe zu „Ich habe mich. Nie als Künstlerin gesehen“ Interview mit Sheila Hicks geführt von Christoph Amend (Fotos Paul Rousteau) im ZEIT Magazin

Ich halte gerade das neue Magazin in Händen und stelle fest, dass Sie rote Schrift auf weißem Grund mit zunehmender (?) Tendenz verwenden. Im sog. Lexikon der Liebe mag das angehen, das muss man bzw. ich ja nicht lesen. Aber auch die drei Textseiten über Sheila Hicks sind rot gedruckt – und damit für mich kaum lesbar. Das tue ich mir einfach nicht an! Vermutlich liegt es am fehlenden Kontrast, ein ähnliches Phänomen hatte ich in einem anderen Magazin mit grauer Schrift.  Ich hoffe, außer mir protestieren noch mehr Oldies (ich bin kurz vor 78) und bewegen Sie damit, wieder überall zur schwarzen Schrift auf weißem Grund zurückzukehren.
Hermann Pöhling

 

Es gibt für Designer nichts Schlimmeres als immer in einer festen CI zu arbeiten. Oft fallen dabei Sätze wie: „voll langweilig“, „immer das Gleiche …“, „All meine Ideen werden immer abgeschmettert…“, „Kann man so machen, dann siehts halt Sch* aus… „.

Schwierig, so junge Designer zu halten, also probiert man kleine Spielräume zu lassen… mal hier ein verrückteres Titelbild, ein neues Inhaltsverzeichnis… alles Stück für Stück. Der Leser merkt es kaum und die Zeitung wird Stück für Stück verjüngt. Finde ich genau richtig! Und wer weiß, vielleicht macht ihr auch User Tests und iteriert auf deren Feedback. Falls ja, würde ich auch gerne eins mit Euch teilen. Es geht dabei um die rote Typofarbe.

Rot… gelernte Warnfarbe. Fehlermeldung. Gefährlich. Laut. Schon wieder Passwort falsch eingegeben. Seit einiger Zeit die Typofarbe meiner Lieblingsrubrik „Lexikon der Liebe“. Ich verstehe, weil Liebe auch rot ist und manchmal auch gefährlich. Trotzdem beschleicht mich die ganze Zeit beim Lesen „Fehler.FEHLER.FEHLER!!!“. Aber wie mit allem…man kann sich halbwegs daran gewöhnen, obwohl es doch immer wieder kurz zuckt im Auge.

Nun ist ein ganzer Artikel „Sheila Hicks“ in rot/orange geschrieben. Dies hat leider die gleiche Wirkung auf mich. Ich verstehe es, mal was Neues, passend zum Titel… jedoch lenkt es mich (und das ist eine ganz subjektive Wahrnehmung) vom Inhalt ab. Ich lese gern und mag es, wenn der Inhalt im Vordergrund steht. Ich bin gerade frisch Mama geworden und habe die Schlafenszeit des Babys genutzt Euch zu schreiben, statt den Artikel zu lesen. Vielleicht freut Ihr euch über das Feedback (außer der Designer), vielleicht ist es egal, ich wollte es jedoch nicht verpassen, es euch mitzuteilen. Und zwar nur, weil ich so ein FAN bin von Eurer großartigen Arbeit.
Veronique Pantke

 

Nach Lektüre des Interviews mit Sheila Hicks wundert es mich, dass der Name Anni Albers in keinster Weise zur Sprache kommt. Anni Albers (die Frau von Josef Albers) war eine der innovativsten und einflussreichsten Textil-Künstlerinnen, deren Schaffen durch die traditionellen Webmuster und -techniken Lateinamerikas beeinflusst war. Wäre es nicht naheliegend, dass nicht nur Josef Albers, sondern auch seine Frau Anni Albers (während des Yale Studiums) einen Einfluss auf Sheila Hicks hätte haben können ? Wurde das im Interview nicht erwähnt?
Rolf Hügel

 


Leserbriefe zu „Betreten auf eigene Gefahr“ von Anais Kaluza und Alexander Kauschanski

Unser Grundgesetz sichert jedem Bürger sein Recht, sich unbehelligt im öffentlichen Raum unbehelligt und ungestört aufhalten zu können. In verschiedenen Stadtvierteln ist dieses Grundrecht seit vielen Jahren nicht mehr gewährleistet. Die gewählten politischen Repräsentanten der Bürger haben bisher versagt. Sie sind ihren Aufgaben nicht gewachsen, weil sie von lautstarken Aktivisten an deren Wahrnehmung gehindert werden.
R. Reiger

 

Es gibt eine ziemlich einfache und sichere, aber im Moment noch nicht legale Methode, sämtliche Drogendealer vom Görlitzer Park zu entfernen. Es wären auch in den Nebenstraßen, die zum Görlitzer Park führen, dann keine Drogendealer mehr zu finden. Man bräuchte nur in der Mitte des Parks, einen Kiosk eröffnen, der die gängigen Drogen kostenlos an Drogensüchtige abgibt. Der finanzielle Aufwand, wäre deutlich geringer als sämtliche Maßnahmen, die zur Vermeidung dessen aufgewendet werden. Jede andere in der Vergangenheit durchgeführte Maßnahme erinnert mich daran, was passiert, wenn man in einer Handvoll Seifen-Schaumbläschen gezielt ein Bläschen aussticht. Es passiert in Summe nämlich gar nichts. Die Lücke schließt sich sofort. Dieses Beispiel lässt sich gut auf den vermeintlichen „Ab“schaum in dieser Gegend übertragen.
Thorsten Bartelt

 


Leserbriefe zu „Höher!“ von Yannik Ramsel

Ich lese immer sehr gerne Ihren Beitrag ab Seite 1 des Dossiers. Diesen Irrsinn lese ich nicht.
Karl Scherer

 

Einem besessenen Menschen, der sich daran ergötzt, auf den Ozeanwellen zu gleiten, widmet die Zeit 2,5 teure Seiten. Die Zeit lese ich trotz eines solchen Ausrutschers weiter.
Andrzej Klimczyk

 


Leserbriefe zu „Hat er ein Monster erschaffen?“ von Ann-Kathrin Nezik

LeCuns Vision wäre eine ökonomisch, sozial und kulturell rational durchgestylte Welt, seines Geistes, seiner Freude am Leben, seiner Liebesfähigkeit und Sinngebung beraubt . . . die „schöne“ Hölle!
Walter Moritz

 

Wie man am besten eine Leiche entsorgt? Dafür braucht man doch keine KI als Ratgeber. Das sagt einem doch schon der „gesunde“ Menschenverstand: In Säure auflösen natürlich! Das ist auch das, was Google (überwiegend) vorschlägt. Mich würde aber trotzdem interessieren, ob die KI „bessere“ Vorschläge hatte. Frage für einen Freund! Und dass JEDER Mensch weiß, dass das Mädchen die Kerzen auf der Torte als nächstes auspusten wird, bezweifle ich. Ich meine gehört oder gelesen zu haben, dass es irgendwo auf der Welt noch ein allerletztes (?) indigenes Volk oder einen Stamm gibt, der bisher noch keinen Kontakt mit der „modernen“ Welt hatte. Ein Experiment wäre zwar unethisch, weil man den Stamm „unberührt“ belassen möchte, aber unsere Geburtstagsriten und vielleicht auch Kerzen und Torten könnten dort unbekannt sein.
Thomas Manthey

 


Leserbriefe zu „»Es gibt Exzesse, das darf man nicht leugnen«“ von Matthis Krupa

Als ich erzählte, dass wir im Urlaub Touren in die nähere Umgebung machen, fragte mich eine Bekannte, ob wir nicht „richtig“ verreisen wollten. Das „richtige“ Verreisen ist ein wirtschaftlicher Faktor, ja. Vielen würde es jedoch meiner Meinung nach guttun, ihre eigene nähere Umgebung einmal kennenzulernen, ehe sie durch Vielfliegerei die Umwelt verpesten, Sehenswertes mit Menschenmassen verstopfen und bei vermeintlichen Reisemängeln frech eine Entschädigung fordern. Touristen (nicht die Besucher) sollten sich darüber im Klaren sein, dass das rücksichtslose Reisen kein Grundrecht der Menschheit ist.
Susanne Stumm

 

Eine Abtei. Im Wattenmeer. Kitschig bis hässlich aussehend. Was an diesem Mont-Saint-Michel so interessant ist, dass da Millionen von Menschen hinpilgern, war mir immer schon ein Rätsel … Vielleicht ist der Mont auch nur berühmt fürs Berühmtsein, so wie Paris Hilton oder die Kardashians.
Thomas Manthey

 


Leserbrief zu „Anarchie“ von Sara Geisler

Ah. Fast beim Omega der aktuellen Ausgabe angelangt sind da ja endlich die Luxusuhren, ohne die DIE ZEIT nicht DIE ZEIT wäre. Wenn die Anarchist*innen den Kapitalismus zerschlagen wollten, sollten sie mit den Uhren anfangen, und zwar mit ALLEN, nicht nur mit Luxusuhren. Dass ich es mit dem (chinesischen Staats-)Daoismus nicht so habe, habe ich ja kürzlich schon erläutert. Bei „Orga-Team“ habe ich mich direkt verlesen („Omega-Team“). Ich glaube, dass Anarchismus mir zu anstrengend wäre, dann doch lieber „rumhängen“ (S. 51) wie gehabt, wobei ich nicht wusste, dass Spielen dazugehört.
Thomas Manthey

 


 Leserbrief zu „Im Zeichen des Dreizacks“ von Olivia Kortas

Gut, dass die Ukraine die Ent(sowjet)faschisierung endlich angeht. Das würde ich mir auch für „unsere“ Ostzone wünschen. Das hat man nach 1989 leider versäumt. Anfangen würde ich bei „Dynamo“ Dresden und „Energie“ Cottbus. Ist Herr Habeck (S. 2) eigentlich lebensmüde, sich in die Lausitz zu wagen? Die Cottbusser habe ich mal beim Relegationsaufstiegsspiel Ende der 90er in Hannover erlebt. Was ich damals über den Anhang dachte, möchte ich nur mit den Stichwörtern „Käfig“ und „ausgebrochen“ andeuten. Von den dreckigen Tricks mit dem Flutlicht im Rückspiel und den rassistischen Attacken gegenüber 96-Spielern muss ich wohl auch nicht weiterreden. Über meinen Boykott des braunen Plastiksenfs aus Bautzen habe ich schon anderweitig geschrieben.

Eine hässliche, faschistoide Statue bleibt auch mit anderem Symbol auf dem Schild faschistoid und hässlich. Was ist das überhaupt für eine seltsame „Mutter“? Sieht eher aus wie ein Mann. Der untere Teil ist zwar nicht abgebildet, aber man beachte den ausgeprägten Bizeps (auch wenn darüber wohl noch eine Rüstung ist). Wahrscheinlich mit Testosteron gedopt, wie es in der Sowjetunion bei Frauen gerne mal der Fall war. Immerhin deutet das nationale Symbol der Ukraine einen Stinkefinger in Richtung Putin und Russland an.
Thomas Manthey

 


 Leserbrief zu „Braucht die Industrie einen Stromrabatt?“ von Kolja Rudzio und Marc Widmann

Beide Standpunkte fand ich sehr interessant, beide hatten gute Argumente (und beide auch nicht ganz so gute). Doch es fehlten meines Erachtens weitere Argumente, die das Thema Industriestrom vielleicht sogar ganz obsolet werden lassen könnten. Wir befinden uns in der demografischen Falle. Das bedeutet besonders für die hier im Fokus stehende Schwerindustrie, dass wir schon in den unmittelbar kommenden Jahren immer weniger Menschen haben werden, die diese Knochenjobs machen wollen – oder machen können! Und es bedeutet im zweiten Schritt, dass auf etwas längere Sicht auch die Produkte dieser Industrien weniger nachgefragt werden dürften: Ein heute in Rente gehender Boomer kauft sich vielleicht noch einen Wagen aus deutschem Stahl. Doch zehn Jahre später braucht er -oder sie- kein neues Auto mehr, sondern vielleicht eine Pflegerin oder einen Pfleger.

Also auch die Nachfrage nach Stahl und ähnlichem wird mittelfristig nachlassen. Besonders in den Ländern, die bis jetzt Hauptabnehmer waren. Ob die Entwicklungsländer (und da meine ich nicht China!) sich zukünftig auf den Weg begeben werden, den wir Menschen aus dem „Globalen Norden“ beschritten hatte, vermag ich nicht zu sagen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es dort -hoffentlich- klügere Köpfe geben wird, die andere Strategien als den MIV verfolgen. Apropos MIV, nicht nur mit Blick auf Klimawandel und Energiewende ist es doch nicht wirklich sinnvoll, jeden Verbrenner durch ein elektrisch angetriebenes Auto zu ersetzen (wofür ja auch wieder Strom irgendwie beschafft werden muss). Viel besser für Gesellschaft, Lebensqualität, Energieverbrauch und CO2-Ausstoß dürfte es sein, beispielsweise 20 Autos durch einen Bus zu ersetzen!

Bei meinen Betrachtungen bin ich hier nicht darauf eingegangen, dass es durchaus möglich sein könnte, dass Produkte unserer Schwerindustrie ggf. durch völlig anderes substituiert werden können. Vor allem, wenn unsere Ingenieur*innen das machen, was sie (vor vielen Jahren ;-) viele Jahre lang gemacht haben: Erfindungen und Verbesserungen.
Michael Koehn

 


Leserbrief zu „Die Position:Weil gute Quereinsteiger gebraucht werden!“ von Jörg-Ulrich Kessler

Es ist eine gute Entwicklung, dass der Lehrermangel die Tür für Quereinsteiger in den Lehrerberuf endlich geöffnet hat, zum Wohle der Kollegien und zum Vorteil für die Schülerinnen und Schüler, denn Schule ist nicht dafür da, dass Philologen zukünftige Philologen ausbilden. Es ist aber der völlig falsche Weg, den Quereinsteigern einen gesonderten Zugang in den Beruf ohne qualifizierte Ausbildung in Pädagogik, Fachdidaktik und Unterrichtspraxis zu ermöglichen. Das wäre auch höchst ungerecht gegenüber den Lehrkräften, die die „Ochsentour“ über Fachstudium und Referendariat absolviert haben.

Im Ausbildungsgang zum Lehrerberuf käme es für jeden einzelnen, ob Quereinsteiger oder nicht, darauf an, rechtzeitig zu erkennen, ob man für den Lehrberuf in der Schule geeignet ist, um möglichst scheiternde Lehrerexistenzen zu vermeiden. Das könnte folgendermaßen aussehen:  1. Phase: 4 Semester Grund- und Fachstudium. 2. Phase: ein Schuljahr an der Schule in Begleitung des Studienseminars und der Ausbildungsschule. Danach Eignungsempfehlung für den Beruf! 3. Phase: 2 oder 4 Semester – je nach Schulform – vertieftes Pädagogik-, Didaktik- und Fachstudium. 4. Phase: Ausbildung durch das Studienseminar an der Schule. Quereinsteiger könnten bei geeigneten Vorkenntnissen die 1. Phase überspringen und gleich in der 2. Phase ihre Eignung testen (und im Zweifel noch wieder frühzeitig einen anderen Weg einschlagen) und ggf. auch die 3. Phase verkürzen. Wichtig wäre es unbedingt, die 2. Phase von der Uni bzw. PH zu lösen und die Studierenden ganz in den Schulalltag zu integrieren, denn studienbegleitende Praktika können nicht zeigen, ob man dem Schulalltag gewachsen sein wird.
Artur Behr

 


Leserbrief zu „Die Bossin im Stripclub“ von Jolinde Hüchtker

Wer den höchsten moralischen Anspruch erhebt und ihn dann durch das eigene Handeln derart krass verrät, wird nicht dadurch entschuldigt, dass irgendwelche Macho-Sänger noch schlimmer sind. Die sollten wohl kaum ernsthafter Maßstab für die MeToo-Debatte sein. MeToo ist so wichtig und verdienstvoll. Die Bewegung wird allerdings durch fadenscheinige, durchsichtige Relativierungsmanöver der Schuld Lizzos wie in diesem Artikel ebenso erschüttert wie durch das Verhalten der Sängerin selbst.  Die Zukunft von MeToo hängt auch davon ab, dass nicht der Eindruck entsteht, ein Fall unter Frauen sei weniger schlimm. Lizzo hat sich moralisch disqualifiziert. Punkt.
Andreas Schäfer

 


Leserbrief zu „War da was?“ von Thomas E. Schmidt

Ob ein Altersunterschied von 33 Jahren als anstößig gilt, ist doch strafrechtlich völlig unerheblich. Ich bin juristisch nicht besonders bewandert, aber solange jemand nicht Sex mit Kindern (unter 14 Jahren nach meiner Kenntnis) hat, kann das noch so „anstößig“ sein, aber solange der Sex einvernehmlich war, kann dagegen nicht eingeschritten werden. Wobei man sich natürlich fragen kann, wie „einvernehmlich“ dass bei einem solchen Alters- und damit wahrscheinlich auch Machtgefälle sein kann. Und wenn das stimmt, dass SIE, die jüngere Frau, offenbar kein Fan, aus eigenem Antrieb, das Verhältnis wieder aufleben ließ, dann weiß ich nicht, was daran skandalös sein soll, aber auch nicht, was daran so berichtenswert ist. Bei einem weiblichen Fan wäre es angesichts der Vorwürfe vielleicht noch verständlich gewesen, wenn darüber berichtet wird. Bei K.o.-Tropfen gibt es allerdings nichts mehr zu diskutieren. Aber das sollen gefälligst die Gerichte klären.
Thomas Manthey

 


Leserbrief zu „Und sie lächelt“ von Christine Lemke-Matwey

Uli Hoeneß muss ich mir nicht vorstellen, den hat ja wohl jeder noch vor Augen, der ihn 1976 den Ball übers Tor in den berühmten Belgrader Nachthimmel (Trademark) hat jagen sehen. Das war übrigens das zweite Match, bei dem mich das Spiel (und nicht nur die Begleitumstände) interessiert hat. Das erste war das Halbfinale, als es dietermüllerte. Bei der Wasserschlacht von Frankfurt fand ich vor allem den Feuerwehreinsatz und die ständig in den Pfützen liegenbleibenden Bälle interessant, wovon ich meinem Vater berichtete, als er von der Arbeit nach Hause kam. Und dann war da noch dieser elendig-arrogant auf dem Platz herumstokelnde andere Uli, der 1982 im eigentlichen Jahrhundertspiel, dem Thriller von Sevilla, den Elfer verballerte. Was habe ich ihm das gegönnt! Aber trotzdem hasse ich das spanische Fernsehen bis heute, weil sie lieber Pierre Littbarski beim Trösten des Häufchen Elends als den nächsten Elfer zeigten.

Was da Megan Rapinoe bei ihrem Lachanfall geritten hat, ist mir ein Rätsel, aber immerhin mal was anderes, was auch in Erinnerung bleiben wird. Vergessen Sie das Rad, das Feuer, das Internet! Elfmeterschießen sind die beste Erfindung aller Zeiten! Hat man ja auch bei Frankreich gegen Australien wieder gesehen. So eine Achterbahnfahrt habe ich dabei noch nie erlebt. Und eh ich jetzt noch zwei Extramails aufsetze: Frau Baum (rechts von Ihnen), „Wetten, dass..?“ war nie zu lang, sondern höchstens immer zu kurz! Ich würde mir mal einen 24- bis 25-stündigen Wetten-dass-Marathon nach Art des Wer-weiß-denn-sowas-Marathons wünschen. Und an die Graphikabteilung gerichtet: Die Kakerlaken auf der Seite sind mies! Ich hatte die zuerst nur aus dem Augenwinkel gesehen und weil die Finger meiner linken Hand da sehr dicht dran waren, wollte ich die Zeitung schon weit wegschmeißen.
Thomas Manthey

 


 Leserbrief zu „Tödliche Flughöhe“ von Florian Eichel

In dem Artikel über den Krieg in der Ukraine lautet die Erklärung zum halbseitig groß aufgemachten Foto: …Drohnenaufnahmen, in denen wie hier ein Panzer zerstört wird… NEIN NEIN NEIN, hier wird kein seelenloser Panzer zerstört, sondern Menschenleben.  Ist diese Art der Berichterstattung die „neue Perspektive auf den Krieg „?
Wolfgang Burkhardt

 


Leserbrief zu „Der Liebling des Diktators“ von Erich Follath

In seinem Beitrag „Der Liebling des Diktators“ behauptet Erich Follath, knapp zehn Prozent der syrischen Bevölkerung seien Katholiken. Da verwechselt der Autor etwas. Etwa zehn Prozent betrug vor dem Bürgerkrieg der Anteil der Christen insgesamt, wobei die syrisch-orthodoxe Kirche dominierte. Durch die Verfolgung der Christen und die große Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge hat sich die Anzahl der Christen noch verkleinert. Mehrere christliche Kirchen sind zwar mit Rom uniert, aber Katholiken sind unter den Christen in der Minderheit.
Wolfgang Wendling

 


 Leserbrief zu „»Fußball ist Bildung«“. Gespräch mit Célia Šašić geführt von Oliver Fritsch und Cathrin Gilbert

Voller Erfolg der Männer bei der Fußball WM der Frauen! Bis auf England werden alle verbliebenen Teams von Männern trainiert! Offenbar brauchen die Frauen männliche Absagen zum Erfolg!?
Wolfgang Daub

 


 Leserbrief zu „Dausend Prozent“ „70%“ von Peter Dausend

Gratulation, Peter Dausend, diese Kolumne ist ein Meisterstück! Parallelen zu den Protagonisten von Polit-Talkshows und denen von schwedischem Krimiserien im Fernsehen zu ziehen, darauf muss man erst einmal kommen. Genauso wie auf den fabelhaften Satz: „ … und die restlichen 12%  sehen wahrscheinlich nach dem Andy-Möller-Gedächtnis-Motto fern: egal ob Wallander oder Will – Hauptsache Schweden.“ Kusshand, ich habe mich königlich amüsiert, und gehöre übrigens auch zu den 70%, die die Talkshows von Will, Illner und Maischberger nicht vermissen.

Ich habe sie schon lange nicht mehr angesehen. Einem politisch interessierten Menschen bringen diese Talkshows nicht viele neue Erkenntnisse. Und was Markus Lanz anbetrifft: Ihm gelingt es kaum, irgendjemanden überhaupt ausreden zu lassen, er lauert und schnappt zu, allein seine Körperhaltung spricht Bände, sorry, dieser Mann regt mich einfach nur auf. Wenn man eine gute politische Runde sehen will, dann kann ich nur den Presseclub auf Phönix am Sonntag empfehlen, informativ, kultiviert und professionell!
Regina Stock

 


 Leserbrief zur Infografik „Leben im All“ von Anne Gerdes (Infografik) und Max Schönauer (Recherche)

Baumwolle auf dem Mond?! Habe ich noch nie etwas von gehört, obwohl mein Interesse für Raumfahrt und Astronomie sehr stark ist. Würde ich, wenn es nicht in der ZEIT stünde, auch nicht glauben. Der Wasserverbrauch für den Anbau ist doch normalerweise sehr hoch. Hat man da eine spezielle Sorte herangezüchtet? Die bisherige Anzahl an Weltraumnationen hätte mich auch noch interessiert.
Thomas Manthey

 


 Leserbrief zum Wochenmarkt „Die Freiheit der Großmütter“ von Yassin Musharbash im ZEIT Magazin

Ich liebe Ihre Kolumne und Ihre Rezepte, koche viel nach und sie inspiriert mich immer wieder… aber zum Auberginenpüree kann ich mir ein Kommentar nicht verkneifen: jedes Auberginenpüree, egal ob Türkisch oder Arabisch, schmeckt erst richtig gut, wenn die Auberginen auf offener Flamme gegart werden, also auf dem Gasherd oder Campingkocher, dann bekommen sie erst den richtigen rauchigen Geschmack. Ist vielleicht etwas aufwändiger, aber lohnt sich.
Yasemin Tuna-Nörling

 


Leserbrief zu „Das Experiment“ von Annabel Wahba (Fotos Maria Sturm) im ZEIT Magazin

Hallo, das Camp räumen und in Wohnungen. Ich werde nicht mehr. Was Ceausescu alles versucht hat. Häuser gebaut. Habe mehr als genug davon gesehen. Gleiche Häuser für Rumänen. Von weitem sah ich, wo wer wohnt. Er scheiterte. Kenne 30 Jahre Rumänien, war circa 100-mal dort. Diskussionen sehr viele gehabt. Mir macht niemand was vor, mir muss man nichts erklären. Es gibt nette, die auch arbeiten. In Wien sagte mir unlängst, dass ich mehr weiß als mancher Rumäne. Ein Buch könnte ich schreiben. Ein Bekannter ist dort Lehrer. Vor Wochen war ich in Bulgarien, sah wenig Roma. Ich sprach dort mit einer Rumänin, dir Familie machte dort Urlaub. Na, warum wohl. Es ist billiger als in Rumänien. Wir sprachen über die negative Reputation von Rumänien in Deutschland. Sie sagte, wir wissen warum. Wegen der gibsy. Sie lächelte und sagte, nehmen sie alle, wir sind glücklich. Ich verstehe sie. Ich höre es noch wörtlich.

Weder Medien noch Politik verfügen über gute Kenntnisse. Ich erkenne alle. Erfahrungen. Wer hat die in Deutschland. Fast keiner. Sie integrieren das ist wohl ein Witz. Schauen Sie sich in Duisburg um. Selbst Hamburg hinter dem Bahnhof sehe ich sie. Auch aus der Ukraine kommen viele. Sie können sicher sein, dass die Leute sich freuen, auch Selensky. Werden sie zurückkehren. Niemals. Bei Illner sagte Özdemir wörtlich in einer Romasendung, Roma Kinder dürfen in Rumänien nicht in die Schule gehen. Niemand widersprach, keiner verfügte über Kenntnisse. Göring-Eckhard bei Illner machte gleich mehrere Länder draus. Drei Grünen Büros habe ich angerufen, keiner konnte eins nennen. So dumm, sie müssten wissen, dass man Minderheiten in der EU einen Schulbesuch verbieten kann. Solche Leute werden von Steuergeldern bezahlt. Jedenfalls mir muss man nichts erklären. Das könnte ich. Was weiß die Zeit. Bestimmt wenig oder nichts. Wir schlafen uns jeden Tag mehr ab. Traurig was aus Deutschland geworden ist. Ja, nun kommen Sie bloß nicht für Wahrheiten mit der Nazikeule. Die zieht nicht. Ferner wird sich Gräfin Dönhoff und Schmidt im Grabe umdrehen, was auch aus der Zeit geworden ist.
Peter Nötel