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7. September 2023 – Ausgabe 38

 

Leserbriefe zu „Auf Bewährung“ von Giovanni di Lorenzo

Sie stellen viele berechtigte Fragen zur Causa Aiwanger und seinem antisemitischen Hetzblatt. Um Ihren Fragenkatalog zu erweitern, frage ich: in welchem Land leben wir, das einen Aiwanger überhaupt möglich macht? Stimmt der demokratische Grundkonsens noch in Deutschland? Wenn Herr Aiwanger mit rechter Stimmungsmache nachlegen kann und sich dafür in jedem Bierzelt frenetisch feiern lässt, habe ich Zweifel am demokratischen Gefüge. Das Hetzblatt eines 17-jährigen ist eine „Jugendsünde.“ Ein 17-jähriger, der sich an der Straße festklebt ist ein „Klimaterrorist“. Ein höchst zweifelhaftes Rechts- und Demokratieverständnis.
Bruno Fey

Sigmar Gabriel hat zu der Affäre den richtigen Ton gefunden. Alle Aussteigerprogramme (etwa von Rechtsradikalen) seien hinfällig, wenn selbst nach 35 Jahren Jugendsünden Minderjähriger gebrandmarkt werden. Die Frage ist deshalb zuerst, wem hat die Affäre geschadet. Den größten Schaden hat der (Investigativ-)journalismus selbst genommen, der sich in einem durchsichtigen Manöver zum willigen und verlässlichen Steigbügelhalter einer politischen Strömung gemacht hat und dadurch unglaubwürdig geworden ist, zumindest in den Redaktionsstuben der SZ. Die 4. Gewalt quasi als Handlanger der Politik. Nebenbei:  Ob das Blatt mit gleicher Inbrunst die Irrungen der Grünen beim Thema Pädophile aufgearbeitet hat, ebenfalls Jugendsünden? Gelitten hat sodann die Koalitionsarithmetik, weil CDU/CSU inzwischen einen Pakt mit den Grünen ausschließen. und damit gleichzeitig einen Schlussstrich unter die Ära Merkel ziehen. Damit könnte Merz punkten, der bisher eher lavierte. Für manche Eiferer wohl ein Schuss nach hinten.
Christoph Schönberger

Dass es nicht um eine objektive Berichterstattung, sondern eher um eine Art SZ-Verdachtsjournalismus ging, mit dem Ziel, Aiwanger und seine Partei zu diskreditieren, dürfte zumindest denjenigen klar geworden sein, die auch den SPIEGEL lesen. Der beteiligte sich in dieser Form nicht, obwohl er das NAZI-Flugblatt mit Sicherheit kannte. Nach der bayerischen Landtagswahl sollte die Presse das Thema in Ruhe nochmals aufgreifen und in Bezug auf andere Politiker-Beispiele und unsere demokratische Verfassung den Vorgang mit überlegter Gelassenheit nochmals einzuordnen versuchen.
Johann Rentz

Die Bewährung reklamiert auch die Presse, also auch die ZEIT, für sich, wenn sie sich bei den Tätern und ihren Gesinnungsgenossen dadurch gnädig zeigen, weil „kein Beleg für eine Nazi-Gesinnung“ besteht. Wenn sich ein Minister „die Demokratie wieder zurückholen“ muss, ist diese Position denjenigen gleichgestellt, welche sich als Protestwähler bei Rechtsradikalen sehen. Wer die Demokratie als nicht existent ansieht und Strategien erklärt, etwas anderes organisieren zu wollen, ist ein faschistoider Zeitgenosse. Die Geschichte ist voll von diesen verachtenswerten Heuchlern mit halbwertzeitigen Bekenntnissen von „Reue und Demut“.
Jürgen Dressler

Die angebliche Entschuldigung des Herrn Aiwanger ist nicht nur unglaubwürdig (offensichtlich ist er sich keiner Schuld bewusst) sondern m.E. auch wertlos: Man kann um Entschuldigung bitten, sich aber nicht selbst entschuldigen!
Renate Steinhorst

In Bayern stehen Wahlen am 8.Oktober vor der Tür. Das taktische Macht – Kalkül von Markus Söder hat Hubert Aiwanger im Amt gerettet und ob die Bewährungszeit jemals abläuft, ist nicht zu erwarten. Der moralische Schaden für Deutschland mag da sein, aber in Bayern möchten CSU und Freie Wähler weiter zusammen regieren. Die Wählerinnen- wollen keine Ampel im schönen Bayern-Land. Lernen aus eigenen Fehlern – dazu braucht es eben mehr “ als aus dem antisemitischen Flugblatt von gestern, nach 35 Jahren sich zu erklären, wie es in den Schulranzen gekommen ist – das wissen vielleicht andere ehemalige Lehrerinnen und Mitschüler. Die Aufklärung aller notwendigen Sachverhalte

von A – Z ist nicht zu Ende geführt worden. Diese Aufgabe hat sich ein sorgfältiger Qualitätsjournalismus aller Medien nicht vollständig gestellt.
Thomas Bartsch Hauschild

Sie schreiben in Ihrem sehr guten Beitrag: „Das verstörende am Fall Aiwanger ist: Man weiß nicht, ob sich daraus etwas lernen lässt.“ Ich finde allerdings, dass zumindest Herr Aiwanger etwas hätte lernen können: Die Kunst des Rücktritts. Hilfreiche Beispiele gibt es zuhauf: Lothar Späth, der über einen kostenlosen Segeltörn stolperte, Rudolf Scharping, immerhin Verteidigungsminister, wurde eine dubiose PR-Affäre zum Verhängnis, Franziska Giffey und Karl-Theodor zu Guttenberg warfen wegen Plagiatsvorwürfen das Handtuch. Bei Willy Brandt war es immerhin eine Spionage-Affäre. Er war aber auch Kanzler! Rücktritte scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Wobei doch gerade Einsicht und Demut Tugenden sind, die unsere Volksvertreterinnen und Volksvertreter so gerne beschwören! Wer Verantwortung übernimmt, selbst wenn die Vorwürfe widersprüchlich sein mögen, zeigt Größe. Auch so kann man zum Vorbild werden. Und davon kann es in der Politik nie genug geben. Vielen Dank für ein hervorragende „ZEIT“ in der mich besonders das Interview mit Anton Hofreiter und das Streit-Gespräch zwischen Karin Prien und Michel Wolffsohn beeindruckt haben.
Thomas Meichle

Vielleicht gibt es nichts zu lernen, aber wiederholt fällt mir die Wandlung der Entschuldigung auf. Herr Aiwanger hat sich entschuldigt, doch war das wirklich eine Entschuldigung? Bzw. mit dieser „Entschuldigung“ zeigt sich die Wandlung, die Entschuldigungen genommen haben. Eine Entschuldigung eines gestand’nen Mannsbilds (oder Fraubilds) hätte (früher) geheißen: „Ich habe einen Fehler gemacht und übernehme die volle Verantwortung. Dieses Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen und ich biete meinen Rücktritt an.“ Heute heißt es: „Wenn ich durch mein Verhalten irgendwen verletzt habe, tut es mir leid.“ Das ist schon die eingebaute Absolution (der Bruder meiner Frau ist Evangelikaner in den USA und er sagt, wenn ich fehle, weiß ich, dass Jesus mir schon vergeben hat. Also warum entschuldigen oder gar 3″büßen“ oder Verantwortung übernehmen?).

Dieser neue Entschuldigungssatz kennt keine Verantwortung geschweige denn Integrität. Wenn man sagt, „wenn ich irgendwen verletzt habe“ dann impliziert man: ich verhalte mich, wie ich bin: warum kommt da jemand dazwischen und ist verletzt? Es ist also eine Schuld- und Verantwortungsumkehr. Und wenn der Andere sich schon erdreistet verletzt zu sein, na gut, dann kriegt er halt eine Entschuldigung, aber eigentlich bin ich jetzt das Opfer und es läuft eine Kampagne gegen mich (bei Trump und Putin bestens zu beobachten. Dass Aiwanger das Flugblatt hatte, ist nicht so entscheidend (obwohl es einfach nur infam ist). Entscheidend ist, wie er darauf reagiert hat. (suboptimal) Ich, Jahrgang 1960, nahm in der Schule auch Teil an Judenwitzen. Der Unterschied ist: ich gebe es zu, kann mich daran erinnern und habe daraus gelernt. Spätestens als bis zum Abi (in einer „links-grün-versifften“ Gesamtschule) die Nazizeit eingehend behandelt wurde, blieben einem die Judenwitze im Halse stecken. Vielleicht ist diese „Affäre“ ja ein Anlass dazu über die Art und Weise einer verantwortungsvollen Entschuldigung nachzudenken.
W. Michel

Lieber Herr di Lorenzo, dieses Pamphlet von Hubert Aiwanger ist derart widerwärtig, dass es einem die Sprache verschlägt. Da frag ich mich schon, wie sind seine Eltern mit diesem menschenverachtenden Text umgegangen? Ich frage mich auch, ob sein Bruder ganz bewusst die Schuld auf sich nehmen wollte, um den Hubert vor Angriffen der Bevölkerung zu schützen, denn es ist ja Wahlkampf in Bayern. Schlimm finde ich auch, dass so viele bei den Wahlkampfveranstaltungen dem Hubert beklatscht haben, als wenn er etwas tolles geleistet hätte. Das Wort „Reue“ kennt der Hubert Aiwanger wahrscheinlich nicht, denn sonst hätte er längst seinen Hut genommen. Solche Politiker sind Gift für unsere Demokratie.
Ute Koch

Man muss Herrn Aiwanger nicht mögen, um sich sicher zu sein, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung kein Zufall war. Unabhängig davon, ab wann die Süddeutsche Kenntnis von dem 36 Jahre alten Pamphlet hatte, wollte der Initiator des Ganzen offensichtlich den größtmöglichen Schaden anrichten. Auch diese Form des Wahlkampfes ist gelinde gesagt fragwürdig.

Mit freundlichen Grüßen aus Passau
Christian Voll

Wo es Verlierer gibt, da gibt es auch Gewinner. Verloren hat vor allem unsere Demokratie. Boden gewonnen hat die rechts orientierte Gesinnung. Dabei ist es nicht nur Hubert Aiwanger, der mit seinem Verhalten und seinen Positionierungen die Basis für Rechts vergrößert. Auch der Populismus, der im Bundestag immer häufiger von Vertretern demokratischer Parteien zu hören ist, vergrößert den Demokratieverlust. Was da alles im Kleid eines Argumentes daherkommt, stärkt letztendlich nur die kontrafaktische rechte Grundströmungen. Hubert Aiwanger geht ganz einfach auf die Seite, wo er einen sicheren Stand hat. Dort wird er sich als Gewinner erweisen. In Bayern ist zu sehen, wie sehr der rechtslastige Populismus-Wettbewerb die Gesinnungsachse nach rechts verschiebt. Es helfen nur: Seriosität der Demokraten und eine Politik, die sich in den Parlamenten mit guten Argumenten durchsetzt.
Reinhard Koine

Söders Entscheidung, Aiwanger im Amt zu lassen, war falsch, unter den Gegebenheiten jedoch alternativlos. Bei einer Entlassung Aiwangers aus seinem Amt hätten ihm seine Anhänger einen noch größeren Glorienschein umgehängt, als sie es ohnehin tun, mit wohl unübersehbaren Folgen für die politische Landschaft weit über Bayern hinaus. So bleibt der CSU nur Fortsetzung der Koalition mit den Freien Wählern, und zwar so lange, bis Söder verstanden hat, dass Wahlerfolge sichernde Mehrheiten angesichts der Landflucht nur noch über städtische Wähler zu erzielen sein werden. Und dazu braucht’s auch in Bayern eine Zusammenarbeit mit den Grünen. Söder wäre somit gut beraten, seine permanenten Attacken gegen diese Partei einzustellen, auch wenn derzeit deren Performance in Berlin nicht überzeugt.
Harald Seidel

Ja, es ist eine Schmutzkampagne! Doch der Dreck, der Aiwanger getroffen hat, ist sein eigener. Jetzt haben er und Söder ihn schweigend unter den Teppich gekehrt.
Michael Redmann

Schriftsteller und Politiker haben schon in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit der Erinnerungskultur, an die Gräuel der NS-Zeit in Deutschland, eine verbale Absage erteilt. Martin Walser hat in seiner Dankesrede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche 1998 von der „Moralkeule Auschwitz“ gesprochen. Am Ende der Rede stehender Beifall, nur Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, blieb konsterniert und ungläubig sitzen. Das Wort zu Auschwitz und die Reaktion, respektive die fehlende Betroffenheit vor Ort, waren beschämend und unangemessen. 2018 hat Alexander Gauland von der AfD den „Vogel abgeschossen“. Er bezeichnete in einer Rede die NS-Zeit, mit dem zweiten Weltkrieg und schlimmsten Verbrechen in den Konzentrationslagern mit der systematischen Menschenverachtenden Ermordung von über 6 Millionen Juden und Roma und Sinti und vielen anderen Menschen als „Vogelschiss“ in der über 1.000jährigen Deutschen Geschichte. Zynischer, Geschichtsverfälschender und beschränkter geht es nicht mehr. Wir sollten froh sein, dass wieder und immer noch Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland leben, arbeiten und ihrem Glauben nachgehen. In diese unrühmliche Reihe von Verwirrten und Desorientierten reiht sich nunmehr Hubert Aiwanger ein. Der Ministerpräsident Bayerns, Markus Söder, hat im laufenden Wahlkampf, also im „Politikzirkus“ die Chance vertan seinen Stellvertreter, den „Clown“ Hubert als „Dummen August“ aus der Manege zu entfernen. Hubert Aiwanger ist uneinsichtig, unmöglich, unsensibel und untragbar. So hat Söder den Freien Wählern und sich einen „Bärendienst“ erwiesen. Es lebe der Wille zum Machterhalt. Am 8. Oktober entscheiden die Wählerin und der Wähler in Bayern, wie das Verhalten der regierenden bayrischen Politikelite in München zu bewerten ist. Eine „Brandmauer“ gegen rechts und rechtes Gedankengut sieht anders aus. Wieder wurde eine Möglichkeit vertan den Juden in unserem Land zu zeigen und zu beweisen, dass Antisemitismus und rechte Hetze kein Platz mehr in Deutschland haben. Hevenu Shalom Alechem!!!
Felix Bicker

Immer wenn ich mir die Unterlage fürs Katzenklo kaufe (und die Zeit ist wegen des Formats dafür am besten geeignet), fallen mir auch diverse Überschriften ins Auge. So zum Beispiel betreffend den Herrn Aiwanger in Bayern eine ganze Flut an heller Empörung: „Kuschen vor rechts?“ „Auf Bewährung“ „Söders Wette“ „Was hat er angerichtet?“ Ich sehe das eher pragmatisch. Da hat eine deutsche Zeitung (die SZ) in völliger Verkennung ihrer Bedeutung fünf Wochen vor einer Bayern-Wahl einen linksgrünwoken Putschversuch unternommen, der aber nach Stand der Dinge nicht erfolgreich war. Daraufhin hat auch gleich der linksgrünwoke Rest der deutschen Presse (einschließlich der Zeit) und der ÖRR zum redaktionellen Amoklauf gegen Herrn Aiwanger angesetzt. Der hat aber bis dato auch nicht Gehör beim typischen bayrischen Wähler gefunden und so wird Herr Aiwanger voraussichtlich gestärkt aus dieser Wahl hervorgehen und auch der Herr Söder kann dem Wahlausgang vermutlich zufrieden sein. Weniger zufrieden werden die SPD und die Grünen sein, aber das finde ich gar nicht so schlecht.

Wenn man sich als Österreicher die deutsche Ampelregierung und ihre Fehlleistungen ansieht, dann bekommt man wirklich keine besondere Lust darauf, von solch katastrophal inkompetentem Personal regiert zu werden. Da hilft es auch nicht, wenn Herr Di Lorenzo den Herrn Habeck ganz toll findet (bei diesem Interview haben sich offensichtlich die zwei Richtigen gefunden). Zusammenfassend kann man die Situation in Deutschland so beschreiben: Herr Aiwanger wird in Bayern voraussichtlich bis zu vier Prozent zulegen, die Grünen werden froh sein müssen, wenn sie weder in Bayern noch in Hessen allzu viel verlieren.PS: Von den dummen linksgrünwoken Würstchen habe ich noch nie viel gehalten.
DI Franz Steinbauer

Junge Straftäter, die noch nicht volljährig sind, werden nach Jugendstrafrecht verurteilt und stehen was die Person angeht unter einem besonderen Schutz, weshalb auch Gerichtsverhandlungen bis zu einem Alter von 18 Jahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, um die Resozialisierung nicht zu gefährden. Hubert Aiwanger war damals unter 18 und hätte zumindest moralisch von einem Lehrer mehr erwarten können, als dass dieser nach mehr als 30 Jahren noch nachtritt, obwohl Aiwanger wohl immerhin einen Tadel erhielt. Hier wurde auch der Beruf des Lehrers als Vertrauensperson beschädigt. Ganz abgesehen von den linken und grünen Moralaposteln. Es ist doch offensichtlich, dass die Kampagne die Wahlchancen von Aiwanger schmälern sollten. Insofern ist mit der Berichterstattung der Süddeutschen auch einmal mehr die Glaubwürdigkeit in die Objektivität der Presse und der leider auch verallgemeinernd die Objektivität der Medien infrage gestellt worden. Es soll und darf keine defacto Doppelbestrafung durch die öffentliche Meinung geben. Quer durch alle Parteien, davon profitieren schließlich auch einige in die Jahre gekommene Grünenpolitiker.
Siegfried Wache

Noch nie hat mich ein Artikel von Herrn Di Lorenzo so enttäuscht wie der genannte Beitrag. Der Bruder von Herrn Aiwanger hat sich als Verfasser des Pamphlets benannt – warum müssen hier wieder Zweifel gestreut werden? Er war als 16-Jähriger (?) in etwas verstrickt, dass ihm vermutlich auch damals schon schnell peinlich und zuwider war und das mit schulischen Maßnahmen auch bestraft wurde. Das wäre das eigentliche Ende der Geschichte. Aber auf keinen Fall in Deutschland! Das muss ausgefochten werden – auch nach 35 Jahren! Und wem nützt das was? Natürlich dem politischen Gegner! Und das scheinheilige Getue der SZ machts nicht glaubwürdiger!  Zitat von Ihnen:

“ Schmutzkampagne – mit dem Ziel, andere politische Verhältnisse herbeizuschreiben.“ „So mächtig ist kein Medium in Deutschland“. Das ist eine schamlose Verharmlosung und das bewusste Herunterspielen medialer Macht. 2 Beispiele:  Unser ehemaliger Bundespräsident Christian Wulff – nach hemmungsloser medialer Schlammschlacht zurückgetreten, aber freigesprochen. Franz Beckenbauer – nie bewiesen – aber fast in den gesundheitlichen Ruin getrieben…buchstäblich als mediales „Freiwild“ erledigt! Warum wird nicht darauf hingewiesen, dass die jüdische Verlegerfamilie Friedmann noch mit rd. 18 % an der SZ beteiligt ist und bekanntermaßen geradezu obsessiv alles auch nur im kleinsten Ansatz rechts (braun??) Verdächtige verfolgt. Der ehemalige Hauskarikaturist Dieter Hanitzsch war ebenfalls ein Opfer – wegen einer Netanjahu Karikatur! Die Erdinger Rede – populistisch! Ja klar – völlig zurecht! Von wegen durchgeknallt – dazu hätten Sie sich vor Monaten besser mal zu Herrn Habeck und Co. entsprechend äußern sollen.
Reinhard Mayer

Haben jetzt wirklich schon alle Politiker zum Fall Hubert Aiwanger ihren Senf dazu gegeben oder fehlt doch noch jemand? Promis und solche die es gerne sein möchten und zu guter Letzt auch wir, die Schreiber von Leserbriefen stehen da nicht außen vor. Doch, irgendwann einmal sollten wir es damit aber auch wieder gut sein lassen. Am 8. Oktober 2023 sind hier in Bayern die Landtagswahlen und da kann der Souverän, also wir, die wahlberechtigten Bürger darüber abstimmen, wie es hier in Bayern weitergehen soll. Genug ist einfach genug, es gibt wichtige Dinge in Deutschland zu tun, beendet endlich dieses überflüssige Gezeter um Hubsi! Unsere Volksvertreter sollten sich besser um die wirklichen Probleme im Land kümmern und dabei auch auf des Volkes Stimme hören.
Klaus P. Jaworek

Hubert Aiwanger hat es langsam satt sich für Dinge entschuldigen zu müssen, die er gar nicht ausgefressen hat. Er hat diese „Flugblatt-Faxen“ einfach nur dicke und schweigt sich nun mehr aus! Nichtsdestotrotz steigen in den Umfragen, die Umfragewerte der Freien Wähler; die Freien Wähler setzten zum Höhenflug an. Einige die meinten dem Hubert Aiwanger ans Bein pinkeln zu müssen, die haben erst jetzt bemerkt, dass sie sich selbst angepinkelt haben.
Riggi Schwarz

Ich war über einige Jahre abschnittsweise Abonnent der ZEIT.  Politisch, gesellschaftlich verorte ich mich liberal-konservativ. Also nicht dort, wo die ZEIT steht. Mein Anliegen war es, mich breit zu informieren, zu erwägen, dass die andere Seite auch ein paar valide Argumente im Köcher haben könnte. Es ist mir allerdings zunehmend schwerer gefallen, die sehr einseitigen Beiträge zu lesen. Zu links, zu grün, zu woke, zu viel Gesinnungsethik. Wie auch immer, heute am Kiosk las ich nur den aktuellen Titel: „Kuschen vor rechts“, mit Söder und Aiwanger im Bild. Meine, zugegeben sehr harte Diagnosen, Sie leiden an einer Wahrnehmungsstörung. Wie komme ich zu diesem Schluss?

Der mediale Zeitgeist ist weit mehrheitlich links-grün, voller Gesinnungsethik und Moral. Außer der NZZ und mit deutlichen Abstrichen Pioneer, FAZ und Welt (zuletzt mit deutlichem Linksruck) sind alle Medien links-grün. Links-grün im Sinne von Sarah Wagenknechts urbanen Lifestyle Linken. Alles und alle, die sich der Sichtweise des linken Zeitgeistes nicht anschließen und sich ein Wort der Widerrede erlauben, sind rechts, rechtspopulistisch, stramm rechts, rassistisch, Hetzer, Menschenfeinde und noch vieles mehr. Dabei Widerrede ist häufig nicht mehr notwendig, es reicht ein fehlendes, eindeutiges Bekenntnis zu den „richtigen“ Ansichten und Überzeugungen. Gerne werden Personen auch bewusst missverstanden, um sie in die rechte, braune Ecke stellen zu können.

In den Redaktionsstuben hat man sich zu Beginn der Woche sicher sehr über die dumme, belehrungsresistente Bevölkerung echauffiert, die nach einer FORSA Umfrage, die Entscheidung, Aiwanger im Amt zu belassen, zu 58% (in Bayern gar 72%) als richtig bewertete. Lediglich 34% hielten sie für falsch. Medial war das Urteil nämlich schon gefällt. Wer ist für die politische, gesellschaftliche und persönliche Vernichtung Hubert Aiwangers und seines Bruders für ihre nicht akzeptablen Verirrungen und Verwirrungen als Jugendliche vor 35 Jahren? Abstimmung: 98% dafür, 2% dagegen (NZZ). Bitte nicht missverstehen: Eine solche Aktion Jugendlicher muss mit den für Jugendliche vorgesehenen Mitteln deutlich und streng geahndet werden. Zeitnah zur Tat. Und dann, wenn es zu keiner Wiederholung kommt, ist gut. Zum Vergleich: Steinwürfe auf die Polizei (Angriff auf das Gewaltmonopol des Staates) als junger Erwachsener scheinen in der medialen Sichtweise für die Ausübung eines hervorgehobenen politischen Amtes nicht prohibitiv zu sein.

Nein, liebe ZEIT, es geht nicht um Kuschen vor rechts. Es geht darum, nicht vor links kuschen zu müssen. Es geht darum, sich als nicht links-grüner-woker Mitbürger als rassistisch, rechtspopulistisch, transphob oder sonstiges beleidigen und denunzieren lassen zu müssen. Einige Denunziationsstellen hat die Ampel hat schon eingerichtet. Der links-grün-woke Zeitgeist hat keine zahlenmäßige Mehrheit, er ist durch die mediale Verstärkung nur lauter und sichtbarer.

Links-grün behauptet tolerant zu sein. Nein, links-grün ist nur in den engen Grenzen der eigenen Ideologie tolerant. Das ist, frei nach Rose Luxemburg, keine Toleranz. Links-grün ist auch nicht liberal. Links-grün bevormundet, belehrt, verbietet, reguliert und baut den Staat immer weiter aus. Das Gegenteil von liberal. Häufig enden solchen Tendenzen in staatlicher Repression. In Unfreiheit. Nennen sie mir ein linkes Regime, die ja immer alle das Beste für die Menschen wollte, welches am Ende wirklich Gutes für die Menschen bewirkt hat?

Ich weiß nicht, ob Sie Helmut Schmidts Zitat noch benutzen: Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine. Vergessen sollten Sie es nicht. Und sie sollten Andersdenkende nicht reflexartig und populistisch in die rechtsradikale, braune Ecke stellen. Nur weil ich Deutschland Migrationspolitik von Anfang an zum Scheitern verurteilt sah, bin ich kein Nazi, kein Menschenfeind und kein Rassist. Stellen Sie sich breiter auf. Trennen Sie Meinung wieder klarer von neutraler Berichterstattung und Reportage. Belehren Sie nicht. Werden Sie in den für Journalismus entscheidenden Kriterien divers. Zwanzig verschiedene Nationalitäten und Hautfarben sind irrelevante Kriterien, wenn alle die gleichen politischen und gesellschaftlichen Überzeugungen pflegen.
Dietmar Baier

Giovanni Di Lorenzo kommt in seinem Leitartikel zu dem Resümee, dass es nichts aus der Causa Aiwanger zu lernen gebe und es nur Verlierer gebe. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass eine Lehre aus dem unappetitlichen Fall ist, dass es viele Jahrzehnte nach Gründung der Bundesrepublik immer noch viele alte und neue Nazis in diesem Lande gibt, die ihren Antisemitismus offensichtlich mit Freude ausleben und die sich über Politiker freuen, die in ihrer Vergangenheit so ekelhafte Pamphlete zumindest mit sich herumtrugen, die eine erneute Demütigung und Verhöhnung der Opfer der Schoah darstellen. Ich weigere mich, jugendliches Alter, Abiturientenjahrgänge als Entschuldigung für Hass auf Jüdinnen und Juden gelten zu lassen. Ich persönlich war im Jahre 1970 als 15-Jähriger und auch schon eine Weile davor, durchaus in der Lage, moralisch und politisch zu erkennen, welches unsägliche Unrecht in den Jahren von 1933 bis 1945 in deutschem Namen verübt wurde und dass Mord, Massenmord das schlimmste Verbrechen überhaupt sind und dass es für deren Rechtfertigung keine Entschuldigung gab und auch keine mildernden Umstände.

Ja, das deutsche Volk hat nach Gründung der Bundesrepublik und nach Inkrafttreten des Grundgesetzes noch viele alte Nazis in hohen und höchsten Ämtern des Staates und der Justiz gehabt und deren Verantwortungslosigkeit wurde hierzulande erst durch die Aktivitäten der Außerparlamentarischen Opposition thematisiert und problematisiert. Und angesichts des großen Menschheitsverbrechens haben noch heute diejenigen recht, die feststellen, dass erst durch die Bildung der ersten sozialliberalen Koalition durch Willy Brandt und Walter Scheel diese Republik zur richtigen Demokratie geworden ist. Doch auch heute ist die Zahl der Geschichtsklitterer wieder groß und sie wird leider größer, die die Brandmauer gegen die äußerste Rechte gerne einreißen und bröckeln sehen würden.

Der „Süddeutschen Zeitung“ ist dafür zu danken, dass sie die Flugblattaffäre Hubert Aiwangers an das Licht der Öffentlichkeit gebracht hat und damit in der Bundesrepublik eine Debatte ausgelöst hat, in der die wirklichen alten und neuen Nazis hierzulande sozusagen aus ihren Löchern herausgekitzelt wurden. Ich gestehe, dass ich als Sozialdemokrat Befürchtungen habe, wenn sich das auch am Fall Aiwanger zeigende politische Klima in diesem Lande sich noch weiter bräunlich verfärben würde. Es wäre daher dringend notwendig, dass alle Träger der Bildung und Weiterbildung hier in diesem Lande in Zusammenarbeit mit demokratischen Medien und der Bundeszentrale für politische Bildung eine breit angelegte Kampagne über den widerlichen Antisemitismus sowie generell den Hass gegen Minderheiten starten würden. Wenn ich die Atmosphäre zur Kenntnis nehme, die von Teilen der Union, der AfD und zumindest in Bayern von den Freien Wählern inszeniert wurde, dann habe ich als 68-Jähriger zunehmend Angst, auf meine alten Tage dieses Land irgendwie wieder verlassen zu müssen. Die Causa Aiwanger muss all jene aufrütteln, die es mit unserem Grundgesetz und dessen Werten ernst meinen und die wollen, dass sich die Katastrophe von 1933 niemals mehr wiederholt.
Manfred Kirsch

Kuschen vor rechts. / Widerwärtig. / Sprachlosigkeit. / Ohne Worte. / Da! Im ledernen Ranzen, / zwischen Stiften und / Buch, Äpfeln / und Butterbrot: / „Die ich rief, die Geister, / werd´ ich nun nicht los.“
Axel Spellenberg

Ich schätze es immer wieder, wenn Giovanni di Lorenzo seine moderate Stimme erhebt. Am Fall Aiwanger gibt es auch deshalb nichts zu lernen, weil der Faktor Mensch in der Politik häufig genauso wenig kalkulierbar ist, wie im „echten“ Leben. Das antisemitische Flugblatt der Gebrüder (?) Aiwanger ist mittlerweile veröffentlicht worden und ich habe es auch gelesen. Dabei ist mir speiübel geworden und ich kann mehr schwer vorstellen, dass selbst ein Jugendlicher nicht hätte wissen müssen, was er da schreibt, und es sich dabei nicht um einen „Lausbubenstreich“ handelt. Wenn Giovanni di Lorenzo bemerkt, dass in der Nachkriegszeit viele Amtsträger vorher in das Nazi – Regime verstrickt waren und auch beispielsweise grüne Politikerinnen und Politiker nicht nur mit einem tadellosen Lebenslauf aufwarten können, ist das richtig und er relativiert damit keinesfalls Aiwangers Tat.

Ein Mensch, der ehrlich bereut und um Vergebung bittet, hat eine meistens zweite Chance verdient. Hubert Aiwanger zeigt keine Reue, im Gegenteil, es sieht sich nur als Opfer. So reagieren für mich bockige Kinder, von erwachsenen Politikern erwarte ich etwas anderes. Sein mangelndes Einsichtsvermögen und seine fehlende Empathie schaden ihm bei seinen Anhängern gar nicht, das sagt auch sehr viel über sie selbst aus. Dass Markus Söder noch an seinem Vize festhält, hat für mich nichts mit Kuschen vor rechts, sondern mit Wahlkampftaktik zu tun. Ob diese Taktik dann am Ende aufgeht, wird sich zeigen. Der Fall Aiwanger macht deutlich, wie zerbrechlich im Moment die politische Lage in Deutschland ist. Egal was passiert, Streit in der Koalition, umstrittene Gesetze oder missverständliche Äußerungen von Friedrich Merz, postwendend wird darüber reflektiert, welchen Effekt dies auf die Zustimmungswerte für die AfD haben könnte. Das muss aufhören, aus so viel Aufmerksamkeit saugt die AfD Honig und stärkt sich. Es entsteht der falsche Eindruck, dass an der AfD niemand mehr vorbeikommt. Es gibt genug Gründe, sich gegen einen gefährlichen Rechtsruck in Deutschland zu stemmen, und damit nicht einen einzigen Grund, vor rechts zu kuschen.
Regina Stock

Aiwanger Pamphlet: Der Text ist eindeutig geschmacklos und menschenverachtend. Es gibt Dinge, über die macht man keine Scherze. Aber ich habe den Text genau durchgelesen und finde keine antisemitische Sentenz oder einen Aufruf zum Judenhass. Die Schule hat also gut daran getan diesen unsensiblen Dummejungenstreich als solchen zu behandeln, zu ahnden und einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist bedauerlich, dass die Süddeutsche Zeitung diese SPD-gesteuerte Kampagne, die aus wahltaktischen Gründen den Holocaust instrumentiert, einleitet, die auf einem Schriftstück basiert, das widerrechtlich aus den Schulakten entwendet worden ist.
Wolfgang Beier

Es geht gar nicht um die Judenvernichtung, das plötzlich aufgetauchte Flugblatt ist Mittel zum Zweck, um einen politischen Gegner auszuschalten. Das ist in meinen Augen der eigentliche Skandal:  die Judenverfolgung wird instrumentalisiert. Und darum ist es egal wie und wie oft sich Herr Aiwanger entschuldigt, es wird nie akzeptiert werden. Wäre Herr Aiwanger als Erwachsener in in diese schreckliche Flugblattgeschichte involviert, müsste er sofort gehen. So war er aber ein Schüler, ein Jugendlicher und hat auch bei diesem hochsensiblen Thema das Recht, rückwirkend nach den Maßstäben des Jugendstrafrechts beurteilt zu werden. Der Erziehungsgedanke ist aufgegangen, Herr Aiwanger hat sich – soweit ich recherchiert habe – nie durch antisemitische Haltungen/Äußerungen hervorgetan. Auch die ZEIT macht bei dieser Kampagne mit: 3 Artikel auf Seite 1-2, die Herrn Aiwanger in einem denkbar schlechten Licht dastehen lassen. Nur ein ihm zugewandter Artikel, erschienen auf Seite 11! Ich bin kein Antisemit, kein AFD-Wähler, kein Wähler der Freien Wähler!
M. Freytag

Die Kolumne Ihres hoch geschätzten Giovanni di Lorenzo, deren Studium zumeist ein intellektuelles Vergnügen bereitet, in der ZEIT-Ausgabe vom 7.Sept. Seite 1, lässt die (berechtigte) Forderung des Autors erkennen, Herr Aiwanger hätte zurücktreten sollen/müssen. Der Mensch ist von Natur aus mit einem instinktiven, angeborenen Schamgefühl ausgestattet. In der Regel ist er auch mitleidfähig. Daher ist es m.E. falsch, die Affäre lediglich politisch zu bewerten, wie es Prof. Wolffsohn unternimmt. Denn A. hätte schon aus rein moralischen Gründen von sich aus zurücktreten müssen, ungeachtet der zweifelhaften Urheberschaft, weil das extrem widerwärtige Flugblatt, wie Herr Lorenzo zutreffend erwähnt, „aus dem Hause Aiwanger stammt“. Richtiger wäre demnach, die A-Affäre, die seine ganz persönliche ist, aus den Aspekten der Humanität und Moral, und aus der Sicht der betroffenen Nazi-Opfer zu beurteilen.

Denn ohne jeden Zweifel kommt bei einem human Denkenden unwillkürlich ein Mitleid- und Schamgefühl auf, wenn er den brutalen Inhalt des Flugblattes (mit mitleidlosem, erbarmungslosem Zynismus) zur Kenntnis nimmt und sich in ein Holocaust-Opfer hineinversetzt. Da helfen auch nicht die Argumente der 36-Jahre Zeitspanne, der Schüler-Unreife oder der charakterlichen Veränderung, weil die Scham so stark ist, dass sich normalerweise der Entschluss zum Rücktritt ohne viel Nachdenken aufdrängt. Das Flugblatt hat einen derart unmenschlichen Inhalt, dass es sich absolut verbietet, die damalige Aktion als die Handlung eines pubertierenden/unreifen/zornigen Schülers abzutun. Ich denke da m.E. nicht zu streng, zumal Aiwanger mehrfach unglaubwürdig erscheint (er wälzt die Urheberschaft auf seinen Bruder ab, geriert sich als Polit-Kampagnen-Opfer, widerspricht sich und kann sich an wenig erinnern). Dieser Eindruck wird durch sein (uneinsichtiges, trotziges und damit peinliches) Auftreten tagtäglich verstärkt, die Gefühle der Betroffenen scheinen ihm wurscht zu sein. Die Art und Weise, wie der Inhalt des Flugblatts in der fortwährenden Debatte von ihm als nebensächlich beiseitegeschoben wird, erzeugt bei mir das zusätzliche Gefühl der Fremdscham.

Im Gegensatz zu Herrn Lorenzo sehe ich in der A-Affäre doch ein gewisses Lehrstück, das zumindest meine über viele Jahrzehnte gewachsene Überzeugung bestätigt, dass Moral und Charakter in der Politik nichts verloren haben, Beweis: Söders opportunistische Entscheidung, der sogar Frau Knobloch und die Herren Waigel und Huber Verständnis entgegenbringen (siehe im Feuilleton der Süddte. Zeitung vom 9.Sept., Seite 15 und im Bayernteil S.68).
Wolfgang Westarp

Es gab gottseidank nie den „demokratischen Konsens“, Jugendliche aufgrund unsäglicher Sprüche lebenslang zu ächten. Es gibt nun mal diese Zeit, in der man alles ausreizt, sei es, indem man in der einen Generation beim Thema Holocaust provoziert, sei es, indem man, wie ebenfalls geschehen, in einer anderen Generation Sex mit Kindern gutheißt. Man nennt diese Zeit „Pubertät“. Wer sagt, das Aiwanger glimpflich davonkommt? Er ist es doch, der wegen eines Flugblattes in seinem Schulranzen angegriffen wurde. Hätte er sich dafür entschuldigen sollen? Wofür eigentlich? „Wir wollten damals provozieren und haben dies anhand des Themas ‚Holocaust‘ gemacht. Dies war ganz sicher keine gute Idee“. Oder: „Hiermit distanziere ich mich von jeglicher Form des Antisemitismus“. Wäre das besser? Wie auch immer: Es wäre gewohnt rituell.

Der SZ darf man in der Tat nicht den Zeitpunkt der Veröffentlichung vorwerfen, jedoch sehr wohl, dass sie es überhaupt veröffentlicht hat. Denn es wäre wirklich an der Zeit, dass gerade die klassischen Leit-Medien Fragen nach Seriosität und Anstand ambitionierter angehen würden, wenn es um Umstände und Inhalt eines Gegenstands geht, über den berichtet werden soll. Hier wäre aus Sicht vieler das journalistische Signal richtig gewesen: „Die Achtung vor der Pressefreiheit ist seitens der Bevölkerung so groß, dass wir unseren Laden in solchen Fällen selbst sauber halten müssen. So etwas drucken wir nicht“. Was die „schweigende Mehrheit“ angeht: Kürzlich habe ich den Spruch eines an sich unpolitischen Facharbeiters gehört „Es ist wieder mal Zeit, dass man den Mund aufmacht“. Und dies war nicht gegen die Aiwangers der Welt gerichtet, sondern gegen die empörungs-hedonistische Welt der ritual-geilen Political-Correctness-Hüter. Man möge diesbezüglich Aiwangers Hinweis auf „die schweigende große Mehrheit“ ernst nehmen und narrativen Reflexen widerstehen, solches in die Schublade des Populistischen zu stecken. Merke: Nicht alles, was die Bevölkerung empfindet, ist deshalb populistisch. Der Journalismus möge sich nicht zum Opfer des eigenen Neusprechs machen.

Woher kommt eigentlich die Unterstellung der „Freien Wähler“ als „weitere rechtspopulistische Partei“? Die „Freien Wähler“ seien „rechtspopulistisch“, weil deren Vorsitzende im Wahlkampf auf eine Jugendsünde auf die Erwartungen der offiziell-medialen Gesellschaftserwartungen zeremoniell nicht adäquat reagiert habe? Wir sind voll in der orwellschen Welt. Durchmischen Sie Ihre Redaktionen mit wirklich kritischen Menschen, deren Horizont über die Pflege offizieller Gesinnungs-Korridore hinausgeht. Die gute Nachricht: Vielleicht gibt es ja doch noch was zu lernen.
Kurt Schäfer

„Der Worte sind genug gewechselt“! Nochmal 3 Beiträge über Flugblatt-Aiwanger: über Für und Wider einer Schmierzettel-Veröffentlichung nach 36 Jahren zur heißen Wahlkampfzeit und der Aiwangerschen Reaktion darauf; über fortdauernde Schuld eines rechtsextremen Pennälers im Vergleich zu der Jugendlicher und Erwachsener aus dem linksextremen Spektrum; über weiter bestehendes rechtsextremes Denken oder demokratische Läuterung, die jedem jugendlichen Sünder zugebilligt werden sollte! Dazu immer nur das Credo des Verhältnisses Deutschlands zu Israel oder den Juden herunterzubeten, ließe es zu einer Worthülse verblassen!

‚Lasst mich auch endlich Taten sehn“! Messen wir – Aiwanger daran, was er seit der Flugblattaffäre für die Demokratie und seine bayerischen Landsleute getan hat und was er nach der Wahl für sie zu tun vorhat! Vergessen wir – dann, was ein Jungspund an verworrenem Zeug geschrieben oder nur bei sich getragen hat! „Wer von euch ohne Schuld sei, werfe den ersten Stein“! Denken wir alle einmal zurück, was wir als Jugendliche an Unsäglichem gedacht, vielleicht sogar gesagt und geschrieben haben, wem wir die Pest oder gar das Fallbeil an den Hals wünschten – an das wir uns natürlich (nicht mehr) erinnern! Wer überzeugt ist, sein Leben lang ein reines Gewissen gehabt zu haben, werfe ihn! Ich fürchte, die Steinigung wäre lautlos!
Ulrich Pietsch

Freilich gibt oder gäbe es etwas aus der Causa Aiwanger zu lernen, nur wird es den meisten zu aufwändig sein, die üblich gewordenen Pfade der Auseinandersetzung zu verlassen. Die Diskussion um das Flugblatt zeigt einmal mehr auf, wie unsere gegenwärtige Debattenkultur immer wieder die populistischen Ränder stärkt. Oft begegnet mir eine Kaskade an Schlagworten, dass dies oder jenes ‚rassistisch‘, ‚antifeministisch‘, ‚antisemitisch‘ und auch noch ’sexistisch‘ sei. Das sind m.E. alles mehr Zuschreibungen als Beschreibungen von Sachverhalten, Meinungen oder Personen – die wären viel zu mühsam. Mit vorgefertigten Schablonen lässt sich jemand leichter zuordnen und anklagen. Das führt dazu, dass man bei Aiwanger die Frage einer antisemitischen Haltung diskutiert, anstatt sich mit seinen aktuellen subversiven Äußerungen zu befassen, man solle sich die Demokratie zurückholen oder es wäre besser, wenn man stets ein Messer in der Tasche hätte. Dies verächtliche Rede über die repräsentative Demokratie bzw. die Ablehnung des staatlichen Gewaltmonopols halte ich für viel gefährlicher als ein Flugblatt, das er als Schüler geschrieben haben soll, und ist es noch so widerwärtig.

Diese Bildung von Clustern, also die Entwicklung von Stereotypen setzt sich bei der klaren Entweder-oder-Gegenüberstellung von (stets absichtsvollem) Täter und (stets hilflosem) Opfer fort. Da gibt es kein Sowohl – als auch: Hinweise, dass sich in aller Regel die Rollen nicht so einfach verteilen lassen, wird dann gleich als Täter-Opfer-Umkehr missinterpretiert. Dem Opfer wird also immer eine Schuldlosigkeit zugeschrieben und dass es in seinen Sichtweisen per se Recht hat und auf jeden Fall unsere Unterstützung braucht. Aiwanger musste sich also nur in einer Opferrolle darstellen und schon hat er Zulauf, denn als Opfer trägt er für nichts mehr in seinem Leben Verantwortung und ihm gelten Mitgefühl und Sympathien. Wollen wir populistische Tendenzen vermeiden, so wäre als erstes zu lernen, mit den klischeehaften Schlagworten aufzuhören.
Detlev Zirkelbach

Wer in Bayern politisch engagiert und nicht rechts der Mitte verortet ist, musste angesichts der CSU-Dominanz schon immer eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Dennoch konnte man feststellen, dass auch hier die politische Landschaft mit der Zeit diverser wurde, außerhalb wie innerhalb des konservativen Spektrums. Dazu haben auch die Freien Wähler beigetragen, die auf kommunaler Ebene gute Arbeit leisteten.  Jetzt aber müssten selbst Konservative, die diesen Namen verdienen, erschrocken sein. Denn dank Söder und Aiwanger gibt es – nicht erst seit der Flugblatt-Affäre – stattdessen eine Diversifizierung des Rechtspopulismus. Und damit gräbt man, anders als von Aiwanger behauptet, keineswegs der AfD das Wasser ab. Wo bleibt der Aufschrei von aufrechten Politikern aus den Reihen von CSU und Freien Wählern?
Wolfram Bieber

Die Freien Wähler! Wovon eigentlich frei? Von Geschichtskenntnis? Hirn? Anstand? Gott mit dir, du armes Bayern!
Gesa Will

Was hat uns die Affäre Aiwanger nun real an Erkenntnis gebracht? Schaut man genau hin, dann schrumpft diese große Aufregung zu einem armseligen Nichts: Herr Aiwanger ist immer noch exakt der Politiker, wie wir ihn bislang kannten. Eine 35 Jahre alte Jugendsünde wird hier zum Politikum gemacht. Der Mensch war damals in der Pubertät, ein Alter, in dem es normal ist, dass man aneckt, rebelliert, seine Grenzen austestet und moralische Autoritäten provoziert. Der Lehrer, der das Flugblatt der Süddeutschen Zeitung geschickt hat, hat sich 35 Jahre lang diese Abscheulichkeit aufgehoben, sowohl physisch als auch psychisch. Wie nachtragend oder unversöhnlich muss man sein, um so etwas zu tun? Trotz all dem hat das die Süddeutsche Zeitung nicht stutzig gemacht, auch nicht, dass dies zur besten Zeit im bayrischen Wahlkampf geschah, und hat sich willfährig zum Handlanger dieser späten mutmaßlichen Rach- oder Maßregelsucht gemacht. Die gesamte deutsche Medienlandschaft ist dann auf diesen Zug bereitwillig aufgesprungen: auf Titelseiten, als Aufmacher von Nachrichtsendungen zur besten Sendezeit, ja sogar als Hauptthema einer Talkshow.

Dieses absurde Theater macht mich fassungslos! Wenn eine Zeitung versagt, ja das kann passieren. Wenn aber alle kritiklos ins gleiche Horn blasen und das, obwohl keiner weiß, wie und warum das damals wirklich geschah, und obwohl das die politische Existenz eines Mannes gefährdet, dann ist das ein komplettes Systemversagen. Unsere Demokratie ist in Gefahr, gefährdet wird sie aber nicht nur von rechts sondern auch ganz besonders von dieser beispiellosen Verurteilungskampagne, angetrieben von einem moralischen Übereifer, der einem noch nicht mal eine Jugendsünde durchgehen lassen will! Wo bleibt hier der gesunde Menschenverstand? Wo bleibt hier die Zurückhaltung, nicht immer gleich loszudreschen? Meinem Vertrauen in die deutsche Berichterstattung hat diese Affäre jedenfalls massiv geschadet.
Andreas Schneider

Der Strudel der Argumentationen, den der Fall Aiwanger ausgelöst hat, ist beachtlich. Dem Schlusssatz im Leitartikel vermag ich nicht zu folgen. Der Vorgang hat für mich eine Schwachstelle in unserer Republik aufgedeckt. Die Freien Wähler leisten im kommunalen Bereich eine allgemein anerkannte gute Arbeit bei der Lösung der örtlichen Probleme. Blockaden durch die politischen Vorstellungen und Ziele der Parteien können nur mit den notwendigen Mehrheiten überwunden werden. Dieses Prinzip ist vor Ort vertretbar. In der Landespolitik ist es ungewöhnlich, aber möglich. Dem Gewählten der Freien Wähler wird aus den Worten heraus eine Redlichkeit unterstellt, die nicht begründet werden muss. Es schafft offene Ohren für den wohl auch befähigten Herrn Aiwanger. Für die Gesetzgebung auf Bundesebene ist das nicht mehr geeignet. Der Machterhalt in Bayern hat es dennoch ermöglicht. Es bleibt jetzt erst einmal zu hoffen, dass die bayrischen Wähler den Weg zu einer anderen und möglichst besseren Lösung weisen. Die Erkenntnis ist durch den öffentlich gewordenen Fall Aiwanger möglich geworden.
Hans Gerhard Vogel

In Ihrem Artikel schrieben Sie, Herr Aiwanger hätte sich „als Impfgegner aufgespielt“. An dieser Stelle verfallen Sie in ein Muster, das in den Medien sehr verbreitet ist. Die Impfkampagne war ein Politikum in einer Zeit, in der sehr stark mit Angst Politik gemacht wurde. Das allein für sich ist schon sehr bedenklich! Die Legislative war ausgeschaltet, die Judikative war willfährig, und die Exekutive regierte per Verordnungen. Diese Situation hätte uns allen viel mehr Angst machen sollen! Diesen Zeitgeist nutzte Herr Söder und verhielt sich wie ein Denunziant. Während eines Pressetermins breitete er Aiwangers Privatangelegenheit aus, nämlich, dass er eine kritische Haltung zur mRNA-Impfung besitzt und deswegen noch nicht geimpft ist. Es war also Söder, der dieses Thema in ungebührlicher Weise aufs Tablet brachte. Aiwanger hat sich dann versucht zu rechtfertigen und wurde ein Opfer der Staatsräson und der Medien.

Ich schreibe Ihnen zu diesem Detail in Ihrem Artikel so ausführlich, weil die politische Situation und das Verhalten der Medien während der Coronazeit in mir Angst erzeugt haben. Grundrechte wie Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht auf freie Berufsausübung, Recht auf Bildung, Recht auf Versammlungsfreiheit hatten keinen Bestand mehr! Und jetzt frage ich Sie: Wann hatte in Deutschland zuletzt das Denunziantentum und die Rechtlosigkeit Hochkonjunktur? Diese durchaus provokante Frage ist selbstverständlich überspitzt formuliert, aber ich denke, Sie verstehen, was ich mit dieser Frage meine, und warum ich der Meinung bin, dass Medien eine enorm wichtige Kontrollfunktion in einem demokratischen Rechtsstaat haben, die sie niemals freiwillig aus der Hand geben sollten!

Ich finde, Herr Aiwanger hat sich disqualifiziert, und eine „Bewährung“ hat er nicht verdient, sondern eine Entlassung. Der Fall Aiwanger ist ein ganz anderer als der vieler Amtsträger, die „während der Nazi-Zeit in das Regime verstrickt waren.“ Als Aiwanger mit 17 Jahren mit Hitler sympathisierte, war das Dritte Reich bereits seit 40 Jahren besiegt. Die Nazi-Verbrechen waren aufgearbeitet und als einem Gymnasiasten waren ihm die Verbrechen des Nazi-Regimes sehr wohl bekannt. Davon zeugt auch der Inhalt des Pamphlets. Aiwanger hat nicht nur nichts ahnend Hakenkreuze an die Wand gemalt, weil es andere auch gemacht haben. Nein, er hat sich systematisch mit dem Hitlerregime befasst und es verherrlicht. Mit 17 ist man alt genug, um Recht von Unrecht unterscheiden zu können!

Ich traue Herrn Aiwanger die Kehrtwende weg vom Nazitum seit dem Erwachsenwerden nicht zu. Mit 17 Jahren war der nämlich schon mehr als erwachsen!
Martin Krivacek

„Dumme Gedanken hat jeder, nur die Klugen sprechen sie nicht aus“ besagt ein Sprichwort. Herr Aiwanger sieht sich als Mann der klaren Worte und spricht aus, was er denkt. Als 17-Jähriger machte er mit judenfeindlichen Witzen den Klassenclown. Heute als 52-Jähriger, ist er Unterhalter in Bierzelten und Wirtshäusern. Herr Aiwanger ist nicht Wirtshausminister, sondern Wirtschaftsminister und zugleich ist er stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und damit Repräsentant für 13 Million Menschen. Herr Aiwanger ist sehr kommunikationsfreudig, sagt viel, redet viel, auf Kritik über seine Aussagen reagiert er oft trotzig, er lasse sich den Mund nicht verbieten. In dem Begriff „Verantwortung“ wohnt auch das Wort „Antwort“, wenn man aber „Antwort“ nicht mag, sollte man dort nicht einziehen. An seinem Kommunikationsstil vermisse ich das Verbindende, das Mitgefühl, die Bescheidenheit und das Zarte. Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, wo wir befürchten müssen, dass ein Politiker Heldenstatus erreicht, weil er ein menschenverachtendes Flugblatt verfasst oder auch nur besessen haben soll. Ich bin entsetzt, es macht mich fassungslos! Wie konnte es so weit kommen? Aiwanger wollte „die Demokratie zurückholen“ er sollte Anstand, Menschlichkeit und Moral zurückholen. „Denn ohne Moral richtet sich die Vernunft zerstörerisch gegen uns selbst“ stellte sehr zutreffend Adorno fest.
Kemal Özolgun


Leserbriefe zu Titelthema „Kuschen vor rechts? „Was hat er angerichtet?“ Streit von Karin Prien und Michael Wolffsohn, moderiert von Jana Hensel und Stefan Schirmer

Karin Prien fragt, warum die Strategien der demokratischen Parteien zur Eindämmung des Rechtspopulismus im Augenblick offenkundig versagen. Meine Antwort: Einige demokratischen Parteien selbst befeuern den Rechtspopulismus mit den eigenen populistischen Kampagnen. Sie fischen in denselben trüben Teichen wie die Rechten und versuchen, mit denselben gegenaufklärerischen Ködern Wählerstimmen zu fangen. Damit unterstützen sie ungewollt die Strategie der Rechten, das geistige Klima in Deutschland nachhaltig zu vergiften. Es ist Hubert Aiwanger vorzuwerfen, dass er eher Schutz in diesem vergifteten Klima sucht, als sich klar gegen Antisemitismus zu positionieren. Wenn Michael Wolffsohn in seiner engen legalistischen Perspektive Herrn Aiwanger als Opfer einer Kampagne und Hetzjagd sieht, so blendet er komplett den populistischen Gesamtkontext aus, in dem sich der bayerische Vizepräsident in all seinen öffentlichen Auftritten bewegt. Wenn es darum geht, Brandmauern zu sichern, dann sind Brandstifter nicht wirklich hilfreich. Es braucht dafür mehr Menschen in den demokratischen Parteien, die wie Karin Prien klar und deutlich argumentieren.
Reinhard Koine

Mehr als traurig zu lesen, dass der Historiker Wolffsohn von „Denunziantentum“ und „Hetzjagd“ spricht, und damit die Täter/Opfer-Umkehr von Hubert Aiwanger fast wörtlich übernimmt. Nicht diejenigen, die das Flugblatt publik gemacht haben, sorgen für das Erstarken der Freien Wähler und der AFD, wie Wolffsohn glaubt, sondern Politiker wie Söder und Merz, die aus purem Machtkalkül nicht willens sind, klare Grenzen nach rechts zu ziehen.
Heinz Wohner

Wie ist Herr Wolffsohn eigentlich „versehentlich“ in ein Bierzelt gekommen? Wollte er zum Zirkus?
Thomas Manthey

Besondere Sorge treibt mich bei drei Aspekten zum Thema Aiwanger um. Die mangelnde Zivilcourage der Zeugen (wollen wegen Angst vor Repressalien nicht genannt werden). Sind die Rechten schon wieder so stark? Das Negieren von Zusammenhängen hat mit Toleranz nichts zu tun, auch wenn sich Herr Wolffsohn auf Letzteres beruft. So ein Geschichtslehrer sollte eventuell nicht gerade an der Bundeswehrhochschule unterrichten. Kam „Mein Kampf“ und die Flugblätter von selbst in die Schultasche? Das dumpfe Bierzeltgegröle, das schon einmal der Anfang einer Elendsperiode in Deutschland war. Mutiert der Täter völlig unreflektiert zum Opfer, wenn es einer der ihren ist?
Klaus Mairhöfer

Ich bin in Niederbayern geboren, habe in Landshut das Abitur geschafft, konnte sogar ein Medizinstudium erfolgreich beenden und, man staune, summa cum laude promovieren! Und das obwohl ich aus Niederbayern stamme und deshalb laut Michael Wolffsohn wie mein Landsmann Hubert Aiwanger “ kein Genie im Formulieren bin“! Ich halte die Aussage dieses Herrn für eine große Unverschämtheit! Mich wundert es sehr, dass sowohl Katrin Prien als auch Ihre Autoren Jana Hensel und Stefan Schirmer diesen Satz ohne Kommentar so stehen ließen! Ich halte die Flugblattaktion der Aiwanger-Brüder für ein absolutes No-Go, bin sogar sicher, dass Hubert Aiwanger das Flugblatt selbst geschrieben hat. Aber dies gibt Herrn Wolffsohn in keinster Weise das Recht, alle Landsleute von Herrn Aiwanger als , bayerisch gesagt, „saublöd“ hin zu stellen. Mich würde brennend interessieren, wie sich Ihre Redaktion dazu stellt!  Ich bin seit sehr vielen Jahren Leser Ihrer Zeitung und bin solch unkommentierte Aussagen eigentlich von der Zeit nicht gewöhnt!

Manfred Ristl

Das Pamphlet ist unsäglich und der erwachsene und öffentliche Aiwanger hätte sich längst erklären und distanzieren müssen. Ich finde gleichwohl, dass den eigentlichen Skandal der (strafbewehrte) Bruch des Dienstgeheimnisses durch den pensionierten Lehrer darstellt. Schule verstand sich in den 80er Jahren als Erziehungs- und darum auch Schutzraum für Heranwachsende, die zur Not auch vor sich selbst geschützt werden sollten und auch mussten. Diese Konvention war die Vertrauensgrundlage zwischen Eltern und Schule und für die Interaktionen von Schülern und Lehrern, auch und gerade bei Aufmüpfigkeiten und Reibungen. Schulinterna hatten Schulinterna zu bleiben. Was hier in der causa Aiwanger passiert ist, dass diese Konvention (und damit die Vertrauensgrundlage) im Nachhinein geändert wird, ohne dass hier irgend jemand von offizieller Seite Einspruch erhebt. Für das Eltern-Schüler-Schule-Vertrauensverhältnis könnte das fataler nicht sein! Man muss sich das klar machen: Eltern und Kinder müssen ab jetzt damit rechnen, dass schlechte Aktionen von Minderjährigen jederzeit von der Schule nach draußen getragen und wie Aktionen von Erwachsenen justitiabel behandelt werden können. Damit ist der Schutzraum Schule zerstört. Die dadurch entstandene Rechtsunsicherheit kann nur dadurch kompensiert werden, dass Eltern für ihre Kinder mit der Schule eine eigene, ausdrückliche Schweigepflichtvereinbarung mit Klageoption auf Lebenszeit abschließen. Der Lehrer, der geglaubt hat, es sei eine gute Idee, mit diesem unsäglichen Flugblatt an die Öffentlichkeit zu gehen, hat keine Ahnung, was er mit dieser Aktion angerichtet hat!
Marcel Haldenwang

Der frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, nannte Michael Wolffsohn einst in polemischer Zuspitzung den „Vorzeigejuden der deutschen Rechtsradikalen“. Wolffsohn, als bekennender Konservativer sicherlich besorgt über den grassierenden Rechtspopulismus, übernimmt jedoch paradoxerweise genau jene Narrative, die von rechtsradikalen und rechtsextremistischen Kreisen verbreitet werden. Der „Süddeutschen Zeitung“ unterstellt der gelegentliche Gastautor der „Welt“ in nahezu infamer Weise, mit der Aiwanger-Berichterstattung ihr „judenpolitisches Image“ aufpolieren zu wollen. Aiwanger sei unschuldiges Opfer einer „Schmutzkampagne“ und publizistischen „Hetzjagd“.  Er redet verächtlich vom „politischen Establishment“, das mit seiner Rücktrittsforderung den rechten Rand stärke. Dass gerade seine Argumentation eine willkommene geistige Schützenhilfe für die auftrumpfende AfD ist, vermag Wolffsohn nicht zu erkennen. Karin Prien hält engagiert dagegen und befürchtet eine „erinnerungspolitische Zäsur“. Unerschrockene, unorthodoxe, aufrichtige Politiker wie sie findet man in den Spitzengremien der Union leider nur selten.
Rüdiger Paul

Es war eine Jugendsünde vor 35 Jahren; das Flugblatt hat nicht er verfasst; er hat sich entschuldigt. Hubert Aiwanger bleibt Minister und stellvertretender Ministerpräsident in Bayern. Wir diskutieren im Freundeskreis. Ich lese das Flugblatt „Bundeswettbewerb“ mit „Terminschluss“ 1.1.88 vor. Alle Freunde sind entsetzt! Warum wird das Flugblatt nicht veröffentlicht?  Müssen wir Angst haben, wenn es gelesen wird? Es kommt auf den Inhalt der „Jugendsünde“ und den heutigen Umgang mit ihr an: seit 1973 gibt es jedes Jahr einen Bundeswettbewerb für Schüler zur deutschen Geschichte. Das Flugblatt nimmt hierauf Bezug. Die Ausarbeitung und der Abdruck zur Verbreitung sind etwas Anderes als eine unbedachte Jugendsünde! Es ist gleichgültig, ob Hubert Aiwanger oder sein Bruder die elterliche Schreibmaschine benutzt haben; wer es verwertet, steht dahinter!

Um Entschuldigung kann man bitten, nicht sich selbst entschulden. „Wenn ich jemand verletzt haben sollte…“ sagt Herr Aiwanger, d.h. für ihn gibt es, und zwar HEUTE, Menschen, die durch das Flugblatt nicht verletzt sind! Es war ein einschneidendes Erlebnis damals, sagt Herr Aiwanger. Er musste als „Strafe“ ein Referat ausarbeiten. Welchen Inhalt es hatte, verschweigt er. Entscheidend ist, wie Herr Aiwanger HEUTE mit dem Flugblatt, dem Preisausschreiben, umgeht! Herr Aiwanger sieht sich heute nicht (mehr) als Täter, sondern als Opfer einer von langer Hand initiierter Kampagne. Widerlicher geht es wohl kaum. Umso schlimmer, wenn dieser Mensch ein wichtiges politisches Amt ausübt!
Thomas Budde

Nachdem sich die Zeit SZ-mäßig mit der Aiwanger-Debatte befasst hat, kommen Sie nun mit diesem Artikel zu einem erfreulichen Abschluss. Sie geben nun auch Hr. Wolffsohn Raum seine Sicht darzustellen, so wie es sicherlich sehr viele Menschen sehen. Leider war das anfangs nicht so. Ein Schüler hat einen sehr schlechten Witz gemacht (wie viele Schüler das mal so machen), sich nach Bekanntwerden dafür entschuldigt (auch wenn die Form der Entschuldigung sprachlich nicht allen in Norddeutschland passt). Ein Fehlverhalten von Hr. Aiwanger in dieser Richtung konnte in den folgenden 35 Jahren nicht festgestellt werden. Die Freien Wähler habenoffenbar keinen Schaden genommen. Jetzt kann die Debatte beendet werden und wir können uns den wichtigen Themen zuwenden, die in Bayern zur Abstimmung stehen.
Christian Voss

Bei Ausgrabungsarbeiten soll ein Schulranzen mit einem stark verwitterten Schriftstück gefunden worden sein. Dieser archäologische Fund wird ungefähr auf das Jahr 1987 nach Christus datiert und dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zugeschrieben. Auf Grund dieser Sensation sollten die Grabungen nach der Bachelorarbeit von Annalena Baerbock, die bis dato verschollen sind, wieder aufgenommen werden. Manche Menschen vergessen sehr schnell, z.B. was es mittags zum Essen gegeben hat, aber andere Menschen sollen sich noch daran erinnern können, was sich so alles vor über 35 Jahren ereignet hat; hier sagt das Sprichwort ganz lapidar: „Aus den Augen aus dem Sinn“!
Klaus P. Jaworek

Ich bin verwundert über die Aussagen von Herrn Wolffsohn, der Aiwanger in Schutz nimmt und die SZ der „üblen Kampagne“ bezichtigt. Wenn ich die Vorgeschichte dieser SZ-Veröffentlichung genauer betrachte, dann komme ich zu einer anderen Schlussfolgerung.  Aiwanger hat zu hoch gepokert, wenn er als Antwort auf eine der SZ-Voranfragen am 21. August durch seinen Sprecher mitteilen lässt, dass „Hubert Aiwanger so etwas nicht produziert hat, die Behauptungen zu seiner Schulzeit vorüber 35 Jahren zurückweist und gegen diese Schmutzkampagne im Falle eine Veröffentlichung juristische Schritte inklusive Schadenersatzforderungen ankündigt.“ (SZ, 29. August, S. 2). Aiwanger hat also zuerst alles geleugnet und der SZ juristische Schritte angedroht.

Erst nach der Veröffentlichung des menschenverachtenden Flugblatt-Textes in der SZ am Wochenende 26./27. August gesteht Aiwanger nun häppchenweise ein, was nicht mehr zu leugnen ist. Und nennt seinen Bruder als Verfasser, an Weiteres aus seiner Schulzeit könne er sich nicht mehr erinnern. Obwohl einige Mitschüler das bezeugen mit Infos über weitere „Aktionen“ in der Schule, wie Hitlergruß und Juden-Witze. Die Wahlergebnisse in Bayern werden zeigen, was Aiwanger „angerichtet“ hat. Derzeit sprechen die Umfragen von einem Plus für die Partei der Freien Wähler. Ob und wie dann eine Koalition zwischen CSU und FW gelingt, wird für Söder die große Herausforderung werden, mit oder ohne Aiwanger im Kabinett. Die FW haben sicherlich auch noch weitere fähige Landespolitiker/innen. Denn Aiwanger alleine ist nicht die Partei als Ganzes.
Anneliese Mayer

Zu den Antworten der Frau Prien auf die ZEIT-Fragen zu dem o.a. Thema folgendes: Wie blöd muss eigentlich ein Politiker*in sein, um nicht zu erkennen, warum die AfD sich derzeit in einem Höhenflug befindet. Bravo Professor Wolffsohn für Ihre Nachhilfestunde!
Rudolf Eschkotte

Es ist mir ein Bedürfnis, als ZEIT-Leser, vor allem aber als junger NS-Historiker auf das Interview unter dem Titel „Was hat er angerichtet?“ mit Karin Prien und Michael Wolffsohn (ZEIT Nr. 38/2023) zu antworten. Fast ungläubig und zutiefst irritiert habe ich die Aussagen von Professor Wolffsohn gelesen. In bequemlicher, pseudo-rechtsobjektiver Ignoranz fragt er ungläubig, wofür Aiwanger denn überhaupt Reue zeigen solle. Wolffsohn mag zweifelsohne frei von exkulpatorischen Motiven sein – hier begibt er sich indessen auf einen gefährlichen und grundlegend falschen Weg. Die Indizien ergeben jedenfalls das recht klare Bild eines Heranwachsenden, der den Nationalsozialismus glorifiziert und den Holocaust verharmlost, vielleicht sogar ebenfalls verherrlicht hat. Nach Wolffsohn ist Aiwangers Unschuldig dadurch belegbar, dass er als Erwachsener „keine nachweislich antisemitische Aktion“ mehr durchgeführt habe – Chapeau! Mit einer solch einschlägigen Vorgeschichte ist diese ex negativo geführte Argumentation schlicht nicht hinreichend.

Während Wolffsohn die Recherchen als ungerechtfertigte Spekulationen delegitimiert, mutmaßt er seinerseits, die Erinnerungslücken Aiwangers seien als „relativierende Erinnerungen“ leicht erklärbar. Dass sich der Historiker (!) Wolffsohn hiernach dazu versteigt, sich psychologische Ergründungsversuche von Jugendlichen als Sinnlosigkeit zu verbitten, ist erschreckend. So hat die NS-Täterforschung mit eben dieser Methodologie wichtige Interpretationsansätze geliefert, ohne dass solche biographischen und psychosozialen Untersuchungen allzu deterministisch verengt wurden. Einen letzten Offenbarungseid liefert Wolffsohn dann mit dem Vergleich der gegenwärtigen Vorwürfe gegen Aiwanger mit dem „Denunziantentum“ im Nationalsozialismus. Es ist nahezu tragisch, einen ranghaften Historiker daran erinnern zu müssen, von welch radikal völkischer, antisemitischer und rassistischer Ideologie derlei Denunziationen dazumal getragen waren – und dass die Konsequenz häufig Gefangenschaft, Folter und Mord waren.

Das Verhalten Aiwangers damals und heute steht exemplarisch für die deutsche Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft und insbesondere der Shoah. Im Deutschland der Nachkriegsjahrzehnte, im „geschützten“ Raum, in Vereinen, Wirtshäusern und im Familienkreis blieben antisemitische und rassistische Ressentiments en vogue, bildeten völkische Gefühlswelten weiterhin einen fundamentalen Bestandteil der inneren Einstellung vieler Menschen. Diese Kontinuität der negativen Konstitution, der Definition des Selbst allein durch die Abgrenzung des „Anderen“, ist bis heute virulent. Ob in der völkischen Agenda der AfD, im Gerede der CDU/CSU einer vermeintlichen „Entwertung“ des deutschen Passes bei der Erleichterung von Einbürgerungen – oder eben beim laxen Umgang mit einem bayerischen Wirtschaftsminister, der weder Verstand noch Anstand dazu hat, die völkisch-antisemitischen Episoden in seiner Biographie aufzuarbeiten.
Niels Pohl

Hier soll ein Mensch fertiggemacht und (politisch) beseitigt werden für eine Jugendsünde, über deren Sinn und Wirkung er nach 35 Jahren (!) zur Rechenschaft gezogen wird. Ein Unding! Gab es das vor annähernd 2000 Jahren nicht schon einmal, als Jesus von Nazareth für die damaligen „Würdenträger“ nicht länger mehr tragbar war und, trotzdem sein Richter kein Fehl an ihm fand, gekreuzigt wurde? Heutige Kreuzigungen laufen auf subtilere Weise ab, gleichen sich aber dennoch, wenn man einen Menschen abschaffen will, um „Ruhe“ im Land zu bekommen. Hierzulande herrscht bis heute ein latenter Antisemitismus, dessen Wurzel nichts anderes als Futterneid und Eifersucht sind. Den Nährboden hierzu stiftete das fanatische katholische wie das fanatische evangelische Christentum. In meiner Jugend wurde meine Frage von einer Nonne in meiner Klosterschule am Rhein, wieso es dazu kommen konnte, 6 Mill. Juden umzubringen, wie folgt beantwortet: „Die Juden waren doch selbst schuld, warum haben sie auch Jesus umgebracht?“

Viele Jahre später, ich war schon selbst Mutter von 3 Söhnen im Schulalter, äußerte ich mein Entsetzen über den Mord an den Juden, als ein befreundeter und sehr religiöser evangelischer Arzt mir entgegnete: „Sie (die Juden) waren Gott ja auch sehr aus dem Ruder gelaufen.“ Und vor wenigen Jahren war eine mir immer futterneidisch gesinnte Freundin der Überzeugung: „Du bist doch jüdisch!“ Nur weil mir gelungen war, wovon sie vergeblich geträumt hatte. Sie glaubte wohl, mich damit kränken zu können. Und als ich auf den Ahnenpass meiner Familie verwies, indem der arische Nachweis bis ins 17.Jh. erbracht war, behauptete sie, dass das doch viel länger zurückreiche, als nur 300 Jahre. Einmal jüdisch versippt, gleich lebenslänglicher Makel! Aber als ich zu ihr sagte, dass ich es bedauere, nicht zum Volk Jesu zu gehören, weil ich sonst nicht mehr mit ihr hier als ihre Freundin sitzen könnte, legte sie ihre Stirn in Falten und grinste. Herrn Wolffsohn schätze ich sehr und habe ihm schon vor 30 Jahren in Köln gerne zugehört. Seinen Argumenten in diesem Disput mit Frau Prien kann ich nur voll und ganz zustimmen.
Herma Brandenburger

Kein Vorbild in meiner Erinnerungskultur. Zur Aufarbeitung meiner Familiengeschichte war ich vor einem Monat mit meinem Vater auf einer Polenreise. Wir haben in der Nähe von Danzig das KZ Stutthof besucht. Mein Großvater war dort mit der Häftlingsnummer 2754 einer der ersten Inhaftierten ab dem 02. September 1939. Auch mein zweiter Großvater war in einem KZ inhaftiert: KZ Flossenbürg Außenstellen Bautzen. Beide Großväter waren einfache Deutsche, die etwas gegen Hitler hatten und in einer schwierigen Zeit Rückgrat bewiesen haben. In meiner Familie ist daher die Erinnerung an diese Zeit sehr präsent. Von einem Politiker in exponierter Stellung erwarte ich eine klare Haltung zu Extremen und ein Rückgrat bei der Aufarbeitung und dem Umgang mit der Geschichte. Beides fehlt bei Herrn Aiwanger komplett. Ein Mäandern und Lavieren um Erinnerung, Schuld und Sühne ohne jegliche Demut. Kein Vorbild. Kein Rückgrat. Kein Amt. Rücktritt oder Rausschmiss.
Christof Anolick

Der Titel lautet: „Was hat er angerichtet?“  Damit ist die Täterzuschreibung schon gesetzt. Doch das Streitgespräch offenbart, dass die Frage eigentlich lauten müsste: Wer hat hier was angerichtet? Da stehen sich zwei Kontrahenten gegenüber, die in der Sache (Antisemitismus) völlig übereinstimmen, sich aber dennoch unerbittlich attackieren. Am Ende lauert die Gefahr, dass sich einer als Unterstützer des Täters oder Verharmloser der Tat hingestellt sieht. Das provoziert nicht nur ein enttäuschtes Kopfschütteln, sondern schadet vor allem der Sache – einem Antisemitismus den Boden zu entziehen. Und das ist keine Aufgabe, die sich auf Wahlen beschränkt, oder auf Regionen wie Bayern oder Deutschland. Auch eine „Erinnerungskultur“, die als eine Erwartungshaltung im Sinne von „so musst du dich richtig verhalten“ verstanden wird, scheint eher problematisch als hilfreich. Verstanden werden muss, dass sich ein „Ismus“ nicht auf den (oder die) Täter reduzieren lässt, und dann mit Bestrafung derselben, „bekämpft“ oder überwunden ist.  Dieser Satz von Frau Prien „Der Kampf gegen Antisemitismus ist ein Grundwert unserer Gesellschaft“ verweist auf genau diesen Denkfehler.

„Ismen“ (Sexismus, Kommunismus, Rassismus…) kann man nicht bekämpfen. Sie sind das Ergebnis von Überzeugungen und Haltungen gegenüber der Welt und dem Menschen. Diese Überzeugungen kann man anschauen, über ihre Stärken und Schwächen streiten, und versuchen, die Überzeugten zu einer anderen Einstellung zu bewegen.  Bekämpfen kann man nur eine Feind, den Antisemiten, den Sexisten, den Rassisten. Deshalb birgt jede dieser „Ismus“ Debatten die Gefahr, zu einem Tribunal zu werden, wo „festgestellt“ wird (oder akklamiert, oder bezichtigt), dass da ein Antisemit oder ein Rassist steht, ein Täter also, den es zu bestrafen gilt. Zu den Prinzipien europäischer Werte gehört auch, dass die Feststellung einer Täterschaft und eine mögliche Bestrafung nicht auf der Straße entschieden wird, sondern einer unabhängigen Justiz obliegt.  Darauf verweist Herr Wolffsohn mit Nachdruck und mit Recht, und seine Einschätzung, dass „die Affäre Aiwanger“ nur Schaden angerichtet hat ist ebenso ernüchternd wie wahr.
Jürgen Pilz

Noch nie habe ich der „Zeit“ ein Streitgespräch gelesen, das so unangenehm war. Der Stil, den Herr Wolffsohn pflegt, scheint mir unangemessen. Alle Dinge, die Herrn Aiwanger vorgeworfen werden, weist Herr Wolffsohn, der nicht sein Verteidiger sein will, genauso konsequent zurück, wie Herr Aiwanger, von keinen Zweifeln angefochten, im Bierzelt triumphiert. Seine Argumente: Nicht bewiesen, Unschuldsvermutung, …hat sich entschuldigt. – Um einen Absatz später zu erklären: „Noch einmal, Frau Prien: Aiwanger muss sich nicht entschuldigen für etwas, was er nicht gemacht hat.“ –  Hat er aber! Wofür?  Das hat er nicht gesagt. Auch schön der Satz: „Frau Prien, Sie können ihm doch nicht ihre Vorstellung von Demut aufzwingen noch ihre Wortwahl.“ Niemand will Herrn Aiwanger etwas aufzwingen weder Demut noch Worte. Man kann aber von einem Politiker, der es weit gebracht hat, erwarten, dass er die Regeln des zwischenmenschlichen Verhaltens in einer Demokratie wenigstens ansatzweise beherrscht. Der Hinweis, in Bayern laufen die Uhren anders, ist lächerlich. Als ob Herr Aiwanger aus einem Milieu stammt, wo man sich noch durch Trommeln verständigt und seine Wortwahl als „charmant“ empfunden wird.

Der Professor verhält sich so, wie ein Professor vielleicht früher einmal war: Sehr von oben herab. Er kanzelt ab, verweist auf seine Lebenserfahrung (76), wirft dem Gegenüber Intoleranz vor und zieht schließlich die Trumpfkarte: Alles sei nur eine Kampagne. Er macht sich damit die Verteidigungsstrategie von Herrn Aiwanger zu eigen, der von Schmutzkampagne zetert. Sogar den starken Vorwurf des Denunziantentums bringt Herr Wolffsohn in Stellung Er stellt damit die Beziehung zum Dritten Reich und der DDR her. Das ist natürlich ein Totschlagargument. In unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft ist es richtig, nicht wegzugucken. Es ist wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger nach ihrem Gewissen entscheiden können, was nicht hinnehmbar ist und was in die Öffentlichkeit gehört. Diskretion ist zugesagt. Deswegen ist die Pressefreiheit geschützt. Im Übrigen hat Herr Aiwanger vorher Wind von der Sache bekommen und hat Auskünfte eingeholt, aber leider nicht reagiert, offenbar in der Überzeugung, dass alles nicht so schlimm sei. Wenn Professor Wolffsohn behauptet, der Holocaust werde instrumentalisiert, in der Absicht Herrn Aiwanger als Verharmloser der Naziverbrechen darzustellen, hat er sich irgendwie verlaufen und die Täter Opfer Rolle vertauscht. Er besteht darauf, dass Herrn Aiwanger nichts zu beweisen ist. Dabei hat jener unwidersprochen die Flugblätter in seiner Tasche gehabt, und irgendjemand muss es gewusst haben. Aber wohl kaum in der Reihenfolge, dass erst die Tasche untersucht wurde, sondern: Erst tauchten Flugblätter auf, dann wurde geforscht, wer hat sie verteilt, und dann hatte man einen guten Grund, in den Ranzen zu schauen. Es geht einfach um die Glaubwürdigkeit der Person und dessen Darstellung. Nicht um advokatenmäßige Wortklauberei.
K. Tuch

Es ist für mich erstaunlich wie nachsichtig Herr Wolffsohn mit dem Verhalten von Herrn Aiwanger umgeht. Herr Aiwanger müsse „sich nicht entschuldigen für etwas, was er nicht gemacht hat.“ Herr Aiwanger behauptet zwar, das Pamphlet nicht verfasst zu haben, er dementiert aber nicht wiederholt den Hitlergruß gezeigt zu haben und die Hitlerideologie verherrlichende Äußerungen getätigt zu haben. Hier beruft er sich auf Gedächtnislücken, die unglaubwürdig sind.

Der Vergleich mit Politikern der 50er und 60er Jahre mit brauner Vergangenheit, wie z.B. Karl Schiller, hinkt gewaltig und lässt sich keineswegs auf Aiwanger übertragen. Es ist ein Unterschied Verfehlungen begangen zu haben in einer Zeit, in der ein falsches Wort einen das Leben kosten konnte, oder 40 Jahre danach, nachdem der Terror des Naziregimes überwunden und die Verbrechen aufgearbeitet waren und Herr Aiwanger als 17jähriger genug gymnasialen Geschichtsunterricht genossen hat und in einem demokratischen Rechtsstaat im Wohlstand leben durfte! Ich halte es nicht für den richtigen Weg Herrn Aiwanger mit seiner undurchschaubaren Gesinnung in einem hohen Amt zu belassen, nur um ein fragwürdiges Märtyrertum zu vermeiden und Söders Machterhalt zu sichern. Klare Kante und Geradlinigkeit tut not in der deutschen Politik, in der bayerischen erst recht!
Martin Krivacek

– Warum tragen Sie nicht zur Aufklärung bei, nachdem die SZ die Urheberschaft des untragbaren Flugblattes nicht belegen konnte und die Umstände der späten Veröffentlichung  nicht darlegen wollte ? Warum gehen Sie nicht auf die fragwürdige Rolle des damaligen Lehrers / Lokalpolitikers am Gymnasium Mallersdorf   und sein mögliches Dienstvergehen ein? Handelt es sich letztlich doch um eine sorgfältig zum Ende des Wahlkampfes terminierte Aktion, um einen verdienten, aber Vielen nicht genehmen Politiker der Freien Wähler zu schädigen und den Parteien der Grünen und der SPD-Schützenhilfe im Wahlkampf zu geben?  Dafür ist doch der Vorgang zu ernst. Herr Aiwanger hat zu spät reagiert, sich entschuldigt und den demütigenden Fragenkatalog beantwortet: Was hätten Sie noch erwartet? Warum trägt Ihre weithin beachtete Wochenzeitung nicht dazu bei, dem Pressekodex und den Prinzipien der Kommunikationsethik Geltung zu verschaffen?
Sebastian Köppl


Leserbriefe zu „Letzte Ausfahrt“ von Max Hägler

Mit Verlaub, es schüttelt mich stets, wenn man Borniertheit bis hin zu der politisch gewollten Verachtung eines Systems damit zu erklären versucht, „das sind ja nicht nur…, sondern auch Menschen.“ Wie eine klimaschädliche und Ressourcen verschwendende Industrie sich hinsichtlich ihrer globalen Folgen sieht, kann mit dem gleichen Verständnis von Populisten bis hin zu Diktatoren gesehen werden. In den meisten Fällen vom Volk mehrheitlich geduldet, wenn nicht sogar gewählt. Völlig irritierend ist die Forderung nach staatlicher Unterstützung, wenn man den erzielten Reichtum der Aktionäre negiert, anstatt ihn als Reichensteuer zur Quersubventionierung einzufordern.
Jürgen Dressler

Soso: Ist das die hochgelobte, sogenannte «Freie Marktwirtschaft» in Deutschland? Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren? Darf das eine Regierung unterstützen? Ja sie darf. Darf diese und die Regierungen vor ihr (seit ungefähr 30 Jahren) die Turnhallen, die Eisenbahnen, die soziale Infrastruktur usw. verlottern lassen? Sie dürfen das. Nur sollten sie, die Regierung und «Die Zeit», uns dann diesen Etiketten Schwindel, der freien Marktwirtschaft, die jeweils auf Steuergelder für ihre Projekte pocht, nicht mehr aufzubinden versuchen.
Theodor Itten

Wer hat euch für diesen Artikel bezahlt? Vielleicht die Familien Porsche/Piëch oder Quandt/Klatten? Die shareholder haben über Jahrzehnte Milliarden verdient. Dann haben sie den technischen Fortschritt negiert und eine Zusammenarbeit mit Tesla abgelehnt. Jetzt nach Steuermitteln zu rufen ist, ist abstrus.
Dietmar Eisel

Der Glaube, die Klimaschutzproblematik des Verkehrssektors durch die Elektromobilität lösen zu können, führt in die Irre. Es wird schlicht nicht genügend erneuerbare Energiequellen geben, um sowohl den Gebäude- wie auch den Verkehrssektor zu elektrifizieren. Vielmehr muss der private Personenkraftwagen selbst in Frage gestellt werden, weil er sowohl aus Energie- wie aus Materialgründen eine sagenhaft ineffiziente Transporttechnologie darstellt. Die Verschwendung, ein Gerät von bis zu 2,5 t Gewicht zu verwenden, um kaum mehr als eine Person im Schnitt eine Stunde pro Tag zu bewegen, können wir uns nicht mehr leisten. Das Auto muss durch das Fahrrad auf Kurzstrecken und den öffentlichen Verkehr auf mittleren und Langstrecken ersetzt werden. Die Autoindustrie wird mittelfristig auf die Nutzfahrzeugsparte zusammenschrumpfen. Je früher das angegangen wird, umso besser können sich alle darauf einstellen.
Thomas Groß

Ich habe mir ein neues Auto gekauft, knapp 40.000 Euro wie im Durchschnitt für neue PKW in Deutschland. Es wird 1 von 24 Stunden gefahren werden, etwas mehr als 4 % seines Autolebens, wie im Durchschnitt für private PKW in Deutschland. Dafür benötigt es ziemlich viele Straßen, vor allem aber drei Parkplätze, einen zu Hause, einen am Arbeits­platz und einen am Supermarkt. Und damit fängt das Malheur auch schon an: ich finde zu Hause keinen Parkplatz, um voller Stolz das neue Auto vorzuführen, auch drei Häuser weiter nicht, in der ganzen Straße nicht, auch nicht in den angrenzenden Straßen. Nicht einmal kurz anhalten kann ich, weil hinter mir ein Paketzusteller hupt. Mehr als 15 Minuten bin ich unterwegs nach Hause von dem Parkplatz, den ich nach ebenfalls 15 Minuten Suchen endlich jwd gefunden habe.

Da stehen sie nun, kostbare Rohstoffe und fortschritt­liche Technik für knapp 40.000 Euro, irgendwo weit weg. Es gibt Geschichten von Leuten, die lieber nicht mit ihrem Auto fahren, aus Angst, den Parkplatz zu verlieren. Das ist ja ok, weniger Auto zu fahren, aber warum dann überhaupt noch knapp 40.000 Euro ausgeben? Wenn nicht einmal die Nachbarn das neue Auto bewundern können? Und das soll die „Letzte Ausfahrt“ für Deutschlands industrielle Zukunft sein? Wohl doch eher ein Stück aus Absurdistan. Nicht der Antrieb, ob Verbrenner oder elektrisch, ist das Problem, sondern der Individualverkehr. Bitte, liebe ZEIT: ein Bericht über den Stand der Forschung für einen digital geführten Verkehr, z.B. über die Kopplung von „traffic on demand“ mit „traffic on schedule“. Muss kein Leitartikel sein, eher bei WISSEN oder gar ENTDECKEN.
Jürgen Schnakenberg

Um es vorwegzunehmen: Ich bin dafür, dass der Staat, dass wir alle die großen Umbauten der Gesellschaft in klimafreundlichere Strukturen unterstützen, mittragen und subventionieren. Denn es bedarf für die unumgänglichen Veränderungen immenser Anstrengungen und sehr viel Kapital. Die Kosten dafür sollten im Wesentlichen die Bevölkerungsschichten tragen, für die diese Aufwendungen weniger bedrohlich werden. Dass aber nun die deutsche Automobilindustrie, die seit langem die bekannte Bedrohung für sowohl unser Klima wie auch für ihr Geschäftsmodell ignoriert hat und weiterhin auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet ist, unterstützt werden soll, ist mir mehr als unverständlich.

Sicherlich sind dort viele Arbeitsplätze geschaffen worden, auch wurde viel zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland beigetragen. Doch vermisse ich die Gegenrechnung: welche Kosten sind durch den Autoverkehr entstanden? Und welche Kosten werden noch entstehen durch Klimawandelschäden, für die die individuelle Mobilität wesentlich mitverantwortlich ist? Ich befürchte, dass die Kostenseite jetzt schon überwiegt.

Vor diesem Hintergrund kann ich den Gedanken im Artikel leider gar nicht folgen, dass der Umbau unserer bisher fossilen Autoindustrie gefördert werden muss. Wir können es uns nicht leisten, viel Geld in eine nachweislich im besten Falle weniger schädliche Form der Mobilität zu investieren. Vielmehr müssen wirklich nachhaltige, grundsätzlich andere Verkehrssysteme entwickelt (und subventioniert) werden, die nicht nur der sie umsetzenden Industrie Profite beschert, sondern auch den Menschen, der Natur, dem Klima im Land. Wenn Deutschland dann nicht mehr das maßgebliche Autoland auf der Welt ist, sondern eines für nachhaltige Mobilitätskonzepte, sind die damit verbundene Systeme, Produkte, Programme sicherlich Arbeitsplätze schaffende Exportschlager. Auf die man wirklich stolz sein könnte.
Arne Steffen

In Ihrem Leitartikel auf der ersten Seite behaupten Sie die deutsche Autoindustrie wäre aufgewacht, versucht nach Kräften Lösungen zu finden.  Ich frage Sie allen Ernstes: was haben Sie geraucht, als Sie diesen Artikel geschrieben haben? Man kann doch beim besten Willen nicht sagen, dass deutsche Automobilhersteller jetzt plötzlich erkannt haben, was Sache ist, ohne dass es dort einen Führungswechsel gegeben hat. Seit Jahren schon predigen diverse Fachleute, was schief läuft und trotzdem haben diese Firmen nicht gehandelt und nur deswegen überlebt, weil sie mit Milliarden Euro künstlich am Leben erhalten wurden. Und Sie würden denen noch mehr Geld anvertrauen? Die Manager haben sich schon beim letzten Mal Millionen davon abgezweigt und tun jetzt so, als würden sie demnächst am Hungertuch nagen. Eine Branche, die nicht in der Lage ist, ihre Probleme aus eigener Kraft zu lösen, muss sterben. Es ist ja nicht gerade so, als würden nicht überall neue Mitarbeiter gesucht. Natürlich müsste der eine oder andere umschulen, aber da arbeiten ja auch keine Dummköpfe, oder?

Leider berücksichtigen Sie Herr Hägler leider überhaupt nicht, was für ein Schlag Mensch diese Unternehmen leitet. Sie schließen von sich selbst auf diese Manager. Aber das sind eiskalt berechnende Leute, die schon jetzt auf diese staatlichen Gelder spekulieren, ohne auch nur den kleinsten Anflug eines schlechten Gewissens zu haben, wie das bei Ihnen und mir der Fall wäre. Denn diesen Menschen haben keinen Sinn für das soziale in der sogenannten sozialen Marktwirtschaft. Sie unterstellen diesen Menschen einen gewissen „gesunden Menschenverstand“, was ja auch genau stimmt. Nur ticken die anders als wir. Die wissen, dass ihre Freunde aus der Politik sie unmöglich hängen lassen können, weil das die nächste Wiederwahl gefährden würde. Ein besseres Wirtschaften würde niemals so schnell, quasi auf einen Schlag, so viel Geld einbringen, wie eine staatliche Rettungsaktion. Natürlich fährt man da seine Firma vor die Wand und lässt sich von Staat dafür bezahlen. Bitte begehen Sie nicht den Fehler etwas in diesen Menschen zu sehen, dass einfach nicht da ist.
Denis Seidel

Wenn der Staat der Autoindustrie in Sachen E-Mobilität, wie wir sie heute kennen, finanziell ‚zur Seite springt‘, zementiert sie ein System, welches perspektivisch – in einer Welt mit begrenzten Ressourcen – naturgemäß nicht tragbar ist: Den Individualverkehr! Es ist höchste Zeit, neue Mobilitätsstrukturen zu entwickeln. Wer wäre dafür besser geeignet als die Automobilindustrie selbst? Für eben solch eine ‚Innovative‘ könnte der Staat Geld bereitstellen. Damit lenkt er Mobilität in eine Ressourcen schonende Richtung, ohne Arbeitsplätze zu gefährden. ‚Degrowth‘ ist das Zauberwort!
Stephanie König

Es fällt schwer, der Argumentation von Max Hägler zu folgen. Er schreibt, es sei angebracht, dass der Staat den deutschen Autobauern zur Seite springt, schließlich würde das die chinesische Regierung ja mit ihren Firmen auch tun. Der Ruf nach staatlicher Unterstützung greift in letzter Zeit mal wieder wie ein Virus um sich (siehe knapp 10 Mrd. Euro vom deutschen Staat für Intel in Magdeburg). Natürlich ist das Argument der Arbeitsplätze, die es im eigenen Land zu erhalten gilt, nicht von der Hand zu weisen. Für den Normalbürger aber ist es immer wieder schwer zu ertragen, dass Teile der Wirtschaft nicht müde werden, lautstark gegen staatliche Eingriffe durch Regulierungen oder Steuern zu wettern und einen schlanken Staat fordern, der sich nicht in die Marktwirtschaft einmischen solle (Stichwort: „Der Markt regelt das“), aber wenn es mal schlecht läuft, mit dem Verweis auf die Arbeitsplätze genauso vehement staatliche Unterstützung in Form von Subventionen fordern (Stichwort: Abwrackprämie). Jetzt soll also der Staat bei der von der deutschen Autoindustrie komplett verschlafenen Transformation hin zur Elektromobilität wieder mal die Kastanien aus dem Feuer holen. Mir ist ja klar, dass wir die deutsche Autoindustrie nicht kaputtgehen lassen können. Dafür ist dieser Industriezweig zu wichtig. Aber ein bisschen mehr Demut und das Eingeständnis von Vorständen deutscher Autobauer, mal wieder – wie schon beim Hybridantrieb – die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben, würde ich mir schon wünschen. Und ein Dankeschön für unsere Steuergelder, die sie mal wieder retten müssen, wäre auch angebracht. Bitteschön!
Thomas Walter

Autoland Deutschland – da kommt man ja sofort ins Schwärmen! Wer träumt nicht von weniger Ruhe und Platz in den Großstädten, wer nicht von einem Land, in dem endlich jeder Quadratmeter mit dem Auto befahrbar ist? Parks, Wälder und Spielplätze – noch so viel unmotorisiertes Potential! Wir müssen der Autoindustrie nur ganz viel Geld geben, dann verschafft sie uns endlich dieses Ultimum an Lebensqualität, noch dazu wahnsinnig nachhaltig, mit Strom und Batterien und so. Ich freu mich schon.
Kristin Hugo

Der Leitartikel „Letze Ausfahrt“ lässt mich etwas ratlos zurück. Ja die Autoindustrie ist ein wichtiger Faktor in Deutschland und ja es hängen viele Steuergelder und viele Arbeitsplätze daran, aber sollte dann die Lösung die sein wie im Artikel vorgeschlagen, der Staat soll mit Geld aushelfen und dann weiter wie bisher? Zeigt nicht gerade die Wichtigkeit der Autoindustrie, wie abhängig wir davon sind und vielleicht eher mal schauen, wie wir diese Abhängigkeit abbauen können? Aktuell ist doch die Lage so, Autobauer wissen um ihre Macht, sie sehen mit SUV lässt sich viel Geld verdienen, auch wenn wir wissen, dass das so nicht ewig laufen kann, aber egal geht es schief springt der Staat ein, denn wir sind ja „too bin to fail“.

Für mich klingt das System und auch der Vorschlag des Autors nach „Gewinne werde privatisiert, Verluste vergesellschaftet“. Meinetwegen kann man Unternehmen mit Staatsmitteln stützen, wenn sie in Schieflage geraten, jedoch darf dann nicht nur die Wirtschaft davon profitieren, wie im Fall Biontech, dass der Staat die Forschung massiv finanziert, am Ende gehört aber das Patent zu 100% der Firma. Ja Deutschland ist ein Autoland, sowohl was den Bau als auch das Fortbewegungsmittel angeht. Aber anders als der Autor würde ich sagen, wir sollten das in beiderlei Hinsicht nicht bleiben. Wir sollten uns unabhängig machen von einzelnen Wirtschaftszweigen und lieber schauen, dass weniger Autos produziert werden. Die Menschen müssen mehr Bus und Bahn fahren und wenn ein Auto nötig ist, auf Carsharing umsteigen. Dort sollte der Staat sein Geld investieren! Alleine das Wort Autoland zeigt schon, dieser Industriezweig ist zu Groß und das Land macht sich erpressbar, dass darf nicht sein!
Simon Schaarschmidt

In einem Land, wo Autofahrer die Vorfahrt über Fußgänger haben können wo es keine Ampel gibt?? Wo es kein Tempolimit auf der Autobahn gibt… teilweise?? Wo Falschparker hinter einem Polizeiwagen parken können, zum Ziel laufen und zurückkommen können…ohne Strafe von der Polizei??? Autoland pur würde ich sagen, danke für den Artikel
Brian Agro

Um Himmels Willen, da war Ihre famose Zeitung aber schon weiter. Aus Furcht vor chinesischen „Billig“-Autoanbietern auf dem deutschen Markt die hiesigen Hersteller zu subventionieren wie Herr Hägler fordert, ist – pardon – ein Rückfall auf das Motto „das 1000spurige Reich ist alternativlos“. Das Letzte, was es braucht, sind noch mehr stehende zornesfaltige 8-Quadratmeter-Single-Rooms die im Schnitt kaum 45 Minuten am Tag im Betrieb sind und den öffentlichen Raum blockieren. Nur zum Vergleich: 8 Quadratmeter Selfstorage kosten in Frankfurt ca 50 Euro die Woche – das Anliegerparken liegt bei 120 Euro. Pro Jahr! Und tun wir doch bitte nicht so, als hätten wir in der Vergangenheit der automobilen Schlüsselindustrie nicht ordentlich die Karosserie getätschelt: von Abwrackprämien, Dienstwagenprivilegien, Autobahnbauexzessen, Tankrabatten bis zu den jetzt auslaufenden E-Förderprämien für Privat- und Dienstwagen war alles dabei was den Verband der Autoindustrie weiter ruhig träumen lässt – und als Gewinn frisch umfangreich an die Shareholder ausgegeben wurde. Nein, zu dieser Alternativlosigkeit gibt es ganz fantastische Alternativen.
Dirk Steinhauer

Es ist ziemlich genau 50 Jahre her, da erschien die Studie “Grenzen des Wachstums” vom Club of Rome, Coautor Prof E. Pestel, CDU, später Minister in Niedersachsen. Zusammen mit der 1. Ölkrise war sie Ausgangspunkt für die Politik “weg von den fossilen Brennstoffen”. Wie reagiert die deutsche Automobilindustrie? Sie fährt zweigleisig: einerseits entwickelt sie SUV’s, größer, schwerer mit höherem Treibstoffverbrauch, andererseits weicht sie unter Mithilfe von Bundeskanzlerin Merkel in Brüssel Forderungen der EU bzgl. Schadstoffklassen und Treibstoffverbrauch/CO2-Abgabe auf, immer mit Verweis auf gefährdete Arbeitsplätze. Die deutsche Kfz-Industrie setzte auf das Auto als Statussymbol, verdiente viel Geld, wird aber bei Autos mit e-Antrieb von den Chinesen deutlich abgehängt. Über E-Mobilität wurde in den Firmen viel geredet, das hat aber im Vergleich zu den Chinesen und Tesla nichts Wettbewerbsfähiges zustande gebracht. In dieser Situation Systemrelevanz zu reklamieren, empfinde ich ziemlich schamlos.

Die Situation in der Kfz-Industrie wirft ein Licht auf deutsches Topmanagement, Politik und Gewerkschaften bzgl. der Kompetenz zur längerfristigen Entwicklung von Strategien. Dabei hat sich der Aspekt der Mitbestimmung kaum bewährt. Ergebnis: man ruft nach staatlicher Hilfestellung. Im viel diskutierten Konzept der Marktwirtschaft gibt es das Thema Systemrelevanz nicht. Das käme allenfalls für Monopole in Betracht, dafür gibt es in der Marktwirtschaft nach Prof. Eucken keinen Platz. Die verantwortlichen handelnden Personen in Industrie und Politik haben sich bei diesem Thema wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.
F. Kleiner

Kaum droht die Autoindustrie, keine Rekordgewinne mehr zu vermelden, wird die deutsche Öffentlichkeit in Aufruhr versetzt, weil die deutsche Wirtschaft zu taumeln droht. Da muss der Staat ran, meint Max Hägler. Es geht schließlich um unser aller Wohlstand, um die deutsche Wirtschaft, um 800.000 meist gut bezahlte, gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze. Puh, da ist die Solidargemeinschaft gefragt, das ist verständlich. Bedrohung sieht meines Erachtens allerdings anders aus: Die letzten Jahre, als Corona ein Großteil des Wirtschaftslebens lahmlegte, hat die Automobilindustrie Rekordgewinne kassiert. Der Kauf von Elektroautos, egal wie groß, inklusive der unsäglichen Hybridfahrzeuge wird großzügig gefördert. Die Firmenwagen-Regelung subventioniert nach wie vor generös die Nutzung von PKWs. Jahrzehntelang haben uns die Firmenbosse der Autokonzerne erzählt, dass sie die Extragewinne aus dem Verkauf der verpönten SUV dafür nutzen würden, Forschung und Innovationen zu finanzieren.

Ich würde sagen, die Taschen der Aktionäre und der Spitzenmanager wurden gut gefüllt, aber bahnbrechende Innovationen blieben aus. Die Industrie hat nicht mal geschafft, vernünftige Elektroautos zu bauen, die man kaufen kann. Ein Flopp sind auch die immer wieder gern genannten Arbeitsplätze. Erstens ist nicht einmal die Hälfte gut bezahlt und gewerkschaftlich organisiert. Man denke nur an die zahlreichen Zulieferer, die oft nur einen einzigen Kunden haben, z. B. VW, und entsprechend ausgepresst werden. Über das Personal der Tankstellen, Waschanlagen und der kleinen Werkstätten brauchen wir gar nicht erst reden. Von den wirtschaftlichen Erfolgen der deutschen Autoindustrie profitieren in erster Linie einige wenige, die seit Jahrzehnten Dividenden kassieren, nicht zu vergessen das Land Niedersachsen, das auch bedient wird, aber nicht die 800.000 Personen, deren Arbeitsplatz irgendwie mit dem Auto zusammenhängt.

Unglaublich, dass der Mythos der heilbringenden Autoindustrie noch anhält, obwohl es doch jedem klar ist, dass die Welt bald im Berg der Blechkisten schlicht ersticken wird. In China soll es in gewissen Kreisen zum guten Ton gehören, am Samstagabend mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Mit dem Auto kommen sie erwartungsgemäß nicht weit, alle Straßen sind verstopft, aber die Menschen können das neu angeschaffte Gefährt zeigen, Musik hören, vielleicht mal einen Drink zu sich nehmen. Bald werden sie elektrisch fahren und keinen Fahrer mehr benötigen. Ist es die Zukunft, die uns eine blühende Autoindustrie verspricht: Mit Edelkarre vom Autopiloten in den Stau gesteuert und dort Sekt trinken und Musik hören?
Alain Sourrouille

Ihre Aussagen im o.g. Artikel implizieren, dass ein E-Auto definitiv umweltfreundlicher ist als ein Verbrenner. Ist das denn bereits der Stand der Wissenschaft? Besteht nicht der wesentliche Unterschied zwischen den beiden, dass ein Verbrenner die Luft dort verpestet, wo er gefahren wird, ein E-Auto für die Umweltverschmutzung dort verantwortlich ist, wo der schmutzige Strom erzeugt wird und die Rohstoffe für die Batterie gewonnen werden, also teilweise in ärmeren Ländern? Deutschland importiert immer noch massenweise LNG von überall, auch aus Russland, und Kohle aus Columbien! Ich denke, die Lobeshymnen auf die E-Mobilität sind noch reichlich verfrüht.  Was die harte Konkurrenz aus China anbelangt, da haben Sie natürlich vollkommen recht.
Martin Krivacek

Immer wieder der Ruf nach dem Staat. Bankenkrise als Beispiel. Warum nennt man das Kind nicht beim Namen: der Steuerzahler/ der Bürger! Der zahlt in der Not. Gewinne an die Aktionäre, Verluste oder Hilfen vom Bürger. So ist es fein!
Michael Wesner


Leserbriefe zu „Da ist doch was faul“ von Mark Schieritz

Viele haben offenbar Churchills Binsenweisheit verdrängt: „Trau nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast!“. Verfügungsvoraussetzungen und Zielparameter können auch bei ehrlichstem Wollen auf schneebedecktes Glatteis mit unausweichlichem Plumps auf den Allerwertesten führen.  Am Beispiel eines Brötchens wird das Regulierungsdilemma deutlich: Bis etwa 1975, gut 500 Jahre lang, gaben Zunft- und Gewerbeordnung ein Mindest-Teiggewicht vor. Alles andere oblag der Kreativität der Bäcker und dem Geschmack der Kunden. Die heutigen Lebensmittel- und Arbeitszeit-Verordnungen bringen dieses Bäcker-Nachtschattengewächs um seine wohlverdiente Mittagsruhe: Lieber den Abstieg in eine Großbäckerei, aber ohne die Sorgen und Nöte nebst Dokumentationspflicht des Selbstständigen. Endlich ist seine Arbeit wieder ihres Lohnes wert – und das ganz ohne dienstverpflichtenden Verwaltungsaufwand! (Wer dankte ihm wirklich noch den duftenden Morgengruß-Brötchenbeutel an der Haustür?)

Ein Selbständiger Handwerker oder Kaufmann um die Ecke benötigte um 1960 zwei bis fünf Stunden pro Monat für alle erforderlichen Dokumentationen. Wie „gesund“ ist das Wachstum, wenn er heute, trotz Digitalisierung, nicht nur die fünffache Zeit und Energie aufwendet, sondern zusätzlich Steuerberatung braucht? Sich heute ein jeder, vom Einmann-Betrieb bis in die Konzerne hinein, über den Moloch Bürokratie erbost äußert? Auch manche Amtsperson trotz Weiterbildungskursen das Deutsch des anderen Amtes nicht mehr versteht? Bei einer Grundhaltungs-Anforderung: „Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht“ wird aus einem herausfordernden Hindernislauf Frust. Wenn selbst die, deren tägliches Brot Bürotätigkeit ist, stöhnen, ist es an der Zeit, für jeden neuen Erlass zwei alte als unnötigen Ballast zu entsorgen – bis der Amtsschimmel nicht mehr gequält, sondern freudig erregt wiehert.
Andreas Weng

In Ihrem Artikel vertreten Sie die Auffassung, dass das Einkommen aus Erwerbsarbeit in der Summe stets höher sei als das Einkommen aus dem Bezug von Bürgergeld. Sie erbitten Rechenbeispiele, die das Gegenteil beweisen sollen per Leserbrief und garantieren eine Antwort. Diese „Herausforderung“ nehme ich gerne an. Unsere Vergleichspersonen sind zwei Personen (A und B), die jeweils mit ihrem nicht erwerbstätigen Ehegatten und ihren drei Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren in einer 105 qm großen Wohnung in München leben. Person A ist arbeitslos, Person B arbeitet. Die Familie von Mann A erhält durch Bürgergeld ab 1. Januar 2024 folgende Sozialleistungen:

– Bürgergeld Regelsatz: 2425 € (2*506+3*471)

– Bruttokaltmiete für die Wohnung: 1784 € (Quelle: Stadt München)

– Heiz- und Warmwasserkosten: ca 100 € (dieser Wert ist schwer exakt zu beziffern, 100€ monatlich dürften bei fünf Personen jedenfalls angemessen und erstattungsfähig sein)

Gesamt: 4309 € netto monatlich

Um auf diesen Nettobetrag für seine Familie zu kommen, müsste Person B (Steuerklasse 3, keine Kirchensteuer, Kinderfreibeträge berücksichtigt) insgesamt ca. 6202 € brutto monatlich verdienen.

Den Nachweis dafür, dass dieser Betrag über dem Mindestlohn zzgl. etwaige Sozialleistungen wie Wohngeld etc. liegt, erspare ich mir, weil er offensichtlich ist. Sofern Person B also für Mindestlohn (oder auch etwas mehr) arbeitet, wäre sie gut beraten, die Arbeit zu kündigen und Bürgergeld zu beziehen.
Martin Arzberger

Dies ist eher ein Fanbrief – ich finde es beeindruckend, wie gut ich das, was Sie schreiben, verstehe – und es mich auch noch semantisch erfreut; ich lese es gern, was ich nicht von allem, was ich lese, sagen kann. Danke sehr!
Gudrun von Felde

«Schluss jetzt mit dem ewigen Verteilen – jetzt muss mal etwas erwirtschaftet werden, so heißt es oft. Dabei steht Deutschland wirtschaftlich besser da, als man annehmen könnte.» Zu diesen einleitenden Sätzen von Mark Schieritz wäre festzustellen: Es gibt Argumente für mehr Fleiß, damit die Wirtschaft das leistet, was von ihr erwartet wird und es gibt Argumente für mehr Faulheit, damit das exponentielle Wirtschaftswachstum zu einem gesteuerten Ende kommt. Dieser Zielkonflikt ist charakteristisch für unsere aktuelle Lage. Er muss gelöst werden, um ein höheres Ziel zu erreichen, das lange, gute Fortbestehen der Menschheit.

Dass es Deutschland wirtschaftlich gut geht, ist auch nötig. Dies zum Beispiel, um die Mittel zu beschaffen für die Energie-Umstellung. Dann geht’s darum, Mittel zu verteilen für Besitzstandswahrung und Nachholbedarf einer wachsenden Bevölkerung. Dann geht’s auch um Mittel für die Migration. Unsere Sozial-Systeme wirken wie ein Magnet auf Menschen, die in Krisen-Regionen leben. Die dortigen Krisen entstehen auch wegen Jugendarbeitslosigkeit, die wieder eine Folge zu hoher Geburtenraten sind. Daher sollte in den genannten Krisen-Regionen die Industrialisierung vorankommen und Bildung und Medizin gefördert werden, um Perspektiven zu schaffen, als Ersatz für Perspektiven, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Schließlich geht’s auch um Mittel, um den Klima-Wandel zu begrenzen.

Doch der Klima-Wandel ist ein Alarm-Signal, dafür dass das exponentielle Wachstum von Konsum und Kopfzahl irgendwann gestoppt werden wird. Es wird entweder eine sanfte gesteuerte Landung geben oder eine brutale ungesteuerte. Für eine gesteuerte Landung ist Verzicht nötig, also auch eine Abkehr vom Wirtschaftswachstum. Fürs Klima günstig wäre eine hohe Arbeitslosigkeit in den Industrieländern. Für die Reduktion der Geburtenrate im globalen Süden wäre günstig, wenn der Norden außerstande wäre, noch mehr Migranten aufzunehmen. Dann müsste ausreichende demographischen Eigenverantwortung in den Herkunftsländern wirksam werden.

Die Notwendigkeit, das exponentielle Wachstum zu beenden, sollte ein Umdenken bewirken, das zu einer gesteuerten, sanften Landung führt. Doch dabei sind grundsätzliche Probleme und Widersprüche zu lösen. An sich wäre es gut, wenn weniger produziert und weniger konsumiert würde. In Europa und speziell in Deutschland müsste, dass dadurch möglich sein, dass die Geburtenrate tief ist und daher langfristig auch weniger Wohnraum benötigt wird. Insbesondere sollte auch weniger Wohnraum benötigt werden, der weit entfernt vom Arbeitsplatz liegt und daher viel Mobilität benötigt. Auch die Natur hätte mehr Raum und der Aufenthalt in der Natur könnte vermehrt eine Alternative für Fernreisen sein. Auch die sinkende Bereitschaft am Erwerbsleben teilzunehmen, wäre positiv. Allerdings in Europa hätte dies auch negative Folgen, Fachkräftemangel etwa in den Bereichen Bildung und Medizin. Gegen die Faulheit spricht, dass im High Tech Bereich das Prinzip «The Winner takes it All» Die Nachfrage konzentriert sich auf die Produkte weniger Hersteller. Es gibt nur ein entweder oder. Entweder man setzt alles dran vorne zu sein, oder der Einsatz ist vergeblich.

Das Lösen des Zielkonflikts Fleiß gegen Faulheit ist notwendig für eine gute Zukunft der Menschheit. Dies erfordert ein global gemeinsames Weltbild, das einen Weg in eine gute gemeinsame Zukunft weist und entsprechende Rechte und Pflichten verteilt.
Gernot Gwehenberger

Das Verhältnis der drei Dinge Geld, Wert und reale Güter/Dienstleistungen zueinander ist ja eines der kompliziertesten in der „volkswirtschaftlichen Philosophie“, noch immer nicht wirklich geklärt und spätestens seit Marx immer wiederkehrend umstritten. Natürlich bin ich nicht in der Lage, dazu eine wirkliche Aussage zu treffen. Dennoch meine ich, dass Ihre Analogie zu Beginn Ihres Artikels in die Irre geht, oder zumindest schief ist. Verteilt als Sozialleistungen werden ja eben nicht zu konsumierende/produzierte Real-Güter, sondern Geld, welches aus dem Teil der Wertschöpfung (dem vorangehenden „Erwirtschaften“) resultiert, der vom Staat in Form von Steuern und Abgaben bei Unternehmen (vom Gewinn) und bei Arbeitnehmern (vom Gehalt) abgeschöpft wird.
Heiko Janssen

Ein zusätzlicher Grund für Deutschlands Wachstumsschwäche ist die starke Abhängigkeit vom Außenhandel. Es ist ja kein Geheimnis, dass dieser zur Zeit schwächelt. Andere Länder, wie zB Frankreich, die nicht so stark davon abhängig sind und in denen die Löhne stärker als in Deutschland gestiegen sind, weisen höhere Wachstumsraten auf. Die Stärkung des Binnenmarktes ist also das Gebot der Stunde und nicht eine Lohnzurückhaltung. Deutschland hat bereits jetzt den größten Niedriglohnsektor in der EU. Wird dieser verkleinert, wird sich auch wieder mehr Wachstum einstellen. Der selbe Fehler wurde mit der Agenda 2010 gemacht, als eine strukturelle Schwäche des Außenhandels, bedingt durch eine global schwache Wirtschaft, mit der Ausweitung des Niedriglohnsektors bekämpft werden sollte.
Rüdiger Weigel

Schon die Überschrift ist geistreich. Wie Mark Schieritz dann den Herren Merz, Lindner und Linnemann die Fakten um die Ohren haut, ist grandios. Die Mär vom Heer fauler Deutscher wird als Panikmache entlarvt, und ihre Erzähler als plumpe Täuscher und Lobbyisten der Wohlhabenden.
Sven Herfurth


Leserbriefe zu „Heißgelaufen“ von Moritz von Uslar

Haben Sie das nötig? Musste das Bild mit einer nackten Frau im Zentrum als Aufmacher für das Feuilleton sein? Ich lese die Zeit seit vielen Jahren und denke, so einen Blickfang haben Sie nicht nötig. Oder fällt Ihnen Grad nichts mehr ein? Das wäre dann allerdings ein Armutszeugnis. In der Hoffnung auf künftig wieder bessere Qualität
Evelyn Dluzak

Als Enkel eines Lokomotivführers, der die Strecke Berlin – Danzig befuhr, habe ich nichts gegen die Platz-Reservierung für eine unverhüllte Harfe, zumal auch nach dem II.Weltkrieg der russische Cello-Virtuose Rostropowitsch sein kostbares Instrument statt im Frachtraum eines Flugzeugs lieber auf einem gebuchten Sitzplatz neben sich transportieren ließ, aber im Gegensatz zur Harfe in der Bahn hatte man im Flugzeug als Sitzplatzinhaber Anrecht auf ein kostenloses Glas Sekt, was er mit einem Augenzwinkern dann auch für sein Cello einforderte.
Dietrich Bauer

Könnten die Szenen „ICE 1707 von Hamburg nach Berlin“ choreografisch aufgearbeitet zur Aufführung gebracht werden?! Es wäre mir ein großes Vergnügen!
Walter Moritz

Wer mit der Bahn fährt, der kann viel erleben und ich fahre fast täglich mit der Bahn und da gibt es immer wieder was zu erleben. Dieser Menschen verachtende Vorfall, von dem ich schreibe, der passierte in der sogenannten Zeit der Corona-Pandemie, wo jeder ungeimpfte Mensch, nebst einem Ticket auch noch eine Bestätigung mit sich führen und diese Bestätigung auch noch dem für die Bahn tätigem Personal, bei Verlangen, vorzeigen musste. Ein ungeimpfter Fahrgast mit gültigem Fahrschein, aber ohne diese Impf-Bestätigung, der wurde vom Bahnpersonal derartig genötigt und in die wörtliche Zange genommen, und schließlich zum Aussteigen aufgefordert. Der arme Mensch, der zu seinem Glück, weder Deutsch verstand noch sprechen konnte (ob´s stimmte, wer weiß?), der konnte dennoch auf Grund dieser ungewöhnlichen Kommunikationsschwierigkeiten, seine Fahrt bis zu seinem Zielort fortsetzen. Wenn das Bahnpersonal bürokratischer ist, als erlaubt, was will man dann von einer Ampel-Regierung erwarten, die nichts mehr zu lieben scheint, als eine bürokratische Bürokratie!
Klaus P. Jaworek

Die Erfahrungen der Theatergruppe im Artikel „heißgelaufen“ sind leider kein Einzelfall. Mir selbst wurde die Weiterfahrt wegen einer Nichtigkeit verweigert und ich musste den Zug verlassen. Die Polizisten sahen genauso wie die anderen Passagiere auch keinen Anlass, waren aber gezwungen, das Hausrecht der Bahn durchzusetzen. Am Bahnsteig sagten sie mir, dass dies häufiger vorkommen würde. Damit hat die Bahn mich als Privatkunden endgültig verloren. Vielleicht sollten Sie dem Thema einen eigenen Artikel widmen und recherchieren, wie oft Bahnmitarbeiter das Hausrecht missbrauchen, um unliebsame Passagiere loszuwerden?
Christian Weber

Mit einigem Erschüttern musste ich gestern beim sonntäglichen Zeitunglesen einen Beitrag zur Kenntnis nehmen, der mit „Heißgelaufen“ übertitelt war (S. 45 in Die Zeit vom 07.09.2023), in dem es um Probleme der Holzinger-Tanzgruppe in einem ICE ging und der mit einem Bild nackter und halbnackter Tänzerinnen bebildert war. Ich würde gern von Ihnen erfahren, inwieweit eine solche Darstellung mit den ethischen Grundsätzen der Presse vereinbar ist. Der Zusammenhang zum Artikel wird nicht ganz deutlich, abgesehen davon, dass die Tanzgruppe bekannt ist für sexuelle Darstellungen. Ich frage mich jedoch, ob dies Eingang in die Druckpresse finden muss und wenn ja, aus welchem Grund.

In heutiger Zeit ist man allerorten mit Bildern weiblicher Nacktheit konfrontiert, im Internet, auf einschlägigen Seiten, auf Werbeplakaten, in der einschlägigen Presse, sogenannten Sex-Magazinen usw. Sie sind jedoch eine überregionale, angeblich seriöse Zeitung (zumindest bin ich bis dato hiervon ausgegangen) und wenn ich dieses lese, so rechne ich mit seriöser Berichterstattung, aber nicht mit degradierender weiblicher Nacktheit. Nicht jede/r möchte bereits beim Frühstück mit fremden weiblichen Genitalien und nackten Brüsten konfrontiert werden, schon gar nicht in einer Zeitung, die Kinderseiten für junge LeserInnen bereitstellt und somit auch bewusst ein junges Publikum anspricht. Wenn Frau Holzinger und ihre Tänzerinnen explizit Nacktheit im Sinne von Kunst praktizieren, dann ist das ihre Sache. Wenn ich in eins ihrer Stücke gehe, ist das eine bewusste Entscheidung und ich muss damit rechnen, Nacktheit präsentiert zu bekommen. Nicht jedoch, wenn ich unbedarft eine Zeitung aufschlage und mit einer in meinen Augen entwürdigenden und provozierenden Abbildung von Nacktheit konfrontiert werde. Noch dazu, wenn der Beitrag mit dem Titel „Heißgelaufen“ betitelt ist.

Heutzutage muss ich als Frau vielerorts eine herabwürdigende, sexistische Zurschaustellung von Frauen in Kauf nehmen. In einer natürlichen Umgebung, in der Unbefangenheit herrscht, in der Sauna, in der Schwimmbadumkleide oder am Nacktbadestrand, wo alle nackt sind, ist Nacktheit aus meiner Sicht normal und nicht anstößig. Wenn aber in einer Zeitung eine einzelne Frau und ihre Genitalien beziehungsweise mehrere nackte Brüste in provozierender Weise abgebildet werden, so empfinde ich das als Affront. Mit Blick auf die LGBT-Frage sollten Sie berücksichtigen, dass der Anblick fremder weiblicher Genitalien in dieser Aufdringlichkeit nicht für alle Personen angenehm ist. Das hat nichts mit Aufgeschlossenheit oder Spießigkeit zu tun, sondern ist eine Frage des Respekts und der persönlichen Vorlieben.

Sollten Sie anderer Meinung sein, dann bitte ich Sie, in einer der kommenden Wochen Abbildungen männlicher Genitalien einzubinden, denn warum zeigen Sie nur nackte Frauen? Weil diese interessante Lustobjekte sind? Ich würde mir eine Stellungnahme zu dem Beitrag wünschen. In meinen Augen verstoßen Sie gegen den Pressekodex, indem Sie die Würde von Frauen untergraben, weibliche Genitalien präsentieren, ohne dass dies von LeserInnen explizit angenommen oder gewünscht wird und es stellt auch einen Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz dar, denn die Abbildung in Zusammenhang mit dem Titel hat pornographische Tendenzen. Die Rechtsprechung definiert Pornografie „…als grobe Darstellung des Sexuellen in drastischer Direktheit, die in einer den Sexualtrieb aufstachelnden oder die Geschlechtlichkeit in den Schmutz ziehenden oder lächerlich machenden Weise den Menschen zum bloßen (auswechselbaren) Objekt geschlechtlicher Begierde oder Betätigung jedweder Art degradiert“. Vielleicht thematisieren Sie diese Frage intern einmal?
M. Lubjinski


Leserbriefe zu „Über die Berliner Schulklokrise“ von Harald Martenstein

Wär‘s nicht so traurig, müsste man sich wegen dieser hervorragend gelungenen Kolumne eigentlich wegwerfen vor Lachen. Trotzdem Chapeau!
Roland Peter

Klo und Fäkalsprache, Scheiss auf die Berliner Schulklos. Kümmern Sie sich um Ihre eigene Porzellanabteilung. DIE ZEIT wird Ihnen doch ein abständiges Honorar zahlen für Ihre wöchentlichen Glossen. Da muss eine Putzfrau doch möglich sein. Die Putzdame sorgt für ein blitzsauberes Becken und den Vorrat an Rollen. Und Sie schreiben in Ruhe Ihre Glossen. Bis nächste Woche auf dieser Seite.
Hans-Emil Schuster

Seit wann hat denn Herr Martenstein den Genderstern entdeckt?
Thomas Manthey

Mit großer Freude lese ich ihre wöchentliche Kolumne im Zeit Magazin. So auch diese Woche. In ihrem Artikel kam ich mit der Zeit ins Grübeln. Wer benutzt die Toiletten eigentlich? Jemand von außerhalb der Schule doch wohl nicht. Die Lehrer werden wahrscheinlich eine eigene Toilette haben. Also wird es doch wohl so sein, dass alle Schüler, mehr oder weniger, diese benutzen. Da sonst niemand in der Schule ist, sind sie somit wohl auch für den Zustand verantwortlich. Da kommt bei mir doch gleich die Frage nach dem Verursacherprinzip auf. Wenn man den kleinen Rackern jeweils für eine Woche die Aufsicht für die Toilette übergeben könnte, und gleichzeitig die Verantwortung, dann könnte ich mir vorstellen, dass diese anders aussehen. Wenn man dann auch noch denjenigen, die für Verwüstungen und Abbruch verantwortlich wären, für einen Strafmonat in einer orangefarbenen Jacke, vielleicht mit der Aufschrift „ich lerne gerade, wie wichtig saubere Toiletten für uns Schüler sind“, die Aufsicht über die Toiletten geben könnte, kann ich mir gut vorstellen, dass diese alsbald picobello aussehen würden. Solange es in der Schule keine Verantwortungskultur für die Schüler gibt, wird sich hier nix ändern. Vielleicht hilft auch ein großes Schild über den Toiletten: Fühl dich wie zuhause, aber benimm dich nicht so!
Hannes Schwake

In Japan reinigen die Schüler ihre Schule selbst. Warum kann man das unseren Schülern nicht zumuten? Vielleicht wären dann alle ein bisschen achtsamer.
Claudia Toelle

Ich verweigere den Vorwaschgang, dem Sie Ihren Text unterzogen haben! Man möchte gar nicht wissen, wie die Toiletten der Berliner Schüler zu Hause aussehen! Oder stecken sie noch in einer sich bis in die Pubertät ziehenden analen Phase? Mein Vorschlag: Plumpsklos, durch die alle Exkremente („lernt man im Gymnasium“) nach unten, am besten auf einen Misthaufen fallen. Solche spartanischen Toiletten kenne ich noch aus der Nachkriegszeit! Ein Hauch Landluft kann der Berliner Luft nicht schaden, genauso wenig wie dem Weltstädter ein Bezug zum platten Umland! In regelmäßigen Abständen wird der Großstadtmist von einem Bauern abgeholt und auf die Brandenburger Felder verteilt. Vielleicht eine Stadt-Land-win-win-Situation? Handtücher und Klopapier müssen die Schüler von zuhause mitbringen. Sie werden dann etwas pfleglicher mit den Ressourcen Ihrer Eltern umgehen!  Der Lehrkörper sollte die Wahl haben, entweder ebenfalls Plumpsklos aufzusuchen oder die üblichen Berliner m,w,d-Toiletten zu benutzen!
Ulrich Pietsch

Ich freue mich jede Woche auf den Beitrag von Harald Martenstein. Es ist immer ein großes Vergnügen, seine Betrachtungen über aktuelle Erscheinungen zu lesen. Ich hoffe, der Autor ist guter Gesundheit und bleibt dem Magazin noch lange als Autor erhalten.
Franz Josef Düwell

 


Leserbriefe zum Titelthema „Kuschen vor rechts? „Söders Wette“ von Mariam Lau

Herzlichen Dank für Ihren unter Betreff genannten Artikel. Die Bewahrung dessen, was gut ist, ist ja irgendwie beiden Parteien eigen. Nur was als gut angesehen wird, ist verschieden. Als ehedem „Langzeitschwarzer“ werden mir allerdings die als Grüne zu bewahrenden Aspekte immer wichtiger. Aber ich habe ja auch Kinder und Enkel, die mir etwas bedeuten.
Heye Christiansen

Fast nur Politiker, irgendwelche Alt- und Möchtegern-Promis und sonstige „Komiker“ regen sich nur künstlich über ein vergilbtes Blatt Papier auf, das angeblich ein gewisser Hubert Aiwanger verfasst haben soll!? Das „gemeine“ Wahlvolk dagegen nimmt die Sache eher gelassen hin. Alles gut, langsam reicht´s wirklich! In den neusten Umfragen legen die Freien Wähler (FW) gar um vier Prozent-Punkte zu. Was könnten wir daraus lernen, vielleicht nur das, das der noch gesunde Menschenverstand nicht gerade überall im Lande daheim und in ist!
Riggi Schwarz

Wer erkennte die Parallelen nicht? Adolf Hitler und Bierzeltgebell – „Mein Kampf“ und Flugblatt im braunen Tornister. Feige Verleugnung der Verantwortung für frühere Faszinationen. Stattdessen Angriff in der Maske bürgerlicher Wohlanständigkeit Und erbärmliche Amnesie bedirndlt-bejankerter Erinnerung. Schwitzend und schweigend der Versuch, den streitbaren Titel des „Bürgers“ zu usurpieren. Wer erkennte die Parallelen nicht?
Heinrich-Otto Hannemann

 Wer „die vierte Gewalt“ von Richard Precht und Harald Welzer liest, hat ein Hilfsmittel, um durchzublicken, was in der causa Aiwanger abläuft. Seit 30,40 Jahren hat sich in unserem Land – neben den 3 verfassungsmäßigen Gewalten- Legislative, Executive, Judikative, eine 4.Gewalt aufgebaut: die Macht der Medien. Für ihre Macht kann sie sich formal auf das Grundrecht der Pressefreiheit berufen. Die ausführenden Machthaber aber sind anfällig für das Missverständnis als Narrenfreiheit. – sprich Verantwortung, die ja zu jedem „Grundrecht“ gehört??   -Insbesondere fällt das auf, wenn ein Mann, eine Frau aus der Politik zur „Treibjagd“ freigegeben wird.  Das erwähnte Buch zeigt das auf an der causa Wulff: letztendlich blieb nach all den Ermittlungen so gut wie nichts Verwerfliches übrig- aber die Jagd war ja vorbei- Wulff war weg. Hat sich je die Presse entschuldigt?

Aiwanger ist gewiss eine Persönlichkeit, die anecken kann – aber auch er hat ein Recht. Politiker können sich kaum gegen die 4.Gewalt wehren- sie sind abhängig von ihr, sie brauchen sie ja auch wieder. Diese Abhängigkeit macht sie schnell zu Opfern-. -Ich habe mich gewundert, wie „kundig“ sich bereits am Sa 2.9. Medien verbreitet haben, erst recht ab Montag 4.9., in den print-Medien und in social media- und die ganze Woche. Jeder will ja dabei sein und möglichst noch eine Variante, eine Interpretation oder gar ein Sahnehäubchen draufgeben.- Auch die ZEIT-   macht – teilweise- mit an der Treibjagd:   jedenfalls ist der Beitrag von Mariam Lau (ganze Seite 2!)  unerträglich oberflächlich (keine Recherche der Quellen: Rachebedarf eines Lehrers? eine Zeitung bedient sich dessen nach 35 Jahren genau zum richtigen Zeitpunkt: 6 Wochen vor der Wahl- der Braten ist angerichtet für die politische Konkurrenz?)  stattdessen ein Geschwurbel von Fantasie: „es geht darum, ob gerade ei ne Grenze verschoben wird zwischen politischer Mitte und rechtem Rand“ (Spalte 1): man muss links stehen, dann erscheint schon alles in der Mitte „rechts“.-  Anerkennend sei gesagt, dass die ZEIT  mit H.Wolffsohn (Interviewduell mit Frau Prien)  wenigstens noch eine andere, sachkundige Stimme zu Gehör bringt (S.11)
Robert Widmann

Problem Aiwanger, laut Aiwanger gebe es – neben den bekennenden Rechtsaußen – eine „schweigende Mehrheit“, die sich die Demokratie zurückholen solle. Diese gibt es aber tatsächlich nicht. Und es gibt auch keine Demokratie zurückzuholen. Aiwangers demagogische Rede von der angeblich „schweigenden…“ hat schon eine Mehrheit, jedoch lediglich die in Bierzelten und bei angeheiterten Dorfesten. Und von „schweigend“ kann bei dem aufgebrachten Gebrüll dieser Mehrheit auch keine Rede sein, es sei denn zu ihrer Größenordnung und Qualität: die Regierung von Linken und Kommunisten würde den Bürgern Eigentum und Wohlstand stehlen. Obschon mit diesen Inhalten der Agitation von AfD und Aiwangers Freien Wählern nicht vergleichbar, saust Söders geschwungene Faust jedoch in gleicher Weise aufs Rednerpult nieder, womit er seine „lieben Freunde“ unter Strom setzt – und entsprechend so dann der Applaus… etc. Da ist eine Konkurrenz-Allianz mit auffallend vielen Gemeinsamkeiten entstanden und eine Menge polemischer Begriffe fluktuiert frei zwischen den Reden jedweder Couleur, je nach Brauchbarkeit für einen ordentlichen Beifall in Bierzelten.
Martin Schmitz

Was Aiwanger in den letzten Wochen so fabriziert, ist das Eine. Sehr viel bemerkenswerter erscheint mir die Reaktion sehr vieler Bürger in Bayern inclusive seiner Parteigenossen, die alle offensichtlich überhaupt kein Problem in der Sache erkennen. Und da fällt mir ein: Hat nicht auch Adolf Hitler seine ersten Versuche auf der politischen Bühne in Bayern gestartet?

Es ergeben sich Fragen.
Hendrik Takes


Leserbriefe zu „Inklusion“ von Ines Schipperges

Schon seit Jahrzehnten sind die Kinder dieses Landes der Politik gleichgültig, behinderte Kinder erst recht. Man gab vor, etwas zu tun; man entwarf Bildungspläne und Sprachlerntagebücher (Berlin), lobte die offene Arbeit in Massenkindhaltungen (Kitaaltersmischung von 3-6 J. bis zu 25 Kinder) und die schulische Inklusion etc. Die Sprachentwicklung ging zurück, die Leistungen der Kinder in Grundschulen schwindet, von behinderten Kindern ist selten die Rede. Ich bin seit einigen Jahren in einem Osnabrücker Sprachheilkindergarten ehrenamtlich beschäftigt und erlebe auch hier sog. Inklusion, jedoch: sie gelingt nicht immer. Was passiert eigentlich mit den Kindern, die selbst in einer Behinderteneinrichtung keine Chance haben, weil sie selbst in kleinen Gruppen (max. acht Kinder) überfordert sind…?? DIE ZEIT; bitte „bleiben“ Sie bei den Kindern; sie haben keine Lobby… und sind doch die zukünftige (weniger egozentrische?) Bevölkerung unserer Republik.
Klaus Busch

Nach 20 Jahren Schuldienst sage ich: Inklusion ist gut gemeint, aber oft nicht zu leisten in einer Welt, die keine ideale ist. Sie geht in vielen Fällen zulasten der Regelschulschüler und zulasten der Berufsgesundheit der Regelschullehrer. Krasse Heterogenität ist ja ohnehin eine Tatsache auch an Regelschulen allein aufgrund der vielen DAZ-Schüler, von denen einige nicht einmal alphabetisiert sind. Jedes Kind v. a. in den Kernfächern individuell zu fördern ist schon jetzt kaum zu leisten. Gerade ES-Schüler, v. a. die sog. Systemsprenger, lassen sich oft nicht inklusiv beschulen, weil dann der Rest der Klasse ausgebremst wird. LE-Schüler profitieren – wie alle Schüler – u. U. von der leistungsstärkeren Vergleichsgruppe, entwickeln aber u. U. aufgrund der Vergleichsgruppe ein negatives Selbstkonzept (sog. Referenzgruppeneffekt). Äußere Differenzierung, die Heterogenität auf ein beherrschbares Maß reduziert, ist daher m. E. nicht per se schlecht. Das kann aber vermutlich nur beurteilen, wer wirklich einmal versucht hat, 28 (!) Stunden in der Woche (nicht im Monat!) binnendifferenziert und zieldifferent zu unterrichten, und weiß, welchen Dokumentationsaufwand ein einziger Förderschüler mit sich bringt.
Marcel Haldenwang

Begrüßenswert: in- und ausländische Investoren unterstützen (Intel …). Gleichzeitig Schulen großzügig unter die Arme greifen, um Menschen mit und ohne Beeinträchtigung erfolgreich inklusiv wachsen und werden zu lassen.

Sinnorientiert! Win-win! Schöne Zeiten!
Georges Heck

ich verstehe und unterstütze den wunsch, dass alle menschen gleich behandelt werden sollten, aber genau das passiert ja nicht, wenn bei der inklusionsklasse ein einzelner schüler besonders gefördert werden muss und der lehrplan deswegen für alle in zeitverzug gerät. ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche situation positive empfindungen sowohl bei der klasse als auch bei dem förderbedürftigen kind hervorrufen und für eine annäherung bzw die überwindung von vorurteilen deswegen kontraproduktiv ist. rücksichtnahme ist wichtig zu erlernen und den kontakt untereinander zu ermöglichen und erfahrungen zu sammeln ebenso. aber vielleicht könnte das auch in einer gemischten schulform erreicht werden, in der die klassen nach leistungsbefähigung getrennt werden aber in den pausen und der kantine oder bei festen und anderen veranstaltungen begegnungen stattfinden können. ich hätte das gefühl, dass so ein ansatz weniger widerstände bei behörden, mitarbeitern und allen anderen beteiligten menschen und interessengruppen nach sich ziehen könnte und zu einer verbesserung der lage für alle führen könnte, denn ich glaube, dass die im artikel beschreibenen bremsen bei der umsetzung nicht von ungefähr kommen.
philipp stampe 

Der Artikel macht traurig und wütend zugleich. Die Problematik der Inklusion wird allein auf dem Rücken der Kinder mit Förderbedarf und deren Eltern ausgetragen. Laut UN- Behindertenkonvention von 2009 !!! sollen diese Kinder in der Regelschule mit allen Schülern unterrichtet werden, natürlich unter besonderer pädagogischer Förderung. Die Realität sieht anders aus. Die Kinder und deren Eltern werden zu Bittstellern. Es gibt Schulen, die erst prüfen wollen, ob das Kind mit Förderbedarf zu ihnen passt. Auch entscheiden die Schulen allein, ob das Kind bei Erkrankung der Schulbegleitung am Unterricht bzw. Hort teilnehmen darf- wie fühlen sich diese Kinder? Unklar ist auch, welche pädagogische Ausbildung Schulbegleiter haben müssen. Mein Kind mit Föderbedarf ist mittlerweile 40 Jahre- und es ändert sich nichts!

Roswitha Talkner

Unsere 11-jährige Tochter ist nun in die 5. Klasse der weiterführenden Schule gekommen. Wir freuen uns darüber, denn es ist unsere Wunschschule. Eine klare, differenzierte Argumentation, der Hinweis auf das Menschenrecht der Inklusion, Ausdauer und Nervenstärke waren die Zutaten für diesen Erfolg. Tränen, Verzweiflung und Demütigungen gehörten zu den bitteren Begleiterfahrungen, aber auch Menschen, die uns unterstützt haben und vier Jahre gelebte, ermutigende Inklusion in der Grundschule. Alle Kinder der Klasse haben voneinander gelernt und die Eltern, Lehrkräfte, die Schulbegleitung waren offen und bereit dazu. Nur durch Begegnung, Erfahrung und Wissen, nur mit politischem Willen und gesellschaftlichem Interesse verändert sich das (Schul-)System und damit auch diese Welt. Ich hoffe, dass Sie nicht aufgeben Frau Schipperges und ich hoffe, dass die Rüge der UN Folgen hat und endlich die klar benannten Konsequenzen gezogen werden, damit das Anderssein verblasst und Menschen ganz und gar dazugehören. Inklusion schützt und stärkt auch unsere Demokratie und sie ist das gelebte Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie, ja die Würdigung aller, die Opfer der grausamen Tötungsmaschinerien im NS-Staat wurden.
Vera Perkovac


Leserbriefe zu „Auge zu und durch“ von Peter Dausend

In Ihrem Artikel geht es um US-Musik und darum, dass die SPD den Blues hat. Das bringt mich auf folgende Idee: Olaf Scholz möchte gern bei „The Masked Singer“ auftreten. Als Dr. Hook (viel Verkleidung ist da momentan nicht nötig, ein Cowboyhut wäre noch ganz nett), damit er irgendwann einmal auf das Cover des „Rolling Stone“ kommt. Das Lied übt er schon ein. Außerdem „Riding On A Dead Horse“ von Fury in the Slaughterhouse. Das Problem könnte bei Scholz allerdings dasselbe wie bei Dr. Hook sein: „Seine eigentlich öffentlichkeitsscheue Art ließ ihn aber im Bekanntheitsgrad hinter den anderen zurückbleiben.“ (Wikipedia) Karl Lauterbach übernimmt natürlich die Medicine Show.
Thomas Manthey

“ Die Einigkeit führte zum Wahlsieg“, so die These. Der Wähler will keinen Zoff. Doch den hatte die CDU/CSU reichlich geliefert mit ihren parteiinternen Grabenkämpfen und dem unpassenden Lacher von Laschet. Insofern war der Wahlsieg vor allem auch ein Geschenk dieser Fraktionsgemeinschaft. Nur ist die Halbwertszeit solcher milden Gaben überschaubar, wie sich aktuell zeigt. Entsprechend die Umfragewerte von Scholz.
Christoph Schönberger

Das passt in diesen Zeiten, genau wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge! Ein Sturz beim Joggen soll es gewesen sein, ein Schelm, wer da schelmisch denken sollte, Mensch, nicht mal das bekommt er richtig hin! Nein, nein, nein, die Ampel macht schon alles richtig, und die das nicht so sehen wollen, das sind diese Zeitgenossen, die wahrscheinlich ganz leicht mit dieser Ampel-Politik unzufrieden sind. Gut jetzt steht („Bubi“) Scholz endlich mal wieder im Mittelpunkt, und er wird für ein paar Minütchen in und auf den Arm genommen und verhätschelt, wie man eben ein kleines Bübchen verhätschelt, wenn es sich verletzt! „Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut, es Kätzje hat e Schwänzje, es is bald widder gut. Heile heile Mausespeck in hunnerd Jahr is alles weg.“ (Fastnachtslied von Martin Mundo & Robert Wasserburg)
Riggi Schwarz

Das Beste für Deutschland politisch zu wollen und auch inhaltlich zu überzeugen, als Kanzler der Koalition, in einer Zeit wo ein permanentes Krisenmanagement angesagt ist, da bleiben schwerwiegende Fehler und berechtigte Kritik an seiner Person nicht aus. Olaf Scholz ist davon überzeugt, dass Stimmungen und Umfragewerte ihm nichts anhaben können, denn gewählt wird erst wieder 2025. In der Ruhe und Klausur hinter verschlossen Türen liegt die wahre Kraft und den allgemeinen Statements der Presseauftritte sein Erfolgsgeheimnis. Schließlich hat sein Aufstieg innerhalb der SPD und als Bürgermeister von Hamburg zu regieren, es auch bis zum Bundeskanzler gebracht. Frau Merkel hat es 16 Jahre geschafft und Biden im Alter mit über 80 Jahren.
Thomas Bartsch Hauschild

Man kann den vielen seltsamen Umfragen zur Leistung der derzeitigen „Ampel“ glauben schenken, muss es aber nicht, vor allem deshalb, weil die dem Rechtspopulismus Vorschub leisten – von dem zerstörerischen Palaver einer indiskutablen AFD mit erklärten Zielen der Zerstörung unserer demokratischen Verfasstheit und des Wirtschafts- und Sozialsystems einmal abgesehen. Die „Multi-Krisenlage“ hat doch nach Regierungserklärung durch die „Ampel“ nach letzter BT-Wahl den Auslöser im Putinschen Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Ukraine nach dem 24.02.22:

Ein schnelles Umschalten im Bezug auf Energiebezug, abgesehen von allen vorher schon postulierten Handeln nach dem Jahr 2011 zur Lösung der Klimakrise. Das durch dieses schnelle Umschalten bzgl. der Energiesicherheit in allen Facetten gestritten wird, ist doch normal. Deshalb ist der „Alarmismus“ und die offenbare Aufregung relativ.

„Uns“ geht’s gut (8 Billionen Euro Cash) , die 0,3% sind der Erwähnung nicht wert und eines ist klar: die „Ampel“ liegt völlig richtig und dies wird sich am Ende durchsetzen vor allem gerade wegen einer indisponierten sog. Opposition durch die Union. Zum Glück haben wir einen Kanzler Scholz, der die Nerven behält, auch wenn es mal „laut“ wird. Im Gegensatz zu dem „Pamphlet“ des Herrn Dausend sei der nicht populistische Kommentar vom Leitartikler Dirk Schmaler empfohlen – Landeszeitung Lüneburg vom 9. September 2023, S. 18:  …  aber natürlich habe die „Ampel“ Fehler gemacht …  und doch: “Aber weitere (Schritte) müssen folgen, will man das Land wirklich reformieren“.

Und noch einmal:  Wer hat denn in den letzten 40 Jahren (Kohl … Merkel) bei „aller Wirtschaftskraft und weltmeisterlichen Exportierens“ so ziemlich alles stark verzögert oder negiert bzgl. Infrastruktur inkl. Glasfaserkabel, Bildung, Familie, Mindestlohn? Das waren die Leute (natürlich andere Köpfe), die sich heute Opposition nennen. Und heute ist auch wahr:  Mindestens 1/5 des „Aufbaues Ost“ hätte im Westen investiert werden müssen (Schienen, Straßen, Brücken usw.). Den „Dank“ für den Aufbau Ost kennt man hinlänglich und der MP von Sachsen, Kretschmer, liegt da ziemlich so oder so falsch.
Rainer Rehfeldt

So schwach war die SPD noch nie. Angesichts der aktuellen Umfragewerte finde ich die Gelassenheit, mit der Bundeskanzler Scholz darauf reagiert, irritierend.  Ich erwarte ja nicht, dass er jetzt Panik verfällt und das sogar noch nach Außen trägt. So etwas entspräche nicht seinem Charakter und wäre ohnehin nicht gut für ihn und seine Regierung. Man kann Olaf Scholz einiges vorwerfen: Führungsschwäche, Passivität und meinetwegen auch eine gewisse Selbstzufriedenheit. Aber er ist nicht naiv, auf einen Kanzlerbonus kann er nicht setzen und an eine sichere Wiederwahl bestimmt nicht hoffen. Außerdem besteht die SPD ja nicht nur aus dem Bundeskanzler, sie hat genug tüchtige Leute, die einen guten Job machen. Peter Dausend zeigt auf, dass der Unmut aus der eigenen Bundestagsfraktion und von den Länderchefs größer wird. Auf der Ortsebene wird es nicht anders aussehen. Im Moment trägt Bundeskanzler Scholz eine Augenklappe, sie lässt ihn verwegen aussehen. Vielleicht würde Scholz ein wenig mehr Verwegenheit als Regierungschef helfen und damit die SPD vor dem völligen Absturz bewahren.
Regina Stock


Leserbriefe allgemein zum ZEIT Magazin

Ich bin Abonnent der „Zeit“ und liebe diese Zeitung. Das Magazin jedoch betrachte ich mit Unverständnis. Was sollen diese ewig halbunscharfen Bilder? Man erkennt nichts von der Mode, die da präsentiert werden soll. Mir fällt das schon seit langem auf. Soll das besonders „hip“ wirken? Es ist einfach unerfreulich. Ich werfe das Magazin jetzt direkt ins Altpapier. Ich habe keine Lust auf diesen angeblich so künstlerischen Quark.
Marion Kopp

Ein Männermodeheft freut mich jedes Mal aufs Neue. Während ich diesen Leserbrief tippe, höre ich gerade Boyfriend von Usher auf youtube. Ich blättere eine Seite des Zeitmagazins um, Usher streckt die Zunge raus, ein richtig frecher Rebell!!! Oh diese Stichworte: Apokalypse, Armageddon, …… da steck ich ja ganz tief drin in dieser Materie… Eine Momentaufnahme meiner Bekleidung: Brille mit selbsttönenden Gläsern von Cerruti 1881 (über 30 Jahre alt), schwarzes Print Shirt (XXL), graue Adidas Shorts (endet über den Knien!), Armbanduhr (Tissot 1853 Automatic) mit abgerocktem, stinkenden Lederarmband, besonders frech: barfuß, grau-blonder beyond-hipster Bart.
JC (nicht Jay-Z) Lenz

Ich bin seit Jahren begeisterte Zeitleserin, besonders freue ich mich auf das Magazin. Letzte Woche habe ich das Magazin schnell enttäuscht weggelegt. Heute mein 1. Blick ins Magazin. Nicht doch schon wieder – Mode?? Was ist denn los? Gibts nichts interessantes mehr? Zum Glück gibt es ja noch die Zeit, die reißt mich mit interessanten Artikeln jede Woche wieder in ihren Bann.Vom Magazin bin ich seit Wochen sehr enttäuscht.
Steffi Wohlrab

Mode? Lange nicht mehr gehabt. Das Magazin wird auch nicht dadurch interessanter, dass es diesmal um Männermode geht. Eher im Gegenteil. An Frauenmode kann sich der „männliche Blick“ (Hallo, Frau Passmann!) wenigstens hin und wieder noch erfreuen. An weiblichen Depri-Hunger-Models eher weniger. Ich frage mich immer wieder, wer zur Hölle diesen Kram, der bei Ihnen beworben wird, trägt.
Thomas Manthey

Das Magazin über Männermode ist ein wahrer Segen und sehr lehrreich. Wie sollte man als Mann jeden Alters wissen, wie Mannsein geht, wären da nicht die Modemacherinnen und Modemacher samt den jeweiligen Models, die uns zeigen, was Männlichkeit heute ist? Aber so mancher Gesichtsausdruck der Models ist eher mitleiderregend als beneidenswert. Und dann verwendet Tillmann Prüfer die Formulierung „dümmste Idee seit Gründung des Patriarchats“ im Gesamtzusammenhang des Männermodeheftes irgendwie unfreiwillig komisch.  Doch das Lehrreiche daran ist, dass man sich fragt, was mag eine Frau beim Betrachten ihrer Geschlechtsgenossinnen in Designerklamotten mit entsprechender Gestik und Mimik empfinden? Na dann – Schwamm drüber!
Reinhard Wick


Leserbriefe zu „Vorsicht, Amateure!“ von Ingo Malcher

Das kundenignorierende Vorgehen der Deutschen Bank bei der Postbank-IT-Migration ist wohl eher Kalkül, weniger Ausdruck von Amateurhaftigkeit. Die Priorität des Ertragssteigerungsziels durch Kostensenkung erleben die Kunden als massive Serviceverschlechterung: Ausdünnung des Filialnetzes und der Öffnungszeiten, Verschlechterung bei Serviceelementen auf der Online-Plattform, Verlagerung von Serviceleistungen und Risiken auf die Kunden, Verschlechterung beim Hotline-Service. Zynisch wirken die flankierenden Kampagnen, die den Kunden Verbesserungen versprechen, während die Digitalisierung tatsächlich vorrangig als Kostensenkungsinstrument eingesetzt wird. Wenn es der Deutschen Bank nur darum geht, die Postbank-Marke zum Nachteil der Kunden maximal zu melken, dann wird es höchste Zeit, zu wechseln.
Reinhard Koine

Es geht um die Postbank. Der schlechte Service, der hier beschrieben wird, lässt nur eine Lösung zu; die Bank wechseln. Das ist nicht einfach.  Mit viel Papier und Diskussionen verbunden. Ob die neue Bank dann besser ist? Anders sicher, aber besser?
Hans-Emil Schuster

Selbstverständlich werde ich die Postbank verlassen, sobald sie mir meinen mir zustehenden Betrag (im oberen fünfstelligen Bereich) vom Sparbuch meiner verstorbenen Frau endlich ausgezahlt hat. Ich versuche nämlich seit Oktober vergangenen Jahres, an das mir zustehende Geld zu kommen. Dazu gibt es inzwischen 50 einzelne Vorgänge. Es spottet jeder Beschreibung, was ich an Inkompetenz, Wirrwarr und Hinhaltetaktiken erlebt habe. Inzwischen liegt die Sache beim Anwalt. Sie können mich gern kontaktieren und darüber schreiben, damit sich auch andere Leser ein Bild davon machen können, dass Sie mit der Überschrift „Vorsicht Amateure“ jeden Amateur beleidigen, der mit Hingabe und Leidenschaft seinen Sport betreibt.
Gerd Mankel

Herzlichen Dank für diesen Beitrag!  Auch ich stand als langjähriger Postbankkunde der wochenlangen Blockade des Homebankings hilflos gegenüber. Die Umstellung mag technische Probleme bewirken, aber warum werden die Kunden nicht darüber informiert? Und der „Kundenservice“ ist schlicht ein Witz. Schlussfolgerung: den Verantwortlichen „CEOs“ sind Privatkunden schlicht sch. . .egal und sie sind froh für jeden, der abwandert . . .
Friedrich Schweikert

Ich bestätige die meisten der von Ihnen angeführten Mängel. Leider zeigt Ihr Ratschlag (… wechseln …) noch ein Übermaß an Optimismus! Die Postbank ist nämlich so schlecht, dass man nicht einmal mehr kündigen kann. Seit über sechs Wochen versuche ich selbiges; ein Einschreiben in dieser Sache blieb ohne jede Reaktion. So muss ich wohl zusehen, dass weiterhin Kontogebühren abgezogen werden. Und nicht einmal das kann ich überprüfen, weil ich seit Monaten keine Kontoauszüge mehr erhalte.
Hilmar Schlieter.


Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet“ „Die Wirtschaft klagt über zu viel Bürokratie, die Politik will sie abbauen. Dabei nimmt sie seit Jahren ab – zumindest sagt das die Statistik. Was stimmt denn nun?“ von Adrian Breitling

Hätte einen einfachen Vorschlag, dass die Bürokratie zumindest nicht zunimmt: Wenn ich einen neuen Artikel kaufe, entsorge ich gleichzeitig einen alten aus dem Keller. Auf die Bürokratie bezogen: Wenn ein neues Gesetzt kommt, sollte zeitgleich ein altes Gesetzt abgeschafft werden. Dadurch läuft der Keller nie über bzw. nimmt die Bürokratie nie zu.
Oliver Wedlich

Wenn man in mehr als 10 Jahren die Bürokratie um 1,6% verbessert hat, ist das zunächst eine katastrophale und keine gute Nachricht. Da die Aussagekraft des BKI ohne die Vorschriften des Landes, der Kommunen etc. Sowieso vollständig nutzlos ist, würde die Abschaffung des BKI zu einem wirklichen Bürokratieabbau führen.
W. Scheer

Da wird von allen (?) moniert, dass es in der Bundesrepublik zu viel Bürokratie gäbe und dass dies unnötige Kosten verursache. Und dann schreibt das statistische Bundesamt, dass die (relativen) Bürokratiekosten auf Bundesebene abgenommen haben. Dazu bemerkt Adrian Breiling, dass bei der Berechnung unberücksichtigt bleibt, dass die absoluten Kosten steigen und es viele weitere Bürokratiekosten gibt. Wohl richtig. Was ich aber an einer echten Debatte vermisse, ist, dass offenbar niemand auf die Idee kommt, den Nutzen der Bürokratie mit ihrem Schaden abzuwägen, wobei die monetären Kosten sogar nur ein Teil des Schadens sind, neben u.a. verspäteten oder fehlenden wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Aktivitäten, die die Bürokratie be- oder verhindert. Aber: es gibt eben auch vieles, wozu Bürokratie notwendig ist. Sie dient dem Interessenausgleich, was umso wichtiger ist, je divergenter die Interessen sind. Sie verhindert Schaden, wenn die Bürokratie etwa Brandschutzmaßnahmen am Bau verlangt oder auch Umweltverträglichkeitsprüfungen. Wie hoch wäre die Korruption in Deutschland ohne Bürokratie? Natürlich muss um jede bürokratische Regel und Vorschrift gestritten werden. Aber Regellosigkeit nützt nur denen, die qua Macht ausschließlich ihre Interessen durchsetzen (können). Einfach nur Bürokratieabbau fordern, ist der falsche Weg.
Steffen Kühnel

Der Autor nimmt sich ein Fünftel seiner Textlänge um etwas zu kritisieren, was in quasi jeder Zahl des Wirtschaftsteils steckt: Inflationsbereinigung. Wenn es zudem hauptsächlich um die Entwicklung der Kosten geht, wie in der Überschrift angedeutet, ist der absolute Wert tatsächlich recht egal. An dieser Stelle würde ich einen Grundkurs Statistik empfehlen, denn nicht inflationsbereinigte Zahlen sind nicht nur mathematisch weniger korrekt, sie haben insbesondere kaum Aussagewert. Jede über längere Zeit betrachtete Preisentwicklung steigt, wenn man sie nicht an die Inflation anpasst. Zumindest wenn man 2% Inflation anstrebt und oft erreicht. Außerdem möchte ich die Recherche hinter „Da ist doch was faul“ loben, sie bringt einige vermisste Aspekte in die Debatte.
Helena Sievers


Leserbriefe zu „»Panzer-Toni ist kein schöner Spitzname«“. Gespräch mit Anton Hofreiter geführt von Stefan Willeke

Alle Achtung Anton Hofreiter! Dieses Interview ist in seiner Klarheit und Deutlichkeit nicht zu toppen.

So vertritt jemand seine Überzeugung jenseits von Parteitaktik und Karriereplanung. Unsicherheit zugeben, wo das Abwägen schwerfällt, Position beziehen, wo die Dinge offensichtlich sind und auch den Schritt in die Öffentlichkeit nicht scheuen, um für Bewegung zu sorgen. Ich sehe einen Politiker, der sich für eine Sache einsetzt und sagt, was ist. Auch wer nicht Hofreiters Meinung ist, muss erkennen: Der Verzicht auf Sprechblasen und Allgemeinplätze sorgt für Verständlichkeit und Verbindlichkeit. Genau das fordert der Wähle doch immer vom Volksvertreter. Vielen Dank für die Fragen, Herr Willeke!
Thomas Meichle

Ich bin ziemlich erschüttert, wie militant dieser Anton Hofreiter geworden ist! Anton Hofreiter hat nicht in der Bundeswehr gedient, da er als untauglich ausgemustert worden ist. Das ist erstmals keine Schande, dennoch dürfte er nicht den leisesten Schimmer haben, wie und was so in der Bundeswehr, also in einer Armee, abgeht! Eine Armee ist kein Kaffeekränzchen von Damen und Herren, bei denen es nur um ein geselliges Beisammensein geht. In der Ukraine stehen sich die Armeen von Russland und der Ukraine, nicht zum Kaffeetrinken, gegenüber, nein sie kämpfen, verwunden und töten Menschen und sie ruinieren ein Land bis zur Unkenntlichkeit und ein Ende ist nicht absehbar. Anton Hofreiter und noch so manch andere Zeitgenossen wollen noch mehr an Kriegsmaterial der ukrainischen Armee schenken, damit dieses Blutvergießen einfach so weitergehen soll, muss und kann! Nein, danke Herr Hofreiter, ich bleibe über ihr eigenartiges Verhalten in Sachen Waffen, Waffen, nichts als Waffen für und in die Ukraine, weiterhin ganz schwer erschüttert!
Riggi Schwarz

Toni Hofreiter, ein aufrechter, mutiger und konsequenter Demokrat, der sicher das Umwelt- oder Verkehrsministerium besser geführt hätte als die jetzigen Amtsinhaber. Leider geht seine unnachgiebige Haltung so weit, dass er sich seine „Fransen“ nicht abschneiden lässt. Ich glaube, das schadet ihm mehr als Frauenquote, Parteienproporz und seine bayerische „Gradlinigkeit“.
Sven Herfurth

Hofreiters Zerrissenheit mag stellvertretend für die gesamte Regierung stehen – mit Ausnahme vielleicht der FDP, die mit dem Zustand der Welt am sorglosesten umging und umgeht. Die Bündnisgrünen aber und wesentliche Teile der SPD: Zur falschen Zeit am falschen Platz erwischt; ungewollt Schulter an Schulter mit der Waffenlobby oder den Schafzüchtern. Und vielleicht auch deshalb mit besonderer Inbrunst an der Seite der ukrainischen Regierung, weil das Afghanistan-Projekt so jämmerlich und schimpflich gescheitert war. Parole: „Schwamm drüber!“. Dies zeigt das Dilemma wohl am deutlichsten: Es gibt auch keinen eigenen Plan, was das friedliche Zusammenleben der Ethnien, Sprachen und Kulturen in der Ukraine nach Ende der Kampfhandlungen angeht, früher oder später. Und mit dem sehr realen Risiko, dass es dann auf eine selbstgewisse Reinigung hinausläuft. Und auf einen NATO-Stützpunkt auf der Krim.
K. U. Voss


Leserbriefe zu „Wie leer ist die Leere“ von Hanno Rauterberg

Ja, es hat etwas von einem nationalen Gedenken. Das an Brüchen so reiche Deutschland sucht und findet im Gedenken an Caspar David Friedrich zur eigenen Identität. Die Nation erlebt sich in der Betrachtung der Bilder wieder als eine Einheit. Als eine Einheit, die aus einer unbestimmten Tiefe schöpft. In den Gemälden von Caspar David Friedrich kommen die ewig suchenden Deutschen wieder in Kontakt zum verloren gegangenen Urvertrauen. Dieses Urvertrauen macht der Maler durch die Nachahmung der Natur erlebbar. Es ist die Nachahmung jener gewaltigen Kraft, mit der die Natur sich in ihrer Großartigkeit und Schönheit selbst erschafft. In der Nachahmung vermag der Maler sogar die Natur zu übertreffen. In der Ahnung dieser großen Kraft fühlen sich die entwurzelten Betrachter aufgehoben und kommen dabei zu sich selbst. Caspar David Friedrich ist in Deutschland Kult. Vor diesem psychologisierenden Deutungshintergrund ist durchaus denkbar, dass die Ausstellung im Metropolitan Museum in New York nicht funktioniert und als typisch deutsch empfunden wird. In Amerika wird eher Donald Trump gewählt, um die eigene Großartigkeit ahnen zu können. Gut, dass wir unseren Caspar David Friedrich haben.
Reinhard Koine

Danke für Ihren Beitrag zu Caspar David Friedrich! Besonders für die Hinweise auf die Ausstellungen. Derzeit bin ich in Italien und werde auf dem Rückweg bestimmt das Kunstmuseum Winterthur aufsuchen. Ihr Kompendium von Reaktionen auf Friedrichs Kunst ist klasse. Was mir dennoch fehlt, gerade in Ihrer einleitenden Aufzählung von Attributen der Friedrichschen Gemälde, ist ganz schlicht: die Freude an der Betrachtung der Landschaft! Die Öffnung der Sinne für die oftmals berückende Schönheit der Welt. Bis hin zu, das werden Sie dem Theologen zu sagen gestatten, der Natur als „liber et speculum“, als Guckloch in die jenseitige Wirklichkeit in ihrer verborgenen Schönheit und Pracht.

Dementsprechend irritiert mich ein wenig, dass Sie bei der Betrachtung der Kunst so einseitig auf das abheben, was es dabei wohl zu „denken“ gebe. Ist nicht Kunst gerade dann besonders wirkungsvoll und gelungen, wenn sie „direkt ins Herz“ oder in den Bauch geht, also das Denken überspringt und direkt das Gefühl weckt? Lieber Herr Rauterberg, ich habe noch bestens vor Augen, wie meine Tochter –damals im Grundschulalter – sofortigen emotionalen Zugang zu Friedrichs Gemälden fand (man sagt, sie schlage mir sehr nach). „Man kann bei der Betrachtung dieser Bilder zur Ruhe kommen“, sagte sie später (als Studentin der Kunstgeschichte in Würzburg). So empfinde auch ich. Neben dieser direkten Offenbarung für die Sinne erscheinen uns die Kunstwerke anderer häufig wie Wimmelbilder. Halten Sie uns Leser:innen bitte auf dem Laufenden über die Reaktion des US-Publikums auf die MoMA-Ausstellung!
Hanno Herzler

Als beispielhafte Ergänzung zu Hanno Rauterbergs Beschreibung der Bilderwelt des „deutschen Malers der Romantik“, wie er Caspar David Friedrich nennt, möchte ich dessen 1818 entstandenes Bild „Auf dem Segler“ nennen. Da stellt Friedrich die Verbundenheit mit seiner Frau Caroline durch gegenseitig zugewandten Händedruck dar, den Blick vom Bug des Schiffes aus über das Wasser zum schemenhaft erscheinenden gegenüber liegenden Ufer gerichtet. Das Bild könnte (oder sollte?) eine Illustration des Adventslieds „Es kommt ein Schiff geladen“ sein, da heißt es in der zweiten Strophe: „Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.“ Es könnte auch sein, dass nicht nur dieses, sondern auch seine vielen anderen Segelschiffbilder etwas von der damaligen Sehnsucht nach einer aufwärts strebenden „Neuen Welt“, also Amerika (oder war es Amorika?) spiegeln. Ein weiteres, uraltes Beispiel des Ansinnens, das große Wasser, hin zu einer Idealwelt zu überqueren, ist an vielen Stellen des chinesischen I Ging erwähnt. Ob die Welt, die verlassen werden sollte, nun in Einsamkeit und Leere zurückblieb – wer weiß?
Christoph Müller-Luckwald

Friedrichs Malerei ist, aber nicht nur, für Geist und Seele. Negieren kann das nur, wer geist- und seelenlos ist oder es erfolgreich – eben – negiert. Oder aber ab und zu durch steile Thesen, Dekonstruktionen, auffallen will, mal muss die vorletzte Dokumenta herhalten oder wie eben jetzt Friedrich. Traurig. Da könnte mich nur noch das Betrachten der Bilder Friedrichs in Winterthur wieder aufbauen.
Wolfgang Hub


Leserbriefe zu „»Er weiß, dass er nichts Falsches getan hat«“ von Antonia Schaefer

Was will uns das folgende Zitat aus Ihrem Text über den Kuss von Luis Rubiales, ich zitiere: „Unter ihren rotgefärbten Haaren…“, eigentlich sagen? Und warum wird die Haarpracht des Frisörs nicht beschrieben, was ungleich interessanter wäre? Das ist doch glatt purer Sexismus in einem Artikel über Sexismus.
Angela Weis

Die bisherige Diskussion über den Kuss, den der Sportfunktionär Luis Rubikales auf den Mund „seiner“ siegreichen Fussballsportlerin Jennifer Hermoso presst, ist nicht alles. Die Folgeszene wurde bisher übersehen: er fasst sie leicht aber entschieden um die Taille und schiebt sie galant und zielsicher aus dem Blickfeld. Warum erkannte niemand diese altgediente männliche Herrschergeste? Sie ist mindestens ebenso aussagekräftig wie der vielbesprochene Kuss. Jennifer sollte sich entschieden dagegen verwehren. So etwas geht eben heute nicht mehr.
Natascha Würzbach

Verhalten und Einlassungen der spanischen Spielerinnen haben an der Bestimmtheit des körperlichen Übergriffs von Rubiales, der sich überdies als exponierte Führungskraft in einer öffentlichen Vorbildfunktion befand, keinerlei Zweifel gelassen. Ein derartiger Vorfall trotz fünfzehn Jahren #MeToo, trotz klarer Regeln im spanischen Fußballverband gegen sexuelle Gewalt und einer ganzen Reihe von staatlichen Gesetzen in Spanien gegen Gewalt gegen Frauen sowie einem gerade reformierten Sexualstrafrecht, in dessen Zentrum das gegenseitige Einvernehmen steht – das sogenannte Ja-heißt-Ja-Gesetz -, macht sprachlos. Nachträgliche Beschwichtigungen und Relativierungen verkennen zudem die immense gesamtgesellschaftliche Wirkung ebensolchen Handelns.
Matthias Bartsch


Leserbriefe zu „99 TIPPS FÜR ALLES“ von Florentin Schumacher

Mein Tipp Nr. 100 lautet: Vergessen sie alles, was Sie gelesen haben. Sich selbst optimieren zu wollen führt nur dazu, dass Sie die Messlatte immer höher legen und nie Ihr Ziel erreichen.
John Stevens

Die perfekte Satire auf die ständige Infoflut, der man heutzutage ausgesetzt ist.
Polina Dekarz

Ich bin mir da ganz (un)sicher, was ich von diesen 99 Tipps so halten soll!? Mark Twain (1835-1910) der olle amerikanische Schriftsteller würde vielleicht folgendes dazu sagen, wenn er noch könnte: „Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“  Mit der Nummer 10, dass das Eigenlob nicht stinkt, das finde ich sehr sympathisch, ebenso das sich der Steinzeitmensch mangels Duschgelegenheit (fast) nie geduscht haben soll (Nr. 25). Mit der Nr. 52 und dem Nein sagen, da kommt für mich immer auf die Fragestellung an. Die Nr. 23, das mit den Affirmationen, da steckt irgendwie dann auch der Affe drin! Insgesamt hab ich auch schon beherzter und bejahender gelacht!
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Die Position: Finger weg vom Englischunterricht!“ von Stefanie Frisch und Julia Reckermann

Tja, das ist ja putzig, also Kinder, die weder konkret lesen noch schreiben können sollen Englisch lernen, weil der Wettbewerb im Rahmen der Globalisierung so wichtig ist. Selten so eine Weltfremde Groteske gelesen.
Jörg Henne

Endlich sagt es mal jemand! Als Nachhilfelehrer (Englisch, Französisch) habe ich natürlich auch schon einmal darüber nachgedacht, was ich auf eine etwaige Frage meiner Schüler*innen antworten sollte, warum man Fremdsprachen lernen sollte. Letztendlich finde ich auch das Argument der Friedenserziehung und der Steigerung der interkulturellen Kompetenzen am überzeugendsten. Die wirtschaftlichen und beruflichen Argumente sind nicht unwichtig, aber im Vergleich dazu doch eher nebenrangig. Ich bin ein wenig neidisch auf die aktuelle Generation. Ich hätte mir Englischunterricht auch schon in der Grundschule gewünscht und kann mich Ihrem Appell, die Finger davonzulassen, nur anschließen.
Thomas Manthey

Ich kann Ihre Position nur unterstützen. Ich bin Englisch-Coach, Autorin, Journalistin und meine Kunden sind Führungskräfte aus der Wirtschaft, die damit kämpfen, sich in einem internationalen Umfeld professionell auf Englisch zu verständigen. Sehr, sehr viele Menschen in Deutschland fühlen sich ganz einfach unwohl, wenn sie Englisch sprechen müssen. Man muss mittlerweile sagen „müssen“, denn ohne Englischkenntnisse kommen Menschen an ihre persönlichen Grenzen, wenn es um neue Positionen und Aufstiegschancen geht.  Ich meine, wir in DEUTSCHLAND haben es verpasst, einen ganzheitlichen Ansatz zu fahren. Beispielsweise haben Menschen aus den skandinavischen Ländern oder den Niederlangen keine Schwierigkeiten, Englisch zu sprechen. Das liegt vor allem daran, dass viele Serien und andere Angebote in den Medien nicht synchronisiert werden. Der Effekt: die Menschen sind schon früh (ab Kindesalter) der englischen Sprache ausgesetzt. Ganz nebenbei – und vom Staat „verordnet bzw. gesponsert“.

In Deutschland dagegen gibt es seit Jahren die Diskussion, ob an Grundschulen ab der 1. oder 3. Klasse Englisch unterrichtet werden soll. Ich kann es nicht mehr hören. Und nun möglicherweise erst ab Klasse 5?  Ich kann dazu nur sagen: Ich hätte vermutlich meinen Job nicht, wenn wir wie Holland oder Schweden der englischen Sprache eine höhere Bedeutung zukommen lassen würden. Also irgendwie auch: Danke, Deutschland. Nur, mir will nicht in den Kopf, dass Englisch ab Klasse 5 eines der Hauptfächer ist – gleichauf mit Deutsch und Mathe – aber die verantwortlichen Stellen meinen, das Wissen aufzuholen wäre „easy“. Ich meine: Englisch in der Grundschule zu lernen, hindert kein Kind daran, gut Deutsch zu sprechen oder zu lesen. Dass zu wenig Ressourcen (Lehrkräfte) vorhanden sind, ist klar. Das ist ein Problem, aber bitte dann benennt es als solches. Man kann doch nicht perse sagen: Dann verzichten wir auf Englisch!  Kleine Kinder saugen eine neue Sprache wie einen Schwamm auf, ältere Kinder und Erwachsene müssen sie sich mühsam erarbeiten.

Wir leben mit der Globalisierung. Sogar ehemals staatlich geführte Unternehmen müssen sich heute internationalen Teams öffnen. (z.B. weil Entwickler für die neue Software in Rumänien sitzen.) Meine Erfahrung ist: in allen Wirtschafts- und Arbeits- Bereichen wird Englisch benötigt. Es sollte daher keine Frage sein, dass unsere Kinder in der Grundschule Englisch lernen.  Der einzige Bereich, in dem sich – auch in einem fortgeschrittenen Alter – Menschen mit Englisch nicht auseinandersetzen müssen, scheint unser Schulbereich zu sein, dort, wo nicht-Anglisten darüber entscheiden, wie unsere Kinder für die Zukunft international aufgestellt sein werden. Mit Verlaub, Englisch aus der Grundschule zu kürzen, kann nur jemand fordern, der für sich persönlich nie die Notwendigkeit erlebt hat, Englisch im Arbeitsumfeld zu benötigen. Ich würde mir an dieser Stelle mehr Weitblick wünschen auf die Tatsache: English is VERY important, auch für Germany. Warum denkt niemand darüber nach, mehr Englisch anzubieten?
Birgit Kasimirski


Leserbriefe zu „Die Coachin“ „Meine Kollegin trinkt, was soll ich tun?“ aufgezeichnet von Linda Tutmann

Hanna Tilmans Rat, das Gespräch mit der Kollegin zu suchen, ist allenfalls die zweitbeste Lösung und offenbart ihre Unerfahrenheit mit Alkoholikern. Die angesprochene Kollegin wird sich  schwer gekränkt fühlen, wird ihre Empörung aber nicht offen zeigen, sondern Zusagen und Versprechen machen, die sie nicht halten wird, weil sie diese nicht halten kann. Besser wäre es, unauffällig einen Flyer der Anonymen Alkoholiker in eine Umlaufmappe zu legen oder ihn für alle gut sichtbar ans schwarze Brett zu heften. Ich kenne mindestens einen Fall, in dem das Wunder bewirkt hat. Klappt es nicht, so wäre der Kollegin und ihrer Firma am besten mit dem üblichen Weg geholfen: Abmahnung und Kündigung. Die trinkende Kollegin hat dann entweder einen weiteren Grund zum Saufen oder sie erlebt ihren Tiefpunkt und kriegt die Kurve.
Kurt Guss

Die Frage stellt Ela D. 45 Marketing.   D.wie immer bei diesen Hilferufen ohne vollen Nachnamen. Sehr unhöflich. Na denn. Die Kollegin trinkt. Da das Büro nach Alkohol riecht also hartes Gebräu. Die Kollegin ist also eine Schnapsdrossel. Soweit sie ihre Arbeit macht, ist doch alles palletti. Gegen den Geruch kann man lüften. Nur wenn die Kollegin lallend herum torkelt, dann wird sie entlassen. Da hilft keine Gewerkschaft oder Arbeitsgericht. Und Sie Ela kümmern sich um Ihre eigenen Probleme. Was die Kollegin macht, geht Sie einen feuchten Dreck an. Nehmen Sie auch mal einen Schluck Hartes. Vielleicht einen Manhattan. Oder die Stellung wechseln. Aber gesoffen wird immer.
Hans-Emil Schuster


Leserbriefe zu „»Wir Alten gehen vor Gericht«“ von Sarah Jäggi

Eine Schweizerin, vierfache Mutter, achtfache Großmutter, verklagt ihr Land wegen der Klimakatastrophe. Finde den Fehler! Da kann sie noch so wenig fliegen und auf ein Auto und Fleisch verzichten und noch so viel Jute statt Plastik verwenden: Wenn jemand für die Klimakatastrophe verantwortlich ist, dann Leute, die das Grundproblem der Überbevölkerung immer noch nicht erkannt haben. Greenpeace hat seit der hirnrissigen Paragliding-Aktion im Fußballstadion bei mir die meisten Sympathiepunkte verspielt.
Thomas Manthey

«2500 Rentnerinnen verklagen die Schweiz vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte: Ihr Land tue nicht genug, um sie vor den Folgen des Klimawandels zu schützen» Das ist ein interessanter Beitrag für den nötigen Bewusstseinswandel. Allerdings, Schutzmassnahmen liefern kaum einen Beitrag zum Stoppen des Klimawandels. Massnahmen, die den Klimawandel stoppen können, müssen sich an breiteren Anforderungen orientieren. In meinem Buch «Die Technik reicht nicht» (BoD 2016) steht zu diesem Thema: Für überschaubare Probleme genügt gesunder Menschenverstand. Für Schwierigeres braucht man «Werkzeuge». Schliesslich, für komplexe Aufgaben, an denen viele Menschen beteiligt sind, braucht man eine «Technologie».

Ein Teil der zu lösenden Aufgabe betrifft die Demographie. Das Zukunfts-Problem der Menschheit ist eine Folge des exponentiellen Wachstums von Kopfzahl und Konsum. Seit 1900 hat sich die Weltbevölkerung verfünffacht und die Wirtschaftsleistung pro Kopf versiebenfacht. Die Klima-Krise aber auch die Zunahme der Migration zeigen, dass das exponentielle Wachstum nicht weiter gehen kann. Offen ist nur, ob die Landung gesteuert und weich oder brutal hart ist. Das Wachstum ist nicht gleichmässig verteilt. Wäre die Menschheit seit 1950 im gleichen Zeitraum gewachsen wie die Bevölkerung Afrikas, gäb’s heute 16 Milliarden Menschen. Wäre die Menschheit seit 1950 gewachsen wie die Bevölkerung Europas gäb’s ca. 3.6 Milliarden. Die vorherrschende Idee ist, dass der Unterschied mit der Wohlstands-Differenz begründbar ist und dass durch die Industrialisierung Afrikas dereinst ausreichend Perspektiven geliefert werden können als Alternative für Perspektiven, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Wie das mit den Anforderungen vereinbar ist, die der Klimawandel stellt, ist ein nahezu unlösbares Rätsel.

Das erwähnte Buch hat als Untertitel «Was ist nötig, damit die Menschheit noch lange gut fortbestehen kann?» Im Buch wird – wie erwähnt – dazu eine «Technologie» vorgeschlagen. Ein Auftrag an diese könnte so formuliert werden: Die MENSCHHEIT MUSS sich an die REALITÄT ANPASSEN, um zu ÜBERLEBEN. Im genannten Buch werden zu jedem der fünf Stichworte aus dem Auftrag «Werkzeuge» vorgeschlagen. Beim Thema MÜSSEN geht’s um das «Prinzip Rechtfertigung». Beim Thema MENSCHHEIT geht’s um weltweite Lebenserfahrungen. Zu diesem Thema könnte auch die Lebenserfahrung der heutigen Rentner und deren Eltern und Grosseltern beitragen. Es geht darum, dass früher Zwang wirksam war, um angesichts begrenzter Ressourcen das Wachstum zu begrenzen.

Ein Beispiel für den damaligen Zwang: Meine Grossmutter musste als Magd ihre beiden ersten Kinder weggeben. Dienstboten konnten keine Familie gründen. Im dortigen Dorf hatte der grösste Bauer 14 Knechte und 8 Mägde. Die anderen Bauern natürlich entsprechend weniger. Aber damals gab’s ja noch keinen Gerichtshof in Strassburg. Hätte auch nicht viel genutzt. In dem kleinen Dorf Göriach auf 1200 Meter in den Alpen gab’s einfach nicht genug Ressourcen. Weil sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte, stieg das Heiratsalter bei Männern auf über fünfunddreissig Jahre und bei Frauen auf über dreissig Jahre. Ebenso stieg der Prozentsatz der ledigen Kinder in der Pfarrei Mariapfarr, zu der Göriach gehört, von 8% im Zeitraum 1820-1824 (bei insgesamt 401 Geburten) auf 33% im Zeitraum 1920-1924 (bei insgesamt 351 Geburten).

Der Klimawandel ist ein Alarmsignal dafür, dass das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum nicht weiter gehen kann. Erforderlich ist das Anpassen an die begrenzten Ressourcen. Das Beispiel zeigt, welcher Zwang in Europa bis ins 20te Jahrhundert ausgeübt wurde, um dieses Ziel zu erreichen. Heute gibt’s humanere Mittel und sie müssen angewendet werden, nicht nur im Bereich der Ökonomie sondern auch im Bereich der Demographie, dort wo die lokalen Ressourcen nicht ausreichen. Wieweit Urteile aus Strassburg dabei helfen können, ist vermutlich eine offene Frage.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Der Visionär“ von Peter Neumann

Welch weltfremde Spinntisiererei! In welcher Realität leben wir? Einfach mal eine Blume genießen, mit allen Sinnen.  Die KI kann weder eine Blume erzeugen noch sie genießen. Was sind das für Gedankengänge, die scheinbar genial daherkommen, aber in sich völlig an der Realität vorbei gehen. Welcher auch immer.  KI kann sich nicht reproduzieren und, wenn man den Stecker zieht, wird der Herr Chalmers sehr schnell merken was real ist. Da gab es doch mal ein Märchen? Des Kaisers neue Kleider. So kommt mir das vor.
Doris Reinfeld

Wenn man den Text liest, sieht man förmlich Alan M. Turing grinsend in der Ecke sitzen. Und die Bedeutung des Straßennamens „42. Straße“ wird ebenfalls deutlich. („Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams.) Eigentlich sollte dort ein Institut für Philosophie sein, es wäre eine passende Adresse.
Hartmut van Bel


Leserbriefe zu „Der grüne Weg aus der Armut von Andrea Böhm

«Der grüne Weg aus der Armut» wie er im Titel gemeint ist, soll in Afrika gelingen durch das Nutzen von Sonnenenergie und durch das Ausbeuten der dabei benötigten Bodenschätze. Doch dies reicht nicht. In Afrika muss noch ein anderer «grüner Weg aus der Armut» beschritten werden. Dieser muss auf Achtung vor der Natur und auf Nachhaltigkeit beim Nutzen der natürlichen Ressourcen beruhen. Diesbezüglich gibt es Lücken nicht nur im globalen Norden, sondern auch im globalen Süden.

Auf Lücken im Norden wird in einem eigenen Klimagipfel verwiesen, den die Afrikanischen Staaten in Kenia veranstaltet haben. Sie sehen sich als Vorreiter: Kenia nutzt bereits zu 90 Prozent erneuerbare Energie…“ Diejenigen, die den ganzen Müll verursacht haben, wollen jetzt die Rechnung nicht bezahlen“ erklärte Kenias Präsident William Ruto zur Eröffnung, womit er den globalen Norden meinte…. Niemand konnte Ruto widersprechen. Afrika … stellt 17 Prozent der Weltbevölkerung, ist aber gerade einmal für vier Prozent der jährlichen globalen Co2 Emission verantwortlich und trotzdem massiver von den Folgen der Erderwärmung betroffen als die USA, China und Europa.»

Doch Schuldzuweisungen bringen nicht weiter. Beim Thema «Müll» gibt’s auch im globalen Süden Nachholbedarf. Ein Beispiel: Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat die 10 Flüsse identifiziert, die 90 Prozent des Plastikmülls in die Meere transportieren. Alle liegen im globalen Süden. In Afrika betrifft es den Nil und den Niger. Das Problem beim «Rechnung bezahlen» ist, dass das demographische Problem Afrikas nicht mit Geld gelöst werden kann. Die vorherrschende Vorstellung ist, dass der Wohlstand Europas ein Senken der Geburtenrate bewirkt hat und dass Geld, das über den «grünen Weg» oder sonstwie nach Afrika gelangt, in Afrika denselben Effekt auslöst. Doch der Wohlstand Europas ist dadurch entstanden, dass die Mittel lokal erarbeitet werden mussten. Es gab keine Alternativen zur Teilnahme am Erwerbsleben. Außerdem gab’s demographischen Zwang. So war üblich, dass ein Sohn den Hof erbte und seine Geschwister meist keine Alternative hatten als ein Leben als Dienstboten oder im Kloster. Dienstboten und Arme konnten keine Familie gründen.

In Afrika waren ähnliche Einschränkungen nicht wirksam. So ist Afrikas Anteil an der Weltbevölkerung von etwa 8.9 Prozent im Jahre 1950 auf etwa 17.9 Prozent im Jahre 2022 gestiegen. Der Anteil Europas ist von etwa 20.7 Prozent im Jahre 1950 auf etwa 9.5 Prozent im Jahre 2021 gesunken. 1950 gab’s rund 2,7 Milliarden Menschen, ca. 240 Millionen in Afrika und ca. 560 Millionen in Europa. Heute sind es ca. 8 Milliarden Menschen, davon ca. 1.43 Milliarden in Afrika und 760 Millionen in Europa. Hätte sich die Weltbevölkerung seit 1950 vermehrt wie die Bevölkerung Europas gäb’s heute knapp 3.7 Milliarden Menschen. Hätte sich die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum vermehrt wie die Bevölkerung Afrikas, gäb’s heute 16 Milliarden Menschen. Das Stoppen dieser sich fortsetzenden Entwicklung allein durch Wohlstandstransfer und Industrialisierung dürfte auch an den begrenzten Ressourcen (Klima-Krise) scheitern.

Schuldzuweisungen bieten keine Lösungsansätze. Notwendig sind gemeinsame Bemühungen, das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum zu beenden und dafür zunächst mal Vorschläge zu entwickeln. Vgl. dazu auch mein Buch «Die Technik reicht nicht» BoD 2016.
Gernot Gwehenberger

Vielen Dank für die Beleuchtung dieses oft eher ignorierten Themas, den Fragen des Klimaschutzes und der Klima-entschädigung auch im globalen Süden, hier in Afrika! Es steckt allerdings voller Probleme und Dilemmata:  So  ist die Zahlungs-Forderung des globalen Südens zwar einerseits sehr berechtigt  wegen der weitgehend unverschuldeten, aber dort konzentrierten Schäden durch  die begonnenen noch lokalen Klima-Katastrophen, zum anderen, weil ihnen weitgehend die Mittel fehlen würden  für die nötigen Dekarbonisierungs-  und Wald- und Moorschutz-Maßnahmen auch bei ihnen  ohne dass dies einen %ual noch viel höheren Anteil ihrer Ressourcen erfordern würde und damit ggf. diese sogar unter das Existenz-Minimum rutschen würden, ganz zu schweigen von einem Gleichziehen der dortigen Lebensqualität mit dem globalen Norden.

Wir von den industrialisierten und den teils noch reicheren Öl-Ländern sollten also bereit sein, einen Teil unseres Wohlstandes abzugeben oder im euphemistischen „Schönsprech“ zu „investieren“ in den globalen sozialen Frieden durch mehr Gerechtigkeit, in die Bekämpfung von Fluchtursachen wirtschaftlicher und klimatischer Art und in den globalen Klimaschutz durch Hilfen bei dortiger Energiewende, Wald- und Moor-schutz ohne damit eine (wenigstens minimale) Entwicklung abzuwürgen.

Aber die Haken und Dilemmata eines solchen Weges sind offensichtlich: 1.)   Wie sollen den Menschen im Norden derartige Leistungen akzeptabel gemacht werden, die regelmäßig mit ihren Wahlstimmen gegen alle Steuererhöhungen stimmen, wie auch gegen „Verzichte“ aller Art, selbst wenn diese eigenem Gemeinwohl und eigenem Zukunfts- und Klimaschutz zugute kommen sollen?   Und 2.)  Wie kann man sicherstellen, dass solche Gaben nicht in falsche dunkle Kanäle gelangen wie Korruption, Kriege, Misswirtschaft oder statt zur Lebensverbesserung und Zukunftssicherung verwendet werden um weitere unkontrollierte Bevölkerungszunahme zu unterhalten, die dann zur Ernährung und anderem in der Not stünde weitere Flächen für Ackerbau und sonstiges  durch weitere Opferung von Wäldern und Mooren zu gewinnen  oder durch starke Zunahme von Wanderung oder Kriegszüge  in andere Länder? Diese Sorgen, dass schwer erarbeitete oder abgesparte Hilfen in eine Art „Fass ohne Boden“ gehen könnten, dürften selbst viele derer belasten, die ansonsten zum Teilen ihres Wohlstandes oder zu „Verzichten“ auf einen Teil davon aus den o.g. Gründen bereit wären.

Und noch schwieriger wird es, wenn die fordernden Staaten, wie deren eigene NGOs bezeugen, selbst jedes klare Bekenntnis zu wenigstens anzustrebender eigener Dekarbonisierung verweigern, und noch schlimmer, die Mitarbeit beim globalen Klimaschutz verweigern in einer Art Erpressungstaktik „entweder Ihr zahlt, was wir wollen, oder wir lassen Euch mit eurem Klimaschutz allein  und ggf. das Klima ganz den Bach runtergehen.“  Das ist wie die irrsinnige Drohung mit einer Art Weltvernichtungsmaschine und damit mit der Bereitschaft zum kollektiven erweiterten Suizid, wie wir es schon von Drohungen mit Atomschlägen kennen.

Dass der globale Norden „die“ Rechnung nicht bezahlen wolle, ist im Prinzip ein berechtigter Vorwurf, die Frage ist nur welche Rechnung genau und an wen bezahlen?  Sind die Regierungen des glob. Südens und ihre Beamten- und Unterstützer-Apparate vertrauenswürdig genug, um diese Gelder für ihre Völker in Empfang zu nehmen?  Würden dortige Kontrollen überhaupt zugelassen?  Selbst bei demokratisch gewählten sagten etliche ihrer eigenen erstaunlich populären Putschisten und ihre begeisterten Demonstranten zuletzt eher das Gegenteil, und ob diese Kritiker wirklich besser sind, wäre erst noch — bestenfalls — zu überprüfen.

Es wurde gesagt „kein Land soll je wählen müssen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Klimaschutz“.  Hört sich gut an, aber bisher haben nirgendwo die „Patent-Ideen“ zum völlig verzichtsfreien Klimaschutz durch Energiewenden ausreichend und rechtzeitig funktioniert. die Ideen und Innovationen werden sicherlich gebraucht, aber zumindest bisher haben sie nicht gereicht, nicht einmal in den bestentwickelten Ländern, die die geforderten Zahlungen und Hilfen auch nicht durch „kluge Systeme“ oder „Ideen“ allein schaffen werden, Genau so wenig wie die Gläubiger-Banken oder ihre Staaten die Schulden nicht einfach so erlassen können, sondern nur durch Übernahme der Bezahlungen, der Schulden oder Inkaufnahme von Verlusten.

Fazit:  Es wird auf keiner Seite eine Erfüllung aller Wünsche und Erwartungen oder gar einen Blanko-Scheck geben, sondern nur eine sehr heikle Aushandlung von Kompromissen mit einem Nehmen und Geben, bei dem letztlich jeder tun muss, was er/sie in ihrer Situation maximal können.  Und die Maßstäbe, was gekonnt wird und was nicht, werden ganz neu erarbeitet werden müssen, denn die bisherigen Vorstellungen vom „Möglichen“ oder „Zumutbaren“ haben die Welt angesichts der ganzen jüngsten biblischen Brände und Extremwetter an den Rand des Abgrunds gebracht, der mit der Überschreitung der wesentlichen Kippunkte wohl kurz nach der 2030 drohenden Überschreitung der 1,5 Grad  erreicht sein dürfte.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Seien Sie vorsichtig mit dem Wort Liebe“ von Moritz von Uslar (Fotos Philip-Daniel Duasse, Styling Jan-Michael QuammieI

Ach du liebe Zeit, was soll das denn sein? Pubertär-schwärmerische Hofberichterstattung aus der Wüste, voller Blingbling und PS. Wann wechseln Sie zur GALA, Herr von Uslar?
Kurt Eimers

Aktuelle amerikanische Musik wird überschätzt, also US-amerikanische (von Gaslight Anthem mal abgesehen, Patti Smith und Bruce Springsteen sind ja nicht mehr ganz so aktuell, Green Day sind anscheinend doch noch aktiv, aber lange nichts mehr von gehört), die Kanadier sind da bei Weitem besser. Wer einmal die Chance hat, die Paperboys aus Vancouver live zu sehen, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Viel Substanz sehe ich bei Usher nicht. Das Meiste, was er da an Stanzen von sich gibt, hätte gut zu den „99 Tipps für Alles“ auf S. 67 und 68 im Hauptteil der ZEIT gepasst.  Ansonsten das übliche leere Rumgepose, was für R & B, HipHop und Rap typisch ist, vielleicht ein kleines bisschen weniger Blingbling. Ehrliche Musik, beispielsweise aus dem völlig unterschätzten Australien, die nicht noch einen Haufen Gedöns drumherum verkaufen will, ist mir lieber als dieser Las-Vegas-Zirkus. Die erwähnten Musikstile (plus Soul, Funk, Gospel) ertrage ich nur in homöopathischen Dosen. Die einzige „schwarze Musik“, die ich wirklich mag, ist der Blues. Ich kann mit US-amerikanischer „Kultur“ generell nicht allzuviel anfangen. Jetzt steigt RTL auch noch groß in diesen NFL-Blödsinn ein und unsere Hockeynationalmannschaften bleiben derweil auf der Strecke. Man kann ja froh sein, dass das ZDF wenigstens das Basketballfinale („Thriller von Manila, Zwoter Teil“) gezeigt hat.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Leben im Superlativ“ von David Hugendick

Eine herrliche, fein-ironische Deutung der Himmelhoch-Berichterstattung über Ferdinand von Schirachs Werk. Vielleicht ist die Konzertierte Aktion Ihrer Feuilleton-Kollegen in den Weltblättern dem Sommerloch geschuldet? Ich lese die Bücher Schirachs, auch ohne die Elogen der Presse, gern!

Hatmut Wagener


Leserbrief zu „Baut Barrikaden! Plant ein Protestcamp!“ von Friedrich von Borries

Es ist nicht verwunderlich, wenn Architekten, die sich als Künstler verstehen, ihr Schaffen nicht unbedingt in den gesellschaftspolitischen Kontext eingebunden sehen wollen. Baukunst ist meist Auftragskunst, nie freie Kunst. Alles übrige Bauen ist stets mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen verbunden. Zeitgenössische Bauwerke geben dem aktuellen Leben Raum und sind Ausdruck ihrer Zeit. In unserer gegenwärtigen Umbruchzeit stellt sich allerdings weniger die Frage, wie wir heute leben wollen, sondern eher, wie wir in naher und fernerer Zukunft leben und eben auch bauen wollen. Bezogen auf die großen Herausforderungen entstehen leider immer noch zu viele anachronistische Bauten. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, gegen aktuelle Trägheiten zu rebellieren, mögliche Entwicklungslinien zu identifizieren und Projektionen in die Zukunft vorzunehmen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Protestarchitektur-Ausstellung hier wirklich hilfreiche Impulse zu setzen vermag. Angesichts der konkreten Herausforderungen erscheint es doch sehr konstruiert und weit hergeholt, in der Skalierung von Protestelementen Lösungen finden zu wollen.
Reinhard Koine


Leserbrief zu „Stimmt’s? Trockenfrüchte sind so ungesund wie Gummibärchen“ von Christoph Drösser

Nein und nochmals nein, diese Gummibärchen ess´ich nicht, denn Gummibärchen mag ich nicht. Würde ich Gummibärchen mögen und auch noch essen, dann nur diese Bärchen ohne Gelantine! Ja und nochmals ja, Trockenfrüchte ess´ich schon, doch nur ausnahmsweise, denn frisches Obst ist mir viel, viel lieber und vielleicht auch etwas gesunder. Ein Gesundheitsapostel, der bin ich nicht, aber ich ess´und trink´, nur das ich will, da brauch´ich niemanden, der mir das vorschreiben will! Der Tag beginnt für mich mit einem knackigen Apfel mit etwas Müsli und mit getrockneten und klein gestückelten Bananen und einem Tässchen Tee. Was danach so alles kommt, das werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Wie gefährlich sind soziale Medien wirklich?“ von Maximilian Probst

Bitte hören Sie und die ganze ZEIT-Redaktion auf von sozialen Medien zu sprechen. YouTube, Facebook und Co. sind digitale Medien und diesen Begriff sollten wir in der vielfältigen deutschen Sprache auch verwenden! Die Medien die Sie als sozial bezeichnen sind alles andere als soziale.
Axel Schröter


Leserbrief zu „Hier ist noch immer alles möglich!“ von Katja Nicodemus

Ich muss Herrn Zischler widersprechen: Möwen werden (da sind sich alle Quellen einig) im Normalfall 20 Jahre, in Einzelfällen sogar 30 Jahre alt, eine soll sogar dokumentierte 34 Jahre erreicht haben, aber das reicht alles nicht, dass eine heutige Möwe noch bei Visconti mitgespielt haben könnte. Visconti ist vor 47 Jahren gestorben. Aber ich nehme das Herrn Zischler nicht krumm, weil er damit wahrscheinlich etwas ganz Anderes ausdrücken wollte.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „»Pornos schauen ist nicht verboten«“ von Evelyn Finger

Das Interview, in dem Evelyn Finger dem Kölner Anwalt Carsten Brennecke ganzseitig Gelegenheit gegeben hat, seine Sicht der Dinge darzustellen, darf in dieser Einseitigkeit nicht stehen bleiben. Warum einer Kanzlei, die vehement seit Jahren gegen die Presse vorgeht, von einem renommierten Medium wie der ZEIT diese Bühne geboten wird, erschließt sich mir nicht. Nur den Rechercheleistungen der von Brennecke angegriffenen Medien ist es zu verdanken, dass aus den diversen Gutachten das Leid der Betroffenen und die Vertuschungsversuche der Amtsträger Namen, Gesichter und Geschichten erhielten. Wer – wie der Kölner Kardinal – selbst das Design eines Gutachtens erstellt und von vornherein ausschließt, dass Weihbischöfe (also auch er selbst in früherer Funktion) als Verantwortliche benannt werden, der darf nicht von einem „unabhängigen“ Gutachten sprechen.

Wer in den von Brennecke für Kardinal Woelki geführten Presserechtsstreitigkeiten nicht im Gerichtssaal dabei war, kann sich nicht ausmalen, mit welcher Kaltblütigkeit ehemalige Mitarbeiterinnen des Erzbistums, die es gewagt hatten, gegen das System aus Lügen auszusagen, eingeschüchtert wurden – auch von Brennecke selbst. Was ist es anderes als Vertuschung, wenn ein amtierender Kardinal schwört, über Missbrauchsvorwürfe gegen einen ihm persönlich bekannten Priester nichts gewusst zu haben, gleichzeitig aber diese Vorwürfe seinen Vorgesetzten in Rom in einem mehrseitigen Dossier beschreibt? In diesem Fall greift der Vorwurf der Vertuschung allerdings zu kurz: Die Staatsanwaltschaft Köln hat inzwischen Ermittlungen gegen Woelki aufgenommen wegen des Verdachts auf Meineid. Carsten Brennecke hat zweifelsohne eines bewirkt: Durch seine anwaltliche Beratung wurde der Kölner Kardinal in den tiefsten Sumpf juristischer Kleinkriege verwickelt und steht vor dem Scherbenhaufen seines Ansehens. Nach den Betroffenen sexualisierter Gewalt, die seit Jahrzehnten auf eine unabhängige Aufarbeitung warten, fragt niemand.
Maria Mesrian


Leserbrief zu „Wir hatten zwei Fernseher und keine Bücher“. Gespräch mit Aminata Belli geführt von Christoph Farkas und Martina Kix

Wie? Beim „Neuen Blatt“ werden die Leserbriefe von den Redakteur*innen geschrieben? Na, Hauptsache, DIE ZEIT macht solchen Unsinn nicht. Dieser Leserbrief zumindest ist echt! Ich vermute, dass Sie das Wort „beantworten“ hinter „Leserbriefe“ vergessen haben.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Verstörende Stille“ von Lea Frehse

Ich habe mir schon vor dem Lesen Ihres Artikels Gedanken gemacht, was in Syrien als Nächstes kommen könnte, nachdem ich im Fernsehen einen Bericht über die erneuten Proteste gesehen hatte. Ich halte es durchaus für möglich, dass Assad Saddams „Methode Halabdscha“ anwendet, die zumindest einer der Aiwanger-Brüder, wenn auch in noch größerem Rahmen, ja ebenfalls propagiert hat. Ich denke aber, dass Assad dann endgültig erledigt wäre. Syrien ist genauso ein Drogenstaat wie der Iran (S. 8) und der Libanon, aber was will man von einer Marionette des Irans auch Anderes erwarten? Und der Libanon wiederum ist nichts Anderes als die Marionette der Marionette.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Berlins Nachtleben weint – einige Technoclubs sollen der Autobahn weichen“ von Jens Jessen

Mit großem Interesse habe ich die Ausführungen von Herrn Jesse (Jahrgang 1955) zur Jugendkultur Berlins gelesen: „Aber das Fernsehen kann keinen nüchternen Blick auf die Jugend werfen, weil es selbst nicht jugendlich ist…“. Sehr erhellend. Und das von jemandem, der Romy Haag und Zazie de Paris für „etwas ehedem Subkulturelles, vielleicht sogar Subversives“ hält. Vielleicht sollte Herr Jessen sich jetzt entweder Themen widmen, die seinem Alter angemessen sind, oder – besser noch – seinen wohlverdienten Ruhestand genießen und das Schreiben aufgeben.
Matthias Abele


Leserbrief zu „Krieg in der Stadt“ von Christina Rietz

„Krieg in der Stadt. Viel Lärm, viel Geschrei: Wie das Kunstfest in Weimar gegen Gleichmut und Ignoranz ankämpft.“ – dies wird als Ober/Untertitel von Christina Rietz so in DIE ZEIT festgeschrieben… Und hierbei überhaupt: warum wird jene weitere bewirkende (?) „Entblößung“ Weimars als Zentrum des deutschen Geisteslebens des 18. und anteiligen 19./20. Jahrhunderts als ein KUNSTFEST (mit vom irritierten Feuilleton?) bezeichnet – wiederholter Verdeckung als Camouflage ohne Neuheitswert: das Goethe und Schiller-Denkmal belanglos verhüllt bzw. eincellophaniert wurde; und genauer formuliert: was haben diese beiden Schriftsteller, Dramatiker und Dichter mit dem nachfolgenden Weimar eines Adolf Hitler und seiner Nazi-Bande zu tun, dem Ettersberg und dem dortigen einstigen Konzentrationslager Buchenwald…?

Und was hat ein Richard Wagner mit diesem Adolf Hitler für schuldhafte Nachverbindungen aufzuweisen? Dessen zeitanteiliger Antisemitismus (bezüglich seiner Mitkomponisten) hatte sicherlich nicht den österreichischen VerFührer dazu verleitet und angestiftet – eines der unvorstellbarsten Menschenbestien zu werden… Aber auch dieser Adolf Hitler nannte sich einen Künstler, tarnte sich in dieser Pose als vorscheinbarer geistvoller Mensch und konnte somit andere Menschen über und von sich täuschen: das allmähliche Böse dann in ihm zum Diktator und Massenmörder wurde… Paul Celans „Todesfuge“ – von Christina Rietz als „dem umstritten-schönen Gedicht“ beschrieben, „in dem sich er (der Dichter) mit dem Holocaust auseinandersetzt.“ Nein – es ist kein Gedicht, sondern eine Fuge, eine Todesfuge – denn, wie es Theodor W. Adorno verdeutlichte: „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch!“ Paul Celans Vater wurde von den Nazis in einem Zwangsarbeitslager quasi per Typhus ermordet, die Mutter erschossen. Und das befehlende Monster A.H. in seiner persönlichen Selbstbesichtigung empfand sich weiterhin als der verkannte Künstler! Übrigens – er – auch ein Caspar David Friedrich und Arnold Böcklin Bewunderer – eine Variante der Böcklin-„Todesinsel“ hing in der Neuen Reichskanzlei.

Mit welcher Kultur sollen/wollen sich die Deutschen unserer heutigen Zeit irgendwie darstellen als Volk oder Nation oder wie auch immer empfindsam sowie unempfindsam… – abseits von ihrer jeweiligen Sozialisation dürfen also immer noch ein Schiller und Goethe als Vorzeige-Geister der Beschallung von Dichternamen herhalten für eine Propaganda des einvernehmlichen Deutschseins: wo doch diese beiden höchsten Denkmale der Dichterverklärungen wahrlich nichts Schlimmes auf dem deutschen Kerbholz haben, deren Beider Vergangenheit zwar nicht volkstümlich und auch nicht volksnah – sondern ganz schön (späterhin auch bei Schiller) abgehoben (mit von ohne zu) sich darstellte: zwei überaus selbstverliebte und volksentfernte Selbstbeweihräuchernde, die sich miteinander gegen den Rest der (deutschen) Welt strategisch zu einem Bündnis zusammenschlossen, jeweils die (sich zuerkannten) Größten zu sein und zu ihrer beidseitigen Verklärung (in die Zukunft sowieso) alle Propagandamittel einsetzten! Wie aber benannte der dieserhalb aufgebrachte Dramatiker Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) diesen Goethe: „…Er sei das trojanische Pferd der deutschen Literatur!“

Und Heinrich Heine nach einem kurzen, kühl-reserviert aufgenommenen Besuch bei Goethe in Weimar: äußerte sich über dessen Kunstbehaglichkeit des großen Zeitablehnungsgenies. Das kann jederzeit auch bis in die heutige Gegenwart belegt werden – hatte nicht der durchaus selbstbehagliche kritikerpapstelnde Marcel Reich-Ranicki „unseren“ Goethe als den Maßstab aller deutschen Literatur vorangestellt – und dann im fast gleichen längeren Atemzug noch Thomas Mann mit hinzu benannt! Und sich dennoch von der Dichterin Ulla Hahn (im Korb) besonders verführen lassen, auch literarisch heftig vergriff… Es gilt also auch und besonders in der Literatur rund um die Uhr: Steht der Schwanz – ist der (Kritiker-)Verstand im Arsch.

Wenn man die Technik der Literatur durchschaut und auch einen Shakespeare nüchtern analysiert – wird einem sehr schnell erkennbar: wie gleichklangig im immer selben Schema an Sprachausrichtungen diese Dichtungen ablaufen, sich verlaufen: und man ermüdet an diesen vielen Metaphern und verkünstelten Sprachbildern, dem unentwegten Feuerwerk und den Salven: die auf die Seiten der Dramen abgefeuert werden… Es ist ein regelrechtes sprachliches Aufgeblase (das wiederholbar wird durch Plagiatoren) in immer überhöhenderen Versionen der Selbstbefeuerungen – weniger wäre oft mehr gewesen: das zu viele an ununterbrochenem Fortissimo kann einem gewaltig (nicht nur auf die Nerven gehen), sondern sie auch strapazieren – und dann immer noch mehr an Aufbauschungen draufgesetzt, sodass auch der letzte Soldat der Leibwache noch literarische Sprüchlein von sich gibt… Man kann das auch mal so sehn! Wir wollen aber (in diesem verzweifelnden Zusammenhang) nicht den österreichischen Kaiser Joseph II. kunstsachverständig legitimieren, der nach der Uraufführung der „Entführung aus dem Serail“ in Wien dem Komponisten bekundete: „Zu schön für unsere Ohren und gewaltig viel Noten, lieber Mozart.“ – woraufhin der Wolfgang Amadeus dem Kaiser antwortete: „Grad so viel Noten, Eure Majestät, als nötig sind.“ Wir sollten das bei Shakespeare oder dem im Hintergrund schreibenden Pseudonym: es so belassen zu den deutschen Übersetzungen! Grad so (und nicht zu) viele Worte als nötig sind.

Bleiben wir aber in Weimar: diesem verdeutschten Gegenbild als sogenannte Kunstidylle – hier Goethe und Schiller, und dann dort das Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg, soll aufzeigen: diese Deutschen mit ihrer Kultur sind letztlich doch nur nach ihrer grausamen eigenen Enttarnung: ein Volk von germanischen Barbaren und nur dort und in diesem Deutschland konnte solche entsetzliche Menschenverachtung sich fortsetzen zu einer industriellen Menschenvernichtung in den deutschen Konzentrationslagern. Christina Reitz beschreibt diesen historischen Wahnsinn wie folgt: „Auch Weimar selbst ist ja nicht unschuldig geblieben. Schiller und Goethe standen in Bronze unten auf dem Theaterplatz, als die Nazis oben auf dem Ettersberg ein KZ hochzogen. Weimar vereint das Allerschönste mit dem Allerschrecklichsten. Die Stadt ist das Herz der deutschen Hochkultur, das Elysium des treffenden Wortes, aber gleichzeitig ostdeutsche Provinz. In Thüringen ist die AfD mit Abstand stärkste Partei. Was also passiert, wen man „den Krieg nach Weimar“ bringt?“ Das Allerschrecklichste ist damals geschehen – aber was bedeutet das „Allerschönste“ in Weimar (?) für die Autorin des Feuilleton-Textes… Meint sie damit wiederum jenen Goethe und Schiller? Und warum hatte damals Hitler in Weimar seine ersten großen Wahlerfolge: „Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus. Lieber Führer sei so nett, tritt zu uns ans Fensterbrett.“ – skandierte die Menge vor dem Hotel „Elephant“ am Marktplatz in Weimar.

Schon im Jahre 1930 hatte die Nazipartei in dieser kunstvollen Stadt 28,2 % der Stimmer einfangen können. Und späterhin war Hitler insgesamt über 40-mal in Weimar gewesen. Nun ist in Weimar und Thüringen die AfD mit Abstand die stärkste Partei – was sagt uns das zum deutschen Wissen und Gewissen? Die (auch moderne) Kunst hat im sogenannten Dritten Reich versagt – war keine Barriere für die Nazis und ihre Millionen Dranhängenden und AnhängerInnen! Und konnte auch nicht nachhaltig diesen Nazi-Wahnsinn mit allen grausamen Folgen, Verfolgungen und Massenmorden – verhindern! Goethe und Schiller sowieso nicht in diesem jeweiligen damaligen Volk ohne Bildung und Kultur! Was also bedeutet es – heute mit der Kunst als Waffe sich gegen das System der Rechtsradikalität und Linksradikalität zu wehren bzw. zu erwehren? Indem solch ein Kunstfest nicht so „festlich“ aufgezäumt, Weimar-harmlos harmonisch sich einfügt, sondern mit den Waffen der Kunst z.B. eine „Kriegsweihe-Performance“ des Künstlers Marc Sinan tiefer zu verinnerlichen und zu erweitern in die Köpfe und Besinnungen der Menschen hinein – um auch gegen Gleichmut und Ignoranz und Intoleranz anzukämpfen und besonders auch gegen die jetzigen Kriege in dieser Welt. Hat nicht auch Wladimir Putin die russischen Klassiker und Dichter gelesen – woher also kommt diese friedensignorante Brutalität?

Christina Rietz schreibt zu der Antikriegsprozession in Weimar: „Die beginnt mit einem Pferd, denn auch Pferde waren Kriegsgerät. Das Pferd ist aus Holz und Plastik und mit schwarzem Lack verkleidet, was ihm eine etwas beunruhigende SM-Anmutung verleiht. Es steht auf einem Karren, wird von Helfern gezogen und geritten von einer blonden Frau im Knochenmannskostüm. Am Gauforum geht es lo, Celan wird wieder in den Nachmittag geschrien, dann reiten Pferd und Tod weiter, mehr und mehr Passanten schließen sich an. „Für so eine Scheiße werden die ganzen Gelder ausgegeben!“, ruft ein Mann in kurzen Hosen dem Pferd hinterher…“ Da haben wir es wieder: das „Trojanische Pferd mitten in Weimar – und doch scheinen eine Menge an Bürgern und Bürgerinnen in Weimar und Thüringen nicht kapiert zu haben: dass aus dem Bauch dieses „Trojanischen Pferdes“ wiederum eine Gefahr gegen die Demokratie sich breitmacht… Oder aber wird die jetzige Regierung in der Ampelkoalition nicht erkennen wollen, dass sie an der Mehrheitsmeinung des deutschen Volkes, vorbeiregiert: die Massenüberflutungen (und nicht lenkbaren Einwanderungen) zu diesen Migrationen: die Menschen, das Volk und das Land insgesamt extrem überfordern…

Könnte das nicht das „Trojanische Pferd der Überfremdungen“ sein: dass diese Deutschen bewegt, eine Partei wie die AfD mit hohem Stimmenanteil zu wählen – auch aus Protest gegenüber dieser (offensichtlichen) Ignoranz der regierenden Parteien zu den vorhandenen Problemen! Noch sind die Deutschen duldsam – aber man sollte dies nicht noch länger provozieren wollen! Denn darauf zu bauen, dass wir Deutschen ein jetziges Kulturvolk seien oder wären – dagegen spricht garantiert die ungebildete Masse des Volkes! Der Künstler Marc Sinan offenbart unzweideutig: „Es gibt kein unschuldiges Leben, Unschuld ist per se unmöglich.“ Wie hieß es damals doch bedeutend sarkastisch bei den dies Erkennenden: „Ein Volk-ein Brei-ein Rührer“ contra „Ein-Volk – ein Reich – ein Führer.“ Zukünftig in der gegenwärtigen Zukunft: Weimar läßt zeitanteilig grüßen? Und liegen wir weiterhin zu Goethes und Schillers Füßen – als Volk ohne Kopf und Kragen… Im Kapitalismus kämpft jede/r gegen jeden – das System kennt keine Gemeinschaftlichkeit im Globalismus des Gebrauchtwerdens und Verbrauchens. Das ist die Moral von der Geschicht´ – und darin tarnen sich die sogenannten Demokratien: deren PolitikerInnen nicht das Machtzentrum sind, sondern die Geldmächtigen, die Oligarchen, die Nomenklaturen das Bestimmen haben und all das zur Kleptokratie verkommt…
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbrief zu „»Wir senken die Preise als Erste«“. Gespräch mit Stefan Kopp geführt von Marcus Rohwetter und Zacharakis

Im Interview geht es leider nicht um Aldi E Laden. Das bietet Aldi auch an. Ladestation wurde in Kreuzwertheim seit 27.07. nicht repariert. Habe 3 mal angerufen, 2 mal persönlich im Laden darauf hingewiesen und 1 mal auf Aldi Rezensionen bewertet.
Klaus Wolfbeisz


Leserbrief zu „»Wonach ich mich sehnte, waren Geschichten, in denen alles gut wird«“. Gespräch mit Paul Maar geführt von Moritz Aisslinger und Wolfgang Uchatius

Ich möchte ganz schlicht ein herzliches Danke-Schön und Anerkennung für einen wunderbaren ZEIT-Artikel und deren Autoren zusenden: Das Interview mit Paul Maar durch die beiden Autoren Moritz Aisslinger und Wolfgang Uchatius unter dem Titel: „Wonach ich mich sehne, waren Geschichten, in denen alles gut wird“, in der ZEIT-Ausgabe Nr. 38, hat mir so viel Freude und Gewinn gebracht. Lieben Dank dafür. Die einfühlsame Art dieser Fragen an Herrn Maar haben eine so bemerkenswerte und wunderbare Lebensgeschichte über diesen genialen Kinderbuch-Autor zum Vorschein gebracht.

Darin wurden meine Erfahrungen als Psychotherapeut über fast 50 Jahre wieder bestätigt, dass ganz besonders geniale und außergewöhnliche Fähigkeiten bei Künstlern und Ausnahmekönnern oft ungewollt schmerzhaft bedingt wurden. Eine so schlimme und entbehrungsreiche Kindheit hat Phantasien fast erzwungen, um eine so harte und grausame Realität einer Kindheit überhaupt überleben zu können. Wieder einmal hat sich allein schon aus 1 Artikel mein ZEIT-Abonnement als wertvoll bestätigt. Wie so oft!
Sebastian Sonntag


Leserbrief zu „»Ich höre als Optimist auf«“. Gespräch mit Detlef Felken geführt von Alexander Cammann

Danke für das aufschlussreiche Interview mit Detlef Felken, dem langjährigen Cheflektor von C.H.Beck.   Besonders interessant fand ich den Rückblick Herrn Felkens auf den Historikerstreit, der Orientierung gibt, was in der offenbar von Voreingenommenheiten dominierten Debattenkultur unserer Tage scheinbar vollkommen in die verkehrte Richtung läuft. Der von Detlef Felken wohl nicht irrtümlich wahrgenommenen Tendenz zur „moralischen Delegitimierung des Gegenübers“ wird allerdings – und das ist der Punkt, auf den ich hier konkret hinweisen möchte – leider nicht selten durch intellektuelle Schlamperei Vorschub geleistet.   Unter anderem durch kapitale Rechenfehler in Sachbüchern, die auch nach sachdienlichen Hinweisen nicht korrigiert werden.

In Bastian Berbners 2019 bei C.H.Beck erschienenem Buch „Geschichten gegen den Hass“ findet sich zum Beispiel auf Seite 52 folgender Satz   „Wollte ein Deutscher mit jedem seiner Mitbürger in Kontakt treten, sagen wir, eine Stunde lang sprechen, müsste er fast zehn Jahre reden, nonstop.“   Im Februar 2020 – da war gerade die dritte Auflage des Buches erschienen – wurden der Autor des Buches und auch ein Lektor des Verlages C.H.Beck schriftlich auf diesen Fehler (es wären ja nicht nur zehn Jahre, sondern zehntausend Jahre nötig, damit ein Deutscher mit allen anderen Deutschen eine Stunde lang reden könnte) aufmerksam gemacht.   Der Autor des Buches, Bastian Berbner, versicherte damals dem Hinweisgeber schriftlich (per Mail, 12.2.2020, siehe anbei das Mail von Herrn Berbner) „Wir werden den Fehler natürlich in der vierten Auflage korrigieren.“ Und was ist danach tatsächlich passiert? Die vierte Auflage des Buches erschien ein Jahr danach, 2021, ohne dass der Fehler korrigiert worden wäre.

Unglaublich? Ja, so klingt es. Aber es ist wahr. Leider. Das bezüglich dieses Satzes unkorrigierte Buch von B. Berbner wurde noch 2023 in der vierten Auflage verkauft.   Warum halte ich mich an diesem Sommertag damit auf, Ihnen, sehr geehrter Herr Cammann, dieses Mail – das nicht wirklich als Stoff für einen Leserbrief taugt – zu schreiben?   Um der Gefahr vorzubeugen, dass C.H.Beck Bastian Berbners Buch (das ich inhaltlich für sehr gelungen halte) in der fünften Auflage mit einem folgendermaßen „korrigierten“ Satz auf den Markt bringt.   „Wollte eine Deutsche oder ein Deutscher mit jeder ihrer Mitbürgerinnen oder jedem seiner Mitbürger in Kontakt treten, sagen wir, eine Stunde lang sprechen, müsste sie/ müsste er fast zehn Jahre reden, nonstop.“   Wenn der ehemalige Cheflektor und künftige „Editor-at-Large“ bei C.H.Beck, Detlef Felken, dafür sorgen könnte, dass – stattdessen – dieser Rechenfehler in einer etwaigen fünften Auflage des Buches korrigiert wird, wäre ich   tatsächlich sehr dankbar.   (Und ich würde meine s e h r bescheidene Laufbahn als freiberuflicher Rezensent auch als Optimist beenden:-)   Mit den allerbesten Grüßen & herzlichem Dank im Voraus für die Weiterleitung dieser Zuschrift an Herrn Felken!
Peter Jungwirth


Leserbrief zum Wochenmarkt „Wie im Traum“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Ich verfolge ihre Rezept-Kolumne im Zeit-Magazin mit großem Interesse und finde immer wieder probierenswerte Anregungen, wie zB die Tomaten auf einer Farinata. Aber bitte bezeichnen Sie diese nicht so urdeutsch als „Pfannkuchen“, zumal sie des Öfteren Ihre Italophilie betonen. Als Österreicher würde ich auch nicht „Palatschinken“ dazu sagen.
Christian Schneider


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ „Ich mag Wanderungen“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Das behauptet Prüfers Tochter Juli. Dann latschen Sie doch los Juli bis die Socken qualmen. Sie lieben Wanderungen in Gesellschaft. Können Sie haben. Sie sind 10 Jahre alt, ein paar Jahre Warten. Bei der Bundeswehr wird auch gewandert. Sogar mit Gepäck und in großer Gesellschaft. Dass macht Spass, im Gleichschritt Marsch und mit einem Lied.
Hans-Emil Schuster