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4. Mai 2024 – Sonderausgabe Nr. 20 – 75 Jahre Deutschland

 

Leserbriefe zu „Sonderausgabe allgemein“

Im Briefkasten fand ich heute die Sonderausgabe der Zeit zum Thema 75 Jahre Deutschland vor. Sehr schön gemacht und gerne habe ich durchgeblättert, einige Artikel gelesen und mir dabei auch die Fotografien angesehen. Bei dem angehängten Bild ist mir jedoch aufgefallen, dass es eine gewisse Sorglosigkeit anscheinend beim Texten gegeben hat: Gerade was Ihren ehemaligen Herausgeber anbetrifft, sollte doch eher mal geprüft werden, was man für Bildunterschriften über ihn textet, meinen Sie nicht?
Arne Loebel

Herzlichen Dank für die sehr gelungene Sonderausgabe zum 75. Jubiläum der Bundesrepublik!

Aber gleich zweimal vorzeitige Amtsführungen von Bundeskanzlern? Bei Helmut Schmidt (S. 40) lockere sechs Jahre vor dem eigentlichen Amtsantritt, bei Angela Merkel (S. 42) immerhin noch ein gutes Jahr vorab – Übung vorab macht wohl den Meister später :)
Ralph Baumheier

Ein großes Lob für Ihre Sonderausgabe! Ich habe sie in einem Wochenende „verschlungen“. Danke!
Doris Eberhard

Dafür, dass Sie diesem Jubiläum eine Sonderausgabe widmen, danke ich Ihnen als langjährige Abonnentin ausdrücklich. Natürlich werde ich die Beiträge mit großem Interesse lesen und habe auch keine Einwände gegen eine „unordentliche Inventur“. Allerdings betrachte ich fassungslos das Titelbild und frage mich allen Ernstes, was Sie hier darstellen wollen: die deutsche Leitkultur? Unser Grundgesetz ist ein hohes Gut, im internationalen Vergleich vorbildlich, unsere Demokratie (noch) stabil. Deutschland mit einem solchen Titelfoto eher lächerlich zu machen, empfinde ich als despektierlich!
Patricia Fehrle

Herzlichen Glückwunsch und vielen lieben Dank für die Sonderausgabe der Zeit! Als Niederländer wohnhaft in Rheinland-Pfalz, bekam ich gute Einblicke in die deutsche Kultur und Gewohnheiten!  Sehr interessant!
Henk Oortwijn

Einen ganz herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag, liebe Bundesrepublik Deutschland, dazu einen dankbaren Rückblick und einen hoffungsvollen Ausblick: `Cheers to 75 years!´ Aber aufgepasst, mit 75 gehört man keineswegs zum alten Eisen: Erst mit 75 nimmt Abraham die Einladung Gottes an und bricht in ein Gelobtes Land auf (vgl. 1. Mose 12, 1ff.). Die Reise geht also jetzt erst richtig los!
Jeffrey Myers

In Ihrer Sonderausgabe erkennt man, wie fremd sich Ost und West sind. Die 40 Jahre in denen zwei deutschen Staaten nebeneinander existiert haben, wirken immer noch nach. Der Blick auf die „alte“ BRD, ist der Blick auf ein fremdes Land. Ich habe immer noch das Gefühl einer „Lücke“ in der deutschen Geschichte. Das „andere“ Deutschland war eben für alle nach 1949 geborenen Ausland geworden. 75 Jahre BRD? Nein, für uns „Zonies“ sind es erst 34 Jahre. Ich habe nach wie vor ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Deutschland. Vielleicht ist Deutschland mehr eine „suchende“ Nation. So fest umrissen, wie es jetzt erscheint, war es in seiner Geschichte nie gewesen. Das Wesen Deutschlands sind anscheinend seine Widersprüche und Unterschiede.
Olaf Goldschmidt

Die Ausgabe Glückwunsch, Deutschland. Und Glückwunsch, Sie sind eine Westdeutsche (geblieben) — denn der Blick auf Deutschland blickt zutiefst von Westen aus in der ZEIT.  Von meinem Zentralorgan, ZEIT, erwarte ich aber einen Einblick aufs Ganze, mehr Insider Kenntnis aus allen Bundesländern, nicht nur den ewig alten. Was wirklich auch ein bisschen ewig gestrig klingt. Auf Seite 60 habe ich es erst sehen können, was sich mir bis dahin mehr so als ein mulmiges Gefühl zwischen den Zeilen aufgestaut hat. Die deutsche Gegenwartsarchitektur nach 45. Der Bonner Kanzlerbungalow? Süß. Wenn man die Geschichte entlanggeht und ausgerechnet den ausgewählt hat (…), fehlen da aber mindestens noch eine Handvoll Ostbauten. Ach was, auch ohne Kanzlerbungalow fehlen die.  Man kann sich nicht wiedervereinigen und dann die Geschichte weiter munter von der einen Seite schreiben und die andere Seite, die mit dem Mädchennamen DDR, mehr oder weniger auslassen, oder mal erwähnen mit FKK und so. Da gab es Gleichzeitigkeiten, da gab es eine andere Perspektive auf dieselben Dinge, und es gab Perspektiven auf andere Dinge, wo sind die?
Weil wir heute alle gemeinsam Bundesrepublik sind, also eine Familie, müsste das irgendwie vorkommen. Weil es eben vorkam.  Es gibt die tollen Entwürfe von Dieter Rams, stimmt, aber es gab auch eine besondere Formsprache in der DDR, und Geräte, die bis heute funktionieren und verteidigt werden (z.B. der RG 28, kennen Sie den „schon”?). Es gibt ja immerhin haufenweise Leute, die das erlebt haben (so ca. 17 Millionen), und zum Teil sogar im Osten geblieben sind und darunter sicher welche, die dem Ausdruck verleihen könnten. Schreiben solche auch für die ZEIT? Brauchen wir vielleicht eine Ostquote, immer noch oder überhaupt mal, nach all den Jahren, wo es nicht richtig klappen will mit der Gleichberechtigung? Sonst bleiben wir bei der Geschichtsschreibung wie sonst auch in den meisten anderen Fällen à la The winner takes it all.
Annette Apel

Die 150 Forderungen in der 75-Jahre-Grundgesetz-Ausgabe lesen sich wie ein Programm einer Regierung, die nur aus Redakteuren besteht, die alles besser wissen. Anstelle von „Was mein Leben reicher macht“, fordert die Zeit jetzt die Abschaffung des Ehegattensplittings, was mein Leben ärmer macht. Die Zeit unterstützt damit die Wirtschaft, der Staat soll mehr Frauen in die Berufstätigkeit drängen und hilft der Politik, die mehr Steuern kassieren will.  Meine Frau (seit 55 Jahren) hat zwei Renten mit zusammen 719,30 Euro netto. Mit dem Erbe von ihren Eltern haben wir über damals mögliche Sonderbeiträge meine Rente aufgebessert, sie ist 3,5-mal höher. Mit zusammen 160 Lebensjahren sind wir beide noch etwas berufstätig, weshalb die Statistik meine Frau als bedauernswert arme Rentnerin listet, die noch arbeiten muss, um zu überleben. Auch haben wir Mieteinnahmen. Mit der Abschaffung des Ehegattensplittings müssten wir die Einnahmen sauber über ein zweites Bankkonto trennen, zwei Steuererklärungen abgeben und ein Mehrfaches an Einkommensteuer zahlen. Wenn die Reformen in dieser Richtung so weitergehen, bleibt vom staatlichen Schutz von Ehe und Familie nach Art. 6 GG nur noch der Rechtsanspruch für Familiennachzug übrig.
Stephan Frank

Prima Idee in der Struktur (75+ und 75-), interesseweckende Details (Fragezeichen im Titel, Bezeichnung „unordentliche Inventur“) und Überraschendes (schwarz-rot-goldene Motive Titelseite). In der Themenübersicht Seite 70 habe ich das Thema Kirche nicht gefunden. Das Wort „vermisst“ lass ich hier weg, es ist ja eine unordentliche Inventur. Das System bzw. die Institution Kirche kommt ja üblicherweise für die Rubrik „Ändern“ in Frage. Das ist hier nicht mal mehr gelungen. Bemerkens- und bedauernswert. Vielen Dank für die Sonderausgabe. Die Jubiläen unseres Grundgesetzes, der Bundesrepublik und der Sozialen Marktwirtschaft sind es wert, gewürdigt und gehegt zu werden. Durch uns alle.
Peter Hanf

Danke für die Sonderausgabe. Wie lange haben sie über das Fragezeichen im Titel diskutiert? Sie wollen Deutschland zum Grundgesetz und zu sich selbst gratulieren, aber doch nicht so ganz, nicht so richtig.  Sagt das Fragezeichen nun eher etwas über das Verhältnis der Deutschen oder der Journalisten zu unserem Land und seiner Verfassung? Ist ihr halbherziger Glückwunsch nicht ein typisches Beispiel für das (gestörte) Verhältnis der Deutschen, der Journalisten zu unserem Land und seinem Fundament? Irgendwie traurig. Finden sie nicht auch! Mein Vorschlag: Mehr Ausrufezeichen (!!) wagen, wenn es um das Grundgesetz und das darauf gründende Deutschland geht. Es darf auch einmal etwas gelungen sein. Und dazu gratuliert man mit einem Ausrufezeichen!
Karl Giebeler

Danke für die Sonderausgabe zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik. Ich finde sie einfach klasse!!! Inspirierend, zum Schmunzeln und richtig süffig zu lesen.
Petra Schulz

Wieder haben Sie nach meiner Auffassung eine Chance vertan und eine Sonderausgabe aus nur westdeutscher Sicht (Zeit Nr. 20 vom 4. Mai 2024) veröffentlicht. Seit dem 3. Oktober 1990 gehört die DDR zur BRD und damit zu ihrer deutschen Geschichte. Besonders deutlich wird das mal wieder in Ihrer „Chronik“ auf Seite 36/37. Von 107 Meldungen und Bildern bis zum 3.10.1990 beziehen sich nur 7 Ereignisse auf die DDR und davon 3 auch nur mit weiter Auslegung. Kein Wort über 106 olympische Goldmedaillen, die die DDR allein für Deutschland geholt hat. Das der 1:0 Sieg der DDR über die BRD bei der Fußball-WM 1974 verschwiegen wird, Schwamm drüber. Kein Wort, das bereits 1952 für berufstätige Frauen ein Haushaltstag eingeführt wurde, den es in der alten BRD nie gab. Über Kindergrundversorgung wurde nicht gestritten, die gab es. DEFA-Filme, Pudhys, Karat, Tübke (Bauernkriegspanorama), „Kessel Buntes“ – kein Wort darüber, aber „Wetten, dass…“ . Dagmar Berghoff wird erwähnt, aber nicht Anne-Rose Neumann, die immerhin die erste Fernsehnachrichtensprecherin Europas war. Und am 3. Oktober 1990 hat die DDR nicht ihren Beitritt zur BRD beschlossen, sondern vollzogen. Den Beschluss dazu fasst die DDR-Volkskammer bereits am 23.08.1990. Wundern Sie sich noch, wenn Ostdeutsche (ich war einer) sich nicht für ihre Lebensleistung geachtet fühlen. Wir (nicht nur) deshalb das Gefühl, dass Geschichtsschreibung zur DDR als Siegergeschichtsschreibung daherkommt. Trotzdem freundliche Grüße und weiter keine Hoffnung, das in der Zeitung zu lesen. Für Ihre Leserbriefseite gibt es halt andere, die regelmäßig veröffentlicht werden.
Wolfgang Krause

Wir müssen die narrative Komponente finden für diese Republik, wenn sie nicht nur hingenommen, sondern auch geliebt werden soll. Die Republik kann nicht überleben, wenn sie den Eindruck nicht verwehrt, nur von Buchhaltern und Krämerseelen erschaffen worden zu sein. Ist das Grundgesetz nicht eine der genialsten Ideen, die die Führung eines Volkes je hervorgebracht hat? Wie lautet Artikel 1?: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ … Nehmen wir das ernst, ist das eine Revolution, ein Fels in der Brandung der Willkür. Im Grunde fast schon zu eindeutig, um in der Realität zu bestehen. Was für ein Stoff für Geschichte/n. So etwas kann nur erdacht und umgesetzt werden, unter dem Eindruck der ‚totalen’ Niederlage, des monströsen Verbrechens der Nazis und der erdrückenden Erkenntnis der eigenen Schuld. Und bei dem sich daraus ergebenden unglaublichen Glück, dass es den übrig gebliebenen Stimmen der Vernunft und der Klugheit möglich wurde, ohne die Kleingeister der Erbsenzähler, der Bedenkenträger und der Eifersucht zu -gestalten. Wäre das nicht der Stoff für eine wunderbare Geschichte?! Auf, Ihr Literaten, Filmemacher, Musiker, Journalisten und wer sonst noch. Macht endlich was draus!
Norbert Schüller

Immer wieder und immer öfter habe ich beim Lesen der ZEIT das Gefühl, ich mit meiner Biografie als Ostdeutsche bin nicht gedacht als Zielpublikum und nicht gedacht als Thema. Das ist mir wieder besonders aufgefallen bei der Ausgabe zu „75 Jahre Deutschland“. Genauer meint das natürlich 75 Jahre BRD, aber spätestens seit dem Beitritt des ehemaligen DDR-Gebiets bin ja auch ich und damit meine DDR-Vergangenheit Teil Deutschlands. Das kommt in dieser Ausgabe, wenn überhaupt (vielleicht steht es irgendwo in einem Nebensatz), dann nur im Magazin mit den beiden ostdeutschen Fotograf*innen Ute und Werner Mahler vor. Es ist nicht meine Geschichte, von der da geschrieben wird, auch wenn ich beim Mauerfall erst 18 Jahre alt war. Es geht um die diversen Bundeskanzler, die Verfassung, den Föderalismus … Das ist sehr schön, aber es gab, auch wenn sie lächerlich und schrecklich waren, noch andere Politiker*innen (Ulbricht, Honecker etc.), eine andere Verfassung, eine andere Hauptstadt. Ich fühle mich tatsächlich immer noch wie eine Eingewanderte, die die Sitten und Geschichten ihrer neuen Heimat erst kennenlernen muss.
Immer wieder ertappe ich mich bei der Scham, etwas nicht genau zu wissen, Politiker*innen, die aufgeführt werden, nicht zu kennen. Und auch das Bild der ferneren Geschichte wird in der ZEIT (so weit ich sie gelesen habe) nur aus einem westdeutsch-bürgerlichen Blickwinkel entworfen. Es stimmt z.B. einfach nicht, dass der Widerstand der Deutschen gegen das NS-Regime nur von den Scholls, Stauffenberg und Elsner gekommen wäre, wie in der ZEIT kürzlich geschrieben wurde. Auch, wenn die deutschen Kommunist*innen zum großen Teil blind waren für das menschenverachtende System und die Verbrechen Stalins, haben viele von ihnen ihren Widerstand gegen das NS-Regime mit dem Leben bezahlt. Zum Glück dürfen in Ostberlin noch immer Straßen und Schulen nach ihnen heißen, nach den Coppis, Harnacks, Schulze-Boysens, Tuchollas …Das Bild, das in der ZEIT von Deutschland entworfen wird, wie auch das intendierte Zielpublikum, sind mir zu einseitig westdeutsch, (bildung-)bürgerlich und christlich.
Alena Menzel

Vielen Dank für das Sonderpaket zum 75. Geburtstag unserer alten Tante Deutschland. Ich mochte die leicht verspielte Herangehensweise. Allerdings sorgt der Inhalt stellenweise für ordentlich Frust. Es gibt zahlreiche Themen, bei denen Sie seit gefühlt 40 Jahren den immer gleichen Reformbedarf auf viele verschiedene Arten beschreiben. Und es ändert sich – nichts. Drei Jahrzehnte alte Zustandsbeschreibungen wirken wie aktuelle Recherchen. Liste gefällig? Beamtenpensionen / Beamtenstatus, Krankenhaus-Hierarchien, Ehegattensplitting, Bildungsungerechtigkeit, Schuldenbremse, fast alle Aspekte der Klimakrise. Mich würde interessieren: Lässt sich ein realistischer politischer Weg beschreiben, wie innerhalb der Grenzen und Mechanismen unseres Systems eine dieser unbestritten notwendigen Reformen erreicht werden kann? Ich würde behaupten, mindestens für die Punkte eins bis fünf, nein.
Claudia Peter

Großen Dank für die vielen anregenden Worte zum 75-Jährigen unserer Verfassung, ein paar Aspekte aber haben mich irritiert: 75 Jahre: auf zumindest einer Seite hätte prominent darauf eingegangen werden sollen, dass das Grundgesetz für 16,5 Millionen Deutsche bisher nicht einmal halb so lange erlebbar war. Nazi-Terror, NS-Diktatur und deren Aufarbeitung: die NSDAP kam mit 34% der Stimmen als Minderheit in den Reichstag, an die Macht kam sie erst durch die Unterstützung konservativer Parteien, deren Platz im heutigen Parteienspektrum FDP und CDU/CSU einnehmen. Solange wir von „Nazis“ sprechen, als wären sie Aliens gleich in Deutschland eingefallen, kann nicht von wirklicher Aufarbeitung dieser Zeit gesprochen werden. Es handelte sich bei den Nazis um einen Teil der Deutschen, der zusammen mit einem weiteren Teil der Deutschen die demokratische Mehrheit und so die Herrschaft erlangte. Das (!) muss aufgearbeitet werden. Im Wahljahr 2024 so aktuell wie seit 75 Jahren nicht mehr.  Asylpraxis: Zuflucht vor allem für „Mütter mit kleinen Kindern“? Die z.B. in ihrer Heimat mit dem Tod bedrohten Männer sollen hinten anstehen? Das sieht aber unser Grundgesetz anders. Schon im zitierten Artikel 3.
Ehegattensplitting: die Ehe ist eine Gemeinschaft. Steuerlich wird dem durch das Splitting Rechnung getragen, indem beide Einkommen in einen Topf geworfen und dann gemeinsam einheitlich besteuert werden. So, als würden beide das Gleiche verdienen. Richtig so. Daran ist nichts falsch. Auch dann nicht, wenn tatsächlich beide gleich viel verdienen. Mineralwasser: die leckersten Wasser kommen aus Italien („mit“) und Frankreich („ohne“). Atomkraft: wer der Atomkraft das Wort redet, muss sich zugleich zu den Kosten für den Weiterbetrieb, die Entsorgung und die nach 50 Jahren immer noch nicht gesicherte Endlagerung sowie dazu äußern, dass der Klimawandel vermehrt zu Niedrigwasser in den zur Kühlung der AKW erforderlichen Flüsse und damit zum Abschalten der AKW führt (siehe Frankreich). Alles andere ist Augenwischerei. Zudem: jeder Euro, den wir in ein AKW stecken, fehlt für den Aufbau unserer zukünftigen Energieversorgung und verführt dazu, diese zu vernachlässigen. Wie in den letzten Jahrzehnten.
Volker Heubaum

Ein anspruchsvolles Unternehmen, 75 Jahre dynamische Zeitgeschichte in das Format einer Sonderausgabe zu bringen! Geboren 1943 und im Westen nur wenige Kilometer vom „Osten“ entfernt aufgewachsen habe ich die 75 Jahre zunehmend bewusst erlebt. Ich habe immer wieder versucht, mich in den zahlenmäßigen Übersichten, aber auch in den Textbeiträgen zu verorten. Meist kam heraus, dass erlebte Realität darin nicht abgebildet wurde, zu divers, zu ungleichzeitig verliefen die vielfältigen Entwicklungen in dieser Zeit. Den „gemeinen Deutschen“ gibt es nicht, noch weniger in weiblicher als in männlicher Form, weder beim Porno-Gucken noch beim Fußball. Wie oft musste ich Vorstellungen und Ansichten revidieren, nicht unter Zwang, sondern aus Einsicht. Oft habe ich Erleichterung gespürt, wenn es mir gelungen ist, mich von Vorurteilen zu trennen. Dies gilt besonders für meine Jugend, als ich im Bewusstsein der unendlichen deutschen Verbrechen eine – wenn auch kritische – Identifizierung mit dem vorgefundenen Deutschland suchte und fand. Ich schätze mich glücklich, dass ich Schengen, den Fall der Grenze, die Wiedervereinigung, den Euro erlebt habe. Ich hatte die bitter enttäuschte Hoffnung auf einen Frieden mit Russland so wie Deutschland Frieden mit Frankreich und Polen erreicht hat. Ich bin dankbar dafür, dass viele Menschen, die unter deutschen Verbrechen gelitten hatten, uns nicht bis in Ewigkeit verdammen, sondern die Hand gereicht haben. Zu den Enttäuschungen gehören Versprechungen des Grundgesetzes, die viele Menschen anders verstehen, als sie von Politik umgesetzt und Gerichten ausgelegt wurden und werden. Ein Beispiel ist die zögerliche Umsetzung des Gleichheitsartikels. In der Wechselwirkung mit Europa hat Deutschland viel gewonnen. Das meine ich nicht nur wirtschaftlich, sondern – auch wenn gerade das wieder nicht pauschal gilt – für Offenheit gegenüber anderen Lebensarten, Sichtweisen, rechtlichen Normierungen.  Ich bin glücklich über die freie Fahrt über Grenzen, die früher blutig umkämpft waren. Leider ist das nicht in das Bewusstsein aller Deutschen gelangt.
Rolf Reinert

Zunächst einmal Sonderlob für diese Ausgabe. Sehr interessant wie Sie die 75 Jahre strukturell aufgearbeitet haben.   Vielleicht dazu eine kleine Anregung, d.h. das was mir gefehlt hat, da es eine sehr große Auswirkung auf Menschen und damit auf Konsumenten hat. Am 01.Januar 1974 wurde die Preisbindung aufgehoben, um die starke Rolle der Industrie abzufedern und damit für mehr Wettbewerb auf Handelsebene zu sorgen. Spürbare Preissenkungen konnten zumindest damals nicht festgestellt werden. Heute die die Marktmacht des Handels weit höher, als es die Preisbindung der Industrie innehatte. Handelsunternehmen können somit den Endverbraucherpreis ihrer Produkte und auch die der Markenartikel festlegen. Der Handel hat damit die doppelte Preishoheit, durch ein Gesetz bestimmt. Das Preisbindungsverbot hat damit auch einen erheblichen Strukturwandel im LEH eingeläutet. Lt. EHI gab es 1970 noch 126.751 Einzelhändler. Heute 2022 nur noch 36.900 Geschäfte. 4 Händler bestimmen heute mit einer Absatzkonzentration von fast 80% Marktanteil das gesamte Geschäft im Einzelhandel. Der Handel forciert seine Eigenmarken und offeriert Marken mit bis zu 60% Rabatt im wöchentlichen Angebot. Die hohen Aktionsrabatte sind zunächst positiv für den Verbraucher, lassen aber das Markenimage erodieren und zum Schluss gibt es nur noch Handelsmarken. Anderseits werden die hohen Rabatte meist von der Industrie finanziert, d.h. die Promotionen führen zu Rationalisierungsmaßnahmen bei der Industrie und damit zu Jobverlusten. Vielleicht sollte man auch einmal die Frage stellen, ob bei diesen hohen Aktionsrabatten nicht unter Einstandspreise vorliegen, die eigentlich auch verboten sind. Nach meiner Meinung sollte die Preisbindung für Markenprodukte wieder eingeführt werden, zum Vorteil für Verbraucher und der Industrie. Dem Handel würde damit ein wesentliches Instrument der Profilierung genommen werden. Dann gibt es nur noch gentechnikfrei, Haltungsform, Regional und BIO. Ein schlimmer Gedanke für den Handel. Die Industrie soll wieder die Absatzverantwortung für die von ihr kreierten Produkte übernehmen.
Rudolf Vocht

Danke für die Sonderausgabe zum 75. Geburtstag der Bundesrepublik. Ich finde sie einfach klasse!!! Inspirierend, zum Schmunzeln und richtig süffig zu lesen.
Petra Schulz


Leserbriefe zu „Unser Recht“ „Die Beamtenpensionen“ von Kolja Rudzio

Ich komme bezüglich ihrer Äußerungen in der Sonderausgabe der Zeit zu Beamtenpensionen auf Sie zu. Von der Zeit erwarte ich eigentlich gut recherchierte Artikel und bin daher schwer irritiert über dieses Niveau. Sie lassen bei Ihren Zahlenspielen ganz bewusst außer Acht, dass die meisten Beamten in hochqualifizierten Berufen arbeiten und ein fairer Vergleich würde diese Berufsgruppen miteinander vergleichen, aber darum geht es Ihnen nicht, sondern um billigste Polemik auf „Bildzeitungsniveau“. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch darauf hinweisen, dass Beamte sehr wohl indirekt in die Pensionskasse einzahlen, auch wenn dies nicht aus den Gehaltsabrechnungen hervorgeht, sondern direkt vom Staat durchgeführt wird. Dies führt dann zu im Vergleich niedrigeren Bruttogehältern bei den Beamten. Mein Mann und ich lesen gerade die Zeit im Probeabo und sind relativ entsetzt über Ihre Einlassungen. Dies hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Wir werden unser Abo mit Sicherheit nicht verlängern.
Sara Schneiderhahn

Leider bedient Ihr Artikel die oftmals sehr unbedarften Ansichten Mancher die glauben, Beamte würden unberechtigt die Sonnenliegen der Gesellschaft belegen. Da ich einer dieser Menschen bin, fühle ich mich zur Korrektur berechtigt. Zumal gehöre ich zu denen, die im Verlaufe ihres Berufslebens vom Angestellten zum Beamten wurden-und dies nur, weil die Alternative ansonsten Arbeitslosigkeit geheißen hätte. Mein Arbeitsgegenstand änderte sich zwar im Grundsatz nicht, der mich „übernehmende“ Dienstherr erkannte aber, dass meine Aufgaben hoheitliche Rechte berührte. Die Übernahme ins Beamtenverhältnis ging zwingend mit einem Ortswechsel (Umzug) einher, erforderte eine Probezeit und einen Sonderlehrgang mit Prüfungen vor einem bestellten Ausschuss. Die private KV habe ich mir nicht als Privileg ausgesucht, sie ist Beamtenrecht vorgesehen. Rein praktisch ist die gesetzliche KV unkomplizierter zu handhaben-Stichworte wären dabei; Formulare zur Abrechnung, Vorauskasse durch den Versicherten, lange Bearbeitungszeiten der Beihilfestellen. Die allgemeine Praxis, dass privat Versicherte bevorzugt Termine erhalten, ist allein dem Gesundheitssystem hier zu Lande geschuldet-und kein Privileg! Ich könnte sehr wohl auf dies verzichten! Das Beamtenrecht enthält allgemein besondere „Treue-und Fürsorgepflichten“. Ich nenne mal einige Sachverhalte, die kein Arbeitnehmer sonst mit uns teilt; z.B.  der Polizist begibt sich in seiner Tätigkeit einsatzbedingt in Gefahren für Leib und Leben, darf keine Arbeitskämpfe führen, Rufbereitschaften und Mehrarbeit werden nach dienstlicher Erfordernis angeordnet und durch Freizeitausgleich abgegolten. Mein Tätigkeitsbereich war 26 Jahre aber lang personell unterbesetzt!  Ich hatte bei Erreichen des Pensionsalters mehr als 500 Stunden Mehrarbeitszeit angesammelt. Rufbereitschaft (bis zu drei Wochen pro Monat) und Einsätze waren die Regel, nachts, auch an Wochenenden und Feiertagen, gern länger als 12 Stunden. Was die Besoldung angeht – viele Länderpolizeien sollten Rücklagen für Pensionszahlungen bilden. Diese Rücklagen waren anteilig aus Besoldungsbestandteilen zu bilden, was stets mit den Berufsverbänden ausverhandelt und abgezogen wurde. Die Länder legten dann diese Summen an den Geldmärkten an…Sicher kann man darüber diskutieren, ob die Lehrerschaft verbeamtet sein muss, was auch nicht überall so ist. Auch die Eisenbahner waren einmal Beamte-angesichts der GDL-Streiks wäre zu bedenken, ob sich Deutschland diese Zustände leisten kann! Sie sehen, das Beamtendasein ist ein weites Feld!
Dirk Manske

Ich stimme der im oben genannten Artikel geäußerten Meinung zu den Beamtenpensionen vollumfänglich zu, doch es fehlt mir ein Ausblick. Daher dieser Leserbrief. Obwohl die Beamtenpensionen unzeitgemäß und unangemessen erscheinen, wird sich daran kaum etwas ändern können, denn dazu wären Mehrheiten und ein politischer Wille quer durch die Parteien erforderlich. Beides kann ich nicht erkennen. Es gibt viele Gründe für meine Meinung, von denen ich zwei nennen möchte. Erstens sind Beamte über alle Parteien verteilt. Ich sehe von weit rechts bis weit links keine Partei, die es sich leisten zu wird, auf diese Wählerklientel zu verzichten oder diese gar zu verärgern. Zweitens finden sich in allen Parteien Beamte, Wahlbeamte und andere, die nicht zuletzt wegen ihres Engagements für die jeweilige Partei ins Amt gekommen sind. Es ist für mich unvorstellbar, dass eine Partei diese attraktive Möglichkeit, verdiente Mitglieder zu belohnen oder zu motivieren, nicht nutzen wird. Woher also soll der gesellschaftliche oder politische Druck für eine Veränderung kommen?
Hartmut Krupp

Es ist vollkommen legitim die Abschaffung der Beamtenpension (in der heutigen Form) zu fordern. Dazu braucht es nicht einmal ein Argument, man kann und darf einfach dieser Meinung sein. Was mich allerdings nachhaltig irritiert, ist, dass der stellvertretende Leiter der Wirtschaftsredaktion einer Qualitätszeitung dazu auf BILD-Niveau argumentiert bzw. polemisiert. Der Durchschnitt der Pension wäre dann eine aussagefähige Größe, wenn die berufliche Qualifikation der Beamten auch der durchschnittlichen Qualifikation der Rentner entsprechen würde. Mit der Privatisierung von Post und Bahn in den neunziger Jahren sind viele der Beamtenposten im einfachen und mittleren Dienst entfallen. Akademiker sind im Beamtentum stärker vertreten als im Bereich der Arbeiter und Angestellten. Da die Qualifikation immer noch ein – wenn nicht sogar der – entscheidende Einflussfaktor für die Bezahlung ist, sind auch die Ruhestandgehälter der Beamten entsprechend höher. Die private Krankenversicherung der Beamten wird gerne als großartiger Vorteil dargestellt. Übersehen wird dabei die Kehrseite der Medaille: Mein Vater ist Pensionär im mittleren Dienst und mittlerweile deutlich über 80 Jahre. Im letzten Jahr lagen seine Krankheitskosten über 15.000 €, d.h. ca. 1.300 € / Monat. Auch unter Berücksichtigung des Zahlungszieles liegt der Erstattungszeitraum durch die Krankenkasse bei ca. einem Monat. Somit hat mein Vater durchgehend ca. 1.300 € pro Monat vorfinanziert.
Ungefähr ca. 10 % der Arztrechnungen sind falsch bzw. werden von der Krankenkasse nicht korrekt abgerechnet. In diesen Fällen dürfen sie sich als Patient in wechselnder Reihenfolge mit dem Arzt, der Abrechnungsstelle des Arztes, der Krankenkasse oder den Richtlinien für die Kostenerstattung auseinander setzen. Abgesehen von dem damit verbundenen Aufwand verlängert sich dadurch der Zeitraum der Vorfinanzierung – oder sie tragen die Kostendifferenz selber, weil sie nicht mit jedem Thema in die gerichtliche Auseinandersetzung gehen können oder wollen. Zusätzlich zu den Kosten für die ärztliche Versorgung fallen ca. 8.000 € im Jahr für die Pflege an. Auch hier gilt die gleiche Logik, d.h. Vorfinanzierung der monatlichen Abrechnung und Auseinandersetzung mit dem Leistungserbringer und / oder der Pflegeversicherung bei Fehlern und Unstimmigkeiten. Das die Privat-Patienten bevorzugt werden trifft bei einigen Ärzten zu, wenn auch nicht bei allen. Richtig ist aber auch, dass die Privat-Patienten das Gesundheitssystem zurzeit in relevantem Maße finanzieren. Auch unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte kann man die aktuelle Regelung kritisieren oder einfach doof finden. Auf dem von Ihnen gewählten Niveau tun Sie dies künftig bitte auf Social-Media-Plattformen oder wechseln Sie den Arbeitgeber.
Axel Felsch

Mit Ihnen bin ich, Pensionsbezieher, der Meinung, dass Rentenrecht und das Beamtenrecht antiquiert sind. Allerdings trägt die holzschrittartige Pensionsbeschreibung nicht zur Versachligung der Debatte bei. Dazu nur kurz: Der Beamte darf nicht streiken und trägt somit sachlichen, neutralen Arbeit des öffentlichen Dienstes und Funktionsfähigkeit des Staates bei. Der Hinweis, dass Beamte schneller einen Termin bei Ärzten bekommen, dürfte Sie, als stellv. Wirtschaftsressortleiter, doch nicht wundern. Denn gut und ggf. schnell Geld zu verdienen ist doch eine übliche Handlungsweise in der freien Marktwirtschaft. Dies stört mich auch sehr, da es meiner sozialen Einstellung entgegen steht! Wehren kann ich mich dagegen leider nicht, da mein Arzt meinen Versicherungsstatus Kennt oder spätestens bei der Anmeldung erfährt.
Eberhard Geiler

Ich bin ehrlich entsetzt über ihren falschen Kommentar in der Sonderausgabe der Zeit über den Vergleich der Rente und Pension. Bitte vergleichen Sie doch einen angestellten und verbeamteten Lehrer, dann kommen Sie netto auf kaum einen Unterschied.  Wenn ich als angestellter Lehrer mit 26 anfange zu unterrichten, bis 67 arbeite, komme ich im Schnitt jährlich auf 1,85 Rentenpunkte jährlich, insgesamt also 75,85 Punkte oder 3000 Bruttorente (etwa 2700 netto). Dazu kommen über die betriebliche Altersvorsorge etwa 1900 brutto, also 1550 netto. Insgesamt also 4250 insgeamt.  Ein Pensionär bekommt nach 41 Dienstjahren etwa 4400, nach der PKV etwa 4150.  Übrigens bekomme ich als privat Versicherter nie schneller Termine, werde am Telefon nie danach gefragt! Polemik hilft nicht weiter. Sie müssen die richtigen Fragen stellen: Warum bekomme ich als Beamter mit drei Kindern zu viel Zuschlag?  Generell sollten Sie gleiche Positionen vergleichen, also angestellter und verbeamteter Lehrer, nicht die Rentner gegen die Pensionäre … hilft keinem weiter.
Thomas Rimpf


Leserbrief zu „Unser Zuhause“ „Auf dem Treppchen“ Recherche Christoph Drösser, Infografik Pia Bublies

Fehlerteufel: Die Angaben sind um den Faktor 1000 zu gering angegeben
Jürgen Kessel


Leserbriefe zu „Unsere Kultur“ „Die deutsche Literatur“ von Thea Dorn

Unschwer zu erkennen, dass sich die Autorin hier mit sich selbst in einen widerstreitenden Diskurs begibt. Die Frage, ob sich die deutsche Literatur der letzten Jahrhunderte im internationalen Vergleich behaupten kann, ist eine, deren Beantwortung zu keiner erhellenden Erkenntnis führt. Wer (außer der Autorin) stellt diese Frage und wozu? Die, von wem auch immer und anhand welcher Kriterien auch immer, vorgenommene Einordnung in eine Art von Ranking ist völlig bedeutungslos. Welchem nationalen Ursprung ein herausragendes Werk qua Staatsangehörigkeit des Autors oder der von ihm benutzten Sprache zuzuordnen ist, ist nicht ausschlaggebend. Es bliebe noch die Frage des Instrumentariums, also der Sprache selbst, aber selbst da kommen wir schnell zum Ergebnis und dürfen feststellen, dass eine Rangfolge (etwa der literarischen Kapazität einer Landessprache) im Hinblick auf Qualität oder Ausdrucksvermögen kaum einen Sinn ergäbe. Nicht jedes nächtliche Rufen aus den Untiefen des eigenen Bewusstseins muss bemerkenswert sein.
Daniel Hardt

Frau Dorn hat eine Epiphanie im Garten der Villa Massimo und trifft „die ganze verdammte, verkorkste deutsche Literatur“, als Kapuze tragende weinerliche und negativ denkende und redende Frauengestalt. Die ihr wahres Gesicht nicht zeigt. Solche Visionen muss man erstmal haben, trotz eines Aufenthaltes im Land wo die Zitronen blühen. Vielleicht wäre eine Begegnung mit den „heiligen drei Königen“ der deutschen Sprache“ (Luther, Gebrüder Grimm und Christoph Martin Wieland) ergiebiger gewesen? Bei der Alternative mit drei Königinnen wird es etwas schwieriger (Bettina von Arnim, Annette von Droste-Hülshoff und Dorothea Tieck)? Die Weltliteratur gänzlich ohne deutsche Texte? Ohne Goethe, Schiller, die drei oben genannten, Kafka, Thomas und Heinrich Mann, Heinrich Böll, Günter Grass, Uwe Johnson und Arno Schmidt? Von den neuen wären Julia Zeh und Daniel Kehlmann, stellvertretend zu nennen. Die bereits „Weltliteratur“ produziert haben (Zeh: Über Menschen, Unterleuten; Kehlmann: Tyll, Lichtspiel) Die deutsche depressive Frauengestalt nennt als Welt-Literatur Autorinnen und Autoren aus Griechenland, Italien, Frankreich und Russland. Wo sind die aus Amerika, China, Indien und Afrika? Die deutsche Literatur der Vergangenheit und der Gegenwart braucht ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Also nicht zu bescheiden und nicht zu nassforsch zu sein ist das Gebot der Stunde. Dann ist es auch nicht nötig in eine saure Zitrone zu beißen. Vielmehr einen süßen Zitronenlikör zu genießen. Ansonsten wie Frau Dorn am Ende ihrer Literatursendung zu sagen pflegt: „Bleiben Sie fleißig am Lesen“: Deutsche und Welt-Literatur. Jeweils eine Begegnung zur Erweiterung des Geistes und des Horizontes. Auch für die larmoyante Inkarnation der deutschen Literatur.
Felix Bicker

In dem Gespräch mit der Deutschen Literatur von Thea Dorn jault diese auf, als über Kinderbücher und Märchen gesprochen wird. Die Tage habe ich in einem Buch gelesen, in der über eine Geschichte berichtet wird, die schon über 5000 Jahre erzählt wird. In dem Buch „Die Rolle Esther“ von Friedrich Weinreb ist folgendes über die Kinder zu lesen (Seite 277): „Die ‚Kinder im Lehrhaus‘ heißen hebräisch «tinokoth schel beth ramon» und es wird von ihnen gesagt, dass auf ihnen die ganze Welt ruhe. Gott wird um die Errettung der Welt gebeten, um dieser «tinokoth schel beth ramon» willen“. In dieser sehr alten Geschichte unterrichtet ein Mann mit dem Namen Mordechai 22.000 Säuglinge im Lehrhaus, weil der König Achaschwerosch alle Jehudium umbringen will. Die 22 ist auch die Anzahl der Buchstaben im hebräischen Alphabet, mit denen auch wir heute in Deutschland in leicht abgewandelter Form unsere Geschichten erzählen. Eine Rettung ist aussichtslos. Aber völlig unerwartet kommt es zu einem Wunder und die Jehudim überleben. Mordechai wird – statt am Galgen zu hängen – sogar vom König Achaschwerosch geehrt.
Johannes Eckert


Leserbriefe zu „Weißt du noch?“ Fotografien von Ute und Werner Mahler im ZEIT Magazin

besten Dank für die Veröffentlichung der wirklich eindrucksvolle SW-Fotographien von Ute und Werner Mahler. Diese beiden haben mit Frau Sibylle Bergemann und Harald Hauswald den ebenfalls in SW erschienenen Bildband „Ostzeit“ geschaffen, der eindrucksvoll das Leben in der DDR zeigt. Vielleicht ist es Ihnen möglich ein Zeit-Magazin mit einigen dieser Bilder als Ergänzung zu schaffen.
Erich Rauschert

An zwei Amateur-Fotografen, die wie Ludwig Schirmer, der in seiner dörflichen Heimat unersetzliche Fotodokumente geschaffen hat, in den späten 1950er und den 1960er Jahren in ihren Regionen ähnlich tätig waren, will ich erinnern: den niederbayerischen Gehörgeschädigten-Lehrer Bruno Mooser aus Straubing (Laica-Preisträger) und den slowakischen Apotheker Igor Grossmann aus Žilina in der Hohen Tatra.
Martin Ortmeier

„WEISST DU NOCH?“ Geerdet, herzergreifend. Ute und Wener Mahler, euch mein großes Kompliment!
Egbert Schmoll

Die Bilder aus der Fotosammlung Schirmer/Mahler dokumentieren in eindrucksvoller Weise die Entwicklung des Dorflebens im thüringischen Berka über 70 Jahre. Die Sammlung ist es durchaus wert, dass ihr ein ganzes Heft des ZEIT- Magazins gewidmet wird. Warum diese Dokumentation nun gerade repräsentativ für das 75-jährige Bestehen der Bundesrepublik in der entsprechenden Jubiläumsausgabe passend sein soll, erschließt sich mir allerdings nicht ohne weiteres.
Joachim Förster


Leserbriefe zu „Unser Recht“ „Das muss sich ändern“ „Das Ehegattensplitting“

Sie fordern zum Jubiläum der Bundesrepublik und des Grundgesetzes, dass das Ehegattensplitting abgeschafft wird und übersehen dabei, dass Sie damit gegen das Grundgesetz verstoßen, das Sie zu Recht weiter verteidigen wollen. Denn die Abschaffung des Ehegattensplittings würde bedeuten, dass gegen die steuerliche Gleichbehandlungsforderung des Art. 3, I GG verstoßen würde. Die Behauptung, dass das Ehegattensplitting gegen die Gleichberechtigung verstieße und Abhängigkeit bewirke, beruht auf unrealistischen Verhaltensannahmen, die leider viele Ökonomen und ökonomische Institutionen unterstellen. Dabei wird irrtümlich angenommen, dass verheiratete Frauen sich am individuellen Einkommen und seiner Besteuerung orientieren und vernachlässigt, dass sie auch das Haushaltseinkommen und den positiven Splittingeffekt im Blick haben, der ihre Diskriminierung gegenüber Ledigen verhindert. Denn das Ehegattensplitting stellt die steuerliche Gleichbehandlung der Ehepartner gegenüber Ledigen sicher und verhindert ihre Diskriminierung gegenüber Ledigen. Die im Art. 3, I GG geforderte Besteuerung gemäß dem Leistungsfähigkeitsprinzip, dass jeder Bürger mit gleichem für den Verbrauch verfügbaren Einkommen gleich besteuert wird, also das gleiche Opfer bringen soll, konkretisiert das Leistungsfähigkeitsprinzip im Fall der Besteuerung durch das Prinzip der Opferfähigkeit.
Für den Verbrauch steht im Fall der Ehe nicht nur das jeweils individuelle Einkommen, sondern das Haushaltseinkommen zur Verfügung, das heißt für jeden Ehepartner die Hälfte des Haushalts-einkommens. Deshalb darf auch für jeden Ehepartner nur die Hälfte des Haushaltseinkommens besteuert werden, was den Splittingeffekt bewirkt und die Gleichbehandlung mit Ledigen mit gleichem für den Verbrauch verfügbaren Einkommen sicherstellt. Der Gießener Finanzwissenschaftler Wolfgang Scherf formuliert deshalb zu Recht: „Die Individualbesteuerung ist … als verbindliche Form der Ehegattenbesteuerung nicht akzeptabel“. Die scheinbare, die optische Benachteiligung des schlechter Verdienenden durch den steigenden Grenzsteuersatz kann im Übrigen durch die einkommensgerechte Zuordnung des positiven Splittingeffekts verhindert werden, indem die Steuerklasse 4 mit Faktor gewählt wird. Dass die behauptete Abhängigkeit des schlechter Verdienenden nicht besteht, beweist auch die empirische Untersuchung des tatsächlichen Verhaltens von Frauen nach der Hochzeit, die der Berliner Ökonom Malte Chirvi auf der Grundlage der Datenerhebungen des Sozioökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 2002 bis 2015 durchgeführt hat. Danach änderten die Frauen nach der Heirat, die mit der Wirkung des Ehegattensplittings verbunden war, ihr Erwerbsverhalten nicht. Erst wenn Kinder geboren wurden, wurde die Erwerbstätigkeit eingeschränkt.
Ernst Niemeier

Wie lange und wie häufig wollen Sie diesen Unsinn eigentlich noch verbreiten? Die unterschiedliche steuerliche Belastung der Ehegatten besteht lediglich unterjährig bei der Berechnung der Lohnsteuer. Im Rahmen der Jahressteuerberechnung gleicht es sich aus und führt letztlich zu einer geringeren Belastung der Familien gegenüber einer Anwendung der Grundtabelle. Soweit Ehegatten im Rahmen des ehelichen Vermögensausgleiches nicht in der Lage sind die monatlichen Unterschiede nach Jahresende auszugleichen, sollten sie über eine Scheidung nachdenken, weil sie zu einer Einigung schon über einfache finanzielle Fragen nicht (mehr?) fähig sind. Was aber dringend geändert werden muss, ist die unterschiedliche Anknüpfung von Sozialleistungen an den Netto- oder Bruttolohn und damit an die Wahl der Steuerklassen – zumal es bei bestimmten Kombinationen von Sozialleistungen nicht einmal möglich ist, die höchstmöglichen Sozialleistungen zu erlangen.
Michael Krause

In DIE ZEIT Nr. 16 S.1 „Daheimchen“ und in etlichen Artikel zuvor wurde gefordert, das Ehegattensplitting abzuschaffen, u.a. da dadurch praktisch festgeschrieben werde, dass Frauen weniger als Männer verdienen. Diese Tendenz mag es geben. Aber das Leben war und ist komplizierter. Es gab/ gibt auch Männer, die weniger verdienen als ihre Partnerin und sei es vorübergehend.  Zum Beispiel gab es in den 1960er/ 1970er Jahren Tausende verheirate Studenten, deren Frau berufstätig war (z.B. Krankenschwester, Lehrerin). Meine Frau und ich mussten 1970 heiraten, weil wir  möglichst in der Nähe der Universität Göttingen zusammenziehen wollten – und nicht irgendwo in Niedersachsen. Meine Frau arbeitete als Sonderschullehrerin, ich arbeitete in den Semesterferien. Am Ende des Jahres hätte ich im Lohnsteuerjahresausgleich die einbeogene Lohnsteuer erstattet bekommen. Durch die gewählte Zusammenveranlagung wurde aber darüberhinaus ein großer Teil der von meiner Frau einbehaltenen Lohnsteuer erstattet. In den nächsten 3 Jahren war meine Frau praktisch Alleinverdienerin, hätte also nach Ihrer Vorstellung nach der Grundtabelle Einkommensteuer zahlen sollen. Um dieses auszugleichen hätte ich weiterhin als Landarbeiter arbeiten müsen. Aber auch mit vielen Überstunden, Sonntags- und Feiertagsarbeit hätte ich nie das Einkommensniveau meiner Frau erreicht. Auch hätte ich mich weitere Jahre bei der Bundeswehr verpflichten können, wäre wegen Sport „fünf“ aber nie in die Offiziers- oder Unteroffizierslaufbahn gekommen. Meine Frau aber wollte, dass sie bald weniger arbeiten musste, damit sie sich mehr um die Kinder kümmern kann.
Dank Ehegattensplitting konnte ich mich weitgehend aufs Studium kümmern (in Mindestzeit abgeschlossen). Später war ih dann 3 Gehaltsstufen höher als meine Frau, die dann daneben die Stundenzahl reduzierte.  Aber nehmen wir an, die „Feministinnen“ erreichen die Abschaffung des Ehegattensplittings. Wie sollen Rentnerinnen noch nachträglich ein höheres Entgeltniveau erreichen? Selbst wenn, die Rente würde nicht mehr ansteigen. Auch ältere Arbeitnehmerinnen werden selten noch große Lohnsprünge erreichen. Also müsste man für alle Geburtsjahrgänge bis etwa 2010 das alte System beibehalten, also bis etwa zum Jahr 2120 jährlich eine Splittingtabelle erstellen.  Mich beschleicht eine ganz andere Ahnung: Ehe ist für einige „moderne“ Frauen nicht mehr eine im Prinzip auf Lebenszeit angelegte Gemeinschaft mit gemeinsamer Kasse, sondern eher nur eine „sequentielle“ Vereinigung zum gegenseitigen Austausch gewisser Annehmlichkeiten.
Adolf Ronnenberg


Leserbriefe zu „Unser Recht“ „Das Grundgesetz“ von Heinrich Wefing

Sie zitieren Hermann Heller, der vom „nicht-normierten Unterbau“ der Verfassung spricht. Zu diesem Unterbau gehören auch religiöse Überzeugungen. Dem Grundgesetz (GG) ist bekanntlich eine Präambel vorgeschaltet, die besagt, dass sich „das deutsche Volk im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen dieses Grundgesetz gegeben hat“. Wie belastbar ist 75 Jahre nach seiner Verabschiedung der „nicht-normierte Unterbau“ des GG, der in diesem religiös motivierten Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck kommt? Die Frage beantwortet sich von selbst. Ist uns in diesem Zusammenhang die Bedeutung der rapiden Entkirchlichung unserer Gesellschaft überhaupt bewusst? Der „Unterbau“ wird dadurch fragiler.
Hermann Sautter

Das Grundgesetz (GG) und die Demokratie stehen in einem engen Zusammenhang und die beiden gehören auch zusammen; ja sie stehen im ständigen Austausch miteinander, in einem fortwährendem Dialog. Wir hier in Deutschland leben in einer Demokratie, aber müssen wir deshalb ständig, fast schon ohne Unterbrechung immerzu davon reden müssen, dass die Demokratie in Gefahr ist. Dieses theoretische Gefasel über die Demokratie, das könnten/sollten wir uns sparen. Mehr Vertrauen wäre hier die bessere Option, immerhin können wir heuer „75 Jahre GG“ feiern, und das ist doch auch etwas!
Klaus P. Jaworek

Gratuliere zur großartigen Sonderausgabe der ZEIT. Das Zitat des Artikels Nr. 1 unseres Grundgesetzes (sic!) macht mich allerdings stutzig: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die Vorsilbe un- wird durch die Endsilbe –bar relativiert, erleben wir doch tagtäglich unendlich oft, dass die Würde der Menschen verletzt wird. Die Nachsilbe –bar drückt eine Möglichkeit oder Fähigkeit aus; daher ist eben die Würde antastbar. Von den Grundgesetzschaffenden ist gemeint: „Die Würde des Menschen darf unter keinen Umständen angetastet werden“, weil sie antastbar ist. Artikel 146 unseres Grundgesetzes lautet: „Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“ Nun haben wir seit 34 Jahren die Einheit und Freiheit Deutschlands, aber eigentlich kein Grundgesetz mehr, da es nach freier Entscheidung von allen Deutschen in eine Verfassung umgewandelt werden sollte. Das ist nie geschehen. Diese Tatsache habe ich vor Jahren an einen Herrn Bundespräsidenten geschrieben, von dem ich nur eine ausweichende Antwort erhielt. Wahrscheinlich muss ich mich deshalb an das Bundesverfassungsgericht wenden. Ach nein, dieses haben wir ja eigentlich auch nicht. Keine Verfassung, also auch kein solches Gericht. Es müsste sich Bundesgrundgesetzgericht nennen … Sie sehen, unser Grundgesetz müsste gründlichst überarbeitet werden!
Freigang Müller


Leserbriefe zu „Unser Erbe“ „Der Schwung“ Bildunterschrift

Auf dem Foto unten links ist ein wirklich sportlicher Helmut Schmidt beim Verlassen der Bühne zu sehen. Er war allerdings 1968 nicht amtierend, sondern noch 6 Jahre von seiner Kanzlerschaft entfernt.
Sabine Haupt

Vielen Dank zu der gelungenen Sonderausgabe. Aber besonders der Zeit darf es nicht passieren, das Foto von Helmut Schmidt von 1968 zu beschriften, dass der amtierende Bundeskanzler die Bühne verlasse. Bundeskanzler wurde er erst 1974. Aber egal, denn auch so kleine Fehler bleiben hoffentlich.
Ralf-Ulrich Schlüter

Liebe Zeit, was ist denn bei Dir passiert? Helmut Schmidt war doch schon 1968 Bundeskanzler? Habe ich da als Mittsiebziger etwas verpasst? Wäre allerdings ganz nett gewesen! Helmut schon so früh am Ruder! Dann hätte der Kiesinger leider nur 2 Jahre regieren „dürfen“. Aber was wäre aus unserem Willy geworden??? Fragen über Fragen.
Lothar Brosien


Leserbriefe zu „Unser Genuss“ „Der Porno“ von Madita Oeming

Ich gratuliere zu dieser Sonderausgabe, die viel Richtiges enthält und auf viele Schwachpunkte hinweist. Bei 2 Artikeln haben Sie sich aus meiner Sicht aber völlig vergaloppiert. Unter der Voraussetzung, dass die Autoren die Artikel tatsächlich ernst gemeint haben, was ich jetzt mal unterstelle. S. 16 – Der Porno Ein Hohelied auf den Porno über eine ganze Seite von einer, habe ich richtig gelesen?, ‚Porno-Wissenschaftlerin‘. Oder ist das Satire? Wenn die verehrte Autorin Madita Oeming so gerne Pornos schaut und analysiert, dann kann sie das ja gerne tun. Aber sie sollte dies aus meiner Sicht in ihrem Privatbereich machen. Und, diese Frage mag erlaubt sein: was bringt es der gesellschaftlichen Entwicklung, dem Wirtschaftsstandort Deutschland oder irgendetwas anderem, wenn in Zukunft noch mehr Pornos geschaut werden. Einzig die Porno-Industrie wird davon profitieren. Fazit: der Artikel ist viel zu lang und völlig daneben!

Eberhard Grötzner

„Wenn in einem Fass ein Fisch, stinkt das ganze Fass, bei zweien gleicherweise. Wenn wahr wäre, wir seien eine Gesellschaft von Pornographiekonsumenten, könnten wir uns die falschen Tränen über alle Femizide sparen. Weil unsere Politiker den Rat der Fachleute, Jugendärzte, Nervenärzte, Psychotherapeuten in den Wind schlagend ein neues Rauschgift legalisieren, sind sie verantwortlich zu machen für alle Suicide der so herangezogenen Psychotiker, für alle Fremdaggression und alle Folgen der negierten Enthemmung – sie wären verantwortlich; doch wie Kinder zünden sie die Scheune an und rennen weg. So stinkt Ihr ganzes Fass gen Himmel!“
Thomas Lohmann


Leserbriefe zu „Unser Zuhause“ „Die Nation“ von Ijoma Mangold

Dieser Beitrag vermittelt sehr viele kulturpolitische Perspektiven auf den Begriff Nation. Ganz gleich, ob ich in Nordfriesland, im Schwarzwald oder in Sachsen bin, überall werde ich verstanden. Überall spüre ich im Gespräch die gemeinsame Geschichte, die gemeinsamen Grundwerte. Komme ich in Frankreich, Belgien, Niederlanden, Polen, Tschechien, Slowakei oder Ungarn mit Einheimischen ins Gespräch, werde ich mir meiner Zugehörigkeit zur deutschen Nation bewusst. Diese Nation ist mehr als die zwölf Jahre währende faschistische Diktatur. Russland hat über 70 Jahre versucht, die Nationen seines Imperiums durch das „Sowjetvolk“ zu ersetzen. Wie sich 1990 zeigte, blieb die Wirklichkeit davon unberührt. Selbst siebzig Jahre reichten nicht aus, um Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte, Tradition, Kultur zu ersetzen.
R. Reiger

Ijoma Mangold wählt in seinem Artikel die Wörter „Arisierung“ und „Deportation“, um den Raub vom Eigentum von Menschen mit jüdischen Wurzeln und deren Verschleppung in Lager in der NS-Zeit zu bezeichnen. Jüngere Menschen, die vielleicht nicht so viel über die deutsche Geschichte wissen, können sich unter „Arisierung“ und „Deportation“ wenig vorstellen. Als ich vor einigen Jahren im hessischen Hauptstaatsarchiv die Unterlagen des Finanzamts in Offenbach am Main in der NS-Zeit durchsah, war ich betroffen, wie man dort ruhig und sachlich den Raub des Eigentums durchführte. Noch mehr betroffen gemacht haben mich die Briefe an das Finanzamt, in denen die Nachbarn der verschleppten Menschen einen zurückgelassenen Herd oder ein Klavier für ihre Tochter anfragten. Die geraubten Fahrräder und die Schreibmaschinen, damals teure Gegenstände, gingen an die Polizei im Ghetto von Lodz, wenn ich es recht erinnere. Wie groß dieser Raub, auch in anderen Ländern, war, deutete nach dem Krieg das Archival Depot in Offenbach an, das vom US-Militär eingerichtet wurde. Man notierte dort zwischen den Jahren 1946 und Juni 1949 in der Offenbacher Sammelstelle etwa 3,5 Millionen Bücher und mehrere hundert Thorarollen, die man versuchte an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben. Geraubt wurden die religiösen Schriften im Auftrag der Hohen Schule der NSDAP in Frankfurt. Das dortige Institut zur Erforschung der Judenfrage arbeitete an einem Talmud-Lexikon im Originaltext mit einer deutschen Übersetzung und Erläuterung. Für mich bietet die deutsche Sprache allein genügend Raum um die damaligen Ereignisse als Raub mit Verschleppung zu benennen, der später in vielen Fällen mit Mord einherging. So kann es jeder leicht verstehen.
Johannes Eckert


Leserbriefe zu „Unser Recht“ „Das Abtreibungsverbot“ von Hanna Grabbe

Ja, ich kann mit der gegenwärtigen Fristenregelung ganz gut leben. Der Text von Frau Grabbe soll sicherlich kurz, schmissig und pointiert sein. Das darf er; er kann und soll in diesem Rahmen keine ausgewogene Abhandlung zu dem komplexen Thema sein. Völlig deplaziert ist aber, dass die Kernaussagen unnötigerweise und eigentlich ohne Bezug eingerahmt werden von Sätzen, die sich mit Wegwerfen und Müll befassen. Oder vielleicht ist das sogar gerade der unterschwellig beabsichtigte Bezug: Wer denkt als Leser so nicht sofort an den Fötus, der weggeworfen und auf den Müll gehört. Und erst dann daran, dass eine Regelung abgeschafft werden soll („Schade, dass das nur für Wohnungen, Keller oder Dachböden gilt“… und nicht auch für …). Eine geschmacklose Insinuation oder zumindest ein grober handwerklicher Fehler der Autorin, die offensichtlich auch die Endredaktion passiert haben. Als langjähriger Abonnent hoffe ich, dass solche Ausrutscher nicht häufiger werden.
Wolfgang Preiß

Es geht mir nicht um das Thema an sich, sondern welchen Vergleich Frau Grabbe zieht. Den finde ich grundsätzlich unangemessen. Es geht mir nicht darum, dass der Abtreibungsparagraph in seiner jetzigen Form bleiben soll, sondern um die flapsige Art und Weise, wie Frau Grabbe mit dem Thema umgeht. Was ist an Christbaumkugeln, die 30 Jahre alt sind schlecht?? Wir freuen uns jedes Jahr an Christbaumkugeln, die 60 oder sogar 70 Jahre alt sind! Mir scheint, dass Frau Grabbes Anliegen bei diesem Artikel war, mit dem Thema möglichst flapsig umzugehen. Zwei Schlussfolgerungen ziehe ich daraus: Sie hat entweder keine Ahnung oder verdrängt die Tragik, die eine Abtreibung für jede oder doch für die meisten Frauen hat.
Heidrun Dietrich


Leserbriefe zu „Unser Erbe“ „Die Atomkraft“ von Ingo Malcher

Ich bin entsetzt, welch billigen Vergleich Ingo Malcher hier macht. Ein verschrottetes Auto wird nicht noch Jahrtausende gefährliche Strahlung abgeben. Man kann über dieses Thema natürlich diskutieren aber in der Zeit nicht so primitiv.
Karl-Heinz Ranftl

Ihr Plädoyer für die Atomkraft enthält keinen Hinweis auf deren Gefahren (Tschernobyl, Fukushima) und die ungelöste Endlagerung. Wirtschaftlich war die Atomkraft NIE von Vorteil, die deutsche Wirtschaft war stets überwiegend dagegen, auch Siemens ist früh wieder ausgestiegen. Okiluoto und Flamanville zeigten und zeigen, dass man für den gleichen Preis heute etwa die dreifache Nennleistung an Windkraft in ein Drittel der Zeit bauen kann. Der Strom daraus wird für weniger als die Hälfte des Atomstrompreises erzeugt, Primärenergiekosten fallen nicht an. Speziell in Deutschland wären neue Reaktoren nicht vor 2030 fertig und würden dann kaum zur Stromerzeugung beitragen – aber einen Wiedereinstieg in die Plutoniumwirtschaft erfordern. Diese Argumente gelten AUCH für die von Bill Gates befürworteten aber zuletzt ebenfalls abgelehnten kleinen Reaktoren, anliegend eine Kopie meiner Zuschrift an Frau Buchta.
Dirk Bade

was für eine beeindruckende Sonderausgabe! Vielen Dank für die vielseitigen Artikel und Aspekte aus der 75jährigen Geschichte des Grundgesetzes. Ich habe mich mit Begeisterung in diese Seiten vertieft. Viel Neues gelernt. Dem Meisten, was bleiben soll und was sich ändern muss, kann ich unwidersprochen zustimmen.

Aber über einen Beitrag musste ich mich tierisch aufregen. Seite 34. „Die Atomkraft“ von Ingo Malcher. Richtig: wir brauchen zukünftig vielleicht sogar mehr Strom als bisher. Und richtig: durch das Abschalten der letzten Akws haben wir momentan vielleicht nicht genug.

ABER: mit keinem Wort wird erwähnt, wem wir die Stromknappheit zuzuschreiben haben: hätte Frau Merkel nicht 16 Jahre lang das Thema der alternativen Energiegewinnung ad acta gelegt und die davor keimenden Pflänzchen deutscher Solar- und Windenergieindustrie systematisch kaputt gemacht und damit die Verlagerung der Firmen ins Ausland gefördert, wären wir schon längst auf einem ganz anderen Niveau bei der Energieautonomie.

Und nur weil hier immense Möglichkeiten bewusst und sehenden Auges verschlafen wurden, sollen Atomkraftwerke weiter laufen???  Ich kann es auch nach wie vor nicht verstehen, wie andere Länder weiterhin auf diese nicht nachhaltige Energieform setzen. Es ist doch hinlänglich bekannt, nicht nur welche Gefahr von einem Kernkraftwerk an sich ausgeht, sondern auch welche nicht überschaubaren Dauerbelastungen wir unseren Nachfahren der nächsten Zigtausend Jahre hinterlassen. Diese Kosten und Folgen sind niemals ökologisch und finanziell zu beziffern. Wie wäre es, wenn wir jetzt noch die Altlasten der alten Ägypter aufarbeiten müssten?

Und wenn wir mit dem Verstromen von Kohle die Existenz der Erde und der Menschheit gefährden, dann müssen wir damit leben bzw. daran sterben, weil die unbelehrbare Menschheit es wohl ohne Zwang nicht schaffen wird, Verzicht zu üben. Dann hat es die Spezies Mensch nicht anders verdient, denn die Erde an sich wird ohne die ihre eigene Bedeutung überschätzende Menschheit auskommen und sich regenerieren. Aber durch die Kernkraft verseucht man den Globus für immer durch eine unendlich tickende und alles verseuchende Zeitbombe. Nach dem Zauberlehrlingsmotto „die ich rief die Geister, werd‘ ich nun nicht los“.

Und deshalb ist jeder Tag, an dem keine weiteren Brennstäbe zu Strahlungsabfall verarbeitet werden, ein guter Tag für unser Land und für die ganze Welt.
Ursula Schorr


Leserbriefe zu „Im Wandel“ Bildunterschrift „Die berufstätigen Frauen“

Auf der Seite 68 zeigen Sie ein nettes Foto aus dem „VEB Uhrenwerke Rühle“. Es gibt keinen Ort Rühle, das muss heißen Ruhla. Stellen Sie sich den Fall umgekehrt vor: Eine große, in Dresden erscheinende Zeitung schreibt kritisch über den Westen, aber wiederholt Ortschaften dort falsch …
Rudolf Heym

Auf Seite 68 ist ein großes Foto mit einer Bildunterschrift vom Ort dieses Fotos. Ich habe als aufmerksamer Leser bemerkt, dass das nicht VEB Uhrenwerk Rühle heißt, sondern „Ruhla“ heißen muss.
Wolfgang Aresin


Leserbrief zu „Unser Recht“ „Die Steuererklärung“ von Mark Schieritz

Ich habe mal versucht, die Zahlen auf dem Bierdeckel zu interpretieren und die Rechnung von Friedrich Merz nachzuvollziehen, was er sich 2003 bei seinem Vorschlag, in Deutschland müsse eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passen, auf die Schnelle so gedacht haben kann: Er geht wohl von einem Jahreseinkommen von 42.000 Euro aus (1. Zeile). Dann rechnet er mit einer 5-Tage-Woche à 8 Stunden (2. Zeile), was 40 Wochenstunden ergibt. Wenn er dann noch der Einfachheit halber großzügig unterstellt, dass jede Woche mit einem (per noch zu beschließendem Gesetz) steuerfreien Jahresstundenlohn von 1.000 Euro angesetzt werden kann (ca. 19 Euro Stundenlohn im Schnitt bei 52 Wochen im Jahr), so ergibt sich eine steuerfreie Summe von 40.000 Euro (auf dem Bierdeckel hat er in dieser Zeile auf die Schnelle halt eine Null am Ende vergessen, aber bei seiner Subtraktion mitgerechnet). Zieht man diese steuerfreie Summe von 40.000 Euro vom Jahreseinkommen von 42.000 Euro ab, bleiben „unter dem Strich“ noch 2.000 Euro zu versteuerndes Einkommen (3. Zeile), was er mit einem (noch zu beschließenden) arbeiternehmerfreundlichen Steuersatz von 8 % multipliziert (4. Zeile) und so bleiben als Steuern noch 160 Euro übrig (5. Zeile). Ganz einfach; so kann sich jeder Bürger seine Steuerschuld auf einem Bierdeckel ausrechnen. Mal abgesehen davon, dass die Annahmen über die Höhe der Steuerfreiheit und den Steuersatz wohl relativ exotisch sind. Es war dann kein Rechenfehler, sondern ein Schreibfehler in Zeile 2, wo eine Null fehlt, die aber in der nachfolgenden Rechnung berücksichtigt ist. Vielleicht kann Merz das dann bestätigen.
Claus Simon


Leserbrief zum Titelbild

Ganz stark und demnächst dann mal ein kleiner Sektempfang in Herzogenaurach für die Bildredaktion. Hätten Sie nicht auch noch die Bierflasche drehen können? Vielleicht hätten sich Bitburger oder Radeberger auch noch erkenntlich gezeigt? Mir kann niemand erzählen, der Titel sei alternativlos gewesen. Eine schlechte Wahl von “meiner” Zeit. Ich hoffe auf Besserung!
Jan D. Fahning


Leserbrief zu „Unser Genuss“ „Das Grillen“ von Volker Weidermann

In der jüngsten ZEIT Ausgabe (Sonderausgabe 75 Jahre Bundesrepublik Deutschland), S. 19, schreiben Sie in Ihrem Artikel „Das Grillen“ über das Kupferdach Ihres Doppelkamingrills, das nicht grün werden will. Kürzlich beschäftigte ich mich mit jenen Grünfärbungen, und zwar auf Blechblasinstrumenten wie meinem Saxophon. Fälschlich als (giftiges!) Grünspan bezeichnet, lernte ich auf den Seiten des Deutschen Kupferinstituts mehr über diese Patinierung. Wenn Se dorthin einmal eine Anfrage richten, so bekommen Sie evtl. Aufschluss darüber, warum sich bei Ihrem Dach kein Grün einstellen will! Ihr Artikel, übrigens, hat mich angesprochen, Sie beschreiben sehr plastisch das Geschehen rund um das Grillen, wie ich es auch oft erlebt habe!
Martin Lindig


Leserbrief zu „Unsere Ordnung“ „Die Verkehrsverbünde“ von Jens Tönnesmann

Ich möchte hier eine Lanze für die Verkehrsverbünde brechen! Vielleicht hat Herr Tönnesmann ja recht mit seiner Aussage, es sei an der Zeit, diese abzuschaffen (oder zumindest zu verändern). Gleichzeitig hätten sie aber eine Würdigung verdient. Denn ohne sie, die in den Siebziger- bis Neunzigerjahren mit großem Aufwand unterschiedliche lokale und regionale Tarifsysteme kundenfreundlich zusammenfassten, wäre das Deutschlandticket (so der offizielle Name des 49-Euro-Tickets) heute undenkbar. Vor der Einrichtung der Verkehrsverbünde musste man für jede Leistung einzeln bezahlen, für die Bahnfahrt, für die Straßenbahnfahrt, für die Busfahrt. Das war nicht nur teuer, sondern vor allem unglaublich umständlich. Zudem waren die Fahrpläne der einzelnen Anbieter früher oft nicht aufeinander abgestimmt gewesen, was die Verbünde ebenfalls in Ordnung brachten. Nachteilig war oder ist eine Fahrt von einem Verkehrsverbund in den nächsten, daran besteht kein Zweifel. Dennoch haben die Verbünde den Nutzerinnen und Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs der einzelnen Regionen eigentlich nur Vorteile gebracht. Sie sind somit eine Errungenschaft, die man nicht einfach so abtun kann. Wirkliche Pendlerpein war vor den Verkehrsverbünden!
Jochen Glatt (in Besitz eines Deutschlandtickets)


 

Leserbrief zu „Unser Erbe“ „Der Rucksack“ von Christian Staas

In dem Artikel von Christian Staas fehlte etwas über die Religion. Dazu kann ich etwas beitragen. Mein Großvater war evangelischer Pfarrer in Rheinhessen während der NS-Zeit. Im Archiv der evangelischen Landeskirsche Hessen-Nassau fand ich vor 13 Jahren den Hinweis, dass er damals Schriften vom „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ las. Das Institut wurde im Jahr 1939 von elf evangelischen Landeskirchen auf der Wartburg gegründet. Der Fund war verwirrend für mich und ich hatte viele Fragen. Bei der Suche nach Antworten begegnete mir irgendwann Friedrich Weinreb. Auf der offiziellen Webseite von Michael Ende las ich, dass er lange Jahre die Vorträge von Friedrich Weinreb in Zürich besuchte. Das hat mich angesprochen und so schaute ich in die Bücher von Friedrich Weinreb hinein. Durch sein großes Wissen um die althebräische Sprache habe ich nach und nach verstehen können, was die biblischen Bilder tatsächlich erzählen. Seine Erlebnisse in der NS-Zeit waren ähnlich spannend, das ZDF hat daraus im Jahr 1973 einen Film gemacht: „Eigentlich hatte ich Angst – Die Geschichte eines ungewöhnlichen Heldens“. Mein Rucksack wurde durch diese Begegnung viel leichter und seitdem erinnere ich mit großer Dankbarkeit und Freude, das mir Michael Ende den Weg zu Friedrich Weinreb gezeigt hat.
Johannes Eckert


Leserbrief zu „Unser Recht“ „Die Krankenversicherung“ von Carla Neuhaus

Erstmals halte ich es für notwendig, einen Artikel in „Der Zeit“ zu kommentieren: An einer prominenten Stelle wie der 75-Jahre Sonderausgabe und in kurzer und notwendigerweise überspitzer Form ist eine Beschäftigung mit dem Thema „Krankenversicherung“ schwierig. Aber die Quintessenz Ihres Artikels ist schlichtweg nicht richtig und wirft ein völlig falsches Bild auf die gravierenden Probleme, die das Krankenkassensystem in Deutschland hat. Das System der gesetzlichen Krankenversicherung halt ich persönlich, wie Sie offensichtlich auch, für großartig und sowohl erhaltens- als auch entwicklungswert. Aber hierbei ist Ihre Darstellung geradezu kontraproduktiv: Als Wirtschaftsredakteurin hätten Sie sich doch die Frage nach dem Umfang der von Ihnen monierten Verwaltungskosten stellen müssen – eine kurze Recherche hätte ergeben, dass sie bei ca. 4,3% der Einnahmen (statista) liegen. Das ist für ein so komplexes Verwaltungssystem beileibe nicht viel. Und was die Anzahl der Krankenkassen angeht: Natürlich kling 95 viel. Aber kommend von über 6000 Kassen in den 1930er Jahren, 1800 Kassen 1970 und selbst 1990 noch über 1000 Krankenkassen? Zumal größere Kassen nicht unbedingt zu geringeren Verwaltungskosten führen: die Kosten pro Versicherten liegen bei Krankenkassen mit mehr als 1 Mio. Versicherte etwa 20 € p.a. höher als bei kleineren…Wenn Sie sich mit dem Themenkomplex näher beschäftigen, wissen Sie bestimmt, dass die Herausforderungen für unser Krankenversicherungssystem in Bereichen wie z.B. dem demographischen Wandel oder der medizinischen Entwicklung liegen. Sie werden mir sicher zustimmen, dass dies Ihr Artikel so nicht darstellt. Dies finde ich sehr schade und empfehle eine Richtigstellung.
Alexander Reinisch-Liese



 

Leserbrief zu „Die Ingenieure“ von Nicola Leibinger-Kammüller

Ein dickes Lob für diese Sonderausgabe. Sehr, sehr gut gelungen und absolut lesenswert. Vielen Dank dafür! Ich finde es merkwürdig, dass Frau Leibinger-Kammüller, die auch Mitglied im ZEIT-Herausgeberrat ist, sich so völlig einseitig äußerst und dabei offensichtlich vergisst, dass der Beitrag unter der Rubrik „WANDEL“ veröffentlicht ist. Der Beitrag enthält einige Hinweise darüber, was offensichtlich bleiben/nicht bleiben soll, von denen ich lediglich 2 herausgreife: Die „Entfesselung (klingt nach FDP-Sprache?) von den heute zunehmenden politischen und regulatorischen Einschränkungen“. Glücklicherweise ist auf Seite 26 dazu ein Einblick gegeben. Die NORM. Diese DIN/ISO Normen werden z. B. u. a. auch von der Wirtschaft/Industrie mit ausgehandelt und auch genutzt, um z. B. Wettbewerber, die diese nicht erfüllen, den Marktzugang zu erschweren. Die dadurch zwangsläufig entstehende „Bürokratie und Einschränkung“ ist gewollt und das ist offensichtlich OK? Ohne z. B. ein QM-System nach DIN ISO 9000ff u. ä., wird heute kein Lieferant an die Industrie mehr liefern dürfen. Auch eine Hürde mit sehr viel Bürokratie, jedoch gewollt. Oder? Dann wird noch mittels des „Verbrenners“, auf die Genialität und technische Komplexität als unüberwindbare Eintrittsbarriere hingewiesen (Siehe Pkt. 1).
Ebenso auf dessen Beerdigung. Wo leben wir denn heute? Ist es denn noch unklar, wie unsere zukünftige Mobilität primär aussehen muss? Und welche Rolle spielen denn seit vielen Jahren auch ausländische Anbieter selbst im „Verbrenner-Segment“? Sind deren Fahrzeuge etwa schlechter? Ich kann mich noch gut erinnern, als die ersten Fahrzeuge aus Asien/Japan hier auf den Markt kamen. Wir haben diese damals belächelt, mit unserer bekannten „Ingenieurs-Arroganz“. Heute sieht das ganz anders aus! Nur Toyota soll hier erwähnt werden. Was E-Autos anbelangt, erleben wir schmerzhaft, wohin uns unsere „Ignoranz und Arroganz“ geführt hat. Wir sind hinten dran! Können wir das noch aufholen, als ein Land ohne die erforderlichen Rohstoffe? Kaum! Hier setzt sich die eingeforderte „Freiheit der Märkte“ durch. Ob wir zukünftig noch dabei sind, wird sich bald zeigen. Das wird eher schmerzhaft für unser verwöhntes Volk der Ingenieure und Erfinder. Andere können auch was. Das sollten wir wissen und akzeptieren. Erst dann können wir wieder „angreifen“, wenn es dann nicht zu spät ist. Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Die Doppelseite (64+65) zeigt überdeutlich das Dilemma auf: Der Artikel auf Seite 64 verteidigt den „Verbrenner“ (alte Technik) – Die Gegenseite (Seite 65) zeigt den Stand beim Kabelausbau in D auf (neue Technik). Welche Rolle spielen wir und womit?
Klaus Frankenberger


Leserbrief zu „Unser Zuhause“ Abbildung Klaus Kinski

Gewiss ist des Deutschen, Franzosen, Schweden oder Schweizers Zuhause … „sicher nicht nur schön.“ Als Beispiel dafür in Großformat den 1991 gestorbenen Psychopathen Klaus Kinski abzubilden ist in jeder Hinsicht geschmacklos.
H.-H.Thienemann


Leserbrief zu „Chronik“

Im Februar 1957 kam also das Buch von Ludwig Erhard heraus. Sonst war da nichts? – Doch, aber darüber redet man nicht in dieser Republik: im selben Monat trat ein neues Rentengesetz in Kraft, und das wurde zum Programm für den allmählichen Niedergang des Landes. Das Gesetz begünstigt Kinderlosigkeit; und wenn uns in einem Jahr 300.000 Kinder fehlen, fehlen uns 30 Jahre später 300.000 Arbeitskräfte. Das Programm funktioniert so: man lässt die Kinder der Rentner alle Renten finanzieren, auch die Renten derer, die keine Kinder haben. Und wenn ein Kind, alle Kosten und Einkommens-Verluste eingeschlossen, 400.000 € kostet, dann kann der Kinderlose dieses Geld für sich selbst verbrauchen. Für seine Rente sorgen andere. Dass man darüber nicht redet, hat vielleicht den Vorteil, dass nicht allzu viele Menschen von diesem Weg zu einem bequemen Leben erfahren; sonst bräche das ganze System zusammen. – Aber im Ernst: wir haben natürlich nur eine Chance: wir müssen den Fehler klar benennen und korrigieren!
Jürgen Schröder


Leserbrief zu „Unser Recht“ „Der Bargeldfetisch“ von Ingo Malcher

Mit Entsetzen und dann auch Wut habe ich den Beitrag „Bargeldfetisch“ von Ingo Malcher gelesen. Wie kann ein Redakteur sich erdreisten das „etwa bei Gastwirten die nur Cash nehmen um den Umsatz an den Steuern vorbeizulenken…“ zu schreiben! Das ist eine unverschämte Unterstellung/ Behauptung und so nicht hinnehmbar. Er unterstellt damit das alle Gastwirte/innen Steuern hinterziehen. Ich bin kein Gastwirt, habe aber allerhöchsten Respekt vor dieser Berufsgruppe und deren Mitarbeiter, versuchen diese doch jeden Tag uns die Welt etwas besser und wohlschmeckender zu gestalten. Man sollte auf jeden Fall prüfen, ob dieser „Redakteur“ rechtlich belangt werden kann.
Markus Schleu

Aus Ihrer Sicht wäre es kein Verlust, das Bargeld endlich der Vergangenheit angehören zu lassen. Den Geldwäschern des organisierten Verbrechens endlich den Nährboden zu entziehen, sowie den Gastwirten, die nur Bargeld akzeptieren (so einer bin ich) und so ihren Umsatz an der Steuer vorbeileiten endlich „trockenzulegen“. Als Wirt in einem Zug mit allerlei Schrägsubjekten und solchen, die das Gesetz nur zu Ihren Gunsten interpretieren, in einem Zug genannt zu werden, das bin ich ja schon gewohnt. Dass die Jungs und Mädels in der Gastronomie sich im steuer- freien Raum tummeln, das weiß ja auch jeder. Da ist genauso viel dran wie bei DEN Beamten, die alle faule Säcke sind, wie DEN Politikern, die alle korrupt und inkompetent sind und wie bei DEN Kirchen, die den Missbrauch an Kindern erfunden haben. Ach ja, die Zeitungsschmierer, die permanent die Unwahrheit verbreiten, um die „wahren Fakten“ zu verschleiern, um das „Volk“ dumm zu halten, wie bestimmte Kreise zu sagen pflegen, hätte ich jetzt fast vergessen. Ich wäre mit solchen Aussagen etwas vorsichtiger. Wer mehr dazu beiträgt diese Gesellschaft am Laufen zu halten, Sie als Redakteur im Wirtschaftsressort oder ich als Mann in der Wirtschaft, das müssen andere beurteilen. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt wissen, was ein Wirtshaus ist und was es leistet und mich wundert es, aufgrund der Tatsache, dass hier keine Steuern bezahlt werden, wenn man nur Cash nimmt, dass sich die Zahl der kleinen Gastwirtschaften jedes Jahr drastischer reduziert. Ob es die Gesellschaft härter trifft, wenn es morgen keine Wirtshäuser mehr gibt (und in vielen Orten gibt es keine mehr ), oder wenn es morgen keine Wirtschaftsressorts mehr gibt, wage ich zu behaupten, die Antwort zu kennen. Wir können ja mal tauschen. Ich mache Ihren Job aus dem Stehgreif für 3 Monate und Sie machen meinen. Ich rate Ihnen, wenn Sie sich auf dieses Spielchen einlassen, sich auf eine 70-Stundenwoche, aber ohne vollen Lohnausgleich einzustellen. Wie das dann mit den Steuern läuft, das sehen Sie dann mal in der Realität. Das Bargeld ist der letzte Rest an Freiheit, den wir haben, ohne beim Kauf einer Sache oder der Inanspruchnahme einer Dienstleistung registriert zu werden. Ob jemand der nur Bargeld nimmt ein Rechtbrecher ist, hängt nicht von der Tatsache des – nur Bargeldnehmens – ab, sondern ob er rechtlich gefestigt ist oder nicht.
Günter Graf


Leserbrief zu „Unser Recht“ „Die duale Ausbildung“ von Anant Agarwala

Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass eine berufliche Ausbildung in Theorie und Praxis unbedingt erhalten bleiben muss. Es stimmt, dass diese im Berufsbildungsgesetz der großen Koalition von CDU und SPD in 1969 geregelt wurde Zum Beispiel wurden damals aus „Lehrlingen“ „Auszubildende“. Das System ist aber wesentlich älter. Berufsschulen gibt es in Deutschland seit 1871, berufliche Ausbildung im Handwerk, als Kaufmann… seit dem Mittelalter. Albrecht Thaer, der Begründer der Landwirtschaftswissenschaft, gründete 1802 ein Lehrinstitut, in dem – ausgebildeten – Landwirten neue Erkenntnisse in der Theorie und in der Praxis (50:50) vermittelt wurden. Im Laufe des 19.Jahrhunderts wurden in fast jeder Kreisstadt Landwirtschaftsschulen errichtet, um die in elterlichen und fremden Betrieben erlangten Kenntnisse zu aktualisieren…
Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Unsere Kultur“ allgemein

Leider wurde unter der Rubrik „Unsere Kultur“ das Kulturgut Brettspiel vergessen. Deutschland war nach dem Krieg maßgebend für die Entwicklung neuer Gesellschaftsspiele verantwortlich und das „German Game“ mit den dazugehörigen Auszeichnungen wie „Spiel des Jahres“ oder „Deutscher Brettspielpreis“ war Vorbild für viele Länder. Deutschland ist auch heute noch das führende Brettspielland. Die Produkte von deutschen Spieleautoren werden weltweit gespielt. So wurde z.B. „Die Siedler von Catan“ in 41 Sprachen übersetzt. Davon können viele Buchautoren nur träumen.
Klaus Bock


Leserbrief zu „Unser Recht“ „Die Asylpraxis“ von Heinrich Wefing

Richtig: es wandern hauptsächlich junge Männer nach Europa ein und die Mütter bleiben im Elend.  Herr Wefing möge der staunenden Leserschaft doch darlegen, wie genau er das ändern will. Etwa – zum Beispiel – eine Luftbrücke in den Sudan einrichten und alle Mütter in den Lagern aufzurufen, sich schnellstens in die Flugzeuge zu setzen? Und die Frauen dann wohin genau zu transportieren? Und wenn die Mütter auch ihre Ehemänner und weitere Verwandte mitnehmen wollen?  Und die jungen Männer werden dann, tief beeindruckt ob solchen Großmutes, von ihren gefährlichen Unternehmungen Abstand nehmen? Und die es dann doch noch schaffen, ihre Plätze in Europa zugunsten der Mütter räumen?  Ausgerechnet der Leiter des Politikressorts erfreut die Leserschaft mit solch hochedelmütigem, aber leider völlig weltfremdem Geschwafel …
Friedrich Schweikert


Leserbrief zu „Unser Zuhause“ „Der Bausparvertrag“ Gespräch mit Denham Block

Der Autor Denham Block hat ja selbst einen Bausparvertrag geschenkt bekommen und ist hier in Gesellschaft von derzeit 23 Millionen anderen Deutschen. Und denen wollen Sie ernsthaft den Bausparvertrag schlechtreden? Für unsere Familie war der Bausparvertrag ein wichtiges Element bei der Finanzierung unseres Eigenheims, und wir kennen viele Familien, denen es ähnlich ging. Die anderen Optionen, die Herr Block vorschlägt (Festgeldkonto, Darlehen) stehen selbstverständlich ebenfalls für die Finanzierung zur Verfügung, sind aber keine Alternative zum Bausparvertrag, denn nur dieser garantiert bei Vertragsabschluss einen garantierten Darlehenszins. Aktuell 1,5% im Vergleich zu 3,5% Marktzins. Fazit: der Bausparvertrag sollte auf die andere Liste mit den Dingen, die so bleiben sollten!
Eberhard Grötzner


Leserbrief zu „Unser Genuss“ „Die Currywurst“ von Uwe Timm

Da wird doch dem Alchemisten Zufall etwas Schlimmes unterstellt: „…der wunderbar findigen Frau Brücker. Sogar in der Deutschen Bahn wird sie angeboten. Curry wird draufgepudert, dass es aus den Ohren staubt.“ (Die Zeit Nr. 20, S. 20, Uwe Timm, „Die Currywurst“) Falls noch nicht vorhanden plädiere ich für die Einführung einer Currywurst „Frau Brücker“.
Annette Lukat