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15. August 2024 – Ausgabe Nr. 35

 

Leserbriefe zu „Die Macht, die lacht“ von Giovanni di Lorenzo

Dafür liebe ich „Die Zeit“: Es gibt Artikel, danach geht’s einem einfach besser, Danke!
Gerhard Wolf

Die schlechte Stimmung korrespondiert der Regierungskunst, die in Berlin geboten wird. Und sie wird inhaltlich von der Partei geprägt, die die Meinungsführerschaft vor allem in den mächtigen Funkhäusern innehat. Allein der Wärmepumpen- und Genderirrsinn und das Credo offener Grenzen für jedermann sind Stimmungstöter, die es so bei unseren Nachbarn nicht gibt. Die Schlussfolgerung lautet, die grüne auch mediale Vorherrschaft muss beendet werden, erst dann wächst Zuversicht. Wenn Friedrich Merz nicht alles falsch macht, wird das die Marschrichtung nächstes Jahr sein.
Christoph Schönberger

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Bürger der jungen Bundesrepublik einen bemerkenswerten Wandel. Aus den depressiven Verlierern des Krieges wurden durch das „Wirtschaftswunder“ selbstbewusste, auf ihre Leistungen stolze Menschen. Ihr Selbstwertgefühl war untrennbar mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes verbunden. Hieran hat sich nichts geändert. Die deutsche Wirtschaftskraft bleibt das Hauptvehikel der nationalen Identifikation. Wenn ein solches Identifikationsobjekt wegbricht, ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen pessimistisch und verunsichert in die Zukunft blicken. Genau das passiert im Moment. Gefühlt brechen jeden Tag wirtschaftliche Hiobsbotschaften über uns herein. Wir müssen den Bürgern andere inspirierende Identifikationsobjekte aufzeigen. Ein solches könnte der deutsche Erfindergeist sein. Dieser hat bahnbrechende Innovationen wie den Buchdruck, das Automobil, das Fernsehen und den Computer hervorgebracht. Dies könnte die von Ihnen erstrebte Wende einleiten, die den Menschen zeigt, dass sie zu mehr fähig sind.
Michael Pfeiffer

Danke für Ihren Bericht über uns Deutsche, die keinen Mut mehr haben zu lachen. Es kann einem aber auch das Lachen im Halse steckenbleiben, über all das Negative. In Frankreich tobt der Straßenkrieg, das soll fröhlich sein? Auch nach Olympia geht es auch dort nicht fröhlich weiter. Ja, Amerika hat Glück gehabt, dass Biden einen Rückzieher machte. Warten wir die Wahl ab, dann tobt dort wieder der Mob, wenn Trump nicht gewinnt. Das sind keine Vorbilder, sondern Phantombilder. Und in Deutschland, uns wird doch selbst wenn wir fröhlich und ausgelassen die Fußball-Europameisterschaft feiern, gleich gesagt, eure Mannschaft hat es ja doch wieder nicht geschafft. Zum Glück, denn sonst heißt es wieder: die Deutschen gewinnen immer. Egal was wir machen, das Ausland meckert immer über uns. Wir werden auch in 20 Jahren noch als NAZIS beschimpft werden, und das soll lustig sein? Vielleicht sollte man erst einmal im Kleinen beginnen, in der Familie. Wenn dort Unmut herrscht, Eltern sich permanent streiten, die Kinder in der Schule Probleme haben, die ihre Eltern nicht verstehen. Viele wollen nicht mehr zurückstecken. Usw. die Liste ist lang, wir ALLE, auch die Mitarbeiter der ZEIT, sollten mal über ihre Berichte (teils negativ) nachdenken. In diesem Sinnen, fröhliches Anpacken.
 Ute Koch

Die Spiele und den amerikanischen Wahlkampf parallel zu setzen ist für mich als Anhänger des Olympismus (Die einzige konkret funktionierende Utopie trotz eines korrupten IOCs! Die „Verherrlichung des männlichen Einzelkämpfers“, die Coubertin laut Wikipedia propagiert hat, lassen wir mal beiseite.) pure Blasphemie. Ich glaube nicht, dass sich die rechten Idioten in Frankreich, den USA oder in (Ost-)Deutschland von der Weltoffenheit der Spiele oder auch der Fußball-EM beeindrucken lassen. Olympische Spiele sind übrigens IMMER beflügelnd (mit Ausnahme von Atlanta, aber da gab es immerhin mit Ali die ergreifendste Szene überhaupt). Die Spiele von Paris waren überdurchschnittlich gut. Vielleicht waren es die besten Sommerspiele neben Mexiko (vom vorhergehenden Massaker an den Studenten abgesehen; die besten Spiele überhaupt waren die von Lillehammer), aber im Gegensatz zu Ihnen hatte ich schon vorher damit gerechnet. Die Hoffnung bleibt, dass Deutschland trotz der infrastrukturellen Probleme aufgrund der Kaputtsparerei die Spiele vielleicht doch noch zu meinen Lebzeiten austragen darf. 2040 bin ich 69, ich weiß nicht, ob ich mir den Stress dann noch vor Ort antun würde, am Fernseher hat man mehr davon, aber freuen würde es mich extrem. Andererseits: Wir hatten 2006 nicht nur die Fußball-WM, sondern auch die Weltreiterspiele und die Hockey-WM (und Anfang 2007 die Handball-WM) in Deutschland. Mehr geht eigentlich nicht. Wer braucht da noch die Olympischen Spiele unter Leitung eines wahrscheinlich dann immer noch korrupten IOCs?
Thomas Manthey

Als ich die Überschrift las, musste ich zuerst an Frans Hals denken, diesen großen, immer noch Unterschätzten, der nicht nur das herzerfrischende, ungezwungene Lachen malte, sondern seiner Zeit als früher Pionier des Impressionismus weit voraus war. Weiter wohl als je ein anderer. Die Auffassung des sympathischen Poeten der ZEIT aber scheint mir dagegen wie blindlings auf die Sonne von Arizona zureitend und diese heiter putzen zu wollen. Ganz im Ernst: Trotz Ohama-Bucht, Luftbrücke, Marshall-Plan und NATO-Sicherheit sind die von Herrn Di Lorenzo fast apotheotisierten USA längst kein Vorbild mehr. Weder für Europa noch für Deutschland. Der Elon-Musk-Kapitalsmus mit der schier berstenden Schere Arm-Reich, ein in die digitale Katastrophe leitendes Silicon Valley; ein vollends verkommener, individualistischer Lebensstil, eine beinahe heilige Verehrung von Waffen und nicht zuletzt eine Verehrung von Kultur und Ästhetik sprechen eine deutliche Sprache. Saturierte Westdeutsche erkennen dies nicht, viele Ostdeutsche schon. Dies ist das Kernproblem und nicht, ob wir noch mehr korrupte Brot-und-Spiele-Veranstaltungen wie Olympia oder die Fußball-EM und -WM brauchen.
Hans-Peter Wannewitz

It’s the economy, stupid! Die Unzufriedenheit von Giovanni Di Lorenzo ist die eines Menschen, dessen finanzieller Status für den Rest seines Lebens gebettet ist. Dass die Altparteien das Land herunterwirtschaften und gleichzeitig maßlos überfordern, muss den gut kapitalisierten Weltbürger nicht beunruhigen. Von da an ist Politik vor allem ein ästhetischer und moralischer Zeitvertreib. Als echter Moralist und politisch intelligenter Normalbürger widerspreche ich dem Chefredakteur in jedem Punkt. Wer sich mit der Olympiade und Kamala Harris „beflügelt“, aus seiner Sattheit in die Lüfte erheben will, wird zurecht bei der französischen Misere, Trump und der AfD landen. Sie, Herr Di Lorenzo, haben es nicht nötig, sich so etwas sagen zu lassen. Sie haben es überhaupt nicht nötig. Und das ist das Problem. Wer es nicht nötig hat, kann keinen Beitrag leisten, der wirklich wichtig ist. Von den ästhetischen und moralischen Freiübungen abgesehen.
Fred Klemm

Vielen Dank für diesen Artikel. Gleichwohl ein paar Fragen und Anmerkungen. Darf man in diesem Land, dessen Menschen ja eigentlich alles ernst nehmen, lachen? Bedeutet lachen nicht, nicht ernst nehmen (s. Armin Laschet, Ahrtal, s. u.)? Wie war das doch mit dem deutschen Humor? Kamala Harris tritt nicht gramgebeugt auf, sie lacht, strahlt (gilt auch für Walz). Haben die beiden vielleicht Charisma und besteht unser „Führungspersonal“ nicht eher aus farblosen Apparatschiks? Stichwort: Olympia. Die „Grande Nation“ hat sich gefeiert, das können die Amerikaner auch gut. Aber hat Show (im weiteren Sinne) in Deutschland nicht den Geruch des „Unechten“, „Aufgesetzten“? Womit wir beim Thema „Echt“ oder „Rein“ sind, was ja mit zu den deutschen Tugenden gehören soll. Kann es sein, dass „der“ Deutsche nicht dazu in der Lage ist, zu unterscheiden, dass ihn etwas betrifft, ohne das es gegen ihn ersonnen wurde. Wenn ich annehme, etwas ist gegen mich (also persönlich) gerichtet, nehme ich es persönlich. Wenn die Aussage „kein Land nimmt die Krisen…“ zutrifft, zeigt das die emotionale Unreife des Volkes an (Erwachsensein heißt auch, über mich lachen zu können, s. o.). „Dass die Menschen zeigen können…“ Die Katastrophe im Ahrtal hat gezeigt, was die Menschen in diesem Land zu leisten fähig sind. Will man das? Wird dies nicht „von oben“, aus vielerlei Gründen, verhindert (und wohnen da nicht immer noch Leute in Behelfsunterkünften, weil…)? Haben Frankreich und die USA vielleicht den entscheidenden kulturellen (Revolution, Unabhängigkeit) Vorteil, dass das Individuum „einfach“ macht (machen kann), anstatt nach dem Staat zu rufen, der in Deutschland einem aber ständig sagt, ruf nach mir… (glaubt Frau Faeser wirklich, dass ich mit einer sechs Zentimeterklinge eines Messers keinen ernstlich verletzen kann? Sie sollte auch Glasscherben, Schraubendreher, Hammer, Beile etc. verbieten).
Betrachten wir mal Filme, die wir alle kennen. Entscheiden nicht die Figuren, dargestellt von Humphrey Bogart, John Wayne, Henry Fonda (Die zwölf Geschworenen), Bruce Willis, Tom Cruise, Keanu Reeves, Arnold Schwarzenegger, die Soldaten im Zug von Brüssel nach Paris oder Sullenberger u. a., selbständig? Warum werden solche Filme in den USA produziert (und nicht bei uns), was ist die Message (gerade Sullenberger ist ein Bsp. dafür, wie dann die Bürokratie reagiert. Warum setzt Eastwood so etwas in Szene?)? Wie käme ein deutscher Film an, in dem, sagen wir, Heino Ferch, „Yippie Ya Yeah Schweinebacke“ ruft, statt „Harry, hol schon mal den Wagen“? Standardreaktion: Gewaltverherrlichend, rechts, Macho, ordinär, Gewalt gegen Minderheiten, Verletzung des Rechtsstaatsgebots, Selbstüberschätzung, Amtsanmaßung usw. (erinnert sei an den Feuerwehrmann, der, bei einem schweren Autobahnunfall, Gaffer mit dem Wasserstrahl vertrieb. Wer bekam den Ärger? Was ist das Signal an Dritte? Hoch interessant wäre ein Vergleich der filmischen Darstellungen des Individuums in seinem Verhältnis zum Staat USA/BRD im Sinne von S. Kracauers „Von Caligari zu Hitler“). Dass da jemand selbständig entscheidet, weil die Staatsgewalt nicht vorhanden oder nicht verlässlich ist, wird nicht gesehen oder nicht präferiert, weil… Im selben (pädagogischen) Atemzug wird dann aber jährlich „Stauffenberg“ gezeigt, wo Menschen („Elite“ wohlgemerkt, wie ist das mit dem kleinen Mann Georg Elser? Oder der „Roten Kapelle“, ach das waren ja Kommunisten…) entschieden haben, jetzt handeln wir, die Staatsmacht können wir nicht bitten. Aber sowas kann in Deutschland ja gar nicht passieren…Aus diesen und noch diversen anderen Gründen (z. Bsp. German Angst. Angst verändert ja auch die Körpersprache, womit wir wieder bei Olympia und dem Auftreten (!) unserer Athleten wären) ist es wenig wahrscheinlich, dass das eintritt, was in dem Artikel, zu Recht, gewünscht wird. Schade eigentlich.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Der Olympiazauber wirkt noch nach: Gedopte chinesische Schwimmer/innen, dressierte Pferde mit unnatürlichen Gangarten, Frauenboxen mit männlichem Charm, unmöglichen Schiedsrichterentscheidungen und als Krönung das Wasser der Seine. Gleichwohl hat die Welt zugeschaut und sich ablenken lassen. Die Krisenherde waren für ein paar Tage nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Die deutsche Medaillen-Ausbeute war mager. Das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Es lebe die „Sportförderung“. Die Ampel hat sich, vom Olympischen Frieden völlig unbeeindruckt, wieder einmal auf offener Bühne („coram publico“) über den Bundeshaushalt 2025 gestritten. Da sind alle drei Teilnehmer ganz, ganz weit von Medaillen-Rängen entfernt. Wenn Medaillen mit Wahlergebnissen gleichgesetzt werden, kann in den drei anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg der ein oder andere Ampelpartner mit der Ersatzbank und/oder dem Ausschluss vom Spielgeschehen für die kommende Spielzeit rechnen. Wie anders die politische Entwicklung in Frankreich. Trotz Krisen ist dem politischen Frankreich ein gewisse „Nonchalance“ nicht abzusprechen. In den USA haben die Demokraten im Schlussspurt des Marathon-Wahlkampfes mit Kamala Harris und Tim Walz entscheidende Meilen gutgemacht und „Good Vibes“ erzeugt. Die Ampel in Deutschland ist von alledem in ihrem Handeln so weit entrückt, wie lange nicht. Es legt sich eine düstere Stimmung und Schwermut über die Ampelpolitik die Trakl`sche Ausmaße annimmt: `“Am Abend tönen die herbstlichen Wälder/ Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen/Und blauen Seen, darüber die Sonne/Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht/Sterbende Krieger, die wilde Klage/Ihrer zerbrochenen Münder“… (Grodek von Georg Trakl -auszugsweise-) Im Übrigen befand sich die Stadt Grodek zu Trakls Zeiten in Ostgalizien = Heute Ukraine!
Felix Bicker

Es ist schön zu erleben, wie sich hunderttausende Menschen aus allen Teilen der Welt freundschaftlich begegnen, gemeinsam feiern und Spaß haben. Und noch schöner ist es, dass sie daraus einmal für kurze Zeit den Alltag vergessen und (vielleicht) neuen Mut schöpfen. Aber: Bedarf es dafür tatsächlich eines derart übertriebenen Aufwands, gigantischer Feuerwerke, eines vom Himmel schwebenden Hollywoodstars, Kulissen, die Millionen verschlungen haben, die anderswo fehlen werden? Es scheint, als wären die Organisatoren derartiger Spektakel davon überzeugt, dass es immer stärkerer Stimulantien bedarf, um Menschen in Begeisterung zu versetzen. Schon jetzt wird gefragt, was sich die Ausrichter der nächsten Olympischen Spiele in Los Angeles wohl einfallen (und kosten!) lassen werden, um die Spiele in Paris zu übertreffen. Als ich die Bilder aus Paris im Fernsehen sah – unterbrochen von den Nachrichten über Hungersnöte, globale Fluchtbewegungen, mörderische Kriege und existenzvernichtende Klimakatastrophen – war mir, als sähe ich der Welt beim Tanz auf dem Vulkan zu…
Wolfgang E. Fischer

Es ist die besondere Dialektik des Giovanni di Lorenzo, vor kurzem erfolgten oder begonnenen Ereignisse euphorisierenden Wert zuzumessen, sie aber im selben zeitlichen Kontext als nicht problemlösend anzusehen. Dabei – wie im aktuellen deutschen Journalismus üblich – einer faschistoiden AFD und einer stalinistischen Wagenknecht vor den demokratischen Parteien Betonungsvorrang einzuräumen, lässt seine Aufforderung für eine lachende Macht – ich will gnädig sein – fragwürdig erscheinen.
Jürgen Dressler

Selten so gelacht. Über die Lacher Scholz, Habeck und Lindner. Hat jemand die mal so lachen gesehen, wie Kamala Harris und ihr Vize? Scholz schaut zumeist zerknittert drein wie seine verwitterte Aktentasche, Habeck wie ein Pastor beim Leichenbegräbnis, und Lindner strahlt eine Fröhlichkeit aus wie ein Besen. Was ist mit Merz? Söder? Der eine lacht sich tot über die Ampel. Der andere zieht mit krachledernen Sprüchen hohnlachend über die Grünen her. „Die Macht, die lacht.“ Ha, ha! Die sich mit Bierernst selbst zerlegt, der das Lachen über ihre und der AfD Umfragewerte im Hals stecken bleibt. Seit Willy Brandt hat kein Kanzler mehr die Menschenmassen mit Charisma und Begeisterungsstürmen mitgerissen – der schneidige Hanseat Schmidt, Bastakanzler Schröder und Aussitzerin Merkel schon gar nicht. Die Stimmung im Land liegt am Boden. Thank you for bringing back the boredom!
Axel Spellenberg

Frau Wagenknechts Vorstellungen werden von Ihnen öfters zitiert, z.B. zuletzt in Zeit 35, „Die Macht die lacht“. Warum beschließt eigentlich der Bundestag nicht, Sahra Wagenknecht als Sonderbotschafterin einzusetzen für Verhandlungen mit Putin?
Michael Hoffmann

Was für eine grandiose Atempause! Paris ließ uns für einen Moment die Probleme der Welt vergessen. Wunderbare Spiele an wunderbaren Orten. Die Inszenierung ging voll auf – Kompliment an Frankreich! Die Jugend der Welt bewies, dass es egal ist, welche Sprache Du sprichst, welche Hautfarbe Du hast, welcher Religion Du folgst. Rivalität existierte nur auf sportlicher Basis. Bei der Ehrenrunde oder der Siegerehrung war sie wieder vergessen. KontrahentInnen lagen sich in den Armen, freuten sich gemeinsam über Erreichtes. Eine Flut positiver Bilder ergoss sich über uns. Die Spiele schrieben tausend tolle Geschichten. Und dann noch Camala Harris, die mit ihrer Kandidatur einen Ruck verursachte. Sie kocht den lauten Kandidaten der Republikaner ohne Falschbehauptungen und Häme ganz locker ab, lächelt ihn nieder. Nehmen wir uns ein Beispiel daran. Zur Hoffnung auf bessere Zeiten gehört auch das Tun. Nicht dauerndes Meckern und Schlechtmachen!
Achim Bothmann

Einfach nur klasse, welch mutiger und wichtiger Beitrag gegen den teutonischen Trübsal hierzulande! Herzlichen Dank dafür! Wir, die wir uns von verspäteten und – leider oft – grindigen Zügen, Bahnhöfen, verspäteten Briefen, Funklöchern (und und und) entmutigen lassen, können uns ruhig eine extra dicke Scheibe Baguette von der Leistung unserer französischen Nachbarn abschneiden. Mais toutefois, zut alors, warum tun wir es bloß nicht? Vielleicht hilft ein Gedankenexperiment: Wäre Berlin in der Lage olympische Spiele des jüngst gezeigten Ausmaßes in einer mindestens vergleichbaren Qualität auszurichten? Würden wir politisch radikale und in Teilen extreme Wahlergebnisse aus dem Frühsommer für gut zwei Monate hinten anstellen können, um uns der Welt von unserer besten Seite zu zeigen und uns genau nur darauf zu konzentrieren? Würden unsere gesundheitlichen Gutachter die Spree für den Triathlon freigeben? Oder andersrum gefragt? Wieviel Köpfe würden bei uns rollen, wenn uns Mut und Tatkraft der Grande Nation in der Tat anstecken würden? Welche Talkshow würde zum Schafott all derjenigen werden, die mal die Kirche im Dorf lassen wollen und eben nicht immer sagen, was nicht geht, sondern einfach nach vorne loslegen? Richtig! Frankreich hat uns da was voraus, nämlich eine qualitativ hochwertige politische Führung. Macron verbindet die ohnehin schon seltenen Eigenschaften von Mut und staatsmännischer Weitsicht in einer Person, eine Kombination, die gerade uns Deutschen vor fast zwanzig Jahren abhandengekommen zu sein scheint. Ein Land, in dem eine lachende Kuh (‚la vache qui rit‘ ) , Käseprodukte bewirbt, wo politische Machenschaften in einem Magazin veröffentlicht werden, das den Titel ‚Zeitungsente in Ketten‘ trägt, versteht – vachement bien – den Balanceakt zwischen politischer Arbitrage und des Machbaren. Für uns könnte es heißen ‚Vive la France!‘ oder doch lieber nur ‚Oh, la vache!‘?
Johannes Warbeck

Ihr Leitartikel Die Macht, die lacht und dessen Untertitel „Alles wartet darauf, dass endlich wieder Energie frei wird“ überblendet die Tatsache, dass der süße Stoff der Wettkämpfe, die traumhaften Kulissen, die ansteckende Heiterkeit, in Paris Million Euros gekostet haben. Und auch der amerikanische Wahlkampf-Spaß; Thank you for bringing back the joy! noch getopped wird mittels Milliarden an U$, welche dafür erforderlich sind. Money makes the world go round – was könnte mit diesen beiden Budgets doch auch Gutes auf dem Planeten getan werden.
Uwe Fabry

Die Entwicklungen im Frankreich und den USA sollten sicherlich mahnen, nie zu früh aufzugeben. Allerdings sind die Olympischen Spiele in Paris zwar gut gemacht und vielleicht auch hilfreich, als nur vorübergehendes Strohfeuer an Stimmungsaufhellung aber zu teuer, um es zu oft nachzumachen oder zu wiederholen. Stimmungen sind zu flüchtig und launenhaft, als dass große und teils schmerzhafte Änderungen oder Maßnahmen allein darauf gegründet werden könnten. Es braucht auch dauerhaftere Voraussetzungen wie Vertrauen und Einsichten und Realismus und Verantwortung aller, um die mehrfachen Krisen und Missstände erfolgreich anzugehen, ohne immer wieder die gewaltigen Dilemmas zu verkennen und Erfüllung aller Wünsche und gestellten Bedingungen gleichzeitig zu erwarten, was oft nur vordergründig logisch so begründet wird, man dürfe nicht das eine gegen das andere ausspielen. Da wird oft Abwägung und Priorisierung mit Ausspielen gleichgesetzt. Von der Verantwortung vieler, wenn nicht aller, wird immer wieder verdrängt, wenn als schuldige oder „Spielverderber“ „die Deutsche Bahn“ oder „die Regierung“ oder „die Politik“ genannt werden, von denen aber immer wieder Dinge verlangt werden, deren Voraussetzungen wie mehr Geld, mehr Fortbildungen oder mehr Arbeit für gleiches Geld oder Verzicht auf sonstiges man ihnen verweigert. Das läuft allzu oft darauf hinaus, ein Sauberwaschen von allen Problemen zu verlangen, ohne irgend jemand nass zu machen, seien es die Steuerzahler, die Tarifparteien, die Subventionsempfänger, die auf das Rentenalter wartenden, die Empfänger staatlicher Leistungen etc. etc. Am ehesten mutet man mit immer mehr Schulden oder Verschleppung von Zukunftsinvestitionen den Inflationsopfern und den nächsten Generationen etwas zu, die sich am wenigsten wehren können, aber alle schon genug zu tragen haben, wohl weit mehr als die allermeisten der jetzigen Generation. Mit der Klage über die Ernüchterungen, Illusionen und schlechte Laune der derzeitigen Politik haben Sie natürlich Recht, wobei das alles aber auch von vielen Medien und Wählern geteilt und/oder belohnt wird. Eine Wende zum Positiven — auch — in Deutschland muss nicht nur sehnsüchtig gewünscht und erhofft werden, sondern sie muss von ganz vielen initiiert, getragen, erarbeitet und bezahlt werden, vereinfacht gesagt: gemacht werden. Auch hier reicht Hoffen allein nicht, sondern es kommt auf Handeln an und auf Akzeptanz, wenn Verantwortliche handeln, auch wenn ihre Taten nicht immer kurzfristig angenehm sind oder sein können.
Peter Selmke

Es ist schon sehr seltsam, wie betont „belcanto“ Giovanni Di Lorenzo hauptgestalterisch in seinem Artikel „Die Macht, die lacht“: seinem Lesepublikum die militante Welt der Menschen (oder eher Menschheit – als gefährliches Kollektiv insgesamt) v/erklären mag, und vor allem dann UNS die Olympischen Spiele in Paris 2024 als positives weltweites Stimmungsbild in die gegenwärtige ZEIT-Arena offensiv hineinzuschmuggeln… Originalzitat des (diesmal) euphemistischen durchaus zu dirigistischen Don Lorenzo: „Man möchte ein Gedicht Rilkes zitieren und sagen: Der Sommer war groß. Insbesondere diese Olympischen Spiele in Paris. So groß, dass auch vernunftbegabte Menschen sich nach der Abschlussfeier am Sonntag fragen, wie das Leben nun weitergehen soll. Ohne den süßen Stoff der Wettkämpfe, die traumhaften Kulissen, die ansteckende Heiterkeit. Als lägen jetzt nur noch Herbsttage vor uns.“
Nur zur rückbesinnlichen Erinnerung: In Paris waren während der Olympischen Spiele 35.000 Polizisten und Gendarmen sowie 18.000 Soldaten im täglichen Einsatz – wahrlich eine Vorstellung darüber und davon, wie friedlich solch ein Olympisches Spektakel in Frankreich von der Staatssicherheit eingeschätzt wird und würde – und gar nicht ganz nebenbei: es wurde jeden Moment mit Anschlägen gerechnet: die unterblieben oder im Vorhinein schon ausgeschaltet worden sind… Wir wissen es nicht – die Öffentlichkeit wird darüber nicht informiert! Jawoll: Das Leben (und Überleben) ist eines der gefährlichsten. Zudem: sind die Olympischen Spiele keineswegs friedliche Wettkämpfe gegeneinander oder vielleicht sogar füreinander – als Sportler und Sportlerinnen mit all ihrem Ehrgeiz, Egoismus und der Gewinnsucht! Von wegen: menschliche Friedlichkeit – verordnet wird in der Abordnung der Nationen: jeweils ein erbitterter, fast schon tragischer Kampf um die Goldmedaillen, weniger hierbei bewertet: die Silbermedaille und kaum noch beachtet vom Publikum: die Bronzemedaille. Weitab von dieser umkämpften Euphorie an der Spitze der drei Plätze – dümpeln die anderen SportlerInnen der unteren Rangbesetzungen dahin, kaum jemand fragt nach deren Namen, geraten in Vergessenheit – was letztlich insgesamt nur zählt: sind die Medaillenränge der jeweiligen Länder oder Nationen. Das ist doch die pure Wirklichkeit: „The Winner takes it all!“ Und wenn man diesen ABBA-Song als Metapher ins Deutsche übersetzen wollte: „Ich will nicht reden/ Über Dinge, die wir durchgemacht haben/ Auch wenn es mir wehtut, es ist jetzt Geschichte/ Ich hab´ alle meine Karten ausgespielt/ Und das hast du auch getan/ Es gibt nichts mehr zu sagen, kein Ass mehr zu spielen. – Der Sieger kriegt alles/ Der Verlierer steht ganz klein/ Neben dem Sieg/ Das ist ihr Schicksal.“
Und jene Wahrhaftigkeit in diese schöne Melodie verpackt – wäre ebenso vergleichbar mit dem Sahnehäubchen-Text „Die Macht, die lacht“ von Giovanni Di Lorenzo! Doch was will ER (der Stilist vom Feinsten) UNS damit bedeuten und sagen – wenn „Don Giovanni“ in die deutschen ZEIT-Gemüter den Slogan von Tim Walz (dem vielleicht werdenden Vize-Präsidenten der USA) „Thank you for bringing back the joy!“ weitervermittelt, vordergründig eine aufgezäumte Kamala Harris sozusagen das Parade-Zugpferd im Wahlkampf für die Demokraten spielt… Und dann die weiteren Sätze vom Kolumnisten GDIL zu der Unterüberschrift „Alles wartet darauf, dass endlich wieder Energie frei wird“ : „Frankreich, USA, war da nicht was? Schienen da bei unserem Nachbarn vor gerade mal sechs Wochen nicht die Rechtspopulisten von Marine Le Pen kurz vor der Regierungsübernahme zu stehen…“ Und glaubte man nicht, dass auf der anderen Seite des Atlantiks, bei unserem engsten Verbündeten, Trump unaufhaltsam auf dem weg zurück an die Macht war? Und dass damit die Welt noch ein Stück unsicherer würde?“ Und dann folgt in diesem Text des Giovanni Di Lorenzo eine Aufzählung von bekannten Tatsachen innerhalb des (extrem verunsicherten) Deutschlands – nur wird mit keinem einzigen Wort das wahre Problem der Migration als Überforderung und Ausnutzung Deutschlands beschrieben, nicht gekennzeichnet: dass zu diesen Verschleierungen und den Umbedeutungen seitens der regierenden Politik: erst hierzu (gedanklich) eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu den sogenannten Rechtspopulisten umschwenken könnte – da das deutsche Volk zudem im Jahr 2023 über 30 Milliarden Euro für diese Migration mit Steuergeldern zu bezahlen hatte: und dies unfreiwillig! Ganz abgesehen von den dadurch innerdeutschen Auswirkungen auf die Menschen, die auf all diese Zuwanderungen überhaupt nicht vorbereitet und bereit sind… Warum reagiert die regierende Politik nicht dementsprechend – jonglieren permanent an dieser Wirklichkeit vorbei und wollen dann auch noch im nächsten Bundestags-Wahlkampf sich als die repräsentativen Sieger vorab präsentieren… Doch Giovanni Di Lorenzo schreibt unverzagt und fast schon tutti frutti zwischen den Fronten mit dem erhobenen Zeigefinger: „Denn was schon auffällt: Nirgendwo nicht einmal in jenem Frankreich, wie wir es vor den Spielen erlebt haben, war und ist die Laune schlechter als bei uns. Kein Land nimmt die Krisen unserer Zeit so persönlich. Kein Land reagiert so gereizt auf Veränderungen. Kein Land sieht die Welt schneller untergehen. Dafür gibt es gute Gründe. Und es stimmt ja auch, dass vieles nicht mehr oder nur unzureichend funktioniert. Nicht so sehr die gegen Deutschland siegreiche spanische Mannschaft hat uns die Fußball-Europameisterschaft verleidet – der größere Spielverderber war die Deutsche Bahn, über die ganz Europa staunte. So wie über die Funklöcher und die vielen Kartenzahlungen, die nicht zustande kamen.“
Ach ja: Spielverderber?! Genau hierzu wird der Kolumnist wiederum nicht deutlich zur Wirklichkeit hin – es ist nicht die Bundesbahn oder das Funkloch oder die Kartenzahlungen, die nicht funktionierten. Schlicht und einfach dargereicht: Es ist die unglaubliche Überfremdung in diesem Deutschland und zugleich bleibt der wesentliche Anreiz abrufbar: dass hier in diesem Land jeder hinzugekommene Migrant, jede Migrantin aufs Beste mit den finanziellen Bezahlungen (und allen weiteren sozialen Darbietungen) bedient wird… Es sind nicht wir Deutschen, die scheinbar (aufgrund dieses Zustroms an Fremdheiten) so sehr geliebt werden – nein: es ist die finanzielle Großzügigkeit seitens der Politik, das Füllhorn wie im Schlaraffenland ausgeschüttet… Und überall fehlt für die Deutschen das Geld im Bundeshaushalt! Und nur diese Geldzuwendungen fördern das weitere Hineinströmen in dieses ausgenutzte und benutzte Deutschland! Und dies wird sich dann in den Wahlen auswirken – wie anders denn können sich die deutschen Menschen wehren, wenn sie zu all den befremdenden Einwirkungen und Auswirkungen keine andere Wahl mehr haben… Es ist wahrhaft so: Deutschland schafft sich selbst ab! Doch erinnern wir uns: dieser Satz plus des dazugehörigen Autors: wurde an den Pranger gestellt! Nun schreibt da Giovanni Di Lorenzo: „Gewiss, es gibt so viel Schlimmeres, allemal dort, wo Krieg und Elend herrschen. Und doch hängt die Faszination, die von Paris und den USA ausgeht, mit einer großen Sehnsucht zusammen: dass es auch in Deutschland zu einer Wende kommen möge. Dass die Menschen zeigen können, dass sie zu mehr fähig sind. Dass endlich wieder Energie frei wird.“
Welche und woher noch die weitere Energie herholen, wenn schon so viel Energie aus dem deutschen Volk abgeschöpft wurde… „Halb zog er sie, halb sank sie hin.“ – Ja was denn nun? Giovanni Di Lorenzo hat seine Wurzeln in Italien und Deutschland, fühlt sich in beiden Ländern beheimatet – verbleibt jedoch mit seiner Sehnsucht in Italien. Gerne doch! Aber sein erstes Heimatland hat eine rechtspopulistische Regierung – und genau aus den Gründen, die hier in diesem RvM-Leserbrief deutlichst erwähnt werden. Eine Frage muss doch erlaubt sein: Wenn wir hier in Deutschland über 800.000 Araber als Migranten vorfinden – warum emigrier(t)en die(se) arabischen Menschen dann nicht in ein anderes arabisches Land, vielleicht auch hin zu den Wohlstandsländern: die mit endlosen Milliarden von Dollars fast schon im Reichtum versinken… Diese Länder aber wollen jene arabischen Schwestern und Brüder nicht aufnehmen – auch nicht in den nordafrikanischen arabischen Ländern dort wird „Herzlich Willkommen“ ausgerufen. Warum eigentlich nicht? Inschallah? Fragen über Fragen – die uns auch in den Medien nicht beantwortet werden, nicht von der Ampel-Regierung, nicht von der ausführenden Politik. Und wenn man selbst persönlich hinterfragt, wird man sofort in eine rechte Ecke gestellt. Damals posaunte diese einstige Kanzlerin Angela Merkel selbstdarstellerisch ins deutsche Volk hinein: „Wir schaffen das!“ Wo ist sie denn jetzt zu besichtigen, erklärt in der Gegenwart jetzt öffentlich ihren Slogan, der in Deutschland und in anderen Ländern Europas diese massenhaften Migrations- Auswirkungen nach sich zog und zieht…
Giovanni Di Lorenzo ist ein kluger wohl auch literarischer Kopf, ein Europäer und Kosmopolit – und sicherlich will er auf der (von ihm erkannten) besten Seite demokratische Stimmung machen, deswegen hatte er wohl auch in beiden Ländern gewählt – aber: in Italien funktionierte das nicht! Das Volk ist anderer Ansicht! Nur, nun jetzt die Olympischen Spiele, vielleicht auch die Europameisterschaft im Fußball: dazu und dafür herhalten zu lassen, nun uns allgemein in Deutschland in eine Art von Hochstimmung nachträglich weithin tragbar zu versetzen, scheint dem RvM-Leserbriefschreiber eher eine sehr bedachte Eulenspiegelei zu sein. Das Volk ist zwar in der Masse leicht durchschaubar? Doch die ZEIT-Leserschaft scheint hierbei eher dieses Stimmungsbild des Don Giovanni als Belcanto des falschen Zeitgeistes zu registrieren. Und auch den Untertitel zu seiner Kolumne „Die Macht, die lacht“ erträgt augenscheinlich kaum die Gegenspiegelung der Realität: „Auch wir bräuchten etwas von der Stimmung, die die Spiele in Paris und der US-Wahlkampf ausgelöst haben…“
Da könnte man fast stimmungsvoll mit Adriano Celentano gemeinsam den Ohrwurm (aber auch als Nachdenkichkeit fürs Hirn) mit einstimmen: „Una festa sui prati/ una bella compagnia/ panini, vino un sacco di risate/ e luminosi squardi di ragazze innamorate/ siamo tutti buoni amici/ ma chi lo sa perché/ domani questo può finire/ vorrei sapere perché domani ci dobbiamo odiare…“ Wer dies auf die Jetztzeit übersetzt und sehr persönlich besieht – der möge all das Menschentheater um sich herum, presto vergessen… Oder aber zudem tiefgründiger nochmals mitbedenken und mitsingen: „Icomincia la gara/ la battaglia del denaro/ non c´é piu tempo né per ridere né per amare/ chi vuol vinvere deve saper lottare.“ Übersetzt zu der letzten Strophe: Der Wettstreit beginnt/ Die Schlacht ums Geld. / Es ist keine Zeit mehr, weder zum Lachen noch zum Lieben. / Wer gewinnen will, muss kämpfen können.“ Ob der Chefredakteur, Kolumnist, Journalist, Fernsehmoderator, Autor und Mehrsprachler (usw.) Giovanni Di Lorenzo dies beim – ihm verständlichen – Mitsingen textlich mitbedenken wollte in seiner intensiven italienisch-deutschen (in Schweden geboren) europäischen cosmopoliten Vielmenschlichkeit… Dem RvM-Leserbriefschreiber wurde dies bewusst, als er das Lied von Adriano Celentano irgendwie immer nur mitträllerte und den Text eigentlich nicht erkannte bzw. verstand – erst dann: beim genauen übersetzten Liedtext den tieferen Sinn ergründete… So ist das im Leben allgemein, wenn man oberflächlich nur so ausgeleert drauflos trällert! Vox populi vox Rindvieh? Dies nur zum Spannungsverhältnis zwischen Demokratie und Populismus. Lacht da die Macht! „Panem et circenses!“ War so! Bleibt so! Und vor allem: „Ci vis pacem para bellum1“ In welch eine Welt werden wir (unfreiwillig) hineingeboren – um sie persönlich (nix da nicht) mit verändern zu können… – z.B.: Es ist Krieg und keiner geht hin! Vielleicht sollten wir uns an den antiken griechischen Philosophen und Kynikern Krates von Theben (365 – 285 v.u.Z.) und Diogenes von Sinope (um 412 – 323 v.u.Z.) orientieren und unser egoistisches konsumierendes Habenwollen, hinterfragen: „Nicht der Mensch ist glücklich, der am meisten besitzt, sondern der, welcher am wenigsten braucht. Wer mit nichts zufrieden ist, der besitzt alles.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Herr, es ist ZEIT, Di Lorenzo war sehr gut.
Günter Kirchhain

Für mich klingt das wie eine Roman Herzogs Ruck-Rede-Denken 2.0. Gewiss, die Macht von Stimmungen kann enorme Energien freisetzen. Und wer gäbe sich nicht gerne dem Rausch der Zuversicht, des Erfolgs oder gar des Sieges hin. Doch Zuversicht ist subjektiv, Erfolg und Sieg relativ. Sie sind abhängig von der Vorstellung über das Ordnungsprinzip in der Welt und der Frage, welchen Sinn das Leben hat. Selbst der Medaillensegen der – wie immer großartigen USA – hält große Teile der Amerikaner nicht davon ab, sich dem „Kult der Kälte“ von Donald Trump anzuschließen (Thomas Assheuer; Zeit-Online 17. August 2024). Ich würde diesen Wahlkampf, der mit Kriegsmetaphern geführt und vom Rausch einer Lust an der Zerstörung getragen wird, nicht als einen „anderen Wettbewerb“, 6600 km von Paris entfernt, bezeichnen. Die Macht, die (letztlich) lacht kann auch sehr bitter sein. Und selbst wenn die Demokraten gewinnen sollte, die Ordnungsvorstellungen und Sinnfragen bleiben entscheidend und wirken weiter, sobald der Rausch oder auch der Kater einer Stimmung verflogen ist.
Jürgen Pilz

Ja, die Stimmung in Deutschland ist stark verbesserungswürdig (Ihr Leitartikel in Ausgabe 35). Darin stimme ich Ihnen voll zu. Doch wäre es nicht auch Aufgabe des Chefredakteurs einer renommierten deutschen Zeitung, auf die Verbesserung dieser Stimmung einzuwirken, indem Möglichkeiten dazu aufgezeigt werden?  Das könnte z.B. die journalistische Analyse einer neu gegründeten Partei wie BSW sein, in deren Programm durchaus viele Alternativen, die aus der derzeitigen Sackgasse der etablierten Parteien herausführen, zu finden sind und deren Gründerin wahrlich genug Lösungsvorschläge für die Organisation einer besseren und gerechteren Gesellschaft veröffentlicht hat. Diese Analyse könnte z.B. zu einer Aufbruchstimmung beitragen (die ich bei Protagonisten dieser Partei durchaus wahrnehme und die mich manchmal an die Stimmung 1989/90 erinnert, womit Sie im „Westen“ leider keine Erfahrung haben).  Die Beschränkung auf einen Punkt dieser Partei (Verhandlungen zwischen kriegführenden Parteien sind nach meiner rudimentären Geschichtskenntnis übrigens keinesfalls Illusion, sondern meistens Realität) empfinde ich als einfach schlechten Journalismus oder ist das etwa auch bei Ihnen vorauseilender Gehorsam oder gar Kuschen vor allmächtigen Geldgebern, für die eine Wagenknecht natürlich ein rotes Tuch ist?
Thomas Hillig

Ihren Leitartikel zu den emotional positiven Auswirkungen der Olympiade und dem Wechsel von Mr. Biden zu Mrs. Harris kann man betr. zeitlicher Effekte unterschiedlich bewerten. Aber Ihre Vermutung „Sahra Wagenknecht lebt von der Illusion, mit Verhandlungen den Krieg Putins gegen die Ukraine beenden könnten“ geht an der Realität völlig vorbei. Frau Wagenknecht ist eine eiskalt berechnende Machtpolitikerin. Das beweist sie uns seit 1989. Dabei operiert sie äußerst geschickt, eloquent und rabulistisch. Als Partei-Funktionärin der zweimal umlackierten SED nutzt sie das westdeutsche parlamentarische und mediale System geschickt für ihre materielle Macht- und Wirkungsbasis. Nein, Frau Wagenknecht lebt gewiss nicht von einer Illusion, sie nutzt eine geschickt. Nämlich den berechtigten Wunsch nach Frieden, der in Kombination zum guten Verhältnis zu Russland inkl. Wiederaufnahme der Oel- und Gaslieferungen besonders bei Ex-DDR-Bürgern auf fruchtbare Resonanz stößt. Die Taktik, Wahlkämpfe zu Landesparlamenten mit dem überhöhten Thema „Frieden“ zu führen, zeigt Wirkung – siehe BSW-Umfragewerte. Ihre für jeden deutlich sichtbare Strategie ist das Erreichen ihrer Machtziele, clever verpackt im Wunsch nach Frieden (wer ist gegen Frieden?) und wieder gutem Verhältnis zu Russland. Ein Preis dafür soll der Stopp aller Waffenlieferungen in die Ukraine sein was den westlichen Staaten Geld spart. Dass die Menschen in der Ukraine dafür einer menschenverachtenden Diktatur ausgeliefert werden, dazu sagt sie nichts – es ist ihr machtpolitisch einfach egal. In Wahrheit ist Frau Wagenknecht eine politische Giftspritzerin, vergleichbar den AfD-Funktionären, nur intellektueller und wesentlich eloquenter – aber ähnlich rabulistisch! Dass Sie, verehrter Herr di Lorenzo, Frau Wagenknecht so verharmlosen („Illusion“) zeigt, dass auch Sie offensichtlich ihre Machtziele völlig unterschätzen. Mich irritiert seit langem, dass Journalisten der Eloquenz und Dialektik von Frau Wagenknecht nicht annähernd gewachsen sind. Aber auch Sie!!! Das erschüttert mich zutiefst.
Günter Rossmann

Wie soll ich es Ihnen bloß sagen? War es möglicherweise die Rechtschreibkorrektur oder bin ich vielleicht zu pingelig? Als ich in der letzten ZEIT vom 15. August Ihren Artikel auf der Titelseite las, war ich höchst erstaunt: Nicht über Inhalt und Aussage, sondern über die Unterzeile von „Die Macht, die lacht“: Auch wir bräuchten etwas von der Stimmung … Ich stolperte über “bräuchte“. Mag sein, dass die Umgangssprache inzwischen ins Schriftdeutsch vorgedrungen ist? In den neuen Duden habe ich noch nicht hineingeschaut. Vor vielen Jahren habe ich im Deutschunterricht mal gelernt, dass der Konjunktiv II aus der 1. Person Plural Imperfekt gebildet wird – also wir brauchten hieße. Weder habe ich Germanistik studiert, noch bin ich Lehrerin, sondern habe mein Geld als kleine Fotojournalistin einer regionalen Tageszeitung verdient. Inzwischen bin ich Rentnerin und habe tatsächlich Zeit, mit einem Leserbrief den aktuellen Stand zu erfragen.
Christine Blume-Esterer

 


 

Leserbriefe zu „Ist das 49-Euro-Ticket ein Fehler?“ Streit von Christian Böttger und Kerstin Haarmann, moderiert von Sören Götz und Stefan Schirmer

Ich bin überrascht, wie weit Positionen selbst unter Fürsprechenden zur ÖPNV-Nutzung auseinanderliegen können. Für mich liegt allerdings Frau Haarmann deutlich näher an den Themen, die Fahrgäste, egal ob regelmäßig oder gelegentlich, bewegen, motivieren oder eben auch abschrecken, vermehrt in ihrer Mobilität Bus und Bahn zu benutzen: ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Herr Böttger argumentiert, dass das D-Ticket dazu verleitet, Fahrten in einem nennenswerten Ausmaß zu unternehmen, die ohne Nutzung unterbleiben würden. Dazu ist doch das verfügbare Zeitkontingent bei den Allermeisten nicht ausreichend. Auch haben die vor Einführung teilweise deutlich höheren Abopreise bereits in der Vergangenheit schon nicht dazu geführt, ein besseres Angebot zu finanzieren. Mein Vorschlag: Länder wie Kommunen reformieren endlich in ihrer Zusammenarbeit wie Länderministerkonferenzen und den Städte- und Gemeindetagen ihre Strukturen im Öffentlichen Nahverkehr, damit vom knappen Geld ein deutlich höherer Anteil in die eigentlichen Verkehrsleistungen fließt, statt in ineffizienten Verwaltungen (muss leider gesagt werden) zu verpuffen. Die Verkehrswende hin zu einer nachhaltigen und sozialverträglichen Mobilität ist weitgehend gesellschaftlicher und politischer Konsens…das Verhalten vieler Verantwortlicher bestätigt das allerdings nicht.
Oliver Roßmüller

Bereits 2019 hatte ich mir vor der 49 €-Ticket-Zeit die Mühe gemacht, Aussagen zum Umstieg von Pendlern auf den ÖPNV am Beispiel Stuttgart an der Wirklichkeit zu messen. Ähnliches trifft auf Düsseldorf, Ruhrgebiet und München etc. zu. Folgende, solide recherchierte Ausgangszahlen lagen zugrunde: Stuttgart Einpendler täglich 235.000 = 100 % (Auspendler 82.000) – hier unberücksichtigt. Davon Nutzer des ÖPNV = 67.000 Differenz = 168.000 sonstige Pendler Die Berechnungen erfolgen mit bereinigt 160.000 Kfz-Pendlern, um nicht den Eindruck des „Schönrechnens“ aufkommen zu lassen. Bei einer Annahme, nur 5 % (!) = 8.000 der Pendler würden umsteigen, müssten (bei ungünstigster Annahme der Zulieferverkehre) immerhin 76 Busse, 32 Straßenbahnen und 16 S- Bahn-Züge angeschafft werden, bei einem seinerzeitigen Bestand von 183 Gelenkbussen, 169 DT 8 Stadtbahnen und 157 S-Bahn Einheiten. Selbst in diesem Fall wäre das eine Steigerung im Verkehrsmittelbestand bei Bus + 41%, Stadtbahn + 19 %, S-Bahn + 10 %.
Bei den gegebenen Taktfolgen und Verkehrslagen ist nicht erkennbar, wie sich diese Aufstockung ohne Negativfolgen für die Verkehrsabläufe würde integrieren lassen, selbst unter Berücksichtigung der wegfallenden Kfz-Pendlerverkehre. Auch die zunehmend als Maßstab bedeutsame verlässliche Reisedauer im Vergleich zur Kfz-Nutzung wird hier nicht berücksichtigt. Sie ist in der Regel schon bei störungsfreiem Betrieb länger als bei Individualverkehr. Allerdings müssten 4.500-5.500 von 8.000 Fahrgästen ihren Weg im Stehen zurücklegen, die zwar heute möglicherweise im Stau stehen, aber dennoch in relativem Komfort. Das 49 €-Ticket verzehrt unter den Fehlannahmen von Frau Haarmann indes Mittel, die für die beschriebenen Investitionen in den Fahrzeugbestand und sonstige Infrastruktur dringend benötigt würden. Sich einseitig an Einsparungen von CO2 bei unrealistischen 10% ÖPNV-Umsteigern zu orientieren ist volkswirtschaftlich nur dann sinnvoll, wenn diese dort erfolgen, wo es unter Kostenaspekten am wirtschaftlichsten ist.
Carlheinz Swaczyna

Frau Haarmann und Herr Böttger gehen dem Kern der Frage, wie die Verkehrswende zu schaffen wäre, aus dem Weg. Nämlich dergestalt, ob der ÖPNV nicht gänzlich kostenfrei sein sollte. 2019 (vor Corona) lagen die Einnahmen aus dem ÖPNV deutschlandweit bei rund 14,5 Mrd. Euro. (2021 rund 12,2 Mrd. Euro) Quelle Statista. Der Bundeshaushalt wird 2024 bei ca. 500 Mrd. Euro liegen, die Haushalte aller Länder lagen 2019 bei rund 800 Mrd. Euro. Auf die Haushalte des Bundes und der Länder bezogen sprechen wir also von ca. 1 Prozent den die Gesamteinnahmen des ÖPNV ausmachen. Demgegenüber stehen enorme Kosten für Verwaltung, unzählige Redundanzen der IT-Systeme, Bürokratiemonster für die Tarifdschungel und am Ende unzufriedene und genervte Bürger. Mit der Reduktion oder im besten Falle Wegfall dieser Kosten, ließe sich sicherlich ein Teil der von Frau Haarmann zitierten 20. Mrd. für den Ausbau des ÖPNV in den nächsten Jahren finanzieren. Um dieses Projekt anzugehen, bedarf es aber Mut, Weitsicht und Wille zu wirklicher Veränderung. Die Idee von Herrn Böttger, Autofahren teurer zu machen, damit der ÖPNV attraktiver wird, erscheint mir da schon eher ein Griff in die Mottenkiste der Steuerungsinstrumente zu sein.
Peter Schneider

Wieder ein wunderbarer und sehr guter Artikel in der Zeit. Dennoch möchte ich gerne ein paar Anmerkungen dazu „loswerden“: Ja, das 49 € Ticket ist in dieser Form ein Fehler! Als leidgeprüfter Bahnfahrer aus dem ländlichen Raum sehe ich keine Vorteile. Herr Böttcher hat es deutlich und richtig ausgedrückt, es ist eine Subventionierung der Monatsticketbenutzer, von denen es sich viele leisten könnten, mehr zu bezahlen. Anstatt der Abschaffung des D-Tickets fände ich es besser, wenn stattdessen alle unter 25 Jahre Bus und Bahn kostenfrei nutzen könnten, je nach Region werden die Eltern zum Teil richtig geschröpft! Der gesellschaftliche Vorteil wäre ungleich größer. Seit der Einführung des D-Tickets wurden keine neuen Bus- oder Bahnverbindungen geschaffen, die Züge sind unpünktlicher und unzuverlässiger geworden. Statista ist zu entnehmen, dass der Fernverkehr bis 2020 zwischen 74 und 82 % pünktlich war. 2021 waren es noch 75 %, 2022 65 % und 2023 64 %. Im Juli 2024 waren es noch 62 %. Die Besucher der Europameisterschaft in diesem Jahr waren über die DB entsetzt. Der Kostendruck für die Betreiber nimmt zu, es werden eher Verbindungen gestrichen (vor allem auf dem Land). Ebenso steigen die Ticketpreise für die Nicht-Abo-Kunden. Die Bahn ist auf Kante genäht. Das Geld sollte besser für dringend notwendige Investitionen und dem Ausbau eines verlässlichen Angebots ausgegeben werden.
Als Selbständiger, der das Glück hat, von zuhause aus arbeiten zu können, nutze ich die Bahn ca. 2-5 x im Monat, um Kunden zu besuchen (aber meist längere Fahrten mit leider vielen Umsteigen). Um die Zahl der Umstiege zu minimieren, fahre ich in aller Regel mit dem Auto zwischen 50 und 100 km zu größeren Bahnhöfen. Dennoch sind von fünf Fahrten bestenfalls eine mit akzeptablen Verspätungen am Ziel (weniger als 15 Min) dabei. Je mehr Umstiege, desto größer das Risiko, Puffer einzubauen ist zwingend notwendig, um dennoch pünktlich zum Termin zu erscheinen. Verlässlichkeit wird immer schwieriger und der Zeitaufwand größer. Zum ländlichen Raum: Je nach Himmelsrichtung habe ich von meinem Wohnort am Tag zwischen 3-5 Bus-Abfahrten, am Wochenende noch weniger. Der von Frau Haarmann beschriebene Druck, den die Landbevölkerung ausüben könne, ist doch eher Wunschdenken – die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung führt eher zu Streichungen! Am Auto ist für die Landbevölkerung leider kein Vorbeikommen. Stattdessen wird lieber das Autofahren unattraktiver (Parkraum, Parkgebühren, Kosten etc.), statt der ÖPNV attraktiver. Abschließend ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag: Wie wäre es mit einem ÖPNV-freien Wochenende? Hin und wieder ist ein Perspektivwechsel für die ÖPNV-verwöhnte großstädtische Bevölkerung hilfreich. Diese Situation wäre dann vergleichbar mit einem autofreien Wochenende für die Landbevölkerung – mit der Erleichterung, dass fußläufig dennoch Einkaufsmöglichkeiten und kulturelle Einrichtungen vorhanden sind.
Robert Simon

Zu dem Streit-Gespräch habe ich folgende Meinung: Wann werden wir endlich mal derart leidenschaftlich über die Milliarden Euro an klimaschädlichen Subventionen diskutieren, die Jahr für Jahr in den Autoverkehr fließen?
Laura Moreno

Ich bin Krankenschwester, 65 Jahre alt, wohne in Bad Kreuznach und arbeite in Mainz. Dorthin pendele ich seit 1997 mit dem Zug. Im nächsten Jahr gehe ich in Rente, das Ticket gibt mir die Möglichkeit mobil zu bleiben. Schließlich muss ich mir selbst von meiner Rente noch Steuern vom Mund absparen u.a., um Pensionen von Abgeordneten zu finanzieren die höher sind als mein jetziges Gehalt. Dass die Bahn in finanzieller Schieflage ist, liegt meiner Meinung nach an vielen Dingen. Unter anderem daran, dass sie teilprivatisiert ist und an der Börse. Da geht es dann eher um Boni und Dividende, Kund*innen und Mitarbeiter*innen stehen eher an 2.Stelle. Ich befürworte, dass die Bahn rein gemeinnützig wird und dem Bund gehört. Sonst werden Gewinne privatisiert und Verluste an Steuerzahler*innen weitergegeben. Dazu kommt, dass der öffentliche Nahverkehr jahrelang finanziell gegenüber dem Autoverkehr benachteiligt wurde. Wer jammert, dass zu wenig Geld da ist, sollte sich zunächst die 30 Milliarden aus der Cum-Ex Wirtschaftskriminalität zurückholen und hohe Vermögen endlich besteuern. Darüber hinaus sehe ich die Möglichkeit der Finanzierung ähnlich wie Frau Haarmann: wer sich zum Beispiel eine Kreuzfahrt leisten kann, kann sich für das Ticket locker 10 Euro Umweltbonus leisten. Nur als ein Beispiel. Übrigens wären weniger Autos auch für die autofahrenden Menschen attraktiv, weil es weniger Staus und mehr Parkplätze gäbe, ohne für viel Steuergeld neue zu schaffen.
Ramona Hey

Die Ampel hat schon großen Mist verzapft, doch das 49-Euro-Ticket gehört für mich sicherlich nicht zu den größten Schandtaten dieses skurrilen Trios aus Berlin. Ich besitze schon jahrzehntelang ein Jahresabo der Bundesbahn, irgendwie war damit das Reise ziemlich begrenzt, aber mit dem 49-EURO-Ticket könnte ich jeden Tag durch die ganze Republik reisen! Ich bei der täglichen Bahnfahrt auf die Fahrt mit dem PKW; diesen benütze ich hier nur, wenn ich eine große Menge zu transportieren habe. Hier bei uns in Büchenbach hält die S-Bahn, sonst wäre es mehr unlustig! Das S-Bahn-Fahren ist für mich sehr erholsam, denn während der Fahrt habe ich genügend Zeit, um die Zeitung zu lesen. Pro und kontra, wie hier von Kerstin Haarmann und Christian Böttger, die lese ich zwar, aber trotzdem fahre ich sehr gerne mit der S-Bahn, es sei denn, dass diese mal nicht fährt, wie die letzten beiden Wochen, eben wegen größere Reparaturarbeiten bei der Bahn. Nach Nürnberg und wieder zurück nach Büchenbach, kam ich trotzdem mit dem Bus, der als Schienenersatzverkehr, fuhr. Die Fahrt dauerte nur doppelt so lange, halb so schlimm, das verlängerte mir auch meine Lesezeit!
Klaus P. Jaworek

Im o.g. fragen Ihre Journalisten am Ende: „Und wo hat Ihr Gegenüber einen Punkt, den Sie nicht so leicht wegwischen können?“ Und weil es sich bei den DiskussionsteilnehmerInnen nicht um ideologisierte Parteistrategen handelte, die ausschließlich aufs nächste Wahlergebnis schielten, sondern um zivilisierte Menschen, die zuhören können, kam auch eine vernünftige Antwort. Ich finde die gestellte Frage wirklich zielführend, nicht nur um des Inhalts willen, sondern auch um die GesprächsteilnehmerInnen einordnen zu können. Vielleicht sollte die Zeit so eine Frage in der Rubrik Streit zum Standard machen.
Adam Romoth

Das Diskussionsinterview „Ist das 49-Euro-Ticket ein Fehler?“ wirft ein gutes Schlaglicht auf die Pros und Kontras des derzeitigen Tickets in seiner bisherigen Form und seine bisherigen Begleitbedingungen. Dazu gehören die leider sehr begrenzten Mittel, um sowohl die günstigen ticketpreise als auch den nötigen massiven Ausbau der ÖPNV-Netze wie auch des Bahn-güterverkehrs ausreichend auszustatten. Trotz meiner normalerweise vor allem bzgl. Klima-, Natur- und Tierschutz (in dieser Reihenfolge) grünen Präferenzen muss ich in diesem Punkt Herrn Böttger die absolut besseren und realistischeren Argumente zugestehen. Denn der weitere Ausbau an Netzen und Frequenzen des ÖPNV ist noch wichtiger als die Verbbilligung, die eher eine soziale Umverteilungsmaßnahme als eine Chancenverbesserung des Klimaschutzes ist, solange wir keine ausreichenden Mittel für beides haben, die wir auch nicht unbegrenzt mit weiteren Schulden auf Kosten der Inflationsopfer und kommenden Generationen beschaffen sollten, selbst wenn das Grundgesetz uns nicht mehr daran hindern würde. Bessere Mobilitätsmöglichkeiten der armen sollten aber durch andere Instrumente wie mehr Bürgergeld, Mindestlohn oder sonstige Unterstützungen ermöglicht werden. Aber eine unbegrenzte Mobilität, gar staatlich garantiert und für beliebige Entfernungen und Häufigkeiten ist eine Illusion oder ein falsches oder unverantwortliches Versprechen, und entsprechenden Ansprüchen muss eher durch Argumente entgegengewirkt werden, da wir in absehbarer Zeit unmöglich ALLE Ansprüche klimaneutral oder gar fast gratis befriedigen können und an etlichen Stellen auch Energie, Massenkonsum und Verschwendungen einsparen müssen.  Dass nahezu Gratis-Angebote ein Erfolg werden, ist quasi Selbstverständlich, aber das gilt auch für Freibier. Der Erfolg ist aber nicht nur an der Zahl der Nutzer zu messen und bewerten, sondern am langfristigen Nutzen. Das Wort vom Ausspielen von sozialem gegenüber anderem, wie Sicherheit oder Klimaschutz, stellt ein Tabu auf und schafft Ansprüche, die bei zu großem Wachstum nicht auf zukunftsverantwortliche Weise oder gar nicht erfüllbar wären.
Leider muss immer wieder sehr wohl das eine Übel gegen das andere in der Verteilung von knappen Mitteln und Arbeitskräften abgewogen werden, besonders solange Parteien mit Steuersenkungs-Träumen eine Mehrheit oder Unentbehrlichkeit für Regierungshandeln haben.  Herr Böttger hat auch genug deutlich gemacht, dass er kein Leugner der Klimaproblematik und kein Bremser des Klimaschutzes ist, sondern bemüht, in den gegenwärtigen Realitäten das Beste für den Klimaschutz auch durch ÖPNV zu erreichen, u.a. durch Abbau falscher Subventionen. In meiner Tageszeitung „Schleswiger Nachrichten“ vom 17.8.24 gab es gerade einen Kommentar mit dem Titel „Mogelpackung“ mit der Kritik an den neuesten Reduktionen des — zumindest auf dem Land — ohnehin schon viel zu geringen ÖPNV-Angebots. Diese Beobachtung setzt dem ganzen nur sozusagen die Krone auf, da schon lange klar war, dass keine ausreichenden Mittel für den dringend nötigen Ausbau der Schienen und der Busstrecken und -frequenzen und der Elektromobilität auch in diesem Bereich übrigbleiben würden. Nur leider helfen die Klagen oder Anklagen dazu nicht viel, denn es mangelt den meisten politischen Kräften, jedenfalls in der „Ampel“ nicht am guten Willen, sondern am Geld, evtl. auch an der Bereitschaft, hiervon mehr einzunehmen oder aber es an anderen Stellen einzusparen, was beides unpopulär wäre, teils bei FDP, teils bei SPD und Grünen und den jeweiligen Klientelen.  Wer glaubwürdig mehr und besseren ÖPNV fordert, müsste dann auch alles verteidigen, was dem Staat mehr Mittel gibt oder deren Ausgaben an anderen Stellen reduziert, ohne die Rechnung über Schulden einseitig an die Inflationsopfer und kommenden Generationen abzuwälzen. Da die Gehälter und Pensionen der Politiker selber selbst bei drastischer Kürzung hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein wären, bedeutet das hier und da auch „Belastungen“ eines Teils der Bürger, ggf. auch weniger Steigerung von Wohlstand wie bei „nur“ Inflationsausgleich in Tarifverhandlungen, beides hoffentlich eher bei denen die es vertragen können. Fordern, u.a. eines „Sowohl-Als-Auch“ ist leicht, die Mit-Verantwortung für Erarbeitung und verantwortbare Bezahlung dieser Forderungen zu übernehmen schon schwerer.
Peter Selmke

Was für ein interessantes Streitgespräch zwischen Frau Haarmann und Herrn Böttger. Das Deutschlandticket ist das geliebte Kind der Profiteure und der Medien. Ich bin hingegen entsetzt. Warum? 13 Millionen Abonnenten dieses Tickets nehmen für sich in Anspruch, dass 46 Millionen Einkommensteuerzahler brav Steuern dafür zahlen, damit sie billiger fahren. Nehmen wir die 4 Mrd. EUR, die als Subvention gezahlt wird, dann sind das 307 EUR pro Ticket und Jahr. Pro Kopf und Monat wird das Ticket also um 25,64 EUR vergünstigt. Es müsste also ohne Subvention rund 79 EUR pro Monat kosten. Das wiederum ist den Nutzern zu teuer. Und bereits heute zeigen Analysen, dass dem ÖPNV mehr Geld verloren geht als durch die 4 Mrd. EUR Zuschuss wieder hereinkommen. Wer sich über das Deutschlandticket freut, sollte aufhören, sich über die marode Infrastruktur zu beschweren. Aber 13 Millionen Profiteure sind viele Wählerstimmen, die sich wahrscheinlich bei einer Partei sammeln. Ökonomisch verantwortungslos, politisch geschickt. Es ist und bleibt eine Torheit.
Thomas Nassua

Ist das 49€-Ticket ein Fehler? NEIN! Argument: Regionale Gültigkeit einschränken? -> NEIN. Ich schätze es sehr, ganz gleich wo ich bin, den ÖPNV ohne großes Recherchieren, welches Ticket brauche ich, nutzen zu können. ob im Bayrischen Oberland, Hamburg, Kiel, Lübeck, Düsseldorf, Aachen, Koblenz, Pfalz, Rhein-Main-Gebiet, Allgäu etc. Ich schätze es auch in meinem Heimatort Ottobrunn, wenn ich zu Fuß unterwegs bin, in den Bus einsteigen zu können, wenn er gerade kommt. Argument: Touristen überlasten den Nahverkehr -> Nicht immer mit dem 49€ Ticket. Viele Urlaubregionen oder Regionen, die den Tourismus fördern wollen, bieten kostenlose Tickets für den Nahverkehr (und Museum). 2 Beispiele: Bad Hindelung PLUS-Karte ermöglicht freie Benutzung des Nahverkehrs und der Bergbahnen City-Star-Jugendherberge Pirmasens: Mit der PfalzCard freie Fahrt mit Bus & Bahn im gesamten Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar und freier Eintritt zu 100 Attraktionen Argument: 49€-Ticket für einen Tag -> lohnt sich oft nicht. Regionale Ländertickets, wie z.B. Bayernticket, sind oft günstiger. Ich habe das 49€-Ticket seit Beginn und rechne nicht, ob sich das 49€-Ticket lohnt. Das 49€-Ticket bedeutet für mich die große Freiheit, spontan lokal und regional, ganz gleich wo ich in Deutschland bin, umweltfreundlich unterwegs zu sein. Wenn ich öffentlich fahren kann, fahre ich öffentlich. Bei Fernreisen liebe ich Komfort: ICE 1. Klasse. Oft nutze ich dabei für die Weiterfahrt regional nicht das 49€-Ticket, wenn ich weiß, dass der Zug stark frequentiert ist oder wenn der Zubringer zum ICE über RB oder RE mit häufigen Verspätungen und Ausfällen erfolgt, um die Fahrgastrechte zu sichern.
Angelika Denig

 Die Frage ist völlig falsch gestellt! Ich bin von Leipzig nach Dresden oder Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) innerhalb einer Stunde gefahren.  Der Wochenendausflug ging mit der Bahn nach Berga-Kelbra – was heute auch geht. Dann sind wir über den Kyffhäuser gewandert und von Bad Frankenhausen nach Helle zurückgefahren. Alles ohne vorherige Netzplanung. Heute sind massiv Strecken bzw. Ausweichstellen abgebaut worden. Die Milliarden für den Bahnausbau gehen wieder nur in die westlichen Bundesländer. Was soll ich da mit einem 49-Euro-Ticket. Wir wollten im Urlaub dieses Angebot nutzen. Der Urlaubsort lag in Mecklenburg, ca. 30 km von Stralsund und Greifswald entfern. Wir hätten mit dem Auto! nach Grimmen fahren müssen (in der Urlaubszeit fahren keine Bussen über die Dörfer. eine Verbindung nach Greifswald von Grimmen gibt es nicht mehr. Also mit dem Zug nach Stralsund – Wartezeit – mit dem Zug nach Greifswald. Gesamtfahrzeit über 3 (drei) Stunden, dasselbe zurück. Mit dem Auto nach Stralsund und nach Greifswald jeweils ca. 20 Min., einfach lachhaft.  Ein einheitliches Ticket für Zug, Bus und Straßenbahn wird es in Deutschland auch in Zukunft kaum geben. Die Kleinstaaterei in Deutschland schreit zum Himmel.
Rolf Geyer

Ist das Deutschlandticket ein Erfolg? Nein, wenn man die Anzahl der 15 Millionen bisheriger Zeitkartennutzer zugrunde legt. Doch hat das Deutschlandticket noch großes Potenzial in 3-facher Hinsicht:
1. Es darf nicht ständig verteuert werden und muss als bundesweites Angebot vom Bund im Rahmen des von der Ampelkoalition versprochenen Klimageldes als Kompensation für höhere CO2-Steuern in zielgenauer Form und ohne Verwaltungsaufwand finanziert werden.
2. Es muss eine 30-Euro-Variante geben für Sozialhilfeberechtigte und Jugendliche bis zum 27. Lebensjahr, denn in diesem Alter wird das Mobilitätsverhalten geprägt.
3. Es wird nicht nur im (digitalen) Abonnement angeboten, sondern auch monatsweise und unkompliziert – mit Namenseintragung, ohne App – an DB- oder anderen Automaten oder im Reisezentrum mit persönlichem Service und Aufpreis.
Im Vergleich zum aktuellen Abo-Modell mit einer hohen Einstiegshürde werden mehr Menschen sich dafür entscheiden, besonders nicht digital affine Bevölkerungsgruppen und Personen, die ihr Recht auf analoges Leben einfordern. Im Ergebnis könnten über 20 Millionen Menschen das Deutschland-Ticket nutzen.
Hermann Krafft

Ihre Stellungnahme zum 49-Euro Ticket ist recht enttäuschend. Mich würde interessieren, wo ihr Schwager wohnt, um als Autofan auf das besagte Ticket umzusteigen. Ich selbst habe bisher immer Grün gewählt, weil ihre Partei die Klimasituation am ehesten einbezieht in politische Entscheidungen. Sie haben als Politikerin aber auch einen Auftrag für die Bevölkerung. Im hier genannten Kontext auch für diejenigen, die auf dem Land leben. Dazu nehmen Sie in keiner Weise Stellung. Sie bestärken damit die Wahrnehmung in Teilen der Bevölkerung nach grüner Klientelpolitik UND tragen zur Abwanderung nach rechts bei. Vielen Dank! Zu meiner eigenen Situation: ich wohne 20 km von Chemnitz entfernt in einem Dorf, habe einen Arbeitsweg von 16 km, es gibt ca. 5% Radwege, ansonsten muss ich öffentliche Straßen nutzen. Wenn ich ÖPNV nutzen möchte, benötige ich 2,5 Stunden für eine Richtung, weil das Angebot an ÖPNV im ländlichen Raum dermaßen spärlich ist und auch für das Mitnehmen des eigenen Fahrrads bisher keine von der Auslastung unabhängigen Möglichkeiten angeboten werden. Die Situation im ländlichen Raum ist bekannt. Warum gelingt es Ihnen in einem einfachen Interview nicht, die Lebenswelt der Gesamtbevölkerung einzubeziehen?
S. Löcse

Ob jemand wegen des 49€ Tickets vom Auto in den ÖPNV umgestiegen ist, spielt praktisch gar keine Rolle. Allein entscheidend ist, ob der Autoverkehr deswegen zurückgegangen ist. Danach sieht es allerdings nicht aus. Was auch damit zusammenhängt, dass jeder freie Auto-Platz im Straßenraum sofort wieder von jemand anderem aufgefüllt wird, denn das Auto ist spektakulär flächenineffizient. Um eine Person zu befördern, braucht man im Stadtverkehr um die 50 Quadratmeter; die meiste Zeite stehen Autos allerdings herum und brauchen im Idealfall um die 12 Quadratmeter, je nach Erschließung der Parkfläche auch mal mehr als das doppelte. Wer Autoverkehr reduzieren will, muss vor allem eins tun: Autoverkehr reduzieren. Durch direkte Maßnahmen.  Rechtfertigen lässt sich der ÖPNV-Dumping-Preis allenfalls, weil die Gießkannensubvention im Großen und Ganzen den richtigen hilft. Mit Bus & Bahn fährt meist, wer wenig Geld hat. Ein Fahrrad täte es in vielen Fällen genauso, wäre für alle Beteiligten kostengünstiger, auch für den Steuerzahler.
Jan Krüger

Mir fehlt das Pro-Argument Preis, denn Bahnfahren ist nicht günstig und im Streitgespräch komme ich zu dem Schluss, das Autofahrende und Bahnfahrende beliebig finanziell belastet werden können. Auf dem Land wohnend, besitze ich ein KFZ, das auch wenn es nicht bewegt wird Kosten verursacht, je nach Art und Weise lt. Automobilverband gut 300€ mtl. Da hilft ein 49€-Ticket, um regelmäßig das Auto am Bahnhof stehen zu lassen und mit dem Zug zur Arbeit zu fahren, das spart zwar keine Zeit, aber Nerven, Geld und Parkplatzsuche. Ein Anfang, steigen die Preise oder fällt das 49-€-Ticket, ist der Vorteil dahin. Viele Menschen, die ich kenne, haben nur ein begrenzte Menge Geld. Verzichte ich ganz auf das KFZ, käme ich gar nicht zum Bahnhof, bzw. zur Arbeit, so funktioniert, wie so oft der Mix, als Anfang zur Wende. Wenn das 49-€-Ticket wegfällt, fahren wir nicht mehr Bahn, denn ein Bahn-Monatsticket kostet immer noch 240€, soviel Treibstoff verbraucht mein Auto bei aktuellem Preis nicht, so dass die einfache Kosten-Nutzen-Rechnung und der Kontostand entscheiden.
Christian Petermann

Das 49-Euro Ticket ist das Beste, was unsere Regierung seit langem gemacht hat! Als Ruheständlerin im Umfeld einer größeren Stadt, aber dennoch auf dem Land, genieße ich das Deutschlandticket. Nur für Notfälle, wenn wir mit dem ÖVPV nicht weiterkommen, haben wir noch ein Auto. Aus der Perspektive älterer Menschen ist es ein Genuss, Bahn oder Bus zu fahren ohne umständlichen Kartenkauf, ohne das Zücken des Geldbeutels oder bei einem Busfahrer, der nicht Bescheid weiß oder der deutschen Sprache kaum mächtig ist. Sicher, man braucht manchmal Zeit und Geduld (wie ergeht es eigentlich Autofahrern im Stau?), aber das liegt hier weniger an der „Masse Mensch/Auto“, als an mangelnder Information oder am Verkehrssystem. Frau Haarmanns Vorschlag, Autofahrer stärker zu belasten, höhere Parkgebühren u.ä. würde m. E. auch begeisterte Autofahrer dem Deutschlandticket näherbringen. Ich höre immer wieder von jungen Menschen, die ganz bewusst auf das Auto verzichten aus großer Sorge um unsere Zukunft . Ich hoffe auf eine Zukunft des Deutschlandtickets und auf die vorausschauende Vernunft der Regierenden. Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden!
Anneliese Schulz

 


 

Leserbriefe zu „Rüssel oder Stecker?“ von Carlotta Böttcher und Max Hägler

Ich fahre seit 2 Jahren elektrisch (VW ID.4) und bin hoch zufrieden. In der Zeitung und in anderen Nachrichten bekomme ich aber ständig erzählt, dass das überhaupt nicht funktioniert. Die Autoren, die die Autos testen und darüber schreiben, stellen sich in der Regel so dämlich an, dass sich ihre negative Erwartungen erfüllen. Natürlich funktioniert manches anders. Darauf muss man sich einstellen, z.B. mit einer Lade-App, die einem alle geeigneten und freien Ladestationen in Europa anzeigt. Das Netz wird jedes Jahr dichter. Wer nun täglich mehr als 400 km oder in Bulgarien (Hinweis in Ihrem Artikel) unterwegs ist, kann sich bis 2034 Verbrenner kaufen und sie auch danach noch fahren. Das hat niemand verboten. Deshalb ist das E-Auto doch nicht schlecht. Es passt lediglich nicht in jede Situation; im Moment noch nicht. Ich werde keinen Verbrenner mehr kaufen. Übrigens: Für die ersten Verbrenner-Autos kaufte man den Sprit in der Apotheke. Kaiser Wilhelm sagte, diese Technik werde sich gegenüber der Pferdekutsche niemals durchsetzen. Deutschland eben.
Karlheinz Martin

Die Misere der E-Mobilität trägt einen Namen: green deal, von der Kommissionspräsidentin in treuer Gefolgschaft Angela Merkels ersonnen, ein Konzept aus dem Elfenbeinturm. Vordergründig ist der abschreckende Preis ausschlaggebend. Schwerer wiegen die bekannten anderen Minuspunkte wie fehlende Infrastruktur und Reichweite. Auch das Image des sauberen Fortbewegungsmittels ist nicht haltbar, solange fossile Energieträger Stromlieferant sind. Und das wird auf absehbare Zeit so bleiben, da auch die Industrie grün werden soll ohne Klärung der Ressourcenfrage. Einzig verwunderlich, dass die hochmögenden Industriekapitäne darauf hereingefallen sind, wenn schon die Grundrechenarten bessere Ergebnisse geliefert hätten.
Christoph Schönberger

Der vermeintliche „Kraftstoff-Kostenvorteil“ des E-Autos (im Artikel von Frau Böttcher und Herr Hägler) ignoriert zwei Punkte:
– In den letzten Jahren erzielten die Mineralölsteuer sowie die Mehrwertsteuer auf Kraftstoff über 40 Milliarden € Staatseinnahmen als „Ersatz“ für die Straßenbenutzungsgebühr. Jeder E-Autofahrer bezahlt pro 100 km ca. 35 % davon deutlich weniger: Wovon werden ab 2034 Straßen, Brücken etc. bezahlt, wenn bspw. über 20 Mrd. € fehlen?
– Jeden Tag sollte ausreichend Strom an den Ladesäulen zur Verfügung stehen: In „Dunkelflauten“ wie den letzten beiden Wintern 2022 und 2023 ist dies nicht gesichert.
Bei künftig vielen Millionen E-Autos fehlen erhebliche Staatseinnahmen wegen Wegfall der Mineralölsteuer-Einnahmen und bei „ungünstiger Wetterlage“ mit miserabler Verfügbarkeit der EE-Anlagen (bspw. 29.11. – 01.12.2022 oder 30.11. – 02.12.2023) einfach über 2 – 3 Tage lang genügende Stromerzeugung! Das nennt man ein gut durchdachtes Konzept?
Wolfgang Ströbele

Es geht um E-Autos. Die Kunden kaufen keine mehr. Elektroautos das ist so. schön GRÜN. Keine Abgase aber der Strom kommt aus stinkenden Kohlekraftwerken oder schlimmer es ist Atomstrom. Also Schluss mit E-Autos. An die Tanke und den Rüssel des Spritverteilers in das Tankloch. Das Benzin ist importiert und nicht GRÜN. Da hilft dann nur zu Fuß gehen.
Hans-Emil Schuster

Etwa vor 8 Jahren haben ich mich, im Zuge der Neuanschaffung eines PKWs, mit dem Thema umweltverträgliche Mobilität beschäftigt. Dabei bin ich auf eine neue Technologie gestoßen. Sofern meine Information stimmt, wurde von AUDI und Bosch die Nutzung eines bivalenten Motors entwickelt, mit der Nutzung von CNG (Compressed Natural Gas). Sehr zeitnah lief Werbung in den öffentlich-rechtlichen Medien. Die Kaufentscheidung war da und ich kaufte einen A5 der mit CNG angetrieben wurde. Gleichzeitig erhielt ich ein Zertifikat von AUDI, dass ich 3 Jahre mit aus Wasserstoff produziertem CNG, welches in einer von AUDI entwickelten Anlage im Emsland ins Netz eingespeist wurde, fahren würde – wunderbar!! Dann wurde diese wunderbare Idee die Umwelt zu schonen und Co2 zu reduzieren vom E-Hype aus der öffentlichen Wahrnehmung genommen. Subventionen und E. Musk taten ihr übriges. Ich fahre heute immer noch mit CNG und dabei ausschließlich BioCNG. Das bedauerliche ist, dass die beiden Autoren des o.a. Artikels, die bereits vorhandenen Möglichkeit mit BioCNG nachhaltig und umweltfreundlich zu fahren, nicht erwähnt haben. Am Rande sei bemerkt, dass in unseren Nachbarländern, im Zuge der Technologieoffenheit, CNG ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz ist. Last but not least, es wäre auch wichtig gewesen im Artikel darauf hinzuweisen, welche Umweltbelastungen durch die Herstellung von Batterien (Thema Lithium & Kobalt) und Entsorgung entstehen.
Hans Gemmerich

Letztlich bestimmt die Natur über das Verbrenner-Aus. „Das muss von weiter oben kommen“, „Die Unsicherheit ist selbst gemacht“, „Nachfragedelle, für die die Politik Verantwortung trägt“ ,“Mit einem E-Auto komme ich mit Anhänger nicht weit“, usw. Lauter Aussagen, die die Verantwortung anderswo suchen, nur nicht bei sich selbst. Dabei ist es doch normal, dass es bei Transformationen zu Reibung kommt. Maja Göpel nannte das auf der re:publica 2022 „Die Waschmaschine“: das was vergeht, will nicht so richtig loslassen und das was entsteht, ist noch nicht so richtig anfassbar da.“ Wenn also alle Akteure ein bisschen mehr positive Einstellung zeigen und Selbstverantwortung übernehmen, dann sind wir gleich einen großen Schritt weiter und die E-Mobilität gar nicht mehr so weit entfernt (oder darüberhinausgehende noch fortschrittlichere Mobilitätsformen). Das gilt auch für den Artikel selbst. Ein bisschen mehr Stellung beziehen hätte am Ende ganz gutgetan. Die Aufgabe hat immerhin der ADAC übernommen, indem er auf den Kern des Themas verweist: die Klimakrise. Dann diktiert die Natur das Verbrenner-Aus 2035, auch ohne „ausreichend“ E-Autos. Auch wenn Oliver Zipse es für „nicht erreichbar“ hält.
Martin Mühlegger

So so, der Verbrenner ist also über 5 Jahre günstiger als der Stromer. Ist stelle mir gerade die Menschen vor, die an stark befahrenen Straßen leben. Die Kinder, die dort jeden Tag den Lärm ertragen und die schlechte Luft einatmen müssen. Würden die das anders sehen, wenn dort in den kalkulierten 5 Jahren nur E -Autos fahren würden? Wie fließt dieser Faktor in die Berechnung ein? Alte Batterien werden anderweitig verwendet oder aufbereitet. Was passiert mit alten kaputten Motoren? Wo ist denn die hochgelobte deutsche Ingenieurskunst? Gibt es die nur für Verbrenner? Warum hat den Tesla überall ein funktionierendes Superchargernetz? Warum fahren denn in einem Flächenland wie Norwegen mit sehr kalten Wintern die Menschen überwiegend Elektroautos? Tja, ich sage nur armes Deutschland. Hauptsache der Profit für die Autoindustrie stimmt. Also weiter Diesel produzieren, die die vorgegebenen Abgaswerte nie einhalten werden.
Matthias Klemm

Mein Elektroauto ist geschmeidig wie ein Blatt. Nicht nur, dass es kein Kohlendioxid ausstößt, es stinkt auch nicht und macht keinen Krach. Verbrenner gehören längst verbannt aus Wohngebieten. Das wird viel zu wenig diskutiert beim momentanen E-Auto-Bashing. Und es fährt sich einfach bombig, beim Anfahren am Berg ebenso wie beim Stop-and-go im Pendlerstau – alles mit einem so genannten e-Pedal. Eine Marktrecherche im letzten Frühjahr ergab, dass deutsche Hersteller gar keine Autos verkaufen wollen. Bei den Preisen, die dort aufgerufen wurden. Ich habe mich für einen Leaf eines japanischen Herstellers entschieden und noch keinen einzigen meiner gut achttausend Kilometer bereut. Tatsächlich für vier Jahre geleast, wie vom Fachmann im Artikel empfohlen. Bei einer neuen Technologie beinahe selbsterklärend. Reichenweitenangst lässt sich durch Planung in den Griff bekommen. Ich benötige knapp 15 Kilowattstunden für 100 Kilometer, bei einem durchschnittlichen Haushaltsstromtarif komme ich somit auf 5,25 Euro – über ein Drittel unter den im Artikel genannten Kosten. Übrigens genügt mir eine normale Steckdose in der Garage, um über Nacht zu laden. Bilanziell habe ich mit meiner Solaranlage seit 2004 bereits so viel Solarstrom erzeugt, dass ich 50 Jahre lang zeozweifrei fahren kann – bleiben noch 49! Die Elektromobilität befindet sich gerade in der zweiten Phase, die alle neuen Technologien durchmachen. So erging es auch der Photovoltaik: Vor 20 Jahren belächelt, vor zehn Jahren bekämpft und heute hat sie sich durchgesetzt.
Berthold Hanfstein

Wie so häufig habe ich im oben genannten Artikel gelesen das es in Deutschland zu wenig öffentliche Ladepunkte gibt. Im Artikel werden Menschen erwähnt die Probleme mit der Ladeinfrastruktur haben. Dies deckt sich in keinster Weise mit meinen Erfahrungen als Carsharing Nutzer der gerne Elektroauto fährt. Laden mit RFID-Chip ist super simpel. Einstecken, Chip ranhalten und nach einer halben Stunde weiterfahren. An der Autobahn muss man sich nur entscheiden, ob man von den 12 freien Plätzen lieber den näher am Klohäuschen oder näher am Tankstellenkiosk nimmt. Davon könnten sie sich gerne selbst mit einer Probefahrt überzeugen oder einfach eine App wie die von EnBW öffnen und etwas Statistik treiben, wann sie eine rote und damit belegte Ladesäule finden.
Stefan Schönberger

Für den Erwerb eines E-Auto benötigt man nicht nur ein gut gefülltes Konto, sondern auch ein paar andere Voraussetzungen. Hier einige Aspekte. Ich bin 73 Jahre alt und habe mir vor 2 Jahren ein neues Auto gekauft. M.E. sollte man mit spätestens 80 Jahren den Autoschlüssel abgeben. Sollte mein Auto früher den Geist aufgeben dann werde ich Taxi fahren. Schont die Nerven und ist viel billiger. Für 40tausend € und mehr kann man ziemlich lange mit dem Taxi fahren. Mein Auto – Mercedes A 180 – kann ziemlich viel, auch viel Schnickschnack wie den Lärm bei der Abstandswarnung, der eher nervt als hilft. Man kann jedes moderne Auto aus der Entfernung steuern. Wie unheimlich. Ich erlebe immer wieder Fehlfunktionen. Vollbremsung an der Ampel, obwohl das Auto vor mir noch 5 Meter weg ist. Oder immer wieder: Motor springt nicht an. Da hilft nur: aussteigen, abschließen, aufschließen, neu starten. Riesenlärm wegen ein paar Schneeflocken. Mein Vertrauen in die Elektronik ist limitiert. Vertragen E-Autos hohe Temperaturen? Jetzt schon ist jeder Besuch in der Werkstatt ziemlich teuer. Da wird bei E-Modellen noch eine Schippe draufgelegt. Und nach einigen Jahren braucht man einen neuen Akku. Was ist mit dem Wiederverkaufswert? Wird es überhaupt einen Markt geben, wenn vielleicht viele Neuwagen auf Halde stehen? Mit schöner Regelmäßigkeit liest man von brennenden Autos. Meine Garage ist 50 Jahre alt, hat keinen Stromanschluss. Soll ich jedes Mal zum Kaffeetrinken gehen, wenn der Akku geladen werden will? Wie sieht es mit den Ladestationen jenseits der Grenze aus, in Österreich, Italien, Slowenien, Tschechien, Frankreich? Ist E-Mobilität umweltfreundlich? Am besten ist es immer noch, kein Auto zu besitzen.
Bärbel Rott

Ich befolge den Rat von Hrn. Mummenhoff und kaufe mir kein Auto mehr, jedoch aus einem ganz anderen Grund, nämlich dem, dass ich keines benötige. Außerdem ist die Wahl zwischen Rüssel und Stecker für mich wie die Wahl zwischen Alkohol und Nikotin, beides ist schädlich für den Körper, beides muss ich nicht haben. Ich finde es sinnlos, den Kauf eines Autos als so selbstverständlich hinzustellen wie den Kauf eines Paar Schuhes, denn das ist er definitiv nicht – wenn ich mich fortbewegen will, benötige ich dazu kein Auto. Und ständig darauf anzuspielen, dass „man auf dem Land ein Auto braucht“, geht mit keinem Wort darauf ein, dass man folgerichtig dann in der Stadt kein Auto braucht (weil funktionierender Nahverkehr vorhanden). Die verantwortlichen Politiker sollen sich doch bitte hinstellen und ganz offen sagen, dass wir Auto brauchen, weil wir sonst nicht wüssten, wie wir den Staatshaushalt finanzieren könnten und dass es aus Bequemlichkeitsgründen unmöglich ist, den passionierten Autofahrern das Autofahren abzugewöhnen. Dann bräuchte man endlich nicht mehr diese Scheindebatten um Mobilität führen.
Erich Würth

Wenn ich mir ein Auto kaufe, dann will ich selbst entscheiden, ob ich einen PKW mit Stecker- oder mit Rüsselanschluss kaufe. Die grüne Ampel hat sich da herauszuhalten, ich will und brauche da keine Vorgaben von irgendwelchen Politikern, die ich eventuell gewählt oder auch eventuell nicht gewählt habe! „Im Anfang war das Benzin und der Vergaser. Dann schuf Gott den Motor und die Karosserie, die Hupe und das Verkehrslicht. Dann betrachtete er sein Werk und sah, dass es nicht genug war. Darum schuf er noch das Halteverbot und den Verkehrspolizisten, und als dies alle geschaffen war, stieg Satan aus der Hölle empor und schuf die Parkplätze.“ (Ephraim Kishon, 1924-2005, israelischer Schriftsteller und Satiriker)
Klaus P. Jaworek

Es wäre schon interessant zu erfahren, wo der ADAC seine Werte hernimmt. Zweifellos hat ein E-Auto wesentlich weniger bewegte Teile als ein Verbrenner, damit weniger Verschleiß, weniger Schmierstoffe, weniger Wartung. Also sollte die Summe für Wertverlust, Reparaturen und Steuern beim E-Auto unter dem Wert für Verbrenner liegen. Könnten Sie bitte mal beim ADAC nachbohren?
Dieter Schuster

Danke für den Artikel. Aber für die Autoraser die durch Berlin täglich schnell fahren, entweder beim Gas geben um über rot zu Rasen oder vom Start an der Ampel, ist die Entscheidung schwierig schätze ich mal weil E Autos von null auf 100 sind viel schneller sicherlich allerdings ohne den Motor Lärm was bestimmt den Spaß dämpft so??? Mit freundlichen Grüßen aus Berlin…
Brian Agro

Das Schlagwort von der Technologie-Offenheit ist hohl. Sich von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) eine Lösung zu erwarten, um den Fortbestand der Verbrenner-PKW-Flotte zu sichern, ist eine Illusion. Aufgrund ihrer aufwendigen Produktion haben E-Fuels lediglich einen Wirkungsgrad von 13 Prozent, sind also ineffizient. Bis 2035 wird es nicht ansatzweise genug davon geben, um die PKW-Flotte zu versorgen. Denn andere Verkehrsbereiche wie der Schiffsverkehr, der Lkw-Schwerlastverkehr oder die Luftfahrt werden viel stärker auf E-Fuels angewiesen sein, weil es für sie eine E-Antriebstechnik geben wird. Und E-Fuels werden als knappes Gut sehr teuer sein.
Stefan Kaisers

Ich lese die Zeit, weil ich gut recherchierte Artikel gerne mag! Im Artikel „Artikel Rüssel oder Stecker“ unten steht der Kostenvergleich für einen ID3, der im Durchschnitt zwischen 20 und 24 kWh verbraucht. Beim Laden gibt es Verluste, die ich auch bezahlen muss. Mehr bei AC als bei DC. Wenn ich genauso schnell tanken möchte wie bei Benzin und unterwegs bin, finde ich keine Lösung. Ich muss mehr Zeit aufwenden! Und was kostet der DC-Strom?  Je nach Gegend und verfügbarer Ladesäule muss man mit 60ct/kWh, oft 79ct/kWh rechnen. Alternativ sollte man also einen Jahresvertrag mit einem günstigen Anbieter abschließen und diesen überwiegend nutzen. Dann rechne ich für den ID3: 100 km mit 22kWh (Durchschnitt + Verluste im Sommer unter 115km/h): 22kWh/100km * 0,60€/kWh =13,2 €/100km. Ein umweltfreundlicher Diesel VW Touran (weniger CO2 als Benziner und sauberer inzwischen, der Touran ist schwerer und hat mehr Luftwiderstand) gleiche Fahrweise verbraucht 4,6l/100km: 4,6/100km * 1,65€/l = 7,64 €/100km Bin ich reich und habe ein Einfamilienhaus und eine Solaranlage mit Wallbox kann ein E-Auto bezahlen und fahre ich nur kurze Entfernungen (<350km) tanke also nur zu Hause, so sieht die Rechnung anders aus: Stromkosten zwischen 0,11€ (Erzeugungskosten – Entfall der minimalen Einspeisevergütung: Für Reiche: 22kWh/100km * 0,11€/k =2,42€/100km
So finden die real geführten Diskussionen im Verein und beim Essen statt. Leider ist im ZEIT Artikel der Verweis auf den ADAC als Quelle offenbar nicht gut geeignet. Solche ADAC-Werte dienen der Energiewende nicht, denn in auto moto sport stellen die Vergleiche etwas anderes dar. Jeder, der etwas rechnen kann, und vielleicht selber ID3 fährt, kann die obigen Beispiele als realistisch bestätigen. Nehmen sie doch bitte konkrete Beispielfälle nach eigener Recherche. Und die Diskussionen sind ganz schön kontrovers, denn wer reich genug für das preiswert zu fahrende E-Auto ist, bekommt auch eine super Förderung für den Umstieg aufs E-Auto. Politisch kann das alles besser geregelt werden, wenn Kraftstoffkosten und Ladesäulen entsprechend preislich verbindlich anders vorgegeben werden! Strom-Einheitspreis an den Ladesäulen DC z.B. auf maximal 35ct/kWh, und AC auf maximal 25ct/kWh. Schon haben wir die Energiewende im Individualverkehr für alle! Der Strom an der Ladesäule könnte sogar zu besonderen Zeiten noch viel billiger sein, abhängig von den Gestehungskosten: Wind und Sonnenstrom sind nicht immer verfügbar, aber sehr viel preiswerter als Strom aus Kohle und Gas. So würden die nun häufiger zu erwartenden negativen Börsenstrompreise auch nicht mehr den Bundeshaushalt belasten (EEG-Umlage, Merrit Order Desaster an der Börse für grünen Strom), weil er in zum Teil in Autobatterien fließt. Und die gesicherte Wirtschaftlichkeit für Wind-, Sonnen- und Speicherstrom führt zum weiteren Ausbau und zusätzlichen neuen Batteriepufferanlagen – ganz ohne staatliche Förderung! Lediglich den Bau der Ladesäulen mit der Verstärkung des lokalen Niederspannungsnetzes müsste man wahrscheinlich fördern, da diese Investition bei den angedachten Fixpreisen sich zu spät zurückzahlt.
Stephan Eisenberg

 


 

Leserbriefe zu „Wenn ich kämpfe, dann für Europa“ von Artur Weigandt

Ihr Wortgeklingel (Sie loben sich der Annahme fäkalsprachlichen, soldatischen Jargons – toll!) in Ehren: Für Personen meiner Generation, die nie ganz frei vom Trauma des Zweiten Weltkriegs und der nachfolgenden Mangeljahre sind, auch für alle, denen momentan die Beine und ihr Haus unter dem Hintern weggeschossen werden, ist ihre Verherrlichung triebhaften Faustrechts (für welche Art von Freiheit?) wie ein Schlag in die Magengrube. Jeder Wortführer, der die Hirne der Toren evangelisierend für einen „gerechten“ Krieg vernebelt, sie vielfältig bis zum Blutopfer bezahlen lässt (wie legal und normal ist das?), ist ein verführender Halunke – und alle Trittbrettfahrer seine Handlanger! Was ist wahrhaftig? Seit es Schrift gibt, singen die Kundigen das Lied derer, denen sie ihre Fähigkeiten andienten! Für wen oder was (u. a. Pfründe und Ideologien ihrer Auftraggeber) die Elitekämpfer, deren Dolmetscher sie sind, Moral, Ehre, zivile Überlebens-Werte und Gewissen vergessen, ist ihnen sowieso einerlei, weil auch ohne Indoktrination durch Drill gezielt eliminiert. Was bringt dieser totale Krieg den russischen Brudervölkern? Unserem Europa der Vielfalt, deren Verbundenheit wegen nationalstaatlicher Interessen mit Füßen getreten wird? Meinen Verwandten und mir hat das Ende mit Schrecken der 40er für ein ganzes Leben gereicht! Deswegen misstraue ich jeder Art von Enthusiasmus und ihrer Begleiter, die da sind: Idealismus, Glaubenswissen, Einbildung, Ideologien, patriotischer Nationalismus und allen Formen von Trieben und Süchten….
Denn der leidvolle Kater folgt für alle gehorsamen, in ihren illusionistischen Blasen verfangenen Untertanen wie das Amen in der Kirche, die mit Inbrunst Hiob bemüht – frei rekapituliert für weniger Bibelfeste: Der identitäre Herr (der Staat und seine „Diener in wohlbestallter, hierarchischer Ordnung“) hat was wem versprochen; Dem Kollektiv genommen und für oder gegen es verwendet; Die Überlebenden, nebst der elitären Nutznießer loben den Herrn gespaltener Zungen – und fühlen sich vor der nächsten Wahl gebauchmiezelt, als Souverän angesprochen zu werden. Abhandlungen über Kriege und ihr Entstehen gehen in die Legion. Friedenswünsche ebenso – und beides berstend vor Lug und Trug, verbrämt in Scheinheiligkeit. Legion sind auch die einfältigen Steigbügelhalter machtaffiner Arroganz, die sich im Glanz der Herrlichkeit, die sich in sichere Gefilde begibt, sonnt, obwohl sie im Morast versinken. Wehe, aus ihren Kreisen erkiest sich eine wahrhaft unerschrockene Persönlichkeit, die Weißkragen nebst ihrer Soldateska als Mordgesellen (Halsabschneider) zu titulieren: Solange die Kriegsfuror-Kavalkade reitet, wird der Friede wie seine flehenden, mahnenden, warnenden Beschwörer an den Cassandra-Pranger gestellt. Nein, Herr Weigandt: Sie sind kein Kriegstreiber, sondern möglicherweise nur ein jugendlicher, momentaner Triebtäter, dem Ernüchterung nottut – und sei es über Schlachtfeld-Grenzerfahrung. Für unbelehrbare Eiferer und „Kameradenschweine“ kennt der Soldat die Heilmethode des „Heiligen Geistes“. Diese Gedanken musste ich mir von der Seele schreiben, um Kummer und Zorn nicht in Resignation fußen zu lassen.
Andreas Weng

Ich bin Menschen wie Artur Weigandt, die bereit sind, andere gegen Aggressoren zu schützen, dankbar. Ich gehöre einer Generation an, die sich, trotz möglicher Verweigerung, großenteils und oft sehr bewusst für die Wehrpflicht entschied, jahrelang den olivfarbenen Seesack zu Hause bereithielt und regelmäßig Wehrübungen absolvierte. Wir dürften dazu beigetragen haben, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Solange die (Allzu­)Mächtigen keine Engel sind, gilt leider: Wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten.
Andreas Goletz-de Ruffray

Die Darstellungen des Autors Artur Weigand zeigen sehr schön die fundamentale Regression auf, die weite Teile der gesamten „Kriegs“-Diskussion und das Verhalten im Jahr 2024 – immer noch – auf allen Ebenen bestimmt. „Warum ich notfalls auch schießen würde, um die Freiheit zu verteidigen“ – kleiner geht es dabei offenbar – schon wieder – nicht mehr! Dumm halt, dass „die anderen“ genau die gleichen Glaubenssätze haben, die funktionieren in jeder Sprache und Uniform. Wie identitätsstiftend diese zum Teil distanzlose und kollektive Regression wirkt, offenbart sich, sobald man die Meta-Ebene einnimmt und sich nicht mit irgendeiner der üblichen oberflächlichen Einordnungen gemein macht, die jeder „Kriegspolitik“ zugrunde liegen und auch Weigandt vor sich herträgt: die Guten gegen die Bösen, die „Bellizisten oder Friedensschwurbler“ (sic!) gegen die „Kriegstreiber“, wir gegen die, Opfer gegen Täter, Helden gegen Feiglinge, Russen gegen Ukrainer etc., etc. Das Ganze vermengt mit persönlichen Gefühlen und Gerüchen, prägenden und schambesetzten Flucht- und Kriegsbiographien, die der Mensch offenbar zwanghaft und weitgehend unbewusst so lange wiederholen muss, bis er mit dem „Ende“ leben kann, von verdrängten Scham- und Schuldgefühlen befreit. Also nie! Was bei dem ganzen lebens- und ressourcenvernichtenden Zirkus „verteidigt“ wird, ist eigentlich egal, es muss halt nur „groß“ genug sein, „Freiheit“ klingt immer gut. By the way: ich würde „notfalls auch schießen“, allerdings nicht für „Europa“ oder aufgrund irgendeiner „Nationalität“ des Gegenüber – sondern ggf. aus Rache, Hass und damit einhergehender (abgewehrter) Trauer. So ehrlich sollte jeder sein, der glaubt heute noch „Krieg“ führen zu müssen und andere dazu auffordern zu wollen!
Martin Deeg

Es erscheint mir wichtig, einmal zu betonen, wie beeindruckend dieser Artikel für mich ist. Artur Weigandt spricht mir aus der Seele und ich bin erleichtert, dass er hier zur Sprache bringt, was jedem Menschen mit Gewissen und Überzeugung im Krieg mit der Ukraine bewegt. Richtig auch, wer noch keinen Krieg erlebte, Familie und Freunde verloren hat, sollte keine Menschen als Kriegsbetreiber bezeichnen, die für Gerechtigkeit und Schutz für die Opfer eintreten. Mit der eigenen Sicherheit ist es immer ein Leichtes, den Überfall auf ein Volk zu negieren. Besser alles tun, um den Überfallenen zu helfen. Mit einem gesunden Menschenverstand kann man unmöglich einem Diktator und Mörder wie Putin vertrauen. Wie kann man ignorieren, wieviel Leid und Kriege Putin bereits mit seinem Machtrausch in verschiedene Länder gebracht hat.
H. Justin

Gratulation! Meisterlich gemacht! Provokation und Gegenthese. Ich hatte mir das (heimlich) schon gedacht, oder besser: gewünscht. Ole Nymoens Artikel hat provoziert: Wie kann man nur solche Gedanken haben. Aber so abwegig sind seine Gedanken nicht, hatte ich doch die gleichen, als Wehrpflichtiger in den 80er Jahren (siehe meinen (verspäteten) Leserbrief, den ich unten nochmals angehängt habe). Unabhängig, ob er selbst davon überzeugt ist, ohne einen provozierenden Anstoß findet kein Austausch statt. Erst andere Sichtweisen starten die Reflexion. Das ist gerade in dieser polarisierten Zeit wichtig geworden. Die Sichtweise und Erfahrungen von Herrn Weigandt sind ebenso ungewöhnlich: Sein Erstkontakt mit dem Militär und was das mit ihm gemacht hat. Beides zusammen lässt erst eine eigene, differenzierte Meinung bilden: Warum tun wir uns so schwer mit Krieg? Wo dieser doch der ständige Begleiter in der Menschheitsgeschichte ist. Danke dafür. In den beiden Artikeln wird für und gegen eine Verteidigung im Kriegsfall argumentiert. Ich denke, dass zu meiner gestellten Frage „Ab welchem Punkt ist man bereit ´Nein´ zu sagen“ sich Jeder irgendwann in seinem Leben eine ehrliche Antwort geben muss. Im Grunde geht dieses ‚Nein‘ viel weiter. Ist es doch ein zentraler Entscheid eines Individuums, das sich in einer Opferrolle befindet: Was lasse ich zu. Wo ist die Grenze. Ab wann beginne ich mich zu wehren. Wir erfahren das ständig in unserem Alltag. Der Schüler, der gemobbt wird. Frauen, die belästigt werden. Unsensible Chefs, die einem mit Arbeit überhäufen. Und eben auch die Aggressoren, die einem böses antun wollen. Dieses ´Nein´ erfordert Mut und ist mit Verlust, womöglich Leid, verbunden. Aber es wird zu einer unvergleichlichen und nachhaltigen Befreiung führen. Das ist etwas, was ich gerne früher gewusst hätte.
Günther Sigmund

Ich habe als treuer Leser Ihrer Zeitung mit großer Anteilnahme seinen Artikel gelesen. Diesen Beitrag müsste man auf breiter Ebene veröffentlichen, weil er mit einfachen Worten Putins Überfall auf die Ukraine analysiert. Dieser Artikel müsste auf breiter Ebene veröffentlicht werden. Wer liest schon die Dokumentation von Catherine Belton,600Seiten stark, aber sehr mutig benennt sie die verbrecherische Vita Putins aus allen Lebensabschnitten: „Putins Netz“. Vielen Dank für die vielen interessanten und überzeugenden Artikel in der „Zeit“
Hildegard Höpner

Dieser Beitrag in der heroischen Aufmachung bedrückt mich. Wie in vielen Kriegsbeiträgen wird das Elend an beiden Seiten der Fronten nicht erfasst, das Sterben, das Leiden der „Kämpfer“ das beidseits bald mehr als eine halbe Million Menschen getroffen hat. Darunter sind Abertausende, die nicht gefragt wurden, ob sie dieses Opfer eingehen wollen, eben nicht als selbstgewählt freiwillige Aktion wie die selbstgepriesenen Dolmetscherdienste des Autors zur Schulung von Frontsoldaten, ohne deren Möglichkeit eines Ausstiegs, es sei denn lebensgefährliche fast aussichtslose Desertation. Politiker und Militärexperten inszenieren ihre „Schlachtfeld“strategien, verbreiten ihre Prognosen und polarisierenden Absolutheiten, fantasieren einerseits vom Wiederaufbau und prophezeien andererseits dauernde blutige Stellungskriege. Historische Begründungen werden aus dem Gesamtkontext gerissen und beliebig als moralisches Argument benutzt. Es gibt keinen gerechten Krieg, die Wahrheiten werden verzerrt, die Werte entstellt, Völkerrecht wird über Menschenrecht erhöht und die Menschen, Familien, Bewohner, „Kämpfer „auf beiden Seiten auf einen unerreichbaren Sieg hin verraten und betrogen – wofür – Stolz, Borniertheit, Rache, Landgier, Pseudosicherheit ,Machtgelüste …. Wo ist sie denn nun, die freie demokratische Ukraine, die für den Kriegseinsatz versprochen wurde? Wie kann ein friedliches Europa erhalten oder neugeschaffen werden bei derartiger militärischer Fixierung? Es fehlen Diplomaten, Psychologen, Psychiater, die Weisen und Ethiker, die Menschheitsversteher in der hohen Politik – stattdessen selbsternannte KriegsexpertInnen in den Parteien und Medien, die zurück gefallen sind in die alten Mythen von Faustrecht und tödlicher Tapferkeit mittels hochmoderner unkalkulierbarer Technologien. Ich kann den von vielen Leserbriefen stark angegriffene Aufschrei von Ole Nymoen als dringlichen Appell nur unterstützen. Nicht nationale Freiheit oder das schwankende Konstrukt eines Machtblocks EU, sondern das Leben und Unversehrtheit ist das höchste Gut. Den Toten und Gebrochenen nutzt ein ferner Frieden nichts.
Gertrud Tammena

Vielen Dank und Respekt für diesen Artikel, diese Argumente und diese Taten, die natürlich noch mehr zählen als alle Worte. Beides sind ein sehr sympathischer Kontrast zu dem kürzlichen Artikel in der Ausgabe vom 25.7.24, S. 47: „ICH, — FÜR DEUTSCHLAND KÄMPFEN? NEVER!“, der von Selbstherrlichkeit, bequemer Verweigerung, Scheinheiligkeit, Scheinlogik und pauschalen verallgemeinernden Anklagen nur so triefte. Und Sie widerlegen sehr gut viele der gängigen scheinlogischen Argumente und falschen Alternativen und falsch verstandenen Ziele und ideale gegen jede auch militärische Hilfe für ein angegriffenes Land. Das Wort „nie wieder“ meinte natürlich „nie wieder Angriffskrieg, nie wieder selbst verschuldeten Krieg“ und nicht völligen Wehrlosigkeitsfrieden und Kapitulation gegen Terrorherrschaften. Sie haben allzu Recht, dass die Aufstellung der russischen Mittelstreckenraketen gegen Westeuropa und sogar die Drohungen damit schon vor dem jetzigen Angriffskrieg begannen, was auch bedeutet, dass die Stationierung der konventionellen Raketen gleicher Reichweite in westdeutschen US-Stützpunkten eben keine Aufrüstung, sondern nur eine teilweise Wiederherstellung des Gleichgewichts, eine Art Nachrüstung darstellen. Und Sie haben auch allzu Recht, dass sich Opfer irgendwann wehren müssen, denn immer wieder fliehen vor allem Aggressoren und allen brutalen Potentaten würde bedeuten, dass deren Herrschaftsgebiete immer größer und die Regionen, wohin man noch fliehen kann immer weniger und kleiner werden, bis zur völligen Überforderung der restlichen mit der Aufnahme so vieler. Kürzlich argumentierte jemand in einer Sendung, es sei nicht wert sein Leben im Kampf zu riskieren, nur damit Deutschland nicht z.B. künftig Belgien oder Österreich heiße. Welch eine Naivität, Ignoranz oder Verleugnung, als sei das Problem nicht größer als das so beschriebene, als habe es Butscha, Katyn, Auschwitz und andere Horrorgeschichten von aggressiven Herrschaften nie gegeben. Schon der frühere Slogan „Lieber Rot als Tot“ war eine absolute Verkürzung und Verdrehung der Lage: Bei Wehrlosigkeit oder Kapitulation wäre man rot auf alle Fälle gewesen, während das Wort tot nur schlimmstenfalls verwirklicht wäre, falls alle Abschreckung und flexiblen Antworten auf Angriffe gemeinsam mit Verbündeten versagt hätten oder man zu den unglücklichen teilen eines erfolgreichen Verteidigungskampfes gehört hätte.
Man konnte aber auch besetzt unter Fremdherrschaft und dennoch tot sein, z.B. als unschuldig in ein KZ gesteckter oder als zwangsrekrutierter in einem weiteren Machterweiterungs- oder -Erhaltungskampf des Aggressors auch gegen andere Terrorherrscher. So konnte man nach der widerstandslos hingenommenen Besetzung z.B. Österreichs durch Hitler-Deutschland als danach eingezogener unfreiwilliger Soldat im Kampf gegen Stalins Sowjetunion sterben, oder als Zivilist und Zwangsarbeiter in Rüstungsfirmen im Bombenhagel der alliierten. Die Alternativen sind eben nicht immer so klar und einfach. Wenn man schon kämpfen muss, dann besser für die Freiheit und das Leben der Freunde, Familie und Verbündeten als etwa als Zwangsrekrutierter für seinen Eroberer. Auch der berühmt-berüchtigte Spruch „stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ ist an Naivität und Wunschdenken kaum zu überbieten, denn gerade bei den Angreifern hatte ja kaum jemand frei zu entscheiden, ob er hingehen würde, und die angegriffenen brauchten nicht hingehen, da der Krieg schon zu ihnen kam, mit aller Brutalität, die weit darüber hinausging, welchen Namen das Land künftig tragen würde. Und Verteidiger und deren Unterstützer und Helfer als „Kriegstreiber“ zu bezeichnen, ist eine Form der Täter-Opfer-Umkehr oder -Verdrehung, die man sonst von etlichen Kriminellen kennt. Ich wünsche Ihnen allen Erfolg und alles Gute für Ihre so wichtige, gefährliche und wohl oft aufopferungsvolle Arbeit für die Opfer der Aggression, die ihre Chancen auf Erhaltung oder Wiedererlangung von Wohlergehen in Freiheit und Sicherheit wohl nur dann behalten, wenn es genug Menschen wie Sie gibt und auch genug, die Sie und die Opfer wenigstens materiell zu unterstützen bereit sind, denn die Staaten können das nicht ohne Bereitschaft ihrer Menschen, ohne dass die Bedingungen stellen, wie, dass das aber nirgendwo auf ihre Kosten gehen dürfe.
Peter Selmke

Den sehr ausführlichen und emotionalen Artikel empfehle ich Herrn v. Dohnanyi, Frau Wagenknecht, Herrn Stegner und den AfD-Wählern – wärmstens! Es ist zutiefst befremdend und ungeheuerlich seitens der genannten Politiker/innen und ihren Wählern vom Sessel oder Rednerpult in Deutschland der Ukraine irgendwelche „Friedensbemühungen“ zu suggerieren oder anzufordern! Die Friedensbemühungen anzufordern, adressieren sich an Putin, dem Kriegsverbrecher. Warum gehen diese „Friedensengel“ nicht zu Putin – und fordern den sofortigen Truppenabzug – damit das sinnlose Sterben? Warum glauben diese „Friedensengel“, dass Putin nicht vorhat – noch etwas mehr zu besetzen und die – mehrmals angemahnten „Sowjet“Einflussgebiete zurückzuholen? Warum stehen die russischen Angriffe auf zivile Ziele (Kinderkrankenhäuser, Schulen) nicht an vorderster Seite der deutschen Diskussionen?
Ferenc Laszlo Gabris

Um Akzeptanz für einen Krieg zu schaffen, eignen sich an die Bevölkerung adressierte Freiheitsversprechen als ideales Marketingkonzept zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Wobei es im Ukrainekrieg nicht vorranging um die in der Ukraine möglichen Profite geht, sondern um die Schwächung eines Mitwettbewerbers, im Kontext der -dank Klimawandel bald möglichen- weitaus profitableren Exploitation der Arktis. Wodurch sich die Gewinnoptionen der Unternehmen in den Anrainerstaaten gravierend verbessern ließen, die der Nato angehören. Die Elefanten im Raum werden nicht nur von Weigandt ignoriert!
Charlotte Lenz

DANKE! Danke für die vorbildliche Geisteshaltung, danke für deren konsequente Umsetzung, danke für einen exzellenten Beitrag!
Werner Kerschgens

Wenn es dem Diktator eines mächtigen, hochgerüsteten Staates gefällt, ein Nachbarland zu überfallen, dann sollten sich dessen Bewohner, nach Vorstellung des BSW, sofort ergeben, um Blutvergießen zu vermeiden und Leben zu retten. Doch, was für ein Leben: Aufgabe der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung, Verlust der (Meinungs)Freiheit, der Kultur, der Sprache, Unterordnung unter ein totalitäres Regime! Wer es wagt, demokratische Rechte einzufordern, den Mund ein bisschen zu weit aufmacht, der riskiert, in einem Gefängnis oder Straflager zu verrotten! Ein Leben in Angst, bis zum Tod? Man erinnere sich nur, wie lange die Mullahs im Iran regieren, wie lange Putin schon an der Macht ist und leider wohl noch bleiben wird! Wenn es Putin gelingt, die Ukraine seinem Machtbereich einzuverleiben, dann wird er versuchen, alle Nachbarländer, die keinem Verteidigungsbündnis angehören, unter Androhung des Einsatzes von Atomwaffen zu kassieren oder zu Vasallen zu degradieren. Wenn die Ukraine alle demokratischen Staaten um militärische Hilfe bittet, ja diese fordert, dann sollten alle sie im eigenen Interesse leisten! Denn, ist das Land erst einmal in russischer Gewalt, dann ist das für Putin nur ein Etappenziel. Der moralische und militärische Druck, den er dann auf die europäischen Demokratien ausübt – bei gleichzeitigem Rückzug der USA – wird so groß werden, dass, wie ich fürchte, eine nach der anderen umfallen wird! Wollen wir es so weit kommen lassen, sollte dies das Ziel des BSW sein?
Ulrich Pietsch

Das Forum in DIE ZEIT für Artur Weigandt? Ein früherer Bekannter vom RvM-Leserbriefschreiber war in der Panzerdivision „Das Reich“ – dieser Panzer konnte mit einer einzigen Panzerfaust zerstört werden: hinter jeder Mauer, jedem Baum, jeder tarnenden Verstecktheit hatte somit die Panzerbesatzung mit der Vernichtung zu rechnen: diese Gegenüberstellung – der Gigant Panzer mit Menscheninhalt und die todesgefährliche Panzerfaust (oder ähnliche feindliche Waffen) durch eine Person bedient: würde evtl. den Tod bedeuten… Welch ein unberechenbares Verhältnis – wenn so allgemein vermeintlich der Panzer ein relativ sicheres gepanzertes Behältnis gegenüber dem geländigen Infanteristen sei… Somit: die Ausbildungsmission für die ukrainischen Soldaten des Autors Artur Weigandt zu der Bedienung des Leopard Panzers 1, doch letztlich bedeutet: in einem gepanzerten Sarg gegen den Feind dann zu kämpfen…Wer bestimmt denn grundsätzlich, dass Krieg sei – solch ein Diktator wie Putin (und devote Claqueure), oder aber auch ein Präsident in den USA, der quasi auch diesbezüglich fast diktatorische Funktionen und Vollmachten hat: Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, Libyen usw. und sich dies auch in der Zukunft sicherlich wiederholend…? – aber derartige Machtpositionen auf einzelne Personen bezogen, müssen wegdemokratisiert werden! Was sind das denn für menschenfängerische, manipulierende Wahlen – wenn z.B. in den USA in der letzten Phase dann zwei Personen (Demokraten vs. Republikaner) gegeneinander antreten, sodass dann das Volk diesen Gewinner, die Gewinnerin an die absolute Macht „wählen“… Keiner im Volk kennt diese Kandidaten genauer als menschennahe Repräsentanten – alles läuft doch über die einfordernden Wahlfonds (sogenannte Groß/-Spenden) und über die Strategie und Manipulation aus diesen Kassen heraus: all das eine Art von Hollywood-Inszenierung und mit den Besichtigungen aus zentraleuropäischer Mitbetrachtung geradezu eine lächerliche Show. Doch auf den Punkt zu kommen: Warum soll überhaupt eine einzelne Person solch eine Machtfülle erhalten? Und das betrifft genauso diesen („gewählten“) Wladimir Putin, der sich vom zweimal etablierten Präsidenten zum Diktator und zum Kriegsantreiber hochgespielt hat – ein erschreckender Spieler um die Macht mit seinem facegelifteten Pokerface, alles aber zuvor von ihm geplant und für seine Karriere, zielgenau brutal ausgeführt.
Artur Weigandt mit postsowjetischer Biografie und mit Russlanddeutschen Vorfahren, als nun deutscher Staatsbürger und auf Ausbildungsmission für ukrainische Soldaten in deutschen Leopard-Panzern auf deutschem Gebiet, schreibt in seinem disponierten ZEIT-Text: „Mich selbst an der Vorbereitung des Kampfes zu beteiligen, ist mein Weg, ein Zeichen zu setzen gegen die russische Bedrohung. Das Konzept des Russki Mir, die kulturelle und politische Expansion des Russischen. Ich wurde also russisch-sprachiger Sprachvermittler in einer deutschen Ausbildungsmission, um ukrainische Soldaten auf ihre Einsätze vorzubereiten… – Ich, der noch nicht mal einen Nagel in die Wand schlagen kann, hatte Angst, von der Militärmaschine gefressen zu werden. Nach ein paar Monaten verschwand die Angst: Ich gewöhnte mich an das Militär und verstand, dass Waffen und Panzer Teil unserer Gesellschaft sind – nur oft unsichtbar.“ Ich komme auf meinen (verstorbenen) Bekannten zurück, der in der Panzerdivision „Das Reich“ kämpfte – gegen die Sowjetunion, gegen den sowjetischen Feind und in jedem Moment sich dieser persönlichen Todesgefahr bewusst schien… Doch war er mit dieser Nazi-Manipulation als Jugendlicher aufgewachsen, im Vorwärtskampf hinein bis kurz vor Moskau überzeugt von diesem Krieg, späterhin dann in der Verteidigung und der Absicherung des eigenen Landes: ein Verteidiger Deutschlands… So sah er diese Mitbeteiligung am II. Weltkrieg – und weit in die 60igerJahre hinein schien er dann überzeugt worden zu sein: dass zwei verbrecherische Systeme mit zwei Obergangstern (Hitler und Stalin) sich gegenseitig auslöschen wollten: und er nur eine dieser Soldaten-Marionetten und das Kanonenfutter war für diese Wahnsinnigen. Und er sagte mir: Nie wieder würde er in einem Angriffskrieg sich einsetzten lassen – doch immer dann kämpfen, wenn sein Land (also Deutschland) angegriffen würde… Damals gab er mir ein Beispiel für Europa und die Nato: wenn die Türkei oder Griechenland sich gegenseitig militärisch angegriffen hätten (und das war ja in der Zypernkrise der Fall) – welche Länder oder Staaten hätten sich auf welche Seite geschlagen, mit in diesen Krieg eingegriffen bzw. zu welchen Bedingungen dann längerfristig des verhindert. Kämpf(t)en dann nur türkische Soldaten gegen griechische – oder wäre das ein immenser außer-europäischer Flächenbrand geworden. Und hätten dann auch deutsche Soldaten mitkämpfen müssen? Könnten diese deutschen Soldaten dann das Kämpfen verweigern – und welche Strafen stünden dann als Konsequenz im Programm des Militärs? Im Nazireich stand auf diese Verweigerung: die Todesstrafe!
Artur Weigand vermittelt und bildet mit seinen Sprachkenntnissen in den Erläuterungen zu den militärischen Übersetzungen: ukrainische Soldaten am Leopard-Panzer zum Töten oder Morden gegen russische Soldaten, aus… Menschen ermorden Menschen in einer doch zeitlich unübersehbaren Abschlachterei zu der bereits zwei Jahre vergangen sind! Im Vordergrund der ukrainischen Wirklichkeit: steht der Freiheitsgedanke, um für das eigene Land zu kämpfen und siegen zu wollen… Doch dieser Sieg ist aller Wahrscheinlichkeit nach: nicht zu erringen gegen ein übermächtiges Russland!?! – von daher gesehen wären dann doch all diese Opfer an Menschenleben, an Schwer-Verwundeten und den Zerstörungen der Städte und des Landes letztlich sinnlos, wie wenn ich mich in einem geschlossenen Panzerglasraum gegen das aufsteigende Wasser wehrte, wenn ich dann doch ertrinken muss… Alles wird doch mit Ehre und Vaterlands-Mutterlandsliebe und Treue verbunden, sind die Männer und Frauen quasi zu diesen Verinnerlichungen verpflichtet bis zum Untergang auszuhalten!? Die Geschichte der Menschheit hat in allen Zeiten diese Veränderungen aufgezeigt, die Imperien, die Invasionen, die Okkupationen, die Vereinnahmungen – was zugleich unsere heutige Staaten-Situation aufzeigt, die Grenzen aufweist: die heute nicht mehr verletzt werden dürften… Dennoch wird es einzelne Diktatoren und Kriegsantreiber geben, die diese Gebote und Verbote nicht einhalten – aus welchen Gründen auch immer in ihrem machtpolitischen Wahnsinn oder ihrem Horror an Eigenmächtigkeit und persönlicher Selbstüberhöhung in diesem Fanatismus…
„Warum ich heute notfalls auch schießen würde, um die Freiheit zu verteidigen…“ – schreibt der jetzige sprach-militärische Ausbilder Artur Weigandt in seinem Beitrag in DIE ZEIT – erfüllt diese Selbstbestätigung dadurch, dass er ukrainische Soldaten (militärisch sprachübersetzend) mit ausbildet, um deren Tötungsauftrag mit zu ermöglichen… Des Weiteren schreibt der Autor des Textes: „Würde die Ukraine heute fallen, könnte Putin Belarus einnehmen und Kasachstan, stärker an Russland binden. Länder, die ich auch als meine Heimat bezeichne. Wie in den besetzten Gebieten der Ukraine würden Menschen dort zu Material für Putins Expansion werden. Mir blieb dann nur noch die EU, und selbst hier könnten wir nicht sicher sein, dass Putin nicht beschließt, uns „Russischsprachige“ von dem „bösen Westen“ zu „befreien“, wie er es in der Ukraine behauptet…. Es wird sich spätestens dann also auch jeder Europäer fragen müssen: Kämpfen und mit funktionsfähigem Gerät ausgestattet werden? Bleiben und dafür sorgen, dass diejenigen, die Europa verteidigen, bestmöglichst ausgestattet sind? Oder fliehen – was das Recht jedes Einzelnen sein sollte.“ Warum aber wird immer wieder dieses Szenario vorangetrieben, dass Putin (und nicht das russische Volk in der Mehrheit) die Macht hätte: Europa militärisch anzugreifen… Das ist doch eine Behauptung, die niemals Bestand haben könnte – es sei denn: dieser Wladimir Putin wolle in seinem Machtrausch sich selbst töten? Diese Gefahr bestünde allerdings, wenn er ein Verrückter und Wahnsinniger wäre und nicht ein jetzt noch (?) kaltblütig-kalkulierender Machtpolitiker als Diktator über ein Riesenreich an Land und Leuten… DIE ZEIT gibt somit einem Artur Weigandt, einem militärischen Ausbilder, die Möglichkeit: hier in einem der bedeutendsten deutschen Medien für den ukrainischen Abwehrkrieg zu werben – sinngemäß damit auch die Bundesregierung aufzufordern, weiterhin Panzer und Waffen aller Art in die Ukraine zu liefern, unbedenklich hingegen: dass damit so viele Soldatenmänner auf beiden Seiten des Krieges mit deutschen Waffen ermordet werden…
Niemand wird doch glauben wollen, wenn dieser Krieg beendet sei: dass besonders auch die russische Bevölkerung jemals vergessen würde, mit welchem deutschen Waffenarsenal deren Männersoldaten mit getötet und ermordet wurden und werden… Diese (nicht nur politischen) Auswirkungen nach dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine – werden dieses Deutschland sehr belasten! Und wir kommen nicht umhin – den Nazikrieg gegen die Sowjetunion und deren Menschen nicht mit einzubeziehen in den indirekten Kampf durch die Waffenlieferungen gegen jenes heutige Russland: dass in den furchtbaren Erinnerungen des II. Weltkrieges durch die Deutschen so schrecklich gelitten hat… Europa ist nicht bedroht durch einen Krieg seitens Russlands – das zählt zur Propaganda für die Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine. Jedoch muss dieser Putin aus dem Machtzentrum verschwinden, damit es eine Möglichkeit der Vereinbarungen zu einem gemeinsamen Frieden oder der Friedlichkeit kommen kann… Vorher werden die Waffen weiterhin von Menschen eingesetzt werden, die sich gegenseitig bekämpfen, verletzten und ermorden. An die Menschlichkeit kann scheinbar nicht appelliert werden, nicht an die Humanität, nicht an die Vernunft oder Nächstenliebe… Vor allem aber nicht an die Parole: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Ja: es ist Krieg nahest (und an der Peripherie) Europas! Somit sollten die Weltgemeinschaft der Menschen und ihrer politischen Repräsentanten sich sofort gemeinsam dafür einsetzten und besonders auch (militärisch?) stark machen: dass dieser Krieg zwischen Russland und der Ukraine sofort beendet wird. Und wir sollten hierbei die Erkenntnis des preußischen Generalmajors und Militärwissenschaftlers Carl von Clausewitz (1780-1831) beachten: „Krieg kennt keine Sieger, jeder militärische Triumph erweist sich in Wahrheit als Niederlage aller Beteiligten.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Sapere aude! Ihr Autor hatte den Mut, unter Einsatz seines eigenen Verstandes und unter Berücksichtigung seiner persönlichen Biographie mit guten Gründen für die Verteidigung eines Lebens in Freiheit zu plädieren! Die Wahl zwischen Krieg oder Frieden mag zwar als undifferenzierte Alternative einen binären Charakter haben, sie eröffnet aber auch den Diskursraum für eine begriffliche Schärfung, paradigmatisch: Angriffs- versus Verteidigungskrieg oder Diktatfrieden versus gerechten Frieden. Zusammenführend müsste am Ende jedes Verteidigungskrieges ein gerechter Frieden stehen, weil Autonomie und Selbstbestimmung in einer freiheitlich verfassten Gesellschaft die zwingende Grundlage für ein würdevolles Leben sind! Solange jedoch der Grundgedanke des Pazifismus nicht zur Staatsräson in allen Ländern der Welt geworden ist, hat jede Nation das Recht zur Verteidigung der eigenen Souveränität und zur Abwehr imperialer Zugriffsversuche. In diesem Sinne ist nicht Friedfertigkeit die notwendige Voraussetzung für die Stiftung von Frieden, sondern Wehrhaftigkeit!
Christian F. Olejnik

 


 

Leserbriefe zu „Zurück in die Zukunft“. Gespräch mit Jonathan White geführt von Carlotta Wald und Xifan Yang

Wenn die Fülle der Krisen das Erreichte gefährdet, wird der Erhalt der Gegenwart zu einem naheliegenden Ziel und ein von Transformationsvorstellungen geprägter Fortschritt zur Zumutung. Auch der Gedanke, dass früher alles besser war, gewinnt an Zulauf. Wo sich Gegenwarts- und Vergangenheitsorientierungen ausweiten, hat die Zukunft kaum eine Chance. Das erlebt gerade die Ampel, die ja eigentlich als Zukunftskoalition angetreten ist. Statt Zukunft bieten Ampel und Opposition allerdings einen rückwärtsgewandten Wettbewerb um die beste Ansprache der Wählerängste. Jeder zarte Zukunftsansatz wird sofort geschreddert. Auf diese Weise werden die Ängste der Menschen nicht nur bestätigt, sondern sogar angefacht, geschürt. Der Pessimismus wächst und die Sehnsucht nach Identitätsbestätigung, nach einfachen Antworten und Lösungen. Es ist ein Förderprogramm für populistische Parteien. Ja, wir brauchen eine optimistische Grundstimmung als Basis für einen Wettbewerb um die bessere Zukunft. Dann ist Politik als organisierter Optimismus wieder möglich und wir kommen wieder zurück in die Zukunft.
Reinhard Koine

„Die Kraft der Zukunft liegt in der Tatsache, dass die Gegenwart nicht von Dauer ist“, sagt mein Landsmann. Dass unsere Gegenwart nicht von Dauer sein kann und schon lange nicht zukunftsfähig ist, liegt auf der Hand. In diesem Jahr ereignete sich am 1. August Erdüberlastungstag: in nur 7 von 12 Monaten haben wir Menschen bereits die Menge an nachwachsenden Rohstoffen verbraucht, die der Planet reproduzieren kann. Genauso eindeutig ist, dass eine lebensfähige Zukunft nur durch radikale Umkehr zu erreichen ist. Ich vermisse im Interview die Antwort auf die Frage, von wem und wie eine solche Zukunft als Vision einem Volk zu verkaufen ist, dass immer nur mehr vom Jetzt haben will.
John Stevens

Wenn das Buch von Prof White nicht mehr an plausibler Substanz bietet, als dem Interview mit dem Tenor „habt Visionen“ zu entnehmen ist, wäre eine kurze Buchbesprechung im Feuilleton besser angebracht gewesen. Die Empfehlung, eine gesellschaftliche Transformation als Lösungsansatz für die Klimakrise auszuformulieren, lässt darauf schließen, dass der Autor sich wenig in die Alltagsthemen der Mehrheit der Bevölkerung hineinzudenken vermag. Vermutlich würde nicht mal die Vision einer Behebung des Pflegenotstands durch gelungene Integration von Migranten tragfähig sein. Schon klar, dass sich für die Interviewer das Zitat unseres Altkanzlers mit dem Ratschlag zum Arztbesuch bei Visionen aus Höflichkeit verbietet. Vielen Dank, dass Sie mit dem Dossier eine so gut ausgearbeitete Sondierung als Kontrast gebracht haben.
Uwe Apel

Herr White meint: „Auf einmal zählt, wer mich in diesem Moment anspricht, nicht, wer die bessere Idee für die Zukunft hat“. Es geht leider nie um die bessere Idee für die Zukunft, sondern nur darum, wer die Versprechungen einer besseren Zukunft besser inszeniert, in welchem System auch immer. In dem ZEIT-Podcast „Alles gesagt“ erklärt Florence Gaub, die Zukunftsexpertin bei der Nato, warum die Verhältnisse in Putins Russland zwar schlecht sind, aber die Stimmung gut ist Es geht um die Inszenierung einer gestaltbaren Zukunft. Die Leute in Russland haben das Gefühl, nicht mehr Opfer zu sein wie in den 90ern, sondern sie gestalten Zukunft. Und um eben diese Inszenierung einer heldenhaften Zukunft ging es auch den Nazis in den 30er Jahren, wie Götz Aly eindringlich besonders auf den ersten 50 Seiten seines Buches „Hitlers Volksstaat“ ausführt. Es geht bei Goebbels um Stimmung und Inszenierung. Einen Ersatzkonflikt installieren (Juden, die Eliten, der Westen …), Hürden aufbauen, die überwunden werden können, ins Tun kommen, die großartige Zukunft (Ziel des „Changes“) in der Sprache der Zielgruppe erklären, deren bisherigen Anstrengungen und „Opfer“ hervorheben und all das mit der dramaturgischen Präzision aus der Filmbranche inszenieren – dann klappt das (sagt auch die Wirtschaftsdramaturgie). Leider egal, wie stimmig und realistisch die Versprechungen sind. Insofern ist der von White vorgeschlagene Wettbewerb der „Zukünfte“ die richtige Richtung, nur sind die Erfolgsfaktoren dieses Wettbewerbs meines Erachtens (noch) nicht hinreichend beschrieben.
Harald Knill

Mit Interesse habe ich ihren Artikel gelesen. Ich kann Prof. White nur zustimmen, dass wir als Gesellschaft Visionen brauchen, um unsere künftige Lebensweise zu gestalten. In Bezug zum Klimawandel, möchte, ich sie auf ein Buch aufmerksam machen, welches im Oekom Verlag erschienen ist und mögliche Wege aufzeigt. „Eine Verfassung für die Erde“ von Donald Jacob. Ich kann die Lektüre nur empfehlen. Die Vision ist groß und mutig gedacht, ich würde mir wünschen, das darüber, in der Zeit berichtet wird.
Antje Grüning

Ein Wettbewerb der Zukunftsideen? Wissen die meisten Menschen nicht sehr wohl, wie Mensch gut leben kann und welche Ziele Mensch anstreben sollte, ohne dabei andere Menschen zu übervorteilen? Harren nicht z. B. Freiheit, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit immer noch weitgehend der Verwirklichung? Mensch weiß durchaus, was gut und richtig und erstrebenswert oder sogar eigentlich zu tun oder zu lassen notwendig ist, etwa um den Nachkommen eine menschenfreundliche Umwelt zu hinterlassen, aber Egoismus, Macht- und Habgier hindern ihn daran, das Gute und Richtige zu tun. So kommt es, dass für künftige Generationen nicht vorgesorgt wird und dass die einen sich ein sehr viel größeres Stück vom Kuchen abschneiden, als ihnen ihrer Arbeitsleistung nach zustünde, während die anderen kaum oder auch gar nicht über die Runden kommen. Selbst in Demokratien wird die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit kaum gestellt, sondern vor den Reichen gebuckelt und auf die Armen getreten. Vielleicht möchten die Menschen zumindest in Deutschland auch gar nichts von Zukunftsideen hören, sondern einfach nur im Hier und Jetzt möglichst komfortabel leben – auch zulasten anderer Menschen.
Ulrich Willmes

Ja, guter, wichtiger Ansatz, wir brauchen offensichtlich „Rück-Bindung“…, tiefer gehend und ohne Dogma. Max Planck, 1900: „Das Unsichtbare ist das wahre“… David Bohm: „…in jedem Augen-Blick ist die gesamte Zeit, Vergangenheit und Zukunft enthalten… Raum und Zeit immateriell, also Gleichzeitigkeit allen Geschehens.“ Heisenberg: „…hier und jetzt ist immer“, (siehe etwa akausale ‚Telepathie‘, ‚Telekinese‘, ‚Präkognition’…) Also Aufbruch von Seelenleben gegen Schwerkraft und Trägheit des Herzens…(Schiller) Neue Forschungen belegen psycho-soziale Verbesserung durch Kunst, Musik, Lesen, Meditation…, trans- disziplinär- , mit MRT im gesamten Zellsystem nachgewiesen. (Patricia Lockwood, London 20l3), siehe zur ‚herz- hirn- Kohärenz‘ auch Joe Dispenza und gregg braden… (Das Bewusstsein schafft das SEIN). Unser Geheimrat Goethe spricht vom „Funken jenes ewigen Lichts …, diesen in uns zur Flamme werden lassen und das GÖTTLICHE in uns verwirklichen…“ Dali fordert „INQUISITION der kosmischen MYSTIK in DEMUT!“.
niklas delacroix

Es zeichnet eine gute Zeitung aus, wenn ihre Journalisten Fachleuten aus anderen Wissensgebieten Fragen stellen und die Antworten dem Leser einen Zugewinn an Informationen verschaffen, die über das hinausgehen, was der Fragesteller selbst schon weiß. Der Politologe White spricht von den Legitimationsproblemen in Demokratien da nur wenige Leute politische Prozesse maßgeblich beeinflussen bzw. gestalten, die man aber – je nach Wahlsystem und Verfassung – oft nur indirekt wählen kann. Was in einer Legislaturperiode eine Regierung, die immer häufiger – auch in Deutschland – Mehrparteienregierungen sind, falsch oder richtig macht, entzieht sich in funktionierenden Demokratien zwar nicht ganz dem Wählerwillen. Die Öffentlichkeit, deren kritisches Meinungsbild in Umfragen, Presse und Fernsehen zum Ausdruck kommt, wird natürlich von den Parteien genau beobachtet. Wächst die Kritik an der Arbeit der Regierung kann das einen Regierungs- oder Koalitionswechsel auslösen oder auch nur fehlbesetzten Ministern das Amt kosten. Da erscheint der Vorschlag des Politologen interessant zu sein, eine 5-jährige Regierungsdauer mit Referenden zu verbinden. Sozusagen die Synthese von repräsentativer und direkter Demokratie. Wie der Fall Frankreich zeigt, wo der Staatspräsident Neuwahlen anordnete, kann es aber auch zu komplizierten Regierungsumbildungen führen, die nicht unbedingt mehr den einfachen Wählerwillen abbilden. Hier spielt eben das Wahlsystem und die Verfassung eine entscheidende Rolle und die betroffenen Parteien sind fast alleine damit beschäftigt, sich mit Inbrunst auf taktische Manöver und Machtspielchen zu konzentrieren – was die Wähler abstößt und sie dem politischen Prozess entfremdet. Warten wir ab, wie sich Frankreich in den nächsten Wochen politisch neu orientiert.
Ein anderes Beispiel für einen Systemmangel in Wahlverfahren bot die US-Wahl des Präsidenten 2016 zwischen Trump und Hillary Clinton. Trump gewann -aber nur über die Anzahl der Wahlmänner, obwohl Clinton mehr Wählerstimmen erhielt! Die zunehmende Distanz des Wählers zu den Praktiken der etablierten Parteien und deren Unfähigkeit, ihre Regierungsarbeit nach außen verständlich zu machen, ist Wasser auf die Mühlen des grassierenden Populismus. In welchem Land Europas auch, egal ob links oder rechts, populistische Parteien bedienen die Sehnsucht der Regierten nach politisch einfachen Lösungen -egal ob Emigranten raus, Renten hoch, das Rentenalter runter oder endlich keine Kriege mehr. Neu-Populistin Wagenknecht und Co. schielen in Richtung Putin und der Neonazi und Geschichtslehrer Höcke an der Spitze der Thüringer AfD kommt fast ins Schwärmen, wenn er versucht, die Zeit unter Hitler zu verharmlosen bzw. zu verklären. Seine Anhänger in der AfD sind sozusagen die Ur-Suppe dieser ansonsten politisch törichten Partei. Und eine politisch am Boden liegende SPD biedert sich schnell noch der neuen Partei BSW unter Wagenknecht an. Spielt der Ukrainekrieg schon keine Rolle mehr? Die kommenden Landtagswahlen im Osten Deutschlands lassen grüßen! Zum Schluss noch ein Blick auf den wohlfeilen Rat des Politologen, sich einem organisierten Optimismus anschließen. Leider sind Optimismus und Pessimismus nur sekundäre Größen im Leben der Menschen. Viel entscheidender ist, dass sie als einzigartig vernunftbegabte Wesen dieser Welt fähig sind, immer wieder Wege zu finden, sich den schlimmsten Auswüchsen ihrer Kriege und Verbrechen erfolgreich selbst in den Weg zu stellen. Eines der wirksamsten Mittel dazu ist natürlich die Demokratie. Diktaturen wie Putins Russland, Iran, China oder die palästinensische Hamas usw. taugen dazu nicht da sie meistens die Kriege und Probleme dieser Welt selbst erzeugen. Aber leider gibt es auch Demokratien, wie aktuell Israel, die wenig Vernunft oder Willen zeigen um Dauerprobleme (und Dauerkriege) auch politisch in den Griff zu bekommen.
Klaus Reisdorf

In seinem Buch über die Zukunft als politische Idee argumentiert der Politologe Jonathan White, „die Demographie sterbe, wenn ihr die Visionen ausgingen.“ Nun gibt es ja den bekannten Spruch von Helmut Schmidt „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Tatsächlich sind Visionen kein Ersatz für klare Vorstellungen wie eine gute Zukunft aussehen muss und welche Maßnahmen und Mittel nötig sind, eine solche Zukunft zu erreichen. Konkret geht es um die Frage: Wie kommt man aus dem aktuellen Schlamassel. Und das Schlamassel besteht darin, dass eine wichtige Aufgabe ungelöst ist: der weltweite, rechtzeitige, sanfte Ausstieg aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum der Menschheit. Der Artikel beginnt mit „Die Angst vor künftigen Krisen nutzt derzeit nur den Populisten“ Ein Grund ist, dass die Populisten Maßnahmen und Mittel propagieren, die nach verbreiteter Meinung geeignet wären, den Weg aus dem Schlamassel zu finden. Die Schwäche der Demographie besteht in der ebenfalls verbreiteten Meinung, wir hätten im wohlhabenden Europa nicht das Recht, solche Maßnahmen zu fordern. Es gibt aber keinen akzeptablen Ersatz dafür. Eine Institution, die Visionen hat, ist die UN. Sie betreffen wünschenswerte Ziele. Aber sind sie auch realisierbar? Haben wir das Recht Maßnahmen vorzuschlagen, die sie realisierbar machen. Hier ein Beispiel zum Thema weltweite Wasserversorgung: Die Schweizer NZZ vom 16.08.2024 berichtet: „Weltweit haben 4,4 Milliarden Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie …die in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ erschien.“ Zur Beseitigung dieses Zustands gibt es eine Vision: Das sechste der siebzehn Ziele der UNO für nachhaltige Entwicklung bezieht sich auf die weltweite Wasserversorgung: Jeder Mensch soll bis 2030 Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser haben. Doch wie dieses Ziel angesichts des Bevölkerungswachstums in den von Wassermangel betroffenen Staaten (etwa in Afrika oder Indien) erreichbar ist, steht in den Sternen. Das weckt Erinnerungen an meine Ferien im Alpendorf bei meiner Großmutter. Dort wurde das Trinkwasser aus dem Brunnen am Bach, zwanzig Meter vom Haus entfernt, genutzt. Das Problem war gelöst. Aber auch das demographische Problem war gelöst. Es gab in weiten Teilen Europas bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts faktisch ein Heiratsverbot für Arme und Dienstboten. Deren gab es viele. Zum Beispiel gabs zeitweise 21 Dienstboten (14 Knechte, 7 Mägde) beim größten Bauern des Dorfes. Heute gibt es fairere und daher zumutbare Mittel, die Geburtenrate den langfristig verfügbaren Ressourcen anzupassen. Aber sie müssen auch genutzt werden. Und diese Nutzung zu thematisieren ist eine Aufgabe unserer Politik. Das Recht dazu gibt auch die historische Nutzung der erwähnten rigoroserer Maßnahmen in weiten Teilen Europas.
Gernot Gwehenberger

 


 

Leserbriefe zu „Gut erkannt“ von Holger Stark

Die Bedenkenträger bauen einen Popanz auf, um sich daran abarbeiten zu können. Das vermeintliche Menetekel: unbescholtene Bürger könnten mit der Gesichtserkennung „ins Raster fallen“. Na und! Wer nichts auf dem Kerbholz hat, hat nichts zu befürchten. Noch sind es die Polizeibehörden, die den Nachweis führen müssen, nicht umgekehrt. Der Datenschutz ist wohl der letzte identitätsstiftende Rettungsanker der liberalen Partei, mit der aber keine Stimmung zu machen ist. Die übergroße Mehrheit will vor allem Sicherheit und hätte nichts gegen eine umsichtige digitale Erfassung. Es ist doch ein Armutszeugnis, dass kein Anschlagsversuch wie in Österreich ohne ausländische Hilfe vereitelt worden wäre. Der Datenschutz deutscher Prägung betreibt Täterschutz, der Umdenkungsprozess ist überfällig. Unklar nur, ob das BVerfG, Erfinder des Datenschutzes im Volkszählungsurteil 1983, dabei mitspielen würde.
Christoph Schönberger

In der Demokratie sollten die Aufgaben die Gesetze bestimmen, nicht umgekehrt. Wer die sich aus der Wirklichkeit ergebenden Aufgaben nicht erkennt, den bestraft früher oder später das Leben.
R. Reiger

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ (Spruch der dem Politiker und ehemaligen Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der Sowjetunion Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) zugeschrieben wird) Wer kontrolliert eigentlich Nancy Faeser, die SPD und den Verfassungsschutz & Co.? Wer schützt uns eigentlich vor Nancy Faeser, vor der SPD und vor dem Verfassungsschutz & Co.? „Vertrauen ist eine zarte Pflanze. Ist es zerstört, kommt es so bald nicht wieder“, das sagte einst der deutsche Politiker und Staatsmann Otto von Bismarck (1815-1896).
Klaus P. Jaworek

Vielen Dank und Applaus für diesen Artikel! Es frustriert mich oft, wenn die i.A. von mir bevorzugten Grünen die größere Angst vor den eigentlich geringeren Risiken haben, und drohende Folgen von eigentlich gut gemeinten Tabus oder „NoGos“ nicht sehen, während ich von der FDP meist gar nichts anderes mehr erwarte als fast jede „Freiheit“ auch vom Staat und von Solidaritäts-Forderungen wie Steuern für einen viel zu hohen Preis zu verlangen! Auch dieses Misstrauen und falsch verteilte Ängste bis zur Fesselung gegenüber Polizei, Justiz und Geheimdiensten führt letztendlich zu großen Verlusten des Staates wie bei den immer noch erst zu einem winzigen Bruchteil abgeurteilten CumEx-Straftaten und vielen sonstigen Betrügereien und Diebstählen gegen Privatleute und Firmen, die oft gar nicht mehr angezeigt werden, u.a. weil die Opfer das für Zeitverschwendung halten angesichts der Erfahrungen mit „Beileidsbesuchen“ und schnellen Verfahrenseinstellungen; und schließlich führt diese m.E. übertriebene Einschränkung der Behörden auch zu Situationen, wo schlimme Verbrechen wie das in Wien gegen die Swifties geplante nur mit der Hilfe von anderen — auch demokratischen — Staaten oder Medienschaffenden verhindert werden konnten, die zu dieser Hilfe nur deshalb in der Lage waren, weil diese anderen Staaten ihren Diensten und Organen und die Gesetze Journalisten und Privatleuten viel mehr erlauben als staatlich bei uns üblich. Zu diesen Einschränkungen von linker, liberaler und grüner Seite kommen dann noch die durch Einsparungen von Steuern bedingten, welche Konservative wie Liberale lieber senken als sie für noch so wichtige Ziele auch nur ein bisschen zu erhöhen. Diese Einsparungen treffen zu allem Überfluss nicht nur die Strafverfolgung, sondern auch viele präventive Maßnahmen.
Und noch mal schwieriger wird das Ganze durch die Demographie und das Fehlen besonders von guten geeigneten Nachwuchskräften. Es wird immer wieder argumentiert mit den Folgen, falls zu große Spielräume der Sicherheits-Behörden in die Hände einer radikalen oder extremistischen Regierung fallen. Aber wir haben inzwischen genug Beispiele gesehen, dass solche autoritären, totalitären, machtmissbrauchenden oder korrupten Regierungen sich auch von Verfassungen und demokratischen Regeln nicht aufhalten lassen, wenn es nicht mehr genug mutige und starke Demokraten und demokratische Medien mehr gibt. Sie haben aber natürlich auch Recht, dass das Wann und Wie-Umfangreich entscheidende Fragen sind, bzw. dass es hier natürlich weiter eine angemessene Balance geben muss. Von einer solchen sind wir aber derzeit sehr weit entfernt, mit den o.g. Folgen. Selbst wenn ich als unbescholtener Bürger mal in eine staatliche Datenbank gerate, schreckt mich das weit weniger, als wenn z.B. CumEx-täter oder Finanzkrisen-Bankleute mit Missbrauch von Kundenvertrauen und Nutzung von Schneeballsystemen mit ihren Milliarden davonkommen oder Terroristen an Massenmorden oder Saboteure an absichtlich erzeugten Katastrophen nicht rechtzeitig gehindert werden. Aber natürlich sollten unschuldige nach entsprechender Erkennung als solche sobald möglich wieder aus den Datenpools gelöscht werden; und ebenso selbstverständlich muss es auch starke Kontroll-Instanzen gegenüber Missbräuchen und Übergriffen seitens Polizei und Diensten geben. Auch diese Kontrollen sind hierzulande noch stark ausbaubedürftig. Bis dahin ist aber selbst einiges an Überwachung das geringere Übel, als wenn Kriminelle oder Feinde der Demokratie immer erfolgreicher und mächtiger werden. Es kommt halt darauf an, bei welcher Balance in der Summe noch die geringsten Risiken und Schäden für Menschenrechte und Demokratie bestehen oder eintreten.
Peter Selmke

Ich möchte auch nicht ein einem Staat leben, wo „Big Brother“ immer und überall seine Bürgerinnen und Bürger überwachen darf. Genauso wenig möchte ich in einem Staat leben, der seine Bürger nicht bestmöglich vor Gefahren schützt. Natürlich kann keine Strafverfolgungsbehörde der Welt die absolute Sicherheit gewährleisten, die Ermittler müssen aber mit den geeigneten Mitteln ausstattet sein, um eine sachgerechte und zeitgemäße Arbeit zu leisten. Dazu gehört im Digitalzeitalter auch eine Gesichtserkennungssoftware. Nancy Faesers Vorstoß ist also gerechtfertigt und längst überfällig. Wir leben in einem Rechtstaat, die Einwände der Grünen und der FDP erscheinen mir fadenscheinig beziehungsweise ideologisch geprägt, zudem schwingt leider die Unterstellung mit, die Strafverfolgungsbehörden könnten ihre Möglichkeiten irgendwann missbrauchen. Ob dies bei amerikanischen oder anderen Ermittlungsbehörden/Geheimdiensten der Fall ist, kann ich nicht beurteilen. Fest steht aber, dass nur durch die Informationen des amerikanischen Geheimdienstes eine fürchterliche Tragödie in Wien abgewendet werden konnte. Auf den ersten Blick erscheint es banal, wenn Holger Stark beschreibt, dass 180.000 Tausend Fans ihrer Freiheit beraubt wurden, weil die Taylor Swift Konzerte so kurzfristig abgesagt werden mussten. Für viele mag das verkraftbar erscheinen, abgesehen von den Swifties natürlich. Auf den zweiten Blick macht das Wiener Beispiel nur allzu deutlich, wie verwundbar eine freiheitliche Gesellschaft ist. Selbst wenn „nur“ wenige diese Gesellschaft mit aller Brutalität bekämpfen wollen, zur Freiheit gehört es auch, dass ich mich ohne Angst um mein Leben oder meine Gesundheit im öffentlichen Raum und bei Menschenansammlungen bewegen kann. Islamitische Gewalttäter sind hochgefährlich, sie arbeiten konspirativ. Es geht nicht um die Bespitzelung aller Menschen in diesem Land, es geht um Schutz und Prävention. Freiheit und Sicherheit schließen sich nicht gegenseitig aus. Eine effektivere Gefahrenabwehr ist leider bitter nötig, denn die Bedrohung durch Islamisten ist weitaus realer als die (fiktive) Bedrohung von Bürgerechten. Jedes einzelne Menschenleben ist schützenswert.
Regina Stock

Die Bürgerrechte sollen die Bürger vor staatlicher Willkür und vor Übergriffen schützen. Es ist aber auch ein Bürgerrecht, dass der Staat alle notwendigen und technisch vorhandenen Mittel einsetzt, um die Bürger zu schützen. Social Media bestimmt heute weitgehend das Leben. Es ist oft eine Abhängigkeit entstanden, entweder aus Gründen der Geltungssucht oder wegen dem oft zwanghaften Verlangen zur Selbstdarstellung. Die Gesellschaft hat sich freiwillig gläsern und nackt gemacht. Daher ist es paranoid, zu glauben, dass ein Gesichtserkennungssystem für unbescholtene Bürger negative Auswirkungen haben könnte. Und es ist unprofessionell, weiterhin darauf zu vertrauen, dass die Geheimdienste und staatlichen Stellen anderer Länder mit den modernen Mitteln der Fahndung und der Auswertung von personenbezogenen Daten für uns die Arbeit machen. Bullerbü ist vorbei. Die Welt ist eine andere geworden, in der man sich gegen die Gefahren von innen und außen schnellstens anpassen sollte. Dazu gehört auch die Technik der Gesichtserkennung.
Andreas Löbbers

Vielen Dank für den klaren, absolut zutreffenden Leitartikel! Können oder wollen die Verantwortlichen nicht verstehen, dass Erhalt von Demokratie und Freiheit zuvorderst die Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen beinhaltet?! Zumal der Entwurf von Frau Faeser enge rechtliche Rahmenbedingungen enthält. Die Polizei wäre handlungsfähig und würde endlich wieder aufgewertet, nicht der aberwitzige Clown der Gesellschaft. Die Grünen, bisher meine Partei, sollten endlich ihre alten Ideologien und Ängste aufgeben. Mehr solcher Leitartikel wären notwendig!
Brigitte Drewer-Gutland

 


 

Leserbriefe zu „Über Meinungsfreiheit und die Rolle der Medien“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Habe heute ihre Antwort an Herrn G gelesen. Dachte ich schreibe Ihnen kurz, um Ihnen zu sagen, dass ich ein totaler Fan von Ihnen bin (erst Schach, dann ihre Kolumne) und es außerordentlich bedauern werde, wenn man Sie in Rente schickt.
J. Scheerer

Ich lese seit einigen Jahren die ZEIT und freue mich immer als allererstes auf Ihre Kolumne. Gut – zugegeben, nach Prominent Ignoriert. In Ihrer Kolumne ging es mal wieder um einen Leserbrief, der Sie kritisierte. Habe ich eigentlich auch erwähnt, dass ich Ihre Kolumne sehr gut finde? Wenn nicht, dann jetzt. Ich denke, ein ziemlich kurzer Satz könnte fast unter gehen: Hören Sie einfach mal zu. Vielleicht kann ich Sie ja dazu inspirieren, eine Kolumne darüber zu schreiben, dass das die Quintessenz von Zusammenleben ist. Um einfach zu verstehen, was mein Gegenüber (kann man das eigentlich gendern?) meint. Egal ob AFD-Wähler, Klimakleber oder einfach nur zwischen Generationen. Wie auch immer, ich liebe Ihre Kolumne und machen Sie bitte so weiter.
Michael Samtlebe

Vor 3, 4 Jahren habe ich in Ihrem ZEITmagazin aus Neugier zuerst die Rubrik Wochenmarkt aufgeschlagen. Manches Rezept habe ich mit Freude nachgekocht beziehungsweise nachgebacken. Damals war unsere Gesellschaft – zumindest gefühlt – noch eine tolerantere, friedlichere Gemeinschaft. Seit geraumer Zeit lesen mein Mann und ich aber nun zuerst die Kolumne von Herrn Martenstein. Die Zeiten haben sich „verschärft“; die unbekümmerte Lust am Nachkochen und Nachbacken ist halt etwas getrübt. Die aktuelle Kolumne „Über Meinungsfreiheit und die Rolle der Medien“ ist nun Anlass für mich, Herrn Martenstein für seine Kraft, seine Ausdauer, seine Zuversicht und auch für seinen Mut zu danken. Seine kurzen Meinungsbeiträge sind so etwas wie ein Anker für mich und meinen Mann in dieser für uns doch beängstigenden Zeit. Haben Sie vielen Dank!
Familie Schirrmacher

Ich würde für die Meinungsfreiheit kämpfen, und Harald Martenstein soll auch gern seine Meinung sachlich oder auch polemisch kundtun. Dass die ZEIT ihn aber dafür bezahlt, dass er einen Leserbriefschreiber in seiner Kolumne niedermacht, geht mir zu weit. Ich überlege zum ersten Mal, ob das Geld für mein Abonnement richtig angelegt ist.
Sven Herfurth

Der Vergleich mit der DDR ging mir als gelernten DDR-Bürger auch nach wenigen Zeilen durch den Kopf. Ich hatte damals, unter Kollegen, auf Umweltprobleme hingewiesen. Ein Beispiel: Ich konnte noch in den 60er als Kind in der Oder baden, in den 80er ging das nicht mehr. Von sehr überzeugten Genossen bekam ich dann als Antwort, dass meine Kritik doch nur dem Klassenfeind nutze und Wasser auf deren Mühlen wäre. Seit einigen Jahren habe ich das Gefühl, dass auch hier ähnlich argumentiert wird. Man muss nur Klassenfeind durch Rechts/populisten/radikalen ersetzen und schon kommt ungute Nostalgie auf.
Axel Voß

In seinem Beitrag rechnet Herr Martenstein mit einem Kritiker ab. Abgesehen davon, dass ich nicht erkennen kann, warum mich diese Fehde interessieren sollte, kann ich seine Entgegnungen auch nicht beurteilen, da ich den Brief des Kritikers nicht kenne. Abschließend erklärt uns Herr Martenstein mal so eben in einem Satz mit zwei Schlagworten, wie Demokratie funktioniert – und das zu einer Zeit, in der diese elementare Grundlage unserer Gesellschaft gefährdet ist wie lange nicht und unserer vollen Zuwendung bedarf. Der Beitrag von Herrn Martenstein ist für mich weder informativ noch unterhaltsam. Dafür ist mir mein Abo zu schade.
Klaus Werner

Herrn G.s Meinung sei heilig, Ihre ist mir ein bisschen heiliger! In einer Demokratie muss jeder seine Meinung frei sagen können, es sei denn, er predigt Hass oder setzt sie mit Gewalt durch! In einer lebendigen Demokratie hört man dem Andersdenkenden aufmerksam zu, und wer dabei seine Ohren spitzt, entdeckt in den meisten Äußerungen, selbst wenn sie radikal klingen, das eine oder andere, kleinere oder größere Körnchen Wahrheit. Ein kluger Politiker (m,w,d) kann sie bündeln und damit eine Politik gestalten, durch die sich der größte Teil des Wahlvolks vertreten fühlt. So kann er verhindern, dass immer wieder neue Gräben in der Gesellschaft aufbrechen. Müssen Entscheidungen getroffen werden, hat Vernunft stets Vorrang vor Parteiideologie! Meinungsfreiheit ist der heilige Gral der Demokratie, den alle Demokraten zusammen vor dem Zugriff eines Diktators schützen müssen!
Ulrich Pietsch

 


 

Leserbriefe zu „Wohnt hier das Volk?“ von Stefan Willeke

Das Unpolitische wohnt überall, nicht nur in Ziegenrück. Das Unpolitische – die in Unmündigkeit schlummernde Volksseele – ist ein stummer Riese. Wenn sich der Riese durch unerbetene Veränderungen immer mehr in die Enge getrieben fühlt, geht er irgendwann dazu über, sich zu wehren. Gegen diejenigen, die er als schuldig an diesen Veränderungen ausmacht. Dieses Sich-Wehren kann durch Wahlergebnisse eine riesige politische Wirkung entfalten, ohne dass der Riese – das Unpolitische – sich auch nur im Geringsten politisiert hätte. Er bleibt im Grunde stumm und unsichtbar, will gar nicht inhaltlich werden, sich in Argumenten zeigen. Denn dann müsste er sich ja als Riese aufgeben: Er würde in eine Vielzahl von möglichen Positionen zerfallen. Wenn dann konkret nach einer solchen Wahl und trotz großem Erfolg für die AfD die unerbetenen Veränderungen bleiben (z.B. Borkenkäfer, Klimawandel) oder sich das Leben noch weiter vom Gewohnten entfernt (z.B. weitere Verschlechterung der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum), wird der Riese dennoch nicht ins Denken kommen, sich besinnen und politisieren. Er will doch nur, dass alles normal und wie immer bleibt. Ist das etwa zu viel verlangt? Er wird sich dann in seiner Not etwas Neues suchen, um sich zu wehren. Wenn die AfD nicht hilft, dann vielleicht Putin?
Reinhard Koine

Ich halte den Artikel journalistisch gesehen und bewertet für grenzwertige Kost (obwohl unter „Dossier“ firmierend). Dass die AFD in Thüringen leider über ein hohes Wählerpotential verfügt: dies besorgniserregend—und für einen Wiss-/Forschungs-/ Industriestandort wie Jena imageschädigend. Ärgerlich, dass die CDU es nach der MP Bernhard Vogel-Regierungsarbeit es nicht schaffte und bewerkstelligte, mit die Wähler überzeugender Politik aufzutreten( und die Arbeit an der Parteibasis vernachlässigt wurde( wie unter Biedenkopf in Sachsen).Das Althoff-Intermezzo den Abstieg der CDU durch dilettantisches Eigenverschulden beschleunigend( und sein Verhalten nach dem tödlichen Skiunfall sprach und spricht nicht für eine von einem Politiker an den Tag zu legende und zu erwartende Verantwortungsethik). Mit Intrigen (und auch Voigt ein Meister seines Fachs) verdient sich die CDU keine Lorbeeren. Und der frühere nicht wiedergewählte Albert Weiler kein Paradebeispiel für CDU-relevante Basisarbeit und sein Ruf mit dem Übertritt zur Werteunion kein Ruhmesblatt für erfolgreiche und politisch überzeugende Kärrnerarbeit.
Hans-Jochen Schmidt

Denn sie wissen nicht, was sie tun bzw. wen sie wählen, kann mensch dazu nur sagen bzw. schreiben. Bei Hitler und seiner Partei war es nicht anders: „Mein Kampf“ ist 1925/26 erschienen, aber gewählt und zum Reichskanzler ernannt wurde Hitler trotzdem. Die Summe der von Ihnen als „Miniaturproblem“ betitelten Puzzleteile des Niedergangs von Infrastruktur und Zukunftsaussichten im ländlichen Raum bzw. in strukturschwachen Gebieten lässt die in Ziegenrück Zurückgebliebenen jene Partei wählen, die ihre Unzufriedenheit artikuliert und Sündenböcke benennt – aber genauso wie die anderen Parteien kein realistisches Konzept hat, wie der Niedergang der ländlichen Regionen zu stoppen oder rückgängig zu machen ist. Meines Erachtens sollten Parteien, die erwiesenermaßen demokratie- und menschenrechtsfeindlich eingestellt sind, verboten werden. Dafür gibt es doch die Möglichkeit eines Parteienverbots; das ist doch eine der Lehren, die die Mütter und Väter des Grundgesetzes aus dem Aufstieg der Nationalsozialisten gezogen haben. Die AfD fällt meines Erachtens zweifellos in diese Kategorie der demokratie- und menschenrechtsfeindlichen Parteien – und eine tatsächliche Gefahr für die Demokratie ist sie angesichts ihrer Wahlerfolge insbesondere in Ostdeutschland wohl inzwischen auch geworden. Warum warten, bis es zu spät ist? Die Bewohner*innen von Ziegenrück werden gegen ein Verbot der AfD gewiss nicht aufbegehren, sondern dann eben eine andere Partei wählen. Es stehen genug auf den Stimmzetteln.
Ulrich Willmes

Ein wirklich guter Artikel, in dem nichtsdestoweniger, sicherlich nicht beabsichtigt, genau das Gift liegt, welches das Verhalten der Menschen aus Ziegenrück begründet. Das Wahlverhalten der Leute pro AfD zeige, heißt es im Artikel, dass „die demokratischen Parteien viel falsch gemacht“ hätten. Mag sein. Aber sind die parlamentarischen AfD-Vertreter etwa nicht demokratisch gewählt? Warum diese Aufteilung zwischen „demokratisch“ („wir“) und „undemokratisch“ („die da“), wo doch ein Blick in die Verfassung zeigt, dass diese Aufteilung verfassungswidrig ist? Von der AfD traue sich keiner, meint der Verfasser, „mit der ZEIT zu sprechen“. Könnte es nicht ganz anders sein, nämlich dass die Leute generell keinen Bock haben, mit Medien zu sprechen, die über viele Jahre nachhaltig den Eindruck erweckt haben, auf der Seite derer „da oben“ zu stehen? Auch die Aussage des eher links orientierten Anwohners, viele Mitbewohner seien „von der Vielstimmigkeit der Demokratie überfordert“ könnte von den Betroffenen ganz anders interpretiert werden, nämlich dass es gerade die weitgehende Einstimmigkeit der so genannten „Mainstream-Medien“ sei, von der sie sich distanzierten. Auch die These Ramelows, durch die AfD würde „der Faschismus wieder alltagstaugliche Normalität“, wird eher zur Reaktion führen, dass der historische Faschismus wohl gar nicht so schlimm gewesen sein könne, wenn man als ehrbarer und stiller Bürger nun selbst als Faschist bezeichnet werden würde. Zumal dem Artikel nicht zu entnehmen ist, dass die Ziegenrücker in der Praxis ausländerfeindlich oder gar antisemitisch seien. Was bleibt, ist, dass man wie in der DDR „zwei Meinungen“ hat, „eine öffentliche und eine private“.
Nur dass die öffentliche Meinung heute anscheinend in Schweigen gekleidet wird. Solange Meinungsgegner per dominanten Meinungsnarrativen automatistisch und auf semantisch niedrigem Level als Querdenker, Postfaktische, Corona-Leugner, Putin-Versteher, Extremisten und Faschisten bezeichnet werden, wird sich dies auch nicht ändern. Hierbei tragen auch die Medien Verantwortung, deren Vertretern in Journalistenschulen anscheinend ein „Haltungsjournalismus“ gepredigt wurde, der in der Praxis eher als Euphemismus für „Gesinnungsjournalismus“ verstanden wird, somit Journalisten zunehmend nicht als unabhängige Beobachter und Beschreiber, sondern als Meinungs-Akteure für als politisch korrekt geltende Narrative wahrgenommen werden. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist aus meiner Sicht noch nicht erreicht. Vielleicht wäre es perspektivisch hilfreich, „Haltungen“ und Narrative programmatisch aus Berichterstattungen so weit wie möglich herauszunehmen. Der Autor geht diesbezüglich, trotz einiger narrativistischer und konnotativer Kolorierungen, weitgehend mit gutem Beispiel voran, kann aber die in den letzten Jahrzehnten aufgebauten Mauern nicht einreißen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Kurt Schäfer

Ein wunderbares Beispiel für die „Palmström-Logik“! nach Christian Morgenstern. Ein Gedicht „Die unmögliche Tatsache“ endet: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Alfred Preuß

Der ganze Artikel ist durchsäuert mit einem: „Ihr tumben Ossis, kapiert ihr denn nichts?“ Da ist kein Verständnis für die besondere Lage und Geschichte der Menschen im Osten , auch keine Empathie sichtbar. Was soll das?
Alois Lienhard

In der aktuellen ZEIT steht ein Artikel, den Sie über das thüringische Städtchen Ziegenrück geschrieben haben. Im Verlauf dieses Artikels bezeichnen Sie Herrn Björn Höcke als Faschisten. Ich muss sagen: Ich bin über Ihre Wortwahl entsetzt. Auch wenn Gerichte geurteilt haben, dass man Herrn Höcke als Faschisten bezeichnen darf, heißt das noch lang nicht, dass ein Journalist (und dazu noch Chefreporter) diese Diktion übernehmen sollte. Ich gehe davon aus, dass Sie keine humanistische Bildung genossen haben, denn sonst wüssten Sie, was Faschismus bedeutet. Der Begriff kommt von dem lateinischen Wort fasces (Bündel). Für Faschisten gibt es in ihrem Denken, Reden und Handeln immer nur eine Ausrichtung, und alle, die zur ihrer Vereinigung gehören, reden und handeln gleich. Ein Ausscheren gibt es nicht. Das wird streng sanktioniert. Wenn ich mir die Reden und Gespräche von und mit Björn Höcke anhöre und ansehe, dann komme ich zu dem Ergebnis: Er redet ausgewogen, ist offen nach allen Richtungen, hat dabei aber natürlich eine klare Meinung, die er konsequent vertritt. Das hat aber nichts mit Faschismus zu tun. Fazit: Höcke ist kein Faschist. Er ist Demokrat in einer demokratischen Partei, die im Bund, in den Ländern und Kommunen parlamentarisch vertreten ist. Das sage ich, obwohl ich nicht AfD-Mitglied bin. Ich kann Ihnen nur raten: Bitten Sie Herrn Höcke öffentlich um Verzeihung und formulieren Sie in der ZEIT eine Richtigstellung.
Dietrich Nicol

Vielen Dank für Ihre Mühe, sich einige Zeit in der Kleinstadt Ziegenrück und Umgebung aufgehalten, hier recherchiert und ein Dossier verfasst zu haben. Leider bleibt die Fragestellung der Überschrift unbeantwortet. Als sporadische Leserin erwartete ich diese Ausgabe mit Vorfreude, hatte ich doch von verschiedener Seite erfahren, dass Die Zeit in Kürze „ … etwas über die Gegend …“ bringen würde. Schließlich kommt das nicht so häufig vor. Ich wurde bitter enttäuscht, was sowohl Stil als auch Inhalt des Artikels betrifft. Weder wurde ausführlich dokumentiert noch realistisch informiert. Was zu lesen ist, ist Meinung, und, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, diese war vorgefertigt und heischte nach Bestätigung: Ja, es gibt es noch, dieses Dunkeldeutschland, diese hinterste Provinz, mit seinen minderbemittelten, zurückgebliebenen Menschen. Sogar der Bach strömt schmutzbraun. (Waren diese und andere Metaphern unbedingt notwendig, um seriös zu berichten? Nein.) Worüber im Plauderton erzählt wird, geschieht durchweg lapidar, missbilligend, überheblich, ablehnend bis verachtend. Viel dichterische Freiheit, wenig Report. Selektierte Wahrheiten, damit die Annahme Bestätigung findet. Aufbereitet für eine wohl überwiegend westdeutsche, „woke“ Leserschaft. Hier wird eine Klientel bedient. Sex sells war gestern, heute muss es AfD sein, speziell im Osten. Ein Bürgermeister der unpolitisch ist. Nein, ist er nicht! Aber er trägt kein Parteibuch vor sich her. Er betreibt Kommunalpolitik, keine Parteipolitik! Das Autorenpaar. Systemkritik zu DDR-Zeiten, heute enttäuscht von der Provinz. Dass es in Ziegenrück „Montagsrebellen“ gibt, mit der Politik unzufriedene Bürger, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen, besagt doch, dass diesen Einwohnern Demokratie durchaus nicht zu kompliziert ist, und widerlegt die Aussage von Claus Irmscher „ … Aber unsere Demokratie ist ihnen zu kompliziert…“ Wenn hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird, liegt es wohl eher am ländlichen Umfeld. Das wird in Bayern oder Hessen nicht viel anders sein als in Thüringen.
Der Unternehmer, „der sich auf Spektakel versteht“, kämpft seit vielen Jahren für den Wiederaufbau dieser Brücke an der Linkenmühle, stellvertretend für den Großteil der Einwohner beiderseits der Saale. „Spektakel“ veranstaltet er nicht aus Spaß an der Freude. Viele Politiker waren schon mit ihm vor Ort, 2018 war es Bodo Ramelow. Nicht zum ersten Mal versprach der damals den Bau der Brücke und ließ sich von den Einwohnern bejubeln. Aber auch mit einer linken Landesregierung hat sich seitdem nichts getan, genau wie unter den vorherigen Regierungen der CDU oder zu DDR- Zeiten. Es geht um eine große Straßenbrücke von immerhin knapp 200 Metern, über einen der größten Stauseen der Bundesrepublik! Sie wäre wichtig, Regionen wieder zu verbinden und das ländliche Gebiet wieder an die größeren Städte, wie zum Beispiel Jena, anzubinden.  Eine entscheidende Voraussetzung dafür, die marode Infrastruktur endlich zu verbessern, unter der die Bevölkerung seit Jahren leidet. Aber davon lese ich nichts. Wesentlich in ihrem „Dossier“ ist, das ich eher als ein politisches Pamphlet empfinde, dass Herr Holzhey schon „ …vieles war …“ unter anderem „mal Landrat“ , „ … Parteisekretär der SED in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, Chef der Tierproduktion, Kühe, Bullen, Jungvieh.“. Was wollen Sie dem Leser damit vermitteln? Selbst dass alle Interviewpartner ihre Heimat lieben, unsere Berge, unsere Wälder und die Saale (die übrigens nicht an Ziegenrück vorbei, sondern durch Ziegenrück hindurchfließt – kleiner metaphorischer Seitenhieb?), ziehen Sie ins Negative. Wenn also nächstens die „Montagsrebellen“ von Lügenpresse reden sollten, könnte ich das verstehen. Denn, wie ich oben schon beschrieb, nicht nur offensichtliche Lüge ist Unwahrheit, sondern auch das Weglassen von Wesentlichem, das Selektieren von Fakten, je nachdem, was man damit erreichen will, ist unredlich. Der „fünftkleinsten Stadt Deutschlands“ haben sie mit Ihrer Veröffentlichung jedenfalls mit verzerrten Darstellungen keinen Gefallen getan. Die weit hergeholt zitierten Thesen eines Münchner Wirtschaftshistorikers sowie Ansichten des Thüringer Ministerpräsidenten zum Wahlverhalten der Thüringer tragen dazu bei, ein falsches Bild entstehen zu lassen. Die vor allem westlich- großstädtische Leserschaft konnten Sie dagegen sicherlich in ihrer Ansicht bestärken, dass man am besten mit dem Osten nichts zu tun hat und am allerbesten die Mauer wieder hochzieht.
Carmen Rheber

 


 

Leserbriefe zu „So alt bin ich nun auch nicht“. Gespräch mit Georg Stefan Troller geführt von Moritz Aisslinger und Harald Wieser

Ein besonderes und berührendes Interview. Denke beim Lesen über das Glück der Begegnungen nach. Bin Georg Stefan Troller zweimal mit Peggy Parnass in Hamburg begegnet. Trotz seines hohen Lebensalters ging der Journalist und Regisseur auf Lesereise. Seine lebensklugen und historischen Ausführungen sind in guter Erinnerung. Meine Frankreichliebe wurden zudem durch seine TV-Reportagen geprägt und führten sogar zu einem Paris Stipendium.
Rainer Neumann

Georg Stefan Troller… Paris… feuchte Augen. Ein tolles Interview mit einem wunderbaren Menschen
Ulrike Roth

Was für ein lebenskluger Mann dieser Georg Stefan Troller doch ist, dessen herrliche allmonatliche Sendung „Pariser Journal“ ich in den 1960er Jahren immer mit allergrößtem Interesse im Fernsehen sah und liebte. Seine Einschätzung, dass „was im Moment passiert, der Selbstmord Israels vor der Welt ist und dieses Land all die Sympathien verloren hat, von denen es früher gelebt hat“ finde ich bemerkenswert und teile ich.
Björn Luley

So entsteht Antisemitismus. Da schieben die Autoren dem Interviewten unter, Deutschland sei wieder ein antisemitisches Land, indem sie auf unkritische Weise unkritische Narrative übernehmen, die populistisch kursieren. Konkret: Wenn weitgehend arabischstämmige Bürger Deutschlands die Auslöschung Israels fordern, ist dies zwar in der Tat antisemitisch (und im Übrigen auch im Widerspruch zu unserer Verfassung und somit strafbar). Jedoch steht weder solches in der Tradition dessen, was in der deutschen Geschichte bis 1945 Antisemitismus war, noch tun dies Solidarisierungen mit den Palästinensern vor dem Hintergrund politischer Geschehnisse der vergangenen Jahrzehnte im Nahen Osten. Auch die AfD reflexhaft als Symbol für Antisemitismus darzustellen, ist eher Ergebnis des Blickes durch eigene mediale narrative Prismen als Eigenschaft der AfD selbst, also mehr Rückkopplung als Faktum. Man brauche bei Meinungsmachern halt seine Erzählung, die man sich hin-interpretiert, so der Eindruck „draußen im Volk“. Das Problem: Unter den in historischer Folge des Holocaust stehenden Deutschen hat heute in der Praxis nur eine verschwindend kleine Anzahl etwas mit Antisemitismus am Hut, soweit man diesen, wie in der Bevölkerung üblich, als bewusstes Denken oder Handeln gegen Juden definiert.
Diese Deutschen müssen sich aber gleichzeitig anhören, zirka ein Viertel von ihnen sei erwiesenermaßen latent antisemitisch, was wissenschaftlichen Modellen und deren Begriffsdefinitionen geschuldet ist, die solche Ergebnisse ermöglichen, welche unkritisch in die Bevölkerung hinein multipliziert werden. Natürlich nehmen die Menschen wahr, dass es gelegentlich in Städten mit Universitäten und/oder muslimischen Brennpunkten anti-israelitische Demonstrationen gibt. Aber dass Antisemitismus in irgendeiner Form bei den Nachkommen derer verankert wäre, deren Eltern oder Großeltern die Nazizeit erlebt haben, kann von den Betroffenen im Rahmen des eigenen Erlebensumfeldes in aller Regel beim besten Willen nicht bestätigt werden. Allerdings fragen sich die Leute, welche Kräfte es sind, die ihnen Antisemitismus unterstellen, was in der Folge zu Verärgerung führt, da man sich dadurch als Opfer von Verschwörungstheorien versteht. So kann Antisemitismus als Ergebnis einer forcierten Self-Fulfilling Prophecy entstehen. Zur Vermeidung solcher Entwicklungen wäre es wünschenswert, statt eigener Narrative wieder die Realität derer in den Mittelpunkt zu stellen, über die man berichtet.
Kurt Schäfer

Ach, das ist unsere ZEIT: Danke für die Herausforderung, auf die Troller-Seiten warten zu dürfen! Haben Sie auch die Rechte an der Ausstrahlung des Interviews zum 100 Geburtstag? Online zu sehen?
Gudrun von Felde

„60 Jahre und kein bisschen weise“, das sang einst der deutsche Schauspieler und Gelegenheitssänger Curd Jürgens (1915-1982). „Mit 66 Jahren“, das sang einst der österreichische Sänger, Komponist und Pianist Udo Jürgens (1934-2014). Georg Stefan Troller (*1921) ist bereits 102 Jahre alt; er hat damit die 60 bzw. 66 Jahre längst weit hinter sich gelassen. Ob er jemals öffentlich gesungen hat oder das noch vorhat, das weiß ich leider nicht. Falls er doch noch vorhaben sollte, ein Lied zu singen, dann vielleicht s etwas, wie „Mit 102 Jahren ist noch längst nicht alles vorbei“. Was ich von Georg Stefan Troller noch in sehr guter Erinnerung habe, das sind seine doch sehr eigenwilligen Interviews mit meist sehr bekannten Menschen.
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Diese sechs Zentimeter reichen bis zum Herz“ von Julia Kanning und Simon Langemann

Mirko Borsche hat kleines Opinel Taschenmesser im ZEIT Magazin besprochen, das ich mir daraufhin gekauft habe. 7 Zentimeter Klinge, sehr scharf. Damit kann ich Blumen abschneiden, Äpfel halbieren, Stöckchen schnitzen, alles machen, was ich Draußen mit einem Messer machen möchte. Wozu braucht man/Mann ein Messer mit einer 11 Zentimeter Klinge in der Stadt? Braucht Mann nicht! Sollte man besser nicht haben.
Bettina Heine

„Ein Messer, ist ein Messer, ist ein Messer…“ (frei nach Gertrude Stein). Messer sollen schneiden und stechen. Alles hängt davon ab, ob die Person, das Messer als Waffe benutzt oder Kartoffeln damit schält. Wer eine Waffe mit sich führt, wird sie auch benutzen, sei es zum Angriff oder zur Verteidigung. Ein Messer nur über die Klingenlänge zu definieren, reicht nicht. Man muss auch noch die Mechanik beachten. So ist z.B. das Butterflymesser schon seit 2003 in Deutschland verboten. Warum also nicht ähnlich gefährliche Messer generell verbieten? Der Erwerb ist nur mit Waffenschein und nur in Waffengeschäften möglich z.B. für Jagd– und Forstpersonal. Damit ist die Kennzeichnung von bestimmten Verbotszonen überflüssig. Das Verbot ist flächendeckend und die Polizei kann flexibel nach Einschätzung der Lage Kontrollen durchführen wie bei mobilen Radarfallen – heute hier morgen dort. Das hat sehr wohl eine abschreckende, oder positiv ausgedrückt, eine erzieherische Wirkung. Es ist illusorisch zu erwarten, dass alle Messer in der Öffentlichkeit sofort verschwinden. Der Sicherheitsgurt hat lange gebraucht, bis er akzeptiert wurde. Heute noch werden bei Kontrollen Leute erwischt, die ihn nicht benutzen. Und natürlich gibt es Kriminelle, die sich vorsätzlich bewaffnen. Das wird man kaum verhindern können. Es geht aber darum, die Zahl der Messerattacken im Affekt zu verringern, von Menschen, die in ihrer Wut plötzlich das Messer zücken, weil sie es bei sich tragen. Der Innenminister von NRW wirkt resigniert und passiv, der von Hessen eher pragmatisch. Dort sind nicht nur (in Verbotszonen) Messer, sondern auch Schlagringe etc. verboten. Eine einheitliche bundesweite Regelung wäre wünschenswert, um der Bevölkerung die Angst zu nehmen. Die wissenschaftliche Begleitung des in Hessen offenbar als Versuch durchgeführten Projekts, lässt einige Fragen offen. Um das unselige Wort von Alice Weidel von den „Messermännern“ zu widerlegen oder aber zu bestätigen, müssen alle Faktoren objektiv und transparent dargelegt werden.
Klaus Tuch

Zeigt her eure Messer, zeigt her eure Klingen. Misst die Klinge mehr als 6 cm, dann her damit, dafür gibt´s ein kostenloses Netflix-Abo. Drei Abos kommen in Frage, das Netflix-Abo könnte man eventuell von der Länge der Klinge abhängig machen! Hier wäre mein Vorschlag: Standard-Abo mit Werbung für 4,99 EURO (Klingenlänge 6 bis 13 cm), Standard für 13,99 EURO (Klingenlänge 13,01 cm bis 20 cm) Premium für 19,99 EURO (Klingenlänge ab 20,01 cm bis ???) Kommet alle zuhauf und gebt nur die Messer ab, die ihr nicht mehr braucht! Kommet alle zuhauf, hier fließt die Messerabgabe-Prämie, total schmerzfrei, ganz klimaneutral und garantiert nur aus Steuermitteln!
Riggi Schwarz

Leider bleibt Ihre Reportage an entscheidenden Stellen unscharf. Mit dem Verdächtigen S. soll telefoniert worden sein – vermutlich doch wohl noch in Polen, und vermutlich durch polnische Beamte (niemand sonst kannte damals seinen Aufenthalt und seine Telefonnummer, oder?). Natürlich war das eine Warnung – was denn sonst? Daher ist am Schluss gestellte Frage (wurde S. gewarnt?) überflüssig. Verschweigen Sie den Lesern Details? Wichtiges fehlt. Haben Sie die polnische Regierung gefragt, warum sie diesen so intensiv gesuchten Verbrecher hat laufen lassen? Naiv die Annahme, das sei geschehen, weil er in Polen als „Held“ angesehen wurde. Wenn jemand einem Täter zur Flucht verhilft, drängt sich doch sofort die Vermutung auf, dass man mit ihm gemeinsame Sache gemacht hat oder fürchtet, dass bei einer Festnahme unangenehme Tatsachen bekannt würden. Verdächtig auch, dass der polnische Geheimdienst den deutschen Behörden eine (wohl gefälschte) Liste mit anderweitigen Tätern übermittelt hat (so der Spiegel), also versucht hat, eine falsche Spur zu legen. Die Erklärung eines polnischen Offiziellen, es habe ja an einer Eintragung in das „Schengenregister“ gefehlt, klingt wie Hohn – schließlich lag ein Haftbefehl vor! Gegenüber Belgien oder San Marino hätte man sich solch eine flapsige Begründung wohl nicht erlaubt. Und haben Sie die deutsche Außenministerin gefragt, ob und wie sie auf diesen Affront zu reagieren gedenkt? Nach wie vor will auch Ihre Grundannahme nicht einleuchten, es habe sich um eine rein ukrainische und auch von der Führung des Landes initiierte und finanzierte Tat gehandelt. Zu welchem Zweck? Die russische Wirtschaft konnte man damit nicht schädigen, denn durch die Pipelines floss doch wohl kein Gas mehr. Andererseits war das Risiko immens. Eine Entdeckung hätte der Ukraine gewaltigen Schaden zugefügt, die ukrainische Regierung hätte als verbrecherisches Regime dagestanden. Da wären die Waffenlieferungen, um welche die Ukraine dringlich gebeten hatte, innenpolitisch kaum noch durchsetzbar gewesen, in Deutschland und auch in anderen Ländern. Vieleicht hätte Wolodymyr S. zur Aufklärung beitragen können. Das ist jetzt durch Polen verhindert worden.
Ode van Hove

Ich habe mal wieder Fragen. In der einen geht es darum, wie lang denn ein Jahr ist. Weil ihr geschrieben habt: „2023 floss in Großbritannien ungeklärtes Abwasser aus Tausenden Entlastungsüberläufen im Land in Themse, Mersey oder Nordsee – insgesamt vier Millionen Stunden lang.“ Deshalb also die Frage, auf welchem Planeten sich dieses spezielle Großbritannien befindet. Denn hierzuplanet hat ein Jahr ja nur 8.760 Stunden. Sogar auf dem Neptun sind es nur 1,4 Millionen und ein paar zerquetschte. Die andere Frage lautet: Was habt ihr so in euren Küchen? Denn in dem Artikel zum angedachten Messerverbot heißt es: „Auch mit illegalen Schusswaffen würden Menschen erschossen. Deshalb kommt allerdings niemand auf die Idee, Schusswaffen frei verkäuflich zu machen. Was spricht also dagegen, bestimmte sehr gefährliche Messer zu verbieten?“ Da muss ich wieder einmal daran erinnern, dass nicht alles, was hinkt, schon ein Vergleich ist. Denn diese „sehr gefährlichen Messer“ sind nicht nur derzeit frei verkäuflich, sie werden es definitiv auch bleiben, ob ein Verbot kommt oder nicht. Jeder, dem danach ist, wird auch in Zukunft in ein Küchenbedarfsgeschäft, eine Eisenwarenhandlung oder auch nur einen gutsortierten Supermarkt marschieren und sich dort nach Herzenslust Messer mit Klingen kaufen können, die viel, viel länger sind als sechs Zentimeter. Also: Wenn schon mit dem Schusswaffenvergleich argumentiert wird, dann bitte so, dass es auch Sinn ergibt.
Stefan Metzler-Dinhobl

 


 

Leserbriefe zu „Wer jüdisches Blut vergießt, zahlt einen hohen Preis“. Gespräch mit Ronen Bergman geführt von Paul Middelhoff

Die Motivation Netanjahus für die Tötung von Schukr und Hanija ist vermutlich nicht derart komplexer Natur, wie man das manchmal vermutet. Vielmehr geht es wohl um Rache und die Befriedigung eines emotionalen Gerechtigkeitsgefühls oder wie Herr Bergman es nennt: Genugtuung. Dass diese Motive so einfacher Natur sind, macht es angesichts der Verhandlungen um eine Waffenruhe nicht weniger frustrierend.
Niklas Behrendt

„Jüdische Blut“: was für ein rassistischer Unsinn! Dass es für den israelischen Geheimdienst Mossad, wie Ronen Bergman ausdrücklich bestätigt, keinerlei moralische rote Linien gibt, ist allseits bekannt. Und dass die israelische Armee nach eigenem Bekunden die „moralischste Armee der Welt“ sei, ist als Propagandalüge ebenfalls allseits bekannt. Was für ein Staat, dessen Sicherheit angeblich deutsche Staatsräson sein soll!
Björn Luley

In der Politik scheinen steinzeitliche Verhaltensweisen immer mehr Überhand zu nehmen: Wenn verhandelt wird, dann nur mit einem möglichst großen Knüppel in der Hinterhand: Israel mit der Militärmacht der USA und leider auch Deutschland, Hamas mit Iran und anderen befreundeten Ländern. Schöne internationale Regeln werden mit den Füßen getreten, der israelische Regierungschef darf sich alle international geächteten Verbrechen erlauben. Bedauerlich, dass Deutschland mit seiner traurigen Vergangenheit mitmacht.
Eugen Vogt

Da stockt mir der Atem, wenn ich lese, dass es für die israelische Regierung und ihre „wohl moralischste Armee der Welt“ keine moralischen Grenzen gibt, wenn es gilt, einen hohen Hamas- oder Hisbollah-Politiker (und sogar iranische Generäle) auf dem Gebiet anderer Staaten zu töten. Selbst der israelische Journalist Ronen Bergman spricht in dem Interview davon, dass Israel schon früher iranische Offizielle wie den Leiter des Atomprogramms Mohsen Fachrisadeh „ausgeschaltet“ habe, als habe der Mossad dem Wissenschaftler nur das Licht ausgeknipst. Was verspricht sich Israel, die „einzige Demokratie im Nahen Osten“, das Land, mit dem wir doch die westlichen Werte von Freiheit, Gerechtigkeit und Friedenswillen teilen, von diesen Mordaufträgen? Einen Beitrag zum Frieden zwischen Israel und Palästinensern? Ist das noch Selbstverteidigung oder schon pure Rache ohne Rücksicht auf die Folgen für die eigene Bevölkerung, jüdische Menschen in anderen Ländern und für die Stabilität in der Region und in der gesamten Welt?
Uwe Cardaun

 


 

Leserbriefe zu „Ist das Rätsel um Nord Stream gelöst?“ von Luisa Hommerich et al.

Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Deshalb können es auch nicht die Ukrainer gewesen sein, die Nord Stream zerstört haben. Denn wäre es so, müsste jeder Staat mit etwas Selbstachtung die Ukraine sanktionieren, statt sie mit Milliarden zu unterstützen. Darum steckt mit großer Wahrscheinlichkeit Putin hinter dem Anschlag. Irrational wie die Russen nun einmal sind, ist es ihnen durchaus zuzutrauen, dass sie ihre Pipelines selbst gesprengt haben. Vermutlich sehr zum Ärger der Amerikaner, die eigenen Andeutungen zufolge und unter dem Beifall der Polen (Sikorski: „Thank You, USA“) die Leitungen ebenso gern in die Luft gejagt hätten.
Ernst-Peter Hoffmann

Erst wurde die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gesprengt! Gerade eben flogen uns die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld um die Ohren! Das war nun der zweite Streich, der dritte Streich, der folgt sicherlich bald oder auch so gleich! Was haben denn die Feuerwerker, sicherlich nur aus reiner Nächstenliebe zu Deutschland, wohl noch so alles vor? Mal ganz ehrlich, so richtig daran glauben, dass das Rätsel um Nord-Stream-Sprengung irgendwann einmal gelöst werden wird, das kann ich leider nicht. Aber mit jedem sachdienlichen Hinweis könnte man dem Täter oder den Tätern, besser auf die Schliche kommen!
Riggi Schwarz

In der letzten Ausgabe ist wieder über den Anschlag auf die Ostseepipeline berichtet worden. Es wird dargestellt, dass Polen und die Ukraine in den Anschlag verwickelt sein könnten. Ich habe in meinem Tagebuch eine Notiz vom 28.9.2022, dass sich im Internet ein polnischer Politiker äußert, dass er sich bei den USA für den Anschlag bedankt. Wenn ich mich richtig erinnere, war wohl auch von polnischer Beteiligung die Rede??  Ich kann leider nicht mehr nachvollziehen, wer diese Nachricht damals veröffentlicht hat. Man sollte doch nochmals im Internet nachforschen, wer sich damals wie zu dem Anschlag geäußert hat. Vorschnelle Äußerungen damals könnten hilfreich sein.
Hans Albeshausen

Aufgrund der Komplexität des Anschlags, steckt wahrscheinlich ein staatlicher Akteur hinter den Anschlägen. Wie übrigens auch monatelang danach immer wieder gemutmaßt wurde. Bei der Frage nach Mittel, Möglichkeit und Motiv spricht so einiges für die Hypothese des ehemaligen Präsidenten des BND Hanning. Wie man dieser Tage in deutschen Medien nachlesen konnte, gehe er bei der Vorbereitung des Anschlags von einer Zusammenarbeit Polens und der Ukraine aus. Er glaube diesbezüglich an Verabredungen zwischen Polens Präsidenten Duda und Präsident Selenskyj. Mögliches Motiv: Ein Konkurrent wurde ausgeschaltet (Aufrechterhaltung der Transitgebühren für die Ukraine für die Durchleitung russischen Gases nach Europa, Eröffnung der Baltic Pipe von Norwegen nach Polen ein Tag nach den Sprengungen). Auch wurde durch den Anschlag ein möglicher Druck der deutschen Bevölkerung gegenüber der eigenen Regierung genommen. Wurde doch seinerzeit ein großer Energieengpass befürchtet. Das ein mutmaßlicher ukrainischer Mitverschwörer in Polen nicht verhaftet wurde und Polens Ministerpräsident Tusk vor wenigen Tagen äußerte, dass Nord-Stream-Befürworter sich entschuldigen und „still sein“ sollen, könnten weitere Indizien für eine Beteiligung sein. Die Bundesregierung muss in jedem Fall angemessen reagieren.
Reiner Gorning

 


 

Leserbriefe zu „Doch wieder wir gegen die?“ von Anne Hähnig

Kretschmer hat sich mit der Brandmauer selbst eine Falle gestellt unter dem Trommelfeuer der in die Jahre gekommenen linksgrünen Moralisierer vor allem in den Funkhäusern. Eine strategische Fehlentscheidung. Natürlich ist die AfD derzeit nicht koalitionswürdig. Doch die Chance auf eine Kursänderung im Falle einer Regierungsbeteiligung sollte nicht a priori tabuisiert werden, sonst verspielt man leichtfertig seine Optionen. Auch eine Minderheitsregierung mit ad hoc Entscheidungen wäre quasi als Vorstufe denkbar, um zu prüfen, ob am Ende mehr möglich ist. Und Wagenknecht hat sich mit dem Stationierungsverbot selbst aus dem Rennen genommen. Es sieht alles nach einer Minderheitsregierung aus.
Christoph Schönberger

Das biblische Erbe und also die Wurzel westlicher Kultur weiß, dass jeder (!!) Mensch das Kainsmal trägt. Der Bruder-Mörder ist der Träger der Evolution. Daraus ergeben sich absolut zwei Dinge: Es gibt nicht „die Guten“ und „die Bösen“. Die Rollen sind jederzeit austauschbar. Und daraus ergibt sich ein weitaus größeres und intelligentes Misstrauen vor Hass und Gewalt, das sich selbst und die eigene Seite nicht ausschließt. Eine Aufteilung in Gut und Böse, wobei sich jeder (!) im Guten verortet, macht die Barbarei viel wahrscheinlicher. Sich selbst von Hass und Gewalt, von Dummheit und Bösartigkeit auszunehmen, indem man es auf die Anderen projiziert, ist eine Absage an die Grundlagen unserer Kultur. Hinter der Brandmauer lauert immer nur der Teil von mir selbst, den ich nicht ertragen will. Wer den Anfängen wehren will und nicht bei sich selbst anfängt, hat den entscheidenden Schritt ins Verderben gemacht. Aus dem Gesagten ergibt sich die ein klare Strategie im Umgang der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen miteinander. Man nennt es auch Demokratie.
Fred Klemm

Offensichtlich ist es der CDU in Sachsen nicht gelungen, die Landeskinder froh und glücklich zu machen. Hätte sie es geschafft, würden die Leute CDU wählen. Gegen den Rechtsextremismus in Sachsen hat die CDU jahrzehntelang fast gar nichts unternommen. Inzwischen frage ich mich, wie groß die Unterschiede zwischen der Sachsen-CDU und der AfD oder dem BSW eigentlich noch sind. Die Freiheit der Ukrainer*innen und die mittelfristige Sicherheit Deutschlands vor einem russischen Angriff scheint allen drei Parteien jedenfalls kaum etwas wert zu sein. Durch liberale gesellschaftspolitische Ansichten ist Herr Kretschmer bislang auch noch nicht aufgefallen. Da wundert es mich dann nicht, dass die Einwohner*innen von Sachsen zu einem erheblichen Teil dann gleich das Original AfD statt der Kopie Sachsen-CDU wählen.
Ulrich Willmes

 


 

Leserbriefe zu „Rache“ von Miguel Helm und Christina Schmidt

Bitteschön, was soll denn das? Sommerloch? Ein ganz banaler Fall, wie er immer wieder und überall so oder ähnlich vorkommt. Hier aber wird subkutan das uralte Topos bedient, dass die Bundeswehr nur Mörder ausbildet und ein Mörderverein ist. Ich finde, sowas ist der ZEIT absolut unwürdig. Bitte in Zukunft derartige billige Sensationsberichte unterlassen!
Alexander Petri

Ich habe am gestrigen Tage einen Artikel von ihnen über den Mörder Florian G gelesen, bei diesem ich namentlich genannt werde. Mein Name ist Patrick Stephan, ich bin der ehemalige beste Freund des Mörders Florian G. Leider ist es wie immer das halb Wahrheiten zuerst in den Medien verbreitet werden, um alles ein wenig attraktiver zu machen. Aber von ihnen hätte ich mehr Professionalität erwartet.

Patrick Stephan

Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht hat sich die Bundeswehr aus dem Durchschnitt der Bevölkerung rekrutiert. Dies war für die Bundeswehr und die jungen Männer sehr wichtig. Heute kommt die Hälfte aller Soldaten über das Arbeitsamt zur Bundeswehr. Florian G. fehlte es u.a. an einer im Zivilleben verwertbaren Ausbildung. Er gehört ganz sicher nicht zur „Elite“. Die Bundeswehr ist heute die „Fremdenlegion“. Sie gibt vielen vaterlosen jungen Männern Heimat, Arbeit, Anerkennung, kurz Würde. Die Bundeswehr mit einer Familientragödie in Verbindung zu bringen, ist der Undank einer selbstgefälligen Gesellschaft.
Stefan Heinrich

 


 

Leserbriefe zu „Mehr als ein Familiendrama“ von Anne Kunze in ZEIT Verbrechen

Der Sorgerechtsstreit um die Kinder von Christina Block und Stephan Hensel ist ausschließlich eine Privatangelegenheit, die nur die beiden Eltern sowie ggf. deutsche und dänische Behörden (Gerichte, Jugendämter) lösen können. Dass dieser Streit – mutmaßlich durch die Eltern forciert – in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, ist schon schlimm. Dass Sie als seriöses Leitmedium sich hieran beteiligen und sich auf das Niveau einer Boulevardzeitung begeben, ist unerträglich. Ihre im Artikel benannten Argumente für Ihre Sensationsgier machen es nicht besser. Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, dass die Kinder unter dem Streit ihrer Eltern leiden könnten? Haben Sie sich außerdem überlegt, ob eine mediale Inszenierung in der ZEIT und anderen Medien das Leid der Kinder verlängert und verschlimmert? Oder wollten Sie schlichtweg erreichen, dass ich nie wieder in einem BLOCK-HOUSE mein Steak esse? Letzteres haben Sie erreicht: Bei so viel Rosenkrieg und bei so viel medial angeheizter Schlammschlacht ist mir der Appetit längst vergangen.
Henning Becker

In Ihrem Beitrag „Mehr als ein Familiendrama“ über die Familie Block, stellen Sie folgende Überlegung an: „Wurden der Kindesvater und sein Anwalt als Pädophile und Kinderschänder angeschwärzt, um ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen?“ Zum einen sollte der Begriff „Kinderschänder“ als problematisch angesehen und besser durch „Täter:innen sexualisierter Gewalt“ bzw. „Kindesmissbrauchstäter:innen“ ersetzt werden. Das Problem bei dem Begriff entsteht aus der Vorstellung heraus, dass ein Kind durch die Tat eine lebenslange Schande trägt. Somit werden die Opfer solcher Taten als Personen abgewertet.  Zum anderen ist die Gleichsetzung von Pädophilie mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder (bzw. Kindesmissbrauch) ebenfalls ein Problem. Auf die Gründe dafür werde ich im Folgenden genauer eingehen.  Kurz zu meiner Person: Seit 2023 habe ich mich tiefer mit dem Thema „Pädophilie“ beschäftigt. Mein ursprüngliches Interesse galt den wichtigen gesellschaftlichen Bestrebungen, den Kinderschutz zu verbessern. Das Thema ist äußerst komplex. Daher versuche ich, Ihnen nachfolgend einen kurzen Überblick, sowie meine persönliche Einschätzung zu geben:  Mit den Begrifflichkeiten „Kindesmissbrauch“ und „sexualisierter Gewalt gegen Kinder“ ist dasselbe gemeint. Mit dem Begriff „sexualisierte Gewalt“ wird der zerstörerische Aspekt der Handlung hervorgehoben.
Das Problem dabei ist allerdings, dass es auch schädliche Handlungen wie „intimes Streicheln“ gibt, die nicht unmittelbar als Gewalt erscheinen mögen, aber ebenfalls potenziell schädlich für Kinder und deswegen zu unterlassen ist. Der Begriff „Kindesmissbrauch“ steht hingegen ebenfalls in der Kritik, da es keinen legitimen „Gebrauch von Kindern“ geben kann. Weil Laien bei „sexualisierter Gewalt“ jedoch tendenziell an brutalste Vergewaltigungen denken, selbstverständlich aber alle Formen von sexuellen Übergriffen auf Kinder einbezogen werden müssen, ziehe ich den etwas älteren Begriff „Kindesmissbrauchstäter:innen“ vor.  Pädosexualität ist durchgeführter Kindesmissbrauch und Pädosexualismus die politische Bestrebung, Kindesmissbrauch zu legalisieren. Pädophilie hingegen ist die emotionale Hingezogenheit zu, sowie sexuelle Ansprechbarkeit auf Kinder. Was teleiophile Menschen für Erwachsene empfinden, empfinden pädophile Menschen für Kinder. Der bekannte Sexualwissenschaftler und -therapeut Dr. Ahlers schreibt dazu in seinem Buch „Vom Himmel auf Erden“ (Seite 388) beispielsweise: „Das Einzige, was Pädophile von der Allgemeinbevölkerung unterscheidet, ist das Alter der von ihnen begehrten Personen.“  Werden diese Begrifflichkeiten in den Medien nicht klar benannt und differenziert, verstärken sich Stigma und Vorurteile hinsichtlich des Themas Pädophilie in der Gesellschaft. Stigmatisierung ist diesbezüglich ganz gefährlich, weil gerade junge pädophile Menschen dann leicht an die falschen Leute geraten, oder ihre Handlungen unzureichend reflektieren.  Allerdings gibt es unterschiedliche Haltungen bei pädophilen Menschen: Zum einen gibt es leider jene, die sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern (SmK) befürworten und dafür werben. Man nennt solche politischen Bestrebungen „Pädosexualismus“. Pädophile Menschen, welche diese Haltung vertreten, sind unter dem Begriff Pro-Contacter (kurz „Pro-C“) bekannt. Problematisch ist hierbei, dass Pro-Contacter die für Kinder gefährlichen Auswirkungen hinsichtlich SmK nicht verstanden haben oder bagatellisieren. Menschen, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begehen, nennt man Pädosexuelle.
Pädosexuelle können sowohl sexuell auf Kinder ausgerichtet sein, oder auch teleiophil, also auf Erwachsene ausgerichtet sein. Pädosexuelle, die gleichzeitig der pädophilen Sexualpräferenz angehören, nennt man Präferenztäter. Pädosexuelle, die Kinder aus anderen Gründen missbrauchen, aber eigentlich teleiophil sind (= auf Erwachsene ausgerichtet), nennt man Ersatzhandlungstäter.  Dann gibt es auch noch die Anti-Contacter (kurz „Anti-C“) unter den Pädophilen, die SmK so kritisch sehen, wie der Rest der Gesellschaft, sexuelle Handlungen mit Kindern und den Konsum von Missbrauchsabbildungen (im Volksmund „Kinderpornografie“) konsequent ablehnen und sich damit moralisch korrekt verhalten.  Es sucht sich niemand aus pädophil zu sein. Sexualwissenschaftlich bekannt ist, dass die Sexualpräferenz von uns Menschen in den ersten zwei Lebensjahrzehnten entsteht und danach weitestgehend unveränderbar ist. Eine Therapie besteht daher auch nicht darin, den auf Kinder geprägten Menschen beizubringen, wie sie dasselbe für Erwachsene empfinden können. Sie besteht darin, ihnen beizubringen, mit ihrer Sexualpräferenz verantwortungsvoll umzugehen, so dass sie weder für sich noch für andere eine Gefahr darstellen. Wichtig ist es also, dass pädophile Menschen lernen, verantwortungsvoll mit ihrer Sexualpräferenz umzugehen. Das bedeutet, dass sie lernen sexuelle Kontakte zu Kindern kritisch zu sehen und daher abzulehnen.  Es gibt ein Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern welches immer da ist. Pro-C argumentieren gerne, dass es oft „gut gegangen“ sei.
Das ist ganz fatal, denn niemand kann vorher ausschließen, ob ein Kind hinterher Schaden bei sexuellen Berührungen/Handlungen erleiden wird. Daher sind sexuelle Kontakte zu Kindern immer abzulehnen. Es ist wichtig, dass diese Zusammenhänge ohne Angst besprochen und kommuniziert werden. Nur so erreichen wir Menschen, deren Sexualität sich auf Kinder ausrichtet. Eine Gleichsetzung mit Pädophilie und Kindesmissbrauch schürt jedoch genau diese Angst und verunmöglicht damit den offenen und sachlichen Diskurs zum Thema.  Wenn Sie als renommiertes Medienhaus nun Sätze schreiben wie: „Wurden der Kindesvater und sein Anwalt als Pädophile und Kinderschänder angeschwärzt, um ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen?“ differenzieren Sie nicht nur nicht, dass es auch Pädophile gibt, die weder Kindesmissbrauch noch Pädosexualismus betreiben, sondern Sie setzen zudem pädophile Menschen mit Sträftäter:innen gleich.  Aktuell haben wir die Sachlage, dass sich viele pädophile Menschen nicht trauen, offen über ihre Sexualpräferenz zu berichten. Sie haben Angst, dass sich selbst Freunde oder ihre Familie von ihnen abwenden. Es herrscht eine große Angst den Job zu verlieren, oder soziale und wirtschaftliche Nachteile zu haben, nur weil man nicht die „richtige“ Sexualpräferenz hat.
Viele Betroffene haben Selbstzweifel, bis hin zum Selbsthass. Suizid, gerade unter jungen Betroffenen, ist keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass unaufgeklärte junge Menschen mit pädophiler Sexualpräferenz die Problematik von Missbrauchsabbildungen (oder schlimmstenfalls sexueller Berührungen/Handlungen mit Kindern) nicht einordnen und reflektieren können. Auch ist zu berücksichtigen, dass sich Ersatzhandlungstäter:innen, die den überwiegenden Anteil an Missbrauchstaten ausmachen, hinter Pädophilen verstecken können und damit weitestgehend aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwinden, wenn der Fokus ausschließlich auf den Präferenztäter:innen liegt. Hier kann nur Aufklärung helfen.  Aus diesen Gründen halte ich es für angemessen und sinnvoll, wenn Sie Ihr Statement beispielsweise wie folgt anpassen: „Wurden der Kindesvater und sein Anwalt als Unterstützer von Kindesmissbrauch angeschwärzt, um ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen?“  Natürlich ist mir völlig klar, dass dies die Gleichsetzung von Pädophilie mit Kindesmissbrauch in den Köpfen der Menschen unserer Gesellschaft nicht aufheben kann. Zu lange wurde diese Gleichsetzung in der Vergangenheit unausgesetzt publiziert. Allerdings können Sie durch die Änderung einen Beitrag dafür leisten, das Stigma nicht weiter zu vertiefen.  Um wirklich gegen das Stigma anzugehen, wären sachliche Beiträge über das Thema Pädophilie notwendig. Aufgrund des Stigmas stellt eine sachliche Berichtserstattung über dieses Thema für private Medienhäuser derzeit leider ein wirtschaftliches Risiko da, da selbst bei Sachlichkeit mit einer Hasswelle zu rechnen ist. Eine Chance für eine differenzierte Berichtserstattung sehe ich daher eher in den öffentlich-rechtlichen Medien, denen sich die privaten Medienhäuser dann anschließen könnten. Ich verstehe, dass aufgrund dieses Risikos sehr wahrscheinlich auch ZEIT ONLINE keine sachliche Berichtserstattung zum Thema „Pädophilie“ vornehmen wird. Zumindest aber sollten private Medienhäuser das Stigma nicht noch weiter vertiefen.
Marc Beischmid

Die Überschrift „Mehr als ein Familiendrama“ ist irreführend. Es ist genau ein Familiendrama.  Die angeblichen Verbindungen zu irgendwelchen ehemaligen Geheimdienstmitarbeitern, sind spekulativ. Das Lesen, dieses Artikels war mir unappetitlich.
Stefan Heinrich

 


 

Leserbriefe zu „Zeltest du noch…“ von Ives Bellinghausen

Nach der Lektüre des Artikels über Camping könnte man durchaus der Ansicht kommen, dass die Steuern für die Besitzer von „Landyachten“ mit Garagen für Luxusautos doch ein wenig zu niedrig zu sein scheinen.
Michael Großmann

„Entschuldigung, aber: Camping ist mit Zelt. Für das andere kenne ich keinen Begriff.“
Christine Bolte

 


 

Leserbriefe zu „Wo die Regenbogenfahne brennt“ von August Modersohn

Auch mir sind die CSD-Demonstrationen näher als AFD-Versammlungen, aber die einen wie die anderen leben mit grölenden Gegendemonstranten. Queere und Rechtsnationale pflegen seit Jahren eine herzliche Feindschaft und solange sie nicht aufeinander eindreschen, ist es eben kein rechtsfreier Raum, sondern verfasste Meinungsfreiheit. Dass der Innenminister nicht die Worte sagt, die sich manche gewünscht hätten, gehört sich m.E. für die Exekutivgewalt. Oder möchten wir, dass dereinst ein AFD-Innenminister den CSD geschmacklos und widerlich findet?
Ingo Klamann

Rechtsfreie Räume? Mit Verlaub, natürlich und gesamtstaatlich durch zahlreiche Institutionen geduldet. Zwar hat man mal einen, obwohl zumindest stark rechtslastig, eher parteipolitisch nervenden Verfassungspräsidenten gemaßregelt, bei den Institutionen des Verfassungsschutzes auf Bundes- und Landesebene scheint aber die Prüfung von Verfassungstreue von Personen und Parteien wegen der erkennbaren Zögerlichkeit von Handlungsfolgen selbst den Verdacht zu erlauben, darin ein rechtsfreies Geschehen zu vermuten.
Jürgen Dressler

 


 

Leserbriefe zu „Sie wollen nicht die Rechnung bezahlen“ von Andrea Böhm

Die Misere der verschuldeten Entwicklungsländer ist größtenteils selbst verschuldet. Große Teile der Verbindlichkeiten entfallen auf zweifelhafte, oft unsinnige Prestigeprojekte wie Geisterflughäfen oder Königspaläste. Wenn dafür nun die Weltgemeinschaft aufkommen soll, käme das einer Sanktionierung des Finanzgebarens gleich. Zumal viele der betroffenen Staaten wiederholt zu Bittstellern werden. Sie sind beratungsresistent und würden es künftig wieder tun. Good governance ein Fremdwort. Da wäre milde kontraproduktiv. Die Staaten müssen es selbst ausbaden. Nicht ausgeschlossen selbstverständlich humanitäre Hilfe. Angemessen wäre es zudem, die Kreditgeber ihre nachlässige, oft rein profitorientierte Vergabepraxis spüren zu lassen. Rätselhaft, Deutschland quasi in Mithaft zu nehmen, wie im Subtitel suggeriert. Die über Sonderziehungsrechte ausgeschütteten Mittel gibt es ja nicht zum Nulltarif, sie müssen verzinst werden. Für die Entwicklungsländer eher ein Danaergeschenk. Nur direkte Hilfen über verlorene Zuschüsse lindern die Finanznot, doch die sind zweckgebunden. Doch selbst diese klassische Entwicklungshilfe wird zunehmend hinterfragt.
Christoph Schönberger

So traurig es ist, dass die ärmsten Länder ihre Schulden zahlen müssen, Ursache der Probleme ist nicht wie Antonio Guterres meint, das internationale Finanzsystem. Ein wesentlicher Grund ist das kolossale Bevölkerungswachstum in Ländern wie dem genannten Kenia. In 1950 hatte Kenia 6,1 Mio. Einwohner, im Jahr 2020 53,8 Mio. Ein solcher Zuwachs wäre selbst in einem Industrieland kaum zu bewältigen. Verantwortung für die Misere haben sowohl die heimische Führung, die lokale Bevölkerung als auch die Geberländer. Anstatt weiter Gesinnungsethik zu praktizieren ist es dringend erforderlich, dass die Gläubigerländer auf Verantwortungsethik umschwenken. Stichwort „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Ernst Lothar Helwig

 


 

Leserbriefe zu „Einfacher ist es nicht“ von Ijoma Mangold

Wie Michael Barenboim es bereits vergangene Woche ganz richtig dargelegt hat, wird sich eine Mehrheit von Bundestagsabgeordneten im Herbst auf eine neuerliche, juristisch unverbindliche Resolution einigen, in der wieder einmal eine angebliche deutsche „Staatsräson“ herbeigeredet wird, die nur den Zweck hat, den Besatzungs- und Apartheidstaat Israel zu exkulpieren unter Berufung auf die deutsche Schuld am Holocaust. Der notwendige Kampf gegen Antisemitismus wird dabei von den Parlamentariern nur vorgeschoben. Damit riskiert unser Parlament allerdings zum zweiten Mal eine peinliche Klatsche des Bundesverwaltungsgerichts, das wie schon bei der unseligen und dummen „Anti-BDS-Resolution“ von 2019 die neue Resolution als nicht verfassungskonform erklären und sich Deutschland zum wiederholten Mal international lächerlich machen wird.
Björn Luley

Es ist wahrlich nicht vonnöten, dass der Bundestag eine neue Resolution, ein neues Gesetz, ein sonstiges Papier vorlegt, in dem erneut niedergeschrieben wird, dass der Schutz des Judentums in Deutschland nun aber wirklich mal eine erhöhte Priorität haben muss. Ein solches Vorgehen würde zwar kurzfristig gewiss medial „gut ankommen“, an dem Problem ändern/verbessern würde sich nichts. Selbstverständlich sind Beleidigungen, das Androhen von Gewalt, Sachbeschädigungen und eben auch körperliche Angriffe allesamt Tatbestände, die rechtlich fundiert geahndet werden können. Wir haben m. E. in Deutschland ein, schleichend zunehmendes, juristisches Problem, das darin besteht, dass unsere Justiz nicht zureichend konsequent vorgeht. Richter und Staatsanwälte stimmen vielmehr gern in den Chor ein, der auch in der öffentlichen Verwaltung jeden Tag “gesungen” wird: “kein Personal, keine moderne IT = keine Möglichkeiten” Hinzu kommt, dass die für unsere Demokratie absolut wichtige Unabhängigkeit der Justiz seit geraumer Zeit in Teilen der Justiz umgeschlagen ist in eine gewisse Selbstherrlichkeit, Selbstverwirklichung, Überhöhung der Richter und Staatsanwälte, die leider zu häufig ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung nach ganz weit hinten stellen. Schon in der juristischen Lehre wird die, ja auch in gewisser Weise staatstragende Verantwortung von Richtern und Staatsanwälten, offenbar nicht ausreichend behandelt. Politiker, allen voran gerade die freiheitskämpfenden der FDP, auf ein Einwirken angesprochen, wird der Bürger die Keule der Unabhängigkeit der Justiz zu spüren bekommen. Richtig ist natürlich, dass die gewaltige Lobby der Justiz, eben wie die des öffentlichen Dienstes, kaum noch politisch “antastbar” ist. Eine solide Oppositionspolitik würde heute fragen:
-wie viele Menschen sitzen aktuell in Deutschen Gefängnissen wg. Vergehen im Rahmen von Antisemitismus, bzw. wg. Volksverhetzung (ggf. auch im Zusammenhang mit anderen Straftaten) in Haft?
-wie viele Menschen wurden seit dem 01.01.2023 (alternativ 2022) wegen solcher Vergehen in Deutschland verurteilt? (egal wie)
-wie viele Zuwanderer wurden seit dem 01.01.2023 (alternativ 2022) in diesem Zusammenhang aus Deutschland gar abgeschoben?
Die Zahlen würden, falls die Justiz sie überhaupt beantworten kann, sehr dünn ausfallen – da bin ich ganz sicher
Michael Dransmann

 


 

Leserbriefe zu „Made in Germany“ von Berit Diesselkämper

Wenn Kuppenheim im Nordschwarzwald liegt, sind wir in Furtwangen Schweizer. Ich hoffe Ihre Artikel sind besser recherchiert, als Kuppenheim als Teil des Nordschwarzwald zu definieren.
Julius Müller

Dieser Artikel ist in seiner Überheblichkeit gegenüber der „Provinz“ für mich unerträglich. Von der Zeit wünschte ich auch bei mit Augenzwinkern verfassten Beiträgen mehr Neutralität und Achtung anderer als der heute gängigen Lebensformen. Was ist an „überaus ordentlichen“ Gemeinden erwähnenswert außer, dass sie optisch angenehmer sind als weniger provinzielle Gegenden, die vor weggeworfenen Alltagsgegenständen in der Landschaft strotzen? Kinder selbst aufzuziehen zu wollen ist nichts, was Belächeln provozieren sollte; Kita ab 1. Jahr ist nicht unumstritten. Eigenheime von der „Stange“ zeugen vielleicht vor der reichlichen Warnung der Presse vor Architekten (deren Berufsgruppe ich angehöre), bei deren Beauftragung angeblich immer alles teurer, als geschätzt wird (unerwähnt bleibt dabei oft unsere wichtigste Funktion, die Bauleitung) …. Nein, so viele Allgemeinplätze sind der Zeit nicht würdig…… oder ich sehe sie noch weniger populistisch, wie früher, ohne „galawürdige“ Artikel über wie der über Til Schweiger z.B. Dann denke ich: „muss ich dieses Niveau freiwillig ertragen“? Soll ich nun endlich kündigen…. Aber dann gibt es so bereichernde Artikel wie z.B. „Die Macht, die lacht“, die alle Zweifel zerstreuen. Zurück zu mehr Niveau in allen Sparten und Toleranz, das ist mein Wunsch.
Ulrike Peers

 


 

Leserbriefe zu „Ohhh! – Santa Maria Novella in Florenz“ von Florian Eichel

Der Autor hat nichts dazu gelernt seit seiner Jugendzeit. Michelangelo und Puccini sind beide nicht im Florenzer Dom Sa. Maria beerdigt, sondern in Florenz in Sa. Croce! Hätte also auch im Dom vergebens gesucht.
Siegfried Levers

Da ist meinem Mann beim Lesen doch folgendes aufgefallen: Santa Maria Novella in Florenz ist eine wunderschöne Kirche, auch ohne die gesuchten Gräber. Allerdings hätte Herr Eichel auch im berühmteren Dom lange suchen können, denn die Gräber von Michelangelo und Rossini sowie u. a. von Galileo Galilei und Machiavelli befinden sich nicht im Dom Santa Maria del Fiore, sondern in der Basilika Santa Croce.
Gabriele Scholten

 


 

Leserbriefe zu „Cool: Die Sonne geht heimlich unter“ von David Hugendick

Ihre Reisereportage ist absolut zeitgemäß und ebenso erschütternd! Touristen schwitzen bei 40° am Mittelmeer und ziehen sich wie die Heuschrecken aus den im wahrsten Sinne des Wortes verwüsteten Gebieten zurück – im nächsten Jahr plant man Urlaub in Skandinavien! Wie es in den Ländern, die man aufgrund des Klimawandels nicht mehr bereisen will oder kann, weitergeht, interessiert wenig. Die ZEIT bietet für 5500€ pro Kopf Reisen in die „letzten Naturparadiese der Erde“ an. Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht, vom Mikroplastik im Marianengraben bis zum Müll auf dem Mount Everest. Inselvölker bangen um ihre Existenz, die bewohnbaren Zonen der Erde schrumpfen immer weiter zusammen. Die Außengrenzen Europas werden bestürmt von Menschen, deren Heimatländer aus der bewohnbaren Nische rutschen. Europa radikalisiert sich von Wahl zu Wahl, von Land zu Land und will seine Grenzen schließen. Man will seinen Wohlstand nicht mit Flüchtenden teilen, sie sind aber herzlich willkommen, uns den Hintern abzuwischen – für 12,41 € pro Stunde, oder dürfen es ein paar Cents mehr sein? Und wenn sie IT-Spezialisten sind – nur hereinspaziert! Nordeuropa ist die Arche des 21. Jahrhunderts, aber im Gegensatz zu Noah sind wir nicht diejenigen, die sich vorbildlich verhalten haben, sondern die Verursacher der Katastrophe. Aber wie Noah wollen wir entscheiden, wen wir brauchen und wen wir aussortieren. Wir sind wie die Frau des Fischers im angehängten Märchen, und bald sitzen wir alle wieder in unserem Eimer!
Julia Barthe

Vielen Dank für Ihre Bergen-Impressionen! Es kommt selten vor, dass ich einen Artikel zweimal lese oder ihn mehrfach anhöre. Ihren werde ich mir für zukünftige Stimmungstiefs aufheben. Sie sind ein Wortzauberer und Sprachkünstler. Ich habe bei der Lektüre viel gelacht und oft gelächelt. Danke
Beate Lemmer

 


 

Leserbriefe zu „Der Scanner hat uns entthront“ aufgezeichnet von Michael Allmaier et al.

Sehr schöner Artikel (genau wie der mit den Möbelpackern kürzlich)! Sehr interessant, was man in solchen Berufen so an Positivem und auch Negativem erlebt und was man dafür so draufhaben muss. Plauderkassen brauche ich nicht, da sind mir die schweigsamen Finnen von Seite 51 lieber. Und wenn manche Kund(inn)en den Supermarkt als sozialen Treffpunkt nutzen / missbrauchen, um stundenlang miteinander rumzuquasseln, dann sollen sie sich gefälligst so hinstellen, dass der Ein- bzw. Ausgang (oder die Rolltreppe in Kaufhäusern) nicht blockiert wird!
Thomas Manthey

Es wird die Frage behandelt, wie denn die Balken heißen, die man zwischen seinem Einkauf und den des Anderen legt. (Trennstab, Toblerone usw.) Hier in im Lande der oftmals belächelten Ostfriesen gibt es ein passendes Wort. Es heißt „Mien-Dientje“; es trennt meinen Einkauf (Mien) von dem des Nachbarn (Dien) Die Endung „tje“ steht für Verniedlichung und klingt zudem noch lustig.
Manfred Wittor

 


 

Leserbriefe zu „Ein symbolischer Akt“. Gespräch mit Raoul Roßmann geführt von Johanna Jürgens

Bezüglich des Artikels „Ein symbolischer Akt“. Denselben Gedankengang habe ich als Selbständiger. Obwohl ich meinen Tesla wirklich sehr schätze, werde ich mir, solange Elon Musk bei Tesla beteiligt ist, kein weiteres Tesla-Model mehr zulegen. Jeder Käufer sollte sich im Klaren sein, wen er mit dem Kaufpreis unterstützt. Ich habe mich definitiv entschieden, da gibt es kein Zögern oder Hadern.
J. Schulberger

Ihr Interview reizt mich zum Widerspruch. Die ungute Rolle von Musk bei X sehe ich ebenso kritisch, auch viele seiner politischen Äußerungen. Das ist seine dunkle Seite. Aber, dass er „sich nicht primär dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hat, dass er Trump unterstützt“- das sehe ich anders. Als Trump aus dem Pariser Abkommen ausstieg, trat Musk von seinen Positionen in zwei Beratergremien des Präsidenten zurück. Das passt schon einmal schlecht zu Ihrer Meinung, Frau Jürgens. Musk tut effektiv mehr gegen den Klimawandel als die deutsche Regierung mit ihren Lippenbekenntnissen. Er hat als genialer Ingenieur und Visionär E-Autos entwickelt, die effizient sind und nachhaltiger hergestellt werden als bei anderen. Und er ist Vorreiter, was die ständige Optimierung der Nachhaltigkeit betrifft. Dazu kommt seine Produktion der Megapacks, die für die Erreichung der Energiewende hin zu Erneuerbaren eine immer größer werdende Bedeutung erlangen. Mir scheint, Sie beide haben sich nicht sehr tiefgründig mit dieser Materie befasst und stimmen einfach nur ins deutsche Musk- und TESLA-Bashing ein. Da ist Deutschland Weltspitze. Zum Musks Interview mit Trump: Musk nennt es nicht „kritisches Interview“. Er lässt Trump einfach reden und gibt ihm damit auch die „Chance“, sich bloßzustellen. Er will so auch mit Harris sprechen, kündigt er an. Was wäre aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes die größte politische Katastrophe? Trump als Präsident, der alle progressiven Maßnahmen Bidens zurückfährt und weiteren großen Schaden anrichtet. Was, wenn Musk das befürchtet und sich deshalb bei Trump einschleimt, um als Berater einen Fuß in der Tür zu haben? Ich halte das für wahrscheinlich. Von ZEIT-Journalisten erwarte ich ausgewogene und gründlich recherchiere Berichte. Dieser ist das nicht.
Horst Winkler

 


 

Leserbriefe zu „Friedrich und das Leben“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Ihre Zeilen im aktuellen Zeit Magazin haben mich sehr berührt. Die Brutalität mancher Menschen, ist schwer auszuhalten. An Ihre schöne Fotoserie mit Friedrich, kann ich mich gut erinnern. Gerne würde ich Sie und auch die anderen Betroffenen unterstützen, habe aber noch keine passable Idee. Eine erste Hilfe wäre evtl., wenn alle, die Ihren Bericht gelesen haben, eine Nachricht an die Parteien schicken würden. Die wollen schließlich gewählt werden. Wenn ganz viele hinschreiben, wird es vermutlich nicht ignoriert.
Eva Gruber

In der berührenden Kolumne von Florian Jaenicke weist er darauf hin, dass die Familien mit mehrfach schwerstbehinderten Angehörigen das Gefühl haben von Politik und Medien nicht wahrgenommen zu werden. Ich kann diesen Eindruck an folgendem Beispiel bestätigen: Das Aegidiushaus auf der Bult in Hannover ist eine Einrichtung zur temporären stationären Betreuung und Pflege von schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen. Sie ermöglicht damit eine große Entlastung für die Angehörigen, die beispielsweise einmal im Jahr durchschlafen oder auch unbelastet mit den Geschwisterkindern in den Urlaub fahren können. Die Einrichtung wird seit 10 Jahren unter großem Einsatz von engagierten Pflegekräften, Ehrenamtlichen und Spendengeldern geführt. Es ist ein ungemein sinnvolles, erfolgreiches Projekt, zumal es alternative Einrichtungen so gut wie gar nicht gibt. Eine Anschubfinanzierung durch das Land Niedersachsen hat bisher geholfen die Kosten zu decken. Nun ist diese ausgelaufen und die Weiterführung akut gefährdet, weil das Land offensichtlich keine weitere Zusatzfinanzierung bereitstellt. Ich habe den Eindruck, dass für den Einsatz der Steuergelder maßgeblich ist, wieviel Wähler man dadurch gewinnen kann. Die betroffenen Familien sind natürlich in der Minderheit und bilden kein großes Wählerpotenzial. Für eines der reichsten Länder der Erde und eine von SPD und Grünen geführte Landesregierung, die sich in ihrem Programm dem Sozialen verpflichtet, ist dieses m.E. ein Armutszeugnis. Es ist höchste Zeit die Aufmerksamkeit der Politik und der Gesellschaft für die Sorgen und Belastungen der Familien mit mehrfach schwerstbehinderten Kindern wachzurütteln!
Hans F. Meyer

 


 

Leserbrief zu „Der Mega-Akku“ von Anja Stehle und Zacharias Zacharakis

Immer erfreue ich mich an den Zahlen der regenerativen Stromproduktion der Grafiken, wenn sie wieder bei ca. 60% liegen. Dies suggeriert ein positives Ergebnis, verschweigt aber, dass dieser Anteil nur ca. 20% des Primärenergieverbrauchs ausmacht. Das gehört leider auch zur Wahrheit, die man erst im Anhang findet.
Rainer Gilgen

 


 

Leserbrief zu „Srriiih…“ von Fritz Habekuss

Mauersegler. Was für ein wunderbarer Artikel! Schon als kleine Jungs hatten wir einen Starenkasten gebastelt und am Dachspitz der Giebelwand unseres Hauses aufgehängt. Im darauffolgenden Frühjahr entbrannte um diesen Brutplatz ein heftiger Kampf zwischen Star und Mauerseglern. – bei uns Turmschwalben genannt, obwohl sie nicht zu den Schwalben zählen. Die Mauersegler griffen mit einem ganzen Pulk an, Angriff auf Angriff starteten sie, nach Art der Indianer auf die Wagenburgen der amerikanischen Siedler. Mit schrillem Gekreisch, in rasendem Tempo aufgrund ihrer aerodynamischen Beschaffenheit, die sie zu Akrobaten der Lüfte macht, um im letzten Augenblick am Ziel vorbeizuschießen. Unsere Sympathien galten aber dem Starenmännchen. Der saß auf dem kleinen Steg vor dem Einflugloch und plusterte sich auf; er allein gegen alle. Er wich nicht vom Fleck, er allen gegen alle. Tapfer wehrte er alle Angriffe ab. Einige Tage währte dieser Kampf, plötzlich war der Spuck vorbei. Wer hatte gesiegt? Wir sahen weder Star noch Mauersegler. Im kommenden Frühjahr wollten wir den Starenkasten säubern, und nun sahen wir, welches Drama sich darin abgespielt haben musste. Star und Mauersegler lagen ineinander verkeilt, tot und vertrocknet im Kasten. Der Star hatte mit seinem spitzen Schnabel seinem Gegner die Kehle durchstochen und dieser hatte mit seinen Beinen dessen Köper umschlungen. Im Tode waren beide miteinander vereint. Viel später machte ich mir Gedanken, wie sich die Mauersegler abgesprochen haben mussten, es waren doch immerhin eine Schar von 20 oder gar 30 Stück an der Aktion beteiligt. Sie scheinen ein Bewusst sein zu haben.
Alois Busart

 


 

Leserbrief zu „Das gibt’s doch gar nicht“ von Elisabeth von Thadden

Ein bisschen mehr ist dann wohl doch bei diesen glanzvollen Spielen schief gegangen: Schwimmer und Wasserspringer haben sich laut Google über Transportprobleme beklagt (ich habe das nur von unseren Tischtennisherren gehört; siehe auch https://www.zeit.de/sport/2024-07/olympische-spiele-paris-transport-probleme-athleten-essen) und die Ruderregatta mit Oliver Zeidler (Zeidlers wunderbare Welt des Ruderns, der Joke muss jetzt einfach mal sein) wurde wegen einer Buspanne um ca. eine Stunde verschoben (https://www.n-tv.de/sport/olympia/Bus-Panne-Verspaetung-Sieg-Ruderer-Zeidler-gewinnt-historisches-Gold-fuer-Deutschland-in-Paris-article25134638.html), aber das ist auch alles, was ich an Mini-Malheurs mitbekommen habe. Die wohl doch nicht ganz so saubere Seine verschweige ich mal. Ich lasse mir mein geliebtes Olympia nicht kaputtmachen! Von nichts und von niemandem!
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Ohhh! Dreifaltigkeitskirche in Stepansminda“ von Julia Lorenz

Mit Sauerstoffgeräten an der Gergeti Kirche bzw. auf den Kasbek? Wir glauben das nicht und haben unsere Zweifel. Soeben von unserem Urlaub aus Georgien zurückgekehrt, haben meine Frau und ich mit Spannung den Beitrag von Frau Lorenz vom 15. August 2024 über ihre Eindrücke beim Besuch der Gergeti Kirche gelesen. Wir fragen uns was Frau Lorenz bei den „Wanderern mit Sauerstoffgeräten“ gesehen hat? Wir waren bereits zweimal an der Kirche und haben 2022 den Kasbek bestiegen. Uns ist dabei niemand mit einem Sauerstoffgerät begegnet. Unseres Wissens benutzen auf dieser Höhe Alpinisten keine Sauerstoffgeräte. Hat Frau Lorenz eventuell eine Person gesehen, die aus medizinischen Gründen Sauerstoff benötigte, oder Wanderer, die ihr Rucksack-Trinksystem benutzten?
Andreas Schnapp

 


 

Leserbrief zu „Falls es das Ziel war, unsere Moral zu boosten, hat es funktioniert.“ von Olivia Kortas

Es ist ja „wundervoll“; die Moral der ukrainischen Soldaten zu boosten, weil sie mit Drohnen russisches Gebiet um Kursk angegriffen hat. Und nein, laut Mychailo Podoljak wirkt dieser Angriff nicht eskalierend, sondern deeskalierend, weil die russische Propaganda widerlegt wurde, die roten Linien vorgibt und vor nuklearen Attacken warnt. Diese Logik halte ich für abenteuerlich und sehr gefährlich. Und klar, „es ist ganz toll“, dass Russland richtig nervös wird. Immerhin wurde zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg russisches Gebiet von fremden Streitkräften angegriffen. Selbstverständlich hofft die Ukraine nun, dass der Westen das Vorgehen befürwortet und deshalb noch mehr Waffen liefert. Würde man mich auf der Straße überfallen, würde die dazukommende Polizei mir mit Sicherheit nicht die Dienstwaffe in die Hand drücken, damit ich mich besser verteidigen kann. Dann nämlich wären am Ende möglicherweise beide tot. Ein Land, das Atomwaffen besitzt, nervös zu machen halte ich für keine gute Idee. Die Folgen könnten fürchterlich sein. Was bezweckt die Ukraine? Nicht kurzfristig taktisch, sondern langfristig strategisch? Wo soll das hinführen und wann enden? Ich finde die Kriegsrhetorik, auch die der ZEIT und anderer Leitmedien, schlimm und brandgefährlich. Schon länger überlege ich, ob ich die ZEIT aufgrund der Einseitigkeit bei diesem Thema, abbestelle. Wollen wir uns noch die nächsten 10 Jahre ausschließlich über das verbrecherische Verhalten Russlands, die Helden in der Ukraine und darüber unterhalten, was Russland tun sollte. Wäre es nicht sinnvoller darüber zu sprechen, was wir tun könnten, um zu deeskalieren. Ich behaupte ja nicht, dass das einfach ist. Minsk ist damals leider gescheitert, nicht nur durch Russland. Es gibt keine andere Möglichkeit als zu verhandeln. Die Eskalation ist doch offensichtlich und es sterben immer mehr Menschen. Einen Frieden gegen Russland wird es nicht geben.
Petra Harink

 


 

Leserbrief zu „Spektakel vor dem Herrn“ von Gregor Maria Hoff, erschienen in Christ&Welt

Die im Artikel genannten kirchlichen Reaktionen erstaunen mich. Ich hatte mir die Eröffnungsfeier im Fernsehen angeschaut und war bis gerade eben überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, dass es sich hier um Anspielungen auf das letzte Abendmahl Christi handeln könnte. Was einige offensichtlich als „Tisch“ interpretierten, stellte für mich nur einen langen „Laufsteg“ dar, auf dem allerlei skurrile Gestalten vor einem nicht minder skurrilen Publikum vorbeiflanierten. Diesem Spektakel sah belustigt zu und ließ mich in seinen Bann ziehen. In meinem christlichen Glauben fühle ich mich dadurch auch jetzt noch weder verhöhnt noch verspottet.
Benno Scheidt

 


 

Leserbrief zu „Gute Frage: Sollte die Mehrwertsteuer für Fleisch auf 19 Prozent steigen?“ von Stefanie Kara

Viele Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Getreide- und Backwaren werden zusätzlich mit einem Mehrwertsteuersatz von 7% ver(s)teuert! Die Ampel, die schröpft uns jeden Tag nach Strich und Faden, und das ungeheuerlich gnadenlos, da muss es auch irgendwann einmal genug sein; nix da mit 19 Prozent MwSt. aufs Fleisch! Da zählt auch keine Ausrede, wie „Tierschutz kostet Geld“!
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbrief zu Titelthema „Sehnsucht nach dem Norden“ „Cool“ von div. Autoren

Das glücklich und zufrieden sein der Skandinavier ist erklärbar. Bedingt durch die langen und dunklen Nächte saßen die Nordmänner viel und lange zusammen und diskutierten. Man stimmte früh demokratisch über die Dinge des Gemeinwesens ab. Dadurch lernten sie die anderen Mitmenschen zu respektieren und wertzuschätzen. Man duzt sich, nur der König wird Sie angesprochen. In geschäftlichen Meetings versucht man Dinge im Konsens zu regeln. Alte und gebrechliche werden mit versorgt. Traditionen werden gepflegt. Der große Neid, den wir kennen gibt es nicht. Das dänische Hyggelig kommt nicht von ungefähr. Wenn’s draußen dunkel wird ersetzt warmes (Kerzen)licht die Dunkelheit und erzeugt Gemütlichkeit. Kulturbedingt geht man pfleglich miteinander um. Auffällig hier die Gelassenheit beim Autofahren. Frauen wurden schon früh respektiert und arbeiteten sehr erfolgreich nicht nur in technischen Positionen, sondern auch in Chefetagen. Da sind Quotenregelungen nicht notwendig Bedingt durch die kurzen Sommer genießen die Skandinavier diese Jahreszeit besonders intensiv. Wenn man älter und pflegebedürftig wird braucht man keine Angst haben auf der Straße zu landen. Das uns wohlbekannte Wort Lebensangst kennt man im Norden nicht. Wir können uns das ruhig mal näher anschauen. All diese Punkte führe dazu, dass sehr viele Bürger bei uns sich vermehrt nach dem Norden sehnen.
Peter Erkelenz

 


 

Leserbrief zu „Die Vertrauensfrage“ von Jan Roß

Vor über einer Woche erschien in einer deutschen Zeitung unter der Rubrik „Kurz gemeldet“ die Nachricht über den israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich der sagte, dass eine Blockade der Hilfsgüter für den Gazastreifen gerechtfertigt sei, um die von der Hamas am 7.Oktober 2023 verschleppten Geiseln freizubekommen! Das empörte den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Türk, völlig zu Recht und auch Deutschland, Frankreich und die EU äußerten Entsetzen wegen der unschuldigen palästinensischen Zivilisten. Bekanntlich wurden Hamas und Israels Premier Netanjahu wegen dem Krieg und seinen furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung (weit über 35000 Tote) im Gazastreifen schon einmal deutlich vom Internationalen Strafgerichtshof kritisiert. Als Verursacher des Konflikts gilt natürlich die Hamas, die mit ihrem bestialischen Überfall am 7.Oktober vorigen Jahres Israels militärische Antwort provozierte. Aber Netanjahu hat in unverantwortlicher Weise den Gazastreifen niedergebombt um auch noch den letzten Hamas-Terroristen zu töten (wie soll das gehen?) und die übriggebliebenen unterirdischen Tunnel und Waffenverstecke zu zerstören. Aber warum dann der Völkermord an den Palästinensern? Schließlich kann die Anzahl der Terroristen, bezogen auf die palästinensische Zivilbevölkerung, eher nur klein sein! In dem Bericht von Jan Ross ist zu lesen, dass selbst die Militärführung Israels und sein Geheimdienst starke Bedenken an Netanjahus Vernichtungsstrategie äußern. Warum musste der politische Kopf der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran umgebracht werden? Klar, dass damit Teheran brüskiert wurde und in seine Absicht, sich irgendwann zu rächen, beschleunigt umsetzen wird. Wieder so ein fahrlässiger „Schachzug“ von Netanjahu oder gar der Anfang vom Ende des politisch außer Kontrolle geratenen israelischen Politikers. Teheran ist schon lange der große Gegenspieler Israels da er die Hamas und die Hisbollah im Libanon militärisch und finanziell unterstützt. Teheran ist als sogenannter Gottesstaat schon vor langer Zeit in ein religiös militärisches Abseits gerutscht und es ist höchste Zeit, dass im Iran endlich ein demokratischer Staat entsteht, der sich von einer bevormundenden, politischen Auslegung des Islam befreit.
Die Preisfrage ist: Wer ist hier vernünftiger in diesem ewig dauernden politisch-religiösen und nationalistischen Schlagabtausch -ohne einen neuen großen Nahostkrieg vom Zaun zu brechen. Der Iran oder der von Netanjahu so leichtfertig aufgeschaukelte Konflikt? Für die Hamas verhandelte der jetzt getötete Hanija mit Israel Fragen der Geiselbefreiung! War das eine politische Dummheit von Netanjahu oder nur mal wieder ein politisches Kalkül der Marke „Netanjahu“? Man kann Netanjahu ohne Zweifel unterstellen, dass er in seiner Zeit an der Spitze israelischer Regierungen nie ernsthaft daran dachte, moderaten Kräften auf Seiten der Palästinenser politisch entgegenzukommen. Für ihnen waren die terroristisch geprägte Hamas, zusammen mit den Dschihadisten, die geborenen Lieblingsfeinde, denen man seine eigenen Vorstellungen und die seiner religiös und rechtsextrem kontaminierten Koalitionsregierung von einem israelischen Staat, mit brutaler Härte politisch vor die Füße warf. Nur so wird es im Nahen Osten nie zu einem Frieden kommen. Man denkt noch mit Wehmut an den damaligen Premier Rabin, der mit dem Palästinenserführer Arafat den politischen Kontakt suchte. Bekanntlich wurde er 1995 von einem israelischen Extremisten erschossen. Dasselbe gilt umgekehrt für die Hamas, die in Netanjahu ihren Lieblingsfeind sieht und sogar einen rein palästinensischen Staat auf dem Boden des heutigen Staates Israel fordert. Seit der Gründung des Staates Israel fragt sich die Welt, wann dieses Nahostdrama zu Ende geht -beide Seiten müssen endlich ihre politisch unsinnigen Forderungen einschränken oder begraben. Nur mit Netanjahu auf israelischer Seite geht das genauso wenig wie mit der terroristischen Hamas in Palästina. Israel hat hier den riesigen Vorteil, mit demokratischen Mitteln Netanjahu abwählen zu können -für die Palästinenser ist das unter der diktatorischen Hamas nicht so einfach!
Klaus Reisdorf

 


 

Leserbrief zu „Sogar hier wird das Wasser knapp“ von Anant Agarwala und Maximilian Probst

Zum Zeitpunkt meiner Geburt waren ca. 2,5 Mrd. Menschen auf der Welt. Während meines Menschenlebens hat sich die Weltbevölkerung deutlich mehr als verdreifacht. Die Ansprüche auf Güter sind mitgewachsen: So werden begrenzte natürliche Potentiale (inkl. natürliche „Selbstreinigung“ oder nachwachsende Rohstoffe etc.) zwangsläufig pro Person auch geringer. WAS bei absehbar 10 Mrd. Menschen in wenigen Jahrzehnten auch in trockeneren Teilen der Welt oder macht das nichts? Welche Religionsführer, Politiker oder „Influencer“ erkennen überhaupt eine derart absurde Dynamik gegen jedes ökologische Denken? In den „alten“ Industriestaaten stagniert eher die Bevölkerung: Das rapide Wachstum erfolgte bisher vor allem in Asien und Afrika. Am Beispiel der Sahel-Zone sieht man: In bestenfalls semi-ariden Gebieten können wachsende Bevölkerung und Viehherden nur Übles anrichten!
Wolfgang Ströbele

 


 

Leserbrief zu „Die Arbeiterinnen der DDR sind faszinierend“ Gespräch. Mit Annette Schuhmann und Torsten Körner, moderiert von Carolin Würfel und Maximilian Probst in ZEIT Geschichte

Haben wir wieder eine „Literatur-Sittenpolizei“? Mich regt auf das ein Roman der Alltagsbeziehungen darstellt als Unliteratur gebrandmarkt wird. Wenn diesen Leuten der Roman – und es ist ein Roman – nicht gefällt, dann sollen sie ihn doch nicht lesen. Müssen wir uns immer noch von Leuten aus den alten Bundesländern erklären lassen, wie das Leben in der DDR war? An erster Front ein Historiker, der sich nur mit einem Teil der Geschichte beschäftigt und alles andere ausblendet. Früher nannte man einen solchen Wissenschaftler „Fachidiot“.
Rolf Geyer

 


 

Leserbrief zu „Der Hoden ist der Kanarienvogel des Mannes“. Gespräch mit Stefan Schlatt geführt von Hanna Grabbe und Martin Spiewak

Zwei Aussagen in diesem Gespräch möchte ich widersprechen.
1. Der Biologe Herr Stefan Schlatt sagt, dass die heutige Pille für die Frau im Vergleich zur ersten Pille vor sechzig Jahren keine brutalen Nebenwirkungen mehr habe. Auch wenn die Nebenwirkungen äußerlich weniger sichtbar sind, so steht die heutige Pille im Verdacht, das Risiko für Brustkrebs und Herzinfarkt sowie für eine verminderte Libido zu erhöhen. Tatsache ist, dass sie das Thromboserisiko erhöht. Außerdem kann sie Depressionen verursachen bzw. auf das Gemüt schlagen, was Herr Schlatt ja auch konzediert. Zudem verunreinigen künstliche Hormone das Trinkwasser und beeinträchtigen dadurch möglicherweise auch die männliche Zeugungsfähigkeit. Auch eine Pille für den Mann würde das Trinkwasser mit künstlichen Hormonen belasten.
2. Herr Schlatt behauptet, die schwangere Frau müsse die Entscheidung treffen, ob sie das Kind bekommen möchte. Damit suggeriert er, dass das Lebensrecht des ungeborenen Kindes zur Disposition stehe. Dies ist jedoch nicht der Fall. Paragraph 218 schützt das ungeborene Leben. Schwangerschaftsabbruch ist gemäß Grundgesetz nicht erlaubt, wird allerdings unter bestimmten Voraussetzungen nicht bestraft.
Ich möchte abschließend ergänzen, dass bei der sympto-thermalen Methode das Paar die Verantwortung für die Empfängnisregelung gemeinsam trägt. Zudem ist diese Methode kostenlos, völlig ohne Nebenwirkungen, und die Frau erhält durch ihre Zyklusbeobachtungen wichtige Hinweise auf ihren Gesundheitsstatus.
Annette Wiesen

 


 

Leserbrief zu „STIL. Rock wie Hose“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Ich habe nie Rock über Hose getragen. Aber ich trage seit langem ausschließlich Hose, denn Hosen machen frei. Männer können das schon lange genießen, für Frauen ist es ein hart erkämpftes „Recht“. Wenn Frau Rock über Hose trägt, möchte sie mit einiger Wahrscheinlichkeit die Freiheit der Hose mit dem Femininen des Rockes kombinieren, das kann durchaus praktisch sein, hat darüber hinaus aber auch etwas Doppeldeutiges, Widersprüchliches. Das finde ich daran ganz reizvoll. Zu behaupten, das mache keinen Sinn, Rock über Hose sei etwas für Frauen, die sich weigern, erwachsen zu werden, dazu sei es unpraktisch und unsexy (!) erstaunt mich bei jemandem, der sich viel mit Mode auseinandersetzt, doch sehr. Und Ihre Behauptung, dass Frauen bis dahin nur Jeans tragen konnten, „und zwar eine möglichst enge“ oder einen Rock, „und zwar einen möglichst knappen“ geht an der Lebenswirklichkeit, aber auch an dem, was auf großen Modeschauen gezeigt wird, doch ziemlich vorbei. Geht da der männliche Blick mit Ihnen durch? Oder wissen Sie gar nicht, was das ist?
Sibylle Kennepohl

 


 

Leserbrief zu „Liebe, Krieg und Rudolf Steiner“ von Timo Posselt in der Regionalausgabe ZEIT Schweiz

Patrick Tschan arbeitet in seinem am 15. August 2024 erstmals zur Aufführung gekommenen Stück ‹Zünder› Konflikte des frühen 20. Jahrhunderts heraus. Die beiden Spielstätten – ehemalige Munitionsfabrik und Zentrum einer kulturellen Reformbewegung, die Schreinerei am Goetheanum – geben einen eindrücklichen Schauplatz für das im Spannungsfeld zwischen Arbeiterklasse und Bildungsbürgertum, kriegsnotwendiger physischer und friedensnotwendiger geistiger Arbeit sowie den Wirkungen von Nationalismus und Krieg angesiedelte Stück ab. Es ist zu verstehen, dass der Autor bestrebt ist, seinem Stück größtmögliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ob es dafür nötig ist, Rudolf Steiner sachwidrig als «einen der großen Scharlatane des 20. Jahrhunderts« und im Zusammenhang mit der Gründung der Waldorfschulen, der anthroposophischen Medizin und der biodynamischen Landwirtschaft als «sehr guten Geschäftsmann« zu bezeichnen, kann dahingestellt bleiben. Richtig ist es nicht! Die Unterstellungen sind falsch. Rudolf Steiner war kein Scharlatan. Er täuschte die Öffentlichkeit nicht über sein Wissen, sondern teilte es. Wäre er ein Scharlatan gewesen, wären die Waldorfschulen, die biodynamische Landwirtschaft, die anthroposophische Medizin ohne Erfolg geblieben. Das Gegenteil ist der Fall. Sie sind bis heute weltweit erfolgreich und millionenfach bewährt.
Alle diese Gründungen geschahen nicht aus Eigeninteresse, sondern um Menschen und Erde zu helfen. Sie arbeiteten und arbeiten nicht profitorientiert, sondern Gemeinwohl-orientiert. Rudolf Steiner erklärte beim neu entstehenden Goetheanum auch nicht «Weltabgeschiedenheit zum Heilsversprechen», wie Patrick Tschan wahrheitswidrig unterstellt, sondern arbeitete Lösungen zur Beendigung des Krieges für einen dauerhaften Frieden in Europa. Sein Ziel war, die Gegensätze zwischen Menschen, den Nationen und auch zwischen Menschen und Umwelt durch vertieftes gegenseitiges Verständnis und durch eine neue, Freiheit, Demokratie und Sozialität verbindende Gesellschaftsordnung zu überwinden. Er war einer der weitblickendsten Sozialreformer des 20. Jahrhunderts und einer der ersten Ökologen. Auch die von Tschan genannten Initiativen «Waldorfschulen, Weleda und biodynamische Landwirtschaft» sind nicht Ausdruck von Weltabgeschiedenheit sondern Beweise des Gegenteils. Sie stehen für eine umfassende, praktische und erfolgreiche Reformbewegung. Apropos: Wo ist unser Kulturleben gelandet, wenn für umfassende Reformen stehende Menschen als Scharlatane dargestellt werden?
Gerald Häfner

 


 

Leserbrief zu „Liebe Leute: Meine Hochzeit, die Fotos und ich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Ich gehe davon aus, dass Herr Havertz keine Fotos seiner Frau veröffentlichen darf. Als „bekannte Influencerin“ lebt sie von Clicks. Da wäre es kontraproduktiv, wenn man Fotos bei Ihrem Kai abgreifen könnte. Sehr schöne Geschichte. Regt, ebenso wie z.B. Hr. Martenstein zum Nachdenken an. Deshalb lese ich die Zeit und sein Magazin
Jürgen Royek