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9. November 2023 – Ausgabe 47

Leserbriefe zu „Soll die FDP raus aus der Ampel?“ Streit von Carina Smolik-Fischer, Axel Kamann und Wolfgang Kubicki, moderiert von Jana Hensel und Stefan Schirmer

Die Ausstiegsfantasien sind fast ein wenig pharisäerhaft. Denn vieles, was der FDP in der Ampel gegen den Strich geht, steht bereits im Koalitionsvertrag. Das wusste man also vorher. Verstörend vor allem wirtschaftsnahe Themen, die zur DNA der Partei gehören, z. B. Heizungsdiktat oder Atomausstieg. Offenbar steckte Lindner noch sein umstrittenes Nein 2017 in den Knochen. Kubicki verteidigt den Verbleib aus Angst vor dem Untergang. Denn alternativ gäbe es die GroKo oder Neuwahlen. Für die FDP ein Ritt auf der Sense. Anders als 1982 wird sie nämlich nicht als Mehrheitsbeschaffer benötigt.
Christoph Schönberger

Arroganz hat einen Namen: Wolfgang Kubicki.
Rolf Schikorr

Die Antwort ist eindeutig Ja und das besser heute als morgen. Parteiinteressen, die ideologisch geprägt sind, stehen in dieser Koalition im Vordergrund, insbesondere bei den Grünen. Hinzu kommen die mangelhafte fachliche Kompetenz und Orientierungslosigkeit, die uns täglich zu den grundlegenden Themen Bürokratieabbau, Energiewende, Klimawandel, Asyl und Migration vor Augen geführt wird. Bei all diesen Themen gebietet die Fairness, auch die vorherigen Bundesregierungen nicht aus der Verantwortung für die jetzt vorhandenen, verheerenden Zustände zu entlassen. Insbesondere die 16 Jahre unter Frau Merkel haben dieses Land gelähmt und in einen bedauernswerten Zustand gebracht. Was ich jedoch in dieser verschärften Form noch nicht erlebt habe, wie die Ampelregierung weiterhin gegen die Mehrheit der eigenen Bevölkerung regiert. Ich fühle mich ohnmächtig, werde zunehmend wütend und verzweifelt ob der Politik der Ampelregierung.
Ich bin konservativ, jedoch nicht rechts und erst recht kein Anhänger der AfD. Insbesondere die Politik auf den Themenfeldern Energiewende, sowie Asyl und Migration ist für mich grundlegend falsch. Unter dem Eindruck der schlechten Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und Hessen bewegt sich nun endlich etwas bei Asyl und Migration. Trotzdem sollte die FDP sich aus dieser Koalition umgehend zurückziehen und den Weg für Neuwahlen frei machen. Die Vorstellung, dieser Koalition 2 weitere Jahre beim Hämmern und Schrauben zusehen zu müssen, ist zermürbend. Abschließend empfehle ich Herrn Kubicki, sich nicht despektierlich über FDP-Mitglieder zu äußern. Auch Mitgliedern aus der fünften Reihe steht es zu, eigene Meinungen zu haben und entsprechend zu äußern und zu vertreten.
Norbert Lietzau

Was für eine Partei, in der angesichts seiner Gesprächspartner selbst Wolfgang Kubicki als ausgewogen und integrierend erscheint. Das Gespräch: Ein Dokument der Offenbarung von Fehleinschätzungen, Realitätsverweigerungen, Koalitionsunfähigkeit und Verantwortungsscheu. Ernsthaft: Gerade die FDP sei im Kontrast zu den Grünen und der SPD ideologiefrei? Ist es nicht reine Ideologie, wenn sich der Staat weitgehend aus dem Leben der Bürger heraushalten solle? Auch in Bankenkrisen, Wirtschaftskrisen, in Kriegen, in der Klimakrise, in Zeiten hoher Inflation und wachsender Armutsrisiken? Der Ideologievorwurf in Richtung der anderen Parteien ist selbst ideologisch. Sind die FDP-Abgeordneten nicht deshalb so unbekannt, weil alles auf Christian Lindner zugeschnitten ist? Ernsthaft: Die lauteste Partei in der Koalition, die aus der Ampel das beklagte Kasperletheater macht, soll noch lauter werden? Die FDP als Partei mit besonderen Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft und Außenpolitischer? Als wenn nicht Christian Lindner selbst mit Macht ins Finanzministerium gedrängt hätte. Ja, wahrscheinlich hätte es geholfen, wenn Wolfgang Kubicki im Kabinett sitzen würde: zumindest hätte dies einen relativierenden Effekt in Richtung Christian Lindner gehabt.
Reinhard Koine

Das hochinteressante Streitgespräch sollte alle Liberalen zum intensiven Nachdenken anregen. „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren“, dieser Satz von Christian Lindner am 20.11.2017 ist aktueller denn je und muss jetzt in die Tat umgesetzt werden. Ein sofortiger Austritt der FDP aus der Bundesregierung wäre der richtige Schritt, ansonsten wird die FDP bei der Bundestagswahl 2025 nicht mehr in den Bundestag kommen. Die bayerische FDP war bei der Landtagswahl im Oktober schon einmal die Vorreiterin.
Roderich Buhlheller

Ich kann die Autoren des Brandbriefes verstehen. Auch ich ärgere mich über bestimmte Entscheidungen, die in der Regierung mitgetragen wurden. Dennoch ist die Folge des Regierungsaustritts nicht mitbedacht. Ein solcher würde entweder zu Neuwahlen führen, bei denen die FDP aus dem Bundestag fliegen würde oder die SPD sucht sich einen neuen Koalitionspartner in Form der CDU/CSU. Bei beiden Möglichkeiten verlöre die FDP ihren Gestaltungseinfluss. Das wäre eine Katastrophe, da dann kein liberaler Politikeinfluss mehr gegeben ist. Daher kann es nur einen Weg geben: In der Ampelkoalition bis zum Ende der Legislaturperiode bleiben.
Christoph Meißner

Es sagt einiges über den Zustand der FDP aus, einer ehemals staatstragenden Partei wohlgemerkt, wenn sich zwei ihrer Mitglieder völlig ohne Sachkenntnis in einem ZEIT Interview äußern und anderen Ideologie vorwerfen, während sie ideologisch, ja fast schon dogmatisch behaupten, fehlende Atomkraft wäre für hohe Strompreise in Deutschland verantwortlich. Tatsache ist, der Einfluss der Atomkraft auf den Strompreis ist praktisch nicht mehr messbar und es sind zunehmend die Erneuerbaren, die sich dämpfend auf den Strompreis jetzt und in der Zukunft (siehe Terminmarktpreise) auswirken. Und anhand der Aussagen dieser beiden Mitglieder sieht man, dass es ihnen in dieser Koalition nicht um das Wohl des Landes geht, sondern nur, wie sie von außen wahrgenommen wird, indem sie Ämter beanspruchen möchten, wo die FDP glänzen kann, nicht, wo Sachverstand gefragt ist. Denn mit dem wirtschaftlichen Sachverstand scheint es ja nicht mehr so weit her, wenn ein Finanzminister ohne finanzökonomische Ausbildung in eine Rezession hinein sparen will.
Stefan Müller-Veeh

Für die Ampel sieht es nicht gerade rosig aus. Sie hat momentan kaum noch Rückhalt in der Bevölkerung. Natürlich kann die FDP aus der Koalition aussteigen, die Argumente von Frau Smolik-Fischer und Herrn Kamann dafür überzeugen mit nicht. Sie kommen mir eher wie das allgemeine Wehklagen über die Regierungsarbeit vor, die man in der Bevölkerung hören kann, und die Unzufriedenheit in der Zusammenarbeit mit den anderen Koalitionspartnern. Jetzt steht die FDP in der Regierungsverantwortung und hat so die Möglichkeit, die Geschicke des Landes mitzugestalten. Dichter dran kann eine Partei doch kaum sein. Angesichts der letzten Wahlniederlagen der FDP in Hessen und in Bayern geht es den Befürwortern für die Aufkündigung der Koalition offensichtlich darum, den „Hals“ der FDP zu retten. Ein Vabanque – Spiel, aus dem die FDP am Ende als Verliererin herausgehen könnte; denn sie müsste sich dann schon vorhalten lassen, sich in schwierigen Zeiten der Verantwortung entzogen zu haben. Dazu kommt, dass die FDP einen Koalitionsvertrag mit der SPD und den Grünen als Koalitionspartner unterschrieben hat und sich dabei im Klaren darüber gewesen sein muss, dass dies keine einfache Konstellation werden würde. Alles andere wäre naiv gewesen und das ist die FDP- Führung bestimmt nicht und Wolfgang Kubicki schon gar nicht.
Regina Stock

Zuerst Anerkennung, dass Sie diese Plattform nutzen, Ihre Argumente darzulegen. Ich glaube jedoch: FDP und Grüne sind aktuell auf ihre unbeirrbare Stammwählerschaft zurückgeworfen. Bei den Grünen passierte das schon vor der Wahl, bei der FDP erst nach der Wahl. Beide Parteien hatten in ihren Hochphasen, die Grünen 6 – 12 Monate vor der Wahl, die FDP am Wahltag, jeweils ihre ideologischen sonst überaus stark nach vorn gestellten Grundüberzeugungen geöffnet und deutlich mehr Pragmatismus und Akzeptanz anderer Überzeugungen zugelassen. Dadurch wurden beide für Wähler sonst anderer Parteien eine Option. Krieg und Krisen führten dann anscheinend dazu, dass statt pragmatischen Möglichkeiten nur noch Ideologie regierte. Die Grünen haben eher noch mehr ideologische Grundpositionen geräumt als die FDP, aber die waren schon mit einem minimalen Stimmanteil in die Regierung gegangen. Bei der FDP waren noch fast 10% Luft nach unten. Die haben Sie jetzt bezahlt. Und die SPD zahlt ja auch, vielleicht dafür, dass der Kanzler Führung versprach, aber nicht liefert.
Tim Böger

Schon seit den letzten Landtagswahlen bin ich relativ fassungslos über die Analyse der Ergebnisse innerhalb der FDP. Völlig frei von jeglichem Selbstzweifel, kommen sie dort immer wieder zur gleichen Erkenntnis: Sie seien zu wenig sichtbar. Angenommen ich gehe von einem Speeddating zum nächsten und bin dabei immer erfolglos, ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass ich einfach scheiße aussehe und nur dummes Zeug von mir gebe, als dass ich immer in schlechter Beleuchtung saß und die Umgebungsgeräusche zu laut waren? Vielleicht kommt die FDP ja irgendwann mal zu der Erkenntnis, dass sie einfach eine völlig aus der Zeit gefallene schlechte Politik macht und deswegen die Todeszone von 4,9% nicht verlassen kann. Obwohl wer braucht die eigentlich?
Rolf Kellner

Bei der letzten Bundestagswahl erreichte die FDP einen Stimmenanteil von 23 % bei den Erstwählerinnen und Erstwählern. Zu den Gründen zitiert die FDP-Homepage eine Jungwählerin: „Es sei wichtig, eine Partei zu wählen, die sich zum einen für den Klimaschutz einsetzt“ und zum anderen die deutsche Wirtschaft ankurbelt. „Wenn wir nicht langsam etwas verändern, dann brauchen wir uns um unsere Zukunft in den anderen Punkten keine Sorgen mehr zu machen“. Ich bezweifle, dass der aktuelle Kurs der FDP – für Atomkraft, gegen Klimaauflagen, für den Verbrennungsmotor, gegen Migration – diese Jungwählergruppe sehr anspricht. Wenn die FDP ihr Heil ausschließlich darin sucht, einen konservativen, rückwärtsgewandten Kurs zu steuern und die jungen Wählerinnen und Wähler offensichtlich vergessen hat, wird sie nicht nur bei der nächsten Bundestagswahl ihr blaues Wunder erleben.
Matthias Staiger

Der irische Schriftsteller und Satiriker Jonathan Swift (1667-1745), übrigens auch der Autor des Romans „Gullivers Reisen“ (erschienen im Jahr 1726) formulierte es einst so: „Die Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, ist klüger als der Kapitän, der damit untergeht.“ Für mich könnte diese „Ratte“, die nun eiligst dieses sinkende Schiff verlassen könnte, die FDP sein, wo es innerparteilich immer mehr rattert, rumpelt, rumort und scheppert. Für diese „freie und demokratische“ Partei könnte dieser Sprung ins kalte Wasser wahrscheinlich auch die allerletzte Chance sein, zwar pudelnass, aber doch noch einigermaßen heil, das rettende Ufer erreichen zu können, auch wenn ein gewisser Wolfgang Kubicki immer noch an das Gute innerhalb der grünen Ampel glaubt und für dieses Bündnis weiterhin treu(doof) einsteht. (Ohne Schiff) Ahoi und mit voller Kraft voraus und holterdiepolter hinein ins kalte Nass!
Klaus P. Jaworek

Die beiden Unterzeichner des Aufrufs, aus der Ampel auszusteigen, haben recht. Die Ampel ist ein Kasperltheater.  Aber es gibt immer nur ein Kasperl und das ist in der Ampel die FDP. Die FDP hat in der Ampel an allen ihren Prinzipien festgehalten, kein Tempolimit, keine Steuererhöhungen, die SPD und die Grünen waren hingegen kompromissbereit, etwa bei der 4,5-monatigen Verlängerung der Laufzeiten von 3 Atomkraftwerken. Apropos Atomkraft: 2011 hat die FDP den Atomausstieg mitbeschlossen, aber als selbst ernannte Fortschrittspartei keine Energiealternativen gesucht, sondern sich auf billiges russisches Gas und Öl verlassen, die FDP ist daher für die hohen Energiepreise mitverantwortlich. Und wenn Herr Lindner sagt, mit der FDP gibt es kein Tempolimit, dann soll er mal nach 1973 zurückblicken, da gab es in der großen Energiekrise Tempolimit und sogar Sonntagsfahrverbote und es hat der FDP damals nicht geschadet, sie blieb danach bis 1998 an der Regierung.
Nicht verständlich ist auch das Jammern, dass die FDP das Finanzministerium leitet. Herr Lindner hat darauf bestanden und die Grünen, die es auch wollten, ins Wirtschaftsministerium verdrängt. Auch ein weiteres muss sich die FDP vorwerfen lassen, den Gesetzentwurf des Gebäudeenergiegesetzes an die Bildzeitung durchzustechen, statt dies in den Gremien lautlos zu besprechen. Dies hätte die gleichen Veränderungen am Gesetz zum Ergebnis haben können, aber durch die zu frühe Veröffentlichung steht die FDP als Geheimnisverräter da, was sich bei den vergangenen Wahlen auch negativ ausgewirkt hat.
Ralf Strohmayer

Selten so gelacht: „Ideologisch geprägte Vorschläge“ der anderen – wirklich lustig, wenn das aus dem Munde von FDP-Politikern kommt. „Wir müssen die Scherben wegräumen“ – vor unserem geistigen Auge steht Christian Lindner mit dem Hammer in der Hand, den er uns als Besen verkaufen will.  Und richtig komisch ist auch die Sache mit den „zwei sehr linken Parteien“. Da fehlt allerdings der Hinweis auf die linksradikalen Regierungen unter Brandt und Schmidt, die einen gut funktionierenden Sozialstaat zu verantworten hatten. Wohlgemerkt unter Beteiligung einer liberalen Partei, die halt damals auch sehr weit links stand. Den Vogel schießt dann Herr Kubicki ab, der sich in aller Bescheidenheit doch glatt als Chef für jedes Ressort („egal welches“) geeignet hält. Subtext: ‚Selbst mit mir als Finanz- oder Verkehrsminister hätte es auch nicht schlimmer kommen können‘. Also danke, liebe ZEIT, das war wirklich eine gelungene Satire, eine Abwechslung zwischen all den Katastrophenberichten. Oder haben die drei Diskutanten das wirklich so von sich gegeben? Aber egal wie, viel mehr als unfreiwillige Komik hat die FDP nicht mehr zu bieten, und deswegen: raus aus der Regierung, aber dann hoffentlich auch bald raus aus dem Bundestag! Mehrheitsfindungen sind in diesen Zeiten auch ohne neoliberale Blockierer schon schwer genug.
Wolfram Bieber

Parteien gehören zu uns wie Flatulenz zum Bohneneintopf. Quo vadis liberal-säkulare Arschkarten-Zukunftshoffnung in „Geld stinkt nicht“-Finesse? In ihrer Jugend war unsere forsch-libertäre Schönheit Germania umschwärmt – und von Neidern als sich zu freizügig gebend, beschimpft. Mit Marianne, der älteren Zangengeburt mit Pariser Chic, verband sie eine hoffnungsvolle Symbiose wie zu Aufbruchsstimmungs-Zeiten des Vormärz. Als junge Bordsteinschwalben mit dem Dünkel später Geburt, gelegentlich auch ein bisschen schwanger, mit neuen Besen kehrten, wirbelten sie bis zur Unkenntlichkeit derart viel Staub auf, dass auch ihr Profil verwischte. Heute vermissen alle Gemeinsinnigen und Gegensinnigen schmerzlich das belebende Original, für das Persönlichkeiten wie Theodor Heuss standen, deren Esprit niemanden unberührt ließ und Ober- mit Unterstadt verband. Die wenigen Passanten, die im Götterdämmer der alten und jungen Damen ansichtig werden, deren bemitleidenswertes Erscheinungsbild die untreuen Freier beklagt, wenden sich ab, sich hoffentlich eigener, neumodisch-sinnfreier Talmi-Sucht schämend.
Andreas Weng

Eigentlich kann man schon nach dem dritten Satz von Axel Kamann vermuten, dass sich die Lektüre dieser Seite nicht lohnen wird. Er hält also sich und die FDP für die Hüter des objektiv Richtigen und die Vorschläge ihrer rot-grünen Koalitionspartner für „ideologisch geprägt“? Die Idee, dass man von der anderen Seite des politischen Spektrums aus das Agieren der FDP ebenfalls als in hohem Maße ideologisch motiviert wahrnehmen könnte, scheint ihm aber nicht zu kommen. Wenn dieses Selbstbild und Demokratieverständnis repräsentativ sein sollte für seine Partei, dann ist diese doch wohl besser unter der 5% Hürde aufgehoben.
Andreas Keil

Der Wunsch der BürgerInnen an die Ampel: sie möge mit allem Sachverstand angemessene Antworten auf unsere komplexen Probleme finden. Nur: wenn eine richtige Ampel richtig funktionieren soll, können nicht mehrere Signale gleichzeitig leuchten!
Ursula Holzinger


Leserbriefe zu „Das Schweigen vor dem Aber“ von Navid Kermani

Ein kluger, fairer, ausgewogener und von Mitgefühl geprägter Artikel über das komplexe Thema Palästina. Allein wegen solcher Beiträge lese ich seit Jahrzehnten DIE ZEIT, für mich ein standhafter Leuchtturm in den wild verwirbelten Fakten- und Meinungsfluten, besonders der immer einflussreicheren sozialen Medien. Danke für Ihre wertvollen Orientierungshilfen
Günter Kirchhain

Alle Achtung. Der Beitrag ist hervorragend formuliert und seine Wertungen sind vollauf überzeugend. Aber ach, sein Schluss ruft Bert Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ in Erinnerung:  „Es muß ein guter (Schluss) da sein, muß, muß, muß!“ Ja, was sonst? Albert Einstein hat als alter Mann jedoch formuliert: „Zwei Dinge sind unendlich . . .“  Die Fortsetzung ist bekannt. Lange Zeit in meinem Leben schien es, als würde sich die Vernunft doch durchsetzen. In den letzten Jahren häufen sich die Anzeichen für das Gegenteil. Traurig.
Friedrich Schweikert

Sie formulieren mildernde Umstände für die Anhänger des „Islamischen Staates“, bei denen nichts anderes zu erwarten gewesen sei. Und für die arabischen Jugendlichen – wegen ihrer Herkunftsländer und ihrer Sozialisation. Überrascht zeigen Sie sich zum Antisemitismus von Deutschen, welche sonst gendern. Da messen Sie mit zweierlei Maß. Die arabischen Jugendlichen stammen wohl kaum alle aus Palästina und haben direkten Kontakt mit der IDF gehabt. Sie sind entweder in arabischen Staaten ohne jeden Kontakt zu Juden oder hier in Deutschland sozialisiert worden. Weshalb ist da Judenhass verständlich? Moslemische Extremisten, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung zerstören wollen, muss man offenbar hinnehmen. Was tut Deutschland, damit diese Personenzahl nicht steigt?
Verwerflich handeln aus Ihrer Sicht jedoch die gendernden, also politisch-korrekten oder grün-linken, Deutschen. Natürlich handeln diese Personen verwerflich in ihrem Antisemitismus. Aber warum ist das verwunderlich? Glauben Sie, dass diese Personengruppe aufgeklärter oder menschenfreundlicher agiert als arabische Jugendliche? Das ist naiv und zugleich intellektuell überheblich – um nicht „rassistisch“ zu verwenden. Auch bei vielen grün-linken Intellektuellen trennt nur eine dünne Schicht den äußeren Anschein von dem inneren Hass auf andere Menschengruppen – vermutlich nicht nur auf Juden. Wir in Deutschland sollten alle vorsichtiger sein. Eine friedliche, zivilisierte Gesellschaft ist nicht leicht aufrechtzuerhalten.
Ralf-Stefan Gärtner

Es ist sicher richtig, wenn Navid Kermani schreibt, dass man von Palästinensern, die im Gazastreifen oder im Westjordanland unter der Besatzung aufgewachsen sind, kaum Empathie für Israelis erwarten kann – so wie es nach dem Massaker der Hamas am 7.Oktober umgekehrt nur wenigen Israelis gelingen wird, mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu fühlen. All diese Menschen befinden sich in einem Krieg, ein Krieg, den sie nicht gewollt und auch nicht angefangen haben.
Zu der Situation in Deutschland: Jener linken Intellektuellen und ihre Aktivisten, die jetzt keine Mühe damit haben, den Terror der Hamas zu beschweigen und „From the river to the sea“ zu skandieren, machen sich vollkommen unglaubwürdig. Sie büßen für mich damit das „Recht“ ein, sich permanent als die Verfechter von Gerechtigkeit und Menschlichkeit, als Sprachrohr der Unterdrückten und Schwachen zu präsentieren. In diesem Zusammenhang finde ich den Hinwies von Navid Kermani völlig korrekt, dass diese Linken es auch nach Butscha nicht geschafft haben, einen Funken an Empathie für die Opfer aufzubringen. Wenn das Mitgefühl nur den Opfern „westlicher“ Täter gilt, zeugt es zudem von einer unsäglichen Doppelmoral und einer Verblendung, die mich gerade bei Menschen, die in Frieden und unter den Errungenschaften westlicher Demokratien aufgewachsen sind, sprachlos macht. Es werden wieder Davidsterne an Häuser in Deutschland geschmiert, es ist eine Schande und ganz brutaler, sichtbar gemachter Antisemitismus. Muss man tatsächlich daran erinnern, dass die Menschen, die in diesem Häusern leben, genauso deutsche Mitbürger sind wie du und ich? Ich kann es nicht fassen.
Regina Stock

Dieser Artikel entspricht in seiner Ausgewogenheit und umfassenden Würdigung, seiner Empathie mit den unzähligen Opfern beider Seiten in hervorragender Weise meiner Vorstellung von Journalismus und Meinungsführerschaft einer Zeitung, wie wir sie brauchen. Herzlichen Dank an den Verfasser dafür.
Immanuel Stauch

Sie sagen es, wirklich sehr verehrter Navid Kermani: „Würde man ein Haus, das in der Gewalt von Entführern ist, ohne Rücksicht auf die Geiseln bombardieren?“ und am Ende Ihres Artikels: „Es gibt nur eine einzige realistische Option für Israelis wie Palästinenser, mag man darüber reden oder weitere 30 Jahre nicht. Sie heißt Frieden.“ Die Hamas will keinen Frieden, sie will durch Israels Gegenangriff möglichst viele palästinensische Kinder traumatisierten, von denen dann ein Teil mit Sicherheit zu den Terroristen von morgen wird. Und sie will eine friedliche Lösung verhindern, das friedliche Zusammenleben beider Völker. Wie dumm, dass sich Israels Regierung ihr gewalttätiges Handeln von der Hamas diktieren lässt. Wie klug, würde man im Sinne Jesu und der Werte der Aufklärung eben nicht mit Gegengewalt auf den Zivilisationsbruch der Hamas zu reagieren. Wie klug, würde man den Palästinensern zivilisiert eine würdige Zukunft ermöglichen, eine friedliche.
Dazu müsste der Westen Israel gerade jetzt zwingen – nachdem alles Bitten in der Vergangenheit nicht geholfen hat. Einzig und allein das Beharren auf den westlichen Grundwerten Freiheit und Frieden und dass alle Menschen gleich sind, entzieht der Hamas ihre verheerende Macht, und nicht der Versuch Israels sie mit militärischen Mitteln auszurotten. Es ist keine Selbstverteidigung die Israel gerade betreibt im Gazastreifen. Sondern es ist ein fürchterlicher Präventivschlag, nachdem es nicht in der Lage war, seine Zivilbevölkerung gegen den menschenverachtenden Angriff der Hamas am 7. Oktober zu schützen.
Sebastian Koerner

Navid Kermani vermisst hierzulande Solidarität mit Israel und zitiert als Beleg „dem Deutschlandfunk zufolge“ irgendwelche Aktivisten, die auf einer Demo den Hamas-Terror nicht eindeutig verurteilten. Kermani spricht gar von einer „globalen Palästina-Front“, die das „gerechte Anliegen“ der Palästinenser delegitimierten. Wen er genau meint, sagt er nicht. Erdoğan? Guterres? Bernie Sanders? Kermani bleibt im Nebel. Sein Plädoyer für „Frieden“ bleibt unbestimmt, gefühlig und auch etwas selbstgerecht.
Bernhard Koch

Navid Kermani kritisiert zu Recht die Empathielosigkeit von vielen Fürsprechern der Palästinenser, wenn es um schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht, die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen in Israel begangen wurden. Er ordnet den Krieg im Gazastreifen in das Symmetrie-Narrativ vieler westlicher Medien in Bezug auf den Nahostkonflikt ein, für ihn ist auch der aktuelle Krieg ein „Ja, aber“. Ja, die Hamas ist eine Terrororganisation, die barbarische Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat. Aber gleichzeitig begeht Israel in Gaza Kriegsverbrechen, ist sich Kermani sicher. Bei vielen, die sich besonders für die palästinensische Sache stark machen, bleibe jedoch nur das Aber, davor kaltherziges Schweigen. Ich habe großen Respekt vor Herrn Kermani als einem der führenden Intellektuellen in Deutschland. Gleichwohl finde ich auch sein Ja-Aber kaltherzig, ich finde es wohlfeil und heuchlerisch, Israel auf Verdacht Kriegsverbrechen zu unterstellen und damit eigentlich, ohne es zu wollen, eine Symmetrie herzustellen: Israel hat es eigentlich nicht besser verdient, ist auch nicht besser als die Hamas.
Ich frage: Wie soll man gegen eine Terrormiliz von schätzungsweise mindestens 20.000 Kämpfern ankommen, die nur zu gerne ihre eigene Bevölkerung ans Messer liefert, sich hinter, unter, zwischen ihnen verschanzt, wenn es sie dem Ziel der Auslöschung des jüdischen Staates und Volkes etwas näherbringt, wie soll man gegen sie ankommen, wenn man nicht so hart wie möglich gegen sie vorgeht? Wer sich im Nahen Osten heute nicht mit aller Kraft zu wehren weiß, wird morgen gefressen. Gleichzeitig gibt es viele Tausend Warnanrufe, es gibt Flugblätter und Fluchtkorridore vonseiten der israelischen Armee, die in einem extrem dicht besiedelten Gebiet operieren muss, einen hochkomplizierten Häuserkampf führen muss, eine Armee mit einem ausgefeilten ethischen Kodex, die unter dem Druck der israelischen Gesellschaft steht, möglichst alle der 240 Geiseln möglichst bald zu befreien sowie Sicherheit wiederherzustellen und gleichzeitig unter dem Druck einer selbstgerechten Weltöffentlichkeit, möglichst keine Fehler zu machen. Ich habe großen Respekt vor den oft gerade einmal 20-jährigen Soldaten der IDF, die an vorderster Front die Zivilisation gegen die Barbarei verteidigen. Sie sind in einem Krieg, der ihnen aufgezwungen wurde und den sie um ihretwillen und unseretwillen und auch um der Palästinenser willen gewinnen müssen. Einen schönen Krieg gibt es nicht, schon gar nicht in Gaza. In jedem Krieg passieren Dinge, die nicht passieren dürfen, Dinge, die möglicherweise untersucht und aufgearbeitet werden müssen, aber der Israelischen Armee aus der Ferne und der Annehmlichkeit Mitteleuropas auf Verdacht und ohne ausreichende Grundlage Kriegsverbrechen zu unterstellen, finde ich, wie gesagt, wohlfeil und heuchlerisch.
Philipp Wiens

Verwundert und entsetzt sehe ich im TV die propalästinensischen Demos in deutschen Großstädten! Vielen dieser Aktivisten geht es sicher nicht um Palästina, nein, sie fordern ein Kalifat in ganz Nahost und sogar in Deutschland. Ich schäme mich dafür, dass die Intellektuellen, die Denker, die Autoren und Künstler in Deutschland keine laute Solidarität mit Israel zeigen, ja, ich muss es glauben, aus Angst vor den Islamisten schweigen Unsere Staatsräson ist Einigkeit und Recht und Freiheit, sowie die absolute Unterstützung für die Existenz Israels! Wer dies nicht will, hat in Deutschland keinen Platz, ich will ihn nicht als Nachbar. Ich danke Herr Kermani für seine Gedanken, in dem Empathie und Menschlichkeit der Grundtenor sind.
Helmut Sauler

DANKE, Navid Kermani! Endlich ein Text, der die gesamte Dimension des 7. Oktober klar benennt, der Worte findet und Bilder zeichnet, die ich in vielen verunsicherten, kaltherzigen, bisweilen verstörenden Reaktionen von Intellektuellen und der Öffentlichkeit nicht gefunden habe. Wo andere bemüht darin, sich dem „Guten“ zuzuordnen, findet er sogar, inmitten von Entsetzen, Trauer und Entfremdung noch die Worte, über Frieden zu reden. Nochmals, DANKE!
Jürgen Pilz

Der Artikel beginnt mit Abscheulichem und endet mit dem Aufruf zur einzigen Aktion, die das Grauen beenden kann: Frieden schaffen zwischen Israelis und Palästinensern. Wie das geschehen soll, steht in den Sternen. Aber es muss das große, ja das einzige Ziel sein bei allem Ja, aber. Basta!
Gabriele Fink

Navid Kermani ist ein bemerkenswerter Statusbericht über die Situation im Nahen Osten gelungen. Dazu gehört auch der mahnende, an die Bundesregierung gerichtete Hinweis, dass man gut daran täte, nicht alles, was sich derzeit in Israel tut, bis hin zur Selbstverleugnung rechtfertigt. Im Übrigen wird man wohl davon ausgehen müssen, dass kaum mit einer Entspannung zwischen Israel und den Palästinensern zu rechnen ist, solange Netanjahu und Mahmud Abbas in dem Konflikt das Sagen haben.
Harald Seidel

Schon immer habe ich mich über Ihre Artikel in der Zeit gefreut und mit Ihrem „das Schweigen vor dem ABER“ sind Sie mir noch sympathischer geworden.
Klaus Lang

Ich danke für Navid Kermanis Beitrag „Das Schweigen vor dem ABER“, mit das Beste, das ich bisher zur derzeitigen Gazastreifen-Konflikt gelesen habe; differenzierend und das ganze Gefühlsdilemma gut darstellend. Dieser Beitrag spricht mir aus dem Herzen.
Michael Schreck

Das scheinbar ewig währende Drama zwischen Palästinensern und Israelis kann durch die furchtbaren Ereignisse des 7.Oktober zu Ende gehen und der Anfang zum Frieden zwischen beiden Völkern sein. Voraussetzung dafür ist die Eliminierung der Hamas und das Ende der Regentschaft Netanjahus mit seinen Koalitionspartnern -bestehend aus radikalen Religiösen und fanatischen Befürwortern der Siedlungspolitik im Westjordanland. Das Schema Täter/Opfer kehrt sich in diesem Drama häufig um. Einmal sind (7.Oktober) die Palästinenser Täter und die Israelis Opfer, mal die Israelis Täter, wenn bei ihren militärischen Operationen gegen die Hamas die Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens zum Teil ihr Leben oder Ihr Zuhause verliert. Die Ursachen der andauernden terroristischen Angriffe und dem fürchterlichen Massaker auf dem Boden Israels durch die Hamas sind die dauernde Staatenlosigkeit der Palästinenser, ihr jämmerliches Leben, eingepfercht im Gaza-Streifen und ihre politische Entmannung im Westjordanland -wo auch noch radikale Siedler ihnen ihr Land wegnahmen. Deswegen stehen Israelis und Palästinenser jetzt am Scheideweg ihrer furchtbaren Geschichte und sind zu einer 2-Staatenlösung gezwungen, um beiden Völkern ein Leben in gegenseitigem Respekt zu erlauben.
Das jetzige Staatsgebiet Israel mit den beiden Palästinensergebieten Gaza-Streifen und Westjordanland muss ggf. neu formatiert werden. Eine enorm wichtige Rolle fällt der EU zu, deren kulturell-geschichtlicher Anspruch mit dem Begriff Christliches Abendland verantwortlich bleibt für die Entstehung des Antisemitismus. Auswuchs dieser kranken Denkart waren die Verbrechen der Nazi-Herrschaft an den europäischen Juden. Die Auswüchse von Antisemitismus nach dem 7.Oktober zeigen leider, dass dieses zutiefst inhumane Denken wieder aufflackert. Navid Kermani hat mit seinem Bericht sehr gut die vielfältige und komplizierte Lage nach dem 7.Oktober dargestellt.
Klaus Reisdorf

Ich bin so froh über die Berichterstattung der ZEIT im Hinblick auf das Geschehen in Israel und Gaza. Danke dafür! Denn ich bin entsetzt und erschüttert darüber, dass selbst in meinem wohl ausgewählten Freundes- und Bekanntenkreis nicht nur viel zu oft das Innehalten, von dem Herr Kermani schreibt, völlig fehlt, sondern darüber hinaus oftmals überhaupt kein einziges Wort über die Gräuel der Hamas und das Leid so vieler Israeliten verloren wird, keine Anteilnahme spürbar wird, stattdessen sogleich die Kriegsverbrechen des israelischen Militärs angeprangert werden. Das macht mich fassungslos. Dieser Artikel fasst alles, was ich fühle und denke, so wunderbar in Sprache, dass es eine Wohltat ist. Ganz herzlichen Dank für diese Deutlichkeit, mit der Menschlichkeit und Mitgefühl für das Leid aller betroffenen Menschen einen prominenten Platz erhält, ohne Einseitigkeit und ohne zu Beschönigen oder zu vereinfachen.
Sibylle Riffel


Leserbriefe zu „Über Weltretter und Gedanken im Stau“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Vielen Dank für Ihre Kolumne „Über Weltretter und Gedanken im Stau“, 9. November 2023. Die Klimaaktivist*innen fordern Tempo 100 auf der Autobahn und ein €9,- Ticket. Der Verkehrsminister, Herr Wissing, sagt, er habe nicht genug Schilder für das erste und nicht genug Geld für das zweite. Lieber baut er noch 10.000km Straßen. Unser größtes Problem sind nicht die Klimaaktivist*innen, sondern die Politik des Verkehrsministers, denn er erpresst uns. Indem er nur für die Autofahrer baut, zwingt er Bürger*innen, Autos zu kaufen und zu fahren. Dadurch steigt der Ausstoß von Klimagasen, es verschwinden wertvolle Natur- und Erholungsräume, mehr Menschen reisen häufiger, klimaschädlicher und immer weiter weg, der Niederschlag in Deutschland sinkt, unsere Wälder verdorren, weltweit werden die Ernten magerer, Flüchtende mehr und die AFD lacht, weil sie politisch gewinnt, wenn Sie in Ihrer Kolumne die Klimaaktivist*innen als Ihre*n Feind*innen sehen und nicht den Verkehrsminister.
Aber Sie haben Recht, es wäre wahrlich besser, die Aktivist*innen würden endlich zu Sitzstreiks, Mahnwachen, etc. vor den Medienhäusern übergehen. Damit könnten sie z.B. DIE ZEIT anregen, eine Ausgabe 100% klimaneutral zu machen, auf klimaneutralen Strom umzustellen oder auf klimaschädliche Werbung zu verzichten. Es gibt bereits ein Verbot für Tabakprodukte, weil sie schädlich für unsere Kinder ist. Warum nicht auch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Medien nur noch Werbung für die klimafreundlichsten Produkte zu erlauben, also nur noch für kleine E-Autos, nur noch für Reisen mit Rad, Bus und Bahn, nicht mehr für große Möbel und Häuser, sondern für möglichst nachhaltige? Wann bekennen Sie in Ihrer Kolumne endlich Farbe bezüglich der Klimakatastrophe? Ihr Politik- und Wissenschaftsressort mahnt immer wieder zu konsequentem Handeln, aber Ihr Verlag macht selbst die klimaschädlichen Lesereisen mit Queen Mary II. Damit verhält sich Ihr Verlag gegenüber der Klimakatastrophe genauso passiv wie wir Konsument*innen. Kein Wunder also, dass Herr Wissing unangefochten bleibt.
Klaus Siersch

Sehr gerne lese ich Ihre wöchentliche Kolumne. Ihre Staugedanken haben jedoch keine positiven Gedanken bei mir hervorgerufen. Ich dachte, dass mich Ihre Haltung an die von Herrn Dieter Nuhr erinnert. Alles aus der eigenen Perspektive, vielleicht auch in der eigenen Zufriedenheit und Sattheit gestört, verständnislos. Da hätte ich mehr erwartet, als dass Sie im Prinzip das Niveau eines LKW–Fahrers sprachlich etwas aufpeppen, inhaltlich aber nur aus dem LKW-Fahrerhaus absenken auf PKW–Lenkrad–Höhe, also nur 1 m über dem Asphalt. Schade, denn Sie könnten ja auch denen Mut machen, die sich bislang nicht aus gewohnten Bahnen bewegen mögen oder mangels Ideen nicht können, denen, die von ihren Sorgen um eine Zukunft in einer anderen Klimawelt getrieben werden. Aber das könnte dann ja nächste Woche passieren, oder die Wochen darauf. Ich hoffe sehr für Sie, dass sie nicht so häufig im Stau stehen müssen. Für mich auch, denn Ihre Gedanken im Stau waren mir zu sehr von Ihrem Frust geprägt.
Jochen Kuik

Auch im Jahr 2024 wird es wieder eine Vielzahl von „Events“ wie z. B. Rock am Ring oder Wacken geben – nicht nur in Deutschland. Wäre es da nicht eine Überlegung wert, wenn die Jugend der „letzten Generation“ solidarisch dazu entschließt, die Zufahrtswege zu blockieren? Mit Kleber (ökologisch korrekt: Tapetenkleister) oder auch ohne? Stell´ dir vor, es ist Festival und keiner kommt hin . . . Die Bands würden übers Gelände pilgern und gemeinsam mit Fans und Demonstranten unplugged „we shall overcome“ anstimmen. Abseits der Hot-Spots würde es nach Hasch und Räucherstäbchen riechen und man könnte dem Geist von `68 begegnen. So ließe sich glaubwürdig und überzeugend die Wahrhaftigkeit des eigenen Bemühens um die Rettung unseres Planeten darstellen! Umgerechnet auf die zunehmend unter prekären Lebensumständen leidende Gesamtbevölkerung dürften sich die dabei entstehenden Kollateralschäden in überschaubaren Grenzen bewegen. Möglicherweise ließen sich sogar die ein oder andere Partei und unsere ums Gemeinwohl streitenden Volksvertreter zur Abwendung von etwas mehr Schaden vom deutschen Volk „erpressen“.
Norbert Jackmuth

Das Harald Martenstein von den Aktivisten genervt ist, die willkürlich Staus auf wichtigen Straßen blockieren, ist inzwischen weit über den Leserkreis des Zeit-Magazins bekannt. Auch ich bin skeptisch, was diese Strategie der Letzten Generation angeht. Zur Wahrheit gehören aber zwei weitere Tatsachen:  Staus entstehen nicht nur aufgrund der nun schon mehrfach geschmähten und inzwischen auch mit bemerkenswerter staatlicher Härte verfolgten Blockaden. Vielmehr entstehen sie fast nie aufgrund solcher Aktionen. Ich bin im Großraum Salzburg – München – Nürnberg unterwegs und oft auf das Auto angewiesen – oft war ich im Stau, nie wegen eines Protestes. Macht sich Herr Martenstein auch mal über die Betroffenen der „normalen“ Staus Gedanken? Oder sind das nur Betroffenen zweiter Klasse? Entstehen andere Staus nicht auch oft wegen egoistischen Verhaltens einzelner Autofahrer und / oder Unternehmer (überhöhte Geschwindigkeit, zu geringer Abstand, völlig überlastete Fernfahrer)? Zur Wahrheit gehört auch, dass in unserem Staat nach wie vor die automobile Freiheit fast über alles geht. Wer einen kritischen Kommentar zur üblichen Praxis lesen will, dass auch Autofahrer, die, ob alkoholisiert oder nicht, ob an Wettrennen auf öffentlichen Straßen beteiligt oder nicht, in den meisten Fällen nicht ins Gefängnis wandern, sondern mit einem Bußgeld und / oder einer Bewährungsstrafe davonkommen, selbst wenn sie jemanden totfahren, hört von Herrn Martenstein kein kritisches Wort.
Wolfgang Petzsch

Harald Martenstein ist bei uns in Wien sehr bekannt, verehrt, geliebt. Alle seine Beiträge sind wunderbar! Da bei uns die „Letzte Generation „sehr umstritten ist, muss ich mich für seine so klugen und überzeugenden „Gedanken im Stau“ ganz herzlichst bedanken.
Christina Vossoughi

Ein erschütterndes Gedankengut eines Autors, der in seinen Kolumnen beansprucht, einen weiten Blick zu besitzen. Zu Beginn des Artikels vermutet man eine humoristische Einlassung. Zum Ende aber beschreibt Herr Martenstein: mir sind alle Bewegungen unheimlich, die sich nur für das ganz Große interessieren, für die Weltrettung, den Sieg einer politischen Theorie… Eine bis weit nach rechts reichende Sichtweise eines Menschen, der offenbar jede Wahrnehmung für die Sorgen und Ängste der jungen Generation verloren hat oder wohl nie besessen hat, dem ebenso die Wahrnehmung für die herannahende Realität fehlt. Es geht nicht „um den Sieg einer politischen Theorie“, es geht um das Überleben jedes einzelnen in einer Umwelt, in der jeder einzelne leben kann und dies nicht nur in dem Wohlstand dieses Landes. Ältere Menschen mögen es als lästig empfinden, wenn ihre bequeme, uneingeschränkte Möglichkeit der Fortbewegung gestört wird. Wir wissen aber, dass wir in der Zukunft ganz andere Störungen werden, aushalten müssen.
Alfred Christian Feller

Harald Martenstein fährt mit dem Auto von seinem morgendlichen Termin nach Hause und schreibt sich dort seinen durch eine Blockade der „Letzten Generation“ verursachten Frust von der Seele. Mit dem Selbstverständnis des rechtschaffenen Bürgers philosophiert er über die negativen Auswirkungen, die diese Blockade für ihn und seine vom Alltagsleben geplagten Mitmenschen haben und findet es moralisch auch noch legitim, auf die durch die Blockade zusätzliche CO_2 Belastung hinzuweisen. Positive Effekte dieses Protests kommen ihm, der in seiner persönlichen Routine beeinträchtigt wird, nicht in den Sinn. Ganz offensichtlich muss niemand mehr auf die tägliche Zerstörung, die der Individualverkehr verursacht, hingewiesen werden. Jene, die sich das Recht nehmen, mit dem Auto zu fahren, werden nur von dringenden Wegen abgehalten und haben doch wirklich keine Zeit und Lust, sich mit so lächerlichen Themen wie der Weltrettung aufzuhalten. Sobald die Blockade aufgehoben ist, fahren wir Menschen sehenden Auges, individuell frei und mobil, weiter Richtung Abgrund. Wir müssen uns loslösen von unserer bequemen, eingefahrenen Position und umfassender denken, an alle Mitmenschen dieser Erde, insbesondere auch an zukünftige Generationen. Und wir müssen die langfristigen und globalen Auswirkungen unseres Handelns berücksichtigen. Blockaden reißen uns aus dem alltäglichen Tun und führen zu Diskussion, wie ebendiese. Zeit haben wir nicht viel.
Alexander Mürmann

Martenstein steht im Stau, weil Weltretter die Autobahn blockieren, um auf sich aufmerksam zu machen ja das kennt man ja. Herrn Martenstein kann doch gar nichts Besseres passieren. Handy aus und nachdenken über seine nächsten Glossen ohne Stau im Magazin. Ich bin gespannt.
Hans-Emil Schuster

Ich habe Harald Martensteins „Über Weltretter und Gedanken im Stau“ mit Vergnügen gelesen. In Anbetracht eines Staus – ob durch die „letzte Generation“ verursacht oder aus anderem Grund – wären aber auch ganz andere Gedanken naheliegend:  An diesem Morgen blockierte ein querstehendes Auto die Autobahn, also 1-2 Stunden Stau. Jeder hat ein Ziel, viele Stunden Lebenszeit verrinnen sinnlos, Pläne zerplatzen, viel CO2 wird freigesetzt, ohne nennenswertes Vorwärtskommen, gefangen im Auto.  Mir ginge dann durch den Kopf:  Vielleicht wäre ich mit den Öffis schneller ans Ziel gekommen. Was, wenn alle umsteigen würden? Wenn eine Fahrbahnspur nur für Öffis reserviert wäre? Wenn direkt vor dem Kindergarten eine Bushaltestelle wäre und auch jüngere Kinder selbstverständlich allein mit dem Bus dahin kämen? Wenn Fahrplan und Besuchszeiten im Krankenhaus gut abgestimmt wären? Wenn Hausärzte bei Bedarf Hausbesuche machen würden? Wenn Arbeitsplätze bzw. Läden und Wohnquartiere benachbart wären oder durch Shuttle-Busse schnell und zuverlässig erreichbar? Wenn wir weniger konsumieren und ressourcensparender leben und uns ernähren?
Wie wäre es, wenn unsere Welt so organisiert wäre, dass private Motorfahrzeuge überflüssig wären? Wenn ich mein Auto gar nicht bräuchte, um meine Mobilitätswünsche zu realisieren? Wenn wir weltweit nur so wenig CO2 freisetzten, dass verheerende Kipppunkte der Klimakrise vermieden würden? – Unsere Kinder und Enkel wären keine „letzte Generation“! Wir bräuchten uns nie mehr über künstlich verursachte Staus aufregen oder der Frage stellen: „Ihr habt es doch gewusst, warum habt ihr nichts getan?“ Befreien Sie sich aus Ihrer Abhängigkeit vom Auto. Engagieren Sie sich fürs CO2-Sparen, so umfassend, wie nur irgend möglich! Reduzieren Sie maximal die Ihnen zuzurechnenden klimaschädlichen Emissionen, stellen Sie sich Ihrer Verantwortung für Ihre Rolle in dieser Welt, die unsere einzige fragile gemeinsame Lebensumwelt ist. Ab sofort!
Sabine Heidemann

Ja, was „Die letzte Generation“ da macht, ist ein Eingriff in den Straßenverkehr. Vielleicht sogar ein gefährlicher. Sie machen sich Gedanken über das, was so eine Blockade für die Betroffenen bedeutet, über die Einschränkungen, mangelnde Empathie seitens der Aktivisten und sehen das Ganze als Erpressungsversuch. So wird es gemeinhin empfunden und dargestellt, insofern sind diese Aktionen nicht sinnvoll bezüglich dessen, was die Aktivisten wollen. Sie wollen die Aufmerksamkeit auf eine Tatsache lenken, die nicht nur der Generalsekretär der Vereinten Nationen immer wieder betont und deren Folgen viel gravierender sind als die Einschränkung der Freiheit Einzelner.
Ich wohne an einer kleinen Kreuzung an einer Einfallstraße in die Münchner Innenstadt. Da ist morgens und abends immer viel los. Da fährt ein städtischer Bus in die blockierte Kreuzung, weil er das Signal zum Fahren hat. Die Kreuzung ist mehrere Ampelschaltungen lang blockiert. Eine kleine Seitenstraße, die in die Kreuzung mündet, wird von der Münchner Feuerwehr gern benutzt, um an Einsatzorte im Münchner Süden zu kommen. Löschfahrzeuge, Notarzt etc. Die kommen da nicht mehr durch. Das Haus brennt weiter, der lebensgefährlich Verletzte kann nicht rechtzeitig versorgt werden… Ein LKW-Fahrer löst die Höhenkontrolle in einem Tunnel aus, ein Handybenutzer löst einen Unfall aus… Unaufmerksamkeit, Dummheit? Auf jeden Fall Sperrung und Stau. Einschränkung persönlicher Freiheit, Behinderung und Rettungsfahrzeuge, die nicht durchkommen. Nur wollen diese Blockaden darauf nicht hinweisen.
Michael Reithmeier

Zwanzig Minuten für eine Meditation (Anregungen dafür auf S. 57 im Hauptteil) wären im Stau doch auch noch drin gewesen. Mittlerweile glaube ich längst, dass die „Letzte Generation“ von der Öl- und Gasmafia gesponsert wird, um die Klimabewegung in Misskredit zu bringen. Effektiver wäre es jedenfalls, sich vor Tankstellen festzukleben.
Thomas Manthey

Es herrscht ein neues Phänomen bei den Medien, die sich als eher links verorten. Ihnen wird Einseitigkeit und mangelnde Vielfalt vorgeworfen und um diese Argumente zu entkräftigen, hält man sich einen Konservativen für die Meinungsvielfalt, der sonst aufgrund seiner Ansichten schon längst aussortiert worden wäre. Dieter Nuhr ist das für die ARD und bei der ZEIT übernimmt diese Aufgabe gerne Harald Martenstein. Immer sind diese Vorzeigekonservativen älter, männlich, schon länger im Medienbetrieb dabei und gerne auch ehemalige Anhänger einer linken Partei, die sie heute selbstverständlich nicht mehr wählen können, weil diese sich zu sehr verändert habe.  Es ist natürlich ein wenig lächerlich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder von der liberalen ZEIT anzunehmen, dass gerade dieser eine Konservative die Meinungsvielfalt im Programm resp. im Blatt stärkt. Noch seltsamer verhalten sich jedoch Nuhr, Martenstein & Co., die mit Eifer diese Rolle ausfüllen und gar nicht merken, für was für ein schräges Konstrukt sie dabei herhalten müssen.
Nun hat Harald Martenstein im ZEIT-Magazin wieder seine ihm zugedachte Rolle in seiner neusten Kolumne perfekt erfüllt. Sie liest sich so, wie wenn vor 100 Jahren ein Kaisertreuer sich über die neue Zeit der Demokratie in Deutschland beschwert. Seine Grundhaltung ist natürlich erst einmal, die früheren Zeiten waren die besseren. Doch dann fängt unser Kaisertreuer Martenstein an alles aufzuzählen, was an der neuen Demokratie schlecht sei. Und da gibt es so viel! Dass nun der Nationenlenker gewählt wird (sogar vom Pöbel und den Frauen), anstatt die Macht einfach zu beanspruchen, scheint ja schon ein Widerspruch zu sein. Wer nicht selbst die Macht an sich reißen kann, sondern dafür Frauen benötigt… Und so zählt unser Kaiserfan Stück für Stück weiter auf, warum die Demokratie einfach nur Quatsch ist und nicht zur Kaiserzeit passt. So macht es auch unser heutiger Martenstein in seiner letzten Kolumne. Die autofahrenden Menschen in Berlin stehen dauernd im Stau. Am meisten ihretwegen selbst. Es gibt einfach zu viele von ihnen oder das autogerechte Berlin wurde nicht sinnvoll mit Autobahnen durch die Stadt zu Ende gedacht. Unser Kolumnist bemüht sich jedoch darzustellen, dass es nur einen Stau gibt, den der verursacht wurde durch die „Letzte Generation“. Nicht das Verkehrsmittel, in dem er und andere sitzen, ist das überwiegend Falsche für die Stadt, sondern die die darauf aufmerksam machen.
Martenstein formt dann uralte ADAC-Parolen zum Umweltschutz um. Der Autoclub forderte jahrzehntelang den ungebremsten Straßenaus- und neubau, damit die Umwelt geschont wird und nicht unnötig Abgase in Staus emittiert werden. Diese irgendwie putzige Argumentation aus vergangenen Tagen recycelt unser Kolumnist, indem er der „Letzten Generation“ den CO2-Ausstoß ihres Staus anrechnet. Nicht das Verbrennerauto ist das Schlechte, sondern die Gruppe, die darauf hinweist. Würde Martenstein und andere in einem neuen Elektroauto sitzen, wäre zumindest dieses Problem gelöst – doch ein Elektroauto muss natürlich unser Vorzeigekonservativer selbstredend ablehnen. Auch sein Geschlechterbild äußert er en passant. Frauen stehen für ihn nicht in der Arbeitswelt, sondern können sich nur ehrenamtlich um Kranke oder um die Betreuung der eigenen Kinder kümmern. In dieses Frauenbild ist er hineingeboren worden, er will es nicht ändern.
Natürlich betreibt unser heutiger Vorzeigekonservativer wie auch schon sein früheres kaisertreues Pendant eine Täter-Opfer-Umkehr. Vor 100 Jahren hat nicht der Kaiser und seine Kumpels Deutschland zerdeppert, nein es waren die neuen Demokraten. Heute sind nicht die Menschen das Problem, denen weiterhin der Klimaschutz schnuppe ist, sondern die, die darauf hinweisen. Diese sind herzlos und ohne Lebenserfahrung. Martenstein, im Verbrennerauto sitzend und mit reichlich Lebenserfahrung, fühlt sich moralisch erhaben, während Menschen, die zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, seine krebserregenden Abgase einatmen, seinen krankmachenden Autolärm erdulden müssen und durch ihn in ihrer Sicherheit gefährdet sind. Damals wie heute unterliegen unsere Konservativen einer elitären Grundhaltung, dem Gegenteil des kategorischen Imperativs von Kant. Ihre Vorteile können sie sich nur erlauben, wenn möglichst viele sie nicht auch erlangen. Denn dann würden Martenstein & Co. nicht nur in Berlin im Dauerstau stecken, sondern die Klimakatastrophe würde bereits morgen und nicht vielleicht in ein paar Jahrzehnten stattfinden.
Martenstein hat also seinen Job als Vorzeigekonservativer für die ZEIT hervorragend erfüllt. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass unser kaisertreuer Martenstein und seine Anhänger:innen tatsächlich zehn Jahre später einen Teilerfolg erzielten. Ein Kaiser mit drolligem Oberlippenbärtchen kam zurück. Dieser sollte dann noch einmal allen so richtig aufzeigen, dass die neue Demokratie vielleicht doch die bessere Staatsform ist. Das zeigt, das Konzept Öl-ins-Feuer-zu-gießen, indem man einem Menschen von vorgestern eine Stimme gibt und er jede Menge Unsinn von sich geben darf, kann auch schiefgehen. Vielleicht mag die ZEIT ihr Konzept der Meinungsvielfalt noch einmal überdenken.
Achim Michael Hasenberg

Ein Klimakleberstau kann, wenn man nicht unter Zeitdruck steht, ein retardierendes Moment in der Hektik des Alltags sein: man kann über ein autofreies Leben nachdenken, man kann, ähnlich wie Martenstein seine aktuelle Kolumne, den nächsten Leserbrief in Gedanken formulieren, man kann mal wieder eine Zigarette rauchen, obwohl man dem Nikotin längst abgeschworen hat, um mit klammheimlicher Schadenfreude die überflüssigen Auspuffabgase mit zusätzlichem CO2 und Feinstaub anzureichern, gleichzeitig olfaktorisch zu verfeinern! Was aber, wenn man mal muss? Eine Wasserflasche liegt vielleicht – vorher ausleeren –, eine Plastiktüte – hoffentlich ohne Loch – sicher irgendwo herum! Doch wenn plötzlich das Norovirus die Eingeweide heftig piesackt? Dann kann man sich eigentlich nur noch auf die Straße setzen, den Klimakleber mimen und schon mal den Ordnungshüter bedauern, der einen von dort wegtragen muss!
Künftig könnte es deshalb vorteilhaft sein, vor jeder Autofahrt eine Windel anzulegen, man weiß ja nie, wo gerade blockiert wird! Auch den Klimaklebern ist, besonders im Winter, dieses beckenwärmende Utensil zu empfehlen! Pampers & Co. wird’s freuen! Der unverhoffte Windelboom könnte sogar der schwächelnden deutschen Wirtschaft auf die Beine helfen! Klimakleben fürs Überleben? Diese Frage kann noch nicht abschließend beantwortet werden; eine vollständige Kosten-Nutzen-Statistik dürfte noch ausstehen. Ich tendiere dazu, sie mit „nein“ zu beantworten – aber ich bin ja auch kein Windelproduzent!
Ulrich Pietsch

Irgendwie sehe und lese ich jetzt die Kolumne „Über Weltretter und Gedanken im Stau“ von Harald Martenstein ganz anders als sonst! Woran mag das nur liegen? Es kann wohl nur daran liegen, dass wir bei der „LesArt in Schwabach“, eine Lesung mit Harald Martenstein und seinen Begleitern Georg Clementi und Ossy Pardeller live und direkt miterlebt habe, und das war ein wahres Erlebnis. Zurück zu seiner obigen Kolumne und den vielen erhitzten, erregten, zornigen und wütenden Zeitgenossen mit und in ihren Blechkarossen sitzend, nur Harald Martenstein, der ZEITMagazin-Kolumnist bleibt beherrscht, besonnen, abgeklärt, gelassen, unbeeindruckt und lässig im Auto sitzen und hat nimmt sich die Zeit für eine kleine Auszeit im Stau. Vielleicht hat er die Wartezeit dafür genützt, um in der ZEIT zu blättern und zu lesen und um eine Kolumne mit dem Titel „Über Weltretter und Gedanken im Stau“ zu schreiben! „Ich glaube ich muss bald mal für kleine Jungs!“
Klaus P. Jaworek

Bislang habe ich Herrn Martensteins Beiträge sehr geschätzt, wenn auch nicht immer inhaltlich zugestimmt. Seine feinsinnige, auch feinzüngige Art waren jeweils von hoher Güte. Dieser Beitrag lässt jedoch jede aus der ZEIT bekannte journalistische Qualität vermissen. Über die Aktionen der „Letzten Generation“ kann man wahrlich diskutieren. Martensteins Darstellung ihrer Beweggründe und das Urteil über ihre Mitglieder entsprechen jedoch keinem ZEIT-Standard. Ich habe lange gesucht, satirische, ironische oder ähnliche Stilmittel zu finden, allerdings ohne Erfolg. Ich muss Martensteins Aussagen als genau so gemeinte Fakten lesen – wenn ich auch immer noch hoffe, dass mir jemand den sarkastischen roten Faden dieses Artikels aufzeigt. Den Klimawandel mit „verschiedenen Gründen schon viele[r] vor ihnen“ für prognostizierte Weltuntergänge gleichzusetzen, ist nichts anderes als pure Wissenschaftsleugnung. Fundierte Erkenntnisse über den Klimawandel und daraus vorhergesagte alarmierende, Leben vernichtende Katastrophenereignisse mit religiösen und anderen Hypothesen auf eine Stufe zu stellen, ist ein starkes Stück. Die ZEIT bemüht sich redlich, die Probleme des Klimawandels gegen alle Kritik von Verschwörungsschwurblern offenzulegen. Die Veröffentlichung der „Fakten“ von Herrn Martenstein leistet hierzu einen Bärendienst.
Das Urteil über die Mitglieder der „Letzten Generation“ sind demgegenüber schon fast vernachlässigbar: Die Art der Schilderung der Sorgen und Probleme der Mitmenschen stellen eine unsägliche Missachtung der globalen Realitäten dar. Unser Lebensstil, inklusive aller damit einhergehender kleinerer und auch existentieller Sorgen, funktioniert nur, weil wir – mit Martensteins Worten – „wenig Ahnung haben vom Leben der anderen“ oder genauer: weil wir für katastrophale Lebensbedingungen in vielen Ländern der Erde verantwortlich sind und diese ignorieren. Hungerlöhne der Näherinnen unserer Wegwerftextilien, Leben auf Müllhalden im globalen Süden, Zwangsarbeit in Rohstoffminen für Handys uvm. Dort geht es nicht um die Frage der Monatsmiete, dort geht es ums tägliche Überleben. Dort muss nicht schnell ein krankes Kind abgeholt werden, dort geht es um die Trauer um ein bei der Arbeit tödlich verunglücktes Kind. Leid gegeneinander abzuwägen wie hier ist unfair, offensichtliches Leid zu ignorieren wie in der Kolumne menschenverachtend. Ich bin erstaunt, dass solche Äußerungen unreflektiert in der ZEIT Platz finden.
Axel Schaz


Leserbriefe zu „Scharfer Schwenk“ von Mark Schieritz

Zaghaft die Einschätzung des Kolumnisten. Mehr Restriktionen gehen nicht. Was aber, wenn der Zustrom nicht abebbt und die Gesellschaft überfordert? Deren Schutz hat Vorrang vor Visionen linksgrüner Moralapostel. Berlin hat sich aktuell allenfalls eine kurze Atempause verschafft, so die vorherrschende Auffassung. Realistischerweise wird sich wie seit 2015 nicht viel ändern. Zum Weckruf dürften erst die Wahlen nächstes Jahr werden bei fortdauernder Misere, zugleich Vorboten für die Bundestagswahl 2025. Das Undenkbare würde näher rücken: Ein Moratorium für das Flüchtlingsregime bis hin zur Abschaffung des Asylrechts und der Flüchtlingskonventionen. Not kennt kein Gebot. Die erforderlichen 2/3 Mehrheiten würden sich finden, wenn nicht mit der AfD, dann quasi als Notbündnis der anderen, mit oder ohne „Duldung“. Die politische Großwetterlage in Europa geht in diese Richtung.
Christoph Schönberger

Mit „Abschottung“ wird ein Kampfbegriff eingeführt, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen. Die unvoreingenommene Betrachtung der Zuwanderungs- und Asylpolitik sollte darauf nicht eingehen. Der Eifer der Cancel Culture führt gelegentlich zum Verfall der Sprache. Abschottung bedeutet etwas Anderes.
R. Reiger

Von einem „scharfen Schwenk“ in der Asylpolitik, wie der Autor das nennt, kann m.E. keine Rede sein. Die beschlossenen Leistungskürzungen sind minimal. Die Punkte „schärfere Grenzkontrollen“, „schnellere Asylverfahren“ und „Rückführungsabkommen“ sind in der Vergangenheit schon oft genannt worden, daran glaubt ohnehin niemand mehr. Das ist vorgetäuschtes Handeln. Was wirklich helfen würde, wären m. E. zwei Punkte: 1. Aufhebung des Asylanspruchs für Einreisende aus sicheren Staaten. Es ist z.B. unverständlich, wieso über Österreich oder die Schweiz einreisende Flüchtlinge in Deutschland Asyl beantragen können. 2. Begrenzung des Familiennachzugs entsprechend der dänischen Regelung. Nachzug erst, wenn 3 Jahre lang keine Sozialhilfe bezogen wurde.
Raimund Helbrich

In der Bundesrepublik sind die Schweizer oft als herzlos gescholten worden, weil sie mit dem Argument „das Boot ist voll“ Tausende von vom Tod bedrohte Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland an der Grenze zurückgewiesen hatten. Geschichtsvergessen und dem zum Trotz hallen jetzt „das-Boot-ist-voll“-Rufe durch das Deutschland von heute, an vorderster Front auch aus dem Mund von Vertretern der beiden Parteien, die das Attribut „christlich“ im Namen tragen.
Franz Ulrich Häusler

Ein Hinweis auf die notwendige Beseitigung von Fluchtursachen fehlt bedauerlicherweise in dem Artikel. Natürlich sind diese nicht leicht zu beseitigen. Krieg, Klimawandel und unfaire Handelsbeziehungen sind vermutlich die häufigsten Ursachen. Aber Deutschland und die EU haben sicherlich genügend Gewicht, um ansatzweise die Lebensbedingungen vieler Migranten in ihren Ursprungsländern zu verbessern und ihnen dort eine Bleibeperspektive zu ermöglichen. Hierzu zählt u.a. ein gerechtes Lieferkettengesetz, eine faire Bezahlung für Menschen, die oftmals unter schlechtesten Bedingungen arbeiten, bspw. bei der Herstellung auch bei uns erhältlicher Waren, oder deren kleinbäuerliche Betriebe durch unser Zutun zerstört wurden. Auch bedarf es eines finanziellen „Doppel-Wumms“ durch die größten historischen CO2-Emittenten, vorneweg der Industriestaaten, um die Schäden durch den Klimawandel abzumildern und dabei besonders betroffenen, zumeist armen Regionen auf der Welt, entsprechende Anpassungsmaßnahmen zu ermöglichen. Das könnte den verständlichen Migrationsdruck nachhaltig reduzieren.
Reiner Gorning

Seit 2015 ist festzustellen, dass die Bundespolitik, erst in der großen Koalition und nunmehr in der Ampel-Konstellation, dass wachsende Problem der Migration enorm unterschätzt haben.  Der neueste Flüchtlingsgipfel ist eine, wieder mal verspätete, Reaktion auf die Vielzahl der schwierigsten Sachverhalte in den Ländern, Städten, Kreisen und Gemeinden. Allen voran die Unterbringung bei steigender Wohnungsnot, die fehlenden Kindergartenplätze, die Beschulung von Kindern mit unzureichenden Deutschkenntnissen, die Integration der Erwachsenen und die Einbeziehung in den Arbeitsmarkt usw. usf. Die betroffenen Kommunen sind mittlerweile personell und finanziell total überfordert. Die Ergebnisse des Gipfels doktern wieder an den Symptomen herum, statt sich ernsthaft den Ursachen zu stellen und hier für Abhilfe zu sorgen.
Weiteres Geld löst die Problematik in den Kommunen nicht. Zudem müssten die Länder die Mittel auch erst in ausreichenden Maß an die Städte, Kreise und Gemeinden weiterreichen. Das neben der SPD nun auch die Grünen sich der Realität bewusst werden ist dem Druck grüner Bürgermeister und Landräte geschuldet. Denn vor Ort müssen die vielen Menschen mit Wohnung, Kita – und Schulplätzen und allem weiteren Lebensnotendigen versorgt werden. Da hilft theoretisieren und akademisches Gerede in Interviews und Talk-Shows gar nicht. Zumindest ist dieser Flüchtlingsgipfel ein erster Schritt in die notwendige Richtung. Da sollte die CDU/CSU auch das wenige positive anerkennen und den „Deutschlandpakt“ nicht gleich zerreden. Kritik, möglichst konstruktive, ist natürlich angebracht. Der Kanzler sollte nicht von „einem sehr historischen Moment“ sprechen, denn dafür sind die Ergebnisse doch recht dürftig und müssen einen Praxistest erst einmal bestehen. Das Ganze ist kein scharfer Schwenk, sondern, auch für die SPD und die Grünen, lediglich ein Einlenken in die vorhandene Realität im Land. Die angedachte Härte, z. B. bei Abschiebungen muss, in der Wirklichkeit, ihre Tauglichkeit noch beweisen.
Felix Bicker

Häufig, wenn die schreibende Zunft „liberaler“ Provenienz ihren Blick auf Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung fokussiert, wirkt die Wortwahl verkniffen. Gern genommen: Abschottung. Bei einem Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund von – je nach Interessenlage – 25 bis 30 Prozent, ist diese Empörungsbegrifflichkeit schon ein starkes Stück. Bei Ihnen finden wir auch den „scharfen Schwenk“. All diese Beiträge haben die Gemeinsamkeit, mehr oder weniger deutlich darauf hinzuweisen, dass all diese Maßnahmen nur wenig – und das nur auf mittlere und lange Sicht – bringen. Das ist richtig. Weshalb auch die Bereitschaft gerade von SPD und Grünen überhaupt vorhanden ist, sich darauf einzulassen. Was das Land aber dringend benötigt ist eine Atempause, um sich Strukturen zu schaffen bzw. die bestehenden so instand zu setzen, dass Aufnahme und Integration gesellschaftsverträglich überhaupt möglich sind. Das lässt sowohl das Grundgesetz zu als auch die immer wieder zitierten „internationalen Rechtsverpflichtungen“. Der „Zauberspruch“: Niemand ist über sein Können hinaus verpflichtet.
PS. Die „Atempause“, die ich einforderte, kann natürlich nur bedeuten, dass es eine Art Moratorium für das individuelle Recht auf Asyl geben muss. Für andere – insbesondere internationale –

Verpflichtungen gilt dann wieder der letzte Satz.
Ulrich Storr

„Scharfer Schwenk“, „Spektakulärer Kurswechsel“? Ist es nicht eher ein verzagtes Mäuslein, das im Kreißsaal der Zweidrittel-Deutschlandkoalition unter schmerzhaften Wehen das trübe Licht der Welt erblickte? Leitender Geburtshelfer ein mittelmäßiger Kanzler, der einmal Führung versprach! Die Eindrittelminderheit der extrem wählenden Bürger wird dieses Früchtchen, dessen Vater wohl eher unter den Grünen als den Schwarzen zu suchen wäre, mit Sicherheit weiterhin verschmähen! Glaubt irgendwer daran, dass die gesamte gemäßigte Zweidrittelmehrheit es freudig hätscheln wird? Würden unsere Ampelkoalitionäre einmal ohne ihre rosaroten „wir schaffen das“-Brillen durch unsere Städte spazieren, die unter der Last immer neuer Immigrantenströme ächzen, und ihren Einwohnen aufs Maul schauen; würden sie sich in bestimmte Viertel vorwagen, am sichersten mit GSG 9-Begleitung, in die sich kaum Sanitäter, Feuerwehrleute oder Polizisten trauen; würden sie am Rand einer antiisraelischen Hassdemonstration stehen: sie würden wohl trotzdem nicht die weitere Immigration sofort stoppen, sondern, wie bisher, neue Unterkünfte und Wohnungen, Lehrer, Polizisten, Richter, Migrations- und sonstige -beauftragte suchen und mit dem Steuergeld der Bürger finanzieren – bloß, woher nehmen?
Auf diesen ganzen Mehrbedarf könnten sie verzichten und das eingesparte Geld für das Wohl ihrer Bürger ausgeben, hielten sie sich an den Auftrag ihres Amtseids und betrieben sie eine kluge und vor allem weitsichtige Asylpolitik! Sie sollten endlich erkennen, dass nur eine Minderheit sinnvoll in eine Mehrheit integriert werden kann; das Gegenteil geschieht in vielen Schulen unserer Städte! Sonst entstehen Parallelgesellschaften mit Kriminalitäts- und Konfliktpotential und zunehmendem antisemitischen Hass! Die Einheimischen müssen befürchten, dass der Antisemitismus arabischstämmiger Immigranten – dank großzügiger Einbürgerung jetzt verallgemeinernd „deutscher“ Judenhass genannt – sich im ganzen Land ausbreitet! Eine Regierung ohne Biss und Härte, die die Kollateralschäden ihrer freizügigen Asylpolitik ständig verharmlost und relativiert, die längst aus der Zeit gefallene, zu Missbrauch verleitende Gesetze nicht zu ändern bereit ist, die kriminelle Immigranten nicht mindestens so konsequent bestraft wie kleinstkriminelle Falschparker oder Geschwindigkeitsübertreter, wird im In- wie im Ausland nicht ernst genommen, wenn nicht gar verspottet! Wie immer ist es die Dosis, die Zahl der Immigranten, die entweder Segen oder aber Schaden für eine Nation bedeutet!
Ulrich Pietsch

In DIE ZEIT ist von Mark Schieritz zu lesen: „Scharfer Schwenk – und mehr Härte?“… Sicherlich keine Vernunft-hinzugewonnene Freiwilligkeit seitens der Ampelregierung bezüglich dieses (vorhersehbar) so genannten nunmehrigen notwendigen „Scharfen Schwenks“ in der Migrationspolitik gegenüber den massenhaften Zuströmungen nach Deutschland – wo doch die Mehrheit der Deutschen längst schon diesen beFREMDENden Überforderungen Einhalt geboten wissen will, derartige Überfremdungen von Millionen Migranten nicht mehr vereinbar sind mit dem deutschen Verständnis einer integrierbaren Verhältnismäßigkeit zu diesem Ausmaß „zur Dringlichkeit der Lage“ der Nation… Die erweiterten AfD-Hochrechnungs-Umfragen (nicht nur) zur kommenden Bundestagswahl: verdeutlichen vehement den (damit ersehbaren) Unwillen in der anteiligen deutschen Bevölkerung – und genau diese hinzu-kommenden Verluste an WählerInnen-Stimmen werden nun endlich von den Ampelparteien realpolitisch wohl auch wahrgenommen, sodass selbst die Grünen ihre Strategie abändern – mit anderen offiziellen Worten: „Die irreguläre Migration soll deutlich und nachhaltig gesenkt werden!“
Ein spektakulärer Kurswechsel? – Nein: Man kann doch nicht weiterhin am deutschen Volk so vorbeiregieren, systematisch in diesem Deutschland politisch schalten und walten, als ob wir Deutschen in unserem (ja: eigenen) Land nurmehr servile Zuschauende zu sein haben gegenüber den Veränderungen (zu den nolens volens bisherigen devoten Verdrängungen) die auf allen Gebieten des realen Lebens uns insgesamt zugemutet und zugefügt werden… Damit muss jetzt Schluss sein! – und Friedrich Merz sowie Markus Söder als Parteivorsitzende der im Bundestag oppositionellen „Schwesterparteien“ haben das verlorene Vertrauen der deutschen Bevölkerung in diese antideutsche Migrations-Politik nun endlich zurückzuholen, indem sie ihre bisherige eigenartige Zurückhaltung bezüglich dieser Migrationsüberforderungen, nun in eine deutsche Gemeinsamkeit der Verantwortung (für das deutsche Volk) realisieren… Und das ist kein momentaner diesbezüglicher WählerInnenfang auf die Bundestagswahl 2024 bezogen, sondern vernunftvolle gegenwartsbezogene Politik für unsere Zukunft in Deutschland und für unsere Heimat zu den verschiedenen deutschen Regionen und verinnerlichten Mentalitäten, für unsere Lebensnähe zur deutschen Kultur insgesamt…
Dieser Begriff Multikulti als Farbenskala für eine heitere bunte Gesellschaft hat sich doch als eine bewusste politische täuschende Tarnung der Realität erwiesen – Menschen in Massen ganz anderer Herkunft und fundamentalen anderen Vorstellungen von einem (nichtsäkularen) Staat und den darin verankerten religiösen Werten als Festlegung des Autoritären: besetzen dieses Deutschland mit ihren undemokratischen Fanatismen. Die Regierungskritik der Opposition (und da ist die AfD konkret mit einbezogen: denn diese Partei wird auch von deutschen Menschen und MitbürgerInnen gewählt!) muss endlich ganz klar verdeutlichen: dass die deutsche Bevölkerung in Deutschland absolut überfordert ist – und das bedeutet konkret: dauerhaften Schaden vom deutschen Volk abzuwenden! Es muss endlich für Deutschland auch politisch empfunden werden!
Schreiben bzw. reden wir doch Klartext: Um jedes kleine Privatgrundstück mit Häuschen wird ein hoher Zaun herumgebaut, wird sich regelrecht abgeschottet gegenüber anderen „deutschen Fremden“: die Polizei gerufen, wenn nur schon Verdacht auf ein vermeintliches „Eindringen“ in den Garten, das Grundstück besteht… Das insgesamt ist nicht nur Vorsichtsmaßnahme, sondern birgt in sich den Schutzreflex auf die private, eigentümliche Sphäre und im internationalen übertragenen Sinne: „My Home is my Castle!“ Alleine schon aus dieser Sicht besehen, ist es doch widersinnig: die Grenzen des Landes offen zu halten oder ungeschützt zu belassen, damit quasi jeder Migrant, jede Migrantin sich hierher in den sogenannten (kollektiv hart erarbeiteten) Wohlstand flüchten kann – Bürgergeld einkassiert wird und die weiteren sozialen Wohltaten mit einbezogen als selbstverständlich eingefordert werden. Dank dafür gibt es nicht – ganz im Gegenteil wird diese Gastlichkeit als selbstverständlich hingenommen und angenommen und entsprechend in die Herkunftsländer weitervermittelt.
Dies ist hier kein „Schlaraffenland, sondern wird von der Bevölkerung durch tägliches hartes Arbeiten erschaffen – und da kann man noch so eigenartig süffisant die Deutschen anschauen: dass sie nur aus Arbeiten bestehen: aber nur so ist ein Deutschland leistungsfähig im Konkurrenzbestehen des internationalen Wirtschaftskampfes um die Märkte weltweit. Und erst das macht diese Migration der Überflutungen bisher noch bezahlbar! Und nicht der Staat bezahlt (alleine im Jahr 2022) diese etwa 30 Milliarden Euro an Migrationskosten in Deutschland, sondern das gesamte deutsche Volk mit seinen schwererarbeiteten Steuergelderabgaben! Fluchten wegen wirtschaftlichen Problemen aus Hoffnungslosigkeit an Zukunft in den eigenen Ländern dieser Migranten und Migrantinnen: kann Deutschland nicht auffangen und leisten wollen – diese Länder haben sich um/für ihre Menschen zu verantworten, ihnen eine überschaubare bessere Zukunft zu ermöglichen und hierin verpflichtet sich auch die Selbstverantwortung von deren StaatsbürgerInnen dort jeweils eine entsprechende Politik zu bewirken: jene Oligarchien, Nomenklaturen und Korruptionen zu beseitigen und nicht vor den Problemen zu flüchten, quasi per diesem persönlichen Flüchten (ohne anderen Ausweg?) als Aufzwingung ihrer Migration nach Europa bzw. Deutschland nun zu erhoffen: dass per Hinzukommen in ein anderes Land nach Europa (z.B. bevorzugt nach Deutschland) – sie nun willkommen seien und somit ihrer Sorgen entledigt wären!
Zudem auch noch der Familiennachzug garantiert sei – und Deutschland zahlt des Weiteren für über 320.000 Kinder im Ausland noch das Kindergeld, während die Eltern oder ein Elternanteil sich hierher geflüchtet haben ins Land des sogenannten Überflusses und des Geldsegens… Gleichzeitig aber in Deutschland keine (bezahlbaren) Wohnungen mehr vorhanden sind für Deutsche, alte Menschen (darunter viele Frauen) die jahrzehntelang gearbeitet haben: unter dem sogenannten Bürgergeld ihr Dasein bestreiten… Es kann doch nicht sein, dass die Deutschen sozusagen in ihrem eigenen Land: die erkennbaren und fühlbaren Verlierer sind! So geht unsere sehr lange Zeit ausgenutzte und benutzte Gastfreundschaft nicht mehr weiter – es ist an der Zeit: endlich diese Fehlentwicklung zu stornieren! Der gutmütige Deutsche ist von der unvernünftigen Politik aus der Balance gebracht worden! Und es kann auch nicht heißen, dass die Deutschen antisemitisch seien – die jüdischen Menschen auf deutschen Straßen nicht mehr sicher wären… Es ist der Antisemitismus vieler Araber, die hier nach Deutschland emigriert sind: und diese ihre politische Gegnerschaft in Deutschland auf den Straßen demonstrieren! Migranten haben sich als Gäste im Gastland entsprechend kultiviert zu benehmen und nicht diese Demokratie für ihre Antihaltungen auszunutzen! Man stelle sich nur vor: Hundertausende von Deutschen würden in einem arabischen Gastland sich radikalisieren und gegen diese Werte des Landes sich aufstellen und die Staatsorgane, die Exekutive beleidigen und sogar massiv angreifen…
Es ist also in diesem DIE ZEIT-Artikel zu lesen: „Das Bundesverfassungsgericht schreibt vor, dass alle Menschen in Deutschland Anspruch auf ein menschenwürdiges Existenzminimum haben. Dazu gehört die Möglichkeit zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die rechtliche Grundlage dafür ist Artikel 1 des Grundgesetzes!“ Dieses Grundgesetz war zur damaligen Zeit aber nicht auf diese Massenanstürme von Wirtschaftsflüchtlingen ausgelegt, sondern galt für konkret verfolgte Menschen (der verschiedenen Bedrohungen) – und eine persönliche wirtschaftliche Bedrohung in einem anderen Land kann nicht zur Aufnahme dieser Person und Personen in Deutschland führen: Wir sehen doch, wohin das dieses Deutschland in die Bedrängnis zu einer inneren Entfremdung geführt hat – dies sogar zu einem eklatanten Teilauseinanderbrechen der Europäischen Gemeinschaft sich bewirkte: siehe den Brexit Großbritanniens… Warum wohl hat die dortige Bevölkerung (politisch abstimmend) in Großbritannien sich von der EU abgewendet: damit das Migrationsproblem in den Griff bekommen werden könnte… DIE ZEIT schreibt sehr konkret: „Großbritannien habe u.a. die EU deswegen verlassen, um die Migration einzudämmen!“ Deutschland hat nach dem verlorenen II. Weltkrieg etwa 1/3 seines Gebietes den Siegermächten (in der Verteilung) überlassen müssen, etwa 14 Millionen deutsche Menschen wurden aus ihren Heimaten vertrieben, davon über eine Million Menschen ermordet.
Es sind deutsche Menschen „gewesen“, die in jenem Restdeutschland integriert werden mussten, wirtschaftlich irgendwie über die Runden zu kommen hatten mit der jeweiligen „Stammbevölkerung“ – eine absolut schwierigste Zeit des Zusammenkommens und des Wiederaufbaus: in der Schuldbelastung des gesamten Volkes durch die verbrecherische (kriegerische) nationalsozialistische Politik! Und es sind ja nicht nur die Parteifunktionäre gewesen zuoberst dieser Ver-Führer Adolf Hitler aus Österreich: die all diesen entsetzlichen Wahnsinn alleine verbrochen hätten – sondern ein Großteil des deutschen Volkes sich mit in diese Verbrechen einverfügte, jenen Hitler hochjubelte in den Zeiten der scheinbaren Erfolge und dann mit in den Untergang sich verführen ließ… Ein so genanntes Kulturvolk im Zentrum Europas in diesem diabolischen Wahnsinn – dem Holocaust und der anderen Verbrechen in all den entmenschlichten Unvorstellbarkeiten…
Wir Deutsche haben somit eine Verantwortung gegenüber der Menschenwelt, müssen uns aus dem kriegerischen Wahnsinn heraushalten bzw. ein Militär aufbauen: dass sich als Verteidigungsmacht deklariert, sicherlich auch zur Abschreckung gegenüber möglichen Aggressoren im Verbund mit der Nato! Und wir haben politisch möglichst zu bewirken, dass Kriegsausbrüche verhindert werden können – oder aber dann mit beizutragen: dass wiederum friedliche Lösungen aufzufinden sind! Ob nun im Angriffskrieg des Putin-Russlands gegenüber der Ukraine – oder nun im schrecklichen Konflikt zwischen den arabisch-palästinensischen Aggressionen und dem Terror eines historischen Gegenübers mit dem schwerbewaffneten („neuen“) Staat Israel, dem die UNO im Jahre 1948 auf palästinensischem-arabischem Gebiet die Staatsgründung zugesprochen hat. Wir können historische Bedingungen nicht verdrängen, vertriebene Menschen werden nicht mit einer einseitigen Vernunft des Fait accompli ruhig gestellt werden… – und gleichwohl gilt es zu bedenken: dass in Deutschland die Verluste der Heimaten der Vertriebenen sicherlich nunmehr in den Bereich der Vergangenheit archiviert wurden: Rachegedanken sind hierbei keine Motivation mehr! Auch das war nicht selbstverständlich – und doch: realpolitische Unausweichlichkeit im Sinne einer gemeinsamen zentraleuropäischen Zukunft ohne weitere Abrechnungen und Aufrechnungen…
In all diesen überaus schwierigen historischen Konstellationen und den dadurch überkommenen Einforderungen an eine deutsche (politische) Anpassung in Abstimmung mit der Bevölkerung – kann es aber nicht bedeuten: dass nun aus den Teilen der Welt, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihre Bevölkerungen nicht in eine relative Zukunft positionieren (können), nun eine endlose Völkerwanderung in die europäischen Länder zur Verfügbarkeit wird: dieser Zenit des Willkommens ist längst überschritten – die politischen Bewirkungen driften dadurch nach rechts ab, wird die Unmöglichkeit einer Verantwortung für dieses anteilige Weltgeschehen an Armut nicht hin zu Europa aufgelastet sein können, muss die Migration aus jenen Ländern entsprechend reguliert und absolut reduziert werden! Sollte die jetzige maßgebliche Politik in Deutschland nicht entsprechend darauf reagieren – werden andere Regierungsveränderungen dies in den Vordergrund stellen und hierbei den Großteil der Bevölkerung damit einverstanden erklärt wissen.
Einzelne Länder Europas sind bereits auf diesem Rechtskurs eingeschwenkt, wurden von deren Bevölkerungen dafür gewählt: es ist also im Interesse dieser Menschenwelt: dass klare Richtlinien beschlossen und umgesetzt werden! Wie sich dann und nun die Entwicklungspolitik und die finanziellen Bereitschaften der Europäischen Union auswirken können, um die wirtschaftliche Armut in der anteiligen Welt mitzuverändern – hat vor allem auch mit der konkreten Selbstbereitschaft u. a in Afrika zu tun, nämlich die politischen Verhältnisse umzusetzen in eine Gemeinnützigkeit für die jeweiligen Länder und Völker: abseits von Oligarchien, Nomenklaturen und Korruptionen… Gleichzeitig aber muss verdeutlicht sein, dass in der Evolution der modernen Technik für die meisten Länder keine Chancen bestehen, mit den großen Industrieländern technisch auf neuestem Stand, mithalten zu können. Diese Länder sind für alle Zeiten abgehängt – eine Aufholmöglichkeit ist nicht erreichbar! Und das bedeutet auch eine extreme Distanz und Abhängigkeit für die ewige Zukunft. Die arabischen reichen Golfstaaten und Saudi-Arabien haben diese (technische) Unaufholbarkeit verstanden und investieren ihre Öl-Milliarden in westliche Industrien, um späterhin von dorther profitieren zu können – deren (arabische) Conditio sine qua non!
In Afrika aber wird die Ausbeutung der Bodenschätze und Ressourcen zumeist ausschließlich für die (Bereicherung der Eliten) in die Gegenwart veräußert! Außerdem wissen wir nur zu genau, wie die Weltmächte (und internationalen Konzerne) ihre Strategien zu diesen Machtinhabern beibehalten und ausbauen ohne Rücksicht auf Verluste der dortigen Bevölkerungen. Solange dieses Weltmachtstreben im kapitalistischen Irrsinn sich weiterhin brutal auf all die abhängigen Menschen auswirkt, wird es auch die wirtschaftlichen Flüchtlinge aus diesen Ländern geben! Wir befinden uns also in einem unvorstellbaren Kreislauf dieses Macht-und-Gewinn-Strebens jener Strippenzieher der Weltmächte, dem getarnten und offensichtlichen Kapitalismus des erkennbaren: Jetzt und Hier und Heute – und in dieser dadurch unausweichlichen Konsequenz: „Apres nous le déluge“ – Nach uns die Sintflut! Wir benötigen eine vernunftvolle Weltregierung der Philosophen!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Die auf den ersten Blick liberale Einwanderungspolitik, die ihr entscheidendes Drehmoment im Sommer 2015 fand, war in Wirklichkeit unbeholfen, im Kern politisch widersprüchlich und somit im Gesamturteil fahrlässig. Unbeholfen, da es den Debattenführern in fast allen politischen Lagern, inklusive der Qualitätspresse, bis vor noch kurzem nicht gelungen war das Thema einem versachlichten Rahmen zuzuführen. So wurde fast ausnahmslos alles, was mit Migration zu tun hatte, in einen Topf geworfen. Das hat die Mehrheit der Menschen verwirrt und zutiefst verunsichert. Als widersprüchlich muss das Antiliberale dieser Politik gewertet werden, als wir große Geldbeträge Ländern wie der Türkei anboten, um die Menschen schon dort bitteschön an einer Weiterreise zu uns zu hindern.
Fahrlässig war der Ansatz allemal, weil wir sehenden Auges in den Zerfall der Europäischen Union geschlittert sind. Der tragische Brexit, ein wahrliches Desaster für uns alle im moderaten und demokratischen Europa, geht auch auf das Konto der ‚Wir schaffen das‘ Protagonisten jener Zeit. Die Tapsigkeit, mit der wir das Thema bisher angegangen sind, hat dem zarten Pflänzchen der breiten Akzeptanz gegenüber der Arbeitsmigration dermaßen zugesetzt, dass sich heutzutage keiner mehr traut zu sagen, dass Deutschland ein Einwanderungsland war und bleibt, und dass dies eine gute Sache sei. Es bleibt zu hoffen, dass gerade diejenigen Parteien, die sich schon wieder in Richtung einer Neuauflage der Groko beschnuppern, aus ihren Fehlern von damals lernen.
Johannes Warbeck

Vielen Dank für Ihren Leitartikel zur Migrationspolitik: Scharfer Schwenk, in DIE ZEIT vom 8. November 2023. Ja, ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Niemand kommt mit Gefahr für Leib und Leben leichtfertig zu uns. Die inhumanen Beschlüsse entmenschlichen Kinder, Frauen und Familien. Schon wieder wird in Richtige oder Falsche aufgeteilt – Schutzsuchende werden noch weniger als geschätzte MIT-Menschen wahrgenommen. Die Beschlüsse lassen sowohl die Aggression gegen Flüchtende als auch die Spaltung der Gesellschaft zunehmen. Umsetzen lassen sie sich nicht: siehe den Schutz des Existenzminimums und das Beispiel Ruanda. Aus Angst, plötzlich auch zu den Falschen zu gehören, machen noch mehr Wähler*innen bei den Parteien ihr Kreuz, die ihnen Sicherheiten versprechen, die es so nicht mehr gibt. Denn die Klimakatastrophe bringt unweigerlich Hunger-, Flut- und Hitzetod. Das vor Augen sind Flucht, Grenzkontrollen und Abschiebung immer das kleinere Übel.
Die jetzigen Beschlüsse zeigen den Zustand unserer Gesellschaft: „WIR und unser Wohlstandskonsum kommt als erstes – teilen oder verzichten wollen wir nicht!“ Aber wer braucht schon christliche Parteien für die Nächstenliebe nur für ihresgleichen gilt, Sozialdemokraten, die statt internationaler Solidarität reine Klientelpolitik machen oder GRÜNE, die eine inhumanen Symbol-Politik machen anstatt verlässlichen Klimaschutz? Was die Altparteien nun sähen, fährt schon bald die AFD als Ernte ein, denn durch die Beschlüsse werden wir als Gesellschaft ihr immer ähnlicher.
Klaus Siersch

Herr Schieritz schreibt zu den Beschlüssen des Flüchtlingsgipfels in der vergangenen Woche „Mit den Beschlüssen von dieser Woche ist der Rahmen dessen, was in der Flüchtlingspolitik zum jetzigen Zeitpunkt realistischerweise möglich ist, weitgehend ausgereizt. An anderer Stelle prognostiziert er, dass der Migrationsdruck nicht nachlassen wird.  Dieser Prognose stimme ich zu, aber was dann? Die Zahl derer, die z.B. in Afrika keinen Job, kein vernünftiges Dach über dem Kopf und keine Zukunftsperspektive haben, und wo der Klimawandel bei 45 Grad das Leben fast unerträglich macht, ist groß und wächst. Auch wenn manchmal unrealistische Vorstellungen bei Migranten mitspielen, sind die 410 € in den ersten 18 Monaten auch nach einer Kürzung für viele keine Abschreckung, eher umgekehrt. Damit hat man wenigstens jeden Tag etwas zu Essen und ein Bett zum Schlafen. Wenn wir aber jetzt schon bei den Gegenmaßnahmen an die Grenzen unserer Verfassung stoßen, was tun wir dann bei einem weiteren Anstieg der Migration? Der Druck der Bevölkerung auf die Politik wird weiter zunehmen. Und wenn diese eine Begrenzung der Migration nicht schafft, wählt man die Partei, die die Lösung des Problems verspricht. Aus meiner Sicht ist leider zu befürchten, dass dann unsere Demokratie und unser Grundgesetz immer mehr ins Wanken geraten. Es gibt schließlich eine Partei im Bundestag, die zumindest in Teilen heute schon unser Grundgesetz in Frage stellt. Ein Handlungsleitfaden, um auch eine Ewigkeitsklausel zu beseitigen, wurde vor ca. 90 Jahren erstellt. Wollen wir es riskieren, dass es so weit kommt. Wenn nicht, werden in Zukunft Maßnahmen zur Begrenzung der Migration notwendig werden, die wesentlich weiter gehen als die bisher beschlossenen. Um die Demokratie zu bewahren, müssen die demokratischen Parteien im Bund und in der EU für eine Mehrheit zu maßvollen Anpassungen des Rechts an eine Situation finden, die die Väter des Grundgesetzes so nicht sehen konnten.
Manfred Pfaff

Die von Regierung und Opposition geplante Migrationspolitik erfüllt mich mit Entsetzen: Die Menschenrechte, das Asylrecht, die Selbstverständlichkeit rechtsstaatlicher Handlungen und rechtsstaatlicher Gerichtsverfahren – all die Werte, die von den Müttern und Vätern unseres Grundgesetzes als grundlegend für unser freiheitlich-demokratisches System definiert wurden, werden bei dieser Politik disponibel. „Wir müssen diese Maßnahmen beschließen,“ rechtfertigen sich die beteiligten Politiker* innen, „das Volk will es, denn unser Land ist mit dem Zuzug so vieler Menschen, die in unser Land kommen wollen, überfordert, und“, so das Argument,  „niemand kann gegen den Willen der Bevölkerung regieren.“ Die Politik ist gezwungen, dem Willen der Bevölkerung zu folgen – gegen diese Begründung möchte ich meine Sicht der Dinge darlegen. Und die ist, dass der Wille der Bevölkerung nicht vom Himmel gefallen ist, nicht plötzlich da war, sondern durch die Kommunikation, die Behandlung des Problems und durch eine völlig einseitige Form der Darbietung gebildet, gestaltet und forciert wurde.
Jeden Tag, wirklich jeden Tag höre ich im Fernsehen oder lese in der Print-Presse, wie überfordert doch die Gesellschaft von den vielen Flüchtlingen sei, welche Belastung diese Migrant*innen seien, welche Bedrohung, und wie notwendig deswegen die Entscheidung sei, die vielen fremden Menschen von unserem Land fernzuhalten. Für jedes andere Regime würde ich eine solche Dauerschleife „Staatspropaganda“ nennen. Einigen wir uns darauf, diesen täglich wiederholten Input für unser Land „Beeinflussung“ zu nennen. Denn vom Montag bis zum Sonntag sehen und hören die Menschen dasselbe, und klar, dass sich die Wiederholung festsetzt, und ebenso klar, dass diese Botschaft von Überforderung und Bedrohung Sorge und Angst auslöst. Wenn nun Maßnahmen aufgezeigt werden, wie dieses Problem zu lösen, die Überforderung zu beheben sei, sind die Menschen erleichtert und stimmen den Maßnahmen zu, egal, welchen. Die Politiker* innen können sich dann darauf berufen, dem Willen der Bevölkerung zu folgen.
Diese Folgerung hat für mich den Charme eines Zirkelschlusses, denn andere Möglichkeiten, andere Maßnahmen, wie mit der Migration umzugehen sei, wie dieses Problem eines Zuzugs so vieler fremder Menschen anders zu lösen wäre, freundlicher, menschlicher, wurden in dieser Echokammer nicht diskutiert. Zwei Vorschläge, wie das zu machen sei, fanden den Weg in die Öffentlichkeit. Im Fernsehen wurde ein Dorf in Bayern gezeigt, wo der Bürgermeister Flüchtlinge so in das Leben des Dorfes integriert hat, dass die Dorfbewohner*innen die Fremden akzeptieren. Und in einer Zeitung wurde ein Unternehmen vorgestellt, das Flüchtlinge zu so wertvollen Arbeitskräften gefördert hat, dass der Chef des Unternehmens diese Mitarbeiter nicht mehr missen möchte. Beispiele, Einblicke, wie gelungene Integration möglich ist. Leider sind diese Beispiele Randerscheinungen geblieben und wurden nicht weiter diskutiert. Eine solche Diskussion, die ich einfordere, hätte die Behauptung widerlegt, dass es nur die eine Lösung gibt, nur den einen Weg, um mit dem Zuzug so vieler Menschen umzugehen. Es gibt andere Möglichkeiten, menschliche, die nicht die Werte unserer Republik zerstören, sondern die die Migration so regeln, dass sie den Bedürfnissen der kommenden Menschen gerecht wird und zugleich uns, der aufnehmenden Gesellschaft, nützt. Denn das wünschen wir uns letzten Endes: freundlich und menschlich zu sein, freundlich zueinander in unserer Gesellschaft und freundlich zu den Fremden, die im Vertrauen auf unsere Hilfe zu uns kommen, Menschen wie wir.
Die geplante Politik sieht anders aus, nicht freundlich, nicht menschlich. Hofft man, mit solchen Maßnahmen die zerstörenden Kräfte in unserem Land stoppen zu können? Ich frage mich, wann endlich die Politiker* innen verstehen, dass diese Kräfte sich nicht stoppen lassen, indem man sie kopiert. Stoppen könnte sie, meine ich, ein Grundvertrauen in der Gesellschaft, das Gefühl, in einem Land zu leben, das sicher ist, wo Recht gilt und wo Menschen auf der Grundlage von Wert und Würde miteinander leben. Dieses Grundvertrauen herzustellen, hielte ich für die Aufgabe der Regierung, genau das.
Ursel Heinz

Deutsches Bürgertum, das selbstredend nie etwas gegen Ausländer, Migranten, Flüchtlinge hatte, nie fremdenfeindliche Gewalt auslebt, es sich stets energisch verbittet, dem wäre letzte Sendung “Die Anstalt” zum Thema Migration sehr zu empfehlen gewesen. Schätze, genau das interessiert mehrheitlich unser Bürgertum eher nicht, sich mal den Spiegel vorhalten zu lassen. Kabarett vermag es besser als jedes sachliche Argument, Diskussionsversuch zu Menschenrecht, was niemand hören will, für Migranten wohl nicht gilt, nur für Deutsche. Die ganze Spießigkeit, menschliche Armseligkeit bis Menschenverachtung, Entfremdung vom Menschsein, zeigen uns wenige Minuten Satire, die es noch gibt. Denken, Reden, Tun über Migration, was gerade zum überlebenswichtigsten Thema des deutschen Volkes gemacht wird, beginnt, wird angestoßen, ausgelöst von Regierungsbänken über deren mediale Transporteure. Wenn ein Merz die Zahnversorgung von Asylsuchenden in Vergleich zu Deutschen entdeckt, ist die Hasswirkung schneller beim Volk als jede Zeitung es zu drucken vermag. Migrationsdebatte wirkt und niemand fallen Fragen nach Ursachen ein. Millionen, die einst keine Weltanschauung mehr wollten, sich längst die Welt angeschaut haben, sie haben nichts von dem wahrgenommen, wie es sich in großen Teilen der Welt lebt nach allen „Befreiungen“ durch die westliche Wertewelt. So viel Weltanschauung wollen Deutsche in Ost wie West auch wieder nicht.
Es wird nicht seit heute ein ganz übles, mieses Spiel betrieben, ein Spiel mit Menschenrechten, die mal Grund für Revolution gewesen sein sollen. Mit Heimtücke, Heuchelei, Verlogenheit wird “wir sind voll, können nicht mehr” geklagt. Der Eindruck, wonach mehrheitlich Flüchtlinge kein Recht auf Asyl hätten, nur Sozialleistungen erschleichen wollten, “irreguläre” Migration und zu Unrecht Menschen in das Land kämen, dient bestens den Volkszorn am Kochen zu halten. Über Antisemitismus denkt hier keiner hysterisch nach. Es wird einfach unterstellt, sogenannte “Gutmenschen”, wie sie diffamiert werden, die wollten keine geordnete, kontrollierte Aufnahme von Asylsuchenden. Wer ist es der seit Jahren das verhindert, nur radikale, „geordnete“ Abschiebung im Blick hat, Flüchtlingsdeals mit fernen Ländern, Menschenhandel bis zu Krieg gegen Flüchtlinge? Wer überlässt seit Jahren Kommunen, den noch vielen menschlich veranlagten Freiwilligen die Last, die sich der Aufgabe annehmen, dafür zum Ziel von Anfeindungen, Hass der Mitmenschen werden, die gar nicht wissen wer und warum ihnen der Asylsuchende liebend gern als Feindbild vorgeführt wird. Migration ist nur ein brennendes Thema bei dem Regierende mit dem Volkszorn und Hass ihr Spiel treiben. Dem Volk wäre mehr eignes Denken dringendst anzuraten, um das Spiel zu erkennen und wo es mehr und mehr hinführt.
Roland Winkler


Leserbriefe zu „Wer hält sie auf?“ von Fritz Habekuss

Der Mensch selbst ist die schlimmste invasive Art auf dem Globus. Er hat mit seiner totalen Unterwerfung der Welt unter seine Dominanz das natürliche Zusammenleben der Arten nachhaltig zerstört. Die Dominanz des Menschen hat ein Ausmaß erreicht, das längst sein eigenes Überleben gefährdet. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als regulierend einzugreifen, um zu retten, was noch zu retten ist. Es gibt keine Alternative: er muss Gott spielen. Dieses Sprachbild verweist allerdings auf die Anmaßung, die mit der Regie-Rolle verbunden ist, oder auch auf den hohen Anspruch. Denn: Ist der Mensch nicht eher der Teufel? Wird es den Menschen gelingen, von sich abzusehen, um wieder den Weg in ein natürliches Zusammenleben der Arten zu finden? Es heißt ja: Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen.
Reinhard Koine

Sie haben schon Recht, die Spanische Wegschnecke kann kein Lieblingstier von passionierten Gärtnern sein. Sie ist heimtückisch bis hin zum Namen. Wie neueste DNA-Analysen ergaben, ist sie eine heimische Art, oder sämtliche Schnecken dieser Art haben sich aus Spanien nach D auf den Weg gemacht, dort gibt es keine einzige dieser Art. Habe ich mal in einem Artikel des NABU gelesen. Das schmälert aber in keiner Weise die Qualität des Artikels, überhaupt: wenn es die ZEIT nicht gäbe müsste man sie sofort erfinden!
Christiane Fuchs

Ein interessanter Beitrag, aber schade, dass Herr Habekuss so rumeiert und es nur manchmal kurz aufblitzt: Es gibt nur eine invasive Art auf diesem Planeten, und das ist Homo sapiens. Und diese Art, die bald mit 10 oder sogar 12 Milliarden Individuen den letzten Winkel der Erde bevölkert und umgestaltet, fungiert gleichzeitig als Richter und Henker über die übrigen Lebewesen: armer Waschbär, armes Drüsiges Springkraut, armes Schwein. Wer hält uns auf?
Burkhard Thiesmeier

In der Aufzählung und Beschreibung der Invasoren, die den Spuren des schlimmsten, pandemisch sich ausbreitenden Predators nur folgen, der an Anzahl nur von Ameisen übertroffen auch Homo erectus (sapiens wäre gelogen) genannt, haben Sie ihn einfach ausgelassen. Auf dass wir diese tierischen Fremdlinge bekämpfen und wir selbst unsere zerstörerische Dominanz mit verheerenden Konsequenzen verschweigen.
Herbert Zimmer

Es sieht aus als hätten Sie einen weiteren wichtigen Akteur der neuseeländischen Tragikomödie übersehen: Das Opossum. Wenn man früh über Land fährt, sind die Straßen mit plattgefahrenen Exemplaren dieser vogelnesträubernden Spezies förmlich gepflastert.
M. Deltgen

Wer hält sie auf? Darauf gibt es derzeit wohl nur eine realistische Antwort, die der Artikel leider unerwähnt lässt: eine relativ junge Technik namens „gene drive“, eine Art genetisches trojanisches Pferd, mit dessen Hilfe sich eine biologische Art – egal ob Tier oder Pflanze – innerhalb kurzer Zeit stark dezimieren oder sogar ausrotten lässt; beispielsweise wird derzeit an einem gene drive zur Ausrottung von Malaria geforscht. Extrem leistungsfähig, hoch spezifisch – und durchaus nicht ohne Risiko, über das Ziel hinauszuschießen. Letztlich wird es unvermeidbar sein, sich für das kleinere Übel zu entscheiden: durch eingewanderte Spezies ausgelöstes Artensterben versus u.a. die Gefahr, eine invasive Art ungewollt weltweit auszulöschen, auch in ihrem Herkunfts-Habitat. Merke: wenn der Mensch in die Natur eingreift, geht selten alles wie geplant.
Achim Fischer

Konrad Lorenz (1903-1989) – einer der Gründerväter und Hauptvertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung, konstatiert: „Sie werden es nicht glauben, aber es gibt soziale Staaten, die von den Klügsten regiert werden; das ist bei den Pavianen der Fall.“ Welch eine hochinteressante und innerlich einfordernde Bestandsaufnahme zu dem Problem der menschgemachten Arten-Exporte in andere Kontinente, Länder, Inseln, Gegenden – diese Tiere dann die einheimische (darauf unvorbereitete) Fauna (und Flora) attackieren und dezimieren bzw. sich ausbreiten und absolut zerstörerisch bewirken… Welch ein Forschungsaufwand bzw. welch Wissensauffindung und Vermittlung an/für uns ZEIT-Lesende von Fritz Habekuss: um diese Probleme verdeutlicht zu erhalten und zu registrieren… Mit Vernunft kann der einzelne Mensch in seiner „Isolation“ diese Eingriffe in die Natur aus den Zeiten zuvor: nicht mehr mitregulieren, es sei denn, diese entsprechenden Tierarten und Pflanzenkenntnisse würden zur Reduzierung und Vernichtung öffentlich freigegeben, um hierbei nun diese tierischen Vorhandenheiten möglichst zu eliminieren, die „fremdartigen“ Pflanzen nachhaltig zu entfernen… Der RvM erinnert sich an die Aktionen in Roßwag (Enzkreis), wo jedes Jahr entlang der Enz eine große violett blühende riesige Pflanze in massenhafter Ansammlung dort wuchert/e und von den EntsorgerInnen mit den Wurzeln dann auf große Haufen verbracht wurde, um diese zu entsorgen… Der Name dieser Pflanze lautet (Impatiens glandulifera): Drüsiges Springkraut oder Riesenbalsamine – mir wurde damals aber mitgeteilt, dass diese Großpflanzen die anderen heimischen Pflanzen als „invasiver Neophyt“ radikal verdrängen würden…
In die endlose Vergangenheit sich vielleicht hineinzu(be)denken (wir unbedarften Menschen „erkennen“ ja nur durch die uns erklärenden Wissenschaften die früheren Existenzen), wird einem bewusst werden müssen: dass wir auf einem Planeten leben, der in Zeitabläufen dann noch ein glühender Ball war und wir auf dieser anteilig abgekühlteren Oberfläche darauf existieren müssen, in den Tiefen aber die glühende Lava weiterhin im Erdinnern vorhanden ist… Eine wahre Vorstellung, die uns doch vermittelt: wie wenig Oberfläche uns Lebewesen verbleibt, um hier auf diesem Planeten vegetieren zu können – und dennoch: zerstört der Mensch seine Umwelt, die Natur: die Fauna und Flora, obwohl Vernunft und Bewusstsein vorhanden wäre! Was sind also die Gründe für dieses Sich-selbst-Zerstören, vielleicht der Fatalismus der jeweiligen eigenen knappen Lebenszeit bis zum persönlichen Tod und daraus resultierend: „Après nous le déluge“ – nach uns die Sintflut. Wir Menschen müssen schon eine Menge an Verdrängungen uns auferlegen (was von Geburt an nicht so erblich vorhanden ist), um auf diesem Planeten miteinander relativ als Menschen uns nicht beständig anzufeinden – denn: eine grundvoraussetzende Empathie und den entsprechenden Utilitarismus werden wir nicht in unserer Gene vorfinden, sondern auch im Zusammenhang mit dem „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ erst allmählich erlernen müssen…
Alle philosophischen Verklärungen und Überlieferungen: sind menschenimmanente Erkenntnisse mit all diesen gleichzeitigen Begrenzungen in zeitbezogenen Eingefangenheiten – erkennbar wird aber: dass die breite Masse an Menschen überhaupt keine verinnerlichten Verbindungen zu den Philosophen vorfinden kann, denn: das diesbezügliche Bildungsniveau ist gleich null in den Köpfen all dieser Unzulänglichkeiten des massenhaften Homosapiens… Und wann eigentlich dürfen wir uns wirklich Menschen nennen? – nicht nur der äußeren Form geschuldet und im Hirn der Leerlauf ohne Ansammlungen von dem Wissen der Zeiten der Vergangenheiten. Knowledge is power – gleichwohl ohne diese Machtstreben an Wissen, wäre doch alleine schon die Vorfreude am Wissen-wollen die Freude des eigenen Daseins an derartigen Horizonte-erweiternden Überschaubarkeiten!
Kommen wir aber vom „fliegenden Teppich“ auf den nüchternen Boden der Tatsachen, wird deutlich vermerkt werden müssen, dass der Mensch letztlich in der Masse keine Ansprüche an geistigen Überhöhungen sich zumuten mag und auch der Staat als solcher diese Menschenansammlungen zur Benutzung der schlichteren Arbeiten, dringlichst benötigt… Denn, wo kämen wir hin, wenn alle Menschen sich philosophisch geistvoll einrichten könnten – wer räumt uns im übertragenen Sinne die Scheiße weg und wer wühlt sich in den Kanalisationen durch diese Abwässer an Exkrementen in dieser doch beschissenen Welt! Wir züchten die Tiere, die wir als Nutztiere disqualifizieren und schlachten zu hunderten Millionen diese Mitlebewesen in den mörderischen Schlachthäusern – alleine in Deutschland werden pro Jahr über 55 Millionen Schweine so zu Fleischrationen und Wurst verarbeitet: welch ein Morden an unschuldigen Mitlebewesen! Der Mensch, das furchtbarste, mörderischste Raubtier auf diesem Planeten – obwohl diese brutale Lebenserhaltung gar nicht notwendig wäre: wir als Vegetarier nicht nur gesünder an und im Leib sein könnten, auch unsere Seele eine freibesinnliche, friedvollere Balance für das Dasein auffindet und auffände… Diesen Leserbrief Schreibende RvM und Irena Siemon sind VegetarierIn – und somit wird auch der überlebensnotwendige Bericht über den Zustand der Artenwelt von Fritz Habekuss in der Rubrik DOSSIER: einen stets nachlesbaren eigenen Archivanteil vorfinden und uns in Momenten der Nachlässigkeit entsprechend gemahnen…
Auch das gehört zu einer Empathie des Mitbewohnens auf diesem Planeten Erde – auf dem wir zeitlich nur Gast sein können! Tieftraurig belässt einen der Moment, als sich Chrissy Becker-Fifields mit ihrem Luftgewehr einem aufgestellten Käfig nähert, in der eine Wildkatze sich eingefangen hatte und nun jene Frau (sie in Neuseeland staatlich angestellt und dieser Katzengenozid so angeordnet) dieser Katze in den Kopf schießt… Originalzitat: „Ein dumpfes Ploppen. Kopfschuss. Die Katze zuckt, Blut tropft aus ihrem Kopf. Becker-Fifield steht daneben und sagt ruhig: „Das ist jetzt schwer mit anzusehen. Es wird auch nicht einfacher, wenn man es oft getan hat. Aber ich muss hinschauen. Ich muss sicher sein, dass ich richtig getroffen habe. – Nach einer halben Minute ist das Zucken vorbei. Nur der Bauch bewegt sich noch. Die Katze war trächtig. Chrissy Becker-Fifield stöhnt: „Oh nein. Auch das noch. Aber umso besser für das Ökosystem.“
Und das geht endlos so weiter – man könnte jetzt noch aufzählen: dass in Deutschland die Nutria-Population (aus Südamerika einst kommend) vor einigen Jahren innerhalb einer Jagdsaison um 101.000 Tiere reduziert wurde…  Man muss sich dieses ZEIT-DOSSIER unbedingt verinnerlichen, hierbei erkennen: dass diese Veränderungen in der Tierwelt (unheimisch) durch die Menschen invasiv verursacht wurden – und das Argument: es seien ja nur Tiere, wenn nun oder schon viel früher intensiv an die Ausrottung dieser „unheimischen“ Tiere: der Staat als Auftraggeber diese Vernichtungen finanziert und gesetzlich festgeschrieben hat. Wir Menschen haben die Vernunft, uns gegenüber der eigenen Art doch eigentlich friedlich zu verhalten – tun es aber seit Bestehen der Menschheit nicht: wurden doch die sogenannten Neandertaler von dem sich optisch doch unterscheidenden und in Konkurrenz auftretenden homo sapiens, letztlich ausgerottet – quasi damals schon ein Genozid! Wir müssen hier nicht die gegenseitigen Menschenkriege aufzählen, die Rassenbekämpfungen, die Genozide an den Bevölkerungen in Nordamerika und Südamerika durch die europäischen Invasoren, den Holocaust an der jüdischen Bevölkerung durch die Nazischergen und dieser KZ-industriellen Massenvernichtung an Millionen von Menschen… Kultur ist doch immer nur eine aufgepfropfte Bildungsquote von wenigen Zehntausenden in einem Volk wie z.B. dem deutschen – alle anderen Massenmenschen sind doch mehr oder weniger ungebildete zeitliche Lebensdurchläufer des Daseins ohne dem entsprechenden Sinn und Verstand… Aber warum ist das so?
Die Erklärung liegt an den nicht vorhandenen Bildungsmodellen als unausweichliche Pflichtverfügung für jeden Menschen – wie es einst die Philosophenschulen in der griechischen Antike, waren… Warum geben wir den Menschen nicht diese Grundausbildung an philosophischer Einsicht und Weitsicht? Die eine bedeutende und deutlichste Erklärung wäre: dass die Machtinhaber diese dann gebildeten Menschen dann auch nicht mehr zur unterdrückenden Verfügung vorfänden – es überhaupt keine Machtinhaber und Machtansprüche mehr geben könnte, keine uniformierten Soldaten für das gegenseitige Abschlachten, keine Kriege, keine erschreckenden Feindschaften über das Maß des sich „Fremdfühlens“ hinaus… Und vor allem: der Respekt zu den tierischen Mitgeschöpfen als Grundvoraussetzung – denn erst dann: wird eine befriedigende Schöpfungsvorstellung sozusagen die eingebildete Überhöhung des Menschen ad absurdum auffinden lassen: Und das käme unserem gemeinsamen Leben auf diesem Planeten insgesamt zugute – für das Miteinander der Menschen und der Tiere in ihren jeweiligen Refugien der Natur…
Das DOSSIER in DIE ZEIT von Fritz Habekuss erfordert diese Bereitschaft zum Menschenbekenntnis für unsere Fauna und Flora – die nicht nur für den Menschen so vorzufinden ist, sondern alle Lebewesen dieses Planeten Erde betrifft. Und somit müsste die Überschrift zu dem Artikel von Fritz Habekuss nicht lauten: Wer hält sie auf? – sondern: Wer hält uns Menschen auf! In diesem Sinne möge der Kosmopolit unter den Gänsen – die Kanadagans sich mit den anderen Gänsearten paaren und vermehren: sozusagen als Symbol für die Lust am Leben, auch wenn diese Tierart als aggressiv dargestellt wird. Die anderen Gänse und Ganter weltweit sollten hierbei auf keinen Fall ihre Köpfe einziehen und sich nicht dominieren lassen – sofort losschnattern und deutlich mitteilen: Ihr seid auch nur verwandte Gänse wie wir hier die heimischen Gänse sind! Haben wir Menschen das als Metapher weltweit miteinander zudem verstanden?! Und hierbei abschließend nochmals den Nobelpreisträger (für Physiologie-Medizin) Konrad Lorenz zu zitieren: „Darwin weckt bei eitlen Menschen Aggressionen; die hören natürlich gerne, dass sie das Zentrum des Universums sind, ungern dagegen, dass der verehrte Großpapa ein Affe war.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld/ Irena Siemon

Offenbar gefällt es uns noch immer, Gott zu spielen. Ob wir nun Arten in ein Ökosystem einbringen, oder sie entnehmen – wir ermöglichen oder töten Leben. Ein Ökosystem „wiederherstellen“, also die invasiven Arten entnehmen, ist meiner Ansicht nach kein Selbstzweck. Den Wert gewisser Tiere über den Wert anderer Tiere zu stellen ist nur gerechtfertigt, wenn wir darunter leiden würden – wie bei der Tigermücke. Ansonsten muss man sich die Frage stellen: Was genau wird durch die neuen Arten zerstört? Welche Folgen hat das für das Ökosystem, für uns? Gezielt eingreifen damit wir die Fehler rückgängig machen, die uns gefährden, finde ich begründbar. Wie man das aber festlegt, ist ein ganz anderes Thema. Irgendwann hat sich das Ökosystem verändert. Wo genau die zeitliche Schwelle liegt, ist schwer zu sagen. Bei der Tigermücke ist es einfach, bei der im Text genannten Pazifischen Ratte eher kompliziert. Wann wird eine Art heimisch? Wenn wir anfangen „Designer-Ökosysteme“ zu erschaffen, machen wir nichts anderes als damalige Kolonialmächte und überschätzen uns vielleicht auch in unseren Fähigkeiten solch komplexe Systeme zu reparieren. Wir sollten stattdessen anfangen die zugrunde liegenden Probleme anzupacken.
Jonas Hoffmann

Der Artikel beschreibt verschiedene Tierarten, die in fremde Regionen migrieren und dort andere Arten verdrängen. Die schlimmste invasive Art aber wird nicht genannt: der Mensch. Wo immer er auftaucht, geht es den einheimischen Tieren an den Kragen und auch die Natur wird platt gemacht. Der Mensch dominiert mit seinen Haustieren den ganzen Planeten. Wer hält ihn auf?
Susanne Friess

In dem Beitrag über invasive Arten wird erwähnt, dass der „Schriftsteller und Naturforscher Georg Forster“ das Verhalten der Schiffskatze beschrieben hat. Abgesehen davon, dass Forster zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt war, ist er in erster Linie ein politischer Publizist und Aufklärer, der sich u.a. für die Ideale der französischen Revolution einsetzte. Er war eher zufällig an Bord von Cooks Schiff geraten und zu diesem Zeitpunkt sicher kein Schriftsteller oder Naturforscher. Seine Reiseberichte sind vor allem politisch zu verstehen, die den Geist der Aufklärung atmen. Als jüngster an Bord dieser Weltreise hat auch sein Bericht über die Südsee weniger naturkundlichen als vielmehr aufklärerischen Zielen gegolten. Wie so manche Enthusiasten der Revolution war er später bei seinem Umzug nach Frankreich von den Ergebnissen ernüchtert: „An eine Politik, die sich auf allgemeine Glückseligkeit, auf das wahre Interesse gründet, höre nur auf zu glauben, sie existiert nirgends.“ schrieb er1793 seiner Frau aus Paris.
Manfred Mai


Leserbriefe zu „Hat der Atomausstieg unsere Strompreise erhöht?“ von Petra Pinzler

Etwas vordergründig recherchiert, banal die Schlussfolgerung. Trotz Ausstiegs seien die Strompreise niedriger als vorher. Das hätte auch Habeck so gesagt. Also wäre der Weiterbetrieb quasi nutzlos gewesen. Die Frage hätte stattdessen lauten müssen, ob ein Mehrangebot nicht generell positive Preiseffekte auslöst, wie das im Lehrbuch steht. Das zu bestreiten, grenzt allerdings an Indolenz.
Christoph Schönberger

Der Umstand, dass die Strompreise niedriger als zu Jahresbeginn sind, beweist ja keineswegs, dass der Atomausstieg nicht einen negativen Einfluss auf die aus mehreren Faktoren sich ergebende Durchschnittsrechnung hatte – genau diesen Eindruck will der Artikel machen. Ich möchte aber kein grüne Parteiblättchen – Argumentation, sondern es schon bitte etwas seriöser. (Auch wenn Herr Trittin nicht „sein Lebenswerk“ nicht gefährdet sehen will)
Dieter Wurm

Sie haben es ja recherchiert. Wie kann es sein, dass der Grünstromanteil in D zu großem Teil aus den nördlich gelegenen Staaten importiert wird und dieser Anteil steigen kann, weil die Leitungen dorthin gerade verstärkt werden, wenn doch das Nadelöhr in der Mitte in D liegt und deshalb dauernd die Windräder im Norden Ds stillstehen? Oder stehen die nur still, weil die garantierte (?) Einspeisevergütung durch den Staat gegenüber den Betreibern so hoch ist, dass das für die Betreiber bei niedrigem Börsenstrompreis günstiger ist, als sie laufen zu lassen?
Tim Böger

Die Stromversorgung sähe gut aus – wären da nicht bspw. die dreimal im vorigen Winter (NOV 2022 – JAN 2023) aufgetretenen „Schlechtwetterphasen“ (mit historisch 3, 5 und 3,5 Tagen Dauer), welche die Windkraft jeweils klar unter 7 % Kapazitäten produzieren ließ. Die „Rettung der Stromversorgung“ kam mit 53,5 % der Stromerzeugung aus Kern- und Kohlekraftwerken und einigen Importen! Kernkraftwerke sind heute bereits weg! Pumpspeicher und Akkus steuern bei bestem „Auflade“-Zustand vom Vortag höchstens 2,5 % der nötigen werktäglichen Stromerzeugung bei. Hätten wir 2028 ca. 115.000 MW Windkapazitäten, so wären 7 % davon rund 8.000 MW verfügbare WKA und bei gleichem Wetter noch 10.000 MW andere Erneuerbare verfügbar: Alleine 17.500 MW könnten dann nur für E-Mobilität und Wärmepumpen nötig sein. Bei Minusgraden unter -5°C kann uns auch Frankreich kaum helfen und die belgischen Blöcke im KKW Tihange sind eventuell auch gerade weg. Ist unsere Stromversorgung ohne Backup zukünftig sicher oder droht drei Tage rotierender Brown-Out?
Wolfgang Ströbele

Zu Ihrem sehr gut recherchierten Artikel möchte ich noch folgende Anregungen beisteuern. Unter 3. Import Strom schreiben Sie “…. Der Import bedeutet nicht, dass Deutschland im Notfall zu wenige Kraftwerke hätte…” Dies ist ein sehr interessanter Aspekt. In der Kraftwerkstechnik wird dies Engpassreserve genannt. Dabei wird ein Tag mit dem maximalen Verbrauch betrachtet und die verfügbare Kraftwerkskapazität gegengerechnet. Lang war in D. diese Reserve positiv, d.h. es gab genügend Kraftwerke, die auf Knopfdruck angefahren werden konnten. Ob das aktuell der Fall ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist zu befürchten, dass dies nicht der Fall ist. In diesem Zusammenhang werden die Zustände Kalt- und Warmreserve bei Kraftwerken unterschieden.
Unter 5. “….Energiewende…..” schreiben Sie. “Die Bundesregierung ….2030… 80% regenerativ….”.  Auf ihrer Zeit online Homepage veröffentlichen sie ja die Zahlen zur Energie in Deutschland. Dort ist für 2021 in Deutschland für Gas 649 TWh und für Öl/Sprit 801 TWh und für Strom 496 TWh angegeben. Wenn Sie Gas und Öl durch Strom ersetzen wollen brauchen Sie zusätzlich 1450 TWh an Strom. Dies wäre eine Verdreifachung. Oder + 200% gegenüber 2021. Wenn man das umrechnet, wieviel Windräder und Solarparks dafür nötige sind. Es könnte sein, dass Herr Lindner das mal gerechnet hat………
Unter 6 “… Kohle…..” zitieren Sie den RWE-Vorsitzenden Krebber. Die Idee mit Gaskraftwerken Strom zu erzeugen ist gegenüber Kohle Kraftwerken wegen des besseren Emissionsfaktors (CO2 pro Kw Strom) richtig. Nur hat sich mit der Zerstörung der Gaspipelines die Versorgungssicherheit erheblich verändert. Die großen Gaskavernen liegen auch nicht alle im deutschen Staatsgebiet – in Österreich beispielsweise. Auch die Umrüstung auf H2 ist technisch noch lange nicht geklärt. “H2 ready” heißt, dass lediglich 20% H2 in den Erdgasstrom zugemischt werden können. Also H2 Kraftwerke sind noch in weiter Ferne. Fragen Sie dazu mal den TUEV, der nimmt letztendlich solche Anlagen ab und gibt sie für den Betrieb frei. Machen Sie weiter so und viel Erfolg
T. Gruber

Der Artikel „Hat der Atomausstieg unsere Strompreise erhöht“ geht leider großteils am Thema vorbei. Das fängt damit an, dass unter der Frage „Ist Strom in Deutschland besonders teuer“ völlig unverständlicherweise nicht auf den Strompreis für gewerbliche Kunden eingegangen wird. Dabei ist es doch gerade dieser, der seit Monaten Schlagzeilen derart macht, dass zahlreiche Unternehmen ankündigen, wegen des hierzulande hohen Strompreises Produktion ins Ausland zu verlagern. Und gerade deshalb hat das Bundeskabinett ja jüngst den Industriestrompreis beschlossen. Natürlich ist dieser Strom also hierzulande „besonders teuer“. Und dabei kommt es auch nicht nur auf den Vergleich zu anderen EU-Ländern an, sondern – wie die Diskussion ja zeigt – auch auf den Vergleich mit Ländern wie den USA oder dem Vereinigten Königreich. Weiter wird gefragt, ob der Atomausstieg „unsere Preise erhöht hat“. Sinnvoller wäre es demgegenüber zu fragen, wo der Strompreis heute stünde ohne Atomausstieg. Er könnte ja auch niedriger sein. Weitgehend ausgeblendet wird die öfters diskutierte Frage, inwieweit der Atomausstieg die deutsche CO2-Bilanz verschlechtert. Der Artikel gibt nur einen Hinweis darauf, wenn es heißt, wegen ausbleibenden französischen Atomstroms würden im Winter mehr Kohlekraftwerke ans Netz gehen. Konkrete Zahlen wären hier schön gewesen.
Florian Schweyer

Der Strommix in Deutschland führt nicht zum einheitlichen und gleichen Strompreis für Industrie und für die Haushalte, auch wenn diese bereits aus fast 50 % alternativer Energien herkommen. DIE Netzentgelte und Steuern belasten den Strompreis zu 50% und liegen weit über dem EU- Durchschnitt. Die befristete Senkung der Stromsteuer auf 0,5 % für befristet 2 Jahre und weitere Finanzhilfen für die Energieintensive Industrie-Branchen summiert sich auf ca.12 Milliarden Euro.  Der Netzausbau wird noch bis 2030 und länger andauern, die hohen Kosten der Erdkabel Verlegung übersteigen, die sinkenden Preise von Strom aus Wind und Wasser. Der Strompreis setzt sich also aus verschiedenen Komponenten zusammen, Atomstrom endet 2038.
Thomas Bartsch Hauschild

„Ist das Windrad erst einmal aufgestellt, ist die Stromerzeugung fast umsonst“, behauptet Petra Pinzler. Unverständlich, irreführend und dreist ist, dass die Autorin ihren Lesern nur „die halbe Wahrheit“ erzählt. Denn natürlich wird sie wissen, dass Windkraftanlagenbetreiber im Binnenland inzwischen 8 – 10 Cent pro kWh erlösen müssen, um betriebswirtschaftlich über die Runden zu kommen. Der erforderliche Netzausbau wird die bestehenden Netzentgelte von ca. 8 Cent /pro kWh ebenfalls deutlich erhöhen. Und für unsere Versorgungssicherheit plant Herr Habeck richtigerweise mit 20 GW Gaskraftwerksleistung im Hintergrund – wo schreiben wir diese Kosten hin?
Hubertus Fehring

Gerade deshalb hat das Bundeskabinett ja jüngst den Industriestrompreis beschlossen. Natürlich ist dieser Strom also hierzulande „besonders teuer“. Und dabei kommt es auch nicht nur auf den Vergleich zu anderen EU-Ländern an, sondern – wie die Diskussion ja zeigt – auch auf den Vergleich mit Ländern wie den USA oder dem Vereinigten Königreich. Weiter wird gefragt, ob der Atomausstieg „unsere Preise erhöht hat“. Sinnvoller wäre es demgegenüber zu fragen, wo der Strompreis heute stünde ohne Atomausstieg. Er könnte ja auch niedriger sein. Weitgehend ausgeblendet wird die öfters diskutierte Frage, inwieweit der Atomausstieg die deutsche CO2-Bilanz verschlechtert. Der Artikel gibt nur einen Hinweis darauf, wenn es heißt, wegen ausbleibenden französischen Atomstroms würden im Winter mehr Kohlekraftwerke ans Netz gehen. Konkrete Zahlen wären hier schön gewesen.
Florian Schweyer


Leserbriefe zu „Leider gescheitert“ von Olivia Kortas

Vor Monaten hatte schon US-Generalstabschef Milley darauf hingewiesen, dass der Konflikt auf eine blutige Pattsituation hinausliefe. Zudem würde die Ukraine zwar abwehrfähig gehalten, jedoch nicht so gestärkt, dass Putin sich zur Eskalation gezwungen sehe. Und nun eine ähnliche Einschätzung des ukrainischen Oberbefehlshabers, Saluschnyj. Ein militärisches Patt. Damit könnte der laufende Abnutzungskampf bereits den Endpunkt des Kriegsgeschehens markieren. Wie lange jedoch soll dann das Sterben und Zerstören andauern, wenn sich das wahrscheinliche und damit vermutlich realistische Ergebnis der Kampfhandlungen jetzt schon abzeichnet? Vermutlich ist die Ukraine gegenwärtig noch in einer vergleichsweise guten Verhandlungsposition. Die sich jedoch mit nachlassender Unterstützung (siehe u.a. USA, Slowakei) zunehmend verschlechtern wird. Die Ukraine ist das Opfer und in jedem Fall der Verlierer. Es liegt nun an den Unterstützerstaaten, der Ukraine diese bittere Wahrheit deutlich zu machen.
Reiner Gorning

Die angekündigte militärische Offensive der Ukraine endlich im Süden erhebliche Geländegewinne zu erzielen- konnte sich nicht erfüllen. Fehlende Munition – bewaffnete Drohnen – Luftabwehrsysteme usw. standen nicht zur Verfügung. Die Wunschliste der Ukraine entsprechende Waffensysteme in großer Anzahl zu liefern, sind im Bestand der Nato – und Bundeswehr nicht vorhanden. Damit wird die Ukraine ganz erheblich geschwächt – ein Beitritt in die EU wird der Ukraine unmöglich sein. Europas Sicherheit ist bedroht. Wenn die Ukraine verliert und weitere 100 000 Flüchtlinge Schutz suchen in Deutschland.
Thomas Bartsch Hauschild

Das Kriegsziel von Hr. W. Putin ist ein „Revanchismus“ für die Wende89. Damals war das Klimarisiko bekannt! … Wäre der Revanchismus mit einer Transformation des US-militärgestützten Währungssystem befriedigt? Die Ukraine ist nur das Schlachtfeld für ein größeres Machtinteresse. Naturwissenschaftlich macht die bestehende Währungsdefinition keinen Sinn, da sie nur monetäre und keine chemisch-physikalische Transfers gewährt: Unser Handel wandelt sukzessiv ein lebensfreundliches Holozän in ein risikoreicheres Anthropozän. Das bedeutet eine sinkende Leistungsfähigkeit vom Ökosystem mit dem nächsten Artensterben; u. U. inkl. Mensch. … Dennoch verharren unsere „wirtschaftspolitische Influencer“ in einer monetären Wohlstandsillusion. Im Zeitablauf gesehen leben wir gegenwärtig zwischen zwei Schöpfungsquellen aus dem Nichts: dem Ursprung vom Werden in der Vergangenheit und der Geldschöpfung durch Zukunftserwartungen. Naturwissenschaftlich ist das Wort Gott als Axiom für einen unerklärbaren Anfang vom Werden kein Problem. Problematisch sind eher menschengeglaubte Gottesbilder, um einen Herrschaftsanspruch für bestimmte Menschen abzuleiten.
Politikanalytisch stiftet Gott eine rechtsstaatliche Verfassung über Zeit & Raum: Gott ist unser Satzungsgeber. Der Mensch übt durch chemisch-physikalische Transfers die Exekutive aus. Und die Judikative akkumuliert alle chemisch-physikalischen Transfer-Entscheidungen zu einem kollektiven Willen. Der Gottesstaat ist also existent; und laut Offenbarungen an Johannes rettet er uns vor dem Verderben der Erde – kurz: Klimarisiko. … So gesehen; war 9/11 der Beginn der Apokalypse, was primär ein geistiges Ringen um die beste Lösung gegen das Klimarisiko sein sollte. Jedem Krieg geht ein diplomatisches Versagen voraus! … Inzwischen ist die evolutionäre Abwärtsspirale in Israel angekommen. Ist „das gelobte Land“ eine theokratische Idee oder ein konkreter geografischer Bezug? … Nach alttestamentarischen Erzählungen hängt der geografische Bezug mit dem Gottglauben zusammen; was entweder ein Verlust vom territorialen Bezug oder Wiedergewinnung vom territorialen Bezug bedeutet. Quo vadis; Mensch? Ins Anthropozän; Junge dafür bist du schlecht gerüstet, lass dir helfen.
Matthias Losert

Ihren nachvollziehbaren Ausführungen sei verschärfend noch etwas hinzugefügt: die missliche Lage der ukrainischen Streitkräfte ist – insbesondere durch die strategische Zögerlichkeit des deutschen Kanzlers erst entstanden. Wer so handelt wie Scholz (viel Hilfe immer gerade so spät gewährt, dass sie offensiv kaum etwas nützt und keine Taurus, die wenigstens die Versorgungswege der Russen ernsthaft hätte stören können) wohl wissend, dass die Uhr für Russland tickt – der handelt objektiv im Interesse der russischen Kriegführung. Warum auch immer.
Ulrich Storr

Wann werden die Menschen begreifen, dass es für die Kriegsgewinnler nichts Schöneres gibt als Kriege, die nicht enden?
Manfred Schwartz

Wenn die Ukraine es nicht schafft, etwas zustande zu bringen, was die Menschen in den Nato-Ländern als Erfolg akzeptieren können, dann gibt es noch ein ganz anderes Problem: weil die Nato zwar offiziell nicht am Krieg teilnimmt, aber die Ukraine massiv unterstützt mit Waffen, Informationen und Beratung, wird eine Niederlage der Ukraine auch als eine der Nato empfunden werden. Dann werden sich die Menschen in den Nato-Ländern – hoffentlich! – fragen, wieso sie zusammen 1400 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgeben, wenn damit Russland mit einem Etat von 60 Milliarden (meinetwegen etwas mehr wegen der Kaufkraft) nicht in die Schranken gewiesen werden kann. Misserfolge gibt es auch billiger!
Klaus Werner

Allmählich dämmert es auch deutschen Leitmedien wie der ZEIT – und wohl auch der hiesigen Politik -, dass die bisherige Strategie des Westens im Ukraine-Krieg ein Fehlschlag ist. Wie anders klang das noch vor einem halben oder gar einem Jahr, als in Deutschland unisono von einem ukrainischen Sieg über Russland geträumt wurde. Jetzt ist Ernüchterung eingekehrt. Aber welche Lösung sieht Olivia Kortas? Keine. Nur das bekannte Weiter-So unter der grauenvollen ukrainischen Devise „Selbstmord vor einer möglichen Ermordung“. Eine Verständigung mit Russland über einen Waffenstillstand (oder mehr) wurde 2022 – offenbar auf Drängen des Westens – durch die Ukraine ausgeschlagen. Doch um nach Lösungen zu suchen, die Tausende weitere Opfer vermeiden könnten, ist es nie zu spät. Nicht weitere Waffen führen jetzt weiter, sondern eine kluge Politik.
Ludger Gaillard

Warum wird eigentlich immer so selbstverständlich davon ausgegangen das, die Ukrainer diesen Krieg fortsetzen wollen, vielleicht würde bei einer geheimen Abstimmung was ganz anderes herauskommen! Ich wäre mir da nicht so sicher wie Frau Kortas!
Kurt Zoller

Frau Kortas will den geneigten Leser glauben machen, dass die, schon in Teilen, verbrannte Erde in der Ukraine noch mehr Blut trinken muss, und noch mehr Tote und verstümmelte Menschen der Ukraine letztendlich den verdienten und glorreichen Sieg bringen wird. Die endlose Lieferung von Kampfpanzern und ein paar hübsche Kampfjets werden es schon richten. Herr, lass Hirn und Lebkuchen vom Himmel regnen, statt Bomben und Raketen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine frohe, gemütliche und kampffreie Adventszeit.
Karin Renker


Leserbriefe zu „Wir sind die unbequemen Juden“ von Peter Neumann und Tobias Timm

Eine Korrekturangabe: Im drittletzten Absatz
US-Präsident Joseph McCarthy, McCarthy war Senator, nicht Präsident.
Hartmut Wagener

Dem Buch „Radikaler Universalismus“ des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm entnehme ich ein Zitat von Martin Luther King, demzufolge nicht der Ku-Klux-Klan und rassistische Weiße das große Hindernis für die damalige Bürgerrechtsbewegung waren, sondern gemäßigte Weiße, denen „Ordnung“ mehr bedeutete als Gerechtigkeit.  Bezogen auf die Situation hier und heute heißt das: Für die Zerstörung demokratischer Strukturen hierzulande brauchen wir keine wie immer gearteten Extremisten, das bekommen demokratische Institutionen und ganz normale Bürger selber hin, aus Furcht vor Ruhestörung. Deswegen sagt ausgerechnet die Bundeszentrale für Politische Bildung so ein wichtiges Diskussionsforum ab! Dass das kein Kaffeekränzchen Gleichgesinnter werden würde, war ja von Anfang an klar und lag auch mitnichten im Sinne der (bedauernswerten!) Kuratoren.  Übrigens sollte am 27. November an der Karl Rahner Akademie in Köln eine Podiumsdiskussion mit Omri Boehm und der Politologin Tine Stein zum Thema Menschenrechte stattfinden. Vor ein paar Tagen wurde die Veranstaltung abgesagt: Omri Boehm könne den Termin zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht wahrnehmen. Eine Begründung ist das nicht. An terminliche Probleme kann „zum jetzigen Zeitpunkt“ niemand mehr glauben.
Ulrike Claudi

US-Präsidenten in den Fünfzigerjahren – des letzten Jahrhunderts – waren Harry S. Truman (bis 1953) und Dwight D. Eisenhower (1953-1961), NICHT ABER – wie gegen Ende des Beitrags angeführt – Joseph McCarthy! Es mag dahingestellt sein, wer diesen „Bock geschossen“ hat; bereits Susan Neiman im Essay im New York Review oder erst die Verfasser des Beitrags. Auf jeden Fall hätte er beim Lektorat erkannt werden müssen.
Walter Funk

Schicken Sie die Herren Neumann und Timm schleunigst zu Nachhilfe in Geschichte/Politik: Wer Joseph Mc McCarthy als US-amerikanischen Präsidenten bezeichnet, hält vermutlich Pinot Noir für einen französischen Staatsmann. Und falls jmd. Probleme beim Redigieren hat – einfach mal googeln. Schadet nicht.
Miloš Matějec

Hier nur ein kleiner Hinweis: Im Artikel „Wir sind die unbequemen Juden“ (ZEIT Nr. 47, Feuilleton) wird Joseph McCarthy als „US-Präsident“ bezeichnet. McCarthy wurde zwar in den 1950er Jahren ziemlich berühmt, brachte es aber nur zu einem Amt als Senator von Wisconsin.
Ruth Gelfert

auch Profis passieren Missgeschicke: In dem unter Betreff genannten Artikel wird der „Kommunistenjäger“ Joseph McCarthy als US-Präsident bezeichnet. Tatsächlich waren Truman und Eisenhower die beiden Präsidenten, in deren Amtszeit der republikanische Senator McCarthy sein Unwesen trieb. Nehmen Sie es einem Amateur bitte nicht übel, auf diesen Fehler hingewiesen zu haben.
Günter Pesler

Erstens: Wenn frau*man nicht in Israel lebt und nicht ständig mit Terror und Tod bedroht wird, ist es vielleicht leichter, sich für die Belange der Palästinenser*innen und speziell der Nachfahren der palästinensischen Flüchtlinge/Vertriebenen einzusetzen. Zweitens: Ich finde es merkwürdig, wenn eine Konferenz, die in Deutschland stattfinden und sich mit deutschen Themen befassen soll(te), den englischen Titel „We Still Need to Talk“ trägt. Drittens: Joseph McCarthy war nicht US-Präsident.
Ulrich Willmes

Ich möchte Sie auf einen Recherchefehler hinweisen: Im Artikel schreiben Sie in der 4. Spalte:“ mit derselben Vehemenz, mit der US-Präsident Joseph McCarthy“. Dieser Herr war gottseidank niemals Präsident der Vereinigten Staaten, ging aber in die Geschichte als fanatischer „Kommunistenjäger“ ein.
Martha Meyer


Leserbriefe zu „Verbale Aufrüstung“ von Peter Dausend

Pistorius ist fast eine tragische Figur. Als dynamischer Macher angetreten lässt ihn der Kanzler im Regen stehen. Jetzt der Weckruf für Friedensapostel vom Schlage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Mützenich, der noch immer an das Gute in Putin glaubt. Die Budgetplanung darf sich nicht länger mit sozialen Wohltaten aufhalten, sondern muss den Verteidigungsetat ins Zentrum rücken. Eher 3 statt 2 % wären nach der der langen Schrumpfkur geboten, damit die Bundeswehr mehr ist als ein besseres THW. Der Appell deshalb zur rechten Zeit. Deutschland war zu lange Trittbrettfahrer. Spätestens, wenn Trump zurückkehren sollte, ist es vorbei. Prophylaxe wäre schon jetzt hilfreich.
Christoph Schönberger

Wider den grassierenden Pistorismus – ein Zwischenruf. Seit seiner Installierung als „Verteidigungsminister“ ist Pistorius nach kurzer Zeit zum beliebtesten Politiker Deutschlands aufgestiegen. Nun könnte man sagen, dass sein Aufstieg nicht verwunderlich sei, schließlich war seine Vorgängerin, Christine Lambrecht, von den meinungsbildenden Medien in unserem Lande, allen voran der Bildzeitung, derart massiv gedisst worden, dass danach eigentlich nur noch Aufstiege in diesem Amt möglich waren. Außerdem trägt Boris den wieder en voguen Amtsbonus des Gedienten am Revers. Mit dieser Rückgratversicherung im Ärmel konnte er quasi unbelastet ans Werk gehen. Das einzige Handicap hätte die SPD sein können, also die von Willy Brandt. Aber von solchen Petitessen muss sich ein Macher schleunigst verabschieden. Sozusagen nach dem wohlbekannten Motto: Ich kenne keinen Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche (Interessen). Und die werden schon seit Jahren von einer bellizistischen Kamarilla gepflegt, deren Protagonisten die grünen Wendehälse sind. Also rein ins Getümmel, sagte sich der tapfere Boris und zeigte dem Publikum, was eine Harke ist: Binnen weniger Monate wurde er zum Liebling der maßgeblichen Medien gekürt. Selbst Kabarettisten konnten ihren Dauerkalauer von der maroden Truppe nicht mehr gewinnbringend unters Volk bringen.
Boris im Aufwind für die gute Sache, völlig losgelöst von irgendwelchen Ideologien oder Parteiprogrammen. Unterwegs auf Blutwolke 7 mit fauchendem Getier im Gepäck: Mardern, Geparden, Leoparden. Jederzeit bereit zum tödlichen Biss. Er gewann an Statur, wurde von den journalistischen BellizistInnen dauergehypt. Ein Ende seines Aufstiegs scheint nicht in Sicht. Weil das wohl so ist, kann er sich erlauben, seinem staunenden Publikum Dinge aufs Butterbrot zu schmieren, die sich vor ihm so auszusprechen keine/r gewagt hätte: Wir müssen wieder kriegsfähig werden. So oder so ähnlich oder so wissentlich lauten seine Worte und werden von besagter Kamarilla mit Beifall aufgenommen und unter dem Deckmantel der Seriosität allenthalben verbreitet. Die Unverfrorenheit, mit der ein deutscher Verteidigungsminister so etwas ausspricht, und zwar in aller Namen, lässt einen das Blut, auf das er es mit dieser Aussage abgesehen hat, in den Adern gefrieren. Bis die auf, zum Glück, vorhandenen Alternativmedien gibt es keinen maßgeblichen Aufschrei des Entsetzens in unserem Land. Boris bleibt weiterhin beliebtester Politiker, obwohl er sich mit seiner Aussage mehr als offensichtlich als Kriegsminister decouvriert hat. Gegen solchen Pistorismus müssen wir uns alle zur Wehr setzen. Raus auf die Straßen für Frieden und Freiheit!
Jürgen Scherer

Peter Dausend redet Unsinn. Russland ist kein militärischer Gigant, was man schon am Kriegsverlauf gegen die Ukraine erkennen kann. Dabei hat Putin in diesem Fall noch nicht einmal Gegenangriffe zu befürchten. Das Budget der Nato spricht Bände. Aufrüstung kann allerdings eine Entwicklung analog zur Politik a la Reagan befördern. Verbale Aufrüstung macht keinen Sinn. Ernsthaft gemeinte Wehrhaftigkeit ist genug.
Siegfried Bender

Boris Pistorius (SPD), der Bundesminister für Verteidigung, fordert derzeit eine „Kriegstüchtigkeit“ für unser Land, obwohl das Grundgesetzt (GG) im Artikel 1, Abs. 2 das gar nicht vorsieht und deshalb auch nicht mag. Wir, das Volk stehen in dieser Frage auch wieder einmal außen vor und ob wir uns wirklich ertüchtigen wollen, das spielt für ihn anscheinend keine große Rolle. Mag sein, dass Herr Pistorius selbst gar nicht ganz genau weiß, wie er das alles meinen soll, aber unterstellen wir ihm mal eine „friedliche“ Absicht! Der SPD-Politiker und ehemaliger Bundeskanzler Willy Brandt (1913 –1992) sprach bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises 1971 in Oslo davon, dass der Krieg kein Mittel der Politik sein darf. Es geht darum, so sprach er weiter, die Kriege abzuschaffen, nicht nur sie zu begrenzen. Gut, diese Worte wurden vor langer Zeit gesprochen, und vielleicht kann sich Boris Pistorius an diese Worte nicht erinnern (das kann ja vorkommen), deshalb will er den Frieden mit allen kriegerischen Mitteln, die er hat, erkämpfen!
Klaus P. Jaworek

Erstaunlich finde ich ihre Frage, wie tief die Demokratie in Deutschland verankert sei, wenn Freiheitsrechte eingeschränkt werden. Eine lautstarke Unterstützung von Hass und Terror ist für mich kein Freiheitsrecht, und ich kritisiere diese völlig unpassende Fragestellung, da Deutschland eine stabile Demokratie ist. Diese Fragestellung beinhaltet, dass alles immer gesagt, bzw. geschrien werden darf. Warum, frage ich Sie. Während die mediale Aufmerksamkeit auf nicht völlig korrekten Sprachgebrauch ein hysterisches Maß angenommen hat, äußern andere Teile der Gesellschaft ihren Hass, ihre Intoleranz und Gewaltbereitschaft völlig ungefiltert und geschützt von der Polizei. Eine völlig absurde Situation, die politisch nicht vermittelbar ist. Unterstützend zu all diesen Diskussionen möchte ich Ihnen und den maßgeblichen Politikern raten, sich einmal mit einem Pro-Israel -Button oder einer Kippa durch eine deutsche Fußgängerzone zu bewegen. Sie können nach kürzester Zeit mit Anpöbeleien, Bespucken und Beschimpfen rechnen – garantiert. Das völlige Versagen der deutschen Migrationspolitik wird sofort offenbar.  Ich bin seit Jahren als Sprach- und Politikdozentin für Menschen mit Migrationshintergrund tätig und denke, vieles könnte mit Empathie, Respekt und klaren Grenzen anders und besser sein.
Sybil Frercks-Rehahn

Was will uns „Kriegsminister“ Pistorius mit martialischen Ausdrücken wie „kriegstüchtig“ sagen? Wen will er ansprechen? Wer die Probleme der russischen Invasoren in der Ukraine verfolgt, kommt wahrscheinlich zu der Ansicht, dass für Mitteleuropa und Deutschland eher keine akute Kriegsgefahr besteht. Ein Einmarsch der russischen Armee in NATO-Gebiet in Richtung Berlin wäre für Wladimir Putin und sein Land eine Selbstmord-Aktion! Andererseits könnten Menschen, die bei der Vielzahl an Krisen seelisch überfordert sind, durch die Aussagen von Boris Pistorius noch mehr Ängste entwickeln, weil sie nun einen Krieg auf deutschem Boden in naher Zukunft befürchten. Es ist wie bei vielen politischen Statements: gut gemeint, aber problematisch bis verheerend in der Auswirkung!
Brigitte Schellnhuber


Leserbriefe zu „Willkommen in Ruanda“ von Simon Langemann

Das Konzept der Drittstaatenlösung, so wie in dem Beitrag beschrieben, ist doch ein gigantischer Selbstbetrug. Das kann vielleicht für ein paar Hundert Leute reichen, alle mit Häuschen usw. Aber wenn diese Menschen sich im Land integrieren sollen, wie soll das mit vielen Tausenden Menschen funktionieren? Darüber habe ich noch nichts gehört. Man bedenke auch die Kosten. Da soll wohl gespart werden. Wie durchdacht ist das Konzept? Die Investitionen in den Ländern sind bei etlichen tausend zu versorgenden Menschen nicht unkalkulierbar hoch, mit einer einmaligen Zahlung von 3.500$ ist es nicht getan. Ja, die 7.500 € pro Jahr in deutschen Kommunen kommen der Sache schon näher. Man macht sich da einen schlanken Fuß und überlässt die Menschen anschließend sich selbst. Das haben wir bereits mehrfach erlebt. Afrika wird es schon regeln. Das ist Kolonialismus pur. Ehrlich durchgerechnet, ist die Drittstaatenlösung nicht nur menschenverachtend, sondern auch immens teuer. Dann kann man es auch bei den schon bestehenden Flüchtlingslagern belassen. Etwas anderes sind doch diese Drittstaatenlösungen auch nicht, oder wie wäre es mit der Lüneburger Heide ober der Prignitz als „Drittstaat“? Wie wäre es, wenn die Bundesregierung in den Ländern mit den höchsten Zahlen an migrationswilligen Menschen, ihre Botschaften vergrößern und Einwanderungsbüros einrichten, in denen dann entschieden wird. Diese Lösung könnte innerhalb kurzer Zeit greifen.
Gerhard Heinemeyer

Im Gesetz heißt es wohl, dass wir politisch Verfolgten und „um ihr Leben Fürchtenden“ Asyl gewähren. Wenn das so ist, dann ist die Idee, Asylverfahren in ein entferntes auszulagern unter folgende Betrachtung wohl nicht zu Ende gedacht. Jede Regierung, die politisch Verfolgte in Gefängnis bringen will, braucht dann nur „ein paar ihrer Leute“ vor dieser Läger zu stellen, und hat dann so recht einfach die Möglichkeiten diese Menschen in ihr Land zurückzubringen. Das dürfte dann wohl auch nicht Sinn der Sache sein.
Manfred Mengewein

Vielen Dank für Ihren Artikel zum „Ruanda-Modell“. Eine solche Verschickung ist ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Niemand kommt mit Gefahr für Leib und Leben leichtfertig zu uns. Solche inhumanen Verschickungen entmenschlichen Kinder, Frauen und Familien – Schutzsuchende werden noch weniger als geschätzte MIT-Menschen wahrgenommen. Die Aggression gegen Flüchtende und die Spaltung der Gesellschaft wird zunehmen. Auf eine menschliche Art umsetzen lassen sie sich doch nicht, wie ihr Bericht zeigt. Noch mehr Wähler werden aus Angst, plötzlich auch zu den Falschen zu gehören, bei den Parteien ihr Kreuz machen, die ihnen Sicherheiten versprechen, die es so nicht mehr gibt. Denn die Klimakatastrophe bringt unweigerlich Hunger-, Flut- und Hitzetod. Das vor Augen sind Flucht, Grenzkontrollen und Abschiebung nach Ruanda immer das kleinere Übel. Das „Ruanda-Modell“ offenbart den Zustand unserer Gesellschaft: „WIR und unser Wohlstandskonsum kommt als erstes – teilen oder verzichten wollen wir nicht!“ Aber wer braucht schon christliche Parteien für die Nächstenliebe nur für ihresgleichen gilt, Sozialdemokraten, die statt internationaler Solidarität reine Klientelpolitik machen oder GRÜNE, die eine inhumanen Symbol-Politik machen anstatt verlässlichen Klimaschutz? Wer das „Ruanda-Modell“ sät, erntet nur noch mehr AFD-Wähler, denn dadurch werden wir als Gesellschaft der AFD immer ähnlicher.
Klaus Siersch

Ich frage mich, wie viele absurde, menschenverachtende und untaugliche Ansätze, mit Einwanderung umzugehen, ich noch lesen muss, bevor sich endlich mal ein kluger Kopf lösungsorientiert an das Thema Integration heranwagt.
Stephanie König

Richtig! Die faulen Schmarotzer gehören abgeschoben! Also die Nazis natürlich, und zwar nicht ins vermeintliche „Paradies“ zu den Ruandern, die angeblich so „freundlich“ zu Besuchern sind (nur zu ihren eigenen Mitbürgern nicht immer), sondern nach Madagaskar, dann aber für immer und nicht nur zu Besuch! Das kann aber auch nur eine vorläufige Lösung der Nazifrage sein. Der Gazastreifen böte sich auch an, damit die Israelis sich um das Problem mal kümmern könnten. Mit der Entscheidung des britischen Supreme Courts hat sich die Ruanda-„Lösung“ des Asyl“problems“ ja wohl auch für Deutschland erledigt.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Glückwunsch! Du wirst 150 Jahre alt werden“ von Ulich Bahnsen

150 oder 200 Jahre alt werden und dabei gesund bleiben: Wer an diesem Szenario seine Freude finden sollte, der muss sich klar machen, wie ein solches verlängertes Leben bei einer verdreifachten Weltbevölkerung auf einem von Umwelt- und Klimakatastrophen todkranken Planeten aussehen mag.
Ludwig Engstler-Barocco

Zugegeben: Etwas Neid auf künftige Generationen war schon dabei, als ich den spannenden Beitrag von Ulrich Bahnsen zum Jungbleiben und Altern gelesen habe. Eingeschlichen hat sich aber auch der Gedanke an aktuelle Untersuchungen, nach denen sich ein erheblicher Teil der Übersechzigjährigen in Deutschland einsam oder sogar sehr einsam fühlt. „Länger leben!“ klingt schön. Menschenwürdig in die Jahre kommen können – das ist es doch, worum es eigentlich geht.
Georg Weinmann

Bei einer Lebenserwartung von 150 Jahren würde die Weltbevölkerung auf 25 Milliarden anwachsen! Allein diese Zahl zeigt doch, dass die Wissenschaft auf einem erschreckenden Irrweg ist, wenn sie versucht, die individuelle Lebensdauer immer weiter auszudehnen. Was wir stattdessen brauchen, ist die vereinte Wissenschaftspower, um die Erde für unsere Nachfahren lebenswert zu erhalten. Ein bisschen Gottvertrauen könnte uns dabei helfen, die Erkenntnis zu verkraften, dass jeder von uns nur ein vorübergehender Gast auf dieser Erde ist.
Inga Hänsel-Nell

Wenn man diesen Artikel liest, kommt dem Leser das kalte Grausen. Hat sich einer der emsig Forschenden an der Lebensverlängerung eigentlich schon einmal überlegt, dass er mit dem Ziel seines Tuns das ewige Gesetz der Evolution, nämlich das von Werden und Vergehen, aushebeln möchte?
Detlef Schmitt

Zu o.a. Artikel ein Gedicht von Eugen Roth
Mitmenschen
Ein Mensch schaut in der Straßenbahn / Der Reihe nach die Leute an:
Jäh ist er zum Verzicht bereit / Auf jede Art Unsterblichkeit.
Frank Lohmann

“Glückwunsch!” Glückwunsch??? Eine Drohung – und was für eine!!! Ach wenn doch die Forschenden (m,w,d)  ihre Mühen statt dessen der Frage widmeten, wie wir es in unserer Gesellschaft zuwege brächten, dass sich ein jeder friedlich, schmerzlos und ohne vorher lange dahinzusiechen verabschieden könnte, wenn seine Lebensuhr abgelaufen ist! Wir haben das Leben in dieser Welt zu einem Wert schlechthin erhoben und den Tod zum absoluten Übel erklärt. Wir lernen nicht, unser Ende von Anfang an zu akzeptieren. Wir lernen, es zu fürchten und so lange wie möglich hinauszuschieben. Ärzte lernen, den Tod eines Patienten prinzipiell als Niederlage zu betrachten und sein Überleben, wie immer es aussehen mag, als Erfolg. Aus dieser Einstellung und den darin gründenden Rechtsnormen folgt in unserer Kultur unendlich viel vermeidbares Leiden. Warum das so ist und wie es sich – und sei es auch nur im Laufe von Generationen! – ändern ließe, das, wahrlich!, wären Fragen, tief schürfender Forschung wert!
Thelma von Freymann


Leserbriefe zu „Er isst, was er schießt“ von Lena Frings

Ist der Jegetarier Grimm wirklich ein Försterinnengatte?
Helmut Kämpf

So sehr wird immer wieder, auch hier in der Zeit, mangelnde Rechtschreibkenntnis in der Bevölkerung beklagt. Und dann muss ich groß in einer Artikelüberschrift lesen:
Er isst , was er schiesst. Es muss heißen: … was er schießt.
Heike Hagemeister

Richtig macht er das, und es ist ja auch durchaus ein Trend bei den nachrückenden jungen Jägern. Die Jagd stand an der Wiege der Menschheit, sie lieferte die Grundversorgung bis zur Sesshaftwerdung mit Ackerbau und Viehzucht. Und wenn unsere Vorfahren die Jagd nicht gerne betrieben hätten, sich nicht gerne Gedanken gemacht hätten über List und Strategie, wären sie wohl verhungert. Nur bedarf es zur Rechtfertigung der Jagd nicht dieser moralischen Überhöhung wie sie in dem Beitrag immer wieder durchschimmert. Jagd ist an vielen Stellen in unserer Zivilisationslandschaft auch heute noch notwendig, aber das ist nicht der alleinige Grund für ihre Existenzberechtigung: Jagen ist ein Urtrieb, der bei uns Zivilisationsmenschen allerdings viele andere Gesichter bekommen hat, nach was wird nicht alles gejagt!? Beute zu machen und sich zutiefst darüber zu freuen ist etwas Elementares. Meine Kinder und heute die Enkel sind so ab Alter 4, 5 voller Neugier und Begeisterung dabei, die haben keine Zugangsbarrieren. Und wenn einer oder eine den Eltern oder Großeltern ein Reh herangelockt hat, das dann auch noch erlegt werden konnte, dann ist aber ein Triumphzug fällig
P.S. Ich vergaß noch zu erwähnen, dass mir der von der Autorin wiederholt gewählte Begriff “ Erschießen“ missfällt. Das ist was für das Handwerk von Mördern und Kriegsverbrechern, da sehe ich mich eigentlich nicht und das sollte man auch durch eine angemessene Begriffswahl zum Ausdruck bringen. Denkbar: Erlegen oder zur Strecke bringen!
Joachim Menzel

Ich bitte sie herzlichst, sich zukünftig waidgerecht auszudrücken. Dies erwarte ich auch in einer Zeitung wie die Zeit und würde ihrem Artikel auch eine höhere Wertigkeit geben. Ein Reh kann kein Alttier sein. Ein Alttier ist ein Stück weibliches Rotwild. Ein Reh ist entweder eine Ricke oder ein Schmalreh. Man sagt auch nicht Fell runterziehen, sondern aus der Decke schlagen. Selbst wenn sie sich verständlich ausdrücken möchten, können Sie das in der Fachsprache bitte machen und in Klammern dann eine Erläuterung geben. Auch haben die Kitze keine Schwänze und trinken nicht am Euter. Sie haben einen Wedel und säugen an der Spinne.
Birgit Gross

Rehe haben keine kurzen Schwänze, mit denen sie wedeln könnten. Welche Inhalte in Ihrem Artikel sind außerdem Ihrer offenbar blühenden Phantasie entsprungen??? Ich wünsche mir, dass zur Berichterstattung in meiner „Zeit“ sauber recherchiert wurde.
Manfred Buck


Leserbriefe zu „Der Wunderwuzzi wankt“ von Max Hägler et al.

Das spannende Porträt über René Benko greift zu kurz. Denn auch wenn es richtig sein mag, dass der einstige Wunderwuzzi anders als es gerne über viele Medien transportiert wurde, eher ein Arbeitstier als ein Partylöwe sowie sogenannten Männerfreundschaften gegenüber abgeneigt gewesen ist, so lässt sich trotzdem dessen zwischenzeitliche Erfolgssträhne nicht ohne die zahlreichen politischen Befürworter erklären, die zum Beispiel wie insbesondere in Deutschland für die vermeintliche Rettung von Kaufhäusern hohe öffentliche Subventionen gezahlt oder die Errichtung von Gebäuden wie etwa dem Hamburger Elbtower, der in vielen anderen Metropolen auf der Welt im Übrigen schon aus Klimaschutzgründen längst nicht mehr in dieser Form errichtet werden dürfte, sofort voller Begeisterung zugestimmt haben. Deshalb tragen hier am Ende für die Misere der Signa auch deren Investoren und die Politiker eine erhebliche Mitverantwortung, wo bislang bis auf ganz wenige Ausnahmen vornehmlich nur Schweigen herrscht, obwohl derzeit nicht nur in der schon Insolvenz angemeldeten E-Commerce-Sparte sehr viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen!
Rasmus Ph. Helt

Bezeichnend für unsere Gesellschaft ist, dass in einer einzigen Ausgabe der ZEIT über drei verschiedene Finanzinvestoren und Immobilienhaie berichtet wird, die alle drei Pleite gegangen sind: René Benko, Sam Bankman-Fried und Adam Neumann. Dabei habe sie nicht nur anderen Gaunern geschadet, sondern auch gutgläubige Anleger mit sich gerissenen. Dabei fragt sich der naive Betrachter, ob nicht doch etwas faul an unserem Turbokapitalismus ist.
Peter Dodel

Groteske Wiedererzählung „Und ewig grüßt das Murmeltier“ sowie Dr. Dr. Schneider aus der alten Republik.
J. Henne

Ja, na klar! AWD! Wo sonst als bei Maschmeyers Drückerkolonne lernt jemand wie René Benko am besten, wie man die Leute finanziell verarscht?! Das sieht doch alles wieder einmal nach einem Pyramidensystem aus. Mal sehen, wer am Ende, wenn Benkos Scheinimperium eingestürzt ist, die Zeche zahlen wird. Die dafür Verantwortlichen mit Sicherheit nicht. Die werden weiter frei herumlaufen. Und man erzähle mir nicht, dass die Banken von alledem nichts (oder nur zu spät) davon wussten, die hängen da mit drin! Genau wie die abgebildeten Politiker.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Eiskaltes Kalkül“ von Jonas Schulze Pals

Wer wie Weselsky derart unverblümt der Gesellschaft seine sehr persönliche Sicht des Klassenkampfes und der Schrittfolgen androht, sollte die ganz persönliche und – rhetorisch – kaum friedfertige Replik von betroffenen Bahnnutzern auf jeden, ihn unterstützenden Zugführer einkalkulieren.
Jürgen Dressler

Kann man sich auf eines bei der Bahn verlassen, sind es die regelmäßigen Streiks der Lokführer. Zwar handelt es sich bei Ihrer Interessenvertretung nur um eine recht kleine Gruppierung. Die von ihr initiierten Streiks können aber die ganze Republik lahm legen. Der Boss dieser Gewerkschaft weiß das natürlich genau und lacht sich bei seinen Aktionen ins Fäustchen. Ihr Beitrag in der aktuellen Zeit-Ausgabe animierte mich nun zu folgendem Leserbrief: Eiskaltes Kalkül… Das unterschreibe ich sofort! Es geht Herrn Weselsky nicht um seine Lokführer – nein, das eigene Ego muss befriedigt werden. Den Großen zeigen, welche Macht die winzige Arbeitervertretung (also er selbst!) hat. Es existieren keinerlei Bedenken, Deutschland über die Feiertage lahm zu legen. Viele Menschen erlebten dadurch den Super-Gau, denn Familien blieben zum Fest getrennt. Weihnachten auf einem Bahnhaltepunkt – das wäre bestimmt eine interessante Erfahrung. Vielleicht sollten Reisende Plastikbäumchen und ein paar Kerzen ins Handgepäck stecken? Und für Weselsky gäbe es einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Ein unvergesslicher Abschied Mit Ausrufezeichen für den wadenbeißenden Gewerkschafts-Terrier. Dass in diesen turbulenten Zeiten andere Dinge viel wichtiger sind, hat sich bei vielen selbstherrlichen EntscheiderInnen dieser Welt leider noch nicht herumgesprochen…
Achim Bothmann

Ich fand Ihren Artikel „Eiskaltes Kalkül“ sehr lesenswert, wären da nicht ständig diese „Mitarbeitenden“. Das stößt dann immer wieder auf. Sind diese Menschen denn tatsächlich gleichzeitig „mitarbeitend“, also im Moment des Geschehens tätig? Das passt hier doch wohl eher nicht. Das Partizip I macht an den von Ihnen verwendeten Stellen keinen Sinn. Schreiben Sie doch einfach „die Mitarbeiter“. Der Artikel „die“ wird hier nicht weiblich verstanden und „Mitarbeiter“ nicht männlich. Wie im Englischen. Da sagt und schreibt man ja auch „the employees“, völlig neutral und einfach.
Thomas Bonart

Die Streik-Drohungen von Herrn Weselsky sind nicht weniger deutlich als die Ankündigung von Umweltschützern, Straßen zu blockieren. Während diese Blockaden aber vergleichsweise schnell von der Polizei beendet werden, können die Streiks Tage dauern. Wer erklärt uns nun, warum die Folgen eines Bahnstreiks offenbar o.k. sind, während das Demonstrieren/Festkleben für die Umwelt strafrechtlich verfolgt wird – vor allem in Bayern, und zwar auch präventiv? Machen wir das künftig auch mit „uneinsichtigen Wiederholungstätern“ aus den Reihen der Gewerkschaft?
Klaus Werner


Leserbriefe zu „Könnte ich bitte endlich still sein, bitte!“. Gespräch mit Thomas Metzinger geführt von Johannes Gernert

Schon wieder so ein ‚verwirrender‘ Artikel zu einem Phänomen, das uns Menschen zu eigen ist, allerdings irgendwie entdeckt werden und in ’Betrieb‘ genommen werden sollte. Meine Erfahrung:   Während einer Vorbereitungsphase für eine Uni-Prüfung fiel mir ein Buch von Schwäbisch/Siems zu Lern- und Arbeitstechniken (Titel vergessen/60er oder 70er Jahre) in die Hände mit einem kleinen Hinweis zu Meditation: „Außen-Störungen möglichst ausschließen, auf einen Stuhl setzen, Augen schließen, auf die Atmung achten, die Gedanken nicht verfolgen“, und siehe da, es wirkte! Aufgrund des Zeitgeistes (70er Jahre) dachte ich, alles Mögliche darüber lernen zu müssen und verbrachte ein halbes Jahr in Poona mit täglichen Meditationsübungen aller Art. Und später als Psychologin unternahm ich viele Versuche, meinen Patienten Meditation/Achtsamkeit nahezubringen, so dass sie das in ihren Alltag integrieren würden. Das tun sie aber nicht dauerhaft!
Es gibt viele buddhistische Meditationszentren oder andere Angebote bis hin zu Volkshochschulen, es gibt ein wirklich gutes Trainingsprogramm von Jon Kabat-Zinn (MBSR), in psychosomatischen Fachkliniken werden solche Programme durchgeführt, in der Psychotherapie wird Achtsamkeitsschulung praktiziert, es gibt tausende von Anleitungen in Büchern, in Apps etc. Aber: Diese Anregungen werden von den Menschen nicht dauerhaft in den Alltag integriert. Tatsächlich praktizieren viele Menschen, die ich kenne, diese Selbstregulation in Zusammenhang mit bestimmten Hobbies: An erster Stelle bei Männern das Angeln, bei Frauen das Joggen oder die 5 Minuten Entspannung am Ende der Yoga-Übung. Sie erkennen nur nicht, dass sie diese Kompetenz immer und überall anwenden könnten ( z.B. auch im Stehen an der Bushaltestelle…), obwohl große Sehnsucht danach besteht und unzweifelhaft ein hoher Gewinn entstünde ( für die Gesundheit, für eine  reflektierte Lebensgestaltung…). Dieser Erkenntnislücke mögen sich bitte die Wissenschaftler annehmen!
Heidi Falk

Bitte Lesen Sie: Revolution durch Meditation von J. Krishnamurti. Meditation ist keine Flucht aus der Welt.“ Meditation ist nicht eines der außergewöhnlichsten Dinge, und wenn du nicht weißt, was es ist, bist du wie der blinde Mann in einer Welt Voller heller Farben, Schatten und bewegtem Licht. Es ist keine intellektuelle Angelegenheit, aber wenn das Herz in den Geist eintritt, hat der Geist eine ganz andere Qualität: Er ist wirklich grenzenlos, nicht nur in seiner Fähigkeit zu denken, effizient zu handeln, sondern auch in seinem Sinn, in einem riesigen Raum zu leben, in dem man von allem ist.“ J.K.  Weiterhin: Meditation ist das Beenden der Wiederholung. Meditation ist das Entfalten des Neuen. Der meditative Geist schaut-beobachtend, lauschend, ohne das Wort—- Seite 20 „Revolution durch Meditation“ Zentrum für Zen-Buddhismus www.zzbzurich.ch
Gauri Shankar Gupta

Ich befasse mich mit dem Thema seit etwa 20 Jahren und bin letztlich bei MBSR nach Jon Krabat-Zinn und Atemmeditation geblieben. Aus Praktikabilitätsgründen und weil man sonst kaum den Berufsheiligen, Zöpfchenträgern, Yoganamensführern und sonstigen „Eingeweihten“ entgehen kann. Als Agnostiker bin ich auch in keinem religiösen „Trost-und-Halt-Zirkel“, auch aus der Erkenntnis heraus, dass wir auf dieser Welt letztendlich alle unabänderlich allein sind, aber gleichzeitig untereinander alle untrennbar verbunden. Die Erkenntnis des Alleinseins fügt uns zu so guten wie bösen Gemeinschaften (Glaubensvorstellungen, Taten, Ansichten) zusammen, da finden wir Sicherheit. Der Grund ist wohl, dass unsere Sehnsucht nach all-gemeinsamer Verbundenheit in dieser Welt nicht erfüllt werden kann. Wenn man „Das große Ganze“ als verbindende Wahrnehmungen sehen will, dann wird uns das m.E. nur in kleinen Portionen gewährt: z.B. eine schöne Blüte, ein inniger Kontakt zwischen Mutter und Kind, Erlebnisse der Zuwendung und Menschlichkeit, auch gegenüber Tieren. Wenig tröstlich: Mehr ist nicht drin.
Das Gesamte ist uns verschlossen, da ist niemand „Zentrales“, denke ich, der der „über uns wacht“ oder den das interessiert. Es bleiben uns nur diese „kleinen gemeinsamen Nenner“, die jeder versteht und teilen kann. Das ist ja immerhin etwas. Nun zu Herrn Professor Metzinger: Deshalb gönne ich jedem seinen Schnuller oder engl. Binky (wie er sagt – hat er offenbar von von Marshal Vian Summers „7 Spiritual Binky Beliefs Debunked“ ausgeliehen). Man könnte auch sagen: An seinem hält der Herr Professor ja selbst schon fast 50 Jahren fest… Er zelebriert seine Meditationsphilosophie im Ergebnis so, dass er sich auch -ob bewusst oder nicht – in eine Gemeinschaft von „Eingeweihten“ (bei den ganzen Regeln, Abläufen, zeitlichen Mindestvorgaben, Ansichten von richtig oder falsch) einreiht – selbst, wenn er keinen Zopf trägt oder Yoganahmen führt. Auch die „Einsamen im Wald“ dürfen sich zumindest einer gemeinsamen Erkenntnis verbunden fühlen und sind letztlich genau wie die Mönche und Nonnen im Kloster, die Kirchgänger, Vereine und politische Bewegungen nichts anderes als Ängstliche auf der Suche nach einem Schutz vor dem Alleinsein.
Etwa nach der Hälfte des Artikels mit praktischen Ratschlägen kamen dann die „Glaubenssätze“. Ideen „abernten“- wie kommt man auf sowas? Messbare Klugheit und Berühmtheit durch maximales zitiert werden? Na, wen’s freut. Haben Sie’s nicht ein b i ß c h e n kleiner, Herr Professor? Mir scheint, dass der Buchtitel „Ego-Tunnel“ nicht von ungefähr kommt…Im Übrigen sind Neurowissenschaftler und Psychologen, nicht erst seit jüngster Zeit offenbar der Annahme, dass Meditation erstens durchaus nicht für alle gesund ist und zweitens langjähriges regelmäßiges Meditieren den Gemütszustand nicht nur positiv beeinflusst (ich glaube, in der ZEIT stand dazu auch vor nicht allzu langer Zeit ein Artikel). Insofern möchte ich an einen der „Anglizismen“ des Herrn Professors am Ende anknüpfen: Möge ihn FOMO möglichst selten beim Zelebrieren stören. Und möge er von DOSTO verschont bleiben: Etwas frei anglifiziert „Danger of Spacing Totally Off“ (Die Gefahr völlig abzuspacen). Aber das ist sicher völlig absurd bei einem Visionär wie ihm.
Frank Hiller

Als ein seit Jahren Meditierender darf ich von meiner Sicht darauf berichten „Meditation als täglich Brot für Erwachsene“. Meditation bedarf nicht der Ruhe unserer Aktivitäten, vielmehr der Konzentration auf sie, auf unsere übliche banale Tagesarbeit (T. M. z. B. Autofahren, einfach nur hinschauen); und dabei den Geist (T.M. sich selbst wahrnehmen lassen) bei seiner Arbeit beobachten. Aber nicht etwa bei den Sinneseindrücken hier und jetzt, sondern bei meiner Reaktion darauf, z. B. Wie reagiere ich auf sie? Welche Handlungsimpulse habe ich, welche Gefühle?  Unser Geist wendet sich dabei also nach innen. Die Sitzhaltung ist irrelevant. Es bedarf dafür auch nicht des Rückzugs in einen Wald. Ich hätte allerdings als Ergänzung zu Thomas Metzinger eine dem ZEIT-Niveau entsprechende Ausführung eines Meditationslehrers erwartet (z.B. Michael von Brück, Zensho Kopp). Auf jeden Fall aber vielen Dank der Redaktion mit Herrn Gernerts Beitrag.
Nikolaus Kirchhoff

Was in diesem Artikel fehlt, ist die Tatsache, dass der Hype um Meditation hier im Westen, aus einem anderen Kulturkreis kommt und nicht 1:1 übernommen werden kann. Dann ist zu wenig darauf eingegangen, dass diese Technik ja auch schon durch unsere Kirchen praktiziert wird. Mir fehlt auch der Hinweis, dass Meditation viel besser greift, wenn zu ihr auch noch andere Mentaltechniken praktiziert werden: Wie EMDR, Die chinesische Truhe und viele andere Resilienztechniken. Dann wird erst ein Schuh draus. Nicht gut herausgestellt ist in ihrem Artikel die geistige Kraft der Meditation: wer meditiert erlebt eine Veränderung seiner Gedanken. Sie offenbaren die wirkliche Wahrheit seines Lebens. Davor fürchtet sich zu Recht Ihr Radakteur, weil er denkt, dass seine Gedanken die Wahrheit widerspiegeln. Hier irrt er.
Und es gibt 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde und jeder wird die Meditation anders erleben. Wie schön. Aber es ist ja auch nicht einfach, wenn ein Logiker und Außenseiter, wie Ihr Redakteur, die Meditation uns Leser näherbringen soll. Da sitzt der falsche Reiter auf dem Pferd. Gratulation an Herrn Metzinger für seine erfrischende Flapsigkeit. Da kann sich Ihr Redakteur ne dicke Scheibe abschneiden. Meditation braucht nur einen Stuhl, Zeit und einen Menschen. (Vielleicht noch ne Kerze) Mehr ist nicht nötig! Weiter schön achtsam bleiben.
Hans-Günther Rehberg-Pawlowski

Ja, ja. Zweimal am Tag 20 Minuten meditieren. Das ist die einzig wahre und richtige Methode. Leider hat sie beim Philosophen, der dies bereits 47 Jahre lang praktiziert, nicht dazu geführt, dass er seine innere Unruhe und Getriebenheit ablegen konnte. Dafür hat er zahlreiche Erkenntnisse gewonnen, die er in drei Büchern gleichzeitig aufschreibt, damit andere Erkenntnishungrige an ihnen teilhaben können. Irgendwie echt lustig!
Helga Eham


Leserbriefe zu „Guten Morgen erst mal!“ Illustration von Jannik Stegen, Text von Tillmann Prüfer im Zeit Magazin

Das war aber jetzt ein wenig geschwindelt: „Und bringe es [das Frühstück] dann jeder meiner Töchter und meiner Frau ans Bett“. Ihre älteste Tochter ist doch längst ausgezogen, und Ihre zweitälteste Tochter lebt derzeit in Paraguay? Naja, was tut man nicht alles. Vielleicht haben Sie die Kolumne ja auch auf dem morgendlichen Rückflug von Asuncion nach Hamburg geschrieben, dann will ich nichts gesagt haben.
Michael Wirriger

Heute kommt wieder ein Liebesbrief aus Wien an die „Zeit“ – an Tillmann Prüfer …seit vielen Jahren lese ich entzückt und begeistert seine berührenden, so unglaublich ehrlichen Beiträge …eine Seltenheit in unserer so empathielosen Zeit.
Christina Vossoughi

Ganz, ganz nett – die Frühstücks-/Familiengeschichte… meine Frage: wie oft kippt der Kaffee oder Kakao aufs Bettzeug?? Die Passage, wo ich besonders aufmerkte: dass Sie morgens die Zeitung aus dem Briefkasten holen… JA – ich will auch morgens meine Zeitung im Briefkasten haben! DIE PAPIERZEITUNG!! BITTE bleiben Sie bei der Papierausgabe – diejenigen, für die Zeitungslektüre unverzichtbar ist, wollen Papier in der Hand haben… IRGENDWANN gibt es nur noch digital natives – dann soll’s mir egal sein, ob es nur noch E-paper gibt…
Angelika Großwiele

„Unser Autor bringt seiner Familie jeden Tag das Frühstück ans Bett.“ – Ich las nur diesen Satz, da wusste ich schon, um wen es sich handelt und was im Text erzählt wird. Ist das nicht schön?
Kurt Eimers


Leserbriefe zu „Erbe vom Staat“ von Christian Endt und Mark Schieritz

Ihr Artikel ist sehr datenlastig, was gut ist. Jedoch befürchte ich, dass einige der zugrundeliegenden Daten nicht die ganze Wahrheit wiedergeben. Im Sozioökonomischen Panel werden keine Rentenansprüche abgefragt. In Frage 54 des SOEP-Core-Haushaltsfragebogen werden alle möglichen Vermögensarten abgefragt – aber eben keine Rentenansprüche. Da aber gerade in Deutschland die Altersversorgung weitgehend über die Gesetzliche Rentenversicherung läuft, müssen diese Ansprüche unbedingt dem Vermögen zugerechnet werden. (1.500 € pro Jahr für 20 Jahre sind grob gerechnet – ohne Zinseszins – ein Vermögen von 360.000 €.) Nur so ist auch ein internationaler Vergleich möglich. Denn natürlich muss ein Grieche während seines Erwerbslebens mehr in Immobilien etc. investieren, um im Alter eine ähnliche Versorgungssicherheit zu erreichen. Das machen die auch und erscheinen dann in Vergleichsstudien vermögender als Deutsche (wenn man Rentenansprüche außenvor lässt.) Mit Berücksichtigung der Rentenansprüche besitzt die untere Hälfte der Bevölkerung offenbar etwa 7 % des Gesamtvermögens, womit scheinbar europäischer Durchschnitt bei der Vermögensaufteilung erreicht ist.
Bei der dargestellten Veränderung der Vermögen in Deutschland haben sie den „Elefanten im Raum“ außer Acht gelassen: Wir hatten in den letzten Jahren eine sehr hohe Zuwanderung von mehrheitlich sehr armen Menschen. Darunter auch viele alleinerziehende ukrainische Mütter mit Kindern. Unabhängig von der in jedem Fall strittigen Armutsdefinition (bei der auch im Club der 30-Meter-Jacht-Besitzer zwangsläufig einige den „Armen“ zugerechnet werden.) ist es deshalb kein Staatsversagen, wenn die Zahl der Armen in Deutschland wächst. Flüchtlinge und Asylsuchende sind fast immer arm. Die Zahl der Flüchtlinge wird in den nächsten Jahren noch stark steigen. Um deren Armut auszugleichen, müssten noch sehr viel gigantischere Summen aufgebracht werden. Der erhoffte Studienbeginnerzuwachs bei Armen muss vor diesem Hintergrund fraglich bleiben: Kinder von Eltern mit Migrationshintergrund haben zu einem sehr viel geringerem Anteil überhaupt Abitur – da würden ihnen auch 60.000 € nichts helfen. Natürlich lernt ein Kind syrischer Eltern schlecht Deutsch und hat dadurch weniger Erfolg in der Schule. Da hilft kein Geld auf dem Konto, sondern nur Nachmittagsunterricht, Zusatzunterricht für Migrationskinder, Schulpaten etc. etc. Und für arme Abiturienten hülfe die banale Aufstockung des Bafög.
Leider berichten Sie nicht, wie sich das Forum New Economy die Herkunft der 17 Milliarden vorstellt. So erinnert es ein wenig an ein sinnfreies Gedankenspiel à la „wenn ich einmal Millionär wär‘“. Ohne Klärung der Mittelherkunft fehlt einfach die Relevanz dieser Studie und mir scheint dann eine ganze ZEIT-Seite (minus Werbefläche) mit großer Graphik doch etwas überdimensioniert.
Ulrich Bähr

Waren Sie auch einmal 18 Jahre alt und erinnern Sie sich noch daran? Offensichtlich nicht, denn wie viele 18-Jährige würden dieses Staatserbe wohl auf die Bank tragen, und somit für mehr Gerechtigkeit bei der Vermögensverteilung sorgen? Fragen Sie sich selbst. Mit dem Geld kann man auch jede Menge andere attraktive Dinge machen, zumal ja diese Generation den Weltuntergang vor Augen hat. Zum Beispiel könnte man eine Partei unterstützen, eine fette Partie schmeißen, um die Welt reisen, vielleicht auch Drogen, ein Auto oder schicke Schuhe kaufen…oder die Oma mit ihrer knappen Rente unterstützen, dem WWF eine Spende machen, tatsächlich ein Studium beginnen oder natürlich ein Start-Up gründen. Der gewünschte Erfolg ist weder zu berechnen, noch führt er zu mehr Gerechtigkeit. Ein Blick in andere Staaten und Kulturen würde helfen zu verstehen: Gerechtigkeit auf Erden wird es nicht geben, weder staatlich verordnet noch auf jedwede andere Art. Wer das wünscht, kann in die katholische Kirche eintreten, glauben, hoffen und auf den jüngsten Tag warten. Ob ihm da Gerechtigkeit widerfährt, bleibt abzuwarten…
Martina Lorch

Es ist immer wieder erstaunlich, welche Anspruchsthemen unsere Überflussgesellschaft hervorbringt. Dabei geht es immer nur um eines: Wie kommt man an das Geld anderer Leute, natürlich ohne zu arbeiten. Dafür werden allerlei Begriffe erfunden: Steuerarten wie z.B. Erbschaftssteuer, Übergewinnsteuer, aber auch Begriffe wie bedingungsloses Grundeinkommen, Umverteilung, Ausgleichszahlungen, Zuschüsse, Förderungen jeglicher Art, Entschädigungszahlungen mit den unterschiedlichsten Begründungen und vieles andere mehr. Und es finden sich doch immer wieder Wissenschaftler, die diesen Unsinn wissenschaftlich begleiten. Dass man um’s Geld arbeiten muss, dass man zuerst etwas ansparen und auf etwas verzichten muss, um sich später was leisten zu können, das ist in vielen Köpfen nicht mehr vorhanden. Ist das die Generation, die früheren Generationen Geldgier vorwirft?
Martin Loser


Leserbriefe zu „Don’t mention the war“ von Peter Kümmel

Ich kann nur davon ausgehen, dass Herr Kümmel jüngeren Jahrgangs ist und nicht im Entferntesten erahnen kann, was es heißt, als Jahrgang 1914 (wie mein Vater) oder Jahrgang 1923 (wie Herr von Bülow) in die Wehrmacht eingezogen zu werden. Übrigens gab es damals auch noch keine Verweigerung der Wehrpflicht.  Glaubt Herr Kümmel wirklich, dass dieser Dienst in der Wehrmacht nicht mit Töten von Menschen im Zusammenhang steht? Was vermisste der Autor an der Sendung über Loriot. Was hätte „aufgeklärt“ werden müssen? Dass Herr von Bülow damals seinen Dienst getan hat? Dass er damals als Kriegsteilnehmer wahrscheinlich am Töten von Menschen beteiligt war? Das haben Hundertausende von Soldaten tun müssen. Was hätte Herr Kümmel denn gerne „aufgeklärt“ gehabt? Welche Geschichte hätte im Film denn dargestellt werden sollen? Herr Kümmel und ich haben doch nur das große Glück, nie in dieser Zeit gelebt zu haben. Ich habe mich selten über solch einen unreflektierten Beitrag in der „Zeit“ geärgert.
Klaus Vollgraf

Am Heiligabend sieht sich der brave Deutsche in der Glotze die „Familie Hoppenstedt“ von Loriot an, die Tage danach „Sissy 1-3“ und an Silvester „Dinner for one“. Alles muss eben seine mehr als geregelte Ordnung haben. Im Jahr 1923 wurde Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, besser als „Loriot“ (1923-2011) geboren. Neben seiner Erkenntnis „Früher war mehr Lametta!“, gefällt mir dieser Satz von ihm: „Beim Fußball erkennt man das Ergebnis nach 90 Minuten, während es beim Fasching bis zu neun Monaten auf sich warten lässt!“ Loriot hätte am 12. November seinen 100. Geburtstag feiern können, seine fast 20 Jahre jüngere Film- und Sketchpartnerin Evelyn Hamann (1942-2007) ist bereits einige Jahre vor ihm gestorben. Noch ein Loriot zu Schluss: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“
Klaus P. Jaworek

Glückwunsch, Herr Kümmel, zur überflüssigsten und sinnlosesten TV-Kritik der Neuzeit! Aber das musste wohl sein, denn 30 Sekunden Kriegserwähnung waren Ihnen ja in der Doku (über ein ganzes, 87-jähriges Leben) nicht genug. Wie gut, dass Sie uns belehren, dass Loriot Oberleutnant eines Panzergrenadier-Regiments war. Danke, das hilft echt weiter. Ein angeblicher Experte fabuliert, man müsse annehmen, dass Loriot mit „dem Handwerk des Tötens beschäftigt“ war, „mehr oder weniger eigenhändig.“ Annahmen, Spekulationen, Vermutungen. Nichts, aber rein gar nichts an konkretem oder gar belastendem Material. Seriöser Qualitäts-Journalismus sieht irgendwie anders aus. Was also sollte das? Das eigene Ego mal kurz überhöhen und befriedigen, indem man einem allseits anerkannten und beliebten Grandseigneur der TV-Unterhaltung eine mit brauner Soße gefüllte Quietsche-Ente nachwirft, in der Hoffnung, dass schon was kleben bleiben wird am vermeintlich makellosen Saubermann des deutschen Humors? Es ist ein erbärmlicher, armseliger und fulminant misslungener Versuch. Nicht traurig sein, Herr Kümmel, es kann halt nicht jeder die Klasse eines Loriots haben. Ertragen Sie es einfach.
Th. Klementz 


Leserbriefe zu „Auf der Suche nach einer Zukunft“ von Lea Frehse

Ich habe immer gerne die Zeit gelesen, da ich das Gefühl habe, umfassend informiert zu werden. Von den letzten beiden Titelblättern sowie dem Kommentar von Jan Ross bin ich sehr enttäuscht. Es wirkt so, als ob die Zeit Redaktion ganz klar Position für Israel bezieht. Diese einseitige Berichterstattung erlebe ich leider auch in anderen deutschen Medien. Von der Zeit hätte ich mir jedoch mehr Ausgewogenheit erhofft, die ich dann mit den Artikeln von Wolfgang Bauer und Lea Frehse auch gefunden habe. Aber die Aufmachung der letzten beiden Ausgaben spiegelt diese Differenzierung nicht wider. Frau Frehse macht ja deutlich, wie problematisch das Verhalten der israelischen Armee ist und wie viele Palästinenser im Westjordanland nach dem 7.10. gestorben sind. In Deutschland werden zurzeit die israelkritischen Stimmen als Antisemitismus verunglimpft. Aber diese rechtsradikale israelische Regierung nicht zu kritisieren, ist undemokratisch. Die Bedeutung der Menschenrechte und das Einsetzen für Menschlichkeit sollte wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. Und dies sollte uns allen erlauben, sich für die unterdrückte palästinensische Zivilgesellschaft einzusetzen.
Robin Haemisch

Sehr bezeichnend ist die Aussage des Rechtsberaters der rechtsradikalen israelischen Siedler: „Araber fürchten den Tod nicht. Willst du sie besiegen, musst du ihr Land nehmen. Nicht töten. Vertreiben.“ Und weiter auf die Frage, ob er glaube, dass Israels Regierung so etwas umsetzen könnte? „Wahrscheinlich nicht. Die beugt sich dem Druck von außen. „Statt „bedingungsloser Solidarität mit Israel“ einzufordern, sollte unsere Regierung das tun, was ganz allein Aussicht auf Erfolg hat: Druck ausüben. Massiven wirtschaftliche und politischen Druck. Nur das wird dazu führen, dass sich die israelische Regierung endlich dazu gezwungen fühlt, internationales Völkerrecht zu beachten.
Björn Luley

Die Karte zeigt das Westjordanland in gleicher Farbe als homogenes Palästinenser-Gebiet. Dort gibt es aber israelische Siedlungen und Außenposten. Bitte zeigen Sie, welche Landflächen Israel beansprucht und wie es diese Flächen in den vergangenen Jahren ausgeweitet hat – und weiterhin ausweitet. Und bitte erinnern Sie daran, was die UN dazu sagen.
Klaus Werner


Leserbriefe zu „Meine Kita heißt…“ von Martin Nejezchleba

Eine ZEIThalbseite über meine Altmark – mir schwant nichts Gutes! Tatsächlich entpuppt sich der Namenwechsel der Tangerhütter KITA als Nichtmeldung auf vielen Zeilen. Bleiben Sie doch ein paar Tage länger und entdecken Sie wahre Geschichten aus einer Region, die nach der Wende viele Menschen verloren hat und sich irgendwie neu erfindet. Sie könnten den deutschen Rufbuserfinder treffen oder königliche Baumkuchenbäckerinnen, herausfinden, was die Tragödie der Syrer mit altmärkischer Zahngesundheit zu tun hat und wie es Ukrainerinnen finden, von russischen Spätaussiedlern ‚willkommen‘ geheißen zu werden. In Salzwedel, einer anderen Perle der Altmark, gab es übrigens auch eine Anne-Frank KITA, so wie in vielen anderen ostdeutschen Städten, der Name kam wohl mit dem Typenbau und hat mitnichten einen Erinnerungswert. Fahren Sie hin!
Susanne Lambany

So schnell kann es gehen! Eine berechtigte Diskussion um einen Kita-Namen: Was ist kindgerecht? Was wird den verschiedenen Bedürfnissen gerecht? Was gebietet der Respekt gegenüber der einst getroffenen Entscheidung? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Änderung? … Und dann so ein dummer Satz: „Eltern mit Migrationshintergrund“ könnten oft „nichts mit Anne Frank anfangen“! Wo kommt das her? Haben die hier bemühten Eltern sich beklagt? Hat man sie dann nicht daran erinnert, dass sie sich jederzeit informieren können? Haben sie gesagt, „ich kann damit nichts anfangen“, was umgangssprachlich so viel bedeutet wie „ich will das nicht!“, „das ist Unsinn!“ oder „ich missbillige das!“ Oder haben sie gesagt „ich weiß nicht, wer Anne Frank war“? Das wäre nicht so schlimm wie obiges, nur dumm (wenn man Internet hat). Nun kann man den Eindruck haben, dass MmM (Menschen mit Migrationshintergrund) sich in Deutschland als Verhinderer der Erinnerungskultur aufspielen wollen und dazu ihren Judenhass in unsere Gesellschaft hineintragen wollen. Selbst schuld Frau Kita-Leiterin und Herr Brohm!
Kilian Rinne

Es schon befremdlich, wenn in Deutschland Einrichtungen (Schulen/Kita) und Brauchtümer (St. Martin wird „Lichterfest“) umbenannt werden sollen, nur weil Ukrainer oder Bürger muslimischen Glaubens damit nichts „anfangen“ können. Dann muss man es ihnen erklären! Wessen Geschichte ist das denn?
Rolf Kranemann


Leserbriefe zu „Ich bin ein Gesichtsvermieter“. Gespräch mit Thomas Gottschalk geführt von Giovanni di Lorenzo

War das wirklich nötig, zwei ganzen Seiten des Wirtschaftsteils (!) durch ein Interview mit Thomas Gottschalk zu belegen? Haben wir heutzutage keine anderen Probleme?? Muss nun auch Die Zeit den Weg der Verblödung gehen??? Der Thomas ist doch nur ein armer, hochneurotischer, in die Jahre gekommener, verkitschter deutscher Spießer.
Helmut M. Schmitt-Siegel

Wer sich mit Thomas Gottschalk „einlässt“, der wird auch nicht großartig überrascht werden, der bekommt einen Thomas Gottschalk geliefert, wie er leibt und lebt, einen Sprücheklopfer, der meist Sprüche klopft! Seine Aussage, wo er den Unterschied zu seinem Freund, dem Fernsehmoderator Günther Jauch (*1956) sieht, das ist dann wieder ein typischer Gottschalk: „Ich bin viel mehr der Hanswurst, der Hansdampf in allen Gassen, ich bin so, wie die Leute sein wollen. Und der Günther ist so, wie die Leute sind!“ Thomas Gottschalk ist nur knappe drei Jährchen älter als ich, auch ich hab mir, so wie er, als Kind die Bergsteiger-Geschichten des Bergsteigers, Schauspielers, Regisseurs und Schriftstellers Luis Trenker (1892-1990) gerne im Fernseher mehr angehört als angesehen, denn zu sehen gab es nicht recht viel mehr, als einen Luis Trenker, der mit Händen und Füßen, wild zu seinen Geschichten gestikulierte. Den Kabarettisten, Komiker & Schauspieler Jürgen von Manger (1923-1994), der auf der Bühne in die Rolle des Adolf Tegtmeier schlüpfte, den habe ich mir ebenso gerne in den 80iger Jahren zu Gemüte geführt. Zurück zu Thomas Gottschalk, der „Wetten, dass…?“ endgültig aufgeben will, aber er dürfte/wird uns trotzdem in irgendeiner Weise „auf Ewig treu bleiben“.
Klaus P. Jaworek

Wie konträr sich diese beiden – durch die Medien groß gewordenen – Menschen im Gespräch gegenüberstehen. Wie ähnlich sie sich aber doch sind. Der Journalist, der eine gewisse Arroganz (es mag auch kaschierte Scheu in beginnender Karriere gewesen sein) überwunden hat und der Moderator, der sich seiner Plattheiten nicht schämen muss, weil er es angeblich nicht anders weiß oder gelernt hat.  Und weil ihn viele Fans ob seiner zur Schau gestellten „manchmal beschwerten“ Unbeschwertheit und Flapsigkeit irgendwie lieben. Mit einer nicht überwundenen Kränkung, eben wegen Gottschalks damaliger Missachtung ihm selbst gegenüber, steigt Giovanni di Lorenzo spürbar gekränkt in das Gespräch ein und bereitet damit den Boden für weitere Dumpfheiten, derer sich eher andere fremdschämen würden, nur aber nicht der Urheber Thomas Gottschalk selbst.
Mir offenbart sich im Gespräch eben jene verbindende Eigenschaft dieser unterschiedlichen Menschen, weil sie beide von den Medien, den Einschaltquoten und den Liebkosungen der Fans auf das Höchste verwöhnt – und vom Dauererfolg gebürstet – unter uns weilen. Der eine, intellektuell vielspaltig unterwegs und durchaus weltkritisch durch die Seiten der auflagenstarken Helmut Schmidt geprägten ZEIT wandelnd. Der andere sich offenbar keinen Kopf darüber machend, wenn er dummschwatzend und arglos Frauenknie toucht, und sich so recht billig den Weg durch die Mitte welterklärender Promis, Stars und Sternchen – hinauf in die obere Etage des höchstbezahlten Entertainments bahnt. Oft hat er die Fans mit seiner (gelobt und kritisiert) gelungenen Show beglückt. In einer vielgestaltigen freiheitlichen Medienwelt darf und sollte diese Gegensätzlichkeit möglich sein. Giovanni di Lorenzo muss nicht lange nach angemessenen Worten in seinem Talk suchen, wenn es etwa um schwierige Themen geht und ihm die Verletzlichkeit eines Menschen gegenübersteht. Er weiß meistens mit Worten umzugehen, was seinen Gesprächspartnern den Mund öffnet, damit sie mit Informationen über sich nicht geizen.
Das funktioniert zuweilen recht gut, wenn das Gegenüber emphatisch ist, inhaltlich argumentiert und das eingesetzte journalistische Werkzeug greift. Es funktioniert aber nicht immer zuverlässig. Thomas Gottschalk hat das offenbar längst erkannt. Auch wenn er jede Menge Plattheiten von sich gibt, ist er nicht von gestern. Der Dschungel der Medienwelt hat ihn nicht abgestumpft, eher wohl seine Sinne für journalistische Fallen geschärft. Sein Konter ist weniger intellektuell, aber dennoch wirkungsvoll, weil Giovanni di Lorenzos Fragestellungen persönliche Betroffenheit durchscheinen lassen. Gottschalk erntet Zustimmung durch seine sympathische Art, durch das geschickte und lockere Umgehen der zwischenmenschlichen Gefahrenzonen. Die gelegentlichen Berührungen, die er seinen Gästen zumutet, nimmt man ihm nicht krumm. Er ist halt ein glattrasiertes, gewinnendes und verbales Raubein.
Giovanni di Lorenzo erhält seinen Zuspruch über die sprachlichen und zartfühlenden Brücken, die er von Mensch zu Mensch baut. Das eben auch mit der Fertigkeit, Kritik zu üben, ohne sein Gegenüber zu brüskieren. Er ist sich seiner Gentleness – nicht unbeschwert – bewusst. Sein Habitus lässt das manchmal erkennen. Dieses abgedruckte Interview wirkt auf mich wie ein kleines verrutschtes Psychogramm zweier Promis, welches erlernte Ignoranz und hintergründig gärende Verletzlichkeit wohl kaum zusammenbringen kann. Warum sollte es das auch? Die Hauptsache ist: wir haben etwas über beide Menschen erfahren können. Viel war es allerdings nicht.
Bernhard W. Rahe


Leserbriefe zu „Das neue Normal“ von Nicolas Killian und Sina Metz

Müssen wir nicht auch als Gesellschaft einen Plan B, C und D haben und uns endlich auf „Das neue Normal“ einstellen? So wie unsere Böden vertrocknen und plötzlich unfruchtbar werden können, genauso kann es unseren Medien ergehen. Seit über 40 Jahren lese ich die Zeit, Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Was hat sich die Welt verändert und wie sehr hat sich die Zeit verändert. Das Brennen der, Zu Recht sehr verehrten, früheren journalistischen Größen für Verantwortung, Versöhnung, Aufklärung, Humanitas, kurz eine soziale, gerechte, freie sowie fortschrittliche Gesellschaft bildete den leuchtenden Rahmen, der für mich DIE ZEIT so wertvoll machte. Aber wenn ich jetzt DIE ZEIT aufschlage, blutet mir immer öfter das Herz.
Engagiert und ohne Scheuklappen wurden früher Themen kontrovers und auch sehr konfrontierend in die Gesellschaft getragen. Lag es an der Zeit? Augstein, „Bedingt abwehrbereit“, legte sich mit der Executive an, der Stern, „Wir haben abgetrieben“, schockte den §218 weg. Sie lösten in den 90er Jahren einen Skandal aus, indem Sie das ZEITmagazin mit dem Blut (eine Weltpremiere) der vergewaltigten Frauen des Jugoslawienkrieges druckten! Heute wirken Spiegel, Stern und leider auch DIE ZEIT im Vergleich dazu durch kommerzialisiert, ohne Ecken und Kanten und immer relativ vorsichtig, um ja keine Kunden vor den Kopf zu stoßen. Es ist kein Wille zu spüren, die sich immer bequemer einrichtende Gesellschaft wirklich in Frage zu stellen. Anstelle des früheren Brennens ist da viel öfter ein Anbiedern als alte Konsummuster bestätigende Dienstleister*in, Ratgeber*in oder Unterhalter*in. Es scheint, als ob DIE ZEIT sich um so mehr dem Publikum genehm macht, je näher der Arten-, Natur-, Ressourcen-, und Klimakollaps kommt. Als ob Sie den „lieben Konsument*innen“ ja nicht zu viel zumuten wollen, sie nicht für voll nehmen und ihnen nicht sagen wollen, wie ernst die Lage ist. Dabei ist uns allen doch schon längst sonnenklar, dass wir als hoch technologisiertes Land die größte Pflicht haben, so lange jeglichen unnötigen CO2-Ausstoß zu vermeiden, bis wir klimaneutrale Alternativen haben. Aber Sie stellen noch immer unendliches Wachstum als unverrückbar notwendig dar, obwohl alle Wissenschaftler*innen, der Papst, die UNO und die EU auf schnellstmöglichen Verzicht dringen! Denn der Konsum unserer reichen Gesellschaft war und ist in einem viel größeren Maße für die Klimakatastrophe verantwortlich wie der globale Süden. Aber gerade der wird vor allem durch unseren Konsum ins Verderben gestützt. Gerade wegen unserer historischen Verantwortung und heutigen technologischen Spitzenposition fällt uns die Verantwortung zu, auch im jetzt dringend notwendigen persönlichen Verzicht voranzugehen.
Klaus Siersch

Vielen Dank, dass Sie das Thema Ertrag und Feldfrüchte unter Aspekten den bereits realen und noch zu erwartenden Bedingungen durch den Klimawandel thematisieren. Allerdings entdecke ich an etlichen Stellen in Ihrem Artikel Seitenhiebe auf die konventionelle Landwirtschaft und Sie werfen mit Begriffen wie Monokulturen und Kunstdünger sowie intensive Landwirtschaft um sich, die durchaus als negative Beispiele gesehen werden sollen. Leider tragen diese Aussagen weder dazu bei, dass Thema besser durch den Leser fassbar zu machen, noch liefern sie Handlungsalternativen wie denn die künftige Landwirtschaft sich adaptieren kann. (Ich vermute, sie entspringen vielmehr Ihren ideologisch gefärbten „grünen“ Vorstellungen von Landwirtschaft oder liege ich da falsch?)
Klar ist jedenfalls, dass es weitere Projekte gibt, die sich mit den Folgen des Klimawandels auf die Landwirtschaft auseinandersetzen. Dabei wird z. B. an der HBLFA in Raumberg-Gumpenstein zusätzlich zu Temperatur und Niederschlag der Effekt gestiegener CO2-Gehalte in der Atmosphäre in Graslandsystemen untersucht. Ebenso gibt es beispielsweise an der LfL in Bayern Projekte, bei denen trockenheitstolerante Gräser gezüchtet werden usw. Generell ist es nicht so, dass wir hier bei null anfangen. In anderen Regionen der Welt kennen wir die künftig in Deutschland zu erwartenden Bedingungen ja schon und dort werden bereits erfolgreich Anbausysteme verwendet (wie z. B. das Regelfahrspurverfahren) die mit Trockenheit usw. besser zurechtkommen. Ein Verzicht auf Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutz propagieren diese Erfahrungen jedenfalls nicht als den passenden Weg, genauso wenig wie die ökologische Landwirtschaft.
Andere Anpassungsstrategien wie neue Kulturen oder Diversifizierung der Grünlandbestände sind überdies nichts Neues, zumindest für die Agrarwissenschaftler und Landwirte. Hier sind wir alle schon längst auf dem Weg, wie z. B. die Sojazüchtung an der LfL und die in kürzester Zeit stark angestiegene Sojaanbaufläche in Süddeutschland eindrucksvoll belegen. Es ist also nicht so als würden die Landwirte da unvorbereitet in eine Katastrophe laufen. (Das kann man eher vom Rest der Bevölkerung inkl. der Politik sagen, bisher vermisse ich überhaupt Konzepte zum Wasserrückhalt für mehr Grundwasserbildung, für eine effizientere Verwendung der erzeugten Lebensmittel, für einen Umgang mit den Hitzetagen und den damit verbundenen Herausforderungen bezüglich Gesundheit usw., mit dem Umgang mit neuen klimawandelbedingten auftretenden Parasiten bis hin zu Pilzen usw. USW.). Daher wäre es sehr zielführend, wenn Sie sich von Ideologie frei machen und sachlich über diese Herausforderungen berichten könnten. Ich kann mir als Agrarwissenschaftler nicht vorstellen, dass Ihne dies Dr. habil. Martin Schädler so diktiert hat. Als Wissenschaftler hat er sicher ein differenzierteres Bild zum Besten gegeben.
Darüber hinaus möchte ich Sie darauf hinweisen, dass selbst im ökologischen Landbau die Monokultur auf den Äcker steht (und zwar ähnlich häufig wie auf konventionellen Äckern), chemischer Pflanzenschutz zum Einsatz kommt um überhaupt was zu ernten (beispielsweise im Kartoffelanbau oder auch beim Biogärtner also insbesondere in vielen Gemüse-und Obstbaukulturen), die Erträge genauso zurückgehen bei Trockenheit (wobei sie generell schon auf einem niedrigeren Niveau waren, wodurch der Rückgang Prozentual dann weniger ist) und wir mit der Ideologie der Bioanbauverbände die Anpassung an den Klimawandel noch schlechter bewältigen werden (Stichwörter wären da z. B. die Ablehnung von modernen Züchtungsmethoden wie Crispr-Cas (teils wird sogar die markergestützte Selektion nicht gewünscht), eine gewisse Affinität zu Alternativen wie den effektiven Mikroorganismen, die bisher noch in keiner Studie beweisbar eine Effekt hatten oder der Mondkalender bei Demeter, die Ablehnung der Zufütterung von synthetischen Aminosäuren insbesondere in der Geflügelhaltung (was meines Erachtens nach in  Richtung Tierschutzrelevanz gegen kann) usw.).
Ideologie war immer schon mindestens auf einem Auge blind und hat bisher noch nie zu den erhofften Zielen geführt. Dagegen sind wir mit ergebnisoffener unabhängiger Forschung und neutraler Wissensvermittlung sowie Aufklärung der Bevölkerung weit gekommen. Daher der Apell an Sie, dies auch im Journalismus umzusetzen! Glauben Sie mir, die Artikel werden genauso gelesen, wenn Sie auf diese Seitenhiebe (die an vielen Stellen mindestens nicht zielführend sind oder sogar die Fakten ignorieren bis hin zu gegenteiligen Aussagen im Vergleich zum Stand des Wissens stehen) verzichten. Solche Dinge kann die Bild machen, sie passen aber nicht in die Zeit.
Stefan Thurner


Leserbriefe zu „Angst auf dem Campus“ von Amrai Coen et al.

Vielen Dank für den Bericht über die Zustände an US-Amerikanischen Universitäten. Als ehemaliger Student und Gastwissenschaftler in New York kann ich mir bestens vorstellen, wie es dort zugeht. Es ist in der gegebenen Situation ja wirklich ganz viel Unterscheidungsvermögen gefordert, und dies wurde hüben und drüben jahrzehntelang durch simple politische Diskurse abgebaut. Leider ist die Welt nicht immer nur binär, es ist nicht immer alles, was unterdrückt ist, automatisch gut, und alles, was keine Minderheit ist, automatisch schlecht. Gleichwohl scheint mir Ihrem Text an mancher Stelle selbst das Unterscheidungsvermögen abzugehen. In der Überschrift davon zu sprechen, dass muslimische Studenten glaubten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können, und dann zu berichten, dass die Präsidentin Harvards die Einkesselung und Beschimpfung jüdischer Studenten als freie Meinungsäußerung zulasse, ist doch einigermaßen bizarr. Man sollte doch differenzieren können zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit.
Sie stellen beide aber potentiell gleichberechtigt dar und fallen damit tendenziell in denselben Dualismus, den Sie beschreiben. Auch der Satz „Die Macht der Masse fordert nun die Macht des Geldes heraus“ ist im hiesigen Kontext, pardon, wirklich ein Griff ins Klo. Zuletzt stellt sich mir die Frage, was es denn nun eigentlich mit der von Ihnen durchaus beschworenen „Mitte“ auf sich hat. Ist die Mitte neutral – sie vermittelt nur Informationen ohne Deutung und ohne Interpretationsrahmen? Oder ist die Mitte humanistisch, das heißt sie verurteilt den islamistischen Terror und sorgt sich um palästinensische Zivilisten? Sind „die Mitte“ die Vermittler, die sich außerhalb des mittlerweile kultivierten Betroffenendiskurses positionieren? Oder die letzten verbliebenen Wissenschaftler? Fragen über Fragen. Bleiben Sie dran!
L. Wiesenfeld

Antisemitismus und Rassismus sind für mich nach wie vor der erbärmliche Beweis, dass sich die Gattung Mensch selbst bis in unsere Gegenwart hinein nicht annähernd verstanden hat.Schlimmer noch: Der einzelne verständige Mensch wird der Lüge, des Verrats, der Unredlichkeit verdächtigt.
Matthias Bartsch


Leserbriefe zu „Wir müssen reden“ von Matthias Nass

In diesem Artikel liest man: „Am Ukraine-Kriege ist aus chinesischer Sicht die Osterweiterung der NATO schuld. Den Konflikt mit der Hamas habe Israel mit seinem Streben nach Hegemonie und seiner Machtpolitik zu verantworten.“ In beiden Fällen gibt es aufgrund unseres heutigen Wissens gute Argumente, die diese Ansichten durchaus untermauern: Im Falle der Ukraine hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg Anfang September ausgeplaudert, dass ein zur Verhütung des Krieges im Herbst 2021 ausgehandelter Vertrag zwischen Putin und Selenskyj auf „unnachgiebiges Drängen der USA“ verworfen wurde. Direkte vorhersehbare Folge (George Kennan, Jack Matlock, Williams Burns, Oleksiy Arestowytsch) war der russische Überfall. Zum Krieg im Nahen Osten gibt uns der Artikel „Auf der Suche nach einer Zukunft“ in der gleichen „Zeit“-Ausgabe einen Einblick, in welcher durchaus auch als terroristisch zu bezeichnenden Art israelische Siedler-Aktivisten und Militärs Palästinenser in Westjordanland seit vielen Jahren drangsalieren, foltern und ermorden (160 getötete Palästinenser nur schon seit dem Terror-Angriff der Hamas). Dies unter voller Deckung durch den Staat Israel.
Peter Früh

Vielen Dank für diese Meldung. Selbst wenn Politiker gescheitert sind und zu Diktatoren werden, hilft es nichts nur den Teufel in ihnen sehen zu wollen.
Michael Scheppler


Leserbriefe zu „Abitur Sonderheft“

Wie sprechen Sie die Schülerinnen und Schüler, welche mit der Mittleren Reife oder mit dem Hauptschulabschluss die Schule beenden, an? Mit diesem Sonderheft, s.o., ganz sicher nicht! Leider muss ich feststellen, dass es sich hierbei um eindeutigen Klassismus handelt. Auch die Schülerinnen und Schüler, welche mit der Mittleren Reife oder mit dem Hauptschulabschluss von der Schule gehen, müssen sich orientieren, brauchen Hilfe in der Suche und Findung. Ich selbst bin im Schuldienst tätig und immer bemüht, den Schülerinnen und Schüler zu vermitteln, dass sie alle GLEICH viel wert sind und die gleiche Aufmerksamkeit verdienen. Sie ignorieren einfach diesen großen, bzw. größeren Teil der jungen Menschen, die kein Abitur machen. Das ist traurig und diskriminierend.
Carmen Straub

Vielen Dank für das tolle Interview mit Ursula Konnertz! Sehr wichtig, dass über die Institution die bereits seit der Nachkriegszeit Demokratieerfahrung und -kompetenz vermittelt! Mir hat im Artikel lediglich gefehlt, dass über die einkommensabhängigen, unkompliziert zu beantragenden Stipendien am Leibniz Kolleg berichtet wurde! Bei dem Collegium Academicum wurde dies ebenfalls berücksichtigt.
Malte Ferber


Leserbriefe zu Titelthema „Die Albträume sind wieder da“, „Muss man als Jude hier Angst haben?“. Gespräch mit Katarina Seidler und Gábor Lengyel geführt von Evelyn Finger

Dass alte, von Hass zerfressene, palästinensische Weiber und auch aufgestachelte Kinder am Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren, ist mir neu, wird aber durch eine Reportage vom heutigen Sonntag bei BR 24 bestätigt. Es gibt keine palästinensische „Zivil“bevölkerung. Ich verstehe nicht, warum Israel diesen Faschisten überhaupt Fluchtmöglichkeiten eröffnet. Dieses Dreckspack gehört beseitigt, genau wie die angebliche deutsche „Zivil“bevölkerung spätestens zwischen 1939 und 1945 beseitigt gehörte!
Thomas Manthey

Ich kann die Art und Weise, wie Frau Seidler über einen Großteil der Bevölkerung in Deutschland und über mich, der lange nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde, denkt und moralisch urteilt, nicht ertragen. Ihr Kurzfazit: Weil ich nicht auf die Straße gehe, bin ich gleichgültig. Unglaublich!
M. Platz


Leserbriefe zu „Tausendmal gerührt“ von Anna Kemper im ZEIT Magazin

Was für ein herrlicher Artikel und was für eine wunderschöne Geschichte. Porridge-Weltmeisterschaft in Carrbrigde/Schottland. Dort haben sie selbstverständlich auch einen Golfplatz. Inverness ist nur rund 25 Miles entfernt. Ihr früherer Kollege Reiner Luyken hat es da in Achiltibuie etwas schwerer. Der nächste Golfplatz ist in Ullapool. Mindestens 15 Miles entfernt. Dafür hat er einen Blick auf die Summer Isles. Wir waren im Sommer, also August, in Schottland. Die Möwen gingen zu Fuß, wir hatten Winterschuhe und   lange Unterhosen an. Es war nie wärmer als 16 Grad Celsius. Frei nach Camus: Wir müssen uns den Schotten als glücklichen Menschen vorstellen.

Viel Spaß und Glück im nächsten Jahr bei den Weltmeisterschaften im Porridge kochen.
Hartmut van Meegen

Was für eine wunderbare Reise in‘s Porridge-Wonderland, die wir da mit Ihnen machen durften! Ich mag Ihren Schreibstil und den tollen Humor – und werde ab jetzt keinen Porridge mehr „einfach so“ essen können. Und die Blaubeer-Knödel möchte ich sofort als neues Sonntags-Frühstück einführen :-)
Pia Mischung


Leserbrief zu „Lügen, Diebstahl, Gier“ von Heike Buchter und Jens Tönnesmann

Anlässlich Ihres sehr interessanten Artikels über den Bitcoin und Co habe ich folgende Fragen: Bitcoins werden beim Mining geschaffen, indem man komplizierte Rechenaufgaben löst. 1. Wer ist eigentlich der Auftraggeber für diese Aufgaben und wer profitiert von der Lösung der Aufgabe oder werden einfach durch das Mining Bitcoinwerte geschaffen, denen nichts entspricht. Der Handel oder das Bezahlen mit Bitcoins ist noch leicht zu verstehen, aber wo liegt der Mehrwert oder gibt es gar keinen? 2. Wenn die Gesamtsumme auf 21 Mio. begrenzt ist, warum werden dann immer noch Bitcoins geschürft und was passiert damit?
Wolfgang Scheer


Leserbrief zum Titelthema „Die Albträume sind wieder da“, „Weiterleben, immer weiterleben“ von Paul Middelhoff

Angesichts des Hamas-Terrors leiden überlebende Opfer der Nazigräueltaten wieder unter Albträumen. Leiden im heutigen Deutschland auch die Nachgeborenen? Unter den Erinnerungen an die Opfer der Gräueltaten deutscher Täterschaft? Unter der Schuld am größten Verbrechen gegen die Menschlichkeit? –  Angesichts des Hamas-Terrors bekennen sich in Deutschland in seltener Einmütigkeit Politik und Staat auf allen Ebenen zum Existenzrecht Israels. Ist diese Einmütigkeit tief in der deutschen Schuld verankert? Dann würden manche Bekenntnisse vielleicht nicht so triumphierend und obrigkeitsstaatlich daherkommen. Einige vollmundig und etwas zu laut vorgetragene Bekenntnisse scheinen eher der Ausgrenzung zu dienen, diesmal der Muslime. Zugleich zeigt sich in der Bevölkerung ein offenbar breit etablierter alltäglicher Antisemitismus. Auf allen Ebenen: Ausgrenzung hat Hochkonjunktur. Höchste Zeit, dass wir wieder Menschlichkeit entdecken und pflegen.
Reinhard Koine


Leserbrief zu „Eine Mammutaufgabe“ von Johanna Jürgens

Lese gerade den Artikel über den Mastodon-Gründer. Da heißt es: …in Russland geboren als Sohn jüdischer Eltern. Ist das wichtig? Es würde ja auch kein Mensch schreiben: …. wurde in Italien geboren als Sohn evangelischer oder sonstwas Eltern. Und dann noch geborener Russe. Gleich zwei aktuelle KO-Kriterien in einem Satz. Schämen Sie sich, Johanna Jürgens, wohl in Deutschland geboren als Tochter von Eltern welches Glaubensbekenntnisses?
Joseph Zenz


Leserbrief zu „Die Sonne auf die Erde holen“ von Fritz Habekuss

Von der „Wette auf unerschöpfliche Energie“ können derzeit scheinbar sehr viele Wissenschaftler und Start-Up-Unternehmen ganz gut leben. Die Frage ist, ob im Tritium so viel Energie steckt, dass es in Wärme oder Strom umgewandelt werden kann, wenn man diese Kerne zum Helium fusioniert. Das wäre bekanntermaßen die Voraussetzung dafür, dass die Kernfusion tatsächlich für uns nutzbare Energie liefern kann, ohne dass man mehr Energie aufwenden muss als man herausholt. In Uran, Erdöl, Kohle, Wasserbewegung, Luftbewegung und Licht steckt bereits sehr viel Sonnenenergie, die wir nach dem Energieerhaltungsgesetz zu unseren Gunsten umwandeln. Aber in Tritium? Der angebliche Durchbruch in den USA war ja auch nur eine Schönrechnerei. Der Aufwand für die Lasererzeugung war scheinbar nicht eingerechnet. Ein Leichtsinnsfehler?
Dann bleibt noch die Frage nach der Energie, die notwendig ist, um Tritium herzustellen. Es stellt sich zwangsweise die Frage, ob das Energieerhaltungsgesetz einer Kernfusion als Quelle zur Energiegewinnung auf der Erde nicht im Wege steht. Und eine mögliche Antwort auf die Frage, warum die Kernfusion in der Sonne funktioniert, könnte sein: Weil in der Sonne immense Mengen an kosmischer Energie vorhanden sein könnten, welche die Kernfusion dort unterhalten. Wie wir wissen, wird der Sonne auch irgendwann die Puste ausgehen. Vermutlich zu einem Zeitpunkt, an dem diese kosmische Energie aufgebraucht sein wird? Verstehen Sie meine Gedanken zu diesem Thema bitte als diejenigen eines physikalischen Laien, der sich allerdings zumindest kritische Gedanken dazu macht.
Martin Krivacek


Leserbrief zu „In der Tinte“ von Thomas Fischermann und Marcus Rohwetter

Vielen Dank fürs dranbleiben. Sie dürfen die Handelsunternehmen hier nicht aus der Verantwortung lassen! Auffallend ist, dass es anscheinend dazu keine staatlichen Kontrollen gibt (oder zumindest keine die über das Abhacken von Auditzetteln hinausgeht). Wozu gibt es einen Zoll? Sollte dort nicht schon beim Import kontrolliert werden, woher die Produkte kommen und wie sie produziert wurden?  Darüber hinaus sehe ich bei den Handelsunternehmen hier schon ein klares Muster: solange keiner draufdeutet, passiert nichts. Für ausgewählte inländische Produkte werden einseitig die Produktionsbedingungen auf höchsten Niveaus vorgegeben (siehe Auslistung von Käfigeiern oder Tierwohllabel), gleichzeitig werden aber bei verarbeiteten Produkten (Eiernudeln oder Wurst) diese Regeln nicht angewendet. Schließlich will man ja weiterhin Sonderangebote raushauen, um den Verkauf anzukurbeln. In die gleiche Schiene passt, dass immer nur die Produzenten herangezogen werden, wenn es beispielsweise um CO2-Bilanzen geht (so fehlten bei der jüngsten Lidl-Kampagne doch die Emissionen aus dem Transport und von weggeworfener Ware bei Lidl selbst etc.).
Die Handelsunternehmen unternehmen jedenfalls nichts, was ihnen echte Herausforderungen bringen würde. Dabei hätten wir die Technik heute dafür. Was spricht dagegen zu fordern, dass eine Charge mittels GPS-Tracker verfolgbar sein muss, vom Fangort bis zum Supermarktregal? Die Technik dafür gibt’s, sogar mit Echtzeit Trackingdaten. Oder beim Umpacken/Weiterverarbeiten die einzelnen Teile echt dem Ursprung zuzuordnen? Dazu liefen schon viele Projekte (und bei hochwertigen Produkten wie z. B. dem Jamon Cerano funktioniert das ja auch schon lückenlos). Generell sollte ich als Auditunternehmen doch stutzig werden, wenn oft umgepackt wird oder das Produkt über viele Handelsunternehmen läuft. Mir scheint, dem Handel geht es ums Geld. Auf der einen Seite mithilfe der inländischen Produzenten ein hübsches nachhaltiges Image zulegen, alles, was aber eigene Arbeit oder gar Kosten für den Handelsriesen bedeutet wird klar abgelehnt. (Und das habe z. B. von einem Leiter der Strategieabteilung bei Rewe selbst gehört, als es bei den DLG-Spitzenbetrieben Milchvieh (vor gut 10 Jahren) darum ging, was Rewe alles von den Milcherzeugern erwartet, auf die Frage eines Milcherzeugers, was denn Rewe für die Nachhaltigkeit tue, war die Antwort ziemlich eindeutig, nämlich das ist Sache der Erzeuger, bei Rewe muss man da nichts angehen. Und auch jüngst (diese Woche) bei einem Vortrag von Emmi hatte ich den Eindruck, dass die Anstrengungen ganz klar von den Erzeugern gefordert werden, man sich selbst aber auf die Werbekampagnen für das nachhaltige Image begrenzt und weiters nicht im Unternehmen angeht um dort auch nachhaltiger zu werden.)
Daher ist hier die Politik und der Staat gefordert. Wenn Dinge wie das Lieferkettengesetz ernst gemeint sind, müssen diese auch rigoros kontrolliert werden. Irgendwie bekomme ich langsam das Gefühl, als Landwirt bin ich gläsern und muss nahezu in vorauseilendem Gehorsam jede Kontrolle über mich ergehen lassen (und hier gibt es ziemlich viele, da es nun mal nicht so ist, dass der Landwirt so selten wie oft in den Medien behauptet kontrolliert wird). Und da werden alle möglichen (und viele unmögliche) Dinge kontrolliert, und zwar normalerweise unangekündigt. Bei den Handelsunternehmen wird das anscheinend nicht so gehandhabt. Zumindest verwundert es, wenn sie zur Beantwortung einer Frage nach gesetzlichen Standards dann nicht in der Lage sind, diese klar und sofort (oder zumindest zeitnah) zu erledigen.
Die Handelsunternehmen hätten einen Berg an Themen, bei denen sie tätig werden sollten: wie das Vermeiden von Lebensmittelverschwendung (besseres Management der Vorräte, Umstellen auf ein Bestellsystem bei leicht verderblicher Ware, das gibt es dann eben nicht mehr spontan (oder nur in begrenztem Umfang, so dass alles auch wirklich weg kommt)), bessere Kontrolle der Herstellungsbedingungen, wirklich lückenlose Rückverfolgung, aktives Management von Ware die nahe am Ablaufdatum ist, so dass diese noch verwertet wird usw. Zuletzt noch eine Anmerkung: Es ist gut den Finger in die Wunde zu legen. Allerdings wäre es aus meiner Sicht auch nötig, dann die „Guten“, also die Produkte, bei denen es passt zu nennen.
Stefan Thurner


Leserbrief zu „Hinter dem Leuchten“ von Stefan Schmitt und Ulrich Schnabel

Nicht nur Stefan Schmitt und Ulrich Schnabel haben sich gewundert, dass Perlmutter und Riess 2011 den Physik-Nobelpreis für ein ungelöstes Problem erhielten. Noch mehr hätten sie sich gewundert, wenn sie zur Kenntnis genommen hätten, dass dark energy und dark matter ihre Nicht-Existenz nur plumpen konzeptionellen Fehlern verdanken. Auch mit Hilfe noch so teurer Teleskope lassen sich solche Fehler natürlich nicht finden! Für Leute, die lesen können, genügt ein Blick auf Newtons Gesetz der Schwere und dessen korrekte Anwendung auf ferne Galaxien. Übrigens auch das Masse-Potential, alias Äther, dessen Gradienten die Schwere ponderabler Massen verursachen, lässt sich mit Teleskopen nicht sehen. And Newton was right.pdf .
Michael Schmiechen


Leserbrief zu „Die Position: Stärkt die Demokratie an den Schulen!“ von Nina Kolleck

Es macht mir Angst, dass ein Drittel der jungen Leute zwischen 16 und 29 Jahren verschwörungstheoretische Ansichten unterstützt und sich wohl in noch größerer Zahl von der Demokratie abwendet. Wenn wir die drängenden Fragen der Zukunft meistern wollen, bedarf es einer offenen und kritischen Debatte auf dem Boden der Tatsachen und in gegenseitigem Respekt. Um auf Fake News basierten antidemokratischen Haltungen zu begegnen, bedarf es einer außerordentlichen und unaufschiebbaren Anstrengung auf den Gebieten der politischen Bildung und er Medienkompetenz bereits in der Grundschule, getragen von entsprechender Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte.
Ludwig Engstler-Barocco


Leserbrief zu „Der alternde Zarathustra“ von Thomas E. Schmidt

Echte Befreiung gibt s nur in der Kenntnis von Religion aus dem AT. Poona war halt ein Spaß mit zuviel Sex – ich war auch mal dort. Dass Identität Individualität ablösen muss, ist richtig, d.h. Befreiung gelingt nur durch Identität, aber was für Eine? Die Antwort findet man in der Bibel, im AT, dem Buch der Moabiterin Rut. Sie verstand, wie die Thora gelebt werden muss, damit sie überhaupt gelebt werden kann. Es geht um einen anderen Umgang mit Regeln und Identität als Gegenentwurf, denn eine starke Identität ist nicht gut, wenn Menschen dafür nicht geeignet sind. Das ist der Schlüssel für Alles, Rut lehrt, dass wir aus dem Fremden, also dem, was wir nicht sind, lernen können, worauf es ankommt. Das hat Peter Sloterdijk ja angestrebt, aber offensichtlich nicht den richtigen Weg gefunden. Dieser erfordert den Tod „Gottes“, d.h. unserer Christlichen Identität, den Willen zum Übermenschen sowie zur eigenen Macht, wie Nietzsche in seinem Buch „Also sprach Zarathustra“ schreibt. Nur das Gute zu wollen, ist da viel zu wenig… Das ist die Regel, die das Dasein erklärt.
Priska Alice Ruth Gehring


Leserbrief zu „Marseille“ von Gero von Randow

Welch eine schöne, beeindruckende Liebeserklärung an eine Stadt, die sonst nur in den Schattenseiten beleuchtet wird.
Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Verdammte Sehnsucht“ von Antonia Baum

Zwei besonders attraktive Frauenköpfe mit blonden Haaren (beide entsprechend auf sehr Blond- amerikanisch gefärbt, gestylt) und als ambivalente Sexsymbole sich einst und jetzt verkaufend – dort das Laszive bei dieser ewigen Marylin und hier die sich anfänglich im Showbusiness gern jungfräulich ver/zierende notabene so aufgezäumte Britney… So what – alles doch nur Show, um berühmt zu sein und an das große Geld ranzukommen! Und es funktioniert(e) ja auch – wobei diese beiden als stellvertretend weltbekannten Abgebildeten im ZEIT-Feuilleton von Antonia Baum: nurmehr mit all den gängigen Klischees von der ZEIT-Autorin textlich vorgeführt werden! Zu erwarten – wenn schon im Feuilleton ausgebreitet – wäre eine differenziertere Innenbesichtigung des (mitgespielten) Zustandes dieser beiden Prominentinnen der Showbranche; damit meint der RvM auch die Selbstverantwortlichkeit beider Personen zu diesen doch bekannten Spielregeln auf der Bühne dieser organisierten Zurschaustellung: denn alle Beteiligten wollen daran möglichst viel Money abschöpfen und absahnen – alle Welt weiß das und die Massenmenschen sind dennoch fasziniert zur persönlichen konzentrischen Verblödung all dieser Schaueinlagen…
Woher nimmt eigentlich Antonia Baum die hintergründige Weisheit zu der erwartbaren Wissbegierde, wenn sie uns Lesenden aufschreibt: „Das geborene Opfer, könnte man auch sagen, urtypisch verkörpert durch Marilyn Monroe. Und es ist vermutlich kein Zufall, dass im Internet schon häufiger gefragt wurde, ob Britney mit einem anderen „frühe(n) weibliche(n) Opfer des Unterhaltungsgeschäfts“ (Die Welt), nämlich mit Marilyn Monroe, verwandt sei…“  Holen wir also diese Marylin Monroe in den Vordergrund, sicherlich eine bleibende größere Nummer als jene Britney – und fragen uns doch: Warum sollte jene Marylin denn ein Opfer von wem und von was gewesen sein…? Klar jedenfalls – vom damaligen System und den entsprechenden Männern in diesen Positionen… Wer aber machte denn die Beine breit für die Kennedy-Brüder und für einen Kennedy-Schwager (wenn diese kolportierten Sex-Varianten körperlich aufeinander so eintrafen und zutrafen) – hier lag doch die Entscheidung für diese austauschbaren (?) Kopulationen dingfest bei der Monroe! Niemand dieser geilen (verheirateten) Herren-Männer hatte die Marylin zu diesen Intimitäten gezwungen, auch nicht durch deren berühmten (politischen) Namen der Spitzenklasse dieses durchaus verkommenen Hollywoods und Anderswo … „MeToo“ ist doch schon damals allgemein (von den sexuell-sexistischen Vorgängen her) bekannt gewesen, dass besonders auch eine Topbesetzung in einem großen Film: oft nur über die Sex-Couch des mächtigen Filmproduzenten ablief – und dabei die Variante zumeist weniger anziehend als ausziehend von der schönen Protagonistin, voraussetzte: „Augen zu und durch…“: dies somit den persönlichen Körpereinsatz als Vermittlung für eine der Hauptrollen bedeutete…
Antonia Baum sollte ihre textliche Eingreifreserve für diese Tatsachen weniger (dramatisch) ausschmückend stilisieren, als eher im Klartext davon zu schreiben: dass es im einseitigen Wollen zumindest auch ein andersseitiges Ablehnen gibt – und dann muss eben auf die Hauptrolle verzichtet werden ohne dass frau sich für eine solche zuvorige Sexnummer hergibt! Und das gilt für manche anderen Bereiche ebenso: der RvM könnte davon erzählen, dass er auf der BREMEN (auf den Fahrten von Bremerhaven nach New York und zurück und wieder hinwärts usw.), dem Luxusschiff des Norddeutschen Lloyd: als Page der Ersten Klasse dort auch die Telegramme in die First-Class-Kabinen zu bringen hatte – und er mehrfach als damaliger 16jähriger (mit blauer Pagenuniform und 32 Silberknöpfen) von älteren Frauen zum Sex animiert wurde, und er dies ablehnte mit einer „einvernehmlichen“ Höflichkeit, indem er vorgab: vom anderen Ufer zu sein, also schwul… Damit war deren weibliches Gesicht gewahrt, und ich habe das auch eher als ein Kompliment empfunden, doch so „begehrlich“ zu sein: was übrigens meinem suchenden Selbstbewusstsein auch nicht schadete… Man muss nur die Besichtigungen entsprechend abtasten und seine Integrität dabei bewahren – was mir auch von Arndt von Bohlen und Halbach mit relativ viel Geld angeboten wurde: und auch hierbei ließ ich mich auf keine sexuelle „Einkauferei“ ein! Somit kann ich wohl mitreden, wenn es darum ginge: sich durch eine sexuelle Veräußerung die entsprechenden Vorteile zu „erkaufen“… Gleiches setzte ich bei einer Marylin und einer jeweiligen anderen Person mit voraus – wir sind doch schließlich per se keine weiblichen oder männlichen Nutten!  Und eher esse ich doch als Frau trocken Brot, als mir für einen Klunker usw. die persönliche Muschi verfremden zu lassen…
Antonia Baum orakelt schreibgewandt weiterhin fast pauschalierend: „In der zitierten Passage versucht Spears, die beiden dichotomen (RvM-Anmerkung: zweigeteilt – in Begriffspaare eingeteilt) Entwürfe sogenannter Weiblichkeit in einen Dialog zu bringen, und entschuldigt sich gleichzeitig für ihre eigene Bedürftigkeit. Dabei gehörte genau jene Verletzlichkeit und Angewiesenheit, diese archetypische Marilynhaftigkeit, zu den Bedingungen ihres Erfolgs und, klar, auch zu denen ihres Scheiterns.“ – Was soll man(n) darauf antworten in den jetztigen Zeiten, wo doch in den erkennbaren deutlichsten Abläufen des sexuellen Begehrens schon in den Augen des Gegenübers der Schwanz steht… Wir Männer sind so gebaut und das bedeutet doch auch gleichzeitig: hier wird eine Frau in ihrer sexuellen Ausstrahlung anerkannt (oder wie man/n das auch immer nennen will) und dennoch: hat der erigierte Schwanz in der Hose zu bleiben und man habe den Gentlemen zu spielen in all den verschiedenen Situationen der Distanzierungen… Wenn eine Frau daherkommt, der kein einziger Blick hinzukommt – dann wird sich doch auch beleidigt gefühlt, selbst wenn hier wirklich nichts zur Erregung kommen könnte beim entsprechenden kurzen Hinblick. Das sind keine Beleidigungen – sondern schlichtweg die Realitäten zwischen den heterosexuellen Geschlechtern; und bei den gleichgeschlechtlichen sexuellen Interessen läuft es ganz genau so…!
Glaubt denn eine Antonia Baum (die sicherlich geistig eine interessante Gesprächsgegnerin wäre), dass die meisten Frauen in ihrer oft banalen Ungebildetheit eine Menge mehr noch dazu anzubieten hätten, außer eben vorrangig vorerst die vielleicht doch sexuelle Attraktivität – und so ist es doch mit den Männern ebenso: nicht umsonst ist der Liz Taylor ihr zwar passabler Lover alsbald (auch mit dieser Ehe) dennoch durch seine geistige Schlichtheit auf die Nerven gegangen und sie hat sich von ihm getrennt… Damit meine ich nicht diesen gebildeten und versoffenen Richard Burton, sondern den muskulösen Bauarbeiter Larry Fortensky. Antonia Baum hätte eher starke Frauen, absolut emanzipierte Tigerinnen uns in ihrem Artikel vorstellen können – und nicht wiederum berühmte Frauen in der scheinbaren Opferrolle (immer durch die Männer) zu präsentieren – zudem, was soll dieser schriftliche Befund von Antonia Baum, wenn sie uns im ZEIT-Feuilleton darreicht: „In Rekordgeschwindigkeit erfüllt Britney das Einmaleins misogyner Klischees samt gnadenlosen, moralischen Implikationen (Jungfrau, Lolita, Dummerchen, Vamp, Schlampe, Irre, schlechte Mutter).“
Ach Eros – in Deiner Unvollkommenheit des Guten, Wahren und Schönen in der Sexualität – quo vadis in der Zukunft der un/versuchten Anständigkeiten! Wie langweilig aber all das wäre, wenn wir nur kuschelig uns miteinander nettig sexuell zu amüsieren hätten und dabei nur höfliche, liebe Geschlechtsunterschiedlichkeiten vorhanden wären… Nein: da prallt es mit aller Vehemenz aufeinander, gegeneinander, untereinander – und das nebeneinander ist davor und danach auch kompliziert genug, außerdem: omne animal post coitum triste, hinzukommend: die Ehen, die Trennungen und Scheidungen. Papperlapapp: Bleibt mir bloß vom Leibe und von der Seele entfernt! Erkennbar zeigt ein antiker griechischer Dramatiker und Stückeschreiber auf, dass die Frauen in Athen sich allesamt auf die Akropolis (in gemeinsamer Absprache) zurückgezogen haben, um ihre Männer durch sexuellen Entzug insgesamt gefügiger zu machen… Fehlanzeige: dort unten in der Stadt soffen und vergnügten sich die Männer auch sexuell miteinander, ein riesengroßes Massen-Orgien-Symposion über Tage und Nächte hinweg… Summa summarum: Immer mehr schwule Männer erkennen und bekennen, dass es sich mit einem Mann viel näher und „verwandter“ miteinander leben lässt und auch in der Polygamie es hierbei kaum Probleme ergibt sich anpassen zu müssen…
Und die lesbischen Frauen wissen auch, warum sie sich keinen Schwanz als Waffe eines militanten Mannes im Leben, antun wollen: Frauen können mit Frauen viel zärtlicher und intensiver zusammensein! Diese Weisheiten kommen nicht vom heterosexuellen RvM, sondern von Freunden, Freundinnen und Bekannten/Bekanntinnen: die ihr Leben auch sexuell mit gleichgeschlechtlichen Menschen beleben und erleben… Komme also eine kluge, feuilletonistisch versierte Antonia Baum nicht mit den Klischees der Wahrhaftigkeiten zu ihrem Text ins Gehege der Komplikationen zwischen Mann und Frau oder Frau und Mann, und versuche sie nicht uns eine „Madonna“ als vorbildliches Vorbild vorzuführen, weil diese Schaudame angeblich die Härte selbst sei, eine Madonna: „… die gewann, indem sie hart wurde, und die für den entgegengesetzten und auf seine Weise ebenfalls urförmigen Weiblichkeitsentwurf im Showbusiness steht…“
Warum wollen denn diese Frauen in das Showbusiness – doch nicht, weil sie gerne unter so vielen netten Menschen in der Öffentlichkeit sind: sondern weil sie Erfolg, Ruhm, Bekanntheit und viel Geld haben wollen. Das hat seinen Preis und kostet aber auch das Scheitern sowie den möglichen Absturz… Und dann: arbeitet man eben in einem Supermarkt als Verkäuferin an der Kasse – entre nous: ist doch legale Realität der Alltäglichkeit. Aber auch da kann frau angemacht werden von einem Mann – der RvM weiß sogar in einem Fall, dass daraus eine langjährige Ehe wurde mit zwischenzeitlich drei Kindern. Und relativ glücklich hat sich diese Konstellation bis heute so fürs alltägliche Leben positiv ereignet und geeignet. Also traut Euch, den Menschen wo ihr ihn antrefft, zumeist höflich anzusprechen – der/die vielleicht für ein Leben in Liebe sich vorfinden könnte mit dann beidseitigen möglichen langzeitigen Hochgefühlen… Vergesst diese Instagram-Videos oder den ganzen Promi-Quatsch in anderen Netzen – oder habt Ihr keine anderen Unterhaltungsmöglichkeiten vorzufinden. Somit lest doch z.B. das Buch „Pariser Lehrjahre“ von Nicolaus Sombart – da habt Ihr eine Pariser autobiographische Soziologie des puren und prallen sowie intellektuellen Lebens der Jahre 1951-1954. – indem der damals junge Autor zudem feststellte: „Eine Stadt, in der keine Orgien stattfinden, ist eine tote Stadt!“ Doch das soll jede/r auf dem Lande, im letzten Dorf oder in der Stadt mit sich selbst ausmachen… Tja: wenn da nicht diese „Verdammte Sehnsucht“ wäre!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbrief zu „In drei Drinks durch Dresden“ von Martin Nejezchleba

Beim Lesen des Artikels “ In drei Drinks durch Dresden“ bin ich, geboren und 33 Jahre 35 km neben Dresden gelebt, ins Schmunzeln gekommen. Mal abgesehen davon, dass es mir, zugegeben als an Kunst und Kultur interessiertem, in Dresden niemals langweilig vorkommen würde, kann man auch in vielen landschaftlichem oder auch technisch historisch Sehenswerten seine Epizentren finden. Gut, das ist subjektiv. Der Eine kann´s. Der Andere nicht. Was mir an dem Artikel sehr viel Spaß gemacht hat, ist das offensichtliche Wortspiel am Ende. Wobei ich glaube, dass das dem Autor oder der Autorin nicht einmal bewusst ist und wenn: ist das perfekt gemacht! Der letzte besuchte Barkeeper wird zitiert: „… es gebe roughere Städte,“ Ich denke mal es war in gutem sächsisch gesprochen und hieß: … es gebe >ruschere<  Städte, also hochdeutsch: „ruhigere“. Aber es ist allemal auch ein Wortspiel, was die ganze Sache symphatisch macht. Auch wenn es tatsächlich rougher bedeuten sollte. Dresden ist eine wunderschöne Stadt. Dresden ist anders.
Andreas Berge


Leserbrief zu „Was ist afrikanische Philosophie?“. Gespräch mit Souleymane Bachir Diagne geführt von Elisabeth von Thadden

Philosophie ist auf jedem Kontinent dieser Erde zu Hause. Das methodische Philosophische Denken folgt seit Jahrhunderten den gleichen Regeln. Lebendig und vital – eine Energie – die in allen menschlichen Körpern und Geist vorhanden ist.  Der einzig wirklich kulturelle Unterschied macht die Sprachkultur aus – als eigenständige, unverwechselbare Persönlichkeit, nicht die Hautfarbe oder das Aussehen. Die Liebe zur Wahrheit – steckt in der Philosophie drin – die suche nachdem wesentlichen Kern der unverwechselbaren Existenz- der gesamten Menschheit. Die Philosophie hat Grenzen, sie rettet uns nicht vor Kriegen und Umweltkatastrophen.
Thomas Bartsch Hauschild


Leserbrief zu „WIE ES WIRKLICH IST … die Pflegemutter von zehn Geflüchteten zu sein“ aufgezeichnet von Kim Lucia Ruoff

Das anrührende Porträt von Frau Koßmann sollte uns allen, uns Besserwissern, Skeptikern und Nichtstuern, die Schamesröte ins Gesicht treiben. Um wenigstens etwas zu tun, habe ich soeben Frau Koßmann beim Bundespräsidialamt für den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland („Bundesverdienstkreuz“) vorgeschlagen.
Stefan Müller


Leserbrief zu „STIL. Passt fast immer, Derby-Schuh von Doucal‘s“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Die jüngste Stilkolumne hat mich ins Grübeln gebracht und zu stundenlangen, leider ergebnislosen Online-Recherchen verleitet. Die abgebildeten Schuhe (Legende: „Derby-Schuh von Doucal’s“), vorgeschlagen als Sneaker-Alternative, sehen sehr gut aus; ich trage selbst zum wadenlangen Wander-Wollrock und/oder Lodenmäntelchen ein solches Modell, wenn auch in Braun und von einem wesentlich billigeren Hersteller – gekauft, weil es mich wegen des umlaufenden Wulsts und der Schnürung an die Sioux-Grasshopper erinnerte, die ich vor Jahrzehnten als Kind getragen habe.
Dass es sich bei besagtem Kolumnen-Teil aber um einen „Derby-Schuh“ handeln soll, hat mich überrascht; oder, um aus gegebenem Anlass Oma Jensen in „Pappa ante portas“ zu zitieren: „Das ist mir neu!“ Unter einem „Derby-Schuh“  scheint doch üblicherweise ein ziemlich anders aussehendes Schuhmodell verstanden zu werden; ich verweise der Einfachheit halber auf die deutsche Wikipedia s. v. „Derby (Schuh)“: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FDerby_&data=05%7C01%7Celvira.queiser%40zeit.de%7C4188a8de4b264c17aedf08dbe39d4676%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638354036914670953%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000%7C%7C%7C&sdata=PhqgwjFQX0OdIhkxLDE21PqK9YxGjBryaajBjGADKtk%3D&reserved=0(Schuh). Eine „offene Schnürung“ hat freilich auch der in der Kolumne abgebildete Schuh – aber reicht das zum Derby? Dann könnte man ja auch viele (Leder-)Sneaker als Derby bezeichnen; und Sneaker mit geschlossener Schnürung könnten als Oxford durchgehen. Hm!
Ist es vielleicht so, dass es mittlerweile in der Herrenschuhterminologie ähnlich durcheinandergeht wie über weite Strecken in der Damenmodeterminologie? Da wird ja praktisch jede Jacke als „Blazer“ bezeichnet, und ein und dasselbe Oberteil kann als „Shirt“, „Blusenshirt“, „Bluse“ oder „Shirtbluse“ begegnen. Kurz: Bitte helfen Sie mir weiter: Wieso ist der Ducal’s der Kolumne ein Derby? PS: Die Ausführungen über das Shrovetide-Fußballspiel in Derbyshire waren natürlich so oder so nett!
Vera Udodenko


Leserbrief zu „Wiener Gabelstück“ von Anna Kemper

Als Liebhaber von Innereien hätten wir doch lieber ein Rezept für ein echtes Wiener Kalbsbeuschel gelesen… Wäre Herr Reitbauer bereit, uns (s)eines zu verraten?
Familie Wagner