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12. Dezember 2019 – Ausgabe 52

Leserbriefe zu „Puder unter Verdacht“ von Anne Kunze

 

Seit Jahrzehnten bin ich treuer Leser der Zeit und vertraue auf objektive, gut recherchierte Berichterstattung. Allerdings hat mich der Artikel „Puder unter Verdacht“ von Anne Kunze in der Ausgabe vom 12. Dezember nachdenklich gemacht. Dort wurden aus meiner Sicht auf reißerische Weise „Fake News“ in die Welt gesetzt. In dem besagten Artikel wird der Eindruck vermittelt, als würden in Deutschland Medizinprodukte völlig ungeregelt auf den Markt geworfen werden. Obwohl Medizinprodukte in der EU tatsächlich ohne Zulassung in Verkehr gebracht werden können, ist eine behördliche Überwachung trotzdem vorgesehen. Sprich, die in Deutschland zuständigen Landesbehörden können jederzeit überprüfen, ob die Medizinprodukte in ihrem Zuständigkeitsbereich regelgerecht entwickelt, produziert und vertrieben werden.

Und Regeln gibt es jede Menge. Derzeit noch auf Basis der europäischen Medizinproduktedirektive, ab Mai nächsten Jahres auf Basis der verschärften Medizinprodukteverordnung. Beide Regelwerke sehen übrigens klinische Überprüfungen und Biokompatibilitätsstudien für Medizinprodukte höherer Risikoklassen verbindlich vor. Bei Herstellern dieser Produkte sind dann auch unabhängige sogenannte „Benannte Stellen“ (z.B TÜV oder DEKRA) verpflichtend mit im Spiel und überwachen den gesamten Lebenszyklus der Produkte. Dass trotz aller Regeln Fehler gemacht werden können und gemacht werden will ich nicht bestreiten. Ob dies im beschrieben Fall so ist, muss das Gericht beurteilen. Das Schicksal der betroffenen Zahnärztin tut mir auf jeden Fall sehr leid. Deswegen die ganze Medizinproduktebranche als regellos darzustellen ist aber schlicht falsch. – Bernd Rieker

 

Es ist erschreckend was es alles gibt und wie wenig kontrolliert wird! Hier ist die Politik gefordert endlich praktikable Gesetze auf den Weg zu bringen und sich nicht nur immer mit sich selbst zu beschäftigen. Wenn die Päckchen so ausgeliefert werden, wie im Foto gezeigt, sieht es aus wie ein harmloses Mittel. Ein Glück dass die Mutter Biologin ist. – Irene Schiefer

 

Für alle Stoffe die in Verkehr gebracht werden gibt Sicherheitsdatenblätter welche der Hersteller unaufgefordert dem Produkt beilegen muß. Außerdem kann man im Internet jederzeit Informationen dazu abrufen.Da gibt es wohl vielfach ein Informationsdefizit. Wenn die Zahnärztin noch Angestellte hat müßte sie nach Arbeitsschutzgesetz regelmäßig eine Fachkraft für Arbeitssicherheit konsultieren, die jeden Arbeitsplatz auf Gefahren überprüft und regelmäßig eine Gefährdungsbeurteilung zu verfassen hat. Nach dem Betreiberprinzip hätte sie sich bei der Berufsgenossenschaft auch die notwendigen Kenntnisse selbst aneignen können. Gilt für Betriebe bis 10 Angestellten. Sie hat ja offensichtlich auch ihre Zahnarzthelferinnen der Gefahr mit dem weißen Pulver ausgesetzt. Sicherheitsdatenblätter (SDB) oder Safety Data Sheets (SDS), auch material safety data sheets (MSDS) genannt, dienen der Übermittlung sicherheitsbezogener Informationen über Stoffe und Gemische. Sie sind dazu bestimmt, dem berufsmäßigen Verwender die beim Umgang mit Stoffen und Gemischen notwendigen Daten und Umgangsempfehlungen zu vermitteln, um die für den Gesundheitsschutz, die Sicherheit am Arbeitsplatz und den Schutz der Umwelt erforderlichen Maßnahmen treffen zu können.

Der Aufbau und Inhalt des Sicherheitsdatenblattes wurde erstmals in der DIN 52900:1983-02 DIN-Sicherheitsdatenblatt für chemische Stoffe und Zubereitungen; Formblatt und Hinweise zum Ausfüllenvorgegeben. Auf europäischer Ebene wurde von 1991 bis zum 31. Mai 2007 der Inhalt des Sicherheitsdatenblattes durch die Richtlinie 91/155/EWG in Verbindung mit nationalen Gesetzen (in Deutschland beispielsweise in der Gefahrstoffverordnungund der dazugehörenden Technischen Regel Gefahrstoffe(TRGS) 220 „Sicherheitsdatenblatt“) geregelt. Seit dem 1. Juni 2007 ist die Erstellung, Weitergabe und Aufbewahrung von Sicherheitsdatenblättern für alle EU-Mitgliedstaatenin der REACH-Verordnung unter Titel IV – Information in der Lieferkette verankert. Der Inhalt des Sicherheitsdatenblattes ist im Anhang II der REACH-Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 detailliert geregelt. Der Anhang II wurde zuletzt durch die Verordnung (EU) 2015/830[1]geändert. Nationale Anforderungen, denen bei der Erstellung von Sicherheitsdatenblättern Rechnung getragen werden soll, werden in Technischen Regeln Gefahrstoffe(TRGS) 220 „Nationale Aspekte beim Erstellen von Sicherheitsdatenblättern“ beschrieben. – Siegfried Wache

 

Ich bin zutiefst erschüttert, was in unserem Land passieren kann. Da dürfen Firmen eine giftige Substanz eigenständig „prüfen“ und für harmlos erklären und auf die Menschheit loslassen. Eine junge, fleißige Frau und Mutter wird todkrank und muss ihr Lebenswerk aufgeben. Ganz zu schweigen die Angestellten und Patienten. Ich fall vom Glauben ab! Zahnarztpraxen werden überprüft, ob sie auch ja alles richtig machen. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Es wird Zeit, dass die Politik endlich reagiert und auch unsere Rechtssprechung diesen Verbrechern das Handwerk legt. Vor allem, weil ja immer noch Zahnärzte mit diesen Mitteln arbeiten! Unglaublich! – Lydia Jaensch

 

Ich bin entsetzt über den Bericht über die Zahnärztin Julia Hasel: diese junge Frau und Mutter wurde systematisch vergiftet von Menschen, die für ihren Profit über Leichen gehen… Und der Gipfel ist, dass so etwas bei uns erlaubt ist, und die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie soviel Geld haben, dass das sie sich von ihrer Schuld freikaufen können…Julia Hasel wird nur die Spitze des Eisberges sein. Es wird vermutlich nur ein Bruchteil der geschädigten Menschen zu der Erkenntnis kommen, dass sie tatsächlich mit Vita Cerec Puder legal vergiftet wurden – die Schuldigen werden nie bestraft… Ich hoffe inständig, dass Julia Hasel ausreichend finanziell entschädigt wird und dass sie zumindest ihre Leiden etwas lindern kann – ihre Gesundheit kann sie sich leider nicht zurückkaufen… – Ingrid Meyer

 

Vielen Dank für diesen sehr aufschlussreichen Artikel. Ich bin sehr schockiert darüber, dass solche Produkte ohne eine genaue Überprüfung zugelassen werden. Mann sollte die oberste Führungsriege der Firma mal fragen, ob die Herrschaften nicht auch dazu bereit wären sich mit diesem Puder behandeln zu lassen. Hoffentlich hat die junge Zahnärztin Erfolg bei ihrer Klage! Sowas darf in Deutschland nicht passieren. Wer weiß wie viele Hersteller genauso agieren. Erschreckend! – Lisa Jaensch

 

Mit Entsetzen habe ich den Bericht über die Zahnärztin J. Hasel gelesen, die überzeugt ist, von dem medizin. Puder, mit dem sie in ihrer Praxis täglich zu tun hatte, krank gemacht worden zu sein. Es ist einfach haarsträubend, dass in Dtl offenbar Medizinprodukte, die krebserregende Inhaltsstoffe enthalten, ohne größere Hürden auf den Markt und somit in den Mund hunderttausender von Menschen gelangen können. Titanoxid, um nur einen Stoff zu nennen wurde doch bereits 2010 als krebserregend eingestuft. Darf man diese Inhaltsstoffe denn weiterhin auf den Markt bringen? Ja, denn anscheinend zählt nur der Profit. Diese Einstellung ist ethisch nicht tragbar und zutiefst traurig.Man hat den Eindruck, dass wir alle systematisch vergiftet werden. Hat der Staat denn nicht Pflicht zur Vorsorge und Fürsorge? Wieso wurden bei den benutzten Medizinprodukten keine Liste der Inhaltsstoffe und keine Gebrauchsanweisung mitgeliefert? Die gibts doch heute zu jeder Lichterkette, die ich im Supermarkt für 5 Euro kaufen kann mit dazu, und das gefühlt 20 Sprachen! Ich wünsche Fr. Hasel, dass sie zumindest eine angemessene finanzielle Entschädigung für ihre Krankheit erhält. Dass diese durch das benutzte Puder ausgelöst wurde erscheint mir schlüssig und liegt doch auf der Hand. Ihre Gesundheit kann Fr. Hasel nicht zurueckgewinnen, aber es wäre zumindest ein kleiner Ausgleich fürein zerstörtes Leben. – Silvia Benker

 

Mit Bestürzung habe ich den von Ihrer Kollegin, Frau Anne Kunze, verfassten Artikel „Puder unter Verdacht“ gelesen. Bisher habe ich noch nie einen Leserbrief geschrieben. Jetzt kann ich nicht anders. Das Schicksal der jungen Zahnärztin ist sehr bedauerlich und sie hat mein volles Mitgefühl. Sie reagiert verantwortungsvoll. Sie fordert die Verursacher heraus, Farbe zu bekennen. Denen wird es vermutlich nicht für eine weiße Weste reichen. Sie trägt die Angst vor einer bösen Krankheit in sich, nimmt sich die Kraft und klagt trotzdem an. Angst habe ich jetzt auch, denn bei Zahnbehandlungen habe ich viel von diesem weißen Puder eingeatmet. Aufgerüttelt durch diesen Artikel habe ich selbst recherchiert und bin völlig fassungslos, wo uns Verbrauchern dieser Stoff überall begegnet. In Lebensmitteln, Süßwaren, Farbe, Zahnpasta (CI77891 und E171) usw.; die Liste ist sehr lang. Hier wird aber noch zwecks des besseren Aussehens mit großen Molekülen des Titanoxid gearbeitet. Die Blut-Hirn-Schranke überwindenden Nanopartikel bleiben noch der Pulverform und des bei der Verarbeitung entstehenden Staubes vorbehalten. Aber keiner der Verarbeiter teilt uns die Risiken mit. Oder er selbst kennt sie gar nicht, weil sie einfach vorenthalten werden. Einige Süßwarenproduzenten verzichten zurzeit auf den Einsatz von Titanoxid. Schön, denn kurzfristig werden unsere Kinder den Stoff nicht zusätzlich zu sich nehmen. Das sogenannte Gütesiegel für Medizinprodukte ist ein großer Bluff an den Verbrauchern. Wütend macht das Behördengerangel BfArM versus Landesbehörden. Keiner will den ersten Stein werfen.

Wenn man erfährt, wie einfach ein Hersteller ein CE-Zeichen erreichen kann, dann schüttelt man sich. Ein Lichtblick bleibt das durch die französische Gesundheitsbehörde ansesausgesprocheneEinsatzverbot für E171. Die EU reagiert verunsichert, zumindest soll zukünftig bei der Verwendung von Titanoxid eine Warnung auf dem Endprodukt angezeigt werden. Der Warnhinweis soll auf die karzinogenen Eigenschaften des Pulvers aufmerksam machen. Und was macht unser Minister für Gesundheit und seine Gesundheitsbehörden? Sie warten wie immer darauf, dass Behörden in anderen Ländern die Angelegenheit in die Hand nehmen. Agieren in einer so wichtigen Angelegenheit, in deutschen Gesundheitsbehörden Fehlanzeige! Hier ist ein Gesetz gefordert, dass für alle Produkte die im medizinischen Humanbereich eingesetzt werden, entsprechende gesetzliche Regeln eingehalten und die Sicherheit durch Studien nachgewiesen werden müssen Die betroffenen Verbraucher und Ärzte fordere ich hiermit auf, von den Verarbeitern und Herstellern, so auch von den im Artikel genannten Firmen (Sirona und Vita), eine Unbedenklichkeitsbescheinigung einzuholen. Ich werde es jedenfalls versuchen. Ich werde auch nachfragen, ob das verwendete Titanoxid natürlichen Ursprungs ist, oder ob die synthetische Form zum Einsatz kommt. Bin gespannt auf die Antworten. Der Zahnärztin wünsche ich eine erfolgreiche Klage, ein hohes Schmerzensgeld und die sich erfüllende Hoffnung auf Genesung. Ich hoffe, dass sich viele durch Ihr Dossier aufgerüttelte und betroffene Menschen bei Ihnen melden. – Ewald Strahl

 

Alle menschlichen Einrichtungen sind unvollkommen – am allermeisten staatliche. (Otto von Bismarck) CE-Schwindel, staatliches Versagen, Kontrollverlust, unethische Industriegier und Interessen von Lobbyisten – all dies kann man aus diesem Dossier herauslesen und bekommt erneut eine Kostprobe der vielbesungenen deutschen Tugenden. Aber im Kern sollen sich Zahnärzte, zahnärztliches Personal und Patienten folgendes deutlich machen: Sie wurden und werden getäuscht. Es werden kanzerogene Metallpartikel die im Nanobereich liegen, die für den inhalativen Gebrauch verboten sind, arglosen Menschen in die Mundhöhle und den Respirationstrakt mit Druckluft gesprüht (eine Abhandlung über die Alveolengängikeit von Nanopartikel, Überwindung der Blut-Hirnschranke und Plazentagängikeit etc. würde den Rahmen sprengen). Da gibt es Verantwortliche, die wissentlich und vorsätzlich billigend in Kauf nehmen, Menschen zu schädigen. – Dr. med. Heinrich Trapmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Jahresendrätsel“ von Bernd Ulrich

 

Wie das Jahresendrätsel aufgelöst werden kann, sage ich ihnen: Abwahl der Groko und außerdem Personalwechsel. Die SPD ist für die vernünftigen Bürger ohnehin nicht mehr wählbar. Und die Grünen müssen erst noch erwachsen werden. Meine Wünsche werden kaum zu erfüllen sein, deswegen einen realistischeren Vorschlag: Die CDU/CSU muß sich ein Herz fassen und Frau Merkel vom Hof jagen und stattdessen Kramm-Karrenbauer oder Merz zum Regierungschef wählen. Erst dann wird unser Staat wieder gesunden. Das sollte auch ihr Autor verstehen. – Gunter Knauer

 

Ulrichs Darstellung dieser Bundesregierung kann ich nur zustimmen. Regierungsparteien, die Umweltschutz postulieren und gegen den Klimawandel (ein Euphemismus für Klimakatastrophe) ein Paket verabschieden, das von einem Regierungsamt (Umweltbehörde) als untauglich eingestuft wird, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, werden immer unglaubwürdiger. In diesem Zusammenhang sind sogar die Klimawandelleugner der AfD ehrlicher. Skandale – hier seien nur die Namen Seehofer, Maaßen und Scheuer genannt – häufen sich in atemberaubenden Tempo. Ein einziger solcher Skandal hätte eigentlich ausreichen müssen, um die Groko zu sprengen, doch paradoxerweiser halten die Skandale die Groko stabil – weil nur der kurzfristige Machterhalt und die Furcht vor Neuwahlen die Koalition noch zusammenhält. Das destabilisiert die Demokratie in Deutschland grundlegend, weil so immer mehr Wähler sich von den noch staatstragenden Parteien SPD und Union abwenden und der AfD in die Arme laufen. – Holger Sievers

 

Sie passen zusammen, wie die „Faust aufs Auge“ oder wie „Katz´ und Maus“, die „Teilnehmer“ an der GroKo (CDU/CSU und SPD). Sie sind, wie die berühmten Gegensätze, die sich einst angezogen haben; diesen Umstand aber auch längst vergessen haben! Sie hatten eigentlich nie gemeinsame Hobbys, sie hatten sich nie wirklich geliebt, und trotzdem haben sie etwas miteinander angefangen. Ihre Verlustängste, vor einer Trennung, die scheinen einfach sehr groß, eben riesengroß zu sein. „Wir wollen niemals auseinandergehen, wir wollen immer zueinanderstehen, mag auf der großen Welt auch noch so viel geschehen. Wir wollen niemals auseinandergehen, uns´re Welt bleibt so schön!“ (aus: „Wir wollen niemals auseinandergeh´n“, Songwriter: Bruno Balz, Gloria De Vos & Michael Jary/Sängerin: Heidi Brühl (1942-1991), Schlagersängerin und Schauspielerin) – Klaus P. Jaworek

 

Ich höre da leicht fatalistische Töne bei der Beschreibung der politischen Gegebenheit Deutschlands heraus?! Diese Darstellung ließe sich auch personalisieren: die GroKo verinnerlicht den Merkel’schen Habitus als unaufgeregtes Weiterwursteln mit der Zielsetzung sich ziellos irgendwie durch die Zukunft zu schlängeln. In Deutschland ist’s die ungewollte Beendigung einer ungewollten Koalition und in Österreich der gewollte Start einer undenkbaren Zusammenarbeit von diametral ausgerichteten Denkschulen zur Abarbeitung sich immer deutlicher abzeichnenden, keine Fehler mehr verzeihenden, Fragestellungen! Die 20iger-Dekade verspricht interessant zu werden. – Wolfgang Sauer

 

Das ‚Jahresendrätsel‘ wird nicht dazu führen, dass sich die Groko und damit der Bundestag auflöst. Sie wird durchhalten bis zum bitteren Ende, also bis zum Ende der Legislaturperiode, die Abgeordneten der großen Parteien wollen ihr üppiges Gehalt so lange wie irgend möglich behalten, die Parteien sich auf diese Weise finanzieren. Aber diese Erkenntnis sollte wenigstens dazu führen, dass zeitig das Wahlrecht zum BT so geändert wird, dass die Zahl der Abgeordneten wieder unter 600 bleibt. Dazu müssten nicht unbedingt die Wahlkreise neu ausgerichtet werden. Die Bräsigkeit in der deutschen Politik ist zum Verzweifeln. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt! – Renate Ehrich

 

Seit ca. 45 Jahren lese ich die Zeit. Laß die Zeit entweder in Papier vom Kiosk oder seit einiger Zeit als ePaper. Etwas irritierend finde ich, dass die Zeit dazu übergegangen ist, die SPD nieder zu schreiben. Letztes Beispiel ist der Artikel von Bernd Ulrich. In der Ausgabe davor hat Giovanni Lorenzo ähnliches gemacht, finde ich. Damit reiht sich die Zeit in einen Zeitgeist ein, der nicht mehr genau hinsieht und alles bei der SPD ablädt. Wo ist die Beschreibung vom Parteitag und den 3. Abschnitt über den Sozialstaat. Sie müssen das nicht richtig finden. Aber über ein Herz aus Stein zu schreiben und dann selber eine Steinfeder führen, empfinde ich als unredlich. Ansonsten mag ich die Zeit weiterhin und lese sie auch. – Klaus Gottschalt

 

Die Lösung des vom werten Bernd Ulrich bezeichneten Jahresendrätsels zwischen Schwarz und Rot ist Grün. Ob Bündnis 90/Die Grünen in einer neuen Regierungskoalition, einer mutmaßlich echten GroKo, dann tatsächlich so schnell zu einer konstruktiveren und wegweisenderen Politik beitragen könnte, ist zwar mitnichten per se schon ausgemacht. Eine überaus alerte Lernwillig- und Fähigkeit, etwa in personeller Geschlossenheit, indes kann der von Annalena Baerbock und Robert Habeck stilsicher geführten Partei keinesfalls abgesprochen werden. Und allein das wäre nach den leidigen Erfahrungen der letzten „Bundeskoalitionsjahre“ ein nicht (mehr) zu unterschätzender Qualitätsvorteil. – Matthias Bartsch

 

Da sitze ich nun, der arme Sozi, seit 40 Jahren Genosse, aktiv gewesen in der Kommunalpolitik, hundertemal Flugblätter, Flyer und Luftballons verteilt, Brüder zur Sonne und zur Freiheit besungen, Schwestern auch, Willy Brandt verehrt und Helmut Schmidt kritisiert, mit Schwarzen, Gelben und Grünen (meist) friedlich gestritten und wahrgenommen, dass in der bundesdeutschen Gesellschaft viele unserer Ziele erreicht wurden – und ernte Kritik, Spott und Mitleid, in der ZEIT und in der Heimat. Ob es den Deutschen wirklich besser geht, wenn die SPD verschwindet? – Werner Bohn

 

Es hat schon etwas Kabarettistisches, wie Autor B. Ulrich in seinem Beitrag „Das Jahresendrätsel“, gemeint ist die Frage nach Ende oder Weiterbestand der Groko, der Leserschaft darbietet. Höchst witzig zählt er die politischen Paradoxien der Jetztzeit auf. Er kreiert den Begriff „politische Physik“ und versteckt den Möchtegern Martin Schulz hinter der Bezeichnung „Brüsseler Schein-Visionär“. Mehr als richtig ist seine bedauernde Feststellung, daß „ w i r uns – er meint damit gewiß die verantwortlichen, weil gewählten, Politiker – nicht mit den epochalen Fragen“ befassen.
Schade nur, dass er den Beitrag ohne die knallharte Forderung nach Fortsetzung der Groko ohne Wenn und Aber, ein Ende Beschäftigung der Parteien mit sich selbst und die brennenden, epochalen Probleme klar aufzählend, mit dem Ruf „Endlich ran an die Arbeit!“ abgeschlossen hat. – Hans Anhoeck

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Die Schatzinsel“/ zu „Hoffen auf den Untergang“ von Fritz Habekuß

 

Woher will der Autor wissen, dass die Namensgebung „Grünland“ nur erfunden wurde, um Siedler anzulocken? Vor 1300 war an den eisfreien Südküsten sogar Ackerbau und Viehzucht möglich, was trotz des ganzen „Erhitzungsgeschreis“ der Presseleute nicht einmal heutzutage denkbar ist! Das Ausmass eurer nervtötenden Ignoranz und die Unkenntnis jedweder Klima-Historie ist erschreckend und blamabel zugleich. Ich könnte durchaus etliche hoch- qualifizierte Wissenschaftler benennen, die die menschenverur- sachte „Untergans-Erwärmung“ widerlegen und ich könnte vorzivilisatorische Klima-Gegebenheiten beschreiben, die eine ganz andere Temperaturerhöhung belegen, unterlasse dies jedoch, weil ihr das gar nicht wissen wollt, denn fast alle von euch folgen einfach dem „Ruf der Herde“ , wie es halt üblich ist und war. – Bauer Siegfried

 

Vielen Dank für Ihre erschreckenden Berichte über die Entwicklung in Grönland. Die Freude über die dank des Klimawandels kürzeren Handelswege und den nun möglichen Zugang zu bisher unerreichbaren Gas- und Ölfeldern gleicht der Freude des Alkoholikers über seine Leberzirrhose, dank derer er nun weniger Alkohol benötigt, weil die Leber ihn nicht mehr abbaut. Wie sagte schon Gandhi: Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. How dare you? – Dr. Tadashi Makabe

 

Vielen Dank für den informativen Beitrag, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Abgesehen davon, dass 400 Milliarden Tonnen geschmolzenes Eis jährlich viel zu viel sind, würde mich interessieren, wie viel der Gesamtmasse das ist? Kann man das schätzen? – Barbara Zehrer

 

Ihren Artikel habe ich nach Besuch meiner Lieblingsseiten von ZEIT und Zeitmagazin als Erstes Gelesen. Er hat mich ratlos hinterlassen. Als ich ihn las, war die Klimakonferenz in Madrid – noch nicht zu Ende, aber im Grunde schon – gescheitert. Da waren sich Wissenschaftler und auch manche Unternehmer und FFF einig, – daß es so nicht weiter gehen kann. Daß der Kapitalismus in seiner jetzigen Form – nicht überleben darf, weil er Das Überleben der Menschheit – gefährdet. Von unseren Mitlebewesen, Tieren und Pflanzen, ganz zu schweigen. Gottvater selbst hat sich gestern Abend (und vergangenen Dienstag in der „Anstalt“) vor Gericht Verteidigt damit, „daß (unendliches) Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind“. ……………………….. Viele GRÖNLÄNDER aber, wer kann es ihnen verdenken, hoffen auf Wachstum. GRÖNLAND – wissen die Befürworter wirklich, worauf sie sich einlassen, wenn sie fremde Ingenieure, zumal chinesische, und andere „großmächtige“ ins Land lassen, um die Boden- schätze auszubeuten – Für, u.A., – n o c h mehr Smartphones, n o c h mehr Elektroautos. Ich habe weder noch und will sie auch nicht haben. Der Preis ist mir zu hoch. Sassumap arnaa, die Mutter des Meeres aus der jahrtausendealten grönländischen Sage Hat sich schon geräuspert, … als die Krabben wegzogen Ende des Jahrhunderts/Jahrtausends, weil Ihnen das Meerwasser zu warm geworden war durch die
Klimakrise. Schon im 19. Jahrhundert war die Robbenpopulation zusammengebrochen, weil Robbenjäger, die fremd auf die Insel gekommen waren, die Tiere ins Wasser trieben, um mehr zu fangen. Mehr, immer mehr, immer noch mehr. Und immer leichter. Und immer schneller. In einer globalisierten, digitalisierten Welt.

„So viel Raub an der Natur“ (…) „wäre ein Tabu für die Inuit“. „Sassumap arnaa, die Mutter des Meeres, wäre darüber wütend geworden.“ (Aber die Dänen konnten mit den Sagen der Inuit nichts anfangen.) S a s s u m a p a r n a a, die M u t t e r des M e e r e s „Wann immer die Inuit auf der Insel keine Tiere mehr finden konnten, wußten sie, sie hatten ihre Gebote verletzt und das Meer mißachtet.“ Sehr geehrter Herr Fritz Habekuss, Interpretiere ich die Fortsetzung dieser grönländischen Sage richtig, in der Sie erzählen von dem Schamanen, den die Inuit zu Sassuma arnaa auf den Grund des Meeres geschickt haben, wo er Sie mit verdreckten, verfilzten Haaren schlafend fand. Der Schamane mußte ihr verfilztes Haar kämmen – erst dann beruhigte sie sich und ließ die Wale und die Robben und die Walrosse, die einst aus ihrem Körper entstanden waren, wieder frei… Interpretiere ich diese alte grönländische Sage richtig, daß, bevor weiterer „Fortschritt“ in Angriff genommen wird, daß, bevor die Meere und Polarregionen weiter ausgebeutet werden, erst einmal sich darum gekümmert wird, wie bereits entstandene Schäden behoben werden können? Bzw. wie durch eine drastische Reduktion des Ausstoßes von CO2, Methan und Lachgas einer N o c h größeren Erderwärmung, einem n o c h höheren Anstieg des Meeresspiegels und einem N o c h schnelleren Abschmelzen der Gletscher auch auf Grönland Einhalt geboten werden kann. Und die Grönländer…, ob die sich zumindest eine Weile noch mit dem Graben nach Rubinen und Saphiren zufrieden geben können? Bis die Gletscher wieder zum Stillstand gekommen sind? P.S. Schreibt eine ZEIT-Leserin, die sich nach dem großen Skandinavienurlaub mit 24 Jahren in freier, wilder Natur und Einfachheit so ein besitzarmes, aber ganz naturverhaftetes Leben gut hätte vorstellen können. Äußere Stille und innere Ruhe. Das alleine schon. In und mit der Natur. Verbunden mit ihr. Damals war für uns junge Leute die Rückkehr in die Zivilisation ein Schock. Ein greller Schock. – Beate Schwärzler

 

Der letzte Absatz, die letzten Zeilen Ihrer sehr eindringlichen Schilderung, in welchem Dilemma die Grönländer und das Mutterland Dänemark nun stecken angesichts der – durch die Klimakrise verursachten – Gletscherschmelze, die ungeahnte Bodenschätze freilegt und zugänglich macht, – dieser letzte Absatz ist so schön, daß er fast von Papst Franziskus stammen könnte. Bei diesem letzten Absatz bzw. dem Vogel, dem der Jäger darin auf der Spur ist, ist mein Kopf gehüpft von links, links vom Laptop, wo Ihr Artikel aufgeschlagen und mit vielen Anmerkungen versehen liegt, nach rechts bis auf die Sitzfläche des grünen Sessels, wo auf einem Stapel ZEITs noch Petra Bahrs Apologie der Liebe in Christ & Welt der gleichen Ausgabe anschaulich liegt. „Ohne Liebe ist alles nichts.“ In Rot. Zu schön, ums wegzupacken. Ich erwarte von Ihnen nicht, daß Sie diesen scheinbar so aus der Luft gegriffenen Salto nachvollziehen. Also: In Ihrem letzten Absatz zitieren Sie Natuk Lund Olsen aus Nuuk, Mutter zweier Töchter Und Inuit wie fas 90 Prozent aller Grönländer, die Sie an einer anderen Stelle Ihres Artikels Sagen lassen: „Wir sind Teil einer globalisierten Welt, aber wir haben eben diese besondere Verbindung zur Natur…“ (Zitat letzter Absatz „„Wenn du rausgehst, um einen Vogel zu jagen, und die Natur präsentiert dir einen Wal – Dann nimmst du den nicht. Du suchst weiter nach dem Vogel.“ Alles andere, sagt sie, wäre Gier.“ Wie gesagt: Papst Franziskus wäre stolz auf diesen Satz gewesen.

Und ich.., ich dachte an die Vögel, die ich nicht gejagt, aber deren Spur bzw. deren Stimmen Ich gefolgt bin, ihrem Gesang, ihren Lockrufen, ihren Warnrufen; „bewaffnet“ mit einem guten Fernglas. Oft kilometerweit, über Felder, über Wiesen bis zum Wald. (Haben Sie schon einmal versucht, einen Kuckuck zu Gesicht zu bekommen? Hören tut man Ihn schon von Weitem im Frühjahr. Aber sehen? Bis heute habe ich es nicht geschafft.) Da gab es nichts Wichtigeres. Da ließ ich mich nicht ablenken. Mit allen Sinnen oft bei einem Einzigen kleinen Vogel. Nichts sonst vermissend. Da hatte ich sie noch: „diese besondere Verbindung zur Natur.“ Ob es die jungen Stieglitze waren im elterlichen Garten, die ohne Scheu bis dicht an die Terrasse kamen, um die Kerne aus den Sonnenblumen zu picken, ob es die Goldammer war Auf diesem einsamen Baum am Feldrand mit ihrem sehnsüchtigen Ruf, ob es der Gesang der Nachtigall war, der aus einem Strauch am Uferweg ertönte, der bei Mannheim am Neckar (oder War es doch am Rhein?) entlangführte. War es tatsächlich, wirklich, eine Nachtigall? Ich spähte Durch die Blätter…, umkreiste den Busch, suchte auf allen Seiten – und konnte nichts sehen. So trat ich etwas zurück… und lauschte.

Nichts Anderes nahm ich wahr. Nichts sonst war wichtig. … Ich hatte sie, diese besondere Verbindung zur Natur, die in der Einsamkeit des Waldes, auf Berges- Höhen…, mit nur einem kleinen Vogel im Blick mich verbunden sein ließ auch mit den Menschen, mit der Welt. Darum hat Ihre Erzählung von Grönland, wie es n o c h i s t, mich so berührt. Zurückgekehrt zu den Menschen, erzählte ich davon denen, die mir nahe standen, ließ sie teilhaben. … … War lange weg von der Welt, und irgendwie ist sie mir, und auch der starke Bezug zur Natur, in dieser Zeit abhanden gekommen. Nun ist das Wintergoldhähnchen, ist die Haubenmeise im Wald – entschwunden meinem Blick. Von Artensterben ist die Rede, mehr aber von Digitalisierung, von KI und autonomem Fahren. Mittlerweile, sehr geehrter Herr Habekuss, habe ich nach einem Spaziergang im Wald auf weichem Boden, der nachgab bei jedem Schritt, draußen in der Sonne auf der Bank die Seiten 60 und 61 gelesen in der gleichen ZEIT, ein Gespräch von Elisabeth von Thadden mit Shoshana Zuboff, Philosophin, Sozialphilosphin, Betriebswirtin, über den Überwachungskapitalismus im digitalen Zeitalter. Hm. Ob sich meine ganz private Freude, die ich einst, erzählend, gern mit anderen geteilt habe, vielleicht doch wiederfinden und beleben läßt? Und teilen auf althergebrachte Art? Seltsam. Jetzt, halb vier Uhr nachmittags, ist beim Schreiben dieser letzten Zeilen die Sonne Wieder rausgekommen und hat die Landschaft in ein mildes Licht getaucht, so wie gestern Nachmittag, als ich, Sie zitierend, von Sassumap arnaa sprach. – Beate Schwärzler

 

Ich lese die „ZEIT“ als Wochenzeitung nun schon ca. 10 Jahre regelmäßig – gerade, weil sie im Gegensatz zu anderen Printmedien (Wochenmedien) Tiefe und analytische Schärfe ausstrahlt. Nun habe ich die aktuelle Ausgabe vor mir liegen und muss zugeben, dass ich enttäuscht bin. Auch wenn mein Anspruch „Qualität statt Quantität“ lautet, so muss ich doch offen zugeben: Zwei Seiten für ein Titelthema, in diesem Falle Grönland, sind eindeutig zu wenig! Da möchte ich schon eingehender informiert werden. Des Weiteren hat meines Erachtens die Qualität im Print deutlich nachgelassen, ich hoffe aber weiterhin, dass sich das ändert und möchte nicht auf das Internet angewiesen sein, gerade weil ich DIE ZEIT als Wochenzeitung gedruckt lesen und – wie bisher immer üblich – umfassend informiert sein möchte – ohne auf das Internet angewiesen zu sein. – Alexander Schmitt

 

So kann man sich dem Thema schmelzender Gletscher auch nähern. Schließlich gibt das schwindende Eis in Grönland unzählige Bodenschätze frei. Darunter gigantische Mengen an Gas und Öl, mit denen man den Planeten endgültig ruinieren kann. Falls das dann noch notwendig sein sollte. Vielleicht haben ja steigende Meeresspiegel, ein erlahmender Golfstrom oder der massenhafte Austritt von Methan bis dahin die Arbeit schon erledigt. Wenn Staaten und verantwortliche Politiker jetzt in eine Art Goldgräberstimmung verfallen, zeigt das eigentlich nur eines: sie haben nichts verstanden. Dass allerdings die beiden Zeit-Autoren auf zwei Seiten mit ziemlich viel Text keine wirklich kritische Aussage zustandebringen, ist schon sehr seltsam. – Jürgen Schlachter

 

Der einzigartige Bericht über Grönland des Herrn Habekuß ist nicht nur grandios, sondern weit mehr als jenes, er ist zudem auch eine sehr lehrreiche Studie über eine ferne fremde Welt, in der Drangsal der dort erkennbaren Klimakatastrophe, die wir hier mitten in Europa nicht kennen, geschweige denn uns die Mühe machen zu wollen sie nur annähernd zu verstehen, um sie dann zu erkennen. Wir nehmen die Klimakatastrophe noch lange nicht ernst genug, und alle Länder denen wir unsere Bitte vortragen, dass es verdammt brenzlig ist, und noch wird, mit der zukünftigen Erderwärmung, lässt den Egoismus vieler Bevölkerungsschichten weiter rücksichtslos erleben.Als Beispiel – eigener Kosumbedarf, es dürfen auch mehr als zwei, drei oder mehr Autos sein……pro Familie… Für das zwingend notwendige Handeln um diesem Dilemma entgegen steuern zu können, sind nicht nur die Regierungen dieser Welt verantwortlich sondern mit Nachdruck jede einzelne Person, die Ihren Egoismus in einer unbeschreiblichen Gier des leibeigenen Materialismus rücksichtslos ausleben wollen. Was schert jene die Umwelt, wenn Sie für sich selber und Ihren Kindern oder Enkelkinder nicht in einer Selbstverantwortung erziehen können oder wollen ? Es gibt – Ausnahmen -, wir möchten niemanden etwas unterstellen, verletzen oder kränken. Es fängt mit der Selbsterziehung an, die wir dann verantwortungsvoll im Erziehen unserer Kinder mit sehr großer Achtsamkeit weitergeben müssten ? – Regierungen -, können das niemals alleine schaffen, auch nicht durch die Verschärfung von Umweltgesetzen, hier mal ein neues Gesetz da mal eins noch ein schärferes Gesetz und so weiter und sofort…………..

Wenn wir nun auf die Regierungen zu sprechen kommen, dann haben wir den Salat, wir erkennen nach außen hin die vorgelebte Doppelmoral, ja, wir behaupten damit die Zerstörungswut mit der Aufrüstung aller Wirtschaftsmächte. In Madrid sprach – anzunehmen – keiner über ein dringend und zwingend nötiges Rüstungsabkommen zwischen der USA und Russland (INF) und den Staaten der Milliardenbevölkerungen. Die Rüstungsindustrie expandiert weltweit, bedauerlicherweise ist unsere BRD maßgeblich mit daran beteiligt, es würde Bücher füllen hier alles einzeln aufzuzählen, denn das wissen Sie, liebe Damen und Herren als Verlag ja am besten….na ja, jetzt schweifen Nicole und ich – im Aufsatz – sowie Herr Helmut Schmidt das immer gerne ausdrückte, aber gewaltig ab. Das weltweite Atomwaffenpotential ist akut eine größere Gefahr für unsere jetzige Menschheit, und momentan ernster zunehmen als die zunehmende Erderwärmung in der wir uns gerade befinden…..hat kein verantwortlicher Politiker den Mut auch diese Bedrohung wo sie doch auch hauptsächlich daran beteiligt sind den Mund – heute – aufzumachen ? Das ist sehr beschämend, gerade auch für unsere EU. Klimaschutz und der Schutz vor einer atomaren Katastrophe gehören zusammen, die gemeinte Doppelmoral – Schachmatt für die angeblich verantwortungsvollen Regierungen, ein Fragezeichen hinter diesem Satz passt – nicht -. Nun zum Bericht des Herrn Martin Klingst. Wie recht er hat, die Festplatten, so kann man ja heute viele Gehirne mancher unserer Mitmenschen nennen, jene Staatsoberhäupter, dessen möglicher Raubbau der genannten Seltenerdmetallen bereits in Ihren körperlichen Festplatten einprogrammiert sind, und dazu die Sorge der Nato wie Russland weiter seine UBoot- Flotte ausbaut, usw, und das China die Karten an oberster Stelle jetzt schon mehr als deutlich mitmischt ist nicht nur den Regierungen bekannt, und auch uns als sehr treue Zeitleser… hm,.. Nicole, meine Großfamilie und ich, staunen oft auch verwunderlich woher Sie als Verlag die Mühe, Kraft und Energie hernehmen, uns als Leser für diese Ausgaben der Zeit so zu begeistern.

Und ganz zu schweigen von den Gefahren die Sie auf sich nehmen, und wie viele Journalisten – nur für uns – oft grausam Ihr Leben in diesem Jahr 2019 verloren haben…… Wir möchten für alle Ihrer getöteten Kollegen und Ihren Familien von Herzen unser persönliches Beileid und Mitgefühl aussprechen. Gleichwohl möchten wir Ihnen als Verlag und all Ihren Mitarbeitern sehr viel Mut nicht nur für das Jahr 2020 und die bevorstehende Zukunft aussprechen, auch die dazu gehörige Portion Glück, möge Gott Sie alle schützen und segnen. Ich bin aber noch nicht mit meinem Aufsatz fertig, ich nenne das gerne so nach meinem großen Idol: Herrn Altbundeskanzler Helmut Schmidt, mit dem meine Ehefrau Nicole geboren am 13.10.1969 als kleine Maus aufgewachsen ist, und ich Dieter geboren am 29.09.1957, beide in Oberhausen, die Wiege der Ruhrindustrie, Willy Brandt habe ich als junger Erwachsener in Oberhausen einmal bei einem Wahlkampf persönlich erlebt, dass war heute gesehen ein Abenteuer und mehr als nur Unterhaltsam. Wir beide sind Bergarbeiterkinder, unsere Großväter malochten im Pütt der Zeche Osterfeld über vierzig Jahre, und Sie haben als Kinder den ersten Weltkrieg überlebt, als Jugendliche die Zeit der Entstehung des Friedensvertrages(auch Versailler Vertrag) von 1919 und zugleich der Gründungsvertrag des Völkerbundes, usw. usw. Als Adolf Hitler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30 Januar 1933 bezeichnet wurde, so damals, meine Großeltern, war die ganze Zerstörung der Zukunft durch die Nazi – Herrschaft noch nicht bewusst, da man auch dachte während der Austragung der olympischen Sommerspiele1936 und den Winterspielen 1936, sei so meine Großeltern die Welt unter dieser Diktatur einmalig gewesen. Die Welt war in Ordnung und man drehte Propagandafilme sogar in bunt, wie Sie später erzählten. Keiner dachte zu dieser Zeit an den brutalsten und grausamsten Völkermord aller Zeiten, der zweite Weltkrieg. Unsere Großväter mussten als Bergleute nicht in den Krieg ziehen, denn jede Kraft an Bergleuten wurde gebraucht um die Rüstungsindustrie z.b. Krupp Essen und die Hoag, Thyssen, GHH usw, auf Eisen zuhalten……….usw.

Die Zechen Barone Haniel, Jacobi und wie sie alle hießen verdienten und machten Kohle ohne Ende, obwohl in den fünfziger Jahren das Zechen sterben schon schleichend begann. Geschichte bekannt. Unsere beiden liebsten Großväter wozu auch die Omis gehörten überlebten – Gott sei Dank den Krieg, und lebten später dann nur für uns, wir waren mit zehn Kindern, dazu könnte ich, wenn ich schriftstellerisches Talent hätte, ein ganzes Buch schreiben. Aber jeder Mensch hat auch zurückblickend sein oft mit Tränen verbundenes Schicksal zu ertragen gehabt, und wird es vermutlich noch weiter zu tragen haben ? Aber Nicole und ich, sowie unsere großen Söhne drei an der Zahl, werden es mit dem zukünftigen Schicksal den alltäglichen Lebenskampf aufnehmen können, die jungen Männer Marvin, Maurice und Robin sind beruflich sehr gut versorgt. All das wünschen wir Ihnen als Familie Schübel von Herzen, dazu gehören: Gesundheit, Selbstverantwortung, Mut,Ruhe und Gelassenheit. Einkehr in die heilende Kraft der Ruhe und Stille. Ganz viel Erfolg wünschen wir Ihnen alle für die weiteren Ausgaben der Zeit, die von uns immer mit größter Treue und Spannung erwartet wird. Nicole und ich haben Sie/Euch alle von Herzen lieb und vielleicht haben wir mal Zeit Ihren Verlag besuchen zu können oder zu dürfen? Als kleines Weihnachtsgeschenk möchte ich Ihnen zu meinen oben geschriebenen Leserbrief eines meiner Zitate schenken und für jede Verwendung Ihrerseits überlassen, denn meine Frau und ich finden es zu unseren heutigen Leserbrief und den Diskussionen dieser Zeit passend. Sie dürfen von Herzen gerne alles verwenden und veröffentlichen. Philosophie ist auch gerade heute für mich als Seelsorger nicht nur als Hobby zu verstehen, sondern ich versuche es auch umzusetzen. Viele Dank, Ihr Lieben. Und Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Liebe und Gute für das Jahr 2020. P.S.: Nun mein Zitat für Sie. Die Politiker dieser Welt sollten mit verantwortungsvoller Achtsamkeit darauf bedacht sein, nur so zu handeln, was dem Weltfrieden dienlich ist. Frieden schützt die Schöpfung in der wir schließlich leben müssen. – Nicole und Dieter Schübel

 


 

 

Leserbriefe zu „Zur Not mit Druck!“ von Ahmad Mansour

 

Das Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichts kann man mit einem Satz kritisieren: Multi Kulti gerne, das bereichert unsere Gesellschaft – aber Multi Ethik geht gar nicht. – Dr. Peter Bekk

 

Den Ausführungen möchte ich uneingeschränkt zustimmen. Bemerkenswert aber gleichzeitig beschämend für uns deutsche Gastgeber ist die Tatsache, dass jemand wie Sie, der als Gast zu uns gekommen ist, anderen Gästen die Regeln aufzeigten muß, wie sie sich als Gäste aufzuführen haben. Eigentlich ist es die Aufgabe des Gastgebers diese Regeln „für sein Haus“ aufzustellen, deren Einhaltung unmißverständlich zu überprüfen und konsequent Personen „seines Hauses zu verweisen“, die in diesem Sinne „Hausfriedensbruch“ begehen. – Werner Kerschgens

 

Danke, Herr Mansour! Alles, was Sie schreiben, ist zu hundert Prozent richtig, leider hört man das so aus keinem einzigen Politikermund. Liegt vermutlich daran, dass man zwischen alle Fronten gerät, wenn man Realitäten formuliert, die auf Erfahrungen basieren – auch etwas, dass die allermeisten MdBs nicht können. Umso bewundernswerter ist Ihr Engagement. Ich wünsche mir zum neuen Jahr mehr Artikel dieses Formats und weniger Gesuhle im „Untergang“ der SPD! – Tobias Hänschke

 

Das Bayrische Verfassungsgericht hat recht, die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Zuwanderer mit unseren Grundwerten zu indoktrinieren ist daher nicht rechtens. Aber: Es gibt Länder auf der Welt, gegenüber denen unsere Landschaft eher langweilig wirkt. Es gibt Länder, in denen die Bürger so reich sind, dass wir hier in Europa dagegen wie arme Schlucker aussehen. Es gibt Länder, in denen es das ganze Jahr ein Wetter zum Träumen gibt; ganz anders als im nasskalten Deutschland. Und trotzdem wollen die Einwanderer gezielt hierher. Die werden nicht von den Wirren des Zufalls hierher gespült. Das Bayrische Verfassungsgericht hat die Chance verpasst klarzustellen, dass jemand, der in ein anderes Land, in eine andere Gesellschaftsordnung übersiedelt, sich zwei Fragen stellen muss:

1. Warum verlässt Du Deine Heimat, deren Fundament, aus der ihre Gesellschaftsordnung entspringt, deren Grundwerte, in der diese wurzelt, Du so sehr verinnerlicht hast? 2. Warum willst Du gezielt in ein Land einwandern, dessen Fundament, aus dem seine Gesellschaftsordnung entspringt, dessen Grundwerte, in der diese wurzelt, Du so sehr ablehnst? Die Verfassung und ihre Hüter sind verpflichtet, so lange auf Antworten auf diese beiden Fragen zu bestehen, bis tätige Konsequenzen gezogen werden. Entweder machen sich die Einwanderer die Grundlagen der neuen Gesellschaftsordnung zu Eigen, oder sie verlassen die verhasste Gesellschaftsordnung und gehen in eine, die ihrem Grundverständnis entspricht. Sie, Herr Mansour, bemängeln, dass Einwanderer als Invasoren betrachtet werden. Was ist es, wenn jemand gezielt in eine Gesellschaftsordnung geht, die er von Herzen ablehnt, und diese dann von innen bekämpft? Ist das Einwanderung oder Invasion? Einwanderer sollte eine Gesellschaft unterstützen und fördern. Invasoren muss sie abwehren. Das ist sie, wenn nicht sich selber, so doch den Einwanderern schuldig. – Hans List

 

Unsere Schüler müssen die Hausordnung zu Beginn ihrer Schulkarriere bei uns lesen und akzeptieren. Bei (wiederholtem) Bruch dieser Regeln, müssen sie sie auch schon einmal in einem Gespräch paraphrasieren (= Auffrischungskurs). Wird es untragbar für die anderen, werden sie (i.Allg. zeitweise) vom Unterricht suspendiert (= Aufenthaltsrecht). Was für die Schüler_innen gilt, sollte für alle Bürger_innen doch auch gelten. Ich würde mir Herrn Mansour als Integrationsminister wünschen! Souverän über Rassismusvorwürfe und mit modellhafter Integrations-Biografie! – Sonja Allaria

 

Ich bin tief beeindruckt von der Klarheit Ihrer Worte im Zeit Artikel “ Zur Not mit Druck!“. Es gibt viele Stellungnahmen zu dem Thema Integration von Menschen, die keinen direkten Kontakt mit Immigrant*innen haben und ich bin Ihnen dankbar für Ihre Einschätzung zu diesem Thema. Die Beispiele, die Sie aus Ihrer Arbeit mit Betroffenen geben, sind sehr hilfreich für mich, um eine praktische Sicht auf die Dinge anzunehmen anstatt einer moralischen, in der ich das Urteil des Bayerischen Verfassungsgerichtshof wahrscheinlich als positiv bewertet hätte. Auch Ihre Beschreibung der emotionalisierten Debatte spricht mit aus der Seele, diese Art der Diskussion nervt mich seit Jahren und ich finde es toll, dass Sie trotz der Beleidigungen und Bedrohungen, die Sie erleben, so offen und treffend Stellung beziehen. – Leonie

 

Es scheint auch mir vernünftig und zumutbar zu sein, dass Zugewanderte auf die Werte des Grundgesetzes und generell die Achtung der Menschenrechte verpflichtet und zunächst einmal mit diesen – und erforderlichenfalls auch mit den Regeln des alltäglichen Zusammenlebens in Deutschland – vertraut gemacht werden, wenn sie sie aus ihren Herkunftsländern nicht kennen. Das sollte, um Diskriminierungen zu vermeiden, meines Erachtens aber ein für alle Zuwanderer verpflichtender Unterricht sein – nicht nur für Einwanderer, die „beharrlich zum Ausdruck bringen“, dass sie gleiche Rechte und Pflichten für alle Bürger(innen), Religionsfreiheit, Pluralismus, Gewaltmonopol des Staates usw. ablehnen. Wer nach einem solchen Unterricht die Werte des Grundgesetzes und die Menschenrechte immer noch in Wort und Tat ablehnt, sollte meines Erachtens hier nicht bleiben dürfen. Und natürlich sollten allen in Deutschland in die Kita und in die Schule gehenden Kindern ebenfalls die Werte des Grundgesetzes und die Menschenrechte überzeugend vermittelt werden – die Wahlerfolge der AfD zeigen leider, dass das offenbar bislang nicht geschieht. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Brauchen wir eine Zuckersteuer?“ von Sigrid Neudecker und Marcus Rohwetter

 

Bei diesem Pro&Contra werden die eigentlichen Gegenpole nur am Rande gestreift und nicht thematisiert: es sind dies die gut verdienende Zuckerindustrie auf der einen Seite und die Gesundheitskosten auf der anderen; man stelle sich nur mal vor, welche Krankenkostenlawine die heranwachsende Generation auslösen wird, die dramatisch und in steigendem Maße unter Diabetes, Übergewicht und Bewegungsmangel leidet. Die Freiheit des Einzelnen, sich gesundheitlich zu ruinieren, findet spätestens dann ihre Grenze, wenn die Allgemeinheit über Krankenkassenbeiträge für die Folgekosten aufkommen muss. Da im konkreten Einzelfall schwer nachweisbar ist, was davon Schicksal und was unverantwortliche Lebensführung ist, plädiere ich für eine pauschale Verteuerung des Zuckers, aber nicht durch die Steuer, sondern in Form einer Abgabe, deren Ertrag voll umfänglich auf die Krankenkassen umgelegt wird. Primär ist das Ziel nicht Abschreckung durch einen hohen Kaufpreis der Produkte, sondern die Finanzierung der Folgekosten. Denn de facto werden auch hier die Gewinne privatisiert und die Kosten sozialisiert. Was übrigens genauso für die anderen beiden Volksdrogen Tabak und Alkohol gilt. – Wolfgang Heckl

 

Wenn schon eine Zuckersteuer, dann auch für die versteckten Zucker und für alle Zuckerarten (sprich: Traubenzucker, Malzzucker, Melasse und, und, und). Bei fast allen ultraverarbeiteten Nahrungsmitteln handelt es sich bei den Kohlenhydratgewichtsangaben gänzlich um isolierte Kohlenhydrate, also um Zucker, oder besser gesagt, um Fabrikzucker. Auch das Gewicht der üblichen Brote aus Auszugsmehl (Typenmehl aller Art) kann man dann im Schnitt zu einem Viertel als “ steuerpflichtigen “ Quasi – Fabrikzucker berechnen. Er entsteht schon im Mund und treibt den Insulinspiegel entsprechend schnell hoch. Hinzu kommt noch der zugegebene Fabrikzucker. Das Gefährliche an den Begründungen der Zuckerindustrie für eine angebliche Unbedenklichkeit des Fabrikzuckers ist, dass wahre Aussagen darin einfließen, die aber vom eigentlichen Kern der ernsthaften Bedenken ablenken sollen. So wird von der Zuckerindustrie gerne angeführt, dass Zucker nur im Übermaß schädlich sei. Das ist ja nicht unrichtig, es wird aber vermieden, den pathogenen Schwellenwert von 25 g Zucker pro Tag (WHO 2014 und Professor Katase, Osaka, 1934) zu benennen.

Die deutschen Schulkinder verzehren täglich 135 g Fabrikzucker (amerikanische sogar 400 g, meist in Form von Softdrinks). Ich lasse mir als Nichtdiabetiker einmal im Jahr als IGEL – Leistung den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c testen. Bei Nichtdiabetikern, die nur 25 g Fabrikzucker täglich zu sich nehmen, liegt er in der Regel bei 5,2. Bei Menschen, die 50 g oder gar 150 g Fabrikzucker zu sich nehmen, ist er wesentlich höher, verbunden mit Risiken für Gefässschäden, die normalerweise nur bei weniger gut eingestellten Diabetikern auftreten. Ist doch klar, bei höheren zugenommenen Zuckermengen ist auch bei Nichtdiabetikern mehr davon ständig im Blutkreislauf zu finden als bei Nichtdiabetikern, die nur ganz wenig Fabrikzucker zu sich nehmen. Diesen Gedanken sollte Herr Spahn einmal aufnehmen und den HbA1c – Test allen Menschen kostenfrei zukommen lassen. Viele würden sich die Augen reiben. PS: Ich bin kein Laborbesitzer, habe nur mit Freunden, mit kontrolliertem Zuckerkonsum, beim Arzt testen lassen. – Hans Peter Stolz

Mit Interesse habe ich Ihren Pro & Contra-Diskurs zur Zuckersteuer gelesen. Was mir dabei völlig gefehlt hat war der wissenschaftliche Kern, also die Frage nach der Existenz von Kausalevidenz: Ist Zucker nachweisbar ursächlich für Krankheiten und Adipositas verantwortlich? Denn darum geht es letztlich, einen „Schuldigen dingfest“ zu machen. Und dazu reichen nicht mal die wachsweichen Indizien namens „Korrelationen aus Beobachtungsstudien“. Die Antwort lautet also: Es existiert derzeit keine wissenschaftliche Kausalevidenz, dass Zucker dick oder krank macht. Hier spielt stets die Gesamtenergiebilanz über Jahre die „erste Geige im Konzert der Kausalitäten“ – und auch die ist nicht allein „Schuld“. Als unabhängiger faktenfokussierter Ernährungswissenschaftler habe ich dazu vor einem Jahr einen Gastbeitrag geschrieben -> Paranoia Zuckersteuer. An der Sachlage hat sich bis heute nichts geändert – und wird es auch nicht, denn die Ökotrophologie ist & bleibt extrem erkenntnislimitiert. Gerne würde ich meine wissenschaftlichen Argumente in die aktuelle ZEIT-Zucker-Diskussion einbringen. Ist es möglich, den Gastbeitrag als Leserbrief zu veröffentlichen oder als „Meinung“ o.Ä. (die Rechte am Text liegen vollumfämglich bei mir, Sie könnten ihn also ad hoc verwenden) ?

PS: Was Sie noch interessieren könnte in diesem Kontext, das ist der Konsens der 7 großen ernährungswissenschaftlichen D-A-CH-Institutionen DGE (D), SGE (CH), ÖGE (A), DIfE (D), BZfE (D) sowie VDOE (D) und VEÖ (A) zur „Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel“, die ich in meinem neuen Buch erstmals gemeinsam konzertiert zu Wort kommen lasse. Er ist nicht nur für „Gesundesser“ überraschend einstimmig … Sie finden die 7 Statements gerne nachfolgend: »Wir brauchen keine rigiden Regeln und keine Einteilung in gesunde oder ungesunde oder Lebensmittel. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.«Harald Seitz, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) (März 2019) »Die generelle Einteilung in gesund und ungesund finden wir schwierig. Denn ob ein Lebensmittel letztendlich gesund oder ungesund ist, wird durch die aufgenommene Menge bestimmt.« Sonja Schäche, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) (März 2019)

»Es gibt keine verbotenen Lebensmittel. Die Kombination der Lebensmittel im richtigen Verhältnis macht eine ausgewogene Ernährung aus.«Thomas Krienbühl, Fachexperte Kommunikation, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE (März 2019) »Lebensmittel sind nicht als „gesund“ oder „ungesund“ zu werten. Entscheidend für eine ausgewogene Ernährung sind die Menge, die Kombination und die Zubereitung von Lebensmitteln.«Mag. Alexandra Hofer, Geschäftsführung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) (März 2019) »Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel halten wir nicht für sinnvoll. Entscheidend ist, wie viel ich wovon esse.«Antje Gahl, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) (März 2019) »Von „gesunden“ oder „ungesunden“ Lebensmitteln zu sprechen, greift bei der Komplexität der Ernährung zu kurz. Populistische Empfehlungen einzelner so genannter „gesunder“ Lebensmittel oder gar Verbote vermeintlich „ungesunder“ Lebensmittel sind eher kontraproduktiv und können zu „Consumer Confusion“ führen.«Dr. Andrea Lambeck, Geschäftsführerin, BerufsVerband Oecotrophologie e. V. (VDOE) (Mai 2019) »Die Beziehung zwischen Mensch und Lebensmittel ist zu komplex, um daraus eine hilfreiche Einteilung in gute und schlechte Lebensmittel ableiten zu können.«Mag. Andreas Schmölzer, 1. Vorstandsvorsitzender, Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) (Mai 2019). – Dipl.oec.troph. Uwe Knop

 

STEUER1. Steuerruder, ursprünglich: eine lange Stange zum Staken und Lenken eines Schiffes, eigentlich: Stütze, Pfahl. 2. ein bestimmter Teil des Lohns, Einkommens oder Vermögens, der an den Staat abgeführt werden muss: hohe, direkteSteuern, die derjenige, der sie schuldet, direkt an den Staat zu zahlen hat, indirekteSteuern, Steuern, die im Preis bestimmter Waren, besonders bei Genuss- und Lebensmitteln, Mineralöl oder Ähnlichem, enthalten sind; Steuern (be)zahlen, erheben, hinterziehen, eintreiben, erhöhen: der Steuer unterliegen; etwas mit einer Steuer belegen: die Unkosten von der Steuer absetzen. (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014) – Klaus P. Jaworek

 

Dem Charme einer Zuckersteuer könnten sicher auch ausgewiesene Naschkatzen und Schokoholiker etwas Gutes abgewinnen, würde doch Vater Staat den Rahmen seiner gesundheitlichen Fürsorgepflicht gegenüber seinen Schäflein schlagartig um ganze 12 Prozent erweitern. Benefit für Finanzminister und Endverbraucher also. Bei einer Novellierung der Umsatzsteuer sollte der Gesetzgeber dem Affen ohnehin ordentlich Zucker geben und, wie vom Bundesrechnungshof bereits gutachterlich angemahnt, die unterschiedliche Besteuerung von Umsätzen tabulos entwirren. Und selbst dann, wenn nach einer Steuererhöhung für zuckerhaltige Lebensgenußmittel gesalzene(re) Preise zu erwarten sind, wird’s für ein Bisschen Konfekt zu Weihnachten ganz sicher noch reichen. – Ira Bartsch

 

Längere Zeit war ich auch der Meinung, eine Zuckersteuer müsse her, inzwischen sehe ich die Sache eher so wie Herr Rohwetter. Leider kam nicht zur Sprache, daß Zucker im Allgemeinen einfach zu billig ist. In sog. „Drittländern“ wird der Rohrzucker unter Bedingungen produziert, die ich für fragwürdig halte und bei uns stellt der Zuckerrübenanbau eine Intensivkultur dar, die ohne massiven Kunstdüngereinsatz mit all seinen bekannt negativen Folgen für Böden, Luft und (Grund)Wasser nicht zu diesen niedrigen Rohstoffpreisen zu bewerkstelligen wäre. Früher war Zucker ein Luxusgut und seine ubiquitäre, tägliche und massive Verwendung per se nicht vorgesehen. Dahin sollten wir zurück, dann erübrigen sich all diese Diskussionen ganz schnell. Dem Klima würde das auch nutzen. Ansonsten ist das probate Mittel, bestimmte Lebensmittel als Volks-Dickmacher zu verunglimpfen zu kurz gedacht. Wer mehr isst, als er verbrennt, setzt Speck an. Egal wovon, Frau Neudecker. Und übrigens sind die hier populistisch angeführten Kausalitäten „Hoher Zuckerkonsum = hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ einen klinischen Beweis schuldig. Hier wird gerne eine Korrelation mit der Kausalität verwechselt.

Ich bin dafür, daß der Nahrungsmittelindustrie in Bezug auf irreführende Werbung und das Inverkehrbringen nutzloser, leerer Kalorien auf die Finger geklopft wird. Dafür sind – das hören viele nicht gerne – auch staatliche Regularien nötig. Und gleichzeitig ist ein höherer Rohstoffpreis, der den Wert des Produktes auch widerspiegelt, sehr nützlich. Eine Steuer, die der Verbraucher trägt und die fast unmerkbar niedrig ist, ist Quatsch. Am Ende können wir all diese Debatten klimawandeltechnisch betrachten und uns die Frage stellen, wozu wir eigentlich unsere Lebensgrundlagen zerstören. Um am Ende nutzlosen Mist zu produzieren, der in nicht unerheblicher Menge wieder im Müll landet? Daran gewinnt nur die Industrie, die Verlierer waren lange nicht sichtbar, aber wir Mitteleuropäer sehen sie nun so ganz langsam auch am eigenen Horizont. – Juliane Duvigneau

 

Ich glaube gesunde Ernährung liegt bei den „Normalen Verhaltenseinkaufsmodellen“ in weiter Ferne. Zu viele Produkte sind mit Zucker, vermeintlich lecker, sättigend und manchmal sogar gesund. Wird ja auch in der Werbung schön und gesund dargestellt, von Hand gerührt, mit Liebe gemacht. Aber Sie lassen im Pro und Contra das wichtigste außer Acht: Die Industrie, die Zucker scheinbar reduziert oder weglässt, hat durch die neue EU-Regelung, den Vorteil Fruktose (versteckt sich z.B. hinter Glucose-Fruktose-Sirup) zu nehmen, die eine viel höhere Süßkraft besitzt als der normale Haushaltszucker. Diese Art Süßungsmittel ist schneller und billiger herzustellen und folglich für ein Unternehmen die bessere wirtschaftliche Alternative. Wie wäre es hier mit einer erweiterten Steuer? Gleichzeitig werden Zuckerarten verwendet, die für dem Verbraucher auf den ersten Blick nicht als Zucker auffallen. Für ihn liest es sich auf dem Etikett vermutlich gesund an, wie der Gerstenmalzextrakt oder Maissirup.

Die Fruktose, auch unter dem Begriff Isoglucose bekannt, hat schlechtere Auswirkungen auf den Organismus als der bisher genommene Haushaltszucker. Für den Menschen heißt das, dass seine Leber schneller verfettet, da Fructose im Gegensatz zu Glucose unbegrenzt in der Leber aufgenommen werden kann. Die Werte von Triglyzeride, das LDL-Cholesterin im Blut, das Risiko für Adipositas, Diabetes (besonders jetzt noch viel viel mehr auf das Essen der Kinder Acht geben), Bluthochdruck, Gicht und koronare Herzerkrankungen werden steigen. Hier freut sich wiederum die Pharmaindustrie. In den Warenkorb eines Supermarkts bei Brot, Brötchen, Jogurt, Säften, Limos, Konserven, Marmelade, Milchreis, Schokolade, Eiscreme, Kekse, Gummibeeren, Pudding, Jogurt und Ketchup geschaut, ergibt sich vielleicht ein völlig anderes Bild von der eigenen Ernährung, als zuvor.

Was einem Staat zusteht in unserer heutigen digitalen Zeit könnte ich auch in Beziehung setzen, was lasse ich all den Internet-und Werbungsgiganten zukommen? Wo und wie werde ich eigentlich von diesen bestimmt und geleitet? Wo gibt es eine private, ehrliche, fürsorgliche Seite für den Einzelnen und wo steht die wirtschaftliche industrielle orientierte Seite? Wo befindet sich die regulierende, ev. staatliche, neutrale und entschlossene Seite, die für die Gesetze und für den Menschen und seine Gesundheit entscheidet? Wo stehe ich mit meiner Entscheidung? Wo bin ich für mich und wann für andere verantwortlich? Was tun also in unserer heutigen vielfältig ausgerichteten Welt? Richtige Aufklärung, besonders für Eltern “Was gesund ist“, Kochen und Ernährung als festes wöchentliches Schulfach, Gemeinsame Feste wie: Eltern kochen für Kinder, staatliche Subventionierung von gesunden Endprodukten und deren Herstellung, klare und ehrliche Richtlinien und Erkennungsmerkmale an gesunden Lebensmitteln und vieles mehr. – Heike Wendt-Klotzbücher

 


 

 

Leserbriefe zum Politischen Fragebogen „»Ich bin Teil des Klimaproblems«“. Gespräch mit Alice Schwarzer geführt von Stephan Lebert

 

Wenn Sie schon kurze Zeit nach dem Beginn des mäßig originellen Politischen Fragebogens auf die Ulk-Nudel Alice Schwarzer zurückgreifen müssen, dann sollten Sie ihn lieber einstellen. – Hans Peter Moeller

 

Frage 25: „Die Narben der Gewalt“ wurden von Judith Lewis Herman geschrieben, nicht von der um fast 30 Jahren jüngeren deutschen Judith Herman. – Helga Tillmann

 

Irgendwie sollten wir Frauen noch stärker zusammen halten, als wir es zur Zeit noch tun; „frau“ weiß ja nie! Alice Schwarzer ist eine sehr mutige Frau, die bis zum Umfallen, für uns Frauen kämpft; auch wenn dieser Kampf noch so aussichtslos scheint. Wir Frauen haben vielleich zu lange für unsere Rechte, und für unsere Anerkennung, als gleichwertige „Menschen“, kämpfen müssen. Vielleicht ist Alice Schwarzer ja wirklich eine Spur klüger und ausgefuchster, als mancher aus der männlichen Männerwelt. – Riggi Schwarz

 

Ich vermute, dass Stephan Lebert NICHT „Familie Merkel“ meint, wenn er schreibt: „übrigens, ein paar Meter entfernt saß die Familie Merkel.“ Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um Familie KASNER, also die Herkunftsfamilie der Kanzlerin handelt und nicht um die Familie ihres ersten Ehemannes? – Annette Must

 

Ich habe in der aktuellen Zeit den politischen Fragebogen gelesen. An einem Punkt erwähnten Sie eine Soziologin, die, angeblich um sich bei den Männern anzubiedern, gesagt haben soll, dass sie Pornografie geil findet. Es ist mir zu einfach, hieraus ausschließlich ein Einschmeicheln bei den Männern ableiten zu wollen. Bestürzung ergreift natürlich auch mich, wenn ich lese, wie sorglos diese Frau sich ausgedrückt haben soll, denn durch ihren spezifischen Gebrauch der Sprache kommt ihre innere Haltung zur Welt zum Ausdruck. Ihre Arbeit, Frau Schwarzer, kenne ich nicht im Detail. Dennoch beschleicht mich der Eindruck, als ob Sie grundsätzlich Ihre Maßstäbe anlegen und aufgrund Ihres Empfindens, welches Sie zum objektiven Maßstab erklären, kategorisieren. Ich sage nicht, dass es Zwang und Repression nicht gibt, aber ich wehre mich entschieden dagegen, immerzu Unfreiheit anzunehmen, wenn mir ein Verhalten fremd ist.

Ich glaube nicht, dass Frauen reinere Wesen sind – wenn wir eine solch romantisch-verkitschte Verklärung auch zu brauchen scheinen. Hier bewegen wir uns aber wohl im Reich der unzulässigen Verkürzungen: Mütter, die frei von sexuellem Begehren sind, altruistisch sich aufopfernd. Frauen üben ebenfalls Gewalt aus, nur eben subtiler. Sie entschuldigen bitte die Zuspitzung, aber es wird in der Debatte oftmals mit eindimensionalen Zuschreibungen hantiert und operiert, die keiner wissenschaftlichen Untersuchung jemals standhalten würden. Es wird hüben wie drüben Gewalt ausgeübt, wobei sich lediglich die Form unterscheidet. Übrigens können sich Männer UND Frauen, je nach gesellschaftlichem Feld, in einer unterlegenen Position befinden. Beide Geschlechter sind der Diskriminierung ausgesetzt, wobei “der Mann“, genau wie “die Frau“, von biologischen Tatsachen abgesehen, eine sozial konstruierte Kategorie ist. Männlein wie Weiblein haben dem geltenden Ideal zu entsprechen, wobei der Druck auf beiden Seiten ähnlich hoch sein dürfte.

Nun aber zurück zum Ausgangspunkt: Auch wenn uns zum Beispiel die Sexarbeit abstoßen mag, so dürfen wir doch nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass wir es im Bereich der weiblichen Sexarbeit immerzu mit Unfreiwilligkeit zu tun haben. Im Gegenzug dürfen wir auch nicht denken, dass jeder männliche Sexarbeiter freiwillig handelt. Ist etwa jeder Mann eine würdelose Samenschleuder – während alle Frauen engelsgleiche Wesen sind? Vielleicht sollten wir Pauschalzuschreibungen unterlassen und nicht auf Kampfbegriffe zurückgreifen, die Dinge vielmehr neutral und nüchtern betrachten. Andernfalls werden wir die Kategorien – und mit ihnen die Gesinnungsethik – nicht hinter uns lassen und die bestehenden Konflikte nie befrieden können. – Volker Kaufmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Klimazoll“ von Petra Pinzler und Mark Schieritz

 

Ich halte dies für eine sehr geeignete Maßnahme, um die jetzt schon total überflüssigen Transporte einzudämmen, wie sie sehr einleuchtend am Beispiel der Zwiebel beschrieben haben. Wenn dies rechtlich machbar ist, sollte die EU hier mal Maßstäbe setzen und nicht immer nur auf die Maßnahmen anderer Wirtschaftsmächte reagieren. Herr Macron hat es mit der Digitalsteuer vorgemacht und die EU als Gemeinschaft hat noch mehr Gewicht als Frankreich alleine. Nur aus Bedenken über Reaktionen aus Washington darf dies nicht gestoppt werden — die Reaktionen sind ja unberechenbar. – Michael Hüsken

 

Es wird Zeit, dass Wirtschaftsführer(innen) und Politiker(innen) begreifen, dass Politik und Wirtschaft keine ethikfreien Zonen sind. Wer anderen Menschen direkt oder indirekt, aber durchaus bewusst schadet, z. B. durch mangelnden Umwelt- und Klimaschutz wie Donald Trump/USA oder Jair Bolsonaro/Brasilien, sollte mit empfindlichen Wirtschaftssanktionen rechnen müssen. Ich frage mich, ob es notwendig ist, die Klimastrafzölle nach Waren/Unternehmen zu differenzieren, wie Frau von der Leyen es vorhat, oder ob es nicht ausreicht, einfach generell jene Länder mit Klimastrafzöllen zu belasten, die pro Einwohner viel zu viel Treibhausgase emittieren (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_CO2-Emission_pro_Kopf) oder deren Treibhausgasemissionen in den letzten Jahren sogar noch gestiegen sind. Bezüglich der Unternehmen müssten meines Erachtens z. B. das Ausweichen in Steueroasen, die Ausbeutung von Mitarbeitern in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie der mangelnde Einsatz für Freiheit, Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz sanktioniert bzw. dieser Einsatz durch eine unternehmensinterne, aber nicht weisungsgebundene Instanz erzwungen und kontrolliert werden (vgl. https://www.ulrich-willmes.de/paradigmenwechsel.html). Von Unternehmern, Managern und Aktionären, die selbst in Freiheit und Wohlstand leben dürfen, erwarte ich, dass sie sich nicht nur für die Maximierung des Unternehmensgewinns, sondern auch für den Erhalt und die Förderung von Freiheit/Demokratie und Menschenrechten einschließlich des Menschenrechtes auf Gesundheit und Überleben und damit auf Klima- und Umweltschutz einsetzen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Die CO2-Steuer trifft die arbeitende Mitte der Gesellschaft besonders hart. Deutschland zählt bereits jetzt weltweit zu den Ländern mit den höchsten Steuer- und Abgabebelastungen. Aber solange die deutsche Kuh noch Milch gibt, wird sie gemolken. Der schwachen Union ist es im Interesse der arbeitenden Menschen leider nicht gelungen, diese weitere „Drangsalierungssteuer für die Mittelschicht“ der grünen 8,9 %-Partei abzuwenden. Die diesbezüglichen Versprechungen von CDU/CSU klangen im letzten Wahlkampf anders. Die zusätzliche CO2-Steuer auf Sprit und Heizöl führt zu drastischen Preissteigerungen an der Zapfsäule und bei der Wärmeenergie. Darüber hinaus müssen die Bundesbürger aufgrund der Energiewende in den kommenden Jahren mit deutlich steigenden Strompreisen rechnen. Die Kosten steigen, ausgleichende Einkommenszuwächse dürften aufgrund einer sich zunehmend eintrübenden Konjunktur künftig hingegen eher begrenzt ausfallen. In erster Linie müssten vor allem Länder wie China, Indien oder Brasilien zu höheren Klimazielen verpflichtet werden.

Doch wie das Ergebnis der jüngsten Weltklimakonferenz einmal mehr aufzeigte, weigern sich diese Staaten beharrlich, am deutschen (Klima-)Wesen zu genesen. Die C02-Steuer belastet vor allem den geringer verdienenden Teil der Arbeitnehmerschaft, der sich nicht in der sozialen Hängematte ausruhen möchte. Denn der Anteil an den Gesamtausgaben für Strom, Wärme und Mobilität ist bei dieser Gruppe, verglichen mit anderen Konsumgütern, besonders hoch. Diese Menschen besitzen in Deutschland jedoch leider keine Lobby. Es sollte niemand überraschen, wenn künftig noch mehr Konsumenten aufgrund deutlich steigender Spritpreise ihre Bestellungen lieber bei Amazon aufgeben statt zum Einkaufen in die nächste Stadt zu fahren. Wag the dog. In Deutschland wedelt inzwischen der Schwanz mit dem Hund. – Alfred Kastner

 

Tatsächlich wäre die Einführung eines Klimazolls – beschrieben z.B. schon 2013 von Nobelpreisträger William Nordhaus im allgemeinverständlichen „The Climate Casino“ – auf europäischer Ebene ein politisch revolutionärer, vielversprechender Lichtblick im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Marktmacht des europäischen Wirtschaftsraums könnte hier wohl mehr bewirken als alle Klimakonferenzen der zahnlosen UN. Und je mehr Verbündete wir außerhalb Europas finden, je mehr Länder einen unkomplizierten Zugang zu unseren Märkten schätzen, desto schneller werden sich „die andern“, insbesondere der Weltenherrscher Trump und seine finanzstarken Unterstützer, neue Geschäftsmodelle überlegen müssen. Ein gewisses Ruckeln, z.B. US-amerikanische Strafzölle, werden wir aushalten müssen – der Zukunft zuliebe. Vive l´Europe!!! – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer will das haben?“ von Hartmut Rosa

 

Herr Rosa bringt mal wieder das Argument ohne Wachstum ginge alles den Bach runter. Ich bin da nicht so sicher. Wenn wir weniger konsumieren benötigen wir weniger Geld, es reicht ein geringeres Einkommen eine geringere Rente. Es ist also nicht schlimm, wenn ich wg. der geringeren Produktion nur noch Teilzeit arbeite oder geringer entlohnt werde.Wir benötigen dann auch weniger Geld für Erholungsmaßnahmen und die Regeneration der durch Umweltbelastung geschädigten Gesundheit. Ohne Wachstum bekommt das Land nicht nur ökonomische Schwierigkeiten, sondern alle Funktions- und Lebenssphären geraten in Schieflage. – Horst Schwäbe

 

Ich danke dem Verfasser ausdrücklich dafür, dass er sich diesem – auch auf den zweiten Blick – durchaus ernsthaften Problem aus vielen Perspektiven nähert. Die feinen humorvollen, gelegentlich ironischen Fäden, die er in seinen Artikel gesponnen hat, machen die Lektüre über ihren eigentlichen Kern hinaus vergnüglich. Für mich waren die Zeilen von Hartmut Rosa ein (vor-) weihnachtliches Geschenk über das ich mich nach dem Auspacken (sprich Lesen) sehr gefreut habe. – Michael Krömer

 

Niemand schenkt Kerzen und Vasen, damit die Kerzen- und Vasenindustrie wächst, niemand! Die „leuchtenden Augen“ zu Weihnachten habe ich (Jahrgang 41) noch erlebt: Da gab es nämlich sonst das ganze Jahr nichts. Welch schöne Zeit ist da entschwunden … – Werner Koetz (emer. Prof.)

 

Diesem Artikel kann ich – außer sonderbare Polemik – wenig entnehmen. Vor allem keinen „Ausweg“, wie es im Untertitel zur Überschrift heißt. Weder die „Beschleunigungslogik“ kann ich hier ernsthaft erkennen, noch das, was der Autor mit „Entschleunigung“ wirklich konkret meint. Daher finde ich den Artikel in der Rubrik „Politik“ völlig unpassend. Denn in dieser Rubrik erwarte ich mir diskussionswürdige Beiträge, nicht komische Fragen und die kuriose Vision von „Turboschenken“. – Dr. Anneliese Mayer

 


 

 

Leserbriefe zu „WIE ES WIRKLICH IST … das erste Mal als Prostituierte zu arbeiten“ von Johanna Weber

 

Vielleicht muss es wirklich diese „leichten Mädchen“, für einige dieser „starken Männer der Schöpfung“ geben! Diese Tätigkeit aus dem horizontalen Gewerbe braucht viel Mut und auch sehr viel Menschenkenntnisse, und sie scheint oft dazu noch höchst (lebens)gefährlich zu sein. Vielleicht ist es doch ein Beruf, wie jeder andere Beruf auch; aber nicht für mich! – Riggi Schwarz

 

Die Zeit lese ich sicher schon seit über 40 Jahren, aber ein solcher Artikel, wie der oben referenzierte ist mir noch nicht begegnet. Ihre interne Qualitätskontrolle hat offensichtlich nicht bemerkt, dass Sie einem Werbetext der Sexkaufindustrie aufgesessen sind. Diese möchte uns natürlich glauben machen, Sexkauf sei ein Job wie jeder andere. Wie dagegen die Realität aussieht, zeigt der diesjährige Prozess gegen das Stuttgarter „Vorzeigebordell“ Paradise. Den inzwischen verurteilten Betreibern hat das Gericht nachgewiesen, dass das Versprechen von der „sauberen Prostitution“ eine Lüge ist. Es stellte fest, „die gesetzliche Liberalisierung der Prostitution habe die Menschenhändler und Zuhälter auf den Plan gerufen.“ Der hohe Bedarf an immer neuen auszubeutenden Frauen ließ sich nur so sicherstellen. Die Zahl dieser Sexsklavinnen ist immens hoch, und sie müssen unsägliches Leid ertragen. Sie werden zum größten Teil durch kriminelle Menschenhändlerbanden aus Osteuropa nach Deutschland gelockt bzw. verschleppt und zwischen den Bordellen verteilt.

Ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet, Professor Thomas Schirrmacher, hat in seinem lesenswerten Buch „Menschenhandel – Die Rückkehr der Sklaverei.“, SCM Hänsler, 2018, u. a. die Hilflosigkeit der Polizei gegenüber den internationalen Zuhälterbanden in Hamburg, St. Pauli, beschrieben. Dass aber wegen einer verschwindenden Minderheit sich „selbstbestimmt“ sexuell Ausbeutender (nach Expertenaussagen zwischen 2 und 10%) das furchtbare Leid der überwältigenden Mehrheit von Sexsklavinnen in Deutschland hingenommen, ja sogar gesetzlich ermöglicht, wenn nicht gar gefördert wird, ist schändlich. Wir gelten mittlerweile als das Bordell Europas, während Nachbarländer erfolgreich das Nordische Modell der auschließlichen Kriminalisierung von Sexkäufern und Zuhältern praktizieren. Ich möchte die Zeit dringend aufrufen, eine Diskussion über dieses brennende Problem zu beginnen. Es ist höchste Zeit! – Dr. Valentin Klöppel

 

Als langjäriger ZEIT-Leser bin ich geradezu entsetzt über o.g. Artikel. Dies vor allem, weil er in einer Zeitung veröffentlicht wird, die ich bislang als sachlich und seriös kennengelernt habe. Dass die ZEIT die Anliegen von Zuhältern, Puffbetreibern oderder Prostitutionslobby und damit eines in weiten Teilen kriminellen Milieus vertritt ( siehe Urteil des Landgerichts Stuttgart gegen die „paradise-Betreiber“), war für mich bislang nicht vorstellbar. Genau das aber geschieht in genanntem Artikel. Als ehemaliger Leiter einer kriminalpolizeilichen Dienststelle mit 25jähriger Zuständigkeit für Rotlichtkriminalität und 20-jähriger Erfahrung mit Präventionsarbeit in den Rekrutierungsländern der „Ware Frau“ in Osteuropa ( i.A. der Europäischen Kommission u.a ) verurteile ich eine Berichterstattung dieser Art zutiefst – im Interesse der zahlreichen Opfer des Menschenhandels und der Zuhälterei. – Manfred Paulus

 

Wie beschaemend und traurig ist es, einen solchen Beitrag in der Zeit zu lesen. Prostitution wird als normale Arbeit hingestellt. Das kann sie niemals sein. Die gefaehrliche Folge davon ist logischerweise, dass Frauen und Maedchen, die mit dem Versprechen einer Arbeitsstelle aus aermeren, oft osteuropaeischen Laendern hergelockt werden und dann in Bordellen landen, keine Hilfe und Unterstuetzung dagegen finden. Will sich die Zeit ernsthaft damit identifizieren? – Helga Nitsche

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist das Private wirklich Privatsache?“ Gespräch mit Shoshana Zuboff geführt von Elisabeth von Thadden

 

Was für ein aufschlussreicher Beitrag, der hoffentlich in der bunten „Zeit“ nicht verloren geht. Danke! Ich denke: Was unterscheidet eigentlich unseren sich still und leise eingeschlichenen Überwachungskapitalismus noch von dem offensiv und selbstbewusst vorangetriebenen Überwachungskommunismus Chinas? Eigentlich „nur“ das eine uns zur Verfügung stehende wirkungsvolle Werkszeug: die unabhängige Judikative. Wenn wir uns dessen nicht bewusst werden und nicht die Politiker wählen, die dieses Werkzeug mutig und wirkungsvoll gegen die Tech-Giganten eonsetzen, sind Demokratie und Volkssouveränität endgültig auf dem Altar des Wachstumscredos geopfert, bevor wir es merken. – Uwe-Carsten Edeler

 

Shoshana Zuhoff hat Recht beim Beschreiben der Rolle der mächtigen Konzerne wie Googel, Facebook oder Amazon: «die neuen Machthaber…lösen keine unserer existentiellen Probleme, weder den Klimawandel noch die Ungerechtigkeit der Gehälter.» Damit diese existentiellen Probleme gelöst werden können, wird ein umfassendes Weltbild benötigt, in dem allen Akteuren die nötige Verantwortung zugewiesen wird. Hier sei die ketzerische Frage erlaubt, ob nicht gerade der «Überwachungskapitalismus» helfen könnte, die Informationen für ein solches realistisches Weltbild zu liefern und dessen Nutzung zu fördern. Dies im wohlverstandenen Eigeninteresse aber auch im Interesse der übrigen Menschheit. Denn eines ist klar, das Stoppen des Klimawandels verlangt Einschränkungen. Das faire und gerechte Zuteilen von Verantwortung benötigt umfassende Informationen und entsprechendes Propagieren. Zu besagtem Weltbild gehört auch eine Antwort auf die Frage nach der Entstehung des Überwachungskapitalismus. Ursache ist der technische Fortschritt, der demjenigen einen manchmal uneinholbaren Vorsprung liefert, der technisch die Nase vorn hat. Das bewirkt eine Entwicklung hin zum Prinzip: «The Winner takes it al»l. Das bewirkt zudem Zwang, zu den Gewinnern zu gehören und dazu gehört eben auch, hohe Gewinne zu machen.

Eine Triebfeder dabei ist das Bevölkerungswachstum, das es vorteilhaft macht, im grossen Stil und daher billig zu produzieren. Dies kommt auch den Unterprivilegierten zugute. Eine andere Triebfeder ist der technische Fortschritt, der die Automatisierung ermöglicht, wodurch Arbeitsplätze verloren geht, was wiederum dazu führt, dass günstiges Einkaufen gefragt ist. Das genannte Prinzip nützt den Konzernen auch insofern, als hohe Gewinne es ermöglichen, die innovativsten Mitarbeiter einzustellen, was wieder die Gewinne erhöht. Zudem verkaufen diese Konzerne ihre Resultate an weitere Konzerne, die sich das leisten können. Sie können dann mit dem Informationsvorsprung die Konkurrenz verdrängen und so weiter wachsen. Der Staat kann diese Entwicklung kaum beeinflussen und hat auch kein Interesse, die eigenen Konzerne im Wettlauf zu behindern. Er muss sie aber entsprechend besteuern und bestimmte Reservate des Privaten sichern.

Zuhoff bezeichnet den Klimawandel und die Ungerechtigkeit der Gehälter als wichtigste existentielle Probleme. Doch die eigentlichen Ursachen und der Grund warum diese Probleme schwierig zu lösen sind, das sind die demographischen und ökonomischen Gräben innerhalb der Menschheit. Beispiel: in einigen Ländern hat sich die Bevölkerung in den letzten hundert Jahren mehr als verzehnfacht. Die Entwicklung hin zum Prinzip «The winner takes it all» macht Transferleistungen zu den Verlierern nötig. Dies einerseits durch direkte Leistungen (insbesondere bei Katastrophen) und andererseits durch Zuschüsse an diejenigen Wirtschaftsbereiche, in denen das Prinzip nicht gilt (Bildung, Medizin, Infrastruktur, Wohnen, Tourismus, Selbstversorgung, etc.). Nur müssen diese Leistungen mit Auflagen versehen werden, die das Wachstum der demographischen Gräben aufhalten. – Gernot Gwehenberger

 

Man kann den Bürger(inne)nwohl kaum verbieten, ihre Daten freiwillig Facebook, Google, Amazon usw. zu überlassen, aber man könnte die Unternehmen sehr viel stärker regulieren und entflechten und ihnen vorschreiben, was sie tun dürfen und was sie zu lassen haben. Ob der Staat gut daran täte, selbst Marktplätze, eine Suchmaschine und sogenannte soziale Medien im Internet zu schaffen, weiß ich nicht, denn bislang war der Staat häufig nicht sehr erfolgreich, wenn er sich als Unternehmer versucht hat. Als große Gefahr für die Privatsphäre sehe ich übrigens Smart Home, denn schon aus der Überwachung des Stromverbrauchs z. B. lässt sich viel erschließen – und anders als gegen Facebook, Google, Amazon usw. kann sich niemand durch Abstinenz z. B. gegen die Überwachung des Stromverbrauchs wehren. Vorschläge zur Eindämmung der Macht der Internetunternehmen habe ich z. B. aufhttps://www.ulrich-willmes.de/internetriesen-regulieren.html,https://www.ulrich-willmes.de/konzerninteressen.htmlund https://www.ulrich-willmes.de/populismus.htmlunterbreitet. Vielleicht interessiert es Sie. – Dr. Ulrich Willmes

 

Vielen Dank für das aufklärende Interview. In der Politik sollten alle Anstrengungen gemacht werden, um das digitale Netzwerk in demokratische Bahnen zu lenken. – Walter Moritz

 


 

 

Leserbriefe zu „Einblick zu viel“ von Johannes Schneider

 

Auch wir haben uns bei der Sanierung unseres Hauses aus den 50er Jahren für bodentiefe Fenster entschieden. Die Entscheidung war durchaus kontrovers, da meine Frau befürchtete zuviel Einblicke in unser Familienleben zu geben, mir selbst aber Transparenz und Helligkeit sehr wichtig sind. Mein Argument für die bodentiefe Fenster war, dass je nach Bedarf mit einfachen Mitteln die Einblicke (Vorhänge, Plisees, Rollos, …) für Andere reduziert oder ganz verhindert werden können. Mit einer Entscheidung dagegen jedoch, das Tageslicht ein für alle Mal ausgesperrt wird. Wir leben seit 5 Jahren in unserem sanierten Haus und genießen die hellen Räume. Die halbtransparenten Rollos werden genutzt um die Helligkeit den Erfordernissen und Wohlbefinden anzupassen, die ebenfalls vorhandenen Jalousien kommen nur zum Einsatz, wenn wir nicht im Hause sind. Wir haben uns für bodentiefe Fenster entschieden, weil wir sie wollen! Sie haben die sich Ihnen darbietende Gestaltungsmöglichkeit, ein charmantes Häuschen aus den 30er Jahren zu sanieren und ihrem eigenem Bedarf anzupassen nicht genutzt. Auch die vielen Möglichkeiten das „Townhouse“ aus der Retorte mit einfachen Mitteln an ihren eigenen Bedarf und Geschmack anzupassen werden von Ihnen noch nicht einmal erkannt. Was mich an Ihrem Artikel ärgert und enttäuscht ist der Zeitgeist der daraus spricht: Keine eigene Ideen zu haben um die Umwelt aktiv mitzugestalten, die Lösungen anderer jedoch aufs Heftigste zu kritisieren. Ich kann Sie beruhigen, Sie sind kein besonders doofes Opfer des Kapitalismus sondern nur ein sehr durchschnittliches Mitglied einer Wohlstandsgesellschaft. – Bernd Maier

 

Ihr Artikel zeigt mir wieder, warum ich die ZEIT – und hier insbesondere das Ressort Z – liebe! Wo sonst könnte ich eine quasi philosophische Abhandlung über die Verglasung in deutschen Vorstädten lesen, die mich auch noch derart an- (und im gewissen Sinne auch auf-)regt, dass ich tatsächlich einen Leserbrief zu einem an sich völlig banalen Thema wie Fenster schreibe? Keine Ironie – ich meine das tatsächlich so! Eigentlich möchte ich Ihnen nur einen ganz persönlichen Grund nennen, warum ich es liebe in meinem Haus mit beinahe ausschließlich bodentiefen Fenstern zu wohnen. Nach jahrelangen Mietaufenthalten in Studentenwohnheimen, Altbauten, mittelalterlichen Schießschartenbauten und zuletzt einem Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert mit süßen, kleinen Kreuzrahmenfenstern, finde ich es einfach wunderbar, mit meiner Familie selbst jetzt zur dunklen Jahreszeit auch bei Nebel bis kurz vor Sonnenuntergang ohne künstliches Licht im von Außenlicht durchfluteten Küche-Ess-Wohnbereich leben zu dürfen, was mit Sicherheit an den sieben (!) bodentiefen Fenstern liegt, die teilweise auch gleichzeitig als Terrassentüren dienen. Im niedlichen Bauernhaus kam ich auch im Sommer bei 25 Grad und Sonnenschein in mein liebevoll „Bunker“ getauftes Wohnzimmer und durfte auch zur Mittagszeit zuallererst mal Licht anmachen. Naja, wer‘s mag… Übrigens, auch ich mache im Winter abends die Außenrollos zu – einfach weil die Dämmwirkung dann besser ist, was in unserem Passivhaus beim Energiesparen hilft. Insofern, meine Familie und ich, wir lieben unsere bodentiefen Fenster! – Familie Schlegel

 

Wir mögen „besonders doofe Opfer des Kapitalismus“ sein. Aber Autor Johannes Schneider würde uns zweifellos um unsere Panoramasicht auf die Stadt Zürich, auf den Zürichsee, die Alpen und die gegenüberliegende „Goldküste“ beneiden, die wir dank bodentiefen Fenstern geniessen. Falls es ihm nicht zu doof ist, laden wir ihn gerne einmal ein. – Fredy und Ursula Hämmerli

 

In südlichen Regionen gibt es schon in vielen Altbauten bodentiefe Fenster, aber mit dem besonderen Charme, daß sie Türen zu einem Austritt oder kleinen schmalen Balkonen sind. Das ist eben der Luxus, den sich das reiche Deutschland nicht leisten kann! – Walter Moritz

 


 

 

Leserbriefe zu „Unschuld im Kreml“ von Alice Bota

 

Selten habe ich einen so einseitigen Artikel in der ZEIT gelesen wie den Beitrag von Alice Bota „Unschuld im Kreml“. Natürlich ist Putin keine „Unschuld“, natürlich ist er ein schlimmer Verbrecher. Aber ein viel schlimmerer Verbrecher sitzt im Weißen Haus. Durch seine Sanktionspolitik macht Trump die Weltwirtschaft kaputt und durch seine Umweltpolitik macht er das Weltklima kaputt. Im Vergleich dazu sind die Ermordung eines georgischen Mafioso durch den russischen Geheimdienst und die Dopingsünden russischer Sportler wirklich nur ein „Vogelschiss“. Und das Gas aus der Nord Stream 2 – Pipeline wäre in Gewinnung und Transport wesentlich umweltfreundlicher als das Fracking Gas, das uns Trump erpresserisch aufs Auge drücken will. – Dr. Peter Dodel

 

Als langjähriger Geschäftsmann (Industrie Maschinenbau Hamburg), dazu nach vielen Reisen nach China, als die Redakteurin noch in der Ausbildung war, heute Eigentümer und Gesellschafter siehe vorstehender Briefkopf, erlaube ich mir zu dem betreffenden Artikel Stellung zu nehmen. Die Redakteurin ist 40 Jahre alt und in in ihrer Ausbildung, als auch polnische politikwissenschaftliche Redakteurin der für Die Zeit schreibend und so ziemlich typisch, wie Polen mit Ihrer Abneigung und fast Hass gegenüber Russland schreibend und fast amerikanische Gedankenspiele aufnehmend, dazu deutsche ‚Herrenreiteransichten‘ über ein hegemonales Bewusstsein gegenüber der ewig dunklen Macht des alten Russlands mit einem ehemaligen KGB Offizier aus Petersburg an der Spitze, sich fast ausschütten vor Hass und Abneigung gegenüber dem vermeintlichen Unhold im Kreml! Sich im Artikel zu versteigen und alles Putin anzulasten, was derzeit aufgrund von Sprachlosgkeit aus westlicher Sicht angeblich herausstellbar ist, wie im Artikel geschehen, ist zu einfach, dazu arg einseitig und ziemlich kleinkariert! Bei Wikipedia kann man nachlesen, wie schmal das journalistische Vermögen von Frau Bota ist, hier umfänglich und ausgewogen zu be- und zu urteilen.

Wenn der Westen in Syrien Mist baut, Trump seine eigenen idiotischen Wege politisch und militärisch geht, dann kann man doch nicht Russland für die jetzige Situation verantwortlich machen, dass eben Assad – obwohl zig facher Mörder an seinem eigenen Volk – nun mit Putins Hilfe der Sieger ist. Die Gas Pipeline Nord Stream hat ihre volle Berechtigung, auch wenn Polen und die Ukraine aus vordergründiger Sicht da was dagegen haben! Was Frau Bota auch total vergisst, ist, dass auf dem Höhepunkt der Ukraine und Krim Krise auch Deutschland sich einem wirtschaftlichen Boykott gegenüber Russland anschloss, wo zig tausende an Arbeitsplätzen nicht in den USA sondern in Ostdeutschland entfielen, das benennt sie natürlich nicht. Den unbewiesenen Mord an den Georgier lastet sie selbstverständlich Putin an, wie früher alle Giftmorde in England auch selbstverständlich auf Putins Konto kamen, obwohl meistensnichtsbewiesen werden konnte. Das Gift hatten nicht nur die Russen präsent!

Besonders Macron und nun auch endlich Merkel merken, nachdem der ‚polnische Friedenspapst‘ Donald Trump im Weißen Haus, politisch verrückt spielt, dass man seine eigenen europäischen politischen Interessen nun wohl selber vertreten sollte und Polen mit seinen militärischen Stützpunkten und Raketenbasen für den Kriegstreiber USA versus Russland, direkt vor der Haustür Russlands (!?) acht geben sollte, was sie da machen, denn Moskau kann aufgrund der schmerzlichen Erfahrungen während der Hitler Zeit nicht noch einmal in seiner vorgelagerten ‚Küche‘ Raketen gegen sich aufgebaut sehen. Da sollte mal Russland das gleiche auf Kuba machen!!!??? Na Frau Bota? – Hartmut Landwehr

 

Als unbedarfter Leser habe ich nicht die Frage „Wie kommt man Putin bei?“ sondern ganz andere Fragen zu dem Mord in Berlin. Was tut ein abgelehnter Asylbewerber mit Terrorpotential überhaupt über zwei Jahre lang in Berlin? Warum muss man eigentlich Putin unbedingt beikommen können, wenn ein vom russischen Parlament verabschiedetes Gesetz die Liquidierung von Terroristen im Ausland vorsieht? Wäre das nicht eher ein Fall für die Weltgemeinschaft? Und als allerwichtigste Frage: Was ist in einem Rechtsstaat der faktische Unterschied zwischen einem Mord aus häuslichen Gründen und einem Mord aus politischen Gründen? Macht der Rechtsstaat einen Unterschied zwischen Herrn XY, der seine Frau umbringt oder umbringen lässt, und dazu schweigt und im Übrigen vielleicht Herr YX heißt und schon mal eine Frau auf dem Gewissen hatte, und einem Herrn W.S., der vielleicht Herr W.K. ist und zu dem Mord, den er begangen hat, ebenso schweigt? Kann ein Mord oder Auftragsmord anders behandelt werden als ein anderer?

Natürlich kann ganz Deutschland betroffen sein, wenn auf seinem Staatsgebiet russische Gerechtigkeit oder russische Morde geschehen. Aber wenn der Rechtsstaat im Fall von Herrn XY nicht verhindern kann, dass Rache genommen wird, dann gelingt ihm das in manch anderem Fall halt auch nicht. Am Verbrechen und seiner Bestrafung ändert das doch nichts. Es wäre ja wunderschön, wenn der Rechtsstaat dafür sorgen könnte, dass immer alle Regeln eingehalten werden. Doch wenn er ein Asylrecht hat, das jeden, egal aus welchen politischen Gründen Verfolgten aufnimmt und zudem nicht in der Lage ist, festzustellen, wen er eigentlich aufnimmt, dann muss er sich nicht wundern, wenn es nicht gelingt, politische Morde oder Entführungen a la Eichmann immer und jederzeit zu verhindern. Diplomatische Krisen werden gemacht, sie ergeben sich nicht zwangsläufig aus einem Verbrechen, und sie werden fast immer, Gott sei’s gedankt, auch wieder beendet. „So viel dazu.“ – Gabi Baderschneider

 


 

 

Leserbriefe zu „Die große Not der Sozis“ von Matthias Krupa und Robert Pausch

 

Die sozialdemokratische Partei Deutschlands ist todkrank und liegt auf dem Sterbebett. Selbst in den einstigen Hochburgen der SPD wenden sich deren einstige eingefleischten Wähler zunehmend von der Partei ab. Der Volkspartei SPD läuft das Volk davon. Die schweren Krankheitssymptome sind interne Selbstzerfleischung, der Verlust an Glaubwürdigkeit und des ursprünglichen Parteiprofils sowie die verloren gegangeneVerbindung zu einer landläufigen Anschauung von Politik und zum „normalen“ Bürger. Das ausgeprägte Bedürfnis der Deutschen nach Stabilität, Sicherheit und Beständig­keit kann die SPD nicht mehr stillen. Mit einem Otto Schily als Bundesinnenminister müssten wir heute höchst wahrscheinlich nicht über den fatalen Verlust an innerer Sicherheit debattieren. Die SPD kritisiert die Regierungsentscheidungen der Großen Koalition, trägt diese jedoch ohne Konsequenzen mit. Es scheint, als wolle sie Regierung und Opposition in einem sein. Die Sozialdemokraten haben es nicht geschafft, ihr Profil in der Großen Koaltion zu schärfen.

Das Gegenteil ist eingetreten. Der Wähler rätselt, wofür die SPD überhaupt noch steht. Und die SPD weiß nicht mehr, welche Gruppen sie eigentlich ansprechen will. Statt die Grünen und die Linkspartei bei deren Kernthemen links zu überholen, sollte man vielmehr versuchen, die eigenenKompetenzdefizite in den elementaren Bereichen Wirtschaft und Finanzen zu eliminieren. Die SPD muss ihren Mitgliedern und Wählern einen Weg aufzeigen, wie sie Fortschritt und Gerechtigkeit in Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und einer deutlichen Umgestaltung der Arbeitswelt glaubwürdig voranbringen kann. Die Partei sollte sich vor allen Dingen der sogenannten Mitte der Gesellschaft wieder öffnen. Hinter diesem diffusen Begriff stehen vor allem die klassischen Arbeitnehmer. Dort werden Wahlen gewonnen, aber auch verloren. Die Addition von Minderheitsinteressen führt keineswegs arithmetisch zu einer politischen Mehrheit. Die Zukunftsangebote der SPD für die jüngeren Wähler sind völlig unzureichend. Die SPD war in früheren Zeiten eine Kraft, die den Fortschrittsbegriff ausfüllte, in einem technischen, kulturellen und gesellschaftlichen Sinn.

Ein Sargnagel für die Partei ist das Fehlen von echten Führungspersönlichkeiten auf Bundesebene mit dem Ergebnis, dass ein gehypter Kevin Kühnert mit seinen rein opportunistischen Politikstil und Idenn aus der sozialistischen Mottenkiste, allerdings ausgestattet mit einem unbedingten persönlichen Machtanspruch, es bis in die Parteispitze schaffen konnte. Dabei besitzt die SPD viele tüchtige und fähige Kommunalpolitiker in ihren Reihen, die auf Bundesebene nur besser eingebunden werden müssten. Von erheblicher Bedeutung ist ferner, dass die SPD massiv an Einfluss in den so genannten gesellschaftlichen Vorfeldorganisationen verloren hat. Es gab vor einigen Jahrzehnten kaum Vereine oder karitative Einrichtungen, in denen nicht auch Frauen und Männer der Sozialdemokratie ver­ankert waren und als Multiplikatoren wirkten. Dies ist weitgehend verloren gegangen. Wenn nicht noch eine „Wunderheilung“ geschieht, wird die Zahl der Trauergäste dereinst nicht sehr hoch sein. – Alfred Kastner

 

Sie sind Verlierer – Loser – Sie haben den Kampf gegen den Kapitalismus verloren, sich sogar selbst bekämpft. Die Stichworte sind Agenda und Globalisierung. Wenn die main- stream- Erzählung stimmt (das kann man bezweifeln siehe Prof Bofinger), dann heist das: Je unsozialer ein Land, je besser seine internationale Wettbewerbsfähigkeit. Daraus ergibt sich für die Politik ein Dilemma: Mehr soziales schwächt die Wirtschaft und kann dann nicht mehr finanziert werden und umgekeht: Wirtschaft stärken (Steuern runter) macht mehr soiziales unmöglich, weil ebenso nicht finanzierbar. Das Grunddilemma des Kapitalismus? Was Politik auch macht, es ist falsch und der Wähler ist ratlos. Und Adorno hat gesagt „Es gibt nichts richtiges im Falschen“. Ps im Anhang ein kleines Stückchen, das ich Ihnen vor Jahren schon einmal geschickt habe: Agenda:Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Agenda (2010) ist schuld: – Dass es so gut geht und – dass es so schlecht geht. Das liegt daran, dass Deutschland auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig ist und das liegt daran, dass die Arbeitskosten niedrig sind. Allein in der ZEIT Nr. 49 ist es mehrfach zu lesen: Z.B. dass BMW Leipzig so effizient ist, weil die Arbeitskosten… oder, dass Frankreich kurz vor dem Bankrott steht wegen der „sozialen Erungenschaften“ wie etwa Rente mit 60 oder Mindestlohn, Kündigungsschutz usw. und, dass die SPD verzweifelt ist – eben deshalb.

Völlig klar: Je öfter es Journalisten aufschreiben, Politiker es in Talkshows wiederhohlen und es von sogenannten Wissenschaftlern als „Forschungsergebnisse“ vorgetragen wird, je wahrer wird es: Je ungerechter eine Gesellschaft, je wettbewerbsfähiger. Gefordert wird die Agenda 2020 und gemeint ist die Verdoppelung der 2010 und nicht deren Korrektur, wie die SPD das gerne hätte. Nun wäre ein erster Schritt ja mal die Überprüfung dieser These. Hallo! –ihr lieben Journalisten – Recherchieren – nicht nachplappern! Was sind z.B. die wirklichen Lohnstückkosten – wie hoch ihr Anteil am Endpreis eines Produktes? Wie geht das in Skandinavien und mit wem konkurriert eigentlich BMW – doch wohl mit Daimler und Audi- oder? Stellt sich dann anyway heraus, dass es wirklich so ist, wie alle Ökonomen, Journalisten, Politiker, schwäbische Hausfrauen und sogar einige Gewerkschafter behaupten, dann stünde allerdings eine große, wichtige Richtungsentscheidung in der Politik an: Wollen wir Wettbewerbsfähigkeit bis die ersten aus dem Fenster springen, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten, bis die ersten marktunfähigen Menschen verhungern oder erfrieren und Kinder wieder arbeiten müssen oder bleiben wir eine humane Gesellschaft, die im Wettbewerb nicht mehr mithalten kann und folglich bankrott geht, was bedeutet, dass noch mehr Menschen hungern und frieren.

Oder gibt es einen Weg sich aus dem Wettbewerb zurückzuziehen und entweder als Nation oder im Verbund mit Gleichgesinnten (etwa Frankreich) einen Sonderweg zu gehen? – So „frei“ wie immer behauptet ist der globale Wettbewerb ja wohl eh nicht, sonst bräuchten wir ja keine Freihandelszonen. Der Wähler hat gesagt er will beides: Soziale Politik mit Frau Merkel als Kanzlerin, also Wettbewerbsfähigkeit und Gerechtigkeit, also genau das was nicht geht, denn – und das ist bekanntlich das große Problem der Demokratie – der Wähler ist dumm, er weiß nicht, dass das nicht geht. Nun könnte man ihn ja aufklären und ihn dann vor eine echte Wahl stellen, nur: Das will offenbar niemand und so haben wir diesen merkwürdigen Schwebezustand in dem alle sagen „es geht nicht“ und alle so tun als würde es gehen. Der Wähler weiß nun nicht mehr wo ihm der Kopf steht und er wählt Mutti ohne Programm (wie auch Herr Ulrich von der Zeit meint) und SPD in der Hoffnung, dass alles so bleibt. Nun – Mutti hat ein Programm und das heißt: Konservatismus und das heißt jenseits allen Werte-Blablas: Die materielle Macht (in Geld ausdrückbares Eigentum) soll da bleiben, und wenn es geht sich vermehren, wo es schon ist. Sie und die Ihren, oder besser umgekehrt: Die Konservativen und Sie (es darf bezweifelt werden, dass sie weiß was sie tut) haben einen enormen Vorteil: Sie müssen dieses Programm nicht aufschreiben oder sonst zum Ausdruck bringen, sie müssen auch nicht dafür kämpfen, denn es läuft und läuft und läuft: Die „Marktwirtschaft“.

Allerdings: Durch die Megabeschleuniger „global“ und „Agenda“ (Es darf bezweifelt werden, dass die SPD und selbst Schröder wussten was sie taten) droht sie aus dem Ruder zu laufen und jetzt schimpft sogar der Pabst! Also wäre es jetzt an der Zeit einen „Think tank“ einzurichten, der über Alternativen nachdenkt und die Menschen dann vor Die Wahl stellt. Man könnte sagen eine Wiedereinführung der Demokratie durch Wahrheit und Klarheit. Eines steht fest: Global geht nur was ist – Wettbewerb. Amerika, England, China und die Tigerstaaten werden keine Alternative mitgehen (sie denken sie werden gewinnen). Auch Europa wird kaum gehen (siehe England) aber vielleicht Deutschland und Frankreich und Italien? Spanien? Holland? Dänemark? Schweden? – Ein Alternativeuropa mit beschränktem Wettbewerb. Bleiben noch zwei grundsätzliche Punkte zu erwähnen: Erstens: Wettbewerb ist keine Einzelveranstaltung in der jeder Einzelne superwettbewerbsfähig werden kann, sondern eine Gemeinschaftsveranstaltung in der die gute Wettbewerbsfähigkeit des Einen immer die schlechte Wettbewerbsfähigkeit des Anderen bedeutet. Der Fähige verkauft mehr (das ist die Definition von wettbewerbsfähig), der Schlechte weniger. Der Fähige wird stärker (Deutschland) der Unfähige geht bankrott (Griechenland). Zweitens: Die globale Wettbewerbsfähigkeit wird nicht nur durch Lohndumping gesteigert sondern auch durch rücksichtslose Ausbeutung der Umwelt und das könnte in schon bald absehbarer Zeit Das Ende der Menschheit bedeuten. Sie kennen ja den Witz: Treffen sich zwei Erden im Weltall – frägt die Eine:“Wie geht’s“, sagt die Andere. „Schlecht – ich habe Menschen“ , antwortet die Erste: „Macht nichts, hatte ich auch schon, geht schnell vorbei“. – Dieter Herrmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Traum des Autors von der kosmischen Einheit der Welt“ von Thomas Assheuer

 

Oder Peter Handkes wundersame Reise nach Stockholm. „Bin im Wald, Kann sein, dass ich mich verspäte.“ Der Autor kam aber pünktlich an, allerdings ohne seine IBAN. „Chronik der laufenden Ereignisse.“ Vor der Nobelpreisrede: „Begrüßung des Aufsichtsrats“. „Die Stunde der wahren Empfindung“ Dann die Rede: „Über die Dörfer“,“Nachmittag eines Schriftstellers“,“Spur der Verirrten“, „Phantasien der Wiederholung“ Am nächsten Tag die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Peter Handke für 2019: „Das Ende des Flanierens“, „Versuch über den geglückten Tag“. Die Angst des Peter Handke bei der Preisverleihung. Danach: „Das Gewicht der Welt“. Ein Mann (Peter H.) trägt unter dem Frack ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Faded Glory“! – Felix Bicker

 

Über diese inhaltsreiche, wesentliche Aufklärung auf so kurzem Raum habe ich mich sehr gefreut. Hier spiegeln sich – durchaus sehr unterschiedliche, aber repräsentative – weltanschauliche Gemütsverfassungen unserer Zeit wider. Peter Handke predigt Naturreligion, Olga Tokarczuk „spricht von sinnstiftenden Mythen, von einer großen Erzählung und zitiert die Bibel: ‚Im Anfang war das Wort‘. … [S]ie stellt sich eine Zivilisation vor, die nicht im Darwinismus untergeht, sondern Bilder findet, in denen das gemeinsame Interesse an einer Zukunft plastisch wird. Bei Olga Tokarczuk machen die Menschen ihre Geschichte mit Bewusstsein und Bildern selbst, bei Peter Handke stößt die Geschichte dem Menschen zu. Bei Tokarczuk erscheint die Natur als Teil einer kosmisch gewordenen Zivilisation; bei Handke schrumpft die Zivilisation zum Zwischenspiel im kosmischen Schauspiel der Natur. Mit ihren ästhetischen Fantasien intervenieren Handke und Tokarczuk in die Gegenwart; die eine führt über sie hinaus, die andere hinter sie zurück. Politisch sind sie beide.“ „Tokarczuk will die technische, vom Streit zerfressene Moderne noch einmal in ein kollektives, erkenntnisstiftendes Bild setzen; Handke wendet sich von ihr ab, denn wahr ist für ihn nur, was in der Moderne nicht vorkommt.“

Er bekommt den Nobelpreis in der modernen Zeit. Die aktuelle Wirklichkeit schafft sich dadurch offensichtlich nicht selbst ab, sie überlebt das gut. Das liegt wohl daran, dass es eine Wirklichkeit gibt, die gar nicht von uns geschaffen ist, sondern die „einfach“ da ist, die wir vorfinden. Was wir zum Beispiel in den Naturwissenschaften entdecken, wurde nicht von uns gemacht, sondern wirklich nur aufgedeckt. Es war schon da – in einer unvorstellbar komplexen Vielfalt und Vielschichtigkeit und gleichzeitig in einem überwältigenden Miteinander und Füreinander. Die Gesetze der Natur, der Logik und Mathematik, die höchst erstaunliche Übereinstimmung zwischen unserer Sinneswahrnehmung, unserem Gehirn und dem ganzen Universum sind uns gegeben. Sie waren schon da. Wenn uns unser Wissen und Erkennen, aber auch unsere Hilflosigkeit und Irrationalität zur durchaus berechtigten staunenden Bescheidenheit führt, könnten wir die Chance ergreifen, die uns diese Zeit bietet, wie in meinem Gedicht angedeutet:

Ergreift die Chance dieser Zeit,/nutzt die Gelegenheit./Des Menschen Wissen scheint so groß,/sein Können grenzenlos,/das Ziel, es scheint nicht weit.//Bescheiden können wir nun stehen/Vor dem, der Menschen schuf./Sein ew‘ges Wissen ist so groß,/sein Können grenzenlos,/uns Menschen gilt sein Ruf.//Das Ziel des Menschen ist der Herr,/der ihn geschaffen hat./Und seine Liebe ist so groß/Und Gnade grenzenlos/Für den, der Jesus hat. – Gerhard Jahnke

 

Ja, auch „Träume“ können „politisch“ sein. Gemeinsames und Unterschiedliches in den Reden der beiden „Träumer“ zu ihrer Nobelpreisverleihung werden hier kenntnisreich und einfühlsam herausgearbeitet. Schön auch, dass der Verfasser des Artikels sprachlich deutlich macht, welchem der zwei Welt- und Menschenbilder er den Vorzug geben würde. Denn „politisch“, also „öffentlich wirksam“, werden diese Weltbilder erst, wenn auch Leser hier eine Entscheidung treffen: Will er oder sie dem „Prediger“ einer „Naturreligion“ folgen, die dessen wortreicher Interpretation bedarf, um verstanden zu werden, was retrospektiv die antike Weltordnung, den natürlichen „Kosmos“, wiederherstellen würde? Oder neigt er eher einem Welt- und Menschenbild zu, das jeden, der sprechen kann, befähigt, eigene und fremde Interessen zu erkennen, mitzuteilen und darüber eine Verständigung zu erzielen, die eine gemeinsame Zukunft ermöglicht, wie das offenbar Olga Tokarczuk anstrebt? Wenn auch sie hier einen „sinnstiftenden Mythos“ anspricht, indem sie die Bibel zitiert, dann nur um daran zu erinnern, dass Menschen schon früh in der Sprache ein gemeinschaftbildendes überlebenswichtiges Verständigungsmittel gesehen haben, nicht – wie Handtke – um einen alten Mythos neu zu beleben. Das würde nämlich unsere Entscheidungsfreiheit gerade heute in einer globalisierten Welt wieder von dogmatischen Vorgaben abhängig machen. Wie notwendig der Erhalt dieser Entscheidungsfreiheit ist, zeigt aktuell z. B. die Parlamentswahl in England: Hier hat eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung einem Lügner, Betrüger, Trickser ihre Stimme gegeben, der allen Wählern unbequeme weitere eigene Entscheidungen abzunehmen versprochen hat, was er absehbar nicht einhalten kann und wird. Und wie schön, wenn eine richtige und eine instinktlose Nobelpreisentscheidung uns veranlasst, egozentrische von gemeinschaftsorientierten Träumen zu unterscheiden und entsprechend zu entscheiden! – Eckhard Heumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Malende Maschinen“ von Hanno Rauterberg

 

Ich bin sei vielen Jahren Abonnent. Heute muss ich Ihnen aber mal meine Kritik zusenden: Der obige Artikel bringt mich auf die Palme, weil ich den Verdacht habe, dass Ihr Autor den Einsatz und die weitere Entwicklung der künstlichen Intelligenz „KI“ nicht kritisch genug hinterfragt, sie in gewisser Weise sogar begrüßt. Wenn nun schon Bild- und Musikwerke mit Hilfe der KI erzeugt oder „vervollständigt“ werden, dann frage ich mich: sollen diese Werke etwa nur maschinell erzeugte Rechenobjekte sein? Woher kommen denn die wahren Intuitionen, die „Geistesblitze“ der begabten Künstler? So etwas oft Großartiges und die Gemüter Bewegendes kommt doch nicht durch Addieren und Sortieren zustande! Wir Menschen sind seelisch-geistige Wesen, die ihre Ideen aus dem geistigen Kosmos schöpfen, – ja, es sind wahre Schöpfungen, oft sogar unermesslich groß und bewegend. Darauf, auf diese Geistigkeit, wollen und können wir auch in Zukunft nicht verzichten, weil Maschinen dann solche Werke produzieren, und unsere Welt zum Apparat degeneriert. – Klaus Hussi

 

Als Menschen verwirklichen wir uns durch Entäußerung und als gesellschaftliche Wesen. In dieser Verwirklichung – nicht nur aufgrund unserer Endlichkeit – erfahren wir stets auch unsere Begrenztheit. Diese Grenzen konnten Menschen früher mit Kunst überschreiten und vielleicht sogar überwinden, wenigstens für Augenblicke. Aber im Zuge der entfesselten Entgrenzungen im Maschinenzeitalter der technischen Reproduzierbarkeit wurde Kunst zunehmend zur Ware und entbehrlich. Was ist zu erwarten, wenn der Epochenwandel uns nun weiter führt in das digitale Zeitalter, hinaus auf das uferlose Meer unendlicher Weiten? Leitfigur ist der Informatiker. Computer mögen nach Pablo Picasso dumm sein, Informatiker sind es nicht. Und sie sind auch nur Menschen, Pygmalion, spielende Kinder, freie Künstler. Und sie stellen, von alten Sehnsüchten getragenen, Fragen auf Augenhöhe mit dem Digitalen. Und mit jeder ihrer Antworten wächst die digitale Welt weiter heran und bringt, jenseits der Übernatürlichkeit der nur noch real existierenden ersten Natur eine völlig neue, zweite Natur hervor – mit einer nur noch künstlich gestreckten Erinnerung an Kunst. Ist es der Klimawandel? Ist es der digitale Wandel? Der alte Mann findet bald kein Ufer mehr, von dem aus er auf das Meer hinausfahren könnte, um mit malenden Maschinen oder komponierenden Computern zu ringen. – Reinhard Koine

 

Die digitale Technik beginnt also endlich zu „atmen“ und nimmt menschliche Züge an, indem sich sich „in der Ästhetik humanisiert“. Wieder einmal ein Artikel, der suggerieren will, irgendwann in absehbarer Zeit könne es doch soweit sein, dass ein Konstrukt der Künstlichen Intelligenz dem Menschen in all seinen Fähigkeiten, auch den schöpferischen also, ebenbürtig oder gar überlegen wäre. Beispielhaft wird hierbei die per KI bewerkstelligte Generierung von Beethovens „Zehnter“ herangezogen. Warum ist das ein Denkfehler? Es wird unterstellt, das Genie Beethovens hätte hauptsächlich darin bestanden, aus einem Fundus von Mustern und Sequenzen immer wieder aufs Neue eine Sinfonie zusammenzusetzen, letztendlich also nur ein Handwerk determinierbarer Kombinatorik auszuführen. Eine adäquate Unterstellung wird auch bei der maschinellen Anfertigung von Gemälden im Stile Rembrandts vorgenommen.

Das ist natürlich ein Trugschluss. Sollten wir nicht vielmehr annehmen, dass Beethoven durchaus hätte beabsichtigen und umsetzen können, einen neuen Weg einzuschlagen, von Bewährtem Abschied zu nehmen und uns alle damit zu überraschen? Ähnliches ist Mahler mit seiner Neunten gelungen und ganz sicher lassen sich hierfür noch viele Beispiele finden. Die dargestellte Methodik der rückwärtsgerichteten Imitation hat absolut nichts mit schöpferischer Kreativität zu tun. Sie ist vielmehr eine Spielweise, um auszuloten, was technologisch möglich ist. Der käufliche Erwerb eines künstlich erzeugten Gemäldes zu einem hohen Preis ist kein Beleg für den Reifegrad eines Algorithmus; es zeigt sich dabei lediglich der Drang des Käufers, eine Teilhaberschaft an einer vermeintlichen Sensation (die keine ist) zu erlangen. Und übrigens: Scheitern und Nicht-Können ist nicht dasselbe. Ein Könner kann durchaus scheitern, aber eine Maschine, die außer Imitieren nichts kann, kann nicht einmal human scheitern.

Darüberhinaus mäandert der anregende Text des Autors zwischen Passagen von großer Hellsichtigkeit und solchen ausufernder Absurdität. Ein „Algorithmus kann sich frei fühlen… allen Schuldfragen entbunden“ – keinesfalls ist dem so, erstens kann er gar nicht fühlen und zweitens ist die Schuldhaftigkeit, da durch Menschenhand entstanden, ihm immanent. Ebenso ist es mitnichten so, dass diese Algorithmen nicht „programmierten Gesetzmäßigkeiten“ folgen würden, das tun sie sehr wohl, auch Deep Learning Technologie besteht in wesentlichen Teilen aus programmierter Software. Und ja, wir stehen in einem Epochenwandel, der aber nicht primär durch das (nutzbringende?) Wirken sich verselbständigender Algorithmen geprägt ist, sondern durch das unüberlegte, unbedingte und unkontrollierte Überantworten von Vorgängen an Automatismen und Autonomismen, die ihrer Natur nach einem exponentiell anwachsenden Mangel an notwendiger Transparenz unterliegen. Fazit: Technik humanisiert sich nicht in der Ästhetik, sondern im beständigen Hinterfragen ihrer Nutzbringung. – Daniel Hardt

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Stille nach den Schüssen“ von Daniel Müller und Holger Stark

 

Obgleich ich vermute, dass der augenblickliche Wirbel um den „Tiergartenmord“ schon bald seinen Zweck erfüllt haben wird, möchte ich Sie dennoch zu weiteren Recherchen ermutigen, denn auch für Sie können ja unmöglich alle Fragen beantwortet sein. Damit meine ich nicht nur die, die die russische Seite nicht beantworten möchte, sondern jene, die die deutsche Seite beantworten muss: Warum wurde ein, offensichtlich unter falschem Namen auftretender Asylbewerber, dieser Fakt scheint unbestritten, nicht spätestens dann abgeschoben, als er sogar noch als sogenannter Gefährder eingestuft wurde? Wann wurde er als Gefährder eingestuft und vor allem warum wurde er wieder „ausgestuft“? Ich könnte es verstehen, wenn deutsche Behörden mit einem (diese Kategorie habe ich nach der Lektüre Ihres Artikel erfunden) „gefährdeten Gefährder“überfordert wären, da es wohl an den entsprechenden Dienstanweisungen mangelt. Welchen Tätigkeiten ist der Gefährder während seines Aufenthaltes in Deutschland nachgegangen und wie bestritt er seinen Lebensunterhalt? Spannende Fragen für mich und für Sie? – Hans-Jürgen Hein

 

Dass die Anklage der Bundesregierung gegen Moskau vorsichtig „kalibriert gewesen“ sei, sehe ich nicht so. Das Vorgehen gleicht eins zu eins dem der hochhysterischen Theresa May im Fall Skripal. Eifrig unterstützt von einschlägigen Medien (auch den öffentlich-rechtlichen!) hat unsere Regierung mit dieser Performance der Öffentlichkeit in erster Linie demonstriert, was sie von unseren guten rechtsstaatlichen Prinzipien wie z.B. der Unschuldsvermutung hält, nämlich nichts. Wenn es um Russland geht. Ein Verdacht wurde deshalb zu öffentlich wirksamen Anschuldigungen aufgeblasen und jenseits aller rechtskräftigen Grundlagen erfolgte auch gleich öffentlich wirksam die erste Strafmaßnahme in Form der Ausweisung von 2 russischen Botschaftsmitarbeitern.

Staunen konnte man dann auch über die Unbereitschaft / Unfähigkeit z.B. eines Herrn Maas, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Hat er doch als Erster russische Diplomaten des Landes verwiesen. Und beschwert sich dann tatsächlich öffentlich, dass die postwendende adäquate Antwort Russlands angeblich „ungerechtfertigt“ sei. Was dieses Musterbeispiel initiativer destruktiver Kommunikation hauptsächlich offenbart hat, ist die festgefahrene selbstgerechte Angewohnheit westlicher Staaten, ganz entschieden mit zweierlei Maß zu messen, wenn es um Russland geht. Das ist deswegen so beschämend und peinlich, weil sich heute westliche Regierungen in irrer Selbstüberschätzung Russland gegenüber haargenauso aufführen wie es üblicherweise die Kolonialmächte gegenüber eroberten und unterworfenen Ländern zu tun pflegten. Wohin Außenpolitik auf der Grundlage von Größenwahn aber führen kann, müssten dabei die Deutschen doch am allerbesten wissen. Sollte man meinen! – Marina M. Schmidt

 

Es ist erschreckend zu hören,wie einfach ein potentieller Terrorist der Kontak zu den Geiselnehmern von Beslan besitzt, so einfach nach Deutschland einreisen kann. Einfach an der Grenze ne traurige Geschichte von Flucht und Bedrohung erzählen und schon bekommt man Hilfe und Zuwendung. Auf der anderen Seite werden Integrationswillige und Menschen die unseren Schutz wirklich brauchen , abgeschoben. Ich kann gut verstehen,dass Herr Putin lieber das Gesetz in die eigene Hand nimmt und sich nicht auf die deutsche Justiz verlässt. – Roland Lörcher

 


 

 

Leserbriefe zu „Transgender durch die Jahrhunderte“ von Christine Lemke-Matwey

 

Oh nein, Frau Lemke-Matwey, ich muss Ihnen vehement widersprechen! Wenn Sie mit Bezug auf die eingeblendete Aufnahme des langsamen Satzes aus dem d-moll-Doppelkonzert von Bach mit Arnold und Alma Rose und die projizierten Namen von Opfern der Shoah schreiben: „Der Ernst des Sujets verbietet es, an dieser Stelle Sentimentalität zu unterstellen oder gar Kitsch“, so habe ich das diametral entgegengesetzt empfunden. Was als Mittel des Gedenkens dienen kann, wird hier kalkuliert für die Wirkung des Spektakels eingesetzt, und die Frage nach der Legitimität stellt sich. Für mich wird so das, was eigentlich sakrosankt sein sollte, hier zum Holokaustkitsch degradiert, und das ist indiskutabel! Der Absturz des Abends beginnt aber schon früher, dort, wo die Autorinnen die Romanvorlage hinter sich lassen und das Publikum auf platteste schulmeisterlichste Art belehren, dass im viktorianischen Zeitalter die Zahlen der Vergewaltigungen und des Kindesmissbrauchs anstiegen. Und in diesem Stil geht es dann weiter bis zum Greta-Thunberg-Mädchenchor, der am Ende gerade noch gefehlt hat. Es war ein Mordsspektakel mit größtmöglichem medialem Getöse im Voraus, wovon Ihre bemüht freundliche Rezension ein Nachklang ist. Wenn aber die ganze heiße Luft verflogen ist, frag sich der kritische Hörer und Betrachter, wie es möglich ist mit so viel Aufwand so viel Banalität zu produzieren. – Dr. Reinhold Westphal

 

Ich möchte Ihnen herzlich für Ihre wundervolle, reizvolle, liebevolle, lebendige Kritik/Beschreibung von „Orlando“ danken. Man wünscht sich wirklich, dabei gewesen zu sein… Ihre Formulierungen erfreuen mich jedes Mal und ich wünsche mir für’s nächste Jahr mehr davon. – Hilde Wecke

 


 

 

Leserbriefe zu „Sündige Geschäfte“ von Alice Bota et al.

 

Schaut man nur ein wenig (genauer) hin, ist es in der Tat leider so, dass die Unersättlichkeit und die Bigotterie, kurzum, der Teufelskreislauf des internationalen Kapitals, nach wie vor kaum rote Grenzen kennt. Im Anschluss an manch sündiges Geschäft, eines also, bei dem die Ignoranz des Business as usual in einem besonderen Maße auf die Spitze getrieben worden ist, erfolgt eine mittlerweile standardisierte Empörung durch alle Schichten der Öffentlichkeit. So können sich zum Beispiel die Uiguren unseres solidarischen Mitleids derzeit genauso sicher sein wie VW und die chinesische Regierung unserer sorgfältigen Ermahnungen. Baldige Konsequenzen wird es dabei vermutlich auch geben: noch mehr Zensur, Restriktion und Überwachung Made in China. Das ist erschütternd für die Menschen, die die brutale physische und psychische Unfreiheit erleiden müssen. Und es ist bedrückend für alle, die immer wieder gegen immer noch höhere Mauern menschlichen Unrechts ankämpfen. Erhebliches allerdings sollte bei dieser Diskussion mitnichten außer Acht gelassen werden: Größtenteils entscheiden wir, die Endverbraucher, durch unsere Nachfrage bzw. unser Nachfrageverhalten über Wohl und Wehe der Lebens- und Arbeitsbedingungen unserer Mitmenschen. – Ira Bartsch

 

Mitarbeiter der Zeitredaktion beäugen kritisch das Gebaren diverser Unternehmer hinsichtlich von Moral und Geschäft. Das ist richtig und nötig. Doch wie sieht es denn im eigenen Laden damit aus? Ohne Hemmung wird Autobauern ganzseitiger Platz für die Werbeanzeigen ihrer mehr oder weniger protzigen Produkte eingeräumt. Autobauer, die sich als Betrüger outen mußten und sich noch nicht einmal dafür bei den vielen betroffenen Käufern entschuldigt haben. Das ist unerträglich! Wenn ich als Leser der Zeit also nicht auch künftig Teil und Unterstützer dieser Verbindung sein sein möchte, bleibt mir nur der Verzicht. – Rolf Jensen

 


 

 

Leserbriefe zu „7 Tage durch den Kakao“ von Marc Brost und Peter Dausend

 

Ich verstehe die Aufregung über die hämische bis gehässige Berichterstattung sogenannter „seriöser“ Medien zum Parteitag der SPD nicht: Diejenigen, die daran Gefallen finden, würden die SPD sowieso nicht wählen, und diejenigen, die sich ernsthaft mit eine Wahl der SPD auseinandersetzen, stufen diese Art der Berichterstattung ein als das, was sie ist: Schund. – Rainer Holthaus

 

Ihre Autoren wollen gutes tun. Alle genannten Medien haben in ihrer Meinung Unterstützung verdient. Und mit Sarrazin hätten sie den richtigen Mann für einen Politikwechsel. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Ostdeutscher Albtraum“ von Jana Hensel

 

Ich bin 7 Jahre älter als Herr Friederich und in West- Berlin aufgewachsen. Heute habe ich eine eigene Unternehmensberatung und betreibe mit meiner Frau einen ambulanten Pflegedienst. Mein Engagement für meine Familie und ein Ehrenamt, sowie das wöchentliche Studium von SPIEGEL, ZEIT, GEO, NATIONAL GEOGRAPHIC und der aktuellen Literatur der Gegenwart beschäftigen mich neben meinen sportlichen Aktivitäten so weit, dass ich selten Langeweile habe! Mein polizeiliches Führungszeugnis ist makellos! Als ich zwanzig war, hatte ich das große Glück ca. 6 km vom Stasi Staat entfernt zu leben. Daher ist von dem was ich damals so getrieben habe nichts bekannt und falls doch, verjährt:

  • Sachbeschädigung
  • Widerstand gegen die Staatsgewalt
  • Drogenhandel
  • Fahren unter Alkoholeinfluss
  • Versicherungsbetrug
  • Körperverletzung

Also, was soll der Herr Friedrich da schlimmes mit 20 gemacht haben? Ach Gottchen! Oder liegt das Problem eher darin, dass sich die Friederich’s partout nicht zu Opfer erklären lassen wollen und in jeder Hinsicht erfolgreich sind? P.S.: Noch kurz zu den „SPIELREGELN“. Herr Friedrich braucht die Spielregeln gar nicht zu kennen, er hat einfach den Verlag gekauft und wird sich dort genauso zu Recht finden wie in den vergangenen Jahren seines Lebens! Das sich das Ehepaar völlig anders verhält, als Sie es erwartet haben, sagt gar nichts über die Friedrichs, sondern nur etwas über Ihre Erwartungen! – Torsten Heydrich

 

Das Osttrauma verstärkt. Es ist schon seltsam, wie sehr die Ost und Westdeutschen zum Schulterschluss neigen, wenn nur das Wort Stasivergangenheit fällt, geschweige denn auf Personen der Zeitgeschichte zutrifft. Gerade die Westdeutschen sollten eher differenzierter mit Kritik umgehen, sie waren selber meisterhaft im Verdrängen und Verdrehen der Vergangenheit. Den Ostdeutschen wünsche ich mehr Gelassenheit zum Umgang mit ihrer menschenverachtenden Staatsgeschichte, nur wenige Menschen sind zum Heldentum geeignet und wiederstanden so den Häschern der Stasi. Herrrn Friedrich wünsche ich mehr Ehrlichkeit und Selbstbeswusstsein, dann kann er den Ansatz der Autorin Jana Hensel auch erkennen, es wäre dringend notwendig, diesen ostdeutschen Albtraum aufzubrechen. Wenn seine Geschichte stimmt, dann kann er Vertrauen auf allen Ebenen aufbauen und mit seiner Beichte den Ostdeutschen Mut machen, anstatt die Menschen mit seiner Arroganz zu verstören und das Osttrauma weiter zu festigen. – Hermann Scheuer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Viele finden ganz gut, was ich mache«“. Gespräch mit Olaf Scholz geführt von Peter Dausend und Mark Schieritz

 

Die Philosophie von Olaf Scholz erscheint nicht weit genug gedacht. Denn wenn die Sozialdemokratie als solche verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen will, dann kommt es vor allem auf überzeugende positive Visionen wie zum Beispiel das Leitbild in den 1970er Jahren unter Willy Brandt „Aufstieg durch Bildung“ an. Deshalb bleibt das reine Abarbeiten des Koalitionsvertrages nach wie vor viel zu wenig, zumal bei der Grundrente sehr viele bedürftige Menschen auf Grund der hohen Hürden komplett leer ausgehen und eine Einschränkung der sachgrundlosen Befristung auf dem Arbeitsmarkt nur sehr wenig insbesondere der jüngeren Generation nützt, wenn hiervon ausgerechnet der öffentliche Dienst ausgenommen werden soll, wo das Problem mit am größten ist! – Rasmus Ph. Helt

 

Ist das überhaupt ein Interview, oder hat da jemand ziemlich beliebig gängige Politikerphrasen zwischen die Fragen gestreut? Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass dieser Mann nichts zu sagen hat, hier ist er. Bis heute hat er sich auch noch nicht bei den Hamburger Bürgern für die Zerstörungen ihrer Fahrzeuge und Läden während des „absolut sicheren“ Weltwirtschaftsgipfels entschuldigt. Schade für die SPD und schade für das Land, aber mit diesem Führungspersonal ist kein Staat zu machen. – Wolfgang Schröter

 


 

 

Leserbriefe zu „»Der Kronprinz war ein reaktionärer Opportunist«“. Gespräch mit Heinrich A. Winkler geführt von Christian Staas

 

Es mag ja sein, dass mit der Titulierung „der Kronprinz“ Klarheit geschaffen werden soll – im Verhältnis zu seinem Vater und seinen Geschwistern, pardon, vor allem zu seinen Brüdern. Das könnte man aber auch mit einer anderen Formulierung – ältester Sohn Wilhelms II. oder auch „ehemaliger Kronprinz“ – zum Ausdruck bringen. Dass Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, seit Beginn der Weimarer Republik nur „Wilhelm Prinz von Preußen“ hieß und k e i n Kronprinz mehr war, müsste mindestens bei der Unterschrift unter dem Foto, das ihn 1934 in SA-Uniform zeigt, zum Ausdruck gebracht werden. „Das Deutsche Reich ist eine Republik“, heißt es schließlich in der Weimarer Verfassung, und auch 1934 gab es in Deutschland keine Monarchie, wenn mich nicht alles täuscht. Und: Schon im Dezember 1918 hat Wilhelm Prinz von Preußen in den Niederlanden eine Abdankungserklärung unterschrieben und damit auf den preußischen Thron verzichtet, wenn man Wikipedia Glauben schenkt. Wie kann er dann für die Zeit danach noch als „Kronprinz“ tituliert werden? – Roswitha Ristau

 

Die Frage im Jahre 1932/33 war allein die, wie man Hitlers absolute Macht, die drohte, nochverhindern könnte. Churchill war bekanntlich der Meinung, nur eine Restauration der Hohenzollern, natürlich nun auf parlamentarischer Grundlage, hätte Hitlers Machtanspruch wenn nicht verhindern, so doch zumindest einschränken können. Dass der Kronprinz sich als Kandidat für die Reichspräsidentenwahl aufstellen lassen wollte, bei der Hitler ja auch Kandidat war, zeigt, dass sie Konkurrenten um die Macht waren, aber dass er gleichwohl die tatsächlichen Machtverhältnisse – Hitler als Führer der damals stärksten Partei – nicht ignorieren konnte. Mit der Präsidentschaft war ja auch die Befehlsgewalt über die Reichswehr verbunden, und in ihr gab es noch zur Genüge Anhänger des Kaiserreichs. Zudem hat der Kronprinz durch seine „Verbindungsleute“ (der wichtigste war Ritter v. Hörauf) den Reichskanzler v. Schleicher (bekannt als der „soziale General“) mit Hitler abträglichen, ja schädlichen Informationen direkt aus dem Braunen Haus versorgt, mit dem Ziel, eine „Querfront“ von Straßer bis zu den Gewerkschaften zu bilden. (Noch Ende 1933 äußerte Schleicher die Hoffnung, dass man (wohl von Hindenburg) ihn noch mal rufen werde, sobald die NS-Führer abgewirtschaftet haben.

Dass Hitler später (am 30. Juni 34) Schleicher ermorden ließ, zeigt, dass er um diese Gefahr wusste.) Die Einstellung des Kronprinzen gegenüber den NS-Führern wird sich hier kaum von der seines Vaters unterschieden haben, der nach einem Besuch Görings in Doorn zu seinem Adjutanten v. Ilsemann sagte, dass „die einzelnen Führer heute alle eine Rolle spielen wollten, ihre Eitelkeit ginge ihnen über die Sache, aber wenn er erst wieder an der Regierung wäre, würde er dafür sorgen, daß sie alle sofort wieder in ihr Nichts verschwinden, aus dem sie gekommen sind.“ In der Frage des Antisemitismus erklärte sich der Kronprinz zumindest gegen den Rassismus: man solle „nicht die Juden bekämpfen, sondern im Gegenteil die national gesinnten Juden nutzbar machen und heranziehen“, denn diese seien „sehr opferbereit für nationale Zwecke.“ Da spielte offenbar seine Erfahrung als Kommandeur der 5. Armee während des Krieges eine Rolle, als er viele jüdische Soldaten mit dem Eisernen Kreuz wegen Tapferkeit ausgezeichnet hatte. – Dr. Hans-Joachim Becker

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Fall von Nimbus-Piraterie“ von Peter Kümmel

 

So kann man sich täuschen. Johnson ist der Liebling fast aller Engländer geworden. Sein fulminanter Wahlerfolg lässt ganz Europa zittern. Nichts mehr wird in Europa so bleiben wie bisher. Frau Merkel müsste eigentlich abgesetzt werden. Die englische Wissenschaft macht sie für den Brexit verantwortlich. Ihr Autor wird sich noch wundern, was alles nach dieser Wahl noch passieren wird. Die EU muß sich total umstellen, wenn sie Europa retten will. – Gunter Knauer

 

Mir ist bei Peter Kümmels Darstellung von Johnsons Nimbus-Piraterie gleich ein weiterer Punkt eingefallen, der Johnsons Aktion eigentlich ad adsurdum führt: Der Liebende in der entsprechenden Love Actually-Szene erklärt sich, obwohl er weiß, dass seine Liebe nicht erwidert werden kann. Schließlich hat die Angebetete gerade seinen besten Freund geheiratet. Er hofft durch die Liebeserklärung mit der aussichtslosen Situation abschließen und endlich voran gehen zu können: „Enough … enough now“. Wäre das bei Johnson nur auch so … – Dr. Birgit Aka

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir müssen uns noch intensiver streiten«“ Gespräch mit Martin Stratmann geführt von Andreas Sentker

 

Ja, ich möchte den gewünschten Streit mit dem Präsidenten der Max Planck Gesellschaft aufnehmen, besonders über sein Wissenschaftsverständnis. Sicher, der Präsident der MPG muss die Fahne der Wissenschaftsfreiheit hochhalten, das gehört zu seinem Job. Selbstverständlich gehört es nicht dazu, zuzugeben, das die Wissenschaften – gemeint sind sicherlich vor allem die Naturwissenschaften, im Gefolge davon die Ingenieurwissenschaften bis hin zu den heutigen Computerwissenschaften – keine Methodik entwickelt haben Phänomene des Lebendigen erfassen zun können. Ihre Modelle über die „Natur“ greifen systematisch zu kurz; Computersimulationen über das „Klima“ geben durchaus mathematisch abgeleitete Orientierung was da oben läuft, aber sie können genau das nicht leisten, was die Falle des gegenwärtigen Klimadiskurses überwinden würde: In der Erde – naturwissenschaftlich gesehen ein ausbeutbarer Materiehaufen – einen lebendigen Organismus zu sehen, wie dies jahrhundertelang, angeführt einst von Carl Gustav Carus, selbstverständlich war. Eine Wissenschaft, die ihre Erkenntnisse allein aus materialistischen Abbildern von Phänomenen des Lebendigen ableitet, muss, sie kann gar nicht anders, Denkverbote aufstellen. Zukunft braucht ein erweitertes Verständnis von Wissenschaft, um, wie es Carl Friedrich von Weizsäcker es einstmals forderte, sich vom „Diktat der Wissenschaft, der Ingenieuere (und heute, so wäre es zu ergänzen, der Software-Designer) zu befreien.“ – Dr. Otto Ulrich

 

… überhaupt streiten!Im Interview mit dem Geschäfts-führenden Redakteur der ZEIT fragt (sich) der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft : “Geben wir dem Spontanen, dem unerwarteten Gedanken, dem individuellen Duchbruch genügend Raum? Oder fördern wir mit statistischen Analysen von Forschungsleistungen nur wissenschaftlichen Mainstream?”. Er ‘fragt’ das, weil er die ‘unglaublichen’ Mängel des Forschungs-‘Industrie’ natürlich kennt, die Behinderung von Forschung durch ‘Inzucht’ und durch ‘peer’ reviews von Projekten und deren Ergebnissen. Was aber tut die MPG dagegen? ‘Anders-Denkende’ müssten grundsätzlich von den Direktoren der Max-Planck-Institute und/oder von breit informierten und qualifizierten, neugierig gebliebenen Mitarbeitern angehört werden, und nicht von ‘Wissenschafts-Koordinatoren’ (das ist eine contradictio in adjecto!) ‘an der Tür’ abgewiesen werden, wie am MPIGP/AEI in Potsdam-Golm erlebt. Passend dazu die Analyse der letzten PISA-Studie in der FAZ am Sonntag (2019) 50, 33 unter dem Titel “Wozu noch lesen?”. Dass von denen, die überhaupt noch lesen, 20 % nicht verstehen, was sie lesen, ist nicht nicht neu und leider nicht auf fünfzehn-jährige Schüler beschränkt. – Michael Schmiechen

 


 

 

Leserbriefe zu „»Bewusst schwer gemacht«“. Gespräch mit Jeffrey Rosen geführt von Kerstin Kohlenberg

 

In den USA geht es der SPD (Demokraten) so ähnlich wie in Deutschland. Die tun alles damit Trump im Amt bleibt. Das hat auch ihr Kollege Josef Joffe gesagt. – Gunter Knauer

 

Das ganze Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump (Präsident der USA) ist irgendwie, mehr als nur lächerlich. In erster Linie ist das ganze Gezerre und Gezeder einfach zum Scheitern verurteilt. Die nächsten Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten sind bereits am 3. November 2020. Bis dorthin werden wir wohl all diese total verbiesterten, demokratischen „Amtsentheber“, auch einmal wieder lachen sehen! „Dann kneif dich, wach auf, und sollte das nicht geh´n, versuch alles nicht so verbissen zu seh´n!“ (aus: „Man darf das alles nicht so verbissen seh´n“, Text und Musik: Ulrich Roski (1944-2003), deutscher Liedermacher) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Der Drachentöter“ von Josef Joffe

 

Kommentar zu H. Joffes neuen Artikel: 1. H. Joffe als strammer NATO-Typ alter Schule (wie in rechten ThinkTanks und US-Deep State gepredigt) hat naturgemäss Probleme mit neuen Friedensideen und deren Figuren 2. Die Bundeswehr wünscht er sich nicht mehr als Parlamentsarmee, sondern als….. (Die Geschichte möge Deutschland davor bewahren) 3. Joffe wird immer wie unter 1. bleiben. Neue Strategieüberlegungen sollte er anderen wirklichen Strategen wie z.B. H. Kujat überlassen. – Klaus Koller

 


 

 

Leserbrief zu „Boom Boom im Badezimmer“ von Jan Schweitzer

 

Seit wann beschäftigt DIE ZEIT Influencer??? Die vernetzten Lautsprecher haben auch gar nichts mit den Ghettoblastern zu tun. Meist sind es TECHNIK-ferne Mitmenschen, die stolz auf ihren scheinbaren Einfluß auf die Funktionalität ihrer IT-Gerätschaft sind: Man sagt etwas und auf einmal geht der Fernseher an oder eine Melodie wird ges(ch)treamt. Stehen solche Boxen auch schon in der Redaktion? Und die geilen Typen in Silikon Valley hören mit. Sie schalten ja auch ganzseitige Anzeigen. Ich fasse es nicht. – Gerhard Schroeder

 


 

 

Leserbrief zu „Ausgezeichnet“ von DZ

 

Schön, daß sie die Leser über ihre Auszeichnungen informieren. Dafür gratuliere ich ihnen auch. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Wer bin ich für Dich?“ von Anna-Lena Scholz

 

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel zum Patenamt gelesen, weil ich selbst auch Patin bin. Allerdings war ich am Ende etwas enttäuscht, nicht, weil der Artikel schlecht geschrieben wäre oder weil Ihre Fragen nicht relevant oder nachvollziehbar wären, sondern weil der zentrale Inhalt des Patenamts – das „Religiöse“ – viel zu kurz kommt und Sie sich meiner Ansicht nach um zentrale Fragen drücken. So reflektieren Sie an keiner Stelle, was es für Sie selbst bedeutet, getauft zu sein. Was es für Sie bedeutet, in der Nachfolge Jesu zu stehen, der das Reich Gottes verkündet hat. Was es bedeutet, auf „Christi Tod und Auferstehung“ getauft zu sein wie es bei Paulus heißt. In Alltagssprache: Was es für Sie bedeutet, Christin zu sein. Das wäre der erste Schritt gewesen. Um dann im zweiten Schritt zu fragen, was von dem Sie Ihrem Patenkind weitergeben wollen. Sie schreiben am Ende des Artikels, dass Sie sich nicht davon stehlen wollen, wenn Ihr Patenkind Sie nach Gott fragt. Schön und gut, aber ist das nicht ein bisschen wenig?

Sollten Paten nicht aktiv und von sich aus Ihrem Patenkind von Gott erzählen, ihm oder ihr eine Kinderbibel schenken und daraus vorlesen, dem Kind sagen, dass es von Gott unendlich geliebt wird, dass Gott diese Welt und alles, was ist, geschaffen hat und dass wir am Ende unserer Tage von Gottes Liebe umhüllt werden? Und sollten Paten nicht in Wort und Tat etwas von den zentralen Werten des jüdisch-christl. Glaubens vermitteln, nämlich Barmherzigkeit/ Nächstenliebe und Gerechtigkeit? Aber neben aller Kritik möchte ich doch auch sagen, dass ich es gut finde, dass Sie Patin sein wollen, sich darüber Gedanken machen und diese Gedanken zum Gegenstand eines Artikels machen. Und falls Sie in der Zeit zwischen den Jahren Lust haben, sich mal mit „was Religiösem“ zu beschäftigen, kann ich Ihnen die Bücher von Fullbert Steffensky empfehlen. Das neueste über Hoffnung habe ich zwar noch nicht gelesen, aber ich bin sicher, dass es wieder sehr tief und poetisch ist. Und von Dorothee Sölle „Mystik und Widerstand“ (weil Glaube nämlich nicht nur was für dass stille Kämmerlein ist, sondern auch den Einsatz für Gerechtigkeit nach sich zieht). – Anja Munding

 


 

 

Leserbrief zu „Mollig warm ohne Kohle“ von Dirk Asendorpf

 

Den Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Allerdings habe ich mich an den Kosten der geplanten Bohrung gestossen: „das zehn Milliarden Euro teure Projekt“ Gibt es hier wieder einmal Probleme mit grossen Zahlen im Journalismus? Zehn Milliarden Euro für eine Bohrung auf acht Kilometer Tiefe? – Benno Straumann

 


 

 

Leserbrief zu „Es werde Kunst“ von Ulrich Bahnsen und Urs Willmann

 

Ach, Afrika – Klischees sind zäh. Gibt es denn in der Redaktion der ZEIT eine Art afrikanische Vorgabe? Im Sinne von Bernd Ulrich, der vor Jahren schon groß getitelt hatte: „Wir sind alle Afrikaner“? Für Ulrich sollte dieses zähe Klischee nur seine Willkommenskultur anthropologisch bemänteln, auch wenn der Vergleich von damals mit den Migranten von heute schon sehr abenteuerlich ist. Bahnsen und Willmann berichten über uralte Höhlenmalereien auf einer indonesischen Insel. Offenbar die ältesten kunstvollen Darstellungen einer Jagd, symbolisch sehr komplex, also wohl intellektueller als manch Hamburger Journalist sich das vorstellen mag. Dumm nur: Indonesien liegt nicht direkt in Afrika. Die Konsequenz ist klar: Die ersten aufrechten Afrikaner sind noch früher nach Asien ausgewandert, als bisher gedacht, denn woher sonst sollten sie kommen? Wenn sich die frühen Menschen aber womöglich an vielen Flecken der Erde, an Hotspots mit hohem Veränderungsdruck, aufgerichtet haben? Zum Beispiel bei uns hier im Allgäu? War da nicht was? Vielleicht solltet ihr bei xxxx an der Uni Tübingen nachfragen? Vielleicht sogar ihr neuestes Buch „…“? Dann wäre es halt nichts mehr mit der vorgeschriebenen Schlusspointe von Urs und Ulrich (sic): „Das würde bedeuten: Der Ursprung menschlicher Kultur lag ebenso in Afrika wie die Wiege der Spezies Homo Sapiens.“ Die Wissenschaft hat das Klischee gerade verabschiedet, die ZEIT wiederholt es unbeirrt! Mag erklären, wer kann. Da ist die Bild-Zeitung weiter: Die feiert uns Allgäuer samt Udo Lindenberg, jedenfalls bis zum nächsten Vormenschen. Bleibt die Frage: Was hat der Afrikaner, was sich alte weiße Männer so sehr wünschen? Was mich betrifft, wäre mir jeder halbwegs aufrechte Allgäuer lieber als afrikanische Artverwandte… – Dr. Rudi Holzberger

 


 

 

Leserbrief zu „Fast 100 Tote und keiner hat etwas gemerkt?“ von Karsten Krogmann und Daniel Müller

 

Karsten Krogmann und Daniel Müller berichten, dass jetzt die Staatsanwaltschaft Oldenburg Führungskräften des Klinikums Oldenburg vorwirft, durch Unterlassen Menschen getötet zu haben. Die Mordserie des Niels Högel bekommt damit, wie Die Zeit schreibt, „eine neue Dimension“. Es fehlt jedoch noch eine weitere Dimension, die dringend betrachtet werden müsste, auch um in Zukunft solche Mordserien nicht mehr zuzulassen: Die mangelhaften gesetzlichen Regeln zur Qualitätsberichterstattung und Qualitätstransparenz. Müssten deutsche Krankenhäuser aussagekräftige Daten zu ihrer Ergebnisqualität veröffentlichen und könnten auf dieser Basis Krankenhausstationen und Krankenhäuser verglichen werden, wären die hohen Komplikationsraten und die hohe Zahl an Todesfällen als Folge der Verbrechen des Niels Högel viel früher sichtbar geworden. Hätten nicht die Bundesländer immer wieder die gesetzlichen Bestimmungen im Sozialgesetzbuch V zur Qualitätsberichterstattung gezielt verwässert, hätte keine Klinikleitung eine für alle dann sichtbare Verschlechterung ihrer Prozessqualität und ihrer Ergebnisqualität so lange hinnehmen können. Auch hätte man dann Niels Högel nicht einfach nur die Kündigung nahelegen können, so dass er im nächsten Krankenhaus weiter morden konnte. Jeder Chefarzt hätte angesichts einer scharfen Qualitätsberichterstattung gewusst, dass er selbst zur Verantwortung gezogen werden würde, wenn er die Zunahme der Todesfälle auf seiner Station nicht aufklären würde. Also sollte hier auch die Verantwortung all der Gesundheitsminister auf Landes-und Bundesebene näher betrachtet werden, die für diese Missstände die politische Verantwortung tragen. Und es müsste endlich in Deutschland eine effektive Krankenhaus-Qualitätsberichterstattung eingeführt werden. – Udo Barske

 


 

 

Leserbrief zu „Wir haben keine Angst vor dem Islam“ von Seyran Ateş et al.

 

Der offene Brief der der Islamfeindlichkeit Bezüchtigten an die Präsidentin der EU Kommission hat mich sehr erschüttert.Ganz systematisch werden unsere Rechte als Bürger und somit die Demokratie zerstört: jede kritische Auseinandersetzung mit dem Islam ( Islamfeindlichkeit) , Kritik an Israel ( Antisemitismus) , Auseinandersetzung mit der AfD ( oh,selbst rechtsradikal!) oder sogar ein Kompliment an eine Frau( Sexismus!) werden negativ bewertet. Ich frage mich, ob es der politischen Klasse dabei wirklich um bestimmte Werte geht, oder ob sie nur auf Posten schielen und nicht wahrnehmen, was sie dabei zerstören. Den Unterzeichneten des Briefes gehört meine volle Sympathie. – Katharina Göggel

 


 

 

Leserbrief zu „Wacht auf, Verdammte!“ von Wolf Biermann

 

Wenn die ZEIT gerade jetzt den zurückgezogenen Wolf Biermann auferstehen lässt, kann das verschiedene Gründe haben. Vielleicht wollte sich der alte Herr mal wieder in Erinnerung bringen, und da passt es ja, dass sich an der SPD seit einiger Zeit jeder Trottel abreagieren kann, der Politik als Spielwiese für Eliten ohne Gehirn betrachtet. Andererseits ist es auch möglich, dass die „Verdammten dieser Erde“ heute tatsächlich in der SPD sitzen. Dieser Partei aber zu unterstellen, dass ihr Denken und Handeln in einer Zeit lange vor der Aufklärung liegen, stellt für mich eine Art Krönung dar, was den Umgang von Medien und selbsternannten Besserdenkern mit der SPD betrifft. Könnte es nicht daher sein, dass die „selbstverschuldete Unmündigkeit“ gerade bei denen vorliegt, die diese Dauerhäme über die SPD verbreiten und daher auf ihre Aufklärung noch warten müssen? – Jürgen Tichy

 


 

 

Leserbrief zu „Sparring mit einem Hasardeur“ von Alexander Cammann

 

Hatte Carl Schmitt nicht eine Professur an der Bonner Humboldt Uni? (Siehe: … Professor an der Berliner Friedrich- Wilhelms- Universität… ). – Tanja Löschner

 


 

 

Leserbrief zu „Tiere mit Schwips“ von Josa Mania-Schlegel

 

Betr. Ihr Artikel in der Ausgabe 52 zum Thema „Moppi und der Waschbär : Tiere mit Schwips“möchte ich Sie korrigieren. Abgesehen davon, daß die Vorgänge um die Kindertassen des Leipziger Weihnachtsmarktes einfach nur noch krankhaft sind, sollten Sie als gebürtiger Ossi wissen, daß Moppi mitnichten eine Zeichentrickfigur ist. Moppi ist eine Handpuppe aus den Abendgrußgeschichten um Pittiplatsch. Im Sinne einer korrekten Berichterstattung wäre eine kleine Änderung vonnöten. – Matthias Kunter

 


 

 

Leserbrief zu „Unser Autor kannte seine Oma nicht. Dann las er die Liebesbriefe, die ihr Soldaten schrieben“ von Miguel Helm

 

Vielen Dank für den Artikel über die Kriegskorrespondenz Ihrer Großmutter. Feldpostbriefe hatten während des Krieges eine dezidiert politische Funktion. Brieffreundschaften zwischen jungen, ungebundenen Leuten wurden gezielt angebahnt, um den Durchhaltewillen der Soldaten an der Front zu stärken und in umgekehrter Richtung die „Heimatfront“ zu sichern, also die Unterstützung der Zivilbevölkerung, die zu Beginn des Krieges teilweise noch erschreckend unbeschwert lebte, zu stärken. Feldpostbriefe von Gefallenen wurden veröffentlicht, um „Heldengeschichten“ und Identifikationsfiguren zu generieren, also Propaganda. So ist es beinahe tragisch, dass die Tochter eines Kommunisten und mutmaßlichen Regimegegners zur „Kampfkraft“ so vieler junger Männer mit ihren – offenbar oberflächlich harmlosen – Briefen beigetragen hat. – Sabine Hübner

 


 

 

Leserbrief zu „Vertwittert“ von Anja Reschke

 

Erst einmal finde ich die Turnschuhe von Frau Esken potthässlich, selbst in San Francisco hätte ich mir ein solches Modell nicht gekauft! Aber im Ernst! Menschen einer wohlhabenden Schicht, wohl auch Frau Esken, haben die Bodenhaftung verloren. Es ist taktlos, so zu tun, als flöge man eben mal nach San Francisco, um sich ein Paar Schuhe zu kaufen. So wird es bei der Dame nicht gewesen sein, aber der Eindruck kommt rüber. Gerade als Vorsitzenden einer sozialdemokratischen Partei, die ja ihre Sporen noch verdienen muss, verbietet sich so ein Tun! – Volker Krause

 


 

 

Leserbrief zu „Verführer von Beruf“ von Niclas Seydack

 

Zu Ihrem Artikel – wieso nehme ich Schwartau etwas weg wenn ich mein „Gsälz“ selbst herstelle? Das scheint mir doch ein seltsames Denken zu sein. – Christel & Wolfgang Fezer

 


 

 

Leserbriefe zur Fotokolumne „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

 

Nichts, nichts hat mich mehr berührt, als die Serie „Wer bist du?“ mit Fotos und kurzen Texten des Fotografen Florian Jaenicke. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute. Vielen Dank, dass wir Friedrich kennenlernen durften. – Elke Egger

 

Ihre Bilder von Ihrem Sohn Friedrich haben mich nun im ZEITMAGAZIN seit fast einem Jahr jede Woche begleitet. Jede Woche suchte ich zuerst nach Ihrem Bild, bevor ich begann im ZEITMAGAZIN oder in der ZEIT zu lesen, denn Ihre Haltung sowie das Ehrliche, Liebevolle, Schmerzliche, Wertschätzende und die Verbundenheit, die ich in jedem Bild fand, haben mich sehr berührt. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie Ihre wertvollen Bilder und Gedanken geteilt haben. Gestatten Sie bitte, dass ich Ihnen und Ihrer Familie alles erdenklich Gute wünsche. – Mechthildis Bocksch

 

Schon seit bald meinen halben Leben lese ich die Zeit und habe noch nie einen Leserbrief geschrieben. Jetzt zum Jahresende 2020 tue ich das zum ersten Mal und nur um zu sagen, dass mich seit Langem nichts so berührt hat, wie die Serie im Zeit Magazin „Wer bist Du?“ von Florian Jaenicke. Vielen Dank dafür und hoffentlich bleibt sie noch eine Weile. – Christina Peters

 


 

 

Leserbriefe zu „Über die Einsicht in die eigene Sterblichkeit und den Abschied von einem Kindheitsfreund“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Vielleicht nicht seelenverwandt, eher altersnähe und ursprungsähnlich, wird’s sein, dass Sie so oft mein Gemüt (politisch, soziologisch, menschlich) einklänglich treffen. Und jetzt ganz etwas anderes von Ihnen und siehe da schon wieder trifft es. Nun bin ich mit 70 etwas, ach lassen wir das, der Gedanke an das Ende umtreibt mich seit genau 2-3 Jahren, plötzlich war es da, Tendenz steigend. Ihre Beschreibung entspricht meinen Gefühlen. Scheiße diese plötzliche Endlichkeit, haben wir doch nie einen Kopf drum gemacht. Sollen wir uns klonen lassen, für eine neue Change ? Man könnte doch noch so vieles, vor allem besser machen als damals. Besser nicht. Der ZEIT bin ich ja nun seit mehr als 50 Jahren verbunden, ein alter Hausschuh, der nicht immer bequem war und ist. Wenn ich ZEITmäßig zurück blicke , denke ich oft auch an W. Sibeck, diesen Snob. Ich vermisse ihn und seine Scheibe, seit Jahren plötzlich weg von der Bühne, keine Ahnung wie und wo. Hoffe er lebt noch und es geht im gut. So oder so, wir müssen es akzeptieren, in der Gewissheit auch in 150 Jahren wird man sagen „Früher war mehr Lametta“ . Jetzt haben wir Gretas Zukunft versaut, das ist ärgerlich, aber eigentlich hat sie da ja noch das Glück der späten Geburt, unsere Vorfahren waren ja auch nicht ohne. – Bernhard Jung

 

Ich möchte ein Lob und ein Dankeschön für Harald Martenstein aussprechen. Es ist ein Genuß und ein Gewinn, seine Kolumnen zu lesen. Insbesondere will ich folgende erwähnen: – Über die vom Verschwinden bedrohte Tugend der Duldsamkeit… – Über Feinde der Freiheit und die Angst, seine Meinung zu äußern – Über die Einsicht in die eigene Sterblichkeit… Die Texte zeigen Verstand, Humor und Ehrlichkeit und rücken so manche schiefe öffentliche Meinung wieder zurecht. Ich fühle mich nach dem Lesen oft erleichtert. – Andreas Matt

 


 

 

Leserbrief zu „Der Aufstand“ Fotos von und Gespräch mit Dobrivoie Kerpenisan geführt von Artur Weigandt im ZEIT Magazin

 

Ich war neugierig, ob die Redaktion der ZEIT in irgendeiner Form auf die politische Wende eingeht, die vor dreißig Jahren, im Dezember 1989, in Rumänien stattgefunden hat. Ich bin nämlich in der Stadt Temeswar (rumänisch: Timişoara) aufgewachsen, wo der Volksaufstand ausgebrochen ist, und lebte zur Zeit des Umsturzes in Bukarest. Infolgedessen habe ich mit großem Interesse die Fotos im ZEIT-MAGAZIN betrachtet und das anschließende Gespräch mit Herrn Dobrivoie Kerpenisan gelesen. In einem kurzen Gespräch kann man nicht mehr über die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen des Umsturzes sagen. Zudem hält sich das Interesse der Bundesbürger für Rumänien in engen Grenzen. Es ist zur Gewohnheit geworden, das politische Regime in den ehemaligen Ostblockstaaten als kommunistisch zu bezeichnen und den Sturz der Ceauşescu-Clique als Revolution. Beides ist irreführend.

Mit dem, was Marx und Engels sich vorstellten, hatte der real existierende Sozialismus nicht mehr als den Namen gemeinsam. Die Wirtschaftsform war das Staatsmonopol. In den Händen der Nomenklatura, die sich aus der Schicht der Parteifunktionäre entwickelte – in Russland nach der Oktoberrevolution, in den anderen Ostblockstaaten nach dem Zweiten Weltkrieg – war die sogenannte Kommunistische Parteiein Werkzeug der Unterdrückung. Es waren Mitglieder der Nomenklatura, die beim Sturz der Ceauşescu-Clique die Fäden zogen. Der selbstherrliche Diktator stand ihnen im Weg. Es waren Mitglieder der Nomenklatura, die sich anschließend Teile des öffentlichen Vermögens unter den Nagel rissen. Bei dem Wort Revolution,das die Menschen verwendeten, weil ihnen kein treffenderes zur Verfügung stand, denken wir an einen Fortschritt, an eine Verbesserung der Verhältnisse. Für die Mehrheit der Bevölkerung aber, die auf den Wandel nicht vorbereitet war, die nicht organisiert war – nicht in Gewerkschaften, nicht in Parteien – brachte der Umsturz Verluste und noch mehr Elend. – Hans Fink

 


 

 

Leserbrief zu „Die Zeit vor dem Loslassen“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

 

Ihr Artikel „Dir Zeit vor dem Loslassen“ spricht mir mit jeder Zeile aus der Seele! Anfang Januar wird mein Sohn 17, und Sie beschreiben 1:1, was ich fühle und mich umtreibt. Danke! – Claudia Schott

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

 

Wiederholt versuche ich etwas zu erwerben, was Sie vorstellen aber noch nicht käuflich ist, diesmal: Memory Tolle Knolle, ich finde das sehr ärgerlich. – S. Langhammer

 


 

 

Leserbriefe zu „Tiere mit Schwips“ von Josa Mania-Schlegelin der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

Betr. Ihr Artikel in der Ausgabe 52 zum Thema „Moppi und der Waschbär : Tiere mit Schwips“möchte ich Sie korrigieren. Abgesehen davon, daß die Vorgänge um die Kindertassen des Leipziger Weihnachtsmarktes einfach nur noch krankhaft sind, sollten Sie als gebürtiger Ossi wissen, daß Moppi mitnichten eine Zeichentrickfigur ist. Moppi ist eine Handpuppe aus den Abendgrußgeschichten um Pittiplatsch. Im Sinne einer korrekten Berichterstattung wäre eine kleine Änderung vonnöten. – Matthias Kunter

 

Moppi ist ein Freund von Pittiplatsch und wie dieser eine Handpuppe. – Siggi

 


 

 

Leserbrief zu „Visionäre des Untergangs“ von Henry Bernhard in der Regionalausgabe ZEIT IM OSTEN

 

15 Jahre älter als Sie, seit ’93 in Leipzig, finde ich Ihren Artikel sehr treffend. Er bestätigt meine Erfahrung mit „gelernten“ DDR-Bürgern, und ihrer Einstellung zu Demokratie und – Recht. Zu tun hatte ich von Anfang an viel mit (zu DDR-Zeiten) Selbständigen, die ja nicht gerade repräsentativ sind. In den Kreisen finden sich allerdings nicht die Vulgär-AfDler, von denen Sie auch schreiben, die es ja gibt, darunter bekanntlich jede Menge „Wessis“. In zwei Punkten möchte ich meinen „Senf“ dazugeben: Der eine ist, dass ich da, wo ich mich beruflich bewegte, erstaunlich viel auf christlich orientierte Menschen traf. Über deren Kirchennähe weiß ich nicht viel. Es sind nicht die, die im Schutz der Kirche gegen den Staat opponierten. Aber „Kirche“, „Christentum“ war für sie, ganz beiläufig erkennbar, nichts Fremdes, nicht „weit weg“. Die Diaspora erschien mir im Nachhinein recht lebendig.

Der zweite Punkt ist, dass ich die kritische Einstellung gegenüber der „FDGO“ von DDR-Bürgern inzwischen teile – als „West-Jurist“. Lange habe ich den westlichen Rechtsstaat, wie ich ihn gelernt habe, gegen die Skeptiker hier vehement verteidigt. Gründe, dass ich mich da geändert habe, sind zum einen die mir erst nach und bekannt gewordene Verteilung herrschender Positionen in der Justiz der östlichen Bundesländer praktisch ausschließlich unter Wessis, sowie das zeitlich ziemlich genau mit Trump einsetzende Desinteresse von Behörden, Gericht usw., mit ihrem tagtäglichen Wirken einzustehen, zu werben für den Rechtsstaat. Was sich da breitmacht an Bereitschaft zu Schlamperei, Oberflächlichkeit, Unwahrheit in (Verwaltungs-) Entscheidungen und Urteilen, ist bestürzend. Insofern habe ich „Verständnis“ für den Status quo im Volk, wie er sich aktuell darstellt. Klare „Mitschuld“ von Leuten, die von der Herkunft her keine „Ostdeutschen“ sind. – Kurt Hoellger

 


 

 

Leserbriefe zu „O du perfektes Zürich, wie sehr ich dich verachte“ von Solmaz Khorsand in der Regionalausgabe ZEIT Schweiz

 

Es muss nicht unbedingt ein Leserbrief sein aber ein ganz herzliches Dankeschoen und Gratulation an Frau Solmaz Khorsand und an die Redaktion welche diesen Artikel publizierte. Sie spricht mir aus dem Herzen was ich seit laengerem in mir waelze aber halt nicht so gekonnt aufs Papier haette bringen koennen. – Konrad Riedli

 

Als ich Ihren Beitrag über Zürich in der ZEIT las, wusste ich erst nicht, sollte ich lachen oder weinen (ich neige immer zum Ersteren). Sie zitieren wirklich fast alle Clichées über die Schweiz und Zürich im Bedonderen. Waren Sie überhaupt je länger als ein Wochenende in der Stadt? Haben Sie auch einmal über den Tellerrand der „Republik“ geschaut? Als wir – ich weiss nicht mehr aus welchem Anlass – einen kurzen Mail-Austausch hatten, habe ich angeboten, wir könnten uns einmal treffen und uns austauschen über die ach so „bünzlige“ Schweiz; offenbar „fremdelten“ Sie schon damals mit Zürich. Dann habe ich nichts mehr gehört. Wirklich treffend ist der letzte Satz in Ihrem Beitrag:“Dass es auch hier das echte Leben gibt; dass es nur auf einer anderen Frequenz läuft“. Ja! Und was, wenn Sie diese Frequenz gesucht hätten?

Meine Grossmutter pflegte zu sagen:“Wenn einer als Kamel in die Fremde geht, kommt er als Kamel zurück“. Nun möchte ich Sie nicht gern als Kamel bezeichnen (und habe Iranern gegenüber ohnehin ein positives Vorurteil – eben waren wir zum zweiten Mal auf Reisen im Iran). Aber wenn man aus Wien nach Zürich kommt und hier „Glamour“ sucht, wird man Spiessigkeit, Langeweile und ich weiss nicht was finden – aber sicher nicht Zürich. Wenn man in Zürich Wien sucht, ist man definitiv im falschen Leben angelangt. Es wäre umgekehrt ja auch so. Paul Nizon schrieb in den sechziger Jahren sein Buch über den „Diskurs in der Enge“ und zog nach Paris (ob es dort in den Köpfen wirklich weniger eng war, wage ich zu bezweifeln) – ich ging zum Kunst-Studium zuerst nach München und dann – 1969! – nach Prag. Da gab es nicht nur keinen Glamour, sondern es war wirklich eng, aber ich habe dort echte Freunde kennen gelernt und wäre trotz der äusseren Enge sogar dort geblieben, wäre es denn (politisch) möglich gewesen. Aber ich musste mich natürlich auf die Gegebenheiten einlassen, sprach nach einem Jahr fliessend tschechisch, und als ich mir die ersten Schuhe aus einheimischer Produktion kaufte, wurde ich auch nicht mehr als Ausländerin erkannt.

Sicher, wir „Schweizer“ (gibt es das?) haben nichr nur keinen „Glamour“, wir haben sogar eine tiefe Abneigung dagegen, nicht zuletzt darum gibt es bei uns auch nicht so grosse Standesunterschiede. Blocher und Köppel sind natürlich blasse Knaben neben einem Strache. Aber wie wäre es, sich einmal auf die Suche nach den positiven Seiten dieser Biederbürgerlichkeit zu begeben? Die Zuverlässigkeit, auch in persönlichen Beziehungen; der tief verwurzelte (und historisch bedingte) Glaube an den Kompromiss, der Politik natürlich „langweiliger“ macht; die verschiedenen Dialekte; die Vorstellung von Qualität (leider im Schwinden) – wir waren zu arm, um uns etwas Billiges leisten zu können. Last not least ein grosser Anteil von Ausländern, die bis jetzt ziemlich problemlos integriert wurden.

Ein grosses Hindernis ist natürlich die Sprache. Würden Sie einmal im „Zürichdeutschen Wörterbuch“ lesen, würde sich Ihnen wahrscheinlich Einiges erschliessen. Oder im Buch des Banquiers (nicht „Bankers“!) Hans Bär „Seid umschlun­gen, Millionen“, wo er u.a. beschreibt, dass seine Familie in der Villa am Zürichberg sich zwei Autos mit besonderer Karosserie bauen liess – aber zwei gleiche, damit nicht auffiel, dass man zweiAutos hatte. Oder waren Sie einmal auf einer Gemeindeversammlung (im Dorf, als Gast)? Ja, wir sind in Vielem die biederen Kuhschweizer geblieben. Wir laden Fremde nicht ohne weiteres nach Hause ein, weil tief in uns die Vorstellung sitzt, wir wären nicht „salonfähig“ genug. Wir sagen nicht nach dem zweiten Treffen „you are my friend“. Wir machen keine Bücklinge vor Titeln und führen sie in den Todesanzeigen nicht in einer Zeile mit dem Namen auf. Wir drücken uns auf Hochdeutsch oft schwerfällig aus. Ist deswegen Zürich zu „verachten“? Wohl nur, wenn man das will und sich dabei selbtzufrieden zurücklehnen kann. Als Journalistin haben Sie da noch ein weites Feld vor sich. – Silvia Kraus-Billeter

 


 

 

Leserbrief zu „»Alle sind zubetoniert«“ von Renato Beck und Gabriel Brönnimann in der Regionalausgabe ZEIT Schweiz

 

Der Artikel enthält einen gefährlichen Fehler. Zitat:“…kaufen Antidepressiva im Darknet…“ Im ganzen Artikel kommt kein AD vor. Es gibt sehr wohl einen Schwarzmarkt für AD aber der hat nichts mit Suchtverhalten zu tun. Solche hochwirksamen Medikamente in diese Ecke zu schieben, gerader auch weil es in diesem Zusammenhang gerne unterstellt wird, ist gefährlich. Es könnte Menschen in Not davon abhalten diese Hilfe einzufordern. Anders wäre es natürlich wenn es tatsächlich so passiert sein sollte. Der Schwarzmarkt für AD speist sich aus Preis oder Stigmatisierungsangst. – T.Klups