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8. September 2022 – Ausgabe 37

Leserbriefe zu „»Ich habe die Wut der Leute unterschätzt«“. Gespräch mit Patricia Schlesinger geführt von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns

 

Unsäglich – die Frager der Interviewer nach einem „Maulwurf“. Das insinuiert, Frau S. wäre zu Urrecht verpetzt worden. Fürchterlich. – Judka Strittmatter

 

Das Foto von Frau Schlesinger auf S. 9 hätte vollkommen gereicht. Es zeigt eine überhebliche von sich selbst eingenommene Person, die keine Wahrnehmung für ihr Umfeld hat und sich unantastbar fühlt. – Dietlinde Schrey-Dern

 

Es hat mich sehr an das Guttenberg-Interview von G. di Lorenzo erinnert und ist einer seriösen Zeitung mehr als unwürdig. – Renate Bock

 

Heute gleich wieder die „Zeit“ gekauft und das Interview mit Frau Schlesinger gelesen. Ich bin sogar erschüttert, dass diese Frau überhaupt nichts, gelinde gesagt kapert hat. Diese Frau ist sich ja überhaupt keinerlei Schuld bewusst. Bitte kein Interview mit dieser Dame mehr! – Hans Reinfrank

 

Auf Seite 13 der FAZ vom 08.09.22 schreibt Michael Hanfeld zu einem Zeit-Artikel: „Im Interview, indem die Fragesteller von vornherein auf Schlesingers Seite sind…“ Was ist denn das für ein erbärmlicher Journalismus? Sie sollten sich schämen!!! – Peter Lüttgen

 

Das Interview mit Frau Schlesinger ist völlig überflüssig. Ihre Redaktion sollte sich damit gar nicht erst beschäftigen. Auch wenn sie Autos fährt der oberen Klasse. Oder gutes Essen serviert. Na und, kann ich da nur sagen. Berichten sie lieber den Zustand unseres Landes. Der ist nämlich abartig. Durch die Einwanderung vieler Ausländer steht Deutschland an erster Stelle. Kein anderes EU-Land winkt die halbe Weltbevölkerung in ihr Land. Die machen ihre Grenzen dicht, was vernünftiger wäre. – Gunter Knauer

 

Gratulation zu diesem Beitrag. Frau Schlesinger durfte sich über anderthalb Seiten, inklusive selbstgefälliger Fotos, auslassen, um sich in ein besseres Bild zu rücken. Ihre Fragesteller haben das nicht nur provoziert, sondern auch zugelassen. Herzhaftes Nachfassen Fehlanzeige. Frau Schlesinger hatte doch im Vorfeld mehr als deutlich gemacht, dass sie sich keiner Verfehlung bewusst ist, obwohl die Fakten hinreichend bekannt sind. Wünschenswert wäre eher eine fundierte Recherche gewesen, wie es generell in den ARD-Sendeanstalten aussieht, zumal der Reformbedarf hier ersichtlich und unumgänglich ist. – Daniel Hardt

 

In dem Interview wird vor allem eine Haltung deutlich, die Richter an Wirtschaftsstrafkammern gut kennen: die vollkommene Abwesenheit von Schuldbewusstsein. – Peter Pielmeier

 

Wenn man das Interview liest und die Antworten, die Frau Schlesinger zum Besten gibt, glaubt man, dass sie das Opfer und nicht der Ausloeser des Skandals ist. Sie hat sich wohl nie mit ihren Defiziten auseinandergesetzt und den Kontakt mit der Realitaet voellig verloren. Sie versucht nach ihrem Rausschmiss nun ihr Selbstwertgefuehl herzustellen, in dem sie nach Schuldigen sucht (ihre Mitarbeiter seien zu langsam gewesen) oder nach Entschuldigungen.

In Wahrheit ist es aber sie, die systematisch ein morsches Regelwerk, wenn nicht erstellt, so doch zumindest teilweise implementiert, angewandt und schamlos ausgenutzt hat. Ihre Antworten zeugen von so viel Arroganz, dass man nur staunen kann, wie solch eine Person so wichtige Jobs ueber eine so lange Zeit ausueben konnte. Ihr nicht empathischer Umgang mit ihren Mitarbeitern ist Ausdruck einer eklatanten Fuehrungsschwaeche. Sie hat weder Charakter noch Herz gezeigt. Und das soll niemand bermerkt haben? Kaum zu glauben. – Klaus Kuchen

 

Brauchen wir zwingend den öffentl.-rechtl. Rundfunk ? Das ist zunächst die ganz zentrale Frage. Es gibt doch auch keine öffentl.-rechtl. Tageszeitungen, Wochenzeitungen o.ä. Wenn so weiter gewurstelt wird – und das in vielen Einzelbereichen – dann wird dem öffentl.-rechtl. Rundfunk und Fernsehen in noch größerem Tempo als bisher das Vertrauen entzogen werden. Und Vertrauen kann es nur geben durch Seriosität, größere Transparenz und solide Informationen gegenüber all jenen die letzthin die Milliarden aufzubringen haben.

Wo waren denn die internen und externen Kontrollgremien? Was sagten denn die Wirtschaftsprüfer, die die Jahresabschlüsse attestierten? Vielleicht waren auch diese froh, wenn sie (kontinuierlich) die Anschlussaufträge erhalten haben. Für mich drängt sich der Eindruck auf: Der aufgezeigte Skandal beim RBB dürfte bei den Öffentl.-rechtl. allenfalls die Spitze eines Eisbergs sein. Gut, dass sich DIE ZEIT mit dem Beben bei der ARD befasst hat. – Heinrich Tenhündfeld

 

Ehrlich gesagt, überlege ich noch, was mich mehr ärgert….Ist es die unerträgliche Selbstgerechtigkeit, ja fast Selbstmitleid einer Frau Schlesinger? Oder dann doch die „Medienschaffenden“, in deren Betrachtungen Begriffe wie „Meinungsvielfalt“ und „Informieren statt belehren“ schlichtweg keine Rolle spielen? – Thomas Schossig

 

Einer Person, die die Allgemeinheit in derart schamloser Weise für ihre persönlichen Vorteile ausgenutzt und betrogen hat dieses Forum, einschließlich Titelbild, zubieten finde ich ihrer Zeitung unwürdig. – Gunder Stegner

 

„Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“, eine Weisheit, die jeder Führungskraft gut zu Gesicht steht. Frau Schlesinger, nun vollkommen zurecht fristlos entlassene Intendantin des RBB war und ist bar dieser Erkenntnis. In ihrem Interview offenbart sie eine geradezu erschreckende Naivität, ihre vollkommene Unfähigkeit, die Folgen ihres Handels zu übersehen und räumt laufend ein, nichts gesehen oder bemerkt zu haben. Sie redet sich bei ihren über den RBB abgerechneten Privateinladungen heraus (welchen Grund hätte die eingeladene Polizeipräsidentin Slowik mit ihrer Aussage „es sei in keiner Weise ersichtlich, dass dieses Treffen einen beruflichen Grund hatte“ zu lügen?).

Sie gesteht jetzt, sie hätte ihre Privilegien früher hinterfragen und sich um vieles mehr kümmern müssen, sei es die Luxusausstattung ihres Büros, ihr Fahrzeug oder die Missachtung des Controllings. Schlesinger geht bis auf hohle Allgemeinplätze nicht mit einem Wort auf ihr enges Verhältnis zum Chef des Verwaltungsrats Wolf-Dieter Wolf ein, der zusammen mit seinem Gremium die Vergütungen und Leistungen für die Intendantin zu kontrollieren hatte. 1998 als Moderatorin des Magazins Panorama die Selbstbedienungsmentalität zu geißeln und dann als Führungskraft des Senders den Rachen nicht voll zu bekommen, offenbart einen schlimmen Charakterzug von Schlesinger.

Das gesamte Gespräch zeugt von ihrer absoluten Unfähigkeit zur Einsicht, es findet sich nicht ein Wort einer ehrlichen Bitte um Entschuldigung und so verbleibt zu guter Letzt nur noch eine Frage offen: „Schämen Sie sich eigentlich nicht, Frau Schlesinger? Kennen Sie dieses Wort überhaupt?“ Pfui Teufel! – Harald Wimmer

 

Dass Frau Schlesinger versucht, ihr Verhalten zu bagatellisieren, ist ihr gutes Recht. Ärgerlich ist aber, dass Die Zeit diejenigen, die die Missstände am RBB aufdeckten, als Maulwürfe bezeichnet. Maulwurf klingt doch sehr abschätzig. Wäre Whistleblower nicht besser geeignet? – Rolf Schikorr

 

„Ich hab die Wut der Leute unterschätzt“. Ja, Frau Schlesinger, wichtiger wäre die Einsicht das sie ihre Fähigkeiten überschätzt haben. – Bernd Gockel

 

Seit nahezu 40 Jahren arbeite ich für den Westdeutschen Rundfunk in Köln als Auftragsproduzent. Der Skandal mit dem RBB und Patricia Schlesinger hat viele meiner Kollegen und mich ernsthaft getroffen. Es ist nicht leicht, als freier Mitarbeiter so lange im Geschäft zu bleiben. Die Kalkulationsverhandlungen sind mitunter sehr hart. Ein ums andere ist es mir entglitten zu sagen: Das ist übrigens nicht mein Hobby, sondern mein Beruf! Und nun die eindeutigen Belege der selbstherrlichen Verschwendung von öffentlich-rechtlichen Geldern. Letzteres ist leider, so glaube und behaupte ich, kein Einzelfall!

Ich habe das Interview mit Frau Patricia Schlesinger nicht zu Ende lesen können. Dermaßen feige und bigott finde ich ihre Äußerungen und lächerlichen Verteidigungsversuche. Nicht mal dafür reicht es in ihrem Charakter zu sagen: Ja okay … ich habe wirklich schwere Fehler gemacht und dem öffentlichen Rundfunk geschadet. Sie suhlt sich in Larmoyanz. Ich denke, es ist an der Zeit die Intendanten Funktion generell zu überdenken und zu mindestens einen Feldversuch zu wagen, die Führungsfunktion anders zu organisieren. – Matthias Wegmann

 

Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie so oft, irgendwo dazwischen. Anders kann es gar nicht sein bei diesen zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht seien könnten. Die eine handelt von einer gewissenloser Frau Schlesinger. Die ihre Position und das Geld der Beitragszahler*innen schamlos ausnutzte, um sich und ihrem Mann ein Leben in Luxus und in den höheren Kreisen Berlin zu ermöglichen.

Oder man hat die Geschichte einer naiven und reformfreudigen Frau Schlesinger. Die von reformunwilligen Mitarbeiter*innen, ihres Senders, mit Hilfe verzerrter Tatsachen (Massagestuhl, der angeblich für kranke Kollegen*innen angeschafft wurde, dann aber doch im Abstellraum landete usw.) aus Angst vor weiteren Änderungen abserviert wurde. Und an den sich die Medien jetzt rege beteiligen.

Die einen, damit ja kein Verdacht aufkommt, dass es in ihrem Teil der ARD ähnlich zugeht, und die anderen auf Grund der jahrelang angestauten Wut auf die Öffentlich-Rechtlichen. Die sie jetzt endlich wegen diesem Anlass angreifen und kritisieren dürfen. Mich überzeugt keine der beiden Geschichten. Meiner Meinung nach hat Frau Schlesinger die Privilegien ihrer Position gerne und reichlich genutzt und mancher Orts auch überstrapaziert. Aber nicht in einem Ausmaß, das die Größe der Berichterstattung rechtfertigt. – Theo Heer

 

Wenn einmal die liberale Demokratie zu Grunde gehen würde, dann würde das verhalten Frau Schlesinger, unter anderen, dazu sehr beigetragen haben. Ihre Arroganz, Verlogenheit, ich bin Unschuldig, Verarschung, ich wollte Fahrrad aber MUSSTE Audi A8 fahren… Und ich muss ihre Pension mitfinanziern!!! – Thomas Walter

 

Am Ende der laufenden Aufklärung wird der Fall Patricia Schlesinger ein Lehrstück sein. Wir werden erneut etwas lernen über den Umgang mit Macht in obersten Führungspositionen, gerade in brocken Systemen, wo die Aufsicht Teil der Herrschaft ist. Wir werden lernen, wie in abgeschotteten Welten im Gefühl der Unangreifbarkeit Selbstgefälligkeit und Dreistigkeit gedeihen. Wir werden etwas lernen über Abhängigkeiten, Eitelkeiten, Selbstgerechtigkeiten. Über Mitwisserschaft, die zu Komplizenschaft werden kann. Über Komplizenschaft, aus der man sich mit Illoyalität befreien kann. Wer hat wann was gewusst und möglicherweise aus kleinem Vorteil, aus falscher Loyalität oder mit eingeübtem Wegschauen mitgemacht? So viele Berichte. So viele Fragen. – Reinhard Koine

 

Kleiner Lackmustest: Wenn es für Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik tatsächlich »in keiner Weise ersichtlich [war], dass dieses Treffen einen beruflichen Hintergrund hatte,« sollte zu erwarten sein, dass sie, der üblichen Anstandspflicht nachkommend, ein Gastgeschenk überreicht hat. Falls nicht, dürfte es sich bei ihr um Vorteilsannahme, falls doch, später bei der RBB-Intendantin um Spesenbetrug gehandelt haben. – Jochen Corts

 

Zu dem Interview vom 8.9. mit Patricia Schlesinger eine kurze Bemerkung: „Ein Bild erzählt mehr als tausend Worte.“ – Leonhard Schnorrenberg

 

Das Bild von Frau Schlesinger sagt alles über ihren Charakter. Arrogant und selbstherrlich. Im Interview kein Schuldbewusstsein zu erkennen. Andere haben den Luxus ihr aufgedrängt. – W. Scheer

 

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview mit Frau Schlesinger. Mir sind beinahe die Tränen gekommen angesichts der naiven Verteidigungsstrategie der ehemaligen Intendantin: Ich habe nicht…, die anderen haben auch… Entschuldigung, dass ich…!“ In Deutschland hat sich eine Entschuldigungskultur etabliert, die Verfehlungen und Fehlleistungen relativiert. Übernahme von Verantwortung? Freiwillige Konsequenzen? Mitnichten! Hoffentlich hat Frau Schlesinger bei ihrer Netzwerkerei auch einen tüchtigen, rundfunk- und fernsehaffinen Juristen eingeladen. Dann darf sie schließlich hoffen. – W. Lamers

 

Ganz gleich, welche Schuld Frau Schlesinger treffen mag oder nicht, ist es höchste Zeit, dass der Umgang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit dem Geld der Gebührenzahler in die öffentliche Debatte kommt. Allerdings greifen fast alle der Ihnen gegebenen Stellungnahmen von „Menschen, die das System kennen“ zu kurz, sind sie doch überwiegend als Lobbyismus in eigener Sache zu sehen. Auf den Prüfstand gehört das System der öffentlich-rechtlichen Anstalten und Körperschaften überhaupt, sind doch Industrie- und Handelskammern nicht minder anfällig gegen selbstherrlichen Luxus und Selbstbedienung in den Führungsebenen wie die Rundfunkanstalten. Der Staat hat Aufgaben an die öffentlich-rechtlichen Anstalten und Körperschaften übertragen und lässt sie weitgehend unbehelligt von demokratischer Kontrolle wirtschaften, wie es ihnen beliebt. Auf Selbstkontrolle der „öffentlich-rechtlichen“ kann man nicht hoffen.

Einen Teil der Rundfunkgebühren in eine gemeinnützige Stiftung einzubringen, die auch andere Qualitätsmedien fördert, wäre ein dringend notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Ich würde gerne ein Abonnement der Zeit für monatlich 18,36 Euro, also in Höhe des gegenwärtigen Rundfunkbeitrags bekommen, und wenn dies zu Lasten von millionenschweren Fußballübertragenrechten und überbordenden Krimiserien ginge, wäre das – gesellschaftlich gesehen – sicher kein Schaden, sondern eher ein Schritt in Richtung Chancengleichheit. – Hanns-Christoph Eisenhardt

 

Allein das Foto auf Seite 19 von Patricia Schlesinger hat mich davon abgehalten, den Artikel zu studieren. – Holger Przybyla

 

Interessant, wie Sie sich jetzt als Psychotherapeut für Arrogante entwickeln. Erst die Frau von Herrn Lindner und jetzt Frau Schlesinger. Es ist erstaunlich, welchen Platz Sie diesen beiden einräumen. – Manfred Mengewein

 

So, wie sich Frau Schlesinger „ins Bild setzt“, scheint sie ihrer Auffassung nach eigentlich alles richtig gemacht zu haben. Zumal sie als Intendantin ganz sicher um die positive wie negative Inszenierungswirkung von Habitus und (Selbst-)Stilisierung weiß. – Matthias Bartsch

 

Mich würde interessieren wie beispielsweise Herr Martin Winterkorn, Herr Andreas Scheuer oder Herr Christian Wulff die Frau Schlesinger zur Last gelegten Verfehlungen bewerten… – Thomas Terhe-Lück

 

Hätte ich nicht „Die Zeit“ schon im Abo, dann hätte ich diese Ausgabe am Kiosk gekauft. Das Thema rund um den RBB mit den Vorwürfen gegen Frau Schlesiger hat mich sehr beschäftigt. Ich habe mich auf das Interview gefreut, weil auf der Zeit-Titelseite stand, dass sich Frau Schlesiger erklärt und was andere sagen, was man ändern könnte, dass so etwas wieder nicht passieren kann etc. Aber am meisten gespannt war ich auf die Erklärungen von Frau Schlesiger, weil ich es auch „mutig“ fand, sich diesen Vorwürfen zu stellen. Andere würden schweigen, es aussitzen, den Anwalt vorschicken und alles als Verleumdung betiteln etc. Aber Frau Schlesiger stellt sich den Fragen der Zeit – Chapeau! Um es aber vorwegzusagen – ich war sehr enttäuscht. Das Interview war leider nix.

Das Interview-Team war gut mit den bisher bekannt gewordenen Vorwürfen vorbereitet. Aber Frau Schlesiger wusste von nichts. Das sie Holzboden haben wollte wusste sie, aber dass es so teuer sein würde, wusste sie nicht mehr. Hat sie aber anscheinend auch nicht interessiert. Wer unterschreibt eigentlich diese Aufträge über diese Summen? Sie wurde gewarnt, dass diverse Entscheidungen den üblichen Kostenrahmen sprengen – wusste sie nicht mehr usw. Ich arbeite auch im Controlling und konnte diese Situation gut nachvollziehen.

Ich hatte mir bei solchen Konfrontationen eben aber auch klare Beweise dieser Vorwürfe gewünscht. So wurde Frau Schlesiger mehrfach mit bereits bekannten Vorwürfen konfrontiert. Frau Schlesiger beantwortet diese aber als falsch wiedergegeben, Zahlen stimmten nicht etc. Es waren 1,4 Mio. Kosten – Frau Schlesiger sagte, es war die Hälfte. Was stimmt jetzt? Ist das schlechte Recherche von „Der Zeit“ oder versucht Frau Schlesiger es nur runterzuspielen? Aber sind denn € 700‘000 auch nicht sehr hoch für diese Umbauten?

Ich bin kein Journalist und bin kein Experte inwieweit man sich im Vorfeld auf solche Frage-Antwort Spielchen vorbereiten kann. Hätte man nicht knallhart Fakten von Rechnungen, E-Mails usw (die ja auch Grundlage von den Vorwürfen zu sein schienen in Zusammenarbeit mit „Business Insider“) ihr zeigen können? So ist man am Ende dieses Fragenkatalogs als Leser leider auch nicht schlauer geworden.

Sehr schräg ist und bleibt natürlich immer wieder die Frage, ob ein Manager sich weniger Gehalt hätte geben wollen. Die Antwort bleibt immer gleich: „Das habe ich nicht gemacht. Das macht der Ausichtsrat/ Verwaltungsrat. Frau Schlesiger hat dazu sehr viel erzählt, andere hätten nach diesem einen Satz einfach aufgehört. Wer würde denn sagen: „Ja, ich habe dieses exorbitante Gehalt nicht verdient, weil ich einen lausigen Job mache und ich generell finde, dass diese Bezahlung für diese Posten im Öffentlich-Rechtlichen der Allgemeinheit nicht mehr guten Gewissens vermittelbar sind. Man kann keine Fehlentscheidungen für das Unternehmen treffen, die eventuell das Risiko tragen, dass die Firma dadurch Insolvenz anmelden muss.

Mein Fazit ist: Es fehlt immer wieder einigen Leuten das gewisse Fingerspitzengefühl, das Gewissen und oder das Wissen, dass Dinge irgendwann auf irgendeinen Weg herauskommen. Es fehlt in bestimmten Situationen an Bauchgefühl und gesundem Menschenverstand die einen innehalten lassen und man neu überlegt, abwägt, verschiebt oder einfach auch sein lässt. Das diverse unschöne Dinge durch Personen ans Tageslicht befördert werden, die sich vielleicht falsch behandelt fühlten, als Bauernopfer missbraucht wurden, eine zugesagte Beförderung nicht bekamen oder einfach etwas gegen bestimmte Zustände unternehmen wollten, ist mir in diesem Ausmass bei den Öffentlich-Rechtlichen auch neu und sehr erschreckend.

Das alles vermutet man eher in der Privatwirtschaft, wo das Geld „schwerer“ verdient wird als in den gebührenfinanzierten Anstalten. Der wichtigste Satz und das trifft diesen Skandal im Kern: Der öffentlich rechtliche Rundfunk / System ist in den Schmutz gezogen worden. Es scheint ein Selbstbedienungsladen ohne Kontrolle zu sein oder die Kontrolle (was noch schlimmer ist) hat selber mitgemischt. Das ist sehr schlimm und muss aufgeklärt werden.

Bitte nicht ablenken, dass man wieder das ganze System ARD / ZDF in Frage stellen muss. Es ist unverzichtbar und gut. Nach dieser ganzen Fake News Überzeugungsarbeit ist man sehr glaubwürdig und hat wieder sehr viel Vertrauen geschaffen. Bitte auch keine Debatte führen, dass bei einem Mann nicht so reagiert worden wäre. Ich denke schon und lenkt auch nur vom eigentlichen Kern dieses Skandals ab. „Bitte halten sie (Frau Schlesiger) das durch“. Das Tom Buhrow so tut, als wüsste er auch von nix… ich weiss nicht. Da könnte sich auch noch etwas zusammenbrauen… – Torsten Jahn

 

Es ist unerträglich! Eine Ex-Königin im Ledersessel, die alles zutiefst bedauert, aber dann doch so gut wie keine Fehler begangen haben will, außer die von ihr unterschätzte Wut ihrer Untertanen nicht hat kommen zu sehen. Geht’s noch? Wochen nach dem Rauswurf nun eine Interimslösung beim RBB, eine sicher kompetente Einzelkandidatin, vom WDR beigesteuert und vom RBB Rundfunkrat natürlich, mangels Alternative, durchgewunken. Aber wer sind wir denn, wir Gebührenzahler, dass wir ständig nur nörgeln und kritisieren an dieser bitternötigen Institution öffentlicher Rundfunkanstalten.

Das System wird erst zu Reformen und Änderungen bereit sein, wenn der Geldfluss am Versiegen ist. Was wir brauchen sind Reporter mit Herzblut, international wie regional, die nicht wegrationalisiert gehören und uns unabhängig im Wildwuchs der Informationen Orientierung und Halt vermitteln können. Zusätzlich gern auch qualitativ gut gemachte Unterhaltung und Sportberichterstattung sowie einen Ausbau der Regionalprogramme. Was wir nicht brauchen sind um nur ein Beispiel zu nennen, dem Regionalproporz verpflichtete halbgare Krimireihen, in denen leicht debile Sonderlinge irgendwelches Lokalkolorit beisteuern sollen.

Hier fragt man sich, Entschuldigung, für welchen Mist unsere Gebühren verschwendet werden? Warum nicht endlich ernsthaft den Zusammenschluss von ARD und ZDF betreiben und allen Ballast, Doppelberichterstattungen und ganz nebenbei ausufernde Pensionskosten auf ein vernünftiges Maß beschränken, dann gäbe es auch keinen Grund, das ganze System der Öffentlich Rechtlichen in Frage zu stellen, wie es offenbar schon die Hälfte der Zwangsgebührenzahler tut. Es wäre an der Zeit zum Umdenken oder umschalten. – Thomas Harnisch

 

Ich frage mich, für wie naiv Sie Ihre Leser halten wenn Sie die Aussagen von Frau Schlesinger , wie getan, wiedergeben und erwarten, daß sie auch noch geglaubt werden. (Die Zeit um auf einzelne Punkte einzugehen ist mir zu schade.) – Klaus Grasenick

 

Haben Sie erwartet Aufhellendes zu erfahren , zumal eine Anwaltskanzlei eingeschaltet ist ?. Schlesingers Antwort :……es geht hier doch nicht nur um mich , sondern um das System……Das System, das ihr das alles ermöglicht hat , ist das wahre Schuldige , oder i h r System im System. – M. Fetting

 

Gemäß Karl Valentin hat alles neben einer positiven und einer negativen auch eine komische Seite. Im Fall Schlesinger wären es: Massagesessel, , ein paar Abendessen mit Leuten, die nicht wissen, warum sie da waren, italienisches Parkett, begrünte Wände etc. In der Summe, denkt sich Otto Normalgebührenzahler, doch eine etwas komische Empörungswelle angesichts der Sachlage. Geht man davon aus, Frau Schlesinger im Interview nicht flunkert, fragt man sich: Kann es sein, dass man die Frau weghaben wollte, weil sie als wenig wohl gelittene Chefin die Stimmung in Haus und Umfeld gegen sich hatte?

Erinnert ein wenig an einen unbeliebten Bundespräsidenten, den Medien und öffentliche Meinung seinerzeit letztlich mit einem gesponserten Bobbycar sturmreif geschossen haben. Spielzeug dort, Massagesessel, begrünte Wand hier – ist das wirklich der große Skandal, fragt seufzend der einen öffentlich Rundfunk für prinzipiell wichtig haltende Gebührenzahler und weiß: Der ÖRR hat doch seit Jahren ein ganz anderes Riesenproblem. Größer und weniger komisch als eine vielleicht etwas unbesonnene Senderchefin, die man ins Visier genommen hat:

Flaches Programm, infantile Spielshows, Krimiorgien und vor allem eine teils gleichförmige, in der Weltsicht verengte politische Berichterstattung, die kaum noch die Meinungs- und Debattenvielfalt der Bevölkerung abdeckt. Siehe Corona-Politik und jüngst der Ukraine-Krieg und die zugehörigen in der Regel parteiisch besetzten politischen Talkrunden, siehe die oft tendenziösen Anmoderationen in den zentralen Nachrichtenformaten. Da wäre was zu tun. – Andreas Phieler

 


 

 

Leserbriefe zu „Bloß keinen Stress“ von Robert Pausch

 

Man könnte es auch so sehen: Zum Glück siegt bei Robert Habeck und den Grünen der Verstand und es wird nicht ALLES irgend mögliche aufgeboten, was Energie herbeischafft ohne Rücksicht auf Verluste. Wie wir in der vorletzten Ausgabe der ZEIT mit Schrecken lesen durften, scheinen jetzt Gasvorkommen angezapft zu werden, deren Fördervolumen den Bedarf weit übersteigt, selbst in Naturschutzgebieten.

Meine bescheidene und vorsichtige Prognose: Zumindest wir Deutschen werden, so wie ich uns kenne, sehr viel mehr Strom, Gas, Benzin etc. sparen, als uns zugetraut wird und es wird zu keinem Blackout kommen. Daher bin ich froh, dass Atomkraft nur im Notfall aus der Reserve geholt wird. Schlimm genug, dass die Laufzeit einiger Kohlekraftwerke verlängert wurde und manche erneut ans Netz gehen sollen. Die Konzerne und ihre Gönner aus der Politik haben dazu sicher andere Meinungen – und Interessen. – Sibylle Riffel

 

Die Entscheidung, zwei AKWs in Reserve zu halten, finde ich klug. In beide Richtungen: zur eigenen Partei und in die Gesellschaft. Wenn es nicht klappt, dass wir ohne sie auskommen, ist die Bereitschaft da, wenn es klappt, dann umso besser!

Was ist so schlimm daran zu sagen, dass alle mithelfen müssen und sich anstrengen müssen? Es ist doch so. Ich finde, dass sich gerade Herr Habeck außerordentlich anstrengt, Vieles auch gegen seine Überzeugung zu tun. Und Industrie und wir alle können mehr, als so rumgeschrien wird. Die Hochrisikotechnologie (Fukushima, Ukraine) Atomkraft, die auch noch die teuerste aller Zeiten ist, sollte besser gestern als heute verschwunden sein. – Elsabe Elson

 

Das mit der Atomenergienutzung (Ja, Nein, Vielleicht) ist nun der ultimative Stresstest für Robert Habeck. Die „Rot/Grüne“ Rüstung des „strahlenden“ Ritters Robert hat jetzt den ersten „gelben“ Rostflecken bekommen. Der Wortgewandte, eloquente Erklärer schwieriger Themen ist als Wirtschaftsminister mit dem gestammelten Versuch eine Insolvenz zu erklären an seine Grenzen gestoßen. Vielleicht lag es an fehlenden Schautafeln? Von den drei verbliebenen Atomkraftwerken zwei eventuell im Notfall zu nutzen ist technisch und wirtschaftlich, so wie Herr Habeck es vorhat, genauso wie ein bisschen Schwanger zu sein.

Der gesamte Strommarkt in Deutschland bedarf einer Neuregulierung, insbesondere bei der Frage der Preisbildung. Da könnten die Prozente aus einem zeitlich begrenzten Streckbetrieb hilfreich sein, da ja auch der fossile Energieträger Kohle weiter herhalten soll um Strom zu erzeugen. Leider sieht es danach aus, dass die Klimaziele deutlich verfehlt werden. Aber zur Einstimmung auf einen ungemütlichen Winter 2022/2023 helfen Dusch-, Waschlappen-, Koch- und Backtipps nicht so wirklich weiter. Es bedarf einer konzertierten Aktion aller demokratischen Kräfte im Bund und in den Ländern, ungeachtet parteilicher Querelen und Animositäten, um eine Gas -und Strompreisexplosion zu verhindern und Lebensmittel weiter für alle bezahlbar zu machen.

Reden im Bundestag sind da nur begrenzt bis gar nicht wirksam. Alle Politiker müssen sich öfter mal fragen: Von wem habe ich mein Mandat? Wer bezahlt mich? Für wen mache ich Politik? Erfülle ich das in mich gesetzte Vertrauen? Ein verträumter Blick auf den geleisteten Amtseid kann dabei auch nicht schaden. Ein weiterer Königsweg ist die Einbindung von echten Fachleuten, auf deren Rat dann zu hören und diesen auch zu berücksichtigen, siehe die Gasumlage. – Felix Bicker

 

Meine Antwort darauf: Schluss mit dem Habeck-bashing! In letzter Zeit wird aus allen Rohren von Merz bis in die Zeit gegen Robert Habeck geschossen. Sonyboy, beugt sich seiner Partei etc. Doch gerade er ist sich in seinen politischen Entscheidungen treu geblieben. Er orientiert sich an der Wirklichkeit, hat alles getan, was möglich ist, damit wir die Energiekrise meistern können. Gerade deswegen, durch seine transparente Darstellung der notwendigen Politik wird er geschätzt, das er die Wirklichkeit zum Ausgangspunkt seiner Politik macht, was anderen ein Dorn im Auge ist. Jeder Experte sagt, dass die drei Atomkraftwerke keine wesentliche Bedeutung für die Strommenge in Deutschland hat, zumal der Preis des Stroms vom Gaspreis abhängt.

Doch die alte Atomlobby wittert Morgenluft. Wir dürfen eins nicht verkennen. Diese Zusammenballung der Krisenherde schürt bei allen Menschen die unbewußte Todesangst. Darauf kann mit rationaler Vernunft geantwortet werden, indem ausgehend von der realen Wirklichkeit durch einvernehmliches Gestalten die Probleme angegangen werden (Das politische Konzept von Robert Habeck).

Nimmt man das FDP-Störfeuer raus, macht es die Ampel nicht schlecht, doch es gibt populistische Kräfte (Söder und natürlich AFD) und rückwärtsgewandte Kräfte (CDU), die von ihren groben Fehlern der Vergangenheit ablenken wollen (Verzögerung des Ausbaus regenerativer Energien) und die die Ängste der Bevölkerung nutzen, um ihre rückwärtsgewandten, „konservativen“ Pläne durch Machtgewinn umzusetzen. Da sind ihnen keine Unterstellung, keine herabsetzenden, entwertenden Worte zu schade. Aggressive Attacken und der Wunsch mit Macht die Interessen der eignen reichen Klientel zu schützen sind keine gut Antwort auf unbewußte Todesängste! – Dr. Michael Hopmann

 

Aus dem Stresstest für die verbliebenen drei AKW‘s wird nun ein Stresstest für den Wirtschaftsminister: Statt die im Betrieb befindlichen Anlagen über das Jahresende weiterlaufen zu lassen, klammern sich die Grünen an ihre Ur- DNA zum Atomausstieg und damit zum Abschalten, ungeachtet der fatalen Folgen für die Wirtschaft!

Grüne Partei- Ideologie hat somit offensichtlich Vorrang vor den Interessen der Volkswirtschaft. Der gut gemeinte Vorschlag Habeck‘s, zwei der drei AKW‘s als „Notfallreserve“ vorzuhalten ist blamabel, weil technisch nicht realisierbar: Ein AKW ist kein Spitzenlast- Kraftwerk und kann nicht beliebig hoch- und heruntergefahren werden. Die betroffenen Energieversorger haben die „Experten“ im Wirtschaftsministerium inzwischen darüber aufgeklärt und den laienhaften Vorschlag entsprechend abgelehnt.

Wir haben die größte Energiekrise in der Geschichte der Bundesrepublik mit noch nicht absehbaren Folgen für unser Land. Gelingt es Habeck nicht, seine Partei (und wohl auch die SPD) umzustimmen, dann ist nicht nur der Bonus für den lobenswerten Beschluss zur Reaktivierung einiger Kohlekraftwerke verschwunden sondern auch der Vertrauensvorschuss in die Grünen als Regierungspartei. – Michael Deil

 

Die Diskussion um Kernkraftwerke verdeckt das eigentliche Risiko, welches wir Verbraucher von elektrischer Energie tragen müssen. Wenn im Winter tatsächlich Heizlüfter in nennenswerter Zahl laufen dann wird unser Verteilnetz überlastet. Im Gegensatz zum Hoch- und Mittelspannungsnetz, welche überwacht und von Spezialisten gesteuert werden ist unser Verteilnetz auf einem technischen Stand der 50 und 60er Jahre. Es gibt keine Messstellen und keine Fernwirktechnik.

Eine Überlastung wird erst dann bemerkt, wenn ein Straßenzug, Quartier oder Ortsteil kein Strom mehr hat und Störungsmeldungen eingehen. Dann müssen zwei Techniker zur Station fahren und nachdem die Verbraucher ihre Heizlüfter abgeschaltet haben können die Techniker die Sicherungen wechseln. Bei mehreren hunderttausend Transformatorstationen in Deutschland eine unlösbare Aufgabe. Die kalkulierte Durchschnittsleistung für einen Haushalt beträgt etwa 1000 Watt. Ein Heizlüfter hat zwischen 1600 und 2000 Watt d.h. wenn jeder zweite Haushalt nur einen Heizlüfter einschaltet und die zur gleichen Zeit laufen kollabiert das Verteilnetz.

Natürlich brauchen wir Energie aus jeder möglichen Quelle also auch Kernkraft in den nächsten Monaten aber wenn wir zu wenig Kraftwerke haben dann kann man kontrolliert einzelne Großverbraucher abschalten und die Bevölkerung vor einem Blackout schützen. Vor der Überlastung der Ortsnetze kann man sich nur noch dadurch schützen das wir uns alle sozial verhalten und auf große elektrische Verbraucher wie Heizlüfter verzichten. Eine echte soziale Aufgabe für uns alle. Denn ohne Strom läuft auch keine Gas-, Öl- oder andere Heizung. Ich möchte nicht für Wochen ohne Strom auskommen müssen, wenn die Fachkräfte oder die Sicherungen nicht mehr verfügbar sind. – Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer

 

Übel bleibt Übel. Ich finde, Robert Habeck hat sich mit dem Notfallreserve – Plan für das größere Übel entschieden. Den Stress in den eigenen Reihen hat er damit abgewendet. Den Stress in der Bevölkerung und der Wirtschaft nicht, im Gegenteil. Wir erleben eine handfeste Energiekrise, die für Teile der Bevölkerung und für etliche Betriebe existenzgefährdend werden kann. Mein Bäcker hat am letzten Donnerstag das Licht im Geschäft ausgeschaltet, eine Symbolhandlung, Licht aus, damit der Ofen beheizt werden kann.

Ein großer Teil der Bevölkerung hat jetzt schon Angst vor dem kommenden Winter, weiß nicht , ob die Wohnung warm bleiben kann, angesichts der Energiekosten. Ganz abgesehen von möglichen Blackouts in der Stromversorgung. Dann noch die Inflation, die sich bei jedem Einkauf in der Geldbörse aller bemerkbar macht. Das geschieht jetzt, wie sich die Entlastungspakete auswirken, wie sie helfen können, die Krise zu überstehen, weiß noch niemand konkret.

Robert Habeck und die Grünen unterschätzen die psychologische Wirkung, die durch die Absage an den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland entsteht. Die Energiedebatte wird überall sehr emotional geführt. Da kommt es bei vielen nicht gut an, wenn der parteipolitische Frieden innerhalb der Grünen anscheinend wichtiger ist, als sich alle Möglichkeiten, die Krise abzumildern, offen zu halten und zu nutzen. Die Energiekrise wird uns allen noch sehr viel mehr abverlangen.

Als das geringere Übel erscheint mir da, wenn sich Habeck und die Grünen den Sachzwängen stellen und den Streckbetrieb der Kernkraftwerke erlauben, es geht hier ja nicht um Jahrzehnte. Dass die Grünen über ihren eigenen Schatten springen können, haben sie im Ukraine – Krieg längst bewiesen. – Regina Stock

 

Den Teufel durch Beelzebub austreiben müssen die Grünen mit ihrem Wirtschaftsminister Habeck, wenn sie Energiekrise und Klimawandel zwingt, beides politisch unter einen Hut zu bringen. Der Einsatz von „friedlicher Kernenergie“, um dadurch den Anteil der Stromerzeugung auf fossiler Basis mit ihrem umweltschädlichen Ausstoß von CO2 zu reduzieren, erfordert ein Umdenken der Grünen in bisher unbekannten Dimensionen.

Auch das Riesenproblem der Entsorgung von abgebrannten Brennelementen mit ihrer Halbwertzeit von mehr als 20000 Jahren, lässt sich wegen der physikalischen Gesetze nicht aus der Welt schaffen. Aber darüber will im Moment niemand reden. Gorleben steht in den Geschichtsbüchern -oder kommt da wieder etwas hoch ? Zurzeit treffen 2 Riesenprobleme nicht nur den Westen, sondern die ganze Welt mit Wucht. Der Westen, speziell Europa, leidet unter der Verknappung bzw. Ausfall von riesigen Mengen Erdgas aus Russland, das bisher half, unseren Lebensstandard auf hohem Niveau zu halten. Eine Folge der westlichen Sanktionen gegen den Kriegstreiber Putin. Der russische Überfall auf die Ukraine verknappte außerdem weltweit die Versorgung mit Getreide aus diesem Land.

Dann noch der Sommer mit meteorologischen Katastrophen überall, der die Menschheit drastisch an ihre Umweltsünden erinnert. Wie können da politische Parteien, wenn sie eingesperrt bleiben in verkalkten Ideologien oder verknöcherten Dogmen, noch pragmatisch und streng sachlich die tatsächlichen Probleme lösen ? Speziell die FDP, aber auch SPD und Grüne widmen sich mit Lust und Liebe ihren politischen Sandkastenspielen -da sind sie in ihrem Element. Politisch verheerend für sie, so die Dauerangst der Parteien, wäre ein philosophischer Ansatz für eine Politik, die alle Regierten mit ausgleichender Gerechtigkeit gleich stellt.

Dann müsste man ja aufhören seinen Wählern etwas vorzugaukeln. Schon vor 2400 Jahren dachte der Philosoph Platon über Politiker und ihre Schwächen nach. Für ihn war der ideale Politiker der Philosoph -leider gab und gibt es dieses ambivalente Wesen nicht. Das war Platon sicher klar und ein Politiker wie Habeck, der sich auf diesem Gebiet besser als die meisten Durchschnittspolitiker auskennt, wird hoffentlich an diesem Widerspruch nicht verzweifeln. – Klaus Reisdorf

 

Deutschland degradiert sich zur Lachnummer! Wie wir aus den Bekundungen von Wirtschaftsminister Habeck erfahren, will er nur im Notfall AKW’s nutzen und 2 der 3 am Netz befindlichen AKW’s im Zustand einer Notfallreserve belassen – die Antwort, wie dies technische funktionieren wird, bleibt er schuldig. Als politisch interessierter Mensch kann man auf den Eiertanz, den Habeck vollführt, nur mit Unverständnis blicken – es macht einen fassungslos.

Habeck versteckt sich hinter Ausführungen, die er in gewissem Sinne nach Gutdünken auslegt, um dem grünen Parteidogmatismus nachzukommen, der in dieser Frage zweifelsohne Pate steht. Die Grünen lamentierten ja bereits vor der Vorlage von Stresstests dahingehend, dass wir kein Strom-, sondern ein Gasproblem haben; wir haben schlicht und ergreifend ein Energieproblem.

Grundsätzlich ist ja die Abkehr von der Atomenergie und der Ausbau der regenerativen Energien richtig – nur, derzeit befinden wir uns eben in einer Krisensituation, die wir als solche zu bewerten haben und für deren Überstehen wir die Weichen zielführend zu stellen haben. Der Versuch von beschwichtigenden Worten, dass allenfalls ein stundenweiser Ausfall der Stromversorgung das Problem sei, ist völlig absurd – Habeck muss sich eine solche Wirkung in unserer Wirtschaft einmal vor Augen führen und diese verinnerlichen.

Es macht auch keinen Sinn, den Blick auf die Vorgängerregierungen zu werfen und hier Schuldzuweisungen vorzunehmen – viele Jahre war unser derzeitiger Kanzler auch der Vizekanzler der Vorgängerregierung; wir haben uns zu lange in billiger Energiesicherheit gewähnt. Was ist denn dieses für eine deutsche Wirtschaftspolitik, die auch von der „New York Times“ mit Unverständnis quittiert wird. Auch haben wir zu sehen und zu würdigen, dass ein kritisches Verhalten europäischer Partnerländer zunehmend Platz greift und die Unterstützung Deutschlands zur Versorgungsunterstützung bröckelt.

Wenn Emmanuel Macron in dieser Situation ein Signal an Deutschland zur Unterstützung sendet, dann haben wir in Deutschland darauf zu reagieren und die Energieversorgung in einem europäischen Konsens zu sehen – dies gilt auch für die deutschen AKW’s mit Blick auf Frankreich. Der französische Atomstrom hat auch uns in Deutschland nicht gestört! Zwischenzeitlich kann sich Herr Klingbeil ja auch vorstellen, dass, sollte eine Stromlücke entstehen, die AKW’s auch länger in Betrieb bleiben könnten. Auch in dieser Thematik scheint der europäische Gedanke auf der Strecke zu bleiben und es stellt sich die Frage, wo denn unser Kanzler ist – hat er vergessen, dass er die Richtlinienkompetenz in Deutschland hat? – Karl-Heinz Dommes

 

Ich bin Mitglied bei den Grünen, ich habe einen Doktortitel in Biochemie und die Fachkunde im Strahlenschutz. Ich habe lange selber mit radioaktiven Stoffen gearbeitet. Ich arbeite seit 20 Jahren in einem chemischen Labor für Umweltanalytik, entwickle laufend neue Nachweisverfahren für Schadstoffe und habe Tausende Umweltproben analysiert. Ich weiß, wie Radioaktivität auf Lebewesen wirkt und wie sich Substanzen in der Umwelt verteilen. Ich habe ein fundiertes Urteil darüber, dass der Betrieb von Kernkraftwerken immer komplett unverantwortlich war. Es ist eine blanke Unverschämtheit zu versuchen, meine Expertise als Ideologie und Dogmatismus abzukanzeln.

Das scheint uns Grünen gegenüber ein Reflex zu sein. Vielleicht sollten sich Konservative von dem Mythos emanzipieren, sie wären die Einzigen, die Ahnung haben. Wenn ich sage, Atomkraft nein danke, dann können Sie sich darauf verlassen, dass ich das beurteilen kann und dass ich unter anderem deshalb Mitglied dieser Partei bin. – Dr. Claus Bornemann

 

Diese Ampel-Regierung ist die (grotten)schlechteste Regierung in Deutschland, seit dem Ende des 2. Weltkriegs! Was da falsch gemacht werden kann, das machen diese Rotgelbgrünlinge auch garantiert falsch. Die von uns demokratisch gewählten Politiker wollen oder können ihren verfassungsmäßigen Auftrag in keinster Weise erfüllen. Das ist für mich eine reine stümperhafte Stückwerkpolitik angereichert mit blumigen Worten, die da aus Berlin kommt.

Heute wird etwas großspurig angekündigt, morgen wird kurz darüber nachgedacht und übermorgen war das alles gar nicht sooo gemeint! „Hopfen und Malz, Gott erhalt´s“, so das Sprichwort. Hopfen und Malz ist in diesem Ampelbertieb längst verloren gegangen. Drum lieber Gott, lass´diesen Kelch bitte rasch an uns vorüber gehen, und erlöse uns flugs von diesem rotgelbgrünen Übel. – Klaus P. Jaworek

 

Den Stress haben wir schon anders Mit der Behauptung, der Streckbetrieb der AKWs nutze im kommenden Winter, irrt Robert Pausch. Ein Fehler wäre es, die Meiler weiter zu betreiben, denn dann müsste jetzt mehr Gas verstromt werden, um den Streckbetrieb zu ermöglichen. In Anbetracht Putins Erpressung in Saporitschschia sollte jedem klar sein, wie zerstörerisch die Nutzung der Atomkraft dadurch ist, ganz abgesehen vom zusätzlichen strahlenden Abfall, für den es noch keine Lösung gibt. Da zeigt die Schweiz gerade, wie es nicht gehen darf. Zudem sinken derzeit die Gaspreise schon wieder kontinuierlich.

Ein Blackout im Winter ist nach Faktenlage sehr unwahrscheinlich. Dass jede Energie, die nicht regenerativ ist, teurer werden muss, steht außer Frage. Der Krieg zeigt hier nur sehr krass die Versäumnisse der Vergangenheit und die Irrtümer für die Zukunft auf. Denn wir können uns weder den aktuellen Energieverbrauch noch den Rohstoffverbrauch in der Zukunft leisten, wenn wir überleben wollen. Unsere Industrie muss lernen, nachhaltig und sparsam mit beidem umzugehen und die Gesellschaft muss ihre Ziele von grenzenlosem Wachstum auf dauerhaften Wohlstand umstellen. Die meisten Kipppunkte in Umwelt und Klima erreichen wir gerade. Das ist selbstzerstörerisch. – Bodo Frommelt

 

Habecks Ziel ist klar: Er will die Mangelsituation auf dem Energiemarkt dazu nutzen, möglichst viele Wind- und Solaranlagen zu bauen. Leider kommen die wegen langer Genehmigungs- und Bauzeiten viel zu spät zum Einsatz. Dann hat nämlich wegen der aktuellen Energiepreise niemand mehr Geld für die Erneuerbaren. Die verfügbaren Kernkraftwerke produzieren Strom aber jetzt und heute für ca. 3 Cent pro Kilowattstunde konkurenzlos billig. Das Kohleland NRW z.B. bezieht 13,8 % seines Stroms aus Erdgaskraftwerken. Da könnte doch das laut Habeck stillzulegende benachbarte KKW Emsland einen Beitrag zur Gaseinsparung leisten. – Heinz W. Hammers

 


 

 

Leserbriefe zu „Ihr Leid, unsere Schuld“ von Anant Argawala et al.

 

Schon von 2 Jahren kam mir der Gedanke zu folgenden Wortspiel: Are we Living at the CO2st of others? Und die Antwort ist immer mehr: Ja. Für alle, die bei sich selber aktiv werden wollen, gründet sich gerade der Verein: https://zeroco2mmunity.deArmin Klug

 

„Ihr Leid, unsere Schuld“ – eine unverschämte Formulierung. Bitte, kein Mensch trägt Schuld an der Flutkatastrophe. Ich weiß: Anspielung auf den durch Menschen verursachten Klimawandel. Aber wer ist „wir“, wieso „unsere“ Schuld? Ich erkläre mich für unschuldig und lasse mich nicht für eine kollektive Schuld vereinnahmen. – F. Borghans

 

Nur einmal hatte das Fernsehen eine Konto-Nummer für spontane Pakistan-Hilfe im Programm. Das wäre wichtiger als die auch wichtige Frage der Schuld. Vielleicht können Sie eine Sofort-Hilfe per Luft-Rettung auf den Weg bringen und die Erfahrungen aus der Ahrtal-Überschwemmung dabei verwerten. – Dietrich Bauer

 

Mit Schrecken habe ich die Bilder aus Pakistan gesehen und jetzt den Bericht in der Zeit gelesen. Ich möchte Ihren Blick auf die andere Seite des Indischen Subkontinents lenken. Ich war vor vier Wochen in Bangladesch. Zwar gab es dort zu Beginn der Monsunzeit im Nordosten des Landes eine.ähnliche Flutkatastrophe.

Im August aber, so war lokalen Medien zu entnehmen, hat bis dato etwa 50% der üblichen Regenmenge gefehlt. Und wie ich es selbst erlebt habe, hat es trotz Regenzeit kaum geregnet, die meisten Reisfelder waren kaum bestellt und viele kleinen Wasserreservoire, die eigentlich voll sein müssten, waren vielerorts nur zur Hälfte gefüllt. Was das für die Reisernte bedeutet, mag ich kaum abzuschätzen. Ich fürchte aber, es wird für Bangladesch nicht gut ausgehen. – Till Borchert

 

Angesichts des menschlichen Leids mag es zynisch, deplatziert, ja sogar pietätslos klingen, wenn nach Maßnahmen gefragt wird, die die pakistanische Regierung im Bereich des Katastrophenschutzes ergriffen hat bzw. – basierend auf den Erfahrungen der letzten Jahre – hätte ergreifen können und müssen. Hätte beispielsweise das Leid des bemitleidenswerten Bauern gelindert werden können, wenn das Land mehr Ressourcen in den Hochwasserschutz anstatt in das sündhaft teure Atomwaffenprogramm investiert hätte? Hat die internationale Entwicklungshilfe im Klimaschutz die richtigen Projekte vor Ort gefördert und diese bzgl. Umsetzung und Wirksamkeit nachhaltig und authentisch überprüft?

Und haben die pakistanischen Eliten die Wassermassen, wie in der Vergangenheit leider schon geschehen, absichtlich vom eigenen Großgrundbesitz auf die Felder der Armen und Schwachen geleitet? Ungeachtet der unbestrittenen Verantwortung der Verursacherländer sollte bei Analysen zur Aufarbeitung solcher Katastrophen in alle Richtungen geforscht und gedacht werden. Denn der Klimaschutz lässt sich nicht monokausal lösen, indem primär auf die Schuldigen, also die entwickelten Industrienationen geschaut wird. Ihm kann vielmehr im Verbund einer Vielzahl von Faktoren entgegengewirkt werden, von denen eine nicht zu unterschätzende Anzahl direkt vor Ort gestaltet werden könnte. – Dr. Johannes Warbeck

 

Das aktuelle Leid in Pakistan durch die starken Monsunregen verursacht, als Aufhänger für die notwendige Klimawandeldiskussion zu benutzen, ich muß es leider so krass sagen, ist unredlich. Da hilft auch nicht die Aussage, das zum Ausmaß der Katastrophe als Wahrheit nicht allein nur die Klimakrise gehört. Die Bevölkerung ist seit 2010 um 50 Millionen Einwohner gewachsen. Infolgedessen wurden unzählige Bäume gefällt und Flächen versiegelt. Illegaler Raubbau an den Wäldern kommt hinzu. Erdrutsche durch Rodungen verstopfen Rückhaltebecken, die nur noch wenig Wasser aufnehmen können.

Das es öfter sogenannte Ausnahmewetter durch die Erderwärumg geben wird, ist wahrscheinlicher geworden. Wer es schuld ist, wem ist es anzulassten? Dieses Schaubild mit den historischen CO2 Werten im Artikel suggeriert eine Zuordnungstendenz, die so nicht stimmt und den aktuellen Stand verfälscht. “ Wir haben keine rechtliche Schuld, aber eine moralische, sagt ein Staatssekretär aus dem Entwicklungsministerium. Ein weiteres Feld speziell dieses Ministeriums.

20 , 30 Jahre Entwicklungshilfe haben es nicht geschafft, weltweit Dürren durch gezielte und groß angelegte Meerwasserentsalzungsanlagen zu verhindern, ganz zu schweigen, z. B. Afrika, mit der Ressource Sonne zu elektrifizieren. Pakistan, im Grunde ein islamistischer Staat, der soweit von der Demokratie weg ist, wie die Schweiz von der Diktatur, soll in Zukunft gemäß irgendwelchen Klimakonverenzen sozusagen automatisch per Vergabeschlüssel Gelder für die „Klimaschäden“ bekommen. Wo landet dieses Geld? Wer sich die Mühe macht, bei Wikipedia alles wissenswerte über Pakistan anzulesen, soll das Leid der Menschen nicht ignorieren sondern Spendenaktionen über echte Hilfsorganisationen unterstützen. – Walter Schroiff

 

Eine Frage brennt mir seit langer Zeit auf den Nägeln. Jetzt wurde sie mir durch eine Zahl in Ihrem Bericht über die Flutkatastrophe in Pakistan wieder schmerzhaft bewusst. Darin wird erwähnt, dass die pakistanische Bevölkerung seit 2010 um 50 Millionen Menschen gewachsen ist. Nur in diesem einen Land! Um 50 Millionen!

Nun zu meiner Frage. Die rasant wachsende Erdbevölkerung macht allen Menschen zu schaffen. Es besteht kaum noch eine Chance auf lange Sicht alle satt zu kriegen. Warum bietet man Frauen in überbevölkerten und bildungsarmen Ländern, sei es in Afrika, Asien, Südamerika, nicht an, die Pille, Dreimonatsspritze oder Ähnliches zu nehmen, um nicht jedes Jahr ein Kind gebären zu müssen?

Ich möchte hier nochmals die Freiwilligkeit betonen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jede Afrikanerin gern immerzu Kinder gebiert, die dann mangels Nahrung und Medikamenten vom Tode bedroht sind. Warum bietet niemand diesen Frauen Geburtenkontrolle an? Zur Sicherheit Einschub nach jedem zweiten Satz: Freiwilligkeit! Ärzte ohne Grenzen, zum Beispiel, hätten weniger mit Mangelernährungsfolgen zu tun und könnten Aufklärungsarbeit leisten.

Glaubensgründe mögen gegen Verhütung sprechen. Islam, Christentum … bei deren Gründung war es noch wichtig sich zu vermehren, heute nicht mehr. Auch stellen viele Kinder heute keine Altersversicherung der Eltern mehr dar. Warum spricht KEIN EINZIGES MEDIUM jemals die Themen Geburtenkontrolle und Empfängnisverhütung in diesen Ländern an? Deutsche Vergangenheit? Geschenkt. Die Zukunft ist wichtiger. Ich kapiere es nicht. „Wir müssen viele Kinder haben, wer soll sonst für uns beten?“ sagte mir kürzlich eine Muslimin. Ob das hilft? Ich bezweifle es. Mit dem dringenden Wunsch, dass Sie sich mal an dieses Thema rantrauen: – Charlotte Schaffarz

 

Es ist mir schleierhaft, wie die Autoren dieses wichtigen Artikels bei dem Ort Kalam im oberen Swat-Tal auf eine Einwohnerzahl von 350 000 Einwohnern kommen. Wer die Verhältnisse vor Ort kennt oder sich die Region nur bei Google-Earth von oben ansieht, wird unschwer feststellen, dass dort keine Großstadt ist. Bedauerlicherweise finden sich bei Wikipedia nur differierende Angaben: auf der deutschsprachigen Seite 5000 Einwohner (2017), auf der enlischsprachigen 23170 (2018), wobei sich die zweite Angabe vermutlich auf das ganze Tal bezieht.

Nun könnte man meinen, dass dieser offensichtliche Irrtum nicht so relevant für die Zielrichtung des Artikels sei. Leider schleicht sich aber dadurch ein bohrendes Misstrauen bezüglich der weiteren Zahlen ein, mit denen die Autoren die durchaus bedenkenswerte Forderung nach Schadensersatz untermauern möchten. Schade! – Herbert Möbius

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist das gerecht?“ von Marcus Gatzke und Mark Schieritz

 

Nach Ihren Angaben wird in den Berechnungen für oben genannten Artikel zwar die Anzahl der Kinder spezifiziert, nicht aber die Anzahl der Eltern. Es ist aber nicht möglich, die Effekte der Entlastungspakete gleichzeitig für Ein- und Zweielternfamilien zu berechnen, da sich die Summen stark unterscheiden. Selbst bei Annahme gleicher Personenzahl (2 Eltern, 2 Kinder vs Alleinerziehend mit 3 Kindern) erhalten Einelternfamilien zum Teil bei gleichem Einkommen sehr viel weniger. Ich hätte bei dem Titel des Artikels „Ist das gerecht“ Rechnungen zu Ein- und Zweielternfamilien sowie eine Diskussion dieses Aspekts erwartet. Vielleicht können Sie das nachliefern? – Angela Thränhardt

 

Vielen Dank für die Transparenz. Wie erschreckend! Warum ist es solidarisch und sozial gerecht, wenn im Szenario 2 ein Spitzenverdienerhaushalt mit 2 Kindern (Brutto-Einkommen 404.926 EUR/a), also jemand, der ohnehin schon im Überfluß lebt, vom Staat mit 3.009 EUR gefördert wird, andererseits ein Bedürftiger/ Geringverdiener aber lediglich mit 1.862 EUR? Ist das die Gesellschaft in der wir leben wollen ? Ist das die Politik, die wir gewählt haben ? Verkehrte Welt. Die Republik müßte auf die Barrikaden gehen angesichts dieser erneuten himmelschreienden Privilegierung von Reichen und Vermögenden zulasten von Bedürftigen.

Wie abgestumpft und runtergekommen ist das liberale Verständnis von Solidarität und Bedürftigkeit und sozialer Gerechtigkeit. So wie H. Lindner die milliardenschweren, leistungslosen, kriegsgetriebenen Übergewinne einiger Oligopolisten mit Krallen und Klauen verteidigt, so beschert er gleichzeitig seiner reichen + vermögenden Lieblingsklientel ebenfalls leistungslose Einkommen, zulasten der Bedürftigen in diesem Land.

Liberal-feudale Politik festigt einmal mehr die Dominanz der Reichen, der Vermögenden, der Herrschenden. Oberster Steigbügelhalter ist Christian Lindner und seine feudale demokratische Partei (FDP). In der heutigen Multikrisenepoche müßte sich alles grundlegend ändern. Allerdings kann die feudale demokratische Partei (FDP) da einmal mehr nicht mithalten. Der FDP fehlen die Einsicht, der geistig-moralische Kompass und die innere Kraft sich von der Ideologie der Förderung von Reichtum und Vermögen ihrer Lieblingsklientel zu befreien. Ein Grund zum Schämen. Das klappt aber auch nicht, dazu fehlt es ihr auch noch an Anstand.

Tief einbetoniert in ihrem Silodenken zur Verteidigung feudaler Privilegien der Reichen und Vermögenden blockiert die 7%- Partei alle Vorschläge, Reiche und Vermögende nicht weiter zu alimentieren. Wie ignorant und engstirnig muß man eigentlich sein, um selbst in der tiefsten Krise nach dem 2. Weltkrieg, Solidarität mit tatsächlich substantiell Bedürftigen an die Bedingung zu knüpfen, daß die nicht-bedürftigen Reichen und Vermögenden mit noch größeren staatlichen Zuschüssen bedacht werden. Ist das gerecht ? Nur für die feudale demokratische Partei (FDP). Für die Mehrheitsgesellschaft ist das soziale Ungerechtigkeit in Reinform. – Hans-Jörg Glaß

 

Zuerst mal, herzlichen Dank für die Grafik. Sehr aufschlussreich. Warum bekommen die, die schon genug oder viel haben jeweils mehr? Ich habe es noch nie verstanden. Wieso macht man es nicht einfach umgekehrt? Am Beispiel , Szenario 2, Familie: Geringverdiener bekommen 3009,-, Normalverdiener bekommen 2564,-, Besserverdiener bekommen 2051,-; Hochverdiener und Spitzenverdiener gehen leer aus. Das Geld wird dann z.B. der in dritter Generation betriebenen Bäckerei gegeben, denn die macht aufgrund der steigenden Energiekosten sonst Pleite und auch der Spitzenverdiener kann sich keine Brötchen mehr kaufen. – Petra Harink

 

Natürlich ist das nicht gerecht. Die Gerechtigkeit wohnt in einer Etage, zu der die Politik keinen Zutritt hat, um ein Zitat von Dürrenmatt leicht umzuformulieren. Grundsätzlich hadert die deutsche Politik aber nun mit einem Problem, welches sie in dem Ausmaß, wie wir es heute vorfinden, selber heraufbeschworen hat. In einem kapitalistischen System gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird das Angebot knapp oder erscheint es knapp, steigt bei gleichbleibender Nachfrage der Preis.

Da die Bundesregierung uns nun über Monate von einer Gaskrise, zur Stromkrise und zur allgemeinen Energiekrise geredet hat, war zu erwarten, daß die Versorger irgendwann die Preise drastisch erhöhen. Die Knappheit des Angebotes war ja nun dank der Vorarbeit der Bundesregierung hinlänglich bekannt und mit großem Widerspruch der Verbraucher bei Preiserhöhungen nicht zu rechnen. Der Weltmarktpreis für Erdgas ist im Verlaufe eines Jahres um 53% gestiegen, er hat sich weder verdoppelt noch verdreifacht und spiegelt die hiesige Preisentwicklung nicht ansatzweise wieder.

Der deutliche Anstieg des Strompreises an der EPEX beginnt erst im Juli 2022 und damit Monate nach Kriegsausbruch; dieser späte Anstieg belegt, daß er eben nicht von dem Kriegsausbruch abhängig ist sondern von der Politik und anderen Faktoren wie den Problemen bei den französischen Kernkraftwerken. Die deutsche Regierung schnürt nun ein Entlastungspaket für Kostenexplosionen, die sie selber heraufbeschworen hat. Dieses Paket ist natürlich ungerecht, denn es sollte Familien und Geringverdiener am stärksten entlasten. Tatsächlich entlastet es Hochverdiener am meisten. – Volker v. Moers

 

Um die Titelfrage für die Entlastungspakete beantworten zu können, sollten die Autoren Gerechtigkeit im Text auch definieren. Weiter ist im letzten Abschnitt unklar: Sind „Gutverdiener“ alle Gruppen in den Balkendiagrammen außer „Geringverdienern“, also auch „Besserverdiener“ (obwohl besser mehr ist als gut) oder nur die „Normalverdiener“? Und welcher Verdienergruppen umfaßt „die Mittelschicht“, nur die „Normalverdiener“?

Natürlich soll m. E. in der aktuellen Notlage gelten: „Je stärker die Schultern, desto mehr sollen sie tragen.“ Jedoch hören sich die aktuellen Debatten in der Öffentlichkeit / den sozialen Medien teilweise so an, wie wenn alle sog. Besserverdiener leistungslos zuviel verdienen würden, obwohl sie – zumindest bei den MINT-Fächern (und mal abgesehen von deren intellektuellen Anforderungen) – wegen des Studiums 4 – 7 Jahre später mit dem Geldverdienen anfangen können als andere und in dieser Zeit ihres Lebens zu den Geringverdienern (oder Empfängern von Transferleistungen, falls BAFÖG heute nicht mehr wie noch vor einiger Zeit zurückgezahlt werden muß) gezählt haben. Auch die Formulierung im Zweittitel des Artikels „wer profitiert davon – und wer nicht“ transportiert unnötig ein bestimmtes Staatsverständnis mit, sachlicher wäre „wer wie stark entlastet wird“.

Die Gerechtigkeitsfrage an die Entlastungspakete beantwortet der Artikel in den letzten beiden Abschnitten, so im vorletzten Abschnitt: „Der Staat gleicht auch bei den Wohlhabenden einen erheblichen Teil der zusätzlichen Energiekosten aus. Das führt teilweise zu kuriosen Resultaten …“. Die Frage könnte differenzierter und schärfer beantwortet werden. Für den Fall der Verdopplung der Gaspreise berechne ich nämlich aus den Zahlen in den Balkendiagrammen:

– Bei Familien mit 2 Kindern werden Geringverdiener, aber erstaunlicherweise auch Spitzen- und Hochverdiener grob vollständig entllastet, während Normalverdiener 16% und Besserverdiener 32% der Energiepreisbelastung selbst tragen müssen. – Singles müssen erstaunlicherweise fast unabhängig von ihrem Einkommen 30 – 38% der Energiepreisbelastung selbst zahlen (vom Gering- zum Spitzenverdiener fortschreitend 31, 34, 30, 31 und 38%).

Als Ursache der mangelnden Ausgewogenheit der Entlastungspakete sieht der Artikel das aktuell geltende deutsche Steuerrecht. Dagegen läßt sich sagen, daß unsere Steuergesetzgebung viel Freiraum hat, s. z.B. die Einführung und einkommensgebundene Teilabschaffung des Solidarbeitrags oder einen einkommensunabhängigen festen Prozentsatz der Kapitalertragssteuer. – Ulrich Gesenhues

 

Kann jemand meinem gesunden Menschenverstand erklären, wieso die Politik Besser-, Hoch- und Spitzenverdiener dafür entlasten will, dass sie mehr Energie für ihre größeren Wohnungen oder Häuser und unter Umständen das Heizen von Pools verbraucht und damit den Klimawandel nach Kräften vorantreibt? Ich bin einigermaßen fassungslos. – Brigitte Mayer

 

Vielen Dank für Ihren o.g. Artikel. Leider habe ich nicht verstanden, warum im Szenario1 bei der Gruppe der Hochverdiener der Betrag der Energiepreisbelastung mit 2.440€ angegeben ist. Damit liegt er unter den 2.831€ bei den Besserverdienern – warum das? Für eine Erklärung bedanke ich mich bereits jetzt!!! – Horst Fleischmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie soll man ihn künftig nennen?“ Streit von Marion Ackermann und Lukas Rietzschel

 

Wenn schon politisch, dann bitte auch sprachlich korrekt: Der vermeintliche „Inuit mit Bulldogge“ ist als Einzelperson ein „Inuk mit Bulldogge“. – Jochen Corts

 

Zum Glück ist die Lösung im Artikel direkt mitgenannt. Streit dürfte es um dieses Thema eigentlich nicht geben, denn es erscheint von vorneherein unvorstellbar nun Goethes Faust oder Schillers Wallenstein oder Lessings Nathan der Weise umzuschreiben. Der Streit ist insoweit gar kein Streit und entzündet sich nur an weniger bekannten Werken oder Künstlern, weil die Meute der „Umschreiber“ genau weiß, daß sie sich an die großen Werke und Autoren nicht heranwagen darf.

So bleibt es möglich, wie im Falle von Lee´s „To kill a mockingbird“ im Vorwort auf den anderen Zeitgeist in der Entstehungsphase des Werkes hinzuweisen. Wer will mag das Vorwort dann lesen, der gebildete Leser wird den Umstand auch ohne Hinweis ohne weiteres erkennen. Im Übrigen sind sowohl Lee´s angesprochenes Werk wie auch die Winnetou Bände von Karl May Ausrufezeichen gegen Rassisimus und Diskriminierung gewesen. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn diese nun der Zensur zum Opfer fallen. – Volker v. Moers

 

Wie soll man es nennen? Vor ca 6 Jahren wurde in Deutschland das Wort Flüchtlinge in Geflüchtete geändert. Sehr richtig und wichtig und ohne Probleme. Hier wurde vor ca 2o Jahren das Wort Eskimo mit Inuit ersetzt. Wieder mit großem Erfolg und Richtigkeit und ohne Probleme. Keiner würde bei einem Kunstwerk dazuschreiben: früher ‘ Eskimo Künstler’ genannt. Aus dieser seltsamen Vorgehensweise alles frühere noch auf Täfelchen , wenn auch in Messing oder Bronze, zu erhalten macht wirklich keinen Sinn. Siehe das Schwein in Wittenberg das auf diese Weise Deutschland verschandelt .

Warum nicht einfach: Roma Mann ( dass die Figur einen dunkelhäutigen Mann darstellt sieht ja jeder. Ich verstehe nicht was an dem Wort ‘ Knabe falsch ist. Statt N- König : afrikanischer König Die Herkunft des Sächsischen Nationalschatzes zu hinterfragen ( wie kamen diese Edelsteine nach Deutschland) wäre auch wichtig. Vieles ist im Umbruch und das ist gut so. Es geht nicht um woke Sein sondern um Gerechtigkeit, Fairness, Geschichtsschreibung und Verantwortung. – Marianne Werner

 

Nachdem ich den Artikel „Wie soll man ihn künftig nennen?“ aus der aktuellen Ausgabe gelesen hatte, grübelte ich mit meinem Kaffee noch vor mich hin, wie ich nun zu dieser Streitfrage stünde. Meine Fünfjährige kommt hinzu, sieht das Bild des Artikels und fragt mich, was dort zu sehen sei. Wir betrachten es gemeinsam und finden heraus, dass es sich um einen Menschen handelt, der ein Tablett mit Edelsteinen trägt. Auf meine Frage, wie sie den Menschen nennen würde, war die schlichte Antwort: „Julius“. Kinder sind einfach die besseren Menschen. – Maren Kahlert

 

Die vornehmste Aufgabe von Kustod*innen ist es, das kulturelle Erbe zu bewahren, ohne es zu verfälschen. Zum kulturellen Erbe gehört auch der Titel eines Kunstwerks, sofern er von der Künstlerin / vom Künstler stammt oder zumindest aus der Entstehungszeit des Kunstwerks. Wer ihn verändert, kann den Sinn eines Kunstwerks verfälschen. Wenn frau*man den Titel heute für anstößig oder erläuterungsbedürftig hält, kann frau*man eine Erklärung hinzufügen. Die Umbenennung von „Negerknabe am Kai sitzend“ (https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/323981) von Max Slevogt in „Bildnis eines Jungen namens Mursi“ unterschlägt zum einen Informationen, die dem Künstler offenbar wichtig waren, und fügt zum anderen eine Information hinzu, die dem Künstler offenbar nicht wichtig war.

Zudem macht die Umbenennung aus einem anonymen Model ein Individuum – doch wohl entgegen den Intentionen von Max Slevogt. Das ist meines Erachtens unstatthaft und eine Verfälschung des Kunstwerks. Dass der alte Name weiterhin im Katalog vermerkt ist – auf https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/323981 sehe ich ihn allerdings nicht -, genügt meiner Meinung nach nicht. Korrekt wäre es meines Erachtens, den ursprünglichen Titel zu belassen und das Forschungsergebnis, dass der „Negerknabe“ mit Vornamen Mursi heißt bzw. hieß, im Katalog zu vermerken. – Dr. Ulrich Willmes

 

Der „Mohr“ soll zum „*-chen-Fall“ werden, das Gemälde des Malers Max Slevogt (1868-1932) „Negerknabe am Kai sitzend“ wurde zum „Bildnis eines Jungen namens Mursi“ umgetauft! Bei jetzigen Erkenntnisstand, soll sich bisher Max Slevogt noch nicht im Grabe umgedreht haben! Wie weit will man diesen unsinnigen Unfug noch treiben? Ach ja, wie wäre es, das Gemälde von Max Slevogt einfachheitshalber „Mursi am Kai“ zu betiteln; denn, wenn schon Unsinn ohne Ende, dann bitte nicht ganz so himmelschreiend! Darf eigentlich der „Schwarz-Kümmel“ noch Schwarz-Kümmel genannt werden, oder könnte sich dieser Kümmel dadurch auch bereits diskriminiert fühlen!? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Das soll Wurst sein?“ von Martin Machowecz

 

15x „Rügenwalder(Mühle)“ und 9x „Mühle“ in einem Artikel – das kann doch nur aus einem Produktkatalog von „Rügenwalder Mühle“ sein? aber nein, der Autor schafft es tatsächlich diese rekordverdächtige Leistung in der Printausgabe der seriösesten deutschen Zeitung abzuliefern. Und dass die Rügenwalder Labore mit „Kitchen Aid“ arbeiten war auch gleich 4x der Erwähnung wert? sorry, meine Schmerzgrenze ist deutlich überschritten.

Soviel Productplacement kann mir ganz und gar nicht Wurst sein und hat eine Rüge verdient. Wahrscheinlich hat der Autor nicht nur die wohlschmeckende Panade für sich entdeckt, sondern auch die Wohltaten gekonnt gemachter Schleichwerbung. Aber dann bitte zukünftig als Influencer in Medien, die ich bewusst vermeiden kann. – Martin Dobesch

 

Ich hoffe, dass die ZEIT genügend Geld für den Artikel von der Rügenwalder Mühle bekommen hat. Konnten Sie dort nicht nur viele Produkte platzieren, auch noch mitteilen, wie gut die Produkte schmecken und auch noch etwas über die Werbeslogan dieses einmaligen Unternehmens philosophieren. Besser kann es doch für dieses Unternehmen nicht laufen. Sollte bei so einem Artikel nicht oben Anzeige stehen, damit LeserIn auch weiß, dass hier Werbung betrieben wird. Und nebenbei bemerkt kitchen aid ist eine Küchenmaschine. Auch das war schön platziert. Immer schön an Nebeneinkünfte denken. Aber das bin ich ja von der ZEIT gewohnt. Da wird auch mal alles durch den Thermomix, statt durch den Mixer gerührt. – Sebastian Schmid

 

Ihr Artikel hat mir richtig Appetit auf das vegane Cordon Bleu gemacht, das in unserem dörflichen Supermarkt auch problemlos erhältlich war. Und Sie haben vollkommen recht, das Mundgefühl passt perfekt. Mit Schmunzeln hab ich an den Aufstand zum Vorschlag des Veggie-Days von Renate Künast gedacht. Ich finde es auch richtig und wichtig, dass wir von dem grossen Fleischkonsum runterkommen und hoffe, dass die Massentierhaltung keine Zukunft hat. Und ich finde es prinzipiell gut, dass es inzwischen so viele vegane/vegetarische Alternativen gibt, um den Umstieg zu erleichtern, aber für mich persönlich ist das nicht die Lösung.

Das Cordon Bleu war o.K. (wenn auch mir zu salzig), es hätte auch komplett „tierisch“ sein können. Aber: Ich würde mir nie ein vorfabriziertes Schnitzel/Cordon Bleu kaufen, nicht mal vom örtlichen Metzger. Und wenn ich es dann selber mache, nehme ich einen leichtgeräucherten Schinken, einen Käse mit (nicht zu viel) Charakter und das Cordon Bleu hat dann auch Umami. Das fehlte mir. Das Mühlenprodukt schmeckte wie in einer Dorfwirtschaft ohne Ambition. (Vor ein paar Jahren hatte ich eine Autopanne und landete abends um 21 h in einer schweizer Dorfwirtschaft in einem winzigen Dorf. Auf meine Frage, ob ich noch etwas zu essen bekommen könnte, wurde mir ein Schinkenbrot angeboten.

Tolles Brot, leckerer, nicht zu salziger Schinken, Gurke ohne Saccharin, perfekt.) Vielleicht müssen wir lernen, zu geniessen ohne das Bild Fleisch = Ferrari? Es gibt so viele tolle vegetarische/vegane Gerichte, die ohne das Imago auskommen. Die hochverarbeiteten Grundstoffe lösen in mir eher Zweifel aus. In meiner Familie gelte ich als „Fleischhex“, hab aber viele Jahre vegetarisch gelebt und bin erst durch unseren wunderbaren Dorfmetzger wieder offener geworden. Wahrscheinlich haben wir noch nicht gelernt, Fleischkonsum und Wohlstand zu entkoppeln. Ich kenne viele, wirklich leckere Gerichte ohne Fleisch, (mit Grünkern hab ich schon einige überrascht) ohne die hoch industrielle Verarbeitung. Die „Ersatzprodukte“ werden meinen Fleischkonsum nicht reduzieren. Eher die guten vegetarischen/veganen Rezepte. – Christiane Ott-Berger

 

O.g. Artikel hat mich an meine Geschichte erinnert, die ich Ihnen erzählen möchte: Ich (Jhrg. 1943) bin mit Rügenwalder Teewurst und Velveta-Käseecken aufgewachsen. Es war eine praktische Wurst , sie hielt sich ein paar Tage ohne Kühlschrank, den damals niemand hatte, den ich kannte. Meine Mutter konnte sie so dünn auf mein Schulbrot streichen, dass der Geschmack auf dem bis zur großen Pause trockenen und gewellten Brot kaum wahrnehmbar war. Eine Teewurst musste für mehrere Familienmitglieder mehrere Tage reichen.

Mein Traum war:“ Wenn ich groß bin und Geld verdiene und selbst über meinen Brotbelag bestimmen kann, streiche ich mir Teewurst ganz, ganz dick auf’s Brot.“ Das habe ich dann als Erwachsene auch getan und viele Jahre genossen, bis ich meine Ernährung auf vegetarisch umgestellt habe. Aus war’s mit der Teewurst! Und dann die Entdeckung der vegetarischen Rügenwalder Teewurst! Zuerst habe ich der Sache nicht getraut, weil ich mir eine wirkliche Trennung zwischen Fleisch- und Veggiprodukten nicht richtig vorstellen konnte. Mittlerweile glaub‘ ich’s und esse mit Vergnügen, dick auf dem Brot, vegetarische Rügenwalder Teewurst. Vielen Dank für Ihren langen Artikel, der „meinen Glauben“ noch verstärkt hat. – Heidrun Kolodzick

 

Ich ernähre mich seit vier Jahren vegan und freue mich darüber, dass Sie mittlerweile regelmäßig über Veganismus berichten. Was mich allerdings sehr stört, ist die Einseitigkeit der Berichterstattung: Nicht-Veganer:innen müssen den Eindruck bekommen, pflanzliche Ernährung bedeute, sich regelmäßig Fleischersatzprodukte der Rügenwalder Mühle reinzuziehen. Viele Menschen haben aber verständlicherweise Vorbehalte gegen diese Art industriell gefertigter Nahrung. Berichten Sie doch mal darüber, wie man vegan kocht und backt – ganz niederschwellig, ohne Cordon Bleu:

Für die cremigste Mousse au Chocolat z.B. braucht man nur Schokolade, Kichererbsenwasser und einen Mixer. Für eine deftige, umami ‚Käsesoße‘ bedarf es nur Hefeflocken, Senf und etwas Cashewmus. Es macht so viel Spaß und ist so lecker – aber niemand außerhalb der veganen Bubble weiß davon! Statt Schleichwerbung für die bestimmte Großkonzerne zu machen, könnte die ZEIT (z.B. im Wissensteil) interessante Grundlagen für alle zur Verfügung stellen. – Judith Leiß

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Stille auf meiner Seite des Netzes“ von Andrea Petković

 

Wie viele andere Tennisspieler lese ich die erfrischenden Gedanken von Andrea Petkovic´ im Feuilleton der Zeit über ihre vielfältigen Erfahrungen als Profitennisspielerin auf und neben dem Tennisplatz mit großem Interesse. Nun hat sie ihren Abschied von der großen Tennisbühne bei den U.S. Open nach einem großartigen letzten Spiel gegen die Schweizerin Belinda Bencic verkündet. Wir werden sie und ihren „Petko-Dance“ sehr vermissen, hoffen aber, dass sie das Racket künftig nicht ganz aus der Hand legt. Ich schreibe das als fast 82-jähriger aktiver Spieler, der gerade vor ein paar Tagen mit seiner Herren-Mannschaft 80-plus der Weißen Bären Wannsee im Endspiel um die Berliner Meisterschaft den haushohen Favoriten LTTC Rot-Weiß II besiegt hat.

Wir Senioren sind stolz, dass wir auch in hohem Alter noch im sportlichen Wettkampf Werbung für den Tennissport betreiben und auch ein Vorbild für ein gesundes Altern der nachfolgenden Tennis-Generationen sein können. Wir fragen uns allerdings, warum es in Berlin keine 80-jährigen Frauenmannschaften gibt, sondern aktuell nur eine 65-plus-Konkurrenz, obwohl Frauen viel länger leben als die Männer. Ich wünsche Andrea Petkovic´ im Rückblick auf ihre erfolgreiche Karriere, dass sie neue Ziele findet, für die sie kämpfen kann, und nach der langwierigen Erholung von den körperlichen Verschleißerscheinungen des harten Profisports auch noch lange als Hobby-Spielerin diesem schönen Sport treu bleiben kann! – Hans-Henning Koch

 

Schon lange frage ich mich, was ausgerechnet die ZEIT umtreiben mag, Frau Petcović auf ihren Feuilleton-Seiten einen Teppich auszurollen. Diesmal nun schlägt sie sozusagen auf dem Center-Court auf, gleich auf der ersten Seite. Gefällig schreiben, das kann sie, ja. Ob sie besser schreibt, als sie Tennis spielt oder umgekehrt, mögen andere beurteilen. Wirklich weh tut es auch nicht, was sie schreibt. Wie auch? So tief schürft, bewegt und erschüttert sie nicht; eigentlich gar nicht.

Wirklich weh, das tut ihr tragisches Ende, gemeint ist das Ende eines Tennislebens. Liebe Feuilleton-Redaktion, mir sind die Tränen gekommen. Aber nicht wegen des Berichts vom tragischen Schicksal dieser jungen Dame, der mit 28 noch alle Chancen für ein gutes Leben jenseits des Profi-Sports offenstehen. Die Tränen kamen mir beim Lesen der Beiträge im „Ukraine-Feuilleton“ einer Ihrer letzten Ausgaben. Da kamen Menschen zu Wort, Künstler, die es wirklich verdienen auf Ihrer prominenten ersten Seite zu erscheinen. Weil sie etwas zu sagen haben; etwas das uns zu denken gibt. Weil ihre Gedanken über das Göttliche, was immer das für sie ist, keine Trockenübungen sind. Weil sie wissen, was es bedeutet, wenn wirklich ein Leben zu Ende geht; für immer und unwiderruflich nämlich. – Gabriele Schock

 

„Nimm dich nicht so wichtig, Giovanni!“, hat einmal Papst Johannes XXIII. zu sich selbst gesagt. Diesen Satz hinterlasse ich Frau Petcovic als Mahnung und persönlichen Rat. – Jürgen Hilleke

 

Die ZEIT verläppert und verliert sich, unaufhaltsam, wie es scheint. Waren bis vor wenigen Jahren noch die Untiefen und das Seichte, 10 bis 20 Seiten über Uhren, bewegende C-Promi-Schicksale und Lebensbeichten gescheiterter Tierhalter dem ZEIT magazin vorbehalten – oder , ja gerade eben noch in derselben Ausgabe, den Kurven fetter männlicher Models, drängt der Boulevard jetzt mit Macht (und Erfolg) ins Haupthaus.

Nicht genug damit, dass ein klassischer Räsoneur wie Max Biller uns dort seit Jahren mit seinen eitlen Selbstbespiegelungen quälen darf – und dann mit der Ankündigung verlädt, er wolle ab sofort schweigen, Anna Mayr mit ihren stabilen Ressentiments immer wieder Zutritt erhält und sich dafür oder deshalb schreibende Lichtgestalten wie Ijoma Mangold vom Acker machen oder gemacht werden: Jetzt müssen wir seit geraumer Zeit auch eine – fraglos sympathische – Tennisspielerin aushalten.

Was Frau Petkovic auf dem Tennisplatz in aller Regel gelang, mißlingt jetzt zuverlässig. Wird ihr dann noch, wie in der vergangenen Woche , der „Rote Teppich“ auf der Frontseite des Feuilletons, ausgerollt, weckt das Erwartungen an gedankliche und sprachliche Brillanz. Was wir gekommen ist das Gegenteil des Erwarteten oder von der Autorin Versprochenen: Statt der „Stille auf ihrer Seite des Netzes“ scheppert es Stilblüten. Wo andere ihre handy an- oder ausschalten, „entlässt Frau P. ihr handy „aus den Flugmodus“, um wenig später ihre Emotionen „auf einen Haufen Asche“ zusammenzukehren und deshalb mit „ihrer kleinen Welt“ zu kokettieren. Wer will sowas wissen. Also: Seien Sie ab sofort konsequent, mehr von Helene Fischer oder Olli Kahn, oder, oder. Irgendwas werden die doch auch zu sagen und zu schreiben haben. Wetten! – Wolfgang Meier-Rudolph

 

Das ist neu! Die wunderbare Andrea Petković leidet an einer sozialen Selbstwahrnehmungsstörung. Auch wenn es sich für sie anfühlt, als würde sie kämpfen und scheitern wie alle anderen, entspricht dies ersichtlich nicht der Realität. Oder mit Marcel Reich-Ranizckis Worten: Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser in einem Taxi zu weinen, als in der Straßenbahn. – Bernhard Eichelbrönner

 


 

 

Leserbriefe zu „Wen will sie provozieren? Dieter Bohlen?“ von Antonia Baum

 

Ich verstehe, dass auch Die Zeit Dinge ausprobieren muss, um zu überleben. Aber ist es wirklich nötig, das Niveau auf Boulevard-Ebene zu senken? Und einer Journalistin auf einer kompletten Seite eine Retourkutsche zu erlauben, weil eine Künstlerin sich schlecht benommen und sie vorgeführt hat? Man*frau kann durchaus sein Gegenüber bitten, die verspiegelte Sonnenbrille abzunehmen, statt das mit ihrem Tragen verbundene zwischenmenschliche Machtspiel im Nachhinein aufzunehmen und mit einem niederschmetternden, aber völlig inhaltsleeren Artikel zu beantworten. So menschlich diese Reaktion sein mag, hat das Ergebnis in einer Zeitung mit Ihrem Anspruch nichts verloren. Warum schreitet die Redaktion nicht ein und schützt die Kollegin davor, ihr eigenes Scheitern auf einer Seite auszubreiten?

Es ist schon interessant, dass zeitgenössische Künstler, die immer noch einem macho- und rüpelhaften Gehabe anhängen, tapfer ihre Interviews bekommen. Dreht eine Frau den Spieß um und maßt sich an, sich genauso unmöglich zu benehmen, folgt direkt die mediale Abstrafung. Wenn ich es richtig sehe, wurde Monica Bonvicini aufgrund ihrer inhaltlichen Arbeit als Interviewpartnerin ausgewählt und weil wichtige Ausstellungen anstehen. Und nicht, weil sie eine sympathische Person zu sein hat. Um ihre Kunst geht es aber nur im Ansatz, nämlich dort, wo sich die Autorin herablassend, schlecht informiert und spießig-verklemmt darüber lustig macht. Die Zeit kann eigentlich mehr. – Janneke de Vries

 

Der Artikel von Antonia Baum hat mich mit jedem Moment der Weiterlesens nochmals „rückwärts“ lesen lassen, so wertvoll hemmungslos unverschämt subjektiv offenbarend: empfand ich diese schriftliche Veröffentlichung ihres Atelierbesuchs bei der Künstlerin Monica Bonvicini in „DIE ZEIT“ hinübergerettet – und durchdringlich schien mir bewusst zu werden, dass hier eine Menge anteiliger zweifelnder Selbstverzweiflung mit im kritischen Empfinden gewesen sein könnte: warum sie denn nicht selbst Künstlerin geworden wäre, wo doch alles so durchschaubar und wenig provokativ von einer „großen Künstlerin“: ihr (und der Öffentlichkeit“) präsentiert wurde… Auch die kleine Abbildung der Installation „Fleurs du Mal“ (pink) – ein schwarzes Stahlgestell mit vielen durchhängenden Glaspenissen“, von Antonia Baum wenig gewürdigt, so untertextet wird: „Monica Bonvicini mag es ganz gern ein wenig expliziter.“

Andererseits wird aus dem Gesamttext der Kritik von Antonia Baum durchaus wirkungsvoll ersichtlich, dass diese sogenannten Provokationen doch eigentlich nur noch aufgeblähte Wiederholungen der Wiederholungen sind, und niemandem mehr irgendwie auch nur noch quasi „anrempeln“ könnten… Jawoll: das Thema Provokation stand im Mittelpunkt der gegenseitigen Atelier-Disposition; und Antonia Baum beschreibt dies sehr willensstark in ihrer Beobachtungsdirektheit:

„Wir kamen auf das Thema Provokation zu sprechen. Denn diese ist, folgt man der Fachpresse und Bonvicini-Fans, eine ihrer Kernkompetenzen: Immer wieder wird sie als „radikal“ beschrieben, als eine Künstlerin, die das Patriarchat herausfordere (ja?) und sich nicht leicht zum Schweigen bringen lasse (ernsthaft???), eine Künstlerin, die vielleicht sogar „zu radikal“ sei (Monopol), jedenfalls, das hat man nach ein bisschen Recherche schnell verstanden, „provozieren“ ihre Arbeiten (oder Bonvicini selbst), und das ist wirklich ein bisschen lustig, denn wen provozieren sie? Klaus Biesenbach, den Direktor der Neuen Nationalgalerie? Olaf Scholz? Dieter Bohlen? Johann König (ihr Galerist, der gerade wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe in den sogenannten Schlagzeilen ist)? Die Jury des Kokoschka-Preises, also des Staatspreises der österreichischen Bundesregierung für bildende Kunst. Oder die Gesellschaft?

Auch dies schon eine Gegenüberstellung von überhaupt nicht blasphemischen Bekanntheitsgra(n)den, eher schon die Übersicht zu Instanzen, die wahrhaftig nicht mehr zeitgemäß über die „brutale und provokante“ Kunst sich zuständig vorfinden dürften – diese Anwesenden sind doch durch die Bank mitten in ihren bürgerlichen Kompetenzen verkrustet und wollen doch wirklich keine revolutionären Aufregungen sich zumuten wollen… Antonia Baum beschreibt dies überaus konsequent hingebungsvoll: „Ich verstehe das nicht, man könnte ihre Arbeiten in jedem x-beliebigen Adidas- oder Nike-Flagshipstore aufstellen, und niemandem würde sie auffallen – was natürlich rein gar nichts über die Güte der Arbeiten aussagt, nur, dass sie nicht der Sprengstoff sind, als der sie gehandelt werden. Vielleicht sehen ihre Arbeiten ja vor allem aus wie eine Idee von Provokation, vielleicht transportieren sie vor allem deren radikalen Gestus, und das gefällt dann den Kunstbeauftragten, weil sie denken alles sei in Ordnung.“

Wohl war, werte(nde) Kritikerin – und damit kommen wir auf den Kern der Kunst der hastigen, hastenden Moderne des jetzigen Zeitgeistes… Alles ist ziellos und sinnlos und radikal vereinfacht auf einen Nenner zu bringen: jedwede scheinbare Provokation ist längst nur noch zum Klischee einer Übertragbarkeit des Kotaus vor der Provozierung geworden – nichts mehr hat noch radikale Bedeutung und will an den sinnlosen Verlust zu den menschennahen Abhängigkeiten appellieren… Warum auch – wer noch nicht in den (Kunst)-Arsch gefickt wurde, kann das nachholen: allen steht jede menschenmögliche Öffnung offen: die Sexualität ist doch zur Massenverarschung geworden, wir ficken alles was nicht schnell genug auf die Bäume kommt… Ist das nicht ihre Implikation des jetzigen Zustandes auch in der Kunst der beschissenen Künstlichkeit – be(werte)tende Antonia Baum…

Wobei ich ein Zitat von Arno Schmidt hinzufügen möchte, dass mich seinerzeit ganz bewusst aus dem kirchlichen Gefängnis der Religion verbannte: „Der „Herr“, ohne dessen Wissen kein Sperling vom Dache fällt oder Millionen im KZ vergast werden: das müsste schon eine merkwürdige Type sein.“ Auch wenn der Marquis de Sade sich in seinen Phantasien in seinen Gefangenschaften durch die Möglichkeiten der Erregungen quält auf Tausenden von Seiten – das ist die endgültige Version einer Menschenverachtung als Kunstproduktion eines hemmungslosen Phantasten: doch in keinster Weise als Lüge gegenüber den Menschen zu organisieren – ganz anders als uns die Lügengeschichten der Religionen so unglaublich ermächtigend und entmenschlicht untergejubelt werden…

Wir sollten das in uns und für unsere Menschenzukunft wahrnehmen und jedwede Gott-Götter-Religionen für alle Zukunft aus unserem sinnlosen Menschen- Repertoire löschen! Das wäre die Produktivität der modernen Kunscht, und sich nicht immer wieder an den Wiederholungen abonanieren und abmasturbieren… Was schreibt Antonia Baum noch ZEIT-gemäß provozierend in ihrer Kritik: „Nein, nein, es ist schon diese Sadomaso-Sache, die die Leute aufregend finden, und all das kann man natürlich sofort für einen unglaublich biederen Deppen-Dialog zwischen der großen Monica Bonvicini, den Museumsleuten und dem Publikum halten (und hat damit recht und unrecht zugleich).“

Pro domo: endlich belegt „stellvertretend“ eine Antonia Baum im Dschungel der Kunst ihren genauen Standort der deutlichen Mitsprache, und katalogisiert diese Kunstlandschaft in ein (für meine Begriffe) tendenzloses, belangloses, sinnloses Theater ohne jedwede Bewirkungen auf die Radikalität des Kapitalismus – der mit seinen Kunstgriffen uns fast alle im Griff hat, wir zu den Sklaven der Moderne manipuliert sind. Kunst kann nicht mehr provozieren – da die Künstlerinnen und Künstler dieser Dekaden durchaus nur noch selbst gelangweilt sind von ihrer Zeit und ihrer gegenüberstellenden Belanglosigkeit…

Antonia Baum wird hiermit gar zu verdeutlichend: „Wirklich verstörend war eigentlich nur, dass selbst Bonvicini die Ansicht zu vertreten schien, dass Kunst provozieren, dass sie etwas bewegen solle („Mein Gott, was ist denn Kunst, wenn nicht provokativ? Dann schlafen wir doch alle ein“), und vor allem: dass sie den Eindruck machte, als sei sie plötzlich nicht mehr gelangweilt, sondern beinahe provoziert, weil mich ihre Arbeiten nicht provozieren… Die große Monica Bonvicini führte mich einmal kurz durch die Räume ihres schönen, großzügigen Ateliers, und dann verabschiedeten wir uns sehr schnell.“

Und genau diese schnellen Durchläufe zu den Ausstellungen der modernen Kunst, die provozieren will – findet allgemein kaum mehr irgendjemanden, der sich davon „umhauen“ lässt – um sein Leben oder die manipulativen Instanzen darin, verändern zu wollen… Die Menschen in diesem System haben sich damit abgefunden, als Masse zu funktionieren und sich einzubilden in einer ethischen Demokratie zu leben – wohingegen die Oligarchen und die Nomenklatura diese Massenmenschen dazu benutzen, sich fortwährend zu bereichern auf Kosten des Volkes und der Volkssubstanz!

Ich beschreibe hierbei n u r den Zustand in diesem (nicht nur politisch) heruntergekommenen Deutschland… Und was hat das alles mit moderner Kunst am so benannten modernen Menschenbild, zu tun – wenn auch diese Damen und Herren KünstlerInnen nach Erfolg und Geld gieren! Wo aber bleibt die alles verändernde Revolution? – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 

Ich schätze Antonia Baum üblicherweise als Autorin, aber den letzte Woche erschienenen Beitrag über den Atelierbesuch bei Monica Bonvicini habe ich mit Befremden gelesen. Nicht nur weil er auf allzu viel Raum eine missglückte Begegnung im Atelier der Künstlerin schildert und von Anfang an einen missgünstigen Ton anstimmt. Er zeugt von einem Desinteresse an der Künstlerin und ihrer Kunst, aber vor allem auch einer Geringschätzung der Kunstkritik. Antonia Baum ist keine Kunstkritikerin und sie zeigt auch wenig Bereitschaft, sich mit der Kunst Bonvicinis wirklich auseinanderzusetzen, abgesehen davon, dass sie ein paar Pressetexte gelesen und ein paar kunsthistorisch versiertere Bekannte befragt hat. Baum nimmt Bonvicinis Kunst primär als ein Oberflächenphänomen wahr, ordnet sie nicht ein, bietet keinen kunsthistorischen Hintergrund und beschränkt sich auf ein paar catchy Stichworte wie Sadomaso etc.

Als Leserin erfährt man so gut wie nichts über die Entwicklung oder die Inhalte des Werkes oder warum ihre Position kunsthistorisch oder gesellschaftlich relevant ist. Würden Sie als Leser:in eine Kunstkritikerin ernst nehmen, die über ein Tennismatch oder die neusten Entwicklungen in der deutschen Aussenpolitik berichtet? Würden Sie sich als Künstler:in ernst genommen fühlen, wenn jemand anscheinend ziemlich unbedarft Fragen stellt, die sich zudem alle auf die Person, nicht das Werk beziehen? Im Journalismus lernt man bereits zu Beginn, dass ein Gespräch nur dann gelingt, wenn man dem Interviewpartner zeigt, dass man ihn ernst nimmt, indem man sich vorbereitet und etwas von der Sache versteht, über die man Fragen stellt.

Selbstverständlich kann man auch eine nicht kunstkritische Betrachtung von Kunst oder eine kunsthistorische Analyse des Sports machen, wenn diese neue, geistreiche oder auch nur amüsante Perspektiven eröffnet. Aber der letzte Woche erschiene Beitrag verbleibt auf der Ebene des banalen Celebrity-Journalismus, dem sich Bonvicini als Künstlerin zu Recht zu verweigern versucht. Auch da könnte man einordnen und fragen, welche Strategien Künstler:innen heute verfolgen, wenn sie sich ich den Medien präsentieren, aber auch diese Frage wird nicht erörtert. So erzählt der Artikel wenig mehr, als dass sich hier eine Journalistin und eine Künstlerin unsympathisch waren. Das ist doch sehr mager für einen ganzseitigen Beitrag in einem Bund der „Zeit“, in dem es über die wichtigen Ausstellungen des anstehenden Kunstherbsts gehen soll. – Dora Imhof

 

Auch ein missglückter Atelierbesuch rechtfertigt keinen derartigen zynischen Verriss. Der Artikel ist dieser Zeitung unwürdig. – Renate Gaisser

 


 

 

Leserbriefe zu „Nicht ganz dicht“ von Anna-Lena Scholz

 

Gerade habe ich Ihren Artikel gelesen. Sie haben alles auf den Punkt gebracht. Aber bevor ich mich jetzt richtig darüber aufrege, würde ich doch gern wissen, woher diese Idee kommt und wer unterstützt sie? Sind es die Studierenden, die Professoren, die KultusministerInnen? Wer hat vielleicht Interesse am Digitalem Lernen? Und gibt es einen Protest der Studierenden? Sie haben sich ja sehr für Corona Beihilfen und Heizkostenzuschuss engagiert, sie könnten sicher etwas bewirken. Vielleicht können Sie das noch aufklären. – Marlies Wenzel

 

Die Idee unsere Unis zu schließen schließt folgende ü zu Überlegung aus.ein Tempolimit wurde ein Vielfaches an Energie sparen.dafūr braucht es aber mut.ja es ist uns zuzumuten. Die Studierenden sollte man optimal studieren lassen. – marinos loucatos

 

Die Analyse von Annalena Scholz spielt den Ball in die richtige Richtung. Schließlich käme es gerade in der gegenwärtigen Zeit eines akuten Fach- bzw. Erwerbskräftemangels nicht nur in vielen Zukunftsbranchen darauf an, mehr und eben nicht weniger in gute Bildung zu investieren. Zudem zeugt die Idee einiger Hochschulen, beim Sparen zuerst nach der Devise „Den Letzten beißen die Hunde“ ihre Studierenden in die Pflicht zu nehmen, ebenfalls von einer sehr bemerkenswerten und schlechten Servicekultur. Deshalb sollten die Einrichtungen hier in jedem Fall noch einmal umdenken, wenn sie nicht mit ihren falschen Prioritäten auch ihr eigenes Image beschädigen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit in vielen Rankings reduzieren wollen! – Rasmus Ph. Helt

 

Ich schließe mich zu 100% Ihrer Meinung an! Das Schließen der Bildungseinrichtungen war schon zu Coronazeiten an Dummheit nicht zu überbieten. Verletzungen der Grundrechte dürfen nicht zum Standard werden! – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Déjà-vu“ von Tina Hildebrandt und Paul Middelhoff

 

Ich finde Lindners Strategie nur konsequent. In Anbetracht der desmoskopischen Nahtoderfahrung wird der Freiheitsbegriff auf die UR-Instinkte ihrer Kernklientel reduziert: Egoismus und das hemmunglose Ausleben der eigenen Verantwortungslosigkeit. Keine Masken, kein Tempolimit, keine Beschränkungen für die Panzerflotten von Porsche, BMW und Co., schon gar keine höheren Steuern für „Leistungsträger“, keine Erhöhung von Hartz vier, Kernkraft statt Einschränkungen beim Konsum. Die ganze Bürgerrechtsfolklore ist doch verzichtbar. Und als bedrohte Arten gelten Reiche, Unternehmer und Erben, die die Partei davor bewahren möchte, sich gesellschaftsverträglicher verhalten zu müssen. That´s what FDP ist all about! Und Lindner weiß das ganz genau. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Die FDP ist ein realer Witz: überall verteidigt und sucht sie den freien Markt. Vergeblich. – Frank Tofern

 

Danke für die tiefgreifende Analyse! Das Freiheitsverständnis der FDP hat schon lange nichts mehr mit einem ernst zu nehmenden liberalen Anspruch zu tun. Mit ihrer egomanen Anhaftung ist die Partei offensichtlich überfordert in großen zeitgemäßen Zusammenhängen zu denken. Leistung auf Wachstum und Gewinnmaximierung zu reduzieren, ist im wahrsten Sinne des Wortes nur jämmerlich und übersieht all die individuellen und unbezahlbaren Leistungen, die vom Geist der Menschlichkeit und des Gemeinwohls getragen sind und das große Ganze erst zusammenhalten. – Walter Moritz

 

Zu der Beschreibung über den Zustand der FDP seien kleine Ergänzungen und Anmerkungen erlaubt. Braucht Deutschland eine Partei mit einem Vorsitzenden, der immer bemüht ist, arme Menschen und Geringverdiener in Misskredit zu bringen, indem er eine „Gratis-Mentalität“ beklagt und vorträgt, Leistung müsse belohnt werden. Was Herr Lindner unter Leistung versteht, ergibt sich mit einem Blick auf seine Vita. Zunächst verweigerte er nicht aus Gewissens-, sondern aus betriebswirtschaftlichen egoistischen Gründen den Wehrdienst und leistete dann den Zivildienst ab. Anschließend aber (,der besseren Karrierechancen wegen (?),) meldete er sich zum Offizier der Reserve.

Um offensichtlich Kirchensteuern nicht zahlen zu müssen, trat er aus der Kirche aus, heiratete dann aber kirchlich (wegen der schön zu vermarktenden Pressefotos?). Das nennt man wohl „Ausnutzungsmentalität“. Diese Ambivalenz zeigen andere Parteimitglieder auch bei allen aktuellen Debatten, in denen sie als Mitregierende reine Oppositionsarbeit leisten und mit zwar plakativen aber wenig realitätsnahen Aussagen Regierungsmitglieder der beiden anderen Parteien attackieren. Wenn FDP-Abgeordnete beispielsweise vor der Presse erklären, dass es einen ganz einfachen Weg gäbe, die Strompreise herunter zu drücken, man müsse nur die drei Atomkraftwerke weiterlaufen lassen, dann glauben das vielleicht einige wenige ungebildete Wähler:innen.

Diese Klientel wird aber nicht FDP wählen. Wer so dreist als Vertreter:in einer Regierungspartei argumentiert, arbeitet für „Die Linke“ und für die „AfD“. Ich bin 1957 geboren und liebäugelte lange mit der FDP. In den 70ger Jahren hatte die FDP zwei Markenzeichen. Neben der Wirtschaftsliberalität verkörperte diese Partei auch eine innenpolitische Liberalität. Insofern möchte ich der Aussage des Artikels, es habe zunächst „eine absichtsvolle Entfremdung von Westerwelle“ stattgefunden, widersprechen. Schon zu Westerwelles Zeiten gab es eine absichtsvolle Entfremdung der FDP gegenüber dem innenpolitischen Liberalismus.

Diesen unsäglichen Weg hat die Lindner-FDP sogar noch getoppt. An Partei-Größen wie Gerhart Baum, Burkhard Hirsch, Hildegard Hamm-Brücher oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erinnert in der FDP niemand mehr – auch nicht die Autoren des Artikels nicht. Liberal sein ist mehr als die (persönliche) Freiheit, sich die Rosinen im Kuchen suchen zu können! Eine junge Partei sein zu wollen, ist schön und gut. Wenn Jugend aber Geschichte vernachlässigt und das Ego-Prinzip kultiviert, läuft etwas schief. – Helmut Domenghino

 


 

 

Leserbriefe zu „Eines für alle“ von Marcel Laskus und Niclas Seydack

 

Bitte Brot schicken! Bekomme schon Hunger auf das gute Brot! Danke. – Marianne Werner

 

Ja, Brot ist das liebste Kind der Deutschen. Leider gibt es nur ganz wenige Bäcker die vernünftiges, geschmackvolles Brot backen können. Mehr als eine „Mehlpampe“ kommt dabei nicht heraus. In Düsseldorf-Altstadt gibt es einen Bäcker, der versteht wie man Brot backt. Eine Delikatesse! Das Brot kann man auch ohne Beilage genussvoll essen. – Gunter Knauer

 

Gerade lese ich im Dossier, dass zu Goethes Zeiten deutsches Brot den Franzosen als ungenießbar erschien. Nun, das kann man auch noch heute so erleben. Wir hatten einmal einen französischen Austauschschüler zu Gast und setzten ihm völlig arglos zum Abendbrot ein von uns gern gegessenes Bauernbrot vor. Was sich dann am Tisch abspielte war eher die Vorstufe eines Todeskampfes als eine Mahlzeit.

Aurélien, so hieß der goldige Knabe, kaute und kaute und spuckte dann entsetzt die Rinde des Brotes aus. Wir konnten uns das Lachen kaum verkneifen, doch seine Abscheu war zu echt und ehrlich. Immerhin aß er an den Folgetagen das Brot dann doch, nur ohne Rinde. Aber bestimmt hat er, wie wir, diese kulinarische Erstbegegnung bis heute nicht vergessen. – Karin Dix

 

Den Autoren Laskus und Seydack möchte ich gratulieren zu ihrem super Dossier: Interessant, gut bebildert, handwerklich toll geschrieben, relevant, informativ. Was will man mehr? Nur schade, dass unser „grundsolides“ Bäckerhandwerk dahinschwindet. – Julia Molina

 


 

 

Leserbriefe zu „»Man kann einfach nicht behaupten, dass dies nur Putins Krieg ist«“. Gespräch mit Kaja Kallas geführt von Alice Bota und Jörg Lau

 

Eine Premierministerin mit einer klaren Haltung, erworben durch Erfahrungen. Es gibt eben auch solche, nicht-deutsche Erfahrungen, die zu Erkenntnis führen. Über den Tellerrand sehen, andere Meinungen hören und anerkennen und sich dann ein Bild machen, dass sich aus mehreren, nicht nur deutschen, Perspektiven zusammensetzt, das ist jetzt von der Bundesregierung gefordert. – Jens H. Lohmann

 

Wo eine vorherrschende Religion zur Leibwache eines Tyrannen wird und Putin sich dadurch eine Portion „Göttlichkeit“ borgt; wo die Suggestion einer fast religiösen Anbetung seiner Person möglich ist, da gilt eine selbstgewählte Knechtschaft, ein selbstgewählter Gehorsam eines Volkes. Wir Deutschen haben den Beweis einer solchen Option geliefert. – Jürgen Dressler

 

Die estnische Premierministerin Kaja Kallas zitiert eine Umfage: „…in Russland unterstützen 78 Prozent der Befragten den Krieg….48 Prozent sagen: Es geht um Ruhm.“ Nun ist das Thema Ruhm nichts Neues in der kriegerischen Geschichte der Menschheit. So war der Kampf um verlorene oder neu zu erobernde Provinz oft auch eine Frage der Ehre. Auch beim Wettlauf um Kolonien etwa in Afrika ergab das Thema Ehre ein wichtiges Motiv.

In Situationen in denen das einfache Leben wenig andere aufregende Perspektiven bietet ergibt Nationalismus und das damit verbundene Thema Ehre eine wichtige Ersatz-Perspektive. Dies wird von autokratischen Regimes gefördert. In Deutschland vor 1945 wurden Alternativen wie die Freude an Jazz-Musik bewusst unterdrückt (Negermusik). Ähnliches gilt heute in Russland. Auch aus dieser Überlegung hinaus ist es für die Zukunft der Menschheit wichtig, dass ein wesentlicher Sinn des Lebens und damit auch als Grund für eine Perspektive, darin gesehen wird, sich für die langfristige Bewohnbarkeit unseres Planeten einzusetzen.

Gemeinsam muss für alle Gruppen gelten: Wir sind nur Gast auf Erden, und müssen uns daher als verantwortungsvolle Gäste benehmen. Nur gemeinsam können die anstehenden Probleme gelöst werden. Wie das den genannten 78 Prozent übermittelt werden kann, das ist eine schwierige Frage. Versucht werden muss es. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

In welcher Sprache wurde das interessante Interview geführt Deutsch oder Russisch – oder sind die beiden Redakteure der Estnischen Sprache mächtig ? Sie vermerken sonst immer unter dem Artikel Übersetzer*in. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Regime Putin wird kollabieren“ von Wladimir Kara-Mursa

 

Eine schöne Utopie. Eine realistische Utopie. Der Appell an den Westen, beherzt zu unterstützen, wenn das Window of opportunity wieder überraschend aufspringt und das System Putin kollabiert. Es ist reine Logik, dass es dazu kommen wird: Denn Systeme, die nur durch äußeren Druck zusammengehalten werden, brechen irgendwann einfach zusammen. Eine auf Ewigkeit angelegte Machtperspektive ist die Achillesverse. Hier gibt es keinen auf Gelingen angelegten Machtwechselmechanismus. Solche Systeme implodieren, wenn die Achillessehne plötzlich reißt. Nichts geht mehr. Der Krieg gegen die Ukraine reizt die Achillessehne enorm. – Reinhard Koine

 

Wer wagt gewinnt. Endlich mehren sich in Russland – ohne die Hand vor den Mund zu halten – Stimmen, die sich zwar vorerst nur negativ auf Putins Überfallsstrategie beziehen. Schon oft hat die Geschichte gezeigt, dass solche Vorkommnisse das Ende von Gewaltherrschaften einleiten. In diesem Fall darf gehofft werden, dass sich die Geschichte wiederholt. – Hans Gamliel

 

Einverstanden mit einem Marshallplan. Aber nur unter Bedigungen: – Reparationszahlungen aus Oligarchenvermögen und Rohstoffen, – lückenlose Ent-Putinisierung, – Kriegsverbrecherprozesse ohne Ansehen des Standes, inkl kirchlicher Würdenträger, – alle notwendigen Massnahmen, dass von Russland nie wieder solch eine Aggression ausgeht. – Christian Voss

 


 

 

Leserbriefe zu „Gute Frage. Sind besondere Regeln für SUVs nötig?“ von Hanna Grabbe

 

Ich fühle mich als Fahrer eines SUVs, Toyota RAV4 Hybrid, zum zigsten Mal von undifferenziert agierenden Journalisten in die Schmuddelecke gestellt. Mein Verbrauch liegt im Sommer bei 5,5l E10 und im Winter bei 5,6l E10. Wenn Frau Grabbe 30 andere Autos nennen kann, die weniger verbrauchen, können Sie meinen Einwand vergessen. Es ist nicht angemessen eine bestimmte Art von Autos zu kritisieren, sondern den Verbrauch, da fallen dann wohl viele Journalisten und Politiker auf die Nase mit ihren eigenen Autos. Der Hauptgrund einen SUV zu erwerben, war für mich (72), die höhere Sitzposition. Dieser Artikel ist ein weiterer Grund über die Beendigung des Abonnements nachzudenken. – Klaus-Jürgen Rödel

 

Meine Antwort auf diese Frage lautet NEIN: dieses Vorhaben scheitert bereits an der Definition. Was sind die Kriterien, die ein SUV ausmachen? Wer hat die Hoheit, diese zu definieren? Wieso nur SUVs? Porsche, Ferrari & Co, sowie Rolls-Royce, Bentley etc. sind mindestens genauso fragwürdige Auswüchse unserer motorisierten Mobilität. Eine Alternative gibt es z.B. im Nachbarland Österreich in Form der ungeliebten NOVA = Normverbrauchsabgabe = Aufschlag auf den Kaufpreis in Abhängigkeit vom Spritverbrauch.

Und warum wird nicht zuerst das goldene Kalb „freie Fahrt auf den BABs“ geschlachtet? Last but not least gibt es das Regulativ „Spritpreis“: ich selbst fahre seit 2 Jahren einen plug-in Hybrid SUV und habe in diesem Jahr erst 4x den Tank füllen müssen. Kurzstrecken fahre ich weitestgehend elektrisch und lade dann den Akku an der Haus-PV-Anlage und Langstrecken werden mit der DB (mit allen negativen Begleiterscheinungen!!) absolviert. – Hanno Weissenborn

 

Ich verstehe die Diskussion über SUV’s und deren Verteufelung nicht so recht. Natürlich sind sie umweltschädlicher als andere Fahrzeuge. Aber das ist nicht der einzige Punkt. Ein Kombi ist sicher auch nicht viel leichter und damit verbrauchsärmer. Für ältere Menschen ist es aber besser bei einem SUV ein- und auszusteigen ohne Rückenprobleme befürchten zu müssen, wenn man in einen tiefliegenden Sitz plumpst. Wenn meine Mutter bei meiner Schwester in den SKL einsteigt riskiert sie immer einen Bandscheibenvorfall. Außerdem gibt es genug Platz für einen Hundekäfig. – Thomas Miesel

 


 

 

Leserbriefe zu „Was würden Sie jetzt an den Öffentlich-Rechtlichen ändern?“ von Nico Hofmann et al.

 

Mit der Entfremdung der Parteien von ihrer Pflicht zur gesellschaftlichen Gestaltung hin zur Vorrangstellung der eigenen Existenz erlitten die Öffentlich-Rechtlichen das Gegenteil ihrer Behauptungen durch die Zunahme von staatlicher Fürsorge und Einflussnahme. Und im Wahn und Missverständnis dieser Entwicklung wurden Abhängigkeiten installiert, welche sich als existenzielle Säulen der Öffentlich-Rechtlichen verfestigt haben und eine journalistische Freiheit bestenfalls suggerieren. Solange die geradezu fraternisierte Nähe zu den politischen Entscheidern besteht, ist eine Veränderung unmöglich. Dabei ist das alte Vorbild BBC aktueller denn je. – Jürgen Dressler

 

Die Anregungen der hier zur Sprache kommenden Personen sind wichtig, dennoch beziehen sie sich vor allem auf den Bereich der Nachrichten und Berichterstattung. Es wird kaum erwähnt, dass die Rundfunkgebühren auch eine immense Anzahl an Serien, Filmen oder Kinofilmen mit produzieren oder fördern. Der Bereich der Film- und Fernsehbranche beschäftigt zahlreiche, zumeist freischaffende Mitarbeiter*innen, welche wiederum befristet bei Produktionsfirmen für die Zeit der Vorbereitung und Absolvierung der Dreharbeiten angestellt sind. Ihre Gehälter werden dabei zu großen Teilen durch Auszahlungen der Rundfunkanstalten an die Produktionsfirmen finanziert.

Diese Auszahlungen, werden seit Jahren immer weiter gekürzt. Die finanziellen Situationen namhafter deutscher Serien oder Reihen ist desaströs, es fehlt Geld an allen Ecken und Enden. Da man dies jedoch im Endergebnis, dem Film, der Serie, kaum sieht, wird über die schlechten Produktions- und Arbeitsbedingungen so gut wie nicht gesprochen. Unter dieser Situation leiden insbesondere jene Personen, welche ganz zu Beginn der Produktionskette beschäftigt sind, wie Kostümbildassistent*innen, Techniker*innen oder Praktikant*innen.

Daher macht es mich wütend, wenn ich im Interview mit Patricia Schlesinger lese, dass die öffentlich rechtlichen in Zukunft zwei Milliarden Euro einsparen wollen, denn ich befürchte, es wird jene Personen am Beginn der Produktionskette am härtesten Treffen. Wenn es um die Frage geht, was sich jetzt an den öffentlich rechtlichen ändern soll, reicht es nicht, nur Personen des öffentlichen Lebens oder Personen in hohen Führungspositionen um Rat zu fragen. Fragen Sie auch diejenigen, welche tagtäglich hinter den Kulissen dafür arbeiten, dass es Filme und Serien gibt, sie wissen am besten an was es mangelt! – Antonia Karnetzky

 

Das ist alles wünschenswert: Aufsichtsräte, die etwas von der Sache verstehen, mehr Vor-Ort-Recherchen und -Reportagen, besseres Fiktionales. Ich selbst finde vor allem die politische Funktion der Öffentlich-Rechtlichen wichtig: Sie sollen hinreichend und wahrheitsgemäß über Politik, Wirtschaft und Kultur informieren und Zusammenhänge erklären. Sport, Spielfilme und sonstige Unterhaltung bieten auch die Privatsender an, aber seriöse politische Informationen?

Und in den sogenannten sozialen Medien erhält man statt Information häufig – gezielte! – Desinformation und Hetze. Bleibt die Frage, wie man Menschen, die zu Konsument*innen erzogen wurden und werden, dazu bringt, sich bei seriösen Medien politisch zu informieren. Für Bürger*innen in einer Demokratie meines Erachtens zwar eigentlich eine staatsbürgerliche Pflicht, die sie im eigenen Interesse erfüllen sollten. Aber viele Staatsbürger*innen informieren sich offenbar nicht bei seriösen Informationsanbietern. Da gibt es offensichtlich Optimierungspotenzial. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Strauß leerer Versprechen“ von Astrid Geisler und Hannah Knuth

 

Liebe Blumengeschwister, wenn ich Sie, Frau Geisler und Frau Knuth, mal so nennen darf. Eine Super-Recherche!! Vielen Dank! Ich war schon immer skeptisch bei dieser ganzen Kompensationsgeschichte, aber dass es so krass ist, habe ich nicht gedacht, auch wenn ich teils das Buch „Klimaneutralität jetzt“ von Helge Peukert gelesen habe. Falls es Sie interessiert: https://www.metropolis-verlag.de/Klimaneutralitaet-jetzt%21/1470/book.do Ich bin auch spendenmäßig bei solchen Themen engagiert. – Konrad Grevenkamp

 

Danke für den guten Artikel über Klimalabels. Ich halte die Möglichkeit der Kompensation für extrem wichtig, da es ansonsten für viele Bereiche kaum möglich ist wirklich klimaneutral zu werden. Daher wäre ein nachfolgender Artikel wünschenswert, in dem Beispiele für vertrauenswürdige Unternehmen gezeigt würden, die es hoffentlich ja gibt. Sie prangern völlig zu recht an, es ist aber bei der Krisenbewältigung so wichtig, gangbare Wege aufzuzeigen. – Christopher Cornehl

 

Der Ablasshandel ist tot – es lebe der Ablasshandel! 1517 hat Luther Schluss damit gemacht, dass man sich vermeintlichen Seelenfrieden nach dem eigenen Ableben kaufen konnte. Über fünfhundert Jahre später ist es höchste Zeit, dass es nicht mehr möglich ist, den Seelenfrieden fürs eigene klimaschädliche Verhalten ausschließlich monetär zu erwerben. Das heißt ohne weitere Maßnahmen zur Änderung des eigenen Verhaltens – und dafür kann auch noch geworben werden. Lohnenswertes Outsourcing!

Wer sich bei dem Thema auskennt, hat den Braten schon lange gerochen. Das Mantra auf dem Weg zur Klimaneutralität lautet in der Tat: Erst vermeiden, dann reduzieren und zu guter Letzt kompensieren. Und eine notwendige Voraussetzung dafür ist die sehr gute Kenntnis über die eigenen Energieverbräuche. Nur eine Vermutung über diese Angaben zu haben und deren Plausibilitätsprüfung den Label-Firmen zu überlassen, das geht natürlich gar nicht. Die beiden ZEIT-Reporterinnen haben die Fehleranfälligkeit und somit die Sinnlosigkeit der bestehenden Methodik in einer schönen Art des Investigativ-Journalismus wunderbar demaskiert.

Eine eigene Energie-, bzw. Kohlendioxid-, bzw. Treibhausgasbilanz ist also eine conditio sine qua non. Allein schon, um die ersten beiden Schritte gehen zu können. Diskutieren kann man darüber, ob der dritte Schritt, also der maximal zu kompensierende Anteil, zehn oder zwanzig Prozent betragen soll. Dieser Wert muss (von der EU? vom Bund?) branchenspezifisch festgelegt werden – alles andere ist Augenwischerei (neudeutsch: greenwashing).

Es gibt schon einige Luthers unter uns, welche die 3 E – Energiesparen, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien – im täglichen Tun in ihrer DNA haben und trotzdem, oder gerade deswegen, offensiv kommunizieren „Wir sind nicht klimaneutral“. – Berthold Hanfstein

 


 

 

Leserbriefe zu „Gönn’s Dir!“ von Rüdiger Jungbluth

 

Sie gehen fälschlicherweise von einer Klientel Ihrer Leserschaft aus, die sehr solvent ist, das zeigt allein schon der Bericht, in dem es nur darum geht, den hohen überschüssigen Geldbetrag anzulegen. Der Artikel lässt außen vor, dass man eventuell bis zur Rente noch gar nicht seine Immobilie abbezahlt hat, oder gar zur Miete wohnt. Ich würde, wenn ich das Geld übrig hätte, erst einmal die Immobilie abbezahlen, so denn vorhanden. Dazu würde ich rechtzeitig eine Umschuldung planen, und die Lebensversicherungen in die Darlehen einfließen lassen, damit ich im Rentenalter wenigstens nicht den Abtrag habe.

Nur, weil man sich wöchentlich eine Zeitung für 6,20 € leistet, um sich seinen selbst auferlegten Bildungsauftrag zu erfüllen, heißt das nicht, dass man auch sonst liquide ist. Bitte das nächste Mal auch die „kleinen“ Leute mitnehmen, vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie nicht nur für den Mittelstand und die gehobene (Geld)Klasse schreiben (sollten). – Alexandra Hemsing

 

Erstaunlich und wirklichkeitsfremd, dass der Autor den negativen Effekt der Steuern auf Kapitalanlagen überhaupt nicht kommentiert. Je nach Hoehe der Pension und Rente kommen bei 60:40 auf 14.000 p.a. Entnahme schnell einige Tausend an Steuer zusammen…zunehmend bei der zu erwartenden Zinserhöhung auf die 40% Anleihen. Damit wird dem Leser ein zu gutes Ergebnis vorgegaukelt…schade! Falls die Mannheimer Autoren das berücksichtigt hatten muesste dies im Artikel ausgesagt werden. Frage an die Redaktion: Wer überprüft die ZEITartikel? – H. Peter Krebs

 

Solche Rechenmodelle von Philipp Schreiber und Martin Weber konnte man schon so oft lesen. Viel interessanter für den Durchschnittsverdiener und Durchschnittsbankkunden wären Tipps, wo man seriösen Finanzberater:innen dafür findet, die einem tatsächlich die passenden relativ zuverlässigen Anlagen dafür empfehlen kann und nicht nur die eigene Provision oder die seines Unternehmens an erste Stelle setzen oder aus Mangel an erforderlichem Sachverstand einfach den Prospekt vorbeten.

Natürlich gibt es keine 100 %ige Garantie außerhalb einer festverzinslichen Anlage. Aber wenn man selbst keine entsprechend weitreichenden Kenntnisse hat, braucht man jemanden mit Kompetenz, dem man sein Erspartes beruhigt, ohne Verlustangst „ausliefern“ kann. Aber vielen Dank für die wöchentliche Themenvielfalt. – Gabriele Schönborn

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Die Evolution des Antriebs“ von Anton Hallman (Infografik) und Dirk Asendorpf (Recherche)

 

In Der Zeit vom 8. September d. J. möchte ich Sie auf eine schludrige Grafik-Arbeit hinweisen. Ich beziehe mich auf die Grafik ‚Historischer Ausstoß‘ auf Seite 31. Die Flächendarstellung für den deutschen Anteil ist vollkommen überzeichnet. Nimmt man Ihre dargestellte Fläche für Deutschland, müsste der CO 2-Ausstoß 25% der EU ausmachen. Sie vermitteln den Lesern auf diese Weise ein optisch falsches Bild über den deutschen Anteil am CO 2-Ausstoß. In einem Artikel in der Rubrik Wissen sollte solch ein Fehler nicht passieren. – Michael Kreidner

 

Die arteigene Mobilität des Menschen als Lauftier fehlt bei der Infografik – ohne sie hätte sich der Mensch nicht auf der Erde ausbreiten können. Und für viele ist das Zu-Fuß-Gehen nach wie vor die primäre oder einzige Fortbewegungsweise. – Bettina Ziegler

 

Benötige ich Strom zum Batterie-Aufladen aus Solarzellen, so geht das nur tagsüber. Das bedeutet: Im Sommer habe ich dafür etwa 14 Stunden unterschiedlich viel zur Verfügung, im Winter hingegen nur mit Glück 6 Stunden – dummerweise nur um die Mittagszeit. Ähnliches gilt für Windstrom: Wenn wie bspw. an den vier Tagen 22.03. – 25.03.2022 von 96 Stunden (laut BNetzA-Programm SMARD) genau 94 Stunden durchschnittlich rund 5 % der Windkapazitäten verfügbar sind, kann ich kaum mein E-Auto ausreichend aufladen.

In beiden Fällen geht es nicht ohne eine BACKUP-Lösung in großem Umfang. Wenn dann nur 25 % des geladenen Batteriestroms aus gespeichertem Wasserstoff per Wiederverstromung in einer Brennstoffzelle kommen müssen, ergibt sich ein Strombedarf wegen der Wirkungsgrad-Ketten von (0,75 + 3,6·0,25) = 1,65-fache gegenüber ständiger Verfügbarkeit; bei 33,3 % sogar das 1,87-fache.

Damit sind die im Artikel angegeben Reichweiten niemals in der Realität zu schaffen, sondern massiv niedriger. Ohne BACKUP wird die Autofahrt zu einem Lotteriespiel mit den Lademöglichkeiten. Dann vergleicht man aber Äpfel und Birnen und verdummt junge Menschen. Haben Sie schon einmal mit Kindern im Auto eine Fahrt von Hannover in die österreichischen Alpen bei Schneefall unternommen? Wegen der Raststätten-Schlangen muss man sogar Tankstopps vernünftig planen. Wie soll das im Winter ab 16 Uhr gehen; noch dazu bei stundenlanger Flaute? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist Meghan Markle noch zeitgemäß?“ von Antonia Baum und Ijoma Mangold

 

„Ist Meghan Markle noch zeitgemäß?“ fragt die ZEIT. Angesichts der schwer zu ertragenden Bedeutungslosigkeit dieser Frau (und ihres Mannes!) frage ich zurück: ist diese Frage je ZEITgemäß gewesen? – Martin Köhl

 

Sehr geehrte Frau Baum, glauben Sie wirklich den Schilderungen, die in The Crown dargestellt wurden? Ich kann mich nur wundern, wie naiv Sie sind. – Dagmar Giffey

 

Zu einem Artikel in der o. a. ZEIT habe ich eine Frage: was heißt „woken Moral“ ? Muss ich das wissen? Ich bin 91 Jahre und lese seit vielen Jahren die ZEIT, die mein Sohn für mich abonniert hat. Mein Bildungsniveau ist, wie ich glaube, durchschnittlich gut. Ich spreche 3 Sprachen, bin vielseitig interessiert und reise gern. Außer der ZEIT beziehe ich noch die „Deutsche Sprachwelt“. Sie sollten sich nicht daran beteiligen, mit „Neusprech“ unsere deutsche Sprache zu zerstören! – Heide Rudolph

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Nägel lackiert und danach kurz ein paar Spritzen Nervengift in die Lippe. Das ist die neue Schönheitsmedizin. Wer lässt so was machen? Und warum?“ von Anna-Elisa Jakob

 

Was will Der denn von Der? Von der Zeit erwarte ich mehr Vertiefung und Problembewusstsein – auch bei einem Zeitgeist Thema. Die Schönen sind die Guten und kriegen am Ende das Glück – das Narrativ aus Märchen und Schnulzen. Da korrigieren und formen wir unser Aussehen, investieren nicht nur Geld, auch Lebenszeit.

Til Schweiger hat sich Freitag in einer Talkshow zum „Team Diana“ bekannt. VIele Zeitgenossen und Fans von Diana haben gefragt: Was will Charles denn von der (Camilla) ? Eine junge, schöne Frau, die den glanzvollen Auftritt beherrscht, sich für Mode, Kosmetik, Schmuck und all den Themen der Hochglanz Hefte interessiert, wird verschmäht. Die Empörung über ein Ende, das nicht in das Märchenschema passte, war groß. Die Schönen sind doch die Guten!

Das „Team Charles und Camilla“ findet es viel interessanter, dass nicht immer die Schönen die Protagonisten einer glücklichen Geschichte sind, dass Leserin und Leser sich mit Themen auseinandersetzen, die anregen und nachempfinden lassen, was andere Menschen denken und fühlen. Ich wünschte, schon der Begriff der Schönheitsmedizin würde in der Zeit zu Diskussionen führen und uns zum Nachdenken bringen. – Ellen Kühn

 

Der Artikel ist leider sehr unkritisch sowohl gegenüber den gesellschaftlichen Hintergründen als auch den langzeitigen Folgen derartiger Schönheitsbehandlungen. Immerhin ähnelt m.E. das Geschäftsmodell dieser Art der Schönheitsmedizin dem von Drogenhändlern. Mit einem kurzen (Schönheits-) Rausch wird den immer jüngeren Kunden die Fiktion einer scheinbar besseren Welt vorgegaukelt, von der sie schnell psychisch abhängig werden. Um diese Fiktion aufrecht zu erhalten, werden sie nun bis ans Ende ihrer Tage finanziell gemolken und bleiben mit einem ausdruckslosen Allerweltsgesicht und – wie unter anderem Studien der ETH Zürich und der University of Wisconsin aufzeigen – verminderter Empfindsamkeit zurück. – Christoph Schwoerer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo das Eis lebt“ von Antje Boetius

 

Schon bei der Überschrift muss sich wohl jemand vertan haben; die sollte korrekt lauten „Wo das Eis stirbt“. Mit dem humboldschen Glücksgefühl zu kokettieren und damit einen sommerlichen Trip – mit dem Flieger – in das grönländische Eis zu motivieren, ist im Anblick der dramatischen globalen Eisverluste mehr als befremdlich. – Karl-Heinz Bock

 

Als Naturwissenschaftlerin weiß Antje Boetius um die dramatische Bedrohung der Kryosphäre durch die Klimakrise. Gleichzeitig „drückt sie sich im Anflug auf Grönland die Nase am Fenster platt“. Es ist ein äußerst bedenkliches Signal, wenn selbst Mahner gegen die Erderwärmung immer noch Verkehrsmittel nutzen, die zu den schädlichsten für unsere Atmosphäre zählen. Wenn Frau Boetius meint, dass eine Reise nach Grönland beruflich unabdingbar ist, sollte sie, wie Greta Thunberg, den Seeweg wählen. Das allfällige Zeitspar-Argument hat uns mit in die Krise geführt und hat daher ausgedient. – Rainer Böhm

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie besessen“ von Holger Stark

 

„Was geht in Menschen vor sich, die zu derartigen Taten fähig sind?“ fragt Holger Stark bereits im Untertitel seines Beitrags. Am Ende ist der/die Leser*in so schlau wie zuvor. Der Autor begnügt sich lediglich mit Schlagworten aus psychiatrischen Gutachten, mit ein paar dürren, biographischen Hinweisen auf eine belastete Kindheit der Angeklagten und der Bemerkung, dass sie sich nicht wie „monströse Triebtäter“ fühlen würden, sondern „nur ein wenig anders als der Rest der Gesellschaft“. Dabei bleibt unklar, ob die Rede vom monströsen Triebtäter der Weisheit letzter Schluss ist, oder ob es nicht doch mehr zu sagen gäbe.

Holger Stark legt selbst eine Spur: Er zitiert einen der Angeklagten, der sich lieber beide Beine als nur ein Bein abhacken würde, um die „Sucht“, missbrauchen zu müssen, loszuwerden. Und schließlich hält derselbe Täter eine Haftstrafe u.a. deswegen für positiv, weil seine „Sucht“ nach Kindern dann keine neuen Opfer mehr finden würde. Vielleicht sollten diese Äußerungen wirklich ernst genommen werden. Gibt es tatsächlich Parallelen zum Suchtverhalten? Und welche Schlüsse sind dann daraus zu ziehen? – Stefan Herb

 

Menschlich kann ich nachvollziehen, daß Innen- und JustizministerInnen der täglichen Berieselung aus den Ermittlungsbehörden mit Wünschen nach mehr Mitteln und Befugnissen auf Dauer nicht gewachsen sind. Das „sine qua non“ erweiterter Befugnisse wird sicher dramaturgisch geschickt aufgepeppt mit dem, was gerade den größten PR-Drama-Wert hat: je nach Konjunktur vielleicht links- oder islamistischer Terrorismus, oder eben Kindesmissbrauch bzw. Bilder davon. Seltsam nur, daß der Schrei nach mehr Befugnissen immer dann am lautesten ist, wenn es gerade einen Ermittlungserfolg gegeben hat.

Als ob sich die Behörden für einen Erfolg jetzt das verdiente Leckerli abholen wollen. Dabei zeigt so ein Ermittlungserfolg doch gerade, daß es auch ohne geht. Schade auch, daß die ZEIT unhinterfragt Dinge (ab)schreibt wie „… der Missbrauch von Kindern ist eine der am schnellsten wachsenden Formen des Verbrechens“. Die Kriminalstatistik meldet die Zahlen, die den Behörden bekannt sind. Sind jetzt die tatsächlichen Verbrechen häufiger geworden oder wurde nur besser ermittelt und häufiger angezeigt? Da fehlt doch wenigstens ein Hinweis auf die nötige Abschätzung, hat es doch gerade in letzter Zeit große und spektakuläre Ermittlungserfolge gegeben.

Interessant wäre auch gewesen zu schreiben, was genau Nancy Faeser dieses mal bei der Vorratsdatenspeicherung anders machen will, um nicht zum x-ten Mal an Verfassungsgericht und EU-Gericht zu scheitern. Und wie sich das mit der laut Koalitionsvertrag beschlossenen, aber weiter nicht mehr erwähnten Gesamtüberwachungsrechnung vertragen soll. Oder ob doch nur grade mal wieder irgendwo Wahlkampf ist. – Matthias Ferdinand

 


 

 

Leserbriefe zu „Sind künstliche Tiere besser als das Original?“ von Christian Dries

 

Die Natur ist ein wunderbarer lebendiger Kosmos, in dem der Mensch allen Mitgeschöpfen in geschwisterlicher Gleichheit begegnet. Die Vorstellung, den beglückenden Zauber der Natur, der Herz und Sinne berührt, durch eine seelenlose Animation ersetzen zu können, eröffnet einen verhängnisvollen Weg in die Perversion, dessen Ende nicht absehbar ist. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Dem philosophischen Background im Artikel konnte ich mangels Bildung nicht immer folgen, aber ich stimme mit dem Autor überein, dass der zu hinterfragende Umgang mit echten, lebenden Geschöpfen einen Wert hat, auch wenn man dabei Schaden anrichtet. Ich selbst habe große Freude an Zoos und Aquarien und besuche sie kaum noch, weil ich nicht möchte, dass Tiere zu diesem Zweck in Gefangenschaft leben müssen.

Diese Haltung hätte ich nicht entwickeln können, wenn ich nur simuliertes Leben in Zoos vorgefunden hätte. Oder anders: Der größte Vorteil des KI-Delfins ist, dass wir die realen Vorbilder hemmungslos ausrotten können, (vermeintlich) ohne einen Verlust zu erfahren. Zum ersten Mal schreibe ich einen Leserbrief an die ZEIT und dann wird es ausgerechnet ein sarkastischer. – Udo Reuther

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir Unendlichen“ von Thomas E. Schmidt

 

Natürlich gelten Meinungs- und Gefühlsfreiheit, aber dennoch war ich sprachlos bei der Lektüre von Thomas E. Schmidts Erwartungen, einen Anruf der Geschichte, gar eine historische Rührung (!) und Faszination (angesichts dessen Handwerksleistungen) an Bord des Bootes von Hermann Göring, einem führenden Vertreter des Nazi-Regimes zu verspüren. Der kontextuelle Zusammenhang zum Thema Babyboomer erschließt sich mir auch nicht.

Warum Die Zeit diesem Autor ein Forum für seine offenbar krude Gefühlswelt und seine aktuelle Publikation bietet, erschließt sich mir nicht. Hatte in einem unachtsamen Moment die redaktionelle Kompetenz Ihrer renommierten Wochenzeitung evtl. einen Sekundenschlaf auf Deck? – Dr. Frank Habann

 

We are the loosers hinkt als Verallgemeinerungsprinzip des Autos gegenüber der Boomer-Generation in Sachen Ressourcen-Verschwendung. Ich, Jahrgang 1965, lehne es ab, mich einem unreflektierten „Wir“ dieser Generation zuzuordnen! Selbst als ich den Führerschein hatte, war für mich klar, weiterhin mit dem Bus in die zehn Kilometer entfernte Stadt zu fahren, um das Abitur fertig zu machen. Just in der Zeit verweigerte ich das Immer-Weiter, Immer-Höher, das der Spaß beim alpinen Skifahren mit sich brachte. Schwarzwaldhügel in der Nähe meiner Heimat waren für viele nicht mehr gut genug.

Der Trend war, gen Österreich oder Schweiz zu fahren – mit dem Pkw oder dem Bus. Ski-Arenen waren neu in der Zeit, immer neue Pisten entstanden, große Parkplätze wurden angelegt, die Ausrüstung sollte regelmäßig „modernisiert“ werden. Bis zum Fahren auf dem Gletscher (ist an Ostern „schneesicher“), von Schneekanonen war noch weit und breit nichts zu sehen. Mir ist schleierhaft, dass ein Großteil meiner Generation weiterhin diesem hedonistischen, ressourcen-verschlingenden Treiben hinterherfährt und dieses auch unreflektiert an die nachfolgende Generation weitergibt.

Anfang der 80-er erwachte meine Begeisterung fürs Urlauben mit der Bahn und ich nutzte deren tollen Angebote. Zunächst mit dem weniger bekannten Tramper-Monatsticket für ganz Deutschland und dann mit dem Klassiker Interrail für ganz Europa. Die Bahnbegeisterung steigerte sich als Anfang der 90-er der erste ICE am Bahnhof einfuhr und sich mit dem markanten Ruck-zsssch-Geräusch die Türen öffneten, wie man das bislang nur vom TGV in Frankreich kannte (Interrail!).

Meine Urlaubsreisen mit dem Flugzeug lassen sich an zwei Händen abzählen, es ging ausschließlich in den Mittelmeer-Raum. Okay – einmal ging es für einen Sprachkurs in die USA und ein round-the-worl-trip waren auch dabei. Der Indian Pacific von Adelaide nach Sydney war auch dabei, aber kein Vergleich mit TGV oder ICE. Mit den Kleinkindern ging es dann überwiegend an die Nordsee (einmal umsteigen in Münster!) oder ins Allgäu.

1986, nach Tschernobyl, war mir klar, dass ich beruflich einen Beitrag dazu leisten möchte, dass diese angeblich „billige und beherrschbare“ Atomenergie nicht mehr gebraucht werden muss. Denn die Auswirkungen im Alltag waren viel gravierender als nach Fukushima, vor allem in Süddeutschland: kein Salat mehr, geschlossene Spielplätze und so fort. Als gelernter Elektriker lag es nahe, in Richtung Solarenergienutzung zu gehen.

Für das Hauptstudium wählte ich die damals einzige Universität in Deutschland, die TU Berlin, die im Hauptstudium den Schwerpunkt „regenerative Energiesysteme“ anbot – Anfang der 90-er Jahre. Diplomarbeit über Photovoltaik, Mitwirkung bei der Einführung einer der ersten Weiterbildungs-Lehrgänge zum Solarteur für Handwerker in Deutschland, weitere Tätigkeiten in der Industrie und im Großhandel rund um Solarenergie bis zur Leitung einer Energieagentur waren die weiteren Stationen. Everyday for Future sozusagen.

Ein starkes Motiv war schon bei der Studienwahl: Ich will mir später nicht vorwerfen lassen, ich hätte wider besseren Wissens nichts gegen diese Probleme getan (das Mitläufertum wurde ja schon der Eltern-Generation vorgeworfen) . Den Begriff Klimawandel gab es noch nicht, selbst die UN-Konferenz in Rio war später, aber die Grenzen des Wachstums waren publiziert und die Stromrebellen in Schönau begannen ihren nervenaufreibenden Kampf.

Mein Mantra war immer: Jede erneuerbar erzeugte Kilowattstunde, die eine fossil oder atomar erzeugte Kilowattstunde vermeidet, ist gut. Die Überzeugung von Hermann Scheer („Sonnen-Strategie – Politik ohne Alternative“) war es damals, dass es mit der Solarenergienutzung so ginge wie mit vielen innovativen Ideen, erst würden sie belächelt, dann bekämpft und irgendwann haben sie sich durchgesetzt. Genauso ist es gekommen!

Der Autor des Berichts rief dazu auf, über Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten, warum „diese Generation“ so zurückhaltend gewesen sei. Leider kam er nicht auf die Idee, dass es auch andere Erfahrungen und Berichte geben könnte. Ich stelle meinen Bericht bewusst dagegen! Es gibt noch viele andere „aufgeweckte“ Akteure meiner Generation. Ein Aufruf zu Positiv-Beispielen hätte dem Autor besser gestanden. Vielleicht eine Idee fürs nächste Buch. – Berthold Hanfstein

 


 

 

Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Ich bin baff, dass es meiner Berufsgruppe auch alleinerziehende Mütter gibt und dies in Ihrer Zeitung zum kleinen Thema wird ! Danke Frau Berlin. – Christiane Zwickenpflug

 


 

 

Leserbrief zu „»LANG LEBE DER KÖNIG«“ von Ijoma Mangold

 

Ein sehr interessanter Artikel über die Raub- oder Beutekunst aus der Kolonialzeit. Noch interessanter allerdings, dass offensichtlich Deutschland fast das einzige Land ist, das ehemaligen Kolonien Kulturgüter zurückgibt, obwohl das damalige Deutsche Reich von allen Kolonialmächten die wenigsten Kolonien hatte. Besondere Ironie an der Benin-Kunst ist die Tatsache, dass diese von den Briten in brutalster Weise erbeutet und dann über den „Kunstmarkt“ verkauft wurde und somit in den Besitz deutscher Museen gelangte. Das die Rückgabe wie z.B. an Nigeria jetzt so geregelt wird, ist ja in Ordnung. Doch ein Hinweis, wie sich hierbei andere ehemaligen Kolonialländer verhalten, wäre schon wichtig zu wissen. Mir ist jedenfalls kein Rückgabeakt bekannt und zudem müssen wir auch nicht immer den „Musterschüler“ spielen. – Klaus Szogas

 


 

 

Leserbrief zu „Biotope in Streifen“ von Franziska Schindler

 

Ihr Beitrag zum Thema Knicks am Feldrand hat mich begeistert und entsetzt zugleich. Begeistert, weil Hecken nicht nur in der Landwirtschaft eine Lobby brauchen und die ökologischen Loblieder auf sie gar nicht laut genug gesungen werden können. Entsetzt, weil nach der Lektüre negative Aspekte im Gedächtnis bleiben könnten. Demnach machen Hecken wahnsinnig viel Arbeit und sind außerdem unglaublich teuer. Keineswegs! Mein Mann (promovierter Biologe) und ich betreiben keine Landwirtschaft, wir kauften uns aber vor rund 20 Jahren ein 7000 Quadratmeter großes Grundstück samt Fachwerkhaus im Hochsauerland – eine ehemalige, völlig überdüngte Kuhweide, auf der außer Gras rein gar nichts wuchs. Artenvielfalt? Fehlanzeige!

Sofort fingen wir damals mit dem Pflanzen einer Hecke aus einheimischen Sträuchern und Bäumen an. Zu jeder Pflanzzeit im Frühjahr und Herbst erweiterten wir den inzwischen längst geschlossenen Grüngürtel um zehn bis fünfzehn Meter, wurden dafür mit dem Klimaschutzpreis der Stadt Schmallenberg ausgezeichnet und bekamen kürzlich die NABU-Auszeichnung „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ zuerkannt.

Viel Arbeit? Wer gerne gärtnert, braucht kein Fitnessstudio. Wir kämen niemals auf die Idee, unsere 450 Meter lange Hecke auf den Stock zu setzen, also abzusägen, und den in und von ihr lebenden Tieren auf zig Jahre den Lebensraum zu nehmen. Wertvolles Totholz bleibt stehen, bis es um- oder abfällt und wird dann in die Hecke gelegt. Verkahlungslücken pflanzen wir zu oder sie füllen sich von selbst, wobei uns Kleinsäuger und Vögel als Saatgutverteiler helfen.

Teuer? Gratis-Aufschläger unserer Sträucher und Bäume wie Haselnüsse, Bergahorn, Eschen und Schwarzer Holunder wachsen in Töpfen heran, bis sie groß genug sind, um wieder in die Hecke zurückzukehren. In diesem Frühjahr pflanzte ich einheimische Wildsträucher auf einem weiteren Grundstück, das uns gehört. Im Saison-Ende-Sale hatte ich sie bei einer Internet-Baumschule bestellt. Gesamtkosten: 10 Euro. Pro Pflanze? Nein! Für einhundert Pflanzen zusammen! Merke: Wo ein Wille ist, wächst bald auch eine Hecke. Pflanzen Sie los! Jeder Meter zählt. – Susanne Kerl

 


 

 

Leserbrief zu „Zwischen Charité und Kanzleramt“ von Anna-Lena Scholz

 

Jaja, überall fehlt das Geld für’s Nötigste! Im Gesundheitswesen sowieso, aber auch, wie wir immer wieder hören, bei den Öffentlich-Rechtlichen, im Kulturbetrieb, naja, und in der Wirtschaft sowieso! Warum eigentlich verdienen sich wenige dumm und dusslich – häufig ohne jegliches unternehmerisches Risiko – und für anständige Stühle in der Caféteria eines Krankenhauses ist kein Geld da? Ein Teil der Antwort:

Die Einkommensverteilung in vielen Bereichen der Gesellschaft (zum Beispiel im Gesundheitswesen, in Teilen der Wirtschaft, in der Luftfahrt, den Medien, dem Kulturbetrieb etc.) ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen und ich kann leider kaum Ansätze erkennen, die Schere zu schließen. Da ist es auch kein Trost, wenn sich Top-Manager wie der sympathische Heyo Kroemer kaputtschuften, nicht einmal für sie selbst. Mein Vorschlag: Ende der Ämterhäufung und das Arbeitszeitgesetz gilt auch für Führungskräfte (und Politiker…)! Gute Zeitung! – Dr. Matthias Wilke

 


 

 

Leserbrief zu „»Leben hat den Drang, zu erobern«“. Gespräch mit Didier Queloz geführt von Stefan Schmitt und Ulrich Schnabel

 

Es ist mir unverständlich, dass ein Astrophysiker und Nobelpreisträger die Erde als „Stern“ bezeichnet. Ist da vielleicht bei der Übersetzung etwas schiefgelaufen? – Wolfgang Stedtnitz

 


 

 

Leserbrief zu „Sparschweine auf Diät“ von Mark Schieritz

 

Einen Effekt hat Herr Schieritz bei seiner Dollar-Kurs-Diskussion vergessen: Kostete vor einigen Jahren ein Fass Rohöl rund 75 US-$ bei einem Wechselkurs von 1 € = 1,25 $, dann bezahlte man dafür in Deutschland 60 €/Fass. Dank der über viele Jahre äußerst luschigen EZB-Politik steht heute der Wechselkurs bei 1 € =1 $. Alleine wegen des seither schwächeren Euro-Wechselkurses steigen unsere Ölpreise (und anderer wichtiger Importe) in Euro um 25 %; zusätzlich zu den real in Dollar ohnehin teureren Ölpreisen.

Es kann sich jedoch für die Auto-Exporteure in der EU lohnen: Kostet eine VW-Passat um 40.000 €, so musste dieser beim alten Wechselkurs (1 € = 1,25 $) in den USA zu 50.000 $ verkauft werden, was den Absatz bremste, aber die für EU-Bürger verfügbaren Autos vergrößerte. Bei einem 1:1-Wechselkurs sinkt der Preis des Passats in US-$ auf 40.000 $, und der Export wird beflügelt, was das EU-Angebot an Autos leider verringert.

Derartige Effekte (verteuerte Energie-Importe und verstärkte Exporte) nennen Ökonomen „importierte Inflation“. Die zins-induzierten Kapitalflüsse kommen extra dazu. Aber davon weiß EZB-Präsidentin Frau Lagarde als Juristin leider auch nicht viel: Die Staatsschulden des Clubs „M“ sind wichtiger! Zuletzt eine Quiz-Frage: Wie oft war ein Mitglied des Club Méditerranée EZB-Präsident*in, wie oft ein Skandinavier und wie oft ein Mitteleuropäer? Die richtige Antwort lautet : Ein Holländer, zwei Franzosen und ein Italiener: Der Club „M“ besetzte somit 75 % der EZB-Präsidenten. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbrief zu „Die Position: Jede Impfkampagne braucht Kontrolle“ von Jürgen Gerhards

 

In Frankreich, da erklärt man die Pandemie offiziell für beendet, Präsident Macron macht mit dem Maßnahmen-Karussell einfach Schluss, der nationale Gesundheitsnotstand ist passè. Nicht so in Deutschland, da dreht sich das Maßnahmen-Karussell munter weiter und immer schneller. Dafür sorgen schon die Karussellbetreiber der Firma Lauterbach GmbH & CoKG.

Die bürokratische Bürokratie ist in Deutschland daheim und was bürokratisch regelbar ist, das wird hier auch bürokratisch geregelt! Gibt es bei uns eigentlich diese Kontrolleure, die wirklich ordentlich kontrollieren? Oder reden alle nur nach dem Munde des Impfministers Lauterbach, und reden genau das, was dieser von ihnen hören will? – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Gießen“ von Stefanie Flamm

 

Mit Interesse haben wir den Artikel auf S. 74, Gießen, gelesen. — Aber bitte schön, gehört da am Schluss nicht Goethe zitiert mit dem Schatzgräber: „Und gruben so, jahrein, jahraus, des Schatzes immer mehr heraus.“ ????? – Anita und Dr Reiner Dennebaum

 


 

 

Leserbriefe zu „KURVENKÖNIG“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Der Herr auf dem Titelbild des Magazins hat ein deutlich erhöhtes Risiko u.a. für Gefäßerkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall), Diabetes und schwere Arthrose. Er hat eine messbar erniedrigte Lebenserwartung. Kann man feiern, wenn man unbedingt will… – Dr. Christian Voll

 

Nein auch wenn sie dem dicken Mann eine Brücke bauen wollen und ihm Gucci Kleider umhängen, schön oder gar ästhetisch wird das Ganze dennoch nicht. Und nein ich bin bei Leibe kein Anhänger irgendeines Körperkultes oder Schlankheitswahnes. Auch kann von mir aus sich jeder selbst entstellen, wie er mag. Aber zu meinen, da solle nunmehr am liebsten noch Werbung für all das schwer Übergewichtige gemacht werden, sollte sich doch einmal näher mit den leider nicht ganz zu vernachlässigenden Nebenwirkungen für unsere Gesellschaft vertraut machen. Aber irgendwie ist im hier und jetzt eben alles ein bisschen aus den Fugen geraten, warum also nicht auch unser Zeit Magazin oder der „neue Mann“. – Thomas Harnisch

 

Man kann diese Kurven schön finden oder auch nicht. Das Äußere eines Menschen geht niemanden etwas an. Aber dieses Dicksein ist doch Ursache und Kennzeichen von etlichen schweren und zum verfrühten Tod führenden Krankheiten. Dies zur Schau zu stellen und noch verlangen, es zumindest für okay zu finden, finde ich nicht in Ordnung. Jeder, der wie ich Menschen verloren hat, die an den Folgen von Fettleibigkeit ( Diabetes) lange und schrecklich gestorben sind, kann hier nur den Kopf schütteln. Das Vorführen von stark untergewichtigen Models ist ebenfalls abzulehnen. – Uwe Baum

 

Schon vom Titelbild auf das Schlimmste vorbereitet, habe ich nur kurz das Heft durchgeblättert, um zu sehen, ob meine Befürchtungen berechtigt oder aus der Luft gegriffen waren. Leider wurden sie übertroffen. Nichts gegen rundliche Männer, aber die obszön-vulgären Bilder halbnackter Männer in lasziven Posen ist dem Plädoyer für den “Curvy Man” eher abträglich. Wann werden solche Themen endlich so behandelt, wie sie es verdienen, und nicht durch eine reisserische Aufmachung ins Grotesk-Widerwärtige verzerrt? – Prof. Michaela Böhmig

 

Vor ein paar Wochen lichteten Sie zum Thema „Sex im Alter“ in völlig unrealistischer Weise makellose Körper ab, die dem Durchschnittsrentner kaum entsprechen dürften. Nun muss man die Abbildungen speckiger Männerbäuche und qualliger Beine in Grossformat im Zeitmagazin ertragen. Welche Absicht verfolgen Sie damit? Mode wird doch nicht ohne Grund für schlanke bis athletische Körper kreiert, denn sie folgt einem seit der Antike existenten ästhetischen Ideal, dass Muskeln dem Körper einfach besser stehen als Fett. – Maximilian Knaup

 

Fotografisch in Szene gesetzte fette Männer in lasziven Posen, gewandet in Designer-Klamotten, mit der Empfehlung: wir brauchen neue dicke Vorbilder. Wie bitte? Ich empfehle dringend Diät. Dem kleinen dicken Jungen helfen weder Verständnis noch fette Spielzeugfiguren. Diese Lösung wäre zu billig. Ernährungslehre an Schulen wären hilfreicher. Die Fotostrecke und den Text finde ich äußerst zynisch! – Renate Schwab

 

Den Text hätte ich nach dem Betrachten der Fotos fast nicht mehr gelesen. Zum Glück habe ich’s doch getan und es hat sich gelohnt. Aber die Modefotos?? Das ist also die modische Kleidung für den kurvigen Mann, kreativ und smart… Nur stelle ich mir Männer anders vor, hier scheinen mir eher selbstunsichere Buben mit devoten Schmollmündern und merkwürdigen Posen Männer zu spielen.

Nackte Bäuche über Hosenbünden, eher an Fischernetze aus der Strickliesel erinnernde Strickpullover, neckische rote Stiefel unter Silberblouson, ein in ein Cape gewandetes Wesen, was mich an ‚Wenn die Gondeln Trauer’ tragen erinnert ‚ naja… Welche Männer mit Kurven sehen hier noch ihre Würde gewahrt, ganz zu schweigen von einem Angebot ihre Kurven modisch in Szene zu setzen? Da haben die Kurvigen doch mehr Respekt, dazu Eleganteres oder einfach nur Kleidsameres verdient … – Ilona Wiggermann

 

Seit langem liegt mal wieder eine „Zeit“ bei uns zuhause auf dem Tisch. Und iwie geht das bei mir im Kopf nicht auf (ZEIT-Titelseite neben ZEIT-Magazin-Titelseite) Wie sehen Sie das? – Andrea Merholz

 

Das ZEIT MAGAZIN Nr.37 vom 8.9.2022 ist mit der Titelgeschichte „Die Kurven des Mannes“ – mal wieder – ein Blatt zum direkten Wegwerfen. Mir drängt sich dabei der Begriff DEKADENZ auf und gelegentlich auch der Gedanke, die ZEIT vielleicht abzubestellen. Wohl fühle ich mich dabei nicht. – Peter Kuntz

 

Gegen curvy men habe ich nichts. Ich habe aber etwas gegen Ihre Fotoreportage: Was ist interessant, wenn das Model James Corbin eine Bomberjacke von Dolce & Gabbana trägt, die Unterwäsche von Schiesser aber verhüllt ist, das Model Joé Gankulu sein Baseballshirt aus Seide von Versace verbirgt, vom Lederoverall von Gucci von Joé nur der Kragen sichtbar ist. Ich erspare mir, die übrigen Fotos zu kommentieren. Bitte, ersparen Sie mir künftig derartig nichtssagende Fotoreportagen. – Ursula Hess

 

Die Verherrlichung und Normalisierung des adipösen Körpers (männlich oder weiblich) als Ausdruck der überbordenden Dekadenz des westlichen Lebensstils führt sich gerade in Ihrem Magazin ad absurdum, weil dieses Magazin gleichzeitig eine Menge Modeinserate enthält, und die abgebildeten männlichen Models alle schlank sind.

Bleibt somit nur der krampfhafte Versuch, ungesunden Lebensstil in der Gesellschaft zu rechtfertigen, und diesen bereits für junge Menschen als ikonenhaft darzustellen. Abgesehen von der damit künftig für das Gesundheitswesen spannenden Aufgabe, für diese Leute ab 40 permanent mit allen Kräften ihre Lebenssituation erträglich zu erhalten, fördern Sie damit auch das Bewusstsein, man brauche sich doch von vorneherein nicht gesund und fit zu erhalten. Eine Tristesse, auch optisch… – Roland Zöchbauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Winnetou und den Auftrag, aus der Geschichte zu verschwinden“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Danke Herr Martenstein für Ihren Beitrag. Von mir aus nur noch soviel: Was Du ererbt von Eltern, erwirb es um es zu besitzen. – Stefan Müller

 

Ich lese wöchentlich mit immer gesteigertem Interesse und mit Neugier Ihre Kolumne im Zeitmagazin. Aber die Kolumne dieser Woche (No 37) ist das Allerbeste, was ich je zu lesen bekam! Der Schwachsinn ist leider sehr verbreitet. Aber auch der vorauseilende Gehorsam beim NDR. Letzteres wäre auch eine HM-Kolumne wert. – Edwin F. Schreyer

 

Als Leserin beider Zeitungen hoffe ich sehr, dass die Zeit nie den unverzeihlichen Fehler des Tagesspiegels begeht und auf die Martenstein-Kolumne verzichtet! Sie ist das erste, was ich in jeder Zeit-Ausgabe lese und diese Woche hat er mir wieder besonders aus dem Herzen gesprochen. Niemand sonst kommentiert das leidige Thema der kulturellen Aneignung mit soviel gesundem Menschenverstand. Großes Lob und vielen Dank. – Korinna Trautmann

 

Neben den Rätselseiten gehört die Rubrik von Harald Martenstein schon seit Jahren zu meinen Favoriten im ZEIT-MAGAZIN. Der heutige Beitrag „Über Winnetou und den Auftrag, aus der Geschichte zu verschwinden“ ist grandios und ich werde ihn als Diskussionsgrundlage an meiner Schule nutzen; im Freundeskreis denken ohnehin viele genauso.

Und der Beitrag trifft den gleichen Nerv wie meine Empörung über die aktuelle Hängung im Münchner Lenbachhaus, wo den Malern des Blauen Reiters mehr oder weniger offen im postkolonialen Übereifer Rassismus unterstellt wird und Beschriftungen unter Bildern mit Männern auf Pferden so geschrieben werden: „Reitende I******“ Unglaublich! Vielen Dank, verehrter Herr Martenstein, und weiter so! – Patricia Fehrle

 

Was mir bei der Lektüre der Kolumne dieser Woche sofort in den Sinn kam, ist auch diese furchtbare Unart, zu versuchen, US-amerikanische Probleme und Konflikte auf Deutschland zu übertragen. Das war schon bei dem Thema Polizeigewalt so. Natürlich bedarf auch der deutsche Polizeiapparat der Überwachung und vieles ist problematisch. Jedoch sind sowohl Ursache, als auch Symptome überhaupt nicht mit den USA vergleichbar. Wirklich gar nicht. Und genau so verhält es sich mit der aktuellen Winnetou-Debatte.

Diese Geschichte von Amerikanern in Amerika produziert wäre ziemlich unerträglich. Aber auf dem hiesigen Kontinent in unserer Gesellschaft ist es doch ganz anders zu bewerten. Auch hier ist einmal wieder der Mangel an Nuance, die Lust am Skandal und der Drang einiger Akteure, sich aufzuspielen, die ein völlig harmloses und eher uninteressantes Thema aufblähen. Manche Debatten sollten, nach Corona-Art, in Quarantäne geschickt werden, damit sie den Rest der Bevölkerung nicht so dermaßen nerven. Insofern eine gute Kolumne, aber irgendwie auch eine weitere Plattform für ersponnenen Quark. – Anne Keller

 

„Zur Winnetou-Affäre ist eigentlich alles geschrieben.“ Zitatende. Genau, Herr Martenstein, Sie sagen es, ergo brauchen Sie Ihren alten Senf nicht dazu zu geben, und nein, keine:r verbietet Ihnen den Mund (ist schließlich Ihre Existenzgrundlage); die Zeit könnten Sie lieberpp in den exzessiven Konsum von allen, aber auch wirklich allen! Winnetou-Filmen investieren. Könnte sein, dass Ihr Sohn die Filme aber nicht mag, nicht wegen Rassismus, sondern weil die verdammt langsam sind. – Polina Dekarz

 

„Sei gar nichts mehr. Weder ein anderer noch das, was deine eigenen Traditionen an Gutem oder Ungutem so hergeben. Verschwinde spurlos aus der Geschichte…“.Danke, Herr Martenstein, für diese Zitate aus der NZZ, die ich nicht lese. Besser kann man nicht auf diese „Kulturrevolution“ , die man ebenso gut als „Säuberungsaktion“ bezeichnen könnte, antworten. Wie armselig sähe eine Welt aus, in der sich Kulturen nicht mehr austauschen oder vermischen dürften. Die ganze Menschheitsgeschichte ist doch von dieser Vermischung, dem Austausch und der gegenseitigen Befruchtung geprägt!

Die Aktivisten dieser Kulturrevolution haben das nicht verstanden und werden die Welt in dieser Weise nicht retten. Eigentlich sollte man sie bedauern, steuern sie so doch auf eine uninspirierte und beengte Zukunft zu, die sich niemand wünschen kann und in der jeder auf seiner „Scholle“ kleben bleibt.

Um Frieden mit anderen zu schließen, muss jeder Mensch erst Frieden mit sich selbst schließen. Das bedeutet auch, die eigenen schlechten Seiten anzunehmen, sie nicht zu verdrängen, um die eigene Geschichte zu verstehen. Nur durch diesen Lernprozess kann sich ein Mensch zum Besseren entwickeln. Gleiches gilt für mich auch für die Kulturgeschichte der Menschheit. – Regina Stock

 

Wie gerne würde ich Martenstein canceln. Aber nicht wegen seiner Einstellung oder seinem Schreibstil. Nein, die sich ständig wiederholende Suhlerei in der „verzweifelter empörter Mann darf hier immer noch schreiben was er will“ Attitüde langweilt enorm. Hast du einen gelesen, kennst du alle Beiträge. Wenn er doch wenigstens neue oder originelle Ideen zum Thema hätte. Aber da es nicht in Frage kommt die Zeit zu canceln muss ich es wohl weiter ertragen, dass so viel Talent zum Schreiben so wenig neue Ideen hat. – Martin Eickelkamp

 

Mit Witz und Ironie deckt Martenstein auf, wohin uns die Moralwächter über kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Gendern und Sprachkorrektheit führen: nach Absurdistan! Vermutlich gab es schon früher Sprachpharisäer, doch ihre Pamphlete wurden rasch vom wind of change verweht! Erzählungen wie die Märchen der Gebrüder Grimm dagegen überdauern die Jahrhunderte!

Man kann Geschichten mit der Erleuchtung durch den heutigen Zeitgeist kritisch betrachten, angeblich rassistisch besetzte Wörter wie Neger, Rothaut, Bleichgesicht durch andere, allerdings deutlich farblosere, ersetzen; nie aber darf man sie umschreiben oder gleich gänzlich entsorgen! Sie sind ein Dokument der Zeit, in der sie niedergeschrieben wurden! Wer weiß, wie kommende Generationen über sie urteilen werden? Mögen jetzt die Sprachtugendwächter noch so schrill keifen – ihr Gezeter sollte uns mündigen Bürgern am Allerwertesten vorbeigehen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Von Harald Martensteins Betrachtungen fühle ich (Geburtsjahrgang 1955) mich immer wieder sehr angesprochen, aber dieses Mal hatte ich als eifriger Karl-May-Leser, der ich früher war, das Bedürfnis, Martensteins Sichtweise zu unterstreichen. Gemessen an seiner Sozialisation samt den Umständen, unter denen Karl May seine Reiseerzählungen schrieb, war er zwar stets ein Kind seiner Zeit, aber in der Würdigung des Guten im Menschen eben dieser Zeit bis heute voraus. Unabhängig davon, dass seine handelnden Personen meist als Prototypen dargestellt waren, richtete sich seine Suche nach dem Guten, dem Humanen, dem den Mitmenschen Zugewandten in Ihnen und dies völlig losgelöst von ihrer Herkunft oder Stammes- bzw. Volkszugehörigkeit.

Ganz im Gegenteil: Es schimmert in seinen Betrachtungen sehr deutlich die Sichtweise durch, dass rücksichtlose Vertreter der angeblich besseren weißen Bevölkerung die Ureinwohner in Nordamerika aus ihren angestammten Gebieten verdrängten, ihnen die Lebensgrundlagen nahmen, dafür aber Krankheiten und Rauschmittel (Branntwein) brachten. Unabhängig davon: Genau wie bei all den Diskussionen darüber, ob man z.B. Michael Endes Jim Knopf in der heutigen Zeit keinesfalls als Negerbaby bezeichnen dürfe oder anderen Bestrebungen von doch auf jeden Fall vom Markt zu nehmendem Kulturgut, stellt sich mir ernsthaft die Frage, ob es den Verfechter*innen solcher Sichtweisen noch um Inhalte geht, oder nur noch um äußere Formen, um Fassaden.

Mir kommt dabei das Sprichwort in den Sinn: „Wenn du mit dem Finger auf andere Menschen zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst.“ Nur scheint dies manchen Zeitgenoss*innen ganz und gar nicht bewusst zu sein. „Wenn aber jede*r vor ihrer/seiner eigenen Tür kehren würde, wäre die ganze Welt sauber.“

NB: Interessanter Weise fand sich in der Zeit N°7 auf Seite 17 eine eindrucksvolle Erörterung über das Gebaren der angeblich „First People“ der Urbevölkerung Nordamerikas gegenüber – beschämend! Und just jene, die sich als etwas Besseres dünken, scheinen genauso gestrickt wie diese, denen die Form des zwischenmenschlichen Umgangs offenbar wichtiger ist als der wohlwollend-akzeptierende Umgang miteinander. – Peter Reinig