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24. März 2022 – Ausgabe 13

Leserbriefe zu „Sieben auf einen Streich“ von Bernd Ulrich

 

Ja, wir befinden uns an einem Endpunkt der Geschichte. Den Anfangspunkt müssen wir erst noch finden. Es gibt so viele Lösungsansätze, die nur darauf warten, an den Start gehen zu dürfen. Die Vorschläge von Bernd Ulrich sind geeignete Starthilfen: Akzeptanz von Zumutungen, Synergien, lagerübergreifende Projekte. Der Schlüssel aber ist: Wir müssen anfangen! Diesen Anfang finden wir nur, wenn wir die alten Wahrnehmungsmuster und korrespondierenden Erwartungen loslassen.

Loslassen ist notwendig, um endlich auf der Höhe unserer Zeit anzukommen und sich – befreit von der Last der alten Ideologien – auf den Weg der Veränderung unserer Art zu leben und zu wirtschaften machen zu können. Erstaunlich, dass gerade die FDP nicht in der Lage ist, loszulassen, um die gewünschte Dynamik zu entfesseln. Befremdlich, dass gerade die FDP so hartnäckig am Alten festhält und alles unternimmt, um den Anfang zu blockieren. Normalität ist nicht mehr der Fluchtpunkt. Die auf diesen Fluchtpunkt ausgerichtetetn ideologischen Gehhilfen sind sinnlos. Ohne diese Gehhilfen fällt es leicher, Verantwortung zu tragen. – Reinhard Koine

 

Mit viel Zustimmung und Dankbarkeit habe ich Ihren Artikel gelesen. Mit Zustimmung deshalb, weil ich die Analyse teile und die drei strukturellen Vorschläge aus meiner Sicht durchaus hilfreich sind. Mit Dankbarkeit deshalb, weil ansonsten weitgehend – und wenig überraschend – eine Analogie besteht zwischen der medialen Darstellung und dem öffentlichen Bewusstsein: Die unterschiedlichen Krisen und Probleme werden allzu häufig nacheinander betrachtet, und zwar so, als ob es zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur eine Krise gäbe, nämlich diejenige, die durch tagesaktuelle Ereignisse am deutlichsten spürbar ist. Genau so wird man der Problemlage aber nicht gerecht; es braucht ganzheitliche Überlegungen und eine Öffnung des Horizonts, keine Verengung. Dazu leistet Ihr Artikel einen wichtigen Beitrag.

Allerdings wird am Ende des Artikels meines Erachtens auch deutlich, dass es problematisch ist, die (auch von Ihnen zu Beginn erwähnte) Krise der westlichen Demokratien in dieser Analyse auszublenden. Denn die „innere Weisheit der Demokratie“ (an die zu glauben derzeit nicht immer leicht fällt) ist unlösbar verknüpft mit dem politischen Bewusstsein und den Werten der Menschen, die in ihr leben und handeln. Es gibt leider beträchtliche Teile in der Bevölkerung, die glauben wollen, dass sie von den diversen Krisen nicht persönlich betroffen seien und dass ihr Handeln folgenlos für die Zukunft des Planeten sei. Viele zweifeln sogar die Existenz zumindest einiger dieser Krisen per se an. Solange dies so ist, wird sich die Lage kaum verbessern können und wird – mit Ihren Worten – der Punkt, an dem wir uns jetzt befinden, sehr wahrscheinlich kein „Anfangspunkt“ sein können.

Hier geht es letztlich um das Themenfeld Bildung und Erziehung, das als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden muss. „Die Politik“ muss „die Menschen“ tatsächlich mit „der Wahrheit“ konfrontieren. Das setzt aber voraus, dass deren Existenz sowohl grundsätzlich als auch im Konkreten überhaupt von den Menschen anerkannt wird. Hier müssen Glaubwürdigkeit „der Politik“ und die Bereitschaft jedes einzelnen, Verantwortung zu übernehmen und nach Maßgabe der Vernunft zu handeln, zusammenfinden. Soviel einmal als Reaktion auf Ihren wirklich lesens- und bedenkenswerten Artikel… – Mario Paulus

 

Das war ja mal was für die geschundene Leser- und Bürgerseele. Hoffentlich diskutieren unsere verantwortlichen Politiker innen auch die von Ihnen aufgezeigten Möglichkeiten der Krisenbewältigung. Das könnte die Energie für ein erfolgreiches demokratisches Bewältigen elementarer werden. Es liegen gewaltige Chancen in den von Ihnen aufgeführten 3 Punkten. Vielen Dank. – Franz-Josef Scholz

 

Der Artikel von Herrn Ulrich zeigt in schonungsloser Klarheit auf, das es keinen Weg zurück gibt nach dem Motto: „Wir wollen unserer Freiheit wieder haben“ oder „Wir wollen unser Leben zurück haben“. Es ist die Pflicht der Medien, dies immer und immer wieder deutlich zu machen, denn die Politik versucht nach meiner Ansicht weiterhin mit allen jetzt ergriffenen Maßnahmen, den Bürgerinnen und Bürgern zu signalisieren, das es irgendwann wieder so wird wie immer.

Im Ergebnis wird es am Ende eben alles noch viel schlimmer und ich mag mir die Folgen eines weiter ungezügelt fortschreitenden Klimawandels gar nicht ausmalen. Aber Verzicht heisst auch die Systemfrage des Kapitalismus in seiner jetzigen Form zu stellen und auch da muß die Politik sehr bald Wege aus der Falle der inhärenten Wachstumszwänge aufzeigen. Dies alles wird Zumutungen bedeuten, aber wir werden nach meiner festen Überzeugung Wege finden in einer dann gefestigten Demokratie leben zu können. Es wird höchste Zeit, endlich gemeinsam aufzubrechen. – Rolf Nagel

 

Darf man von führenden Politikern nicht erwarten wenigstens ein wenig weitsichtige und nachhaltige Entscheidungen zu treffen? Nein, darf man nicht! Politik ist die Weiterführung von Interessen der Lobbyisten, der Wirtschaft und der (sehr) Reichen. Man kann die Versäumnisse und Fehlentschei- dungen des letzten Jahrzehnts kaum alle aufführen:

Frühzeitiger Ausstieg aus der Atomenergie, obwohl es einen vernünftigen zeitlichen Fahrplan gab (Merkel), Abschaffung der Wehrpflicht anstatt diese auf eine vernünftige Grundlage zu stellen (Guttenberg), Verzögerung und Behinderung der Energiewende mit allen Mitteln (Altmaier), Genehmigung von Nord Stream 2 nach der Annexion der Krim durch Putin (Gabriel), Kaputtsparen der Bundeswehr (diverse CDU Verteidigungsminister im Einklang mit „allen“), am besten die Bundeswehr ganz abschaffen (Linke, Grüne), … und dabei sind viele wichtige Themen noch gar nicht erwähnt: Z.B. Digitalisierung, Gesundheitswesen, Schulen, Mobilfunk, Agrarwende usw.

Politik war weder vorausschauend noch Evidenz basiert sondern nur Lobby gesteuert (siehe oben) und so wird es wahrscheinlich auch bleiben solange man meint, man kann den Menschen keine Maske in öffentlichen Einrichtungen mehr zumuten (lächerlich) bei bald 300.000 (offiziellen) Neuinfektionen täglich, ebenso wenig Tempo 130 auf Autobahnen (nur noch absurd). Man kann nur hoffen, dass der Dampfhammer, der die Verantwortungsträger (und alle anderen) nun knallhart geweckt hat, eine nachhaltige Wirkung entfaltet und nicht wie schon so oft mit der Zeit alles wieder in die alte bürokratische Starre verfällt! – Horst Weippert

 

Diese sieben Krisen sind nicht nur eng verzahnt, sie haben ursächlich sogar einen gemeinsamen Nenner: Es ist die Bevölkerungsexplosion! Wenn vor ca. 2.000 Jahren etwa 300 Millionen Menschen die Welt bevölkerten und jetzt ca. 8 Milliarden, dürfte klar sein, dass unser Planet überfüllt ist wie ein Schlauchboot mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer. Jede einzelne der sieben genannten Krisen lässt sich problemlos auf das Phänomen der Bevölkerungsexplosion zurückführen, mit Einschränkungen das Thema Krieg, nämlich dann, wenn er wie z. Z. von einem paranoiden Despoten geführt wird, um sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen; aber es gibt Kriege, bei denen es um Zugang zu Wasser und Nahrung geht und somit passt es wieder.

Es ist schwer verständlich, dass die Überbevölkerung als Ursache allen Krisenübels nicht näher thematisiert wird, zumal sie auch das vom Verfasser vorgeschlagene synergetische Potenzial bietet, mehrere Krisen auf einmal anzugehen. Ist es das von den üblichen Bedenkenträgern vorgetragene „wie soll das gehen?“ oder die Kirche mit ihrem Dauerverbot der Geburtenkontrolle? China hat gezeigt, dass es geht und wie es geht, zumindest ein weiteres Wachstum der Bevölkerung einzudämmen. Worauf warten wir? – Michael Deil

 

Die erste Forderung des Artikels besteht in „Zumutungen als unabdingbare Voraussetzung krisenwirksamen Handelns.“ Zumutungen erfordern Mut. Und von diesem Mut bräuchten wir in diesen Tagen mehr, auch in unserer Regierung. Wie können wir nur täglich dreistellige Millionenbeträge nach Russland fließen lassen? Es ist offensichtlich, dass wir damit Putins Regime, seinen Krieg und seine Morde fördern und mitverantworten.

Dass Putin uns nicht längst den Gashahn zugedreht hat, zeigt ja, wie dringend er auf unser Geld angewiesen ist. Und genau deshalb brauchen wir jetzt den Mut, die Importe aus Russland sofort zu stoppen. Natürlich kommen dabei große Härten auf uns zu. Zumutungen eben. Eine mutige Regierung würde sie den Menschen erklären und dadurch erträglich machen. Es wäre unser Beitrag zur Gestaltung der Zeitenwende. – Prof. Dr. Matthias Dobbelstein

 

Ich gratuliere Ihnen, dass sie es mit Ihrem kritischen Artikel „Sieben auf einen Streich“ nun auf Seite 4 der Politik geschafft haben, nachdem Ihr letzter auch sehr guter Artikel “ Die Dämonen besiegen!“ noch im Feuilleton versteckt wurde. Sie haben Symptome genannt und mutig einige Therapie-Ansätze vorgeschlagen. Machen Sie – ggf. mit Kollegen aus den Wissenschafts- und Wirtschaftsredaktionen – weiter, legen sie die tieferen Ursachen offen und beschreiben sie deren innere Widersprüche so einfach, dass es auch Grundschüler verstehen, denn die werden die Aufgaben lösen müssen!

1) Wohlstand: „Wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir 3 Erden.“ https://www.zeit.de/2020/40/artenschutz-naturschutz-pflanzen-tiere-aussterben Da gibt es scheinbar zwei Möglichkeiten: Entweder wir verzichten auf 2/3 unseres Wohlstands oder wir sprechen den Menschen in der „Dritten Welt“ dauerhaft das Recht auf Wohlstand ab und kämpfen auch militärisch mit anderen Nationen der „Ersten Welt“ um die immer knapperen Ressourcen.

Hier wäre auch die Frage nach einer Kontrolle des Be-völkerungswachstums aufzuwerfen, die jahrzehntelang tabuisiert wurde. Wer ist dafür verant-wortlich ? 2) Demokratie: Warum wird die Demokratie in der heutigen Form mit der kurzzeiti-gen und pauschalen Erteilung der Macht auch in der ZEIT immer wieder als „Problemlösungsma-schine“ bezeichnet und als alternativlos betrachtet, obwohl immer deutlicher wird, dass dies hemmend für unangenehme und langfristige Entscheidungen ist ? Sie deuten in ihrem Artikel ja schon an, dass Sie sich da weniger ideologische und mehr sachorientierte Vorgehensweisen vorstellen können und auch mehr Bürgerbeteiligung in Form eines Vorschlagswesens für Lösun-gen konkreter Probleme.

3) Kapitalismus: Die Industrie denkt in erster Linie nur ans Geldver-dienen und beutet Menschen und Natur aus. Niedlich finde ich immer wieder, wie sich Journa-listen in der ZEIT darüber wundern und aufregen, dass die Industrie nur an das Geldverdienen denkt und nicht an das Gemeinwohl. Da scheint ein grundsätzliches Missverständnis vorzulie-gen. https://www.zeit.de/mobilitaet/2022-03/elektromobilitaet-automobilindustrie-klimaschutz-axel- friedrich-interview

Das wäre so, als würde man beklagen, dass der Schlachter Tiere tötet … Immer mehr Menschen wollen immer mehr Wohlstand und müssen mit immer weniger Ressourcen auskommen. Nicht einmal der kleinste Verzicht („Tempolimit 130″,“Veggie-Day“) ist in dieser Demokratie durchsetzbar. Übrigens, die Menschen, die mit am meisten „verdienen“, arbeiten in Berater-Firmen, deren einzige Aufgabe es ist, ihre Kunden Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie die Allgemeinheit am besten schädigen, nachdem sie die passenden Schlupflöcher in die Gesetze hineingeschrieben haben.

Kann man noch ernsthaft von „Wissenschaft“ sprechen, wenn die Wirtschaftstheorien immer noch ein grenzenloses Wachs-tum voraussetzen ? 4) Krisen-Management: Angesichts der aktuellen Krisen kritisieren Sie die steigenden Preise und die Spekulation. Fragen sie doch die Politik, warum nicht rationiert wird ! Es gibt kein Mehl mehr, das wird spätestens zu Ostern zu Unruhe führen. Ich glaube übrigens, dass Menschen eher zu Verzicht bereit wären, wenn dieser gerecht und für alle verordnet er-folgt. An freiwilligen Verzicht glaube ich nicht so recht wegen des Neid-Faktors. Aber das wäre ein Thema für Ihre Psychologie-Redaktion. Warum hält der Staat noch immer an der Privatisie-rung der Daseins-Infrastruktur fest, im Gesundheitswesen und in der Energieversorgung ? Was macht eigentlich der Corona-General ?

5) Erneuerbare Energien: Sind nicht die riesigen Wind-räder aus Stahl gebaut, der derzeit nur klimaschädlich hergestellt werden kann ? Nach welcher Zeit amortisiert sich so ein Windrad, wenn man Rohstoffgewinnung, Transport, Herstellung, Aufbau, Vernetzung, … einrechnet ? Wäre nicht Verzicht eine sofort umsetzbare Maßnahme ? Und die Umstellung auf weniger energieintensivere Verfahren ? Wäre es nicht sinnvoller, alte Verbrenner weiter zu nutzen statt viele neue Elektroautos derzeit noch mit konventioneller Energie zu bauen ? Kollabieren nicht die Netze in den Städten, wenn alles auf die Elektro-Karte gesetzt wird (Heizung, Klimaanlagen, Autos, …) ? 6) Nationalstaaten Leider ist es wohl ziemlich utopisch, auf eine „Weltregierung“ zu hoffen, die für eine gerechte Verteilung sorgt.

Wir sehen ja schon in der EU, welche Probleme es mit sich bringt, wenn nationales Recht sich europäi-schem Recht unterordnen muss. 7) Die menschliche Natur Hier wären psychologische und sozi-ologische Fragen interessant, z.B.: – Egoismus, Statussymbole, Verführung und Manipulation durch psychologische Werbungstechniken – Gruppenidentifikation, Familie, Abgrenzung, Partei-en, Brauchtum, Religion, Faschismus – Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Neid, „ich bin doch nicht doof“ – Sehnsucht nach Führung, „Der starke Mann“, Autokratien – Warum schaffen es „Blender“ immer wieder an die Spitze ? – Warum schaffen es „Gutmenschen“ nicht an die Spitze ? – Wa-rum sind Veränderungen von Innen in Parteien nicht möglich (Abschleif-Effekt) ? – Andreas Boenke

 

Sieben Krisen, miteinander verzahnt, zählt Bernd Ulrich auf. Eine achte muss ich hinzufügen: die Gier der Menschen. Sie ist überall festzustellen: die Gier nach Besitz, nach Macht, nach Ansehen. Wahrscheinlich gibt es diese Gier seitdem es denkende Menschen gibt, doch so wie Klimakrise und Artensterben rasant fortschreiten, so wird die Gier immer größer. Das Auseinanderdriften der Gesellschaft zwischen Superreichen und Bitterarmen, zwischen Vollgefressenen und Hungernden, zwischen Strahlenden und Verblassenden verstärkt sich expotenziell. Ob unsere Kinder und Enkel es schaffen, ihre Ansprüche zurückzunehmen und mehr Bescheidenheit einzuüben? – Werner Bohn

 

Schaute man sich hypothetisch um das Jahr 1800 den Kohlenstoff-Kreislauf mitsamt den damals noch reichlich vorhandenen Mooren, natürlichen Flussläufen, Wäldern, relativ wenig Acker- und Siedlungsflächen (da nur 1 Mrd. Menschen auf der Erde lebten) an, hätte man folgendes sehen können: Die etwa mit der beginnenden Industrialisierung peu à peu angestiegenen jährlichen CO2-Emissionen werden in noch gut funktionierenden Ökosystemen – bspw. dank „CO2-Düngung“ etwas besser wachsenden Pflanzenmassen – weitestgehend längerfristig wieder gebunden. Statt weiter Wälder durch Abholzung für Bauholz, Feuerung, Holzkohle-Produktion etc. zu zerstören, nutzte man Kohle in anfangs geringem (danach jedoch wachsendem) Ausmaß, was immerhin zu-nächst noch viele Wälder als funktionierende Senken im 19. Jahrhundert rettete.

Ergo kommt es auf Emissionen (= etwas höhere CO2-Zuflüsse in die „Badewanne Atmosphäre“) und auch auf genügend „Senken“ (= Badewannen-Abflüsse) an! Dummerweise hat eine mittler-weile auf fast 8 Mrd. angewachsene Menschheit immer mehr Wälder gerodet oder einfach abge-brannt, Grundwasserschichten quantitativ oder qualitativ schwer beeinträchtigt, Moore trockenge-legt und mit großen Ziegen- und anderen Viehherden die einstige Savannen-Vegetation kurz und klein gefressen, etc. Sowohl Emissionen von THG als auch die fortschreitende Zerstörung von Senken entscheiden deshalb logischerweise über den langfristigen anthropogenen Netto-Effekt.

Ein großer „Treiber“ dahinter wird immer wieder gern übersehen: Eine weiter Richtung 10 – 11 Milliarden Menschen anwachsende Menschheit – über 30 % Zuwachs gegenüber heute. Der anthropogene Teil von Klimaeskalation beruht zumindest auf zwei wichtigen menschlichen Einflüssen: Einerseits Emissionen von insgesamt sieben Treibhausga-sen (CoP 21; Paris), andererseits Zerstörung wichtiger „Senken“ durch Umpflügen der Erde (CoP 7, Marrakesch). Deshalb ist es zumindest oberflächlich, lediglich die CO2-Emissionen zu betonen. Haben wir verlernt, in Ökosystemen zu denken oder konnten wir es nie ? Und wo bleibt eine wirkungsvolle Bevölkerungspolitik als notwendige Nebenbedingung jeder „Klimapolitik“? – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Den Ausführungen ist insgesamt zuzustimmen. Doch fehlt das zentrale 8. Risiko-feld: die demografische Entwicklung. Nicht nur durch die Geburtenzahl wächst die Weltbevölkerung, sondern auch durch längere Lebenserwartung. Die Erhaltung der Artenvielfalt, die Begrenzung des Klimawandels, die Reduzierung von Fluchtbe-wegungen und die Begrenzung der Weltbevölkerung sind unauflöslich verbunden. Zur Beherrschung der demografischen Krise gibt es noch keine weltweit akzeptier-ten Vorschläge. Anlässlich des 50. Jahrestages des Berichtes „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome wird deutlich, dass wir anders leben müssen, um die Krisen nicht noch mit unserem Lebensstil zu befeuern. – Dr. Erwin Kreim

 

Ihren Artikel finde ich so wichtig, dass ich ihn noch heute abtippen und (mit begleitenden Worten) an einige Freunde – mehrheitlich „weiße alte Männer“, akademisch gebildet und gut situiert – schicken werde. Nur in einem Punkt kann ich Ihrer ansonst brillanten Analyse nicht zustimmen: Sie legen mit Ihrem Satz „Um die Klimaziele zu schaffen, braucht es ein Tempolimit und andere Einschränkungen – links.“ nahe, dass links der politischen Mitte generell eine größere Bereitschaft bestehen würde, sich einzuschränken.

Diese Annahme ist mir zu einseitig, zu parteiisch – und aus einer bestimmten, die Geschichte verkürzenden Perspektive wirkt sie sogar absurd. Die Ansprüche, Forderungen und Vorstellungen von Sozialisten sind, global aufsummiert, ja ohne Zweifel ein wesentlicher Teil jener grundsätzlichen Probleme, deren Dimension und Dringlichkeit Sie trefflich skizziert haben. Oder? Kritisch sehe ich auch, dass Sie an keiner Stelle explizit erwähnen, welche der von Ihnen dargestellten Probleme schon vor 50 Jahren erkannt und damals von sehr namhaften Autoren* auch deutlich benannt worden sind.

PS: Mir fallen da zum Beispiel Konrad Lorenz, Paul Watzlawick und Pier Paolo Pasolini ein, alles weise alte Männer – aber bedauerlicherweise eben auch „weiße alte Männer“, weshalb es möglicherweise so schwer fällt, sich an sie und an Ihr Gedankengut zu erinnern.

PPS: Ich muss an dieser Stelle übrigens einräumen, dass ich Rachel Carsons „Silent Spring“ nie gelesen habe – und möchte darum explizit festhalten, dass ich der festen Überzeugung bin, dass es unzählige „weise Frauen“ gibt, die man – mindestens ebenso gut wie die drei genannten Herren – zitieren hätte können, Herta Kromp-Kolb, zum Beispiel. – Peter Jungwirth

 

Ist die Rede von „Zeitenwende“ nicht Ausdruck einer besonderen Hybris? Schließlich schauen wir seit Jahren zu, wie Russland Kriege führt. Wir lesen von zahlreichen weiteren Kriegen, Vertreibun-gen und Auseinandersetzungen, unter denen Abermillionen leiden. Und Bernd Ulrich hat mit der Beschreibung der Krisensynergien vollkommen Recht. Überraschend ist die heutige Weltlage nicht – sie wäre es auch nicht für Deutschland, wenn wir wach wären. Sind die genannten sieben Krisen Treiber in eine uns bevorstehende Zukunft oder sind sie „nur“ Symptome eines anderen Gesche-hens, das uns bestimmt?

Vieles spricht für Letzteres. Es wird eng auf unserem Planeten. Für bald zehn Milliarden Menschen wird es den Konsumstil, den wir als Standard ansehen, nicht geben. Dafür brauchten wir zusätzlich noch vier unberührte Planeten Erde. Gerade in diesen Tagen wird aber die Botschaft von „Grenzen des Wachstums“ wieder belächelt, Malthus und andere Denker werden kritisiert. Ein merkwürdiger Widerspruch: Einerseits sehen wir die grassierende Übernut-zung unserer Welt andererseits schirmen wir uns gegen diese Erkenntnis ab. Offensichtlich läuft gerade ein Mechanismus ab, den der Homo sapiens seit Jahrtausenden beherrscht: die Aufspaltung in eine privilegierte Minderheit und eine verarmte Mehrheit.

In den von Oligarchen zuneh-mend beherrschten Staaten ist diese Strategie offensichtlich. In den „westlichen“ Demokratien spielen sich analoge Prozesse ab. Thomas Piketty, Jean Ziegler, Katarina Pistor, Naomi Klein, akti-ve Rechercheteams der Medien und viele andere bringen dies zutage. Populisten fallen nicht vom Himmel, der Brexit ist keine Naturerscheinung. Offenbar gibt eine wohlhabende Schicht Malthus doch insgeheim Recht und versucht die Konsequenz daraus für sich zu ziehen. Panem et circenses, das Fabulieren von Innovation, das Pflegen von „alternativen Fakten“ – die Kunst des Nebelkerzen-werfens ist gefragt wie nie.

Diese Entwicklung spielt sich nicht im Rahmen einer geheimen Ver-schwörung ab, sie vollzieht sich vor aller Augen (jedenfalls da, wo es noch freie Presse gibt). Zuwei-len können die Mechanismen im Detail nachvollzogen werden wie in Nathaniel Richs Buch „Losing Earth“ über die Leugnung des Klimawandels. Aus diesem Blickwinkel lesen sich die „Sieben auf einen Streich“ oder die Hintergründe der 17 Sustainable Development Goals der UN, wie Kollate-ralschäden beim Aufbau von „Gated Communities“, in die sich Kleptokraten oder Externalisie-rungsgesellschaften (Stefan Lessenich) wie Deutschland zurückziehen wollen.

Leider stehen Institu-tionen im Abseits, die der Menschheit seit Jahrtausenden zu Gebote stehen, um solchen Miseren zu begegnen: die Religionen. Zwar predigen viele ihrer Führer (vorwiegend Männer) Machtpyramiden als gottgegeben. Hans Küng hat mit seinem „Projekt Weltethos“ die andere Seite aufgezeigt, die Gerechtigkeit für alle Menschen kennt. In Deutschland schwächt eine spirituelle Erschöpfung diesen Impuls. „Bewahrung der Schöpfung“, „Laudato Si´“, „Paradising“, all dies wirkt seltsam hilflos. Wie soll auch ein Echo darauf entstehen! Sind wir doch gefangen im Korsett aus Stahl und Beton unserer Infrastruktur und in der Zwangsjacke unserer Ansprüche.

Vor allem sind wir blind dafür, welche Rolle wir in dem Drama, das sich gerade abspielt, einnehmen. Sicher wäre eine The-ologie bitter, die Abschied nimmt von einem Gott, der uns alle lieb hat. Aber solche Wermutstrop-fen wären vielleicht hilfreich, um uns aufzuschrecken. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer formu-liert das für ihr Thema so (chrismon 04. 2022): „2021 habe ich in Berlin bei einer Kanzelrede ge-sagt: Gott wird uns nicht retten. Die Klimakrise ist menschengemacht, da müssen wir uns selbst herausholen.“ Dieser Weckruf gilt wohl generell. – Hermann Pütter

 

Ich habe mit großem Interesse Ihren hervorragend geschriebenen und auf das Wesentliche fokussierten Artikel „Sieben auf einen Streich“ in der letzten Ausgabe der ZEIT gelesen. Großar-tig! Herzlichen Dank und Glückwunsch dazu. Sie haben nicht nur die Zusammenhänge der ver-schiedenen Krisen, die aktuell auf uns einwirken, unser Leben maßgeblich beeinflussen und uns zum Handeln auffordern (besser „zwingen“) sehr klar aufgezeigt, sondern Sie bieten auch wich-tige und sehr nachvollziehbare Anregungen und Vorschläge, wie wir ihnen entgegenwirken soll-ten.

Ich gebe Ihnen vollkommen Recht: ein prinzipielles „Weiter-so“ unter Einsatz stetig stei-gender, finanzieller Mittel ist nicht möglich, vor allem wenn wir den Blick auf das Leben zukünf-tiger Generationen richten. Wir müssen somit dringend unseren Lebenswandel verän-dern. Leider wird dies nahezu in allen Artikeln und Kommentaren ausschließlich negativ disku-tiert. Es ist viel von Verlust und Verzicht die Rede. Das ist sehr schade, weil Veränderung sehr positiv sein kann bzw. mit einer positiven Einstellung dazu sehr befriedigend ist. Ich bin zudem fest davon überzeugt, dass man durch eine positive Erzählung den einzelnen Menschen viel stärker motiviert als wenn man ihr oder ihm Angst macht.

Wenn Menschen einen Weg sehen, wie es ihnen persönlich besser geht, wenn sie ihr Verhalten ändern, dann machen sie mit. Ich würde mich deshalb sehr freuen, wenn ich mehr darüber lesen würde, …wie schön und berei-chernd ein Leben ohne Auto ist. …wie massiv sich die eigene mentale und körperliche Gesund-heit verbessert, wenn man vegan oder vegetarisch lebt und sich mehr bewegt. Das passiert schon zwangläufig, wenn man kein Auto mehr hat. …wie viel mehr man sich über eine Reise, ein Kleidungsstück… freut, wenn es etwas Besonderes ist. Das gilt auch für den Fleisch- und Fischkonsum, im Sinne von Qualität statt Quantität. …kurz wie befriedigend und voller (wieder gewonnener) Energie ein umweltfreundliches und gesundheitsorientiertes Leben ist.

Es geht bei all den nötigen Veränderungen nicht um Verlust oder Verzicht, sondern um einen neuen Blick auf das Leben, echte Bereicherung und Genuss. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Veränderungen kurzfristig natürlich schmerzhaft sein können, aber dass man mittel- und lang-fristig immens davon profitiert. Darüber würde ich gerne mehr lesen: weg vom negativen Narrativ und hin zu den positiven Chancen, zu mehr Lebenszufriedenheit.

Veränderung fängt im-mer beim Einzelnen an. Das eigene Leben kann beeinflusst werden. Da wird es konkret. Aber hierfür benötigt man eine positive Perspektive, im Sinne von „What’s in for me“. Leider fehlt das sowohl in den Politikerreden als auch in der Berichterstattung sehr häufig. Vielleicht kön-nen sie dem ja Abhilfe schaffen… – Henrik Schoppe

 

Chapeau, Ihre S. 4 ZEIT Nr. 13 wäre doch genau das aktuelle Manuskript, das -von wem auch immer- im Bundestag vorgetragen werden müsste und zwar mit der Verpflichtung zur Zwangs-Wahrnehung bei allen Volksvertreter & TV-Konsumenten. Und Ihre Analyse von Punkt 1-7 sowie Ihre Lösungsstruktur 1-3 einfach nur immer wieder so lange vorlesen, bis es endlich alle kapiert haben. Ob das wirlich hilft wage ich nicht zu prophezeien, schon weil mich meine Skepsis bei all Ihrer Rechthaberei wie schon per mail vom 14.3. beschleicht, es muss wohl hautnah noch schlimmer kommen, bis echte Betroffenheit einkehrt. Und dann kann’s global gesehen aber zu spät sein. Bleiben Sie im Sinne der Dennoch-Künstlerei unbeirrt und hauen Sie auf die journalistische Pauke… – peter schrader

 

DIE Ursache all dieser genannten Krisen, die unverantwortliche, geradezu kaninchenhafte Vermehrung der Weltbevölkerung – kein Thema ! Bei Ihnen nicht, woanders nicht – um niemanden zu kränken !!! Mit 3 Milliarden Menschen, wie Anfang der 60er hätten wir keins der Probleme ! – Dr. R.Patschan

 

Für die genannten Probleme gibt es bereits gute Lösungsvorschläge, um zu retten, was noch zu retten ist. Sie selbst nennen als zweiten Punkt Ihrer strukturellen Vorschläge mehrere Maßnahmen. Was fehlt, ist ganz offensichtlich die Bereitschaft, wenigstens für eine gewisse Zeit auf einen Teil des Wohlstands oder auch nur auf Luxus und Bequemlichkeit zu verzichten und zugleich jenen Menschen, die so wenig haben, dass sie nicht gut verzichten können, hinreichend zu helfen. Es sind der Egoismus und die Macht der Gewohnheit, die Veränderungen verhindern, und die Politiker*innen wagen es nicht, ernsthaft Verzicht, Solidarität und Umdenken zu fordern, oder sind sogar selbst auf Statusdenken, Vermögensmehrung und Konsum fixiert.

Genügend Bereitschaft zu Verzicht, Solidarität und Veränderungen wird es möglicherweise erst im Angesicht der Katastrophe geben. Bislang sind offenbar zumindest das Artensterben, die Klimakrise und die Nahrungsmittelkrise für die meisten Menschen in Deutschland noch so weit weg von ihrem eigenen Leben, dass sie nicht bereit sind, sich und ihr Leben zu ändern. Wenn aber die Katastrophe ganz nah und nicht mehr zu ignorieren ist, wird es für Gegenmaßnahmen zu spät sein. Mögen genügend Menschen noch früh genug den Ernst der Lage erkennen! – Dr. Ulrich Willmes

 

Es ist hinlänglich bekannt und überliefert: Mit dem Menschen ist die Lüge in die Welt gekom-men. Nicht zuletzt deswegen führen Menschen Kriege. Und nicht zuletzt deswegen leben wir alle in relativen Staatsformen, deren Leitgedanke permanent Unterstützung und Kontrolle finden muss. Nach den jüngsten Erfahrungen, deren bittere Auswirkungen nunmehr allen sehr bewusst geworden sein sollte, müssen wir uns daher auch alle einer „neuen“ Realpolitik stellen. Hiernach darf es für uns Menschen nur eine Ideologie geben – die des Nichtkrieges.

Diese höchst menschliche und menschenrechtliche Auffassung darf eben zu keinem Zeit-punkt zukünftiger Geschichte nur eine abstrakte sein. Das bedeutet mithin „zwangsläufig“ Wandel durch Nichthandel mit Staaten, die unsere Werte nicht teilen. Realpolitisch also wäre eine größere und in jeder Hinsicht aufwendigere Handelsdiversität einzuleiten. Für die Men-schen in der Ukraine käme dieser Akt wider Selbstbetrug und Doppelmoral zu spät.

Aber autokratisch und diktatorisch geführte Staaten würden uns Ernst nehmen und auch nach ihrer Lesart faktisch akzeptieren (können) – und dies ohne die bisherige Begründung von Gewalt und Gegengewalt. Setzen wir also endlich die notwendige Transformation für (mehr) Frieden, Lebens- und Umweltschutz eingehender um. Insbesondere China und Russland sollten das wissen – und sehr konsequent zu spüren bekommen. Kurzum: Bernd Ulrichs durchaus launige Bestandsauf- und Aussichtsnahme weist überaus ernstliche Nöte und Notwendigkeiten. – Matthias Bartsch

 

«Artensterben, Klimawandel, Corona, Krieg, Hunger, Massenflucht aus Ost und Süd: Die Krisen sind so eng verzahnt, dass es kein Zurück zur Normalität gibt.» Bernd Ulrich hat mit dieser Aussage Recht. Nur das Wesentliche am Verzahnen ist nicht so sehr das Verhindern der Normalität, sondern es geht auch darum, dass die Ursachen und die möglichen Lösungswege verzahnt sind. Was die gemeinsamen Ursachen betrifft, so muss man auf eine tiefere Ebenen gehen. Was die gemeinsamen Lösungen betrifft, so muss man die Zielkonflikte herausstellen und ein höheres gemeinsames Ziel anvisieren, nämlich das lange, gute Fortbestehen der Menschheit.

Was die unterste Ebene der Ursachen betrifft so ist es nötig, eine Antwort zu finden auf die Frage: Warum hat die Species der Schildkröten hunderte Jahrmillionen überlebt, während es der Menschheit trotz oder gerade wegen ihrer Intelligenz nicht geling, die dunklen Wolken vor ihrer Zukunft zu beseitigen. Wenn man diese Frage untersucht, wird man auf den Begriff «Tragik der Allmend» stossen (wäre bei den Schildkröten unmöglich). Bei diesem Begriff geht es um Dinge, die niemanden und allen gehören und die daher übernutzt werden.

Dazu gehören die Artenvielfalt oder die Luft als Deponie für klimaschädigende Gase, aber auch die Möglichkeit, mehr Kinder auf die Welt zu bringen, als die langfristig verfügbaren Ressourcen erlauben. Dass die Menschheit einen (im Vergleich mit anderen Species kurzen) Zeitraum von einigen hunderttausend Jahren überstanden hat, wurde durch Grenzen bewirkt, die die Natur setzte: Seuchen (wie Corona), Hunger und Kriege haben lange bewirkt, dass das Wachstum der Menschheit – trotz hohen Geburtenraten – die Ressourcen der Erde nicht überforderte.

Der Fortschritt hat nun aber ermöglicht, dass die genannten Grenzen überschritten wurden Dies betrifft die Themen Ökonomie, Ökologie und Demographie. Zugleich hat der Fortschritt aber auch entsprechende Gräben geschaffen (gewaltige Unterschiede was Einkommen, Öko-Fussabdruck und Geburtenrate betrifft), die gemeinsames Handeln erschweren.

Was die Verknüpfungen der sieben genannten Krisen betrifft, so betreffen die ersten zwei genannten (Artensterben und Klimawandel) die Folgen des Fortschritts, währen die anderen fünf signalisieren, dass die Natur trotz dem Fortschritt oder gerade wegen desselben Grenzen setzt, durch Seuchen, Hunger und Kriege, die dann eben Massenflucht auslösen. Kriege waren ursprünglich ein Mittel, um Ressourcen für die eigenen Gruppen zu sichern, durch Erobern von Beute oder Landflächen für demographisches Wachstum. Die Situation im Umfeld von Kriegen (aber auch im Umfeld der erwähnten Gräben: Ökonomie, Demographie) kann die Position von Anführen stärken bis hin zur Diktatur. Dann kann Macht-Sicherung eine dominierende Rolle spielen. Aufrüstung und aggressives Auftreten in der Innen- und Aussenpolitik sind dann ein Mittel zum Machterhalt.

Ulrich macht «drei strukturelle Vorschläge» und sagt dazu zu Recht «Das wären vielleicht Elemente einer Lösung.». Grundsätzlich ist zu sagen, dass wir Massnahmen brauchen, die notwendig UND hinreichend sind. Dabei gibt es Zielkonflikte, die zugunsten des höheren Ziels gelöst werden müssen: gutes Fortbestehen der Menschheit. Die Formulierung und Präsentation eines entsprechenden Weltbildes muss so überzeugend sein und so breit akzeptiert werden, dass damit Kriege ausgeschlossen sind. Das Thema Energie spielt dabei eine wichtige Rolle und damit auch die Themen Arbeitsplätze, Perspektiven, Konsum, Demographie.

Zu lösen wären Zielkonflikte. Drei Beispiele: Öleinnahmen sichern den Haushalt und Stabilität (ermöglicht z.B. subventionierte Preise für Benzin oder Getreide) von weniger industrialisierten Staaten. Nachteil: «holländische Krankheit»: Abhängigkeit von Öleinnahmen fördert Korruption und Autokratie. Oder: Wohlstand kann Geburtenraten senken, erhöht aber den Öko-Fussabdruck. Konsum fördert Produktion und Arbeitsplätze, schadet Umwelt. Hier muss das genannte höhere Ziel anvisiert werden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Sehr beeindruckt und dankbar bin ich für Ihren Artikel in der Ausgabe der ZEIT vom 24.3. Sie beschreiben die anstehenden Herausforderungen so systemisch klar und ungeschminkt wie kaum ein anderer. Zugleich sind wir als Betroffenen so verzagt wie nie zuvor, wenn lt. Rheingold-Institut „Melancovid“ trifft auf Kriegsangst (rheingold-marktforschung.de) eine Mehr-heit „wie paralysiert“ in eine trostlose Zukunft drastischer Veränderungen blickt. Trotzdem (oder gerade deshalb) vertrauen Sie so mutig wie menschlich zugleich der „inneren Weisheit der Demokratie“. Und wir dür-fen wir „auf noch viel mehr und vielleicht andere Lösungen hoffen, sobald Politik und Öffentlichkeit die Menschen wirklich konfrontieren und ihre Kreativität wecken“. – Gerd Heistermann

 

jJtzt gehören sie auch zu den Zeitungen, die die täglichen Zahlungen Deutschlands an Russland für Energie in immer neue Höhen treiben. In o..g Artikel geben sie die täglichen Zahlungen an Russland mit 200Mio€ an verbunden mit dem Hinweis, dass wir damit Pu-tins Krieg finanzieren. In anderen Zeitungen wurde auch schon der Betrag von 400Mio€ für Deutschland genannt. Das wäre also die gigantischen Summe von 72 – 144Mrd€ p.a. Nach den aktuellen Handelsstatistiken hat Deutschland von Russland im Jahr 2021 fossile Energieträge im Gesamtwert von c. 19,4Mrd € (Statista) eingeführt – also ca. 53Mio€ pro Tag. Klar, wir finanzieren mit unseren Zahlen auch einen verbrecherischen Krieg. Ich hoffe aber nicht in dem genannten Maße und mit sinkender Tendenz. Auf wel-cher Quelle beruht ihre genannte Zahl von 200.000.000€? – Martin Morgenroth

 

Bernd Ulrich kommt schon in der ersten Zeile zum Schluß: Die Krisen sind so eng verzahnt, dass es kein Zurück zur Normalität gibt. Und er stellt fest: „Es ist heillos“. Bei seinen drei strukturellen Lösungsvorschlägen, die er fairerweise auch nur als Elemente einer Lösung relativiert, wird dann auch schnell klar, dass diese Maßnahmen mit unserem bekannten Menschein, zum Beispiel der Menschengier und dem geringen Gemeinsinn wohl kaum auf breiter Basis umsetzbar sind. Eine Lösungsbasis für alle sieben verzahnten Krisen, wäre wohl eher in der Ursachenbekämpfung zu finden.

Und diese liegt eben in der Überbevölkerung und weiter wachsenden Weltbevölkerung. Solange wir Menschen dieses Tabuthema nicht weltweit mit unserer Intelligenz gemeinsam angehen, wird es eben immer noch heilloser werden. Die evolutionären Regeln und nicht der geliebte, humanistische Ansatz werden dann wohl unser Heil bestimmen. Und die damit verbundenen Verteilungs-, Macht- und Ressourcenkämpfe werden wohl für die kommenden Generationen nicht angenehm werden.

Für Interessierte ist das Buch des Evolutionsbiologen Matthias Glaubrecht – Das Ende der Evolution – lesenswert. Und er kommt ja dann auch zu einem beruhigenden Schluß: …die Evolution kommt eigentlich auch nie an ein Ende und geht nach der Erkrankung genannt „Homo sapiens“ einfach weiter, so oder so. – Dr. Walter Meon

 

Die Hauptursache für all die Krisen, die Bernd Ulrich beschreibt, ist das ständige Wachstum: der Bevölkerung im Süden, des Energieverbrauchs und der Rohstoffverschwendung für allzu-viel Überflüssiges im Norden! Wenn es uns nicht gelingt, die Zahl der Menschen durch eine wirksame Geburtenregelung drastisch zu verringern, ihre Gier nach Geld, Land, Macht zu beschränken; wenn wir den Naturraum nicht stetig erweitern, den Kulturraum in gleichem Maße verkleinern; wenn wir nicht lernen, zu verzichten: dann sägen wir immer tiefer in den grünen Ast, auf dem wir alle sitzen, bis er eines Tages bricht und uns gemeinsam ins Bodenlo-se stürzen läßt! Die Erde, die Natur braucht uns nicht, um zu überleben; eher wird sie aufat-men! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Gab es da nicht einmal „Das tapfere Schneiderlein“, eine Märchenfigur der Gebrüder Grimm aus dem gleichnamigen Märchen, der vorgab „Sieben auf einen Strecih erledigt“ zu haben? Was das Schneiderlein damit ausdrücken wollte, dass vermisststand ein Riese und so hatte er plötzlich vor dem kleinen Mann einen großen Respekt! Was könnte uns diese Geschichte in Bezug auf Putin und auf die Ukraine lehren?

Gut, im Artikel sind mit „Sieben auf einen Streich“ leider noch sechs zusätzliche resengroße Krisen gemeint, und wie mit diesen umgehen, dass dürfte die große, die riesengroße Frage in der Zukunft für uns alle sein. Wir können uns beileibe überhaupt nicht beneiden! „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ (Lucius Annaeus Seneca (der Jüngere), verstorben 65 n. Chr., römischer Philosph, Dramatiker, Politiker & Naturforscher) – Klaus P. Jaworek

 

„Nachhaltigkeit als Ende der Flickschusterei“. Bernd Ulrich adressiert in seinem Artikel „Sieben auf einen Streich“ (in DIE ZEIT vom 24. 3. 2022, Seite 4) sieben globale Krisen: das Artensterben, den Klimawandel, Corona, Krieg, Hunger und Massenflucht aus Ost und Süd. Im Untertitel seines Beitrags stellt Ulrich fest, dass diese Krisen miteinander so eng verzahnt seien, dass es kein Zurück zur Normalität gäbe. Damit, dass die unbeschwerten, guten alten Zeiten nicht genauso wieder zurückkommen, hat Ulrich zweifellos recht. Wie allerdings die aufgelisteten Megakrisen miteinander zusammenhängen, macht er nicht so richtig explizit.

Er kulminiert in der Diagnose, die Welt befände sich in einem anderen Aggregatszustand, nämlich dem der Postnormalität oder der Krisenpermanenz. Nein, so weit oben muss man meiner Meinung nach gar nicht ansetzen. Es ist viel einfacher: Alles, was uns zurzeit massiv bedrückt, ist letztlich Menschenwerk. Wir sind die Menschen des Anthropozäns. Wir haben es verbockt! Deswegen laufen auch Ulrichs drei strukturellen Lösungsvorschläge ziemlich ins Leere. Um sich die Megakrisen vom Hals zu schaffen, geht es mitnichten darum, – Vorschlag 1 – mehr Schmerzen zu ertragen (Zitat Ivan Krastev), mehr Verzicht zu leisten.

Ulrichs Vorschlag 2: die Mobilisierung krisenübergreifender Synergie hilft da schon weiter, aber bringt das Problem gleichwohl nicht auf den Punkt. Die in Vorschlag 3 angesprochenen bipartisan-Modelle reduzieren zwar die allenthalbe Flickschusterei, aber es gebricht weiterhin an dem alles zusammenführenden Gedanken. Zur Konvergenz geht es hier auch nicht mehr als anderswo um die ‚innere Weisheit der Demokratie‘. Das relevante und letztlich lösende Leitprinzip, nämlich das Prinzip der Nachhaltigkeit, spricht Ulrich in seinem Artikel indes leider nicht an.

Die Aufgabenstellung ist klar: Wir müssen die Transformation von einer vor-nachhaltigen zu einer nachhaltigen Welt schaffen. Wie groß ist das Problem? Es ist global! Aber die Menschheit ist bereits – seit Anfang der 1970er Jahre, spätestens seit Rio 1992 – auf dem richtigen Weg; nur, wir tun uns immer noch schwer… Jedoch: Wir müssen… und können es schaffen! Wir schaffen es allerdings nur gemeinsam, in einem globalen Friedensprojekt (SDG 16).

Unsere hyperkulturelle Lern- und Anpassungsfähigkeit sowie unsere diverse Kreativität sind gefragt. Und ob wir uns an einem End- oder Anfangspunkt der Geschichte befinden, ist unerheblich, denn wir leben in einem Raum-Zeit-Kontinuum, alle zeitgleich auf dieser unserer endlichen Erde… und auf uns folgen unsere Kinder und Enkel etc., wenn wir es nicht versauen! – Prof. Dr. Wolfgang Vieweg

 

Der Artikel von Bernd Ulrich ist für mich die derzeit scharfsinnigste Analyse der bestehenden und miteinander verbundenen Krisen. Großartig. – Hinrich Mercker

 

Björn Höcke hat unter seinem Namen und dem seines offen faschistischen Ich „Landolf Ladig“ die Formulierung der „aufpotentierenden Krisendynamiken“ erfunden. Seine Lösung für diese nationsbedrohende Konstruktion: „feste Hand an langer Leine“, „um die zentrifugalen Kräfte zu bändigen und zu einer politischen Stoßkraft zu bündeln“.

Ein faschistoider Gedanke, die Krisen der Welt nur noch durch Ende der Demokratie und damit Revolution meistern zu können. Diesen Gedanken hat Höcke nun nicht mehr alleine. Denn ohne es zu wissen, formuliert Ulrich ähnlich, „expotentiell“ kommen die Krisen bei ihm. Deswegen dauern Lösungen, bei denen sich ein politisches Lager erst durchsetzen muss, zu lange, „lagerübergreifende Projekte“ brauche es. Der klassische Take, dass die Demokratie zu langsam sei, mit ihren Debatten und Streitigkeiten. Ohne es zu merken, bastelt Ulrich den populistischen, faschistoiden Gedanken eines Björn Höcke nach. Ich wollte nur, dass der Autor das weiß. – Daniel Woitoll

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles war umsonst“ von Maxim Biller

 

Danke für den herzhaften Lacher am Morgen: Maxim Biller wirft anderen Propagandaprosa vor! – Gerhard Reinelt

 

Sehr berührend, anrührend die heftigen Emotionen (Wut ?) eines Schriftstel-lers. Ich hoffe sehr, daß er die Aufrufe seiner Schriftsteller-Kollegen*innen beherzigt, gerade in solch mörderischer Zeit nicht zu schweigen. Hoch gegrif-fen, aber vergleichbar: Die “ Reden an die Deutschen “ von Thomas Mann, während des WK IIaus den USA im Radio. Der finale Satz in seinem Beitrag lässt hoffen: Oder vielleicht doch ? – Hartmut Wagener

 

Alles war umsonst, endlich nach so vielen Jahren hör Herr Biller auf zu schreiben. Das ist mal eine gute Nachricht. – Klaus Küsters

 

Könige danken ab. Ein Diktator wird gestürzt. Gewählte Präsidenten verlieren ihre Ämter, treten zurück oder werden des Amtes enthoben. Ein Schriftsteller schreibt, dass er nicht mehr schreiben kann. Soldaten sterben, ergeben sich, legen die Waffen nieder, laufen über, gehen nach Hause. Kritiker werden mundtot gemacht. Geheimdienstler werden aus dem Verkehr gezogen. Unternehmer geben auf. Mitarbeiter kündigen oder ihnen wird gekündigt. Beamte treten in den Ruhestand. Mitglieder treten aus. Menschen fliehen. Illusionen zerplatzen. Pläne zerschlagen sich. Träume platzen. Quellen versiegen. Erinnerungen verblassen. Links unten ganz in der Ecke sehe ich einen Katzenteller. – Reinhard Koine

 

Hören Sie bitte nicht auf, hören Sie bitte gerade JETZT nicht auf zu schreiben. – irene rovan

 

Ich hoffe, Maxim Biller erspart uns zukünftig nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in der ZEIT sein selbstherrliches Gefasel. – Finn Holitzka

 

Ich möchte Herrn Biller Mut machen, doch weiterhin Schriftsteller zu bleiben. Ich habe am Wochenende nach Putins Überfall auf die Ukraine wahllos das Taschenbuch „Die besten deutschen Erzählungen“ als Bettlektüre aus dem heimischen Regal gezogen und stieß darin auf Alfred Döblins „Die Ermordung einer Butterblume“, verfasst wohl um 1905.

Das Psychogramm des Protagonisten, Michael Fischer, und sein absurd verqueres Handeln ähneln in solch frappierender Weise der irrationalen Getriebenheit des einzelnen Vernichters, den wir heute erleben, dass die Geschichte für mich zur nachhallenden Wachlektüre wurde. Herr Döblin hätte die heutige Relevanz seines Textes nicht ahnen können, so wenig wie Herr Biller die Wirkung seiner Arbeit auf Leser in hundert Jahren. Umsonst ist es also nie. – Alexander von Keyserlingk

 

Gerade weil Sie empfinden was Sie empfinden sollten Sie weiterschreiben. – Dr. David Brix

 

„ Alles war umsonst“? NEIN! Sie haben Mut gemacht – schon allein mit der Beschreibung der Uspenskaja. Wir fahren dann auch hin, dort treffen wir uns schon bald nach dem Krieg! – Detlef Geisendörfer

 

Um auf den letzten Absatz zu antworten, glaube ich schon, dass Herrn Biller wieder Einiges zum Schreiben einfällt, nachdem Putins Eroberungsfeldzug beendet sein möge zugunsten einer freien Ukraine. Die zynische Beurteilung „einiger Verwirrter“ bei Twitter und der SZ ( 3 Wo-chen nach Kriegsbeginn durch Putin am 24.02. ?), die Klitschkos und den Präsidenten Selenskyj (ewig unausgeschlafen; jüdisch) als führende ukrainische Politiker „neu ukrainisch makkabäer-haft“ zu beschreiben , die als „unangenehme Figur des Machos ihre schmutzige Renaissence erlebbar machen“, zeugt schon von unfaßbarem Zynismus, mehr als frech.

Die Makkabäer als Juden waren erfolgreich im Kampf um die Freiheit des jüdischen Volkes im 2. Jh. vor Chr. (20 Jahre Befreiungskampf) gegen den herrschenden Seleukiden Antiochos IV. Epiphanes und seiner Nachfolger, bevor sie 80 Jahre später von den Römern abermals unterjocht wurden. Das war ehrenhaft und hat mit „Macho“ nicht das geringste zu tun. Soweit das Lexikon. Was also ist falsch am Freiheitskampf der Ukrainer, was dabei ist „machohaft“?

Fest steht indes: Putin – „komplex und ein Junge“ aus anscheinend armen Petersburger Verhältnissen, hatte wahr-scheinlich schon sehr lange die Vision „seines Befreiungskampfes“ für russische Bürger in dem nach seiner Sicht ewig russisch seienden Ukraine und dem Ur-Volk der Kiew-Rus. Deshalb bricht er einen Krieg gegen die Ukraine „vom Zaun“, indem er von Anfang an es auch auf die Zivilbevölkerung der Ukraine absah mit all erdenklichen Folgen von Tod, Verletzung, seelischen Schäden, Flucht von Millionen Menschen und unglaublicher Zerstörungswut.

Ganz nebenbei droht er indirekt den Westen mit Chemie- und Atomwaffen. Dabei läßt er „den (verhaßten) Westen wissen in unglaublichem Lügenjargon: Ihr seid Schuld, an meinem Eingreifen, da „ihr mir auf die Pelle rückt“! Schriftliche Zusicherungen an den Westen und an die Ukraine (1996) von 1986 an haben für ihn keine Bedeutung mehr. Irritiert darf man sein, wenn „eine junge eiskalte Klimaaktivistin“ behauptet, der Krieg wäre nicht ausgebrochen, wenn wir längst die Klimawende dank regenerativer Energie (Sonne, Windkraft) geschafft hätten, weil Putin dann das viele Geld für den Verkauf von Öl, Gas und Kohle fehlte, um es für Rüstung zu verbrauchen – tja, so die „junge Meinung“!

Noch schlimmer im Ton die Meinung angeblich von Postlinken über den „Wert von ukrainischen Flüchtlingen“ vs. dem Wert anderer Geflüchteter seit 2015. Dabei darf man „der jungen Meinung“ bedeuten, dass die „russische Kasse“ schon seit Jahr-zehnten mit unserem Geld gefüllt wird. Schlecht investiert war es, wenn Putin im Krieg nicht vorankommt, völlig unabhängig von unserer Klimawende. Im übrigen besteht seine Geltungs-sucht als Supermacht nur in der Existenz seines Atomwaffenarsenals und einiger High-Tech-Waffensysteme. Seine Truppe führt er so lausig, wie es schon seit Jahrzehnten bei Sowjets und Russen war.

Und den „großen vaterländischen Sieg über Hitler“ konnte die damalige Sowjet-union unter Stalin, der zig-Millionen „Landsleute“ vernichtete, nur dank massiver Hilfe aus dem Westen schaffen. Und „diesen Landsleuten“ versucht nun Putin, beizukommen. Wenn dieser Despot schlau wäre, hätte er schon seit Beginn seiner Karriere ab dem Jahr 2000 Rußland zu einem fortschrittlichen Staat machen können. Immer wieder erwähne ich dabei, was mein alter landwirtsch. Beraterkollege aus Sachsen-Anhalt verwundert geäußert hat, warum die Rus-sen resp. Die Sowjets bei dem Reichtum an Rohstoffen es nie geschafft haben, wohlhabend zu werden.

Nun – die Antwort kennen wir: Wer immer nur seine Macht ausübt, um Menschen zu unterdrücken, kann keine Prosperität erwarten ! Insofern bleibt nur die Feststellung, dass Pu-tin „tickt“ wie schon alle Despoten der Zarenzeit, des Lehninismus, des Stalinismus, der Sowjets vor ihm – der eine Grund ist der bare Machterhalt im Riesenreich mit sagenhaften Rohstoffvor-räten, der andere Grund liegt in der Zwanghaftigkeit, das russische Volk zu mißbrauchen, wie es schon immer war – nur die Masse machts, egal, wieviele Opfer zu beklagen sind, eben eiskalt – und der russische Bürger hat keine Chance !

Es ist aber richtig, dass die sog. Energiewende von nun an dringend forciert werden muß, um nicht mehr rohstoffabhängig von irgendwelchen despotischen Führern weltweit zu sein. Dafür sollten durchaus Enteignungen von Grund und Boden zur Installation von Windkraftanlagen und Fotovoltaikflächen stattfinden bei rund 8000 Km2 brutto in Deutschland. Noch nicht einmal die Hälfte dessen ist derzeit so genutzt – freilich wahrscheinlich bisher ohne Enteignungsverfahren. – Rainer Rehfeldt

 

Herr Billers Absicht, als Schriftsteller zurückzutreten, weil sein Schreiben nichts gegen die Übel dieser Welt ausrichten konnte, wäre ein heroischer Akt. Allein mir fehlt der Glaube. Zu viele ICHs bevölkern seinen Bekenntnisartikel, der nichts mit dem Schmerz gemein hat, den die Ukraine erleidet. In Odessa war er wohl allein, weil ihm das dort seit 2014 angesiedelte Internationale Literaturfestival (als Ableger des IntLitFestivals Berlin) 2019 einen komfortablen Aufenthalt inkl. An- & Abreise arrangierte.

Vom Zauber der Stadt bezirzt, wollte er fortan jedes Jahr nach Odessa kommen, ein längst bekanntes Standardbekenntnis der kurzzeitig eingeflogenen Schriftstellerkolleg:innen. Wie schön für ihn, dass er „einen Italiener“ fand. / Im übrigen ist die Uspenskaya keine kleine Straße. Aber das ist nebensächlich. – ganna galina godenko

 

EUER ERNST? Die große Bühne auf Seite Eins Eures Feuilletons überlasst Ihr einem Mann, dessen einzige und immerwährende Botschaft in jedem seiner Sätze und in allen seinen Büchlein „HÖRT! ICH BIN SCHRIFTSTELLER!“ lautet, dessen Schreiben eine nicht endende Pirouette um ihn selbst und nur ihn darstellt, und das auf stets verlässlich larmoyante Weise? Einem Mann, dem vor dem Hintergrund der schwärzesten Zeitenwende nichts anderes einfällt, als wieder sich selbst und sein Schreiben zum Thema zu machen, diesmal in der Variante „HÖRT! ICH KANN KEIN SCHRIFTSTELLER MEHR SEIN!“ Das lasst Ihr zu? Sollen wir wehklagen und über seine Gründe nachdenken, während wir die Toten zählen und die Flüchtenden aufnehmen?

DAS wäre seine Chance gewesen, Größe zu zeigen: einfach nicht mehr zu schreiben. Doch wortreich und wehmütig in Plakatformat auszubreiten, warum es schmerze, die schlimmen Ereignisse als Schriftsteller nicht verhindert haben zu können und mit Pauken und Trompeten das Ende seines Schreibens anzukündigen, während die Bomben fallen – das ist, wie es immer bei ihm war: narzisstisch, geschmacklos – und grenzenlos eitel. Bleibt einzig die Hoffnung, dass wir wirklich nichts mehr von Maxim Biller lesen müssen – vor allem nicht mehr in der ZEIT. – L. Gailová

 

Leider musstest du schon im 1. absatz deines artikels 3 menschen eine literarische ohrfeige verpassen. das mit der aggression ist halt eine schwierige sache und sie stellt uns immer wieder ein beinchen, das wir übersehen. wäre es besser gewesen, es hätte die schwarze milch der frühe nicht gegeben? bestimmt nicht. war sie wichtig, weltbewegend, weltverändernd? bestimmt nicht. was haben nathan der weise, king lear oder tartuffe bewirkt. keine ahnung.

mein rat wäre: nimm dich nicht so wichtig, max biller. wenn du schreiben willst, schreibe. wenn du damit verständlicherweise aufhören willst, höre auf. wenn du zweifel hast, zweifle. wenn du verzweifelt bist – und ich glaube das hast du gerade mit uns allen gemeinsam – sei verzweifelt. lies noch einmal macbeth oder richard III. schau dir den film von coen an. kauf dir ein buch. am besten „unverfügbarkeit“ von hartmut rosa. ich lese gerade „how to be perfect“ von ron padgett. warum?

hilft. sei ein bisschen demütig, max biller, schreibe nicht, dass du nicht mehr schreiben willst, um dann im letzten absatz diese aussage zu relativieren, weil du ja weisst, dass du weiter schreiben wirst. lass die fragen zu, anstatt die antworten immer schon im visier zu haben, sei trauriger als du es jemals warst, sei schlaflos, mach dein handy aus, geh spazieren, sieh den veilchen beim blühen zu, setz dich auf eine bank und weine. – cornelia sombrowski

 

Nein, Sie haben nicht recht, aber es ist richtig, was Sie sagen. Vielleicht war alles umsonst, aber ich habe persönlich sehr von dem profitiert, was Schriftsteller geschrieben haben. Und dafür bin ich dankbar. 2014 kam das Gerede auf, und ich habe begonnen, auch so nachzudenken, dass, was in der Ukraine geschieht, mit Politik und vor allem mit Geopolitik zu tun habe und man Putins Russland in seinen Ängsten nicht verstehe. Und dann sagt Katja Petrovskaja in einer dieser furchtbaren Talkshows, in der diese Geopolitik und das Russlandverständnis Thema ist, dass es sie ankotzt, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, deshalb meine Wortwahl, dass man hier über solche Scheiße Geopolitik redet und nicht darüber, dass Menschen umgebracht werden, dass Leid verursacht wird, dass es um Menschen geht.

Sie haben recht, man hätte diesen einfachen Worten dieser beeindruckenden Schriftstellerin mehr Wirkung gewünscht. Und dann hat, für fast die ganze Welt zu lesen, Serhij Zhadan Internat veröffentlicht, und alle haben wissen können, dass dieses geopolitische Nato-Russland Problem ein Scheißkrieg ist in der Ukraine. 15.000 Tote, wissen wir heute. Wer hätte es uns so deutlich vor Augen führen können, wenn nicht ein Schriftsteller.

Ich weiß nicht, ob es Ihnen gerecht wird, ist mir aber auch egal: wenn ich an Sie denke oder in den Zeitungen von Ihnen lese, dann denke ich an Robert Schindel, nicht nur, weil ich ihn Ihretwegen kennengelernt habe, wofür ich Ihnen sehr dankbar bin. Und er hat mich auf Alexandar Tisma gebracht, zuerst auf den Gebrauch des Menschen, und dann auf den Herrn Blam. All diese Schriftsteller haben geschrieben, und es war umsonst, weil, weil trotzdem wieder Gewalt und Grausamkeit herrscht. Aber es war nicht umsonst, weil ohne diese Schriftsteller und ohne Sie würden wir / würde ich die Gewalt und Grausamkeit nicht in der Deutlichkeit wahrnehmen, durch eine, wie Sie sagen, „wirklichen Erzählung“. Vielen Dank für all das umsonst getane. – Jürgen Klüpfel

 

Wer schreibt, der bleibt //Warum ich noch eine Dichterin sein will //Aber ich /bleibe dabei, ich /schreibe, denn/dies ist alles, /was bleibt. /Ich schreibe nicht /für den Krieg, /für den Frieden, /für die Welt, ich//schreibe nicht, /weil ich weiß, ich/sage euch: /Ich weiß nichts. /Doch Petrus spricht: /Ihr tut, als ob/ihr alles wüss-tet, /ihr seid entrüstet, /wenn euch etwas verboten ist, doch //der Himmel bleibt euch /unsichtbar, trotz /Apparat und Okular. /Das ist aufs Tiefste/zu be-dauern, doch darum/schreibe ich, weil in/den Worten sich /das Licht des Him-mels /bricht. – Alma Laura Wallraff

 

Ihr Mitgefühl und Ihr Erschrecken angesichts des Krieges sind absolut nachvollziehbar und ver-ständlich. Der Rest Ihres Textes jedoch ist nicht nur für Künstler*innen einfach brutal eindi-mensional und traurig. Wenn Sie wieder schreiben, könnten Sie ihre Bücher einfach nur noch an Leser*innen -ups, Entschuldigung!- Leser verkaufen, die vorher den „TÜV-geprüften-Biller-Mitgefühls- und Gesinnungstest (TGBMG)“ bestanden haben. So vermeiden Sie, dass Menschen, die nicht die „billersche Weltsicht“ teilen, für die Sie ja nicht schreiben wollen, ihre Bü-cher lesen. – Ä.R. von Gehr

 

Die Ursachen der gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart sehe ich in der Beendigung des im 18. Jahrhundert begonnenen Prozesses der Aufklärung. Dieser Prozess begann bei den geis-tigen Eliten des 18. und 19. Jahrhunderts. Er wurde und wird von den Mächtigen der Welt hin-tertrieben, weil er ihre Macht infrage stellte. Heute schert sich niemand mehr um Immanuel Kants „Habe Mut, dich deiner eigenen Vernunft zu bedienen“. Investigativer Journalismus – Mangelware. Öffentliche Debatten, angestoßen durch die Medien – selten. Statt dessen Denk-faulheit und Bequemlichkeit, erkennbar an mitunter einfältigen Fragen von Moderatoren an Politiker.

Nach dem Einmarsch der russischen Armee in Georgien konnte jeder sehen, wie Russland sein Verhältnis zu seinen Nachbarn, seinen „Sojusniki“, sieht. Man wollte es jedoch nicht wahr haben. Gerald Knaus hatte ein Jahr nach diesem Überfall auf Georgien im Jahre 2009 eine Woche lang intensive Gespräche mit dem ehemaligen Büroleiter Putins, mit dessen Wahlkampfmanagern und Beratern des Kreml. Seine Feststellung bei PHOENIX persönlich am 27.03.2022: über seine Gesprächspartner: „Es waren verrückte, ich würde sagen, faschistische Intellektuelle.“ Davon wollten weder die von Frau Merkel ausgewählten Berater etwas wissen, noch wollte es Frau Merkel wahrhaben. Wenn Politik nicht mehr die Wirklichkeit sehen will, kann jeder frei politisch denkende Mensch verzweifeln. Verzweifeln hilft jedoch niemanden, ändert nichts.

Wer nicht einer vorbestimmten Linie und damit einer Ideologie folgt, sollte sich zu Wort melden und den Finger in die Wunde legen. Was die SZ angeht, hier hat Dirk Mein-hardt in „Wie ich meine Zeitung verlor“ geschildert, wie „aufklärerisch dort gewirkt wird Wer diese Feststellung anzweifelt, hier der Link zum Nachhören. Die zitierten Aussagen beginnen ab Minute 11 des Gesprächs. Jędrzej Nowicki Jędrzej Nowicki https://youtu.be/p8I8eSF5RPo – R. Renaux

 

„Der Hanswurst“ Wetten, dass er jetzt schon weiter schriftstellert und im Spätjahr sein nächs-tes Oeuvre auf den Büchermarkt werfen und jede gegenteilige Erklärung widerrufen wird?! Kein Anlass ist Maxim Biller zu gering, keine Pose zu eitel, als dass es nicht auch noch zu Häme und zum Rumpesten gegen andere aus der Branche reichte. Jetzt also Propagandaprosa. Wet-ten, dass Biller nur die Alliteration gereizt hat. Das doppelte „P“ mußte er raushauen; ohne zu wissen, was Scholochow, Wolf und Zeh eint. Man muss, insbesondere, Juli Zeh wirklich nicht (nicht immer ) mögen, um sie gegen einen so billigen Vorwurf in Schutz zu nehmen.

Gegen einen Literawichtel wie Biller muss man das allemal, dem Kind der Emigration, „die wahr-scheinlich aus (ihm) den verkappten Melancholiker gemacht hat, der (er) bis heute ist“. Wenn’s denn die Emigration war, ist ihr vor allem anderen vorzuwerfen, dass sie einen Egomanen ge-zeugt hat, dessen Eitelkeit atemberaubend geworden ist, die auch wohlmeinende Leser inzwi-schen in die nächste Emigration treibt. Biller fehlt seit langem ein Lektorat. Gäbe es eines oder eines, das funktionierte, hätte der Lektor ihm geraten, das Wort „Ich“ gegen ein „er“ für den Schriftsteller in diesen Tagen auszutauschen und manche seiner Gedanken wären ganz hübsch zu lesen gewesen.“ – Wolfgang Meier-Rudolph

 

Mimimimimi Maxim Biller – wirklich? Als der Schriftsteller Erich Maria Remarque 1963 vom Journalisten Friedrich Luft gefragt wurde, ob die Tatsache, dass seine Bücher keine Kriege verhindert hätte, seine an die Wand gemalten Menetekel offenbar nicht gesehen würden, ihn vom Schreiben abhalten könne, antwortete Remarque:

„Niemals. Niemals. Ich weiß, dass es nicht gesehen wird. Wir haben gesehen, dass es einen neuen Krieg gegeben hat; aber das ist ein Grund, eben weiter daran zu glauben. Denn was bleibt, wenn wir nicht daran glauben, das ein Fortschritt möglich ist – was bleibt? Es ist manchmal sehr schwer, daran zu glauben, das gebe ich zu, aber man muss daran glauben, und man muss auch dafür arbeiten. Ich würde sogar eher eigentlich auf das Künstlerische ein wenig verzichten, wenn man damit noch mehr Erfolg haben würde für den Fortschritt. Aber das sind Dinge, die man nicht weiss.“

Fortschritt ist für Remarque die Arbeit für Frieden, Empathie, Menschenwürde. Und er führt weiter aus: „Man kann einfach nur sich hinsetzen und sein kleines bißchen tun und daran arbeiten. Vielleicht hilft es auch etwas.“ Was würde passieren, wenn alle, die nun merken, dass ihr bisheriges Tun diesen furchtbaren Krieg gegen die Ukraine nicht verhindern konnte, auf einmal sagen würden, sie könnten nicht weiter z.B. Schriftsteller sein.

Sicher, wenn Sie u.a. Juli Zehs Werke schon als „Propagandaliteratur“ (wofür eigentlich macht sie Propaganda?) abtun, wird Ihnen Remarques Haltung vermutlich ziemlich schnuppe sein, wurde und wird er doch zu Unrecht häufig als „Trivialautor“ beschimpft. Und es wird Ihnen auch schnuppe sein, dass mir seine Haltung besser gefällt als die Ihrige – so sehr, dass sie mein Lebensmotto geworden ist: „sich hinsetzen und sein kleines bißchen tun“! Also Herr Biller: setzen Sie sich hin und tun Sie ein kleines bißchen von dem, was Sie hervorragend können: schreiben Sie!“ – Claudia Junk

 

Nein, nein, nein, das darf nicht sein! Klar ist die Sprache umsonst. Oder muss man dafür bezah-len wie für Gas und Kohle und Panzer, wenn man die Buchstaben zu Worten und Texten formt? Die Sprache geht mit jedermann ins Bett, sie lässt sich missbrauchen, aber sie lässt sich auch lieben wie „im schönen Sommerhimmel die Wolke, die ich lange sah. Sie war sehr weiß und ungeheure oben, und als ich aufsah, war sie nimmer da.“ Von dieser Wolke muss sich ein Schriftsteller berührt haben lassen, ebenso wie vom Mitgefühl und von der Erfahrung, sich zu Tode erschrecken zu lassen. Beides gehört zusammen. Dann ist es letztlich auch egal, ob die wirklich Betroffenen das lesen und vor allem sich davon ansprechen oder gar berühren lassen.

Der Schriftsteller ist von der Sprache in die Pflicht genommen, von diesen flüchtigen Worten, die sich letztlich nicht zerstören lassen, wie man es bei den Bücherverbrennungen und am Hadschepsuttempel versucht hat, als man den Namen dieser Pharaonin aus der Tempelfas-sade herausmeißelte. Die Sprache ist kontingent und zugleich unzerstörbar, ein Material, das Himmel aber auch die Hölle öffnen kann, sie kann transzendieren und uns zum Menschen ma-chen. Darum darf man sie nicht verraten, gerade weil sie ständig verraten und ausgebeutet wird, solange sie existiert.

Gerade deswegen müssen Sie, Herr Bilger, weiterschreiben. So sehr sich Ihre Frustration, Ihre Verbitterung auch verstehen lässt, genau deswegen müssen Sie wei-ter gegen die Ent-Täuschungen anschreiben. Das ist doch das einzige, das wir dem Realen, dem Krieg und dem Tod entgegensetze können, selbst wenn es nur eine Sehnsucht bleibt, ein Uto-pos, das einzige, das wir haben, um Menschen zu werden. – Gerd Schillmöller

 

Ich habe noch nie einem Schriftsteller geschrieben, aber Ihnen möchte ich schreiben, denn ich habe, neben „Sechs Koffer“, Ihren Text in der Zeit gelesen und muss Ihren kindlichen Trotz verwundert zur Kenntnis nehmen, mich ärgern darüber und Sie direkt fragen: “Was sind Sie eigentlich für ein Schriftsteller, der den Glauben an das Erschaffen verliert und mit unfass-barer Verachtung über Andersdenkende schreibt?“

Angesichts des Grauens und der Sinnlosig-keit der Barbarei, die uns Menschen begleitet und im Krieg in der Ukraine wieder einmal zu fühlbarer, realer Erfahrung wird, zu verzweifeln ist nachvollziehbar, ebenso Ihre Enttäuschung darüber, dass die Kunst, das Schreiben, vielleicht auch Ihr persönliches Schreiben, die Menschen nicht dazu bringt, den Wert des Seins zu erkennen und es beschützen zu wollen. Monsieur Biller, erlauben Sie mir dennoch eine Anmerkung.

Mit der Wut eines Dreijährigen darauf zu reagieren, der sich brüllend auf den Boden zu wirft und alle, die vorbeikommen und sich über den Auslöser ihrer Wut und Verzweiflung ebenfalls äußern, als böse, ignorante und mitleidsbefreite Leute zu beschimpfen, weil diese nicht so wie der Maxim Biller denken, ist erschreckend. Erschreckend, weil Sie ihr eigenes Entsetzen und ihr Mitleid für die Menschen, denen unfassbare Schrecken widerfahren, instrumentalisieren, um andere abzuwerten. – Anne Wanke

 

Leider fehlt mir die Zeit einen langen Brief zu schreiben, das dringend Bedürfnis auf Ihren Artikel zu antworten drängt mich aber dazu zumindest diese kurzen Zeilen zu finden – auch ganz ohne die literarische Anspielung, die sich hier geradezu anbieten. Die Haltung die sich in Ihren Worten spiegelt hat mich zuerst erschreckt.

Ich stelle mir vor, ein jüngeres Ich, ein junger Mensch, vielleicht dabei das Schreiben zu beginnen, den Weg durch einen Dschungel zu finden, der so undurchdringbar scheint aber so dringlich als Reise vor eine*r Schriftsteller*in und jenen die es beginnen, liegt, gerade um und weil solchen Zeiten begegnet werden muss. Und gerade Sie, Herr Biller, müssten wissen, wie wichtig es ist, solchen Zeiten mit dem Mut der Literatur, den kleinen Tropfen auf dem Stein, zu begegnen, Geschichten zu erzählen, die ermuntern, erheitern, zeigen, stützen, erschrecken und mit all der Klaviatur des Menschen schlicht aufzeigen. Dann habe ich weiter darüber nachgedacht.

Was soll dann also diese Entmutigung? Ihr Lamento jammert nicht nur, es zeigt auch noch auf die, die Ihnen ein Gräuel sind, bezeichnen andere als Propagandisten bei denen mir doch Zweifel kommt, ob sie sich da nicht in der Wortkiste um dreieinhalb Eskalationsstufen vergriffen haben und (was schlimmer ist) Menschen, deren Namen sie dann nicht schreiben wollen, als „kalte Klimaaktivistin“, der Sie unterstellen – ja, was eigentlich? Sich nicht genug dafür zu interessieren, was Sie umtreibt? Was Sie leiden lässt? Nur um im Gegenzug allen vorzuwerfen, sich nicht genug und vor allem nicht für „das richtige“ (Gut und Böse etc) zu interessieren?

Ich werde Ihre Bücher vermissen. Jetzt aber keine zukünftigen mehr. Nicht nur, weil Sie bedauerlicherweise keine mehr schreiben werden, sondern weil das ekelhafteste Urteil, die Behauptung, dass alle die jetzt noch schreiben, keine Schriftsteller*innen seien mich einfach nur anwidert. Abgesehen von jenen, die gerade den Weg suchen, dieser Welt ein paar Worte abzuringen, abgesehen von russischen Schriftsteller*innen die unter Repression und Faschismus die Literatur und ihre Gedanken zu zerbrechen drohen, abgesehen von Ukrainer*innen denen vielleicht nichts anderes geblieben ist, als zu schreiben – abgesehen davon: wenn Sie als einziger ein so großer Schriftsteller sind, der es erkennt und deshalb aufhört, dann wäre Größe dies still zu tun. Die Tat unter Zeugen zu suchen ist auch nichts weiter als ein Gestus der auf sich selbst verweist.

Und so bleibt zum Schluss die Frage, warum Sie dachten, dass jetzt dieser Gestus notwendig sei. In Ihrem Artikel in „Die Zeit“ lese ich vor allem eines: Angst. Im Angesicht der unbegreiflichen Schrecken, die nicht von übernatürlichem Bösen – das sie scheinbar als Richtschwert bemühen wollen –, sondern vom schlichten Mensch gemacht sind, erstarren wir. Wir erstarren, weil es uns zeigt, wie klein wir sind; alle. Und wie wenig wir mit unserem Dasein und Wirken verrichten. Aber gerade dieser Mut, trotzdem die Worte zu suchen und zu beginnen zu beschreiben, zu fiktionalisieren um begreifbar zu machen, ist das einzige was bleibt – und was „wahre“ Schrifsteller*innen im Angesicht des unbegreiflichen dazu nötigt zu tun, was eine Antwort auf die Welt sein kann und vielleicht muss.

Mir bleibt nur als Schlussfolgerung, dass Sie dachten, mehr zu sein, vielleicht eine Ausnahme, jemand, dessen Schreiben die Welt sichtbar, in großen Gesten verändert. Sorgen Sie sich lieber darum, dass solcher Gestus die Bücher beschädigt, die sie so wunderbar verfasst haben – und damit die Menschen, die sie damit berührt haben. Es ist widerwärtig, was der Krieg antut, nein, genauer: was Menschen im Namen einer herbeiphantasierten, männlichen Historiendeutung anderen Menschen im Namen von „Größe“ anzutun bereit und im Stande sind; allen, dem Gefüge, dem, was wir als Welt bezeichnen und jedem einzelnen Menschen.

Bleiben Sie Schriftsteller, oder zumindest tapfer. Wichtiger als alle anderen sind auch Sie nicht. Wie auch sonst niemand. Nur eben Schriftsteller. Oder eben Schriftsteller, der aufhört. Oder dann eben doch pausiert, wie Sie uns dann am Ende ja noch gönnerhaft mit auf den Weg geben wollen. Soll das Mut machen? Gönnen Sie sich ein Pause. Finden Sie den Mut wieder. Aber nehmen Sie ihn nicht denjenigen, die sich mit Ihren Zeilen gegen die menschengemachten Taten und Tatsachen stemmen, oder schlicht das Geschichtenerzählen nutzen, um gute Nacht zu sagen oder gute Tage zu haben oder gut nachzudenken – auch wenn es nur die oben beschworenen Tropfen auf dem gleichgültigen Stein ist. Jeder Tropfen ist es wert. – Tibor Baumann

 

Sie entschließen sich, nicht mehr zu schreiben. Es ist in unserer Welt so, dass immer und irgendwo Menschen Menschen töten. Eine schreckliche Wahrheit. … Eigentlich wollte ich Worte des Trostes senden. Es gelingt mir nicht. Sprachlos bitte ich Sie und alle, die schreiben, nicht zu kapitulieren. Es sollen nicht auch noch Bücher sterben. – Claus Schüßler

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Was die Russen denken“ von Simone Brunner et al.

 

Den Krieg beenden. Für Russland leicht machbar, aber dann hätte Russland bzw. Putin seine Ziele weit verfehlt bzw. nicht erreicht. Auch die Ukraine könnte den Krieg beenden, allerdings mit gewissen Zugeständnissen bzw. Verlusten. Bei dem derzeitigen Konflikt sind die besonders relevanten und entscheidenden Probleme klar erkennbar, werden jedoch kaum erwähnt um etwa den Frieden wieder herzustellen. So müsste die Ukraine mit Russland mit diplomatischem Geschick über die östlichen Regionen (Luhansk und Donezk) verhandeln um Übereinstimmung zu erzielen; mehr oder weniger Zugeständnisse sind da wohl nicht vermeidbar.

Als nächstes Problem vermeidbar wäre eine eindeutige, verbindliche Ablehnung NATO-Mitgliedsstaat zu werden. (Ukraine in der NATO wäre so gefährlich wie Russland auf Kuba 1962). Ein weiteres vermeidbares Problem das die Ukraine ohne nennenswerte Nachteile beseitigen könnte wäre ihr Widerstand gegen weitere russische Gas-Pipelines. Die Ukraine könnte sich auch gegen jegliche Sanktionen gegenüber Russland stark machen, weil solche Maßnahmen noch nie irgendetwas nützliches gebracht haben – außer Nachteile für alle, also auch für die EU-Staaten.

Und zuletzt noch deren Ziel einer Aufnahme in die EU. Das würde ein weitaus größeres Problem für die EU darstellen als Griechenland, Italien und Portugal. Bei solchem diplomatischen Geschick wäre alles möglich, natürlich auch das Kriegsende, denn mit welchem Argument könnte da Putin noch weiterhin den Krieg als für ihn sinnvolle Lösung sehen. Nur traue ich den Politikern der Ukraine eine solche Diplomatie bei weitem nicht zu; sie müssten sich ja selbst übertreffen. Man sollte aber immer gut abwägen, was einem der Frieden wert ist oder eben nicht. – Rolf Hiller

 

Vision eines Präsidenten. Was viele in Europa nicht mehr für möglich hielten, ist eingetreten, ein europäi-sches Land überfällt ein anderes. Russland befreit sein Brudervolk in der Ukraine vom herrschenden Nazismus und Faschismus, so die Rechtfertigung der Invasion. Das restliche Europa ist überrascht und aufgeschreckt. Seine Verteidigungsallianz, die Nato, reagiert mit symbolischen Gesten – ein paar hundert Mann mehr ins Baltikum; Deutschland rekonstruiert sein marodes Verteidigungspotential; Europa verhängt Sanktionen. Russlands Auslandskonten werden gesperrt und russische Oligarchen dürfen ihre Villen und Yachten nicht mehr nutzen.

Den überfallenden Ukrainern gilt das Mitgefühl der Westeuropäer, sie helfen mit Hilfsgütern und Spenden, sodann, wenn auch zögerlich, mit militärischem Verteidigungsgerät und schließlich, mit Fluchthilfe für tausende ukrainische Frauen und Kinder. Den drin-gend gewünschten und immer wieder angemahnten militärischen Beistand verweigern der Ukraine jedoch sowohl die USA– verständlich auch angesichts ihrer militärischen Niederlagen von Vietnam bis Afghanistan– als auch die europäischen Nachbarn. Sie sind ängstlich, denn Putin verweist auf seine Atommacht. Aller-dings ist diese Drohung nicht glaubwürdig, denn ein Weltkrieg würde ja Putins eigentliches Kriegsziel auch zerstören.

Natürlich ist die Ukraine kein scheindemokratischer Führerstaat mit zentral gesteu-erten Medien, gestützt auf eine reiche Oligarchie, also weder faschistisch noch na-zistisch. Wenn aber der russische Vorwurf >Nazismus/Faschismus< nur vorge-schoben ist, was ist dann das eigentliche Kriegsziel? Russland war bekanntlich eine der großen expandierenden Mächte der Geschichte. Der Präsident sieht sich in der Nachfolge der großen russischen Heerführer seit Alexander Newski. Sein Ziel ist die >Heimholung< der Ukraine. „Der Panslavismus, der ein Jahrhundert lang als Schimäre die Menschen verzauberte und der Schrecken Wiens (und der Türkei) war, ist kein Traum mehr….“(Siedler).

Putins Panslavismus ist jedoch nicht nos-talgisch. Das Ziel ist es, einen Weltstaat mit über 200 Millionen Einwohnern, also einschließlich Belorusse, Kasachstans und kleinerer Randstaaten zu schaffen, eben-bürtig der USA und dem Vorbild China. Vorbildlich ist insbesondere dessen gran-dioser wirtschaftlicher und politischer Aufstieg, in den letzten Jahrzehnten. Des Weiteren gilt es die weltweite Hegemonie Amerikas, der dritten Weltmacht, abzu-lösen. Dagegen besitzt die kleinkarierte Europäische Union, nach Meinung des Präsidenten, bereits keine Weltgeltung mehr.

Der als Überraschung gedachte Handstreich des Präsidenten ist jedoch misslungen. Denn niemand beherrscht nach Alexander Kluge einen Krieg. Die Bevölkerung der Ukraine kann zwar besiegt werden, wird aber auch weiterhin, unter ihrem Präsi-denten Selenskyi, die Kooperation verweigern. Ohnehin überzeugt die russische Armee nicht. Und Russlands geringe Wirtschaftskraft, wird zudem durch die auch langfristigen Sanktionen stagnieren. Die russische Bevölkerung ist, hinsichtlich der Kriegsziele noch gespalten, wird jedoch bald kriegsmüde sein.

Ihre gebildete Ju-gend ist ohnehin antiautoritär, westorientiert und durch die verordneten, euphe-mistischen Fehlinformationen eher beschämt als überzeugt. Viele von ihnen, die eigentlich für die Entwicklung gebraucht werden, verlassen das Land. Die große Vision des russischen Präsidenten hat, so scheint es, derzeit kaum eine reale Chan-ce. Wer aber finanziert den Wiederaufbau der zerstörten ukrainischen Städte?

Und wie gehen wir nach Beendigung des Krieges mit Russland um? Wir Deut-schen sollten uns an Otto Bismarcks Mahnung erinnern, sowohl gute als auch kriti-sche Nachbarn Russlands zu sein. Vorschläge dazu erwarten wir insbesondere auch von Annalena Baerbock, unserer Außenministerin. Zitat: Wolf Jobst Siedler: Abschied von Preußen, Berlin 1998, S.24. – Prof. Jürgen Wenzel

 

Putin? Ist ein eiskalter und zugleich paranoider Killer, der skrupelos seinen Großmachtsfantasien nachgeht und dabei von keinerlei ehtischen oder moralischen Grundsätzen gebremst wird. In seinem Denken existieren dabei offenkundig nur Unterwerfung oder Vernichtung. Was also ist zu tun? Seinem Vernichtungswillen mit allem (!) was vorhanden und möglich ist zu widerstehen. Mit allen Konsequenzen. Speziell für Deutschland aber bedeutet dies endlich (!) anzuerkennen, dass auch WIR uns bereits im Krieg gegen Putins Tyrannei befinden. – karl heinz stoll

 

Je mehr persönliche Begegnungen ich mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine habe, desto größer wird der Respekt, den ich für sie empfinde. Ich würde mir einen ZEIT-Artikel wünschen zum Thema „Was wir von den Menschen aus der Ukraine lernen können.“. Da ist natürlich der Mut und die Entschlossenheit derjenigen, die sich in ihrem Land gegen die russische Invasion wehren. Würden wir in Deutschland eine solche Haltung auch aufbringen? Beeindruckend finde ich aber auch die Beispiele dafür, wie ukrainische Kinder in ihrem Klassenverband weiterhin Online beschult werden, auch wenn Schüler und Lehrer über ganz Europa verteilt sind.

Bei der Digitalisierung von Schulen und Verwaltung hat die Ukraine ihre Hausaufgaben offenbar gemacht. Digitaler Behördengang? Hierzulande meist Fehlanzeige, die Geflüchteten müssen wieder in Schlangen anstehen und Papierzettel ausfüllen. Was denken Sie wohl über uns im wohlhabenden und fortschrittlichen Deutschland? Bei uns genügt ein mittelstarker Sturm, um die Beschulung zum Erliegen zu bringen. Für Kinder in Quarantäne gibt es kein Unterrichtkonzept. Wie auch? Die Lehrkräfte sind schließlich, glaubt man den Verlautbarungen ihrer Gewerkschaft, am Limit.

Währenddessen bereitet eine Lehrerin aus der Ukraine, die mit wenigen Habseligkeiten und zu Fuß tagelang geflüchtet ist, ihren Online-Unterricht vor. Respekt. Auch der Bildungsstand der ukrainischen Kinder ist im Vergleich zu ihren gleichaltrigen deutschen Mitschülern sehr beeindruckend, etwa was Fremdsprachenkenntnisse, Mathematik oder Musik betrifft. Solche Begegnungen halten uns den Spiegel vor: Wir sehen Selbstzufriedenheit, Bequemlichkeit, gepaart mit einem guten Stück Überheblichkeit und viel Jammern auf hohem Niveau. Nutzen wir die Begegnung mit den Geflüchteten aus der Ukraine doch einmal, um uns selbst zu reflektieren. – Nikolaus Paffenholz

 

Der Titel der Zeit von dieser Woche „Was RUSSEN denken“. Dann gehts im Artikel gleich los : eine Verkäuferin, ….eine Professorin. Ich würde die Formulierung „Was russische Menschen denken“ vorschlagen. Klingt vielleicht weniger reißerisch. Und weniger antiquiert? – Caroline Nather

 

Das bisherige Verhalten der EU, insbesondere der deutschen Bundesregierung, ist in dem von Russland angezettelten Ukrainekrieg armselig und pflichtvergessen. So genügt offenbar selbst der eindringliche an den Bundestag gerichtete Hilferuf des ukrainischen Staatschefs nicht, sich zu konsequenten Schritten durchzuringen, nämlich zu einer konsequenteren Hilfe, wozu auch der sofortige Verzicht auf russische Energielieferungen zu zählen ist. Man verschanzt sich hinter dem Argument der damit verbundenen, nachhaltigen Schäden für die deutsche Wirtschaft und harten Einschränkungen für die Bevölkerung.

Das ist armselig und wird der gegebenen Bedrohungslage nicht gerecht. Zum Vorwurf der Armseligkeit mag folgendes Beispiel eines realen Geschehens dienen: Wenn es gilt, einen Schwerverletzten aus schwieriger Lage zu retten, wird keiner der Retter primär nach dem eigenen, mit der Rettung verbundenen Risiko fragen und zunächst sein Tun abwägen. Man hilft sofort! Das sollte auch für die EU und damit für die Bundesregierung gelten. Folglich dürfen auch nicht die unvermeidlichen Folgen eines sofortigen Einkaufsstopps russischer Energie gegen die Notwendigkeit, dem ukrainischen Volk in seiner Notlage zu helfen, abgewogen werden. Wir werden das aushalten, auch wenn es hart werden sollte.

Putin wird, solange es ihm gefällt, seine Expansionsziele weiterverfolgen, so lange der Westen, wie seit Jahren, seinem Treiben tatenlos zugeschaut hat, Da liegt es nahe, sich vom verhassten, eingeschläferten Westen jetzt noch seinen Ukrainekrieg via Energielieferungen finanzieren zu lassen. Dass bei diesem Krieg auch das russischen Volk Kriegsopfer zu beklagen hat und Russland international weitgehend ins Abseits stellt, scheint die russische Führung nicht zu interessieren. Man muss sich schließlich gegen die westliche Aggression zur Wehr setzen dürfen…….. Putins Maske ist gefallen. Die EU und insbesondere die bundesdeutsche Regierung hat sich lange genug gutgläubig und fehleinschätzend von Putin an der Nase herumführen lassen. Es ist Zeit zum Umdenken und zum Handeln. – Harald Seidel

 

Putin führt einen Angriffskrieg unter einem doppelten Sicherheitsschirm, unter denen er Kriegsverbrechen ungeheuren Ausmaßes – bis jetzt ungestraft – begeht: Sein Atomschirm schützt ihn vor selbstzerstörerischer Eskalation und die dauernde und öffentliche Garantie westlicher Politiker, dass die NATO nicht eingreift, erlaubt ihm, die Ukraine, unser Nachbarland, zu zerstö-ren! Der Atomschirm schützt – hoffentlich – auch uns, aber die Garantie der NATO ist ein takti-scher Fehler: Ein gefährlicher Gegner darf nie wissen, wo die rote Linie ist. Nicht einmla die darf man definieren, denn dann ist man zum Handeln gezwungen, wenn sie überschritten wird.

Wie lange wollen bzw. könne wir unser wirtschafliches Wohlergehen noch über eine wirksame Hilfe für einen überfallenen Nachbarn stellen? Wann werden EU und/oder NATO doch noch zum aktiven Handeln gezwungen? Was wird passieren, wenn der ukrainische Präsident aus Kiew seine letzte Video-Botschaft sendet: “ Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“ Geht unser Parlament dann auch zur Tagesordnung über? Wir müssen handeln, ehe es zu spät ist. Spätes-tens bis zum Herbst muss Putin wirtschaftlich vom Westen runiniert sein, damitt die Ukraine ihn für unsere Freiheit auch militärisch in die Schrannken verweisen kann. Wer jetzt noch glaubt, dass Putin sich an Lieferverträge für Gas und Öl hält, wenn er uns im nächsten Winter auch frieren lassen kann, ist sträflich naiv! – Dr. Artur Behr

 

Jeder erfahrene AnlegerUkraine weiss, dass man bei der Geldanlage nicht alles auf ein Pferd setzen und stattdessen sein Portfolio diversifizieren sollte. Jeder kluge Unternehmer vermei-det Monostrukturen sowohl auf der Lieferanten- als auch bei der Abnehmerseite. Die Politik jedoch setzte bei der Energieversorgung alles auf die Karte Russland. Es gab genügend Stim-men, die in der Energiefrage vor einer zu großen Abhängigkeit von Russland eindringlich warn-ten. Warum man dieses Alarmsignal seitens der Politik in den Wind geschlagen hat, sollten die ehemaligen Bundeskanzler Schröder und Merkel vor einem parlamentarischen Untersuchungs-ausschuss beantworten.

Deutschland steht vor einem Energie-Supergau. Solange Putin in Russland das Zepter in der Hand hält, schließen sich angesichts der menschenverachtenden Massa-ker, die er in der Ukraine verüben lässt, gegenseitige Wirtschaftsbeziehungen im Grunde aus. In Deutschland kommt beim Thema Energie allerdings noch immer das Fressen vor der Moral und der Solidarität mit einem geschundenen Volk. Somit wird es Putin sein, der in absehbarer Zeit den Gashahn zudreht und Deutschland einmal mehr demütigt. Die Auswirkungen werden katastrophal sein und Dimensionen annehmen, die man sich in der vom Wohlstand verwöhnten Bundesrepublik bislang nicht vorstellen konnte. Es wird Zeit, dass Deutschland aus seinem Bul-lerbü-Traum aufwacht. Bis nachhaltige Alternativen zur russischen Abhängigkeit geschaffen sind, werden noch einige Jahre vergehen. In dieser Zeit muss Deutschland wieder in die Hände spu-cken, statt immer nur den nächsten Urlaub zu planen.

Jeder ist gefordert. Auch jene, die sich bereits im Ruhestand befinden, mit ihrer Erfahrung und ihrem Geist jedoch eine wertvolle Un-terstützung für die jüngeren Menschen in dieser Zeitenwende sein können. Dieses Land muss nach 16 Jahren Merkel, in denen überwiegend von der Substanz gelebt wurde, wieder die Dy-namik und den Erfindungsreichtum „Made in Germany“ entdecken, die es nach dem Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet hat. In dieser fatalen Situation überhaupt noch darüber zu diskutie-ren, ob die letzten Kernkraftwerke in Deutschland über das Jahr 2022 hinaus am Netz bleiben sollen ist ein Beleg dafür, dass der Politik der Sinn für die Realität abhanden gekommen ist. Die Entscheidung, sie noch länger laufen zu lassen, hätte längst fallen müssen. Manchen Politikern scheint das eigene parteiideologische Hemd selbst in dieser Krise immer noch näher zu sein als die Hose der Verantwortung für die gesamte Gesellschaft. – Alfred Kastner

 

Wer rettet uns vor den scheinheiligen Politikern und Journalisten des Westens? Sie betonen unablässig, dass ein Land seine politischen Ziele niemals mit Waffengewalt durchsetzen darf. Eine nie dagewesene Dämonisierung Russlands findet zur Zeit statt. Wo war Ihr Aufschrei, als die USA völkerrechtswidrig einen Krieg gegen den Irak angefangen haben, der nichts aber auch gar nichts mit dem Anschlag vom 9. 11. Zu tun hatte. Wo waren Ihre Forderungen nach scharfen Sanktionen gegen die USA?

Die USA haben Hunderttausend Tote zu verantworten. Wo war Ihr Aufschrei? Wo war Ihre Forderung den amerikanischen Präsidenten wegen Verbrechen gegen die Menschheit vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen, als Bilder von der Folterstätte Abu Graib um die Welt gingen? Wo haben Sie Ihre Abscheu vor einer erneuten Folterstätte der USA nämlich Guantanamo veröffentlicht? Wo ist Ihre Entsetzen über einen völkerrechtswidrigen Krieg, den Saudi Arabien gegen den Jemen führt. Wo sind Ihre Aufrufe zu Spenden für die verhungernde Bevölkerung des Jemen?

Ganz offensichtlich dürfen Staaten, die der Nato angehören, oder mit ihr wirtschaftliche Beziehungen pflegen, jedes Verbrechen begehen. Die Nato war immer ein gegen Russland gegründetes Bündnis, das hat sich bis heute nicht geändert. Die großen Profiteure des Krieges in der Ukraine sind die USA und die Golfstaaten. Da ist es eine Petitesse, das Saudi Arabien einen regimekritischen Journalisten in der eigenen Botschaft in der Türkei zerstückeln lässt. Es ist das große Versagen westlicher Politiker und der ukrainischen Regierung nicht ernsthaft mit Russland über deren Befindlichkeiten zu sprechen. Ich nenne es dümmlich arrogant, dem Anderen jegliche Berechtigung für seine Belange abzusprechen.

Wie moralisch verkommen müssen Sie sein, um Leserbriefe zu veröffentlichen, in denen zum Mord des russischen Präsidenten aufgerufen wird. Wie entsetzlich Artikel zu bringen, in denen gefordert wird, diesen Krieg nicht zu beenden. Die Journalisten haben keine Kinder oder Ehemänner an der Front, die sterben könnten. Es ist sicher für die ukrainischen Mütter und Väter tröstlich, wenn Ihre Lieben tot sind, der Krieg nicht gewonnen werden kann, dafür aber die Politiker und Journalisten stolz sind, russischen Forderungen nicht nachgegeben zu haben. Wenn jemand das Recht hat in Rußland die politischen Verhältnisse zu ändern, dann sind das auschliesslich die Russen. Wenn Sie Kriege als Verbrechen anklagen, dann bitte bei jeder Nation, die diesen Schritt geht. Ich glaube fest daran, dass man jeden Krieg vermeiden kann, wenn alle Seiten das unter allen Umständen wollen. – Barbara Schott

 

Macron -der einzige, der uns vor dem Krieg bewahren kann? Biden nennt den russischen Präsidenten einen „Schlächter“. Macron „würde eine solche Wortwahl nicht treffen, denn ich halte an Gesprächen mit Präsident Putin fest“. Im Gegensatz zu allen anderen sagt Macron, dass es Ziel sei, den Krieg ohne weitere Eskalation zu stoppen, und dass es dazu nötig sei, in der Gemeinschaft nicht weiter zu eskalieren – weder mit Worten noch mit Taten. Bravo für diese Kenntnis von Konfliktdeeskalationsmöglichkeiten, die fast nie in Politik, Medien, Talkshows und Demonstrationen erkennbar ist.

Die Konfliktforschung nach Prof. Friedrich Glasl benennt 9 Eskalationsstufen, wobei die letzte lautet, gemeinsam in den Abgrund zu gehen. Wir steuern direkt darauf zu. Nach Glasl ist eine Doppelstrategie mit Hilfe von neutralen Vermittlern lösungsbringend: Soforthilfe (Waffenruhe und Waffenstillstand) und das Initiieren von Friedensprozessen. Und zwar gleichzeitig auf mehreren Ebenen mit verschiedenen Zugängen.

Dazu gehört es – auch bei Demonstrationen -, Dämonisierungen a` la Biden für Putin oder auch Schröder zu vermeiden, sondern jegliche Zugangsmöglichkeiten zu nutzen, z. B. auch Institutionen aus der russischen Kultur, Sport und Wissenschaft mit ihren Verbindungen und Innovationskraft. Verurteilungen a` la Biden führen bei der anderen Konfliktpartei nicht zur Einsicht, sondern ihrerseits zu gesteigerter Dämonisierung von uns allen. Das darauf folgende Niveau der Entmenschlichung kennen wir nur zu gut und ist der Tod für alle, sei es physisch oder moralisch. – Nicola Weber

 

Sie berichten über viele Befürworter des sofortigen Stopps von russischem Gar, Erdöl und Kohle. Für die Vertreter dieser Meinung, aber auch ganz allgemein möchte ich folgenden Vorschlag einbringen : Als Test für eine deutsche Solidaritätsaktion, wie weit unsere Solidarität für die Ukraine gehen könnte, auch als Fingerzeig für Herrn Staatspräsident Selensky, dem Botschafter Melnyk und all jene, die einen sofortigen Gasstopp vorschlagen : 1. 4 autofreie Sonntage, 2. an diesen Tagen, weil sie ja nicht fahren, herunterdrosseln der Heizung bis zur Frostsicherung in allen Krankenhäusern und Altenheimen, 3. 1 Woche herunterdrosseln der Heizungen bis zur Frostsicherung in allen Kindergärten, Schulen, Geschäften und Büros, 4. 1 Tag Einstellung der Produktion im Gewerbe. Danach : Umfrage zur Wirkung der Solidaritätsaktion und der Bereitschaft eines sofortigen Lieferstopps. – H.-J.Momberger

 

Meine Meinung zu deutscher Politik und gewissen Politikern: Es ist beschämend, daß ein sogenannter Volksvertreter Bartol, ein SPD Abgeordneter und Staatssekretär – welch schönes, gut bezahltes Pöstchen! – den ukrainischen Botschafter scharf angreift, der inständig um Hilfe für sein Land bittet und diese Überlebenshilfe auch dringend einfordert. Ich werde den Eindruck nicht los, daß die alte historische geistige sozialistische Verbundenheit mit den Kommunisten in Rußland noch immer auf anderer Ebene bei gewissen Leuten mit dem heutigen Rußland besteht. Wie ist es zu verstehen, daß unser Worthülsen Kanzler, dieser rechthaberische Zögerer bei Anne Will versuchte, sich so darzustellen, daß er alles richtig gemacht habe?

Warum ist diese Leuchte dann überhaupt nach Moskau geflogen, um mit Putin zu reden? Das Gleiche kann man auch die Anfängerin und Gender Fanatikerin im Außenministerium fragen! Wollte man von Putin hofiert werden, ein bischen herumreisen, in Moskau gut essen? Welcher naive Narr glaubt schon, daß ein Diktator ca.150.000 Soldaten und schweres Kriegsgerät an die Grenze eines Nachbarstaates transportieren läßt und dann, weil unser Olaf und die Baerbock erscheinen, alles so einfach wieder abtransportieren läßt, wo Bündnispartner schon lange einen Einmarsch voraussagen.

Solche Politiker sind für mich nicht nur peinlich, sondern dem Ansehen Deutschlands gefährlich – genau wie diese Rechtsanwältin Lambrecht, die anfangs 5.000 Helme statt Waffen als „Hilfe“ für das ukrainische Militär liefern läßt, was nicht nur bei mir den Verdacht nährt, daß man die Ukraine bewußt ins Messer laufen lassen wollte. Ich bin überzeugt: Deutsche Politversager haben das Blut unschuldiger Kriegsopfer an ihren Händen!

Und Versager verzögern m. E. weiter die Lieferung von Verteidigungswaffen – oder wie ist es anders zu verstehen, daß eine Bitte um Freigabe einer Liste mit sofort lieferbaren Panzer- und Luftabwehrsystemen bei dieser Rechtsanwältin und „Verteidigungs“ministerin Lambrecht – hat sie vielleicht Angst, daß sie jemand verklagt? – seit mehr als einem Monat schmort. So kann man auch m. E. Putin bewußt oder unbewußt in seinem Angriffskrieg unterstützen! Für die Ukraine ist es 5 vor 12, Eile tut not! Wenn Mariupol fällt, ist es zu spät. Ich ahne schon: Dann heißt es wohl wieder aus Berlin, das haben wir nicht geahnt! – Helge Scheibe

 

Eintrübung. Die Aussichten auch für die deutsche Wirtschaft sind nicht gut, vor einer Re-zession nachdrücklich wir sollten sein auf der Hut. LNG aus den USA ca. doppelt so teuer ist wie russisches Gas, für Unternehmen wie Verbraucher das wird werden kein Spaß. – Dr. Jens Brökelschen

 

Ukraine-Krieg. Albert Einstein sagte: “ Wir können die Probleme dieser Welt nicht mit derselben Denkweise lösen, mit der wir sie verursacht haben.“ Das heißt doch: eine Seite muss mit dieser „anderen Denkweise“ anfangen. Bei Putin finden solche Gedanken derzeit keinen fruchtbaren Boden. Also muss “der Westen“ nach dieser anderen Denkweise suchen. In einer globalisierten Welt muss auch die Politik globalisiert sein; d.h. die beiden Pole (beide Kontrahenten) müssen sich bemühen ins Gleichgewicht zu kommen.

Nicht der eine ist der absolut Böse und der andere der absolut Gute. Und wenn es uns auch noch so schwerfällt, dürfen wir den Aggressor nicht verachten, wir müssen ihn (be)achten. Wir dürfen nicht mit Sanktionen zur Eskalation beitragen, wir müssen als Gegenpol zur Gewalt mit Hilfsangeboten deeskalieren. Dieser Schritt ist zwar neu, aber – ich glaube – er entspricht der von Einstein empfohlenen anderen Denkweise. So ein Vorgehen verbietet uns nicht, dass wir gleichzeitig vorbereitet sein müssen um nach einem Misserfolg, also dem Worst-Case, unsere Stärke zu demonstrieren und dann gegebenenfalls auch anzuwenden. – Karl-Reiner Schmidt

 

Dass die Politik versagt hat in folgenden Punkten ist nicht mit dem Satz irren ist menschlich zu entschuldigen. Das geht so einfach nicht, das Versagen ist universal, der Eindruck dass Politiker unfähig sind hat sich verstärkt. Die beiden letzten Kanzler und ganz viele andere ebenso Deutschland sollte tief ins Nachdenken kommen Deutschland insbesondere es geht um folgen-de Punkte Erstens. Die kulturelle völlige Blindheit mit der man Russland ins Abseits gestellt hat und es radikalisiert und Putin aufgebaut hat Zweitens. Die völlige Ahnungslosigkeit mit der man Putin nun ins Messer gelaufen ist sich auf dem falschen Fuß erwischen ließ und ihn total falsch eingeschätzt hat Drittens. Die blauäugige einseitige Abhängigkeit von den Energielieferungen Russlands

Viertens. Der übertriebene Pazifismus und gut Menschlichkeit des Hippie Staates Deutschland der glaubte auf eine Bundeswehr quasi verzichten zu können Was haben Sie getan? Bzw nicht getan? Muss Deutschland bei der Schläfrigkeit immer spitze sein? Das ist viel zu wenig. Das kann Oma Meier besser als sie sie sind dafür da Schaden abzuwenden wie der Amts-eid des Bundeskanzlers lautet. Jetzt haben wir einen gigantische kultur Konflikt mit einem Welt Verbrecher und keiner weiß wie das endet dafür muss man sich wahrlich bei der Politik nicht bedanken es ist ein General versagen die Politik kann sich nicht so leicht rausfinden das gilt auch für Herrn Schäuble

Was haben Sie getan? Das kann man so leicht nicht wegwischen vielleicht sollte man etwas weniger über Gender und etwas mehr über die gefahren der Welt reden. Sind Politiker durch ihr hartes Amt so abgestumpft, dass sie wenn sie per Putin Auge in Auge gegenüber sitzen nicht tiefer in seine zugegeben finstere Seele schauen können? Ist Em-pathie nur eine nervige Worthülse der modernen Zeit? Wissen Politiker etwas über Geschich-te, können Politiker strategisch denken? – Christian Engelken

 

Wie lange noch wollen Sie uns Lesern eigentlich das Bild vom finsteren russischen Reich und seinem dämonischen Führer in diesen zahlreichen Artikeln, die alle im gleichen propagandisti-schen Jargon gehalten sind, noch präsentieren? Fällt Ihnen wirklich nichts anderes mehr ein? Selbst die ursprünglich von mir sehr geschätzten Beiträge des Podcasts „Zeit Verbrechen“ wer-den von dieser unsinnigen Propaganda durchzogen. Zeigt Ihnen Ihr investigativer Kompass wirk-lich nur noch diesen einen Weg? Mich als Kind der DDR (wir verließen das Land 1983 aus politi-schen Gründen)schockt zutiefst, wie einseitig und undifferenziert Ihre Berichterstattung erfolgt.

Dabei würde eine sachliche Auseinandersetzung mit den historischen und vor allem wirt-schaftspolitischen Hintergründen dieses Konflikts Putins verurteilungswürdiges Handeln keines-falls in Frage stellen. Das nährt meinen Verdacht der manipulativen Beeinflussung seitens ande-rer Global Player, wie der USA. Sie sollten sich aber überlegen, ob es geschickt ist, am eigenen wirtschaftlichen Niedergang mitzubauen, sämtliches diplomatisches Geschick in den Wind zu schießen und den journalistischen Anspruch, der Wahrheitsfindung zu dienen und die Welt in ihrer Komplexität darzustellen, aufzugeben.

Noch habe ich die Hoffnung, dass es anderen Le-sern zunehmend bewusst wird, wie sehr sie gerade manipuliert werden. Ebenso hoffe ich, dass ihr Mut und das große intelektuelle Potential Ihrer Mitarbeiter dazu führen, eine Wende hin zur sachlichen und weniger einseitigen Bewertung der Situation herzustellen. Als „Geistige Nah-rung“ empfehle ich den Podcast des SWR2 „Wo bleibt das Recht im Krieg“ zum Krieg in der Uk-raine, Link anbei. – Ellen Barthels

 

Da verstehe noch einer die Menschen. Es ist Krieg, in der Ukraine, und es ist wie in der 30ern des letzten Jahrhunderts. Es trifft erst mal die Anderen, die Ukrainer, also warum sollen wir aus unserer Komfortzone heraus? Warum sollten wir was tun, jetzt, es geht ja noch ganz gut mit dem Wegschauen. Was machen wir statt aktiv zu werden, wir jammern über Benzin und Öl-Preise. Fordern unseren Staat auf uns zu unterstützen, weil es uns ja wegen den paar Cents so wahnsinnig schlecht geht. Verglichen mit einer Bombe die unser Haus trifft, ist der Benzin- Preis ja nun wirklich lächerlich, wie kann man da auch nur ein Wort drüber verlieren?

Es soll der Staat zahlen, Schulden machen, damit wir Geld bekommen. Heh liebe Mitbürger, wer ist denn der Staat, das sind wir doch alle. Also fröhlich von der rechten in die linke Tasche und Schulden machen die Abhängigkeiten bringen. Wer kommt nur auf solche Idee – der Herr Lind-ner – kann er sich das Benzin für seinen Porsche jetzt nicht mehr leisten? Also mir fallt da nur noch Spott ein. Präsident Volodymyr Zelenskyy hat bei seiner Rede davon gesprochen, daß wir Deutschen zu wenig tun, ja da hat er recht, leider haben sich die Falschen betroffen gefühlt, nämlich nur die Abgeordneten den das schlechte Gewissen ja kollektiv von unseren Journalis-ten eingetrichtert wird.

Was fällt euch Journalisten denn zu uns Bürgern ein? Nur Berichte über jammern an den Zapfsäulen, leider. Ich meine der Benzinpreis ist kein Problem. Da muß nie-mand irgend eine staatliche Forderung bekommen, so lange es keine breite Bewegung der Fahrgemeinschaften gibt. Das wäre ein kleiner organisatorischer Aufwand, sich ein wenig be-mühen und schon kann man 2 … 3 Pendlerfahrten pro Woche einsparen. Wenn ich einfach rechne: heutigerBenzinpreis = 2.50Euro = 1.47.. Wohlfuehlpreis 1.7Euro 2 Fahrten die Woche gespart bedeuten: 10Fahrten = 1.25… − > 2.50Euro = 2.00Euro 8Fahrten 1.25 hey den effekti-ven Benzinbreis schon auf 2.00€ gedrückt, für das Pendeln besser als der Herr Lindner mit sei-nem Zuschuss und ohne Schulden, auch bei einem Preis von 2.50€/ Litter bei nur 2 gemeinsa-men Fahrten pro Woche und zwei Personen die jetzt statt 10 Fahrten nur noch 8 Fahrten ma-chen.

Man kann aber auch 3 mal pro Woche zusammen fahren und vielleicht nicht nur zu zweit vielleicht zu dritt. Dann sieht das so aus: 15Fahrten = 1.66… − > 2.50Euro = 1.5Euro 9Fahrten 1.66 Erklärt mir mal warum der Staat – also sie und ich, uns jetzt verschulden sollen um eine Förderung zu finanzieren? Also ich bin da dagegen. Kommt wieder, wenn ihr alle Fahrgemein-schaften habt und es dann immer noch unbezahlbar ist. Wer keine Fahrgemeinschaft will, darf auch gerne alleine Fahren aber bitte nicht jammern.

Und ihr Arbeitgeber, ihr organisiert jetzt eure Arbeitszeiten so, daß Fahrgemeinschaften funktionieren und hört auf, auf absolute Flexibilität eurer Angestellten zu pochen. Und ermöglicht weiter Home-Office für niedrigere Energiekosten. Ist das nicht wirtschaftlich? Wenn wir Geld in die Hand nehmen, dann gerne für Handwerker um ihnen ein Elektroauto zu finanzieren und gerne auch für Solarzellen und Wind-räder. Warum haben die Transporter eigentlich keine Solarzellen auf dem Dach. Sie stehen ja die ganze Zeit an den Baustellen in der Sonne rum, da können die wunderbar laden. Und wa-rum sind unser Parkplätze nicht mit Solar-Kollektoren überdacht.

Hätte nur Vorteile, keine hei-ßen Autos mehr in denen man brät wenn man einsteigt und dann noch die Klimaanlage (Ener-gie) braucht um die Kiste wieder kühl zu bekommen. Für so was braucht man auch keine dicken Leitungen oder Infrastruktur, man lädt einfach die Autos während dem Einkaufen, Essen, Arbei-ten. Was spricht eigentlich gegen so ein Geschäftsmodell? Jetzt muß ich noch eine keine Phy-sikstunde für Herrn Lindner geben (er ist für mich einfach hier der Name der für alle die steht die nicht rechnen können – beim Physik Unterricht nicht aufgepasst haben, oder alles vergasen – sorry Herr Lindner in dieser Schublade sind sie jetzt)

Freie Fahrt für freie Bürger gilt wohl nicht so wirklich für Ukrainer oder? Warum lese ich nichts von einem Aufruf für die Zeit des Krieges freiwillig 100km/h auf den Autobahnen zu fahren. Ist uns diese kleine extra Fahrzeit die das kosten würde eine zu große Zumutung? Ist es besser für unsere Freiheit, wenn wir jetzt Öl und Gas bei anderen Despoten kaufen, statt einfach zu sparen? Die Physik hat den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Energieverbrauch mit viel Mühe erforscht und zuverlässige Er-gebnisse erzielt. Die Formel für die Kraft die benötigt wird den Luftwiderstand zu überwinden lautet:

F D = 12 * p * v 2 * C D * A und die Arbeit die verrichtet werden muß und somit die Energie die notwendig ist berechnet sich: WD = FD * s FD kennen wir ja schon “s” ist der Weg den wir fahren, die zurückgelegte Strecke. Erste schlechte Nachricht für “Herrn Lindner” da steht nichts von der Zeit, die immer wieder gehörte Ausrede, das man wenn man langsamer und damit länger fährt mehr Sprit verbrauchen würde, die gibt die Physik nicht her, das ist ein-fach nur Quatsch. “v” ist das Kürzel für die Geschwindigkeit und das steht da im Quadrat.

Für “Herrn Lindner” erzeuge ich doch mal ein Tabelle. Darin nehme ich als Referenz = 1 mal die Vorgeschlagene Geschwindigkeit 100km/h. Da alle andern Wert in der Formel konstant sind – spezifisch für das Fahrzeug, reicht es die Quadrate der Geschwindigkeit zu vergleichen. Ge-schwindigkeit V2 Vergleich 80km/h 6400 64 % 100km/h 10000 100 % 120km/h 14400 144 % 140km/h 19600 196 % 160km/h 25600 256 % 180km/h 32400 324 % 200km/h 40000 400 % Oh “Herr Lindner” das langsam Fahren bringt nichts? Mit 80km/h statt 100km/h auf der Land-straße brauchen wir nur noch 64% der Energie für die Überwindung des Luftwiderstands. Wenn wir mit 100km/h statt mit 160km/h über die Autobahn fahren verbrauchen wir nur noch weni-ger als die Hälfte für den Luftwiderstand. Also das würde richtig was bringen.

Und der Luftwi-derstand ist ein sehr wesentlicher Anteil des Fahrwiderstands, das weiß jeder Radfahrer. Bei jedem Radrennen wird berichtet, wie entscheidend der Windschatten ist, was das bringt. Nur beim Autofahren soll das anders sein? Lieber “Herr Lindner” ist es nicht. Deshalb freiwillig 100km/h auf der Autobahn und 80km/h auf der Landstraße, damit wir uns nicht weiter ver-schulden und gegen Putin kämpfen. Ein vergleichsweise angenehmer Kampf verglichen mit dem wenn man im Feld kämpfen muß wie die Ukrainer. Eine Frage der Solidarität jetzt sofort, nicht kompliziert, keine Vorlaufzeit keine Kosten, nur eine kleine Unbequemlichkeit – sind die Deut-schen wenigsten so solidarisch? Also ich mach das jetzt einfach, wer entwirft mir für die Aktion einen Aufkleber auf mein Auto? – Joachim Tiedeke

 

Unsere „Wertegemeinschaft“. Seit dem Zerfall der Sowjetunion vor dreißig Jahren bereitet unsere wunderbare westliche „Wertegemeinschaft der Demokratie, des Friedens, der Freiheit und der Menschlichkeit“ den nun ausgebrochenen Krieg gegen Russland, den „Feind der Demokratie und unserer Werte“, vor. Begleitet von moralisierender selbstgerechter hochmütiger herabwürdigender beschimpfender bedrohender hasserfüllter politischer Agitation und Propaganda rückt das ausschließlich feindlich gegen Russland gerichtete höchstgerüstete militärische Bündnis der gesamten westlichen „Wertegemeinschaft“ in unaufhaltsamem Aufmarsch gegen Russland vor.

Den letzten von der Regierung der Ukraine gewünschten Akt dieses militärischen Aufmarsches, den sich offensichtlich anbahnenden mörderischen atomaren Brückenkopf der NATO in der Ukraine, diesen existenziell bedrohlichen Angriff auf seine Sicherheit und Souveränität konnte und wollte Russland nun nicht mehr hinnehmen. Ein steinzeitliches Völkerrecht schützt nur die Souveränität der Ukraine.

Ein Minimum an Empathie und Vernunft hätte den Krieg verhindern oder beenden können! Stattdessen kommt nun die „Rüstung für den Frieden“ gegen den „Aggressor“ so richtig in Schwung. Im Nu schüttelt unsere Werte- und Rüstungsgemeinschaft weitere hunderte Milliarden Euro und Dollar aus dem Ärmel – angesichts des Zustandes unserer Welt ein Verbrechen von scheußlicher Öbszönität.

Gleichzeitig hat in nur einem Monat dieses Krieges – wie in allen Monaten davor / auch in den kommenden Monaten wird es so sein – unsere Wertegemeinschaft der Menschlichkeit mehr als 700.000 (siebenhunderttausend! / täglich 25.000!) Menschen – vor allem Kinder – verhungern lassen! Abermillionen von Menschen lässt sie dem Hungertod nahe in fürchterlicher Armut darben. Unsere Wertegemeinschaft der Menschlichkeit hat in diesem einen Monat des Krieges 100.000 Menschen ohne Behandlung an Tuberkulose sterben lassen. In diesem Monat des Krieges hat unsere Wertegemeinschaft 50.000 Menschen an Malaria sterben lassen!

Wie berühren uns doch die Spendenaufrufe unserer Wertegemeinschaft: „Mit sieben Euro retten Sie einem Kind das Augenlicht“. „Mit einigen Euro retten Sie den Tiger vor dem Aussterben“. Der Umgang unserer Wertegemeinschaft mit unseren Mitlebewesen, mit „unseren Nutztieren“ schreit zum Himmel, ist an Barbarei und Dekadenz nicht zu überbieten. Etc. etc. etc.!„Wertegemeinschaft“, wir sind das perverse Gegenteil dessen, was wir vorgeben zu sein – wir sind scheinheilige Heuchler, wir sind hoffärtige Pharisäer, wir sind ignorante verantwortungslose Verbrecher an der Menschheit und an der Natur! Wir sind Teufel! – Dr. Hans Renner

 

Zu meinem großen Bedauern hat sich „die Zeit“ bei ihrer Berichterstattung über den furchtbaren Ukraine-Krieg immer mehr zu einem Propaganda-Blatt entwickelt. Kaum eine Seite ohne Kriegsbezug, ohne weinende Kinderaugen. Die Beurteilung Russlands variiert maximal zwischen „menschenverachtend“ und „verbrecherisch“. Ein kritisches Hinterfragen der Ursachen unterbleibt völlig. Kein Wort zur expansiven Erweiterung der NATO, die entgegen vorheriger Zusagen vorangetrieben wurde und es den Vereinigten Staaten ermöglichte, ihre Atom/Raketenabwehrwaffen immer näher an russisches Gebiet zu positionieren. Natürlich rechtfertigt das nicht einen Krieg.

Man sollte aber einmal darüber nachdenken, ob sich Russland dadurch nicht hat bedroht fühlen müssen und ob ein anderes diplomatisches Vorgehen nicht klüger gewesen wäre. Sehr viel ehrlicher wäre es auch, wenn man über die bedauernswerten, hilflosen Frauen, Kinder und Alten bei jedem Krieg im gleichen Umfang berichten würde und nicht nur dann, wenn es ins politische Kalkül passt. – Klaus Wagner

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist es FaschiZmus?“ von Jochen Bittner

 

Jochen Bittner schockiert mich, auch wenn er zunächst meines Erachtens richtig urteilt: „Sicher, es wäre riskant, das Land von seinen wichtigsten Energieversorgern zu kappen, die Folgen wären nur wenige Monate durchzuhalten.“ Dann seine erstaunliche Schlussfolgerung: „Aber das Risiko muss Deutschland in Kauf nehmen….“ Ganz nebenbei: Es ist kein dann Risiko mehr, sondern es sind die sicherlich eintretenden Folgen desselben. Aber als schockierend empfinde ich seine Aussage, dass Deutschland Folgen in Kauf nehmen sollte, die es auch sei-ner Einschätzung nach nur wenigen Monate durchalten kann. Sind denn Sanktionen nicht dazu da, überwiegend dem Empfänger zu schaden und nicht dem Geber?

Oder glaubt er, dass das Putin dazu zwingen würde, den Krieg innerhalb weniger Monate zu beenden? Oder glaubt er, dass Putin glaubt, es sich ohne Gefahr für sein Leben und für seine Herrschaft leisten zu kön-nen, diesen auch für Russland verlustreichen Krieg ohne triumphierend vorzeigbare „Beute“ beenden zu können? Oder glaubt er an einen Sieg der Ukraine? Deutschland sollte sich nicht weiter lächerlich machen: Nicht-Management der Energiewende, BER, Zustand der Bundes-wehr, was noch? – Dr. Hergen Heinemann

 

Allen, die immer noch nicht verstehen, warum die Mehrheit der russischen Bevölkerung Putin und seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine gut heißt, sei der Artikel von Jochen Bittner empfohlen. Er zeigt glasklar auf, dass Russland zu einem faschistischen Staat geworden ist. Wie konnte es nur so weit kommen? Auf die gleiche erschreckende Weise, wie es vor fast 90 Jahren einem anderen faschistischen Regime mit größenwahnsinnigem Führer gelang, die Menschen zu verführen und ins Verderben zu stürzen. Das darf sich nie mehr wiederholen, um Gottes und der Menschheit willen. – Willi Mößel

 

Jochen Bittner, Ist es Faschi Z mus? Wenn eine These, ihr zugrundeliegende Annahmen, prob-lematisch sind, sind es auch deduzierende Schlussfolgerungen. Um nicht missverstanden zu werden: Die Staatsführung des Kreml funktioniert ähnlich autoritär wie z.B. Erdogans weißer Palast. Weder handelt es sich um eine “lupenreine Demokratie”, noch gibt es mehr als elek-torale Bestätigungen von Putins Herrschaft. Zur in Frage stehenden These und der ihr zugrunde-liegenden Annahmen des Co – Leiters Streit Ressort ZEIT: Ist es Faschi Z mus? Im Text geht’s um Faschismus ohne “Z” nach den 5 bekannten Faschismus – Kriterien:

– Zusammenbinden aller Kräfte (fasces) – Führerkult – Bedrohungstrauma (innen/außen) – “völkische Gemeinschaft statt liberale Gesellschaft – Verordnete Gesinnung (Propaganda) Für jedes Kriterium meint Jochen Bittner (J.B.) treffende Anhaltspunkte gefunden zu haben – und schon ist er beim “großen” Vor-bild: Hitler – Faschismus ( besser: NS). Dann geht’s von Moskau über Versailles nach Berlin am Ende des 1. WK. Die Dolchstoßlegende der OHL wird bei J.B. zur “Nato – Dolchstoß – Legende” – “gegen das in Osteuropa unbesiegte Russland”. 1918/19 hieß es: …gegen das im Felde unbe-siegte Deutschland. Na ja – so passgenau scheint der angestrebte Vergleich doch nicht zu funkti-onieren…

1. B. gibt sich jedenfalls in seinem Essay überzeugt vom “Faschismus” Russlands. Aber wenn alles so sonnenklar ist – so fragt er selbst – warum noch Faschismus als “Kampfbegriff”? Der geschichtspolitisch heilige Gral des “Nie wieder” bildet den absoluten Höhepunkt deutscher Staatsräson, vor dem er die vielen – von ihm ins Feld geführten – Defizite deutscher Reaktionen auf den Ukrainekrieg mißt – Vulgo: “Frieren für den Frieden” z.B. Tatsächlich versteigt sich J.B. nirgendwo und niemals dazu, Waffen- lieferungen an die Ukraine auf seine Defizitliste zu setzen. Bis zum Schluss seines Essays dringt er aber mit Leidenschaft darauf, alles daran zu setzen, Putin zu stürzen.

Jochen Bittner schreibt auf der Seite der ZEIT, die Helmut Schmidts Diktum ziert. Das allein schon ist ihm angesichts seines Engagements hoch anzurechnen. Warum wohl legt Umberto Eco faschistische Herrschaft so breit aus? J.B. selbst verweist auf die bekannten 5 Kri-terien. Eine Frage, die man heute besser nicht stellt: Wie viele der genannten Kriterien mögen bereits genügen, um von Faschismus zu sprechen? In Ländern, die sich im Krieg befinden, findet man Anhaltspunkte solcher Art von Kriterien zuhauf – auch auf Seiten der Regierung in Kiew.

Wer aber den Krieg rasch beenden möchte, sollte – anders als von Kiew immer wieder, immer dringlicher gefordert – keine Waffen liefern, keine Flugverbotszone einrichten. Aber natürlich: jede humanitäre Unterstützung geben. Es geht jetzt gerade nicht um das Anstimmen der großen Ideale europäischer Moderne, es geht ums nackte Überleben der Bevölkerung in der Ukraine. Um das Beenden eines Krieges, an dessen Ende weder Frieden noch Demokratie herrschen wird. – Klaus D. Lubjuhn

 

Habe oben genannten Kommentar eben gelesen und bin noch ganz der Fassung. Sehr eindringlich und ich stimme in allem zu . Leider ist einem danach eher zum heulen. Auch ich fühle mich moralisch unterfordert! Trotzdem besten Dank für diesen Beitrag (von dem man hofft, dass er wenigstens von der Pressestelle von Herrn Habeck und Herrn Lindner gelesen wird). – Nicole Gebhardt

 

Sie haben, finde ich, mit Ihrem Beitrag absolut den Nagel auf den Kopf getroffen! Die sogenannten „Putinversteher“ werden sofort widersprechen und auf geschichtliche Verstrickungen und mögliche Verfehlungen „des Westens“ während der Revolution in der Ukraine 2014 hinweisen. Diese Menschen sind jedoch blind für die politische und gesellschatliche Entwicklung in Russland seit dem Zerfall der Sowjetunion, welche absolut derjenigen in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg ähnelt! Der nationale Stolz und die verletzte russische Seele sind ein Nährboden für faschistische Entwicklungen. Das große „Z“ wird vermutlich ein neues trauriges Symbol dafür werden. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Danke Herr Bittner für die glasklare Analyse. Russlands Versailles- Syndrom wie treffend sollte Deutschland zur Spitze der Bewegung zum Bremsen von Putins Kriegsmaschine machen. Kleinmut und Appeasement führten zum II. Weltkrieg. Diese Lektion sollten wir Deutsche gelernt haben. Die Regierung insbesondere die SPD sollte endlich aufwachen und handeln. Noch ist es ZEIT – 5 vor 12 – peter krieger

 

Endlich! Seit Wochen wartete ich darauf, dass endlich jemand bemerkt und formuliert, dass auch Putins „NATO“-Lüge einen Vorläüfer in der „Dolchstoß“-Legende der Nazipropaganda hat. Danke Herr Bittner! Aber wann wird jemand darüber schreiben, dass auch das von Putin verbreitete Feindbild – sowohl über die Ukraine als auch „den Westen“ betreffend – ebenso in der faschistischen Propaganda von Hitlers Nazischergen sein Vorbild findet:

Damals war es „die jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“ die den Untergang der deutsch-arischen Kultur und Rasse zum Ziel haben sollte. Wenn Putin nun in paranoider Larmoyanz die Bedrohung „seiner“ russischen Kultur durch NATO und „Westen“ bereits als propagandistische Durchhalteparole verbreitet, scheint die Reaktion dieses „Westens“ auf seinen Vernichtungskrieg in der Ukraine doch nicht ganz wirkungslos zu sein. – karl heinz stoll

 

Die Antwort auf die Frage, ob Putins Regime faschistisch ist, halte ich für nicht ganz so wichtig, auch wenn ich wie Sie der Meinung bin, dass die Bezeichnung passt, weil es genug Elemente wie Führerprinzip und Nationalismus gibt, die die Bezeichnung rechtfertigen. Mir reicht es zu wissen, dass Putin in Russland jeden unabhängigen Journalismus unmöglich gemacht hat und sein Regime nur mittels umfassender Propaganda, also mittels Lügen und Verschweigen der Wahrheit, Zustimmung organisieren kann.

Deshalb frage ich mich auch, was das Dossier „Was die Russen denken“ an neuen Erkenntnissen bringen soll, wo doch die meisten Russinnen und Russen aufgrund fehlender wahrheitsgemäßer Information in staatlichen und staatsnahen Medien sich schon längst kein zutreffendes Bild von der Lage in Russland, der Ukraine und der ganzen Welt mehr machen können. Zum Fürchten finde ich, dass solche gezielte Desinformation nicht nur in Diktaturen wie Russland, China und Nordkorea möglich ist und funktioniert, sondern sogar in den USA – trotz aller dortigen Informationsmöglichkeiten: So glauben immer noch sehr viele Republikaner*innen, dass Donald Trump der Wahlsieg „gestohlen“ wurde.

Zu den Konsequenzen aus dem Angriffskrieg des Putin-Regimes: Die Öl- und Gaslieferungen aus Russland haben sich mit der vertragswidrigen Forderung Putins, in Rubel zu zahlen, wohl bald erledigt. Deutschland wird hoffentlich nicht die eigenen Sanktionen unterlaufen. Die Ukraine bittet um Panzer und Flugzeuge und Abwehrwaffen und ich sehe keinen guten Grund, sie nicht zu liefern. Solange nicht offizielle NATO-Truppen in Russland – in den Grenzen bis 2014 – einmarschieren, besteht meines Erachtens keine Gefahr, dass Putin den Befehl zum Einsatz von Atomwaffen gibt.

Im Übrigen hat Putin selbst die NATO-Staaten in seinen Krieg involviert, u. a. dadurch, dass sein Krieg Millionen von Ukrainer*innen in die NATO-Staaten vertrieben hat und immer noch vertreibt. Es ist auch deshalb – und nicht nur wegen des Völkerrechts, des Bruchs von Verträgen und der Sorge vor weiteren Eroberungskriegen Putins – legitim, dass die NATO-Staaten versuchen, die Unabhängigkeit, die territoriale Integrität und die demokratische Verfasstheit der Ukraine zu verteidigen und den Geflüchteten eine Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Dieser Artikel macht uns bewusst, wie lange und wie weit Putin schon in Richtung eines faschistischen Regimes gegangen ist. Andererseits wird auch aus vielen Verlautbarungen offensichtlich, dass jede Verteidigung gegen die gegenwärtige Aggression von Putin nur als Beweis für die „Bedrohlichkeit des Westens“ ausgegeben wird und damit den Kampf weiter anheizt. Selbst bis zum Risiko der Selbstvernichtung, da man ja (unter Verdrängung aller Lügen) sich im Recht weiss. Das kennen wir bestens auch aus der amerikanischen Politik!

Deshalb ein Vorschlag: Warum machen die Köpfe der wichtigsten Länder nicht zusammen eine Friedensinitiative mittels Abwurf von Millionen Flugblätter über die wichtigsten Siedlungen Russlands mit dem ausdrücklichen Wunsch auf Frieden, mit der Aufklärung, was und wie Russland in der Ukraine am Zerstören ist, und dass auf unserer Seite kein Hass gegen Russlands Bevölkerung besteht. Idealerweise zusätzlich mit einem Vorschlag, z.B. der Ukraine einen neutralen Status zu gewähren ohne Nato-Zutritt für die nächsten Jahrzehnte. Putin muss eine Gelegenheit geboten werden, möglichst ohne Gesichtsverlust aus dieser Teufelsspirale zu kommen. Es ist ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, dass der Stärkere nachgeben und ein Friedensangebot machen soll. Vielen Dank. – Peter Früh

 

Ich fand den Artikel sehr interessant. Erst zum Ende hin habe ich die Abgrenzumg zur Diktatur verstanden. Was mir allerdings von Beginn bis Ende im Kopf schwirrt: Liegt bei China nicht die selbe Situation vor? Übersehe ich da einen wesentlichen Unterschied? Oder passte das Thema einfach nicht mit in den Artikel? – Sabine Reichardt

 

Ich möchte Ihnen sprichwörtlich die Füße küssen für diesen Artikel! Und mit meiner Zustimmung bin ich nicht allein, wie ich durch Vorlesen und Weiterempfehlen erfahren konnte! Herzlichen Dank. – Hans-Jörg von Lücken

 

Jochen Bittner stellt fest: «Wer Putins Regime nicht den passenden Namen gibt, wird auch nicht die passenden Reaktionen finden». Zu den passenden Reaktionen gehören zunächst mal Massnahmen, die Putins Regime schwächen. Dazu gehört aber auch, dass man Putins Handeln versteht, auch um mit ihm erfolgreich verhandeln zu können. Der Vergleich Putins Idologie mit der von Hitler oder Mussolini ist naheliegend. Doch ein Vergleich mit Pipi Langstrumpfs Ideologie ist womöglich aufschlussreicher: «Ich mach mir die Welt so wie sie mir gefällt.»

So gesehen wäre Putin auch vergleichbar mit Stalin, Kim Jong Un oder Xi Jingping. Putin gelangte an die Macht durch eine vernünftige Politik, die akzeptiert wurde. Die Welt, wie sie ihm nun gefällt, besteht zunächst darin, dass sie auf seinen Wunsch nach Machterhalt zugeschnitten ist. Was bei Pipi Riesenkräfte sind, die es ihr erlauben ein Pferd zu stemmen, ist bei Putin der Ölreichtum, seine Freundschaft mit Xi und die Schwäche des Westens, die sich von Afghanistan bis Mali gezeigt hat.

In die Hände gespielt hat ihm auch der Konflikt zwischen der orthodoxen Kirche Russlands und der orthodoxen Kirche der Ukraine (verhängnisvolle Fehler auf beiden Seiten). Bisher hatte seine Politik in Syrien, im Kaukasus, in Kasachstan und auf der Krim Erfolg. Sein Wunsch Russlands Grösse und Einfluss zu mehren, wird von einem grossen Teil der Russen geteilt

Was die Ukraine betrifft so hat sich Putin verrechnet. Vielleicht war er vom Erfolg der Taliban beeindruckt und von einem Mechanismus, der diesen Erfolg ermöglichte. Die alten Römer wusste: «quidquid agis prudenter agas et respice finem. (Was immer du tust, handle klug und bedenke das Ende)». In Afghanistan wurde prognostiziert, das Regime könne sich höchstens ein paar Jahre halten. Und dieses Resultat wurde vorweggenommen (respice finem): wozu sterben für eine verlorene Sache? In der Ukraine hat das nicht im Sinne Putins funktioniert – trotz des massiven Militäraufgebots, das vermutlich zunächst vor allem als Drohkulisse gedacht war.

Eine wesentliche Ursache der Ukrainischen Katastrophe liegt im System, das einer Person eine so grosse Macht erlaubt. In einer Demokratie wäre das nicht möglich, wo jede entscheidende Handlung vor der Regierung und die Grundlagen der Politik vor den Wählern verantwortet werden muss. Allerdings ist es bei wirtschaftlichen und politischen Krisen manchmal von Vorteil, wenn eine starke Führung Bürgerkriege verhindert und nicht mehrere konkurrierende Warlords die Entwicklung bestimmen.

Hier bestehe allerdings dann die Gefahr einer Art politischen Peter-Prinzips: ein erfolgreicher Politiker steigt zu immer mehr Machtfülle auf, bis er in einer Art Grössenwahn scheitert. Hier ist ein an den Anforderungen eines höheren gemeinsamen Ziels der Menschen (langes gutes Fortbestehen) orientiertes gemeinsames Weltbild notwendig, auch um Brücken zu schlagen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Die Dinge beim Namen nennen! Herrn Bittner sei Dank für die klaren Worte in der Ausgabe vom 24.3.: Ja, das System Putin ist faschistisch, Putins Nato-Lüge mit der Dolchstoßlegende vergleichbar – und diese Erkenntnis verpflichtet zum Handeln! Jochen Bittners Vorschläge in den letzten beiden Abschnitten wünsche ich mir von den Regierenden der freien (westlichen) Welt mit Ausrufezeichen umgesetzt! Und was spricht gegen Tyrannenmord, wenn selbst die russische (christliche???) Staatskirche die 10 Gebote sowie die „Bergpredigt“ missachtet? – Patricia Fehrle

 

Jochen Bittner fragt zurecht, weshalb ausgerechnet hierzulande kaum jemand das System Putin als das bezeichnet, was es ist: Purer Faschismus. Das „Nie wieder!“ ist in Gesellschaft und Politik leider zu einer Hohlphrase verkommen, die ritualisierte Gedenkveranstaltungen, Hashtags und Gratis-Solidaritätskonzerte ziert.

Immerhin: Mit dem Regierungswechsel hat die Innenministerin aus diesem Anspruch endlich eine klare, politische Agenda mit konkreten Maßnahmen abgeleitet. Der Bundeskanzler, seine Außen- und seine Verteidigungsministerin sollten es ihr dringend gleichtun. – Nikolai Dahlmanns

 

Aus meiner Sicht, ja, es ist Faschismus. Herzlichen Dank für den treffenden Artikel. Ich freue mich über die überaus klaren Worte. Ich fürchte nur, dass viele unserer Mitmenschen Ihre Ansicht nicht teilen. Daher hoffe ich, dass Sie auf den Shitstorm vorbereitet sind. – Till Borchert

 

Danke für Ihren Artikel. So wie Sie, sollte DIE ZEIT denken, so uns führen, zumindest den Ver-such immer wieder unternehmen. Seit unzähligen Jahren lebe ich in Deutschland und liebe und schätze dieses Land, manchmal mehr als mein Geburtsland Italien, das ich allerdings viel kritischer anschaue. Aber Sie haben recht: In dieser Zeit und unter dieser Situation sollte Deutschland mehr Mut haben, oder überhaupt Mut.

„Mut, mein Lieber, ist alles! Geistesmut nämlich! …… Mut im Innern und Selbstvertrauen gegen eine Welt von Vorurteilen, eigenen und fremden: hätten Sie den, Sie würden ebenso heiter in sich, ebenso fest und ebenso gescheit sein wie ich. …… Die allgepriesene Bescheidenheit des Gemüts ist selten etwas anderes als eine geedelte Feigkeit des Geistes.“ Aus Briefen von Rahel Varnhagen (1771 – 1883) Geben Sie uns weiter Ihre ehrliche Sicht der Dinge, bei der es nicht an Menschlichkeit, an Mitleid fehlt. – Maria Luigia Sala Wigand

 

Danke, dass Sie einmal klar aussprechen, was längst als Elefant im Raum steht. Und bezüglich der Konsequenzen sprechen Sie mir so aus der Seele! Wer, wenn nicht Deutschland, hat die Verpflichtung – und kann es sich gleichzeitig auch noch mit entsprechendem Sozialausgleich leisten – alle erdenklichen Gegenmittel zu nutzen? – Carola Kamuff

 

Selten hat ein Artikel in der ZEIT meine Zustimmung so herausgefordert wie der von J. Bittner! Voll und ganz stimme ich darin überein: Ja, es ist FaschiZmus. Putin ist der zentrale Lenker eines kolonialen Reiches zurück in die gesellschaftliche Vergangenheit, in die Abhängigkeit einer Machtclique mit staatlicher Willkür. Recht und Gesetz sind Schall und Rauch – „fake news“. Die Wiederherstellung des Zarenreichs mit der Ausdehnung der Sowjetunion hat als erstes die Wiedererrichtung des „Totenhauses“ zur Folge.

Grotesk ist der Versuch, Putin besänftigen zu wollen. Fehler im „Westen“ zu finden, die Konfrontation durch Empathie zu mildern. Dabei wird leider verkannt, dass „der Westen“ keineswegs in der Defensive ist. Er ist allerdings verstört und wenig martialisch im Auftreten. Einzig Joe Biden hat Klartext geredet – undiplomatisch in Warschau. Ja, natürlich muß Putin weg! Er darf keinen Platz mehr haben an den Konferenztischen der Welt; er gehört vielmehr vor Gericht! Deutschland, das Musterland der antifaschistischen wehrhaften Demokratie, hat dagegen ein klägliches Bild abgegeben – nicht nur hinsichtlich des Auftritts von Selenskyj im Reichstag. Wo ist der kompromißlose Einsatz für die Freiheit? Welche Zumutung darf uns nicht zugemutet werden? Welche Mittel sind nötig, das Erforderliche, das Zwingen-Erforderliche zu leisten??? – Wolfgang Philipps

 


 

 

Leserbriefe zu „Was hat sie uns hinterlassen?“ von Tina Hildebrandt

 

Hat Putin mit seinem aktuellen Hinweis auf die Existenz einer „5.Kolonne“ Frau Merkel oder die gesamte Berliner Politkaste wegen des naiven Umgangs mit ihm und der geringen Handlungsfülle gegen ihn gemeint? – Jürgen Dressler

 

https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2F2022%2F13%2Fangela-merkel-wladimir-putin-russland%2Fseite-3&amp;data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C5d4485ef96874b74e34808da0d8bbba7%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637837191062819781%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=r%2FJUx8WkafUGlyaP%2F55bMT6De6o4N4MAfqRfYSo%2FwLc%3D&amp;reserved=0unter merkel wäre es nicht zum krieg gekommen sie hätte die nato gestoppt – e.oberkehr

 

Die politischen Entscheidungen der Kanzler- Zeiten von Gerhard Schröder bis Angela Merkel die Exportwirtschaft in Deutschland billige Energie zu liefern ,war und ist Russland erste Wahl. Das politische Risikobewusstsein für die totale Abhängigkeit von Öl , Gas , und Kohle marginal – der KGB – Offizier Putin froh ist , das Geld aus dem Westen fließt in eine willkommene Staatsfinanzierung und der persönlichen Machtabsicherung im Kremel.Ein Schurke führt doch keinen Krieg!?

Bis in die heutige Zeit, erklärt Olaf Scholz zu Nordstream 2 , als ein rein privat wirtschaftliches Projekt. Politik und Wirtschaft sind unzertrennbar vereint, egal welche Folgen daraus erwachsen. Mit dem zweiten sieht man besser-aber wer auf dem ersten Blind ist- übersieht das Wesentliche. – Thomas Bartsch-Hauschild

 

Ihren o.g. Artikel finde ich brillant geschrieben. Ich hatte Herrn Gabriel bereits zwei mal zuvor auf seine „unselige“ Rolle in Bezug auf den Verkauf der Gasspeicher angeschrieben. Er hat dies nicht eingeräumt, sondern mich in 2 Mails massiv beleidigt („gute Besserung etc.“). Auch dieser Mail können Sie entnehmen, dass er keine Verantwortung übernimmt. Mit seinem „nein“ bezichtigt er Sie der Falschaussage. Das sollte man so nicht stehen lassen. Was meinen Sie dazu? – Heiner Behrens

 

Was sie uns hinterlassen hat? Eine Bundeswehr, die „mehr oder weniger blank dasteht“ (Heeresinspekteur Alfons Mais), eine Infrastruktur, in der jede zehnte Brücke marode ist (da-runter fast 3.000 Autobahnbrücken), einen Digitalisierungs- grad, der der zweitschlechteste in Europa ist (nur Albanien steht noch schlechter da), eine desaströse Finanzlage der ge-setzlichen Krankenversicherung (Verluste in Höhe von 5,7 Mrd Euro allein im Vorjahr) und und und …

Angesichts dieser Bilanz mutet ihre Beliebtheit in der Tat geradezu „märchen-haft“ an – aber sie lässt sich erklären durch die ebenso sagenhafte Unterstützung, die sie von den deutschen Medien erhalten hat. Kein Bundeskanzler wurde von den Journalisten der-maßen in Watte gepackt und kritiklos hofiert wie sie, nicht einmal die Wider- sprüche in den Lobeshymnen (so sollte sie gleichzeitig „auf Sicht fahren“ und die Dinge „vom Ende her“ be-trachten) fielen dabei auf. Warum auch die ZEIT in diesen Chor der Merkel-Fans eingestimmt und in manchen Artikeln geradezu Hofberichterstattung im Stil der Regenbogenpresse be-trieben hat, ist mir unerklärlich. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Danke fuer einen Beitrag, der berechtigte Kritik uebt, ohne ins wohlfeile Besserwissen des Rueckblicks zu verfallen und eigene Verantwortung („…weder alleine regiert noch je gegen die Bevoelkerung… die Medien…“). Deutschland hatte die Kanzlerin, die es wollte und ver-diente, und ja, sie war nicht fehlerfrei. Dass sie sich jetzt nicht weiter aeussert, ist aus meiner Sicht nur angebracht. Politiker wie z.B. Helmut Schmidt oder Gerhard Schroeder, die es nicht verkraften nicht mehr im Rampenlicht zu stehen, sind aus meiner Sicht eher traurige Figuren. – Sabine Moehler

 

Excellent review and congrats to Tina for delving into potentially precarious domains within a partially (still) corporate German state, where networks are intertwined ,interfascie,. Well done, professional maturity demonstrated! Perhaps your bosses – like Ben Bradlee, Washington Post, who in 1972 seeked the endorsement from the owner, Katherine Graham, to run the Watergate articles and hence directly imply President Nixon in legal crimes – would allow you to deep-dive into the role of the German/West/US military industrial complex`´ role visavis Russia post-1989, incl our financial sector,s involvement in the affairs of Russian-supporting oligarchs.

Russia leverages Germany,s dependency on its energy resources as a weapon, the sequelae being our own financing of Russia,s brutal Ucarine war. Post-1989, how much has been paid in kickbacks from Russia to German politicians/industry leaders for the energy-supply pipestream build-up? German industry (and its people) benefitted, so did Russia, financially and militarily, strategically, with the upshot of Germany being an ,energy lame-duck, dependent, and gullibly complying with its payments incl, indirectly, supporting a war in its immediate vicinity.

The Merkel legacy incl all her advisors and political/industrial friends, has more than ,gekrümpelt,, it has been nullified since Feb 24. Perhaps your next article could focus upon how, and importantly, why, Germany allowed itself be duped by an astute Russia post-1989, Russia,s own pride being paramount, having planned for this war during the last 20 years, I do not believe the West, incl its intelligence, lived in oblivion about the Russian goals; but rather, with cruel calculation from the Western (corrupt) political military and industrial environments, pursued the path of profit, financial gains incl the West,s own electorate,s benevolence, naivite and hence their votes. We now see the results. – Lars Jönsson

 

Ihren Artikel habe ich mit grossem Interesse gelesen und finde ihn zutreffend. Über das Handeln bzw. Nichthandeln von Frau Merkel gab es eine bemerkenswerte Aussage von Prof. Arnulf Baring im Deutschlandfunk am 17.07.2014. Den m.E. besonders bedeutenden letzten Absatz kopiere ich Ihnen zur Vereinfachung in diese Mail: „Das hat sie mal zu mir gesagt. Ihr Hauptbestreben sei, die Deutschen ruhig zu halten, weil sie den Eindruck habe, wenn die Deutschen in Erregung geraten, dann weiß man überhaupt nicht, was passiert.

Sie sollen ruhig sein, ruhig bleiben, und ich glaube auch, würde sie sagen, dass ich, also die Merkel, so weit die Sache übersehe, dass sie das riskieren kann. Sie will ja nicht die Leute in die Irre führen. – Nein, das ist eine ganz erstaunliche Frau und eine ganz erstaunliche Karriere, und wir werden eines Tages sagen: Dass wir so was mal als Kanzlerin gehabt haben, ist doch ein erstaunliches Geschenk gewesen.“ https://www.deutschlandfunk.de/angela-merkel-wird-60-eine-ganz-erstaunliche-frau-und-eine-100.html Ruhigstellen statt zu führen. Da liesse sich eine Menge zu sagen. Aber es hatte für die Bundeskanzlerin ja geklappt und zu grosser Beliebtheit geführt. – Manfred Wiech

 

In Ihrem Artikel ,,Was hat sie uns hinterlassen“, in der ZEIT Ausgabe Nr. 13, gibt es einen kurzen Abschnitt über den Soziologen Armin Nassehi. Dieser stellt die Behauptung auf, die Globalisierung, bzw. die daraus entstandenen Zusammenhänge in der Welt wären nun zu Ende. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich mit meinen zwanzig Jahren an keine andere Wirtschaftspolitik, als die Politik der Globalisierung erinnern kann, jedenfalls denke ich, dass es ein Szenario gibt, in dem eher das Gegenteil der Fall sein könnte. Also dass diese Krise sich theoretisch als Bewährungsprobe und als Sternenstunde der Globalisierung entpuppen könnte.

Damit will ich nichts verharmlosen. Weder den Krieg, noch, dass Deutschland diesen durch seine Abhängigkeit von russischen Gas direkt finanziert. Eher will ich darauf hinweisen, dass die wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Russland und dem Westen schlussendlich das einzige sind, was diesen Krieg stoppen könnte. Genauer gesagt das Unterbrechen dieser Zusammenhänge in Form der Sanktionen. Wenn dies letzten Endes dazu führt, dass der Krieg (hoffentlich bald) endet, sei es, weil die Bevölkerung Russlands merkt, was es bedeutet wirtschaftlich vom Westen isoliert zu sein, oder weil es zum Oligarchenputsch kommt, dann wäre ,,diese Symetrie“, wie Nassehi es nennt, nicht zu Ende, sondern vielmehr in ihrer positiven Wirkung bestätigt. – Severin Höß

 

Die Frage läßt sich, ungeachtet ihrer möglicherweise persönlichen kanzlergewichtigen Schuld, weil es immer mehr als nur eine Person gibt, die entscheidet (seit dem Putin-Krieg weiß man z.B. um den Drei-Stufen-Plan bei den Russen zum Auslösen des Atomwaffeneinsatzes) , so be-antworten: Viele verschleppte Entscheidungen (die nun teilweise massiv angeschoben werden) , die da wären:

Das Auslassen einer ehrlichen „radikalen“ Steuerreform (ist schon unter Kohl seit 1982 vernachlässigt) , die endlich die „Schwachen“ der Gesellschaft um „100%“ besser stellt – das sind Menschen in Deutschland zu zig-Millionen; eine seit 2005 verschleppte (unter Kohl beginnende seit spätestens 1990) Infrastrukturpolitik mit Aufwendungen im dreistelligen Milliarden-Bereich; darin enthalten eine völlig unverständlich verschleppte IT-Politik (Glasfa-serkabel für 5G hätte schon seit mind. 2012 aktiv sein müssen), die ja bekanntlich für die her-anwachsende Generation so eminent wichtig wäre; eine eklatant verfehlte Schulpolitik mit den äußerst maroden Beispielen an simpler Schulausstattung ; nicht zuletzt ein glasklare anpas-sungsfähige Immigrationspolitik !!!

– das alles von einer Person (die schon 2009 abgelöst hätte werden müssen), die es verstanden hat, das System Kohl so durchzusetzen inklusive des „Fern-haltens ihrer männlichen Konkurrenten“ des Unionslagers um die jeweilige Kanzlerambitionen. Ein Sonderthema stellt zweifelsfrei das „Thema Putin“ dar, wenn sie infolge von zig Begegnun-gen mit ihm nicht frühzeitig erkannt haben soll, wie dieser Verbrecher „tickt“ und danach ihre „Putin-Politik“ ausgerichtet hätte. Das Gleiche kann man genau so gut zweifelsfrei über Gerhard Schröder (EX-Kanzler und Vorgänger Merkels im Amt) sagen, in nahezu 25 Jahren „Freundschaft“ zu Putin nichts Böses bei Putin erahnt zu haben.

Letzterer hätte demnach seine Mandatschaft für Putins Gaswirtschaft spätestens nach Annektion der Krim 2014 auflösen müssen. Weil dieser gewisse Herr Schröder dieses nicht getan hat, ist er für Deutschland, nicht nur für die SPD, nicht mehr tragbar mit allen Konsequenzen. Hat Deutschland ein KanzlerInnen-Problem ? – Rainer Rehfeldt

 

Ein staatliches und gesellschaftliches Konstrukt, das durch Kohl und Schröder bereits geschwächt wurde und das sie durch forciertes Unterlassen derart ausgehöhlt hat, dass nur noch eine filigrane Kulisse übrig blieb, die beim ersten ernsthaften Gegenwind umzufallen droht. Ihren politischen Offenbarungseid leistete sie in der TV-Elefantenrunde nach ihrer letzten Wahl. Gefragt nach ihren Zielen und Visionen lautete die Antwort: Keine. Die Regierung hätte die Aufgabe die Probleme zu lösen, die täglich auf sie zukämen.

Das ist die Arbeitsplatzbeschreibung eines Pförtners in einem Unternehmen, aber nicht die des Führungspersonals. Helmut Schmidt definierte es korrekterweise einmal: „Sie ist eine Taktikerin, keine Strategin“. Selbst beim Taktieren sind ihr national und in Europa massive Fehler unterlaufen. Als einem den Grundsätzen der CDU nahestehenden schmerzt mich aber vor allem, dass es in der Partei keinen nennenswerten Widerstand gegen Merkel gab, wohl weil die Futtertröge wichtiger waren. Und sage niemand, das konnte man nicht voraussehen. Wer sehen wollte konnte es. – Helmut Bös

 

Nach 16 Jahren Lobhudelei für die „heilige Angela“ ist auch bei der „Zeit“ Zeit für erste Zweifel. Und jetzt man kann nicht mal mehr nach Hamburg kommen, über der Stadt schwebt eine riesi-ge Aschewolke, die auf die Häupter der ZEIT-Redakteure regnet. Wie sagte Dieter Nuhr tref-fend: „Aufwärts gehen ist anstrengend, abwärts geht viel leichter. Deshalb gehen wir mit Frau Merkel seit 16 Jahren abwärts.“ Deutschland hat zur Verringerung der Abhängigkeit von russi-schem Gas nicht etwa eine Gasleitung nach Norwegen gebaut, sondern Nord-Stream 2 nach Russland. Darauf muss man erst mal kommen!!!

Waren die mehr als 30 Treffen mit Putin nicht eher Befehlsausgabe des KGB-Offiziers an die FDJ-Sekretärin? Aber es sind auch fast alle ande-ren Politik-Felder, in denen Angela Merkel Trümmer hinterlassen hat: Eine deutsche Aussen- und Sicherheitspolitik gibt es nicht Die Bundeswehr kann sich nicht wehren – na gut, wenigs-tens auch niemanden überfallen die Autobahnbrücken sind marode – aber immerhin kann man mit 250kmh drüber fahren schnelles Internet funktioniert nicht flächendeckend – obwohl in vier Koalitionen im Podcast versprochen die Rentenfrage ist nicht gelöst – aber die Pensionäre freuen sich umso mehr die Bahn kommt immer noch zu spät – aber dafür teurer 50% der Schul-abgänger studieren – aber Handwerker u.a. für die Energiewende fehlen die Hälfte der 120.000 Corona-Toten waren Merkels Verantwortung – aber Tote können sich nicht mehr beschweren Die Liste liesse sich nahezu beliebig verlängern.

Jeden zweiten Tag die Beliebtheitswerte in den Umfragen anzusehen hilft vielleicht der eigenen Psyche (und den Umfrageinstituten) – aber ganz sicher nicht dem Land. Nach 16 Jahren Kohl folgten 16 Jahre Merkel – 32 Jahre Stillstand waren 32 Jahre Rückschritt. Nun werden die Merkel-Wählerinnen und -wähler, und leider auch die anderen Deutschen, noch lange anstrengend aufwärts gehen müssen. – Gerhard Lehmann

 

Zitat: „Wie gut waren, kurz gesagt, die letzten 16 Jahre ?“ Schon jetzt lässt sich sagen: nicht so gut, wie wir dachten. Das, was gerade passiert, überschattet vieles, es verdunkelt auch Merkels Erbe. “ Hiermit erkläre ich, wie es rechtens ist, das Erbe auszuschlagen. – Wolfgang Burkhardt

 

Merkels hatte im Interview selbst als „ihre stärken“ bekannt, dass sie schweigen und abwarten könne, bis sich die Probleme von selbst erledigt hatten. Eine andere angebliche stärke war, dass sie ihre Entscheidungen als alternativlos aus gab. Damit war jede Debatte darüber ausgeschlossen. Die Beteiligten und die Öffentlichkeit gaben sich damit zufrieden. Es war bequem. Man brauchte nicht weiter nachdenken. Die Medien folgten dieser ungeschriebene Regel. Das war sehr bequem. Frau Merkel wurde bald gehuldigt wie die englische Queen.

Statt ihrer jour-nalistischen Hausaufgaben zu erledigen, meldeten sich Mehr als 500 Journalisten bei einem Parteitag in Hamburg an, um das beste Foto zu schießen und die aufregendste Aussage von einem Delegierten zu entlocken. Offensichtlich lebte Frau Merkel während ihres Studiums in Moskau in einer geschlossenen Blase. So bekam sie nicht mit, wie die Russen wirklich ticken. Selbstverlage (SAMIZDAT) und die dort herausgegebenen kritischen Veröffentlichungen in der Sowjetzeit sind ihr offensichtlich entgangen.

Das trifft auch auf Gerald Knaus zu. Dieser hatte 2009, ein Jahr nach dem Einmarsch der russischen Armee in Georgien, einwöchige, intensive Gespräche mit dem Bürochef Putins und anderen Beratern des Kreml.Hier hätte sie erkennen können, welche Ziele Putin und seine Gefolgsleute verfolgen. – R. Renaux

 

Unterhalb der politischen Schichten hat sich Frau Merkel dem Putin wohl auch als Therapeutin genähert. Schätzungsweise weitgehend unbewusst, aber immerhin mit dem Anspruch, dass Gutes Gutes bewirkt. Dabei konnte natürlich nichts Wesentliches herauskommen, denn der Patient sollte von sich aus Hilfe suchen, nicht umgekehrt. Hätte der KGB-Mann aber das Ende der Sowjetunion nicht als Katastrophe dargestellt, sondern als seine ganz persönliche Ent-Täuschung und wäre er entsprechend damit umgegangen, dann hätte er sicher eine gute Therapeutin gefunden. Und wie gehen wir alle mit Ent-Täuschungen um? – Christoph Müller-Luckwald

 

Wäre es die Anstrengung wert gewesen, wenn Frau Merkel – aus der Stille der Uckermark – behind the curtain – nach Moskau geflogen wäre ? Mit Putin in einer Regierungs-Datascha, draußen vor Moskau, nicht an dem pompösen Tisch im Kreml, gesprochen hätte ? Ergebnisoffen , aber Europa hätte noch nicht aufgegeben, die Ukraine zu retten. Sie, die dann auch den direkten Draht, über den amtierenden Kanzler, mit z.B. dem französischen und dem US-Präsidenten gehabt hätte ? – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbriefe zu „Lieber aufgeben?“ von Anna Sauerbrey

 

Die, für die ZEIT eher untypische, einseitige Berichterstattung, die auch den Artikel „Lieber aufgeben?“ von Anna Sauerbrey prägt, forciert leider nur die derzeiteigen, kathastrophalen politischen Fehlentscheidungen: Dämonisierungen auf der einen Seite und Heroisierungen auf der anderen Seite tragen gerade NICHT dazu bei, Frieden zu schaffen, sondern unterstützen die derzeitige, auf Provokation, Konfrontation und Eskalation ausgerichtete Politik von Ost und West.

Wenn man das weitere Sterben und Leiden unschuldiger Menschen verhindern will, muss man sich der Frage stellen, ob die Russische Förderation – auch wenn man unter einem Autokraten und Diktatoren wie Putin nicht leben möchte – nicht genauso ein Anrecht auf blockfreie Grenzen hat, wie die USA, deren blockfreie Grenzen allein durch deren geopoliti-sche Lage, bzw. den Atlantik garantiert sind. Nein, dieser Krieg ist nicht plötzlich vom Himmel gefallen, denn die permanente NATO – Osterweiterung muss einer Generation russischer Po-litiker, die den Zerfall der Sowjetunion nuneinmal als größte Kathastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg begreift, zwangsläufig ein Dorn im Auge sein.

Es wäre viel damit erreicht, wenn der Westen sich dieser Provokation – und damit einer gewissen Mitschuld am Ausbruch dieses Krieges – bewusst würde, anstatt einen, zu allem fähigen Agressor wie Putin noch weiter in die Ecke zu treiben – und damit auch einen Atomkrieg bzw. einen Dritten Weltkrieg zu provo-zieren. – Barbara Forquignon

 

Meint Frau Sauerbrey das ernst, oder soll das eine Satire sein? Da wird doch einiges auf den Kopf gestellt. Plötzlich gilt der unbedingte Schutz eines jeden Lebens nicht mehr, wird stattdessen ein fragwürdiger Begriff von Freiheit zum obersten Wert erklärt, der wie in der Steinzeit mit Waffen anstatt mit Intelligenz, Vertrauen in die eigene Überlegenheit und Verständnis für die Nöte und das Selbstbestimmungsrecht des Anderen ausgefochten wird. Falsch ist auch die Ansicht, der gemäß die Ukraine mit jedem Tag der Kampfhandlungen gewinnen würde. Das Gegenteil ist richtig: Je länger der Krieg dauert, umso größer sind die globalen Schäden und umso dunkler die Zukunft für alle – dies, unabhängig vom Ausgang des Krieges. Klar, man hofft am Ende auf eine größere Demut des Gegners, doch erreicht infolge eines faulen Kompromisses nur eine nicht endende Feindschaft.

Dabei ist ja nicht einmal ausgemacht, wer eher nachgeben muss und wer die Schlacht „gewinnt“. In jedem Fall wird hier mit dem Feuer gespielt. So ist auch nicht wahr, dass die Friedfertigen die Drückeberger sind, sondern die Kriegstreiber, die das unendliche Leid und die dramatischen Folgen für die ganze Welt kleinreden oder schlicht ignorieren. Den Hinweis auf den Egoismus derjenigen, die lieber versöhnen als spalten wollen, finde ich schlicht zynisch. – J. Kirchhof

 

Die Frage bleibt auch nach eingehender Analyse unbeantwortet, die Sache ließe sich aber auf einen Punkt bringen: die unberechenbare Dynamik militärischer Eskalation führt sicher in die nukleare Katastrophe. Im Vergleich dazu ist jeder noch so unliebsame Kompromiss erstebenswert. Beide Kriegsparteien sind, sehr zum Schaden ihrer Länder, dazu seit Jahren nicht in der Lage. Was können wir also tun ? Sicher ist, daß unsere militärischen Hilfsleistungen nicht zum baldigen Ende des Krieges führen. Damit wachsen das Leid und die immensen Schäden des Krieges, Ausgang ungewiss. – Claus Hofmann

 

Ich schreibe zum ersten Mal einen Leserbrief und hoffe, dass es mein letzter sein wird. In „Lieber aufgeben?“ (Zeit Nr. 13 vom 24. März) widerspricht Anna Sauerbrey Ralf Stegner auf sehr kultivierte Art, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Lassen Sie mich sagen, was Frau Sauerbrey vermutlich lieber hätte schreiben wollen. Ralf Stegner sagte „es werde kaum eine militärische Lösung zugunsten der Ukraine geben“, was schon mal Quatsch ist, aber gut: Auch Quatsch ist eine Meinung.

Aber es geht weiter: „Da müsse es doch erlaubt sein, zu fragen, ob Waffenlieferungen an die Ukraine wirklich Tod und Zerstörung beenden könnten“ Echt jetzt? Ralf Stegner? Echt jetzt? Also: Auf der Straße sehen Sie – bequem vom Fenster Ihres Baseballschlägergeschäfts aus – wie ein Mann von einigen Schlägern hinterrücks zu Brei gehauen wird und Sie als Ralf Stegner greifen natürlich nicht selbst ein (klaro! Warum auch die eigene Haut riskieren?), werfen ihm aber nicht mal einen ihrer tausend Baseballschläger zu? Damit es für ihn schneller zu Ende geht? Weil er ja eh keine Chance hat? Das ist so zynisch und menschenverachtend, dass es einen eigenen Hastag wert ist: #RalfStegnersWay2Death

Hey, wäre das nicht auch ein gangbarer Weg in der Krebstherapie? Warum Chemo, Sie leiden nur länger! Das würde die gesamte Hospizindustrie revolutionieren. Und es wäre auch ein innovativer Ansatz in der Brandbekämpfung. Wenn das Haus nicht gelöscht wird, fackelt es schneller ab und die Menschen darin sind rascher Asche – humaner als dieses nervtötende Löschen, oder? Ralf Stegner, oder? Bitte unterlassen Sie ihre geopolitische Triage. Also: NEIN, es müsse NICHT doch erlaubt sein, Ralf Stegner. Man wird ja wohl NICHT noch sagen dürfen, Ralf Stegner. NEIN! Ich weiß, das ist ein sehr langer Leserbrief. Wenn Sie ihn dennoch drucken könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Vielleicht hilft Ihnen der herzensgute Ralf Stegner dabei. – Sebastian Henke

 

Putin ist ein Diktator reinsten Wassers der keine Hemmungen zeigt, dass Blut unzähliger Menschen zu vergießen – egal ob es sich um ukrainische Zivilisten und Soldaten oder um die eigenen Soldaten handelt. Ein Kriegsherr, dessen wahnhafte Vorstellungen von einem russi-schen Großreich seinen Angriffskrieg zu einem Verbrechen ausarten lassen. Wo sein Militär nicht die erhofften Stadt- oder Bodengewinne erreicht, werden ersatzweise einfach mehr Zivilisten umgebracht. Das ist Putins schreckliche Kriegslogik von Gewalt und tödlicher Vernichtung für einen erbärmlichen Sieg. Die ukrainische Regierung und ihre Bevölkerung sind für ihr tragisches Schicksal in keiner Weise verantwortlich, weder historisch noch politisch.

Ein NATO-Beitritt erfolgte nie, da auch Deutschland das mit seinem Veto 2008 verhinderte -übrigens wie für Georgien ! Eine Annäherung an die EU zum jetzigen Zeitpunkt bringt mili-tärisch nichts, es wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Notlage einer, auch (kriegs-)wirtschaftlich, gebeutelten Nation. Eigentlich hätte Russland die unzähligen Milliarden, die seine Vernichtung von Städten und Infrastruktur der Ukraine an Wiederaufbau kosten werden, als Reparationen zu bezahlen -was leider ganz unwahrscheinlich ist, da aus dem Sau-lus Putin kaum ein Paulus wird. Bei den militärischen Erfolgen der Ukrainer ist immer noch zu hoffen, dass hier nicht die perverse Kriegslogik zur Anwendung kommt – nur der Kriegsverlierer zahlt und nicht der Gewinner !

Leider sieht aber die verquere Logik eher so aus : Wird die Ukraine zum Kriegsverlierer, der seine Kriegsschäden kaum selbst bezahlen könnte, muss der demokratische und reiche Westen einspringen und nicht Putin als Kriegsver-brecher. Und hier kommt gerade Deutschland mit seinem bisher zwielichtigen Verständnis für Putin ins Spiel. Dann wird Putin, falls er das politisch überlebt, sich höhnisch ins Fäustchen lachen und diese Schreckensnummer bei dem nächsten Nachbarn wieder versu-chen.

Die derzeit größte Hoffnung der aufgeschreckten Weltöffentlichkeit wäre ein Um-sturz in Russland, der das amtierende Schreckensregime Putin hinwegfegt und es einer Nachfolgeregierung erleichtern würde, deren verbrecherische Politik zu beenden. Putin scheut auch nicht eine Sekunde davor zurück, eigene junge Soldaten, oft desinformiert über die wahren Kriegsziele, an der ukrainischen Front zu verheizen. Hier sollten ihm im eigenen Land die Mütter und Väter der gefallenen Soldaten die Hölle vorwärmen. – Klaus Reisdorf

 

Ausgabe 24.3.22 S. 1 „Lieber aufgeben?“ und S. 4 „Sieben auf einen Streich“. Der 1. o.g. Artikel zeigt sehr gut das furchtbare Dilemma, unter dem Demokratien nicht selten stehen, schon bei der Vorbereitung auf solche Situationen und auch wie jemand mit wahrscheinlich besten Absichten doch sich zum Instrument des Aggresssors macht und dessen zynisches Spiel mit Angst und Leid quasi belohnt, mit dem Risiko, dass das Leid nur kurzfristig gemildert wäre, mittelfristig aber nicht nur Putin, sondern alle gleich gestrickten Tyrannen und Aggressoren zu immer weiteren Untaten emutigt und bestärkt werden. In der Zwischenzeit könnten dann viele als drangsalierte und ausgebeutete in Internierungslagern oder mit einer Nowitschok-Vergiftung enden oder als zwangsrekrutierte in weiteren Kriegen ihres Eroberers inr Leben wieder auf dem Spiel stehen. Ich glaube, das Recht zu solchen Fragen und überlegungen haben nur die Ukrainer selbst.

Ihnen könnte man nicht verdenken sich zur Beendigung ihres Leids lieber zu ergeben unter Opferung ihrer Sebstbestimmung und Demokratie, vielfach auch ihrer Heimat. Aber offensichtlich haben sie samt ihrem demokratisch gewählten Präsidenten — zumindest bisher — den Kampf als das geringere Übel angesehen und damit natürlich auch uns schmerzhafte Entscheidungen und Gefühle und ggf. Risiken „zugemutet“. Manche scheinen sich selbst hier mehr zu bemitleiden als die Ukrainer, die uns unsere behagliche und vielleicht illusionäre „Ruhe“ jedenfalls guten Gewissens nicht mehr „gönnen“, indem sie sich lieber nicht ergeben. Vielleicht auch, weil Figuren wie Stalin und Hitler uns gelehrt haben, wie schnell und wie viele Menschen, auch ohne selber Krieg zu führen, sterben können, als ob sie Krieg gegen den Unterdrücker geführt hätten.

Der 2. o.g. Artikel verdient ganz besonderen Dank und Respekt: er ist so überwältigend einsichtig, ehrlich und realistisch, dass er eigentlich allen Wählern, verantwortlichen Entscheidern und Politikern zur Pflichtlektüre gemacht werden müsste — wenn das denn in einer Demokratie ginge. Eigentlich müssten zu ihren 7 Krisen – Artensterben, Klimakrise, Corona, Krieg, Hunger und Massenfluchten noch weitere Krisen hinzugefügt werden: z.B. Nr. 8.: Demographie und Fachkräfte-Mangel, und Nr. 9.: Immer mehr Schulden, auf dem Weg zu einer Situation, wo sie wie wohl von Griechenland und Italien nie mehr realistisch zurückgezahlt werden können — jedenfalls ohne Geld neu zu „erschaffen“ oder mit immer neuen Schulden tilgen, bis das Schneeballsystem auffliegt und platzt. Das tragische ist, dass die vielfach zusammenhängenden Probleme nicht von einer gelegentlich grausamen Natur aufgezwungen, sondern eher kollektiv selbst gemacht sind.

Und immer noch weiter selbst gesteigert werden, in dem verzweifelten Versuch, das Wunschdenken und die Hoffnung auf DIE ideale Lösung aufrecht zu erhalten, die irgendwann alles beheben soll ohne die vielen Wahlversprechen, Ansprüche, Bequemlichkeiten und Heile-Welt-Hoffnungen in Frage zu stellen. Leider laufen die Summen aller dieser Wünsche nicht selten auf die berühmte Quadratur des Kreises hinaus oder das „Waschen ohne sich nass zu machen“. Allem voran natürlich der Wunsch oder gar Anspruch, dass die „Lösungen“ ohne „Verzichte“, „Opfer“, „Zumutungen“ oder „Schmerzen“ zu sein haben. Bisher mag man ja nicht einmal den reichsten Steuererhöhungen „zumuten“.

Wer die „Zumutungen“ dann doch in den Raum stellt, gilt dann nicht als ehrlich oder realistisch, sondern als hartherzig oder schlimmeres. Das ist die Verantwortung von Politik, Medien und Bürgern, allen zusammen. Die in absehbarer Zeit fast nie mehr zu erwartende Normalität macht auch den immer neuen Reflex zur Absurdität, die — „zwingend“ — schmerzlose Lösung in immer neuen Schulden zu sehen, auch in der Illusion, sie in besseren Zeiten oder mit erneutem starken Wachstum bezahlen zu können, wobei selbst die Wünschbarkeit weiteren Wachstums inzwischen ja angesichts der Klima- und sonstiger Kosten mindestens umstritten ist.

Ihre Ansätze zu Lösungen sind ganz offensichtlich notwendig, wenn auch nicht schön bzw. nicht zu den allgemeinen Wünschen passend: Mit der Schonung aller Besitzstände und Ansprüche wird eine irgendwie noch erträgliche Zukunft nicht mehr vereinbar sein. Damit haben wenigstens Sie einen Anfang gemacht, den ersten Schritt zu einer neuen Ehrlichkeit und Verantwortungs-Bewusstsein. Die Presse hat da vielleicht auch mehr Möglichkeiten als die viel mehr von Verdrehungen und Verhetzungen in den Wahlkämpfen abhängigen Politiker. Leider bin ich skeptisch, ob Ihnen ausreichend viele Leser oder gar andere Medien und Politiker folgen werden. – Dr. Peter Selmke

 

Der Artikel plädiert wortreich für die Fortsetzung des Kriegs in der Ukraine, ohne Perspektive, wie lange das schmutzige, brutale Töten und Zerstören denn andauern soll. Wochen, Monate, Jahre? Neben Georgien sollte sich die Autorin auch Tschetschenien ansehen: das massive, hemmungslose Zusammenschießen des Landes durch die russische Armee. Mariupol ist dabei, ein weiteres Grosny zu werden.

Und nebenbei: Das derzeit oft angeführte Beispiel der Tapferkeit Finnlands im Winterkrieg 1939/40 erbrachte im Ergebnis einen hohen finnischen Blutzoll, und Ostkarelien ging an Stalin verloren. Statt Heroismus zu predigen, sollte man sich in der ZEIT Gedanken machen, wie statt eines Endloskriegs Ideen eines Ausstiegs und der Beendigung des Mordens aussehen könnten. Das Propagieren des gegenwärtigen Weiter-So ist zynisch. – Ludger Gaillard

 

Gerade wer „die Wertschätzung jedes einzelnen Lebens“ ernst nimmt kann beim Lesen des Beitrags nicht cool bleiben. Zunächst werden die Gräuel und die Menschenopfer, die der Krieg mit sich bringt, drastisch beschrieben, danach aber die martialische Durchhalteparole der Ukrainer verteidigt und eine Kapitulation kategorisch abgelehnt. Dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann ist ja wohl keine falsche Prämisse, sondern traurige Gewissheit, ganz abgesehen davon dass es, wie alle wissen, im Krieg keine Gewinner gibt, allenfalls Kriegsgewinnler, die nicht am Krieg beteiligt sind. Es gibt nur Verlierer und der größte Verlierer, materiell und menschlich ist die Ukraine, vor allem dann, wenn sie die Kampfhandlungen ihrerseits nicht beendet.

Man kann es natürlich Kapitulation nennen, aber auch Respekt vor dem wohl höchsten Wert den es gibt, nämlich Respekt vor der Unversehrtheit des Lebens. Welche sonstigen „westlichen“ Werte sind so wichtig, dass es sich lohnt, Menschenleben zu opfern? Wie viel Elend hätte durch eine frühe Kapitulation verhindert werden können? Wie viel leichter wäre die früher oder später notwendige Aussöhnung zwischen der Ukraine und Russland gewesen? Wo ist ein Alternativvorschlag der Friedensaktivisten (make love not war), wo der gläubigen Christen (widersteht nicht dem, der böse ist, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt,……), wo der Klimaaktivisten, die sich ja wohl im Klaren sind, dass ein landauernder Krieg den Klimaschutz um Jahre zurückschlägt. Der Teufelskreis- Angriff – Zerstörung – Empörung – Waffenlieferung – mehr Zerstörung – mehr Empörung – muss doch beendet werden können.

Wie, wenn nicht durch das Nachgeben einer Partei, zur Not auch der des widerrechtlich Angegriffenen? Noch können wir die Ukraine nach Beendigung des Krieges mit friedlichen Mitteln tatkräftig unterstützen. Wenn wir selbst in Kampfhandlungen involviert sein sollten wird auch das nicht mehr möglich sein. Soviel auch zum Stichwort „Egoismus“, bei dem es nicht nur um das warme Wohnzimmer im nächsten Winter geht. Der Kälte im Wohnzimmer kann ich zukünftig locker durch das wiederholte Lesen des vorliegenden Mainstream- Beitrags wirksam begegnen, der mich eben nicht cool lässt. – Gernot Göz

 

Herzlichen Dank an Anna Sauerbrey für diesen unbequemen und doch so wichtigen Leitartikel („Lieber aufgeben?“ Nr. 13). Viele Deutsche sähen es gerne, wenn sich die Ukraine ergeben würde, damit die Energiepreise wieder fallen und die grauenhaften Bilder vom Fernseher verschwinden. Wer garantiert denn, dass Putin nicht weitere Gebietsforderungen stellt? Wer garantiert denn, dass die dann unterworfenen Ukrainerinnen und Ukrainer nicht eine weitere humanitäre Katastrophe erleben müssten?

Kann man mit so einem Menschen, der für millionfaches Leid verantwortlich ist und Tag für Tag neue Kriegsverbrechen begeht, wirklich auf Augenhöhe verhandeln? Weil Putin die Demokratie und die Werte der freiheitlichen Welt verachtet, ist die Frage bereits beantwortet. Mariupol muss zum Sinnbild der Verteidigung aller Menschenrechte werden, und die russische Regierung muss für die Zerstörung dieser wunderbaren Stadt zur Verantwortung gezogen werden, und zwar beim internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. – Dr. Thomas Biermeier

 

Nein, keinesfalls darf der Westen jetzt die Ukraine aufgeben und damit Putin zum Fraß vorwerfen! Der erste Verrat an der Ukraine hatte doch schon mit dem Bau von Nord Stream 2 , allen Warnungen der Ukraine zum Trotz, begonnen, man darf sie nicht noch einmal verraten. Frankreich, Griechenland und die Türkei planen jetzt die Evakuierung von Mariupol und ich hoffe inständig, dass es ihnen gelingen wird.

In Deutschland werden anscheinend Stimmen laut, die lieber aufgeben und den vermeintlich Weg des geringsten Widerstands beschreiten wollen. Ich frage mich, ob diese Leute überhaupt verstanden haben, wen sie mit Putin vor sich haben? Sein Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt deutlich, dass ihm Menschenleben völlig egal sind und er auf das Völkerrecht pfeift. Ralf Stegner glaubt, dass westliche Waffenlieferungen in die Ukraine das Leid nur verlängern, er sollte lieber schweigen.

Für Putin dürfte es ein Grund zum feiern sein, wenn er von so einer lahmen „Argumentation“ hört, die mit einer völligen Fehleinschätzung des Ausmaßes der Folgen davon einhergeht. Geradezu schändlich, sollte tatsächlich hier der Egoismus einiger Politiker und allzu satter Westler, die einfach wieder Ruhe haben wollen, eine Rolle spielen. Zu Putins Strategie gehört auch die psychologische Kriegsführung und der Versuch, den Westen mit den grausamen Bildern von getöteten Menschen und zerstörten Städten in der Ukraine moralisch zu erpressen. Gibt der Westen hier nach und opfert die Ukraine, öffnet er Putins Expansionsdrang Tür und Tor. Mittlerweile traue ich ihm fast alles zu und wie sähe es denn aus, wenn Putin die erste polnische Grenzstadt zur Ukraine einkesseln ließe? Was dann? – Regina Stock

 

Die Stadt Mariupol erinnert sehr an die Belagerung Stalingrads. Auch mit all den verehrenden Folgen vor allem für die Zivilbevölkerung. Mit Toten, Verletzten Kindern, Frauen, Männern. Bilder die uns nach 79 Jahren leider wieder begegnen. Für normale Menschen ist das nicht fassbar. Ein Menschenverachtender Vernichtungskrieg in Europa. Mariupol steht stellvertretend für Hunger, Frieren und unvorstellbare Ängste der Menschen in dieser Stadt. Was wir hier für längst überholt hielten. Dieser sinnlose Krieg in der Ukraine ist das Werk eines Verblendeten, Größenwahnsinnigen in Moskau der Allmachtsfantasien entwickelt und offensichtlich fern jeder Realität agiert.

Der Kriegsherr Putin sitzt in seinem Kreml und redet im Russischen Staatsfernsehen als ob der Berliner Sportpalast wieder auferstanden wäre. Die gleichen hohlen Phrasen mit zynischen Durchhalteparolen ohne Rücksicht auf eigene und andere Verluste an Menschenleben. Zu Herrn Stegners These fehlt mir jedes Verständnis. Denn wer nicht kämpft hat bekanntlich schon verloren. Wir, die wir zuschauen, erlauben damit, dass das geschieht was dort in der Stadt Mariupol vor aller Augen, dem Blick der ganzen Welt ausgesetzt, tatsächlich geschieht.

Dann noch die martialische Sprache: Mariupol wird fallen! Nein: Mariupol wird systematisch vom russischen Militär zerbombt, zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Die freie, westlich Welt schaut, wenn auch erschüttert, zu. Was für ein Mahnmal Mariupol sein wird bestimmen die Politiker jetzt: Eines des Widerstandes oder eines des Kotaus vor Putin? – Felix Bicker

 

Wie auch in Ihrem Leitartikel werden in fast allen Kommentaren zum Ukraine-Krieg Formulierungen wie „Krieg gegen die Zivilbevölkerung“, „Völkermord“, „Vernichtungskrieg“ und Ähnliches benutzt. Die Fakten geben das jedoch nicht her. Das UN-Hochkommissariat für Menschrechte nannte am 22.03.2022 die Zahl von 953 getöteten Zivilisten seit Kriegsbeginn. Die Zahl der getöteten russischen Soldaten reicht von 1351(Moskau) bis 15000(NATO). Die Zahl der getöteten russischen Soldaten übersteigt also deutlich, die der Zivilisten. Auch wenn natürlich jeder getötete Zivilist einer zu viel ist, ist es doch eher erstaunlich, dass nach 4 Wochen Krieg die Zahl der getöteten Zivilsten nicht höher ist. Zum Vergleich: Bei der Rückeroberung Mossuls im Irak gab es 10-20Tsd. Tote, im Irakkrieg insgesamt liegen die neuesten Schätzungen bei 190 000 Toten.

Jeder Angriffskrieg ist ein Verbrechen und dem Angegriffenen sollte unsere Solidarität und Unterstützung gewiss sein. Ein „Völkermord“ oder „Vernichtungskrieg“ ist dieser Krieg bisher jedenfalls nicht. Wäre es einer, dann würde die Ukraine kein Gas mehr erhalten und die Infrastruktur , wie Strom- und Wasserversorgung, von großen Städten wären als Erstes zerstört worden. – Axel Voß

 

Laut Anna Sauerbrey führe die Frage nach einer Kapitulation der Ukraine trotz der grauenhaften Zustände in der bitter umkämpften Stadt Maripul “in die Irre”. Sie meint hingegen, so lange Putin nicht siegt, gewänne die Ukraine, und appelliert an die Leser, gegen die “Zumutungen der Bilder” aufzubegehren – ohne genau zu erklären, was sie damit meint.

Es ist aber der Tenor ihres Leitartikels, der in die Irre führt. Denn die Bewertung von Gewinnern und Verlierern erscheint angesichts der Bilder aus Maripul (und anderen Orten in der Ukraine) mehr als zynisch. Und der Aufruf zum Aufbegehren wirkt wie eine weitere verbale Solidaritätsbekundung, die – ebenso wie Ukrainebeflaggungen auf Instagram-Profilbildern – kein konkretes Leid im Ukrainekrieg stoppen kann. Die Frage nach einer Kapitulation hingegen zielt genau darauf ab. Nämlich das Leiden der Zivilbevölkerung zu mildern. Dies kann befürwortet werden, oder auch nicht. Es kategorisch auszuschließen, sogar wie Sauerbrey implizit als “Verrat” zu diskreditieren, schränkt in der festgefahrenen Lage die Optionen ein, um die Brutalität gegen die ukrainische Bevölkerung zu beenden.

Die Autorin schließt sich so einer Geisteshaltung an, die gegenwärtig leider den Diskurs in Deutschland zu dominieren scheint. Demnach wird der erbitterte Widerstand als wichtiger dargestellt, als die unbedingte Suche nach diplomatischen Lösungen, um die humanitäre Katastrophe im Kriegsgebiet – und aufgrund entstehender Nahrungsmittelknappheiten auch andernorts – schnellstens zu beenden. – Thomas Au

 

Schon vor dem russischen Einmarsch war die Ukraine Bürgerkriegsland. Und nun verteilt die Regierung Waffen an alle Kampfeswilligen. Fortgesetzte Waffenlieferungen des „Westens“ verlängern nicht nur den Krieg, sie gefährden auch einen möglichen Waffenstillstand und erhöhen die Bürgerkriegsgefahr nach einem Kriegsende. Was meint Sauerbrey wirklich, wenn sie schreibt: „Solange Putin den Krieg nicht gewinnt,… gewinnt ihn die Ukraine?“ Eine zerstörte Ukraine mit Hunderttausenden Opfern hätte von einem solchen „Sieg“ herzlich wenig. Aber ein langer Krieg ist durchaus im Interesse von USA und NATO – sie hoffen auf eine Schwächung Russlands unter dem Vorwand der Freiheit für die Ukraine. Sieger ist am Ende nicht, wer Schlachten gewinnt. Sondern, wer Frieden schafft. – Jürgen Dornis

 

Wenn man die Ausgabe Nr. 13/22 der „Zeit“ liest, kann man den unguten Eindruck gewinnen, die „Zeit“ sei eine Art „Kriegspartei-Blatt“ geworden. Besonders wird das am Leitartikel „Lieber aufgeben?“ deutlich. Da wird doch allen Ernstes den Bemühungen um eine friedliche Lösung des Krieges eine moralische Abfuhr erteilt. Soll das Morden und Verteiben etwa weitergehen bis zum „bitteren Ende“? Durchhalteparolen statt Vernunft, die als „Verrat“ abqualifiziert wird? Ein sofortiger Waffenstillstand, keine weitere Aufrüstung im medialen wie im militärischen Sinne und die Aufnahme von echten Friedensverhandlungen sind entgegen der Meinung der empörten Autorin keine „Kapitulation“, sondern das Gebot der Stunde.

Dazu passt dann auch das Interview mit dem Oligarchen- Sprössling Rodnyansky (S.6), der der deutschen Industrie Russland- Lobbyismus vorwirft und leichthin behauptet, ein Öl-und Gasembargo sei für die Deutschen kein grösseres Problem. Tatsächlich wäre es aber mit einem Zusammenbruch relevanter Teile der Industrie und Massenarbeitslosigkeit verbunden. Wie kann man einer sol-chen Scharlatanerie in der „Zeit“ Raum geben? Die „Zeit“ sollte zurückfinden zu einer Wo-chenzeitung mit seriösem liberal-kritischen Profil und das empörte Freund-Feind- Schreiben dem Boulevard überlassen. – Hartmut Wegener

 

Rechnen in Mariupols. Lieber aufgeben? Wer „ja“ sagt, dem reicht vielleicht schon das eine Mariupol, „Hölle“ genannt. Wer dagegen die Hoffnung auf den Sieg nicht aufgibt, muß halt wei-ter töten und Tod erleiden. Wie lange? Bis man am Boden liegt und zum Aufgeben gezwungen ist? Wozu war dann alles gut? Für die Ehre? Oder solange, bis der Sieg endlich da? Also weiter-kämpfen? Mit wie vielen Mariupols? – Egal, der Sieg ist es wert. Er ist der große Lohn. Er macht für Kind und Kindeskind alles wieder gut. Ja? Werimmer Waffen liefert, steckt mit in diesem Dilemma. Aber wie gut, ihn kostet es nicht einmal ein Mariupol. Und wer bekennt: „Lieber tot als Sklave“, ist von sochem Rechnen frei. Der/die gewinnt in jedem Fall, auch wenn er/sie fällt. – Joachim Goede

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie bezahlen wir das?“ von Mark Schieritz

 

Der Autor hat auf einer ganzen Zeitungsseite (davon die Hälfte für die Überschrift!) das Problem schlüssig dargestellt. Geld allein baut keine Windräder und Panzer. Wenn es wie aktuell keine zusätzlichen Produktionskapazitäten gibt, und die Produktivität nicht kurzfristig gesteigert werden kann, hilft nur Konsumverzicht. Bedauerlicherweise verfällt der Autor im letzten Absatz dem Ideologie geleiteten untauglichen Vorschlag, mit einer Vermögensabgabe die Konsummöglichkeiten der Reichen einzuschränken. Das Vermögen der Reichen besteht im Wesentlichen aus Immobilien und Produktivkapital.

Eine Veräußerung oder Beleihung dieses Vermögens zur Zahlung der Abgabe wird den Konsum der Reichen nicht einschränken und damit keinen einzigen freien Arbeitsplatz schaffen. Konsum einzuschränken funktioniert leider nur dort, wo die Konsumquote hoch ist und die Leute nicht anders können, als ihren Konsum zu verringern, wenn man ihnen etwas nimmt. Zur Finanzierung der neuen Aufgaben würde etwa eine einfache Erhöhung der Mehrwertsteuer am ehesten gerecht werden. Aber das wäre in einem Land mit einer Sozialstaatsquote um die 50 % natürlich ein abenteuerlicher Vorschlag. – Frank Lamprecht

 

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich Jg.54 Ihren sachlich gut fundierten Aufsatz gelesen, den ich weitgehend unterschreibe. Sie kommen u.a auf den Fachkräftemangel zu sprechen mit dem ich mich als lt. Angesteller in der Gesundheitsbranche während meiner aktiven Zeit auseinandersetzen musste. Was leider in Ihrem sonst Topp Artikel nicht vorkommt ist die Ursache dafür. Eines der reichsten Länder lässt über Jahrzehnte abtreiben, einer der Hauptgründe der demographischen Katastrophe. Allerdings passt das nicht in den medialen Mainstream. Auch hier liegt eine fatale Fehleinschätzung vor die es auf derselben Ebene zu korrigieren gilt, wie die Naivität gegen Putin. – Walter Kohler

 

Die Natur ist die Erste und Letzte Instanz der Realwirtschaft. Für Sie gelten naturwissenschaftliche Erkenntnisse: bspw. ohne externe Energiezufuhr hätte sich keine biologische Evolution entwickelt. Da wir mit der Wirtschaftswissenschaft eine Geisteswissenschaft für monetäre Transfers haben, spielt die Natur keine Rolle: unsere monetäre Wirklichkeit ist eine Alternative Wirklichkeit zur Realwirtschaft: an Alternative Wirklichkeiten konnte der US-Präsident nach belieben glauben; da er ein Dealmaker ist.

Der „Kapitalismus“ ist ein Anreizsystem für monetäres Handeln: Wir könnten also unser Währungsdefinition auch für Transfers im Gütermarkt gewähren; und den Finanz- an die Entwicklung am Gütermarkt binden, um durch eine leistungsfähigere Entwicklung neues Geld zu schöpfen. … Wenn es dem Menschen gelingt auf dem Mars zu siedeln, wäre eine Kreditfinanzierung utopisch. … Die Alternative wäre eine volkswirtschaftliche Geldschöpfung durch Leistung. … – Matthias Losert

 

Hinzufügen möchte ich noch, dass es künftig nicht mehr ohne eine wesentlich größere und eben auch höhere finanzielle Beteiligung der Superreichen geht. Auch diese beneidenswert finanziell unabhängigen Damen und Herren weltweit müssen begreifen, dass sie mehr abgeben müssen, um letztlich auch ihren Wohlstand zu sichern. Hier ist – wieder einmal – eine mutige Politik mit deutlich weniger Lobbyismus gefragt. – Annette Haagen

 

Der Beitrag „WIE BEZAHLEN WIR DAS?“ von Mark Schieritz in Ihrer Ausgabe vom 24. März führt in gefährliches Fahrwasser. Seine Thesen: Arbeitskräfte und Mate-rial (wohl in erster Linie Energie und Rohstoffe) werden knapp. Was nicht vermehrt werden kann, muss verteilt werden, wobei dem Staat die zentrale Rolle zufällt. Verzichten dabei müssen die Vermögenden, vorzugsweise über einen Lastenaus-gleich. Zu diesem statischen Ansatz wäre anzumerken:

Unsere eigentliche Aufgabe besteht nicht darin, den Mangel zu verwalten, sondern ihn zu überwinden, ihn zumindest erträglich zu halten. Das wichtigste Instrument dabei ist die sozial und ökologisch verantwortbare Verbesserung der Produktivität. Beispiele wären bessere Bildung, energiesparende Produktionsmethoden oder eine Optimierung der Lebensarbeitszeit. Der Staat kann dabei Anreize und Grenzen set-zen. Er kann sich aber weder an die Stelle der Konsumenten, der Arbeitenden oder der Unternehmen setzen – von wirklichen Extremsituationen einmal abgesehen. Sollen die Stärkeren in diesem Prozess mehr schultern? Ja, dann aber nicht über Eingriffe in das Vermögen. Einkommens- und Erbschaftssteuer sind hier die wesentlich geeigneteren Instrumente. Das ist zwar altmodisch, aber redlich. – Manfred Lahnstein

 

Seit Jahren freue ich mich jedes Mal über Ihre Artikel, und den aktuellen will ich nun doch zum Anlass nehmen, Ihnen für Ihre verständlichen Text zu danken! Ihre Artikel sind oft die einzigen, die ich wirklich durchgängig verstehe. Obwohl ich ja gut gebildet bin, habe ich oft Mühe, Wirtschaftsartikel zu verstehen, weil sie in ihrer Argumentation nicht Schritt für Schritt vorgehen, sondern z.B. voraussetzen, dass man weiß, was es bedeutet, wenn die Inflationsrate steigt. Ihre Artikel hingegen erklären wirklich jedes Mal aufs Neue, z.B. dass das Geld weniger wert wird, wenn die Inflation steigt, und was dann alles passieren kann. Genau in dieser Kleinschrittigkeit brauche ich (und vermutlich nicht nur ich) Wirtschafts-Fakten – und ich brauche sie auch in diesen alltagssprachlichen Worten: also „weniger wert wird“ statt „entwertet“.

Ich verstehe selbst nicht so richtig, warum es offenbar so schwierig ist, Wirtschaftstexte zu verstehen. Ich vermute, es liegt daran, dass „Normalmenschen“ mit Geld nichts weiter zu tun haben als es auszugeben für Butter oder Bauholz. Darum ist es unglaublich schwer, davon zu abstrahieren und zu verstehen, wie Arbeitslosigkeit, Knappheit an Geld, Knappheit an Gütern und Arbeitskräften etc. zusammenhängen – und ich kann es mir auch nicht merken von der einen bis zur nächsten Woche, sondern muss immer wieder mitgenommen werden, Schrittchen für Schrittchen.

Danke also wirklich sehr für Ihre verständlichen Texte, und bitte lassen Sie sich nicht irritieren von Kommentator*innen, die Ihnen womöglich vorwerfen, dass Sie auf „Sendung-mit-der-Maus-Niveau“ argumentieren. Ich glaube wirklich, der gebildete Laie braucht es genauso und immer wieder neu genauso – und wie der ungebildete Laie es begreifen soll, das weiß ich leider auch nicht. – Prof. Dr. Bettina Schmidt

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. – Michael Scheppler

 

Der Artikel hat es auf den Punkt gebracht. Hier wird kurz und pregnant genannt, was wir wissen sollten und müssen. Es ist gut von der ZEIT diese Träumereien aufzudecken und uns bewußt zu machen. Danke dafür. – Hermann Golla

 

Bitte benutzen sie keine Formulierungen wie: „Kurz nach dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs …“ (Die Zeit Nr. 13 S. 23 ). Kriege sind kein Naturereignis wie ein Vulkanausbruch. Kriege werden von Menschen begonnen. Kriege werden von Menschen geführt. Formulierungen, wie die Eingangs zitierte, negieren jegliches schuldhaftes Verhalten. Nur eine klare Betrachtung der Ursachen und Verantwortlichkeiten ermöglicht die Aufarbeitung und hoffentlich zukünftige Vermeidung von Kriegen. – Günter Bürcky

 

Mark Schieritz hat eine sehr kluge Analyse der qualitativ neuen Problemstellungen geliefert, denen sich die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft gegenübersehen. Umso enttäuschender, ja ärgerlicher, ist es, dass er sich die so populär gewordene Kritik an der Kilometerpauschale zu eigen macht und dabei offenkundig den Widerspruch übersieht, in den er sich verwickelt. Die Pendlerpauschale ist keine sinnlose oder gar schädliche Subvention, sondern sie unterstützt und motiviert Arbeitnehmer, Arbeit auch in weit entfernten Orten anzunehmen – was auch im Sinne von Schieritz sein müsste. Denn er leitet ja gerade überzeugend her, wie knapp Fachkräfte sind.

Genau deshalb leisten die Pendler, die viele Nachteile in Kauf nehmen, einen Dienst an Wirtschaft und Gesellschaft. Sie sorgen mit dafür, dass der Faktor Arbeit da ankommt, wo er gebraucht wird. Es ist nur gerecht und angemessen, dass die anderen Steuerzahler ihnen einen kleinen Teil der dabei entstehenden wirtschaftlicher Belastungen abnehmen. Über die Ausgestaltung lässt sich dann diskutieren. – Klaus Keßler

 

Ein guter Artikel! Ich bezweifle, dass vielen Politikern diese ökonomischen Zusammenhänge klar sind, oder gar sie bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Eine Frage, die beim Lesen des Artikels bei mir entstanden ist: kann man z.B. die Ressourcen für die Erzeugung von Butter zum Bau von Kanonen heranziehen? – Dr.-Ing. Efstratios Rigos

 

Sie zitieren John Maynard Keynes und das Zeitalter der Knappheit. Keynes hat aber auch gesagt: „Alles was wir tatsächlich tun können, können wir uns auch leisten.“ Das Jahr 2020 bestätigte die Aussage Keynes – in Europa gab es eine spektakuläre Zusammenarbeit in Form eines 750-Milliarden Euro-Konjunkturprogramms. Die wichtigsten Zentralbanken der Welt kauften im ganz großen Stil Wertpapiere.

Das alles sollte primär den Zusammenbruch der Finanzmärkte verhindern – frei nach dem Motto „Too bis to fail“- doch wurden dadurch auch die milliardenschweren Hilfsmaßnahmen finanziert. Hat bis jetzt funktioniert. Doch was jetzt auf uns zukommt hat eine andere Dimension erreicht. Es wird tatsächlich nicht ohne Verzicht gehen, wie immer dieser konkret aussieht, und es wird nicht ohne eine erneute globale Finanzmarkt-Intervention der Zentralbanken gehen. Doch sollte diesmal die Priorität den Milliarden Menschen dienlich sein und nicht dem „Too big to fail.“ – DI (FH) Franz Josef Dorn

 


 

 

Leserbriefe zu „»So bitter ist die Lage«“. Gespräch mit Olaf Scholz geführt von Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing

 

Nein unternimmt Sie nicht….aktuell läßt Putin seine Muskeln spielen und führt den Westen mit seiner Forderung! nach Rubel Bezahlung vor. Wenn der Aggressor mit seiner Strategie durchkommt. Was ist, wenn Putin diesen Krieg gewinnt? Das Menschliche Leid unermesslich, eine verwüstete Ukraine…versagt Europa? Kann Europa sich das leisten? Was heißt der Unter-gang der Ukraine für Europa? Wann, wenn nicht jetzt massive Schritte Immer noch fließt tägl. Geld nach Russland, finanziert den russischen Angriff der in der Ukraine tobt. Das sollen jetzt nach Putins Willen Rubel sein. Damit würde er die Auswirkungen der bestehenden Sanktionen quasi unterlaufen. Den Rubel stützen. Das darf auf keinen Fall das Ergebnis eines zu schwachen West Bündnisses gegenüber dem Energielieferanten Rußland sein.

Laut der Brüsseler Denkfab-rik Bruegel zahlt Deutschland aktuell rund 200 Millionen Euro an Russland für Erdgas, mehr als 5,6 Milliarden Euro im Monat. Doch die Preise steigen – deshalb könnte sich die Zahl bald dra-matisch vergrößern – von bis zu 600 Millionen Euro täglich ist die Rede. Ohne Öl Importstopp, Embargo von unserer Seite aus ist nicht zu umgehen von Putin mit dessen Rubel Forderung quasi „am Ring durch die Nase durch die Manege geführt zu werden Die nächsten Kuponzah-lungen des russischen Staates sind am 16. März fällig, weitere später im März. Ein Bond über zwei Milliarden Dollar wird am 4. April fällig.

Im Bereich der Unternehmensanleihen stehen in diesem Monat bei Dutzenden Papieren Kuponzahlungen an, so bei Bonds von Russian Railways und MMC Norilsk Nickel In den kommenden Tagen werden Zahlungen von Rosneft Oil und Ga-zprom fällig (aa) Nachdem wir uns nicht militärisch an der Verteidigung der Freiheit und des europäischen Werte Gefüges in der Ukraine beteiligen ist ist unsere Pflicht wirtschaftlich zu Daumenschrauben maximal anzuziehen. Es ist nicht egal wer diesen Krieg für sich entscheidet. Gewinner gibt es in einem Krieg sowieso nie.. – Eva Traumann

 

So schnell können Kanzlerworte zu Makulatur werden: Mit seinem Beschluss, vertragswidrig nur noch Rubel als Zahlungsmittel für Öl- und Gaslieferungen zu akzeptieren, zwingt Putin die Demokratien des Westens dazu, entweder die eigenen Sanktionen zu unterlaufen oder einen Stopp der Lieferungen hinzunehmen. Ich hoffe, dass in den vergangenen vier Wochen Notfallpläne für den Fall ausgearbeitet wurden, dass Putin die Öl- und Gaslieferungen stoppt. – Dr. Ulrich Willmes

 

Ich bin von der Berichterstattung der Zeit tief enttäuscht. So unipolar die Schuld an der dramatischen Entwicklung Russland zuzuschreiben mag ja für die Bildzeitung erwartbar sein. Von der Zeit, die ich seit 55 Jahren meist mit Freude lese, erwarte ich anderes.

Kein Wort über die unzähligen Verletzungen, die Russland von der NATO zugefügt wurden! Kein Wort über die Handlungen der NATO, die Russland in die Enge getrieben haben. Kein Wort über den von den USA aufgekündigten INF Vertrag. Kein Wort über den « Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, den Russland , Weißrussland und die Ukraine unterschrieben haben, dem aber kein einziges Natoland beigetreten ist.

Glauben Sie denn, dass der Frieden in der Welt erhalten werden kann, wenn nicht auch auf die Sicherheitsbedürfnisse Russlands Rücksicht genommen wird? Schlagen Sie sich wirklich auf die Seite der Kriegstreiber? Haben Sie die unselige Rolle der Presse vergessen, die mit verantwortlich war, die Welt in den ersten Weltkrieg zu treiben? Ich appelliere an Sie, Ihre Verantwortung für den Frieden in der Welt wahrzunehmen. – Dr. Klaus Milde

 

Schon vor dem Einmarsch der Russen in der Ukraine hat mich Bundeskanzler Scholz nicht überzeugen können. Seinen vollmundigen Ankündigungen zur Impfpflicht war ein Lippenbekenntnis. Es gab einen Bundeskanzler, der seinen Worten keine Taten folgen ließ, weil er keine Mehrheit in seiner eigenen Koalition hatte. Sein bisheriges Agieren in dem Krieg war von Zögern und Zaudern geprägt. Viel zu lange blieb Scholz bei seiner Ansicht, Nord Stream 2 sei eine privatwirtschaftliche Angelegenheit.

Obwohl er das Projekt nach starkem Druck von Aussen gestoppt hat, dürfte er insgeheim Imker noch dieser Ansicht sein. Die von ihm auf den Gipfeln gestern vertretene Meinung zum Embargo gegen Russland, das liege an den Firmen, die das Gas importieren, zeigt das mehr als deutlich. Offenbar hat Scholz nicht verstanden, dass es in Krisenzeiten ein Primat der Politik vor der Wirtschaft gibt, geben muss.

Seine Aussagen in Ihrem Interview zeigen einen Kanzler, der noch in der „Wandel durch Annäherung“-SPD gefangen ist. Bahrs Konzept war für die Zeit der DDR und des Kalten Krieges das richtige Rezept. Die Entwicklung in China, wo die Wirtschaft das politische System nicht geöffnet hat, beweist das Scheitern des Konzepts in der jüngeren Vergangenheit. Es wird auch deutlich, dass die „Zeitenwende“ das Ergebnis massiven Drucks von Aussen gewesen ist und nicht unbedingt eigener Überzeugung gewesen ist. Von ‚entschlossener ‚Leadership‘ ist nicht viel zu sehen.

Auf die entscheidende Frage „Präsident Selenskyi har Deutschland vorgeworfen, durch die Abhängigkeit von russischer Energie Russlands Stärke und Aggression mit erzeugt zu haben. Hat er damit nicht recht?“ blieb Scholz die Antwort schuldig. Leider habe ich hier ein Nachfragen Ihrer Reporter vermisst. Für mich ist das eine, wenn nicht die zentrale Frage. Scholz Aussage „Dafür (breiter aufgestellte Energieversorgung) setzte ich mich übrigens schon seit vielen Jahren ein.“ halte – ich bei allem schuldigem Respekt – für eine glatte Lüge, siehe Nord Stream 2. Enttäuschend war für für die letzte Antwort. Warum druckst der Bundeskanzler so herum und nennt Putin nicht beim Namen: Kriegsverbrecher? – Dr. Peter Winter

 

Darauf zu warten, dass aus Russland keine weitere Eskalation kommen wird, ist naives Hoff-nungsgebaren im Angesicht eines krankhaft-narzisstischen Diktators. Und es ist zynisch, von einem „so schnell wie möglich“ zu sprechen, das Jahre dauern wird, wenn täglich Menschen sterben, die zwar nicht Nato-Gebiet, aber „unsere Werte“ verteidigen. Wir finanzieren diesen Vernichtungskrieg und deshalb gibt es nur die eine Entscheidung, dass sofort kein Geld mehr nach Russland fließen darf. Daran festzuhalten, dass in einer Kriegssituation alles „Kämpfen“ für unsere Werte ohne Einbußen an unserem (ungerechten und nicht nachhaltigen) Wohl-stand ginge, ist das falsche Signal.

Wenn Sie sofort alle Zahlungen an Russland stoppen, dann müssen und werden alle, denen unsere Werte wichtig sind, bereit sein die spürbaren Folgen mitzutragen. Jetzt nicht genug zu tun, birgt das viel größere Risiko. Mit einer deutlichen Ent-scheidung geben Sie mir und allen Deutschen die Möglichkeit, solidarisch gegen diesen Krieg vorzugehen. Ich möchte nicht hilflos dabei zusehen, dass Menschen in der Ukraine sterben, während wir über Tankgutscheine reden. – Dirk Wolf

 

Dass Scholz es nicht wagt das Wort Kriegsverbrecher in den Mund zu nehmen hat nichts mit Feigheit zu tun, es ist geplante Zukunftsabsicherung. Es ist anzunehmen, dass Putin sich leider lange halten wird. Die unsichtbare „Unterstützung“ für Putin zeigt sich auch in seinem Unwillen Waffen zu liefern, er zögert die Zustimmung so lange wie möglich aus.

Da es unter SPD-Politikern um einen Platz am Putins Tisch zu ergattern eine Gedränge ist, hat er seinen Mittbewerbern aus der SPD jetzt vieles voraus, er ist Bundeskanzler und er möchte wohl Schröder Gesellschaft leisten bzw. beerben. Es ist wohl auch keinen Zufall, dass nirgendwo außer Deutschland einen ehemaligen Regierungschef geschafft hat Tischgenosse von Putin zu werden. – Stein-Erik Greter

 

Bundeskanzler Scholz vermittelt hinsichtlich der Unterstützung der Ukraine einen widersprüchlichen Eindruck: Zum einen will er die Ukraine in jeder Hinsicht unterstützen (auch mit Waffen), auf der anderen Seite will er – wie er nicht müde wird zu betonen und zu wiederholen -, dass die Nato (also auch Deutschland) nicht Kriegspartei wird: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Da hilft es auch nicht, dass er sich an das Prinzip hält: „Über die Ukrainer verhandeln die Ukrainerinnen und Ukrainer, ihr Präsident und dessen Verhandlungsdelegation. Niemand sonst.“ Das ist ja wohl logisch: Wer nicht Kriegspartei sein will, darf auch nicht mit verhandeln.

Dass damit Russland als „legitimer“ Verhandlungspartner aufgewertet wird, übersieht er: Es entsteht der Eindruck, dass Putin ein Recht habe, zu verhandeln. Das gilt auch für die ständige Wiederholung, dass die Nato nicht in den Krieg eingreifen wird. Es reicht, dass sie es es nicht tun wird. Die öffentliche Wiederholung ist eine Ohrfeige für die Ukraine, während sie Putin – an den sie wohl auch gerichtet ist – diebisch freuen wird. Zugleich lehnt er den Stopp des Gas- und Ölimports aus Russland ab. Spätestens damit macht er Deutschland aber doch selbst zur Kriegspartei und – was sicher nicht in seiner Absicht ist – zum Partner von Putin und zum Gegner der Ukraine.

Es wäre viel gewonnen, wenn Scholz anerkennen würde, dass er längst von Putin zur Kriegspartei gemacht worden ist und es an der Zeit ist, eindeutig Stellung zu beziehen, auf welcher Seite Deutschland stehen will. Im Übrigen: Würde er anerkennen, dass Deutschland bereits Kriegspartei ist, die sich, so hoffe ich doch, auf die Seite der Ukraine stellt, könnte er sich in die Verhandlungen einmischen. Dann wäre aber auch jede Forderung nach Kapitulation oder Aufgabe von Gebieten, eine deutsche Kapitulation oder Niederlage. – Andrea Schüller

 

Es ist fürchterlich, ja gar nicht auszuhalten, dass angesichts der durch den Krieg sterbenden Kinder wir auf unsere Wirtschaft und Arbeitsplätze schielen. Der russische Angriffskrieg wird durch unsere Rohstoffimporte weiter finanziert. Das Blut der Kinder klebt damit auch an unseren Händen. – Björn Mesenholl

 

Es irritiert, wie herablassend Olaf Scholz über aktive Bürger:innen spricht, die eine große Bereit-schaft zum Einsparen von Energie zeigen. Natürlich drücken die verschiedenen Initiativen ihre poli-tischen Forderungen plakativ aus und rufen zum Beispiel zum sofortigen Importstopp von Gas aus Russland auf. So funktioniert politische Teilhabe und Meinungsbildung nun mal auch. Der Bundes-kanzler verhöhnt eingängige Mottos und Bürgeraktionen, als wären wir nicht in der Lage, Komplexi-tät und Ernst der Sachlage zu erkennen.

Dabei böten sie doch genau den Rückenwind für gesell-schaftliche Veränderung, den eine Regierung wertschätzen und für sich nutzen sollte. Dass er auch renommierten Instituten und Expert:innen die Fähigkeit abspricht, zutreffende Einschätzungen vor-zunehmen, tröstet dabei nicht. Bei allem Respekt für die Gesamtverantwortung, die ein Bundes-kanzler trägt – das Wegwischen der Wählermeinung wird dem Handlungsbedarf in keiner Weise gerecht. Es bleibt schleierhaft, warum uns unsere Regierenden nicht zutrauen, Verantwortung zu übernehmen und unseren Teil zur Lösung der Krise beizutragen. Dazu sind viele Menschen bereit.

Die Regierung infantilisiert die Bürger:innen, wenn ihr nichts Besseres einfällt als Wohltaten zu verteilen, aber nicht mal an das Verantwortungsbewusstsein appelliert, in Zeiten der Krise auch im Alltag dazu beizutragen, dass wir uns aus dem Gasgriffs Russlands befreien. Das ernsthafte Mitwirken der Bevölkerung ist bitteschön auch ernst zu nehmen und zu würdigen. Dass Herr Scholz nur sich und seinen engsten Beratenden zutraut, die Folgen abschätzen zu können, ist vermessen und zeugt nicht von Führungsstärke. Im Gegenteil. – Julia Siebert-Thaden

 

Respekt für Herrn Scholz, der die Hiebe mit der plumpen Moralkeule ordentlich pariert. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr als nur Luxus“ von Merlind Theile

 

Ich finde Ihren Vorschlag- beim vergeudeten Weizen, der Verringerung der Nutztiere und einem reduzierten Fleischverbrauch anzusetzen- goldrichtig!! DAS kann jeder schaffen!! Und leistet dabei einen Beitrag und tut etwas Gutes!! Bitte mehr davon, Ich glaube viele Menschen sind bereit, JETZT etwas zu tun. Gegen den Krieg, für die Ukraine!! – Birgit Kasimirski

 

Langjährig haben die Unionsparteien und die Agrarlobby den Einstieg in den ökologischen Umbau der Landwirtschaft erfolgreich verzögert. Nun ist ihnen der Ukrainekrieg offenbar willkommen, um weiter die ökologische Wende zu behindern. Überproduktion, Verschwendung und fehlgeleitete Ernährung sollen erhalten bleiben, damit die Großbetriebe weiterhin gut verdienen.

Wo es darum geht, endlich die Sicherung der Lebensgrundlagen einzuleiten und zu gestalten, wird die Sicherung der Versorgung vorgeschoben. Ein angstgetriebenes Marktgeschehen wird erzeugt, um weiter möglichst ungehemmt den schwindenden Mehrwert der Natur abschöpfen zu können. Der Ukrainekrieg hat nichts an dieser Wahrheit geändert: Die konventionelle Landwirtschaft ist ein Luxus, den wir uns längst nicht mehr leisten können. – Reinhard Koine

 

Seit rund 50 Jahren bin ich Zeit-Abonnent und bewundere Ihren Mut, immer wieder Artikel auf die Titelseite zu lassen, die einem die Kündigung desselben zwingend erscheinen lassen. So diesmal de Artikel von Merlind Theile, die uns vorschreiben will, ob und was wir in Zeiten der Krise (oder womöglich auch danach?) essen sollen und dürfen.

Soll ich mir als Fleischesser, Bier- und gelegentlich Schnapstrinker nun wünschen, dass Putin nicht nur die Ukraine, sondern auch gleich ganz Deutschland befreit, um einen Genozid an Fleischessern und konventionellen Bauern zu verhindern? Zum Glück: bisher gab es nach solchen Entgleisungen immer wieder eine ZEIT, wo nicht nur die Politik und der Feuilleton lesenswert waren, sondern die ganze Zeitung. Also: Bleiben sie mutig, aber werden Sie nicht waghalsig! – Bernd H. Wambach

 

Der Blick auf moderne Landwirtschaft ist leider ein getrübter und immer ein Blick der zuschauenden Arroganz: Begriffe wie Fleisch gleich Luxusprodukt, oder, Brache gleich Artenschutz, sind Ausdrücke einer dekadenten und satten Gesellschaft, die aus 80 Millionen Experten für Landwirtschaft und Ernährung bestehen. Denn, wir haben ja genug Geld, um uns alles zu kaufen. Davon geben wir den hungernden Ländern etwas ab, und alles ist gut, oder? Wer sagt dem Schwein, das auch von Nebenprodukten der Vermahlung von Getreide lebt: Essen einstellen! Wer sagt dem Landwirt, der immer ganz dicht an der Ernährungssicherung arbeitet: bitte ganz schnell weniger produzieren und Fläche aus der Produktion nehmen! Es wird ja irgendwie bezahlt, mit Geld, das jeden Tag weniger wert ist. Was für ein Irrsinn!

Das politische Herunterwirtschaften der Landwirtschaft ist im vollen Gang und wird mit mittelmäßig recherchierten Artikeln und den aus dem Zusammenhang gerissenen Schlagworten wie „Green Deal macht resilient“ (Nein: Green Deal macht hungrig) nur befeuert. Wir brauchen praktikable Lösungen, die schnelle Effekte zeigen. Der EU-Agrarkommissar Wojciechowski hat den richtigen Hebel gefunden: 6 Millionen ha Ackerland in der EU werden 2023 nicht zu Brache, sondern zur Nahrungsmittel-Reserve für hungernde Länder. Herr Özdemir aber will ihn nicht benutzen. – Christoph Burchard

 

Merlind Theile argumentiert in Ihrem Beitrag „Mehr als nur Luxus“ dafür, den europäischen Green Deal auf keinen Fall wegen des Angriffs auf die Ukraine und der deshalb zu erwartenden Weizenknappheit zu verzögern. Sie fragt: „Und wer bestäubt noch mal die ganzen Feldfrüchte, wenn es immer weniger Insekten gibt…?“ Im Ernst? Seit wann summen und brummen über den Weizen-, Gersten- und Roggenfeldern oder über einem Schlag blühender Kartoffeln die Bestäuber? Ist es nicht eher der Wind (oder die Selbstbestäubung, auch das gibt es), der hier die Bestäubung übernimmt? Wie kann es sein, dass eine ZEIT-Autorin, die einen der Haupt-kommentare der Woche schreibt, so gar kein Fachwissen besitzen darf?

Und dass bei der End-kontrolle kein verantwortlicher Redakteur oder eine Redakteurin über eine solche Aussage stutzt und einmal schnell nachsieht, wie das nochmal mit der Bestäuberei ist? Kürzlich machte auch die Aussage eines EU-Landwirtschaftsexperten (!) zur Weizenfrage die Runde in den sozia-len Medien der Landwirte: So schlimm werde es schon nicht kommen, meinte er, denn Wei-zen würde ja zweimal im Jahr geerntet, einmal Sommerweizen, einmal Winterweizen. Und wer sich jetzt fragt, was daran nicht stimmt, sollte ebenso wie dieser Experte noch einmal zur Schule gehen, im Biologie-Unterricht besser aufpassen – und auf keinen Fall den Landwirten Ratschläge erteilen.

Fachwissen in der Nahrungsmittelproduktion ist nicht in ein paar Minu-ten Internet-Recherche aufgegabelt. Tatsächlich fällt auf, dass der oben zitierte Artikel ohne jedes Fachwissen schreibbar war. Es brauchten nur die üblichen Verdächtigen und Argumente aufgerufen zu werden, bestimmte Reizworte und Zusammenhänge zitiert, die es beständig in solche Artikel schaffen („weniger Fleisch“, „pflügen setzt CO2 frei“ usw.), und schon ist man mit nahezu jedem agrar-politisch komplexen Thema fertig. Ist intelligente Recherche und kundiges Kommentieren zu viel verlangt? Das Breittreten von Lifestyle-Meinungen ist kein Journalismus. – Uta Ruge

 

„Friedliche Koexistenz“ Wegen des Krieges wird Getreide knapp. Nur das friedliche Nebeneinander von Konventionell und Bio kann helfen. Eine Gegenrede: Der Leitartikel von Merlind Theile (DIE ZEIT, N°13, v. 24. März 2022) schreit geradezu nach einer Gegenrede: Jahr für Jahr kommen laut FAO 80 Millionen Neubürger auf unseren Planeten hinzu. Solange kein großer Krieg wie jetzt mitten in Europa tobte, klappte es mit dem „Ökokram in Friedens-zeiten“ ganz gut; die Versorgungssicherheit mit Essen und Trinken war einigermaßen gegeben. Jetzt tobt jedoch Putins Aggressionskrieg gegen die „Kornkammer Europas“, gegen die Ukraine.

Fallen Rußland als flächengrößtes Land und zugleich die Ukraine als Weizen-, Körnermais- und Ölsaaten-Exportländer nahezu aus, dann wird es unweigerlich zu einer dramatischen Versor-gungskrise für die Erdbevölkerung kommen. – Frau Theile hat den Ernst der Lage nicht erkannt! „Man will ja keinem etwas wegessen.“ – Wirklich nicht? Solange ideologisch motivierte, zuwei-len völlig fachfremde Medien und Journalist*inn/en nicht müde werden, die öffentliche Mei-nung gegen die Konventionelle Landwirtschaft in Stellung zu bringen, – solange traditionell kon-ventionell arbeitende Bauernfamilien in Deutschland seit vielen Jahren mehr oder weniger unverblümt als „Tierquäler und Umweltvergifter“ an den Pranger gestellt werden und oben-drein ab 2023 laut GAP noch zusätzlich 4% Fläche stilllegen sollen, ja, solange besteht die große Gefahr, daß schon sehr bald etliche Regale leer bleiben, weil die heimische Landwirtschaft in D politisch vor die Wand gefahren wurde und wird.

Dann wird der Lebensmittel- Einzelhandel noch weitaus größere Mengen an Nahrungsmitteln als bis- her importieren müssen (=“wegessen!“). Das hat, ganz nebenbei, den Vorteil: Da fragt keiner, unter welchen Umwelt-schutzbedingungen diese produziert wurden. Und: Wer um alles in der Welt hat denn je be-hauptet, daß die europäische Agrarpolitik ein Ruhmesblatt für die Entwicklung des ländlichen Raumes war? Das ist gelaufen: Vergangenheit und vergossene Milch! Hier und jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten; aber ganz schnell, bevor es zu spät ist: Der ideologisch konstruierte Konflikt zwischen „Konventionell“ vs. „Bio“ gehört abgeschafft.

Beide Bewirtschaftungssysteme haben nebeneinander ihre Existenzberechtigung, jede auf seine Weise: konventionell für die Grundversorgung, bio für die individuelle Eßentscheidung. Biodiversität und Tierwohl kann – es sei denn, man verweigert böswillig die Realität – sehr wohl mit der konventionellen Landwirt-schaft einhergehen. Eine bestens ausgebildete junge Generation wartet hierzulande auf die Übernahme der Höfe und ist bereit für moderne Konzepte, die Naturschutz und Verbraucher-erwartung versöhnen. Niemand will es hören, aber die Wahrheit ist: Das rein blattaktive Herbi-zid „Glyphosat“ – äußerst restriktiv im Vorsaatverfahren eingesetzt – spart durch mögliche pflug-lose Bestellverfahren 50 % des CO2-lastigen Dieselverbrauchs gegenüber der Pflugsaat ein!

Ohne die modernen leistungsfähigen Fungizide von BASF, BAYER, SYNGENTA, etc. können die Pflanzen nicht mehr vor Halmbruch, Mehltau, Roste und Ährenfusarien geschützt werden. Kein Mensch „legt die Axt an Klima- und Naturschutz“ (Cem Özdemir), wenn er durch Verfütterung des Getreides an die Tiere einen wichtigen Nährstoffkreislauf in Gang setzt: Mist, Gärsubstrate und Gülle düngen die Getreidekulturen und den Mais im Frühjahr. Nur so kann der kaum noch bezahlbare, mit viel Gas hergestellte Mineraldünger reduziert werden. Fläche wird frei, wenn demnächst ineffiziente Biogasanlagen ohne Wärmekonzept abgestellt werden. Komme nun kei-ner auf die irre Idee, dafür sog. „Agri-PV“ auf Ackerland zu setzen! – Helmut Drüing

 

170 Länder auf der Welt müssen Weizen importieren, um zu überleben. Die Ukraine ist eines der wenigen Exportländer, die für diese Versorgung zuständig sind, und dort herrscht ein schlimmer Krieg. Gleichzeitig blockieren wir unsere Produktion in der EU mit starren Ökoregeln (4 % Stilllegung), die uns in der neuen GAP erwarten.

Ja, wir müssen den Klimawandel bremsen. Ja, wir müssen das Artensterben aufhalten und ja, wir müssen die Menschen ernähren, und das klingt wie die Quadratur des Kreises. Ist es aber nicht. Es geht allerdings nur mit intelligenten und flexiblen Lösungen und nicht mit einer pauschalen Extensivierungsdoktrin. Die konventionelle Landwirtschaft, die da-mals nach dem zweiten Weltkrieg gefördert wurde, gibt es schon lange nicht mehr. Wa-rum lassen wir die Regeln, die wir jetzt haben, nicht einfach wirken? Warum fördern wir nicht die regenerative Landwirtschaft, die zwar hin und wieder ein Herbizid braucht, aber Artenvielfalt schafft, aufs Pflügen (CO2-Freisetzung) verzichtet und den Wasserverbrauch massiv begrenzt? Und warum verhindern wir nicht erst einmal neue Umgehungsstraßen und Amazon-Verteilzentren auf wertvollem Ackerland?

Ein Beispiel aus der Praxis: Schon jetzt wird von offizieller Stelle beraten, dass in Natur-schutzgebieten, wo die Anwendung von Herbiziden und Insektiziden seit letztem Herbst verboten ist, Mais angebaut werden sollte, weil der anstatt der verbotenen Pestizidan-wendung dann mechanisch gehackt werden kann. Diese Kultur ist ökologisch wertlos, und mit der Hacke als Alternative zur Pflanzenschutzanwendung entfernt man zuverlässig alle Nester der Bodenbrüter und alle Junghasen.

+Dort gibt es dann in Zukunft anstatt der an-gestrebten Artenvielfalt nur noch den Maiszünsler (keine Insektizide), den wir dann als Proteinquelle nutzen können, weil wir sonst keine mehr haben. Warum brauchen wir eine Öko-Diktatur, die am Ende noch die Tierhaltung verbietet? Wollen wir dann alle von In-sekten leben, weil es auch keine Milch und keine Eier mehr gibt? – Anna Luetgebrune

 

Eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, wie von Merlind Theile angedacht, wäre allenfalls sehr langfristig wirksam. Notwendige schnellere Effekte würde der Verzicht auf den Energiepflanzenanbau wie z.B. Mais ergeben.

Lt. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden 2021 insgesamt 2.3 Mill. ha, dass entspricht fast 20 % der gesamten Ackerfläche Deutschlands, hierfür genutzt. Davon dienten rd. 68 % der Erzeugung von Biogas, rd.20% der von Raps (Biodiesel) und rd. 11% der von Bioethanol. Bioflächen (736 Tsd. ha) dagegen werden zu 52 % als Grünland genutzt und nur 46 % sind Ackerflächen und kämen für eine Intensivierung überhaupt in Frage. Ein Großteil der Bio-Äcker wird zudem bereits heute mit Konsumgetreide bebaut und brächte daher kaum Zuwachs an Erntemenge.

Im Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim BMEL aus 2008 finden sich bereits Zweifel am Potential der Bioenergienutzung. Angesichts eines sich weltweit verschärfenden Mangels an Nahrungsmitteln könnte deshalb der Verzicht auf den Anbau von Pflanzen zur Erzeugung von Elektrizität und Kraftstoffbestandteilen einen sehr viel bedeutenderen Beitrag zur Linderung dieser Bedrohung leisten, als eine Konventionalisierung von Bioflächen!

Eine Intensivierung von Stilllegungsflächen, ebenfalls von interessierten Kreisen ins Gespräch gebracht, betrifft in Deutschland etwa 4% der Ackerfläche und stellt ebenfalls kein nenneswertes Potential für eine Steigerung der Versorgung mit Weizen dar. Zumeist handelt es sich nämlich um wenig ertragreiche kleinere Flächen wie z.B. Streifen entlang von Waldrändern oder Marginalstandorte. Ihr wesentlicher Beitrag für die Gesellschaft ist die Vernetzung von Biotopen und das sollte auch so bleiben. – Armin Meyercordt

 

Weniger Fleisch ist sicherlich der Weg zum Glück. Aber die Hoffnung auf freiwillige Einsicht ist fatal. Statt Brachflächen wieder bewirtschaften zu lassen, hätte man besser den Anteil der Futtermittelmittelproduktion reduziert. – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Windkraft um jeden Preis?“ Streit von Thomas Griese und Heide Naderer

 

In dem im Betreff genannten Streitgespräch über das Aufstellen von Windrädern beklagen Sie, daß wegen eines Windrades im Wald eine Fläche von 2.400 m2 betroffen wäre, „die Größe eines Fußballfeldes.“ Nun kann man über manche Angaben gewiß streiten – zum Beispiel wenn es darum ginge, wieviele getötete Vögel man für die Energiewende „in Kauf“ nimmt oder eben nicht. Da wird man kaum zu einer objektiv „richtigen“ Zahl kommen.

Umso mehr ärgert es mich, wenn mit objektiv falschen Angaben Stimmung gemacht wird. Laut DFB muss ein Fußballfeld eine Länge zwischen 100 und 110 m- und eine Breite zwischen 64 und 75 m haben. Nimmt man den jeweiligen Mittelwert, kommt man auf eine Flächengröße von 7.350 m2 für ein Fußballfeld. Die von Ihnen „beklagte“ Fläche entspricht also ziemlich genau nur einem Drittel eines Fußballplatzes. Aber diese Angabe erschien Ihnen wohl nicht spektakulär genug ? Sie mögen dies als unwichtiges Detail abtun, aber ich frage mich, wenn ich so einen Fall vor mir habe: Welchen Ihrer Angaben kann ich denn dann überhaupt vertrauen, wenn Sie schon bei so einfachen nachprüfbaren Fakten – ob absichtlich oder nicht – falsch liegen ? – Herbert Rein

 

Thomas Griese ist Windkraft-Lobbyist und vertriit als solcher,die Interessen und Belange von Windräder Herstellern und Betreibern. Er will mehr Windräder.Na klar,dafür wird er bezahlt.Das ist sein Job.Heide Naderer ist NABU Funktionärin und dagegen (NABU ist Naurschutz Bund Deutland eV) Na was nun? Ich bin für Frau Naderer. Artenschutz geht vor.Die Windräder sind wie grosse Schredder und zerplücken allerlei fliegendes Getier-Die Windräder müssen gewartet werden,das ist teuer.Und kann man den erzeugten Strom speichern? – Hans-Emil Schuster

 

Da sitzen zwei auf eine schmelzenden Eisscholle und finden keine Einigung darüber, wie man das Schmelzen stoppen kann. Grotesk. – Kurt Eimers

 

Die gegensätzlichen Sichtweisen auf die Windkraft wurden auch in Ihrer Zeitung schon öfter the-matisiert und hier noch einmal auf den Punkt gebracht. Dass Herr Habeck und mit ihm seine Partei die Bedeutung des Artenschutzes negiert und auf dem Altar der Energiewende opfert, kann nur zu Kopfschütteln führen. Umso mehr freut es mich, dass der NABU offensichtlich wieder erkennt, dass er hier dagegen halten muss und Frau Naderer dezidiert erklärt, warum der Schutz der Arten im Bereich der Genehmigungsverfahren so wichtig ist!

Ich lebe im südwestlichen Hunsrück – also einer Region, die vor Biodiversität und Artenvielfalt nur so strotzt – beschäftige mich seit Jahren mit der Problematik von WEA im Wald und lehne dies ab. Der Argumentation von Frau Naderer kann ich nur zustimmen, vor allem die großflächige Versiegelung der Waldflächen ist sehr schädlich und der eigentlichen Zielsetzung von WEA abträglich, ja kontraproduktiv.

Vor allem die grünen Teile der Landesregierungen haben durch Veränderung der Vorschriften für eine drastische Verringe-rung des Naturschutzes gesorgt, so dass Tabuzonen fielen und der Artenschutz unter Missachtung eines Urteils des höchsten europäischen Gerichts (EuGH C-473/19 und C-474/19 vom 4. März 2021) unter die Räder der Planierraupen kommt. Noch eine Anmerkung: Im Untertitel Ihres Artikels formulieren Sie „..doch ausgerechnet die Um-weltverbände wie der Nabu blockieren den Ausbau“. Nicht ausgerechnet, sondern gerade diese müssen das tun, sich für Arten- und Naturschutz wieder verstärkt ins Zeug legen! – Christa Breidert

 

Dieser Artikel ist aus meiner Sicht in erster Linie ärgerlich, weil er die dringend notwendigen Alli-anzen für Klimaschutz und Artenschutz eher behindert als fördert. Warum fragen die Moderatoren Herrn Griese nicht danach, warum er ausgerechnet zum NABU und nicht zum Ministerpräsidenten nach Düsseldorf gefahren ist? Die entscheidenden Ursachen dafür, dass der Ausbau der Nutzung von Wind- und Solarenergie und die notwendige Einschränkung von Energieverschwendung nicht weiter vorankommen, liegen in politischen Entscheidungen des Bun-des und der Länder, und zwar nicht nur in der Bundeshauptstadt und in Bayern, sondern auch ganz konkret in NRW.

Der Aufbau der notwendigen industriellen Strukturen für erneuerbare Energien und für ihre Anwendung wurde zu wenig gefördert und durch planungsrechtliche Vorgaben wie z.B. unsinnige Abstandsregelungen zur Wohnbebauung – auch in NRW – behindert. Dadurch hat sich der Fokus der Auseinandersetzungen auf den Wald und dünn besiedelte Flächen konzentriert, wo die Probleme für den Artenschutz am größten und der Anschluss an Straßen und Stromleitungen am aufwendigsten sind. Dass der NABU dennoch in 20 Jahren in NRW nur 20 Klagen erhoben hat, die teilweise auch mit einem Vergleich endeten, unterstreicht das.

Ich persönlich schreibe seit fast 40 Jahren Stellungnahmen in Planungsverfahren für den NABU (frü-her DBV) für einem Teil des Kreises Kleve und bin dort seit vielen Jahren Mitglied im Naturschutz-beirat für den BUND. Mein Fazit aus dieser Arbeit ist: Einige Windenergieanlagen (WEA) im Kreis Kleve wurden und werden leider unter Missachtung des Artenschutzes gegen das Votum der Ver-treter der Naturschutzorganisatoren errichtet und die technisch möglichen Abschaltvorrichtungen werden noch zu wenig genutzt. Bei einem flexibleren Planungsrecht und einer stärkeren Beteili-gung der Anwohner wäre aber umgekehrt der Bau sogar insgesamt von mehr Windenergieanlagen möglich.

Der Kreis Kleve hat eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Deutschland. Bayern ist dünn be-siedelt, hat aber als Mindestabstand zur Wohnbebauung für Windenergieanlegen die zehnfache Höhe der WEA vorgeschrieben. Letztlich haben die Parteien und Politiker, die für diese Missstände verantwortlich sind, eine breite Mehrheit bei Wahlen erhalten. Den Frust darüber teile ich mit Herrn Griese. Allerdings bin ich froh, dass der NABU – auch in NRW – sich eindeutig zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekennt, ohne den Artenschutz zu vernachlässigen. – Adalbert Niemers

 

Es ist seit Jahren bekannt, dass die 1.000 Meter-Regel in NRW ebenso wie die 10H-Regel in Bayern die Energiewende im Windenergiebereich nicht nur hemmen sondern sogar zurückdrängen. Dann nämlich, wenn alte Windräder durch neue, modernere Anlagen ersetzt werden sollen (sog. Repowering). Der Flächenbedarf für ein Windrad beläuft sich auf nur etwa 4.000 m². Davon ist weniger als die Hälfte tatsächlich versiegelt. Hinzu kommen freizuhaltende Wege für die Wartung und weitere Schutzzonen, die allerdings der Natur zur Verfügung stehen. Es hat sich herausgestellt, dass die Biodiversität auf und entlang dieser sehr selten genutzten Wege und der Flächen unterhalb der Windräder sehr viel höher ist als auf benachbarten Ackerflächen, landwirtschaftlich genutztem Grünland oder Forstwald.

Damit könnte man sogar sagen, dass Windkraftanlagen dem Schutz der Biodiversität dienen. Vogelschäden, die vielfach als Argument gegen den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen angeführt werden, erscheinen im Vergleich sehr gering. Während im Laufe eines Jahres deutschlandweit etwa 100.000 Vögel durch Windkraftanlagen den Tod finden, sterben rund 2,8 Mio Vögel an Freileitungen, 10 Mio Vögel durch den Straßenverkehr und 18 Mio Vögel an Glasscheiben. Es könnten noch weitere Vergleichszahlen z.B. für die Landwirtschaft angeführt werden, vor allem aber durch Futtermangel infolge des Artenrückgangs der Insekten. Hat jemand schon einmal darüber nachgedacht, dass allein durch die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung mehr Vögel gerettet werden als durch die Verhinderung zahlreicher Windkraftanlagen?

Hat jemand darüber nachgedacht, dass die Abkehr von der konventionellen, industriellen Intensivlandwirtschaft unter weitgehendem Verzicht auf Insktizide und Herbizide ebenfalls mehr Vögel retten würden als durch Windankraftanlagen zu Schaden kommen? Oder wurde jemals ein Verbot von Glasfassaden als Vogelkiller in Erwägung gezogen? Es muss auch bedacht werden, dass bei fortschreitendem Klimawandel nicht nur die Menschheit sondern auch viele Vögel aussterben werden. Denn nur im Zusammenspiel von Sonnen- und Windenergie kann die Energiewende gelingen. Und diese ist elemtarer Bestandteil des Klimaschutzes. – Hans-Jürgen Münnig

 

Das Interview mit Frau Naderer, liest sich für mich nicht so, als wäre sie an Lösungen interessiert, um den Ausbau der Windkraft voranzubringen. Genauso wenig wie jede einzelne Stellungnahme des NABU in ausnahmslos jedem Genehmigungsverfahren, in dem es um eine Windkraftanlage geht. Von Konstruktivität und Sachlichkeit keine Spur. Die sucht man auch in dem abgedruckten Interview vergebens: Windkraftanlagen „passen“ nicht in den Wald, Fundamente von Windkraftanlagen sind angeblich „dreigeschossig“ (was nicht stimmt) und einzelne Arten oder Individuen werden den Vorhaben entgegengehalten, weil man nach jahrzehntelangen Untersuchungen angeblich immer noch „nichts Genaues weiß“.

Dem NABU geht es nur um eines: jede einzelne Windkraftanlage nach Möglichkeit zu verhindern – nicht in erster Linie wegen der Tiere oder der Biodiversitätskrise, sondern wegen der NABU-Mitglieder, die gerne in eine Landschaft ohne Windkraftanlagen schauen möchten. Nach 15 Jahren als Windkraftplanerin u.a. in Nordrhein-Westfalen, arbeite ich seit einigen Jahren in der Planung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen, die oft auf intensiv genutzten Ackerflächen errichtet werden. Während meiner gesamten Berufslaufbahn habe ich noch keine einzige positive Stellungnahme des NABU zu irgendeinem konkreten und im Verfahren befindlichen Erneuerbaren-Energien Projekt gesehen. Dass der NABU „seit Jahren für die Klimawende kämpft“, ist nicht erkennbar. Das müsste deutlich anders aussehen. – Amaya Hilpert

 

Schon der Titel des Artikels befremdet – wer hat denn das gefordert? Wen soll diese Frage pro-vozieren? Wie wäre es mal mit der Aussage: Mehr Windkraft! Auch damit hätte man das streit-bare Gespräch überschreiben können. Der Zubau an Windenergieanlagen, dessen Notwendigkeit dieser Tage mehr denn je beschwo-ren wird, ist in den letzten Jahren massiv ausgebremst worden. Daran mitgewirkt haben zahlrei-che Akteure auf unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ebenen. Und ein tragender Grund dabei ist die fachlich nicht nachgewiesene und nicht begründbare Aussage, dass die Bio-diversität in Deutschland durch die Nutzung der Windenergie leide.

Dies vertritt denn auch Frau Naderer im Namen des NABU ohne darzulegen, wie das erfolgt. Welchen Beitrag hat die Windenergienutzung zur Verschlechterung der Biodiversität in Deutsch-land beigetragen? Welche Arten tragen denn in Deutschland durch Bestandrückgang oder gänz-liches Verschwinden zur Verschlechterung der Biodiversität bei? Definitiv nicht die Arten, die tagtäglich im Rahmen der Genehmigungsverfahren der Windenergienutzung entgegengehalten werden. Das weiß Frau Naderer. Aber Biodiversität gegen Windenergie in die Waagschale zu legen, das zieht.

Frau Naderer fragt allen Ernstes, „wo sich die Tiere noch aufhalten sollen, wenn überall Wind-energieanlagen stehen“? Wie kommt sie zu der Frage? Es ist bekannt, dass ca. 2 % der Landesflä-che benötigt werden für die Windenergienutzung. Verbleiben also 98% ohne Windenergieanla-gen. Ca. 15 % der Landesfläche sind dem Natur- und Artenschutz vorbehalten. Auch das weiß Frau Naderer.

Windenergieanlagen passen ihrer Ansicht nach nicht in den Wald. Was heißt hier: „passen“? Und aus welchem Grund? Wir sprechen nicht von hochsensiblen Waldbeständen, die richtiger-weise überall für die Windenergienutzung gesperrt sind, sondern über Wirtschaftsforsten und leider aktuell sehr oft auch über Kahlflächen. Aber: „passen nicht“ – was ist das für ein Argu-ment? Frau Naderer fordert die Naturverträglichkeit der Nutzung erneuerbarer Energien. Hinter dieser Forderung können sich alle versammeln, wer wollte das nicht? Aber was darunter zu verstehen ist, kann unterschiedlicher nicht sein und mündet seitens des NABU grundsätzlich in ein Nein.

Naturverträglichkeit für die Produktion von Strom zu fordern ist bemerkenswert. Denn es geht ja nicht darum, dass wir aktuell darüber verhandeln, ob wir Strom produzieren wollen, sondern wie. Wie naturverträglich war bzw. ist unsere bisherige Stromproduktion? Wie naturverträglich ist unsere Verwendung des Stroms? Verglichen mit den bisherigen Verfahren der Stromproduk-tion ist Strom aus erneuerbaren Energien immer naturverträglich.

Denn der Begriff kann hier und heute nur relativ gefasst werden. Frau Naderer sagt, dass der Verband für die Klimawende kämpft. Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren in der Windbranche und weiß aus leidvoller Erfahrung, dass dem nicht so ist, sondern dass Windenergieanlagen (u.a.) vom NABU um jeden Preis zu verhindern gesucht werden. Einige nützliche Hinweise zum Rotmilan an die beiden Autoren, Herrn Schirmer und Herrn Widman: Sie sprechen die 629 Rotmilane an, die „in den vergangenen Jahren“ an Windenergieanlagen zu Tode gekommen sind. Und zu denen Sie eine hohe Dunkelziffer vermuten. Was wissen Sie über die Schlagopfer?

Waren sie eventuell vorgeschädigt? Z.B. durch schrothaltige Jagdmunition, durch Nahrung, die aufgrund von Rodentiziden gifthaltig ist, durch Schussverletzungen, durch Verunfallung im Straßen- oder Schienenverkehr? Darüber wissen Sie so wenig wie ich – weil dies nicht erfasst, jedenfalls nicht veröffentlicht wird. Wie vertraut sind Sie mit der Art der Rotmilane? Der Bestand des Rotmilans hat sich in den letzten 20 Jahren in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert und in Europa (was zugleich weitgehend dem Weltbestand entspricht) stark erhöht! So sehr, dass er in der Internationalen Roten Liste wegen des deutlichen und anhaltenden Anstiegs als ungefährdet bewertet wird. https://www.iucnredlist.org/species/22695072/166293437

In Deutschland gibt es (mindestens) 15.000 Brutpaare pro Jahr. Das sind mind. 30.000 Tiere (dabei sind die durchaus zahlreichen Singles noch nicht berücksichtigt). Zum Ende der Brutsaison umfasst der Bestand inkl. der Jungtiere ca. 50.000 Tiere. Der Rotmilan ist weder selten, noch gefährdet. Sowohl in Deutschland, als auch in Europa. 629 kollidierte Rotmilane sind 629 kollidierte Rotmilane, keine Frage (wir können auch von 1.000 sprechen, wegen der Dunkelziffer). Die gab es aber nicht pro Jahr, sondern seit Erfassung durch die Vogelschutzwarte Brandenburg in mehr als 20 Jahren. Also etwa 50 pro Jahr – oder vielleicht 100, vielleicht auch 200.

Woran aber sterben die anderen zig Tausend jedes Jahr? Da ja die Bestände nicht explodieren, sondern ‚stabil‘ sind. Die Umweltministerkonferenz hat 2020 das Bundesministerium gebeten, sich mit einem nationalen Monitoring der Frage zu widmen, woran die „windenergiesensiblen Vogelarten“ insgesamt sterben. Bis heute dazu: Fehlanzeige. Das in Frontal 21 kürzlich vorgestellte Forschungsprojekt stellt sich genau dieser Frage – und stellt (noch vorläufig) fest, dass es vor der Windenergie mehrere Faktoren gibt, die mit erheblich viel höherem Anteil wirksam sind (Gefressen-werden, Witterung, Vergiftung, Jagd, Straßenverkehr, Schienenverkehr, …)

Selbst die aufwändige Untersuchung, die das Bundesamt für Naturschutz, BfN, vor einigen Jahren hat durchführen lassen, kam zu dem Ergebnis, dass Kollisionen von Vögeln an Windenergieanlagen sehr seltene Ereignisse sind (vgl. PROGRESS-Studie). So selten, dass man aus der Untersuchung keine Erkenntnisse für eine wirksame Vermeidung ableiten konnte. So selten, dass man die Funde im Hinblick auf den Rotmilan nicht belastbar statistisch auswerten konnte. Zu manchen Todesursachen bleibt es seit Jahren auffällig still. Aber auch um diese vergifteten Greifvögel sollte es uns leid tun: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/bleimunition-weniger-greifvoegel-in-europa-wegen-bleivergiftungen-a-c3eedbcb-0f22-45d3-91c9-e7fb1071e476Urta Steinhäuser

 


 

 

Leserbriefe zu „Sendungsverfolgung“ von Anna Mayr

 

Die Briefe der jobcenter und die Restriktionen zu ALG II sind kaum auszuhalten. Besser zu verkraften wären sie, wenn die ZEIT z.B. die Korrespondenz mit Vermögenden dokumentieren könnte. Etwa so: „Ihr Veräußerungsgewinn von xMio € läßt sich in Ihrer Steuerklärung nicht nachweisen. Nach Gesetz x sind Sie verpflichtet, Ihre Vermögenswerte im Ausland anzugeben und in Deutschland korrekt zu versteuern. Ein Verzug resultiert in der Beschlagnahmung von Vermögenswerten in Höhe der Steuerschuld. SteuerStrafGesetz Paragraph 34 Absatz 5.“

Stattdessen können sich ehemalige Finanzminister und jetzige Bundeskanzler bei CumEx-Befragungen nicht erinnern. Deren Partei hat aber die ALG II Gesetze erlassen, nach denen dann 25% der Mitarbeiter die Empfänger „drankriegen“ wollen. Wie war das mit „sozialer“ Marktwirtschaft? – Wolfgang Michel

 

Der Beitrag ist mit „Sendungsverfolgung“ überschrieben, weil so viele Briefe an die Jobcenter verloren gehen. Besser wäre er mit „Verfolgung der Leistungsempfänger“ betitelt. Mit den 2005 eingeführten „Hartz4-Reformen“, umgangssprachlich für Arbeitslosengeld II, wurden viele neue Begriffe eingeführt, z.B. Jobcenter statt Arbeitsamt oder Leistungsempfänger statt Arbeitsloser. Offenbar wird das geplante „Bürgergeld“ auch nurmehr eine Namensreform , um das schlechte Image des bestehenden Regelwerkes für Transferleistungen und dessen Vollzug zu verbessern. Denn die momentan ausgesetzten Sanktionen (d.h. Strafen) mit schmerzhaften Kürzungen des Regelbezuges, der das Existenzminimum darstellt, werden wieder aufleben, die Erniedrigungen der Betroffenen werden sich also fortsetzen. Da kann man nur mit Dante sagen :“ Lasst alle Hoffnung fahren!“ – Stefan Kaisers

 

Die beschriebenen Probleme haben nach meinem Eindruck weniger mit Schikane gegen Leistungsbezieher zu tun als mit Unfähigkeit. Auch ohne Leistungsansprüche hatte ich in den letzten Wochen Behördenerlebnisse, die mir die Haare zu Berge stehen ließen. Vorfall 1: Ich war dran mit dem Führerscheintausch. Wie ich diversen Veröffentlichungen entnehmen konnte, brauchte ich dafür eine Karteikartenabschrift der ausstellenden Behörde, da ich den Führerschein nicht am heutigen Wohnort erwarb.

Also wendete ich mich mit meinem Anliegen per Mail an den Bürgerservice der betreffenden Stadt. Die Antwort kam flott: Ich möge doch sagen, was ich mit Karteikartenabschrift meine. Wenn ich eine Meldebescheinigung bräuchte, müsse ich mit Termin persönlich erscheinen. Vorfall 2: Letzten Freitag verlor ich im Urlaub meinen Personalausweis. Im Internet war zu lesen, der Verlust dieses Dokuments sei unverzüglich bei Meldebehörde oder Polizei anzuzeigen. Also begab ich mich zur Polizei, da es bereits Nachmittag war, als mir der Verlust auffiel. Der Polizist sah mich entgeistert an und fragte, wozu ich den Personalausweis denn benötige. – Susanne Sänger

 

Entwürdigung. Ihr Artikel „Sendungsverfolgung“ gibt nur einige treffende Beispiele. Ich selbst könnte als Ver-mieter für behinderte Menschen noch weitere Bürokratiekuriositäten hinzufügen. Eine mir be-kannte Rechtsanwältin gewinnt in diesem Bereich fast jeden Prozess. Das alles ist symptomatische Verhaltensweise, die, wie das zugrunde liegende Gesetz davon ausgeht, dass Bürger grund-sätzlich betrügen wollen. Dieser Tatbestand verstößt gegen die im Grundgesetz verankerte Un-antastbarkeit der Würde des Menschen und der vermeintlich gewollte Gerechtigkeitsanspruch wird der bürokratischen Auslegungsagrobatik geopfert.

Und dabei ist das Ganze für den Staat auch noch unwirtschaftlich. Denn der Aufwand der für Jobcenter, Prozessführungen, etc. notwendig ist, ist im Zweifel höher als die dadurch erreichten Einsparungen. Also einfach abschaffen. Eine gute und würdevolle aber auch evolutionär bedingte Antwort kann das „Bedingungslose Grundeinkommen“ sein, es stellte den Menschen wieder in den Mittelpunkt. – Wolfgang Clausmeyer

 

Meine Odyssee (seit 2005, da war ich 54 J.) durch die Ämter und das Sozialgericht konnte ich – dank einer Krebserkrankung – vorzeitig eigenmächig (bevor man es mir nahelegte) durch vorzei-tiges In-Rente-Gehen 2013 beenden. Dann ist es vorbei, dachte ich. Noch heute „muss“ ich mich fast täglich online meines Kontostandes versichern; wie gut, dass das Jobcenter nicht weiß, dass meine Rente so hoch ist, um einiges mtl. übrig zu haben (und meine Ehrenämter seit 2003 ohne Meckern ausüben zu dürfen) – sonst käme man womöglich dort auf die Idee, sich daran auch noch gütlich tun zu wollen, weil es mir nicht zusteht. – Solch Resttrauma bleibt lebenslang erhalten. Frühlingsfrohe Grüße sendet Ihnen – Gudrun von Felde

 

Von Menschen gemachte Katastrophen in aller Welt, für alle Welt, und nun erinnert uns die verehrte Frau Mayr auch noch daran: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ über dem Eingang zum Jobcenter klänge ähnlich pervers wie „Arbeit macht frei“ über einem anderen Tor … (hat Frau Mayr nicht gesagt, ist nur so eine Assoziation von mir). Natürlich macht die Na-mensänderung aus den Mitarbeitern des Arbeitsamtes noch keine anderen Menschen, doch es macht schon traurig, wenn ein einschlägig beschäftigter Rechtsanwalt behauptet, 25% der dort beschäftigten Sachbearbeiter wollten schikanieren. Ihre Kunden!

Man will es nicht glau-ben – wären da nicht eigene Erfahrungen mit nahezu machtlosen Kleingeistern, die den Rest von „nahezu“ zu gehässigen Einfällen nutzten. Wie viel bösartige Phantasie braucht man, um einen Kredit (hier: zurück zu zahlendes Kindergeld) zum Einkommen zu erklären? Arme Häusle-bauer, wenn auch das Finanzamt für ein Darlehen jetzt Einkommenssteuer verlangt. Warum erklärt kein Vorgesetzter seinen Sachbearbeitern, dass die Menschen vor ihren Schreibtischen keine Sachen sind und durchaus als Kunden beraten werden dürfen? Und beratungsresistente Mitarbeiter damit rechnen müssen, die Schreibtischseiten zu tauschen? Ist es wirklich so, dass ich bei Geldgeschenken zukünftig erst den sozialen Status des Anderen abfragen sollte? Und wie werden Sachgeschenke verrechnet?

Hitler sei Dank gibt es ja keinen Amtsmissbrauch mehr. Nur, falls heute ein misanthropischer Mensch sein Amt zu bürokratischen Schikanen nutzt (Leistungsbetrug! Sie krieg ich auch noch klein), wie nennt man das? AOF (abuse of posi-tion), oder schlicht malpractise? (Englisch muss schon sein, sonst verwechselt man es noch mit dem Reichsarbeitsamt). Wie macht man aus Mitarbeitern auf unterer Karrierestufe Mitmen-schen? Mein Vorschlag: durch entsprechende Vorgesetzte. – H. Arnst

 

Auch ich bekomme zwar nicht HartzIV, aber Grundsicherung. Ja, auch ich hab mich geärgert, als man mir mein Geburtstagsgeschenk (200 Euro) in den folgenden Monaten abzog. Ich verstehe es auch nicht, bzw. will es nicht verstehen, dass ich nach jeder Rentenerhöhung – für mich vielleicht 2,50 Euro bei meiner sehr niedrigen Rente – einen Packen Papier geschickt bekomme, um mir diese Erhöhung im einzelnen zu erklären. Dann soll ich eben diesen Packen kopieren, an das Amt für Grundsicherung schicken – um dann kurze Zeit später den nächsten Packen Papier von eben diesem Amt zu bekommen, in dem mir die Reduzierung meiner Grundsicherung um eben jene 2,50 erklärt wird.

Und dennoch: ist es nicht großartig, dass es solche Sicherung zum Lebensunterhalt gibt? Wir betrachten solche Zuwendungen längst als selbstverständlich. Aber sind sie das? Sollten wir nicht zur Abwechslung mal dankbar sein auf unserer „Insel der Seligen“?! Wenn Sie nicht dieser Meinung sind, habe ich einen Vorschlag, wie Sie das Leben armer „Bedürftiger“ erleichtern könnten. Reduzieren Sie doch für uns bitte den Abonnementspreis der ZEIT! In dem Monat, in dem ich dieses Abonnement bezahle, ist jedes Jahr … Schmalhans Küchenmeister. Trotzdem – Frühstück ohne ZEIT geht gar nicht! – Maja Mantouvalou

 

Ich finde nicht, dass Hartz IV weiter entschärft oder in ein Bürgergeld umgewandelt werden sollte. Immerhin wird das Geld von anderen Menschen erarbeitet. Und die können sich nicht dagegen wehren. – Yvonne Thiele

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Herr Dausend schreibt: „Wenn Sie am Sonntag dieser Woche den Biorhythmus Ihrer Kuh nicht durcheinander bringen wollen, müssen Sie sie eine Stunde früher als sonst melken. Allerdings kann es sein, dass es dann noch dunkel ist, sodass Sie in Ihrer Küche das Licht einschalten müssen, wodurch Sie den gewünschten Stromspareffekt schon wieder zunichte gemacht haben, “ usw. bis „Und das nur wegen dieser bescheuerten Zeitumstellung“. Es gibt kaum ein Argument der Zeitumstellungs-Gegner, das so oft und falsch bemüht wird wie das mögliche Problem des Biorhythmus der zu melkenden Kuh (wieviel Menschen davon auch immer betroffen sein mögen):

Wenn die Kuh derzeit morgens zu Sonnenaufgang (ca. 6:00) gemolken werden möchte, so erwartet sie dies wohl auch so in der nächsten Woche. Was auch immer die Uhr dann anzeigt: es ist praktisch genauso hell wie zum Melkzeitpunkt in der Vorwoche, es muss eben nicht mehr Licht eingeschaltet werden (tatsächlich geht in der nächsten Woche nach der Zeitumstellung die Sonne erst um 7:00 auf. Es reicht also vollkommen, die Kuh um 7:00 zu melken. Und nein, der Bauer kann nicht eine Stunde länger schlafen…)

Das Argument der Energieeinsparung in den Siebzigern hatte schon sehr schnell ausgedient, zumal bald festgestellt werden konnte, dass durch die vermehrten Freizeit-Aktivitäten eher noch mehr Energie verbraucht wurde. Bei der Zeitumstellung geht es schlicht um mehr Lebensqualität, seine europaweite Einführung war m.E. eine der besten Entscheidungen der EU. Seine geplante Abschaffung dagegen auf Basis einer Online-Umfrage im Super-Sommer 2018, die praktisch nur von deutschen Hypochondern beantwortet wurde, entsprang wohl vor allem dem Wunsch von EU-Kommission und -Parlament, sich mit Blick auf die EU-Parlamentswahl 2019 endlich mal wieder volksnah zu geben (O-Ton Juncker: „Die Menschen wollen das, wir machen das“). – Thomas Lölgen

 

Der Wechsel zur Sommerzeit erzeugt stets etwas Kopfzerbrechen bei der Benennung von früher/später oder länger/kurzer. Wenn ich mich nicht irre ist das Herrn Dausend auch dieses Mal so ergangen: um den Biorhythmus der Milchkuh nicht zu stören, sollte man erst eine Stunde später melken, da die Uhr ja vorgestellt wurde. Dann allerdings ist die Argumentationskette mit dem Lichtbedarf und dem Strombedarf nicht mehr gültig. Man könnte den Artikel im Herbst rezyklieren. Nebenbei bin ich aber ganz der Meinung von Herrn Martenstein: der Wechsel von Winter- auf Sommerzeit und vice versa ist die einzige Konstante in unserer wechselhaften Zeit und sollte beibehalten werde. – Thomas Allmendinger

 

Wegen des Biorhythmus der Kuh muss der Landwirt sie am 27. März zur gleichen Zeit melken wir am 26. Allerdings zeigt die umgestellt Uhr dann eine Stunde später an. Von wegen früher aufstehen. – Dr. Christof Leitz

 

Das leidige Zeitzonenthema. Vielleicht sollte erstmal geklärt werden, daß die Mitteleuropäi-sche Zeitzone MEZ (oder im Sommer MESZ) zu groß ist. Oder andersherum gesagt: Europa macht sich mal wieder zu klein. Von der Westküste Portugals bis Byalistok in Polen sind es etwa 3500km Luftlinie. Das ist nicht wenig und beinhaltet eigentlich mehrere Zeitzonen. Zum Hin-tergrund: Die Erde dreht sich in 24 Stunden 360°, also einmal um sich selbst. 360/24 = 15. Also alle 15 Längengrade gibt es eine neue Zeitzone. Lissabon liegt etwa auf 9°W und Byalistok etwa auf 23°E. Das sind 32° Unterschied, also zwei Zeitzonen.

Es gibt aber nur eine Zeitzone und zwar die MEZ. Nähme man Greenwich als Mitte, also 0°W oder E (der nullte Meridian), dann beginnt bei 7° 30′ W eine neue Zeitzone. (also etwa westlich von Lugo in Spanien) Und es be-ginnt eine neue Zeitzone bei 7° 30′ E (also etwa östlich von Koblenz) Die nächste Zeitzone öst-lich begänne dann bei 22° 30’E (also östlich von Lublin/Polen). Gäbe es also drei normale Zeit-zonen in Europa, wäre die Diskussion um Sommer- oder Winterzeit hinfällig Die MEZ ist poli-tisch gewollt und somit gibt es keine Lösung für eine Zeitzone, da diese geographisch sind. Es sei denn man befragt die Bürger der EU, ob sie mehrere Zeitzonen wollen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Aber das wäre wahrscheinlich wieder zu einfach. – Wolfgang Michel

 

Schon 1986 sahen sich mein Spezi Charlie Bick und ich zu dem Versuch veranlaßt, die Saarländer (diese in Personen der Zuschauer der „Kachel-theater-Compagnie“) in dem kabarettistischen Theaterstück „Die Caprifischer“ (von Bob Ziegenbalg, des nachmaligen künstlerischen Leiters des Theater Überzwerg) über die Geheimnisse der Zeitumstellung aufzuklären. Da das Stück recht erfolgreich war, lief es lange genug, um einmal die Umstellung auf die Sommerzeit und einmal die „Rückstellung“ auf die Winterzeit zum Anlaß unserer „Volksbelehrung“ zu nehmen.

Ich kann nur hoffen, daß Sie keine der Aufführungen gesehen haben, denn dann müßte ich annehmen, daß wir auch bei Ihnen völlig versagt haben. Aber trösten Sie sich: selbst ein vorwiegend studentisches Publikum hat unseren Ausführungen zwar mit sichtlichem Vergnügen gelauscht, aber … – also korz gesaa’d: verschdann hannse gaa’nix! Es is nämlisch so, daß wann isch bisher mei Kieh – nä, ich hannjo kä Kieh, awwer Katze – also no’mmoh:

Wann isch bisher mei Katze um Siwwe in der Frieh‘ gefiddert hann, dann muß ich se ab heit, wo die Sommazeit aangefang hat, um Acht (un nitt, wie Sie männe, um Secks!) fiddere, damit se nit aus ihrem Biorittmuß komme. Gemännt is nadierlisch jedesmol die Zeit uff der Uhr (wa’mma die rischdisch uff die Sommazeit umgeschdellt hat odder wa’mma wie isch e Funkwecka hat beziehungsweise uffs Händi gucke duud).

Is das dann werklisch soo schwäär? Apropos meine Katzen: die haben heute Morgen ihr „Frühmahl“ völlig klaglos schon um 7:00 Uhr Sommerzeit, also eine Stunde vor Ablauf des 24-Stunden-Rhythmus gegenüber Samstag, zu sich genommen. Entweder sind Katzen intelligenter als Menschen und haben die Zeitumstellung spontan verinnerlicht, oder (wofür durchaus auch einiges spricht) es ist ihnen egal, wann sie was zu futtern kriegen, Hauptsache es ist frisch, wohlschmeckend und reichlich. – Franz Walter Freudenberger

 

Einfach mal ein Kompliment zwischendurch. In der aktuellen Ausgabe (24. März 2022) kommentiert Peter Dausend die Zeitumstellung. Herrlich. Habe mich wunderbar amüsiert. Allein der erste Satz…. Und auch solche Formulierungen wie „58 Prozent haben jede Hoffnung fahren lassen“ in diesem Zusammenhang. Wirklich köstlich. Danke für etwas Leichtigkeit in diesen Zeiten – Manuela Strotmann-Engel

 

Das ist ja interessant, nur 3,79 Prozent Umfragebeteiligung in Deutschland (und das als europäischer Rekordwert), damals, bei der EU-Online-Befragung zum Thema Sommerzeit. Wenn es da nicht noch eine andere Umfrage gab, dann war ich damals dabei. Habe teilgenommen, obwohl ich sonst an sowas fast nie teilnehme. Extra, damit ich bekunden kann, wie gerne ich den Wechsel von Sommer- und Winterzeit behalten möchte. Konnte ich aber nicht bekunden. Ich konnte nur sagen, ob ich lieber dauerhaft Sommer- oder Winterzeit haben möchte. Habe dann zähneknirschend die Winterzeit angekreuzt.

Und eine Mail an die ausrichtende EU-Stelle (und auch ans deutsche Wirtschaftsministerium) geschrieben, wie enttäuscht ich von der Umfrage war. Jedes Jahr zittere ich aufs Neue, ob doch noch dauerhafte Sommerzeit umgesetzt wird, wie sich das mal abzeichnete, so dass mein Sohn noch viele Wochen mehr im Jahr im Dunkeln zur Schule radeln würde und es um Weihnachten herum bei uns in Nordrhein-Westfalen erst um zehn so halbwegs hell würde.

Und immer warte ich drauf, dass diese Nachteile in den Medien mal thematisiert werden. Aber man liest immer nur von den Kühen, und durch die Medienstimmung scheinen alle zu glauben, dass die Mehrheit wirklich den Wechsel abschaffen will. Kommt wahrscheinlich wie mit G8 in der Schule — alle denken, das wollen alle, und wenn es dann verwirklicht wird, ist der Aufschrei groß. – Corinna Friesen

 


 

 

Leserbriefe zu „»Wir sind für den Frieden, aber nicht gegen den Krieg«“. Aufgezeichnet von Simone Brunner et al.

 

Den derzeitigen Unterschied zu Zivilgesellschaften liefern Putin und seine russische Bevölkerung mit diesen Denkweisen. Daran zu glauben, dass ein Diktator und Kriegsverbrecher Putin ohne die freiwillige Knechtschaft und überwiegende Feigheit seiner Bevölkerung so agieren und hunderte von fremden Ortschaften mit ihren Bevölkerungen notzüchtigen kann, ist fatal und angesichts der eigenen Erfahrungen im Dritten Reich zudem naiv.

Putins Drohungen und seine Auftritte zeugen jedoch auch vom genauen Gegenteil seines eigenen Wahns; er ist der feigste Wicht in Russland und wird deshalb berechtigt ein gleich schauriges Ende wie sein ebenso großspuriges, deutsches Vorbild erfahren. Dieses muss auch ein Versprechen unserer Zivilgesellschaft sein. – Jürgen Dressler

 

„Stimmen aus einem verstörtem Land “ sollen das sein? Von jedem etwas- für jeden etwas. Wer kümmert sich jetzt um das Horoskop? – Wolfgang Burkhardt

 

Mit großem Interesse habe ich das Dossier „Was die Russen denken“ in der Ausgabe der Zeit Nr. 13 vom 24. März 2022 gelesen. Meines Erachtens lassen sich in der russischen Bevölkerung zwei Grundüberzeugungen erkennen. Die einen wünschen sich, dass die sog. „Westlichen Werte“ gelten, was neben einer engen Verbundenheit mit ihrem Land auch eine kritische Haltung gegenüber den zurzeit herrschenden Verhältnissen erlaubt, während die anderen sich als „wahre Patrioten“ verstehen, die jede Kritik an der gesellschaftlichen und politischen Ordnung des Landes als Verrat verstehen.

Diese Patrioten begründen ihre Sichtweise mit der großartigen Geschichte des Landes, nicht zuletzt auch mit dem Erfolg der russischen Revolution, die 1917 ein inkompetentes korruptes politisches System hinweggefegt hat. Doch hat sich wirklich so viel verändert? Das Zarenreich wurde beherrscht von einer kleinen Gruppe adliger Fürsten und Großfürsten, die mit ungeheurer Rücksichtslosigkeit ihre Bauern und Arbeiter ausgebeutet und unterdrückt haben, unterstützt von einer Russisch-Orthodoxen Kirche, die mit Ikonen, Kerzen und Liturgie „Opium fürs Volk“ geliefert hat.

Heute sind es Präsident Putin und seine „Oligarchen“, die sich hemmungslos bereichern und das von den russischen Werktätigen erarbeitete Vermögen ins Ausland transferieren, um es wie einst die Großfürsten in europäischen Hauptstädten, angesagten Badeorten und Skiorten zu verprassen. Ebenso nutzt Präsident Putin die russische Armee um für seine „Freunde“ weitere Pfründe zu erobern und nimmt dabei den Tod vieler russischer Soldaten in Kauf. Wie im Zarenreich herrschen Willkür und Unterdrückung. Jeder kann verhaftet und von einer willfährigen Justiz, die sich den Anordnungen des Präsidenten unterwirft in ein Straflager verbannt werden. Und auch die Russisch-Orthodoxe Kirche hat ihre affirmative Funktion wieder eingenommen.

Mit der Revolution sollten die von Marx und Lenin propagierte Gleichheit der Menschen und die Übergabe aller Produktionsmittel an das russische Volk erreicht werden. Dies ist im heutigen Russland gescheitert. Russland ist ein großartiges Land, doch Präsident Putin und seine „Freunde“ haben dieses Land verraten, indem sie es für ihren Profit und ihre Machtinteressen missbraucht haben.

Und so stellt sich die Frage nach den wahren Patrioten. Sind es wirklich die, die völlig kritiklos an Putins Seite stehen, vielleicht weil sie in irgendeiner Weise davon profitieren oder sind es doch eher diejenigen, die versuchen den Reichtum Russlands den Russen zugänglich zu machen und ein Land zu schaffen, in dem Sicherheit und Frieden herrschen. Wahrer Patriotismus zielt auf die Entwicklung Russlands insgesamt und auf die Interessen aller, nicht auf die Interessen einer kleinen Clique, die sich dieses Landes bemächtigt hat. – Renate Balsing

 

Beim Lesen des sehr eindrucksvollen Dossiers kommt mir in besonderer Weise ins Bewusstsein, dass hier authentische, nicht manipulierte Gesprächsfragmente zusammengetragen sind. Ich bin fest davon überzeugt, mir mit der Lektüre ein objektives Bild machen zu können und keine Propaganda zu konsumieren. Wahrscheinlich haben die Menschen in Russland, die ihre Informationen nur aus der Propaganda ziehen, dasselbe Gefühl von Überzeugtsein wie ich.

Eine erschreckende Gemeinsamkeit. Ich habe gehört, dass in Russland viele Menschen bereits morgens mit dem Aufstehen den Fernseher anschalten und die Propagande ganztägig laufen lassen. So kann die Gehirnwäsche besonders gründlich wirken. Das Dossier zeigt Splitter einer auseinanderdriftenden Gesellschaft. Ein sehr deprimierendes Bild. Der Ukrainekrieg, der kein Krieg sein darf, lässt die russische Gesellschaft explodieren. Nur wenige Zeichen von Menschlichkeit und Hoffnung: Der Priester, der bei seiner Gemeinde bleibt. Der Lehrer, der seine Schüler nicht im Stich lassen kann. – Reinhard Koine

 

Die und Kenntnis der russischen Gesellschaft ist immer wieder erschreckend. Die „vier gerühmt“ Freundschaft der Völker in der Sowjetunion war wohl eher Propaganda, denn Wirklichkeit. Warum haben sich die so eng befreundeten Völker selbst die Weißrussen, für unabhängig erklärt, Weil sie so gut und gleichberechtigt mit den Russen ausgekommen sind? – Nein, weil sie nicht länger die „Sojusniki“ bleiben wollten, weil sie ihre nationale Identität bewahren wollten.

Wer den Gebrauch des Wortes „Sojusniki“ im Alltag der Sowjetunion nicht kennt, weil er möglicherweise in einer abgeschlossenen „Blase“ dort lebte, versteht diese Entwicklung nicht. Das trifft auch für den immer dominieren wollenden Putin zu. Dieser hat seine Vorstellungen vor dem Überfall auf die Ukraine, seinem angeblichen Stief Bruder, den er lenken und leiten muss, kund getan. Er hat klar und eindeutig seine Vorstellungen für die Zukunft, für seine Zukunft, erklärt. Darüber gibt es jedoch keine öffentliche Debatte.

Wo beginnt Chauvinismus, Missbrauch von Minderheiten in einem anderen Land als fünfte Kolonne usw.? Warum wird nicht überall der gleiche Maßstab angelegt? Werden andere Herrscher dem Beispiel Putins folgen? Werden sie Ansprüche an ihre Nachbarn stellen und dort eingreifen und sich dabei auf kulturelle und geschichtliche Gemeinsamkeiten berufen? Worin ähneln sich Putin und andere Herrscher in der jüngsten Geschichte? – R. Renaux

 

Vielen Dank für das aufschlussreiche Titelthema: „Was die Russen denken”, in dem ein differenziertes, vielschichtiges und widersprüchliches Bild einer sehr komplexen Wirklichkeit gegeben wird, die leider zu oft nur einseitig beleuchtet wird. Der Beitrag sollte zur Pflichtlektüre werden für die vielen Politiker mit ihren in Beton gegossenen Überzeugungen, für die genauso vielen Sachverständigen, die zu allem ihre nicht immer ausgewogenen Analysen vorlegen, für die kaum minder zahlreichen Journalisten mit ihren nicht immer unvoreingenommenen Meinungen. Das bedeutet nicht, dass dieser sinnlose und barbarische Krieg nicht auf das Schärfste zu verurteilen wäre, aber etwas weniger Phrasen, Paranoia und Hysterie würde helfen, einen klaren Kopf zu behalten. – Prof. Michaela Böhmig

 

Ich bin über die Feindseligkeit und den tiefen Hass erschrocken, der der Ukraine von offenbar von einem nicht geringen Teil der russischen Bevölkerung entgegengebracht wird. Wie erklärt sich diese Feindseligkeit und der Hass? Liegt die eigentliche Ursache in der Abwendung von der Sowjet Union im Zuge des Zerfalls des sowjetischen Vielvölkerstaats im Jahre 1991? Lebt also ein seit 1991 bestehender, schlummernder Hass aufgrund der massiven Propaganda Putins gegen die Ukraine jetzt wieder auf? Was sagen die Historiker dazu? – Harald Seidel

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie die FDP die Freiheit schrumpfte“ von Armin Nassehi

 

Kernaussage: Man muss Zahlen in Relation setzen, um sie einordnen zu können. Gleich zu Beginn des Artikels wird die Gefährlichkeit von Corona mit der Aussage „…immer noch sterben täglich etwa 200 Menschen.“ hervorgehoben. Diese Aussage ist zunächst aufgrund ihrer Schwammigkeit zu kritisieren. So sterben nämlich in Deutschland täglich etwa 2.700 Menschen (1). Aber nun gut. Aus dem Kontext ergibt sich der Zusammenhang mit Corona. Deshalb sollte es eben heißen „an, oder mit Covid“. Denn eine andere Aussage geben die Statistiken nicht her. Nun zur Einordnung. Nach offiziellen Zahlen infizieren sich täglich etwa 300.000 Menschen mit Corona. Die Dunkelziffer wird auf die gleiche Höhe geschätzt (2).

Bei einer angenommenen Infektionsdauer von 10 Tagen sind also im Mittel 7,5% der Deutschen coronapositiv. Angewandt auf die Todesfälle sollten also täglich rund 200 von 2.700 Toten das Virus in sich tragen. Das ist jetzt natürlich keine fundierte Einschätzung, aber es ermöglicht doch eine gewisse Einordnung der kolportierten Zahl. 1) https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/_inhalt.html;jsessionid=5256392EA7B410F2F6699D92CCEB841F.live731 2) https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/rki-wieler-lauterbach-pandemie-101.html

P.S.: Die Maske – das Symbol dieser Krise: Über die Verhältnismäßigkeit staatlicher Schutzmaßnahmen am Beispiel der Maskenpflicht. Der Artikel Von Armin Nassehi ist nur einer von vielen dieser Tage, der die Wichtigkeit der Maske in Pandemiezeiten hervorhebt. Von ihm wird sie gar als „effektivste … Maßnahme überhaupt“ gepriesen. Sie habe nur geringfügige Nebenwirkungen. Die vermeintlichen Nachteile seien relativ zum Nutzen verschwindend gering und gegenüber den Alternativen erhaben. Das Tragen der Maske sei zudem eine milde und einfache Maßnahme. Deshalb sei es illegitim, wenn die FDP an der bundesweiten Maskenpflicht rüttele. Eine wichtige Voraussetzung für die Legitimität staatlicher Maßnahmen jeder Art sollte in einer Demokratie deren Verhältnismäßigkeit sein. Anders ließe sich nur schwerlich gegen Gesetze wie etwa die Vorratsdatenspeicherung argumentieren.

Die Verhältnismäßigkeit ist die Relation von Nutzen zu Kosten. Wie ist es also um den Nutzen der Maske bestellt? Hierfür muss zunächst ein entsprechendes Ziel formuliert werden. Mit den stetig ändernden Virusvarianten ist dieses Ziel bei Bedarf auch anzupassen. Was also soll mit der Maskenpflicht in der jetzigen Lage bezweckt werden? Geht es darum, eine Infektion dauerhaft auszuschließen, sie zu verhindern? Ein permanenter Virusschutz dürfte angesichts der Infektionszahlen als so unwahrscheinlich gelten, dass es als Ziel untauglich ist. Dann also das Verzögern der Ausbreitung? Schon Eher. Die Maskenpflicht führt möglicherweise zu einer verlangsamten Ausbreitung des Virus. Das sei also die Zielsetzung. Wie gut wird dieses Ziel denn nun mit einer weitreichenden Maskenpflicht erreicht?

Gemäß einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft (https://www.mpg.de/17915640/corona-risiko-maske-schutz) kann die Maske ein sehr wirksamer Schutz sein. Sie entfaltet ihren Schutz jedoch nur dann, wenn sie richtig getragen wird. Zudem müsse sie auch konsequent aufbehalten werden. Denn auch unter Einhaltung der 3-Meter-Regel „dauert es keine fünf Minuten, bis sich eine ungeimpfte Person, die in der Atemluft eines Corona-infizierten Menschen steht, mit fast 100prozentiger Sicherheit ansteckt“. Diese Erkenntnis sowie der Blick auf Länder wie England oder Schweden lassen an der Wirksamkeit der Maske, etwa in Restaurants zweifeln. Außerdem ergibt das Verzögern nur dann Sinn, wenn eine Überlastung der Krankenhäuser droht oder absehbar ist. Das ist derzeit nicht der Fall.

Was also bleibt als Legitimation für eine weitreichende Maskenpflicht, wenn der Nutzen überschaubar ist? Hier wird die wichtige Symbolik genannt und auf die verschwindend geringen Nachteile verwiesen. In ihrer Allgemeinheit eine haarsträubende Behauptung! Schließlich ist das Empfinden des Maskentragens per Definition eine subjektive Einschätzung. Ich empfinde es als schweren Verlust, wenn im öffentlichen Leben die Gesichter von Menschen hinter Masken verborgen werden; wenn Gespräche leiden, weil die Mimik verborgen wird; wenn eine Begegnung mit Fremden im Zug – zustande gekommen durch ein beiläufiges Lächeln – nahezu unmöglich gemacht wird; wenn mein Gegenüber nicht mehr Mitmensch, sondern eine potentielle Gefahr ist.

Mit der Verhältnismäßigkeit der Maskenpflicht verhält es sich also ähnlich wie bei der Vorratsdatenspeicherung. Die sich stellende Frage ist, ob der Staat pauschal dem Sicherheitsbedürfnis Vorrang geben soll – auch unter Verletzung individueller Freiheitsrechte – oder nicht. Wieso die Position FDP bezüglich der Maskenpflicht illegitim sein soll, leuchtet mir nicht ein. Vielmehr imponiert mir der Mut dieser Partei, die Rechte einer Minderheit stärken zu wollen, auch auf die Gefahr in die Corona-Leugner-Ecke gedrängt zu werden. Kritische Positionen wie diese vermisse ich übrigens in der ZEIT zu oft. Wo ist der kritische Journalismus geblieben? Hat er sich aus Angst oder Konformtitätszwang zurückgezogen? Müssen in Pandemiezeiten nicht alle Maßnahmen laufend kritisch hinterfragt werden? Schließlich betreffen sie Millionen…- Hubert Wörle

 

Mit lediglicher Bezugnahme auf den o.g. Artikel will ich mein Unbehagen über die Häufung von Artikeln äußern, durch welche die ZEIT derzeit von Soziologen, Politologen und ähnlichen Wissenschaftlern fachlich kontaminiert wird. Die ZEIT rühmt sich in Teilen noch zu recht, die große unabhängige deutsche Zeitung zu sein. Aber der fachlichen und damit vornehmlich subjektiven Einäugigkeit zunehmend eine pressegleiche Bedeutung einzuräumen, widerspricht diesem Anspruch und verringert zumindest mein Interesse an der ZEIT.

Man hat als geneigter und langjähriger Leser der ZEIT sowie Nutzer sonstiger Medien leider zu billigen, dass der aktuelle deutsche Journalismus von subjektiver Meinung durchtränkt ist und die objektive Erforschung von Umständen und Tatbeständen erschwert. Deshalb wäre in meinem Verständnis von einem unabhängigen Journalismus angezeigt, dass die ZEIT sich wieder überwiegend auf Ihre hervorragenden Journalistinnen und Journalisten beruft statt einer Kaste von selbstberufenen Besserwissern Hilfestellung bei ihren reputierlichen Ansprüchen leistet. – Jürgen Dressler

 

Wer schrumpft die Freiheit? Die FDP oder Sie? Jeder, der sich und andere schützen will, darf eine Maske aufsetzen. Das war nicht immer gültig, ist aber jetzt so. Warum müssen alle eine Maske tragen, wenn Die oder Der eine Maske trägt, sich selbst damit schützen kann. Warum brauchen wir eine Anordnung, dass alle eine Maske tragen müssen? Welcher Schutz ist aufge-hoben, wenn man die Maskenpflicht freistellt? Sie vermuten Ideologie bei der FDP.

Wie ist es mit Ihrer Ideologie, Zwang auszuüben, damit ihre nicht klar formulierten Ziele erreicht werden. Kann Freiheit, in der jeder für sich entscheidet, was ihm gut oder schlecht tut, wirklich Ideolo-gie sein? Sein wahres Gesicht zu zeigen ist ein schöner Akt. Sein Gesicht zu verhüllen ist in ei-ner freiheitlichen Gesellschaft ein Problem. In Krisenzeiten können wir das tolerieren. Müssen wir das wirklich anordnen? – Uwe Eric Laufenberg

 

In den Wiesbadener Grundsätzen hieß es noch: „Freiheit und Verantwortung sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Seither ist Zuvielen in der FDP die Verantwortung verloren gegangen – wie auch Zuvielen in der Gesamtgesellschaft. Freiheit, gelebt nicht auf einer einsamen Insel, muss sozialisiert werden – durch die Verantwortung, letztlich durch den kategorischen Imperativ! Das gilt für die „Freie Marktwirtschaft“, die nur verantwortungsvoll ist als “ Soziale Marktwirtschaft“, das gilt aber auch für „Corona“.

Wie, wenn unsere Verantwortlichen immer wieder aufgefordert hätten: Jeder ist dafür verantwortlich, sich und andere nicht anzustecken; das heißt FFP2 Maske richtig (!) zu tragen, überall dort, wo 1,5m-Abstand halten nicht möglich ist und in geschlossenen Räumen? So einfach ist das ? Stattdessen haben wir von unserem „Staat“ einen Wust von Regulierungen verlangt, die leicht überfordern – und deshalb unterlaufen werden! Wir fordern zunehmend den Staatsapparat, der sich in alles einmischt, uns so schön bequem Entscheidungen abnimmt – aber letztlich auch die Freiheit! Und jetzt kommst du: FDP! – Dr. Ursula Augener

 

Zu Nassehis Beitrag „Wie die FDP die Freiheit schrumpft“ (ZEIT Nr. 13 vom 24. März 2022) ist anzumerken, dass er zwar einen argumentativ interessanten Text geschrieben hat, der aber leider von einer völlig falschen Voraussetzung ausgeht. Er schreibt „Das Tragen einer FFP2-Maske gehört zu den mildesten, einfachsten, niedrigschwelligsten, kostengünstigsten und effektivsten Public-Health-Maßnahmen überhaupt.

Das Tragen einer Maske schützt den Träger ebenso wie das Gegenüber.“ Diese Aussage ist durch nichts belegbar, auch wenn sie von einer Masse von Wissenschaftlern, Politikern und der Öffentlichkeit permanent wiederholt wird. Es gibt weltweit nur zwei Studien, eine in Afrika und eine in Europa, die dem Goldstandard der randomisierten, kontrollierten Studien entsprechen: Insbesondere europäische Studie in Dänemark 2020 erstellt (https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M20-6817) kommt zu dem Schluss, dass Maskentragen keine Schutzwirkung entfaltet.

Allerdings befördert das Tragen einer Maske sehr erheblich die Gewinne der Pharma- und Medizinischen Hilfsmittelindustrie, und deshalb ist gegen die Studie in Dänemark heftig polemisiert worden, weil sie die Akzeptanz für die Masken erheblich hätte stören können. Damit bricht Nassehis Argumentation in sich zusammen, seine FDP-Schelte ist wirkungslos. – Dr. Josef König

 

Nach der weitgehenden Streichung der bundesweiten Corona-Maßnahmen, ist die Frage, wie oft die Einhaltung der Koalitionsdisziplin (dieses Mal von der FDP) noch strapaziert werden kann. Die multiplen Krisen werden die Staatsausgaben massiv ausweiten und damit die Staatsquote ansteigen lassen, die Schuldenbremse wird aufgeweicht (oder noch mehr Sondervermögen gebildet) und die steigende Inflation wird besonders die Geringverdiener belasten.

Als Folge werden die starken Schultern (Spitzenverdiener, Vermögende) höher an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligt werden. Diese sind auch vorrangig Nutznießer klimaschädlichen Subventionen, die von der Ampel erstaunlicherweise noch nicht gestrichen wurden (die wegfallende EEG-Umlage wird dem Steuerzahler aufgebürdet). Selbst angesichts des drohenden Energie-Embargos aus Russland wurden keine Verbrauchseinsparungen der Bürger eingefordert oder entsprechende Gesetze (Tempolimit)erlassen.

Die Freiheit des liberalen Individualisten, und damit der Markenkern der FDP, wird die erforderlichen Maßnahmen zur Stärkung unserer Gesellschaft torpedieren. Daher bleibt nur, die AMPEL in eine Fußgänger-Ampel (gelb raus) umzurüsten und über die Ersatzbank (schwarz rein, zumindest Duldung) den Erfordernissen angemessen – aufzustellen. – M. Linder

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich brauche Zeit für die Forschung«“. Gespräch mit Christian Drosten geführt von Andreas Sentker

 

Ich frage mich nun schon seit Monaten, wie lange wir in der ZEIT noch die Drostens und Lauterbachs ertragen müssen. Leser Sie doch einmal die Kommentare der NZZ zu diesen Herren. Da ich beruflich viel in der Schweiz unterwegs bin, ernte ich nur noch Mitleid, wenn ich mich als Bundesrepublikaner zu erkennen gebe. Wenn man aus der Schweiz zurückreist, meint man, einen neuen Kontinent zu betreten. Das Reich der “German Angst”! In meinem beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld gibt es praktisch nur noch ‘Infizierte’! Die sind zwar alle gesund; aber in Quarantäne! Einfach irre! Wann lassen Sie endlich andere Meinungen und auch andere Interviewer zu Wort kommen??? – Dr. Peter Michel

 

Als hätten wir es nicht schon gehört: Artenschutz ist Pandemie-Prävention Überdenken (aus meiner Sicht sofortiges Abschaffen) der Massentierhaltung Kein Vertrauen in die politische Ent-scheidungsfähigkeit Mir kommt das alles so bekannt vor. Seit März 2020. Es ist passiert: NICHTS. Dass wir uns – vollkommen zurecht – über die Querdenker – soviel Dummheit ist auch wirklich schwer zu ertragen – aufregen, ist die eine Seite. Die andere ist, dass wir immer noch lustige MPKs haben, einen Flickenteppich der unterschiedlichsten Maßnahmen gegen das Virus… Wa-rum eigentlich traut die Politik so wenig den Wissenschaftlern, die wie Christian Drosten zwar unbequeme, aber wahre Wahrheiten mitteilen????? – Annette Haagen

 

„Das große Versagen hat eher auf medialer, gesellschaftlicher und politischer Ebene stattgefunden.“ In diesem Punkt gebe ich Herrn Drosten absolut recht. Er kann sich selbst und die meisten seiner Kollegen und Kolleginnen jedoch nicht aus der Verantwortung ziehen. Die Desinformation vor allem zu Beginn, aber auch später, hat er sehr wohl mitgetragen. Ich erinnere noch an seine Aussage im Frühjahr 2021, wir könnten im Sommer Inzidenzen bis zu 100.000 bekommen! Eine Aussage, die zu einer Verunsicherung führen sollte? Die Inzidenzen bewegten sich bekanntermaßen knapp über Null! Herr Drosten hat nicht nur an dieser Stelle eine merkwürdige Position vertreten.

Zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen hat er stillschweigend die sog. „Hammermethode“ im Papier des BMI „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“, welches eigentlich geheim bleiben sollte, mitgetragen. Er hat schnell verstanden, dass eine abweichende Haltung politisch sanktioniert wird. Beim Thema Corona hat die Politik leider in erschreckender Weise autoritäre Züge angenommen und damit einen großen gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schaden angerichtet! Große Teile der Wissenschaft haben sich mitschuldig gemacht, und tun das immer noch. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Da ist wirklich einiges dran, von dem was Christian Drosten hier von sich gibt! Mit der Mas-sentierhaltung von Schweinen und Geflügel beginnt eigentlich die ganze „Verelendung“ der Menschheit. Irgendwie lobpreisen wir trotzdem noch immer diese Nutztier-Industrie als fortschrittlich und hochmodern; Fleisch muss einfach schnäppchenhaft billig sein. Die Quälerei-en dieser geschundenen Kreaturen kommen selten, und dann nur per Zufall ans Licht der Öffentlichkeit. Dieser immense Fleischkonsum in der Menschheit geht voll auf Kosten der Gesundheit, die daraus erwachsenen gesundheitlichen Schäden sind riesengroß.

Dann diese ständige Abholzerei der (Tropen)Wälder, der weltweite Flächenfraß, die Überbewölkerung, die Liste ist schier endlos. Auch mit der Pandemie nähern wir uns langsam wieder dem Punkt Null zu, denn Impfungen gegen Omikron haben keine Wirkung, soviel man uns erklärt. Und die Politik tut so als ob sie handelt, aber weder gegen das Virus, noch gegen den Krieg in der Ukraine hat jemand die richtige Wunderwaffe parat. Die Zeiten sind schon extrem gruselig, könnten aber noch wesentlich gruseliger zu werden! – Klaus P. Jaworek

 

Es ist mir als „Seuchenfachmann“ und Hygieniker unverständlich, wie der smarte aber unverbindliche „Chefvirologe“ der Berliner Charite´ zum Popstar und zur Kultfigur der „Pandemie“ oder „Coronakrise“ werden konnte? – – – Während ich auch mal in seine NDR- „Podcast“- Sendungen reingehört habe, ist mir bewußt geworden, dass dies wohl am charmanten Plauderton und an der jugendlichen Optik des 49-jährigen Professors liegen muß.

Inhaltlich habe ich allerdings -insbesondere virologisch, epidemiologisch und infektiologisch- während der zwei Jahre auf Sendung nichts konkret Neues gehört. So auch nichts wirklich Aufklärendes in o.g. Abschiedsartikeln! . . .Außer Rätseln über die Fähigkeiten eines eigentlich leblosen Nano-Zellpartikels*) von primitiver molekularbiologischer Struktur. Alles Gesagte beinhaltet entweder Behauptungen oder Vermutungen in orakelnder Weise! Das widerspricht aber völlig wissenschaftlicher Aussagen.

Die haben sich in den Naturwissenschaften auf erwiesene Tatsachen zu beschränken, wenn sie in der Sache (hier: Pandemie-Feststellung und Seuchen-Bekämpfung) der Politikberatung und nicht weiterer Verunsicherung dienen sollen. So haben unsere Politiker überhaupt keine klare Linie für ihre fragwürdigen und wackelnden Entscheidungen gefunden; und aus der ethischen Verantwortung der Wissenschaft auch keinen korrektiven Einhalt durch die Corona-Experten im pandemischen Orakeln bekommen.

Ich bin empört, dass alleine die irreführend-unwissenschaftliche verwendete Terminologie zu allergrößter Verunsicherung in unserer und der Weltbevölkerung geführt hat; und demgemäß zu riesigen Schäden durch „Lockdowns“ in der Wirtschaft, dem sozialen und kulturellen Leben seit der erklärten -aber im öffentlichen Leben nicht sichtbaren- „Pandemie“. Ganz zu schweigen von den uneinholbaren Staatsverschuldungen!

Unsere verantwortlichen Virologen (lat. seit Virchow: Giftgelehrte?) in allen staatlichen Institutionen haben bis heute in den amtlichen Verlautbarungen über „Infektionen“ und „Fälle“ deren wahre Sinnhaftigkeit nicht klargestellt, sondern die öffentliche Verängstigung unter epidemiologisch Naiven perpetuiert, wie gegenüber einem „unsichtbaren Feind“!

Dabei haben wir in der Infektiologie einmal gelernt, dass eine „Inzidenz“ nicht nur einen vermeintlich gefährlichen Sars-Erregernachweis aus einer symptomlosen Abstrich-Probe erfordert, sondern mit einem spezifischen Krankheitsbild verbunden sein muß, um seuchenhaften Charakter zu begründen. Ohne ein solches ist natürlich jede „Nachverfolgung“ des leblosen Nano-Zellpartikels bei fiktiv Infizierten (s.a. R- Zahl!) unsinnig und teuer, weil ohne epidemiologische Relevanz.

So melden die Gesundheitsämter – gemäß einer absurden Direktive der WHO- immer noch bloße Virus-Nachweise ohne Seuchen-Symptomatik als „Covid-19“ (Lungenseuchen-) „Fälle“ an die oberste Registratur, das RKI in Berlin, zum Eintrag in beängstigende „Kurven“- Anstiege! Dabei deklariert Frankreich seit einiger Zeit schon positive „Corona“-Abstrichtests ohne Covid-19- Symptomatik bei den unauffälligen Probanten in den täglichen „Fallzahlen“ nicht mehr als „Neu-Infektionen“, sondern nur noch als „Neu-Kontaminationen“ (Nouvelles Contaminations). Und die werden in F als infektiologisch/epidemiologisch ohne Bedeutung -wie bei jedweder Antigen- „Duchseuchung“ (Stiller Feiung oder natürlicher Immunisierung)- beurteilt! Somit fallen die aus dem pandemischen „Infektionsgeschehen“ der Labormediziner und -biologen (Virologen) heraus.

Für mich war der größte psychische „Pandemie-Treiber“ die Hypothese von Drosten & Koll. über das „infektiöse Aerosol“ unseres stillen Atems ! Dabei können ohne Hustenstöße überhaupt keine infektiösen Dosen irgend einer Art von unseren klebrigen Atemwegs-Schleimhäuten freigesetzt werden; die Menschheit ist aber verschreckt der atembehindernden Maskenpflicht bis zum Überdruß gefolgt.

Wie können die „Experten“ noch über die Entstehung von „Varianten“ rätseln, wenn jedes Virus seinen Ursprung in lebenden Zellen hat, deren DNA/RNA- beteiligte Protein-Synthese durch exogene oder endogene Noxen gestört ist; und als gewebliches Entzündunggeschehen (Rhinitis/ Pharyngitis/Bronchitis) sichtbar wird. Damit wird auch die Behauptung von „zirkulierenden „ (dt. herumkreisenden?) Viren ad absurdum geführt, weil es sich nicht um Umweltkeime handelt.

Und schon gar nicht um kleine Tierchen, die „Ausbrechen“, „Überspringen“ oder „sich verbreiten“ können (?) Was das Sars-Virus (schwerer, akuter, respiratorischer Syndrom-Erreger) anbelangt, und seine virtuelle hohe allgemeine „Infektiosität“ (dt. Ansteckungskraft?) und „Virulenz“ (dt. Giftigkeit?) , hat Herr Prof. Drosten & Koll. jemals in vitalen Blutproben die tödliche „Virämie“ bei Covid-19 Patienten ( -ohne chronische Vorerkrankungen als kausale Todesursache-) feststellen können? – – –

Ich bin empört, dass die Virologen unwidersprochen und irreführend es den Medien gestattet haben, ein im E-Mikroskop nur als schwarzen Punkt sichtbares, unbelebtes Korpuskel im grauen Umfeld, wie ein „außerirdisches Monster“ psychodemagogisch auszumalen und zu publizieren! *) in seinem akt. Bändchen „Pandemien“ (Wissen, C.H. Beck Verlag, 2021) bezeichnet ein namhafter Bio-Wissenschaftler und früherer RKI- Präsident, sowie Mitglied der „Leopoldina“, ein Virus noch als „Mikrobe“ (dt. Kleinstlebewesen!?) – Dr. med. vet. Horst Grünwoldt

 


 

 

Leserbriefe zu „Wärme pumpen“ von Elisabeth von Thadden

 

Widerstandsfähig zeigt sich als elementare Kraft des Willens fast jeder einzelne Ukrainer ,ohne Angst, denn die Wurzeln menschlicher Existenz – sind Leben retten und schützen die Familie,Frau, Kinder , dort wo sie zu Hause sind . Der Wald ist nicht insgesamt krank – es ist der einzelne Baum, seine Widerstandsfähigkeit reicht nicht, wenn der Borkenkäfer ihn schwächt.

Die menschlich kollektive Widerstandsfähigkeit wird als erstes gelernt, geübt bei großer Lebensgefahr,den Flutkatastrophen, Waldbränden usw., die gut organisierte Feuerwehr und der Rettungsdienst sind im Einsatz, retten Leben. Resilienz braucht immer solidarische Unterstützung um in der Welt sicher und in Frieden leben zu können. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Die Idee von „Freiheitsenergien“ klingt gut. Bedenkt man die konkreten Größenordnungen, wie etwa nötige „grüne“ Stromerzeugung, Wasserstoff-Bedarf, Umbautempo in einer Volkswirt-schaft mit geringer Neigung zu qualifizierten Handwerks- und MINT-Fächern, Unterschiede zwischen Winter und Sommer etc., dann wird realistischerweise klar: Der Weg zu einer Energieversor-gung auf Basis Erneuerbarer Energien für „klassische“ Stromanwendungen, Heizung, Kühlung, Internet-Ausbau, Mobilität, Hochtemperaturwärme, …ist kaum in 18 Jahren zu schaffen.

Eher werden angesichts der volatilen Stromerzeugungsquellen und deren jahreszeitlichem Auf-kommen (Photovoltaik-Strom in den vier Wintermonaten Nov – Febr bei nur bei 12 % der gesamten PV-Jahreserzeugung und das auch nur um die Mittagsstunden) derart riesige Mengen an eingespeichertem Wasserstoff im Bereich von 30 – 40 Millionen Tonnen jährlich etc. benötigt, dass sogar 30 Jahre schon optimistisch wären und wohl ein größerer Teil des Wasserstoffs importiert werden müsste. Nur mit Wahrnehmung der Realität lassen sich dann „gute Absichten“ schrittweise umsetzen! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Frau von Thaddens Situationsanalyse liest sich wie das berühmte Pfeifen im Walde. Die westliche Welt spürt ganz plötzlich den kalten Hauch einer militärischen Bedrohung von außen, ahnt, dass ihr selbstmörderischer Lebensstil auf dem Spiel steht. Das verunsichert und ruft nach Lösungen. Die Autarkie der Energieversorgung soll es nun richten, resilient sollen Bürger und Gemeinwesen werden.

In der Krise entdeckt man die Verantwortung des Einzelnen zur Rettung des Ganzen, verdrängt aber die Erkenntnis, dass die Verteilungsfrage der Schlüssel zur Bewahrung der Demokratien ist, national wie global. Vielleicht hätte eine Lektüre des weitsichtigen Juristen Louis Brandeis weitergeholfen, der die Gefahr der Konzentration von ökonomischer Macht früh erkannte: „We may have democracy or we may have wealth concentrated in the hands of few, but we cannot have both.“ – Willi Goldstein

 

Ein wunderbarer Beitrag. Elisabeth fo President*in. Wie soll ich mich jedoch zum Energiesparen oder zum kostspieligen Wärme pumpen motivieren, wenn eine Stunde vor der Lektüre des Appells mehrere „freiheitsliebende“ Autofahrer auf der A1 mit Tempo 200 an mir vorbei gerast sind*. Wo bleibt bei der Erwähnung des Namens Lindner die Fordeung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung?Dieser nicht nur kostenlose sondern Kosten und Menschenleben sparende Beitrag zur Erlangung unserer Freiheit muss zuerst kommen. Bis dahin macht vieles keinen Sinn. – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Arrogant, überschätzt, herablassend“ von Hanno Rauterberg

 

Den Mythos Gauguins „zerschlagen“, ihn „entlarven“, „überführen“? Den Künstler demontieren, den man in einer Ausstellung 1999/2000 in der Berliner Gemäldegalerie unter dem Motto „Das verlorene Paradies“ als bedauernswertes Opfer der Zivilisation feierte: Mit welcher Begründung? Was kann man ihm vorwerfen, der sich dahin flüchtete, „wo das materielle Leben auf Geld verzichten kann“, der „dort unten [Tahiti] sterben wollte, ignoriert […], frei zu malen, ohne die geringste Berühmtheit für die anderen.“ Sein Wunschtraum vom „wunderbaren Eindringen in die Andersartigkeit“ ging nicht in Erfüllung.

Da er die alte Kultur der Maori durch den Eurozentrismus der französischen Kolonialgesellschaft in Papeete, der Inselhauptstadt, und ihrer Umgebung weitgehend zerstört fand, zog er sich ins Innere zurück. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der unendlichen Weite des Pazifik auf einer der Marquesasinseln, fünf oder sechs Segeltage von Tahiti entfernt. Hier lernen wir ihn als einen aufrechten und furchtlosen Kämpfer für die Rechte der Eingeborenen kennen. In einer viele Seiten langen Eingabe an die Kolonialaufsicht prangerte er soziale Missstände und Korruption an, was ihm eine Verleumdungsklage, drei Monate Gefängnis und eine Geldstrafe von tausend Francs einbrachte. Um gegen das Urteil Berufung einzulegen, muss er nach Papeete reisen. Einem Pariser Freund schreibt er dazu im April 1903:

„Wenn wir Sieger bleiben, dann war es ein schöner Kampf, und ich werde etwas für die Marquesas geleistet haben. Viele Ungerechtigkeiten werden dann abgeschafft werden und dafür zu leiden ist der Mühe wert. Ich liege am Boden, aber ich bin noch nicht besiegt.“ Am 8. Mai 1903 hat der Tod ihn besiegt. Sein Freund Tioka, ein alter Eingeborener, versuchte ihn ins Leben zurückzurufen, indem er kräftig seine Kopfhaut kaute; schließlich sagte er: „Jetzt gibt es keinen Menschen mehr!“ – Ludwig Engstler-Barocco

 

In dem leider zu sehr neutralisierten Text für oder gegen die Person des Paul Gauguin vom kunstsinnigen Dr. Hanno Rauterberg: findet eher eine tendenzielle Aufzählung von Gegebenheiten zu Paul Gauguins Lebensabfolgen, statt – anstatt persönliche Farbe (als auch psychologisch versierter Kunstkritiker ) zu bekennen: und diesen spätberufenen Maler in seiner wilden Emotionalität zu verifizieren…

Jener sich von aller bürgerlichen Gefangenheit abwandte, die Börse als ehemaliger beruflicher Spekulant dann verachtete und selbst die Familie für seine Vision zur Kunst, ungestüm verließ! – Und da kann man ja auch wieder mit der Moralkeule auf den desertierten Familienvater (von fünf Kindern) einprügeln und diese Flucht aus der Haushaltsmanege als asozial besichtigen – jawoll ja, man könnte das so bürgerlich auslegen und liegt dennoch im Sinne der „selbstsüchtigen“ Kunstfindung, enervierend falsch…

Denn, wie entsteht verwilderte oder wilde Kunst ohne Künstlichkeit, außergewöhnliches Entdecken in und mit sich selbst: doch nicht etwa mit breitgesessenem Arsch auf der Coach mümmelnd – und dass „Vati“ von „Mutti“ mal ab und zu an den Eiern gekrault wird, auf dass er dann anständig- beständig wieder sein Arbeitspensum zu erfüllen habe: die Mäuler und Mäulerchen gestopft werden müssen und die Haushaltskasse in etwa in Balance gehalten werde… Erst kommt das Fressen und dann die künstlerische Unmoral? Nee, meine Damen und Herren der schönen Ansichten von der „Kunscht“ – Du „kunscht“ mich mal beim röhrenden Hirsch (überm Sofa) besuchen und die Klischees blankpolieren…

So aber läuft das nicht bei Paul Gauguin und Vincent van Gogh – gewordene Malerbrüder und andererseits wiederum in ihrer Suche nach Authentizität und totaler Veränderung in der Kunst, gleichwohl auch Konkurrenten: in Arles im gemeinsam kurze Zeit belebten „Gelben Haus“, kam das nur zu deutlich zur Ver-Geltung – beide Entrückte waren auf ihrem eigenen richtigen Weg zur Selbstfindung als individuelle Künstler! Und sie achteten sich in ihren kunstaggressiven, verwilderten Offenbarungen – dies alleine schon ist doch Grund genug: die beiden Unvergleichlichen (auch rückblickend) zu beachten in ihrem Lebenschaos für ihre Kunstvorstellungen! – Und von wegen: Gauguin sei als Maler „überschätzt“.

Niemand hat so zu seiner Zeit gemalt – Gauguin erfand diesen Malstil, genauer interpretiert: hat Émile Bernard (1868-1941) ihn auf diese Mal-Idee des Cloisonismus-Synthetismus gebracht als Experiment, und Gauguin hat diese „Erfindung“ für sich als anwesender Mitentdecker in den persönlichen Anspruch genommen… Bernard war ihm zeitlebens dafür böse! – konnte aber mit dem wilden Charisma und dem absoluten Durchsetzungswillen und der exotischen Vita des Paul Gauguin, nicht mithalten… Ganz richtig: dies scheinbar Arrogante und Herablassende wird hierbei aber auch zum Abwehrmechanismus gegen die herablassende und arrogante Bürgerlichkeit – die sich über die Arbeiten der beiden Künstler Gauguin und van Gogh: hämisch, verächtlich öffentlich echauffierte, kaputtlachen mochte:

so entfremdet erschien ihnen das für Diejenigen vordergründig Besichtigbare dieser Werke, wollte man akademisch perfekte Abbildungen der Natur und des Menschen besichtigen… Dabei hätten sich viele dieser BetrachterInnen mal selbst nackt im Spiegel betrachten müssen – da vergeht einem Maler, einer Malerin die Lust und Laune: solche Figuren in natura auf die Leinwand zu verewigen… Wie sagte Picasso zu einer von ihm Portraitierten, die sich als hässlich auf dem Bild empfand: „Ich kann sie nicht noch hässlicher malen, als ihre äußere und innere Natur sich mir präsentiert!“

Außerdem das Dichter-Dasein: Villon, Rimbaud oder Verlaine – die Biographie macht den Künstler und die Kunst zudem spannend: alles Nette und Artige ergibt zumeist nur eine Plauderstunde bei Kakao, Kaffee und Tortenschlachten… Und nicht: „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund!“ Aber zurück zu den Bildern und Gemälden (der Vergangenheiten und der Gegenwart): Wenn nichts verkauft wird oder kaum gute Preise bezahlt werden, sind die Bilder auch nichts wert für arrogante und herablassende Sammler und vor allem für die ewig gleiche banale Öffentlichkeit – doch das war gut so in den beiden Lebensabläufen dieses Gauguin und van Gogh: Ersterer wäre nicht aus Frankreich nach Tahiti und den Marquesas abgehauen; Zweiterer hätte nicht verzweifelt ein Bild nach dem anderen aus sich herausgewildert und sich dabei fast verrückt noch die Farben einverleibt.

Und zum Schluss musste dieser Schuss auf sich selbst zu einem persönlichen Ende kommen: solch ein Wahn im tragischen Sinne der Kunst ist nämlich auf Dauer nicht aushaltbar… In der sogenannten Kunstgeschichte können wir viele Suizide von KünstlerInnen vorfinden, nehmen wir nur – aus vergesslicher Zeit – den oft noch heute verkannten österreichischen Maler Richard Gerstl: der sich vor einem soeben beendeten Selbstportrait am 4. November 1883 (25 Jahre jung) – dann auf einen Stuhl stellte, den Strick um den Hals, sich das Messer in die Brust rammte und sich gleichzeitig, den Stuhl wegstoßend, erhängte…

Auch Liebeskummer spielte hierbei eine tödliche Rolle – Richard war tod/unglücklich in die Ehefrau des Komponisten Arnold Schönberg verliebt, sie hatte mit ihm körperlichen Sex und verließ Gerstl: als ihr Ehemann sie vor die Wahl stellte: Er oder ich! Am frühen Nachmittag des 4. April 1891 steht Paul Gauguin an der Reling des Schiffes „Océanien“, verlässt somit den Hafen von Marseille – mit einem Empfehlungsschreiben des französischen Kultusministeriums an den französischen Gouverneur von Tahiti.

Der Schiffsoffizier Jenot erinnert sich schriftlich an den ersten Landgang von Bord auf den Boden von Tahiti in die Hafenstadt Papeete: „Schon beim Verlassen des Schiffes hatte Gauguin die Blicke der Eingeborenen auf sich gezogen, hatte, besonders bei den Frauen, Erstaunen und auch spöttische Bemerkungen geweckt. Groß, aufrecht, stämmig, behielt er trotz seiner sicherlich lebhaften Neugier und wohl auch im Hinblick auf zukünftige Aufträge eine Miene tiefster Verachtung bei… Was an Gauguin besonders auffiel, war sein langes graugesprenkeltes Haar, das ihm in Locken unter einem breitrandigen braunen Cowboy-Filzhut auf die Schultern fiel…“

„Hautnah“ beschreibt Hanno Rauterberg in seinem innovativen Artikel sehr menschennah einfühlsam und zeitkonkret a priori: „Immer wieder begriff sich Paul Gauguin als Opfer der Verhältnisse, ungeliebt, unverstanden. Für immer ein Fremder, mit peruanischen Wurzeln, Autodidakt, rast- und ruhelos. Und also jederzeit bereit, sich für jene einzusetzen, denen es ähnlich schlecht zu ergehen schien, polynesische Frauen zum Beispiel, die er dazu aufrief, „dem ins Gesicht zu spucken, der (sie) unterdrückt“.

Hemmungslos ist gleichzeitig die Unmoral dieses Paul Gauguin, der als Syphilitiker im Spätstadium sich an die tahitischen Frauen ranmacht und auch vor jungen Mädchen sich sexuell nicht zurückhält – nicht als Mann hierbei ihn verachtend: nein, es geht um seine ansteckende Krankheit, indem er dann weitere Menschen infiziert. Das natürliche gesunde Sexuelle selbst ist ein bereitwilliger ewiger Lustbeitrag des Insellebens (sowieso zur damaligen Zeit) und die Frauen nahmen sich die Männer „zur Brust“, auf die sie sexuelle Lust hatten. Das nenne ich beidseitige Emanzipation bzw. war auf der Insel Tahiti nicht anders vorstellbar… Die antrainierten Liebes-Beteuerungen waren doch zumeist nur für die europäischen Männer (jener Zeiten) der „Door-Opener“ für den vaginalen Koitus, ansonsten kamen sie kaum in bürgerlichen Kreisen ran an den Speck!

Die sogenannten „Mädchen“ aber waren bereits in Tahiti ihrerseits geschlechtsreife „Frauen“, die auf die „Zukünftigen“ warteten – und dies war nicht nur der Einzelne oder der Einzige: wie wir uns so gerne in Europa dies ehelich wünschen aufgrund der Manipulationen, die aus der vereinheitlichen Gesellschaft der alsbald eheerlahmt Frustrierten in den Gefangenheiten des Unglücklichseins, der Industrien zur Verkaufsstrategie wurden/werden, angefangen bei den Trauringen (mit Brillantchen für Madamchen )– und zudem der systematische Staat diese ehelichen „Paarungen“ plus verplantem Nachwuchs: unter einer konservativen Kontrolle sich einverfügen kann…

Auf Tahiti gab es die hellen, sonnigen großflächigen Kinderhäuser, in der alle Kinder gemeinsam aufwuchsen – quasi in einer „happy Comunità“, und die Väter im allgemeinen eher persönlich unbekannt waren: denn, alle fühlten sich als die Väter der Kinder, und das war laaange Zeit gut so auf dieser „Insel der Glückseligen“: bevor die weißen Eroberer und Kolonialisten diese polynesischen Inseln „entdeckten“ und eroberten – auch diese sexuelle Lebensfreude der Insulanerinnen für ihre Schwanz-Beute ausnutzten. Das ist ein Teil der europäischen Ausbeutungsvariante – dort wo diese gierigen Weißen hinkamen, hinterließen/hinterlassen sie nichts als eine ausbeuterische Okkupation ohne Herz und Seele und innerem Naturverständnis.

Die französische Politik ist bis heute bei den Ureinwohnern nicht gelitten – die weiße Arroganz aus Paris beherrscht das sogenannte „Französisch-Polynesien“: entsetzlich demonstriert durch die sogenannten 193 „Atomtests“ zwischen den Jahren 1966 und 1996. Mehr Verachtung kann ein europäisches Land diesen polynesischen Inselstaaten nicht angetan haben – einbezogen die europäischen Genozide an den Urbevölkerungen in Nordamerika und Südamerika. All diese Eroberer und Ausbeuter und Massenmörder waren ursprüngliche Europäer gewesen – auch auf nordamerikanischem heutigem Boden wird das von den nachfolgenden Generationen (der einstigen Europäer) verdrängt…

Kunst kann keine derartige Zukunft haben – sie ist immer nur die Gegenwart der persönlichen Besichtigungen und wird dadurch auch eine Rückbesinnung auf unvergänglich Gewesenes sein: wenn wir begreifen lernen, dass jede Zeit ihre verwilderte Kunst auswirft, egal ob späterhin der Kunstmarkt diese Werke monetär hemmungslos ausplündert(e)… Das teuerste jemals verkaufte Bild „Nafea“ von Gauguin: ging an einen Superreichen in die Wüste nach Katar für 300 Millionen Dollar. Paul Gauguin selbst hatte zu manchen Zeiten auf Tahiti kein Geld fürs Essen, wurde wegen überfälliger Schuldenrückzahlung (von wenigen Franc) in den Knast eingebuchtet.

Wenn wir überfressenen Fettärsche heute in einer seltenen Ausstellung von Gauguin-Bildern, vor diesen Werken stehen und von Tahiti, der Südsee träumen: sollten wir über die heutigen Künstlerinnen und Künstler nachdenken, die mit ihrer jeweiligen Energie sich für ihre Kunst im Leben irgendwie durchbringen müssen – während die manipulierten bürgerlichen Allesfresser mit ihren Entertainment-Hohlbirnen wiederum nur mit Verachtung, Herabschätzung und Herablassung sich über „deren Nichtkönnen“ auslassen und sich dadurch in ihrer dressierten Lebenshaltung bestätigt wohl fühlen wollen… Wir kennen das zur Genüge – ändern wird sich aber nichts! Paul Gauguin schreibt an den Schriftsteller und Dramatiker August Strindberg am 5. Februar 1895, äußert die Bitte, dass er zu dem Ausstellungkatalog von seinen Werken aus Tahiti – ein Vorwort beifügt.

„Es schien mir wie eine leise Vorahnung einer Revolte: ein brutaler Schock zwischen der Zivilisation, die Sie umgibt und meiner eigenen Undomestiziertheit. Die Zivilisation, an der Sie – verdammt nochmal – leiden! Im Vergleich zu meiner Wildheit, die mich eher verjüngt. (…) Diese ozeanische Sprache ist in ihren wesentlichen Bildern in der Natürlichkeit bewahrt worden, und getrennt oder ergründet ohne jegliche Bemühung zum verschlagenen Höflichen – stammt sie doch aus nackter und ursprünglicher Quelle.

Im Vergleich zur zivilisierten, grammatikalisch ausgetüftelten Sprache, deren eigentliche Wurzeln im Alltagskommerz untergegangen sind, die aus ihrem Relief und Kontur Nutzen geschlagen hat. Sie ist eben zu perfektionistischem Mosaik verfallen, in der man keine einzelnen Steine und deren Verbindungen mehr sucht, sondern unanschaulich grob zusammengewürfelt nicht mehr länger ein schönes Gesamtbild bestaunt. Nur ein sicherer, geübter Blick und Gehör wären dazu imstande, die tatsächliche Konstruktion der Sprache zu entziffern.“

Als Paul Gauguin für kurze Zeit nach Frankreich zurückkehrt (mit geliehenem Geld für die Passage) schreibt er in sein Tage/Nächtebuch „Noa-Noa“ – („Reicher Duft“): „Zwei Jahre älter geworden und um zwanzig Jahre innerlich verjüngt, gehe ich fort, verwilderter auch, als ich gekommen war, und dennoch wissender: Ja, die Wilden, diese Unwissenden, haben den alten Kulturmenschen viel gelehrt, vieles an Erkenntnis des Lebens und der Kunst, glücklich zu sein… Als ich den Kai verließ, um an Bord zu gehen, sah ich Tehura (Anmerkung RvM: seine Geliebte) zum letzten Mal. Sie hatte Nächte hindurch geweint! Jetzt saß sie erschöpft und immer noch traurig, aber ruhig mit herabhängenden Beinen auf dem Stein, und ihre starken, festen Füße berührten das Wasser. Die Blume, die sie am frühen Morgen hinters Ohr gesteckt hatte, war welk auf ihre Knie gefallen.“

Auch so ist das zu sehen mit der sexuellen Ausbeuterei – es könnte ja ansonsten diesem Mann Gauguin keine Träne von ihr nachgeweint sein worden… Laß‘ doch mal einen dieser Kritiker am a/sozialen Menschen Gauguin in eine derartige sexuelle Situation und Begebenheit kommen – ob sie dann den Schwanz einziehen und sich über ihre moralische Vollkommenheit selbst bewundern wollten… Der Maler und Dichter und Seefahrer Rumpf von Mansfeld war als 17jähriger mehrere Monate (insgesamt) auf Tahiti und hat ebenso sich lustvoll fallen lassen in die Angebote der natürlichen sexuellen Liebe auf dieser (je nach den Augen-Blicken) traumhaften Insel – und da war niemand der echten Tahitier, die sich darüber aufgeregt haben würden…

Nur habe ich dann in Deutschland (oder auf Kreta in Matala) diese Freiheiten nicht in meinen Umgebungen irgendwie sonderlich erregend erzählen müssen – denn unter uns Hippies war es kunterbunter Brauch, dass wir uns beliebig lieben wollten, wie wir gerade Lust und Empathie dazu hatten… Auch dies ein Akt der natürlichen Lebensbeteiligungen – während die verheirateten Bürgerlichen oft freudlos durch die Gegend liefen und auf uns Hippies schimpften – und es auch mitunter lautstark hieß: „Euch sollte man vergasen!“

Wie beschreibt Hanno Rauterberg den Start seines Textes: „Paul Gauguin, der Rebell. Der Antibürger, dem seine Gegenwart, die sogenannte Zivilisation, furchtbar morsch und verödet vorkam. Gauguin, ein Antikapitalist, der erst Börsenhändler war, dann jedoch „die Herrschaft des Goldes“ lauthals beklagte, weil sie den Menschen von sich selbst entfremde. „Ein Jeder wird beständig entzweigerissen.“ Wohl wahr! Auf dem Grabstein Gauguins in Hueakihi steht die Kopie einer Keramikfigur (das Original wurde geklaut) der tahitischen Göttin „Oviri moe-ahere“ – („die Wilde, die im Wald schläft“) als die Göttin des Todes und der Trauer.

Wir sogenannten (nicht nur) christlichen Europäer aber hoffen auf eine Auferstehung nach dem Tode in himmlischen paradiesischen Gefilden… – ein möglichst göttliches Tahiti? Welch ein illusionistisches religiöses Drama und Trauma der Menschheit an Lügengebilden – die kein noch so verrückter Künstler jemals auf Leinwand verwirklichen könnte… Gauguin ist aus diesem ganzen Lügentheater jenes Europas geflohen in die Südsee. Omnia mea mecum porto! – was die fundamentale Übertragbarkeit für ein „Liebt Euch, und ihr werdet glücklich sein“ unweigerlich wohl mit voraussetzt. Cum grano salis der europäischen Südsee-Phantastereien. – Axel Manfred Rumpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Gleißende Angst“ von Maike Albath

 

In der Rezension heißt es, der Roman „Gesichter„ sei „jetzt erstmals übersetzt“ worden. Das trifft nicht zu. Der Suhrkamp – Verlag hatte in den 1980er Jahren in der Edition Suhrkamp/Neue Folge versucht, einige Werke von Tove Ditlevsen in Deutschland populär zu machen; der Erfolg war allerdings äußerst bescheiden, Um es zurückhaltend auszudrücken. Die Übersetzung von „Gesichter“ in der mir vorliegenden ersten Auflage 1987 erfolgte durch Else Kjaer. – Dr. Claus Schmitz

 

In Ihrem Artikel „Gleißende Angst“ erwähnen Sie einige meiner persönlichen literarischen Vorbilder. Danke dafür. Zu meinem Leidwesen bezeichnen Sie das Genre Autofiction etwas herabwürdigend als „Modebegriff“. Das gilt allerdings nur für die deutschsprachige Literatur- bzw. Verlagslandschaft. Autofiktion oder Factfiction ist im angelsächsischen Raum ein anerkann-tes Genre mit einer Fülle lesenswerter Publikationen. Ich sage dies aus eigener leidvoller Er-fahrung, da ich in diesem Genre unterwegs bin und meine langjährige Mentorin mir inzwi-schen rät, meinen neuen Roman erst einmal auf Englisch herauszubringen.

Mehr über mich und mein Erinnerungsprojekt finden Sie übrigens hier: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.ulrike-blat-ter.de%2Fpresse%2F&amp;data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7Ca4d2fb43639644ecc4e208da10cbaa5a%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637840764199117058%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&amp;sdata=cKrqU39ftA%2BWssfD%2Fxfp50FaFLJcJXSUhkoZUGnmVBk%3D&amp;reserved=0 – Dr. Ulrike Blatter

 


 

 

Leserbriefe zu „Auch das noch! Nüchtern gesehen war es betrunken besser“ von Harro Albrecht

 

Unsere kleine Familienstiftung veranstaltet jedes Jahr einen interdisziplinären Wissenschaftskongress. Nach ihrem kurzen Kommentar muss ich mir als Organisator ja nun überlegen, was ich bei dem diesjährigen Kongress überhaupt noch servieren kann. Verboten sind ja, wenn ich das richtig verstehe, alle Lebensmittel, die bestimmte Forschergruppen ausgrenzen, so unter anderem Alkohol aber natürlich auch Rindfleisch, Schweinefleisch und nicht koschere Lebensmittel. Denn auch diese Grenzen bestimmte Gruppen aus. Naturgemäß muss deshalb auch Fleisch komplett verboten sein, weil damit Pescetarier ausgegrenzt werden.

Fisch darf aber auch nicht serviert werden, denn damit werden Vegetarier ausgegrenzt und tierische Produkte dürften ebenfalls nicht serviert werden, weil wir damit Veganer ausgrenzen würden. Also eigentlich darf ich nur Obst und Gemüse servieren, aber auch nur solches, das von den Büschen oder Bäumen gefallen ist bzw. dessen Mutterpflanzen nicht nach der Samenreifung eingehen, um nicht auch Frutarier auszugrenzen. Als Getränk bleibt dann mutmaßlich nur Wasser übrig, aber natürlich solches, welches nicht im Plastikflaschen serviert wird, oder unter Ausbreitung der einheimischen Bevölkerung gewonnen wird oder zu lange Transportwege hatte. Ich lade Sie gerne zu meinem nächsten Kongress ein und wünsche dann viel Spaß. Wir sehen uns bei einem Glas Wasser an einer Möhre knabbernd. – Benjamin von Thalbusch

 

Ich bin „bekennender“ Alkoholiker – also ein Mensch, der oft und gerne Alkohol trinkt – nicht zu viel, und nicht beim Autofahren, daher in der Regel am Abend. Mit Interesse verfolge ich die Diskussionen / Artikel über die Gefahren von stetigem Alkoholgenuss – so ein Mensch wie ich, der normaler Weise 0,5l Wein/Tag oder entsprechendes zu sich nimmt (Bier, Schnapps …) – der ist doch abhängig. Das ist die krude These, die ich diesen Artikel in den letzten Jahren entnehmen muss. Und die Hartnäckigkeit, die hat sicherlich auch Helmut Schmidt immer überzeugt, fleißig und stetig weiter zu rauchen.

Nein, ich bin es nicht. Auch dieses Jahr wieder schaffe ich es, die Fastenzeit auszuhalten und trinke von Montag – Samstag keinen Alkohol. Natürlich freue ich mich über die Sonntage (da gönne ich mir Wein) – aber so wie ich konsumieren die allermeisten „Alkoholiker“ diese Droge. In Maßen – mit Augenmaß. Dabei hat auch die schärfere Promillegrenze im Straßenverkehr geholfen – und wir sollten Trunkenheit am Klingeldeckel (Fahrrad) auch im Blick behalten. Gerne dürfte Hochprozentiges höher besteuert werden.

Wenn andere Leute lieber Mineralwasser, Saft oder Tee trinken wollen, so weit so gut, aber sie sollen bitte nicht anderen ihren Willen aufzwingen. Mein Interesse an einem Alkoholfreien Austausch ist begrenzt. Gerade da ich häufiger die Arbeitsstellen gewechselt habe, kann ich bestätigen: Ein Bier am Abend – das tut dem Betriebsklima gut – und genau das fällt wg. vielen Autofahrern in der Regel aus.

Und auch wenn das für Antialkoholiker schwer nachvollziehbar ist: Ein Bier – das macht nicht sturzbetrunken. Ich muss ehrlich gestehen, Alkoholexzesse bei offiziellen Konferenzen / Tagungen, das ist eine Disziplinlosigkeit – aber ich denke, ein Alkoholverbot hemmt den Austausch spürbar und bestraft die 60-70% „bekennenden Alkoholiker wg. 2-3% Idioten. Das sollte sich doch eigentlich in Griff kriegen lassen. – Stephan Siegel

 


 

 

Leserbriefe zu „Frauen führen besser!“ von Klaus Hurrelmann und Nina Kolleck

 

Ich dachte immer, Sätze, die mit „Männer sind..“ oder „Frauen sind..“ beginnen, gehören ins Reich der Klischees und der sexistischen Vorurteile, da es ja kaum eine Eigenschaft gibt, die JEDEM Mitglied ( Achtung: Mitglied ist Neutrum!) eines Geschlechtes zugeordnet werden kann, selbst wenn man/frau die aktuelle Diskussion darüber, wann man/frau denn eine Frau sei, außer Acht lässt.

Mir war immer die Qualifikation und nicht das Geschlecht wichtig, wenn es darum ging, wer was macht (okay, außer bei der Liebe) und ich weiß auch, dass da noch viel zu tun ist. Aber ich sehe schon, das ist eine veraltete Einstellung. Ich war und bin unbedingt dafür, mit dem alten Märchen von der Überlegenheit des männlichen Geschlechtes aufzuräumen. Aber muss deswegen denn ein neues Märchen eingeführt werden? Dem Untertitel des Artikels stimme ich zu, ist halt nicht so knallig!

„Die althergebrachten „drei K“…wurden um das vierte K, die berufliche Karriere erweitert.“ Erweitert? Nicht „ersetzt“? Kann nicht darin – auch – die vielbeklagte Überlastung der Frauen liegen? Dass es bei Frauen, wie bei Männern auch, selten vorkommt, dass tradierte Machtpositionen freiwillig geräumt werden? Dass viele Frauen das Bestimmungsrecht im Haus und bei der Erziehung nicht aufgeben wollen, weil sie, warum auch immer, tief im Inneren davon überzeugt sind, dass das ihre Aufgabe ist, vor allem dass sie es besser können?

Der Verdacht kommt mir aus eigener Beobachtung, aber auch wegen diverser Glossen über die angebliche Unfähigkeit von Männern im Haushalt, auch hier in der ZEIT. Ich will hier nicht das mangelnde Engagement vieler Männer auf dem Gebiet entschuldigen, aber vielleicht wäre das Engagement etwas größer, wenn Mann/man da gleichberechtigter Partner und nicht nur misstrauisch beäugter Hilfsarbeiter wäre. – Christoph Schmidt

 


 

 

Leserbriefe zu „Es geht nicht ohne sie“ von Fritz Habekuß

 

Ich habe eine Nachfrage zum Artikel auf Seite 31. Sie schreiben von 5000 indigenen Gemeinschaften, die mit 476 Mio Menschen 5% der Weltbevölkerung stellen. Können Die das bitte näher erläutern? Wenn 476 Mio, 5% sind, müssten dann nicht 9.5 Mrd Menschen auf der Erde leben? Leider konnte ich den genannten globalen Bericht des Weltbiodiversitätsrates nicht finden. Dieses Thema hätte mich weiter interessiert. – Nicolas Pusch

 

Herzlichen Dank für Ihren Artikel. – Michael Scheppler

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Der Mond wird irgendwann auf die Erde stürzen“ von Christoph Drösser

 

„Guter Mond,du gehst so stille“. Ach der Karl Enslin,ein guter Literat,aber eben kein Lunaloge.Fragen wir den Betroffenen doch selbst.Herr Mond,werden sie auf die Erde stürzen? Herr Mond antwortet: ich lese seit vielen Jahrtausenden den Galaktischen Observer,der sich auch das Fenster ins Universum nennt.Da musste ich lesen,dass es Pläne gibt,mich als Anfallhalde für Atommüll zu benutzen.Wenn es soweit kommt,dann werde ich mich aus Verzweiflung auf die Erde stürzen. Die Bewohner anderer Welten werden dann sagen,sieh an eine Supernova. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Das neue Herz Europas“ von Mariam Lau

 

Deutsche und Polen wachsen zusammen? Polens Selbstbewusstsein steigt? Ja, große Probleme relativieren kleine. Aber die „kleinen“ bleiben. „Fürchtet euch nicht“, sagte Biden zu den Polen. Bis vor kurzem noch haben wir uns vor ihnen gefürchtet: Demokratiedefizite durch Einschränkungen der unabhängigen Justiz und der Pressefreiheit, fehlende Solidarität bei europäischen Herausforderungen durch die Ablehnung von Flüchtlingien aus Afghanistan und dem Mittleren Osten, die über Belarus ins Land kommen wollten, Diskriminierung durch homosexuellen-feindliche Politik.

Aber sind das wirklich kleine Probleme. Rüttelten die nicht noch kürzlich an den Grundfesten unserer „europäischen Werte“? Das alles relativiert Putins Krieg auch und das ist ein weiterer ganz großer Schaden, den Putin bei uns anrichtet und auf den wir unser Augenmerk auch richten müssen. – Uwe-Carsten Edeler

 


 

 

Leserbrief zu „Eine deutsche Raserei“ von Manfred Kriener

 

Würde das Tempolimit vor einem Gericht verhandelt, müssten ein Großteil der darüber entscheidenden Politiker den Saal verlassen, Weil sie befangen sind. Der Streit wird jedoch nicht vor einem unabhängigen Gericht verhandelt, sondern in einer öffentlichen, letztlich jedoch geschlossenen Blase. Die Vernunft und das Gemeinwohl bleibrm dabei auf der Strecke. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Volkes röhrende Stimme“ von Matthias Krupa

 

Jean-Luc Melenchon ist für uns Deutsche schwer zu verstehen, weil er zu einer Sorte von Politiker gehört, die es in Deutschland nicht gibt: Nationalistische Linke. Ein bekannter Vorgänger war Jean-Pierre Chevenement, Minister unter Mitterrand, Gründer einer linken Splitterpartei und mehrmaliger Präsidentschaftskandidat. In Deutschland wurde er oft als deutschfeindfeindlich gesehen, er war aber mehr französischer Nationalist. Ich glaube, Melenchon wird das gleiche Schicksal erleiden. – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbrief zu „Hier für die »Saitenwändä«“ von Samiha Shafy

 

Mitreißende Sätze! Mit großem Interesse habe ich Samiha Shafys Artikel zu Amy Gutmann ge-lesen, mich aber über ein paar despektierliche Kommentare geärgert: Frau Gutmann emp-fiehlt: „überlege dir vorher, welche unbeabsichtigten Folgen deinge Pläne haben könnten“, „aufrichtig und respektvoll mit allen Menschen“ umzugehen, „bewahre dir immer deinen Sinn für Humor und die Fähigkeit, zu bewerten, was wirklich wichtig ist im Leben“.

Warum sollen diese Überzeugungen nur „auf Englisch“ begeistern, ein pathetischer amerikanischer Universi-tätssprech sein und auf den (kapitalistischen) sog. amerikanischen Traum reduziert werden? Hier, glaube ich, missversteht Frau Shafy die neue US-Botschafterin und reduziert ihre Sätze inhaltlich, indem der hochmoralische menschliche Aspekt ausgeblendet wird. Ich wäre sehr zufrieden, wenn die Führungseliten dieser Welt Frau Gutmanns Grundsätze zur Grundlage ihres Handelns machten! – Patricia Fehrle

 


 

 

Leserbrief zu „»Songs sind wie Kinder«“. Gespräch mit Marius Müller-Westernhagen geführt von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns

 

Zieht er nun seine Lebensbilanz der Marius Müller-Westerhagen oder erscheint es mir nur so beim Lesen; wirklich weiß ich das nicht, aber so wichtig dürfte das gar nicht sein. Sein Vater war für ein ein ziemlich gebrochener Mann, aber trotzdem auch ein ganz toller Typ, das ist für mich seine bemerkenswerte Schlüsselaussage des Gesprächs; so beschreibt er jedenfalls seinen Vater, der verstarb als der Knabe Marius 14 Jahre alt war. Ich denke, dass dieser Westernhagen noch lange nicht am Ende seines kreativ-künstlerischen Schaffensweges angekommen ist, aber irgendwie scheint er jetzt mit sich und vielleicht sogar mit der Welt im Reinen zu sein!

„Der Mensch ist leider nicht naiv, der Mensch ist leider primitiv. Freiheit, Freiheit, wurde wieder abbestellt.“ So heißt es in einer Passage des Songs „Freiheit“, den er zusammen mit Michael Kurth und Claudio Bucher geschrieben hat, veröffentlicht im Jahr 1987 auf dem Tonträger „Westernhagen“. Ein Schelm der jetzt denken könnte, das mit der Ukraine könnte er schon irgendwie vorgeahnt haben! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Vor einem halben Jahr ist Katja Suding aus der Politik ausgestiegen. Einfach so. Sie konnte nicht mehr. Und jetzt?“ von Khûe Pham

 

Ein alarmierender, sehr lobenswerter Artikel. Es wurde ganz offensichtlich eine durchaus fähige, intelligente Frau kläglich auf ihre Äußeres reduziert. Sie hat das nicht ausgehalten und ist ausgestiegen, hat ihre ganz persönliche Reissleine gezogen und dafür höchsten Respekt verdient. Die deutsche Politik verlor allerdings einen klugen Kopf. Hoffentlich lernen wir daraus… – Michael Zimmermann

 


 

 

Leserbrief zu „Auf Ruinen singen“ von Petra Reski

 

Vielen Dank für Ihren sehr informativen und spannenden Artikel. Das Layout hätte aber – entsprechend des Untertitels und des Inhalts – auch ein Foto von Frau Oksana Lyniv auf der Seite platzieren sollen, nicht nur das von Ai Weiwei. Die visuelle Botschaft passt nicht zu Ihrem Artikel, was ich sehr bedauere. – Ingrid Jung

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Enge Beziehung“ von Matthias Schütte (Infografik) und Tin Fischer (Recherche)

 

Beim Studium Ihrer -wie immer sehr informativen und optisch gut aufbereiteten- Infografik zu den wirtschaftlichen Beziehungen und dem Im- wie Exportvolumina zwischen Deutschland und Russland, irritieren die Zahlen der Gas- und Ölimporte. Das Gesamtimportvolumen in 2021 betrug etwa 33,1 Mrd EUR, davon entfallen ca. 75%, also etwa 25 Mrd EUR auf Gas und Öl. Die entspricht einem täglichen Wert von etwa 68,5 Mio. EUR. Woher stammen dann die jeweils in den Medien kursierenden Werte von täglich ca. 200 Mio. EUR nur für Gaslieferungen, mit denen Deutschland Putins Krieg finanziert? – Michael Suttner

 


 

 

Leserbriefe zu „Über prägende Ereignisse in der Kindheit und eine ungewöhnliche Idee, wie man den Krieg in der Ukraine beenden könnte“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Nachdenkenswert: Warum soll der Papst jetzt auf dem Maidan einen Friedensgottesdienst abhalten, nicht aber in Mali, dem Nahen Osten, Afghanistan, Aserbaidschan, Armenien, Tigray … in Afrika, Asien, Lateinamerika jetzt auch Europa? Hätte er zu viel zu tun bei fast 30 Kriegen auf der ganzen Welt? Und: Warum haben wir es den Kriegsflüchtlingen von 2015 so schwer gemacht und erkennen Flüchtlingsnot jetzt so verständnisreich an? – Uwe-Carsten Edeler

 

Bravo Herr Martenstein, Sie trauen sich wirklich was! Ihre „ungewöhnliche Idee“ wird Ihnen zwar nicht den Scheiterhaufen, aber wieder viel Empörung in den „sozialen Netzwerken“ ein-bringen. Dabei müßte sich nicht unbedingt der Papst allein vor die Panzer begeben: alle die publizistischen Pazifisten, die auch jetzt noch ihre Heiligenscheine polieren, sollten ihm zur Seite stehen. Aber von denen hat man einst schon keine in der Schußlinie der Heckenschützen von Sarajewo gesehen . . . Bitte weiter so! – Friedrich Schweikert

 

Die segensreichen Unterstützungen der Menschen gegenüber den Ukrainern tragen mich durch diese furchtbare Zeit. Die Idee des Freundes von Herrn Martenstein ist aber noch grandioser. Wenn Herr Putin diese Zeilen liest, kann er sich im Vorfeld seine Reaktion überlegen. Aber, wird er es wagen, den Papst zu erschießen? Doch viel wichtiger ist, dass es der Papst liest, denn, wer sagt es ihm? Vielleicht sein umtriebiger Herr English? Natürlich müsste er alleine darauf kommen, aber manchmal muss man etwas nachhelfen, wenn schlimme Dinge beendet werden sollen. Oder die Post bringt ihm das ZEIT-Magazin… – Karin Krause-Lassahn

 

Langsam glaube ich wirklich, dass sich die Politiker mit ihrer jetzigen Methode Wladimir Putin total zu isolieren, zu ächten und kaltzustellen voll auf dem Holzweg befinden. Auf östlicher Seite ist Putin mit seinen Mannen, auf der westlichen Seite haben sich viele Politiker vereint, um eine vergiftete Stimmung zu machen und diese zu verbreiten. Diese „Westmächtigen“ haben eigentlich schon immer etwas gegen diesen russischen Diktator, der trotzdem, das sollte man nicht vergessen, von „seinem“ russischen Volk gewählt wurde.

Der katholische Papst betet indes im sicheren Vatikanstaat um Frieden, anstatt dass er in die Hölle des Grauens reist, um da an Ort und Stelle dafür zu beten. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Markus 12:31) ist das glatte Gegenteil von dem, was sich in unserer Gesellschaft immer breiter macht. Desinteresse am anderen und alles beherrschender Egoismus sind eigentlich mehr im Trend. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „KONFRONTATIONS-THERAPIE“ von Nele Sophie Karsten im ZEIT Magazin

 

Die Rubrik „Wochenmarkt“ ist meiner Meinung nach an ihrem Tiefpunkt angekommen. Letzte Woche habe ich mich schon über das Rezept aufgeregt, das mal wieder keine frische Zutat enthielt (dafür Hühnerbrühe in Pulverform!) und fand, dass Frau Raether immer fauler wird. Meine Freundin machte mich darauf aufmerksam, dass das Rezept gar nicht von Frau Raether stammte.

Das war mir dann schon unangenehm, aber prinzipiell finde ich, dass Frau Raether zuwenig Frisches kocht und vor allem- ständig Huhn (deshalb hätte ich ihr das Rezept mit der Hühnerbrühe in Pulverform auch sofort zugetraut). Das aktuelle Rezept (Dattelchino) ist ein Witz- und falls es mehr auf den Text ankommen soll: der ist auch keine Perle der Schreibkunst. Dagegen finde ich die Texte von Frau Raether immer toll und manchmal hat sie ja auch ein brauchbares Rezept! – Susanne Schorr

 

Ich möchte Elisabeth Raether zurück!!! Seit Jahren koche ich die meisten Rezepte von Frau Raether nach und die meisten wiederum davon wandern in einen Extra-Ordner zum Wieder Kochen, weil sie so gut sind. In den letzten Wochen war ich Freitag für Freitag enttäuscht, weil ich mit den Rezepten überhaupt nichts anfangen konnte. Leider habe ich sie auch gleich wieder vergessen, sodass ich keine Beispiele anführen kann. Eben las ich das aktuelle Rezept für Dattelchino. Wer braucht denn so was?

Bin ich allein mit meiner Meinung, oder gibt es noch andere Leser*innen und Köch*innen, die Frau Raether vermissen? P.S. Letzte Woche war ich hocherfreut, musste über das Rezept der besoffenen Nudeln lachen, dachte, na endlich und habe es gleich in den besagten Ordner gepackt zum Nachkochen. Dabei sah ich, dass es von Giovanni de Lorenzo war. Manchmal muss eben der Chef selber ran. Danke! – Sibylle Marx

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „SCHÖN SCHARF“ von Jonas Merold et al. im ZEIT Magazin

 

Angesichts des Titelbildes vom Zeitmagazin Nr. 13, das gleichzeitig mit einem Krieg in Europa erscheint, kommen mir die Mitarbeiter an diesem Zeitmagazin unverständig, uneinfühlsam und unwissend vor. Angesichts der Verhältnisse in Mariupol kommt mir ein Magazin über Essen idi-otisch vor. Die Zeichnung von Seite 12 des Magazin wäre ein besseres Titelbild gewesen. Über die Inhalte des (normalerweise schon modeüberschäumenden abgehobenen) Magazins könn-ten sich die Zeitmitarbeiter noch einmal intelligentere Gedanken machen, oder realistischere. – Christine Weihemüller-Curylo

 

Was ist denn bloß in die ZEIT gefahren ? Ein Titeklbild für das geschätzte Magazin, für das meine Familie ( ZEITAbonnennten seit Jahrzehnten) nur Unverständnis und Ekel bezeugen kann. Diese kindischen Stöhn Äusserungen entbehren jedweden Sinnes. hat da wer Corona im Hirn ? Verlorene Mühe, verlorenes Papier (Umwelt6schaden,) kein irgendwie erkennbarer Sinn dahinter. Der dafür zuständige Artdirektor gehör subito geschasst, seinen Kollegen einen solchen Scheiss zuzumuten. Marsch in die Ecke und tüchtig schämen ! Noch so ein Heft und meine Kündigung folgt . – E. Rickert, W. Stephenson

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Als ich von ihrem trouble mit Julis Schlaghose las, fiel mir spontan die Lösung ein, die wir früher (lang ist’s her) bei Beschaffungsproblemen gewählt haben. Wir haben uns die Schlaghosen selbst gemacht. Ganz einfach, die Seitennaht an den Beinen bis zum Knie auftgetrennt, ein passendes Dreieckstück Stoff eingenäht und fertig. Das ergab die tollsten Creationen, farblich passend oder auch schrill auffallend. Auf jeden Fall, geil – obwohl man das damals ja so nicht gesagt hat. – Wolfgang R. Roller

 

Sehr gerne lese ich immer wieder die Texte über Ihre Töchter – und über Sie selbst. Ich bin jetzt schon 69 Jahre alt und habe auch zwei Töchter und einen Sohn. Vieles, was Sie schreiben, habe ich ähnlich erlebt und kann sowas von mit Ihnen fühlen. Jetzt aber, nach der Lektüre in Nr 13, muss ich so sehr schmunzeln: Als ich 17 bis 25… Jahr alt war, waren Schlaghosen dermaßen aktuell, dass sie quasi meine Standardhose war, sogar bei meinem Hochzeitsanzug.

Ich hatte schon damit zu kämpfen, als sie aus der Mode kamen. Meine Töchter trugen wieder welche in den 90er Jahren und ich habe heute noch eine mit dezenter Fußweite, die ich sogar jetzt an habe. Einfach obercool die Dinger. Ausdruck einer Zeit, in der ich die Freiheit und mich selbst entdeckte. Und Sie haben nun mehr oder weniger ein Problem damit. Ach ja, wie sich die Zeiten ändern oder sich wiederholen. – Michael Benz

 


 

 

Leserbrief zu „HILFE! Wie geht man damit um, wenn die Nachrichten aus der Ukraine retraumatisieren?“ Gespräch mit Wolfgang Schmidbauer geführt von Friederike Milbradt im ZEIT Magazin

 

Ihr Interview mit Herrn Schmidbauer ist sehr interessant, vielen Dank dafür. Was ich schade finde und mich schmerzt, dass Sie nicht nach der Retraumatisierung der vielen Menschen in Deutschland fragen, die die Kriege in Jugoslawien und in Syrien miterlebt haben und bei denen jetzt durch den Ukraine-Krieg ein Wiedererleben von Angst und Ohnmacht ausgelöst wird. Es wäre gut, das Leid dieser Menschen auch zu würdigen. Leider ist dies in vielen Berichten in den letzten vier Wochen nicht der Fall. – Dr. Julia Friederich