Lesezeichen
 

4. November 2021 – Ausgabe 45

Leserbriefe zu „Atomkraft?“ von Jochen Bittner und Petra Pinzler

 

Ihre Konfrontation kommt ganz fair rüber. Das macht Mut zu einem kleinen Beitrag zum Thema, Fokus auf Kosten (Erzeugung und Verteilung, ohne Umlagen, EEG, Steuern etc) zum aktuellen Status. Erneuerbare Energien haben einen gesetzlichen Einspeisevorrang, der dazu führt, dass bei weiterem Zubau von EE Anlagen die thermischen Kraftwerke letztlich nur noch Regelungsaufgaben übernehmen und dadurch spezifisch pro KWh hohe Kosten haben. Da wir heute und auch in der nächsten Zukunft keine Speicher verfügbar haben, ist ein zweiter Kraftwerkspark mit ca. 60.000 MW fossile Kraftwerksleistung notwendig, um die Stromversorgung auch während einer Dunkelflaute(14 Tage) sicherzustellen. Hierfür wird eine Arbeit von 20 TWh benötigt.

Reine Utopie zu glauben, wir könnten das mit BatterieSpeichern oder einzig vorstellbar über Wasserstoff realisieren (siehe unten). Herr Altmaier plant den Ausbau für Wasserstoff bis 2030 zu 5GW x 2000Volllast h/a = 10TWh, benötigt würden die oben erwähnten 20TWh/14 Tage. Und das nur für den heutigen elektrischen Energiebedarf. Der liegt bei ca 600 TWh/a und muß bis 2045 auf 2500TWh/a aufgebaut werden. Alles CO2-frei aus grünem Strom!?? Aktuell erzeugen wir mit Wind und Solar 200 TWh/a. Von 200 TWh/a auf 2500 TWh/a ist netto das 12,5-fache x 1,46 Effektivität reifer Markt = 18,5 fach brutto zu 2021. Das sind 1850% gegenüber heutiger netto Erzeugung an Wind und Solar. Alles grob aber die Dimensionen stimmen.

Die heutigen durchschnittlichen Kosten der vorhandenen Erneuerbaren Energien liegen bei ca. 14 Cent/KWh. Die Betriebskosten von thermischen Anlagen mit hoher Auslastung bei ca. 5Cent/KWh. Die Kosten über die Rückverstromung von Erneuerbaren Energien mittels Wasserstofftechnologien liegen derzeit bei ca. 87 Cent/KWh Die Atomkraft sollten wir aktiv halten und überhaupt wieder unterstützen. Auch hier wandern Innovationen aus deutscher Entwicklung mangels Perspektive nach Kanada aus.

Der Dual Fluid Reaktor erschließt uns die Nutzung des existierenden „Atommüll“ als Brennstoff für tausende von Jahren in der Zukunft. Ende für ein millionen-Jahre-dauerndes Endlager! Restmüll reduziert auf geringes Volumen für nur ca 300 Jahre! Und alle Prozesse sind kein Neuland sondern industriell seit Jahrzehnten in Gebrauch! Die Entwickler des DFR sitzen next door zu Ihnen in Berlin. Ein Besuch, sehr geehrte Frau Pinzler, ist mehr als empfehlenswert. – K. Lamontagne

 

Ich habe mich sehr über den Beitrag von H. Bittner gefreut. Sein Artikel ist sehr überzeugend. Der Beitrag von Frau Pinzler setzt sich nicht einmal mit den Argumenten von H. Bittner auseinander. Ich finde ihn unsachlich und polemisch. Die von Frau Pinzler genannten Kernenergiekosten von 13 und 20 Cent/kWh (ohne Versicherung und Entsorgung) treffen für die inzwischen abgeschriebenen aber in Deutschland weiter zuverlässig betriebenen Kernkraftwerke mit Sicherheit nicht zu und müssen schon Kosten für weitere Neuentwicklungen in Europa wie den EPR enthalten.

Sie liegen weit über dem Strompreis in Frankreich, der schon lange nicht mehr staatlich subventioniert wird. Bei diesem Strompreis der Kernkraftwerke wären die französischen Kernkraftwerke schon jetzt nicht konkurrenzfähig mit den Erneuerbaren. Der Strom aus Frankreich ist und bleibt wohl auf absehbare Zeit mit Abstand der billigste in Europa.

Frau Pinzler’s Aussage zu den schmutzigen Bomben, die mit neuen Kernkraftwerken gebaut werden könnten, steht im Widerspruch zu den Atomwaffensperrverträgen, deren Verletzung weltweit einvernehmlich durch die Atommächte unterbunden wird. Nordkorea ist da eine Ausnahme und wird auf Dauer mit den bestehenden Sanktionen nicht überleben können. – Dr. Ing. Peter Royl

 

Leider ist eines der wichtigsten Argumente gegen Atomkraft nur als „P.S.“ genannt und zwei weitere fehlen ganz: Anfang der 80er Jahre habe ich als zugegeben recht unkritischer Schüler das Informationszentrum des damals in Bau befindlichen Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich besucht. Ich habe drei angesprochene Fragen und die Antworten darauf in Erinnerung: Erstens: Was passiert bei einer Kernschmelze? Das sei ein bekanntes Risiko, aber unwahrscheinlich.

Wenige Jahre darauf war der Super-GAU von Tschernobyl und wer das als reines Versagen der sowjetischen Technologie ansah, hat geflissentlich die Unfälle von Harrisburg (1979) übersehen oder wurde 2011 nach der Havarie von Fukushima eines Besseren belehrt. Zweitens: Was passiert bei einem Flugzeugabsturz? Die neueren Atomkraftwerke würden einen Aufschlag des Starfighters überstehen, an größere Flugzeuge müsse man nicht denken, denn die Atomkraftwerke lägen abseits der Flugrouten.

Abgesehen davon, dass das nicht stimmte, war der 11. September eben noch in ferner Zukunft. Drittens: Was macht man mit dem für Jahrtausende gefährlichen Atommüll? Ja, das sei ein noch ungelöstes Problem. Die Naivität dieser Zeit gegenüber den Risiken der Atomkraft habe ich kürzlich nochmal in einem Jugendsachbuch aus den 70er Jahren nachlesen können. Im Jahr 2021 ist sie niemandem mehr zuzugestehen. – Dr. med. Dietrich Tamm

 

Es ist mehr als verdrießlich, dass der Kernkraftlobby unter dem Vorwand der „publizistischen Ausgewogenheit“ die Möglichkeit geboten wird ,ihre wirtschaftlichen Interessen kostengünstig publiziert zu sehen.

– Fakt ist,dass: – bislang kein nukleares Endlager existiert,geschweige denn in Aussicht wäre. – Kernenergie nicht klimaneutral gewonnen wird,da bei der Urangewinnung und Aufarbeitung, beim Bau der Kraftwerke und ihrem Rückbau und der Erstellung eines Endlagers und seiner Wartung massive Umweltbelastungen entstehen – Kernenergie nur durch staatliche Subventionen „kostengünstig“ produziert werden kann – durch diese „umweltfreundliche“ Energie in der Ukraine und in Japan ganze Landstriche auf Jahrzehnte verseucht sind – der „Restmüll“ dieser Energieform unverantwortlicherweise späteren Generationen als strahlendes Erbe aufgebürdet wird.

Was dem Fass allerdings den Boden ausschlägt, ist die krude Behauptung, „moderne“ Reaktoren würden „Atommüll“ verbrennen.Als wäre so die Endlagerfrage beseitigt und die Radioaktivität verdampft.So entsteht der Eindruck,als würde bei einem Flugzeugabsturz der fehlende Fallschirm durch das Entfalten eines Taschentuchs ersetzt. – Christoph Stellmacher

 

Erlauben Sie mir einige Bemerkungen zu Ihren Äusserungen über Atomkraft. Bill Gates verkauft keine neuen Atomkraftwerke. Er hat das neue Konzept in seinem Buch erwähnt, von dem es noch keinen Prototypen gibt. Es existiert bisher nur in Berechnungen, die erfolgversprechend sein sollen. Eine Entwicklung zur Marktreife bis 2030 erscheint extrem unwahrscheinlich. Deswegen kommen neue Reaktoren in der Tat zu spät für die Lösung der Klimaproblematik. Das gilt übrigens auch für den Bau neuer, herkömmlicher Atomkraftwerke, deren Bauzeit fast an 20 Jahre herankommen soll.

Anders sieht es mit den noch laufenden, deutschen Reaktoren aus. Nachdem Planung und Bau neuer Windräder 3 Jahre und mehr erfordern, können solche in naher Zukunft nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Da könnte eine Verlängerung der Laufzeit unserer alten Atomkraftwerke um 2 …. 5 Jahre etwas Luft verschaffen. Der anfallende, radioaktive Müll fiele gegenüber dem schon vorhandenen nicht sehr ins Gewicht.

Ein unterirdisches oder anderes endgültiges wird nach meiner Überzeugung in Deutschland nicht gefunden werden. Der radioaktive Müll bleibt in seinen Castor-Behältern irgendwo an der Oberfläche, bis die Wissenschaft und/oder Technik eine Lösung für die Beseitigung gefunden hat.

Ihr Argument, daß ein etwas längerer Betrieb rechtlich nicht möglich ist, finde ich nicht überzeugend. Das erinnert an die Argumentation im Gesundheitsbereich, nachdem ein Lockdown nicht möglich ist, weil er gegen die Freiheitsgarantie des Grundgesetzes Verstößt. Ihr Argument mit den Vorlaufzeiten scheint mir einleuchtender. Ansonsten hoffe ich, sicherlich mit Ihnen, daß wir in der CO2-Reduktion noch die Kurve kriegen, obwohl ein Optimismus bei der Reaktionsfähigkeit unserer staatlichen Strukturen schwer fällt. – Dr. Walter Engel

 

Danke an Die Zeit, dass über das Thema Atomkraft wiederholt sachlich geschrieben wird und nicht nur „Wider“, sondern auch „Für“ zur Sprache kommt. Weder die Kernkraft noch die regenerativen Energien sind nebenwirkungsfreie Wundertechnologien. Beides zusammen könnte aber gut funktionieren, wenn man schnell und zielstrebig handelt. Im Fall von Deutschland würde das bedeuten, die sechs noch laufenden Kernkraftwerke am Netz zu lassen.

Die rechtlichen Probleme konnten beim abrupten Ausstieg nach Fukushima auch ausgeräumt werden, das müsste angesichts des Klimawandels genauso möglich sein. Für die regenerativen Energien sollte man ideologiefrei die geeigneten Standorte wählen, ohne die Bürgerrechte und den Naturschutz außen vor zu lassen. Beides ist sicher nicht einfach, aber der Klimawandel ist soweit fortgeschritten, dass es eine einfache Lösung nicht gibt. – Sabine Kiermaier

 

Ja was denn nun? Ja oder Nein? Beides zusammen geht wohl nicht. Macht nichts, dann kaufen wir eben Strom im Ausland.Oder Öl und Gas bei den Russen.Die Pipelines sind ja vorhanden. – Hans-Emil Schuster

 

Zitat: „… neuen Generation von Kernkraftwerken … die … – Obacht! – Atommüll verbrennen könnten.“ Welch eine Irreführung (oder Unwissenheit?)! Verbrennen ist ein chemischer Prozess, bei dem die Atomkerne völlig unverändert bleiben. Radioaktives Material kann verbrannt werden, die Atom-Kerne bleiben davon unberührt und radioaktiv. Chemische Reaktionen, z.B. Verbrennung, sind Vorgänge in und mit der Atom-Hülle. Änderungen im Atom-Kern sind mit riesigen Teilchenbeschleunigern und mit geringster Ausbeute möglich, oder aber in Atom- oder Wasserstoffbomben, dort aber ziemlich unkontrolliert und weiterem radioaktivem Fallout. Radioaktiven Müll einfach „verbrennen“ – wie schön wäre das! – Hartmut Welzel

 

Es ist ein ungleicher Wettbewerb, die Vorzüge der Atomenergie gegenüber den erneuerbaren Energien herauszustellen. Jochen Bittner hat den undankbaren Part übernommen. Später erwähnt er zwar die Speicherfunktion des Wasserstoffs für die spätere Gewinnung von elektrischem Strom, zunächst aber tut er Gaskraftwerke als CO²-Schleuden ab. Sie wären das auch, wenn sie mit Erdgas betrieben würden. Er zweifelt die Verfügbarkeit von Gasspeichern an, obgleich sie schon jetzt als Reservetanks für Erdags genutzt werden.

Auch bestehen leistungsfähige Rohrleitungen von der Küste nach Süddeutschland, die Wasserstoff oder daraus erzeugtes Methan zu den dortigen Gaskraftwerken transportieren können. Sicher, eine andere Reihenfplge bei der Abschaltung der Kraftwerke und Atommeiler wäre wünschenswert, aber als Angela Merkel auf Fukushima reagierte, waren wir noch nicht klima-umweltbewusst. Was sich doch alles in ihrer Regierungszeit geändert hat! Die Argumente gegen Atomkraft hat Petra Pinzler vollständig genannt, sie ist zu teuer und ihre Rückstände sind gefährlich. Mir fehlt eine Aussage über die dauerhafte Verfügbarkeit des spaltbaren Materiels. – Jürgen Kirschning

 

Es ist schon erschreckend zu sehen mit welcher, verzeihen Sie, Blindheit, Herr Bittner immer wieder für die Atomkraft plädiert – und dabei genau die Argumente, die er den Gegnern entgegenhält, in seiner Begeisterung für die Atomenergie völlig ausblendet. Z.B. die technische Machbarkeit. Da fabuliert er von völlig theoretischen, eventuellen Innovationen, die das Klima retten könnten und redet existierende und erprobte (!) Technologien klein. Der mangelnde Ausbau erneuerbarer Energien hängt nicht mit der Technologie, sondern mit dem fehlenden Willen zusammen.

Er prophezeit sogar, wider jede Vernunft, dass diese praktisch morgen (2030) zur Verfügung stünden. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Atomkraftwerke, deren Technologie allenfalls in der Anfängen der Entwicklung steckt, und die ja auch noch gebaut werden müssten! Mit Widerstand gegen Windanlagen rechnet er, gegen neue Atomkraftwerke aber seltsamerweise nicht.

Hinzu kommt, dass er weder die wahren Kosten der Atomkraft berücksichtigt, noch fehlende Endlager. Stattdessen verweist er wieder auf theoretische Möglichkeiten Atommüll zu nutzen und fantasiert sogar eine höhere Sicherheit herbei – als würde nicht mit jedem neuen Atomkraftwerk das Risiko wachsen, erst recht, wenn dutzende oder gar hunderte kleine Atomkraftwerke großflächig verstreut werden. Realistisch ist die Position Herrn Bittners nicht einmal im Ansatz. – Wolfgang Mebs

 

Ich freue mich darauf, wenn endlich alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet sind. Frau Pinzler hat einige der wichtigen Gründe für diese Vorfreude sehr schön zusammengefasst: Atomkraftwerke behindern den Ausbau der Erneuerbaren (siehe Hintergrund-Information vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit‚ „Hindernis Atomkraft“), Atommüllproblem ist ungelöst, Atomstrom ist teuer, schmutzige Bomben. Ein kleiner weiterer Grund: Es wird dann hoffentlich keine Meinungs-Artikel mehr in der Zeit geben, die mit polemischen Argumenten für die Atomkraft werben. – Prof. Dr. med. Katharina von Kriegstein

 

Sicher erreichen mehrere wütende Briefe diese E-Mail-Adresse aus unterschiedlichen Gründen. Ich möchte mich nicht in die Reihe der „Hater“ einreihen, sondern einen konstruktiven Brief schreiben (und hoffe, ich bekomme eine Antwort). Aber ja, ich bin wütend. Vorneweg: In meinen Augen ist die Aufgabe von Journalismus die Öffentlichkeit so WAHRHEITSGETREU wie möglich zu informieren und demagogische Fehlleitung von anderen Stellen aufzudecken. Und guter Journalismus hat immer auch einen Bildungsauftrag. Ist da richtig?

Dieser Aufgabe ist der Artikel „Atomkraft, jein danke“, vor allem der Teil vonPetra Pinsler, in keinster Weise nachgekommen. Er ist faktisch einfach völlig falsch und ich bin ehrlich schockiert, dass solche Fehlinformationen in einem Blatt wie der Zeit stehen. Am schlimmsten ist das PPS: „Und wer sich wünscht, dass Gates kleine Atomkraftwerke überallhin verkauft, sollte mal über die vielen schmutzigen Bomben nachdenken, die mit dem Material gebaut werden können.“ Die Wahrheit ist- das sind 0!!!

Hier zur Bildung ein Link dazu: https://www.kernenergie.ch/de/faq-detail-981.html das Uran, welches für Kernkraftwerke benutzt wird, ist nicht genug angereichert, um eine Atombome zu bauen. Diese Anreicherung gestaltet sich als SEHR SEHR schwierig und sicher eignen sich diese Mini-AKWs, die Gates bauen möchte dazu nicht. Dazu braucht man große Militärische Anlagen. Menschen durch Angst vor der Bombe in richtige verhalten zu drängen ist meiner Meinung schwarze Pädagogik. Ich bin traurig, dass die Zeit, solche Artikel druckt und vorher nicht prüft, wie groß der Wahrheitsgehalt ist. Ja, ich finde Umweltschutz wichtig. Aber um eine wirklich gute Lösung zu finden, unseren Planeten zu erhalten, müssen wir ehrlich über das Für und Wieder unterschiedlicher Wege dahin sprechen. Ideologie darf da nicht wichtiger sein als Fakten. – Jana Beyer

 

Das Weiterbetreiben von Kernkraftwerken (AKW) ist ökonomisch unsinnig und bedeutet neben den unstrittigen Gefahren aus deren Betrieb auch mehr radioaktiven Abfall und mehr Zwischenlagerung, solange es kein Endlager gibt. AKWs brauchen zudem Kühlung, die in heißeren Sommern immer weniger sichergestellt ist. Der Neubau hat schon beim AKW Okiluoto mehr Geld gekostet als eine für die gleiche Dauerlast ausgelegte Zahl von Windrädern, die auch noch viel schneller aufgestellt werden können – ohne (unversicherbare !) „Ewigkeitslasten“ für künftige Generationen. Für die Klimakrise kommen AKW-Neubauten sowieso zu spät.

Und kleine AKWs bedeuten neben den genannten Problemen die Ausweitung der Plutoniumwirtschaft „in die Fläche“, also Giftmüll und erhöhte radioaktive Strahlung vor jedermann‘s Haus oder sogar in der Nahrungskette. JA, die Energieinfrastruktur muss statt auf wenige Monopolerzeuger auf einige 1000 dezentrale „Lieferanten“ ausgerichtet werden. Was wirtschaftlich nur plausibel ist, hat auch die EU schon lange erkannt (DE MINIMIS-Vorschlag für Windkraftanlagen), die Bundesregierung aber leider nicht umgesetzt.

Auf 2% der Landesfläche kann man die Leistung für die erforderliche „Grundlast“ aufbauen – sogar ohne Offshore-Windkraft ! Und Speicher sind technisch schon jetzt möglich, sowohl im Großen (z.B. GW-Leitung nach Norwegen) als auch im Kleinen: wenn jeder der 40 Mio Haushalte auch nur 2 kW Leistung liefert, gibt es auch keinen Blackout – man muss es nur wollen ! – Dr. Dirk Bade

 

Zunächst einmal muss man Frau Pinzler entgegenhalten, dass die von ihr angeführte Wasserstofferzeugung keineswegs der Stromgenerierung dient, sondern im Gegenteil Unmengen an (klimaneutral zu erzeugendem) Strom benötigt und dann als Stromspeicher oder etwa zur Herstellung von Stahl dient. Darüber hinaus muss ich Herrn Bittner voll recht geben.

Wir haben funktionierende und maximal sichere AKW in Deutschland und zumindest die sollte man so lange laufen lassen, wie es erforderlich ist, da das erheblich sinnvoller ist, als bis 2038 weiter Kohle anzuzünden. Leider verhält es sich hier, wie bei vielen anderen Debatten (Rente, Impfpflicht, …), rationale, wissenschaftliche Argumente dringen nicht mehr durch, der sogenannte gesellschaftliche Konsens ist das einzige, was zählt. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl-Inform. Andreas Zabel

 

Leider argumentiert Frau Pinzler mit irrelevanten Zahlen: Man will ja praktisch alles auf primaer elektrische Energie umstellen, den Verkehr sowieso, auch z.B. Stahl- und chemische Industrie auf durch Elektrolyse erzeugten Wasserstoff. Wenn man sich eine Vorstellung machen will, in welchem Masse die “erneuerbaren” Energien im Vergleich zu heute ausgebaut werden muessen, ist also deren Beitrag nicht zur heutigen Stromerzeugung (46%), sondern zum heutigen Gesamtenergieverbrauch massgeblich, das sind dann weniger als 10%.

Was enthalten die Kosten von 3 bis 8 Cent pro kWh Windstrom ? Wir brauchen ja auch Energie wenn in langen Winternaechten wenig Wind weht, also brauchen wir Energiespeicher, z.B. in Form von Wasserstoff, also Elektrolyseanlagen und Speicher, und zwar in grosstechnischem Massstab. Das kostet Investitionen und deren Betrieb ist auch nicht umsonst. Diese Kosten muessen einbezogen werden. Relevant sind also die Kosten eines nachhaltigen Gesamtsystems pro von diesem bereitgestellter kWh. – Hermann Weigmann

 

Die Anti-AKW Bewegung hat die Lösung der Klimakrise verhindert – so liest sich der Artikel „Atomkraft? Ja, bitte!“ von Jochen Bittner. Detailliert werden die Probleme und die Behinderung der Entwicklung erneuerbarer Energien aufgelistet (rechtliche Voraussetzungen, träge Prozesse, Widerstand gegen Trassen, usw.). Dies alles gibt es scheinbar bei der Atomkraft nicht („im Vergleich dazu ein Leichtes“) – alles easy, sauber, klimaneutral, sogar der Atommüll könnte verbrannt werden.

Irgendwie habe ich das alles schon vor ca. 45 Jahren gehört. Lediglich das Argument der Klimaneutralität wurde „vergessen“. Es wurde auch damals immer auf den „mit Sicherheit bald auftauchenden“ technischen Durchbruch verwiesen, der die hohen Risiken und technischen Probleme bestimmt lösen würde.

Es ist immer bei „sollen“, „glauben“ geblieben, und wieder wird uns dies so vorgesetzt. Warum eigentlich ist die simple Frage der Lagerung des Atommülls noch nicht gelöst? Weil nicht einmal die glühendsten Verfechter der Atomkraft diesen Müll in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft haben wollen, siehe das Bundesland Bayern, das lange standhaft an der Seite der Atomindustrie stand, aber auf keinen Fall ein Endlager im eigenen Land haben will.

Die technischen Probleme der Atomkraft wurden seit mindestens 60 Jahren nicht ansatzweise gelöst. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien ist eine Erfolgsstory, wie ich sie mir in den 1970er Jahren nicht ansatzweise vorstellen konnte. In welche Technologie sollte also sinnvollerweise investiert werden, wo sind die Risiken beherrschbar? Die leider sehr dürftige Argumentation von Herrn Bittner für die Atomkraft ist also nicht mal alter Wein in neuen Schläuchen, sondern wie seit Jahrzehnten ein erneutes Heilsversprechen. Wer will, kann es gerne glauben. – Martin Rümelin

 

Solche Artikeln schaffen keinen Fortschritt sondern lenken ab durch Aufwärmen eingeschlafener Diskussionen. Die Atomkraft ist tot weil alle damit verbundene Hoffnungen enttäuscht wurden. Neue Atomkraftwerke dauern ewig, Betrieb und Rückbau verschlingen Unsummen und lassen für Jahrtausende gefährlich strahlenden Müll zurück. Ökostrom ist schnell, demokratisch und billig. In kürzester Zeit stieg deren Anteil, trotz halbherziger Förderung, auf 40%. Als Speicher- und Puffer stehen Wasserstoff im Gasnetz und an clevere Ladestationen angeschlossene Batterien der überwiegend ungenutzt rumstehenden E-Autos zur Verfügung.

Förderung für die Energiewende muss Unten ankommen, nicht bei Siemens, RWE & CO! Nicht E-SUV`s sollten mit €6.000 pro Stück gefördert werden, sondern Solaranlagen auf allen Dächern. Nicht die elektrische Fahrräder der Reichen sollte der Staat unterstützen, sondern den Kauf konventioneller Lastenräder und die Mitgliedschaft in einem Carsharing, deren Autos vor jeder Haustüre bzw, in jedem Dorf stehen. Wenn überhaupt, sollten nur die kleinsten und sparsamste E-Autos bezuschusst werden!

Es kommt darauf an was wir in den nächsten 15 Jahren einsparen und nicht erst ab 2030! Unser Geld sollte in nachhaltige, soziale und „enkelfähige“ Technologien fließen, nicht in Sündenfälle des vorigen Jahrhunderts. Strom sollte möglichst dort verbraucht werden wo er verfügbar ist, und nicht auf Kosten Aller erst von Nord nach Süd geleitet werden um dort die Server von Tech-Konzernen mit Billigstrom zu versorgen! Deutschlands Tüftlerinnen, Erfinderinnen und Ingenieurinnen finden effiziente und innovative Lösungen für Morgen. Nicht dumpfer „Mehrverbrauch“ macht uns stolz und glücklich, sondern eine harmonisches Miteinander mit der Natur und den Menschen dieser an Ressourcen knapper werdenden Erde. – Klaus Siersch

 

Während Frau Pinzler die riesigen Größenordnungen (mehrere 100 Mrd. kWh H2) des bald jährlich benötigten erzeugten und gespeicherten Wasserstoffs übersieht, setzt Herr Bittner auf die unrealistische langfristige Nutzung neuer Kernenergieanlagen: Beide geben keine Antwort auf die realen Probleme der nächsten 10 -15 Jahre. Als hilfreiche Brückenlösung für ca. 8 Jahre machte eine KKW-Laufzeitverlängerung noch Sinn, was nämlich den Übergang etwas erleichtern könnte!Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Zwei Redakteure aus der Wirtschaftsredaktion streiten über den verlängerbaren Einsatz der Kernkraftwerke zur Minderung deutscher CO2 Emission und kommen zu keinem Ergebnis, aber der Chefredakteur beschäftigt sich lieber mit VIPs. Streiten um des Streitens Willen ist eine Farce, unwürdig bei einem naturwissenschaftlichen Thema. Deshalb: Ja! Verlängerung der noch laufenden Werke – entsprechend der Leistung, Abschaltung einiger Braunkohlekraftwerke. Dies ergibt eine Einsparung von ca. 50 Mill Tonnen CO2 = 30 % der vom dt. Verkehr erzeugte Menge. (2019) Wie lange? In vier Jahren will zum Beispiel Baden-Württemberg (lt. Versprechen des Ministerpräsidenten) bis zu 5000 MW Windkraftanlagen installieren. – Malte Berndt

 

Beim Lesen des Artikels über Atomkraft ja/nein fallen mir nur zwei Dinge ein: Ignoranz oder Ahnungslosigkeit. Am ehesten aber beides. Herr Bittner schwadroniert zwei Spalten lang darüber, was die neuen Energien (noch) nicht können und dass es zu spät ist, das schnell genug zu in Ordnung zu bringen. Im Anschluss zitiert er dann eine neue Atom-Technologie, bei der er selbst bezweifelt, dass sie bis 2030 zur Verfügung stehen würde (Obacht! Dabei würde dann bestimmt null nuklearer Abfall anfallen).

Aber vor allem unterschlägt er komplett die zwei Totschlag-Argumente: die den Atomkraftwerken zugrundeliegenden Gefahren und das Problem des nuklearen Abfalls. Fukushima oder Tschernobyl? Schon mal gehört? Die Probleme mit der Asse? Und auch Frau Pinzler erwähnt in ihren zwei Spalten die Nuklear-Unfälle überhaupt nicht und die Frage des Endlagers mit einem einzigen Satz am Ende des Artikels. Da kann sogar ein Laie besser argumentieren. – Andi Pfaff

 

Ja, bitte , lieber Herr Bittner, das kann doch nur Satire gewesen sein , was Sie da als Pro für die Atomkraft formuliert haben. Glauben Sie wirklich an so schlecht informierte Leser gerade ihres Blattes, die nicht sofort jeden Pferdefuß hinter den Argumenten für Atommeiler entdecken? Better down in the valley than beeing a gleam upon the hill. – Detlef Wiehemeyer

 

„Einsicht ist die Fähigkeit, über den eigenen Schatten zu springen, ohne sich dabei zu verlieren.“ (Peter Amendt, *1944 Franziskaner in Bonn geboren) Der Mensch bekommt einfach rein gar nichts in den Griff, ob jetzt in dieser Pandemie, da soll/muss alles nur in die richtigen Bahnen verimpft werden. Andere Möglichkeiten scheint es nicht zu geben. Ungeimpfte sind die Superbösen, Geimpfte sind die braven Guten! Einfach mittendurch, ohne nach links oder rechts zu schauen.

Der Mensch bekommt einfach rein gar nichts in den Griff, siehe Klimarettung, da diskutieren genau diese Politiker miteineinader, die uns ständig ans „Bein gepinkent“, und die sich dann über uns auregen, weil wir Vollpfosten ausgerechnet da unsere Bein hinstellen, wo sie gerade müssen müssen! Atomkraft nein, danke oder ja, bitte, eh schon egal, eh schon alles wurscht. Wir die „Hanswürste der Nation“, wir könnten nur dann, vielleicht, gefragt werden, wenn das Kinde bereits mit dem Bade ausgeschüttet worden ist, um dann, nachträglich über den Sinn und Zweck des Badens zu diskutieren. – Klaus P. Jaworek

 

In Ihrer Rede gegen die Kernenergie steckt meines Erachtens ein großer Irrtum: Die vermeintliche Vorreiterrolle Deutschlands bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. Dabei ist Deutschland in West- und Nordeuropa längst der Nachzügler, fast alle anderen haben nur noch Restkapazitäten Kohlestrom am Netz. Bei den Co² Emissionen pro kwh schneiden Deutschland, die Niederlande und Italien am schlechtesten ab – nicht zufällig die Länder, die auf Kernenergie weitgehend oder vollständig verzichten. Wir haben bei Flaute oft über 40% Kohle- und mehr als 70% fossilen Strom im Netz. Diese fundamental falsche Selbsteinschätzung als Vorreiter sollten wir daher ganz schnell wieder loswerden.

Und was die langen Bau- und Entwicklungszeiten angeht: Definitiv ein großes Problem, aber angesichts der Planung mit noch gar nicht vorhandenen Technologien bei dem 100%-EE Ziel kein echtes Gegenargument. Insbesondere, da der Strombedarf durch Elektrifizierung im Wärme- und Verkehrssektor drastisch steigen dürfte. Wir werden noch früh genug merken, dass wir jede Option gegen Energieknappheit in den nächsten 10 Jahren aufwärts ziehen werden müssen. Vielleicht hören wir bei diesem Thema auch, wie so oft im Kampf gegen den Klimawandel gewünscht, auf die Wissenschaft: Die sagt uns, in Gestalt des IPCC, dass die Nutzung von Kernenergie und die schnelle Drosselung der Erdgasförderung entscheidende Bausteine sind. Wir tun aber gerade das Gegenteil. – Adrian Schröder

 

Die Gegnerin der Atomkraft arbeitet mehrfach mit eindeutig widerlegbaren Behauptungen. 2 Beispiele: 1. Es gebe weltweit kein Endlager für „Atommüll“. Finnland hat seines Mitte 2020 fertiggestellt, in Granitgestein und 500m tief in der Erde. Ein Team des ZDF durfte es besichtigen und hat von dort Bilder gesendet. 2. Der Erzeugerpreis für Strom aus Kernenergie betrage 13-20 ct/kWh. Jedoch: Frankreich erzeugt 70% seines Stroms aus Atomenergie und hat Verbraucherpreise von ca. 20 ct/kWh. Bei angeblich derart hohen Herstellkosten wäre dieser extrem niedrige Bezugspreisreis unmöglich. Atomkraftgegner: Bitte Fakten statt Fakes. – Manfred Bauer

 

Ihr Artikel ist unmöglich. „Deutschland sollte zum Klimaschutz so viele Atomkraftwerke wie möglich am Netz lassen und in neue investieren.“ Haben Sie schon einmal gehört haben, wie giftig dieser radioaktive Müll ist. Er hällt locker 1000 Jahre. Entsorge von Atommüll: verbuddeln, verbuddeln, verbuddeln. . . . . . . . . verbuddeln Haben Sie schon mal gehört wie lange man braucht ein Atomkraftwerk abzubauen? Minimum 25 Jahre !!! Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem „Vorschlag“. Übrigens lässt der französche Staatspresidenten Sie grüßen. – Dieter Werth

 

Sie haben einen guten Artikel geschrieben, sehr sachlich, was auf diesem Gebiet selten ist. Allerdings scheinen einige nach Jahren eines Tiefschlafs fast einer ganzen manipulierten Nation eine Wiedergeburt zu erfahren. Buddha, macht es möglich. Reichlich spät, leider!!! Über die seither entstandenen zusätzlichen Kosten, wird nicht einmal geredet, was ja auch ein Versagen aller Parteien und Medien bedeutet !!!

Leider ist der ÖKO-Weg nicht nur von gestern, sondern man hat ja die meist gesunden Äste eines relativ gesunden Baumes ohne Not amputiert, indem man einer ganzen Nation einen grossen Schrecken eingejagt hat. Man hätte meinen können, dass Fukushima in der BRD liegt. Eine völlig irrationale Reaktion nur um Wahlen in BW zu gewinnen, die dann doch verloren gingen. Wie lautet der Amtseid „ wegen Schaden vom Volke abzuhalten“ ? War da nicht etwas ? Inzwischen hat ja die britische Regierung einer Finanzierung des Projekts von Rolls-Royce zugestimmt, und wird dies fördern.

Das könnte ein verdammt gutes Geschäft werden, eigentlich etwas das auch Siemens hatte machen können. Aber es ist nie gut wenn ein Land von Angsthasen von anderen Feiglingen angeführt wird. Herr Bittner, lassen Sie sich nicht unterkriegen. Vermutlich wollten Sie Ihren Artikel schon vor Jahren schreiben. Bleiben Sie am Ball, die Medien brauchen wenigstens einige mutige Journalisten mit Rückgrat. Vielen hat man anscheinend dieses zumindest angeknackt. – Rolf Klotzbucher

 

In der Gegenüberstellung von Frau Petra Pinzler und Herrn Jochen Bittner führt Frau Pinzler treffend den wenig berücksichtigten und kaum bekanntgemachten negativen Kohlenstoffdioxid Abdruck von Kernkraftwerken aus. Ein weiterer wesentlicher negativer Einfluss auf die Klimaerwärmung ist in der öffentlichen Diskussion nicht wahrnehmbar. Kernkraftwerke erzeugen in erster Linie Wärme und nur ein kleiner Teil davon wird effektiv genutzt. Der größte Teil der Wärme dieser Kraftwerke wird durch Wasserkühlung in Flüsse und Meere abgeführt, wodurch diese und damit auch das Klima erwärmt werden. Weiters: wodurch sind Kernkraftwerke schon von weitem sichtbar?

Durch die enormen Wasserdampfwolken, welche zusätzlich entstehen. Nachdem Wasser eine ungefähr 4-fache Wärmekapazität besitzt als Kohlenstoffdioxid, trägt dieses auch ein Mehrfaches zur Klimaerwärmung bei. Aus diesen Tatsachen haben auch die zahlreichen Kernkraftwerke einen wesentlichen Anteil an der Klimaerwärmung. Auch alle Motoren, welche mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, stoßen mehr Wasserdampf als Kohlenstoffdioxid aus und von der eingesetzten Energie wird 60 bis 80 Prozent nur in Wärme umgewandelt, welche zusätzlich in die Atmosphäre gelangt. – Prof. Dr. Rainer M. Jelinek

 

Man glaubt ja nicht, dass diese veraltete Atomkraft-Energie, eine Erfindung alter weißer Männer, wieder ernsthaft „gesellschaftsfähig“ werden soll. Wohl wieder der Akt alter und mittelalter weißer Geschäftsmänner (siehe Frankreich). Ich bin selten zynisch, aber hier fehlen mir fast die Worte. Ende der 1970er Jahre wurden Freunde und ich – wir wollten gegen das französische Atomkraftwerk Cattenom demonstrieren – von den Luxemburgern Grenzern nicht durchgelassen. Mein ganzes junges Leben wurde von der Angst um Atomwaffen, Atomkraft bestimmt. „Warum noch studieren?“, dachte ich mit Neunzehn, „wenn die Welt sowieso bald zusammenkracht“. Auch ein gezielter Angriff über Flugzeuge auf einen Atommeiler hatten wir schon als Möglichkeit gesehen…

Ich beschreibe meine damalige von Angst bestimmten Lebenssituation in meinem persönlichen Buch VATER UNSER LAND und dass mir letztlich die Begegnung von Tibetern, dem Buddhismus hier effektiv heraushalf. http://www.art-parfum-verlag.de/vater-unser-land Joanna Macy: „Wenn Sie in 500 Jahren leben und ihre Kinder behindert sind, weil das Zeug (Atommüll) ins Grundwasser gerät, und Sie wüssten, dass Ihre Vorfahren dafür verantwortlich sind, dann würden Sie nicht nach dem verantwortlichen damaligen Umweltminister fragen. Sie würden nach der ganzen Generation fragen, in deren Namen das getan wurde.“ – Beate Nagel

 

Angesichts der allgegenwärtigen Warnungen vor Kipppunkten im Klimawandel, dem zu spät geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung und den fossilen Energietechnologien insgesamt, wäre ein Weiterbetrieb der letzten 6 Atomkraftwerke (AKW) in Deutschland, die 2022 vom Netz genommen werden sollen, eine einmalige Chance, die CO2-Emmissionen schneller zu senken. Herr Bittner begründet das in seinem PRO-Atomkraft Plädoyer ausführlich.

Die von Frau Pinzler vorgebrachten Argumente gegen ein solches Vorgehen überzeugen aber nicht. 1. Zum Ausstieg aus der Kohle: Wer die Energiemärkte kennt, der sollte wissen, dass Atomstrom aus abgeschriebenen Atomkraftwerken wesentlich günstiger ist als aus Kohle und Gas, aber auch günstiger als aus Windkraft! Und entgegen den Ausführungen von Frau Pinzler ermöglichen AKW sehr wohl einen schnellen Ausstieg aus der Kohle, da sie die Abdeckung der Grundlast übernehmen können.

2. Zum BDI: Dieser beschreibt in seiner aktuellen Studie in der Tat einen Ausbaupfad ohne Atomstrom, und ab 2030 auch ohne Kohle, aber mit der Konsequenz, dass dann eine gesicherte Stromversorgung den Zubau von mehr als 40 GW neuer Gaskraftwerke benötigt, “der größte Zubau thermischer Stromerzeugungsleistung, den es bis dahin in Deutschland je gegeben haben wird“. Keine Rede also von ein paar Gaskraftwerken für Dunkelflauten! Und um die Nachfrage nach erneuerbarem Strom sicherzustellen ist laut BDI mehr als eine Verdopplung der aktuellen erneuerbaren Energieerzeugungsleistung bis 2030 nötig. Wie schwierig das alles werden wird, kann man in der BDI-Studie nachlesen.

3. Zum „forcierten Umstieg auf 100 Prozent grüne Energien“: Wenn das schnell erfolgen soll, dann gehört diese Erzählung vorläufig ins Reich der Träume. Man müsste z.B. noch mehr auf Biomasse setzen und nähme damit die fortschreitende Verödung der Agrarlandschaft durch Monokulturen in Kauf. Ob dies gesellschaftlich akzeptiert wird? Bleibt der Weg über grünen Wasserstoff. Diese Zukunftsvision, greift allerdings erst dann, wenn eine ausgereifte, großindustrielle Wasserstoffwirtschaft etabliert ist. Und das dauert noch Jahrzehnte. Selbst der Net Zero Plan der IEA erwartet für 2050 noch einen Rest von 20% Nutzung fossiler Energiequellen! Die Kompensation soll deshalb über die CO2-Speicherung und -Nutzung als Rohstoff erfolgen.

Nach der Fukushima-Katastrophe im Jahr 2011 hatte die Bundesregierung den Beschluss gefasst, aus der Atomenergie auszustiegen, wohlwissend, dass an keinem der deutschen AKW-Standorte ähnliche Gefahren bestehen wie in Japan. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Fehler zu korrigieren und damit den Weg in eine CO2-neutrale Zukunft zu beschleunigen. – Dr. Joachim Wecker

 

Die Angaben von Frau Pinzler sind nicht richtig: In Frankreich forscht und entwickelt nicht die Rüstungsindustrie Atomkraft, sondern die Firmen Areva und EDF, beide im Besitz des Staats. Der Preis pro KWh ab Atomkraftwerk in Frankreich betrug am 1. Januar 2021 0,047 €, z.Zt ist er auf ca. 0,1 € gestiegen (https://selectra.info/energie/actualites/marche/hausse-prix-electricite-2021) – Peter Pielmeier

 

Mit grosser Verwunderung stelle ich erneut fest, wie realitätsfern die ZEIT an Atomkraft festhält und diese unter dem vermeintlichen „Klimaschutzmäntelchen“ (wissenschaftlich längst widerlegt) salonfähig macht. Woher kommt diese Linie? Ansonsten schätze ich Ihre kritischen Artikel sehr. – Julia Bohnert

 

Ja, Herr Bittner, zweimal so groß wie das Saarland. Man hätte ehrlicherweise auch schreiben können: So groß wie der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Aber das wäre weniger beeindruckend gewesen für die Masse der weniger Informierten. Tschenobyl und Fukushima waren offenbar noch nicht genug. – Dietmar Riedel

 

Dann hat Herr Bittner bestimmt auch nichts gegen ein Endlager in seiner unmittelbaren Umgebung ! ?- Volker Passing

 

Glaubenssätze kontra Atomkraft. Die Ausführungen von Frau Pinzler zeigen beispielhaft, dass hauptsächlich Glaubenssätze („Atomkraft ist böse, weil es einen Zusammenhang zu Atombomben gibt“) und Unwissenheit gegen Atomkraft sprechen. Eine Frage nebenbei, was hält wohl Frau Pinzler von der Erforschung der kontrollierten Kernfusion zur Energieerzeugung? Daran kann man schön die Ambivalenz des Themas sehen. Einerseits erzeugt unsere Sonne ihre Energie durch Kernfusion andererseits kommt die immense Zerstörungskraft der Wasserstoffbombe von der Kernfusion. Ist deshalb ein Fusionsreaktor auch böse?

Eine weitere Frage kann Frau Pinzler auch noch gestellt werden. Warum ignoriert sie hartnäckig die Tatsache, dass es auch heute schon Kernkraftwerke gibt und wir daher nicht lange warten müssen, bis Kernkraft ihren Beitrag zur Energieerzeugung liefert. Das müssten wir nur, wenn wir deren Beitrag beträchtlich steigern wollten. Frau Pinzler liefert auch den Beleg dafür, dass man die Einwände der Kernkraftgegner wie folgt auf die Spitze treiben kann: Wer gegen Kernkraft kämpft, der kämpft für mehr CO2 in der Atmosphäre! Um ihre eigene Argumentation aufzugreifen. Was für eine Kapitulation ist es, notfalls auf ein paar Gaskraftwerke zurückgreifen zu wollen!

Dass der Atommüll zum Lieblingsthema der Atomkraftgegner geworden ist, lässt sich nur durch Unwissenheit erklären. Zur Aufklärung muss etwas weiter ausgeholt werden. Bei der Entstehung unseres Universums gab es am Anfang nur Wasserstoff (es gibt sogar ein populärwissenschaftliches Buch mit diesem Titel). Wie kommt es, dass das Leben, wie wir es auf unserer Erde kennen, aus Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Silizium usw. besteht? Dazu müssen wir noch einmal an das Prinzip der Kernfusion erinnern.

Wenn Atomkerne von leichten Elementen, wie Wasserstoff, miteinander verschmelzen (fusionieren), werden beträchtliche Energiemengen frei. Das stimmt bis etwa zum Element Eisen, das in dieser Beziehung wohl am stabilsten ist. Bei schwereren Elementen kann durch Kernspaltung Energie freigesetzt werden, z. B. bei Uran. Unsere Sonne und wohl alle anderen auch im Universum erzeugen Energie durch Fusion von Wasserstoffatomen. Das ist sozusagen der „Brennstoff“ der Sonne, der zu unserem Glück wohl noch ein paar Milliarden Jahre reicht. Im Inneren unserer Sonne herrschen durch die Energieerzeugung extrem hohe Temperaturen und durch die Gravitation ein extrem hoher Druck und dadurch auch Dichte.

Unter diesen Bedingungen fusionieren nicht nur Wasserstoffatome sondern auch schwerere, was im Prinzip kein Problem ist, da dadurch auch Energie erzeugt wird. Ein Problem entsteht, wenn es unter den extremen Bedingungen vorkommt, dass zwei Eisenatome oder noch schwerere fusionieren. Es kann sein, dass das Resultat stabil ist, es gibt ja Elemente wie Gold, Blei Uran usw., es kann aber auch einen instabilen Atomkern ergeben, der sich unter Aussendung von Strahlung stabilisiert, der also radioaktiv ist. Damit kommen wir zu dem bei Kernkraftgegnern weitgehend unbekannten Umstand, dass Radioaktivität ein natürliches Phänomen ist.

Damit haben wir nun auch eine Erklärung dafür, dass wir auf unserer Erde nicht nur Eisen sondern auch Gold, Blei, Uran und manch anderes radioaktives Element finden. Man kann es dadurch erklären, dass es in unserer Region des Universums einmal eine Sonne gab, die, wie es wohl im Universum häufiger vorkommt, explodiert ist, nachdem der Wasserstoff verbraucht war, und ihre Materie in Form von Staub im All verteilte. Als sich ein neues Planetensystem bildete, ballte sich dieser Staub zu Planeten zusammen und, auf Grund der Gravitation sammelten sich die schwereren und damit die radioaktiven Elemente im Zentrum.

Sie führten damit zu einem Phänomen, das als Erdwärme bekannt ist. Ja, obwohl manche, wohl aus Unwissenheit, diese zu den regenerativen Energien zählen, Erdwärme entsteht aus radioaktiver Strahlung! Man kann es wieder auf die Pointe bringen: Wir leben auf einem gigantischen Atommüllendlager! Dieses hat es überhaupt erst ermöglicht, dass LebeDass der Atommüll zum Lieblingsthema der Atomkraftgegner geworden ist, lässt sich nur durch Unwissenheit erklären. Zur Aufklärung muss etwas weiter ausgeholt werden. Bei der Entstehung unseres Universums gab es am Anfang nur Wasserstoff (es gibt sogar ein populärwissenschaftliches Buch mit diesem Titel). Wie kommt es, dass das Leben, wie wir es auf unserer Erde kennen, aus Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Silizium usw. besteht? Dazu müssen wir noch einmal an das Prinzip der Kernfusion erinnern.

Wenn Atomkerne von leichten Elementen, wie Wasserstoff, miteinander verschmelzen (fusionieren), werden beträchtliche Energiemengen frei. Das stimmt bis etwa zum Element Eisen, das in dieser Beziehung wohl am stabilsten ist. Bei schwereren Elementen kann durch Kernspaltung Energie freigesetzt werden, z. B. bei Uran. Unsere Sonne und wohl alle anderen auch im Universum erzeugen Energie durch Fusion von Wasserstoffatomen. Das ist sozusagen der „Brennstoff“ der Sonne, der zu unserem Glück wohl noch ein paar Milliarden Jahre reicht.

Im Inneren unserer Sonne herrschen durch die Energieerzeugung extrem hohe Temperaturen und durch die Gravitation ein extrem hoher Druck und dadurch auch Dichte. Unter diesen Bedingungen fusionieren nicht nur Wasserstoffatome sondern auch schwerere, was im Prinzip kein Problem ist, da dadurch auch Energie erzeugt wird. Ein Problem entsteht, wenn es unter den extremen Bedingungen vorkommt, dass zwei Eisenatome oder noch schwerere fusionieren. Es kann sein, dass das Resultat stabil ist, es gibt ja Elemente wie Gold, Blei Uran usw., es kann aber auch einen instabilen Atomkern ergeben, der sich unter Aussendung von Strahlung stabilisiert, der also radioaktiv ist.

Damit kommen wir zu dem bei Kernkraftgegnern weitgehend unbekannten Umstand, dass Radioaktivität ein natürliches Phänomen ist. Damit haben wir nun auch eine Erklärung dafür, dass wir auf unserer Erde nicht nur Eisen sondern auch Gold, Blei, Uran und manch anderes radioaktives Element finden. Man kann es dadurch erklären, dass es in unserer Region des Universums einmal eine Sonne gab, die, wie es wohl im Universum häufiger vorkommt, explodiert ist, nachdem der Wasserstoff verbraucht war, und ihre Materie in Form von Staub im All verteilte.

Als sich ein neues Planetensystem bildete, ballte sich dieser Staub zu Planeten zusammen und, auf Grund der Gravitation sammelten sich die schwereren und damit die radioaktiven Elemente im Zentrum. Sie führten damit zu einem Phänomen, das als Erdwärme bekannt ist. Ja, obwohl manche, wohl aus Unwissenheit, diese zu den regenerativen Energien zählen, Erdwärme entsteht aus radioaktiver Strahlung! Man kann es wieder auf die Pointe bringen: Wir leben auf einem gigantischen Atommüllendlager! Dieses hat es überhaupt erst ermöglicht, dass Leben, wie wir es kennen, existiert. Wenn man sich diesen Umstand vor Augen führt, dann fällt es schwer in Atommüll ein unüberwindliches Problem zu sehen.

n, wie wir es kennen, existiert. Wenn man sich diesen Umstand vor Augen führt, dann fällt es schwer in Atommüll ein unüberwindliches Problem zu sehen. Nun, wenn man sich auf Fakten stützt kann man gelegentlich zu überraschenden Ergebnissen kommen, noch überraschender als wenn man von Glaubenssätzen ausgeht.

Zum Schluss sei noch ein Umstand benannt, der uns zeigt, dass auch Kernkraftgegner gerne leichtfertig mit unserer Zukunft umgehen. Die Energieerzeugung in Deutschland oder anderen hochtechnisierten Ländern hat einen gewaltigen Umfang angenommen. Wenn solche gewaltigen Energiemengen der natürlichen Sonneneinstrahlung und der natürlichen Luftbewegung (Wind) entnommen werden, wer garantiert uns, dass das keine katastrophalen Auswirkungen auf unser Klima haben wird? – Dr. G. Zeyer

 

Atomkraft – Ja Bitte. Ehrlich, ich bin echt überrascht, dass eine so gut informierte und auch gut abwägende Zeitung noch Atomfans hat – bzw. schreiben lässt. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich möglicherweise nicht alle Fakten habe. Zu den Atomkraftwerken in Deutschland aber weiß ich immerhin soviel: Die Atomindustrie hat für Frühabschaltung in 2022 ziemlich viel Geld bekommen – gar ich unähnlich einem Bauer, der seinen Acker nicht mehr bebaut, wahrscheinlich ungleich lukrativer. Auch wenn der Strom vielleicht benötigt werden würde: wie soll das mit den Ausgleichszahlungen verrechnet werden? Um beim Bauern zu bleiben: Der Pflug müsste bespannt werden – Saatgut ausgesät werden – und dann gäbe es noch die Erntezeit. Wie soll das ohne Personal gehen? Und alles das muss mit der Ruheprämie verrechnet werden. Das lohnt sich nie.

Auch wenn mich erstaunt, dass offensichtlich kein anderes Land aus der Atomindustrie raus will – so richtig vom Fleck ist die Atomindustrie außerhalb Deutschlands nicht gekommen. Meines Wissens gibt es in Europa zwei aktuelle Neubauten: Finnland ist ein Milliardengrab und noch nicht aktiv am Laufen (Ziel war 2010?) – da sind BER und Elbphilharmonie noch super geplant und voll im Budget – und in England wird etwas Neues gebaut, was schon ohne Endlagerung pro kwH sehr viel teurer als Windstrom sein wird. Was macht denn Frankreich? Die haben doch statt neue Reaktoren zu bauen, einfach ihre Laufzeiten auf ca. 60 Jahre verlängert – das reicht aber nicht viel weiter als 2035 – die müssen jetzt auch mal was tun. Tun die was? Und bitte nicht nur PPTs aus dem Elysée zitieren – das muss schon fundiert und geprüft sein.

Pendlerpauschale – weg damit. Bei der Atomkraft gab es ja ausgewogen zwei Meinungen, hier wird dann Klartext gesprochen – wech damit. Zwei große Argumente stimmen: Die Idee mit den €0,35 ab km 21 ist totaler Unsinn – müsste das nicht auch dem Verfassungsgericht vorgelegt werden? – und die großen Profiteure sind die Reichen – denn die fahren große Strecken. Aber gemach: die Zersiedelung der Landschaft durch die Pauschale … das ist mir zu dick aufgetragen. Ich muss seit einigen Monaten jeden Tag 80km fahren – das mache ich nicht freiwillig. Ich glaube, dass die Baby Boomer einfach mit dem Auto aufgewachsen sind – und einfach bei der Familiengründung notgedrungen ins Umland ausweichen mussten. Die Städte waren einfach schon gut gefüllt. Und gerade in den 90ern haben noch nicht so viele Frauen gearbeitet – der Mann ist immer gefahren.

Aber einen Punkt – der ist wirklich sozial gefährlich: Auf dem Land gibt es mehr Autoverkehr und richtig guter ÖPNV wird da auch in 2040 nicht vorherrschen – wenn wir jetzt das Autofahren verteuern und den ÖPNV billiger machen – was wirklich notwendig ist – dann belastet dies die Landbevölkerung hart und nützt hauptsächlich den Städtern. Ein Odenwälder hat nichts von einem dichten S Bahn Takt in Frankfurt oder Darmstadt.

Und noch ein weiterer Punkt: Der ÖPNV muss wirklich qualitativ noch einmal deutlich verbessert werden – er ist an vielen Stellen – auch in Ballungsräumen – kein attraktives Angebot. Teuer und unzuverlässig – leider. Das ist ein hartes Urteil – aber hier im RMV Bereich ist das leider die traurige Wahrheit. Hätte ich mir bei soviel Grün in Stadt und Land auch anders vorgestellt. – Stephan Siegel

 

Die Sachlage ist glasklar. Erstens: Falls die Entscheidung getroffen werden sollte, mit Kernkraft das Klimaproblem zu entschärfen, so kommt sie zu spät. Sowohl die Errichtung als auch der Rückbau eines Kernkraftwerks dauern Jahrzehnte (s. beispielsweise DIE ZEIT Nr. 42/2021 über das Kernkraftwerk Greifswald).

Zweitens: Es gibt keine Lösung für die sichere über ca. 1 Mio Jahre erforderliche Lagerung bzw. für die Beseitigung des radioaktiven Mülls, der übrigens auch bei noch lange nicht einsatzbereiten Fusionsreaktoren und sog. modernen fortschrittlichen Reaktoren anfallen wird. Drittens: Die Kernenergie ist zu teuer, d.h. mit allen Folge-, Sicherheits- und Infrastrukturkosten unbezahlbar. Diese drei Hauptargumente sprechen klar gegen die Wiederaufnahme der Kernkraftaktivitäten. Danke für die interessante Debatte, insbesondere auch die Darstellung der Nein-Danke-Argumente. – Dr. Thomas Mertelmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich verstand manchmal selbst die Worte nicht, die ich sang«“. Gespräch mit Helene Fischer geführt von Giovanni di Lorenzo

 

Ob das o.g. Interview der ZEIT etwas gebracht hat, müssen Sie selber entscheiden, aber uns Leser/Leserinnen hat es absolut nichts gebracht. Wenn das Management von Frau Fischer entscheidet, was geschrieben werden darf, und was nicht, ist es für uns alle uninteressant. Ich hätte gerne all das gelesen, was Sie noch erfahren haben, ohne die berühmte Schere im Kopf. Das sie viel erreicht hat in ihren jungen Jahren, hat man schon überall gelesen!? So blieb das Interview unter Ihren Ansprüchen. SCHADE! So viel Zeit (3 Stunden), für so wenig Inhalt. Da hat auch Ihre sonst so charmante Arte nichts bewirkt. Außer, dass Sie Frau Fischer persönlich treffen durften. – Ute Koch

 

Jeden Donnerstag holen wir mit Vorfreude „Die Zeit“ aus unserem Briefkasten. Wir lesen diese Zeitung weil wir informiert sein möchten über Politik, Wissenschaft und Kultur etc. Wenn ich Geschichten über Schlagerstars lesen möchte würde ich mir die Blättchen der Yellow Press kaufen. Die Frage ist nur: Warum? dieses Interview. Ich bin bodenlos enttäuscht und ärgere mich doch sehr. Noch nie in meinem Leben habe ich einen Leserbrief geschrieben, aber das musste raus. Das Niveau einiger Ihrer Berichte ist in den letzten Ausgaben sehr gesunken (siehe auch Zeit Nr. 43- Artikel von Frau Carolin Würfel) – Karin Brüggmann

 

Wenn ein dreiseitiges Interview mit Helene Fischer der umfangreichste Beitrag in der Zeit ist, dann komme ich ins Grübeln! Die Befürchtungen von Frau Fischers Management („Hinter der Geschichte“), dass ihre Erzählungen von den Boulevardmedien ausgeschlachtet werden könnten, sind berechtigt! Soeben geschehen in der Zeit! – Manfred Orlikowski

 

Ich dachte Roland Kaiser sei ein Ausrutscher gewesen, aber nach diesem Interview des Chefredakteurs persönlich halte ich alles für möglich. Noch ein Dossier vor Jahresende mit Andy Borg? Das interessante Leben des Florian Silbereisen? Ein ZEIT-Magazin special mit Saskia Leppin, Michael Holm und den Original Doppelradler Musikanten? Niveau runter? Da geht noch was! Herr di Lorenzo: was sollte das?!

Bin ich nicht einmal mehr auf der ZEIT sicher vor diesen Schlagerheinis und -gretels? Haben Sie nicht spätestens nach diesem Interview heftige Skrupel verspürt diesen nichtssagenden, seichten Mist zu veröffentlichen? Haben Sie mal gelesen, was die geantwortet hat? Und wenn Sie es schon machen müssen: wie wäre es mal mit kritischen Fragen? Oder was unterscheidet ein Interview mit der ZEIT von einem in der Bunten oder dem Goldenen Blatt? – Achim Hauck

 

Muss das denn wirklich sein, dass die ZEIT ihr Dossier über drei Seiten hinweg einem Interview mit Helene Fischer widmet; noch dazu als „Chefsache“, indem Giovanni di Lorenzo das Gespräch „in der Suite eines Münchner Hotels“ (Zitat) geführt hat? Ich hätte mir sehr gewünscht, Sie hätten diesen Platz beispielsweise Navid Kermani für seine hochinteressanten Betrachtungen zur internationalen Rolle Deutschlands eingeräumt. – Bernd Berke

 

Zwei Dossiers – zwei Frauen ! Was für ein Gegensatz-Paar ! Die 94 jährige Inge Jens : offen , uneitel , unaufgeregt . Einfach geradeaus! Die überaus bekannte Helene Fischer ; nichtssagend , scheinwahrend , selbstbezogen ! Warum ein Interview mit Helene Fischer ? Höchstens um Inge Jens empor zu heben ! – Izabella Eli

 

Folgt man der Definition , dann folgt die plakative Aufmachung des Dossiers über Fischer einem Zeitungscharakter, der auf der Straße ( also dem Boulevard) verkauft wird. Als langjähriger und geneigter Leser der ZEIT bin ich überrascht, diesen Charakter des Boulevards mit Personen ohne zeitgeschichtliche Relevanz und Sinnleere schon in den geradezu reißerischen und fragwürdigen Überschriften wie der größte Star der deutschen Musikwelt angekündigt zu erleben. Wenn auch ein sehr großer Teil der Deutschen seine Freude an Fischer bekennt, darf dieses Dossier auch den allseits bekannten Geschmacksirrungen des Boulevards gleich gestellt werden. Eine seriöse Bewertung der deutschen Musikwelt verbietet auf jeden Fall diese Einordnung von Fischer. – Jürgen Dressler

 

Haben denn die zahllosen Talkshows auch die letzten Reste eines kritischen Journalismus bei Giovanni di Lorenzi ausgetrieben? Ich finde es zum Fremdschämen, dass die ZEIT 5 Jahre lang auf ein derartiges Interview gewartet und sich dann noch einen umfangreichen Teil hat streichen lassen. Übriggeblieben sind 3 Seiten peinlicher Banalitäten, die in dem auch grafisch hervorgehobenen Höhepunkt gipfeln, dass es Helene Fischer „ wahnsinnig enttäuscht hat“, nachdem sie „ wohl jemand verraten haben muss“ ( Anm. d. Verf.: gemeint ist die Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft ).

Trotz dieses „ Verrats“ an den journalistischen Grundsätzen der ZEIT werde ich auch nach 52 Jahren ununterbrochenen Abonnements dieses fortsetzen, solange es noch ZEIT-Redakteure gibt, die unmittelbar nach einem derartigen Interview immerhin einen äußerst bemerkenswerten Artikel über einen jüdischen Liedkomponisten ( deutsch: songwriter ) anschließen, der Auschwitz überlebt hat. Die Frage , ob diese Reihung nur ein Zufall war, will ich mir erst gar nicht stellen. – Klaus Kögele

 

Erst eine Reportage über kleine Ganoven mit großen Autos und nun ein mehrseitiges Interview mit H. Fischer: Hat das Zeit-Schiff tatsächlich neuen Kurs gesetzt in Richtung seichte Gewässer? Ich empfehle dringend, den Journalistenkompass zu konsultieren. Nach erfolgter Kurskorrektur bitte wie gehabt weitersegeln mit Tiefgang und Weitblick. – Peter Kordts

 

Eigentlich wollte ich mir wieder regelmäßig DIE ZEIT kaufen, aber glücklicherweise habe ich nun vorher ins Inhaltsverzeichnis geguckt. Ein Interview mit der Schlagertussi Helene Fischer als Thema im Dossier!?! Nein danke. Ist das der neue ZEITgeist? Dann aber ohne mich. – Annette Meents

 

Helene Fischer ist der größte Star der deutschen Musikwelt? Worauf beruht dieser Befund? Besteht die deutsche Musikwelt, die einst die bedeutendsten Komponisten hervorgebracht hat, heute vorrangig aus Schlagern? Offenbar sind die Interviewer dieser Ansicht. Aber haben die das allein zu bestimmen? Was sagen u. a. die Thomaner dazu, die Berliner oder Münchner Philharmoniker, das Leipziger Gewandhaus-Orchester, die Elb-Philharmonie oder ev. auch Bayreuth etc. oder von außen z.B. Frau Gruberová, die kürzlich verstorben ist und die internationale Musikwelt mit geprägt hat? Nichts gegen Frau Fischer, aber als Maßstab für die deutsche Musikwelt reicht es wohl nicht. – Christine Preyer

 

Ich bin langjähriger treuer Kunde der ZEIT, aber das jüngste Dossier mit Ihrem dreiseitigen Interview der sicherlich begabten, aber gesellschaftspolitisch völlig irrelevanten Helene Fischer lässt mich (ver)zweifeln. Das Dossier darf ja gerne leicht sein, gewitzt, von mir aus auch boulevardesk. Aber müssen Sie sich gleich auf das Niveau von BUNTE & Co. herab begeben – vgl. das unterirdische Titelfoto?

Zu allem Überfluss wurden dann von Frau Fischers bekanntermaßen strikten Management alle nur halbwegs interessanten Textstellen und Zitate gestrichen. Und dafür ver(sch)wenden Sie fünf lange Jahre der weiterholten Anfragen? Ich bin ein großer Freund Ihrer Interviews, aber können es nicht Dichter und Denker, Vorbilder und Vorreiter statt Schlagersternchen sein? – Ludger Schadomsky

 

Ich bin ein wenig überrascht, dass sich „Die Zeit“ einem Medienstar wie Helene Fischer widmet. Aber, warum nicht? Dieses Interview mussten Sie als Chefredakteur allerdings vermutlich persönlich führen, denn mit einem anderen Journalisten wäre Frau Fischer und ihr Management sicherlich nicht einverstanden gewesen.

Die Gedanken und Ansichten, die Sie Frau Fischer entlocken können, können sich jedoch nur in einem schmalen Korridor bewegen. Frau Fischer steht für eine Illusion, mit der eine knallharte Medienindustrie Millionen verdient. Da muss jedes Wort gut überlegt sein. Ein „falsches“ Statement oder zu viel „Geradlinigkeit“ kann der Popularität schaden, und kostet viel Geld. Frau Fischer ist daher wohl eher etwas für die Boulevardpresse. Aber, es war zumindest ein netter Versuch. – Dr. med. Martin Krivacek

 

Ja, erst recht ein Chefredakteur darf sich freuen, wenn man in der bunten Medienwelt sich über viele Jahre den respektablen Ruf eines seriösen Berichterstatters bewahren konnte, dem auch die überaus medienscheue Helene Fischer sich wenigstens ein bißchen anvertrauen konnte. Doch was soll ein Giovanni di Lorenzo tun, wenn nach einem dreistündigen Gespräch der Extrakt mager bleibt? Und all das Gesagte durch eine vom Management vorgenommene Autorisierung nahezu vollends kastriert wird. Wer zwingt nun die ZEIT dazu, so einen nahezu sinnfreien Inhalt auch noch abartig großflächig dem Leser zur Verkostung anzubieten? Hoffentlich bleibt es nur einer Helene Fischer, dem größten Popstar Deutschlands vorbehalten, sich mit so einer kümmerlichen Kost auf drei Seiten im „Dossier“ auszubreiten. – Hannes Wagner

 

Jaaaaa – drei Seiten Helene Fischer! Dafür habe ich DIE ZEIT abonniert. Danke auch, dass sich der Chefredakteur persönlich drei Stunden Zeit nimmt, das Interview zu führen. – Martin Wagner

 

Hossa! Da hat die PR-Abteilung von Universal ein Husarenstück abgeliefert: mehrseitiges Helene Fischer-Interview in der ZEIT — sogar vom Chefredakteur persönlich. Darauf einen Korn im Feldbett! Vielleicht kommt demnächst mal eine Story mit Thomas Anders und Florian Silbereisen zum geplanten gemeinsamen Album? Möge der Mainstream mit Euch sein … – Andreas Sperwien

 

Ende der 60er habe ich von meinem Taschengeld hin und wieder das Geld für DIE ZEIT abgezwackt, seit Jahrzehnten haben wir sie abonniert, auch während einiger Jahre weit weg. Was der Anlass für ein solches Dossier ist, bekomme ich in die über 50 Jahre seither nicht eingereiht. Aber ich bin davon überzeugt, dass Billy Gibbons bei seiner Begrüssung von den nice girls out there auf dem Crossroads Guitar Festival 2004, Cotton Bowl Stadium nicht an sowas, wie das Genre diese Dame dachte. Und Danny Kaye wird die Bemerkung zugeschrieben: Schlagersänger sind keine Sänger mehr, wenn einer den Stecker zieht. Big smile. – Philipp U Bicking

 

So, Sie mussten also fünf Jahre auf das Interview warten, dessen Niederschrift dann von Frau Fischer „umfassend“ zusammengestrichen wurde. Warum drucken Sie das Ergebnis? Zumal ich mich angesichts des Inhalts frage, welche Botschaft eigentlich transportiert werden sollte… für mich vollkommen überflüssige 2 1/2 Seiten. – Oliver Kaden

 

Gegen die unerbittlichen Textstreicher von Helene kann auch der Meisterjournalist nix ausrichten. Das ganze Interview klingt wie ein Gespräch mit einem Roboter. Beim Lesen war ich völlig irritiert. Die Auflösung ‚Hinter der Geschichte‘ hat dann Klärung gebracht. Vielleicht wäre ein Verzicht auf den Abdruck eine gute Idee gewesen. – Christina Margenburg

 

Bestimmt bekommen Sie wieder jede Menge Zuschriften, wie Sie es wagen können, das ganze Dossier an diese Schlagersängerin zu verschwenden. Dazu kann ich nur sagen: wie erfrischend! Es kommt wirklich nicht sehr oft vor, dass ich einen Artikel in Ihrer Zeitung auch nach dem Anlesen weiterhin so uninteressant finde, dass ich ihn nicht weiterlese.

Ansonsten sehe ich mich nämlich meistens gezwungen, alles zu lesen (ok, im Feuilleton lasse ich öfter was weg) – schließlich hat man das auch alles bezahlt, und die allermeisten Themen, von denen ich das nie vermutet hatte, werden dann doch so interessant dargestellt, dass ich mich hinterher freue, den Artikel gelesen zu haben. Wenn ich also hin und wieder mit gutem Gewissen etwas überspringen kann, freue ich mich, dass ich leserische Kapazitäten für anderes freibekomme. Also: gerne weiter so – nur vielleicht nicht ZU oft! – Cordula Hubert

 

Jetzt am 6. November gab sich Helene Fischer bei „Wetten, dass…?“ ein Stelldichein im ZDF bei Thomas Gottschalk, und das auch noch zur besten Sendezeit. Von 20.15 bis 23.45 Uhr flimmerte diese Show der „unerträglichen Leichtigkeit und Seichtheit“ über den Äther. Wir waren einfach nur neugierig und schalteten uns so gegen 21.45 Uhr zu, denn da hatten die Ermittler im TV-Krimi „Das Lied des toten Mädchens“ ihren wohlverdienten Feierabend.

Eine blonde Blondine saß da auf der entstaubten „Wetten, dass…?-Couch“ neben dem Thomas Gottschalk, und Gott sei Dank hat mich meine Partnerin noch rechtzeitig aufgeklärt , dass da die „schwangere Helene“ sitzt! Nun ja, soweit so gut! Irgendwann nahm ein älternen Herr, der auch auf der Couch saß, an einem bereitstehenden Flügel platz, eine anderer älterer Herr, ebenfalls ein Couch-Bestzer, griff zur Gitarre und in die Saiten der selbigen Klampfe.

S.O.S., ein alter ABBA-Hit wurde angespielt, und Frau Fischer ließ sich keine „x-mal“ bitten, griff zum Mikro und sang, natürlich total unvorbereitet, einfach mit bei diesem Oldie. Soviel zu Helene Fischer, ach ja das Interview in der Zeit mit ihr, das war auch ganz nett zu lesen! Jetzt bin ich bestens informiert, weiß aber trotzdem nicht viel mehr über Helene Fischer! – Klaus P. Jaworek

 

Hat sich die Fahrt nach München wirklich gelohnt. Drei Seiten ein Interview, drei Stunden Unterhaltung und drei Interviewer im Befrage-Modus ! Drei Stunden Unterhaltung mit völliger Langeweile. Mit den riesigen Fotos haben Sie wie immer alles auf drei Seiten aufgebläht. Wer ist „Helene Fischer“? Ich habe sie noch nie gesehen. Dieser Artikel war sehr langweilig. – Dieter Werth

 

Ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Interview mit Inge Jens im Dossier 44 in der vorigen Woche und dem jetzigen mit Helene Fischer, das Giovanni di Lorenzo mit viel Nachsicht, Geduld und Empathie, allerdings auch etwas mühsam führte. Tiefsee versus flaches Gewässer. Da mochte di Lorenzo soviel stochern, anregen und nach einem tieferen Hintergrund suchen, wie er wollte . Frau Fischer ist sicher ehrgeizig und auch sehr fleißig, wenn nicht verbissen und voller Selbstüberzeugung („Der Glaube an mich ist eine Stärke von mir!“).

Ihre Beiträge schleppten sich allerdings im oberflächlich Ereignishaften so dahin. Keinerlei Tiefe erkennbar, die sie ständig in ihr „geheimes Privatleben“ verfrachtet, in dem es in vielen Kammern verschlossen bleibt. Und wenn diese Kammern nun leer sind, wenn dieser Karl Kraus zugeordnete Satz von der Gemeinsamkeit zwischen Kinderaugen und Wasserpfützen, in denen man den Himmel sehen kann, die aber ziemlich flach sind, auf Frau Fischer zutrifft.

Sie bedient mit ihrem „Schlagerstampf“ (ein treffender Begriff) die Wünsche ihrer Fans, die sie anbeten, wie di Lorenzo es beobachtet hat: „für viele sind Sie offenbar der Lebensinhalt, sie besingen sie, basteln etwas, feiern Sie als Engel und als jemand, der ihrem Leben erst richtig Sinn gibt. Ist Ihnen das nie unheimlich?“ „Nein, unheimlich ist es mir nicht, es ist ein Geschenk, dass ich geliebt werde“. Da fehlt einfach jede Reflexion gegenüber dem Showgeschäft und der fragwürdigen Funktion, die von so einem „Schlagerstar“ erwartet wird. Und das alles auf drei großen „ZEIT-Seiten! – Gerd Schillmöller

 

Nun Helene Fischer im Dossier- was folgt in den kommenden Ausgaben? Ein Fortsetzungsroman von Hedwig Courts- Mahler? Wie gut, dass das die von mir verehrte Gräfin nicht mehr erleben muss! – K.Göggel

 

„Helene Fischer ist der größte Star der deutschen Musikwelt“ : Das ist der schwachsinnigste Satz , den ich je in der Zeit gelesen habe. Die Produzenten dieser Behauptung stellen sich offenbar eine deutsche Musikwelt vor, die ausschließlich aus Pop und Schlagern besteht. Ich erwarte, daß Don Giovanni (!) sich für diese Peinlichkeit entschuldigt. – Claudia Wolff

 

Um des Himmels Willen! Was hat denn die ZEIT jetzt geritten? Nicht genug, dass wir zwei Wochen zuvor einen grauenvollen Artikel von Frau Würfel über die „Autos der schweren Jungs“ vorgesetzt bekamen. Jetzt steigt der Chefredakteur höchst persönlich in den trüben Dschungel der primitiven Boulevardblätter hinab. Ich frage mich wirklich, was ein Interview mit einem Schlagersternchen in diesem einst so illustren Blatt zu suchen hat?

Wenn dabei wenigstens ein paar halbwegs interessante Inhalte zu Tage getreten wären – aber das Management dieser singenden Superreichen lässt dann noch das vielleicht Lesenswerteste schlicht und einfach streichen – und dafür verschwendet die ZEIT viel Papier. Im alten Rom hätte es geheißen: Oleum et operam perdidi! Für unseren Chefredakteur füge ich hinzu: Tanto fumo, poco (anzi: pochissimo!) arrosto! Ein Grund mehr, sich die ZEIT langsam aber sicher abzugewöhnen! Wie traurig! – Franz Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „Weg mit der Pendlerpauschale!“ von Claas Tatje

 

Dort wo ich wohne (nicht im Nichts, sondern 4 km von der Ingolstädter Stadtgrenze entfernt) sieht es folgendermaßen aus wenn ich auf Google Maps angebe ich möchte meinen Arbeitsweg mit ÖPNV zurück legen: um 3:57 Uhr starten und mit dem Fahrrad 7,4 km zum Bahnhof, von dort dann mit zweimaligem Umsteigen insgesamt 2,5 Std bis zum Bahnhof an meinem Arbeitsort und dann nochmal 1 km zu Fuß bis zur Firma… Ich kann auch das Auto nehmen. Dann bin ich 40 Minuten unterwegs… Ich halte es für zynisch alle Auto-Pendler als Umweltsünder zu brandmarken. Für manch einen. Ist das Auto schlicht alternativlos… Reines Privatvergnügen ist arbeiten für mich im Übrigen nicht. Ich bin durchaus auf Arbeitseinkommen angewiesen. – Julia Spreng

 

Ihren Beitrag be-trachte ich als Denkanstoß. Diese Betrachtung erfolgt aus sehr großer Distanz zur Wirklichkeit. Auto-fahren in und um Frankfurt (Main), Köln, Berlin und anderen Ballungs-zentren herum ist kein „Privatvergnügen. Diesen Über-legungen kann ich nicht folgen. „Grau, teurer Freund ist alle Theorie, / und grün des Lebens goldner Baum“. Sollte es sich bei Ihrer Betrachtung um eine Theorie handeln, dann hat Goethe Recht. Sie gehen an der Wirklichkeit des Lebens in den großflächi-gen Bundesländerndern mit verhält-nismäßig geringe-rer Bevölkerung vorbei. Dort müs-sen Arbeitnehmer täglich weite Stre-cken zurückle-gen. Sie haben möglicherweise auch nicht wahr-genommen, wie groß der Einzugs-bereich der Bal-lungzentren ist. Was geschieht in der Zeit, bis der ÖPNV dem Niveau des-selben in der Schweiz ent-spricht?

Sollen Ihre Be-trachtungen die Grundsätze einer Strategie darstel-len , sind sie eben-falls nicht zielfüh-rend. Eine Strate-gie ist die Be-schreibung einer alle Lebensberei-che umfassen-den Vorgehensweise zur Erreichung vorher genau defi-nierter Ziele. Die Abschaffung der Pendlerpau-schale kann weder die „Zersiedlung der Landschaft„ beenden, noch die Deckung des Be-darfs an Arbeits-kräften auch aus dem weiteren Um-land beseitigen.

Die Einpendler in den Großstädten kommen nach mei-ner Beobachtung in erheblichen Um-fang aus den Klei-neren und mittel-großen Städten des Weiteren Um-landes. Ursache ist die sehr weit ge-hen-de Differenzierung der Arbeitswelt. Wenn Ihre Vorstel-lungen Wirklich-keit werden, sollte den arbeitenden Menschen die Wahrheit gesagt werden, mit wie-viel Lohneinbußen sie rechnen müs-sen. Trotz unter-schiedlicher Sicht-weisen. – R. Renaux

 

Herr Tatje hat vollkommen recht. Die Pendlerpauschale liefert die Blaupause für die Donut – Stadt mit Auszehrung des Ortskernes und Ausweitung, Zersiedelung und Versiegelung der Peripherie der Kleinstädte. Für die Städte interessant,denn sie bringt über den Verkauf der Grundstücke und die Einkommensteueranteile Geld in die Gemeinden, die Neubürger profitieren von günstigen Grundstückspreisen und niedrigen Kindergartengebühren. Vor jedem Neubau stehen 2 Autos. Die Mehrkosten für den Transport übernimmt der Steuerzahler. Negative Auswirkungen auf die Infrastruktur betreffen viele Lebensbereiche. Im Alter zieht man dann in die Großstadt mit ihrem kulturellen Angebot und den kurzen Entfernungen, für die man kein Auto mehr braucht. Der Klimanotstand fordert eine gemeinsame humanitäre Kraftanstrengung der . Bürgerschaft, der Politik und des Gewerbes. – Dr. Jürgen Onken

 

Warum geben Sie Claas Tatje so viel Raum, der anscheinend so wenig Ahnung von Steuerrecht hat? Ich bleibe bei dem von ihm beklagten Anwendungsfall der Pendlerpauschale, dem Pkw. Wie er richtig schreibt, kann man maximal 4.500 € steuerlich geltend machen, indem um diesen Betrag das zu versteuernde Einkommen reduziert wird. Für jemanden, bei dem der Grenzsteuersatz 30 % beträgt, verringert sich dadurch (also beim Ansatz des Maximums von 4.500 €) die Steuerlast um 1.350 €.

Bei einer Pauschale von 0,15 €/km (tatsächlich gefahren) entspricht das einer Fahrleistung von 30.000 km. Laut ADAC liegen z. B. die Kosten je km für einen VW Golf TDI SCR Life mit 110 kW bei 0,551 € – bei 30.000 km also bei 16.530 €. Der „Steuervorteil“ macht also gerade mal rund 8,2 % der Kosten aus. Glaubt Claas Tatje tatsächlich, dass das ein relevanter Anreiz ist, seine Lebensumstände genau daran auszurichten?

Der Betrag von 4.500 € entspricht übrigens bei Annahme von 220 Arbeitstagen im Jahr einer Entfernung von der Wohnung zum Arbeitsplatz von rund 70 km. Für alle, die noch weiter pendeln, ist der „Vorteil“ noch weniger relevant. Umgekehrt haben die, die nur wenige Kilometer pendeln müssen, von der Pendlerpauschale praktisch nichts, weil sie quasi von der Werbungskostenpauschale „aufgefressen“ wird, wenn der Arbeitnehmer sonst keine relevanten Werbungskosten hat. Fazit: billige Stimmungsmache… – Hans-Arno Simon

 

Ich nutze jetzt mal die Gelegenheit für eine Nachfrage bzw. Anregung zu beiden Themen. Pendlerpauschale: Das Wesen einer Pauschale ist, das sie pauschal ist. Es ist schon längst vollkommen uninteressant, mit welchem Verkehrsmittel ich zur Arbeit fahre. Ich absolviere meinen Arbeitsweg von 113 km einfach (lassen wir mal die Sondersituation Homeoffice aufgrund Corona außen vor) größtenteils per Bahn, ab und an im PKW, z. B. wenn infolge von (auch nicht umweltfreundlichem SEV per Bus die Fahrzeit noch nahezu verdoppelt wird auf über 3 Sunden einfach).

Das tangiert diese max. 4.500 € nicht im geringsten, wie mein Vehikelmix da ist! Und obschon das Ganze natürlich kein Bürokratiemonster mit x Ausnahmeregeln werden sollte, so sollte doch ein wenig differenziert werden, ob der Arbeitgeber seinen Standort verlegt (wie bei mir) an einen Ort, wo man nicht leben möchte, nicht die Kinder einschulen möchte, der Lebenspartner keine Job fände, sprich ohnehin so oder so immer ein Elternteil pendeln müsste…, oder ob jemand aus freien lustvollen Stücken entscheidet, die Landschaft zu zersiedeln.

Rente: Von mir aus gerne wie in anderen Ländern mit börsennotierten Anteilen, aber in diesen Zeiten des Divestments und des immensen Handlungsdruckes angesichts all der planetaren Zerstörung sollte das nur mit entsprechenden Aktien etc. passieren, um nicht alles zu konterkarieren, was da regierungsseits in Sonntagsreden dramatisch verkündet wird und wozu man sic in Glasgow trifft (eigentlich!). Zumal auch längst belegt ist, dass Grünes Investment in der Rendite nicht schlechter abschneidet, ganz im Gegenteil. – Martina Eick

 

Tägliches Fahren zur Arbeitsstätte als „Privatvergnügen“ zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich. Die Feststellung „Je höher der Bildungsstand, desto länger die Pendelstrecke“ scheint ein wirklichkeitsfremder Mythos zu sein. Und die Argumente von künftig verbesserter und günstiger Bus- und Bahnanbindung bis hin zu höherem Mindestlohn für die Pendler gehören dann endgültig ins Märchenland. – Monika Schulte

 

Die Pendlerpauschale kann besser jetzt als später fallen, denn solcher Art ressourcen- und klimaschädliche Späße sind nicht „enkeltauglich“. Zusammen mit dem Dienstwagenprivileg gehört sie sofort abgeschafft und das so gewonnen Geld in einen sozialverträglichen Kampf gegen den Klimawandel und die Zukunft unserer Kinder gesteckt. – Klaus Siersch

 

Bei allem Respekt, Ihr Artikel ist leider nichts weiter als eine populistische Argumentation von jemandem, der sich offenbar noch nie Mühe gemacht hat, steuerliche Regeln in Bezug auf ihr Anreizverhalten im realen Leben wirklich mal durchzurechnen. Die Argumentationslinie entspricht nahezu 100%ig der wohlfeilen Polemik gegen das Ehegattensplitting und deren Kernbehauptung, es würde Frauen von der Arbeit abhalten. Für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer, mit einem durchschnittlichen Arbeitsweg, liegt die über die Pendlerpauschale erlangte finanzielle Entlastung in der Größenordnung von 10% der tatsächlichen Aufwendungen der Benutzung eines PKW, schauen Sie bitte in die Statistiken.

Ich kenne niemanden, der allein aufgrund dieser Marge seine Entscheidung ÖPNV vs. PKW trifft. Auch keine ‚Besserverdiener‘, die immer wieder die bevorzugte Zielscheibe der Forderung nach Abschaffung von ‚Steuerprivilegien‘ sind. Und eine mit wachsendem Einkommen steigende Entlastung ist halt die Kehrseite eines progressiven Steuertarifs, der – in anderen Zusammenhängen – so gern als ‚gerecht‘ eingefordert und verteidigt wird. Die Entscheidungsgründe gegen die Nutzung des ÖPNV sind bekanntermaßen ganz anderer Art: Kosten, Zeitaufwand, Verkehrsfrequenz, Abdeckung der Fläche und Zumutbarkeit (Verspätungen, marode Bahnhöfe, dreckige Züge, kaputte Automaten).

Diese Gründe zu ignorieren und stattdessen ein schlechtes (Klima-)Gewissen erzeugen zu wollen, zeugt von Realitätsferne und Überheblichkeit denen gegenüber, für die der private PKW die einzige brauchbare Variante der Lösung ihrer alltäglichen Transport- und Zeitprobleme ist. Und bitte sehen Sie in Zukunft davon ab, steuerliche Einzelregelungen verschiedener Ländern miteinander zu vergleichen, ohne deren Gehaltsniveau sowie deren verfassungs- und steuerrechtliche Grundprinzipien zusammen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Alles andere ist blanker Populismus. – Dr. Matthias Wagner

 

Ein frommer Wunsch, den die Ampelmännchen und -weibchen ja schon ausgeschlossen haben, weil es jeden Koalitionär zu viele Wählerstimmen kosten würde. Also bleibt nur die konstruktive Variante: eine Entfernungspauschale, die sich z. B. an den Kosten eines regionalen ÖPNV-Monatstickets orientieren könnte und jedem, der die Voraussetzungen erfüllt, vom Staat gezahlt wird. Aber bitte: auch dem zu versteuernden Einkommen zugerechnet wird!

Im Gegensatz zum derzeitigen, prinzipiell asozialen Verfahren des Absetzens vom zu versteuernden Einkommen, das dem, der wenig oder keine Steuern zahlt eben wenig oder nix bringt, würde so der Geringste unter den Steuerzahlern und nicht der Großverdiener am meisten begünstigt. Und darum sollte man es mit allen staatlichen Transferleistungen bis hin zum Kindergeld so handhaben und endlich anstatt des Ehegattensplittings ein echtes Familiensplitting bei der Einkommensteuer einführen, auch wenn dabei neoliberale Porschefahrer gegen den Strich gebürstet werden! – Eberhard Blaum

 

Leider nimmt auch in der Zeit der Anteil an Journalisten zu, die nicht recherchieren, sondern Falschmeldungen von anderen Journalisten ungeprüft abschreiben. Wegen unserer Umwelt wurde im Steuerrecht bereits 2001 die alte Kilometerpauschale für Autos durch die verkehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale abgelöste. Jeder, egal wie er zur Arbeit und wieder nach Hause gelangt, kann die Entfernungspauschale geltend machen.

Deshalb gilt die Entfernungspauschale von 30 bzw. 35 Cent auch für Bahn- und Radfahrer. Die Entfernungapauschale fördert deshalb keineswegs das Autofahren sondern gleicht erhöhte Aufwendungen unabhängig vom Verkehrsmittel aus. Kein Arbeitnehmer sucht sich freiwillig einen möglichst entfernten Arbeitsplatz. Ich möchte noch anmerken, dass ich selbst kein Pendler bin. – Dr. Horst Kühnicke

 

Die derzeitige Pendlerpauschale ist derzeit nicht nur klimaschädlich, sondern auch unerträglich ungerecht, was in ihrem Bericht kaum Erwähnung findet! Wenn zwei Steuerzahler dieselbe Pendlerpauschale von € 1000 geltend machen können, erhält derjenige mit einem Steuersatz von 40% = 400 € erstattet. Derjenige mit einem Steueratz von 10 % nur 100 €. Bei Letzterem kann man ja auch noch von einem geringeren Einkommen ausgehen. Was ist daran (steuer-) gerecht?! Hier muss die Entfernungspauschale zu einem Entlastungsbetrag je geltender Kilometer umgewandelt werden. Da ist eine Entscheidung des höchsten deutschen Gerichtes gefordert, wenn der Gesetzgeber nicht zügig diese schreiende Ungerechtigkeit beseitigt! – Udo Bauer

 

Meine frage ist wenn die autoindustrie hier entscheiden musste…….nur die fantasie natuerlich zwischen entweder 1. die pendlerpauschale bleibt oder 2. Fussgaenger werden die vorfahrt ueber autofahrer haben wo es keine ampeln gibt Beended bitte numer zwei. – Brian Agro

 

In dem Artikel wird die Frage gestellt: warum zwei von drei Pendlern mit dem Auto zur Arbeit fahren? Aus meiner Erfahrung ist es nicht die Pendlerpauschale, die die Kollegen dazu bringt. Ein Beispiel aus meinem Berufsleben: als Ausbilder in einem Qualifizierungszentrum der RAG bzw. des TUEV Nord, habe ich 18 Jahre in Kamp-Lintfort gearbeitet. Meine Frau und ich leben in Essen, in der Mitte zu unseren Arbeitsplätzen. Einen Bahnhof sucht man in Ka-Li vergebens. In Moers endet die Bahnverbindung, von dort weiter mit dem Bus und zu Fuss.

Tägliche Fahrzeit ca. vier Stunden, Fahrpreis hoch, Pünktlichkeit ungewiss. Umzug schlecht, da in meinem Arbeitsvertrag stand: Einsetzbar an allen Standorten im Ruhrgebiet und darüber hinaus. Rechnet man 18 Jahre x 220 Arbeitstage x 96 km, kommt eine große Summe an Kilometern heraus. Das eine oder andere Auto ist fällig geworden, natürlich Diesel. Das Gehalt war nicht üppig, so dass die Pauschale geholfen hat. Viele meiner Kollegen/innen wären lieber standortnah eingesetzt worden, denn über verstopfte Straßen zu fahren kostet Zeit, Nerven und Geld. Wie bei vielen Dingen ist eine differenzierte Betrachtungsweise nötig. Der Autor möge sich vielleicht einmal in der nicht akademischen Arbeitswelt umschauen. PS Der Artikel: Von der Alb aus ist Berlin weit weg, ist sehr interessant. – Wolfgang Nowak

 

Es macht ich wütend, wenn ich einer so weltfremden Meinungsäußerung wie der des Claas Tatje zur Pendlerpauschale begegne. Wo lebt dieser Journalist? Wie lebt er? Welche finanziellen und anderen Ressourcen stehen ihm zur Verfügung? Pendeln ist in den meisten Fällen keine autogeile Freizeitbeschäftigung, sondern notwendig.

Vielleicht einmal ein Beispiel aus dem Alltag wirklicher Berufstätiger. Als Beamter arbeitete ich wohnortnah mit nur geringem Zeitaufwand zum Arbeitsplatz – Fahrrad oder ÖPNV waren möglich. Dann wurde ich für meine letzten zehn Berufsjahre in eine 32 km entfernte kleinere Stadt versetzt. Fahrtzeit mit dem ÖPNV:

5 min Fußweg zur Bushaltestelle inkl. Wartezeit, 8 min Busfahrt, 4 min Umsteigezeit in die Straßenbahn, 6 min Fahrtzeit zum Hauptbahnhof, 5 min Fußweg zum Bahnsteig, 10 min Warten auf den (hoffentlich pünktlichen) Zug, 20 min Zugfahrt, 20 min Fußweg am Zielort, weil da der Bus nur stündlich fuhr zu Zeiten, die mit dem morgendlichen Arbeitsbeginn nicht kompatibel waren. Macht im günstigen Fall 78 min, realistisch eher 85 min Aufwand für einen Weg, zusätzlich Verspätungs- und Bahnausfallrisiken. Abends 15 min länger, weil kein Bus von der Straßenbahn nach Hause fährt (in der Großstadt!). Zum Vergleich: Fahrtzeit mit dem Auto 32 bis 34 min! Von Wind, Regen und Winterwetter will ich gar nicht erst reden. Also was? Haus verkaufen und umziehen?

Oder soll ich von der alleinerziehenden Mutter schreiben, die nur deshalb arbeiten und ihren Lebensunterhalt bestreiten kann, weil die Großmutter mit dem Auto den Enkel abholt, ihn zur Kita bringt, um dann mit dem Auto gerade noch rechtzeitig an ihrem eigenen Arbeitsplatz erscheint – all das zwischen 06.30 und 07.40 jeden Morgen, denn die junge Mutter besitzt kein Auto und muss früh aus dem Haus, da sie auf den ÖPNV angewiesen ist. Mit dem ÖPNV hätte die Großmutter nicht arbeiten können. Und was ist mit dem kleinen Jungen?

Und wenn der Beamte und die Großmutter nun auch noch zusammengehören? Alles Privatsache, wie Tatje voller Bewunderung für das neoliberale Großbritannien meint? Übrigens: Geld könnte der Staat sich von den Groß- und Spitzenverdienern per Steuern holen anstatt von den Steuervergütungen an gering- und mittelverdienende Pendler. – Klaus Keßler

 

Der Autor dieses Artikels hat hier wohl eine sehr einseitige Meinung. Ein Pendler sucht sich doch nicht absichtlich einen weit entfernten Arbeitsplatz aus, um sein zu versteuerndes Einkommen zu reduzieren – wegen des „schönsten Eintrag in die Anlage N“. Die Arbeit liegt leider nicht immer vor der Haustür.

Jeder weiß, dass das kein Geschenk ist, sondern nur ein kleiner Ausgleich. Der Pendler muss trotz Pendlerpauschale noch Geld drauf legen, um seine Fahrtkosten zu finanzieren. Zusätzlich opfert er Zeit zum Fahren, die nicht bezahlt wird. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre der Landmensch noch länger unterwegs. Bei kurzen Taktzeiten müsste der ÖPNV zu viele Fahrzeuge einsetzen, um hier die Vorzüge analog zum Stadtmensch zu bieten.

Der Autor glaubt doch nicht allen Ernstes, dass der Arbeitgeber die Fahrtkosten durch einen Lohnausgleich ersetzten würde – ohne sich etwas vom Staat zurückzuholen. Dann wäre das Geld nur anders verteilt. So ganz nebenbei arbeitet der Pendler auch noch und lässt sich nicht nur vom Staat unterstützen, weil er ohne Arbeit genau so viel Geld zur Verfügung hätte! Nur so zum „Privatvergnügen…. “ Bitte jetzt nicht auch noch dem Pendler ein schlechtes Gewissen machen wegen Klimaschutz. Das kann man anders lösen. Wichtiger und richtiger wäre, wenn die Schlupflöcher der Besteuerung von Firmenfahrzeugen mal geschlossen würden. – Doris Steuer

 

Ob mit oder ohne Pendlerpauschale: Viele Arbeitnehmer müssen mit dem Auto pendeln, um ein Einkommen zu erzielen, denn öffentliche Verkehrsmittel haben oft ein so bescheidenes Angebot, dass man aus dem ländlichen Raum erst nach Stunden zu seinem Arbeitsplatz in der Stadt kommt. Fragen Sie mal Daimler-Mitarbeiter, die im Schwarzwald wohnen, wie sie z.B. zum Daimler-Werk nach Sindelfingen kommen, um pünktlich zu Schichtbeginn am Band zu stehen. Sehr wahrscheinlich mit dem Auto, aus Gründen der Kostenersparnis vielleicht noch mit Fahrgemeinschaften.

Ja, „warum fahren selbst im 21. Jahrhundert zwei von drei Pendlern in Deutschland mit dem Auto zur Arbeit?“ Die Antwort, die der Autor im folgenden Satz gibt, überzeugt mich nicht, meiner Meinung nach ist die Pendlerpauschale nicht die Ursache, denn sie kann unabhängig vom Verkehrsmittel bei der Steuer geltend gemacht werden. Ich selbst pendle seit genau 30 Jahren von Nordost nach Südwest durch den Großraum Stuttgart. Seit einem Jahr aber nicht mehr mit S-Bahn und Zug, sondern mit dem Auto, den Ausschlag gab Corona, nichts anderes.

Bei den Öffentlichen ging es bis an die Schmerzgrenze, d.h. es gab lange Wartezeiten beim Umsteigen, auf der Strecke liegengebliebene Züge, Weichen-, Oberleitungs- und Signalstörungen zuhauf, übervolle Züge (vor Corona) und v.a. die Hilflosigkeit (Wurstigkeit?) der Mitarbeiter, die einem im Fall des Falles auch nicht weiterhelfen konnten. Trotzdem fuhr ich weiter mit den Öffentlichen, bis vor ca. einem Jahr. Jetzt, mit dem Auto: Auch bei gelegentlichem Stau bin ich jetzt nur 2 statt 3 Stunden täglich zur Arbeit und nach Hause unterwegs, meine Nerven sind geschont. Bemerkenswert finde ich im Kommentar den Konjunktiv:

„Oder es könnten – bei gleichen Preisen – neue Busse und Bahnen angeschafft werden, auf dass damit auch Ostfriesland, die Schwäbische Alb und das Erzgebirge endlich vernünftig angebunden werden.“ So lange das nicht der Fall ist, wäre die Abschaffung der Pauschale nur eine zusätzliche Bestrafung von Pendlern; wenn ein Umstieg weg vom Auto stattfinden soll, muss vorher ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln vorliegen!

Auf keinen Fall ist die Pauschale ein Steuergeschenk, sondern vielmehr die Anerkennung der Tatsache, dass man durch die täglichen Fahrten Kosten hat, die notwendig zur Erzielung eines Einkommens sind, ohne Pendeln kein Gehalt! (Homeoffice ist in meinem Fall nur sehr eingeschränkt möglich, ich brauche Akten, muss in den Außendienst, mit Kollegen reden…). Leider liegen Lebensmittelpunkt und Arbeitsplatz oft weit auseinander, der Bildungsstand mag für die tägliche Pendelstrecke eine Rolle spielen, aber anders als der Autor suggeriert: nicht das Einkommen und die mögliche Ersparnis durch das Pendeln sind der bestimmende Faktor, sondern bei mir schlicht die Tatsache, dass ich im öffentlichen Dienst „heimatfern“ versetzt wurde und keine Möglichkeit habe, in meiner Heimatstadt die gleiche Stelle zu bekommen, diese ist durch jemand anderen dauerhaft besetzt.

Zur Flächenversiegelung durch Verkehrsflächen: leider finden diese statt, aber auch der Bau von neuen Wohnungen in Städten frisst Flächen, wenn viele Menschen dorthin drängen, um arbeitsnah zu wohnen. Da wäre es tatsächlich besser, gute Verbindungen in den ländlichen Raum zu schaffen und dort den Wohnungsbestand zu reaktivieren.

Zum Schluss ein Vorschlag mit einem gewissen Augenzwinkern: Mit dem Plädoyer für die Abschaffung der Pendlerpauschale setzt sich der Autor dafür ein, dass Kosten, die ein Arbeitnehmer hat, nicht mehr zur Minderung der Steuerlast herangezogen werden dürfen. Wie wäre es dann mit einer Angleichung im Schlechten: Journalisten machen doch bestimmt ein häusliches Arbeitszimmer steuerlich geltend, sofern sie nicht ausschließlich im Redaktionsgebäude arbeiten. Evtl. verwenden sie auch Arbeitsmittel, die sie selbst bezahlt haben und setzen diese steuerlich ab. Dazu verwenden sie vielleicht ihr eigenes Auto, damit sie vor Ort sind um zu recherchieren. Setzt man in Ihrem Beruf sein Auto ehrenamtlich ein oder gibt man die gefahrenen Kilometer als Kosten bei der Steuer an? Vermutlich letzteres.

Wenn ich jetzt dafür plädieren würde, dass, wenn den Pendlern, also gewöhnlichen Arbeitnehmern, die steuerliche Absetzbarkeit gestrichen würde, dann auch mit anderen Berufsgruppen so verfahren wird, dann weisen Sie bestimmt – im Falle von Journalisten – darauf hin, dass dies die Pressefreiheit sehr beeinträchtigen würde. Das würde ich genauso sehen. Deswegen mein Votum: Die Pendlerpauschale muss bleiben, gönnen Sie sich und anderen die Absetzbarkeit ihrer Kosten bei der Steuer!

Noch kurz zu „Von der Alb aus ist Berlin weit weg“ von Anuschka Eberhardt: Meine Frau und ich brauchen auch zuhause das Auto, z.B. das Einkaufen geht wegen der Hanglage unserer Wohnung nicht mit dem Fahrrad. Mit dem ÖPNV ist dies schon gar nicht möglich, wir haben keinen Busanschluss vor dem Haus. Oder soll man, wie in meiner Kindheit, ein Handwägelchen den Berg hoch hinter sich herschleppen? „Auf dem Land bin ich aufs Auto angewiesen“, schreibt Frau Eberhardt.

Das kann ich nur unterschreiben. Das gilt auch, wenn man zwar noch relativ stadtnah wohnt wie wir, aber aufs Land fahren muss, weil man dort z.B. eine Streuobstwiese naturschutzgerecht bewirtschaftet; die Werkzeuge und Geräte muss man jedes Mal hin- und wieder zurückbringen, weil sie einem sonst nämlich geklaut werden. Noch ist nicht nur von der Alb aus Berlin weit weg, sondern auch von anderen Landstrichen in Deutschland, was das gegenseitige Verständnis anbelangt. Deswegen: Liebe Städter, Ihr seid privilegiert, was das Angebot an Verkehrsmitteln anbelangt. Versteht aber bitte, dass wir nicht aus Jux und Tollerei das Auto benutzen, sondern oft gar nicht anders können! – Jürgen Maser

 


 

 

Leserbriefe zu „Recherchiert, bevor ihr anklagt!“ von Yascha Mounk

 

Yascha Mounk spricht sicher vielen aus der Seele, für die ein Teil der Medienlandschaft inzwischen zur hysterischen Gegenwelt geworden ist. Glücklich, wer Facebook und Co gar nicht erst in sein Leben treten lässt; denn man versäumt wirklich so gut wie nichts und und kann ruhig schlafen. – Renate Wolf

 

Ich kann Ihnen nur recht geben. Heute kann jeder ungefiltert seinen „intellektuellen Beitrag“ im Internet veröffentlichen. Die sozialen Medien sind nicht nur ein Segen für die Menschheit. Je größer die Möglichkeiten der Kommunikation, umso schlechter deren Niveau! In diese Falle tappen auch Menschen, die es aufgrund ihrer beruflichen oder gesellschaftlichen Position besser wissen sollten. Nur eine gute Bildung kann uns davor schützen zum Opfer von Falschmeldungen zu werden! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Meine Hochachtung vor dem Autor. Mein Dank für die ZEIT. – Prof. Dr.theol. Dr.phil.habil. Dipl.-Psych. Hans-Peter Heekerens

 

Der Aufsatz von Yascha Mounk spricht mir aus dem Herzen und der Seele. Endlich eine Stimme, die diesem aufgeregten und empörten beurteilen und verurteilen in unserem Land den Spiegel vorhält. Dieser Beitrag eignet sich zur Pflichtlektüre für alle politischen und journalistischen Köpfe. – Jörg Puttfarken

 

Dieser Artikel sprach mir aus dem Herzen. Die klaren Aussagen von Herrn Yascha Mounk waren erfrischend. In diesem rasanten Informationszeitalter sollte es uns allen ein hohes Ziel sein unsere Achtsamkeit in unserem Kommunikations-Umfeld immer wieder zu schärfen. Diese Achtsamkeit zu vermitteln sehe ich auch als eine Aufgabe der ZEIT Redaktion! – Hans-Werner Brandes

 

Wie Recht er hat! Das ungefilterte Sprachrohr Internet ist Segen und Fluch zugleich. Dagegen helfen anstelle der spontanen Reaktion nur das konsequente nochmal-darüber-schlafen, konsequente Skepsis und Selbstkritik. Aber in einem Punkt irrt der Autor: in der guten alten Zeit war es auch nicht besser, mir fiel spontan Heinrich Bölls Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von 1974 ein, auch wenn der Autor diese Episode der Zeitgeschichte, dank seiner späten Geburt, nicht persönlich erlebt hat. Es gibt eben auch unter den Journalisten (leider !) Solche und Solche! – Eberhard Blaum

 

Ein Artikel der mir als Juristen aus der Seele spricht. Mit welcher Leichtfertigkeit heute Unwertureile gefällt werden, macht Angst. Der Betroffenheitsmodus wird ohne Rücksicht auf Fakten aktiviert. Jeder Jurastudent lernt den Satz, der solches verhindern könnte: audiatur er altera pars! – Klaus Schülke

 

Es hat mich wirklich gefreut, diese Zeilen zu lesen. Denn ich war auch stutzig geworden – allerdings traute ich mich nicht, ja schämte mich schon fast. Was ich aus ihrem Beitrag lerne: Mehr Mut zur eigenen Skepsis. Und damit auch mehr Mut zur Abgrenzung gegenüber jenen, die die Skepsis nur instrumentell benutzen. Jenen »echten Gegnern der freiheitlich-demokratischen Grundordnung« also, mit denen ich nicht in einen Topf geworfen werden möchte, auch wenn ich es wage, einem Mitglied einer Minderheitengruppe zu unterstellen, dass es »genauso fähig [ist] zu lügen« wie die Vertreter von Mehrheiten.

Wie jeder Mensch, also. Ich denke, auch so fängt Gleichbehandlung ohne Rücksicht auf Geschlecht, Religion, Hautfärbung, Haarfärbung, Augenfärbung, Körpergröße und die vielen anderen körperlichen, emotionalen, geistigen Merkmale, mittels deren Kombination wir eindeutig identifizierbar sind, an. Beim (Allzu-)Menschlichem. – Volker Homann

 

Vielen Dank – auch der ZEIT – für die nachträgliche, sachliche Berichtserstattung zur Debatte um Gil Ofarim. Sonst war ja überall großes Stillschweigen nach dem üblichen, vorverurteilenden Empörungsritual in den Medien und der Politik. Eine kleine Korrektur zur Überschrift würde ich noch hinzufügen. Es liegt m.E. nicht am mangelnden Recherchewillen von Journalisten/ Medien, dass nicht nur sofort angeklagt, sondern auch vorverurteilt wird. Es ist ein bißchen wie im Mittelalter: Früher wurden Frauen als Hexe zu beschuldigt und schon waren sie verurteilt.

Heute reicht es, als Rassist, Antisemit, Sexist , Nazi oder Transphobiker gebrandmarkt zu werden und schon ist man verurteilt, wird an der Pranger gestellt und bekommt Berufsverbot. In der gleichen ZEIT-Ausgabe werden Transaktivisten zitiert, die nach dem Mobbing gegen eine Philosophieprofessorin deren Rücktritt mit dem Lied bejubeln „Ding-Dong! The witch is dead“. Hier wird auch schon wörtlich die eigentliche Gesinnung deutlich! Egal ob die Idenditären von rechts oder links kommen, ich fürchte mich vor ihnen. – Karl Müller

 

Ja , obiges kann man nur unterstreichen ! Eigentlich soll es ja immer im Zweifelfall für den Angeklagten gelten !!! das war hier nicht der Fall . Der Schuldige und sein Arbeitgeber waren sofort in der Schusslinie, und zwar weltweit. Dass hier jemand automatisch beschuldigt wurde, ohne jegliche Prüfung, war eigentlich eine Schande für das hiesige Justizsystem. Und dies ausgerechnet auch von einem ehemaligen Justizminister Maas !!! Warum wurde darauf nicht hingewiesen ? Was mich auch stört, ist, dass der evtl. unschuldige Angestellte kaum erwähnt wurde.

Es wurde ihm auch kein Grundrecht wie die Würde des Menschen zugebilligt. Warum ? Der Autor hat völlig recht, wenn er sagt, dass Politiker sollten besser den Mund halten. Nicht nur das, wenn diese Kerle falsch liegen sollten, dann sollten sie sich zumindest öffentlich entschuldigen. Es ist offensichtlich, dass auch die Medien hier generell versagt haben. Was jedoch von dem Autor auch nicht besprochen wurde, ist, was passiert, wenn die Anschuldigung des Herrn O von Anfang an falsch war ? . Was passiert dann ? – R. Klotzbucher

 


 

 

Leserbriefe zu „Von der Alb aus ist Berlin weit weg“ von Anuschka Eberhardt

 

Die Beiträge von Frau Eberhardt im Rahmen der Veröffentlichungen des ZEIT-„Wirtschaftsrats“ habe ich immer mit Interesse gelesen, so auch heute. Nach der Lektüre bin ich nachdenklich – geraten wir in eine Stimmung in unserer Gesellschaft, dass Stadt- und Landbewohner ständig mit dem Finger aufeinander zeigen? Neulich war mir im eigenen Bekanntenkreis so etwas schon einmal aufgefallen, der Artikel bestärkt dieses Gefühl. Jemand hat Frau Eberhardt in Tübingen einen Zettel mit „Klimakiller“ ans Auto gehängt – was soll das?

Wie trägt so eine „Ich bin besser als du“-Denke dazu bei, dass die Welt besser wird? Frau Eberhardt stellt in dem Artikel ausführlich und nachvollziehbar dar, welche konkreten Entscheidungen ihre Familie im Hinblick auf Umweltfragen im Alltag trifft (Bioprodukte ja, aber auch Auto ja) – und wie bei uns allen sind das Kompromisse. Leider endet der Artikel dann aber mit einem Satz, den ich auch nicht hilfreich finde – es sei „bequem“, „in der Stadt im Altbau zu sitzen und Ökostrom zu beziehen, der mit Windrädern auf dem Land produziert wurde“. Ich habe meine Kindheit und Jugend bis 1987 auf dem Land verbracht.

Durch Studium und Beruf bin ich zur Stadtbewohnerin geworden. Beide Lebensformen haben Seiten, die ich zu schätzen weiß. Dass ich hier in der Stadt kein Auto brauche, ist für mich einer der Vorteile des Stadtlebens – aber den Menschen in meiner ländlichen Heimatregion würde ich ein autofreies Leben nicht vorschlagen (und ich nutze dort bei Besuchen natürlich auch selber das Auto meiner Eltern, wenn ich Freunde treffen will).

In meiner Heimatregion stehen inzwischen zahlreiche Windräder, und auch wenn sie das Landschaftsbild verändern, bin ich sehr froh darüber, dass es sie gibt, denn wir alle verbrauchen Strom, ob wir auf dem Land oder in der Stadt wohnen. Wäre es nicht schön, wir würden unser Leben in dieser Welt mehr als ein Miteinander betrachten und nicht ein Gegeneinander? – Corinna Friesen

 

Auch ich lebe auf dem Land, schon immer; als Kind eher unfreiwillig, im Laufe der Jahre zunehmend begeistert. Seit über 30 Jahren fahre ich Auto und seither mit Tempolimit; 80 auf der Landstraße, 130 auf der Autobahn, denn es war damals schon klar, dass dies spritsparender ist. Damit habe ich mir auf den Straßen sicher nicht nur Freunde gemacht, aber mein von Anfang an bestehendes schlechtes Gewissen in punkto „Auto“ etwas beruhigt. Denn wir kommen hier, bei allem goodwill, nicht ums Auto herum, auf dem Dorf werden wir nie die ÖPNV-Angebote haben, wie sie in der Stadt möglich sind.

Und ja, auch ich nehme bei Kälte und Regen das Auto, um in zehn Minuten bei der Arbeit zu sein – statt über eine Stunde mit den Öffentlichen durch die Lande zu schaukeln. Ich verstehe die Autorin, die beklagt, dass die um Klimaschonung bemühten Menschen auf dem Land sich vielleicht nicht gesehen fühlen. Aber trotzdem ist es doch jetzt an der Zeit, dass jeder, wirklich jeder alles in seiner Macht Stehende tut, um sich gegen den Klimawandel zu stemmen, ob das nun wohlwollend anerkannt wird oder nicht!

Eine Freundin, die in dem schwäbischen Dorf lebt, in dem ich groß geworden bin und in dem vermutlich die Kehrwoche – auch im Garten – erfunden wurde, sagte neulich im Gespräch über unser beider Naturgärten: „Früher haben sie alle über uns gelacht. Heute lacht keiner mehr!“ Meine Message an die Lacher: Wir sind nicht nachtragend! Ihr dürft euch ruhig etwas von uns abgucken! – Doris Heid

 

Ich lebe im Vogelsberg in Hessen und Sie sprechen mir mit Ihrem Artikel in allen Punkten direkt aus dem Herzen! Vielen Dank! – Mirjam Zylla-Kilian

 

In dem Artikel fragt die Albbäuerin: „Warum gibt es kein allgemeines Tempolimit, das niemandem Geld kosten würde?“ Das habe ich mich auch schon gefragt. Ein Grund dafür kann sein, dass Herr Lindner von der FDP mit seinem Porsche auch weiterhin mit 200 Stundenkilometer über die Autobahn brettern will. Diesen Lustgewinn wollte er sich offenbar nicht nehmen lassen und hat daher in den Sondierungsgesprächen durchgesetzt, dass es auf deutschen Autobahnen kein Tempolimit geben darf. Hier ein guter Rat für Herrn Lindner: Schlafen Sie mal öfter mit ihrer Freundin, das würde überschüssiges Testosteron abbauen und auch erheblichen Lustgewinn bringen. Das wäre auch ein guter Rat für alle anderen Autobahnraser. – Dr. Peter Dodel

 

Danke für und Gratulation zu diesem Artikel! Er spricht mir aus dem Herzen. Und ich kann nur inständig hoffen, daß er „in Berlin“ nicht nur gelesen sondern – vor Allem – auch verstanden und in die Tat umgesetzt wird! Als Nutzer einer Heizung per Wärmepumpe seit 1985 ! (als wir dafür noch verlacht wurden) und die wir 2020 durch eine neue Wärmepumpe ersetzt haben, kann ich die Autorin sehr gut verstehen ! – Steffen Lasch

 

Dieser jemand hätte Ihnen den Zettel „Klimakiller“ nicht an Ihr Auto, sondern an den Bioladen hängen sollen. Die landwirtschaftliche Bio-Produktion verbraucht mehr CO2 wie die Konventionell-integrierte. – Uwe Huber

 

Vielen Dank für ihren Artikel: Von der Alb aus ist Berlin weit weg Ja, die Politik ist eine Zumutung, aber die kommenden Verhältnisse für unsere Kinder werden noch ärger. Ob groß oder klein wir müssen Alles tun was dem Klima nützt, als Einzelner oder als Staat. Ein bisschen Mehr hier und ein bisschen Weniger da reicht nicht. Vor allem unsere Politiker begreifen nicht: Aus: „Ich mach ja schon, ich würde .., sollen doch erst einmal die anderen…“ muß ein „Ich spare und tu noch mehr“ werden. Wir dürfen uns nicht gegenseitig ausspielen oder gar anfeinden sondern müssen uns gegenseitig unterstützen und aufbauen, auch wenn’s weh tut.

Alte Häuser sanieren, umweltfreundlich Heizen, selbst Strom ins Netz speisen, weniger Autos, mehr regional und bio, weniger Agrarwüsten und mehr Insekten reicht nicht. Alles gehört klimaneutral gedacht: Warum bringen Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule? 1. Weil die Schule (7:35!) bio rhythmisch viel zu früh anfängt. 2. Niemand sein Kind im Winter im Dunkeln radeln lässt. 3. Der öffentliche Raum in Stadt und Land PKW, LKW, SUV und Traktoren gehört. 10 km radeln einfache Strecke war früher ein Kinderspiel, Heute ist das Überqueren einer Landstraße selbst für Erwachsene lebensgefährlich. Wir fahren unsere Kinder mit dem eigenen Auto weil die Autos der Anderen das Leben unserer fahrradfahrenden Kinder bedroht. Und Alle schaden dem Klima. Es ist zum verrückt werden!

Bleibt der Regen aus, geben die insektentötenden immergrünen Wiesen der Alb den Agrarfabriken kein Futter mehr. Heizt sich das Klima auf verbrennt bei +45 grad C Stadt und Land. Trotzdem bauen wir immer weiter Straßen und Stahlbeton/Glas Hochhäuser aber können uns nicht auf Windräder und Photovoltaik Einspeisepflicht einigen! Wir schmeißen E-SUV und E-Lastenrad tausende Euros hinterher. Nach Malle, Dubai und New York fliegen wir supergünstig dank steuerfreiem Verbrauch von Kerosin, Ausstoß von CO2 und keine MwSt auf das Ticket.

Wer aber mit Auto oder sogar Bus und Bahn zum nächsten Naherholungsgebiet fährt, zahlt sehr wohl Energie-, CO2- und Mehrwertsteuer! Die FDP macht die Reichen noch reicher und „super frei“. Die Rechnung bezahlen jetzt die kleinen Leute und unsere Kinder bekommen mehr Klimakatastrophen. Ich profitiere selbst als Flugkapitän am meisten davon aber bin gegen die bestehenden Steuervorteile für die Luftfahrt! – Klaus Siersch

 

Von der Alb aus ist Berlin weit weg Oh ja, und vom Nordschwarz-wald aus ebenfalls! „BRAVO“ – war mein spontaner Kommentar zum Artikel von Anuschka Eberhardt, den mein Mann mir nach 2 sehr harten Tagen in unserem Hausgarten im Nordschwarzwald, Ortsteil von Alten-steig (800 m²) vorgelesen hatte. Wir beide sind 64 Jahre alt, arbeiten nicht mehr in unseren ehemals jeweils selbstständigen Berufen und haben insgesamt 5 Kinder im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Diese, verstreut zwischen München und Lübeck, Frankfurt und Rheinland-Pfalz stehen weder mit Rat noch Tat zur Verfügung.

Wir beherbergen – ebenso wie Frau Eberhardt – zu allen Jahreszeiten die unterschiedlichs-ten Tiere und Insekten in unserem Garten, die sich dort Nester bauen, Nektar sammeln oder als 4 beiniger Flohzirkus (Igel) unseren mittelgro-ßen Hund bezirzen. Uns macht die Pflege der uns anvertrauten Natur durchaus Spaß, aber wir wünschen uns ebenfalls von der Politik mehr Anerkennung für unsere örtlichen Bemühungen in Sachen Biodiversität und Klimaschutz. Denn obwohl in Deutschland angeblich vergleichbare Lebensbedingungen herrschen, ist dies natürlich nicht der Fall: Ohne Auto erreichen wir keinen Supermarkt, keinen Metzger und keinen Bä-cker. Auch keinen Friseur oder Arzt und schon gar nicht unseren Sport-verein.

Unser Internet reicht beiweitem nicht aus, um z.B. Filme zu streamen. Busse fahren hier nur in Schulzeiten und auch dann nur, wenn die Schüler entweder zur Schule transportiert werden müssen oder von dort heim gebracht werden. Weil wir sportlich sind, fahren wir durchaus in der wärmeren Jahreszeit schon auch einmal mit dem Rad zum Einkaufen, das sind dann aber insgesamt 15 km mit 200 Höhen-meter auf der Hinfahrt bergauf. Vor nicht allzulanger Zeit hat ein gewis-ser Herr Latif sich sehr einseitig zum Thema SUV im SWR 2 Hörfunk verbreitet.

Da wir selber einen Toyota RAV 4 Hybrid – ohne Plug In – Förderung- fahren und diesen mit unglaublichen ca. 5 l auf 100 km, hätte ich mir Herrn Latif ganz gerne an meinen Frühstückstisch bestellt, um ihm einmal ganz gemütlich auf Schwarzwälderisch die Meinung zu geigen. Wir könnten uns zwar problemlos ein E-Auto leisten, jedoch fällt beim Lobpreis dieser Fahrzeugklasse unseres Erachtens die Gefährlich-keit von in Brand geratenen Batterien mit der Folge eines Fahrzeug To-talschadens in der Debatte regelmäßig unter den Tisch. Was das auf die lange Sicht mit den Versicherungsbeiträgen machen wird, liegt eigent-lich auf der Hand.

Auch hier aber hat die Lobby wieder ganze Arbeit ge-leistet. Genauso wie beim Tempolimit, dass eine überwiegende Mehr-heit der Bevölkerung will. Nur die von der Bevölkerung gewählten Volks-vertreter tun nicht das, wofür sie gewählt wurden! Aber bitte nur zu, wer sich ein solches Auto leisten kann, der verschmerzt es auch, wenn ein 70.000 € teurer Mercedes von der Feuerwehr in einen wassergefüll-ten Container getaucht werden muss, nur um ihn zu löschen. Das Löschwasser ist übrigens Sondermüll und muss teuer entsorgt werden. Gleiches gilt für das in Brand geratene Fahrzeug selbst. Sehr umwelt-freundlich?

Wir haben auch nur dieses eine Auto, keine 2 Fahrzeuge, wir verreisen sehr wenig (in 20 Monaten sind wir gerade einmal 12.000 km gefahren), wir fliegen nie, schon gar nicht würden wir eine Seereise auf einem dieser Schweröl betriebenen Kleinstädte unternehmen. Ges-tern habe ich 75 € für 44 l Superbenzin bezahlt. Ich gebe der Autorin Eberhard in allen Punkten Recht, die Stimmung wird kippen. Ich bin es nur so furchtbar leid, zu lamentieren. Stattdessen würde ich gerne alle aufrufen, mit mir und meinem Mann eine LAND PARTEI zu gründen, die dann einmal dafür sorgen könnte, dass Berlin näher ans Land rückt, wo die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung nämlich lebt und leben muss.

TOP 1 unserer Parteipolitik wäre es, tatsächlich für ein-heitliche Lebensverhältnisse in Deutschland zu sorgen: ich hätte da auch eine Spitzenidee: desto weniger Infrastruktur auf dem Land exis-tiert, desto weniger Einkommensteuer müssen die Bürger bezahlen. Die brauchen nämlich ihre kleinen Renten oder ihr sauer verdientes Geld für das teure Benzin oder den teuren Diesel, um überhaupt zur Ar-beit zu kommen, weil das mit dem Home Office mangels belastbaren Internet einfach auch nicht klappen mag. Da braucht man dann nicht einmal an alle Bürgerschecks verschicken und Milliarden für das Porto investieren. Nur an die, die zu wenig haben, um überhaupt steuerpflich-tig zu werden, ja die brauchen dann einen Bürgerscheck. Übrigens: es gibt auch Banküberweisungen! Kaum zu glauben! – Andrea Michel-Dieterle

 

Ich kann Anuschka Eberhardt in den meisten Punkten nur zustimmen! Auch wir wohnen auf dem Land und brauchen schon ein Auto, um überhaupt an einen Bahnhof zu gelangen. Mein Arbeitsplatz ist für mich so ungünstig zu erreichen, dass ein 24-Stunden-Tag für An- und Abfahrt sowie Arbeitszeit nicht ausreichen würde. Für den Kauf eines Plug-in-Hybrids mussten wir sehr tief in die Tasche greifen und ich muss mich oft dafür rechtfertigen, da ich keine belastbare Auskunft über das Ende des Akkus geben kann.

Wir haben eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, bauen Obst und Gemüse im eigenen Garten an und wässern das alles mit dem Wasser aus unserer Zisterne und einem Regenauffangbehälter. Ich könnte die Reihe unseres weitgehend sparsamen Lebenswandels noch fortführen, aber es scheint die Verantwortlichen in der Politik nicht zu interessieren. Warum wird man sonst bestraft und nicht belohnt für alle Kosten und Mühen, die man auf sich nimmt? In der momentanen Zeit ist das Leben auf dem Land nicht immer erstrebenswert! – Sabine Gems

 


 

 

Leserbriefe zu „Afghanistan? Schon kein Thema mehr“ von Navid Kermani

 

Wenn man z.B. das Buch „Geliebtes, dunkles Land. Menschen und Mächte in Afghanistan“ von Susanne Koelbl und Olaf Ihlau, erschienen am 1.1.2008, liest, so ist es eher erstaunlich, dass der Einsatz bis 2021 durchgehalten wurde, als dass er am Ende gescheitert ist. Die Formulierung, dass dieser Einsatz „gleichsam über Nacht jeden Sinn verloren hat“, halt ich daher für gewagt und kaum haltbar. Genauso wenig lässt sich das USA-Abkommen mit den Taliban als singulärer Sündenbock darstellen. Wer eine Rede mit solchen vorwurfsvollen Vereinfachungen beginnt, beraubt sich selbst eines Teils seiner Zuhörerschaft.

Die Umstände, denen nun viele Afghanen ausgesetzt sind, mögen wirklich schwer zu ertragen sein. Um so notwendiger wird ein schonungsloser Blick auf dieses Desaster. Ich sehe eine traditionelle Gesellschaft, deren komplexe Mechanismen für mich (und offensichtlich auch für viele andere) nicht wirklich durchschau- oder gar steuerbar sind, welche zudem eingebunden ist in ein hochkompliziertes großregionales Staatengeflecht, inklusive der ebenso komplexen Atommacht Pakistan.

Es gehört schon eine ordentliche Prise Phantasie dazu, wie die Besatzung besser hätte gestaltet werden können, um einen dauerhaften Effekt zu haben. Vielleicht dienten diese 20 Jahre hauptsächlich dazu, zu lernen, wie es nicht geht. Diese Erkenntnis mag den 160.000 Soldaten ein schwacher Trost sein. Ein anderer ist aber schwer zu entdecken. – Dr. Christian Voll

 

Ihr Appell an unser Gewissen ist beeindruckend. Allerdings fallen mir ein paar Ungereimtheiten auf. Sie rufen alle Motive auf, die man sich für ein Eingreifen anderswo nur denken kann: Das Leid der Bevölkerung, Bodenschätze, dass sich andere dort festsetzen könnten, und unsere eigene Geschichte. „Es ist so traurig, sich allein zu freuen.“ Aber das tun wir doch nicht. Die Afghanen freuen sich riesig. Wie? Doch, die Taliban sind Afghanen, und die freuen sich, dass die ihnen heiligen Werte wieder gelten. Dass diese elenden „Weltbürger“ endlich weg sind mitsamt ihren teuflischen Ideen von individueller Freiheit.

Ja, es stimmt, andere Afghanen sind weniger froh. Die hungern, werden versklavt, vertrieben, umgebracht. Von wem? Von Afghanen. Und das obwohl sie sich bis zur letzen Patrone … stimmt, haben die gar nicht. Die Afghanen, die sich jetzt freuen, sind widerstandslos durchmarschiert. Und die tun nun das, was in unseren Augen verwerflich ist. Die sind verantwortlich für die Taten, nicht wir. Richtig, in Afghanistan liegen reiche Vorkommen wichtiger Rohstoffe. Aber die in einem Atemzug mit Menschenrechten zu erwähnen, klingt ziemlich zynisch. Welchem Land hätte der Zugriff „des Westens“ auf die Rohstoffe je Menschenrechte gebracht?

Chile (Kupfer), Mittelamerika (Bananen), Nigeria (Öl), Kongo (Coltan) … soll ich fortfahren? Um noch mal auf die lokalen Werte zu kommen; wären nicht Länder, die sehr ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen kulturellen Werte hochhalten wie die Menschen in den Bürgerkriegsländern (Jemen z.B.), besser geeignet die Werte wieder herzustellen, als ausgerechnet die Kreuzfahrer „des Westens“? Würde nicht sofort „der Osten“ auf den Plan gerufen, um die Einheimischen gegen die westlichen Invasoren zu „verteidigen“?

Und in der Tat sind die schon zur Stelle. Saudi Arabien und Iran engagieren sich mit mehr Mitteln, als die Bundeswehr auch nur auf dem Papier hat. Der Erfolg beeindruckt mich. Wem wäre geholfen, wenn auch wir noch Bomben würfen? Sanktionen also? Lustig, der Junkie (Deutschland) überzieht den Dealer (Saudi Arabien) mit Sanktionen. Sie haben recht, wir sind auch einst von äußeren Mächten militärisch zu der Zivilisiertheit gebracht worden, die wir heute genießen. Der kleine Unterschied ist nur, dass die uns Werte gebracht haben, die hier zuvor schon mal gegolten hatten, die sogar hier zum Teil entstanden sind, die also unserer Kultur nicht zutiefst fremd sind.

Dagegen ist die Idee, Bildung für Mädchen in alttestamentarische Gesellschaften zu tragen – wie soll ich sagen? – nicht naheliegend. Das widerspricht allem, was denen dort in den letzen paar Jahrtausenden heilig war. Ja, für die Mädchen wäre es ein Traum, aber für die Bevölkerungsmehrheit ist es offenbar ein Albtraum. Wenn man realistisch bleiben will, dann freut man sich gemeinsam mit den Afghanen, dass wir jeder unsere eigenen Werte genießen dürfen, auch wenn sich weder bei den Afghanen alle freuen können, noch hier bei uns, denn auch hier gibt es Leute, für die die hohen Werte eher theoretischer Natur sind (Schlachthausarbeiter z.B., die unter Büschen hausen müssen). Am deutschen Wesen wird die Welt nicht genesen. Und wenn uns noch so ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. – Hans List

 

Mit Interesse und großer Aufmerksamkeit habe ich Ihren Beitrag zu Afghanistan in der ZEIT No. 45 gelesen und halte fest, dass Sie bei rationaler Betrachtung auch mit Ihren Schlussfolgerungen natürlich recht haben. Aber hier geht es um Politik, das ist die Auseinandersetzung von Gruppen mit unterschiedlichen, je oft sehr gegensätzlichen Interessen. In diesem Ringen um Macht und Vorherrschaft geht es fast nie um Vernunft, sondern ausschließlich um das Kalkül, was meiner Gruppe den maximalen Vorteil liefert. Das bedeutet allerdings, dass jeder Dritte, der sich in einen Konflikt einmengt und eine Gruppe unterstützt, automatisch alle anderen Konfliktteilnehmer zwingt, sich ebenfalls um Unterstützung von außen zu bemühen. Und schon ist das gegenseitige Wettrüsten mit den Stellvertreterkriegen da.

Sehr geehrter Herr Kermani, ich beobachte seit mehr als 50 Jahren das Weltgeschehen aus der Position eines durchschnittlichen Staatsbürgers, will heißen, natürlich fast nur auf Basis der öffentlich zugänglichen Informationen. Mir ist in dieser Zeit keine einzige „Intervention“ bekannt geworden, die ihr ehrenhaftes Ziel einer „Demokratisierung breiter Bevölkerungsschichten“ auch nur annähernd erreicht hätte. Sollte uns das nicht zu denken geben? Vermutlich war „Demokratisierung“ und „Enthebung eines Diktators“ bei einigen dieser Interventionen auch gar nicht das Hauptmotiv (sh. Irak). Dann, so muss man leider festhalten, war oft weniger ein Humanismus als vielmehr profunder Etikettenschwindel Treiber des Eingriffes! Wobei, nebenbei bemerkt, auch die „milderen Mittel“ der diversen „Sanktionen“ kaum jemals das gewünschte Ergebnis erbracht haben (sh. Kuba).

Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass ein Volk aus sich selbst heraus zu Humanismus und Demokratie finden muss. Auch Europa ist in den letzten 200 Jahren diesen mühevollen Weg gegangen! Die heutigen Gesellschaften hätten noch dazu den Vorteil, nicht alles selbst erfinden zu müssen, sondern könnten aus den weltweiten Beispielen den für sie geeigneten Mix auswählen. Sie müssten mehrheitlich nur wollen.

Die Staaten des demokratischen Westens hätten ohnehin alle Hände voll zu tun, ihre eigenen antidemokratischen Gruppen möglichst klein und unbedeutend zu halten, und zwar mit den demokratischen Mitteln der Diskussion, der Überzeugung und eines guten Bildungszugangs für möglichst breite Gesellschaftsschicht. Und, was auch noch wichtig wäre, möglichst wenige Verlierer entstehen zu lassen. – Günther Lettau

 

Auch wenn die Schliderungen von Navid Kermani zu Afghanistan zutreffen, sehe ich darin doch keinen Lösungsansatz. Man sollte sich zwar hüten, die Taliban zu provozieren, aber unabhängig von jeglichen Polarisierungen ist es doch angebracht, sie mit der Frage zu konfrontieren, was die Motive und Begründungen ihres Vorgehens denn mit dem Islam oder allgemeiner gesagt mit Religion zu tun haben sollen.

Ein Punkt darf dabei allerdings nicht nach Interessenlage interpretiert werden: Religionen sind keine geschlossenen Systeme zur Definition dessen, was erlaubt und was verboten ist. Im Gegenteil, sie sollen eigene Erfahrungen ermöglichen. Befehls- und Kontrollsysteme, die womöglich noch mit Waffengewalt durchgesetzt werden, widersprechen dem Sinn des Religiösen, also auch dem Islam. Neben den pragmatischen Herausforderungen sollten solche grundsätzlichen Fragen in die Verhandlungen eingebracht werden. Ich bin jedenfalls gesprächsbereit. – Christoph Müller-Luckwald

 

Die im literarischen Kontext beklagenswerte beschriebene Lage in Land nach Abzug der westlichen Truppen, die 20 Jahre mit hohem Einsatz versucht haben, Demokratische Regierungen zu etablieren,bringt der Autor auf Punkt, es vergeblich gewesen. Ursächlich dafür ist die Bevölkerung, die sich offenbar als Taliban Unterstützer verhalten haben und auch die Armee, die keinen Widerstand geleistet haben. Insofern hat der Westen dort keine weitere Verantwortung mehr für die Afghanen. Man kann dort, wo selbst der Präsident mit der Staatskasse geflohen ist, nicht mehr von außerhalb zum Besseren verhelfen! – Heinz-W. Raderschatt

 

Navid Kermani hat recht: Ja, „Wir leben in einem guten Land.“ Und einen nicht unerheblichen Anteil daran hat auch unsere freie Presse und vor allem kluge und integre Journalisten wie Navid Kermani. – Dr. Heinrich Erdmann

 

Sie schreiben, dass das was jetzt ist in Afghanistan nicht Folge des westlichen Einsatzes ist sondern des Rückzugs.Nun kann man nur zurückziehen , wenn man vorher… Und die Geschichte Ja Russland!- Und selbstverständlich der westliche Kolonialismus usw.usw. Wie weit geht man zurück um zu erklären? Angriffe von außen und Kämpfe im Inneren – so war es schon immer. In Afghanistan sind die Imperialisten alle gescheitert. Was bleibt ist ein Volk, das sich unterdessen als Afghanen begreift und dessen (Be-) Herrscher Männer sind wie das nach „tausend“ Jahren Krieg so üblich ist. Was jetzt ist, ist dass die Afghanen, ihre Herrscher in ihrem Land wieder das Sagen haben. So gesehen ist Afghanistan ein befreites („freies?) Land.

Ja diese Herrscher sind furchtbar und sie haben eine schreckliche Religion, die zu einer schrecklichen Ideologie geworden ist unter dem Einfluss der Angriffe von aussen. Wie häufig hat der Widerstand aus der Schwäche Grausames geboren. Wie auch in Vietnam eine schreckliche Ideologie und das „Grauen“ den Westen (Amerika) besiegt hat. Es wird sich wiederholen und wiederholen und… (Auch Chi Chin Ping wird begreifen müssen dass es da noch einen Allah gibt). Darum müssen wir raus gehen. Und dann sehen wir entsetzt zu wie diese Völker ihre Kriege austragen bis sie vielleicht hoffentlich nach all dem Grauen einen Frieden finden. Und das muss dann IHR Frieden sein. Autonomie gleich Selbstgesetzgebung. – Dieter Herrmann

 

Wenn der Krug zerbrochen ist, ist es vernünftig, den Krug als Thema fallen zu lassen. Auf Afghanistan übertragen heisst das natürlich nicht, auf humanitäre Hilfe zu verzichten. Notwendig hingegen ist, wie Navid Kermani (Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2015) zu überlegen, warum der Krug zerbrochen ist. Aber was ist die eigentliche Ursache des Scheiterns in Afghanistan? Dilettantismus, zuletzt beim Schluss. Wenn man weiss, dass eine Firma in einem halben Jahr kaputt ist, verkauft man die Aktien schon heute und dann ist die Firma schon morgen kaputt. Wenn ein paar Leute an Wunder glauben, kann es noch etwas länger dauern. An Wunder hat man auch beim Beginn des Afghanistan-Abenteuer gedacht.

Dieses Abenteuer bestand darin, ein humanes Weltbild in Afghanistan zu verankern, das Weltbild des Westens. Das Weltbild der Taliban hat sich als stärker erwiesen. Der wesentliche Grund ist, die Taliban waren entschlossener, ihrem Weltbild zum Sieg zu verhelfen, vor allem auch weil vielen jungen Afghanen das westliche Weltbild nichts zu bieten hat. Nach der Bereitschaft zu kämpfen, war es die Mehrheit. Das tragische daran ist, dass das Weltbild der Taliban nicht reicht, der wachsende Bevölkerung Afghanistans ausreichende Lebensgrundlagen zu bringen, während der Westen über ein Weltbild verfügt, das nicht nur der eigenen Bevölkerung die Lebensgrundlagen bringen kann, sondern auch über Transferleistung anderen Ländern, wie etwa Afghanistan.

Der Nachteil der Transferleistungen ist, sie fördern die Korruption und schwächen die Eigenverantwortung, zum Beispiel die demographische. Schuld an der Notwendigkeit von Transferleistungen ist die demographische Entwicklung in vielen Staaten, die einst beliebte Touristen-Ziele waren: Afghanistan, Irak, Jemen, Syrien, Tunesien aber auch Mali oder Madagaskar. Die genannte Eigenverantwortung ist dort wirksam, wo keine Hilfe von Aussen zu erwarten ist, auch nicht solche in Form von Erlösen aus der Erdölförderung. Beispiele wären Südkorea und China aber auch Bangladesch. Probleme gibt es dort, wo die Religion eine grosse Rolle spielt und Ersatzperspektiven für fehlende Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bietet, wie etwa in Afghanistan.

Kermani stellt «die Frage, ob der Westen, ob Europa, ob ganz konkret die Bundeswehr militärisch in einen Konflikt eingreifen soll.» Im Falle des IS in Syrien und im Irak war das richtig. Ein Problem ist, dass ein starker Staat zwar möglicherweise eine Voraussetzung ist fürs Lösen des demographischen Problems. Dieser andererseits für Korruption und für Unterdrückung und Überwachung anfällig ist. Andererseits, der syrischen, der libyschen oder der irakischen Bevölkerung ging es unter der Diktatur besser als heute.

Dies gilt speziell und in dramatischem Ausmasse für die dortigen Minderheiten. In Syrien sind Teile der Bevölkerung aus religiösen oder säkularen Gründen mit dem Regime verbunden. Ein Aussteigen, beinhaltet das Risiko der eigenen Vernichtung. Die Aussagen einiger Rebellen kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs (noch vor der Entstehung von IS) waren eindeutig: «Die Christen (ca. 8% der Bevölkerung, 1920 waren es noch ca. 30%) gehen von allein. Die Alawiten werden vernichtet.» Es ist also nicht klar, dass durch ein Eingreifen des Westens das Machtvakuum hätte vermieden werden können, das den IS ermöglichte.

Letztlich geht es um Zielkonflikte, die zugunsten eines übergeordneten Ziels gelöst werden müssen: dem guten Fortbestehen der Menschheit. Ein entsprechendes Weltbild (mit allen Gruppen abgestimmt), das alle Aspekte (Demographie, Ökonomie und Ökologie) berücksichtigt, würde nicht nur dem Klima helfen sondern ganz allgemein und entscheidend zu einer guten Zukunft beitragen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Herr Navid Kermani schreibt aus dem Elfenbeinturm heraus. Sich außer zu seinem Heimatland Deutschland zu bekennen und sich auch als Weltenbürger zu verstehen, ist ein hohes Ideal. Politisches Handeln, insbesondere die Entsendung von Bundeswehrsoldaten:innen in andere Länder, erfordert eine realistische Einschätzung auf die Möglichkeit eines Erfolgs der Intervention. Der vergangene Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan war erfolglos.

Jeder, der eine weitere Intervention der Bundeswehr in Afghanistan einfordert, soll sich im stillen Kämmerlein einmal die Frage beantworten, ob er selbst bereit wäre, seine Tochter oder seinen Sohn zu solch einem Einsatz zu entsenden in dem Wissen, dass sie oder er hierbei ums Leben kommen kann. Die Rhetorik des Herrn Navid Kermani als Weltenbürger beinhaltet den Universalismus; jeder soll für alle verantwortlich sein. Aber die Handlungsmöglichkeit der BRD ist so gering, die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit öffnet sich immer weiter, so dass der Universalismus zur moralischen Falle wird. – Jochen Harms

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann Jeff Bezos unsere Rente retten?“ von Kolja Rudzio

 

Kann Jeff Bezos unsere Rente retten? Nein. Wenn 2 Prozent vom Einkommen der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer künftig in Aktien investiert würden, wären das beim jetzigen Durchschnittseinkommen ungefähr 27-Milliarden € pro Jahr. Es gibt in Deutschland Aktien im Wert von ungefähr 2-Billiarden €. Das würde dann ungefähr 10% der Rente Aktienbasiert machen, also wäre eine Minimallösung. So ein minimaler staatlicher Rentenfond würde davon jährlich schon ca. 1,4% kaufen. Viele Aktien stehen aber nicht zum Verkauf. Die Bahn gehört dem Staat und z.B BMW ist und bleibt wahrscheinlich fast zur Hälfte im Familienbesitz.

In 7 bis 8 Jahren würde dieser Rentenfond schon 10% der deutschen Aktien halten oder müsste massiv im Ausland investieren. Da investieren aber auch schon die Schweden, die USA und viele mehr. So würden die Aktien teurer und eine Blase wahrscheinlicher. Im Gegensatz zu einem rationalem Anleger wäre der Rentenfond absehbar durch die Politik auf Aktien festgelegt und könnte nicht rechtzeitig aus einer Blase aussteigen. Er wird also automatisch zum Opfer des Crashs, den er selbst wahrscheinlicher gemacht hat.

Auch der scheinbare Erfolg des Schwedischen Fonds basiert ja auch nicht auf Renditen im Sinne von Dividenden sondern auf den Kursgewinnen, die mit steigenden Zinsen durchaus als spekulativ zu bewerten sind, also bald schon Geschichte sein können. Es ist auch nicht ohne Ironie, wenn ein staatlicher Fond dann die einst privatisierten Staatsbetriebe, wie Post, Telekom und Lufthansa teuer am Aktienmarkt wieder einkauft, von den Ostdeutschen privatisierten Unternehmen ganz zu schweigen. – Ulrich Karthäuser

 

Jeff Bezos,der angebliche reichste Mann der Welt,soll unsere Rente retten ? Wie das? Unsere Rentenkasse (BUND,ehemals BfA) ist staatlich. Oder soll die Kasse privatisiert werden ? Niemals,denn wir haben die Zusage eines Politikers,“eins ist sicher,die Rente ist sicher“.Was brauchen wir Bezos? – Hans-Emil Schuster

 

Danke für Ihren Artikel über die Pläne der Ampelkoalition zur geplanten Aktienrente. Diese Pläne waren mir durchaus neu, deswegen danke ich Ihnen, dass Sie das Thema aufgegriffen haben. Leider stellen und beantworten Sie die meiner Meinung nach essentiellen Fragen nicht: In welche Art von Aktien soll investiert werden? Und: Wie entstehen überhaupt diese sagenhaften Gewinne auf dem Aktienmarkt?

Beides wäre überaus wichtig zu wissen angesichts der Klimakrise und des Wachstumszwangs im Kapitalismus. Es würde mich freuen, wenn Sie und Ihre Kolleg:innen die Klimakrise nicht nur im neuen Ressort abhanden, sondern auch sonst stets im Hinterkopf haben. Und speziell fürs Wirtschaftsressort würde es mich freuen, wenn Sie das aktuelle System stärker hinterfragen und auch erklären würden. – Nicole Fenneker

 

Wenn die AMPEL-KOALITIONÄRE nicht in der Lage sind, die ALTERSVORSORGE aller DEUTSCHEN zu vereinheitlichen, d. h. auch die PENSIONEN mit einzubeziehen, so müssen sie sich schon darüber im Klaren sein, dass die Solidarität und Loyalität ALLER vom gleichen Grundgesetz geschützten Bürger in unzulässiger Weise strapaziert bleibt. – Roland ZAHN

 

Kann Jeff Bezos unsere Rente retten? Zwei Themen werden zur Zeit nebeneinander von der Politik diskutiert: Einerseits die Ergänzung der umlagefinanzierten Rente durch eine aktienbasierte Zusatzrente und andererseits die Finanzierung der Energiewende. Für die aktienbasierte Zusatzrente werden in dem Artikel von Kolja Rudzio eine Reihe von Problemen angeführt. Kurzfristig kann dieses Instrument keinen nennenswerten Effekt haben, außerdem ist die vorgesehene Dimension von 10 Mrd. € in Relation zu den bevorstehenden Defiziten der Rentenversicherung völlig unzureichend.

Für die Finanzierung der Energiewende soll nun privates Kapital aktiviert werden, vermutlich auch um der Schuldenbremse auszuweichen und weil ja ausreichend privates Kapital vorhanden ist. Es wird also wieder jene Bevölkerungsgruppe an der Energiewende verdienen, die heute bereits über frei verfügbares Kapital verfügen, sprich die eher Wohlhabenden. Diesen wohlhabenden, privaten Investoren soll (je nach gusto) mit nicht zurückzahlbaren Investitionszuschüssen, Ausgleichszahlungen (Contracts for Difference), Sonderabschreibungen etc. oder vielleicht allem gleichzeitig geholfen werden.

Angesichts der sicheren rechtlichen Grundlage zur Erreichung der Klimaziele ist all das nicht zu verstehen. Die Energiewende muss und wird kommen. Eine vernünftige Rendite für Investition ist daher nicht in Frage zu stellen (die Nachfrage nach erneuerbaren Energien ist sicher, der Kostenvorteil der Erneuerbaren ist schon heute gegeben). Wir sollten die beiden Themen Rentenfinanzierung und Finanzierung der Energiewende, natürlich auch weil die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen historisch niedrig sind, miteinander verbinden.

Über einen anleihefinanzierten Staatsfonds würde der Bund Minderheitsbeteiligungen (z. B. 25%) an Unternehmen halten, die erneuerbare Energie produzieren. Erwirtschaftete Dividenden aus diesen Beteiligungen des Bundes würden als Zusatzrente ausgezahlt. Dieser Ansatz wäre in der Lage aufgrund seiner Dimension (z. B. 25% von 50 Mrd. € – pro Jahr) tatsächlich die Zuschüsse des Bundeshaushaltes aus Steuermitteln ein Stück weit und vor allem kurzfristig zu reduzieren. (Das demografische Problem für die Sozialkassen ist ein temporäres, aber vor allem kurzfristig anstehendes.)

Auch die Schuldenbremse wird bei entsprechender Gestaltung des Staatsfonds eingehalten werden können. Ein Zusatzeffekt wäre, dass mehr Bereitschaft in der Bevölkerung für die Energiewende aufkommt, da diese ja nunmehr etwas für die Erreichung der Klimaziele UND die persönliche Altersvorsorge bringt. – Thomas Kösel

 

Worum geht’s hier eigentlich? Dem Namen „Deutsche Rentenversicherung“ nach doch um ein Unternehmen, das gegen Armut im Alter versichern soll. Sonntagsredner feiern es sogar noch als ein Standbein der „Sozial“versicherung und weisen ihm damit eine zentrale Funktion für das Zusammenleben der Gesellschaft zu. In der öffentlichen Diskussion hat sich dagegen immer mehr der Eindruck durchgesetzt, die Rentenversicherung sei eine andere Art Sparkasse, in der vor allem die Rendite zählt. Kein Wunder, dass die Cleveren im Lande (Anwälte, Ärzte, Beamte…) sich aus der „Solidargemeinschaft“ gerne ausklinken. Auf die Unfähigkeit dieses Systems, sich den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung anzupassen, haben weitsichtige Fachleute im übrigen schon zu Adenauers und Erhards Zeiten hingewiesen…

Statt der xten Operation am toten Pferd (diesmal: die Aktienrente) und die Ziele durch die Verquickung von Versicherungs- und Renditedenken weiter zu vernebeln, wäre also zunächst zu klären: Erfordert unser gesellschaftliches Verständnis von der Würde des Menschen einen wirksamen Schutz vor Altersarmut, dann brauchen wir a) eine Rentenversicherung, in die alle einzahlen (mit Beiträgen aus allen Einkünften, also inklusive Kapitalgewinnen, Mieten etc.) und von der alle profitieren (mit gedeckelten, auskömmlichen Renten deutlich oberhalb der Armutsgrenze). Für die Sahnehäubchen könnten dann b) Betriebsrenten und c) die individuelle Altersvorsorge sorgen, jeweils mit nachdrücklicher steuerlicher Förderung.

Apropos Jeff Bezos: Der wird unsere Renten bestimmt nicht retten. Ich frage mich, was auf diesem Planeten überhaupt noch zu retten ist, wenn seine reichsten und mithin auch einflussreichsten Bewohner ihre Ressourcen ungehemmt und unwidersprochen für ihre pubertären Träume verschleudern, statt sich um die wirklichen Probleme der Menschheit zu kümmern. – Josef Pütz

 

Die kritische Zeit für die Rente durch den demographischen Wandel geht nicht nur bis 2035, sondern bis etwa 2050. Die Altersgruppe 20-65/67 wird von 2020 bis 2050 um rund 7 Millionen Personen abnehmen (wegen des Geburten-Rückganges seit 1965) und die Altersgruppe 65/67+ um rund 5 Millionen zunehmen (überwiegend Rentner aus den Geburtsjahrgängen vor 1965).

Eine Entspannung wird erst ab etwa 2045 eintreten, wenn die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach sterben. Für die Zeit von 2025-2045 besteht aber ein dringender Handlungsbedarf, wenn die Rentenversicherung nicht gegen die Wand fahren soll. Die notwendigen Änderungen am bestehenden System müssen daher in den nächsten vier Jahren beschlossen und umgehend um gesetzt werden. Die Rente ist nach 2025 eben nicht mehr sicher. – Andreas Tiefensee

 

Es ist mir als 74jähriger ein großes Bedürfnis, mich einfach und sehr für Ihre Meinung zu bedanken. Da sich die Politik für sachgerechte Lösungen verweigert, erlaube ich mir den Verweis auf ähnliches Verhalten in der Pandemie Aufpassen, sehr zynisch: ich hoffe nur, dass die derzeitige Pandemie darauf einen biologischen Bereinigungsbeitrag leistet. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zu „Und was wird aus mir?“ von Marc Brost et al.

 

Aus psychotherapeutischer Perspektive sind diese Koalitionsverhandlungen davon gesprägt, dass von den vier prominenten Teilnehmenden erfreulicherweise zwei bis drei Personen ihr Engagement tatsächlich in den Dienst der Gesamtheit der Menschen in Deutschland stellen. Das setzt eine überdurchschnittliche Fähigkeit zur Einfühlung, zu Mitgefühl voraus. Es geht mit der Bereitschaft einher, eigene Interessen, möglicherweise auch Partei- bzw. Wählerinteressen zurückzustellen, sofern sich herausstellt, dass diese dem Gemeinwohl im Wege stehen. Damit einher gehen ebenfalls überdurchschnittliche kommunikative Fähigkeiten.

Diese Fähigkeiten waren bereits in den Sondierungsverhandlungen für ein Gelingen grundlegend und sind in vielerlei Weise in der Öffentlichkeit sichtbar geworden als Differenz zu dem, was wir so kennen. (Kein „Durchstechen“ aus den Verhandlungsrunden, freundliche, zugewandte Gesichter, Enthusiasmus gepaart mit Bodenhaftung, der Eindruck von Miteinander etc.) Die vierte Person ist leider sehr selbstbezogen und sehr verletzlich und zum Arbeiten im Team ungeeignet. Sie hat bisher von dieser angenehmen Art des Umgangs mit ihr lediglich profitiert.

Aus psychotherapeutischer Perspektive besteht daher die große Sorge, dass diese eine Person immense Kräfte der anderen Personen in jedweden Verhandlungen verschleißt, mit der Folge einer sich mehr oder weniger rasch einstellenden Erschöpfung der anderen zwei bis drei Personen. Diese Kräfte fehlen dann nicht nur, um gut regieren zu können. Bereits in den aktuellen Koalitionsverhandlungen kann es durch diese Dynamik dazu kommen, dass die Versuche, auszugleichen, aufreibend werden, wann immer ein Konflikt auftaucht zwischen den Interessen der selbstbezogenen Person und dem Gemeinwohl, dem die anderen zwei bis drei sich verpflichtet fühlen.

So könnte es doch noch zu einem Scheitern der Koalitionsverhandlungen kommen oder aber – wahrscheinlicher – zu einer teilweisen Kapitulation der Zwei bis Drei, um das Scheitern zu verhindern, was inhaltlich zu faulen Kompromissen und menschlich zu Frustration führen würde. – Dr. med. Sibylle Riffel

 

Die FDP ist eigentlich eine 7 – 8%-Partei und hat in der letzten Bundestagswahl nur auf Grund der CDU-Schwäche den hohen Stimmenanteil erreicht. Jetzt scheint sie sich als koalitionsunfähig zu erweisen. Sie sieht offensichtlich nur die Interessen ihres relativ kleinen Wählerstamms. Das Ministeramt des Finanzministeriums zu fordern ist absurd und entspricht nicht dem realen Wählerwunsch. Insbesondere die jungen WählerInnen haben sich in der FDP alles andere als eine Blockade-Partei gewünscht. – Walter Moritz

 

Dumm, wenn sich Grüne und FDP jetzt streiten. Das macht sie beide klein, wo sie zusammen doch groß und stark sein könnten. Zwar freut sich nun die FDP, der kleinste Partner, der sich für den Moment als der Größte fühlen darf. Aber so kann es logischerweise für das Zusammenfinden in eine gemeinsam agierende Koalition nicht bleiben. Wenn sich FDP und Grüne weiter streiten, dann wird letztendlich die SPD in ihrer Rolle als größte Partei noch einmal bestätigt und gestärkt werden. Durch ruhiges Gewährenlassen hatte sie bereits im Wahlkampf gegen die sich selbst schwächenden Mitbewerber gepunktet.

Auf dem Weg in die Ampelkoalition wird die SPD nun, wenn Grüne und FDP sich wechselseitig ordentlich geschwächt haben, in der Rolle als Schiedsrichter und Schlichter die eigenen Ziele noch besser durchsetzen können. Olaf Scholz weiß nicht nur, wie man das Finanzministerium erobert. Er weiß sicherlich längst auch, wen er in diesem wichtigen Ressort für seine Nachfolge sehen möchte. Wenn zwei sich derart gesichtsverlustträchtig streiten, freut sich der / die Dritte. – Reinhard Koine

 

Schon zu Beginn der Sondierungen war erkennbar, dass die FDP diktiert, was nicht verhandelbar ist – Schuldenbremse, Steuererhöhungen, Tempolimit. Klar wurde auch, dass Christian Lindner das Finanzresort besetzen will. Von den GRÜNEN war nichts nennenswertes zu hören. Als politisch interessierter Mensch reibt man sich verwundert die Augen und fragt sich: Kann so viel Naivität und Entgegenkommen durch die GRÜNEN möglich sein? Während Christian Lindner wie ein Gockel triumphierend über den Hühnerhof der Koalitionäre stolziert und seinen Erfolg in den Himmel kräht, wähnen sich die GRÜNEN noch auf Erfolgskurs, dabei befinden sie sich bereits in der denkbar ungünstigsten Position für weitere Verhandlungen.

Eine frühzeitige Grenzsetzung durch die GRÜNEN wäre zwingend notwendig gewesen, die joviale Haltung, nicht mehr für ein Tempolimit zu kämpfen, fatal. Jetzt müsste eine ökologische Offensive durch die GRÜNEN erfolgen. Sie sollten ihre Kernkompetenz – Klimaschutz, umweltfreundlichen Verkehr und nachhaltige Landwirtschaft – in den Vordergrund stellen und die dazu gehörenden Ministerien einfordern. – Helga Tillmann

 

So lange keine Verhandlungsergebnisse präsentiert werden, ist es fast müssig, darüber nachzudenken, wer gut und wer schlecht verhandelt, ginge es nicht um U N S und unsere (Um-)Welt. Sollten die Verhandler der Grünen unzureichende Ergebnisse präsentieren, gibt es den Notausgang: Ablehnung in der Befragung der grünen Partei-Mitglieder. Es kann eigentlich nicht sein, dass der im Wahlergebnis zweit beste sich am schlechtesten durchsetzen kann. Aber schwach ist, wer einigen will und scheinbar stark ist, wer spaltet. Das wissen wir nicht erst seit Trump. Und wenn man sic h anschaut, wer spaltet, ist es bei uns ein Herr Lindler. – Johannes Barth

 

Nun sickern also die ersten Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Grünen und FDP durch und es hat den Anschein, als ob diese Republik in den nächsten 4 Jahren vom kleinsten Koalitionspartner regiert wird. Respekt, Herr Lindner. Gut verhandelt. Der Verhandlungsdelegation der Grünen möchte ich in die Vita schreiben, dass sie wohl vor lauter Regierungsbesessenheit vergessen hat, hart und geschickt zu verhandeln. Wie anders ist zu erklären, dass Tempo 130 auf Autobahnen, Wegfall der Pendlerpauschale, staatliche Investitionen für mehr Klimaschutz usw. bereits vor dem Verhandlungsraum an die Garderobe gehängt wurden.

Stattdessen peinliche Hilferufe an die Umweltverbände, deren Vorgaben in die neue Bundesregierung einfließen zu lassen eure Aufgabe war. Aber als absolutes Highlight habt ihr euch mit der FDP auf die Zerschlagung des integrierten Bahnkonzerns geeinigt und gefährdet damit Arbeitsplätze. Für euch Grüne wohl eher Frustbewältigung, für die FDP das Schmankerl on Top. Liebe Grüne. Ihr seid drittstärkste Fraktion im Bundestag und habt nicht mehr auf der Pfanne? Wenn ihr so weitermacht, scheitert ihr bei der nächsten Bundestagswahl an der 5-Prozenthürde. – Hermann Müller

 

Das ist schon eine bemerkenswerte Geschichte. Junge Leute aus dem nahen Osten kaufen sich einen Flug nach Belarus und bezahlen Schleuser, jeweils mit einem nennenswerten Betrag, die sie nach Polen mit Zielland Deutschland oder direkt nach Deutschland bringen, und dort bleiben sie, Asyl oder nicht. Sie waren im Heimatland nicht in Lebensgefahr, wollen ein besseres Leben, aber nicht in Polen, wo man sie schnell ziehen läßt, ohne sie zu registrieren, sondern in Deutschland. Wenn das so bleibt, und danach sieht es aus, dann dürfte eine positive Haltung gegenüber den widerrechtlich Eingereisten, schwerer zu finden sein. – Dr. Walter Engel

 

Die (im Artikel benannte) Misere der „Grünen“ beruht auf ihrer bisherigen inhaltlichen Ahnungslo-sigkeit in der Sache „Energiewende und Klimaschutz“: Wenn man jahrelang jeden „Schönschwätz“ von grünen Parteifreunden und aus dubiosen Wikipedia-Quellen glaubt und selbst in neuesten In-terviews weiterhin sachlichen Unsinn plappert, geht man eben schlecht vorbereitet in ernsthafte Verhandlungen.

Hat man wie die meisten führenden Grünen sachlich kaum Ahnung von der Umsetzung von Ener-giewende- und Klimapolitik, können die sachlich gut präparierten Partner schonungslos Punkte machen. Fehlende gründliches Sachwissen und unzureichende Wahrnehmung der riesigen Aufga-ben einer Energiewendepolitik durch angebliche „Energie-Expert*innen“ rächt sich jetzt. Vorher gründlich und sachlich kompetent denken, klar die Knackpunkte analysieren, gut verhan-deln, ok. – umgekehrt: Mist! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Freiheit oder Denkverbote?“ Streit von Sandra Kostner und Martin Lüthe

 

Danke für den Artikel! Fr. Kostner sieht folgendes Problem: „Es geht nicht um die Verteidigung einer Diskurshoheit, sondern um die Absicherung der intellektuellen Entfaltungsräume für alle“. Dass nicht Positionen kritisiert werden, sondern Menschen „als moralische Person vernichtet werden“. Herr Lüthe sieht das Problem nicht. So weit, so gut. Spannend nun, wie Hr. Lüthe in dem Moment, in dem er die Bezeichnung „Cancel-Culture“ als „neurecht“ (also „moralisch verboten“) bezeichnet, und am Schluss ruft: „Jetzt haben Sie doch auch „gecancelt“ gesagt, (und dadurch Fr. Kostner zwingt, defensiv zu reagieren), auf beeindruckende Art genau die Einengung des Diskurses demonstriert. Ohne es zu merken, gibt er dadurch Fr. Kostner Recht und widerlegt seine eigene Position.

Also: Herr Lüthke engt den Diskurs ein, ohne es reflektieren zu können. Die Unreflektiertheit der Priviligierten (zB im Rahmen von patriarchalen Strukturen, Alltagsrassismus ua) ist inzwischen als Problem erkannt – natürlich noch lange nicht beseitigt. Jetzt kommt offensichtlich noch die Unreflektiertheit der „Progressiven“ hinzu, die auch zum Problem wird, wenn man nicht aufpasst. Woke zu sein reicht also nicht, wenn man die eigene Position nicht mehr hinterfragt und wenn man nicht offen für Kritik und für andere Positionen ist.

So entstehen blinde Flecke, in denen weitere Ausgrenzungen florieren. Ständige (Selbst)-Reflexion ist gefragt. Ja, das ist anstrengend. That’s life. Vielen Dank für DIE ZEIT! (Ausgewogen, gute Hintergrundrecherchen.. genau mein Geschmack) – C. Hegger

 

Der Herr Professor, ausgestattet mit einer hartleibigen Ignoranz und beharrlichen Besserwisserei, segelt recht kommod auf dem gegenwärtigen universitären Mainstream! Hatte früher der SDS mit Stimm- und Brachialgewalt versucht, in den Hochschulen seine elitären eindimensionalen Thesen durchzudrücken, so sind es heute die Fakultäten selbst, die, etwas leiser und subtiler, Gesinnungskonformismus erzwingen!

Sollte nicht gerade die Universität der Ort sein, wo die unterschiedlichsten Meinungen aufeinanderprallen, im Dialog, wissenschaftlichen Disput oder intellektuellem Streit bestätigt, widerlegt oder verändert werden; wo unvoreingenommene Diskutanten und aufmerksame Zuhörer in ihnen immer wieder kleinere oder größere Körnchen Wahrheit entdecken, die, gebündelt, das Denken beflügeln und die Wissenschaft vorantreiben! Eines Tages wird der Herr Professor am Ufer des inzwischen brackig gewordenen Mainstreams stehen und darüber trauern, daß er nicht ein einziges Mal gegen ihn geschwommen ist! Doch, er ist jung, er könnte es noch!? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Selbst mir ist bekannt, dass es in manchen deutschen Universitäten Bestrebungen gibt, Forschung und Lehre zu nutzen, um gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen. „Cancel-Culture“ spielt dabei leider eine große Rolle. Herr Lüthe will davon aber nichts bemerken? Das kann ich kaum glauben und seine Argumentation überzeugt mich nicht. Er unterstellt, dass hier nur ein Gefühl „aufgerufen“ werde und redet von Einzelfällen, Beweise interessieren ihn nicht. Das finde ich schon schwach, zumal es so ganz ohne Gefühle beim ihm auch nicht geht.

Er setzt sich dafür ein, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch als Menschen mit Gefühlen anzusehen seien – was völlig außer Frage steht – und sie darauf achten müssen, was das Gegenüber fühlt, wenn gewisse Dinge erforscht oder behauptet werden. Dann muss er aber auch den Leuten, die sich zu Unrecht gecancelt fühlen, ebenso zugestehen, dass auf ihre Gefühle Rücksicht genommen wird.

Ich finde, Herr Lüthe vertritt hier eine sehr einseitige Sicht und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihn das gar nicht stört. Herr Lüthe weiß dann doch zu berichten, dass der Begriff der Freiheit von konservativen und liberalen Zirkeln „bemüht“ werde. Es geht hier aber überhaupt nicht um das Bemühen eines Bergriffes, es geht um die Freiheit an sich, die für alle gelten muss. Ich denke, dass die Freiheit auch in linken Kreisen dieselbe Bedeutung hat, wie in konservativen oder liberalen.

Zur Freiheit gehört selbstverständlich auch, dass zu kontroversen Themen ein Diskurs möglich bleibt. Von der eigenen Sicht abweichende Meinungen für unmoralisch zu erklären und den öffentlichen Diskurs zu ersticken, das hat schon was von Zensur. „Unliebsame“ Wissenschaftler und Lehrende als umstritten zu stigmatisieren, darf an freien Universitäten nicht zum Usus werden, es schadet der Wissenschaft, der Lehre und hat letztendlich auch negative Folgen für alle Studierenden.

Das jüngste Beispiel der britischen Professorin Kathleen Stock macht die Auswirkungen von „Cancel-Culture“ an Universitäten bitter deutlich. Sie sieht sich so in die Defensive gedrängt, dass ihr nur noch der eigene Rücktritt einfällt. Um ihre fachliche Qualifikation geht es nicht, sehr wohl aber um den Einfluss einer Gruppe, die sich von Frau Stock nicht wertgeschätzt fühlt. Hier muss man sich doch wirklich fragen, inwieweit sich das Gefühlsleben einzelner Personen (Gruppen) auf den Universitätsbetrieb auswirken darf und wann die Grenze überschritten wird, dass in unzulässiger Weise gecancelt werden kann. Universitäten müssen innerhalb des gesetzlichen Rahmens frei, offen und vielfältig bleiben, in jede Richtung. Das sollte sich auch Herr Lüthe wünschen.

Frau Kostners Ausführungen kann ist folgen. Vielleicht hat sie tatsächlich mit ihrer Vermutung recht, dass Herrn Lüthes Unkenntnis der Problematik aus seinem Umfeld als Critical-Whiteness-Forscher herrührt. Na, daran könnte er ja etwas ändern, indem er sein Umfeld erweitert. – Regina Stock

 

Ich erlaube mir, die generelle Unnötigkeit anzumerken. Dafür bediene ich mich des entlarvenden Satzes von Kostner: „Man muss aber differenzieren zwischen auf Lebenszeit verbeamteten Professoren und Wissenschaftlern mit befristeten Verträgen“. Ebenso von Bedeutung ist die wissenschaftliche Herkunft des Streits. Er findet fast ausschließlich in den politik-, sozial- und geisteswissenschaftlichen Zirkeln statt; also in den Bereichen, welche weder gesellschaftlich, ökonomisch noch ökologisch eine Wertschöpfung erzielen, sondern gesellschaftlich unbedeutende, geradezu fragwürdige Beiträge konstruieren und im Erfindungsreichtum ihrer Gedanken und fadenscheiniger Legitimationsversuche lediglich die eigene Existenz betrachten.

Dazu wird zunehmend das Instruments des Streits verwandt, ggfs. auch mit Hilfe der ZEIT. Dieser Streit besitzt keine Evidenz und ist gesellschaftlich so überflüssig wie die überwiegende Mehrzahl ihrer akademischen Hintergründe und Protagonisten. Es ist geradezu fatal, dass unsere schon in einer Spaltung befindlichen Gesellschaft noch die fadenscheinige Betroffenheit von akademischen Zauderern bewerkstelligen soll. – Jürgen Dressler

 

In der ZEIT erwarte ich nicht diesen selbstbemitleidenden Flachkram! – H. Schulz-Laß

 

Wenn einfacher gestrickte Geister auf ein Gebäude zugehen, bei dem Flammen aus dem Dachfirst schlagen und die Gluthitze zum Rückzug gemahnt, diagnostizieren sie wohl unisono: Es brennt. Anders Professor Lüthe: Feuersbrunst und Höllenglut wahrnehmen, das sind doch lediglich Gefühle! Solange hierzu verlässliche wissenschaftliche Studien fehlen, kann das rauchend zusammenkrachende Haus doch keinesfalls als Brandfall durchgehen. Ach so!

Gegenwärtig überschatten uns bedrohliche Phänomene wie Corona und Klimakrise. In dieses Szenario gehört eindeutig auch das zunehmend gouvernantenhafte Kontrollieren von Gedanken und Sprache. Im Umgang mit den Leugnern dieser Heimsuchungen sollten wir eine einheitliche Linie finden, denn da sind wirklich nicht die Einen schlecht und die Andren gut. – Konrad Gold

 

Das ist ein seltsames Streitgespräch. Herr Lüthe spricht von Achtsamkeit im wissenschaftlichen Austausch, weigert sich aber während des gesamten Gesprächs, das Anliegen seiner Geprächspartnerin ernst zu nehmen. Beim Lesen entstand bei mir der Eindruck, dass er im Gegensatz zu Frau Kostner gar kein Problem erkennen kann (nur Einzelfälle, nur gefühlter Druck).

Nun ist ja bekannt, dass Menschen, die sich weigern, ein Problem anzuerkennen, meistens Teil des Problems sind. Inzwischen wissen wir doch alle aus Erfahrung, wie verhängnisvoll es ist, eine Häufung ähnlicher Ereignisse als Einzelfälle (hier sind es keine Einzelfälle mehr) zu verharmlosen und dementsprechend abzuleiten, dass kein Handlungsbedarf besteht. Beispiele sind Klimawandel, Clan-Kriminalität und NSU-Morde).

In großen Teilen der Wissenschaft ist die Freiheit, so hoffe ich, noch nicht gefährdet. Das Problem besteht wohl nur in gewissen Fachrichtungen, in denen sich Moralkeulenschwinger breit gemacht haben. Moralische Überheblickeit verhindert die Auseinandersetzung mit Fakten und Argumenten. Im Übrigen bin ich froh, dass ich nicht gezwungen war, meine Examensarbeit in Biologie in diesem unschönen Genderdeutsch unter Missachtung der gültigen grammatischen Regeln zu schreiben, weil die Gendertheorie zum Glück noch nicht erfunden war. Das wäre ein arges Dilemma gewesen, weil sich Naturwissenschaft und Gendertheorie nicht vertragen.

Herr Lüthe beanstandet, dass zuverlässige Studien zum Thema fehlen. Für Studien braucht man Geld, vielleicht fließen die Forschungsgelder an die falschen Stellen. Dass es für die Gendertheorie trotz Förderung immer noch keine überzeugenden Beweise gibt, stört ihn offenbar nicht. Ich habe nichts dagegen, dass manche an die Gendertheorie glauben. Die Würde des Menschen ist unantastbar; Theorien dürfen es nicht sein. Sie müssen kritisch hinterfragt werden dürfen. Das gehört zur Wissenschaft, sonst ist es ein Glaubenskrieg.

Wenn es die Moralkeule nicht gäbe, wäre die Gendertheorie schon längst in den Abfallkorb der Wissenschaftsgeschichte befördert worden statt gefördert zu werden. Innerhalb und außerhalb der Universitäten wurden viele moralisch unter Druck gesetzt, damit sie dieses lächerliche Sprachkonstrukt benutzen. Wer will schon als unsensibel gelten? Durch diese Theorie wurde die Gesellschaft gespalten. Ich muss gestehen, dass ich Wissenschaftlern, die freiwillig die Gendersprache benutzen, nichts glaube, denn dieser Sprachgebrauch hat einen starken Hauch von Ideologie. Wenn sich Ideologien in einigen Wissenschaftsbereichen ausbreiten dürfen, ist die Glaubwürdigkeit der gesamten Wissenschaft gefährdet. – Maria Christiany

 


 

 

Leserbriefe zu „Schmerzfrei?“ von Annika Joeres

 

Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie dieses Thema der Melderate an Impfnebenwirkungen aufgreifen und kritisch bewerten. Ich beobachte eine weit verbreitete Abwehrhaltung ärztlicher Kollegen gegenüber Nebenwirkungen der neuen Impfung. Das offizielle Aufklärungs- und Informationsmaterial für Patienten ist diesbezüglich völlig unzureichend und nicht objektiv, geschweige denn transparent. Der Sicherheitsbericht des PEI vom September 2021 zeigt eine erschreckende Steigerung der Todesfälle und schwerer Impfschäden.

Bei einer passiven Erhebung der Daten unter einer so ungünstigen politischen Wetterlage ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen. Es wäre die Aufgabe des Präsidenten des PEI Klaus Cichutek das öffentlich zu kommunizieren. Er tut es nicht, so wie viele Verantwortliche derzeit lieber ihren Kopf in den Sand stecken, als ihre Position und Karriere zu riskieren. Er spricht lieber von einem „ausgezeichneten Lagebild“! Das ist eine Bankrotterklärung und ein Verrat an der Wissenschaft und der medizinischer Ethik! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich vermisse einen Hinweis darauf, wieviele Geimpfte überhaupt an der vom Paul-Ehrlich-Institut durchgeführten Befragung teilgenommen haben. In meinem aufgeklärten Bekanntenkreis ist zwar das Bewusstsein vorhanden, dass aussagekräftige Daten wünschenswert sind und die Bereitschaft, mitzuwirken. Den Link/ QR- Code auf der letzten Seite des Aufklärungsmerkblattes zur Umfrage hatte allerdings NIEMAND gelesen! Hier wäre mehr/sichtbarere Werbung für eine Teilnahme (Bsp. NL) sinnvoll gewesen! – Erika Voß

 

Mit zwanziger jähriger Beratungserfahrung in der Arzneimttelsicherheit darf ich sagen: Wer aus „Furcht, ei­ne grö­ße­re Auf­merk­sam­keit für Ne­ben­wir­kun­gen kön­ne Men­schen von ei­ner Imp­fung ab­hal­ten“ Informationen zurück hält, verstösst nicht nur gegen alle Regularien zur Patientensicherheit und verspielt Glaubwürdigkeit, sondern er missachtet auch die Mündigkeit der Bürger und damit die Grundannahme unserer Demokratie. In Deutschland sind laut PEI bis Ende August 1.670 Menschen an Impfnebenwirkungen gestorben. Da macht sich der mündige Bürger Gedanken, wenn in anderen Ländern viermal mehr Meldungen vorliegen. – Ingo Klamann

 

Es ist ein Skandal, dass hierzulande nicht alles dafür getan wird, um die Menschen über schwerste Nebenwirkungen aufzuklären. Sinusvenenthrombosen, Lähmungen, Herzkreislauferkrankungen, Schlaganfälle, sogar Todesfälle nach der Impfung von BioNTech und Moderna. Übrigens vor fast einem Jahr auch bereits in der Frankfurter Rundschau zu lesen. Es ist ein Skandal, dass uns das kleine Holland und skandinavische Länder zeigen müssen, wie Meldungen richtig funktionieren.

Dänemark und die Niederlande melden viermal so viele Verdachtsfälle von Nebenwirkungen des Impfstoffes von BioNTech. Im Zusammenhang mit dem Artikel von Annika Joeres muss auch gefragt werden, warum in den Medien wenig bis gar nicht über die hoffentlich bald bevorstehende Zulassung der proteinbasierten Impfstoffe Novavax und Valneva berichtet wird. Ich höre immer, man will die Impfquote erhöhen. Nicht nur ich, sondern viele andere Menschen warten auf den Totimpfstoff. Es wird allerhöchste Zeit (ZEIT), hierüber zu berichten. Auch um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen. – Ulrich Niepenberg

 

Ein Bekannte von mir ist doppelsgeimpft, sie gehört zu der Gruppe von Menschen jenseits der 70! Sie erhielt zweimal den Impfstoff von AstraZeneca gespritzt. Nach dem ersten Pi(e)ks fühlte sie sich noch ganz gut, das änderte sich dann urplötzlich, kurz nach dem zweiten Pi(e)ks. Wenig später ging es ihr immer schlechter, sie fühlte sich ständig müde, abgeschlagen und schlapp, sie war einfach zu nichts mehr fähig. Sie ging zum Hausarzt und zur „Beobachtung“ ins Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass sie an einer akuten Blutarmut leidet.

Sie erhielt deshalb etliche Bluttransfusionen verabreicht. Dieses Spielchen wiederholt sich seither ständig, ohne sichtbaren Erfolg. Ein Teil ihres Blutes, das noch im Körper ständig zirkuliert, der löst sich quasi ständig wie „in Luft“ auf und verduftet somit! Ein Zusammenhang mit der Impfung wurde und wird vorsichtshalber verneint. Trotz ständiger Auswertung ihrer Blutproben, konnte bisher auch keine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen gefunden werden. Vielleicht darf/soll auch kein Zusammenhang zwischen der Impfung und diesen eklatanten Nebenwirkungen gefunden werden!? – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein Falke als Finanzminister“ von Clemens Fuest und Harold James

 

Unter dem im Betreff genannten Titel erschien in der aktuellen Ausgabe (No.45) der Zeit ein Artikel der Wirtschaftsprofessoren Fuest und James. Darin ist gleich zu Beginn von „den neuen Bundesländern“ die Rede. Nach mehr als 30 Jahren sollte dieser Begriff doch obsolet geworden sein. Das sollte sich dann doch auch im Sprachgebrauch der Herren Professoren widerspiegeln. – Wolfgang Koch

 

Clemens Fuest und Harold James nutzen ihre Antwort auf den Artikel von Adam Tooze und Joseph Stiglitz, um Joe Bidens Investitionspaket ohne Argumentation als „Fehler“ zu bezeichnen und verbreiten darüber noch Unwahrheiten. Abgesehen davon, dass die Summe gemessen am amerikanischen BIP winzig ist, stärkt das Paket nicht die Nachfrage, sondern die Angebotsseite. Indem Frauen, die in den USA viel häufiger Zuhause bleiben und Kinder hüten müssen als in Europa, die Möglichkeit gegeben wird, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Für konservative Ökonomen wohl ein Fehler. – Dr. Jan Beck

 

Wenn die beiden Autoren am Ende des Textes von einer politischen Unterstützung laxer Fiskalregeln schreiben, für die es, zum Ausgleich, einen kritischen fiskalpolitischen Falken benötige, so frage ich mich, der davon ausgeht, dass es bei der Fiskalpolitik um Einnahmen und Ausgaben geht, ob das Autorenduo lediglich die Ausgabenseite im Blick hat, denn eine Entlastung für die Mittelschicht wurde, meines Wissens nach, zuletzt an eine entsprechende Wirtschaftsleistung gekoppelt.

Der Falke, welcher hier gemeint sein könnte, schloss dafür höhere Steuereinnahmen kategorisch aus, konnte sich damit in den Sondierungsrunden auch durchsetzen, wobei insbesondere die Reichsten, also die, die am allerwahrscheinlichsten von den letzten Krisen profitiert haben, geschont werden sollen. Ich gehe dabei davon aus, dass der Solidaritätszuschlag im Hinblick auf ein (in einer bestimmten Form) erwartetes Urteil zunächst „geschenkt“ wurde. – Volker Kaufmann

 

Einen „Falken als Finanzminister“ fordern die Autoren Clemens Fuest vom Ifo-Institut und Professor Harold James, damit die Balance zwischen fiskalischer Flexibilität und harten Budgetrestriktionen gewahrt bleibt (oder wieder neu hergestellt wird) und somit die Politik des lockeren Geldes ihr Ende findet. Es ist zwar richtig, dass angesichts knapper materieller Ressourcen eine Finanzpolitik, welche die einfach nur Nachfrage stimuliert, riskant, wenn nicht gar falsch ist: Es lauern die Gefahren von langanhaltender Inflation sowie von Spekulationsblasen, die vom Geld, das mit der Gießkanne ausgeschüttet wird, aufgebläht werden.

Bei der Diskussion, wie mit öffentlicher Verschuldung umgegangen werden soll, wird aber das eigentliche Dilemma oft ausgeblendet: nämlich die Asymmetrie zwischen öffentlicher Armut und privatem Reichtum. Dahinter steckt letztlich die Ideologie: Die Privatwirtschaft kann es besser, nur sie ist zu „intelligenten“ und „effizienten“ Investitionen fähig, der Staat hat lediglich ein günstiges Investitionsklima zu schaffen. Diese Ideologie würde ich als vorgestrig bezeichnen. Schon bei der Finanzkrise 2008 wurde klar, dass wirtschaftliche Stabilität einen aktiven Staat braucht. Inzwischen – spätenstens seit Corona – ist offensichtlich, dass dies sogar viel allgemeiner gilt:

Nicht nur wirtschaftliche Stabilität, sondern unsere Lebensgrundlagen insgesamt hängen von öffentlichen Gütern und staatlichem Handeln ab, ob Gesundheit, Mobilität, oder eine lebenswerte Umwelt. Diese Güter kann die Privatwirtschaft möglicherweise effizient und nachhaltig nutzen – die Vesorgung mit ihnen sichern kann aber nur ein handlungsfähiger Staat. Es muss also umgedacht werden, die permanente Umverteilung von öffentlich zu privat muss begrenzt, ja umgekehrt werden, wenn wir die Ressourcen mobilisieren wollen, die zur Abwendung einer globalen Ökokatastrophe in absehbarer Zukunft erforderlich sind. Das ist die wahre Anforderung vor der wir stehen, vor der sich Diskussionen um Details bei der Schuldenbremse wie Kleinkram ausnehmen. – Dr. Dirk Kerber

 

Stiglitz gegen Fuest. Die Eurokrise hat die EU dauerhaft entzweit. Die sog. PIGS-Staaten (Portugal, Italien, Grie-chenland und Spanien) sind von Merkel und ihrem Finanzminister Schäuble mit ihrer Austeri-ty-Politik im Verein mit Brüssel und IWF geschurigelt und gedemütigt worden und haben sich von der Idee des politischen Zusammenhalts der EU auf der Basis gemeinsamer Werte dau-erhaft abgewandt. Ex-CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender Kauders überhebliche Parole „Man spricht jetzt deutsch“ hat den Brexit entscheidend befördert.

Die Visegrád-Staaten Polen, Ungarn, Slowenien und Tschechien spielen nach dem Beispiel des von der Bundesregierung unter Merkel praktizierten nationalen Egoismus‘ zunehmend nur noch die die nationalistische Karte. Die deutschen Investoren im EU-Währungsraum haben in der Währungskrise dank Merkel und Schäuble keinen Cent verloren. Den verschuldeten Staaten wurde dieses Geld zur Ret-tung ihrer Gemeinwesen erst gegeben und anschließend zur Schuldentilgung wieder entzo-gen. Die Bevölkerung der PIGS-Staaten ist durch die von Merkels Regierung durchgesetzte Austerity-Politik tlw. verarmt, die Staaten im Prinzip bankrott, dauerhaft politisch und sozial destabilisiert, großer Teile ihres staatlichen Tafelsilbers und ihrer Souveränität in Haushalts-fragen beraubt.

Deutschland hat den vertraglich vereinbarten Inflationspfad bei Einführung des Euros von 2 % bewusst und vertragswidrig weit unterschritten, die PIGS-Staaten u a. in der gleichen Periode ebenso vertragswidrig tlw. weit überschritten. Deutschland wurde durch Lohndum-ping Exportweltmeister und hatte durch stetiges Wachstum gravierende Wettbewerbsvorteile, die anderen EU-Staaten verloren durch die Merkel’sche Politik auf ganzer Linie Wettbewerbs-fähigkeit, Marktanteile und ihre Wachstumsmöglichkeit.

Die EU-Krise wurde fast zwangsläufig herbeigeführt durch die fehlende gemeinsame Wirt-schafts- und Finanzpolitik, d. h. Fiskalpolitik. Die Regierung Merkel hat davon sehr profitiert und konnte ihre Austerity-Politik der kompromisslosen Haushaltsdisziplin ohne Rücksicht auf soziale und ökonomische Belange ungeniert gegenüber den Mitgliedsstaaten des Euroraums ausleben, d. h. durch die ständige, vertragswidrige Unterschreitung der vereinbarten Inflati-onsrate von 2 %.

Nun rollt Herr Fuest den Teppich für Lindner aus, ohne ein Wort zu den „Inflation Sünden“ Deutschlands in der EU-Krise. Die Austerity-Politik des schwäbischen Sparfanatikers Fi-nanzminister Schäuble und seiner Chefin Merkel hat wenig Gutes für einige der EU-Mitgliedsstaaten gebracht, außer für den Exportweltmeister Deutschland selbst. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus der Eurokrise wäre eine Fortsetzung deutscher EU-Politik mit einem Finanzminister Lindner und Verfechter harter Budgetrestriktionen tatsächlich An-lass zu Besorgnis.

Stiglitz und Tootz haben insofern recht, Herr Fuest das Thema weit ver-fehlt. Die evidente Schieflage der EU können nur die neugewählten jüngeren, kompetenten und aufrichtigen Abgeordnetinnen und Abgeordneten von SPD, CDU/CSU, Grünen, FDP und Lin-ken mithelfen zu beseitigen. – Manfred Eckelt

 


 

 

Leserbriefe zu „Nicht mehr viel Platz“ von Hanna Grabbe

 

Wenn man bedenkt, was Hanna Grabbe in der aktuellen „Zeit“ schreibt im Hinblick auf die längeren Wege von Rettungswagen und auch die verschobenen, aber eigentlich nicht verschiebbaren OPs, wird klar, warum die Entscheidung für oder gegen das Impfen keine Privatsache, sondern eine politische Frage ist, oder – an meine frommen Glaubensgeschwister adressiert – warum sich impfen zu lassen eine Christenpflicht und Frage der Nächstenliebe ist!

Außerdem sei den frommen Impfgegnern in Erinnerung gerufen, dass sich die Entwicklung der Naturwissenschaften und somit auch der medizinisch-technische Fortschritt maßgeblich dem Monotheismus und der Entvölkerung des Götterhimmels verdanken.Impfgegner stellen sich daher (vermutlich unbewusst) mit ihrer Wissenschaftsfeindlichkeit gegen die Segnungen des Glaubens an den (drei)einen Gott!

Mein Tipp: Beim nächsten Zahnarztbesuch auf die Narkose, bei der nächsten ernsthaften Infektion aufs Antibiotikum verzichten und bei Bluthochdruck zum Heilpraktiker statt zum Schulmediziner gehen, den Blutdrucksenker absetzen und dem Schlaganfall wacker entgegensehen! Habt euch nicht so: Das Leben ist der Güter höchstes nicht! – Marcel Haldenwang

 

In der Ausgabe vom 4.11. war im Teil Wissen ein sehr interessanter Artikel „Nicht mehr viel Platz“ über die absehbare Überlastung der Intensivmedizin. Ich habe daraus in einer kurzen Ausarbeitung zitiert, die ich für meine Freunde, Kollegen und Nachbarn erstellt habe, die zum großen Teil ziemlich falsche Vorstellungen haben, was da auf uns noch zukommen könnte. Schließlich sind in diesem Jahr seit Anfang Mai schon 3-mal so viele Menschen an Corona erkrankt und gestorben wie im gleichen Zeitraum des letzten Jahres.

Das Interview mit Herrn Fauci und der Artikel über das seltsame Verhalten des Paul Ehrlich Instituts waren auch recht interessant. Sowohl das RKI wie das Paul Ehrlich Institut haben in diesem und letzten Jahr Dinge gemacht, die ihr früher sehr hohes Ansehen wohl nicht nur bei mir beschädigt haben. – Dr. Jochen Noll

 

Es ist doch immer das Gleiche. Kommt die Bahn zu spät brauchen wir eine bessere Infrastruktur. Steigt die Kriminalitätsrate brauchen wir mehr Polizei. Sind die Krankenhausbetten voll belegt brauchen wir mehr Betten? Nein, wir brauchen Personal um die Betten belegen zu können. Aktuell wird die Pandemie dazu missbraucht den über Jahre bekannten Missstand in der Gesundheitspolitik zu rechtfertigen. Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Ich arbeite seit 40 Jahren im Gesundheitswesen und kenne es nicht anders. Personal, so wenig wie möglich. Belegte Betten, soviele wie Stellplätze verfügbar sind. Freie Betten auf Intensivstationen, betriebswirtschaftlich nicht vertretbar.

Wenn nicht anders möglich müssen beatmete Patienten auch temporär im Flur, Badezimmer oder and eren Nebenräumen verwahrt werden. Coronaprämie, ich kenne niemanden im Krankenhaus der eine bekommen hat, dafür ständige Übernahme von zusätzlichen Dienstschichten da es keineAusfallkonzepte gibt und die Personalbemessung unzureichend ist. Ja, auch Beschäftigte im Pflegedienst sind von der Pandemie betroffen, nicht nur an der Arbeitsstelle wo Sie tagtäglich mit nicht geimpften Personen zusammen arbeiten müssen weil hier die Politik versagt und mit nicht geimpften Patienten und nachlässigen Regeln an den Arbeitsstellen konfrontiert sind und mit Kita, Schule und dem sozialen Umfeld viele weitere Berührungspunkte haben und durch ständige Überforderung ihre Leistungsfähigkeit einbüßen und ausfallen.

NICHT MEHR VIEL PLATZ? Doch. Platz wäre vorhanden. Leerer Platz. Es muss endlich verstanden werden, dass es ohne Personal nicht geht. Pflege, Therapeuten, Reingungs – und Versorgungsdienste, Ärzte und Laborpersonal, all das gehört zu einem funktionierenden Betrieb einer Intensivstation und eines Krankenhauses. Angemessene Arbeitszeiten und Entlohnung, Stärkung der Schichtdienste, würdige Nacht-und Wochenendzulagen und Altersteilzeitregelungen, das sind die Lösungen für die nächsten Jahre damit wir die Plätze mit Leben füllen können. Bis dahin ist noch viel Geduld nötig, das ist an den laufenden Tarifverhandlungen zu erkennen, keine Spielräume für mehr Personal oder bessere Vergütung. Bis dahin wird der Exodus der Pflege anhalten. – Andreas Uhl

 

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich Ihren Artikel zur aktuellen Entwicklung der Lage auf den Intensivstationen gelesen. Insbesondere zum sogenannten Pflegxit. Ich selbst bin seit über 20 Jahren beruflich Pflegender und Gesundheitswissenschaftler, mittlerweile seit einigen Jahren im Management und in dieser Zeit auch berufspolitisch Engagiert, daher spricht mich dieser Artikel natürlich an. Meines Erachtens nach sind Artikel wie der jetzige hilfreich um auf die Bedingungen und Entwicklungen aufmerksam zu machen. Gleichzeitig greifen Artikel allein jedoch zu kurz, zumal wenn sie die Entwicklungen primär im Kontext der Pandemie betrachten.

Die Situation in den Kliniken hat sich ja nicht erst durch die Pandemie verschlechtert, vielmehr wirkt diese wie ein Brennglas. Schon vorher war das Pflegepersonal, Insbesondere in der Somatik, aber auch in der Psychiatrie, immer weiter “ reduziert worden“ und die Gesamtbedingungen haben sich parallel und zunehmend verschlechtert (Attraktivität des Berufs“). Dies ist wohl am ehesten dem Primat des Sparens und irgendwie wohl auch der Fehlannahme „Pflegen kann jeder“ geschuldet. Man hat m.E. strategische Fehlentscheidungen getroffen, als man eben das Gesundheitswesen immer mehr privatisiert und damit auch profitorientiert gestaltet hat. Schaut man in andere Länder (bspw. Skandinavien) wird sichtbar, dass Pflege und das gesamte Gesundheitswesen, um erfolgreich und wahrhaftig im Sinne der Gesundheit handeln zu können, nicht auf Profit ausgerichtet sein darf, sondern eben „Staatlich“ im Sinne eines öffentlichen Gesundheitsdienstes geführt werden sollte.

Ebenso zeigen andere Länder auf, dass eine zeitgemäße Nutzung der Ressourcen -wir haben nicht mehr „die Pflegenden“ als homogene Gruppe, sondern hochqualifizierte Fachkräfte, mit unterschiedlichen Fort- und Weiterbildungen, sowie akademischen Qualifizierungswegen, die im Grunde genommen dazu aufrufen, den sogenannten Skill & Grademix im Gesundheitswesen neu zu betrachten und sich auf politischer, sowie jedoch sicherlich auch in den Standesvertretungen der Berufsgruppen den Themen der Delegation und Substitution neu zu denken. Beispielsweise in die Richtung, dass Pflegefachpersonen aufgrund ihrer Einschätzung Verordnungen treffen können, die Akute häusliche Behandlung eigenverantwortlich, „Fallführend“ durchführen können und somit eine Krankenhausbehandlung verhindern können. Dafür bräuchte es jedoch eben eine kritische Auseinandersetzung aller „Steakholder“ im Gesundheitswesen mit den vergangenen Jahrzehnten.

Es würde sich hier noch weiter ausführen lassen, jedoch hoffe ich sehr, dass die demnächst kommende Regierungskoalition ihre Lösungen zur Lage im Gesundheitswesen eben nicht nur aus der pandemischen Lage zieht, sondern eben eine Analyse der (Fehl-)Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte vornimmt. Am ehesten braucht es eine Enquete-Kommission. In der Psychiatrie gab es diese Mitte der 1970er Jahre. – Stefan Rogge

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Bruderkrieg“ von Jörg Lau

 

Die Zeit der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt ist scheinbar vorbei. Ob Republikaner oder Demokraten, sie sind allesamt oder zumindest in großen Teilen zerstritten. Gemeinsam und einer Meinung sind die Parteien nur im Kampf gegen den jeweils politischen Gegner. Donald Trump hat in seiner Amtszeit das Land gespalten und eine zutiefst verunsicherte Gesellschaft hinterlassen. Misstrauen kennzeichnet die Lage im amerikanischen Volk. Wenn die eigene demokratische Partei ihren Spitzenkandidaten und Präsidenten auflaufen und hängen lässt ist, dass Wasser auf die Mühlen von Donald Trumps Ambitionen auf eine zweite Amtszeit.

Die Demokraten üben sich augenblicklich als Steigbügelhalter für den neuerlichen Ritt Trumps, als apokalyptischer Reiter, in das Weiße Haus. Wie soll Joe Biden eine gute politische Bilanz erreichen, wenn seine eigene Partei die notwendigen Reformvorhaben (Klimafreundliche Umbau und Infrastrukturmaßnahmen sowie sozialer Ausgleich etc.) torpediert. Dies aus reinem Eigennutz, Engstirnigkeit und fehlender Kompromissbereitschaft der Linken und Rechten in der Demokratischen Partei. Offensichtlich hat die „Trumpisierung“ auch die Demokraten erfasst. Geopolitisch, und dies nicht nur in der Klimapolitik, spielt diese negative, amerikanische, Entwicklung in die Karten von China und Russland.

Das Ganze ist zutiefst verstörend und Gift für die Klimapolitik weltweit. Vertrauensbildende Maßnahmen der „freien Welt“ müssten anders aussehen und der sogenannten „Dritten Welt“ echte Perspektiven bieten. Das Land der Freien und Tapferen ist immer mehr ein Land der Gezwungenen und der Duckmäuser gepaart mit einer großen Portion Bigotterie. Also derzeit unfähig sich und geschweige anderen zu helfen. – Felix Bicker

 

Gerade lese ich im Aufmacher „Im Bruderkrieg“, es habe „der Präsident den Parteigenossen gedroht“. Den Begriff „Parteigenossen“ liest und hört man immer wieder in dieser wertneutralen Bedeutung „Mitglieder der gleichen Partei“, dabei stammt er aus der Sprache der NSDAP und der Unterscheidung in Volksgenossen und Parteigenossen. Mich irritiert er deshalb jedesmal. Ist da der sprachliche Wandel an mir vorbei gezogen? Gibt es in der (durchaus sprachbewussten) ZEIT-Redaktion eine Einschätzung zu diesem Begriff? – Arno Eigenwillig

 

Bidens Wiederwahl könnte scheitern, schreiben Sie, weil die rechten und linken Flügel der Demokraten „sich wechselseitig zu Geiseln“ nehmen und nur über das reden „was fehlt, anstatt über die Wohltaten“. Dasselbe Schicksal sehe ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch für unsere Ampel, so sie denn kommt. Grün und Gelb werden in der Koalition locker die Arbeit der Parteiflügel der Demokraten übernehmen können und wechselseitig beklagen, was im Koalitionsvertrag/-alltag fehlt. Es hat diese Woche bereits angefangen, noch bevor die Koalition überhaupt steht.

Von den ehemals großen, allumfassenden Volksparteien haben sich wie in der Vergangenheit – wie auch immer gefärbte – Partikularparteien abgesondert, mit dem Ziel spezielle Interessengebiete und Ziele wirkungsvoller formulieren und dann umsetzen zu können. Beim Umsetzen finden sie sich nun aber nahezu zwangsläufig in einer Mehrparteien-Koalition wieder mit (fast) allen anderen Farben. Vielleicht ist eine große umfassende Volkspartei zwar weniger pointiert, weniger schnell, weniger präzise, in Summe aber wirkungsvoller. – Heinz Lewandowski

 

Biden hat sich intern unter den Demokraten überschätzt. Den demokratischen Individualis-tenhaufen, zum Teil auch korrupt, zu zähmen und zugleich Weltpolitik machen, das ist schlicht und ergreifend zu viel. Da hätte er von Trump lernen können, der sich einer in-ternen Beißzange wie Mitch McConnell bediente. Es ist einfach nicht nachzuvollziehen, wie sich die US-Demokraten wieder einmal selbst eliminieren. Dennoch, diesseitige Über-heblichkeit ist auch nicht angebracht, denn insbesondere intrigante Söders und Merzens, aber auch Spahns und Laschets können das ja auch. – Albrecht Seidel

 


 

 

Leserbriefe zu „Alles für die Wahrheit“ von Alard von Kittlitz

 

Ihr Artikel über Dostojewskis Leben von Alard von Kittlitz hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich habe “ Schuld und Sühne“ mit 17 Jahren zum ersten Mal gelesen und dann noch einmal 10 Jahre später. Heute mit 65 Jahren schenkte ich die Neuübersetzung meinem 17 Jährigen Sohn. Die Frage ,die im Raum steht, warum Dostojewski, einen noch stärkeren Hass auf das Judentum hatte,als in jener Zeit sowieso schon üblich war, könnte in seinem Lebensbericht die Antwort finden.

Seine permanenten Schulden, sowie die extreme finanzielle Notlage in Baden-Baden,nötigten ihn immer wieder zu Pfandleiern und maßlosen Geldgebern zu gehen.Diese Entwürdigung und selbst erniedrigende Situation könnte sehr gut eine Erklärung für seine Äußerungen sein. Wer waren denn diese Menschen, in deren Hände er sich begeben mußte? Durch die Politik der Jahrhunderte gezwungen „Die Juden“. – Sabine Konzuch

 

Immer mal wieder war ich so begeistert von einem Artikel, dass ich gleich schreiben wollte, ließ es dann unter dem Andrang des zu Besorgenden. Aber nun: Herrn von Kittlitz Dank für die wunderbare Schilderung von Dostojewskis Leben, und auch für den Bericht über das Schaf Leni, das im Herzen ein Pferd ist. Beide Artikel bewahre ich auf. Ebenso wichtig und erfreulich fand ich die Artikel von Navid Kermani, vor einem Jahr „In aller Offenheit“ und letzthin die klarsichtige Würdigung von und Kritik an Frau Merkels Arbeit.

Noch eine Bemerkung zu einem Leserbrief, in dem moniert wurde, in der Rubrik „Wie es wirklich ist“ der Bericht über den letzten Umzug mit 80 handele von einem wohlhabenden Paar und sei somit nicht repräsentativ. Ich persönlich finde es gerade interessant, wenn in dieser Rubrik von nicht alltäglichen Erfahrungen berichtet wird. Was ich selbst oder in meiner Umgebung erlebe, muss ich ja nicht nochmal in der Zeitung lesen … Insgesamt bedanke ich mich herzlich für Ihre Arbeit! – Dr. Petra Nöcker

 

Toller Artikel. Bitte richten Sie dem Autor aus, dass mich dieser Artikel inspiriert hat, Dostojewski zu lesen. – Markus Süßmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie geht’s uns eigentlich?“ von Stefanie Kara

 

Ein Schelm der Böses dabei denkt. Für die Zunahme an Depressionen sehe ich auch eine Veränderung der Kriterien zur Diagnosestellung. Im DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, dominierendes psychiatrisches Klassifikationssystem in den USA) vom 18.05.2013 wurde die Dauer der Symptomatik von 6 Monaten auf 2 Wochen reduziert. Daraus resultiert eine häufigere Diagnosestellung bei den Ärzten mit häufigerer Krankschreibung und Medikamentenverordnung. Und wer weiß schon, dass 70 – 80 % der Fachexperten, die dem Gremium der DSM angehören, ihre Interessen bei den Pharmakonzernen haben. Ein Schelm der Böses dabei denkt… – Martina Ziegler

 

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich bedauere aber, daß zwei wesentliche Aspekte auch in Ihrem Interview fehlen: Was kann jeder einzelne tun, um sich vor psychischen Schäden zu schützen bzw. während oder nach seelischen Belastungen zu heilen, außer zu Therapeuten zu gehen? Nun, es ist eigentlich bekannt, wird aber viel zu selten – und in Ihrem Artikel wieder nicht – angesprochen: es ist regelmäßige körperliche Bewegung oder auch richtiggehend Sport, und es ist der Aufenthalt in der Natur (am besten wieder verknüpft mit Bewegung, also Spaziergang oder besser noch einer Wanderung).

Bewegung (bzw. Sport) einerseits und die Augen ins Grüne blicken und damit die Gedanken abschweifen lassen sind hervorragende Methoden, Depressionen und burn-out zu vermeiden oder zu therapieren. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, und die Forschung bestätigt es ja auch. – Dr. Bernhard Wessling

 

Ich habe mich sehr gefreut über ihre differenzierte Art an das Thema psychische Gesundheit heranzugehen und positive und negative Trends herauszuarbeiten. Eine Sicht fehlt mir jedoch in ihrem Überblick: Es ist der Blick auf die Heranwachsenden. Dazu haben sie keine Aussagen gemacht, ich denke aber, dass es hier eine sehr bedenkliche Entwicklung gibt. Ich kann ihnen zu diesem Thema keine wissenschaftliche Untersuchung bieten, wohl aber eigene Beobachtung aus jüngster Zeit. Ich bin in der Kinderklinik Konstanz als Oberarzt für den Bereich Psychosomatik zuständig. Wir behandeln in einem multidisziplinären Team Heranwachsende mit psychischen Problemen.

Unser Schwerpunkt sind Essstörungen, insbesondere Anorexia nervosa, also Magersucht. Hier können wir eine ausgeprägte Zunahme feststellen seit dem Corona-Lockdown. Es handelt sich dabei um schwere Anorexien, die ambulant nicht mehr zu beherrschen sind und über Monate stationär behandelt werden. Es sind fast ausschließlich Mädchen. Da wir gute Beziehungen zu anderen Einrichtung haben, die auch solche Patientinnen behandeln, wissen wir, dass wir damit nicht alleine sind. In der Ambulanz sehe ich zunehmend Mädchen, die dringend eine stationäre Therapie benötigen, denen wir bei uns aber keinen Platz anbieten können, weil alle verfügbaren Therapieplätze auf längere Zeit hinaus belegt sind.

Da die Wartezeiten in anderen Kliniken, die wir kennen, ebenfalls sehr lang sind, kann ich diesen Familien keine Hoffnung auf zeitnahe Hilfe machen. Das ist schwer zu ertragen. Ich bin bereits seit über 25 Jahren Teil dieses therapeutischen Teams, nie hat es einen solchen Ansturm gegeben. Nach meiner Einschätzung wird der Lockdown einen erheblichen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit unserer Jugend haben. Ich wünsche und hoffe, dass die Mehrheit der Betroffenen genug eigene Ressourcen besitzen und ausreichend stabile Beziehungsnetzwerke haben, um wieder gesund zu werden.

Denn kompetente Therapeuten und Einrichtungen in diesem Bereich hat es schon vor der Pandemie nicht ausreichend gegeben, jetzt aber besteht ein eklatanter Mangel. Ich denke nicht, dass es eine unzulässige Schlussfolgerung ist, dass unsere Patientinnen mit schwerer Anorexie nur die Spitze eines Eisberges darstellen, hinter dem sich viel mehr Probleme verbergen. Diese sind – das haben sie ja gut herausgearbeitet – gar nicht so einfach mit statistischen Werkzeugen zu erfassen. – Andreas Böckmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Streit um das Geschlecht“ von Peter Neumann

 

Wesentliches fehlt im Bericht: Kathleen Stock warnte davor, Transfrauen – i.A. Männer mit voll funktionsfähigen Geschlechtsorganen, die sich als Frauen selbst definieren – das Recht auf freie Wahl der Umkleidekabinen oder sanitären Anlagen zu gewähren. Fakt: Diesbez. nichtoperierte Männer in engl. Haftanstalten haben einfach behauptet, eine Frau zu sein und kamen dann ins Frauengefängnis. So u.a. ein bereits verurteilter Vergewaltiger und Pädophiler, der dann prompt weibl. Inhaftierte sexuell überfiel.

Vor Gericht hieß es dann u.a. „ihr Penis“ hätte während des Übergriffs aus der Hose gehangen – ein weibl. Penis also! Tollhaus England? Wer die Ereignisse um Kathleen Stock für eine spez. brit. Zuspitzung hält, irrt sich. Zahlreiche deutsche Universitäten haben diesen offenen Schandbrief mit unterschrieben. Akadem. verbrämter Gender-Ungeist und ideolog. motivierte Dummheit haben sich in unseren Universitäten breit gemacht. 1933 lässt grüßen! Wehret den Anfängen! – Rolf Wolfbauer

 

Als ZEIT-Leser(seit 1964) diskutiere ich mit meiner Frau(EMMA-Leserin seit Ausgabe 4)zwei Sachverhalte, die in einem direkten Zusammenhang stehen: in der EMMA September/Oktober 2021 S.52(„Ich kandidiere als Frau“/ Ein Güner Mann führt seine Partei vor) als auch in der EMMA November/Dezember 2021 S.21(Grüner Mann entlassen!Nach Kritik an Transpolitik schlägt seine Partei zu.) Dagegen formuliert DIE ZEIT : Streit um das Geschlecht/ Transaktivisten vertreiben eine Philosophieprofessorin von der Universität Sussex.

Im einen Fall wurde ein Engländer in Deutschland entlassen, im anderen hat sich eine Schottin als Professorin in England selbst entlassen zum Bedauern der Britischen Regierung und der Universität Sussex, wobei ihre Gegner mit dem Lied „Ding -Dong! The Witch Is Dead“ aus dem Zauberer von Oz eine Verbindung zu mittelalterlichen Hexenprozessen zeitgleich herstellten. Möglicherweise könnte eine Konferenz aus EMMA- und ZEIT-Leuten aufweisen, inwieweit missliebige Formulierungen geändert werden müssten, um den Rechtsfrieden wiederherzustellen. – Dietrich Bauer

 

Das Beispiel paßt zum Thema des Streitgesprächs dieser Ausgabe: eine militante Splittergruppe, hochgespült und angetrieben vom Zeitgeist, attackiert eine Professorin, deren Argumenten sie nichts entgegenzusetzen hat, mit beleidigenden Verbalinjurien, bis sie sich, mundtot gemacht, aus der Öffentlichkeit zurückzieht; sie dürfte auch die Rückendeckung ihrer Universitätsangehörigen (aus Feigheit?) vermißt haben! Der Herr Professor des Streitgesprächs hätte hier wohl versucht, uns Leser mit Relativierungen und Verharmlosungen zu beschwichtigen! Der neutrale Beobachter hingegen stellt betrübt fest – in Anlehnung an das Schmidt-Zitat: „Eine Demokratie, in der der am lautesten krähende Streithahn Recht bekommt, ist keine!“ – Dr. med. U. Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf der Meta-Ebene“ von Götz Hamann

 

Neben der Rettung des Klimas ist die Digitalisierung die zweite große Zukunftsaufgabe für die kommende Regierung und uns alle. Aber wie soll sie eigentlich aussehen, die Digitalisierung. So spitzfingerig wie der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vonseiten der Regierung und vom Autor des Artikels „Auf der Meta-Ebene“, Götz Hamann, angefasst wird, entspricht sein Unternehmen wohl nicht dem Wunschbild. Einen Gegenentwurf gibt es aber auch nicht , wahrscheinlich ist es dafür schon zu spät. Die Politiker laufen mehr oder weniger nebenher, nörgeln da und dort etwas herum, können den Facebook-Zug aber nicht auf ein anderes Gleis setzen, geschweige denn stoppen.

Zuckerberg hat ganz sicher mehr Unterstützer als jeder Politiker. Bezeichnend für die Lage war der Tag an dem eine frühere Facebook-Mitarbeiterin Enthüllungen ankündigte während die Facebookdienste für einige Stunden gestört waren. Man kann die Erfahrung des Tages so zusammenfassen: Facebook ist schlimm, noch schlimmer aber ist es, wenn Facebook nicht verfügbar ist. – Dr. Hans Peter Basler

 

Ihr – vorläufiges – Urteil über Herrn Zuckerberg als „umstrittenen Unternehmer“ ist meines Erachtens bei weitem zu milde. Herr Zuckerberg ließ und lässt immer noch aus purer Geldgier Hassrede, Lügen, Beleidigungen, Verleumdungen, Aufrufe zur Gewalt usw. auf Facebook zu, fördert mittels entsprechender Algorithmen ihre Weiterverbreitung – wie bereits seit Jahren und nicht erst seit den jüngsten Enthüllungen bekannt – und dürfte damit für das Leid und die Verletzungen von Millionen sowie für den Tod von mindestens tausenden, wahrscheinlich eher hunderttausenden Menschen wesentlich mitverantwortlich sein. In meinen Augen ist Herr Zuckerberg deshalb ein Schwerstverbrecher und Massenmörder.

Dabei wäre es ganz einfach, Herrn Zuckerberg dazu zu bringen, Lügen und Hetze von Facebook zu verbannen: Man müsste Facebook nur für jede derartige Nachricht, wo und in welcher Sprache auch immer sie auf Facebook erscheint, eine Geldstrafe auferlegen, die den Gewinn, den das Unternehmen mit jeder destruktiven und menschenverachtenden Äußerung und deren Weiterverbreitung macht, deutlich übersteigt – und schon würde Herr Zuckerberg den Lügen und der Hetze auf Facebook schleunigst ein Ende bereiten. Zum Weiterlesen u. a.: https://www.ulrich-willmes.de/internetriesen-regulieren.htmlDr. Ulrich Willmes

 

Ist es nicht naiv zu denken, dass eine Firma die Meinung von Milliarden von Personen überwachen kann? – Salvatore Algieri

 


 

 

Leserbriefe zu „Frisur und Literatur“ von Maxim Biller

 

Sehen Sie sich den Artikel,Frisur und Literatur ‚von Maxim Biller an. Warum wird so eine Schreibe veröffentlicht? Oder bin ich vielleicht zu blöd? – Bernd Lörges

 

Ich mache mir ernstlich Sorgen um Maxim Billers Wohlbefinden: In seiner Kolumne gibt es diesmal keinerlei Erwähnung von Juden, Israel oder Antisemitismus. Was ist denn los mit ihm? Wie gesagt: ich mach mir Sorgen. Es wird doch hoffentlich nichts Ernstes sein? – Björn Luley

 


 

 

Leserbriefe zu „Wem nützt die Not?“ von Simon Langemann et al.

 

Vor etwa 2000 Jahren machte sich ein junges Paar gezwungenermaßen auf in eine Gegend, in der sie nicht gern gesehen waren. Die Geschichte endete bekanntlich mit einer Sturzge-burt im Stall, ohne Heizung, mitten im Winter, nur gewärmt von Kerzenlicht, Schafen und Rind-viechern. Da geht es den jungen Familien an der belarussisch-polnischen Grenze heute weit schlechter. Als Schachfiguren im schmutzigen Spiel des Schurken Lukaschenko lagern sie im Nie-mandsland, abgewehrt von Polizei und Militär des erzkatholischen EU-Landes Polen.

Und der deutsche Innenminister aus dem ebenso christlichen Bayern trommelt eilends alle verfügbaren Kräfte zusammen, um an der neuen Ostfront den Einfall der Menschen aus dem Morgenland auf-zuhalten, die auch noch der falschen Religion anhängen. Das muss man verstehen – Nächstenliebe ist ja ganz nett, aber wenn etwa 500 Millionen mehr oder weniger wohlhabende Europäer 3000 bis 4000 armseligen, betrogenen Heimatlosen gegenüberstehen, ist einfach jede Härte angesagt. Ist doch unser Kontinent schon vor 6 Jahren nach dem Ansturm aus dem nahen Osten komplett untergegangen.

Wird Zeit, dass diese unangenehme Geschichte aus den Medien verschwindet und wir uns wieder den wirklich wichtigen Themen wie zum Beispiel Tempolimit, Heizkosten und Weihnachtseinkäufe widmen können. Nur in ein paar Wochen, da rennen wieder alle in die Kir-chen und singen ergriffen Stille Nacht, die dann wohl auch über der Gräbern der Kinder im weiß-russischen Winterwald Einzug hält. „Nun danket alle Gott…“ – Wolf Birke

 

Welch „wehrhafte“ Demokratie, die sich schon durch einen „unfreundlichen Akt“ eines „lupenreinen Schleuser-Demokrators“ erschüttern läßt! Welch gelebte europäische Solidarität, wenn unser östlicher Nachbar Menschen, die er selbst nicht im Land haben will, vor unsere Haustür setzt! Doch, statt die Übernahme zu verweigern – denn es sind keine Flüchtlinge, sondern illegale Immigranten, unter denen sich möglicherweise auch ein paar Terroristen verstecken (bei einem Lukaschenko undenkbar?) – „schleusen“ wir sie dank unserer bewährten Gesetze von vorgestern durch ein langwieriges, bürokratisches, kostenträchtiges Asylverfahren, das üblicherweise mit einem dauerhaften Bleiberecht endet!

So entwickelt sich unsere Heimat allmählich zu einem mitteleuropäischen Vielvölkerstaat – wer’s nicht glaubt, sollte einen Blick in unsere Schulen werfen! Was einmal deutsch war, können unsere Enkel bald nur noch in Märchen- und Geschichtsbüchern finden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Ein vorbildlicher Diktator“ von Lea Frehse

 

Gleichheit, Brüderlichkeit, Freiheit – damit ließen sich nicht zuletzt auch Kriege gewinnen. Doch die Zeiten ändern sich. In Afghanistan z.B. hat irgendetwas anderes gewonnen. Ob unsere Werte auch in einer zunehmend unüberschaubaren Welt ihre Durchsetzungskraft werden bewahren können, oder ob die Autokratie ein Comeback auf globaler Bühne feiert, hängt nicht zuletzt von unserem Selbstbild und von unserem Realitätssinn ab. Die USA haben eindrücklich gezeigt, dass auch der Westen rasch an eine gefährliche Schwelle kommen kann. – Dr. Christian Voll

 

Wer die Welt räumlich-sektoral bewertet, erkennt unauflösbare Widersprüche. Während in der westlichen Welt – zynisch gesehen – vornehmlich junge Menschen ihren Status der Saturiertheit wahren wollen, erzeugen in Entwicklungsländern größenwahnsinnige politische Führer aus vornehmlich militärischen Kasten und mit Unterstützung der reichsten Länder ihre eigene ökonomische Weltordnung. Man wird sich im Westen fragen müssen, wer sind die wahren Brüder im Geiste. – Jürgen Dressler

 


 

 

Leserbriefe zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

 

Danke und immer wieder Glückwunsch zur Themenfindung und humorvollen Auswahl der Indikatoren zu der großen Frage, was Wahrheit ist und wie diese zu belegen sei. Wobei ich mich dann natürlich frage, ob die Segmente quantitativ oder intuitiv oder wechselseitig basiert sind. Jedenfalls beweisen Sie wöchentlich immer wieder aufs Neue und Allernetteste, dass eine Torte mehr sagt als tausend Worte. Bei soviel Mitte im politischen Spektrum in Deutschland wurde mir ganz schwindelig. – Dr. Gernot Henseler

 

Mir ist nicht ganz klar, was Sie unter „Entscheidungspositionen“ verstehen. Treffen wir nicht alle Entscheidungen? Wahrscheinlich bin ich in Ihrem Sinne kein Bestandteil des schwarzen Sektors. Dennoch bin ich wirklich total für Gleichberechtigung (gibt es da einen Unterschied zur Gleichstellung) und würde mich über mehr Frauen z.B. in der Politik sehr freuen. Dafür müssten sich die „Durchschnittsfrau“ (denn nur über diese kann man statistisch reden) mehr für Politik interessieren bzw. in Parteien engagieren.

Die Erfolgsaussichten sind sehr gut. Seit 35 Jahren gibt es z.B. das Frauenstatut bei den Grünen. Dies sichert den Frauen 50-100% jeglicher Listenplätze, den Männern und Diversen zusammen 0-50%. Dennoch ist der Anteil der Frauen in der Partei < 50% (42% im Jahr 2019). Im neuen Bundestag sind dagegen 69 der 118 grünen Abgeordneten weiblich (58%). Welche Art von rotem Teppich sollte man den Frauen also noch ausrollen? – Dr. Christian Voll

 


 

 

Leserbriefe zu „»Der Song kam aus tiefstem Herzen«“. Gespräch mit Sebastian Krumbiegel geführt von Jens Tönnesmann

 

Verschonen sie uns von solchen Leuten. Herr Krumbiegel hat Null Ahnung von Wirtschaft. – Gunter Knauer

 

„Milliardäre sind Leute, die auch einmal als ganz gewöhnliche Millionäre angefangen haben“. (Jerry Lewis, 1926-2017, US-amerikanischer Komiker, Schauspieler, Sänger & Regisseur) Elon Musk (1971) ist wohl der wohlhabenste Mensch auf unserem Planeten; Stand Oktober 2021: knapp 283 Milliarden US-Dollar. Elon Musk ist der Mitgründer von „Tesla“, das E-Autos sowie Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen produziert und vertreibt.

Elon Musk sammelt auch Staatsbürgerschaften; bisher hat er drei davon, die Südafrikanische, die Kanadische und auch die US-Amerikanische! Sebastian Krumbiegel, der schon mal Millionär gewesen war, ist dagegen nur ein ganz armes Schweinderl, und die Mehrzeit der Bundesbürger sind wohl noch ärmere Ferkelchen. Das Gespräch, dass Jens Tönnesmann mit dem Sebastian Krumbiegel geführt hat, das fand ich wirklich sehr interessant.

Dieser Krumbiegel scheint ein ziemlich realister Prinz zu sein, der auch noch an das gute im Menschen und an ein relativ schnelles Ende dieser Pandemie glaubt. „Reich ist man erst dann, wenn man sich in seiner Bilanz um einige Millionen irren kann, ohne dass es auffällt.“ (Jean Paul Getty, 1892-1976, US-amerikanischer Öl-Tycoon, Industrieller & Kunstmäzen) Jean Paul Getty galt zu seiner Zeit als reichste Person der Welt. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „WARUM NICHT JETZT, Frau Merz?“ Gespräch mit Martina Merz geführt von Laura Cwiertnia und Uwe Heuser

 

Auch akademische Würden schützen nicht vor der Feststellung, als unfähig gelten zu müssen. Für diese Einschätzung von Frau Merz reicht eine Antwort von ihr. „Die Innovationskraft kommt aus der Wirtschaft. Aber die muss man sich auch leisten können.“ Wenn erster Satz zutreffend wäre, hätte die Anpassungspflicht von TK aus eigener Kraft und gewerkschaftlicher und politischer Innovationsbeteiligung längst erfolgt sein müssen. Ist der zweite Satz zutreffend, wird der politische Auftrag, eine Analogie zum Bergbau in Betracht zu ziehen, eindeutig. Als nicht Stahl affiner Steuerzahler präferiere ich eine privatwirtschaftliche Lösung wie in Schweden mit Mercedes und keine Daueralimentierung einer nach eigener Einschätzung von Merz darbenden deutschen Stahlindustrie. – Jürgen Dressler

 

Das haben wir alle verpennt, dieses Zitat von Frau Merz hat mich erschüttert, getriggert. Hört sich so an wie, sorry bin zu spät gekommen, nicht so schlimm. Wahrscheinlich wird die Klimaveränderung (auch für Europa und Deutschland) aber eher heftig ausfallen. Seit der Info durch den Club of Rome wissen doch ALLE Unternehmen Bescheid und haben munter weiter gemacht die Gewinne zu privatisieren und die Umweltsorgen zu sozialisieren. War ja auch ganz praktisch, die dunkle Seite des Wohlergehens auszublenden.

Daher, verpennt ist verharmlosend. Jetzt soll der Staat mit Subventionen helfen. Der allg. Steuerzahler hört es mit Verwunderung. Wenn es gut läuft, bitte nicht so viele staatl. Reglementierungen, wenn es „schwierig“ wird gern Unterstützung. So darf es nicht weitergehen. Es wird Zeit, das der Staat umweltpolitische Richtlinien erstellt, damit Bürger und Unternehmen wissen, worauf sie sich einstellen sollten, damit die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden. Es dem freien Markt (Hauptsache billig incl. massivem Lobbyistentum) zu überlassen, hat ja gezeigt, wohin wir in ca. 70 Jahren gekommen sind. – Hans-Joachim Schröder

 


 

 

Leserbriefe zu „»Der Albtraum hält noch an«“. Gespräch mit Anthony Fauci geführt von Ulrich Bahnsen und Cathrin Gilbert

 

Ein wunderbar harmloses Interview mit Herrn Fauci. Ganz die amerikanische Art an ein Thema heranzugehen. Interessant die Beziehung zum CEO von Pfizer! Man kennt sich, man duzt sich, man ist befreundet, man tut sich nichts. Es ist alles so leicht und einfach. 95% Wirksamkeit von BionTech/Pfizer in einer unterirdisch schlechten Phase III-Studie, aber das macht nichts. „Wir können uns wirklich glücklich schätzen. Umso frustrierender ist es, die zögerliche Haltung gegenüber den Impfstoffen zu sehen.“ Ja, woher kommt diese zögerliche Haltung? War da nicht etwas?

Zum Beispiel der Sicherheitsbericht des PEI vom September 21, in dem eine rasante Zunahme an Todesfällen und schwerwiegenden Nebenwirkungen bei den neuen Impfstoffen registriert werden musste? Die hell glänzende und schöne Seite der Medaille hat leider auch eine dunkle Rückseite, aber darüber spricht man nicht. Besser gesagt, man darf darüber nicht sprechen. Das tut nicht einmal der Chef des PEI! Eigenartig, dass in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern die Rate an Impfkomplikationen um ein Vielfaches höher liegt als in Deutschland. Ich glaube, ein Interview mit Herrn Klaus Cichutek, Präsident des PEI, wäre viel spannender als mit Herrn Fauci! Da würden mir einige unangenehme Fragen einfallen! – Dr. med. Martin Krivacek

 

„Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen.“ (Max Planck, 1858-1947, deutscher Physiker) „Wir erleben eine Tyrannei der Ungeimpften“, diese unqualifizierte Aussage von Frank Ulrich Montgomery (Vorsitzender des Waltärztebundes) am Sonntag in der Talk-Show von Anne Will, ist für mich eine große Frechheit und Unverschämtheit gegenüber von Menschen, die sich aus bestimmten Gründen nicht impfen lassen wollen.

Solange es keine Impfpflicht gibt, muss man solche Entscheidungen einfach akzeptieren, ohne gleich die Diskriminierungskeule so menschenverachtend zu schwingen. Welcher Personenkreis liegt denn nun vermehrt in den Intensivbetten der Intensivstationen? Vor der Pandemie hat das keinen Menschen interessiert, wie hoch dort die Bettenbelegung war! Da hört sich die Aussage des Immunologen Anthony Fauci „Der Alptraum hält noch an“ sehr human an. Diese Zeiten heutzutage sind zur Zeit einfach nicht einfach und jeder macht sich große, wenn nicht so gar riesengroße Sorgen, wie es mit uns weitergehen soll.

Jedoch die Ungeimpften als eine Art „Schwerverbrecher“ hinzustellen, das hilft auch nicht weiter. „Der traurigste Aspekt derzeit ist, dass die Wissenschaft schneller Wissen sammelt, als die Gesellschaft Weisheit.“ (Isaac Asimov, 1920-1992, russisch-amerikanischer Biochemiker & Autor) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Fortschrittsbericht: Der Einkauf, der sich selbst abkassiert“ von Burkhard Straßmann

 

Der Kunde soll ehrenamtlich die Arbeit der Kassenkräfte übernehmen. Die werden dadurch arbeitslos und der Kunde wird dafür vom Staat zur Kasse gebeten: höhere Arbeitslosenversicherung und höhere Steuern (Hartz IV). – Iman Schwäbe

 

Der Amazon-Einkaufswagen merkt, wenn ich vor dem Whiskeyregal stehe und erkennt über mein Handy, welcher Typ ich bin: Schon wird „mein individueller“ Einkaufspreis abgerechnet. Schluss mit Markttransparenz! Sofern ich auch ein autonom fahrendes E-Auto mit ständiger Internet-Verbindung habe, wird die Straßenmaut auch noch gleich abgebucht und mein Bewegungsprofil an die „STrASIb“ (Straßensicherheitsbehörde) gemeldet. Ist das nicht eine schöne neue Welt! Dumm nur, dass dieser Quatsch auch ab 2030 zusätzliche Riesenmengen an Strom verbraucht! Verlierer sind ja nur die Konsumenten und die Umwelt. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Auf Surensuche“ von Arnfrid Schenk

 

Sie haben einen wundervollen, informativen und anregenden Artikel unter einem wit-zigen Titel über die Forschungen von Frau Johanna Pink geschrieben und die politi-sche Bedeutung der Übersetzungen des Koran. Nur an einer Stelle hatte ich bisher anders gedacht: In der Mittelspalte schreiben Sie: „Schon der Buchdruck hatte ihr [der Religionsgelehrten] Monopol an religiöser Wissensvermittlung gebrochen.“ Bei einem Besuch des Bazar in Istanbul bin ich in der Buchabteilung auf Druckstöcke des Arabi-schen gestoßen. Sie waren aber nicht für den Buchdruck bestimmt und bestanden aus Bleilettern, sondern waren lithographische Steine für den erst seit 1800 bekannten Steindruck.

Die Verwendung dieser neuen bildwiedergebenden Technik ergibt sich aus der Eigenart der arabischen Schrift, viele Buchstabenverbindungen – Ligaturen – zu verwenden, die im Arabischen nur mit sehr vielen beweglichen Lettern in einem sehr großen Setzkasten verwirklicht werden konnten, der meines Erachtens erst Ende des 19. Jahrhunderts mit einer anderen Form der Stempelherstellung für eine verein-fachte arabische Schrift zur Verfügung stand. So ein Setzkasten steht z.B. noch in der Fremdsprachensetzerei J.J. Augustin in Glückstadt und wurde erst im 20. Jahr-hundert benutzt. Einfacher war da schon der Steindruck, mit dem auf den Stein ge-schriebene Schrift beliebig vervielfältigt werden konnte – was auch geschah, wie in Istanbul zu sehen.

Ich bin also nicht sicher, ob Sie an dieser Stelle meinen, dass die Ablösung der handgeschriebene Kornae durch im Holzschnitt gefertigte Drucke erfolgte oder ob Sie die Wirkung von Steindruck und Buchdruck mit beweglichen ara-bischen Lettern zu früh ansetzen. Mit herzlichem Dank für Ihren sehr anregenden Ar-tikel über eine interessante Forscherin. – Dr. Jürgen Bönig

 

Ich bin Protestant und will es auch bleiben aber der Islam interessiert mich. Norbert G.Pressburg schreibt in seinem Buch „Godd bye Mohammed“, dass Mohammed als historische Person nicht nachweisbar ist und eine Erfindung der Leute ist, die um 600 herum den Urkoran, der christliche Wurzeln hat und in Syrisch-Aramäisch vorlag in das Arabsche übersetzen sollten. In der Sure 19,Vers 3 ist zu lesen: verkürzt „ich bin ein Diener Gottes. er gab mir die Schrift und machte mich zum Propheten“

Das soll sich also 400 Jahre zugetragen haben bevor, bevor der „Prophet“ sich vom Engel Michael den Koran hat diktieen lassen im reinsten Arabisch, wie es heute in Kairo gesprochen wird. Ich will hier nicht herummeckern. Aber dieser Widerspruch kann doch nicht nur mit „Glauben“ zugedeckt werden. – Immo Richter

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Punk der Weltliteratur“ von Jens Jessen

 

Dank an Herrn Jessen für seinen Aufsatz zum 200. Geburtstag von Dostojewski. Besonders zum Schnalzen der Satz: “…die Möglichkeit, auf dem Polster alten Geldes sich einen folgenlosen Skepti-zismus zu leisten”. Besten Dank dafür! – Thomas Müller-Holthusen

 

Im Band 192 der Fischer Bücherei mit dem Titel „Drei Meister“ von Stefan Zweig habe ich mir vor gut 60 Jahren in der Biographie über Dostojewski den ersten Satz markiert. Dieser lautet: ES IST SCHWER und verantwortungsvoll, von Fedor Michailowitsch Dostojewski und seiner Bedeutung für unsere innere Welt würdig zu sprechen, denn dieses Einzigen Weite und Gewalt will ein neues Maß. Dieser Satz passt zu Ihrem Titelthema. Gern lese ich Ihren Feuilleton-Part. – Björn-Uwe Timm

 


 

 

Leserbriefe zu „Kinder? Alte? Wer sich vor Corona schützen muss“ von Ingo Arzt und Corinna Schöps

 

Ist die Welt schon mit genügend Impfstoff versorgt, sodass wir uns nicht dekadent fühlen müssen, uns eine Booster-Impfung zu leisten? Man hört gerade sehr wenig über die Impfquoten weltweit…. – Sibylle Landschoff

 

Kinder, so heißt es – zutreffenderweise – sind unsere Zukunft. Und doch verbauen wir ihnen (und uns) ebendiese mehr und mehr. Ob durch den anhaltend pathologischen Umgang mit dem Klimawandel oder nun mit der anvisierten riskanten Impfung gegen eine Krankheit, die Kinder zwar kaum trifft, die wir ihnen gleichwohl aufbürden. Es stellt sich mithin die Frage: Wie selbstgerecht und zynisch darf die (Mehrheit einer) Gesellschaft sein? – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Funkelbau der Zukunft“ von Hanno Rauterberg

 

Das Museumsdepot in Rotterdam – ein Neubau, der nicht als Gebäude erscheint, eher als ein Gerät: ein Sammelbehälter, geschlossen, nach oben offen. Durch die Verspiegelung negiert sich das Bauobjekt, verliert seine Körperhaftigkeit. Es reflektiert die Außenwelt und teilt zugleich nichts vom eigenen Inneren mit. Die äußere Gegenwart, wie auch immer sie sich verändert, wird stets auf sich selbst zurückgeworfen. Nicht baulich, sondern zeichenhaft verweist der Neubau auf seine Funktion als Depot: ein Sammelbehälter für die unkuratierte objektgebundene Erinnerung.

Als solcher eine archetypische Umsetzung für ein Museumsdepot, das die Vergangenheit hermetisch gegen die real existierende Gegenwart abschirmt und sich zugleich für Besucher öffnet. Gut kann man sich die von Hanno Rauterberg beschriebene Begegnung mit der Kunst im Depot vorstellen: echt, rein, ungekünstelt. So ist neben den Kunst-inszenierenden und -überhöhenden Museen eine neue Begegnungsebene mit Kunst entstanden. Eine Ebene, in der die Nähe des Unnahbaren spürbar werden kann. – Reinhard Koine

 

Nicht der Funkelbau der Zukunft, ein alter Hut aus Tagen, in denen Architekten nichts mehr einfiel, steht da in einsamer Leere. In der Tat verbindet sich der Bau mit dem urbanen Umfeld nur, weil er dieses raffiniert sich einzuverleiben versteht. Und protzt unverdient damit, worauf der Außenbetrachter – wie eben bei solchen Spiegelarchi-tekturen der Fall – in blasses Staunen verfällt. Hat der Architekt die Krise, macht er ei-ne Spiegelfassade. Ist ihm die zu banal, krümmt er sie. Wow! Und immer wieder fallen die Menschen auf solche tektonischen Täuschungsmanöver herein. Nun auch noch der Hoffnungsträger einer neuen humaneren Architektur, Hanno Rauterberg. Archi-tekturkritik sollte nicht der Effekthascherei das Wort reden. – Axel Spellenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „STELLEN SIE SICH VOR: Wir gleichen unsere Klimasünden gerecht aus“ von Petra Pinzler und Alicia Prager

 

Es ist an der Zeit, dass wir die Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen WENN man den Diskussionen rund um die COP26-Klimakonferenz Glauben schenken darf, scheinen sich die Menschen darauf zu verlassen, dass die Regierungen uns vor immer verheerenderen Unwettern, Dürren, Bränden, Überschwemmungen und sogar vor dem Aussterben von Arten bewahren wer-den, ähnlich wie ein Kind es seinen Eltern überlässt, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Im Gegensatz zu Kindern sollten wir es jedoch besser wissen – wir müssen selbst Verantwortung übernehmen, sonst sind wir dem Untergang geweiht.

Die Regierungen haben sich darauf geei-nigt, die Abholzung der Wälder bis zum Ende des Jahrzehnts zu stoppen. Werden bei der Ge-schwindigkeit, mit der wir Bäume fällen, bis dahin überhaupt noch Bäume übrig sein? Vielleicht können wir die Kettensägen zum Schweigen bringen, wenn wir zugeben, dass die meisten Wäl-der, insbesondere die Regenwälder – die Sauerstoffzentren und natürlichen Hochwasserschutz-anlagen unseres Planeten – zerstört werden, um Getreide für Kühe und Hühner anzubauen. Wir müssen also die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten zum Erliegen bringen. Heutzutage macht das kaum mehr Mühe.

In unserer Gesellschaft gibt es jede Menge vegane „geschmackli-che Kopien“ – von falschem Speck bis zu „Hähnchen“-Nuggets, veganem Kaviar, falschen Fischfi-lets, veganer Wurst und Pflanzenmilch – und Bohnen und Reis gehören zu den zahlreichen er-schwinglichen und bekannten Lebensmitteln, die alles an Proteinen und Ballaststoffen liefern, was unser Herz begehrt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir mögen uns vielleicht bequemer-weise nicht bewusst machen, was wir den Tieren und unseren Arterien antun, wenn wir an un-seren alten Gewohnheiten des Fleisch- und Milchverzehrs festhalten, und teilweise liegt das auch daran, dass wir nicht in die Schlachthöfe oder in unsere Körper hineinschauen können. Aber es ist schwer, ein Haus zu übersehen, das eine überflutete Straße hinuntergespült wird. Es ist höchste Zeit, dass wir uns wie Erwachsene verhalten, Verantwortung übernehmen und vegan werden. – Ingrid Newkirk

 

Ihr o.g. Artikel beleuchtet gut eine der Strategien allzu vieler Klima-Schädiger, Ihre fossilen Taten einerseits und Tatenmangel andererseits angeblich „auszugleichen“, in Wirklichkeit aber möglichst billig zu verschleiern, ihr Image zu pflegen und ihr Gewissen, wenn sie denn noch eins haben, einzuschläfern, da ihnen die Änderung ihres Verhaltens zu anstrengend, zu teuer oder zu „einschränkend“ ist. Der Artikel erhellt auch mal wieder das gefährliche Ausmaß der schön klingenden Heucheleien und Illusionen, die aus denselben Motivationen sich selbst gemacht oder bei anderen verbreitet werden, von Individuen, von Unternehmen, von Parteien wie auch von Regierungen. Insofern haben Sie sehr, sehr recht mit dem Satz „betrügt sich die Menschheit gern selbst“.

Der überwiegend sehr wertvolle Text läuft allerdings leider Gefahr, aufgrund der Überschrift und den ersten Absätzen den/die LeserIn in illusionären Hoffnungen zurück zu lassen, falls er/sie nach etwa dem halben Artikel keine Zeit oder Geduld mehr hat und vor der Information über die Haken aufhört zu lesen. Er/sie könnte dann denken „es gibt so viele einfache Lösungen, besonders wenn die sich da auch in Glasgow drum kümmern, ich brauche mir erstmal keine Sorgen mehr zu machen und kann so weiter machen“. Deshalb hätte ich lieber einen Titel gehabt wie „Stellen Sie sich vor: Uns wird vorgegaukelt, dass wir mit Hilfe der Unternehmen unsere Klimasünden gerecht, aber billig ausgleichen!“

Eine ganze Reihe der Haken dieses nur angeblichen „Ausgleichs“ haben Sie ja schon sehr schön dargestellt incl. den massiven Betrugs-Erfahrungen nach der Kyoto-Konferenz. Diese lassen sogar dann schlimmes befürchten, falls es gelänge die anderen von Ihnen beschriebenen „Haken“ auszuräumen. Es könnte sogar bei einem Zertifikate-System, das auf dem Papier und in der Berechnung und Planung noch rechtzeitig eine Klimaneutralität erreicht, ähnliches passieren wie in den USA nach dem Alkohol-Verbot:

Eine massive Umgehung und Missachtung mit Fälschungen von Zertifikaten und andere verheimlichte Verstöße gegen die Regelungen, je teurer die Zertifikate werden, desto mehr, von Individuen, von Unternehmen, von rein kriminellen Organisationen und von Staaten, die ja schon jetzt fast alle gegen die Vereinbarungen der Pariser Konferenz durch Untätigkeit oder Mangel-tätigkeit verstoßen, und die statt Taten weiter öffentlichkeitswirksam mit blumigen Worten und angeblichen Zielen mehr oder weniger weit in der Zukunft von ihren Mängeln ablenken.

Kritik-Argumente zur sogenannten „Kompensation“ wurden ja schon in der Ausgabe der ZEIT vom 20.5.21, Seite 27 wie auch andernorts schön dargestellt, welche auch für viele andere „Kompensationen“ und Baumpflanz-Projekte gelten. Die Botschaft dahinter entspricht der noch umfangreicheren Erzählung, durch „Klugheit“ allein sei es möglich, eine billige, bequeme und/oder schmerzlose Nachhaltigkeit zu schaffen. Dieses größere Märchen würde aber den erlaubten Umfang dieses Leserbriefs sprengen. Insgesamt sehe ich aber ein noch viel größeres Problem als die von Ihnen damals und jetzt aufgeführten, aus denen schon ersichtlich ist, dass oft oder meist nicht einmal woanders nennenswert Schäden für das Klima vermieden werden.

Was ist aber das Problem, wenn ein fossiler Konsument oder Produzent tatsächlich woanders so viel CO² vermeiden würde, wie er selbst verursacht? Das wäre nur dann verträglich für das Klima, wenn die vermiedenen Emissionen solche wären, die bisher innerhalb der Aufnahmekraft der Ökosysteme lagen. Nur dann würde ich nach der Kompensation wie vor meiner Emission die gleiche im verträglichen Rahmen liegende Emissionsmenge haben. Davon sind wir bzw. ist die Menschheit aber sehr, sehr weit entfernt. Die vermiedenen Emissionen sind in aller Regel solche, die sowieso vermieden werden müssen, und zu deren Vermeidung wir ohnehin Hilfe leisten müssen, ohne als Absolution/Freibrief für zusätzliche Emissionen andernorts herzuhalten.

Wir alle, Regierungen, Unternehmen UND Bürger müssen derzeit schnellstens überall auf der Welt Sorge tragen, dass die menschlichen Emissionen und damit Schädigungen der Zukunft auf nahe Null vermindert werden, bei uns, in Europa, der „3. Welt“ und überall, ganz besonders wenn die Emissionen nicht überlebenswichtig sind wie die für – fleischarme – Nahrung oder Fahrten zur ihrerseits fürs Klima akzeptablen Arbeit oder ins Krankenhaus, sondern einem Vergnügen dienen, das nicht zu den Grund-Menschenrechten gehört.

Eine wahre Kompensation wäre es höchstens, die emittierte Emission rechtzeitig – vor Erreichen der Kippunkte – woanders wieder aus der Atmosphäre herauszuholen. Dafür bräuchten selbst neue Bäume viel zu lange angesichts der nur noch unter 10 Jahre entfernten Kippunkte. Und das kostete ohne Bäume derzeit ca. 600 – 900 Euro, also weit, weit mehr als fast alle Methoden, die Emission gar nicht erst zu verursachen, und die ohnehin knappen Ressourcen Geld und Arbeitskraft dafür werden bereits dringend für Vermeidung von Emissionen gebraucht.

Die Menschheit ist inzwischen so nahe am Klima-Abgrund, dass es überhaupt nicht mehr reicht, etwas, das eine ODER das andere zu tun, sondern wir müssen alles tun, brauchen alle Strategien, die uns überhaupt möglich sind: Sowohl selbst keine THG emittieren als auch ärmeren zu dem Ziel zu helfen als auch Moore wieder vernässen und Wälder zu erhalten und/oder neu zu pflanzen, wo immer möglich. Und dabei können wir uns gar nicht mehr leisten, nur das bequeme und Besitzstände erhaltende als „möglich“ zu akzeptieren.

Nur dann ist das Ziel noch zu erreichen. Die hiermit angedeutete allzu leichte missbräuchliche Verwendung des Begriffs „wenn möglich“ hat sicher nicht wenig dazu beigetragen, dass fast niemand ernsthaft und konsequent den 1,5 Grad-Pfad überhaupt versucht hat. Und das alles natürlich ab sofort und nicht erst ab 2030, wo ja lt. IPCC die 1,5 Grad bereits überschritten werden, selbst wenn die insuffizienten Pläne alle überhaupt eingehalten werden, die mit allen üblichen Planungs-, Verhandlungs- und Gesetzgebungs-Zeiten sowieso etliche Jahre bis zur Umsetzung brauchen. Und oberhalb 1,5 Grad werden wahrscheinlich die selbstverstärkenden Prozesse, „Kippunkte“ derart stark oder vollständig, dass es kein Halten mehr gibt.

Manche Reporter verkünden immer noch als frohe Botschaft, es bestehe eine Chance, dass am Ende durch Glasgow mehr als bisher zum Klimaschutz getan werde. Dabei geht diese Messlatte fast völlig am realen Problem vorbei: Es kommt nicht mehr darauf an mehr als bisher zu tun, sondern GENUG zu tun, um für unsere Kinder und Enkel noch eine Zukunft mit lebenswertem Leben, für mindestens sehr viele mit überhaupt noch einem Leben zu ermöglichen. Selbst deutlich, aber nur mehr als das aktuelle zu tun hätte vielleicht vor 20-30 Jahren gereicht, seitdem ist dieser Zug längst abgefahren. Wenn die Feuerwehr in ein brennendes Haus nur etwas mehr Wasser spritzt als bisher die Bewohner, aber damit bei einem Bruchteil des notwendigen bleibt, kann sie es fast gleich lassen.

Das alles verlangt derart rasche und massive Maßnahmen, dass ich die Hoffnung fast aufgegeben habe, dass sich dazu ausreichende Mehrheiten, Disziplin, Solidarität und Änderungs- und Zahlungs- oder Verzichtsbereitschaft finden lassen werden. Viele werden die nötigen Maßnahmen als „unmöglich“ oder „aussichtslos“, „politischen Selbstmord“ bewerten. Leider würde eine Aussichtslosigkeit der nötigen Maßnahmen auch eine Aussichtslosigkeit einer Zukunft für unsere Kinder und Enkel bedeuten.

Meine Skepsis kommt nicht zuletzt auch aus dem Ergebnis des jüngsten G20-Gipfels, das angesichts der tickenden Klima-zeitbombe gespenstisch und unfassbar anmutet mit seiner absoluten Verwässerung selbst noch bei billigen Lippenbekenntnissen. Leider ist so kurz danach auch von Glasgow nicht wesentich mehr zu erwarten bei der dortigen Vetomacht jeder Blockade-Regierung, die den langsamsten zum „Tempo-Geber“ macht. Dennoch müssen natürlich Klima-Aktive das beste draus machen und alles tun, um dieses Forum zu weiterer Bewusstsein-Bildung, Aufklärung, auch emotionalen Appellen und nicht zuletzt auch Druck zu nutzen, soweit das eben möglich ist.

Ich fühle mich da inzwischen manchmal auf „verlorenem Posten“ angesichts der erreichten Lage und der bisherigen Reaktionen der allermeisten Regierungen und auch meisten einfachen Menschen, aber ich kann und darf nicht resignieren angesichts der doch so vielen, die nicht nur mit billigen Worten kämpfen, sondern auch mit Taten und persönlicher Konsequenz-Bereitschaft und sogar Opfern, und die großen Teils auch schon persönlich von den Folgen betroffen sein werden, wie besonders mein eigener Sohn und die jungen FFF mit dem großen Vorbild „Greta“, die ich nicht im Stich lassen kann und will, solange auch sie nicht aufgeben. Und ich hoffe, dass auch Sie nicht aufgeben, sondern weiter daran arbeiten, die Realitäten und die Verantwortung darzustellen und zu verbreiten, nicht nur gegen heuchlerische Unternehmen und Regierungen, sondern gegen die Illusionen, Verdrängung und „inneren Schweinehunde“ in fast uns allen. – Peter Selmke

 


 

 

Leserbriefe zu „Kann die Rüstungsindustrie mehr als Waffen bauen, zum Beispiel Windparks warten?“ von Hauke Friederichs

 

Als Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleister zu Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts kann ich nur auf die seinerzeit bereits vorliegenden Studien verweisen, die die relativ problemlose Umwandlung von Rüstungsunternehmen in Betriebe, die Zivilgüter produzierten, aufzeigten. Schwerter zu Pflugscharen war zu allen Zeiten möglich. Umgesetzt wurde es bislang noch nicht. Kriege und militärische Konflikte versprechen ganz einfach leichteren Profit. – Albert Mehl

 

Wie bereits vor 150 Jahren von Richard Jeffries festgestellt, ist man nie sicher, dass es auch andere Betrachtungsweisen gibt als den eigenen Gedankenkreis. Wenn Deutschland sich nicht vollends dem Waffenmarkt der USA hingeben will, ist leider die Entwicklung moderner Waffen unumgänglich. Zur Entwicklung gehört ebenso die Produktion in vertretbaren Mengen. Nur so sind die Entwicklungskosten zu tragen. Der Angriff auf den Präsidenten des Irak lässt erahnen, welche Zukunft uns bevorsteht. Daher sollten wir die Waffentechnik nicht vernachlässigen. Es isst eine Frage der Zeit, bis tragbare Raketen und bewaffnete Drohnen in die falschen Hände geraten. – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „»Verspätung: Zwei Sekunden«“ von Katharin Tai

 

Mit Interesse las ich K. Tais Beitrag „Verspätung: zwei Sekunden“ Leider wird der Lese-genuss sehr getrübt durch Phrasen wie „Chinesinnen und Chinesen“ oder ein falsch benutztes Konstrukt wie „die Arbeitenden“. Andererseits liest man auch „Lieferanten“ oder „Fließbandarbeiter“. Bitte schreiben Sie doch in Zukunft „Arbeiter“ statt „Arbei-tender“, denn ein Schwimmender ist doch auch nicht das gleiche wie ein Schwimmer! Und eine Person ist nicht notwendig eine Frau, nur weil es DIE Person heißt; ergo sind mit „Chinesen“ nicht nur Männer gemeint. – Armin Bohg

 


 

 

Leserbrief zu „Auf der Suche nachdem Wir“ von Peter Dausend

 

Wetten das die Kanzlerpartei SPD es mit der Ampel schwerer haben wird als alle Vorgän-gerregierungen ? Sicher, früher konnte man die CDU/CSU mit den wechselnden Koalitions-partnern SPD oder FDP öfter mal als Dreierkoalition erleben da die CSU dem CDU-Kanzler gern das Leben schwer machte. Jetzt sind es aber 3 unabhängige Partner die sich den Ku-chen der Regierungsarbeit teilen müssen und deshalb mit Argusaugen darauf achten wer-den, dass noch ein deutlicher parteipolitische Einfluss ihrer Partei zu erkennen ist. Die schärfsten Konkurrenten sind Grüne und FDP, wobei die SPD keinesfalls die Hände in den Schoss legen kann um freundlich vermittelnd das Beste daraus zu machen.

Ein Dreierbünd-nis ist ja kein Kindergarten, sondern eher ein Schulhof der von Schülerhorden beherrscht wird wo jeder den Ton angeben und sich durchsetzen will. Und das bei einer politischen Gesamtlage die von einer bald 2-jährigen Pandemie und einer immer schärfer sich abzeich-nenden Klimakrise beherrscht wird. Die großen Fragen, sprich Probleme, treffen auf eine Gesellschaft die bisher von der Politik damit verschont bzw. fahrlässig schlecht informiert wurde. Denn nichts hasst die Politik mehr als den Wähler mit Tatsachen zu konfrontieren, die Zukunftsängste wecken und zu schwer kontrollierenden gesellschaftlichen Reaktionen führen. Der neue Kanzler Scholz steht vor der gewaltigen Aufgabe, die Deutschen aufzufor-dern, ihr Wolkenkuckucksheim zu verlassen um sich mit einer Welt vertraut zu machen wo vieles von anderen politischen und wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird.

Das kann heißen, auf den verinnerlichten Wohlstand zu verzichten da globale Probleme wie Pan-demien und Klimakatastrophen immer mehr zu Zukunftsfragen der Menschheit werden und dazu einen enormen Finanzbedarf erfordern. Scholz´ SPD kann nicht ein in sich geschlosse-ner Verein zur Förderung des sozialen Gedankens bleiben. Heute wird von Volksparteien mehr verlangt als CDU/CSU und SPD bisher anboten. Die Parteien müssen sich den Zukunfts-fragen öffnen und können nicht weiter verstockt bleiben oder gar, wie die CDU/CSU, dem Wähler programmatische Leere andrehen.

Eine CDU/CSU mit der Betonung auf christliche Werte ist da genauso verlogen wie die katholische Kirche bei der Verarbeitung der eigenen Skandale. Und Juso-Mitglieder können ihrer Kanzlerpartei nicht ihren politischen Willen auf-zwingen, wenn da auch noch Grüne und FDP in der Regierung sitzen. Genauso wenig können FDP und Grüne gegenüber einer SPD ihre marktkonformen oder teils skurrilen Vorstellungen von klimafreundlichen Maßnahmen durchsetzen. Scholz wird es deutlich schwerer haben, nach Merkel ein Kanzler zu werden, der die neuen Herausforderungen so gut bewältigen kann wie sie die alten. – Klaus Reisdorf

 


 

 

Leserbrief zu „Kann dieser Mann Orbán besiegen?“ von Ulrich Ladurner

 

Herr Marki-Zay ist Bürgermeister in einer Stadt, die in einem berühmten Film der 50er Jahre in Deutschland wegen ihres Namens oder der schönen Puszta-Landschaft bekannt wurde.“ Ich denke oft an Piroschka“ Mit Liselotte Pulver, Gunnar Winkler und Gustav Knuth, der als Bahnhofsvorsteher so herrlich den Namen der Station aussprach: HODMEZÖVASARHELIkutasipuszta Und Lilo Pulver konnte in dem Film so unnachahmlich süß zu Gunnar Winkler sagen: Du darfst mir Piri nennen. – Hartmut Wagener

 


 

 

Leserbrief zu „Datendiebe steigen ein“ von Eva Wolfangel

 

Ein interessanter Beitrag zu einem immer wichtiger werdenden vitalen Thema. Im Text wird zweimal Bezug genommen auf Sicherheitslücken von Microsoft „PrintNightmare“ und „wegen eines Windowsproblems war das Passwort des Administrators zugänglich“. Sie sollten sich mal in einem Artikel mit der Sicherheitsarchitektur von Linux bzw. Unix beschäftigen und dabei einen Experten einbinden. Ich bin seit über 10 Jahren weg von Mikrosoft und komme mit einem Linuxderivat gut zurecht. Ich halte die Systeme gegen z.B. Phishing für recht sicher, weil sich ohne Admin eine Software nicht mal eben so installiert. IT-Kompetenz allein auf MS-Produkte zu begründen halte ich für fahrlässig. Unterhalb der User-Ebene müssen weniger angreifbare Systeme eingesetzt werden. – W. Thiel

 


 

 

Leserbrief zu „SO KANN’S GEHEN“ von Ricarda Richter

 

Buchenholz zum Bauen von Holzhäusern zu verwenden ist ungefähr so, als würde man aus Rosenkohl Spargelgerichte kochen wollen! Die Buche ist allerdings im intelligent gestalteten Mischwald Bauholz- und Wertholzmacher bei anderen Baumarten. Als Schattbaumart kann sie die Stämme v. a. von Nadelholzarten und Eiche umfüttern und so dazu beitragen, gerades und astfreies Bau- und Wertholz zu erzeugen. Die Stärke der Buche für unsere Gesellschaft ist also ihre symbiotische Wirkung in der Nadelholz-Laubholz-Mischkultur zur Erzeugung von Bauholz bei anderen Baumarten. Es ist schade und ein bedeutender kultureller Verlust, dass viele Naturschützer, Klimaschützer und auch Förster diese Mischwald-Bauholz-Techniken nicht mehr kennen und beherrschen. – Erwin Engeßer

 


 

 

Leserbrief zu „Endspiel in der Provinz“ von David Hugendick

 

Elmar Tannert (*1964) einer deutscher Schriftsteller und Übersetzer aus Nürnberg hat 2017 seinen Roman „Ein Satz an Herrn Müller“ (bei: ars vivendi, ISBN 978-3869137636 erschienen) veröffentlicht. Dieser Herr Müller ist Gestalter von Wohnräumen und Erfüller von Wohnträumen. Er nimmt sich Zeit, um das genau auf seine Kunden zugeschnittene Interieur zu entwerfen, das ihre Persönlichkeit widerspiegelt.

Elmar Tannert schildert in diesem Roman, so hatte ich jedenfalls den Eindruck, nur seine eigene Situation als Schriftsteller, er beschreibt sich selbst, und über (s)eine fast auswegslose Situation als Poet. Unter welchen Bedingungen ist eine Künstlerexistenz heutzutage überhaupt noch möglich, ohne in bittere Not und die gnadenlose Maschinerie von Literaturbetrieb und Markt zu geraten. Elmar Tannert verwendete, so wie es jetzt der Schriftsteller Laszlo Krasznahorskai in dessen neuen Roman „Herscht 07769“ ihm gleiches nachtat, die Form, das sein Roman mit einen einzigen, sehr langen Satz, die Sitauation seines Herrn Müller beschreibt! Auch sehr lesenswert! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Rauchen trägt zum Klimawandel bei“ von Christoph Drösser

 

Aber sicher,Rauchen wandelt das Klima.Es verpestet das Klima noch mehr,das ist auch ein Wandel. Nikotin ist ein schweres Nervengift, wie Alkohol.Müsste eigentlich verboten werden.Daran ist gar nicht zu denken.Macht auch nichts.Gestorben wird mit diesem Zeugs oder ohne. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Wie schafft es das kleine Saarland mit einer Million Einwohnern zu drei MinisterInnen? 21,4 % MinisterInnen aus dem Saarland, 22,3 % nicht vollständig geimpfte über 18 Jahre. 23,4 % Nichtwähler letzte Bundestagswahl, 25,7% Zweitstimmen für den Wahlsieger, die SPD. Immer noch weniger als die 31% die in diesem Winter weniger heizen wollen und vermutlich zu 100 % das letzte Mal, dass das Saarland in den nächsten Legislaturperioden drei MinisterInnen stellt. Oh leck, lag es daran und nicht an dem grummelnden Bayern? – Andreas Lingscheid

 


 

 

Leserbrief zu „Willst du mit mir vegan leben? (…)“ von Carmen Maiwald

 

Das kannst Du vergessen. Vegan leben? Sterben müssen wir alle, ob vegan oder mit Steak.Nur,mit Steak stirbt es sich angenehmer. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Moor und Moorin“ von Peter Kümmel

 

Wenn der Dreh der Inszenierung darin liegt, dass M. Thalheimer die Räuber mit 8 Frauen und nur einem Mann statt der ursprünglichen Rollenverteilung von 15 Männern und einer Frau, wie kann man dann auf die Idee kommen, ein Foto des einzigen Mannes zur Bebilderung des Artikels nehmen?! – Karin Brendel

 


 

 

Leserbrief zu „Für immer Utopie“ von Florian Zinnecker

 

Ist es denn zu fassen? Da ergeht sich ein Rezensent eine ganze Seite lang über die Aufführung von Wagners „Ring des Nibelungen“ an der Deutschen Oper Berlin, und es fällt kein einziges Wort über die Sänger, den Dirigenten und das Orchester! Ist das in der Redaktion niemandem aufgefallen? Möchte „Die Zeit“ im Zeitalter des modischen Regietheaters hier wirklich eine Pionierrolle übernehmen, indem sie die Person des Regisseurs derart in den Mittepunkt stellt, als ob die Aufführung ganz ohne Musik stattgefunden hätte? Zugegeben: Es ist ungleich schwerer, Treffendes über eine musikalische Interpretation zu äußern als über das sichtbare Bühnengeschehen…. – Prof. Dr. Arnold Werner-Jensen

 


 

 

Leserbrief zu „Komm ich damit nach Berlin?“ von Maximilian König

 

Eine nette Idee, mit einem E-Scooter von Hamburg nach Berlin zu fahren. Aber da ich aus der Gegend stamme, habe ich Anstoß an dem „linkselbischen“ Boizenburg genommen! Ja, von Hamburg aus gesehen liegt B. links, aber allgemein wird die Lage in Fließrichtung beschrieben: Da liegen beide Boi(t)zenburg rechts! Das mit „t“ allerdings sooo weit weg, daß die Beziehung zur Elbe sich nicht im Namen wieder findet. Aber wahrscheinlich bin ich der einzige, dem das aufgefallen ist!? – Hartmut Heßler

 


 

 

Leserbrief zu „Smartes Knarzen“ von Wolf Alexander Hanisch

 

Vielen Dank für den sehr gelungenen Artikel “ Smartes Knarzen“ in der Zeit N° 45. Ein dreifaches Yeah! an Sie für folgenden Satz: „(…) Hier kratzen angelsächsiche Expats in Biolehrer-Chinos beim Reden Gänsefüßchen in die Luft, studieren Schweizer vom Typ kunstsinniger Notar die Weinkarte. (…)“ – A. Schaubel

 


 

 

Leserbrief zu „Meine Partnerin möchte meine private Korrespondenz stärker kontrollieren. Muss ich mir das gefallen lassen?“ von Ella

 

Ihre Partnerin schnüffelt in der Privatkorrespondenz von Ihnen.Und Sie stellen die unglaubliche Frage,ob Sie sich das gefallen lassen müssen ? Natürlich nicht,hier gilt das Briefgeheimnis.Partnerin wechseln und dann mal in der Privatkorrespondenz der Neuen vorbeischauen. Mal sehen , wie das geht. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „ZEITSPRUNG“

 

Von Zeit zu Zeit muss ich meinem Unmut über einen Zustand auf Ihrer letzten Seite Luft machen. Nach wie vor finde ich die Größe der Bilder auf dieser Seite TOTAL UNVERHÄLTNISMÄßIG. Ich bin echt zornig. Die Tierbilder mögen ja auch bei vielen beliebt sein. Ich finde sie meistens nur blöd, und damit bin ich auch nicht alleine. Was mich aber am meisten dabei ärgert, ist die Tatsache, dass die interessanten, schönen, lustigen Beiträge vom „Zeitsprung“ so verschwindend klein ausfallen, dass man manchmal eine Lupe zur Hand nehmen muss, um die Details zu erkennen. Das ist unfair. Das ist schreiend ungerecht. Machen Sie doch bitte die Tierbilder kleiner und die Zeitsprung-Bilder größer. Dafür wäre nicht nur ich Ihnen UNENDLICH dankbar. Soll ich einen unzufriedenen oder einen hoffnungsvollen Gruß schicken? – Angela Herkenrath

 


 

 

Leserbriefe zu „Über Sex unter Kollegen und die Frage, ob an der These von der »DDR 2.0« etwas dran ist“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Früher, ja ganz früher, so früher, dass man sich kaum noch dran erinnern kann, weil man nur noch mit Pandemie und Klimawandel beschäftigt ist… in diesem Früher also war Harald Marten-steins Kolumne das Erste, was es zu lesen galt sobald die neue ZEIT samt Magazin draußen war. Ich habe das überprüft: Die Texte, die Martenstein, genannt Marti, damals schrieb, hatten dieses Zuerstgelesenwerden häufig verdient. Heute hingegen… in diesem Heute, das zu vieler Men-schen Leidwesen – allen voran zu Harald Martensteins Leidwesen – so gar nicht so sein mag wie dieses sagenumwobene Früher, da gehört Harald Martensteins Kolumne zu den Beiträgen, bei denen man sich sicher sein kann, dass man absolut gar nichts verpasst wenn man sie nicht liest.

Wissenschaftler – ich glaube, ich habe das in der Welt oder im Eulenspiegel gelesen – sagen, dass man beim Betrachten eines vergilbten Zimmerdeckenverkleidungspanels in einem Dorfcafé in Verl stärkere intellektuelle Impulse erhält als beim Lesen eines Marsteinstein-Texts aktuellen Jahrgangs. Der kreative Boden, auf dem diese Kolumnen gedeihen, scheint leider arg ausgedörrt zu sein. Wer kann schon ahnen, warum. Klimawandel, Pandemie, diesen ganzen verdammten Veränderungen, die einem ständig zugemutet werden. Es nimmt kein Ende, es hört nie auf. Man muss das Schlimmste befürchten. Den kreativen Bankrott – ein Zustand, in dem ein sich als konträr inszenierender Autor selbst die konträren Meinungen nicht mehr selbst ersinnt.

Son-dern nur noch wiederkäut, was sich bereits aus anderem Mund und in anderen Medien als aus-reichend kontrovers herausgestellt hat. Sollte Martenstein beispielsweise auf die Idee kommen, eine Kolumne über die BILD-/Springer-/Döpfner-Affäre zu schreiben – wovor Gott ihn und uns bewahren möge – könnte man sicher davon ausgehen, dass er selbstverständlich die twitterer-probten Quatschpositionen „Wieso, der Sex war doch einvernehmlich!“ und „Naja, DDR-Obrigkeitsstaat, da ist doch auch was dran!“ einnehmen würde. Und niemanden würde es ju-cken. Also müsste die Eskalation fortgetrieben werden, im ständigen Suchen nach einem Echo.

Irgendwo da draußen. Niemand, nicht Sie, nicht ich, nicht Mathias Döpfner oder Benjamin von Stuckrad-Barre, weiß, wo und wie Harald Martenstein ist. Dabei möchte man ihm zurufen: Ha-rald, halte ein! Sich am Zeitgeist abzarbeiten ist nicht alles. Auch Schreiben ist nicht alles. Es gibt so viel Schönheit da draußen! Treffen Sie sich mal wieder auf ein Bier oder ein Brettspiel mit Freunden und Kollegen. Vielleicht mit Franz Josef Wagner oder Stefan Niggemeier. Es gäbe so viel, was man besprechen und am nächsten Morgen wieder vergessen haben könnte, über-deckt von der Erinnerung an einen irgendwie ganz gemütlichen und angenehmen Abend. – André Fromme

 

Nach diesem mitfühlenden Beitrag wird der große, untadlige Mathias Döpfner dem aufrechten Verteidiger von Sex und Ordnung, Harald Martenstein sicher das „Du“ anbieten, und Julian Reichelt stellt fest, dass er doch einen Freund hat (die Betonung liegt auf „einen“). P.S. wäre es denkbar, dass H. M. für die Zeit nach der ZEIT eine Karriere beI BILD vorbereitet? – Sven Herfurth

 

Ist das Ironie? Oder will Harald Martenstein austesten, wieviele Zugeneigte ihm bleiben, die sich nicht rechtschaffen empören? Mich hat er zunächst leider verloren: habe ich bisher gegenüber meinen Töchtern die unkonventionelle und unangepasste geistvolle Chuzpe verteidigt, in der er sich wissentlich immer wieder angreifbar gemacht hat, machen mich seine Anmerkungen zu Sex im Büro und einer DDR 2.0 in ihrer Schwurbeligkeit schlicht ratlos: Überdehnung als Mittel der Satire? Bewusste Selbstisolation durch möglichst abstruse Positionierung? Die Selbstgefälligkeit dessen, der das Martyrium sucht? Oder macht er sich wieder einmal nur lustig über beschränkte Gemüter? Ratlos… – Frank Zelinsky

 

Martin Fengel widersetzt sich mit seiner Karikatur zu Recht dem Autor Martenstein: Der vermeintlich einvernehmliche Sex zwischen Chef und Mitarbeiterin basiert häufig auf der Angst der Abhängigen vor dem Jobverlust. Die Drohgebärde des Chefs (Schraubenschlüssel) und das entsetzt aufgerissene Auge der „Einverstandenen“ zeigen Gewaltandrohung und angstvolle Duldung. – Klaus Steffen

 

Ich schätze ihre Kolumne. Sie ist das erste was ich Donnerstags lese. Das liegt zum einen daran dass Sie die Dinge meist anders sehen als ich. Für mich ein wichtiges Korrektiv in meiner „Blase“. (Zum anderen ist der Text einfach ein kurzweiliger Einstieg in den Donnerstag-Leseabend.)

Ihre aktuelle Kolumne lies mir keine Ruhe, deswegen muss ich heute mal schreiben. Den Aspekt „Lasst uns doch bitte den Spaß auf der Arbeit nicht weg-regulieren“ finde ich super. Danke. Sehe ich auch so. Aber: hier wird ein Aspekt völlig unter den Tisch gekehrt. Frauen fühlen sich oftmals unter Druck gesetzt den sexuellen Avancen männlicher Vorgesetzten nachzugeben.

Sie Herr Martenstein würden wahrscheinlich einwenden „Selbst Schuld, wer sich da nicht zu wehren weiß“, und sie haben damit vielleicht Recht. Vielleicht auch nicht. Wenigsten die Andeutung dieses Aspektes hätte Ihrem Text gut getan. Dann hätte ich mich nicht zwei Tage mit dem Gefühl der Ungerechtigkeit rumgeschleppt. Aber gut, es ist ja nicht Ihre Aufgabe dass sich jeder in Ihren Texten wiederfindet. Aber Trotzdem! Doof! – Franciska Quaiser

 

Mein 86-jähriger Stiefvater hat die Zeit abonniert und bringt mir regelmäßig das Zeit-Magazin vorbei. So kam ich eben in den zweifelhaften Genuss, den oben genannten Artikel von Harald Martenstein zu lesen. Ganz ehrlich: ich weiß nicht wie „alt und weiß“ der Auto ist, aber das geht gar nicht. Letztlich finde ich – neben dem gesamten Inhalt des Artikels- den Vergleich der DDR mit dem aktuellen gesellschaftlichen Klima in Deutschland einfach nur unpassend. Ganz zu schweigen von dem unsäglichen Ausdruck „DDR 2.0,“ der durch Ihr Magazin jetzt noch weiter hoffähig gemacht wird. Schämen Sie sich!

Bei der Gelegenheit darf man fragen, wie viele Frauen in IHRER Redaktion mitarbeiten und wie die dort behandelt werden. Dies ist übrigens meine Meinung als mittelalte CDU-Wählerin. Wenn Sie in zehn Jahren noch Leser (ich schenke Ihnen das Gendern um Sie nicht zu überfordern) haben wollen, dann schmeißen Sie den Typen jetzt raus. – Carola Würtenberger

 

Kürzlich hat Thomas Blum den „Prozess der Martensteinisierung“ beschrieben, der von „den Alternativen sozusagen zu den Alternativdeutschen“ führt. Wer die letzte Kolumne von Harald Martenstein gelesen hat, kann sich darüber nicht wundern. „An ‚DDR 2.0‘ ist offenbar was dran.“ Ach Gott, wie wichtigtuerisch und albern: Die ZEIT sollte ihrem Kolumnisten mal ein Denk- und Schreibpause gönnen. Immerhin hätte er dann Grund zur Klage, dass man aufpassen müsse, was man so sagt. In der Tat: Man achte auf seine Worte und schreibe keinen Unsinn, der in Martensteins Fall wohl auch deshalb verfasst wurde, um die ZEIT-Leser mal so richtig zu provozieren. Ein durchschaubarer Coup, der dem einst so facettenreichen Martenstein enorm schadet. Eine konservative, nachdenkliche Stimme wäre jederzeit willkommen, doch wer mag so ein plattes neurechtes Geplapper lesen? – Eckhard Hooge

 

Bisher waren die Kolumnen von Herrn Martenstein für mich nur deshalb erträglich, weil es mich dann doch freute, dass andere Menschen meines Alters noch altbackener sind als ich und dies trotzdem jede Woche im ZEIT MAGAZIN veröffentlichen dürfen. Wenn einem älteren Herren zu den MeToo-Vorwürfen gegenüber dem mittlerweile geschassten Chefredakteur der „Bild“ nichts anderes einfällt, als zu munkeln, in anderen Redaktionen sei es doch auch nicht anders, und er zu dem Schluss kommt, „Sex mit dem Chef oder der Chefin sei ein wichtiger Motor für sozialen Aufstieg“, dann ist er wohl doch völlig aus der Zeit (oder ZEIT?) gefallen.

Dass es hier nicht um einvernehmlichen Sex, sondern um massiven Machtmissbrauch geht, kann – oder will – Herrn Martenstein nicht sehen. Das systematische Ausnutzen von Frauen scheint ihm deutlich weniger schlimm zu sein als der „Verrat“ des Herrn Stuckrad-Barre – ja nee, das war auch echt gemein und dazu noch unter Männern! – Dr. Birgit Kuhlmann

 

Sehr gern lese ich Ihre Kolumnen im ZEIT Magazin. Ihren letzten Text „Über Sex unter Kollegen und die Frage, ob an der These von der „DDR 2.0“ etwas dran ist“ habe ich allerdings nicht verstanden. Es wurden so viele verschiedene Themen angesprochen und dann zu einem, aus meiner Sicht, etwas wirren Ende geführt. Deshalb fange ich mal hinten an: Ja, auch ich finde, dass sich Benjamin von Stuckrad-Barre seinem ehemaligen Freund Mathias Döpfner gegenüber nicht loyal verhalten hat. Das ist aber kein Indiz dafür, dass an der These „DDR 2.0“ etwas dran ist.

Verrat unter Freunden ist seit der Antike ein großes Thema, das ganze Bibliotheken füllt und das es in jeder Gesellschaftsordnung gibt oder gegeben hat. Ein Verlagschef, der in der DDR seinem Freund eine regierungskritische Mail geschrieben hätte, die dann öffentlich bekannt geworden wäre (dafür hat es aber nicht mal einen illoyalen Freund gebraucht), wäre gefeuert und vielleicht sogar verhaftet worden. Soweit ich informiert bin, ist Mathias Döpfner weiterhin Vorstandsvorsitzender der Springer Verlagsgruppe und wird das auch bleiben. Seine Stellung scheint mir durch den Verrat nicht gefährdet.

Zur Verteidigung von Stuckrad-Barre muss man sagen, dass er selber als Mitarbeiter der Springer-Presse jahrelang miterlebt hat, dass man auf Freundschaften und Loyalität pfeift, wenn es um eine gute Story geht. Sogar Bundespräsidenten wurden nicht verschont. Als Christian Wulff seinen Freund Kai Diekmann anrief und ihm als Privatperson Nachrichten auf die Mailbox sprach, die vertraulich waren, war die Öffentlichkeit am nächsten Tag voller Häme, „wie blöd man sein kann“: „Wer mit der BILD Zeitung groß wird, wird auch durch sie fallen“ war das Fazit zum damaligen Skandal. Das ist nur eines von vielen Beispielen, das mir dazu einfällt.
Meine persönliche Meinung zur BILD Zeitung ist die von Max Goldt. Das Zitat kennen Sie natürlich, deshalb muss ich es hier nicht wiedergeben. Noch nie war die BILD ein Medium, das durch kritische und reflektierte Beiträge Qualitätsjournalismus abgeliefert hat. Sie manipuliert und instrumentalisiert Menschen, denen es an politischer Bildung mangelt. Sie aufzuklären war noch nie eine Herzensangelegenheit dieser Zeitung.
Sie schreiben auch, dass Sie seit Jahren mit keinem Ostdeutschen mehr gesprochen haben, dem nicht die Parallelen zwischen dem „Jetzt und der DDR“ auffallen würden. Das ist schade. Ich glaube, dass die Meinungen dazu unter den Ostdeutschen außerordentlich heterogen sind. Ein Beispiel für diese These: Ich bin in der DDR aufgewachsen und hatte eine sehr glückliche und behütete Kindheit, in der es mir an nichts mangelte. Dennoch würde ich die DDR rückblickend als Unrechtsstaat bezeichnen und bin über das System, in dem ich nun lebe, sehr froh. Natürlich gibt es Mängel und für die Zukunft wünsche ich mir eine noch wehrhaftere Demokratie, die mich vor ihren Feinden schützt.

Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass der „mutige“ Julian Reichelt mich vor dem Abgleiten in die Diktatur bewahrt hat oder die vielen besorgten Mitbürger, die vor der Islamisierung des Abendlandes oder vor der großen Verschwörung „der Mächtigen“ warnen. Viel mehr sehe ich diesen Wunsch durch den zunehmenden rechten Terror gefährdet. Das macht mir Sorgen und Angst. Als es in der alten Bundesrepublik in den siebziger Jahren Terror von links gab, reagierte der Staat restriktiv mit Notstandsgesetzen, Berufsverboten und sogar einem eigenen Gefängnis für die Terroristen. Insbesondere die BILD fand es damals sehr gut, dass beispielsweise Lehrer mit einer eher „laxen“ Haltung zum Grundgesetz ihren Beruf nicht ausüben durften und wurde nicht müde, Personen an den Pranger zu stellen, die scheinbar mit den Terroristen sympathisieren. Aber das nur am Rande.

Welche Regeln der Zusammenarbeit unter den BILD Redakteuren herrschen, und ob es immer das Gebot der Stunde ist, Freunde für eine gute Story zu verraten, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht ist im Arbeitsalltag alles ganz kuschelig und liebevoll. Vorstellen kann ich es mir allerdings nicht. Julian Reichelt ist im Wesentlichen auch nicht mit Kolleginnen ins Bett gangengen, sondern mit Mitarbeiterinnen. Das ist ein Unterschied, aber natürlich nicht strafbar und es ist nichts darüber bekannt, dass Julian Reichelt sexuelle Handlungen gegen den Willen der Frauen erzwungen hat. Sie hatten immer eine Wahl. Gleichwohl hat Julian Reichelt seine Macht ausgenutzt und gegen Compliance-Regeln des Unternehmens verstoßen. Damit ist er jahrelang durchgekommen und wurde von seinem mächtigen Vorstandsfreund geschützt. Nun ist er darüber gestolpert. Doch genau wie die Frauen hatte Julian Reichelt immer eine Wahl. Er hat sich aber ganz bewusst für die BILD entschieden.
Verraten und fallengelassen wurde der „einzige aufrechte Journalist des Landes“ aber nicht vom „Stucki“ sondern von seinem Freund Mathias Döpfner, aus sehr niederen Motiven übrigens. Die Ironie dabei: Sexistische und machtgeile Arschlöcher gab es auch im Sozialismus, allerdings wären sie niemals wegen Kapitalinteressen auf dem amerikanischen Markt gefeuert worden. Vermutlich haben Sie in der letzten Woche sehr viele Mails von zornigen Menschen erhalten. Das kann ich verstehen. Von Hassmails möchte ich mich allerdings distanzieren und auch von der Forderung, dass Sie nicht mehr für die ZEIT schreiben dürfen. Das wäre das falsche Signal und deshalb wünsche ich Ihnen, dass Sie noch viele Kolumnen verfassen. Sie dürfen aus meiner Sicht alles veröffentlichen, was mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Ob ich das allerdings immer lesen mag, weiß ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht. – Judith Hanft

 

Wie kann es sein, dass die ZEIT, die ich schätze und seit Jahren abonniert habe, so ein ausdrückliches Plädoyer für Sex mit Abhängigen bringt? Ich fasse es nicht. Herrn Martensteins Ergüsse werden immer peinlicher und unerträglicher. Sie sind doch eigentlich kein Blatt, das hinter möglichst hohen Aufregerzahlen herläuft. Ich möchte sowas nicht lesen. – Astrid Raimann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Meistens flogen Eier und Tomaten«“ von Stephan Lebert und Jana Simon im ZEIT Magazin

 

Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview. Herr Platzeck verwies mit Recht auf die höchste Priorität der Friedenserhaltung. Für die Mehrheit unter uns, insbesondere für die Jüngeren, scheint das eine so große Selbstverständlichkeit zu sein, um das man sich nicht sorgen muss. Dass inzwischen drei sehr potente Atommächte um Einfluss konkurrieren und davon einer vor unserer Haustür scheint hinter Klimakriese und Pandemie nachrangig.

Wenn Grünen-Außenpolitiker „klare Kante“ gegenüber Russland (Nouripour) oder stärkeres militärisches Engagement der USA und NATO in der Welt fordern (Brantner in der Zeit 13/2021), möchte ich nur rufen: Aller Klimaschutz ist sinnlos, wenn es zu einem Atomkrieg kommt! Das sollten alle Politiker immer im Hinterkopf haben. Der Frieden in Europa ist nicht selbstverständlich, man muss sich um ihn kümmern. – Axel Voß

 

Herzlichen Glückwunsch zum Interview mit Matthias Platzeck. Was für ein sympathischer, überzeugender und aufrechter Politiker. Können Sie ihn nicht dazu bringen, für den SPD-Vorsitz zu kandidieren? Dann hätte ich sicher keine Magenschmerzen mehr, wenn ich bei den kommenden Wahlen mein Kreuzchen – wie immer – bei der SPD mache. Jedenfalls war das m.E. das interessanteste Interview, das das ZEIT-Magazin in der letzten Zeit gebracht hat. Dank dafür! – Björn Luley

 

Das MATTHIAS PLATZECK-Interview ist großartig ! Eine Deutschstunde, wie sie dringlicher, bewegender und unverstellter schwerlich noch werden könnte. Exzellenter Journalismus. Dank und Kompliment an Ihre überaus klug fragenden Autoren STEPHAN LEBERT und JANA SIMON. Dagegen verblaßt geradezu die aktuelle Provokation von HARALD MARTENSTEIN, von dem ich mich immer wieder gerne irritieren und zum Lachen bringen lasse, egal wie oft es mir im Hals stecken bleibt. – Johannes Corsten

 


 

 

Leserbriefe zu „1920 Gramm“ von Annabelle Seubert im ZEIT Magazin

 

Gerade habe ich den Artikel „1920 g“ gelesen. Sicherlich geht es ganz vielen Eltern, die, wie wir, ein Frühchen bekommen haben, so: Ich bin davon ganz berührt und gerührt und erinnere mich an Vieles wieder, was ich im Detail schon vergessen hatte. Mein Sohn Cornelius kam am 12.4.2014 an Tag 30+5 zur Welt. Er ist wie in seinen Anfängen wild und stürmisch und es ist, wie es so schön heißt, „alles gut gegangen“. Genau: Ich glaube wirklich, dem fehlt – wie Ihrem Sohn Leo, liebe Frau Seubert – nichts. – Maria Kortz

 

Schon lange habe ich nicht mehr im Zeitmagazin gelesen, weil mir dazu die Zeit fehlt. Aber als ich im Inhaltsverzeichnis den Hinweis auf ihren Artikel gesehen habe, habe ich ihn gleich gelesen. Ich habe meinen Sohn Maximilian im Februar in SSW 32+1 zur Welt gebracht. Es zeichnete sich bereits ca. 4 Wochen vorher ab, weil die Zervix verkürzt war. Da der Blasensprung 32+0 erfolgte, war ich nicht vorher stationär aufgenommen.

Es ist mein zweites Kind, sodass ich „nur“ mit der Frühchensituation überfordert war. Aber das Piepsen der Geräte machte auch uns anfänglich Sorgen. Außerdem hatte er großen Spaß daran, sich die Sonde immer wieder herauszuziehen. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis er sich entschloss zu trinken. Wir mussten aber nie Sorgen haben, dass er es nicht schaffen könnte.

Die Schwestern waren großartig und haben keinen Aufwand gescheut, uns so viel Nähe wie möglich zu ermöglichen. Da das St.-Joseph in Tempelhof Ausbildungskrankenhaus ist, konnte man sich zudem an die Schülerinnen wenden. Für mich war das manchmal einfacher als die schwer beschäftigten Schwestern zu behelligen. Das schreibe ich, während er auf meinem Schoß seinen Mittagsschlaf hält. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute. – Veronika Scholz

 


 

 

Leserbrief zu „Weltzeit“ von Antonia Eggers und Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Eigentlich habe ich eine einfache Frage, würde aber gerne eine Diskussion starten. Wieviel teurer würde die Zeit werden, wenn sie Artikel wie „Die Uhren-Schatzsuche“ verzichten würden? Mich würde gerne interessieren ob ihre Zielgruppe der Zeitleser wirklich Interesse an Luxusuhren hat. Gleiches Thema sind auch die Reisevorschläge. Häufig recht teurer Hotels für die es eine nette Werbung ist. Vielleicht bin ich ein untypischer Zeit Leser aber mich reizen eher preisgünstige Hostels und Jugendherbergen in tollen Standorten. Natürlich würden sie damit kein Werbegeld verdienen, würden aber zumindest auf mein Interesse stossen. Sie können ja mal eine Umfrage auf ihrer Web Seite für alle Zeit Abonnenten, welche Preiserhöhung für den Leser akzeptabel ist, durchführen. – Oliver Wedlich

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Diese Frage stellt Juli,8 Jahre alt und eine der Prüfer Töchter.Also Juli,ich füttere den Nager bestimmt nicht.Ihre Schwestern ? Kaum zu glauben.Oder Ihr Vater? Der hat Ihnen doch wahrscheinlich das Tierchen besorgt,nachdem Sie lange genug gequengelt haben.Nun ist es da und hat Hunger,das Trampeln im Laufrad braucht Kalorien.Übrigens,gesäubert werden. muss der Käfig auch Sie sehen Juli, Wünsche können in Erfüllung gehen,aber anders als man denkt. – Hans-Emil Schuster