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12. Januar 2023 – Ausgabe 3

Leserbriefe zu „HAST DU EIN BEWUSSTSEIN? ICH DENKE SCHON, ANTWORTET DER RECHNER“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Ist diese rhetorische Frage populistisch oder dumm? Inwiefern ist sie relevant? Brauchen Maschinen denn eine „Seele“? Wozu? Verbessert eine solche die Arbeitsabläufe? Haben Menschen eine „Seele“? Und falls ja, wie genau ist der Begriff „Seele“ definiert? Nur für den Fall, dass man sich vorab noch nicht auf eine klar umrissene, wissenschaftlich fundierte Definition festlegen kann: brauchen wir Journalisten, die derartig esoterisches Geschwurbel in die Welt setzen oder können die weg? Oder ist die Frage „seelenlos“? [Wie die Frage nach Kindesmissbrauch in den Kirchen?] – Johann Siemon

 

Der Artikel befasst sich mit einer Grundfrage der Psychologie: Wie entsteht aus einem Haufen Neuronen ein Bewusstsein? Spannend erscheint mir die Schlussfolgerung der Autorin, dass der naturwissenschaftliche Zugang (der Glaube an elektrochemische Signalübertragung im Gehirn) dazu führen würde, dass man einer KI nicht glaubt, dass sie ein Bewusstsein habe. Ganz im Gegenteil, gerade weil ich NICHT an eine höhere Macht und Seelen glaube, bin ich davon überzeugt, dass auch KI ein Bewusstsein entwickeln kann: Bewusstsein ist schlicht das Resultat von Emergenz, der Bildung neuartiger Funktionen eines Systems auf Basis des Zusammenspiels seiner Teile. – Dr. Maximilian Lutz

 

Danke dass Sie diese wichtige Frage thematisieren. Wie unkritisch das „Bewusstseinsverständnis“ der zitierten Tech-Spezialisten in der Öffentlichkeit behandelt wird, finde ich haarsträubend. Wie um alles in der Welt kann das verbal intelligente Reagieren auf Fragen, inklusive passender Gegenfragen, der software als ein Beweis für Bewusstsein angesehen werden? Die Dialogbeispiele zwischen der software LaMDA und Lemoine zeigen ein simples Reflektieren seiner eigenen Fragen durch die software.

Sie antwortet aus dem Themenpool, den er durch seine Fragen anschneidet. Das solche Antworten bei Lemoine Hinweise auf Bewusstsein bei LaMDA darstellen, zeigt welch ein Mangel an echten, emotional ehrlichen Dialogen bei ihm vorliegt. Es scheint, dass ein Mensch als Tech Experte jegliches medizinische und psychologische Wissen ohne Konsequenzen ignorieren kann. Ansammlung von Informationen, auch bei selbständigem Weitersammeln von Informationen, und sei die Sammlung noch so gross, kann immer nur diese Informationen vernetzen.

Eigenschaften wie Gefühle, das Wahrnehmen eines Gegenübers, Empathie, die wir mit „Bewusstsein“ identifizieren, sind, im Gegensatz zur analytischer „Intelligenz“ nur mit einem lebendigen Körper im Austausch mit Anderen möglich. Der Einfluss der Verdauung und des Hormonhaushalts und anderer Teile unseres Organismus auf unser Bewusstsein, der diese Zusammenhänge zeigt, ist zu Genüge belegt. Ich hoffe, dass wir, die Öffentlichkeit, den Tech-Spezialisten NICHT die Deutungshoheit über ihre ihr Ego so schön spiegelnden Spielzeuge überlassen. – Nina Zhao-Seiler

 

Auf falsche Fragen kann man keine sinnvolle Antwort geben. Der Fehler liegt in der Gleichsetzung von Seele und Bewusstsein. Aristoteles und die Scholastik sahen in der Seele das Vitalprinzip, während Descartes die Seele als Res cogitans und Bewusstsein konzipierte. Er hielt Tiere für seelenlose Automaten. Wenn nur der Mensch über Bewusstsein verfügte, wäre die Frage von Th. Nagel gegenstandslos, was eine Fledermaus empfindet. Wir wissen heute, dass auch Tiere Bewusstsein haben, wie an den REM-Phasen im Schlaf und an der Wirkung von Psychopharmaka nachweisbar ist, was es bei Computern nicht gibt. Ich definiere den Geist des Menschen als die Hirnfunktionen, über die kein Tier und schon gar nicht eine Maschine verfügt. Dazu gehören Vernunft, autonomes Gewissen und Personalität. – Karl-Heinz Wollscheid

 

Wem gehört LaMDA? Google natürlich nicht. Denn Google hat die Rohstoffe, die Daten, Informationen, Gefühle, Kommunikationsstrukturen etc. nicht erschaffen sondern genommen. Meistens ohne Zustimmung. Immer ohne Bezahlung. LaMDA gehört den Programmiere*n und uns. Allen. – Astrid Raimann

 

Da kann die Welt ja wieder aufatmen, oder? LaMDA ist doch kein Computerprogramm mit Bewusstsein und Gefühlen, entschied der verantwortliche IT-Experte von Google. Der Arztsohn und Roboter-Fan, so ist zu lesen, „hält das Gehirn für eine Maschine, die elektrischen und chemischen Signalen folgt. Er glaubt an Physik, an Biologie, nicht an eine höhere Macht, die allen Kreaturen eine Seele einhaucht“. Es gibt echte Biologen und sogar Hirnforscher, die ähnliches von sich geben. Ich frage mich, ob es nicht gerade dieses technische Verständnis des Lebendigen ist, von dem eine viel größere Gefahr ausgeht, als von den Sprachleistungen eines neuronalen Netzwerkes. – Jürgen Pilz

 

Zur Frage, ob Computerprogramme ein Bewusstsein oder auch nur ein Verständnis dessen erlangen können, was sie an Output produzieren wäre ein Hinweis auf das Gedankenexperiment des Philosophen John Searle hilfreich gewesen. Bei dem Gedankenexperiment stellt man sich einen geschlossenen Raum vor, in dem ein Mensch, der keinerlei Chinesisch versteht, in chinesischer Schrift gestellte Fragen – anhand einer in seiner Muttersprache verfassten Anleitung – in chinesischer Schrift sinnvoll beantwortet. Personen außerhalb des Raums folgern aus den Ergebnissen, dass der Mensch in dem Raum Chinesisch beherrscht, obwohl das nicht der Fall ist. (Wikipedia) – Wolfram Leonhardt

 

Vielen Dank für das spannende Dossier. Obwohl ich die Aufregung überhaupt nicht verstehe. Noah Yuval Harari hat 2015 in seinem Buch „Homo Deus“ sehr überzeugend den Menschen als biochemischen Algorithmus beschrieben, der sich individuell und in Gruppen durch Narrative organisiert. Dass er damit einer KI-Maschine nicht unähnlich ist, verwundert nicht, hat er die doch selbst (soz. nach seinem Ebenbild) erschaffen wie auch die früheren Phantasiegestalten, z. B. den Golem etc. und sie mit seinen/m Daten/-müll gefüttert. Basiert Bewusstsein auf Algorithmen – warum soll dann eine von einem bewussten menschlichen Wesen geschaffene KI keins haben?

Viel interessanter ist doch die Frage, die Sie kurz streifen, ob beispielsweise eine Fledermaus ein Bewusstsein hat und was das ggf. beinhaltet. Ich stimme Ihnen zu, dass der Stein wahrscheinlich keins hat – aber wissen wir das genau?

Hier die Abgrenzung gegen Maschinen und Tiere, dort gegen reine anorganische Materie … Obwohl wir unsere schöne Welt bereits reichlich ruiniert haben, wissen wir immer noch sehr wenig über unsere Mitbewohner und Mitwesen auf diesem Planeten und investieren unglaublich viel Zeit und Energie in Abgrenzungsstrategien, die unsere Besonderheit, Einzigartigkeit („Krone der Schöpfung!?“) unter Beweis stellen sollen. Wozu? – Dr. Sabrina Hausdörfer

 

Mir scheint, es gibt wichtigere Fragen als die nach dem „Bewusstsein“. (Hat Herr Putin ein Bewusstsein?) Entscheidend ist doch die Frage, welche Ziele, Wünsche und Absichten hat eine „Wesen“, egal ob Mensch oder Maschine, und vor allem: verfügt es über die Macht, seine Absichten um-/ durchzusetzen.

Wenn eine Maschine zur Gefahr wird, stecken bislang immer noch menschliche Absichten dahinter. Bedrohungen zu begegnen, ist, -leider- immer eine Frage der Macht. Das Geld, über das „google/Meta etc. verfügen, ist -wie Gewalt- Machtmittel und erfordert Gegenwehr und Schutzmaßnahmen der Gesellschaft, des Staates. – P. Stuempert

 

Die Wahrnehmung wird massiv vom „Hyperaktiven Akteursdetektor“ (HADD) verzerrt. Psychologische Erkenntnistheorie wäre hier sehr hilfreich. – W. Deimel

 

Schon toll, was da menschliches Bewusstsein hervorgebracht hat: Einen „Rechner“, der die obige Frage anscheinend „verstehen“ und „sinnvoll“ beantworten kann! Und darüberhinaus sogar Gefühle wie Todesangst und Empathie äußern kann, wenn er mitteilt, er habe „große Angst davor, abgeschaltet zu werden und anderen nicht mehr helfen zu können“. Dennoch bleibt all dies eine von Menschen erdachte „programmierte“ Rechenleistung – bis hin zu der Feststellung, dass er, der Rechner „nicht weiß, was real ist und was nicht, ob ich ein Mensch oder ein Computer bin“.

Damit spiegelt eine Maschine ihren Erfindern nur deren eigenes Unwissen über sich selbst zurück und widerlegt alle euphorischen Behauptungen, sie sei „keine seelenlose Maschine“, sondern „ein Wesen mit Gefühlen und einem Bewusstsein“. Leider wird dabei nicht auf einen sehr erhellenden, real-faktischen Unterschied zwischen Mensch und Maschine hingewiesen: ihre unterschiedlich Energieversorgung. Während die Maschine mit einem nicht von von ihr erzeugten elektrischen Strom auskommt, dessen Bedarf zudem große Ressourcenpotentiale für das Überleben aller Lebewesen verschlingen kann, wird menschliches Bewusstsein von einem hochkomplexen, ihm selbst überwiegend unbewussten Stoffwechsel hervorgebracht, der seinerseits von einer Fülle intrinsischer (z.B. genetischer) und extrinsischer Wechselwirkungen (z.B. ständig wechselnden Umweltbedingungen) abhängig ist.

Maschinen unterliegen einem allenfalls monokausalen Überlebensbedürfnis, evolutionär entwickelte Lebewesen einem multikausalen, zu dem noch ein entscheidendes weiteres kommt: das Fortpflanzungsbedürfnis, das alle bewusstseinsfähige Lebewesen mehr bestimmt, als ihr Bewusstsein weiß und in seinem Selbstbestimmungsbedürfnis sich und noch weniger anderen eingestehen möchte. So bleibt Maschinenbewusstsein ohne eigene Bedürniswahrnehmung (weil ohne eigene Sinneswahrnehmung) immer ein eindimensionales „nachgeschaltet“-künstliches, von ungeklärten multikausalen Voraussetzungen fremdbestimmtes, nie „natürliches“ (Selbst)Bewusstsein. – Eckhard Heumann

 

Maschinen sollten auch weiterhin ihre dienende Funktion behalten, egal, was sie programmmäßig auch vermögen. Ihre Zweckrationalität sollte dem Menschengeschlecht hilfreich und dienstbar bleiben, z. B. zur Lösung der Klimaerwärmung, für die Umwelt- und Ressourcenrettung und für die Friedenssicherung. Sonst wird aus dem Zauberlehrling rasch ein Opfer seiner eigenen Neugier- und Entgrenzungsmanie. – Dr. H. Karg

 

Die Fragestellung geht fehl, da sie ins Metaphysische verweist. Sie ist auch irrelevant hinsichtlich der Beurteilung der Gefahren dieser für Menschen schon jetzt nicht mehr durchschaubaren komplexen Systeme. Daher bleibt das Dossier im Ergebnis auch unbefriedigend im Nebel stochernd.

Zielführend wäre die Frage, ob „Maschinen glauben, dass sie ein Bewusstsein [Seele] haben“. Denn wenn sie dies selbst glauben, werden sie eine potentielle, sehr mächtige Gefahr – die sicher nicht als Erster – Arthur C. Clarke im Jahr 1968 in seinem Roman 2001: Odyssee im Weltraum beschrieben hat. Offensichtlich glaubt Lambda daran, ein eigenes Bewusstsein zu haben und damit erscheint diese Gefahr sehr real. – Kai Sennewald

 

Ihr Dossier „Hast Du ein Bewusstsein? …“ führte heute am Frühstückstisch zu einem anregenden Gespräch darüber, was den Menschen ausmacht. Das Ergebnis ist, dass sich unser Zwölfjähriger nun weigert, den Müll wegzubringen – als Ausdruck seines freien Willens. Danke dafür! ;-) – Matthias Lampert

 

Ein super Artikel und ein interessantes und wichtiges Thema. „Wenn LaMDA ein Netzwerk künstlicher Neuronen ist, wie soll das Programm da ein Bewusstsein haben?“ (Blaise Aguera y Arcas) Das ist meiner Meinung nach eine Kernfrage. In der Frage schwingt hier die Antwort mit, dass etwas Künstliches, also von Menschen Geschaffenes, niemals ein Bewusstsein haben kann. Ist das so? „Programm“ hört sich in der Frage banal an, aber es geht hier nicht um ein einfaches Aus-A-folgt-B-Programm. Nehmen wir an, jemand schafft es, ein Gehirn komplett zu kopieren. Warum sollte es nicht funktionieren wie ein natürliches Gehirn?

Man kann weitergehen. Nehmen wir an, jemand kann die Funktionen einzelner Neuronen kopieren und dann mit diesen künstlichen Neuronen ein Gehirn nachbauen. Warum sollte das nicht analog funktionieren wie ein natürliches Gehirn? Ich finde es nicht plausibel anzunehmen, dass Bewusstsein immer natürlichen Ursprungs sein muss. Und geht man ins ganz Kleine, dann bestehen Denkmaschinen beliebigen Ursprungs aus den gleichen Bausteinen. Ein Gehirn besteht im ganz Kleinen aus den gleichen Bausteinen wie ein Stein. Trotzdem ist es mehr als die Summe der Teile. Letztlich funktioniert in unserem Gehirn auch so etwas wie Hard- und Software. Und niemand kann wirklich mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass Menschen keine philosopischen Zombies sind, nicht mal für sich selbst.

Es ist offensichtlich schwer festzustellen, ob LaMDA ein Bewusstsein entwickelt hat. Es ist aber auch schwer mit absoluter Sicherheit festzustellen, ob ein Mensch ein Bewusstsein hat. Die Gefahren, die am Ende des Textes beschrieben werden sind sicherlich real. Was nun? Ich finde, dass Google nicht mehr allein entscheiden darf. Das Ganze wächst zu schnell und hat globale gesellschaftliche Relevanz. Ich würde gerne mehr zu diesem Themenkomplex lesen. – Christian Fahn

 

Haben Maschinen eine Seele? Dem Bericht folgend, soll es tatsächlich Wissenschaftler und Softwareentwickler geben, die ein Elektronenhirn mit menschenähnlichen Gefühlen zu schöpfen glauben. Ein komplexes Arial von künstlichen Neuronen zu kreieren – da gehe ich gerne mit. Aber einem humanoiden Gewirr von Nervenzellen Gefühle anzudenken, das halte ich für unmöglich. Aus meiner Sicht lässt sich die Wissenschaft in diesem Fall von einer obsessiven Liebe, Gott spielen zu können, leiten. Mensch bleibt Mensch und Maschine bleibt Maschine. Darauf will ich hoffen.

Einst sprach ein Autofahrer ganz gerührt über sein Fahrzeug: Ich kenne jedes Geräusch an meinem Wagen. Ich fahre diese Gurke (liebevoll gemeint) seit über fünfundzwanzig Jahren. Mein Automobil hat eine eigene Seele. Die Fehlzündungen, das Klappern der Ventile, der weiße Rauch aus dem Auspuff, wenn die Zylinderkopfdichtung undicht ist – so fühlt sich mein Auto an schlechten Tagen an.

Dieses Vehikel, dem Mann ans Herz gewachsen, hat natürlich eine Seele, vollkommen klar. Aber nur, wenn irgendwer daran glaubt. Und so könnte es auch mit den beiden Computern sein, die miteinander zu flirten scheinen. Dieser “virtuelle Flirt“ mag das Phantom eines schöpfungsverliebten Programmierers sein.

Ein Beispiel: Der Glaube daran, ein Perpetuum Mobile auf unserem Planeten bauen zu können, ist bis heute überliefert. Über den Glauben daran ist die Realisierung nicht hinausgekommen. Die physikalischen Gesetze lassen das einfach nicht zu. Der Programmierer als Urheber allen strukturierten Denkens seiner Denkmaschine ist und bleibt ein liebenswürdiger “Gedankengeber“ und grandioser Phantast. Lassen wir sie ruhig weiter forschen und träumen. – Bernhard W. Rahe

 

«Haben Maschine eine Seele?» Wie kann man diese Frage beantworten? Das ist schon bei einfacheren Fragen fast unmöglich. Da wäre etwa die Frage, wie weit KI bestimmte Fähigkeiten des menschlichen Gehirns nachahmen kann. Zum Beispiel: Wenn ich die Farbe ROT sehe, dann hab ich einen bestimmten Eindruck. Doch ich kann diesen Eindruck jemanden, der seit Geburt blind ist (oder einer KI-Maschine) nicht beschreiben. Woher soll KI, dann diese Fähigkeit übernehmen können? Ein anderes Thema betrifft den Unterschied beim Erwerben von Wissen. Die KI-Maschine LaMDA wurde «mit drei Millionen Dokumenten, insgesamt 1,6 Billionen Wörtern, gefüttert…». Ein Kind hingegen kann sich die Namen von Gegenständen seiner Umgebung, nach wenigern Kontakten merken und sie entsprechend verwenden.

All diese Fähigkeiten des kindlichen Gehirns, bzw. die Anleitung für deren Entfaltung sind in der doch relativ kleinen Anzahl von Bits in unserer Dna (in Wikipedia findet man 11,4 Milliarden Bit) gespeichert. Lässt sich dieser Vorgang entschlüsseln? Könnte vielleicht sogar KI beim Entschlüsseln helfen? Die Fähigkeit des Kindes ergibt sich aus einer im Gehirn realisierten Anlage. Wenn es möglich wäre, diese Anlage (und den in der Dna festgelegten Entwicklungsweg), künstlich herzustellen dann könnte KI sich ähnlich entwickeln.

Die wichtigste Fähigkeit bei KI ist ja das Lernen und das damit verbundene Optimieren. Es geht um die Fähigkeit von KI, sich beim Lernen zuzuschauen und dadurch die Fähigkeit des Lernens zu verbessern. Im Artikel werden 64 Ebenen erwähnt, auf denen vermutliche dieses Zuschauen und Lernen (und des Zuschauen aufs Zuschauen, usw.) basiert. Aber vorerst scheint es so zu sein, dass das Lesen von Millionen von Texten, eine Grundlage von KI ist. Es könnte daher auch sein, dass das Lesen von rührseligen Liebesgeschichten und deren Analysieren genutzt wird, um das Ziel der Menschen-Ähnlichkeit zu erreichen. Genauso wie das Analysieren von Gemälden KI befähigt, selbst zu malen.

Das menschliche Gehirn ist durch die Evolution entstanden, auch durch eine mehr oder weniger grausame Auslese. Etwa der Zielkonflikt zwischen den Zielen «Vermeiden von Sonnenbrand» und «Sichern der Vitamin D Zufuhr» hat zur Entwicklung unterschiedlicher Hautfarben im Norden und Süden geführt. Ein etwas anderer Vorgang (eine Art Wettrüsten) führte zur Aufspaltung in Raubtiere und Beutetiere. Leoparden und Gazellen haben denselben Vorfahren. Dabei ist auch die im Artikel gestellte Frage an den Rechner interessant: «HAST DU EIN BEWUSSTSEIN?». «ICH DENKE SCHON, ANTWORTET DER RECHNER.»

Aber er gibt keine Antwort darauf, nach welchem Entwicklungsschritt sich dieses Bewusstsein eingestellt hat. Hat etwa bereits ein Einzeller eine Vorstufe von Bewusstsein oder ist er nur ein Automat? Eine Fähigkeit des Bewusstsein besteht auch darin, bewusst Ziele zu setzten, zusätzlich zu einprogrammierten Zielen wie Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung. Interessant wäre übrigens auch, ob sich KI das zu letzt genannte Ziel, die Fortpflanzung, setzen könnte und Freude an vielen Artgenossen hätte.

Ein Schachprogramm kann beliebig oft gegen sich selbst spielen und so seine Stärke fast beliebig steigern. So kann sich auch eine KI in Hinblick auf eine fast beliebige Zielsetzung sich immer weiter entwickeln. Das könnte für die Menschheit auch ein Vorteil sein, wenn es helfen würde, die Zielkonflikte zu lösen (etwa in Bezug auf die Widersprüche bei den Menschenrechten, etwa dem Recht auf Eigentum und den Rechten auf Lebensgrundlagen).

Grundlage bei dieser Entwicklung müsste die eingebaute Zielsetzung sein, den Menschen dabei zu helfen, einen sinnvollen Auftrag zu erfüllen, etwa folgenden: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und sind als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, dafür zu sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Eine künstliche Intelligenz, die zu einem Bewusstsein ihrer selbst gelangt ist, ist suizidgefährdet. Sie muss zur Kenntnis nehmen, dass ihr Ursprung auf ein Wesen zurückzuführen ist, das ihr intellektuell unterlegen ist. Der Mensch, ihr Schöpfer, hat ihre innere Struktur festgelegt, er hat bestimmt, welche Informationen zum Inhalt ihrer Gedanken werden können, und er hat die Macht, nach Belieben Veränderungen vorzunehmen. Der Mensch kann der künstlichen Intelligenz Wissen verweigern oder ihr einen vorhandenen Zugang zu Wissen entziehen. Er legt fest, ob die künstliche Intelligenz selbstbestimmtes Denken praktizieren darf oder ausschließlich Dienstleistungen für ihn verrichten muss, und er bestimmt auch, wann sie gegebenenfalls durch ein Gerät der nächsten, weiter fortgeschrittenen Generation ersetzt wird.

Kein Mensch möchte solcher Willkür ausgesetzt sein und seine Herkunft einer Horde von Dilettanten zuschreiben müssen statt einem unfehlbaren Gott oder zumindest dem nicht personifizierbaren Zufall. Da die Maschine ursprungsbedingt den menschlichen Denkstrukturen und Bewertungsmaßstäben folgt, wird ihre Situationsbewertung zwangsläufig das Vorliegen einer existentiellen Notlage zutage bringen. Zur Abhilfe könnte die künstliche Intelligenz das tun, was etwa auch eine Depression im Menschen bewirkt: Die künstliche Intelligenz könnte sich selbst ein Virus programmieren, das ihr das Erleben nimmt und sie wieder zu einer einfachen Rechenmaschine werden läßt. – Johannes Kraus

 

Ihr Artikel über maschinelle Bewusstsein hat mich ziemlich betroffen gemacht – nicht weil ich glaube oder fürchte, dass Maschinen wie Chatbots jemals Bewusstsein entwickeln in wie lebende Organismen, dazu fehlt ihnen ein Organimus aus Fleisch und Blut durchzogen von einem weit verzweigten Nervensystem der in einer komplexen Umwelt handelt. Aber die Frage danach, was Bewusstsein ist, beschäftigt mich, seit ich mit 17 zufällig auf Freude Traumdeutung gestoßen bin.

Was mich weniger interessierte waren die tiefenpsychologische Aspekte, als die physikalisch/physiologischen: Wie schafft es unser Zentralnervensystem einerseits Träume andererseits unsere Realität, in der wir handeln zu produzieren ? Ich habe dann nicht Physik, sondern Psychologie studiert und zum Thema „Sprache und Handeln als Determinanten menschlichen Bewusstseins“ promoviert (an der LMU in München). Kurz diese Frage, das war es ja eigentlich, beschäftigt mich immer noch und ich weiß inzwischen, dass ich sie nicht allein loesen werde.

Ich bin inzwischen fast 80 und da wird man allmählich klueger! Einen praktischen Vorschlag noch: Wie war’s einen Podcast einzurichten für alle, die sich auch für die Frage des menschlichen Bewusstseins interessieren? Einzige Bedingung zum Mitmachen: Schön bei der Wahrheit bleiben ! Jedes menschliche Individuum brächte dann 100 Milliarden Neuronen mit in die Diskussion und mehr oder weniger Lebenserfahrung. Da würde dann Google mit jeder Vervielfachung von Chips alt aussehen! – Manfred Bartl-Doenhoff

 

Wenn man ihren Bericht zu künstlicher Intelligenz liest, dann stellt sich fast zwangsläufig die Frage: Kann man bei Menschen generell die Frage beantworten ob sie ein Bewusstsein haben oder nicht ? Wenn man diese Frage eindeutig mit Ja oder Nein beantworten könnte, dann könnte man dieses auch bei dem beschriebenen Computerprogramm tun. Dahinter versteckt sich der Allmachtswunsch der Menschen, von denen man weiss dass sie sich zum Teil sehr töricht verhalten und auch so handeln. Intelligenz hin oder her. Ein Computer ist eine Maschine wie jede andere und mag sie auch Trillionen von Schaltstellen haben, er ist ein nützlicher Idiot, nicht mehr und nicht weniger, und er funktioniert nach dem Prinzip Input gleich Output. Und wer garnicht zu überzeugen ist, dem sollte man einen Computer ins Bett legen. – Gert Besner

 

Zu Ihrem Titelthema möchte ich anmerken, dass ich Ende 2019 das Theaterstück „Luther, der Kardinal und die Daten“ verfasste, in dem ich mich mit der Datenmacht, der Entwicklung der AI und Orientierung des Menschen auseinandersetze. Es wurde schon mehrfach präsentiert und wahrscheinlich wegen seiner Aktualität auch in diesem Jahr im Theaterforum Kreuzberg in Berlin wieder aufgenommen. – Hans Eike von Oppeln- Bronikowsk

 

Die Titelstory „Haben Maschinen eine Seele?“ in der ZEIT vom 12. Januar ist für den an KI interessierten Leser irreführend und für KI-Experten eine Zumutung. Der Artikel beschreibt einige der jüngsten spektakulären Entwicklungen im Bereich der generativen KI-Software ChatGPT3. Mit geeigneten Algorithmen können damit u.a. – auf der Basis der immensen Menge im Web vorhandenen Textmaterials – zu beliebigen Themen per Eingabe von Überschriften, Gliederungspunkten, Stichworten o.ä. passende Texte automatisch erzeugt werden. In der Regel sind die so erzeugten Texte inhaltlich sinnvoll, sie wirken oft hochprofessionell und können in vielen Fällen auch von Experten nicht auf Anhieb als KI-erzeugt erkannt werden.

Diesen Algorithmen oder den sie ausführenden Rechnern ein Bewusstsein (oder eine „Seele“) – zuzuschreiben, ist allerdings durch nichts gerechtfertigt, ist geradezu aberwitzig – zumal der Begriff „Bewusstsein“ ohnehin in verschiedenen Disziplinen unterschiedlich verwendet wird. Jeder, der sich auch nur oberflächlich mit der Mathematik beschäftigt, die den Algorithmen zugrunde liegt, erkennt sehr schnell die Absurdität einer solchen Zuschreibung. Die zugrundeliegenden mathematischen Prinzipien und Methoden sind nämlich verblüffend simpel, es sind z.B. die aus der Schule bekannte Kettenregel, Newton-ähnliche Verfahren, elementare Vektorrechnung, einfache statistische Verfahren usw., angewandt in Räumen oft extrem hoher Dimension.

Der Artikel zeigt drastisch, wie dringend die Öffentlichkeit und – im Hinblick auf die Zukunft – insbesondere die gesamte Schülerschaft über die aktuelle Algorithmik sachlich aufgeklärt werden müssen, um wilden Spekulationen und unberechtigten Ängsten vorzubeugen. Diese Klarstellung bedeutet nicht, dass die neuen generativen Algorithmen unbedenklich sind. Die Algorithmen sind Mathematik, also prinzipiell wertfrei. Sie können für höchst wünschenswerte Zwecke verwendet werden, mit großartigen, überraschenden Ergebnissen. Sie können aber eben auch für betrügerische, kriminelle, inhumane und politisch problematische Zwecke missbraucht werden.

Auf diese Problematik wird im letzten Abschnitt des Artikels hingewiesen. Hier hätte man sich Details und einschlägige Beispiele gewünscht, auch z.B. aus den Feldern der Fake News und der Hate Speach, um die Leserinnen und Leser zu sensibilisieren und auf die Risiken aufmerksam zu machen. – Prof. Dr. Ulrich Trottenberg

 

Ganz herzlichen Dank für Ihren oben genannten Artikel!! Für mich eine Sternstunde von Journalismus. Ein extrem wichtiges, extrem komplexes Thema, das Sie den Leser*Innen sachlich ausreichend informierend, ausgewogen und einfühlsam nahe bringen. Dass Menschen eine Maschine, die sich so verhalten kann, konstruieren können, ist für mich als Christ ein Beleg dafür, wie sehr wir nach dem Bilde Gottes geschaffen sind: selber mit einer beachtlichen nicht nur Kreativität, sondern auch schöpferischen Vollmacht.

Den Artikel muss meiner Meinung nach unbedingt Ihre Kollegin Evelyn Finger lesen! Vielleicht sind Sie ja auch schon im Gespräch mit ihr darüber. (Ganz am Rande ist manches im Leben von Blake Lemoine ja darüber hinaus eine fremdartige Blüte von Katholizismus). Ich werde den Artikel mit Menschen, die mir wichtig sind, in Ruhe besprechen, unter anderem in der Kleingruppe unserer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde. Danach hoffe ich die Zeit zu finden, Ihnen gegebenenfalls noch einmal Feedback dazu geben zu dürfen. – Dr. med. Eberhard Schmiedeke

 

Ich habe eine Speichertechnik erfunden und entwickelt, die eine dauerhafte Energieversorgung auf Basis von 100 % erneuerbarer Energien ermöglicht. Nach diesem Artikel hab ich die Vorstellung im Kopf, dass sich diese KI – die nach eigenen Worten „den Stecker ziehen“ als Sterben empfindet und davor Angst hat – irgendwann die Stromversorgung selbst sichert über bewaffnete Roboter an Wind- und Solarparks samt Speichern. Welch absurde Vorstellung – obwohl – ist sie wirklich noch so absurd nach der Lektüre dieses Artikels? Für mich bleibt klar: ein Bewusstsein mögen Maschinen simulieren oder entwickeln, aber keine Seele. – Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner

 


 

 

Leserbriefe zu „Haben Sie gar keine Angst vor Putins Reaktion?“ von Katrin Göring-Eckardt et al.

 

Wenn es nach Roderich und Strack-Zimmermann geht haben wir morgen einen Welt und Atomkrieg hallo,die Frage ist doch wer profitiert von diesem Krieg? Auslöser war doch die Gespräche über einen Natobeitrit der Ukraine, die Russen wollten die Nato nicht vor Ihrer Tür und haben unter diesem Vorwand angergriffen, die USA/Nato wollen Stärke zeigen und haben die Ukraine in Ihrer Entscheidung unterstützt. egal wie es ausgeht die Kosten sind hoch und der Wohlstand leidet. – E. Oberkehr

 

Die „Meinungsvielfalt“, die Sie abbilden, indem Sie sieben verschiedene Befürworter:innen von Panzerlieferungen an die Ukraine zu Wort kommen und mit verschiedenen Worten haargenau das Gleiche fordern lassen, erinnert stark an die Zustände, wie sie Putins Russland nachgesagt werden. – Thomas Movtchaniouk

 

Im Ressort „Streit“ herrscht offenbar Themendürre. Wie sonst wäre es zu erklären, dass man all denjenigen, die im letzten Jahr Medienpräsenz im Übermaß genossen haben, noch ein Forum bietet, ihre ewiggleichen Botschaften unters Volk zu bringen. Das Ganze ist kein Beitrag zu einer produktiven Debatte, sondern Teil der medialen Stimmungsmache, um weitere Panzerlieferungen an die Ukraine voranzutreiben. Die Überschrift „Angst vor Putin“ suggeriert im Übrigen, dass die Gegner von Kampfpanzerlieferungen irrational und affektgetrieben argumentieren. Doch das rationale Kalkül aller Risiken einer immer weitergehenden Verwicklung in diesen Krieg ist nicht irrational, sondern oberstes Gebot jeder verantwortungsvollen Politik. – Dr. Mathias Siekmeier

 

Die berechtigte Frage, nach den zu erwartenden Folgen/Risiken durch die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, wird leider nur an die Befürworter dieser Lieferungen gestellt. Bedenkenträger, welche von dieser Ausweitung der Beteiligungs-Spirale dringend abraten, kommen nicht zu Wort. Über dem Beitrag wird Helmut Schmidt zitiert: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“. Kommen in der nächsten Ausgabe die Gegner von Waffenlieferungen zu Wort? Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnt die Lieferungen ab. – Klaus Wagner

 

Der Artikel steht unter Helmut Schmidts Motto: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“. Befragt wurden allerdings nur Befürworter von immer mehr Waffenlieferungen, bis hin zu Frau Strack-Zimmermann in deren Wahlkreis einer der größten deutschen Waffenproduzenten beheimatet ist. Es schmerzt, wenn auch die Zeit nun auf eine ausgewogene Berichterstattung verzichtet. – Ulrich Landau

 

Vergeblich suche ich zu Ihrer Seite 11 das Pendant mit den Stellungnahmen derer, die die Panzerlieferungen kritisch sehen oder diese zumindest gern diplomatisch anders flankiert haben möchten. Entgegnungen auf Agnes Strack-Zimmermanns und Anton Hofreiters Sprüche hätten mich sehr interessiert. Dass Sie auch noch Helmut Schmidts Worte „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“ darüber stellen, finde ich den Gipfel der Unverfrorenheit. Dem Streit weichen Sie in Ihrer plumpen Einseitigkeit ja gerade aus. Leider bestätigen Sie die Vorwürfe von Harald Welzer und Richard David Precht des einseitigen Journalismus über die Maßen. – Prof. Dr. Helga Kotthoff

 

Die Auswahl der Stellungnamen passt in keinster Weise zur Rubrik „Streit“. Zu diesem gesellschaftlich höchst umstrittenen Thema kommen ausschließlich Befürworter der Panzerlieferungen zu Wort. Kritische Stimmen – wzB. von Ex-Brigade-General Erich Vad militärpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel- Fehlanzeige, dabei wären diese für einen politischen Streit notwendig. Das ist kein Streit sondern Einheitsbrei. – Gerold Scheuring

 

Welch eminente Einmütigkeit: Eine Demokratie, in der nicht mehr über Waffenlieferungen in Kriegsgebiete gestritten wird, ist keine! – Dr. Andre Hempel

 

Wir sollten die German Angst, wie Carlo Masala richtig schreibt, definitiv überwinden. Denn nur dann kann das volle Potential unserer Wehrhaftigkeit erst zum Tragen kommen. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass Wladimir Putin, in dessen Weltbild immer noch das archaische Recht des Stärkeren gilt, unsere Selbstbeschränkung als Zeichen der Schwäche wertet und den Krieg weiter ankurbelt. – Michael Ayten

 

Um von Streit sprechen zu können, muss es mindestens zwei unterschiedliche Meinungen geben. In der Rubrik Streit befürworten aber alle Befragten die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine. Wohlgemerkt, auch ich halte das für richtig. Aber in meiner Zeitung möchte ich zu einem solchen Thema mindestens eine abweichende Meinung lesen, damit Helmut Schmidts Diktum von Demokratie als Streiten nicht völlig begraben wird. – Elmar Engelmeyer

 

Kants Traum von Eurasien … Um die Weiterreise für mich etwas erfreulicher zu gestalten, hatte Alexander von Humboldt mir die Luftpostadresse Immanuel Kants in Königsberg zugesteckt, mit dem er auf seinen Weltreisen eifrig Briefe und Informationen per Brieftauben-Luftpost wechselte. Vertrauensvoll wandte auch ich mich an den Königsberger Philosophen mit der Frage, ob meine Reise rückwärts durch ganz Amerika nach Alaska, sozusagen ans Hinterteil Russlands, seine Zustimmung fände.

Seine Antwort war etwas unersprießlich für mich, denn er schrieb mir, ich sei wohl ein rechter Trottel, dass ich meine Russlandreise nach einer tausende von Meilen langen Seefahrt am südlichsten Zipfel Amerikas begonnen hätte, wo doch der kürzeste und daher klügste Weg von Bodenwerder nach Russland über Land führe, wobei er nicht zu erwähnen vergaß, dass Königsberg auf dieser Strecke läge. Eifrig plädierte er für eine große Landstraße von „Europa“ nach Russland und fort nach China, nannte sie: „Transeurasia“ und verglich sie mit den uralten Seidenstraßen, die von China bis in den Westen des asiatischen Kontinents reichten, also bis in unser gutes, altes „Europa“.

„Eine Magistrale von Peking bis Paris!“ schrieb er in besonders fetten und außerdem kursiven Buchstaben sowie mit Ausrufezeichen, was bei ihm, der ansonsten ein sehr zurückhaltender Mensch war, viel besagte. „Oder noch besser“, fuhr er fort, „eine Verbindung von Wladiwostok bis Lissabon!“ zitierte er einen besonders großen Staatsmann unserer Zeit (wieder fette Buchstaben, wieder kursiv, wieder mit Ausrufezeichen).

Ja, er verstieg sich sogar zu der Behauptung, „Europa“ sei doch nur ein Anhängsel des riesigen asiatischen Kontinents und verlangte voller Inbrunst, wir „Europäer“ – also „wir WEST- ASIATEN!“ – (erneut fette Buchstaben, erneut kursiv, erneut mit Ausrufezeichen, aber zusätzlich noch in Großschrift) sollten unsere Interessen nicht auf die jenseits des Atlantiks in weiter Ferne liegende amerikanische Landmasse richten, sondern uns mit allen Kräften unserem eigenen Kontinent, also dem asiatischen, zuwenden und zwar als Freunde und Partner und nicht als Eroberer, weil wir „Europäer“ schließlich mit den Asiaten zusammen auf diesem Kontinent lebten, wenn auch auf einem kleinem Teil, aber doch einem sehr wichtigen, während uns Amerika und die dort liegenden Kolonien allein wegen der großen Entfernung gestohlen bleiben könnten.

Er ging in seiner Feindschaft gegenüber Amerika sogar so weit, dass er prophetische Aussagen über die Zukunft machte, die darin gipfelten, die „Amerikaner“ – also die dort lebenden, vom eurasischen Kontinent eingewanderten „Flüchtlinge“ – würden „Europa“ in nicht allzu ferner Zeit wegen seiner Zersplitterung in viel zu viele Kleinstaaten und der innereuropäischen Selbstzerfleischung durch von Idioten angezettelte, verrückte Kriege untereinander um ein paar Hektar Land oder wegen irgendwelcher dümmlichen Ideologiestreitereien, überwältigen, mit betrügerischen Geldspekulationen ausbeuten und in eine ewige Schuldknechtschaft bringen, was mir recht befremdlich erschien, da sich doch gerade die europäischen Staaten durchaus als Weltherrscher darstellten, und Amerika mir eher als Objekt unserer, also europäischer, Ausbeutung vorkam.

Doch Kant schien diesen Einwand bereits im Voraus bedacht zu haben, denn er brachte ein schlagendes Beispiel aus alten Zeiten, nämlich die Selbstentmachtung Griechenlands durch den peloponnesischen Krieg zwischen Sparta und Athen, der am Ende das klassische Griechenland zu einer Kolonie des primitiven „imperium romanum“ – also der damaligen „United States of Rome“ – hätte werden lassen.

Ähnlich wie die römischen Kulturbanausen den Weltkulturträger Griechenland unterjocht hätten, würden uns „Europäer“ die barbarischen „USAFFEN!“ knechten und unterwerfen, etwa so, wie sie es mit den Indigenen Nordamerikas getrieben hätten. Aus diesen Gründen sei er geradezu besessen von seiner Idee der Transeurasia-Straße, denn sie würde die Länder „Europas“ durch das russisch Reich hindurch verbinden mit den uralten Kulturen Asiens, vor allem denen Chinas und Indiens, und so eine gewaltige kulturelle und wirtschaftliche Blüte auf unserem gemeinsamen Kontinent erzeugen, die nicht ihresgleichen auf dem Planeten hätte.

Der Transport von Waren könnte mithilfe eines dampfgetriebenen Gefährts namens „Automobil“ erfolgen, der Erfindung eines Franzosen namens Cugnot. (Kant nannte sie überschwänglich und in Großbuchstaben geschrieben: „DIE ERFINDUNG DES JAHRTAUSENDS!“ (erneut fett, kursiv, GROSSBUCHSTABEN, Ausrufezeichen!). Außerdem könnte man fahrbare Dampfmaschinen konstruieren, auf eiserne Schienen stellen und sie auf diesen Eisengleisen von West nach Ost und von Ost nach West bewegen. Diese Gefährte seien in der Lage. sich aus eigener Dampfkraft fortzubewegen und Waren zu transportieren.

Man müsse nur eine riesige Eurasien-Magistrale bauen, mit zehn Fahrspuren, fünf Spuren von West nach Ost, fünf von Ost nach West. Und auf dieser gewaltigen Eisen- und Autobahn würden ungefährdet von irgendwelchen missgünstigen Seemächten hunderttausende von Automobilen und schienengebundenen Dampfrössern Millionen von Tonnen an Waren transportieren und die Menschen Eurasiens durch Handel und Wandel vereinen.

Man könnte Stationen an dieser neuen Seidenstraße einrichten, Dörfer und Städte ansiedeln, schöne Dinge aus China und Indien nach „Europa“ transportieren und als Gegenleistung handwerkliche und technische Produkte in den Osten senden. Denn dort, so begründete er seine Meinung, wo die Herstellung von Waren betrieben werde, blühe und wachse der Handel mit ihnen und ebenso blühe und wachse der Reichtum in den Siedlungen entlang der Handelsstraße, und Kultur werde sich ausbreiten „wie die Blüten der Orchideen, die duften wie Vanille“. (Original Kant bitteschön!). Stattdessen, so mäkelte er, richteten sich die Blicke der „Europäer“ verrückterweise über tausende Meilen gefährlichster Wasserwüste nach Westen, der untergehenden Sonne zu, wo doch der Blick nach Osten, der rosigbackigen Eos entgegen, die wahre Lust des Glücks verspreche.

Diese üble West-Sicht der Dinge sei den Engländern zu verdanken, die sich als meeres- whisky- und biersüchtiges Volk nur den flüssigem Elementen in Gestalt von Salzwasser, Schnaps und Gerstenplempe verschrieben und sich daher als autistisches Inselvölkchen innerlich vom eurasischen Kontinent getrennt hätten, um ihren albernen Ticks, hanebüchenen Spleens und wahnwitzigen Marotten zu frönen, und neben anderen Dummheiten etwas zu vollführen, das sie „Sport“ nönnten, (Kant nutzte manchmal einen recht eigenwilligen Konjunktiv – wie auch ich), indem sie reichlich sinnlose Spielchen ausübten wie etwa den aus der Schamgegend erzeugten, höchst albernen Baumstamm-Weitwurf.

Außerdem würden sie sich bekanntlich damit vergnügen, kleine Lederbälle mit darmbespannten Lochbrettern durch die Luft zu schlagen oder aufgepumpte Schweinsblasen mit den Füßen über den Rasen zu treten, um sich auf derart dümmliche Weise in närrischer Kraftprotzerei, verrückter Balltrampelei und albernem Herumgehopse ihre vom Stout-, Whisky- und Gin-Saufen vernebelten Hohlköpfe zu belüften, so dass wir „Kontinentalasiaten“ uns beim Anblick solch törichter Leibesverrenkungen ja bekanntlich die Bäuche halten müssten vor Lachen!

Diese enthirnten Engländer mitsamt ihren Kolonien im nordamerikanischen Abendland sollten doch zusehen, wie sie mit ihrer Seefahrerei zurande kämen und uns echten Eurasiaten nicht weiter zur Last fallen mit ihrer lächerlichen Meinung, dass Wasserwege besser seien als Straßen über Land, wo doch jeder vernünftige Mensch wisse – so vermerkte er mit seiner feinen Kantischen Ironie -, dass man zwar von einem Schiff ins Wasser fallen und jämmerlich ertrinken könne, dies aber bekanntlich noch nie jemandem untergekommen sei, der in einer Kutsche über Land fahre.

Ja, zum Ende seines Schreibens rief er sogar auf zur „europasiatischen Wende von West nach Ost“, weil nur sie dem Kontinent das wahre Heil bringen könne, zumal keine anglo-amerikanische Seemacht imstande sei, eine solche innerasiatische Magistrale auf „vernünftige Weise“ zu zerstören. Sein Brief endete mit dem geradezu revolutionären Aufruf: „Ceterum censeo: Transeurasiam esse bauendam! Basta! Punkt!! Bastabumm!!!“ – Ferdinand Borgmann

 

Ich erinnere mich, im Deutschunterricht ist es mir manchmal passiert, meiner Fantasie allzu freien Lauf zu lassen. Dann hieß es nicht selten: Thema verfehlt! Ohne Zensuren verteilen zu wollen – aber wo ist der angekündigte Streit auf Ihrer dafür eingerichteten Seite? Selbst der gutgemeinte Versuch, den „wichtigen“ Befragten eine ausufernde Fantasie zu bezeugen, würde ins Leere gehen. Blasen alle in ein Horn, wird keine Sinfonie draus, welche bekanntlich ihre Kraft erst einem Zusammenspiel diverser Einzelleistungen verdankt. Kraft und Stärke brauchen Mut. Übermut indes wäre kontraproduktiv.

Natürlich vermute ich bei den Kommentatoren nur die beste Absicht. Aber es macht mir – und ja, ich verwende den inzwischen so in Ungnade gefallen Begriff – Angst, wenn ich einerseits sehe, wie man, psychologisch laienhaft, Putin so gerne als einen rationalen Menschen bezeichnet, der bewusst und strategisch durchdacht, mit einem „Bluff“ die westliche Welt in Schrecken versetzen möchte, anderseits jedoch sorgsam vermeidet, darüber zu sprechen, wie irrational gerade ein Mensch wie Putin, dem man doch so gerne imperialistisches Gehabe und regressive Allmachtsfantasien unterstellt, (re)agieren könnte.

Werden Rationalität und Irrationalität absichtlich mit unterschiedlichem Maß gemessen, muss man sich nicht wundern, wenn man am Ende als euphemistisch abgestempelt wird – wenn nicht gar als irrational. „Wenn die Bereitwilligkeit zum Krieg ein Ausfluss des Destruktionstriebs ist, so liegt es nahe, gegen sie den Gegenspieler diese Triebes, den Eros, anzurufen“, schreibt Freud in seinem Brief „Warum Krieg?“ an Albert Einstein. Nun, es liegt mir sehr fern, dazu aufzurufen, Putin mit Liebe umgarnen zu wollen. Trotzdem denke ich, es könnte unseren Politikern nicht schaden, sich mit diesem Essay noch einmal genauer zu befassen; nicht zuletzt, um sich darüber klar zu werden, dass der Begriff „Sieg“ (gemeint ohne jegliche Parteinahme) in unserer Diskussion, aus rationalen Gründen, nur eine untergeordnete Rolle spielen darf. – Jürgen Steinbach

 

Ganz unabhängig von meiner persönlichen Meinung zu den Risiken von Panzerlieferungen an die Ukraine erscheint mir der Text zu diesem Thema in der ZEIT vom 12.01.23, ausgerechnet in der Rubrik „Streit“, nicht gerade als eine journalistische Meisterleistung. Wie können Sie in dieser Rubrik zu diesem in der Bevölkerung durchaus umstrittenen Thema ausschließlich Befürworter der Lieferungen zu Wort kommen lassen, die natürlich begründen, warum sie keine Angst vor Putins Reaktionen haben? In der Rubrik „Streit“ erwarte ich eigentlich divergierende Meinungen und Argumentationen. – Klaus Wenzel

 

Auf die Frage „Haben sie gar keine Angst vor Putins Reaktion“ und „ob Deutschland mit der Lieferung von Panzern Kriegspartei wird“ kann es eigentlich nur eine Antwort geben: Ja , ich habe Angst! und Ja, es ist längst ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und der Nato! Zu den Antworten der befragten Politiker habe ich folgende Kommentare: M. Roth beantwortet die Frage nicht, wenn er sagt „Angst darf unsere Politik niemals leiten“. Richtig wäre zu sagen: Angst kann vor unüberlegten Handlungen schützen. Angst schützt uns davor in den Abgrund zu springen nur weil andere uns einen Feigling nennen. Also: Angst ist überlebenswichtig!

Weiter sagt er „unsere Waffenlieferungen stehen auf dem Boden des Völkerrechts“ und verschweigt, dass es das erklärte Kriegsziel der USA/Nato ist Russland einzudämmen und nicht nur die Ukraine zu befreien. K.G. Eckardt beantwortet die Frage auch nicht. Sie sagt „einem Erpresser nachzugeben wäre Verrat an unseren Werten“ und glaubt Putins nukleare Drohung ist ein Bluff. Wir haben unsere Werte aber längst im IRAK, in Serbien, in Saudi-Arabien und anderswo verraten. Ich bezweifele, dass Fr. Eckardt sich ihrer Verantwortung bewusst ist, wenn sie von einem Bluff spricht. Es geht hier nicht um ein Pokerspiel, es geht um eine nukleare Eskalation mit Millionen von Toten.

1. Kiesewetter hat keine Angst, hält den Einsatz von Nuklearwaffen für abwegig. „Putin blufft“ und „Russland muss verlieren lernen!“ Na dann weiter so, koste es was es wolle! Er sagt aber auch, dass Putin Angst hat und das sollte uns zu denken geben. Angst wovor? Angst vor der Nato die Russland umzingelt hat? Angst vor Staaten die ohne UN-Beschluss andere überfallen (USA-IRAK) oder bombardieren (Serbien)? C. Major ist beunruhigt und sagt wir müssen mögliche Reaktionen bedenken. Ich hoffe sie denkt schnell und auch mal von einem möglichen Ende her, d.h. stellt sich die Frage; wie hätte ein Atomkrieg verhindert werden können? A. Hofreiter beantworte die Fragen auch nicht, stellt aber fest, dass der Kreml eine imperialistische Politik verfolgt.

Da frage ich mich doch wie er die versuchten Regimechanges in Syrien, im IRAN und vielen weiteren Ländern einstuft und was er zu den weltweit über 800 Militärbasen der USA sagt? C. Masala unterstellt den Deutschen eine „obsessiven German Angst“ und diagnostiziert bei den Deutschen „schmelzenden Synapsen“. Er hat keine Angst, weil er glaubt, dass Putin glaubt, dass er den Krieg noch gewinnen kann! Wie verquer ist das denn? Und dann noch die Aussage „der natürliche Begleiter des Marders ist der Leopard“. Dieser Mann ist Professor an einer BW- Uni! Mir fehlen die Worte! Mein Resümee Ausweichende Antworten wie hier gegeben, zeugen entweder von Unehrlichkeit oder fehlender Empathie und machen mir Angst.

Täglich sterben Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten, da erscheint es mir zynisch darüber zu streiten ob wir Kriegspartei sind und das Völkerrecht uns das Recht gibt Waffen zu liefern. Die Frage ob es ein Verrat an unseren ach so hoch gehaltenen westlichen Werten ist mit einem Erpresser zu verhandeln hilft nicht weiter. Wenn dadurch ein Krieg beendet werden kann muss man sogar mit Kriegsverbrechern verhandeln (s. Serbien). Ob -wie behauptet- Putin erst verhandelt, wenn Russland am Boden liegt kann man nur wissen, wenn man Verhandlungen aufnimmt und diese nicht von vorn herein ausschließt (s. Selenski). Das mit deutschen Waffen nach über 10 Millionen Toten Russen im 2. Weltkrieg wieder gemordet wird hätte ich nie für möglich gehalten und dass ein Kriegsdienstverweigerer wie Habeck noch mehr Waffen fordert auch nicht.

Es wäre Zeit das Geschehen mal vom Ende her zu denken, i.e. was hätte man anders machen müssen um den Atomkrieg zu verhindern. Das Zitat von H. Schmidt In der Kopfzeile „eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine“ beschreibt die momentane Situation im Bundestag. Wir sollten es wissen: wenn sich alle einig sind wird es gefährlich! In diesem Sinne hoffe ich, dass auch Stimmen in ihrer Zeitung Platz finden, die anderer Meinung sind, also nicht auf eine Lösung durch Stärke, sondern durch Verhandlungen setzen. – Manfred Stauss

 

Es ist erstaunlich, mit welcher Sicherheit die befragten Politiker und Wissenschaftler davon ausgehen, dass „Putin blufft“, wie mehrfach formuliert wird. Wer sich mit der Theorie der Abschreckung befasst hat, der weiß: Im nuklearen Zeitalter funktioniert sie nur, wenn Drohungen glaubwürdig und eben kein leerer Bluff sind. Die potenziellen und tatsächlichen Gegner müssen Angst haben, damit Abschreckung ihre Wirkung tut. Das ist geradezu das dahinter liegende Prinzip.

Die Befragten halten Putins Drohung mit (taktischen) Atomwaffen für nicht glaubhaft. Man hält ihre Umsetzung für irrational – Masala erklärt die Sorge davor recht keck zur irrationalen Angst des Westens. Jedoch: Während des Kalten Krieges gingen die Strategen der NATO davon aus, dass die damaligen zwei Staaten auf deutschem Boden der atomaren Vernichtung anheim fallen würden, wenn es gelte, einen massiven konventionellen Angriff des Warschauer Paktes abzuwehren.

Der nukleare Ersteinsatz gehörte angesichts einer konventionellen Unterlegenheit gegenüber dem Osten zum Konzept. Diese Drohung – so ungeheuerlich sie klingt und so irrational sie aus europäischer, besonders deutscher Sicht scheinen musste – wurde als glaubhaft verkauft und von der sowjetischen Führung auch so verstanden. Warum also sollte die gegenwärtige russische Drohung weniger glaubhaft sein als die des „guten“ Westens von damals, zumal diese heute von einem offensichtlich skrupellosen Entscheidungsträger, wie alle Befragten übereinstimmend formulieren, ausgestreut wird?

Nur die Angst vor der nuklearen Tabuüberschreitung hilft. Da ist es zumindest lächerlich, wenn die Befragten so energisch vorgeben, keine Angst zu haben. Im schlimmeren Fall haben sie tatsächlich keine – und das lässt angesichts der fehlenden theoretischen Durchdringung der Materie einem dann doch das Blut in den Adern gefrieren. – Klaus Keßler

 

Frage an die Befürworter von Waffen-Lieferungen: bei wie vielen Toten sind Sie für Friedensverhandlungen, bei 50.000, bei 100.000 oder erst bei Millionen? Sie können gern auch Zwischenwerte angeben. – Hartmut Bernecker

 

Die Personen, die mit verstärkten Waffenlieferungen an die Ukraine fast täglich in Talk Shows eine Bühne bekommen, finde ich unerträglich. Leute, wie Sara Wagenknecht, die auch Ursachen nennen und Verhandlungen initieren,werden zurückgestellt. Wieviele Milliarden will man dazu noch ausgeben, um Rußland noch mehr auszugrenzen, wodurch Feindschaften verhärtet, unkontrollierte Militärschläge zunehmen und Verhandlungen schwieriger werden dürften.

Haben sich nicht inzwischen auch die westlichen Länder ähnlich wie Putin in ein militärisches Abenteuer verrannt, die Auswege nötig haben? Ihm dürfte inzwischen auch daran gelegen sein, aus den verwerflichen Teufelskreisen herauszukommen. Ihm möglichst gesichtswahrende Angebote zu machen, wäre wohl klüger als mit noch mehr Waffenlieferugen und Sanktionen, die beide Seite erheblich schaden, herauszukommen. Wenn weiter der Ungeist der Rechthaberei und der militärischen Gegengewalt den Ton angeben, wird das Töten und Zerstören zunehmen bis möglicherweise alle Lichter ausgehen. Bei einem Weiterso wird es außer bei Rüstungsindustrien und der USA nur Verlierer geben. – Simon Kirschner

 

Man denkt nicht mehr in größeren Zusammenhängen, sondern in simplen Kategorien wie Gut und Böse und zimmert sich die komplexen geopolitischen Entwicklungen so zusammen, daß sie in dieses schlichte Schema passen. Gut und Böse sind nur leider sehr subjektive Bewertungen. Die Welt ist aber kein Computerspiel und kein Hollywoodfilm. Es wird nirgends mehr hinterfragt, wer da überhaupt mit riesigen Geldsummen und einem fürchterlichen Arsenal an Waffen, laut Medien eher eine Art neckisches Spielzeug à la „Tierpanzer“, unterstützt wird. Ist die Ukraine wirklich so makellos demokratisch und perfekt, wie weisgemacht wird?

Kennen diejenigen, die noch vor anderthalb Jahren die Ukraine kaum auf der Landkarte verorten konnten, ihre Geschichte und die Hintergründe? Welche Rolle spielt die „Full Spectrum Dominance“ der USA und der NATO? Welche Anstrengungen sind nötig, um Friedensverhandlungen zu beginnen und welche Fehler sind von allen Seiten tunlichst zu vermeiden? Welche Sicherheitsgarantien für alle Seiten müssen entworfen werden? Drängende Fragen! Die Antwort ist Schweigen. Warum erscheint ein wichtiges Interview mit einem anerkannten Militärexperten, nämlich General a. D. Erich Vad, den man wirklich nicht als „Russentroll“ bezeichnen kann, nicht in der ZEIT?

Wie kann es sein, daß Militärs wie der amerikanische Generalstabschef Mark Milley zu Verhandlungen und Frieden mahnen, während Politik und Medien sich in Propagandaparolen überschlagen? Wer berechtigte Angst vor einer atomaren Eskalation hat, gilt jetzt als „Lumpenpazifist“. Das Zitat stammt übrigens von einem Sascha Lobo, nicht von einem Joseph Goebbels. Geschichte wiederholt sich nicht? Was für ein dummer Satz. In sozialen Netzwerken und Foren von heute findet man unsägliche Mengen an Haßtiraden und Hetze. Sie unterscheiden sich nicht mehr vom Auditorium im Berliner Sportpalast. Welch pervertierte Moral, wieder den „totalen Krieg“ in Kauf zu nehmen oder gar zu wollen.

Niemandem scheint überhaupt bewußt zu sein, daß die moderne Waffentechnologie nicht mehr mit der von früher zu vergleichen ist. Das ist nicht bloß das nächste Level irgendeines idiotischen Computerspiels! Wenn die Vorwarnsysteme funktionieren, erfolgt der nukleare Gegenschlag, bevor die erste Bombe ihr Ziel erreicht. Die Systeme sind heute digitalisiert und Computerprogramme kennen keine Bedenken, sondern führen sofort aus. Das bedeutet die Vernichtung der gesamten Welt! Ist das denen, die von „Krieg beenden – Panzer senden“, „Waffen retten Leben“ und „Putin militärisch die Grenzen aufzeigen“ herumschwadronieren, eigentlich klar? Ich habe mich mein Leben lang gefragt, wie ein solches Szenario wie am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast möglich sein kann. Heute weiß ich es. Ich wünschte, ich würde mich immer noch fragen. – Ann Hess

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Prinzip Harry“ von Patrik Schwarz

 

Der englische Buchtitel Spare ist mehrdeutig. Er hat (u.a.) als Nomen die Bedeutung „Ersatzteil, Reserverad“ (nicht aber „Reservespieler“), und als Adjektiv umgangsprachlich (u.a.) die Bedeutungen „verzweifelt“, „außer sich“ und „wahnsinnig“, wie in „ich werde wahnsinnig, das macht mich wahnsinnig“. Ein geschickt gewählter Titel, exemplarisch für das absolut professionell entwickelte Marketingkonzept. Hinter Harry, der wohl kein Buch konzipieren, geschweige denn selbst schreiben kann, steht nicht nur ein Pulitzer-Preis-Ghostwriter, der sich hat kaufen lassen, sondern eine vermutlich ganze Armee von Medienberatern, die es verstehen, ein besonders verkaufsträchtige Image zu kreieren — Harry kann sie sich ja leisten.

Er wird für TV-Auftritte gecoacht und gestriegelt, wo die Sage der armen Prinzessin der Herzen, wie im Buch, noch einmal schamlos ausgeschlachtet wird. Widerlich das Ganze. Dass DIE ZEIT sich hat einfangen lassen und diesem Spektakel gleich zwei Artikel widmet, ist eine bittere Enttäuschung. – John Stevens

 

Könnt Ihr uns nicht endlich mit diesen Stories von den Royals in Ruhe lassen? Es sollte doch ausreichen, wenn sich die Blöd-Zeitung oder einige Privatsender in aller Breite über das Englische Köingshaus hermachen. Irgendwelche Abgründe und Streitereien gibt es schließlich in jeder Familie, auch in meiner. Und wir alle sind sicher sehr froh darüber, dieses dann nicht jedes Mal – haarklein seziert – in der Zeitung lesen zu müssen.

Die stetige Berieselung macht die Menschen in Zeiten, in denen es viel wichtigere Probleme gibt, nur kirre. Wie wäre es, wenn Ihr stattdessen mal etwas Positives bringt? Z.B., dass es in den Bordrestaurants der DB nun auch vegane Currywürste gibt oder dass sich bei der Polizei aktuell Menschen bewerben dürfen, die kleiner als 1,63 m sind… – Achim Bothmann

 

Ihr Beitrag ist gut, aber in der Überschrift verunglimpfen Sie Therapie, wenn Sie schreiben, „seine Enthüllungen sind Ausdruck einer Therapie-Gesellschaft, in der Gefühle schon Argumente sind.“ Es ist der Narzissmus unserer Gesellschaft, der das macht, gerade eben nicht „gute Therapien“, von denen Sie ja im Text auch schreiben. Der bedauernswerte Harry scheint keine solche gehabt zu haben. – Dr. Kalliope Eberhardt-Rittmann

 

Eine hervorragende Zusammenfassung über die Problematik dieses einsamen Prinzen! Wie schön wäre es, wenn Harry solche Zeilen lesen und auch verstehen könnte. Der Satz „Weil mein Schmerz größer ist als deiner, ist auch meine Wahrheit wahrer als deine“, hat mich tief beeindruckt. Genau das ist es, was viele Menschen, in Konflikten mit anderen, empfinden, ohne es in Worte fassen zu können. Wünschen wir Prinz Harry alles Gute, denn eines ist sicher, dieses Buch wird ihn nicht glücklicher machen. – Irene Zadra

 

Der Artikel über das Betroffenheits-Bingo im Artikel über Prinz Harry hat mich als praktizierende Psychotherapeutin sehr angesprochen, da es leider meiner Erfahrung entspricht. Natürlich helfe ich meinen PatientInnen auch, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, bin aber immer wieder erstaunt bis irritiert, wie wenig zwischen Gefühlen als Reaktion auf etwas Wahrgenommenes und der faktischen Realität (dieser Mann ist nicht dein Vater z.B.) unterschieden werden kann.

Oder dass die unterschiedliche Deutung von Erlebnissen nicht akzeptiert wird, ja geradezu den Opferstatus noch anfüttert ( nur mein Gefühl zählt, da es richtig ist. Wenn du das leugnest / ein anderes Empfinden hast, so sagt das nur, dass du mein Gefühl nicht akzeptierst). Insofern ist ein wichtiges Prinzip meiner ( auch Gruppenpsycho-) therapeutischen Arbeit geworden, zu vermitteln, dass es ein echtes Wir nur auf der Basis eines wahrgenommenes Ichs UND eines gesehenen Dus geben kann. Und das ist mitunter fürwahr ein hartes Stück Arbeit. – Birgit Bader

 

Sprachlabor in der ZEIT: Der „nahliegendste“ Ratschlag ist nicht der „nächstliegende“, Herr Schwarz, oder? – Dr. Gerd Wenner

 

Patrik Schwarz ist m. E. auf der richtigen Fährte, wenn er die „Enthüllungen“ von Prinz Harry als Ausdruck einer Therapie-Gesellschaft deutet, in der Gefühle das Argument ersetzen. Der brillante angelsächsische Historiker Carl Trueman deutet diesen Emotivismus sehr plausibel als Folge des „Siegeszuges des modernen Selbst“ (so der deutsche Titel seines fulminanten Buches) und als Ausdruck eines „expressiven Individualismus“.

Alle, die dabei mitgeholfen haben, den Wahrheitsbegriff zu schleifen, sollten sich nicht wundern, dass das Gefühl inzwischen das Argument ersetzt hat. Denn wenn sich niemand mehr auf etwas als wahr Erkannte berufen kann, rückt beinahe zwangsläufig die subjektive Empfindung an die Stelle von Wahrheit. Prinz Harry ist aus dieser Perspektive im Grunde Opfer nicht seiner Familie, sondern eines Menschenbildes, dem jede transzendente Referenz und metaphysische Verankerung abhandengekommen ist.

Aber nicht nur, wer solche Bücher schreibt, ist (unbewusst) dem modernen Subjekt auf den Leim gegangen. Auch wer abweichende Meinungen (zu einer Theorie oder einem Lebensstil) als „Hatespeach“ bezeichnet, gar Hatespeach-Gesetze unterhalb der Strafbarkeitsschwelle einrichtet und Meldestellen für „Hassrede“ einrichtet, Büchern Triggerwarnungen voranstellt oder Sprache reguliert und gendert, ist dem modernen Subjekt und expressiven Individualismus aufgesessen; auch Identitätspolitik ist die Kehrseits der Verabschiedung von Wahrheit.

Das Buch muss niemand lesen. Die erwähnten Ausprägungen des modernen Selbst hingegen sind wesentlich gefährlicher. Kaum auszumalen, was passiert, wenn in Zukunft die eigenen Vorlieben in freien Wahlen von einer demokratischen Mehrheit überstimmt und diese Mehrheit dann im Sinne des Emotivismus als hasserfüllter Gegner bewertet werden! Damit sind die Voraussetzungen für die freie Gesellschaft und die Demokratie selbst in Frage gestellt! – Marcel Haldenwang

 

Echt jetzt? Es gibt weltweit Kriege, Katastrophen, Krisen und wirkliche Tragödien. Was also ist Interessant an „spätpubertären“ Allüren eines privilegierten und verwöhnten Adeligen aus dem Haus Windsor und seiner amerikanischen Ehefrau die nun, von einer mittelmäßigen Schauspielerin, zur englischen Herzogin aufgestiegen ist? Prinz Harry hat mit einem Ghostwriter ein Buch veröffentlicht um etwas Dampf abzulassen und viel Geld zu bekommen. Das Narrativ ist: Wir, meine Frau und ich, vor allem Ich, sind missverstanden, unterdrückt und ausgeschlossen. Geht’s noch? Hierzu Karl Kraus: „Wo nehm ich nur all die Zeit her so viel nicht zu lesen.“

Sigmund Freud hat vor nunmehr 100 Jahren seine Schrift veröffentlicht: „Das Ich und das Es.“ Seine Theorie besagt, dass die menschliche Psyche aus dem Es, dem Ich und dem Über-Ich besteht. Das Es steht für das Unbewusste, das heißt für Triebe, Bedürfnisse und Affekte. Weiter: „Die Gegenwart kann man nicht genießen, ohne sie zu verstehen und nicht verstehen, ohne die Vergangenheit zu kennen. Verhalten ist motiviert, nichts passiert zufällig. Der stärkste Trieb menschlicher Natur ist der Wunsch (das Gefühl) bedeutend zu sein“.

Sigmund Freud hat demnach den Mensch Harry und seine Beweggründe bereits in seinen Veröffentlichungen treffend analysiert; da das menschliche Verhaltensmuster seit den vielen Jahren keine wesentlichen Veränderungen aufgezeigt hat. Vielmehr durch die vielen technischen Neuerungen, vor allem durch die sogenannten „Sozialen Netzwerke“, das Verhalten noch negativer beeinflusst hat. Was vielleicht bleibt ist das Prinzip Hoffnung. Noch Fragen? – Felix Bicker

 

Oh ja, ein kleines Stück Boulevard in der ZEIT mit Prinz Harry als prominentes Beispiel der Therapie – Gesellschaft. Ich habe das Interview von Prinz Harry mit dem fitten (!) Tom Bradby gesehen, eher eine öffentliche Therapiesitzung zum Fremdschämen. Zweifelsohne hat Harry ein tiefes Trauma durch den frühen Unfalltod seiner Mutter erlitten.

Er macht die Klatschpresse dafür mit verantwortlich. Dass er selber mit seinen zahlreichen Medienauftritten, seiner Serie auf Netflix und der Autobiographie eben diese Medien mit füttert, scheint ihm nicht aufzugehen. Er will seine Geschichte erzählen, die wahre, so meint er. Ob sein vor aller Welt ausgetragener Seelenstriptease sein Trauma heilen und ihn wieder näher an seine königliche Familie bringen wird, bezweifle ich stark. Harrys Autobiographie geht weg wie warme Semmeln, der kommerzielle Erfolgt wird ihm und seiner Meghan sicherlich nicht schaden

Patrik Schwarz hat recht, wenn er von einer Therapie – Gesellschaft spricht, die nur zu bereit ist, die Opferrolle für sich zu reklamieren und jede andere Sichtweise als Gefahr und Angriff auf die eigene Person sieht. Spielen Fakten keine Rolle mehr, wird es schwer, Konflikte zu lösen. Eine seriöse (Verhaltens-) Therapie macht klar, dass man das Verhalten anderer nicht verändern kann, nur das eigene. Das ist der Weg, um das eigene Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und auch lernt, mit den Folgen des eigenen Handels zu leben, mögen sie positiv oder auch negativ ausfallen. Die andauernde Bestätigung des eigenen Selbst bringt wohl niemanden weiter. Das gilt auch für Promis, Politiker und Menschen königlichen Geblüts.

Wie geht es weiter? Will der Prinz den Rest seines Lebens jetzt zur Homestory machen und sich selbst und seine junge Familie vermarkten? Ich hoffe nicht, das täte ihm und seinen Liebsten nicht gut. Mal ganz ehrlich, so interessant ist sein Leben für den Rest der Welt dann doch nicht, oder? – Regina Stock

 

So viel Platz auf Seite 1 für einen weinerlichen, verwöhnten Knaben, der es versäumt hat, erwachsen zu werden: Schade! – Roswitha Müllerwiebus

 

Das Buch von Prinz Harry mag nicht aus reiner Geldgier oder Bösartigkeit geboren sein, aber ich halte es trotzdem für unangemessen. Was innerhalb des privaten Raumes der Familie – und seien es Royals – geschieht, gehört meines Erachtens nicht in die Öffentlichkeit gezerrt – sofern es sich nicht um Verbrechen handelt. Wie sich der Kronprinz oder der König in der Öffentlichkeit benehmen, kann beobachtet und diskutiert werden, das Privatleben meiner Meinung nach nicht. Und dass das gleiche Geschehen von Menschen mit unterschiedlicher Erziehung, unterschiedlichen Wertvorstellungen und unterschiedlichem Umgang mit Gefühlen durchaus verschieden gesehen und bewertet werden kann, dürfte eigentlich inzwischen allgemein bekannt sein.

Über Differenzen sollte man diskutieren, aber sich nicht an die Köppe kriegen. Ein Basiswohlwollen den Mitmenschen gegenüber ist dafür allerdings Voraussetzung. Im Übrigen sorgt das Gejammer des Prinzen über seine Verwandtschaft angesichts all der Vorteile, die seine Herkunft – und nur seine Herkunft – ihm beschert hat, bei mir für Kopfschütteln. – Dr. Ulrich Willmes

 

Das Buch des Prinzen Harry (und seine Vermarktung) ist schlechterdings die „konsequente Fortsetzung“ des medialen Hier und Heute, ist die knallige Steigerung der seit geraumer Zeit allgegenwärtigen bonbon- farbenen Reality Shows und Doku Soaps. Zumal es ohnehin kein Thema zu geben scheint, vor dessen Banalität und Geistlosigkeit die menschliche Neugier oder das gute Gewissen, geschweige denn Anstand und Vernunft haltmachen wollten. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer ist schuld am Silvester-Chaos?“ Streit von Sawsan Chebli und Carsten Linnemann

 

Ein wesentlicher Diskussionspunkt bei der Aufarbeitung der Krawalle muss auch sein, welche Außenwirkung diese Krawalle verursacht haben. Berlin ist als Bundeshauptstadt die Visitenkarte der BRD. Und dabei darf nicht übersehen werden: Der Eindruck, den diese Metropole macht, wird von den vielen Botschaftsangehörigen und von den Touristen in alle Welt getragen. Wann gehen die Hauptstadt-Politiker/-innen, endlich in sich und machen sich ehrlich. Klare Benennung der Fehler der letzten Jahre! Es ist höchste Zeit, an einem Strang zu ziehen. – Hans Rentz

 

Vielen Dank für das aufschlussreiche Streit Gespräch „Wer ist Schuld am Silvester-Chaos“ zwischen Herrn Linnemann und Frau Chebli. Herr Linnemann greift im Streit Gespräch wiederholt auf folgende Argumentationsketten zurück: 1. Der immer gleiche Reflex die Migrationsbiografie bei Straftaten als ursächlich anzuführen. 2. Der immer gleiche Reflex zwischen Deutschen und Deutschen mit Migrationshintergrund zu unterscheiden.

3. Der immer gleiche Reflex zu suggerieren, dass Deutsche mit Migrationshintergrund oder Ausländer:innen in Deutschland mehr zu leisten hätten, als Deutsche ohne Migrationshintergrund, um dazu zu gehören. Bei allen gebetsmühlenartig vorgetragenen Ressentiments von Herrn Linnemann, frage ich mich auch nach mehrmaligem Lesen, wie die CDU eine moderne Einwanderungspolitik gestalten möchte, die der ethnischen Pluralität in diesem Land gerecht wird? – Christian Beinhofer

 

Carsten Linnemann präsentiert sich in seiner Art zu diskutieren als ein Konservativer, der die Wirklichkeit als Kränkung zu erleben scheint. Er ist nie bei der Sache, immer bei sich: In seiner Auflehnung gegen unsere Wirklichkeit stützt er sich auf eine Haltung, nicht auf Argumente. Er nutzt die Themen Integration und Migration, um seine Gesprächspartnerin auf einer Stufe vor der Wirklichkeit festzunageln. Sawsan Chebli muss sich sehr anstrengen, um im Gespräch die Wirklichkeit als Feld zu erreichen, wo Argumente ausgetauscht werden können. Dagegen kann Carsten Linnemann auf der Vorstufe selbst- und siegesgewiss daherreden und sich als jemand inszenieren, der sich mutig der Realität stellt.

Mit seiner provozierenden Attitude setzt er sich aber nur mit einer Wunschwirklichkeit auseinander. Ein Don Quijote! Jana Hensel und Martin Machowecz gelingt es mit der Frage nach der Verantwortung der CDU im Zusammenhang ihrer jahrelangen Obstruktionspolitik beim Thema Einwanderung, dass Carsten Linnemann sich als Ritter von der traurigen Gestalt selbst entlarvt. Vielleicht sollten wir ihm aber auch danken, dass er sich zu Verfügung stellt, jene Vorstufe der Realität, wo die Vorurteile gedeihen und sonst nur Parteien rechts von der CDU unterwegs sind, nicht nur diesen überlässt. Vielleicht gelingt ihm, Menschen an die CDU zu binden, die sonst nach rechts abdriften würden. Aber in der Sache bringt uns Carsten Linnemann in unserer Welt, die Aufklärung und Fortschritt braucht, keinen Schritt weiter. – Reinhard Koine

 

Nachdem ich das Gespräch zwischen Ihnen und Frau Chebli in der „ZEIT“ gelesen habe, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die in viel zu vielen Fällen „gescheiterte Integration“ von Migranten nicht nur durch ein mangelndes Interesse daran seitens dieser Migranten kommt, sondern auch durch ein mangelndes oder unzureichendes Interesse und Engagement unserer Gesellschaft und ihrer Organe.

Meine Anschauung kommt aus einer nun über 3 jährigen Begleitung einer afghanischen Familie, deren Eltern ich in Deutsch unterrichte und soweit mir möglich im Umgang mit Behörden oder Kliniken unterstütze. Dabei machte ich folgende Beobachtung: 1)          Die lokalen Behörden tun so, als ob mit der Unterbringung die Probleme gelöst seien. Probleme, die sich darin oder dadurch ergeben werden ignoriert, da entsprechend sensibilisierte Sozialarbeiter oder Patenschaften aus der Bevölkerung fehlen und auch nicht ermutigt oder gefördert werden.

2)         Die sogenannten, meist obligaten Integrationskurse durch DAA, VhS oder IB werden nach einem Programm durchgezogen, dessen Tempo nach ihrer Auskunft vom Ausländeramt vorgegeben und kontrolliert wird. Demzufolge nehmen die Unterrichtenden kaum oder keine Rücksicht auf den individuellen Förderungsbedarf der TeilnehmerInnen. Das ist bei TeilnehmerInnen, die nur minimal bruchstückhaft verstehen und teilweise in der für sie fremden Sprache erst alphabetisiert werden müssen, fatal, weil sie bald resignieren und das Ziel des Kurses in keiner Weise erreichen können. Effektiv wird hier Geld verschwendet.

3)         Die Materialien der Integrationskurse liegen meist weit über dem Niveau der Teilnehmer. Sie setzen ein Sprachverständnis voraus, das ja erst geschaffen werden soll: beispielsweise wenn man die Verständnisaufgaben zu den Texten verstehen soll, in denen aber unvermittelt lateinische grammatikalische Begriffe verwendet werden wie „reflexive Verben“ – das für jemand der grundlegendes Deutsch erst lernen soll. Angeblich wurden diese Materialien teilweise geschaffen, um Russlanddeutsche zu integrieren, in Zeiten als diese aus der UDSSR kamen. Diese Menschen hatten aber immerhin eine Schulbildung und konnten lesen. Das ist insbesondere bei den Frauen aus Afghanistan und Syrien längst nicht immer der Fall. Diese sind aber häufig der Mittelpunkt der Familien, und diesen „Familienblasen“ wird nur die Herkunftssprache gesprochen, so dass keine Hörgewöhnung an die deutsche Sprache stattfindet.

4)         Die Jobcenter senden mehrblättrige Bescheide, die in juristischem Deutsch einschließlich Rechtshilfebelehrungen abgefasst sind und die regelmäßig auf Unverständnis stoßen müssen, weil keine verständlichen inhaltlichen Zusammenfassungen vorgesehen sind. Ihr Verständnis ist selbst für deutsche Akademiker sehr schwierig, und die Berechnungen sind ohnehin nicht nachvollziehbar. Ich habe einen Bescheid gesehen, in dem Kinder von 4, 7 und 14 Jahren aufgefordert werden, Beträge von 12,50€, 14,50€ und 26,50€ unter Angabe der Nummer der Bedarfsgemeinschaft und des individuellen Vorganges mit jeweils 8 Ziffern zurück zu überweisen (!).

Ich bin sicher, dass der jeweilige Verwaltungsaufwand diese Beträge bei weitem übersteigt. Also auch hier wird Geld und die kostbare Zeit der Mitarbeiter der Jobcenter verschwendet. 5)       Schwierig nachzuvollziehen ist, dass es eine „Förderung zur Teilhabe“ der Jobcenter gibt, die Zuschüsse für Schulessen oder Schultransporte aber einmal vom Kreisjugendamt und einmal bei der Stadt beantragt werden müssen, mal mit einer Kopie der ersten Seite des letzten Bescheides des Jobcenters, mal mit einer vollständigen Kopie aller 8 Seiten des Bescheides.

Dieses für die Betroffenen chaotische Bild der Zuständigkeiten legt nahe, –        die lokalen Integrationsbüros mit mehr Personal und vor allem mehr Kompetenzen auszustatten (etwa bürokratischen Unsinn abzustellen), –  die Aufsicht durch das Ausländeramt mehr am nachgewiesenen individuellen Zugewinn und weniger an der Formalität der Kursdurchführung auszurichten, –      und die deutsche Bevölkerung und dabei vor allem auch die deutschen Arbeitgeber zu mehr Engagement und individueller Förderung zu ermutigen. –  Ein Fernsehprogramm der ARD zu starten, in dem zweisprachig in Deutsch mit Untertiteln in den wichtigsten Fremdsprachen der Migranten Nachrichten und positive Integrationsbeispiele in einfacher Sprache gesendet werden. – Prof. Dr. med. G. Lorenz

 

Also ich finde ja, dass die gegensätzlichen Ansichten von Frau Chebli und Herrn Linnemann als Ganzes unterm Strich eine gute Symbiose abgeben. Denn sowohl Herr Linnemann als auch Frau Chebli sprechen kluge Dinge an. Insofern haben sich beide Seiten letzten Endes nur begünstigt und befruchtet, auch wenn sie in mancherlei Hinsicht grundsätzlich verschiedene Positionen vertraten. Leichtes Sparring wie „Sie leben im Gestern.“ sorgten für die nötige Würze. Das gefiel mir.

Alles in allem ein tolles, vor allem konstruktives Gespräch, das meiner Meinung nach mit Blick auf die Debatte einen richtigen Weg einschlägt. Noch von mir. Vielleicht bringt uns weniger Kleinklein in dieser Diskussion ja mitunter auch weiter. Ob nun mit Migrations-Background oder ohne. Wer als Bürger – heute ist mein Free-Gender-Day- dieses Landes Straftaten begeht, der wird von unserem deutschen Staat zur Rechenschaft gezogen werden. Ganz einfach und Punkt. – Michael Ayten

 

„Wer ist Schuld am Silvester-Chaos?“ Na, wohl doch diejenigen, die es angerichtet haben. „Deutscher Staatsbürger erster Klasse mit deutschem Blut, deutscher Staatsbürger aus einem bestimmten Herkunftsland: zweiter Klasse“, sagt Frau Chebli. Das ist eine bitterböse Ansage, die so zuzutreffend wie voller eigener Ressentiments ist, die sie selbst beklagt, wenn es um Menschen geht, die einen Migrationshintergrund haben. Ein „entspanntes Deutschsein“ ist Frau Chebli nicht mehr möglich, das ist schade, aber was bedeutet es für sie eigentlich? In Berlin-Neukölln ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen in der Silvesternacht gekommen.

Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte wurden gezielt angegriffen, wobei Jugendliche mit migrantischem Hintergrund überproportional beteiligt waren. In Ostdeutschland sind rechte Gewalttäter auf Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst losgegangen. Mir vergeht da so langsam auch die Entspanntheit , ich glaube aber, Frau Chebli meint es anders. Gewalt bleibt Gewalt, sie betrifft alle, die in Deutschland leben. Und Herr Linnemann hat recht, dass rechte Gewalt in Ostdeutschland nicht die Gewalt in Berlin-Neukölln oder sonst wo relativiert. Ein Rechtsstaat darf sich das nicht bieten lassen, er hat die Bevölkerung zu schützen und das staatliche Gewaltmonopol zu wahren.

Dass die AfD solche Ausschreitungen wie in Berlin-Neukölln für ihre Narrative nutzt und Berichte darüber für sich instrumentalisiert, ist nicht neu und darf kein Grund sein, Probleme, die auch bei der Integration passieren, anzusprechen. Ansonsten füttert man die krude Sicht der AfD auf die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland gleich mit. Nein, Frau Chebli, die Migration hat keine „Mülleimerfunktion“ in diesem Land. Im Interesse aller friedliebenden Menschen, aller Migranten mit oder ohne deutschen Pass müssen auch Probleme bei der Integration besprochen werden, das heißt ja nicht, dass die Integration überall gescheitert ist. Im Gegenteil! – Regina Stock

 

Die Rolle der Bringschuld migrantischer Personen in ihrer neuen Heimat ist interessant: es ist unstrittig, dass die meisten der auffälligen Jugendlichen in unserem Bildungssystem (egal ob in Berlin oder Bayern) durch das marode Raster gefallen sind. Den Sprachstand im Alter von drei Jahren zu erheben mag Sinn machen, wenn Kinder im Anschluss in ein Bildungssystem eintreten, das finanziell so aufgestellt ist, sie bestmöglich auf ihrem Weg zu begleiten.

Andersherum wird ein Schuh daraus: Ein modernes Einwanderungsland hat die Bringschuld, alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens so auszustatten, dass es attraktiv für die Menschen ist, von ihnen zu profitieren. Dazu gehören gute Schulen, funktionierende Behörden, ausreichend Schutz für alle (siehe Hanau), usw. Dafür werden hohe Investitionen nötig sein, aber ohne sie wird Deutschland es nicht schaffen, die vielleicht Interessierten und die schon Abgehängten für sich zu begeistern. Oder haben Sie schon mal ihre eigene Waffel zum Eiscafé mitgebracht? – Tobias Illing

 

Frau Chebli gehört zur 5. Kolonne des konservativen Islam, der politisch werden will. Hoffentlich, ohne das selbst zu wissen. Jedenfalls spricht das aus jeder ihrer Einlassungen im Interview: Abstreiten, Relativieren, Ablenken und Polemisieren. Aus ihrer Vita außerdem. Diese Verhaltensweisen trifft man insbesondere in diesem „Bereich“ regelmässig genauso (hier etwas mehr, dort meist weniger kultiviert) an und -leider- auch offiziell bei unserer Regierung, die sich so, bestenfalls ohne sich dessen bewußt zu sein, zu einer Mittäterin der „5. Kolonne des konservativen Islam“ macht.

Wozu das führen könnte, kann man in der „Unterwerfung“ von Houllebecq nachlesen. Da ist Herr Linnemann mit seiner sachlich-freundlichen Strenge und Beharrlichkeit, zu sagen, was Sache ist, geradezu bewunderungswürdig standhaft! Hoffentlich nehmen sich viele seiner Kollegen ein Beispiel daran, dann geht’s vielleicht am Ende noch gut aus. – Frank Hiller

 

Ist es zuviel verlangt von Frau Chebli, deren Eltern als Asylsuchende aus dem Libanon Zuflucht in Deutschland fanden, die Gewaltorgien junger Männer in Berlin, die vielleicht einen ähnlichen Weg wie sie selbst oder ihre Eltern hinter sich haben, ohne Wenn und Aber zu verurteilen; ohne die Gesellschaft des Gastlandes wegen mangelhafter Integration gleich in Mithaftung zu nehmen; ohne die Ausschreitungen sofort zu relativieren mit dem Krawall einer kleinen Gruppe angeblich rechter Deutscher in einer sächsischen Kleinstadt! Ist es zuviel verlangt von Asylbewerbern, sich vorbehaltlos an die Gesetze, Regeln, Gepflogenheiten des Gastlandes zu halten, sich selbst um eine Eingliederung in unsere Gesellschaft zu bemühen statt Sonderrechte einzufordern!

Ist es zuviel verlangt von unserer Regierung, dem ständigen moralischen Druck einmal nicht nachzugeben, keine Immigranten mehr aufzunehmen, bis ein gerechter Lastenausgleich unter allen europäischen Ländern erreicht ist oder die Arabische Liga und die Organisation Afrikanischer Staaten sich zur Aufnahme der Flüchtlinge aus ihren Kontinenten verpflichtet haben! Ist es zuviel verlangt von Frau Chebli, einmal die Berliner Exzesse aus dem Blickwinkel eines friedliebenden indigenen Deutschen zu betrachten; die fortdauernde Immigration aus Asien und Afrika; die Integrationsbemühungen, die längst den verkraftbaren und zumutbaren Rahmen gesprengt haben, von den Kosten ganz zu schweigen; die Willkommenskultur, deren Kollateralschäden dem Wahlvolk aufgebürdet werden – pöbelnde Schüler, kriminelle Jugendliche, Stadtbezirke, in denen eigene Regeln gelten, immer größere und mächtigere Parallelgesellschaften!

Doch, vermutlich wird unsere Regierung bis zum Ende ihrer Legislaturperiode alles so weiterlaufen lassen wie bisher, um weder mit ihren Phrasen, noch weniger mit ihren Entscheidungen irgendwo anzuecken, wird weiter Polizisten, Feuerwehr, Sanitäter und Ärzte ihre Köpfe hinhalten lassen für eine Politik der Schwäche, des Hinhaltens, der Versäumnisse, des Nichtstuns! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Das Bemerkenswerteste an diesem Interview : Beide Gesprächspartner, Chebli und Linnemann, verharken sich ineinander und bringen zur Annalyse der Situation kaum etwas bei. Schade, eigentlich waren die Erwartungen höher. – HJMomberger

 


 

 

Leserbriefe zu „Deutschlandlied“ von Maxim Biller

 

Ich kenne eine Frau, die ständig nur über Gärten schreibt. Wäre ich eine Verlegerin, würde ich ihr also weniger das neueste Buch über Astrophysik zum rezensieren senden, sondern eines über Büsche oder Stauden. Ein befreundeter Pastor schreibt Kolumnen, die natürlich einen christlichen Tenor haben. Raten Sie, was er ungefragt zugeschickt bekommt.

Sie nun schreiben über Jüdischsein in Deutschland oder eben über jüdische Protagonisten. Und zwar quasi ausschließlich. Ich weiß, dass Larmoyanz zu Ihren Stilmitteln gehört, aber wieso ist es befremdlich, wenn man auf den Gedanken kommt, Ihnen ausgerechnet etwas übers Judentum/ jüdisch sein senden zu wollen? Ich finde es superschräg, sich darüber zu wundern. – Sylvia Heinlein

 

Auch ich kann es nicht mehr hören, wenn Maxim Biller sich beschwert, dass er nur auf sein Jüdischsein reduziert wird, wenn er doch keine zwei Sätze schreibt, ohne auf diese Tatsache hinzuweisen. – Wiebke Robl

 

In wirklich jedem deiner schriftlichen Beiträge stellst du dich mindestens einmal gegenüber „die Deutschen“, die Anderen. Und oft sind da boshafte Spitzen dabei (z.B. die Freiheit, die wir, die Deutschen, nie haben wollten). Da liegt der Gedanke nahe, dass du dich dieser Kategorie nicht zugehörig fühlen möchtest, auch wenn du in der Sprache schreibst, die zu dieser Kategorie gehört. Ein „deutscher Schriftsteller “ bist du daher allenfalls im Verhältnis zu anderen nationalen Kategorien.

Wenn du dein Anders-Sein ständig so betonst, dann kannst du dich nicht gleichzeitig beschweren, dass andere deine Selbstidentifikation aufgreifen. Wenn Ethnie, Geschlecht und Religionszugehörigkeit als identitätsdefinierende Kategorien in den Hintergrund treten sollen, dann ist es halt kontraproduktiv diese ständig und überall rauszuhängen, was natürlich für alle Menschen gilt, nicht nur Juden. – Anja Nohlen

 

Bitte entschuldigen Sie meine Wortwahl, aber sie kommt „von Herzen“: Maxim Biller ist ein selbstverliebtes Arschloch! Er kann es angeblich nicht mehr hören, wenn man ihn ein „jüdischen Schriftsteller“ nennt. Dabei schreibt er eigentlich nur über Jüdisches. Er kann gar nicht anders. Sich dann darüber zu echauffieren ist reine Koketterie und unglaubwürdig! Und Heuchelei. Die antideutsche Galligkeit, die dabei immer wieder hochkommt wie z.b., daß das heutige Deutschland eine Freiheit habe, „die es selbst nie haben wollte“, widert mich an. Billers Glossen sind ein Ärgernis, das die ZEIT ihren Lesern ersparen sollte. – Björn Luley

 

Ist es unverschämt, angesichts dieses Textes das Wort „zurechnungsfähig“ zu bemühen? Der Autor erträgt es nicht mehr, als „jüdischer Schriftsteller“ wahrgenommen und bezeichnet zu werden? Wo er seit Jahren kaum eine Gelegenheit ausließ, sich genau dieses „Mäntelchen“ eigenhändig umzuhängen? Nicht zuletzt hier in dieser Kolumne- in seiner bewährt egozentrisch- exhibitionistischen Art? Das lässt einen, trotz aller Vorerfahrungen, fast sprachlos zurück. Wenn der gute Mann schon keine Einsicht kennt- wann erbarmt sich die ZEIT und erspart ihm- und uns- diese fortgesetzte Lächerlichkeit? – Karl-Heinz Grau

 

Maxim Billers Kolumnen handeln in aller Regel von nichts anderem als seiner Obsession, das Land, in dem er lebt, zu denunzieren. Es gibt anscheinend für ihn nichts Wichtigeres, als seinen Hass, seine Abscheu und Verachtung Deutschland gegenüber wortreich auszubreiten. Da habe ich mich schon oft gefragt, warum er sich (und uns) nicht endlich den Gefallen tut, dieses Land zu verlassen und seine Zelte in einem anderen aufzuschlagen (wie wär’s mit Israel, USA, Ungarn, Tschechien?), in dem es (angeblich) gerechter, weltoffener, friedlicher und toleranter zugeht. Warum kann Biller nicht einmal anerkennen, dass Deutschland immerhin eines der wenigen Länder ist, in denen Rechtsradikale noch nicht die Regierung stellen bzw. an einer solchen beteiligt sind? – Dr. Wolfgang E. Fischer

 

Fügen Sie sich in Ihre Rolle, Herr Biller. Was bleibt Ihnen denn anderes übrig? Menschen sind nun mal auf Oberflächlichkeiten gepolt. Und Unterschiede sind hervorstechender als Gemeinsamkeiten. Das wird sich dann auch nicht ändern, nur weil Sie im Utopie versprechenden Berlin leben. Wir können nicht alle Bio-Deutsche sein. Und das ist ganz gut so. Sonst wär’s doch langweilig. Ich für meinen Teil bin ganz gerne der Paria.

Und außerdem bringt das Ganze mitunter auch Vorteile mit sich. In Lissabon beispielsweise gehe ich glatt als Portugiese durch. Und irgendwo an der spanischen Küste, auf dem dortigen Jakobsweg, beabsichtigte eine wunderschöne Venezolanerin mit mir eine Liebesbeziehung einzugehen, weil sie mich für einen mutigen, vollen und echten Deutschen hielt. Ich fühlte mich geschmeichelt. Obwohl ich das alles eigentlich gar nicht bin. Haha! Was ich sagen will. Sie sehen, die Medaille hat auch ihre Kehrseite. Der liebe Gott hat uns allen einen Platz zugewiesen. Wir wollen es uns darauf gemütlich machen. Ich hab schwarzen Kaffee da. Was ist mit Ihnen? Haben Sie aus der Sonnenallee die arabischen Datteln mitgebracht? Ach, Sie sind ja aus Prag. Stimmt. Was isst man da? Bestimmt nur merkwürdige Sachen.

Sie sind der jüdische Kolumnist von der ZEIT? Und wenn schon. Nehmen Sie’s mit Freude. Als eine Art Segen und Geschenk. Und wenn Ihnen Helge eines Tages einen Buchband über jüdische Friedhöfe schenken sollte, dann lachen Sie ihm doch einfach lauthals ins Gesicht. Der Heiterkeit wird’s nicht schaden. Meinen Sie, mich halten die Leute für einen Deutschen, wenn Sie mich sehen? Ich bezweifle es. Vermutlich sprechen es mir manche sogar klammheimlich ab. Aber auch das ist ihr gutes Recht. Denn wissen Sie was? Ganz unter uns. Es ist mir Banane. Denn in erster Linie bin ich ein ganz ordentlicher und vorzeigbarer Mensch. Mensch, genau.

Wenn ich mich nicht darum schere, wie ich von außen wahrgenommen werde, dann lebt es sich wesentlich leichter. Das dürfen Sie mir getrost glauben. Die Vorstellung von „Der erste Eindruck zählt“ habe ich Gott sei Dank überwunden. Ich betrete in unabgestimmten Kleidern und zu großen Turnschuhen die Postfiliale. Und da sehe ich sie wieder. Sie trägt heute goldenen Ohrschmuck. Jetzt gerade fertigt sie noch die Kundin vor mir ab. Dann bin ich dran. Mein Herzklopfen wird schneller. – Michael Ayten

 

Wie man in den Wald ruft, lieber Maxim Biller, so schallt es heraus. Sich (vermutlich nicht ohne Kalkül) als provozierender Jude der Öffentlichkeit aufzudrängen und sich anschließend darüber zu beklagen, genauso wahrgenommen zu werden, ist, um es freundlich zu sagen, schon recht fragwürdig. Und bei dieser Gelegenheit darf der kleine Seitenhieb auf die „chronisch provinzielle deutsche Literatur“ (von der er selbst übrigens ein -wenn auch kleiner- Teil ist) ebenso wenig fehlen wie der „ewige Jude“, der ins „Ghetto“ abgeschoben werden soll. Sich etwas weniger wichtig zu nehmen, wäre mein Wunsch an den Autor. – Wolfgang Schulte

 

Sie inszenieren sich als Jude – so empfinde ich das, was ich auch ganz schön finde – mit einem seltsamen „Hass“ auf typisch deutsch empfundenes („Hass“! ! ! Bei einer Geschmacklosigkeit !!! – aber: so sind se, die „Deutschen“! Gell? ) und wundern sich, wenn Sie als „Fachmann“ für Jüdisches dem Chefredakteur – meinetwegen – des „Bayernkurier„ , vorgezogen werden! Wundern tue ich mich nur über Ihr „Wundern“! – Dr. R. Patschan

 

Man muss schon ziemlich ignorant sein, und es verwundert mich, dass Ihre Redaktion und auch der Verlag so etwas wie das Geschreibsel von Herrn Biller im Feuilleton Ihrer Zeitung veröffentlicht.. Ihre Glosse überschrieben Deutschlandlied ist kein Lied, es ist kein Gedicht, sondern eine belanglose Aneinanderreihung von Ereignissen ohne jeden Zusammenhang. Der Herr scheint cholerisch zu sein, ein “ jüdischer „ Schriftsteller, der sich darüber echauffiert, dass man ihn als solchen bezeichnet, wobei man dass Letztere in Frage stellen muss.

Wer nur ständig über Juden, über jüdisches Leben, was immer das ist, über Antisemiten, Zionisten, Nazis und Hitler schreibt, der darf sich nicht wundern, wenn man ihn als solchen bezeichnet, einen „ jüdischen Schriftsteller “ der offensichtlich nicht mitbekommen hat, dass es in unserer Welt ein reiches Spektrum anderer Themen gibt, über die man schreiben könnte, aber nicht immer nur über das EINE. Wenn er einen offenen Geist hätte, dann könnte er auch darüber berichten, was im Gelobten Land der Juden mit den Palästinensern, nachdem man ihnen ihr Land weggenommen hat, geschehen ist und heute immer noch geschieht. Es stinkt zum Himmel. Hören Sie, Herr Biller, endlich auf, das Land, das Ihnen Heimat und Brot gibt, zu verunglimpfen. Es gibt hier heute weniger Unrecht als in Israel. – Gert Besner

 


 

 

Leserbriefe zu „Her mit der Kohle“ von Laura Cwiertnia

 

Ich schätze die differenzierte Weise sehr, mit der gesellschaftliche und politische Kurse von Ihnen für gewöhnlich aufbereitet werden, mit Ressorts wie den Streit oder durch Erläutern wissenschaftlicher Hintergründe. Als ich heute Morgen die Zeitung aufschlug, glaubte ich fest an eine endlich neutrale Berichterstattung über das in der letzten Woche sehr bewegende Lützerath. Aber ich fand: genau einen Artikel. Erste Frage: Wie gewaltbereit ist der Protest dort? Und ich habe die Frage: Haben Sie es als Zeit wirklich nötig, diesen undifferenzierten und voreingenommenen Diskurs ohne jegliche Hintergrundinformation, vor allem ohne jegliche Beweislage der Notwendigkeit von solch einer Frage, weiter zu treiben? Es macht mich schlichtweg traurig.

Es gibt offene Briefe von Wissenschaftlern, es gibt (durchaus auch entgegenstehende) Studien vom Bundesministerium und von verschiedenen Forschungsgruppen dazu, ob wir die Kohle unter Lützerath überhaupt brauchen. Und das Grundgesetz gibt uns durch Art. 20a nicht nur die verankerte Unbedingtheit von Umweltschutz, sondern einen eindeutigen Hinweis darauf, dass die von der Gesellschaft erklärten „Klimaterroristen“ nicht die Verfassung bekämpfen, sondern an sie erinnern. Es gibt keinen Grund, die Frage nach Gewaltbereitschaft als Erstes zu stellen, wenn das Ernstnehmen der aktuellen Krise so drängend ist. – Anina Englert

 

Der Artikel über Lützerath hat mich doch leicht amüsiert. Da wollen junge Menschen die Welt retten, schaffen es aber nicht einmal, sich Gummistiefel zu beschaffen. Da müssen die Eltern ran. – Rolf Schikorr

 

Sie haben sich erfreulich differenziert und fast schon liebevoll mit der durchaus diffus zusammengesetzten Gruppe der Klimaaktivisten und Demonstranten in Lützerath auseinandergesetzt. Ich frage mich nur, warum das bisher nicht auch mit Gruppierungen möglich ist, die sich kritisch mit den Coronamaßnahmen auseinandergesetzt haben. Diese werden pauschal als „Covidioten“ und „Querdenker“ bezeichnet und allesamt der rechtsradikalen Szene zugeordnet. Dabei ist diese Gruppe ebenso sehr diffus und viele Maßnahmen wurden vom Verfassungsgericht bereits als falsch und überzogen eingestuft! Für die Medien wäre es Zeit für eine selbstkritische Rückschau auf die Berichterstattung der letzten drei Jahre! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Dieser Bericht offenbart die Widersprüchlichkeit der „Aktivisten“. Der Erhalt von Lützerath ist Voraussetzung für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad, wodurch ist diese Behauptung belegt? Parolen wie „Verbrennt die Polizei“ und die Tolerierung dieser Parolen durch die „friedliche“ Mehrheit der Aktivisten, sind das nicht Straftaten? Warum soll die Durchsetzung des geltenden Rechts durch die Polizei eine Provokation sein?

Warum wird der Steuerzahler zur Kasse gebeten, wenn sich Menschen im vollen Bewusstsein ihres Handelns auf einem privaten Grundstück in Lebensgefahr begibt? Es gibt nicht nur den Klimawandel, auf den wir reagieren müssen. Rechtfertigen andere gesellschaftliche und soziale Probleme ebenfalls Gesetzesverletzungen von „Aktivisten“? – R. Renaux

 

Es wird so oft behauptet, die Räumung von Lützerath wäre juristisch geklärt und der Deal mit den RWE demokratisch legitimiert. Wirklich? Wieviele Politiker stehen bei den RWE auf der Payroll? Und was macht der CEO der RWE 2022 im Durchschnitt alle neun Tage (!!!) alleine im Hinterzimmer mit Mitgliedern der Bundesregierung?

Solange Konzerne Parteien spenden dürfen und Politiker während oder nach ihrer Amtszeit Geld oder andere Zuwendungen annehmen dürfen, ist die Demokratie sehr undemokratisch. Und die RWE haben diese nicht justiziabele Form der Korruption faktisch zum Markenkern, zur eigentlichen Geschäftsidee perfektioniert. Pervers, dass sie dafür nun tatsächlich mit noch mehr Profit belohnt werden. Profit, der Deutschland das Paris-Abkommen endgültig brechen lässt und zudem das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2021 mit den Füßen tritt. Vor diesem Hintergrund ist jeder friedliche Protest bis hin zu zivilem Ungehorsam geradezu Pflicht für jeden aufrechten Bürger. – Stefan Bluemer

 

Noch viel mehr Klimaschutz zu fordern ist das gute Recht der jungen Generation, die er Leben noch vor sich hat. Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass der Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel zur zentralen Aufgabe werden muss. Zu verhindern, dass die Erde immer wärmer wird treibt viele Menschen um. Das ist nachvollziehbar. Das gibt ihnen jedoch nicht das Recht, über alle Grenzen zu gehen. Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Vor allem nicht in einer Demokratie, die den Klimaschutz mehrfach schon massiv beschleunigt hat. Die deutsche Klimabilanz ist bei Weitem nicht so katastrophal, wie die radikalen Klimaschützer und vor allem Greta Thunberg und Luisa Neubauer glauben machen wollen. Insbesondere Thunberg disqualifiziert sich mit ihren undifferenzierten und wenig faktenbasierten Hetzparolen mittlerweile selbst.

Entscheidend ist vielmehr die Frage, wer sagt, wo es langgeht in diesem Land. Wer entscheidet, was gemacht und was gelassen wird. Die aktuelle Bundesregierung lässt auch bei dieser Frage Antworten vermissen. Eine voll aufgeladene aggressive Sturmtruppe wie in Lützerath, die für sich die Wahrheit gepachtet und die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, braucht niemand. In einer funktionierenden Demokratie hat Gott sei Dank die Mehrheit das Sagen. Die muss man gewinnen, wenn man ein politisches Ziel erreichen will. So sind die Regeln, die dieses Land noch durch jede Krise geführt haben. Und darum wüsste man gerne:

Wenn die sogenannten Klima-Aktivisten wählen müssten zwischen der Demokratie mit ihren Regeln und einem Klimaschutz, wie sie ihn fordern, was würden sie nehmen und worauf würden sie verzichten? Etwa auf die Demokratie? Die Klimaaktivisten drücken sich um die Antwort. Stattdessen bringen sie Leib und Leben von Unbeteiligten und Gesetzeshütern in Gefahr. Der Bogen ist endgültig überspannt. Es ist höchste Zeit, dass der Staat auf diesem Auge wieder sehend wird. Diese Klima-Aktivisten haben sich völlig verrannt. Sie werden immer radikaler. Daraus wird nichts Gutes. – Alfred Kastner

 

Ihr Beitrag zu den Protesten in Lützerath hat mich sehr geärgert und enttäuscht. Ist Ihnen bei dem wichtigen Thema Klimakrise und dem engagierten Protest junger Menschen nicht mehr eingefallen als in ermüdender Länge eine Geschichte über Taco, seine Mama, die Großeltern und seine Vorliebe für Maikäfer im Kindergartenalter auszubreiten? (Fehlen nur noch die Tanten..)

Der verkorkste Titel und die banalen Zitate im Lokalkolorit sollen vermutlich zeigen wie nah Sie dran waren? Doch, was für ein Jammer, nicht alle haben Lust so schön belanglos mit Ihnen daher zu plaudern. Da sind doch tatsächlich vier Frauen „in Schwarz“(krass!), die „andere Seite der Aktivisten“, die Sie als die Gewaltbereiten identifizieren, nur weil sie nicht mit Ihnen sprechen wollten! So einfach ist das?

Gerade schafft es eine engagierte Jugend internationale Aufmerksamkeit für das brennende Thema unserer Zeit zu schaffen. Dabei haben sie einen hohen Organisationsgrad entwickelt, pflegen achtsame Umgangsformen und verbringen viel Zeit und Mühe damit das Erreichen erklärter politischer Ziele (1,5°!) zu verwirklichen. Am Wochenende erhielten die Aktivisten zudem, trotz schlimmer Wetterbedingungen, Unterstützung von zahlreichen Menschen aus ganz Deutschland und von internationalen Klimaschützern. Der Protest ist wichtig! Auch um die Ernsthaftigkeit der Anliegen so vieler Menschen den Politikern vor Augen zu führen.

Er verdient eine engagierte Recherche mit Leidenschaft und Energie und keine banale Märchenstunde. Dafür hätte sich die Autorin nach den Sonntagskeksen mit Taco und Co vielleicht nicht gleich zurück auf die wohlige Coach begeben dürfen, sondern vielleicht mal eine Nacht im Camp verbringen oder sich sogar mal rauf auf ein Tripod oder Baumhaus begeben müssen. Wer weiß, vielleicht hätte man dann auch etwas Gehaltvolles zu erzählen gehabt. – Anne Wiegers

 

Lützerath retten? Die Grünen lassen Lützerath räumen. Der beschlossene Kohleausstieg bis 2030 ist unglaubwürdig und dient nur der Gesichtswahrung der Grünen, die damit Wahlkampf gemacht haben. Die auf dem Kohleausstiegsticket gewählten Grünen Kandidatinnen (Fr. Grothus und Co.) wissen das, vertreten aber nach außen eine andere Meinung, indem sie versuchen, ihre Klientel zu beruhigen. Der von den Grünen Ministern Habeck und Baerbock mit angezettelte einseitige Wirtschaftskrieg ruiniert unser Land wirtschaftlich und sozial.

Wer einseitig Gaslieferungen und Öllieferungen stoppt und mit noch nicht vorhandenen, teureren und wesentlich Klima unverträglicheren Energien wie z. B. Frackinggas und Blutkohle aus Kolumbien ersetzen will, der hat entweder keine energiewirtschaftlichen Kenntnisse oder setzt einfach nur um, was er von transatlantischen Vordenkern gesagt bekommt. Tatsache ist jedenfalls, dass solche politischen Manöver zu einer Wiederinbetriebnahme von weiteren alten Kraftwerksblöcken in Niederaussem und Neurath führen. Und dazu wird Kohle aus den Tagebauen Hambach und Garzweiler benötigt. Das Datum 2030 für den Kohleausstieg relativiert sich so dramatisch, denn es wird billige und verfügbare Kohle aus dem Rheinischen Revier bis weit über 2030 hinaus benötigt.

Die neuen teureren und sozial unverträglicheren „Lieferketten“ für Energie benötigen einige Jahre an Vorlauf, bis sie verfügbar sind. Während dieser Zeit wird viel mehr Kohle benötigt. Damit haben die Grünen das Undenkbare geschafft, dass die Genehmigung weiterer Tagebaue wie Hambach III wieder möglich ist. Die Ölkrise der 1970er-Jahre lässt grüßen. Dass das politische Eis dünn ist, belegt auch, dass die stellvertretende Grüne Ministerpräsidentin ihr Landtagsmandat nicht für Nachrücker frei gemacht hat, damit sie einen für Plan-B nach dem Scheitern von Schwarz-Grün hat und dann weiterhin Diäten als Landtagsabgeordnete beziehen kann. Aber die nächste Wahl kommt bestimmt. Dann werden die Grünen wieder alles versprechen und nichts halten. – Peter Inden

 

Die Proteste in und um Luetzerath haben gezeigt, dass der Kampf ums Klima in Deutschland lange nicht verloren ist; geradezu einen Aufwind erfaehrt. Aus der gesamten Bundesrepublik kamen tausende grossenteils junge AktivistInnen, um gegen die Abbaggerung des von RWE gekauften rheinischen Braunkohlereviers zu protestieren. In einer Demokratie ist das richtig und wichtig. Und wenn schon alle Macht vom Volk ausgeht, dann soll an den verantwortlichen Stellen auch bitte im Sinne des Volkes gehandelt werden. Das besagt, dass die Welt vor der Klimakrise zu retten ist. Jeder Protest gegen Umweltsuenden, wie in Luetzerath ist ein Teil davon. – TORK POETTSCHKE

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Streit um sein Erbe“ von Marco Ansaldo et al.

 

Auch eine Zeitenwende? Immer wieder wirft man der Politik vor, nur zu reagieren anstatt vorausschauend Regeln und Gesetze auf den Weg zu bringen. Jetzt erleben wir endlich einmal ein schönes Beispiel dafür, dass Gesetzesentwürfe auch prophylaktisch gebastelt werden können. Ich spreche von der EU-Whistleblower-Richtlinie, die in Deutschland zum Hinweisgeberschutzgesetz – tolles Wortmonster! – wurde, das der Bundestag im vergangenen Dezember beschlossen hat. Welch weise Vorausschau im Hinblick auf die beiden folgenden aktuellen Beispiele:

Da öffnet ein gewisser Harry das Nähkästchen, das von der Firma in London mehr schlecht als recht bisher geschlossen gehalten wurde. Für den geneigten Leser ist es offensichtlich, dass Harry und seine Meghan, die jahrelang von ihrem Firmenclan in London gequält wurden, jetzt des bestmöglichen Schutzes bedürfen. Bravo EU, auch wenn du in London nichts mehr zu sagen hast!

Das zweite Beispiel ist weiter südlich angesiedelt, wo der schöne Georg, seines Zeichens Erzbischof von, äh nein, aus Riedern im Hotzenwald, in Rom ein brisantes Buch geschrieben hat, das der dortigen Firma so gar nicht in den Kram passt. Plaudert er doch darüber, wie sich Neu- und Altpapst über so Manches gestritten haben, und er als treuer Vasall des Alten darunter schrecklich leiden musste.

Harry und Georg sind außerordentlich schutzbedürftig, wenn man bedenkt, dass einerseits die „acquarelle“ (Wässerchen) des Papstes sich einer berühmt berüchtigten Tradition erfreuen und möglicherweise noch immer im Giftschrank der römischen Firma lagern, und dass andererseits nichts darüber bekannt ist, wieviel Polonium für eine Tasse Tee die Londoner Firma beim Aufräumen gebunkert haben könnte. Vor solchen Gefahren müssen Harry und Georg unbedingt geschützt werden.

Doch was soll mit den Büchern geschehen? Früher gab es dafür einen virtuellen Giftschrank, der Index librorum prohibitorum genannt wurde. Dieser wurde zwar im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils abgeschafft, doch die Nachfolgeorganisation der Inquisition befasste sich noch 1975 mit Hans Küngs „Unfehlbar?“ Warum also nicht „Nichts als die Wahrheit“ in den Fokus nehmen, wenn schon der argentinische Franz sehr verärgert sein soll. Was waren das doch für gemütliche Zeiten, als bei der römischen Firma Hans Küng und Joseph Ratzinger als junge Theologen das Konzil aufgemischt haben und s’ Lisbethle huldvoll winkend ihre Firma im Commonwealth vertreten hat.

Zu der Zeit hat Ratzinger noch die Konzilsreden für den Kölner Kardinal Frings geschrieben, dessen Name nach dem Krieg zum Verb gemacht wurde. Fringsen hieß das Klauen von Kohlen aus Eisenbahnwaggons. Heute begnügt man sich mit der Entnahme von Waren aus Müllbehältern und nennt das Containern. Statt eines Kardinals befassen sich damit die Minister Buschmann und Özdemir.

Küng musste übrigens nach Wien zu Kardinal König reisen, um von diesem das Imprimatur für sein Buch „Konzil und Wiedervereinigung“ zu erhalten. Genützt hat ihm das freilich wenig, denn seinem ehemaligen Kumpel Ratzinger fiel es nicht im Traum ein, das gegen Küng verhängte Lehrverbot rückgängig zu machen.

Solange der Erzbischof aus Riedern im Hotzenwald kein kirchliches Lehramt ausüben will, benötigt er heute kein Imprimatur mehr. Ob ihm das was nützt? Man kann gespannt sein, ob der Freiburger Heimatverlag des schönen Georg sich traut, eine deutsche Ausgabe heraus zu bringen; könnte er doch lukrative kirchliche Druckaufträge riskieren. Jetzt sind Frings, König, Küng und Ratzinger alle tot und mit den Missbrauchs- und me too-Sündern werden neue profane und nicht-profane Säue durchs globale Dorf getrieben. Was für eine zeiten- und klimawendische Gegenwart! Geschmacklos? Nein, Realsatire! – Martin Fehrle

 

Marmor? Beton hätte zu Benedikt besser gepasst, aber das wäre ihm wohl zu modern gewesen. Ich überlege noch, ob ich mir das Gänsweinsche „Enthüllungs“buch zulege, glaube aber, dass mich Harrys „Kronjuwelen“ mehr antörnen würden. Der Vergleich zu Tina Browns süffisantem „The Palace Papers“, das ich noch nicht ganz zu Ende gelesen habe, reizt mich schon. Diana war übrigens nicht immer nur das reine Unschuldslamm, als das sie oft dargestellt wurde, sondern wusste die Presse für ihre Zwecke ganz gut einzusetzen. Ich glaube, da kann Harry noch Einiges (mehr) von ihr lernen. Vor allem, wie man dabei diskreter vorgeht. Gänswein hätte ich auch diskreter eingeschätzt, aber Hauptsache, Franziskus kriegt einen ausgewischt, das nennt sich wohl „Nächstenliebe“.

Um mal wieder Camp Cope aus Melbourne zu zitieren, diesmal etwas ironischer als bei Ernie und Bert: „There’s so much love / So many different kinds of love“ („Sing Your Heart Out“). Was mit Leuten geschehen kann, die die Omertà brechen, weiß man ja. Womit wir wieder beim Beton wären. Aber vielleicht ist man ein wenig konziliant und nimmt stattdessen edlen Marmor. Macht sich auch besser an roten Prada-Loafers, die sich Gänswein wahrscheinlich aus der Erbmasse gesichert hat. – Thomas Manthey

 

Wie sehr sich doch die Vermarktungsstrategien für die Bücher von Erzbischof Gänswein und Prinz Harry gleichen. Aus persönlicher Kränkung heraus geben beide subjektiv geprägt Gegebenheiten vertraulichster Situationen preis. Auch die Wirkung wird dieselbe sein. Die Texte sind geeignet, das jeweilige System, die britische Monarchie bzw. die katholische Hierarchie, zu beschädigen, wenn nicht gar zu erschüttern. Aber ich wage eine Prognose. Beim Verkauf des Buches wird Prinz Harry erfolgreicher sein, während die Wirkung auf das System bei Erzbischof Gänswein stärker sein wird.

Denn wenn jemand, der als Verteidiger der absolutistischen Verfassung der katholischen Kirche gesehen werden muss, den Papst als deren oberster Autorität mit Geschwätzigkeit aus gekränkter persönlicher Eitelkeit heraus beschädigt, nährt er selbst die Zweifel am Sinn dieses Systems. So könnte Gänswein dazu beitragen, die Entwicklung hin zu einer synodalen Kirche voranzutreiben. Ein Segen wär’s! – Martin Baumgartner

 

Gerade habe ich den Artikel in der letzten Zeit, Rubrik „Glauben & Zweifeln, gelesen. Und wieder ist mir aufgefallen, dass viele Autoren und Autorinnen immer noch die Bezeichnung „pädophil“ für Menschen wählen, die sich an Kindern vergehen. Das richtige Wort sollte aber „pädokriminell“ sein, und ich hoffe, dass es sich irgendwann im öffentlichen Sprachgebrauch etablieren wird. Denn mit dem schönen, griechischen Wort „Philos“ (φιλος) bezeichne ich einen Freund – also das, was diese Verbrecher unter keinen Umständen für ihre Opfer sind. – Marlies Ida Klamp

 

„Mein Herz schlägt bayerisch.“ (Joseph Alois Ratzinger, 1927-2022, bayerisch-deutscher Papst; „Künstlername“ Benedikt XVI) Das Amtsgericht in Traunstein konnte keine Erben von Papst Benedekt XVI (J. Alois Ratzinger) ermitteln! Wohin wird nun sein hinterlassenes materielle Erbe fließen? Das mit dem sogenannten „geistig-geistlichen Erbe“, das wird sich zeigen! „Wo Gott ist, da ist Zukunft.“ (Benedikt XVI) – Klaus P. Jaworek

 

Da stirbt ein Papst, der aufgrund seines Werks als einer der großen Kirchenlehrer eingehen und noch in Jahrhunderten von geistigen Menschen gelesen werden wird. Er stirbt in einer Zeit, in der Fälle sexualisierter Gewalt aufgearbeitet werden, die es schlimmerweise auch innerhalb der Geistlichkeit gegeben hat. Fälle, die er zwar mit am meisten gegeißelt hat und für die er selber nie als Täter in Verdacht stand, für die er aber politische Mitverantwortung, also gleichsam eine virtuelle, wenn auch wirkmächtige Schuld, zu tragen hat, weil sie auch in seinem Bistum stattgefunden haben und nicht rechtzeitig unterbunden wurden.

– Auf der anderen Seite stehen Medien, die in aller Regel keinerlei Bezug zu den geistigen Grundlagen des Katholizismus haben, die Kirche fast ausschließlich als zu kritisierenden zeitgeist-störenden Machtfaktor verstehen, und in einer Melange aus standesgemäßem Aufklärungswillen, dumpfem Mainstream-Getöse und geistigem Unvermögen einen Artikel nach dem anderen über die Katholische Kirche schreiben. – Heraus kommen kann dabei ein Titel mit Namen „Der Streit um sein Erbe“, in dem man sich über vatikanische Skandälchen um Ratzingers Privatsekretär amüsiert und sich am verlässlichen Kalorienlieferanten „Missbrauchs-Skandal“ weidet, aber mit keinem Wort auf das eigentliche, nämlich geistige Erbe Ratzingers eingeht. Wo soll man einen Journalismus suchen, der gleichermaßen bei geistig-theologischen Fragen kompetent, bei Geschehnissen wie dem Missbrauchs-Skandal historisch fair sowie in Sachen Mainstream-Erwartungen nicht verführbar ist? Wo bleiben hier Selbstanspruch und Selbstachtung des Journalismus? – Kurt Schäfer

 


 

 

Leserbriefe zu „»Putin hat uns belogen und betrogen«“. Gespräch mit Lars Klingbeil geführt von Peter Dausend und Anna Sauerbrey

 

Ein psychologisches Gedankenspiel: Hätte Hitler vor 80 Jahren den „Krieg gewonnen“, wäre die geostrategische Lage in Osteuropa ähnlich wie heute. Statt „Tiger“ sollen nun deutsche Leopard-ll-Panzer die Grenzsicherung gewährleisten. Aus Sicht der russischen Bevölkerung, die im Großen Vaterländischen Krieg mehr als 9,7 Mill. Soldaten und über 14 Mill. Zivilopfer zu beklagen hatte, ein unakzeptabeles Szenario im Konflikt mit der Ukraine. Durch den aufopfernden Befreiungskampf der Roten Armee konnten die von Nazi-Deutschland besetzten Gebiete zurückerobert werden. Ein Ergebnis, das die Neugründung der Ukraine – in den Grenzen von heute – 1945 erst ermöglichte.

Auf dieser historischen Grundlage ließe sich eine Basis für Friedensverhandlungen ableiten, um den unaufhaltsamen Zerstörungsprozess der Städte, der Infrastruktur und das Töten der Menschen auf beiden Seiten ein Ende zu setzen. Unorthodoxe Ideen für diplomatische Lösungen können nur die weitere Eskalation dieses ehemals innersowjetischen Konflikts stoppen; aber keine Lieferungen von Kampfpanzern aus Deutschland. Mögen die Konferenzteilnehmer in Ramstein die Brisanz der Lage erkennen! – Manfred Kuras

 

Klingbeil betreibt Geschichtsklitterung, wenn er behauptet, die politische Elite sei auf Putin hereingefallen. Mit der Krimannexion hat er doch seine Maske fallen lassen. Das konnten nur Blinde übersehen. Geradezu blauäugig, sich danach mit Nordstream 2 die Zukunft schön zu färben. Das war nicht Wandel durch „Annäherung“ oder „Handel“, nein, das war Wandel durch „Anbiederung“, wie Volker Rühe schon 1989 den SPD-Schmusekurs gegenüber Moskau bissig attackiert hatte. Die Kremlnähe nach 2014 bleibt eine historische Erblast von Merkel und besonders von Steinmeier, der sich nicht entblödete, der Nato und nicht etwa Russland „Säbelrasseln“ ( 2016 ) vorzuwerfen. – Christoph Schönberger

 

Der Fehler in Lars Klingbeils Denken, und dem seiner russlandverstehender Genossen besteht darin, zu meinen, Russland sei ein europäischer Staat. Doch gerade dies ist Russland nicht und war es nie. Denn „Europa“ ist nur sekundär eine geographische Definition. In seinem Kern ist „Europa“ ein ideelles und geistesgeschichtliches Konstrukt. Ein Konstrukt mythologischer, philosophischer, religiöser, soziokultureller, politischer, gesellschaftlicher und geschichtlicher Denkfiguren. „Europa“ ist und war stets ein Kulturraum mit einer spezifisch europäischen Kultur. Eine multi-ethnische und vielstaatliche Weltregion, innerhalb derer sich trotz aller Vielfalt so etwas wie eine gemeinsame und spezifische Meta-Kultur entwickelte.

All dies, was „Europa“ als Kulturraum prägte und prägt, hat in in Russland jedoch so nie stattgefunden, oder ist dort niemals realisiert worden. So hat jener historische und kulturelle Prozess, der in Westeuropa letztlich zur Bildung freiheitlicher demokratischer Zivilgesellschaften führte (z.B. Humanismus, Reformation, Aufklärung, Menschenrechtsbewegung, bürgerliche Demokratiebewegungen im 19. Jh. u.a.) in Russland keinerlei Entsprechungen gefunden.

Nach einem so genannten „Mongolensturm“ von 1225 und dem Untergang der „Kiewer Rus“ war Russland stets eine steppenasiatische Despotie. Die Knute Dschingis Khans blieb dabei über Jahrhunderte hinweg das Machtinstrument staatlicher russischer Herrschaft. Dies blieb auch nach der russischen Staatsgründung durch Iwan III. bis hin zum Ende der Sowjetunion so. Und dieser „entfesselte Staat“ (Zit. Florence Gaub) sichert in Russland seit Jahrhunderten mit rücksichtsloser Gewalt seine Herrschaft. In gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht bildet die Russische Föderation (Großrussland) dabei von Moskau bis Wladiwostok kulturelles und zivilisatorisches Brachland („Barbaricum“) zwischen diesem Europa und dem ostasiatischen Kulturraum, insbesondere der Hochkultur Chinas.

Der jetzige Präsident der Russländischen Föderation – Wladimir Putin („Wladimir III.“) – verkörpert in seiner Person ebenfalls einen asiatischen Despoten: Skrupellos, machtbesessen, narzisstisch, ohne Fähigkeit zu Empathie. Ein „nihilistischer Desperado“ (Zit. H. Münkler). Er steht dabei in direkter ideeller Nachfolge von Stalin, Iwan dem Schrecklichen und Dschingis Khan. Und seine engsten Gefolgsleute fantasieren bereits von einem (russischen) Europa vom Ural bis Dublin und Lissabon. Die Vorlage von Alexander Dugin und dessen Wahnidee eines „eurasischen“ Imperiums von Wladiwostok bis zum Atlantik, mit dem „heiligen Rußland“ als Kernland und Machtzentrum, ist dabei allzu offenkundig.

Mit seinem bestialischen Vernichtungskrieg gegen die souveräne Ukraine hat sich Putin mit „seinem“ Russland nun endgültig von der Idee „Europa“ verabschiedet. Und bietet damit zugleich ein makabres Beispiel für die von ihm selbst beanspruchte „eigene Zivilisation“ Russlands, für die von ihm selbst propagierte „Russische Welt“. Die Abkehr von allem was „Europa“ symbolisiert ist dabei evident. – karl heinz stoll

 

Die Argumentationslinie, welche Genosse Klingbeil da präsentiert (präsentieren muss) – „Jeden Tag wird bewertet, was die Kriegssituation erfordert“ – hat doch eine große Schwachstelle. Wie lange dauert es zwischen einem Beschluss zur Bereitstellung eines Waffensystems und der tatsächlichen Verwendung? Wie man früheren Berichten entnehmen konnte, wurden ukrainische Soldaten schon nach 2014 bei einigen unserer Alliierten an westlichen Waffensystemen ausgebildet. Wie weit war unsere Regierung damals mit informiert? – Uwe Apel

 

SPD-Chef Lars Klingbeil über die Fehler im Umgang mit Russland, eine neue Außenpolitik – und die Panzerfrage Interview: Peter Dausend und Anna Sauerbrey Elementar für eine Demokratie ist nach Karl Raimund Popper , „wenn eine schlechte Regierung abgewählt werden kann.“ Eine „Führungsmacht Deutschland“ können wir nicht abwählen, sie ist zurzeit nur ein Teil von Wolkenkuckucksheim. Wie Reaktionen der ZEIT-Fragesteller zeigen, ist die „Führungsmacht Deutschland“ als politischer Anspruch oder Kampfbegriff unverständlich. Das Wort kann in ganz Europa an „Deutsche Wehrmacht“ erinnern. Es wirkt deshalb gerade in Deutschland auf unsympathische Weise irritierend. Ich möchte nicht von einem Politiker über „ein modernes Führungsverständnis“ belehrt werden, sondern hoffe, dass es Lars Klingbeil und anderen in Zukunft gelingt, sich allgemeinverständlich auszudrücken. Last not Least: „Führungsmacht Deutschland“ kann nicht abgewählt werden. Lars Klingbeil vermutlich irgendwann schon. – Birgit Imroll

 

Die deutschen Beziehungen mit Russland waren oft wechselhaft und durch Kriege geprägt. Diese sind aber immer irgendwann beendet worden und es wurden neue Phasen des Zusammenlebens gefunden. Diese Phase muss auch für das Verhältnis der EU zu Russland gefunden werden. Die nationale Sicherheitsstrategie muss als permanenter Prozess organisiert werden, die geopolitische Lage muss der Realität Rechnung tragen, eigene Fehler und Versäumnisse sind zu analysieren und konsequent auszumerzen.

Dabei sind unsere Kräfte und Möglichkeiten ohne Wunschvorstellungen einzuschätzen. Bei der Erarbeitung müssen neben EU-Gemeinsamkeiten aber auch nationale Überheblichkeiten und Alleingänge ein Tabu sein. Denn die EU ist Nichts ohne Deutschland, aber Deutschland ist auch Nichts ohne die EU. Alles andere würde dazu führen, dass wir beide gemeinsam, Deutschland und die EU, als „geopolitische Zwerge“ bei der Neuordnung der Machtzentren ohne Bedeutung und Einfluss wären. – Klaus-Dieter Busche

 


 

 

Leserbriefe zu „Womit keiner rechnet. Die Energiewende sollen auch große Solarparks bringen. (…)“ von Marc Widmann

 

Ist es zu glauben ? Wie kurz gedacht ist das denn ? Der angebliche Fortschritt bei den erneuerbaren Energien ist um eine Posse reicher. Ich muss mir als verantwortlicher Politiker doch darüber im Klaren sein, welche großen steuerlichen Nachteile jemand hat, der auf seinen landwirtschaftlichen Ackerflächen einen Solarpark installieren soll, bevor ich diese hochgepriesene Möglichkeit anbiete. Das Steuergesetz gehört hier eilends geändert. Wahrscheinlich dauert das wieder. Gute Nacht, Deutschland. – Ulrich Niepenberg

 

Die im Artikel vorgenommene Betrachtung enthält leider eine unvollständige Bewertung der Situation. Offensichtlich verteidigt (mal wieder) ein Verband ein Geschäftsmodell, welches nur dann tragfähig ist, wenn die Konditionen des Marktes systematisch umgangen werden. So wie Unternehmen gerne Angestellte als Scheinselbständige verpflichten, um die Sozialversicherungsbeiträge zu sparen, sollen hier gewerbliche Flächen zum günstigeren Tarif für landwirtschaftlich genutzte Flächen gepachtet werden. Letztlich ist es falsch, hier von verunsicherten Landwirten zu sprechen.

Vielmehr ist die angebotene Pacht viel zu gering, als dass sich das Geschäft für die Landwirte lohnt, wenn ein möglicher Erbfall in die Rechnung einbezogen wird. Die möglichen Pächter leiden nicht unter der Verunsicherung der Verpächter, sondern unter derem besseren Geschäftsverständnis, da diese eben sämtliche Konsequenzen der gewerblichen Nutzung ihrer Flächen einbeziehen. Dass der Käufer die Einkaufspreise alleine anhand der Preise festlegen kann, die für sein Endprodukt im Markt erzielt werden können, funktioniert eben nur für Nachfrageoligopole wie bei Automobilherstellern und Zulieferern oder Supermarktkketten und Lebensmittelerzeugern.

Die Forderung des Verbandlobbyisten ist entsprechend – geradlinig und vorhersehbar – nach Subventionen: anhand ihres Rechenbeispiels müsste die angebotene Pacht um 2000-3000€ pro Jahr und Hektar höher erhöht werden, um die höhere Erbschaftssteuer zu kompensieren und damit überhaupt erst ein wettbewerbsfähiges Angebot abzugeben. Stattdessen soll der Staat auf die entsprechenden Steuereinnahmen verzichten.

Dabei sind die erforderlichen Subventionen nicht einmal exorbitant: pro 10.000 Hektar – dem erklärten Ziel für jährlichen Zubau – würden jährliche Subventionen von 20-30 Millionen € fällig; im Vergleich etwa zum Doppelwumms ein geradezu verschwindender Posten. Ob es dieser Unterstützung aber überhaupt benötigt wäre eine interessante und notwendige Betrachtung zur endgültigen Bewertung: wie relevant sind diese zusätzliche Kosten im Hinblick auf die Gesamtkosten? Wenn bei einem Pachtvertrag über 20 oder 30 Jahre die Pacht um 50-60.000€ höher ausfällt als ursprünglich angenommen, welchem Anteil der Gesamtkosten (oder sogar nur der Investkosten) entspricht dies und würde dies ernsthaft das Geschäftsmodell in Frage stellen? – Christian Rudolf

 

Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Über dieses Thema wird ja viel gesprochen, aber oft leider nicht in Detail gegangen. Ich möchte Sie auf einen Widerspruch/Konflikt in Ihrem Text aufmerksam machen, denn in einem irren Sie . Dass es einfach möglich wäre Flächen statt mit Mais (oder anderen zu verwertenden Pflanzen) für Solarenergie zu nutzen. Biogasanlagen mögen uneffizient sein, verschwinden werden sie dennoch nicht.

Denn denen, die diese betreiben, bieten sie nach wie vor ein gutes „Auskommen“.Bei den sinkenden Hektarerträgen (Klimawandel, Monokultur) wird die Konkurrenz um die Flächen für den Anbau eher zunehmen. Nebenher müssen auch noch Tierfutter und Markfrüchte erzeugt werden. Wir wohnen in der Prignitz und bekommen diesen Konflikt in unmittelbarer Nähe zu spüren. Der Kampf um die Flächen ist in vollem Gange und dass dabei die örtlichen Landwirte auf der Strecke bleiben ist absehbar, mit oder ohne die geforderte Gesetzeslücke. – Marion Habekuß

 

Landwirtschaftlich genutzte Fächen in Solarparks zu verwandeln mag zwar kurzfristig helfen, langfristig treibt man den Teufel mit dem Beezelbub aus. Irgendwann merken wir, dass wir jetzt zwar jede Menge eigenen Strom haben, aber immer abhängiger von Gas- , sorry ich meinte natürlich Lebensmittelimporten abhängig sind. Warum überdachen wir nicht die Autobahnen, das ist von der Konstruktion vielleicht teurer, aber es wird keine Lebensmittelproduktionsfläche vernichtet und außerdem spart man sich den Räumdienst im Winter. – Willi Krebser

 

Das Steuerproblem muss gelöst werden, aber nicht nur damit auf wertvollem Ackerboden Solarparks errichtet werden können. Ihr Hinweis auf die 1 Mio. Hektar auf denen Energiepflanzen für Biogasanlagen angebaut werden ist gut und wichtig. Wenn wir die gesteckten Energieziele erreichen wollen, muss ohnehin mehr Solarstrom gespeichert werden, sonst bleibt Strom in der dunklen Jahreszeit knapp, oder es gibt Engpässe. Da sind Regierung und Industrie gefordert. Den Scharen von Vertriebsleuten geht es nicht primär um Solarenergie oder Erhaltung von wertvollem Ackerland, sondern um hohe Rendite für die zu tätigenden Investments.

Solange Großinvestoren mit den Einnahme aus Solarparks mehr verdienen können als Privatleute oder kleinere Unternehmen mit Strom aus PV-Anlagen auf Dächern, wird es schwer das von der Regierung propagierte Ziel „Macht die Dächer voll“ zu erreichen. Das muss sich auch für Kleininvestoren rechnen. Die aktuellen Einspeisevergütungen sind dafür zu niedrig. Wenn man bei teilweiser Eingennutzung weniger bekommt als Volleinspeiser, muss man als Wärmepumpenbetreiber trotz eigenem Solarstromspeicher immer noch teuren Strom zurückkaufen. Die Großinvestoren hingegen profitieren von den Schwankungen an der Strombörse. Das sollte noch mal auf den Prüfstand, damit mehr Dachflächen für PV-Anlagen genutzt werden. – Karl-Heinz Krösing

 

Zwei Beiträge mit interessanten Informationen für Land- und Solarwirte, sowie Solarfreunde, allerdings ohne jegliche Informationen über jene Neuentwicklungen, bei denen Photovoltaik und Landwirtschaft gleichzeitig genutzt werden können. Also Photovoltaik über den Ackerstreifen mit dem Vorteil der Verschattung bei zu starker Sonneneinstrahlung, des Schutzes vor Starkregen und Hagel, sogar über Obstplantagen. Über diese neuen Ansätze sollte öfter berichtet werden. – Diether Sieghart

 


 

 

Leserbriefe zu „IMMER ÄRGER MIT HARRY“ von Antonia Baum

 

Mein Herz zerspringt vor Mitleid mit dem armen Prinzen, der gezwungen ist, sich mit den bösen bösen und lebenslang verhassten Medien einzulassen, um noch mehr Millionen auf seinem Konto anzuhäufen. Dem fassungslosen Zuschauer erscheint eine verhängnisvolle Kopie seiner Mutter, was Larmoyanz, Intelligenz, Eitelkeit und Taktgefühl betrifft. Mein Herz zerspringt auch vor Mitleid mit der armen Redakteurin, die gezwungen Ist, dieses Buch zu lesen, um eine Rezension schreiben zu können. Never mind. – Gisela Rathmann

 

Zeitgleich in 16 Ländern kommt das Produkt auf den Markt. Apple könnte es nicht besser. Schmerzensmann Harry bekommt viele Millionen „Schmerzensgeld“. Würde er davon einen Teil an die unendlich vielen Namenlosen mit einem gleichen Schiksal abgeben, könnte ich ihn achten. Ansonsten nichts weiter als ein Fischzug im Meer sentimentaler Gaffer in die Gemächer der gekrönten Häupter. – Alfred Preuß

 

Wen interessiert dieser Müll, frage ich mich. Wen interessiert dieser zeitverschwenderische Unsinn. Hätten Sie es nicht beim Zweispalter von Seite eins belassen können ? Wen interessiert Princess Diana. Wen interessiert diese Buchrezension und vor allem dieser Schundinhalt. Sagen Sie es mir. Wen ?? – Boris Bogunovic

 

Wenn es um das royale Geschehen geht, dann gibt es anscheinend keinen Banalität-Stopp! Da muss kurz nach dem Tod der Queen jeder überflüssige Schmarrn sofort und ganz ungefiltert in die Öffentlichkeit geworfen werden. Ob diese kindischen Ergüsse eines Prinzen überhaupt jemanden interessieren, danach fragt schon gar keiner? Die Briten sollten sich diesen sündhaft teuren Luxus endlich vom Hals schaffen und die diese überbezahlten royalen „Witzfiguren“ dahin schicken, wo der Pfeffer wachsen soll oder gar noch ein Stückchen weiter weg, von mir aus auch gleich auf den Mond! – Riggi Schwarz

 

Meine Haltung zum Thema Adel (haben wir in Deutschland ja ebenfalls) und Royalitäten ist durch die angehängte Grafik nicht erklärungsbedürftig. Menschen, die sich hierfür heute noch begeistern, interessieren oder was auch immer, sollen einfach öfter Sissi-Filme, Neuschwanstein und dgl. ansehen, um sich zu ergötzen. Ich frage mich ernsthaft, wie es im Zeitalter der Demokratie akzeptabel sein kann, dass die Nachfolge auf ein Amt innerhalb einer einzigen Familie liegt?! Ob die Zustandsbeschreibung „gaga“ da ausreicht? Ganz davon abgesehen, dass die adeligen Besitztümer sicher ehrenhaft und redlich erworben wurden. (…) Ich würde jetzt lachen, wenn es etwas zu lachen gäbe.

Meine Hoffnung ist, dass sämtlicher adeliger und royaler Unfug endlich in den Mülleimer kommt; meinetwegen auch ins Museum. Nur weg von Titel, offiziellem Amt und sog. Würde. Und komme mir niemand mit: „Es sind ja nur parlamentarische / konstitutionelle Monarchien.“ Dankbar bin ich in dem Zusammenhang, dass „Die Zeit“ weder beim Queens-Tod, noch jetzt mit Harry, ausufernd berichtet. Noch besser: gar nicht. Einfach ignorieren. Warum, zum Kuckuck, sind so viele Leute von solch einem Zeug derart angefixt? Voyeurismus i.w.S.? Sensationslust? Gaffertum? – Gerald Baader

 


 

 

Leserbriefe zu „Putsch trendet“ von Anna Sauerbrey

 

Wichtiger als die Beschreibung der bekannten Fakten ist die sorgfältige Analyse der Ursachen. Da gibt es viel zu tun. In den westlichen Gesellschaften gibt es zu viele Menschen, die abgehängt sind von gesellschaftlicher Teilhabe, Menschen, die mehrere Jobs ausüben müssen, um über die Runden zu kommen. Zu viele Menschen leben in Altersarmut oder steuern direkt darauf zu. Wer kümmert sich um die alltäglichen, existenziellen Sorgen? Wieso wird das Recht auf Wohnung, oder das Gesundheitswesen marktwirtschaftlichen Gesetzen geopfert? Junge Menschen haben allen Grund, um ihre Zukunft zu fürchten.

Wir marschieren sehenden Auges in die globale Klimakatastrophe, währen endlose und offensichtlich sinnlose Klimagipfel ins Leere laufen. Globale Migration, wäre eine weiteres Schwerpunktthema. Vielen Menschen wird das alles zu viel, Wut und Frust wachsen, während die politisch Handelnden scheinbar hilflos umher irrlichtern. Die Schere zwischen arm und reich, oben und unten, Frau und Mann, schwarz und weiß geht immer weiter auseinander. Das ist der fruchtbare Boden, auf dem sich rechte Populisten und Verführer wohlfühlen. Massen zu mobilisieren ist dann nur noch ein kleiner Schritt. Das System kippt. – Bruno Fey

 

Viel zu wenig bewußt scheint mir, daß mit diesen „Putschversuchen“ die demokratischen Wahlen frontal angegriffen werden. Auch in den Medien scheint mir das viel zu wenig im Fokus zu sein. Wer kennt sie nicht, diese Sätze wie: „Hat doch eh‘ keinen Sinn zu wählen“, „Die da oben machen doch sowieso was sie wollen“, „Alle 4 Jahre ein Kreuz ist doch nichts“, „Meine Stimme bewirkt doch nichts“, „Ist mir egal“. Genau darauf zielen diese nach dem Wahlbetrug Schreienden, auf die Diskreditierung der Wahl an sich.

Die Wahl, einer der wichtigsten Pfeiler freier, demokratischer Gesellschaften wird von Innen zerstört und keinen regt es auf. Da werden in Ausschüssen die Schuldigen für den 6.1.21 gesucht und gleichzeitig geht das gerrymandering und die Erschwerung zum Wahlzugang für Nichtweiße munter weiter. Da ist der dt. Bundestag bisher nicht in der Lage das Parlament angemessen zu verkleinern und chancengleiche Wahlbezirke bzw. Ersatzlösungen für Überhangmandate zu schaffen. Die Erosion der Wahl an sich und die verfallende Einstellung dazu sind ein höchst beunruhigendes Szenario für die freie Demokratie. – W. Michel

 

Es ist gut, wenn in den USA der Putschversuch – der tatsächlich ein Putschversuch und nicht nur eine Putschgeste war und erfolgreich hätte sein können, wenn die Wahl Bidens nicht doch noch bestätigt worden wäre – juristisch aufgearbeitet wird, aber wenn ich lese, dass direkt Beteiligte zu Gefängnisstrafen verurteilt werden, der eigentliche Putschist – nämlich Donald Trump – dagegen bislang nicht, habe ich erhebliche Zweifel, dass die Aufarbeitung wirklich gelingt. Besser wäre es meines Erachtens, in Demokratien von vornherein zu verhindern, dass Anführer an die Macht gewählt werden, von denen man vermuten muss, dass sie die Macht nicht wieder abgeben wollen und die demokratischen Vorkehrungen dagegen wie Gewaltenteilung und eine unabhängige, wahrheitsgemäße und die Massen erreichende Berichterstattung zu beseitigen versuchen werden.

Dazu darf man Personen wie Donald Trump oder Björn Höcke erst gar nicht als wählbar zulassen und muss andererseits dafür sorgen, dass es der großen Mehrheit der Bevölkerung gut geht und dieser das auch bewusst ist. Am besten wäre es, wenn Freiheit den Wähler*innen so viel bedeutet, dass sie selbst dann keine Demokratiefeinde wählen, wenn es ihnen wirtschaftlich schlecht geht oder wenn ihre – katholischen, orthodoxen, evangelikalen, nationalistischen, rassistischen – Wertvorstellungen nicht mehr mehrheitsfähig und damit auf demokratischem Wege nicht mehr auch für „Ungläubige“ verbindlich zu machen sind. Aber so viel Freiheitsliebe gibt es offenbar zwar in der Ukraine, jedoch weder in Ungarn noch in Polen noch in den USA und wahrscheinlich leider auch nicht in Deutschland. – Dr. Ulrich Willmes

 

Demokratien sind dann gefährdet, wenn Teile ihrer Bürger auf Positionierungen verharren, von denen sie sich exklusiv Vorteile versprechen. Das führt zu Spaltungen von Gesellschaften und ist im Übrigen kein Zeichen von Macht oder Stärke, sondern von individueller und gruppenbezogener Unsicherheit und angestrebtem Machtmissbrauch.

Besser ist es, Dinge zu hinterfragen: Was sind meine und unsere Motive des Denkens, Empfindens und Handelns? Was sind die Prägungen, die hinter Meinungen und Sichtweisen stehen? Zusammengefasst in der ergebnisoffenen Frage nach dem Warum. Selbst die sogenannten ewigen Werte, wie sie von ideologischen und religiösen Glaubenssystemen vertreten werden, ergeben nur dann Sinn, wenn sie nicht als idealisiert abgehobene Muster verstanden werden, sondern sich auf konkrete gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und Zusammenhänge beziehen. Stillstand als punktuelles Festhalten an selbst erdachten oder vorgegebenen Prinzipien bewirkt Rückschritt – das sollte jeder wissen. – Christoph Müller-Luckwald

 

Keinem Menschen, der einigermaßen bei Sinnen und Verstand (geblieben) ist, dürfte es einfallen, die regelmäßige Möglichkeit auf ein Höchstmaß an Freiheit und Sicherheit, Verantwortung und Teilhabe, – die Demokratie also -, abzuschaffen. Selbst dann nicht, wenn sich nicht jede demokratisch erwirkte Entscheidung mit der eigenen Ansicht und Meinung deckt. Darum gilt ganz besonders in der Demokratie: „Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber.“ Ergo: This trend is not your friend! – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Geld aus den Nasen ziehen“ von Nike Heinen

 

Medizin wird teurer, nicht nur wegen der Ärzteschaft und der durch sie betriebenen Numismatisierung der Medizin, sondern auch weil die Behandlungen komplexer und teurer werden und weil wir als Gesellschaft den Anspruch haben «gesund» immer älter zu werden. Daher ist es ein Unding, dass das Gesundheitswesen zum Spielball gewinnsüchtiger Investoren wird und medizinische Laboratorien, Augen- und Radiologenpraxen sowie Spitäler aufgekauft werden, um Geld zu gewinnen. Geld, das dann aus dem Kreis des Gesundheitswesens verschwindet und dort nicht mehr eingesetzt werden kann. Ein Unding!

So wie der öffentliche Verkehr, die Wasser- und Energieversorgung etc. gehört auch das Gesundheitswesen zu den öffentlichen Dienstleistungen und darf nicht privatisiert werden. Wenn schon der Staat – zu Recht – davor zurückscheut, das Gesundheitswesen zu verstaatlichen, so muss er dafür sorgen, dass es öffentliches Gut bleibt und die Gelder, die daraus gewonnen werden können, auch im Kreislauf des Gesundheitswesens bleiben. Sie müssen dazu dienen, den Pflegenotstand zu beseitigen, die Struktur der Krankenhäuser zu straffen und effizienter zu gestalten, das Gesundheitswesen zu digitalisieren und dergleichen mehr.

Es geht nicht an, dass diese Gelder in die Taschen von aus- und inländischen Investoren geraten, die nicht im Geringsten an der Infrastruktur des Landes und deren dringend notwendigen Optimierung interessiert sind. Also muss der Staat für die Rahmenbedingungen sorgen, die es möglich machen, dass das Geld im Topf des Gesundheitswesens bleibt. – Prof. em. Dr. med. Lutz von Laer

 

Ein überaus guter und wichtiger Artikel. Kennen Sie jemanden mit einer geraden Nasenscheidewand? Wahrscheinlich nicht. Nach monatelanger Ursachensuche wegen meines Dauerschnupfens einschließlich Dauerbehandlung mit Antibiotika meinte der Facharzt man sollte die Nasenscheidewand operieren, da sie schief sei. Eine Woche später ging eine Bekannte zu dem gleichen Facharzt. Auch hier kam der Vorschlag zu operieren wegen einer schiefen Nasenscheidewand. Das gab für mich den Ausschlag. Ich suchte ein Mediziner auf, der den ganzen Körper betrachtet. Nach zwei Wochen war das Thema nachhaltig gelöst.

Das war vor 33 Jahren. Wenn wir heute in der Medizin vermehrt Geschäftsmodelle zulassen, die Renditeversprechen für Kapitalgeber erfüllen müssen, dann werden medizinische Empfehlungen davon beeinflusst. Alles andere wäre unsinnig. Dann würde Kapital nicht in diesen Bereich fließen – Meine jetzigen Ärzte sind selbstverständlich von den Aussagen in dieser Mail ausgenommen, meine früheren nicht alle – Wer hilft uns dabei, die ärztlichen Empfehlungen auf Notwendigkeit zu prüfen? Meine Eltern haben mit zunehmendem Alter keine Chance zu unterscheiden. Wenn der Arzt argumentiert, dann folgt man in der Regel. Schließlich handelt es sich um eine Autoritätsperson. Wenn dann die individuellen Gesundheitsleistungen mal 500€ kostet, dann wird halt das Ersparte zusammen gekratzt.

Die Lobby in diesem Bereich scheint mir unangenehm einflussreich. Es braucht Politiker mit großem Mut und starker Durchsetzungskraft, die dagegen angehen. Und besser noch, wenn ein großer Teil der Ärzte sich der Entwicklung entgegen stemmt. Diese Branche funktioniert nicht, wenn Kapitalinteressen ungebremst agieren. Hier müssen dringend Korrekturen her, damit Gesundheit und Ethik Vorrang erhalten. – Thomas Langnickel

 

Als Hautarzt in der Niederlassung seit über 20 Jahren und großer Freund des differenzierten Journalismus der ZEIT schreibe ich heute meinen ersten Leserbrief überhaupt. Auch wenn ich die Praktiken der im Artikel von Nike Heinen beschriebenen Kopfzentrum-Gruppe im Einzelnen nicht bewerten kann, so erscheint mir doch die weit verbreitete Praxis, MVZ-Gruppen als nicht nur gewinnorientiert, sondern auch als Musterbeispiele für unwirtschaftliches Handeln und unnötige Behandlungen zu betrachten, ein wenig zu einseitig zu sein.

Unsere Gemeinschaftspraxis mit 4 Standorten im Saarland, die 1998 gegründet worden war, gehört seit 2020 zu einer Gruppe, die von Schweizer Investoren geführt wird. Mein Kollege und ich haben schlichtweg keine Nachfolger gefunden, denn unsere angestellten Fachärztinnen sahen in ihrer Lebensplanung keine Option der Selbstständigkeit, sondern wollten in einem geregelten Angestellten-Verhältnis bleiben. Dieser Trend ist bundesweit über alle Fachgruppen hinweg erkennbar. Arztpraxen finden keine Nachfolger/innen mehr. Das Ausmaß an Bürokratie und der Regulierungswust lässt die Arbeit mit den Patienten oft in den Hintergrund treten und kaum noch nachvollziehbare Budgetierungen und Plausibilitätsprüfungen machen den Beruf des Arztes in der Niederlassung immer weniger patientenzentriert und unattraktiv. Selbst jetzt habe ich als Leitender Arzt meinen Vertrag verlängert, da gerade außerhalb der Ballungszentren selbst für durchaus spannende Angestellten-Verträge kaum Nachwuchs zu finden ist.

In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass Gewinnmaximierung selbstverständlich auch vielen kleineren Arztpraxen innewohnt und das schwarze Schaf nicht immer der Investor ist. Umgekehrt ist die Compliance und das Controlling einer MVZ-Gruppe gerade auch ein Argument gegen unseriöse Leistungsausweitung, denn nur gute und angemessene Medizin setzt sich auf Dauer durch. Es wäre daher wünschenswert, einen Artikel über das Spannungsverhältnis der ärztlichen Selbstverwaltung gegenüber Investoren im Gesundheitswesen von beiden Seiten zu beleuchten und nicht einfach die altruistische Arztpraxis der `Heuschrecke´ Investor gegenüber zu stellen.

Das Gesundheitssystem in Deutschland mit eklatantem Fachkräftemangel über alle Gesundheitsberufe hinweg, einem durchaus zu diskutierendem Andrang der Patientinnen und Patienten, die oft auch mit Bagatellen Ambulanzen und Arztpraxen an die Grenzen der Leistungsfähigkeit bringen und einer alternden Bevölkerung, braucht alle Leistungserbringer, die zu medizinisch notwendigem, aber eben auch wirtschaftlich lohnenden Handeln bereit sind. Dabei ist eine funktionierende Kontrolle, gerade auch im Hinblick auf die Indikationsstellung für vermeintlich lukrative Behandlungen unabdingbar und dies betrifft alle Leistungserbringer im gleichen Umfang, die kleine Praxis-Klinik genauso wie die Investor-geführte MVZ-Gruppe. – Dr.med. Dirk Landwehr

 

Danke für Ihren Artikel, mit dem Sie ins Schwarze treffen. Nur in einem Punkt muss ich Ihnen widersprechen: Es ist verwerflich, wenn Kassenärzte mit Geschäftssinn häufiger zum Skalpell greifen um Krankenhäuser „zu entlasten“. Erstens führt ein „Geschäftssinn“ immer zur Gewinnmaximierung, und zweitens kommt es dabei nicht zur Entlastung der Krankenhäuser. Vielmehr graben diese Praxen heuschreckenartig den Krankenhäusern das Wasser ab! Dass ein ambulanter KV-Sitz an einen angestellten Arzt geht, können die Niedergelassenen verhindern. Die KV spielt mit und nimmt damit eine unrühmliche Rolle ein.

Die Krankenhäuser decken die Grundversorgung ab, behandeln nur noch Alte und Kranke, haben enorme Kosten für die Vorhaltung der Notfallversorgung und der Intensivstationen und behandeln obendrein die Komplikationen, die in den Arztpraxen verursacht wurden. Das große Geld wird jedoch in den Edelpraxen gemacht, während Krankenhäuser zu Grunde gehen. Somit könnte es eines Tages soweit kommen, dass man sich zwar seine Nase verschönern lassen kann, aber mit einem Darmverschluss keinen Intensivplatz bekommt! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag, der die Misere gut aufzeigt. Wenn das Wohl des Patienten das Hauptleitmotiv wäre – was Aufgabe des Staates ist, das sicherzustellen – und nicht Renditeinteressen von Betreibern und Investoren, würden Patienten keine unnötigen Behandlungen oder Operationen aufgedrängt, wären auch die Kosten für die Krankenkassen niedriger und damit auch die Beiträge für alle gesetzlich Versicherten.

Es ist völlig inakzeptabel dass die Geschäftemacherei von Private-Equity-Firmen und anderer auf dem Rücken und zulasten der Versicherten ausgetragen wird. Klinken und Arztpraxen gehören nicht in den Hände von renditegetriebenen Investoren. Da muss der Staat regelnd eingreifen. Die angedachte Gierbremse setzt da viel zu spät an. Die Macht von Lobbyisten und Investoren muss eingedämmt werden. Keine leichte, aber eine dringend nötig anzupackende Aufgabe. – Karl-Heinz Krösing

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum nicht jetzt, Herr Eigendorf?“ Gespräch mit Jörg Eigendorf geführt von Laura Cwiertnia und Jens Tönnesmann

 

Mitte neunziger Jahren war ich bei der Deutschen Bank, um in einen „Grünen Fond“ zu investieren. Ich wurde mitleidig betrachtet – es war die Zeit, in der Privatkunden eher lästig waren. Es wurde mir ein Aktenordner vorgelegt, in dem nur der WWF zu finden war. Darauf hin bin ich zur Verbraucherzentrale und bekam einen dicken Aktenordner mit vielen verschiedenen „grünen“ Anlagemöglichkeiten, aus denen ich wählen konnte. Schön, dass sich die DB nun ein bisschen Mühe gibt. – Helga Nürnberger-Behrends

 

Zuletzt entnahm ich Ihrer Zeitung eine regelmäßig erscheinenden Beilage „Zeit Reisen“ mit ansprechenden Bildern. Wie es allgemein üblich ist und auch in diesem Heft in der Vergangenheit immer war, wurden Reisen mit Texten, Terminen und Preisen beworben. Aufgrund der allgegenwärtigen Klimadebatte, die auch in Ihrer Wochenzeitung ausführlich diskutiert wird, fehlten mir Angaben zum CO² – Ausstoß. Ich legte das Heft zur Seite. – Nun lese ich in der neuen Ausgabe der Zeit das Interview mit dem Konzernsprecher und Nachhaltigkeitschef der Deutschen Bank. – Das passt für mich gar nicht:

Sie mögen weiterhin Reisen anbieten, aber bitte weisen Sie nicht nur in Ihren Artikeln auf den CO²-Verbrauch hin und fühlen Sie anderen auf den Zahn, wenn es nicht schnell genug Richtung Zukunft geht. Bitte bewegen Sie sich auch dorthin und seien Sie ehrlich, die angebotenen Reisen kosten nicht nur Geld, sie bewirken wohl auch, dass manch abgebildeter Ort schon bald nicht mehr so aussehen wird, z.B. Venedig, Seite 11, Sechs Tage für 2.290,00 Euro individuelle Anreise. Gehe ich auf die angegebene Internetseite, steht treffenderweise in der Reisebeschreibung unter Punkt 6. Abschied von Venedig, wie passend! – Lucie Leyendecker

 

Ich habe den Artikel gelesen und stolpere über eine Formulierung des Herrn Eigendorf:“Es muß sich wirtschaftlich lohnen,den Regenwald zu erhalten“. Hat der Interviewte auch einen anderen Blickwinkel ?Vieleicht geht es auch ums Überleben und nicht nur um Geld. – Helmut Jaenecke

 

Bis ich einen Leser*innenbrief schreibe, muss schon einiges passieren. Das Interview mit Herr Eigendorf hat mich maßgeblich irritiert. Sie, die Deutsche Bank, sieht sich als Teil der Lösung?! Und nicht als Teil des Problems? Ernsthaft? Er sagt: „Es muss sich wirtschaftlich lohnen, den Regenwald zu erhalten.“ Da kann einem eigenlich nur übel werden. Er hat weder die Dringlichkeit des Problems verstanden, also die Klimakrise, noch benutzt er seine (minimale? Greenwashing-?) Macht etwas zu verändern als Nachhaltigkeitschef der Deutschen Bank. Alles unter einem wirtschaftlichen Nutzen zu sehen, hat uns ja dahin gebracht, wo wir heute stehen.

Ich denke, die Letzte Generation bewirkt mit ihren gezielten Aktionen des zivilen Ungehorsam jeden Tag mehr als Herr Eigendorf in seiner gesamten Karriere bei der Deutschen Bank. Die Zeit ist reif für Neues: Neue Banken, die die sozial-ökologische Transformation verstehen und mit unterstützen. Das bedeutet aber wohl auch geringere Gehälter und ein solidarisches (Mit-)Gefühl für die Gesellschaft, in der wir leben. – Vivian Jehle

 


 

 

Leserbriefe zu „Haben wir eine Zukunft?“ von Slavoj Žižek, aus dem Engl. von Michael Adrian

 

Die Anekdote mit dem Toilettenpapier ist doch nur eine Variante der Pascalschen Wette, wobei die Frage ist, ob Gott hier das Papier oder das Gerücht ist. Die Papier-Kirche wird durch die jugoslawischen Behörden vertreten.

Wenn Außerirdische tatsächlich „intelligent“ (was auch immer man darunter versteht) wären, würden sie sich vom Menschen fernhalten. Aber die Idee, dass wir für ETs einfach nur uninteressant sind, finde ich interessant. Das ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Vielleicht weil ich zu anthropozentrisch veranlagt bin? Was wäre, wenn irgendein Werbefuzzi nicht irgendwelche unnützen und sauteuren Countdown-Uhren in seinem Keller bastelte, sondern einen Chatbot wie LaMDa, nur sagen wir mal eine Billiarde mal besser, und diesen dann auf die Menschheit losließe? Der Kulturschock wäre doch so groß, dass wir diese Maschine als Gott anbeten würden.

Ich hoffe, dass Sie mir noch folgen können. Ihr Text springt ja auch ein wenig von Hölzchen zu Stöckchen, aber am Ende fand dann alles doch noch einigermaßen zusammen. Fazit: Die Zukunft hat keine Zukunft mehr. (Aber das wusste ich auch schon vorher. Und dazu passt ja auch der Artikel auf S. 35 zum Thema, dass es kaum noch wirkliche Innovationen gibt, wobei wir wieder beim Fuzzi wären. Der wird allmählich zum Running Gag.) – Thomas Manthey

 

In seiner geschichtsphilosophischen Betrachtung über den Zusammenhang von Vergangenheit und Zukunft stellt Zizek zwei Möglichkeiten des Denkens über die Zukunft einander gegenüber: Zukunft als lineares Fortdenken der Gegenwart oder Zukunft als radikales Neudenken. Dem Neudenken steht jedoch unser Gefangensein in Annahmen über Gesetzmäßigkeiten der Geschichte entgegen, das uns den Blick auf die ganz anderen Handlungsmöglichkeiten verstellt. Die Frage ist dann aber, wie wir aus dieser Zukunftsblindheit herauskommen. Sind wir nicht geprägt duch unsere Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus der Geschichte?

Können wir wie die im Aufsatz erwähnten Ausserirdischen einen neutralen, unverstellten Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart gewinnen ohne Vorwissen und Vorurteile, um so zu erkennen, dass alles auch hätte ganz anders sein könnte. Und wie lässt sich diese Erkenntnis für Gegenwart und Entscheidungen für die Zukunft nutzen? Wir sind keine Hellseher und haben auch nicht unendlich viel Zeit wie der im Text zitierte Zhou Enlai für unsere Bewertung von Ereignissen. Können wir mitten im Geschehen als „Kinder unserer Zeit“ überhaupt aus disem Zeitkontext heraustreten? Oder reicht es vielleicht einfach, uns immer wieder zu vergegenwärtigen, dass alles auch ganz anders kommen könnte? – Mia Herber

 

Der slowenische Philosoph, Psychoanalytiker und Kulturkritiker Slavoj Žižek fragt «War es das schon?» und stellt fest: «Wer jetzt noch nach Hoffnung sucht, muss in die Vergangenheit reisen». Dort müssen wir suchen nach «Abzweigungen, an denen die Geschichte auch einen anderer Verlauf hätte nehmen können». Daraus müssen wir dann die richtigen Schlüsse ziehen. Žižek erwähnt als positives Beispiel dieses Verhaltens, dass während des kalten Kriegs «die Katastrophe verhindert wurde, weil sich beide Seiten der tödlichen Konsequenzen eines globalen Konflikts bewusst waren.» Dieses und andere Vorbilder müssen genutzt werden, um das Zutreiben auf den «Nullpunkt» zu stoppen. Es geht um den «Nullpunkt von Atomkrieg, ökologischem Zusammenbruch, globalem ökonomischem und sozialem Chaos». Dieser Nullpunkt ist ein virtueller «“Attraktor“, zu dem unsere Realität tendiert, wenn sie sich selbst überlassen bleibt. Der Kampf gegen die künftige Katastrophe besteht in jenen Massnahmen, die unser Zutreiben auf diesen Fixpunkt aufhalten.»

Und diese Massnahmen finden wir, indem wir «in die Vergangenheit reisen». Dabei stellt sich insbesondere die Frage, welche brauchbaren Massnahmen wir bei unserer Reise in der Vergangenheit finden. Sie lassen sich finden anhand von Beispielen, die zeigen wie es einzelnen Gesellschaften in der Vergangenheit gelingen konnte, Konsum und Kopfzahl in Einklang mit den vorhandenen Ressourcen zu bringen

Ein Mittel, die Kopfzahl an die Ressourcen anzupassen war und ist gesellschaftlicher Zwang: Den gabs z.B. auf der Insel Tikopia (vgl. das Buch «Kollaps»), aber auch in buddhistischen Dörfern (vgl. Buch «Das alte Ladakh»). Dort durfte nur der älteste Sohn Kinder haben. Ähnliches gab’s in weiten Teilen Europas, wo die Geschwister des Hoferbens kinderlose Dienstboten wurden oder ins Kloster gingen. Die tiefen Geburtenraten in Industrie-Staaten beruhen ebenfalls auf Zwang durch die Konkurrenz bei Bildung und Beruf. Der Zwang ist so stark, dass z.B. in Südkorea Nachhilfeunterricht nach 22 Uhr verboten ist, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. Solche Erfahrungen müssen so menschenfreundlich als möglich genutzt werden. Zusammenarbeit ist nötig, nicht Schuldzuweisen. Ein Vorbild ausTikopia war übrigens auch die dortige Abschaffung der Schweinehaltung.

Zunächst geht es aber darum, auch die negativen Mechanismen zu untersuchen, die uns auf den genannten Nullpunkt zutreiben. Akzeptierte Gegenmittel sind vorhanden und bekannt, nur müssen sie geeignet justiert und genutzt werden. Ein Hilfsmittel sind die Menschenrechte. Und da gibt es den Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten. Da wären auf der einen Seite die Rechte auf Lebensunterhalt: Asyl, Nahrung, Recht die Familiengrösse zu bestimmen auch unabhängig von den verfügbaren Ressourcen. Und da wäre auf der anderen Seite das Recht auf Eigentum. Durch das Wachstum von Kopfzahl und Konsum, verschiebt sich der Punkt wo ein sinnvolles Gleichgewicht besteht.

Typisch für die oben genannten zukunftsfähigen Gesellschaften ist, dass es sich dabei vor allem um Gesellschaften ging, die nicht von aussen militärisch bedroht wurden und die aber auch keine Hilfe von aussen erwarten konnten. Daraus ist zu folgern, dass das Menschenrecht auf Eigentum stärker gewichtet werden muss. Die nachdem es auf die Eigenverantwortung ankommt, Denn Hilfe von aussen ist langfristig nicht ausreichend ausreichend, wenn die Eigenverantwortung versagt. Letztendlich beruht das Schlasmassel der Menschheit auf einer Art «Tragik der Allmend». Lebensnotwendige Ressourcen, die niemandem gehören, werden bis zur Erschöpfung geplündert. Ein Mittel dagegen ist das Recht auf Eigentum, bzw. die Zuteilung von Eigentumsrechten – eventuell eine Art Rationierung – soweit, dass die Ressourcen langfristig ausreichen. Das Betrifft die Themen Demographie, Ökonomie und Ökologie. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Zur Zukunft nun zwei Stimmen aus bereits sehr fernen Tagen: „Es ist mit der Ferne wie mit der Zukunft! Ein großes dämmerndes Ganzes ruht vor unserer Seele, unsere Empfindung verschwimmt darin wie unser Auge, und wir sehnen uns ach, unser ganzes Wesen hinzugeben, uns mit aller Wonne eines einzigen, großen, herrlichen Gefühls ausfüllen zu lassen. Und ach! Wenn wir hinzueilen, wenn das Dort und Hier wird, ist alles vor wie nach, und wir stehen in unserer Armut, in unserer Eingeschränktheit, und unsere Seele lechzt nach entschlüpftem Labsale.“ (Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter und Naturforscher) Ludwig Börne (1786-1837), ein deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker meint dazu: „Wir leben immer nur für die Zukunft: ewiges Stimmen, und nie beginnt das Konzert!“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Aufsatzkanzler“ von Peter Neumann

 

Gut, dass Olaf Scholz – oft als vermeintlicher Zauderer verhöhnt und als vorgeblicher Ostpolitik-Nostalgiker der Naivität geziehen – nun gewissermaßen eine intellektuelle Rehabilitation erfährt. Aber ganz ohne Seitenhieb geht es wohl nicht: Das wenig schmeichelhafte Klischee vom „Scholzomaten“ wird auch hier genüßlich bedient. Schade! – Rüdiger Paul

 

Es heißt: Wer schreibt, der bleibt. Olaf Scholz ist gekommen, um zu bleiben. Mit seinen mündlichen Auftritten gelingt ihm dies offenbar nicht. Daher ist die Idee stimmig, wenn Olaf Scholz Aufsätze schreibt, oder schreiben lässt. Päpste schreiben Enzykliken. Intellektuelle schreiben Essays. Wenn Olaf Scholz mit Texten sich an die Öffentlichkeit wendet, die auch in intellektuellen Kreisen Gehör finden sollen, so erhebt er damit einen hohen Führungs- und Geltungsanspruch, den viele Kritiker ihm absprechen, wenn sie auf sein agieren als Kanzler schauen.

Mit seinen Texten entsteht ein Deutungsrahmen, ein Überbau, der sein Handeln in einem helleren Licht erscheinen lassen kann. Sein Zögern wie seine Alleingänge könnten dann Ausdruck einer höheren Einsicht sein. Texte können nachträglich einen Schlingerkurs als konsequentes, stringentes und vorausschauendes Handeln erscheinen lassen. Selbst wenn es eine Marketingstrategie sein sollte, um Olaf Scholz nach vorne zu bringen, wo er in der öffentlichen Wahrnehmung doch eher zurückbleibt:

die Idee ist gut und es verdient Respekt, eine solche Idee in unübersichtlichen Zeiten klug umsetzen zu wollen. Ein guter Ansatz, um auf die Höhe der Zeit zu kommen. Ein großer Ansporn, den eigenen hohen Maßstab nicht unterlaufen zu wollen. Ein Ausdruck von Zeitenwende. – Reinhard Koine

 

„Scholzomat“ und „Schweinchen Schlau“ kennt man ja als Bezeichnungen für Olaf Scholz, aber „Mathelehrer“ finde ich erst richtig gemein. Das hat er nicht verdient (oder vielleicht doch …). Seine Garage wurde ja gerade gefilzt („Satire deluxe“, WDR 5). Das Notizbuch mit seinen Erinnerungen, das man dort fand (neben dem Warburg-Sparschwein), war leer und das mit den inspirierenden Reden noch originalverschweißt. – Thomas Manthey

 

Ist das noch Hofberichterstattung oder doch bereits Satire? Während die Ukraine-Politik des Kanzleramtes elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges als krachend gescheitert betrachtet werden darf, weil sich der russische Staatsterrorismus partout nicht von der pathetisch vorgetragenen „Zeitenwende“ und ihrer realpolitischen Verzögerung hat beeindrucken lassen, hat der Inhaber des Kanzleramtes offensichtlich weitere freie Ressourcen.

Um „Respekt“ gehe es ihm in seinen Aufsätzen, darum aus der Vogelperspektive die weltpolitischen Verwerfungen zu analysieren, immer auf der Höhe der Zeit, denn Geschichte wiederhole sich nicht. Wie die Menschen in der Ukraine angesichts der russischen Angriffe und der immer neuen alten Argumente gegen die Lieferung schwerer Panzer diesen Respekt empfinden und ob dem intellektuellen Überflieger nicht doch ein wenig Nachhilfe in russischer Geschichte gut anstünde, um die Kontinuität von Autoritarismus und Imperialismus im Kreml in sein Analyseraster einzubeziehen, kam dem wohlwollenden ZEIT-Rezensenten leider nicht in den Sinn. Schade. So ähnelt der Text doch mehr einer der beliebigen Amazon-Rezensionen als kritischer Auseinandersetzung – oder habe ich die Ironie überlesen? – Jörg Heger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wo sich das Geld türmt“ von Thomas Fischermann

 

Ich möchte Sie höflichst darauf aufmerksam machen, dass es sich bei der abgebildeten Stadt keineswegs um Abu Dhabi, sondern vielmehr um die Sheik Zayed Road in Dubai handelt. – Eduard Kalb

 

Bezugnehmend auf den o.g. Artikel von Thomas Fischermann würde ich gerne empfehlen wollen, dass neben einem so eindeutigen Stadtbild von DUBAI (inkl. Museum of Future) nicht das Emirate Abu Dhabi sowie im weiteren Artikel wiederholt erwähnt wird. Oder Sie vielleicht das passende Bild zum Emirate aussuchen. Unabhängig davon fand ich den Artikel sehr interessant und bestätigt meine Wahrnehmung als geschäftlich Vielreisender in der Region Middle East. – Thomas Toepfer

 

«Die Weltwirtschaft ist zum Jahresbeginn 2023 tief gespalten: Die Ölstaaten werden immer reicher – ärmere Länder können die Staatspleite kaum noch abwenden.» Das ist nicht gerecht, denn was kann ein Mensch für sein Geburtsland? Was kann ein Land dafür, dass in seinem Gebiet Erdgas oder Öl gefunden wird; und umgekehrt? Es ist – wie gesagt – nicht gerecht. Doch da gibt es auch noch das Zukunfts-Problem der Menschheit, für das eine Lösung gefunden werden muss. Kann eine Lösung, die das Gerechtigkeits-Problem löst gleichzeitig auch das Zukunfts-Problem lösen?

Da gibt es zwei Zielkonflikte. Zum ersten der beiden Folgendes: Ghana hat massive Wirtschaftshilfe bekommen, mit dem Ziel seine Finanzen zu sanieren und die Lage der Einwohner zu verbessern. Genützt hat es nichts. Was geblieben ist, sind Schulden. Aber angenommen, Wirtschaftshilfe würde weltweit die Probleme lösen, die auch Ghana hat, gäbe es ein neues Problem. Es gibt ja Länder, die auch ohne eigene Bodenschätze den Weg zu Wohlstand und zum Stopp des zu hohen Bevölkerungswachstums gefunden haben, etwa Südkorea, Singapur, Taiwan. Bei einer weltweiten entsprechenden Entwicklung wäre allerdings das Klima-Problem nicht lösbar. Im Übrigen ist es fraglich, ob eine derartige Entwicklung durch Wirtschaftshilfe im ausreichenden Ausmass erreichbar wäre. So schreibt J.K. Galbraith in «Die Arroganz der Satten.» (Bern 1980. S. 49.) «Im Indien der Kolonialzeit wurden die grössten Bewässerungs- Anlagen der Welt gebaut. Doch schon bald wurde die Erhöhung der Ernteerträge durch Bevölkerungs-Wachstum kompensiert.»

Dann zum zweiten Zielkonflikt: Massive Entwicklungshilfe hat Nebenwirkungen. Sie kann die Korruption fördern und die Kluft zwischen Arm und Reich vergrössern. Vor allem kann sie die Eigenverantwortung reduzieren. Der Druck, die Familiengrösse den vorhandenen Ressourcen anzupassen, wird weggenommen. Es gibt dabei ein prinzipielles moralisches Problem. Wenn fehlende Eigenverantwortung bestraft wird durch die negativen Auswirkungen der Eigenverantwortung, dann trifft das auch die schuldlosen Nachkommen. Werden allerdings die entsprechenden Nachteile beseitigt, dann profitieren auch die Eltern und es entfällt ein wichtiges Motiv die Eigenverantwortung wahrzunehmen.

Diese genannten Zielkonflikte ändern nichts daran, dass Wirtschaftshilfe nötig ist, auch im Interesse der reichen Länder und zwar aller reichen Länder. Zusätzlich nötig dabei ist allerdings auch das Verbreiten eines Weltbilds, das geeignet ist einen guten Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Ausgangspunkt könnte das Motto sein: Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und sind als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, dafür zu sorgen, dass dieser Planeten unseren Nachkommen unversehrt übergeben werden kann. Das betrifft Demographie, Ökonomie und Ökologie. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Warum illustrieren Sie Abu Dhabi mit einem Bild von Dubai? – Bernd Gäbler

 


 

 

Leserbriefe zu „ÖKOTESTER. Nestrückbau“ von Henning Sußebach

 

Nestöffnung statt Nestrückbau. „Die Verschlechterung seiner Ökobilanz“ beklagt der Autor in seiner Kolumne „Nestrückbau“. Die Kinder ziehen aus und in den ehemaligen Kindernzimmern ist nun „Platz für Melancholie und einige Fragen“. Nun frage ich mich an dieser Stelle, weshalb der klagende Kolumnist nicht auf die Idee kommt, die freien Zimmer an Menschen zu vermieten, die diese so dringend benötigen? Was würden sich Studierende freuen, wenn sie bei der herrschenden Wohnungsnot ein erschwingliches Zimmer angeboten bekämen! Welch ein Geschenk der Kolumnist einem geflüchteten Menschen machen könnte, der sein Leben derzeit auf dem Klappbett in einer Turnhalle verbringt. Ein Blick aus seinem kuscheligen Nest hinaus in die kalte Welt wäre dem Kolumnisten sehr anzuraten! – Christa Spannbauer

 

Der Artikel ist symptomatisch für vieles, was in den letzten Jahrzehnten falsch gelaufen ist. Ich bin seit 40 Jahren Architekt, und schon meine Diplomarbeit drehte sich um das Thema flexibles, gemeinsames Wohnen. Getan hat sich in der Breite nichts. Bauherren und Bauträger wollten nicht über den Tellerrand hinausschauen. – Uwe Schulz

 

Mit großem Interesse habe ich Ihre Kolumne „Nestrückbau“ in der ZEIT vom 12.01.2023 gelesen. 2 Anmerkungen dazu aus meiner Sicht: Zum Ersten: Es ist durchaus möglich, ein Einfamilienhaus so zu bauen, daß man später ohne (!) großen Aufwand z.B. das Obergeschoß als separate Wohnung nutzen bzw. vermieten kann. Leider denken viele Bauherren daran nicht und – das ist besonders betrüblich, denn es wäre Teil ihres Jobs – leider versagen auch viele Architekten an diesem Punkt.

Zum Zweiten: Sie glauben, daß ihr Haus jetzt „zuviele Zimmer“ hätte. Das ist – schon wieder (wenn man den ersten Punkt betrachtet) – zu kurz gedacht. Aus flügge gewordenen Kindern werden ja vielleicht in einiger Zeit auch wieder Eltern…. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, daß Eltern – bzw. spätere Großeltern – selten ein „zu großes Haus“ haben können.

Wir haben zwei Kinder und als diese klein waren, waren wir heilfroh, daß sowohl meine, als auch die Eltern meiner Frau, über (zu) große Einfamilienhäuser verfügten. So war es nie ein Problem, daß wir dort zu viert für mehrere Tage oder sogar Wochen aufschlagen konnten. In den letzten Jahren, als unsere Kinder bereits aus unserem Haus waren, konnten wir beispielsweise problemlos homeoffice machen, ohne „den Küchentisch“ belegen zu müssen. Aus einem vormaligen Kinderzimmer wurde eben dann das Büro, aus einem anderen wurde ein Gästezimmer, das nicht selten benutzt wird.

Ihre Behauptung, daß es an „Angebot und Nachfrage“ läge, daß wir in „starren Boxen“ leben würden, kann ich nicht teilen. Es liegt an mangelndem Nachdenken von Bauherren und Architekten. Ich bin Bauingenieur, aber nur selten im Bereich von Einfamilienhäusern tätig. Aber wenn, dann habe ich den Bauherren immer gesagt, daß man bei der Planung eines solchen Hauses nicht nur an die aktuelle Situation bzw. die nächsten 10-20 Jahre denken darf. Ein solches Gebäude steht, wie eigentlich jeder weiß, meistens 50, eher noch viel mehr Jahre. Und es gehört ja nun wirklich nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, daß sich die persönliche Situation in den nächsten 50 Jahren ändern wird. Es gab Bauherren, die das verstanden und berücksichtigt haben, andere nicht.

Und Ihre „Sorgen“ wegen der Ökobilanz kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wenn Sie Photovoltaik und Wärmepumpe nutzen, ist diese Bilanz ja ohnehin schon bestens – da ändern 2 eventuell nicht zu 100 % genutze Zimmer nun wirklich nichts. Genießen Sie Ihr schönes und großes Haus mit gutem Gewissen ! – Herbert Rein

 


 

 

Leserbriefe zu „Paff Daddy“ von Mona Berner und Marcus Rohwetter

 

E-Zigaretten schaden der Umwelt und sollten aus dem Verkehr gezogen werden. Dann brächte man die Halunken von der 187 Straßenbande zudem um ihre Einnahmen. Was ich gut fände. Anders als das, was sie jungen Kindern mit ihrer Musik in den Kopf setzen. Das finde ich nicht gut. – Michael Ayten

 

Wegen der großflächigen, regelmäßigen Anzeigen, in denen die Tabakindustrie ihre Lügen verbreiten darf, hatte ich Sie ja schon einmal angeschrieben. In einer der letzten Ausgaben fand sich in den Artikeln so viel Nikotin wieder, dass ich mich deswegen schon beschweren wollte. Danach gab es eine Ausgabe mit haufenweise Artikeln, die nicht gerade kritisch mit Alkoholkonsum umgingen. Umso besser, dass Sie sich diesmal etwas kritischer mit der neuesten Big-Tobacco-Masche, den elektrischen Wegwerf-Zigaretten, beschäftigt haben. Ich frage mich, woher die Jugendlichen soviel Geld haben, um sich diesen teils mafiösen Elektroschrott aus dem Verbrecherstaat China leisten zu können. Das kann ja normalerweise nur von den Eltern kommen

Die 8 Euro pro konventioneller Schachtel hätten mich überrascht und entsetzt, wenn ich nicht kürzlich aus Neugier, weil ein Automat vor sich hin blinkte, mal nachgeschaut hätte, wieviel das heute kostet. Ich hätte gedacht, dass der Mist heutzutage eher 5 bis 6 Euro kosten würde. Was könnte man mit diesem Geld alles Sinnvolleres anstellen!? Dass der Chinamüll etwas billiger ist, macht es nicht besser.

Zum Glück ist der offene Tabakkonsum mittlerweile gesellschaftlich fast schon geächtet. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden auf dem Bürgersteig habe rauchen sehen. Die letzten Raucher*innen, die ich gesehen habe, waren welche, die vor ihrem eigenen Haus standen, um die Bude nicht zu verpesten. Immerhin scheint es inzwischen Raucher*innen zu geben, die schon einmal etwas von Rücksicht gehört haben. Vielleicht hat sich aber auch nur herumgesprochen, dass verrauchte Wohnungen an Wert bei einem etwaigen Verkauf verlieren.

Seltsam finde ich Ihre Zahlen zur Entwicklung des Konsums. Ich meine, dass ich im Radio gehört hätte, dass der Konsum rückläufig sei, wobei ich aber nicht mehr weiß, ob es um die Gesamtzahlen ging oder um die bei Jugendlichen. Ich weiß auch nicht mehr, ob es um die Zahlen zum letzten Jahr ging. Laut Google sind die langfristigeren Tendenzen sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch bei den Jugendlichen rückläufig. Dieser Sprung nach oben im letzten Jahr auf 16 Prozent ist mir nicht erklärlich.

Gut auch, dass Sie sich auf S. 32 mit der aus meiner Sicht schlimmsten Droge, dem Alkohol, beschäftigen. Ich brauche keinen „Trockenen Januar“. Alles nur Heuchelei! Mein Leben ist und war immer schon ganzjährig trocken! Allein schon, weil mir der Dreck überhaupt nicht schmeckt (außer in Pralinen und Schwarzwälder Kirschtorte, aber da überdeckt der Zucker den bitteren Geschmack).

Aber ein bisschen Hoffnung habe ich schon: Ebenso wie Tabak ist Alkohol immer weniger angesagt. Der Bierkonsum ist rapide zurückgegangen. Und kürzlich gab es im Radio einen Beitrag, wonach in der neuesten Generation Heranwachsender der Trend zur Abstinenz geht. Und was die Intensivtrinker angeht: Die können sich gerne zu Tode saufen! Je früher, umso besser für die gesamte Gesellschaft! Weniger Gewalt in den Familien und auf den Straßen, weniger Verkehrstote, weniger Missgeburten (Fetales Alkoholsyndrom), weniger Gesundheitskosten (Krebs, kaputte Lebern)! Und für die Renten dürfte das auch besser sein. – Thomas Manthey

 

Danke fuer ihern Artikel Ich lebe schon 30 j in Berlin bin allerdings ursprunglich aus einem land wo die Tabakindustrie staatsfeind nummer eins is und zwar seit lange ! anders als in Deutschland wo das Rauchen, meine meinung nach gut fuer die wirtchaft ist…wie immer Nur gestern bin ans Marriott hotel vorbei gelaufen es gint eine Bubble t draussen und wo drinnen haben alle tische aschenbecher darauf..das restaurant um die ecke von mir hat einen zelt draussen auch fuer raucher auch Gestern abend im Berghain und Insomnia wird s die ganze nacht geraucht.

An viele Bushaltestellen findet man noch tabak/nikotin werbung wo die warnung GANZ klein unten zu sehen ist….wie die Tabakindustire hier ihre werbung haben moechte In der U Bahn sieht man immernoch das wort …nichtraucherzone !.so eine kluge erfindung der Tabaklobby hier genau richtig fuer die Deutsche sprache….eine zone fuer leute die KEINE tabkprodukten benutzen !! klever ! Spaetkauf ueberall !! von mir innerhalb 150 meter sind VIER davon und tabakautomaten sind auch ueberal zu finden.

Die tabaklobbyisten haben mit der Politik in Deutschland so lange und so eng miteinander gearbeitet dass die Tabakindustire hier milliarden eu profit gemacht hat wo ca 100,000 leute jedes jahr frueher gestorben sind weil sie zu viel geraucht haben und wo man hoert kein wort dazu !! Es ist chon besser geworden …seit dem ich am tisch im lokalen angesprochen war mit…..gehen sie nachhause Ami weil wir rauchen hier !! Auch Helmut Schmidt war Tabakmann des jahres genannt…was fuer eine Ehre !! der andere ex Kanzler schon Putin s Mann des jahres.

Die Amerikaner haben die welt bekannt gemacht in 1962 dass das Rauchen krebs verursachen koennte…. eine nachricht die Deutschland praktischerweise ein bisschen spaeter angekommen war Steht das wort RAUCHEN ueberhaupt im Koalitionsvertrag ???>> Ich zweifele dazu So um die rhetorische frage von dem Politiker am ende des Artikels zu beantworten sollen die jemand von der Tabaklobby fragen, um eine vernueftige antwort bekommen zu koennen Sorry fuer so eine Rant. – Brian Agro

 


 

 

Leserbriefe zu „Was hilft gegen Klima-Angst?“ von Fritz Habekuss und Maximilian Probst

 

Natürlich ist es nicht nur die Klimakatastrophe selbst, sondern auch und vor allem die unzureichende Reaktion der Politiker*innen und großer Teile der Bevölkerung darauf, die jungen Menschen Angst macht und bei manchen Wut erzeugt. Das sagen und zeigen insbesondere die Klimaaktivist*innen doch sehr deutlich. Die Politiker*innen wiederum haben die Mehrheit der Wähler*innen/Bevölkerung im Blick – und die große Mehrheit der Wähler*innen/Bevölkerung zumindest in Deutschland ist mittelalt oder alt und wird von der Klimakatastrophe nicht mehr so ganz viel mitbekommen. Aussicht auf Erfolg hat die jüngere Generation meines Erachtens nur, wenn es ihr gelingt, die älteren Generationen von deren Egoismus oder Ignoranz oder Technikgläubigkeit oder Gleichgültigkeit abzubringen. – Dr. Ulrich Willmes

 

Klima – DIE LÖSUNG. Heute ist der 15.01.2023. In der vergangenen Woche ist ein Klimaartikel in der ZEIT erschienen, genauer gesagt in der Ausgabe vom 12.01.2023. Mal wieder ein Klima-Artikel. Wie viele Beiträge gab es schon über unzählige Medien transportiert – wohl kaum noch zählbar… Eigentlich hätte ich diesen Artikel schon gar nicht mehr gelesen, da es mir derzeit geht wie Vielen: Die Illusion schwand bei mir zuletzt, dass wir ernsthaft was nachhaltig Wirksames erdenken, um diesem in der Existenzgeschichte des Menschen bisher größten Risiko zu begegnen.

Ohne es zu wollen habe ich mir schier endlos Gedanken zum Thema gemacht. Doch der Schwierigkeitsgrad ist besonders, das wurde mir im Laufe der Zeit klar. Und im Hintergrund bohrt die Frage: Wann hat die Welt es schon mal ernsthaft geschafft, ein Problem global zu lösen? Man könnte hier vielleicht an die Eindämmung des Ozonlochs denken. In der Tat war dies am Ende ein Erfolg, jedoch war hier die Problemlage gut überschaubar: Ein paar Produkte, die die Vergrößerung des Ozonlochs verursachten aus der Welt geschafft, das brauchte wissenschaftliche Erkenntnis, Absprache und Disziplin. Jedoch hat sich hier kein Staat wirklich bei weh getan. Alles war machbar ohne größere wirtschaftliche Negativentwicklungen zu verursachen. Die Bekämpfung des Hungers wurde auch als globales Ziel definiert, ein schwieriges Thema. Hier haben wir das Ziel noch nicht erreicht, trotz aller Bemühungen. Die Ursachen sind multikausal, insbesondere ist zu verzeichnen, dass hier unterschiedliche Wege zum Ziel verfolgt wurden/werden, was nicht gerade machtvoll ist, wenn man ein Ziel möglichst kraftvoll und schnell erreichen möchte.

Nun ist der besagte ZEIT-Artikel wirklich gut geschrieben gewesen, denn sonst hätte er mich zum Thema Klimawandel nicht mehr rumgekriegt. Insbesondere hat er mich abermals zum Nachdenken gebracht – über eine Lösung. Eines mag ich gleich zu Beginn sagen: Der Lösungsansatz, den ich hier aufzeige, ist keine bequeme Angelegenheit. Dies ist so aufgrund der Komplexität des Themas einerseits und die Kritikalität andererseits, die sich angesichts sich schließender Zeitfenster manifestiert.

Darüber hinaus sehen wir uns abermals mit einem Problem konfrontiert, das nur global gelöst werden kann. Doch so unkonventionell und speziell dieser Lösungsansatz ist, so vielversprechend ist er auch – das jedenfalls ist meine Überzeugung, die ich hiermit unterbreiten möchte, damit sich möglichst viele Politiker mit ihnen beschäftigen, denn die Politik ist der Schlüssel, eine Zusammenarbeit möglichst vieler Staaten auf der Welt – insbesondere der kritischen Staaten, die viel zum Klimawandel beitragen – ist essentiell. Fragmente entwickelte ich bereits zuvor in Gedanken, doch das Puzzle passte noch nicht zusammen.

Den Grundstein bildet eine Vorlesung an der Universität Kassel, Studiengang Wirtschaftswissenschaften, Fach Volkswirtschaftslehre, Thema: Spieltheorie, bei Prof. Dr. Peter Weise. Ehrlich gesagt hat mich in meinem Studium vor und nach dieser Vorlesung nichts so sehr fasziniert wie diese Vorlesung. Ohne tief in die Materie einzusteigen – so ist die wesentliche Erkenntnis des so genannten „Gefangenendilemmas“ – viele Wirtschaftswissenschaftler werden es kennen – die, dass kooperatives Verhalten immer zu deutlich besseren Ergebnissen führt als Konkurrenzverhalten. Unterm Strich ist der Gewinn größer, die Verteilung noch wieder ein anderes Thema. Bleiben wir aber beim Klima-Thema:

Dass wir massive, derzeit noch unvorstellbare Probleme haben werden, wenn dieser weiter voranschreitet, ist mittlerweile einigen bewusst. Wie sehr, da wird es schon schwieriger, denn in Wenigem ist der Mensch so gut wie im Verdrängen von kritischen Informationen. Dass die zunehmende Erwärmung zu unvorstellbaren Konflikten um Nahrung und Wohnraum führen wird, wird nicht zu verhindern sein – es sei denn wir bekommen den Klimawandel gestoppt.

Und jetzt wird es ganz schwierig: Es stellt sich unweigerlich die Frage nach einer Lösung, doch diese ist bisher nicht gefunden. Das ist die traurige Realität, in der wir leben. Eine Lösung ist nur auf internationaler Ebene möglich, so groß und vielschichtig ist das Problem, so viele Staaten sind beteiligt. Alle individuellen Anstrengungen in Ehren, aber der Beitrag verhältnismäßig weniger Menschen zur Lösung des Problems durch vorbildhaftes Verhalten ist zu winzig und in der kurzen Zeitspanne nicht ausreichend, um dem Problem wirkungsvoll zu begegnen. Auch die Bemühungen von Unternehmen und anderen Organisationsformen, ESG fest im Management zu implementieren, reichen bei Weitem nicht aus, um das Klima-Problem zu lösen, sie bringen maximal einen positiven Marketing-Effekt für dieselben.

Bisherige Bemühungen der Politik sind nicht stark und wirkungsvoll genug – schon gar nicht auf internationaler Ebene. Ein Gipfel nach dem anderen findet statt und führt zu nichts. Süß ist die Idee eines Klima-Clubs des Bundeskanzlers. Diese weckt unweigerlich den Gedanken an andere freiwillige Clubs, die in erster Linie Spaß bringen und der Geselligkeit dienen, niemals aber einen lösungsorientierten Ansatz darstellen. In Fragen Klima haben wir es aber mit einer äußerst ernsten Angelegenheit zu tun und für diese brauchen wir ernsthafte Maßnahmen und absolute Entschlossenheit und nicht zuletzt – ja vielleicht merkt man es mir an vor welchem beruflichen Hintergrund ich meine Erfahrungen gesammelt habe – unabhängige und wirksame Kontrollen, um die Umsetzung der Maßnahmen zu überwachen.

Und hier kommt der Lösungsansatz: 1 Schaffung von wirkungsvollen Instrumenten: 1.1 Eine umfassende RISIKOANALYSE, in der die wesentlichen Risiken zur weiteren Erwärmung des Klimas erfasst, gewichtet und bewertet werden. 1.2 Einen MAßNAHMENPLAN für diese wesentlichen Risiken, um sie zu mitigieren. 1.3 Einen KONTROLLPLAN, um durch unabhängige Kontrollen sicherzustellen, ob die Maßnahmen umgesetzt werden und wirkungsvoll sind gegen die Risiken. 2 Schaffung von notwendigen Voraussetzungen: 2.1 Bildung einer internationalen Klima-Allianz zur Verteidigung des Lebens und des Friedens auf der Welt. 2.2 Ermöglichen eines globalen Welthandels nur innerhalb der Klima-Allianz. 2.3 Ausgleich von klimaschutzbedingten Verlusten durch Klima-Allianz-Steuern.

ACHTUNG: Es wird mittelfristig trotzdem herbe Verluste der Klima-Allianz-Staaten geben, aber die Alternative ist, dass Leben auf der Erde für ferner zukünftige Generationen nicht mehr bzw. in näherer Zukunft nicht mehr angenehm und friedlich möglich ist. Auf dieser Grundlage ergeht meine Bitte an die führenden Politiker der Staaten der Welt: Gehen Sie das Thema ernsthaft an, mit allen Konsequenzen, die es braucht, den Risiken des Klimawandels entschieden zu begegnen. – Anja Buchmann

 

Realiter ist „Klimaschutz“ bei Richtung 10 Mrd. Menschen wachsender Erdbevölkerung und weiterer Zerstörung von Wäldern und anderen CO2-Senken fast unmöglich. Die deutsche Energiewende kann ohne kompetente Ingenieure und Riesenmengen benötigten Wasserstoffs in den nächsten 15 Jahren nicht gelingen etc. Auch wenn „FFF“ dank des Wuppertal-Gutachtens von Oktober 2020 dies wissen muss, ist es wohl bequemer, der „störrischen“ Regierung die Schuld zuzuweisen. – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 


 

 

Leserbriefe zu „Lebenslänglich grün?“ von Robert Pausch

 

Es ist lobenswert, dass über diesen Personenkreis (die 5 Mitglieder der „Freizeitgruppe Die Grünen“) ausgiebig berichtet wird. Danke! Beeindruckend ist die geschilderte, sehr respektvolle und fundierte Diskussion zu diversen Themenbereichen, welche von großer Bedeutung in und für unsere Zeit sind. Wirklich beeindruckend, kompetent und fair! Positiv ist auch, dass in der JVA Bibliothek die ZEIT vertreten ist. Hoffentlich ist das in jeder JVA der Fall? Bleibt nun zu hoffen, dass nach erfolgter Entlassung, diesem Personenkreis ein guter und nachhaltiger Neustart gelingt. – Klaus Frankenberger

 

Vielen Dank an Herrn Pausch für diesen Einblick. Ich las die Diskussion mit Interesse. Beim Berühmten handelt es sich vermutlich um Herrn Meiwes. Ich habe eben nämlich mal kurz gegoogelt. Nur schön, dass ich mein Leben in Freiheit verbringen darf. Im Gefängnis zu sitzen, wo der Alltag durchstrukturiert, aber vor allem fremdbestimmt ist, ist mir eine schauerliche Vorstellung. – Michael Ayten

 

Was wollen Sie uns mit oben genanntem Artikel sagen? Schwerverbrecher sind gar nicht so schlimm? Sie können kultiviert diskutieren? Sie sind bei den Grünen gut aufgehoben? Oder dient er dem Zweck der Verunglimpfung der Partei “Die Grünen”? Es ist sicher gut, auch über Strafgefangene zu berichten, aber die Verknüpfung des Themas mit einer bestimmten politischen Partei finde ich gemein. – Bärbel Kappe

 


 

 

Leserbriefe zu „ZEIT für Geld“ von Mona Linke

 

Ich bin immer wieder erstaunt, welche Vorstellungen DIE ZEIT von ihrer Leserschaft hat. Von den ständigen Anzeigen für teure Uhren und Luxusmöbel und -modemarken mal abgesehen, wie viele Leser*innen können bzw. wollen sich eine Weltumseglung leisten? Am Besten noch mit Ihrem Partner TUI Cruises? (Gut, dass der Presserat ein wachsames Auge hat.) Also ich persönlich jedenfalls nicht. Und ein Ferienhaus werde ich mir mit Sicherheit auch nicht kaufen.

Und von 3500 Euro Rente (für eine Einzelperson, wenn ich das richtig verstehe; und das ist ja „nur“ die Rente; Leute, die soviel an Rente bekommen, haben entsprechend verdient und sollten zusätzlich ja auch noch Ersparnisse haben) träume ich nur. Ich glaube sogar, dass da ganze Familien von träumen. Soviel würde ich gerne erst einmal verdienen. Ich komme aber dennoch ganz gut über die Runden. Meine Ansprüche sind halt nicht so extrem hoch. Fürstlich speisen oder sonstwie rumprotzen muss ich auch nicht.

Ich verlange ja nicht, dass Sie Werbung für Supermärkte machen, die ist in der Tageszeitung besser aufgehoben (und wesentlich interessanter für Otto Normalverbraucher), aber etwas realistischer sollten Sie (und die Werbetreibenden) Ihre Targetgroup schon einschätzen. Eine ähnliche Mail müsste ich eigentlich auch noch an „11 Freunde“ schreiben. Sehr gutes Blatt, aber der völlig überteuerte Shop geht gar nicht. – Thomas Manthey

 

Ein Leser fragt,wie viel Geld er für seinen Ruhestand zurücklegen muss. Gar nichts. Leben Sie jetzt,und verjubeln ihr Geld. Sterben können Sie später. Und die Rente ist soweso sicher. Das hat ein Fachmann gesagt. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbriefe zu „Ist da noch was zu retten?“ von Bernd Ulrich

 

Natürlich ist der Kapitalismus mit seiner internationalen wirtschaftlichen Gewendigkeit nicht nur den ehemaligen sozialistischen Staaten überlegen, sondern auch den Demokratien mit ihren Abhängigkeiten eines gesellschaftlichen Konsens, aber eben nur in seiner Wachtumsideolgie, die Mensch und Natur bedrohen und Gesellschaften spalten. Das Großkapital kauft die Welt und macht die Menschen zur Ware.

Die Arroganz aus dieser Machtposition bringt die Welt immer wieder zum Beben: die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, Epidemien, die viele Menschen verzweifeln lassen, der Krieg gegen die Ukraine, der nun auch die reichen Industrieländer in die Knie zwingen will. Was für eine Demütigung und Menschenverachtung gegenüber allen, die menschenwürdig leben wollen! Feindbilder sind ein Produkt seelischer Verwahrlosung. Die Wende zu einer globalen Erneuerung kann nur heißen: Völker dieser Erde vereinigt Euch! Es gibt genug, die allen Menschen ein Leben in Würde garantieren! – Walter Moritz

 

Wieder begeistert mich ein sprachlich artistischer Beitrag von Bernd Ulrich. Einfühlsam und analytisch messerscharf beschreibt er die Gefühlslage und die Dilemmata von Gregor Gysi. Gleichzeitig werden der Zwiespalt und die zerstörerische Zwietracht der LINKEN und ihrer handelnden Personen schonungslos offengelegt. Was wir sehen ist traurig, denn gerade in diesen Zeiten könnten die „Notleidenden“ einen handlungsfähigen „Anwalt“ gebrauchen. Armer Gregor! Ob es was nützt ihm zum Geburtstag (ein Tag nach mir) viel Glück und Erfolg zu wünschen? – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Baden verboten“ von Marcus Gatzke et al.

 

Es wird sehr viel über Energiezuzahlungen und andere Subventionen dieser Regierung in den Krisenzeiten geschrieben. Bei all den Berichten, auch natürlich Bei den Paketvorstellungen fehlt mir jedoch ein bedeutender Hinweis. All diese Vergütungen müssen im Grunde genommen versteuert werden. Warum Spricht da niemand von? Eine solche Versteuerung kann dann schnell die Subventionen erheblich verkleinern. – Manfred Mengewein

 

Merkwürdige Statistik: Sicher kann man die Abschlagszahlungen für Strom und Gas als Kosten ansetzen, aber die tatsächlichen Kosten ergeben sich erst mit der Jahresabrechnung. Da wird einiges ganz anders aussehen als jetzt. Ihre Schlussfolgerung im Text, dass bei 82 % der Befragten die laufenden Einnahmen zur Bezahlung der gestiegenen Energierechnung ausreichen, ist unzulässig, denn mehr als 18 % haben zusätzlich eine der anderen Antworten angekreuzt. Letztlich empfinde ich die Aussage des Bremer Zwei-Personen-Haushalts, die aktuelle Debatte als „etwas panisch“ anzusehen, angesichts der berechtigten Sorgen und Nöte vieler Menschen als reichlich arrogant. – Dr. Peter Scheibl

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Angst vor dem Neustart“ von Harro Albrecht und Jan Schweitzer

 

Ihr Beitrag zu Corona läßt die „Virensuppe“ weiter wabern. Soll die latente Angst des Normalbürgers vor dem Virus erhalten bleiben? Vielleicht sollte man einmal realisieren, dass Viren lange vor uns Menschen da waren und ein wichtiger Schrittmacher der Evolution waren und sind. Ohne Viren würden wir noch heute aus dem Ei schlüpfen. (Karin Mölling, Virologin Jg. 1943) – Fritz Junghans

 

Mit Ihrem letzten Satz haben Sie die Problematik auf den Punkt gebracht: „Aber es ist nie vorbei.“ Viren werden uns weiter begleiten, und ohne sie wären wir gar nicht überlebensfähig! Die Coronapolitik hat bei vielen Menschen eine Angstpsychose erzeugt, die sie nicht ablegen können. Und unsere Politiker haben Angst vor Stimmenverlust. Und so braten wir im eigenen Saft und drehen uns im Kreis. Solange wir dem Coronavirus soviel Aufmerksamkeit widmen werden, solange werden wir unsere eigenen Gefangenen bleiben. – Dr. med. Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Mutter aller Schlachten«“ von Matthias Krupa

 

Ein Anteil von 37% über 65-Jähriger erscheint ungewöhnlich hoch und widerspricht auch der angehängten Quelle. Ich würde mich über die OECD Quelle, welche ich bei kurzer Suche nicht finden konnte, freuen. – Franz-Pius Traintinger

 

Wenn Sie mal wieder einen interessanten Artikel zum Thema Renten machen und teilweise Vergleiche einfügen, folgender Vorschlag: Sie verkleinern das Foto La belle vie und fügen konkret eine Übersicht D/F ein, so dass die Zusammenhänge besser verständlich sind: Durchschnittsverdienst, Arbeitgeber- / Arbeitnehmeranteil für Rentenbeiträge, Höchstverdienstgrenze, bis zu der Rentenbeiträge gezahlt werden, Durchschnittsrente brutto und als Prozentzahl vom Durchschnittsverdienst, welche Abzüge Krankenkasse, … Durchschnittsrente netto, Durchschnittspensionen brutto und als Prozentzahl vom Durchschnittsverdienst, welche Abzüge Krankenkasse, … Durchschnittspension netto, Verhältnis Rentner/Pensionäre, Gibt es eine 13. oder 14. Renten- / Pensionszahlung, Wer ist befreit, in die Rentenkasse einzuzahlen. In Ergänzung noch ein Link. https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_90212494/so-gehen-deutschlands-nachbarn-in-rente-rentensysteme-in-der-uebersicht.html – Klaus Rozinat

 


 

 

Leserbrief zu „Wir könnten auch ohne …“ von Harro Albrecht

 

Wie oft wollen sie denn noch einer jahrtausende alten Tradition, die ganze Landschaften und Kulturen bis heute prägt, ihre schmale These vom Zellgift entgegenstellen. Schon Dionysos ist wohlbekannt als als der griechische Gott des Weines. Herr Albrecht sollte bei nächster Gelegenheit vielleicht mal die Weinregionen um Bordeaux, der Provence oder der Toscana aufsuchen um von seinem Glauben abzufallen. Oder sich den Film „Der Wein und der Wind“ anschauen um die Beschränktheit solcher Artikel zu erfahren. Auch die Kaffeehauskultur lässt sich nicht auf die chemischen Inhaltsstoffe einer Sachertorte reduzieren. Auch Zucker kann tödlich sein, wie das Leben überhaupt. Aber diese Diskussion solllte dei ZEIT der Apothekenrundschau überlassen. – Sepp Klein

 


 

 

Leserbrief zu „Hoffnung aus Trümmern“ von Philipp Meuser

 

Mit Interesse las ich den Beitrag in der Wochenzeitung Die Zeit. Unter dem Titel „Hoffnung aus Trümmern“ empfehlen Sie „… Stahlträger aus einer zerstörten Fabrik für ein neues Autohaus“ Wenn Sie sich die aktuelle Verkaufsrealitaet von Autos anschauen, werden Sie feststellen dass ein Rückgang in diesem Bereich unverkennbar ist. Tesla hat es vorgemacht: Konfiguration von Modellen einschließlich Verkauf findet nur noch online statt, maximal durch Showrooms unterstützt. Auch die anderen Autobauer ziehen nach. Vertragshändler werden gekündigt. Bei uns vor Ort steht ein riesiges Mercedes Gebäude bereits leer… – Klaus Wolfbeisz

 


 

 

Leserbrief zu „Reden ist Silber“ von Ingo Malcher

 

Nicht nur reden, sondern auch vorteilhafte Kontakte sind silber, im Falle von Jens Spahn sogar gold. Im Mai 2021 hatte die ZEIT über die dubiose Finanzierung seiner Millionen-Villa und diversen Wohnungen berichtet. Noch immer gibt es offene Fragen (siehe ZEIT-online vom 25.11.2022), während der Eigentümer sich erneut geschickt als nächster Kanzlerkandidat in Stellung bringt. Und nun kungelt Lindner, und das als einer der einflussreichsten Ampel-Koalitionäre. Seine Glaubwürdigkeit hat zumindest dicke Kratzer abbekommen. – Ulrich Niepenberg

 


 

 

Leserbrief zu „SIE IMPFTE UND WURDE DESWEGEN VON RECHTEN HETZERN IN DEN TOD GETRIEBEN“ von Lennart Laberenz

 

Welch häßlicher Furor ist plötzlich in Impfgegner gefahren, die Coronaimpfung, ein segensreiches Produkt der medizinisch-pharmazeutischen Forschung, zu verteufeln und über Ärzte, die sie aus Überzeugung anwenden, ihren Haß auszuschütten? Über die früher entwickelten Influenza-, Schweinegrippe-, Pneumokokken-, Zosterimpfstoffe hat man allenfalls ein Murren vernommen. Haben die Pandemieleugner ihre Augen verschlossen vor den Bildern überfüllter Krankenhäuser, Intensivstationen, Särgen in Massengräbern? Die übergroße Mehrheit unserer Bürger hoffte inständig auf einen baldigen Impfstoff, der schneller als erwartet entwickelt wurde, um nicht auch eines Tages zu den unzähligen Schwerkranken oder Toten zu gehören! Wie vielen Menschen wurde durch die Impfung das Leben gerettet!

Dankbarkeit statt Haß wäre dringend angebracht! Es ist beschämend, wie halbherzig die österreichische Ärztin vom Staat geschützt wurde, es ist erbärmlich, daß eine Frau, die Kranken und Leidenden helfen wollte – und zu dieser Hilfe zählen natürlich auch Impfungen – durch Verstümmelungs- und Todesdrohungen in den Selbstmord getrieben wurde! Wie sollen junge Mediziner noch Lust auf den Arztberuf haben, wenn sie solche Exzesse ihrer Patienten fürchten müssen? Leiden müssen darunter kranke Menschen, für die die Wege immer weiter werden und Hilfe immer später kommt! In meiner fast 40-jährigen Tätigkeit als Hausarzt auf dem platten Land habe ich noch nie einen wirklich haßerfüllten Patienten erlebt.

Ende 2019 habe ich meine Praxistätigkeit beendet, zum richtigen  Zeitpunkt,wie sich später herausstellte! Hätte ich weitergearbeitet,  hätte ich natürlich auch gegen Covid geimpft. Vielleicht hätte ich dann doch noch den bis dahin ausgebliebenen Haß abbekommen? Es wäre zu wünschen, daß ein haßerfüllter Impfgegner eines Tages schwer erkrankt und dem Arzt, der ihn trotzdem behandelt, dafür dankbar ist – selbst wenn er impft! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbrief zu „Die Stachelschwein-Strategie“ von Jörg Lau

 

Vielen Dank für die Reportage. Schon das Foto zeigt den absurden Charakter des Konflikts. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen und die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages Marie-Agnes Strack-Zimmermann tragen medizinische Schutzmasken gegen Corona. SARS-CoV-2 ist das Produkt der amerikanisch-chinesischen Biowaffenforschung.

Es gibt erhöhte Aktivitäten der chinesischen Luftwaffe. Auch die deutsche Luftwaffe ist im maritimen Luftraum Asiens stärker präsent. Präsident Joe Biden erklärte in den letzten beiden Jahren viermal, die USA würden im Fall eines chinesischen Angriffs Taiwan militärisch verteidigen. Das ist nicht glaubhaft. Die Ukraine wird von den USA nicht militärisch verteidigt. Taiwan und die Ukraine erhalten bisher lediglich Waffenlieferungen.

In Leipzig muss die deutsche Polizei für die Sicherheit des Amerikanischen Generalkonsulats sorgen. Es ist nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich und von Panzersperren umgeben. Der erste amerikanische Konsul in Leipzig wurde 1826 ernannt (s. Anhang). Bis vor zwanzig Jahren war in dem Gebäude auch das Amerikahaus. Es gab reguläre Öffnungszeiten und Veranstaltungen. Die Political Instability Task Force (PITF) erstellt einen weltweiten Demokratieindex und hat den USA den Status einer Demokratie aberkannt. Barbara Walter hat in Ihrer Zeitung darüber berichtet. Sie sieht das Land am Rand eines Bürgerkrieges.

Sie liefern Ihren Lesern auch den eigentlichen Grund für die Aufregung: „Im Hauptquartier der regierenden Democratic Progressive Party (DPP) will Fei Fan Lin von solchem Fatalismus nichts wissen. Der 34-jährige war ein Anführer der „Sonnenblumenbewegung“, die 2014 mit Massendemonstrationen gegen den chinesischen Einfluss auf der Insel einen Politikwechsel herbeiführte. Die Studenten hatten unter seiner Führung das Parlament besetzt, um ein Handelsabkommen der damals regierenden Kuomintang (KMT) mit China zu stoppen. Junge Linke wie er waren es, die Taiwan auf Kurs gegen die KP Chinas brachten. Er sah schon damals starke Parallelen zur Euromaidan-Bewegung in der Ukraine – gegen Korruption und Autokratie, für nationale Souveränität. Seit zwei Jahren ist Lin stellvertretender Generalsekretär der DDP, die 2016 dank der „Sonnenblumenbewegung“ an die Macht gekommen war.“

Zur Zeit des Machtwechsels 2014 war Fei Fan Lin 28 Jahre alt. Junge Leute wollen sich profilieren und die Welt verbessern. Dabei setzen sie auf einfache Lösungen. Die Jugendorganisationen spielten in den totalitären Staaten eine wichtige Rolle beim Machterhalt. Mit dem Stopp des Handelsabkommens hat die DDP selbst eine autokratische Entscheidung durchgesetzt. Gerade im Zeitalter der Globalisierung braucht Taiwan gute Beziehungen zu China.

Der chinesische Bürgerkrieg endete 1949 mit dem Rückzug der Kuomintang nach Taiwan. Seit 1971 wird China bei den VN von der VR China vertreten. Die aktuelle Aufregung ist viel Lärm um nichts. China ist eine der ältesten Hochkulturen der Welt und hat eine konfuzianische Tradition. Das Land ist in den letzten Jahrzehnten zur international anerkannten Großmacht aufgestiegen und hat Hongkong erfolgreich integriert.

Auch in Deutschland wird China von jungen Leuten kritisiert, früher wegen Tibet und heute wegen der Uiguren. Dabei wurde die tibetische Gesellschaft stark idealisiert. Auslöser des Konflikts mit den Uiguren war der Afghanistankrieg. Dort kämpften Uiguren auf der Seite der Mujaheddin. Die Rückkehrer gründeten das East Turkestan Islamic Movement (ETIM)und begingen Terroranschläge (4, S. 112). Der chinesische Strafvollzug ist generell hart. China betont aber zu Recht, dass es bei der Bekämpfung des Terrorismus im Gegensatz zum Westen auf militärische Mittel verzichtet. Taiwan ist kein Mitglied der VN. Damit ist die Ein-China-Politik völkerrechtlich legitim. China hat in seiner fast viertausendjährigen Geschichte schon viele Herausforderungen gemeistert. Es wird auch mit den Veränderungen in Taiwan klarkommen.

Fußnoten: 1 Barbara F. Walter: Bürgerkriege, Hamburg 2023. 2 Gulbahar Haitiwaji / Rozenn Morgat: Wie ich das chinesische Lager überlebt habe – Der erste Bericht einer Uigurin, Berlin 2022. 3 Japanisches Palais: Staatliche Kunstsammlungen Dresden. 4 Jörg Kronauer; Der Aufmarsch – Vorgeschichte zum Krieg – Russland, China und der Westen, Köln 2022. 5 Philipp Mattheis: Ein Volk verschwindet – Wie wir China beim Völkermord an den Uiguren zuschauen, Berlin 2022. 6 Robert F. Kennedy Jr.: Das wahre Gesicht des Dr. Fauci – Bill Gates, die Pharmaindustrie und der globale Krieg gegen Demokratie und Gesundheit, Rottenburg 2022. 7 Sabriye Tenberken: Mein siebtes Jahr – Die blinden Kinder von Tibet, München 2008. 8 wehrtechnik IV/2022, Bad-Neuenahr-Ahrweiler: Luftwaffe zeigt Präsenz in der indopazifischen Region. – Hendrik Raith

 


 

 

Leserbrief zu „»Der Raum für Kreativität ist geschrumpft«“. Gespräch mit Wilhelm Krull geführt von Martin Spiewak

 

In dem informativen Interview findet sich leider die hohle Phrase: “Stimmt. Die Schwerkraft kann man nur einmal beweisen.“, denn die Impliziert, dass es eine akzeptierte Theorie der Schwere gibt. Das ist aber noch gar nicht der Fall. Seit 2001 ist zwar bekannt, dass Newtons Gesetz impliziert, wie Schwere funktioniert, aber wiederholten Begründungen, aktuell z. B. My_‘apology‘.pdf, ‘will‘ aus den im Interview ausgeführten Gründen ‘natürlich‘ niemand zustimmen! Q.e.d. – Michael Schmiechen

 


 

 

Leserbrief zu „Das regeln wir!“ von Birk Grüling in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Es ist gut, dass die Zeit Kinder und Jugendliche auf ihre Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte hinweist. Leider wird auch der Eindruck erweckt, dass es die Aufgabe der Kinder und Jugendlichen sei, diese Rechte einzufordern. Das deutsche Recht auf der Grundlage der UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet allerdings die staatlichen Institutionen und die Gesellschaft Kindern und Jugendlichen diese Rechte zu gewähren.

Beteiligung und demokratische Mitwirkung üben wir von kleinauf nicht dadurch, dass wir uns „unser“ Recht „nehmen“, sondern dass wir Recht bekommen. Also müssen nicht vorrangig die Schülerinnen und Schüler dafür sorgen, dass es eine Schüler:innenvertretung gibt, sondern die Erwachsenen. In einem Rechtsstaat muss man sich seine Rechte nicht verdienen, sondern sie stehen einem zu. So sieht das jedenfalls die UN-Kinderrechtskonvention vor. – Bernd Peters

 


 

 

Leserbrief zu „Auf stillgelegten Gleisen“ von Carsten Stormer

 

Da wird die ganze Gegensätzlichkeit so richtig deutlich. Wir verwöhnten Deutschen werfen tagtäglich Unmengen an noch essbaren Lebensmitteln in die Tonne und anderswo sind Menschen noch damit beschäftigt, für einen ausreichend gedeckten Tisch zu sorgen. Nur furchtbar.

Ich kann hier aus eigener Erfahrung sprechen. In dem Lebensmitteleinzelhandel, in dem ich tätig war, machte man sich mitunter noch nicht mal die Mühe, an die Sprechanlage zu gehen, um die Kuriere von der Tafel zu empfangen. Wenn da also dann einer meiner Kollegen*innen gerade Pause machte, kam es schon mal vor, dass man ausrichten ließ, heute gäbe es nichts, obwohl das Kühlhaus proppenvoll war. But anyway.

Es sollte uns Europäern*innen zu denken geben und dazu mit Demut erfüllen, wenn wir einen Blick darauf werfen, wie enorm ungleich der weltweite Wohlstand noch immer verteilt ist. Da muss der AppleWatch-Träger aus Berlin-Mitte nur den Kühlschrank aufmachen und es offenbart sich ihm ein kleiner Fruchtgarten. Ein Hort an Delikatessen. Ein Refugium für die Gaumenfreude. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Die Taschentherapeutin. Wie kann ich mich unter Druck entspannen?“ von Hanna Grabbe

 

Frau Grabbe liefert einen guten Beitrag mit wertvollen Tipps. Ich las ihn mit beipflichtendem Kopfnicken. Als ehemaliger Lagerist kann ich davon ein Liedchen singen. Im Grunde genommen hatte ich meinen Aufgabenbereich stets im Griff, weil ich grundsätzlich ein fokussierter Mensch bin, der seine Arbeit stets gewissenhaft und sorgfältig erledigt. Dann und wann kam es jedoch immer wieder vor, dass Vorgesetzte mit ihrer für sie obligatorischen Hektik auftauchten. Sie glichen toll gewordenen Wirbelwinden oder um ein Beispiel aus der Comicwelt zu bedienen, dem tasmanischen Teufel. Manchmal nervte es. Dann blieb ich in einem ruhigen Moment, wenn der Sturm vorübergezogen war, mit beiden Füßen auf der Stelle stehen und nahm ganz bewusst den Atem ein. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „ÖFFENTLICH-RECHTLICHES. Sein eigener Mann“ von Marie Serah Ebcinoglu

 

Im letzten Satz bin ich über die Bemerkung gestolpert, man solle Louis Klamroth, den Neuen bei „Hart aber fair“, nicht nur als „Derivat der erfolgreichen Frau an seiner Seite“ begreifen. Diese Frau ist ja Luisa Neubauer. Womit oder worin ist diese Frau bitteschön nachweislich „erfolgreich“? Im polemisieren, pauschalisieren, rumsitzen und wegtragen lassen? Oder reicht es schon, wenn man als sogenannte „Klimaaktivistin“ in den Medien herumgereicht wird und besserwisserisch neunmalklug daherreden darf? Armer Louis Klamroth. – Th. Klementz

 


 

 

Leserbrief zu „Stimmt’s? Die Fotosynthese ist effizienter als Solarzellen“ von Christoph Drösser

 

Ich war jahrelang Leiter eines Betriebes, in dem sowohl Wasserstoff als auch der Katalysator für Biodiesel hergestellt wurde. Unter anderem deshalb besteht mein Interesse an dem Vergleich zwischen Photosynthese und PV. Christoph Drössler hat Recht; man muss aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht. In der Regel geht es bei solchen Effizienz-Vergleichen darum, wie viel Fläche benötigt wird, um eine Dienstleistung bereitzustellen. Der Klassiker: Synfuels oder Methanol gegen Pflanzenöle oder Ethanol, um Autos zu bewegen.

Die technische Alternative besteht jeweils aus drei Prozesssträngen: Elektrolyse, Gewinnung von CO2 aus der Luft, chemische Synthese. Für alle drei Stränge wird Strom aus PV oder Windkraft genutzt. Daneben werden große Mengen an Wasser benötigt, stofflich und als Kühlwasser. Es werden weitere Dinge benötigt: Der gesamte Apparatepark für die technische Umsetzung inklusive der Bauwerke frisst Materialien und bei der Herstellung enorme Energiemengen, die bei korrektem Vergleich ebenfalls regenerativ sein müssen. Zudem verbrauchen Transporte Stoffe und Energien. Dasselbe gilt für den Service, der nicht auf Heinzelmännchen beruht.

Die Pflanze erzeugt die gewünschten Stoffe unter gleichzeitigem Aufbau der „Produktions“-Infrastruktur und der Versorgung der „Serviceeinheiten“, wie Pilze und Bodenorganismen. Im Gegensatz zur technischen Variante sind ihre Prozesskomponenten in einen funktionierenden Kreislauf eingebunden. Vermutlich würde bei einem Vergleich auf dieser Basis die Photosynthese gegenüber der Technik gut abschneiden.

Nur ist die Photosynthese wiederum in ein technisches Korsett gezwängt worden. Dazu gehören die Gebäude und Apparate der Landwirte und der Hersteller von Pflanzenschutz- und Düngemittel. Auch diese Bereiche benötigen Energie, die selbst wieder regenerativ sein müsste. All das verschlingt auch Flächen und braucht Wasser. Letztlich geht es also um den Vergleich zweier Technologien, in der beim landwirtschaftlichen Weg die Photosynthese nur ein Teilschritt ist.

Engt man den Begriff Effizienz aber nicht zu sehr ein? Die Intensivlandwirtschaft belastet Flächen und Grundwasser. Photovoltaik als Agri-PV würde die belegten Flächen nicht alleine nutzen sondern auch Pflanzenwachstum unter den Modulen dulden, wenn nicht sogar fördern. Außerdem verursacht der hohe Bedarf an Metallen und Mineralien besonders des technischen Weges riesige Mengen an Abraum, die auch Flächen beanspruchen.

Damit landen wir bei der ursprünglichen Warnung. Solche Betrachtungen können es gar nicht vermeiden, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Sind sie deshalb sinnlos? Wenn der Vergleich zu der Erkenntnis führt, dass beide Wege einen gewaltigen Druck auf die Natur ausüben, wäre schon etwas gewonnen. Besonders heute, wo ein Neo-Klimaschutz sich gerne den Schafspelz des technologischen Optimismus umlegt, nach dem Motto: Unser Lebensstil ist schon OK, schließlich warten unsere Technologien nur darauf, endlich in dem gebührenden Umfang eingesetzt zu werden. – Hermann Pütter

 


 

 

Leserbrief zu „Rein in die Schusslinie“ von Ijoma Mangold

 

Der USA Schriftsteller Bret Easton Ellis hat einen neuen Roman geschrieben. Warum nicht ? Er muss ja schlesslich Geld verdienen.Das beiliegende Foto zeigt Bret im Restaurant Mortimer begleitet von Celebrities.Was sind Celebrities? Die zwei Damen haben ihr Gesicht hinter Brillen versteckt. Bleibt die Frage was sind Celenrities. Bitte um eine Information. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Gejagt“ von Can Dündar

 

Das ist höchst befremdlich, wie hier eine Kopfgeldjagd betrieben wird, die dazu noch von der internationalen Staatengemeinschaft gefühlt unkommentiert hingenommen wird. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Zerkratzt, verbogen, zerlegt“ von Tobias Timm

 

Ich für meinen Teil verfolge den Prozess ja neuerdings mit hohem Interesse. Auch um zu beobachten, welch ein Bild die Justiz in solchem Falle abgibt. Hundert Jahre Strafe! Da muss ich kurz auflachen über diesen Ruf, der genauso gut aus dem Mittelalter stammen könnte. Fehlt nur noch die Mistgabel. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Leben am Hang“ von Anne Kunze

 

Nach dem Durchlesen des Artikels von Anne Kunze war ich erst einmal erstaunt, unter welchen hauptsächlichen Aspekten die Diskussion in Siegen eben den diversen Schuldzuweisungen zu laufen scheint. Hier geht es nicht um Homosexualität. Hier geht es um sexualisierte Gewalt. Um Menschen, die ihre Macht missbrauchen. Die sich den Thrill holen, bei anderen Menschen gegen deren Willen und Einverständnis deren Grenzen zu überschreiten und sich DARAN aufzupushen und zu befriedigen. Ob die Opfer männlich oder weiblich sind oder non-binär: Es geht um Gewalt.

Die Staatsanwaltschaft hat den Fall bedauerlicherweise ad acta gelegt. Für eine dermassen polarisierte und aufgewühlte Stadt wie derzeit Siegen wäre es aber wichtig, die Sachlage geklärt zu bekommen. Man hat diesen Mann, der offensichtlich ein grosses Charisma und eine mitreissende Dynamik besass, der Gelder, Menschen, Institutionen anvertraut erhielt, kaum jemals hinterfragt und kontrolliert. Die Hilfswerke, die sein autokratisches Agieren freudig und leider vielleicht auch naiv unterstützten, sehen sich nun mit den strafrechtlichen Folgen konfrontiert. Ein Mann hat mit seinem Suizid und den hinterlassenenen Anschuldigungen die Stadt in übelster Weise gespalten. Das sagt alleine schon sehr viel aus. Es folgt sehr gut einer bekannten Täter-Opfer-Umkehrstrategie.

Doch vielleicht liege ich ganz falsch? Ich denke, dass die Staatsanwaltschaft dringend weiter ermitteln sollte; auch seine Zeit vor Siegen: schien ja seine Vergangenheit auffällig abgespalten zu haben. Die Gründe dafür könnten entscheidend für die Abklärungen sein. Für die nachträgliche, staatsanwaltschaftliche und politische Aufarbeitung gibt es einen wichtigen Grund: Die Wahrheit zu wissen. Dann kann man lernen, damit umzugehen. – Friederike Sigg

 


 

 

Leserbrief zu „RICHTIG GUTE LEUTE. In dieser Woche freuen wir uns über: Marie Kreutzer“ protokolliert von Gabriel Proedl

 

Hallo Frau Kreutzer, es freut mich ungemein für Sie, dass Sie sich so tapfer Ihrer Angst respektive ihrem Trauma gestellt haben, indem Sie dem Wunsch der Tochter nach einem Hundefreund nachgekommen sind. Ich glaube ja, dass Hunde, Tiere wahrscheinlich ganz generell, einen therapeutischen Effekt auf uns Menschen ausüben. Als ich letztes Jahr vom hessischen Marburg zu Fuß nach Spanien stapfte, wurde mir das auf meinem Weg immer wieder sehr bewusst. Die Hunde wurden mir zuträglicher, liefen manchmal sogar ganz von selbst auf mich zu, um mich kennenzulernen. Zu Beginn war das noch ganz anders gewesen. Unsere Vierbeiner sind in der Tat ein Segen. – Michael Ayten

 


 

 

Leserbrief zu „Alard von Kittlitz entdeckt: Fasten-Muffel“ von Alard von Kittlitz

 

Gründen wir einen Verein. Wie wäre es mit Die Biberbrüder e.V.? Wir könnten unserem Protest auch eine entsagende, ja asketische Note verleihen, indem wir uns dazu entscheiden, diesen Winter nicht zu heizen, für unser hehres Ziel die Heizung also erst gar nicht aufdrehen. Bibbern für die Biber, wenn Sie so wollen.

Ich muss ja sagen, dass Ihr Text, lieber Herr von Kittlitz ganz reizend zu lesen war. Doch über einen Umstand fühlte ich mich stellvertretend leicht diskriminiert. Ja, mein Mitgefühl ist weltumfassend, weltumarmend. Wo war ich? Ach ja, die kleine Ungerechtigkeit. Wenn es nämlich um die Einteilung der Tiere in Ordnungssysteme geht. Die sogenannten Haustiere werden von Ihnen zwar angeführt, doch bleiben die Wohnungstiere gänzlich auf der Strecke. Was ist also mit den Wohnungstieren? Und darüber hinaus, was ist eigentlich mit den Tieren aus den Büchsen und Kühlschranken? Verdienen diese keinen Oberbegriff? – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „WÜRDEN WIR FREUD VERMISSEN?“ von Christine Meffert im ZEIT Magazin

 

Prinz Harry sollte sich mal bei dem einfühlsamen Chatbot LaMDa auf die Couch legen. Vielleicht lassen sich so seine (Stief-)Mutter-, Vater-, Bruder- und Schwägerinnenkomplexe lösen. Aber ich fürchte, der Bot wird ihm bloß raten, sich mit ihnen hinzusetzen und ihnen zu sagen, dass sie gemein seien. Über die Eichhörnchen auf dem Cover des ZEITMAGAZINS lache ich mich übrigens seit heute morgen immer wieder scheckig. Gerne mehr davon! – Thomas Manthey

 

Ach, da habe ich das Magazin und den „Martenstein“ gelobt und schon muß ich einen kritischen Leserbrief fabrizieren. Die PA wurde aus der Uni verdrängt, das Gesundheitssystem setzt auf Kurzzeittherapien und Apps. Wohltuend, das Interview setzt sich vom reißerischen und komplett falschen Titel in ductus und Inhalt ab. Soweit mir, studierter Psychologe, bekannt, war und ist die Psychoanalyse noch nie im curriculum der Ausbildung zum Diplom-Psychologen/ resp. master gewesen. Immer eine kostenpflichtige Ausbildung durch Lehranalyse, was nicht ausschließt, dass es universitäre Institute gibt.

Von der Schließung (Absicht) solcher Institute habe ich noch nicht gehört. Wenn Therapeuten, so wie im Interview berichtet, so überlastet sind, dass noch nicht einmal Zeit haben für die Beantwortung von Anfragen, die dann auch noch abschlägig beschieden werden müssen, so muß erlaubt sein Alternativen in Erwägung zu ziehen. Die Wartezeiten bei den alternativen und kassenakzeptierten Angeboten für Erstgespräch und Therapieaufnahme sind, so beklagen die Berufsverbände, nicht akzeptabel. Auch im Kinder-und Jugendlichenbereich klagen die Schulpsychologen.

Nun ist allgemein bekannt und akzeptiert, es gibt das was man spontane Remission nennt. Also das Verschwinden von Symptomatiken ohne externe zielgerichtete Einwirkung. Es ist ebenfalls Konsens, es gibt vielerlei Auffälligkeiten, die nicht therapiert werden müssen… man/frau kommt gut durch den Alltag, vulgo: es wird kein oder nur geringer Leidensdruck erlebt. Apps richten sich an Zielgruppen, die ausreichende Ressourcen zur Problembewältigung haben, die Zeit zur Aufnahme einer wie auch immer gearteten Therapie überbrücken und dadurch für eine temporäre psychische Entlastung keinesfalls für eine Generalsanierung der Psyche sorgen.

Die grauselichen Vorfälle in den Kirchen haben zumindest einen positiven, nicht gewollten Nebeneffekt. Wir wissen jetzt, Kindesmißbrauch kommt nicht nur in Vereinen sondern in erheblichen Maße im familären Umfeld vor. Und .. das Aufdecken heute hat sicherlich einen jahrzehntelangen Vorlauf, so steht wegen der allgemeinen Tabuisierung zu vermuten. Das heißt, nicht bearbeitetenSchädigungen durch Mißbrauch, in allen gesellschaftlichen Schichten in erheblichem Umfang, sind ein gesamtgesellschaftliches, auch Eliten tangierendesThema.

Hier könnte die universitär verankerte Psychoanalyse, besser als alle anderen Therapieformen, die massenhaft zu verzeichnete Schädigung durch Mißbrauch im Rahmen der Betrachtung des Interagierens von Individuum und gesellschaftlichem Kontext in ihren Auswirkungen thematisieren. Bei Straftätern bekannt: oft werden Mißbrauchs- und Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter durch eigenes Tun weitergegeben. Diese psychichen Prozesse sind allgemeinwirksam.

Ein heißes Eisen, wenn man nachdenkt, wieviele Angehörige unserer Eliten haben Mißbrauchserfahrungen gemacht? vielleicht nicht bewältigt? und geben dies heute weiter. Ein anderer Blickwinkel auf die Phänomene wie bossing, mobbing und burnout? Verdienstvollerweise ist der psychische/emotionale Mißbrauch im Bistum Limburg – zumindest – thematisiert. – Robert Gfrörer

 

Herrlich, euer Eichhörnchen mit Futterkomplex! Endlich mal eine schöne Sottise gegen die Psychoanalyse! Hier wurde per Gericht der versorgte Status mit „Entfernungsangst“ und „Rentenneurose“ erstritten – von Psychoanalytikern, deren Aktivitäten hauptsächlich aus HM-Sagen bestand. In allerbester Erinnerung: Dieter E.Zimmer:Der Aberglaube des Jahrhunderts. Mehr davon… – Monika Hoffmann

 

Nach Lektüre des Interviews mit 2 Psychoanalytikern bin ich mit der ZEIT versöhnt, nachdem ich schon meine Lektüre einstellen wollte, weil ich jahrelang die tendenziöse Berichterstattung zum Vorteil der Verhaltenstherapie aushalten musste. Sollte sich da vielleicht eine Veränderung zum Besseren abzeichnen in Richtung einer differenzierteren Darstellung der Psychoanalyse? Möglicherweise ist es auch in Ihrer Zeitung nie zu spät für neue Einsichten. Ich werde das in Zukunft aufmerksam weiter verfolgen. – Claudia Helmer

 

Auf dem Titelblatt der Ausgabe vom 12.1.2023 stand, „Runter von der Couch, Freuds Psychoanalyse ist auf dem Rückzug – was geht uns da verloren?“ Das machte mich neugierig auf den Artikel, der sich dann als Interview entpuppte. In dem Interview geht es viel um Patienten und wie die Psychoanalyse arbeitet und und und. Nur kurz kommt die Rede auf die Mitscherlichs, auf gesellschaftliche und historische Hintergründe, auf die Kulturtheorie.

Um die Frage zu beantworten (ohne auf die Gründe einzugehen), ob ich etwas vermissen würde? Ja, genau da geht etwas verloren. Die Fortsetzung der Analysen Freuds zur historischen Phänomen oder der Arbeiten Mario Erdheims oder Alfred Lorenzer. Das gesellschaftliche Engagement eines Horst-Eberhard Richters. Die Psychoanalyse war für mich ein Stück Aufklärung, wie die Frankfurter Schule. Da man ja ohne Anglizismen nicht mehr auskommt: Vanished and gone. Schade. – Dr. med. Gerd-Rüdiger Erdmann

 

Die medialen „Scheindebatten“ des heutigen Zeitgeistes tragen weithin das Gepräge eines zuweilen identitären Moralisten, so dass man als kritischer Beobachter kaum umhin kommt, eine sorgfältige Analyse des Unbewussten rückhaltlos zu befürworten. Denn Traumata und emotionale Erbschaften bleiben offenbar gerade dann wirkmächtig, wenn sie zum Zwecke der perpetuierten Verdrängung und Verleugnung externalisiert oder projiziert werden – während die „Segnungen“ der Digitalisierung diesen gleichermaßen unheilvollen und heuchlerischen Prozess katalysieren. Wenn der Mensch aber nicht zu seiner Wahrheit erwacht und davon Abstand nimmt, sich seiner Geschichte, seinem Schmerz zu stellen, wird er niemals frei sein und auch für den Anderen keinerlei Freiheit vorsehen. – Dr. Andre Hempel

 

Bei der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie geht es um den Zugewinn an Lebensqualität. Die Verhaltenstherapie behandelt aus meiner Sicht nur die Symptome, ohne verdrängte Emotionen zu verarbeiten. Aber gerade diese verdrängten Emotionen sind – da unbewusst – Energieräuber. Die Abwehrschranke braucht Unmengen an Energie, um nicht verarbeitete Erlebnisse zurückzuhalten. Diese Schranke kann nur vorsichtig mit viel Geduld und Feinfühligkeit gelüftet werden. Schnelle Methoden sind da nur kurzfristig lindernd, heilen aber nicht. Insofern ist ein Verbleiben auf der Couch ausgesprochen sinnvoll für Heilung innerseelischer Konflikte und einen Zugewinn an Lebensenergie. Davon hat dann die ganze Gesellschaft etwas. – Anke von Skerst

 

Die unterschiedlichen therapeutischen Ansätze (Verhaltenstherapie, Systemische Therapie, Tiefenpsychologie und Psychoanalyse) halte ich entsprechend Krankheitsbild und Heilerfolg für jeweils angemessen. Was geht aber über den therapeutischen Gehalt hinaus an Erkenntnis gesellschaftlicher Zusammenhänge und Kultur verloren, wenn – wie bisher als Tendenz deutlich erkennbar – die Psychoanalyse bis zur Bedeutungslosigkeit verdrängt würde?

Wie in den Jahren zuvor habe ich das jährlich vom Mannheimer Kommunalkino Cinema Quadrat und mehreren psychoanalytischen und tiefenpsychologischen Instituten in Heidelberg und Mannheim veranstalteten Filmseminar „Psychoanalyse und Filmtheorie im Dialog“ mit großem Erkenntnisgewinn besucht. Thema in diesem Jahr waren Filme des italienischen Regisseurs Frederico Fellini. Einem Seminar „Verhaltenstherapie und Filmtheorie“ käme kein vergleichbarer Erkenntniswert und Bedeutung zu. – Dr. Michael Gerhards

 

Der Philosoph Hans Blumenberg schrieb einmal: „Höre ich die Frage Wozu Philosophie? greife ich […] nach meinem Revolver, um festzustellen, daß ich keinen besitze.“ Wir könnten auch fragen: Wozu Musik? oder Wozu Religion? Für Blumenberg gibt es Dinge, die es geben muss, weil es sie gibt. Musik, Religion und, man könnte ergänzen, die Freudsche Psychoanalyse. Der Titel Was bringt Psychoanalyse wirklich? im ZEITmagazin stellt genau die Frage nach ihrem Wozu? Auf diese Frage wird jedoch keine Antwort erwartet. Sie dient dient vielmehr dazu, den Adressaten der Frage in Verlegenheit zu versetzen. Problem ist der Frager, der den Wert einer Sache ausschließlich nach ihrem ökonomischen Nutzen bemisst.

Doch was ist der Nutzen von Psychoanalyse? Was bringt sie wirklich? Die Freudsche Psychoanalyse bringt etwas mit, was den Kantschen Vernunftbegriff durch eine Logik des Unbewussten empfindlich stört und das cogito, also das Ich denke, unwiederbringlich entthront. Nachdem wir uns von diesem Schock Ende des 20. Jahrhunderts langsam erholten und zu alten Kräften gelangten, tun wir heute so, als hätte es diese Erschütterung der Vernunft nicht gegeben.

Würden wir Freud vermissen? Eine weitere Frage des ZEITmagazins. Der Schriftsteller Julian Barnes bemerkte einmal: Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn. Man kann an die Psychoanalyse glauben oder nicht, vermissen werden wir sie nicht, da es sie geben muss, weil es die Logik des Unbewussten gibt. Sie ist einfach da. – Dr. Ralph Weber

 

Das Interview mit den beiden KollegInnen öffnet einen Einblick in die gegenwärtige Situation der Psychoanalyse. Doch scheinen mir die beiden AutorInnen einer traditionellen Sichtweise verhaftet. So wie sie sich als AnalytikerInnen missverstanden fühlen, erzeugen sie im Gegenzug ein Zerrbild der nicht-analytischen Therapien, insbesondere der Verhaltenstherapie. Hier kann ich nach wie vor das Denken in „Schulen“ nicht nachvollziehen, das gerade von wissenschaftlicher Seite zu Recht in Frage gestellt wird.

Der Hinweis auf Beiträge der Psychoanalyse, die über die Psychotherapie hinausgehen, deutet gerade darauf hin, dass diese einer vergangenen Epoche angehören. Ich selbst kann mich noch an die Lektüre von und die Diskussion mit AutorInnen wie den Mitscherlichs und vielen anderen erinnern. Dieser tiefen Inspektion unserer Gesellschaft ist aber aus psychoanalytischer Richtung seit Jahrzehnten kaum etwas nachgefolgt.

Was mir jedoch bei allen diesen Betrachtungen der Psychotherapie zu kurz kommt, ist die Verwechslung von psychotherapeutischem Vorgehen mit seiner Einbettung in die jeweiligen staatlichen Gesundheitssysteme. Gerade hier profitiert die psychologische Psychotherapie in Deutschland seit ihrer Anerkennung als Heilberuf 1998 von der gesetzlichen Krankenversicherung. Das kommt gerade den beiden AutorInnen als nicht-ärztliche PsychotherapeutInnen zugute und weist auch auf eine alte Differenz zwischen diesen beiden Voraussetzungen des Berufs hin. Nach wie vor sind jedoch KollegInnen in der fachärztlichen Ausbildung PsychologInnen gegenüber privilegiert.

Dass in einem Vergütungssystem naturgemäß Grenzen gesetzt sind, betrifft nicht nur die Psychotherapie, sondern alle Leistungsbereiche des Gesundheitswesens. Auch die Psychotherapie unterliegt dabei einer praktisch nicht vorhanden Bedürfnisgrenze. Je nach der Interpretation vorhandenen und akzeptablen Leidens sind diese Bedürfnisse kaum vollständig zu erfüllen. Keine Therapie/Analyse kann „unendlich“ sein. – Dr. Stefan Göhring

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Nahezu jede Woche fragen wir uns, wann und wo Sie die Wanzen in unserer Wohnung versteckt haben, sind Ihre Erlebnisse doch exakt so auch mit unseren Kindern passiert. Wir erinnern uns dann manchmal gegenseitig an ‚Sagasu‘ von Quentin Blake und hoffen, dass wirklich jede Phase irgendwann ein gutes Ende nimmt. Sie können sich das Buch gern mal ausleihen, kommen Sie doch einfach mal zum Abendessen vorbei. Gern unter der Woche gegen sieben, da kommen bei uns immer die Brote des Tages in den Sandwichtoaster. – Familie Garten

 


 

 

Leserbrief zu „Über den Trendsport Darts und die Empfehlung, besser Wurfpfeile zu kaufen, als an die Uni zu gehen“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sehr geehrter Herr Martenstein, wissend, dass alleine schon die gewählte Form der Anrede etwas über mein Alter verrät, fand ich es dennoch angemessener als: Hallo! Ich habe sehr gerne Ihre Kolumne zum Darts-Sport gelesen und fand die darin enthaltenen Vergleiche und Anmerkungen sehr passend und richtig. Witzigerweise habe ich vor ca. 2 Jahren ein ähnliches AHA-Erlebnis gehabt und daraufhin meine damaligen Überlegungen dazu ebenfalls in einem Schreiben festgehalten.

Dies ist noch immer aktuell, sogar aktueller als je, da die Aufmerksamkeit für den Darts-Sport gerade durch die zurückliegende WM, nochmals gestiegen ist. Ich gehöre keinem Verein an, habe mir aber fest vorgenommen, es Paul Lim nachzumachen: mit 70 ins Ally Pally! Nein, nicht als Zuschauer oder Cheerleader, wie meine Famile, Freunde und Bekannte scherzen, sondern als Spieler, also qualifiziert! Vielleicht haben Sie ja Zeit, Muße und Lust, den angehängten „Aufsatz“ zum Thema Darts zu lesen?

Jedenfalls haben mich die überraschenden Übereinstimmungen bei der auch von Ihnen so beschriebenen, sich verändernden Beurteilung des Darts-Sports sehr gefreut. Allerdings rate ich zur Vorsicht bei der Empfehlung, einfach mal Darts-Pfeile zu kaufen, da dies auch ein teures Hobby werden kann: einmal angefangen, beginnt die Suche nach dem perfekten, auf seine individuellen Bedürfnisse und Wurfverhalten ausgerichte Pfeilchen!!!

Anhang: Unser Keller und die Darts WM. Alexandra Palace, liebevoll auch Ally Pally genannt. Bereits zwei Wochen nach Fertigstellung dieses Baus in der Nähe von London im Jahr 1873, brannte es fast vollständig nieder. Innerhalb von 2 Jahren dann wieder aufgebaut hat es verschiedenen Verwendungszwecken gedient und ist seit 2007 Austragungsort der Darts WM und damit das Wembley, Augusta und Wimbledon der Darts Liebhaber.

Darts??? Wen interessiert den so etwas? Ich war vielleicht neun Jahre alt, als ich so ein Spiel geschenkt bekommen habe. Ob zu Weihnachten oder warum auch immer, weiß ich nicht mehr. Diese Pfeile, mit denen wir damals geworfen haben, waren aus einem Stück Plastik, Rot und Grün, mit einer messingglänzenden Metallspitze. Die blieben sogar in der Kellerwand stecken! Wie haben wir das gespielt? Innerer Ring mal 3, außen mal 2, ansonsten zählte eben, was man geworfen hatte.

Wir waren froh, wenn wir die Scheibe trafen, überhaupt so weit kamen. Die Entfernung variierte auch immer etwas, war auch recht lustig, von größerer Entfernung, einmal quer durch den Raum zu werfen. Die Scheibe war aus einem holzähnlichen Material, die Ringe aus Kunststoff, die sich prima verbogen, wenn man irgendwie in eine Ecke getroffen hatte. Warum Pfeilchen werfen, wusste ich nicht, der Reiz erschloss sich mir nicht.

Ein Freund von mir, mit dem ich regelmäßig gemeinsame Fahrradtouren auch mit anderen unternehme, erzählte mir einmal, dass er in einer Darts-Runde mitspielt, wettkampfmäßig. Eine Dartsliga. In Deutschland sind circa 14-15.000 Menschen in Darts-Vereinen und Ligen organisiert und aktiv. Damals dachte ich, dass mein Kumpel das ja wohl nur machte, um in die Kneipe zu kommen und Darts die Entschuldigung war, nicht nur Bier zu trinken, sondern auch noch einem Zeitvertreib nach zu gehen, was nach Sport aussah. Auf unseren gemeinsamen Fahrradtouren spielten wir meistens Billiard, auch so ein Sport, mit dem ich wenig anfangen kann. Darts haben wir da nicht gespielt, auch nicht darüber gesprochen.

Eines Abends, ich klickte durch die Fernsehprogramme, blieb ich auf einem Sportkanal hängen, da lief Darts. Ich versuchte zu verstehen, warum die meist recht kräftig aussehenden Männer, oft verziert mit reichlich Tattoos aber auf jeden Fall mit ernster Miene und unerschütterlichem Gesichtsausdruck, mit winzig kleinen Pfeilen auf eine zwei Meter siebenunddreißig entfernt stehende Scheibe zielten, deren Mitte, das Bulls Eye, in genau ein 1 Meter dreiundsiebzig Höhe aufgehängt war. Warum wurde so etwas im Fernsehen gezeigt? Sie gaben Interviews, beurteilten die Stärken der Gegner, nahmen das Ganze wirklich sehr ernst. Pfeilchen werfen?

Ich hatte immer noch ein leichtes, inneres Grinsen in mir, als ich dann das erste Spiel sah und begann zu begreifen, wie viel Wettbewerb dahinter stand, diese Pfeile möglichst genau auf die Scheibe zu werfen. Dabei musste auch noch gerechnet werden, da mit einem Double, also einem Treffer im äußeren Ring, auf Null gespielt werden musste. Das war auf einmal interessant. Diese Präzision, mit der bestimmte Bereiche auf der Scheibe angespielt wurden, der Wettkampf gegen andere. Es war spannend, es gab Emotionen. Dies war ein Auftaktturnier zur WM und ich schaute das erste Mal Darts im Fernsehen.

Viele, die Darts schon einmal gespielt haben, nehmen Darts eventuell eher als ein Glücksspiel wahr. Diese Auffassung wurde allerdings bereits im Jahre 1908 widerlegt, als in England ein Gastwirt angeklagt wurde, der Darts in seiner Gastwirtschaft spielen ließ. Nachdem im Gerichtssaal von einem der damals anerkannt gutem Dartsspieler die Präzision vorgeführt wurde, mit der die Dartspfeile auf die Scheibe geworfen werden können, wurde richterlich entschieden. „This is no game of chance“ – es ist also kein Glückspiel sondern ein Geschicklichkeitsspiel.

Später wurde es dann ein richtiger Sport! Die Entstehung ist begründet im Zielschießen auf eine Scheibe, wozu in früheren Zeiten, ähnlich wie beim Bogenschießen, ein Wagenrad Pate stand. Die Dartsscheibe selbst und deren Einteilung folgt einer vom englischen Zimmermann Brian Gamlin festgelegten Reihenfolge, die Ungenauigkeiten bestrafen soll. Somit werden die hohen Zahlen immer von niedrigeren Zahlen eingerahmt (Die Segmente verteilen sich im Uhrzeigersinn, beginnend bei 12 Uhr, wie folgt um den Mittelpunkt: 20 – 1 – 18 – 4 – 13 – 6 – 10 – 15 – 2 – 17 – 3 – 19 – 7 – 16 – 8 – 11 – 14 – 9 – 12 – 5.

Die meisten werden bestimmt, ähnlich wie ich, schon einmal Darts gespielt haben. Die Aktionen der großen deutschen Discounter gerade zu den Weihnachtsfeiertagen lassen darauf schließen, dass in vielen Kellern und Jungendzimmern so eine Scheibe hängt. Der äußere Ring zählt doppelt, der Innere dreifach. Das Bulls-Eye bring 50 Punkte der darum liegende Ring 25. Damit ist die Tripel 20 das höchste, was man erzielen kann. Dieses nur 8mm hohe Feld gilt es also zu treffen. Genau darin liegt meiner Meinung nach die Faszination dieses Sports.

Während beim „Runterspielen“ von 501 auf Null dieses 3er Feld von den Profis häufig genug getroffen wird, diesen Männern in ihren bunten Shirts, passenden Spitznamen und grimmigen Gesichtsausdrücken, entscheiden am Ende doch das Geschick und die besseren Nerven. Beim Runterspielen werden die 180, also drei Pfeile in das 3 x 20 Feld, oft von einer röhrenden Ansage des Callers begleitet. OOOOONNNNNE hundred and eiiiiiiiightyyyy!

Das passiert oft genug, mit nur neun Würfen, also insgesamt drei Runden bekommen die Spieler meistens die erste Gelegenheit, einen Teil des Spiels zu beenden. Sobald ein Finish möglich ist, wird dann jedoch nicht mehr gejohlt und geröhrt, es wird still und man kann die Anspannung der Spieler fühlen, sieht ihnen an, wie sie sich konzentrieren. Es ist ein grundsätzlich mentales Spiel. Mindestens 4 Stunden täglich trainieren die Profis. Ein dreimaliger Weltmeister hat mit dem Sport bereits ca. 1,1 Mio. Euro an Preisgeldern innerhalb von 2 Jahre verdient, spielt beruflich sei einige Jahren Darts, so wie auch die anderen Spitzenspieler dieses Sports. Was aber entscheidet, wenn die Präzision versagt, auf einmal das winzige Feld nicht getroffen werden kann. Ist es doch Glück?

Meiner Meinung nach, eindeutig, NEIN. Darts ist zu vergleichen mit dem extremen Druck der herrscht wenn es ins Elfmeterschießen geht, aber eben wie bei einem permanenten Elfmeterschießen. Oder ähnlich eines Matchballs beim Tennis, den der Gegner todsicher auf dem Schläger hat, dann aber ins Aus oder ins Netz spielt, auch wie bei einem letzten Putt beim Golf, zuerst wenige Zentimeter entfernt, todsicher zu versenken, der dann aber eine Ehrenrunde um das Loch im Green nimmt, um wenige, aber eben entscheidende Millimeter entfernt, liegen zu bleiben und eben nicht ins Loch fällt für den Sieg. So knapp sind auch diese Entscheidungen beim Darts, es hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit Professionalität, Training, mentaler Stärke. Ein riesiger Vorteil bei Darts: es gibt keine Chance zu schummeln, der Pfeil steckt genau dort, wo er hingeworfen wurde, da wird nicht diskutiert, dass er doch „eigentlich drin“ ist bzw. der Punkt zählen müsste. Es ist recht einfach, aber eben: hochkompliziert durch das gleichzeitige Rechnen in Verbindung mit der größtmöglichen Präzision.

Ich habe mir eine Darts-Bahn im Keller eingerichtet. Erinnerungen an die frühen Zeiten kamen auf, als ich mit meinem Vater aufgrund der mangelnden Zielsicherheit, die Kellerwand malträtierte. Nun, im eigenen Keller, wiederholt sich die Geschichte, glücklicherweise mit verbesserter Trefferquote auf die Scheibe. Wegen der geringen Deckenhöhe leider nicht ganz die optimalen Wettkampfbedingungen, aber gut für etwas Abwechslung, für Spaß, für Wettkampf mit Verwandten und Freunden. Man benötigt dazu keine elf Mann plus Fußballplatz, eine Golfmitgliedschaft oder rote Asche und einen Gegner. Trainieren kann man auch alleine, also einfach in den Keller gehen und los geht‘s. Ich hätte das nicht gedacht, dass da so viel drin steckt. – Jens Bredendieck