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22. Juni 2023 – Ausgabe 27

Leserbriefe zu „Packt die Badehosen ein“ von Bernd Ulrich

 

Bernd Ulrichs schonungslose Analyse beschreibt das ganze Dilemma der aktuellen Klimapolitik. Wie aussichtslos die Situation gegenwärtig ist, zeigt sich auch daran, dass kein Politiker den Mut hat, die Bevölkerung mit den von Ulrich genannten Fakten zu konfrontieren. Klimapolitisches Appeasement ist überall Trumpf. Erschütternd ist für mich die Naivität der Grünen, das hohe Ranking von Klima und Umwelt in demoskopischen Umfragen als wirkliche Bereitschaft zu deuten, die Konsumgewohnheiten zu ändern. Ich kenne etliche Leute, die ich dem linksliberalen oder linksalternativen Milieu zuordnen würde, die ohne jegliches Störgefühl im Urlaub um den Erdball jetten. Egoismus und das hemmungslose Ausleben der eigenen Verantwortungslosigkeit prägt eben nicht nur das Leben von vielen FDP-Wählern. Schon bei Hans Jonas´ Prinzip Verantwortung war der analytische Teil des Buches sehr viel stärker als die Rezepte für das politische Handeln. Mit einem neuen ethischen Imperativ, dem Appell zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, um die Existenz menschlichen Lebens auf dem Planeten nicht zu gefährden, wird man die Menschen nicht erreichen. Daran hat sich leider nichts geändert. Es muss also alles noch viel schlimmer werden, bevor es vielleicht besser werden kann. – Mathias Siekmeier

 

Bernd Ulrich schafft einen Popanz : die ignorante, indolente Mehrheitsgesellschaft, die den Ernst der Lage nicht erkennen will, sobald an’s eigene Portemonnaie geht , die sogar in der Klimapolitik auf “ faschisierende “ Töne hereinfällt. Diese Zuschreibung ist fast schon perfide. Die verkorkste Wärmepumpensuada war doch nur das I-Tüpfelchen auf dem Höhenflug der AfD, ihr Lebenselixier ist ganz überwiegend die Migrationsflut, die eigentliche Lebensader der Partei. Was die Mehrheit beim Heizungsgesetz als Zumutung empfindet, ist nicht aus der Luft gegriffen. Zunächst ist die einseitige Ausrichtung auf Elektro riskant und inkonsequent, solange die Ressourcenfrage ungeklärt ist. Wozu gasbetriebene Fernwärme, dann ist die moderne Gastherme allemal besser. Im übrigen auch kein Pappenstiel, die Wärmepumpe. Nach eigenen Zahlen des Ministeriums soll das GEG 11 Mio. Tonnen CO² einsparen, weniger als 2 % des hiesigen Eintrags, aber 130 Mrd. kosten. Da wird klimatologisch quasi mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Die Umrüstung eines einzigen Kohlekraftwerkes auf CO² Abscheidung hätte denselben Effekt mit einem Bruchteil der Kosten. Nun muss der in der Agora-Blase gefangene Wirtschaftsminister zurückrudern, nicht weil die Bevölkerung klimamüde wäre, sondern weil er unglaubwürdig geworden ist. – Christoph Schönberger

 

Ich möchte mich bei Herrn Ulrich für seinen Artikel “ Packt die Badehosen ein“ bedanken, denn da wird Klartext geredet, endlich einmal ! Alles andere als Klartext erlebe ich die Klimapolitik unserer Regierung rumgeeiert als Beruhigungspille: „Die Katastrophe mag kommen, aber keine Angst, ihr werdet schon nichts davon spüren!“. Das ist unverantwortliches Gerede. Denn das wissen wir: Wenn wir nicht jetzt, sofort und entschieden das tun, was noch möglich ist, um die Klimaveränderung zu stoppen, werden wir in berechenbarer Zeit keine Regierung mehr brauchen, aber Badehosen, denn der Meeresspiegel wird steigen. Man kann sich damit trösten, dass der Weihnachtsmann schon rechtzeitig die nötige Technologie, die das Problem lösen kann, vorbei bringen wird. Aber der Weihnachtsmann kann nur Geschenke verteilen, die da sind, und um diese Geschenke herzustellen, braucht es, wenn man nicht auf die Elfenwerkstatt am Nordpol vertraut, Einsatz und Geld, viel Geld. Ich kann also nur hoffen, dass Herr Lindner in seinem Haushaltsplan genug Reserven hat, um das Geld für die Erforschung und Entwicklung solcher Technologien bereit zu haben. Denn das Versprechen, dass diese Technologie (die es ja noch nicht gibt) geradezu ein Motor sein wird, der unsere Wirtschaft an die Weltspitze bringt, sich also mehr als rentiert, ist wirklich nur Hoffnung auf den Weihnachtsmann; ich könnte auch sagen: die Schlaf – und Beruhigungspille. Steuererhöhungen und andere Belastungen, die real das für eine solche Forschung nötige Geld in die Staatskasse brächten, darf es nicht geben ! Der Kampf gegen die sich vollziehende Klimakatastrophe aber ist eine Menschheitsaufgabe, die für unser Land heißt, so resilient wie möglich zu werden, um Überflutungen, Überhitzung, Tornados und Waldbrände überstehen zu können. Und bei diesen notwendigen Aufgaben wäre es meines Erachtens vertretbar, sogar angebracht, die Bürger und Bürgerinnen an den Kosten zu beteiligen; bei den Kosten für die Wiedervereinigung ging das schließlich. Und wenn es solche unpopulären Maßnahmen nicht geben soll, wie wäre es, Steuern, die schon lange angemahnt werden, zu erheben, und Privilegien, die schon lange als unberechtigt angesehen werden, abzuschaffen ? Man kann nicht den Kuchen essen und ihn behalten, sprich, die Klimakrise bewältigen und nichts dafür einsetzen. Und es wäre die Aufgabe unserer Regierung, das endlich klar zu machen, dass wir alle, wenn wir leben wollen, Opfer bringen müssen. Denn der Weihnachtsmann kommt vielleicht nicht, und wenn er kommen sollte, hat er vielleicht keine Geschenke. Wirklich “ Danke“ für Ihren Artikel, Herr Ulrich ! – Ursel Heinz

 

Der Artikel von Herrn Ulrich fasst die aktuelle Situation sehr gut zusammen, allerdings bin ich sehr pessimistisch was unsere Zukunft anbelangt: Früher war ein häufig zu hörender Spruch: Meinen Kindern soll es einmal besser gehen. Diesen Spruch hört man heute nicht mehr. Meine Kinder und Enkel wurden in einen Krieg hineingeboren, der niemanden verschonen wird. Der Krieg gegen unsere ökologische Existenz. Die Fakten:

o Diesjährige Waldbrände verursachen Rekord-Emissionen (mehr als der gesamte CO2 Ausstoß Europas).

o mit El Nino werden die Pariser Klimaziele (1.5 Grad) bereits dieses, spätestens nächstes Jahr gerissen.

o Die Temperaturen im Nordatlantik brechen zurzeit alle Rekorde: Um diese Jahreszeit war das Wasser noch nie wärmer. Die Wissenschaft ist in Aufruhr.

o Nicht nur in den Alpen, sondern weltweit schmelzen die Gletscher im Rekordtempo ab.

o Auch die Antarktis ist vom globalen Klimawandel betroffen. Vor allem die Antarktische Halbinsel und die Westantarktis erwärmen sich stark. Immer wieder brechen riesige Eisberge von der Schelfeiskante ab.

o Der Sommer 2022 hat Teilen Europas eine beispiellose Dürre beschert. Selbst wenn der Klimawandel sich nicht weiter verschärfe, wird das jetzt alle 20 Jahre so sein, sagen Forscher.

o …

Die Liste ließe sich noch lange weiterführen. Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich von Jahr zu Jahr steigern und je mehr Kipppunkte (siehe Waldbrand) erreicht werden umso schneller wird die Veränderung fortschreiten. Das erste Ergebnis, neben vielen Einzel-Katastrophen (Ahrtal, Pakistan…), wird sein: dass es uns deutlich schlechter gehen wird. Die Preise für Lebensmittel werden rasant steigen, vieles dass wir heute gewohnt sind wird es nicht mehr geben. Es wird Klimaflüchtlinge geben, die heutige Flüchtlingszahlen in den Schatten stellen. Was wird das politisch bewirken? Ich fürchte die ewig gestrigen und Klimaleugner werden nur noch stärker. Man wir die Schuld bei den Grünen dem Deep State und der jüdischen Weltverschwörung suchen. Die, die einfache Lösungen anbieten, werden triumphieren. Glaubt man den Umfragen ist die Mehrzahl der Deutschen bereit für notwenige Maßnahmen Einschränkungen hinzunehmen. Doch wenn man immer nur auf die Anhänger von Verschwörungstheoretikern und Klimaleugnern Rücksicht nimmt, wachen wir eines Tages in einer Welt auf, die nicht mehr die unsere ist. – Andreas Tischler

 

Dank für die äußerst wichtige Analyse von Bernd Ulrich. Einen Aspekt möchte ich allerdings ergänzen: Ja, wir befinden uns in einer existenziellen Krise, wie sie die Menschheit bisher nicht erlebt hat! „Corona“ war im Vergleich zur Klimakrise ein leises Säuseln! Entsprechend einschneidend müssen logischerweise die Eingriffe sein. Was mir in der Realität und auch im Artikel von Bernd Ulrich fehlt, ist die Erwartung an unsere politische Führung und hier insbesondere an den Bundeskanzler, dass er die Bevölkerung in dichter Folge, z.B. wöchentlich an diese extreme Situation mit einer Ansprache erinnert, die aktuelle Lage erklärt, die notwendigen Maßnahmen benennt, erläutert und begründet und in diesem Zusammenhang sehr wohl auch sein Mitgefühl zeigt für die Einschnitte, die von den Bürgern durch die Maßnahmen zu tragen sind. Ein mir wichtiger zweiter Gedanke, Bernd Ulrich deutet es an: Die Zeit, in der wir entweder die eine oder die andere Maßnahme auswählen können, ist längst vorbei: Nun ist die Zeit des „sowohl als auch“! Jede gesellschaftlich einigermaßen vertretbare Maßnahme zur Eindämmung des Klimawandels muss ergriffen werden. Angesichts dieser Notwendigkeit ist die Verweigerung von Tempolimits durch die FDP geradezu grotesk und unverantwortlich! 2021 hat im Vorfeld der Bundestagswahl ein „Bürgerrat Klima“ mit 160 Mitgliedern, begleitet von Ex-Bundespräsident Horst Köhler, diejenigen Maßnahmen herausgearbeitet, die erforderlich sind, um den in Deutschland erforderlichen Beitrag zur Einhaltung des 1,5 -Grad – Ziels zu erreichen: Von der Umsetzung sind wir meilenweit entfernt, sodass Bernd Ulrich vermutlich zu Recht von 2,3 Grad Erwärmung ausgeht, was katastrophale Folgen haben würde. – Rudolf Menke

 

Welch brillante Analyse des großen Ganzen von Bernd Ulrich! Leider eine Woche zu spät und leider nicht als offener Brief an die Regierungsverantwortlichen, insbesondere an die Repräsentanten der oberen beiden Ampelfarben. Jetzt bleibt es weiterhin an den „vernünftigen Individualisten“, das Thema Klimaschutz im großen Kleinen vorzuleben: Bei der regionalen und nachhaltigen Ernährung, bei der möglichst fossilfreien Verkehrsmittelwahl und natürlich beim sparsamen Energieverbrauch mitsamt deren erneuerbaren Versorgung. In der Hoffnung, dass irgendwann sowieso (sic!) eine Graswurzelbewegung daraus entsteht. – Berthold Hanfstein

 

Ich glaube ja, dass man den Menschen viel mehr zumuten kann, als man glaubt. Zumindest der aufgeklärten bundesrepublikanischen Mitte Deutschlands. Wieso wir es als Gesellschaft insgesamt nicht schaffen, bei dem Thema Klima geschlossen als eine Einheit aufzutreten, ist bedauerlich. Bei der zähnefletschenden, teils toxischen Streitkultur, die wir momentan an den Tag legen, aber auch nicht besonders verwunderlich. Da werden die ideologischen Gräben selbstredend nur noch tiefer. Es ist gut, dass wir streiten und debattieren. Das macht eine Demokratie aus. Aber wenn es nur bei gegenseitigen Schuldzuweisungen und überbordender Polemik bleibt und wir nicht ins Tun kommen, erwartet uns am Ende ein hoher Preis, den wir als Gesellschaft alle zahlen müssen, ob wir nun wollen oder nicht. – Michael Ayten

 

Völlig in Ordnung ist es, wenn Entscheidungen einer Regierung über große politische Vorhaben in der Mitte einer Legislaturperiode zu niedrigen Umfragewerten führen. Unsere Ampelregierung dagegen erreicht in dieser Phase einen Umfragetiefpunkt, ohne auf wichtige Entscheidungen in zentralen Politikfeldern verweisen zu können, etwa in der Klimapolitik. So wird es nun nicht mehr gelingen, bis zur nächsten Wahl die Früchte einer ambitionierten Politik zu ernten, um damit im Wahlkampf überzeugend für sich werben zu können. Zu erwarten ist, dass die Ampel im hektischen Stillstand verharrt, noch mehr Volksverschlumpfung sät und dass die AfD dann die reiche Ernte einfährt. Bernd Ulrich hat recht: Die Regierung müsste den Mut haben, die unselige Tradition der Infantilisierung der Politik sofort zu beenden und mit einer ehrlichen und reifen Politik, die zwangsläufig Zumutungen beinhalten wird, in die bald nahenden Wahlkampfzeit zu gehen. Es wäre eine echte Zeitenwende, das unselige Paradigma der Zumutungslosigkeit aufzugeben. Vielleicht kann diese Einsicht helfen: Es ist eine Zumutung für die Bürger, nicht ernst genommen zu werden. Für alles, was jetzt kommt, brauch die Politik mündige Bürger, keine unreifen Schlümpfe, von denen vor allem die AfD lebt. – Reinhard Koine

 

Einer der wenigen originellen Slogans im letzten Bundestagswahlkampf lautete, „Wir sind bereit, weil ihr es seid!“ Er stammte von den GRÜNEN – und weckte in mir die Hoffnung, eine künftige Bundesregierung könnte im Dialog mit mündigen, verantwortungsbewussten Bürgern die notwendigen Veränderungen zur Eindämmung des Klimawandels gestalten und durchsetzen. Stattdessen bekamen wir die Ampelregierung, die – im Stil von Helikoptereltern, die sich bemühen, ihren Kindern jegliche Zumutung zu ersparen – die Menschen glauben lässt, die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft werde Niemandem weh tun. In diesem Zusammenhang spielt die unaufhörliche Beeinflussung der Menschen durch Werbung eine unheilvolle Rolle: Durch Interessen-geleitetes „framing“ transportiert sie Werte und Emotionen, die selbst ein etwas langsameres Fahren auf den Straßen oder den Abbau von Subventionen für Dienstwagen als unzumutbaren „Verzicht“ empfinden lassen und alle für eine verantwortungsvolle Gestaltung unserer Zukunft notwendigen Regeln als „Verbote“ brandmarken. Was wir brauchen, sind sinnstiftende Narrative, die uns in Erinnerung rufen, dass Verzicht auch Gewinn bedeuten kann und zwar im Sinne von gesteigerter Lebens­qualität – jetzt und in Zukunft. In den 1980er Jahren war die Diskussion diesbezüglich schon weiter, es sei nur an Erhard Eppler, Carl Amery, oder E. F. Schumacher erinnert.. – Wolfgang Fischer

 

Bravo! Doch wie vertrauenswürdig sind nun noch Politiker*innen und andere Menschen, die nicht mit „Blut, Schweiß und Tränen“-Reden an das Verantwortungsgefühl der Menschen für künftige Generationen appelliert, sondern ihnen das Märchen erzählt haben, mit ein bisschen technologischer Umstellung lasse sich die Klimakatastrophe ohne Konsumverzicht fast zumutungsfrei verhindern? Jetzt ist die Empörung bei der ersten vorgesehenen nennenswerten finanziellen Zumutung, nämlich dem Einbau modernerer Heizungsanlagen, groß – und das bei Leuten, die in der Regel wohlhabend sind, nämlich Vermieter*innen und Besitzer*innen von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen. Aber in Deutschland scheitert ja sogar eine Klimaschutzmaßnahme, die nichts kostet und – wie alle anderen Länder demonstrieren – nachweisbar viele Vorteile bringt, nämlich das Tempolimit, an der FDP. Ich fürchte, in Deutschland wird wohl erst dann ernsthaft etwas für den Klimaschutz getan werden, wenn von April bis September Hitze, Dürre und Brände herrschen und es in den übrigen Monaten mindestens einmal pro Woche flächendeckend faustgroße Hagelkörner, Überflutungen wie im Ahrtal und Tornados wie 2022 in Paderborn gibt. – Ulrich Willmes

 

Schonungslos wie gewohnt analysiert Bernd Ulrich das Dilemma der deutschen Klimapolitik. Doch seine Schlussfolgerung, die eigentlich Mut machen und einen Ausweg aus der verfahrenen Situation bieten sollte, steht in einem merkwürdigen Gegensatz zu seinen plausibel begründeten vorherigen Ausführungen: „Gegen Wut hilft nur Freiheit.“ Führt nicht gerade der gefühlte Verlust von Freiheit, weiter so leben zu können wie bisher, ohne jedwede Einschränkungen, genau zu dem Furor, der sich gegen noch so kleine Zumutungen stemmt und die politisch Verantwortlichen zu ängstlichen Rückziehern verleitet? Die kulturkämpferische Aufladung der Klimapolitik, von rechts angestoßen, inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, von Union und FDP aus opportunistischen und machttaktischen Gründen befeuert und von zahlreichen Medien unreflektiert aufgegriffen, hat in eine gefährliche Sackgasse geführt. Da hilft nur verbale Abrüstung und die Abkehr von einem vulgären Freiheitsverständnis, das die Freiheit in Gegenwart und naher Zukunft gegen die Freiheit künftiger Generationen ausspielt. Mag die Skandalisierung angedachter klimapolitischer Maßnahmen für Opposition und Presse auch noch so verlockend sein und die billige Zustimmung einer verunsicherten Öffentlichkeit finden: sie ist im wahrsten Sinne verantwortungslos, verzögert oder verhindert gar effektives klimapolitisches Handeln und nützt nur den Verächtern der liberalen Demokratie. – Rüdiger Paul

 

Der Autor hat völlig Recht. Beim Klimaschutz geht seit Jahren alles schief, was schiefgehen kann. Das hat Schellnhuber übrigens bereits im August 2022 in einem Interview gesagt. Der Bürger wird nicht nur hinsichtlich seines Beitrages belogen sondern auch hinsichtlich des zu erreichenden Zieles. Natürlich kann Klimaschutz ohne Beitrag des Einzelnen durch Verzicht oder/und Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht funktionen. Es kann auch nicht funktionieren, ohne daß bestimmte Produkte wie Fleisch und Flugreisen teurer werden. Zu guter Letzt muß endlich mal klargestellt werden, das 1,5 Grad Ziel ist nicht mehr erreichbar. Es werden sich bereits in den nächsten Jahren erhebliche klimatische Veränderungen einstellen, deren Vorboten wir alle schon aktiv spüren und auf die wir uns zusätzlich neben dem Klimaschutz einstellen müssen. Schließlich sind die Maßnahmen, die ergriffen werden, Stückwerk, teilweise katastrophal ineffizient und nicht auf einander abgestimmt. Der massive Ausbau von Windkraftanlagen, die nach wie vor mit Schwefelhexafluorid betrieben werden, ist ein Armutszeugnis. Nicht nur weil ein Kilogramm SF6 so klimaschädlich ist wie 24 Tonnen CO2, sondern weil wir auch bis jetzt keine Ahnung haben, was wir mit dem zukünftig jährlich anfallenden Zehntausenden von Tonnen GfK-Müll der Rotorblätter machen werden. Gleiches gilt für das Gebäudenergiegesetz, welches nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums in sechs Jahren nach Wirksamkeit – also im Jahr 2034 – eine CO2-Einsparung von ca. 10 Mio. Tonnen bringen kann mit verbundenen Kosten von ca. 12 Mrd. Euro. Ein Tempolimit auf Autobahnen und Landstraßen von 120/80 km/h bringt laut Umweltbundesamt eine CO2-Einsparung von 8 Mio. Tonnen jährlich sofort und ohne Kosten. Das Tempolimit findet in der Bevölkerung ebenso eine Mehrheit wie die Abschaffung der Massentierhaltung, die nicht nur ökologische Vorteile bietet, die Massentierhaltung produziert mehr CO2 als die Ölindustrie, sondern nebenbei auch das Tierwohl befördert und die Pandemiegefahr verringert. Nur die Politik interessiert sich nicht für die Meinung des Bürgers, weshalb wir auch immer noch eine Sommer – und Winterzeit haben. Die Politik interessiert sich auch nicht für langfristige Folgen ihrer Handlungen und sie interessiert sich nicht für die Abstimmung aller Maßnahmen. Es ist schlicht Unsinn Kern – und Kohlekraftwerke abzuschalten und gleichzeitig den Strombedarf durch Einführung von Elektroautos und Wärmepumpen massiv in die Höhe zu treiben. Namhafte Institute und Wissenschaftler haben vor diesem Szenario gewarnt und vor möglichen Brown-Outs. Aber das einstige „Team Wissenschaft“ interessiert die Meinung der Wissenschaft eben auch nur, wenn sie zur eigenen paßt. Da all das nicht passiert und auch in Zukunft nicht passieren wird, ist der Klimaschutz politisch tatsächlich zunächst am Ende. – Volker v. Moers

 

Man muss Bernd Ulrich dankbar sein, dass er nicht müde wird den Zustand der deutschen Klimapolitik zu analysieren und kritisch zu reflektieren. Eine halbherzige, von Angst vor möglichen Widerständen und Konflikten geprägte Klimapolitik wird weder verstanden, noch akzeptiert werden. Sie mündet, wie Bernd Ulrich richtig analysiert, an einen toten Punkt und verbiegt sich bis zur Unkenntlichkeit und Unwirksamkeit. Das heißt nicht, zu verkennen, dass in der sogenannten Realpolitik Kompromissbereitschaft und Geduld notwendig sind. Um Kraft, Motivation und Akzeptanz zu erzeugen, braucht es, jedoch, die stetige klare Benennung und Erklärung der Probleme, Aufgaben, Lösungsideen und Ziele, sowie möglicher Herausforderungen, aber auch Chancen einer notwendigen Veränderung. Da sind bedauernswerterweise die Kräfte in Gesellschaft und Politik stärker und deutlicher in ihren Formulierungen von Ängsten und Widerständen und Mobilisierung von Kampagnen, die Stimmung gegen jegliches Bemühen Klimaschutz auf den Weg zu bringen, erzeugen. Die CSU tut sich gerade besonders hervor mit einer unsäglichen Heiz – oder sollte man besser sagen Hetzkampagne. Sollte das C nicht einmal für christliche Werte wie Bewahrung der Schöpfung gestanden sein? Eigene Lösungsvorschläge Fehlanzeige. Es ist schon verrückt, dass die Veränderungsverweigerer und Realitätsleugner mehr Zustimmung erfahren, als diejenigen, die sich bemühen, für unser aller Wohl und Überleben auf diesem Planeten, notwendige Maßnahmen zu entwickeln. Ja, die Leute wollen halt gerne hören, dass sich nichts ändern muss. Andererseits sind viele Menschen bereit Veränderungen mit zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, wenn ihnen Sinn und Zweck plausibel und einsichtig sind und Lasten gerecht verteilt werden. Dafür braucht es starke und mutige Kräfte in Politik und Gesellschaft, die die Meinungshoheit nicht der AFD überlassen. – Andreas Schwarz

 

„Volksverschlumpfung“ nennt Bernd Ulrich das, was in der Klimapolitik gerade bei uns passiert. Ein etwas seltsamer Begriff, doch treffend. Unter den politisch Handelnden findet man kaum jemanden, der sich wirklich traut, dem Volk die Wahrheit zu sagen: Wir müssen verzichten, und es wird schmerzen. Am meisten müssen die verzichten, die am meisten haben. Anders geht das nicht. Wer auf utopische technische Lösung setzt oder das kölsche Motto „Et het noch immer jut jegange“, dem sollte man eine blaue Mütze aufsetzen und zu Vater Abraham und seiner Schlümpfen schicken. Man sehnt sich nach Klartext. – Werner Bohn

 

Meint Bernd Ulrich die ganze Menschheit mit derzeit gut 8 Mrd. Menschen, „den privilegierten Westen“ mit knapp 15 % davon oder doch nur Deutschland mit nur 1,05 % davon. Wenn die „wohlhabendere Welt-Hälfte“ sich besonders anstrengen müsste, kämen mindestens Putins Oligarchen, Dutzende von korrupten Herrschern, Kleptokraten samt Clans in Afrika oder Lateinamerika und die neuen Mittel – und Oberschichten in China, Indien und übrigem Ostasien dazu. WIE sollen diese zu einer „einheitlichen Politik“ kommen? Das Scheitern der bisherigen Energiewendepolitik zufällig beim „GEG“ liegt vor allem an „Schönschwätzern“ ohne Energie-Fachkompetenz wie Herrn Dr. Graichen oder Frau Dr. Kemfert: Gemäß deren Aussagen wäre alles ganz einfach! Es gibt „Stromspeicher noch und nöcher“ und „viel grüne Fernwärme“ und ähnlichen Unsinn. Stehen in einem „grünen FFF-Gutachten“ seit Oktober 2020 unbequeme Größenordnungen, dann spricht auch Frau Neubauer lieber nicht explizit darüber – da dies verstörend wäre! Zudem ist fast sicher, dass die Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert um 2 Milliarden zunehmen wird. Wenn diese jährlich bis 2075 nur 1,6 t pro Kopf CO2 brutto emittieren, ergäbe das rund das Vierfache von Deutschlands Brutto-CO2-Emissionen heute. Hinzu käme noch die weitere „Vernichtung“ von CO2-Senken durch verstärktes „Umpflügen der Erde“ (= Change land use gemäß CoP 7, 2001 in Marrakesch): In der nötigen „Netto-Rechnung“ laut IPCC (naturwissenschaftlicher Teil) kann es dadurch schlimmer kommen. Zudem: Außer CO2 gibt es mindestens sechs weitere Treibhausgase – wie Methan, Lachgas oder Fluorgase. Und tausende von Windrädern vernichten jährlich viele (darunter seltene) Vögel und auch Fledermäuse. Es gibt so viel zu tun, reden wir besser nicht drüber – es ist schöner, wenn alles einfach geht! Mit dem „Aussprechen, was ist!“ beginnt jede vernünftige Politik – nicht mit bequemen Wunschträumen. – Wolfgang Ströbele

 

Theorie und Praxis>: nach hitzigen Debatten unter gut informierten Menschen und einhelligen Meinungen dass sich etwas ändern muß, fährt Jeder im Auto nach Hause zum Grillen oder zum Abendbrot mit Wurst und Schinken(oft gedankenlos erworben zum günstigen Preis. weitere Beispiele könnten diese Seite füllen. Ich möchte damit aufzeigen wie wenig das Wissen um die ökologischen Notwendigkeiten in das tägliche Leben umgesetzt wird. Nur wenn jeder Einzelne der dazu in der Lage ist sein Gehirn einschaltet, könnte die Klima-Krise vielleicht noch etwas verzögert werden. Und wenn all die, die zu einer Veränderung ihrer persönlichen Lebensumstände bereit sind, wenigstens eine weitere Person dazu bewegen würden, könnte vielleicht etwas bewegt werden. Zur „halben Wahrheit“: gebranntes Kind scheut das Feuer, Stichwort Veggie-Day. Ich wünsche mir Presse Konferenzen der Bundesregierung auf denen Wissenschaftler die Notwendigkeiten erläutern, flankiert von Politikern, um aufzuzeigen dass nicht die Politiker sich diese „Grausamkeiten“ ausdenken. Außerdem müßten die Ortsverbände der Parteien vor Ort und überall aufklärende Informationen in direkten Gesprächen anbieten, um nicht der AFD das Feld zu überlassen, die genau das bereits tut. – Karsten Lembke

 

Treffende Analyse des Ist-Zustandes. Während es dauert und dauert, bis der „Deutsche Michel“ seine Befindlichkeiten sortiert hat, schafft die Natur, der Klimawandel, Fakten. Wenn man den Politikern nicht (mehr) vertraut, dann kann man vielleicht mal den Wissenschaftlern besser zuhören. Seit vierzig Jahren wird zunehmend dringlicher auf Maßnahmen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs gedrängt; in 32 Jahren, in denen die CDU während dieser vier Jahrzehnte die Regierungsverantwortung hatte, wurde Politik im Sinne der Lobbyisten betrieben. Klimapolitik war halt nicht opportun, Wohlstand durch Wachstum, Besitzstandswahrung und sozialer Frieden waren die Totschlagargumente gegen jedes Aufbegehren gegen diese Politik. Das ist m. E. ein wesentlicher Baustein für das im Artikel beschriebene Bewusstsein. Wenn wir alle, weltweit, nicht lernen, nichts verändern wollen, wird uns die Natur auf die harte Tour lehren, dass sie uns als Spezies nicht braucht. Was, wenn die Ernten wegen entweder zu viel oder zu wenig Wasser ausfallen? Was, wenn sich die Klimaflüchtlinge nicht mehr friedfertig auf den Weg dahin begeben, wo man noch leben kann, sondern sich bewaffnen? Unsere noch verbleibende Zeit läuft ab, so oder so! – Kornelia Eiberger

 

Folgendes Gedankenspiel beschäftigt mich seit der Bundestagswahl. Was wäre, wenn Frau Baerbock sich in der TV-Diskussion vor der Wahl mit folgenden Worten an die Bevölkerung gewandt hätte: „ Meine Berater werden mich nach der Sendung umbringen, aber ich möchte offen zu Ihnen sein. Es stehen große Umwälzungen vor uns, die ohne Opfer und Einbußen nicht zu bewältigen sein werden. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen Wandel verträglich zu gestalten. Aber ein jeder von uns wird einen Teil tragen müssen, wenn wir unseren Kindern eine bewohnbare Erde hinterlassen wollen.“ Das wäre ein starkes Wahlargument für alle gewesen, die die üblichen „Wird schon alles werden“ Floskeln satt haben, und hätte meiner Meinung nach zu mehr als 14,8% geführt. – Sebastian Ahlers

 

Meine Ausführungen sind zweigeteilt. Vielleicht ist dadurch der erste Teil druckbar, der zweite Teil dient der weiteren Ausführung meiner Gedanken: „Eine steile These des Autors, „die Klima-Menschen“, „die am Meisten um das Klima Besorgten“, also „Grüne, Fridays und Teile der SPD“ würden es nur mit der „Halbwahrheit“ versuchen und die Verzichtsdebatte ausklammern. Oder habe ich Herrn Ulrich falsch verstanden? Ich, für meinen Teil, vernehme jedenfalls von einem Teil dieser „Ökos“ genau das: ohne Zumutung und Verzicht geht es nicht. Darüber hinaus scheinen einzig die Grünen den Mut zu haben, auch unpopuläre Maßnahmen (wenn auch handwerklich ausbaufähig) umzusetzen. Mir scheint hier weniger der Mangel einer klaren „Verzichtskommunikation“ das Problem als vielmehr das, was Herr Ulrich abschließend (leider nur) andeutet: der mangelnde Wille, die schmerzhaften Konsequenzen seines eigenen Handelns auf sich zu nehmen. Getreu dem Motto: Klimaschutz gerne, aber nicht in meinem Vorgarten oder auf meine Kosten (siehe Windräder, Stromtrassen und Einschränkung exzessiven Fleischkonsums!). Das I-Tüpfelchen: die Doppelmoral, die in dem Vorwurf schlummert, ohne China und Indien gehe es ja doch nicht. Das mag so sein. Wer aber sind wir – eingedenk der vergangenen 200 Jahre Industrialisierung Europas und damit einhergehender Umweltbelastung – Abermillionen Chinesen und Indern die Nutzung fossiler Energien vorzuwerfen, mit der sie nach einem einigermaßen menschenwürdigen Leben (weit unterhalb europäischer Standards wohlgemerkt) streben? Ich habe jedenfalls mit Blick auf die voranschreitende Erderwärmung wenig Hoffnung und setze allenfalls auf die Anpassungsfähigkeit künftiger Generationen (auch meiner Kinder) an die neuen klimatischen Bedingungen, denn ich sehe nicht, dass die politischen Führungskräfte des Landes derart unbequeme (aber notwendige) Maßnahmen gegen den Willen einer breiten Wählerschaft durchzusetzen in der Lage sind. Mutlosigkeit einerseits, Bequemlichkeit und Ignoranz andererseits – und das in einem Hochtechnologieland, das sich derartiges eigentlich recht gut leisten könnte. Das ist beschämend. – Florian Kleyboldt

 

Sie haben die Misere des Klimaschutzes und der diesbzgl. Politik in der Ampel so was von auf den Punkt gebracht, dass ich fast jeden Satz als wichtig und richtig und hervorragend unterstreichen oder am Rand markieren musste. Welche Aussage vom ersten Klimaminister bei „Anne Will“, dass wir die Klimaziele „sowieso nicht“ schaffen! Immerhin deutete er dabei an, dass dies nicht zuletzt dem FDP-geführten Verkehrsministerium zu „verdanken“ ist (wohl selbst ohne die jüngsten Verwässerungen beim GEG), während er sonst immer noch gegenüber diesen Bremsern und Verhinderern von Klimaschutz viel zu nett spricht, als sei man nicht zu diesem Kompromiss des Kompromisses quasi so erpresst worden, dass als Alternative fast nur Bruch der Koalition und Neuwahlen blieb, bei denen dann schlimmsten Falls die zuletzt 19% für die AFD drohen, während die Ampel „in den Keller“ rutschen würde, wie in ihrer letzten Ausgabe formuliert. Etwas seltsam, dass die FDP davor so deutlich weniger Angst zu haben scheint als die Grünen, die m.E. bei Neuwahlen einiges drehen können, wenn diese ersichtlich auf Grund standhaftem Beharren auf wenigstens minimalem Klimaschutz und auf Einhaltung vorheriger Absprachen nötig werden. Sie könnten dann hoffen auf eine Aufholjagd mit Unterstützung aller Klimaschutz-Organisationen, während sie mit den jüngsten Nachgiebigkeiten sehr viel von deren Vertrauen und Sympathie verloren haben und die AFD dennoch 19% erreicht hat, trotz aller „Rücksichtnahme“ bzgl. aller meist geschürten Ängste, Verdrehungen, Tunnelblicke und Desinformationen seitens Bild und deren Co-Sprechern in anderen Medien und der Politik. Sie haben so Recht, dass es naiv wäre anzunehmen, dass der unausgesprochene oder bagatellisierte, angeblich nur vorübergehende und teilweise „Abschied von den Klimazielen“ die Gesellschaft befrieden könnte, weil eben stattdessen die „Hysterien und Unversöhnlichkeiten“ nur von woanders oder bei immer geringeren Belastungsschwellen kommen. Irgendwann werden die Ansprüche so hoch sein, dass Gegner das Versagen der Regierung konstatieren, weil sie immer noch nicht das Paradies für alle geschaffen hat, oder nur, weil sie immer noch nicht das „perfekte Gesetz, die ideale Steuer und die unmissverstehbare Kommunikation“ hingekriegt hat, und das trotz all derer, die alles ungerecht, handwerklich fehlerhaft oder schlecht erklärt finden, was nicht ihren jeweiligen Wünschen Vorrang gibt. Wie es schon gelegentlich bei Corona hieß, gilt inzwischen auch in der Klimapolitik: „Speed trumps Perfection“, (Geschwindigkeit zählt mehr als Perfektion), weil eben Rechtzeitigkeit vor schlimmen Entwicklungen – – insbesondere vor exponentiellen Verschlimmerungen, (die auch beim Klima mit den selbst verstärkenden Prozessen drohen) wichtiger oder unentbehrlicher ist als Perfektion, sei es völlige Gerechtigkeit, minimale Kosten oder sonstige Belastungen oder allgemeiner Konsens, allgemeines Verstehen oder Zufriedenheit. Und der erste kritische Punkt der Überschreitung der 1,5 Grad-Erhitzung droht ja lt. IPCC bei der jetzigen globalen Klimapolitik bereits 2030. Und niemand weiß genau, wie schnell danach die Kippunkte zu den selbstverstärkenden Prozessen völlig überschritten werden.

Und Sie haben Recht, dass – – von zu vielen, sogar den meisten – – die reale Klimalage verkannt wird, die eben allen handelnden nur noch so wenig Zeit einräumt, dass es für sanfte allmähliche Maßnahmen, erst recht kaum spürbare, nicht mehr reicht, mit Jahren Abwarten eines Vorgangs (wie kommunale Wärmepläne), ehe man mit dem nächsten beginnt. Die Realität der Klimaphysikalischen Gesetze ist seit langem viel zu weit hintangestellt worden im Vergleich zur „Realität“ der Besitzstände, der Ansprüche, der Trotzreaktionen, der Verzichte – und Veränderungsunwilligkeit und vor allem aller Wahlversprechen der „Zumutungsbefreiung“ beim Klimaschutz. Diese beiden Realitäten stehen sich tragischer Weise unversöhnlich gegenüber. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist auch – – wie sie auch sinngemäß mit vollem Recht feststellen – – dass sich – – besonders in allen Wahlkämpfen – – nur die allerwenigsten trauen, diese schlichte Wahrheit zu sagen, dass die Lage des Klimas inzwischen derart prekär und dringend ist, dass die „Rettung“ keinesfalls mehr mit Erhaltung ALLER Gewohnheiten, Besitzstände, Steuersätze, fossilen Subventionen, Erwartungen, Ansprüchen und Bequemlichkeiten vereinbar ist, so wie eine Wäsche nicht vereinbar ist mit dem Wunsch trocken zu bleiben. Leider haben sich dabei auch in grünen und FFF-Kreisen, auch in den Medien nicht viele „mit Ruhm bekleckert“, die ja auch für ihre Verkaufs – und Gewinnerfolge auch auf Zufriedenheit ihrer Leser/Hörer/Zuschauer/Follower angewiesen sind. Ich habe schon öfter das Bild vom untergangs-bedrohten Schiff mit mehreren Lecks dargestellt: Wenn dort Kapitän und Reparatur-Mannschaft die Wahrheit verheimlichen und nur „charmant und optimistisch“ werben, sie machen jetzt einige Maßnahmen, um ein „noch besseres Leben/Reisen“ an Bord zu erreichen, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn etliche mit den Kosten, Unbequemlichkeiten oder Belastungen der Maßnahmen hadern, die ja mit dem versprochenen besseren Leben im Widerspruch zu stehen scheinen. Wenn die Reparatur aber auf alles spürbar belastende verzichten wollen/müssen, wird die Reparatur so langsam voran gehen, dass das Schiff schneller untergeht als die Reparaturen auch nur halb fertig sein können. So ähnlich seht es derzeit beim Klima aus, wo ja „Weltuntergangs-Stimmungen“ eher lächerlich gemacht oder als pathologisch oder „kontraproduktiv“ abgewertet werden. Dabei reden die Klimaschützer ja gar nicht wie ihre Spötter und Wutgegner von „Weltuntergang“ – – der Planet dreht sich ja auch mit 3 Grad mehr ungerührt weiter, auch das Leben auf ihm geht weiter, nur mit erstmal wesentlich weniger Arten, und großem Leid der meisten noch oder restlichen dauerhaft überlebenden Menschen. Aber auch die Weltuntergang-Sowieso-These kann sehr bequem sein, z.B. wenn jemand mutmaßt die Arbeiter und Helfer an den anderen Lecks würden ja sowieso aus Faulheit oder Inkompetenz ihre Aufgabe nicht erfüllen, so dass die eigenen Mühen und Schweiß ja unsinnig seien. Sie sollten lieber parallel zu oder nach ihrer Arbeit den anderen helfen und Material abgeben oder sie motivieren, damit alle ihre Lecks schließen und das Schiff gerettet wird.

Und Sie haben auch so Recht damit, dass die „Zumutungslosigkeit“, wo oder falls überhaupt möglich, voraussetzte, dass es genug Geld gibt, eigentlich genug von dem, was mit dem Geld gekauft wird, nämlich Arbeits-Bereitschaft, Rohstoffe und Ressourcen und ggf. deren Vorrang vor anderen Wünschen. Das Geld kann man bekanntlich drucken oder „leihen“, nicht aber die damit vermittelten Leistungen und Kompetenzen. Und dieses Geld u. diese Leistungen/Arbeitsmengen werden inzwischen mehrfach gebraucht für die immer neuen Krisen: Pandemien, Sicherheit, Migration/Integration, ungerechte/prekäre Lage des globalen Südens, Infrastruktur, Digitalisierung, Demographie incl. Renten – und Fachkräfte-Probleme, und die gleichzeitig mit dem Klimaschutz inzwischen zu bezahlenden Anpassungen und Schadenskosten durch den schon bisherigen Anteil des Klimawandels. Und weil kaum jemand diese ganzen Kosten/zusätzlichen Arbeitsmengen akzeptieren oder die Verantwortung für deren Bezahlung oder Erarbeitung übernehmen will, werden sie – – und erst recht ihre künftige Regelmäßigkeit – – eben „vertuscht“, sei es bei den Schäden, sei es bei den Maßnahme-Kosten, deren Kreditierung ja – – zunächst – – „niemand“ bezahlen muss, bis irgendwann die Kreditgeber ihr Geld zurück wollen und die Kredite mit den verschobenen Steuern oder aber Inflation getilgt werden, oder aber – – – Vorschlag der „superschlauen“ – – mit immer neuen Schulden, bis die ersten merken und sich herumspricht, dass dies ja ein Schneeball-System ist oder war. Aber bis dahin werden die „Illusionisten“ und „genialen“ Problemlöser, die ohne mehr an Arbeit, ohne mehr Verzicht, ohne höhere Steuern oder geringere Fossil-subventionen auszukommen vorgaukeln, wohl immer höhere Wahlchancen – – oder in Diktaturen Machtchancen – – haben als die „weltfremden“, die es mit auch harten und unbequemen Wahrheiten versuchen. Sie haben leider Recht, dass selbst Klima-Bewegungen wie die FFF, die ja keine Wahlerfolge brauchen, zwar „die Politik“ oder „die Konzerne“ kritisieren und fordern, kaum aber den „Otto-Normalverbraucher“, der/die doch auch alles, was „die Politik“ beschließt und Firmen „transformieren“, letztlich über Steuern, Preise, noch mögliche Löhne oder Kürzungen an anderen Stellen mit bezahlen oder sonstwie tragen muss, falls er/sie nicht zu den Gewinnern der dann aufsteigenden Branchen gehört. Typischer Weise wurde ich vor einer Rede auf einer Klimademonstration ermahnt, keine „Konsumkritik“ zu üben um keine Normalbürger zu verschrecken.

Dennoch bleibt kaum noch ein anderer Weg als die volle Wahrheit – – dass es den bequemen und billigen und „zumutungsfreien“ Klimaschutz auch für Otto–Normalverbraucher nicht – – mehr – – gibt, wenn er noch ausreichend und rechtzeitig sein soll. Wir müssen einige Belastungen und „Verzichte“ akzeptieren, wenn die Katastrophe nicht gewinnen soll, und unsere nachfolgenden Generationen nicht auf dem Altar der „Zumutungsbefreiung“ geopfert werden sollen. Erste zaghafte Ansätze gibt es bereits: Einer davon sind Ihre ehrlich-mutigen Artikel wie auch andere ähnliche in wenigen anderen Medien, ein anderer die Äußerungen einiger Wissenschaftler, ein weiterer ist das Vorbild von Greta Thunberg, die ja nicht nur fordert, sondern vorlebt, wie man fleischfrei, autofrei und flugzeugfrei leben kann ohne davon depressiv oder einsam zu werden. Und in persönlichen Erfahrungen erlebe ich immer mehr Menschen, die nicht nur alles vom Staat fordern und die nicht mehr den „wutbereiten Anspruch“ erheben einer persönlichen Belastungs-Losigkeit und Verzichtslosigkeit, die bereit sind ihren Teil beizutragen, ohne sich herauszureden, dass es auf ihren winzigen oder gar Deutschlands Anteil am Klimawandel nicht ankommt oder egal sei, weil es ohnehin schief geht und alles schon zu spät ist für Klima und Umwelt, oder dass ein auf die Lage Rücksicht nehmendes persönliches Leben „kein Leben mehr“ bzw. nicht aushaltbar sei. Und es gibt die neuen „Philosophen“, die die Unentbehrlichkeit von materiellem Konsum, Wohlstand, Bequemlichkeit und permanenter Unterhaltung für ein glückliches oder zufriedenes Leben in Frage stellen, die sehen, dass es viele Quellen des Glücks ohne Gier, Hochfrequenz-Konsum und Glanz im Lebensstil gibt, ohne ständiges Wachstum des BIP. Ein weiterer Hoffnungs-ansatz war das Klima-Urteil unseres Verfassungsgerichts von 2021, das so mutig war, selbst Mehrheiten Freiheitsrechte zu beschneiden, wenn diese unverhältnismäßig auf Kosten der jungen Generation in 10 u. mehr Jahren gehen. Das ist die (auch) von Ihnen geforderte Verantwortungsübernahme, die zu einem wirklichen Erwachsensein gehört, die die kindischen Trotzreaktionen und „ich will aber (nicht)“ hinter sich lässt und anerkennt, dass zur Freiheit auch Verantwortung gehört.

In diesem Sinne würde ich den Grünen mehr „erhobenen Kopf“ bei der Verteidigung ihrer Ziele wünschen – – einschließlich der Kosten und „Nebenwirkungen“ und Anstrengungen dieser Ziele und einschließlich der Entlarvung der Gegner einer Zukunftsrücksicht nehmenden Politik. Sie sollten nicht als Gegenleistung für dieses nur noch entkernte Heizungsgesetz auch noch im Parlament absegnen, dass das 2021er Klimagesetz derart verwässert wird, dass die dagegen verstoßenden Ministerien kaum noch zur Verantwortung gezogen werden können. Manchmal ist die „Flucht nach vorn“ aussichtsreicher als die Flucht nach hinten, das immer weitere Nachgeben gegenüber den bisherigen Umfrage-ergebnissen, Stimmungen und gegenüber Koalitionspartnern. Etwa so: „Jawohl, wir sind – auch – für Verbote, die eben auch für neuentdeckte Dinge nötig sind, deren Schädlichkeit und Unverantwortlichkeit vielen bisherigen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten nicht nachstehen. Bei Körperverletzungen, Betrügen, Diebstählen, Steuerhinterziehungen, Rauben, Drogenhandel verlasst ihr Euch ja auch nicht auf die „freie Entscheidung“ aller Bürger, oder auf „Anreize“, solches zu unterlassen. Wäre ja auch noch schöner, wenn die Guten dafür so viel bezahlen sollten, dass sich allein dadurch eine Schädigung von Mitmenschen, auch den künftigen, nicht mehr lohnt. Und ja – – wir sind moralisch, nicht wenn es um einen Way of Life geht oder Geschmacksfragen, sondern wenn es um schlichte Rücksichtnahmen geht, den Erben unserer Taten und Untaten nicht ein vielfaches von dem zuzumuten, was wir uns selbst gern ersparen würden, und was sich einige um jeden Preis ersparen wollen, selbst den Preis der Zerstörung der Lebensgrundlagen. Wenn das „Ideologie“ ist, dann ist diese weit besser als die umgekehrte, die Ideologie des absoluten Vorrangs der Jetzt-Generation, der jetzt-Wähler, des Jetzt-Wohls, der Besitzstände, der Gewohnheiten und der Bequemlichkeit, des Vorrangs vor der Rücksichtnahme auf unfassbare Leiden unserer Nachfolger, die großteils als Kinder und junge Erwachsene schon leben! Diejenigen, die meinen, dass wir bequem und billig und mit Weiter-So die Zukunft retten, die haben lange genug ihre Chance gehabt und ihr Kurs führte und führt immer weiter in die Erhitzung und auf den Abgrund zu.“ Die Chancen auf solchen noch rechtzeitigen Mut und solche noch rechtzeitigen Einsichten bei demokratischen und global auch undemokratischen Mehrheiten scheinen immer geringer; Aber umso mehr müssen wir sie nutzen, um nicht die jungen betroffenen und auch einsichtigen, engagierten, kämpfenden und anstrengungs- und verzichtsbereiten im Stich zu lassen! – Peter Selmke

 

Dieser Beitrag lässt aus meiner Sicht viele Fragen offen. Komplexe politische Fragen werden in moralische Gewissheiten überführt. Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, öffentliche Anprangerung und Ausgrenzung sind die Folge. Dadurch wird das Meinungsklima vergiftet. Wer eine Strategie entwickelt, muss alle betroffenen Lebensbereiche berücksichtigen, wenn er erfolgreich sein will. Dabei hat sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur in der Wissenschaft bewährt. Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels können m. E. nicht isoliert betrachtet werden. Wenn in diesem Zusammenhang von Zumutbarkeit gesprochen wird, gehören m. E. alle Zumutungen auf den Tisch.:

 – 6 Mio. Menschen erhalten Mindestlohn,

 – 2,5 Mio. Schulabgänger ohne Abschluss,

 – 45.000 Obdachlose, die auf der Straße leben,

 – ca. 700.000 Menschen ohne eigene Wohnung,

 – fehlende Kindertagesstätten,

 – fehlende Lehrer,,

 – Notstand in der Gesundheitsfürsorge,

 – unüberschaubarer Reparaturstau in der Infrastruktur – R. Reiger

 

Bernd Ulrich zeigt sehr treffend die Defizite in der deutschen Klimapolitik sowie die Glaubwürdigkeitsprobleme von Teilen der Klimaschutzbewegung auf. Jedoch vermisse ich den entscheidenden gedanklichen Schritt hin zur Auflösung der Klimaschutz-Blockade. Wissenschaftliche Revolutionen, wie die Entwicklung der Quantentheorie, werden oft von jungen Forscher*innen gegen die etablierten Wissenschaftler*innen durchgesetzt. Ähnliches brauchen wir auch in der Klimapolitik – frische Kräfte, die den einzigartigen Paradigmenwechsel, der sich aus der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen ergibt und den Bernd Ulrich in seinem Artikel sehr gut beschreibt, zur Grundlage ihrer Politik machen. Die Grünen sehen sich auf dem Weg ins Kanzleramt und scheuen sich deshalb davor, die notwendigen konsequenten Klimaschutz-Maßnahmen vorzuschlagen. Wir brauchen deshalb eine neue Partei wie die Klimaliste, die frei von machtpolitischen Überlegungen wissenschaftlich begründeten Klimaschutz wählbar macht. – Martin Ruff

 

Vielen Dank für diesen wohltuend offenherzigen Artikel. Deutschland ist heutzutage vor allem in einem Vorreiter: Im Nörgeln und Alles-beim-Alten-Lassen. Ich glaube, die allgemeine Querulantigkeit ist auch der breiten medialen Diskussion um jedes Thema geschuldet, die Dynamik von Meinungsbildungsprozessen im Internet ist ja hinlänglich bekannt. Es macht anscheinend mehr Spaß, sich an allgemeiner Hysterie zu beteiligen als die Füße still zu halten. Die Sorgen sind doch selbst gemacht: Die selbst ernannten Ingenieure, die aus Prinzip alles besser wissen, die Quarkigkeit von Hausbesitzern, die um ein paar Prozentpunkte ihrer Immobilienrendite fürchten, wenn Sie investieren müssen, oder die anderen Hausbesitzer, die nicht einsehen wollen, dass sie von vorneherein über ihre Verhältnisse gekauft und finanziell alles schon auf Kante genäht haben. Zum Glück geht es auch anders: Ich sehe im Umfeld viele Häuser, an denen Wärmepumpen installiert werden. Vermutlich sind das Menschen, die einfach keine Zeit haben, sich im Internet über alles aufzuregen. – Michael Schultheis

 

Wieder einmal eine gute Analyse. Treffend ist auch, dass diesmal die Nationalpsychologie der Klimawende eine besondere Aufmerksamkeit erfährt. Ein paar Kleinigkeiten sind aus meiner Sicht noch zu ergänzen: So nett es ist, dass Olaf Scholz die großen Chancen der Transformation betont – aus seinem jahrzehntelang praktizierten Politikstil des „keinem wird es schlechter gehen“ kann er sich immer noch nicht befreien. Dagegen hat Robert Habeck durchaus schon versucht klarzumachen, dass ein so gewaltiger Klimawendesanierungsstau nicht ohne Zumutungen zu bewältigen ist. Leider ohne die daraus entstehenden Fragezeichen durch einen überzeugenden Gesamtplan, eine Perspektive zu beantworten. Das heißt aber noch nicht, dass „niemand so recht weiß, wie weiter.“ Um das zu behaupten, müsste man die Ideen, die es gibt, schon kennen und nachvollzogen haben. Auf eine Idee – nämlich meine – , die das im Artikel dargelegte Strategievakuum ausfüllen könnet, weise ich hier nochmals hin (wie bereits in einer Mail an die Redaktion vom 11.3.2022 und 8.4.2022):“Grünes Geld – Skizze eines nachhaltigen Kapitalismus“. Vielleicht ziehen wir ja nach der Lektüre die hoffnungsfrohen Arbeitshandschuhe an und lassen die fatalistischen Badehosen im Schrank. – Robert C. Laur

 

Der Artikel von Bernd Ulrich beginnt mit dem Zitieren von Robert Habecks Aussage: «Die Klimaziele schaffen wir sowieso nicht». Der Artikel setzt fort mit «Tatsächlich markiert Habecks „Sowieso“ den toten Punkt der deutschen Klimapolitik.» Das stimmt, denn Habecks Aussage markiert auch eine entscheidende Schwachstelle der Klimapolitik: Einseitiges Verteilen der Verantwortung. Ulrich hat zwar Recht, wir erleben einen historischen Wendepunkt. Aber das liegt nur zum geringeren Teil an «den Privilegierten im Westen», die «die Kollateralwirkungen ihres eigenen Handelns …. schlicht nicht mehr in die Zukunft, in den Globalen Süden oder in die Restnatur entsorgen» können. Die wichtigere, tiefer Ursache des Problems lässt sich so beschreiben: Viele Jahrzehnte lang gab’s ein exponentielles Wachstum von Konsum und Kopfzahl der Menschheit. Ein solches Wachstum findet irgendwann ein Ende. Im konkreten Fall droht ein ziemlich abrupter, brutaler Stopp. Vor der letzten Verdoppelung ist anscheinend alles OK. Danach ist Sense. Das Problem dabei ist, dass das Wachstum durch als gut empfundene Verhaltensweisen entstanden ist. Eine Mutter mit vielen Kindern verdient Achtung. Ein Techniker, der Überflüssiges erfindet und so neue Arbeitsplätze und damit Perspektiven schafft, ebenso. Schuldzuweisungen bringen also nicht weiter. Es gilt die Verantwortung wirksam zwischen Süd und Nord zu verteilen, also auch zwischen Arm und Reich. Denn was bringt es, wenn im Norden weniger Kühe weiden, während sich im Süden (Afrika, Indien, Pakistan, etc.) die Bevölkerung verdoppelt und dort der Wunsch besteht, bezüglich Konsum und Produktion mit dem Norden gleich zu ziehen.

Die langfristige Lösung kann nur darin bestehen, dass die letzte Verdoppelung rückgängig gemacht wird oder dass eine Lösung mit einer ähnlichen Wirkung gefunden wird. Das betrifft Konsum und Kopfzahl. Und da ist der Westen auf gutem Wege. Was die Kopfzahl betrifft schon seit längerer Zeit. Einst war jeder dritte Mensch ein Europäer, heute ist es jeder Zehnte und diese Entwicklung setzt sich massiv fort. Kämen heute noch auf jeden Europäer nur 2 Nicht-Europäer, dann gäbe es nur 3*800 Millionen, also nur 2,4 Milliarden Menschen. Zudem verfügt der Westen über die technischen Möglichkeiten, den Co2 Ausstoss massiv zu senken und nutzt sie auch. Der Atom-Ausstieg ist dabei allerdings kontraproduktiv. In der aktuellen Diskussion wird das Thema Demographie kontraproduktiv behandelt. In einem Land mit hohem Bevölkerungswachstum, das die lokalen Ressourcen übersteigt, sinkt notgedrungen der individuelle Öko-Fussabdruck, während der Fussabdruck des Landes steigt. Umgekehrt ist es in einem Land mit Bevölkerungsabnahme. Was dazu führt, dass letztlich klimaschädliches Verhalten eines ganzen Landes positiv bewertet wird und umgekehrt klimafreundliches Verhalt negativ. Das Problem dabei ist, dass dem Westen nicht nur die Aufgabe auferlegt ist, durch Einschränkungen die Klimakrise zu bewältigen. Ihm ist auch die Aufgabe auferlegt, durch Leistungstransfer die Industrialisierung des Südens zu fördern, um so Perspektiven zu liefern als Ersatz für Perspektiven, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Dabei haben jetzt schon die 3 grössten Städte Afrikas 10, 15, und 16 Millionen Einwohner (Kairo, Lagos, Kinshasa). Dazu hat der Westen auch noch die Aufgabe, allen Menschen, die wegen der Krisen im Süden (meist durch zu hohe Bevölkerung und Jugendarbeitslosigkeit verursacht) diesen verlassen, zunächst mal während des Asyl-Verfahrens den Aufenthalt zu ermöglichen. Fazit: Der Klimawandel kann nur gemeinsam bewältigt werden. Auch der Westen muss seinen Beitrag leisten. Damit das akzeptiert wird, müssen Aufgaben und Verantwortung fair verteilt werden. Und auch das muss durch die Politik wirksam vertreten werden. – Gernot Gwehenberger

 

Die von der industriellen Zivilisation verursachte ökologische Zerstörung unseres Planeten ist mittlerweile offensichtlich, auch wenn, wie Bernd Ulrich es treffend beschreibt, unzählige Neben – und Folgeeffekte abgeschoben werden: in die Zukunft, „in andere Weltgegenden“ und in die „Restnatur“, die uns umgibt. Das Resultat nennt er die „Entheimatung“, letztlich die „Selbstentheimatung“ der Spezies Mensch. Dass der Mechanismus für eine derartige Entwicklung, dass letztlich alle gesellschaftlichen Prozesse menschengemacht sind, erkannten Europas Intellektuelle bereits in der Epoche der Aufklärung. Die hoffnungsvolle Perspektive, dass Menschen ihn deshalb auch ändern könnten, fasste Immanuel Kant in das Diktum vom „Ausgang aus der vom Menschen selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Diese Erkenntnis allein allerdings wies dem Königsberger Philosophen noch nicht den Ausgang aus den herrschenden Verhältnisse in Preußen und auch der dieser Einsicht aufgeschlossene preußische König Friedrich II. öffnete nicht das Fenster auf eine wahrhaft aufgeklärte Staatsform. Langfristig jedoch und in unendlich vielen kleinen Einzelschritten entfaltete diese Perspektive ihre Wirkung und sie ist damit noch lange nicht am Ende. Wer wollte widersprechen, dass auch die gegenwärtige „ökologische Unmündigkeit“, global gesehen, „selbstverschuldet“ ist, insbesondere weil, worauf Bernd Ulrich zu Recht hinweist, „fossile Diktaturen“ ökologischem Handeln gleichgültig bis feindselig gegenüberstehen. Aber auch, weil in den meisten Weltgegenden ökonomische Interessen, Eigentumsrechte und Routinen das, was die globale Wissenschaft als für das Überleben der Menschheit unerlässlich erkannt und benannt hat, blockieren.

Andererseits wurde auf der Ebene der Weltstaatengemeinschaft, der UNO, schon vor Jahren der Komplex der „17 Nachhaltigkeitsziele“ formuliert, der genau dieser ökologischen (Selbst-) Zerstörung Einhalt gebieten soll. Vor allem auf lokaler Ebene wird in fast allen Staaten der Welt daran gearbeitet, möglichst viele, wenn auch oft nur kleine Transformationen zu realisieren, also Schneisen in die jeweils kulturspezifischen Paragraphendschungel zu schneiden. Da dies oft auf subnationaler Ebene geschieht, mag das Journalisten mit globalem Horizont entgehen. Bei uns in Deutschland werden beispielsweise alle Regeln, die sich mit der Mobilität befassen, auch lokal auf den Prüfstand gestellt. Kabarettreif ist da die Posse um die Fläche für den motorisierten Autoverkehr unserer Hauptstadt Berlin. Dort sind zwar 2022 die PKW-Fahrten auf 78 Prozent des Niveaus von 1991 zurückgegangen, die Zahl der Autos aber hat zugenommen. „Wenn die schon nicht bewegt werden, müssen sie halt irgendwo stehen“ kommentiert das der „Tagesspiegel“. Letztlich geht es also um das Vorrecht für PKW-Besitzer für Abstellplätze im öffentlichen Raum. Auf dem Feld der „ökologischen Mündigkeit“ dürfte Berlin damit das Schlusslicht fast aller Städte Europas sein, so wie es auch für unser Verkehrsministerium zu gelten scheint. Das aber ist etwas anderes, als fatalistisch zu postulieren, die „ökologische Unmündigkeit“ sei universell. – Jürgen Oestereich

 

Danke für die klaren Worte von Bernd Ulrich, die sich unter der Überschrift „Pack die Badehose ein“ die Paradoxie unserer seit Jahren und Jahrzehnten gepflegten Klimapolitik und deren Folgen analysiert: Starke AfD, zu wenig Fortschritt beim Klimaschutz und die starke Angst davor, dass eine wirkungsvolle Klimapolitik sich nicht allein auf Technologie und Marktwirtschaft stützen könnte. Es geht nicht ohne Zumutungen. Auch das Grüne-Bashing aus den wirtschaftsliberalen, konservativen und rechtslastigen Parteien zeigt nur deren Ignoranz gegenüber der faktischen Wirklichkeit und der berechtigten Kritik an unserem ignoranten Lebensstil. Ich sage das als Mitglied der CDU, für die ich in meiner über 30-jährigen Zugehörigkeit Verantwortung in der Kommunalpolitik und im Parteigefüge übernommen habe. Das „C“ verpflichtet zu einer Politik, die alle im Blick hat, auch diejenigen, die unter den Folgen leben und leiden, die unsere Lebensweise auch denen auferlegt, deren Lebensweise (armut-bedingt) viel klimaverträglicher ist, als die unsere. Natürlich entsteht Zorn und Angst, wenn denen, die gerade so über die Runden kommen, hohe Klima-Investitionen (z.B. Heizungsgesetz) auferlegt werden, die andere leicht schultern können, ohne den überdimensionierten SUV veräußern zu müssen. Ich sage das Wort „überdimensioniert“ als Dipl.-Ing. aus dem Wissen über Effizienz heraus. Um 100kg Mensch zu transportieren braucht es nicht 2000kg Transportmittel. Oder tragen wir einen Liter Milch in einer Tasche, die 20kg wiegt? Es liegt so viel schief – und noch wird es bejubelt und schön geredet, weil der Geldhahn sprudelt. Die Folgen, die unsere nachfolgenden Generationen zu tragen haben – oder an denen sie zerbrechen – blenden wir gekonnt aus. Ich – im 70-sten Lebensjahr – könnte mich zurücklehnen: Mich hält´s noch aus. Ein Friedrich Merz, der den Aufruf zum Pragmatismus von Parteikollegen Hendrik Wüst, der mit den Grünen koaliert, empörend findet, agiert augenscheinlich an den Themen der Zeit vorbei. – Tilmann Wolf

 

Dem Artikel von Bernd Ulrich ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer vielleicht ein Limerick des Blödelduos Schobert und Black ausgrauer Vorzeit zur Kenntnis an die Ampel-Akteure: „Ein Mann wettet auf den Azoren, sich ein Loch in den Schädel zu bohren, und zwar bis zum Herzen, und ganz ohne Schmerzen.“ Er hat die Wette verloren! – Martin Schindelin

 


 

 

Leserbriefe zu „Grenze des Grauens“ von Heinrich Wefing

 

An der Tragödie gibt es nichts zu beschönigen. Doch daraus eine Mitschuld von Europa zu insinuieren, grenzt an Masochismus. Alle, die sich auf den Weg machen, kommen oft als Zwischenetappe aus ( sicheren ) Drittschaden, sind also keiner unmittelbarer Gefahr ausgesetzt, haben Handys und sind bestens informiert über das, was sie zu erwarten haben. Sie wissen schon heute, dass die Wenigsten Anspruch auf ein Bleiberecht haben, setzen trotzdem über in der Hoffnung, dass Rückführungen idR unterbleiben. Dies kann kein Rechtsstaat vor der eigenen Bevölkerung tolerieren, der jedem Falschparker bis in den brasilianischen Urwald nachstellt. Es besteht ein gravierendes Vollzugsdefizit, das Wasser ist auf die Mühlen der AfD. Zweifelhaft, ob die neuen EU Regularien wirklich Substantielles bewirken, solange die Herkunftsstaaten wenig kooperativ sind. Es wird nicht das letzte Unglück gewesen sein. – Christoph Schönberger

 

Herr Wefing schildert offen den einzigen Weg, um die Flüchtlingsboote erst gar nicht ablegen zu lassen: eine hohe Wahrscheinlichkeit, wieder zurückgeschickt zu werden. Bezüglich neuer Wege der legalen Migration sollte man sich aber nichts vormachen: sie können sich zwar für einzelne Migranten als äußerst segensreich erweisen, eine Reduktion der illegalen Migration ist dadurch aber sicher nicht zu erwarten. – Christian Voll

 

Endlich hat es einer erkannt: „Es braucht einen radikalen Schwenk“. Heinrich Wefing spricht aus, dass alle Reformen nichts nützen, wenn Asylsuchenden kein sicherer Weg der Schutzsuche aufgezeigt wird, sondern Asylgesuche weiterhin nur an einer Außengrenze der EU gestellt werden können. Die einzige Alternative zu einer teuren, gefährlichen und eventuell an einer Schengen-Außengrenze scheiternden Reise mithilfe von Schleppern ist die Möglichkeit, ein Asylgesuch bei der diplomatischen Vertretung eines EU-Landes im Herkunfts- oder einem Drittstaat zu stellen. Für die EU hat das außerdem den Vorteil, dass der Asylantrag von einem EU-Mitgliedsland bearbeitet werden kann, ohne dass dieses die Asylsuchenden während des Verfahrens unterbringen und Abgewiesene wieder in ihr Land zurückbringen muss. Das im Grundgesetz verankerte Asylrecht beruht auf den Erfahrungen des Dritten Reiches. Wie viele NS-Verfolgte hätten Deutschland oder das von Deutschen besetzte Europa je verlassen können, wenn Großbritannien oder die USA die Einreise erst an ihrer Grenze genehmigt hätten? – Jürgen Thiede

 

Vielen Dank an die Herren Wefing und Moore, dass sie den Fokus nicht auf die Titanic-Rettungsaktion für ein paar Milliardäre gerichtet haben, wie wahrscheinlich die meisten sonstigen Medien, sondern auf das immer noch drängendere Problem im Mittelmeer. Die nächsten Europawahlen sind nicht mehr allzu lange hin. Da werde ich diesen „Friedensnobelpreisträgern“ erneut meine Meinung zu Frontex und den Dirty Deals mit der Türkei und aktuell mit dem rassistischen Präsidenten Tunesiens auf den Wahlzettel schreiben. Das ist nicht mehr meine EU! Europa sollte sich schämen! Die Grünen gehören für mich jetzt genauso zu den Menschenrechts – und Asylverrätern wie die SPD seit 30 Jahren schon. – Thomas Manthey

 

Europa nach Afrika bringen. Um zu verhindern, dass das Geschäft der Schleuser und Schlepper von Afrika nach Europa weiter blüht, müssen – Stichwort Fluchtursachen – wirtschaftliche Perspektiven in Afrika geschaffen werden, die europäischen Standards nahekommen. Eine Möglichkeit dazu sind europäische Sonderwirtschaftszonen, deren Wirtschaftsrecht bei der EU liegt, und in denen ein günstiges Umfeld für Investoren (z.B. Baurecht, Infrastruktur, verlässliche Verwaltung) besteht, und die einfache, aber ordentliche Arbeitsplätze anbieten, einschließlich der Möglichkeit zur beruflichen und sprachlichen Qualifikation – wobei ein Teil des Steueraufkommens an das Gastland fließt. Man kann hier an Agreements der EU mit Tunesien oder Marokko denken. So etwas gibt es schon, allerdings aus anderen Gründen und mit anderen Zielsetzen, etwa die ‚Shenzhen Special Economic Zone‘ bei Hongkong, die ‚Shannon Free Zone‘ in Irland oder die ‚Aquaba Special Economic Zone‘ in Jordanien. Das würde ein Stück Europa nach Afrika bringen und vielen Geflüchteten ein Zwischenziel mit Existenzgrundlage anbieten. Das negative Stichwort „EU Außengrenze“ wird so zum win-win-win für die Wirtschaft, für das Gastland und für die Geflüchteten. Und Länder wie Tunesien würden sich nicht mehr als Grenzwächter Europas diskreditiert sehen, sondern würden sich als Wirtschaftspartner der EU verstehen können. – Ralph Bürk

 

Mich macht dieser Beitrag wütend und ich fühle mich rat – und hilflos angesichts der nicht enden wollenden Lamentos über tote und gestrandete Mitteleerflüchtlinge, die mit ihrer Flucht aus ihrer Heimat ja nur das indirekt bestätigen, was ich als Totalversagen europäischer Entwicklungspolitik bezeichnen möchte. Auch in diesem Beitrag wird nur, wie in vielen anderen ähnlichen das konstatiert was ist, mit Vorschlägen, die zu Ende gedacht über kurz oder lang zu einer deutlichen Überdehnung europäischer Hilfsbereitschaft führen werden. Es fehlen jegliche auch nur minimale Vorschläge zur Verbesserung der Lebenssituation in den Herkunftsländern. – Herbert Beschmann

 

Natürlich sind die „Toten im Mittelmeer nicht bloß ein Unglück“ – auch nicht die Toten auf dem Weg zum Mittelmeer durch die Sahara oder die Toten auf ihrem Weg von Süd – nach Nordamerika. Aber es ist mehr als naiv zu glauben, dass die im Artikel vorgeschlagenen Maßnahmen die Anzahl der Flüchtlinge und damit die Anzahl der Toten mindern könnte. Das sind alles Maßnahmen, die an den Symptomen arbeiten, aber die Ursachen nicht beheben. Man muss sich endlich zu der Wahrheit durchringen, die für mich auch unmenschlich ist, dass alle Maßnahmen, die das Leid und die Gefahr für die Flüchtlinge mindern oder beseitigen, die Zahlen noch mehr steigen lassen, weil sie die Aussicht auf ein besseres Leben verbessern. Das Problem ist nur dort zu lösen, wo die politischen und/oder wirtschaftlichen Lebensbedingungen den Menschen keine lebenswerte Heimat bieten. Die Auswanderungsströme des 19. Jahrhunderts von Europa nach Nordamerika konnten in Amerika nur auf Kosten der Indigenen und in Europa durch wachsenden Wohlstand, der teilweise auch fremderwirtschaftet wurde, bewältigt werden. Es nützt nun mal nicht, die Pull Faktoren zu bearbeiten, nur in der Behebung der Push Faktoren liegt die Lösung. Wenn es für viele keine Heimat gibt, wird auch die beste Asylpolitik zum Chaos. Vor 30 Jahren hieß ein Buch „Heimat oder Asyl“, heute müsste es heißen „Heimat oder Tod im Mittelmeer“! – Artur Behr

 

Ihr Vorschlag ist prinzipiell sinnvoll, aber es fehlen – vielleicht auf Grund des zur Verfügung stehenden Platzes – m.E. zwei wichtige Punkte:

1.) Die Möglichkeit ausserhalb der EU einen Antrag auf Asyl zu stellen wäre sicher hilfreich. Aber wie sollen Menschen in Syrien, dem Jemen, dem Sudan, den Flüchtlingslagern der Rohingya in Bangladesch dies schaffen? Dazu müsste die EU (oder einzelne Mitgliedsländer) solche Stellen in den grossen Flüchtlingslagern schaffen. Andernfalls müssten z.B. die Menschen in der Ukraine, bevor sie fliehen, zunächst bei der Botschaft in Kiew einen Antrag stellen und auf dessen Bearbeitung warten. Oder soll die neue Regelung nur für außereuropäische Flüchtlinge gelten?

2.) Sie setzen voraus, dass Bleiben eine Möglichkeit ist. Wenn Menschen, z.B. aufgrund des Klimawandels, an einem Ort nicht mehr überleben können, werden sie fliehen. Und da im deutschen und europäischen Asylrecht keine Klimaflüchtlinge vorgesehen sind, könnten diese Menschen auch kein Asyl beantragen. Sie würden also weiterhin sterben – aber dort, wo wir es nicht sehen. Ein anderes (nicht klimawandelbezogenes) Beispiel für eine solche Situation: M.W. wurde die grosse Fluchtbewegung 2015 unter anderem dadurch ausgelöst, dass das UNHCR keine ausreichenden Mittel erhielt, um die Flüchtlinge vor Ort zu versorgen. Vor die Wahl gestellt einen Winter ohne ausreichende Nahrung zu verbringen oder weiterzuziehen, entschieden sich viele fürs Weiterziehen. – Sabine Moehler

 

Dem Beitrag von Heinrich Wefing zur bundesdeutschen Asylpolitik stimme ich voll zu. Das europäische Asylsystem ist unmenschlich. Der „Asylkompromiss“ 1993 war es, der aktuelle ist es nicht minder. Flüchtlinge sind hier nicht willkommen. Doch so lange wir nicht bereit sind, von unserem Wohlstand abzugeben und mit den Notleidenden zu teilen, werden sie sich weiter auf den Weg machen und ihr Leben riskieren. Es geht ihnen wie den Bremer Stadtmusikanten im Märchen. Etwas Besseres als den Tod finden sie überall. Doch leider gibt es nur für ganz wenige ein Happy End. – Werner Bohn

 

Das europäische Recht sieht vor, dass Migranten, die europäisches Territorium betreten, dort auch ein Anrecht auf ein Asylverfahren haben. Wer es auf EU-Territorium schafft, der bekommt Unterkunft, Verpflegung und Geld. Kein Land will die Menschen haben, die in Booten über das Mittelmeer Europa zu erreichen versuchen. Das ist unübersehbar. Andererseits ist man aber nicht bereit, die entsprechenden „Aushängeschilder“ zu entfernen. Wir locken diese Menschen in den Tod! Die es schaffen, das sind die Jungen, die Gesunden, die Starken, die Durchsetzungsfähigen und die das Geld haben für die Schlepperbanden. Wie viel Milliarden Euro geben die EU-Staaten jährlich für diese Einwanderer aus, und könnte man das Geld in den Herkunftsländern der Geflüchteten nicht besser verwenden? Die Armutsprobleme dieser Welt sind nicht zu lösen, indem wir vor allem die jungen Männer aus den armen Ländern jährlich zu Hunderttausenden in Europa aufnehmen. Das macht alles nur noch schlimmer. 800 Millionen Menschen weltweit führen einen täglichen Kampf gegen den Hungertod. Mehr als 2 Milliarden Menschen leiden an Mangelernährung. Jährlich verhungern ca. 9 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder. Was man in der EU macht, ist ein Tunnelblick-Humanismus. Die jüngsten Vereinbarungen auf EU-Ebene werden nichts an den unhaltbaren Zuständen ändern. Das Asylrecht ist schon längst an seine Grenzen gestoßen und in der heutigen Zeit in dieser Form nicht mehr haltbar. Die Sogwirkung, die das europäische und insbesondere das deutsche Asylrecht ausübt, ist nicht mehr zu beherrschen. Es gibt etwas mehr als 200 souveräne Staaten. Davon sind 23 nach Auffassung der UN vollständig entwickelte Demokratien und 52 unvollständig entwickelte Demokratien. Wie viel Milliarden Menschen haben demnach einen potentiellen Anspruch auf Asyl in der EU? Ein deutscher Philosoph hat schon vor einigen Jahren gesagt: „Es gibt für einen Staat keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung und es gibt kein Menschenrecht auf Migration.“ – Franz Scheuer

 

Man könnte … Kontingente … Luftbrücke … befristete Arbeitsvisa … Asylanträge schon im Herkunftsland … Ja, könnte man alles, aber es würde nichts ändern. Solange zig-Tausende, deren Asylantrag abgelehnt wurde, im Land sind, geht weiterhin die Botschaft in alle Welt: „Wer es hierher schafft, kann bleiben.“ So lange jeder, der hier ist, unbegrenztes Klagerecht hat, obwohl das Grundgesetz ein einklagbares Recht auf Asyl nur für politisch Verfolgte vorsieht, senden wir die Botschaft in die Welt: „Wer immer es hierher schafft, kann bleiben.“ Und so lange werden lebensgefährliche Wege beschritten, hierher zu kommen, auch neben neuen, offiziellen Wegen. Das Sterben geht weiter. – Hans List

 

Seit Beginn der Ströme der Auswanderer (Migranten) über das Mittelmeer werden die vielen Opfer beklagt. Aus der europäischen Perspektive ist die Situation dieser Zuwanderer im Mittelmeer furchtbar, grausam, unmenschlich. Wie bei anderen Problemen unserer Zeit eröffnet ein Perspektivwechsel andere Sichtweisen und andere Erkenntnisse. Jedes Opfer ist ein Opfer zuviel, eine menschliche Tragödie. Wer hat jemals die Zahl der Opfer ins Verhältnis zu den erfolgreichen Zuwanderern gesetzt? Das erklärt zu einem Teil die Betrachtungsweise der Betroffenen. Seit 2015 habe ich in der Erstaufnahme des BAMF Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und Integrationsarbeit begonnen, Pakistaner, Kameruner, Somalier und sehr viele Syrer persönlich kennen gelernt. Einige erkannten meine Unabhängigkeit als „Ehrenamtes“ und sprachen offen über ihre Motivation, nach Europa zu gehen. Nicht selten war es der „Sog“ der Gemeinschaft. Den Auswandernden ist dieses Risiko aus den sozialen Netzwerken bekannt. Sie ist ihnen und vor allem ihren Familien Tausende Euro und das Risiko des Verhungerns in der Wüste oder des Ertrinkens im Mittelwert wert. Diese Situation ähnelt insofern der Lage der europäischen Migration in die „Neue Welt“. Erfolgsgeschichten lockten einst Millionen Europäer ohne das Angebot von Sprach – und Integrationskursen, ohne Sozialleistungen, ohne Gesundheitsfürsorge insbesondere nach Nordamerika. Niemand sprach über die Opfer. Statt verallgemeinernd die „Migrationsindustrie“ zu erwähnen, sollte das Wirken von Netzwerken wie der „Schwarzen Axt“ thematisiert werden. Sichere Wege nach Europa für „Schutzsuchende“ kann es m. E. so lange nicht geben, wie Auswanderer über ihren Anspruch auf Schutz on die Nutzung dieser Wege selbst entscheiden. In diesem Zusammenhang bleiben Antworten auf schwerwiegende soziale Probleme im eigenen Land und Strategien zu deren Bewältigung vollkommen außer Betracht:

 – Altersarmut, bezahlbarer Wohnraum,

 – 45.000 Obdachlose, die auf der Straße leben,

 – ca. 700.000 Menschen ohne eigene Wohnung,

 – fehlende Kindertagesstätten,

 – 2,5 Mio. Schulabgänger ohne Abschluss,

 – fehlende Lehrer,,

 – Notstand in der Gesundheitsfürsorge,

 – unüberschaubarer Reparaturstau in der Infrastruktur

Wenn die Wirkung von Strategien zur Bewältigung der v. b. Probleme bei den Bürgern spürbar ankommt, wird sich die Haltung der Bürger zur Zuwanderung und zu den Parolen der AfD ändern. – R. Reiger

 

„…man könnte junge Menschen ausbilden, die nach einer Weile in ihre Heimat zurückkehren.“ Schon vor Monaten/Jahren habe ich, (wirtschafts)politischer Laie, in dem einen oder anderen Leserbrief zum Thema „Flucht“ vorgeschlagen, junge Menschen aus den Fluchtländern in Deutschland/Europa auszubilden – wenn sie es denn wollen! Nach ihrer Ausbildungszeit sind sie verpflichtet, wieder in ihre Heimat zurückzukehren – einmal, um bei der Weiterentwicklung ihres Landes mitzuwirken, zum anderen, um immer wieder von neuem junge Menschen ausbilden zu können! Als „Nebenprodukt“ entstehen Freundschaften zwischen Europäern, Asiaten und Afrikanern! Dieses Angebot muss jedoch verknüpft werden mit der Forderung nach einer wirksamen Geburtenkontrolle in den Herkunftsländern! Es darf kein Dauerzustand sein, dass dort weiterhin mehr Menschen heranwachsen als ausreichend ernährt und beschäftigt werden können; die sich dann ungehindert auf den Weg nach Europa machen, deren Wiederaufnahme aber abgelehnt wird, wenn sie aus gerechtfertigten Gründen abgeschoben werden! Gelingt ein solches Abkommen nicht, werden sich weiterhin Völkerwanderungen auf den Weg nach Europa begeben, und Europa, Deutschland vor allem, wandelt sich nach und nach zu „Klein Afrisien“! Was von hellsichtigen Leuten schon vor Jahren angemahnt, aber sofort als rechtspopulistische Hetze diffamiert wurde, greift allmählich sogar in grünen Köpfen Platz! Es sollte nur langsam etwas schneller gehen! Statt Schielens auf die Zeitgeistmoral der klare Blick in die Zukunft! – Ulrich Pietsch

 

Es braucht einen radikalen Schwenk. Der Verfasser schlägt aber nichts Radikales vor, denn auch die geplanten Maßnahmen der EU bringen Klarheit nur auf dem Papier. Die Migranten werden immer Wege finden, die geplanten Einrichtungen an den Außengrenzen zu umgehen, und einfach in einem Land der EU „aufzutauchen“. Das Geschäftsmodell der Schleuser und Schmuggler wird aufblühen, und die Einreise an den vorgesehenen Außenstellen vorbei extra teuer. Die Menschen lassen sich auch nicht verteilen, durch die Freiheit in der EU werden sie sich immer ein Land ihrer Wahl suchen. So wie Olaf Scholz meinte, Deutschland hätte wohl einen großen Mittelmeerstrand……. Radikal wäre zur Vermeidung der tödlichen Fahrt über das Mittelmehr die Einrichtung von EU-Auffanglagern an den Küsten Nordafrikas und der Transport mit Fähren nach Europa. Dafür braucht es auch keine Kontingente, denn wer nicht ausgewählt wurde, kommt natürlich trotzdem. Nur eine solche radikale Maßnahme wird den Schleusern das Geschäft verderben und mehr Menschen vor dem Ertrinken bewahren. – Heinz Gutzeit

 

«Die Toten im Mittelmeer sind nicht bloss ein Unglück, sondern auch die Folge falscher Politik. Und die kann man ändern.» Aber was wäre die «richtige Politik»? Welfing schlägt folgendes vor: Aufnahme nur für Asyl-Berechtigten, Abschieben der Nichtberechtigten und «Arbeitsvisa für kontrollierte Aufenthalte». Doch es ist fraglich, ob das Unglück im Mittelmeer durch die genannten Änderungen hätte vermieden werden können. Denn ohne Asylberechtigung oder Arbeitsvisum wird dann doch der Weg übers Mittelmeer genommen. Und das Abschieben der Nichtberechtigten funktioniert bekanntlich nicht. Richtige Politik müsste auch auf die tieferen Ursachen eingehen. Da wären etwa die folgenden: Die immer sichtbarer werdenden Grenzen des exponentiellen Wachstums von Kopfzahl und Konsum, die demographische und ökonomische Gräben und das langfristig uneinlösbare Asylrecht. Zum ersten Punkt: Eine Ursache des Problems ist das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum der Menschheit. Vor der letzten möglichen Verdoppelung besteht anscheinend kein Handlungsbedarf. Nach der letzten möglichen Verdoppelung beider Grössen geht’s nicht mehr weiter und es wäre sogar angebracht, die letzte Verdoppelung rückgängig zu machen. Das sich ergebende Problem muss gemeinsam von Norden und Süden gelöst werden. Migration taugt nicht als Ausweg. Notwendig ist, dass der Süden die Verantwortung übernimmt fürs Lösen seines demographischen Problems. Gefordert ist verantwortliche Elternschaft, die die Begrenztheit der lokalen Ressourcen berücksichtigt.

Zum zweiten Punkt: Die demographischen und ökonomischen Gräben sind der wesentliche Anlass für die Migration. Und deren Ursache ist: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein». Er braucht auch Perspektiven und die findet er entweder im Beitragen zum Wachstum von Konsum und Produktion oder aber, wenn die erstgenannten Perspektiven nicht genug vorhanden sind, zum Beitragen der Kopfzahl. Letzteres wiederum führt im Süden zum genannten demographischen Problem des Südens. Hier sind der Süden und der Norden gefordert, Perspektiven zu finden, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind. Zum dritten Punkt: Nötig ist es zudem, den die Zielkonflikte zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und dem Menschenrecht auf Asyl zu lösen. Dass dieser Zielkonflikt sich auswirken, ist relativ neu. Der Grund ist, dass bei der historischen Entstehung des Asylrechts von Annahmen ausgegangen wurde, die heute nicht mehr gegeben sind. Die erste ist, dass das Asylrecht Leuten Schutz gewährt, die von einem bösen Regime verfolgt werden, weil sie sich zu Recht und mit Nachdruck gegen dieses stellen und bereits sind, sich für Änderungen im Herkunftsland einzusetzen, auch um die Fluchtursache zu beseitigen. Die zweite heute nicht mehr gegebene Annahme ist, dass die Asylanten von Privatpersonen oder nichtstaatlichen Organisationen aufgenommen werden und nicht von einem unpersönlichen Staat, der die Pflicht hat, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die dritte nicht mehr zutreffende Annahme ist, dass es den Asylanten möglich ist, auf Grund ihrer Fähigkeiten selbst für ihren Unterhalt zu sorgen und dass dies zum Nutzen der Aufnahmeländer ist. Die vierte Annahme war, dass es sich beim Asylrecht um eine überschaubare Anzahl Anspruchsberechtigter handelt und darum, dass das Asylrecht in einem überschaubaren Zeitraum genutzt wird und nicht für den Versuch, ein Problem zu lösen, das nur auf anderen Wegen gelöst werden kann. Auf Grund dieser Annahmen konnte man davon ausgehen, dass es beim Asylrecht eine win-win-Situation gibt, sowohl fürs Gastland, als auch für die Asylanten, schliesslich aber auch fürs Wohlergehen der Menschheit durch die nötigen neuen Impulse. Die sich ergebenden Aufgaben können nur gemeinsam von Nord und Süd gelöst werden. Eine «richtige Politik» muss auch auf die tieferen Ursachen eingehen und daraus die ausreichenden Massnahmen ableiten. – Gernot Gwehenberger

 

Mit diesem Leitartikel möchte „Die Zeit“ demonstrieren, dass ihr die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Migranten ein hohes Anliegen ist. Das Bootsunglück vor Griechenland hat die Welt erneut aufgeschreckt. Das Grundübel wird darin gesehen, dass die europäische Asylpolitik einen zynischen, letztlich unmenschlichen Kern hat. Vorsicht! Nicht Europa, nur die einzelnen Unterzeichnerstaaten sind im Rahmen der UN-Charta verpflichtet, Asyl zu gewähren (nach innerstaatlich festzusetzenden Regeln). Asyl beantragen kann grds. nur, wer den Boden des Staates betritt, dessen Asyl er ersucht ( es ist leider weitgehend misslungen, in Afghanistan lebenden Menschen, die für das deutsche Unterstützungsprojekt tätig waren, trotz Distanz wirksam Asyl zu gewähren. Kompliziert wird die Sache einerseits durch die gemeinsame EU-Außengrenze, andererseits dadurch, dass eine große Mehrheit der Migranten unter den Schirm des Asyl kommen möchte, obwohl kein Asylgrund gegeben ist, sondern nur ein ökonomisch glücklicheres Leben gesucht wird. „Die Zeit“ bedauert, dass de facto nicht die Menschen in Europa Zuflucht finden, die sie am nötigsten brauchen – Mütter, Kinder, Kranke, Alte -, sondern die, welche es auf den Boden der EU schaffen. Mit Verlaub: Substantiell kommt es auf einen nachweisbaren Asylgrund an, worüber nicht der Eintrittsstaat entscheidet. Nicht die EU ist es, die ein mafiotisches System des Menschenhandels fördert, sondern die Mafiosi (Schleußer, Schmuggler etc.) verdienen horrendes Geld damit, Migranten auf seeuntüchtigen Booten oder illegalen Wegen in die EU loszuschicken. Für diese Vorgänge auf fremden Staatsgebieten kann die EU nicht verantwortlich gemacht werden. Die EU ist auch nicht verantwortlich für den Tod von tausenden Menschen auf dem Weg in die EU. Diese Menschen haben sich wissentlich in Gefahr begeben und sind darin umgekommen. Es ist blauäugig, anzunehmen, dass die Migranten sich nicht auf den potentiell tödlichen Weg machen werden, „wenn sie sehen und für sich selbst kalkulieren, dass Europa sie nicht aufnehmen wird“. Unzählige Opfer mussten sich dessen bewusst sein, haben die Reise aber trotzdem angetreten in der Hoffnung, dass man sie faktisch nicht abweisen wird, unabhängig vom Asylrecht, wofür es hunderttausende gelungene Beweise gibt. Diese Praxis lässt sich nicht per Knopfdruck beenden.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten können in den Abreiseländern keine Staatsgewalt ausüben und die Abreise verhindern. Darum bemüht sie sich intensiv bei den Abreisestaaten, die oft nicht die Heimatstaaten der Migranten sind. Viel Geld wird dafür angeboten, aber eine rasche Lösung ist nicht zu erwarten. Es wird weiter Tote im Mittelmeer geben, die nicht der EU anzulasten sind, so traurig diese Schicksale sind. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind auch nicht verpflichtet, eine Armada von Rettungsbooten im Mittelmeer zu unterhalten. Völlig getrennt von diesen Migrantenfragen sollte die Anwerbung von Fachkräften im Ausland durch die Einzelstaaten geregelt werden. Dazu bedarf es eines deutschen Gesetzes, das gangbare Einwanderungsmöglichkeiten eröffnet. Die Politiker machen vieles falsch, aber nicht alle Missstände sind ihnen anzulasten. Die Medien tun sich leicht, alle Todesfälle von Migranten zu betrauern, aber dadurch sind die Ursachen nicht beseitigt. Um die Mafia der Migration zu besiegen, müssen noch dicke Bretter gebohrt werden (ein „Wir schaffen das“ reicht nicht), wobei jeder Mitgliedstaat am liebsten seinen eigenen Bohrer einsetzen möchte – Orban lehnte bereits jede Mitwirkung ab. Die gefassten Täter müssen streng bestraft werden, aber damit lässt sich das Schleußertum nicht ausmerzen. Der Leser fühlt sich nicht schuldig, durch unterlassene Rettung die ertrunkenen Migranten ermordet zu haben. – Gerhard Lempenau

 

Sehr geehrter Herr Wefing, es handelt sich um „Migranten“ , nicht um „Flüchtlinge“ ! „Flüchtling“ ist der „SOS-Begriff“ der weltweiten Wanderungsbewegungen – ich finde es unverantwortlich, so einen Begriff zu instrumentalisieren („Flüchtlinge“ sind in akuter Lebensgefahr, die MUSS man aufnehmen ! Bis „unter‘s Dach!“ Migranten SOLL man helfen!). – Ruediger Patschan

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat Luisa Neubauer recht?“ Streit von Marten Behrens und Johannes Richter

 

Thema verfehlt? Oder schon die Fragestellung verfehlt? Ob 21 oder 19 Jahre alte Abiturienten zwei Zeitungsspalten zu einer „ja/nein“-Frage zusammenbringen, muss nicht erst durch ein ZEIT-Labor auf Seite 10 beforscht werden. Dass damit in einem Abitur die Studierfähigkeit nachgewiesen werden kann, lässt mich grausen. Stoff für die Mittelstufe des Lebens. – Peter Gottwald

 

hat das parlamentarische Fazit „ein höherer Kohlenstoffpreis wäre sinnvoll, schadet aber dem Wettbewerb“ recht? … Der Diskurs „Leben versus Geld“ als Anreizsystem wird nicht integrativ geführt. Daher folgender Ansatz: Im Zeitablauf gesehen; leben wir im Dazwischen zweier Schöpfungsvorstellungen aus dem Nichts: dem Ursprung von Allem oder der Geldschöpfung. Beide Vorstellungen repräsentieren den Markt als Güter – und Finanzmarkt bzw. als naturgegebene Angebotsbedingungen und menschliche Nachfragebedürfnisse. Da wir mit unserer Währungsdefinition nur ortsbezogen monetäre Transfers gewähren, verwirklichen wir nur einen abstrakten Finanzmarkt – keinen Gütermarkt. Natürlich sind wir so frei, dass wir auch Leistung nach thermodynamischen Erkenntnisse in zahlentheoretischen Abbilder fassen könnten. Danach könnten wir beide marktwirtschaftliche Referenzrahmen für das Denken vernetzen und eine „unsichtbare Hand“ priorisieren. Dadurch wäre die Spaltung Ökonomie von Ökologie überbrückt. Da der Diskurs „Leben versus Geld“ nur oberflächlich geführt wird, bereite ich eine Petition für eine wissenschaftsübergreifende Plausibilitätsprüfung der Währungsdef. vor. M. E. macht eine volkswirtschaftliche Steuerung nach dem BIP weniger Sinn als das thermodynamische Ziel: Null = 1 – (k/n) mit 0 < k < n. … Fazit: Evolution findet im Güterkreislauf in begrenzter Unendlichkeit statt; und wir Wirtschaften mit Verlust aufgrund der thermodynamischen Wirklichkeit. … Und ob es Monetaristen passt oder nicht passt; die Unsichtbare Hand vom Gütermarkt ist stärker! – Matthias Losert

 

Den beiden jungen Herren (aus Nordwest-Niedersachsen) volle Anerkennung für die Diskussionsfähigkeit! Die politischen Probleme liegen noch etwas tiefer, wie sie sicher in den nächsten 10 Jahren sehen werden: Statt allgemeiner Botschaften könnte Frau Neubauer auch (endlich einmal!) das Gutachten des (tief-grünen) Wuppertal-Instituts explizit erwähnen: Darin finden sich (auf Seite 15) ein sehr hoher Wasserstoff-Bedarf von rund 20 Millionen Tonnen gespeichertem H2 jährlich und ein enorm hohes Gebäude-Modernisierungstempo als wichtige Bausteine. Verstören sie diese unangenehmen Fakten etwa? Und dass die Weltbevölkerung noch im 21. Jahrhundert um 2 Milliarden zunehmen wird, ist fast sicher. Wenn diese jährlich nur 1,6 t pro Kopf CO2 brutto emittieren, ergäbe das rund das Vierfache von Deutschland heute. Hinzu käme noch die „Vernichtung“ von CO2-Senken durch weiteres „Umpflügen der Erde“ (= Changed land use gemäß CoP 7, 2001 in Marrakesch), so dass in der nötigen „Netto-Rechnung“ laut IPCC (naturwissenschaftlicher Teil) es doppelt schlimm kommen kann. Und außer CO2 gibt es noch mindestens sechs weitere Treibhausgase – wie etwa Methan oder Lachgas. Es gibt viel zu tun! – Wolfgang Ströbele

 

Selten hat mich die Analyse eines Streitthemas so beeindruckt wie die Arbeit der beiden Herren Marten Behrens und Johannis Richter. Darstellung des Hintergrundes, Abfolge der offenen Fragen vor dem gesellschaftlichen Hintergrund mit all dem Konflikt um die Umwelt – wie auch der Wirtschaftspolitik. Solch eine Arbeit wünsche ich mir von den Parteizentralen der Regierung. Bei den handelnden Personen dort schwinden meine Hoffnungen. – Friedrich Freese

 

Wie peinlich und dumm von der CDU eine Anfrage zu machen, weil in der Abiturprüfung ein Text von Luisa Neubauer erörtert werden sollte. Der Auftrag des Gymnasiums ist ,Schüler zum Selberdenken zu erziehen und der Fähigkeit ,sich kritisch mit Texten auseinanderzusetzen. Das heißt natürlich auch mit Texten, die nicht konform mit Parteistandpunkten ,oder den Meinungen der Mehrheitsgesellschaft sind. Politische Einflussnahme in Schulen führen zB dazu, dass in den USA die Evolutionstheorie nicht mehr überall gelehrt werden darf. Weitere Beispielnennungen würden den Rahmen hier sprengen. Die Politiker sollten sich darüber klar sein, dass das Gymnasium nicht dazu da ist, primär pflegeleichte stromlinienförmige Erwachsene zu formen und Abiturienten von 18/19 Jahren keine leicht zu beeinflussenden Grundschüler sind. – Katharina Vogel

 

Dieses Streitgespräch ist leider kein Streitgespräch, da die Meinungen der beide jungen Männer sehr ähnlich sind. Schade. Wieder einmal wird die Idee dieser interessanten Rubrik negiert. Und dabei gibt es sehr viele Jugendliche, denen der Klimawandel recht gleichgültig ist. Die Strände von Ibiza, Rimini und Mallorca sind voll von jungen Menschen, die in erster Linie eine gute Zeit haben wollen. Jugendliche und junge Erwachsene sind keineswegs eine homogene Gruppe, die sich gemeinsam gegen die CO2 ausstoßenden Erwachsenen kämpfen und sich selbst kasteit. Leider nicht, Anbieter von Billigwaren werden ihre Artikel in großer Menge hier los, die Statistik über Flugreisen zeigt, dass die größte Gruppe junge Erwachsene sind, ganz zu schweigen von den fast ununterbrochenen Medienkonsum mit seiner sehr schlechten CO2 Bilanz. Bitte macht richtige Streitgespräche. – Anna Blank

 

Ein sehr kluger Beitrag von beiden Abiturienten, die sich zu Recht dagegen verwahren, nicht in der Lage zu sein, den Artikel von Luisa Neubauer kritisch zu beurteilen. Beachtenswert ist der Ansatz von Johannes Richter, Ideen und Technologieentwicklung sind besser als Verbote und Verzicht. Hier stellt sich mir die Frage nach den Zielen der C02-Reduktion: Soll dieses CO2 – Reduktionsziel offenbleiben und den technologischen Möglichkeiten und der Zumutbarkeit an Bevölkerung und Industrie angepasst werden oder nicht? – Michael Parys

 

Alle Achtung!! Nach dem Lesen der Texte der beiden jungen Abiturienten ist mir nicht mehr bange um „die Jugend“. Toll geschrieben und exzellent argumentiert. Deren Ausbildung/Schule war wirklich wunderbar und lässt mich um die Zukunft der beiden nicht bangen. Ich glaube und bin überzeugt, dass es eine Reihe von jungen Menschen gibt, die so gestrickt sind. An die Alten (ich auch): Lasst endlich mal die jungen Leute ran und nehmt Euch zurück!!!! – Walter Steininger

 

Die Skandalisierung des Umstands, dass ein Text von Luisa Neubauer zum Gegenstand der niedersächsischen Abiturprüfung gemacht wurde, ist der eigentliche Skandal. Zu Recht verteidigen die beiden jungen Gastautoren die Auswahl des Kultusministeriums, unabhängig von ihren inhaltlichen Positionen. Die CDU-Fraktion beweist mit ihrer Kritik dreierlei: Sie traut den eigenen Abiturienten nicht zu, sich eine eigene Meinung zu bilden. Und sie überschätzt die Wirkung öffentlicher Äußerungen der Fridays-for-Future-Aktivisten, so als ginge von ihnen eine Suggestivkraft aus, derer sich vor allem junge Menschen nicht entziehen könnten. Schließlich bezweifelt sie Objektivität und Urteilsvermögen der Lehrerschaft, abweichende Meinungen angemessen zu bewerten. – Rüdiger Paul

 

Lieber Johannes Richter, Sie haben wahre Worte lässig hingeschrieben. Nun ist aber auch Eines Wahrheit: Sie sind unglaublich jung, neunzehn Jahre, und haben ergo – so alles gut geht – mindestens noch siebzig Jahre oder mehr vor sich. Können Sie sich vorstellen, die Menschheit macht so weiter wie bisher? Können Sie sich vorstellen, dass die Erde in fünfzig Jahren drei Grad – durchschnittliche Jahrestemperatur! – wärmer ist als heute? Mich juckt das nicht; ich bin jetzt Zweiundsiebzig und werde dieses Dilemma mit Sicherheit nicht erleben. Aber wenn ihr Jungen so weiter macht wie wir es euch so viele Jahre vorgemacht haben, sehe ich ein recht dunkles Schwarz am Horizont heraufziehen. All die technologischen Errungenschaften haben nur dazu geführt, dass mehr Energie notwendig wurde, angefangen beim Feuer zur Nahrungsbereitung – eine ungeheure, aber eben auch eine ungeheuerliche Errungenschaft – über die Be-und Verarbeitung von Metallen, bis hin zu modernen Industrieanlagen. Alles brauchte immer mehr Energie trotz allfälliger Steigerung der Energieeffizienz. Und jetzt soll die technologische Entwicklung den Energiebedarf plötzlich senken? Dann träumen Sie genauso vom Perpetuum Mobile wie ein gewisser Herr Lindner. Bewegung benötigt Energie. Und wenn Sie eben Ihr Abi geschafft haben, sollte ja noch Dies und Jenes aus dem Physikunterricht in irgendeiner Hirnwindung gespeichert sein. Sei’s drum! Die viel wichtigeren Fragen sind doch: Wie viele Ereignisse wie im Ahrtal braucht’s im Jahr zum Umdenken; wie viele katastrophale Hitzesommer sollen denn noch die Ernten vernichten, die Wälder verbrennen, Wasser zum Kriegsziel machen, bevor wir einsehen, dass es nur – NUR! – mit Verzicht und Einschränkung weitergehen kann? Meinen Sie wirklich, sämtliche derzeit benötigten Energieträger können ohne Weiteres durch Strom aus Wind, Wasser und Sonne ersetzt werden? Wenn Sie wirklich meinen, dass die Erde auch ohne Einschränkungen – vor allem durch uns wohlstandsverwöhnte Mittel – und Westeuropäer – rettbar ist, sind Sie ein bedauernswerter Träumer. Und diejenigen, die sich ob des notwendigen Verzichts radikalisieren, sind wahnsinnige Ignoranten und Egoisten. Und wir Alten haben euch Jungen dieses Dilemma eingebrockt. Bitte verzeiht, wenn ihr könnt… – Matthias Lohse

 

Der Artikel von Luisa Neubauer hat mich seinerzeit selbst elektrisiert. Mit den beiden Stellungnahmen haben Sie die Pole der Debatte gut erfasst. Mir spricht Herr Behrens aus dem Herzen, zu etwa 99%. Der Vorwurf der „Indoktrination“ ist offensichtlich absurd: Ich selbst hatte um die Zeit des Abiturs in der Schule eine Rede von Joseph Göbbels zu bearbeiten; ich glaube, es war die berüchtigte im Sportpalast mit dem fragenden Satz: „wollt Ihr den totalen Krieg?“. Damals wäre ich nicht und wohl auch sonst niemand auf die Idee gekommen, wir Schüler sollten damit im Sinne des Nationalsozialismus „indoktriniert“ werden. Im Gegenteil habe ich damals die Chance genutzt, die manipulativen verführerischen Propaganda-Strategien des Redners – – die sich auch heute nicht nur bei Rechten und auch zu ganz anderen Themen finden – – auseinanderzunehmen und zu entlarven. Bei dem Text von Luisa Neubauer würde ich das allerdings eher umgekehrt machen, nämlich die Argumente der Gegner eines noch ausreichenden und rechtzeitigen Klimaschutzes entlarven samt ihren stetigen Appellen an den „inneren Schweinehund“ der Leser/Zuhörer. Herr Behrens spricht ja einiges an, wogegen leicht – – an Trotz-Bereitschaften, Wunschdenken, Bequemlichkeit und Egoismus appellierend – – Stimmung gemacht werden kann, wie, dass die Forderungen von Frau N. und der Klimawissenschaft uns alle viel Geld und/oder Arbeit und Einschränkungen kosten, oder dass alle mitmachen müssen. Sein Ziel und Zweck „doch noch das Zwei_Grad-Ziel zu erreichen“ ist allerdings für einen FFFler denkbar bescheiden, da mutmaßlich irgendwo zwischen 1,5 und 2 Grad die berüchtigten Kippunkte, zumindest einige davon, vollständig überschritten werden, nachdem der Beginn von selbstverstärkenden Prozessen ja bereits jetzt vieler Orts zu beobachten ist. Auch ich halte die Aktionen der „Letzten Generation“ für weitgehend kontraproduktiv, wenngleich ich immer bitte nicht zu vergessen, darüber nicht zu vergessen, wie viel mehr Menschen schädigend und sogar formell widerrechtlich viele andere in Machtpositionen agiert haben und noch agieren, die z.B. wie der Verkehrsminister gegen das 2021er Klimaschutzgesetz verstoßen, mit der Dreistigkeit, daraufhin statt Änderung ihrer Politik/ihres Verhaltens eine Änderung dieses Gesetzes zu fordern und das, wenn die Entwicklungen so bleiben wohl tragischer Weise auch durchsetzen. Aber Herr Behrens hat maximal Recht: „Der Klimaschutz darf nicht verlieren! „. Leider ist dieses Nicht-Dürfen weitgehend moralisch oder ethisch und sehr schwer justiziabel, wenngleich unser Verfassungsgericht 2021 sinngemäß ähnliches geurteilt hat. Aber dieses Gericht hat eben keine eigene Polizei oder Beamtenapparate und schon gar keinen Einfluss auf die Medien und kann trotz aller theoretischen Autorität die Regierungsparteien nur schwer zu etwas zwingen, schon gar nicht in dem Tempo, in dem die Verstöße gegen das Urteil nach meinem Eindruck vonstatten gehen.

Herr Richter mit seiner Skepsis bzgl. „Klimaaktivisten“ scheint ein Kandidat für konservative und wirtschafts-freundliche Partei-Jugendorganisationen zu sein. Seine Skepsis scheint mir in Wirklichkeit nicht nur gegen Aktivisten, sondern auch trotz seiner Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz gegen diesen selbst gerichtet zu sein, jedenfalls da, wo er nicht so bequem, billig und verzichtsfrei (mehr) sein kann, wie bis vor kurzem selbst viele grüne und Aktivisten geglaubt haben. Mit einigen Aussagen hat er allerdings Recht: So, dass viele „aus nachvollziehbaren Gründen lieber für einen Urlaub sparen als für eine Wärmepumpe“; oder, dass die Hoffnung auf (noch viel) höhere Subventionen als Ausgleich ( für die allermeisten) ein „Traumgedanke“ ist, oder schwer verantwortbare massive zusätzliche Verschuldung beinhaltete angesichts aller schon gewesener und sonst noch nötigen unerwarteten Ausgaben bei gleichzeitiger Ablehnung von starken Steuererhöhungen. Dass nahezu jedem und jeder die Folgen des Klimawandels bereits begegnet seien, ist auch ein billiges wohlfeiles Lippenbekenntnis, denn es lässt völlig offen, welche Steigerungspotentiale mit welchem Tempo und welchen selbstverstärkenden Prozessen diese bisherigen Folgen noch beinhalten. Bisher denken ja noch immer viele „ist ja sowieso schon passiert, wir können und müssen uns eben anpassen. Es gibt ja Klimaanlagen, trockenheitsresistente Pflanzen, Bewässerungssysteme, bessere Dämme gegen Fluten etc. etc.“ Seine Skepsis angesichts „Machbarkeit“ oder „Durchsetzbarkeit“ teile ich sogar; daraus ziehe ich aber nicht den Schluss, dass die Maßnahmen dann auch nicht nötig seien. Vielmehr ist es das größte Dilemma unserer Zeit, dass die „Machbarkeit“ der Menschheits-Rettung vor einer noch viel größeren Klimakatastrophe als bisher Maßnahmen u. Änderungen erfordert, die wegen bisher fehlender Mehrheits-Akzeptanz politisch immer noch kaum „machbar und durchsetzbar“ sind. Das liegt leider auch daran, dass selbst die Klimaschützer in Politik und NGOs bisher kaum gewagt haben den Menschen hier „reinen Wein“ einzuschenken, und lieber ein durch ihre jeweilige Politik viel „besseres Leben“ in Aussicht stellten als etwas wie Churchills „Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen“, wobei es diesmal sogar ohne Blut ginge, aber für das Ziel nicht nur der Freiheit, sondern des Überlebens großer Teile spätestens unserer Kinder und Enkel. Daneben liegt die fehlende Akzeptanz wohl auch daran, dass die in der Politik selbst kaum mit gutem Beispiel für mehr Bescheidenheit, Verzichts – und Opferbereitschaft vorangegangen sind, was regelmäßig bei ihren Diäten – und Pensions-Steigerungen zutage tritt, teilweise auch bei sonstigen Gier-Verhaltensweisen wie typischer Weise Wechsel in lukrative Lobby-Jobs. Die Abwehr allzu vieler gegen ausreichende konsequente und schnellstmögliche Maßnahmen ist eben leider nicht durch Fakten und Logik getrieben, sondern durch Wunschdenken, Trotz, Uneinsichtigkeit bzw. mangelhafte oder einseitige klima-ignorante Informationen, Fehlschlüssen und Illusionen wie „Technologien und Innovationen sind nicht nur nötig, sondern reichen auch aus“. Herr Richter hat ja leider allzu Recht, dass die „Grenzen des Verzichts . . .Schnell erreicht “ sind und „Unzufriedenheit gedeiht“. Das aber beweist keineswegs logisch, dass die kontroversen Belastungen unnötig seien. Wir erlebten und erleben in Geschichte und Leben ja immer wieder individuelle und kollektive Katastrophen aufgrund versäumter Verhaltens – und Politik-Änderungen, Investitionen, Reparaturen und sonstigen Maßnahmen, weil sie jeweils zu teuer, zu anstrengend, zu unbequem, zu ungewohnt verunsichernd, bei Alkohol-, Nikotin – und Drogenentzügen sogar sehr unangenehm sind. Wenn ich in meiner schönen Wohnung einen Wasserschaden ablehne, beweist das nicht, dass es nicht brennt und die Feuerwehr nicht schnell und massiv tätig werden müsste, egal ob ich selbst den Brandfolgen ausgesetzt bin oder „nur“ meine Kinder und Enkel. – Peter Selmke

 

Respekt vor den Abiturienten und vor der Schulinstitition, die diese Auswahl getroffen hat. So entsteht Meinungsbildung. Ein schwaches Bild allerdings für die CDU, die der Jungen Generation scheinbar wenig zutraut und die echte wichtige Klima-Probleme (auch) über Jahrzehnte verschlafen hat ( siehe frühe Warnung und Fakten des „Club of Rom“). Und Luise Neubauer hat auch recht, daß es eilt, das wir sofort handeln müssen – leider sieht es nicht danach aus, wie das traurige Schauspiel ums GEG zeigt, das nun weitere Verzögerungen bringt, die wir uns , weltweit, nicht mehr leisten können. Auch für die Besserwisser, Leugner, Nörgler und Wehleidigen steht als Alternative eine katastrophale Zukunft bevor, mit noch mehr Hitze, Dürren, Waldbränden, Unwetter und Überschwemmungen. Wir alle haben zu lange auf Kosten der Natur über unsere Verhältnisse gelebt und unseren Wohlstand erreicht. Es müßte eigentlich jedem klar sein, daß wir von diesem Wohlstand einen Teil für eine lebenswerte Zukunft aufwenden müssen. Die Argumente vom Abiturient Richter sind zwar diskutabel, aber was hilft uns eine produktive Wirtschaft und zufriedene Bürger/Wähler, die an ihrem Wohlstand „kleben“, wenn sie aus Wassermangel verdursten und/oder an Hitze sterben. Alle müssen an einem Strang ziehen – und das weltweit! Ob das gelingt. Die Hoffnung stirbt zuletzt!!! Ich hoffe, daß die Klima-Wissenschaftler und vernünftigen Klima-Aktivisten rasch Gehör finden und in „letzter Minute“ eine Wende gelingt. – Peter Gwinner

 


 

 

Leserbriefe zu „TIEF IM WESTEN“ von Carolin Würfel

 

Vielen Dank für den wohligen Artikel! Ich habe ihn so gern gelesen und viel geschmunzelt. Ihre Gedanken und „Bilder“ kommen mir sehr bekannt vor. Ich bin selbst in Ost-Berlin geboren und aufgewachsen, aber „schon“ nach dem Abitur in den Westen gegangen (und war auch eines Tages in Bonn zu Besuch, auch um die Luft der „alten Bundesrepublik“ zu schnuppern). – Theresia Engelhardt

 

Ich bin kein engagierter Leserbriefschreiber, doch hier sehe ich ernsten Anlass zum Widerspruch. Das Konzept dieses Artikels schien mir zu Beginn vielversprechend, die Reise einer Ostdeutschen in den „wahren Westen“, es versprach interessant und entlarvend zu werden für das durchaus gegebene Überlegenheitsgehabe des sogenannten „Wessis“. Schon vor der Lektüre befürchtete ich, dass es um mein geliebtes Hannover gehen würde, schließlich ist es eine schon fast olympische Disziplin, das Hannoverbashing. Und so kam es ja auch, die nötige Abhandlung über die tote City (wir arbeiten dran!) und den wirklich heruntergekommenen Steintor saß man gnädig aus. Jede Stadt hat unschöne Seiten, und die meisten Einkaufsinnenstädte ähneln sich. Aber Linden! Als Abiturient, der sämtliche seiner achtzehn Lebensjahre hier verbracht hat, bin ich entsetzt von dieser oberflächlichen Abstempelung unseres wunderbaren Stadtteils. Hat die Autorin den Von-Alten-Garten besucht, sich auf dem Lindener Markt treiben lassen oder ist an der grünen Leine zur Wasserkunst entlangspaziert, hat sie die Atmosphäre der Limmerstraße gespürt oder eine unserer vielen schönen Kirchen besucht? Nein, aber ein „Szenetreff“ und oberflächliche Beobachtungen auf der Straße erfassen das Wesen dieses Viertels und ermöglichen ein kollektives Bemitleiden der achso angehängten Hannoveraner*innen! Es gibt hier Menschen, die den Wandel vom Arbeiterviertel über das verschrienen Ausländerviertel mit den türkischen Gastarbeitern hin zum hippen Szeneviertel im Würgegriff der Gentrifizierung erleben durften, mit denen sollte man reden und nicht mit dem NDR. Frau Würfel war nicht in der wunderbaren Altstadt direkt neben der City, am Maschsee oder beim Neuen Rathaus mit dem Maschpark, ist in der Nähe von Landtag spazieren gewesen oder hat das Faustgelände besucht. Nein, wir Hannoveraner*innen sind nicht zu bemitleiden. Wir sind beschenkt mit einer vielfältigen bunten Stadt, die wir stetig verbessern, die unter den Top drei der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands ist und in der ein anständiges Deutsch gesprochen wird. In dieser Stadt weilten nicht gerade die Besten der Geschichte (Bismarck, Schröder, Haarmann), doch eine Größe des Nordens und ein Exempel westdeutscher Entwicklung von der Wirtschaftswunder-Autometrople zur grünen Stadt mit Eilenriede und Fahrradfreundlichkeit sind wir allemal. Nächstes Mal also vielleicht mit den Menschen reden statt sie zu bemitleiden. Ich danke für Ihr Verständnis. – Sebastian Lippe

 

Ein saublöder Bericht im AfD-Niveau. Alternative für Dösbattel, wie wir im Norden sagen. – Dieter Ehlert

 

Als gebürtigem Gummersbacher gefällt es nicht so gut, dass seine Heimatstadt der Autorin als Ausgeburt des provinziellen Miefs des Westens vorkommt. Abgesehen davon, dass Kölscher Kaviar nichts mit dem Humor des Oberbergischen, falls es den geben sollte, zu tun hat, sondern eben eine kölsche Erfindung ist, ist die gnadenlose Naivität der Autorin schon fast bewundernswert. In fast jedem Diskurs über den Osten wird die Deindustrialisierung als Grund für die schlechtgelaunte AFD Wählerschaft unterstellt. Wo die Autorin in Gummersbach hergegangen ist, stand mal eine Firma, die weltweit 5000 Mitarbeiter hatte, rundherum gab es ein dutzend kleiner Startups des 19 Jahrhunderts. All das ist schlicht von der Globalisierung weggefegt worden. Was geblieben ist, ist beileibe nicht provinziell im Sinne von kleinstädtisch und historisch gewachsen muffig. Was die Autorin gesehen hat, ist das was übrig bleibt, wenn Menschen als Arbeiter nicht mehr gebraucht werden, höchstens noch als Konsumenten und was dann noch steht, erledigt der schlechte Stadtplaner. Was man beim Reisen lernen kann, hängt auch ab von Neugier und einem gewissen intellektuellen Rüstzeug. Wo das fehlt, da gibt es eben aus Versehen warme Blutwirst. – Dieter Schöneborn

 

Ganz schön arrogant Ihre junge Autorin und die Redakteure in den Exklaven Hamburg und München. Dass dann nur noch Konstanz bestehen kann, wenn man aus den Puppenhäusern des Ostens kommt, ist dann verständlich. Ich in der Provinz weiß nicht einmal, was „kinky“ bedeutet. – Jürgen Schmitz

 

Wie die Autorin schon vermutet hat, wird es einen “ Aufschrei“ geben, wenn man in Ihrem Artikel die Charakterisierung der Stadt Hannover liest. Richtig , denn diese ist verunglimpfend, da sie nur die Problemecken der Stadt abhandelt, die zahlreichen schönen Seiten jedoch völlig unerwähnt lässt, z.B. den Maschsee, die Altstadt mit Leineufer und Surfwelle, Classic Open Air, die Herrenhäuser Gärten und Anderes. Mein “ Aufschrei“ gilt aber nicht nur der unzutreffenden Charakterisierung Hannovers, sondern vielmehr dem gesamten Artikel, der nur so von Arroganz, Voreingenommenheit und Selbstüberschätzung trieft! Wie kann jemand, der Westdeutschland eigentlich nicht kennt, es ungesehen als “ dumpfe Provinz“ etikettieren? Nicht Bonn ist “ peinlich“, sondern dieser Artikel! Ich lese die ZEIT seit mindestens 2 Jahrzehnten und schätze das Niveau der Artikel! Der oben genannte von Carolin Würfel ist aber meilenweit entfernt davon! – Jutta Fischer

 

An so einem Hitzesonntag wie heute bleibt man zuhause und blättert nochmal in Der ZEIT. Dabei bin ich auf diesen Artikel gestoßen, und das Thema Ost-West interessiert mich immer wieder. Ich bin in Mecklenburg geboren, 1933, also no bin ein Kriegs- und Nachkriegskind, mit elf Jahren in den Westen gekommen, aber immer wieder im Osten gewesen, sowohl vor als auch nach der Wende. Bei der Abwicklung von altem Familienbesitz in den 90ern habe ich einen Freund aus den Kinderjahren wieder getroffen und Menschen, die ohne das berühmte Ossijammern die neue Zeit einfach angepackt und erfolgreich erobert heben. Auch in Leipzig bin ich bis etwa 2010 regelmäßig gewesen und habe vom Wiederaufbau dort wie auch in anderen Städten des Ostens einiges gesehen und miterlebt. Ich kann also mitreden, und daher nehme ich mir die Zeit zu diesem unsäglichen Artikel etwas zu schreiben. Normalerweise geht der Vorwurf, dass Westdeutsche kaum in die neuen Länder fahren aber dieser umgekehrte Fall ist sicherlich auch reichlich unerklärlich zumal für eine Zeitungsschreiberin Umso erschreckender, dass dabei so eine oberflächliche auch weitgehend untypische Schreibe herauskommt. Fünf Städte in einer Woche kann schon nicht gründlich sein, aber die Auswahl der Örtlichkeiten für die Beurteilung einer Stadt ist schon besonders: Hannover nur von Linden, dem alten Industriegebiet, aus zu beurteilen, ist schon sehr einseitig.

Würfel schreibt immerhin selbst, dass es eigentlich nicht reicht. In Bonn gäbe es , gerade was die Nachkriegsgeschichte beider Deutschlands angeht, bestimmt interessantere Orte als diese Kneipe, aber wenn man die alten Politiker vor allem gerne als Saüfköppe darstellen will, dann muss das wohl so sein. Nein, keiner schämt sich hier für Bonn mit seinen modernen Museen und seiner neuen Karriere als eines der wichtigen UNO-Zentren. Bei Köln, wo ich ja lebe, würde wohl kaum ein Einheimischer sagen, dass man ausgerechnet im Café Reichard den wahren Kölner kennenlernen kann. Dazu wäre sie tatsächlich besser noch etwas länger in unserer Stadt geblieben, die wir übrigens gar nicht so in die Reihe der größten Weltstädte einordnen. Natürlich sind die Züge hier alle trödelig und unpünktlich, aber mit der Bestellung von lokalen Gerichten wie dem Kölschen Kaviar oder dem Halven Hahn, kann der Fremde schon mal richtig überrascht werden. Schön! und dann noch das Ding mit den Vibratoren! eben: das echte Erleben einer Kleinstadt im Westen. Konstanz ist natürlich ein Superort, und ein guter Abschluss einer solchen Reise, auch wenn man vom ICE aus nur Wände sieht und nicht wie bei der Fahrt nach Hannover viel Grün – das ist eben Ost/West. Aber der schöne Abschluss der Reise sei gegönnt. Auffällig an so einem Reisebericht ist, dass kein einziges Mal von Gesprächen mit Menschen vor Ort die Rede ist. Das bestätigt den Eindruck der Voreingenommenheit und des nur oberflächlichen Hinschauens. Das bisschen nette Ironie dabei sei geschenkt. Und mit so einem minderwertigen Artikel kann also eine Schreiberin gutes Geld sogar bei der ZEIT verdienen. Ich habe noch nie eine allzu hohe Meinung vom Stand de Journalisten gehabt, aber wegen ihrer Notwendigkeit lese ich z.B. auch die ZEIT. So lange Leserbriefe schreibe ich auch nur an solchen Ausnahmehitzetagen wie heute. Aber ich glaube, es war mal nötig. – Ludwig Fensch

 

Wie kann ein Artikel Ihre Redaktionskonferenz passieren, der dermaßen oberflächlich recherchiert, extrem voreingenommen und in unerträglich arrogant-schnöseligem Tonfall die Keule über den ach so „dumpfen“ Westen schwingt? Soll das etwa lustig und hip sein? Liebe Frau Würfel: Das von Ihnen im „schlimmen“ Hannover Monierte (Nachkriegs-Bausünden, Baustellen, Hotel im Rotlichtviertel) finden Sie genau so auch in Leipzig, Halle, Dresden und Berlin – und sogar in Konstanz. Liebe ENTDECKEN-Redaktion: Wenn schon wieder Hannover-Bashing, dann bitte originell und geistreich! Der spöttische Blick der Autorin auf die Welt spiegelt die Arroganz der selbstverliebten deutschen Hauptstadtbohème auf den Rest der Republik. Mit den Uhren-Specials im ZEIT-Magazin kommen wir noch einigermaßen klar. Aber bitte ersparen Sie uns in Zukunft solche trostlosen „Reiseberichte“! – Sabine Göttel und Olaf Neumann

 

Beim Lesen des Textes kam mir das abgedroschene „Reden ist Silber und Schweigen ist Gold“ in den Sinn. Ich bin selber aus dem Osten und lebe dort (Dresden). Mir ist völlig unverständlich, was man für ein Leben führt, wenn man bei dieser beruflichen und privaten Biografie über Ostdeutschland und Berlin inklusive der erwähnten Kurzbesuche in München und Hamburg in Deutschland nie hinausgekommen ist? Und sich derartig abfällig über diese Regionen und Menschen in diese Banalität zu äußern (ich habe persönlich mit den Menschen und Orten genauso wenig zu tun wie Frau Würfel) klingt irgendwie total spießig und nicht gerade weltoffen. Ich denke für alle von uns, egal ob aus Ost oder West ist ein bisschen Demut und die Devise „Leben und Leben lassen“ angebrachter. Gerade dann, wenn man zu dem Thema nichts -aber auch garnichts – zu sagen hat! Der Artikel schmerzt, ich hoffe, Sie bekommen noch ordentlich Gegenwind! – Sabine Maass

 

Schade, dass Carolin Würfel nicht auch Oberhausen, Gelsenkirchen, Dortmund oder eine andere, völlig beliebige Stadt des Ruhrgebiets besucht hat. Sie hätte sich dann ein noch genaueres Bild von der westdeutschen Provinz machen und vor Ort beobachten können, wie „dumpf und wohlhabend (!!!)“ hier mehr als 5 Millionen Menschen leben. – Monika Emden

 

Als „alter, weißer Mann“ habe ich auch so meine Erfahrungen gemacht – mit Hannover, Köln, Bonn – und vielen anderen Zielen „Tief im Westen“ !! Auch mit Konstanz – wobei ich trotz vieler Besuche nie einen „SALZGERUCH“ feststellen konnte – wie auch ? Es mag Ziele an Ost – und Nordsee geben, die dieses Vergnügen bieten. Aber der Rhein / Bodensee bei den „sächselnden Konstanzern „??? Ansonsten aber ein flotter und lesenswerter Artikel von Carolin Würfel! – Hans J. Doil

 

Wer hat diesen voreingenommenen Artikel zur Veröffentlichung freigegeben ? Der Hamburger Kollege weiss also ,dass auch z.B. in Universitätsstädten die Menschen dumpf und provinziell sind. Aber wir wollen ja anständig sein !Da bin ich aber froh. Dann Hannover ; : vor Jahren stand in der Zeit der Satz : der Bahnhof eignet sich nur zum Einsteigen und nicht zum Aussteigen . Der Satz war damals schon dumm und überheblich. Wenn Frau Würfel in Hannover ausschließlich in das alte Arbeiterviertel Linden geht, jetzt sehr beliebt bei Studenten, außerdem am Steintor ein Hotel hat und danach ihren Bericht schreibt möchte ich ihr den Vorschlag machen den nächsten Reisebericht über Berlin zu machen, nachdem sie ausschließlich Kreuzberg besucht. – Gerda Kreiensculte

 


 

 

Leserbriefe zu „AUSGANG OFFEN“ von Harro Albrecht und Martin Spiewak

 

Bestürzt nehme ich zur Kenntnis, dass sich alle drei Diskutanten lediglich noch über das Wie der Sterbehilfe streiten, nicht länger jedoch über das Ob. Ich empfinde es daher als meine Pflicht, dem Rad in die Speichen zu fallen und darauf hinzuweisen, dass das Leben – und zwar das ungeborene ebenso wie das alternde und kranke – einen unverfügbaren, absoluten Wert darstellt, über das Gott allein verfügen darf. Wenn menschliches Leben nicht schützenswert und unantastbar ist, dann ist überhaupt nichts schützenswert und unantastbar. Abtreibung und Sterbehilfe sind unethisch, sind – biblisch gesprochen – Sünde. – Marcel Haldenwang

 

Die Zugführer und alle, die verstümmelte Leichenteile einsammeln müssen, werden es begrüßen, wenn Menschen künftig in Würde ihr Leben beenden dürfen. – Wolfgang Felbinger

 

Ihr Beitrag ist gut aufbereitet, es kommen unterschiedliche Sichtweisen zu Wort. Dennoch fehlt mir die Sicht der Hauptakteure (ich vermeide absichtlich das Wort „Betroffene“), nämlich wir Menschen, die ihr Leben irgendwann selbstbestimmt beenden wollen. Kein Hausarzt, noch weniger Psychotherapeuten o.ä. Fachmediziner, die mich gar nicht kennen, kein Pfarrer, keine Beratungsstelle kann und darf für mich entscheiden, ob mein Leben für mich noch lebenswert ist oder nicht. Nur weil ich „erst“ 50,65 oder 78 Jahre alt bin und statistisch gesehen noch einige Lebenszeit vor mir habe, darf ich keinen Sterbewunsch haben? Und wenn ich hochbetragt und schwer krank bin, kann ich auch nur nach einer kaum zumutbaren Tortur über zig Beratungsstellen meinen Sterbezeitpunkt selbst bestimmen? Und das auch nur, wenn ich eine Person finde, die meinen Sterbewunsch begleitet und entsprechende Medikamente ausgeben darf. Die Politik, die so vehement Leben schützen möchte, hat es nicht einmal fertiggebracht, trotz seit Jahrzehnten vorliegenden demografischen Daten den Pflegesektor diesen Zahlen anzupassen. Ein Pflegeheim nach dem anderen schließt, weil Pflegemitarbeitende fehlen. Und die Zukunft verschlechtert diese Situation wohl noch. Von den hohen Kosten für Pflege (die sicher berechtigt sind, die sich aber viele gar nicht leisten können) ganz zu schweigen. Ist es da nicht geradezu erleichternd für die gesamte Gesellschaft, wenn Menschen, statt unlebenswert (was sicher sehr subjektiv, aber die einzige relevante Sichtweise ist) ans Haus, an ein Pflegeheim gebunden zu sein, lieber sterben wollen? Wer nicht vermögend ist, kann sich wahrscheinlich kein Pflegeheim mehr leisten und wer möchte seinen Kindern oder dem Partner zur Last fallen?

Ich habe Spaß am Leben, wenn ich selbstbestimmt leben kann, machen kann was ich will – und auch sterben kann, wann ich will. Liebe Politiker, Ärzte, Fachleute und alle, die sich an der Diskussion über Sterbehilfe beteiligen, fragt bitte zuerst uns Menschen! Und zwar auch dann, wenn wir noch keine Patienten sind, sondern selbstbestimmte Wesen, die ihre nahe und fernere Zukunft eigenverantwortlich planen wollen. Macht es den Ärzten nicht unnötig schwer, die einem Sterbewilligen helfen wollen und respektiert aber auch die Mediziner, die sich dem verweigern. Nur so können auch wir „Otto Normalos“ würdig von dieser Welt gehen, auch wenn wir nicht über die finanziellen Mittel verfügen, dies in anderen Ländern wie Schweiz oder Dänemark zu realisieren. Ich möchte zu Hause, vielleicht sogar im Kreise meiner Lieben sterben, wenn ich den Zeitpunkt für gekommen halte. Und wenn meine Familie und Freunde nicht dabei sein wollen, habe ich dafür Verständnis. Abbringen von meinem Wunsch nach selbstbestimmtem Sterben wird mich das aber nicht. – SDH

 

Hier ein Hinweis auf einen Fehler im Artikel „Ausgang offen“ in der aktuellen Zeit, No. 27. Im Beitrag von Bern Oliver Maier auf den Schriftsteller Carl Amery verwiesen. Tatsächlich gemeint ist hier vermutlich der Schriftsteller Jean Améry und dessen Schrift „Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod“ aus dem Jahr 1976. – Silvan Niedermeier

 

Was nützt eine Beratung, wenn sich anschließend nichts bessert? Was sagen Sie der lebensmüden 86-Jährigen ohne Angehörige oder Freund*innen? Was sagen Sie der/dem dauernd Bettlägerigen, die/der vor sich hin vegetiert? Was der Heimbewohnerin / dem Heimbewohner, die/der weiß, dass der/die Partner*in wegen der hohen Heimkosten verarmt? Solange die Einsamen einsam bleiben, Heimbewohner und deren Partner*in verarmen und Menschen, die Anspruch auf ambulante Pflegeleistungen haben, keinen Pflegedienst finden, der noch neue Pflegebedürftige annimmt (Das ist in Deutschland die Regel, nicht die Ausnahme.), empfinde ich den Beratungszwang als ziemliche Heuchelei kirchlich geprägter Politiker*innen. – Ulrich Willmes

 

Ich empfehle allen, die sich intensiv mit dem Thema „Sterbehilfe“ befassen, den grandiosen Film „Supernova“ mit Colin Firth und Stanley Tucci in den Hauptrollen anzuschauen. – Bernd Guth

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Bitte lesen Sie das!“ von Judith Hermann et.al.

 

Ihre aktuelle Titelgeschichte ist eine waschechte Mogelpackung. Sie versprechen literarische „15 Empfehlungen für diesen Sommer …“ Was ich bekommen habe, sind schwere dunkle Geschichten, die sich am allerwenigsten für einen schwitzheißen, meersalzigen, sandfüßigen Sommer eignen. „15 Empfehlungen für einen deprimierenden Sommer“ hätte es bei der Auswahl eher getroffen. Ich hätte gewarnt sein sollen: Autoren empfehlen in der Regel Bücher mit denen sie zeigen, was für intellektuelle Großkaliber sie selber sind: „Wer sowas liest, muss ganz schön belesen sein. Wow!“ Da ich keinen Sommer voll schlechter Laune erstrebe, werde ich also auf Wassili Grossmann verzichten. Da ich ein Buch lesen möchte (wie Sie es in der Schlagzeile versprechen), ignoriere ich demzufolge auch die Empfehlung, ein Filmskript von Terence Malick im Internet zu suchen. Ich hoffe, Sie empfehlen zur Frankfurter Buchmesse nicht Bücher für ein gelungenes Osterfest. Ich bleibe guter Hoffnung. Auch nach diesen deprimierenden Sommer-Empfehlungen. Irgendwie. – George Sanders

 

Vielleicht ist das „letzte Ergebnis“, das Sie vermissen, oder die Lehre aus dem Stück eine Charakterisierung der Spezies Mensch, die sich, sogar auf mehrerlei Weise, das eigene Haus anzündet und weiß, dass sie daran zugrunde gehen wird, es dennoch nicht lassen kann, sondern sich selber fasziniert beim Untergang zuschaut. Und dabei nicht glauben will, was sie sieht, wie der Herr Biedermann. Der Antagonismus zwischen den beiden Seiten entspräche demnach der Janusköpfigkeit des Menschen, der einerseits auf keinen Fall (aus)sterben will und andererseits so pfeilgerade und wissend auf die große Zerstörung zusteuert wie Biedermanns Haus dem Feuer. Darin sind wir verwandt mit dem Skorpion aus der Fabel, der dem von ihm gestochenen und sterbenden Frosch sagt: „Ich kann nichts dafür, es ist meine Natur“ und seinerseits stirbt. So gesehen, ist das von Ihnen gewählte Stück nicht nur total zeitgemäß, sondern sehr philosophisch: danke dafür! – Barbara Schaden

 

Die Kunstsparte Literatur kann allein für diese Themensetzung in der ZEIT dankbar sein. Allein schon wegen der prominenten Positionierung , wo doch die Kulturberichterstattung hinter täglichen Schlagzeilen über Krisen und Probleme der Politik und Wirtschaft zurücktritt. Von Zeiten einer literarischen Leitfigur wie Vaclav Havel ganz zu schweigen, der es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von der Gefängniszelle als Präsident an die Spitze Tschechiens geschafft. Leider ist er heute fast in Vergessenheit geraten. Dieses vorausgeschickt und auch angesichts der Tatsache, dass das einst von Marcel Reich-Ranicki gegründete und in die Prime-Time des ZDF gelandete Literarische Quartet danach in die Spätstunden verband wurde, ist der Präsentation von Buchvorschlägen fünfzehn namhafter Autoren wie Eva Menasse, Juli Zeh und Daniel Kehlmann ein großes Interesse zu wünschen. Auch deshalb, weil es hier nicht um Eigenwerbung geht. Bei der Vorstellung Werke anderer Autoren erfährt man als Leser etwas über das Sichtfeld bekannter Literaten. Das erweitert den Kreis anspruchsvoller Literatur für die Leserschaft und hebt sich ab von der Wirtschaftsbrille, die allein auf Verkaufszahlen gerichtet ist. – Peter D. Schmidt

 

Wie wunderbar wird hier geschwärmt und erzählt von literarischen Entdeckungen der letzten Zeit! Und wie gern läse ich hier: Beate Hannen, Wie bei euch. Es sind kleine Erzählungen für kurze Auszeiten: Vertrautes wiedererkennen, Neues entdecken, beim Lesen sich wohlfühlen – das könnte auch für Leser und Leserinnen der ZEIT gelten! (Beate Hannen: Wie bei euch. Erlebte und erfundene Geschichten; Books on Demand, Norderstedt 2023; 140 S.) – Beate Hannen

 

Ja, wunderbar: die Sommerlektüre. Ja, bitte lesen. „Bananen passen hin und wieder zum Kaffee……Haferkekse passen ebenfalls ganz gut dazu“ am Teich Der vorausschauende biedermännische Haarwasserfabrikant, Hilfe es brennt! Bitte Melchor, der Schocker, wirklich?. Am Nordseestrand sollte man natürlich Deutsche Gedichte lesen, oder eher vom Kalten Engel oder Das Drehbuch. Danke : Titel bitte, was exzentrische Dichter im Winter lesen, aber nein, Sommerlektüre für Zeitleser? „ Mein Liebchen, da hast du gefehlt, du hättest so hübsch von deiner Lektüre erzählt.“ Das Verlässlichste seit Jahren in der „Zeit“ ist die Annonce des roten Turmferienhauses In Cilento, was lesen wir da? – Christa E. Hüppchen

 

Besonders progressiv ist es ja nicht, das Titelthema. Die „üblichen Verdächtigen“ sind mal wieder angefragt worden, um ihre Meinungen und Einschätzungen kundzutun. Und auch wenn es dabei nur um die allsommerliche Frage nach der literarischen Zerstreuung während der diesjährigen schönsten Wochen geht, so muss es zwar nicht immer Kaviar, aber eben auch nicht immer nur (intellektueller) Eintopf sein. Denn der daraus resultierende Mangel an Originalität und Vielfalt verleidet mitunter sogar die Lust aufs Zeitunglesen. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Brüder im Hass“ von Paul Middelhoff et.al.

 

Ich bin sehr froh, dass es mutige Journalisten gibt, die so offen schreiben. Der Artikel betrifft mich auch sehr persönlich, bin ich doch die Schwiegermutter von Pastor Steven Anderson. Gerade war meine Tochter mit 9 ihrer 12 Kinder in Deutschland zu Besuch. Natürlich freut man sich als Mutter, wenn man die eigene Tochter nach etlichen Jahren wieder einmal sieht. Und Enkelkinder treffen kann, die man bisher nur von Foto kannte. Leider kam es nach einem gemeinsam verbrachten Tag zu so großen Differenzen zwischen uns, dass ich ein weiteres Zusammentreffen absagte. Ihr Artikel hat mir wieder bewußt gemacht, dass es richtig war, mich nicht nocheinmal mit meiner eigenen Tochter zu treffen. Manchmal tut es sehr weh, das Richtige zu tun. Danke an die 4 Journalisten für diesen Beitrag! – Elisabeth Malitschenko

 

Man bezieht sich auf behördliche Wahrsagungen und Verallgemeinerungen, dass sich bürgerliche Kreise radikalisieren, und fördert mit vier, scheinbar unterbeschäftigten oder ansonsten überforderten Journalisten in „der sündigen Nation Deutschland“ eine dankbar und mit Stolz empfundene Aufmerksamkeit für einen ominösen „Ratschluss Gottes“ und die davon abgeleitete und propagierte Rücksichtslosigkeit für Dritte. Ist die ZEIT von allen Geistern verlassen? Zieht man noch die Teilnahme di Lorenzos in Maischberger absurden Werbeaktion für die AFD hinzu, weil man glaubt, dass allein die eigene, scheinbar seriöse Anwesenheit bei einer absehbaren und eindeutigen AFD – Missachtung der Demokratie deren Sympathisanten vom falschen Weg abbringt, wächst die Sorge um einen naiven deutschen Journalismus. – Jürgen Dressler

 

Die gut gewählte Überschrift “ Brüder im Hass“ machte mich neugierig. Erschreckend, dass im Namen Gottes Hassprediger ihr Gift versprühen dürfen. Der Missbrauch Gottes durch bestimmt nicht unintelligente Menschen ist tragisch und gefährlich zugleich. Aber das ist ja nicht neu, schon immer wurde mit dem Gottesbegriff Schindluder getrieben und es hört nie auf. Das Tragische: Gott kann sich nicht dagegen wehren – aber wir könnten es. – Henri Müller

 

Grundsätzlich ein herzliches Dankeschön für Ihre Arbeit! Über den Baptisten-Artikel habe ich mich jedoch gewundert. Da haben Ihre vier Autoren doch schon viel fundiertere Artikel geschrieben! Ich weiß tatsächlich nicht, wer sich alles Baptisten nennen darf, aber in Deutschland (und nicht nur hier) gibt es den BEFG, der Körperschaft des öff.Rechts ist. Hier sind viele Baptistengemeinden auf Bundesebene organisiert, dann haben wir die Landesverbände und schlussendlich die Ortsgemeinden. Eine „Führung“ haben wir vielleicht nicht, aber einen Präsidenten und einen Generalsekretär (ein paar Jahre sogar eine G-Sekretärin!). Aber tatsächlich sind die Ortsgemeinden sehr divers und basisdemokratisch. So wünschen wir niemandem einen Tumor irgendwohin und spätestens meine Generation leistet Überzeugungsarbeit bei den Altvorderen, dass das biblische Homosexualitätsverständnis im kulturellen Kontext gelesen werden darf, ohne dass unserem Gott ein Zacken aus Seiner Krone fällt. Übrigens gründete J.G.Oncken in Ihrer schönen Stadt Hamburg die erste deutsche Baptistengemeinde, soweit ich weiß. Die in Ihrem Artikel genannte Gemeinde wird garantiert nicht zu unserem Bund, der auch bei der ACK ist, gehören. Warum haben Sie das nicht differenziert?

….ich vergaß zu erwähnen, dass auch in unseren Gemeinden Laien predigen dürfen. Unsere Pastorinnen und Pastoren haben jedoch ein Theologiestudium an einer Universität oder an der staatlich anerkannten Hochschule in Elstal/Brb, deren Träger der BEFG ist, absolviert. – Judit Beck

 

Ich bin immer wieder fassungslos, wie undifferenziert in den Medien, leider auch in der von mir sehr geschätzten ZEIT, über (deutsche) Freikirchen berichtet wird und damit alle Gemeinden in einen Topf geworfen werden! Für Menschen, die sich mit der deutschen bzw. weltweiten Freikirchenlandschaft nicht auskennen, entsteht dadurch ein verzerrtes Bild, das nicht erkennen lässt, dass es neben den fundamentalistischen Gemeinden, über die so gern, wie auch hier, berichtet wird, auch theologisch moderate Gemeinden gibt, die sich in ihrer theologischen Ausrichtung nicht allzu sehr von der EKD unterscheiden. In Ihrem Text gibt es den spärlichen Hinweis, dass es sich bei den Baptisten nicht per se um eine radikale Kirche handle und dass es keine einheitliche Religionsgemeinschaft sei. Das stimmt. Dass es jedoch keine Führung gäbe, ist nicht zutreffend – weder für den Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden, in dem die meisten deutschen Baptistengemeinden zusammengeschlossen sind und bei dem es sich um eine Körperschaft des öffentlichen Rechts handelt, noch für die diversen amerikanischen Baptisten-Bünde, die darüber hinaus auch international vernetzt sind – und durchaus über Leitungsebenen verfügen. Der Name der Pforzheimer Gemeinde ist in diesem Kontext total irreführend. Zwar trägt sie die Bezeichnung Baptistengemeinde, sie gehört aber keinem deutschen Freikirchenbund an, was sich mit einem simplen Blick ins Impressum der Homepage feststellen lässt. Warum Sie in diesem Zusammenhang einen Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte heranziehen und keinen Religionswissenschaftler, der die deutsche Freikirchenlandschaft kennt und diese Gemeinde einzuordnen weiß, ist mir zudem schleierhaft. Ich würde mir wünschen, dass die ZEIT ihrer Leserschaft zukünftig einen differenzierteren Blick auf Freikirchen vermittelt – und damit nicht den weit verbreiteten Eindruck verstärkt, dass alle Freikirchler radikal und theologisch fundamentalistisch eingestellt sind. – Julia Behla

 

Herr Urban sollte vielleicht mal ein Eis essen oder in den Urlaub fahren. Das ist ja nicht auszuhalten, was der da für Statements von sich gibt. Meine Güte! – Michael Ayten

 


 

 

Leserbriefe zu „Preis der Freiheit“ von Adam Soboczynski

 

Dieser Leitartikel erinnert an die von Sal­man Rush­die benannten Grundprobleme unserer Zeit. Er spricht mir aus dem Herzen. Die Errungenschaften der Aufklärung können nur bewahrt werden, wenn diese durch Bildung, Kultur, Medien immer wieder ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt werden. Das Jahrhundert der Aufklärung, „Jahrhundert des Lichts“ wie es die Franzosen bezeichnen, leitete aus meiner Sicht eine Entwicklung ein, die letztendlich die Demokratie ermöglichte. Beide bedingen einander. Es wird immer gesellschaftliche Kräfte geben, die aus den verschiedensten Gründen ihre eigenen Interessen über die Werte der Aufklärung stellen. Offensichtlich hat diese Tatsache Salman Rushdie motiviert, sich diesem Problem zu widmen. Initiativen zu einer breiten Debatte blieb leider aus. – R. Reiger

 

Sie betonen zu Recht in Ihrem Beitrag die Bedeutung der Redefreiheit für die Demokratie. Bei Ihrer Aussage „Sie ist nicht verhandelbar“ frage ich mich allerdings, ob Sie damit meinen, dass auch Aussagen, die Menschen die Würde absprechen, die zu Gewalt aufrufen, die Völkermorde leugnen, dadurch gedeckt sind. Für mich sind sie das nicht. Und mir ist klar, dass diese Haltung auch dazu missbraucht werden kann, die Redefreiheit anderweitig einzuschränken. Aber diesen Balanceakt müssen Demokratien leisten. – Sabine Moehler

 

Als hätte ich geahnt, dass Salman Rushdie wieder auf einschlägigen Titelseiten gewürdigt werden würde, las ich kürzlich die “Die satanioschen Verse“. Zum ersten Mal. Aus Neugier, woher wohl die ganze Aufregung in Teilen der islamischen Welt. Es sind eigentlich nur zwei kurze Erzählungen, die sich auf Mohammed und sein Gefolge beziehen. Die aber haben es in sich, vor allem die zweite (in „Rückkehr nach Jahilia“). „Humor“ möchte ich das nicht nennen, allenfalls sarkastischer Humor. Das liest sich schon etwas wie „Verhöhnung“. Ich bin kein Moslem, aber ich kann mir vorstellen, dass Menschen, für die Mohammed quasi Heiligenstatus genießt, die Szenen im Bordell von Jahilia/Mekka garnicht so lustig finden. Das rechtfertigt natürlich in keiner Weise einen Angriff auf Leib und Leben. Wir sollten uns aber von Überheblichkeit fernhalten. In unserer freiheitlichen Gesellschaft ist es mitunter auch schwer, die Freiheit des Wortes durchzusetzen. Ich erinnere an den Fall der jungen Biologin, die an der Humboldt Universität über die Geschlechter in der Biologie referieren wollte und von Eiferern der LBGTQ-Szene daran gehindert wurde. Die Universitätsleitung knickte ein, und die Freiheit der Wissenschaft ging im Schlachtengetümmel vor unser aller, ach so aufgeklärten Augen ohne nennenswerten Widerstand unter. – Hans Pfeiffer

 

Ja! Salman Rushdie ist ein würdiger Preisträger für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Aber auch ein mehr als würdiger sogar repräsentabler und „überfälliger“ Kandidat für den Literatur-Nobelpreis. Wie ehemals Thomas Mann explizit für die „Buddenbrooks“ müsste Salman Rushdie den Nobelpreis für sein Werk „Mitternachtskinder“ bekommen, ohne den Wert seiner anderen Bücher zu schmälern. Das wäre literarisch und politisch ein echtes Statement aus Stockholm. Salman Rushdie ist ein Kosmopolit und ein Wortmächtiger Geschichtenerzähler alter Schule. Mit einem unverbrauchten Blick auf die neuen Zeiten und ein echter Menschenfreund trotz seiner Erfahrungen mit Hass und Verfolgung durch religiös Verblendete Fanatiker. Sein Demokratieverständnis ist offensichtlich weiterhin unerschütterlich. Er hat seiner Heimat – und Geburtsstadt Bombay (heute: Mumbai) ein literarisches Denkmal erschrieben; wie Heinrich Böll für Köln und Günter Grass für Danzig. Darüber hinaus ist Salman Rushdie ein Redegewandter Freiheitskämpfer für das kulturelle Erbe seiner und der jungen Generation. Er schreibt und redet weiter und widerlegt so seine Kritiker und seine Feinde und erfreut seine Hörer -und Leserschaft. Er ist und bleibt ein Seismograf und Kompass für aufrechte Haltung sowie einer echten Lebensbejahung die bewundernswert ist und einmalig im „Zirkus“ der guten Literaten und tatsächlich ohne Selbstbeweihräucherung, wie sie hier und da schon mal vorkommt. Sehr wichtig finde ich die Bitte, die Aufforderung Salman Rushdies Bücher neu oder wieder zu lesen. Allen voran die „Mitternachtskinder“ und „Die satanischen Verse“. Natürlich auch das neueste Werk „Victory City“. Man muss sich auf seine erschaffenen Welten und seine überbordende Phantasie einlassen um sich darin zu verlieren und auch wiederzufinden. Großartig! – Felix Bicker

 

Alle Literaturpreise seien Salman Rushdie gegönnt – er ist ein bemerkenswerter, guter Schriftsteller. Einen Preis der Freiheit ihm zu geben, wäre auch voll angemessen. Aber darum geht es in Frankfurt nicht. Sondern um einen Friedenspreis. Ich frage mich: Haben die von der Jury ihn wirklich verstanden? Es ist doch gerade das Coole an Salman Rushdie, dass er so eine frische, konfliktfreudige Alt-68er Schreibe hat. Dass er Dinge aufspießt, die weh tun. Wofür er denn auch eine Reizfigur bei orthodoxen Muslimen geworden ist. Salman Rushdie hat zuletzt seine Rede vor dem amerikanischen PEN beendet mit den Worten „The struggle goes on“. Struggle – das ist es, wofür er aller Ehren wert ist. Frieden ist auch schön, aber etwas Anderes. – Gereon Vogel-Sedlmayr

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Milliarden-Acker“ von Kolja Rudzio

 

Bringt es der grüne Wirtschaftsminister Habeck tatsächlich fertig, 10 Milliarden Euro aus dem „Klima – und Transformationsfond“, die für eine ökologische Verwendung gedacht waren, in eine Chipfabrik des US-Konzerns Intel zu investieren? Diese Chipfabrik wird rund 400 Hektar produktives Ackerland unwiederbringlich zerstören, sie wird mehr Strom verbrauchen als die ganze Stadt Magdeburg und sie wird einen enormen Bedarf an Wasser haben, bei dessen Aufreinigung zur Wiederverwendung kaum abbaubare und potenziell krebsauslösende Chemikalien zurückbleiben. Hat man beachtet, dass die Förderung von Wasser durch den Klimawandel schwieriger wird und schon heute der Grundwasserspiegel fast flächendeckend sinkt. Magdeburg ist jetzt schon eine eher wasserarme Region, die Elbe nicht gerade mit einer gleichbleibend hohen Wasserführung gesegnet. – Wolfgang Hachtel

 

Man kann nur hoffen, dass die EU den Milliardendeal stoppt, wenn es so weit kommen sollte, dass die Ampelregierung dem Vorhaben entgegen aller Fakten, die dagegen sprechen, zustimmt. Auch sollte allen Befürwortern der Milliarden-Subvention aus der Politik klar sein, dass sich damit das politische Blatt in den Neuen Bundesländern nicht ändert, sofern man das mit ‚Morgengabe’ an INTEL als Nebeneffekt erhoffen sollte. – Harald Seidel

 

Wo bleibt bei der Beurteilung des Standortes der ökologische Aspekt? Braucht man dort kein Umweltverträglichkeitsgutachten? Während anderenorts ein alter Baum mit Fledermausbewohnern den benötigten Anbau an eine Grundschule zu verhindern droht, werden in der Börde 400 ha fruchtbarer Boden für immer zerstört! Boden ist unsere Lebensgrundlage, nicht vermehrbar und weder renaturierbar noch recycelfähig! Diese Standortwahl ist ökologisch völlig unverantwortlich! Solange so mit unverzichtbaren Naturressourcen umgegangen wird, kann es keine ökologische Wende und keine Nachhaltigkeit geben! – Artur Behr

 

Die Bedenken, die Sie zur Ansiedlung einer Chipfabrik des US-Konzerns Intel in Magdeburg in Ihrem Artikel beschrieben haben, sprechen mir aus der „Seele“. Vermisst habe ich allerdings den Hinweis darauf, dass hier 400 ha von Deutschlands bestem Ackerboden der Magdeburger Börde, geopfert werden und damit künftigen Generationen die Grundlagen für die Ernährung für immer entzogen werden. Dieser fruchtbare Boden entstand in Tausenden von Jahren. Außerdem wird es aufgrund weiterer Nachfolgeinvestitionen und baulichen Entwicklungen in den angrenzenden Landkreisen, nicht bei 400 ha bleiben. Auch dann wird es sich um landwirtschaftliche Flächen handeln. Tesla durfte in Brandenburg in einem Wasserschutzgebiet ohne Genehmigung bauen und entzieht dort in einem von der Dürre besonders betroffenem Gebiet zusätzlich große Mengen Wasser. Was ist da los in Deutschland, dass unsere Lebensgrundlagen bei der Abwägung der Standorte nicht die ihr gebührende Bewertung erfahren und stattdessen die Schaffung von Arbeitsplätzen an erster Stelle stehen? – Gisela Hoke

 

„Nachhaltige und qualifizierte“ Arbeitsplätze für je drei Millionen €. Übersetzt heißt das: Bitte bitte, gebt uns Arbeit, den Lohn bringen wir mit. (Das durchschnittliche Lebenseinkommen hierzulande beträgt 1,5 Millionen €.). Mental ist das Land immer noch geprägt von der Angst vor Arbeitslosigkeit. Arbeitskräftemangel, gibt es den? – Hans List

 


 

 

Leserbriefe zu „Codewort »Wunder«“ von Laura Cwiertnia

 

So ein Wunder wie in Kolumbien wird die Welt noch brauchen. Da wir aber nach wie vor den Eindruck haben, nicht schon im Absturz zu sein, glauben wir entspannt an eine weiche Landung, wo wir doch die Zeichen der Klimakatastrophe ständig vor Augen haben und längst wissen, dass wir massiv umlenken müssten. Glauben fest daran, dass unsere hohen Erwartungen an eine funktionierende Normalität stets erfüllt werden. Glauben, dass wir einen Anspruch auf Rettung haben, selbst wenn wir uns mit Vorsatz in unseren Wohlstand verrannt haben. Wir vertrauen auf unsere Schönwetter-Intuition und eine künftige magische Technik. Wir werden zu unserer Rettung alles brauchen, was in Kolumbien das Wunder möglich machte: Respekt, Überwindung von Gegensätzen, Zusammenarbeit aller Kräfte, übermenschlichen Einsatz, Demut. Wir werden auch brauchen, was die Kinder überleben ließ: Zusammenhalt, Zutrauen, Resilienz und eine steile Lernkurve in der Not. Kolumbien, ein kleines Symbol für die zu erwartende übermenschliche Aufgabe der Rettung der Menschheit im menschengemachten Klimawandel. – Reinhard Koine

 

Die wundersame Rettung der vier kolumbianischen Kinder aus dem Regenwald hat auch hierzulande viele Menschen zu Tränen gerührt. Dass die Rettungsteams zu lange durchgehalten haben, verdient grossen Respekt! Die Geschichte erinnert ein bisschen an die Novelle „Bergkristall“ von Adalbert Stifter. Dort werden zwei Geschwister von heftigem Schneefall überrascht. Der Schneeflocken verwischen ihr eigenen Spuren, sie finden den Rückweg nicht mehr. Die Nacht, ausgerechnet die „Heilige Nacht“ verbringen sie in Eiseskälte. Der Eisdom als starre, todeskalte Umarmung! Auch im Regenwald werden die Spuren verwischt, nicht vom Schnee natürlich, sondern vom Dauerregen. Das hat die Arbeit der Rettungsteams zusätzlich erschwert. Der „Bergkristall“ ist zweimal verfilmt worden. Vielleicht gibt es bald eine kolumbianische „Variante“. – Lorenz Wüest

 

„War es für die Kinder also leichter zu überleben, weil sie indigenes Wissen hatten ?“ Was für eine Frage, ganz sicher war es das. Schicken Sie Kinder aus sogenannten zivilisierten Gesellschaften in den Dschungel und es wird kein Wunder geschehen. Das überhebliche, koloniale Denken gegenüber indigenen Völkern und deren Wissen über die Natur und die Welt hat leider immer noch nicht ausgedient. Es wird Zeit von den indigenen Menschen zu leben. Es ist wunderbar, im wahrsten Sinne des Wortes, dass die Kinder überlebt haben. – Franziska Martin

 

Sie widmen der Geschichte der vier im kolumbianischen Urwald verschollenen Kinder die ganze dritte Seite, aber genauso wie alle anderen Medien, bleiben Sie an der schönen Oberfläche des magischen Realismus und der Verbrüderung von Militär und indigenen Völkern bei der Suche nach den Vermissten. Und es gibt sogar ein Happy End! Keine Redaktion hat sich mit den Hintergrundfragen beschäftigt, die erklären könnten, warum sich die Kinder so beharrlich versteckt haben: warum saßen sie überhaupt in diesem Flugzeug? Es ist zumindest ungewöhnlich, dass vier indigenen Kinder und ihre Mutter mit dem Häuptling in einem Flieger unterwegs waren. Waren sie vielleicht auf der Flucht? Wovor? Und: warum ist der Flieger abgestürzt? Und dann die Suche: 40 Tage lang unermüdlich und ununterbrochen suchen. Das sind fast 2 Monate. Mir kommt es sehr lange vor. Es ist verführerisch, über das marquezsche magische Realismus die Geschichte erklären zu wollen; Fakt ist aber, dass das Leben der indigenen Völker in Lateinamerika gefährlich und oft grauenvoll ist, und nichts Magisches aufweist. Davon wollte aber diesmal keiner berichten, auch Sie nicht. Ich habe von der ZEIT die Aufdeckung der Hintergründe erwartet. Sie sind diesmal im Mainstream geschwommen. – Gabriella Hoffmann

 


 

 

Leserbriefe zu „»Die Tiere brauchen mich«“. Gespräch mit Ariane Kari geführt von Merlind Theile

 

Es gleicht einem Wunder. Es wurde eine Person als Tierschutzbeauftrage gefunden, die mit Sachverstand und Praxiswissen weiß worum es geht und auch klare Vorstellungen zur Verbesserung der Tierwelt mitbringt. Frau Ariane Kari als Tierschutzbeauftragte ist ein Volltreffer ! Ich wünsche mir oft, dass auch Ministerinnen und Minister mit nur etwas Sachstand ins Amt gewählt werden, damit nicht ein Kinderbuchautor die Volkswirtschaft lenkt oder eine Außenministerinnen nur zu Fotostermin einlädt, anstatt Diplomatie zu betreiben. Ich wünsche Frau Kari viel Erfolg bei Ihrer großen und wichtigen Aufgabe. – Reinhard Schmitz

 

Tierische Produkte sollten verpflichtend mit den Haltungsstufen 1-4 ausgezeichnet werden, auch alle Milchprodukte. Aber weil es eine zu große und mächtige Lobby der Landwirte gibt, wird nicht einmal das durchgesetzt. Letztendlich müssen die Haltungsstufen 1, 2, und 3 verboten werden. Das ist Tierquälerei. Tierhalter , die ihre Tiere in diesen Stufen halten, sollten nach dem Tierschutzgesetzt bestraft werden. Ansonsten erlaubt man Menschen ja auch nicht einfach mal Gesetze zu brechen. Ich verstehe nicht, warum das Tierschutzgesetz nicht auch für alle Nutztiere angewandt wird und finde es einen Skandal, dass an den meisten Unis Tierschutzrecht nicht einmal gelehrt wird. Wenn man ein bisschen weiss, wie es z.B. in der Schweinemast zugeht, glaube ich nicht, dass dies nur ein Aufklärungsproblem ist. Die Haltungsstufe 4 ist gerade noch vertretbar aber durchaus auch verbesserungswürdig. Im Gegenzug muss Landwirten dringend geholfen werden, die ihre Haltung umstellen. Als Verbraucherin komme ich aus dem Kreislauf: Tierproduktion, Tierhaltung und Tierverwertung nur raus, wenn ich mich vegan ernähre. Kühe z.B. müssen immer wieder kalben um Milch zu geben. Und was passiert mit den Kälbern? Die werden den Müttern weggenommen, damit wir die Milch konsumieren können. Das Geschrei der Tiere ist in der Regel groß und sie leiden. Und dann werden sie geschlachtet. Frau Kari hat vollkommen Recht; wenn man Milch trinkt, kann man auch Kalbfleisch essen…. Eine vegane Ernährung die dann am besten auch noch regional und saisonal sein sollte ist aber problematisch bezogen auf einige Nährstoffe. Wir Menschen sind nun mal Mischköstler und brauchen auch alles, wenn auch nicht in dem Umfang, wie wir es verzehren und schon gar nicht in dem Masse, wie es produziert wird. Eine Tierschutzbeauftragte im Bund ist überfällig. Ich wünsche Frau Ariane Kari viel Erfolg und einen langen Atem. – Petra Harink

 

Grundvoraussetzung für die Entwicklung jeder menschlichen Hochkultur war es schon immer, dass in ausreichender Menge hochwertige Nahrungsmittel vorhanden waren. In der bisherigen Menschheitsgeschichte spielten dabei biologisch hochwertige Eiweiße von Tieren eine herausragende Rolle. So wurde bereits im 7. Jahrtausend vor Christus in Anatolien Milchwirtschaft betrieben und breitete sich von dort aus über ganz Europa aus. Im 4.Jahrtausend vor Christus war sie bis in das südliche Skandinavien vorgedrungen. Tiere und deren Produkte dienten in früheren Zeiten aber nicht nur als menschliche Nahrungsquelle, sondern auch religiösen Zwecken. Sie fanden Verwendung als Grabbeigaben für Verstorbene und als Opfergaben für die Götterwelt. Solche Rituale zeigen die hohe Bedeutung, die die Mensch-Tier-Beziehung schon damals innehatte und darüber hinaus ein hohes Maß an Dankbarkeit, das der Mensch gegenüber den Tieren besaß. Die grundsätzliche Infragestellung der Nutzung oder gar die vollkommene Zurückweisung von tierischen Produkten aus der menschlichen Ernährung hat viel mit Unkenntnis und noch mehr mit Undankbarkeit zu tun. Die Herstellung der vielen schmackhaften und gesunden Milchprodukte, z.B. in handwerklich betriebenen Sennereien, stellt eine wahrhaft hohe Kunst dar, um die uns der Rest der Welt stets beneidet hat. Solche Strukturen gilt es zu fördern und zu erhalten.

Frau Ariane Kari, die neue Tierschutzbeauftragte des Bundes, macht im ZEIT-Interview, bezogen auf unsere Milchwirtschaft, eine höchst befremdliche Aussage: „…wenn man Milch trinkt, sollte man m.E. auch Kalbfleisch essen…“ – als ginge das eine nicht ohne das andere. Ich bin selbst seit über 40 Jahren Tierarzt und keinem Tier mehr verbunden, als der Kuh. Zwar gibt tatsächlich keine Kuh Milch, ohne dass sie vorher ein Kalb geboren hat. Aus jedem Kalb aber wird ein erwachsenes Rind, meist ein Bulle oder eine neue Kuh, wenn man dies nur zulässt. Die Produktion von Kalbfleisch im Zusammenhang mit Rinderzucht ist ein zwar möglicher, aber keineswegs zwangsläufig folgender Wirtschaftszweig. Ganze Nationen verzichten weitgehend darauf. Warum aber dann diese vollkommen in die Irre führende Aussage einer Fachfrau, die es doch besser wissen muss? Ideologische Gründe? Konsumenten ebenso wie z.B. Landwirte, Senner, Metzger oder andere Produzenten von Lebensmitteln tierischer Herkunft wünschen sich im Landwirtschaftsministerium kompetente Menschen, die unsere Haustierrassen und den guten Umgang mit ihnen wertschätzen und die die Jahrtausende alten Beziehungen zwischen Mensch und Nutztier pflegen, verbessern und weiter entwickeln. Wenn man dagegen heute erleben muss, dass ganze Berufszweige pauschal ins Zwielicht gesetzt und diskriminiert werden, packt einen blankes Entsetzen. Wir alle haben dabei viel zu verlieren! – Bernhard Bundscherer

 

„Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.“ (Albert Einstein). Man muss diesen elementarischen Artikel nicht nur besonders intensiv als Vegetarier lesen, um zu erkennen: in welchem Dilemma sich die Tierschutzbeauftrage des Bundes, Ariane Kari befindet, sie selbst Vegetarierin und (fast auch grundsätzlich) Veganerin – und in dem ZEIT-Interview mit Merlind Theile bekennend: „Seit Ende des Tiermedizinstudiums versuche ich, mich tierleidfrei und umweltschonend zu ernähren, aber auch zu leben. Auf Dienstreisen habe ich manchmal nicht die Wahl. Und bevor ich vor lauter Hunger nicht klar denken kann, greife ich auch mal zum Käse. Aber in der Regel esse ich keine tierischen Produkte. Nur auf Fleisch zu verzichten, finde ich einen Schritt in die richtige Richtung…“ Es ist erstaunlich, wie die studierte Tiermedizinerin und spätere Amtstierärztin aus Baden – Württemberg: hier klare persönliche Position bezieht aus ihrer eigenen Besichtigung gegenüber dem Tierleid – und damit sicherlich die fleischproduzierende Industrie und auch die gesamte „Nutz“-Tierbranche vor den brutalen Kopf stößt, gar in ein moralisches Dilemma bringen – nicht aber stürzen – könnte… Seit Darwins evolutionärer Erkenntnis, sollten wir sogenannten Menschen doch wissen, dass wir ebenfalls aus dem Bereich der Tiere abstammen, aus dem Meer kamen und dann über die Affenverwandtschaft durch einen Zufall der herausgefallenen Unnatürlichkeit: uns zu dieser absonderlichen Menschengattung und Menschenüberhöhung entwickelten – und somit doch auch in freiem Willen und mit (womöglicher) Vernunft: uns auch gegen das Töten von Lebewesen entscheiden können, nicht raubtierhaft uns von Fleisch ernähren müssen… Auch die Tragiken der gegenseitigen Menschen-Abschlachtungen und Ermordungen in Kriegen, Vernichtungen und Massenmorden bis hin zu den Konzentrationslagern: kann nur von Menschen durch Menschen sich wahnsinnig ereignen und so grauenvoll eskalieren… Auch aus dem Grund, dass in dieser Tierwelt, im Meer überall: das Fressen und Gefressen-werden das Überlebensprinzip sein müsse – hat mich zum Atheisten werden lassen! Kein guter Gott kann solch eine Welt als Schöpfer eingerichtet haben – nein: dieses gesamte mörderische System ist in der Tierwelt bedingt durch das Überlebenmüssen und dadurch zwanghaft unausweichlich vorhanden… Wir Menschen aber haben den Verstand und die Vernunft: uns dafür oder dagegen zu entscheiden! Das bedeutet ebenso auch: Vegetarier sein zu können und mit dieser Verinnerlichung sich gegen das Töten zu verhalten, seine Verantwortung einzubringen und dadurch ein (auch insgesamt) empathischer Mensch zu sein…

Der Leserbriefschreiber empfindet, dass erst durch dieses (Massen)-Tiermorden überhaupt die Hemmschwelle des Ermordens von Menschen an Menschen überschritten und möglich wurde – da das zusammenhängende Leben letztlich doch nichts mehr wert sein kann in dem Zerstören und Vernichten dieser lebensnahen Anwesenheiten. Es ist für einen Vegetarier, also auch für Ariane Kari (1987 in Pforzheim geboren) eine furchtbare Vorstellung – wie diese Mitgeschöpfe, diese sogenannten Tiere letztendlich nur zu dem Zweck gezüchtet und gehalten werden: damit sie dann als Schlachtvieh: an den Menschen „verfüttert“ werden – und der RvM kann sich vorstellen: mit welcher doch inneren Traurigkeit die Tierschutzbeauftragte des Bundes mitansehen, mitfühlen und dennoch erkennen muss: dass sie gegen diese gewaltsame Macht der Tiervernichtungs-Industrien keine Chance einer Einsicht oder Umkehr auffinden kann! Das Massenmorden an den Tieren wird endlos weiter funktionieren: in Deutschland werden (nur von dieser Tierart zu schreiben) über 55 Millionen Schweine pro Jahr abgeschlachtet! Hier in diesem Deutschland findet ein unvorstellbares Tieremorden statt – in den Schlachthöfen Tag für Tag: zehntausende von Tieren ermordet, abgeschlachtet – man muss das so drastisch benennen: es sind Massenermordungen an Lebewesen, an unseren Mitgeschöpfen! Wenn Lamm-oder-Kalbsbraten gegessen werden, sollte doch zuvor erkannt sein können: dass es sich hierbei um Kinder von Tiermüttern handelt – als ob wir unsere Babys und Kleinkinder zur Schlachtung freigeben und aufessen… Und zuvor werden zumeist diese Tiere in extrem engen Aufenthalten bis zu ihrem Tod – eingepfercht, gemästet und dann in das Verrecken abtransportiert. In Großschlachtereien arbeiten tausende von Menschen: die aus diesen Lebewesen dann irgendwelche Verfleischungen herstellen bis hin zur Wurstverarbeitung – man muss sich das vergegenwärtigen: Schweine, Kühe, Pferde, Schafe, Kälber, Lämmer usw. kommen in diesen Schlachthöfen an – und sind dann in der massenmörderischen Produktion nichts als in Teile aufgeteilte und verwurstete Fressalien für die unersättlichen Menschen: die sich keine Gedanken machen über diese Vernichtungsmaschinerie in/zu den abgelegenen Verstecktheiten und Heimlichkeiten der Ermordungsindustrien… Und dann werden auch noch „lachende und freudige“ Werbekühe und Werbeschweine plakatiert aufgezeichnet, die quasi sich selbst als Aufzufressendes anpreisen… Wie heißt doch der Spruch aus dem Volksmund in der Übertragbarkeit des Daseins: „Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber!“ Welch ein zusätzlicher Zynismus aus den gnadenlosen und unersättlichen Menschenhirnen…

Mein Onkel war Tiermedizin-Student, als er sein Praktikum in einem Schlachthof ableisten sollte – und er bei diesen schrecklichen Abläufen dort: in Ohnmacht fiel. Später dann hat er sich in der Milchwirtschaft universitär als Professor betätigt. Über diese furchtbaren Vorgänge in den Schlachthöfen durfte und konnte ich mit ihm nie diskutieren – er lehnte hierbei jede Diskussion und seine Einstellung (als Veterinär) dazu ab! Aber seine Tränen haben mir als jungem Menschen alles aufgezeigt, was in ihm dabei vorgegangen war und vorging – man muss hierbei kein besonders sensibler Mensch sein: es ist eine grauenhafte Vorstellung zwischen diesen entsetzlichen Menschenmentalitäten leben zu müssen… Dabei ist die fleischlose Ernährung wissenschaftlich als die gesündere Nahrungsaufnahme für den menschlichen Organismus, erwiesen – wird zudem die Stärke und Ausdauerkraft gefördert und auch die Lebensandauer diesbezüglich viel gesundheitlicher dokumentiert. Der RvM-Leserbriefschreiber mit seinen 74 Jahren, joggt regelmäßig, hat kein Übergewicht und keinerlei Probleme mit seinem Wohlbefinden, kennt keinen Zucker und keinen Bluthochdruck und sonstige Leidigkeiten! Er ißt seit über 50 Jahren kein Fleisch, kaum Milchprodukte und versucht auch dadurch ein seelenausgeglichenerer Mensch zu sein – und das hat mit persönlicher Einbildung nichts zu tun! Ich kann nicht einerseits Haustiere mögen, sogar oft als Menschersatz gegen die Einsamkeit, und gleichzeitig Fleisch von Tieren auffressen: die zuvor noch: tierhalterisch „gequält“ und ermordet werden. Man könnte endlose Anführungen zu den Massentierhaltungen berichten, aufzählen: welcher Profit hierbei im Vordergrund steht – und mit welcher schlimmen Skrupellosigkeit die Tiere als Sache zur Vermarktung kommen… Die Werbung behauptet: Fleisch sei ein starkes Stück Leben! Genau das beweisbare Gegenteil ist der Fall – Fleisch ist für den Menschen ein geradezu oft tödliches falsches „Lebensmittel“, denn wir sind in unserer körperlichen Gesamtübersicht, Vegetarier: denn, woher kommen wohl die vielen Krebskrankheiten und krankhaften Todesfälle in unserer Gesellschaft der Fleischfresserei… Jedes Jahr werden 84 Kilogramm Fleisch in Deutschland pro Person (Babys und Kleinkinder sind in dieser Statistik mit einberechnet) aufgefressen – anders kann man dieses Fleischverbrauchen nicht bezeichnen! Und sich zudem weiterhin vorstellen zu müssen, dass rohes Tatar (das so gegessen wird) letztlich noch kurz zuvor frisch vom geschlachteten Tier, durch den „Fleischwolf“ gedreht wurde… Ist so etwas Entsetzliches überhaupt mit klarem Verstand und mit der moralischen Vernunft, zu vereinbaren und psychisch ertragbar? In welch einer Evolution befinden wir uns? Es gibt in dieser Menschenwelt ganz bewusste vegetarische Gesellschaften – die in ihrer Gesamtheit friedliche Gemeinschaften sind!

Letztlich kann man nur hoffen, dass die Tierschutzbeauftragte des Bundes: vielleicht den sogenannten „Nutztieren“ insgesamt in ihrer jetzigen Amtsausübung: zumindest vor dem Ermordet-werden und Abschlachten: einige Linderungen in der Tierhaltung verschaffen kann! Doch gegen dieses Machtzentrum der Massentierhaltung und der Fleischindustrie: wird Frau Ariane Kari wahrscheinlich keine wirklichen Veränderungen ausrichten können – es sei denn: sie hätte freie Hand und könnte mit ihrer inneren vegetarischen Haltung auch nach außen hin in die bundesdeutsche Gesellschaft hinein – durch die entsprechende Aufklärung und Werbung: eine Umkehrung zum anteiligen Vegetarismus, zum allmählichen Fleischverzicht zu den Menschen solidarisch erreichen… Gleichwohl antwortet Ariane Kari auf die Frage der ZEIT-Reporterin Merlind Theile – „Glauben Sie, dass die Deutschen in 100 Jahren noch Tiere halten, um sie zu essen?“ sehr deutlich und wenig hoffnungsvoll antwortet: „Auf jeden Fall. Ich glaube, für viele ist es wirklich legitim, Tiere zu essen, wenn die Tiere vorher gut gehalten wurden und wenn die Schlachtung so abläuft, dass man sagen kann: Das war in Ordnung.“ Diese Aussage macht den Leserbriefschreiber traurig und er weiß hiermit schon: dass die Bundesbeauftragte für Tierschutz des Bundes: letztlich hier schon im Ansatz ihres Amtsstartes quasi resigniert! Doch abschließend sei dennoch an Ariane Kari die Frage gestellt: ob sie es weiterhin gesetzlich als Ausnahmeregelung bestehen läßt, dass für Religionsgemeinschaften: Millionen von Tieren geschächtet werden dürfen – obwohl das Tierschutzgesetz für die Allgemeinheit in Deutschland (für jede Bürgerin und jeden Bürger) doch zu gelten hat! Warum werden hierzu Ausnahmeregelungen erlaubt – obwohl die Tiere zu diesen Schächtungen extrem körperlich und seelisch bis zum Eintritt ihres Todes: leiden müssen! Ändern Sie diese grauenvollen Sonderregelungen – Frau Ariane Kari als Tierschutzbeauftragte des Bundes. Damit könnten Sie diesen Tieren viele zusätzliche Leiden, Qualen und Schmerzen erlassen! Walten Sie (im Namen unserer leidenden Mitgeschöpfe) Ihres-schützenden Amtes! In der Überschrift des Artikels von Merlind Theile ist ja explizit Ihre persönliche und amtliche Aussage zu lesen: „Die Tiere brauchen mich!“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Flöße der Medusa“ von Michael Scott Moore

 

„Naiv oder zynisch“: Besser kann man den Umgang der EU mit dem Thema Migration nicht beschreiben. Danke für diese verstörende und deshalb so notwendige Reportage. – Siegbert Philipp

 

Eine berührende Reportage. Doch eine Lösung der Misere bleibt der Autor schuldig. Wobei der Vergleich mit den Boatpeople schon deshalb hinkt, weil die Amerikaner ja Kriegsbeteiligte und deshalb verantwortlich waren. Die weitere These, die meisten hätte keine Ahnung, was sie erwartet, ist unglaubwürdig. Wer 500 -1000 Euro für die Schleuser aufbringt, hat auch ein Smartphone, das weltweit jede Information liefert. Die Entscheidung zu einer lebensgefährlichen Reise mag dennoch verständlich sein, nur ist das „Herz weit, die Aufnahmefähigkeit begrenzt“ (Joachim Gauck ). Oder mit Sloterdijk: es gibt “ keine moralische Verpflichtung zur Selbstzerstörung“. Die horrenden Flüchtlingszahlen entwickeln sich immer mehr zum Spaltpilz in der Gesellschaft und Turbo für Rechtsaußen. Bitter, aber wahr: In dieser Konfliktsituation darf und muss sogar eine Gesellschaft die Notbremse ziehen und vorrangig die eigenen Interessen voranstellen. Nicht “ auf Kosten“ der Flüchtlinge, aber zu deren Lasten. Die ,wie gesagt, vorher wissen, was auf sie zukommt. – Christoph Schönberger

 

Ein schwerwiegender Fehler ist, vor allem junge Männer aufgrund europäischer und besonders aufgrund vergleichsweise hoher deutscher Sozialleistungen (im Vergleich zu afrikanischen Möglichkeiten) auf die Idee zu bringen, die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer zu wagen. Alte, Kranke, Behinderte und Schwache lässt man zurück, was ethisch auch fragwürdig sein könnte. Statt in kriegsfreien Staaten des Kontinents heimatnah mit europäischer finanzieller Unterstützung Möglichkeiten zu schaffen, die nicht nur einen geschützten Aufenthalt ermöglichen, sondern auch über Ausbildungen einen sozialen Aufstieg bieten. – Johann Rentz

 

Vielen Dank für den Artikel an Michael Scott Moore. Auf der gleichen Seite, wie wir entspannt und entschleunigt in den Sommerurlaub fahren können. Krass! Deutlicher kann der Unterschied nicht sein. (Klar die Zeit muss sich mit Anzeigen finanzieren) – Marlies Haveneth-Paul

 


 

 

Leserbriefe zu „Unsere neue Macht“ von Laurie Penny

 

Auch wenn die Autorin verzweifelt versucht, sich und die „Woke-Bewegung“ als Hüterin liberaler Werte darzustellen – es gelingt ihr überhaupt nicht! Denn das Gegenteil ist die Wahrheit – die Woke-Bewegung ist in ihrem Kern und Wesen illiberal, intolerant, ideologisch, militant und destruktiv – und das zeigen zahllose Fälle und Opfer, von denen hier nur J. Rowling genannt sein soll, und andere, die etwa geltend gemacht haben, dass es , biologisch betrachtet, tatsächlich zwei Geschlechter gebe… Sie alle wurden zum Opfer von Shitstorms erkoren, gecancelt, boykottiert, öffentlich „hingerichtet – und zwar von der Woke-Bewegung, für die die Autorin hier eine Lanze bricht! Liebe Frau Penny, Ihre Haarfarbe, und welches „Pronomen“ Sie für sich verwenden – sorry, aber das ist – komplett irrelevant! Mit anderen Worten: es interessiert wirklich niemanden! Damit lenken Sie doch nur ab von Ihrer Verdrehung und Umkehrung der Wirklichkeit! An die Verantwortlichen bei der ZEIT, die solcherlei Ergüssen eine Seite im Feuilleton einräumen zu müssen glauben: gehen Sie mal ein wenig „in sich“ – und reflektieren Sie Ihr Selbstverständnis und Ihren „Auftrag“! – Karl-Heinz Grau

 

Man wundert sich, dass die ZEIT in einer Essay-Reihe, in der Denkerinnen und Denker analysieren sollen, „ob die westlichen Werte und Ideen noch zu retten sind“, einen solchen Text veröffentlicht. Ein unausgegorenes und intellektuell nahezu anspruchsfreies Stück, das auch noch ausgerechnet persönliches Erleben – der neue Freund – zum Aufhänger nimmt, um die dürftigen Gedanken zum Thema Wokeness zu skizzieren. Frau Penny zählt sich zu den Menschen, die „versuchen eine bessere Welt aufzubauen.“ Wie originell. Es käme allerdings darauf an, die Prämissen offenzulegen und zu diskutieren, behaupten kann das jeder. (Und es ist ja im Namen des Guten schon so manches Unheil angerichtet worden). Sie tritt natürlich für liberale Werte ein –­ ­­wenn es um ihre Belange geht, darf man sagen, bei anderen ist man zuweilen nicht so pingelig: Man denke nur an den Fall Kathleen Stock. Und klar ist für sie, dass Männer nun plötzlich Angst haben, dass ihnen soziale Gewalt von Frauen drohen könnte. Ach, wie albern! Ich zum Beispiel habe keine Angst, ich bin gefasst wütend. Denn Penny und andere schränken seit Jahren die freie Wissenschaft und den offenen Diskurs ein, sie und ihre Gesinnungsgenossen sind, pars pro toto, oft erstaunlich offen für Antisemitismus. Generell setzen sie auf Betroffenheit und Beleidigtsein statt Argumentation. Fast fürchtet man, es könnte ihnen gelingen, eine Religion der Wokeness und des Genderismus zu begründen: die dann am Ende nicht mehr zu kritisieren wäre, denn Glaube ist bekanntlich sakrosankt. Schöne neue Welt, oder um die Frage nach der Zukunft des Westens zu beantworten. Sie wäre düster, denn man würde sich von aufklärerischen Werten und Ideen peu à peu verabschieden. – Eckhard Hooge

 

„Ich hatte einer Freundin eine SMS mit meinem Aufenthaltsort geschickt, wie es die meisten Frauen tun, wenn sie den Abend mit einem Mann verbringen, den sie nicht kennen und der zufällig doppelt so groß ist wie sie selbst.“ Diesen Mann bezeichnen Sie als „Freund“. Ich würde diesen Mann maximal als „neuen Bekannten“ bezeichnen. Für eine Freundschaft fehlen mir die gemeinsam erlebten Jahre. Freunden vertraut man sehr weitgehend, weil man sie sehr gut kennt und darüber hinaus. Wie soll ich so einen Artikel lesen? „Woke“ bedeutet, „jetzt folgt Neusprech“. Ist „liberal“ gemeint, wenn „liberal“ gesagt wird? Meint die schreibende oder sprechende Person, was sie schreibt oder sagt, oder meint die Person eventuell etwas ganz anderes? Wie soll ich das wissen? Der Mann im Text hat Angst vor einer sich selbst als „woke“ (was auch immer das bedeuten soll) bezeichnenden Person. Man redet miteinander und stellt fest, das man gar nicht so verschieden denkt. Was soll dann die Bezeichnung „woke“? Wo ist die Logik geblieben? Stefan Stoppock hat mal Folgendes in seinem Lied „Zwischen Twentours und Seniorenpass“ gesungen: “ Die Mode zum Beispiel kostet mich ein Gähnen Daß, das alles schon mal da war brauch ich gar nicht erst erwähnen fünfziger, sechziger, siebziger Jahre Blonde, rote, grüne Haare “ So sehe ich das auch. Es ist eine Mode, wie Rocker, Popper, Mods, Punks, Hippies usw. Aber diesmal ist doch etwas anders. Man kann sich mit den Woken nicht mehr sicher verständigen, weil sie die Sprache verändern. „Morgens blieb der alte Mann noch lange im Bild und schaute auf das Bett.“ Das ist ein Zitat aus meiner Erinnerung an eine Grundschul-Geschichte, in der ein alter Mann sich aus purer Langeweile eine eigene Sprache kreiert, indem er Worten eine andere Bedeutung zuweist. Am Ende vergisst er seine Muttersprache und ist noch einsamer als am Anfang der Geschichte. Wenn man möchte, dass man gehört und verstanden wird, dann muss man die Sprache der Anzusprechenden sprechen. Ansonsten ist das „Woke“ sicher auszuhalten, finde ich. Danach kommt etwas anderes. – Christian Fahn

 

Das Beste, das ich zu diesem Thema bisher gelesen habe, zumal in dieser Kürze. (Und ich habe viel dazu gelesen, auch eine ganze Menge Gutes.) Herzlichen Dank, Frau Penny! – Sibylle Riffel

 


 

 

Leserbriefe zu „Über das Phänomen des krachenden Scheiterns“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sie haben ja recht mit Ihren Überlegungen zu dem Thema. Allerdings ein Bild fiel mir sofort ein bei KRACHEN + SCHEITERN: Alexis Sorbas im Film vor der krachend zusammenbrechenden (hölzernen!?)Seilbahn, die er mit Eifer errichtet hatte. – E. Fahrenkamp

 

Sich „eine saftige Klatsche abholen“ finde ich etwas menschlich gemütlicher, als, dass man dämlich „krachend scheitern“ zu muss! „Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben!“ (Thomas Alva Edison, 1847-1931, US-amerikanischer Erfinder & Unternehmer) Vermutlich ist man zu Edison´s Zeiten einfach nur gescheitert, ohne dass es dabei gekracht hat! Heutzutage gelingt das Einfache nicht mehr so einfach, es muss immer ordentlich dabei krachen. Aus Vorbei und Schluss – hocus pocus fidibus! – Klaus P. Jaworek

 

Den lustvollen Moment beim Lesen der Rubrik Harald Martenstein kann Nichts ersetzen. In dieser Woche fiel mir ‚Grassens“ Formulierung ein ‚und sie bewarfen sich mit zu Worten gewordenen Steinen“ ( Treffen zu Telgte). – Renate Quack

 

Ein Martenstein-Highlight, das die medienimmanente Maximalübertreibung von Banalitäten in Ermangelung wirklicher Großereignisse oder Katastrophen auf die Schippe nimmt! Offenbar glaubt man, den Nachrichtenkonsumenten nur noch dann aus seiner Wohlfühlecke hervorlocken zu können, wenn ’s allenthalben „erbittert“ und „handfest“ kracht! Spätestens beim zweiten Krachen verzieht er sich aber angeödet hin zu seinem „prall gefüllten“ Videoschrank und sucht „händeringend“ seinen grausamsten Kettensägenmonsterfilm! Wenn also das GEG „krachend gescheitert“ ist, heißt das lediglich, es hat seinen normalen politischen Verlauf genommen! – Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „SCHWARZ WEISS“ von Sascha Chaimowicz im ZEIT Magazin

 

Ein erfrischender Artikel, der mir aus dem Herzen spricht – obwohl ich weiblich, weiß und katholisch bin. Wer ist der Einzelne, der meint, auf der vermeintlich moralisch „richtigen“ Seite zu stehen, nur weil er gendert oder oder einen Menschen poc nennt? Chaimowicz´ Mut zu verraten, dass ihm das völlig schnuppe ist, macht ihn mir unglaublich sympathisch. Sein Text zeigt, worauf es doch wirklich ankommt: Dass Menschen selbstverständlich unterschiedlich sind und dass es da nichts von Rassissmus drumherum zu reden gibt. – Susanne Stumm

 

„…wenn Menschen zeigen, aus welch krummem Holz sie sind.“ Was für ein erfreulicher Text. Es hat richtig Spaß gemacht ihn zu lesen. Ich habe arge Probleme mit der Bezeichnung „alter, weißer Mann“ und halte diejenigen, die ihn verwenden für engstirnige Rassisten. Die Menschen und die Welt um uns herum sind deutlich komplizierter und sogar komplexer. Das finde ich gut so. Ich glaube, bei allen Menschen bilden sich von Natur aus „Schubladen im Kopf“, anders ist die Umwelt wohl nicht begreifbar, aber dumm und eventuell gefährlich sind die Menschen, die das leugnen und gleichzeitig Schubladen in den Köpfen der anderen erzwingen wollen. – Christian Fahn

 

Irgendwie finde ich ihren Artikel ansprechend. Deswegen schreibe ich jetzt einen Leserbrief. Aber was will ich eigentlich erzählen? Nun ja…Im Grunde genommen ist es schnurz und schnuppe, wenn Sie mich fragen, wie wir Menschen aussehen, welche Hautfarbe wir haben oder welcher Religion wir angehören. Denn wir alle werden eines Tages ableben müssen. Bis dahin sollten wir uns eine gute Zeit machen. Ich für meinen Teil bin in relativ zerrütteten Familienverhältnissen großgeworden. Die Eltern Flüchtlinge ohne Bildung oder Berufserfahrung. Dazu das patriarchalische Rollenbild. Als ich ein Baby war, hatte jemand einen menschlichen Kackhaufen vor unserer Wohnungstür abgelegt. Als Sechstklässler flüsterte mir im Media Markt ein erwachsener Mann Scheißtürke zu. Eigentlich wollte ich nur zur Musikstation, um die neuesten Hip Hop-Alben anzuhören. Den Rapper T.I. fand ich damals unglaublich cool. In der Realschule riefen die Mitschüler: „Schau mal Michael, da geht deine Mutter.“ Ich schaute, aber ich sah meine Mutter nirgends. Nur eine Frau mit Kopftuch, die ihres Weges kam. Ich finde es gut, dass viele Menschen gegen rassistische Verhältnisse angehen und der Ungerechtigkeit die Stirn bieten. Es gibt aber ebenso auch Menschen wie mich, die bewusst nur ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe praktizieren. Weil ich mich vordergründig sehr nach einem Leben in Frieden sehne. Ich gehe nicht ins Theater, besuche auch nicht irgendwelche Stadtfeste, und auf politische Veranstaltungen gehe ich schon gar nicht. Irgendwie schlängel‘ ich mich durch, tu‘ mich schwer damit, Wurzeln zu schlagen, obwohl Deutschland meine Heimat ist. Ich bin hier geboren, denke und spreche in deutschen Sätzen, fühle mich aber, besonders unter weißen Biodeutschen oft fehl am Platz. So habe ich mir die ganze Welt zur Heimat gemacht, wandere nach Santiago oder bestelle am frühen Morgen in Downtown Chicago bei Dunkin Donuts einmal alles von der Frühstückskarte. Die Hochbahn in der Stadt versprüht Al Capone Flair vom Feinsten. Just by the way.

Am Ende bin ich dann doch Weltbürger. Länder nehmen sich zu wichtig. Deutschland, dass lediglich 1% der Weltbevölkerung ausmacht, ebenso. In Berlin wohnt mein Bruder mit seiner Familie. Stolz zeigte er mir die Sonnenallee, als ich zum ersten Mal zu Besuch war. Mag sein, dass es ein sozialer Brennpunkt ist, aber da fühlte ich mich seltsamerweise nicht unwohl. Obwohl der Gegend oft nachgesagt wird, dass dort die Abou-Chakers und Remmos ihr Unwesen treiben. Anyway. Wahrscheinlich hängt’s einfach damit zusammen, dass die meisten einfach aussehen wie ich. Schwarze Haare, braune Augen. Das macht mich gleich locker-leicht und viel gelassener. So, bevor ich jetzt meinen Leserbrief beende, der außerdem ohne Pointe daherkommt, möchte ich zum Schluss noch meinen Wunsch äußern. Mein Wunsch ist es, in baldiger Zukunft nochmal nach Berlin zu kommen, um auf der Prenzlauer Promenade zu flanieren, bei Goldies die Veggie Burgers zu probieren und an einem lauen Sommerabend in einen Späti zu trudeln, um mir ein wohlgekühltes Pils aus dem Kühlschrank zu genehmigen. Hach, bei den Gedanken kann ich’s kaum erwarten. Ich wünsche Ihnen, Herr Chaimowicz, abschließend und weiterhin alles Gute im Berliner Kulturraum. – Michael Ayten

 

Das ZEIT-MAGAZIN beschreibt: „Unser Autor ist 38, jüdisch und schwarz. Viele Weiße finden, er repräsentiere die Zukunft. Nur denkt er leider anders, als sie es erwarten…“ Schon alleine diese beiden Beifügungs-Komponenten innerhalb dieser Einführungs-Sätze: (…) – „Viele Weiße finden, ER repräsentiere die Zukunft.“ Und desweiteren: Nur denkt er LEIDER anders, als sie es erwarten…“ – verbirgt doch schon in diesem Textstart den zuverlässig erwartbaren, verschämten Kotau vor dem scheinbaren inneren weißen Rassismus, der in uns „Weißbroten“ verankert sein „muss“ – inventarisiert aus der Geschichte zu den Kolonisationen, Eroberungen, Versklavungen und anteiligen Vernichtungen der andersfarbigen Rassen… Doch wie verständnisvoller (harmonischer?) sollen diese Optiken der sogenannten „Rassen“ auf diesem Planeten (des Wahnsinns) benannt werden? Der RvM – Leserbriefschreiber ist ein so deklariertes „Weißbrot“ und zählt sich zur weißen (nicht aber weisen) Bestandsaufnahme innerhalb der farbigen Menschheitsbevölkerung auf diesem Planeten. Deutsch – Sein aber bedeutet nicht Weißsein – sondern beinhaltet eine wohl unveräußerliche beginnende Manipulation s/einer Kindheit der Auffindungen innerhalb der umgebenden Mentalitäten und (gleichwohl) auch der Traditionen – mit allen späteren Erkennbarkeiten zur (traumatischen) wie ebenso anteiligen tragischen deutschen Geschichte in ihrer Unfassbarkeit (der Menschheits-Evolution) insgesamt. Immer aber war es die Menschenart, die das Gute oder Böse in sich trug und trägt – und kein Guter oder Böser kam oder kommt vom Himmel oder aus der Hölle! Götter und Gottheiten sind tote Illusionen – das Menschendasein hat sich selbst menschgemacht! Adolf Hitler hätte ebenso Deutscher sein können, wie er gebürtiger geographischer Österreicher war – oder in einer anderen Nation sich somit (grenzenlos) mörderisch vorfinden können… Die Menschengeschichte ist gefüllt mit unterschiedlich geprägten Massenmördern, befehlenden und befohlenen Kriegsverbrechern, fanatischen „Helden“, wahnsinnigen Gangstern jedweder Schattierungen, Couleur, religiösen Verrückten (im Vernichtungswahn), irren Heilsbringern, selbsternannten Göttersöhnen und Götterboten… Die Umsetzung des Hitlerschen wahnsinnigen Verbrechertums als Massenmörder aber war nur mit diesem deutschen-österreichischen Volk so grauenvoll erreichbar: denn, dieser Adolf Hitler wusste sehr genau, wie er jene untertänige Mentalität des Volkes – im fast schon vorauseilenden Gehorsam – für seinen faschistischen Wahnsinn als Befehlender der Massenmorde und Kriege: hierfür benutzen konnte… Als nachgeborener Deutscher (des Jahrgangs 1949) habe ich diese Vergangenheit lebenslänglich in mir zu transformieren – deutsche StaatsbürgerInnen zu der Migration betrifft das nicht national, eher dann in der Betroffenheit: in welche Vergangenheit dieses Migrations-Landes sie (mit) hinzugekommen sind… Somit ist die verinnerlichte Verantwortlichkeit der (gebürtigen?) Zugehörigkeit auch zur Vergangenheit seines Landes: ebenso eine Frage der inneren Selbstbesichtigung zur äußeren moralischen, ethischen Anteilhaftigkeit. Gesetzliche Pflicht dazu – besteht prinzipiell nicht!

Sascha Chaimowicz wurde1984 in Deutschland, in München geboren – benennt sich schwarz zur Hautfarbe oder vielleicht zwischendrin dunkelhäutig zur weißen Mutter und dem schwarzen Vater. Überhaupt – warum sollte ein Mensch sich diesbezüglich zuordnen, wenn nicht in den Köpfen und Blicken der Menschen diese Optiken entsprechend (zur äußeren Natur veranschaulichbar) vorhanden wären… Keith Richards vermerkt: „Under our skin we are all the same!“ So what? Und was erwarten denn die sogenannten Weißen, dass er (der dunkelhäutige Sascha Chaimowicz) LEIDER anders denkt – als dass er (so ablesbar im ZEIT-MAGAZIN ausgelegt) die Zukunft repräsentier(t)e, vor allem da er doch jüdisch und schwarz sei… Der Unterschied zu den auslegbaren und konvertierbaren Religionen und der Hautfarben, ist es: aus seiner Haut kommt man nicht heraus, kann man sich nicht wie eine Schlange enthäuten – nein: nicht die primitive Menschheit wird sich verändern, sondern man geht dorthin: wo man willkommen und gerne angekommen ist – falls die persönliche Auffälligkeit einem selbst (und den anderen Fremd/un/artigen) zu sehr auf den Geist geht… Für den RvM persönlich ganz klar: ich bleibe nicht dort, wo ich nicht willkommen bin! „Ich – ist ein anderer!“ We are all People of Color – und kein Mensch hat hier auf Erden eine farbenewige Zukunft – wenn man den Tod als Maßstab aller Bedingungen selbstbewusst endgültigend besichtigt! Ärgerlich ist daher besonders, dass der Autor dieses ZEIT-MAGAZIN-Textes: das Alter von alten weißen Männern in die beschreibende „Waagschale“ „altersrassistisch“ mit hineinwirft, denn: für das eigene Altern und Alter können wir persönlich nichts – es sei denn: wir machten uns frühzeitig durch den persönlichen Suizid aus dem Erdenstaub! Zudem sei Sascha Chaimowicz mitgeteilt: dass er immerhin schon – nicht nur zu den Versicherungsstatistiken – mit seinen 38 Jahren: die Hälfte seiner Lebenszeit abgelebt habe… „Jung sein“ ist also relativ zu betrachten und zu berichtigen… – für eine/n 18jährige/n ist 38 ein „Greisenalter!“ Somit Sascha Chaimowicz: Lasse den „Jugendwahn“ hinter Dir!

Der US-amerikanische Cartoonist Everett Glenn lebt nun in Berlin – und macht ähnliche Erfahrungen wie der Autor des Textes „SCHWARZ-WEISS (-so die Aussage der Überschrift zu den eher doch plakativen Zeichnungen des Cartoonisten). Er figuriert also sein (?) Gegenbild in Aufzeichnungen, widerspiegelt zeichnerisch eine Figur: die in der Wirklichkeit ähnelnd sicherlich nicht unauffällig daherkommt – fremd (auffällig) im Straßenbild für den Normalo, wirkt! Warum sich also anpassen oder integrieren oder assimilieren oder evtl. das Haar entkrausen und irgendwie auf weiß machen… Nein – voll den Schwarzen und das Äußere auf „Konfrontation“ präsentieren… Der RvM-Leserbriefschreiber wird hier mit Absicht provozieren wollen – denn er war im äußerlichen Aussehen in Hippiezeiten von vielen „netten“ deutschen MitbürgerInnen auf der Straße beschimpft worden und konnte/musste mitanhören: „Der gehört doch ins Gas geschickt!“ Scheiß auf die Unauffälligkeit – die Verstecktheiten und Verklemmungen: und nieder mit den jeweiligen Unterdrückungen! Alle Menschen haben irgendwie eine äußere Optik – in die Seele oder Psyche können wir schließlich nicht „auf den ersten Blick“ hineinschauen -, und dieses Äußere verändert sich im Laufe des Zeitverbrauchs zu einem optischen Alter bis hin zur evtl. äußerlichen Ruine: leider ein äußerlich trauriger Zustand nicht nur für einen selbst, sondern auch für die dies Betrachtenden… Als 74-jähriger Mensch (nicht aber gleichzeitig „weißer alter“ Mann) versuche ich, mich möglichst relativ ästhetisch beisammen zu er/halten – doch die Diskriminierungen sind allseits vorhanden, als alter Mensch bist Du für die meisten „Dahergelaufenen“ letztlich nur irgendwie durchsichtig, kaum wahrgenommen und anwesend! Das ist der wahrhaftige Rassismus für die jeweilige gealterte „Menschenrasse“ zu dem Zeitpunkt ihres optischen Altgewordenseins – und es ist nicht die Vereinsamung dieser Anwesenheit, sondern: wie sich die zeitjüngeren Menschen dem im Zeitraffer begegnenden Alter gegenüber aufzeigen: nämlich mit absolutem Desinteresse, dem Wegschauen und Hindurchschauen! Warum wohl lassen sich diese leider erkennbar „unansehnlichen“ Menschen denn liften, sogenannte Schönheitsoperationen sich antun – doch nur: weil ihre Optik nicht mehr ansehnlich und „attraktiv“ nach außen hin, erscheint! Ende dieser dramatischen Durchsage: Ein böser, unerträglicher Altersrassismus! Wait and see – it would be in the future your Problem, too!

Nun sieht der ZEIT-MAGAZIN-Lesende und RvM-Leserbriefschreiber auf den Cartoons einen dunkelhäutigen Mann, der mit einer Menge Haar auf dem Kopf und im Gesicht mit Bart irgendwie sich tarnt oder maskiert, um evtl. von sich abzulenken bzw. auf sich aufmerksam zu machen – beides könnte zutreffen: der Mensch als solcher will ja allgemein etwas darstellen, egal aus „welchem Stall“ man kommt… Adrett und nett (so der äußere erste Eindruck) will der Mann in den Cartoons nicht daherkommen – und somit sind schon ganz bestimmte Klischees erfüllt, die denjenigen aus den anderen Sphären zu den Betrachtenden ausschließen: mann dort oft nicht landen kann, auch nicht bei evtl. konservativen (weißen) Frauen. Wie überhaupt entsteht ein eigenes (annehmbares) optisches Bild von einem selbst – vor dem äußeren und inneren Spiegel (der Manipulationen)? Diese Cartoons widerspiegeln dem RvM-Leserbriefschreiber: wie kompliziert dieser E.S. Glenn mit sich ringt – und gleichzeitig aber der Außenwelt zuträgt, dass sie sich anders zu verhalten habe, als er diese Umwelt „konfrontiert“ – damit meine ich selbstredend nicht jene Umgebung, in der er sein Outfit eben auch werblich zu Markte trägt und sich dabei doch selbst gefallen muss (auch innerhalb dieser Manipulationen – die angeblich nicht vorhanden seien im „freigeistigen“ dortigen Miteinander). „Quod licet lovi, non licet bovi.“ Nochmals: Der RvM-Leserbriefschreiber erinnert sich an die Hippie-Zeiten, als er zuvor mit langen Haaren „in“ war – und ihm dann durch eine Gasverpuffung die Haare abgefackelt waren: er mit Glatze in den Diskotheken keines Blickes mehr gewürdigt wurde bei den dortigen Mädels und überhaupt bei den weiblichen Hippies nicht mehr landen konnte: vorbei war ́s mit dem Gefallen auf den „Ersten Blick“ – er entsprach nicht mehr dem optischen Klischee jener Hippie-Zeiten. Und somit wurde ihm im Laufe der Zeit immer mehr verdeutlichbarer, dass alles letztlich nur der Mode unterliegt – selbst der Diogenes in der Tonne sich dem Publikum auf der Agora so „modern“ präsentierte, um vorzuzeigen, wie er als Kyniker ärmlichst lebt, den Wohlstand und Luxus verachtend: und dafür dennoch öffentlich den erheischenden Beifall erwartete… Und wie distanzierte sich ein anderer Philosoph, indem er ihm vorhielt: „Deine öffentlich vorgeführte sogenannte Bescheidenheit ist die größte persönliche Arroganz!“ Wohl wahr durchaus auch so erkennbar! Warum aber wollen so viele Migranten nach Deutschland – weil hier die sozialen Einrichtungen diesen fremden Menschen genau die Sozialleistungen geben, wie den bedürftigen Deutschen auch, und noch darüber hinaus entsprechende Zuwendungen… Das macht dieses Deutschland so attraktiv für das massenhafte Hierherkommen – und nicht etwa die oberflächliche scheinbare herzliche, liebevolle deutsche Willkommenseinhaltung für alle Zeiten über die jeweilige Gegenwart hinaus… Da wollen wir doch mal Klartext schreiben – und wie hat es (im übertragenen Sinne) der alte Kaiser Franz Joseph für sich formuliert: „Die Leut hab i mögn, net aber die Menschen!“

Aber kommen wir zu dem inhaltlichen Einblick oder Überblick, den uns der schwarze und jüdische, sowie 38-jährige Autor des ZEIT-MAGAZIN-Textes präsentiert – fast schon eher verhaltend und vielleicht auch „ wissentlich anbiedernd“ für das weiße ZEIT-LeserInnen-Publikum, immer zudem höchst eloquent, den (sicherlich auch vorfindbaren) Rassismus relativierend und hierzu äußernd: „Nach dem Weltbild der Wokeness, das ich in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, hat alle soziale Ungleichheit zwischen Weißen und Schwarzen immer mit Rassismus zu tun, der tief in die Psyche der Weißen eingeschrieben ist. Alle Politik, alle Gesetze, ja sogar Gehaltsverhandlungen und Liebesbeziehungen werden getrieben von einem unsichtbaren Strom, der sich aus jahrhundertelangem Rassismus speist. Als Weißer hat man die Aufgabe, diesen Makel in sich anzuerkennen und so gut es geht zu bekämpfen, ein Leben lang. Wer bin ich, zu beurteilen, ob das stimmt – aber was mir an dieser Anschauung missfällt, ist das, was sie für mich als schwarzem Menschen im wirklichen Leben, im Hier und Jetzt, bedeuten würde: Wenn die Weißen gar nicht anders können, als Täter zu sein, muss ich das Opfer sein…“ Der RvM-Leserbriefschreiber fährt in der Straßenbahn innerhalb Heidelbergs, neben mir sitzt ein Schwarzer und an der nächsten Haltestelle setzt sich ein weiterer Schwarzer hinzu – beide würdigen sich keines Blickes, keines Wortes, schauen aneinander vorbei aus dem Fenster… Nach dem Aussteigen des hinzugekommenen Schwarzen, fragte ich verwundert den anderen neben mir Sitzenden: „Warum habt ihr Euch nicht zumindest kurz gegrüßt in dem Moment der Begegnung?“ Darauf antwortete er mir: „Nur weil wir zufällig schwarz sind, müssen wir uns doch nicht gegenseitig grüßen! Aber nett hätte ich es trotzdem empfunden!“ Thats all! Dann pflanzte sich eine überaus fette weiße massiv-heftige Frau neben mich hin und verlangte dann unhöflich von mir (Spargeltarzan), dass ich mich nicht so breit machen solle… Was sollte man daraufhin antworten – z.B.: lass mal Luft ab, Du fettes Teil! Nein, ich habe geschwiegen – und hatte diesen Fettkloß einige Haltestellen bis zum Bismarckplatz: dichtest an meiner Seite zu ertragen! Desweiteren erzählte mir in der Straßenbahn eine Filialleiterin eines Supermarktes, dass ihre Kollegin zwischenzeitlich 180 Kilogramm gewogen habe, sie sich nichtmal mehr bücken konnte – und dennoch durfte niemand von der Filialleitung ihr zu ihrer extremen Fettleibigkeit etwas sagen, denn das sei ja (als Diskriminierung) gesetzlich verboten! Sie habe sich dann später durch eine Operation den Magen verkleinern lassen – um nicht mehr zwanghaft (fr)essen zu müssen! Das alles bezahlt die Allgemeinheit, obwohl doch vielleicht der Wille dieses Problem hätte schlankheitlicher (los-)lösen können… Ich weiß: die Psyche, das Einsamsein, die Unliebe, das Unwohlbefinden mit sich und den Menschen – aber das alles verschlimmert sich doch nur noch durch das Vollstopfen mit all den Fressalien! Des Menschen Wille (also das Wollen) ist nicht sein Himmelreich, sondern die Willkür des Daseins oft die Hölle unter uns Menschen in der Apathie der dadurch persönlichen Verzweiflung! Somit unterliegen wir beständig zu unseren Auffälligkeiten und (ungewollten) Unauffälligkeiten: den Besichtigungen der Mitmenschen – und vor allem: die normierte äußere Häßlichkeit (bzw. unvorteilhafte Unschönheit) läßt diesen Menschen kaum Spielraum, sich auch auf den ersten Blick easy going im umwerbenden Leben persönlich optisch anpreisen zu können… Welch ein Ungerechtigkeit in/zu der optischen Menschennatur!

In meiner Seefahrtzeit als Jugendlicher (1965-1968) fühlte ich mich als Pirat, war in vielen Häfen der Welt – in Afrika unter Schwarzen, die mich als Weißen „diskriminierten“, aber schnell merkten, dass ich gar kein Farbenspektrum in mir habe – nur ein weißer Junge war, der die Welt als ein Abenteuer erleben wollte… Und so funktioniert das letztlich – das Leben kann als ein Abenteuer mitgelebt werden: in der alle Farben dieser Welt ihren Anteil mitbringen, und wir Menschen uns miteinander beleben! Klar, dass hierbei dann das persönliche Kennenlernen eine wichtigste Rolle spielt, das Verständnis füreinander und vielleicht auch Freundschaften und Liebesbeziehungen sich daraus erweitern. Unterbewusst aber wird zumeist zu Beginn eines ersten Blickes: einem die ähnelndere Optik zuerst einmal eine vermittelndere „Vertrautheit“ aufzeigen, sich weiß zu weiß und schwarz zu schwarz (um nur diese Farben zu benennen) im Moment des Augen-Blickes eher zueinander hinwenden… – was sich dann später ändern wird im gemeinsameren Kennenlernen… So ist das Spiel zwischen den Menschen – und so gibt es eben auch die unterbewussten Spielregeln, ob das nun tradierte Manipulationen oder unbewusste Fremdheiten seien: letztlich sind wir uns Menschen alle fremd, und werden selbst von scheinbar nahesten Menschen zutiefst enttäuscht! Es trennen sich Ehepaare, obwohl sie Kinder haben und lange Zeit miteinander liebten und lebten – und der ähnlichen lieblosen zwischen(un)menschlichen Abtrennungen mehr… Wahrlich: es ist zum Verzweifeln – das Leben besteht aus lauter Abschieden! Vor einigen Wochen hatte der Leserbriefschreiber eine Woche im Elsass verbracht, war einige Male im Gespräch mit einem Senegalesen, wir hatten Sympathien füreinander. Ich durfte ihn fragen, warum flüchtende schwarze Menschen aus ihrem Land in Afrika, nicht in ein anderes Nachbarland wechselten? Woraufhin ich die Antwort bekam: dass man dort überall (in den afrikanischen Ländern) als Migrant nicht gelitten sei, es auch keine Unterstützung, kein Geld für den Lebensunterhalt gäbe… Auf meine erstaunte Äußerung hin: aber ihr seid doch alle schwarze Brüder und Schwestern! – erwiderte er mir ironisch: „Seid ihr Weißen denn allesamt Brüder und Schwestern – wenn ihr Euch in den Kriegen gegenseitig abschlachtet und abgeschlachtet habt über die Jahrtausende hinweg…“ Der RvM erkannte zu dieser Antwort seine dümmliche Unbedarftheit, dachte er doch: dass der schwarze Migrant in einem anderen schwarzafrikanischen Land gut aufgenommen würde… Die arabischen Länder in Nordafrika wollen ebenfalls keine immigrierenden Schwarzafrikaner aufnehmen – fühlen sich von der „schwarzen Rasse“ her: nicht als „Afrikaner!“

Wer dann als Schwarzer nach Europa gelangt, besonders auch nach Deutschland immigriert – kann nicht erwarten, dass er/sie zu den bereits Millionen angekommenen Fremdheiten an Menschen: in Deutschland von der Masse der Deutschen: besonders herzlich (in deren eigenen Fremdheiten untereinander) aufgenommen wird… Zwangsläufig hat der Gesetzgeber es so verordnet: dass der deutsche Steuerzahlende diese Milliarden an Kosten jährlich zu er/tragen hat, ebenso all die weiteren Einschränkungen, die ebenso dadurch entstandene extreme Wohnungsverknappung und auch der zusätzliche Konkurrenzkampf… Man muss diese Belastungen nicht erweiternd aufschreiben wollen – die Deutschen sollen und müssen (nolens volens) mit diesen Überfremdungen klarkommen… Gäbe es hierzu eine (von der Politik nicht gewollte) Volksbefragung: würde sicherlich die Mehrheit der deutschen Bevölkerung: die weiteren Armutsmigrationen vollkommen ablehnen… Die Deutschen sind in ihrer (nazi-geschichtlichen) Vergangenheits-Bedingtheit sosehr auf Devotheit getrimmt worden, dass jede dementsprechende kritische Äußerung zum Thema Migration: automatisch schon als deren Rassismus deklariert wird – obwohl doch immense Summen und die insgesamte (auch eingeforderte) Hilfsbereitschaft (gegenüber Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und der dementsprechend anteiligen Welt) seit vielen Jahren für die Millionen Zufluchtfindenden in Deutschland aufgebracht werden… Außerdem ist Deutschland für viele Europäer das Land: in dem sie Arbeit und gute Lebensmöglichkeiten vorfinden – auch das sind Fremde für die deutsche Bevölkerung; und die Politik sollte nicht so tun, als ob der politische Begriff „Europa“ dann automatisch „Gemeinschaftlichkeit“ bedeute und locker in der Praxis des Lebens (besonders auch) für die Deutschen umsetzbar sei… Der Leserbriefschreiber als Atheist und Vegetarier, insgesamt selbst/beobachtend kritisch – erkannte schon als Jugendlicher (in Seefahrtzeiten), dass die Menschen egoistisch sind, ihre Vorteile wahrnehmen (müssen) – selbst in den scheinbar „reichen“ USA: lagen z.B. in New York viele Menschen in Pappkartons des Nachts auf den Bürgersteigen und Zehntausende leben im Untergrund in einer eigenen Diaspora mit deren Regeln und Einforderungen… Der pure Wahnsinn – wohingegen in Deutschland (noch) eine Humanität und Hilfsbereitschaft vorhanden bleibt – doch alles hängt auch von den entsprechenden Überforderungen ab, die man den Menschen (als Nation?) in diesem Land dann weiterhin zumutet…

„Schwarz-weiß“ in Deutschland gedacht – was erwartet man vom massenhaft ungebildeten, primitiven deutschen Prekariat (das keinem anderen Land als Migration zugemutet werden wollte!) – deren geistloses, bildungsfernes Dahinleben könnte dadurch (eher schon) als eine Art von primitivem (undurchdachten) Rassismus ausgelegt werden – wenngleich dahinter nichts anderes als die unterbewusst selbstempfundene (innere) Befremdung und Fremdheit (der Ungebildetheit) dies mitbeeinflusst. Wo keine Bildung vorhanden, da werden auch keine vielseitigen Bilder des vielfarbigen Lebens, ermöglichbar sein! Der Autor des ZEIT-MAGAZIN-Textes Sascha Chaimowicz schreibt als Schwarzer (und Jude): „Es mag Zufall sein, aber die schwarzen Deutschen, mit denen ich zu tun habe, betrachten die Hautfarbe nur als eines von vielen Identitätsmerkmalen, es dreht sich bei Weitem nicht alles darum. Die wokesten Menschen, die ich in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, waren weiß. Viele waren mir sympathisch, und ich respektiere, was sie leisten, auch wenn mir wohl immer egal sein wird, ob man mich schwarz, farbig oder Person of Color nennt…“ In einem Bluessong eines schwarzen Bluessängers, vernahm der RvM-Leserbriefschreiber die Anklage: „Lord, why you have paint me so black!“ – Man kann vieles sich abtrainieren zu den Manipulationen dieser Menschenwelt: besonders auch die Religionen – um dann ein vernunftvollerer, freiheitlicherer werdender geistiger Anwesender auf diesem Planeten zu sein. Die Weißen wollen in der Sonne braun werden – die Schwarzen haben diese Sonne bereits auf ihrer Haut: worauf aber soll der Mensch stolz sein? Heinrich Heine müsste zitiert werden, der dies naturhafter ver/dichtete: „Was der Mensch benutzt zum Seichen, damit schafft er seinesgleichen!“ Und so ist es auch – wir alle sind Tiere der Natur – spielen uns aber überall als scheinbare „Menschen“ auf: egal in welcher Haut-(Farbe) wir leben. Wenn wir alle unsere mögliche erlernbare Menschlichkeit verfügbar machen würden, wären die meisten Probleme beseitigt. Weder unvernünftiges ora et labora noch zu unnötiges panem et circenses – sondern als allgemeine Todeskandidaten: Carpe diem für das bewusste Menschendasein in dieser einzig überlebensmöglichen Welt der Lebewesen auf Zeit! Der schwarze Martin Luther King (1929-1968) formulierte es am 28. August 1963 vor dem Lincoln Memorial in Washington in Anwesenheit von über 250-000 Menschen einst vorausschauend in die Zukunft: „I Have a Dream…“ – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbriefe zu „Ganz schön angefressen“ von Mariam Lau

 

Wüst schwingt auf dem Merkelflügel, leicht linksliberal, den Grünen zugewandt. Merz dagegen mäandert, will sich alle Optionen offen halten, notfalls eben auch schwarz-grün. Brandmauern markiert er nur zur AfD und den Linken. Ob das reicht? Wenn er wie Söder auch die Grünen verstoßen würde, schmilzt die Koalitionsarithmetik auf GroKo ggf. mit der FDP im Boot. Die Ampel hätte heute keine Chance mehr. Bei der Konstellation käme Merz das ( wenig traumhafte ) Wahlergebnis seines Antipoden in NRW zupass, dem 45 % Nichtwähler die kalte Schulter gezeigt haben, darunter sicher etliche CDU Sympathisanten, die für Wüst‘ Schmusekurs mit den Grünen nichts übrig hatten. Möglicherweise leidet die Aufholjagd der CDU unter diesem disparaten Erscheinungsbild. Der oft angestellte Vergleich mit Günther übersieht, dass der über einen uneinholbaren Amtsbonus verfügte. Wer es dagegen allen Recht machen will, ist profillos und oft 2. Wahl. Dabei wäre Merz die Figur, die sich auf klare Kante versteht. und der“ konservativ „nicht wie Wüst als antiquiert abserviert. – Christoph Schönberger

 

Dichtung und Wahrheit. Mit großer Freude habe ich die Erzählung über den CDU-Parteitag gelesen. Dass von Faktentreue bei Miriam Lau nicht die Rede sein kann, zeigt spätestens die erfundene Beifügung, dass die Unsicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln (Claudia Pechstein) durch illegal eingereiste Migranten verursacht sei. Irrtum oder Manipulation? Wenn man der Story folgt, entsteht ein reißerischer Plot gegen Friedrich Merz, der dann am Ende sogar als „Pusch“ bezeichnet wird. Unterhaltsam, mehr leider nicht. Gab es auch Inhaltliches auf dem Parteitag? Da muss man wohl woanders nachlesen. Wer wundert sich noch, wenn große Teile der Bevölkerung die Glaubwürdigkeit der Leitmedien in Frage stellen? – Jürgen Bergmann

 

Friedrich Merz wurde nicht zuletzt mit großer Unterstützung der „Jungen Union“ zum Parteivorsitzenden gekürt. Man erhoffte sich einen Gegenentwurf zum Merkelismus, mit der sich die letzte Bundestagswahl nicht mehr gewinnen ließ. Die dezenten Hinweise im Artikel auf Charakterzüge lassen sich noch ergänzen, denn gut erinnerlich ist hoffentlich nicht nur mir sein Verhalten, als er den ersten Anlauf auf das Amt gegen Armin Laschet verloren hat. Wütend verlangte er von Angela Merkel, damals noch Kanzlerin, er könne doch Wirtschaftsminister werden, Peter Altmaier im Amt ablösen. Fritzchen wollte unbedingt an die Macht! Es hätte ins Bild gepasst, wenn er dazu mit dem Fuß aufgestampft hätte. Dank an die Junge Union; sie haben einen völlig ungeeigneten Kandidaten unterstützt. – Kornelia Eiberger

 


 

 

Leserbriefe zu „ERZÄHL MAL!“ von Moritz Aisslinger und Anaïs Kaluza

 

Es zieht sich immer wieder durch verschiedenste Berichte in der ZEIT: man liebt die Natur, hat große Sorgen ob des Klimawandels und fährt überall mit dem Auto hin. Frau Kernland aus Norwegen sogar mit dem Motorboot ins Ferienhaus. Warum wohnt sie eine Stunde Autofahrt von ihrer Arbeitsstelle entfernt? Werden Zusammenhänge ausgeblendet? Ich liebe die Natur, wohne im Ruhrgebiet und mache so gut wie alles mit dem Rad. – Brigitte Mayer

 

Eigentlich eine sehr gute Idee, Ihr „Deutschland spricht“-Format auf die ganze Welt auszuweiten, aber leider wurde das über 90-minütige Gespräch der beiden Frauen in gerade einmal zwei mageren Kurzspalten abgehandelt. Die norwegischen Landschaftsbeschreibungen hätte man stattdessen etwas raffen können, weil ich glaube, dass die meisten Ihrer Leser*innen ungefähr wissen, wie es in Norwegen aussieht. Die negative Antwort auf die Frage, ob die Welt heute ein besserer Ort als vor 20 Jahren war, heißt ja noch lange nicht, dass sie ein schlechterer Ort ist. Die Welt kann ja auch ähnlich gut / schlecht wie damals sein. Das wäre nämlich meine persönliche Einschätzung. 20 Jahre sind aus meiner Sicht nicht lang genug, als dass sich die Welt grundlegend ändern würde. Da reicht nicht einmal ein russischer Angriffskrieg aus. Das letzte Mal, wo man so etwas hätte behaupten können, war 1965, als der 2. Weltkrieg 20 Jahre her war. Vielleicht auch etwas später, weil die Lage kurz nach dem Krieg nur unwesentlich besser war als im Krieg selber. 6000 Euro teure Eiderdaunenbettdecken fehlen noch im ZEIT-Shop des modernen Reichtums.

Ich stelle gerade ein, zwei leichte Denkfehler bei mir fest. Erstens war die Welt schon 1953 besser als 20 Jahre zuvor (trotz Koreakriegs), weil man ja weiß, was 1933 passierte. Und zweitens ist alles besser als Krieg, selbst wenn die Nachkriegsjahre sehr beschwerlich waren. Außerdem habe ich zu sehr die deutsche (Täter – / Mitläufer-)Perspektive eingenommen. – Thomas Manthey

 

Herzlichen Dank für das informative Dossier in der Zeit vom 22.06.2023. Wir unterstützen seit Jahren eine Schule in Arusha und das von Ihnen dargestellte Leben einer jungen Frau im heutigen Tansania entspricht genau dem, was uns unsere Freunde und Freundinnen dort schildern. – Andreas Werner

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Betrugswirtschaftler“ von Max Hägler

 

Ich musste den Artikel über die zentrale Manager-Figur im Dieselskandal, also über einen kapitalen Verbrecher nur bis zum Strafmaß lesen, dass die Dealer ausgehandelt hatten: eineinhalb bis zwei Jahre auf Bewährung und 1,1 Millionen € Strafe! Dieser Deal, der die Opfer der Luftverschmutzung verhöhnt, die Rupert Stadler auf dem Gewissen hat bedeutet für ihn: ein Luxusleben in Saus und Braus und nach dem zähneknirschend hervorgespressten Teilgeständnis keinerlei Notwendigkeit zu bereuen. Wer es nicht schon vorher wusste: Deutschland ist eine Bananenrepublik. Besser hätte man Herrn Stadler wohl in die USA expediert, wo er reell zur Verantwortung gezogen worden wäre. Ach nein, ich hab doch noch etwas weitergelesen, bis dahin, wo der Autor des Artikels die Frage stellt, ob Herr Stadler „ahnungslos“ war? Wer dies ernsthaft tut, hat sein Gehirn beim Schreiben auf aus, oder eben auf Unterwürfigkeit gestellt! Wir müssen die Klimaerhitzung stoppen und lassen die Dieselverbrecher ungestraft? – Sebastian Koerner

 

Schön und gut, die Einzelperson Stadler kommt vor Gericht, wird verurteilt und bekommt seine Strafe. Warum er nicht so recht einsieht, was er denn eigentlich falsch gemacht hat, liegt einfach daran, dass er sich als Teil eines großen Ganzen sieht. Wenn es je eine Verschwörung in dieser Republik gegeben haben sollte, dann ist die unselige Gemeinschaft von Autoindustrie, Ölkonzernen und autohörigen Verkehrsministern. Sie sind Schuld an: Zerstörung unserer Innenstädte, gleichbleibend schlechter Luftqualität, der Verhinderung eines intelligenten Nahverkehrssystems und der ideologischen Verblendung der Deutschen, die sich das Leben ohne Suvs und hunderte von PS gar nicht mehr vorzustellen wagen. Sie haben wider besseres Wissen nicht auf kleinere, günstige, langlebige, wenig verbrauchende Autos gesetzt und jetzt haben wir den Salat und sollen diesen Gangstern tonnenschwere Elektroautos abkaufen (natürlich subventioniert). Soviel Chuzpe hat nicht einmal die Mafia. – Dieter Schöneborn

 

Rupert Stadler hat mit einem für ihn bescheidenen Betrag seinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Das Geständnis der Anwälte in seinem Namen kann an Spitzfindigkeit und Chuzpe nicht übertroffen werden und wäre ausreichend Stoff für ein juristisches Seminar. Warum ist eigentlich die Verhaftung eines Topmanagers eine Überraschung? Sie wollen normale Bürger sein, sind es aber nicht. Sie werden überall bevorzugt behandelt wie auch in diesem Fall. Wahrscheinlich wird er bald Ehrenbürger von Ingolstadt. Dabei sind es die Stadlers, Schubecks, Hoeneß ( alle aus Bayern) etc., die jahrelang bewusst betrogen haben. Die Justiz sollte weniger Deals aushandeln als vielmehr alle nach gleichen Kriterien und ohne Vorschußlorbeeren behandeln. Justitia ist blind. – Wolfgang Scheer

 


 

 

Leserbriefe zu „UND WEG IST DEIN GELD“ von Marcus Rohwetter

 

Auch für diesen Fall gibt es natürlich eine Versicherung. Sie lautet Vertrauensschadenversicherung https://www.wohnen-im-eigentum.de/content/veruntreuung-verwalter-versichert . Eine Eigentümergemeinschaft sollte darauf bestehen, dass der Verwalter eine solche Versicherung abschließt. – Wolfgang Felbinger

 

Es geht um Eigentumswohnungen und deren Verwaltung. Es heisst: „Wohnungseigentümer häufen oft gewaltige Summen auf Gemeinschaftskonten an“ Das ist richtig und hat seinen Sinn. Reparaturen müssen bezahlt werden. Neuanstrich der verwitterten Fassade ist sehr teuer. Der Bauherr des Hauses kann auf Eigenbedarf klagen. Eine Sache für Rechtsanwälte, die auch verdienen wollen. Der Hausverwalter macht seine Arbeit auch nicht umsonst. Und wenn er darüber hinaus auch noch illegal etwas abzweigt, dann darf man keine Eigentumswohnung haben. Und hat keine Probleme. Und die hat man sowieso genug. Der Bausparvertrag und die Zinsen für Darlehen wollen bedient werden. Und will man die Wohnung verkaufen, dann sind Hypotheken da. Es wird unter Wert verkauft. Also dann lieber mieten. – Hans-Emil Schuster

 

„Man empfindet es oft als ungerecht, dass Menschen, die Stroh im Kopf haben, auch noch Geld wie Heu besitzen.“ (Zitat von Gerhard Uhlenbruck, *1929, deutscher Mediziner & Aphoristiker) Nun gut, auch meine Eigentumswohnung wird von Hausverwaltung verwaltet, ob da bei der Verwaltung alles wirklich so astrein abläuft, da habe ich gelinde gesagt und geschrieben sehr große Zweifel, aber was will man machen, wenn man sich auf (deren) Treu und Glauben „gnadenlos“ verlassen muss. Wie sagte da schon der römische Dichter Horaz, der von 65 vor Christi bis 8 vor Christi gelebt haben soll: „“Dem wachsenden Reichtum folgt die Sorge.“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „»Aaaah, ich bin gar nicht verrückt!«“. Gespräch mit Sarah Kuttner geführt von Karin Ceballos Betancur

 

Im Interview mit Sarah Kuttner schreiben Sie: „Rund ein Fünftel aller Jungen, die im Jahr 2000 geboren wurden, bekamen im Laufe ihrer Kindheit die Diagnose ADHS“. Das hat mich erschreckt. Woher nehmen Sie denn diese Zahlen? Googelt man wie ich laienhaft, so kommt man auf viel niedrigere Werte. – Kathrin Hägele

 

Ihr Interview mit Frau Kuttner war sehr interessant, nur diese ständigen kursiven Erklärhäppchen zwischendurch störten den Lesefluss doch erheblich. – Thomas Manthey

 

Ihr sehr interessantes Interview über die ADHS-Krise der TV-Moderatorin Sarah KUTTNER beinhaltet das Zitat über einen US-Amerikanischen Professor, der sich ADHS als ein Ferrari-BRAIN vorstellte: „…Das Gehirn ist zu kraftvoll, zu schnell, zu produktiv für die Lebensumstände. Deswegen fühlt es sich an, wie mit dem Ferrari in der 30er – Zone zu fahren. Das führt zu Unruhe, Überkompensation, Hyperaktivität… Plappern. Ein Ferrari-BRAIN ist eigentlich irre cool, aber eben auch irre gehemmt und dauernd in den falschen Straßen unterwegs.“ Meine Meinung: Sicherlich kann jeder Wissenschaftler seine neuen Erkenntnisse so einordnen und bezeichnen, wie er es für richtig hält. Aber ich sehe die ADHS-Krise noch etwas differenzierter. Nämlich so: Normale Gehirne mögen kraftvoll, schnell und produktiv sein, aber ein Ferrari-Gehirn arbeitet eben aus medizinischer Sicht etwas kraftvoller, durchweg erfreulich schneller und ist somit meist wesentlich produktiver als das Hirn des sogenannten Otto NORMALO-Verbrauchers… Jeder perfekt kontrollierte Ferrari-Sportwagen kann aber auch in 30er-Zonen die erlaubten 30 Kilometer pro Stunde zurücklegen und in den richtigen Straßen unterwegs sein. Ein ADHS-Gehirn KANN – nicht MUSS – diese einengenden 30er Zonen im erlebten oder gedachten Umfeld jedoch als empfindliche Störung und Einschränkung der insgesamt möglichen Lebens-Perspektiven deuten und darauf eventuell mit als krankhaft einzuordnenden Hyperaktivitäten reagieren. – Jedenfalls habe ich Frau Sarah KUTTNER im ganzen Interview als sehr ehrliche und gut antwortende Gesprächspartnerin empfunden. (In dem Zusammenhang: Ein Hollywood-„CUT“ am Film-Set oder Hasselhoffs K.I.T.T.-Chevrolet Z 28 Camaro und die Aufforderung „RENN doch endlich“ sind wohl mögliche und gewünschte Aufhänger… Mal sehen, was kommt.)

Jedenfalls habe ich mir im Jahre 1983 als Co-Autor des Düsseldorfer AUTO BECKER-Buches „FERRARI FASZINATION AUF RÄDERN“ auf Seite 352 erlaubt, die Krankheit „Ferraringina“ zu erfinden, bei der das Krankheitsbild so aussieht: „Man will aus dem Ferrari-Cockpit einfach nicht mehr aussteigen!!!“ – Eine schöne Ironie und keine eigentliche Krankheit wie ich damals fand – und sogar heute noch – finde. – Diese Krankheit kann man sich wahrscheinlich auch in einigen anderen, besonders attraktiven Auto-Marken holen, alles eine Frage des … guten Geschmacks. Nur heißt sie dann auch anders: AUD-ina, BMW-ina, BENZ-ina, LAMBORGH-ina oder PORSCH-ina beispielsweise. Zum besseren Verständnis der gesamten Sachlage möchte ich aus dem genannten Ferrari-Buch Seite 358 zitieren, auf der Schwiegersohn Renzo CARLI (Jahrgang 1926) des italienischen Torino-Designers Sergio PININFARINA meinte: „Wenn wir heute noch AUTO-Prototypen herstellen, dann nur als Studienobjekte gegenüber der Einfallslosigkeit, mit der wir ständig konfrontiert werden.“ Will heißen, es gibt Denker und Vordenker, die sich nicht damit abfinden, von vielen Seiten nur Durchschnitt serviert zu bekommen. Im Rahmen der erlaubten Gesetze verschieben Sie folglich die Grenzen des absolut Denkbaren und somit eventuell Möglichen permanent. Zum Wohle aller Beteiligten, zum Wohle der Menschheit und unseres Planeten hoffe ich mal… Beste Grüße nach Hamburg und wo immer DIE ZEIT-Teams uns neugierigen Leser-Innen gerade neue SUPER-Stories herzaubern. – Manfred Klutmann

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Welches Buch haben Sie gerade entdeckt?“ aus dem Feuilleton

 

Blindbände mit aufgedruckten Titeln von berühmten Autoren zierten und zieren manchmal Bücherregale in Möbelhäusern. Aber was bedeuten Schriftstellerfotos mit titelbefreiten Blindbänden auf Seite 1 der ZEIT? Wissen Eva Menasse, Juli Zehn und Daniel Kehlmann nicht, was sie lesen sollen? Sind sie unschlüssig, was sie schreiben wollen? Im Feuilleton bekennen sie sich dann doch. Aber ist das nicht so, als würden sich Brandweinbrenner mit leeren Flaschen präsentieren? Bücherfreunden dürfte das ZEIT-Titelbild nicht unter die Augen gekommen zu sein… – Ernst Braun

 

Mir wäre es eigentlich ganz lieb, wenn Juli Zeh nach ihren unsäglichen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine wenigstens für ein paar Jahre aus der Öffentlichkeit verschwindet. Nun schaut sie mir riesig auf der Titelseite der ZEIT entgegen und ich ärgere mich sehr, denn es gibt sicher sehr viele andere deutsche Autorinnen und Autoren, die stattdessen diese Bühne verdient hätten. – Milena Grünewald

 


 

 

Leserbriefe zu „Senderstörung“ von Georg Löwisch

 

Seit wann ist es Teil der journalistischen Qualifikation, einem misogynen Zeitgeist hinterherzuhecheln ? Wenn das der einzige Grund ist, die Wahl von Frau Demmer in Frage zu stellen. Dann gute Nacht. Und wenn Herr Löwitsch nichts weiter zur Wahl zu kommentieren hat dann hat – journalistisch gesehen – schlicht seinen Beruf verfehlt oder ? Was ist sein Kommentar anders als die von ihm kritisierte Nachplapperei des „Unverstands“ ? – Martin Hommel

 

Sie sprechen zurecht ein heißes Thema an. Die Unabhängigkeit des ÖRR ist lediglich ein schöner Wunschtraum. Während der Coronazeit war die Grenze zum Stastsfunk besonders gut verwischt. Die von Ihnen genannten Beispiele belegen diese These recht eindrucksvoll. In Berlin scheint es eine Elite zu geben, in der sich Politik und Journalismus nur allzu gut verstehen. Die Türen des Kanzleramts stehen für regelmäßige Treffen und „Gedankenaustausch“ weit offen! – Martin Krivacek

 


 

 

Leserbriefe zu „Wächst hier ein Mensch?“ von Andreas Sentker

 

Es wird berichtet, dass zwei Forschergruppen aus Körperzellen menschliche Embryonen erzeugt haben. Andere Gruppen weltweit versuchen sich an ähnlichen Problemen. Oder haben sich versucht. Es ist der ZEIT und Herrn Sentker zu verdanken, dass die Öffentlichkeit über diese Sachen. informiert wird. Irgendwo ist Schluss, es gibt eine Grenze. Hinter der Grenze ist Science Fiction. Ob das gute Science Fiction ist, bleibt einem selbst überlassen. – Hans-Emil Schuster

 

Sie haben gut recherchiert! Leider fehlt die Schlussfolgerung, daß aufgrund der ethischen Brisanz endlich eindeutig definiert werden muß, was ein schützenswerter Embryo ist – und das Embryonenschutzgesetz entsprechend geändert werden muß. – Ulrike Denker

 


 

 

Leserbrief zu „Verdrängt und nichts gelernt“ von Keikawus Arastéh

 

Sie sprechen mir aus der Seele! Viele Begriffe aus der von Ihnen beschriebenen Zeit der HIV-Panik sind mir aus der Zeit der Corona-Panik sehr wohl bekannt: Isolationspolitik, Stigmatisierung, Zwangstestung, Ansteckungsverdächtigkeit, usw. Doch in der Coronazeit hat der Zustand der Rechtsfreiheit noch größere Ausmaße angenommen! Selbstentmachtung des Parlaments, Außerkraftsetzen von wesentlichen Grundrechten wie Recht auf Berufsausübung, Recht auf Bildung, Recht auf körperliche Unversehrtheit (Impfzwang im Gesundheitswesen mit experimentellen „Impfstoffen“), Versammlungsrecht. Nicht „geimpfte“ Personen wurden geächtet und sollten vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Ja, das sind alles Dinge, die man bisher nur aus den Geschichtsbüchern kannte! Sie erinnern an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte! Das Erschreckende ist, wieviel Zuspruch diese katastrophale Politik in der Gesellschaft erfahren hat, und wieviele Menschen öffentlich und ohne Scham diese Coronapolitik gut geheißen haben, sich sogar daran beteiligt haben! Fazit: Geschichte kann sich jederzeit wiederholen. Man muss nur den richtig Knopf zur richtigen Zeit drücken, um diese Lawine wieder in Gang zu setzen! – Martin Krivacek

 


 

 

Leserbrief zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Bei Claudia Pechstein liegt anscheinend noch eine zweite Genanomalität vor, die dazu führt, dass man schlecht (ab?)geschriebene Reden (wahrscheinlich KI, von natürlicher / emotionaler „Intelligenz“ kann hier nicht gesprochen werden) schlecht abliest und dass man AfD und CDU verwechselt, was aber auch leicht passieren kann. Die angebliche Abgrenzung, die Merz gegenüber der AfD gerade vorgenommen hat, ist die reinste Heuchelei! – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Wir sind auch noch da“ von Ann-Kathrin Nezik

 

Ich fürchte, dass die Initiative der EU, wie so oft, gutgemeint aber schlecht gemacht ist. Ein Beispiel: die DSGVO. Wenn man ständig seine Zustimmung zu allem möglichen eingeben muss, schaut man sich doch die Meldung gar nicht mehr an sondern klickt einfach drauf. So ähnlich wird es auch mit der KI werden. Noch eine Anmerkung: Transparenz klingt natürlich sehr gut, aber selbst in einem Smartphone stecken heute ca. 10 Millionen Code Zeilen, in Windows mehr als 50 Mio. Die Zahlen bei der KI sind um Grössenordnungen höher. Was bedeutet denn Transparent hier? – Peter Pielmeier

 


 

 

Leserbrief zu „Ich will ein Rind von dir!“ von Hannes Michael Kneissler

 

So einen nüchternen, rationalen Artikel über Lebewesen, die Schmerz empfinden und Gefühle haben, habe ich selten gelesen. Wie kann man so empathielos schreiben und handeln? Kühe werden per Computerauswahl regelmäßig geschwängert, die Kinder weggenommen, und wenn die ach so tolle hohe Milchproduktion nachlässt: ab in den Schlachthof. Widerlich. Da muss man gar nicht vegetarisch oder vegan leben, um so etwas anzuprangern! – Ursula Schäfer

 


 

 

Leserbrief zu „Sie legt sich mit den Reichen an“ von Andrea Böhm

 

«Mia Mottley, die Premierministerin von Barbados, fordert vom Westen ein gerechteres Finanzsystem.» Dies auf einem Gipfeltreffen bei dem «das internationale Finanzsystem grundlegend verändert werden» soll. «Wenn es gut läuft …könnte durch konkrete Verpflichtungen seitens der reicheren Staaten den ärmeren Ländern aus der Krisenspirale von Verschuldung, Klimawandel und Armut» geholfen werden. Was Mottley fordert ist Geldtransfer von Norden nach Süden. Dieser Transfer ist berechtigt, doch muss er so begründet und mit anderen Massnahmen verbunden sein, dass daraus eine nachhaltige Entwicklung entsteht. Es sind dabei folgende Fragen zu stellen und zu beantworten: Wodurch entsteht der ökonomische Graben innerhalb der Menschheit? Warum kann er nicht durch Wirtschaftswachstum behoben werden? Was muss getan werden, damit Perspektiven genutzt werden, die Nachhaltigkeit ermöglichen? Zur ersten Frage: Der Graben hat mehrere Ursachen. Eine nicht direkt behebbare Ursache ist unterschiedliche Produktivität. Zum Thema unterschiedliche Produktivität folgendes Beispiel: Ich hab von meinem Johannisbeerstrauch 3 Kilo Beeren geerntet und daraus 7 Gläser Marmelade gemacht. Beim Abstreifen der Beeren legte ich meine Brille ab, die dann auch prompt vom Tisch fiel. Ein Glas bekam einen Sprung. Die Reparatur kostet 275.50 Sfr. Ich müsste 2 bis 3 Wochen lang Marmelade produzieren, um mit dem Erlös die Reparatur bezahlen zu können. Der dahinterstehende Mechanismus ist zum wesentlichen Teil für den ökonomischen Graben verantwortlich. Er rechtfertigt Transferleistungen, weil es im Interesse des Klimas nicht gut wäre, den Graben durch Wirtschaftswachstum zu beseitigen. Das gilt auch für Barbados wo Tourismus (Kreuzfahrtschiffe) der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist. Der genannte Mechanismus hat übrigens auch im Norden negative Wirkung. Früher war der Hausgarten ein wichtiger ökonomischer Faktor. Zum Beispiel, der Gründer von IBM Thomas J. Watson zog seiner Frau den Preis der Erträge des Hausgartens vom Wirtschaftsgeld ab. Heute hat man stattdessen einen Carpot und verbringt seine Ferien auf Kreuzfahrtschiffen (vielleicht nach Barbados) und mit Flugreisen.

Allerdings, wenn im Norden weniger konsumiert und produziert würde, stellt sich die Frage wie die Mittel für den Transfer generiert werden können? Die Lösung mit der Eigenversorgung wäre auch im Süden empfehlenswert, um die Armut zu verringern. Allerdings, die drei grössten Städte Afrikas haben 10, 15 und 16 Millionen Einwohner. Wo ist dann Platz für den Hausgarten? Eine Folge des zu hohen Bevölkerungswachstums. Früher war Eigenversorgung ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Heute reichen die Erträge der Landwirtschaft nicht aus, um die importierten Produkte des technischen Fortschritts bezahlen zu können. Ein Problem bei den Transferleistungen ist, dass dadurch die Eigenverantwortung etwa für Familienplanung geschwächt wird. Als Gegenleistung für die Transferleistungen muss daher bei den Empfängern die Verantwortung für tragbare Geburtenraten eingefordert werden. Es müssen Perspektiven gesucht werden, die nicht mit dem Wachstum von Konsum und Kopfzahl verbunden sind. Es gibt da eben neben der eingangs erwähnten Krisenspirale noch eine andere: Immer mehr Menschen zu versorgen erfordert Konzentration der Produktion (Beispiel Weizen aus der Ukraine oder Import von Altkleidern oder Geflügel-Produkten). Dies vernichtet Arbeitsplätze und Motivation und Platz für Eigenversorgung. Dadurch gehen Perspektiven verloren, was im Süden dazu führt, dass Perspektiven genutzt werden, die mit hohen Geburtenraten verbunden sind. Nicht lösbar ist das Problem durch Wachstum. Dazu fehlt die Aufnahmekapazität von Umwelt und Weltmarkt. Fazit: Eine Gesamtsicht ist nötig, zum Verteilen der Verantwortung an Nord und Süd. Vergleiche dazu auch das Buch „Die Technik reicht nicht“ (BoD 2016). – Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Was tun, wenn der Freund kein guter Kollege ist?“ von Linda Tutmann

 

Zunächst meine Entschuldigung bei der Beraterin und den Mitarbeitern der ZEIT, die sich mit dieser Frage abmühten. Denn die Antwort lässt sich meiner Meinung nach kurz. Bündig und sicher in einem Satz fassen: Nicht mit dem Freund in derselben Firma arbeiten. Das ist meine persönliche Aussage und betrifft nicht die absolut hohe Qualifikation der Beraterin und der ZEIT Mitarbeiter. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „»Ich war früher auch mal Fan«“. Gespräch mit Jonas Boldt geführt von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns

 

Ich frage mich, ob sich die ZEIT auch mit einem Loser-Verein aus der 2.Liga beschäftigt hätte, wenn die Redaktion nicht in Hamburg sitzen würde? Dort, wo ein Verein mit dem weitaus höchsten Etat der 2. Liga und einem völlig überschätzten Trainer sportlich erneut versagt hat. Und dann erzählt der verantwortliche Vorstand ernsthaft, dass die Schuld für den fünften Nicht-Aufstieg des HSV doch eher bei der international renommierten NADA liege, weil sie den Spieler Vuskovic überführt hat, dass er wohl verbotene Substanzen genascht hat. Echt jetzt? Wie erbärmlich! – Thomas Klementz

 


 

 

Leserbrief zu „Wenn die Erdnüsse tanzen“ von Urs Willmann

 

Der Autor berichtet, dass er gesehen hat, wie der Barkeeper in ein Glas mit Bier Erdnüsse geworfen hat. Und die Nüsse begannen sich hin und her zu bewegen. Das war in Buenos Aires. Also haben die Nüsse wohl einen flotten Tango im Bier hingelegt. E todo a media luz. In welcher Spelunke muss das gewesen sein? Bier in Südamerika? Bier soll man den Bayern überlassen die verstehen mehr davon. Und zum Bier eine Weisswurst mit Kren. Aber keine Erdnüsse. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Träume sind Schäume“ von Christine Lemke-Matwey

 

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte(s) Frau(chen) Lemke-Matwey, (wobei ich nicht weiß, ob Sie Hundebesitzerin sind.). Selbstverständlich funktioniert „das mit dem Diminutiv“ auch bei Männern: Ein Männlein steht im Walde und macht dort Männchen (womit wir wieder bei den Hunden wären). Beim Kosenamen „Männe“ weiß ich allerdings nicht, ob das ein Diminutiv ist. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Ein elegantes Orange“ von Moritz von Uslar

 

„Sylt – Lieblingsinsel der Deutschen?“ – eher wohl doch der reichen Deutschen an ihren insularen Stammplätzen! Wir sind zwar das Volk – das aber möge unter seinesgleichen bleiben! Geld regiert die Welt – und reguliert ebenso auch auf Sylt: wer dabei sein kann und wer nicht! Ausnahmen bestätigen die Regel! Moritz von Uslar als Autor des Artikels „Ein elegantes Orange“ im ZEIT-Feuilleton: hat sicherlich mit Insider-Wissen und nicht nur an der Oberfläche, diesen Text auf Sylt insular spannend kreiert – mehr wohl in der Hochburg des hochkarätigen Vorzeige-Kapitalismus als im zumeist „plebejisch“ besuchten Westerland, eher doch inmitten der Schickeria und dem übersatten Luxusleben in Kampen und ähnelnder Umgebungen… Die hierzu eingefügten Fotografien auf der ZEIT – Seite von Jonas Gehring (ddp) verdeutlichen zu dem (eher auf den zweiten Blick moralisierenden) Text des Autors, wie äußerlich grell der (System-erlaubte) Luxus sich dort darstellt – und tatsächlich das Farbbesprühen noch „Ein elegantes Orange“ (ein gastronomischer Sylter hinter vorgehaltener Hand äußert sich ohne Namensnennung: „Das sieht doch eigentlich ganz geil aus – wie ein Kunstwerk von Damian Hirst.“) exzentrisch widerspiegelt, der Golfplatz sich aus einem dort hinein gepflanzten kleinen Bäumchen in einem „One in hole-Loch“ – allmählich in einen natürlichen Wald verwandeln lassen könnte… – Palmensetzlinge aber wären hierbei lokalisierend zur jetzigen Besichtigbarkeit, syltisch vorstellbarer! Der Privatjet – ebenfalls veredelt extrovertiert orangiert, wirkt wie ein Kunstwerk und nicht mehr etwa als schnelles privates Umweltverschmutzungsflugmobil eines geldreichen kapitalkräftig Strotzenden! Gleichfalls wird das DIOR-Emblem in versprühtem Orange an der Backstein-Boutique zu einer futuristischen Kunstfassade – noch mehr dadurch zum charismatischen Treffpunkt der reichen Ausbeutenden des Kapitalismus. Alles bis dahin und dorthin (und fortwährend?) scheinbar immer auch legal dem Luxus frönend – dürfen die Unternehmer: die Unterlasser als „die Sklaven der Moderne“ entsprechend ausbeuten. Der Begriff Altruismus hat in diesem System keine Vorfindbarkeit – es sei denn, man kann sich zusätzlich mit einer Art von Charity öffentlich schmücken, plus der zuzüglichen Absetzbarkeit von der Steuer: ebenfalls auf Kosten der Allgemeinheit! Doch knallhart dokumentiert – wer in diesem System lebt und nicht geldreich mithalten kann, gehört wohl zwangsläufig zu den Verlierern: das muss ebenfalls deutlich mitgeteilt werden! Es sei denn, man spielt sich als ein kleiner „Diogenes“ auf und sieht in dieser konträren Eigenbewertung zur Eigenverwertung einen Protest gegen das System: weil man es nicht geschafft hat, dazuzugehören bzw. so noch einen Sinn finden will, um nicht gänzlich zu kapitulieren vor der Macht des Kapitals und des Kapitalismus in der Bundesrepublik (ohne: res publica) Deutschland. Somit wird von Reichtumseite her beständig behauptet: wir befänden uns in einer Neidgesellschaft! (Cum grano salis?).

Wenn das Volk so blöd und unterwürfig sei, sich das alles gefallen zu lassen – selber schuld! Diese kapitalistisch getarnte Demokratie hat System – wer das nicht durchschaut, sollte sich alsbald doch hinterfragen (können?), in welchem Deutschland (der unrevolutionären Zukunft) er/sie lebt und ob nicht auch (wie im persönlichen Privaten) dieses System ebenso äußerst mitschuldig ist an dem Klimawandel und dem extremen Verbrauch der natürlichen Ressourcen dieser Erde… Was bitte sehr, werden wir den nachfolgenden Generationen noch hinterlassen als tabula rasa unter dem Motto: „Après nous le déluge“ – Nach uns die Sintflut! Ganz nebenbei höchstpreisig noch mitgeteilt: Auf der Speisekarte in „Henry‘s Bar“ kostet die Pizza „Tippi Toppi“ – Trüffelcreme, Hummer; Langusten, Golden Kaviar Imperial (nur auf Vorbestellung) – satte 999,90 Euro. Das Volk kann dafür (und sogar unter diesem Pizza-Preis) zwei Wochen pro Person auf Malle den Urlaub (von der Maloche) finanzieren – Sonderangebote noch etwas günstiger! Hallöchen: hier wird doch (tutti frutti populi) wohl niemand von einer Neidgesellschaft sprechen wollen – schließlich und endlich hätte ja jeder von uns (der mitspielte) doch im letzten „Euro-Jackpot“ vom 23. Juni 2023 immerhin 120 Millionen Euro gewinnen können! Sylt-Kampen is waiting for you! (Nachträgliche jetztzeitige Nachricht: Einer von den Millionen Mitspielenden hat in Europa (in Schleswig-Holstein) die 120 Millionen am 23. Juni abgesahnt. Warum wohl hat die Lottogesellschaft die Möglichkeit eines Supergewinns so hoch aufgestellt (5 Zahlen von 50 und zwei Zusatzzahlen extra) – damit die Masse der Verlierer einbezahlt und nur einer oder sehr wenige den Jackpot knacken: ganz wie im richtigen Leben in diesem System der Ausbeutungen! Nix da: pars pro toto auch im Lotto! Die Gewinnchance besteht 1 zu 140 Millionen! Wird Dir dabei klar – wie solch ein System in der Übertragbarkeit auf das vorhandene Leben: sich ähnlich darstellt!

Orientierungslos scheint die primitive Masse der Menschen in Deutschland sowieso… – die Philosophie der (vermeintlichen) idealen Werte und geistigen Bewertungen sind noch nie bis ins breite Volk vorgedrungen und heutzutage noch viel weniger: trotz aller Möglichkeiten, sich zu bilden und damit sich von persönlichen Einbildungen zu entfernen – wird aber durch die Unterhaltungsverblödung der Massenmedien: das deutsche Volk immer mehr eingelullt und damit (gezielt und gewollt) hirnvermanscht! Doch auf Sylt in Kampen exklusiv: sind nicht unbedingt die Klügsten und Weisesten und Vornehmsten vorzufinden, eher die Raffinierten, die Hasardeure des Systems und die Ausgebufften, die Ausbeutenden und Scharlatane des Kapitalismus – die sich hier versammeln, antreffen und gegenseitig ihr (auch) hedonistisches Dabeisein vorzeigen. Moritz von Uslar (zu seinem verklärenden Diminutivum: „der Reporter“) reflektiert dies schriftlich: „Orientierung auf dem Strönwai in Kampen, wo Gunter Sachs, von Saint Tropez kommend, einst den Jetset nach Deutschland brachte – die Lokale heißen hier „Gogärtchen“, „Odin Deli“ und „Pony“. Der Reporter hatte sich mit einer übergroßen aber nicht übermäßig teuren Sonnenbrille camoufliert und reportert einen Gastronomen: „Wo wir jetzt stehen, ist der teuerste Fleck in Deutschland: „Nirgendwo sind die Immobilienpreise höher als hier.“ Und desweiteren: „Moment. Ronald Benck, Bürgermeister von Sylt erklärt: „…dass auf Sylt traditionell eine ganz besondere Sorte Vermögen zu Haus sei – Understatement, jenes fein codierte Nicht-zur-Schau-Stellen von Geld. Swatch statt Rolex, E-Bike statt Ferrari. Auf der Insel gebe es keine Megajachten. „Die haben hier alle nur ihr Reetdach-Häuschen.“ Die In/Fragestellung des ZEIT-Reporters Moritz von Uslar bezüglich: „…des „Ralph Dommermuth, Deutschlands erstem Internet-Milliardär, der in den Kellern seiner Megavilla in Kampen laut fantastischen Medienberichten angeblich versucht, sich bis zum Mittelpunkt der Erde durchzubuddeln…“ – beantwortet der smarte Bürgermeister daraufhin syltisch-lakonisch „Einzelfälle. Die muss es auch geben.“ Dieses Statement kam also nicht aus dem Volksmund! Da bleibt einem normalen Malocher schlichtweg die Spucke weg – und man spekuliert volksfern in dieser „Demokratie“ zu der Beherrschung des Volkes: Geht Dir der Rat aus – geh‘ ins Sylter Rathaus! Auf geht’s: zur reichhaltigen Ratsuche zum Sylter Bürgermeister Ronald Benck. Denn auch ICH als Malocher bin kein Einzelfall! Oder doch drastischer und realistischer bezahlbar: auf nach Malle – zum Ballermann! Zu den extravaganten Sylt-Gefilden der Reichen: will dich dort keine reiche Sau haben!

Der Leserbriefschreiber war einstens vor Jahrzehnten auf Sylt in Kampen eingeladen – übernachtete in einem kleinen Zimmer zu 100 DM pro Nacht. Und immer wieder sah er einen bestens gekleideten, durchaus schönen Mann in einem metallic-blauen Mercedes-Sportwagen-Cabriolet durch Kampen fahren, oft anhaltend und die Zeitung lesend… Ich kam mit ihm ins Gespräch – ein reicher Mann (um die 40 Jahre) aus dem bayerischen Raum: der in seinem teuren Cabriolet die Kampen-Runden abfuhr (um nicht aussteigen zu müssen) und dann scheinbar las… – mich im spontanen Gespräch zu einer Rundfahrt einlud… Weinend erzählte er dem RvM später, dass er einen schlimm-anzuschauenden „elefantösen“ Klumpfuß habe, den er niemandem zeigen wolle und könne, er bei Frauen keine Chance habe, trotz seines vielen Geldes. Er all sein Vermögen dafür hergeben würde, wenn er ein normales Füße-ansehnliches Leben führen könnte… Passiert war folgendes noch im Nachhinein: Meine Freundin musste etwa gegen 2 Uhr morgens zur Toilette auf dem Flur, sah diesen Mann (der ebenfalls hier Gast war) mit weißem Nachthemd und dem klumpig blutdurchäderten Klumpfuß, und lief schreiend und zitternd zurück in unser Zimmer – so schrecklich muß dieser Anblick leider gewesen sein, so dass sie nicht mehr weiterschlafen konnte… Am nächsten Tag (ich erzählte ihr zuvor von meinem Gespräch mit diesem Mann) entschuldigte sich meine Freundin bei ihm – und er weinte wiederum, bat seinerseits um Entschuldigung zu diesem nächtlichen Erschrecken. Er sagte hinzu: Es grause ihm vor sich selbst! Meine Freundin konnte und wollte ihn nicht trösten – war entsetzt, was die Natur einem Menschen in dieser Disharmonie antun kann – lebenslang! Wir erfuhren viel später: dass dieser Mensch Suizid begangen habe! Aber auch ein Gunter Sachs hatte sich selbstgetötet – die Gründe waren wohl eher das (unerträgliche?) Altgewordensein, und eine beginnende Demenz: Tempi passati – dieser einst doch schöne, elegante, geist-reiche und kunstsinnige Mann und Mensch: wollte sich diesem natürlichen Werden und Vergehen bewusst nicht stellen und noch bis zum Ende sich dagegen wehren müssen, letztlich sinnlos und sinnentleert… Somit: Schuss und Schluss!

Niemand hat das Recht hierbei zu richten – Philipp Roth beschreibt: „das Alter als ein Massaker“. Casanova als 73-jähriger starb an einer Harnwegsinfektion – welch ein Absterben zu einem nahesten einst beständig erigierenden Körperorgans: das er in seinen vitalen Hoch-Zeiten für mehrere Tausend Frauen benutzt habe – (so die Hochrechnungen und Schätzungen von Historikern und Biographen!). Bleiben wir aber im ebenfalls hedonistischen Kampen – hier wäre scheinbar auch Günther Ueckers Nagelbild „Der schwarze Schwan“ (genagelt im Jahre 1980) gefährdet gewesen vor einem Anschlag der „Letzten Generation“: der Galerist Rudolf hatte vorsorglich das Bild von der Wand genommen und in einen Karton verstaut! Mal ganz unter uns: das „elegante Orange“ hätte diesem Genagele von Uecker sicherlich einen edlen Zusatz-Glanz verpasst und wäre bestimmt (sooo einzigartig) dann ein Millionenobjekt geworden… Man sollte also als Galerist mehr den Blick in die gegenwärtige Zukunft werfen und ein zufällig ereignisreiches „elegantes Orange“ evtl. mit einbeziehen können in den Kunstverkauf! Der Kunscht kanns sicherlich nicht schaden – denn Farbe schützt zudem auch die Nägel vorm zu frühen Verrosten! Oder nennt man das dann „Patina“ ansetzen? Manche machen aus Dreck Geld, Uecker nagelt sich Millionen zusammen: that‘s Business! Nochmals auf Michael Meyers Boutique leserbriefschreiberisch zu kommen – auch diese wurde veredelt (auf den Klimawandel hinweisend) orangiert, und Moritz von Uslar dokumentiert dies entsprechend im ZEIT-Text: „Meyers Boutique, die es am Freitag traf, ist längst zum Touristen – Hotspot geworden. Lustige Szenen: Da drängeln sich Damen in cremefarbenen Steppwesten, die – auf Sächsisch, Bayerisch und in rheinischem Singsang – die Worte „Sauerei“ und „Unfassbare Schweinerei“ zischen. Regelrechte Schmerzen, das versteht man am Ort der Anschläge, löst bei den Syltern der Anblick der Ölfarbe auf dem Reetdach aus: „Das Geht nie mehr raus.“ Ein Boy im weißen T-Shirt serviert Prosecco, er muss jetzt auf jedem Foto drauf sein. Das hingeklatschte Orange – es ist übrigens ein warmer, nicht uneleganter Farbton – kommt auf dem Backstein auch deshalb so gut zur Geltung, weil es auf dem Dior-Schriftzug und den Scheiben der Tür schon vollständig entfernt ist.“ Moritz von Uslar stellt dazu noch eine (durch ihn so beschriebene) obszöne, absolut verbotene Frage in den Raum: „Kurbeln Anschläge der „Letzten Generation“ den Verkauf von Luxusgegenständen auf der Insel der Superreichen am Ende sogar noch an?“ Lassen wir das mal dahingestellt sein – wir alle wissen allgemein: Pecunia not olet. Werbung ist alles für den Profit – und Reichtum ist Werbung für den Kapitalismus! Dahingegen wird der philosophische Gedanke eines Diogenes von Sinope (der in der Tonne – um 410-323 v.u.Z.) eher weniger Begeisterung auf Sylt beim entsprechenden geldreichen Publikum auffinden: „Nicht der Mensch ist glücklich, der am meisten besitzt, sondern der, welcher am wenigsten braucht. Wer mit nichts zufrieden ist, der besitzt alles.“ Um es knapp zu verdeutlichen – der RvM zitiert: „Die Kyniker hielten die Zivilisation für einen künstlichen und unnatürlichen Zustand. Folglich verachteten sie die Gesellschaft und befürworteten ein natürliches, einfaches Dasein. Autonomie und Autarkie waren für sie die Voraussetzung zum Erreichen des vollkommenen Glücks, da sie Unabhängigkeit und nicht Luxus oder Reichtum für das erstrebenswerte Gute hielten. Eine sehr asketische Lebensweise und Enthaltsamkeit gehörten daher zu ihrem philosophischen Konzept.“ Was also bedeuten die nächsten Zeilen im Hier und Jetzt:

Eine der superreichen (verheirateten) Damen der Gesellschaft unserer Zeit hatte sich mit einem (von der Mafia auf sie bewusst angesetzten) schönen Gigolo eingelassen, wurde beim analen (durchaus doch banalen) Geschlechtsverkehr (dabei heimlich) gefilmt: und hatte zu der darauffolgenden Erpressung: diesem Mann und den Erpressern eine Summe von 20 Millionen Euro in bar in Kartons überbringen lassen… Die daraufhin dennoch weiteren Erpressungen: kamen dann zur polizeilichen Anzeige – die Bande wurde festgenommen! Hierbei kann man also auch systematisch zu diesem kapitalistischen System erkennen: dass auch solche Typen den kriminellen Hals nicht vollgenug bekommen können, nicht zufrieden sind mit solch einer hohen Summe – und dann im Knast landen! Das nur spannend nebenbei – hat mit Sylt nur insoweit „verwandtschaftlich“ zu tun, als es dort auch kunterbunt zugeht, der Sex eine begierige Rolle spielt – mann/frau sich gerne austoben woll(t)en, wenn möglichst aber versteckter: so denn zuvor nicht die Eheverpflichtungen insgeheim ihre freiere Absprache gefunden haben sollten… Überhaupt hat doch letztlich der ganze Reichtum keinen effektiven Sinn, wenn zudem nicht auch die sexuelle Reichhaltigkeit im Leben voll genossen werden kann – und wenn Geld dabei mithelfen könnte: warum denn nicht! Es lebe die Fleischeslust und die Polygamie! Denn singt nicht schon Bob Dylan verdeutlichend in einem seiner Songs: „Love is just a four letter word!“ Kann ja jede/r behaupten: „Ich liebe Dich“ – und äugt dabei hemmungslos auf die Kohle! Wir sind doch selber schuld, wenn wir uns vormachen lassen woll(t)en – dass wir geliebt werden! Es gäbe endlos darüber zu berichten! Aristoteles Onassis hat die schönen Damen auf seiner Luxusjacht auf einen Barhocker gesetzt, der mit einer Walfischpenishaut in Naturgröße überzogen war… – Voila: kein Mann der Welt kann da mithalten! Höchstens im übertragenen Sinne auf den umtriebigen Mann sprichwörtlicher bezogen: „Immer kleine Augen, ewig im Tran und die meiste Kraft im Schwanz.“ Somit ist menschlich besehen, alles relativ: und auch der megareiche Dagobert Duck scheint nicht der Glücklichste in Entenhausen gewesen zu sein! Nehmen wir das mal so an und hin. Oder schwimmen wir etwa gerne im Geld und Gold?

Noch eine mitteilsame Nachricht in Richtung Atlantic-Hotel zu Udo Lindenberg: Auf zwei seiner Aquarelle (des jahrzehntelangen Stammgastes der Insel): wurde auch das Orange der „Letzten Generation“ versprüht… Keine Panik – Udo malt und malt und malt, und auch sein Song „Wie ein Komet…“ mit Apache 207 ist ganz Oben auf der Hitliste platziert. Udo – wir wünschen Dir: dass Dein Komet auf Sylt auch noch oft einschlagen möge: Du hast es echt drauf mit Porsche und Luxus! Und es gab ja auch schon andere lausige Zeiten tief unterm Lindenberg! Vielleicht aber fällt Dir ja ein orangener Song für die Umwelt ein im musikalischen Farbeimer Deiner Kreativität und Phantasie… Auf Dich hört das deutsche Volk und denkt sich vielleicht dabei: Doch nicht alles im Lot auf dem Riverboot Erde! Aber dennoch nun noch ein etwas panikartiger Endbeitrag zum Klimawandel und dem irdischen Geschehen – das, was wir Menschen uns und den Mitgeschöpfen, der Natur insgesamt antun… Doch die Aktivisten der „Letzten Generation“ werden losgeklebt, verfolgt, belangt. Aber die Verprasser, die kapitalistischen Anheizer und Protagonisten des Systems machen so weiter wie bisher – scheinen sich nicht für die Zukunft dieser Erde verantwortlich zu fühlen, erwarten vielmehr: dass die Aktivisten der „Letzten Generation“ entsprechend verurteilt und zur „Rechenschaft“ gezogen werden. Wer also fühlt sich betroffen für das Motto: „Après nous le déluge.“ – Muss denn erst wieder eine Revolution her – damit die reiche Oberschicht eines ausgebeuteten Volkes (das hierbei heftig Mitschuld trägt) endlich zur Vernunft kommt – oder wird weiterhin so drauflos gelebt: bis (im übertragenen Sinne) auch das Meer sich dieses Kampen und die Insel Sylt zurückgeholt hat…

Das wäre dann die Bewahrheitung des Mottos: Nach uns die Sintflut! Wir kommen aus dem Meer und verschwinden wieder im Meer der Zeit. Verdammt nochmals: wir sind nur Gast auf diesem Planeten! Und dann: Aus die Maus! Moritz von Uslar befragt schlussendlich eine der Aktivistinnen: „Regina Stephan, 21, Studentin der Medizin in Berlin, man könne sie mit Klarnamen zitieren. Sie war an drei der vier Aktionen auf Sylt beteiligt, am Flughafen, im Hotel Miramar, zuletzt vor der Kampener Boutique. An diesem Montag halte sich ihres Wissens kein Aktivist auf der Insel auf.“ Soweit im Moment (der Unüberschaubarkeit) die Lage auf der „Lieblingsinsel der Deutschen“ – doch noch ist nicht aller Tage Morgen und Abend – wenn nicht nur die Sonne im eleganten Orange auf dieser Insel Sylt dr/auf und dr/untergeht. Eigentlich müssten wir alle sehr philosophisch „Orange“ fühlen und denken: Für die Umwelt, für den Klimawandel, gegen die hemmungslose Ausbeutung dieser Erde! Wir sollten diesen Moritz von Uslar „Bericht“ mehrmals lesen und innerlich speichern, um tiefergründiger für die Zukunft auch unsere Gegenwart verstehen zu wollen und zu können… – Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

 


 

 

Leserbrief zu „Wer war Barbara?“ von Antonia Baum

 

„Wenn Männer mein Dekolleté loben, freue ich mich, denn sonst werde ich zu sehr auf meine inneren Werte reduziert!“ Das sagte irgendwann einmal die Fernsehmoderatorin, Sängerin & Schauspielerin Barbara Schöneberger (*1974) über sich selbst. Gut in der Flimmerkiste flimmert sie gefühlt immer und ständig herum! Wer ihrer überschüssig ist und ihr nicht mehr bei ihrer Arbeit zusehen will, der schaltet einfach ab und alles ist gut, oder vielleicht auch nicht! Wer gerne im Magazin „Barbara“ von Barbara Schöneberger bisher geblättert und auch etwas gelesen hat, der muss sich jetzt nach einem anderen Magazin umsehen. Das Magazin „Brigitte Wir“ wurde ebenso eingestellt, das gleiche gilt für „Guido“ von Guido Mario Kretschmer, aber noch gibt es ein paar ähnliche Blättchen zu kaufen, wie lange noch, das könnte womöglich auch am Leser und Käufer solcher Magazine liegen! „Wenn zwei das Gleiche tun, so ist das nicht dasselbe.“ (Terenz, zw. 198 und 184 vor Christi, römischer Dichter) – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Cat Stevens im Sitzen“ von Iris Radisch

 

Wegen des Konzerts von Cat Stevens war ich (ebenfalls Jahrgang 1948, sozusagen mit ihm groß geworden, was auf Frau Radisch nicht zutrifft) in Hamburg. Ihr Kommentar hätte auch etwas freundlicher ausfallen können, Frau Radisch sollte wohl besser bei ihren Büchern bleiben!!! Das Konzert von Cat Stevens war tatsächlich zum Weinen schön, nicht nur für mich. Auch war es ein durchaus gemischtes Publikum. An die Lieder seiner neuen CD muss man sich ein wenig gewöhnen. – Ruth Kirchstein

 


 

 

Leserbrief zu „»Musiker führen keine Kriege«“ von Navid Kermani

 

Während ich Ihren lehrreichen Artikel über den wunderbaren Mulatu Astatke las, fiel mir etwas ein, von dem ich zunächst nicht genau wusste, ob es stimmte, das ich mir aber durch rasches Nachschlagen bei Wikipedia bestätigen konnte: In dem Film „Broken Flowers“ von Jim Jarmusch spielt ein Musikstück von Mulatu Astatke eine besondere „Rolle“. – Peter Rentrop

 


 

 

Leserbrief zu „»Wir brauchen uns gar nicht mehr zu küssen«“ von Bernd Ulrich

 

Monatelang durchforste ich unsere Literatur und denke, begreift denn keiner unserer Autoren, worin die eigentlichen Probleme unserer Zeit liegen? Dass es um etwas grundsätzlich Dramatisches geht, dass unser aller Zukunft infrage stellt? Ich denke, es kann doch nicht sein, dass ich eine Riesenlücke in der Literatur sehe und andere nicht. Ich lese von dem Amerikaner T.C. Boyle „Blue Skies“ und von der Norwegerin Maja Lunde, „Der Traum von einem Baum“, beides genau das was ich suche, beide voller Tiefe, voller Fragen und Anregungen. Wo sind aber unsere deutschen Autoren? Ich fühle mich nicht mehr wohl in der deutschen Literatur. Dann atme ich endlich auf. Bernd Ulrich bringt es in seiner Rezession der Stories von Joy Williams im Feuilleton der ZEIT Nr. 27 auf den Punkt. „Ihr Buch trudelt hinein in ein Vakuum der deutschen Gegenwartsliteratur, das möglicherweise bald größer ist als die deutsche Gegenwartsliteratur selber.“ Danke! Das war nötig! Ewig setzen wir uns in verschiedenster Hinsicht mit der Vergangenheit auseinander, immer wieder geht es um die zwiespältigen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, zwischen den Geschlechtern, um Liebe und Tod. Die Natur dient als Kulisse, als warmes stilistisch oft herrlich verarbeitetes Beiwerk oder Ort der Abenteuer. Nichts scheint sich geändert zu haben. Wir drehen uns um uns selbst. Aber immer mehr Menschen ahnen und verstehen, dass wir in einer echten und wahrhaftigen Zeitenwende angekommen sind, die anzeigt, dass wir grundsätzlich falsch leben, dass wir unser Verhältnis zur Natur und zu unserem Planeten völlig neu denken müssen. Da reichen keine Sachbücher. Es geht ans Eingemachte, das ist ein Stoff für die Literatur, der alles andere in den Schatten stellt. Also bitte aufwachen! – Christine Lange-Krüger

 


 

 

Leserbrief zu „Das läuft“ von Benedikt Herber

 

Ich gehöre nicht mehr zu den jüngeren Menschen und habe mit Streaming nichts am Hut. Mit Fernsehzeitschriften allerdings auch nichts mehr. Das erste „Programmie“ in unserer Familie war die Fernsehwoche, meine Mutter brachte später immer den ausgelesenen Gong aus dem Kindergarten mit, in dem sie als Reinigungskraft tätig war. Den hatten die katholischen Schwestern dort abonniert. So weit ich weiß, ist bzw. war der Verlag, der den Gong herausbrachte, katholisch orientiert. Das war dann auch meine erste eigene Programmzeitschrift. Der Gong hatte übrigens schon lange vor der TV Spielfilm ein Bewertungssystem (Würfel) für Fernsehsendungen. Nachdem Helmut Markwort nicht mehr länger Chefredakteur war, sank das Niveau des Gongs immer mehr, so dass ich dann auf die Hörzu umstieg. Aber auch dort ließ die Qualität immer mehr nach. Eine Zeitlang habe ich mit der rtv, der Tageszeitung und dem Netz informiert, bis ich dann eine sehr gute App fand. Bei der TV-Browser-App bekomme ich die VOLLSTÄNDIGEN RADIO-(!) und TV-Angebote. Auch für viele ausländische Sender. Ich kann gezielt Sendungen und Stichwörter suchen und markieren. Auch einen Gesamtüberblick gibt es. Alles wesentlich komfortabler als die Hefte aus Papier, billiger zudem. Warum soll ich wöchentlich fast drei Euro (die aktuellen Preise kenne ich nicht mal, ich bin bei ca. 2,50 Euro ausgestiegen) für unvollständige Programme ausgeben? Die Fitnessblondinen auf den Covern nerven außerdem. Früher gab es RICHTIGE Stars auf der Frontseite. Die Rätsel waren besser (besonders gut fand ich immer das Maussuchspiel und die anderen Rätsel in der TV Hören und Sehen, die meine Tante immer kaufte) und es gab weniger Koch-, Back – und Ratgeberfirlefanz, sondern mehr Programmbegleitung.

Mit Oliver Kalkofe kann ich mich sehr gut identifizieren. Allerdings ist er noch eine Nummer mehr hardcore als ich, was den Fernsehkonsum als Kind und Jugendlicher angeht. Ich habe mir gerade meine zweitliebste Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ auf DVD zugelegt (liebste Serie ist „Raumschiff Enterprise“), wo Kalkofe mit Wolfgang Bahro die Episoden bespricht und bewertet. Es gibt dann noch ein ca. 20-minütiges Extra, wo die Beiden über ihr Fandom sprechen. Ganz so heftig war es dann bei mir doch nicht. Aber vielen Dank an Herrn Kalkofe für die Unterschriftensammlung, die möglicherweise dafür sorgte, dass die Serie Ende der 70er / Anfang der 80er im Dritten des NDR wiederholt wurde. Das muss wohl der Sendetermin am Samstag gewesen sein. Da lief u. a. auch immer der „Time Tunnel“ und da aus irgendeinem Grund samstags abends Kirche angesagt war, musste ich mich immer sputen, um diese Serien sehen zu können. „Mit Schirm, Charme und Melone“ kann man immer noch sehr gut sehen, was man nicht von allen Serien behaupten kann. „Time Tunnel“ gehört leider auch dazu. Ich habe da vor einiger Zeit mal ein paar Episoden gesehen und mich gewundert, warum ich das als Kind so toll fand. Die Illustration zum Artikel hat mir sehr gut gefallen. Zwei Ergänzungen noch: Mecki fand ich immer Käse und den Gong gibt / gab es nicht zuverlässig im hiesigen Supermarkt. Das war auch ein Grund, warum ich auf die Hörzu umgestiegen war. – Thomas Manthey

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Sehr geehrte Greta, Sie haben eine Physikklausur geschrieben und die Note 2 plus erhalten. Respekt, ein Mädchen mit 16 Jahren. Sie scheinen sich noch nicht ganz im Klaren zu sein, welcher Beruf es einmal sein soll. Daher Ihre Aussage: <<Physikerin werde ich auch nicht<< Da müsste man sich dann entscheiden, ob allgemeine Physik (als Lehrerin in der Schule) ,oder an der Uni mit angewandter Physik, oder Theoretische Physik. Bei Letzteren würden Sie in Einsteins Spuren wandeln. Aber Sie haben ja klar gesagt, Physikerin werde ich auch nicht. Jetzt sehen Sie eine Chance als Feuerwehrfrau. Ein fabelhafter Beruf. Aber die Auswahl ist hart. Sie sollten vorher ein Handwerk gelernt haben. Sowas wird da gern gesehen. Und dann Greta, heisst es: WASSER MARSCH – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Denis Scheck im ZEIT Magazin

 

„Alles ist lächerlich angesichts des Todes.“, das sagte einst der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard (1931-1989); vielleicht hat er sich wirklich dabei tot gelacht. Ich hätte da noch einige Zitate von Thomas Berhard: „Das Leben ist ein Prozess, den man verliert, was man auch tut und wer man auch ist!“, „Ausgerechnet der Mensch ist unmenschlich!“, „Letzten Endes kommt es nur auf den Wahrheitsgehalt der Lüge an!“. Denis Scheck hätte sicherlich auch noch einige Zitate von Thomas Bernhard auf Lager, wetten, dass…? – Klaus P. Jaworek