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1. Februar 2024 – Ausgabe 6

Leserbriefe zu „Lasst sie mal machen“ von Elisabeth Raether

Danke für den Artikel über das Ehepaar Roetzel, der deutlich macht, dass es eben nicht unbedingt die „deplorables“ sind, die antidemokratischen Kräfte an die Macht bringen, sondern nicht selten leichtfertig agierende Angehörige privilegierter Schichten. Das Ehepaar Roetzel wohnt in Brandenburg, also nicht weit weg von unserem Nachbarland Polen. Vielleicht sollten die beiden einmal einen Blick über die Grenze werfen, dann würden sie sehen, wie schnell sich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aushöhlen oder gar beseitigen lassen, wenn undemokratische Kräfte einmal an der Macht sind, und wie schwierig es ist, Beides wieder herzustellen. Unser demokratisches Gemeinwesen hat beiden Roetzels eine lange und hochqualifizierende Ausbildung finanziert. Sie sollten sich dessen bewusst sein und als Angehörige einer Bildungselite alles dafür tun, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, von denen sie überproportional profitieren, erhalten bleiben. Bleiben Sie als ZEIT-Redaktion in diesem schwierigen Wahljahr wach und kritisch und versorgen Sie uns weiterhin so gut mit Informationen, Hintergrundwissen und Analysen! Ich bleibe Ihnen als Leserin treu.
Katrin Köhl

Die Auffassung des Ehepaars Roetzel teilten große Teile des Bürgertums in den frühen 30-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dem, was daraus geworden ist, wurde diese Woche im Bundestag gedacht.
Walter Habenicht

Fast kein Bericht über die Wähler der rechtsradikalen AfD hat mich so betroffen gemacht, wie der über den Anwalt und seine Zahnarztgattin auf Mallorca. Wenn schon Bürger, die ökonomisch keine Probleme haben und intellektuell absolut dazu in der Lage sind, die Inhalte der AfD zu verstehen, nur aus allgemeiner Unzufriedenheit mit der Politik den Rechtsradikalen ihre Stimme geben, steht es nicht gut um das Land. Bei aller nachvollziehbaren Kritik an der Politik der letzten zwei Jahrzehnte, reicht ein Blick auf die nächste Seite der ZEIT, um in aller Deutlichkeit vor Augen geführt zu bekommen, dass die AfD und ihre Protagonisten nicht nur eine andere Politik machen wollen, sondern dass sie der Demokratie selbst den Krieg erklärt haben.
Andreas Zabel

Natürlich ist es eine wichtige Aufgabe der Medien, darzustellen, warum Menschen auf die Idee kommen, eine rechtslastige Partei wie die AfD zu unterstützen. Aber was treibt die Redaktion an, dem wohl untypischsten aller AfD-Sympathisanten und seinen Belanglosigkeiten (Argumente für seine politische Neigung finden sich nicht) eine ganze Seite zur Verfügung zu stellen? So kommen sie der Motivlage der AfD-Anhänger ganz sicher nicht auf die Spur.
Stefan Sommer

Ihr Interview mit Herrn Roetzel und Gattin hat mich mit Wut und Zorn erfüllt, gerade in Zeiten, wo endlich Hundertausende auf die Straße gehen, um gegen die „EkelAFD“ zu demonstrieren. Wie können Sie einem Ehepaar, das sich satt und selbstgefällig der Wohllebe auf Mallorca hingibt und es sich leisten kann, den rechtsradikalen Bedrohungen zu entziehen, eine ganze Seite widmen? Nicht zu glauben, dass Sie für eine derart abstoßende Berichterstattung auch noch extra in das hedonistische Luxusressort geflogen sind? Mögen die Roetzels nach Mallorca auswandern und sich ihren Wohlstandsbauch bräunen lassen. Sie können ja nach 4 Jahren wieder kommen!!! Dieser Artikel ist ein Schlag ins Gesicht aller Demonstrierenden!
Beate Heller

Den Artikel „Lasst sie mal machen“ von Frau Raether finde ich ärgerlich. So viel Aufwand (Reise fürs Interview nach Mallorca) für so wenig Auseinandersetzung mit den Positionen der AfD! Es hätte mich interessiert, wie denn ein – offenbar erfolgreicher – Rechtsanwalt, ein Organ der Rechtspflege, die Positionen der AfD zur grundgesetzlich verbrieften Menschenwürde, die europapolitischen Forderungen der AfD und ihre katastrophalen Folgen für Zusammenhalt, Wohlstand und Sicherheit unserer Gesellschaft oder die Nähe der AfD zum System Putin bewertet. Statt dessen lange Ausführungen über die Annehmlichkeiten des Club-Urlaubs oder die Speisenfolge im Restaurant!
Rainer Münz

„Diejenigen, die so denken und handeln wie der Kollege Roetzel, spielen mit dem Feuer und das Schlimme ist: Sie wissen das! Die Agenda einer AFD und deren Protagonisten im Grunde abzulehnen, aber mit seiner Wahlentscheidung billigend in Kauf zu nehmen, heißt vorsätzlich handeln. Läuft es meinem Kollegen nicht kalt den Rücken herunter bei der Vorstellung, die Mehrheit wäre der Auffassung: „Lasst sie mal machen“. Die späte Reue ist dann groß, aber nichts mehr wert. Nein! Es gibt kein Verstecken hinter dem demokratischen Verantwortungsbewusstsein der anderen. Wer AFD wählt trägt in allen Konsequenzen selbst die Verantwortung.“
Bernhard Lesny

Als Abonnentin Ihrer Zeitung schätze ich die Zeit und auch Frau Elisabeth Raether, aber was in aller Welt hat Sie geritten, dem Berufskollegen von mir Herrn Patrick Roetzel eine ganze Seite inklusive Foto zur Selbstdarstellung zur Verfügung zu stellen? Was soll die Message sein? Auch Akademiker wählen AfD? So schlimm ist die AfD nicht? Sorry, der Artikel dient nur dem Kollegen als (hoffentlich kostenlose) Werbung und mir als Altpapier.
Eva Sander

Das Geschichtswissen von Herrn Roetzel, hier besonders die Zeit zwischen 1933 – 1945, scheint nicht ausgeprägt zu sein. Herr Roetzel sollte wissen was die Nazis in Deutschland und Europa angerichtet haben. Wenn nicht, ich kann ihm gerne eine paar Nachhilfestunden geben. Wer in der jetzigen Zeit eine rechtsradikale Partei (AfD) mit Worten und wohl im Herbst auch bei der Landtagswahl in Brandenburg mit seiner Stimme unterstützt hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Mit der Stimme für die AfD unterstützt Herr Roetzel Remigration, die Forderung der AfD raus aus der EU, die Unterstützung der Ukraine einzustellen, die Annäherung an Russland zu vollziehen. Um nur ein paar Forderungen der AfD zu nennen.  Die Meinung von Herrn Roetzel ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Demokraten, der vielen Mitbürger mit ausländischen Wurzeln und der jüdischen Bevölkerung in Deutschland.
Jörg Siever

Mutig, offen aber nur fast-sympathisch, das Ehepaar Roetzel, denn offenbar wohl auch vom Wohlstand etwas verblendet. Egal, wie sehr die Autorin fairerweise auch um die notwendige Ausgeglichenheit ringt, dabei auch bemüht das Ehepaar Roetzel in ein angenehm-positives Licht zu rücken: Wer AFD wählt, der legt sich in das stinkende Bett von Faschisten (Höcke und andere), Nazis, Identitären, rechtsextremen Gewalttätern, Verschwörungstheoretikern, sonstigen Trollen und Millionen weiterer meist minderbemittelter Ignoranten. Eine, zugegebenermaßen, ganz schlechte Regierung (SPD/Gründe/ FDP) und eine noch schlechtere Opposition (CDU/CSU/ FDP) sind noch lange keine Ausreden, um AFD zu wählen. Damit wird nichts besser, aber vieles bedeutend schlechter. Die AFD sät Gewalt: verbal, virtuell, real, im Parlament und auf den Straßen, in Geheimtreffen und cora publikum. Und all das, was die AFD sät, wird von ihren Anhängern exekutiert. Dr. Walter Lübke aus Kassel ist dabei nur das prominenteste abschreckende Beispiel. Liebes Ehepaar Roetzel: Vergessen Sie das nicht, wenn Sie Ihre Stimme abgeben. Wer AFD wählt, wendet sich gegen Menschwürde, die Allgemeinen Menschenrechte, den Universalismus und die Werte der Aufklärung. Wer es, wie Sie, liebes Ehepaar Roetzel, zu Wohlstand, offenbar auch durch beruflichen Fleiß und Bildung, gebracht hat, der sollte im Regelfall auch irgendwann in seinem Leben etwas zu Verantwortung, Vernunft und Haltung gehört haben. Spätestens vielleicht im Jahr des 300. Geburtstages von Immanuel Kant.
Man braucht Ihnen ja hoffentlich nicht zu erklären, wie ein verantwortliches Wahlverhalten im Sinne des kategorischen Imperativs auszusehen hat. Hier noch mal vereinfacht übersetzt zum Mitschreiben, falls das Verantwortungsbewusstsein in der mallorcinischen Wohlfühlblase ggf beeinträchtigt wird: Liebes Ehepaar Roetzel, wählen Sie eine Partei, von der sie wollen können, dass sie, nach den Geboten der Vernunft und der Moral, auch von allen anderen Menschen gewählt werden kann. Antwort: Das können alle Parteien sein, mit Ausnahme der AFD! Wer Kant nicht kennt oder sich von dessen einfachen und stringenten Prinzipien des kategorischen Imperativs nicht angesprochen oder ggfs überfordert fühlt, der kann sich auch Hannah Arendt zuwenden und sich mit deren Gedanken zur „Banalität des Bösen“ bzw der Gleichgültigkeit auseinandersetzen. Das Ergebnis in Bezug auf Ihr Wahlverhalten, liebes Ehepaar Roetzel, ist das gleiche. Und wenn Sie es mit Vernunft, Verantwortung und Haltung am Wahlabend ggf nicht so haben, so werden Sie wenigstens endlich erwachsen. Es ist ihre verdammte demokratische Bürgerpflicht, sich gegen die faschistische Ideologie, gegen Rechtsextremismus, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus zu bekennen und keinesfalls, d.h. unter keinen Umständen, der AFD ihre Stimmen zu geben. Das kann man eigentlich ganz einfach verstehen. Sie wissen ja hoffentlich: es hat Zeiten gegeben, da ist man am Abend mit der Demokratie schlafen gegangen und am Morgen in einer Diktatur aufgewacht. Wenn das immer noch nicht geholfen hat, dann müsste man wohl der o.g. Aufzählungen des AFD-Klientels ab heute noch die Gruppe der gleichgültigen Wohlstandsverblendeten hinzufügen müssen.
Hans-Jörg Glaß

Also eins kann man inzwischen der ZEIT mit Sicherheit nicht mehr vorwerfen: Dass sie es sich in einem verengten Meinungskorridor bequem macht. Ich frage mich aber ernsthaft, was der Artikel über den netten AfD-affinen Anwalt und seine Zahnärztin-Gattin (der nach der Wahl der AfD „nicht der Arm abgefallen“ ist!) auf der Seite 3 der ZEIT zu suchen hat. Jetzt, wo gerade die Zivilgesellschaft endlich beginnt, Zähne zu zeigen, hat ein solch harmloses Interview mit all seinen unausgegorenen Aussagen die Tendenz zur Verharmlosung der gefährlichsten antidemokratischen Partei der deutschen Nachkriegszeit. Dass im ZEIT-Magazin Harald Martenstein durch seine Relativierung die Massenproteste gegen die AfD herabwürdigt, mag nicht verwundern, geht leider aber in die gleiche Richtung.
Willi Mößel

Ja da schau mal einer an, da hat man die ganze Zeit nicht gemerkt, dass es in den letzten Jahrzehnten in vielen Bereichen abwärts ging. Wollte man ja auch nicht zwingend, ging uns ja trotzdem immer gut, und die Karriere hat uns ja auch so wenig Zeit gelassen, um genauer hinzuschauen. Und nun, nachdem es halt doch offensichtlich wird, gibt es Gott sei Dank eine Alternative, lass die mal machen…Wenn es in die Hose geht, kann man ja noch in andere Gefilde ziehen. Der Artikel liest sich wie bei Ferdinand von Schirach… Unterhaltung mit Gänsehauteffekt.
Friedhelm Groppe

Ach du (un) heilige Einfalt! Geplagt im Urlaubsparadies von schwerwiegenden Gedanken um Deutschlands Zukunft schwadroniert dieser Mensch von der AfD. Auf einer ganzen Seite…!!  Du liebe Zeit . Das dann noch als taktisches Wählen zu verkaufen, kommt mir vor wie Hunderttausende mit covid hiv oder Pest zu infizieren, um dem Gesundheitssystem auf die Sprünge zu helfen.
Heinz Ladenthin

Was für eine Hybris! Mit „Politikverachtung von oben“ beschreibt Elisabeth Raether die Einstellung ihrer mit der AfD liebäugelnden Interviewpartner, wobei: ‚von oben herab‘ wäre wohl passender. Politiker*innen als Dienstleister, die zu ‚performen‘ haben. Wie war das mit der Demokratie als Staatsform, die vom Mitmachen lebt? Klar, die defizitären Ergebnisse deutscher Politik sind treffend beschrieben und die Liste der Mängel ist dabei keineswegs vollständig, aber vielleicht liegen die Gründe gerade bei Menschen wie dem Ehepaar Roetzel (er Anwalt, sie Zahnärztin), die Wahlentscheidungen irrational nach persönlichem Eindruck (oder Klassenzugehörigkeit?) treffen und nicht analysieren, welche Partei tatsächlich ihre Interessen vertritt. Gemäß ihrer Kritik und ihrer Forderungen müssten sie eigentlich die Grünen wählen.
Aber Habeck sei ja als Wirtschaftsminister eine Fehlbesetzung. Begründung? Fehlanzeige! Gerade derjenige im Kabinett, der nach dem Angriff auf die Ukraine die Energiekrise abgewendet und die Energiewende endlich wieder auf Kurs gebracht hat, um unser Land zukunftsfähig zu machen! Stattdessen würde er Merz unterstützen, falls der eine Koalition mit der AfD ankündigt, obwohl beide das Thema Migration pushen, das ihm gar nicht wichtig ist, und sie ‚verabschiedet‘ sich per Leserbrief von der FDP, weil die in der falschen Koalition sei, wünscht sich aber eine gerechtere Einkommens- und Vermögensverteilung! Ernsthaft? Frau Raethers Verzweiflung, die sich in der Frage „Aber warumwarumwarum die AfD?“ ausdrückt, wird spätestens an dieser Stelle sehr, sehr nachvollziehbar. Wer diejenigen wählt, die das Gegenteil von dem propagieren, was man sich wünscht, muss sich doch nicht wundern, wenn am Ende die Ergebnisse nicht stimmen! Und wer damit auch noch die Demokratie in Gefahr bringt, ist bestenfalls unfassbar naiv, ganz zu schweigen von der Ignoranz gegenüber den Betroffenen einer mit der AfD absehbar elitären, autoritären und völkischen Politik.
Stephan Barlag

Man kann vieles durchaus ähnlich sehen wie Herr Roetzel. Fassungslos macht allerdings, wie man als intelligenter Mensch, der inhaltlich keine der Positionen der AFD teilt, diese dennoch wählen will, einfach nur aus einer „Denkzettel“-Haltung heraus, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was man sich da einhandelt. Wählen ist doch keine Modenschau nach dem Motto „Wenn mir Rot-Gelb-Grün nicht gefällt, dann nehme ich heute halt mal Blau. Blau ist zwar hässlich, aber Hauptsache, Rot-Gelb-Grün ist weg“. Natürlich ist der Erfolg der AFD ein Symptom der Unzufriedenheit, aber sie beutet diese doch nur aus, ohne eigene konstruktive Lösungen anzubieten außer Hetze. Herr Roetzel sollte seinen Blick nach Ungarn richten, wo Putin-Fan Viktor Orban das demokratische System zerstört und alles „auf Linie“ gebracht hat. Das ist das, was die Putin- und Orban-Fans in der AFD auch vor haben, eben einen „Regime Change von Rechts“, wie im lesenswerten Artikel von Mariam Lau beschrieben. Der dann allerdings eben nicht mehr „abgewählt“ werden kann, wie Herr Roetzel das noch glaubt. Wie unglaublich schwer und mühevoll es ist, ein solches System wieder zu ändern, sieht man gerade in Polen. Nein, man kann die AFD nicht einfach „mal machen lassen“. Wenn die „mal machen“, ist alles zu spät.
Heinz Wohner

Chapeau Frau Raether, so wird die AFD gesellschaftsfähig oder ist sie das bereits in der oberen Mittelschicht und mir hat sich der diskrete kritische Aspekt im Bericht über das gute Leben nur nicht erschlossen? Eine ganze Seite an prominenter Stelle über freundliche Menschen mit eigenen Antworten auf die – unbeantwortete (?) – Frage nach dem „warumwarumwarum“. In der Tat – warum?
Sabine Gätjen

Warum wird diesem Paar eine ganze Seite in Ihrem Blatt eingeräumt. Ein finanziell außerordentlich gut gestelltes Paar, das sich im Winter auf Mallorca aufhält („Berlin sei ja sehr kalt im Winter“) spricht darüber, was in Deutschland alles nicht funktioniert; Deutschland sei abgewirtschaftet. Alles absolut pauschal ohne Fakten. Dann einige lichte Momente in Sachen ungerechter Vermögensverteilung. Aber die Bemerkung, seine türkischen Kunden würden ihre Kinder auch schon längst auf Privatschulen schicken geht gar nicht. Das nenne ich gelebte Solidarität (Achtung: Ironie). Und nun überlege er, die AfD zu wählen, damit die anderen Parteien aufwachen. Hallo: der Gesprächspartner muss aufwachen.
Die AfD ist das größte Risiko für unsere liberale Demokratie!!!! Ihr Einfluss auf unsere Bevölkerung ist destruktiv und rechtsradikal. Ohne dass die Journalistin Stellung dazu nimmt, macht sie m.E. diese Haltung salonfähig. Sie muss wenigstens auf die Gefahren hinweisen, die mit so einer Wahl verbunden sind. Wie man überhaupt auf so eine abstruse Idee kommen kann, die AfD zu wählen, um andere Politiker aufzuwecken, wundert mich schon. Vielleicht zu viel Sonne abbekommen (kleine Polemik) oder zu weit weg von der Wirklichkeit. Fazit: dieser Artikel in seiner ganzen Breite hat hier nichts verloren. Denn es gibt keine kritische Auseinandersetzung mit dem Gedankengut dieses Ehepaars. Und bringt uns nicht weiter, denn wir haben als Land gewaltige Aufgaben über deren Umsetzung in der ZEIT diskutiert werden sollte: Klimawandel, Energiewende, Umbau zur ökologischen Landwirtschaft, Bildungsinvestitionen. ….Auf Seite 3 erwarte ich eigentlich kompetente Gesprächspartner und keine Plattform für Überprivilegierte.
Klaus Röpke

Ein befremdlicher Artikel auf Seite 3 der Zeit vom 1.2.2024. Es ist sicher von Vorteil, sich die Lage in Deutschland auch einmal von außen zu betrachten, gerne auch von Mallorca aus. Herr Rechtsanwalt P.R. hat es sicher zu einem ordentlichen Wohlstand gebracht, der es ihm erlaubt, die Sonne Mallorcas zu genießen, während in Deutschland tausende Menschen für Demokratie und ein menschliches Miteinander in Politik und in alltäglichen Diskussionen auf die Straße gehen. Ihr Interviewpartner ist trotzdem ein klassisches Beispiel des AFD-Wählers, er ist wirtschaftlich unabhängig, es geht ihm sehr gut. Trotzdem ist er scheinbar sehr unzufrieden. Mir steht es nicht zu, dieses Freizeitverhalten zu beurteilen, trotzdem beeindrucken mich Menschen deutlich mehr, welche sich in ihrer Freizeit gesellschaftlich engagieren oder gemeinnützige Tätigkeiten ausüben. Es ist immer leicht, unser Land schlecht zu reden, unsere Regierung ist durch demokratische Wahlen legitimiert, demzufolge auch ein Abbild der Gesellschaft. Ihr steht es zu, Dinge zu verändern und Denkanstöße zu geben, ob es uns gefällt oder nicht. Nicht gefallen darf uns eine Partei, welche unsere Demokratie verhöhnt und offensichtlich missachtet. Hiermit meine ich die AFD, sie ist ganz sicher keine Alternative, erst recht nicht für Deutschland. Ich lebe in Thüringen, hier geben die Umfragen der AFD deutlich mehr als 30%, dies, obwohl Herr Höcke ganz klar radikale Ansichten vertritt. Auch ich bin gegen ein Verbot der AFD, nur so kann man den vielen AFD-Wählern den Spiegel vor ihr Gesicht halten, wen sie wählen, wenn sie ihre Stimme der AFD geben.
Ich wünsche mir, dass wir die AFD nicht „mal machen lassen“ – müssen, wenn es doch so kommen sollte, wir leben in einer Demokratie, werden wir es akzeptieren. Gespannt bin ich auf die neuen Schulen, die bessere Infrastruktur, die digitale Verwaltung, das Glasfaser-Internet und besonders auf die gerechte Vermögensverteilung, weniger Obdachlose und eine bessere gesundheitliche Versorgung in Deutschland unter einer AFD-Regierung/Regierungsbeteiligung. Ich kenne keine Personen mit Migrationshintergrund, die ihre Kinder längst auf Privatschulen schicken, ganz sicher fallen diese Menschen in Brandenburg statistisch auch nicht ins Gewicht. Abschließend möchte ich bemerken, es steht Herrn Lindner frei, seine Hochzeit auf Sylt zu feiern, hätte ich eine Ferienwohnung auf Mallorca, würde ich es mir nicht erlauben, hierüber zu urteilen. Wie auch sonst in diesem Interview, finde ich kein einziges Argument für die Wahl der AFD.
Martin Höpker

Bei Herrn Roetzel ist mit nicht klar, was erschreckender ist. Seine Naivität oder die Art, wie er sie zur Geltung bringt. Eine in weiten Teilen rechtsextreme Partei, die wertes von unwertem Leben unterscheidet und damit auf widerwärtige Weise gegen unser Grundgesetz verstößt, als geeignetes Korrektiv für Altparteien zu sehen, strotzt nur so vor fehlendem Demokratie- und Geschichtsbewusstsein. Auch ein vergleichsweise hoher sozioökonomischer Status schützt längst nicht vor einem trüben Geist. Die undifferenzierte, blindwütig anmutende Schelte gegenüber der aktuellen Politik sind recht typische Merkmale von Menschen, die mit einem Kreuz für die AFD bei der nächsten Wahl liebäugeln. Man möchte Herrn Roetzel die Worte von Marcel Reif zuraunen: Sei ein Mensch!
Stefan Sohr

Fast etwas Helene Fischer-Like „atemlos“ habe ich heute Ihren spannenden Artikel aus Seite 3 gelesen, und bin nach „atemlos“ doch wieder nur „ratlos“ … Ihr Artikel ist toll geschrieben, interessante Story und Teilnehmende, gleichzeitig fühle ich mich doch leicht voyeuristisch gruselig mit Gänsehaut. Der nette bourgeois Akademiker-Altersgenosse, so ausbalanciert. Was ich vermisse und mich ratlos macht: was war / ist Ihr journalistisches Ziel gewesen, wo die Reflektierende Perspektive im Kontext mit unserer Geschichte der 20iger Jahre? (-> wir sind eine „geschenkte“ Demokratie aus nach 45). Das Ganze gibt mir das Gefühl in einer Babylon Berlin endlos Schleife zu sein, demokratische Minion Bananas a la „lass doch den Hitler-Höcke- Schurken und seine Eva-Alice-Hexe mal ein bisschen Spielen“, haben wir von Club aus schon unter Kontrolle.
Dieter Früauff

Wenn’s dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis. Es ist zwar interessant, was AFD-Wähler alles an Argumenten für Ihre Wahl angeben, aber je bessergebildet sie sind, desto trauriger ist die Sache. Fällt diesem Anwalt wirklich nichts Besseres ein, als seiner Frustration über das Ringen der Politik um adäquate Maßnahmen mit der Wahl der AfD Ausdruck zu verleihen? Das Niveau eines Dreijährigen. Wie kann man Anwalt sein, aber weder von Geschichte noch von Psychologie auch nur jemals irgendetwas mitbekommen zu haben? Der Mann will es der Politik mit Absicht schwermachen, bringt unter Umständen die ganze Republik in Gefahr, macht aber keinerlei Anstalten, sich selbst mal irgendwie kreativ positiveinzubringen. Er spielt mit dem Feuer. Ein Zocker. Und ein Verdränger. „Mensch, ist das Wasser schön“. Aber vorher FDP wählen, der die Umweltvöllig schnuppe ist? Und nun AfD. Nur folgerichtig. Und der Freund will ihn nicht davon abhalten? Ist nicht verboten? Ah ja, ist alles, was nicht verboten ist, gut? Ist es ungefährlich? Wird überhaupt noch nachgedacht? Erschreckend, wie man auch studiert verdummen kann. Die Nazis sollen teilweise auch privat ganz nett gewesen sein….
Dagmar Aßmann

Danke für den Blick in die Gedankenwelt eines AfD-Wählers. Da muss sich ein fleißiger Leserbriefschreiber nun selbst dem Urteil anderer Leser stellen. Bezeichnenderweise kommt das Paar Roetzel aus Brandenburg, also einer Hochburg der AfD. Es ist erschreckend, welchen Einfluss die Umgebung und der Freundeskreis auf die politische Gesinnung eines Einzelnen hat. Die Protesthaltung gegenüber den etablierten demokratischen Parteien scheint in Brandenburg zum Mainstream geworden zu sein, dem sich auch ein Akademikerpaar nicht entziehen kann. Erschreckend auch die mangelnde Fähigkeit aus der deutschen Geschichte zu lernen und das immense Gefahrenpotential einer in Teilen rechtsradikalen Protestpartei zu erkennen.
Das Ehepaar Roetzel scheint nicht mal in der Lage zu sein zu sehen, was in Polen die letzten Jahre passiert ist und wie schwierig es ist demokratische Strukturen dort wieder herzustellen. Wie naiv die Haltung, man könne die AfD ja wieder abwählen. Die Protagonisten dieses Artikels scheinen nicht begriffen zu haben, woher ihr Wohlstand kommt, und sie nehmen ihren Wohlstand als selbstverständlich an.  Die nächste Falschannahme ist, dass es in einem gesellschaftlichen System immer aufwärts gehen muss. Wenn aber eine Kehrtwende droht, dann setzen sie auf den ersten Heilsversprecher, der ihnen einfache Lösungen verspricht, die es aber nicht gibt.
Martin Krivacek

Bei der Lektüre des Politikteils der jetzigen Zeit ist mein Geduldsfaden nun endgültig gerissen. Die Fixierung der deutschen Medien auf die AfD und ihre WählerInnen lässt den Eindruck entstehen, diese stünde kurz vor der Machtübernahme. Das Bemühen die Gründe für die Wahl der AfD zu verstehen, nimmt schon fast zwanghafte Züge an. Ca. 70% der Wahlberechtigten haben nicht vor die AfD zu wählen (darunter auch ich, weil ich wie in den letzten 40 Jahren eine der Ampel-Parteien wählen würde). Vielleicht wäre es auch einmal interessant zu erfahren, wieso nicht, angesichts der Aufmerksamkeit die AfD WählerInnen für ihre „Sorgen und Ängste“ erhalten. Auch die Menschen, die die demokratischen Parteien wählen, haben Sorgen und Ängste, z.B. vor dem Klimawandel, vor Verarmung, vor Krieg etc. Sie könnten z.B. einmal ähnlich ausführlich wie über die AfD WählerInnen und die AfD Pläne über die CDU/CSU berichten (die einen vergleichbar hohen Stimmenanteil haben), deren Pläne und WählerInnen. Machen Sie das nicht, weil das für Sie unter Wahlwerbung fiele? Und falls ja, wieso betreiben Sie und viele Medienschaffende dann eine derart intensive Wahlwerbung für die AfD?
Was Herrn Roetzel betrifft, der – wie so viele – angeblich nur aus Protest die AfD wählt: Wäre ihm wirklich an einer gerechteren Verteilung der Vermögen in Deutschland gelegen, müsste er doch wohl eher die Linke wählen – aber die würde vielleicht auch schon sein Vermögen als umverteilenswert einstufen. Dass auch seine nicht-deutschstämmigen Klienten ihre Kinder in Privatschulen schicken, zeigt, dass er wohl eher nicht die Menschen vertritt, die die AfD remigrieren will – was bei einem Anwalt für Steuerrecht auch eher unwahrscheinlich ist. Und wenn Herrn Roetzel mit der AfD „eigentlich inhaltlich nichts verbindet“, wieso fände er dann eine Koalition aus CDU und AfD gut? Wie bei allen sog. Protestwählern frage ich mich, wieso sie eine Partei wählen, bei der sie angeblich nicht wirklich wollen, dass sie regiert. So etwas kann auch einmal übel nach hinten losgehen – siehe das Verhalten konservativer Kreise gegenüber der NSDAP. Ich stimme Herrn Roetzel nur in einem Punkt zu – ein Verbot der AfD oder eine Aberkennung der Grundrechte des Herrn Höcke wird an der Haltung der AfD Wähler nichts ändern – es würde das Problem allenfalls verstecken. Die Berichterstattung vieler Medien wie auch die Reaktionen vieler PolitikerInnen auf die Wahlerfolge der AfD vermittelt den Eindruck, dass man sich um die demokratische Mehrheit und ihre Probleme nicht kümmern muss, weil die „sind ja eh da“. Dadurch wird das Eindruck vermittelt, dass nur ernst genommen wird, wer Rabatz macht. Von seriösem Journalismus erwarte ich weniger Sensationsgier.
Sabine Möhler

Man mag sich beim Lesen von Seite 3 in seine Müsli übergeben. Ich gebe Herrn Roetzel in der Aufzählung seiner Liste recht, aber die Unüberlegtheit seiner politischen Haltung haben leider gar nicht mit deren Problemlösung zu tun. Ich schreibe aus Sachsen, muss jeden Tag offenen und latenten Rassismus und Fake News, die auch aus Schulen (von den Lehrerinnen!) kommen irgendwie aushalten und dagegen halten, mich verbünden und vernetzten, während die AfD hier Unternehmern mit Haltung droht (googeln Sie mal Simmel und Werbeprospekte), Grüne für ihr Demokratieverständnis verlacht werden, deren Büroscheiben eingeschlagen werden und in manchen Gärten inzwischen Galgen stehen. Von der Option einen Teil seines Lebens auf Mallorca zu verbringen und exklusiven Clubs anzuhören sind hier alle weit entfernt. Hier leben Menschen, die von der Wirtschaftspolitik der AfD angehängt würden (Bauern inklusive) und dieser Schnösel guckt keinen Zentimeter neben sein kleines Bier in Hafennähe. Faschismuslegitimierung als Lebensgefühl im winterlichen Südeuropa. Hauptsache ich. So schlecht. Dieser Egoismus macht mich wirklich fertig. Sie hätten ihn mal fragen können, ob eine angemessene Steuer auf Vermögen, Wohlstand und Einkommen vielleicht geeignet wäre die Probleme unserer Republik zu lösen?
Kristina Wittig

Auch wenn das oberlehrerhaft und anmaßend klingen mag: Patrick Roetzel, so wie von Elisabeth Raether porträtiert, ist in meinen Augen ein im Kern unpolitischer und geschichtsvergessener Mensch. Er offenbart ein geradezu bourgeoises Politikverständnis:  die Regierung hat zu liefern, der Bürger/Konsument geht ungestört seinen Geschäften nach und/oder gibt sich seinen Konsumgelüsten hin. Einen Citoyen sucht man in dem vorgestellten Steueranwalt vergebens. Die von ihm favorisierte schwarz-blaue Koalition wird seinen Status gewiss nicht gefährden, gewohnte Privilegien nicht antasten – im Gegenteil. Auch in illiberalen Demokratien lässt es sich für Seinesgleichen angenehm leben. Doch wer sich mit Rechtspopulisten oder gar mit Rechtsextremen einlässt, das lehrt die geschichtliche Erfahrung, gerät geradewegs, wenn auch unbeabsichtigt, in den Sog einer zutiefst menschenverachtenden Ideologie. Das müsste einem gebildeten langjährigen ZEIT-Abonnenten doch eigentlich klar sein.
Rüdiger Paul

Mir schwillt der Kamm! Nicht über die (partei-)politische Heimatlosigkeit von Herrn Roetzel – Selbige bekomme ich in meinem Umfeld oft genug widergespiegelt. Was mich tatsächlich sprachlos macht, ist die arrogante Sicht einiger Bürgerinnen und Bürger in unserem Lande, welche Aufgabe Politik hat. Politik ist – verdammt noch mal – keine Dienstleistung! Sie sollte im besten Sinne Aufgabe aller sein. Ich hätte da mal einen Tipp für Herrn Roetzel und Gleichgesinnte. Wer sich diese anscheinend paradiesischen Arbeitsbedingungen des „Dienstleistungsjobs“ Politiker*in gerne selbst gönnen möchte, der trete einfach in eine Partei ein. Nach nur wenigen Jahren mit zeit- und nervenfressenden Sitzungen, Wahlkampfständen und sonstigen Terminen auf Kommunalebene, darf man – so man innerhalb der Partei noch gut gelitten ist – auch mal auf Landes- und Bundesebene reinschnuppern. Und nach noch mal ein paar läppischen Jahren harter interner Durchsetzungskämpfe hat man es schon geschafft. So einfach ist das!
Michael Hauck

Ich teile die von etablierten Parteien vertretenen und von Ihnen als positiv bewerteten Positionen (Schuldenbremsereform, höhere Infrastrukturinvestitionen, bessere Verteilungsgerechtigkeit, Klimaschutztransformation). Und ich wähle auch taktisch wie Sie, bin nicht zwangsparteigebunden. Die AfD aus Protest zu wählen, um die demokratischen Parteienvertreter zum „Nachdenken“ zu zwingen, kann ich zumindest theoretisch nachvollzuziehen. ABER: die Demokraten denken schon nach, sie müssten wohl eher ihr Verhalten unter- und zueinander verändern und kompromissbereiter werden, was anscheinend umso schwerer fällt, desto weniger Stimmen sie bekommen (alle drei Regierungsparteien liefern mindestens zeitweise für diese These sehr gute Beispiele: Tempolimit, AKW-Sofortabschaltung, Waffen für die Ukraine immer zu spät). Die AfD zu wählen, wo sie bereits bei 30%+ steht, ist ein Spiel mit dem Feuer. Eine von der AfD geduldete oder koalierende CDU wäre erstens ein Spielball der AfD und zweitens übernehmen die etablierten Parteien schon jetzt immer wieder AfD Positionen, weil Sie, angeben die AfD zu wählen, die AfD überstark erscheinen lassen und die AfD Positionen in Richtung Mainstream rücken. Die AfD ist ein Totengräber Deutschlands! Beteiligen Sie sich nicht daran. Dieser Aufruf richtet sich natürlich an alle AfD „Protest“-Wähler.
Tim Böger

…und wenn sie dann wirklich mal machen? Und sich dabei zeigt, dass mit dem vermeintlichen Biedermann Chrupalla und der mosernden Frau Weidel die „echten Männer“ ans Werk gehen, deren Ziele und Methoden der Text eine Seite weiter („Was die Neue Rechte liest“) beschreibt? Wenn im phantasierten „Modellstaat“ in der afrikanischen Wüste Menschen wie die Fliegen sterben? Oder wenigstens, weil die dortigen Regierungen völlig überraschend nicht mitspielen und selbst die bedenkenlosesten Potentaten ihre Mitwirkung allzu teuer verkaufen möchten, „Irreguläre“ und missliebige Deutsche hierzulande leider, leider in Gefängnisse/Lager gepfercht werden müssen? Sitzt Herr Roetzel dann wieder in der milden Abendsonne auf der Terrasse seines mallorquinischen Clubs und erklärt uns, „Das wird jetzt alles ein bisschen übertrieben“? Und wird DIE ZEIT, die dann vermutlich im Zürcher Exil erscheint, ihm dann wieder das Mikrophon hinhalten? Im Ernst: Welcher Teufel hat die Redaktion geritten, diesem Salon-Kritiker im Rosamunde-Pilcher-Look so eine Bühne zu bereiten? Zugegeben, in Deutschland funktioniert manches unzulänglich, und die Liste seiner Kritikpunkte ließe sich noch verlängern.
Aber: Denken er (und seine Frau) gelegentlich mal darüber nach, auf welchem Niveau sie da klagen? Dass derselbe Staat, dessen Politik sie „wirklich schlecht“ finden, auch die Voraussetzungen für ihr Leben in rosarot schafft? Stattdessen will er eine Partei, mit der ihn „inhaltlich eigentlich nichts“ verbindet und deren raison d’etre, die Bekämpfung von Migration, ihn nicht interessiert, an die Schalthebel lassen… Oder will die Autorin mit ihrem Text vielleicht genau diesen Eindruck erwecken – einen schlichten Protestwähler, der den Folgen seiner Wahl im Zweifelsfall in sonnigere Gefilde ausweichen kann, in seiner bequemen Gedanken- und Verantwortungslosigkeit vorführen? Damit die Kollegin im folgenden Text (s.o.) diese Haltung dann umso wirkungsvoller zertrümmern kann? Ich fürchte nur, dass dieses Spiel über Bande so nicht aufgeht.
Josef Pütz

Es sei hart, gäbe es einen Ministerpräsidenten der AfD in Brandenburg, sagt Herr Roetzel. Und noch härter wäre es, gäbe es eine/n AfD-Bundeskanzler*in, der/die z.B. im Sinne des Umvolkungsgequatsches der AfD eine Bundesregierung anführt. Aber dann können sich Herr Roetzel und seine Frau ja in ihrer Finca auf Mallorca verbarrikadieren und einer erneuten Machtübernahme in ihrem Sportclub auf 40“ FullHD zugucken. Sie hätten dann die Verantwortung für ein ‚Viertes Reich‘ zu übernehmen, während andere die Konsequenzen tragen müssen. Das finde ich zutiefst unsozial, wobei mir ehrlich gesagt noch ganz andere Begrifflichkeiten einfallen, die ich aus Anstandsgründen lieber weglasse. Oder wie Bob Marley treffend sagte:“ Manche Menschen sind so arm, die haben nur Geld. “ AfD-Verbot JETZT!!! Ach Mensch, wär das schön.
Andreas Fesser

Schon so lange wollte ich Ihnen schreiben, weil ich so ein großer Fan Ihrer Rezepte und Ihrer Texte zu den Rezepten bin. Und erst unlängst nach selig verspeisten Orangen Nudeln dachte ich wieder: ich muss mal der Raether schreiben. Hätte ich es doch gemacht, denn es wäre aus einem fröhlichen, glücklichen Impuls heraus gewesen. Jetzt schreibe ich, weil mich schon sehr sehr lange kein Artikel mehr so fassungs- und ratlos zurückgelassen hat wie der heutige Seite 3 Artikel! Sie sind doch die Meisterin der kurzen aufbauenden Sätze! Jeder Rosenkohl wird schöner durch Sie, jeder Lauch gewinnt an Format! Schreiben Sie mir zwei Sätze, warum Sie sich nach diesem Interview nicht direkt im Meer vor Mallorca ertränkt haben und ob Sie irgendwie noch Hoffnung für unsere Demokratie haben? Ich mache mir jetzt einen Teller Rosenkohl mit Honig und Chilibutter!
Ralf Brügel

Warum widmen Sie einem reichen Schnösel, der AfD zu wählen eine gute Idee findet, die komplette dritte Seite? – Weil die Autorin damit einen Grund gefunden hat, sich eine luxuriöse Reise nach Mallorca bezahlen zu lassen? – Weil die ZEIT gänzlich erstaunt darüber ist, dass gebildete Menschen extrem dumm sein können? Dieser Artikel enthält kaum Erhellendes. Auch AfD-Sympathisant*innen können glitzerndes Meereswasser schön finden, „ach Mensch“? Politiker*innen performen nicht gut (ebenso wenig wahrscheinlich wie Bürgergeldempfänger*innen?)? Die Porträtierten verbindet inhaltlich nichts mit der AfD? Ein klitzekleiner Hinweis darauf, dass die AfD eben gerade Besserverdienende noch besserstellen möchte, und dass Flüge nach Mallorca ohne Gewissensbisse absolut im Sinn der AfD sind, oder ein Nachhaken etwa zu der Aussage „Migration interessiere ihn nicht über die Maßen“, hätten vielleicht etwas mehr Substanz hinzufügen können. „Ausgrenzung“ von AfD-Wählern findet Herr R. doof? Hier hat einer eine riesige Fläche zur Selbstdarstellung bekommen. Reicht das vielleicht jetzt auch mal? ((Noch mal in anderen Worten: Ich zahle doch nicht für das Abo, um damit bescheuerte Mallorcatrips zu arroganten Blödmännern zu finanzieren, die gar kein Problem damit haben, die AfD mit ihrer menschenfeindlichen Politik zu unterstützen, um damit angeblich „aufzurütteln“.))
Mahita Sneham

Mir wird angst und bange, wenn ich lese, dass ein bestverdienendes Ehepaar (Anwalt und Ärztin) nach dem Motto, lasst die (AfD) mal machen, rechtsradikal wählen will. Kann man ja mal probieren, um die Altparteien zu schocken, und weil das alles gar nicht so schlimm ist mit den Rechtsradikalen. Der Jurist unter Mallorcas Sonne: „Da wird jetzt alles ein bisschen übertrieben“. Und die Ärztin hat bei den Nachwahlen in Berlin schon mal ihr Kreuz bei den Blauen gemacht. „Und mir ist dabei nicht der Arm abgefallen“. Ja dann. Da der Anwalt sich weder zu den Abgehängten zählen kann, die angeblich gerne AfD wählen, noch autoritäre, chauvinistische oder rassistische Positionen vertritt, wählt er rechts, “weil es der AfD gelungen ist, das fundamentale Nein zur Politik auf sich zu vereinen“. Und: “Wenn die AfD groß wird, noch größer wird, fangen die etablierten Politiker mal an, nachzudenken“. Ich würde mir dagegen wünschen, dass sich Menschen auf der Sonnenseite des Lebens ernsthafte Gedanken machen, was sie zum Gelingen des Staates beitragen könnten und sich stets bewusst machen, dass sie unsere hart erkämpfte und verteidigte Demokratie durch solche Gedanken- und Wahlexperimente gefährden. Und sie sollten einmal in den Geschichtsbüchern nachlesen, wie vor 33 das Großkapital und die Bestverdienenden Hitler durch ihren Wahlzettel zur Macht verholfen haben. Nach dem Motto: Ist doch alles übertrieben, was über Hitler und die NSDAP gesagt und geschrieben wird. Davon waren damals auch die NS-Wähler überzeugt. Darüber sollte das wohlsituierte Ehepaar unter der wärmenden Sonne von Mallorca mal nachdenken.
Ingrid Scherzer-Hartz

Lasst die AfD doch erstmal regieren, sie werden uns aufzeigen, dass so schlaue Bürger wie Patrick Roetzel vielleicht nicht selbstgerecht auf Mallorca mitwählen sollten, sondern Verantwortung übernehmen, indem sie es besser machen als die doofen Politiker: selbst in die Politik gehen! Wenn die AfD an die Machthebel kommen sollte, dann wird es dem Heil eines Patrick Roetzel auf Mallorca immer noch gut gehen, auch wenn es ihm und seiner Frau spanisch vorkommen sollte. Alle Politiker sind unreflektiert, nur der Privatier Roetzel hat’s offensichtlich geschnallt. Lassen Sie sich aufstellen, Deutschland braucht fähige Leute wie Sie. Mein Respekt gilt allerdings den Politikern, die sich nicht zu schade sind für einen Beruf, in dem man es nur falsch machen kann. Wenn es keiner mehr macht, bleibt uns nur noch die Alternative für selbstgerechte Vereinfacher.
Jochen Waibel

Man nimmt mal die teilweise berechtigten Vorurteile und Klischees dieses Juristen auf und erkennt, dass ausgerechnet die Kaste der Juristen in der Politik und den Ministerien für die beklagte Abgehobenheit ohne nennenswerte Kommentierung der veröffentlichten Meinung verantwortlich zeichnen. Nachdenklich stimmt die Oberflächlichkeit dieses Juristen, seine Legitimation für ein Votum für die AFD in einer Unzufriedenheit und in der Benennung von zugegeben „eigenwilligen Persönlichkeiten“ zu begründen. Wer die AFD aus welchem Grund auch immer wählt, betont seine Abneigung gegenüber unserer Demokratie. Dass ausgerechnet ein Jurist so denkt, ist aber durch den großen, unkritischen Mitwirkungsgrad von Juristen im dritten Reich nicht erstaunlich. Gerade dieser Berufsstand hat sich – ähnlich genannter Politiker – im dritten Reich vornehmlich an jüdischem Vermögen vergriffen.
Jürgen Dressler

Da bekennt ein Anwalt und Abonnent der ZEIT, mit der afd verbinde ihn inhaltlich eigentlich nichts. Trotzdem bestehen Überlegungen die afd zu wählen. -???- Die Argumentation hat sich mir nicht erschlossen. Die Motivation dieser Partei dürfte inzwischen nicht allzu schwer zu erkennen sein, denn Aussagen und Auftreten ihrer Akteure in den Parlamenten, in ihren Schriften, in den Medien sprechen für sich selbst. Sollte die afd in Regierungsbeteiligungen kommen und es doch unangenehm in Deutschland werden, dann kann sich wenigstens unser Paar in ihr Exil nach Mallorca zurückziehen und die weitere Entwicklung in Deutschland aus der Ferne abwarten? So fahrlässig darf der Souverän sein Wahlrecht nicht ausüben.
Ina Lapschies

Auch wir fahren gern nach Mallorca, vergessen aber im ‚schönen Wasser’ nicht Maß und Mitte, an Rationalität und Fairness. Gewisse Errungenschaften und Erfolge unseres Landes dürfen schon auch erwähnt werden: Korona, Energie, Bildung, Gesundheit, Verkehr, …. – man vergleiche mal mit GB, USA, Frankreich, …. Ihre Mängelliste der Republik ließe sich sehr wohl verlängern, sie soll gar nicht klein geredet werden! Diese Regierung sieht sich mit einem schwierigen Erbe und, kaum im Amt, mit einer so nicht erwartbaren, krisenhaften Weltlage konfrontiert. Ihre Kommentare dazu könnten kaum oberflächlicher sein. Offenbar hat ein Teil Ihrer Generation ‚in führender Position’ die Wahrnehmung von politischen Zusammenhängen und die Praxis einer konstruktiven, oppositionellen Diskussionskultur verlernt. Dazu gehört mehr als Schlagworte zu unstreitigen Mängeln – Politik als Praxis von gesellschaftlicher Verantwortung ist schon etwas komplexer: Die Versäumnisse der langen Vorgänger-regierungen? Die überraschende Kriegssituation?  Der gesellschaftliche Zusammenhalt unter ‚neuen Bedingungen‘, Migration, Klima,  …  . Kann das alles auf der Stimmungsebene der AfD beantwortet werden? Populismus als Antwort? Hatten wir das nicht schon? Ihre Stellungnahmen entsprechen genau den selbstgerechten Befindlichkeiten und ausschnitthaften Wahrnehmungen der abgehobenen Eliten in ihren gesellschaftlichen Nischen, die die AfD adressiert und bekämpft.  Die von Ihnen empfohlene Stimmungswahl für die AfD ist nicht nu Geschichtsvergessen – sie könnte sich auch gegen Sie selbst richten. Ihr Wohlstands-Überdruss ist schwer erträglich. Empfehle ein öffentliches Amt zur Läuterung!
Eckardt Falter

Beim Lesen Ihres Artikels, am frühen Sonntagmorgen, kamen etliche Gefühle in mir hoch.  Bewunderung – weil Herr Roetzel sich mutig in die ZEIT stellt und seine Meinung und Haltung offen darstellt. Manche Argumente und Positionen von ihm kann ich gut nachvollziehen und sie beschäftigen auch mich.  Gleich danach kam Ekel – warum Ekel? Tja, Schubladendenken, vielleicht Sozialneid: da sitzt ein Anwalt/Zahnärztinnen-Paar auf Malle (wo ich noch nie war – Fliegen ist klimaschädlich!) und regt sich über Deutschland auf. Wo sind denn die wahren Probleme, welche deren Gesellschaftsschicht hat, und wo sind die Lösungen? Wo ist denn das ehrenamtliche Engagement dieser Personen, wo die politische Aktivität, wo die soziale Verantwortung? Ganz kurz flammt es am Ende des Artikels auf, wohl aber mehr fürs Karma. Es täte mir leid, wenn ich den Beiden nur deshalb Unrecht tue, weil es im Artikel nicht vorkommt, mehr Eindruck konnte ich jedoch nicht gewinnen.  Letztlich überkamen mich Frust und ein wenig Wut über so viel naives Vertrauen („Lasst sie mal machen“) und die Überheblichkeit, die damit zusammenhängt. Vor mittlerweile fast 100 Jahren haben sicherlich auch viele Menschen – und grade diejenigen, denen sowieso nichts passieren wird – auch so gedacht. Das Ergebnis waren ein Durchmarsch der NSDAP und der 2. Weltkrieg mit all seinen Leiden und Verbrechen. Ja, das ist ein Totschlagargument und vielleicht habe auch ich die Hoffnung, dass Personen in der AFD wirklich Verantwortung übernehmen, sobald sie in verantwortlichen Positionen sitzen, aber: dafür fehlt mir die nötige Zuversicht und Lockerheit. Und es macht mich betroffen, wenn Menschen unterschiedlichen Glaubens, anderer Hautfarbe, mit Migrationshintergrund, ohne Arbeitsstelle und viele Personen mehr Angst haben müssen, wie es für sie weitergeht. Herr Roetzel hingegen wird auch unter einem AFD-geführten Deutschland noch seiner Anwaltstätigkeit nachgehen können und ein Auskommen haben, da habe ich keinen Zweifel.  Insofern: es Bedarf nicht nur des Frustes über die einen, sondern auch die Verantwortung gegenüber Vielen, um eine Wahlentscheidung zu treffen.
Lothar Glasmann

„Lasst sie mal machen“ sagt da ein betuchtes Mallorca-im -Winter-urlaubendes Ehepaar. Und „ach ist das schön“. Diese beiden Wähler wollen tatsächlich die AfD einfach mal machen lassen und sind überzeugt, dass sich damit die bundesdeutschen Probleme mit Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung erledigen werden. So einfach hört sich das an. Ist den beiden so wenig klar, dass es dieser rechten Partei vollständig an kompetenten Fachleuten fehlt? Dass ein EU-Austritt und die Einführung der D-Mark nicht auszudenkende Folgen auf die deutsche Wirtschaft haben wird. Dass durch die Besetzung von AfD-Ministerpräsidenten sich sehr schnell Landesverfassungen ändern lassen. Dass die Einflussnahme einer AfD-Regierung auf die Benennung von Verfassungsrichtern an vorderster Stelle stehen wird und dass bereits jetzt vermehrt AfD-nahe Bürger in das Amt von Schöffen drängen. Furchtbar die Vorstellung, dass unsere offene und friedliebende Gesellschaft von einer Partei regiert werden soll, die ausgrenzt und offen rassistisch ist, die die Rolle der Frau rückabwickelt, die die Gesichtserkennung legalisieren wird. Sollte der Wunsch dieses Zahnarzt-Rechtsanwalts-Ehepaares in Erfüllung gehen und die AfD bald wesentlich mehr die landes- und bundespolitische Politik prägen wird, bleibt mir nur zu hoffen, dass sie ihre Inkompetenz (analog zur FDP) beweisen wird und anschließend wieder unter die 5%-Prozent Marke fallen wird. Und für mich persönlich hätte es die Folge, dass ich mich noch stärker für eine demokratisch-freiheitliche Lebenshaltung einsetzen werden muss.
Hille Reick

Ich finde, man müsste auf deutschen Bühnen viel öfter Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ spielen. Aber ob Herr Roetzel ins Theater geht? Wohl kaum.
Brigitte Kasten-Ganser

Die Frage, die Frau Raether in ihrem Bericht über mehrere Interviews mit Rechtsanwalt Patrick Roetzel während seines Urlaubs auf Mallorca hätte stellen müssen, lauten:
Ist Ihnen, Herr Roetzel, eigentlich klar, dass Sie mit der AFD einer Partei Ihre Stimme geben wollen, die den Rechtsstaat abschaffen will, eine Nazi-ähnliche Diktatur errichten will, die Deportation von Missliebigen, insbesondere von Menschen nicht-deutscher Herkunft und damit eine völkisch-nationalistische Politik betreiben möchte? Die Antworten des gut situierten, ZEIT-lesenden und ehemaligen FDP-Wählers Roetzel hierauf hätten den Leser interessiert. Diese konkreten Fragen wurden leider nicht gestellt. Stattdessen lediglich, Zitat: „Warumwarumwarum die AFD?“  Das klingt dann schon fast verzweifelt…
Susann Mika

Als typischer FDP-Wähler ist es vermutlich wirklich aktuell frustrierend. Nicht einmal die Ferienwohnung auf Mallorca kann einen da trösten, wenn man beobachten muss, wie diese vom liberalen Gedankengut weitestgehend befreite Restetruppe die ansonsten gar nicht mal so schlecht performende Ampelregierung immer wieder ausbremst. Obwohl selbst ein Gutverdiener, kann ich nicht umhin, besonders die Leistung der Grünen anerkennen zu müssen. Pragmatische Politik in einem schwierigen Umfeld. Dorthin gehört das nächste Mal mein Kreuz. Die AFD wählen zu wollen, um die Politiker zum Nachdenken zu bringen, erinnert dagegen fatal an Gedankengänge, wie sie am Ende der Weimarer Republik herrschten. Den im Artikel genannten drei Gründen, die einen bewegen könnten, die AFD zu wählen, gehört ein vierter an die Seite gestellt: man kann einfach ein Idiot sein.
Jürgen Pohl

Das Gespräch mit Herr Roetzel in seinem Luxusressort auf Mallorca ist für mich schwer erträglich. Nicht zum ersten Mal höre ich von Menschen (auch im direkten Dialog), die in Deutschland zu Reichtum gekommen sind, in Mallorca als Ausländer ein schönes Leben führen und AfD wählen werden. Weil nach ihrer Sicht Deutschland kaputt ist. Obdachlosigkeit. Zuzahlung bei Krankenkassen. Ungleich verteilte Einkommen. Was davon betrifft Herrn Roetzel in seinem Luxusressort? Nichts. Wenn ihm die Themen wichtig sind, könnte er sich engagieren. In der Politik. Und merken, wie Komplex die Politik in unserer Demokratie als Ausgleich sich widersprechender Interessen ist. Oder er könnte Spenden. Sich bürgerschaftlich Engagieren. Vermutlich passt das nicht in seinen Terminkalender und wäre zu anstrengend. Dann lieber im Luxusressort auf Mallorca über die Wahl der AfD schwadronieren und den Niedergang der Demokratie in Kauf nehmen. Aber das sieht er ja anders. Aus 2.000 km Entfernung zu Deutschland.
Wigand Maethner

So viel Leichtsinn oder Naivität ist erschreckend, schicken Sie Herrn Roetzel einmal den Artikel auf Seite 4 der gleichen ZEIT-Ausgabe. Glaubt der Herr wirklich, die AfD ließe sich so leicht wieder abwählen, wenn sie einmal an die Macht gelangt ist; sie wird alles daran setzen, sie zu behalten. Siehe Türkei oder Ungarn. Soviel dürfte klar sein: Auch wenn die AfD in Deutschland noch nicht die absolute Macht erreichen wird, sie wird versuchen, vieles hier in ihrem Sinne zu verändern und bestimmt nicht im Sinne einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie. Polen unter der PiS-Herrschaft lässt grüßen. Die internationalen Beziehungen Deutschlands würden sich nicht verbessern, ein Austritt aus der EU – wenn überhaupt möglich – wäre eine Katastrophe. Und die Bevölkerung hierzulande sollte nicht mit mehr Wohlstand rechnen.
Wolfgang Schäfer

Ich lese mich gerade durch Ihre Ausgabe Nummer 6. Ich finde Sie besonders gelungen, vielen Dank! In dem Artikel „Lasst sie mal machen“ von Elisabeth Raether zitiert die Autorin die drei Gründe, warum Menschen AfD wählen. Leider nennt sie weder den Namen des Soziologen, der dies untersucht hat, noch die Quelle, aus der sie zitiert. Können Sie mir beides bitte noch nennen
Anja Noel

Mit der Meinung von Herrn Roetzel bezüglich des politischen Personals gehe ich größtenteils konform. Bei der Wahlentscheidung kann ich nur den Kopf schütteln. Wie kann ein gebildeter Mensch eine solche Entscheidung treffen? Ich vergleiche dies mit jemandem, der sich auf dünnes Eis begibt, in der Hoffnung nicht einzubrechen, aber auch sicher ist, dass im Notfall Hilfe kommt. Hoffentlich ist da noch jemand da, der helfen will und dazu auch noch in der Lage ist. Mir fällt da der Spruch von Franz von Papen ein, der glaubte, Hitler kontrollieren zu können: „In 2 Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht“. Außerdem würde mich interessieren, ob Herr Roetzel genauso entscheiden würde, wenn er einen Migrationshintergrund hätte.
Reinhard Fabis

Kurz zusammengefasst: „Wasser predigen und Wein trinken (am besten auf einer Finka auf Mallorca, wo es doch so schön ist). Eine Frechheit und Arroganz.
Georg Baumann

Das Ehepaar Roetzel hat ganz offensichtlich den Einschlag noch nicht gehört. Ich empfinde es als Zumutung, wenn derart privilegierte Menschen offen über ihre geplante Protestwahl der AfD schwadronieren, und dafür eine ganze Seite der „Zeit“ erhalten. Im Ernstfall, den sie dann womöglich selbst mitangezettelt haben, sind sie mit Sicherheit in einem Sport Resort auf Mallorca wiederzufinden. In Zeiten wie den gegenwärtigen, in denen auf zahlreichen Protestveranstaltungen gegen die Wiederholung der Geschichte – Stichwort: Wannseekonferenz – demonstriert wird, ist zu Recht zu hören, dass sich eine Protestwahl der AfD oder künftiger ähnlicher Gruppierungen verbietet.
Hellmuth Goldecker

Ein wenig irritierend die Motivation von Herrn Roetzel, die AfD wählen zu wollen, vornehmlich aus dem Grund, den Regierungsparteien einen Denkzettel zu verpassen und dadurch indirekt Einfluss auf deren Regierungshandeln zu nehmen. Wenn viele so dächten, könnten sie nach dem nächsten Wahltag ihr „blaues“ Wunder erleben. Zudem lässt die Entscheidung Herrn Roetzels doch etwas an seinem Urteilsvermögen zweifeln, da dessen Ansichten in wesentlichen Politikfeldern weit von denen der AfD entfernt sein dürften (Kritik an ungerechtem Erb- und Steuersystem, das Reiche begünstigt; Friedensnobelpreis für Greta Thunberg bspw.). Kleiner Tipp: Vor der nächsten Wahl den Wahl-O-Mat bemühen. Das Ergebnis dürfte zahlreiche AfD-Wähler überraschen.
Reiner Gorning

In dem interessanten Gespräch mit dem Anwalt Patrick Roetzel über seine Absicht, die AfD zu wählen, sagt dieser: „Lasst sie mal machen, man kann sie auch wieder abwählen.“ Man muss nur eine Seite weiter blättern, um zu erkennen, dass das ein verhängnisvoller Irrtum ist. Dort ist zu lesen: „Mittlerweile wird [in Kreisen der AfD] kühl und offen über die Machtübernahme diskutiert, werden Szenarios entwickelt, Herrschaftstechniken erörtert… Es geht um den Systemwechsel, den Umsturz, die Revolution.“ Wir werden also, wenn die AfD einmal gewählt ist, genau wie 1933 nicht mehr in der Lage sein, sozusagen den Mief zurück in die Flasche zu befördern (weil wir uns das alles nicht so vorgestellt haben). Darauf sollten wir in allen Diskussionen mit potentiellen AfD – Wählern immer wieder hinweisen.  Außerdem muss sich jetzt der Bundestag aufraffen, endlich die nötigen Schritte zu tun, um gemäß Amtseid Schaden von Deutschland abzuwenden und die Bürger davor zu schützen, dass einige Wähler uns allen gedankenlos und mit überheblicher Ignoranz (vor der offensichtlich selbst eine akademische Ausbildung nicht schützt) eine Regierung bescheren können, die uns alle – wie schon einmal – nur 79 Jahre nach dem „Nie wieder“ ins Unglück führen wird.  KEIN als gesichert rechtsextremistisch eingestuftes Individuum, keine solche Organisation darf auf irgendeinem Wahlzettel erscheinen. Das Grundgesetz gibt dem Bundestag und dem Bundesrat mit § 18 die Möglichkeit dazu, Feinden der Demokratie und der Menschenwürde u.a. das passive Wahlrecht zu entziehen. Man muss diese Möglichkeiten nur nutzen. Soviel Rückgrat muss schon sein, um unser trotz allen Mängeln erhaltenswertes Gemeinwesen zu schützen.
Barbara Wassenberg

Im Prinzip teile ich die Aussagen des Kollegen Roetzel zu 100% mit zwei Ausnahmen, dazu später mehr. Seine Negativliste könnte ich sogar um einige Punkte ergänzen wie die zunehmende Verantwortungslosigkeit und mangelndes Engagement in Behörden, der Justiz und der politischen Führung, das völlige Ignorieren der Gefahren einer Wiederwahl von Trump in den USA, das Fehlen eines Wasserversorgungsplanes zur Versorgung trockener Gebiete in Deutschland, der nicht voranschreitende Ausbau des Stromnetzes etc. Die Ampelkoalition hat nur vage Vorstellungen, wo sie Deutschland gerne bis 2030 sieht (CO2-neutral – befürworte ich übrigens), aber keinen konkreten Plan für die Umsetzung dieses Zieles (auch dazu später mehr).  Allerdings werde ich trotz dieser Politikverdrossenheit niemals die AFD wählen, das ist mir nicht nur zu riskant, sondern widerstrebt komplett meiner menschenfreundlichen Gesinnung. Die AFD ist und bleibt eine menschenverachtende Partei, die niemals meine Stimme bekommt. Ich gehe im Gegenteil zur Wahl und wähle eine kleine Splitterpartei, damit die AFD im Verhältnis weniger Stimmenanteile bekommt. Soziologisch steht der Kollege Roetzel aber in Übereinstimmung mit vielen US-Amerikanern vor der ersten Trump-Wahl. Damals haben auch nicht nur die „Abgehängten“ Trump gewählt, wie man hier gerne propagiert hat, sondern auch die Politikverdrossenen.
Diese Politikverdrossenheit ist in den USA bei vielen Wählern so weit gegangen, daß ihnen sogar gleichgültig war, ob mit Trump eine Besserung des Systems einherging, denn das bestehende System war derartig verhaßt, daß es unter allen Umständen weg mußte, selbst dann, wenn etwas schlechteres folgen würde (dazu gibt es soziologische Studien). Inzwischen hat sich das Thema Trump allerdings verselbständigt und von diesen ursprünglichen Motiven weiter entwickelt. Dieses Verständnis der damaligen Wähler-Stimmung in den USA wäre auch jetzt wichtig, um die Roetzels der BRD zurück zu den etablierten Parteien zu führen. Leider ist das nicht vorhanden, wie wir auf den zahlreichen Anti-AFD Demonstrationen sehen, denn um wieviel besser sind diese Demonstranten, wenn sie mit dem Spruch „AFDler raus“ gegen eine Partei demonstrieren, die „Ausländer raus“ skandiert.
Diskriminierung ist und bleibt Diskriminierung, dabei spielt es keine Rolle, ob man gegen Ausländer oder AFDler vorgeht. Mit Diskriminierung wird man der AFD aber nicht beikommen, das können die auf lange Sicht besser. Der Anstieg der Wählerstimmen der AFD ist nicht auf eine rechte Gesinnung der neuen Wähler zurückzuführen, wie auch der Artikel belegt, insofern wäre eine Auseinandersetzung mit den Gründen für die Wählerwanderung wichtig und dann eine entsprechende Reaktion darauf. Dies würde aber ein planvolles und zielgerichtetes Vorgehen der Bundesregierung bedeuten und damit sind wir wieder bei dem eingangs geschilderten Dilemma, dazu ist die Bundesregierung eben nicht in der Lage.  Den Spruch, daß der Kollege niemand sei, der in Sachsen-Anhalt ums Überleben seiner Bäckerei kämpft, hätte er sich allerdings auch sparen können. Das hat er doch nicht nötig.
Volker v. Moers

Die Einstellung „Lasst sie mal machen“ zur AFD macht mich sprach- und fassungslos – und das auch noch aus dem Munde von Leuten, die sich für Bildungsbürger halten. Ist das Defätismus oder nur Mut- und Hoffnungslosigkeit über die ach so schlechte Lage unserer Republik und Demokratie? Oder einfach nur Überheblichkeit und Besserwisserei wohlhabender deutscher Ruheständler auf Mallorca gegenüber regierenden Politikern? Aus der jüngsten Geschichte müssten diese Bildungsbürger doch eigentlich wissen, dass die „Deutschnationalen“ zur Weimarer Zeit lange Zeit glaubten, Hitler „zähmen“ zu können (Franz von Papen, 1933), aber zu Wegbereitern der Nazis wurden. – Wer die AFD heute wählt und einfach gewähren lassen will, irrt gewaltig, denn er öffnet damit Tür und Tor dem Geschichtslehrer Björn Höcke und dessen völkischen Flügel.
Wolfgang Stubenrauch

Ich muss mich, mir meines geringen Einflusses gewiss, zu dem oben genannten Artikel in der aktuellen ZEIT-Ausgabe äußern.  Die Naivität, die sich hinter der Haltung dieses privilegierten Anwalts verbirgt, erschreckt mich. An den etablierten Parteien und ihrer Politik gibt es vieles zu kritisieren, aber aus Kalkül, nicht mal aus Überzeugung eine antidemokratische Partei zu wählen, in der Hoffnung, dass sie bessere Politik macht und die demokratischen Spielregeln einhält, halte ich für ausgesprochen gefährlich. Die Protagonisten der AfD und ihre Gesinnungsgenossen kündigen schon an, wie sie unsere Demokratie verändern wollen. Jede Stimme für die AfD , auch wenn sie (wie von der zitierten Ehefrau), blauäugig impulsiv in der Erwartung abgegeben wird, dass sich an der Sitzverteilung nichts ändern wird, ermutigt Wähler, ihr Kreuz auch bei diesen Leuten zu machen. Mir fällt dazu der ursprünglich lateinische Spruch ein: Was Du auch tust, tue es gut und bedenke das Ende. Und ich denke an zahlreiche Freunde, Bekannte, Patienten und Kollegen, die sich aufgrund der faschistischen Planungen der kürzlichen Konferenz im Landhaus Adlon in Deutschland wohl nicht mehr sicher fühlen.
Wenn man als differenzierter Mensch etwas an den politischen Zuständen ändern möchte, wäre es eine Idee, sich in Deutschland in der Politik zu engagieren, anstatt sich nach Mallorca zurückzuziehen, wo man die Folgen der Wahl dann nicht erleben muss. Alle Fehler, die der zitierte Anwalt den Politikern vorwirft (Spahn, Lindner, Scheuer etc), sind ätzend, aber nicht demokratiegefährdend. Ein Höcke aber ist es und er hat genügend Helfer. Mit meinen fast erwachsenen Kindern diskutiere ich (keine passionierte Leserbriefschreiberin) über diesen Artikel. Sie sagen: „Mama, mit Deinem Leserbrief erreichst Du nichts. Die AfD muss verboten werden. „Die AfD wird, wenn „man die mal machen lässt“, sich nicht einfach wieder abwählen lassen. Und nicht alle Menschen, die in Deutschland wohnen, haben dann die Möglichkeit, sich in ihr kleines Idyll auf Mallorca „ach Mensch, ist das schön“ zurückzuziehen. Ich könnte kotzen.
Bettina Heimberger

Sie sind irgendwie rührend, diese Leute, die so richtig schön im Saft stehen mit allem, was ein glückverheißender Lebensstil beinhaltet wie Ferienwohnung auf Mallorca, Flugreisen ohne schlechtes Gewissen und denen bei Sonne und Strand immer wieder ein „ach ist das so herrlich hier“ entfährt. Mich wundert allerdings, warum Sie bis nach Mallorca reisen mussten, um diese Leute zu interviewen, wo sie doch in Deutschland leben und arbeiten.
Petra Manderscheid

Es ist keine neue Erkenntnis, dass politische Parteien Fehler machen, dass ihre Vertreter selbstsüchtig auf ihre Wiederwahl blicken bei mancher Entscheidung; aber pauschal als Begründung für eine Wahl der AfD ist es mir zu billig, zu kurzsichtig und vor allem zu bequem. Die Frage bleibt, ob AfD wählen, hilft, die Probleme zu lösen; oder ob es nicht eher zusätzliche Probleme schafft, eine zu Teilen verfassungsfeindlich eingestufte rechte Partei zu hoffieren, gar an die Macht zu bringen, die populistisch mit rechtsradikalem Gedankengut unterwegs ist. Solche Denkweisen machen mir große Sorge und ich würde das Ehepaar Roetzel gerne mitnehmen in unsere Gedankenwelt, geprägt von Erfahrungen mit Holocaust, mit Verlassen eines diktatorischen Landes, das einmal Heimat war, was es heißt, in der Mitte des Lebens wieder vollkommen neu zu beginnen; davon sind die beiden wohl meilenweit entfernt. Da mutet es sehr irritierend an, wenn so flapsig wie auch in äußerst bequemer Manier dahingesagt wird „lasst sie mal machen“. Man muss nicht schwarzsehen, um dem „wehret den Anfängen“ berechtigte Handlungsoptionen beiseite zu stellen.
Und wer meint, das sei doch alles übertrieben: es hat gerade in jüngster Zeit unsere weltpolitische Lage Veränderungen erfahren, die kaum jemand in dieser Dimension für möglich hielt (siehe Russlands Erweiterungsfantasien, die noch 2014 nicht wirklich ernst genommen wurden, siehe ein egomanischer Präsident Trump in Amerika, dessen Wahl womöglich nochmals bevorsteht, siehe der Rechtsruck in weiten Teilen der Welt). Und auch wenn das Leben schön ist auf Mallorca (was ich dem Ehepaar absolut gönne), es entbindet nicht, die Gedanken zu ENDE zu denken. Die AfD hat weder in der Wirtschaftspolitik, nicht in der Asylpolitik, nicht in der Klimapolitik, nicht in der Energiepolitik auch nur ansatzweise konstruktive Lösungen parat (sie leugnet gar den menschengemachten Klimawandel), insofern macht es absolut keinen Sinn, ihr eine Stimme zu geben, im Gegenteil: es ist ein „Spiel“ mit dem Feuer. Da ich seit 50 Jahren auch pädagogisch arbeite und mich sehr verantwortlich fühle in Sachen Bildung, Verantwortungsbewusstsein kann ich Äußerungen wie die des Herrn R. nur sehr schwer ertragen; von Menschen dieser Bildung und entsprechendem Intellekt erwarte ich mehr!
Berta Walter-Hamza

Hiermit auch von mir ein – sehr wahrscheinlich letzter – Leserbrief. „Warum AfD wählen?“ – das ist Ihre Kernfrage. Wo kann ich bei der Beantwortung sinnvoll anfangen? Nehmen wir die UN und ihre Unterorganisationen. Eine grundsätzlich großartige Errungenschaft. Leider wurde sie aber organisatorisch und institutionell nie an die Veränderte Welt angepasst und schmort nur noch im Saft der eigenen (Schein-)Heiligkeit vor sich hin. Beispiele sind: der Sicherheitsrat, in dem die diktatorisch geführten Staaten China und Russland und ihre Vasallen jede sinnvolle Arbeit verhindern – und ob die großartigen USA so weit von den beiden entfernt sind, würde ich nach meinen Schlüssen aus der Geschichte aktuell eher verneinen als bejahen.  Die aktuelle Diskussion über die UNRWA – siehe Ihr Artikel – hier werden seit 70 Jahren Gelder gezahlt, um – so muss man es wohl sehen – einer terroristischen Miliz zumindest teilweise ihre militärische Infrastruktur zu finanzieren.
è Anstatt die Welt also nachhaltig besser zu machen, werden Schreibtisch-Helden in New York und tatsächliche Terroristen finanziert, während die Hilfsbedürftigen weiterhin von ihren herrschenden Strukturen be- und ausgenutzt werden. è Was tun die Politiker der „etablierten“ Parteien? Siehe Ihr Interview mit Frau Schulze – genau: sie reden sich das ganze schön und sind von ihrer Wirkmächtigkeit überzeugt. Als nur normaler Bürger erschließt sich mir nicht, warum Frau Schulze glaubt, dass Gelder für eine Änderung des Männlichkeitsideals in Ruanda von Russland mit Waffen ausgestattete Kriegs-Fürsten davon abhalten wird, wenn nötig wieder zu morden. Und auch die Bewässerungslösungen im Niger werden, so es den islamistischen Horden von ihren Führern befohlen wird, wieder zerstört werden, genau wie die Brunnen und Schul-Häuser in anderen Ländern. Vielleicht muss „die Politik“ einfach einsehen, dass gut gemeint nicht gut gemacht ist und jedes Entwicklungsland sich eben ohne die Hilfe der ach so tollen Bundesrepublik entwickeln muss und will – auch wenn das dann einen potentiellen Minister-Posten weniger in der BRD bedeutet – von den beamteten und nicht beamteten Staatssekretären, Abteilungs- und Unterabteilungsleitern sowie den zuarbeitenden „Think-Tanks“ ganz abgesehen.
Auch wenn Frau Baerbock meint, die Bundesrepublik müsse nun feministische Außenpolitik betreiben, und sie vielleicht in einem engen Kreis Gleichgesinnter positives Feedback bekommt, so ist ein sehr viel größerer Teil der Machthaber Welt doch eher von Lachen geschüttelt. Mir als Steuerzahler ist es auch nicht erklärlich, warum Deutschland in Peru im Sinne des Klimaschutzes Projekte zum Aufbau eines Fahrradstrassennetzes unterstützt, aber selber nicht in der Lage ist, ein solches im eigenen Land aufzubauen, so dass ich, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin (ca. 3-5-tausend Kilometer im Jahr) eigentlich jedes Mal kurz vor dem Unfalltod durch Autofahrer oder durch Sturz in Schlaglöcher stehe. è Wo sind die Initiativen der Bundesrepublik für eine grundlegende Anpassung der Strukturen der UN? Wo sind die umfassenden Netzwerke, die das thematisieren und in politische Wirkmächtigkeit umsetzen? Ich jedenfalls sehe und höre nichts davon. è Man könnte also die blau-braunen wählen, weil die „etablierten“ Parteien am für sie guten Status quo festhalten und die Auswirkungen dieser Vorgehensweise z.B,. in Form von Krieg und Terror auf der Welt und den damit verbundenen Flüchtlingsströmen in unserem Fall vom deutschen Michel als Einzelperson zu ertragen sind.
Nehmen wir die EU. Auch das eine aus dem Leid von zwei Europa-zentrierten Kriegen abgeleitete und einleuchtende Idee. Allein, was ist aus der Idee geworden. Spätestens seit den Beitritten der osteuropäischen Staaten und der Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und der vorbehaltlosen Öffnung durch den Schengen-Raum sind Staaten zusammengeführt worden, die weder kulturell, soziologisch noch ökonomisch zusammen passen. Auch hier wird versucht, mit nicht mehr zeitgemäßen Mitteln ein multidimensionales Chaos aus staatlichen Eigeninteressen und gruppenspezifischen Partikular-Interessen (z.B. Agrar-Lobby. Industrie-Lobby) zu beherrschen. è Wo sind die Initiativen der BRD, die vorhandenen Regeln und Mechanismen anzuwenden, um z.B. einen Ausschluss von Ungarn oder der Slowakei zu bewirken? Wo sind die Initiativen deutscher Politiker, die alten Regeln und Mechanismen an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen? Genau – es gibt sie (zumindest für die Bürger nicht wahrnehmbar) nicht, weil man sich so schön eingerichtet hat in den Strukturen und Institutionen und dort ja auch jede Menge Posten für Parteimitglieder zu holen sind. è So kann also z.B. aktuell ein Herr Orban im Europarat die gesamte EU in Geiselhaft nehmen und Uschi gibt ihm Gelder für seine korrupten Fides-Apologeten frei. è Der freie Schengen-Raum führt übrigens z.B. dazu, dass sich Personen aus Rumänien und Bulgarien überlegen, mal eben flott nach Deutschland zu kommen, da man hier mit Bürgergeld oder sonstigen Sozialleistungen mehr „Einkommen“ generieren kann als dort mit normaler Arbeit. Das führt z.B. in meiner aktuellen Wohn-Stadt (Heimat war es nie und wird es nie sein) in der berühmten „Steinstr. 72“ eine von der städtischen Verwaltung nicht genau bezifferbare Menge an Personen aus ebendiesen Ländern lebt und mit ihrer für „unsere“ Verhältnisse asozialen Art die gesamte Nachbarschaft molestiert sowie den ohnehin durch einen hohen Migranten-Anteil gebeutelten Sozial-Etat zusätzlich belastet.
In der WAZ vom Samstag stand ein Bericht, nachdem in der Stadt Dortmund im Dezember 2023 95.000 schulpflichtige Erstbewerber für einen Schulplatz registriert wurden – woher soll eine so kaputte Stadt wie Dortmund (oder die ganzen genauso maroden Ruhrgebietsstädte) das bewältigen? Und wie soll es funktionieren, das – wie im Artikel berichtet – Jugendliche, die mit 13 Jahren in ihrem Heimatland Rumänien noch nie eine Schule besucht haben, in Deutschland beschult und absehbar von Leistungsempfängern zu Leistungserbringern gewandelt werden? è Man könnte also die blau-braunen wählen, weil die die „etablierten“ Parteien am für sie guten Status quo festhalten und die Auswirkungen dieser Vorgehensweise z.B,. in Form von in unserem Fall mangelndem Wohnraum und steigenden Mieten oder zu wenig Kindergartenplätzen oder mangelnder Leistungsfähigkeit der Städte vom deutschen Michel als Einzelperson zu ertragen sind. Nehmen wir die Bundespolitik. Hier haben sich die „etablierten“ Parteien jahrzehntelang in den Nachwehen der fetten Nachkriegsjahre gesonnt und gesuhlt. Spätestens mit der „Regentschaft“ des Herrn Kohl und seiner Taschenspieler-Tricks im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und ihrer privat wirtschaftlich verheerenden Folgen überwiegend für die ostdeutschen Teile der Bevölkerung und gesamtwirtschaftlich für alle, begann der Niedergang. Mit den Regierungszeiten der Dr. Merkel hat sich der Niedergang beschleunigt und wurden nur durch den Mehltau ihrer „Alternativlosigkeit“ übertüncht. Insgesamt wurde „der Bürger“ durch immer mehr staatliche Eingriffe und Transfers immer mehr alimentiert und seiner Eigenverantwortung entledigt – hier gehören natürlich zwei dazu – einen der es macht und einen , der es mit sich machen lässt. Gleichzeitig wurden und werden notwendige Anpassungen an allen systemrelevanten Stellen (Infra-Struktur, Gesundheitswesen, Bildungswesen, Rentensystem) vorsätzlich und bewusst nicht angegangen bzw. verschleppt.
è Wo ist das parteien-übergreifende Komitee, dass über das parteien-übliche Legislatur-Denken hinaus, definiert, wo Deutschland in 5, 10 oder 30 aus welchen Gründen wie aufgestellt sein sollte? è Wo sind die Ehmkes, Bahrs, Kellys, Biedenkopfs oder Geisslers der neueren Generationen, die den Intellekt, die Vorstellungskraft und die Begeisterungsfähigkeit haben, Gesellschaft im politischen Diskurs zu bewegen? Eine Lang, ein Kühnert oder ein Linnemann sind es jedenfalls nicht. è Wo sind die Politiker, die nicht nur reagieren (ooh, Kabul ist gefallen – haben unsere Dienste nicht für wahrscheinlich gehalten – komisch, hhhmm, da müssen wir ja wohl mal abziehen / ooh, die Rahmede-Talbrücke ist nicht mehr befahrbar – konnten wir gar nicht absehen – da können wir ja jetzt mal anfange zu planen – aber nur nicht so schnell / oohh- Freund Wladimir überfällt die Ukraine – wussten wir gar nichts von – na schicken wir den Ukrainern mal ein paar Socken / ooh – Klima fliegt uns um die Ohren – wir waren zwar in Paris dabei , aber das es auch gleich so schlimm kommen muss – da verhindern wir erstmal den Stromtrassenbau in den Süden (Minister Altmaier – der dicke Piet) / ooh Tempolimit würde sofort helfen – glauben wir nicht und außerdem haben wir nicht genug Schilder (Meister Wissing) / oohh die Baby-Boomer gehen in Rente, wird eng mit den Zahlungsversprechen – ist es schon soweit? – na erzählen wir den Leuten mal, dass bis 2025 alles im Lack ist etc..) sondern aktiv und zukunftsorientiert agieren und auch gesellschaftliche Diskussionen anstoßen – und zwar über Themen die für breite Gesellschaftsschichten relevant sind und nicht nur für Entzücken bei Pseudo-Eliten (z.B. Gender-Debatte) sorgen? è Wo sind die Politiker. die dem Volk auch unangenehme Wahrheiten mitteilen ( z.B. dass man sein Leben grundsätzlich in die eigene Hand und Verantwortung nehmen muss und die Gesellschaft nicht alles und jedes scheinbare Problem, das man zu haben glaubt, durch staatliche Alimentierung und Hilfestellung von einem nehmen kann und dafür auch nicht da ist?  è Wo stellen die Parteien noch wirklich Leitplanken zur Orientierung in einer zugegebenermaßen immer chaotischeren Welt?  Alles fließt nur noch – mal regiert eine CDU mit der SPD, mal die SPD mit den Grünen, mal irgendeine Partei mit irgendeiner anderen – es nutzt immer den Parteien und scheinbar immer weniger dem Staat, dem Volk, den Bürgern.
Wen ich am Morgen im Bundestag oder über ein Interview noch aufs Schlimmste beleidigt habe, mit dem sitze ich am Abend bei Lanz oder Miosga (auch so eine Seuche – dies Talkshows) und fraternisiere je nach Thema in gutem Einvernehmen mit dem Beleidigten. è Wo ist die Änderung des Wahlrechts, die den „etablierten“ Parteien je Prozent Nichtwählern jeweils je Partei einen Sitz in Bundes- und Landes-Parlamenten entzieht? Das würde evtl. dazu führen, dass Politik nicht für sich selber agiert, sondern Themen aus der Bevölkerung wahr- und ernst nimmt, aber mit Sicherheit dazu, dass je Partei weniger Posten zu verschachern wären. è Wo sind die gesetzlichen Regelungen, die (nicht-) handelnden Politikern neben der immer im Munde geführten „politischen Verantwortung“ auch die monetäre Haftung (abzusichern durch diese selber über entsprechende Versicherungen, die selber zu zahlen sind) auferlegen? Dann würden sich Politiker wie Herr Dr. Andreas Scheuer vielleicht überlegen, gegen den Rat von Experten Verträge zu unterschreiben, die dem Souverän Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 250 Mio EUR einbringen. So könnten vielleicht auch Politiker wie Herr Wissing veranlasst werden, zu handeln und nicht mit Scheinargumenten fahrlässiges Unterlassen zu ummanteln. è Wo bleibt die Streichung alt-überkommener Ministerien wie Verteidigung oder Äußeres oder Landwirtschaft in allen europäischen Ländern und die Übergabe an die EU, wenn man den EU-Gedanken ernst nimmt und zukunftsweisend ausbauen will? è Man könnte also die blau-braunen wählen, weil die die „etablierten“ Parteien am für sie guten Status quo festhalten und die Auswirkungen dieser Vorgehensweise z.B,. in Form von in unserem Fall unsicheren Renten, absehbaren Folgen der Untätigkeit in der Klimapolitik, einem nicht genug regulierten Zugriff der Parteien auf Ressourcen  vom deutschen Michel als Einzelperson zu ertragen sind.
Nehmen wir die Landes- und Kommunal-Politik. Als Bestandsteil des föderalen Systems unseres Staates greifen hier die gleichen Missstände wie im Bund. Hier kommt hinzu, dass damit eine weitere Ebene da ist, um die Verantwortungs-Verschieberei zu optimieren (ne, da sind wir nicht verantwortlich, das liegt in der Hand des Europarates / nein, da können wir nichts machen, das liegt in der Verantwortung der Bundesregierung / des Bundesministeriums xy / wir würden ja gerne etwas machen, aber das liegt in der Verantwortung der Landesregierung). è Wo sind die Reformen der föderalen Strukturen zur Anpassung an die heutigen Anfordernisse? è Brauchen wir so viele Bundesländer oder ist das nur noch überlebtes Überbleibsel längst vergangener Zeiten – und natürlich Möglichkeit für die „an der politischen Willensbildung“ beteiligten Parteien Gefolgsleute in vom Bürger gezahlten sicheren Pöstchen unterzubringen? è Wo sind auf dieser föderalen Ebene die Formen der direkten Bürgerbeteiligung, die dazu führen könnten, dass Bürger bei Sachverhalten, die ihr direktes Lebensumfeld betreffen, die Ahnung einer Wirkmächtigkeit jenseits einer anonymen Stimmabgabe alle paar Jahre bekommen könnten?
è Wo sind die effektiven Arbeitskreise aus Bund / Land, Land / Kommune und Bund / Land / Kommune um an den Schnittstellen notwendige Entscheidungen diskursiv (und gerne auch mit Streit) zu einer tragbaren Entscheidung im Sinne der Bürger zu führen und nicht in der o.g Verantwortungs-Verschieberei verschwinden zu lassen? è Warum werden die vorhandenen, in der Industrie genutzten Methoden und Arbeitsmittel zur Lösung von Problemen nicht genutzt, sondern weiterhin auf die tradierten Lösungs-Strukturen gesetzt? è Man könnte also die blau-braunen wählen, weil die die „etablierten“ Parteien am für sie guten Status quo festhalten und die Auswirkungen dieser Vorgehensweise z.B,. in Form von in unserem Fall von schlechter Infra-Struktur, schlechten Bildungsinstitutionen, überlasteten kommunalen Behörden den vom deutschen Michel als Einzelperson zu ertragen sind.
Bei alledem ist bislang das Haupt-Thema der blau-braunen Partei, die Migration nicht berücksichtigt. Ich lebe aktuell in Gladbeck. Dies ist eine Ruhrgebiets-Stadt im Haushalts-Notstand mit einem Migrations-Anteil von aktuell 40 % an der Gesamtbevölkerung. Bei den Einschulungen bewegt sich der Migrations-Anteil der Schüler an den entsprechenden Schulen bei 90 %. Der Anteil der auf Transfer-Leistungen angewiesenen Bevölkerung liegt bei ca. 30 %, wobei Migrations-Hintergrund und Leistungsempfang oft korrelieren. Mit der o.g. Steinstr. 72 haben wir eine nicht nur lokal bekannte Problem-Immobilie mit ca. 80% Bewohnern aus den süd-ostbalkanischen Ländern Rumänien und Bulgarien. Das beigefügte Bild zeigt eine Alltags-Szene vor unserem Nachbar-Haus. Zu sehen sind Männer außer-europäischer Herkunft, die sich regelmäßig in einer Wohnung einfinden, um was auch immer zu machen. Wenn Frauen kommen, um wahrscheinlich zu kochen und zu bedienen, haben diese einen separaten Eingang zu benutzen. Die in der Wohnung lebende Frau geht erkennbar keiner sozialversicherungs-pflichtigen Tätigkeit nach. Der Mieter der Wohnung arbeitet allem Anschein nach im An- und Verkauf gebrauchter Kraftfahrzeuge.
Man kann diese Menschen als Bereicherung für unsere Gesellschaft betrachten, was unsere Stadtspitze auch mit schönen Worten und Manifesten tut – allein mir (und sehr vielen anderen) fehlt mittlerweile der Glaube, dass diese Menschen und ihre zur Zeit ca. 6 bis 10 Nachkommen die „Fachkräfte“ sind, die Vertreter von Politik und Industrie nicht müde werden, als notwendig für das Fortbestehen unseres Wohlstandes zu bezeichnen. Zudem ich glaube auch nicht, dass ein Industrieunternehmer solchen Menschen die Bedienung einer 1-Mio-Industrie-Anlage anvertrauen wird – Fachkräfte-Mangel hin und Fachkräfte-Mangel her. In den letzten 20 Jahren hat sich der Zuzug von Bewohnern mit migrantischem Hintergrund in unseren Stadtteil extrem erhöht. Auf den ersten Blick sind darunter viele Menschen, die einfach ihrer Arbeit nachgehen und westlich orientiert erscheinen. Wenn es dann aber z. B. darum geht, dass Töchter zum Islam-Unterricht müssen, tauchen Kinder, die die ganze Zeit westlich gekleidet sind und wo im Haus und in der Öffentlichkeit kein Kopftuch getragen wird, plötzlich im Sackkleid und mit Kopftuch auf – die Wirkmacht der „Communitiy“ ist also offensichtlich so groß und so wenig veränderungsbereit, dass von den Einzelnen nachgegeben wird und nicht Veränderungen diskutiert werden.
Mein persönliches Gefühl ist, dass zumindest in Städten mit einem hohen Anteil an muslimischen, türkisch- oder arabisch-stämmigen Migranten, die reine Masse der Gesamt-Bevölkerung nicht gut tut und wir immer öfter Probleme (werden) lösen müssen, die wir ohne diese Menschen nicht hätten. Zudem haben sich Parallel-Strukturen etabliert, die die einzelnen „Communities (türkische Türken, kurdische Türken, sunnitische Araber, schiitische Araber, alevitische Muslime, Kosovo-Albaner, kosovarische Albaner, Russen, libanesische Palästinenser, palästinensische Libanesen, und was noch so alles hier rumfliegt) erhalten und es für die Mitglieder nicht notwendig machen, sich in die deutsche Gesellschaft einzugliedern und tradierte Werte zu hinterfragen. Wenn unsere Strukturen (Behörden, Wohnungsmarkt, Kindergärten, Schulen etc.) nicht eh schon überlastet wären, könnte die Gesellschaft es vielleicht bewältigen. Aber in dem Zustand, in den Politik unsere Strukturen gebracht hat, wird dies nicht gelingen. Bei absehbar knapper werdenden Mitteln werden über die Verteilungsfragen entsprechende Konflikte eskalieren – und die „Bio-Deutschen“ werden nicht die Gewinner sein.
è Man könnte also die blau-braunen wählen, weil die die „etablierten“ Parteien am für sie guten Status quo festhalten und die Auswirkungen dieser Vorgehensweise vom deutschen Michel als Einzelperson zu ertragen sind. Ich werde die blau-braunen vor dem Hintergrund der bekannten Geschichte niemals wählen, sehe aber aktuell in keiner der „etablierten“ Parteien eine, die mich lt. Partei-Programm auch nur mit einer Deckung von 50 % vertreten könnte. Was bleibt mir also? Rückzug „ins Private“ und nicht mehr wählen gehen und hoffen, dass ich die letzten 20 Jahre bis zur Grab- (nicht Wahl-) Urne noch irgendwie ertrage? Betätigung in einer der „etablierten“ Parteien als Wahlplakate-Kleber und Flyer-Verteiler auf Wochenmärkten? Umzug nach Russland oder nach China, um das Leben in einer Diktatur schon mal zu üben? Ratlosigkeit als Quintessenz eines 60-jährigen Lebens in einem Land, dass ich leider nur noch als mein Geburtsland, aber nicht mehr als mein Heimatland bezeichnen kann.
Detlev Luley

Als ewige immer wieder begeisterte ZEIT-Leserin hat mich dieser Artikel in seiner Naivität und Arroganz so schockiert, dass ich Ihnen meinen Kommentar nicht ersparen kann. 1. Dass Sie diesem offenbar gutsituierten und von oben herab argumentierenden Menschen eine ganze! ZEIT-Seite widmen, halte ich für Verschwendung. 2. Die bewusst lässige Art seines Auftritts erweckt den Eindruck, dass doch alles halb so wild sei und man doch einfach mal diesen harmlosen Menschen eine Chance geben solle – man könne sie ja einfach wieder abwählen – denn man müsse die dumme Regierung einfach mal ein wenig aufrütten.3. Es lohnt sich einfach nicht, auf die teils absurden und widersprüchlichen Argumente näher einzugehen. Aber 3 Stellen sprechen einfach für sich in ihrer Absurdität: – „Mit der AFD ….verbinde ihn inhaltlich eigentlich nichts.“ – Es würde ihn aber beeindrucken, „wenn F. Merz mit der AFD koalieren würde – dann würde er die CDU wählen.“ Hä??? Versteht das jemand – dann möge er mir das bitte erklären. – Migranten haben Angst vor der AFD:“ Meine türkischen Freunde und Mandanten sehen das anders, sie schicken ihre Kinder längst auf Privatschulen.“
Gerti von Rabenau

Dieses Ehepaar ist das traurigste Beispiel von AFD-Protestwählern. Die Ziele der Partei ignorieren, geschichtliche Analogien ausblenden, die gegenwärtige Regierung nur kritisieren, ohne die Meisterleistungen z.B. in der Energie Krise anzuerkennen. „Frage nicht was das Land für dich tun kann sondern frage was Du für dein Land tun kannst“. Also bringt Euch ein, statt auf Mallorca rumzuhängen!
Winfried Herrmann

Enttäuschung über die „Lieblingspartei FDP“ und führende Politiker vor allem der CDU (Merz, Spahn) und CSU (Scheuer) sowie Herrn Lindner, die keine Verantwortung für ihre Fehler übernehmen müssen, mündet in der Überlegung die AFD zu wählen? Man würde aber sofort die CDU wählen, wenn Herr Merz mit der AFD koalieren würde? Man kann die AFD ja wieder abwählen? Dieses ganze unausgegorene Gerede von Spitzenverdienern in ihrem Haus am Meer, die in unserer Demokratie in Freiheit und Sicherheit viel Geld verdienen konnten, zeigt wenig Verantwortungsbewusstsein aber viel Überheblichkeit. Mindestens aber Naivität und Selbstüberschätzung was das „wieder abwählen“ von autoritären Kräften betrifft, wenn sie erst mal die Macht haben. Man sage dann nicht man habe es nicht gewusst!
Carmen Rippa-Hendrich

Der Anwalt Hr. R. will aus Unzufriedenheit und mit Kalkül die AfD wählen, damit sich die etablierte Politik bewege. Dafür nimmt er auch einen AfD-Ministerpräsidenten in Kauf und sagt: „Okay. Das wäre hart.“ Die gemäß AfD-Wahlprogramm zu erwartenden Härten würden aber vor allem die finanziell Schwachen und die Hilfebedürftigen treffen. Dies führt die von ihm geäußerte Unzufriedenheit, u.a. über eine extrem ungleiche Vermögensverteilung, ad absurdum. Für unsere Wahlentscheidung tragen wir Verantwortung – nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen!
Michael Künzel

Wie kann man so einem Hohlkopf so viel Raum geben und auch noch Geld ausgeben, um ihn zu interviewen.
Michael Mach

Seit dem Erstarken der AfD fragt man sich ja immer wieder, was das für Leute sind, die diese Partei wählen oder zumindest darüber nachdenken. Insofern war Ihr Besuch bei Rechtsanwalt Patrick Roetzel und seiner Frau für mich eine ausgesprochen interessante Lektüre. Ich teile die Analyse der Eheleute darüber, was in Deutschland nicht gut läuft zu 100%. Schule, Infrastruktur, digitale Verwaltung, Internetausbau – vor allem im ländlichen Raum -, die ungleiche Vermögensverteilung sowie die sich daraus ergebenden Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, Wohnungsnot, Defizite in unserem Gesundheitssystem, der Fall Andy Scheuer etc. etc. Ich teile auch Roetzels Position zur Schuldenbremse, unserem ungerechten, Reiche bevorzugenden Steuersystem und zu Greta Thunberg. Und trotzdem würde ich niemals auf die Idee kommen, die Lösung all dieser Probleme darin zu suchen, meiner Stimme der AfD zu geben. Dass Patrick Roetzel eine Partei wählen will, mit der ihn inhaltlich eigentlich gar nichts verbindet, nur weil er glaubt, wie ein trotziges Kind damit die etablierten Parteien aufrütteln zu können, finde ich unfassbar.
Man wirft sich doch nicht sehenden Auges an den Hals einer Partei, von der man hinsichtlich der eigenen Problemanalyse gar keine Lösungen erwartet! Patrick Roetzels Einschätzung zu den CORRECTIV-Aufdeckungen, das werde alles ein bisschen übertrieben, finde ich äußerst bedenklich. Aus meiner Sicht ist es viel eher so, dass diese Enthüllungen all das bestätigen, was Wissenschaftler und Journalisten, die sich mit der Partei und dem Thema Rechtsextremismus schon lange beschäftigen, vorausgesagt haben. Die AfD gibt sich bürgerlich-konservativ und behauptet öffentlich, die Demokratie sei ihr wichtig, aber hinter den Kulissen zieht sie gemeinsam mit mehr oder weniger bekannten rechtsextremen Akteuren die Strippen für eine andere Gesellschaft, die – nach dem, was CORRECTIV veröffentlicht hat – so demokratisch nicht mehr sein wird. Gemäß Ihrem Bericht ist Patrick Roetzel in Brandenburg geboren. Ich bin sieben Jahre jünger als er und im Ruhrgebiet geboren. Möglicherweise haben wir nicht den gleichen Geschichtsunterricht genossen. Ich zumindest wurde in meiner Schulzeit auf dem Gymnasium über das Dritte Reich und die Judenverfolgung aufgeklärt. Und nach der Schule hatte ich ausreichend Gelegenheit, in Fernsehdokumentationen, Ausstellungen zum Thema und in Vorträgen von Überlebenden der Shoa zu begreifen, dass auch die Menschen in der Zeit nach der Machtergreifung Hitlers nicht geglaubt haben, dass es so schlimm kommen werde.
Wenn man aber nicht ausschließen kann, dass die AfD genauso schlimm sein wird, wie es sich abzeichnet, warum bremst man sie dann nicht? Worauf wollen wir warten? Wollen wir erst warten, bis sie an die Regierung kommt und die anderen Parteien alle umfallen und mit ihr kooperieren? Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass CDU, FDP und auch die SPD insbesondere beim Thema Migration – das Patrick Roetzel nicht so wichtig ist, das aber ein Seismograph für den Umgang mit den Menschenrechten ist – die Politik der AfD umsetzen. Offenbar glauben sie, wenn sie es selbst tun, sei es nur halb so schlimm. Patrick Roetzel hat Vertrauen in unser politisches System und glaubt, die AfD auch wieder abwählen zu können, wenn sie ihm nicht mehr gefällt.  Ich habe auch noch Vertrauen. Noch. Aber ich sehe mit einem Blick nach Ungarn, Polen und selbst Italien, auf welche Weise extremistische Regierungen sofort den Staat umbauen, dem wir so vertrauen. Insbesondere in Polen kann man doch zzt. gut beobachten, wie schwierig es für Donald Tusk ist, die Schäden rückgängig zu machen, die die PiS-Partei dort am demokratischen System angerichtet hat. Ist Herrn Roetzel das entgangen?
Ich gehöre zu denen, die jetzt an den landesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teilnehmen. Und ich bin froh, dass es so viele Menschen sind, die dort hingehen. Denn wenn die AfD erst einmal an der Regierung ist, dann wird sie unser Land so verändern, dass wir nicht mehr demonstrieren können. Auch Angehörige meiner Generation haben ihre Eltern und vor allem Großeltern gefragt, warum sie im Dritten Rech nichts gegen Hitler unternommen haben. Mir war immer klar, dass diese Frage so nur von Menschen gestellt werden kann, die selbst nicht dabei waren. Es wäre auch heute wieder so: Wenn mir mein Arbeitsplatz weggenommen würde, weil ich nicht bereit wäre, in die AfD einzutreten, wenn ich festgenommen würde und mich bedrohlichen Verhören unterziehen müsste, weil ich vielleicht einem Menschen helfe, der nicht ins Weltbild der AfD passt, wenn all diese gewalttätigen Grausamkeiten drohen würden, die es im Hitler-Regime gab, dann würden ich – und ein großer Teil unserer Gesellschaft – einknicken und nicht mehr zu Demos gehen. Wir würden wahrscheinlich dasselbe tun wie unsere Großeltern, weil es in der Regel nicht so viele Helden unter uns Menschen gibt und wir unser eigenes Leben und das unserer Familien schützen wollen. Und deshalb darf aus meiner Sicht eine Partei wie die AfD nicht aus strategischen Gründen gestärkt werden, um den anderen Parteien vors Beinchen zu treffen. Diese Partei muss gebremst werden, solange wir das noch können. Ich würde mir wünschen, dass Patrick Roetzel und seine Frau das ernst nehmen und bei der nächsten Wahl nicht mit dem Feuer spielen.
Erika S. Becker

Ziemlich entsetzt und etwas ungläubig las ich den Artikel „Lasst sie mal machen“ in der „ZEIT“ Nr. 6 vom 1.2.24. Ich war immer auf der Suche nach dem Hinweis „Anzeige“ am oberen Rand, wurde aber nicht fündig. Was ist passiert? Ein Rechtsanwalt darf in der „ZEIT“ begründen, warum er die AfD für wählbar hält. Er gehört, wie ich als Psychotherapeut, sicher zur Zielgruppe der „ZEIT“. Die AfD ist also nicht nur von jungen Männern aus dem Prekariat attraktiv, sondern soll auch der intellektuellen Mittelschicht schmackhaft gemacht werden? Angesichts der aktuellen Proteste „gegen rechts“ wirkt der Artikel etwas aus der Zeit gefallen, oder nicht? Die Begründung von Herrn Roetzel für die Wählbarkeit der AfD ist maximal irritierend, da eine Wahl offenbar für ihn nicht notwendigerweise eine konstruktive Willensäußerung darstellt. Ihm reicht es aus, dass es der AfD gelungen sei „das fundamentale Nein zur Politik auf sich zu vereinen.“ Er kann sich eine Denkzettelwahl vorstellen und wirft den etablierten Politikern mangelnde Rationalität vor. Fundamentalismus ist allerdings das Gegenteil von Interessensausgleich, wovon die Demokratie lebt (und auch die Rechtsprechung) und der dann in der Folge zu einem konstruktiven Zusammenleben führt. Schauen wir doch einmal, wofür die AfD steht und wie sie ihr „fundamentales Nein“ formuliert und begründet.
Aus einer aktuellen Rede der Fraktionsvorsitzenden der AfD vom 31.1.24 im Deutschen Bundestag sind die folgenden Zitate: Frau Weidel spricht von einer „Schneise der Verwüstung, die die Regierung durch das Land ziehen würde; sie unterstellt der Regierung eine „Verleumdungskampagne“ und „Rufmord“; Journalisten und ihre Recherchen werden von ihr als „Hilfsstasi“ verunglimpft; die Nutzung der Grundrechte und der Demonstrationsfreiheit der Bürger wird als „staatsgesteuert“ entwertet;  der Klimawandel wird als „herbeiphantasierte Klimakatastrophe“ bezeichnet; die Rechtsstaatlichkeit beim Thema Asylpolitik wird abgelehnt; die Willkommenskultur wird als „Willkommensputsch“ verunglimpft. Und schließlich unterstellt sie der Regierung einen „Deutschlandhass“ als Triebfeder des Regierungshandelns.
In dieser verrohten und destruktiven Sprache werden Schmähungen, Verleumdungen, Diffamierungen und Diskreditierungen aneinandergereiht. Kein Abwägen von Argumenten, keine Synthesen, keine Begründungen. Und auch keine Empathie, kein Verständnis, kein Anstand (fehlende „Herzensbildung“ nannte meine Mutter dies). Eine Partei, die eine solche Sprache nutzt, ist nicht wählbar!  „Da liegt ihr falsch, wenn ihr Demokraten seid!“ formulierte es der Ministerpräsident von NRW H. Wüst in einem NDR-Interview vom 3.2.24. Eine mögliche Regierungsbeteiligung der AfD – „Lasst sie mal machen“ – wirkt sich auf das Miteinander und die Stimmung im Land offensichtlich erheblich aus. In einem solchen inhumanen Land möchte ich nicht leben.  Wir wissen also bereits heute, was bei einer weiteren Stärkung oder gar bei einer Regierungsbeteiligung der AfD auf uns zukommen würde. Das möchte ich nicht ausprobieren und erleben. Wir sollten Wahlen zur konstruktiven Willensäußerung nutzen oder zumindest nicht gegen die eigenen Interessen wählen, wie sich das Herr Roetzel offenbar vorstellen kann. Herr Roetzel sollte für diese Haltung auch keine ganze Zeitseite zur Verfügung gestellt bekommen.
Matthias Schröter

Da sitzen sie in ihrer kleinen, heilen Mallorca-Welt und spielen mit dem Feuer, diese Zauberlehrlinge der Politik.
Kurt Eimers

Herr Roetzel hat bei seiner Klage über das Bild der Politik und was in Deutschland alles nicht funktioniert in vielen Punkten recht. Bei seiner Begründung, deswegen die AfD zu wählen, liegt er aber sicherlich falsch. Aus Mallorca zuzuschauen, wie eine gewählte AfD die Politiker zur Raison bringen soll das ist brandgefährlich und naiv. Und sie einfach ( in Regierungsverantwortung) mal machen zu lassen, ist es noch mehr. Unsere Demokratie darf nicht zum Labor für politische Experimente werden! Protest geht auch anders. Herr Roetzel ist sicher kein Rechtsextremer, aber in der politischen Wirkung seiner AfD-Wählerstimme, macht er sich mit diesen gemein. Vier Jahre Regierungsbeteiligungen der AfD, würden irreparable Schäden an unserer Demokratie anrichten. Die AfD würde die Zeit und Möglichkeit nutzen, schlicht und einfach unsere freiheitliche und demokratische Grundordnung weiter zu untergraben und wenn`s geht abzuschaffen. So ein Prozess könnte eine Dynamik entwickeln, die kein Mensch wieder in den Griff bekäme. Und dann nach vier Jahren die AfD einfach wieder so abzuwählen, das könnte dann auch vorbei sein.
Bernd Weiglein

Herzlichen Dank an Frau Raeder für die eigentlich erschreckende Darstellung eines Ausschnitts aus unserer Gesellschaft. Da sitzen Menschen auf ihrem (meinetwegen selbst erarbeiteten) Wohlstandshügel scheinbar ohne jedes politische Problembewusstsein. Im Gespräch sind sie nicht aufdringlich, höhnen nicht, halten auch mal inne. Sie beurteilen handelnde Politiker nach Sympathie oder Antipathie und sinnen darüber nach, ob man nicht doch mal die AFD wählen sollte. Eine Partei, die sich in den Parlamenten benimmt wie Rabauken und in großen Teilen als verfassungsfeindlich gilt. Immerhin würde das die agierenden Parteien aufschrecken und zum Handeln zwingen. Intelligenz schützt vor Dummheit nicht. Dumm ist, wenn man seine Wählerstimme einfach mal (rein taktisch gemeint) auf den falschen Haufen wirft. Dumm ist, wenn man jemandem Macht und Einfluss einräumt, der daran arbeitet, dass dieselbe Wählerstimme bei der nächsten Wahl gar nichts mehr zählt. So hat es schon einmal angefangen. Lasst sie ja nicht machen.
Rainer Schreier

So viel Dekadenz auf einer ganzen Seite im Politikteil der Zeit. Dafür fliegt Frau Raether nach Malle? Zahle ich dafür mein Abo? Ihre Kochrezepte haben wenigstens einen praktischen Nutzen.
Norbert Freitag

Vor dem Hintergrund der seit Wochen stattfindenden Demonstrationen gegen die AFD, gegen Rechts außen… finde ich es geschmacklos, einem Anwalt, der die AFD wählen will, Raum über eine ganze Seite, noch dazu Seite 3, zu gewähren, um dessen  Sicht zu schildern. Statt auf Mallorca unter den Düsseldorfern Urlaub zu machen, könnte er besser hier demonstrieren: das würde ihn auch zu anderen Überlegungen führen. Frau Raether, bitte die nächste Seite 3 für eine Demonstrantin oder einen Demonstranten für unsere Demokratie!
Angelika Vater

Der ‚angenehme‘ Herr Roetzel will also AfD wählen, um so die regierenden Parteien zum Nachdenken zu bewegen. Zugegeben, die politischen Versäumnisse der letzten Jahre wiegen schwer. Aber wie gedanklich kurzatmig und gefährlich unpolitisch kann jemand sein, der es anscheinend zu etwas gebracht, jedoch nie darüber nachgedacht hat, wie umweltschädlich und zynisch seine Lebensführung ist. Ohne mit der Wimper zu zucken, trägt er zur Zerstörung der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen bei und beschwert sich im selben Atemzug über die „ungleiche Vermögensverteilung“ im Lande. Welch narzisstischer Unsinn mittlerweile schamlos geäußert werden kann, ist schon unglaublich.
Willi Goldstein

Der o. g. Artikel von Frau Raether ist sehr interessant und hat mich dennoch unheimlich erschreckt. Denn der Inhalt, also das, was der Steuerrechts-Anwalt Patrick Roetzel von sich gibt, kommt in meinen Augen einem politischen Dammbruch gleich. Herr Roetzel und seine Frau können gut und gerne zur gebildeten Oberschicht gezählt werden: beide studiert (sie Zahnärztin, er Jurist), beide offenbar wohlhabend bis reich, denn wer kann es sich sonst leisten, Berlin in weiten Teilen des Winters den Rücken zu kehren und auf Mallorca zu leben, wo sie auch noch Mitglieder eines exklusiven Clubs sind, in dem sie die Journalistin empfangen? Dass sie unzufrieden sind mit der Bundespolitik der Ampel-Koalition und offenbar auch mit der Berliner Landespolitik (Frau Roetzel gab zu, ihrer bisherigen bevorzugten Partei, der FDP, den Rücken gekehrt und bei der letzten Berlin-Wahl quasi spontan aus Frust die AfD gewählt zu haben, wobei ihr der „Arm nicht abgefallen“ sei), darf natürlich so sein und ist ihr gutes Recht. Frau Roetzels Zynismus wird in dem Artikel glücklicherweise kein weiterer Raum gegeben, dafür umso mehr den erschreckenden Bekenntnissen von Herrn Roetzel. Konfrontiert mit den von einem Soziologen herausgearbeiteten drei Grundmotiven, die AfD zu wählen, entscheidet er sich für jenes, dass es der AfD gelungen sei, „das fundamentale Nein zur Politik auf sich zu vereinen“. Die anderen Motive (vom Abstieg bedroht oder bereits darin befindlich zu sein bzw. sich zu autoritären und rassistischen Positionen zu bekennen) scheiden aus. Letztlich ist sein Motiv also die Protest-Wahl.
Er begründet dies mit dem Argument, dass wenn die AfD größer werde, die etablierten Politiker anfangen würden, nachzudenken. Man solle die AfD mal machen lassen, man könne sie ja auch wieder abwählen, er vertraue dem System. Ich kann nur sagen, dass diese Äußerungen schockierend sind. Es ist das Prinzip, dass allein aus Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien, aus Protest möglicherweise nun die AfD gewählt wird, wobei Herr Roetzel offen zugibt, dass ihn mit der AfD sonst eigentlich nichts verbinde. Diese Haltung ist in meinen Augen brandgefährlich. Aus der Geschichte wissen wir, dass Adolf Hitler 1933 massiv unterschätzt wurde und viele Menschen geglaubt haben, der „Spuk“ hätte sich nach kurzer Zeit von selber erledigt, und Hitler und die Nationalsozialisten seien ein nur kurzfristiges, vorübergehendes Phänomen. Nun hinkt dieser Vergleich wie fast alle Vergleiche, und heute ist nicht 1933. Aber die AfD ist eine in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei, die teilweise vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Wie man allein aus Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien auch nur in Erwägung ziehen kann, diese Partei zu wählen, mit der einen noch nicht einmal viel verbindet, ist mir völlig schleierhaft. Es ist umso gefährlicher, als Herr Roetzel sicher nicht der einzige seines Standes ist, der so denkt. Die AfD profitiert von dieser irrigen Sichtweise und wird jede für die abgegebene Stimme als volle Zustimmung deklarieren. Sollte diese Partei durch solcherart Protestwähler tatsächlich politische Macht bekommen, kann dies gefährliche Konsequenzen für uns alle haben. Man sollte diese Partei und ihre Politiker keinesfalls unterschätzen, die historischen Parallelen sind zu klar.
Es bleibt die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass das Ehepaar Roetzel mit dem Gedanken spielt, möglicherweise diesen gefährlichen Schritt der AfD-Wahl zu gehen. Und vermutlich lautet die Antwort, dass es den beiden letztlich zu gut geht. Sie haben offenbar durch ihren Lebensstil in großen Teilen die Verbindung zu weniger begünstigten Menschen und deren Problemen verloren. Aber es ist kein Spiel, bei dem man sich schon mal verzocken kann, indem man auf das falsche Pferd gesetzt hat. Ein Kreuz an der falschen Stelle kann unser aller Leben erheblich beeinflussen. Deshalb bleibt nur zu hoffen, dass sich all jene, die aktuell denken wie das Ehepaar Roetzel – vielleicht unterstützt und wachgerüttelt durch die Demonstrationen gegen die AfD und ihr Gedankengut- noch einmal besinnen werden und sich am Ende im Herbst doch für eine etablierte, nicht rechtsextreme und nicht vom Verfassungsschutz beobachtete Partei entscheiden werden.
Friedrich Eilers

Als eifriger Leser auch der Jacobin wollte ich es nicht glauben. Da veröffentlicht die Zeit einen Artikel indem das herrliche Leben der Reichen beschrieben und dazu schier aufgemuntert wird, doch einmal darüber nachzudenken, ob es nicht Zeit wird für die CDU eine Regierungskoalition wo auch immer mit der AFD einzugehen. Heureka, das war es was mir bisher in meinem Leben gefehlt hat, die Erkenntnis darüber, dass Zahnärzte und Steueranwälte mit einer solchen Koalition der kapitalistischen Eliten dem gemeinen Volk den Weg hin zu einem zufriedenen Leben ebnen und mein zukünftiges Dasein als lobotomierte biologische Masse beschreiben.
Herbert Büttner

Als jemand, der sich in vielem wiederfindet, was Ihr Interviewpartner Patrick Roetzel sagt, möchte ich mich bei Ihnen für dieses Porträt bedanken. Es scheint Ihnen vielleicht paradox zu klingen, wenn Menschen wie Roetzel oder ich die ZEIT lesen UND mit der AfD sympathisieren. Doch bin ich weder rechtsradikal noch sehne ich mich nach vergangenen Zeiten zurück. Ich überlege zwar, die AfD bei der nächsten Bundestagswahl zu wählen. Aber nicht, weil ich sie in Regierungsverantwortung sehen möchte. Sondern damit die vier seriösen Parteien in Deutschland (SPD, CDU, FDP und Grüne) endlich zur Besinnung kommen. Wie da große Teile der Bevölkerung verächtlich gemacht und ausgegrenzt werden mit ihren Sorgen und Nöten, ist gruselig. Aufeinander zugehen, einander zuhören und Brücken bauen – das ist die Lösung. Und das gilt für alle Seiten. Den ersten Schritt müssen aber die Ampel-Koalitionäre tun. Statt von einer Brandmauer zu reden, sollten sie den Dialog suchen, in den Communities, den Talkshows, den Ausschüssen, den Ländern und natürlich im Bund. Danke, dass Sie Herrn Roetzel als Menschen gezeigt haben und nicht als die Karikatur eines vermeintlichen AfD-Sympathisanten. Ich würde mich über mehr solcher Beiträge freuen.
Benjamin Wellinger

Ich bewundere Ihre Geduld, jemandem wie diesem Herrn Roetzel längere Zeit zuzuhören. Menschen wie dieser Anwalt machen mich wütend: Statt AfD zu wählen, könnte er sich vielleicht besser entsprechend engagieren, demonstrieren, in einer Partei mitarbeiten usw. Das wäre natürlich etwas anstrengender, als auf Mallorca im VIP-Club kühle Getränke zu schlürfen.    Es ist für mich eine irrelevante Frage, ob AfD- Wähler wie er Nazis sind: Leute wie er geben einer Nazi-Partei ihre Stimme und das zählt. „Sie mal machen lassen…“ ist schon einmal gewaltig in die Hose gegangen! Herr Roetzel würde in diesem Fall dann ganz bestimmt behaupten, dass er „das natürlich nicht gewollt“ habe.
Helmut Schlosser 

Ihr Artikel “ Lasst sie mal machen “ irritiert mich. Eine Zahnärztin und ein Rechtsanwalt mit Feriensitz in Mallorca wollen AfD wählen. Geschichtsvergessen (1930 ff….. Jahreszahlen, keine Paragraphen) glauben sie, nur so ihren Unmut mit einigen Politikern äußern zu müssen. DENKZETTEL. Das Recht haben sie. Aber: muss Frau Raether dafür nach Mallorca fliegen, im Sportclub ein nettes Gespräch führen und gefühlt diese Haltung salonfähig machen? Da streife ich doch gedanklich durchs Wasser und sage: Ach Mensch, das ist Mist.
Gerhard Schmid

Eine Anrede erspare ich mir!  Seit Jahrzehnten lese ich die ZEIT.  Und nun das – ein Interview mit einem Vertreter der „Mallorca Connection“ Was wird folgen? Interviews mit Repräsentanten der deutschen Neureichen in Marbella und Ibiza? Reich geworden mit Steuerhinterziehung und Korruption?  Wer hat die Reise von Elisabeth Raether bezahlt? Die Inserenten und Abonnenten der ZEIT?  Das Interview hätte man auch per Video-Schalte machen können!  Marion Gräfin Dönhoff und Helmut Schmidt drehen sich im Grabe rum!  Eine weitere Reportage dieser Art – nein danke!   Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!!!  Wie wahr!
Irene Maeder von Coll

Offensichtlich hat der Herr Rechtsanwalt, dem es im Winter in Deutschland zu ungemütlich ist, aus der Geschichte nichts gelernt.  Auch 1933 dachte man, man wird die Nazis kontrollieren können und so schlimm wird es schon nicht kommen.  Das passiert, wenn man die Demokratie bzw. die Politiker und Politikerinnen als Dienstleister betrachtet. Nein, die Demokratie ist ein ständiges Ringen um Lösungen für komplexe Probleme. Wenn die wohl saturierten Teile der Gesellschaft sich als Protestwähler outen, dann muss einem angst und bange werden.  Schade, dass Die Zeit dann auch noch für das Gespräch nach Mallorca reist.
Stefan Jäger

Davor habe ich am meisten Angst, dass verblendete MitbürgerInnen, die es irgendwie nice und rebellisch finden, mit der AfD-Wahl den demokratischen Parteien „einen Denkzettel zu verpassen“, danach mit einem surprised-pikachu-face aufwachen, wenn bedürftigen Familien das Bürgergeld von einem Tag auf den anderen gestrichen wird, wenn ausländische Freunde ausgewiesen werden, wenn die Gesundheit und Selbstbestimmung von Frauen nicht mehr sicher ist, die Pressefreiheit abgeschafft und die Gewaltenteilung aufgehoben ist und sagen: „Das wollte ich doch gar nicht!“
Merlin Halbach

Die Protagonisten beklagen die Missstände in Schulen, Infrastruktur, die Obdachlosigkeit etc. und verziehen sich mit ihren 20000€ aufwärts Monatseinkommen nach Mallorca, um dort allen Problemen zu entfliehen und das Leben zu genießen. Mit ungleicher Vermögensverteilung und Reichtum scheinen die Beiden ihre eigene Situation zu beschreiben. Sehr unglaubwürdige Zeitgenossen. Wenn nämlich die AFD irgendwo an die Regierung kommt, bleibt man einfach in Mallorca. Nach dieser Lebenseinstellung kann man sie dann ruhig machen lassen.
Wolfgang Scheer

Dieser Artikel mit der Überschrift „Lasst sie mal machen“ hat mich fassungslos gemacht. So einfach ist das also: man wählt mal eben die AFD und wenn es dann doch nicht so ganz gefällt, dann wählt man sie wieder ab ?  Oder betrachtet diese Vorhaben wie Remigration oder Austritt aus der EU oder Annäherung an Putin von Mallorca aus…Irgendwie erinnert mich das an die Generation meiner Eltern, die gedacht haben, es würde schon nicht so schlimm werden, lass sie mal machen. Ich hätte so einen verharmlosenden Artikel in Ihrer Zeitung nicht erwartet.
Renate Harz

Wie schräg ist das denn? Elisabeth Raether flog nach Mallorca, oder fuhr sie mit E-Auto, Zug und Fähre? (Zumindest funktioniert diese CO2 sparende Reisemethode in Richtung Kanaren) Um einen Anwalt zu treffen, der seinesgleichen (die Mehrheit der Abgeordneten gehört seinem Berufsstand an) ans Bein pinkelt, indem er sagt, er erwäge die AfD zu wählen. Er begründet seine Intention mit: „Wenn die AfD größer wird, fangen die etablierten Politiker vielleicht an nachzudenken“. Rechtsanwälte haben per se eine gestörte Art zu denken.  Wir leben im Plankh-Zeitalter und Sie, „Die ZEIT“ Mitarbeiterin und der AfD-vielleicht-Wähler, haben nichts Besseres zu tun, als in Kategorien der Verbrennerzeit zu denken und zu handeln.
Klaus Wolfbeisz

Danke für den Artikel Frau Raether! Danke für diesen Artikel über einen privilegierten Menschen, der in abgehobener Arroganz und der sicheren Distanz seines in der Wärme gelegenen Feriendomizils auf Mallorca seine Gedanken über seine potentielle Wahlentscheidung zugunsten der AFD vertritt. Er scheint vollkommen zu vergessen, dass jede Demokratie ein sehr labiles Gleichgewicht ist und ein beständiges Engagement erfordert, um sie zu beschützen. Wahlexperimente sind da völlig ungeeignet, empfehlenswert ist ein politisches Engagement in einer demokratischen Partei! Erfahrungen aus Ungarn und Polen und auch aus unserer Geschichte nach 1933, die zeigen, wie schnell Gerichte und Gesetze ausgehebelt werden können, scheinen diesem Menschen völlig egal zu sein. Immerhin hat Herr Roetzel es auf der Anti AFD Demonstration heute in Norderstedt auf ein Protestplakat geschafft! Mögen ihn sehr viele in Frage stellen!
Reinhard Wucherpfennig

Außer Spesen nichts gewesen. Um mit einem wohlstandsverwöhnten AfD-Sympathisanten in dessen Urlaubsdomizil ein Gespräch zu führen, fliegt eine Zeit-Redakteurin nach Mallorca. Seine gesunde wirtschaftliche Situation untermauert der Mann mit dem Hinweis: „Wie Sie sehen, ich bin nicht einer, der in Sachsen-Anhalt ums Überleben seiner Bäckerei kämpft.“ Ein Zeit-Bericht über die prekäre Situation eines solchen Bäckers wäre interessanter und billiger gewesen und hätte die aktuellen Lebensverhältnisse in Deutschland beleuchtet. Der atemberaubende Erkenntnisgewinn aus dieser journalistischen Dienstreise aber lautet: Außer Spesen nichts gewesen.
Edmund Scheuern

Ein Artikel für den es Zeit geworden war! Über weite Strecken aus einer unaufgeregten Distanz im Stile eines Features geschrieben, wird uns hier ein (potenzieller) AfD Wähler vorgestellt, der nicht von der ersten bis zur letzten Zeile als Unsympathieträger rüberkommt. In der Unaufgeregtheit der Darstellung wird der Leser am Ende in die Welt eigener Gedanken entlassen, dorthin wo die Thesen des Protagonisten weitergedacht werden sollen. Schön, als Leser dies zu dürfen. Dass Ähnliches (das in Ruhe fertig denken) auch einmal in Ihren Redaktionen passiert, würde ich Ihnen und der Leserschaft wünschen. Greifen wir die zentrale These des Artikels heraus: AfD wählen, damit sich die anderen Parteien bewegen. Das hat etwas. Man könnte es Selbstwirksamkeit nennen. Mein Kreuz in der Wahlkabine hat Auswirkungen. Toll. Vor allem wäre das etwas Neues. Es gibt im deutschen Parteiensystem genau eine Stelle, wo man Sand ins Getriebe kippen kann. Die Grünen sollten nicht so dünnhäutig sein, was den Neuankömmling auf der rechten Seite betrifft. Es ist erst ein paar Jahrzehnte her, da sie diese Rolle inne hatten. Ich erinnere mich noch gut an einen geifernden Franz Joseph Strauß, der über die Tomatenpartei wetterte, außen grün und innen rot seien diese Chaoten. Jaja, Strauß. Rechts von der CSU nur noch die Wand, der Mann hatte Prinzipien. Und die Grünen von damals, die waren noch ein personifizierter Skandal, liefen in Wollpullovern herum und waren friedensbewegt. Sofort würde ich sie wählen, wenn ich könnte. Geht aber nicht, tempi passati. Und die Grünen von heute? Anzug und SUV. Man könnte Seiten füllen mit den vollzogenen Wandlungen. Extrapoliert man diese in die Zukunft, so wird die AfD aus den aktuell sinkenden Werten den Schluss ziehen, dass man es auch übertreiben kann mit dem rechten Krawall und mit geschickter Mäßigung und Assimilation (das böse A-Wort) die Futtertröge der Macht doch eher zu erreichen sein werden. Den Pullover gegen den Anzug eintauschen eben.
Zurück in die Gegenwart und zu unserer „gespaltenen Gesellschaft“. Der gut gelaunte Protagonist ist der Meinung, man solle sie doch mal machen lassen. Und dass unser demokratisches System das schon abkönnen würde. Ich sehe das genau so. Was medial für ein Hype um „die gefährdete Demokratie“ gemacht wird, ist einfach nur idiotisch. Was ist die letzten Monate passiert? Steigende Umfragewerte der AfD, steigende mediale Aufgeregtheit. Immer lauteres Geschrei, die Demokratie sei gefährdet. Steigenden Umfragewerte der AfD. CDU beginnt rechts zu blinken, Ampel Regierung verschärft symbolisch das Asylrecht. Hysterisches Gekreische der Grünen, man dürfe sich Sprache und Themen der Antidemokraten nicht zu eigen machen. Steigende Umfragewerte der AfD … wo führt das hin, denkt man es weiter? Genau das ist es, was Patrick Roetzel beschrieben hat. Mit dem Aufstieg der AfD passiert etwas. Nicht weil die „demokratischen Parteien“ ein plötzliches Bedürfnis entdeckt hätten, sich mit dem Willen der Wähler auseinanderzusetzen. Nein, weil sie abgewählt werden könnten und ihr Platz am Futtertrog der Macht den erdfarbenen Schmuddelkindern zufallen könnte. Und auf einmal beginnen die Dinge Sinn zu machen: Je mehr man dem doofen Volk klarmachen will, dass man doch die um Gottes Willen nicht wählen kann, desto mehr wird dem doofen Volk klar, dass eben nur etwas passiert, wenn man die wählt. Verehrte Damen und Herren von der Zeit, gönnen Sie sich doch ein paar Sekunden, ihre eigene Rolle in dieser Rückkopplungsschleife zu überdenken. Vielleicht ist dann „lasst sie mal machen“ nicht die schlechteste Lösung.
Max Trattenbach

…Wie gut sich ‚Geister, die man rief‘ wieder zurückpfeifen lassen, sieht man in den USA und in den Ländern, deren demokratische Systeme wie das, dem Herr Roetzel aktuell noch vertraut, nach und nach demontiert werden. Sich derart der Reaktanz hinzugeben ist verantwortungslos und dekadent.
Corinna Storf

Frau Raether hat uns dankenswerterweise mit dem netten Patrick Roetzel aus Brandenburg bekannt gemacht. Jetzt wissen wir, warum er, der Rechtsanwalt und seine (Zahnarzt-)Gattin, bereit sind, die AFD zu wählen. Er lebt so weich gepolstert und gesichert, dass er von Mallorca aus, wo er die hierzulande kalten Wochenenden verbringt, die Lage im Land betrachten kann. Seine Teilnahme an der Politik besteht darin, sich gut zu informieren (ZEITleser) und dann aus sicherem Abstand die Performance der Menschen in den Ministerien zu begutachten, ein mehr ästhetisches als politisches Tun; und da findet er dann jede Menge Unzulänglichkeit. Natürlich, die Lage in Deutschland ist schlecht, es funktioniert so Vieles nicht und gerecht geht es auch nicht zu. Das wird von Patrick Roetzel aus der Entfernung beobachtet, unbeteiligt, keines der genannten Übel scheint ihn selbst zu betreffen; und da meint er, fast wie in einem Spiel, in einer Wette: „Lasst sie mal machen“, die AFD; so wie man zur Abwechslung eben mal auf ein anderes Pferd setzt. Für einen gut situierten Anwalt von bald sechzig Jahren eine verantwortungslose, völlig unpolitische Haltung. Was ihn während der Flüge nach Mallorca wohl nicht so berührt, der Krieg in der Ukraine und seine Folgen sowie die Klimaerwärmung, kommt beides in seiner Lagebeschreibung nicht vor. Solche Leichtfertigkeit in der Einstellung zu Staat und Politik hat schon einmal zu einer großen Katastrophe beigetragen.
Paul Puhl

Zunächst herzlichen Dank für Ihre Arbeit! Ich bin eigentlich keine Leserbrief-Schreiberin. Das Interview von Fr. Raether mit dem Rechtsanwalt H. Roetzel hat mich aber außerordentlich bewegt – ich möchte das nicht unkommentiert stehen lassen.  Der Philosoph Odo Marquard hat einmal gesagt: Wenn Erwartung und Erfüllung auseinanderklaffen, gibt es immer zwei mögliche Erklärungen – entweder ist da zu wenig Erfüllung oder es ist da zu viel Erwartung. Es scheint mir, dass wir Deutschen aktuell sehr wenige Erwartungen an uns selbst haben (z.B. bzgl. der Änderung unseres Mobilitätsverhaltens), dafür aber extreme Erwartungen an „die Politiker“. Jeder, der beruflich etwas gestaltet, weiß, dass Realitätssinn und Mut zum Guten im Nicht-Perfekten die Voraussetzung für effiziente Ergebnisse sind – warum sollte das im politischen Geschäft anders sein? Ich danke jedenfalls allen, die auch im Winter im kalten Deutschland bleiben und sich auf den verschiedenen Ebenen politisch engagieren. Die ihre Abende nicht am Strand, sondern z.B. in Gemeinde- oder Kreistagssitzungen verbringen. Die sich – bei allen Fehlern und Unzulänglichkeiten – aktiv einsetzen für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Toleranz und nicht nur „dem System vertrauen“. Wer sich die Mühe macht, die Angebote zu nutzen (online oder vor Ort) um „den Politikern“ zuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, wird erleben, wie viel diese tatsächlich nachdenken. Mehr jedenfalls als jemand, der eine Partei wählen will, mit der ihn nach eigenen Worten nichts verbindet. Die bei einer möglichen Regierungsbeteiligung nichts von dem besser machen wird, was in dem Interview als mangelhaft beschrieben wurde. Die stattdessen vieles kaputt machen wird, das uns wichtig ist.
Annegret Klawitter

Gegen so viel Dummheit und Ignoranz schlage ich als Therapie einen Besuch eines Konzentrationslagers und einen Urlaub an der Ostfront der Ukraine vor bevor die Sonne Mallorcas dem Paar noch die letzten Gehirnzellen zerstört.
Barbara Ottensmeier

Beim Lesen dieses Interviews sind mir die Tränen gekommen – vor Verzweiflung, Widerwillen über so viel verschwendeten Zeitungsraum und, ja, auch Furcht. Diese Mischung aus wohlsituierter Arroganz und politischer Kurzsichtigkeit hat mich zutiefst erschüttert. Wer AfD & Co aus Protest wählt, hat noch nie etwas verstanden, aber wer jetzt noch AfD & Co wählt, ist entweder selbst rechtsradikal oder macht sich mindestens zum Steigbügelhalter von Rechtsradikalen, die mit demokratischen Mitteln unsere Demokratie abschaffen wollen. Das ist doch nicht neu. Wer jetzt noch AfD & Co wählt, gibt seine Stimme leichtfertig Hass, Hetze und Menschenverachtung. Wer jetzt noch AfD & Co wählt, kann sich nicht mehr aus seiner Verantwortung rausreden. Herr Roetzel gibt an, er wolle die Politiker der anderen Parteien zum Nachdenken zwingen (unterstellt also überheblich, dass die nicht nachdenken würden). Er geht noch weiter: er beurteilt die Informationen über die rechtsradikalen Netzwerke der Partei als „übertrieben“ (ganz im Sinne von AfD & Co), er führt dann noch seine „türkischen Freunde und Mandanten“ als Alibi-Migranten-Zeugen für die ach so schrecklichen Zustände im Land ins Feld, am schlimmsten aber: Herr Roetzel behauptet, er möchte gar nicht, dass AfD & Co an die Macht kommen. Was also soll das?
Entweder agiert Herr Roetzel außerordentlich geschickt (ganz im strategischen Sinne von AfD & Co) und verbirgt hier seine wahren eigenen Überzeugungen – oder er hat sich ganz offensichtlich nicht intensiv genug über die AfD & Co-Protagonisten informiert. Er hat wohl nicht die Veröffentlichungen von z.B. Maximilian Krah gelesen, hat sich nicht die kruden Theorien von Björn Höcke angehört (ja, der meint es ernst, der will „Führer im Reich“ werden, das kann Herr Roetzel ihm schon glauben), an den Hetzreden von Alice Weidel hat er nonchalant vorbeigehört. Die Liste ist lang und Lesen und Zuhören sind ganz sicher nicht so erquicklich wie ein Strandspaziergang auf Mallorca. Deswegen mein Appell an Herrn Roetzel: Denken Sie bitte nach, machen Sie sich die Mühe und schauen Sie bitte hin. Sie können nachher nicht sagen, sie hätten das alles ja gar nicht in der ganzen Dimension gewusst und gewollt schon gar nicht – gerade Sie als gebildeter Mensch. Ich bitte Sie: Schauen Sie hin. Machen Sie es sich bitte nicht so einfach, seien Sie nicht leichtfertig, nur, weil Sie es können. Seien Sie Mensch.
Gudrun Nacke

Ich habe mit großem Interesse Ihren Artikel über Patrick Roetzel gelesen und finde ihn einen wichtigen Beitrag, um besser zu verstehen, warum auch wohlsituierte und gebildete Menschen die AfD wählen. Aber warum keine Konfrontation mit dem Geschichtsbild der AfD, mit ihren Fantasien zum Austritt aus der EU (was das privilegierte Leben auf Mallorca auch schwerer machen würde), mit den menschenverachtenden Positionen? Warum gehen Sie nicht auf Geschichtsvergessenheit ein? Es gäbe ja auch andere Formen, Protest und Unzufriedenheit zu äußern! Sofern dies Gegenstand Ihres Gesprächs war, hätte mich die Antwort von jemanden wie Patrick Roetzel interessiert. Diese Dimension, die Kontrastierung, vermisse ich in Ihrem Artikel, die AfD kommt am Ende fast harmlos und wählbar rüber. Gefährlich und bedauerlich!
Gregor Darmer

Was mich an diesem Artikel besonders schockiert, ist der naive und unverantwortliche Umgang mit der eigenen Wählerstimme. Auch Protestwähler*innen können eine kritische Menge an Stimmen erreichen. Mögliche Konsequenzen muss man sich nicht ausmalen, ein Blick ins Jahr 1933 reicht da schon aus.
Nick Hegewald

Auf dem Hauptfriedhof meiner Heimatstadt Dortmund gibt es mehrere große Gräberfelder mit gleichförmigen Grabsteinen. Auf vielen steht als Name „Unbekannt“. Ich lade Herrn Roetzel gerne ein, mit mir unter der großen Kastanie beim Eingang zu sitzen und darüber zu reden, wie es dazu kommen konnte. Anschließend können wir noch die Gedenkstätten der Steinwache und an der Bittermark besuchen. Nie wieder ist jetzt.
Roland Esken

Die Sachfragen der Politik werden komplexer – die Anforderungen an Politiker*innen, in einer Bundesregierung ein hohes Amt zu erreichen, werden immer dünner: Da passt etwas nicht zusammen und wird absehbar noch weitere Ernüchterungen und „PPP“ (Pleiten, Pech und Pannen) erzeugen. In meinem Fachgebiet „Energiewirtschaft“ staune ich immer wieder: Starker Photovoltaik-Ausbau auf den Dächern scheitert am fehlenden Netzanschluss. Das wäre so genial geplant, als hätte ein Autohersteller die Bremse vergessen. Ähnliches gilt für E-Autos, E-Ladesäulen an Autobahnraststätten bzw. -höfen (rund 500 in Deutschland) und völlige Hilflosigkeit gegenüber „blöden Wetterlagen“ für 2 – 5 Tage, wenn im Winter alle WKA unter 7 % ihrer Kapazität tatsächlich verfügbar sind (von 2030 geplant 145 GW WKA rund 10 GW! – und das bei Millionen E-Autos und Wärmepumpen): DAS könnte doch jedem auffallen! Das neueste Dokument aus dem BMWK (früher BMWi) zur „Stromspeicher-Strategie“ (Dez. 2023) enthält viele „gute Absichten“ aber leider zu wenig Konkretes und zu wenig deutlichen Bezug auf historisch wiederholt aufgetretene Wetterlagen: Die Datenbasis bei der BNetzA (SMARD) liegt öffentlich verfügbar vor! In einem Uni-Seminar zur „Energiewende“ würde ich dringend „Überarbeiten!“ empfehlen.
Wolfgang Ströbele

Was sollte das denn? Eine Homestory über ein begütertes Ehepaar, das darüber nachdenkt, im Herbst die AfD zu wählen. Damit lassen Sie sich dafür missbrauchen, diese in großen Teilen gesichert rechtsextremistische Partei als wählbare Alternative im Parteienspektrum zu verharmlosen, als ob es denen um so wichtige Themen wie Schulen, Infrastruktur, Gesundheitsversorgung etc. ginge. Im Übrigen würde auch ich mich freuen, demnächst bei einem schönen Glas Wein (vielleicht auf Kreta?) von der ZEIT zu meinen mutmaßlichen Wahlentscheidungen interviewt zu werden.
Michael Zaschel-Göbert

Die Aussagen von Herrn Patrick Roetzel in dem Interview „Lasst sie mal machen“ kann ich nahezu zu 100% unterstützen. Wenn neue Parteien entstehen und diese dann immer mehr Wählerunterstützung bekommen, haben sich doch gesellschaftliche Entwicklungen vollzogen, die die „Altparteien“ ignoriert, nicht bearbeitet oder sogar zu verantworten haben. Insofern ist das Erstarken z.B. der AFD ein Indikator dafür, dass die bisherigen Regierungsparteien – SPD, CDU, FDP, Grüne – für etliche Bürger keine befriedigenden Antworten auf die veränderten gesellschaftlichen Probleme und Prozesse gefunden haben oder finden wollten. Insofern tragen doch diese Parteien primär die Verantwortung für das gesellschaftliche Klima, das sie nun gerade selbst beklagen.
Ingo Wilken

Leider fehlt mir jegliches Verständnis für die Ausführungen des Herrn Roetzel. Wie er denken und empfinden derzeit viele, unter anderem auch ich. Seine Mängel Liste und die Verdrossenheit über die politische Klasse kann ich ebenfalls sehr gut nachvollziehen. Aber das ist alles kein Grund für einen intelligenten und aufgeklärten Menschen, darüber nachzudenken, eine Partei wie die AfD zu wählen! Diese Partei hatte in den Anfangsjahren vielleicht noch einigermaßen vernünftige Personen in ihren Reihen. Seit der Übernahme durch Weidel, Höcke, Krah und Konsorten hat sich die Partei schon vor dem Potsdamer Geheimtreffen derartig ins Aus begeben, dass es schwerfällt, wie jemand, der sich offensichtlich nicht am unteren Rand der Gesellschaft bewegt, in Erwägung zieht, so eine Partei zu wählen. Gott schütze nicht Rheinland-Pfalz, sondern unser Deutschland !!
Christel Dauster

Bei Leserbriefen an die ZEIT geht es manchen Autoren nicht selten darum, die eigene Intellektualität, die sicher mit viel Aufwand erworben wurde, eindrucksvoll zu dokumentieren. Ich mach`s mal in derbster Ruhrgebietssprache anders, und empfehle dem Herrn Anwalt Patrick Roetzel dringend: Schnell raus aus der Malle-Sonne!
Bernd Overwien

Der Artikel Lasst sie mal machen, hat eine meiner großen Befürchtungen bestätigt. Das nämlich auch Menschen für die AFD stimmen, die für mich zu den Eliten im Land gehören. Ferienwohnung auf Mallorca, Kinder auf Privatschulen usw. Falls es dann doch zu ungemütlich in Deutschland wird, verlässt man Deutschland halt. Den das nötige Kleingeld und Qualifikation, um in einem anderen Land neu anzufangen sind ja vorhanden. Ich teile viele Meinungen von Herrn Roetzel zu Themen, die in Deutschland falsch laufen, aber AFD wählen ist nicht die Lösung für unsere Probleme! Sich einfach auf die Demokratie zu verlassen, zur Not werden sie halt wieder abgewählt ist nur eine vermeintliche gute Idee. Wie gerade in Polen zu besichtigen ist. Denn das Rad lässt sich gar nicht so einfach zurück drehen. Ich verstehe auch nicht, dass er sich so leicht macht die Correctivrecherchen zu ignorieren. Ich bleibe fassungslos zurück, aber eigentlich passt es doch. Denn er muss nicht so viel befürchten, sollte die AFD eines Tages die Bundesregierung stellen. Er hat ja seine Wohnung auf Mallorca und wenn nicht nur das Wetter in Deutschland ungemütlich wird, sondern auch das gesellschaftliche Klima, weiß er ja wo es gemütlicher ist.
Yvonne von Mering

Als langjähriger Leser fühle ich mich fast, wie sicher Viele, genötigt zu o.g. Artikel zu schreiben: Trotz sehr aufmerksamer Lektüre des Artikels ist mir nicht klar geworden, warum Herr RA Roetzel gerade seine Stimme einer Partei geben will, die dem Rechtsstaat sehr feindlich gesonnen ist. Klar ist mir aber, dass er die Liberalen nicht (mehr) wählen kann. Deren Leitspruch lautet ja u.a. „Freiheit zur Verantwortung“.
Carsten Husemann

Weder das Schreiben von Leserbriefen noch ein ZEIT-Abo führen zwangsläufig zu Fatalismus, geschweige denn zu Debilität. Aber ich lasse von billiger Polemik. Ich möchte AFD-Sympathisant Patrick Roetzel entgegnen, dass er Staatsbürger der viertgrößten Wirtschaftsmacht der Erde ist, die konstant einen der besten Plätze auf dem Anti-Korruptionsindex unter 180 Staaten belegt und mit 66 % eine Verschuldungsquote der öffentlichen Hand aufweist, die Deutschland unter den großen Wirtschaftsnationen der Welt glänzen lässt. Dazu genießen wir Deutsche 75 Jahre währenden nachbarlichen Frieden. So ganz viel falsch können die Bundesregierungen seit 1949 also nicht gemacht haben. Das Glas ist nahezu voll, aber Roetzel beklagt den Abstand bis zum Rand. Wie smart ist das? Weiters beschwert er sich über schlechte Schulen, Infrastruktur und Medikamenten-Engpass. Alles Mängel, die nicht über Nacht über unser Land kamen, sondern sich in Jahrzehnten unter wechselnden Bundesregierungen entwickelt haben. Rein logisch betrachtet gibt es keinen Kausalzusammenhang daran und der „Ampel“ in Berlin. Warum ihr dennoch mit dieser Begründung eine falsche Politik unterstellen? Wie smart ist das? Hitler rief nach dem 30. Januar 1933 aus: „Völlige Umkehrung der gegenwärtigen innenpolitischen Zustände in Deutschland. Wer sich nicht bekehren lässt, muss gebeugt werden.  […] Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie!“ Franz von Papen dagegen, letzter Reichskanzler, bevor das Grauen begann, wird der Ausspruch zugeschrieben: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!“ Das sind nur andere Wort für den von Patrick Roetzel geäußerten Euphemismus: „Lasst sie (AfD) mal machen“. Wie smart ist das?
Lars Meinhardt

Die Quintessenz der Gespräche von Frau Raether mit Herrn Roetzel wird unter dem Bild festgehalten: „Wenn die AfD größer wird, fangen die etablierten Parteien vielleicht mal an, nachzudenken.“ Das kann sein, kann aber auch nicht sein. Die Gefahr besteht jedenfalls darin, dass die AfD einfach so groß wird, dass sie die politische Landschaft total umbauen kann. In Polen und Ungarn wurde das erfolgreich vorgezeigt. Polen ist auch nach dem letzten Wahlsieg der liberalen Koalition noch nicht aus dem Schneider. Protestwahlen sind immer gefährlich. Ein prominentes Beispiel ist die Reichstagswahl am 5. März 1933. Bei der Reichstagswahl am 12. November 1933 war jedenfalls eine „Abwahl“ der NSDAP nicht mehr möglich.
Günther Lettau

Ich hoffe dies findet Sie bei bester Gesundheit. Ich habe mit wachsendem Schrecken den obigen Artikel gelesen und fühle mich zum ersten Mal gemüßigt, das Geschriebene mit einem Leserbrief zu kommentieren. An dieser Stelle, wenn ich sowieso schreibe – ein großes Lob, die Zeit ist die mit Abstand beste Wochenzeitung Deutschlands.  Vorab wollte ich fragen, ob solche Artikel eher auf einer Meta-Ebene zu lesen sind, um die Interviewten bloßzustellen, und darauf zu hoffen, dass diese es nicht verstehen. Ich erinnere mich in diesem Sinne auch einen Artikel kürzlich über Lokführer, wo man sich fragte, ob die Person eigentlich reflektiert, was sie da sagt. Falls dem so sein sollte, dann liegt der Fehler bei mir und ich applaudiere Ihnen dann für diese sublime Ansatzweise. Gleichzeitig bin ich nicht sicher, ob sie funktioniert.  Falls nicht, dann möchte ich, bei allem Respekt vor journalistischer Sorgfaltspflicht und dem Berücksichtigen aller Meinungen und Parteien, freundlich zurufen: Bitte bereiten Sie nicht solche Plattformen, vor allem nicht in dieser Länge und Prominenz. Die Kernaussage des gesamten Textes, dass auch die „Elite“ AfD wählen würde, nicht nur die „Abgehängten“, wäre sicherlich kürzer und mehr Umfragen/Daten basiert darstellbar. Diese in die Länge gewalzte Einzelmeinung ist einfach nur schmerzhaft und bedauerlich und verschwendet Platz für andere, wichtigere Sachen.
Herr Roetzel ist ein Paradebeispiel für ewiggestrige, auf Einkommensstärke reduzierte Pseudo-Eliten (Ärzte, Anwälte etc.), die in der Bedeutungslosigkeit versinken, und die einem gesättigten aber unrelevanten Lebensabend entgegenblicken. Und die viele der beklagten Zustände durch egozentrisches Anhäufen von Geld mitgetragen haben. Sein offenkundiger Mangel an wirtschafts- und politikwissenschaftlichem Verständnis, dem man einem Menschen mit diesem Bildungsgrad doch eigentlich zustehen wollte, ist bedauernswert. Wer von sozialliberaler Wirtschaftspolitik ein Berufsleben lang profitiert hat, dem sollte die AfD ein Feind sein. Aussagen wie ’seine Kunden schicken ihre Kinder auf Privatschulen‘ oder ‚die wachsende Ungleicheit‘ (als Besitzer einer Ferienwohnung auf Mallorca!) zeigen eine weitgehende Entfremdung von der deutschen Realität des Durchschnittsbürgers. Und ich sage das ausdrücklich als Teil der Gruppe die weit oben auf der Schere sitzt. Anstatt mit seinen beträchtlichen Mitteln für die FDP oder CDU oder in jeglicher Art und Weise gesellschaftlich aktiv zu sein, will er ein salonfähiger Protestwähler sein, denn er ‚vertraut dem System‘ (der Demokratie?). Auf gut Deutsch, er baut Mist und hofft, dass Andere es aufräumen.  Bitte geben Sie solchen Menschen keine Bühne.
Bastian Scholz

Ehepaar in den 50ern hat sich unter Einsatz höchsten persönlichen Risikos, mittels Steuerkanzlei und Zahnarztpraxis im Berliner Speckgürtel, ein bal(l)earisches Feriendomizil erkämpft. Dies dank deutschem Gesundheits- und Steuerwesen, allen wohlbekannt als Leuchttürme deutscher Effizienz. Und nun hat es – einfach die Nase voll? Und will in bester erzieherischer Absicht AfD wählen?? Vielen Dank, auch an Herrn Roetzel, für diesen ungeschminkten Einblick in die Seelenabgründe unserer Ballermannrepublik. Gerade über seine Mitmenschen lernt man eben nie aus. PS – wo ist er eigentlich geblieben, der März’sche Bierdeckel??
Frank Werner

Herr Roetzel mit seiner Ferienwohnung auf Mallorca kommt mir ein bisschen vor wie die türkischen Menschen, die hier unsere freiheitliche Demokratie genießen, aber Erdogan wählen. Wenn die Demokratie hier den Bach runter geht, kann man ja ins schöne Spanien auswandern.  Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts haben auch viele Menschen gemeint, man könne die NSDAP ins demokratische System integrieren. Die Folgen sind bekannt. Es gibt in unserem Staat, um den uns weltweit viele beneiden, sicher große Probleme. Auch wenn ich mich über viele Politiker ärgere, ich kann bei der Wahl immer noch das kleinste Übel wählen. Ich muss nicht das größte Übel wählen.
Erika Schlegel

Ihr Interview-Partner beschreibt richtig die Themen und Probleme in unserem Land die nicht gelöst sind. Er hat auch Recht, dass der Eindruck entsteht, dass die rot, gelb, grüne Blümchen – Regierung wohl dachte, dass wenn sie gewählt ist, sie bei „wünsch Dir was“ sei. Gut sie kommt nicht an unseren Gesetzen vorbei. Aber was würde sich ändern, wenn diese nationalsozialistische Kommune regiert? Wahrscheinlich wären die nicht so einfältig und würden als erstes versuchen das Recht so zu verändern, dass eine Abwahl weitgehend verhindert wird. Russland rechtfertigt seinen Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Argument der Entnazifizierung. Würde es ein schöneres Argument geben, wenn Deutschland von Nazis regiert wird, sich als Russen darum zu bemühen die Deutschen wieder von den Nazis zu befreien? Wer sollte es rechtfertigen unsre Bundeswehr oder die NATO dafür einzusetzen ein paar Bundesländer davor zu schützen, wenn sie doch freiwillig die Unfreiheit gewählt haben? Ihr Interview-Partner ist ein Opportunist, der seinen Allerwertesten lieber in die Sonne hält, als sich politisch zu engagieren. Man kann sich jeden Stuss schönreden. Möge er in die AFD eintreten und mal sehen, wie schnell man den Herrn Juristen auf Linie bringt.
Ulf C. Hermanns – von der Heide

Herr Roetzel wählt eine Partei, die die Demokratie erklärtermaßen abschaffen will, um die demokratischen Politiker „zum Nachdenken zu bringen“.  Was für ein aberwitziger Gedanke? Wenn die demokratischen Parteien erstmal verboten sind, nützt uns ihr Nachdenken nicht mehr viel und Herr Roetzel wird sich fragen lassen müssen, wem er damit seiner larmoyanten Koketterie den Steigbügel gehalten hat. Was die AfD und ihre Ideologen wollen, kann man in der gleichen „Zeit“ Nr.6 auf S. 4 lesen, da geht es nicht ums Glasfaserinternet sondern um den Umbau der demokratischen Gesellschaft. Aber hinterher wird ja immer gerne behauptet, man habe davon nichts gewusst.
C.Müller-Habich

Ich weiß nicht mehr, worüber ich mich beim ersten Lesen dieses Artikels am meisten geärgert hatte, darüber, dass er so prominent auf Seite 3 des Politikteils gesetzt wurde, oder inhaltlich über die oberflächlichen und z.T. naiven Ausführungen eines Mitglieds der gehobenen Mittelschicht. Da wird (vielleicht beim Sektfrühstück mit Gleichgesinnten im Golfclub?) über eine „Strategie“ schwadroniert, um den Parteienstaat wieder „in Ordnung“ zu bringen. Frei nach dem Motto „Politik – ich ärgere Dich“ lautet die empfohlene Rosskur, einfach mal die AFD 4 Jahre lang ranzulassen, dann strengen sich die etablierten Parteien vielleicht wieder an. Dazu braucht man sich ja auch gar nicht groß zu engagieren, es reicht ja ein Kreuz auf dem Briefwahlzettel. Dass schon mal vor 100 Jahren ein politisches Großmaul in Deutschland von der Elite des Landes mit schlimmen Folgen unterschätzt wurde, dass die Demokratie in den USA durch ähnlich verantwortungsloses Wählerverhalten stark gefährdet war und ist, findet in den Überlegungen des Anwalts keine Berücksichtigung. Ebenso wird der eigene luxuriöse Lebensstil (Golfen auf Mallorca) nicht hinterfragt, wenn gleichzeitig Greta Thunberg für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wird. Beim zweiten Lesen des Artikels wurde mir jedoch klar, dass die Fragen sehr klug gestellt waren, um mit den populistischen und widersprüchlichen Antworten die gefährliche Bequemlichkeit und politische Gleichgültigkeit eines Wohlstandsbürgers zu entlarven. Bravo!
Dieter Höner

Danke, Herr Roetzel, für Ihre Offenheit. Dass Sie trotz Ihres Bewusstseins für die großen Probleme und Aufgaben, die in unserem Land dringend bewältigt und gelöst werden müssen, eine so lässige Einstellung gegenüber Ihrem demokratischen Beitrag haben, erstaunt und erschreckt mich. Sicher, man kann Politiker als Dienstleister betrachten- wir als Wähler geben ihnen einen Auftrag. Aber deshalb sind wir keine Kunden der Demokratie. Ein „Protestkreuz“ zugunsten einer mindestens rechtspopulistischen Partei, deren Inhalte man ablehnt und deren Werte man nicht teilt, auf dem Wahlzettel zu hinterlassen, ist hochgradig verantwortungslos. Unser Wahlrecht ist nicht der Cent auf der Theke der Demokratie und auch kein Spiel. Bei weitem nicht jeder kann sich vor den möglichen Auswirkungen und Konsequenzen eines solchen Handelns ins sonnige Privatleben zurückziehen und seine Kinder auf eine Privatschule schicken.
Anne Schröder

Wir erleben aktuell eine Radikalisierung der AfD, die man zuletzt beim Treffen rechter Gruppen und der Befürwortung der „Remigration“ festmachen konnte. Warum allerdings DIE ZEIT zwei bekennenden AfDlern eine ganze Seite zur Selbstdarstellung bietet – ohne auch nur ansatzweise argumentativ gegenzuhalten, das macht mich ratlos und ärgerlich. Nun könnte man das Argument einbringen, mit diesem Text würde man die Innenansicht eines AfD Denkers offenbaren. Aber wozu sollte das gut sein? Mit derselben journalistischen „Ausgewogenheit“ könnte man auch ein Interview mit einem bekennenden klerikalen Missbrauchstäter abdrucken.
C. Stellmacher

Bei aller Würdigung Ihrer bisherigen Lebensleistung, Herr Roetzel. Wenn Sie mit der Regierungsarbeit unzufrieden sind. Ich halte es mit der Aussage von J.F. Kennedy: Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag was du für dein Land tun kannst?
Klaus Voßwinkel

Ein richtig guter Artikel! Am interessantesten ist die Präferenz, die diese beiden Wähler offenbaren, Joschka Fischer und Greta Thunberg! Keine Ikonen der AfD! Was können wir daraus folgern? Diese Menschen wünschen sich Persönlichkeiten in der Politik die Authentizität ausstrahlen. Dies ist das größte Problem aller Parteien, sie versuchen ‚die Stimmung‘ der Bevölkerung zu erahnen und dann ihre vermeintlichen Statements dem anzupassen, um gewählt zu werden. Für wie dumm halten die eigentlich die Bevölkerung, dass die das nicht durchschauen. Die Regierung, ein Konglomerat aus den Grünen, die sich bis zur Selbstaufgabe verbiegen, um mitregieren zu dürfen, dem Intrigantenstadl mit Namen FDP und der SPD die primär an ihrem Machterhalt interessiert ist. Eine ‚Opposition‘ mit einem unglaubwürdigen Kasper, der zwischen Anbiederung an, die äußerte Rechte und ungebremsten Narzissmus schwankt. Warum waren den Menschen wie Joschka Fischer so populär? Weil Sie zu allen Ihren Irrungen und Wirrungen gestanden haben und man Ihnen ihre Positionen abgekauft hat. Die wollten sich nicht aus Popularitätsgründen verbiegen und das wurde honoriert, auch wenn man nicht unbedingt derselben Meinung war. Das ist der Hebel, um die AfD dorthin zu befördern, wo sie hingehört, auf den Müllhaufen der Geschichte!
Lutz Toennis

Anwalt Roetzel sagt, er wäre beeindruckt und würde die CDU wählen, wenn diese mit der AfD koalieren würde. Er traut es also Friedrich Merz und der CDU nicht zu, die Liste seiner Themen, die in Deutschland nicht funktionieren, zu bewältigen und Lösungen zu finden. Im Verbund mit der AfD aber schon? Obwohl ihn inhaltlich mit dieser Partei nichts verbindet? „Lasst sie mal machen, man kann sie auch wieder abwählen“, meint er. Das hat man bei der NSDAP 1933 auch geglaubt.  Ich wäre beeindruckt, Anwalt Roetzel würde mit Verve die von ihm zutreffend beschriebenen Defizite, sozialen Ungleichheiten und Verwerfungen angehen und sich dabei die Unterstützung der demokratischen Parteien holen, deren Positionen er angeblich inhaltlich teilt. Mein Eindruck: Er und Teile seiner Mandantschaft (die mit Privatschulenbesuch für die Kinder) betreiben das Politiker-Bashing aus anderen Gründen: Die AfD mit ihrem Programm kommt ihm und vielen anderen seines Standes gerade recht, aber gewiss nicht, um die sozialen Verhältnisse zu ändern. Wie damals, anno 1933.
Jürgen Nellen

Mir ist rätselhaft, warum Herr Roetzel hofft, dass sich irgendetwas zum Besseren verändert, wenn er die AfD wählt und damit diese Partei noch stärker macht. Keines der genannten Probleme wird die AfD lösen. Stattdessen wird sie versuchen, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu vertreiben und die Demokratie zu beseitigen. Die Politiker*innen von FDP, CDU/CSU, SPD und Grünen werden aus einem weiteren Erstarken der AfD vor allem den Schluss ziehen, dass sie keine Migrant*innen mehr ins Land lassen dürfen. Wenn Herr Roetzel mit allen im Bundestag vertretenen Parteien unzufrieden ist, könnte er eine Partei wählen, die noch nicht im Bundestag vertreten ist – auf den Stimmzetteln stehen genug -, aber doch bitte keine menschenverachtende und verfassungsfeindliche Partei wir die AfD. Außerdem könnte er sich z. B. bei der FDP engagieren, der zumindest Frau Roetzel offensichtlich nahesteht, und sich dort für eine faire Vermögensverteilung, etwa durch eine Reform des Erbrechts, für Kassenpatient*innen und für Obdachlose einsetzen. Ich würde ihm viel Erfolg wünschen.
Ulrich Willmes

selten hat mich in letzter Zeit ein ZEIT Artikel so irritiert wie das Porträt des möglichen AfD-Wählers Patrick Roetzel in der ZEIT Ausgabe 05/2024 auf Seite 3. Ich frage mich, warum Herr Roetzel und seine Gedanken so prominent porträtiert werden, da seine Gedanken zur Wahlentscheidung, nach dem Motto irgendwas ist nicht gut – ich wähle die AfD, für einen Anwalt und einen ZEIT Leser erschreckend undifferenziert, unterkomplex, zusammenhangslos und widersprüchlich sind. Nachdem die Gedanken für eine Wahlentscheidung für die AfD immer erschreckend sind, frage ich mich, ob Herr Roetzel aufgrund seines Reichtums überhaupt für einen wesentlichen Teil der Deutschen Gesellschaft steht, die ihr Kreuz bei der AfD macht. Ich glaube nicht, gerade nachdem ich im Podcast Politikteil der ZEIT eine hervorragende Analyse gehört habe, warum die AfD so einen großen Zulauf hat. Vielleicht lohnt es sich für die nächste Recherche oder das nächste Porträt doch die nächste S-Bahn von Berlin nach Brandenburg zu nehmen anstatt den Flieger nach Palma, Mallorca.
Johannes Ehm

Ein offensichtlich gelangweilter und wohlstandsverwahrloster Rechtsanwalt bittet die Zeit-Redakteurin nach Mallorca, um ihr in einer luxuriösen Umgebung seine erratischen Gedankengänge in stundenlangen Gesprächen auszubreiten. Ich weiß nicht, was Frau Raether geritten hat, diese Reise zu unternehmen. Menschen vom Schlag des Anwalts Roetzel gibt es an jeder Ecke. Mir ist jedenfalls klar geworden, dass eine Zeitung, die mit solchem Gefälligkeitsjournalismus die Normalisierung der AfD betreibt und die Menschen wie Roetzel zu ihren Lesern zählt, nicht meine Zeitung sein kann. Deshalb kündige ich mein Abonnement nach über dreißig Jahren. Eine wahre Befreiung!
Martin Ruff

Politischer Unzufriedenheit können wir auch anders Luft machen. Ich denke nicht, dass wir dazu das Risiko eingehen müssen, die AfD zu wählen. Ich denke, dass die etablierten Politiker:innen auch dann nachdenken würden, wenn eine Protestwahl einen zweistelligen Prozentsatz an absichtlich ungültigen Stimmzetteln ergeben würde – zum Beispiel mittels Kreuzsetzung bei keiner Partei.
Anne Geilenkirchen

Mit großem Unverständnis habe ich die Äußerungen von Patrick Roetzel zur AFD gelesen. Wie kann es sein, dass ein gebildeter Mann glaubt die AfD könne man ruhig mal wählen und sie machen lassen. Ähnliche Äußerungen wurden in der Weimarer Republik von konservativen Parteien getätigt und zu was das geführt hat, kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen.  In einer Demokratie muss man auch einmal schlechte Zeiten aushalten und nicht gleich rechte oder linke Populisten und Antidemokraten unterstützen, die lediglich ihren eigenen Vorteil und den Umbau unserer Verfassung vor Augen haben.  Ich bin Jahrgang 1955, kenne Krieg und Diktatur im eigenen Land nur aus den eindrücklichen Erzählungen meiner Eltern und möchte in diesem freien und wunderbaren Land ohne Diktatur weiterleben.
Sabine Schwenne

Man liest in der ZEIT vom 01.02. auf Seite 4, was die gar nicht so neue Rechte nach ihren eigenen Publikationen und Äußerungen alles so vorhat in Theorie und Praxis, ist entsetzt, obwohl man das im Ansatz schon kannte und ahnte; es gibt ja ein einschlägiges Vorbild. Einem Menschen wie mir, der 7 Jahrzehnte in einem alles in allem gut funktionierenden, recht liberalen und offenen Gemeinwesen gelebt hat, wird angst und bange, nicht so sehr um sich, aber vor allem um seine Kinder und Enkel. Der geneigte Leser blättert also eine Seite zurück und liest – vom Chefredakteur persönlich per mail empfohlen –  eine Art „Mallorca-Privatsportclub-Homestory“ einer Zahnärztin und eines Steueranwalts aus Brandenburg, nett bebildert mit dem männlichen Protagonisten in Nachdenklichkeitspose vor Mittelmeerkulisse, mit reichlich „Goldenem Blatt“- Anteilen“ („das Wasser glitzert, glasklar ist es“) und ein wenig anbiedernd geschrieben; ( oder sollte das – wenn ja, dann allerdings äußerst vorsichtige und verklausulierte -Ironie sein)?
Inhaltlich sieht man nach Lektüre des Artikels die These bestätigt, dass Demokratien, wenn sie sterben, in der Mitte sterben, nicht von den Rändern her oder durch Revolutionen; es bestätigt sich weiter die These, die hohen Zustimmungswerte für die AfD stammten nicht alleine und in erster Linie von den Abgehängten dieser Gesellschaft. Nein, nein, die Zustimmung findet sich auch und häufig in den sogenannten gehobenen bürgerlichen Milieus, bei Wohlsituierten, oft nach herkömmlichen Maßstäben durchaus Gebildeten, (was ist da schiefgelaufen, ist den Leuten bloß langweilig?), den sogenannten Stützen der Gesellschaft, die nicht selten deutlich mehr als ihre Schäfchen im Trockenen haben und das nicht zuletzt dieser von ihnen verachteten liberalen Demokratie verdanken. (In diesem Zusammenhang: es wäre interessant gewesen, zu erfahren, ob denn die beiden Homestory Helden nicht nur im Osten leben, sondern auch dort sozialisiert wurden). Dieser Befund offenbart eine beängstigende Geschichtsvergessenheit und ist erschreckend und traurig, aber gegenwärtig wohl nicht zu ändern. Äußerst ärgerlich jedoch im konkreten Fall ist diese von der Autorin nach Kräften unterstützte Selbststilisierung und Selbstveredelung des sportlichen Herrn Roetzel zum Protestwähler; man hat fast den Eindruck, er will noch bedauert und bewundert werden für sein Ringen mit sich selbst. – Was soll das? Herr Roetzel kann mit Sicherheit lesen, nicht zuletzt die ZEIT, er kann auf allen möglichen Kanälen – öffentlich-rechtlich, privatrechtlich, verschwörungstheoretisch, Kanal Schnellroda – mitverfolgen, was der Plan ist, dass jedenfalls diese Republik nicht die bleiben soll, die sie war und ist, (und, nebenbei, wenn es so weit ist, Frau Raether, jedenfalls in der ZEIT, wie wir sie kennen, keine launigen Artikel aus Mallorca mehr, sondern, wenn es gut geht, nur noch Kochkolumnen schreiben wird).
Wer Leute wählt, die gesichert rechtsextrem sind, die man teilweise getrost als Faschisten und Nazis bezeichnen darf und die sogar unverhohlen stolz darauf sind, der weiß, was er tut, der findet die Programmatik einfach gut, der will das, was da etwa auf S. 4 der aktuellen ZEIT steht, und unterstützt es aktiv. Er ist kein Grübler, sondern Aktivist. „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, funktioniert hier nicht. (Wenn ich sage, man weiß, was man tut, dann unterstelle ich mal, dass die wenigsten Zahnärztinnen ihre Wahlentscheidung mit solch differenzierten Überlegungen treffen, wie sie hier von der weiblichen Akteurin geschildert werden: zu lange in der Schlange gestanden, geärgert, Wut, AfD). Vielleicht habe ich Seite 3 aber auch insgesamt missverstanden; vielleicht ist das Ganze ein kühl kalkulierter PR-Coup, oder vielmehr, das ist es – vielleicht nicht kalkuliert – ganz sicher: für die AfD und für Praxis und Kanzlei, (eher nicht für die ZEIT). Mag sein, einige Mandanten und Patienten werden nach Lektüre des Artikels abspringen, aber dafür werden wahrscheinlich ungleich mehr aus den oben beschriebenen Milieus der gelangweilten Leistungsträger kommen, die den „Mut“ bewundern, vielleicht welche aus dem Sportclub? Und dann hätte es sich doch gelohnt. Schön, wenn man dabei die Frau von Seite 3 an seiner Seite weiß.
Michael Haupert

Herr Roetzel hat mit seiner Analyse völlig recht und ich unterstreiche jeden Satz, den er sagt. Aber deshalb die Überlegung anzustellen, eine Partei zu wählen, die auf Destruktion aus ist, die keine Lösungen hat, damit den Parteien der Mitte einen Denkzettel zu verpassen und „Beine zu machen“? Was – um Urban Priol zu zitieren – wenn aus dem Denkzettel ein Aktenordner wird?  Dieser Denkfehler hat uns schon einmal in die Katastrophe geführt. Warum engagiert sich Herr Roetzel nicht politisch? Damit könnte er allemal mehr bewirken, sein Umfeld mitziehen und so ein Zeichen setzen. Auf dem Wahlzettel ein Kreuz bei der AfD zu setzen, ist zu billig.
Sabine Willecke

2 Wohlstandsbürger, ein Rechtsanwalt und eine Zahnärztin, denen es an nichts fehlt werden AfD wählen. Er sagt er hat keinen Grund dazu außer eventuell „da fangen die etablierten Politiker vielleicht mal an, nachzudenken“. Ist es nun gutbürgerliche Sattheit, gesellschaftliche Desorientierung, maskiertes Wutbürgertum oder einfach nur der Wille Sand ins Getriebe zu streuen, destruktiv sein, „Ach Mensch ist das schön“. Geschichte wiederholt sich ständig, mir graust.
H. Giller

Als 68er, Ex SDS, vor 1000Jahren „gefühlt“ Gewerkschaftler und SPD-Mitglied kann ich Herrn Roetzel und seine durch das Interview hindurch scheinende Verzweiflung verstehen. Ich werde trotzdem beim nächsten Mal wieder rot oder grün wählen. Kann braun nun mal gar nicht. Andererseits stimmt leider dieser Absatz über das weiche Fallen von Politikern. Und auch bei der alten Tante SPD sollte mal die Grauen (bin selbst 79) mal gegen wesentlich jüngere austauschen, weil da immer noch die Angst besteht, dass der Ali dem Emil den Job wegnimmt. Auch der „Motorrad mit Dach“ Fahrer scheint nur seiner Idee von Wirtschaft zu folgen, statt mal wirklich den Verantwortlichen zuzuhören. Wichtige Investitionen in die Zukunft zu verschieben, clever….
Jürgen Muthmann

Mir ist es ein Rätsel wie dieser an sich interessante Artikel in einer solche tendenziös männerhassenden Sprache veröffentlicht werden kann. Z.B.: „Er hält inne, sodass es ein Gespräch ist, kein Monolog. Das ist mehr, als man über viele Männer sagen kann, die man als Journalistin trifft“. Was hat diese subjektive und diskriminierende Einschätzung in diesem Artikel zu suchen??? Ist dieser Artikel ein Kommentar? Zum Thema Journalistinnen? Könnten Sie in Zukunft Kommentare als solche kennzeichnen? Ich lese nämlich ungern Kommentare, sondern gerne sauber recherchierte Artikel, die objektiv dargestellt werden. Und was hat das Ganze mit diesem Artikel zu tun? Und ich will auch nicht wissen, wen oder was der Redakteur, die Redakteurin nicht mag, mich interessiert auch nicht ihr Lieblingsgericht und, ob Sie in der Schule gehänselt wurde. Ich will wissen, warum der Typ AfD wählt! Und was soll das warumwarumwarum? Ist das jetzt die neue leicht zu verstehende Sprache bei der Zeit? Ich lese tatsächlich die Zeit, weil ich hier von einem höheren Anspruch, als auf YouTube, Instagram und Facebook ausgehe. Mir ist es ein Rätsel wie solche Sätze in der Zeit außerhalb eines Kommentars zum Thema Männerhass zugelassen werden können? Was soll das? Bitte legen Sie wieder die journalistischen Maßstäbe von früher an! Ansonsten kann ich auch gleich die Emma abonnieren!
Fabian Effhauser

Ich lese gerade den Zeit Artikel „Lasst sie mal machen“ von Elisabeth Raether. Nun bin ich weder häufige Leserbriefschreiberin noch teile ich die Wahlentscheidungen von Frau und Herrn Roetzel in dem Artikel, aber mir ist gerade ein Satz derart unangenehm aufgefallen, dass ich Ihnen schreiben möchte. „Er ist ein angenehmer Mann. (…) Das ist mehr, als man über viele Männer sagen kann, die man als Journalistin so trifft.“. Mit diesem pauschalen negativen Zuschreiben zu Männern im Allgemeinen, die ich nun auch nicht zum ersten Mal so bei Ihnen lese, habe ich große Probleme. Ich bin der Meinung, solange man diesen Satz nicht – ggf. mit anderen erklärenden Sätzen im Mittelteil – in gleicher Form auch z.B. über Frauen bei Ihnen veröffentlichen und lesen kann, solange sollte er so auch nicht über Männer erscheinen. Also Gleichberechtigung, wenn man es so sehen möchte. Früher war es üblich, dass über Frauen herablassende Urteile gefällt und auch in großen Tageszeiten veröffentlicht wurden. Ich hoffe, dass wir diese Zeiten hinter uns lassen und gelassen haben und dass wir im gleichen Sinne keine Umkehrung der Zustände anstreben.
Kristina Herresthal

Als jahrzehntelange Zeit-Abonnentin habe ich Ihren Artikel “Lasst sie mal machen“ mit Interesse gelesen. Ich fände es in diesem Zusammenhang extrem wichtig, dass von Seiten der Presse auch darauf hingewiesen würde: Wähler wie Herrn Roetzel gab es auch in der Weimarer Republik, die genau mit der gleichen Haltung dachten, da wählen wir die NSDAP, mal schauen, die kann man ja wieder abwählen. Wie das ausging, ist bekannt. Herr Roetzel und seine Gesinnungsgenossen sind kluge und kultivierte Menschen. Haben diese denn (auch in unserer Zeitgeschichte) noch nicht mitbekommen, dass Rechtspopulisten auf dem schnellsten Weg alles tun, damit es genau die Chance, sie abzuwählen, nicht mehr geben wird? Alle Autokraten haben so angefangen! Wenn diese Menschen schon meinen, sie wählen die AFD nur aus Protest (Thema Migration persönlich nicht so wichtig) und ohne deren Programm zu kennen: müssten sie nicht wenigstens so viel Verantwortung übernehmen und ins Parteiprogramm schauen, in dem die Ziele schließlich klar benannt werden? Wollen sie dem Vorschub leisten? Ein AFD-Ministerpräsident wäre hart – doch wer stoppt ihn dann?
Ich wünsche mir, dass diese Themen deutlicher in der Presse behandelt werden. Ich glaube nicht, dass ein Leserbrief viel nutzt. Das muss immer wieder öffentlich bewusst gemacht werden, auch die Ziele im AFD-Programm!!! Die Demonstrationen gegen rechts sind toll – aber es gibt so viele Interessengruppen. Mir wäre wichtig, dass diese Grundgefahr von allen erkannt wird (Nie wieder ist jetzt) und dass Journalistinnen und Journalisten ihre große Reichweite und ihre Einflussmöglichkeiten sehen. Wenn den potentiellen Wählern klar wird, was sie da indirekt unterstützen, denken sie vielleicht um. Das Parteiverbot hilft weniger als die Abstimmung der Wähler. Deshalb meine Bitte: übernehmen Sie oder jemand aus dem Kollegenkreis diese Aufgabe! Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Lehrstücke!!!
Elisabeth Ammermann

Was um alles in der Welt, hat die Redaktion dazu bewogen, diesen amateurhaften Beitrag freizugeben? Da wird einem Bonvivant naiv andächtig dabei zugehört, wie er sich eine in Teilen rechtsradikale Partei schönredet. Und die Journalistin packt ihren Gesprächspartner ungefähr so „knallhart“ an, als wäre er ihr Lieblingsonkel. Was qualifiziert diesen Mann eigentlich, seine unverantwortlichen Binsenweisheiten auf einer ganzen Seite 3 mit Riesenfoto preisgeben zu dürfen? Dass er ein paar Leserbriefe verfasst hat? Zu allem Überfluss reist die Redakteurin dem zweifelhaften Stichwortgeber auch noch nach Mallorca hinterher. Wenn das Qualitätsjournalismus sein soll, dann gute Nacht, schönes Deutschland.
Stefan J. Rümmele

Ihre Punkte, was in unserem Land nicht gut läuft, teile ich voll und ganz. Ihre Folgerung daraus, die AFD zu wählen, halte ich für eine äußert gefährliche Dummheit. Sie selbst fänden es ja hart, einen AFD-Ministerpräsidenten zu haben. Also dürfen solche Leute erst gar nicht an die Macht kommen. Wir sehen gerade in Polen, wie schwierig es ist, wieder demokratische Verhältnisse herzustellen. Sie sehen Politiker als reine Dienstleister an und erwarten, dass sie in Ihrem Sinne handeln. Aber diese passive Konsumhaltung ist falsch. Nach dem Motto: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst, sollten Politiker und Politikerinnen nicht mit den Lobbyisten der Konzerne allein gelassen werden. Sie verfügen offensichtlich über reichlich Geld und freie Zeit und könnten sich als Anwalt zum Beispiel für Menschen einsetzen, die wegen Gewinnmaximierung aus ihren Wohnungen vertrieben werden sollen. Sie könnten auch selbst Immobilien erwerben und diese zu moderaten Preisen vermieten. Und, und, und… Und ich versichere Ihnen, dass ehrenamtliche Arbeit mehr Befriedigung verschafft als auf Mallorca am Pool zu liegen. Leider ist die Haltung, dass alles auf dem silbernen Tablett serviert werden muss, zu weit verbreitet. Sie finden Herrn Habeck als Wirtschaftsminister schlecht und wollen eine Partei wählen, die aus der EU raus will, was für die deutsche Wirtschaft katastrophal wäre. Eine Partei, die Migranten rausschmeißen will, uns aber überall Arbeitskräfte fehlen? Das wäre wieder katastrophal. Mit „lasst sie mal machen“ wird keiner der von Ihnen genannten Kritikpunkte verbessert. Sie und Ihre Freunde müssen sich engagieren, sei es im Ehrenamt oder der Unterstützung von demokratischen Politikern und Politikerinnen. Wir brauchen mehr Menschen, die Verantwortung für die Gesellschaft, in der wir leben wollen, übernehmen.
Maria Beier

Wäre ich Berliner und zugleich sehr wohlhabend; ich wäre der Autorin E. Raether sehr dankbar. Sie bewahrte mich davor, meine steuerlichen Angelegenheiten dem Berater Patrick Roetzel anzuvertrauen, einem Anwalt mit so wirren Vorstellungen. Irgendwie „Mir geht es gut, allen anderen auch, nur dem Land geht es schlecht.“ Bei der unanständig ungleichen Vermögensverteilung allerdings, da stimme ich mit Herrn Roetzel überein. Immerhin ein Ferienhaus auf Mallorca, das zugehörige hohe Einkommen, die reichliche Freizeit, das sollte man Allen gönnen.
Hanspeter Harries

Ich kann den journalistischen Wert dieses Beitrags nicht erkennen! Bitte reflektieren Sie in ihrer Redaktion ausführlich und kritisch, welche Einsichten ich beim Lesen gewinnen soll. Menschenverachtung auf Hochglanz gehört nicht zu meinen Interessen und Überzeugungen!
Peter Riehl

Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel, da fühle ich mich wieder gefordert, einen Leserbrief zu schreiben. Ich bedanke mich erst einmal für die Recherche und die Aufklärung durch diesen Artikel.  Die Boomer-Generation, zu denen das portraitierte Rechtsanwalts- und Zähnärztin-Ehepaar wohl gehört, war wahrscheinlich schon die zweite, die ihren Eltern und Großeltern die Frage stellte: „Wie konntet ihr das zulassen? Wie konntet ihr dabei zusehen?“ Die Frage bezog sich auf die dunklen (auch: braunen) Jahre der deutschen Geschichte vor 90 Jahren. Die nachfolgenden Generationen stellten diese Frage zu Recht immer wieder neu und „man“ konnte sich gar nicht vorstellen, wie es passieren konnte, dass eine Partei und mit ihr eine Regierung vor nun über 90 Jahren an die Macht kam und über zehn Jahre im Holocaust minütlich einen Menschen vernichten konnte und Unheil über die Welt brachte. Durch die aktuellen Geschehnisse hier bei uns und die Erkenntnisse dieses Artikels müssten wir eigentlich leiser werden mit dieser Frage und werden zum Glück gerade lauter mit unserem „Nie wieder“.  Was passiert? Nicht dasselbe wie Anfang der 30er Jahre. Aber eben doch etwas Ähnliches.  Der Zahnärztin und dem Rechtsanwalt aus „guten Verhältnissen“ kann man kaum mangelnde Bildung vorwerfen. Auch nicht, dass sie noch nie von Goethes Zauberlehrling gehört hätten (anders z.B. den rechtsnationalen fundamentalen US-Maga-Trumpisten, die viel schlechter gebildet sind). Das Spiel mit dem Feuer, das sie aus Protest gegen die „normalen“ Parteien spielen, damit „die etablierten Politiker anfangen nachzudenken“ lässt außer acht, dass man die Geister, die man rief, nicht mehr bremsen und kaum loswerden kann, wenn sie einmal losgelassen.
Wir – und die AfD ProtestwählerInnen, die aus den Motiven handeln wie das portraitierte Ehepaar – werden die Geister nicht mehr so einfach los, wenn wir sie einmal hereingewählt haben. Und durch unsere Erfahrungen als Deutsche mit unserer Geschichte können wir uns nicht (wieder) darauf berufen, nicht abgesehen haben zu können, was wir tun. Besonders durch unsere Informationsmöglichkeiten und unsere Bildung können wir uns nicht mehr darauf berufen, nicht absehen zu können, was wir da auslösen. Wir, und die naiven ProtestwählerInnen sind für unsere Handlungen (auch unsere Kreuze auf den Wahlzetteln) verantwortlich und müssen einsehen, dass wir nicht nur eine Eigenschaft, ein Feature einer Partei wählen können, ohne den ganzen dumpfen Rest billigend in Kauf zu nehmen!
Wie in den USA spätestens seit 2015 zu beobachten, wählt man mit dem Protest gegen den zu woken, zu linken, zu liberalen Mainstream den ganzen Ballast mit, man bekommt nur die ganze Packung, und da gehört die misogyne, die xenophobe, die homo-, divers- und demokratiephobe Ideologie mit dazu. Das muss uns heute hier bewusst sein. Das sollte auch eine Mahnung für uns sein. Es ist richtig und wichtig, wählen zu gehen und wenn man es will, den etablierten Politikern zu zeigen, dass man mit ihnen nicht einverstanden ist, aber nur mit einer Stimme innerhalb der freiheitlichen Demokratie, das sollten wir aus der Vergangenheit und von anderen Ländern gelernt haben. Sonst schaffen wir nämlich genau das (wieder einmal) ab, was uns die Möglichkeit gibt, unsere Stimme abzugeben – die freiheitliche Demokratie für alle.
Achim Stein

Ja – so isses. Zwischen Skylla und Charybdis gibt es kein Entrinnen. Ganz sicher denken viele verzweifelte Demokratinnen genauso wie das Ehepaar Roetzel – dem ich für seine Offenheit danke. Liebe Frau Raether: wäre es nicht interessant, auch Wähler mit anderen Parteipräferenzen ähnlich konkret nach der Begründung ihrer Wahlabsichten zu befragen? Warumwarumwarum zum Beispiel CDU? Oder SPD? Sie haben uns in wirtschaftlich besseren Zeiten die Infrastruktur kaputtgespart und die Schuldenbremse beschert. Und anstatt nun diese Probleme beherzt zu lösen, mauern sie sich ein!
Christel Riedel

Vielen Dank Herr Roetzel für Ihre offene Stellungnahme. Ich stimme zur kritischen Lage der Nation mit Ihnen überein, ziehe aber vollkommen andere Schlüsse. Aus Kritik an den Berufspolitikern spielen Sie mit dem Gedanken, eine extremistische Partei zu wählen. Eine klare Ansage an die Politiker sei notwendig, um deren verloren gegangenes Gefühl für die eigenen Versäumnisse zu wecken und Verantwortungsübernahme anzumahnen? Ist es nicht zu einfach, den Berufspolitikern die Schuld zu geben? Politiker fallen nicht vom Himmel; wir haben genau die Politiker, die wir in unserer Gesellschaft erzogen haben. Wir selber können uns in ihrem Verhalten spiegeln; sie sind genauso gut, schlecht, schlau, fahrlässig, verantwortungslos oder naiv wie unsere Gesellschaft. Wir sind sie! Wenn wir eine Verbesserung wollen, gehen wir doch selber in die Politik, in die Mitwirkung in der Gesellschaft, ins Ehrenamt oder in die politische Aktion, um es besser zu machen. Die Folgen Ihrer Wahl und ein Erstarken der rechtsradikalen Kräfte nähmen Sie billigend in Kauf und „vertraue(n) unserem System“, so dass eine Entdemokratisierung verhindern werden könnte. Woher nehmen Sie diesen Optimismus? Negativbeispiele und aktuelle Entwicklungen von Polen und der Türkei bis Ungarn sprechen eine deutliche Sprache.
Ausführungen zum Kippeffekt „Ganz schön wackelig“ in der gleichen Ausgabe der ZEIT zeigen die Brisanz Ihres Spiels mit dem Feuer: ab einer kritischen Menge von 25 bis 30 % besteht die Gefahr einer Beschleunigung des antidemokratischen Prozesses, so dass die schreiende extrem denkende Minderheit glauben machen kann, sie sei meinungsführend und die noch schweigende Mehrheit auf ihre Seite zieht! Haben wir diesen Punkt vielleicht örtlich bereits erreicht? Tatsächlich können mit Rechtsradikalen an verantwortlicher Position die Kontrollorgane des Grundgesetzes ausgehebelt oder zumindest massiv behindert werden. Deshalb heißt es: konstruktive Kritik, Mitarbeit, Öffentlichkeit für die Mehrheit ist dringlicher denn je, aber die Wahl der AfD als Protest gegen die etablierten Parteien ist eben keine konstruktive Kritik, ist brandgefährlich, ist destabilisierend.
Christof Melahn

die Empfehlung, diesen Artikel zu lesen, ist nicht angebracht. Warum bereitet man einem LUXUX AfD-Mann solch eine Plattform? Der Mann interessiert mich überhaupt nicht. Auch ich bin Familienvater, sportbegeistert und belesen. Der Artikel ist überflüssig wie ein Kropf. Frau Raether wäre besser auf eine Demo gegangen als nach Mallorca zu fliegen.
Rudolf Große-Sudhues

Chapeau. In Zeiten voller Hass-Mails und Shitstorms ist das Bekenntnis zur Stimmabgabe für die AfD schon recht mutig, zumal Herr Roetzel äußert, dass ihn mit der AfD inhaltlich eigentlich nichts verbindet. Ich interpretiere seinen Standpunkt so, dass er den übrigen Parteien einmal „Feuer unter dem Hintern“ machen möchte, gewissermaßen zur „Behebung der Not von Volk und Reich“. Letztere, in Klammern gesetzte Textpassage, klingt nach Björn Höcke, betrifft aber ein Gesetz, das als „Ermächtigungsgesetz“ bekannt ist. Vielleicht hat auch Theodor Heuß damals gedacht „Lasst sie mal machen“, als er am 23. März 1933 (gegen 19 Uhr) dem Entwurf „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ zustimmte. Mit dem Abwählen hatte es danach nicht geklappt. Herr Roetzel vertraut unserem System. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn nicht allzu viele die AfD wählen. Sollte das nicht der Fall sein: „Okay, das wäre hart“.
Reinhold Biggeleben

Protest ohne Hirn und Oomph. Lasst sie mal was machen. Was denn? Leute lernt aus der Geschichte (Bruno Kreisky). Sollte man auch den Österreichern wärmstens an Herz legen. Wenn es noch was nützt. Ich bin in Kärnten aufgewachsen und habe miterlebt wie der Jörg die Leute gekauft hat und den Faschismus salonfähig gemacht hat. Die Verachtung Andersdenkender, die Aggression und die Abwertung der Tschutschen, der Slowenen hat Haider vorangetrieben und konnte sich auf viel zu viele Menschen verlassen, dass sie ihn unterstützen. Das habe ich alles hautnah erlebt. Jede Stimme für diese Dominanzfanatiker ist 1e Stimme gegen einen selbst. Does this make sense? Das macht nur Sinn wenn wir 1en theoretischen Staat wollen wie Iran (man sollte sie nicht Mullahs nennen, Chrupalla)oder Nordkorea, zwar keine handelsübliche Religion, aber ein Gott, der von allen oder fast allen Untertanen geliebt wird. Sehr guter Artikel. Hier die privilegierte Person. Dort die atemberaubende-im Wortsinn-Unbedarftheit.
Hermann Huber

Die immer wieder hervorgekramte Etikettierung der AFD (und anderer rechtspopulistischer Parteien) als Partei der „Abgehängten“ hat nichts mit der Realität zu tun. Mit ihrem wirtschaftsliberalen Programm, das radikale Kürzungen der Sozialtransfers propagiert und auch sonst Staatsausgaben auf ein Minimum beschränken will, bedient sie eher radikal-konservative Kreise, wie Herrn Patrick Roetzel und seine Frau, welche im Grunde die soziale Marktwirtschaft aufkündigen und durch einen Klassenkampf von oben ersetzen wollen. Nach den Punkten befragt, die Herrn Roetzel aktuell am meisten stören, nennt er zwar überraschenderweise nur Punkte, die auch ein Linker nennen könnte: schlechte Schulen, ungleiche Vermögensverteilung, Obdachlosigkeit. Dennoch ist er für die etablierten Parteien verloren, denn die CDU will er erst dann wieder wählen, wenn sie eine Koalition mit der AFD anstrebt. Offensichtlich reicht es ihm also nicht, die anderen Parteien „zum Nachdenken zu bringen“, sondern er will sie auch ein Stück weit entmachten und die AFD „machen lassen“. Damit zeigt er, dass die Vorstellung, nicht alle AFD-Wähler seien verhärtete Rechte und könnten durch gute Politik wieder zurückgeholt werden, reines Wunschdenken ist. Wähler wie Herr Roetzel sprechen zwar vielleicht nicht die Sprache der Rechten und haben durchaus auch ganz vernünftige politische Ideen. Wenn sie aber die AFD wählen, so deshalb, weil sie eine lange Phase der Entfremdung zur etablierten Politik hinter sich haben, die nicht einfach dadurch rückgängig zu machen ist, dass die anderen Parteien sich der AFD-Themen annehmen. Es muss schon eine Koalition mit der AFD sein – eine konservative Strategie, die schon 1932 unter von Brüning und von Papen ein Ergebnis katastrophaler Selbstüberschätzung war.
Dirk Kerber

Traurig, dass Leute, die eigentlich ausreichend Bildung haben müssten und in Wohlstand leben so naiv sind und nichts aus unserer Geschichte gelernt haben. Meine Großeltern – so habe ich es Großvaters Tagebuch entnommen – waren damals wohl genauso. Sie wählten 1933 die NSDAP aus Protest gegen Zentrum und SPD, da diese „..nichts zustande brachten und Hitler mal für Ordnung sorgen sollte. Danach könne man ihn ja wieder abwählen“. Großvater wurde Kulturwart in seiner Stadt, bis er merkte, dass es nicht mehr um Beethoven und Mozart ging. Als wohlhabender Erbe drückte er sich, wo er konnte, und landete später beim Reichsarbeitsdienst, um Gräben an der Westfront auszuheben. Nach Kriegsende beklagte er sein Schicksal und gab Hindenburg die Schuld – „er hat Hitler zum Kanzler ernannt.“ Herr und Frau R. sitzen vermutlich, wenn es im AFD-regierten Deutschland ungemütlich wird, in ihrer Villa auf Mallorca und beklagt die schlimme Entwicklung – „…man war ja nur Protestwähler…“, falls man sich dann noch erinnern kann.
Peter Wunder

Ein äußerst privilegierter Mensch, Jurist, von dem man eigentlich Gescheiteres erwartet: Das Wahlkreuz mit vermutlich weitreichenden Konsequenzen (!) als „Denkzettel“ für die amtierenden Politiker – wie armselig ist das? Und: Kein Wort zum KLIMA? Ahja. AfD. Auch sein wunderbares Urlaubs- Paradies ist mehr als bedroht, das interessiert ihn nicht. Keine Abstiegsangst ? (Er selbst sieht das Steuerrecht auf Seiten der Reichen. AfD würde das beibehalten und weil FDP vermutlich ja draußen ist – wäre AfD eine sichere Kiste.) Liebes Team der ZEIT: Warum darf Herr Roetzel seine unreflektierten Ansichten so ausführlich darstellen?
Sylvia Creutzburg

Ich bin über so einen Artikel entsetzt. Warum gibt die ZEIT diesen Menschen ein solches Forum? Wir gehen gegen Rechts auf die Straße und hier wird verharmlost und ein Forum geboten? Nichts, was dieser Herr Roetzel von sich gibt, ist es wert breit getreten zu werden. So macht sich die ZEIT mitverantwortlich für ein destruktives und verharmlosendes Klima, in dem die Gefahren der AfD relativiert werden. „Man kann sie auch wieder abwählen…“ Ist das ernsthaft etwas, was die ZEIT Redaktion unterstützt?   Vielleicht sollte Frau Raether weiter Rezepte beschreiben, aber sich von so einem Thema fernhalten.
Hartmut Meiler

Ein hervorragender Artikel, der verdeutlicht, weshalb auch in gut-situierten Kreisen massive Zweifel an der Seriosität der ‚Parteien der Mitte‘ bestehen – und welche Konsequenzen dies hat.
Thomas Cirsovius

Wenn das Ehepaar Roetzel mit der AfD „rein gar nichts verbindet“, wenn ihm die Regierung und ihre Parteien nicht integer und nicht mutig genug erscheinen, das Notwendige zu beschließen und die richtigen Signale zu setzen, und wenn es schließlich am bundesdeutschen demokratischen System im Grunde nichts auszusetzen hat, dann übersieht es eine naheliegende Möglichkeit, sein Nichteinverständnis kundzutun. Nämlich ungültig zu wählen. Der Gang zur Urne ist ein Bekenntnis zum System, die ungültige Stimme bringt die Kritik zum Ausdruck. Auch das ist nicht ohne Risiko, aber allemal besser als einer demokratiefeindlichen Partei seine Stimme zu geben.
Herbert Zemke

Es ist vielleicht auf den ersten Blick verwunderlich, dass Wohlhabende AFD-nah sind. Die Statistiken über die Einkommen des AFD-Anhangs indes zeigen es schon länger. Über die Hälfte der AFD-Anhänger hat Einkommen über dem Median – und ja, sie sind des plumpen Rassismus unverdächtig. Ihr Ressentiment liegt woanders: Politiker sollen mal anfangen „nachzudenken“. Neben einer herablassenden Unkenntnis, die aus solchen Äußerung gegenüber denen spricht, die sich – ob ehrenamtlich oder als Profi – den ganzen Tag um nichts anders kümmern, als nicht einfache politische Fragen zu bearbeiten offenbart sich hier ein ökonomistisch reduziertes Verständnis von Politik:  Politik soll “liefern“ wie ein Paketdienst. Und wenn der nicht zufriedenstellend ist, dann bestellt man als „König Kunde“ eben einen anderen. Ohne zu sehen, wie der vielleicht seine Mitarbeiter behandelt. Nicht so schlimm – Hauptsache, es wird zur Zufriedenheit geliefert. Und was soll er liefern? Ja, was „die Bürger“ oder „das Volk“ wollen – Politiker müssen eben nur anfangen, mal „nachzudenken“. Man fragt sich schon bei solchen Simplizitäten, in welchem Traum- oder Wunschbild von Gesellschaft solche Geister eigentlich leben. In einer pluralen Moderne gibt es „die BürgerInnen“ genauso wenig wie „das Volk“ oder den „gesunden Menschenverstand“. All das sind Phantasmen autoritärer Kräfte, die sich eine simple Gesellschaft zurückwünschen. Wir müssen schon mit unterschiedlichsten Auffassungen zu Tausenden von Fragen, angefangen bei Windkraftstandorten bei uns um die Ecke bis hin zur Frage, welche Art von Steuern gerecht und sinnvoll sind für welchen Ausbau von welchen öffentlichen Einrichtungen und und und, politisch zurechtkommen – dies führt natürlich zu Unvollkommenheiten und Kompromissen. Warum ist es so schwer, das auszuhalten?
Ulrich Schachtschneider

Giovanni di Lorenzo empfahl mir in seinen Lesetipps den Artikel „Lasst sie mal machen“ von Elisabeth Raether. Eine gute Empfehlung. Ich habe den Beitrag mit großem Interesse gelesen. Die Auflistung nicht funktionierender Dinge in Deutschland würde ich durchaus unterschreiben. Grundlegendes kriegen wir einfach nicht hin. Ich bin erst 33 Jahre Bürger dieser Bundesrepublik und stelle mir immer wieder die Frage, wie konnte sich eine derartige Entwicklung vollziehen? Meine These, diese Bundesrepublik war so von sich überzeugt, dass kaum bemerkt wurde, wie die Gesellschaft in weiten Teilen (Bildung, Gesundheit, Wohnen, Schiene und sogar die Verteidigung) in eine Mangelverwaltung rutschte. Das wiederum erinnert mich an die letzte Phase der DDR, auch hier wurde der Mangel zu einem zentralen Problem. Der entscheidende Unterschied, die DDR verfügte zu keiner Zeit über die Ressourcen der BRD. Ein Beispiel für die Fehlentwicklungen in den letzten 30 Jahren ist „Die Bahn“. Als die Diskussionen über den Umbau der Bahn aufkamen, in Verbindung mit Streckenstilllegungen bundesweit, begannen meine Zweifel. Wie eine Gesellschaft derart die Axt an eine zentrale Infrastruktur legen konnte, war mir völlig unklar. Es erinnerte mich an eine Geisterfahrt verbunden mit der Frage, wissen die Verantwortlichen eigentlich, was sie da anrichten? Die Auswirkungen spüren wir heute sehr deutlich und es bedarf enormer Aufwendungen die entstandenen Defizite auszugleichen. Ich frage mich, was hatten die Schweitzer besser verstanden? Sie sehen, auch mich machen viele Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit ratlos, jedoch nicht sprachlos. Aber zu keiner Zeit würde ich auf die Idee kommen, eine Partei zu wählen, die das Rad der Geschichte in einem unerträglichen Maße zurückzudrehen will und zugleich die zentrale Botschaft unseres Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ erkennbar in Frage stellt. Meine Frau und ich hatten genau wie Sie das große Glück unser Leben in Frieden gestalten zu können. In dieser Welt nicht selbstverständlich. Als Demokraten sollten wir uns das immer wieder bewusst machen. Lassen Sie uns überlegen, wie wir unserer Unzufriedenheit deutliches Gehör verschaffen können. Vielleicht unterstützt uns „Die Zeit“ in unserem Bestreben.
Stephan Mücke

Diese Anmerkungen zum Thema „Lasst sie mal machen!“ bestärken meine Sorge, dass selbst hochintelligente Zeitgenossen eine zu geringe Sensibilität für die sozialen, ethischen und philosophischen Belange unseres Daseins haben. Wir kultivieren vor allem den Reichtum der Reichen, viel zu wenig aber die Kultiviertheit unserer Kultur. Geld beherrscht die Welt: eine Art unausgesprochenes Glaubensbekenntnis unserer ach so tüchtigen späten Moderne.
Karlheinz Gernbacher

Da gewährt der “ Gutmensch“ Roetzel der “ Zeit“ eine Privataudienz auf Mallorca, analysiert dann aus der Wohlstandsecke heraus (sogar zutreffend) die aktuelle politische Landschaft, um dann aber zudem Ergebnis zu kommen, dass man die AfD ruhig mal machen lassen sollte.  Ein AfD Ministerpräsident wäre lediglich “ hart“ und wessen Kinder mit Migrationshintergrund Rassismus ausgesetzt sind, denen steht ja der Weg in eine Privatschule offen. Ja geht`s noch? Die aktuellen Proteste in mehreren Bereichen zeigen, dass man einer Regierung auch mit demokratischen Mitteln “ Feuer unter den Hintern“ machen kann. Der brandgefährlichen Keule AfD durch eine Protestwähl bedarf es hierfür nicht. Die Haltung von Herrn Roetzel halte ich für gefährlich, arrogant und unter Berücksichtigung geschichtlicher Erfahrungen unverantwortlich.
Erwin Mittelberger

Der Artikel zu den Ansichten von Herrn Roetzel zur AfD und der Überlegung diese Partei im Herbst gegebenenfalls zu wählen, entsetzt. Wie kann man, wenn man mit gewissen gesellschaftlichen Zuständen (gegebenenfalls auch berechtigterweise) nicht zufrieden ist, die Wahl der AfD – mit Hetzern wie Herrn Höcke – als Konsequenz ansehen?  Der Artikel macht einen fast sprachlos und löst zumindest großes Fremdschämen in einem aus.
Jörg Schellenberg

Die Ausführungen in der Zeit vom 01.02.2024 dürfen nicht unbeantwortet bleiben:  Die Interviewten machen es sich zu einfach. Aufgrund der schwierigen politischen Lage und der Zerstrittenheit der drei Regierungsparteien ist es nicht angebracht, seinen persönlichen Frust darüber als Vorwand zu nutzen und als Protestwähler die AFD salon- und regierungsfähig zu machen.  Wie in „Hart aber Fair“ vom 05.02.2024 in aller Deutlichkeit zu hören und sehen war, drehen die Mitglieder dieser m.E.n. unwählbaren Partei ihre eigenen Worte bzw. Aussagen/Parteiprogramme immer so, wie sie es für angebracht halten bis hin zur Verleugnung.  Für die Mallorca-Freunde, die sicher der gehoben en Schicht angehören, ist es angesagt, sich in einer wirklich demokratischen Partei in Deutschland anzuschließen oder zumindest an Diskussionen teilzunehmen und so Einfluss auf das tägliche politische Geschäft ausüben zu können.  Die AFD eine evtl. neu hinzukommende rechte Partei sind wirklich keine Wahl.
E. Rauschert

Nicht diejenigen, welche sich ganz ungeniert zur AFD bekennen machen mir Angst, sondern Menschen wie Herr Roetzel, die, um unsere Politiker „zum Nachdenken anzuregen“, die AFD wählen. Die Kritik an den Politikern ist berechtigt, die Alternative AFD ist es in keinem Fall. Vielleicht regen die vielen Proteste und ein Rückblick in die deutsche Vergangenheit auch Herrn Roetzel einmal zum Nachdenken an.
Domenica Kirchmeyer

Aufgrund seines Einkommens und des Lebensstils gehört Herr Roetzel wohl eher zu den oberen 2 -3% der Gesellschaft. Da finde ich es bemerkenswert, dass seine inhaltlichen Positionen zur Reformierung der Schuldenbremse, der gerechteren Vermögensverteilung und zu Greta Thunberg politisch eher eine linksliberale Positionierung vermuten lassen. Wichtig sind ihm diese Themen aber offensichtlich nicht, favorisiert er zukünftig doch eine Koalition aus CDU und AFD, die diese Positionen definitiv nicht teilen. Die Reaktionen breiter Bevölkerungsschichten über das Potsdamer Treffen hält für übertrieben und befindet sich damit dann doch in bester Gesellschaft mit Weidel, Chrupalla und Co. Interessant wäre es gewesen, von Herrn Roetzel seine favorisierten Minister von der AFD zu erfahren. Ich hätte da einen Vorschlag: Innenminister Höcke, Bildungsminister Brandner und als Außenminister den Putin-Freund Chrupalla. Sein gelassenes „lasst die mal machen“ klingt dann nur noch zynisch.
Martin Morgenroth

Ein Ehepaar aus dem Bildungsbürgertum, Zahnärztin und Anwalt mit 2, Wohnsitz auf Mallorca, überlegt die AfD zu wählen. WARUM? Ich bin entsetzt, da ich in dem Glauben lebte, dass die Intelligenz in unserem Volke weiß, was sie tut. Es macht mir Angst!
Brita Hünert

Vielen Dank für die o. g. interessanten Artikel, wobei diese Ausgabe aber insgesamt von solchen Artikeln strotzt. Toll. Allerdings ist eine kleine, historisch begründete Kritik angezeigt. Begonnen wird im Interview mit dem Jahr 1811, okay. Nur, da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Wie Bernd Witte (Moses und Homer, 2018) überzeugend darstellt, nimmt das Ganze Fahrt auf mit der französischen Revolution (abgesehen vom Antisemitismus eines Martin Luther u. a.), die dazu führt, dass das franz. Volk eine Gesellschaft beginnt zu bilden mit Schwerpunkt Individuum/Politik (Großbritannien setzt auf Ökonomie). Die Deutschen setzen letztlich, in Abgrenzung zu Frankreich, auf Gemeinschaft, die eben sehr viel homogener ist („herrlich“, dass immer noch von der Gemeinschaft der Versicherten gesprochen wird. Bsp. dafür, dass man nichts dazu gelernt hat). Am Ende des 18. Jahrhunderts wenden sich die deutschen „Eliten“ (Schiller, Goethe, Herder u. a.) der Ästhetik und dem Griechischen zu (Bsp.: Spree-Athen, Architektur), womit man dann endgültig den Kopf in den Wolken hatte (s. H. Heine, Wintermärchen).
Dies geht u. a. einher mit einer Schwächung des Monotheismus bis hin zur „Gottlosigkeit“, dies durchaus vereinbar mit der Aufklärung. Um den christlichen Gott bzw. der Kirche nicht zu sehr zuzusetzen, wird auf den jüdischen Gott gezielt, mit den entsprechenden Konsequenzen. Dies geht in den folgenden Jahrhunderten so weiter bis zum „Gipfelpunkt“ der Naziherrschaft. Innerhalb dieser 12jährigen Diktatur wird die Bevölkerung beständig indoktriniert und terrorisiert. Das bleibt in den Köpfen und „Herzen“. Das Wertesystem wird verdreht und Intellektuelle bzw. Intellektuelles werden entwertet. Nach 1945 wird diese Problematik aber nicht wirklich angegangen: Die Besatzungsmächte machen da viel falsch. Die Deutschen haben was anderes zu tun. Später kommt es zur Teilung des Landes. Die „guten“ Linken finden sich überwiegend in der DDR, die „guten“ Rechten in der BRD wieder (es fragt sich, ob die Lagermentalität, die schon in der Weimarer-Republik bestand, darüber nicht entschärft wurde und was passiert, wenn es zur Wiedervereinigung kommt). Das Grundgesetz reflektiert zu sehr die Probleme Weimars. Unter der Annahme das „Volk“ habe Hitler gewählt (dabei löste sich der Reichstag selbst auf), wird die Partizipation der Bevölkerung sehr deutlich eingeschränkt (selbst der Bundespräsidenten, der deutlich weniger Befugnisse hat als der Reichspräsident, kann nicht vom Volk gewählt werden).
Der Antikommunismus blüht und damit auch ein Stück Naziideologie. Adenauer hat seine Globkes und Seebohms (s. dazu Art. 131 GG)…Die Wiederbewaffnung macht die Reaktivierung der alten Generäle notwendig. Die Restauration herrscht, damit verbunden die Aversion gegen Intellektuelle und die Neigung zum Konsens bzw. zur Konformität. Willy Brandt, der Exilant (der mehr Demokratie wagte, vielleicht deshalb?), wird von Parlamentariern diffamiert, der bis heute durchaus dominierende Umgangsstil (z. B. Ratten, Schmeißfliegen, Pack, Querdenker, Abgehängte).1980 kommt eine Sinus-Studie zu dem Ergebnis, dass 13% der Wahlberechtigten (5,5 Mio.) ein ideologisch geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben. 1989/90 die Wiedervereinigung, die von den Politikern Kohl (Vater der dt. Einheit) und Schäuble vermurkst wird (auch hier wird nicht ausreichend kritisiert, s. die Nachrufe auf Schäuble). Stand da nicht in älteren Ausgaben des GG, das dieses nur bis zur Wiedervereinigung gelten sollte (man hatte ja deshalb 1949 nur ein Grundgesetz verabschiedet und keine Verfassung), um dann einer Verfassung Platz zu machen. Bei einer verfassungsgebenden Versammlung hätte man die DDRler auf Augenhöhe beteiligen können/müssen und möglicherweise wären wir damit heute vieler Sorgen ledig. Wo ist die AfD doch besonders stark?
Hinzukommt, dass der dt. Parlamentarier meint, dass er bes. wählerfern (s. o.) sein muss, was vermutlich für Unabhängigkeit gehalten wird, womit aber auch der Kontakt zur Lebensrealität verloren geht. Durch das Leben in der Blase besteht das verdrehte Wertesystems fort. Bsp. dafür: Wenn Macron den franz. Bauern entgegenkommt, ist das in Frankreich kein Populismus (s. o.). Bei uns schon. Wieso? Wenn das Totschlagargument Populismus nicht zieht, sind es eben die „Abgehängten“. Der interviewte Rechtsanwalt ist nicht abgehängt, oder? Es wird doch gefährlich, wenn gut aus- und gebildete Menschen, die annehmbar eigentlich Mitte sind, sich gezwungen sehen, so zu argumentieren, wie er es tut. Dies hat doch vermutlich auch damit zu tun, dass er sich solche Faxen gar nicht leisten kann und sich bzw. das, was er tut bzw. getan hat (Studium), als entwertet erlebt. Verstehen kann ich den Anwalt. Ob man diese Konsequenz ziehen muss, ist was anderes.
Angesichts zu vieler Fettnäpfen (der verkleinerte Bundestag ist hinterher größer), kaum vorhandener Selbstkritik, wenig echtem Reformwille und, da man gelernt hat, dass nichts passiert (z. B. Scheuer), denkt man, man kann in seinem stumpfen Trott weitermachen. Scheinbar hören die etablierten Parteien die Posaunen von Jericho (den Wähler) erst, wenn die Mauer schon eingestürzt ist, denn sonst müsste man nicht in aller Eile eine Brandmauer errichten. Zu empfehlen ist somit die Vorstellung bei einem HNO-Arzt/in ersatzweise bei einem Hörgeräteakustiker, wobei ich befürchte, dass das Problem kein HNO-ärztliches ist. Sorry, bissl sehr lang. Aber mir war es wichtig, Kontinuitäten aufzuzeigen bzw. den Kontext zu erweitern.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Ich gehe nicht davon aus, dass Ihnen klar ist, welche Signale Ihr Artikel, sowohl vom Thema, als auch vom Umfang – eine ganze Seite – in weiten Teilen der Bevölkerung auslösen kann, denn sonst hätten Sie das bestimmt nicht veröffentlicht: Ein Anwalt für Steuerrecht und eine Zahnärztin verbringen den Winter auf Mallorca im eigenen Ferienhaus und werden AfD „wahrscheinlich“ bei der nächsten Wahl wählen „weil wir mit der Leistung unserer Regierung nicht zufrieden sind“. Damit gibt man jedem Unzufriedenen die Rechtfertigung, sich ebenso zu verhalten. Wenn schon „die Elite der Gesellschaft“ so denkt, kann das ja so falsch nicht sein. DOCH, ES IST FALSCH!!  Wer so etwas macht, ist ein Paulinchen und zündelt mit gefährlichem Stoff, bzw. kriegt den Geist nicht mehr in die Flasche, wenn er erst mal draußen ist. Und den beiden „Protagonisten“ möchte ich die Lektüre „Biedermann und die Brandstifter“ empfehlen (besser noch: befehlen).
Klaus Baier

Ihr Bericht hat mir keine Ruhe gelassen, deswegen muss ich nach mehr als 20 Jahren als Leser Ihrer Zeitung meinen ersten Leserbrief schreiben. Herr Patrick Roetzel wurde von Ihnen als angenehmer Mann beschrieben, der scheinbar ein erfolgreiches berufliches, wie privates Leben führt, mit viel Zeit es auch  zu genießen. Trotzdem diese tiefe Unzufriedenheit, dass unser Land abgewirtschaftet wird durch die etablierten Parteien. Die dadurch zur Schau gestellte Überheblichkeit lässt mich erschauern. Natürlich ist vieles nicht perfekt und ich stimme ja zu, dass wir viel anpacken müssen. Auch viele Politiker sind sicher nicht die Idealbesetzung. Aber die Lösung hierzu bei einer Partei zu suchen wie der AFD ist geradezu absurd, da er ja selbst zugibt das er von der AFD keine Lösungen erwartet, sondern nur ein Aufrütteln der etablierten Parteien. Sicher ist er ein sehr smarter Anwalt, aber ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen die er in diesem, unserem Land seit dem Ende des 2. Weltkriegs vorgefunden hat, wäre dies so sicher nicht möglich gewesen. Wir Deutschen haben, wenn auch unter teilweise heftigen Geburtswehen, und vielen politischen Auseinandersetzungen, das gemeinsam geschafft, auch weil wir trotz unterschiedlichen politischen Meinungen letztendlich verstanden hatten, wohin uns EXTREMISMUS führen kann. Es waren, nette, angenehme Leute wie dieser Herr Roetzel, die damals in der Weimarer Republik der Ansicht waren, LASS SIE DOCH MAL MACHEN. Die eigene Überzeugung dieser Klasse damals, wir können Hitler und Seine Kohorten kontrollieren, um die eigenen Interessen später durchzusetzen. war ein wesentlicher Irrtum, der zu dem Desaster führte. Vielleicht sollte dieser Herr sich lieber einmal selbst einbringen, in der Politik mitmachen und um Lösungen ringen, statt vom Seinem Feriendomizil in Mallorca an der ach so beliebten Politiker Schelte teilzunehmen. Die Probleme, die wir heute zu bewältigen haben, sind vielfältig, aber warum sollten die nicht auch zu lösen sein, wie unsere Eltern nach dem 2. Weltkrieg Ihre Herausforderungen gemeistert haben wenn wir zusammenstehen, statt uns nur gegenseitig zu beschimpfen.
Reinhart Oberstein

Die Aussage vom Ehepaar Roetzel macht mich fassungslos! „Lasst sie mal machen“, das haben schon Ende der 1920er Jahre viele auch einflussreiche Leute über den heraufziehenden Nationalsozialismus gesagt. Haben die beiden das Fach Geschichte nicht gehabt oder es verschlafen? Sollten wir jetzt vorsichtshalber schon mal in alten Schuhkartons nach den Ahnenpässen, die unsere Großeltern in den 1930er Jahren zwecks „Ariernachweis“ aus den Kirchenbüchern mühselig zusammenstellen mussten, suchen, damit bei der Machtübernahme von Höcke und Co wir vor Remigration, sprich Deportation geschützt sind? Haben diese Leute überhaupt verstanden, was diese Partei anstrebt, nämlich eine Diktatur mit allen ihren Konsequenzen, wie Abschaffung der Pressefreiheit, aller im GG verbrieften Rechte der Bürger, Austritt aus der EU, Wiedereinführung der DM, Ausgrenzung von Minderheiten und Benachteiligung Anders Denkender, die Liste ließe sich beliebig fortführen? Was meinen Frau und Herr Roetzel damit, dass bei einem Erstarken dieser Partei, sich die anderen Parteien „eines Besseren“ besinnen? Das, was im Moment unsere Regierung macht, ist der Versuch, die Gesellschaft fit für die Zukunft zu machen. Leider wird dies nicht optimal kommuniziert und verstört viele Leute, aber ein Verharren im hier und jetzt oder der Versuch alles zurückzudrehen, ist leider keine gute Option – gerade im Hinblick auf den Klimawandel und andere Probleme in der Welt.
Gabriele Raab

Frau Räther in Mallorca. Wer ein wenig unsere Geschichte kennt, erkennt Ähnlichkeit: „Lasst ihn mal machen“. Damals ein Programm, dem insgeheim viele zustimmten. Jeder konnte „Mein Kampf“ lesen. Die Gefahr wurde links und „antivölkisch“ gesehen. Heute eine komplizierte Politik nach innen und außen, die viele Bürger überfordert. Auf einer Seite eine Partei, die „Linksgrün“ verteufelt, keine politischen Alternativen oder Expertise anbietet … bis auf Ausgrenzung im völkischen Sinne. Parallelen erkannt? Es gibt viel zu tun. Politik muss besser werden. Verweigerung à la Merz gab es auch in den 1930ern. Sehr zu bezweifeln, ob ein Kreuzchen bei der AfD dem abhilft. Fazit: Selbst ein Studium hilft nicht; armes Deutschland
W. Thiel

Dem Artikel nach haben sie genügend Mandanten. Ich würde mich um keinen Preis von Ihnen vertreten lassen!
A. Gutierrez

Ein Interview mit einem typischen Bundesbürger der Oberklasse mit der üblichen mangelhaften demokratischen Bildung: Es geht ihm persönlich gut, er kann sich einen noblen Sportclub auf Mallorca leisten, hat aber viel zu meckern über das, was alles bei uns nicht funktioniert: von den Schulen über das fehlende Glasfaser-Internet bis zur ungleichen Vermögensverteilung und der „drastisch steigenden Obdachlosigkeit“ (man ist ja schließlich auch für soziale Gerechtigkeit). Und das Schlimme seien die Politiker, die nicht lieferten und für ihre Fehler keine Verantwortung übernähmen. Deshalb will er die AfD wählen. Deren Vertreter seien zwar nicht besser und mit deren Programm verbände ihn eigentlich auch nichts. Aber wenn diese Partei noch größer würde, fingen die etablierten Politiker an, nachzudenken und sich ernsthaft um die konkreten Probleme der Leute zu kümmern. Ja, viele denken so. Sie sind leider keine Demokraten. Sie haben nicht begriffen, dass sie in einer Demokratie nicht nur Zuschauer und Konsumenten von Politik sind, um die sich „die Politiker“ zu kümmern hätten, – letztlich ein Beispiel für obrigkeitsstaatliches Denken-, sondern dass die Bürger als Demokraten bei der Willensbildung eine Bringschuld haben, und dies nicht nur punktuell alle 4 Jahre bei der Wahl, sondern per definitionem immer, und zwar durch Mitarbeit in einer politischen Partei. Denn in einer Massendemokratie wie der unseren kann die politische Willensbildung im Wesentlichen nur über die politischen Parteien erfolgen.
Dort werden die politischen Grundsatzentscheidungen gefällt, dort können die politischen Entscheidungsträger befragt und zur Rechenschaft gezogen werden und vor allem: die Parteimitglieder wählen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die Kandidaten für die politischen Ämter. Wer also wie der interviewte Bürger das politische Personal für verantwortungslos hält und meint, dass es sich nicht wirklich um die Probleme des Volkes kümmere, ist erst recht aufgerufen, sich als Mitglied einer Partei an der Aufstellung der Kandidaten zu beteiligen. Als jemand, der nachdenken und vielleicht auch gut argumentieren kann, könnte er sogar selbst kandidieren und die Zahl der „guten“ Politiker vergrößern. Er würde dabei allerdings auch lernen, wie schwierig es ist, das zu realisieren, was man selbst für richtig hält. Dass man mit seiner Wahl eine Partei stärkt, mit der einen inhaltlich nichts verbindet und deren Vertreter man nicht für besser hält als „die etablierten Politiker“, führt nicht dazu, dass diese Politiker anfangen, nachzudenken, sondern bewirkt, dass im In- und Ausland der Eindruck entsteht, die Zahl der autoritär und rechtsextremistisch denkenden Menschen sei bei uns größer geworden. Die Protestwahl führt weiter dazu, dass in den parlamentarischen Gremien die Zahl derer wächst, die unser System ablehnen und eine grundsätzlich andere Politik wollen, wie sie im Programm der Partei und vor allem auch in den Köpfen ihres Führungspersonals konzipiert ist. Damit wird in diesen Gremien die Arbeit für eine vernünftige Politik nicht besser, und es werden auch Koalitionen von Partnern erzwungen, die nicht zusammen passen.
Wolf-Dieter Hauenschild

Wenn Herr und Frau Biedermann meinen, mit Brandstiftern könne man spielen, empfinde ich dies nicht nur als unbedarft, sondern auch in hohem Maße als widerwärtig.
Bernhard Köster

Bei der Lektüre des Interviews mit dem Brandenburger Ehepaar Roetzel könnte der Eindruck entstehen, dass jenes das Anrecht einfordert, so regiert zu werden, dass es seiner Zufriedenstellung entspricht; Demokratie serviert auf dem Silbertablett in einem hippen Restaurant in Portals Nous. Wenn nicht, werden die regierenden Politiker durch die Wahl der AfD „bestraft“, indem eine Partei gewählt wird, die ganz sicher nicht das Ziel hat, unter dem Einbeziehen demokratischer Grundrechte dem Willen des Volkes zu entsprechen. Ist es nicht etwas widersprüchlich, alle Privilegien zu nutzen, die Politik als Konsumgut zu werten, sich über die klaffende Schere zwischen arm und reich zu monieren und seine Stimme einer Partei geben zu wollen, die noch nichts geschafft hat, außer mit ihrem Parteiprogramm und ihren Äußerungen jegliche demokratische Werte zu verhöhnen? „Lasst sie mal machen, man kann sie auch wieder abwählen, ich vertraue unserem System“: Ernsthaft? Hat sich das Ehepaar Roetzel eventuell einmal das Parteiprogramm ihrer „Alternative“ zu den etablierten Parteien durchgelesen? Nachdem diese den Verfassungsschutz abgeschafft hat, würde es schwer, radikalisierte Rechtsextreme und deren Gesetzesverstöße zu ahnden, mal davon abgesehen, welchen immensen wirtschaftlichen Schaden uns der angedachte Dexit, die „Remigration“ und die Einführung einer deutschen Währung zufügen würden. Vielleicht fänden es die Mallorquiner auch gar nicht so lustig, weiterhin Gäste aus einem Land zu hofieren, dass die EU als Gängelungsinstrument betrachtet und darüber richtet, welche Ethnien akzeptabel sind und welche nicht. Nun stelle ich mir die Frage, welches Signal von den Interviewten ausgehen soll: „es lohnt sich nicht, sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren, weil das „System“ alle Probleme lösen und unsere Zukunft gestalten wird?
Mareile Figge

In der Geschichte über den potentiellen AfD-Wähler sieht alles recht unspektakulär, ja banal aus. – Wobei der Begriff „Banalität“ durchaus beunruhigende Assoziationen evoziert.- Frappierend ist die Tatsache, dass das Programm der AfD für den Wähler gar keine Rolle spielt. Es geht nur um das Wie der Politik, die Mittel. Zweitens fällt auf, dass man Leute mit Führungsqualitäten und klaren, einfachen Lösungen sucht, kein hin und her der demokratischen Suche nach Kompromissen. Schließlich wird das Gefühl, Lebensqualität einzubüßen, adressiert „man schickt die Kinder längst auf Privatschulen“. – Es werden damit 3 wesentliche Argumente aus Adornos Radiobeitrag „Sich dem Rechtsradikalismus stellen – mit der Kraft der Vernunft“ zu den neuen Rechten und zum Antisemitismus von 1967 rekapituliert.- Es ist erstaunlich, wie zeitlos dessen Analyse ist und dass sich an den Charakteristika der Wähler der Rechten vor 1939 und nach 1945 nichts geändert hat.- Vielleicht wäre eine Stellungnahme der Redaktion zu eben diesem Sachverhalt hilfreich gewesen.
Albrecht Lindemann

Nachdem ich zu obigem Artikel bereits am 4.02.24 einen Leserbrief geschickt habe, komme ich nun nochmals auf Ihren Artikel zurück, denn es empört mich zunehmend, wie AfD Sympathisanten, -Anhänger, -Wähler unreflektiert die Bühne geboten bekommen, ohne dass man die Scheinargumente auf den Punkt sofort demaskiert als Halbwahrheiten oder Fakes. So leider auch geschehen in Ihrem Artikel, der genau das widerspiegelt, was wir eigentlich nicht wollen: dass Anhänger einer extrem rechten Partei unwidersprochen eine Plattform in der Öffentlichkeit bekommen, die sie absolut nicht verdienen; und wenn dies schon der Fall ist, dann zu dem Zwecke, die demokratiezersetzenden Ansichten, Verführungstaktiken und Lügen der AfD klar zu benennen und sie zu entzaubern durch echte Fakten. Das hätte ich von einer Zeitung dieses Formats ehrlich gesagt erwartet und ich finde es enttäuschend und beschämend, dass das Interview diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde. Es war ja gewiss nicht Ihre Absicht allein, in einem oberflächlichen Smalltalk (und so wirken die flapsigen Statements des Herrn Roetzel) Einblick in die Beweggründe eines betuchten BRD-Bürgers zu gewinnen, warum er der AfD so sehr geneigt ist, ihr seine Stimme zu geben; sondern in einen fruchtbaren Dialog zu kommen über Sinn und Zweck einer vom Verfassungsschutz beobachteten Partei, auch über die Gefahren, die das Erstarkung der AfD mit sich bringt. Das ist leider gründlich schiefgegangen.
Und man fragt sich, ob ein ernsthafter Dialog überhaupt gelingen kann inmitten einer mallorcinischen Wohlfühloase, weitab von dringenden Problemen einfacher Bürger; da lässt sich locker über die Fehler der „Politik“ schwadronieren, ohne WIRKLICH bemüht zu sein, auch Lösungsvorschläge zu machen und in die Tiefe zu gehen. Es reicht nicht, darzulegen, was jemand wie Herr Roetzel (nach Ihren Augen ja nicht der klassische AfD Wähler, das lese ich jedenfalls zwischen den Zeilen) dazu bewegt sich mit dieser Partei anzufreunden, sondern in Zeiten wie diesen ist es Ihre journalistische Verantwortung und Pflicht, eben jene „Argumente“ zu entlarven: z.B. was alles marode ist, hat nichts mit der jetzigen Regierung zu tun, sondern mit nicht ausreichenden Investitionen in den letzten etwa 15 Jahren (weil ja die Schuldenbremse wichtiger war); oder z.B. diese wirklich unsinnige Bemerkung, einer Greta Thunberg den Friedensnobelpreis zu geben (und das nach deren unsäglichen Stellungnahmen zum Krieg im Nahost nach dem Massaker am 7.10.23); Es ist schlechter journalistischer Stil, das unkommentiert zu lassen bzw. keine Fußnote zu setzen, auch weil es ein klassisches Beispiel dafür ist, wie undifferenziert und oberflächlich Menschen beurteilen und auch, weil dieses Thema ein für die ganze Welt sehr bedeutsames ist – ich nehme an, das Interview fand vor diesem 7.10.23 statt, aber dann muss das zumindest nachträglich klärend angemerkt werden.
„Politiker sollten mal rausgehen, und sich die konkreten Probleme der Leute anhören“(so Herr Roetzel) – das tut ein Herr Steinmeier bei seinen Visiten durchs Land, auch ein Herr Scholz hat solche Gesprächsformate und selbst der von Herrn Roetzel so „geschätzte“ Herr Habeck sucht immer wieder das Gespräch u.a. mit demonstrierenden Bauern. Aber so „nebenbei“ müssen diese Politiker auch ihre Arbeit tun und nicht nur Smalltalks mit unzufriedenen Bürgern absolvieren. Das erwarte jedenfalls ICH von denen! Und keiner ist sich zu schade, weiter auf diesen miserablen Politikern draufzuhauen, ohne einen Moment mal innezuhalten und zu kapieren, was zu bewältigen ist: hochkomplexe weltpolitische Neuausrichtungen durch den Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, mit immensen Folgen und damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Verwerfungen sowie einer umfassenden Neuausrichtung unserer Energiebeschaffung (dies noch abseits des ohnehin herausfordernden Klimawandels – den die AfD überhaupt leugnet); auch die jetzt massiv auftretenden Lieferschwierigkeiten aus den asiatischen Geozonen fallen nicht erst heute vom Himmel, sondern sind Ergebnis von Abhängigkeiten, geschuldet einem jahrzehntelangen Billigkonsum, der uns jetzt auf die Füße fällt und endlich eine Neustrukturierung verlangt; das alles sind immense Herausforderungen, die alle  nun auf einmal hochkochen und gelöst werden müssen; (konstruktive Lösungsvorschläge von der AfD gibt es keine). Und da wir nicht auf der Insel der Seligen leben, sondern global vernetzt und voneinander abhängig sind, sind diese Lösungen sehr komplex und es gibt darauf nicht DIE einfache Antwort a` la AfD („Ausländer raus, Grenzen zu etc. als gäbe es keine deutsche Verfassung, der wir alle verpflichtet sind), die sich manch denkfauler Bürger wünscht! Und zu diesen gehört auch Herr Roetzel.
Wo blieb in ihrem Interview die Frage: die AfD könnte das WIE bessermachen? Kein einziges Wort dazu! Das ist ein Skandal und es tut mir leid, das so klar auszusprechen, da sind Sie dem smarten und ach so klugen Herrn Roetzel ganz schön auf den Leim gegangen. Und wahrscheinlich findet er sich ganz toll, eine große Seite samt Foto, die sich seinem Seelenschmerz widmet. Frau Räther, Sie haben leider eine große Chance vertan! Dass Menschen unzufrieden sind mit „der“ Politik, das ist ja wirklich nichts Neues und meckern kann jeder, aber ich erwarte dann auch Lösungsansätze und vor allem nicht so oberflächliche Stimmungsmache im Biertischformat, das ist ZUWENIG! Meinungen drehen sich wie der Wind: es zählt, wer am lautesten schreit, wer die meisten Klicks bekommt, wer die schrillsten und abwegigsten Statements abgibt; da bleibt wenig Platz für Zwischentöne, für Expertise, für Differenzierung. DAFÜR aber sollten Medienmacher wie „DIE ZEIT“ stark machen, nicht für eine seltsame Verirrung des Begriffs von Liberalität, nach dem Motto jeder kann sagen was sie oder er will, anstelle von Haltung, die sich als liberal im eigentlichen Sinne versteht! Und noch ein weiterer Aspekt ist in diesem Kontext wichtig: bitteschön echte FAKTEN basierend auf gründlicher Recherche, nicht Fakes nennen und weniger Meinungen!
Es gäbe noch vieles mehr zu diesem Thema zu sagen, aber ich fühle mich sehr erschöpft inzwischen und bin es leid, meine Zeit länger dafür zu verschwenden. Eine sehr wichtige Rolle in den jetzigen weltumspannenden Diskussionen (denn alles hängt mit allem zusammen) spielen Medien wie auch Ihre Zeitung, die ich seit 50 Jahren lese und schätze und deshalb umso entsetzter bin, wie darin solch ein in vielerlei Hinsicht fragwürdiges Interview überhaupt Platz finden kann. Es empört mich und deshalb schreibe ich Ihnen, damit Sie vielleicht auch die „kleinen“ Leute abseits von Privatschulen und Ferienhaus auf Mallorca in Ihre Betrachtungen über eine Partei in Erwägung ziehen. Und damit kein falscher Gedanke aufkommt (von wegen Neid oder so): ich selbst lebe sehr zufrieden mit meiner Familie, mit meinem Leben, wir sind glücklich mit unserem beruflichen Werdegang als professionelle klassische Musiker (mein Mann Cellist, ich Bratschistin und unsere Tochter ebenfalls Cellistin in einem renommierten deutschen Kulturorchester). Eine Neiddebatte werden Sie bei mir nicht finden. Ich bin in SORGE um die Zukunft unserer Kinder, um die kritische Weltlage (ein Teil unserer Familie lebt in Israel…) und DESHALB ist es mir NICHT egal, was solche Parteien wie die AfD anrichten können. „WEHRET DEN ANFÄNGEN“! Nie war ein Diskurs so wichtig und notwendig, wie in diesen Zeiten. Noch ein Hinweis zum Ende: es gibt im Netz einen Appell „Aus der Geschichte lernen“ unter WAZ.de, wo 280 Nachfahren des Widerstands in der NS-Zeit aufrufen zum Schutz der Demokratie, darunter Namen wie Bonhoeffer, Stauffenberg, Moltke, etc. – das tut Not! Und sollte weitaus MEHR Beachtung in unserer deutschen Presselandschaft finden.
Berta Walter-Hamza

Mein Kommentar zu dem Artikel ist der Text auf einem Plakat, gesehen bei der Demo gegen Rechts am 03.02.24 auf dem Marktplatz in Sindelfingen: „Natürlich kann man die AfD wählen, um die Regierung abzustrafen. Man kann ja auch sein Haus anzünden, um dem teuren Fliesenleger eins auszuwischen.“
Katrin Freese

«Ein Wochenende auf Mallorca. Das Leben ist schön. Trotzdem denkt Patrick Roetzel, Anwalt, Familienvater, sportbegeistert, darüber nach, im Herbst die AfD zu wählen.» Die Idee dahinter ist: «Wenn die AfD gross wird, noch grösser, fangen die etablierten Politiker mal an, nachzudenken….Sich ernsthaft die konkreten Probleme der Leute anzuhören.» Diese konkreten Probleme in beliebig definierbarem Ausmass zu lösen, kostet beliebig viel Geld und das ist nicht beliebig ausreichend vorhanden. Die Idee, den Reichen das zusätzlich benötigte Geld abzunehmen ist uralt. Nur, das Rezept hat sich bekanntlich nicht bewährt. Die aktuellen Lösungen sind Kompromisse, an dem man schrauben kann und muss. Nur ist es so, dass der Graben zwischen Arm und Reich weniger auf der Gier der Reichen beruht. Ein wesentlicher Grund beruht auf dem Prinzip «The Winner takes it All». Und zu den Gewinnern zu zählen ist eine Voraussetzung für das Überleben einer Exportnation. Als Anwalt für Steuerrecht profitiert Roetzel davon, dass dieses Prinzip verteidigt wird. Und es liegt auch an ihm, einen Beitrag zu leisten, die genannten Kompromisse zu optimieren. Es sollte nicht die primäre Rolle einer Partei (wie der AfD) sein, einen direkten Nutzen daraus zu ziehen, dass die Regierung vor schwierigen Aufgaben steht und schwierige aber notwendige Kompromisse erarbeiten muss. Sie sollte ihre Aufgabe darin sehen, brauchbare Beiträge zu Lösungen zu liefern. Generell geht es um Lösungen, die das Ziel haben, der Menschheit – und nicht nur Deutschland – ein langes, gutes Fortbestehen zu ermöglichen. Ein Schwergewicht der Anstrengung sollte darin liegen, auf die tieferen Ursachen der Probleme einzugehen und auf dieser Grundlage weltweite Akzeptanz für die notwendigen Massnahmen zu ermöglichen. Das ist vor allem auch im Interesse Deutschlands.
Das Problem ist, es kann nicht allen Menschen so gut gehen, wie Patrick Roetzel. Das würde die Tragfähigkeit der Erde in Bezug auf den Konsum überschreiten. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn der Graben zwischen Arm und Reich verringert würde. Doch die Aufgabe der Menschheit besteht vor allem darin, mit einer sanften Landung das exponentielle Wachstum von Konsum und Kopfzahl zu beenden. Wenn dies in Bezug auf die Kopfzahl gelänge, stünde mehr Spielraum zur Verfügung Perspektiven zu eröffnen, die nicht im Beitragen zu hohen Geburtenraten bestünden. Entsprechende Lösungen würden auch helfen, die politischen Spannungen zu reduzieren. Die Möglichkeiten für ein zufriedenstellendes Regieren würden wieder wachsen. Kürzlich wurde bekannt, dass die Geburtenrate in Italien auf 1.25 gesunken ist. Das gibt nach zwei Generationen den Faktor 0.56 (0.75*0.75=0.56) und fast ein Halbieren nach 2 Generationen. Die Mittel, die die Regierung Meloni zur Verbesserung vorsieht, dürften da nicht viel bewirken. Im Bericht geht es auch um eine Ursache. Beschrieben wird die Armut von Familien, die auf den Erhalt von unverkauften Lebensmitteln aus Supermärkten angewiesen sind. Ein Beispiel für eine gegenteilige Situation liefert der Gazastreifen. Die dortige Geburtenrate liegt bei 3.5. Nach 2 Generationen gibt das beim Bevölkerungswachstum den Faktor 3 (1.75*1.75=3.06) und nach 4 Generationen den Faktor 9. Beim Fortsetzen der Entwicklung gibt es um 2100 im Gazastreifen 18 Millionen Bewohner. Dieses Wachstum war bereits vor dem Krieg verantwortlich für die schon damals nicht akzeptable tiefe Lebensqualität im Gazastreifen. Für die beiden unterschiedlichen Entwicklungen gibt es weltweit ähnliche Beispiele.
Dieser Vergleich ergibt ein widersprüchliches Bild. In Italien reduziert Armut die Geburtenrate. Im Gazastreifen erhöht sie die Geburtenrate. Das ergibt Zielkonflikte zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt. Die notwendigen Folgerungen aus solchen Zielkonflikten werden auch in der Migration-Frage sichtbar. Hier Lösungen zu finden, kann nicht der AfD überlassen werden. Denn deren Lösungen gehen von einem nicht akzeptablen Weltbild aus.
Gernot Gwehenberger

Herr Patrick Roetzel, der in einem Interview (Politik, 1. Februar) auftrat, ist mir sehr ähnlich. Mittleres Alter, Familie, sportbegeistert (bei mir geht es um Segeln, noch elitärer als Schwimmen), Haus im Ausland. Mit einem Unterschied: Meine Tochter hat letzte Woche eine Klausur über Kant geschrieben. „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der Du gleichzeitig willst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“. Herr Roetzel, im Geheimen der Wahlkabine, denken Sie bitte daran. Ihre im Artikel „Schulen, Infrastruktur, ungleiche Vermögensverteilung“ zitierten Instanzen sind auch meine. Diese Instanzen werden von einer Stimme für Parteien wie die AfD nicht profitieren. Sie und ich, Europäer, Professoren/Anwälte, „Reiche“, würden sicherlich gewinnen, aber nicht der Arbeiter in Thüringen, der sie gewählt hat und unter dem aktuellen Mangel an Lehrkräften, Infrastrukturen leidet und über unsere finanziellen Ressourcen nicht verfügt. Oder der Migrant, der einem furchtbaren Leben von Gewalt und Armut entfliehen und seiner Familie einen Teil unserer Sicherheit anbieten will. Gegen diese Parteien zu stimmen, wird dann für uns beide zum kategorischen Imperativ (zit. Kant), Herr Roetzel. Jeder Schritt in die falsche Richtung ist ein kleines Sprungbrett für weitere Schritte in die gleiche Richtung. In den 1990er Jahren kursierte in Italien ein Witz: Man könne nur zwei von drei Dingen sein: intelligent, ehrlich oder Berlusconi-Wähler. Ergo waren diejenigen, die Berlusconi wählten, entweder nicht intelligent oder nicht ehrlich. Ich habe das Gefühl, dass wir heute weiterhin in der gleichen Situation sind und hoffe, Sie darüber überzeugt zu haben. Diskutieren wir es gerne in Ruhe, wir beide haben ein schönes Leben. Es ist daher unsere Verantwortung (Imperativ, kategorisch!), alles zu tun, damit es den anderen auch gut geht.
Tommaso Gori

Als langjährige ZEIT-Leserin bin ich zunehmend erstaunt, um nicht zu sagen entsetzt, dass und wie Sie immer häufiger über die Politik der Regierung berichten. Ihnen muss doch bewusst sein, dass Sie verstärkend und katalytisch wirken, wenn Sie den allgemeinen Tenor des Ampel-Bashings aufgreifen. Gleichzeitig geben Sie an anderer Stelle einem künftigen AfD-Wähler eine ganze Seite Raum, sodass er sich dort mit seinen verqueren Ansichten entfalten kann. Ein Mann, der auf Mallorca in seinem reichen Getto lebt, abseits der Welt, der Krisen, der Menschen, der Realität. Und von der Regierung eine All-inklusiv-sorglos-Politik verlangt, eine Vollkaskoversicherung für alle kritischen Weltlagen. Wie irregeleitet, abseitig und zynisch muss man sein, wenn man lächelnd damit drohen kann, der AfD, einer Partei von Demagogen, seine Stimme zu geben? Wenn Herr Roetzel und seine Frau künftig ihr Kreuz dort setzen, geschieht das nicht aus Protest, sondern aus einer Mischung aus Bequemlichkeit, Ignoranz und innerer Überzeugung: Doch anstatt sich selber für die Gesellschaft zu engagieren, flüchten sie sich in ihren mallorcinischen Elfenbeinturm und demonstrieren Macht mit gefährlicher Wählerstimme, ein pubertäres Spiel mit dem Feuer, ich find’s pervers. Indem aber die ZEIT solchen Menschen eine zwar sich selbst entblößende Stimme – noch zu ungefiltert – verleiht, setzt sie die Hemmschwelle herab und macht damit die AfD auch bei anderen gesellschaftsfähig und wählbar. Das ist fahrlässig und furchtbar zugleich, das ist unter Umständen Beihilfe zu Mord an der Demokratie.
Andrea Keil

Die Aussagen von Herrn Patrick Roetzel in dem Interview „Lasst sie mal machen“ kann ich nahezu zu 100% unterstützen. Wenn neue Parteien entstehen und diese dann immer mehr Wählerunterstützung bekommen, haben sich doch gesellschaftliche Entwicklungen vollzogen, die die „Altparteien“ ignoriert, nicht bearbeitet oder sogar zu verantworten haben. Insofern ist das Erstarken z.B. der AFD ein Indikator dafür, dass die bisherigen Regierungsparteien – SPD, CDU, FDP, Grüne – für etliche Bürger keine befriedigenden Antworten auf die veränderten gesellschaftlichen Probleme und Prozesse gefunden haben oder finden wollten. Insofern tragen doch diese Parteien primär die Verantwortung für das gesellschaftliche Klima, das sie nun gerade selbst beklagen.
Ingo Wilken

So wie Patrick Roetzel denken zur Zeit wohl viele Bürger dieses Landes, das ist auch meine Erfahrung im Freundes- und Bekanntenkreis. Gerade deshalb muss ich entschieden widersprechen. Die Versäumnisse der bisherigen Regierungen, so schwer sie auch seien, dürfen dennoch kein Grund sein, die AfD zu wählen, und schon gar nicht, um etablierte Politiker damit zum Nachdenken zu bewegen. Diese Partei will ja gerade unser System abschaffen, auf das Herr Roetzel doch auch vertrauen möchte. Wir dürfen sie eben nicht einfach mal machen lassen und ihr durch Wahl politische Gestaltungsmöglichkeiten verschaffen. Sind Menschen, die denken wie Herr Roetzel nur blauäugig oder bereitet Einigen der Gedanke an einen Umsturz wie 1933 gar einen wohligen Schauder?
Karl Lüftl

Mit Interesse habe ich den Artikel über das Gespräch mit Herrn Roetzel gelesen. Ich habe zwar keine Ferienwohnung auf Mallorca, würde mich aber dennoch der gehobenen Mittelschicht zurechnen. Gleichwohl stimme auch ich in fast allen Punkten mit Herrn Roetzel überein, was alles nicht in Deutschland funktioniert. Auch ich bin zum Teil wütend und frustriert über die aktuelle Regierungsarbeit, auch wenn es mir persönlich gut geht. Hierbei geht es um einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt, der zum einen die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, als auch die Teilhabe am Wohlstand für alle Menschen betrifft. Dennoch ist mein Fazit daraus nicht, anders wie bei Herrn Roetzel, aus Protest die AfD zu wählen. Gerade in der aktuellen Situation halte ich die Einstellung „Last sie mal machen“ für politisch brandgefährlich. Ich mag insoweit meine Hoffnung auf ein gemeinschaftliches Umdenken aller demokratischen Parteien noch nicht aufgeben und habe insoweit selber zahlreiche Bundespolitiker angeschrieben und zu einem gemeinschaftlichen Unterhaken jenseits von Parteiideologie aufgefordert. Vielleicht ist es naiv zu denken so Einfluss auf politische Prozesse zu nehmen. Wenn sich allerdings zahlreiche Wählerinnen und Wähler einem solchen Appell anschließen und aktiv würden, gäbe es möglicherweise doch die Möglichkeit zu einer gesellschaftspolitischen Einflussnahme. Ich denke jedenfalls, dies ist auf jeden Fall besser als die AfD zu wählen.
Arndt Kievelitz

Die im Artikel „ , Lasst sie mal machen’“, Die Zeit Nr 6 , porträtierten Personen stellen für mich den Gipfel der Verkommenheit dar. Sie können sich jeden Luxus leisten, sind aber nicht bereit, sich in irgendeiner Weise an einer gelebten Demokratie zu beteiligen. Stattdessen wird nur gemeckert über die Unfähigkeit der Politiker. Natürlich gibt es genügend Grund zum Meckern, aber die Wirklichkeit mit Klimawandel und Artensterben ist so kompliziert, dass es in einer Demokratie keine einfachen Lösungen gibt, schon gar nicht, wenn die Mehrheit der Menschen glaubt, keine persönlichen Einbußen hinnehmen zu müssen. Und überhaupt, Wahlen geben dem Wähler die Möglichkeit, auch Politiker abzuwählen, die dem Volk offensichtlich schaden. Im Fall Scheuer ist das nicht passiert, er ist trotz des erheblichen materiellen Schadens, den er für unser Land angerichtet hat, nicht zur Rechenschaft gezogen worden, sondern von den Wählern sogar mit einem Direktmandat belohnt worden. Eine Partei wie die AfD zu wählen, bedeutet die Demokratie mit Füßen zu treten. Das können sich nur Leute leisten, die sich sicher fühlen, auch noch in einer Diktatur oben mitzuschwimmen.
Thomas Schilling

Seit der letzten Ausgabe mit Ihrem Bericht über das Ehepaar, mit Ferienwohnung auf Mallorca, auf Seite 3, habe ich meine Zweifel ob ich weiter die ZEIT abonnieren soll.  Es steht für mich nicht im Verhältnis: über eine Million Menschen gehen auf die Straße und sogar Menschen, die noch nie auf einer Kundgebung waren gehen hin oder organisieren sogar so etwas. Das hat es noch nie gegeben.  Und dann dieser Bericht von einer Seite über diese nichtssagende, völlig verantwortungslose Reaktion von einem Anwalt und einer Zahnärztin…. das hat mich sehr befremdet.  Sie schreibe einen Bericht über Menschen, ehemalige FDP Wähler, die eine Einstellung haben, die AFD zu wählen ohne irgend eine Verantwortung für die Konsequenz dafür zu übernehmen. Das hat mich so verstört und befremdet, dass diese zwei Menschen so ein Gewicht bekommen.
Monika Hermann

Man nehme einen nachdenklichen, kälteempfindlichen Mann am Meer und seine erwähnte Ehefrau, die gern mal verklärt am Meer steht und schreibt dann einen Artikel auf Seite 3 der ZEIT um…Einblicke in die Seelenlage akademische WählerInnen zu gewinnen, die (völlig legal, wie vom väterlichen Freund salutiert!) AfD wählen? Was war denn das für eine Reportagerezept Frau Raether? Mir wurde beim Lesen leider übel. Herr Roetzel könnte vielleicht mal seinen Intellekt und seine Energie in konstruktive politische Arbeit stecken (ist vielleicht etwas anstrengender und ungemütlicher) und, ach ja, fast vergessen: gefällt dem Jurist denn wenigstens unsere Verfassung? Wenn ja, sollte er seine Wahlabsichten nochmals in steifer Brise überdenken! Tja, und vielleicht trauen sich nach diesem Artikel ja ein paar Intellektuelle mehr, ihr Kreuzchen (heimlich?)  bei der AfD zu machen, sozusagen als politische Gourmets, die auf den Geschmack gekommen sind…
Matthias Küchler

Eine ganze Seite für das Portrait eines gelangweilten Protestwählers, der „unserem System“ dann aber noch so weit vertraut, dass seine Wahlentscheidung im Fall der Fälle hoffentlich keine Nachteile für ihn und sein angenehmes Leben haben wird. Getoppt wird das nur noch durch das Bekenntnis der Gattin, was spontan aus Wut wegen zu langer Wartezeiten gewählt wurde (Kleiner Tipp: Wartezeiten lassen sich durch Briefwahl effektiv verkürzen). Ist eine Dienstreise nach Mallorca immer noch so verlockend, dass man solchen Leuten (und damit einer gewissen Partei) so viel Raum geben muss? „Ach Mensch“, das ist nicht schön, sondern so was von überflüssig.
Claudia Wagner

Ich habe lange überlegt, ob ich auf Ihren Artikel einen Leserbrief schreiben soll, da ich vermute, dass Sie viele Zuschriften bekommen werden. Aber der Satz „Lasst sie mal machen“ lässt mir keine Ruhe. Wenn die Mehrheit den demokratisch verfassten Rechtsstaat satt hat, kann man ihn zwar demokratisch abwählen. Man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben, dass er sich auf demokratischen Weg einfach wieder zurecht ruckeln lässt. Denn im Gegensatz zu Herrn Roetzel halte ich unser „System“ nicht für stabil genug, einem ernsthaften Angriff zu widerstehen. Denn es sind letztlich Menschen, die für dieses „System“ einstehen, oder eben nicht. So gesehen werde ich, und hoffentlich viele andere, den demokratisch verfassten Rechtsstaat für Herrn Roetzel verteidigen, wenn er selbst es nicht für notwendig hält. Gern geschehen.
Till Borchert

„Man kann sich kaum entscheiden, was schlimmer ist: Dass Frau Raether für einen dem Politikteil unwürdigen Artikel nach Mallorca fliegt und das Thema ohne große Einordnung und klar benannten Erkenntnisgewinn darstellt oder dass ein privilegierter, wohlhabender Mensch ohne Not ganz nonchalant und exklusiv auf Seite drei erklären darf, warum er die AfD wählen wird.  In Zeiten von Geheimtreffen, bei denen Pläne zu Massendeportationen geschmiedet werden und Landesverbänden der AfD als gesichert rechtsextrem gelten, ist eine Protestwahl nicht nur naiv, verantwortungslos und kurzsichtig, sondern vor allem brandgefährlich. Wer die AfD wählt, wählt rassistisch, verfassungs- und demokratiefeindlich und macht sich mitschuldig. Die Wahl mit jeder einzelnen Stimme entscheidet darüber, ob weiterhin alle Menschen respektiert, Gesetze und Verfassung geachtet und ob wir künftig in Freiheit und Würde zusammenleben werden. Diese kostbare Stimme darf niemals für eine reine Protestwahl verschenkt werden.“
Johanna Sturm

Ist es wirklich Ihr Ernst, einem gut betuchten Protestwähler (so ordnet er sich ja quasi selber ein), der aus dem Winterquartier auf Mallorca den deutschen Politikbetrieb abkanzelt, eine Bühne zu geben? Wollen Sie das Kreuz für die AfD legitimieren?  Der Informationsgehalt des Artikels geht gen null und übersieht m.E. den Ernst der Lage: Es gibt eine signifikante Anzahl von Leuten in Deutschland, die berechtigte Angst vor einem Erstarken der AfD haben und bereits jetzt Momente der persönlichen Bedrohung erleben müssen. Nicht zuletzt der Schaden, den die AfD Politik auf lange Zeit dem politischen, wirtschaftlichen und sozialen System zufügen würde. In diesem Kontext ist ein solcher Artikel gefährlich verharmlosend.
Kristin Hausotter


Leserbriefe zu „Vertrauensfrage“ von Holger Stark

Staatsraison adelt den guten Politiker, der partei- oder machtpolitisches Kalkül zurückstellt gegenüber den Erfordernissen des Gemeinwesens. Altkanzler Schröder war von diesem Kaliber. Er hat seine Agenda durchgesetzt als notwendiges arbeitsmarktpolitisches Korrektiv, um Deutschland aus der Talsohle herauszuführen im Bewusstsein, dass ihn das sein Amt kosten könnte. Zeugnis politischer Größe. Scholz ist Lichtjahre davon entfernt, sonst würde er den desaströsen Ansehensverlust seines Regierungsbündnisses mit der Vertrauensfrage verbinden. Selbst wenn danach ein Regierungswechsel ausbliebe, was wahrscheinlich ist, wäre es ein vernehmbares Signal gewissermaßen an die eigene Adresse.
Christoph Schönberger

Neuwahlen!! So schnell wie möglich!! Wie soll diese desorientierte, erratische, an der eigenen Gewissheit erstickende Rumpelkoalition Historisches leisten? Sie kann ja nicht einmal das ganz normale Tagesgeschäft im Sinne Deutschlands abarbeiten. Nein, diese Regierung ist fertig. Die “politische Elite“ wirft mit einer atemberaubenden Ignoranz der Wirklichkeit die deutsche Wirtschaftskraft in den Rinnstein. Deutschland wird weder die Welt und genauso wenig das Klima retten. Den deutschen Irrweg im Bereich der Klima- und Wirtschaftspolitik betrachtet die Welt mit einer Mischung aus Belustigung und Erstaunen. Die Politiker nehmen die Einwohner in Deutschland in Geiselhaft, um ihre absurden Vorstellungen von Fortschritt und Moral durchzusetzen und wundern sich über das Erstarken der AfD. In Deutschland realisieren wir die höchsten Strompreise in Europa und die Politik reibt sich verwundert die Augen über die Reaktionen darauf. Technologieoffenheit wird zum Schimpfwort. Ein realistischer Pfad der CO²-Reduzierung wird nicht angestrebt. Nehmen diese Politiker die normalen Bundesbürger überhaupt noch wahr? Es ist bedenklich, dass niemand diese politischen Geisterfahrer stoppen kann. Das Erwachen aus den realitätsfernen Träumen wird sehr wehtun. Herr Scholz, zeigen Sie endlich Rückgrat und stellen Sie die Vertrauensfrage. Ich als Bundesbürger, der Sie leider gewählt hat, könnte mich endlich einmal bei Ihnen bedanken.
Norbert Lietzau

Ja, der Dauerstreit innerhalb der Ampel nervt. Ob diese Koalition aus eigener Kraft noch „Historisches“ leisten kann, daran habe auch ich inzwischen meine Zweifel. Doch vorgezogene Neuwahlen würden zwar die miese Stimmung im Lande parlamentarisch abbilden, aber nur unter einer Bedingung zu zügigen Koalitionsverhandlungen führen: Die Union müsste den Stimmenanteil der AfD halbieren, die FDP deutlich über die Fünfprozenthürde klettern – dafür spricht im Moment eher wenig. Eine „große“ Koalition unter Merz mit einer deutlich dezimierten SPD ist den Genossen kaum zuzumuten, das Verhältnis zwischen Union und den Grünen auf Bundesebene derart zerrüttet, dass ein schwarz-grünes Bündnis wohl kaum in Betracht käme. Hätten wir es mit einem kompromissfähigen, geduldigen, emotional beherrschten, weniger auf Krawall gebürsteten und vor allem strategisch denkenden Oppositionsführer zu tun, würde dieser aus staatspolitischer Verantwortung der Ampel in wichtigen Fragen generös entgegenkommen – die Kanzlerschaft nach dem regulären Ende der Legislaturperiode dürfte ihm ohnehin kaum zu verwehren sein, schließlich ist eine Fortführung der Ampel nach dem nächsten Urnengang nur schwer vorstellbar. Er könnte das Verhältnis zu den Grünen zwischenzeitlich bereinigen, auf gehässige Verbal-Attacken gegenüber den Sozialdemokraten verzichten – und so stünden ihm im Herbst 2025mehrere Koalitions-Optionen offen. Doch Friedrich Merz ist eben Friedrich Merz und kein Daniel Günther – die narzisstische Befriedigung, die Ampel genüsslich vor sich herzutreiben, dominiert jeden möglichen konstruktiven Gedanken, sehr zum Schaden der liberalen Demokratie: die AfD wird´s freuen.
Rüdiger Paul

Meines Erachtens reichte es, wenn die Ampel als „zentrale Polit-Projekte“ die drängendsten Probleme ohne ständige öffentliche Streitereien anginge: Bekämpfung der Erderwärmung und des Artensterbens, Unterstützung der Ukraine bis zum Sieg und Verbesserung der Bundeswehr bis zur Einsatzbereitschaft, Bekämpfung von Extremismus und der Propaganda ausländischer Staaten in den sozialen Medien, Regelung der Migration, Bürokratieabbau, Bekämpfung der Wohnungsnot, Reform des Gesundheitswesens, Reform der Pflegeversicherung, Reform der Rentenversicherung usw. Wenn die Ampel diesbezüglich Problemlösungen ohne ständigen Streit und die damit verbundene Verunsicherung der Wähler*innen hinbekäme, würde sie wahrscheinlich auch wieder gewählt werden.
Ulrich Willmes

Auch wir haben wie viele politisch Interessierte Mitbürger-/innen uns die in den Nachrichten übermittelte Generaldebatten im Deutschen Bundestag am 31.01.2024 angesehen.
1. Wenn die Bürger-/innen diese Generalversammlung und Debatten sich mit diesen teilweisen heftigen Anschuldigungen sich angesehen / u. angehört haben, werden sie noch nachdenklicher zu dieser Politik ROT/GRÜN/GELB mit deren Haltung und Einstellung. Wie der Nachrichtensprecher der Tagesthemen Herr Ingo Zamperoni zutreffend sagte, von einer Selbstkritik und Einräumung von Fehlern war hier vom Bundeskanzler Olaf Scholz nichts mehr zu erkennen!
2. Eigentlich müsste man keine großen erklärenden Worte finden, denn alle Analysen, Zahlenauswertungen, Berichte u. Umfragen sprechen für sich, dass in dieser Ampelregierung etwas schief bisher gelaufen ist und weiterläuft. – 87 % also  die absolute Mehrheit der Bevölkerung haben kein Vertrauen mehr in diese Regierung mit einem Bundeskanzler Olaf Scholz. Und die Mehrheit hat auch für vorgezogene Neuwahlen gestimmt. – wenn man die Wirtschaftsleistung von 2019/2020 bis heute verfolgt mit der über nun zwei Jahre im Amt tätigen Ampelregierung ist sie noch Ende des Jahres 2023 bei einem Minus von 0,3 % gelandet. – die Erstarkung der AfD-Partei von 2019/2020 rückblickend mit 10 % im Bundesdurchschnitt, ist innerhalb dieser zwei Jahren Regierungsamtszeit der Ampelregierung nunmehr Ende 2023 nach allen Umfragen im Bundesdurchschnitt bei 22-23 % angekommen und liegt in einem SPD- geführten  Bundesland  Mecklenburg-Vorpommern erschreckender Weise bei 31 % und in den Bundesländern im Osten der Republik weit über 30 % liegt, spricht das doch dafür, dass die Bevölkerung sich dieser AfD-Partei der von ROT/GRÜN/GELB im wesentlichen leider verfolgten Wirtschafts-u. Bürgerabweisenden- ja Bürgerfeindlichen Politik  abgewandt  und sich der AfD-Partei  angenähert haben.
Die sehr nüchtern betrachtet den Bürger-/innen aufzeichnen was in dieser Regierung alles für eine versagte Politik betrieben wird. – Die außer Kontrolle laufenden Migration-/Asyl -Einwanderungspolitik der hohen Belastungen der zu zahlenden Sozialleistungen im Staatshaushalt. Und den Problemen mit denen sich mit diesen hohen Belastungen die Länder, Städte u. Kommunen überfordert fühlen. Und dabei auch die Bevölkerung in vieler Hinsicht verärgert.
3. Alle sollten sich hier von derart ungereimten, ungezähmten Worten hüten in einer solchen Generaldebatte. Fakt ist, der CDU-Parteivorsitzende Herr Friedrich Merz und die Union CDU/CSU hat bei diesen bestehenden Problemen vielfach dem Bundeskanzler und der Ampelregierung nachdem er das hinausgerufen hat einen Deutschland-Pakt zu bilden um die Probleme gemeinsam anzugehen und besser in den Griff zu bekommen eine Kooperation und Zusammenarbeit dieser Schwerpunkte angeboten. Nach einigen Anläufen ist das von der Ampelkoalitionsregierung und dem Bundeskanzler nicht wahrgenommen worden und im Ansatz abgewehrt worden. Dies hat letztlich zu dieser Verärgerung der Union weitergeführt und ist die Reaktion jetzt darauf sich nicht zum „Spielball“ machen zu lassen. Und vom Grundsatz jetzt die Zusammenarbeit abgelehnt, weil man eben mit diesen bestehenden Problemen der politischen Arbeit und Vorgehen anderer Meinung ist. Was die Mehrheit in der Bevölkerung auch nachvollziehen kann.
4.  Wenn der Bundeskanzler hier dagegenhält, dann sollte er sehr wohl überlegen was er hier sagt. Sonst steht die Glaubwürdigkeit voll in Frage!  Er war letztlich über vier Jahre im Kabinett der Vorgängerregierung von der Bundeskanzlerin a.D., Frau Dr. Angela Merkel als Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler. Wenn er heute den CDU-Parteivorsitzenden angreift und anschuldigt, was seine Regierung alles hier aufarbeiten muss, was die Vorgängerregierung alles liegen lassen und versäumt hat, so muss man an dieser Stelle deutlich machen war keiner dieser jetzt hier im Amt Sitzenden der CDU/CSU in der Vorgängerregierung. Und es ist schäbig als damaliges Regierungsmitglied u. Vizekanzler jetzt darüber herzuziehen. Dann hätte er in seiner Position einmal sein „Maul“ aufreißen müssen wo er, was anders und besser hat gesehen und damit tätig zu werden. Und hier dem CDU-Parteivorsitzenden Friedrich Merz vorzuwerfen u.a. und die Opposition CDU/CSU drückt sich vor der Verantwortung ist schon sehr merkwürdig und unverschämt! Hiermit in unsachlicher Form entgegen zuhalten nach den doch unverkennbaren richtigen Vorwürfen vom CDU-Parteivorsitzenden Merz an den Bundeskanzler und dieser Ampelkoalition, wirft kein gutes gefestigtes Bild auf einen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Aber es muss doch einmal angemerkt werden, dass die Vorgängerregierung der Bundeskanzlerin a.D. Merkel auch drei harte Krisen zu bewältigen hatte. Und trotzdem das Land im ruhigen Fahrwasser weitergeführt hat. Eine insgesamt hohe Zustimmung aus der Bevölkerung hatte und die Wirtschaftsleistung ausgezeichnete Ergebnisse hatte mit hohem Ansehen International auf der ganzen Welt. Das muss man einfach so klar und nüchtern analysieren und bewerten.
5. Das nunnun erkanntrd mit diesen Vorgehen der AfD-Partei im Innenleben sich doch immer mehr gegen die Demokratischen Werte stemmen und Rechtsextreme Ansichten in Teilen vertreten und jetzt die Menschen im Lande zu Tausenden auf die Straße gehen, demonstrieren u. protestieren gegen diesen Rechtsruck u. Demokratiegefährdung   muss man als toll und sehr gut zum jetzigen Zeitpunkt bewerten.  Aber auch dabei die Ursache dessen bewerten und nicht aus dem Blick verlieren. Es ist doch wie vorweg aufgezeichnet die erschreckende Erstarkung dieser AfD-Partei in den zurückliegenden zwei Jahren. Und ist der wesentliche Grund das viele Familien, Bürger-/innen sich der AfD-Partei angenähert haben und diese wählen, weil sie sich von dieser Regierung Scholz verlassen, verloren, belogen u. betrogen fühlen mit diesen hohen finanziellen Belastungen nicht mehr zurecht zu kommen. Und das aus Frust, Wut, aber auch vielfach mit der klar vor der AfD-Partei aufgezeichneten versagten Politik dieser Regierung wo man der AfD-Partei ja leider nicht widersprechen konnte /kann. Das diese Unzufriedenheit in der Bevölkerung, aber auch in der Wirtschaft, Landwirtschaft erkennbar besteht, lässt sich auch hier mit einer hoher Kritik und Protesten doch nicht bestreiten!
6. Auch sollte von allen Seiten auch vom Staatsoberhaupt, dem Bundespräsidenten, Herrn Dr. Frank-Walter Steinmeier sehr wohl in der Wortwahl überlegt werden sowie vieler Politiker, was hier alles gesagt wird auch zu dieser AfD-Partei. Es ist nicht gut jetzt hier derart loszulegen, wo man sich gestützt sieht mit diesen Protesten und Demonstrationen aus der Bevölkerung hier gleich global diese AfD-Partei als Rechtsextrem zu brandmarken. Oder wie der Bundespräsident sagt, dass man jetzt aufpassen muss, nicht in die Hände dieser „Rattenfänger“ zu gehen. Er damit letztlich die Bürger-/innen die aus welchen Gründen der versagten und allein gelassenen Politik von ROT/GRÜN/GELB auch immer und aus Gründen der versagten Politik eines Bundeskanzlers Olaf Scholz sich dorthin gezogen fühlen somit als „Ratten“ bezeichnet werden, können jetzt zu Märtyrer werden und der AfD-Partei weiter sich zugehörig fühlen und andere weiter hinziehen ! Natürlich sollte hier sehr wachsam und vor allem vom Bundesverfassungsschutz beobachtet und verfolgt werden, ob sich hier eine Rechtsextremität gesamt gesehen bildet und die Demokratie unterwandert und zerrüttet wird. Dann muss mit diesen klaren Beweisgrundlagen gehandelt werden und ein Parteiverbot u. Ausschlussverfahren eingeleitet werden. Und sollte, wie sich aktuell von der Bild-Zeitung berichtet wird, ein Russen-Spion bei der AfD sich eingeschlichen haben und angeblicher Berater eines AfD-Abgeordneten gespielt haben mit Anweisungen aus Moskau einen Hausausweis den Zugang zum Bundestag hatte, dann muss doch hier in der Tat jetzt von der Regierung und vom Deutschen Bundestag und Verfassungsschutz gehandelt werden. Nicht nachzuvollziehen ist, dass dieser Vorgang und in den bisherigen offensichtlichen Recherchen des Bundesverfassungsschutzes etc. nicht weiter gehandelt wurde, da der Fall schon seit Anfang bis Mitte 2023 bekannt sein muss. Denn das wäre doch dann der klare Beweis für Vaterlandsverrat etc.
Vertrauen wieder in der Bevölkerung zu gewinnen und überzeugen zu können, muss anders aussehen. Das Vorgehen in der Klima-/ Energiepolitik und diese Bevormundungen und Diktate und deren Maßnahmen und eine vertretbare Außenpolitik und Unterstützung darf nicht zu Lasten ausschließlich der eigenen Bevölkerung in dieser Form im Lande gehen. Die Menschen im Lande vermissen doch hier die fehlende Nähe der Regierung zu den Problemen. Und auch eine klare sozialgerechte Bekennung und angemessene Unterstützung und Entlastung bei allen dieser finanziellen Belastungen die auch mit der Inflationsratenentwicklungen auf die Bürger-/innen und Bürger mit den Preissteigerungen eingeströmt sind, aber auch bei diesen zu bewältigenden Krisenzeiten und Problemen.
R. Knapp

Die Regierung hat Fehler gemacht: Nicht, weil sie mit Umweltschutz ernst machen wollte. Sondern, weil sie mit Washington an einem Krieg teilnimmt, der allerdings nicht darauf gerichtet ist, das deutsche Wirtschaftsmodell zu erhalten, sondern es zu beenden. Indes: Durch das unablässige und durchaus wohlfeile Ampel-Bashing der ehedem Merkel-frommen Journaille werden Menschen in die Hände von Protestparteien getrieben. Denn ein Votum für die CDU kann vernünftigerweise niemand in Betracht ziehen, da sich das langjährige totale Versagen dieser Partei als Kernursache dafür erwiesen hat, dass das Land heute zerrüttet ist. Keine Regierung hätte diesen Scherbenhaufen in nur gut zwei Jahren reparieren können, zumal unter von Krisen geprägten Bedingungen und innerhalb einer nie da gewesenen Dreierkoalition. Die Ampel leistet auf diesem Hintergrund hervorragende Arbeit.
Andre Hempel

Ein hervorragender Artikel, der verdeutlicht, weshalb auch in gutsituierten Kreisen massive Zweifel an der Seriosität der ‚Parteien der Mitte‘ besteht – und welche Konsequenzen dies hat.
Thomas Cirsovius

Artikel 68 Grundgesetz (GG) Vertrauensfrage: (1) Findet ein Antrag des Bundeskanzlers, ihm das Vertrauen auszusprechen, nicht die Zustimmung der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages, so kann der Bundespräsident auf Vorschlag des Bundeskanzlers binnen einundzwanzig Tagen den Bundestag auflösen. Das Recht zur Auflösung erlischt, sobald der Bundestag mit der Mehrheit seiner Mitglieder einen anderen Bundeskanzler wählt. (2) Zwischen dem Antrage und der Abstimmung müssen achtundvierzig Stunden liegen. Der Bundeskanzler der Ampel soll theoretisch der Kanzler aller Bundesbürger sein, das gilt natürlich auch für den Bundespräsident, beiden gehören jedoch auch der SPD an. „Es stellt sich die Frage, ob das Grundgesetz verfassungswidrig ist“, diese bemerkenswerte und interessante Aussage kann jeder, so er auch will, selbst im „EULENSPIEGEL-Magazin“ 2/2024 (Seite 12) nachlesen!
Klaus P. Jaworek

Was die Regierung sich bisher im Jahr 2024 geleistet hat, innerhalb der eigenen Reihen, sucht seinesgleichen. Und alles coram publico: Beispiel=Habeck gegen Lindner. Lindner lehnt eine schuldenfinanziertes Sondervermögen Wirtschaft zur Entlastung von Firmen rundweg ab. Der Bundeskanzler arbeitet sich stattdessen an Merz ab. Das Mysterium der Führung bleibt ein offenes Geheimnis. Vielleicht schreibt er dem Robert und dem Christian mal wieder einen Brief? All diese vielen Kröten die die Bevölkerung, allein in diesem Jahr, schlucken mussten haben nunmehr das Ausmaß von Ochsenfröschen angenommen. Da im Froschteich, genannt Ampel, kein Wille erkennbar ist den Sumpf auszutrocknen, um Land in Sicht zu bekommen, erhebt sich die Frage nach anderen Fröschen und einem neuen Teich. Der Kanzler, als Froschkönig, kann lange warten, bis ein gezielter Wurf ihn zu einem Prinzen macht. Und wenn sie nicht weiter regieren, dauert die Opposition für einige dann wohl recht lange. Oder die politische Arbeit findet außerhalb des Parlamentes statt.
Felix Bicker

Ab und zu lese ich die Zeit und ich war über diese beiden Artikel doch sehr erstaunt bzw. verärgert. Vertrauensfrage: Dieses Verfassungs-Instrument ist eine hohe Hürde und hierbei würden auch die Ampel-Abgeordneten nicht mitspielen, da diese momentan um ihr Mandat fürchten müssten. Auch die Aussage, dass die CDU alleine mehr Prozent hat als die Ampel zusammen stimmt gemäß letzter Umfrage nicht. In früheren Regierungen hat es ebenso Streit gegeben (Gurkentruppe) und natürlich hat die Ampel Fehler gemacht, aber sie hat auch einiges auf den Weg gebracht und die jetzige Situation wäre eigentlich nicht nötig. Bei einem Verschuldungsgrad von etwas über 60 % des BIP könnte man durchaus die Schuldenbremse reformieren und versäumte Infrastruktur nachholen sowie den Klima-Transformationsprozess anschieben. Leider ist dazu die Opposition nicht bereit. Kleiner Hinweis: von 1969-2009 waren richtigerweise alle Investitionen keine Schulden, sondern Investitionskosten (SB wurde seinerzeit unter Strauß und Schiller reformiert). Wenn allerdings in einem schwierigen Umfeld wie jetzt alles aus dem laufenden Haushalt bezahlt werden muss (alleine die Ukraine-Hilfen summieren sich auf 17-20 Mrd p.a.), sind eben viele Bürger – Gruppen wg. Sparzwängen betroffen, was zu Unmut führt. Die destruktive Rolle der CDU wurde vom Autor überhaupt nicht beleuchtet, obwohl diese Partei im Fall von Neuwahlen auch einen Regierungspartner bräuchte und ihr dann die jetzige Schuldenbremse auf die Füße fällt.
Lasst sie mal machen: Auch akademische Grade schützen vor politischer Naivität nicht. Die Aufzählung, was alles in Deutschland nicht funktioniert, ist größtenteils der Merkel-Zeit zuzuschreiben (man war stolz auf die schwarze Null und hat trotz quasi null Zinsen nichts investiert in Bahn, Digitalisierung, Schulen, Brücken etc.) und für bestimmte Veränderungen braucht man eben auch eine politische Mehrheit, die aber in vielen fällen nicht gegeben ist. Verwundert hat mich, dass die Autorin die beiden reden lässt, ohne einmal nachzufragen, ob sie sich das Programm der AfD gut angeschaut haben (Dexit, Familien- und Sozialpolitik etc.). Da kann ich nur sagen: bitte keine Experimente!
Dietmar A. Angerer

In einem gebe ich Ihnen Recht:  Noch gefährlicher als der Extremismus am rechten Rand wäre die Resignation der Mitte, allerdings nicht nur Resignation (s.u.).   Aber ob diese wirklich vorwiegend von der „Ampel der Aversionen“ heruntergezogen wird oder droht heruntergezogen zu werden, scheint mir zweifelhaft, ebenso, ob Neuwahlen derzeit eine bessere oder konsistentere oder harmonischere Politik ergeben würden.  Was kann man unter so widrigen Umständen wie den mehrfachen gegenwärtigen Krisen und nach dem Verfassungsgerichts-Urteil erwarten von einer Koalition, in die die Wahlbürger samt Abneigung gegen weitere Schwarz-Rot-Koalition  die absoluten Gegensätze der Prioritäten und Klientele quasi hineingezwungen haben, die allesamt  wie auch die jetzige Opposition viel mehr versprochen haben als sie spätestens jetzt noch halten können,  vielleicht auch, als sie überhaupt halten konnten angesichts aller Dilemmata und Kreisquadraturen.  Aber was wäre denn von irgendeiner anderen Koalition zu erwarten?  Schwarz-Rot?  Die Stillstände damals incl. Vernachlässigungen von Klima und Infrastruktur zugunsten von Wahlgeschenken und Steuer-Stabilität sind bekannt.  Schwarz-Blau?  Da gruselt es wohl sogar die meisten Unionisten.  Schwarz-Gelb?  Erstens sehr unwahrscheinlich möglich, und zweitens wäre dann noch mehr Stillstand und Vernachlässigung der Zukunft zu befürchten als bei der „Gro-Ko“, die jetzt gar nicht mehr so groß wäre.  Schwarz-Grün?  Lief in SH bisher ja gut, besser als die meisten anderen Koa.-Regierungen, aber dank einem Ministerpräsidenten, der so völlig anders ist als es von Herrn Merz oder Herrn Söder zu erwarten wäre.  Mit diesen Herren ist wohl eher eine Entscheidung wie von Herrn Rein in Hessen zu erwarten, und andernfalls ebensolche Konflikte wie zwischen Gelb und Grün jetzt.
Dazu kommen die ganzen Erwartungen und Anspruchshaltungen der meisten Bürger, vielfach sogar Medienschaffenden, die auch von den politisch kandidierenden und streitenden regelmäßig hofiert werden, mit dem Versuch glauben zu machen, dass sie oder ihre Partei in Regierung das alles befriedigen könnte, egal was Tarifparteien oder andere tun und lassen.  Bei diesen Erwartungen oder gar „Zielen“, die oft wie „Versprechen“ erscheinen, kann  jede Regierung fast nur „versagen“,  denn von wem wollte man die „Quadratur der Kreise“  erwarten nach dem Motto:  „Egal welche Krisen wir gleichzeitig haben,  eine Regierung oder der Staat hat gefälligst zu ermöglichen,  dass gutes Klima, militärische Sicherheit, Frieden, bezahlbarer Wohnraum für alle und schließlich stabile, gar weiter verbesserte Renten,  Sprachschulung, Qualifikation, Unterbringung und Ausbildung für alle ankommenden Flüchtlinge,   gut bezahlte Arbeitsplätze, bessere Bildung, bessere Digitalisierung  etc. alle geschaffen werden, ohne irgendjemand incl. der Tarifpartner  irgendetwas abzuverlangen,  sondern zu ermöglichen, dass alles geschafft wird bei immer weniger Wochenarbeitszeit und immer mehr Gehalt und Rente, deren Eintrittsalter keinesfalls weiter erhöht werden darf, auch nicht bei gesunden und rüstigen,  die in ihrem Job noch könnten“.
Nein, nicht nur dem Kanzler droht  das Regieren zu entgleiten, und nicht nur mit „notorischer Streiterei“ wird der AFD weiter „Luft zugefächelt, sondern durch jede Politik,  die (zu viel) verspricht, diese ganzen Erwartungen zu erfüllen,  wie der zauberkräftige Geist aus der Märchenflasche.  In einer kürzlichen Talk-Show von May-Britt Illner am 1.2.  äußerte eine Politologie-Expertin, ich glaube sie hieß Ursula Schröder, sinngemäß, dass viele, vielleicht die meisten Bürger, längst erkannt haben,  dass wirkliche und nachhaltige Fortschritte und Zukunftssicherung trotz all der Krisen  mehr erfordern als eine noch so gute Politik,  vor allem mehr Ehrlichkeit, Realismus bis hin zu mehr „Belastungen“ vieler, allerdings so gerecht wie möglich verteilt, ohne Sonderopfer nur für einzelne Gruppen.   Die Bürger seien inzwischen reif und empfangsbereit für „Erwachsenen-Ansprachen“,  dass letztlich alle ihr Teil beitragen müssen, nicht nur der „Staat“ oder die wenigen Regierungsmitglieder.
Außer um unsere Landtage, Europa und die atlantischen Beziehungen geht es ja auch um „den Planeten“, bzw die Zukunft aller seiner Bewohner incl. der menschlichen.   An der Mitverantwortung aller incl. mehr Ehrlichkeit und Realismus müssen wir alle arbeiten, die Politik, die Bürger und Zeitungsleser, die Medienschaffenden, die Tarifpartner etc. etc. Auf Dauer wird unsere Demokratie und unsere Zukunft erst dann zu retten sein, wenn ihre Befürworter sie nicht nur mit Lippenbekenntnissen redend und demonstrierend propagieren, sondern auch wirkliche Mitverantwortung übernehmen, auch — mehr — dafür zu arbeiten und zu bezahlen.  Diese Mitverantwortung braucht jedes Gemeinwesen und auch jede Demokratie; sie brauchen mehr als nur Fordern und Beschlüsse, so demokratisch sie auch motiviert sein mögen.  Und für solch einen Bewusstseins- und Kulturwandel braucht es, wenn überhaupt möglich, deutlich mehr Zeit als für eine Vertrauensfrage.
Peter Selmke

Aha, da „rumpelt“ er also, der Habeck und schadet der Regierung. Aber was soll er denn sonst tun angesichts dieses Koalitionspartners, der ihm aus Profilierungsgründen ständig Knüppel zwischen die Beine wirft. Der Wirtschafts- und Klimaschutzminister hat in diesen Zeiten der Umbrüche die schwerste Aufgabe im Kabinett und arbeitet sehr hart bis zur Selbstaufgabe daran. Dass das nicht widerspruchs- und fehlerfrei passiert, ist eine Sache. Eine andere, dass er dann auch noch den Kopf hinhalten muss für die untaugliche Politik eines Christian Lindner, der als Finanzminister unbeirrbar an seinen Dogmen festhält und damit den sozialen Frieden und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gefährdet. Kann man da nicht verstehen, dass Habeck auch mal öffentlich rauslässt, woran die Ampelpolitik wirklich krankt? Das Problem scheint mir doch eher, dass die Grünen-Minister schon zu viel des Schlechten akzeptiert, vor der Öffentlichkeit sogar verteidigt und damit ihre eigene Glaubwürdigkeit gefährdet haben. Im Übrigen dürfte Habeck mit den Politikern, „für die ihre eigene Popularität das Wichtigste ist“, mindestens genauso die führenden Vertreter der Union gemeint haben.
Wolfram Bieber

„Bloß die Angst vor dem Machtverlust hält die Regierung noch am Leben…“ Diese Form von Regierung-Bashing ist Ihrer Zeitung nicht würdig und schon gar nicht auf der Titelseite. Man kann die Endzeit auch herbeischreiben und so der Politikverdrossenheit Vorschub leisten bzw. der AfD Wähler zutreiben. Vielleicht ist es ja eher Verantwortungsgefühl für Land und Bürger, was die regierenden Politikerinnen und Politiker davon abhält, die Koalition platzen zu lassen. Gegenwärtig dürfte eine neue Regierungsbildung unter demokratischen Parteien nochmals schwieriger werden und ein Besser ist dabei keineswegs zu erwarten. Dringende Aufgaben und Entscheidungen würden aufgeschoben, aber nicht gelöst werden. Das können wir uns nicht leisten – jetzt wo es zutreffend innenpolitisch um viel und außenpolitisch um alles geht. Ich bin dankbar, dass die regierenden Personen trotz aller Beschimpfungen und Streitereien nicht alles hinschmeißen und sich auf ihren Pensionsbezügen bequem machen bzw. lukrativere Jobs in der Wirtschaft annehmen. Ja, die Koalition streitet viel und oftmals wenig konstruktiv. Ja, auch mich nervt das und mit manchen Ergebnissen bin keineswegs einverstanden. Aber wie stellte schon Helmut Schmidt fest: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Es braucht den Streit um die beste Lösung. Diese Absicht kann ich den Regierenden überwiegend nicht in Abrede stellen. Herr Stark quengelt, dass der „Fortschrittskoalition“ die überwölbende Erzählung abhandengekommen sei. Hallo, im September 2021 war die Welt noch eine andere!
Petra Wagner

Wim, Wumm und Wendelin waren drei richtig seriöse und bodenständige Kerle! Zumindest im Vergleich zu Christian, Olaf und Robert! Und sie haben im Vergleich zum „Trio infernale“ der Ampel auch kaum gestritten, oder? Aber was so eine richtige Männerfeindschaft ist, die muss gepflegt und täglich neu gelebt werden! Das klingt dann wie früher im Kindergarten: „Tante Germania, der Christian hat mir gerade mein Sondervermögen weggenommen!“ Aber was machen da eigentlich die vielen Frauen in der Regierung, wenn sich die „drei von der Zankstelle“ wieder mal zoffen? Sind die nur Dekoration oder zum Kaffee kochen da? Ach nein! Die verteilen ja das vom Bundesbürger hart erarbeitete Steuergeld in der ganzen Welt: hier etwas für Antisemiten im Kulturbetrieb? Da – direkt oder indirekt – Geld für die Faschisten der Hamas in Gaza? Und dort Geld für die organisierte Kriminalität (Nigeria-Connection?) in Afrika, oder? Der Weltuntergang mag vielleicht noch fern sein, der Untergang der BRD aber schon ganz schön nahe! Da hilft nur noch beten: Herr, erlöse uns von dem Übel! Ja, das irdische Leben ist ein Jammertal! Aber auch ein Tal hat ein Ende! Also: Schalte die Ampel ab! Bitte, sofort!
Wolfgang Daub


 

Leserbriefe zum Titelthema „Als die Welt eine andere wurde“ „Der Tag, der nicht enden will“ von Kai Biermann et al.

Zum verabscheuungswürdigen und bestialischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Teile der israelischen Bevölkerung und den darauf folgenden Verteidigungsangriff der Israelis auf den Gazastreifen mit zu vielen Toten auf beiden Seiten fehlen mir die Worte. Antworten und Lösungsvorschläge zur aktuellen Befriedung dieses seit Jahren schwelenden Konfliktes sind für mich, zum jetzigen Zeitpunkt, nahezu unmöglich zu geben. Es ist ein unmögliches, großes Dilemma die militärischen Fakten und die menschlichen Dramen, wie bei jedem Krieg, zu bewerten. Dass es mit einer derartigen „Hamas Terrororganisation & Regierung“ wie bisher so nicht weitergehen kann, scheint allerdings auch unstrittig zu sein.
Markus Rupp

Besten Dank für profunde Recherche und die plastische Darstellung der furchtbaren Geschehnisse in Israel am 7. Oktober 2023! Wir fühlen uns selbst betroffen durch die Verluste israelischer Freunde und deren Kinder im Kibbuz Be’eri – das ist kein Krieg, der sich in fernen Ländern abspielt. Unsere (der dortigen Regierungskoalition sehr kritisch gegenüberstehenden) israelischen Freunde berichten, ein entscheidender Faktor für die Wirkung und für das Durchkommen dieser Angriffe sei der Umstand gewesen, dass die Regierung Netanjahu die für die Sicherung der Grenze zum Gazastreifen abgestellte Division in dem entscheidenden Zeitraum von dort abgezogen habe, um die Siedlungen im Westjordanland zu schützen, der Netanjahu Priorität eingeräumt habe. Ich bin erstaunt, im Dossier der ZEIT dazu keine Erwähnung zu finden. Handelt es sich um eine Falschmeldung, oder gibt es Hinweise in dieser Richtung? Die Politik Netanjahus, der sich schon lange als ein Unglück für sein Land erwiesen hat, ist offensichtlich auf ganzer Linie gescheitert. Jede historische Erfahrung lehrt, dass eine Politik scheitern und ins Verderben führen wird, die auf eine dauerhafte, unüberwindbare militärische Überlegenheit setzt, die meint, daraufhin auf jede Annäherung an die Nachbarn verzichten zu können, die schließlich auf eine absolute Sicherheit setzt. Die Israeli haben ausgezeichnete Historiker, Politologen und Militärtheoretiker, die das wissen, aber einen Regierungschef, der es nicht begreift. Jedermann wusste, dass der 50. Jahrestag des für das kollektiven Ego der arabischen Länder so wichtigen Yom Kippur-Krieges von 1973 nicht ereignislos bleiben konnte. Das Versagen der gegenwärtigen israelischen Regierungskoalition ist ein Desaster, eine Katastrophe. Und eine große Sorge für die Freunde Israels.
Friedrich Wolf

Wirklich ein sehr gut recherchierter Artikel. Er hat in mir einiges ausgelöst, da meine Frau und ich an diesem Tag in Tel Aviv waren. Wir hatten sehr lange geplant, um zwei Wochen Urlaub in Israel zu machen und an diesem Samstag war die erste Woche bereits vorbei. Mir wird die Erinnerung an den Beginn des Angriffs gegen 6:30 am frühen Morgen sicherlich noch lange erhalten bleiben. Auch die bangen Stunden in Todesangst und Ungewissheit mitten in einem Kriegsgebiet, von denen ich nicht annahm, ich würde sie jemals erleben. Wir hatten absolutes Idiotenglück und kamen am 09.02. mit einem Flieger über Istanbul aus Israel weg, aber leider sind wir beide seither mit einer posttraumatischen Belastungsstörung krankgeschrieben und in Behandlung. Ich hatte noch versucht im November wieder arbeiten zu gehen, da ich erst im August eine neue Stelle angefangen hatte und Bedenken hatte wegen der Probezeit, war aber nach zwei Wochen nicht mehr in der Lage weiterzumachen und erneut für anderthalb Wochen zuhause. Als ich dann wiederkam, war es bereits Anfang Dezember und mir wurde gekündigt. Zwei Wochen vor Weihnachten zu Ende Dezember. Die offiziell angegebenen Gründe waren reiner Blödsinn und auf Nachfrage wurde vehement abgestritten, es hätte mit der Krankschreibung zu tun …Hier sitze ich nun mit meiner Enttäuschung und meiner PTBS und würde euch am liebsten bitten einen Artikel über empathiebefreite Vorgesetzte und Firmen zu schreiben, aber was brächte mir das …
Uwe Mathon

Ich frage mich, ob das noch als Journalismus bezeichnet werden kann, Israel wird sein Ziel, Vertreibung der Palästinenser, erreichen, aber gut, es tut nur das, was fast alle Staaten auf diesem Planeten schon getan haben.
Brigitte Faber

Ein gewagtes Dossier, in dem der Blick auf den 7. Oktober nicht durch die Opferperspektive und nicht durch ein berührend-aufrüttelnd gezeichnetes Bild der furchtbaren Gräueltaten der Terroristen bestimmt ist. Details des 7. Oktober werden präsentiert, ohne die Details der extremen Brutalität der Terroristen auszubreiten. Zugleich bleibt durch die Fokussierung auf den „Tag, der nicht enden will“ die Betrachtung von Art und Maß der israelischen Reaktion außen vor. Ein mutiges Dossier, das in der inzwischen größeren Distanz zum 7. Oktober Erkenntnisse über das Geschehen in einem geweiteten Horizont präsentiert. Dabei geht das Dossier das Risiko ein, als Relativierung der Gräueltaten oder als Infragestellung der Legitimität der israelischen Reaktion missverstanden zu werden. Es geht auch das Risiko eines Beifalls von der falschen Seite ein, wo in der sachlichen und neutralen Darstellung die Terroraktion der Hamas als großer Erfolg erscheint und das so umfassende Versagen Israels sichtbar wird (war der Satz nötig, dass um 6.39 Uhr die Sonne über dem Gazastreifen aufging?). Ein unbedingt notwendiges Dossier in einer Zeit, in der sich die Narrative immer weiter von der Realität lösen, um für jeweilige Ziele besser nutzbar zu sein. Eine sehr wertvolle Recherche. Allerdings: Auch wenn bei den Lesenden immer ein Vorverständnis vorausgesetzt werden kann und muss (hier die Kenntnisse über die Gräueltaten und die Folgen für die Palästinenser im Gazastreifen) wäre bei der hohen Sensibilität der Thematik zum Einstieg eine Art Präambel hilfreich gewesen.
Reinhard Koine

In der Zeit Nr. 6 berichten Sie über die Geschehnisse am 7.Oktober 2023 in Israel. Bei Ihren Recherchen trafen Sie auf Ungereimtheiten. Wie konnte der Mossad, der mit der bestunterrichtete Geheimdienst weltweit, mit den ihm bestens bekannten Vorbereitungen des Hamas so umgehen, wie geschehen? Warum hat die am besten aufgestellte Armee im Nahen Osten in das Geschehen zunächst nicht wirklich eingegriffen? Gegen 6.20 Uhr begann der Angriff auf das Kibbuz Nahal Os. Um 6.30 Uhr ertönten dort die Sirenen. Ein Verantwortlicher, schreiben Sie, informierte Polizei und Armee. Natürlich wird er es unverzüglich getan haben. „Wo ist die Armee“, fragt dort jemand in der Früh. Bei der Größe Israels brauchen Armeehubschrauber Minuten, um das Kibbuz zu erreichen.  Der erste kam nach 5 Stunden! Um 13.30 Uhr (!) kamen die ersten Soldaten. Stattdessen halfen Privatleute, so der Benzinhändler Davidian. Sie retteten „rund 750 Menschen“. Sie schreiben, eine staatliche Untersuchung dieser unglaublichen Dinge habe bisher nicht stattgefunden! Ist der Grund für all dies, dass man einen begrenzten Angriff der Hamas taktisch in Kauf nahm, ergab er ja eine wirkliche Legitimation der Armee, zum Staatsschutz in den Gazastreifen einzudringen. Und wer soll die dortigen wirklich massiven Zerstörungen beseitigen und das Gebiet wieder bewohnbar machen? Die Palästinenser können es nicht. Und wer glaubt wirklich an einen Rückzug Israels aus Gaza? Er würde die von dort kommende Gefahr doch erneut herstellen, ja er würde sie nach Stand der Dinge potenzieren.
Dr. Rolf Reitis

Der Terroranschlag am 7.Oktober 2023 war ein Markstein in der Geschichte, der niemals vergessen werden darf. Ein Akt der Barbarei, der ganz Israel traumatisiert hat. Die Hamas wurde ganz offensichtlich unterschätzt, und das nicht nur von der israelischen Regierung. Einer Regierung, die allzu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Die bestialischen Gräueltaten an unschuldigen Zivilisten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier keine „einfachen“ islamistische Terroristen am Werk waren, sondern gut ausgebildete, gut ausgerüstete und organisierte „Soldaten des Terrors“, die einem jahrelang ausgearbeiteten Plan folgten. Das macht sie umso gefährlicher. Am 7.Oktober 2023 sollte der Anfang zu Israels Vernichtung gemacht werden. Dass Israel sich mit allen Mitteln wehren würde, war auch der Hamas klar, alles planmäßig. Jetzt fällt die israelische Reaktion heftiger und zerstörerischer aus als je zuvor. Ich billige Benjamin Netanjahus Regierung und seine Kriegsführung keinesfalls. Seine Politik trägt zum Unfrieden im Nahen Osten bei. Klar ist aber, dass die Hamas und Ihre Unterstützer wie die Hisbollah oder der Iran den Menschen im Gazastreifen und im Nahen Osten nur Tod und Leid bescheren können. Mein Mitgefühl gilt den Menschen in Palästina genauso wie den Menschen in Israel, sie alle müssen um ihre Heimat bangen. Der weltweit aufkeimende und unverhohlen zelebrierte Antisemitismus ist erschütternd. Ich hätte nicht gedacht, dass gerade in Deutschland so etwas wieder möglich ist.
Regina Stock

Ich habe der Zeit zu danken, dass sie, selbst zu einer erschütternden Aktualität, den Abstand hält, der die Nerven Ihrer Leser schont.  So war der Bericht vom 7 Oktober am 1. Januar in Ruhe zu lesen. Und auch in Gaza ist in einem Monat alles vorbei. Dann ist es ja nur noch Geschichte .
Louis Hay

ES IST GENUG !!!! Die Bilder und Nachrichten, die uns aus Gaza erreichen sind schrecklich. Fuer uns sind es nur Bilder und Nachrichten, nicht jedoch fuer die Menschen in Gaza, die das Leid, den Tod, den Hunger tagtaeglich ertragen muessen. Israel hat sicher das Recht, die Terroristen vom 0ktober zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen. Es hat jedoch nicht das Recht, Terror mit Terror an der Bevoelkerung zu vergelten.  Das Land hat natuerlich – wie jedes Land – das Recht sich zu verteidigen. Doch der Oktoberanschlag, so verdammenswert er auch war, der jedoch – wie es der Generalsekretaer der UNO auf den Punkt brachte – nicht in einem Vakuum stattgefunden hat, hat trotz anderer Beteuerungen, in keiner Weise das hochgeruestete Israel bedroht. Die Drohung der Gegner Israels, das Land zu zerstoeren ist doch (noch) reine Rhetorik; sie wird von Israel schamlos aufgebauscht, um jeglichen Kompromiss, der zu einem dauerhaften Frieden  fuehrt, bereits im Ansatz zu unterdruecken.  Dieses Israel verdient weder unsere Sympathie noch unsere Unterstuetzung.
Dieter Neuner

Vielen Dank für die außerordentlich genaue Berichterstattung über die Gräuel am 7. Oktober. Ich hoffe, dass Sie bald ebenso detailliert über die darauf folgenden Gräueltaten der Israelis im Gazastreifen berichten! Bisher sind Sie leider darauf so gut wie gar nicht eingegangen. Ihr Motto ist aber doch auch: Schreiben, was ist! Oder?
Josef Ahlers

In Zeiten des europäischen Rechtsrutsches ist die Berichterstattung der ZEIT wertvoll. Seit Jahren klagen wir um das schwindende Vertrauen in Staat und Institutionen. Umso mehr bedauere ich die enttäuschende Berichterstattung der ZEIT in Bezug auf den Krieg im Gaza-Streifen. Im vergangenen Monat hat Südafrika die Klage gegen Israel am Internationalen Gerichtshof eingereicht. Nun wird geprüft, ob Israel mit Absicht zum Völkermord gegen die palästinensische Bevölkerung in Gaza vorgeht. Leider zeichnet die einseitig geprägte Berichtskulisse der ZEIT ein ernüchterndes Bild der Medieninstitutionen. Die Beweislage seitens Südafrika ist substantiell. Die Kläger berufen sich unter anderem auf Äußerungen der israelischen Regierung, die Absicht zur Auslöschung der palästinensischen Bevölkerung zeigen. Sie erinnern sich an die Aussage Netanyahus, als er die Palästinenser als ‘Kinder der Dunkelheit’ beschrieb. Ich befürchte, um sich von den grauenvollen Geschehnissen seiner Vergangenheit zu distanzieren, findet sich Deutschland nun erneut auf der Seite des Vollstreckers wieder. Dies ist nicht nur ironisch, es zeigt auch, dass Deutschland in gewisser Hinsicht in der Aufarbeitung der Vergangenheit versagt hat. Denn dieses Volk sollte wissen, dass jede Gesellschaft zu Grausamkeit fähig ist. Ich fände es wertvoll, wenn wir auch eine schicke Grafik zu den zivilen Todesopfer in Gaza sehen können. Leider wird es dort nicht möglich sein, jede:r Einzelne mit einem kleinen roten Strich zu repräsentieren.
Linn Spitz

In der Nacht vom 2. auf 3. Februar 2024 habe ich den erschütternden Bericht im Dossier gelesen. Um es gleich klarzustellen: Ich will in keiner Weise die Aktionen der Hamas rechtfertigen, sondern will auf den Weg hinweisen, der zu solchen Gräueltaten führte. Seit Jahrzehnten werden in Israel die Palästinenser zweitrangig behandelt, die arabischstämmigen israelischen Staatsbürger sind nicht mit allen Rechten ausgestattet. Im Westjordanland werden Palästinenser von radikalen Siedlern verdrängt oder erschossen mit Duldung oder sogar Ermunterung durch den Staat vor den Augen der Welt. Wenn ein Israeli diese Politik kritisiert, kommt keiner auf die Idee, es sei Antisemitismus, bei uns wird schnell Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichgesetzt. Ich vermisse in unseren Medien, leider auch in der ZEIT, eine klare Trennung. Ich vermisse auch eine klare Nennung terroristischer Verhaltensweisen Israels, die nicht nur im Gaza Krieg, sondern schon jahrzehntelang vorher oft geübte israelische Praxis war. Man darf nicht nur die aktuellen Handlungen sehen, sondern muss den Weg betrachten, auf dem dies gedeihen konnte. Ich wäre froh, wenn man in der ZEIT mehr die Hintergründe würdigen würde und die Israel Kritik zu Wort kommen ließ und auch den Bemühungen um eine Verständigung mehr Platz einräumen würde. Leider wird überall in der Politik und den Medien Vergeltung und Gewalt sehr großgeschrieben, Bemühungen um Ausgleich und Versöhnung – die es durchaus gibt – allenfalls mal am Rande erwähnt.
Eugen Vogt

Der Überfall der Hamas bei dem 1200 Menschen getötet wurden und 250 verschleppt wurden, ist ein aufwühlendes Thema. Dies auch angesichts der Brutalität des Angriffs aber auch angesichts der Fehler auf israelischer Seite. Das weckt Erinnerungen an die brutalen Schilderungen von Mathias Claudius in seinem Kriegslied. „’S ist leider Krieg – und ich begehre, nicht schuld daran zu sein“ lässt er im Kriegslied einen am Krieg beteiligten Fürsten beklagen. Das Lied passt auf jeden Krieg. Nicht nur die Gräueltaten auch die Schuldfrage muss ein wichtiges Thema sein. Daher ist es auch wichtig festzustellen, dass die Brutalität des Überfalls nicht die tiefere Ursache des Krieges ist. Die tiefere Ursache ist, dass dieser Überfall eine Kriegserklärung der Hamas an Israel ist. Die Erklärung eines Kriegs mit dem Ziel die israelische Bevölkerung zu vertreiben oder zu vernichten. Die Hamas hat aus diesem Ziel nie einen Hehl gemacht und die Bevölkerung im Gazastreifen war über dieses Ziel informiert. Das Kriegsziel Israels ist hingegen nicht die Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen. Ebenso wenig wie der Bau der Mauer nicht das Ziel hatte, die Palästinenser im Gazastreifen einzusperren. Das Ziel des Krieges ist, die Existenz Israels zu sichern. Das Ziel der Mauer ist, zu verhindern, dass regelmäßige Bomben und Sprengstoffgürtel in Bussen und Restaurants explodieren.
Angesichts der dramatischen Situation im Gazastreifen ist nicht zu erwarten, dass die dortige Bevölkerung durch das Schicksal der Opfer vom 7.11. vorrangig berührt wird. Für sie sind Fragen wichtiger, die das aktuelle Überleben betreffen und dann die Frage wie es auf längere Sicht weiter gehen kann. Eine Ursache für die Akzeptanz der Hamas ist, dass die Situation im Gazastreifen schon vor dem 7.11. dank der hohen Überbevölkerung schlimm war und die Zukunftsaussichten waren schon damals noch schlimmer. Dies wegen der hohen Geburtenrate von 3.5. Nach 2 Generationen gäbe das beim Bevölkerungswachstum den Faktor 3 (1.75*1.75=3.06) und nach 4 Generationen den Faktor 9. Aus 2 Millionen Menschen würden ca. um das Jahr 2100 18 Millionen. Dabei sind die lokalen Wirtschaftserträge so gering, dass 1.2 Millionen Menschen auf Ernährung durch die UNRWA angewiesen sind. Kürzlich wurde bekannt, dass die Geburtenrate in Italien auf 1.25 gesunken ist. Das gibt nach zwei Generationen den Faktor 0.56 (0.75*0.75=0.56) und fast ein Halbieren nach 2 Generationen. Die Mittel, die die Regierung Meloni zur Verbesserung vorsieht, dürften da nicht viel bewirken. Im Bericht geht es auch um eine Ursache. Beschrieben wird die Armut von Familien, die auf den Erhalt von unverkauften Lebensmitteln aus Supermärkten angewiesen sind. Ein Beispiel für eine gegenteilige Situation liefert der Gazastreifen. Für die beiden unterschiedlichen Entwicklungen gibt es weltweit ähnliche Beispiele. Dieser Vergleich ergibt ein widersprüchliches Bild. In Italien reduziert Armut die Geburtenrate. Im Gazastreifen erhöht sie die Geburtenrate. Das ergibt Zielkonflikte zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt. Die notwendigen Folgerungen aus solchen Zielkonflikten werden übrigens auch in der Migration-Frage sichtbar. Hier Lösungen zu finden, ist nicht nur für den Frieden im Nahen Osten unabdingbar, sonder auch, um eine sanfte Landung aus dem exponentiellen Wachstum von Kopfzahl und Konsum der Menschheit zu finden.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Über Demonstrationen und die Frage, wie man ein neues 1933 verhindert“ von Harald Martenstein, Autor im ZEIT Magazin

Freiheit und Menschenrechte, das finde ich gut.  Für den Nahostkonflikt heißt das für mich erstens: unbedingtes Existenzrecht für Israel einschließlich der uneingeschränkten Solidarität gegen jegliche Form des Terrorismus.  Und zweitens: kein Existenzrecht für den völkerrechtswidrigen Siedlungsbau im Westjordanland. Aus eigenen Kräften kann Israel weder den Terror besiegen noch die Siedlungen zurückgeben. Die internationale Gemeinschaft sollte bei beiden Aufgaben behilflich sein. Die Rückgabe der Siedlungen wäre kein Erfolg der Hamas, sondern eine Maßnahme im ureigensten Interesse des Staates Israel.
Christian Voll

Danke, danke, danke, Herr Martenstein, Sie bringen es (mal wieder) auf den Punkt! Ich habe keinerlei Sympathien für die AfD. Aber interessant ist gleichwohl mit welchen Doppelstandards vielfach bei der Berichterstattung gearbeitet wurde:
1. Kinder wurden auf den Demos instrumentalisiert, Plakate hochzuhalten, die sie noch gar nicht lesen oder gar verstehen können. Man stelle sich vor, AFDler ließen ihre Handzettel von Kleinkindern verteilen! – Kein Problem, solange es der „richtigen“ Sache dient.
2. Die halbe Stadtverwaltung meines kleinstädtischen Heimatortes war auf den Beinen und darunter etliche eigentlich per Amtseid zur weltanschaulichen Zurückhaltung verpflichtete Beamte. – Kein Problem, solange es der „richtigen“ Sache dient.
3. Wann war die Demo meiner Mitbürger infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel? Am vergangenen Freitag war kein einziges Plakat zu sehen, das die anderen “Ismen” adressiert hätte, v. a. den seit dem 7.10. auflodernden eingewanderten Islamismus oder den gerade vom sog. Antirassismus und Postkolonialismus seit Jahrzehnten gespeisten linken Antisemitismus. – Kein Problem, solange es der „richtigen“ Sache dient.
4. Die Regierungsparteien (sic!) unterstützen nach Kräften Demonstrationen gegen eine hoch problematische, aber immerhin demokratisch legitimierte Oppositionspartei und spricht ihr und ihren Unterstützern das Recht zur Partizipation an der politischen Willensbildung oder gar den Posten des Bundestag-Vizepräsidenten ab. – Kein Problem, solange es der „richtigen“ Sache dient.
5. Als eigentliche Ursache für das Erstarken der extremen politischen Ränder könnte man auch die ungelöste Migrationsfrage und den Mangel an konkreter, wirksamer Politik zur Entlastung der aufnehmenden Gesellschaft anführen. Auch gibt es – demokratietheoretisch gesprochen – eine Repräsentationslücke in der deutschen Parteienlandschaft und bürgerlich-wertkonservative Wähler fühlen sich parteipolitisch unbehaust. – Viel zu komplizierte Analyse und überdies egal, solange die Demos der „richtigen“ Sache dienen.
6. Nicht alles, was einem nicht passt, kann man als „rechts“ etikettieren. Und nicht jeder, der „Vielfalt“ und „Toleranz“ für sich beansprucht, ist auch tatsächlich tolerant und integrativ. Im Gegenteil: Die Solidarität der gegenwärtigen Demos geht einher mit sehr viel Ausgrenzung und Schmähung Andersdenkender. – Egal, solange es der „richtigen“ Sache dient. Die Dinge sind nicht so einfach, wie sie scheinen. Wie gut, dass sich Herr Martenstein ein unabhängiges Urteil bewahrt hat!
Carmel Gnadenwahl

Anlässlich des Artikels von Harald Martenstein, aber auch diversen anderen – wie zB der Bericht über das CTM-Festival und die Antidiskriminierungsklause von Joe Chialo bzw. die Reaktion darauf: könnte bitte endlich jemand darauf hinweisen, dass es nicht um Juden gegen Palästinenser geht, nicht um Migranten gegen Einheimische, nicht um cis- oder trans Personen…sondern darum, ob jemand für Gewalt oder Frieden eintritt. Das ist die wahre Demarkationslinie. Wenn mir oder meinem Kind jemand den Schädel einschlägt, ist es mir herzlich egal, ob dies ein Jude oder ein Palästinenser ist. Wenn jemand eine andere Person vorsätzlich umbringt, ist dies MORD. Die Frage welche Identität der Täter hat, ist sekundär. Auch wenn sich die heutigen Täter alle auf ihren Opferstatus berufen. Wenn wir allen Opfern von Gewalt das Recht einräumen, selbst Gewalt auszuüben, geben wir unsere Gesellschaft auf. Würden die Medien Deutschlands (Österreichs, der Schweiz etc.) konsequent GEWALT verurteilen – egal von welcher Seite – würde sich die ganze Debatte endlich dorthin bewegen, wo sie sein sollte. Und nicht in der Frage nach der Identität und wer mehr das Recht hat Gewalt auszuüben. NIEMAND. Es mag eine Ausnahme geben: nämlich akute Notwehr, wie es zB die Ukraine muss. Weder ist ein palästinensischer Terrorüberfall Notwehr in diesem Sinne noch eine monatelange Ausrottungskampagne Israels. Gegen diese Gewalt muss angeschrieben werden. Und natürlich gegen die Drahtzieher der Gewaltspirale im Hintergrund bis hin zum militärisch-industriellen Komplex und deren willfährige Politiker und den Diktatoren, deren Herrschaft von Gewalt und Krieg lebt. (zwecks besserer Lesbarkeit habe ich nicht gegendert. Personen jeglichen Geschlechts und jeglicher sexueller Orientierung sind mitgemeint)
Josef Weilhart

In Ihrer Kolumne verknüpfen Sie zwei Themen, die zum einen offensichtlich und zum anderen etwas versteckt die Republik bewegen. Die Demonstrationen für Demokratie, Freiheit und Vielfalt (oder gegen Rechts). Wie sehr hoffe ich, dass diese zu einem guten Teil Ausdruck davon sind, wie sehr wir Bürger dieses Landes persönlich und aus eigenem Antrieb Verantwortung für unser Zusammenleben übernehmen; dass wir in großer Zahl unsere Individualität mit der Anerkennung der Individualität und Besonderheit des Mitmenschen verbinden. Ich hoffe, dass Freiheit und Menschenrechte das verbindende Thema sind und bleiben.  Doch mehr als dieser Wunsch bewegen mich – auch durch Ihre Kolumne angesprochen – Fragen zu jüdischen Mitmenschen, Israel und unsere deutsche Vergangenheit. Vielleicht ist unsere Betroffenheit auch deshalb ein wenig im Gleichklang, weil wir derselben Generation angehören. Sie fordern ein besonderes Mitgefühl, eine hervorgehobene Solidarität mit jüdischen Mitmenschen, Israel. Dass es für Deutsche hier eine Verpflichtung gibt, scheint mir unbestreitbar. Wie beantworten wir unter dieser Prämisse folgende Frage? Sollen/können wir (Deutsche) jüdische Menschen und den Staat Israel verschiedenartig ansehen und behandeln – auch wenn es um die Beurteilung von Konflikten, oder Krieg geht -, als die anderen Mitmenschen und Staaten, die dabei beteiligt sind? Oder gilt unser Mitgefühl allen Menschen gleich, die leiden? Wie gehen wir mit den Toten und Verletzten, den Vertriebenen und Hungernden im Gazastreifen, dem Unrecht und der Unterdrückung auf der Westbank um? Welchen Maßstab legen wir an? Wie reagieren wir darauf? Können wir uns als Deutsche in eine jüdisch-palästinensische Aussöhnung einbringen? Oder haben wir allein wohlfeile Formeln anzubieten?
Juden sind durch Ihre Geschichte und Kultur seit Jahrtausenden eine Minderheit, sie waren dort, wo sie lebten, meist Fremde, Ausgegrenzte, Ausgeschlossene, Verfolgte. Sie haben alles im Übermaß erlitten, was Menschengruppen zugefügt wird, über die Fremdherrschaft ausgeübt wird. Mit der Gründung Israels wollten sie diesen Zustand beenden. Doch ist offensichtlich dieses Schicksal nicht überwunden. Israel wird in der arabischen Welt des Nahen Ostens als Fremdkörper und Feind wahrgenommen. Gibt es einen Weg in die Normalität? Kann Israel ein normaler Staat sein und können Juden allen anderen Menschen in ihrer Kultur und Individualität als gleich angesehen werden? Kann eine Besonderheit der Geschichte auch ein Ende finden? Kann es nicht auch richtig sein, wenn auch wir Deutsche nicht so sehr eine Andersartigkeit jüdischer Menschen in ihrem geschichtlichen Schicksal betonen, sondern mehr auf das Heute schauen? Unser Erinnern ist wichtig – insbesondere für uns -, aber mag es nicht auch wichtig sein, dass die dritte und vierte Generation nach dem Holocaust ein weniger belastetes Verhältnis zum Jüdischen erlangt? Und was erfordert das? Was können wir dafür tun? Kann Ausdruck davon nicht auch eine „fehlende“ Demonstration sein? Dann sehe ich noch die Frage der Moral. Moral ist in seiner Ausgestaltung ein Hilfsmittel – durchaus notwendig -, wenn Mitgefühl, Verbundenheit oder Gleichheit nicht existieren. Es kann auch ein Hindernis für Mitgefühl, Verbundenheit oder Gleichheit werden, wenn es diese überlagert, weil wir gut sein wollen allein aus moralischen Gesichtspunkten heraus. Kann unsere Moral bezogen auf das Jüdische nicht auch einen Zustand erhalten, der an eine unsäglich leidvolle Vergangenheit bindet und sie nicht überwinden lässt? Gehen Sie nicht davon aus, dass ich Antworten auf meine Fragen habe. Es gäbe auch noch viel mehr zu überlegen.
Michael W. Geisler

Danke für diese Kolumne. Ich war auch auf der großen „Demo gegen Rechts“ am 21. Januar in Berlin. Auf nahezu jedem Plakat war von NAZIs die Rede und teilweise von der Wannseekonferenz. Das sind für mich extreme Verharmlosungen der Naziverbrechen im 3.Reich, die nach wie vor einmalig waren und auch bleiben sollten. Als dann noch unmittelbar vor mir eine Gruppe skandierte: „Ganz Berlin hasst die AfD“ unweit von Schildern mit Parolen gegen Hass und Hetze, war für mich der Zeitpunkt gekommen, um zu gehen. Als gelernter DDR-Bürger, etwa gleichen Jahrgangs wie Sie, hatte ich im Rahmen der Jugendweihevorbereitung mit meiner Klasse Ende der 60er die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald besucht. Insbesondere Buchenwald bei Weimar mit den von den amerikanischen Befreiern aufgenommenen Videos haben sich fest bei mir eingebrannt. Auch wenn heutzutage abschätzig vom „verordneten Antifaschismus“ in der DDR gesprochen wird, bei mir hat er gewirkt. Deshalb war ich auch auf der ersten Solidaritätsdemo für Israel dabei, die ohne Promis im Oktober, und war erstaunt, wie übersichtlich es aussah. Ich stelle mir Fragen: Wenn eine Demo gegen Rechts zigmal mehr Leute anzieht als eine Solidaritätsdemo für ein angegriffenes Israel mit über 1000 zivilen Toten an einem Tag, sind diese Mehrdemonstranten dann wirklich Linke? Schließt Linkssein nicht auch das Mitgefühl für unschuldige Terroropfer ein? Für mich hieß Linkssein immer auch für Menschlichkeit einzustehen.
Axel Voss

Ich hätte nicht gedacht, dass ein so kluger Mensch wie Herr Martenstein in diese Falle tappt. Millionen Menschen tragen in diesen Tagen ihre große Sorge um die Zukunft der Demokratie auf die Straßen und Plätze und setzen damit mit berechtigter Empörung über die widerlichen Machenschaften von rechtsradikalen Kräften ein starkes Zeichen. Sie nun damit zu diskreditieren, dass sich offensichtlich ein kleines Häufchen von Verblendeten darunter mischt, welches zwischen Israel und Hitler keinen Unterschied macht, und zu unterstellen, dass ausgerechnet mithilfe dieser Leute ein „neues 1933“ verhindert werden soll, stellt eine unangemessene, diffamierende Verknüpfung dar. Dabei die Zahlen der Teilnehmer vom 22. Oktober in Berlin zu denen der aktuellen Demonstrationen ins Verhältnis zu setzen, ist methodisch fragwürdig und wenig hilfreich. Es gibt ganz gewiss einen breiten gesellschaftlichen Konsens, dass es Auschwitz nie mehr geben darf und darüber, dass die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober durch nichts zu rechtfertigende Verbrechen waren. Wenn man Israel aber nicht als Schutzzone für Juden betrachtet, sondern als souveränen Staat ernst nimmt, kommt man leider nicht umhin zu benennen, dass es von der Staatsgründung bis zum heutigen Tag mitverantwortlich ist für die Eskalation der Gewalt.
Andreas Hug

I can’t make head or tail of it. Sie schneiden in Ihrer Kolumne mehrere Probleme an, ohne dass man richtig versteht, worauf sie hinaus wollen. Die Correctiv-Enthüllungen sind für Sie trotz zahlreicher Korrekturen immer noch gesetzt. Ihre Israelinterpretation kommt etwas kryptisch daher. Darf ich Ihnen zum umfassenderen Verständnis Jeff Halpers „Decolonizing Israel“ empfehlen? Und wenn damals „alles Mögliche wichtiger (war) als Freiheit und Menschenrechte“, wer sind heute ihre Gefährder?
Johannes Kettlack

Unser moralisches Koordinatensystem wurde vom Zeitgeist und den identitätspolitischen Ideologen gründlich verschoben – bis hin zur Täter-Opfer-Umkehr! Genozidgedanken hegen nicht etwa Millionen Araber und Muslime, wenn sie Israel auslöschen wollen, sondern Israelis, die Hamasterroristen zur Strecke bringen, nachdem diese eine große Zahl jüdischer Zivilisten abgeschlachtet haben! Die „weißen“ Juden sind grundsätzlich die „Unterdrücker“, gegen die die „unterdrückten“ Palästinenser als „Freiheitskämpfer“ immer das Recht haben, sich zu wehren, egal mit welchen Mitteln! In viele westliche Länder ist diese Sichtweise durch die identitätspolitische Brille längst hinübergeschwappt und hat zu großen, militanten, propalästinensischen Aufmärschen geführt. Die Demonstrationen für die israelischen Opfer und Geiseln waren dagegen beschämend klein! Hätte man hier nicht alle Bundestagsabgeordneten erwarten dürfen, wenn Israels Sicherheit angeblich Staatsräson ist? Lieber zeigten sich einige von ihnen bei den Großdemonstrationen gegen „rechts“ und die AfD. (M. W. hat die AfD noch keinen Andersdenkenden ermordet oder spielt mit dem Gedanken, dies zu tun). Wenn sie auf die bösen „Rechten“ zeigen, zeigen vier Finger auf sie selbst zurück! Sie haben die AfD, die anfangs eine weitere kleine konservative Partei war, erst groß und später radikal gemacht! Seit 2015 haben unsere Regierungen alle, die ihre Asylpolitik kritisiert oder abgelehnt haben, sofort als rechtspopulistisch und rassistisch gebrandmarkt, ohne je selbst einmal über die Zukunft unseres Landes unter Dauerimmigration eingehend nachzudenken! Während sie dem Zeitgeist gefolgt sind und dabei ihre Bürger aus den Augen verloren haben, unterwanderten die Schrillen und Radikalen die AfD. Sie haben erkannt, dass nur die Lautesten und Extremsten überhaupt noch wahrgenommen werden! Jetzt geben sie den Ton an! Ampel (das „liebe“ verkneife ich mir vorerst), geh in dich und tu Buße, folge nicht dem wankelmütigen Zeitgeist, sondern allein der Vernunft, und kümmere dich endlich um das Wohl und Wehe deiner Wahlbürger, wie es dir der Amtseid aufträgt! Ansonsten: mach den Weg frei für Neuwahlen!
Ulrich Pietsch

Vielen Dank, Herr Martenstein, Sie sprechen mir aus der Seele! Seit Wochen frage ich mich, was Jüdinnen und Juden in Deutschland denken müssen, dass ihnen in der Öffentlichkeit so wenig Mitgefühl und Empathie gezeigt wurde nach dem 7. Oktober, während jetzt Hunderttausende auf die Straße gehen. Jetzt fordern Kultureinrichtungen zur Teilnahme auf, während sie im Herbst schwiegen. Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit?
Gabriele Schneider

Martenstein benennt das Unbehagen, das auch mich befällt angesichts der Demonstrationen von Hunderttausenden, die nun gegen rechts demonstrieren und dabei auch „Nie wieder ist jetzt“ als Parole verwenden. Wo waren aber all diese Menschen nach den furchtbaren Massakern am 7. Oktober, als nicht ansatzweise in dieser Größenordnung demonstriert wurde? Über 1.200 jüdische Männer, Frauen, Kinder, Greise und nicht zuletzt über 350 junge Festivalbesucher wurden auf sadistische und brutalste Weise getötet. Kein großer Aufschrei auf diesen Horror folgte darauf in Deutschland, einziger Lichtblick dabei unsere Politiker, die klar Stellung bezogen. Obwohl der unbedingte Vernichtungswillen der Hamas gegenüber Israel und seinen Bewohnern offensichtlich war und in der Charta der Hamas festgeschrieben, wurde schnell kontextualisiert. Gleichgültigkeit, was geht es uns an, so habe ich es wahrgenommen. Jetzt wäre aber die Stunde gewesen aufzustehen für die Menschen in Israel, für die Juden und Jüdinnen, die so oft in ihrer Geschichte und vor allem auch in unserer eigenen Geschichte schlimmste Massaker und den Genozid erlebt haben.
Birgit Siller

Ich bin drei Jahre jünger als Sie und auch mich lässt die Frage nicht los, wie ein solch grauenhaftes Staatsverbrechen wie die Shoah und ein entsprechender Staat auf ewig verhindert werden können, und wie ich mich darin verhalten hätte. Für das ’nie wieder‘ ist m. E. nicht entscheidend, wen es trifft.  Dass Menschen irgendeiner Gruppe ‚unser Unglück sind‘, und daher eine Autorität deren systematische Vernichtung organisiert, ist der Punkt. Daher verstehe ich, dass die Solidaritätsbekundungen für Israel kleiner sind als die für Palästina: Die IDF üben staatlich organisiert und systematisch Gewalt aus. Wenn Jair Golan (ehem. Stabschef der IDF) findet, dass die Palästinenser verhungern sollen, dann ist das eben einer Shoah näher als jedes grausige Progrom. Und persönlich? Ich hoffe, Courage zu zeigen, wenn immer jemand zur Vernichtung freigegeben wird. Aber wissen kann man’s erst, wenn’s drauf ankommt.
Ingo Klamann

Umzingelt von all den Luxus-Models im ZEIT-MAGAZIN der Luxusmarken und auf der Titelseite breitbeinig-arrogant diese 58-jährige Linda Evangelista: die zudem in ihrem „Coming-out“-Strickmuster seitenlang rumjammert: wie sie an ihrem misslungenen „Schönheitseingriff“ leidet und dafür nun viele Millionen Dollar (auch als Verdienstausfall- Entschädigung) einklagt – und zu dem Interview mit dem ZEIT-MAGAZIN (Claire Beermann, Fotos: Cass Bird, Styling: Katelyn Gray) en passant mit hinzu erklärt: „Ich habe ein bisschen Botox in der Stirn.“ Und im Interview-Text als Mitüberschrift pseudo-philanthropisch zu lesen ist: „Es hatte etwas von einer griechischen Tragödie: Ein wunderschöner Mensch wird für seinen Wunsch bestraft, ewig wunderschön sein zu wollen.“ Zwischen diesen luxusfetischistischen Schönheitsoffenbarungen und dem zeitbedingten Verfall an Schönsein – v/erklärt das Zeit-Magazin eine demonströs zeitanteilige Gegenwart des Gestern zum gestrigen Heute: „Linda Evangelista galt mal als eine der schönsten Frauen der Welt. In den Achtzigerjahren wurde sie zu einem der vier Supermodels – so berühmt, dass man sie nur beim Vornamen nannte: Naomi, Cindy, Christy, Linda. Sie waren schöner als alle anderen, und deshalb lebten sie wie die Göttinnen…“ Zeitraffer: Zeitverlust: -„Und es sei an dieser Stelle festzuhalten, dass Evangelista in der People-Story, abgesehen von den Fotos ihrer Fettbeulen an den Oberschenkeln und unter den Armen, keineswegs „entstellt“ aussah, sondern wie eine 56-jährige Frau mit 56-jähriger Haut.“ Der RvM will diese potentiellen Selbstvermarktungen (für oder gegen verblassende Aufmerksamkeit plus erwartungsvoller Moneten) eines natürlichen Verfalls plus Eingriffen, nicht mehr weiterlesen – und mögen noch so viele gealterte Frauen und Männer jammern über ihre (scheinbare) einst doch attraktive Zeit zur unausweichlichen Vergänglichkeit: letztlich zeigt sich (auf „zeitlichen Umwegen“) dann doch die reale Wirklichkeit zur offensichtlichen Beschau nicht nur im Vorübergehen: „Von hinten Lyzeum, von vorne Museum!“
Wo also steckt nun die Kolumne von dem Harald Martenstein zwischen all dem modischen Firlefanz an Glanz und jenem photogenen (ewig-gleichen) abgehobenen Geglotze in die Modewelt hinein und heraus – oder doch zur Eitelkeit (Vanitas vanitatis) des Menschen: anspruchsvollste abgehobenste Modekunst: die aber kaum jemand von dem all-gemeinen Volk (das ja deutlich hierzu erkennbar: verachtet wird!) je anziehen wird! Vive la Exclusivität! All pigs are equal, but some pigs are more equal – and the show must go on… Apropos animalische Verwandtschaftlichkeiten: Unsere menschlichen Gene sind zu über 98 Prozent identisch mit denen der Schweine – die in ihrer nackten, natürlichen Schönheit von uns Menschen zu unfassbaren Massenabschlachtungen (in Deutschland über 55 Millionen Ermordungen pro Jahr): insgesamt aufgefressen werden… Der vegetarische RvM wird nun doch Martenstein-fündig auf Seite 12 im ZEIT-Magazin: „Über Demonstrationen und die Frage, wie man ein neues 1933 verhindert…“ – und lässt den betrachtenden RvM-Leser zuvor noch nachdenken über die Illustration von Martin Fengel: dessen „gleichgewichtige“ Ungleichheit der Vergleichbarkeiten sich vorab zu dem Text von Martenstein: illusionslos in unser Zeitgeschehen vergegenwärtigt und zeichnerische Darstellungen ohne Worte einprägsam memorieren lässt… Harald Martenstein schreibt unterdessen: „Wo waren diese eine Million Leute, die ein neues 1933 verhindern wollen, eigentlich nach dem 7. Oktober? Ich rede nicht nur über Demonstrationen, auch über Meinungsbeiträge. Einen „Aufschrei“, wie man das heute nennt, habe ich nicht gehört, außerhalb der Kommentare in den Zeitungen. Lauter wurde es erst, als die israelische Offensive begann.“ Martenstein schreibt desweiteren: „Ich wollte begreifen, was kaum zu begreifen ist, Ausschwitz. Also habe ich Geschichte studiert, Schwerpunkt 20. Jahrhundert. Irgendwann hatte ich verstanden, dass es in Deutschland vor 1933 fast keine Demokraten mehr gab, nur noch Fanatiker und Welterlöser der verschiedensten Spielarten. Alles Mögliche war wichtiger als Freiheit und Menschenrechte. Das ist es, was ich glaube, gelernt zu haben.“
Man kann Harald Martensteins Kolumnen im ZEIT-Magazin nicht subsumieren – zu verschieden werden je nach (seiner) geistiger Laune (?) die politischen Verteilungen zuverordnet ohne den Zeitgeist dabei zu entgeistigen, und nicht selten kommt es einem eher dabei wie zum Weihegang ins Delphische Orakel vor – wenn ein veränderbarer Standpunkt letztlich niemandem genaue Anweisungen aufzeigt: man eigentlich auch aus den Innereien zur Tierbeschau die Zukunft voraussehen könnte… Welch ein „neues 1933“ soll denn auf Deutschland zukommen können – wenn nicht für die Bevölkerung in Deutschland regiert wird, sondern in unglaublicher Nichtbeachtung der Überforderungen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger: immer mehr Menschen in dieses Land einströmen: unkontrollierte Migration von Wirtschaftsflüchtlingen: die aus ihren Ländern verschwinden um in Deutschland sich in den sozialen Netzen einzufinden, hier das Bürgergeld und die anderen Vorzüge zu benutzen… Dass die Deutschen in ihrem eigenen Land (und Deutschland ist doch nicht nur dem Namen nach der Deutschen Land und Heimat) sich immer entfremdeter fühlen: ihre Mentalitäten, Gewohnheiten, die Kultur und Tradition (und auch die Religion), ihre Sprache – immer mehr sich verliert in den Eindringungen so vieler fremder Menschen, die außerhalb von Europa sich dieses Land als ihr bleibendes Ziel (ihrer persönlichen Zukunft) ausgesucht haben… Es ist schon schwierig genug, all die verschiedenen europäischen Mentalitäten (in der freien Wahl der Länder Europas zu den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten) hier in Deutschland zu integrieren – doch wieviel mehr wird von den deutschen Bürgerinnen und Bürgern verlangt: auch all die Millionen außereuropäischen Migranten einzubürgern… Dass sind doch genau jene Überforderungen, die diese Bundesregierung nicht wahrnehmen will, nichts gegen die Überfremdungen in Deutschland unternimmt: die Mehrheit fühlt sich in diesem Deutschland nicht mehr „in eigener Regie der deutschen Gemeinsamkeiten“ beheimatet. Und warum sollten dann Parteien gewählt werden, deren Verantwortungen konträr zum „Wohl des deutschen Volkes“ sich verhalten… Das hat nichts mit einem unvorstellbaren „neuen 1933“ zu tun – sondern schlichtweg mit den Überforderungen des Volkes: zu einer zwischenzeitlichen unfassbaren politischen Realitätsferne im Hier und Jetzt dieser Ampelkoalition! Und das lassen sich die WählerInnen als Bürgerinnen und Bürger zu Landtagswahlen und der Bundestagswahl nicht mehr antun – und das bringt den Zulauf für die AfD als hierzu so deklarierte „Alternative für Deutschland.“ Welche Alternative einer Politik zum Wohl des deutschen Volkes bieten denn (ab wann?) die jetzigen Regierungsparteien in einer eventuellen Veränderung hinsichtlich der Überforderungen der deutschen Bürgerinnen und Bürger… Deutschland kann doch nicht für all die wirtschaftlich Hilfsbedürftigen aus aller Welt nunmehr das gepriesene Wohlfahrtsland mit unbegrenzten, illegalen Einreisemöglichkeiten sein! Fällt das dafür notwendige Geld vom internationalen Himmel – oder müssen das die deutschen SteuerzahlerInnen finanzieren…
Harald Martenstein als studierter Geschichtskenner des 20. Jahrhunderts hat sicherlich aus dem Nazi-Wahnsinn (von 1933-1945) vieles verstanden – wenn der Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Regierungserklärung kundtat: „Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson!“ Man kann aber nicht zeitgemäße Politik für das eigene Land, dahingehend gefährlich positionieren: dass dieses heutige Deutschland jederzeit in einem Angriffskrieg Israels (oder im Angegriffen-werden) dann militärisch zur Seite steht – so denn diese Regierungserklärung doch (in der Bedeutung dieser Bundeskanzler-Veröffentlichung) bedeuten müsste: Israel (gemeinsam) zum Sieg zu verhelfen! Wenn ich eine To-do-Liste zu schreiben hätte, zum Thema „Neues 1933 verhindern“, dann stünde auf Platz eins: „Juden müssen in Sicherheit leben, in Deutschland und überall. Wegschauen verboten.“ – schreibt Harald Martenstein als anerkannter, ehemaliger Kriegsdienstverweigerer. Seine Meinung hat er inzwischen öffentlich geändert – er ist für Waffenlieferung in die Ukraine und Thomas de Maizière sagt: „…dass das Liefern von Waffen zu mehr Toten führt.“ In dieser Menschenwelt müsste Harald Martenstein auf seiner To-do-Liste deutlich mit vermerken: „Alle verfolgten Menschen müssten in Sicherheit leben, in der ganzen Welt und überall. Wegschauen verboten! Und der RvM-Leserbriefschreiber will das noch ergänzen: Wir müssen auf diesem Planeten die verlogenen Gott-Götter-Religionen entsorgen, endlich zu einer gemeinsamen geistesfreiheitlichen Vernunft gelangen – dadurch werden auch keinerlei religiöse Diskriminierungen mehr provoziert: denn das ist doch der Ursprung unserer gegenseitigen Verfeindungen, unserer Verfolgungen, Vertreibungen, Vernichtungen und Kriege… Ohne die Religion der Christen und Juden (und des Islam) aus den Vergangenheiten, hätte es auch keine „Judenverfolgungen“ und Völkermorde (wie auch in Nord-und-Südamerika: nach den so genannten Entdeckungen der „christlichen“ Europäer) gegeben… Nordamerika, die USA und Großteile Südamerikas: wurden zu diesen Genoziden an den indigenen Völkern – erobert und für die mordenden und okkupierenden Europäer vereinnahmt.
Der RvM-Leserbriefschreiber schreibt dies hier aus tiefster Überzeugung: hat auch seine Zeit benötigt, um all die religiösen Lügen für sich zu begreifen – und ebenso die anderen kausalen Menschenlügen aus diesen Manipulationen heraus… Nicht die Religion(en) sind also der Trost für eine Lebenszeit als Gäste auf diesem Planeten – sondern das eigene Empfinden für diese kollektive (ehrliche) Untröstlichkeit des Abschiednehmens aus der philosophischen Erkenntnis zu Anfang und Ende… Und wenn wir das begriffen haben, sind auch die gesamten Abschiede eine Vergewisserung der Zukunft für das Überleben der nachfolgenden Menschen in ihrer jeweiligen zeitabhängigen Existenz… Harald Martenstein ergänzt noch seine To-do-Liste: „Auf der stünde natürlich noch anderes, zum Beispiel, dass niemand wegen seiner oder ihrer Herkunft aus Deutschland ausgewiesen werden darf.“ In Afrika und Indien und anderen Ländern der verarmten oder wirtschaftlich ärmlichen Menschenwelt: leben über 3 Milliarden Menschen – die mit einem Flugticket nach Deutschland wahrscheinlich sofort hierherkommen wollten! Wahrscheinlich stehen auch diese Menschen auf Harald Martensteins To-do-Liste – solcherlei Auflistungen sind unrealistisch: außer, dass die Deutschen sich unter dem Meer im Ozean ein eigenes Meeresaquariumsland einbauen oder aufbauen wollten und ihr eigentliches Land freigeben für all die Mühselig und Beladenen und Armen aus aller Welt. Für Harald Martenstein hätte der RvM schon einen Schnorchel in Bereitschaft, bis diese Unterwasserwelt für die Bio-Deutschen bewohnbar aufgebaut wäre… Ach ja – da wäre ja noch der Weltraum: dass ich das vergessen konnte… Aber der RvM ist ja schon innerlich bereit in seinem Alter von 75 Jahren für den persönlichen Abflug auf Nimmerwiedersehen zu seinem Atheismus ohne Netz und doppelten Boden bis in die Sphären des Nirwana oder aber in die Stille der Unendlichkeit… Das ZEIT-Magazin Nr. 6 aber bietet eine unendliche Fülle an Glanzbildern, Illusionen und phantasievollen Verführungen bis in die höchsten Luxusgelüste und einen nachdenklichen, überaus menschenwillkommenen (seid umschlungen Millionen) Harald Martenstein… Nun denn: man kann nichts mitnehmen. Ein materieller Grund mehr sich möglichst hier auf Erden alles wegzunehmen. Après nous le déluge!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

„Der liebe Herr Martenstein lässt kein gutes Haar an den Demos der großen Mehrheit unserer Bevölkerung, die aufsteht und gegen die rechte Hetze demonstriert, die unser Land schlecht macht. Wo waren diese Leute eigentlich nach dem 7. Oktober, frägt er. Wie wenn die 10.000 Menschen am 22. Oktober am Brandenburger Tor nicht genug gewesen wären, um gegen ein Verbrechen zu demonstrieren, woran Deutschland nicht die geringste Schuld hat und wogegen es nicht das geringste hätte machen können, außer jetzt humanitäre Hilfe zu leisten und unsere Solidarität zu bekunden. Er sucht nach dem Haar in der Suppe und findet es bei ein paar Einzelnen, die in München und Berlin auch gegen die israelische Politik demonstrierten. Er weiß genau, dass die große Mehrheit für den Erhalt unseres Landes und unseres Wohlstands demonstriert, aber warum lässt er kein gutes Haar daran? Am Ende kommt er ins Schwurbeln: vor 1933 habe es in Deutschland nur noch Fanatiker und Welterlöser der verschiedensten Spielarten gegeben. Na dann wars ja gut, könnte man meinen, dass der Adolf das beendete! Und jetzt lasst mal die AfD ran!“
Rudi Thurn


Leserbriefe zu „Soll man das Streikrecht einschränken?“ Streit von Gitta Connemann und Claus Weselsky

Haben Sie vielleicht schon einmal in Erwägung gezogen, dass die Firmenpolitik der DB (Eigentümer: die Bundesrepublik Deutschland) das Problem ist und nicht die GdL?  Vielleicht sollte eine (typisch rechte) Meinung – siehe Frau Connemann – hinsichtlich der hier geforderten Einschränkung von Grundrechten (Streikrecht der GdL) mal kritisch hinterfragt werden, und im Gegenzug die Forderung erhoben werden, dass man dem Staat seinen „Privat“-Konzern DB endlich wegnehmen sollte und ihn tatsächlich komplett privatisiert – und insbesondere auch das DB-Monopol auf Langstrecken-Zugverbindungen zerschlagen:  außer mit der DB scheint eine Einigung der GdL mit so ziemlich allen anderen privaten Eisenbahnunternehmen sehr Streik-arm zu funktionieren, denn viele Regionalbahnen fahren auch Mittwoch noch und werden nicht bestreikt, da sich diese echten Privatbahnen bereits mit der GdL geeinigt haben…Oder anders gesagt: da ausschließlich die DB im Tarifkonflikt mit der GdL auf Krawall gebürstet wäre, darf man dem Staat eigene, außertarifliche Interessen unterstellen, und zwar im Sinne der Schaffung eines politischen Klimas zur Akzeptanz der Beschneidung von Grundrechten durch das angebliche „Exempel“ an der GdL, mit welcher sich allerdings alle anderen privaten Eisenbahn-Unternehmen außer der „privat-staatlichen“ DB offenbar zu einigen verstehen…
»Die Deutsche Bahn steht bei den Vertragsverhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL zunehmend allein da: Jetzt vermeldet auch Abellio, der Mutterkonzern der Westfalenbahn, eine Tarifeinigung. Damit gibt es auch im Raum Hannover ein weiteres Unternehmen, bei dem Pendlerinnen und Pendler nicht befürchten müssen, dass Züge wegen neuer Streiks ausfallen. Abellio hebt das Monatsgehalt aller Tarifbeschäftigten in zwei Schritten bis Februar 2025 um insgesamt 420 Euro an.
Dazu werden diverse Zulagen um 10 Prozent erhöht. Außerdem sinkt die Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich bis 2028 auf 35 Stunden. „Der Tarifabschluss würdigt das tägliche Engagement aller Kolleginnen und Kollegen“, sagt Rolf Schafferath, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio in Deutschland. Damit kam Abellio ohne Streiks durch die Verhandlungen mit der GDL.« https://www.haz.de/lokales/hannover/westfalenbahn-in-hannover-tarifeinigung-mit-der-gdl-LE3UI2U2AJFDZGRXEJY2GEKJRM.html Merkwürdig ist schon, dass es nur „Krawall“ gibt in den Verhandlungen der GdL und der DB (Konzern in Staatsbesitz) und sich die tatsächlichen Privatunternehmen eher ohne „Krawall“ mit der GdL einigen können. Irgendwie wie der eine berühmte Geisterfahrer, der selbst tausende Geisterfahrer zu sehen glaubt…Vielleicht ist man ja mit einer prinzipiellen GdL-„bashing“-Kritik inhaltlich tatsächlich auf dem Holzgleis, ähm Holzweg..? Vielleicht ist ja doch der Staat als „Unternehmer“ und Eigentümer der DB hier das tatsächliche Problem?
Florian Lahmann

Eben lese ich mit großem Interesse das o.g. Gespräch. Ich stimme Gitta Connemann aus vollem Herzen zu: Erstens, wir müssen über Änderungen beim Streikrecht in der kritischen Infrastruktur (Verkehr, Krankenhäuser) nachdenken, etwa mit verpflichtenden Schlichtungsverfahren vor langen Streiks. Zweitens, speziell das Verhalten der GdL und ihres Vorsitzenden ist inakzeptabel, es schadet der Allgemeinheit und übrigens auch den Gewerkschaften. Im Interview stellt er das erneut unter Beweis: Was hat er nun erreicht, das nicht auch ohne Streik und bereits im Herbst möglich war? Seine Antwort darauf überzeugt nicht. Und wenn er von der Zustimmung vieler Menschen zum Streik spricht: Laut YouGov-Umfrage ist die enorm geschrumpft, jüngst hatten 2/3 der Befragten keinerlei Verständnis mehr für die GdL. Ich gehöre dazu, als beruflich Vielreisender und bekennender Öko. Und so gut wie jeder, den ich unterwegs treffe. Niemand, nobody, dem ich begegne, hat noch Verständnis für die GdL. Und bitte: ich meine nicht die vermeintlich „bösen“ Bahnvorstände mit ihren Boni – sondern andere Reisende, Familien mit Kindern, Senioren, Hotelangestellte oder Taxifahrer oder Krankenpfleger auf dem Weg zur Arbeit, die allesamt noch ganz andere Schichten und Belastungen haben als die Lokführer. Von diesen Menschen weiß die GdL anscheinend nichts oder will es nicht wissen. Höchste Zeit also, ihr künftig eine erwachsenere und zielorientierte Verhandlungsführung nahezulegen – wenn nötig mit entsprechender Gesetzgebung.
Matthias Clausen

Das Streikrecht einschränken? Wer soll dieses hart erkämpfte Recht denn einschränken? Das riecht nach Diktatur. Im Falle der Eisenbahner gibt es eine einfache Lösung. Sie werden wieder Beamte, was sie früher auch waren. Bevor alles entstaatlich werden musste, weil es so en vogue war. Beamte dürfen nicht streiken und haben aber dafür gute Sozialleistungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Also her mit der alten Bundesbahn und gute Fahrt.
Hans-Emil Schuster 

Chapeau, Herr Weselsky! Was Sie schon jetzt als Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer mit den Streikmaßnahmen erreicht haben ist sehr bemerkenswert. Bleiben Sie bei den jetzt anstehenden Tarifverhandlungen weiterhin standhaft und planen Sie im Notfall weitere Streiks nach der Friedenspflicht ein. Im übrigen sollte eine Verstaatlichung der kritischen Infrastruktur langfristig ein politisches Ziel werden.
Roderich Buhlheller

Wenn der Vorstand der Bahn Verhandlungen vorschlägt und dafür Forderungen der Lockführer von der Verhandlung ausschließt, fehlt es ihm an Respekt gegenüber der Gewerkschaft. Dieses Machtbewusstsein demonstriert Frau Connemann erneut in diesem Gespräch. Das es auch anders geht, zeigten die Verhandlungen mit den anderen Bahnbetriebsgesellschaften. Das Verhalten der Bahn ist eine Gefahr für das Verständnis von Demokratie. Leider erkennt die Politik diese Gefahr nicht und schaut zu.
R. Reiger

Ja, es kann nicht auf Dauer hingenommen werden, dass eine Minderheit von Berufsgewerkschaften eine übergroße Mehrheit von mehr als Hunderttausenden Unbetroffene durch Nötigung zur Mithaftung zwingt, um ausschließlich die Erhöhung eigenen Wohlergehens zu erstreiken. Da ist der Gesetzgeber gefordert, unerträgliche Auswirkungen, besonders von lebenswichtigen, kritischen Strukturen und sozialen Einrichtungen fernzuhalten. Aber es geht auch darum, die wirtschaftlichen Auswirkungen erträglich zu halten und um die Bewahrung der persönlichen Freiheit jedes Einzelnen! Da sind gesetzliche Vorgaben angesagt: Verpflichtung zur Bildung von Einheitsgewerkschaften (z.B. Bahn, Flug etc), rechtzeitig angemeldete Streiks nur nach festgefahrenen Verhandlungen, die zeitlich zu begrenzen sind und eine frühzeitige Schlichtung vorsehen, keine willkürlichen Warmstreiks mehr, Reduzierung der Streik-Massivität ( z.B. nur 50 % der  Leistungen dürfen bestreikt werden, um eine Grundversorgung sicherzustellen). Damit sollte auch feminines und maskulines Machtgehabe der jeweiligen Gewerkschaftsvorsitzenden eingeschränkt werden. Es wird Zeit für eine zeitgemäßes Streikrecht!
Udo H. Bauer

Zum Streit „Soll man das Streikrecht einschränken?“ Nein, auf gar keinen Fall! Der aktuelle Arbeitskräftemangel stärkt natürlich Arbeitnehmer und Gewerkschaften bei der Durchsetzung ihrer Forderungen, auch mit Streiks. Arbeitsplatzmangel, Arbeitslosigkeit nach Betriebsschließungen, solche Phasen gab es immer wieder in Deutschland. Für Arbeitgeber goldene Zeiten bei Tarifverhandlungen, das soll nicht in Vergessenheit geraten. Auch deshalb darf das Streikrecht nicht angetastet werden. Der jüngste Bahnstreik war zu lang und damit unverhältnismäßig. Besonders für Pendler waren das „Horrortage“, als ehemalige Bahnpendlerin kann ich dies gut nachfühlen. Claus Weselsky spielt seinen Einfluss arg herunter, natürlich war es nicht „sein Streik“. Als Vorsitzender der GDL ist er trotzdem maßgeblich verantwortlich für die Verhandlungsführung dieser Gewerkschaft und dann auch für Streiks als Druckmittel.  Der Bahnverkehr gehört zur kritischen Infrastruktur und muss verlässlich sein. Die Privatisierung der Bahn (und der Post übrigens auch) war ein fataler Fehler, Claus Weselsky bohrt zu Recht in dieser Wunde, denn eine kritische Infrastruktur sollte immer in den Händen eines Staates bleiben.  Abgesehen davon, dass bei verbeamteten Lokführern und Fahrdienstleitern Streiks gar nicht möglich sind, hat nach der Privatisierung das Chaos bei der Bahn mit seinen wechselnden Vorständen angefangen und stellt seitdem die Nerven von Reisenden, Pendlern und Bahnbeschäftigten immer wieder auf harte Proben. Streiks sind da nur ein kleinerer Teil dieses Übels.
Regina Stock

40.000 Mitglieder hat die von einem kompromisslosen Vorarbeiter geführte GDL; davon sind 10.000 Lokführer mit einem Durchschnittseinkommen von ca. € 40.000 … und diese gesellschaftliche Minderheit ist doch tatsächlich in der Lage die Republik, also uns alle vorzuführen. Und da sind dann noch die Landwirte, die Spediteure, die Gastronomen, die Ärzte, die Apotheker und auch noch die Staatsdiener, die sich nicht scheuen zu Ihrer sicher nicht schlechten Dotierung auch noch € 3.000 Inflationsausgleich einzufordern oder sollte man sagen anzunehmen. Alle haben nur noch Wünsche und sind nicht bereit die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu akzeptieren.  Und dann kommen da noch die AfD und die WAGENKNECHT-Partei und bald auch noch die MAAßEN-Partei hinzu, die als Vereinigung der Besserwisser und Einfaltspinsel quasi als Wutstaubsauger alle Ampelkritiker und – Gegner bedienen; von den Verqueeren gar nicht zu reden.
In welcher Zeit leben wir denn eigentlich? Merken wir denn nicht, dass die Risse in der Gesellschaft immer tiefer werden? Sind wir grundsätzlich nicht mehr in der Lage uns daran zu erinnern, wie gut es uns trotz der diversen multiplen Konflikte im Großen und Ganzen (mit Ausnahmen) immer noch geht? Und was ganz schlimm ist: Weder die Ampel noch die einzige ernst zu nehmende Opposition sind willens und fähig (und in der Lage) auch einmal klar auszusprechen, dass die Zukunft ohne Wohlstandsverlust wohl nicht zu meistern sein wird. Dies schon gar nicht, wenn man die Klimakatastrophe mit in Betracht zieht.  Die jüngsten Demonstrationen lassen zwar hoffen, dass gewisse Entartungen unserer Zeit noch einzugrenzen sind. Aber es gibt da ja noch ein weiteres Problem, die überbordende Bürokratie. Wir alle haben die letzten Jahre und Jahrzehnte zugeschaut, wie die Krake „Bürokratie“ uns zunehmend lähmt. Die Ampel versucht ja ernsthaft diese Bürokratie zurückzufahren und da sollten wir einfach ein bisschen Geduld aufbringen. Es bringt jedenfalls nichts, immer und immer wieder auf dieses Problem hinzuweisen (und zu schimpfen) – davon wird nichts besser.  Sei´s wie´s sei: Wir durchleben kritische Zeiten und wären einfach gut beraten, diesen kritischen Zeiten mit ein bisschen mehr Optimismus entgegenzusehen.
Roland Zahn

Die Streiks der verschiedenen Gewerkschaften gehen mir leicht auf den Senkel. Wenn ich die Berichte über die Streiks so mitbekomme, denke ich: Gewerkschaften haben gar keine Lust mehr richtig zu verhandeln. Die stellen Maximalforderungen und streiken gleich, wenn die Arbeitgeber das ablehnen.  Ein Tarifvertrag entsteht nach guten und längeren Verhandlungen als Konsens und Kompromiss. Streik ist da fast das letzte Mittel. Doch die Gewerkschaften heute streiken lieber als zu verhandeln. Da sind Verdi und GdL sehr schlechte Beispiele für gewerkschaftliche Un-Kultur.  Besonders Streiks beim ÖPNV und Flugdienstleistungen sind hier beliebte Streikobjekte. Da ist es den Gewerkschaften total egal, dass teilweise Millionen von Menschen stark in Mitleidenschaft und geschädigt werden. Gesellschaftliche Geiselhaft ist da Programm. Dabei haben Gewerkschaften doch eine besondere Verantwortung hier. Menschlich gesehen werden hier Schwerbehinderte besonders eingeschränkt und geschädigt – wie Blinde und Rollifahrer! Diese Diskriminierung von Schwerbehinderten durch Gewerkschaften ist ein Skandal.
Dann die Arbeitnehmer im ländlichen Raum, die nur mit Bahn zur Arbeit kommen. Die sind angearscht. Dann ist das doch volkswirtschaftlich ein Wahnsinnsschaden. bei dem ÖPNV kommt noch dazu, dass dann viele Nutzer wieder oder zurück zum Auto wechseln. Gewerkschaften werden da zum Mittäter beim Schädigen von Klima und Umwelt.  Dann werden die hohen Tarifforderungen noch mit der Inflation begründet. Aber auch Tausende Euros als einmalige Inflationsausgleich gefordert. Das ist unmoralisch. Ich bin Rentner und bekomme auch keine Einmalzahlung wegen der hohen Inflation.  Sicher sind grundsätzlich die Forderungen von Verdi und GdL in Ordnung. Aber nicht die Verfahrensweise. Zuerst richtig gut und lange verhandeln und dann streiken. So wie früher üblich. Auch müssten die Arbeitgeber kompromissbereiter sein. Doch die Arbeitnehmer sind mit dem totalen Streikrecht hier im Vorteil.  Deswegen bin ich für eine leichte Einschränkung des Streikrechtes!
Hans Peter Sperber

„Trauert nicht, organisiert euch!“ (Zitat von Joe Hill, 1879-1915, US-amerikanischer „Hobo“=Wanderarbeiter, Arbeiterführer, Gewerkschaftsaktivist, Sänger und Liedermacher) Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit, Artikel 9:
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.
(2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den   Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten.
(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Rechts einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs.2 und 3, Artikel 87a Abs. 4 und Artikel 91 dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden. „Ein Streik, der keinen wirtschaftlichen Druck ausübt, ist kein Streik, sondern kollektives Betteln.“ (Zitat von Jürgen Peters, *1944, Gewerkschaftsfunktionär, von 2003 bis 2007 Vorsitzender der IG-Metall)
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Warum geben wir dafür Geld aus?“. Gespräch mit Svenja Schulte geführt von Andrea Böhm und Mark Schieritz

Warum fällt es deutschen Journalisten so schwer, eine von der Öffentlichkeit erkannte politische Dummheit auch so zu benennen. Dafür dient in dem Interview mit Frau Schulze allein schon die „zirzensische“ Verknüpfung von feministischer Politik mit der Rohstoffsicherung. Eine Verschwendung staatlicher Förderung, weil man der Kirche bei ihrem Unsinn nichts vorschreiben will, bleibt ebenfalls ohne eine journalistische Einschätzung. Am lächerlichsten wird der Verweis auf ihre wissenschafts-, Innovations- und umweltpolitische Erfahrung als untauglicher Legitimationsversuch bei ihrem Wurschteln zwischen Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit.
Jürgen Dressler

Gute Fragen, polemische, enttäuschende Antworten! Ministerin Svenja Schulze will u. a. das Männlichkeitsideal in Ruanda ändern, die Toleranz der Muslime in Indonesien fördern (275 Mio. Einwohner auf ca. 7000 Inseln, davon 95% Muslime), mit 44 Mio.€ den Bau von Fahrradwegen in Peru fördern, weil die Beschränkung dieser Förderung auf Deutschland allein nicht ausreicht. Bei der ehrenamtlichen Betreuung von Migranten hatte ich interessante Gespräche mit Monsieur Carlos, einem aufgeschlossenen, gebildeten jungen Mann aus Yaounde, Kamerun. Wir sprachen über Möglichkeiten der Änderung der wirtschaftlichen Situation in seiner Heimat.  Meinem Hinweis auf die Entwicklungshilfe, auf die Notwendigkeit der Bildung und des Übergangs von der Weidewirtschaft zum Ackerbau begegnete er geradezu mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Nach seiner Erfahrung könne die Mentalität der Mehrheit der Bevölkerung nicht geändert werden. Wo bleiben die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit? Wo bleibt die selbstkritische Betrachtung der Entwicklungshilfe der vergangenen Jahrzehnte, ohne jede Schuldzuweisung? Dabei geht es nicht um Streit zwischen Personen und Parteilinien, sondern um das, was ist, um Tatsachen und deren Abwägung. Keinesfalls geht es dabei um Sieger oder Verlierer, sondern um die menschliche Vernunft.
Chinas Zusammenarbeit, die Entwicklung der Infrastruktur in Afrika, ist für jedermann sichtbar. Sie wird zur Veränderung des Bewusstseins der Menschen führen. Ich finde es unverantwortlich, die Arbeit der Evangelischen Kirche in Afrika zu unterstützen und darauf zu vertrauen, dass die Kirche die staatlichen Aufgaben wahrnimmt.  Als die Aufklärung noch das Denken beförderte, wusste Ferdinand Lassalle bereits vor 175 Jahren:  „Alle große politische Aktion besteht in dem Aussprechen dessen, was ist. und beginnt damit. Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.“   Davon sind wir heute weit entfernt. So bleiben die Versäumnisse der letzten 30 Jahre, der Rückstau bei Investitionen und Reparaturen in Infrastruktur, Bildung, Schulen, Kinderbetreuung usw. einfach ausgeblendet, keine Bilanz, keine   Rechenschaft, keine Verantwortung für die bisherigen Ausgaben der „Zusammenarbeit“?
R. Reiger

Wenn sich Politik nicht oder unzureichend erklärt, entsteht ein weit geöffnetes Einfallstor für fehlleitende Narrative. Dies erlebt gerade das BMZ. Der erste Kurzschluss: Das Geld, das hier dringend benötigt wird, fließt in völlig sinnfreie Projekte ins Ausland. Der Zweite: Das BMZ ist nur ein Teil, der für das Ganze steht (Ampel, liberaler Staat). Der Dritte: Wir (CSU, Aiwanger, AfD) würden das Geld für uns (z.B. für die Bauern) verwenden, dann wären alle Probleme gelöst. Gut, dass Svenja Schulze reagiert, z.B. mit einem Faktencheck auf der Website des BMZ. Wir alle lernen, dass dies nicht reicht. Das BMZ sollte nicht nur reaktiv, sondern viel aktiver, umfassender, offener kommunizieren und nachhaltig das Narrativ etablieren, dass die vom BMZ unterstützten Projekte in deutschem Interesse liegen (Sicherung Wohlstand). Das dient dann auch dem Klimaschutz, der Humanität, der Emanzipation, dem Frieden. Svenja Schulze persönlich kann sehr gut erklären. Sie sollte das mehr nutzen. Die ganze Regierung sollte in diesem Sinne ihre Kommunikation aktivieren. Und die weltoffenen Menschen in Deutschland sollten aktiv bleiben und weiter gegen die rechten Narrative auf die Straße gehen.
Reinhard Koine

Keine Nachhaltigkeit ohne Entwicklung. Dass in den letzten Wochen eine grundsätzliche Diskussion über Entwicklungszusammenarbeit entbrannt ist, zeigt, dass an vielen Stellen die Auseinandersetzung mit den großen Zusammenhägen zu kurz kommt. Wäre das Narrativ um das leider zum Buzzword verkommene Thema Nachhaltigkeit ein anderes, würde kein Mensch auf die Idee kommen, an der Entwicklungszusammenarbeit zu sparen: Denn seit der ersten weltweiten Umweltkonferenz vor mehr als 50 Jahren ist klar, worum es im Kern einer nachhaltigen Entwicklung geht – um die gleichzeitige Realisierung von wirtschaftlicher Entwicklung UND Umwelt- und Klimaschutz. Mit dem Ziel, dass alle Menschen weltweit gut und innerhalb der Grenzen des Planeten leben können – so formuliert es der World Business Council for Sustainable Development in seiner Vision 2050. Dr. Gerd Müller, früherer Entwicklungsminister und heutiger UNIDO-Generaldirektor, wollte vor diesem Hintergrund aus dem Entwicklungsministerium ein Nachhaltigkeitsministerium machen. Mit diesem Wissen erscheinen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda2030 nicht mehr wie eine kunterbunte Ansammlung aller möglicher verfolgenswerter Themen, sondern bekommen eine innere Logik.
Wenn man die Agenda2030 als ZielSYSTEM versteht, an dem global gearbeitet werden muss, wird man an internationaler Zusammenarbeit nicht vorbeikommen. Der Schutz des Klimas und der Erhalt der Biodiversität sind die Themen, an denen man sich dies am besten vergegenwärtigen kann. Dass dabei die Menschen nicht vergessen werden dürfen, wusste die damalige indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi schon 1972: „Poverty is the biggest polluter.“ Um auf die berühmt gewordenen Radwege in Peru zurückzukommen: Es gibt ganz sicher berechtigte Fragen, WAS im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit finanziert werden sollte. Auch die Frage, WER Mittel aufbringen sollte oder gar aufbringen muss, sollte gestellt werden. An der grundsätzlichen Notwendigkeit einer umfassenden Querfinanzierung zwischen Industrieländern und sich entwickelnden Ländern oder auch zwischen „Pollutern“ und „Nicht-Pollutern“ aber besteht kein Zweifel, wenn wir die bestehenden Herausforderungen in den Griff bekommen wollen.
Estelle Herlyn

Mit Verlaub, ganz schwaches Interview mit der Ministerin. Wenig Fakten, geschweige denn Widerspruch. Da darf die Ministerin doch unkommentiert behaupten, dass die Gewährung von Entwicklungsgelder nicht mit einer Rücknahme von Staatsbürgern verbunden werden dürfe und spricht von Erpressung. Die Gewährung von freiwilligen Zahlungen an Bedingungen zu knüpfen ist Lichtjahre von Nötigung, geschweige denn von Erpressung entfernt. Wo war die Entwicklungszusammenarbeit mit Marokko beim letzten Erdbeben, als Ersthelfern sogar die Einreise verweigert wurde.  30 Jahre nach dem Massaker in Ruanda werden Projekte zur positiven Maskulinität gefördert. Die Nutznießer dieser Maßnahme waren zum Zeitpunkt des Völkermordes noch gar nicht geboren. Widerspruch Fehlanzeige.  Das Ministerium verteilt Gelder an Kirchen ohne Verwendungsnachweis. Auch hier hätte man einfach einmal nachfragen können. Was ist mit Mali? Fehlanzeige!  Der Höhepunkt des Interviews ist die Vergabe von 44 Millionen Euro für Radwege in Peru zum Klimaschutz. Nachfrage auch hier Fehlanzeige! Wozu das Ganze führt, kann man dann auf Seite 3 der Ausgabe lesen.
Jürgen Laux

die Ministerin Svenja Schulze bestreitet, dass es in Deutschland Gleichberechtigung gebe. Leider erklärt sie nicht, was sie damit meint. Ist es aber nicht ein Zeichen von Gleichberechtigung, dass im Bundeskanzleramt, im Verteidigungs- und im Entwicklungsministerium genauso unfähige Frauen wie Männer tätig sein dürfen? Müssen wirklich in den Aufsichtsräten 50 % der Sitze von Frauen eingenommen werden? Sollen 50 % der Müllwerker Frauen sein und 50 % der in der Geburtshilfe Beschäftigten Männer? Ist das dann die Gleichberechtigung, die Frau Schulze will?
Rolf Schikorr

Damit fängt alles an Fakes sind an der Tagesordnung und werden fleißig medial verbreitet, alle machen mit. Es sind für die Fahrradwege in Peru, tatsächlich 44 Millionen Euro und nicht 315 Millionen EURO. Macht nichts – Lügen ist ein politisches Kampfmittel der AFD – die Wahrheit stirbt immer zuletzt, das wusste schon Emanuel Kant – ein großer deutscher Philosoph der 300 Jahre alt wird.
Thomas Bartsch Hauschild

Vielen Dank auch für dieses Interview, in dem die Ministerin Schulze sehr gut nach auch guten Fragen  die ganzen Verdrehungen und demagogischen oder irrigen Botschaften kontert oder widerlegt, die dahin gehen, dass wir massenweise  ohnehin knappe Steuergelder angeblich „verschenken“ im Sinne von „verschwenden“ in anderen Ländern.  Ich fürchte zwar, dass  die Verbreiter und Initiatoren dieser Botschaften, zu denen wohl auch der Geheimdienst Putins mit seinen Trollen gehört, kaum die ZEIT lesen, außer der Geheimdienst vielleicht zur Erfolgs-  oder Misserfolgs- und Feind-Beobachtung,  aber die enthaltenen Informationen geben immerhin den prodemokratischen und pro-wahrheitlichen und realistischen und verantwortungsbewussten unter unseren Mitbürgern  deutlich mehr Wissen und „Munition“ an die Hand, um selbst zum Kontern dieser  demagogischen Botschaften beizutragen.  Pikant ist die Rolle des Ex-CSU-Ministers Gerd Müller, bei dem man sich schon wundern konnte, dass er mit seinen so überparteilich und überkontinental zukunfts-verantwortlichen Haltung in der CSU und in keiner anderen Partei war oder ist. Vorbildlich bei Frau Schulze ist darüber hinaus, dass sie auch den Blick wendet auf nicht nur das jetzige oder baldige Wohl ihrer Wähler, sondern auch auf das „schwere Erbe“, das wir den „nächsten Generationen . . . hinterlassen“.  Das trauen sich jedenfalls offiziell und im Wahlkampf sogar kaum viele Grüne, die immer glauben beweisen zu müssen, dass „gute Politik“  sich schon in absehbarer Zeit im Leben ihrer (erhofften) Wähler bezahlt macht und keine nennenswerten „Belastungen“  oder gar „Opfer“ oder „Einschränkungen“  erfordert. Selbst mit mehr Steuern sollen allenfalls die bestverdienenden oder „Superreichen“ „belastet“ werden.  Dabei wissen viele informierte und wirklich erwachsene Bürger längst, dass die bessere Zukunft auch mehr von uns allen verlangt als  nur „bessere Politik“ oder diese zu wählen.  Das kam z.B. im Bürgerrat Klima zum Ausdruck, der oft deutlich mutiger war und mehr an Anstrengungen und „Verzichten“ empfohlen hat als jedes jüngere Wahlprogramm der Grünen, deren gegenwärtig tonangebende eher beteuern, es gehe alles zu finanzieren  über eben „bessere Politik“ incl.  mehr „Kredite“, die angeblich aufgewogen werden durch geschaffenes zusätzliches Volksvermögen, als ob dieses nicht nur wegfallendes oder dringend abzuschaffendes alte  ersetzen würde  oder nur bestenfalls die Verluste durch mehrere Krisen wieder herstellen oder gar nur mildern könne.
Peter Selmke

Bedauerlicherweise geben Sie Frau Svenja Schulze eine ganze Seite für einen belanglosen PR- Artikel. Bla bla anstatt konkrete Aussagen. „Es wird so stark evaluiert wie nirgendwo“, sagt Frau Schulze. Darüber hätte ich gern gelesen.  „Wenn gut ausgebildete Fachkräfte aus Marokko nach Deutschland kommen, profitieren wir“, sagt Svenja Schulze. Ja – wenn! Seit über einem Jahr versucht eine gut ausgebildete Physiotherapeutin aus Marokko nach Deutschland zu kommen. 16 Jahre Berufserfahrung. Mehrere Diplome. Drei Jahre Berufserfahrung in Spanien. Sie hat eine berufliche Anerkennung von der spanischen Regierung. Die wird von der bayerischen Regierung nicht anerkannt. Es wäre nur eine ‚Kannbestimmung‘. Hier steht eine Nachschulung von voraussichtlich circa eineinhalb Jahren an. Sie wird nach Spanien gehen. Um dort ihr Unheil anzurichten?! Entschuldigung für meinen Sarkasmus. Bei Berufen, die eine Anerkennung benötigen, sind diverse Bundes- und Länderministerien, Behörden und die jeweilige Landesregierung involviert. Ein Flaschenhals sind die deutschen Botschaften. Auch die einzelnen Behörden, Ämter und Kommunen haben ihre eigenen Arbeitsweisen und Auffassungen. Datenaustausch – Fehlanzeige. Papierberge und monatelange Wartezeiten sind normal. Da können unsere Minister*innen noch so toll durch die Welt tingeln und Reisekosten verbraten, um Fachkräfte zu werben – der Zug ist lange abgefahren. Die meisten wirklich qualifizierten Fachkräfte gehen bereits seit Jahren lieber in andere Länder. Dorthin, wo sie mit offenen Armen willkommen sind. Dort, wo ihre Chancen gesucht und die Fachkräfte unterstützt werden. In Deutschland wird gesucht, was bei ihnen alles nicht passt. Die Bürokraten haben unser Land fest im Griff. Fern der wirklichen Welt und des gesunden Menschenverstandes. Ist es noch eine Gnade, in Deutschland arbeiten zu dürfen?
Wolfgang Vogt

Wenn ich unsere Zimmerpflanzen gieße, dann nehme ich natürlich meine Gießkanne zur Hand und beginne mit dem Gießen. Ich gehe dann nach einem gewissen Gießplan vor. Vielleicht ist hier meine Gießaktion, noch einigermaßen mit dem Gießplan der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland Svenja Schulze vergleichbar. Bei ihr bekommt ein Land mal mehr, mal weniger bis gar nichts vom „Steuer-Kuchen“ ab. Letztendlich sind das immer unsere Steuern, die wir meist unfreiwillig abdrücken müssen. Wohin und für welchen Zweck unsere Steuern dann „verbraten“ werden, darauf haben wir noch nie Einfluss nehmen dürfen. Das Leitungswasser für meine Zimmerpflanzen muss ich bezahlen, Regenwasser aus der Regenwasserauffangtonne ist dagegen kostenlos. Nun habe ich mir das Interview zwischen Svenja Schulze und Andrea Böhm mit Mark Schieritz sehr aufmerksam durchgelesen und bin immer noch bass erstaunt, wie planlos unsere Steuergelder über der Welt mit der Entwicklungs-Gießkanne ausgegossen werden. Darunter werden Länder benetzt, die unter anderem Raketen ins Weltall schießen, die Deutschland wirtschaftlich gesehen, längst abgehängt haben, und so weiter und sofort.“Als Exportnation können wir uns nicht einfach in unser Schneckenhaus zurückziehen“, so tönt Frau Schulze. Was exportieren wir denn noch so Großartiges in die große weite Welt hinaus? Auch ja, da fällt mir doch etwas ein! Vielleicht sind wir ja der gefühlte Weltmeister in Sachen „Demokratie-Export“, da ja zwei Drittel der Menschen auf der Erde in keiner Demokratie leben sollen. Ob viele dieser „undemokratisch“ lebenden Menschen überhaupt etwas mit Demokratie am Hut haben, das müsste und sollte vorab abgeklärt werden!
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Sie links, er rechts“ von Elisabeth von Thadden

Ich bin nur von Frauen großgezogen worden. Als junger Mann hatte ichwallende lange Haare, war links und dumm und durch und durch ein Feminist. Heute sind meine Haare kurz und grau, ich bin ziemlich klug und liberal-konservativ. Den Trick der Natur mit den zwei Geschlechtern habe ich nach zwei Ehen auch durchschaut. War eine harte Schule und Frauen haben mich gelehrt, dass Frauen keine besseren Menschen sind. Meinetwegen können die Damen alle Macht haben. Mich kriegen sie nicht mehr.  Wenn die beschriebenen Untersuchungen wirklich zeigen sollten, dass heute junge Männer nicht mehr all das durchmachen müssen, so viele Jahre harte Schule, um klug und rechts-liberal ihren eigenen Weg der Freiheit zu gehen, dann ist das eine gute Nachricht.  Für genug Kinder sorgen ohnehin all die Weltregionen, wo Männer keine Arbeit und Frauen nichts außer Kinderhaben. So erledigt sich das Model entwickelter Länder von selbst und die Schose kann von vorn beginnen. Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben. Da geht es mir doch gleich viel besser. Und Ihnen?
Fred Klemm

Während bei jungen Frauen die Errungenschaften der Emanzipation alltäglich werden, erleben die jungen Männer korrespondierend einen ziemlich umfassenden Statusverlust. Daraus resultiert deren rückwärtsgewandte Sehnsucht nach einer Zeit, wo die Koordinaten in allen gesellschaftlichen Sphären fraglos männlich geprägt waren. Das Bedürfnis nach einer Kompensation dieses Verlustes wird offenbar rechts gestillt. Auch mit den chauvinistisch-testosteronbasierten Identifikationsangeboten des Herrn Krah von der AfD. Alle Sozialisationsagenturen sollten dieses Thema aufgreifen, um den Emanzipationstrend für die jungen Frauen zu sichern und für die jungen Männer positive Identifikationsangebote auf der Höhe unserer Zeit zu etablieren. Wahrscheinlich würden allein schon mehr männliche Pädagogen in Kitas und Grundschulen einen aufbauenden Effekt haben.
Reinhard Koine

Ihr Leitartikel zum Auseinanderdriften der politischen Einstellungen zwischen den Geschlechtern in der Generation Z weist auf ein bemerkenswertes Phänomen hin. Dessen Relevanz für die soziologische Analyse liegt auf der Hand, ebenso die Erklärungskraft für zahlreiche Ereignisse im politischen Raum, insbesondere wohl die gezielte Ansprache verunsicherter und sexuell unzufriedener junger Männer (häufig als ‚incels‘ bezeichnet) durch die Neue Rechte, von Maximilian Krah bis zu Jordan Peterson. Daher kann ich es gut nachvollziehen, der Thematik einen so prominenten Platz einzuräumen. Damit ist dann aber notwendig auch ein hoher Anspruch an die Genauigkeit der Darstellung verbunden. Diesem Anspruch wird Ihr Leitartikel meines Erachtens nicht vollständig gerecht. Das betrifft die empirische Grundlage. Sie gehen weder auf Schwächen der Datenerhebungen in den einzelnen Ländern noch auf Schwierigkeiten bei der Vergleichbarkeit der Länder ein. Die Financial Times gibt an, für Korea, Deutschland und die USA Umfragen verwendet zu haben. Das heißt: keine Wahlergebnisse selbst. Diese Form der Erhebung sieht sich in hohem Maße der Gefahr eines social desirability bias ausgesetzt. Wenn demgegenüber für das Vereinigte Königreich die „British Election Study“ zugrunde gelegt wird, wirft das zudem die Frage auf, ob die Daten ohne Weiteres etwa mit den deutschen kontrastiert werden können. Erst letztes Jahr ist für Deutschland eine umfassende und medial viel beachtete Studie zum Wahlverhalten der Geschlechter bei den Bundestagswahlen seit 1953 erschienen (Köln Z Soziol 75 [2023], S. 143-170, abrufbar unter https://doi.org/10.1007/s11577-023-00904-4). Nun zeigt diese Studie ausdrücklich Schwächen der Verwendung von Umfragewerten (statt tatsächlichen Wahlergebnissen) in Bezug auf das Gender-Gap auf. Vor allem aber kommt sie für die letzte Bundestagswahl 2021 zu dem Ergebnis, dass das Gender-Gap bei der Wahl der AfD über alle Altersgruppen hinweg so konstant ist wie bei keiner anderen Partei! Die Männer der Generation Z wählen die AfD also nicht häufiger als Männer der Kohorte „60+“, auch wenn Männer die AfD insgesamt sehr viel häufiger wählen als Frauen. Die Differenzen zwischen den Kohorten in Bezug auf Gender-Gaps sind zwar wahrlich dramatisch, aber gerade nicht zwischen der SPD und den Grünen einerseits und der CDU/CSU und der AfD andererseits, sondern zwischen den Grünen einerseits und der FDP andererseits. Frauen der Generation Z wählen viel häufiger die Grünen, Männer der Generation Z viel häufiger die FDP.
In der Kohorte „60+“ sind die Unterschiede hingegen marginal: Die Stimmen für die Grünen und die FDP verteilen sich ungefähr gleich auf die Geschlechter. Das erscheint mir bei dem Framing von „sie links, er rechts“ unbedingt erwähnenswert, wird die FDP doch in geringerem Maße der Kategorie „rechts“ zugeordnet als CDU/CSU und AfD (vgl. auch die Sitzverteilung im Bundestag seit 2021), und wenn schon als „rechts“, dann eher im wirtschafts- als im gesellschaftspolitischen Sinne. Insbesondere, wenn Sie das Linkssein der jungen Frauen den „erstarkenden autoritären Regime[n]“ gegenüber stellen, also „rechts“, „autoritär“ und das Wahlverhalten junger Männer verknüpfen, ist das von den Daten nicht gedeckt: Daran, dass die FDP gesellschaftspolitisch tatsächlich so progressiv ist, wie sie sich in der sog. Fortschrittskoalition gibt (Stichwort: gemeinsamer Nenner mit den Grünen), kann man berechtigte Zweifel anmelden, aber autoritär (oder nationalistisch) ist sie sicher nicht. Schließlich verteilen sich die Stimmen der Generation Z für die maßgeblichen Mitte-rechts-Parteien, die CDU und die CSU, ungefähr gleich auf die Geschlechter, ja die beiden Parteien werden sogar eher von den jungen Frauen gewählt als von den jungen Männern. Danach lässt sich für Deutschlands Generation Z zwar nur, aber auch immerhin von einem stark ausgeprägtem „sie grün, er gelb“ sprechen. Das Problem des Rechtsautoritarismus ist bei uns kein Spezifikum junger Männer, sondern – schlimm genug – überhaupt der Männer.
Florian Bode

Über den Leitartikel von E. von Thadden bin ich wirklich entsetzt – nicht bezüglich des Inhalts, sondern den journalistischen Dilettantismus, der ihm zugrunde liegt. Laut Financial Times sind junge Frauen eher links, junge Männer eher rechts.
1. bei der genannten Zeitung handelt es sich zweifellos um ein seriöses, zitierfähiges Blatt. Es hat aber keinerlei Expertise in soziologischen Fragen. Wer hat die Studie durchgeführt? Als Journalistin sollte man gelernt haben, die ursprüngliche Quelle zu finden und zu nennen.
2. „… sind junge Frauen deutlich liberaler als…“ Liberal = links? Ich erinnere mich, als ich 2011 in den USA im Gespräch damit konfrontiert wurde, dass Obama Kommunist sei. Begriffe sind dehnbar und interessengesteuert.
3. „deutlich liberaler“. Der Artikel kommt nicht nur ohne Quelle, sondern auch ohne Zahlen aus. Was bedeutet „deutlich“?  60% zu 40 % oder 75 % zu 25 %?
4. Wenn ich mich europaweit umschaue, sind es Frauen, die in den rechten Parteien hochkommen. Nicht aus der Generation Z, aber immerhin. Ich erinnere mich deutlich an Berichte über den Zulauf von Frauen zu rechten, neonazistischen Gruppen. Schnee von gestern? Auch erinnere ich mich an die Aussage von Sigmar Gabriel nach der Festnahme von Beate Zschäpe, dass man ihr eine Kronzeugenrolle anbieten müsse. Hinter diesem Vorschlag stand wohl das überholte Rollenbewusstsein, dass Frauen so etwas nicht tun.
5. Die Gesellschaft wird liberaler, weil Frauen einen anderen Lebensentwurf haben? Von Alice Weidel wissen wir, dass Manche es durchaus schaffen, lesbisch zu leben und ein konservatives Familienbild zu fordern. Selbst Freiheiten zu nutzen, bedeutet nicht, sie auch anderen zuzugestehen.
Reinhold Jenders

Was passiert da gerade mit männlichen Autoritäten, dem Patriarchat? Eine psychoanalytische Antwort findet sich in dem Büchlein „Petromaskulinität“ von Cara New Daggett. Hier geht es zwar vorrangig um ‚fossile Energieträger und autoritäres Begehren (von Männern)‘, jedoch kann dieser Faden weiter gesponnen werden; z. B. auf Fleischkonsum. Das Patriarchat basiert auf kapitalistische Erfolge fossiler Rohstoffe; ihr Ausdruck findet sich u. a. in schnellen, lauten PKW. Warum wohl finden Treckerdemos mehr Akzeptanz als Sitzblockaden? Jetzt werden aber fossile Energien gegen Solardächer/Windräder getauscht, Tempolimit ist im Gespräch! Damit werden Machtsymbole genommen. (Unsichere, und damit meist dominante, laute) Männer verlieren nicht nur ihre Macht, sondern auch ihre sozialisierte Rolle. Maximilian Krah von der AfD greift dies sehr erfolgreich auf. Um Rechtsextremismus den Nährboden zu entziehen, müssen wir Männer in eine neue Rolle führen.
Stephanie König

Nach der Lektüre des oben genannten Artikels haben sich mir einige Fragen gestellt. Welche good old days, in deren Richtung sich junge Männer wenden, sind gemeint? Woher weiß die Autorin, dass diese sich nach Zeiten sehnen, die sie gar nicht miterlebt haben, dass sie die Rückkehr etwa zu den Fünfzigerjahren verlockend finden? Von welchem Prozentsatz der Generation Z ist hier die Rede? Wie genau ist rechts und links definiert? Welches sind die akzeptablen Grenzen? Geben die erwähnten Studien darauf Antwort? Finden junge Männer mehr Beinfreiheit und Luft zum Atmen – was auch immer sich hinter diesen Begriffen verbirgt – nicht auch erstrebenswert? Ist Freiwilligkeit first in dem beschriebenen Kontext nur Frauensache? Warum ist diese Moderne weiblich? Warum driften die Geschlechter auseinander und welches ist DIE Ursache der niedrigen Geburtenrate in Südkorea? Sie links, er rechts – ist das DIE Erklärung? Alles mündet in der Frage der Autorin: Wie kann in der Liebe zusammengehen, was in der Politik so hart (s.o. Frage der Definition) auseinanderfällt? Vielleicht gibt es neben Politik andere relevanten Themenfelder, die unser Leben beeinflussen, die Paare zueinander führen, die Liebe ausmachen?  Und: Werden wir zunehmend bindungsunfähig, nur weil die politischen Ansichten sich unterscheiden? Oder gibt es dafür noch andere Gründe, die nicht ausschließlich auf das Konto junger Männer gehen? Meiner Erwartungshaltung an DIE ZEIT entspricht dieser Artikel leider in keiner Weise.
Gustav-Herbert Binder

Ja, ich sag’s doch schon seit langem: Frauen sind die besseren Menschen, jedenfalls aufs Ganze gesehen. Da bleibt uns Männern nur noch eine nachhaltige Rolle: Seien wir entschiedene Feministen!
Ludwig Engstler-Barocco

Das Auseinanderdriften von „links“ und „rechts“ ist Ausdruck der Neusprech-Definitionen dieser Begriffe, wonach das „links“ sei, was man dominant-narrativ als „fortschrittlich“ bezeichnet, und „rechts“, was dementsprechend rückständig sei. Als sei das männliche Betatschen von Frauen „rechts“ und nicht „links“. – Realistischer erscheint der Ansatz, dass in den westlich geprägten Gesellschaften eine Gegenkraft zur Philosophie der Androgynisierung der Geschlechter im Entstehen ist, die wieder einen kategorialen Unterschied darin sieht, ob der Mann in 9 Minuten ein Kind zeugt oder die Frau es in 9 Monaten austrägt. Ob sich diese Gegenkraft in allen Konsequenzen durchsetzen wird, steht in den Sternen. Falls nein, wird man Kinder zukünftig vermehrt in vitro ausbrüten können. Insofern könnten dauerhafte heterosexuelle Liebespartnerschaften mit selbstausgetragenen Kindern in den sogenannten „hochzivilisierten“ Ländern in der Tat zum Auslaufmodell werden. Jede Zeit hat ihre Launen – da müssen wir jetzt durch.
Kurt Schäfer

Das Phänomen, warum „sie“ links wählt, hat Elisabeth von Thadden kurz umrissen und erklärt. Dass „er“ rechts wählt, kann man nach ihr weltweit mal mehr, mal weniger feststellen. Zum „warum“ wird es dünn. Auf die Frage nach dem warum stößt man bei der Suche nach der Antwort auf das geänderte Rollenbild. Gen Z hat, wie erwähnt wenig Interesse an der Rückkehr zum Rollenbild, das bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts die Gesellschaft prägte. Was haben die Männer heute für Vorbilder, was für Orientierungen? Halt bekommen sie bei den extrem Rechten -weltweit- und den Nationalisten. Die suggerieren eine Möglichkeit, die Uhr mehr als 50 Jahre zurück drehen zu können, zu der Zeit, als ein Mann seine Rolle als Ernährer und Versorger, als Kämpfer für die Familie und als nicht so gefühlsorientierter Pragmatiker erfüllen konnte. Alles vermeintlich einfach zu erreichen. Die Parteien bilden das im rechten Feld dann auch ab, je weiter rechts, desto weniger Frauenanteil, desto offener die (versteckte) Misogynie unter anderem. Ab der Mitte und weiter links bieten die Parteien keine so einfache Orientierung für einen Mann von heute, wie man „es richtig macht“. Sie zeigen nicht so eindeutig, wie ein Mann ein Mann sein kann mit der die Orientierung erschwerenden Toleranz für so Vieles, aber und eben auch besonders für die neuen Geschlechterrollen, in Deutschland auch noch mit der die Männlichkeit bedrohenden Genderei. Links tut man sich bekanntermaßen schwer mit einem für einen großen Teil der nach Anschluss suchenden Männer attraktiven Männerbild, rechts tut man sich zwangsläufig schwer mit einem liberaleren weg-vom-Herd Frauenbild, das für eine breitere Masse Frauen attraktiver wäre. Und die Personen, die Aktiven der Parteien sind auch traditionell weniger weiblich oder divers, je weiter rechts und viel diverser, je weiter links.
Achim Stein


Leserbriefe zu „Wann greift der Staat endlich ein?“ von Evelyn Finger

Sehr erfreulich war in Ihrer letzten Ausgabe, dass nicht die ganze Seite zum sexuellen Missbrauch in der Evangelischen Kirche Frau Finger überlassen wurde. Leider offenbart Frau Finger immer wieder Unwissenheit (Bsp: Zusammenarbeit zwischen Katholischer Kirche und Staatsanwalt im Interview mit Bischof Bätzing) und beschränkt sich (deshalb?) auf Polemiken (erste Zeilen ihres Beitrags). Dass sie dann den Christen auch noch „Gejammer“ unterstellt, schlägt dem Fass den Boden aus. Trifft diese Vokabel nicht vielmehr auf ihre ständige Klage zu: Ach die Kirchen! Wo bleibt der Staat! Wie viel besser ist alles in den USA!  Durch die beiden anderen Beiträge erhielt ich durch DIE Zeit wieder einmal sachliche Informationen und profunde Einschätzungen dieses zwar schlimmen, aber gerade deshalb so wichtigen Themas.
J. Silbermann

Was muss noch passieren, bis die Verbrechen an Kindern aufgeklärt und bestraft werden…? Der Staat hätte sofort eingegriffen, wenn die Verbrechen nicht in Kirchen, sondern in Kitas geschehen (wären)!“… Staatsanwälte und Justizminister. Sie müssen endlich eingreifen.“   !!!
Klaus Busch

Das die Trennung von Kirche und Staat so wie die Religionsfreiheit dafür gesorgt haben, das der Staat sich nicht in die internen Angelegenheiten der Kirche einzumischen hat. Nun aber zeigt sich, was sich hinter dieser kirchlichen Fassade alles abgespielt hat. Der Staat und das Menschenrecht und die Würde des Menschen ist unantastbar- darüber zu wachen obliegt nicht dem Kirchenrecht.
Thomas Bartsch Hauschild

Bei den vielen Personen, die sich zu Wort gemeldet haben, fehlt mir bisher eine Stimme. Die omnipräsente Frau Käßmann habe ich noch nicht gehört. Wann erklärt sie ihre Rolle?
Klaus Degenhardt

Vorab zu diesen Themen in Glauben & Zweifeln: „Wann greift der Staat endlich ein?“ – von Evelyn Finger und dem Artikel „Eine Recherche mit Folgen“ von Raoul Löbbert – möchte der RvM-Leserbriefschreiber eine kurze durchaus aber elementare (auch religiös-philosophische phlegmatische Voranstellung mitbeifügen: „Immer denken die Menschen über eine „mögliche“ Zeit nach dem Exitus nach – warum auch nicht, wenn die Vernunft in der menschlichen Evolution ihre weitere Zeitanteiligkeit benötigt. Kürzlich las der RvM von Peter Nuhr ein „Fazit“ zur Besichtigung einer evtl. Wiedergeburt: „Er verzichte eher darauf – denn es könne ja sein, dass er als Darmbakterie reinkarniere… Und das doch bitte nicht! Ein Bekannter (Künstler) schrieb mir als Kommentar hierzu: „Jaja: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!“ Wenn doch auch ein Philosoph wie Peregrínos Proteús zu den olympischen Spielen im Jahre 165 (n.u.Z) vor Tausenden von Zuschauern: sich auf einem Scheiterhaufen selbst verbrannte – welchen Beweis sollte das darstellen, welche Hingabe zu wem als Christ oder als zuvoriger Kyniker und zu welcher aufopfernden Selbstüberwindung gegen den römischen Kaiser oder für die persönliche Ruhmsucht… Im übertragenen Sinne kann doch hierbei wohl verdeutlicht werden, dass alle Glaubensausrichtungen doch mit Vorsicht zu verinnerlichen/veräußerlichen seien – und zuvor möge man doch mit allen vielleicht möglichen „Un/Übersichtlichkeiten“ die verschiedenen Glaubensvermächtnisse mit dem eigenen Verstand plus der Vernunft beurteilen (nicht vorschnell jedoch verurteilen), auch wenn die persönlichen Manipulationen und Dressiertheiten schon als Kind einen angefesselt haben… Später dann erst wird die mögliche Bedenklichkeit zur Nachdenklichkeit sich erweitern und hierzu auch den Spruch „Glauben heißt nicht Wissen“ unter die Verstandeslupe nehmen. Sicherlich bedeutet der individuelle Tod das Ende dieses Gastaufenthaltes auf Erden – und zumeist zuvor werden wir leider erleben müssen, dass diese Menschenwelt aus lauter Abschieden sich vorfindet: wenn aus der persönlichen nahen Umgebung uns naheste liebe Menschen und Freunde sterben, diese Tode lebensnah „nicht eingeplant“ waren im Zyklus der Vergänglichkeit…
Wir Menschen wollen somit Trost finden, getröstet werden durch eine Religion (denn die Evolution hat uns nichts anderes anzubieten als die nackte Wahrheit des Fressens-und-Gefressenwerdens! – selbst wenn wir aus dem Affenfell uns herausgefellt haben und klüger aber nicht vernünftiger geworden seien…), die sich anmaßt (wie z.B. die katholische und evangelische Kirche): uns in ihre vereinnahmende Gemeinschaft (der Gläubigen) aufzunehmen und am „jüngsten Tage die persönliche Auferstehung“ zu versprechen… Solcherlei Religionen (ebenso der Islam) könnten ohne diese Heilsbotschaften „eines Lebens nach dem Tode“: nicht existieren – es fehlte dazu dann dieses absolute „Schmankerl“. Aber lassen wir es dabei und vorbei – und kommen wir auf den Kern dieser doch friedvollen Botschaften eines Jesus von Nazareth, der wohl ein überaus liebevoller Mensch war, zu allen Leidtragenden und Kranken und Hilflosen sich hingezogen fühlte und auch versuchte, durch seine Anwesenheit: sein Licht in das Dunkel dieser Lebensbenachteiligten zu bringen. Ein friedliebender Sohn (plus Geschwistern) seiner Mutter Maria – warum also darüber hinaus auch noch den Sohn eines imaginierten Gottes hinzugedeutet zu bekommen; genügte es nicht, wenn zuvor sich der aggressive und brutale Aléxandros („ho Mégas“) von Makedonien (356-323 v.u.Z.) als der Sohn eines Gottes ansah und zudem noch selbst als Gott verehrt werden wollte… Sollen sie sich doch aufgeblasen haben zu Göttersöhnen – die Konsequenzen dieser Überhöhung als der Sohn Gottes dieses Jesus-Menschen bis in unsere heutige Zeit: aber haben die katholische und evangelische Kirche zu verantworten, deren machtinstrumentierten Auslegungen des (ganz anderen) Jesus-Vermächtnisses: in dieser Menschenwelt uns so tragisch in all die Verirrungen, die Verfolgungen, Vertreibungen, Kriege und Menschenverachtungen (gegenüber den anderen Religionen und Traditionen) hineintrieben: uns dressierte Gläubige zu solchen Manipulationen heranzüchteten für ihre Machtambitionen… Doch ohne die Gläubigen im Volk gäbe es auch keine anmaßende Kirche – wären deren Vortäuschungen nurmehr leere, hohle Phrasen…
Wer sind denn diese Pfaffen und Priester jener beiden Kirchen (der katholischen und evangelischen): dass jene Männer (ja: es sind sexuelle Männer!) ihre Schwänze nicht in den Talaren, Kutten und Gewändern verstaut halten können – nicht etwa nur mit erwachsenen Frauen (oder mit erwachsenen Männern) ihre sexuellen Gelüste ausleb(t)en… (Und weg mit diesem Zölibat der katholischen Kirche!) Nein: diese Schänder vergriffen und vergreifen sich an Kindern und Jugendlichen, benutzen und vergewaltigen diese jüngsten und jungen Menschen zu ihren Trieben und sexuellen Befriedigungen, tarnen sich zudem noch als die religiösen, kirchlichen Vertrauten hin zu denen ihnen Vertrauenden – und all das in der Tarnung „im Namen eines Gottes“ ihrer angeblichen reinen Frömmigkeit… Welch eine Schande – und dass diese abscheulichen Taten auch für das gesamte Leben des heranwachsenden Kindes, des Jugendlichen: sich traumatisch auswirk(t)en)… Die Details will man vor lauter Wut und Ekel hier nicht anführen – fast aber hat man den Eindruck, als ob diese katholische und protestantische Kirche eigentlich ein Verein sei, zu dem sich diese pädophilen (und homosexuellen) Männer hingezogen fühlen: weil sie dort scheinbar eine Auslebemöglichkeit ihrer sexuellen Abartigkeiten (der RvM meint hierbei nicht die Homosexualität zwischen erwachsenen – unabhängigen – Männern) vorfinden – und in all diesen Zeiten auch noch durch deren institutionelle Hierarchie geschützt wurden… Und weiterhin durch Vertuschungen (?) werden diese (kirchlichen) Sexualverbrecher auch noch von ihren Kirchenbehörden möglichst geschützt. Evelyn Finger beschreibt die Situation in DIE ZEIT: „Jedes Mal, wenn in Deutschland eine Kirche Aufklärung verspricht, kommt dabei eine Vernebelung heraus. Beginnen wir mit den Katholiken: Erst ließen sie dreist eine fertige Missbrauchsstudie im bischöflichen Giftschrank verschwinden. Dann schredderten sie heimlich Akten, um sie dem Zugriff unabhängiger Forscher zu entziehen. Schließlich gelang ihnen zwar eine Untersuchung aller Bistümer, in der es erstmals auch um Vertuschung ging – doch benannte man keine Vertuscher. Und nun haben die Protestanten noch all diese Peinlichkeiten übertroffen, indem sie eine versprochene Zulieferung aus ihren Personalakten vergeigten: Nur eine von zwanzig Landeskirchen lieferte den Forschern vollständig Daten. Eine!“ Wo bleibt der Rechtsstaat, wo die Staatsanwaltschaft?! – weg mit den kirchlichen Behörden hierfür… Wann greift der Staat endlich ein?
Von Raoul Löbbert liest man in DIE ZEIT auf derselben Seite zu Glauben&Zweifeln: „Eine Recherche mit Folgen“: und kann es unfassbar kaum „glauben“: dass dieser evangelische Pfarrer, Lehrer und prominente Kinderbuchautor Arnulf Zitelmann (9.März 1929 – 8. Juli 2023): seine Tochter als Kind sexuell missbraucht hat – nicht nur die Aussagen der Tochter, sondern auch die Recherchen haben dies erkennbar werden lassen… Der Fall Zitelmann wird weitere große Auswirkungen haben: der Campus-Verlag hat bereits alle Werke und Bücher dieses Autors aus dem Programm genommen – einstig verliehene Preise wurden ihm nun aberkannt. Auch der „Gustav-Heinemann-Friedenspreis“ muss diesem Kinderschänder (der seinem Kind, seiner Tochter dieses Furchtbare angetan hat) weggenommen werden. Und posthum muss zudem die Bundesregierung bzw. die Vergabestelle des Bundesverdienstkreuzes: jenem Sexualverbrecher Arnulf Zitelmann diese verliehene staatliche Würdigung (im Namen des Volkes?) aberkennen! Man muss sich das nur vorstellen: hinter dieser Trialität: Lehrer, evangelischer Pfarrer und Kinderbuchautor hat sich dieser Sexualverbrecher versteckt gehalten – die vielen Menschen auf Schritt und Tritt in seinen Funktionen: belogen und betrogen! Was nur ging in solch einem Unmenschen vor sich – wie konnte er diese Ämter und in der Verbindung als Kinderbuchautor: für sich in seiner Seele dies strategisch (und sicher nicht verdrängend) so vereinbaren? Da verliert man letztlich jeden Glauben an das Menschsein, wenn auch noch in dieser Kombination der Ämterfunktionen und zu jenen Öffentlichkeitsbedeutungen (als Kinderbuchautor und Seelsorger sowie Pädagoge): sich solch ein Unmensch verbergen kann…
Der RvM-Leserbriefschreiber hatte von einer nahen Bekannten (zu der Zeit 55 Jahre alt) ihr Kindheitsdrama dargelegt bekommen: dass sie schon als einjähriges Kindchen von diesem „Monstervater“ missbraucht worden war und dies über viele Jahre ihr zugefügt wurde… (Es gibt dafür keine Beschreibungsmöglichkeit meinerseits!). Die Mutter hatte stillschweigend „weggesehen“ – eine unfassbare ehelich Verbindung dieses „Eltern“-paares, die ihr einziges Kind so physisch und psychisch zerstörten – zudem die Mutter nicht sofort gegen diesen Mann (und „Vater“) mit Trennung und einer polizeilichen Anzeige reagierte, ihr Kind in Schutz nahm…  Als spätere junge Frau (weg aus den Klauen dieses Erzeugers) musste sie dann jahrelang psychologisch betreut werden, hatte über die langen Behandlungszeiträume hinweg zu den Zeichnungen nur schwarze Bilder gemalt, lebt heute (Jahrzehnte später) durch diese Traumatisierungen: leidend versteckt in ihrer missbrauchten Vergangenheit zur jeweiligen Gegenwart. Was erkennt die Psychologie über diese Missbrauchs-„Väter“? In „SWR 2 Wissen“ ist zu lesen: „Kinder, die sexuelle Gewalt in der Familie erleben, sind ihr oft über Jahre schutzlos ausgeliefert. Umso wichtiger ist, dass das Umfeld genau hinschaut und mutig handelt. Täterinnen und Täter sorgen dafür, dass sich Kinder im Umfeld niemandem anvertrauen. Wagen sie diesen Schritt dann doch, wird ihnen oft nicht geglaubt. Und Außenstehende wollen das Ungeheuerliche einfach nicht wahrhaben. Unvorstellbar ist für viele, dass auch Mütter Mitwisserinnen oder sogar Täterinnen sein können… Kinder, die sexuelle Gewalt in der eigenen Familie erleben, erfahren oft keine Hilfe, weil die, die ihnen eigentlich helfen könnten, Teil des gewalttätigen Systems sind. Familienmitglieder sind keine schützenden Vertrauten, sondern Täter oder Täterinnen, Mittäter oder Mitwisser.“
Da diese fürchterlichen Erkennbarkeiten in „Glauben&Zweifeln“ in DIE ZEIT veröffentlicht wurden, wird dies hoffentlich intensiver mit dazu beitragen: dass allmählich all diese Sexualverbrechen und SexualverbrecherInnen (auch nach vielen Jahren/Jahrzehnten) ins deutliche Wahrheitsbild kommen und auch entsprechend dann die Gerichte ihre Urteile sprechen… Finanzielle Entschädigungen sind doch für diese missbrauchten Menschen keine „Schadensbehebung“ – denn diese Verbrechen sind so tiefenbewirkend in der Seele: dass jene Missbrauchten ihr Leben lang darunter leiden, wo selbst psychologische „Betreuungen“ niemals eine Aufarbeitung enttrennend (aus dem Erlittenen) bewirken werden: solche Verwundungen und Wunden sind nicht heilbar! Und der RvM-Leserbriefschreiber fragt sich als Mann und Mensch: was geht und ging in solchen Menschen vor sich, dass es zu solchen sexuellen Verbrechen kommen kann… Sind das psychisch kranke Sexualtäter, die durch ihren Trieb so furchtbar gesteuert werden… Aber wie kann denn ein Vater sein Baby und Kleinkind sexuell missbrauchen – was passiert in solch einem sexuellen Monster: kann es so etwas überhaupt geben? Welche (unfassbaren) „Erklärungen“ gibt, gäbe es dafür in der Psychopathologie? Mir fehlen die Worte, um solche Unfassbarkeiten hier ohne meine innere Wut und Hass aufschreiben zu können! Und dazu kommt die unfassbare Anwesenheit von Nekrophilie (Paraphilie):  – sich durch sexuelle Handlungen an den Körpern von toten Menschen zu befriedigen. Leichenhallen auf Friedhöfen in Großstädten müssen dieserhalb bewacht werden! Wikipedia erklärt: „Nekrophilie bezeichnet eine abweichende Sexualpräferenz, die auf sexuelle Befriedigung mit Hilfe von Leichen gerichtet ist. Und dies würde gemäß §168 StGB als Störung der Totenruhe bestraft. Welch eine dunkelste, wahnsinnige Innenwelt ist unsere Menschenseele – und durch welche Impulse wird sie so sehr grauenvoll aus der „Menschlichkeit“ geworfen…?
Da der RvM-Leserbriefschreiber die Gott-Götter-Religionen längst schon (als Jugendlicher) in die geistige Versenkung (in die Phantasie-Entsorgung) hat verschwinden lassen: wird ihm umso deutlicher, dass diese dementsprechenden antriebigen Kirchenmänner (in welcher Hierarchie auch immer) nichts anderes sind: als getarnte Triebtäter in ihren jeweiligen (katholischen oder evangelischen) Kostümierungen – und damit erkennbar wird: mit welcher zuvor dreisten Verlogenheit diese scheinbar gottesfürchtigen Anbeter nichts anderes sind: als getarnt in einer Camouflage der absurden und absoluten Hinterhältigkeit: ihrem Triebwerk nachgehen und nachgingen. Deus lo vult? Nein – ich verzichte auf ein derartiges versprochenes Himmelreich zu diesen Stellvertretern ihres imaginierten Gottes, und mir auch noch vorstellen zu müssen: dass solche Perverslinge (und auch die anderen Priester) den Menschen die Beichte abnehmen können und sie von ihren Sünden (im Namen dieses Gottes) freisprechen… Kann ein Staat solche Verrücktheiten und Anmaßungen von Kirchen auch noch finanzieren lassen (durch das Volk) – eigentlich sind doch diese kirchlichen Komparsen für unzurechnungsfähig zu erklären, mit Sigmund Freuds Erkenntnis zu dieser Neurose: „Religion ist eine Geisteskrankheit!“
Wir Menschen auf diesem Planeten müssen uns von diesem Wahnsinn der Religionen weltweit befreien – unser Dasein als Anwesenheit zur Abwesenheit begreifen, um in einer allseits verständlichen und akzeptierten Philosophie unseren erweiterbaren Bestand an Bewusstsein durch Verstand und Vernunft und Freigeistigkeit zu beleben: diese unerlässliche Traurigkeit des Abschieds aus dem Erdenleben als eine tödliche Unausweichlichkeit kollektiv zu akzeptieren mit der Gewissheit: dass meine persönliche Zeit immer auch die unaustauschbare Zeitanteiligkeit meiner Gewesenheit war und dies in Dankbarkeit zum Abschied kommen muss… Denn, mit betrogener Hoffnung lebenslang sich zu belügen, um vielleicht dadurch getrösteter zu sterben – dann wäre doch eine Morphiumvergabe im Sterbevorgang die zugleich angenehme personifizierte vergeistigte Entsorgung und würde ohne Angstverbleib in der Verinnerlichung zu den Opioid-Rezeptoren bis hin zum Exitus, uns entschweben lassen… Oder lassen wir Epikur vernunftvoll philosophieren: „Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr.“ Nochmals: verlogener religiöser Trost ist keine wirkliche Tröstung – und bestärkt nur die Macht dieser Priester und Pfaffen über die missbrauchten Leben und den Tod in unserer persönlichen Ohnmacht gegenüber dieser Anmaßung zur scheinheiligen Menschenverachtung!
Der ganze katholische und evangelische „Laden“ sollte aufgelöst werden – selbst, wenn ein Rüdiger Schuch (als Präsident der Diakonie Deutschland) nett darlegt: „Wir wollen unser System überprüfen. Es müssen gemeinsame Werte und Verfahren im gesamten Bereich der Kirche und Diakonie gelten. Sexualisierte Gewalt und verschleppte Aufklärung dürfen sich bei uns nicht mehr ereignen. Konsequenzen ziehen heißt auch: Machtmissbrauch stoppen und weitere Fälle aufklären.“ Ich hätte einen Vorschlag zur zukünftigen Güte ohne Vergütung: Macht aus den Kirchen jedweder Konfession: weltliche Tanzpaläste für die jungen und alten Menschen! Und hört endlich damit auf, uns diese Lügenmärchen und Phantastereien weiterhin unterjubeln zu wollen – lasst Euch nicht auch noch vom (diesbezüglich manipulierten) Volk mit Steuergeldern Eure Märchen-Erzählereien gut bezahlen… Findet eine beständige und anständige Arbeit und lasst die Drecksau (sorry: ihr unschuldigen Schweine) woanders raus – wo man(n) Euch dann auf dem freien Markt der Erwachsenen- Sexualität dann schon die Schranken aufweist ohne Eure scheinheiligen Tarnungen und religiösen Kostümierungen… Und wie war das nochmal mit der „Darmbakterie“ zur „Reinkarnation“ – hat man sich da auf Erden einst persönlich so schlimm verhalten, wenn man dann im nächsten Leben so im Arsch ist… Mal außerirdisch nebenbei phantasiert: Was aber geschieht und geschah („jenseits im Himmel“) mit diesen perversen (päderastischen-inzestuösen) unmenschlich-triebhaften „Gottesmännern“ zu ihrem Glauben in ihrer verkommenen Unglaubwürdigkeit? Haben jene Sexual-Verbrecher in den Talaren und Kostümierungen evtl. in ihrem imaginierten Himmel eine separate Himmelsklause für ihre perversen Veranlagungen reserviert – und könnten dann die Engelchen für sich sexuell missbrauchen wollen… Pfui Teufel! Ab mit ihnen in die erdenkbarste Hölle!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Die ZEIT ruft nach dem Staat, um den sexuellen Missbrauch in der Kirche aufzuklären Allerdings geht es Evelyn Finder dabei gar nicht um die schreckliche sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, es geht ihr um das Umfeld: Wer hat wann auf welche Weise was verschleiert, verheimlicht, vertuscht? Ich bestreite nicht, dass diese Frage interessant ist. Fakt ist aber: Bisher gab es nur eine einzige systematische Untersuchung zu sexualisierter Gewalt in unserer Gesellschaft – von der katholischen Kirche. Jetzt gibt es eine zweite – in der evangelischen Kirche. Man kann über Entstehung und Durchführung dieser Studien sagen, was man will – tatsächlich haben wir keine weiteren Untersuchungen. So werden nur Traumtänzer glauben, mit diesen beiden Studien Umfang und Wesen sexualisierter Gewalt in unserer Gesellschaft erschöpfend beschrieben zu wissen. Ich teile die Forderung nach Aufklärung. Aber wir sollten uns endlich in vollem Umfang den Taten zuwenden und das gesamte Missbrauchsgeschehen in unserem Land aufklären, statt uns permanent über Sekundärfragen nach möglicher oder tatsächlicher absichtlicher oder unabsichtlicher Vertuschung oder doch nicht die Köpfe heiß zu reden.
Wilfried Geyer

Persönliche Schuld besteht unabhängig von gesellschaftlicher Feststellung. Die Judikative ist der Versuch, beides in Einklang zu bringen – mehr nicht. Denn schwerer wiegen Rechtskultur und ohnehin die Verfassung, in deren Auftrag bspw. festgestellt wird, wann eine Schuldverfolgung überhaupt stattfinden kann. Dabei gelten Regeln wie etwa das Rückwirkungsverbot und die Verjährung. Der Staat darf also nicht rechtswidrig eingreifen. Dieser Grundsatz wird bei Kampagnen schnell vergessen.
Kurt Schäfer

Alles reden von Aufklärung, Versuche wissenschaftlicher Untersuchungen, ect. kann nur ins Leere laufen. Institutionelle Selbstaufklärung gibt und gab es nie.  Dazu müsste es echte Transparenz geben. Wer könnte dies regeln und durchsetzen? Die Politik, die Justiz? Alles staatliche Institutionen, die Transparenz selbst fürchten wie der Teufel das Weihwasser.  Das war vor Jahren Thema und Ergebnis einer amerikanischen Umfrage zum Thema wer lügt umd betrügt im Berufsleben. Die Sieger der anonymen Selbstauskünfte waren, wen wundert’s? Die Pfarrer und leitende Kirchenfunktionsträger, staatl. höhere Verwaltungsbeamte und Juristen. Wenn Sie Fragen haben, der Herrgott ist dafür nicht erreichbar.
H. Giller

Ich bin ein Mensch ohne Glauben, dennoch ein verantwortlicher Zeitgenosse. Was aber jetzt noch in Sachen der evangelischen Kirche zu Tage kommt geht über mein Verstehen. Der Umgang mit den katholischen Missbrauchsopfern schreit seit Jahren nach Hilfe und Gerechtigkeit! Die Protestanten-Kirche hat diesbezüglich nichts gelernt. Erneut sind die Opfer – siehe Studie vom Januar 2024 – alleingelassen worden. Mehr als beschämend ist, dass die Verbrechen nicht vom Staat nicht verfolgt werden. Hinzu kommt das die „Kirchenfürsten“ (Bischöfe) nicht von den Kirchen, wohl aber von den Steuerzahlern Ihr aufwendiges Leben finanziert bekommen, also vom Staat. Und der muss sich endlich konsequent einmischen.
M.G. Kühling


Leserbriefe zu „Deutsche Widerstände“ von Florian Eichel

Manches mag stimmen. Vieles ist mir zu kompliziert, zu gewollt. Ich war im Osten ein Einzelfall und tendiere auch im Westen dazu. Mir ging es 1989-1990 nur um eines, um Freiheit. Den Ostdeutschen ging es um Wohlstand. Eine Revolution ja aber viel mehr ein Zusammenbruch des Sozialismus. Ich fühle mich heute um die Freiheit von einem sozialistischen Staat betrogen. Eben da ist der rot-grüne Zeitgeist wieder gelandet. Und da haben alle Altparteien ihren Verdienst und die AfD würde daran auch nichts ändern. Nun sind solche Leute, wie ich, denen es um bürgerliche Freiheit und Eigenverantwortung geht, vielleicht in der Wirtschaft aber gewiss nicht in den großen politischen Strömungen wichtig. Egal ob Ost oder West. Das wirkliche Problem, von dem Florian Eichel so fleißig ablenkt, ist ein anderes. Der deutsche Idealismus, der die Macht im Lande erobert hat, scheitert an Politik und der Staatskunst. Wir haben eine wertegeleitete Außen- Innen- und Wirtschaftspolitik. Bald muss uns Trump wieder verteidigen. Vielleicht hat er auch einige Tipps für unsere gescheiterte Bildung und Einwanderung. Mal sehen. Internationale Konflikte und der grüne Umbau machen den Kohl richtig fett gemacht. Regierung und Staat verlieren die Kontrolle. All das wäre Wurscht aber leider versickern Billionen Euro in zahllosen gutmenschlichen Kanälen.
Können sie mir noch folgen und wollen sie das überhaupt? Gut! Jetzt reicht es nicht mehr für den Wohlstand in Ost und West. Der Mittelstand hat keine Aufstiegshoffnung, sondern eine Abstiegsangst. He! Sozialismus, der langsam abschmiert, das kennen die Ostdeutschen. Wenn es so riecht und hinkt und redet, dann ist es auch Sozialismus. Und die Eliten meinen, unsere Werte sind die hohen Kosten wert. Das wird schon. Und wenn einer unseren wertegeleiteten Zeitgeist angreift, dann kennen wir das doch von den Nazis. Na wartet. Euch werden wir es diesmal zeigen!  Ich sehe da weniger einen Ost-West-Unterschied, sondern einen der Wohlhabenden und denen, die hart rechnen müssen. Das Gerede von der rechten Gefahr ist die beste Ablenkung von Politik-und Staatsversagen, das die, ebenso wohlhabenden wie idealistischen Eliten, noch haben. Wie hat es Bill Clinton so trefflich formuliert: Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!  Glauben sie mir. Es geht ums Geld. In den Ost-und Westdeutschen Volksseelen rumzumachen, bringt es nicht. Macht aber sicher mehr Spaß.
Fred Klemm

Der Versuch, den Erfolg der AfD im Osten auch mentalitätsgeschichtlich zu erklären, ist grundsätzlich zu begrüßen. Der Autor setzt dem ebenso hilflosen wie arroganten Verdikt, den Osten kurzerhand als „Dunkeldeutschland“ zu markieren, eine in Teilen positive Erzählung entgegen: Die ehemaligen DDR-Bürger könnten stolz sein auf ihre Friedliche Revolution, während die Westdeutschen eine Art „Revolutionsneid“ entwickelten,  der durch Arroganz und Besserwisserei überkompensiert werde.  Florian Eichel reduziert die zweifellos bestehenden Mentalitätsunterschiede auf die Frage von Widerstand und Dissens, wobei er weitgehend ausblendet, dass in der „alten“ Bundesrepublik eine ausgeprägte Protestkultur als Katalysator eines enormen gesellschaftlichen Wandels existierte. Zwar kritisiert der Verfasser die Versuche der AfD, das vereinigte Deutschland als einen vom Westen dominierten Verbots- und Gesinnungsstaat zu diskreditieren – gleichsam als DDR2.0 – und die Friedliche Revolution für systemüberwindende Zwecke zu instrumentalisieren, doch zeigt er durchaus Verständnis dafür, dass das Narrativ von der noch „unvollendeten Wende“  offensichtlich verfängt.  Die von Florian Eichel erwähnte Aporie, „gegen eine vermeintlich autoritäre Regierung mit der Wahl einer tatsächlich autoritären Partei zu protestieren“, vermag er mit seiner Kernthese nicht einmal ansatzweise aufzulösen.
Rüdiger Paul

Die deutsche Nazi – Vergangenheit lebt immer weiter im Gedächtnis der Menschheit. Nie wieder – ist die Hoffnung für alle die zusammen in der Demokratie leben wollen mit unseren Enkelkindern. Widerstand ist heute notwendig gegen Rechtsextremismus Rassismus und Gewalt. Die Wende 1989 ist ein Glücksfall der Geschichte.  Die versprochenen blühenden Landschaften nach der Wende sind bis heute nicht überall erfüllt, das bleibt im ostdeutschen Gedächtnis tief eingebrannt.
Thomas Bartsch Hauschild

Alleine schon diese unausgeglichene Verundeutlichung von Florian Eichel zu seiner ganzseitigen Feuilleton-Deklaration „Welche Folgen hat das?“: verleitet zur Widersprüchlichkeit gegen diese kollektive „Beschuldigung“ an das (auch damalige) deutsche Volk – wenn da von ihm eher pauschalisierend in DIE ZEIT hinein geschrieben steht: „…Im Westen schämt man sich noch immer, dem NS-Regime keinen ausreichenden Widerstand geleistet zu haben. Im Osten nicht. Von vereinzelten Helden wie Georg Elser, den Geschwistern Scholl oder den Stauffenberg-Verschwörern einmal abgesehen, entfaltete sich unter der Naziherrschaft jede Form kollektiver Widerstandsenergie allein gegen die alliierten Kriegsgegner. Nach Stalingrad konnte sich das deutsche Volk nur noch auflehnen – gegen die nationalsozialistische Führung oder gegen die Realität. Es entschied sich bekanntermaßen gegen die Realität und für einen aussichtslosen Krieg. Um der Scham über dieses Versagen beizukommen, bräuchte es das Gegenbeispiel einer erfolgreichen Revolution. 1989 ist genau das gelungen. Dieser Epochenbruch hat bewiesen, dass die Deutschen sehr wohl zum Widerstand gegen Diktaturen fähig sind. Mehr noch: Die Friedliche Revolution taugte durchaus zum Gründungsmythos des wiedervereinigten Deutschlands. Doch das Problem deutscher Widerstandsbefangenheit lässt sich damit keineswegs lösen…“
Revolutionen müssen nicht erfolgreich sein, um menschenrechtlich zu begreifen: dass der deutsche Bauernkrieg von 1524 bis 1526 gegen Feudalismus, Unterdrückung, Ausbeutung, Ökonomie und Machtmissbrauch auch durch die Religionseinzwängung – dies die bedeutendste freiheitsaufschreiende deutsche Revolution unserer deutsch-vielländischen Geschichte war! Der Ausschnitt zu dem Artikel 3 der zwölf „Memminger Artikel“ der Bauernschaft, lautete: „Ist der Brauch gewesen, dass man uns für Eigenleute (Leibeigene) gehalten hat, welches zu Erbarmen ist, angesehen, dass uns Christus alle mit seinem kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum erfindet sich mit der Schrift, dass wir frei sind und sein wollen.“ Martin Luther hätte auf der Seite der Bauernaufstände die deutsche (zudem mit kleinstaatliche) Feudal-Geschichte verändern können, jedoch hatte er sich auf die Seite der Fürsten, des Adels veröffentlicht, verfasste die Schrift: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“, da seiner Meinung nach: die weltlichen Forderungen der Bauern nicht mit der Bibel begründet werden dürfen. Der Tiroler Bauer Michael Gaismair z.B. forderte eine Gesellschaft der Freien ohne Privilegien. Adel und Klerus müssen insgesamt abgeschafft werden! Martin Luther hingegen bestärkte die Fürsten und den Adel, indem er sie aufruft zum gottgefälligen Massenmord gegen die aufständischen Bauern: „Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann denn ein aufrührerischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss: Schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganz Land mit Dir. Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wusste Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand.“
Florian Eichel bleibt zielausgerichtet ohne das Rückerkennen (?) zu dieser großen deutschen Bauern-Revolution als Vorfolge (?) zu den „modernen“ europäischen Revolutionen – wenn er denn schriftstellerisch von sich gibt: „Nein, was Westen und Osten noch immer teilt, ist ein grundverschiedener kultureller Zugang zu Protest und Rebellion. Und der hat nichts mit der kriselnden Gegenwart zu tun, sondern wurzelt tief in der deutschen Geschichte: Im Westen schämt man sich noch immer, dem NS-Regime keinen ausreichenden Widerstand geleistet zu haben. Im Osten nicht.“ In der Naziherrschaftszeit bis 1945 waren es aber immer nur Einzelne gewesen, die in ihren oft auch todesmutigen Versuchen (es waren 38 geplante und anteilig ausgeführte Anschläge) auf diesen Diktator Hitler (und schon vor dem Jahr 1933) zu registrieren, die ihn als den Tyrannen beseitigen sollten… Hitler erkannte diese erhöhte Gefahr durch einen von ihm evtl. geregelten (und dadurch überschaubaren) Tagesablauf – und so entschied er für sich: „Das einzige Gegenmittel ist ein unstetes Leben!“ Nein: in dieser brutalen Naziherrschaft und der Kontrolle bis über den Blockwart hinweg in jeden privaten Haushalt hinein, gab es keine Möglichkeiten sich zu einem Widerstandskollektiv zusammenzuschließen und durch massenhafte Straßendemonstrationen gegen das NS-Regime, dieses System zu stürzen.
Tausende von Widerstandsbereiten wurden im Nazi-Deutschland vom Regime ermordet – entweder waren es kleine Gruppierungen oder Einzelpersonen: die gegen die Naziherrschaft in verschiedensten Aktionen die örtliche, regionale oder landesweite Öffentlichkeit irgendwie aufmerksam machen wollten – darunter auch mit hervorragend: die „Weiße Rose“ in München (und an anderen Orten ihrer Flugblatt-Verbreitungsmöglichkeiten). Das Militär (hohe Offiziere und beteiligte Generale) erkannte die letztlich aussichtslose Lage des Krieges an allen Fronten – versuchten Hitler und seine Clique zu eliminieren oder zu verhaften: diese Rebellion vom 20. Juli 1944 (auch von mitbeteiligten anderspolitischen Begleitenden) wurde niedergeschlagen und durch Hitlers Befehl: ein Massaker an den Beteiligten, Mitwissern und Fluchthelfern, ausgelöst… 132 Personen des 20. Juli 1944 ermittelte die Gestapo – es müssen aber Hunderte mehr gewesen sein in diesen in/direkten Verflechtungen zu diesem Aufstand gegen Hitler. Diesen Anschlag (vom Grafen Stauffenbergs Bombe – leider überlebenden Diktator Hitler), nannte er dann in seiner öffentlichen Ansprache über den Rundfunk: „Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger verbrecherisch dummer Offiziere hat einen Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und mit mir den Staat praktisch der deutschen Wehrmachtsführung auszurotten.“
Die Alliierten hatten mit ihren massiven Bombardements auf die deutschen Großstädte und Kleinstädte, Dörfer ohne Rücksichten auf die zivilen Bevölkerungen – nicht etwa damit den Widerstand der Deutschen gegen das Nazi-System erreicht, sondern den Hass gegen diese massenmörderischen Bombardierungen durch tausende von Flugzeugen seitens der gegnerischen Verbündeten… Hierbei konnten keine kollektiven Demonstrationen gegen das Nazi-Regime stattfinden – zu sehr war jeder einzelne Mensch auf sein persönliches Überleben (zu den ununterbrochenen Bombenabwürfen) ausgerichtet, und an den Fronten standen die deutschen Soldaten im Abwehrkampf gegen die erdrückende Übermacht (an Soldaten und technischem Material) des Feindes, gab es kaum mehr eigene Jagdflugzeuge zu den Abwehrmöglichkeiten zu diesen Luftoffensiven… Die absolute Niederlage (alliiert gefordert: Unconditional surrender) zwar aus deutscher militärischer (strategisch-einsichtiger) Sicht schon vorprogrammiert – doch im Volk wurde immer noch an die (alles entscheidenden) Wunderwaffen geglaubt… Kriege wurde immer schon verloren und Siege/r dadurch ermöglicht. Das wäre noch psychisch überwindbar gewesen in der verrückten Erkenntnis: „Viel Feind, viel Ehr!“ Nazideutschland aber hatte in einem grauenvollen System der Vernichtungen – auch durch ein deutsches überhebliches Herrenmenschengehabe der Führungseliten (bis in die „Volksgemeinschaft“ hinein): ebenso auch den Genozid an den Juden mit in dem teuflischen Nazi-Programm… Dass Volk jedoch wusste in der großen Mehrheit nichts von diesen industriellen Vernichtungen der Menschen in den Konzentrationslagern – dies wäre als öffentliches, allgemeines Erkennen unvorstellbar gewesen und hätte in dieser hierzu unmenschlichen Lähmung dann den Sturz des Regimes bedeuten müssen… Dieserhalb war jede Verlautbarung des Personals, der Beteiligten (aus den KZs nach außen hin) bei Todesstrafe verboten! Nicht der unmögliche Widerstand gegen das Regime war die Scham des „westdeutschen“ BRD-Deutschlands: sondern der durch die Vernichtung in Massenmorden an den jüdischen und anderen Menschen „quasi im Namen des deutschen Volkes“ begangene Wahnsinn – in Wahrheit aber vom Regime (in geheimen Befehlsstrukturen) durch zehntausende von schrecklichen Helfershelfern, grauenvoll ausgeführt…  Das muss deutlich erkennbar sein im Gesamtbild der Ereignisse!
In der späteren DDR versteckte sich deren „kollektive gesamtdeutsche Scham“ hinter der Pseudo-Verbarrikadierung, dass ja die Kommunistische Partei vor der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933: jahrzehntelang versucht hatte die Regierungsmacht selbst zu übernehmen und somit doch stets gegen die Nazis ihren Widerstand geleistet habe… Die Wahlergebnisse zu der Reichstagswahl im November 1932: KPD – Kommunistische Partei Deutschlands: 5.980.239 Stimmen. SPD – Sozialdemokratische Partei Deutschlands: 7.247.901 Stimmen. Deutsche Zentrumspartei: 4.230.545 Stimmen. Und die NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: 11.737.021 Stimmen. Nur hatte die spätere DDR-Führung übersehen wollen: dass nicht nur „Ostdeutsche“ seinerzeit die KPD gewählt hatten – wenngleich die DDR-Bonzen keine einstigen Nazis in ihren Reihen hatten: allesamt beglaubigte und vorwiegend gläubige Kommunisten dieses Regimes: (das Volk) kontrollierten. Jedoch in Westdeutschland (in der BRD) waren viele Nazi-(Wendehälse) in die Schaltzentralen von Politik und Wirtschaft und auch bis in höchste Regierungsämter (z.B.: Bundeskanzler Kiesinger, Ministerpräsident Filbinger) „eingedrungen“ bzw. hatten sich dorthin eingenistet – alles durch die Vorhandenheit des „Kalten Krieges“ zwischen Westblock und Ostblock. Dadurch erst wurde es in der BRD möglich, dass die Amerikaner und Westmächte sich für diese Übernahme auch der Altnazis entschlossen hatten, um mit Deutschland ein Bollwerk inmitten Europas gegen den Kommunismus, einbeziehen zu können. Letztlich war es vorerst von den Westmächten eine eingeplante Beteiligung der BRD gegenüber der Sowjetmacht, dem Sowjetimperium: vorrangig um den Erhalt des Kapitalismus zu garantieren – denn: auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhangs“ war ja langfristig die Vorherrschaft des dortigen kommunistischen Systems „als Internationale“ (weltweite Machtübernahme) weiterhin politisch mit einbedacht… Die weiteren „Stellvertreterkriege“ von beiden Systemen nach 1945: sind historisch schrecklich in die neuere Weltgeschichte eingeprägt. Die Vernichtung von Millionen jüdischer Menschen durch den Nazi-Terror, der Hundertausende von Sinti-Roma und so vieler anderer Menschenopfer (nicht nur in den Konzentrationslagern) – wird als eine kollektive Scham der biodeutschen Nation verbleiben und hierzu kann es auch keine Entschuldungen geben: nicht mit noch so vielen geforderten und bezahlten, monetären (so genannten) Wiedergutmachungen…
Der Aufstand in der DDR-Bevölkerung – nicht als Rebellion sondern als Revolution erkennbar: war zu einem Zeitpunkt entstanden, als es (im Niedergang des „klassischen“ Sowjetimperiums) dann durch den Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (und Staatspräsident) Michail Sergejewitsch Gorbatschows mit „Perestroika“ und „Glasnost“ es zu verdanken war: dass das DDR-Regime nicht gegen das eigene Volk die Revolution blutig niedergeschlagen hätte… Gorbatschow gab bekannt: „Wenn sich ein Staat (innerhalb des Sowjetimperiums) dazu entscheiden sollte, sich vom Sozialismus abzuwenden, würde die Sowjetunion nicht eingreifen!“ In den Sowjetbereichen führte das zur „Katastroika“. Und das war maßgeblich mit ein Fanal dafür, dass in der anteiligen-beteiligten DDR-Bevölkerung diese Revolution entstehen und durchgeführt werden konnte – und damit das sozialistische DDR-System, deren Führung beseitigt worden ist: ohne das Blut floß! In einem noch intakten Sowjetimperium wäre diese Rebellion als Revolution niemals möglich gewesen – hätte es „das Volk“ auch nicht gewagt, sich offen gegen die Führung und das DDR-System aufzuwiegeln! Der Westen hätte in dieser Situation auch nicht mit Waffengewalt eingegriffen und der Revolte-Revolution beigestanden, genausowenig wie dies im Arbeiteraufstand 1953 nicht der Fall gewesen war! Doch all diese friedlichen Revolutionen zu Umwandlungen des kommunistischen-sozialistischen Systems der einzigen Ostblockländer: sind in der politisch-evolutionären Durchführung diesem (System-desillusionierten) modernistischen Weltpolitiker und Realisten Michail Sergejewitsch Gorbatschow: zu verdanken…
Florian Eichel in DIE ZEIT bedient sich wohl zu angepasst an die „political correctness“ hierbei einer bewusst dargestellten Fehlinterpretation zu den Geschehnissen in der Jetztzeit, wenn er schreibt: „Egal also, ob Westen oder Osten: Allerorten sucht man nach Trost unter den Pflastersteinen. Ostdeutscher Protest ist dabei mimetisch, er ahmt die Revolution von 1989 nach – und fordert Anerkennung für die eigene rebellische Leistung. Westdeutscher Protest hingegen ist symbolisch, er simuliert, wie Widerstand im „Dritten Reich“ ausgesehen haben könnte – und bittet um Absolution für die NS-Verbrechen. Konkret zeigt sich das etwa darin, dass heute die demokratische Technik der Protestwahl im Osten großen Anklang findet, weil in der DDR keine echte Alternative zur SED bestand, während man sich im Westen noch immer an 1933 und den Aufstieg der NSDAP als Protestpartei erinnert. Die Ostdeutschen greifen zur Protestwahl in vermeintlicher Wiederholung ihrer Befreiungsgeschichte, die Westdeutschen verzichten darauf in nachträglicher Korrektur ihrer Unrechtsgeschichte.“ Wo bitte in welchem Volk lebt Florian Eichel, um solche pseudo-philosophischen Argumente als Beweggründe dieser politischen Anspannungen im Hier und Heute so weltfremd zu deklarieren!?! In Wahrheit zu dieser Realität ist der Erfolg der AfD im deutschen Volk im Osten wie im Westen darauf zurückzuführen: dass an der deutschen Bevölkerung vorbeiregiert wird, deren einheimischen Belange nicht mehr wahrgenommen werden: durch immer mehr Migration in Deutschland die Deutschen sich selbst entfremdet werden in ihren Mentalitäten, regionalen Heimaten und Traditionen, in ihrer Sprache und den wesentlichen Empfindungen eines Volkes und einer Nation.
Das ist der Hauptgrund, dass die AfD sich immer mehr etabliert im Volk, die jetzige Ampelkoalition die berechtigte Stimmung im Volk negiert und nicht erkennen will – dass der bundesweite Ruf: „Wir sind das Volk“ nicht gehört wird, und somit bei den Wahlen nicht nur aus Protest die Wählerstimme so gegeben werden könnte – sondern: um dadurch ein politisches Deutschland vorfinden zu wollen, dass sich vorrangig für die Deutschen und deren deutschen Belange zu aktivieren hat – wir weiterhin gastfreundlich sind im Bedarf des Helfens bei Notwendigkeiten: jedoch nicht zu dem Preis, dass wir ausgenutzt werden und dadurch unser Deutschsein als Nation (im Sinne einer Volkszugehörigkeit) aufzugeben haben… Das sind keine „gestrigen“ Sprüche und Volksweisen, sondern widerspiegeln das Besinnen auf auch deutsche Werte und deutsches Selbstvertrauen in einer neuen Zeitepoche, die aber zu der Vergangenheit von 1933 bis 1945 eine notwendige Nachdenklichkeit mitbegründet: nunmehr aber nicht weiterhin nur in Scham verfallen verbleibt und in Sack und Asche sich zu begleiten hat: mehr eine jetzige Zeitbeteiligung für die Zukunft Deutschlands sich in einem gesunden Gesamtgefühl für dieses Land ausbreitet, indem wir als Deutsche miteinander uns beleben und vielleicht auch erkennen sollten: dass wir zu den friedlichsten Völkern der Welt uns entwickelt haben, und das nicht nur zum An/Schein, sondern aus der begründeten inneren gemeinsamen Mitmenschlichkeit und internationalen Weltzugewandtheit…
Dass darauf diese Politik nicht aufbauen will in den Überschaubarkeiten des realen Machbaren ohne Überforderungen des Volkes, versteht der RvM-Leserbriefschreiber nicht – so er doch in die Stimmung des Volkes hineinhört und es dort seismographisch erkennbar verbleibt: man möge seitens der Politik UNS nicht noch mehr überfordern. Wir haben doch schon so viel für Europa, für die Welt und für die Mitmenschlichkeit getan. Und nicht aus dem schlechten Gewissen, der Scham heraus zur unausweichlichen Vergangenheit – und was heißt hierbei: Bewältigung? Jetzt haben wir aber auch an/für uns und unsere Belange vorrangig zu be/denken – wie es die anderen Länder, Völker und Nationen ebenso tun in ihrem Nationalstolz (den wir nicht vorzeigen dürfen/können/wollen?) ohne dabei das USA-(Trump) Forte-Fortissimo hinauszuposaunen: „Amerika first“ bzw. im Schatten dieser Deklarierung etwa ein zu deutliches, deutbares: „Germany first!“ Oder im RvM-Leserbrief die Selbstzweifel zum hier investierten Brief-Inhaltskonvolut… Neo-neo – In dubio pro Reo. Um Florian Eichel nochmals argumentativ zu zitieren: „2024 kann noch so oft an die Machtergreifung von 1933 erinnert, noch so verzweifelt „Nie wieder“ gerufen werden: Das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen verblasst langsam und mit ihm das westdeutsche Selbstverständnis als ehemalige Täternation. Die Erzählung von der Friedlichen Revolution 1989 gegen „die da oben“ hingegen wirkt immer noch nach. Die Resistenz dieses Widerstandsnarrativs zeigt sich allein schon daran, dass die Demos gegen rechts – immerhin eine der größten zivilgesellschaftlichen Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik – kaum Auswirkungen auf die Umfragewerte der AfD haben. Es ist das lautstarke Verstummen einer alten politischen Kultur, die nach und nach von den Signalen einer neuen übertönt wird.“
Dieses Schlussabschnitts-Szenario als mögliche Erkenntnis zu dem durchaus hochinteressanten Artikel in DIE ZEIT von Florian Eichel, v/erklärt aber nicht die Realität der faktischen Konzentration einer zentrifugierten Demokratie zu dem wesentlichen Bedürfnis des verinnerlichten Rufes auf beiden Seiten der sich so zusammengefundenen Republik Deutschland: „Wir sind das Volk!“ – Quo vadis Bio-Germania?
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Das Problem der deutschen Erinnerungskultur ist die deutsche Erinnerungskultur. Einige wenige werden, ohne deren Leistung und Opfer entwerten zu wollen, hochstilisiert. Andere, die weniger genehm waren bzw. sind, werden „vergessen“. Wenn der Autor von „vereinzelten (sic!) Helden wie Georg Elser, den Geschwistern Scholl oder den Stauffenberg-Verschwörern“ spricht, unterstützt er diese Tendenz. Wie viele Attentatsversuche gab es auf Hitler? Wie lange dauerte es, bis Elser geehrt wurde? Ich glaube, es war Peter-Paul Zahl, der 1982 auf ihn aufmerksam machte. Was ist mit dem Ehepaar, dem Fallada in „Jeder stirbt für sich allein“ ein Denkmal setzte? Was ist mit Armin T. Wegner, der 1933 Hitler anschrieb und ihn aufforderte, mit der Judenverfolgung aufzuhören und inhaftiert wurde? Was ist mit den Widerständlern/Oppositionellen, die Heinrich Fraenkel in seinem Buch „Das Deutsche Volk contra Hitler“ aufführt? Derselbe Autor sammelte und veröffentlichte auch Fälle/Beispiele, in denen Deutsche ihre Mitmenschlichkeit nicht vergassen. Ist es vielleicht so, dass, wenn man davon zu viele hätte, es so erschiene, als seien alle im Widerstand gewesen? Also Angst zu relativieren. Aber macht die angesprochene Scham es besser? Der deutsche Jude Heinrich Fraenkel ist selbst ein Beispiel für das Problem der deutschen Erinnerungskultur: Als Jude musste er emigrieren, was ihn zum „Vaterlandsverräter“ machte. Dieser „Vaterlandsverräter“ hat dann im englischen Exil nichts anderes zu tun, als den Ruf der Deutschen zu retten bzw. den britischen Scharfmachern (z. B. Lord Vansittart) entgegen zu treten (s. o.). Nach seiner Rückkehr nicht wirklich willkommen geheißen, weil ja „Vaterlandsverräter“, geht er nach England zurück und wird vergessen.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Florian Eichel vergleicht Äpfel mit Birnen. Die Aufstände und Protestbewegungen von 1953 und 1989 befanden sich in einem anderen historischen Kontext als die Widerstandsgruppen zur Zeit des Nationalsozialismus. Im Übrigen gehe ich auf die Demonstrationen gegen Rechts nicht aus Scham oder aufgrund eines nachhaltigen Schuldgefühls wegen des Versagens meiner Eltern und Großeltern während des „Dritten Reiches“, sondern weil mir die Freiheit und der Rechtsstaat lieb und teuer sind. Anschauungsunterricht für Diktaturen unterschiedlichster Prägung gibt es derzeit genug. Allerdings kann man aus dem Erstarken des Nationalsozialismus bis hin zur Machtübertragung an Hitler lernen, dass eine Diktatur eine längere Vorlaufphase hat, bis ein Kipppunkt zur irreversiblen Unfreiheit erreicht ist. In dieser Vorlaufzeit gilt es, die Freiheit gegen ihre Feinde zu verteidigen. Da tut es einfach gut, wenn man auf einer Demo erlebt, dass man nicht alleine ist.
Bernhard Schmidt


Leserbriefe zu „Verhasst, verdächtigt, gebraucht“ von Lea Frehse

Es ist erschreckend, wie einseitig, geschichtsvergessen und zusammenhanglos die nun von dem miserablen israelischen Geheimdienst vorgebrachte Anschuldigung gegenüber einigen Mitarbeitern der UNRWA in Gaza ist. Nur zur Erinnerung: Der israelische Geheimdienst war nicht einmal in der Lage, die Pläne der Hamas annähernd richtig einzuschätzen, geschweige deren Umsetzung zu verhindern. Die Anschuldigung gegenüber der UNRWA betrifft die Verwicklung und aktive Beteiligung einiger ihrer Mitarbeiter – die Rede ist von 12 der insgesamt 13.000 Mitarbeiter = weniger als 0,1% – an dem abscheulichen Hamas-Anschlag vom 07.10.23. Nun reagieren die meisten Geberländer reflexartig und stoppen die Unterstützung der UN-Hilfsorganisation. Dass damit die Hungernden, in Elend und Vertreibung lebenden 2,3 Mio. Menschen in dem größten Freiluftgefängnis der Welt, d.i. Gaza bestraft werden, wird schlicht hingenommen. Metaphorisch ausgedrückt: Es wird hingenommen, dass die Palästinenser zu den „Juden der Juden“ mutieren. Als Kind vertriebener palästinensischer Eltern in einem Beiruter Slumviertel versorgte uns die UNRWA mit Brot, Mehl etc. Die Hilfe dieser UN-Organisation in Gaza darf nicht gestoppt werden.
Die rechtsgerichtete israelische Regierung mit den Rassisten Ben-Gwir und Smotrich ist es nur recht, wenn die UNRWA-Hilfe gestoppt wird, denn sie haben gerade ihre Pläne in Jerusalem öffentlich bekundet: Vertreibung der Palästinenser und die israelische Besiedlung Gazas. Der 07.10.23 zeigte, welches abscheuliche Verhalten von grausam festgehaltenen und täglich erniedrigten Gefangenen mit ca. 5.328 Einwohnerinnen und Einwohnern pro Quadratkilometer zustande kommen KANN. Ich war als bundesrepublikanischer Entwicklungshelfer in Gaza in der Grundbildung tätig und habe sehen müssen, wie die islamistische Hamas jegliche Bewegung kontrolliert. Dass einige wenige UNRWA-Mitarbeiter Hamas-Mitglieder waren/sind, scheint mir plausibel zu sein. Nur: dies darf nicht dazu führen, dass die Unterstützung der UNRWA gestoppt wird. Es gibt doch Mittel und Wege, wie man verhindern kann, dass Hamas Anhänger findet. Der Beste Weg ist der Weg des Friedens durch einen palästinensischen Staat neben dem israelischen Staat, eben die Zweistaaten-Lösung.
Elias Jammal

Entwicklungshilfe erscheint oft als Akt der Selbstvergewisserung nach dem Motto, was hier politisch opportun ist, kann im afrikanischen Busch nicht verkehrt sein. Solange in großem Stil Projekte unterstützt werden, die mehr mit dem Sendungsbewusstsein mancher Ideologen oder der Existenzberechtigung von NGO’s als den lokalen Bedürfnissen vor Ort zu tun haben, ist das verbranntes Steuergeld. Völlig ausgeblendet bleibt der grundsätzliche Einwand, Entwicklungshilfe bewirke wenig bis nichts oder sei sogar kontraproduktiv.  Speziell der Blick nach Afrika stimmt pessimistisch und scheint das zu bestätigen. Ohne Good governance versickert das Geld in dubiosen Kanälen. Offenbar aber kein relevantes Vergabekriterium in Berlin.
Christoph Schönberger

Gegen die UNRWA (vertreten auch durch OCHA opt) wäre noch weitaus mehr zu problematisieren – insbesondere eine völlig einseitige Informationspolitik zu Lasten Israels. Jemand der wie Herr Schmale Mut zu einer differenzierten Aussage findet sich in der heutigen LinkedIn-Generation der UN-Vertreter vor Ort leider nicht mehr – nur noch Schwarz-Weiß-Statements im „Sozialarbeitersprech“ (d.h. ich nehme die Welt wie sie idealerweise sein müsste und nicht wie sie real ist). There is no safe place in Gaza !? Ocha opt meldet am 14.12. allein 1,2 Mio. Flüchtlinge in den UNRWA-Schutzzonen (Shelter) bzw. am 31.01.2024 dort 372 tote (von 26.900) und 1.335 verletzte (von 65.949) Flüchtlinge seit dem 07.10. Kein vollkommener, aber doch ein relativ hoher Grad an Schutz vor israelischen Angriffen. Die gleiche Schieflage sehe ich in fehlenden konkreteren Aussagen zur Effizienz der aktuellen Hilfen der UNRWA. Auch da stehen allein Aussagen gegen das israelische Kriegsgeschehen im Vordergrund – nicht unbedingt das eigene mögliche Organisationsversagen. Und ich wiederhole: Gemessen am Ausmaß des öffentlichen Protests in den arabischen und Islamischen Ländern ist eine Finanzierung der UNRWA mit weniger als 10 % von dieser Seite her schlicht unterirdisch – aber für Sie ja keine weitere Erwähnung wert. Aber der Westen arbeitet da ja mit doppelten Maßstäben …
Martin Hommel

Eine Organisation mit weit über 13.000 Angestellten wird nun in Frage gestellt, weil einige Dutzend ihrer Mitarbeiter mit der Hamas kooperieren. Was sollte einen daran überraschen?  Rein statistisch müssten es mehr sein, wenn man im Gaza Streifen mindestens 30 % Anhänger der Hamas annimmt. Aus diesem Grunde nun die UNRWA nicht mehr zu finanzieren ist ein seltsamer Gedanke. Mir stellt sich allerdings die Frage, warum die Uno und die westlichen Geberländer diesen Apparat überhaupt so lange finanziert haben. Warum alimentiert man eine Gesellschaft, die antiwestliche Positionen vertritt, Frauenrechte ignoriert und sich von einer Terroristenclique regieren lässt? Noch unerklärlicher aber, warum sich die Palästinenser von diesem Westen alimentieren lassen, an dem sie sonst kein gutes Haar lassen? Zu Sozialhilfeempfängern degradiert verharren sie in einer unfruchtbaren Opferrolle. In dieser Tragödie gewinnt dann nur der Märtyrer seinen Stolz zurück. Aber sie bleiben Spielball auch ihrer arabischen „Freunde“, die sie immer nur benutzen, um die antiisraelische Karte auszuspielen, wenn sie innenpolitisch mal wieder unter Druck geraten und die Reihen im Kampf gegen Israel und angeblich für die Palästinenser zu schließen.
Dieter Schöneborn

Wie kann nicht widersprochen oder zumindest nachgefragt werden? Was ist mit denen, die nicht, wie der Kollege des Interviewten, ihre Kinder auf Privatschulen schicken können? (und sich vermutlich auch, offenbar gibt es ja Geld, dann woanders aufhalten könnten, während hier das Vertrauen ins System getestet wird. Das letzte Mal hat das ja gut geklappt, als hierzulange gedacht wurde, das werde schon nicht so schlimm. Was denkt er darüber?) Wie kann unwidersprochen implizit stehen bleiben, dass in der AfD Politiker: innen wären, die, z.B. im Gegensatz zu Scheuer (und ja, das ist auch wirklich schlimm!), bereit sind Verantwortung übernehmen? Wieso wird nicht darauf hingewiesen, welche anderen Möglichkeiten es gibt? z.B. zivilgesellschaftliche Verbände zu unterstützen die dafür stehen? Oder dass die herrliche Möglichkeit besteht (it’s democracy, stupid), sich am Ende gar SELBST dafür einzusetzen, statt Demokratie als Dienstleistung (jaja, gewählt und unsere Steuergelder: eben!) von anderen zu erwarten?
Wieso wird nicht gefragt, was mit den rechtsradikalen Gesinnungen der Partei ist, die offenbar vom Protestwählenden einfach ausgehalten werden? Wieso wird nicht hinterfragt, wieso aus Wut gewählt wird, weil zu lange angestanden werden musste (??!! Soll das Logik sein? Eben nicht. Wohl eher Angstlust. Und was geht da mit Bildung in Sachen Demokratie?) und lediglich süffisant zitiert „mir ist nicht der Arm abgefallen“? Na herrlich. Wieso lese ich und vor allem jemand, der sich in den Positionen vielleicht sogar wiedererkennt, nicht, was doch die eigentlich sinnvolle, demokratische, verantwortungsvolle Reaktion wäre: Sich darüber zu informieren, wer FÜR die Dinge steht, die mir wichtig sind (und nicht eine Partei wählen, mit der ja wohl noch nicht mal Gemeinsamkeiten gefunden wurden.). Wieso lese ich hier nur: So sind die Leute halt auch! Und irgendwie schwingt mit, das sei OK, oder zu akzeptieren oder nun mal eine Meinung. Zuallermindest müsste doch so eine Wählpraxis schwerst in Frage gestellt werden. Bitte. Oder nicht? Die ganze Gegenwehr gegen die Schlussfolgerungen kulminiert lediglich in: „Wählen heißt für mich, dass man konstruktiv seinen Willen äußert“. Erleichterter Applaus, pu, Kollege, „gerettet“ (huch, Brecht). Dieses kleine Sätzchen muss die ganzen vielen vorangegangenen Buchstaben auf seinen kleinen Schultern tragen. Demokratie lebt von Teilhabe, davon, selbst Verantwortung zu übernehmen (zumal in der augenscheinlich privilegierten Position, in der sich der Interviewte befindet), die dem Interviewten ja offensichtlich bei anderen zu fehlen scheint.
Denn so ein Verhalten ist nicht ohne Konsequenzen. Vor allem nicht in der Politik. Weder als Politiker: in, noch als Wähler: in. Nur tragen die Konsequenzen nicht immer konkret die Verantwortlichen (siehe Scheuer). Eine Quittung gibt es immer. Diese hier ist ja die des Interviewten. Erwachsen und verantwortungsvoll ist das aber nicht.  Das würde ich wirklich gerne wissen. Weil es ein Privatmensch ist, der nicht öffentlich kritischen Fragen ausgesetzt sein muss? Weil die restlichen Artikel (in der Ausgabe) die Fragen beantworten? (Die Klarsfelds?!) Müsste das nicht auch kommuniziert werden?
Magdalena Helmig

Sie schrieben: „An diesem Tag aber erließen die Richter eine Art einstweilige Verfügung: Israel müsse umgehend ausreichend humanitäre Hilfe nach Gaza durchlassen sowie im eigenen Land gegen Hassrede vorgehen, die zum Völkermord aufwiegeln könnte. Einen Waffenstillstand, wie von Südafrika gefordert, erließen sie nicht.“ Wie kommt es, dass von Israel eingefordert wird gegen Hassrede im eigenen Land vorzugehen, von der Hamas und den Gazanern aber nicht? Wie kommt es, dass die ZEIT und andere Medien den vollen Wortlaut des Punktes 85 der „einstweiligen Verfügung“ nicht nennt, ja – geradezu unterschlägt? Nämlich, dass der Internationale Gerichtshof eine „sofortige und bedingungslose Freilassung“ der von der Hamas genommenen Geiseln einfordert? Warum??? Sind die Geiseln nichts wert? Wird von der Hamas nichts erwartet? Das ist die Art der Unverhältnismäßigkeit, die mich auf die Palme bringt.
S. Jakubowski


Leserbriefe zu „Kampf um die Kinder“ von Anne Kunze

In Ihrem Artikel „Kampf um die Kinder“ verwenden Sie den Begriff „Vorständin“. Mich würde interessieren, ob es sich hierbei um ein selbstgebasteltes Wort handelt; ob Sie also das maskuline Substantiv „Stand“, das auch in den maskulinen Wörtern „Markstand“, „Beistand“, „Höchststand“ usw. vorkommt, unbedingt zu einem zu einem Femininum machen wollten.  Sollte also auf Deubel komm raus gegendert werden? So hat es ja im letzten Jahr Klamroth in einer seiner „Hart aber fair-Sendungen“ gemacht, als er die anwesende Wirtschaftsweise Grimm mehrfach betont als Wirtschaftsweisin ansprach – eine Ausdrucksweise, die mir mein Schreibprogramm verbietet.
Reiner Bühling

Kinder leiden immer, wenn sich ihre Eltern trennen, selbst wenn kein Sorgerechtsstreit danach folgt. Der Sorgerechtsstreit zwischen Frau Block und Herrn Hensel findet in aller Öffentlichkeit statt. Gefördert von den beiden Seiten selbst und das ist fatal. Ich frage mich, ob diese Privatangelegenheit tatsächlich von den Medien so intensiv aufgegriffen werden muss, besteht hier wirklich ein so dringendes öffentliches Interesse daran? Ich finde nicht! Kinder, die von vermummten Männern entführt worden sind, dann zu ihrem Vater, der diese Kinder der Mutter unerlaubt entzogen hat, zurückgebracht werden und später der ZEIT ein Interview geben (müssen), ist eine Tortur für sie. Das muss nicht sein, auch wenn dieser Artikel sehr ausgewogen ist. Diese Kinder werden in einem Sorgerechtsstreit zu Instrumenten ihrer Eltern. Schlimm genug, dass sich Richter und Gutachter jetzt mit dem Streit dieser Eltern auseinandersetzen müssen. Niemand kann letztendlich hinter die Fassade einer Familie sehen und wirklich sagen, inwieweit die Kinder von den Elternteilen manipuliert worden sind oder auch nicht, bei welchem Elternteil die Kinder besser aufwachsen können. Diese Kinder tun mir unendlich leid. Dass jetzt auch noch Opa Block das Umgangsrecht für seine Enkel beantragt hat, ist ein trauriger Höhepunkt dieser Tragödie.
Regina Stock

Yellow Press auf gehobenem Niveau? Als „Recherche“ getarnter Voyeurismus für das Bildungsbürgertum. Nicht schon wieder, wenn ich so was lesen will, kaufe ich mir die BUNTE.
Dietmar Kuhn

Christina Block hat diese Kinder geboren und durfte sie trotz alleinigen Sorgerechts über 1.5 Jahre nicht sehen. Jede Mutter, und wohl auch jeder Vater, kann sich dieses Martyrium wohl ausmalen. Der Vater hat mit Kindesentziehung Fakten geschaffen, die Situation mit Unterstützung der dänischen Justiz einfach über ein Jahr ausgesessen (Verstetigung des Aufenthalts als Indiz für Kindeswohl) und mit dem Zauberwort „Prügel“ garniert, Das ist bodenlos und dem europäischen Rechtssystem nicht würdig. Natürlich hat sie ihrerseits die Entführung an Silvester organisiert – was bleibt ihr denn noch übrig? Ihr Rechtsweg war doch ausgeschöpft! Diese Verzweiflungstat nun isoliert herauszugreifen und juristisch bewerten zu wollen, ist nicht akzeptabel. Alle reden von Rechten, von Kindeswohl, Kinderrechten – die Europäische Menschenrechtskonvention schützt aber auch das Recht der Eltern auf den Umgang mit ihren Kindern. Das sollte umso mehr der Fall sein, wenn man ohnehin das Sorgerecht hat und die Kinder bei ihrem Entführer leben.
Gunda Ohlrogge

Dieser Familienknatsch, dem Sie eineinhalb Seiten einräumen, gehört weder in die ZEIT noch in das Ressort „Wissen“. Sie bewegen sich damit auf das Niveau der Regenbogenpresse. Völlig unverständlich ist mir, warum Sie diese Geschichte unter „Wissen“ einordnen. Glauben Sie wirklich, dass ZEIT Leser so etwas wissen möchten?
Klaus John

Was für eine Tortur für die Kinder in diesem Familien Krimi! Wenn Christine Block angeblich nichts über die Entführung weiß , sollte man doch einmal OPA Eugen Block fragen – oder trauen sich die Ermittlungsbehörden nicht, den einflussreichen Steuerzahler in Hamburg zu fragen ?
Hans Peter Schüz


Leserbriefe zu „Es ist jetzt eine andere Angst“ von Matthias Krupa

Ich bin erstaunt: zwei Ihrer Schwerpunktartikel häufen gewaltige Mengen an Worten übereinander und benötigen viel Papier – aber was kommt dabei heraus? Dass die Klarsfelds (die ich für Ihre Leistungen sehr bewundere) Marie Le Pen nicht (mehr) für eine Antisemitin halten, sie trotzdem weiterhin als Gegnerin sehen und nicht wählen würden. Dafür der ganze Artikel?  Und der Bericht über das Grauen des 7. Oktober: das haben andere Zeitungen auch bereits detailliert recherchiert. Warum diese wortreichen Wiederholungen? Wäre nicht ein Schwerpunkt auf dem Dilemma viel wichtiger, dass der Ministerpräsident Netanjahu und seine rechtsradikalen Minister die politisch Hauptverantwortlichen für dieses Desaster sind und deshalb kein Interesse hat/haben können, den maßlosen Krieg auch wieder zu beenden – weil es ihnen dann an den Kragen ginge/gehen wird. Hinzu kommen die Verbrechen, die jüdische Siedler schon lange im Westjordanland begehen, ohne dass die Polizei eingreift…Schade um das viele Papier.
Jan Blaß

Ich möchte meinen Unmut über den letzten Absatz im Artikel „Es ist jetzt eine andere Angst“ äußern.  Ich empfinde diesen Absatz beschämend; mich beschleicht das Gefühl, Ihr Autor möchte die Eheleute Klarsfeld diskreditieren, indem er ihnen eine Senilität unterstellt.
Bettina Leupers

Ein interessanter Beitrag. Bei allem Respekt vor Herrn Klarsfeld erlaube ich mir, auf eine geschichtliche Wahrheit hinzuweisen. Das journalistische Interesse daran ist aus meiner Sicht sehr begrenzt. Wenn Serge Klarsfeld feststellt, “die Juden wurden im Laufe der Geschichte aus …, religiöser oder rassistischer Sicht beschuldigt.“, so ist das nicht die ganze Wahrheit.  Der Judenhass ist seit Niederschrift des Koran in der Religionslehre des Islam bis heute verankert. Deshalb wird den Palästinensern bereits im Kindesalter die Notwendigkeit der Vernichtung der Juden „eingetrichtert“. Deshalb wird der Pogrom an den Frauen und Kindern am 07.10.2023 von Muslimen weltweit, auch in Europa, als selbstverständlich hingenommen. Aus meiner Sicht besteht kein Unterschied zwischen dieser religiösen Doktrin und rassistischem Denken
R. Reiger

Für die Eheleute Klarsfeld ist der Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen und Jordan Bardella keine antisemitische Partei mehr und daher auch kein Feind. Viele andere französische Jüdinnen und Juden sind da schon weiter; für sie ist der RN nicht nur kein Feind mehr, sondern geradezu der Beschützer vor der 14-fach größeren muslimischen Bevölkerung (0,5 Mio. zu 7,0 Mio.) in Frankreich. In Sarcelles, einer Stadt im Großraum Paris mit dem größten jüdischen Bevölkerungsanteil Frankreichs (ein Drittel von knapp 60 000 Einwohner; fünf bzw. sieben Synagogen), erhielt der RN bei den letzten Wahlen in 2022 um die 30 % der Stimmen, also mehr als im Gesamtergebnis. Ein Bekannter aus Strasbourg, der mit den Verhältnissen äußerst vertraut und bestens vernetzt ist, äußerte kürzlich, dass wohl 30-40 % der Straßburger Jüdinnen und Juden den RN wählen würden.
Walter Funk

Zumindest ein Fragezeichen wäre angemessen gewesen. Die Aussagen und Meinungen des Paares Beate und Serge Klarsfeld sind klar, begründbar und sicherlich auch nachprüfbar. Wenn also die beiden zu dem Schluss kommen, dass man vor Marine Le Pen und der Partei Rassemblement National keine Angst mehr haben muss, obwohl sie als Tochter eines rechtsradikalen Politikers dessen rechtsradikale Partei übernommen hat, diese umbenannt und es auch geschafft hat, aus einer rechtsradikalen eine rechte, also in eine stark konservative Partei zu formen, dann ist dies ein Erfolg für die Demokratie, keine Klatsche.
Helmut Karl


Leserbriefe zu „Arbeitet hier noch jemand?“ von Marcus Rohwetter

Sie schreiben genau, was mir auf dem Herzen liegt und meinen Verstand gefordert hat! Vielen Dank!  Bei Streiks für Partikularinteressen leidet die gesamte Gesellschaft, der Einzelne kann aber an der Situation nichts ändern, die eigene Betroffenheit nicht artikulieren. Diese Hilflosigkeit macht tatsächlich wütend! Eine Gruppe, die von den diversen Streiks oder Ausständen besonders betroffen ist, darf hier noch genannt werden: Menschen mit Beeinträchtigungen, seien sie körperlicher Art oder aufgrund anderer Einschränkungen! Ich selber bin körperbehindert und durchaus auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen, was auf dem Land ohnehin nicht einfach ist. Ein wegen Bahn-/Busstreik oder Ärztestreik etwa ausgefallener Arzttermin in der größeren Stadt kann u U. erst Monate später nachgeholt werden. Blinde Menschen sind ebenfalls weit stärker auf funktionierende, verlässliche Systeme angewiesen und nicht so flexibel wie Sehende. Menschen mit Intelligenzminderung, die z. Bsp. Aushänge nicht lesen können oder schlecht verständliche Durchsagen nicht verstehen, sind „aufgeschmissen“. Werden Innenstädte durch Traktoren lahmgelegt, werden wichtige Termine versäumt oder Kontakte unmöglich gemacht. Der, bzw die Betroffene ärgert sich und schweigt. Wir brauchen in diesem Staat mehr Miteinander, Solidarität und Verständnis! Politik und Einzelverantwortung sind gefragt!
Birgit Lallathin

Das Kalenderjahr hat 360 Tage und ein Urlaub von 30 Tagen nach Tarifvertrag. Fehlzeiten durch Krankheit von 20 Tagen können deshalb nicht Arbeiten. Da sind 6 oder 10 Tage Streik im Jahr kein „Weltuntergang“. Dieser Kommentar in der Zeit – ist ein einzigartiges Dokument- von verstecktem Populismus, in dem die leidende Allgemeint geschont werden muss. Gegensätze so gegeneinander auszuspielen, ist ein purer Egoismus, der von sich selbst so besoffen ist!
THOMAS BARTSCH HAUSCHILD

Vielen Dank für den o.g. Kommentar, mit dem Sie mir trotz meiner nicht so Unternehmensgewinn- oder Reichen-freundlichen Haltung und trotz aller Konsum- und Wachstumskritik sehr aus der Seele gesprochen haben!  Es geht ja nicht einmal nur um die direkten Belastungen der restlichen Gesellschaft durch  die Arbeitskampf-  und Durchsetzungs-Maßnahmen, sondern auch um die Folgen  des damit durchgesetzten:   Bei den Streiks, Blockade-Demonstrationen und sonstigen Methoden Partikular-Interessen auf Kosten vieler bis aller anderen durchzusetzen,  geht es ja meist gar nicht mehr um die Verteilung von Gewinnen, die beim öffentlichen Dienst ohnehin auch der gesamten Gesellschaft gehören und von einem hoch verschuldeten Staatsapparat verwaltet und zugeteilt werden:  Es geht um den eigenen Anteil am gesamten Wohlstand der Gesellschaft, und eine Steigerung dieses Anteils geht oft nur wenig auf Kosten von Reichen oder  Super-verdienenden, sondern auf Kosten der Allgemeinheit, des Gemeinwohls  teils auch in der Zukunft, einmal durch den steigenden Spardruck bis zum kaputtsparen, besonders wenn teils die gleichen Gruppen auch Steuererhöhungen ablehnen oder durch Wahlentscheidungen verhindern,  und auch bei Schuldenfinanzierung, wenn  ohne Amortisation durch künftige Mehreinnahmen, die sogar wieder die Zinsen abdecken müssten. Alternativ geht vieles entweder über die resultierenden Preiserhöhungen oder über Effekte der Schulden oder des „Geld-Erschaffens“ auf Kosten aller Inflationsopfer, auch bescheidener oder armer, die sich keinen Ausgleich erstreiken oder sonstwie ertrotzen können. Und die oft propagierte Anwerbung von mehr benötigten Fachkräften durch höhere Gehälter oder niedrigere Arbeitszeiten produziert diese neuen ja auch nicht „aus dem nichts“, schon gar nicht schnell, sondern vorrangig aus dem begrenzten Pool der überhaupt arbeitsfähigen, ausbildungsfähigen und willigen, also auf Kosten ebenfalls nach Fachkräften hungernder anderer Branchen oder Staatsaufgaben.  Die Vermehrung der Gesamtmenge an Fachkräften durch bisher immer noch arbeitslose oder Einwanderer funktioniert ja auch fast nie automatisch durch einfache Einladung oder Motivation für die gebrauchte Arbeit, sondern erfordert vorher bis zu Jahren an zusätzlicher Arbeit und Ressourcen auf der schon oder noch fachlich tätigen. Das wird abgesehen vom Geldmangel  auch nicht gerade erleichtert  durch immer mehr Bestehen  dieser Arbeitskräfte auf  immer mehr Freizeit  und dennoch immer mehr Lohn, sogar über den Inflationsausgleich hinaus,  finanziert oft von Arbeitgebern oder dem Staat, die meist, außer den Krisengewinnern,  selbst durch die Inflation belastet sind, statt — inflationsbereinigt davon profitiert zu haben.
Vieles an propagierten angeblichen Vorteilen für die allgemeine Gesellschaft wie das durch das Vorbild der allgemeine Wohlstand steigen  würde,  hält also keiner genaueren Folgen-Analyse stand,  wenngleich es immer wieder auch von Medienschaffenden geglaubt wird. Im Folgenden möchte ich für ein Maßhalten und Rücksichtnahme auf das Allgemeinwohl auch der Zukunft für alle Beteiligten plädieren, auch über die eigenen Interessen und einen Tunnelblick hinaus, denn wir und unsere Kinder und Enkel brauchen wieder mehr Blick  auf das Gemeinwohl möglichst angesichts globaler Verflechtungen nicht nur der deutschen  und Rücksicht auch auf andere auch in der weiteren Zukunft,  statt eines eingeengten Blickfelds, mit dem viele nur an  das bestenfalls gruppen-egoistische eigene und jetzige Wohl denken. Manchmal wird auch in Medien oder Politik argumentiert, dass „zu einem Streit zwei gehören“ und dann z.B. bei der Bahn die Hauptschuld dem Management gegeben.  Aber der nur pauschale Satz verkennt, dass die ursächlichen Beiträge von beiden Seiten auch sehr unterschiedlich sein können mit genauso unterschiedlich großen Folgen.  Wenn eine Seite unmögliches oder massiv unzumutbares fordert, wäre ein Streit auch bei maximal friedlicher und verständnisvoller Gegenseite unvermeidbar.  Und der Satz wie auch andere Behauptungen der GDL suggerieren, das Bahnmanagement sei der hauptsächlich, wenn nicht einzige „schuldige“ am Streit mit seinen massiven Folgen und Gefahren für verschiedene ohnehin auch benachteiligte und wichtige Mitglieder und Institutionen und Ziele unserer Gesellschaft.  Recht geben muss ich allerdings der Kritik an den Boni des Managements, deren Berechtigung und Notwendigkeit zumindest meines Wissens nie plausibel kommuniziert wurde, falls überhaupt vorhanden.  Ebenso war es bei der  allgemeinen Erhöhung der Vorstands-Bezüge um 14%,  was natürlich das perfekte Argument  aller Mitarbeiter  für mindestens ebenso große Forderungen war, zumal eine auch nur annähernd große Steigerung der Leistungen des Vorstands auch mir kaum ersichtlich ist.  Die Verantwortung, die oft als angebliche Begründung herangezogen wird wie auch die Schwierigkeit von Aufgabenstellungen, die ist wahrlich gewachsen angesichts der nachzuholenden gewaltigen Sanierungen  und Kapazitätserweiterungen auch aus Klimaschutz-Gründen,  die den Staat dazu zwingen, möglichst bald möglichst viel  Güter und Personen von der Straße  und erst Recht von den Luftwegen auf die Bahn oder wenigstens in den ÖPNV  zu verlegen bzw.  die privaten Reisenden und Transportfirmen dazu zu motivieren und befähigen. Ob der Vorstand und das Management dem allerdings gerecht wird, kann bestenfalls die Zukunft zeigen. Den Klimaschutz-Zwang des Staates und dadurch die geringe Gefahr die „Firma“ durch zu hohe Forderungen und Streiks in den Ruin oder die Insolvenz zu treiben nutzt die GDL — wie auch einige andere auf Kosten der Gesellschaft streikende — allerdings rücksichtslos und schamlos aus.  Die Forderungen und Streiks gehen ja keinesfalls auf Kosten des Managements, der Regierungsmitglieder und auch nicht auf Kosten ungenutzter Schatztruhen des Staates,  sondern auf Kosten  der Kassen und Mobilität der Kunden und des Defizite tragenden Staates bzw.. seiner Steuerzahler oder bei Schulden ihrer nachkommenden Generationen und/oder Inflationsopfer, und damit auch auf Kosten der Finanzierbarkeit gesellschaftlicher Notwendigkeiten vor allem des Klimaschutzes; daneben gehen sie auch bei längeren Streiks auf Kosten der gesamten Wirtschaft mit der Folge von weniger Gesamtwohlstand und auch noch geringeren Steuereinnahmen und damit auf Kosten aller auch sozialen Aufgaben des Staates wie auch der weiteren Finanzierbarkeit der 49-Euro-Tickets.
Auch ohne zu lange Streiks oder zu hohe Forderungen ist es einerseits schon berechtigt und nötig, einen deutlich höheren Anteil des gesellschaftlichen Wohlstands und mehr Steuergelder als bisher  in die Bahnstrecken und  Zugverbindungen samt Personal zu investieren, wie auch z.B. die Schweiz vorgemacht hat, und  auch für höhere ausreichend attraktive Gehälter.  Die Belastungsfähigkeit dazu seitens der restlichen Gesellschaft darf aber nicht gruppen-egoistisch überfordert werden.  Schon beim Abschluss im öffentlichen Dienst bestand ein großer Druck die Kosten durch Leistungskürzungen der öffentlichen Hand wieder einzusparen, zumindest solange Mehrheiten Parteien mit Veto gegen Steuererhöhungen wählen und solange die nicht nur zwanghafte, sondern künftige Opfer von Schulden schützende Schuldenbremse besteht und der Staat auch immer mehr sonstige krisenbedingte Ausgaben zu stemmen hat. Man kann eine Gesellschaft auf ganz verschiedene Arten zugrunde richten:  Z.B. durch Kaputtsparen bei Zukunft, Sicherheit, Demokratie, Bildung und Infrastruktur, aber auch durch Kaputtverschulden und auch durch Kaputtstreiken.  Und der allgemeine Fachkräftemangel, nicht zuletzt auch schon jetzt bei der Bahn macht auch fast überall geforderte Arbeitszeitverkürzungen in der Woche wie im Leben immer problematischer, besonders  solange die vielen, die gern zusätzlich nach  Deutschland kommen nicht ausreichend mit  Spracherwerb, Integration und Ausbildung oder Nachqualifikation fertig geworden sind, wozu seinerseits  vielfach bereits Geld und Personal-Arbeitsmengen fehlen. Sowohl das Management als auch die Gewerkschaften als auch Vorbild und Maßstäbe setzende Politiker*innen sind aufgerufen und zumindest moralisch verpflichtet  auf das alles Rücksicht zu nehmen wie auch die Tatsache, dass das Geld für die Inflation der Energiepreise gar nicht mehr im Lande ist sondern größtenteils in den Energie-Lieferländern. Das hat zur Folge, dass Ausgleichs-Leistungen regelmäßig nur auf Kosten anderer möglich sind, z.B. bei Preis-Lohn-Preis-Spiralen auf Kosten derer, die sich keinen Ausgleich ertrotzen können.     Das alles gebietet maßvolle Forderungen und „Verbesserungen“ sowohl beim Management als auch  bei den streikenden und auch anderen,  die ihre Besitzstände erhalten oder gar noch steigern wollen. Insgesamt brauchen wir wieder mehr Blick auf das Gemeinwohl möglichst nicht nur der deutschen  und Rücksicht auch auf andere auch in der weiteren Zukunft,  statt eines Tunnelblicks, mit dem viele nur an  das bestenfalls gruppen-egoistische eigene und jetzige Wohl denken.
Peter Selmke

Gern würde ich ihre völlig zu Recht gestellte Frage ergänzen: interessiert das überhaupt jemanden aus der Ampelkoalition? Außer ein paar Aufrufen zur Mäßigung von Seiten des Verkehrsministers hat scheinbar keiner eine Idee… . Unser Grundgesetz wird missbraucht! Von Demonstrierenden und Streikenden gleichermaßen. Nun kann man meinen, dass müssen wir halt aushalten. Nein, ganz und gar nicht. Es gehören ergänzende Vorschriften auf den Tisch! Ganz besonders beim Streikrecht. 3 ernsthafte Verhandlungsrunden müssen zur Pflicht werden, dann kann gestreikt werden. Ein neutraler Mediator muss bereits an der ersten Sitzungsrunde teilhaben. Kommt es zu keiner Einigung, kann und darf danach gestreikt werden. Ein Unternehmen – eine Gewerkschaft. Wenn jene Berufsgruppen fortdauernd streiken, die mit geringstem Aufwand ganze Regionen oder gar das ganze Land in Geiselhaft nehmen können, läuft etwas gehörig schief. Bis hin, dass am liebsten nur noch um die 30 + x Stunden gearbeitet werden soll. Schon mal dran gedacht, liebe Gewerkschafter, wer den Wohlstand in Zukunft erarbeiten soll?
Thomas Harnisch

Nein, dies ist keine dpa-Meldung bezüglich eines weiteren Streiks. Es ist der Irrsinn, der sich Alltag nennt: Anfang Januar habe ich einen Termin mit einem Bankberater wegen der Kontolöschung meiner verstorbenen Mutter. Der kündigte sich nach tagelanger Bitte um Beantwortung meiner Frage, ob es eines Erbscheins bedürfe, mit den Worten: „Ihre Anfrage ist nun bei mir gelandet“, an. Anfang Februar ist das Konto meiner Mutter gelöscht, die Summe, die auf dem Girokonto lag, allerdings auch. Ich maile jenen Bankberater an – der auf seine Kollegen verweist, weil er „bis auf weiteres nicht im Hause“ ist. Ich wende mich an meinen früheren Ansprechpartner. Aber da kommt auch nichts zurück. Ich versuche ihn über die Durchwahl – ja, so etwas gab es einmal – telefonisch zu erreichen. Aber da höre ich nur eine nicht weiterführende Banddurchsage. Ich maile das „Beratungscenter Privatkunden“, das zwischenzeitlich für mich zuständig war – und mit dem ich selbstredend die allerbesten Erfahrungen gemacht habe – an. Als Antwort erhalte ich eine automatisierte E-Mail – des „erhöhten Anfrageaufkommens“ wegen. Ich versuche es tags darauf noch einmal, und erlaube mir zu erwähnen, dass es sich ja nur um einen 5-stelligen Betrag handelt, der spurlos verschwunden ist. Die „individuelle Antwort“ bleibt auch dieses Mal aus. Ich suche die Bank selbst auf. Dort herrschen mittlerweile Zustände wie einstmals im anderen Deutschland. Ich erkläre der Security-Dame, dass es um eine äußerst dringende Angelegenheit geht. Aber die im Vorraum immer zahlreicher werdenden Bittsteller, mich eingeschlossen, warten und warten, während drinnen gescherzt, gelacht und entspannt durch die Räume geschlichen wird. Als sich eine jüngere Dame bequemt, mir Gehör zu schenken, muss sie ihrerseits den „Schleichweg“ antreten – sie weiß keine Antwort. Als sie nach etlichen Minuten zurückkehrt, meint sie, es könne noch eine Woche dauern, bis der Betrag auf meinem Konto gutgeschrieben sei.
Eine Entschuldigung für meine Odyssee, Verständnis für meine Unruhe bezüglich der eklatanten Unstimmigkeit? Fehlanzeige! Und meinem Unmut, weshalb mir das nicht von Anfang an mitgeteilt wurde, und weshalb die Bank über einen Monat braucht… Aber seit auf dem Konto meiner Mutter keine Eingänge mehr zu verzeichnen sind, bucht die Bank monatlich knapp 10 Euro Kontoführungsgebühr ab. – Jene Bankangestellte – Beraterin würde der Sache kaum gerecht – fängt an, sich zu zieren. Ja, man könnte sagen, sie streikt, fordert gewissermaßen Bittstellungserhöhung, als es um meine längst fällige Adressänderung geht. Ganz offenbar habe ich sie nicht „achtsam“ genug angesprochen, oder, um beim Thema zu bleiben: ihrem Berufsstand nicht genügend Achtung entgegengebracht. Die Geschichte mit meinem Kommunikationsdienstleister? Ich mach’s kurz. Per E-Mail erhalte ich ein an meine alte Adresse gerichtetes Schreiben mit Datum vom 1. Februar, dass man mich unter meiner Festnetznummer – auf deren Freischaltung ich an meiner nunmehrigen Adresse warte – nicht erreichen könne. Es gäbe noch Fragen zu klären. – Mh! In diesem Land sind ganz offensichtlich all diejenigen, die es nicht lautstark tun, ohnehin im Streik. Und der steht unter dem Motto: Sabbatical. Immerwährend. – Das Erbe meiner Mutter? Es wurde noch am Tag meines Bankbesuchs auf mein Konto gutgeschrieben.
Christian Schlender


Leserbriefe zu „Gefühle sind Luxus“ von Iris Radisch

Ich würde vieles geben, damit dass dieser Text bei einer Sitzung des Bundestags vorgelesen wird: Ohren auf, alle Putin-Versteher u- Befürworter!
Nathalie Meinecke

Danke für diesen berührenden, empörenden Beitrag, der nicht oft genug wieder publiziert werden sollte – auch bei uns Künstlern ist das Thema zum Ausstellungsthema geworden.
Ingrid Heuser

Ich halte es für sehr einseitig, angesichts des Leids ukrainischer Frauen und Mädchen in Russlands Krieg darauf hinzuweisen, dass „systematische Verbrechen an weiblichen Kriegsopfern“ „seit Generationen straflos von russischen Soldaten verübt „ werden.  Schließlich haben ukrainische Soldaten und Offiziere 1945 als Bestandteil der Sowjetarmee die gleichen Verbrechen an deutschen Frauen und Mädchen verübt, wie ich selbst erlebt habe. Frauen haben wohl in allen Kriegen der Vergangenheit das gleiche Schicksal erlitten.
Eckart Contag

„Die Zentimeter eines Frauenkörpers sind ebenso wichtig wie die Staatsgrenzen.“ – tatsächlich eine gute Präambel für ein Tribunal zur Aufklärung von Kriegsverbrechen. Frau Radisch hat mit der Auswahl dieses Satzes die Essenz dessen, um was es geht – oder endlich gehen müsste – treffend auf den Punkt gebracht. Warum geht es bei der Grenze zur Einbürgerung nicht auch darum? Verlangt werden Bekenntnisse zu Antirassismus und Antisemitismus, Bekenntnisse zum Antisexismus nicht. Dabei ist ein solches Bekenntnis für Männer doch ganz leicht zu formulieren: 1. Ich weiß und erkenne an, dass Frauen und Männer dieselben Rechte haben und dass ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung auch in der Ehe gilt. 2. Ich weiß und erkenne an, dass Gewalt gegen Frauen strafbares Unrecht ist und weder Herkunft noch persönliche Gewohnheiten als Strafmilderungsgründe anerkannt werden. Wer das unterschreibt, weiß, worauf er sich einlässt. Und den Gerichten würde es bei Zuwiderhandlungen die Arbeit erleichtern.
Gabriele Kleb

Es ist schon einigermaßen erschütternd und zugleich beschämend, dass die finnisch-estnische Autorin – nachdem wir ihre Kleidung und Haarpracht ausgiebig bewundern durften – uns Westlern unsere Doppelmoral wie einen Spiegel vors Gesicht halten muss! Durch ihre langjährige „Finnlandisierung“serfahrung hat sie erlebt, dass früher Stalin, jetzt Putin, „wenn es um seine Ziele geht, ständig lügt.“ Für derartige Aussagen schimpfen sie unsere Zeitgeistmoralisten „Kriegstreiberin“ und zweifeln an ihrem „Verstand“! Dieselben, die nur dann ihr Maul öffentlich weit aufreißen, wenn es gegen keinen allzu mächtigen und gewalttätigen Gegner geht, wenn ihnen kein allzu heftiger Gegenwind ins Gesicht bläst, wenn sie von vielen wenigstens oberflächliche Zustimmung erhalten! Wenn aber nicht nur Worte, sondern abscheuliche Taten sie bis in ihr demokratisches und moralisches Mark treffen müssten, Morde an Zivilisten, Vergewaltigungen von Frauen, Verschleppung von Kindern durch Hamasterroristen in Israel, durch russische Soldaten in der Ukraine, dann bleiben sie merkwürdig kleinlaut bis stumm! Wenn schon unsere männlichen Schlaffis darauf keine passende Antwort finden, dann sollten wenigstens all unsere mutigen Frauen aus Solidarität mit den weiblichen israelischen und ukrainischen Opfern so laut aufschreien, dass man sie selbst in Moskau und Teheran nicht mehr überhören kann! „Die Zeit für die Aufklärung der Kriegsverbrechen ist jetzt!“
Ulrich Pietsch


Leserbriefe zu „Ist Deutschland reif für die Bombe?“ Gespräch mit René Obermann geführt von Holger Stark

Wir sollten die Frage der atomaren Abschreckung bitte nicht unterkomplex diskutieren. Beispiel Kaliningrad (oder Königsberg): Da geht es konkret um Iskander-Raketen und ggf. kleinere Atomsprengköpfe – also taktische Atomwaffen als Themen des 1987 abgeschlossenen und inzwischen leider sowohl von den USA wie Russland gekündigten INF-Vertrags (INF Intermediate Range Nuclear Forces -Vertrag). Teil einer europäischen Diskussion muss deshalb auch die Frage einer deutlichen Anhebung der Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen durch einen neuen und weiterentwickelten INF-Vertrag sein. Schon im europäischen Interesse. Dann können wir auch gerne über eine gemeinsame strategische Abschreckung mit Frankreich und Gro0britannien diskutieren. P.S.: Der Hinweis auf Kaliningrad ist zwar in der Sache durchaus richtig, nur die Einordnung ist etwas schief.
Martin Hommel

Die Aussagen von Herrn Obermann in dem Interview sind z.T. demagogisch, unvollständig bzw. verwenden ständig wechselnde Bezugsgrößen. Herr Obermann vergleicht die Anzahl der Soldaten von Deutschland mit der Anzahl der russischen 180000 zu 800000 – richtig. An anderer Stelle stellt er fest, dass ein Angriff Russlands den Bündnisfall nach sich ziehen würde, d. h. Russland stände dann militärisch der NATO gegenüber. Da gäbe es dann jedoch ein Verhältnis von 3,36 bzw. 2,01 Millionen (mit USA bzw. ohne USA) zu 0,84 Millionen Soldaten auf russischer Seite. In 5 von 24 Waffengattungen besitzt Russland eine leichte Überlegenheit gegenüber den NATO-Staaten, in den restlichen 19 ist die Überlegenheit der NATO zum größeren Teil erheblich. Die Militärausgaben Russlands werden auf 86,4 Mrd. Dollar geschätzt, die der sieben größten NATO-Länder in Europa betragen 264 Mrd. Dollar – mit den USA 1141 Mrd. Dollar.  Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/379080/umfrage/vergleich-des-militaers-der-nato-und-russlands/ Dass Herr Obermann dennoch für mehr Rüstungsausgaben, mehr Waffen und sogar atomare Bewaffnung eintritt, mag vielleicht nicht verwundern, da er als Vorsitzender des Airbus-Verwaltungsrats kräftig an den gesteigerten Umsätzen verdienen wird.
Ingo Wilken

Erschreckend ist es, hier zu lesen und auch immer wieder aus Politiker-Mund zu hören, dass Deutschland – allein oder im Verbund mit ganz Europa – zur Atombomben-Macht werden sollte. Gleiches gilt für die Forderung des Verteidigungsministers, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden. Sind die denn alle verrückt geworden? In letzter Konsequenz ist das die Aufforderung zum kollektiven Selbstmord und zur totalen Vernichtung des Planeten. Schon jetzt besteht die Fähigkeit zum gegenseitigen Overkill. Ein falscher Knopfdruck genügt. In Zeiten von unkontrollierbaren Cyber-Attacken erscheint nichts mehr unmöglich. Ist es nicht die Aufgabe gewählter Politiker, die Menschen und das Land zu schützen, nicht es zu zerstören?
Werner Bohn

Deutschland ist nicht in der Lage, sich konventionell erfolgreich gegen Russland zu verteidigen. Das macht der Artikel sehr deutlich. Auf einen ausreichenden Beistand der NATO-Partner kann Deutschland sich wohl eher nicht verlassen, wie die hinsichtlich der Lieferung von Waffen und Waffensystemen unzulängliche militärische Unterstützung der Ukraine durch eben diese europäischen NATO-Staaten vermuten lässt. Zwar gehört die Ukraine bislang nicht zur NATO, aber die NATO-Staaten müssten eigentlich ein elementares Eigeninteresse daran haben, der Ukraine zum Sieg über Russland zu verhelfen und so die imperialistischen Kriegsvorhaben Russlands zu stoppen. Dass England, Frankreich oder die USA zugunsten Deutschlands ihre Atomwaffen einsetzen würden, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Dass eine gemeinsame europäische Armee das tun wird, für nicht viel wahrscheinlicher. Folglich muss jeder europäische Staat, der nicht von russischen Truppen überrannt werden möchte, sich eigenverantwortlich geeignete Atomwaffen zulegen. Hätte die Ukraine noch Atomwaffen besessen, wäre sie von Russland wohl kaum angegriffen worden.
Ulrich Willmes


Leserbriefe zu „Was die Neue Rechte liest“ von Mariam Lau

AfD und Vernunft: das passt nicht zusammen. Die Vernunft steht in der Tradition der Aufklärung, drückt sich über die Sprache aus und zeigt sich in verständigungsorientierter Kommunikation, Emanzipation und Fortschritt. Die AfD provoziert: rüpelhaft im Handeln und anmaßend in der Sprachverwendung. Wer redet und wer schreibt, dem wird zunächst ein Ringen um Vernunft unterstell. Gegen eine missbräuchliche Verwendung im Dienste der Unvernunft kann Sprache selbst sich allerdings kaum wehren. So sind Analysen wie die von Mariam Lau sehr wichtig: Die Unvernunft der Rechten zeigt sich inzwischen in reiner Form, nicht mehr nur mit ihrem konservativen Migrationshintergrund wie bei Gauland, sondern offen revisionistisch, völkisch, chauvinistisch. Es geht nicht mehr nur um eine scheinintellektuelle Inszenierung der Anschluss- bzw. Salonfähigkeit der Rechten im bürgerlichen Milieu, sondern um einen Überbau, der einen Angriff auf die liberale Verfasstheit unserer Gesellschaft legitimieren soll. Hiergegen muss der Rechtsstaat vorgehen. Hiergegen muss sich die liberale Gesellschaft wehren.
Reinhard Koine

Bei der Auseinandersetzung mit den Publikationen der Neuen Rechten ist die Übereinstimmung mit den Inhalten der Konservativen Revolutionäre in der Weimarer Republik offensichtlich. Auch sie schrieben gegen die erste deutsche Demokratie an und wurden im Laufe der Jahre immer mutiger, wobei sie die intellektuelle Verbindung zwischen dem konservativen Bürgertum und dem Nationalsozialismus schufen und damit den Boden für die Übergabe des Staffelstabes der Macht bereiteten. In zunehmendem Maße und immer deutlicher wird nun dieser alte und von der Neuen Rechten wiederbelebte Ideenfundus unter Nutzung des Vehikels AfD in die Öffentlichkeit transportiert. Und was geschieht, noch schleichend, aber unübersehbar: Die Brandmauer zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus bröckelt erneut.
Günter Pesler

Den Teufel kann man nicht mit dem Beelzebub austreiben. Es stehen sich zwei Extreme gegenüber. Einerseits eine empörungs-hedonistische, sich selbst als „aufgeklärt“ wahrnehmende Ideologie mit Cancel Culture, Sprachpolizei und orwellschem Neusprech, andererseits eine rechte Ideologie mit Begriffen wie „Deutschland den Deutschen“ und „Remigration“. Die Bevölkerung kommt weder mit dem einen noch mit dem anderen Extrem zurecht. Wir haben einen Verlust der Mitte.
Kurt Schäfer


Leserbriefe zu „Einmal alles, bitte“ von Benedikt Herber

In der Ausgabe 6/2024 bringen Sie einen hübschen Artikel von B. Herber mit dem Titel „Einmal alles, bitte“ über Ferien im Winter auf Sizilien mit dem eventuellen Skilaufen auf dem Ätna. Von Nizza aus sind es 78 km bis zu einem französischen Skigebiet, das nun in einem Test als besonders gut abgeschnitten hat, was das Preis/Leistungsverhältnis betreffe. Das klimatisch im Winter noch etwas bessere Gebiet ist die Riviera di Fiori, die Provinzhauptstadt Imperia hat mit der Spiaggia d`Oro einen Strand, an dem auch im Winter über Weihnachten oder in der Karnevalszeit immer Italiener schwimmen gehen, auch ich nahm da schon mein obligates Neujahrsbad, das Wasser hat aber wohl nur 13 Grad meist. Das Klima ist im Winter dasselbe wie in Palermo, was einst auch den Clown Grock dazu bewegte, sich seine Villa um ca 1910 im Imperia zu bauen. Queen Mum, die Großmutter des jetzigen britischen Königs, überwinterte vor dem 1. Weltkrieg mit ihrer schottischen Grafenfamilie etwas nebenan in Bordighera in einer wunderschönen Villa, die der Architekt Garnier entworfen hatte. Von Imperia aus ist die Entfernung zum Skigebiet Monesi ähnlich wie die Distanz von Nizza zu einem Skigebiet, durch die feuchte Luft vom nahen Meer ist in den Seealpen die Schneesituation eigentlich meist sehr gut. Morgens schwimmen und dann nachmittags Skifahren, das ist dann doch etwas umständlicher, aber die Entfernung ist überbrückbar.
Ulrich Keck

Liebe ZEIT, nicht jede Seite kann kluge Gedanken bringen, das ist schon klar. Aber dieser superchike Beitrag hat mir wehgetan. Für so einen unbedarften Kurzurlaub in Sizilien mit Flug, Auto etc. keinen Gedanken auf den CO2-Fußabdruck zu verwenden, ist schon krass! Die Dame versteht dann mit Mūhe, dass Skikanonen auf dem Ätna nicht opportun sind, aber nur, weil der nächste Vulkanausbruch sie zerstören könnte…. So was von aus der Zeit gefallen – derartiges sollte so auch nicht mehr in der ZEIT stehen – oder zumindest mit dem verursachten Co2-Ausstoß.
Michael Schröder

Der Artikel von Benedikt Herber hat mich enttäuscht. Das Thema der Reisemöglichkeiten in Europa, speziell mit den Folgen der Erderwärmung, hat ein enormes Potenzial die schönen nachhaltigen Möglichkeiten aufzuzeigen. So ist gerade der Süden Italiens hervorragend mit der Bahn zu erreichen. Ich praktiziere europäische Bahnreisen, auch zum Jahreszeitenausgleichsgenuss, seit vielen Jahren und muss mich doch wundern, dass die ZEIT hier so „einfach“ mit dem Flieger unterwegs ist. Etwas mehr Sensibilität beim ökologisch bewussten Reisen hätte ich erwartet.
Uwe Hoven


Leserbriefe zu „Soll der Staat die Solarindustrie retten?“ von Marc Widmann und Kolja Rudzio

Bei der Analyse der Solarindustrie-Unterstützung irrt die Redakteurin Kolja Rudzio. Es war Ender der 90er Jahre politischer Wille, die erneuerbare Kilowattstunde Strom der atomar-fossil erzeugten Kilowattstunde vorzuziehen. Gleichzeitig wurde im Einklang mit der Energiewirtschaft der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Dafür wurde die aufkeimende Solarindustrie eben nicht mit direkten Subventionen vollgepumpt – à la Chipindustrie oder à la Agrarindustrie. Jeder Stromverbraucher hatte über seine Stromrechnung ein paar Cent mehr zu bezahlen. Und diese Umlage wurde an diejenigen ausgeschüttet, welche sich damals schon Photovoltaik-Anlagen aufs Dach schraubten und damit den Markt ankurbelten. Erst Mitte der 10er Jahre wurde dieser Konsens aufgekündigt, die EEG-Umlage war politisch nicht mehr en vogue und wurde durch gewichtige Wirtschaftsminister stark zurückgefahren. Kurz nachdem erneut beschlossen wurde, aus der Atomenergie auszusteigen. Der Solarmarkt in Deutschland zerbröselte, einige hunderttausend Arbeitsplätze gingen verloren. Die Chinesen hat’s gefreut, sie haben unsere Maschinenparks gekauft und sind heute Weltmarktführer. Aus dem Lehrbuch einer verfehlten Wirtschaftspolitik!
Berthold Hanfstein

In der ZEIT No. 6 haben Sie in gleich drei Artikeln das Thema Protektionismus aufgegriffen. Dafür vielen Dank! Die Herren Widmann und Rudzio streiten über die Förderung der heimischen Solarindustrie, Frau Buchter beschäftigt sich mit den protektionistischen Tendenzen in den USA. Und Frau Rohwedder reagiert auf den Artikel von Herrn Grill zu den Bauernprotesten. Warum erwähne ich die Bauernproteste im Zusammenhang mit Protektionismus? Weil der Agrarsektor ein Beispiel für nicht funktionierende Märkte ist. Und wo Märkte nicht funktionieren, da sind staatliche Eingriffe nötig. Sind wir uns darin einig? Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass es auch Märkte gibt, die gerade wegen der staatlichen Eingriffe nicht funktionieren. Da muß sich der Staat halt korrigieren. Wie bringt es Frau Rohwedder so treffend auf den Punkt: Denn die Agrarpolitik ist seit Jahren spektakulär inkonsistent und undurchdacht. Ich lese seit Jahren die Artikel von Herrn Rudzio, in denen er die Vorteile der Globalisierung preist und die Nachteile des Protektionismus ausbuchstabiert. Letztendlich wird alles gut, man muss sich nur dem globalen Wettbewerb stellen und von den günstigen Preisen profitieren.
Ich halte das für zu kurz gedacht. Betriebswirtschaftlich korrekt, volkswirtschaftlich sicherlich anzuzweifeln. Meines Erachtens gibt es keinen fairen globalen Wettbewerb. Steuern, Löhne, Arbeitsrecht, Arbeitssicherheit, etc. sind nicht gleich. Es kann also (theoretisch) nur innerhalb einer Volkswirtschaft einen fairen Markt geben. Ist es da nicht naheliegend die einheimischen Anbieter vor Dumping zu schützen? Man konnte sich der Globalisierung erfreuen, solange sie „nur“ für die Abwanderung lohnintensiver Arbeit gesorgt hat. Jetzt wandern auch die Industrien ab, mit denen die Abwanderung der „old economy“ kompensiert werden sollte (siehe Solar-Industrie). Was sagt die volkswirtschaftliche Theorie, wenn der „teure“ Arbeiter aus der old economy keinen neuen Arbeitsplatz mehr findet? Pech gehabt Looser? Weiterbildung? Sei mobil? Kauf halt Aktien von ausländischen Firmen? Wähle keine Populisten oder Radikalen? Wie Herr Rudzio so treffend bemerkt: Die Gewinner der Globalisierung sieht niemand, weil sie nicht jubelnd über die Straße laufen, während die Verlierer lautstark protestieren. Sie merken, dass geht nicht gut aus. Selbstverständlich sind Produkte in dem geschützten Markt einer rechtsstaatlichen Demokratie mit Gewerkschaften teurer. Wir sind in der Lage uns das leisten zu können – noch.
Selbstverständlich nimmt der Staat durch Zölle mehr ein. Besser als Schulden aufzunehmen. Selbstverständlich hat der Einzelne dann weniger in der Tasche. Er hat aber noch einen Arbeitsplatz, anstatt von staatlicher Stütze zu leben. Wer erwirtschaftet die noch gleich? Die Chinesen sicherlich nicht. China wendet mit großem Erfolg die Methoden an, von denen auch wir in der Vergangenheit profitiert haben. In der Vergangenheit. Nun gehören wir zu den „Opfern“ und sollten daraus die Konsequenzen ziehen. Wenn schon das Abwandern von Know How nicht ausreicht, die entstehenden Abhängigkeiten sollten Motivation genug sein. Eine Abhängigkeit durch eine andere zu ersetzen erfüllt Einsteins Definition von Wahnsinn. Zölle bringen den Welthandel durcheinander. So what? Wenn er mir schadet, kann der Welthandel durchaus mal durcheinander gebracht werden. Die unausgesprochene Angst hinter solchen Aussagen: Wenn wir unseren Markt schützen, dann bekommen wir unsere Produkte nicht mehr an den Mann. Das passiert aber auch wenn die unfairen Wettbewerber auf dem Weltmarkt schlicht und ergreifend billiger anbieten. Das machen die ganz ohne unser Zutun, und der Trend ist nicht aufzuhalten, geschweige denn umkehrbar. Aber da war doch die annähernde Vollbeschäftigung und der Fachkräftemangel! Wie sollen da verlorengegangene Industrien zurückgeholt werden? Durch das Schrumpfen der exportorientierten Industrien, die jetzt schon den Schuß nicht gehört haben und weiter an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen.
Was bedeutet das für die Solarindustrie? Die heimische wird den gigantischen Bedarf der nächsten Jahre nicht decken können, trotzdem sollte sie geschützt werden. Nicht durch Subventionen sondern durch Steuerbefreiung und die Auflage an staatliche Abnehmer dort zu kaufen. Wenn das nicht ausreicht, warum kann man gewisse Industrien nicht als strategisch wichtig einstufen? So halten wir die Kompetenz im Land, und können bei Erpressungsversuchen aus dem Ausland skalieren. Herr Rudzio scheint an der Energiewende grundsätzlich zu zweifeln. Wie sonst kann ich mir erklären, dass es seiner Ansicht nach nur um wenige „zusätzliche Module“ geht. Es sollte sich inzwischen auch unter den Skeptikern herumgesprochen haben, dass es auch in Zukunft fossile Kraftwerke geben muss, um die Dunkelflauten zu überstehen. Die Laufzeit und damit der Verbrauch dieser Kraftwerke wird aber nur sinken, wenn massiv in Solar- und Windenergie investiert wird. Und wie bringt man Unternehmen dazu Kraftwerke zu bauen, die nur im Notfall laufen sollen? Indem man das Bereitstellen von Kapazität vergütet. Schon wieder eine Subvention! Igitt! Und wie sieht es mit der Landwirtschaft aus? Warum, um Gottes Willen muss der europäische Landwirt auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein? Mit den Agrarsubventionen haben wir den afrikanischen Agrarmarkt ruiniert. So wird der Hunger auf der Welt nicht bekämpft. Ihr Schweinefleisch produzieren die Chinesen inzwischen selbst. Auch hier ist der Export nur eine befristete Lösung. Nachhaltig sieht anders aus. Es sieht so aus, als müssten wir das Modell Exportnation überdenken. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber bitte finden sie dafür bessere Argumente.
Bernd Roos

Ich hätte mir gewünscht, dass Herr Rudzio die Dinge im historischen Kontext betrachtet hätte, statt Lehrbuchwissen aus der Volkswirtschaftslehre unreflektiert wiederzugeben und auf die Solarindustrie anzuwenden. Es gab genau eine Periode, in der die deutsche Solarindustrie tatsächlich mit Fördergeldern faktisch zugeschüttet wurde, und zwar unter rot-grün. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Solarzellen soviel Strom erzeugt haben, wie zu ihrer Herstellung notwendig war und deren Produktion langsam aber sicher wirtschaftlich wurde, kam schwarz-gelb und hat über Nacht die Förderungen drastisch gekürzt statt diese geregelt runter zu fahren. Als Konsequenz sind nahezu alle Solarsparten prominenter Firmen wie Bosch, Schott etc. eingestampft worden und zigtausende von neu geschaffenen Arbeitsplätzen gingen nach wenigen Jahren wieder verloren. Eine wirtschaftspolitische Geisterbahnfahrt. Danach hat noch für eine gewisse Zeit der deutsche Maschinenbau profitiert und Reinigungsanlagen, Waferhandlingsysteme etc. nach China verkauft. Nachdem wir die Chinesen dermaßen aufgeschlaut haben, ging auch dieses Geschäft weitgehend verloren. Wir haben immer noch einen gewissen Vorsprung in der Forschung, z.B. bei Perowskit- oder Tandem-Solarzellen, können diese aber (noch) nicht wirtschaftlich genug fertigen, da China seine eigene Industrie massiv fördert und so den Wettbewerb verzerrt. Auch dieser Vorsprung droht dank Einlassungen wie der von Herrn Rudzio verloren zu gehen. Vor allem, wenn man sich über 130 Mio € Förderung echauffiert (Skandal!). Zum Vergleich: die Benzinpreisbremse kostete den Staat je nach Schätzungen mehrere Mrd. € insgesamt, die Chipfabrik von Intel wird mit ca. 10 Mrd. € unterstützt, die Batteriefabrik von Northvolt mit 700 Mio. € usw. Ich halte das, wie übrigens viele führende Wirtschaftswissenschaftler, für sehr sinnvoll investiertes Geld.
Frank Burmeister


Leserbriefe zu „Die Position: So wirkt Nachhilfe richtig“ von Ekkehard Thümler

Die Zeit vom 1.2.2024 publiziert auf Seite 32 einen Beitrag von Ekkehard Thümler, den ich auf den ersten Blick als redaktionellen Beitrag einstufte. Das Thema „Schule“ und „Nachhilfe“ interessiert sicher viele Ihrer Leser. Ich habe dann die im Beitrag zitierte Internet-Seite „Lesen mit dem Turbo-Team“ aufgeschlagen und erfahren, dass die Nutzung des Programms pro Schule und Jahr Euro 2.500 kostet. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass es auf der Internet-Seite heißt: „Privaten Kunden können wir das Turbo-Team derzeit noch nicht anbieten.“ Drei Fragen stellen sich: 1. Was hat das Angebot mit Gemeinnützigkeit zu tun (Bildunterschrift im Beitrag)? 2. Ist dieser Artikel ein redaktioneller Beitrag oder eine Anzeige? 3. Falls dieser Beitrag als Anzeige gedacht war, so erwarte ich zukünftig, dass Sie auch Schulbuchverlagen und Tablet-Herstellern die Möglichkeit bieten, für Ihre Schulprodukte zu werben -auf der Seite Stellenmarkt?!
Jörg Höhne

Das von Ihnen vorgestellte Prinzip ist richtig. Die Schulen würden zum Teil gern daran teilnehmen, bekommen jedoch oft genug das Geld für zusätzliche Manpower nicht genehmigt. Andere Schulen wiederum haben ein Problem damit, dass ihre eigenen Lehrkräfte in Wettbewerb zu Externen treten müssten und den Vergleich angstvoll vermeiden wollen. O-Ton eines Schuldirektors: „Sie stehen ja mehr auf der Seite der Schüler und arbeiten damit eigentlich gegen uns.“ Ja, das ist ‚pädagogische‘ Realität: Kampf Lehrer gegen Schüler… Ich arbeite seit 2007 im Reparaturbetrieb des Schulversagens als Nachhilfe-Coach und bin gern bereit, mich mit Ihrem High-Impact Tutoring auseinanderzusetzen.
Reinhart Reuschel


Leserbriefe zu „Ein Wort unter Bauernkindern“ von Marcus Rohwetter

Die hochtechnisierte Landwirtschaft hat die Produktivität von der Industrie vollständig übernommen. Die Tierhaltung auf engsten Raum, führt zu Krankheiten und reduzierten Ertrag. Die Bodenqualität und Ernteverluste-sind dem Klimawandel geschuldet. Die Romantik der 50 + 60 Jahre ist vorbei und heute wird für die Nahrungsmittel – Industrie weltweit produziert. Der Ruf nach Regionalität wird immer lauter – reicht nicht mehr zum Leben und Überleben der Familien geführten Betriebe. Auch ich habe selbst als Kind auf einem kleinen Bauernhof gelebt- das erwirtschaftete Einkommen nicht zum Leben der Familie ausgereicht hat.
Thomas Bartsch Hauschild

Für die klare, gut verständliche Darstellung der Situation der Landwirte aus einem persönlichen Blickwinkel danke ich sehr. Hier handelt es sich nicht um „Agrarkrieger“ (wie im Artikel DIE ZEIT Nr. 5), die im Hintergrund gerade wieder laut hupend zu hören sind. Was mich besonders berührt hat und was ich hervorheben möchte, ist, dass keine Anzeichen von Klage oder Unzufriedenheit zu spüren sind, sondern dass die Autorin und ihre Familie zufrieden sind. Das ist in diesen Zeiten eher ungewöhnlich und darum umso wohltuender und wertvoller!
Irmgard Brunn


Leserbriefe zu „Fluchende Vögel“ von Josepha Raschendorfer

Wie interessant! Und wieder einmal hält uns die Natur/unsere Mitwelt einen Spiegel vor. Auch die Lösungsfindung ist ein Spiegel, wie wir uns selbst oft ad absurdum führen: Anstatt den Tieren gutes Benehmen beizubringen, sollen sie umgesiedelt werden, damit man ihre frechen Reden nicht hört. Wie schräg ist das denn? Wäre eine Anregung für Schulprojekte nicht sinnvoller und effizienter: Die Schüler sollten klassenweise zu den Papageien ausschwärmen und ihnen bessere Wörter beibringen! Eine wunderbare Win-Win-Situation für alle Beteiligten – und noch dazu ganzheitlich: Wenn wir schöne Sachen denken und sagen, hat auch die Seele etwas davon, denn unser Denken formt die Welt. Außerdem wäre es darüber hinaus auch viel kostengünstiger, als die Papageien umzusiedeln.
Katja Walesch

Tipp an die Tierparkleitung: Wie wärs mit einem kleinen Hinweis „Achtung fluchende Papageien“ für überbesorgte Muttis – den Kids ist so etwas eh wurscht – mit einer kleinen Extragebühr für die Fluchshow. Statt Kosten bringt das nämlich Einnahmen!
Oswald Kofler


Leserbriefe zu „Glühen rote Haare länger?“ von Andrea Petkovic

„Eine halbe Welt entfernt von hier spielte sich im Tennis vergangenes Wochenende ein kleines Drama ab. Daniil Medwedew ist einer der fünf besten Tennisspieler der Welt. Er stand am Sonntag im Finale der Australian Open. Er führte mit 2:0 Sätzen, genau wie er es 2022 getan hatte, und er verlor am Ende, genau wie er es 2022 getan hatte. Wenn man ihn sieht, dann würde man ihn auf den ersten Blick nicht für einen Tennisspieler halten. Eher wie einen Mathematikprofessor oder einen Schachgroßmeister. Genau so spielt er auch. Er zerlegt seine Gegner, Zug um Zug, die gesamte Geometrie eines Tennisplatzes nutzend. Mit tintenfischartigen Tentakeln statt normalen menschlichen Gliedmaßen ausgestattet, schlägt er die Tennisbälle in Winkeln, die dem Gegner schmerzhaft bewusst machen, wie groß ein Tennisplatz sein kann. Das Problem: Das Dauerberechnen aller Spielzüge im Voraus verbraucht sehr viel Energie. Schachspieler können bis zu 6.000 Kalorien an einem Tag verbrennen. Und Tennis ist Schach im Dauersprint. Zumindest wenn man es so aufzieht wie Daniil Medwedew. Seine Energie war nach zwei Sätzen aufgebraucht und Jannik Sinner auf der anderen Seite plötzlich wach geworden. Die Tragödie nahm ihren Lauf. Jannik Sinner ist ein schwarzer, hyperpigmentierter Afrikaner mit schwarzen Locken. Er ist außerdem Gucci-Model und Parmesan-Botschafter. Was für ein einziges Leben durchaus reichen würde – aber er ist zudem noch ein fantastischer Tennisspieler und der nächste große Star am Tennishimmel. Oft verglühen die Sterne dort rasch auch wieder. Brennen schwarze Afro-Haare vielleicht länger? Als Afrikaner spricht Sinner Deutsch mit süßem Afrikaans-Akzent, und wenn er einen mit seiner winzigen Zahnlücke anlacht, dann wird man ein bisschen rot um die Ohren. Den Mathematikprofessor Daniil Medwedew hat er damit allerdings nicht besiegt. Nein, dazu brauchte er den vollen Schwung seiner krachenden Vorhand und die Skifahrerbeine, die diesen Schwung generieren und dann auch abfangen. Der letzte schwarze Sieger der Australian Open war übrigens Arthur Ashe.“
Ich hoffe, es befremdet Sie ein wenig, denn ich haben den Text, der am 01. Februar 2024 in Ihrem Feuilleton auf Seite 40 erschienen ist, umgeschrieben. Die Frage: Hätten Sie diese Überschrift auch gewählt, wenn es sich um eine Person mit anderem Aussehen gehandelt hätte (hier nur beispielhaft, einem schwarzen Tennisspieler)? Mein Mann ist mit feuerroten, lockigen Haaren in den 70ern aufgewachsen und hat mir so einiges erzählt, was er in seinen Kinderjahren aufgrund seiner Haarfarbe und Sommersprossen erlebt hat. Er und seine ebenfalls „betroffene“ Schwester sind zwei von sechs Kindern, die diese Besonderheit haben. Einem Blick in den Kinderwagen der neugierigen Mitbürger*innen folgte seinerzeit zumeist: „Ooch, ein Vössken (münsterländisch für Füchslein) aber Hauptsache gesund!“ Schlussendlich wurde bei Spaziergängen Mütze getragen. Die fraglich lustige Anekdote einer Familienfeier ist meinem Mann in besonderer Erinnerung geblieben. Tags zuvor bekam er eine Tönung, Farbe: „kastanienbraun“ verpasst und wunderte sich, warum niemand „den fremden Jungen“ erkannte. Die Tönung war von seinen Haaren sehr gut angenommen worden– er hat es als „schwarz“ in Erinnerung. Dies im Bewusstsein irritierte mich die Überschrift des Artikels. Ich denke, es sollten Äußerlichkeiten von entsprechenden Leistungen entkoppelt und der Wert des Erfolgs in Jannik Sinners sicherlich hartem Training und seiner Willensstärke gesehen werden. Ich bin sicher: den hätte er auch mit strassenköterblonden Haaren erreicht.
Tanja Konermann

Mit Interesse habe ich Ihren oben genannten Artikel gelesen. Ein kleiner Fehler ist Ihnen jedoch unterlaufen: der letzte rothaarige Sieger der Australian Open war nicht Boris Becker, sondern Jim Courier. Er gewann die Australian Open direkt nach Boris Becker in den Jahren 1992 und 1993.
Michael Geilert


Leserbriefe zur Infografik „Strecke machen“ von XXX (Cyprian Lothringer) und Dirk Asendorpf (Recherche)

Die Deutsche Bahn steht zwar nicht zu Unrecht in der Kritik. Dennoch kann und will ich mir nicht vorstellen, daß die Deutsche Bahn die Bahnstrecke „Mannheim – Forbach (im Schwarzwald)“ sanieren will. Oder hat da wirklich jemand Forbach im Schwarzwald mit Forbach in Frankreich verwechselt? Das liegt nämlich nur einen Steinwurf entfernt von Saarbrücken und damit an der Strecke Mannheim – Saarbrücken – Metz – Paris.
Hans-Christian Wagner

Als überzeugte Zugfahrerin habe ich mir mit großem Interesse die Infografik der ZEIT N 6 angesehen – und nun geht mir seitdem eine Frage nicht mehr aus dem Kopf: was hat es mit dieser ominösen Ortschaft namens „Obertaubling“, mittig zwischen Nürnberg und Passau, auf sich? (Zum einen, aber deswegen schreibe ich, fehlt da wohl ein „r“ – den Ort Obertraubling kenne ich,) zum anderen wundere ich mich, weil ich immer dachte, dass mittig zwischen Nürnberg und Passau… Regensburg liegt. Eine Großstadt, von der aus man mit dem Zug in verschiedenen Richtungen fahren kann. Was ist mit Regensburg passiert? Wo ist Regensburg hin verschwunden?
Gudrun Petruschka


Leserbrief zu „Uhu and out“ von Anna Mayr

Da Sie offensichtlich einige der „LG“-Klimakleber-Community kennen, möchte ich Sie bitten, den beigefügten Text an „LG“ weiterzuleiten. Es gibt viel zu tun – wenn wir es bei Gejammere belassen, wird es länger dauern. Statt die „Öffentlichkeit“ zum wiederholten Male auf das Problem „aufmerksam“ zu machen, sollten alle LG-Mitglieder Facharbeiter*innen, Ingenieur*innen oder Energie-Wirtschaftler oder Techniker*innen werden (z.B. auch in Genehmigungsbehörden). Von allem brauchen wir reichlich und viele KOMPETENTE Menschen! Falls „LG“ Frau Dr. Kemfert vom DIW („Stromspeicher noch und nöcher“ bei ZDF-WISO ist LEIDER völliger Unsinn!) dafür hält: Realitätswahrnehmung hilft mehr bei der praktischen Politik. Viel Erfolg beim Dazulernen, was man alles beachten sollte.
Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Pirna verteidigt das Recht“ von Simon Langemann

Bei Geschichten wie dieser frage ich mich immer als erstes, warum Asylsuchende für die Einreise nach Deutschland überhaupt teures Geld für Schleuser ausgeben, statt einfach öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Nach allem, was ich weiß, ist bei uns die Rechtslage doch so, dass niemandem die Einreise verweigert werden kann, sobald er angibt, Asyl beantragen zu wollen; Pushbacks sind an deutschen Grenzen ja nicht zu befürchten. Und was sind, so betrachtet, „verschärfte“ Grenzkontrollen im Gegensatz zu einfachen/normalen Grenzkontrollen? Zurückweisungen können damit ja wohl nicht gemeint sein. Und was ist unter dem deutschen Asylrecht eine „illegale Einreise“? Weitergehende Fragen, die aber diesen Rahmen sprengen würden, wären solche wie: Ist jeder Unterzeichnerstaat der Genfer Flüchtlingskonvention tatsächlich verpflichtet, Flüchtlinge in unbegrenzter Zahl aufzunehmen, wie von einer Grünen-Politikerin behauptet? Ich versuche mir vorzustellen, wie ein Land wie Luxemburg im theoretischen Extremfall wohl mit einem Andrang von Millionen Flüchtlingen umgehen sollte. Oder: Ist Deutschland tatsächlich das einzige Land auf der Welt, in die jeder Beliebige einreisen darf, wenn er nur das Wort „Asyl“ sagt, wie Friedrich Merz es bei Markus Lanz vor einiger Zeit mal behauptete? Ich dachte, alle EU-Länder jedenfalls hätten praktisch die gleichen Standards. Da solche Zusammenhänge für den Normalbürger praktisch nirgends wirklich zu Ende erklärt werden, während sie für das Verständnis des Gesamtkomplexes aber essentiell sind, nehme ich hier einfach mal die Gelegenheit Ihres Beitrags, Sie um eine kurze Erläuterung oder auch um einschlägige Literaturhinweise zu bitten. Man findet sonst nur schwer Ansprechpartner für Fragen, die für Menschen, die sich von Berufs wegen damit beschäftigen, vermutlich offensichtlich sind, für den eher unbedarften Leser aber deshalb noch lange nicht.
Gebhard Boddin


Leserbrief zu „Ohne Krawall“ von Jochen Bittner

Es ist kontraproduktiv, in einer Zeit, wo sich der Bürgerwille demokratisch korrekt kundtut, solch einen Artikel zu platzieren, der provokant ist und den Bürgerwillen schwächt. Bauern, LKW-Fahrer, Handwerker und Ärzte protestieren friedlich und werden penetrant in die rechtsradikale Ecke gedrängt – so, dass jeder demokratischer Diskurs im Keim erstickt wird. Bringen Sie Artikel über Menschen, die durch eine Regierung, die Moral mit politischem Handeln verwechselt, in den Ruin getrieben werden, u.a. wegen der exorbitant hohen Energiekosten. Oder über verzweifelte Eltern, deren Kinder in Berlin in einer Grundschule keine Bildung mehr erfahren, da 80% der Schüler dort der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Meine Lösung für die Bildungspolitik: Ab sofort gehen die Kinder von Politikern in die Brennpunktschulen vor Ort.
Annette Musiol


 

Leserbrief zu „Ganz schön wackelig“ von Sybille Anderl und Ulrich Schnabel

Vielen Dank für den o.g. Artikel, der auch mir wieder etwas mehr — hoffentlich realistische — Hoffnung gemacht hat, weniger für mich persönlich als für die Zukunft unseres Landes und der Menschheit, zu deren nötiger Einsicht oder umgekehrt Hoffnung — auch in die schon bald möglichen Selbstverstärkungen zum positiven oder aber katastrophalen — dieser Artikel vielleicht ein bisschen beiträgt.  Dies, obwohl ich das Prinzip im Wesentlichen schon gekannt habe und immer wieder auf den „Schmetterlings-Effekt“ in der Gruppendynamik der Gesellschaft gehofft habe, wobei ich auch immer „gekämpft“, eigentlich seit der Rente geschrieben, gelernt und gearbeitet habe, um so ein „Schmetterling“ zu werden oder die Wirkung von anderen in dieser Richtung zu verstärken. Allerdings ist diese Hoffnung nicht gerade auf große Wahrscheinlichkeit gegründet, denn es gibt verdammt viele andere, oft stärkere, einflussreichere und finanzkräftigere, die in die Gegenteilige Richtung  „arbeiten“:  Bekannt ist beim Klima die verheerende Desinformations-Kampagne der fossilen, besonders der Öl-Industrie,  die Rolle der „Wohlstand-über-alles“-Propheten,  der gläubigen und Prediger der Botschaft: „Technologie  und Innovation retten alles allein ohne Opfer und Anstrengungen“, oder der fast ebenso vielen gläubigen und Prediger der Botschaft „Deutschland allein ist eh unwichtig und hat keine Chance gegen die übrigen 96 % der Welt-Emissionen“, oder die Macht und Anhängerschaften der „WE–FIRST“-Propheten wie Trump, Putin, AFD, Chi-Jin-Ping, die indischen Hindu-Vorrang-Parteien, die Islamistischen Kämpfer für Unterdrückung aller anderen, etc. etc.  Die Zahl und Macht derer, die sich um negative auch gesellschaftliche Kippunkte bemühen,  scheint immer wieder in der Übermacht zu sein,  was wohl auch zum erlahmenden Einfluss der anfangs wie durch ein Wunder geborenen und wachsenden Fridays for Future-Bewegung beigetragen hat.
Auch gegen die Demokratie-Bewegung  gibt es schon Stimmen,  die Demos  dürften aber nicht „von den wirklichen Problemen“ ablenken,  oder sinngemäß dürften keinesfalls von den „Sünden“ der Ampel ablenken, als seien die Gefahren für die Demokratie, Minderheitenschutz und Zukunft  keine „wirklichen“ Probleme, oder als habe die „Ampel“ nach allen Diffamierungen, Verdrehungen Übertreibungen ihrer „Fehler“ und Verleumdungen nicht auch ein bisschen „gerechten Ausgleich“ verdient.  Und selbst bei der Pro-Demokratie-Demonstrationsbewegung besteht die Gefahr, den einen Fehler zu korrigieren, indem man in einen anderen oder umgekehrten Fehler verfällt:  Auf einer Demo habe ich jede Nachdenklichkeit vermisst über die „Enttäuschungen“ und Frustrationen, die es auch bei demokratisch gewählten verschiedenster Farben gibt, und die Frage, „Was kann man an Wunsch- und Ideal-Verwirklichung von einer Demokratie erwarten und was nicht, und wenn nicht warum nicht?  gibt es ein Grund- oder Anrecht auf ununterbrochenen Wohlstand unabhängig von allen äußeren und inneren Bedingungen, Einflüssen und Krisen, incl. Versäumnissen und Erblasten der Vergangenheit?  Oder bei der vielfachen Forderung nach Aufrechterhaltung aller Buntheit und Bleiberecht nahezu aller Migranten unabhängig von deren Motivation und Not-Zwang zum Kommen und ihrer Bereitschaft zur Respektierung unserer Gesetze und Grundrechte, und zur Integration, Ausbildung und Ausübung gebrauchter statt nur gewünschter Berufe?  Wie stemmen wir die ganzen zusätzlichen Kosten und noch mehr Arbeitsmengen, bis alle sprachgeschult, integriert, in Wohnraum untergebracht, mit Schul- und Gesundheitsversorgungskapazitäten versorgt und ausgebildet oder nachqualifiziert sind, etc. etc.?  Wie bereit sind auch wir Demokraten zur Schulterung dieser ganzen Anstrengungen und Kosten, oder können wir davon ausgehen, dass „der Staat“ das alles schafft, ohne irgendwen von uns mit zusätzlichen Steuern oder Arbeitsmengen oder Verzicht auf sonstiges zu „belasten“,  ehe diese so weit sind, durch eigene (Fachkundige) Arbeit zur Unterhaltung unseres Gemeinwesens beizutragen, wozu wir sie ja tatsächlich genauso brauchen wie sie zunächst uns brauchen?  Können wir das alles gratis und bequem durch „einfach“ immer neue „Sondervermögen“, will heißen Schulden finanzieren, die sich ja , wie manche meinen, von selbst bezahlt machen, obwohl die neuen Steuerzahler nur andere wegfallende ersetzten? Auf der Demo, an der ich beteiligt war, hieß es  „Wir brauchen Zuwanderung, denn sie bereichert uns.“ Punkt, keine Nebensätze mit der Art der Bereicherung und unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen sie bestehen,  und ob das für alle und jeden einwandernden gelten soll, und dann noch ohne Nennung irgendwelcher Grenzen der Belastbarkeit,  bei bisherigen Bürgern, die trotz Demographie Energieimport-Kosten und Fachkräftemangel  eher immer mehr Wohlstand für sich oder ihre Gruppe haben wollen für immer weniger Arbeitszeit, und von denen etliche lieber Influencer, „Superstar“ oder Schauspieler werden wollen als  Pflegekraft, Handwerker, Lehrer, Informatiker  oder Ingenieur?
Weitere wichtige Beobachtung auf der von mir erlebten Demo  war die Art der Reaktion auf Hass, Egoismus, Ignoranz und Grundrechte-verachtung der extrem Rechten vorwiegend in Form von Gegenbeleidigung, Gegenverteufelung sogar der Wähler der AFD mit der „Nazi-Keule“ bzw. Braun-Darstellung von fast jedem rechts-verdächtigen.  Die Eigenverantwortung bestand hier aus der Bereitschaft zum Demonstrieren, zur Ablehnung und Beschimpfung der AFD  und zur Forderung der Toleranz und Begrüßung jedes zugewanderten, nicht gehört oder gesehen habe ich irgendeine Bereitschaft,  zu deren Gunsten, Traumatherapie, Integration, Ausbildung und Unterbringung mehr als bisher zu arbeiten oder Steuern zu bezahlen, damit andere das tun.  Dennoch freue ich mich  in der Summe auch über die Bewegung, die wenigstens der umgekehrten schlimmeren Ignoranz und dem umgekehrten Egoismus  erst einmal ein Stoppschild setzt.  Auf Dauer wird unsere Demokratie und unsere Zukunft aber erst dann zu retten sein, wenn ihre Befürworter sie nicht nur mit Lippenbekenntnissen redend und demonstrierend propagieren, sondern auch wirkliche Mitverantwortung übernehmen, auch — mehr — dafür zu arbeiten und zu bezahlen.  Diese Mitverantwortung braucht jedes Gemeinwesen und auch jede Demokratie, und nicht nur Fordern und Beschlüsse, so demokratisch sie auch motiviert sein mögen.
Peter Selmke


Leserbrief zu „Ohne Strom: Woom Original 3 Automatic“ von Mirko Borsche

Die Tochter der Borsches will vor ihrem ersten Schultag noch unbedingt Radfahren lernen. Also ein Veloziped muss her. Sicher gibt es im Hause Borsche solche Treträfer. Aber diese Tochter will ihr eigenes, neues. Und nicht die abgetretenen der Geschwister. Borsche besorgt ein futuristisches Zweirad Typ Star Wars. Man hat die ganze Zeit den Eindruck hier geht es um Prüfers Tochter Jil. Also dann man los in die Pedalen. Und sich das Ding nicht klauen lassen. Und keine F Fußgänger anrempeln.
Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Die Chirurginnen werden knapp“ von Hanna Grabbe

Hier habe ich nichts inhaltlich hinzuzufügen oder zu bekritteln. Doch ein Appell: Wer sich die Mühe macht, korrekten Journalismus zu betreiben, sollte vor der Mühe, grammatikalisch korrekt zu schreiben, nicht Halt machen. In letzter Zeit fällt der aufmerksamen Leserin auf, dass auch die renommierten Zeitungen immer weiter von den Grundregeln deutscher Grammatik abdriften. Warum nur? Wie eine Disharmonie in einer Melodie unterbricht falsche Grammatik den Lesefluss und nimmt einem Beitrag seinen Glanz. aut dem Berufsmonitoring Medizinstudierende“ ist nicht nur schlechtes, sondern einfach falsches Deutsch. Wo ist der Genitiv hin? Er wird zunehmend unterschätzt und ist zu Unrecht unterrepräsentiert. Korrekt heißt es „laut des Berufsmonitorings Medizinstudierende“. Oder – um dem genitiven s-Anhängsel auszuweichen – man lässt den Artikel einfach weg („laut Berufsmonitoring Medizinstudierende…“) und hätte, ganz ohne Anführungsstriche in Kursivschrift, korrekt zitiert und darüberhinaus geschmeidig einen eleganten Satz gebildet. Wie soll der Reichtum und die Vielschichtigkeit der deutschen Sprache erkannt, entdeckt, vermittelt und genutzt werden, wenn Sie als seriöse Zeitung das nicht mehr tun? Bitte, liebe Zeit, seien Sie gutes Sprachvorbild, würdigen Sie den Genitiv!
Katja Walesch


Leserbrief zu „Sie hatte diese Stimme“ von Thomas E. Schmidt

Die Sängerin und Liedermacherin Melanie (Safka) ist gestorben! Wer war denn das gleich mal wieder und was hat überhaupt so gesungen? Erinnert sich vielleicht noch jemand an die israelische Schauspielerin und Sängerin Daliah Lavi (1942-2017), die hatte mal im Jahr 1970 einen Hit namens „Wer hat mein Lied so zerstört, Ma?“; dieser Song kam eben von jener Melanie Safka (1947-2024) und hieß im Orginal: „What have they done to my song, Ma?“! Hat´s gefunkt??? Melanie hatte mal mit dem Stones-Klassiker „Ruby Tuesday“ einen sehr respektablen Hit, erfolgreich war sie auch mit den Songs „Lay down“ und mit „Brand new key“! Gut, wenn immer noch kein Groschen gefallen ist, dann ist das auch nicht weiter schlimm. Die sogenannten „guten alten Zeiten“ sind eh längst vorbei, der Geschmack und das Klima verändern sind trotzdem unaufhaltsam weiter und den „Groschen“, den gibt´s auch längst nicht mehr! Ich mag jedenfalls die Songs von Melanie Safka immer noch sehr gerne!
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Boykott der Weltparty“ von Jens Balzer

Die Erhebung des CTM-Festivals zur Weltparty zeugt schon mal von der mangelnden Bescheidenheit und Zurückhaltung des Autors. Es ist interessant zu sehen, wie eingeschnappt und persönlich getroffen, die woke Community in Deutschland reagiert, wenn sie mit ihren eigenen Waffen (Diskriminierung Andersdenkender) getroffen wird. Gestern noch die selbsternannte moralische Instanz Deutschlands in Gender- und LG…- Fragen und heute schon ausgegrenzt von einer anderen – auch selbsternannten – moralischen Instanz in Palästina-Fragen. Absurdes Theater. Schade, dass Hochhuth schon verstorben ist; er hätte den Stoff gut umsetzen können.
Volker v. Moers


Leserbrief zu Foto Titelthema

Sehr geehrte Redaktion, das Titelfoto von Nr. 6 sagt mehr über all die unschuldigen Opfer eines Krieges und die feigen Urheber aus als jeder grausige Bericht. Auch meine und alle Betroffenheit der Mitleidenden in aller Welt sollte man berücksichtigen. Aber leider hat ja auch das Buch von Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ niemals einen einzigen Krieg verhindert.
Ingrid Schröter


Leserbrief zu „Malweib“ von Eva Sudholt

Hut ab! Was für ein tiefgründiger Text. Sie treffen das Milieu ins Herz. Ich lebte in den 80er-Jahren in Suhl. Nachdem ich mich vier Jahre als Hausmeister bei der Kreuzkirche durchgeschlagen hatte und heimlich unter falschen Namen in der „Landeszeitung“ Kunstkritiken schrieb (die Redakteurin war eine unfassbar tolle Frau und bot mir das unter der Hand an), stellte mich die Galerie am Herrenteich halbtags als „Galerist“ ein. Das waren SED-Genossen! Aber eben welche mit Herz. Wir betreuten die etwa 170 Mitglieder des Verbandes der Bildenden Künstler im Bezirk Suhl. Was haben wir in dieser Galerie für grandiose Feste gefeiert! Die Freude über den Herbst 89 war riesig. Aber um so tiefer war die Ernüchterung: Vielleicht ein Viertel der Künstler konnte danach noch von seiner Arbeit leben …
Rudolf Heym


Leserbrief zu „Yasmine M’Barek entdeckt: Galeria Germany“

Ein sehr einfühlsamer Schwanengesang Ihrer Kolumnistin Yasmine M’Barek auf die großen Kaufhaus-Tempel der letzten 120 Jahre. Doch, es war immer ein Erlebnis, dort etwas mit Planung, Bedacht und Erstaunen einzukaufen. Man konnte durch die Häuser flanieren, probieren, in Ruhe vergleichen – und einen Cappuccino trinken…. Das konnten die Tante-Emma-Läden eben nicht anbieten. Und sie waren eben mehr, als das seelenlose Einkaufen Online bei dem wichtige Sinnesorgane des Menschen, sehen, riechen, fühlen beim Kauf der Produkten nicht in Anspruch genommen werden – und die Enttäuschung bei dem Empfang oft sehr groß ist.
Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Zeitsprung“ Beitrag von Christoph Prinz

Schauen Sie sich doch die Honiggläser mal genau an: glauben Sie wirklich, dass Papieretiketten unbeschadet Jahrzehnte überdauern und wenn doch – wegen zwischenzeitlicher Nichtbenutzung – dann bringt die doch niemand kommentarlos in Umlauf! Das kann nur eine Reichsbürger-Marketing-Strategie sein – und dem sollten Sie nicht auch noch durch eine Veröffentlichung Vorschub leisten!
maria zachow ortmann