Lesezeichen

9. September 2021 – Ausgabe 37

Leserbriefe zum Titelthema „Es wird höchste Zeit. GREEN.“ von Uwe Jean Heuser et al.

 

Green. Was soll das denn heißen? Ich vermute mal grün; es geht wohl um grüne Themen. Warum schreiben Sie es dann nicht? Warum immer englisch? – Angelika Adler

 

Vielen Dank für das neue Ressort. Ich freu mich schon auf weitere erhellende Informationen. Vielleicht beleuchten Sie auch einmal das Thema Stromverbrauch von Servern näher. Nach meiner Kenntnis waren das 2020 15 Mrd. kWh.(Zum Vergleich Berlin 2020 13 Mrd. kWh). Beabsichtigt „Die Zeit“ sich künftig „The Time“ zu nennen ? Wenn nicht, würde ich es schön finden, das neue Ressort einfach „Grün“ zu betiteln. – Michael Kluge

 

Ach Du liebe ZEIT ! Ich bedanke mich für die exklusive und wohl kostenlose Wahlwerbung zugunsten meiner favorisierten Partei. Welcher Schalk hat hier das Brainstorming (Gedankenaustausch) geritten, damit „GRÜN“ , da wohl zu offensichtlich, zumindest auf ein Anglizismus reduziert wurde ? Ich wünsche ein fröhliches „Auf geht’s“, aber um in GREEN Sprache zu bleiben : „Let’s go !“ DANKE für das optimale Timing zum 26. September. – Michael Zimmermann

 

Ist ja alles schön und gut, was Sie sich ausgedacht haben. Aber, warum zum Teufel, heißt der Beitrag GREEN?? Hätte es nicht auch GRÜN getan? nix für ungut! – Ludwig Kellner

 

Spontan bin ich mir noch unschlüssig, ob das jetzt eher peinlich oder einfach nur ärgerlich ist: nach gefühlt 40 Jahren Umweltbewegung kommt die gute alte ZEIT auf die Idee, sich doch auch mal intensiver dem Thema zu widmen (einmal im Monat!), „da sich erstmals eine kritische Masse für die große Wende abzeichnet“, das Thema also mehrheitsfähig geworden ist. Wieviel schöner wäre es gewesen, wenn ihr euch mutiger und früher zu Vorreitern dieser nun auch hier als notwendig erkannten Wende durchringen hättet können?

Dann wäre die „kritische Masse“ vielleicht schon eher erreicht worden und wir hätten nicht kostbare Zeit verloren, die beim Umsteuern nun definitiv fehlt. (Natürlich hat die ZEIT in der vergangen Jahren auch zu Umwelt- und Klimathemen berichtet, aber oft halbherzig und doch eher mit dem Fokus auf wirtschaftfreundlichen Lösungen) Und wie engagiert wird die Thematik nun angegangen? Herr Sussebach hat sich statt des Italienurlaubs eine Photovoltaikanlage gegönnt (Angaben zu Größe und Stromverbrauch der Familie wären da noch interessant) und freut sich über den Sonnenschein.

Wie wäre es, einmal der Frage nachzugehen, weshalb Anlagen, die bereits vor 20 Jahren errichtet wurden (ja, das gab es damals schon, wir haben eine, 1,8 KwP, produziert seit 20 Jahren zuverlässig etwa den Strom, den wir verbrauchen) und nun aus der Förderung gefallen sind, der Weiterbetrieb so erschwert wird? Wir mussten den Einspeisezähler ausbauen lassen und haben seither vom zuständigen Netzbetreiber nichts mehr gehört.

Das heißt, obwohl doch mehr Menschen die Realität des Klimawandels bewusst wird, werden funktionstüchtige Anlagen vom Netz genommen (welche wirtschaftlichen und sonstigen Interessen sich dahinter verbergen, erschließt sich uns nicht, vielleicht will sich ja mal wer dazu kundig machen?), anstatt den Strom dieser Anlagen einfach weiterhin zu nutzen.

Und dann wird noch Herr Söder so wachsweich zum Solargebot bei Neubauten befragt, eine Regelung, die mindestens seit 10 Jahren jeder Interssierte kennen könnte und die schon längst Realität sein sollte. Aber da gibt es nur ausweichende Antworten. Ist das knallharter Journalismus 2021? Und vielleicht sollten Sie irgendwo auch deutlich in GREEN formulieren, dass nach ziemlich übereinstimmenden Aussagen der Klimaforscher keines der Ziele von Paris überhaupt noch erreichbar ist.

Danach können Sie dann überlegen, ob weiterhin der Tenor eines wachsweichen Überganges mit möglichst wenig Beeinträchtigungen des liebgewonnenen Lebensstiles beibehalten werden soll oder ob man, auch wenn es vielleicht manche Leser verschrecken sollte, nicht konsequenter darstellt, was Sache ist. Sorry, wenn das nun etwas heftiger im Ton geworden ist, aber für Menschen, die sich lange mit der Thematik befassen, ist es halt leider sehr frustrierend, wie langsam und ängstlich immer noch agiert wird beim Thema Klimawandel. In der Hoffnung, dass GREEN vielleicht noch etwas mehr Biss erhält. – Peter Kleinknecht

 

Die Initiative der ZEIT GREEN REDAKTION ist lobenswert, doch es ist naiv anzunehmen, dass auch nur irgendeine Lösung, die drohende ökologische Katastrophe abwenden könnte. Selbst ein sofortiger weltweiter CO2-Emissionsstop – ein Ding der Unmöglichkeit, da die CO2-Emissionen mind.120 Jahre in der Atmosphäre verbleiben – käme viel zu spät. Auch wenn wir den Großteil Deutschlands mit Windrädern und Solarzellen zupflastern, werden wir keine Trendumkehr schaffen, zumal der weltweit steigende Energieverbrauch eine CO2 – Explosion verursachen wird. Warum sind wir so „apokalypseblind“?

Schlag nach bei Günter Anders: „Die Antiquiertheit des Menschen.“ Will der Großteil unserer Spezies überleben, braucht die Welt einen sofortigen Super-Paradigmenwechsel. Alle Länder dieses Planeten müssten ihren Egoismus unterdrücken und ihre Partikularinteressen vergessen. Eine absurde und naive Forderung, solange wir schamlos Handelsabkommen mit Südamerika abschließen, das hektarweise Regenwald für Autoexporte, exotische Hölzer und Billigfleisch abholzt. Wie absurd und geradezu zynisch erscheint im Vergleich dazu, die Eliminierung der „VW-Currywurst“, zur Erreichung des CO2-Ziels! – Franz Josef Dorn

 

Das sind ja Spitzenneuigkeiten, endlich wieder Genuß ohne schlechtes Gewissen und die Schuldigen gefunden. Unfassbar, was wir uns anmaßen. Ist das eigentlich angenehm für die Tiere, mit Schlauch und Rucksack, oder gar Fistulierung, die wird gar nicht erwähnt? Und wie lösen wir das Problem der Nitratbelastung der Böden? Bestimmt kann man auch die Niere der Kuh modifizieren.

Und die Antibiotikaresistenzen? Was wird dem Meer angetan durch einen massiven An- und Abbau der Rotalge? Uns wird so deutlich wie niemals zuvor vor Augen geführt, wie falsch unser (Ess-) Verhalten ist. Einsicht und ein menschenwürdiger, emphatischer Umgang mit unseren Mitgeschöpfen wäre der richtige Weg. Hier sollten Sie nicht müde werden, gute Überzeugungsarbeit zu leisten. – Andrea Nikol

 

Die Diskussion um den Klimaschutz scheint sich immer weiter von der Realität zu entfernen. Es ist erfreulich, dass DIE ZEIT mit ZEIT GREEN einen Beitrag zur Bewertung der Aktivitäten leisten wird. Worum geht es: Seit mehr als 30 Jahren wissen wir, dass der Klimawandel durch die – ständig steigende – Konzentration des Kohlendioxid in der Atmosphäre verursacht wird, was wiederum durch die ständig steigende Verbrennung der fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas und Kohle (ÖGK) verursacht wird. Seit 30 Jahren ist auch bekannt, dass die Verbrennung von ÖGK beendet werden kann und der globale Energiebedarf mit Sonnenenergie*) gedeckt werden kann.

Das von den meisten Staaten anerkannte Ziel ist die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen auf null bis 2050. Auch hierzu ist bekannt, dass die notwendigen Mengen und Techniken (Wasserkraft, Windkraft, Solarstrahlung und daraus produzierte feste und flüssige Brennstoffe) verfügbar sind, allerdings zu einem wesentlich höheren Preis als heute für ÖGK-Energieträger bezahlt werden muss. Der schrittweise Umstieg von ÖGK auf Sonnenenergie muss also „erzwungen“ werden, mit Steuermodellen, die bei der Finanzierung öffentlicher Aufgaben erfolgreich eingesetzt werden, z.B. eine Kohlendioxid-Steuer, die “sozial ausgewogen“ ist wie die Lohnsteuer. Ansätze hierzu gibt es in vielen Ländern, neuerdings auch in Österreich.

Offenbar um die Bürger (Wähler) nicht mit einer erheblichen Erhöhung der Energiekosten vergrämen zu müssen, wird parallel dazu immer mehr über vermeintliche Alternativen nachgedacht, die wenig oder gar nichts kosten und doch eine Reduzierung des Kohlendioxideintrags in die Atmosphäre bringen sollen. Versehen mit übergeordneten Begriffen wie „Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, negative Emissionen, ökologisches Gleichgewicht, Netto-null Emissionen“ können mit diesen Aktivitäten durchaus nützliche Dinge erreicht werden aber bei weitem keine messbaren Beiträge zur Beendigung der Gewinnung und Verbrennung von ÖGK.

Ich freue mich schon auf die geplanten monatlichen Beiträge in ZEIT GREEN. *)Die Kernenergie ist physikalisch zwar „kohlenstofffrei“, hat aber bekanntlich ein großes Betriebsrisiko und ist außerdem ohne staatliche Förderung wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig. – Dr. Josef Spitzer

 

Für „green.“ als Titel Ihres neuen Buches gibt es auch ein deutsches Wort: „grün“. Dieser Anglizismus ist unnötig und unsinnig. Ihre Idee ist aber grundsätzlich gut. Der Titel „Umwelt“ würde allerdings viel besser passen. – Prof. Dr. Jan Endrikat

 

Sehr schön und schon lange überfällig, das neue Ressort Green. (Gab es kein deutsches Wort?) Das neunköpfige Team kann sofort aktiv werden und den gepflegten Rasen neben dem Redaktionsgebäude in eine blühende Wiese verwandeln. Wäre schön, diesem wichtigen Anliegen auf diese Weise auch mehr Glaubwürdigkeit zu geben. – Albert Mühlenhoff

 

Prima, dass Sie dem Thema Nachhaltigkeit nun einen eigenen Teil widmen. Ich kenne keine andere Wochen- oder Tageszeitung, die Umweltschutz wie die Zeit immer wieder auf die Agenda setzt. Das finde ich prima. Allerdings würde ich mir wünschen, dass dieser Themenkomplex eine ähnliche Wertigkeit wie z.B. das Feuilleton bekommt, das ja in jeder Ausgabe enthalten ist (und das, obwohl es mit seiner Themenauswahl nur eine ziemlich spezielle Zielgruppe anspricht). Offenbar gibt es noch eine Menge Menschen, denen nicht klar ist, dass wir alle jetzt damit anfangen müssen unseren Lebensstil zu ändern. Umso wichtiger die Erzählung davon, wie viel Lebensqualität dadurch entstehen kann. Sie können das! Spannend, amüsant, lustvoll! – Jan Jahn

 

1. ZEIT GREEN : „find ich gut“ 2. zu „Am liebsten Diesel“ … irreführend, weil .. .. durch die grafische Darstellung des Gesamt-Diesel- und Benzinverbrauchs der Eindruck entsteht, daß den Benzinfahrern eine doppelt Zahl von umweltignoranten Dieselfahrer/innen gegenübersteht. Im Gegensatz zu Benzin wird ein erheblicher Teil des Diesels ( mehr als die Hälfte ?) bei LKW`s, Bau- und Landmaschinen und Industrieanlagen etc. verbraucht, und für diese Bereiche steht z. Zt. keine etablierte alternative Antriebstechnologie zur Verfügung. 3. Scherzfrage (oder doch Ernst) ?? Sind Weintrinker Umweltsünder? Warum?

Für Mineralwasser, Bier und Säfte etc. gibt es einen langen Disput Glas versus PET. U. a. spricht für Glasflaschen, daß sie bis zu 40 x wiederbefüllt werden können. Die Weinflasche landet nach einmaligem Gebrauch via Glascontainer in der energiefressenden Glasschmelze. Müßten wir da nicht zum 3-Literkarton ( meist als „Billigware“ im untersten Regal ) aus ökologischen Gründen greifen??? Für den kultivierten bürgerlichen Weintrinker eine Horrorvorstellung. Viel Spaß bei einer solchen Recherche. – Dr. Heribert Hürter

 

Green ist eine tolle Idee von Ihnen. Kompakt dargestellt, von mehreren Seiten/Standpunkten betrachtet, toll zu lesen. Gerne nehme ich mir die Zeit, die Beiträge Wort für Wort „aufzusaugen“. In der aktuellen Zeit prangt eine 1-Seite Anzeige von BMW, in der beworben wird, wie grün ein BMW mittlerweile produziert wird und wie wenig er die Umwelt belastet. Nun ja, Green-washing ist der neue Trend in der Werbung, speziell in Branchen, die wegen Ihres klimaschädlichen Verhaltens unter Zugzwang sind. Doch wie wahr sind derartige Behauptungen?

Werden die Produktionsprozesse tatsächlich umweltfreundlicher, z.B. in dem vermehrt Energie aus erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Oder wird nur kompensiert um den Verbraucher zu täuschen (mir fallen zig andere explizitere Formulierungen für dieses Wort ein). Daher würde ich mich freuen, wenn Sie in einer der nächsten Ausgabe die Automobilindustrie in den Fokus nehmen. Meine Fragen wären z.B. Wie umweltfreundlich werden/können E-Autos produziert/werden? Mit welchem CO2-Budget startet ein E-Auto, bevor es den ersten Kilometer fährt? Ist das E-Auto eine Brückentechnologie? Was kommt danach? – Christian Glöckner

 

Schön, daß Sie Ihren Lesern ein neues Forum bieten! Dem Zeitgeist entspricht dies 100% – nur kann ich nicht verstehen , warum Sie Ihre Beilage mit „GREEN“ betiteln ? Warum dieser Anglizist ; gibt es nicht ein deutsches Wort für „GREEN“ ? Vielleicht haben Ihre Macher dieses vergessen ,ich sage es hier einmal ; „Grün“ ! Oder …. ….. Ist es doch albern mit solcher Aufmachun ein wohl umstrittenes Thema besonders kenntlich zu machen !

Ihren Startartikel habe ich sorgfältig zur Kenntnis genommen – schon die Titelfragestellung ist total fragwürdig : Fleischessen wird kaum vermeidbar – quantitativ, als auch qualitativ – selbst würde es tatsächlich vom Speiseplan der Menschheit und auch das letzte Rind und Schwein verschwinden, würde das auf`s Klima Null Einfluss haben . Ihre Autoren haben sich gar jede Menge Mühe gemacht , doch deren Ansinnen und Hoffen auf eine klimaneutrale Welt ist von naiver Ideologie befeuert !

Schlage vor , wenn diese Leute was zum Klima beitragen möchten, mögen die sich beizeiten auf die „GREENE Wiese“ begeben und den Sauerampfer abgrasen ! Seit diese „Grüne Partei“ gesellschaftsfähig und deren CO 2 Propaganda immer impertinenter –werden die absurdesten Zukunftsvisionen kolportiert ; überhaupt nur möglich weil die Thematik von der objektiven naturwissenschaftlichen Beurteilung völlig abgekoppelt ; was übrigens ganz im Sinne der Protagonisten jeglicher Herkunft !! Noch nie wurde seit der Aufklärung das Volk derart für dumm verkauft ! Ihre Themenmacher gehören derselben dümmlichenZunft an ! – Klaus Schindler

 

Danke, danke, danke für die neue Serie ‚Green‘. Darauf habe ich gewartet und gehofft. Endlich Artikel, die auf der Suche danach sind, wie es gehen kann und Initiativen unter die Lupe nehmen, anstatt Horrormeldungen darüber zu verbreiten, dass es irgendwie schon zu spät ist. Das macht Mut und früher oder später wird für jeden etwas dabei sein, was er oder sie tun kann, und sei es, an der eigenen Einstellung ein Schräubchen zu drehen.

Das einzige was hilft ist, aus der Angst und/oder Ignoranz herauszukommen in ein positives Lebensgefühl, das einen Blick auf Nachhaltigkeit beinhaltet. Jetzt habe ich wieder Lust, Zeitung zu lesen. Die Serie zeigt, dass es Menschen gibt, die sich um Lösungen und neue Ansätze bemühen, anstatt auf die Politik zu warten. – Kirsten Schmitt

 

Was ist der Vorteil von „Grien“ gegenüber „Grün“? „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ – so gilt auch: die eigene Wertschätzung ist die Voraussetzung einer gelassenen Wertschätzung „des Anderen“! Opportunistische Anpassung an bestimmte Formen des „Zeitgeistes“ schafft, meines Erachtens, Freiräume für „Ressentiments“ – gegen die man dann – natürlich empört! – zu Felde ziehen kann ! – Dr. R. Patschan

 

GREEN – wieder ein Anglizismus, noch dazu mit einer subkutanen Anbiederung bei einer deutschen Partei! Mein Vorschlag: KUR (Klima-Umwelt-Recycling) oder KUER (E für (erneuerbare) Energie) oder aber KUEN (N für Nachhaltigkeit), auch mit H für „(heimatnahe) Herkunft“ oder für die „Herausforderung“, die uns alle betrifft! Bevor Rotalgen, die Methanrülpser von Rindern verhindern sollen, hinsichtlich ihrer Bekömmlichkeit und Unschädlichkeit für Tier und karnivoren Menschen gründlich untersucht worden sind, sollten wir eher, nach und nach, zur Weidehaltung unserer Vorfahren zurückkehren!

Weniger Vieh, weniger Nitrat für Boden und Wasser, weniger, teures, dafür hochwertiges Fleisch! Als ich Kind war, gab’s in unserer Familie nur sonntags Fleisch, meist in Form von Hühnermägen, einem „Abfallprodukt“ aus den USA, oder Fleischwurstscheiben, sparsam versteckt zwischen den Bratkartoffeln. Für mich war’s jedesmal ein Festschmaus, auf den ich mich schon Tage zuvor freute! Ein Braten sollte etwas Außergewöhnliches sein für einen besonderen Anlaß, wie eine gute Zigarre oder ein Glas Champagner! Nicht jeden Tag muß er den Eßtisch krönen! Wie immer macht auch hier die Dosis Fleisch, wie Nikotin oder Alkohol, entweder zum Genußmittel oder aber zum Gift! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „»Stopp! Stopp! Nein, nein, nein«“. Gespräch von Jan Böhmermann, Markus Lanz und Giovanni di Lorenzo

 

Der „Prof. Dr. Jan Böhmermann“ ,Twitter… möchte sich gerne intellektueller geben als er ist. Ich habe mit ihm kein Problem, nur soll er nicht so von anderen überschätzt werden und „befragt“ werden – lieber Herr Di Lorenzo !!! Seine Wortwahl ist für unsere notwendige Streitkultur in Politik und Gesellschaft äußerst fragwürdig. Er soll bei dem bleiben, was er kann. Und das ist -? – Monika Gratl

 

Danke für diese herrliche und längst überfällige Klarstellung, dass eine umfassende journalistische Vorbildung bei Moderaten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens als nicht störend angesehen werden muss. Sich lediglich auf ein Volontariat als ausreichend beziehen zu wollen, erlaubt angesichts der sachlichen Relevanzen des Öffentlich-Rechtlichen den Bildungsvergleich eines Gerichtsschreibers mit einem Richter. – Jürgen Dressler

 

Ein passender Titel zu einem Bericht für Leute mit akuten Einschlafproblemen. – Dr. Bernhard Jung

 

Was könnte ein akzeptabler Grund sein, einen bekannten Wissenschaftler nicht einzuladen? Wer im Alltag einen fachlichen Rat sucht, wird den Fachmann fragen, der sein Fach inhaltlich beherrscht und den Inhalt in angemessener Form darstellen kann. Wenn es stimmt, dass Kekulé nichts publiziert hat, ist die erste Voraussetzung offen. Streeck sind gravierende Fehler in der Heinsberg-Studie nachgewiesen worden.

Wenn es stimmt, dass er nachträglich Fragen in einem Interview mit „Cicero“ ändern wollte (s. /uebermedien.de/53869), darf man auch an der zweiten Voraussetzung zweifeln. Es gibt genug Virologen, die über solche Zweifel erhaben sind. Sie werden nicht täglich in einer Talkshow mitwirken können. Dass dann aber weniger kompetente Vertreter ihres Faches eingeladen werden, kann ich mir nur mit der Überfülle von Talkshows erklären, die mehr Unterhaltungswert als Informationswert haben, – haben sollen? – Hans-Ulrich Müller-Russell

 

Bitte, geben Sie Jan Böhmermann, einem vermeintlichen Repräsentant des Zeitgeistes kein weiteres Forum. Er ist eine Zumutung für den Intellekt ! – Horst Zerfas

 

… das etwas andere Triell in right balance mit staatsmännischer Haltung – trotz oder wegen des Zeitungs-Volontariats? – Hartmut Roder

 

In der Wissenschaft ist weltweit umstritten, ob in der Pandemie Lockdowns sinnvoll und wirksam sind. Es ist ebenso umstritten, ob der Einsatz nicht ausreichend ausgetesteter neuartiger Impfstoffe gerechtfertigt ist. Herr Böhmermann ist weder rot noch schwarz noch grün noch gelb noch braun. Er ist einfach nur ein radikaler Dummkopf, der eine Gruppe der Gesellschaft, die skeptisch gegenüber Lockdowns und den neuen Impfstoffen ist, auf eine herabsetzende Art ausgrenzt. Es ist schwer zu ertragen, wenn solchen Menschen ein Forum geboten wird, aber es ist erlaubt. – Hans Ludwig Scherer

 

Mit wachsendem Unbehagen habe ich den Ausschnitt aus der Debatte von Jahn Böhmermann, Markus Lanz und Giovanni die Lorenzo gelesen. Viel Lärm um nichts mit großer Außenwirkung! So viel Eitelkeit! Ich halte nichts davon, andere mit unflätigen Bemerkungen zu belegen, wie Jan Böhmermann das tut, seine Anfrage an Markus Lanz finde ich aber durchaus berechtigt. Wobei Markus Lanz dieser Frage eine ganze “Zeit Seite” (und die ist umfangreich) ausweicht. Ich verstehe die Frage so: Muss ein Talkmaster bei der Auswahl seiner Gäste nur darauf achten, dass ein Unterhaltungswert entsteht, oder ist er auch dafür verantwortlich, dass durch Vertreten von Minderheitenmeinung der soziale Friede zusätzlich gestört wird, weil es den Anschein hat, als stünden diese Standpunkte gleichbedeutend neben anerkannten anderen?

Ganz abgesehen davon, dass Markus Lanz unverschämt penetrant fragt, vertritt er selber Meinungen, ohne – wie das bei Wissenschaftlern oder Politikers sein sollte – dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Seine Gäste sollten auch offenlegen, für wen sie nebenbei noch arbeiten und wofür sie auch noch Geld bekommen. Das beeinträchtigt sicher ihre Aussagen. Weiterhin drängt sich mir der Eindruck auf, dass Giovanni di Lorenzo in äußerst sensibler Art, allen und allem eine gleichbedeutende Wichtigkeit zukommen lässt. Wenn es um Menschen und um den Frieden in unserem Land geht, sollten wir meiner Ansicht nach Verantwortung fürs Ganze übernehmen, gleichgültig, ob Journalist, Moderator, Politiker oder Wissenschaftler. – Bärbel Kappe

 

Was den Teilnehmer an dem Gespräch, Herrn Böhmermann, betrifft, ist dieser Artikel sehr aufschlussreich. Herr Böhmermann scheint das Gespräch zu dominieren. Er stellt Fragen in den Raum. Formuliert vielfach suggestiv. Stellt seine Gesprächspartner unter Verdacht. Liefert kein eigenes Argument. Das kann er auch nicht, denn er stellt nicht einmal eine Behauptung auf. Rückfragen verweigert er sich. Er trägt inhaltlich nichts zum Thema bei.

Von Anfang bis Ende des Gesprächs ist es eine reine Selbstdarstellung und hält einer inhaltichen Analyse nicht stand. Das Auftreten von Herrn Böhmermann erinnert inhaltlich und im Blick auf sein Benehmen den anderen Gesprächsteilnehmern gegenüber auffallend an den Stil von Joseph Goebbels. Die Frage ist erlaubt: War es richtig ihn zu diesem Gespräch einzuladen? – Reinhard Wick

 

Die Diskussion über die fehlende Ausgewogenheit bei der Sendung Lanz habe ich mit Interesse gelesen. Das gilt nicht nur für das Thema Corona, bei dem es immerhin um die Meinungen habilitierter Wissenschaftler geht. Besonders starke Schlagseite hat die Sendung beim Thema Wald. Markus Lanz lädt zu diesem Thema immer nur und immer wieder den Erfolgsautor und Förster Peter Wohlleben ein, der dort als einziger Experte für Wald auftritt und unkommentiert Dinge verbreitet, die zum Teil richtig sind, aber zum Großteil eben nicht.

Man kann das nur als Halbquatsch bezeichnen. Korrigierende Expertise wird nicht dazu eingeladen. Dabei ist der Wald jetzt schon mit dem Klimawandel ein Nummer Eins Thema, denn für unsere Daseinsvorsorge unter heißeren Bedingungen wird eine ökologisch fundierte Waldwirtschaft immer wichtiger, genauso wie das nachhaltige Bauen mit Holz.

Mit den nicht zu Ende gedachten Schwarz-Weiß-Thesen stilisiert sich Wohlleben zum Wald- Propheten und Heilsbringer und erklärt alle anderen, die mit Wald beschäftigt sind, zu verbohrten Schädigern und Ausbeutern der Natur. Mit dieser Masche darf er in der Sendung seine Bücher bewerben. Mit ZDF, Zahlen-Daten-Fakten, hat das nichts zu tun. Ich wünsche mir auch hier ethisch fundierten und reflektierenden Journalismus. – Dr. Joachim Hamberger

 

Der öffentlich-rechtliche Politclown Böhmermann – immer schön im staatstragenden Mainstream – hat hier sein wahres Gesicht gezeigt: Große Klappe, keine Argumente, aber immer im totalitären Angriffsmodus! Wer seine Meinung im Fernsehen sagen darf – und wer nicht – das möchte er gern bestimmen. Doch Moderator Lanz hat seine Sendung inzwischen zur wohl wichtigsten Talkshow des Landes entwickelt – Respekt!

Leider haben weder er noch Herr di Lorenzo darauf hingewiesen, dass bei Lanz auch die irrlichternde Corona-Expertin (?) Melanie Brinkmann (Forschungsgebiet Herpes) ausführlich zu Wort gekommen ist. Ihre No Covid-Ideologie ist inzwischen von der Wirklichkeit eingeholt worden – egal: Es ist wichtig und richtig, auch solche Stimmen zu hören! Aber Mediziner wie Streeck oder Kekulé in die Nähe von rechtsradikalen „Querdenkern“ zu rücken, ist einfach unanständig. Vielen Dank für solche Debatten – weiter so! – Bernd Jacobs

 

Ich habe diese nachtranskribierte Diskussion (s. Betreff) nur überflogen – zu langweilig, zu schwafelig war mir das Dahingeplappere der sich allzu wichtig nehmenden Protagonisten, deren Wortblasen die Redaktion verzweifelt durch teils sehr läppische Kommentare ihrerseits Gewicht zu verleihen suchte. Aufgefallen ist mir jedoch ein peinlicher Fehler, gleich zu Beginn des „autorisierten Auszugs“: Böhmermann soll von der „Orania in Berlin“ und der „Orania-Medaille für Wissenschaftskommunikation“ gesprochen haben.

Dort gibt es zwar die Oranienstraße und die Oranienburger Straße, ansonsten aber nur die Urania und die Urania-Medaille für Wissenschaftskommunikation. Wer hat hier gemurkst, Böhmermann oder die allzu fleißige Redaktion? Oder sollte das „Satire“ gewesen sein? Die wäre dann so schlecht gewesen wie der ganze Rest der Seite [Unterhaltungswert: eher gering]. Nicht schlimm, aber überflüssig. – J. Stecher

 

Die Diskussion zwischen den drei Journalisten hat mich einigermaßen ratlos bis verärgert zurückgelassen. Warum hat Lanz nicht ein Mindestmaß an Selbstkritik und Reflexion aufgebracht, um die Frage Böhmermanns (Wie vermeiden wir eine false balance in der Sendung?) beantworten zu können? Aus dem Grund schaue ich keine Talk-Sendungen, weil derart offensichtlich ist, dass Gäste mit entgegen gesetzten Meinungen eingeladen werden, um ordentlich Krawall und Unterhaltung zu produzieren.

Leider unterstützt ihn Di Lorenzo auch noch in seinen Ablenkungsmanövern und den unerträglichen Whataboutisms, denn es ist ja wohl ein riesen Unterschied, ob ein mächtiger Politiker satirisch „oranger Menschenmüll“ genannt wird, oder ob mit einer Minderheitenmeinung in einer Sendung zur Prime Time die Bevölkerung geprägt wird. Ich hätte gerne gewusst, wie sich Lanz zum Fall Winterhoff äußern würde, aber er lässt hier sicher auch an nötiger Selbstreflexion missen, so wie man ihn nun in der Diskussion kennengelernt hat. – Merlin Halbach

 

In „Die lange Nacht der ZEIT“ wurde deutlich, dass sich Herr Böhmermann als klassischer Vertreter der Cancel Culture wie ein Pudding verhält, den man an die Wand nageln will. Eine Diskussion mit diesem Herrn scheint völlig überflüssig, denn diese bewegt sich intellektuell auf nicht allzu hohem Niveau und ist eher von Effekthascherei und Populismus geprägt, denn von aufrechter Haltung, die ein Resultat von Bildung und menschlicher Größe ist.

Sehr geehrter Herr di Lorenzo, Sie haben im Rahmen der Veranstaltung „Die Lange Nacht der ZEIT“ gesagt, dass Sie Corona-Leugnern und „Querdenkern“ kein Forum geben würden. Was sind das für Menschen, die Sie auf diese Weise von einer Diskussion ausschließen? Warum kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung? Worauf beziehen Sie sich, wenn Sie der Meinung sind, dass diese Menschen es nicht wert sind angehört zu werden? Mir ist aufgefallen, dass alle das Gleiche sagen, aber niemand einen Grund dafür angibt. Was ist eigentlich ein „Querdenker“? Wen würden Sie zu dieser Spezies zählen? Kann es nicht sein, dass der Großteil dieser „Querdenker“ „nur skeptisch“ ist?

Um diese Skeptiker würden Sie angeblich durchaus kämpfen wollen, wie Sie das selbst gesagt haben. Lassen Sie doch die „Skeptiker“ zu Wort kommen. Seien Sie mutig und gehen Sie voran! Warum macht das keine Redaktion? Wir reden rund um die Uhr über Corona, aber wir lassen niemanden zu Wort kommen, der hierzu eine andere Meinung hat, obwohl wir das bei anderen Themen regelmäßig machen. Mir scheint, es handelt sich um eine selbst auferlegte Zensur! Oder ist es die Furcht vor Sanktionen? Politisch, gesellschaftlich oder finanziell? Wie frei sind eigentlich unsere Zeitungen? Wie frei ist der Journalismus? Ich mache mir da Sorgen! – Dr. med. Martin Krivacek

 

Soweit ich sehe, gibt es eine U rania-Medaille für Wissenschaftskommunikation. Ich weiß nicht, was üblich ist, aber als Christian Drosten hätte ich mir einen anderen Lobredner gewünscht. Lob, finde ich, sollte immer von Personen kommen, die urteilsfähig sind. In diesem Fall kämen Kommunikationsfachleute infrage, zu denen Herr Böhmermann sicher nicht gehört. Wo kämen wir hin, wenn Mikrobiologen nicht mehr gehört würden, nur weil Virologen anderer Meinung sind. Wo kämen wir hin, wenn Die Zeit feststellte, dass Meinungen und Erkenntnisse von Virologen in Bezug auf Corona wichtiger als die von Epidemiologen sind? Gute Wissenschaft stellt ihre Erkenntnis immer wieder in Frage und lässt Zweifel zu.

Schlechte Wissenschaft versucht, andere Meinungen als die eigene zu unterdrücken. Stefan Rahmstorf erklärte kürzlich im Spiegel, woran man seiner Meinung nach einen guten Wissenschaftler erkennen könne. Selbstredend, erfüllte er alle aufgestellten Kriterien, wie z.B. den teilweise fragwürdigen h-Index. Ein Kriterium, das ich aufstelle, erfüllt Herr Rahmstorf nicht: dass ein Wissenschaftler, der gehört werden sollte, nicht wegen fragwürdiger Kommunikation von einem deutschen Gericht rechtskräftig zu Unterlassung verurteilt worden sein sollte.

Das trifft nach meinen Erkenntnissen für Hr. Streeck und Hr. Kekulé nicht zu. Herr Böhmermann hat einiges nicht verstanden, nicht nur, dass das Beleidigen von noch so wirren Staatspräsidenten sich nicht gehört und zudem zu nichts führt, als zur Beschmutzung unserer Meinungsfreiheit, er hat auch nicht verstanden, wie Journalismus und Demokratie funktionieren und wozu Diffamierung und Meinungsmache führen können. – Berend Detsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Gruß aus der Küche“ von Maria Christoph und Nora Voit

 

Was sie beschreiben ist meiner Familie widerfahren. Unser jüngster Sohn wollte gern Koch werden. Möglichst in Bayern. Diesen Wunsch konnten wir ihn erfüllen. Schon nach einer Woche rief er uns an und hat uns gebeten ihn wieder abzuholen. Es wäre die Hölle. Keinen Tag länger bleibe ich hier. Noch am selben Tag habe ich ihn abgeholt. Nach dem ich sein Zimmer begutachtet hatte, eher konnte man von einem Verschlag sprechen. Der Wirt meinte: Lehrjahre sind keine Herrenjahre Das war 1976. Heute undenkbar. – Gunter Knauer

 

Ich selber habe im Jahre 1977 im Schlosshotel Auel bei Köln meine Kochausbildung trotz aller „ gastronomischer Besonderheit“ mit Begeisterung und sehr guten Noten abschließen können. Seit unzähligen Jahren werden die „ Stars“ der Topgastronomie quer durch die Medien gelobt und gefeiert. Ergebnisbedingt allemal zu recht! Allerdings frage ich mich seit Jahren warum derartige und die von Ihnen gottlob geschilderten Zustände hinter den Kulissen niemals so deutlich öffentlich wurden. Bis heute. Jeder weiß das Höchstleistungen immer und überall auch Kollateralschäden verursachen. Den Mut diese öffentlich in einem Dossier zu verarbeiten hatte bislang niemand. Danke dafür!

Ich denke die Herren „ Sterneköche“ kommen zum großen Teil aus den von Ihnen erwähnten „ Einfachen Verhältnissen „. Aus Talent, großem Fleiß , fast krankhaftem Ehrgeiz , verbunden mit dem unbedingten Willen die eigene Person öffentlich anerkannt zu erleben entsteht mit den Jahren ein Aushängeschild seines Faches. Allerdings ohne jegliche Kenntnis der Menschenführung. Enormer Leistungsdruck und hohes Arbeitspensum machen hier jegliche Compliance zur Farce. Der nimmersatte Gast will hier das Beste vom Besten und immer wieder neu. Im schlimmsten Fall wird auf hohem Niveau gejammert.

Heute war der Kanadische Hummer kaum Geschmacksintensiv, morgen kommt das Bressehuhn uninspiriert daher?.? Gehts noch? Diesen Druck der sogenannten feinen Gesellschaft geben die Küchengötter dann an die Belegschaft weiter. In bekannten Münchner Fällen auch gerne unter Kokain und Alkoholeinfluss. Am Ende des Tages dann das Jammern und die bittere Erkenntnis das die Nachkommenschaft ausbleibt. Ich könnte hier eine „ Zeit „ mit Gedanken füllen. Ich bin zuversichtlich das Corona hier auch ein neues Denken ermöglicht und anstößt.

Führungsseminare für die Eitelkeiten der Küchen werden Zeitverschwendung sein. Intelligenten und Kreativen Neudenkern gehört die Zukunft. Frei nach dem Motto: „ Du erntest was du säst „ und bekommst was du gibst. Mit Gruß an die große Ausnahme Dieter Müller ( ehemals Schloss Leerbach ). Er hat bewiesen das Überirdische Leistung auch mit Menschlichkeit in der Topgastronomie 3 Sterne möglich machen. – Dietmar Krimmel

 

Alle Aussagen der genannten Mitarbeiter aus der Spitzengastronomie stimmen so oder so ähnlich. Selbst als Auszubildende in der Bonner gehobenen Gastronomie wegen Widerworten vom Sous- Chef ins Kühlhaus eingesperrt und jetzt als Trainerin für den Dehoga tätig, weiß ich, dass die Zeit der Erniedrigungen in der Branche nie geendet hat, zahlreiche Teilnehmerstimmen schildern aktuelle Katastrophen auch in anderen Abteilungen als der Küche.

Heute weiß ich als Psychologin, dass eine Kettenreaktion an narzisstischen Kränkungen dafür sorgt, dass Vorgesetzte, Küchenchefs, Restaurantleiter oder auch Hoteldirektoren ihre unbewussten Frustrationen am schwächsten Glied dieser Kette, am neuen oder jungen Mitarbeiter auslassen müssen.

Der potente – und oft auch arrogante – Gast hat immer noch Ansprüche, die der Gastronom bedienen muss. Auch, wenn er dann bei Zufriedenheit am Gasttisch sitzen darf, zu privaten Feiern eingeladen und sogar Freund genannt wird, weiß der Dienstleister doch, dass er nie ganz dazugehören wird. Er ist putzig und originell und weiß spannende Geschichten zu erzählen, mehr aber auch nicht.

Die Lösung kann nun im gesellschaftlichen Wandel liegen, der hoffentlich alte Strukturen aufheben hilft und dazu beiträgt, wahre Werte – z. B. hochwertigste Zutaten, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft als Maß der Dinge in den Vordergrund zu rücken. Dann darf das Spitzenmenü nicht nur 200 EUR, sondern gleich 350 EUR kosten, so wie viele andere Luxusgüter auch ihren angemessenen Preis haben. Und in nächster Zukunft müssen wir deshalb nicht befürchten, dass der Grünwalder Münchner nur noch 9 statt 10 Mal in Urlaub fahren kann und seinen Perrier Jouet gegen eine Veuve Cliquot austauschen muss. – Anke von Skerst

 

Ein beklemmender Artikel. Der Leistungsdruck in der Sterneküche scheint manche „Chefs“ derart zu deformieren, dass sie zu wahrhaft bösen Menschen werden. Was das mit der Psyche von jungen Menschen anrichtet, wurde im Artikel sehr plastisch beschrieben. Es gibt allerdings immer einen der quält und einen der sich quälen lässt. Ich kann nur jedem raten, der sich in einer solchen Situation befindet, sofort zu kündigen und den Arbeitgeber zu verklagen. Sterneköche sollten zumindest vom öffentlich rechtlichen Fernsehen genau unter die Lupe genommen werden, bevor sie lukrative Verträge erhalten. – Ralf Baecker

 

Ihre mutige Recherche über die menschenverachtenden und respektlosen Zustände in der deutschen Spitzengastronomie kann ich leider nur bestätigen. Es ist zudem sehr hilfreich das die Zeit Namen und Adressen dieser krankhaften Typen nennt, damit diese Missstände nicht weiterhin als die Normalität wahrgenommen werden. Es geht auch nicht an das nur ein Tohru Nakamura Verantwortung für sein Fehlverhalten übernimmt und die anderen Herren sich hinter ihren Anwälten verstecken können, oder wie der selbstherrliche Schubeck ganz abtauchen. Diese fragwürdigen und unwürdigen Schikanen zu beenden ist sehr wohl möglich.

Die IHK und die Staatsanwaltschaft stehen hier in der Pflicht, damit diese Missstände abgestellt werden können. Nach 10 Jahren Sozialarbeit mit drogengefährdeten und drogensüchtigen Jugendlichen brauchte ich eine berufliche Neuorientierung. Nach einer oenologischen Ausbildung und einige Jahre Praxis in der Weinbranche habe ich anschliessend eine Kochlehre absolviert. Zu meinem Weinberatungen und Seminaren gehörten auch kulinarische Empfehlungen, darum habe ich mich für eine Kochausbildung in der deutschen Spitzengastronomie entschieden. Nachdem ich mich von der Drogenarbeit distanziert hatte und mich beruflich umorientiert hatte, war ich von heute auf morgen von Junkies, Säufern, und Medikamentensüchtigen Mitarbeitern und Vorgesetzten umgeben.

Es gab Schwerstalkoholiker die auch noch vom Chefkoch hofiert wurden, weil sie im Suff bestens funktioniert haben. Ich kam quasi vom Regen in die Traufe. Der Kader in diesen ehrenwerten Häusern besteht zumeist aus Psychopathen denen jedes Mittel recht ist, damit alles rund läuft. Wenn jemand den Umgangston und die gängigen Perversitäten in Frage gestellt hat, wurde er gebrochen damit er funktioniert, oder er wurde rausgemoppt. Nachdem mir immer wieder aufgezeigt wurde, das ich nicht dazu gehöre, weil ich etwas andere Vorstellungen über ein kollegiales Miteinander hatte war ich draussen und die Schikanen wurden immer gemeiner. Ich war aufgrund meines Alters etwas wehrhafter und konnte mich noch einigermassen behaupten.

Die IHK die für die Ausbildung zuständig ist, duckt sich meistens weg und ist unfähig bei solchen Missständen dem Sternehaus die Lehrerlaubnis zu entziehen. Bei mir hat die IHK versucht zu retten was zu retten ist und hat mir eine neue Stelle vermittelt. So konnte ich immerhin meine Ausbildung abschliessen. Mein alter Küchenchef hat dann noch versucht mich bei meinem neuen Arbeitgeber zu diffamieren. Dieser hat sich zu meinem Glück nicht auf dieses Niveau begeben und mich immer korrekt behandelt.

Kochen hat etwas mit Lust zu tun, es ist etwas Sinnliches und das ist mir abhandengekommen in dieser primitiven Umgebung. Das sehe ich diesen Typen bis heute nicht nach. Es hat lange gebraucht bis ich mir Lust und Sinnlichkeit und die Freude am Kochen wieder zurück geholt habe. Ich bin jetzt gänzlich raus aus diesem unsäglichen Milieu und habe null Ambitionen mich in diesem Umfeld noch einmal zu engagieren. – Klaus Uhlworm

 

Ich möchte Ihren Bericht gerne durch eigene Eindrücke ergänzen: Die schrecklichen Zustände in den Küchen finden sich nicht nur bei den Sterne-Köchen. In meiner Zeit als Abiturienten-Berater berichteten mir zwei Auszubildende, dass sie nicht nur mit Töpfen beworfen wurden sondern auch mit Messern – geschehen in den Küchen Nürnberger Mittelklasserestaurants. Eine Bekannte brach ihre Ausbildung zur Köchin ab, als Ihr Küchenchef sie aufforderte, unter den Tisch zu kriechen und sich sexuell zu betätigen. Sie hatte keine Wahl: der Küchenchef wäre ihr Prüfer in der Abschlussprüfung gewesen.

Ihr Artikel greift im Übrigen zu kurz : Sie gehen nicht auf die Quelle des Übels ein, das Publikum nämlich, das für einen kulinarischen Kick sogar aus dem Ausland anreist und so die Hysterie dieses Gewerbes fördert. Es fehlt mir auch die Feststellung, dass jeder unanständig ist, der in Kenntnis Ihres Berichtes die Unanständigkeit dieser Köche weterhin durch Besuche dieser Lokale fördert. Nebenbei:die Krokodilstränen des Herrn Nakamura haben mir Übelkeit verursacht. – Lutz Landorff

 

Zögerlich habe ich mich dem Artikel genähert und ihn verzerrt. Die frische Kost „wiegt schwer“ und ist immer noch unverdaulich. Obwohl ich vergleichbaren Zuständen -wenn auch nicht zur „Spitzengastronomie“ zählend- vor über 30 Jahren nach Lehre und Jungkoch-Zeit entkommen bin, haben mich die Umstände belastend geprägt. Einzelne Erlebnisse verfolgen mich auch heute noch.

Aussenstehenden ist oft schwer zu vermitteln, warum und wodurch genau, zum Beispiel dieser unerträgliche Druck entsteht wenn der á la carte-Service beginnt. Ich war gerade 16 und von Fall zu Fall eigenverantwortlich für einen „Posten“. Aufgeben war keine Option. Anerkennung war das Ziel. Aber eine Zukunft nach diesem Anfang nicht denkbar. Dabei ist es eigentlich ein schöner Beruf. Eigentlich. – Stephan Plamp

 

Da kann man nur sagen: Alles Fälle für Amnesty International und für unsere Handwerkskammern. – Manfred Mengewein

 

In der Ausgabe der ZEIT wird über die Zustände in der Edelgastronomie berichten. Festgemacht wird eine Kritik an vier Sterne Restaurants. Es wird der Eindruck vermittelt, dass in der Sterne Gastronomie Zustände herrschen, die fragwürdig sind. Es werden Beispiele aus vier Sterne Restaurant dargestellt. Ich halte eine pauschale Kritik anhand von vier Beispielen bei einer Grundgesamtheit von 310 Sterne Restaurant – also etwas mehr als 1 % – für nur bedingt seriös und damit für wenig informativ. – Thomas Pannecke

 

Die geschilderten Zustände existieren nicht nur in der Sterne-Küche. Nach diesen katastrophalen Einblicken hinter die Kulissen von unter Strom stehenden Küchenchefs wünsche ich mir Interviews mit Köchen, die es anders machen. Schon lange frage ich mich, wann eines der Food Magazine endlich einmal vorbildliche Lehrmeister in der Küche mit einem Preis auslobt. Mit dem Wissen, dass junge Menschen beim Erstellen der von mir ausgewählten Speise derartige Erniedrigungen hinnehmen müssen, vergeht mir der Appetit Ich möchte dort nicht essen. – Dagmar Lücke-Neumann

 

Dieser Artikel kommt zur falschen Zeit (der Lockdown bedeutete für die Gastronomie nicht selten Existenzangst, finanzielle Verluste und Unsicherheit) und malt ein Schwarzweiß Bild – nur in schwarz. Ärgerlich ist auch der geringe Erkenntnisgewinn nach 2 Jahren Recherche. Dass es in der Gastronomie stressig ist weil jeder Gast schnell etwas essbares oder noch besser etwas besonderes vor sich auf dem Teller haben möchte? Dass der Umgangston in Restaurantküchen nicht immer freundlich ist und der Druck besonders in der Sternegastronomie hoch ist? Wohlwollend wäre die Annahme dass die Autorinnen eine Kampagne planen #MeToo und auf weitere Enthüllungen hoffen damit sich etwas grundlegendes ändert.

Warum aber gerade in diesem Bereich? Bestellen sie nie bei Amazon und werden von schlecht bezahlten und ausspionierten Fahrern beliefert? Oder kaufen in Drogeriemärkten und Discountern ein wo Minijoberinnen den Laden schmeißen und dabei noch überwacht werden von Kameras? Was genau wird dort beschrieben was sich nicht in vielen anderen Arbeitsbereichen täglich genauso abspielt: hoher Druck, hohe Anforderungen, Kritik, sich beweisen, Zeitdruck?

Erwachsene Menschen entscheiden sich idealerweise für Jobs oder Berufe und wenn der Arbeitsplatz krank macht sollte man ihn verlassen. Arbeitnehmerinnen die weniger gut ausgebildet sind oder nicht über in Deutschland anerkannte Abschlüsse verfügen haben oft nicht die Wahl und müssen schlecht bezahlte Tätigkeiten zu wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten verrichten während die Kinder nicht selten allein zu Hause sind und mit dem Online-Unterricht kämpfen. Was ist mit all den schlecht bezahlten, schlecht abgesicherten Küchenhilfen und Tellerwäschern die körperlich sehr schwere Arbeit verrichten, bei Krankheit nicht weiter bezahlt werden, natürlich ohne Aufstiegschancen und Urlaubsgeld?

In diesem Artikel wird von und mit gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen gesprochen, die ihre Arbeitsverhältnisse beschreiben, es ist weder von Bossing noch sexueller Belästigung die Rede, es werden nicht Menschen systematisch innerhalb einer bestehenden Hierarchie persönlich demontiert – die Andeutung es sei als Frau allein mit 2 Männern im Weinkeller gefährlich reicht nicht aus für einen Vorwurf dieser Art.

Natürlich müssen alle Menschen respektvoll am Arbeitsplatz behandelt werden. Wohin weist also der Weg? Aufruf zum Boykott der erwähnten/beschuldigten Köche und Restaurants während Mitbewerberinnen, die nicht genannt werden, weiter besucht werden dürfen? Generelles Misstrauen gegenüber teuren Restaurants? Produktiv bzw. zukunftsweisend scheint allein die abschließende Bemerkung eines beschuldigten Kochs, der sich wünscht dass sich etwas bewegt oder ändert, die Autorinnen selbst tragen erstaunlich wenig zu einem produktiven Fazit bei.

Coole Jobs, coole Firmen sind oft die schlechter bezahlten, mühsamen Stationen, man bekommt dafür einen Hingucker im Lebenslauf oder erhofft sich einen Karrieresprung auf die nächste Ebene durch große Namen, und das in jeder Branche. Aktuell sollte niemand in der Gastronomie Probleme haben einen Job zu finden und schon gar nicht mit abgeschlossener Berufsausbildung. Der Versuch, hier investigativen Journalismus zu betreiben endet damit, aus wenig neuen Informationen einen langen Artikel zu generieren, am besten mit bekannten Namen oder Aufhängern. – Sabine Steinacher

 

Meinen Dank und meine Anerkennung für Ihren hervorragend recherchierten und exzellenten Artikel zu den Umgangsformen in á la carte Küchen. Es betrifft nicht nur die Sterne-Gastronomie in teilweiser Selbstgefälligkeit. Praktisch jeder Kochlehrling, sofern er kein geächteter Abbrecher ist, kann von solch symptomatischen Erlebnissen berichten. Inzwischen hat sich der raue Umgangston in Küchen sogar zum Unterhaltungsformat im Fernsehen entwickelt, nur dass die Lehrlinge selbst nichts zu lachen haben.

Ich selbst bin seit fast 65 Jahren im Metier tätig und würde es immer wieder ergreifen, nur nicht als Koch. Mit der Branche bin ich auf allen Ebenen und in allen Bereichen vertraut. Ihr Engagement hat mir imponiert und ich konnte jede Zeile Ihres Berichts Revue passieren lassen. Was mich nachdenklich machte, dass ich derartige Szenen und Demütigungen aus dem Ausland und seinen Küchen nicht kenne. Entweder man zeigt Respekt, zahlt angemessen, oder hat keine Mitarbeiter.

Dort kennt man aber auch nicht das Prinzip des vertraglich an niedrigst-Lohn gebundenen Lehrlings als ständige Hilfskraft. Die IHK’s verteilen Aufkleber „wir bilden aus“ und sanktionieren ein System um das uns angeblich die ganze Welt beneidet. Scheiden 3 Lehrlinge aus, müssen 3 neue her oder aber der Markt ist schuld. Im Kern geht es ausschließlich um billige Arbeitskräfte, Jahr für Jahr. Um sich zu qualifizieren oder gar zum Sternekoch weiterzubilden, ist der mit großen Versprechungen gewonnene Azubi nach Abschluss seiner Lehre in Gänze allein auf sich selbst gestellt.

Schnippeln und garen kann man einem Mitarbeiter in max. 3-4 Monaten beibringen. Vorausgesetzt man beschäftig mehr Personal und hat mehr Platz. Dagegen gelten noch immer die Posten-Regeln des 18. Jh. und man drängt sich um eine imaginäre Feuerstelle wie in alten Schlossküchen mit Kohlefeuer. Die heutige Technik gestattet es, die Arbeitskraft in den Mittelpunkt zu stellen, doch in den Köpfen der Chefs und Planer herrscht noch der Geist des 19. Jh.. Eine qualifizierte Weiterbildung (Organisation u. Planung) ist nicht existent und der Azubi wechselt mit Lehrabschluss an eine Wirtschaftsfachschule, um der Küche zu entrinnen und ins glorifizierte Management zu gelangen. Kein wahres 3-Sterne-Restaurant braucht ständig neue Kreationen, die Lehrlinge auszuprobieren haben. Entweder, man hat seine wirklich einzigartigen Signature-Dishes oder ist noch auf der Suche. Oder aber man kommt erst gar nicht so weit.

Bewusst verzichtet die Branche mit dem Lehrabschluss Jahr für Jahr auf mühsam qualifizierte Kräfte und gibt ihnen gute Wünsche auf den Weg ins Ungewisse. Deutsche Ausbildung wird im Ausland durchaus geschätzt. Wohin das aber auf Dauer führt, zeigt das bedauerliche Berufsbild des Kellners / der Bedienung, als Restaurantfachmann umschrieben. Eine Tätigkeit (Berufsbild) die man in 3-4 Monaten erlernen kann, für die man sich aber 2-3 Jahre weit unter Niedriglohn verpflichten soll. Es gibt ihn nicht mehr, den gestandenen Oberkellner.

Dafür aber beflissene Sommeliers in der Pubertät mit hinter dem Rücken verschränktem Arm. Das Fernsehen gebiert Autodidakten an Stelle seriöser Schulung. The show must go on. Oder ist alles nur noch Show? Vielleicht begegnen uns dann einmal die Chefs, Maitre’d‘s und Concierges auf ZDF- und ARTE-History* und Street-Food wird mit Sternen dekoriert. *(z.B. A.Escoffier u. C.Ritz sind noch heute Maßstab)

P.S.: Lehrlinge mit der Fleischgabel zu piksen oder mit dem Torchon zu schnalzen, sind keine böse Absicht, sondern „Küchenkultur“. Sollte es einmal ins Gesicht gegangen sein, so mit Sicherheit nicht in Absicht, sondern aus Versehen. Es sind Auswüchse eines feudalen Systems, welches auf Knebelungsverträgen beruht. Das rechtschaffene Mäntelchen der IHK’s, „Wir bilden aus“ kaschiert nur den Widerspruch von bilden zu beuten. Das Gastgewerbe beklagt zwar das System bzw. den Nachwuchsmangel, hat es aber als Kostenfaktor längst verinnerlicht. Man beugt sich den Gegebenheiten und verlegt sich von handwerklicher Kochkunst auf Convenience-Produkte.

Die wahren Siegelwahrer sind die sog. Kammern, denen es, wie auch im Sachverständigenwesen, an Sachverstand mangelt. Sie kultivieren überkommene Traditionen als Fundament ihrer Existenz. Ihrem Wesen nach sind es, ähnlich manchen Branchen-Verbänden als angebl. Interessenvertretung, blutleere Pensionskassen für Juristen ohne 2. Examen. Auch Köche pflegen alte Rituale, nur bedarf es neuer Konzepte, die die Kochkunst wahren und gleichwohl eine würdigere Küchenkultur begründen.- Karl-Heinz Kreuzig

 

Ich verspüre nicht das Bedürfnis mich ständig in den (un)sozialen Medien zu produzieren, daher benutze ich sehr gerne den guten alten Leserbrief. Mein Leserbrief zu dem Zeit Dossier vom 9.11.2021 / Gruss aus der Küche ist natürlich mehr als ein Leserbrief. Die ganzen Demütigungen haben mich nicht gebrochen weil ich die ganzen Missstände irgendwie verdrängen konnte. Es ist wie bei der metoo Bewegung, irgendwann kommt auch nach langer Zeit der ganze Wahnsinn wieder hoch und muss einfach verarbeitet werden.

Ich habe mir die Seele aus dem Leib geschrieben und natürlich auch den Präsidenten Peter Adrian der deutsche IHK das Schreiben zugestellt. Ich bin mir darüber im klaren das mein Leserbrief etwas lang geraten ist und Sie wohl nicht alles veröffentlichen können oder wollen. Sollte Sie jedoch den Leserbrief in voller Länge zu bringen, würde ich mich darüber sehr freuen. Ansonsten können Sie den Leserbrief dementsprechend einkürzen, so wie Sie das gerne möchten. Ich bin noch immer sehr beeindruckt von Ihrer Ausdauer und Zähigkeit zu der Recherche. Zudem haben Sie einen sehr angenehmen, lebendigen Schreibstil, der Artikel liest sich wie warme Butter. – Klaus Uhlworm

 

Gutes Essen ist eine feine Sache. Viele Menschen genießen diesen Luxus Dieser Beitrag hat sehr deutlich gezeigt, welche Leistung dafür steht und unter welchem Druck gearbeitet wird. Eigentlich sollte man nach diesem Artikel nicht mehr Essen gehen, erst recht nicht die Sterneküche . Ich würde mich deshalb freuen wenn es einen Folgebericht mit guten Beispielen gäbe und dieseRestaurants gibt es bestimmt. – Regine Leinweber

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir Verlierer“ von Ulrich Ladurner

 

Inhaltlich kann ich mich Ihren Ausführungen nur anschließen, aber auch für Sie gilt natürlich das alte Motto „ Wenn man vom Rathaus kommt, ist man klüger. „. Also, wie ist Ihre Meinung/ Empfehlung zur Hilfe? Konsequent nein, sollen andere ihr Geld verbrennen? Oder was? Ein klares Statement wäre schön gewesen. Aber dann kann man eben auch später mal der Verlierer sein, wenn es anders läuft. – Jürgen Sievert

 

Es gab eine Zeit, als die christlichen Konfessionen dem Rest der Welt die angebliche Richtigkeit ihres Glaubens missionarisch aufzwangen. Es folgte in diesem Missverständnis der Eifer des Westens, seine politische Richtigkeit bis in den hintersten Winkel der Erde platzieren zu wollen. Wie damals fordern lediglich die Überzeugten und Profiteure auch in Afghanistan nun die weitere Unterstützung der „Missionare“.

Die Entwicklung in Afghanistan hat uns aber nicht zu Verlierern gemacht und eine Fortsetzung des Einflusses mit anderen Mitteln ist auch nicht gewünscht. Sie wird – zwar mit großen Opfern – zu einer Eigenständigkeit der über Afghanistan hinausgehenden Region führen, deshalb Begehrlichkeiten aus der Nachbarschaft eher zügeln und uns darauf besinnen, mit einer europäischen Eigenständigkeit zur gesellschaftlichen Vielfalt auf Erden beizutragen. Jede Einmischung bewirkt das Gegenteil von Friedenspflicht. – Jürgen Dressler

 

Dieser Leitartikel trifft den Nagel auf dem Kopf. Um zu verstehen, was in Afghanistan los ist, hätte es in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Sprach- und Kulturkompetenz der Entscheidungsträger vor Ort und in der Politik bedurft. Diese zu erlangen, ist mühsam und zeitaufwendig. Sie wurde nicht wirklich genutzt. Selbst die afghanische Bürgermeisterin, die nach Deutschland kam, verstand nicht, was in ihrer Heimat los war. Sie ist in dem strengen Dogmen ihres Glaubens gefangen. Wenn es in einem islamisch geprägten und beherrschten Land soziale Probleme gibt, ist die Beschäftigung mit deren Wurzeln unabdingbar, um deren Ursachen zu verstehen. – R. Renaux

 

Das hätten wir von der Zeit nicht erwartet: Gleich zweimal auf der Titelseite werden wir informiert über die definitve Niederlage und den Untergang des Westens. Wann kommt dieser Defaitismus endlich zu einem Ende? Der einzige Feind, der dem „Westen“ (wer ist das?) wirklich gefährlich werden kann, ist dieser selbst mit seinem Kulturpessimismus und Defaitismus. Da ist das Buch von Fritz Stern, „Kluturpessimismus als politische Gefahr“ so aktuell wie je. Wer wirklich in Afghanistan schliesslich „siegt“ steht noch auf keinem Blatt geschrieben und die Zukunft Chinas ist so unsicher wie diejenige jedes Kolosses auf tönernen Füssen; das weiss die chinesische Führung sehr wohl und reagiert darum immer nervöser auf jegliche Kritik.

Und wohin fliehen Menschen aus Kriegsgebieten, wenn sie eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder suchen? Nach China oder Russland? Überheblich muss sich der „Westen“ darob nicht gebärden. Aber während autoritäre Regimes noch jedes Versagen, das sie nicht verschweigen können, zu einem Erfolg umstilisieren, streut sich Europa Asche aufs Haupt, bis wir letztendlich im eigenen Aschehaufen versinken. – Silvia Kraus-Billeter

 

Wer in Afghanistan Verlierer ist, ist eine Frage des Blickwinkels. Die Afghanen wurden durch den „Verlierer“ so ausgerüstet und ausgebildet, dass ein Verlust des Kampfes gegen die Taliban nach objektiven Kriterien (10 fache personelle Übermacht, erstklassige Ausrüstung, Lufthoheit) denkbar unwahrscheinlich hätte sein sollen. Verlorenen haben die Afghanen, welche die Chance des Anschlusses an die Welt verpasst haben und nunmehr in das Mittelalter zurückfallen.

Die Schuld des Westens ist dies mitnichten. Militärisch ist es schon gar keine Niederlage, wenn der Westen, der Reformunwilligkeit dieses Landes müde, sich zurückzieht und den ausgerüsteten und ausgebildeten Regierungstruppen den Kampf überlässt, auch, wenn der Rückzug selbst zugegebenermaßen chaotisch verlief. – Torsten Hölzel

 

Wann beginnt eine Selbsttäuschung? Womöglich nach 9/11? Die selbstermächtigten Terror-Piloten waren keine Gottskrieger. Oder? Selbstermächtigung ist kein Ausschlusskriterium für menschliches Handeln: bereits Kinder überwinden ihren begrenzenden Laufstall, zum Ärger besorgter Mütter. M. E. ist Selbstermächtigung normal für das Erwachsenwerden.

Wenn Sie im NT Offenbarung an Johannes lesen, führt Gott einen Krieg gegen Erdverderber. Verderben wir mit unserem Wirtschaftssystem unsere bio-physikalische Wirklichkeit? Senken wir derzeit nicht unsere künftigen chemisch- und bio-physikalischen Möglichkeit? Das will natürlich keiner eingestehen. Und außerdem wäre 9/11 für Gott ein unwürdiges Verhalten. Als Geistwesen könnte er den menschlichen Verstand ansprechen. Oder?

Wie lange warnt ihre Wissenschaft vor bio-physikalischen Risiken? War das „Klimarisiko“ nicht lange vor 9/11 bekannt? Ein bekannter Mystiker sagte einmal: „Wenn es von Gott ist, können wir die Entwicklung nicht verhindern.“ Sie haben es in Afghanistan versucht zu verhindern. Drei Gründe sind für den Sieg entscheidend: Logistik, Entschlossenheit und Kampffähigkeit. Angesichts der logistischen Möglichkeit einer „unsichtbaren Hand vom Gütermarkt“ empfahl ich per Brief der US-Regierung am 11.09.2003 die Kapitulation. ps. Der Brief ging an die US-Botschaft in Deutschland. – Matthias Losert

 

„Die Taliban sind die Gewinner des Krieges“. Es ist noch viel schlimmer. Sie haben die größte Militär-Allianz der Welt aus dem Land gejagt. Wer das vollbracht hat, für den dürfte die Schaffung blühender Landschaften in Afghanistan „ein Klacks“ sein. Insofern ist es naheliegend zu sagen „…sie (die Taliban) diktieren die Bedingungen.“ Mit Blick auf den Wunsch Deutschlands, die Ortskräfte rauszuholen, sitzen die Taliban an einem enorm langen Hebel. Das kann teuer werden. Aber wenn dieses Projekt erledigt ist, wendet sich das Blatt. Ein Blick auf Seite 4 der gleichen Ausgabe der ZEIT (Nr. 37, von Wolfgang Bauer) schafft Klarheit.

Dort wird ein Taliban-Vertreter mit den Worten zitiert „Das größte Problem für uns wird jetzt die wirtschaftliche Entwicklung“. Das wissen auch die klugen Köpfe unter den Taliban: etwa 38 Millionen Bürger*innen sind zu verwalten und zu ernähren. Das ist nicht ganz einfach bei f. Datenlage: Analphabeten = 56% / 49 Sprachen / 200 Dialekte / dreiviertel des Landes sind schwer zugängliche Gebirgsregionen / zwei Drittel der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre / 50% haben keinen Zugang zu Bildung / 60% der Kinder sind Mädchen, die Alphabetisierungsrate der weiblichen Jugendlichen liegt bei lediglich ca. 18% (bei den Jungen sind es 51%) / hinter jedem Berg residiert ein „König“ / es gibt viele Ethnien (Paschtunen, Tadschiken, Usbeken, Hazara, Turkmenen, usw.), die sich nicht alle „grün“ sind, wie man so sagt.

Der IS-Khorasan wird auch noch „mitmischen“. Wer wem im künftigen „Islamischen Emirat Afghanistan“ die Bedingungen diktiert, das wird sich zeigen. China ist an den riesigen Bodenschätzen interessiert, aber nicht am Bildungsgrad der weiblichen Bevölkerung. Sofern die Taliban letztere künftig von der Bildung fernhalten, so wird dieser Bevölkerungsanteil bezüglich der unmittelbaren monetären Wertschöpfung nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Fazit: die Taliban werden nach Abschluss der Siegesfeiern alle Hände voll zu tun haben mit der Schaffung blühender Landschaften. Deutschland wird als ‚Verlierer‘ das Kriegsgeschehen aufarbeiten, das Konzept „Nation-Building“ völlig neu gestalten und überlegen, wer in der Welt künftig mit deutschen Ressourcen bedacht werden soll. – Reinhold Biggeleben

 

Es ist höchste Zeit, dass wir, die sogenannten guten Menschen in dieser Welt, aufhören allen anderen unseren Lebensstil aufzuzwingen, der nicht in unser Bild passt, das wir uns von dieser Welt machen. Abgesehen davon, dass unsere Demokratie nicht mehr die Werte zu haben scheint, die sie mal hatte, sollte eine Revolte grundsätzlich von Innen kommen und nicht mit Soldaten von uns erzwungen werden. Und noch eine Bemerkung dazu. Wir müssen uns hier stark machen, dass wir von Extremistischen Gedanken und extremistischen Eindringlingen nicht überrollen lassen. – Manfred Mengewein

 

Die Erkenntnis, „Der Westen hat den Krieg gegen die Taliban verloren“, ist richtig und Herrn Ladurner gebührt das Lob , es einmal klar ausgesprochen zu haben. Nur, was war das für ein Krieg? Welche Ziele wurden verfolgt? Welche Strategie wurde gewählt? Welche Schlachten waren erfolgreich. Welche wurden verloren? Gab es überhaupt Schlachten? Oder war es nur ein mühsamer und dreckiger Partisanenkrieg, wie wir Weltkrieg-2-Experten es nennen würden. Warum wurde der Krieg verloren? Welche Rolle haben dabei die Deutschen gespielt? Klar ist, dass die amerikanischen und briti-schen Streitkräfte die schwere Hauptlast der Kampfeinsätze tragen mußten. Es wa-ren amerikanische und britische junge Männer und Frauen, die die Taliban aufspü-ren und vernichten sollten. Die Deutschen haben solche Kampfeinsätze rigoros abgelehnt.

Sie haben ihre zivile Aufbauarbeit geleistet und die Errungenschaften vor An-schlägen der Taliban geschützt. Die Deutschen konnten und durften nichts zum akti-ven Kampf gegen die Taliban beitragen. Das war der Auftrag der deutschen Mehr-heitsbevölkerung an ihre Regierung. Aus deshalb wurde der Krieg verloren. Insofern ist es dummdreist und naiv zugleich, wenn diese Bevölkerung ihrer Regierung nun vorwirft, sie lasse ihre afghanischen Helfer im Stich. Kriegsverlierer haben nichts zu sagen, schon gar nichts zu fordern. Diese Lektion müsste doch gerade den Deutschen klar sein. – Günter Grießbach

 

Ulrich Ladurner hat Recht: «Wir haben den Krieg gegen die Taliban verloren.» Aber was hätte erreichen werden können, wenn „wir“ den Krieg gewonnen hätten? Hätte Afghanistan die Chance gehabt, ein Staat zu werden, der seinen Bewohnern Perspektiven geben kann? Und was für Perspektiven wären das? Ausbeutung von Bodenschätzen (mit Arbeitsplätzen für wie viele?), Bildung, immer noch Mohnanbau? Weitere Perspektiven wären Regierungs-Posten, Militär, Mitarbeit bei NGOs, Koranschulen (finanziert von Katar & etc.). Ab wann wäre der Zustand des Landes stabil und nicht mehr im grossen Ausmass auf Hilfe von Aussen angewiesen?

Würde Afghanistan ein Staat werden nach dem Muster einer Demokratie wie der Libanons, Bangladesch, Südkoreas oder der Jemen, ach ja vielleicht auch Katars? Einen Hinweis in welche Richtung sich Afghanistan entwickelt hätte, gibt ein Vergleich der Geburtenrate (laut einer UN-Tabelle für 2010-2015): Afghanistan: 5,26; Bangladesch: 2,22; Jemen: 4,40; Jordanien: 3,60; Südkorea: 1,23; Katar: 2,00; Libanon: 1,71; Tunesien 2,25, Nachbarländer Iran: 1,83 und Pakistan: 2,68.

Wenn die als Bedrohung empfundene Einführung westlicher Werte und westlicher Lebensart (die massive Korruption nicht verhindern konnte) entfällt, dann sollten Themen wie Eigenverantwortung, Demographie und Ökonomie an Bedeutung gewinnen. Ein Rückgang der Geburtenrate Afghanistan nach dem Muster etwa von Iran und Pakistan wäre notwendig und möglicherweise durch die begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten befördert. Die kriegsbedingten Verdienstmöglichkeiten würden ja massiv reduziert.

Nachdem der ursprünglich geplante Übergang zu einem stabilen demokratischen Staat gescheitert ist, bleibt die Hoffnung, dass (etwa nach dem Muster von Vietnam) trotzdem Chancen genutzt werden für eine einigermassen gute Zukunft von Afghanistan. Hilfreich dabei müsste ein gemeinsames Weltbild sein, das geeignet ist der Menschheit eine gute Zukunft zu bieten. Themen wie Demographie, Ökonomie und Ökologie müssten dabei in ausreichendem Mass berücksichtigt werden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Ich möchte Ihrem Autoren Ulrich Ladurner meine Hochachtung aussprechen. Herr Ladurner hat in Worte gefasst, was eigentlich nicht zu fassen ist. Da lassen Bundesregierung und EU nun verlauten, dass es nur sog. „humanitäre“ Zahlungen nach Kabul geben werde, wenn sich die Taliban an Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat hielten. Empörung darüber, dass keine Frau in die Regierung berufen wurde. Tatsächlich nicht! Stattdessen einige bärtige Männer, die vor kurzem noch auf Terrorlisten zu finden waren. Überraschung. Ich war drauf und dran in das von Herrn Ladurner gemutmaßte „schallende Gelächter in Kabul“ miteinzustimmen – wäre der Anlass nicht so verstörend und traurig.

Seit wann sind die führenden Politikerinnen und Politiker mit der wunderbaren Gabe der Selbsironie gesegnet? Haben sie sich selbst aufs Korn genommen, ja, sich gar selbst ausgiebig und treffend verspottet? Nein!! Es war tatsächlich ihr Ernst. Keine Fake News, keine Satire. Und hier wird es noch einmal traurig: Dass Fakten umgedeutet, selektiert, sprachlich geschönt werden, muss wohl als „normal“ hingenommen werden.

Aber diese durch Bundesregierungund EU jüngst vorgeführte Realitätsverweigerung ist krankhaft. Ich kann mich nicht erinnern, mich schon einmal in einem solchen Zwiespalt zwischen Lachen und Weinen befunden zu haben. Und vielen Dank an Herrn Ladurner für seine Slebstbeherrschung und die Fähgkeit, derartigem Sachverhalt mit einem Mindestmaß an Sachlichkeit begegnen zu können. – Dennis Lau

 

Die Zeit ist doch sonst sehr genau . . . Kann man etwas verlieren , das man gar nicht besessen hat? Wir (Deutsche, Amerikaner und andere) haben das Land erobern wollen, um dort Demokratie, Menschenrechte etc. zu installieren. Sicher wir haben den Krieg verloren, den wir begonnen haben, um das Land nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Dazu haben wir uns ständig etwas in die Tasche gelogen, glaubten ( auch heute noch), dass wir uns schon durchsetzen würden.

Mit dem gleichen Recht haben doch eigentlich die Taliban oder andere ein anders Land zu erobern, um diesen die Lebensweisen aufzuzwingen. Wir sind da gar nicht soweit vom Gedankengut des Mittelalters entfernt. Ich finde, wir haben das Recht und vielleicht auch die Pflicht, unsere Lebensweise mit den Menschenrechten in Gesprächen anderen Völkern nahe zu bringen, aber niemals militärisch, was wir auch von anderen erwarten. Wer hat in Afghanistan wohl die größere Schuld — ist sehr schwierig zu beantworten. Haben wir in Afghanistan etwas verloren, wenn ja, was? – Wolfgang Maria Beck

 

Es ist ganz offensichtlich, dass der Westen den Krieg in Afghanistan verloren hat. Warum darüber offen gesprochen wird, hat sicherlich einen Grund darin, dass man nicht versteht warum. Das betrifft bereits den rein militärischen Aspekt. Wir sind fixiert auf eine technologische Überle-genheit der historisch gewachsenen Großapparate und können nicht begreifen, warum diese nicht in der Lage sind, gegen ein paar Maschinenpistolen etwas auszurichten. Diese Arroganz vergeht scheinbar nicht, obwohl es endlos viele Beispiele gibt, dass dieses Konzept nicht funkti-oniert, von Vietnam bis Algerien, von Libyen bis zum Krieg gegen die Drogen in Lateinameri-ka.

Es betrifft weiter das Unverständnis, warum z.B. die afghanische Armee keinen Widerstand geleistet hat, obwohl ein Blick ins Geschichtsbuch reicht, um zu zeigen, dass sich die lokalen Bündnisgenossen niemals auf den Westen verlassen konnten. Die kleine Geschichte des Verrats der südvietnamesischen Armee, der Farkis im Algerienkrieg oder aktuell der Kurden im Kampf gegen den IS, könnte uns verstehen lassen, dass die Afghanen schlicht kein Vertrauen darin hat-ten, nicht allein gelassen zu werden.

Tiefgreifender aber ist, dass wir zwar in den westlichen Gesellschaften selbst einen starken Verlust der Glaubwürdigkeit unseres Gesellschaftsmodells und Wirtschaftssystems verzeichnen, aber nicht kapieren wollen, dass auch anderen Gesell-schaften Zweifel an Demokratie und unbegrenztem Wachstum, säkularer Gesellschaft und Mas-senkonsum, kommen dürfen. Ausgerechnet die Flüchtlinge, die wir so verzweifelt abwehren wollen, sind diejenigen, die vielleicht noch am stärksten an uns glauben. Es wäre Zeit, sich über die eigenen ideologischen Scheuklappen klar zu werden. Aber darüber könnte man Bücher fül-len. – Dieter Schöneborn

 


 

 

Leserbriefe zu „CO2 geht ins Gefängnis“ von Maren Jensen und Ricarda Richter

 

Falls Sie die letzten Jahre hinsichtlich der Klimaschutzdebatten geschlafen haben: Kohlenmonoxid (CO) ist ein giftiges Gas, das durch unvollständige Verbrennung jährlich Tote fordert aber nicht relevant für die derzeitige Klimadiskussion ist. Es unterscheidet sich aber grundsätzlich von dem zurzeit häufig diskutierten Kohlendioxid (CO2) durch eine andere chemische Zusammensetzung in der Sauerstoffbindung und somit auch in der Schreibweise.

Falls Sie diese wichtigen Unterschiede entweder ignorieren oder schlicht nicht wissen, sollten Sie Abstand davon nehmen Artikel mit naturwissenschaftlichem Inhalt zu publizieren, denn – wollten Sie CO in Gewächshäuser leiten oder in Cola einsetzen, würde es zu einer Katastrophe kommen. – Frank Wild

 

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Zeit sich ein Umweltressort gönnt und uns Lesern 5 Seiten zu dem Thema. Mit ihrer Randnotiz haben Sie aber alles wieder kaputt gemacht. Natürlich hat eine Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen bundesweit gesehen einen nur geringen Effekt. Aber wenn ich mit unserem Auto zum Geburtsort meiner Frau fahre, mache ich das oft mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten. Fahre ich im Schnitt mit 100-110 Stundenkilometern brauche ich hin und zurück, für die Autobahnstrecke, circa 4,8 l auf 100 km. Fahre ich jedoch so schnell es geht, dann sind es mitunter mehr als 6,5 l auf 100 km. Der Schnitt liegt dann aber trotzdem oft noch unter 140 Stundenkilometern.

Beim Spritverbrauch macht die einzelne Fahrt also einen Unterschied von mehr als 20%. Schade, dass Sie der Argumentation des Herrn Scheuer auf den Leim gehen. Denn mit einer ähnlichen Sicht macht es auch keinen Sinn weniger Fleisch zu essen, sein Haus zu dämmen, Fotovoltaik zu nutzen etc. Ist ja immer nur eine Winzigkeit CO2, die da im Vergleich zur Gesamtproduktion eingespart wird. Hätte jeder Mensch ein festes Jahresbudget an CO2, würden wohl viele lieber ein Steak essen und dafür mit 80km/h über die Autobahn schleichen und damit manchmal sogar den angegebenen Normverbrauch ihres Fahrzeugs erreichen. Der Effekt läge dann sicher im Prozentbereich……. – Klaus Arzig

 

Sie berichten in diesem Artikel ausführlich über die Technologie „Direct Air Capture“, eine angeblich zukunftsträchtige Methode, CO2 aus der Luft zu filtern und so das Klimaproblem zu lindern. Die größte solche Anlage bisher schafft 4000t im Jahr, und das mit gigantischem Energieverbrauch und zu horrenden Kosten.

Als „Randnotiz“ vermerken Sie auf derselben Seite, dass der Einspareffekt von Tempo 130 auf deutschen Autobahnen pro Jahr auf 1,9 Millionen Tonnen geschätzt wird. Diesen Effekt bezeichnen Sie als „eher klein“. Aber abgesehen davon, dass die Energieeinsparung ja nicht der einzige Grund für die Tempobeschränkung ist, könnte hiermit also ohne jeglichen energetischen oder finanziellen Aufwand sofort das 500fache der oben erwähnten Anlage eingespart werden.

Die hier getroffene Gewichtung erscheint mir typisch: Viele Einsparungen wären einfach, schnell und gratis zu erreichen, sind aber meist mit kleinem – horribile dictu! – Verzicht verbunden, außerdem unspektakulär und werden daher von Medien und der Politik völlig vernachlässigt. Stattdessen werden Hoffnungen auf „technische Lösungen“ geweckt, die viel versprechen, viel Geld kosten und sich meistens nach einigen Jahren als teure Luftnummern herausstellen. – Andreas Obrecht

 

Ich ärgere mich über die Randnotiz zum Tempo 130. Deutschland ist so eine Umweltsau, da machen 2,6 Promille Einsparung keinen Unterschied. Das scheint die Argumentation zu sein. Denken wir uns 10 Jahre in die Zukunft. Deutschland hat (hoffentlich) mit erheblichen Anstrengungen den Jahresausstoß auf vielleicht 200 Millionen Tonnen gesenkt, aber jeder weitere Schritt wird zunehmend beschwerlicher. Ist es dann endlich an der Zeit für eine (irgendeine!) Maßnahme, die uns auf einen Schlag 1,9 Millionen Tonnen spart?

Das wären dann ja schon fast 1% weniger. Nein, die Zeit ist jetzt! Wenn wir alle ohne Emissionen fahren und das Tempolimit die Verkehrstoten wirklich nicht senkt, dann können wir das gerne auch wieder zurücknehmen. Folgendes möchte noch ergänzen: sie schreiben darüber einen großen Artikel über CCS. Es müssten 5000 dieser isländischen Anlagen gebaut werden um die Tempolimit Einsparungen in Deutschland zu erreichen! Wie viele Jahre dauert das wohl? – Paul Bade

 

Randnotiz: Sie schreiben im Artikel vorher, dass die Anlage auf Island 4000 Tonnen im Jahr schafft und finden das berichtenswert. In der anschließenden Randnotiz geht es um Tempo 130 und ca. 1,9 Mio tonnen mit der Bemerkung, dieser Klimaeffekt ist gering. Wie passt das denn zusammen? Es ist, wie auch von Ihnen beschrieben ein Puzzleteil, das meiner Meinung nach benötigt wird — und auch nur einen kleinen Teil der Bevölkerung einschränkt. — Solidarität ist gefragt. – Michael Hüsken

 

Sie berichten in diesem Artikel ausführlich über die Technologie „Direct Air Capture“, eine angeblich zukunftsträchtige Methode, CO2 aus der Luft zu filtern und so das Klimaproblem zu lindern. Die größte solche Anlage bisher schafft 4000t im Jahr, und das mit gigantischem Energieverbrauch und zu horrenden Kosten.

Als „Randnotiz“ vermerken Sie auf derselben Seite, dass der Einspareffekt von Tempo 130 auf deutschen Autobahnen pro Jahr auf 1,9 Millionen Tonnen geschätzt wird. Diesen Effekt bezeichnen Sie als „eher klein“. Aber abgesehen davon, dass die Energieeinsparung ja nicht der einzige Grund für die Tempobeschränkung ist, könnte hiermit also ohne jeglichen energetischen oder finanziellen Aufwand sofort das 500fache der oben erwähnten Anlage eingespart werden.

Die hier getroffene Gewichtung erscheint mir typisch: Viele Einsparungen wären einfach, schnell und gratis zu erreichen, sind aber meist mit kleinem – horribile dictu! – Verzicht verbunden, außerdem unspektakulär und werden daher von Medien und der Politik völlig vernachlässigt. Stattdessen werden Hoffnungen auf „technische Lösungen“ geweckt, die viel versprechen, viel Geld kosten und sich meistens nach einigen Jahren als teure Luftnummern herausstellen. – Andreas Obrecht

 

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Zeit sich ein Umweltressort gönnt und uns Lesern 5 Seiten zu dem Thema. Mit ihrer Randnotiz haben Sie aber alles wieder kaputt gemacht. Natürlich hat eine Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen bundesweit gesehen einen nur geringen Effekt. Aber wenn ich mit unserem Auto zum Geburtsort meiner Frau fahre, mache ich das oft mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten. Fahre ich im Schnitt mit 100-110 Stundenkilometern brauche ich hin und zurück, für die Autobahnstrecke, circa 4,8 l auf 100 km. Fahre ich jedoch so schnell es geht, dann sind es mitunter mehr als 6,5 l auf 100 km.

Der Schnitt liegt dann aber trotzdem oft noch unter 140 Stundenkilometern. Beim Spritverbrauch macht die einzelne Fahrt also einen Unterschied von mehr als 20%. Schade, dass Sie der Argumentation des Herrn Scheuer auf den Leim gehen. Denn mit einer ähnlichen Sicht macht es auch keinen Sinn weniger Fleisch zu essen, sein Haus zu dämmen, Fotovoltaik zu nutzen etc. Ist ja immer nur eine Winzigkeit CO2, die da im Vergleich zur Gesamtproduktion eingespart wird. Hätte jeder Mensch ein festes Jahresbudget an CO2, würden wohl viele lieber ein Steak essen und dafür mit 80km/h über die Autobahn schleichen und damit manchmal sogar den angegebenen Normverbrauch ihres Fahrzeugs erreichen. Der Effekt läge dann sicher im Prozentbereich……. – Klaus Arzig

 

Über wie man die Randnotiz beim Artikel „CO2 geht ins Gefängnis“ (Zeit 37, S. 36) so umformulieren kann, dass eine total andere Motivation zum Handeln daraus wird. Statt… nichthandeln! Das ist entscheidend, nichtwahr? Also die message entscheidet (hier) über freiwilliges Mittragen oder Ablehnen einer Maßnahme. Die Millionen Tonnen eines unsichtbaren Gases sind so abstrakt wie Geldwäsche, Cum-Ex und Wirecard für den Wähler. Aber 475 Orca-Anlagen sind greifbar. Da mischt man gerne mit.

RANDNOTIZ (neu formuliert) Über Tempo 130 auf Autobahnen gibt es Streit. Befürwörter argumentieren auch mit dem Klimaeffekt. Zwar ist dessen Beitrag bescheiden, aber geschätzt würde die Republik damit 475 Orca-CO2-Sauganlagen sparen. Bei Tempo 110 würde man sogar fast 1.000 Anlagen à la Orca nicht bauen müssen. – Rob Maris

 

Die „randnotiz“ könnte glatt von der autoindustrie sein. Was dort steht ist sicherlich falsch. Beweis: Mit meinem auto suzuki splash verbrauche ich im durchschnitt 5 ltr. bei vorausschauender fahrweise und max. tempo 100. Dasselbe auto beim verleihen i. 3 tagen verbrauchte 7,9 ltr, fahrweise immer volle pulle!! Also mehr als 50% mehrverbrauch. Das wird ab 130 bis oben offen nicht anders sein. Leider ist diese randnotiz geeignet den rasern rückenstärkung gegen geschwindigkeitsbeschränkungen zu sein. Übrigens: ist man von den 120 wie bei anderen staaten in deutschland schon abgerückt?

Ansonsten ist die ZEIT meist grün-freundlich, auch hoffentlich die neue beilage GREEN. – Dietrich Wohlgemuth

 


 

 

Leserbriefe zu „Schluss mit der Selbstbespiegelung!“ von Roman Pletter

 

Personen und Programm im Bundestagswahlkampf, das sind Angebote die in einer transparenten Demokratie das eigene Selbstverständnis einer inneren politischen Haltung nach außen an die Wählerinnen vermittelt wird im Wahlprogramm. Dialog ist die Politische Resonanz mit dem Wähler zu suchen und nicht den „Posten“ als Minister oder Abgeordneter als vorrangiges Ziel anzustreben.Politik geht nicht ohne Posten,es ist die Vorraussetzung um die anvertraute Macht zu erfüllen. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Jede Woche wird mir vor Augen geführt, warum für mich DIE ZEIT einfach wichtig ist, durch mind. einen Artikel. Diesmal ist es Ihrer. Ich kam quasi „in die Sendung gezappt“ als der beeindruckende Marcus Grotian sprach – denn eigentlich schaue ich Lanz prinzipiell nicht – und war erschüttert, über dessen Aussage, daß „es nicht gern gesehen wird, wenn er sich so engagiert“ aus dem Fenster hängt in dieser Angelegenheit………(.naja, wir leben in einem freien Land, in dem ja „jeder sagen kann, was er denkt“—- soviel dazu.) Und dann dieser unsägliche Herr Kuban! Ich dachte, ich springe gleich in den Apparat, bei der 10. Wiederholung seines Satzes – den Sie zitieren. Was ist das für ein Heini, dachte ich.

Gott sei Dank hat dann ja immerhin die Dame Strack-Zimmermann ihm ein paar arrogante Brocken hingeworfen. (Nicht, daß ich jemals in die Verlegenheit gekommen wäre/würde, FDP zu wählen) Aber hier hatte sie recht. Sonst war ja Keiner , der dieser Luftblase mal seine Grenzen aufzeigte. Umso befriedigender für mich, daß Sie das hier aufgegriffen haben. Bloßstellen muß man. Leider wird er, wie Sie auch andeuten, wohl seinen Weg machen, denke ich. Merkt denn die Masse nicht, was für Popanze hier oft in die Politik gehen? Ein Trauerspiel. Herzlichen Dank für Ihren Artikel. – Susanne Hüttner

 

Am liebsten hätte ich auf dem Balkon „standing ovations“ gespendet, nachdem ich den Artikel „Schluss mit der Selbstbespiegelung“ von Herrn Pletter gelesen habe. Nur ein paar Seiten weiter in der gleichen Ausgabe („Licht aus?“) wird die Größe der Probleme, die z. B. mit der Umstellung auf erneuerbare Energien auf uns zukommen, überaus deutlich beschrieben. Die von Herrn Pletter beschriebenen Politiker sind nicht im Ansatz dazu in der Lage – und auch nicht willens – diese Probleme anzugehen, ja, sie trauen sich nicht einmal, diese auch nur zu benennen.

Dazu kommt, dass Politiker wie Herr Kühnert oder Herr Ziemiak über keinerlei abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, aber beide möglicherweise demnächst Ministerämter bekleiden. Wie sollen diese Herren denn unabhängig sein und es wagen, den Bürgern auch Unbequemes zu vermitteln? – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

 

Kuban gegenüber Grotian, Posten gegenüber Inhalte, politics vs. policy, – „… wie bitte wollen diese Kandidaten etwas gegen Klimawandel unternehmen, wenn sie schon bei der Rente solche Angst vor dem Wähler haben?“ Kürzer und treffender ist der verfehlte, der verfehlende Wahlkampf nichtt zu beschreiben. Wäre es nicht an der ZEIT, den Terminus ´politix´ einzuführen, Kolumne für Kinder und andere noch-nicht-Erwachsene? – Johannes Corn

 

Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums sagt „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“ voraus, weil es – in den Worten von Roman Pletter – „perspektivisch weniger junge Menschen als alte gibt, die das Rentensystem finanzieren könnten“. Allerdings müssten Ökonomen eigentlich wissen, dass die Finanzierbarkeit, die Tragbarkeit eines Beitrags für die Rentenleistung nicht von dem Mengenverhältnis Rentner zu Erwerbstätigen abhängt, sondern von dem für die Finanzierung bereitstehenden Einkommen.

Und dieses Einkommen steigt selbst bei moderater Produktivitätssteigerung, die die Ökonomen in ihren Simulationen der wirtschaftlichen und der Beitragssatzentwicklung zwar unterstellen, in der Wirkung auf die Einkommen aber unterschlagen, aus denen die Beiträge gezahlt werden müssen. Denn die produktivitätsbedingte Realeinkommenssteigerung übersteigt die Belastungssteigerung durch höhere Beiträge in der Regel deutlich, so dass nach Abzug dieser höheren Beiträge das verbleibende Realeinkommen höher ausfällt als im Ausgangsjahr. Ein langfristiges Beispiel mit den angenommenen Daten des Bochumer Ökonomen Werding zeigt dies deutlich.

Im Jahre 2080 würde für sich ein 50 %iges Rentenniveau der Beitragssatz von 33,6 % ergeben, je zu Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen. Der mittlere Wert für alternativ angenommene Raten der Produktivitätssteigerung in Höhe von 1,4 % lässt das Nettorealeinkommen aber um mehr als 100 % steigen. Das heißt, dass die höheren Beiträge nicht nur tragbar, nicht nur finanzierbar sind, sondern dass das Wohlstandsniveau trotzdem steigt! Wer rechnet nun falsch, die Ökonomen des Wissenschaftlichen Beirats, die die Produktivitätswirkung auf die Realeinkommen unterschlagen, oder Kanzlerkandidat Scholz?

Die zwangsläufige Antwort auf diese Frage erklärt auch die Aussage des Bremer Ökonomen Winfried Schmähl, langjähriger Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung und ausgewiesener sozialpolitischer Experte, der in einer Kapitelüberschrift seiner 2018 erschienenen „Alterssicherungspolitik in Deutschland“ formuliert: „Über die nur begrenzte Eignung des derzeit dominieren- den ökonomischen Ansatzes für die Analyse der Alterssicherungspolitik“.

Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass Renten, die nicht die Existenz sichern, in der Regel Folge von z. B. Arbeitslosigkeit und zu niedrigen Löhnen sind, die nicht individuell verschuldet werden, sondern durch politische Fehler verursacht wurden. So wurde in der Vergangenheit eine Austeritätspolitik betrieben, die Arbeitslosigkeit erzeugt und der nach Aussage des amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Solow ein „intellektueller Fehler“ zugrunde lag. Oder Kanzler Schröder rühmte sich in Davos des von ihm geschaffenen großen Niedriglohnsektors. Diese politisch verursachten Niedrigrenten müssen aus gesellschaftspolitischer Verantwortung aus dem Steueraufkommen auf ein Existenz sicherndes Niveau aufgestockt werden. – Dr. Ernst Niemeier

 

Es ist doch alles verrückt. Was wollen die Parteien damit erreichen, sich selbst zu belügen. Nichts werden sie erreichen. Die ehemalige Volkspartei ist zu einer Randpartei abgestellt worden. Der tapfere Olaf Scholz trägt eine Last mit sich herum, die er nie wieder los wird. So blöde, wie er vielleicht meint, sind die Wähler nun auch wieder nicht. Der hätte sich niemals als Bewerber für das Kanzleramt zur Verfügung stellen sollen. – Gunter Knauer

 

Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums sagt „schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“ voraus, weil es – in den Worten von Roman Pletter – „perspektivisch weniger junge Menschen als alte gibt, die das Rentensystem finanzieren könnten“. Allerdings müssten Ökonomen eigentlich wissen, dass die Finanzierbarkeit, die Tragbarkeit eines Beitrags für die Rentenleistung nicht von dem Mengenverhältnis Rentner zu Erwerbstätigen abhängt, sondern von dem für die Finanzierung bereitstehenden Einkommen.

Und dieses Einkommen steigt selbst bei moderater Produktivitätssteigerung, die die Ökonomen in ihren Simulationen der wirtschaftlichen und der Beitragssatzentwicklung zwar unterstellen, in der Wirkung auf die Einkommen aber unterschlagen, aus denen die Beiträge gezahlt werden müssen. Denn die produktivitätsbedingte Realeinkommenssteigerung übersteigt die Belastungssteigerung durch höhere Beiträge in der Regel deutlich, so dass nach Abzug dieser höheren Beiträge das verbleibende Realeinkommen höher ausfällt als im Ausgangsjahr. Ein langfristiges Beispiel mit den angenommenen Daten des Bochumer Ökonomen Werding zeigt dies deutlich.

Im Jahre 2080 würde für sich ein 50 %iges Rentenniveau der Beitragssatz von 33,6 % ergeben, je zu Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen. Der mittlere Wert für alternativ angenommene Raten der Produktivitätssteigerung in Höhe von 1,4 % lässt das Nettorealeinkommen aber um mehr als 100 % steigen. Das heißt, dass die höheren Beiträge nicht nur tragbar, nicht nur finanzierbar sind, sondern dass das Wohlstandsniveau trotzdem steigt! Wer rechnet nun falsch, die Ökonomen des Wissenschaftlichen Beirats, die die Produktivitätswirkung auf die Realeinkommen unterschlagen, oder Kanzlerkandidat Scholz?

Die zwangsläufige Antwort auf diese Frage erklärt auch die Aussage des Bremer Ökonomen Winfried Schmähl, langjähriger Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung und ausgewiesener sozialpolitischer Experte, der in einer Kapitelüberschrift seiner 2018 erschienenen „Alterssicherungspolitik in Deutschland“ formuliert: „Über die nur begrenzte Eignung des derzeit dominieren- den ökonomischen Ansatzes für die Analyse der Alterssicherungspolitik“.

Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass Renten, die nicht die Existenz sichern, in der Regel Folge von z. B. Arbeitslosigkeit und zu niedrigen Löhnen sind, die nicht individuell verschuldet werden, sondern durch politische Fehler verursacht wurden. So wurde in der Vergangenheit eine Austeritätspolitik betrieben, die Arbeitslosigkeit erzeugt und der nach Aussage des amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert Solow ein „intellektueller Fehler“ zugrunde lag. Oder Kanzler Schröder rühmte sich in Davos des von ihm geschaffenen großen Niedriglohnsektors. Diese politisch verursachten Niedrigrenten müssen aus gesellschaftspolitischer Verantwortung aus dem Steueraufkommen auf ein Existenz sicherndes Niveau aufgestockt werden. – Dr. Ernst Niemeier

 

Sie legen mit Ihrem o.g. Artikel den Finger in die offene Wunde, und das finde ich sehr gut! Unsere Politiker folgen dem „Ruf in eine politische Erwerbsbiografie“. Sie sind weniger Soldaten im Namen einer Überzeugung, vielmehr sind sie „Parteisoldaten“, wie Sie es treffend formuliert haben. Sie haben es anhand einer Lanz-Sendung im ZDF gezeigt, aber wo es noch viel deutlicher erkennbar ist, ist die Corona-Politik mit ihren verheerenden Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.

Wann findet sich jemand mit Einfluss in der politischen Mitte, der bereit ist dem Shitstorm zu widerstehen und seine politische Karriere zu riskieren, indem er die Corona-Politik in Frage stellt und versucht die derzeitige Eskalation des Wahnsinns zu stoppen? – Dr. med. Martin Krivacek

 

Schon wieder lese ich in diesem Beitrag in Ihrer Zeitung so nebenbei, wir sollten die Kernenergie wieder aufleben lassen! Gerade haben wir verstanden, dass wir die Erde auch für unsere Kinder und Enkelkinder bewohnbar hinterlassen sollten, da überlassen wir ihnen das endlose Problem der Entsorgen des nuklearen Mülls! Glücklicherweise lese ich wenige Seiten weiter im Artikel von Sebastian Kempkens und Marc Widmann, dass es andere Drehschrauben gibt, unseren Energie zu gewinnen! Danke dafür! Vielleicht sollte man es auch einmal so sehen: Wir verbrauchen nur so viel Strom wie wir durch erneuerbare Energien erzeugen können. – Bärbel Kappe

 


 

 

Leserbriefe zu „Licht aus?“ von Sebastian Kempkens und Marc Widmann

 

Ein ungeschminktes Bild unserer famosen Energiewende und einer vermeintlich grünen Zukunft. Dabei sind selbst die projektierten 1000 Terrawatt (ThW) Strombedarf bis 2045 frisiert. Denn allein eine carbonfreie Chemieindustrie benötigt 628 ThW grünen Strom , die Stahlidustrie weitere 150 ThW über den Umweg Wasserstoff. Und 10 Mio EMobile kommen auf eine Bedarf von etwa 50 ThW ( “ Agora Energiewende“ 8/20). Bis 2045 sollen es aber mind. 30 Mio sein zzgl. LKWs und abermilllionen Wärmepumpen anstelle konventioneller Heizungen. Wer diese Zahlen bei vollem Bewusstsein liest, erkennt, dass alle grünen Verheißungen Sandkastenspiele, nein Chimären sind, es sei denn Deutschland schlägt den Pfad zurück zur Subsistenzwirtschaft ein. Nützt dem Weltklima aber auch nichts, solange China ua am Fließband Kohlekraftwerke ans Netz bringen. – Christoph Schönberger

 

Von der in Kohlekraftwerken eingesetzten Primärenergie geht etwa ein Drittel als Leitungsverlust verloren. Man kann also mit sehr viel weniger Strom auskommen, wenn die Erzeugung dezentral nahe beim Verbrauch erfolgt. Nichts in dem Artikel deutet darauf hin, dass die Verantwortlichen genug Verstand haben diesen Weg zu gehen. (Soweit möglich natürlich. Geht ja nicht überall.) – Iman Schwäbe

 

Im Artikel von Herrn Kepmpkens und Herrn Widmann wird deutlich, dass es bei der Energiewende keinesfalls um eine nachhaltige Lösung geht. Vielmehr sucht die Menschheit, (nun doch vielleicht langsam panisch im Sinne von Greta) nach schnellen Mitteln, um die Erde für ihre Zwecke weiterhin auszunutzen, nur eben anders. Dass die Autoren den Schutz brütender Rohrdommelpärchen wieder einmal als Beispiel für unnötige Behinderung des dringend notwendigen Ausbaus von Stromleitungen anführen, macht mich wütend.

Schnell ist man geneigt zu diesem Argument mit dem Kopf zu nicken und die kleinlichen Umweltaktivisten zu belächeln (im günstigen Fall) oder zu hassen (auch eine mittlerweile verbreitete Reaktion). Unstrittig ist aber, dass eine nachhaltige Lösung darin besteht sich als Teil der Natur zu sehen und nicht Artenvernichtung und Bodenversiegelung weiter voranzutreiben, nur eben aus vermeintlich guten Gründen („grüne Energie“). Sonst ist die Vernichtung unserer natürlichen Lebensräume doch schon klar vorauszusehen und die nächste Krise vorprogrammiert. – Anke Valkyser

 

Ich wundere mich immer wieder, dass die Auswirkungen des Ausschreibungsverfahrens 2017 auf den Ausbau der Windkraft – zusammen mit der Deckelung – in der medialen und politischen Diskussion nicht vorkommen. Das Volumen der Erneuerbaren am Gesamtstrommarkt sollte begrenzt werden. Und die neuen Anlagen sollten die kostengünstigsten sein um den Anstieg der Strompreise zu bremsen. Es gab ein vereinfachtes Ausschreibungsverfahren (keine vorherige Genehmigung nach BiMschG und beste Einspeisevergütung) für „Bürgerenergiegesellschaften“ mit lokal gebündelten Stimmrechten, regionaler Wertschöpfung und Mehrheitsbeteiligungen der lokalen Bürgerschaft. Das Verfahren wurde aber letztendlich von großen Projektierungsbüros genutzt, die nahezu alle Ausschreibungen gewannen. Angebote mit vorheriger BiMSchuG-Genehmigung spielten keine Rolle mehr.

Weil aber die Genehmigung nach BiMSchuG für den Zuschlag nicht erforderlich war wurden etliche Anlagen, für die der Zuschlag erteilt worden war, nicht realisiert. Aber anstatt das EEG passgenauer zu gestalten, wurde es für alle Anbieter zwingend, die Genehmigung im Voraus einzuholen (Änderung des EEG Juli 2017). Für eine solche Genehmigung fallen Kosten in 6-stelliger Höhe an. Damit war das Verfahren für Privatpersonen, wie z.B. Landwirte und Genossenschaften in Bürgerhand gestorben. Wer investiert 100.000 Euro und mehr, wenn es ungewiss ist, ob man den Zuschlag erhält? Oder ob das Projekt aufgrund von Bürgerprotesten realisiert werden kann?

Aber genau diese lokale Bürgerbeteiligung ist der Garant dafür, dass sich Proteste gegen Windkraftanlagen in Grenzen halten. So gibt seit 2018 weniger Angebote als ausgeschriebene Menge. Und die Politik fordert schnellere Genehmigungsverfahren. Ja, das auch. Aber entscheidend sind die Konstruktionsfehler des EEG, die eine breite Bürgerbeteiligung vereitelt haben. – Rüdiger Weigel

 

Aber klar kommt morgen noch Saft aus der Steckdose.Niemand möchte kalt duschen,kalten Kaffee trinken und nicht heizen.Fragt sich nur,woher kommt der Saft? Aus Deutschland kann er ja nicht kommen,da ist alles kalte Hose.Also woher wird gesaftet? – Hans-Emil Schuster

 

Selbst wenn es gelänge, die mit Sabotage vergleichbaren jahrzehntelangen Genehmigungsverfahren für Windkraft- und Fotovoltaikprojekte in Deutschland auf wenige Monate zu reduzieren: Die notwendige Vervierfachung der zur Zeit installierten alternativen Energiekapazität bis 2045 ist illusorisch bzw. geradezu naiv angesichts der Forderung der Grünen, dies auf 2030 vorzuziehen. Man könnte genau so gut versuchen, einen Güterzug zum Abheben zu bewegen. Die Aussage, dass der Anteil der Kapazität zur Erzeugung alternativen Stroms in Deutschland bei ca. 50% liegt ist irreführend, denn, bedingt durch das Ausbleiben von Wind und Sonne, liegt die Ausbeute an alternativem Strom an manchen Tagen im unteren einstelligen Prozentbereich.

Eine sichere Grundlastversorgung für eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt ist somit nicht vorhanden. Eine Abdeckung der Energielücken durch Gaskraftwerke wäre wohl nicht im Sinne einer angestrebten CO2- Neutralität. Hinzu kommt, dass bereits heute die Landflächen für WKA knapp werden. Eine Fahrt an die Nord- oder Ostseeküste wird auch Skeptiker davon überzeugen, dass Umweltschutz wohl auch etwas mit der Ästhetik einer Landschaft zu tun hat. Ein weiteres Heranrücken der WKA an Wohngebiete wäre angesichts der massiven Gesundheitsgefährdung der Anwohner (Infraschall) auch keine Lösung und die Offshore- Windparks benötigen neben Wind auch eine Anbindung an noch nicht genehmigte Stromtrassen.

Der Ausweg: Verlängerung der Laufzeiten der noch betriebenen Atomkraftwerke, Neubauten von modernen AKW’s nicht ausgeschlossen. Dies ist die einzige realistische Möglichkeit einer sicheren Grundlastversorgung bei weitgehender CO-2 Neutralität. Man darf gespannt sein, wann der erste (ehrliche) Politiker diesen notwendigen Schritt nach der Bundestagswahl thematisiert. – Michael Deil

 

Hurra, Hurra, Hurra! Sebastian Kempkens und Marc Widmann sei Dank gesungen. Endlich ein Beitrag der ZEIT zum Stand (besser Rückstand) der Energiewende am Beispiel der Stromversorgung, dem kleineren Teil unseres Energieverbrauchs. Nebenbei wird auch die brennende Frage beantwortet, wo der Strom herkommen soll, wenn zu wenig Windstrom erzeugt wird, z. B. wenn der Wind nicht weht. Im Schlusssatz des Artikels heißt es dazu: „Dann würden die Kohlemeiler per Anordnung der Bundesnetzagentur einfach noch weiterlaufen“. Das Problem fehlender Speicher für überschüssigen Windstrom bei günstigen Witterungsverhältnissen, wenn auch (die noch fehlenden) Leitungen in den Süden für eine Aufnahme nicht ausreichen, wird wieder ausgespart.

Immerhin kann man an den gut recherchierten Zahlen erkennen, dass die wichtigsten Ziele entweder nicht oder nur mit großen und schnellen Kraftanstrengungen innerhalb der propagierten Fristen erreichbar sind. Das gilt besonders für den Kohleausstieg, wenn man Erdgaskraftwerke be- und verhindert. Im Wolkenkuckucksheim könnte es kalt und dunkel werden. P.S. Man muss suchen, um zu erfahren, worum es bei diesem erhellenden Beitrag geht. Design geht vor Information. – Sven Herfurth

 

Mich treibt eine hochproblematische Frage um: Im Wirtschaftsteil der Ausgabe vom 9. September 2021 (S. 23) habe ich gelesen, dass „in Großbritannien ein Windpark nach dem nächsten gebaut wird“. Derartige Formulierungen habe ich auch schon oft in anderen Zusammenhängen gefunden. Aber wie geht das? Lässt man dabei das Nächste oder, wie hier, den nächsten Windpark erstmal aus, weil ja schon der gebaut werden muss, der auf den nächsten folgen soll. Mir erscheint das als ein unlösbares Problem. Aber da Sie das ja so geschrieben haben, hoffe ich, dass Sie mir dieses Rätsel lösen können und erklären, wie die von Ihnen dargestellte Reihenfolge gelingen kann. – Anne Strodtman

 


 

 

Leserbriefe zu „Weil er es kann“ von Martin Machowecz

 

Danke für die neue Ausgabe, die ich gerade mit Interesse lese. Auf das Portrait über Claus Weselsky möchte ich gleich reagieren: Ich verstehe, dass Sie über die Bahn-Streiks berichten müssen. Aber warum in dieser Form, als persönliche Nahaufnahme? Das kitzelt nur das Ego des Portraitierten, und das scheint in diesem Fall ein echtes Problem zu sein. Ich gebe gerne zu, dass ich als Betroffener schreibe, beruflich (im ganzen Land unterwegs) und privat (als Familie sind wir auf ein kurzatmiges E-Auto umgestiegen) bin ich dringend auf die Bahn angewiesen. Schon den ewigen Arbeitskampf von 2015 habe ich noch in schauriger Erinnerung.

Die Streiks würde ich dennoch in Kauf nehmen, wenn es erkennbar um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen ginge, die ich den Lokführern herzlich gönne. Aber das tut es bekanntlich nicht. Es geht um den Einfluss eines kleinen Verbands, auf Kosten der Allgemeinheit. Pendler in vollen Zügen, mitten in der vierten Welle der Pandemie? Familien, die aufs Auto verzichten, und nun weder in Urlaub fahren noch Verwandte besuchen können? Verstopfte Straßen und rasanter CO2-Anstieg mitten im Klimawandel? Unterbrochene Lieferketten, direkt in der Aufbauphase nach der Flutkatastrophe?

Uns doch egal, scheint die GdL zu sagen. Man vertrete ja nur „legitime Interessen“. Dahinter steckt derselbe Ungeist wie im Neoliberalismus, nämlich das irrige Prinzip: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Individuelle und partikulare Interessen stehen dann über allem, Kompromissfähigkeit gilt als Schwäche. Denken zu viele Menschen und Gruppen so, bricht eine Gesellschaft auf Dauer auseinander. Dafür gibt es weltweit derzeit anschauliche Beispiele. Das sollte man auch in diesem Fall beleuchten. Statt eines Portraits hätte ich daher ein kritisches Interview angemessener gefunden. – Matthias Clausen

 

Claus Weselsky sollte statt der Rührung über die eigene Bedeutung besser Tränen wegen der durch den Streik zusätzlich geplagten Bahnbenützer vergießen. Bei unserer Reise von Ingolstadt nach Wilhelmshaven am ersten Steiktag hatten wir stolze vier Stunden Verspätung. Es sind ja nicht nur die direkten Streikauswirkungen, die zu solchen Verzögerungen führen. Schließlich gibt es auch noch die von allen Bahnkunden gefürchteten technischen Störungen, Baustellen und Zugüberholungen. Nach den notwendigen Corona-Einschränkungen und einer geringen Auslastung der Züge bedeuten die Streiks der Lokomotivführer eine weitere Imageverschlechterung für die Deutsche Bahn und auch die Gewrkschaften allgemein.

Warum gerade die Lokführer, die bei ihrer Arbeit kaum einem Infektionsrisiko ausgesetzt waren, einen Corona-Zuschlag erhalten sollen, erschließt sich mir auch bei heftigem Nachdenken nicht. Natürlich kann man die hohen Vorstandsgehälter bei der Deutschen Bahn kritisieren und selbstverständlich sollen die Lokomotivführer anständig bezahlt werden. Es fällt jedoch auf, dass kaum konkrete Gehaltssummen genannt werden.

Für die Zukunft der Deutschen Bahn, eine positive Mobiltätswende und einen Beitrag gegen die Erderwärmung braucht es einen möglichst reibungslosen Betriebsablauf, eine enge Taktung bei den Fahrplänen und moderate Ticketpreise. Für all das kann Claus Weselsky nicht stehen. Es wäre Zeit für ihn zu gehen. – Brigitte Schellnhuber

 

Der Boss der Gewerkschaft der Lokomotibführer hat zum Streik aufgerufen Das kann er,weil er es kann.Das Streikrecht ist ein hohes Gut.Und die Reisenden,die da ja festsitzen haben auch Streikrecht in ihren Berufen. Und sollten daher Verständnis zeigen für die Lokführer.Auch wenn es lästig ist. – Hans-Emil Schuster

 

Der GDL Chef bestimmt nicht ob ein Streik kommt oder nicht, sondern die Mitglieder und Beschäftigte der DB entscheiden allein darüber. Das Streikrecht soll in seiner Wirkung den Verlauf der Verhandlungen verkürzen, wer kein schriftliches und Abschlussfähiges Tarifangebot vorlegen möchte, der belastet unnötig das Verhandlungsklima. Jeder trägt einen eigenen Anteil zum Gelingen von Verhandlungen. – Thomas Bartsch Hauschild

 

Claus Weselsky hört auf niemanden. Er droht schon mit dem nächsten Streik, obwohl der letzte 5-tägige Ausstand kaum vorbei ist. Er hat ein mächtiges Druckmittel in der Hand, mit „seinem“ Bahnstreik kann er die ganze Republik lahmlegen, Pendler und Reisende zur Verzweiflung bringen und die Produktion ganzer Industriezweige stoppen.

Ihm ist das egal, seine Sturheit ordnet er als Tugend ein (was sie nicht ist) und lässt sich von seinen GDL-Mitgliedern abfeiern wie ein Held, ist zu Tränen gerührt. All das hat einen hochmütigen Beigeschmack. Sein Versuch, für die GDL auf Kosten anderer Gewerkschaften Mitglieder abzuwerben, hat überhaupt nichts mehr mit Solidarität und einem legitimen Arbeitskampf zu tun. Es geht ihm um Macht.

Herr Weselsky schiebt die Verantwortung für die Streiks ausschließlich auf die DB und redet von „vergifteten“ Angeboten, die unannehmbar sind. Um in Verhandlungen etwas zu erreichen, ist aber die Kompromissbereitschaft von beiden Verhandlungspartnern nötig. Diese lässt Claus Weselsky nicht erkennen und die Ausübung des Streikrechts kommt immer mehr einer Erpressung gleich. Selbst der DGB-Chef Reiner Hoffmann hat Herrn Weselsky aufgefordert, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen und Kritik an den Streiks geübt. Aber: Claus Weselsky hört auf niemanden. – Regina Stock

 

Weselsky als Hans Dampf. Schade, dass es keine Dampfloks mehr gibt. Als Heizer hätte sich Weselsky gut gemacht und wir wären von seinem persönlichen Geltungsdrang verschont geblieben. Nach diesem völlig überzogenen Streik könnte er sich als neue Herausforderung in Sachsen um die schlechte Impfquote kümmern. Das wäre dann auch mal etwas Sinnvolles. – W. Scheer

 

Ich bin ein sehr aktiver Bahnkunde und fahre fast taglich mit der S-Bahn in Richtung Nürnberg und natürlich auch zurück, denn sie fährt! Ich habe mich ganz bewusst für ein Jahresabo, nicht nur aus Umweltgründen, entschieden. Bahnfahren ist einfach viel erholsamer und entspannender, als das Fahren mit dem Auto, außerdem komme ich in der Bahn dazu ganz ungestört lesen zu können und teilweise fliegen mir dabei viele Inspirationen für meine künstlerische Arbeit zu. Ich bin selbst Mitglied einer Gewerkschaft, aber jetzt dürfte wirklich der Zeitpunkt für beide „Streithähne“ gekommen sein, um endlich wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Irgendwie widern mich diese nervtötenden Albereien, schon seit geraumer Zeit richtig voll an. – Klaus P. Jaworek

 

Er hasse „Menschen, die dir in wohlgeformten Sätzen ein reinhauen“ dazu schreibt Gisela Trenkler: Lieber Weselsky , Du sächsische Lichtgestalt hast mit einer stolzen Körperhaltung wie August der Starke von Sachsen und einem klaren Blick überfällige Botschaften an von Designer Brillen vernebelten Vertreter der Deutschen Bahn gesendet und diese Leute haben Kröten schlucken müssen statt den gewohnten Kaviar im Borchardts! Die verwunderten Sachsen reiben sich die Augen über den Stolz, Mut und Standfestigkeit dieses Mannes und fragen sich“ derfen die den das? „Ja, Weselsky und seine Mitstreiker und alle Menschen mit Durchblick dürfen das und die Menschen dürfen noch viel mehr! – Gisela Trenkler

 


 

 

Leserbriefe zu „Kennen Sie diesen Mann?“ von Anna Mayr

 

Wir lesen gerade in der ZEIT Nr. 37 den Artikel: Kennen Sie diesen Mann? von Anna Mayr. Auch darin fällt uns wieder auf, dass der Stil der Journalistin nicht der Seriosität und dem Standard der ZEIT entspricht. Nicht dass wir grundsätzlich etwas gegen das Wort „Arschloch“ haben und es nicht zuweilen selbst benutzen. Will die Autorin durch das Verwenden dieses Wortes frisch, frech und authentisch wirken? Für den Leser erscheint es in diesem Kontext nur spätpubertär. – Heide und Uwe Schmedemann

 

Seit über 55 Jahren bin ich ZEIT Abonnent. Oft konnte ich Artikel der ZEIT im Politikunterricht bis zum Abitur verwenden. Josef Joffe, Giovanni di Lorenzo, Tina Hildebrandt und v.a. standen für Substanz, Vielfalt der Perspektiven, saubere Recherche und Qualitätsjournalismus. Diese Merkmale fehlen diesem Artikel von Frau Mayr über Herrn Lindner völlig. Ich bin kein FDP Stammwähler .

Aber nach Äußerungen über Micky Maus, Olivenbaum, Mandalorian und ähnlichen Petitessen stellt sich die Frage der Substanz. Respektieren Sie doch einfach, dass er keine Homestory möchte, so wie Frau Merkel, mit Ausnahme der Kartoffelsuppe, auch mit diesem Thema umgeht. Frau Mayr setzen Sie sich doch mit den politischen Aussagen der FDP auseinander, sicher ein mühsameres Geschäft. Helmut Schmidt hätte Ihnen geraten, besser bei Focus, Stern oder den privaten TV-Sendern anzuheuern. – Jochen Gensheimer

 

Auf dem freien Markt der Eitelkeiten sticht Christian Lindner seltsam deutlich hervor. Er hat die FDP gerettet und wieder groß gemacht, nun macht Christian Lindner sich mit seiner FDP fortlaufend selbst groß (nicht nur auf den aktuellen Wahlplakaten). Ein hohes öffentliches Amt hat er allerdings bisher noch nicht bekleidet. So erkennen wir den Parteivorsitzenden der FDP bisher weniger an Taten im Dienst für unser Land, eher schon an seinen selbstüberhöhenden Worten und Bildern. In ihrem Annäherungsversuch fragt Anna Mayr Christian Lindner, wovor er denn Angst habe. Gute Frage, wo seine joviale Überlegenheitsattitüde durchaus als Pfeifen im Wald gedeutet werden kann, womit er letztendlich das Gegenteil erreicht:

Die ungebremste Selbstüberhöhung führt angesichts der Perspektive, nach der Bundestagswahl endlich ein Amt übernehmen zu müssen, zu einer Art Höhenangst, die aus der inzwischen enorm angewachsenen Fallhöhe resultiert. Nun muss Christian Lindner in seinen vertikalspannungerzeugenden Inszenierungen tatsächlich zum Helden werden. Doch keine Angst: Falls er als Finanzminister scheitern sollte, bleibt ihm immer noch der Ausweg, Kanzler zu werden. Christian Lindner gehört zu den tragischen Helden, die nur nach oben fallen können. – Reinhard Koine

 

Jawoll, ich kenne ihn sehr gut. Meine Firma hatte früher das Büro in der Sternstraße in Düsseldorf. Wir kamen oft ins Gespräch. Ein sehr intelligenter Mann, der politisch auf der Höhe ist. Für mich wäre er der ideale Bundeskanzler. Dagegen sehen die großen Parteien alt aus. Und die Journalisten, jedenfalls viele davon, sind zu parteiisch unterwegs. Meistens links erzogen. Der Wohlstand ist von den Konservativen geschafft worden. Damit ist alles gesagt. – Gunter Knauer

 

Die Autorin bringt es fertig, einen ganzseitigen Artikel über Christian Lindner zu schreiben, in dem es eigentlich nur um Anna Mayr geht. Nichts gegen Ihre Journalistin, aber ich bin an der Meinung des FDP Vorsitzenden interessiert und nicht am Befinden von Frau Mayr. – Peter Pielmeier

 

Die Bürger der Bundesrepublik Deutschland brauchen sich keine Gedanken über Koalitionen zu machen das besorgt schon der Pate der FDP ( CH.Lindner).Mit seinen“ liebevollen Zwängen “ oder mit seinem hinschmeißen. Wer diesen Politiker zum Freund hat braucht keine Feinde mehr. – J. Schlieper

 

Seit Jahrzehnten bin ich regelmäßiger Leser von „Die Zeit“. Immer wieder hatte ich meine Freude an den hohen journalistischen Standards, die die Zeitung über eine so lange Zeit aufrechterhalten konnte und habe dies auch verschiedentlich in Leserbriefen zum Ausdruck gebracht. Von dem unlängst erschienenen ganzseitigen Artikel von Anna Mayr über Christian Lindner bin ich allerdings sehr enttäuscht.

Sein Ton ist etwas herablassend, und man erfährt über den inzwischen recht wichtig gewordenen Politiker überhaupt nichts Neues von Bedeutung. Herr Lindner ist immerhin einer der ganz Wenigen in diesem Land, der noch nicht vom Virus der hemmungslosen Staatsgläubigkeit befallen ist. Dieses Verständnis von Politik zu vertiefen, dazu wäre hier beste Gelegenheit gewesen. Daß diese Gelegenheit in dem Artikel gründlich vertan wurde, hat Herr Lindner nicht verdient. – Dr. Eberhard Leppin

 


 

 

Leserbriefe zu „Kein Geld für Klimakiller!“ von Kolja Rudzio

 

Mit „Kein Geld für Klimakiller“ zu titeln, und dann über E-Autos zu schreiben, ist schon dreist. Wie wäre es, erstmal ALLE Subventionen für den Verbrenner-Sektor zu streichen? Erstens würde damit viel Geld für den ÖPNV etc. frei, und zweitens wären die Subventionen für die Stromer gar nicht mehr nötig, weil sie auch so konkurrenzfähig wären.

Natürlich ist es besser, wenn insgesamt weniger Autos auf den Straßen sind. Mit dem autonomen Fahren wird ein Teil davon von selbst kommen, weil viele dann kein Auto mehr besitzen werden. Aber den Individual-Verkehr bekommen Sie auch nicht ganz vermieden mit besserem ÖPNV und mehr Lastenrädern. Die angenehmen Nebeneffekte der E-Autos, wie weniger Lärm und v.a. weniger Luftverschmutzung, verschweigen Sie ganz.

Die Zahlen, die sie zitieren, stimmen einfach nicht oder sind veraltet. Der Strom kommt eben nicht zu einem Großteil (>50%) aus der Kohle. Die Windkraft alleine hatte in 2020 mit 27% schon einen höheren Anteil an der Stromerzeugung als Braun- (16,8%) und Steinkohle (7,3%) zusammen. Und da auch für Herstellung und Distribution eines Liter Sprits gehörige Mengen Strom benötigt werden, sieht die Klimabilanz des Stromers deutlich besser aus, als in den von der Schmiermittel- und Getriebehersteller-Lobby propagierten Studien. Auch die Akkus halten viel länger, als in solchen Studien angegeben wird, was die CO2-Bilanz deutlich verbessert. Eine Wartung ist fast nicht mehr nötig.

Man muss sich nur mal die Teersand-Gebiete in Kanada anschauen, die Küste im Golf von Mexiko nach der Deepwater Horizon Katastrophe, Bilder von leckenden Ölpipelines in Russland, oder auch nur, wo das Geld für das Öl hinfließt (Saudi-Arabien, Russland…), um zu erkennen, dass an dieser Wertschöpfungs (oder besser -zerstörungs-) Kette einfach alles falsch ist. Je mehr wir uns davon wegbewegen, desto besser. Auf zig Ebenen.

Zur meinem Background: Wir sind zu fünft, leben in einer Kleinstadt und fahren keine 10.000 km im Jahr. Was möglich ist, machen wir mit dem Rad, und den Urlaub meist mit der Bahn. Aber selbst wir könnten aktuell nicht auf unsere Renault Zoe verzichten, die überwiegend von der hauseigenen PV-Anlage gespeist wird. Und das machen viele so, die sich für einen Stromer entscheiden: Sie packen sich zeitgleich Solarzellen auf’s Dach. Ich warte noch auf eine Gelegenheit, einem ausgedienten Akku ein Second-Life in unserem Keller zu geben. Man bekommt sie nur nicht. Weil sie viel länger halten, als selbst die Akku-Hersteller angenommen haben. Und da hat die Entwicklung gerade erst angefangen fahrt aufzunehmen. Die werden noch besser und deren CO2-Rucksack damit immer kleiner. – C. Tapp

 

Vielen Dank für ihren Artikel in der Zeit, Kein Geld für Klimakiller! DIE ZEIT Nr. 37/2021, 9. September 2021. Angela Merkel sagte kürzlich: „Politik muss Anreize schaffen“. Die jetzige Politik schafft Anreize um mehr, schneller und weiter zu reisen, verschweigt aber die wahren Kosten: Ausbeutung bei der Rohstoffgewinnung, Landschaftsverbrauch durch Straßen und Parkplätze, Ausstoß von Klimagasen bei Produktion und Betrieb sowie Lärm und Schadstoffbelastung für Anwohner. Insgesamt führt dies zu überproportionalen Vorteilen für Reiche auf Kosten der Ärmeren.

Vermögende profitieren von Neuwagen Prämien, nicht der ärmere Teil der Gesellschaft. Bei der Pendlerpauschale genauso, Menschen mit hohem Einkommen die über weite Strecken pendeln erhalten mehr zurück als sie an Steuern für das Reisen bezahlen. Ärmere, die in der Nähe ihrer Arbeit wohnen haben Nichts davon aber bekommen meist auch noch die Luftverschmutzung und den Lärm des intensiven Autoverkehrs ab. Der zusätzliche Ausstoß von Klimagasen wird gerade Ärmere in Zukunft am härtesten treffen.

Wer mehr, schneller und weiter reist verbraucht kostbare Ressourcen. Diese sind nicht umsonst sondern gehören Allen. Soziale und globale Gerechtigkeit erfordert, dass jeder Reisende einen realistischen Preis dafür bezahlt. Diese Einnahmen sind dringend erforderlich um unser Welt widerstandsfähig und lebenswert zu machen sowie entstanden Schäden zu reparieren bevor diese irreparabel werden. – Klaus Siersch

 

Kann das wahr sein? Was ist passiert, dass nun auch Ihre Redaktion endlich dahintergekommen ist, dass es sich beim Hype um das E- Mobil als Umweltretter um die größte Volksverdummung aller Zeiten handelt? In der Tat, die millardenschweren Subventionen für Käufer des batteriebetriebenen E- Autos sind eine unfassbare Steuergeldverschwendung für ein lausiges Produkt, das in keiner Weise einen Beitrag zum Umweltschutz und zum Schutz der Erdatmosphäre leistet. Ein erstklassiges Produkt braucht keine Subventionen! Beispiel: Die Förderung des unverzichtbaren Batterierohstoffs Lithium benötigt 2.000 Tonnen Wasser für eine Tonne Lithiumsalz. Die Böden sind durch chemischen Eintrag verseucht und die Bewohner der Regionen können ihr Trinkwasser nur noch über Tankwagen erhalten. Die Rohstoffsituation macht das Batterie- E- Mobil ohnehin zu einem Nischenprodukt: Es ist, Gottseidank, nicht massentauglich!

Abgesehen vom Rohstoff- Raubbau und den Umweltfolgen sind die hinlänglich bekannten, miserablen Gebrauchseigenschaften der E- Mobile (Anschaffungs- und Betriebskosten, Ladezeit, Reichweite, Wintertauglichkeit, batteriebedingter schlechter Wiederverkaufswert, usw.) ein weiteres No- Go für jeden kritischen Autofahrer und der grüne Strom zum Aufladen der Batterie steht nicht annähernd im notwendigen Angebot zur Verfügung, an manchen Tagen gar nicht. Ist es Dummheit, fehlendes Wissen oder Aktionismus, wenn Politiker uns den Erwerb eines E- Autos nahelegen und sogar mit viel (Steuer-) Geld ködern wollen? Es ist die willkürlich definierte „Zero- Emission“- Vereinbarung mit den Auto- Herstellern die diese vor milliardenschweren CO2- Strafzahlungen schützt, leider jedoch jeglichem Wahrheitsgehalt entbehrt. – Michael Deil

 

Der Autor irrt hier an mehreren Stellen. Gemäß einer jüngst von der Universität Eindhoven veröffentlichten Studie (Hoekstra, Steinbuch „Comparing the lifetime green house gas emissions of electric Cars with the emissions of cars using gasoline or diesel“, Eindhoven University of Technology) die die methodischen Fehler älterer Studien aufgedeckt hat, liegen die Einsparungen an Treibhausgasen über die Lebenszeit eines Pkw zwischen 54% für ein Fahrzeug der Golfklasse und 82% für einen Luxussportwagen. Dies alles auf Basis des derzeitigen Strommixes und der derzeitigen Batterietechnologie gerechnet. Für die nahe Zukunft ist eine kontinuierliche Verbesserung des Verhältnisses zu erwarten, da der heute gekaufte Diesel über seine gesamte Lebenszeit den gleichen Treibstoffverbrauch aufweist.

Im Gegensatz dazu erhöhen sich die Einsparungen durch kontinuierliche Steigerung der Batterielebensdauer, die Verringerung der Vorkettenemissionen bei der Batterieherstellung, eine Veränderung des Strommixes zu erneuerbaren Energien sowie intelligentes Lademanagement für das BEV über die Lebensdauer stetig. In einer Studie des Fraunhoferinstitutes zur aktuellen Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland aus 2019 wird zudem festgestellt:“Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein heute angeschafftes Elektroauto in Deutschland einen relevanten Beitrag zur Senkung der Treibhausgase über seine Nutzungszeit liefert.“

Über eine Abschaffung der Subventionen kann man dennoch nachdenken unter der Voraussetzung, dass auch die Dieselsubventionen und andere klimaschädliche Subventionen abgeschafft werden. Es ist nicht einzusehen, warum die Subvention auf einen sparsamen Elektrokleinwagen abgeschafft werden sollten und während ein übermotorisierter Diesel-SUV weiter staatlich unterstützt wird. – Dr. Roger Dietrich

 

Der Vergleich von Autos (Verkehrsmittel) mit Zigaretten (Droge) ist ja wohl ein Witz. Dann schon lieber Heroin oder Ecstasy subventionieren, das eher an die Preise von E-Autos herankommt. Statt der Kritik an der Förderung von E-Autos sollte die „Zeit“ viel öfter die Steuergeschenke für Reiche, einschließlich der mangelnden Verfolgung von Steuerhinterziehung und die ausgiebig praktizierte Geldwäsche thematisieren. – Winfried Herrmann

 

Warum ist es eigentlich so furchtbar schwer zu verstehen, welchen Nutzen Elektrisch betriebene Fahrzeuge haben können? Ich fahre seit einem Jahr einen Hybrid – PKW. Mit diesem bin ich fast nur in der Großstadt (90 000 Einwohner) unterwegs. Allmorgendlich steht er frisch aufgeladen an meiner normalen Haushaltssteckdose vor der Tür. Ich fahre fast nur Stadtgebiet, abends ist die Batterie meist „leer“ und ich schließe selbige über Nacht wieder an meinen Grünstrom an, Benzinverbrauch laut Anzeige ca 1 Liter /100 KM (denn bei Beschleunigung wird Benzinmotor ab und zu zugeschaltet). Das Bundesumweltministerium hat Klimaschaden von 80% eines Dieselfahrzeugs errechnet, aber WIE haben sie das errechnet, was sind die Voraussetzungen?

Im Jahr 2030 angeblich werden noch 63% der Klimagase eines Dieselfahrzeugs erzeugt…auch hier, wie wurde das denn errechnet? Und ist doch immerhin besser als gar nichts, oder?? Klimakiller?? Übrigens, auf Langstrecke verbrauche ich ca 5 Liter Benzin pro 100/KM bei 130 KM/h. Weiterhin steht in Ihrem Artikel „Vor allem die Herstellung der Fahrzeuge und ihre Batterien setzen große Mengen klimaschädlicher Gase frei“. Das liest sich so, als würde die Herstellung von Dieselfahrzeugen keine klimaschädlichen Gase freisetzen.

Zur Herstellung von Motor und Getriebe eines Dieselmotors gehört sehr viel Technik und sehr viel Hardware und sehr viele Werkzeugmaschinen. Ich habe noch keinen Artikel gelesen, in dem dies mal genau untersucht wird im Vergleich zum Elektroauto. Die Batterie ist sicherlich ein Problem, da wird ja auch mit Hochdruck dran gearbeitet und verbessert. – Hans-Jürgen Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die große Illusion“ von Bernd Ulrich

 

Ich habe ein neues Probe Abo gestartet – und habe heute zum Frühstück in die erste neue Ausgabe reinschauen können. Der erste Eindruck: lohnt sich – beide Leitartikel auf Seite 1 sind a) sehr gut geschrieben (macht Spaß zu Lesen – Utokratie, nie gehört) und b) leider voll zutreffend. Die Koalition mit der Wirklichkeit – das wäre zu wünschen. Auch wenn ich für die Grünen stimme – ich vermisse schon das klare Wort „Verzicht“ – denn „Weiter so“ – das geht leider nicht, auch nicht mit E Autos. – Stephan Siegel

 

Utokratie eine neue Wortschöpfung? – Dr. Brigitte Nordlund

 

Eine historische Niederlage hat bereits die SPD fabriziert. Warum soll das nicht auch der CDU passieren. Aber ihr Autor Ulrich freut sich zu früh. Die CDU wird die Wahl gewinnen. Die Konservativen haben uns den Wohlstand gebracht. Das vergessen die älteren Bürger nicht. – Gunter Knauer

 

Die Bundestagswahl kommt für mich gerade im richtigen Augenblick. Jetzt kann ich endlich wieder zeigen, wen ich da so richtig abwatschen will. Leider nur mit zwei windigen Kreuzchen auf dem langen Stimmzettel. Welcher Partei ich damit wohl die Stimmung besonders vermassle? Die Union spielt „Schneemann in der Sonne“, und Söder fragt das Blumenorakel: „Wer wählt mich, wer nicht, wer wählt mich, wer….!“ Und das Allerschlimmste, dieser Hubert Aiwanger muckt schon wieder auf! – Klaus P. Jaworek

 

Nein, die Deutschen sind nicht verrückt. Sie sind zum großen Teil vom digitalen Zeitalter (YouTube, Instagramm und Facebook), den fast täglichen Talkshows (Anne Will, Sandra Maischberger, Markus Lanz, Maybrit Illner und Frank Plasberg) indoktriniert, desillusioniert und so dem medialen Dauerfeuer ausgeliefert. Ganz abgesehen von den fast täglich neuen, unterschiedlichen Wasserstandsmeldungen = Zahlenwerken und Tortendiagrammen der verschiedenen Demoskopen zum vermeintlichen Wahlausgang. Hat nicht die Wählerin, der Wähler es in der Briefwahl oder am Wahlsonntag in der Hand zu wählen und erst danach wird ausgezählt und die Prozente an die Parteien vergeben.

Wer will einen „Scholzomaten“, einen „Umfaller“, eine „rheinische Frohnatur“ oder die „grüne Hoffnungsträgerin“? Eine Auswahl an Alternativen gibt es nicht. Bei den verschiedenen Parteiprogrammen ist es wie bei jeder Bundestagswahl: Viele Versprechungen und Absichtserklärungen. Das wirft zumindest für die CDU/CSU und die SPD die Frage auf: Warum hat die große Koalition die meisten oder zumindest einige Problemfelder nicht längst beackert (Pandemie, Klimakrise, Digitalisierung, Bildungsgefälle, Kinder -und Altersarmut, Steuergerechtigkeit, Renten und Jobs von denen man leben kann).

Vom Versuch des Westens seine Lebensarten und Sichtweisen in islamistischen Ländern zu positionieren und dem voraussehbaren Scheitern ganz zu schweigen. Also wie immer im Wahlkrampf (das ist kein Verschreiber!) viel Lärm um Nichts für das Wahlvolk. Aber alles für einen lukrativen Sitz im Bundestag. Es gibt keine große Illusion. Das ist nur heiße Luft verbunden mit Lug und Trug. Welcher Sommer? Welche Normalität? Festzustellen bleibt, dass der Souverän nicht von all dem Profitiert lediglich oder gar vor allem am Schluss die Zeche zahlt. – Felix Bicker

 

Bernd Ulrich schreibt: «Die Realität sieht nämlich so aus: eine Pandemie, die auch nach fast zwei Jahren immer noch nicht vorbei ist, eine sich … dramatisch verschärfende Klimakrise und schliesslich der brutale Niedergang des Westens, über Tage hinweg zu besichtigen am Flughafen von Kabul.» Ulrich endet mit: «Dies wird der letzte Sommer der alten Normalität sein. Hoffentlich haben wir ihn genossen.»

Eine Antwort auf eine neue Realität wäre demnach: Personen, Parteien und damit auch Programme zu wählen, die die neue Realität unter Kontrolle bringen können. Aber was soll in den Programmen stehn? Zunächst mal ist Ehrlichkeit gefragt, nämlich darüber, dass es bezüglich der drei von Ulrich genannten Problemkreise Zielkonflikte gibt, die aufgelöst werden müssen, durch Anstreben eines höheren Ziels und das wäre in etwa das gute Fortbestehen der Menschheit. Die «grosse Illusion» wäre demnach, dass dies ohne Opfer, ohne Umverteilung der Verantwortung und ohne Verabschiedung vom (auf Vertrauen in die Technik beruhenden) Grössenwahn ginge.

Zu den Zielkonflikten bezüglich der drei genannten Probleme folgendes. Bei der Pandemie geht’s um den Zielkonflikt zwischen dem Ziel «verhindern von Spital-Überlastung» und dem Ziel «Maximal vertretbare Freiheit ermöglichen». Bei Afghanistan geht’s um den Zielkonflikt zwischen Unterstützen der Zivilbevölkerung und mehr oder weniger Anerkennung des Taliban-Regimes. Bei der Klimakrise geht’s zunächst um den Zielkonflikt zwischen «Co2 Reduktion» und «Wirtschaftswachstum als Grundlage von genug Arbeit und Perspektiven».

Das wichtigste dieser Probleme betrifft das Klima. Zunächst geht’s da ums Erfassen des Ist-Zustandes, des Soll-Zustandes und ums Beschreiben des Wegs von Ist zu Soll und schliesslich ums Beschreiben eines Wegs zum zuerst genannten Weg. Was kann Deutschland beitragen? Nun ist es ja so, dass Deutschland gerade mal zu 1.75 Prozent zum Co2 Ausstoss beiträgt, wobei dieser Anteil sinkt, während er in Staaten, die weit mehr Co2 produzieren, steigt. Wir müssen daher nicht nur unseren Co2 Ausstoss senken, sondern auch Einfluss auf die anderen Verursacher nehmen. Aber wie sollen wir das rechtfertigen bei unserem eigenen hohen Öko-Fussabdruck? Eine Einflussnahme ist nötig. Denn man muss davon ausgehen, dass der Soll-Zustand, der ein langes, gutes Fortbestehen ermöglicht, nur erreichbar ist durch Reduktion des Wachstums sowohl von Konsum als auch von Kopfzahlen.

Dabei muss auch klar sein, dass das Wachstum von Konsum und Produktion (nach Vorbild des Westens) nicht ausreichend geeignet ist, das Wachstum von Kopfzahlen zu reduzieren. Zum Beispiel ist das von einer UN-Prognose erwartete Verdoppeln der Kopfzahl Afrikas bis 2050 nicht durch Wirtschaftswachstum kompensierbar ohne den Klimawandel zu beschleunigen.

Es ist demnach Aufgabe aller gewählten oder zur Wahl stehenden Personen, Parteien und Regierungen ein Weltbild zu propagieren, das die Grenzen der Ressourcen der Erde berücksichtigt. Auf der einen Seite müssen wir – an die Mitbürger im Westen gerichtet – die Wichtigkeit von Lösungen betonen, die ohne hohem Wachstum von Konsum und Produktion auskommen. Auf der anderen Seite müssen wir an den Süden gerichtet die Bedeutung von Lösungen betonen, die Perspektiven liefern, die ohne ständiges Wachstum von Kopfzahlen auskommen. Die Grundlagen für das genannte Weltbild müssen die Wissenschaft und historische Erfahrungen liefern. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbriefe zu „STELLEN SIE SICH VOR. Wir essen Fleisch. Ohne dem Klima zu schaden. Geht das?“ von Marcus Rohwetter und Vera Sprothen

 

Was hat Ihr Artikel mit Green zu tun? Sie schreiben über Tiere, als seien es Gegenstände. Ihre kognitive Dissonanz ist erschütternd. Kommen Sie mir nicht mit Rotalgen, ohne alle Aspekte dieses Themas hinlänglich zu beleuchten – was für ein Journalismus ist das? Und solch einen Artikel unter der Rubrik „Green“ zu bringen, bringt mich dazu, die Zeit nicht mehr zu abonnieren. Auch wenn dann unten klein auf der Rückseite ein Statement von Hilal Sezgin gebracht wird, die das sagt, was in Ihrem Artikel hätte ebenso Platz finden müssen! Mit Karen Duve gesprochen: „Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren, nur von toten.“ – Pia Witzmann

 

Mich irritiert die Aussage „Rinder sind schuld an einem Großteil des CO2 auf der Welt“. Sind es doch wir Menschen, die für die Rinderproduktion verantwortlich sind. Da hätte ich mir diesen Zusatz gewünscht. Entscheiden wir uns dazu, keine Rinder mehr zu essen, gäbe es weniger CO2 in der Umwelt. Kein Tier dieser Erde ist schuld daran, dass ihr Lebensraum von uns zerstört wird. – Christina Caripidis

 

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Umweltessort „GREEN“. Es ist sehr informativ und lösungsorientiert, das gefällt mir besonders gut. Ich bin in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Früher waren im Sommer die Weiden voll mit Rindern, heute muss man fast nach solchen Weiden suchen. Prof. Taube stellt fest, dass allein schon die Rückkehr zu einer traditionellen Weidetierhaltung etwas bewirken könnte, um das Klima zu schonen. Das glaube ich auch und es wäre sehr wünschenswert, ganz abgesehen von dem schönen Anblick friedlich grasender Rinderherden.

Auch die Umstellung des Rinderfutters, z.B. durch den Zusatz von Rotalgen, erscheint hier vielversprechend. Trotzdem muss sich auch die Einstellung der Verbraucher zum Fleischkonsum ändern. Traditionell ist eben auch, Fleisch nicht unreflektiert und übermäßig zu konsumieren, schon gar nicht aus der Massentierhaltung. Nicht jeden Tag gehört Fleisch auf den Teller und das bedeutet nicht einmal einen großen Verzicht. Meine jüngste Tochter ist vor zwei Jahren Vegetarierin geworden, seitdem gibt es für mich auch kaum noch Fleisch. Auf Milch und Milchprodukte möchten wir aber nicht verzichten, allerdings nur von „glücklichen“ Kühen. – Regina Stock

 

Was wir Menschen wirklich sehr gut beherrschen, das ist das mit der Lügerei in eigene Tasche. Ich bin da wirklich sehr entsetzt über das, was wir den Rindern noch so alles zumuten, wie ein monatelanges verkabeln von Kühen, um die Menge der Rülpser dieser gebeutelten Tiere registrieren zu können, die dafür auch noch Sammelbehälter mit sich herumschleppen müssen. Und der Mensch, der (fr)isst ja auch noch anderes Getier. Da kann ich nur sagen, dass ich Gott sei Dank schon vor über zwanzig Jahren zum Vegetarierer geworden bin. Ich habe noch keine Sekunde daran gedacht, wie es wohl wäre, wieder mit der Fleisch(fr)esserei erneut zu beginnen! – Klaus P. Jaworek

 

Der Primat „Mensch“ isst Fleisch! Warum soll dieser/ich darauf verzichten, weil es zu viele Menschen auf diesem Planeten gibt? Die industrielle Tierzucht und Fleischverarbeitung ist eine Folge des Bevölkerungswachstums. Wären wir im vorindustriellen Zeitraum, mit 1 Mrd. Menschen, würden wir über diese Problematik gar nicht diskutieren, weil es sie nicht gäbe. Wir müssen an die Wurzel allen Übels: Weniger Mensch ist GREEN! – Rolf Dombrowsky

 

Gerade habe ich interessiert die erste Ausgabe von GREEN gelesen, den Artikel zu Fleischkonsum und Rinderhaltung. Gleich zu Beginn des Artikels beschreiben die Autor:innen, dass der Konsum von typischen Wiesenkräutern den Methanaustoß bei Rindern merklich reduziert. Dann kommt vieles zur australischen Rinderhaltung, zu Rotalgen sowie deren Vor- und Nachteilen. Gegen Ende kommen die Beiden wieder auf die Wiesenkräuter zurück. Ich denke mir: “Jetzt muss ein Hinweis kommen!”. Ein Hinweis auf die Art der Landwirtschaft, für die es selbstverständlich ist, dass die Rinderhaltung an die Fläche gebunden ist, die Tiere typische Wiesenkräuter auf der Weide fressen und kritisches Kraftfutter aus importiertem Soja ein Tabu ist.

NICHTS. Mit keinem Wort wird die ökologische Landwirtschaft erwähnt, die aktuell, gerade aufgrund ihres hohen Lösungspotentials für viele Probleme, einen enormen Zulauf hat. Dieser Sachverhalt hat mich sehr erstaunt und auch geärgert. Wenn wir uns neue Geschichten erzählen, sollten auch “alte Hüte” wie z.B. der Öko-Landbau unbedingt erwähnt werden, allein um den Lösungsweg gelegentlich etwas abzukürzen. – Birgit Eßlinger

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Islam nach dem 11. September“ von Evelyn Finger

 

Vielen Dank für GLAUBEN UND ZWEIFELN von vorgestern! Sehr erhellend!!! Im Übrigen haben Hochwasser, Afghanistan und Wahlkampf seit Wochen alles Interesse absorbiert, in der ZEIT wie überall. In ihrem Schatten können sich Wölki und die Seinen, auch im Vatikan, entspannt zurücklehnen: Kein Hahn kräht danach, wie es in Köln weitergeht. Seit der Visitation hat man nichts mehr davon gehört. Ich hoffe, S i e haben es immer noch im Auge!

Sie, liebe Frau Finger, können nicht alle eigentlich wichtigen Zeitschriften lesen. Erlauben Sie mir deshalb, Sie auf die Septembernummer der STIMMEN DER ZEIT hinzuweisen. Sie enthält einen Beitrag von Klaus Mertes zum “System Ratzinger”, dessen Lektüre für Sie gewiss keine Zeitverschwendung wäre. Dass er ein mutiger Mann ist, wissen wir ja. Diesmal könnte er sich aber das Genick brechen. Denn – wie er abschließend feststellt – das System “tickt” noch immer.

Sie machen sich beim Anblick meines Namens vermutlich auf Kritik gefasst. Aber zu solcher habe ich schon lange keinen Anlass mehr gesehen. Mehrfach hätte ich eigentlich Loblieder anstimmen wollen – und sollen! Aber ich bringe die Energie zu Episteln, ob in Dur oder Moll, nun oft nicht mehr auf – ich werde nächstes Jahr 90. Meine Kräfte lassen nach. Aber immer noch schaue ich donnerstags erst einmal: Was haben Sie heute auf der Pfanne? Dass Sie Herrn Wölki selber zu Wort kommen ließen und das mit einem Photo, auf dem er n i c h t (wie sonst immer und überall) unsympathisch aussah, halte ich für eine journalistische Großtat. Audiatur et altera pars! – Thelma von Freymann

 

Ich habe nie verstanden, wie man behaupten kann, dass Mord und Terror nichts mit dem Islam, nichts mit Religion zu tun haben. Schon im Koran wird den Gläubigen die Ausbreitung des Islam auch mit Gewalt geboten und der Religionsgründer selbst hat Angriffskriege geführt und Nicht-Muslime und Kritiker*innen ermorden lassen. Das wird in den islamischen Schriften selbst dokumentiert. Auch seine Nachfolger haben den Islam mit Gewalt verbreitet (und dabei den eigenen Herrschaftsbereich ausgedehnt). Krieg und Gewalt gehören also von Anfang an zum Islam.

Wenn man daran etwas ändern möchte, muss man den Koran und die übrigen islamischen Schriften als Glaubenszeugnisse und nicht als wortwörtliche göttliche Offenbarung ansehen und die Glorifizierung des Religionsgründers beenden – z. B. im Rahmen eines europäischen, an staatlichen Hochschulen und Schulen gelehrten Islam.

Aber nicht nur die Anhänger*innen des Islam versuchen, über Andersgläubige und Nichtgläubige zu herrschen und ihnen ihre Moralvorstellungen aufzuzwingen: Als Schwuler ärgere ich mich z. B. immer wieder über die politische Einflussnahme vor allem, aber nicht nur der katholischen Kirche zuungunsten von LSBTIQ*-Menschen.

Und dass in Polen und Ungarn LSBTIQ*-Menschen in einem solchen Ausmaß diskriminiert werden, ist u. a. auch auf den dortigen Einfluss der katholischen Kirche zurückzuführen. Religion wird in Deutschland immer noch häufig automatisch mit Gutsein zusammengedacht – aber das gilt eben nur sehr eingeschränkt, z. B. im karitativen Bereich. Religion hat leider auch viel mit Macht und Machtmissbrauch zu tun. – Dr. Ulrich Willmes

 

Vielen Dank für die erhellenden, z. T. sogar anrührenden Beiträge unter einer allerdings fragwürdigen Überschrift! Welch anderen Islam gab es vor dem 11. September? Hat sich der Islam seither verändert? Oder nicht vielmehr „unsere“, also die „westliche“ Wahrnehmung desselben? Diesen Eindruck bestätigt die redaktionelle Eingangsnotiz mit der zielführenden Frage: „Was hat der Terror mit der Religion zu tun?“ Doch „wird“ tatsächlich über „diese Frage seit zwanzig Jahren gestritten“? Zumal wenn gleich darauf dargelegt wird, wie der „Präsident des BKA“ genau diesen Streit mit seiner Behauptung erfolgreich abgeblockt hat?

Und geschah dies nur in dem „weitverbreiteten Wunsch, den Islam gegen den Islamismus in Schutz zu nehmen“? Zu Recht fragt Frau Finger nach anderen Motiven einer solchen „Abwehr von Religionskritik“, die es ja wirklich gab, die sich aber nicht durchsetzen konnte. Dazu gehört auch die Frage, ob der BKA-Präsident in seiner Deutung des Anschlags überhaupt frei war. Damals gab es einen mehrfachen Druck auf ihn: Die „wichtigsten Akteure“ des Anschlags hatten sich „in Deutschland“ und „unter den Augen des BKA“ vorbereitet.

Es galt also, den Verdacht fahrlässiger Ermittlung von diesem abzulenken. Da passte die obige Behauptung wunderbar: Die Beobachtung der Moschee (sowie deren späte Schließung lange nach dem 11.09.2001!), in der die künftigen frommen Attentäter regelmäßig beteten, unterblieb aus Respekt vor dem „wahren Islam“, der von Attentätern bösartig nur als Tarnung mißbraucht wurde und wird. Und dies passte als Entlastungsargument wiederum der deutschen Regierung und den Vorgaben aus den USA: Die hatten nämlich „… unter Führung eines tief gläubigen Präsidenten, der 1986 „von den Anglikanern zu den Methodisten“ konvertiert war, „um fortan als wiedergeborener Christ“ in „der Nachfolge Jesu“ zu leben (Wikipedia), den „War-On-Terror“ als Kampf der Guten gegen die Bösen ausgerufen, der eine Entlastung der Attentäter durch ihren Glauben nicht vorsah.

Es gab also damals von Anfang an eine fatale Übereinstimmung von Machtinteressen bei der Beurteilung solcher Attentate durch die „politisch Verantwortlichen“ mit all den fürchterlichen Folgen bis heute. Und dies mit Hilfe einer uralten äußerst erfolgreichen Strategie zur Eroberung und Verteidigung von realer Macht: des „Framing“, des „Einrahmens“ einer bestimmten Sichtweise, die nur oft genug und von allen Seiten wiederholt werden muss, um alle anderen Sichtweisen wirksam auszuschließen. Aber schaffen wir es, wir alle und nicht nur im vorliegenden Zusammenhang, aus dieser Einsicht etwas zu lernen? – Eckhard Heumann

 

Diese ganzheitliche Betrachtung habe ich mit grosser Freude gelesen. Danke für diese Offenheit. Ohne die hier nachgewiesene Kulturkompetenz ist der Beobachter m. E. blind für die Betrachtung von Fragen jeglicher Art, wie auch für die zum islamistischen Terror. Eine „deutsche Duldsamkeit gegenüber dem politischen Islam“ kann ich allerdings nicht erkennen. Diese wurde von der Bundeskanzlerin als alternativlos verordnet und aus geistiger Bequemlichkeit von der Öffentlichkeit weitgehend kommentarlos hingenommen.

Das öffentliche Bekenntnis von Rafik Schami „Das sind meine Erwartungen an Flüchtlinge“ wurde so von der Kanzlerin und deren Mitstreitern geflissentlich übersehen. Das betrifft die Mehrzahl der kritischen Stimmen zum Islamismus. Statt dessen reagierte Frau Merkel wie z. B. vor der Wahl zum Bundestag 2017. Auf einem Forum mit 50 Wahlberechtigten in Bayern reagierte die Chefin der Bundesregierung auf die Ängste einer Frau vor Islamisierung der Gesellschaft sinngemäss, sie brauche doch keine Angst haben. Sie könne doch die Bibelstunde besuchen. Dann könne sie noch bibelfester werden und den Migranten die in den Kirchenfenstern dargestellte Geschichte erklären. Diese Aussage bedarf keines Kommentars. Sie erklärt sich selbst. Diese Haltung hat sich sich in den vergangenen 16 Jahren sehr weit verbreitet. Die Blutspur der Opfer des Islamismus nach dem 09.09.2001 in Europa ist kein Thema.

Für diese Opfer gibt es kaum eine Mahn- und Gedenkkultur. Was ist das für eine Religion, die eine religiöse Motivation für wahllosen Terror bietet? Offensichtlich ist es in der gegenwärtigen Situation nicht angezeigt, auf die Aggressivität des Islam hinzuweisen. Dafür gibt es viele konkrete Hinweise in Indonesien, Pakistan, Afghanistan und überall, wo der Islam dominiert. Wem ist schon in Europa bewusst, dass man wohl mit einem Spruch zum Islam übertreten kann. Damit bindet der Konvertit sich, seine Kinder und Kindeskinder unwiderruflich an den politischen Islam. – R. Renaux

 


 

 

Leserbriefe zu „Raus aus eurer Käseglocke!“ Streit von Armin Nassehi und Claudia Roth

 

Zwei Begrifflichkeiten entlarven die Sinnleere des Streits.: „…performt der potenzielle Partner „ und „…sich der Radikalität des Realen verweigern“ und die Sinnlose des aktuellen Wahlkampfs. Es sind beispiel- und phrasenhaft die Belege für aktuelle Parteipräsenz, sich gekünstelt und taktierend sachlich beschränkt zu geben. Es ist das Gegenteil von Raus aus der Käseglocke, es ist die schlichte und angekündigte Verweigerung, politisch denken und handeln zu wollen. Es ist die Merkelisierung aller Parteien und eine Hoffnungslosigkeit für das Land. – Jürgen Dressler

 

Was für einen Unterschied ein Wort hätte ausmachen können: Hätte der Soziologe Armin Nassehi das Wort <Stallgeruch> einfach durch <Spießigkeit> ersetzt, wäre das Drama der Grünen von heute auf der Hand gelegen: „Spießigkeit schließt die Reihen ─ und die Synapsen.“ Dann hätte Claudia Roth weniger leicht darauf verweisen können, dass es immer eine identitätsstiftende Basis geben müsse. Geschenkt.

Wie die Grünen, ist jedes sozio-technische System per Definition operational geschlossen und energetisch offen. Das Problem, dem Roth ausweicht, ist nunmehr jedoch, dass die energetische Offenheit nicht groß genug ist (geschlossene Synapsen), definitiv nicht groß genug, um unkonventionelle Antworten jenseits Milieu-kompatibler Stanzen entwickeln zu können: um vor der Klimakrise (Roth: „DIE Überlebensfrage“) bestehen zu können. – Dominik Strube

 

Herr Nassehi: Treffer, versenkt! Die Lösung der heutigen Krisen wird nur aus der klugen Moderation der – nur aus der Sicht der etablierten Burgherren und -frauen scheinbar unvereinbaren – Themen entstehen. Die Gesellschaft hat das schon erkannt und sehnt sich nach diesem Moderator. Aber hier darf man noch einmal Zeuge der Verteidigung der grünen Burg werden. Es vermischen sich Pulverdampf und Stallgeruch. – Rainer von Hesse

 

Zu den Worten Claudia Roths ist nichts hinzuzufügen. Peinlich wie immer die Anklage meines Altersgenossen. Bei dessen Worten fallen mir folgende Fragen ein: mit seiner Besserwisserei nicht im linken Milieu angekommen (verschmähte Liebe)? Aus Geltungssucht vom Paulus zum Saulus? Er wird sicher eine Kunst gut beherrschen: es in einigen Jahren schon früher gesagt zu haben, ohne je zur Gestaltung beigetragen zu haben. – Harald Kirchner

 


 

 

Leserbriefe zu „Erwartet das Unerwartete!“ von Hanno Rauterberg

 

Ich liebe Vermeers Gemälde „Briefleserin am offenen Fenster“, wie wir es bis dato aus der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister kennen. Man wünscht der liebenswerten jungen Frau, dass ihr sehnlicher Wunsch, aus der häuslichen Enge auszubrechen, in Erfüllung gehen möge. Die unstrukturierte große Wandfläche hinter ihr macht es möglich, uns ganz auf die intime Szene zu konzentrieren und uns der in ihre innige Lektüre Versunkenen mit angehaltenem Atem zu nähern …

Doch nun tritt plötzlich wie ein lästiger Schachtelteufel ein völlig überdimensionierter nackter Cupido aus breitem Rahmen auf uns zu: ein aufdringlicher Störenfried, den man zur Hölle wünscht. Eine solche monumentale Moralkeule als Hinweis auf die Verletzung der ehelichen Treuepflichten ist gar nicht notwendig, gemahnen doch die auf dem Tisch angehäuften Äpfel und Pfirsiche bereits auf Evas Sündenfall (eine zu Vermeers Zeit gängige Symbolik).

Bleibt noch darauf hinzuweisen, dass ein weitgehend übereinstimmender Cupido auch auf dem Gemälde „Stehende Virginalspielerin“ auftaucht; doch kann er hier als köstlicher Ausdruck augenzwinkender Ironie verstanden werden, da der Name des Musikinstruments auf Jungfräulichkeit hindeutet. – Ludwig Engstler-Barocco

 

Die Kommunikation per Brief war im 17. Jahrhundert etwas sehr Modernes. Sie setzt die Beherrschung verschiedener Kulturtechniken und das im Entstehen befindliche Postwesen voraus. Die Welt und das Leben verändern sich. Raum für Privatheit und Innerlichkeit waren alles andere als normal. Johannes Vermeer entwirft eine sehr unbestimmte Szene: Ist die junge Frau schwanger? Muss sie den leicht zerknitterten Brief immer wieder lesen, um ihre Hoffnungen und die Wirklichkeit irgendwie zusammenbringen zu können? Sie scheint mit ihrem geneigten Haupt traurig und im Licht, das durch das geöffnete Fenster fällt, zugleich gefasst zu sein.

Seltsam gekippt ist die Fruchtschale. Warum drängt sich der im dunklen Hintergrund befindliche Knabe durch seine schiere Größe, seinen direkten Blick auf die Bildbetrachter und durch sein Freilegen der intimen und verletzlichen Szene derart in den Vordergrund? Jedenfalls: Je länger man das Bild betrachtet, umso klarer wird, dass der Knabe unbedingt dazu gehört. Etwas verstörend Neues bricht ein. So verstörend, dass man es wohl lieber übermalt und durch einen realistischen Schattenwurf des Fensters ersetzt hat. So blieb eine romantische Projektionsoberfläche für unsere liebgewonnenen Erwartungen. Die Restauration erzählt eine ganz neue Geschichte. – Reinhard Koine

 

Schaut man sich die Bilder Vermeer’s genauer an, so fällt auf daß die meisten Frauenbildnisse an den rückwärtigen Wänden mit Bildern dargestellt sind; also Bilder im Bild. Ob das die „Allegorie des Glaubens“(1672), „Sitzende Virginalspielerin(1671), „Stehende Virginalspielerin“(1671), „guitarrespielerin“(1670) und viele andere mehr. Immer im Hintergrund weitere Bilder. Musizierstunden, Briefleserinnen oder Schreiberinnen – immer das ähnliche Schema. Vor diesem (leeren)Hintergrund kommt mir das berühmte Bild der Briefleseerin von 1658 fast kahl vor.

Nun taucht nach der Reinigung und Restaurierung plötzlich an der Wand hinten ein Cupido auf und ich wundere mich doch sehr – das dralle Kerlchen habe ich auf einem anderen Bild von Vermeer schon gesehen und zwar hinter der „Stehenden Virginalspielerin von 1671; zu sehen in London, National Gallery. Die zwei Cupiodo-Darstellungen sind absolut identisch bis auf einen Unterschied: bei der „Virginalspielerin“ hält er in dert linken Hand ein Briefchen hoch – bei der „Briefleserin am offenen Fenster“ verschwindet der Arm und die Hand mit Briefchen hinter dem grünen Vorhang. Spekulationen über den grünen Vorhang und seine tiefere Bedeutung ob Cupido den Vorhang greift – zu oder aufzieht – mit der nicht zu sehenden Hand die HANNO RAUTERBERG aufstellt, erscheinen mir doch sehr abenteuerlich und weit her geholt. Viel spannender finde ich zu sehen wie Vermeer sich selbst zitiert. Warum auch nicht – viele Künstler haben dies gemacht. Wie ich finde völlig legitim. – D. Dost

 

Ich bin kein Kunstexperte, das sei vorausgestellt. Aber kann es nicht sein, das Vermeer selbst den Amor-Knabe übermalt hat? Denn auf dem Gemälde „Stehende Virginalspielerin“, entstanden nach der Briefleserin, ist exakt die gleiche Figur zu sehen. Ich halte es für sehr ungewöhnlich, dass der Künstler ein solches markant exponiertes Stilmittel zweimal verwendet. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „WARUM NICHT JETZT, Herr Söder?“ Gespräch mit Markus Söder geführt von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

 

Unwort des Jahres: Verbotspolitik (Bezug: ZEIT Nr. 37 Ressort GREEN, Herr Söder, et al.) Im politischen Fragebogen der ZEIT wird u.a. gefragt: „Finden Sie es richtig, politische Entscheidungen zu treffen, auch wenn Sie wissen, dass die Mehrheit der Bürger dagegen ist?“. Die meisten antworten JA. Das sind kluge, reflektierte Leute, in gesellschaftlicher Verantwortung. Denn natürlich ist Politik sehr viel mehr als das Bedienen von Einzelinteressen. Auf kommunaler Ebene nennt man das pragmatische Nachbarschaftpolitik (gegen bestehende Satzungen): Gib jenem seinen Parkplatz, erspare dem anderen das Knöllchen, handele einfach nicht, wenn Ungemach droht oder eine Hand mal die andere waschen muss, etc. Ein Gefühl von Fairness und Gleichbehandlung kommt da schon in der eigenen Gemeinde nicht auf.

Dummerweise suggeriert der aktuelle Wahlkampf, aufgezogen als Kampagne dreier Kanzler-kandidaten (sorry Frau Kanzlerkandidatin Baerbock), es gehe um Führungsfiguren, die alles alleinherr-schaftlich regeln wollen/können („Ich setze mich dafür ein …“) und sich somit Macht zugeschreiben, die („selbstverständlich kümmern wir uns darum“, vgl. u.a. Wahlarena ARD) auch noch mehr als 82 Mio. Einzelinteressen zu bedienen verspricht. Die Tatsache, dass in einer Koalition nur noch ein Teil des versprochenen Programms möglich sein wird, wird nicht ausgesprochen. Das klingt so nach liebe-vollem Monarchen … ist aber das populistischste und verlogenste Konzept, das Frust beim Wähler garantiert, denn ein solches Versprechen ist weltfremd (Widerspruch Nr. 1). Ich halte es da mit Anto-ine de Saint-Exupéry:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, son-dern lehre die Menschen die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.“ Wir brauchen endlich eine Politik, die Lösungspakete anbietet, in denen sich die meisten Menschen wiederfinden und eine eigene politische (nicht narzisstische) Perspektive erleben. Eine Politik, die eine zukunftsorientierte Richtung verbindlich aufzeigt, Zuversicht und Vertrauen schafft statt – s. Kommune – jeder/m das ver-spricht, was er/sie sich wünscht. Angesichts der drängenden Fragen haben wir offenbar nur die Wahl, uns von den Umständen (z.B. Klimakrise) überrennen zu lassen oder offensiv und proaktiv Strukturen und Verhaltensweisen zu ändern.

Vor Veränderung allerdings haben inzwischen viele Menschen Angst, weil sie sich um viele kleine Gewohnheiten sorgen, die um eines sehr viel größeren Gewinns, nämlich der menschlichen Überlebensfähigkeit eines sich radikal verändernden Planeten, wahrlich vernachläs-sigbar sind. Nur sagt das keine/r der Kandidaten. Sie operieren (Widerspruch 2) nach dem Motto: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Alles soll so bleiben während (sinngemäß) „wir die Zukunft entschlossen angehen“. Hä? Wenn wir also schnell die selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele errei-chen wollen, müssen Entscheidungen her, die an Umwälzungen grenzen. Das wird vielen nicht gefal-len, aber ein weggespültes Haus mit toten Angehörigen gefällt auch nicht, oder?

Also: Verabschieden wir uns von sündigen Jahren des übermäßigen Wachstums (Club of Rome: Die Grenzen des Wachs-tums, 1972), das uns zunehmend um die Ohren fliegt, weil es wesentlich auf Kosten armer Menschen, ganzer Völker und der kompletten Natur/Umwelt geht. Denn das ist der Preis, den wir demnächst bezahlen: Wir sägen uns den Ast ab, auf dem wir sitzen. Denn nur wenn der Schwenk weg von immer mehr EGO und immer mehr Überfluss-Konsum (noch ein Urlaub, das vermeintliche Grundrecht von Abiturienten, mind. 1 Jahr in Neuseeland zu verweilen, Inlandsflüge, Unantastbarkeit des Autos, etc.) gelingt, dann gewinnen wir Zukunft in einem einigermaßen heilen, natürlichen und gesunden Umfeld.

Wer aber die Wende von menschen- und umweltzerstörender Wirtschafts- und Verhaltensweise, hin zu einigermaßen nachhaltigen Lebensformen als Verbotspolitik bezeichnet, die/der hat den Knall noch nicht gehört! Ganz im Gegenteil, diese Wort, das eine gesamtgesellschafliche Fehlorientierung schön redet und ein „Weiter so“ meint, sollte verboten werden … – Reiner Michaelis

 

„Mach Dir die Erde untertan, kann nur einem menschlichen Gehirn entspringen. Lebe mit ihr – wäre eine göttliche Aussage.“ (Klaus Ender, 1939-2021, deutsch-österreichischer Autor, Poet & Fotograf) So könnte man auch vorgehen, aber davon sind wir meilenweit entfernt. Abholzen ist in und zwar überall auf der Welt, danach kommt das Zupflastern; und Herr Söder hat im Augenblick nur den Wahlkampf im Sinn, alles weitere liegt, wie immer bei ihm in der fernen Zukunft! „Unser Planet ist unsere Zuhause, unser einziges Zuhause. Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören.“ (Dalai Lama (Tenzin Gyatso), *1935, buddhistischer Mönch; im Jahre 2004) – Klaus P. Jaworek

 

Herr Söder spricht von einem „fossilen Verbrennungsmotor“. Ihm verzeih ich den Quatsch, aber nicht den Redakteuren, die so eine idiotische Wortschöpfung auch noch kommentarlos abdrucken. „Fossil“ bedeutet laut Duden „versteinert, vorweltlich“. Also kann es einen „fossilen Verbrennungsmotor“ nicht geben, nur einen „Verbrennungsmotor, der von fossilen Brennstoffen angetrieben wird“. Erst denken, dann sagen bzw. schreiben. Das sollte für Politiker, aber noch mehr für Redakteure eines Qualitätsblatts gelten. – Bernd Hielscher

 


 

 

Leserbriefe zu „Schlauer lernen“ von Ulf Schönert und Martin Spiewak

 

Hat man jetzt endlich mit dem KI-gestützten Lernen das Ei des Kolumbus gefunden oder wird wieder mal eine neue Sau durch das pädagogische Dorf getrieben? Ki-gestütztes Lernen kann sicher das individuelle Lernen fördern, aber auch die totale Kontrolle der Lehrkraft über jeden Lernenden ermöglichen. Gerade China ist dann ein sehr schlechtes, ja abschreckendes Beispiel: Da geht es nicht um die Bildung des Individuums, sondern um Gleichschaltung und Kontrolle! Bald kann Xi Jinping täglich feststellen, wer unter den Lernenden ihn nicht liebt!

Die Kontrolle ist auch schon ohne KI erschreckend: Deutsche Schülerinnen und Schüler müssen vor einem Schüleraustausch mit einer chinesischen Schule unterschreiben, über bestimmte Themen nicht zu sprechen! Da ist „1984“ geradezu ein Märchen aus der analogen Zeit! Die Schule sollte alle sinnvollen und nützlichen analogen und digitalen Lernhilfen nutzen, aber nie vergessen, dass Lernen zur Bildung einer Persönlichkeit beitragen muss und dass der Prozess der Persönlichkeitsbildung nicht durch technische Hilfsmittel allein gelingen kann. – Dr. Artur Behr

 

„Für das Leben lernen“ geht nur über selber Erfahren. Selber Schreiben, selber Wissen suchen und zusammenfügen. Es ist längst bewiesen, dass der Mensch mit Hilfe der Digitaltechnik nicht besser lernt. Die Fähigkeit Wissen zu erlangen hängt ausschließlich von den biologischen und sozialen (Eltern) Gegebenheiten ab und nicht von der Technik.

KI ist von Menschen geschaffen. Der Erfolg eines Lern-Prozesses mit KI wird dann von mehreren Ereignissen abhängig sein. Das kann nicht gut sein; letztlich ist die Verantwortung für einen Misserfolg dann nicht mehr eindeutig zu zuordnen. Die zunehmende Abhängigkeit von der Digitaltechnik wird sich zunehmend zur Achillesferse entwickeln. – Rolf Dombrowsky

 

Kann Künstliche Intelligenz (KI) den Schulunterricht wirklich verbessern und die Komplexität menschlichen Denkens nachahmen? Die Euphorie, die sich mit digitalen Technologien verbindet, ist verständlich, wenn man an die Vernachlässigung der Investitionen im Schulbau denkt. Aber mir scheint ein grundsätzlicher Fehler darin zu liegen, dass man häufig Lehren(Unterricht) und Lernen vermischt. Es mag sein, dass Vieles in der Lehre traditionell, rückständig und veraltet wirkt, aber dass digitale Technik das Lernen verbessert, ist keinesfalls zwangsläufig. KI-Technologien können das Lernverhalten beobachten und danach Strategien anpassen.

Das Verhalten mag bei jedem Lerner verschieden sein, aber der Vorgang, wie durch Lernen Erfahrungen und Einsichten gewonnen werden, ist grundsätzlich bei jedem Menschen gleich: Lernen selber ist immer analog, nie digital! Es sollte schon nachdenklich stimmen, wenn ausgerechnet die großen Software-Firmen hier einen Markt wittern. Damit zu werben, dass Schüler „in einen künstlichen Stellvertreter (Avatar)“ schlüpfen können und so etwas lernen sollen, ist lerntheoretisch naiv.

Es gibt kein stellvertretendes Lernen; lernen kann man nur selber als Person im kommunikativen Kontext und durch „originale Begegnung“ (H. Roth). Daher sollte man immer deutlich zwischen dem Einsatz von Technologien zur Vermittlung im Unterricht und den neuropsychologischen Vorgängen im Lernenden unterscheiden. – Wilfried Gruhn

 


 

 

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

 

Das hätte ich von Ihnen nicht gedacht, nämlich dass Sie „La-Ola-Wellen“ schreiben würden. Übersetzt heißt das doch „die Welle-Wellen“. Nee, also wirklich. Aber ich werde auch weiterhin jede Woche mit Vergnügen Ihre Kolumne lesen. Nix für ungut. – Marita Kruckewitt

 

Ironie, Satire oder ernst gemeint ? Wer zu früh wählt, den bestraft das Ergebnis. Das ist das Resümme der Kolumne. Ich fasse es nicht. Ich halte es mit 1 Joh. 2, 1 – 6 „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ und ergänze „nicht an ihren Worten“. Dafür hat der Wähler 4 Jahre Zeit und muss sich nicht im Wahlkampf holen Phrasen hingeben oder leichtgläubig einlullen lassen. Leider scheint das Gedächtnis heutzutage nicht mehr allzu viel Wert zu haben oder eingesetzt zu werden. – Helmut Haunschild

 

Wenn man die Wahl zwischen Pest und Cholera hat, ist es egal wann man die Wahl trifft. Das Krankheitsbild ändert sich nicht. – Michael Dürke

 


 

 

Leserbriefe zu „Sterben für Gott“ von Susanne Schröter

 

Steckt nicht in der Überschrift des Artikels „Sterben für Gott“ von Susanne Schröter ein Fehler? Der Attentäter Atta drückt sich ja sehr genau aus. Er möchte, dass man Gott „fürchtet“. Man solle dafür beten, dass er, Atta, „zum Himmel“ aufsteige. Die er „zurücklasse“, sollen „gute Gläubige sein“. Anderenfalls würden sie „am Ende“ zur Verantwortung gezogen. In Attentaten sieht er eine „Prüfung von Gott“ zu dem Zweck der „Sühnung“ von „Sünden“. Der jugendliche Sohn einer Andrea Shajan schrieb seiner Mutter vor seinem Selbstmordattentat einen Abschiedsbrief. Die Familie solle sich mit dem Koran beschäftigen: „Er rettet Euch vor dem Höllenfeuer“ (Stern TV, RTL, 14.1.2015).

Wir erkennen hier: Eine Märtyrertat ist nicht etwa egoistisch motiviert. Sie ist angstbedingt. Über die Sure 4 wird in Koranschulen gelehrt, wie es in der Hölle aussehen soll. Der Sünder kommt mit den Augen zuerst auf den Rost, sodann mit dem Rücken. Dann wird die Haut wieder regeneriert – um sie erneut brennen zu können. Nicht die Erlangung von Himmelsfreuden, sondern die sichere Vermeidung von Höllenfoltern steht hinter der Motivation eines religiös bedingten Attentates.

Man stirbt nicht „für Gott“, sondern masochistisch zur sicheren Vermeidung jenseitiger Foltern. Daher sind muslimische Attentäter in der Regel ohne Schuld. Sie handeln quasi in Notwehr, um den schrecklichsten aller denkbaren Strafen zu entgehen. Wo der Islam außenaggressiv wirkt, wirkt das ihm bezüglich jenseitiger Qualen ähnliche Christentum innenaggressiv. Es kommt zu einem Sacco-Syndrom, bspw. mit Depressionen, Süchten, Angstneurosen und Psychosen. – Dr. med. Rolf Reitis

 

Die Argumentation von Frau Schröter finde ich außerordentlich fragwürdig. Die Zitate von Mohammed Atta zu erwähnen gehört zwar zum Thema, aber Selbstdarstellungen von Terroristen als Kriterien für Frömmigkeit und strenge Religiosität zu verwenden, weist eher auf die Hilflosigkeit bezüglich der Frage, wie Religion heutzutage überhaupt definiert und verstanden werden könnte, hin. Kann Frau Schröter nicht zwischen traditionell und rituell aufgestellten Kulten einerseits und Religionen andererseits unterscheiden?

Natürlich gibt es Schnittmengen, aber um da mehr Klarheit zu erreichen, ist es angebracht, sich auch zu fragen, was mit dem Sinn von Religionen nicht übereinstimmen kann: nämlich Gewalt, Exklusivitätsansprüche und Totalitarismen mit Objektivitätsmerkmalen. Wenn diese Dinge unberücksichtigt bleiben, muss man sich nicht wundern, wenn sich Gläubige – nicht nur des Islams – allzuleicht auf abgrenzende Deutungsmuster zurückziehen können. – Christoph Müller-Luckwald

 

Wesentliche Frage nicht gestellt Frau Schröter versucht anhand von Unterlagen aus der Reisetasche von Mohammed Atta zu belegen, dass die Selbstmordattentäter von 9/11 alle fromm waren. Dabei kann man sich vorstellen, dass Atta mit dem Inhalt seiner Reisetasche bewusst ein Bild projizieren wollte. Wenn aber Terroristen – gleich welcher Religionszugehörigkeit – sich so demonstrativ mit einem „religiösen Kontext“ umgeben, drängt sich doch eigentlich die Frage auf, ob das als Mäntelchen für Machtansprüche oder Gewaltrechtfertigung dient oder tatsächlich Zeichen tiefer Frömmigkeit ist. Dies Frage stellt Frau Schröter gar nicht, geschweige denn, dass sie ihr seriös nachgeht. – Ulrich Waas

 


 

 

Leserbriefe zu „SO KANN’S GEHEN“ von Carmen Maiwald

 

Seit 30 Jahren arbeite ich in der Altkleiderbranche und Lese immer wieder so vernichtende Sätze. Die Altkleider, die wir bei uns beziehen werden von uns bezahlt. Jedes einzelne Kilo. Meine Kollegen heißen Irma und Ali. Können kaum deutsch, ihre Kinder studieren mittlerweile. Sie haben durch uns seit 30 Jahren arbeit. Sind durch ihre Jobs in diesem Land angekommen. Sie sind auch stolz, auf das was sie machen. Die Secondhand-Läden in der Welt (Es gibt irre viele) sind Arbeitsplätze. Niemand wünscht sich mehr eine höhere Recyclingquote als wir. Man den Recyclern kaum eine Lüge vorwerfen, wenn die Kunden nicht bereit sind mehr Geld für Bekleidung auszugeben.

Aktuell gibt es in Osnabrück eine Umfrage welche Geschäfte gewünscht werden. Alternative wünschen sich Secondhand-Läden,Vintage also. (ziemlich nachhaltig) Die Mehrheit allerdings Primarkt. Es gibt außerhalb von der Firma Soex immer wieder Bemühungen der Branche Politiker zum Handeln zu bewegen, leider bisher erfolglos. Es mag in der Branche schwarze Schafe geben, aber die gibt es in Ihrer genauso. Also guter Bericht, würde allen helfen. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns nur ein wenig besser darstellen. – Christian Thate

 

Der ganze Ansatz ist grundverkehrt. Ziel muss es sein es gar nicht erst zum Recycling außer Haus kommen zu lassen. Meine Textilien haben vier Leben. Neu gekauft trage ich sei „für gut“: Freunde besuchen, einkaufen, Kino etc. Danach, mit kleineren Mängeln, für mich alleine zu Hause. Sind die Schäden auffälliger, nutze ich die Klamotten noch bei der Gartenarbeit o. ä.

Im letzten „Leben“ dienen sie mir, in passende Größe zerschnitten, als Lappen für z. B. Staub wischen, Mülleimer auswaschen, Tischlappen etc. Sind sie, wie meist, aus Biobaumwolle/-leinen, kommen sie auf den Kompost, sonst, wg. der Verunreinigung mir Fremdfasern, in die Graue Tonne. Deb ökologischen Unsinn Kleidung wegzugeben, weil sie unmodern ist, mache ich natürlich nicht mit. Warum also sollte ich sie zum Recycling außer Haus geben? – Iman Schwäbe

 

Bei einer Textil-Handelskette sah ich, ziemlich irritiert, ein Plakat „Made to be recycled“. Kleidung zum Wegschmeißen, und das auch noch mit grünem Gewissen? Wie sähe ein entsprechendes Plakat im Lebensmittelhandel aus: „Geerntet für die Biotonne“? – Bettina Ziegler

 


 

 

Leserbriefe zu „Aber das schlechte Gewissen bleibt“ von Hilal Sezgin

 

Sie haben das, was ich fühle und denke, aber bislang nie so formulieren konnte, auf den Punkt gebracht!! Vielen Dank dafür. Mir stellt sich bei all den Ideen zur „humanen“ Fleischherstellung immer wieder die Frage: Warum glauben so viele Menschen, dass man Fleisch überhaupt braucht? Ich lebe seit über 25 Jahren vegetarisch (vegan habe ich bislang noch nicht geschafft…..) und ich habe diese 25 Jahre – wie man sieht – überlebt. In meinem Freundeskreis sind 80 % leider Fleischesser. Und zwar solche, die Sie beschreiben (nur manchmal, dann aber bio…). Diese Menschen sind mir lieb und wert, aber DAS geht mir tierisch auf den Geist. – Annette Haagen

 

Ein langer Artikel über Rotalgen, welche den Methangasausstoß von Tieren reduzieren, ein winziger Beitrag von Hilal Sezgin zur Tierethik. Die ZEIT offenbart hier das große Dilemma, das sie (zu Recht) den etablieren Parteien vorwirft: Die Idee, man könne an einigen Stellschrauben drehen, dann wäre der Natur geholfen und für keinen ändert sich etwas, nichts müsste verboten werden, nichts würde teurer werden – die Industrie bringt immer neue Ideen ein, welche Gewissen und Verantwortung des Konsumenten beruhigen oder gar ersetzen sollen:

Ich fasse es einmal zusammen: Zukünftig werden Rotalgen Monokulturen angebaut, mit welchen man global die unzähligen Rinder und Kühe füttert. Statt Regenwaldrodung gibt es dann eben Meeresbodenrodung. Und weil das Erschießen von Lebewesen im Gegensatz zum Tod durch Gas „human“ ist, werden zukünftig Tierwohl-Label gedruckt, auf denen dann der Aufdruck „Mit Rotalgen gefüttert von einem überzeugten Umweltschützer und erschossen von einem echten Tierfreund“ zu lesen ist.

Und natürlich schifft man Rotalgen und methanfreies Fleisch weiterhin rund um den Globus, damit der stilvolle Mitteleuropäer weiterhin sein argentinisches Rindersteak konsumieren kann, welches von einem Tier stammt, dass australische Rotalgen kaute. Abermmillionen Rinder sind schuldig, weil sie furzen. Diese Abermillionen Rinder sind zwar menschengemacht aber das ist doch natürlich. Und ehe der Mensch das in Frage stellt, schafft er den Furz ab. Und Herr Rohwetter und Frau Sprothen finden das offenkundig innovativ.

Wenn das Rind eine Stimmrecht hätte, würde es – vermutlich zu Recht – den Überflussmenschen abschaffen. Ich hätte wünschte mir, Frau Sezgin und andere Menschen mit fundiertem Wissen bzgl. Tierethik bzw. Tierrechtsfragen würden mehr Platz bekommen anstelle der ewigen Versuche, lang überholte Mechanismen der Tierausbeutung (in Zusammenhang mit Umweltzerstörung usw.) zu „modernisieren“ oder als „human“ zu verkaufen. Es gibt keine humane Tierhaltung, so wie es noch keinen humanen Krieg auf der Welt gab. – Daniel Vorkauf

 

Frau Hilal Sezgin bringt es auf den Punkt. Selbst die humanste und mit viel Mitleid verbundene Schlachtung führt letztlich zum vorzeitigen Ende des Lebens des Tieres. Und darin sehe ich das eigentliche Problem. Jedem Tier ist vom Schöpfer, wie immer man sich diesen vorstellen mag, eine bestimmte Lebensspanne zugedacht. Ich bin kein Tierarzt oder Tierpsychologe. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ein Tier so etwas wie Freude empfinden kann. Aber eines bestätigt mir jede Beobachtung. Ein Tier, das gesund ist und artgerecht lebt, lebt gern. Es empfindet das Dasein nicht als Last. Wenn dem so ist, stellt sich aber unweigerlich die Frage, woher nimmt sich der Mensch das Recht, ein solches Leben vorzeitig zu beenden, nur um anschließend ein Schnitzel oder Steak auf dem Teller zu haben. – Josef Vogt

 


 

 

Leserbriefe zu „DER ÖKOTESTER. Meine Sonne“ von Henning Sußebach

 

Auch ich bin seit dem 18. August stolzer Besitzer einer PV-Anlage und schaue auf der App zu, wie der Strom fließt und gehe seit neuestem geizig mit dem jetzt „selbst“ erzeugten Strom um. Nur finde ich keinen Widerspruch in meiner Freude über die Sonne und den andernorts verdorrenden Äckern und verbrennenden Wäldern. Denn sie verdorren und verbrennen nicht, weil die Sonne scheint, wie sie immer schon geschienen hat und weiter scheinen wird, sondern weil wir mit unserem unmäßigen Autofahren, unmäßigen Fleischgenuß und unmäßigen Urlaubsansprüchen unser ganzes Leben lang die Atmosphäre so gestört haben, daß die scheinende Sonne jetzt nicht nur unseren Strom produziert, sondern auch die Erde überhitzt.

(Sie überhitzt sie aber in dem Maße weniger, als Sie und ich den Energieerzeugern ersparen für uns in ihren Kraftwerken CO 2 in die Luft zu blasen. Die Tonnen, die wir sparen helfen, werden ja auch auf unserer App angegeben.) Die Umweltkatastrophen sind die Zeche, die wir jetzt für unseren besinnungslos verschwenderischen Lebensstil der letzten fünfzig Jahre zahlen. Und dann die Uiguren. – Die Chinesen haben sich das Tian’anmen-Massaker nicht nehmen lassen, sie lassen sich ihre Menschen- und Völkerrechtsverletzungen in Hongkong nicht nehmen und natürlich auch die „Umerziehungslager“ der Uiguren wie all ihre anderen Lager nicht.

Wir haben fünfzig Jahre lang tapfer unsere Altparteien (CDU, SPD, FDP) in die Regierung gewählt. Sie haben u.a. die deutsche Solartechnik abgewürgt. Wenigstens davor hätten wir die Uiguren bewahren können. Befreit hätte es sie nicht. Es hätte nur die deutschen Betriebe und Arbeitsplätze gerettet. Es war uns mit unseren Parteien aber immer wichtiger, die Art von Wirtschaft und Handel zu betreiben, für die wir jetzt die Zeche zahlen. Da sind nirgendwo „innere Widersprüche“. Das ist alles sehr logisch und konsequent.

Übrigens, ist Ihre Anlage auch um ein Drittel ihrer Leistungsfähigkeit gedrosselt, damit sie das Netz nicht überlastet? Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar installierte die gleiche Anlage wie Sie, auch um ein Drittel gedrosselt. Würde dann nicht das Netz trotzdem um genau zwei Drittel überlastet? Er müßte doch die Anlage verboten bekommen. Ich finde, das ist ein Widerspruch, unter dem wir beide erneuerbaren Energieerzeuger ganz persönlich leiden müßten. Zusammen mit unseren Nachbarn. – Harald Bost

 

Ein kurzer, kleiner Text, der eine wesentliche Aussage enthält, die den Kern beschreibt, der fast jeden, ich schätze über 80% unserer Mitbürger, zu nachhaltigerem Verhalten motivieren würde: zu wissen, was die eigene Handlung (im Text: 60° Wäsche anstellen) bedeutet. Ob CO2 oder Energie oder Geld. Die Kosten, die Auswirkungen des eigenen Handels nachvollziehbar und erlebbar zu machen ist vielleicht die Lösung der Klimakrise. Es würde auch den „bösen“ SUV-fahrenden, dauerfliegenden, vielsteakessenden Klimasünder, der im schlecht isolierten 6-Zimmer-Altbau residiert, zur Verhaltensänderung bewegen. Denn auch der will seine Erde für seine Nachkommen erhalten. Nur wer sieht, kann auch verstehen. – Tim Böger

 


 

 

Leserbriefe zu „Darum machen wir GREEN.“ von ZEIT GREEN.

 

Was soll man von einem Artikel halten, in dem behauptet wird, unser Wohlstand fuße u.a. auf Teer! Dass Teer seit Jahrzehnten im Straßenbau nicht mehr verwendet wird, ist dem Verfasser offenbar unbekannt. Ich habe daher den ganzen Beitrag „Green“ nicht weiter gelesen, da ich Zweifel an der Kompetenz der Autoren habe. – Klaus Bernhardt

 

DIE ZEIT vom 9. September 2021liegt vor mir auf dem Tisch. Ich lese „Darum machen wir GREEN.“ Und nach dem Lesen kommt mir in den Sinn: DIE ZEIT nimmt sich Zeit für GREEN. Zwölf mal im Jahr. Einmal im Monat. Höchste Zeit für mehr GREEN, oder ist das nur ein Spleen? Zeit für mehr GREEN! – Titus Grall

 


 

 

Leserbriefe zu „Augenwischerei auf vier Rädern“ von Uwe Jean Heuser

 

Das Greenwashing auf vier Rädern ist mit so viel Lug und Trug in der Automobilwirtschaft verbunden, dass es inzwischen ja auch viele CDU-Wähler gibt, die zwar gerne ein Auto kaufen wollen, aber sich kaum entscheiden könne, weil sich bei genauerem Hinsehen fast alles als Mogelpackung erweist. Wenn Armin Laschet das Verständnis für die Proteste rund um die IAA fehlt, weil noch nie so viel von Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz die Rede gewesen sei, dann zeigt das das Problem: Es wird eben nur geredet.

Dennoch empfinde ich, dass Plug-In Hybride in der Diskussion in Deutschland zu sehr pauschal schlecht geredet werden. Ja, de Bundesregierung hat damit dicke Fahrzeuge mit katastrophaler Effektivität extrem grün gewaschen. Es gibt aber auch die sinnvollen, die in dieser Diskussion einfach über einen Kamm geschoren werden. Ein Beispiel: Ich habe mir zum Pendeln und für den Einsatz im Nahbereich, den ich nicht mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV machen kann oder will einen eGolf gekauft. Das Auto kommt nur auf Kurzstrecke zum Einsatz (bis maximal 100km / Tag), daher genügte der eGolf der ersten generation mit kleiner Batterie (24kWh). Viele meiner Kollegen, die ein ähnliches Fahrspektrum haben wie ich (2 x 30km Pendelstrecke pro Tag) haben auf den Golf GTE gesetzt, da wir an unserer Arbeitsstelle üblicherweise zu ähnlichen Preisen wir zu Hause laden können. Ich schätze, dass meine Kollegen 95% meiner Strecken ebenfalls elektrisch gefahren sind, mit einer Batterie, die eine Größe von nur 8,7kWh hat, also rund ein Drittel des Pakets, das in der Herstellung sehr energiintensiv ist.

Darüber hinaus bin ich für andere Strecken auf ein zweites Auto angewiesen – das sind meine Kollegen nicht, denn für die wenigen Langstrecken, auf denen vielleicht noch ein Tesla brauchbar wäre, die aber pro Jahr nur 20-30% der Kilometerleistung ausmachen, werfen sie eben den Verbrenner an. Ich bin mit meinem reinen e-Auto sehr zufrieden, aber müsste ich die gleiche Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt noch einmal machen, hätte ich den Golf GTE mit PlugIn-Hybrid gekauft.

Dass gerade Geschäftsleute ihre grüngewaschenen, meist Sehr Unnützen Vehikel nicht laden, liegt ja einerseits am sehr teuren Strompreis in Deutschland (10kWh in Benzinform kosten EUR 1,40, in Strom-form dagegen EUR 3.-) und andererseits daran, dass in der Geschäftswelt immer noch per Flatrate fossile Brennstoffe getankt werden dürfen. Es kommt eben nicht nur auf das (schlechtgeredete) Produkt an, sondern auch darauf wie es im Detail ausgeformt (Effektivität) und ist man es nutzt.

Ein elektrischer SUV mit 255er Breitreifen ist meines Erachtens nicht besser als ein sparsamer PlugIn-hybrider Familienkombi mit 80km elektrischer Reichweite. Hingegen macht er Umsteigern das elektrische Fahren schmackhaft. Wenn alle aktuell verkauften Verbrenner in Deutschland PlugIn-hybride wären, hätten wir definitiv schon einen Fortschritt gemacht, der in der aktuellen Diskussion gerne vergessen wird. Finanziell fördern hingegen sollte man Effektivität und zwar nicht die durch die Automobil-Lobby geschönte! – Malte Rothhämel

 

In diesem Greenwashing – Beitrag (Zeit Nr. 37, Seite 38) übt der Autor durchaus berechtigte Kritik an Plug-in-Hybriden. Uwe Jean Heuser, immerhin Ressortleiter Green,, arbeitet aber nicht sorgfältig, wenn er im Untertitel von “ Autos mit Hybrid-Antrieb “ spricht, obwohl nur Plug-in-Hybride gemeint sind. Toyota baut schon seit über 20 Jahren Hybrid – Autos, die keinen Strom aus der Steckdose brauchen, weil sich deren Batterien beim Fahren immer wieder selbständig aufladen.

Statt die Gelegenheit zu nutzen, dieser Technik, die in Deutschland – merkwürdigerweise – weitgehend unbekannt ist, ein Forum zu verschaffen, wirft der Autor diese vernünftigere Technik in einen Topf mit der wenig sinnvollen Plug-in-Technik. Ärgerlich für alle „reinen“ Hybrid-Fahrer, die sich durch einen schlampigen Untertitel dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass ihr Auto „der Umwelt weit weniger als angegeben“ hilft. Eine Richtigstellung wäre erfreulich, ja journalistisch sogar geboten. Resignierende Schlussbemerkung: der Individualverkehr hat – mit welchem Antrieb auch immer – keine Zukunft. Wie lange soll dieser Wahnsinn noch gehen? – Gerd Günther

 


 

 

Leserbriefe zu „Triumph der Kunst“ von Heinz Peter Schwerfel

 

Es geht hier um den Verhüllungskünstler Christo, der den Pariser Triumphbogen verhüllen soll.Deswgen ist wohl auch von Triumph der Kunst die Rede. Meister Christo ist doch schon tot,also ein posthumer Triumph.Ob alle Pariser das auch so sehen,das darf man bezweifeln. – Hans-Emil Schuster

 

Großartiger Nachklang eines beeindruckenden Künstlerlebens: Der Arc de Triomphe, verhüllt nach den Plänen von Christo und Jeanne-Claude. Welch grandioses temporäres Epitaph für ein wunderbares Paar, das die Welt sehen lehrte und den Dingen ihr Geheimnis zurückgab. – Ludwig Engstler-Barocco

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Furchen der Pandemie“ von Elisabeth von Thadden

 

Dieser Beitrag zu einer neuen Studie des European Council of Foreign Relations hat mich in dreierlei Hinsicht überrascht: 1. dadurch, dass das Ergebnis offenbar etwas Neues darstellt. Das Ergebnis der Studie erschloß sich endlosen Redaktionen, auch der ZEIT, schon ständig während des ganzen Pandemie-Verlaufes. Natürlich geht es einer Generation, die durch Rente etc. wirtschaftlich stabil war und ist, deutlich besser als einer Generation, die von Unsicherheiten geprägt ist, und auch zu den erheblichen Belastungen der jüngeren und jungen Leute hat selbst die Zeit mehrfach berichtet.

2. dadurch, und das wiederum fand ich spannend, dass dies in 12 Staaten Europas vergleichbar aussieht: Schließlich sind Sozialsysteme und gesellschaftliches Miteinander ja doch etwas unterschiedlich. 3. dadurch, dass – befürchte ich – das Resümee einem Trugschluss unterliegt: Es wurde angeregt „im Sinne der tatsächlich Jüngeren“ zu wählen. Wer dabei an Klima und Umwelt denkt, hat den Beitrag nicht gelesen. Es müsste also da ein Kreuz gemacht werden, wo „weniger Staat“ auf dem Programm steht. Man sollte sich also diesbezüglich die Programme noch einmal dezidiert durchlesen…. – Birgit Wolff

 

Wer entschied denn, die Kluft Europas wachsen; sie vertiefen zu lassen? Was mich traurig macht ist die Angst jener vor einem Linksrutsch; vor Klimaschutz statt vor einem Weiter so. Was mich traurig macht ist das Wegschauen älterer Politiker:innen, das beschäftigte Nichts Tun. Was mich traurig macht ist mein Zuschauen, das Zuschauen von Millionen anderer Jugendlichen in Hinblick auf die Wahl: Entscheidungen werden getroffen über unsere Zukunft und wir abseits; rechtlich abgestempelt als Menschen, die noch keiner Entscheidung fähig sind. Eng gepfercht, fremd scheinend, lästig, für die da: auf der anderen Seite des Kontinents. Mich macht das traurig. – Anina Englert

 


 

 

Leserbriefe zu „Bébel, wir alle haben dich geliebt“ von Sophie Marceau

 

Jean-Paul Belmondo: tot? Nein, er ist unsterblich in seinen Filmen. Jean-Luc Godard hat ihn zu dem Mythos gemacht, den die Franzosen liebevoll „Bébel“ nannten. „Zwischen dem Kummer und dem Nichts ziehe ich das Nichts vor“, sagt er als Polizistenmörder Michel Poiccard in „Außer Atem“. Entweder alles oder nichts, keine halben Sachen. Halbe Sachen hat Belmondo, das hinreißende Naturtalent für tausend verschiedene Rollen, nie gemacht. Immer ging er aufs Ganze, gab stets sein Bestes, jenseits alles Erwartbaren. Mit seinem Lebenslust verbreitenden Grinsen konnte er meterdicke seelische Eisschichten zum Schmelzen bringen. Die Welt ist ärmer ohne ihn. – Ludwig Engstler-Barocco

 

In der Schlussszene eines seiner bekanntesten Filme sagt Jean-Paul Belmondo beim absichtlichen Falschparken seines Wagens: „Ich kann das, ich bin der Größte.“ Stimmt auffallend, er war der wirklich Größte. Weil er alles konnte und dabei stets cool – Belmondo eben – geblieben ist. – Matthias Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Für den Schulterschluss von Geist und Macht“ von Olaf Scholz und Carsten Brosda

 

Sieht so die propagierte Kultur der SPD als Staatsziel aus? Die gezielte Ausrottung des generischen Maskulinums durch permanente Gehirnwäsche, um sich den Sprachideologen anzubiedern? Die mehrfach im Beitrag markierten Feminina „Künstlerinnen“ bzw. „Politikerinnen“ sollen zu generischen Feminina (wie z.B. „Hyänen“) aufgehübscht, als vollwertiger Ersatz für die hier angebrachten generischen Maskulina uns untergejubelt werden! Klarheit, Verständlichkeit und Eindeutigkeit – perdu. Geopfert einr konfusen Ideologie! Möge Olaf Scholz sich um eine reflektierte, korrekte Sprachkultur kümmern, anstatt über Politik und Kultur zu schwadronieren! Der Leser vulgo Lesende bemerkt die Absicht und ist verstimmt. Welch ein Bärendienst für die Genossen! Tolle Wahlempfehlung! – Rolf Wolfbauer

 

Die beiden hochrangigen SPD-Politiker Olaf Scholz und Carsten Brosda schlagen ein Bündnis von Politik und Kultur vor, von dem beide Partner dergestalt profitieren sollen, dass der eine dem anderen das gibt, woran es jeweils mangelt. Kultur sei „ohne Macht“, Politik „ohne Geist“. Aber ist denn Politik wirklich so völlig geistlos? Bisher habe ich immer gedacht, Politiker ließen sich von dem Geist unserer demokratischen Verfassung inspirieren. Diesem spezifisch politischen Geist wollen Olaf Scholz und Carsten Brosda sicherlich nicht völlig abschwören; es geht ihnen darum, sich eines zusätzlichen Kulturgeistes zu vergewissern, den sie bei den in der Korona-Pandemie arg gebeutelten Künstlern vermuten.

Kunst, so heißt es im feuilletontauglichen Stil des Textes, „entwickelt schon längst eine Ästhetik der Differenz, die Vielfalt und Verschiedenheit erlebbar und erfahrbar macht“. Das stimmt zwar, aber die dabei angewendete Methode taugt nicht für die Politik. Künstler schaffen Kunstwerke, worin alte Regeln gebrochen und durch kreative neue Regeln ersetzt werden. Gerade an dem umstrittenen Beispiel des früheren Vizekanzlers Sigmar Gabriel zeigt sich, dass die Kunst des Regelbruchs in den kunstfremden politischen Bereich nicht exportiert werden sollte.

Sigmar Gabriel dient seit seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik als Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Seine Aufgabe besteht darin, den Finanzkonzern hinsichtlich seiner Einhaltung der bankinternen Regeln und Gesetze zu überwachen, nicht aber als großzügig bezahlter Lobbyist dafür zu sorgen, dass die Politik von ihrer gesetzgeberischen Macht der Bank etwas abtritt. Im aktuellen Fall geht es um den Wunsch der Deutschen Bank, die von der Regierung beschlossene Bankenabgabe so lange aufzuschieben, bis es den Bankgeschäften besser passt.

Es ist nicht Aufgabe ehemaliger Politiker, das geistige Vakuum der Politik mit dem Geist von Banken und Finanzinvestoren zu füllen. Es wäre Aufgabe des möglicherweise zukünftigen Bundeskanzlers Olaf Scholz, dieses von ihm und Carsten Brosda konstatierte Vakuum wieder mit dem Geist der bundesrepublikanischen Verfassung zu füllen und den grassierenden Lobbyismus effektiv zu beschränken.

Der Geist der Kunst verlangt von den Künstlern keine derartigen Übergriffe in die Politik. Regelbruch und Regelerneuerung dienen der Revitalisierung der Kunst, wenn diese gealtert und erschlafft daherkommt. Es ist dieses immanente Eigengesetz von Kunst, auch bezeichnet als „Gesetz ständiger innerer Revolte“, das die Verfasser des Bündnisses von Politik und Kultur vielleicht vor Augen hatten. Als Modell für die Revitalisierung unserer Politik müsste der Wortlaut aber anders lauten: „Gesetz ständiger Abwehr von Übergriffen aus externen, egoistischen Interessenbereichen in die für das Gemeinwohl zuständige Politik“. – Prof. em. Herta Schmid

 


 

 

Leserbriefe zu „Daniel soll reich werden“ von Thomas Fischermann

 

Dein Vater,Daniel,“hat sich Erziehungstipps an der Wallstreet geholt und studiert mit seinem Sohn jetzt Kurstabellen und Broker Portale.“ Genauso steht es im Untertitel.Vielleicht hat er auch noch das Wallstreetjournal aboniert. Wer weiss.Aber Dein Vater hat vergessen, wir sind hier in den USA. Da ist Börse Anlage für das Alter.Und mit Disziplin und Geduld machen viele US-Büger ihre Anlagen.Gewinne werden nicht sofort mitgenommen und auf den Käse gehauen,sonder wieder anglegt. Wenn Danel mal viel Geld hat kann er an der Börse spielen,nur so. – Hans-Emil Schuster

 

Ich zitiere hier mal den letzten Satz Ihres Artikels: „Am Ende muss es hier einen geben, der die Burger bezahlen kann.“ Ende des Zitates. Momentan – und das seit geraumer Zeit, nämlich seit die Marktwirtschaft existiert – zahlen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, also die Leute, welche wirkliche Wer-te schaffen, diese Burger. Ähh – STOP! Wir reden hier ja nicht über Dividende, sondern über Spekulationsgewinne oder -verluste. Dividende ist der Risikobeitrag aus unternehmeri-schen Erträgen, den Anteilseigner – sog. Shareholder – von den Unternehmen für ihr finan-zielles Engagement bekommen. Also Spekulation.

Haben Sie Ihrem Sohn eigentlich mal erklärt, wie das mit dem Energieerhaltungssatz ist? Genau so verhält es sich mit dem Geld, das Ihr Sohn vielleicht „verdient“, wenn er erfolgreich zockt. Er gewinnt, weil ein anderer verliert. Alles ander wäre ein Perpetuum Mobile, welches die eingesetzte Energie – Geld – nicht nur erhält, sondern neue generiert. Manche Esoteriker reden ja über die „Unendliche Energie des Universums“. Doch leider hat sich gezeigt, dass selbst diese Energie berechen-bar und unveränderlich ist. Ohne Arbeit reich werden – wer hat diesen Traum nicht! Ethik? Darf man dabei nicht ins Spiel bringen. Und einen lieben Gruß an die „böse Fee“ Aman. Und ob sie sich mal Gedanken über den Energieerhaltungssatz gemacht hat. – Matthias Lohse

 


 

 

Leserbriefe zu „Wenn schon fördern, dann richtig“ von Thomas Kerstan

 

Ein sehr enttäuschender und oberflächlicher Artikel. Es gibt nicht DIE Nachhilfe. Seit vielen Jahren hat sich auch die Vorhilfe und die Lernbegleitung durchgesetzt, aus gutem Grund. Auch wurde nicht nach Einzel- und Gruppenunterricht unterschieden. Letzteren bieten viele Franchise-Unternehmen zu Dumpingpreisen an, obwohl es sich eigentlich um Betreuung, durch nicht qualifizierte Kräfte, handelt. Diese durch Subventionen zu unterstützen ist kontraproduktiv. Hier werden häufig Fehler des Vormittags am Nachmittag weitergeführt. – Chris Dasch

 

Ihr Artikel „Wenn schon fördern, dann richtig“ in der Ausgabe vom 9. September (Seite40) regt mich an, Ihnen etwas zu erzählen von einer Initiative, die keine 2 Milliarden Euro kostet, sondern an der richtigen Stelle angreift und für den Staat völlig kostenlos läuft. Es handelt sich um die bundesweit arbeitende Mentor-Leselernhilfe! Wir arbeiten als -Verein unter dem Motto „Bildung durch Bindung“ und setzen das um im 1:1-Prinzip . Die wichtigsten 5 Parameter sind: 1 Mentor*in liest 1 mal wöchentlich mit 1 Lesekind ca. 1 Schulstunde, möglichst 1 Schuljahr lang. Dafür bekommen wir seitens der Schulen einen separaten Raum zur Verfügung gestellt.

Mit dieser kontinuierlichen und jeweils auf ein einzelnes Kind (ausdrücklich keine Lesegruppen) bezogenen Lese- und Sprachbegleitung bieten wir keine „Nachhilfe“ im engeren Sinne, wohl aber sind wir Begleiter des Kindes auf seinem Weg, besser, sicherer und vor allem mit Freude lesen zu lernen und – grundlegend wichtig – sich auch in der deutschen Sprache ausdrücken zu können. Unsere Mitglieder kommen aus sehr unterschiedlichen beruflichen Bezügen, alle verbindet die Lust am Lesen und der Wunsch, dass es Kinder durch verbessertes Lesen und ein Verstehen des Gelesenen im weiteren Leben leichter haben und sie den Anschluss an ihre Klasse bekommen bzw. nicht verlieren.

Zur Zeit betreuen wir im Raum Kassel ca 80 Kinder im Grundschulalter, die seitens der Eltern bezüglich des Erlernens und Anwenden der deutschen Sprache von zuhause aus geringe Unterstützung erhalten. Nicht wenige Mitglieder betreuen mehr als ein Kind. Ehrenamtlichen Mentor*innen suchen wir aktiv über Zeitungsartikel. Neue Interessenten bereiten wir auf ihren Einsatz in den Schulen vor und führen sie in ihre Wunschschule ein. Die Schulen suchen durch ihre Lehrkräfte die förderbedürftigen Kinder aus, stellen einen Raum zur Verfügung, in dem das Tandem Lesekind-Mentor dann wöchentlich miteinander liest.

Dankbar sind unsere Mentor*innen, wenn sie im Blick auf das Lesekind anfangs einige Hintergrundinformationen bekommen, damit sie sich bestmöglich auf das Kind einstellen können. Regelmäßiger Kontakt mit dem/der Klassenlehrer*in halten beide Seiten auf dem aktuellen Stand. Wir setzen voraus, dass die Mentor*innen ein „Erweitertes polizeiliches Führungszeugnis“ vorweisen und bezüglich der Schulen, dass sie im Vorfeld die Einwilligung der Eltern für die ausgewählten Kinder einholen. Die Mentoren erhalten keinerlei Kostenerstattungen (z.B. für An- und Abfahrt zur und von der Schule).

Sie sind auch deswegen für die Schulen keine finanzielle Belastung. Unser Verein – Mentor-Die Leselernhelfer Nordhessen e.V. – ist der Kooperationspartner von Schulen im Raum Nordhessen und entsendet geeignete Mentor*innen in die Schule. Dabei versuchen wir, sowohl den Einsatzwünschen unserer Mentor*innen als auch der Nähe zwischen Wohnort und Schule gerecht zu werden. Sie könnten mit Rektoren, Klassenlehrerinnen, Mentoren oder Kindern sprechen, um einen Artikel hierüber spannend zu erzählen – beliebig viele Kontakte vermittle ich Ihnen gerne! 2 Beispiele: Klassenlehrer: „Der A. hat sich in Deutsch und Mathematik innerhalb eines Jahres jeweils von einer schwachen 4 auf eine saubere 3 hochgearbeitet. Danke!“ Rückfrage:“ Freut mich sehr, aber wieso auch in Mathe?“

Antwort: „Weil er endlich auch die Textaufgaben voll verstehen konnte …..“ Klassenlehrerin: „Meine Schülerin B. hat durch die Übung mit dem Mentoren, Herrn X, Sicherheit in der deutschen Sprache bekommen meldet sich jetzt häufig, was sie früher nie gemacht hat“ Hierzu muss man wissen, dass die Eltern aus Portugal nach Deutschland gekommen sind und zuhause nur portugiesisch gesprochen wird. Im Moment ist der Nachholbedarf riesig und wir können kaum schnell genug zusätzliche Mentoren finden und ausbilden. Vielleicht hilft ein Artikel darüber ….. Kassel ist jetzt nur 1 Beispiel, es gibt viele Mentor-Vereine in Deutschland, der Bundesverband hat seinen Sitz in Köln.

Die Kasseler Mentorenschaft ist zusammengefasst in einem gemeinnützigen Verein. Der Verein sichert Organisation, Einarbeitungen, Vermittlungen, Erfahrungsaustausche usw. In diesem Jahr sind bis heute rd. 20 Neu-Mitglieder zu verzeichnen, aufgrund eines weiteren vor wenigen Tagen erschienen Zeitungsartikels in der Lokalpresse (HNA – Hessisch-Niedersächs.Allgemeine)) kommen jetzt wohl nochmal 8-10 dazu. Der Bedarf ist aber noch viel größer: Wir versuchen jetzt sogar, Lehramtsstudenten zu gewinnen. Jetzt muss ich noch auf einen unserer Unterstützer hinweisen: Richard David Precht.

Er hat in seinem Buch „Von der Pflicht“ gefordert, dass Bürger, die die Wohltaten einer geordneten Staatsführung ein Leben lang nutzen konnten, im Alter nicht nur die Rente genießen, sondern dem Staatswesen auch etwas zurückgeben sollten. Zitat Seite 151f: „In Deutschland verlassen etwa 50.000 (!) Schüler ohne irgendeinen Abschluss. Würde man diese Schüler zu einem frühen Zeitpunkt, im Grundschulalter (Hervorhebung durch Verf.) intensiv fördern, betreuen und coachen, wäre in vielen Fällen ein späterer Schulabschluss möglich – und die Hartz-IV-Karriere wäre aufzuhalten.

…….Würde man nur jeden 30sten (!) ….. im Gesellschaftsjahr nach entsprechendem Training als Coach in die Schule schicken, damit er benachteiligten Kindern mit Rat und Tat unter die Arme greift, wären dies bereits ausreichend viele Coaches!“ Zitatende. Last not least: Bundesweit sind wir rd. 13.000 Mentorinnen und Mentoren, die an rd. 2.000 Schulen etwa 16.000 Schüler*innen betreuen. Aber: Die Anzahl der Grundschulen in Deutschland beträgt genau 15.431 Die meisten fordern uns also noch nicht einmal an!!! Helfen Sie uns bitte, noch viel mehr Schulen und Mentoren zu gewinnen! Auf Ihre Antwort bin ich sehr gespannt! – Jürgen Reichert

 


 

 

Leserbriefe zu „Zum Schreien!“ von Ulf Meyer

 

Als ich das zugehörige Foto sah,dachte ich die Norweger haben die Elbphilharmonie nach Oslo geschleppt,und etwas verfremdet.Keineswegs,der futuristische Bau ist ein Museum für Edward Munch,das ist der mit dem Schrei auf der Brücke.Heute weiss man, warum er schreit. Er hat vorausgesehen, was die Osloer da bauen werden für ihn. – Hans-Emil Schuster

 

Zum Schreien ist allenfalls die kritiklose Berichterstattung über ein extrem klimaschädliches Bauprojekt. Der Aluminiumabbau stellt eine riesige Umweltbelastung dar. Zur Gewinnung von 1 kg Aluminium werden 8-10 kg CO2 freigesetzt. Der Ausstoß erhöht sich noch durch den Transport und die Weiterverarbeitung, wie im Falle des Museums zu Fassadenblechen. Im Lande des Holzes ist es besonders fragwürdig, den umwelt- und klimaschädlichen Baustoff Aluminium zu verwenden, um damit den neuesten Schrei architektonischer Verrücktheit mitten in die Hauptstadt zu setzen.

Nach dem ebenso klimaschädlichen Stahlkoloss in Arles nun auch noch der Aluminiumkoloss in Oslo – DIE ZEIT feuilletonisiert zugunsten aufsehenerregender Klimakiller. Anstatt einmal solche die Menschheit bedrohenden CO2-Treiber an den Pranger zu stellen. „Krankheit, Wahnsinn und Tod“ (Edvard Munch), das bringt – im Kontext immer tödlicher werdender Klimakatastrophen – auf kurz oder lang dieses Blechmonstrum. – Axel Spellenberg

 


 

 

Leserbriefe zu „Für immer?“ von Christian Heinrich

 

Dankenswerterweise bringt der Artikel auch Argumente gegen das ständige Tragen von Masken. Aber er ignoriert, welche Qual es für psychisch Kranke oder andere chronisch Kranke sein kann, die dennoch kein Attest bekommen. Weil Ärzte ihnen keinen Glauben schenken oder sie „erziehen“ wollen z. B.. Auch wird nicht thematisiert, wie kontraproduktiv Masken im schulischen Unterricht für alle Beteiligten sind. Wer nur beim Einkaufen Maske trägt, wird das nicht nachvollziehen können. Wer, wie Ärzte etwa, aus beruflichen Gründen meist Maske trägt, hat diesen Beruf selbst gewählt und sich damit arrangiert.

Wer in der Schule unterrichtet arbeitet dagegen auf der Basis von Kommunikation und freiem Sprechen. Wenn dies nicht mehr gegeben ist, fehlt eine wichtige Grundlage einer funktionierenden Kommunikation: akustisches Verständnis, Mimik lesen wird stark erschwert. Wer jedes Halbjahr 60, 70 neue Schüler*innen hat, lernt die Namen deutlich schwerer, wenn er / sie kein Gesicht dazu sieht. In allen anderen Situationen, in denen jemand länger sprechen muss, wird die Maske abgenommen, aus guten Gründen.

Aber was Politiker*innen und Talkgästen erlaubt ist, soll Lehrer*innen verweigert werden? Für mich unverständlich, dass viele Kolleg*innen selbst auf der Maske beharren, trotz Impfung, Abstand und Lüftung. Für mich ist das irrational und widerspricht dem Recht auf körperliche und psychische Integrität jedes einzelnen. Wie auch dem Recht und der Bereitschaft selbst Verantwortung zu übernehmen. Wenn der Staat die Maske weiterhin vorschreibt, geht das deutlich in Richtung Gesundheitsdiktatur. – Gerlinde Volland

 

„An der Maske die wir uns umbinden, erkennt man uns.“ (Otto Erich Hartleben, 1864-1905, deutscher Schriftsteller & Dramatiker) Dieser Ausspruch hat Otto Erich Hartleben schon vor weit mehr als hundert Jahren vom „Stapel gelassen“; dieser hat in unserer „Maskenzeit“ leider wieder eine sehr aktuelle Bedeutung. Maskentragen ist seit Mai 2020 in, nicht weil sie uns besonders gut kleiden, gut, vielleicht den einen oder den anderen eher schon.

Ich trage diese Maske natürlich nicht freiwillig, denn für mich ist diese Maskentrage-Pflicht nur eine angeordnete Zumutung zu besonderen Gelegenheiten und Anlässen. Mittlerweile haben sich bestimmt schon sehr viele Menschen daran gewöhnt, dass der Verzicht auf das Maskentragen bestimmt bei manchem unserer Zeitgenossen sogar Entzugserscheinungen hervorrufen könnte. – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Da ist zu wenig der Wurm drin!“ von Christian Grefe

 

Das Regenwürmer Überschwemmungen verhindern bzw. deren Folgen abmildern können, klingt nicht verrückt sondern ist logisch. Das kann Ihnen jedes aufgeweckte Schulkind erklären und braucht keinen Seiten langen Bericht. – Dr. Bernhard Jung

 

Glückwunsch zu diesen beiden Artikeln in der ZEIT Nr. 37. Das ist einmal ein erfrischender Ansatz, die Probleme des Klimawandels positiv anzugehen. Leider ist auch dieser wieder zu kurz gesprungen. Ich hoffe, nach einem Artikel über eine klimafreundlichere Tierhaltung kommt auch ein Artikel: Stellen Sie sich vor, wir können intensive Landwirtschaft betreiben und trotzdem unsere Umwelt verbessern (nicht nur schonen). Ein erster Ansatzpunkt ist in dem Artikel zu „Wissen: Da ist zu wenig Wurm drin“, zu sehen. Aber leider ist dieser Artikel faktisch nicht ganz korrekt und entspricht nicht der Philosophie des Green Artikels. Die Bedeutung der Regenwürmer für unsere Umwelt und den Wasserhaushalt ist gut beschrieben, die praktische Lösung ist falsch: nicht der Bioanbau ist die Lösung. Dieser hat zwar mehr Regenwürmer als der konventionelle Anbau, aber immer noch viel weniger als der Anbau ohne Bodenbearbeitung (nicht nur ohne Pflug).

In dieser Anbauart kann man auch trotz gelegentlichen Einsatzes von Glyphosat mehr Regenwürmer finden, und vor allem, tiefer arbeitende Regenwürmer. Das Hauptproblem ist somit die Bodenbearbeitung. Und ohne Bodenbearbeitung können nach einigen Jahren die Regenwurmgänge das Starkregenwasser auch in größere Tiefen abführen, ohne daß es zu Überschwemmungen kommt. Die Infiltrationsraten von über 100 Liter pro Quadratmeter und Stunde können dann auch über mehrere Stunden aufrechterhalten werden, so daß Katastrophen, wie die jüngsten Flutkatastrophen, durchaus vermieden werden können – vorausgesetzt, alle verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen werden so behandelt.

Ich hoffe daher, daß die ZEIT sich in der Serie GREEN endlich des Themas der „konservierenden Landwirtschaft“ (Conservation Agriculture) annimmt, um diese praktikable Lösung auch der Deutschen Allgemeinheit vorzustellen. Immerhin wird sie bereits auf 15% der weltweiten Ackerflächen seit Jahrzehnten eingesetzt und auch wissenschaftlich begleitet – es gibt also durchaus Informationen, die man berichten kann. – Dr. Theodor Friedrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Schuld sind immer die anderen“ von Marc Brost et al.

 

Die Situation erinnert fatal an die an die sog. Flüchtlingskrise von 2015, die bekanntlich vor allem eine Migrationskrise in Gestalt massenhafter illegaler Grenzüberschreitung war. Und die damalige beruhigende „Erzählung“ von Politik und (den meisten) Medien, dass da nun die angeblich dringend benötigten Fachkräfte vor der Tür stünden („Wir bekommen Menschen geschenkt“ — „wertvoller als Gold“) hat sich relativ schnell als Märchen bzw. fake news herausgestellt.

Die aktuelle Erzählung zur bevorstehenden Immigrationswelle aus Afghanisten lautet, dass da ehemalige Ortskräfte deutscher Organisationen ins Haus stünden. Wie viele das werden könnten, scheint scheint völlig offen zu sein, obwohl noch im Juli 2021 das Innenministerium in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von 528 Personen sprach. Später konnte man lesen, dass schon vor der Evakuierungsaktion der Bundeswehr bereits etwa 2000 Ortskräfte (nebst Angehörigen) aufgenommen worden seien. Trotzdem wollten die Grünen eine mindestens 5stellige Quote, und Noch-Außenminister Maas spricht gar von 70.000 Fällen. Die Zahlen sind ganz offenbar beliebig und entbehren jeder Grundlage.

Inzwischen haben die USA -weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit und vermutlich ohne Absprache mit der Bundesregierung- etwa 16.000 evakuierte Afghanen auf ihrer Basis in pfälzischen Ramstein zusammengezogen. Ob die jemals in die USA weiterreisen werden, ist völlig offen, denn die Entscheidung eine Aufnahme liegt bei den Bundesstaaten – und die obstruieren seit nunmehr 20 Jahren ja schon die Aufnahme einiger Dutzend nicht schuldiger Guantanamo-Häftlinge. Stattdessen haben die USA einstweilen mit Ghana die Aufnahme von etwa 2.000 Afghanen verhandelt (vermutlich ohne die Betroffenen dazu zu befragen). Gut möglich also, dass irgendwann Camp Ramstein seine Tore durchlässig macht – man will ja sicher kein weiteres Guantanamo.

Bedenkenswert ist schließlich, dass mittlerweile etwa 160.000 (von insgesamt 240.000) Afghanen in Deutschland ausreisepflichtig sind; die werden aber seit Jahren über Kettenduldungen weiter hier gehalten. Eine Prüfung zu deren Ausweisung in sichere Drittländer war 2016 mal kurz erwogen, aber nie realisiert worden, und die Abschiebungen (jährlich zwischen 150 – 420 Fälle) fallen überhaupt nicht ins Gewicht. Im Wahlkampf bleibt dieser im Raum stehende Elephant afghanischer Zuwanderung auffällig unsichtbar. Danach voraussichtlich nicht mehr. – Prof. Bernd Leber

 

Während vier deutsche Ministerien zwei Wochen nach der Ankündigung des US-Präsidenten, er werde zum 20. Jahrestag von 9/11 seine Truppen abziehen, ergebnislos darüber diskutieren, welche Strategie angewandt werden soll, hat Frankreich alle gefährdeten Ortskräfte und nicht unabdingliche Mitarbeiter der französischen Botschaft angewiesen, das Land zu verlassen. Unmittelbar danach begann der Elysée-Palast mit der Evakuierung.

Als sich die Lage Mitte August dramatisch verschärfte, blieb dem Innenministerium nichts anderes übrig, als die Sicherheitsüberprüfungen nach Deutschland zu verlegen. Da wundert es nicht, dass einst abgeschobene Straftäter wieder im Land waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte unser Nachbarland bereits 1.500 Menschen ausgeflogen. Die Ausführungen der ZEIT kann man nur unterstreichen: die Geschichte der gut organisierten Verantwortungslosigkeit in der deutschen Bürokratie hat ihren Höhepunkt erreicht. – Ulrich Niepenberg

 


 

 

Leserbrief zu „Reise in die Vergeblichkeit“ von Wolfgang Bauer

 

Dieses aktuelle Bild der Herrschaft der Taliban ist sehr aufschlussreich. Leider beschäftigen sich nur wenige mit den Ursachen der jüngsten Entwicklung. Das wird verheerende Folgen nicht nur für Afghanistan haben. Über die Scharia wird nur gelegentlich und sehr allgemein gesprochen. Wer kennt schon die Grundgedanken der Scharia? – R. Renaux

 


 

 

Leserbrief zu „Siegeszug der Sonstigen“ von Franziska Wunderlich

 

Wie angenehm ist der Artikel SIEGESZUG DER SONSTIGEN von FRANZISKA WUNDERLICH. Immer habe ich mich nur über die Inhalte ausgelassen, doch neuerdings schreibe ich öfter über die Art der Präsentation. Ich möchte die Schreibweise von Frau Wunderlich unterstützen. Ich empfinde sie sehr angenehm. Ganz im Vergleich zu der verdoppelten Schreibweise, die sich inzwischen durchgesetzt hat. Diese Doppeltgemopelt ist so unangenehm, langweilig, den Lesefluß unterbrechend oder doch hinauszögernd.

Das ist mir, der sich ein gewisses Feingefühl für Sprachen zuschreibt, so unangenehm, daß ich viele Artikel und Bücher einfach nicht mehr lese. Daß Frau Wunderlich nur die weibliche Form benutzt stört überhaupt nicht, ist nicht langweilig und hält nicht auf. Man kann – wie früher, bei der nur männlichen Form, in einem Rutsch durchlesen. Das ist sehr erholend und man kann auf die eventuell schwierigeren Inhalte konzentriert bleiben. Ich möchte sie darin unterstützen bei dieser „einfachen“ Schreibform zu bleiben.

Im Japanischen gibt es auch Wörter, die nur von Frauen und andere, die wiederum nur von Männern benutzt werden. Ich fände es eine gute Lösung, wenn Frauen bei dieser weiblichen Schreibweise blieben, und Männer, von mir aus, bei der alten nur-männlichen Form blieben. Wenn nur die langweiligen Wiederholungen wieder weg wären, ganz zu schweigen von so bremsenden Ungetümen wie „er oder Sie“ oder „ihm oder ihr“ und das dann noch in komplizierten verschwurbelten Sätzen. Nicht in der Bildzeitung, aber in wissenschaftlichen Artikeln.

Es gibt ein Kinderbuch von Enid Blyton, 5 Freunde … Da waren Freunde noch Buben und Mädchen. Heute soll man die lange umständliche Form „Freunde und Freundinnen“ benutzen. Muß man nächstes Jahr „Geschwister und Geschwisterinnen“ sagen? Und übernächstes Jahr „Eskimos und Eskimösen“? Da mache ich nicht mit. Nochmals Danke für eine schön lesbare, einfache Schriftform. – Thomas Krämer

 


 

 

Leserbrief zu „»Als Ärzte sind wir hilflos«“ von Amrai Coen

 

Die Methode durch Denunziation zu Geld zu kommen hat sich schon im Mittelalter bei der Hexenverfolgung bewährt. – Iman Schwäbe

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Fluss hat seine Strömung und der Schwimmer seinen Flow“ von Hella Kemper

 

Ein großes Lob für den Artikel über den Chemieprofessor Andreas Fath! So spannend und aufschlussreich! Ein wahres Leseerlebnis! Eine Anregung: Ich hätte es sehr geschätzt, wenn anschließend zum Artikel Anleitungen bzw. Maßnahmen für den Laien/Bürger vorgeschlagen wären, z,B. was kann/soll jeder machen oder vermeiden, damit die Wasserverschmutzung nicht noch mehr zunimmt. Wir hören und lesen immer wieder einmal, was gut/schlecht für die Umwelt ist. Das, im Anschluss eines solchen Artikesl zu wiederholen, finde ich äußerst sinnvoll. – Gabriele Swoboda

 


 

 

Leserbrief zu „Der lange Schatten“ von Andrea Böhm

 

Vielen Dank für Ihre subjektive Beschreibung zum war on terror. Beim Lesen mancher Artikel erfasst einen ein Schauer, er bleibt mal länger, mal kürzer, je nachdem was das eigene Leben und der Tag so mitbringt. Doch wir schließen die Zeitung. Der Artikel ist gelesen und wird verdaut. Dieser wird bestimmt noch in Gesprächen weiter leben aber auch dann kommt die Zeit, die uns zum Alltag wechseln lässt.

Frau Böhm, sie leben diesen Krieg 20 Jahre für uns als Leser. Danke das sie das aushalten. Ich wünsche Ihnen, dass sie nicht daran verzweifeln und wissen das Ihre Arbeit so wichtig ist. Wichtig für uns weißen, privilegierten Menschen. Damit wir nicht schwarz/ weiß sehen, sondern die langen Schatten mit all ihren Grautönen. – Anja Brechler- Kielhorn

 


 

 

Leserbrief zu „Dorfschönheit (5). Tüchersfeld“ von Alexander Hanisch

 

Man muss Gott für alles danken, selbst für einen Ober-, Mittel- und Unterfranken! (Spruch) Tüchersfeld liegt in der Fränkischen Schweiz und gleichzeitig in Oberfranken! Und noch dazu eine kleine fränkische Anektode, die im Wirthaus spielt: Sie hat sich die ganze Soße auf den Rock verschüttet. SIE: „Moo, schau her, iich schau aus wäi eine Sau.“ ER: „Jaa, und gleggerd hosd aa.“ (aus dem Buch: „Allmächd – des aa nu!“ von: Jürgen Leuchauer) Übersetzung: SIE: „Ich schaue aus wie ein Schwein.“ ER: „Ja, und bekleckert hast du dich auch noch!“ – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „Weltstadt auf der Bremse“ von Matthias Krupa

 

Tempo 30 überall in Paris.Überholt von Radfahrern.Wieso? Gilt für die Tempo 30 nicht? Nein,das geht nicht wenn die Tour de France Helden zum Triuphbogen rasen im Endspurt.Aber merde,der ist ja verhüllt (siehe DIE ZEIT Nr.37/9.September 2021;Triunph der Kunst) Ici Paris, irre aber charmant. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Weg mit dem Blutgold!“ von Thomas Fischermann

 

Es geht auch anders. In traditioneller Handarbeit aufbereitetes Waschgold aus den Sanden des Rheins und der Eder, von der Goldschmiedin verarbeitet zu individuellen Schmuckstücken, sind eine großartige Alternative zu herkömmlichem „Blutgold“. Soziale Verantwortung und ökologische Konsequenz, können, vereint mit handwerklicher Kompetenz, ganz einfach auch im Schmuckbereich umgesetzt werden. – Petra Lohr

 


 

 

Leserbrief zu „»Also hat Merkel lieber nichts getan«“. Gespräch mit Gabriel Felbermayr geführt von Lisa Nienhaus

 

Ja, hat man noch Worte. Das Interview mit Gabriel Felbermayr ist sehr aufschlußreich. Ihre Frage: Wo steht unser Land nach 16 Jahre Merkel. Herr Felbermayr hat es recht vornehm ausgedrückt. Im Klartext heißt das: Stillstand bedeutet gleich Untergang. Ohne Produktion fällt der ganze Staat auf die eigenen Füße. Die Armut steigt dann gewaltig. Die Politiker, die das fabriziert haben, sind dann untergetaucht. Und wir Bürger werden SozialhilfeEmpfänger. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Müll trennen wie in Korea“ von Uwe Jean Heuser

 

Nun warum wenden wir nicht das beschriebene koreanische System der gewichtsabhängigen Entsorgungsgebühren an? Gilt es nur für Biomüll oder auch für Restmüll? Dort würde ja der Biomüll landen, wenn das regelkonforme Entsorgen Geld kostet. Besonders wenn es für Restmüll gilt, sehe ich Probleme. Schwere wasserhaltiger Müll sind zum Beispiel Windeln, Gemüseabfälle (Ja, ich habe gelesen, dass es die Schleuder gibt.) und Menstruationsartikel.

Besonders viel zahlen müssen also Pflegebedürftige, Menschen, die sich gesund ernähren und Frauen. Da wird man schnell von Diskriminierung sprechen. Einige würden die Abfälle wohl auch durch die Toilette oder im Wald entsorgen. Auch den Aufschrei, wenn Futtermittel aus Biomüll mit völlig unklarer Zusammensetzung erzeugt würden kann ich mir lebhaft vorstellen. Mag sein, dass es in der koreanischen Gesellschaft funktioniert. Brauchen wir diesen Weg, um den Bürger zum Müllvermeiden zu bringen? – C. Schröder

 


 

 

Leserbrief zu „Von den schönen Schrecken des Denkens“ von Jens Jessen

 

Herr Jens Jessens meint, es “fuehre in die Irre “, auch Goethe im Rahmen eines Romantik-Museums ausstellen zu wollen. Es kommt natuerlich darauf an, was man unter ‘Romantik’ , vielleicht auch was man unter‘Goethe’ versteht. Vor einigen Jahren habe ich einen Vergleich zwischen dem englischsprachigen Wikipedia-Artikel “Romanticism “ und dem entsprechenden deutschsprachigen Artikel “Romantik “ angestellt. Der Unterschied war interessant, wo nicht verblueffend. Im englisch-amerikanischen Artikel standen die zu erwartenden englischen, franzoesischen, italienischen, russischen Vertreter der Bewegung – Coleridge, Hugo, Leopardi, Puschkin, u.v.a. – aber unter ihnen war nur ein einziger Deutscher aufgefuehrt: Goethe.

Im deutschen Artikel standen sowohl die bekannten deutschen wie auch ziemlich alle europaeischen Gestalten, so wie sie fuer den englischsprachigen Leser aufgelistet waren – nur der Name Goethe fehlte. Es gehoert mit zu den Zielen des Deutschen Romantik-Museums, an dem ich auch in sehr bescheidenem Masse mitgewirkt habe, dazu beizutragen, dass diese bemerkenswerte Asymmetrie ausgeglichen wird. Fuer die aeltere an der Philologie des wilhelminisch-nationalistischen Zeitalters orientierte Germanistik war Goethe natuerlich als “Klassiker” – ein hoechst fragwuerdiger Begriff- das Gegenteil von “romantisch “. In der juengeren Literaturwissenschaft scheint sich ein neues Goetheverstaendnis anzubahnen: in “Der gedichtete Himmel. Eine Geschichte der Romantik “ schreibt Stefan Matuschek, es sei “richtiger, Goethe und Schiller in erster Linie nicht als Weimarer Klassiker, sondern als europaeische Romantiker zu sehen “.

Dieser neueren Goetheauffassung gerecht zu werden bestrebt sich das Deutsche Romantik-Museum indem das Thema Goethe und vor allem sein “Faust “ – fuer seine europaeischen Zeitgenossen das romantische Kunstwerk par excellence- als roter Faden durch alle Unterabteilungen der Ausstellung sich durchzieht. Schon die räumliche Nähe des Romantik-Museums zum Goethehaus soll den Besucher dazu einladen, sein Goethebild zu revidieren und somit das Wort Friedrich Schlegels zu verstehen, der neben der französischen Revolution und dem deutschen Idealismus auch ein Werk Goethes – den Roman “Wilhelm Meisters Lehrjahre “, der früher als Höhepunkt der sogenannten Klassik galt – zu den drei großen Tendenzen der Zeit ausrief. Leider scheint es den Planern des Romantik-Museums nicht gelungen zu sein, Herrn Jessen diese Bezüge deutlich zu machen. – Nicholas Boyle

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Alle acht“ von Markus Flohr und Judith Scholter (Recherche) und Haika Hinze (Infografik)

 

In Ihrer Ausgabe vom 9.September 2021 bringen Sie auf S.58 eine insgesamt gelungene Infografik über die acht Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Unter „Besonderes“ finden Sie erwähnenswert, dass Konrad Adenauer u.a. Patente auf Schrotbrot und Sojawurst erworben hat. Bei Willy Brandt fehlt hingegen jeder Hinweis auf den ihm für seine Versöhnungspolitik, die auch den Weg für die deutsche Wiedervereinigung bereitet hat, zugesprochenen Friedens-Nobelpreis. Ich empfinde dies als unverzeihlich. – Prof. Dr. Rudolf Messner

 


 

 

Leserbrief zu „Nächstes Jahr im Humboldthain“ von Maxim Biller

 

Nett das jemand mal über den zweitältesten Volkspark in Berlin schreibt, aber er liegt nach der Bezirkszusammenlegung im Ortsteil Gesundbrunnen! Auch im Ortsteil Prenzlauer Berg sind mir auch in der Nähe von Geschäften und Restaurants Ratten entgegengekommen. Also nicht immer negativ über den Altbezirk Wedding urteilen. Die Zeit als Tucholsky schrieb: „In der A c k e r s t r a ß e ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder gerade auch aus diesem gekommen? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.«, sind doch schon vorbei. – Bernd Schimmler

 


 

 

Leserbrief zu „Bieder, banal, erfolgreich“ von Tobias Timm

 

In Ihrem Beitrag erwähnen Sie einige negative Beispiele „gottbegnadeter“ Künstler aus der NS-Zeit. Ein besonders perfider Fall ist der Stuttgarter Bildhauer und Hochschullehrer Fritz von Graevenitz (1892-1959), der 1935 eine Hitler-Büste geschaffen hatte und in vie- len NS-Kunstausstellungen vertreten war. Er bekam 1951 den Auftrag für eine Eu- gen-Bolz-Büste, die heute in zwei Exemplaren in Staatsministerium und Landtag Ba- den-Württemberg steht – also in Graevenitz‘ Werk vereint der Führer zusammen mit dem von ihm verfolgten und noch im Januar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichte- ten ehemaligen württembergischen Staatspräsidenten und Widerstandskämpfer Bolz (1881-1945).

Auch vom württembergischen NSDAP-Landtagspräsident Christian Mergenthaler hat er übrigens eine Büste angefertigt. Man fragt sich schon, ob es nicht angemessener gewesen wäre, für eine Eugen-Bolz-Büste andere Künstler aus- zuwählen, insbesondere solche aus dem Kreis der von den Nazis Unterdrückten, der Emigranten, jüdischer Bürger oder Widerständler. Aber man griff wohl lieber auf „bewährte Kräfte“ zurück.

Welcher Gesinnung von Graevenitz war, gab er 1938 nach seiner Ernennung zum Di- rektor der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste kund: „Aufgabe der Kunster- ziehung der Schulen und der Hochschulen ist es, wieder Wertmaßstab zu geben, eine neue künstlerische Gesinnung wachzurufen, die allmählich das in Generationen der Stillosigkeit entstandene Chaos zu überwinden vermag. So hat sich auch die Akade- mie der bildenden Künste Stuttgart zur Aufgabe gemacht, … ihren Teil zu leisten an der Erneuerung und Verjüngung des künstlerischen Geistes. … Denn war in der ver- gangenen Zeit der einzelne Künstler isoliert und nur zu oft geneigt, sich in Experimen- ten zu verlieren, die für das Volksganze bedeutungslos blieben, so verlangen die Kul- turaufgaben des dritten Reichs den Einbau aller künstlerischen Kräfte in die Volksge- meinschaft.“ Dies bedeutete eindeutig die nationalsozialistische künstlerische

Gleichschaltung und den Ausschluss alles „Entarteten“ und Jüdischen. Es wäre inte- ressant zu wissen, ob es zum Vergabeverfahren für die Bolz-Büste noch Akten im Hauptstaatsarchiv gibt und wie die Vergabeentscheidung damals begründet wurde und ob die NS-Zeit überhaupt thematisiert wurde.

Sein Andenken hält die Stiftung Fritz von Graevenitz mit einem Museum bei Schloss Solitude wach, ohne allerdings seine NS-Karriere und seine NS-Gesinnung kritisch aufzuarbeiten. Dass in den 1950er Jahren die deutsche Gesellschaft von Entnazifizie- rung, Vergangenheitsbewältigung und Wiedergutmachung genug hatte und nur noch vergessen wollte, zeigt auch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Gerlin- gen 1957 an von Graevenitz. Hatte man damals wirklich keinen anderen, menschlich integren und vorbildlichen Bürger Gerlingens für solch eine Ehrung finden können?. – Hans-Joachim Albinus

 


 

 

Leserbriefe zu „Über seinen Fersensporn, den Nullzins und die Frage, wie viel Geld man Menschen wegnehmen darf“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Sie haben mein Mitgefühl, ein Fersensporn kann erbärmlich weh tun, aber es stimmt: irgendwann verschwindet er von selbst. Ein paar Monate später kommen unerklärliche Nackenschmerzen, die ebenso verschwinden, um eines Tage durch wehe Knie abgelöst zu werden usw. Das ist der Lauf der Welt der Ü60. Ähnlich verhält es sich mit dem schönen Haus im Ahrtal. Wie gewonnen, so zerronnen. Was ist schlimm daran, das zu sagen, und warum sollte es ausgerechnet mit Geld anders sein? Die Idee, dass unser Erspartes nicht nur nicht schrumpfen sondern gar wachsen sollte, ist merkwürdig.

Wie Sie richtig sagen, kommt der dafür notwendige Zins von Arbeit, aber eben nicht von unserer. Und während die Armen Geld bekommen, weil sie machtlos sind, bekommen wir Couponschneidende leistungsloses Einkommen, weil wir die Macht des Besitzes auf unserer Seite haben. Das kann nicht ewig gut gehen – und mir persönlich ist eine Inflation lieber als Krieg oder Seuchen oder beides. In diesem Sinne „Alavott, so nimm noch einen Schluck…“ P.S.: Nein, ich war niemals im KBW…- Ingo Klamann

 

Mir ist aufgefallen, dass Ihre immer weinerlicher werdende Kolumne fast nur noch um Ihre Angst kreist, Steuern und/oder Inflation könnte Ihren „hart erarbeiteten“(?) Wohlstand auffressen, und da möchte ich Ihnen von altem weißen (oder weisen) Mann zu altem weißen (oder weisen) Mann raten: Haben Sie keine Angst vor einer Zukunft ohne finanzielle Privilegien.

Mag sein, dass es (wie Sie jüngst postulierten) heute den Armen in Ländern besser geht, in denen es auch Reiche gibt (solange diese keine Gangster sind), aber in einer Welt, in der der allgemeine Wohlstand einigermaßen gerecht aufgeteilt wäre (und zwar nicht nur innerhalb von Landesgrenzen, sondern auch unter den Ländern), bräuchte niemand mehr zu hungern und auch niemand mehr Angst haben, für seine Reichtümer beneidet, verfolgt oder sogar ermordet zu werden, und auch Sie könnten ihren Mitmenschen ohne Argwohn unter Gleichen gerade in die Augen schauen. Wäre das nicht auch für Sie ein Zugewinn an Lebensqualität?

PS: Ihr Bild vom „Motor, aus dessen Auspuff Wohlstand und Kreativität strömen“ ist ziemlich gestrig angesichts der Tatsache, dass aus Motorauspüffen zur Zeit eher Klimakatastrophen strömen. Vielleicht sollten Sie doch ein wenig mehr Sorgfalt auf Ihre Sprachbilder verwenden, anstatt nur immer über „Wokeness“ und geschlechtersensible Sprache zu spotten. – Thomas Movtchaniouk

 

Ich möchte der These von Harald Martenstein widersprechen, „dass es den Armen meistens in den Ländern besser geht, in denen es auch Reiche gibt“. Die seit Ronald Reagan die westliche Welt beherrschende neoliberale „Trickle-down-Theorie“, wonach der Wohlstand der Reichen nach und nach auch zu den unteren Bevölkerungsschichten durchsickert, hat sich als falsch und als eine soziale Ungleichheit zementierende Ideologie erwiesen.

Sie hat dazu geführt, dass sich Vermögensunterschiede vergrößerten und innerhalb der heutigen Gesellschaft eine Plutokratie entstand, die aufgrund ihrer starken Lobby mit viel Geld steuerliche Privilegien verteidigt und mit ihrem Reichtum politischen Einfluss und Macht ausübt und bei geplanten Änderungen zu ihren Lasten mit Abwanderung ins Ausland droht. Der französische Ökonom Thomas Piketty behauptet sogar in seinem Buch „Capital et idéologie“, diese Kluft sei nicht natürlich, sondern auch politisch gewollt.

Seit den 1980er Jahren privatisieren viele Regierungen öffentliche Aufgaben und kürzen Ausgaben. Gleichzeitig senken sie Steuern von Gutverdienern, Kapitalbesitzern und Firmen drastisch. Dieser Umverteilung von unten nach oben sollte entgegengewirkt werden, indem der Staat sich die Gelder bei denen zurückholt, die in der Vergangenheit von dieser Politik besonders profitiert haben: Großverdiener, Firmenerben und Immobilienbesitzer.

Wir können nicht beides haben: Demokratie und Vermögen, konzentriert in den Händen weniger, wie schon ein amerikanischer Bundesrichter zu Beginn des 20. Jahrhunderts formuliert hatte. Die Politik muss ihre Steuerungsmöglichkeiten endlich wahrnehmen, um diese ökonomischen und gesellschaftlichen Verwerfungen der zunehmende Spaltung zwischen Arm und Reich zu korrigieren. Mit einer Neiddebatte hat das nichts zu tun! – Hans-Henning Koch

 

Gottlob schreiben Sie. Es gibt Sie zum Glück. Mit jeder Kolumne bestätigt sich das. Ich bin immer auf Ihrer Seite; außer vielleicht damals, vor Jahren eine leicht abweichende Meinung zu Austausch-Schülern. Aber auch das haben Sie dann klargestellt: Die Leute gaben schlicht Ihrem Sohn nichts Brauchbares zu essen. Dann auch ich: „Geht gar nicht!“ Und in Wien hätte ich mich sicher eingesetzt, dass Sie ein Aspirin bekommen! Wie gesagt, Sie können auf meine Unterstützung zählen. Wie wir Leser auf Ihre Texte, die wiederum beitragen, uns durchs Leben zu bringen.

Deshalb Thema Fersensporn: Bitte erlauben Die, dass ich Ihnen schreibe: Das tut so weh! Jeder Schritt prellt als wäre Asphalt aus einer unnachgiebigen, bösartigen Materie! Wer das nicht gehabt hat, weiß nicht, wie es ist – und wie langwierig! Was beiträgt es abzukürzen (been there, done that … Wahnsinn): Man muss ein paar Mal am Tag mit so harten kleinen Murmeln dort an der Sohle fest rumrollern, Murmel am Boden, Fuß drüber. Und zwar, dass es weh tut. Gerade an der Stelle. Richtig rein. Heute läuft es unter „Faszienmassage“. Aber die kleinen harten Kindergummibälle wirken in dem Fall besser als tennisballgroße Bälle. Man kann dann auch UNTER die Schuhinnensohle so runde Gebilde legen (abgerundete Kieselsteine?) – auch nahe an der Stelle und ein paar Minuten rum laufen. Hilft nach 2-3 Tagen wirklich!!

Die alten Pilger wussten schon, was sie taten mit Steinen in den Schuhen. Sorry, es klingt crazy. Aber es hilft! Zu Zinsen: Viele Leute wollen einen immer noch verdammen, weil man Zinsen will. Ich lasse jetzt mal 1500 Jahre kirchliche Propaganda aus dem Spiel. Was aber hier los ist, plötzlich keine Zinsen mehr, ist eine einseitige Aufkündigung eines Konsens. Man hat darauf geplant und darauf aufgebaut. Nun wird diese Voraussetzung von EINER Seite entzogen. (Ähnlich wie bei plötzlicher Aufkündigung zugesagter Firmenpensionen seitens der Firma allein – wie das ja immer der Fall ist). Man steht als Betrogener da (im guten Glauben gehandelt) Sonst hätte man ja anders vorgesorgt.

Und hat kein Rechtsmittel. Warum so viele Leute das gut finden, ist mir schleierhaft. Aber wir werden (ganz ohne Verschwörungstheorie) schon seit längerem geprimed – also wir, die Normalos, die zäh arbeiten Müssenden – dass Besitz und Geld buuuhhh ist, ganz schlecht! Angeblich gegen den Planeten. Oder ethisch falsch. Die Jungen lecken die Propaganda auf: Tiny Houses, Leben in Wohnwagen, Marie Condo, Oscars für Nomadland. Man braucht NICHTS zum Glücklichsein. Und in den USA sehe ich schon die Resultate: Eine gehirngewaschene Jugend, die bereit ist für einen Hungerlohn die immer weniger werdende Arbeit zu verrichten. Bei uns in San Francisco hausen sie schon in Wohnwagen am Straßenrand. Tagsüber gehen einige davon im Business Gewand ins Büro. Nee Wohnungen können sie sich nicht leisten.

Nichteinmal ein Zimmer. Aber Raffgier = ist böse. Die Tiny Hausbewegung und kein Geld wird genau dann nicht mehr cool, wenn die jetzigen Jung Romantiker raus altern und die erste Nierentransplantation oder Gichtbehandlung brauchen. Doch bis dahin läuft die bunt gepinselte Propaganda, dass maximale Selbstausbeutung ohne Aussicht auf (bescheidene) Vermögensakkumulation sexy sein soll. Während internationale Konglomerate Milliarden scheffeln und keine Steuern zahlen. Die Lemminge schlürfen den Nonsense und schreiben auch IHNEN Briefe, dass eh keiner Ertrags-Zinsen braucht. (Vielleicht die Banken schon) Don‘t get me started! Gute Besserung. – Dr. Barbara Zuber Goldstein

 

Ihre Kolumne hat nicht nur ihnen wehgetan. So leid sie mir mit ihrem Fersensporn ja auch tun (es hält sich in Grenzen, Sie Armer), umso weniger Verständnis habe ich dafür, dass sie ihre “bemitleidenswerte” und temporäre! Position mit Menschen vergleichen, die tatsächlich Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen machen und denen Sie vorwerfen damit Mitleid erhaschen zu wollen. Wie viel sagt es denn über ihre Privilegien aus, dass Sie erst einen Fersensporn bekommen mussten um bemitleidet zu werden, guter Mann. Das ist übrigens nicht das erste und wird garantiert nicht das letzte Mal sein, dass ich mich über ihre Kolumne geärgert habe, also bis bald. – Lisa Weisgerber

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „FLACH, ABER GUT“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Als wir die Ausgabe 36 des Zeitmagazins in die Hände bekamen, dachten wir nach Kenntnisnahme des tollen Süppchens : Schau an, es geht doch mit der wirklich guten Küche. Und nun drückt das „archaische“ Fladenbrot in 37, welches in der Art wohl vor 2000 Jahren auf einem heißen Stein in Griechenland schon herstellbar war, das Niveau wieder auf Golfrasenhöhe….. Mit Ihren diversen Interviews und sonstigen Artikeln sind Sie uns eigentlich richtig sympathisch geworden, aber bitte, bitte beziehen Sie sich nie mehr auf Wolfram Siebeck in kulinarischer Hinsicht – das hat er nicht verdient. Sie haben einen anderen Ansatz. – PS: Wo bleibt eigentlich die angekündigte Fortsetzung der Serie mit Heinz Beck aus dem „Pergola“ in Rom ? – Ulrike & Konrad Eberhardt

 

Dieses *rezept* ist wirklich ein Scherz für alle Leser die sich wöchentlich auf die Rezept Seite freuen. Die letzten Wochen/ Monate werden die Rezepte immer langweiliger und way too basic für Menschen die sich fürs kochen/ für Produkte/ für Qualität interessieren. Ich bitte wieder mehr kreativ und besonders zu artikulieren. Vielen Dank. – Lisa Botti

 


 

 

Leserbrief zu „SCHLIMMER FINGER“ von Matthias Stolz im ZEIT Magazin

 

Mein Kommentar: „Blabla“. Meine alte Mutter hätte nach der Lektüre gesagt. „Den müssen die weg tun.“ Also: Ich liebe das Meiste bei Ihnen. Und da fällt sowas doof-unfundiertes, so eine Aneinander-Reihung von unbestätigtem Geschwafel im Sinne der heutigen Zeit (no pun intended) furchtbar auf: Hysterisches Ruindum-Rum-Geschimpfe über eines der kleinsten Probleme der Welt. Und: Typisches Runtert-Gemache einer friedlichen Meherheit. Ich finde nämlich, daß es schön wäre, wenn „Die Deutschen“ dauernd den Daumen hoch machen würden. Dazu vielleicht zur Abwechslung auch mal lächeln. Ich habe diese Geste in England schon vor lsehr langer Zeit gelernt und freue mich, wenn ich sie anwenden darf. – Jonas Porst

 


 

 

Leserbrief zu „IM SEPTEMBER. Da draußen“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

 

„Ach, die Liebe lässt das Menschenherz zum Pilzgarten werden, einem üppigen und unverschämten Garten, in dem geheimnisvolle und freche Pilze stehen.“ (Knut Hamsun, 1859-1952, norwegischer Erzähler) Dieser Beitrag von Heike Faller war für mich ganz aufschlussreich und sehr informativ, danke sehr! „Urlaubsfreundschaften und Pilzgerichte soll man nicht aufwärmen.“ (Bernhard Wicki, 1919-2000, schweizer Schauspieler, Filmregisseur & Fotograf) Und hier kommt noch zu guter Letzt mein „Pflastersteinpilz“, den ich bei uns im Landkreis Roth entdeckt habe. Vielleicht ist das sogar eine ganz neue Pilzgattung, dem ich den Namen: „Goldkappenpimpfling“ verpassen möchte. Glaub´ es oder glaub es nicht! Fake-Pilz oder doch ein kleines Kunstwerk? Wer weiß das schon so ganz genau! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbrief zu „HILFE! Wie geht man damit um, wenn die Freunde mehr Geld haben als man selbst?“ Gespräch mit Alexander Prescott-Couch geführt von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

 

Überhaupt keine Frage. Man sucht sich Freunde, die weniger haben. – Hans-Emil Schuster