Lesezeichen

9. Januar 2020 – Ausgabe 3

Leserbriefe zu „Nachdenken statt enteignen!“ von Nils Heisterhagen

 

Veränderte Wertschöpfungsprozesse u.a. durch technologische Einflüsse werden wesentliche Teile der Gesellschaft auch von selbstbestimmten Vermögensbildungen ausschließen. Das wird die Teilhabe an Immobilien zudem verringern. Deshalb gehört für eine Vermögensgerechtigkeit das Eigentum an Immobilien in staatliche Hand. Der Besitz an diesem Eigentum muss jedoch jenseits öffentlicher Infrastrukturen ausschließlich privat sein. Das geeignete Mittel dafür ist das Erbbaurecht. Mit diesem Recht kann die Öffentlichkeit gesellschaftlich sachgerechte private Nutzungen über einen langen Zeitraum ermöglichen, die Finanzierung und Weitergabe von privaten Investitionen gewährleisten und einem Missbrauch durch einen Heimfall begegnen. Vergleicht man jenseits der vielfach zweifelhaft erworbenen Besitztümer von Adeligen die private Eigentumsdauer stellt man fest, dass sie in der Regel geringer als die in Deutschland bestehende Erbbaurechtsdauer von 99 Jahren ist. Eine Entschädigung wird mit einer Fortführung der bisher genehmigten Nutzungen für einen zunächst geltenden Zeitraum von fünfzig Jahren aufgerechnet. Grund und Boden gehören wie andere gesellschaftliche Daseinsaufgaben in das Eigentum und in die Steuerung des Staates. – Jürgen Dressler

 

Danke für Ihren – über bisherige Leistungen der Politik hinausreichenden Vorschlag! Danke auch für die Benennung eines der Grundübel, den Verkauf (manche nannten es Verschleuderung) früherer „Sozialwohnungen“ (ca 917.000 mit 2 Mio Bewohnern alleine in 10 Jahren) an Finanzinvestoren – in erheblichem Umfang und großen Paketen aus USA, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden. Nur in geringem Umfang an die Bewohner selbst!! Allerdings ist für mich klar, warum auch die SPD hierbei so merkwürdig still ist: der Sündenfall waren Neue Heimat und deren Eigentümer, in den meisten Großstädten war die SPD alleiniger Akteur oder zumindest Beteiligter, und selbst auf Bundesebene hob zwar Kohls CDU das Privileg auf, aber die Verkäufe gingen unter SPD-Führung vonstatten! Ausserdem: Die Kommunen haben gesetzliche Vorkaufsrechte – und keine nimmt sie wahr!! Auch nicht im rot-roten Berlin!! Wenn die SPD in eine ernsthafte Diskussion einträte, käme der Bumerang wohl schnell zurück….

Günstig bauen kann heute in Großstädten KEINER mehr, da steht schon das Baurecht, dessen Umwelt- (Wärmedämmung) – und Sozialauflagen (Kinderspielplätze) und die Architekten – GO dagegen. Müsste man also auf die Vorstädte ausweichen – und da stehen die Vernachlässigungen im ÖPNV dagegen! Und die zaghaften Bebauungspläne…. Ich biete einen anderen Vorschlag: Der Innenminister lässt ca 50 verschiedene Haustypen komplett architektonisch, statisch und technisch durchplanen, baurechtlich durchprüfen und genehmigen, und stellt die Unterlagen einschliesslich Materialbedarf gegen geringe Gebühr ALLEN interessierten Bauherren zur Verfügung! Diese sparen sich alle Prüfungen, und brauchen nur noch die Einpassung in den Bebauungsplan der Kommune durchzusetzen – eine win-win-win Situation. Allerdings: kein Gemeinderat, kein Bürgermeister, kein Architekt könnte mehr „positiv umgestimmt“ werden. Korruption und Freundschaftsdienste wären extrem eingeschränkt. – Franz Berger

 

In seinem Artikel irrt Herr Heisterhagen gewaltig, weil seine Grundannahme nicht stimmt. Es gibt m.E. nicht zu wenig „billigen“ Wohnraum, es wohnen dort nur nicht die, für die der soziale Wohnungsbau eigentlich gedacht ist. Man schätzt, dass ca 50% der Sozialwohnungen von Personen bewohnt werden, die heute keinen Anspruch auf diese Wohnungen mehr haben. Gerade hier in Berlin gibt es einige, die schon gar nicht mehr hier wohnen, ihre Sozialwohnung aber trotzdem noch halten. Nun plädiere ich nicht dafür, dass alle diese Personen ausziehen müssen. Warum soll aber der, der z.B. in Berlin in Mitte wohnt (Miete auf freiem Wohnungsmarkt +/- 20 Euro/qm), nur 6-7 Euro/qm bezahlen, wenn er nicht mehr bedürftig ist? Müßte er z.B. 13 Euro/qm bezahlen, würde er es sich überlegen, ob er nicht aus der Stadt an den Rand zieht, wo er für die gleiche Miete eine schicke Neubauwohnung bekommt. Es wäre dann eine Sozialwohnung frei. Im übrigen schädigen diese Leute den Staat und damit den Steuerzahler zweifach. Sie zahlen einmal zu wenig Miete, zum anderen muss der Staat denjenigen mit Wohngeld unterstützen, für den keine Sozialwohnung frei ist. Insoweit ist auch die Politik des Berliner Senats mit dem Kauf von Mehrfamilienhäuser eine Farce, weil gerade (z.B. in Kreuzberg) nur einige wenige Mieter schützenswerte sind, die anderen aber mit davon profitieren. Außerdem sind wir schon nahe im „Wiener Modell“, wo man nur noch mit dem „richtigen“ Parteibuch eine Sozialwohnung bekommt, diese dann aber sogar vererben kann, selbst wenn der Erbe Millionär ist. – Günther Schubert

 

Wem kommen die vorgeschlagenen Steuererleichterungen letztlich zu Gute? Droht die Gefahr, das diese Form der Belohnung an Stelle der Rendite tritt? In welcher Form eine Bilanz zum Positiven hin verbessert wird und wer die Gelder bereitstellt (Mieter oder Steuerzahler) könnte den Immobilieninhabern ja egal sein… Kennen Sie Mechanismen, welche die Akkumulation von Immobilien (und damit auch des zugehörigen Bodens) verhindern? Sollte nicht spätestens die 1000. Immobilie (oder die 100. oder die 10. …) automatisch so teuer für den Inhaber werden, dass er sie lieber abgibt? – Dr. Christian Voll

 

Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Müssen wir ausgerechnet die SPD an Paragraf 14 Abs.2 des GG erinnern: „Eigentum verpflichtet; es muß auch dem Allgemeinwohl dienen“? Dies rechtfertigt nicht nur die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit für bestimmte genossenschaftliche Vermieter, sondern erlaubt es meines Erachtens sogar, alle Immobilienunternehmen auf maximal 5% Rendite zu deckeln. Wohnen ist prinzipiell ein Grundrecht und muß daher der Spekulation und der künstlichen Verknappung auf dem Kapitalmarkt entzogen werden. Für wie dumm hält die SPD eigentlich ihre Wähler, daß sie glaubt, mit den jüngsten populistischen Schnellschüssen aus der Hüfte könnte sie wieder Stimmen zurückholen? Denn das Problem wird weder mit der „Bodenwertzuwachssteuer“ noch mit einem Mietendeckel begrenzt, geschweige denn gelöst; wozu soll dieser blinde Aktionismus also dienen? Liebe SPD, wach endlich auf und zeig wieder Biss! – Wolfgang Heckl

 

VERZEIHEN SIE MIR, ICH HABE DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN SOZIALER MARKTWIRTSCHAFT UND SOZIALWIRTSCHAFT NICHT VERSTANDEN. WÄREN SIE BITTE SO FREUNDLICH UND ERLÄUTERN SIE MIR DIE UNTERSCHIEDE SO, DASS ICH DIESE VERSTEHEN KANN. BESTEN DANK DAFÜR. MEINES WISSENS GIBT ES BEREITS GENOSSENSCHAFTEN PRIVATER MENSCHEN, DIE SICH EINE HAUS GEKAUFT ODER GEBAUT HABEN UND ES ENTSPECHEND IHREN WIRTSCHAFTLICHEN KRITERIEN BETRIEBEN. WARUM MUSS SICH HIER DER STATT EINMISCHEN? HABEN WIR NICHT SCHON SOWIESO ZUVIEL STAAT IN UNSREM PRIVATEN UND WIRTSCHAFTLICHEN LEBEN, DANK DER SOZIALISTISCHEN PARTEIEN? – R. MÄRKL

 

Nachdenken ist tatsächlich hilfreich. Diese Zeilen schreibt Ihnen ein ehemaliger DDR-Bürger, der eine sozialistische, d. h. nicht privat geführte Wohnungswirtschaft erfahren hat. Diese war in 40 Jahren nicht in der Lage, den erforderlichen Wohnraum zu schaffen. Junge Leute mussten heiraten, besser noch ein Kind vorweisen, um schneller unabhängig wohnen zu koennen. Die Miethoehe wurde von einer Behörde in Abhängigkeit vom Einkommen festgesetzt, sodass private Vermieter ihre Häuser den kommunalen Wohnungsverwaltungen schenkten, weil die Mieten die Kosten nicht deckten…..Kalte, „freiwillige“ Enteignung. Nennen Sie es sozialen Wohnungsbau, wenn die Mieten die Kosten nicht abdecken? Hatten Sie vor dem Schreiben Ihres Beitrages in der „Zeit“ die in den letzten 15 Jahren beauflagten unnützen Beschwernisse fuer den Wohnungsbau recherchiert, die dazu führen, dass ein m2 Wohnflaeche Baukosten von 10 und mehr € verursacht?

Wenn Sie als Sozialdemokrat der zunehmenden Mietbelastung entgegenwirken wollen, dann sollten Sie das Privateigentum der Bürger an Ihrer Wohnung foerden, und zwar mit zinslosen Krediten und ohne Selbstbeteiligung. Das führt nicht nur zum Sparen fuer gutes Wohnen, sondern auch zur Zukunftssicherung bei kleinen Renten im Alter. Das verhindert auch Abhängigkeit von Wohlfartleistungen des Staates, der fuer diese Steuern erheben muss. Mit einem solchen Programm kann der Staat auch dafür sorgen, dass er sich nicht ständig mit diesem Problem beschäftigen muss! Trennen Sie sich von der sozialistischen Idee allumfassender staatlicher Wohlfart. Wohin das fuehrt, zeigt die staatliche Pflegefinanzierung. Es ist ein Fass ohne Boden, wenn sich der Staat fuer alle Lebensereiche verantwortlich macht. Letzte Bemerkung: Steuervorteile fuer Wohnungsbauer führten 1990 bis 1995 dazu, dass das Wohnungsproblem in der ehem. DDR gelöst wurde. – W. Eckardt

 

Bei Wohnungsbau mal das Gehirneinschalten bevor man enteignet, ist auch genau meine Devise und das nicht erst seit die Situation dermaßen hochkocht. Statt Lösungen hauptsächliche frühsozialistische Sprechblasen produziert und die Werkzeuge stammen aus dem DDR Staatswappen. Wohnungsgemeinnützigkeit war schon immer das geeignete Mittel das Grundbedürfnis nach Wohnraum für alle erschwinglich zu machen. Die seinerzeit sozialdemokratisch dominierten Gewerkschaften haben der Gesellschaft mit der Pleite ihres von Korruptionsskandalen geschüttelten gemeinnützigen Wohnungsunternehmens „Neue Heimat“ einen Bärendienst erwiesen und den damals dominierenden konservativen und liberalen Kräften ein Steilvorlage geliefert nur noch auf den Markt zu setzen. Zum allem Überfluß waren es später gerade Stadtverwaltungen sozialdemokratisch geführter Kommunen, welche ihr Wohnungstafelsilber leichtfertig an Heuschrecken verscherbelt haben. Ich habe es Ende der 80er noch mitbekommen wie in Wedel meine frühere Wohnung aus der Sozialbindung fiel und sich deren Miete innerhalb weniger Jahre verdoppelte.

Die Lösung entspringen keinen linken Ideologien, sondern dem gesunden Menschenverstand, welchen ich als Konservativer besonders beim Betrachten des öffentlichen Wohnungsbaus schon vor 30 Jahren bemüht habe. Provokant möchte ich zum Abschluß noch in Abwandlung eines Zitates sagen: „Wer hat die Mieter verraten? Sozialdemokraten!“ Gehört jetzt nicht dazu aber ich möchte doch als 68 jähriges Umweltschwein m/w/d mal darauf hinweisen, daß ich beim Walking auch regelmäßig Stogging betreibe oder zu gut deutsch Müll sammle! Stogging gehört bei mir zum Alltag und nicht nur am Freitag! How dare you Friday for futures! PS: Ich frage mich manchmal was das „d“ in Stellenanzeigen eigentlich zu bedeuten hat, ich glaube das steht für dämlich! – Siegfried Wache

 

Auch der Autor kann die Million-Dollar-Frage nicht beantworten, was „bezahlbar“ heißt, wie hoch eine angemessene Miete sein darf. Es kursiert in der Literatur schon seit langer Zeit die Meinung, dass ein Wochenlohn für die Miete angemessen sei. Die absolute Höhe einer Miete hängt aber ganz wesentlich von der Größe der Wohnung ab, was gern unterschlagen wird. Doch nicht zuletzt der Wohnflächenkonsum mit bundesweit ca. 47 qm pro Kopf, dem Dreifachen gegenüber der Vorkriegszeit, treibt die Mieten in die Höhe. Leider ist der Wohnraum nicht bedarfsgerecht verteilt und gibt es für die vielen Einpersonenhaushalte zu wenig kleine Wohnungen. In den Ballungsgebieten könnte eine Abgabe auf einen überproportionalen Wohnflächenkonsum abhelfen. Bei allen Forderungen nach immer mehr Wohnungen für eine kaum wachsende Bevölkerung sollte bedacht werden, dass das Wohnen für gut ein Drittel unserer CO2-Emissionen steht. Ein Konzept für eine ökologisch-soziale Wohnflächenabgabe finden Sie im Anhang. – Helgo Klatt

 

Ich finde die Vorschläge von Herrn Heisterhagen wenig überzeugend. Zunächst stimme ich Herrn Heisterhagen in der Analyse zu, dass sich die Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit und die Privatisierung öffentlich gehaltener Wohnungsbestände als Fehler erwiesen. Jedoch zieht er leider nur bei Ersterem die notwendigen Konsequenzen, nicht jedoch bei Letztgenanntem. Herr Heisterhagen möchte, dass die öffentliche Hand günstige Vermietung und zukünftigen Neubau steuerlich fördert, indem sie die Wohnungsgemeinnützigkeit wieder einführt. Das erscheint mir angesichts der Größe des Problems unzureichend. Wäre es nicht zielführender, die öffentliche Hand entzöge auf direkterem Wege die Wohnungsbestände den großen Immobilienkonzernen, um so niedrige Mieten sicher zu stellen? – Darauf zielen die Stimmen zur Enteignung und Vergesellschaftung ab, die Herr Heisterhagen leider nicht ernsthaft diskutiert.

Schließlich ist das Problem nicht allein der Wohnraummangel angesichts des Zuzugs nach Berlin. Tatsächlich hat nach Angaben des Statistikamtes Berlin-Brandenburg die Zahl fertiggestellter Wohnungen in Berlin in den letzten Jahren zugenommen – von rund 7.000 im Jahr 2013 auf 16.000 im Jahr 2017. Trotzdem stiegen bis zuletzt die Mieten rasant an. Denn das Geschäft großer Immobilienunternehmen in Berlin ist eben nicht Neubau, sondern Zukauf – und möglichst Verteuerung. Sie nutzen die Wohnungsbestände folglich als Kapitalanlage und Mittel zur Gewinnmaximierung – auf Kosten der zur Miete lebenden Bevölkerung, deren Anteil in Berlin immerhin bei über 80% liegt. Für die Menschen bedeutet das oft genug Stress, Angst und unfreiwilliger Auszug aus der gewohnten Wohnumgebung. Exemplarisch sei das Unternehmen Akelius genannt: Hier beliefen sich die Neuvermietungsmieten im Jahr 2018 auf 16,42€ nettokalt pro Quadratmeter.

Unter den Eigentümern der großen Wohnungsunternehmen sind Milliardäre aus Großbritannien, Italien und Schweden, sowie ein chinesischer Staatsfonds. Ihre rechtsgültigen Niederlassungen finden sich oftmals in Steuerparadiesen wie Luxemburg oder Zypern. Zudem umgehen Investoren und Konzerne beim Hauskauf mit sogenannten „Share-Deals“ vielfach die Grunderwerbssteuer und verursachen so zusätzliche Mindereinnahmen für das Land Berlin. Hauptauslöser dieser verhängnisvollen Entwicklung war die von Herrn Heisterhagen angesprochene großflächige Privatisierung öffentlicher Wohnungsbestände unter dem damaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin. Wie also den Geist zurück in die Flasche bekommen?

Ich schließe mich der Forderung nach Vergesellschaftung der Wohnungsbestände der größten Immobilienkonzerne an. Denn laut der Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“, auf die dieser Vorschlag zurückgeht, könnten so rund 240.000 Wohnungen in eine Anstalt öffentlichen Rechts übertragen werden. Die Kosten für das Verfahren und die nach dem Artikel 15 des Grundgesetzes zu zahlende Entschädigung könnten wie bei kreditfinanzierten Investitionen größtenteils von den laufenden Mieteinnahmen refinanziert werden, ohne öffentliche Haushalte stark zu belasten. Die Mieter der nun vergesellschafteten Wohnungen wären abgesichert, die öffentliche Daseinsvorsorge würde gestärkt. Daraus ließe sich übrigens auch langfristig öffentlicher günstiger Wohnungsneubau stemmen. Vielleicht liegt also die Lösung für die derzeitigen Probleme des Wohnungsmarktes im Dreiklang aus Enteignung, Vergesellschaftung und Neubau. – Mark Schrolle

 

Da hat der neue SPD-Chef Walter-Borjans mal etwas zu den explodierenden Preisen von Grundstücken gesagt, auf denen kein bezahlbarer Wohnungsbau entstehen kann – und schon fallen die versammelten Medienvertreter über ihn her, weil er die Einführung einer Bodenwertzuwachssteuer auf unverdiente, weil leistungslose Veräußerungsgewinne beim Verkauf von künftigen Baugrundstücken fordert. Der Autor des ZEIT-Artikels, Nils Heisterhagen, hält diesen Vorschlag für ideenarm und fordert stattdessen zur Senkung der Mietbelastung einkommensschwacher Haushalte die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit. Aber das eine schließt das andere nicht aus; wer nachlesen will, mag feststellen, dass der Beschluss des SPD-Parteitags zur Wohnungspolitik vom Dezember 2019 beide Vorschläge aufgreift.

Tatsache ist, dass in Ballungsgebieten die Bodenpreise in den letzten Jahren sehr viel stärker gestiegen sind als die Baupreise und dass die Grundstückskosten mancherorts bis zu 40 % der Gestehungskosten für den Wohnungsbau ausmachen, eine Entwicklung, die auch auf Wohnungsmieten und Kaufpreise durchschlägt. Unter diesen Bedingungen kann bezahlbarer Wohnraum für alle nicht entstehen. Nun wird die Erhebung einer Bodenwertzuwachssteuer – wahrlich keine neue Form der Besteuerung des Bodens! – nicht zu einer Dämpfung der Baulandpreise führen und auch die Überwälzung der Steuerbelastung auf Mieten und Kaufpreise kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Aber wenn diese Steuer zweckgebunden für die Preissubventionierung neu geschaffener Wohnungen eingesetzt würde, könnte dies ein wirksamer Beitrag zur Entlastung von Mieterhaushalten sein. Heisterhagen beklagt zu Recht, dass, wer Wohnungen besitzt, ohne Arbeit immer reicher und, wer arbeitet, ohne eine Wohnung zu besitzen, ärmer wird. Streng genommen läuft die Mietentwicklung in Großstädten nämlich auf eine Enteignung der Arbeit hinaus, der durch eine Enteignung der Besitzenden begegnet werden müsste. Aber so weit will der Autor offenbar nicht gehen, um die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft nicht zu verlassen.

Ja, wer günstig baut und günstig vermietet, soll dafür belohnt werden. Der Glaube aber, die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit allein sei schon das rettende Ufer für Familien, denen nach Abzug der Mietkosten kaum noch das Existenzminimum bleibt, ist dann aber doch zu kurz gegriffen und kann kaum als „linksrealistisches Projekt“ bezeichnet werden. Der Kostenvorteil von gemeinnützigen Wohnungsunternehmen bestand unter der Geltung des aufgehobenen Gesetzes allein in Steuerprivilegien. Wer aber nur geringe Gewinne macht, muss auch nur wenig versteuern. Steuererleichterungen würden durch explodierende Grundstückpreise weiterhin aufgefressen werden. Erfolgreiche Wohnungspolitik, die wieder zu bezahlbaren Mieten führt und damit der schleichenden „Enteignung der Arbeitenden“ Einhalt gebietet, besteht aus einem Bündel von Maßnahmen, zu denen die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützigkeit genauso gehört wiedie Einführung einer Bodenwertzuwachssteuer auf unverdiente, weil leistungslose Veräußerungsgewinne. Vor allem aber müssen die Kommunen wieder handlungsfähig und dazu in die Lage versetzt werden, Baugrundstücke für den Wohnungsbau zu bezahlbaren Preisen bereitstellen zu können. Andernorts, z.B. in den Niederlanden, ist das schon lange möglich und auch keine radikale Idee! – Dietrich Schwarz

 

Wenn Nietzsche glaubte, über einen Satz einen ganzen Tag nachdenken zu können, dann könnte man mit einem Zitat des Autors Nils Heisterhagen(Nachdenken statt enteignen) sicher eine ganze Tagung füllen anhand seiner Kernaussage: „Öffentlich-rechtliche Wohnungsunternehmen, die Wohlfahrtspflege und Genossenschaften müssen durch das Gemeinnützigkeitsprivileg gestärkt werden. Wer nicht in erster Linie Profitmaximierung anstrebt, sondern die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, sollte dafür belohnt werden“. Am Beispiel einer Kasseler Wohnungsbaugenossenschaft, die durch Umzug eines Pensionärs elf Menschen einer Großfamilie mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum versorgen konnte, ist die Umsetzbarkeit des Zitats nachzuweisen. – Dietrich Bauer

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Gesandte des Konfuzius“ von Xifan Yang

 

Herzlich willkommen Deutschland ! Danke ,für Ihren Mut und die Bereitschaft , bei uns die Pflege von Menschen übernehmen zu wollen. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute , Glück und Segen. Sind Sie beschützt. – Christine Zwickenpflug

 

Es funktioniert nicht, Menschen aus stärker arbeitsteiligen Gesellschaften für unsere hochintegrierten Arbeitsplätze, die zudem noch schlecht bezahlt sind, zu gewinnen. Die aus der Überfrachtung dieser Arbeitsplätze resultierende Überforderung wird von diesen Menschen vor dem gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Heimatländer noch intensiver empfunden, als von den in unsere Gesellschaft hineingewachsenen Menschen. Die große Lüge ist: Es geht immer nur um Kostensenkung, zugleich werden die Anforderungen an unsere Arbeitsplätze immer höhergeschraubt und immer mehr zusätzliche Aufgaben integriert. Der Artikel zeigt: Es funktioniert nicht, nicht unter Laborbedingungen und erst recht nicht in der Realität. – Reinhard Koine

 

Wie war , wie war ein hochinteressanter Bericht. Wie immer sucht der Deutsche sein „Heil“bei Anderen. Die ,wenn sie mündig werden und das System durchschaut haben , flügge werden. Besser ist es die eigene Mentalität auszubilden, wertzuschätzen und gerecht zu entlohnen, statt nur nach Anderen zu rufen und zu hoffen. – Mayk Höke

 

Herzlichen Dank für das hervorragende Dossier, das an einem Beispiel die Problematik von im Ausland angeworbenen Pflegefachpersonen einleuchtend erläutert. Das Anwerben ist nicht nur ethisch umstritten, weil es in den Entsendeländern häufig zu Versorgungsengpässen führt, sondern löst auch unser Personalproblem nicht. Sowohl aus den Anwerbekampagnen von Krankenschwestern aus Korea in den 1960ern als auch aus Ex-Jugoslawien in den 1990ern ist dies hinreichend bekannt. Der Aktionismus, der zur Zeit von den Arbeitgebern sowie vom Bundesgesundheitsminister gezeigt wird, zeugt von einer Verkennung der kulturellen und sprachlichen Barrieren. Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen in der deutschen Pflege wenig attraktiv sind. Das merken auch die angeworbenen Pflegefachpersonen schnell und bleiben dann nur kurze Zeit. Die Privatisierung von Krankenhäusern gegen den Willen der Bevölkerung und der Verkauf von Altenheimen an ausländische Investoren, für die nur eine hohe Rendite zählt, verschlechtern die Situation der Pflegeberufe und letztlich der Patient(inn)en und Bewohner(innen). Der hohe Aufwand, der zur Zeit mit der Anwerbung ausländischer Pflegefachpersonen betrieben wird, wäre besser hier vor Ort investiert. Sorgende Berufe wie die Erziehung von Kindern und die Pflege von kranken und alten Menschen haben unsere Wertschätzung ebenso verdient wie das Bauen von Maschinen oder das Zusammenschrauben von Autos. – Mathilde Hackmann

 

Voller Interesse las ich das Dossier an diesem Wochenende und bedanke mich für den Artikel. Wie ist es, wenn ein Mensch aus einem anderen Kulturkreis hierher nach Deutschland kommt und Pflege lernen will? Ich selbst bin seit 1985 examinierte Krankenschwester und habe nach dem Examen vorwiegend in der Altenpflege gearbeitet. (ausgenommen eine mehrjährige Familienpause) Vieles in Ihrem Artikel ist genauso oder- je nach Einrichtung und Träger- noch viel extremer. Es wird den Pflegekräften, die irgendwo in der Welt zur Arbeit in Deutschland angeworben werden, sehr viel versprochen. Die Realität sieht anders aus und das ist traurig. Ist der Träger nicht altruistisch eingestellt und stehen knallharte Investoren dahinter, schreckt man auch vor massiven Vertragsbrüchen nicht zurück. Da entpuppen sich vollmundig versprochene Zuschläge schon mal als zu versteuernde Centbeträge und leider werden auch nicht immer alle Gehälter gezahlt, die vorher im Vertrag vereinbart wurden.

Die schnelle Verfügbarkeit der ausländischen Mitarbeitern, die auf dem Gelände wohnen, verleitet manchen Heimleiter dazu, nicht so genau zu dokumentieren, wie viele Überstunden durch kurzfristiges Einspringen entstehen. Und so ist der Ausgang dieser Geschichte exemplarisch: Die angeworbene Pflegekraft sucht sich, sobald sie Fuß gefasst hat und ihre „Anerkennungszeugnisse“ bekommt, den Job, in dem mehr bezahlt wird, der mehr gesellschaftliche Anerkennung verspricht und bessere Bedingungen vorsieht. Ich selbst stehe( nach mehrmaligem Wechsel bei unterschiedlichen Trägern), auf der Seite der Pflegekräfte, die solche neuen Mitarbeiter willkommen heißen, mühevoll und geduldig einarbeiten und dann wieder ziehen lassen müssen. Die bei den Bewohnern und Angehörigen um Verständnis bitten, wenn es in der Einarbeitung zu Fehlern kommt. Denen neben der eigentlichen Arbeit noch zusätzliche Belastung zugemutet wird:

Heimwehtränen trocknen, Mitarbeiter nach dem Spätdienst nach Hause bringen, weil der Nahverkehr nach zehn nicht mehr funktioniert, viele Stunden zusätzlicher Schreibtischarbeit, um den neuen Mitarbeitern die Tücken des deutschen Dokumentationssystems so zu vermitteln, dass diese auch einer Überprüfung durch den MDK standhalten. Immer von der Hoffnung getrieben, dass mal einer der vielen „Neuen“ bleiben möge und sich die Mühe lohnt. Wir werden dann einfach weitermachen, wenn die Pflegekräfte aus China oder Mexico längst weitergezogen sind. Bis wir selbst irgendwann in Rente gehen und selbst pflegebedürftig werden. Wer ist dann für uns da? Die großen gesellschaftlichen Probleme unserer Gesellschaft entstehen durch einen Trugschluss: Gesundheitswesen, Pflege, Bildung und alle anderen sozialen Aufgaben sollen kostendeckend oder gewinnbringend zu erfüllen sein. So lange sich da nichts ändert, werden sich auch immer weniger Leute bereitfinden, in diesen Bereichen zu arbeiten. Und so lange gibt es keine Lösung. – Christiane Winkler

 

Ein Artikel, der wieder zeigt, dass die wirtschaftliche Ausrichtung im Bereich der Gesundheitseinrichtungen auf Gewinnmaximierung niemanden zugute kommt: für die Alten und Kranken fehlt es an Zeit für menschliche Zuwendung und das Pflegepersonal wird degradiert zu Hilfskräften für Körperhygiene und Nahrungsaufnahme in Fließbandmanier. Das aber, was den Beruf ausmacht, nämlich die qualitative Betreuung des Patienten, ist in sehr vielen Einrichtungen, ob Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen, nicht mehr möglich. Wie auch im Bereich des Wohnungbaus kann man nicht alles dem freuen Markt überlassen. – Frauke Engel

 

Ein Versuch den vielzitierten Pflegenotstand in Deutschland etwas anfaßbarer zu machen: aus meiner Sicht besteht der Notstand nicht in einem Mangel an Pflegekräften sondern im Mangel an guter Führung und Organisation auf Einrichtungsebene. Ein Beispiel ist die gängige 5,5 Tage Woche. Das heißt Pflegekräfte haben in einem Monat mit 4 Wochenenden nicht Anspruch auf 8 freie Tage sondern nur maximal auf 6 Tage. Die Folge: Pflegekräfte erschöpfen nach wenigen Monaten und melden sich krank. Und zwar die mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag. Alle anderen müssen befürchten, dass bei Krankmeldung der Arbeitsvertrag nicht verlängert wird. Die befristet angestellten Pflegekräfte werden zusätzlich gezwungen an den Fehltagen der anderen einzuspringen. Wie ist das durchzuhalten: Mit Medikamenten, wenn man jung ist, seine Arbeit weniger genau macht, den Arbeitgeber wechselt oder schließlich wieder aus der Altenpflege aussteigt.

Die 5,5 Tage Woche gehört in den Bereich der Arbeitsorganisation. Personal Gewinnen, Halten und Qualifizieren sind Aufgaben der Personalentwicklung. Schlechte Arbeitsorganisation und Personalentwicklung sind die Hauptursache der Misere in der Altenpflege. Dafür zuständig sind die Chefs einer jeden Einrichtung: Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung, Wohnbereichsleitung. Zwei der möglichen Rechtfertigungsversuche von Führungskräften möchte ich bereits ansprechen: „Mir sind die Hände gebunden, ich habe strikte Vorgaben durch die Krankenkassen und den Träger der Einrichtung.“ Richtig. Das Mindeste was man jedoch von der Leitung erwarten kann, ist, dass sie Verantwortung übernimmt und mit Kassen und Trägern über Sinn und Unsinn dieser Vorgaben in die Diskussion geht. Der Druck der Leitung muss in beide Richtungen gehen und nicht nur nach unten auf die abhängig beschäftigten Pflegekräfte. Druck nach oben abzugeben ist allerdings schwieriger und birgt das Risiko des eigenen Jobverlusts. Liebe Chefs in der Altenpflege, sie haben eine gute Ausbildung erhalten, zumeist selbst viele Jahre als Pflegekraft gearbeitet, sie wissen wo es hakt. Nehmen Sie ihren Mut zusammen und tun sie was. – Jens Bachmeier

 

Aus eigener Lehrerfahrung mit Germanistikstudenten an einer Eliteuniversität in China kann ich sagen, dass ein echtes B2-Sprachniveau (nicht nur auf dem Papier) in einem Jahr zu erlangen, ganz schön ambitioniert ist. Und für eine interkulturelle Vorbereitung bleibt dann natürlich auch keine Zeit. Dabei wäre, selbstverständlich zusätzlich zu verbesserten Arbeitsbedingungen in Deutschland, genau dies den chinesischen Meeresschildkröten zu wünschen, um ihren Aufenthalt in Deutschland für alle Beteiligten angenehmer zu gestalten. Die Konzepte zur interkulturellen Kommunikation speziell für Chinesen sind zwar noch neu, habe ich aber zum Schwerpunkt meiner Arbeit gemacht, als ich merkte, wie erfolgreich sie sich einsetzen lassen. Hierfür mehr Zeit und Geld auszugeben, wäre eine nachhaltige Investition. Dann klappt es auch mit dem Karaoke-Keller im Pfleger-Wohnheim. – Florian Rossbach

 

Was für eine spannende Geschichte! Toll recherchiert und toll geschrieben. Aber was ist das bloß für eine fortgesetzte Stümperei in der Pflegepolitik: Fast vor unserer Haustür, in Bosnien, sind hunderte Pflegekräfte arbeitslos. Viele von ihnen kämen zum Arbeiten gerne nach Deutschland. Aber die Deutschkurse vor Ort müssen sie selbst bezahlen und dann müssen sie ein Jahr lang auf das entsprechende Arbeitsvisum warten; die Bitschaft in Sarajevo arbeitet halt nicht schneller. Auch viele junge Leute, die arbeitslos sind, kämen gerne nach Deutschland, fänden hier auch locker Ausbildungsplätze in der Pflege, haben aber dasselbe Problem bzgl Sprachkursen und mit der „Barriere Botschaft“. Es ist nicht zu fassen, dass Spahn in anderen Erdteilen auf Werbetour geht, ohne die Möglichkeiten in Europa auszuschöpfen. PS: Ich als Freiberuflerin habe meine Arbeit vor 17 Jahren reduziert und meine Eltern versorgt, damit sie in ihrem selbstgebauten Häuschen, also in ihrer vertrauten Umgebung, bleiben konnten, bis zum Schluss. – Claudia Decker

 

Das in Ihrem Artikel behandelte Problem von und mit den dahinvegetierenden senilen Menschen müßte vielleicht mit Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ zu lösen sein; ich habe den Roman vor Langer Zeit gelesen und erinnere mich, dass ein Luxusbett beschrieben wurde, das auf Wunsch jedem zur Verfügung steht, in dem er aus welchen Gründen immer wünscht, steril zu Tode gebracht zu werden. Warum, wenn Leben und Lebenslust zur Qual oder eklig geworden sind und nur noch andere in den Sog des Abscheus hineinzieht, – was ist falsch daran, den Exitus herbei zu wünschen und sich dafür Hilfe derer anzufordern, die dauerhaft zur Leben angenehm erhaltenden Pflege nicht ohne Ekel fähig sind und das befällt zu ihrer Qual wohl auch die Senilen selbst? Ich weiß, dass meine Gedanken dafür zu kurz sind, vielleicht werden damit bei Journalisten und Lesern weiträumige Felder angeregt. – christa krüger

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst die Schlafmützen in Ruhe!“ von Rudi Novotny

 

Haben sie vielen Dank für Ihren so wahren Artikel – ach, wenn das alles wäre. Unser Schulsystem sorgt dafür, dass systematisch wissentlich angegangen wird, was in späteren Jahren Lebensqualität bedeutet: Gesundheit. Der junge Körper steckt nicht alles weg, er bunkert das fürs Alter. Da rächt sich der Schlafmangel, dann heißt es „Sitzen ist das neue Rauchen“, dabei hat man das doch endlich bis Schulabschluss gelernt: Sitzen. Und der Rücken lebt nun aus, was ihm außer stundenlangem Sitzen im Unterricht noch angetan wurde: Schulranzen tragen. Der meines Sohnes (12) wiegt zwischen 5 und 10 kg, die Bücherfächer in der Schule ergeben keinen Sinn, wenn er die Bücher für die Hausaufgaben zu Hause braucht. Deshalb fahre ich ihn ungeachtet des Klimawandels mit dem Auto zur nahe gelegenen Straßenbahnhaltestelle, kurz vor 7.00 Uhr muss er los. Beim Umsteigen muss er das Gewicht alleine stemmen. Vom Lehrplan möchte ich nicht auch noch anfangen, ich fände kein Ende. Die Lehrer haben einen Vorteil: wer das System nicht mehr aushält, nimmt sich ein (Burn)Out. Das können die Schüler nicht. – Birgit Jennerjahn-Hakenes

 

Haben Sie mal in Ländern oder Situationen ohne elektrisches Licht und Dauerberieselung durch Tv, Radio und Internet gelebt? Dann wüssten Sie, was der ‚ normale‘ Biorhythmus der Menschen ist. Denn den gibt die Sonne vor! Hier ist doch alles künstlich verzerrt und kein Mensch kann eine feste Vorgabe machen, was diesem aufgezwungenen 8 Stundentag angemessen ist. Zudem: unterrichten sie bitte mal Schüler am Nachmittag. Viel Spaß bei anspruchsvollen Fächern wie Mathe! – Johannes Steigner

 

Durch kollektive Selbstüberlistung namens „europäische Sommerzeit“ stehen unsere Kinder und Jugendlichen in den 7 Sommermonaten ab Ende März sogar eineinhalb Stunden zu früh auf. In der ersten Unterrichtsstunde sind sie dann nicht – wie etliche Lehrerinnen und Lehrer meinen – „ruhig und konzentriert“, sondern befinden sich zwischen Tiefschlaf und Wachkoma! – Johannes Bienefeld

 

Zeit ist relativ! Durch die Einführung der Sommerzeit müssen die Schüler noch eine Stunde früher als normal aufstehen. Das scheint aber dann keinen zu stören! Wenn man früher ins Bett geht, hat auch der Langschläfer genug Schlaf. Ein „Künstler“ zum Beispiel Maler, für den ist vielleicht schon 12 Uhr zu früh. Also wieder alles relativ! – Ingo Hallitzky

 

Das könnte ihren Autor so passen. Heute im Fernsehen wurde eine Sendung ausgestrahlt: die gefährlichsten Schulwege der Welt. Aus Sibirien, Nepal und Peru. Kilometerweite Strecken in klirrender Kälte und tropischerHitze und das alles zu Fuss. Kinder im Alter von 6 – 8 Jahren. Man sah Bilder auf den Fluren der Schule mit fröhlichen Gesichtern. Ihr Autor gehört genau zu den Bürgern, der das falsche Erziehungsbild proklamiert und will nicht zur Kenntnis nehmen, daß die Bildung in Deutschland eine einzige Katastrophe ist. Ohne Autorität lässt sich keine Lehranstalt vernünftig führen. Das sage nicht nur ich, die Wissenschaft hat das längst erkannt. Die besagten Kinder müssen schon morgens um Fünf aufstehen, damit sie pünktlich in der Schule sind. Ihre Kuschelpolitik ist genau der falsche Weg. – Gunter Knauer

 

Den Artikel kann ich nur unterschreiben. Unsere Tochter war noch nie eine Frühaufsteherin, und quält sich dementsprechend durch ihre Schulzeit, und laut vieler Studien ist sie ja kein Einzelfall. Wir Eltern leiden mit (wir müssen eben auch nicht unbedingt täglich um 6.00 Uhr aufstehen wegen flexibler Arbeitszeiten und sind auch keine „frühen Vögel“) und die ganze Familie jubelt, wenn die ersten beiden Stunden mal ausfallen. Wir haben bei der Wahl der weiterführenden Schule (im Grenzgebiet Hessen/Baden-Württemberg) bewusst G8 in Kauf genommen (obwohl uns G9 viel lieber gewesen wäre), weil die G9-Schule im Einzugsgebiet bereits um 7.20 Uhr (!!!) Unterrichtsbeginn hat, statt um 7.50 Uhr (was ja immer noch zu früh ist!). Es gibt so viele Studien, die belegen, dass es durchaus Sinn machen würde, zumindest bei den weiterführenden Schulen den Schulbeginn auf später zu verlegen und auch im Ausland (z.B. England, Schulbeginn 9.00 Uhr) klappt das ja, ohne dass alles zusammenbricht. Leider gibt es zu viele Kräfte, die sich im Zweifel immer für das Bewahren des Althergebrachten und gegen eine Änderung stellen, auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung und vor allem unsere Kinder davon profitieren könnten. Insofern leben wir also weiter aufs Wochenende hin und akkumulieren unser Schlafdefizit. Unsere Tochter hat zeitweise erwägt, ob der Beruf der Lehrerin für sie in Frage käme, aber ich vermute, diese unflexiblen frühen Arbeitszeiten wird sie sich nicht für den Rest ihres Lebens antun wollen….. – Christina Schneider

 

Könnte es nicht sein, dass umgekehrt ein Schuh draus wird? Nicht das „frühe Aufstehen macht Schüler krank, dick und doof“, sondern das späte Zubettgehen. Erst das elektrische Licht hat dazu geführt, die Nacht zum Tag zu machen. Ein noch späterer Unterrichtsbeginn könnte die Kids und Jugendlichen dazu verleiten, die nächtlichen Aktivitäten Kino, Disko, PC, Lokalbesuche etc. noch länger auszudehnen, um auch noch länger (aus)schlafen zu können. Die Party beginnt ja heutzutage oft überhaupt erst nach 22 Uhr. Wenn die „Schlafmützen“ dann auch noch zur Schule gefahren werden, statt den Kreislauf durch körperliche Bewegung in Gang zu bringen, dann werden sie auch nicht munter. Der eigentliche Unterrichtsbeginn könnte sicherlich um eine halbe Stunde verschoben werden, um vorher auf dem Schulhof durch Bewegungsübungen oder auch ein Jogging ums Schulviertel wach und aktiv zu werden. – Walter Behrends

 

Warum fehlt bei der Diskussion um den Biorhythmus der Jugendlichen regelmäßig der Hinweis, dass die derzeitige Regelung der Sommerzeit das Problem sieben Monate im Jahr um eine Stunde verschärft? Ganz zu schweigen von den Plänen, bei einer Abschaffung der Zeitumstellung dauerhaft die „Sommerzeit“ gelten zu lassen. – Daniel Wolf

 

Im Beitrag in der Zeit Nr. 3 ‚Lasst die Schlafmützen in Ruhe!‘ von Herrn Novotny fehlt die Erwähnung zweier Fakten: 1. Sommerzeit. Durch die Sommerzeit gilt bei uns 7 Monate lang, jeden Schultag eine Stunde früher aufzustehen als bei Normalzeit. 2. Normalzeit Auch die Normalzeit ist für weite Teile Deutschlands nicht ’normal‘. Deutschland liegt im Wesentlichen westlich des 15. Längengrades, was bedeutet, dass der Tagesanbruch praktisch überall später stattfindet als die Konvention festlegt. So erleben die westlichsten Landstriche den Tagesanbruch gut eine halbe Stunde später als die östlichsten (heute Bautzen 8:00 und Aachen 8:32 bei ähnlicher Breite). Geografisch müssten sogar ungefähr die Landstriche westlich des Rheins der Londoner Zeitzone zugeschlagen werden. Außerdem haben wir bei unseren Kindern festgestellt, dass sich regelmäßiges früheres Schlafengehen und direkt davor keine Bildschirmmedien positiv auf die Wachheit am nächsten Morgen auswirken. Auch in der Pubertät. Wenn ich allerdings im Klassenchat lese, dass unter der Woche um 1:30 gefragt wird, ob noch jemand wach sei, und direkt ein paar Antworten darauf kommen, regt sich bei mir der Verdacht, dass dem Problem unausgeschlafener Schulkinder nicht alleine mit verschobenem Schulbeginn beizukommen ist. – Tim Großhennig

 


 

 

Leserbriefe zu „Mehr Zukunft auf den Acker“ von Andreas Sentker

 

Mit großem Interesse habe ich den von Herrn Sentker in der aktuellen Ausgabe gelesen habe – erreichbar auch unter https://www.zeit.de/2020/03/landwirtschaft-agrarwende-nachhaltigkeit-ackerbau-konsum-tierhaltung. Auch habe ich Ihre ausfürhliche Auflistung der Quellen bereits gesehen, suche allerdings noch eine, die ich nicht finden konnte. Im Text wird die Höhe der EU-Subventionen für Landwirtschaft benannt, und ich wollte fragen, ob Sie mir freundlicherweise einen Hinweis auf die Quelle dahinter nennen könnten, da ich selbst zu diesem Thema recherchiere. – Karen Krause

 

In der Kolumne über artgerechte Tierhaltung steht folgender Satz : In einem ersten Schritt muss die Größe der Tierbestände wieder an die Fläche des zu Verfügung stehenden Ackerlandes gekoppelt werden. Diese Aussage ist nur zum Teil richtig, ich spreche jetzt über den Bereich der Milchviehbetriebe . Eine signifikante Erhöhung der Milchkühe in sehr vielen Betrieben erfolgte mit dem Schritt das man neue Ställe baute sogenannte Laufställe in denen die Tiere frei herumgehen können und nicht mehr wie früher angebunden waren , was prinzipiell ein Fortschritt im Sinne des Tierwohles war , aber gleichzeitig bei fast allen diesen Betrieben auch zur folge hate das die Tiere so wie es vorher üblich war nicht mehr vom Frühjahr bis in den Herbst ihr Futter auf den eigenen Wiesen suchten , sondern ihr Leben ausschließlich im Stall verbrachten.

Diese Praxis erhöhte deshalb den tierbestand in den Betrieben signifikant da Tiere auf der Weide , erstens einen Teil des Futters zertrampeln und natürlich auch auf der Weide ihren Kot lassen, wo dan nicht gefressen wird, ebenso wächst Gras das von den Tieren ja abgerissen wird wesentlich langsamer nach als abgemähtes Gras Ein weiterer wichtiger Treiber zu einem höheren tierbestand war das man in diesen neuen Ställen kaum mehr festen Strohmist produzierte sondern großteils Gülle welche viel effizienter und schneller von den Futterpflanzen aufgenommen wird als fester Mist der langsam seine Düngung abgibt . Das alles führte auf der selben Ackerfläche zu wesentlich höheren Tierbeständen , und eigentlich, abgesehen vom Winter wo die Tiere wie gesagt angebunden waren auch zu einem Verlust an Tierwohl, ich weiss aus Erfahrung wie die Tiere sich freuen und es genau erkennen wen das Frühjahr kommt und für sie wieder die Zeit wo sie von der Frühe bis Abends draußen sind , dahin sollte man bei den Betrieben wo es möglich ist wieder zurück, ein Stall moderner Bauart ohne Anbindung , und von Frühjahr bis Herbst die Tiere auf die Weide. Ps: ihr macht eine tolle Zeitung. – Mayrhofer Herbert

 

Der Autor geht von keiner nachhaltigen deutschen Landwirtschaft aus und bezieht sich dabei auf diverse Positionspapiere, die leider der Faktenlage in vielen Punkten nicht gerecht werden. Eine wichtige Quelle bei seiner Recherche hat er leider übersehen (und hoffentlich nicht bewusst übergangen). Unter www.agrarfakten.dewird zu vielen umstrittenen, die Landwirtschaft betreffenden Themen, Stellung genommen, und zwar auf Basis belastbarer (wissenschaftlich abgesicherter) Daten. Hätte Herr Andreas Sentker auch diese Quelle berücksichtigt, wäre dem Leser ein differenzierteres und objektiveres Bild über die deutsche Landwirtschaft vermittelt worden und die Beschreibung einer zukünftigen, nachhaltigeren Landwirtschaft etwas anders ausgefallen. – Dr. Manfred Munzert

 

Grundsätzlich teile ich Ihre vier Strategien für eine Agrarwende. Als ehemaliger Praktiker ( seit 1991 Bioland-Betrieb) kenne ich allerdings auch die u. a. hygienischen Nachteile der Außenklimaställe, von winterlichen Bedingungen und schwereren, nicht so wasserdurchlässigen Böden ganz zu schweigen ………………. , ein Model , das nicht für alle geeignet ist. Diesen Aspekt sollten Sie Ihrer Leserschaft nicht vorenthalten. Sehr hilfreich wäre zudem, die Züchtungstechniken in Form der CRISPR Cas Methode im Bereich der Pflanzenzüchtung dem Publikum nahe zu bringen, denn hier herrscht offensichtlich auch bei den bildungsnahen Bürger/innen eine große Unkenntnis. – Hubertus Fehring

 

„Mit lebendigem Boden- zurück zur Vergangenheit- in die Zukunft“ Der Artikel fordert die erfolgreichen Methoden der Vergangenheit wieder einzuführen, die vor vor etwa 60 Jahren durch das Spritzen abgelöst wurden, mit all seinen fatalen Folgen. Was aber nie erwähnt wird, sind die nur 15 Zentimeter Boden, von denen wir leben, welche aber möglichst naturgemäß zu bewirtschaften sind. Notwendig ist auch der Standort bezogene kleinräumige Anbau. Bei der üblichen kommunalen Bauplanung fallen fruchtbare innerörtlichen Gartengebiete, meist neben Bächen, welche gerade in Trockenphasen Höchsterträge liefern, weg. Die Qualität des Bodens, welcher versiegelt wird, ist unwichtig geworden. – Peter Teutsch

 

Äcker, Felder und Fluren werden weltweit systematisch mit Chemie vergiftet und totgespritzt; als Krönung dazu gibts noch obendrauf die „unartgerechte“ Massentierhalterei. Deutsche Landwirte könnten jetzt, endlich den Aufbruch wagen, um nicht ständig ihren gewohnten und überholten Gewohnheiten hinterher trauern zu müssen. Der Staat hätte doch die Möglichkeit, wenn schon, dann nur „gesunde“ Lebensmitte, auch von außerhalb, in unser Land zu lassen, und nicht jeden „Rückstände-Belastungsmist“, einfach durchzuwinken. Auch dafür wählen wir unsere gewählten Volksvertreter! Sind einmal erst die allerletzten Bienen und Insekten weggespritzt, dann könnte es weltweit sehr düster und relativ eng werden! – Klaus P. Jaworek

 

Der Autor, des obigen Artikels, weisst auf die verhärteten Fronten in der Agrarpolitik zwischen Tier-, Naturschutz, Freizeitbedürfnis und der Landwirtschaft hin. Als positives, verbindendes Beispiel jenseits der Fronten wird auf das F.R.A.N.Z Projekt der Michael Otto Umweltstiftung hier in Deutschland zitiert. Als weiteres, europaweites und wichtiges Projekt soll das u.a. von der EU finanzierte, Interreg Partridge Projekt nicht unerwähnt bleiben. “ Mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft“ ist das Motto. Das Rebhuhn, dass in Mitteleuropa bis zu 90% seiner Population verloren hat, dient als Leitart. Gezeigt werden soll, dass wenn mindestens 7 % der Agrarflächen für die Ansprüche des Rebhuhnes optimiert werden, ein Anstieg von 30% nicht nur der Rebhuhnpopulation, sondern auch anderer Feldvogelarten und der Insektenvielfalt, als auch der Masse zu erwarten ist. Das ist bekannt, wissenschaftlich bewiesen, soll aber in den Versuchsflächen in Schottland, England, Belgien, Niederlanden und Deutschland demonstriert werden. Letztlich geht es um die Wiederstandsfähigkeit von Lebensräumen, und damit auch unseren eigenen Lebensbedingungen. Eine wesentliche Fragestellung ist dabei:

„Eine der wichtigsten Aufgaben zum Erreichen einer nachhaltigen Landwirtschaft ist es, die Erkenntnisse des Projekts in die bestehenden Agrarumweltmaßnahmen zu integrieren. Dafür sind Umdenkprozesse und Änderungen in der bestehenden Landwirtschaftspraxis nötig. Die Kooperation zwischen allen Entscheidungsträgern der Landwirtschaft sowie den regionalen und nationalen Behörden spielt deshalb in PARTRIDGE eine besondere Rolle.“ (aus der Projektbeschreibung https://northsearegion.eu/partridge/about-the-project/over-partridge-deutschland/). Und somit sitzen in der Lenkungsgruppe: Landwirte, Naturschützer (professionelle und freiwillige), Jäger und Wissenschaftler an einem Tisch. Die International Association of Falconry, für die ich mitarbeiten darf, ist geehrt in dieser Gruppe mitarbeiten zu dürfen. – Dr. Michael Greshake

 

Mit der Beschreibung des Kreislaufs Futter-Tier-Naturdünger- Futter wird eine wesentliches Thema der Landwirtschaft, nämlich die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen, nur gestreift. Gilt es doch, den gleichen Kreislauf für den Menschen zu unterhalten. Dies ist nicht der Fall, denn es kann davon ausgegangen werden, dass in normal entwickelten Ländern menschlicher Naturdünger nicht mehr auf dem Feld landet. Eine erforderliche Verarbeitung von Klärschlamm in großem Stil ist zur Zeit kein Thema. Sollte es aber sein, da erst hierdurch ein Kreislauf geschlossen wird und der massenhafte Einsatz von künstlichem Mineraldünger vermieden werden kann. Während für die Herstellung von Mineraldünger die Hauptnährstoffe Kali und Stickstoff entweder in vorerst ausreichendem Maß zu Verfügung stehen bzw. aus der Luft ( teilweise unter Einsatz von fossilen Brennstoffen) gewonnen werden können, ist der Hauptnährstoff Phosphor, der in wenigen größeren Lagerstätten weltweit zur Verfügung steht, begrenzt. Aus heutiger Sicht werden die Vorräte noch um die 100 Jahre reichen das heißt, rasches Handeln ist geboten. – Andreas Waltz

 

Mit doch großer Erwartungshaltung habe ich Ihren Artikel gelesen. Das vor allem deshalb, weil ich als ausgebildeter/studierter (jedoch nicht praktischer) Landwirt ein solch spezielles Thema nicht unbedingt in der ZEIT suche. Andererseits – und sicher würden mir da vermutlich alle der in den letzten Wochen medial präsenten „Protestlandwirte“ recht geben – gibt es ja kaum Bestandteile unserer pluralen Gesellschaft, die sich in der letzten Zeit nicht zum Thema Landwirtschaft äußern. Ich weiß, dass die Landwirtschaft in Deutschland deutlich besser und verantwortungsvoller betrieben wird, als dass das allgemein in der Bevölkerung vorhandene einschlägige Image vermuten lässt. Das heißt natürlich nicht, dass alles in bester Ordnung ist oder (das noch weniger) in der Vergangenheit schon immer war. Dies trifft aus meiner Sicht auch auf die fernere Vergangenheit zu; es gibt hier durchaus Tendenzen einer realitätsfernen Verklärung. Es muss und wird aus den verschiedensten Gründen zu deutlichen Veränderungen in der Landwirtschaft kommen. Vermutlich ist es sogar angemessen, von einer Agrarwende zu schreiben. Das ist Ihre Diktion auf der 2. Seite des o.g. Beitrages und Sie bieten hierfür 4 Strategien an.

Während ich inhaltlich auf den Gebieten Ackerbau, Tierhaltung und Konsum als Komponenten einer Strategie für die Agrarwende noch folgen kann, habe ich bei dem 4. Punkt -Konsequenzen für die Politik- ein Verständnisproblem. Ist das alles was die Politik dann noch zu tun hat, sind die Konsequenzen gleichzeitig die Strategie? Auch scheint mir der Anspruch, dass die deutsche Agrarpolitik Standards auf der Ebene des UN-Rechts setzen solle – bei gerade einmal 17 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche – zurückhaltend ausgedrückt vermessen. Natürlich kann und möchte ich mich nicht zu allen aufgeführten Details äußern. Zum Thema Humus möchte ich das aber tun. Die erwähnte Idee, Landwirte für die Humusproduktion als Beitrag zur CO2-Bindung zu bezahlen, ist außerordentlich schlicht. Es ist längst bekannt, dass sich optimale Humusgehalte in Abhängigkeit von Standort und Bewirtschaftung herausbilden. Sie sind Ergebnis einer ausgewogenen Zufuhr organischer Substanz. Die Betonung liegt hierbei auf ausgewogen. Das Problem ist dabei, dass organische Substanz für den Humusaufbau nicht nur aus Kohlenstoff, sondern auch aus Stickstoff besteht. Werden dem Standort nicht angemessen hohe Mengen ausgebracht, erfolgt kein nachhaltiger Humusaufbau, sondern ein vermehrter Abbau und damit die schwer berechenbare Freisetzung von Stickstoff und auch CO2. Das ist eins von den Problemen, die wir jetzt schon haben. Beim Konsum kann wohl jeder Bürger dem Vermeiden von Abfällen zustimmen.

Andererseits: Wie will man dieses Ziel erreichen? Als ehemaliger DDR-Bürger frage ich mich auch, wie man „Vertriebsmonopole“ aufbrechen kann, ohne die Grundsätze der Marktwirtschaft, deren Entwicklungsergebnis die herrschenden Strukturen ja auch sind, zu verletzen. Krass ist der von Ihnen zitierte Vorschlag von Rockström, gänzlich auf den Verzehr von Tieren zu verzichten, um Klimaneutralität in der Landwirtschaft zu erreichen. Ich fragte mich an der Stelle, warum das auch in Ihrem Aufsatz als „gegeben“ angesehene Bevölkerungswachstum nicht stärker hinterfragt wird. Schließlich werden dadurch nicht nur bei der Ernährung, sondern vermehrt auch Probleme wirtschaftlicher und sozialer Art zunehmen. Was ich mir wünschen würde, sind 2 Dinge: 1. Die Menschen sollen selbst entscheiden, was in welchem Umfang verändert werden soll.

Dazu muss umfassend informiert werden, ohne das Gefühl einer ständigen Belehrung aufkommen zu lassen. 2. Nur wissenschaftlich belegte und belastbare Erkenntnisse dürfen die Grundlage für alle einschlägigen Vorschläge und Strategien sein. Das trifft ausdrücklich auch für den Bereich des praktischen Landbaus und der Tierhaltung zu. In den letzten Jahren wurde sich hier bei Versuchskapazitäten der öffentlichen Institutionen in die Nähe der Arbeitsunfähigkeit gespart. Das hat u.a. zu der kuriosen Situation geführt, dass die Digitalisierung einerseits weit fortgeschritten ist. Andererseits sind die Basisdaten, nach denen in Feld und Stall via raffinierter Algorithmen feinjustiert wird, z.T. schon seit Jahrzehnten nicht mehr praktisch geprüft. – Bernd Frey

 


 

 

Leserbriefe zu „Auge um Auge?“ von Josef Joffe

 

Dass Sie ein besonderer Freund der USA (und Israels) sind, ist dem aufmerksamen Leser nicht entgangen, wird auch in Ihrem Artikel wieder deutlich. Viele Landsleute denken und argumentieren wie Sie und vielleicht ist Ihre Einstellung für unser Land die nützlichste. Allerdings ist es mehr als fragwürdig, ob man seine Ansprüche an Präsidenten und Religionsführer so niedrig ansetzen darf, wie Sie das tun. „Sich verrückt gerieren, aber nicht blöd agieren“ sei auch heute die beste aller möglichen Welten, schreiben Sie. Da fallen einem Namen ein wie Caligula,Hitler, Stalin oder Amin. Waren die „nur“ geistesgestört, aber nicht blöd? Wir haben Besseres verdient, vor allem von Führern, die vom Volk gewählt wurden und ihm Rechenschaft schuldig sind. Das Recht und das Völkerrecht verrückt man nicht, auch nicht aus „nationalem Interesse“. – Was ich im Übrigen von der Lage halte, habe ich schon drei Tage vor dem Erscheinen dieser ZEIT-Ausgabe festgehalten, vgl.:

 

Amerika, du bist nicht besser,

bist seit Jahrzehnten im Krieg,

bekämpfst die Iraner bis auf’s Messer

und bleibst doch ohne Sieg.

 

Was ist mit Europas Nationen?

Sie schaun erst gar nicht richtig hin.

Sie haben Angst vor Trumps Sanktionen

und reagieren ohne Sinn.

 

Israelis sind nicht Duckmäuser.

Sie planen, wie seit heut bekannt,

tausendeinhundert neue Häuser

auf nach dem Krieg besetztem Land.

 

Wie kommt es, dass man sich nicht richtet

nach Regeln, die man selbst geschaffen?

Weil die Großmächtigen mitnichten

human sind, sondern Tempelaffen. – Johannes Kettlack

 

Über diese Überschrift „Auge um Auge?“ habe ich mich sehr geärgert, denn das biblische Zitat setzt, so wie es gebraucht ist, ein Verständnis voraus, das dem biblischen Sinn konträr ist. Der Artikel selbst nimmt dieses Verständnis nicht auf, sondern ist, wie ich ihn lese, eine Interpretation des Fragezeichens am Ende des Zitats. Warum aber dann dieses biblische Zitat, das immer wieder benutzt wird, um Rache und Wiedervergeltung zu legitimieren, u.a. in den frommen Vereinigten Staaten die Notwendigkeit der Todesstrafe. Tatsächlich ist in dem Bibelwort das Gegenteil gesagt: Es ist ein Aufruf zur Vernunft. `Du hast mir (oder einem Verwandten) ein Auge ausgehauen, das ist schlimm, aber wir können uns (vielleicht mit Hilfe eines Mediators) als vernunftbegabte Wesen zusammensetzen und für den Schaden eine passende Ausgleichzahlung festsetzen.` Der Passus steht im Schuldrecht, nicht im Strafrecht ! Ich schreibe diesen Leserbrief, weil mir daran liegt, dass die falsche Auslegung endlich beendet wird. – Ursel Heinz

 

Herr Joffe versucht, den Konflikt Iran-USA zu erklären und beginnt allgemein mit der Vorkriegssituation vor 1914 und im Besonderen mit der US-Botschaftsbesetzung von 1979. Herr Joffe greift zu kurz. Um das grundlegende Misstrauen des Irans gegenüber den USA und gegenüber Großbritannien zu verstehen, muss das Jahr 1953 betrachtet werden. Der demokratisch gewählte iranische Premierminister Mossadegh hatte die iranischen Ölquellen verstaatlicht. Er wollte die Gewinne der Ölgeschäfte im Lande und nicht weiter bei britischen Firmen belassen. Dies war Großbritannien und dem von Großbritannien zu Hilfe gerufenen neu gewählten US-Präsidenten Eisenhower ein Dorn im Auge. Mittels M16 und CIA wurde 1953 Mossadegh weggeputscht und durch das autoritäre Regime des Schah Pahlavi ersetzt. In der Folge flossen viel Blut im Lande und die Gewinne der iranischen Ölquellen je zur Hälfte nach Großbritannien und in die USA. Dem Iran verblieb ein Handgeld – zu wenig für das Land, aber genug, um dem USA-Freund Schah Pahlavi ein luxuriöses Leben zu ermöglichen. Dieser Diebstahl der iranischen Demokratie zugunsten fremder Wirtschaftsinteressen ist im Iran nicht vergessen und erklärt das tief sitzende Misstrauen. Es würde den Umfang dieses Leserbriefes sprengen, alle US-Interventionen gegen demokratische Regierungen zugunsten privatwirtschaftlicher Interessen aufzuzählen. Welche „Rattenschwänze“ diese US-Interventionen nach sich ziehen, lässt sich nicht nur bei Mossadegh, sondern auch bei Lumumba in der damaligen Republik Kongo und dessen Ermordung 1961 studieren. – Burkard Wolff

 

Ich bin kein Politiker. Aber ich weiß, wenn das auf uns zukommt, dann war das Opfer, was Christus für die Menschheit gebracht hat, umsonst. Das war übrigens keine christliche Religionsgründung, sondern die wissenschaftlich, spirituelle Lehre von der Menschwerdung. Er hat als zwölf Jähriger die Pharisäer (heute Wissenschaftler) belehrt. Heute haben die Europäer Herzfunktion in der Welt. Das Herz ist allerdings keine Pumpe, was das Blut in den Körper pumpt, sondern der periphere Kreislauf bringt alle Botschaften aus dem gesamten Organismus ins Herz, um sie in Liebe zu verwandeln. Sie wissen, dass die Herzinfarktrate steigt. Noch ist die Erde wunderschön und hätte als unsere Mutter, die uns alles zum Leben schenkt, mehr Achtung von allen(!) Menschen verdient. Allerdings ist unsere Entscheidung frei, das war/ist auch eine Tat des Christus. – Hans Joachim Hühner

 

Das Fiasko amerikanischer Nahost-Politik wird immer dramatischer. Ein impulsiver, wie egomanischer US-Präsident Donald Trump, intellektuell, strategisch und kulturell überfordert, hat nach seiner einseitigen Kündigung des über Jahre mühsam konstruierten Atomdeals gegenüber dem Iran keine eigene Handlungsoption mehr. Es sei denn, irgendwer verliert die Nerven im sich anbahnenden Chaos und es kommt zum Krieg. Den heute keiner will. Außenpolitisch ist dieser naive Präsident schon jetzt eine Katastrophe für seine einst so stolze Nation. Von einem geistig-moralischen Führer der westlichen Welt Ist weitaus mehr zu erwarten als nur stupides „America First“ aus Eigeninteresse. Selbst offenkundig in seiner Persönlichkeit gespalten, spaltet Trump seine Nation. Er reflektiert vorrangig auf seine Wiederwahl in diesem November und sieht sich über dem Gesetz. Die NATO-Partner beugen sich gemäß dramatischer weltpolitischer Erfordernisse. Sie haben zu ihrer eigenen Sicherheit keine andere Wahl. Tatsächlich sind die Vereinigten Staaten dank ihrer überragenden Potenzials unverzichtbar für den Weltfrieden. Ob sie selbst wollen oder nicht. Die neueste schallende Ohrfeige aus dem Irak gleicht einem Tritt in den Hintern ihrer eigentlichen Schutzmacht. „Ami go home“:

Parlament und Regierung fordern die USA aktuell zum baldigen Rückzug auf. Im Ergebnis wären damit drei Irakkriege und der Aufbau von Demokratie umsonst gewesen. An die zweieinhalb Billionen Dollar haben diese Kriege gekostet. Offiziell verloren dabei zweihunderttausend Menschen ihr Leben, inoffiziell gar bis zu einer Million. Hierunter fast fünftausend amerikanische Soldaten. Der nachfolgende Rückzug bereits unter Barack Obama erklärt sich aus verbreiteter Kriegsmüdigkeit weiter Teile des amerikanischen Volkes. Die Mullahs in Teheran regieren derweil auf wackligem Fundament. Gestützt auf ihre stringenten Revolutionsgarden kommen sie Ihrem vorrangigen Ziel der Atombombe zur Sicherung eigener Macht nun immer näher. Gleichzeitig destabilisieren sie nach Syrien, Libanon, Jemen nun auch den einstigen Kriegsgegner Irak. Wirtschaftlich liegen sie allesamt bereits am Boden. Der Iran selbst wird verstärkt durch scharfe internationale Sanktionen dabei selbst zu einem Pulverfass. Die Mullahs haben Gewalt und Terror gesät und werden auf kurz oder lang den Sturm einer Konterrevolution ernten. Das ist das vordergründige Ziel amerikanischer Politik.

Wer soll jetzt noch einen wiedererstarkenden Islamischen Staat verhindern. Russlands Präsident Wladimir Putin ist dazu weder bereit noch in der Lage, er hat mit Syrien und nun auch noch im nordafrikanischen Libyen genug zu tun. Die Türkei ist unter Tayip Erdogan zu einem unsicheren Kantonisten mutiert. Afghanistan, Saudi-Arabien, Jordanien, Ägypten und die Golfstaaten werden sich den neuen Konstellationen anpassen. Auge um Auge. Stabilitätsanker wird Israel sein als einzig funktionierender Demokratie und heimlicher Atommacht des Nahen Ostens. Seine strategische Bedeutung dürfte in naher Zukunft noch weiter wachsen. Auch als Zufluchtsort qualifizierter Eliten der gesamten Region. Den Judenstaat gilt es daher weiter zu stärken und abzusichern. Seine Kompetenz wird auch für Europa wachsen. Denn als diplomatischer Vermittler sind wir Europäer als vorgebliche Vasallen der USA derzeit weder von der Trump-Regierung, noch seitens des Irans oder Russlands gefragt. Man erwartet vielmehr wirtschaftliche Aufbauhilfe und droht mit wachsenden Flüchtlingsströmen. Europas Stunde schlägt erst unmittelbar vor einem möglichen Kriegsausbruch, wenn die Kontrahenten allein nicht mehr vorankommen. – Jochen Freihold

 

Ohne zutreffende Diagnose wird jede Analyse schief. Ohne Benennung der echten Ursachen des iranisch-amerikanischen Dauerkonflikts bleibt alles an der Oberfläche. Ohne Klärung der amerikanischen postkolonialen Fehleinschätzungen seit 1953: der vorbehaltlosen Unterstützung der Schah-Diktaturen und sturen Bekämpfung der Islamischen Republik nach 1979 – nur eine grundsätzliche Revision der US-Politik in Mittelost, die Geschichte, Kultur und Befindlichkeit der Menschen endlich ernst nimmt, kann eine positive Änderung der Lage ermöglichen und die betonierte Mullah-Herrschaft zu Konzilianz bewegen. Aktuelle politische Kardinalfehler der USA (Kündigung des Atomabkommens mit Iran und seine wirtschaftliche Strangulierung mittels Sanktionen) sowie militärische Muskelspiele (neue Truppenstationierungen) führen zu Nichts – oder ins Chaos einer brennenden Region. – Ludger Gaillard

 

Ihre aktuelle Ausgabe titelt: Krise im Nahen Osten. Auge um Auge? Mit diesem Titel zur Kommentierung des Konfliktes zwischen den USA und dem Iran spielen Sie an auf die alttestamentliche Formel, die gewöhnlich verkürzt mit „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wiedergegeben wird. Damit legen Sie nahe, dass diese Formel eine religiöse Legitimation der Vergeltung und der Rache darstellt. Das ist leider ein antijüdisches Klischee, das auf einem Fehlverständnis der biblischen Textstellen Exodus 20,22-23,33; Levitikus 17-26 sowie Deuteronomium 5-26.28 basiert. Tatsächlich wird aus dem Textzusammenhang das Gegenteil deutlich: Hier wird dem Opfer nicht das Recht zugesprochen, sich Auge um Auge usw. zu nehmen, sondern dem Täter auferlegt, für einen angerichteten Schaden Ausgleich zu leisten und Auge um Auge zu geben. Der Kontext macht ferner deutlich, dass es sich hier nicht darum handeln kann, als Täter buchstäblich das eigene Auge zu geben, sondern einen entsprechenden Wert. Es geht hier also um einen Täter-Opfer-Ausgleich, wie wir heute sagen würden. Somit stellt diese Rechtsvorschrift einen Meilenstein der Humanisierung des Rechts in der Menschheitsgeschichte dar. Ich hoffe, dass ich mit diesen kurzen Erklärungen sowie den anhängenden Texten zu einem sachgerechten Verständnis dieses Bibelwortes beitrage und diesem Missverständnis des Alten Testamentes nachhaltig abhelfe. – Stephan Dreyer

 

Donald Trump (USA) und Hassan Ruhani (Iran) haben urplötzlich das Bedürfniss nicht mehr blindlings aufeinander loszuschlagen, eher ganz im Gegenteil, sie wollen ein „bisschen“, wieder Frieden wagen. Jeder lutscht (s)ein „gewaltfreies“ Gutsi oder (s)ein Bonbon, und alles ist gut; vorerst einmal, nichts rappelt mehr im Karton! – Klaus P. Jaworek

 


 

 

Leserbriefe zu „Lebenslänglich ausgestellt“. Gespräch mit Colin Goldner geführt von Katharina Menne und Urs Willmann

 

Zoos beschreiben sich als meistbesuchte Kultureinrichtungen überhaupt, die Rede ist von mehr als 45 Mio Besuchern pro Jahr allein in hiesigen Zoos. Tatsächlich haben diese Angaben einen geflissentlich übersehenen Haken: sie setzen BesuchE mit BesucheRn ineins. Viele Menschen besuchen ein und denselben Zoo per Dauerkarte mehrfach pro Jahr, manche kommen regelmäßig jede Woche (oder gar täglich!) und/oder suchen reihum verschiedene Zoos auf, so dass die Zahl zoobesuchender Menschen tatsächlich nur einen Bruchteil der Zahl registrierter Zoobesuche ausmacht. Allein schon wenn man die rund vier Prozent Dauerkartenbesitzer mit angenommenen 20 Zoobesuchen pro Jahr abzieht – eine höchst konservative Berechnung -, verringert sich die Zahl zoobesuchender Menschen auf weit unter 10 Mio. Und dies mit abnehmender Tendenz: Immer weniger Menschen finden Gefallen daran, eingesperrte Wildtiere zu besichtigen. – Elke Petermann

 

Vielen Dank für den wirklich tollen Artikel in der Nr. vom 09.01.2020. Herr Goldner ist wirklich grossartig! Ich kenne alle seine Bücher, und habe ihn auch mal persönlich kennenlernen dürfen. Ich gehe absolut mit Herrn Goldner konform. Mutig, gerade wo die Stimmung doch allgeimein eher „pro Zoo“ in Deutschland ist. Insbesondere mit der Tragödie in Krefeld aktueller denn je. Danke dafür! Nachtrag: Prima Interview. Meine Meinung: Das ewige Artenschutzargument: Wenn Lebensräume für Affen (oder andere Tiere, inklusive der mesnschlichen Tiere) von uns Menschen zerstört werden, und das als Argument pro Zoo herangezogen wird, dann müssen wir ja auch alle indigenen Völker wieder einknasten. Deren Heimat wird aus Profitgier zerstört und obendrein werden die Indigenen verfolgt und getötet. Dann haben wir auch wieder eine Menschenschau/Völkerschau. Kurz vor deren Auflösungen kamen nämlich exakt die gleichen Argumente der Speziesisten. – Adriane Schulz

 

Auf einer der Pressekonferenzen zum Brand des Krefelder Affenhauses wurde verlautbart, es seien nach einem Hagelschlag 2008 die Glasfüllungen des Dachgerüstes gegen billigeres Acrylglas (Plexiglas) ausgetauscht worden. Acrylglas aber gehört wie Holz zu den „normal entflammbaren Baustoffen“ der Klasse B2, die keinesfalls bei einer Bedachung eingesetzt werden dürfen. Ausnahmen gelten allenfalls für Teilüberdachungen im privaten Bereich, wie Carport- oder Vordächer. Die beim Dach des Affenhauses verwendeten Acrylglasplatten sind als eklatanter Verstoß gegen geltendes Baurecht zu werten. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich bei dem abgebrannten Affenhaus um ein öffentliches Gebäude handelte, für welches brandschutzrechtlich wesentlich höhere Auflagen zu erfüllen gewesen wären, als bei einem normalen Wohnhaus. Darüberhinaus zählte das Affenhaus mit seiner Besucherkapazität von mehr als 200 Personen pro Tag bereits zum Zeitpunkt seiner Errichtung 1975 zu einer baurechtlich als solche definierten Versammlungsstätte, für die die höchsten Schutzvorschriften hätten eingehalten werden müssen. Keine dieser Vorschriften aber wurde erfüllt. Insbesondere gab es, vorschriftswidrig, keinerlei Feuermeldesysteme und Sprinkleranlagen. Der grausame Tod der Tiere ist mithin den sträflichen Versäumnissen des Zoos anzulasten. In vielen Tierhäusern quer durch die Zoos hierzulande ist die Situation im Übrigen nicht anders: es gibt keine oder keine ausreichenden Brandschutzvorkehrungen. – Claudia Kierspe

 

Um lebenslänglich eingesperrt zu werden, muss ein Mensch jemanden ermordet haben; meistens ist er nach 25 oder 15 Jahren wieder frei. Und während der Haft ist er von aussenstehenden Betrachtern verschont. Was bitteschön haben die Zoo-Affen verbrochen? Herr Goldner, vielen Dank für Ihre klaren Worte! Dieser Apell gehört auf die Seite 1! – Eberhard u. Karin Goette

 

2 Bilder habe ich aus dem Nürnberger Zoo im Kopf , auch nach 10 bzw. 20 Jahren noch: 1. Ein Oran- Utan in einem Raum mit gegenüberliegenden Glaswänden deckt sich auf seinem Ruheplatz an der Wand mit einem Sack zu, ich fühlte mich traurig, er schien mir total bloßgestellt. 2. Im gleichen Zoo sah ich Jahre später eine Gruppe Gorillas in einer großen Außenanlage mit einem sehr großen Abstand zu den Besuchern. Sie lagerten sich wie Menschen, es sah interessant aus und ich fühlte mich besser. Wenn überhaupt Menschenaffen in Zoos, dann müssen wir großen Abstande halten. – Brigitte Faber

 

Erst lockt der Mensch seinen „Artgenossen (den) Affen“, mit roher Gewalt aus dem Urwalt heraus, um dann dieses Tier im Zoo auszustellen. Läuft dann nicht so alles ganz nach Plan, und es passiert ein Unglück, wie jetzt in Krefeld, dann dreht der Mensch ganz einfach durch. Er kompensiert seine Trauer über seinen „Affen-Verlust“, indem er Grablichter, Billigblumen und Kuschelgetier am „Tatort“ auslegt! Traurig und wahr, einfach typisch Mensch! – Klaus P. Jaworek

 

Ich schreibe Ihnen aus zwei verschiedenen Gründen: 1. In der o.g. Ausgabe der Zeit ist Ihnen auf S. 33 ein geografischer Fehler unterlaufen, den ich als ehemaliger Geografielehrer „nicht ertrage“; dort wurde in der Grafik (Karte der BRD) die Hauptstadt meines Bundeslandes, Niedersachsen, kurzerhand in Gelsenkirchen umbenannt….geht garnicht!!! 2. Ich habe versucht, die Internetseite zum Artikel „Mit Blüten gegen Schmerz“, S. 35 unter www.zeit.de/doctorzu öffnen, die Diskussion der drei Fachleute jedoch nicht gefunden. Wie komme ich an diesen Inhalt? Ich wäre Ihnen für eine kurze Hilfe dankbar. – Volker Stichnoth

 

Die anmaßende Selbstherrlichkeit und penetrante Ignoranz dieses Psychologen gegenüber moderner Tierhaltung, provoziert meinen Widerspruch. Rigide ‚Tierschützer‘ verwüsteten in den Achtzigerjahren unsere Brieftaubenschläge am zoologischen Institut der Universität Frankfurt/Main, um die ‚gefangenen‘ Brieftauben zu befreien, absurd. Als sachkundiger und langjähriger Zoobesucher ist es sehr erfreulich, die enormen Wandlungen in Bezug auf das Tierwohl und auch in Bezug auf neue inhaltliche Ausrichtungen festzustellen. Natürlich gibt es noch vieles zu verbessern und abzuschaffen. Ein Zoo ist meiner Auffassung nach eine unverzichtbare Einrichtung des öffentlichen Interesses. Der Bildung, der Arterhaltung und natürlich auch der Unterhaltung. Und benötigt Subvention, da er ja gerade kein üblicher Kommerzbetrieb ist, ob dies Herrn Goldner gefällt oder nicht. Die stete bemühte Anwendung des Begriffes –Gefangenschaft- auf in Zoohaltung befindliche Tiere, stellt für mich eine empathielose Diskreditierung gegenüber all den Menschen dar, die sich tagtäglich und rund um die Uhr für ihre Pfleglinge einsetzen.

Rationale Frage wäre, weshalb Tiere in gepflegter, artgerechter Haltung, ein oft vielfach höheres Alter erreichen, als in der sogenannten ‚freien Wildbahn‘, sich zudem bei Umsetzung von modernen verhaltensbiologischen Kriterien fortpflanzen, dies tun sie im Übrigen nur, wenn es ihnen gut geht. Der Eisbär –als genanntes Beispiel- legt keinerlei Wert auf einen Lebensraum von der Größe Brandenburgs, so er eine gesicherte Nahrungsgrundlage, Ruhezonen und auch Schutz vor Konkurrenz hat. Raumansprüche sind oft klar korreliert mit der Verfügbarkeit von Nahrung und nicht mit der Körpergröße eines Tieres. Bewegung muss natürlich gegeben sein, klar ist, dass nicht alle Tiere für die Zoohaltung geeignet sind. Die weinenden Kinder erschüttert durch die traurigen Augen des Orangs, verorte ich eher ins fabulistische Traumreich eines Phantasten, ich habe so etwas in langen Jahren nicht erlebt. Fazit: fast alle Großsäuger, neben vielen anderen Tieren sind in ihren natürlichen Lebensräumen stark bedroht, umso dringender ist es, Zoos jede Unterstützung zu gewährleisten, damit sie aktuellen Anforderungen genügen und ihren Beitrag zur Bildung und der Erholung vornehmlich des Artenschutzes leisten können. – Günter Bonifer

 


 

 

Leserbriefe zu „Einladung zum Angriff“ von Uwe Jean Heuser

 

Wenn ich auch nicht weiss, wieso Ihr Kommentar unter „Wirtschaft“ firmiert, so sprach er mir aus dem Herzen – bis ich im letzten Satz die völlig andere Basis erkannte: Die Öffentlich- Rechtlichen müssen m.E. überhaupt nicht „die Wünsche Ihres Publikums“ befriedigen, aber sich bewusst werden, dass sie nicht für die Gosse produzieren, und aus der „ganz normalen Bevölkerung“ über eine Haushaltsabgabe finanziert werden; also auch von den Omas, die hier als Umweltsäue besungen wurden! Mir selbst ist der Satiren- Charakter übrigens auch nicht aufgefallen – das scheint mir nachträgliche Schönschreiberei. Und selbst wenn: der Beitrag war -meine Meinung- ganz einfach geschmacklos! Schwamm drüber! – Franz Berger

 

Die Bezeichnung Sau ist zweifelsfrei herabwuerdigend und damit strafbar. Da das Lied viele Omas einbezieht, sollte eine Sammelklage hilfreich sein. Andererseits ist es irritierend, dass die Macher des Schundstueckes (einschl. des auch von den „Sauomas‘ bezahlten Herrn Buhrow) nur die Omas ins Visier nehmen. Nur Ehrenmaenner in Deutschland? Andere Frage: Woher wissen Sie, dass alle Kritiker rechte Kritiker sind? Was soll diese Gleichsetzung? Muessen Sie diese albernen rechts/links Floskeln übernehmen? Schliesslich: Die Moral setzt Grenzen, auch den Liederschreibern! – W. Eckardt

 

Es wäre schön, wenn der Rundfunk unabhängig wäre.Das ist er nämlich nicht. Jedenfalls die Sendungen, die ich mir angehört habe, ob im Radio oder Fernsehen, und das waren nicht wenige, sprechen eine andere Sprache. Sie ist von A – Z parteipolitisch geprägt. Ihr Autor, den ich sonst sehr schätze, irrt Ausnahmsweise. – Gunter Knauer

 

Guten Tag. Nun hat dieses tolle Thema also auch endlich DIE ZEIT erreicht. Da möchte ich ebenfalls kommentieren. Eine wunderbare Satire, dieses Liedchen mit der eingängigen Melodie und den absurden Texten. Es steht damit würdig in der Tradition der großen deutschen humoristischen Dichtung. Die Schlagworte und die vielen Welt-, Klima- und Menschheitsretter haben es wohl verdient, dass sie einmal auf diese Weise veräppelt und auf die Schippe genommen werden, Wer sich da beleidigt fühlt und gar mit Beschimpfungen auf die moralischen Barrikaden geht, beweist nur, dass er einer der heute leider sehr weit verbreiteten Sünde anheimgefallen ist: der absoluten Humorlosigkeit. – Ludwig Fensch

 

Die Reaktionen auf das „Oma-Video“ waren laut zweiter Überschrift des Artikels affekthaft und teilweise eitel und würden nun den „Demokratiezerstörern“ in die Hände spielen. Wer sind denn die „Demokratiezerstörer“ ? Etwa die Rechten? Kritiker am System des Offentlich- Rechtlichen Rundfunks sind nicht per se rechts ! Sie denken vielleicht einfach gerne selbst und mögen keine Zwangsgebühren für etwas, was sie nicht nutzen ! Die Information, dass aus der „Umweltsau“ im Hand umdrehen durch einen sog. Journalisten noch eine „Nazisau“ wurde, ist hoffentlich nicht wissentlich untergegangen. Zeigt sie doch den bedauerlichen Geisteszustand jener „Satiriker“ und Medienmacher die gerne im sog. Kampf gegen Rechts an forderster Front für die Demokratie kämpfen, die sie jedoch nicht verstehen können oder wollen. Inwieweit ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk „unabhängig“, solange er durch Zwangsgebühren finanziert wird und in Satiresendungen nahezu ausnahmslos gegen Rechts gefeuert wird ?!? – Matthias Bolduan

 

Intendant Tom Buhrows spontane Entschuldigung habe ich mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Ebenso die Kritik des Ministerpräsidenten Laschet “die Satire habe die Grenzen des Stils und des Respekts überschritten”. Aber was ist von einem Journalistenverband zu halten, der ein humorloses und diskriminierendes Lied für eine Satire hält. Zum Verständnis: “Satire übt Kritik durch Übertreibung, Ironie und Spott an Personen oder Ereignissen und gibt sie der Lächerlichkeit preis. Satire prangert Zustände an oder geißelt sie mit scharfem Witz.”

Der Journalistenverband verwendet keinen einzigen Gedanken darauf, dass zum Singen dieses Liedes Kinder “benutzt” wurden, von denen nicht erwartet werden kann, dass sie in der Lage wären, den Inhalt des Liedes zu hinterfragen, geschweige denn zu erkennen, ob es sich nach ihrem Empfinden um einen Scherz oder eine Boshaftigkeit handelt. Jetzt wird der Vorgang dümmlich heruntergezerrt auf die Eitelkeiten und Rechthaberein der Verbände, Institutionen und Parteien. Nach meiner Auffassung handelt es sich nicht um eine Satire, denn es werden Kinder zum Singen eines Textes verführt, der ihnen ein fragwürdiges und respektloses Grundgefühl zu ihren Mitmenschen anheimstellt oder gar aufdrängt. Die Brisanz liegt im Besonderen auch in der Unfähigkeit des Journalistenverbandes, dieses zu erkennen, geschweige denn zu bekennen. – Traute Wieland

 

Die überaus massive Kritik an WDR-Intendant Tom Buhrow wird mit der grundsätzlich ehrenhaften und anspruchsvollen Sorge um die Wahrung von Presse- und Meinungsfreiheit begründet. Was allerdings ist in diesem Fall mit der Sorge um redaktionelle Inhalte? Das wenig geistreiche „Umweltsau“-Lied hat nichts und niemandem geholfen, außer den Schreihälsen von rechts außen. Es hat keinen Mehrwert für die Generationenverständigung, es hat keinen Mehrwert für Umwelt und Klimawandel, und zur trivialen Unterhaltung taugt es schon gar nicht. Satire, die ebendiese Bezeichnung auch verdient, indes setzt mitnichten nur auf Seiten des Publikums und der Rezensenten ein Mindestmaß an Reflexion und Dialektik voraus. Kurzum, das Lied offenbart Redundanz, aber keinerlei sachliche Relevanz. – Ira Bartsch

 

Ich halte das Omalied (von dem ich nur in der Zeitung gelesen habe) für einen geschmacklosen Ausrutscher, wollte mich dazu aber nicht weiter äußern. Ihr Beitrag dagegen bringt mich dazu, mein Missfallen zu äußern. Burohw hatte eigentlich die richtigen Worte gefunden: Satire ist die Waffe gegen die Mächtigen, das Lied dagegen ist eine Verunglimpfung einer ganzen Generation. Damit hätte die Sache zuende sein können. Die Geschmacklosigkeit des Liedes zeigt schon an sich, wie sehr sich Medienschaffende von ihrer Öffentlichkeit entfernt haben. Nicht jede als „Satire“ ausgegebene Aufführung, die dazu dienen soll, besonders viele Menschen zu empören, ist deshalb schon gut und zielführend. Verstörend fand ich in Ihrem Beitrag, dass Sie mehrfach betonen, dass sich viele „Rechte“ an der Kritik gegen das Omalied beteiligt hätten. Diese Einordnung finde ich bedenklich. Eine abweichende Ansicht zurückzuweisen, weil sie auch von (wie auch immer definierten) „Rechten“ geteilt wird, ist die Ideologiekeule der selbsternannten „Eliten“ zur Selbstimmunisierung gegen jegliche Kritik. Das finde ich schlimmer als das Omalied selber.

Denn damit sägen die Qualitätsmedien an dem Ast, auf dem sie sitzen. Wie können sich die selbsternannten „Eliten“ und insbesondere die Medien noch wundern, dass sie selbst die weltweiten Proteste gegen das Establishment hervorrufen? (siehe SZ 28.12.2019 und NZZ vom 31.12.2019 und 10.1.2020) Am 10.1.2020 schrieb die NZZ online: https://www.nzz.ch/schweiz/240-jahre-jubilaeum/fake-news-kann-man-medien-noch-vertrauen-ld.1532629?mktcid=nled&mktcval=107_2020-01-10&kid=nl107_2020-1-10„Wohin die neue Macht der Schwarm-Publizistik führen kann, musste der Westdeutsche Rundfunk (WDR) erfahren, als er in einem Beitrag Rentner als «Umweltsäue» verunglimpfte. In den sozialen Netzwerken brach ein Höllensturm los, der den Intendanten zum Kotau und die öffentlichrechtliche Anstalt zur Löschung des Beitrags im Internet bewog. Die Führungsriege bewies ein feines Gespür für die Verletzlichkeit eines auf Zwangsgebühren beruhenden Geschäftsmodells. Viele WDR-Mitarbeiter hingegen pochen stur auf das angestammte Vorrecht als Gatekeeper.

Sie diffamieren ihre im Internet tobenden Kritiker als rechtsradikalen Mob.Realitätsverweigerung ist gerade für Journalisten kein taugliches Rezept. Sie sollten sich darauf besinnen, was ihr Metier seit mehr als 200 Jahren ausmacht und was eine Zeitung von Weissblechdosen unterscheidet. … Pressefreiheit ist … kein Freibrief zur Selbstverwirklichung der Macher, sondern die Voraussetzung für den Dialog mit der Öffentlichkeit. Zu Vertrauen gehört Ehrlichkeit – und wenn die publizierende Klasse ehrlich ist, wird sie konstatieren müssen, dass es ihr schwerfällt, Fehler einzugestehen. So konnte die Vertretung der Redaktoren im WDR nicht zugeben, dass es sich mit dem Objektivitätsgebot und dem Qualitätsanspruch des Service public schlecht verträgt, wenn man eine Generation pauschal beleidigt. In solchen Fällen pflegt die Branche schnell ihre demokratiepolitische Stellung als «vierte Gewalt» in Anschlag zu bringen, um sich gegen Kritik zu immunisieren.“ Ich selber verwahre mich aufs schärfste dagegen, wegen meiner Kritik in die rechte Ecke gestellt zu werden. – Norbert Bolz

 


 

 

Leserbriefe zu „Können Kinder Kriminelle sein? “ Streit von Volker Ullrich und Hans-Ludwig Kröber

 

Was soll schlimm daran sein die Strafmündigkeit herab zu setzen. Wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, ist nicht negativ betroffen. Täter haben aber die Chance durch die negativen Konsequenzen ihres Fehlverhaltens zu lernen. Die jetzige Regelung lehrt sie nur, dass sie ohne negative Konsequenzen tun und lassen können – zum Schaden Anderer – was sie wollen. Sie bekommen stattdessen das, was sie als Nutzen erleben (Macht, geklaute Waren,…) , also eine Belohnung für ihr Fehlverhalten. Belohntes Verhalten wird häufiger gezeigt. Ein Gesetz, dass 150 Jahre im Wesentlichen unverändert überdauert hat gehört auf den Prüfstand. Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich geändert, die Kinder und Jugendlichen sind heute wesentlich reifer und somit besser in der Lage die Folgen ihres Handelns zu überschauen, als schon vor 50 Jahren. Aus gutem Grund wurden Volljährigkeit, Geschäftsfähigkeit etc. von damals 25 Jahren auf 18 herab gesetzt. Da erscheint es mehr als angemessen auch auf anderen Gebieten eine Anpassung vorzunehmen. Das schließt nicht aus, bei Minderjährigen andere, dem individuellen Entwicklungsstand angemessene Konsequenzen festzulegen, als bei Volljährigen. Und vielleicht kann man hier die kommunalen Schiedsstellen stärker einbinden und ihnen z. B. das Recht geben soziale Stunden aufzuerlegen. – Horst Schwäbe

 

Also ich bin kein Freund und kann auch kein Wähler der CSU sein; trotzdem bin ich ganz bei Volker Ullrich, CSU-MdB. Leider hat die körperliche Reife der Pubertierenden sehr viel mehr zugenommen als die Psyche und der Geist und wer sich das Unrecht nimmt, andere brutal zu schädigen, der hat auch das Recht, den Rechtsstaat konsequent zu spüren! Nichts gegen Hans-Ludwig Kröber, psychiatrischer Gutachter, aber wir wissen alle, wieviele positive psychiatrische Gutachten „in die Hose gegangen“ sind! Und wie hat der „weise“ Udo Jürgens getextet und gesungen: „Der Mann ist das Problem“, wenn man bei männlichen Pubertierenden überhaupt von Männern sprechen kann! – Peter Senghas

 

Können Kinder Kriminelle sein? Nein! 12Jährige bestimmt nicht! Aber sie können kriminell handeln. Man muss darüber nachdenken, wie das zu beheben ist! – Volker Krause

 

Herr Kröber führt als psychiatrischer Gutachter die üblichen Allgemeinheiten an, die Gegen eine Änderung der Prozessordnung sind. Grundsätzlich ist wohl zu sagen, dass Die Kinder heute früher „Bescheid wissen“ als wir früher, und doch wird wieder die Schlechte Kindheit erwähnt, die gab es früher auch, Herr Kröber. Wenn ein Kind weiss, dass in keiner Art und Weise belangt werden darf, für den Blödsinn, den es macht, dann macht es immer weiter. Eine Schulhofklopperei hier ins Spiel zu bringen ist etwas daneben gegriffen, es geht um klare kriminelle Handlungen.Das Argument, dass Kinder in JVAs auf die richtigen Kriminellen treffen und lernen kann ich überhaupt nicht akzeptieren. Statt die vielen Bemühungen in einem Jugendhof für Jugendliche unter 12 oder 14 Jahren zu bündeln, werden wieder viele externe Psychologen und sonstige Externe bemüht, die Kinder wieder in die Spur zu führen ,was in einem Jugendhof oder Kinderhof sicherlich günstiger und einfacher wäre. Fazit_ auch ein 2 Jähriger / Jährige bekommt Grenzen gesetzt und bei Überschreiten klar gemacht. Das geht so nicht. – Manfred Mengewein

 

Im Rahmen des Ethikunterrichts behandelte ich mit meinem Kurs (Jahrgang 11) das Thema „Recht und Gerechtigkeit“ und stieß dabei auf die am 9.1.2020 abgedruckte Debatte zwischen Volker Ullrich und Hans-Ludwig Kröber um die Herabsetzung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre, bzw. den Umgang des Rechtsstaates mit Verbrechen, die von Kindern unter vierzehn Jahren begangen werden. Die Schülerinnen und Schüler setzen den „Streit“ nach der Lektüre im Unterricht fort, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen und schließlich der Erkenntnis, dass die Begründung einer Strafe immer aus verschiedenen Perspektiven – Täter, Opfer, Gesellschaft – betrachtet werden kann und muss. Einige Schüler verfassten Leserbriefe, einer bat darum, den seinen an die Redaktion weiterzuleiten, was ich hiermit tue, s.u. Lassen Sie mich Ihnen in diesem Zusammenhang für das großartige Format „Streit“ danken, das nicht nur im Allgemeinen sehr lesenswert, sondern außerdem eine wahre Fundgrube für den Unterricht ist und es ermöglicht aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen der „wirklichen Welt“ (statt nur aus Schulbüchern) zu diskutieren. So wird Ethik konkret. – Sarah Stephan

 

Ich neige zu der Ansicht von Herrn Kröber, Kinder unter 14 Jahren nicht vor Gericht zu stellen, wenn sie strafbare Handlungen begangen haben. Als eine der wichtigsten Maßnahmen dagegen erscheint mir eine gründliche Aufklärung darüber, dass sich jeder – Kind oder Erwachsener – durch kriminelle Handlunge selbst schadet, was im Übrigen auch präventiv zu behandeln ist, aber natürlich kein ultimatives Patentrezept darstellen kann. Darüber hinaus sollten die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten solcher Kinder ausnahmslos und eventuell langfristig in die Suche nach entsprechenden Motiven eingebunden werden. – Christoph Müller-Luckwald

 

Wir haben mit großem Interesse den Artikel ,,Können Kinder Kriminelle sein?“ von Volker Ulbricht und Hans-Ludwig Kröber gelesen. Wir haben gesehen, dass Sie die Quelle zu Gewaltdelikten von unter 14-Jährigen im Jahr 2018 vom Deutschen Jugendinstitut haben. Wir haben danach recherchiert und diese Zahl nicht finden können. Nun haben wir uns gefragt, ob es eigentlich um den Anteil der Gewaltdelikte von unter 18-jährigen geht. Könnten Sie uns die Quelle zukommen lassen? – Charlotte de Alwis und Michal Marie Haaks

 


 

 

Leserbriefe zu „»Erben ist keine Leistung«“. Gespräch mit Daniel Halliday geführt von Lars Weisbrod

 

Ab der 3.Generation gehört das Vermögen dem Staat, so hat es Eugenio Rignano zur Zeit des Fachismus in Italien gefordert und so propagiert es Daniel Halliday im Interview. Projezieren wir dies in die Vergangenheit: Das Land der Bauern hatte jahrhundertelang den Grundherren gehört, meist Adligen oder der Kirche, also den Repräsentanten des Staates, den – neben den Städten – einzig Wahlberechtigten. In der sogenannten „Bauernbefreiung“, Im Königreich Hannover ab 1837, konnten die Bauern endlich die Abgaben an den Grundherrn (u.a. den Zehnt) mit dem 25-fachen des Jahresbetrages ablösen, gezahlt zum Beispiel in 25 Jahresraten. Wie hätten die Bauern reagiert, wenn man ihnen gesagt hätte, ihr könnt das von euch erarbeitete Vermögen einmal vererben, beim zweitenmal wird die Hälfte des Besitzes (in Form einer Steuer) eingezogen, beim drittenmal alles? Vom verbliebenen Vermögen müsste der Hofübernehmer dann noch die Geschwister abfinden, die Altenteiler, Witwen, Waisen, ledige Tanten und Onkel versorgen. Vermutlich hätten viele Bauern 1837 den Hof erst gar nicht angenommen, ihn dem Grundherrn überlassen.

Es wären – wie Jahrunderte vorher in Ostelbien – aus selbständig wirtschaftenden Bauern Knechte (und Mägde) auf den Gütern der Großgrundbesitzer geworden. Auf die besondere (von Demokraten meist als negativ empfundene ) Rolle, die die ostelbischen Junker im 2.Kaiserreich und in der Weimarer Zeit gespielt haben, sei nur hingewiesen. Nehmen wir an, die Erbschaftssteuer nach Rignano sei erst nach der Bauernbefreiung angekündigt und eingeführt worden. Etliche „dritte“ Erbschaften wären in die NS-Zeit gefallen – zur Freude des Regimes, hätte es doch das Land an treue Unterstützer geben können. Ähnlich wäre es Handwerkern, Kaufleuten, Hausbesitzern etc. ergangen. Und wenn wir heute die enteignende Erbschaftssteuer nach Rignano einführen? Dann würde das – von anderen Autoren der ZEIT beklagte – Höfesterben sich noch beschleunigen (ähnlich in anderen Branchen). Im Interview nicht thematisiert wird das Problem der Bewertung des Vermögens: Ein Acker habe zum Beispiel einen Ertragswert von 10.000€, wegen der als sicher angesehenen Geldanlage aber einen Verkehrswert von 20.000€, wenn es aber zu Bauerwartungsland wird von vielleicht 1 Mio Euro. Das Vermögen wird im Interview als jeweils fester Wert angesehen. Gebäude, Machinen etc. aber nutzen sich ab, müssen nicht nur instandgesetzt, sondern auch den jeweiligen Zeit-Anforderungen angepasst werden:

In den Wohngebäuden wurden in den letzten Jahrzehnten Einzelöfen durch Zentralheizung, Wc`s im Keller durch Badezimmer in der Wohnung, Bleirohre durch Kupferrohre, 2-adrige durch 3-adige Elektroleitungen, einfach verglaste durch zweifach verglaste Fenster ersetzt etc. Die Klimaschutzziele machen es erforderlich, dass innerhalb weniger Jahre die meisten Gebäude erheblich besser gedämmt werden. Dazu müssten aber etliche Gebäude abgerissen und neu gebaut werden (in Hannover sind in den letzten Jahren einige Verwaltungsgebäude aus den 1970er-, 1980er-Jahren als nicht sanierungsfähig abgerissen worden). Dabei sind aber Grenzabstände etc einzuhalten; Wohnraum muss erhalten bleiben, am besten auch während Abriss und Neubau (sonst Vorwurf der Gentrifizierung). Welchen Wert hat ein in Kürze abzureissendes oder mit erheblichem Aufwand zu sanierendes Gebäude? Wenn dann noch 50% Erbschaftssteuer fällig würden, dann würden wohl viele Mehrfamlienhäuser verkauft. An wen? Na klar, an große Gesellschaften. Das heißt, die Vermögen werden noch ungleichmässiger verteilt. Fänden Sie dies gut? – Adolf Ronnenberg

 

Eigentlich eine recht schöne Idee, aber wahrscheinlich schwierig umzusetzen, wenn zwischen den Erbfällen etliche Jahrzehnte liegen. Außerdem frage ich mich schon, warum z. B. Herr Zuckerberg oder Herr Gates ihr Vermögen steuerfrei vererben sollen dürfen: Dieses Vermögen haben sie ja nicht selbst bzw. allein erwirtschaftet, sondern es ist zum allergrößten Teil durch andere und auch durch – meistens legale – Übervorteilung anderer und unter Ausnutzung staatlich finanzierter Infrastrukturen erworben worden – und die Erben haben dafür nichts geleistet. Natürlich sollte nicht das ganze Erbe weggesteuert werden, aber prinzipiell halte ich eine angemessen hohe und sich nach der Größe des Erbes richtende Erbschaftssteuer auch bei „neuem“ Reichtum für gerechtfertigt. – Ulrich Willmes

 

Es ist verwunderlich, dass diese Überschrift „nur“ in einem Artikel der Zeit auftaucht und nicht einen herausragenden Platz in der politischen Diskussion in Deutschland einnimmt. Dabei wird insbesondere bei der Beschreibung des alten Reichtums nur nebenbei auf die Ursprünge von Camerons Vermögen verwiesen. Dabei sollte die Ungerechtigkeit des Besitzes großer Vermögen alltäglich massiv diskutiert werden. Gibt es doch auch in Deutschland viele Bürger, deren alter, ererbter Reichtum gewiss nicht unter Prinzipien ehrbarer Kaufleute, sondern durch Raub, Mord, Ausbeutung Leibeigener und von Zwangsarbeitern usw erworben wurde. Die Ansätze, diesen Irrwitz durch Steuergesetze in gerechte Neuverteilung von Besitz zu beheben, leuchtet völlig ein. Unklar im Artikel bleibt jedoch, wie die Vermögen damit neu verteilt werden. Also großen alten Reichtum massiv besteuern! Der Staat darf dann die Mehreinnahmen aus der hohen Erbschaftsteuer aber nicht für seine derzeitigen Ausgaben verwenden, sondern er muss gewisse Einkommen- und Unternehmenssteuern senken.

Gleichzeitig als Gegengewicht, sowie zur Kapitalbeschaffung ist ein staatlich verwalteter Treuhandfond zu konstruieren, in den ein gewisser Prozentsatz des Einkommens der Bürger einbezahlt wird, deren Vermögensbildung damit erzwungen wird. Dabei sollte der neue Eigentümer völlig frei entscheiden können, wie seine Einlagen dauerhaft weltweit investiert werden sollen. Nur die Gewinne sollten ausbezahlt werden. Vermutlich gäbe es hierzu genügend Juristen, die womöglich sogar verfassungsrechtliche Bedenken hätten. Aber wenn etwas vernünftig ist, können Gesetze ja auch verändert werden! Einige wichtige Aspekte, die durchdacht werden müssen: Wenn Erben ein geerbtes Unternehmen selbst operativ weiterführen, kann doch wohl nicht mehr davon gesprochen werden, dass erben keine Leistung ist. Wer ist überhaupt Unternehmer? Es ist doch oft so, dass Unternehmer gar nicht Besitzer großer Vermögen sind. Also sollte klar definiert werden, wer Unternehmer und wer Besitzer ist. Dazu die Überlegung: Was „gehört“ dem Unternehmen, was dem Unternehmer. Es gibt also einige Zusammenhänge, die bei der vorgeschlagenen Steuerreform noch durchdacht werden müssten. – Siegfried Veile

 

Werte Redaktion, was für ein Irrtum eines Salonphilosophen. Eltern haben für ihre Kinder etwas geschaffen was sie ihnen vererben wollen. Faulenzer wie Halliday wollen davon profitieren. Die Zeit ist sich nicht zu schade dafür eine Plattform zu sein. Schade.!!! – H. Oehmig

 

Das Interview mit Daniel Halliday schliesst mit dem Vorschlag «…wenn jeder erben würde, und zwar ungefähr gleich viel. Dann könnten sich tatsächlich alle ein wenig vom Zwang befreien, ihre Arbeitskraft auf den Mark tragen zu müssen.» Abgesehen davon, dass die dadurch erreichte Vermögensverteilung bald wieder zu Ende ginge, stellt sich doch auch die Frage, ob so ein Zustand für die Gesellschaft wünschenswert wäre. Ein alter Bauer wurde mal gefragt, warum er noch immer Monarchist sei. Er antwortete, er wüsste aus Erfahrung, eine fette Sau fresse weniger als sechst magere Tiere. Auch die Umwelt-Ressourcen würden wohl stärker verzehrt (um beim Bild zu bleiben), wenn die Meisten mehr Mittel für Ferntourismus, Mobilität, Wohnraum und sonstigen Konsum hätten. Umgekehrt, würden Mittel für Sponsoring, Aufbau und die Erhaltung von Kulturgütern (Architektur, Musik, Malerei, etc.) fehlen. Einen bedeutenden Vorteil brächte allerdings die breite Verteilung von Eigentum, wenn damit auch die breite Verteilung von Verantwortung verknüpft werden könnte. Die breit verfügbare Möglichkeit, als Eigentümer Verantwortung zu tragen für die ausgewogene Nutzung von Sport, Kultur, Kleingärtnern, Wohneigentum aber auch von Bildungsangeboten, würde dazu führen, dass weniger Wirtschaftswachstum und weniger Konkurrenzdenken nötig ist, um Perspektiven zu ermöglichen, die mit dem langfristigen Fortbestehen der Menschheit vereinbar sind. – Gernot Gwehenberger

 

Im Interview hat sich seitens Hallidays ein Denkfehler eingeschlichen. Der Hinweis Hallidays auf John Stuart Mill übersieht die Tatsache, dass Menschen eben nicht nur Firmen kaufen, weil sie überzeugt sind, dass sie diese erfolgreich betreiben können, sondern dass eben auch Firmen gekauft werden, um Konkurrenten auszuschalten, um Firmen zu zerschlagen und Einzelteile zu verkaufen oder aber mit nationalen Interessen zu versuchen, durch Firmenübernahmen eine globale Vorherrschaft zu erreichen. – Dr. Karg

 


 

 

Leserbriefe zu „Die ewige Atombaustelle“ von Dirk Asendorpf

 

Im Wissen-Teil Der Zeitausgabe Zeit Nr. 3 vom 9. Jan 2020 gibt es im Artikel, „Die ewige Atombaustelle“, in der Grafik zur „Aufstellung wichtiger Atomkraftländer Unstimmigkeiten zwischen der grafischen Darstellung und den dazu angegebenen Zahlen. Bei den Ländern China und Russland entsprechen sich diese zum Teil nicht, sodass unklar bleibt, ob die grafisch suggerierte zahlenmäßig angestrebte Dominanz – vor allem Chinas – tatsächlich so groß ist. – Peter Ebersoll

 

Es gibt keinen Rückgang der Kernenergie weltweit. Herr Asendorpf erwähnte nur die EPR-Reaktoren in Europa, Er hat aber nicht erwähnt, dass der weltweit erste ERP-Reaktor in Taishan in China 2018 in Betrieb gegangen ist. Und das KKW Hanhikivi-1 in Pyhäjoki in Finnland sollte vom russischen Rosatom gebaut werden. Es sollte 2028 in Betrieb gehen. Der Schwerpunkt des KKW-Baus hat sich vom Westen nach Osten verschoben, dort gibt es die staatlichen Firmen wie Rosatom, China General Nuclear und China National Nuclear Corp. Die britische Fachzeitschrift „The Economist“ vom 15.07.18 schrieb: „Russland hat 60% der neuesten globalen Kernreaktorverkäufe. Russland baut oder hat Verträge um 35 Reaktoren in 11 Ländern zu bauen.“ Das Webzine „Next Big Future“ vom 02.03.17 schrieb: „China wird 2017 fünf Kernreaktoren fertig stellen und wird die Kernenergieerzeugung auf 420 TWh bis 2021 verdoppeln.“

Herr Asendorpf hat die osteuropäischen EU-Länder gar nicht erwähnt. Dabei planen Rumänien, Bulgarien und Ungarn, neue Reaktoren zu bauen. In Rumänien sollte die chinesische CGN-China General Nuclear zusammen mit der kanadischen Candu Energy die Reaktoren Cernavoda 3 und 4 bauen. Den Bau des 7. Reaktors in Kosloduj in Bulgarien sollte AtomStroyExport als Kompensierung für das nicht gebaute KKW in Belene bauen. Ungarn will in Paks II zwei neue Reaktoren mit der russischen Fa. Rosatom errichten. In der Slowakei werden 2 Reaktoren, Mochovce 3 und Mochovce 4 gebaut, wofür sie von Skoda-JS (eine Tochter-Fa. der russischen OMZ-Gruppe) beliefert werden (AtomStroyExport ist neulich aus dem Vertrag ausgestiegen). In Polen sollen Mitsubishi, Toshiba und Hitachi einen Reaktor (high-temperature gas-cooled) bauen, und er sollte bis 2030 in Betreib gehen. Ein kleinerer Experimentalreaktor sollte bis 2025 fertig sein. Die Lebensdauer des Krško Kernkraftwerks in Slowenien wird um 20 Jahre verlängert, der Vereinbarung zwischen Slowenien und dem benachbarten Kroatien folgend, die das Kraftwerk gemeinsam besitzen. Herr Asendorpf hat auch das im Bau befindliche KKW Akkuyu in der Türkei mit dem russischen Reaktor von AtomStroyExport nicht erwähnt. Die Türkei will 3 KKWs bauen, eines mit dem russischen Rosatom, eines mit den Japanern, und Frankreich hat auch ein Angebot unterbreitet. – Igor Fodor

 

In Finnland wagt man das Projekt Neubau eines Kernkraftwerkes. Warum wird angesichts der drastischen Folgen des Klimawandels nicht auch in Deutschland sachlich über die Argumente für und gegen die Kernenergie diskutiert? Sie ist derzeit die einzige Technik, die Energie fast klimaneutral liefern kann. Ein Gramm Uran liefert soviel Energie wie mindestens 1 Tonne Kohle. Der hochradioaktive Abfall Deutschlands umfasst ein Volumen von lediglich ~28 000 m³ und es gibt bereits geeignete Endlager wenn man die technische und nicht die politische Seite betrachtet. Dagegen ist der Bau von Windrädern auf lange Zeit klimabelastend. Viel Beton wird für die Fundamente benötigt, die Flügel werden aus speziellen Verbundwerkstoffen hergestellt, für Generatoren und Kabel werden Kupfer und andere Metalle verwendet. Es werden Bäume gefällt, Wartungsstraßen gebaut und Speicher benötigt. Wenn man auf keinen technischen Komfort verzichten möchte und Energiesparen keine Option ist, ist der weitere Betrieb von Kernkraftwerken die klimafreundlichere Lösung als der Bau von Tausenden von Windrädern und Solaranlagen, vom Einsatz pflanzlicher Energieträger ganz zu schweigen. – Sabine Kiermaier

 

In dem Diagramm (Aufstellung wichtiger Atomkraftländer) zum interessanten Artikel „Die ewige Atombaustelle“ aus der aktuellen Ausgabe (20/3; S.38) stimmen die „Balken“ (in AKWs) und die Zahlen, die sie darstellen sollen, nicht überein: Bei China sind in die Kategorie „betriebsfähige Reaktoren“ (bR) statt 45 AKWs (wie angegeben) 85 AKWs abgebildet, in der Kategorie „geplant“ satt 43 83 und auch für Russland weicht die Zahl der bR AKWs um vierzig ab (76 statt 36). – DaviD Müller

 

Die Grafik auf Seite 38 hat mich ziemlich verwirrt zurücklassen. Stimmen die Zahlen nicht oder wurden in der Grafik Russland und China etwas zu viele Atomkraftwerke hingemalt? – Peat Schmolke

 


 

 

Leserbriefe zu „Streit um ein Symbol“ von Roman Pletter

 

Herr Kaeser´s Entscheidung bestätigt deutsche Ingenieur-Tradition. Moral wird dem Profit geopfert. Das er wissentlich der Menschheit Schaden zufügt, über Leichen geht, weis Herr Kaeser. Es drängt sich der Vergleich mit der Firma J.A. Topf und Söhne in den 40 Jahren auf. Diese lieferten die Krematorien für die Vernichtungslager. – Klaus Siersch

 

Wir zimmern uns ganz einfach eine neue Welt zusammen, und „Siemens“ hilft uns dabei. Mit der „Raumarche Joe K.“ starten wir dann in Richtung dieser „Neuen Welt“; unsere alte, schwer geschundene „Mutter Erde“, die lassen wir natürlich mutterseelenalleine zurück. Die „Raumarche Joe K.“ wird mit der guten alten Kohle befeuert, wenn schon, denn schon! – Klaus P. Jaworek

 

Zunächst einmal möchte ich mich für Ihren Kommentar „Streit um ein Symbol” (https://www.zeit.de/2020/03/siemens-australien-kohlebergwerk-kritik-politik-klimaschutz/) bedanken, der eine interessante Facette zur Diskussion beiträgt. Als ZEIT-Leser und Doktorand im Themenfeld Dekarbonisierung bzw. Materialeffizienz in Großbritannien verfolge ich die Diskussionen im Bereich Klima- und Umweltschutz mit großem Interesse. Im Artikel befindet sich jedoch ein fachlicher Fehler, auf den ich kurz hinweisen möchte. Dampfturbine statt Gasturbine:Im Siemens-Turbinenwerk in Görlitz werden Dampfturbinen und nicht Gasturbinen produziert. Das ist für den Text ein kleiner, aber wesentlicher Unterschied. Quellen: https://www.goerlitz.de/Goerlitzer-Siemens-Werk.htmlund https://www.me-sachsen.de/firmenportraits/siemens-ag-turbinenwerk-goerlitz.html

Der Unterschied:Grob gesagt: Gasturbinen nutzt man zur Stromerzeugung aus Erdgas (oder Biogas) durch direkte Verbrennung. Dampfturbinen nutzt man zur Stromerzeugung über einen Dampfkreislauf. Als Brennstoff für die Dampferzeugung kann man sowohl Kohle [überwiegende Nutzung], aber auch Hausmüll, Biomasse, Solarenergie sowie weitere nutzen. Für die Energiewende werden meiner Meinung nach in den nächsten 30 Jahren beide Turbinen benötigt – insofern ist der Verweis auf das Zitat von Martin Schulz eher schwach. Kurzgefasst: Erdgas ist ein “transition fuel” mit höherer Effizienz als Kohle (daher braucht man Gasturbinen) und Dampfturbinen werden langfristig für Solarheiz-, Müllverbrennungs-, und Biomassekraftwerke aber auch zur Verwendung von industrieller Abwärme genutzt werden. Falls Sie Rückfragen dazu haben, kann ich Ihnen gerne eine umfangreiche Quellen- und Literaturliste zur Verfügung stellen. Gerne stehe ich Ihnen auch bei weiteren Fragen rund um die “Dekarbonisierung” per E-Mail oder auch telefonisch zur Verfügung. Zum Abschluss noch ein Dankeschön für die umfangreiche Recherche zum Cambridge-Ökonomen-Netzwerk und die Präsentation bei der Freunde-der-Zeit-Veranstaltung. Beide Beiträge habe ich gelesen bzw. gesehen und fand sie wirklich gut gelungen! – Lukas Gast

 

Gilt jetzt Klimahysterie als weise oder ist die Erde doch eine Scheibe, das alte Klima bleibe eben so wie es ist und immer war, der Wissenschaft macht doch nur bla, bla, die Konzerne und die Politik“trumpen “weltweit weiter, Immer mehr Hitze macht doch alle Menschen heiter, Öl, Kohle und Gas aus Mutter Erde Boden, wird sich weiter ganz besonders für die Reichen lohnen, Klimakatastrophen, Stürme, trockene Böden, Überschwemmungen und tödliche Brände sind für die Regierenden und Reichen kein Grund zur Wende, denn wie die Vergangenheit beweist, Reich bleibt Reich und Arm stirbt früher, aber heute sind wir informiert und klüger, warten wir jetzt nicht, was die Jungen machen, nur mit uns Alten ist es zu schaffen! Demonstrieren und votieren und auch revoltieren gegen die fossile Macht, hoffentlich haben wir Alten dazu den Mut und die nötige Kraft! – Dr. Wolfgang Adam

 

Ich möchte meine Verwunderung ausdrücken, die sich hauptsächlich auf den letzten Absatz des (im Betreff genannten) Artikels bezieht. Der Autor gibt den Klimaaktivisten den Rat, statt PR-trächtiger symbolischer Handlungen doch lieber parlamentarische Mehrheiten zu organisieren. Ich frage mich, wie man sich das vorzustellen hat. Die meisten der im Bundestag vertretenen Parteien sind bislang nicht oder wenig als Vorkämpfer für den Klimaschutz aufgefallen; man denke nur an das sogenannte Klimapaket, das von der Wissenschaft ganz überwiegend als völlig unzureichend angesehen wird. Einzig die Grünen stehen zum Klimaschutz. Wo sollen denn bei dieser Sachlage die notwendigen parlamentarischen Mehrheiten herkommen, die zu organisieren der Autor rät? – G. Plute

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Schlag von Bagdad“ von Kerstin Kohlenberg und Jörg Lau

 

Vielen Dank f+rIhren sehr instruktiven Artikel in der ZEIT vom 9. Januar. – Gestatten Sie mir auf eine Kleinigkeit hinzuweisen: Sie schreiben am Anfang von den Al-Kuds-Brigaden. Korrekterweise müsste es heißen Al Quds-Brigaden. Quds ist die ´korrekte Wiedergabe des arabischen Wortes das in etwa „die Heilige“ heißt und ein theologisch/ideologisches Synonym für Jerusalem ist, das als eine der drei wichtigsten islamischen Städte gilt (wegen der Moscheen auf dem Tempelberg). – Prof. Dr. Johannes Renger

 

„Irrationalität als politische Waffe“. Aus der Logik, Analyse und den Schlussfolgerungen beider AutorInnen entsteht bei mir ein Bild, dass es genau dieses vielfach geschmähten, erratischen US-Präsidenten bedurfte, um der strategischen Asymmetrie und Bedrohung seitens des Iran mit abschreckender Unberechenbarkeit zu begegnen! Scheinbar gibt politisches Denken und Handeln zunehmend vernunftgeleitete, demokratische Verbindlichkeiten auf und folgt irrationalen Eigenlogiken. Dazu passt die Inbesitznahme ganzer Staaten durch absolutistische und/oder „clowneske“ Figuren und macht es nachvollziehbar, dass bei uns (BRD) Parteien und bisher gültige politische Spielregeln als demokratische Fundamente immer stärker ins Wanken geraten. – Dr. Wolfgang Klöckner

 

Soleimani ist auf Einladung des irakischen Präsidenten nach Bagdad gereist, und war von eben jenem als Ehrenbegleiter gemäss internationalen protokollarischen Gepflogenheiten zugeordnet worden. Damit war das Gastgeberland für die Sicherheit Soleimanis zuständig! Dass Bush und Obama die Tötung abgelehnt haben, lag daran, dass es sich damals NUR um den General des Irans gehandelt hatte – der wäre ersetzt worden …. Der US-Schlag am 3.1.20 richtete sich nicht nur gegen die Person, sondern gegen BEIDE Regierungen, und vor allem auch gegen Iraks Friedenssondierungen und Vermittlungsbemühungen zwischen SAA und Iran. Nicht zufällig blieben Freude, Spott und Häme im gesamten NMO aus: allen steckt der Schreck in den Gliedern – und die Erinnerung an Gaddafi und Saddam Hussein! Denn Trump betreibt NICHT Abschreckung, sondern Mord an Führungspersonen. Die Angst geht um – und nicht nur in Teheran!Der Schlag schliesst nahtlos an den Verrat an den Kurden an – und an Riyadh!

Übrigens kann ich nicht erkennen, welcher Akteuer in NMO aus eigener Kraft auch nach nuklearer Bewaffnung streben könnte. Ähnlich wie Pakistan und Indien schon – aber dazu müssten ja Verbündete her! Wenn die US-Regierung eine Strategie hat (wie sie behauptet), dann sollte diese doch von irgendeinem Analysten auf dieser Welt nachvollziehbar erklärt werden können. Sonst ist die Behauptung nur ne Nebelkerze! Wenn der Iran „Millionen“ von Sunniten in die Arme des IS getrieben hat: wo kämpfen bzw sind diese denn jetzt? Ebenso spurlos verschwunden wie damals die C-Waffen und die „hard intelligence“? Meines Erachtens verstecken sich nicht die Iraner hinter Vasallen (die sie öffentlich benennen), sondern die Regierung Trump hinter Drohungen, Phrasen und Verdrehungen – wie schon vor dem Irak-Iran- Krieg, der Kuwait- Falle für Saddam, dem 1. Und 2. Irak- Krieg. Nein – die USA sind in NMO kein rationaler, nachvollziehbarer Akteur. Sie verraten dort ihre eigenen -früher auch mal westlichen- Werte. Deshalb liegt der Ball derzeit NICHT in Teheran – Gott behüte! Sonst gälte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“….

Und was würden Sie denn schreiben, wenn Teheran einen der Drohnen-Generäle in Ramstein, Grafenwöhr oder Stuttgart „töten“ liesse? Wozu Trumps „maximaler Druck“ (für mich Erpressungs-versuch) auf Ebene der Individuen führt, zeigt der (aus meiner Sicht) Abschuss der ukrainischen B-737: sie flog in Höhe sowie mit Geschwindigkeit, aus der sonst -täglich- Predator abgeschossen werden – da brannten einem Einsatzoffizier die Sicherungen durch! Mglw funktionierte auch einfach sein IFF nicht richtig. Noch eine Anmerkung zu Ihrer Karte „Eingekreist“: Sie haben höchstens die Hälfte der Stützpunkte der US-Streitkräfte in der Krisenregion eingezeichnet: das wirkt nachgerade hilflos! Noch mehr aber das Fehlen aller „Stations“ der Geheimdienste … und die meisten Einsätze werden (noch) von den Geheimdiensten der USA gesteuert! Es herrscht ja noch kein offener Krieg! – Franz Berger

 

Wo bleibt zu Trumps Mord an Soleimani die Betrachtung aus Sicht vom Kriegs- und Völkerrecht, um auch jenseits der Klischees auf wichtige/ elementare Sichtweisen hinzuweisen. – J. Niemann

 


 

 

Leserbriefe zu „Wutbürger auf dem Amt“ von Kolja Rudzio

 

Ich habe von der Leistungsfähigkeit unserer Bürokratie durchaus den Eindruck, dass sie schon heute ein Sanierungsfall ist! Zu den im Artikel genannten Problembereichen, die Sie unterschwellig in Frage stellten, kann ich aus 2019 noch viele hinzufügen: * In der AA-Vertretung in Kairo erhielt man einen Termin zur Abgabe eines VISA-Antrags nach über 2 Monaten Wartezeit; * In Berlin Bürgeramt Steglitz erhielt man ein Ehefähigkeitszeugnis nach 3 Monaten; * in Berlin Schöneberg einen Termin zur Eheschließung auch nach 3 Monaten; * Berlin – Pankow hat Bescheide mit Zahlungsauf-forderung und Rechtsbelehrung (sic!!) mit einfacher Post bis nach Argentinien verschickt – und sich darauf versteift, dass sie angekommen sein müssen, da sie nicht zurückgekommen seien; * In Berlin Charlottenburg belehrte der diensthabende Polizist am Eingang, dass man eine Anzeige besser im Internet machen solle, da es bor Ort recht lange dauern würde; * in Berlin bewarben sich Eltern bei über 20 KITAs um einen Platz – und erhielten NUR Absagen;

* viele KITAs haben Öffnungszeiten, die eine Teilzeit-Erweiterung der Eltern erfordern; * der Öffentlich-Rechtliche (!) WDR hat allen Ernstes minderjährige Kinder singen lassen „Oma ist ne Umweltsau“ – und gesendet….; * mehrere Krankenhäuser haben Notaufnahmen, und teils ganze Abteilungen vorübergehend geschlossen; * Veterinärämter können Zuchtbetriebe nur alle 3 Jahre aufsuchen; * an 10 km hinter der Grenze liegenden sog. „Grenz-kontrollstellen“ anwesende Bundespolizisten unterhalten sich, und schauen weder in den Verkehr noch winken zur Weiterfahrt weiter… Nein – die Betitelung als „Sanierungsfall“ ist keine Panikmache. Dass ein Lobbyist für seine Klientel das Meiste herausholen will, ist m.E. nicht zu beanstanden. Aber es gibt schon seit Jahren Initiativen, die den Politikern Reforminitiativen andienen – ohne Erfolg! . Dass in (fast) allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes die Dienstposten nicht besetzt werden können (weil die „Richtigen“ da nicht hingehen), und jahrelange Ausbildu gszeiten und die Demografie eine Verbesserung mit mehr Personal nicht zielführend erwarten lassen, sollten Sie nicht mit Häme, sondern mit Sorge kommentieren. Wozu mehr Polizisten, wenn sie nichts dürfen und noch weniger geführt werden? Wir brauchen eine Reform – und die Zeit drängt! – Franz Berger

 

Nach einer Meldung der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG wies in der Tarifrunde 2014 der seinerzeitige Bundesinnenminister de MAIZIÈRE auf eine Vergleichsstudie der Europäischen Kommission hin, nach der die Entlohnung im Öffentlichen Dienst in Deutschland „erheblich höher“ als im Privatsektor liege.Mir ist nicht bekannt, dass diese Studie der Kommission jemals öffentlich diskutiert wurde, geschweige denn, dass sie irgendwelche Folgen nach sich zog. Und wenn der Cheflobbyist des Öffentlichen Dienstes, insbesondere der Beamten, davon spricht, dass der öffentliche Dienst kaputt gespart worden sei, so muss er sich schon fragen lassen, wo er da konkret Handlungsbedarf sieht und ob er das Ergebnis der EU – Studie überhaupt kennt. – Roland ZAHN

 

Prinzipiell ist an Ihrem Kommentar aus meiner Sicht wenig auszusetzen. Woher resultiert aber angesichts hrer Datenlage die Schlussfolgerung, dass die Demografie das größte Problem sein wird? Wenn derzeit ca. 4,8 Mio Personen im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, und jede dieser Personen 40 bis 45 Jahre arbeitet, sind jährlich reichlich 100 000 Mitarbeiter zu ersetzen, also in 10 Jahren mehr als 1 Mio Beschäftigte. Das ist nicht neu und keine „besondere“ Herausforderung, sondern völlig normal. – Roland Engelmann

 

Doch – der öffentliche Dienst ist ein Sanierungsfall. Ich kaufe ein Haus. Es dauert vier Monate (!) bis zum Grunderwerbsteuerbscheid, ohne den keine Grundbucheintragung vorgenommen wird. Die Grundbucheintragung dauert weitere sechs Monate (!), weil die zuständige Halbtagskraft dauererkrankt ist und es keine Vertretung gibt. Zehn Monate benötigt mein Staat, um mir mein Eigentum zu übergeben! Ich benötige einen Reisepass. Den muss ich Vorkasse bezahlen und erhalte ihn dann nach vier Monaten (! – die Bundesdruckerei ist gerade sehr beschäftigt). Ach ja – die Gültigkeit startet mit der Beantragung – d. h. der Pass ist auch noch vier Monate kürzer gültig. Natürlich bei vollem Preis. Versuchen Sie doch einmal, ein Auto an- oder umzumelden. Das ist reine Lebenszeitvernichtung. Was auch sehr schön ist: ich habe seit 14 Monaten einen Bauantrag ohne Bescheid „am laufen“.

Da schiebt sich nichts, weil der eine Sachbearbeiter (!) überlastet sind. Wenn ich tatsächlich einmal die Polizei rufen müsste – was hoffentlich nicht eintritt – dann kommen die aus einer 18 km entfernten Zentrale über kleine Kreisstrassen herangebraust. Bei jedem Wetter. Wenn die dann da sind … In meiner Kommune wird jetzt das Freibad geschlossen. A) kein Personal und B) „es trägt sich nicht“. Zu A) wer nicht ausbildet und überdies noch schlecht bezahlt … und zu B) warum muss sich ein Freibad „tragen“? Das ist notwendiges Gemeinwesen. Alles im Übrigen in NRW. Mein Staat ist ein „low performer“ und meine Regierung lebt in einer eigenen Welt, die zu meiner Lebenswirklichkeit inkompatibel ist. In Düsseldorf und in Berlin werden für mich als Bürger keine Lösungen geschaffen, sondern zusätzliche Probleme. – Wolfgang Siedler

 


 

 

Leserbriefe zu „Aufbruch ins Grüne“ von Ulrich Grober

 

Welch ein feiner, kluger und informativer Bericht! Ulrich Grober bringt den „Aufbruch ins Grüne“ aus historischer Sicht sehr gut auf den Punkt: Wir müssen uns um die Umwelt und die Natur kümmern; Nachhaltigkeit ist ein Dauerthema. Nur mit der Berücksichtigung der ökologischen Belange können wir auf der Erde im Zeitalter des Anthropozän überleben. Für die Politik heißt das, dass unsere Bemühungen zur De-Karbonisierung weiter gehen und eine umfassende Re-Naturaliserung einschließen muss. Dabei spielen der Bodenschutz, die Landschaftsgestaltung und vor allem die Landbewirtschaftung eine wichtige Rolle. Einige lokale Initiativen haben dies bereits begriffen und machen Druck von unten, z.B. www.forumdernatur.de. Ich hatte das Glück, 1992 in Rio de Janeiro bei der 3. UN-Umweltkonferenz, dem sogenannten „Erdgipfel“, dabei zu sein. Wir erlebten eine Aufbruchstimmung und kamen voller Elan zurück. In der Tagespolitik wurde jedoch schnell klar, anspruchsvoller Umweltschutz und eine starke Nachhaltigkeit brauchen Zeit und Akzeptanz in der Bevölkerung. Leider ist der Fortschritt eine Schnecke. – Gut so, sagen die Biologen: Schnecken können nicht rückwärts laufen. Sorgen wir dafür, dass wenigstens die Richtung stimmt und die richtigen Ziele erreicht werden! – Edmund A. Spindler

 

Möglicherweise wird es vielen Menschen in Deutschland auferlegt werden, nach der Ära Merkel auch noch die Grünen in Regierungsverantwortung über sich ergehen lassen zu müssen. Ich bin jedoch überzeugt, nichts könnte die Ideologie dieser Partei so nachhaltig entzaubern wie eine Regierungsverantwortung im Bund. Wie muss es auf das Selbstverständnis der „Umwelt- und Klimaschutzpartei“ 40 Jahre nach ihrer Gründung wirken, wenn erst Schulkinder auf die Straße gehen müssen, um die ureigensten grünen Themen Umwelt- und Klimaschutz nachhaltig in das Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Die in die Jahre gekommenen Grünen sind nicht mehr die Meinungsführer in der Umwelt- und Klimabewegung. Die jugendliche Bewegung „Fridays for future“ hat sie inzwischen abgelöst. Wenn es darum geht, einfache Parolen mit vernünftigen, sach- und praxisgerechten Inhalten zu unterfüttern, herrscht bei den Parteioberen der Grünen eine beklemmende Stille.

Die Grünen sollten endlich klar artikulieren, was sie gesellschafts- und wirtschaftspolitisch wirklich wollen. Zu der Hauptwählerklientel der Grünen zählen sicherlich nicht „normale“ Arbeitnehmer, die angesichts steigender Mieten und künftig auch der Belastungen der C02-Steuer zunehmend Mühe haben, finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen. In der Klimapolitik war vor 20 Jahren die Chance einer effektiven Gegensteuerung noch vorhanden. Die Grünen regierten von 1998 bis 2005 zusammen mit der SPD das Land. In der vorhergehenden Koalition war Angela Merkel Umweltministerin. Merkel schrieb damals sogar ein Buch, in dem sie die Auswirkungen des Klimawandels zutreffend beschrieb. Sowohl die Grünen während ihrer Regierungsjahre im Bund als auch Merkel im Verlauf ihrer Kanzlerschaft haben im Grunde Klimapolitik wider besseren Wissens betrieben. – Alfred Kastner

 

Zum abgebrochenen „Aufbruch ins Grüne“. Als einer, der auf allen Gründungsversammlungen der Grünen engagiert dabei war, kann ich die Beschreibung der von Ulrich Grober beschriebenen Vielfalt voll bestätigen. Auch arbeitet er präzise heraus, dass es in der Vielheit eine unstrittige Einheit gab: Die von allen geteilte Einsicht in die notwendige Änderung der damals und immer noch herrschenden Ausplünderung der Erde. Wichtig auch, dass die Verbindungen zu rechten Weltanschauungen und der „Versuch doktrinärer Linker, die Kontrolle über die junge Partei an sich zu reißen“ thematisiert werden. Allerdings bin ich hierin der Meinung, dass der Versuch nicht abwendet wurde, sondern zumindest bis hin in die Zeiten von Jürgen Trittin ein Erfolg war. Die rhetorischen Giganten und hervorragenden Strategen des KB, insbesondere Thomas Ebermann, haben damals objektiv die Funktionsfähigkeit des Kapitals geleistet. Wie das? Die Grünen waren die einzige politische Gruppierung, die das Wirtschaftswachstum (genauer: die ständige Vergrößerung der Warenproduktion und der Dienstleistungen) ohne Wenn und Aber nicht nur Infrage stellten, sondern versuchten, praktisch und theoretisch in Richtung Nachhaltigkeit zu ändern.

Die Rechten unterstützten das Wirtschaftswachstum als Wert an sich, während die Linken es aus Gründen der Gleichheit implizit förderten, es also sozial begründeten. Sie stellten die einst berechtigte Verteilungsfrage und nicht die nun ökologisch entscheidende Wertefrage in den Mittelpunkt ihrer Politik. Warum sind diese Ergänzungen wichtig? Mich treibt die Angst um, dass der gleiche Fehler sich in der Rezeption der Greta Thunberg und der FfF wiederholt. Es geht mir darum, die Ökologie zu einer selbstständigen politischen Theorie zu machen und die große Bedeutung der Natur für das Leben herauszuarbeiten, um das Hauptproblem der Gegenwart zu lösen. Traditionelle Theorien bieten keine Lösung. Das Kernproblem: Ökologische Politik und soziale Gerechtigkeit gehen nur dann zusammen, wenn die soziale Gerechtigkeit sich den ökologischen Notwendigkeiten anpasst. Wenn dagegen soziale Gerechtigkeit und Wohlstand allein in Geldgrößen ausgedrückt werden und wenn nicht hinterfragt wird, was für dieses Geld gekauft wird, dann bekommen wir den Klimawandel nicht in den Griff. Allgemein formuliert: Die Wertefrage muss vor der Verteilungsfrage gelöst werden, was mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen ist. – Boje Maassen

 

Beim Lesen fiel mir das Zitat der Grünen Mitbegründerin Jutta Ditfurth ein: „Grüne von heute sind wie FDP mit Fahrrad“. Es wurde 2009 geäußert als die FDP, die Partei der Mitte, die höchsten Zustimmungswerte hatte. Schon damals kritisierte also jemand den Profilverlust der Grünen und situierte sie in der politischen Mitte. Und heute? Plakativ fordern die Grünen wie alle anderen Parteien u. a. soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und sie wettern wie alle anderen gegen Populismus – und betreiben ihn selbst. Zum Beispiel fand im November eine öffentliche Veranstaltung der Grünen mit Unterstützung des Vizepräsidenten des bayrischen Landtages Thomas Gehring statt, in der es gegen Populismus ging. Zu dieser Veranstaltung ließen sich die Grünen das Hausrecht geben und schlossen schon vor Veranstaltungsbeginn unwillkommene Teilnehmer aus. In den dann folgenden Vorträgen wurden steckbriefartig Bürger als Populisten angeprangert. So weit so gut, doch als über diesen Auftritt in der Presse berichtet wurde, musste ich erstaunt lesen, welchen Vorschlag Thomas Gehring zum Umgang mit Populisten äußert: „Man muss sie in der direkten Diskussion stellen.“ Wie bitte soll das gehen, wenn besagte „Populisten“ ausgesperrt werden? – Stefan Grözinger

 


 

 

Leserbriefe zu „Heldchen der Arbeit“ von Robert Pausch

 

Nach der Lektüre des Artikels von Robert Pausch „Heldchen der Arbeit“ kommt fast ein wenig Mitleid mit der FDP auf. Und mit Christian Lindner, der unterwegs ist, seine tragische Rolle als Ritter von der traurigen Gestalt zu festigen: als Don Quijote, der stolz ein ziemlich totes Pferd reitet und gegen Windmühlen kämpft (z.B. gegen „Verbote“). Was hält diesen tragischen Helden innerlich zusammen, während er die Krümel aufsammelt, die von den Tischen der anderen Parteien herabfallen? Der alte Stolz, als sich die FDP in fragloser Verbundenheit mit den Bessergestellten wusste? Geblieben ist im Auftreten die Diktion des Besserwissens, allerdings ohne irgendetwas liefern zu können. Geblieben auch die hochfahrende Attitude, ohne etwas liefern zu wollen. – Vielleich ist die hochmütige Unschärfe eine gute Voraussetzung, um bei einer nächsten Gelegenheit sich wieder in den Sattel hieven zu lassen und hochtrabend die Rolle als Funktionspartei übernehmen zu können. Die Frage ist: Wer wird den listigen Begleiter Sancho Panza spielen, der Christian Lindner auf seinen Abenteuern in der Normalität aus dem langen Schatten des Satzes „Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren“ herausführt? – Reinhard Koine

 

Ihr Artikel „Heldchen der Arbeit“ wirft ein falsches Licht. Die Strategien die sie beschreiben und vor allem ihre damit einhergehende Interpretation sind aus der Luft gegriffen. Durch maßlose Überspitzung („Freie Bürger fahren schnell Auto […]“) und haltlose Thesen („Von einer Partei der Modernisierungsgewinner […]“) wird ein falsches Bild der FDP und ihrer Strategie erzeugt. Ich glaube ihnen fehlt das genaue Verständnis für die Forderungen der Partei. Denn es ist klar, dass nicht die Technologie allein die Umwelt retten kann. Es braucht auch ein Umdenken jedes Einzelnen. – Florian Roth

 

Herr Lindner hatte mich irritiert: Er behauptete Aussagen von den Grünen, die diese doch wohl nie so gemacht hatten. Ich danke Herrn Pausch für die Aufklärung, dass falsche Unterstellungen eine Masche von Herrn Lindner seien: „Pappkameradentheater“. Schade, dass man das Wort nicht zum Wort des Jahres machen kann; denn dafür ist die FDP nicht bedeutend genug. – Dr. Christoph Zahrnt

 

Ich finde Ihren durchweg negativen Artikel über die FDP nicht sonderlich gut analysiert. Ja, die FDP hat durchaus alternative Ansätze zu vielen der anderen derzeit im Bundestag agierenden Parteien. Diese Ideen sind aber nicht alle schlecht und sie sind auch nicht pauschal als überholter Liberalismus zu bezeichnen. Wenn man ausserdem zeitgenössische Analysen einiger (Wirtschafts-)wissenschaftler hört, stellt man fest, dass die übrigen Parteien teilweise an Themen arbeiten, die unsere großen Probleme Klimawandel, Altersarmut, Bildung, etc. keineswegs befriedigend angehen. Und in diesen Themen ist die FDP teilweise mit konkreteren Porgrammen und Ansätzen am Start als alle anderen. Das ist zwar nicht so ideologisch, aber tatsächlich pragmatisch. Aber auch dies wird in IHrem Artikel als negativ bewertet. Ich wünsche mir von der Politik aber pragmatische und auch funktionierende Ansätze. Bin ich damit schon der klassische FDP – Wähler?! (Ist das damit – nach Ihrem Artikel zu urteilen – auch wieder veraltet liberal?)

Sorry, ich kann mit diesem ARtikel nicht wirklich etwas anfangen. Er geht nicht konkret auf irgendwelche Pläne und Vorschläge der FDP ein, sondern bedient sich mti einer nebulösen allgemeinen Floskel, die darauf abzielt, die FDP grundsätzlich als nicht wählbar und veraltet und nicht dem „Mainstream“ aller anderen Parteien zugehörig. Und dass die FDP neue Wählergruppen sucht, kann doch für eine Partei auch nicht als negativ bewertet werden. Wenn Sie doch schon argumentieren, dass die FDP für Ihr Wählerpotenzial einfach nur zu liefern hat (auch eine scheinbar sehr negative Eigenschaft….?!) dann liefern Sie doch auch eine pragmatische, auf konkrete Programme der FDP eingehende Analyse. – Anne-Kathrin Pöhls

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir wollen hier raus“ von Elisabeth von Thadden

 

Ein Vorstand sagte: „Wir gehen da jetzt rein!“ Nach Abwägung von Risiken und Chancen. Um ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Zweifel unerwünscht, das spürte man. Die Chance: Verbesserung der Wettbewerbsposition des Unternehmens. Risiken: viel Zeit und viel Geld zu verbrennen, vielleicht den Posten zu verlieren. Wir! Sobald wir drinnen waren, wurden die Hierarchien immer flacher. Feste Zuständigkeiten und eingeübte Prozesse spielten keine Rolle mehr. Keine Exit-Strategie. Es kam darauf an, alles was man je gelernt hatte hoch motiviert und offen für einen möglichen Erfolg einzubringen: Realität eines ganz normalen Projektes, kein Spiel. Oder Realität als Spiel? Einfach mal ein paar grüne Männchen auf die Krim schicken. Einfach mal aus der EU aussteigen. Einfach mal mit einer Drohne ein paar feindliche Führungsfiguren eliminieren. Einfach mal Australien abfackeln. – Der Ausgang ist offen. – Reinhard Koine

 

Beim Betrachten des Bildes und Lesen des Artikels fühlte ich mich erinnert an eine Installation und Präsentation im Kunstmuseum K 21 in Düsseldorf 17.3. > 15.7. 2007, Titel: WEISSE FOLTER, Künstler: Gregor Schneider. Beeinflusst u.a. von dem Lager in Guantamo. Zitat: Der Künstler hat dem Museum eine Abfolge von langen Korridoren und engen Zellen eingepflanzt….die gleichermaßen an Intensivstationen, an Isolationshaft, als Schutz, Gefängnis, Verhörräume, Wartezonen erinnern.(C) Verlag Buchhandlung Walter König Köln – ISBN 978-3-86560-216-9. Die Räume waren extrem weiß gestrichen und auch so ausgeleuchtet, wenig ausgestattet. Alles glatt und steril. Die Museumsbesucher konnten die Räume betreten aber vor dem Eintritt wurden sie darauf hingewiesen, daß sie den Ausgang selbst suchen müssen. Leute mit Hang zur Klaustrophobie waren vorgewarnt. Der Besucher war also gezwungen, viele Türen zu öffnen, wurde dabei auch in die Irre geführt, bis er endlich die Ausgangstüre mit dem Aufkleber EXITgefunden hatte. Folter kann auch sehr weiß sein. – Hartmut Wagener

 

Theoretisch ist Ihr Beitrag sehr interessant. Praktisch ist er unverständlich. Hilfreich wäre gewesen ihn auf Deutsch zu verfassen statt auf Denglisch oder die Masse von Fachbegriffen zu erklären. Ich kenne, da ich von diesem Spieletypus noch nie etwas gehört oder gelesen habe, keinen einzigen davon. So habe ich den Ausweg des Abbrechens gewählt. Schade um die Arbeit, die Sie sich beim Recherchieren und Schreiben gemacht haben. – Iman Schwäbe

 

Die Idee von Elisabeth von Thadden den Trend der Escapespiele zu untersuchen, ist vom Ansatz her richtig. Leider bleibt sie beim homo ludens von Schiller hängen. In Wahrheit ist dieser Trend Ausdruck davon, dass eine ganze Gesellschaft sich derart von Imperativen umzingelt fühlt, dass alle einfach nur noch raus wollen. Es gibt nur leider kein Drinnen und kein Draußen mehr, kein Ort mehr an den man fliehen könnte. Und wie schon Jim Morrison wusste: „Keiner kommt hier lebend raus“. – Marco Olbrich

 


 

 

Leserbriefe zu „Schulfrei, schade“ von Manuel Stark

 

Seit der Lektüre Ihres beeindruckenden Berichts über Herrn H. Zweyer bedaure ich zutiefst, dass ich mir DIE ZEIT bis dato nur sporadisch gegönnt habe. Will sagen: Ihr Bericht ist das Beste, was ich seit Jahren über den Beruf des Lehrers gelesen habe. Er ist gleichzeitig auch höchst ungewöhnlich, weil im Gegensatz zur traditionellen Mäkelei endlich einmal das hohe Lied einer beispielhaft positiven Lehrperson gesungen wird. Die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen („Nehmen ist seliger denn geben“, „Ich über mich aus der Sicht von mir“ u. a.) zeigen aus meiner Sicht überdeutlich, dass der jüngere Teil der Jetztzeit-Menschen zu selten oder nie tadellose Lehrer erlebt hat oder / und von den Eltern nachlässig oder überhaupt nicht erzogen worden ist. Wenn man dann noch liest -siehe SZ vom 9. Januar-, dass immer mehr Pädagogen wegen zunehmender Belastung und mangelnder Wertschätzung auch von Seiten der Behörde vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden, wird man zum offensiven Dysphoriker. Mein Applaus gilt Ihrer journalistischen Leistung und meine Gratulation Ihrem Lehrer. Ich gehe davon aus, dass er seinen Kollegen Mut gemacht hat und Vorbild bleibt. – Prof. Dr. med. Rolf Harzmann

 

Solche Lehrer verbessern die Welt. Ich hatte selbst das seltene Glück, buchstäblich vom ersten Schultag an an bis zur Universität fast durchgängig auf solche Lehrer getroffen zu sein. Es beseelt, es stärkt, es formt. Mutig, heutzutage solch ein Foto von sich abdrucken zu lassen; ein Lehrer, der seine Arme um zwei Mädchen legt. MeToo: Alles Quatsch; so soll es sein. Kinder brauchen Nähe und Wärme . – Dr. Michael Rohe

 

Ja es ist schade,das dieser Lehrer aufhört Kinder zu begleiten und es ist ihm gleichzeitig der Ruhestand zu gönnen. Alle die,die das Glück hatten von ihm und mit ihm zu lernen sind zu beneiden! – ML Behrens

 

Schade, daß nicht allen Kindern solche Lehrer beschieden sind. Der Grundsatz, den Stillen zuzuhören, wird viel zu selten angewendet. Leider sind es meist die Lauten die gehört werden. Herr Zweyer sollte weiter unterrichten. Aber dieses Mal die Lehrer. Vielen Dank für diese einfühlsame Reportage. – Gerald Hanke

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Freischütz“ von Christoph Dieckmann

 

Der Artikel über Herrn Diestel zeigt wieder sehr deutlich, Sie können oder wollen den Osten nicht verstehen. Natürlich hat Herr Diestel eine Russenbluse an und im Auditorium sitzen „…zweihundert antike Sozialisten…“ Auch ein Mitglied der Puhdys ist anwesend, der Band, die zu Diestels Hochzeit gespielt hat. Weiter lohnt es sich nicht zu lesen. Die Tendenz ist vorgegeben. Erfolgreiche Ostdeutsche und noch dazu ein von Ihrer journalistischen Gnade unabhängiger Querdenker. Damit kommen Sie in Ihrem bürgerlichen Einheitsbrei nicht zurecht. Die Puhdys könnten Sie sich privat wahrscheinlich ohnehin nicht leisten. Also einen Neidpfeil abgeschossenen. – Roland Engelmann

 

„Verdienter Melker des Volkes“. – Könnte diese Auszeichnung nicht wieder eingeführt werden, für die oberen Zehntausend? – Bodo Grossmann

 

„Die Gescholtenen der Nation“ nennt Egon Krenz die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Gegen die Pauschalverurteilung wendet sich Peter-Michael Diestel: „Du warst dabei, du wirst ausgegrenzt. Es ist rechtsphilosophisch unmöglich und unanständig.“ Ja: Man muss in jedem Fall genau hinsehen. Und man muss jedem Menschen das Recht zugestehen, sich von früheren Grundsätzen ab- und anderen Wertvorstellungen zuzuwenden. Dasselbe Recht, so meine ich, hatten auch alle Menschen, die sich auf die Nazi-Diktatur eingelassen hatten. Auf Günter Grass‘ Eingeständnis, er sei mit 17 Jahren, ohne es zu wissen oder zu wollen, zur Waffen-SS eingezogen worden, hat die Öffentlichkeit hysterisch reagiert. Die selbsternannten Richter hatten kaum eine Ahnung von den damaligen Zeitumständen, da sie die Nazi-Zeit selbst nicht miterlebt hatten. Auch ältere Menschen, die sich damals der Nazi-Diktatur angepasst hatten (sei es aus Überzeugung oder aus Karrieregründen) konnten nach Kriegsende erkennen und zugeben, dass sie sich von einem Unrechtsregime hatten vereinnahmen lassen, und sich demokratischen Überzeugungen zuwenden. Es stand und steht Außenstehenden nicht zu zu beurteilen, ob dieser Sinneswandel echt oder opportunistisch war. Sowohl ehemalige Nazi-Parteimitglieder als auch Stasi-Mitarbeiter oder SED-Parteigenossen, die sich von dem früheren Unrechtsregime glaubhaft distanzieren, müssen in einem demokratischen Staat ohne Diskriminierung anerkannt werden. PS Mit Zustimmung lese ich die klugen und abgewogenen DDR-Artikel von Christoph Dieckmann. – Christine Harder

Wer sich nicht zur „sozialistischen Führungspersönlichkeit“ eignete, etwas als FDJ-Kader, (sic!, )dem war in Margot Honeckers „Volksbildungsdiktatur“ (Peter Michael Distel) der Zugang zur Universität verschlossen. Ausnahme: Theologiestudium an einer kirchlichen Hochschule, evangelisch wie katholisch. Doch so „staatsfern“ und bedingungslos, wie Herr Diestel vermuten lässt, war diese Alternative nicht immer. Noch 1989 existierte ein Maßnahmeplan des MfS , solchen, zumal konfessionell gebundenen Schülern der Oberstufen (EOS/POS) ein Theologiestudium zu „empfehlen“, in der klaren Absicht, diese anschliessend in kirchliche Führungspositionen zu lancieren, als „Schläfer“ zunächst, um sie zu gegebener Zeit für die Stasi zu aktivieren. Tschekisten-Praxis. – Werner Kaltefleiter

 


 

 

Leserbriefe zu „Machen wir unser Ding“ von Uwe Jean Heuser

 

Die Aussagen zur Einkommensungleichheit in Deutschland erscheinen doch etwas nivellierend. Bereits mit einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 3.300 Euro gehörte ein Alleinstehender 2015 zum einkommensstärksten Zehntel der Bevölkerung. In diesem Segment ist die Spreizung aber extrem, denn dort befinden sich auch die Einkommensbezieher mit weit mehr als 100.000 Euro im Jahr. Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung und des Jobbooms der vergangenen Jahre hat sich auch Einkommensschere in D. weiter geöffnet – wenn auch langsamer als zu Beginn des Jahrtausends. Der Anteil der Haushalte, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben und deshalb als arm gelten, ist zuletzt wieder gestiegen. Auf der anderen Seite haben Haushalte mit hohen Einkommen von gestiegenen Kapital- oder Mieteinkünften profitiert.

Das geht aus dem neuen Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Zwar wachse die Ungleichheit deutlich langsamer als vor anderthalb Jahrzehnten. Die gute Arbeitsmarktlage und kräftige Lohnsteigerungen hätten Erwerbstätigen mit regulären, festen Jobs auch nach Abzug der Preissteigerung ein kräftiges Einkommensplus beschert. Aber anders als die Mittelschicht hätten die ärmeren Haushalte im großen Niedriglohnsektor nicht von der guten konjunkturellen Entwicklung profitiert. Trotz eines positiven Trends geht die Polarisierung in Deutschland weiter. So ist der sogenannte Gini-Koeffizient, ein Gradmesser für Verteilungsgerechtigkeit, seit 2011 wieder gestiegen. Mit 0,295 Punkten markierte er 2016 einen historischen Höchststand.

Die jüngsten SOEP-Daten legen besagen, dass nach einem leichten Rückgang im Rezessionsjahr 2009, der vor allem auf einbrechende Kapitaleinkünfte zurückzuführen sei, der Gini-Koeffizient seither steigt . Vor allem in Ostdeutschland entwickelten sich die Einkommen verstärkt auseinander, auch wenn die Verteilung dort bisher noch gerechter sei als im Westen, heißt es in der WSI-Studie. Man muss zwei weitere Indikatoren in den Blick nehmen, die vor allem das obere und untere Ende der Einkommenspyramide betreffen. Der sogenannte Palma-Index vergleicht den Anteil des wohlhabendsten Zehntels der Haushalte mit dem Part der unteren 40 Prozent. Der Theil-Index hingegen beschreibt Einkommensanteile verschiedener Bevölkerungsgruppen im Verhältnis zur Größe der Gruppe. Ähnlich wie der Gini-Koeffizient seien beide Indikatoren nach einem Rückgang Ende des vergangenen Jahrzehnts wieder deutlich angestiegen, heißt es im Verteilungsbericht weiter. Der Anteil der als „arm“ geltenden Haushalte, die weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung haben, ist von 14,2 Prozent im Jahr 2010 auf 16,7 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Fazit: Neben der Spreizung der Vermögen in Deutschland verharrt auch Einkommensungleichheit auf einem hohen Niveau. – Stefan Kaisers

 

Es sind so gute Konzerne! Gutes Hartz4. Alles nicht so schlimm! Wollen Sie beim allgemeinen Verblödungswirrwar mitwirken? Ist „Klappe halten“ der Tenor Ihres Artikels? Ich wünsche Ihnen z.B. mal auf Leiharbeit angewiesen zu sein… – Andreas Gendolla

 

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Erlauben Sie mir, auf 2 Punkte einzugehen, die mir aufgefallen sind. Sie schreiben zu Recht, daß wir bei den Bildungschancen für Kinder aus sozial benachteiligten Familien und insbesondere bei Migrantenkindern einiges aufzuholen haben. Nun habe ich vor wenigen Tagen eine detaillierte Grafik im Handelsblatt gelesen, die für das Jahr 2017 die Migranten für die verschiedenen Staaten und ihre Herkunft beinhaltet. Danach hat Deutschland in 2017 1,3 Millionen Migranten aufgenommen, mehr als die USA und andere europäische Staaten. Wenn ich dazurechne, daß wir auch 2015/2016 mehr als eine Million Migranten hatten, dann kann ich mehr auch mit viel Optimismus nicht vorstellen, daß unser Erziehungs- und Schulsystem mit seinen Kapazitäten mit den in den Zahlen beinhalteten Kindern vernünftig fertig werden kann. Wo sollen die Personen für die von Ihnen angeregten Mentorenprogramme herkommen?

Irgendwo in der Zeit habe ich zudem gelesen, daß osteuropäische Staaten einen Verlust an Bevölkerung von 20 % haben. Denen laufen die aktiven, jungen Leuten davon, womit auch der Anlaß für Firmen sinkt, in diesen Ländern zu investieren. Das ist aber ein anderes Problem. Mein zweiter Punkt betrifft Ihre Bemerkung zur Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern. Ich habe vor einiger Zeit, vermutlich in einem Artikel von Frau Niejahr in der Zeit gelesen, daß die gerne aufgeführten Lohndifferenzen zwischen Frauen und Männern, die gerne mit über 20% angegeben werden, wesentlich auf die Berufswahl der Frauen zurückzuführen sind. Als mittlere Differenz zu den Männern in ähnlicher Beschäftigung wurden 6% angegeben. So wenig akzeptabel dies auch sein mag, so lägen bei diesen Zahlen keine Welten zwischen der Entlohnung von Männern und Frauen.

Dabei kann ich mit Ihnen nur wünschen, daß sich in unserer Wirtschaft die Besten durchsetzen. Davon kann man allerdings kaum ausgehen, wenn man z.B. die Vorstände der Deutschen Bank in der Vergangenheit ansieht, deren Erfolg darin bestand, die Bank ausgiebig auszurauben. Das ist indessen kein Ausnahmefall. Bei Mercedes kam nach dem problematischen Herrn Reuter ein Schremp in die Chefposition, über dessen Fähigkeiten man nicht mehr zu rätseln braucht. Herr Tschetsche hatte alle Mühe, die Fa. Chrysler wieder loszuwerden, die Herr Schremp an Land gezogen hatte. War Winterkorn bei VW das viele Geld wert? Die Liste ließe sich mit den Herren Cipa bei AEG und dem habgierigen Neunkirchen bei der Metallgesellschaft in der Vergangenheit weiter fortsetzen. Es wäre schön, wenn wir nicht nur für die Dax-Vorstände fähige Frauen finden würden, die nicht in diese Riege passen würden. – Dr. Walter Engel

 

Der Teil WIRTSCHAFT der ZEIT ist nach meinem Empfinden ohnehin nicht deren stärkster. Ich finde aber, und insofern unterbieten Sie meines Erachtens das Gesamturteil, eine Grundsatzbetrachtung zu einem laut Papst Franziskus grundsätzlich entgleisten kapitalistischen Wirtschaftsprinzip, in dem beispielhaft Geld zur Ware ohne Börsenumsatzsteuer mutiert, in dem auch in Deutschland Verluste sozialisiert und Gewinne privat akkumuliert werden (siehe Abwicklung der Atomkraftwerke oder Bankenkrise), in dem im Großformat betrogen wird (cum ex-Betrug), in dem Vermögenssteuer sowie Erbschaftssteuer als Sozialneid diffamiert werden …, sollten Sie den Kapitalismus deutscher Art nicht relativieren durch Vergleiche mit noch schlimmeren Vergehen in den USA und/oder an der Wall Street, nämlich an der Menschheit resp. an Menschen, die letztendlich die Werte schaffen und schließlich auf dem Wege des Lohndumpings, der Korruption und/oder der Steuerverkürzung noch draufzahlen. Meine Bitte, in Zukunft etwas mehr der ZEIT gemäße Dialektik des Denkens und Schreibens. – Dr. Gernot Henseler

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine Frage der Größe“ von Selina Thaler

 

Sie schreiben, nach einer wirren Aufzählung von Jahrzehnte alten Argumenten für und gegen Einweg- und Mehrwegflaschen aus unterschiedlichen Materialien folgendes: „Die PET-Mehrwegflasche habe den geringsten CO2 – Verbrauch ….“. Das ist wirklich neu! Und ein großer Unsinn! Ich weiß – Verbrauch klingt immer gut bei Umweltschutzthemen. Sollte man dann nicht sehr große Mengen PET-Mehrwegflaschen produzieren? Das CO2 wäre dann ja verbraucht. Frau Thaler, Sie sind offensichtlich ein großer naturwissenschaftlicher Laie. Deshalb sollten Sie nicht über technische, oder gar naturwissenschaftliche Themen schreiben. Leider musste ich diesen schwachsinnigen und populistischen Begriff „CO2-Verbrauch“ anstatt „CO2-Emmission“ in der ZEIT schon öfters lesen (z.B. von Frau Petra Pinzler). Übrigens: Ich trinke nur Leitungswasser. Nachtrag: Mehrfach habe ich in der DIE ZEIT den Begriff CO2-Verbrauch, wo CO2-Emission, hoffentlich, gemeint war, gelesen. So z.B.: … ein Diesel-PKW verbraucht weniger CO2 als ein … – Paul Gerhard

 

Welche Flasche die Umwelt am meisten belastet, hängt wesentlich davon ab welche Einflussfaktoren in den Untersuchungen berücksichtigt werden: Herstellung, Transport, Reinigung, Abbau der Rohstoffe etc. pp. Auch die Fristigkeit der Betrachtung ist maßgebend. Wenn ich nur auf Heute schaue, kann das Ergebnis anders aussehen, als wenn ich 100 oder 500 Jahre in die Zukunft die Auswirkungen des Materials betrachte. Dazu schweigt sich Frau Thaler im wesentlichen aus. Somit bleibt die Aussagekraft des Beitrages fast bei Null. Schade, denn das Thema ist wichtig und interessant. Für die Kaufentscheidung spielt auch die Auswirkung des Materials der Flaschen auf die Gesundheit eine herausragende Rolle, die nicht Thema des Artikels ist. Bei der Produktion von Plastik werden niemals alle Moleküle (Monomere) des Kunststoffs in das Polymernetz eingebunden. Ein beachtlicher Teil bleibt, wie Fische im Netz, lose im Plastikmaterial hängen und wird durch Wärme und Säure (also auch Kohlensäure) herausgelöst und geht in die Nahrungsmittel über. Die gesundheitlichen Folgen waren in kleinem Umfang in früheren Beiträgen der ZEIT zu Mikro- und Nanoplastik Thema. – Horst Schwäbe

 

Vielleicht sollten wir doch einige unserer eingefahrenen Gewohnheiten verändern, als Beispiel, auf Wasser aus der Leitung umstellen, da gäbe es unter Umständen, ein großes Problem weniger. Aber auf der anderen Seiten, wo sollen dann die „freigesetzten“ Menschen arbeiten, wenn sie für unser „Einsehen“, ihren Arbeitsplatz opfern müssten. Jede noch so schöne, und in die Tat umgesetzte Maßnahme, fordert eben auch einen gewissen, tatsächlichen Tribut! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbriefe zum Titelthema „Dieser Wahnsinn hat Methode“ von Andrea Böhm et al.

 

Nun ist es doch endgültig sicher. Die Welt hat einen amerikanischen Präsidenten, der nicht mehr der allgemein und vorher immer noch etwas belächelte „Trumple“ ist (…das geht vorbei…), sondern sich nun tatsächlich outet als das, was er wirklich ist: Der Welt gefährlichster Terrorist. Er lässt nicht nur nach Belieben töten, sondern hat – das war allerdings auch schon bekannt – keinerlei Gefühl für Recht und Gesetz oder gar für andere Mentalitäten. Er droht mit Zerstörung von Kultstätten und facht nun einen vielleicht riesigen Konflikt an. Der Beginn in Iran und Irak mit weiteren mindestens 50 Toten spricht Bände. Kein Mensch kann einschätzen, was in den nächsten Wochen wegen eines wahlkampfverrückten Mannes passiert. Daran ändert wohl auch die heutige angebliche Deeskalation nach dem Angriff des Irans nichts mehr. Was ich als ganz schlimm empfinde, ist, dass kein Politiker in Deutschland und Europa ihn als das benennt, was er nun wirklich ist – nicht nur ein Terrorist, sondern ein Mörder. – Gerhard Zittel

 

Ich bin sehr enttäuscht von der einseitigen pro-amerikanischen Berichterstattung über die Iran-Krise, die allein die westliche Sichtweise darstellt. Dass die USA die Krise heraufbeschworen haben, dass sie den obersten General Soleimani kaltblütig ermordet haben, wird nicht kritisiert, stattdessen wird dieser als skrupellos dargestellt. Die breite Unterstützung, die er im iranischen Volk hatte, die in den Trauermärschen sichtbar wurde, wird geleugnet und als von der iranischen Regierung inszeniert dargestellt. Doch, warum war er so beliebt? Nicht weil er die iranische Macht in der Region erweitert hat, davon haben die Menschen im Iran nichts, sondern weil er den IS bekämpft hat und IS-Anschläge im Iran verhindern konnte (der IS hasst Schiiten noch mehr als den Westen).

Das Titelbild zeigt die USA und den Iran auf Augenhöhe. Aber sind nicht vielmehr die USA der Aggressor, die seit Jahren, die im letzten und in diesem Jahrhundert viele Kriege angezettelt haben (Korea, Vietnam, die Golfkriege, Afghanistan…) und hunderttausende unschuldige Opfer verursacht haben? Wer sind die USA, wer sind überhaupt Staaten, die selbst über (eine Menge) Atombomben verfügen, dass sie den Finger erheben, wenn Iran weiter Uran anreichern will? (Wer hat über Japan zwei Atombomben abgeworfen?) Wer ist zuerst aus dem Atomvertrag, an den Iran sich gehalten hat (anders als von Israel behauptet) ausgestiegen? Die kriegslüsternen USA haben augenscheinlich ein Interesse daran, dass es keinen Frieden in der Region gibt. Soleimani war unterwegs auf einer Friedensmission mit dem Erzfeind Saudi-Arabien. Entspannung war in Sicht. Diese ist aber nicht im Interesse der USA, die 10% ihrer Militärexporte in Saudi-Arabien abwickeln. Die USA haben Militärbasen in der ganzen Welt, Iran haben sie umzingelt. Wenn schon mein Außenminister Maas keine kritischen Worte für die USA findet, dann hatte ich mir dies wenigstens von meiner Wochenzeitung erhofft.

Fehlanzeige. Einziger Lichtblick war die „Deutschlandkarte“ von Johannes Palm im ZeitMagazin, die eindrücklich die US-Militärbasen in Deutschland zeigte. Zuletzt möchte ich den Verfassern Levite und Stein antworten, dass sich Europa nichtals Vermittler zwischen den USA und dem Iran eignet, da es seine Zusage dem Iran gegenüber, die Handelbeziehungen nicht abbrechen zu lassen, sondern eigens dafür das Zahlsystem Instex zu schaffen und zu nutzen, nicht gehalten hat. Hier hat sich Europa wieder von den USA einschüchtern lassen und Iran fühlt sich im Stich gelassen. Daher wurde das Vertrauen für eine diplomatische Rolle verspielt. Die Menschenrechtsbilanz der USA, Israels und auch Europas ist ebenfalls katastrophal, hier gebührt westlichen Autoren viel mehr Demut als der üblichen geschichtsblinden Arroganz. – Dana Lukas

 

Der Hydra des Terrors wurde ein Kopf abgeschlagen, es wurden Macht und Ohnmacht demonstriert, Fakten und Beweise – soweit vorhanden – wurden politischen Zielsetzungen untergeordnet. Die amerikanische und die iranische Regierung haben Menschen- und Völkerrecht verletzt, viele unbeteiligte, unschuldige Menschen haben dabei ihr Leben verloren. Ja, dieser Wahnsinn hat bittererweise auch im 21. Jahrhundert Methode; gewaltfreie Konfliktlösungen indes sind nach menschlichem Ermessen wohl erst am Sankt-Nimmerleins-Tag zu erwarten. – Ira Bartsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Freut euch nicht zu früh“ von Stefan Schmitt

 

Anregende Darstellung der Zähigkeit der GROKO bei der Erzeugung. Nur darf man m.E. nicht Erzeugung getrennt von Verteilung denken, denn da liegen nun mal Räume und Herausforderungen dazwischen. Deshalb rege ich an, die Umwandlung jener Energie der Offshore- Anlagen, die an der Küste weder genutzt noch in DB-Netze eingespeist werden kann, in Wasserstoff und/oder Sauerstoff trotzdem in Küstennähe aufzubauen. Wie derzeit aus den Flüssiggas-Terminals, könnte künftig auch Wasserstoff mittels Binnenschiffahrt bis nach Basel, Prag und Passau erfolgen, auf jeden Fall aber in die dicht bevölkerten Zentren- und mit Eisenbahn in die Mittelstädte. Dann könnte man sich neue Stromtrassen -und die Ablehnung- verkneifen. Die Vorgabe der Bundesregierung allerdings müsste Hybrid Brennstoff-Zelle +Elektromotor lauten, und schleinigst genormt werden. Aber das kommt sowieso in naher Zukunft – warum nicht jetzt? Muss Berlin denn immer „pennen“? – Franz Berger

 

Angesichts der Klimadiskussion und dem schleppenden Ausbau der Windkraft ist es geradezu fahrlässig, unbeirrt am schnellen Abschalten der Kernkraftwerke festzuhalten. Ich denke, dass sogar bei einigen Grünen sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die gewaltige Hysterie gegen die Kernenergie in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zumindest in der Reihenfolge vor den Kohlekraftwerken falsch war. Die Kernenergie erscheint vor dem Hintergrund des Klimawandels das deutlich geringere Übel zu sein. Wir werden in Mitteleuropa unseren gigantischen Energiehunger nicht nur mit Wind und Solarenergie stillen können. Die Widerstände gegen Windräder nehmen immer mehr zu und die notwendigen Energiespeicher werden riesige Chemiewerke werden, die die Bevölkerung auch nicht widerstandslos hinnehmen wird. Frankreich scheint da den klimatechnisch besseren Weg zu wählen. – Egbert Mohr

 

ich habe mit Interessee Ihren Artikel gelesen und bin Ihrer Meinung. Allerdings erwaenen Sie nur einmal die Kernenergie zur Stromerzeugung mit dem Ausstieg 2022, mit heute noch ca jede 8 Kwh erzeugt wird! Das Dilemma und unsere heutigen Probleme liegt doch bei der Verbindung vom Einstieg in die „Erneuerbaren Energie“ mit dem Ausstieg aus der „Kernenergie“,und das noch beschleunigt mit 2022! Kein Land der Welt ist uns bei diesem Ausstieg gefogt! Aber wird das jemals in den Medien thematisiert?? So wollen wir noch 2050 ca 15% unseres Stromes mit Kohle erzeugen! Hier ist doch Frankreich das positive Gegenbeispiel: Hier werden ca75% mit Atomkraft erzeugt (CO2 frei) und ca 17,5% mit erneuerbaren Energien! Man sieht es im Land an neuen Strasenbahnen, E-Bussen und an den Preisen. Sie kennen sicherlich die fogenden Argumente: – Die UN hat die Kernenergie zur “ subereb“ Energie erklaert – weltweit liefen vor ca 10 Jhre ca 410 KKW, heute sin es 451, hat man einmal errechnet, wieviel Mill.Tonnen CO2 damit eingespart wurden und werden? – das es heute sog. „Schnelle Reaktoren 4“ gibt, in China, Russland und USA im Einsatzt, in Frankreich mit „Astrid“ entwickelt worden – das man mit diesen Reaktoren die „Endlager “ nutzen kann, denn ein ausgebrannter Brennstab hat noch ca 92% seiner Energie! All das wir in Deutschland in den oeffentlichen Medien nie thematisiert!! Uebrigens, wenn schon die Stimmimmung der Bevoelkerung (heute ) noch dagegen ist, liegt das auch an den Medien! Wie waere dazu eine Zusammenarbeit mit Frankreich bei „Astrid“. – Juergen Keller Dipl. Ing.

 


 

 

Leserbriefe zu „Trost?“ von Michael Ignatieff und Suhir Kakar

 

Beim Lesen der „Trost“-Seite kam mir ein Abschnitt des Heidelberger Katechismus‘ in den Sinn, dessen Worten ich nicht nur der Theorie nach zustimme, sondern die für mich tiefe Realität und in Krisenzeiten erprobt sind: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.“ – Marcel Haldenwang

 

Im Folgenden sende ich Ihnen meinen Leserbrief zu Ihren Artikeln „Wer spendet noch Trost? Über die Aufgabe, aus Trauma und Verlust einen Sinn für die Leidenden zu ziehen“ von Michael Ignatieff im Feuilleton der ZEIT vom 9.1.2020 und der Gegenrede von Sudhir Kakar, „Es ist ein Trost, dass wir im Kosmos entstehen und vergehen“ in derselben Rubrik, „Warum M. Ignatieff zu widersprechen ist“: Die sehr kompakt geschriebenen Artikel haben mich angesprochen. Es ist aus wissenschaftlichen Gründen jedoch schwer zu verstehen, warum der ältere Herr, der unter dem Verlust seiner Ehefrau leidet, „nicht mehr an ein tröstliches Jenseits glauben“ könnte.

In seinem Buch „The Triumph of Faith: Why the World Is More Religious than Ever(Der Triumph des Glaubens: Warum die Welt religiöser ist als je zuvor) schreibt der ehemalige Soziologieprofessor Rodney Stark über den massiven Versuch, Religion abzuschaffen und Atheismus einzuführen: „[D]ie Regierung der Sowjetunion ‚war davon überzeugt, dass sie den unvermeidlichen Prozess der Säkularisierung vorwärts treibe, der dazu führe, dass die Religion von der Oberfläche der Erde verschwinde, – einen Prozess, der, vielleicht in milderer Form, einen Glaubensartikel für viele dogmatische Sozialwissenschaftler darstellt.‘ Diese sowjetische Bemühung stellte ein bemerkenswertes natürliches [soziologisches] Experiment dar. Und was war das Ergebnis? Eine nationale Umfrage, die im Jahr 1990 durchgeführt wurde, als die Sowjetunion zusammenbrach, zeigte, dass mehr als sechzig Jahre dieser intensiven [atheistischen] Unterweisung dazu geführt hatten, dass 6,6 Prozent der Russen angaben, dass sie Atheisten seien – nur ein bisschen mehr als in den USA.“ Was für eine Überraschung – nur 6,6 %!

Ein materialistischer oder atheistischer Ansatz kann den Ursprung von Persönlichkeit, Geist und individuellem Bewusstsein und auch die Quelle der Naturgesetze, der mathematischen Beschreibbarkeit und schier unendlich unwahrscheinlichen Lebensfreundlichkeit des Universums (Feintuning) nicht erklären. Auch zur Herleitung von Gut und Böse reichen weder Natur noch Kosmos aus. Offensichtlich war eine geistige Person außerhalb von Raum und Zeit, die aber liebevoll am Menschen interessiert, also transzendent und immanent ist, für die Schöpfung verantwortlich und sucht eine Beziehung zum einzelnen Menschen, was sich auch an unserer Sehnsucht nach letztendlichem Sinn erkennen lässt. Platon schon bestätigte, wir seien ein Gewächs, das nicht in der Erde, sondern im Himmel wurzele. In Wirklichkeit sind wir eben individuelle Personen, nicht nur Materie und nicht nur Geist.

So ist es eben nicht der unpersönliche Himmel oder Kosmos, sondern es ist Gott als Person, der versprochen hat: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13a). So trösten kann nur jemand, der den Status von Kindern zu vergeben hat. „[Jesus Christus] war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Johannes 1,10-14). Zum Trost einer Mutter fällt mir noch ein Ereignis aus meiner frühesten Kindheit ein, dass ich hier als eine Art Parabel zur Verdeutlichung des zuvor Gesagten wiedergebe.

Einmal hat mich meine Mutter ganz besonders getröstet. Dieser Trost begleitet mich schon einige Jahrzehnte. In kann mich an damals noch erinnern. Über den Tisch gucken, das konnte ich schon und darauf war ich ziemlich stolz. Aber das Leben war trotzdem kein Zuckerschlecken. Der Alltag kann so einem Drei- oder Vierjährigen ja ganz schön zusetzen. Erst später erfuhr ich, dass es anderen Kindern unendlich viel schlimmer erging und ergeht. Ich fühlte mich manchmal irgendwie unverstanden. Doch bei meiner Mutter suchte und fand ich immer wieder den Zuspruch, den ich brauchte. Da war zum Beispiel dieses einschneidende Erlebnis am 9. Juli 1958. Ich war noch keine vier Jahre alt und durfte noch im Zimmer meiner Eltern schlafen. Aber eines Morgens … nein! Dieser Lärm, wie eine Sirene! Was war das bloß? Als ich morgens aufwachte, fand ich mich in einem fremden Bett wieder. Ich lag bei meinem älteren Bruder im Zimmer. Und nebenan aus dem Elternschlafzimmer kam dieses Gequäke. Meine kleine Welt war total durcheinander geraten! Wie war ich hierher gekommen? Warum wachte ich in einem fremden Zimmer auf? Warum durfte ich nicht mehr im Zimmer meiner Eltern schlafen? Ängstliche und ärgerliche Gedanken bewölkten mein Gemüt.

Was ich alles im Einzelnen in diesen düsteren Minuten gedacht habe, weiß ich heute, mehr als 60 Jahre später natürlich nicht mehr. Ich kann mich nur noch an meine Grundstimmung erinnern. Und die war nicht sonderlich rosig. Hatten mich meine Eltern vielleicht doch nicht richtig lieb? War ich womöglich im Weg? War ich für meine Mutter nicht so wichtig? Etwa drei Jahre vorher, als ich noch kein Jahr alt war, hatten mich meine Eltern ja schon einmal weggegeben – für viele Monate. Meine Mutter schrieb in ihren Aufzeichnungen: „Am 31. Juli [1955] wurde in meiner Abwesenheit in einem Familienrat über dich beschlossen. Und zwar meinten sie alle, dass du in Kirch-Baggendorf bleiben solltest, bis wir unser Haus fertig hätten.“ In Kirch-Baggendorf im damaligen Pommern lebten die Verwandten meiner Mutter, die zu der Zeit zusammen mit meinem Vater in der Nähe von Köln mühsam ein Haus für unsere große Familie baute. Dort in Pommern auf einem Bauernhof, wo man auch genug zu essen hatte, würden insbesondere meine Tante Luise und mein Onkel Gustav für mich sorgen.

„Ich wollte zuerst nichts davon wissen“, schrieb meine Mutter weiter. „Aber sie hatten schon recht. Ich schrieb nun dem Vati davon, und er hatte auch nichts dagegen. So war über dein Bleiben entschieden, und du selbst hast gar nichts dazu gesagt. Das war uns ja auch das Leichteste zu wissen, du empfindest noch nichts von dieser Trennung. Im Gegenteil, du gehst zu jedem gleich gern und jubelst, wenn dich nur einer nimmt oder mit dir spielt. Das braucht gar nicht die Mutti sein. Und wie gut war es doch, dass wir uns damals so entschlossen haben. Was habe ich dem Vati alles beim Bauen helfen können! Wochenlang bin ich jeden Nachmittag mitgefahren. Das wäre ja nicht möglich gewesen, wenn du hier gewesen wärst. Aber du hast es da ja so gut, die Luise sorgt für dich ..“

Im Oktober schrieb dann mein Onkel Gustav in einem Brief: „Habt ihr schon Heimweh nach Eurem Sohn? Ihr werdet ihn doch wohl an uns verkaufen müssen, denn mit dem werdet ihr gar nicht mehr fertig werden. Er hat sich mächtig entwickelt. Vor Kraft weiß er manchmal gar nicht, was er anstellen soll. Als er mit Euch herkam, war er doch noch ein kleines Baby, das kaum zu hören war. Aber jetzt macht er schon einen Krach und schimpft, dass man staunen muss. Oft hat er einen richtigen Dickkopf und kann sogar tüchtig um sich schlagen. Und doch ist er so niedlich. Wir haben so viel Freude an ihm. … Vor nichts hat er Angst. … Am liebsten ist er draußen beim Vieh. Essen kann er wie ein Wolf und schlafen wie ein Murmeltier. Nur mag er absolut nicht allein sein. … Wenn jemand in der Nähe ist, spielt er schön. Sobald er aber keinen mehr sieht, brüllt er wie am Spieß. Ansonsten fühlt er sich aber hier bei uns sauwohl, und wir haben uns schon so sehr an ihn gewöhnt, dass es uns sicher schwerfallen wird, ihn wieder abzugeben.“

Am 12.4.1956 schreibt Tante Luise, nachdem sie mich am 17.3.1956 wieder zurück zu meinen Eltern und Geschwistern gebracht hatte: „Wie geht es denn dem Bübchen? Wie schön, dass das liebe Kerlchen sich so schnell an Euch gewöhnt hat. Glaub mir, Ruth (meine Mutter), mir ist die Trennung von ihm sehr schwer gefallen. Noch oft sehe ich mich unwillkürlich um, ob er nicht irgendwo in der Ecke Dummheiten macht. So sehr hat man sich daran gewöhnt, ihn immer zu beobachten. Steckt er noch sein Züngchen raus, wenn er böse werden will?“ Und am 14.10.56 schreibt Tante Luise noch mal: „Marta (eine Schwester meiner Mutter) hat uns viel von Gerhardchen erzählt. Ob wir wohl auch immer mit seinem Dickköpfchen fertig geworden wären? Ich fand ihn doch so süß dabei, wenn das kleine Zungenspitzchen sich zwischen die Lippen schob.“ Und jetzt war ich also schon über zwei Jahre wieder zu Hause bei Eltern und Geschwistern, und da passierte so etwas! Ich wache in einem fremden Zimmer auf und höre im Elternzimmer Geschrei. Doch – süß war er schon, der kleine Bruder Helmut. Und wir mochten ihn alle sehr. Er war unser Nesthäkchen und Sonnenschein. Aber so leicht ist das eben doch nicht, für eine kleine Kinderseele, mit dem Auf und Ab des Lebens fertig zu werden. Auch wenn die Eltern natürlich in der schweren Zeit nach dem Krieg ihre guten Gründe hatten, mich zu unseren Verwandten zu geben. Das war sicher richtig und gut so und hat mir nicht geschadet. Aber fertig werden muss so ein kleiner Kerl trotzdem damit.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wichtig dabei der Trost meiner Mutter war. Da stand ich also am Tisch und guckte schon darüber hinweg. Ich war schon so groß – und doch noch so klein. Meine Mutter saß auf einem Stuhl, und ich musste wohl irgendwie traurig gewirkt haben. „Gerhardle“, sagte sie zu mir (ihre Mutter kam aus dem Schwabenland, daher die Endsilbe). „Gerhardle“, und dabei strich sie über mein Haar, „du bist immer noch unser KLEINSTER. Der Helmut ist unser ALLERKLEINSTER, aber du bist unser KLEINSTER.“ NIE WERDE ICH DAS VERGESSEN! Dieses liebevolle Verstehen und Tragen, dieses Akzeptieren des einen, ohne den anderen herabzusetzen, das hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Das hat mir immer wieder Trost gegeben. Wie oft habe ich daran gedacht, wie meine Mutter mich damals getröstet hat. Ich wusste, ich bin geliebt, ich bin angenommen, und ich werde geschätzt. Ich fühlte mich geborgen. Und diese Liebe wird nicht kleiner dadurch, dass sie geteilt wird. Sie gilt für den Kleinsten und den Allerkleinsten. Eifersucht und Zurückgesetztfühlen haben da keinen Platz. Ich bin geliebt und geachtet, und der kleine Bruder ist es auch.

Ich muss nicht andere erniedrigen, um mich selbst zu erhöhen. So ist auch die Liebe Gottes. Wir sind Gottes geliebte Kinder, für Zeit und Ewigkeit, wenn wir Jesus im Vertrauen angenommen haben. Wir werden von ihm geachtet. Aber das ist keine Abwertung gegenüber anderen. Wir sind nicht besser als die anderen, sondern für alle Menschen steht diese Tür offen, die Liebe Gottes anzunehmen im Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus, wie die Bibel ihn uns zeigt und vorstellt. Diese Liebe versuchen wir, an andere Menschen weiterzugeben, besonders natürlich an unsere Kinder und Enkel. „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ – Gerhard Jahnke

 

Statt all des Mystischen, Kosmischen, Göttlichen – vermutlich hilft einem untröstlich Leidenden am besten, mit einem Menschen zu sprechen, den ein vergleichbares Schicksal getroffen hat; zu hören, wie er Trost gefunden und Lebensmut wiedererlangt hat. Doch, nicht nur zu erfahren, w i e , sondern vor allem zu sehen, d a ß ihm der Weg heraus aus dem seelischen Abgrund gelungen ist: das dürfte der nachhaltigste Trost sein! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie haben Sie das letzte Jahr überstanden?“ von Lisa Hegemann

 

Axel Voss wird mit Blick auf die Zukunft zitiert mit dem Satz, für einen ähnlichen Fall der parlamentarischen Auseinandersetzung mit der Netzgemeinde wünsche er sich „eine professionelle Kommunikation“ . Die hatten im letzten Jahr während der Debatte um die Urheberrichtlinie der EU mit Sicherheit seine Gegner: das waren, wie Jaron Lanier in einem bemerkenswerten und hellsichtigen Aufsatz in der „Zeit“ richtig analysiert hat, nicht die Mitglieder der „Netzgemeinde“, sondern die wahren Betroffenen – die Internetgiganten Google (für Youtube) und Facebook, die mit ihrer Verbündeten in der Grünen-Fraktion des Europäischen Parlaments, Julia Reda, suggeriert haben, die Richtlinie erfordere die Einführung von „Uplodfiltern“. Leser, die diese Legende geglaubt haben, sollten die Stellungnahme von Google auf der Website des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz zur Umsetzung der Richtlinie lesen.

Dort können sie erfahren, dass derartige Filter schon seit Jahren gang und gäbe sind und verhindern, dass Inhalte, vor allem von der Film – und Musikindustrie und auch von Sportrechteinhabern verlässlich vor Uploads geschützt werden. Dagegen hat sich erkennbar niemand gewehrt. Das wollte damals nur niemand wissen, und Voss wurde als potentieller Feind des Netzes stilisiert. Nicht richtig ist auch, dass Urheber und Künstler ihn nicht unterstützt hätten: die übergroße Mehrheit der Organisationen der Urheber der Künstler und Urheber, in Deutschland in der Initiative Urheberrecht organisiert und viele prominente Urheber haben in ganz Europa für eine faire Vergütung durch die Konzern und damit für die Richtlinie gekämpft, letztlich mit Erfolg. Interessant auch, dass den Konzernen die Mobilisierung der Netz – Öffentlichkeit mit ihrer Fake – News Kampagne lediglich in Deutschland gelang: in den meisten europäischen Staaten wurde die Debatte schlich und zielführend geführt. Gerade vor dem Hintergrund der wichtigen, in jüngster Zeit geführten neuen Diskussion um die Verhinderung bzw. Verfolgung von Hassmails – womit denn, wenn nicht mit Filtern und Kontrolle – erscheint die hysterische Debatte um die Verhinderung von Urheberrechtsverletzungen seltsam gestrig. Ein Glück, dass Axel Voss durchgehalten und sich so energisch für die Sache der Kreativen eingesetzt hat. – Prof. Dr. Gerhard Pfennig

 

Allein das Wort „Zensur“ löst bei den jüngeren Menschen Halluzinationen aus. Deswegen wollten sie auch die Zensuren in den Lehranstalten abschaffen. Ein weiteres unliebsames Wort „Leistung“ sollte, wenn es nach denen ging, auch abgeschafft werden. Freunde aller Länder vereinigt euch. So sollte die Zukunft aussehen, egal wer was sagt. Das in Rede stehende Thema wurde von den Besserwissern nicht verstanden. Unser Bildung in Deutschland ist nur ein Notbehelf, um sie nicht ganz verblöden zu lassen. – Gunter Knauer

 

Ein bißchen zu spät, aber immerhin, darf bei der ZEIT doch noch ein Hauch von Kritik am Protagonisten der Urheberrechtsreform erscheinen. Sie bewegt sich also doch :-) Die ZEIT hat damals das Thema nicht über ihre wirtschaftlichen Interessen hinaus zu durchdenken vermocht (s. ZEIT Nr. 13/2019, S. 6/7 Artikel 13), und scheint das damals Versäumte seitdem auch nicht richtig nachgeholt zu haben. Die Autorin kann sich nicht erklären, daß Axel Voss ein „Beispiel für die krasse Inkompetenz der CDU“ genannt wurde. Belege für Kompetenz hat sie dann aber auch keine gefunden, bestenfalls Belege für wirksame Verdrängungsmechanismen und Verschwörungstheorien.

Die Stimmung war damals auch nicht, daß „die in Brüssel“ das Internet nicht verstehen – eher so: „die (ganze) Politik“ und „die Medien“ verstehen das Internet nicht, wollen nicht wahrhaben, daß es anders funktioniert als das klassische Verlagswesen. Die ZEIT hat mit einseitigen Berichten durchaus selbst zu dieser üblen Stimmung beigetragen. Bis heute hat Axel Voss nicht verstanden, daß es nicht reicht, zwischen „Industrie, Parteien und EU-Institutionen“ zu vermitteln. Die hauptsächlich betroffene Zivilgesellschaft / die breite Öffentlichkeit / die Menschen, die die unvermeidlichen Uploadfilter letzlich ausbaden müssen, die kommen für ihn bis heute darin nicht vor. Das ist kein fester Standpunkt. Das ist merkbefreit, geradezu mitleiderregend. Wenn sich in Deutschland die Urheberrechtsreform schließlich doch nicht ohne Uploadfilter EU-konform umsetzen lässt, dann ist nur eines sicher: es wird wieder mal keiner Schuld gewesen sein. Man hat halt keinen Rechtsanspruch auf fähige Parlamentarier. – Matthias Ferdinand

 


 

 

Leserbriefe zu „Das prophezeien wir Ihnen!“ von Marie-Josée Tardif

 

Ich bin Ihnen so dankbar für diesen Artikel!! Ich möchte Ihnen einen Kontakt ans Herz legen: OJASVIN. Er ist ein Freund von mir. Ich habe ihm vor ein paar Jahren gesagt, du bist ein Retter Europas. Er ist mit einer Schweizerin verheiratet. – Hans Joachim Hühner

 

Warum sind nur die Prophezeiungen bedeutsam, deren Erfüllung in einer gedachten Zukunft liegt? Und die sich so der Kritik entziehen. Warum stehen sie nicht neben den vielen Prophezeiungen, in denen heilige Hemden aus Büffelhaut unverwundbar machen sollten – bis Kugeln sie durchsiebten? Warum nicht neben den Visionen und Versprechungen von Tecumsehs Bruder, der nach der verlorenen Schlacht von Tippecanoe das Versagen seiner Kräfte der Menstruation seiner Frau zuschrieb? Wo war die „gute Verbindung zum ‚Weiblichen'“, als sich Angehörige der First Nations an der Ausrottung der Büffel beteiligten, weil sie jetzt Pferde und Gewehre hatten, und weil die Nachfrage nach Häuten Profit versprach? Der Mord und das Unrecht an den First Nations und die Zerstörung der Umwelt und unserer Lebensgrundlage sind unbestreitbar. Aber die „Krise in den Herzen und Köpfen“ hält an, solange wir an Projektionen zum Ausgleich tradierter Verletzungen festhalten. An einer Dichotomie aus Ureinwohner und weißem Mann, aus männlich und weiblich, aus paradiesischer Vergangenheit und quälender Moderne. Wir glauben, die Welt zu sehen, und sehen nur uns selbst. – Björn Ziegert

 

Vielen Dank für diese beiden Beiträge im Ressort „Glauben und Zweifeln“! Sie vermitteln anrührenden Einblicke in das Fühlen, Denken und Glauben von zwei Angehörigen der „First Nations“, die sich so nennen, weil sie die Ureinwohner „in aller Welt“ sind, die durch ihre heutigen Bewohner aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wieviel könnten „wir“ jetzt schon von denen lernen, die „wir“ z. T. noch heute „Wilde“, grausam und primitiv nennen! Nicht erst, wenn „wir“ des „Wettlaufs müde sind“ oder unsere „moderne Welt“ in der Verfolgung nationaler Interessen (von „Amerika first“ bis zu „Germany first“) zugrunde gerichtet haben. Dazu gehört auch die Aufarbeitung von Vergangenheit und Gegenwart „christlicher Mission“ – insbesondere der „christlichen Betreuung“ indigener Kinder und Jugendlicher in kirchlichen Einrichtungen, oft in bezahltem staatlichem Auftrag. Wie schön, wenn die ZEIT „Überlebenden dieser Schulen“, die „nach Jahren des Schweigens“ jetzt sprechen, weiter eine Stimme gibt und vielleicht eine Studie veranlasst, die wissenschaftlich erforscht, welche Ausmaße Gewalt und Missbrauch auch hier weltweit hatten! Nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen, auch und vor allem, um institutionellen wie privaten Machtmissbrauch – in wessen Gottes Namen immer – künftig soweit wie möglich auszuschließen. – Eckhard Heumann

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Kampf um Connewitz“ von Martin Machowecz et al.

 

Ich schätze Ihre Zeitung sehr, auch wenn ich noch nicht lange Abonnent bin. Ihre Iran-Analysen z.B. sind sehr hilfreich. Die Doppelseite zu Linksextremismus hat mich jedoch schockiert. Die Berichterstattung über Connewitz halte ich für unerträglich. Für mich scheint Rechtsextremismus und subtil rechtsextremistische Haltungen in deutschen Behörden das größere Problem für Deutschland darzustellen. Dennoch gibt es keinerlei Grund, Gewalt von anderer Seite zu verniedlichen. In Ihren Texten jedoch werden deutliche Verurteilungen der Gewalttaten nur als Zitate gebracht. In den Zeit-eigenen Formulierungen schwingt jedoch Sympathie für linke Gewalt mit. Der Investor fühlt sich nur verfolgt, wobei erwiesen ist, dass er Opfer von Gewaltattacken wurde. Auf Video dokumentierte Angriffe, die den Tod von Polizisten in Kauf nehmen („Ein Angreifer springt einem Bereitschaftspolizisten mit einem Tritt ins Genick.“) werden als spontane Aktion zur Befreiung eines Festgenommenen bezeichnet. Dagegen wird der Polizeiauftritt als „massiv und hart“ bezeichnet. Wer wie die Zeitautoren als vermeintlich neutraler Beobachter schreibt, anstatt Gewalt klar zu verurteilen, trägt dazu bei, Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzung zu legitimieren. – Dirk Wütherich

 

Nein, der Zweck heiligt nicht die Mittel. Extremismus ist gefährlich. Das Einzige, was die Linksextremen in Leipzig mit ihrer Gewaltbereitschaft beweisen ist, dass sie Kriminelle sind. Sie sehen sich gerne in der Rolle derjenigen, die sich für die Rechte der Schwächeren einsetzen und halten sich für Antifaschisten. Dabei unterscheidet sich ihre Denk – und Handlungsweise ganz und gar nicht von der rechtsextremer Gewalttäter. Sie nehmen Körperverletzung und Schlimmeres in Kauf, um ihre Ziele durchzusetzen. Andere zu entmenschlichen , z.B. Polizisten und Polizistinnen als „Robocops“ zu bezeichnen, gehörte auch zu den Methoden der Faschisten. Was die Nazis in Deutschland und anderswo damit anrichteten, ist bekannt. Den Gewalttätern vielleicht nicht, sie sollten mal einen Blick in die Geschichtsschreibung werfen.

Besonders schändlich empfinde ich es, wenn Politiker oder Politikerinnen es nicht vermögen oder wollen, sich von solchen Gewalttaten zu distanzieren, sie quasi noch billigen. In diesem Fall die Landtagsabgeordnete der Linken Juliane Nagel mit ihrem Tweet in der Silvesternacht. Ihren halbherzigen Versuch, diesen zu relativieren, hätte sie sich sparen können, sie hat sich längst entlarvt. Anscheinend ist sich Frau Nagel der Verantwortung ihres Mandates nicht bewusst. Als gewählte Volksvertreterin hat sie sich zum Wohle aller Menschen in ihrem Land einzusetzen und nicht Verständnis für Gewalt und Chaos zu zeigen. Zu diesen Menschen gehören auch Polizisten und Polizistinnen, die sich im Notfall auch für sie einsetzen würden. Weiss Frau Nagel eigentlich nicht , was für hohe Güter die Demokratie und die freiheitliche Gesellschaft sind? Sie sollte sich zutiefst schämen. Gleiches könnte man übrigens eins zu eins auch zu rechtsextremen Gewalttätigen und deren Unterstützern schreiben…hier ging es aber um Connewitz. – Regina Stock

 

WAS HABEN SIE SICH DABEI GEDACHT UM UNTERTITEL ZU SCHREIBEN: DIE GEWALT ALS LEGITIMES MITTEL. UND DIES OHNE FRAGEZEICHEN! WIE IST DIESE AUSSAGE IN EINER ZEITUNG ZU VERSTEHEN, DIE ICH BISLANG ALS JOURNALISISTISCHE INSTITUTION IN UNSEREM DEMOKRATISCHEN RECHTSSTAAT VERSTANDEN HABE. ABER VIELLEICHT HABE ICH MIR DIES AUCH NUR EINGEBILDET. – R. MÄRKL

 


 

 

Leserbriefe zu „Etwas breitbeiniger“ von Matthias Geis

 

Der Beitrag zeigt mir, wie alles Vorhergehendes weiter Grundlage unserer Politik sein soll. Söder dreht sich jetzt nur aus Opportunismus anders herum. Der Erfolg der Grünen in Bayern war für ihn mehr als ein Schock. In NRW, wo ich zur Zeit neben Singapur lebe, sind die Grünen letztes Jahr abgewählt worden. Das soll schon was heißen. Ausgerechnet NRW, die Hochburg der Grünen. Und für den Autor sei gesagt; den Wohlstand haben wir den Konservativen zu verdanken. Also, sollte es für jeden vernünftig denkenden Menschen heißen, nur der Konservative trägt zum Wohlstand bei. Der Autor ist in seinen Gedanken nur Idiologisch unterwegs. Söder wird sich durch die kalte Küche in seinem Verhalten wieder zu seiner alten Gesinnung übergehen. Das zeigt er jetzt mit seiner Forderung neuer Politiker. Einer davon wird Herr Linnemann sein. Eine besondere politische und intelligente Persönlichkeit. Der Mann hat eine große Zukunft vor sich. – Gunter Knauer

 

Die Forderung von Söder nach einer personellen Erneuerung des Bundeskabinetts hätte gern noch erheblich „breitbeiniger“ ausfallen können. Leider haben bei der Besetzung der allermeisten Ministerien inkl. der Staatssekretäre und Staatsminister weder fachliche Kenntnisse noch berufliche Erfahrungen eine maßgebliche Rolle gespielt. Es erschließt sich wohl niemanden, wie unser Land den Rückstand gegenüber China und den USA in zentralen Zukunftsbereichen wie Digitalisierung und KI unter der Führung von Herrn Braun, Frau Bär und Frau Karliczek jemals aufholen soll. Und hat nicht Frau von der Leyen im Verteidigungsministerium einen wahren Scherbenhaufen hinterlassen und dabei auch noch Hunderte von Millionen Euro für teure Berater und das Wrack der Gorch Fock verprasst? Man schaue sich einmal die Kabinette der ersten Großen Koalition unter Kiesinger oder der ersten Sozialliberalen Koalition unter Brandt an, um den peinlichen Verlust an Kompetenz und Qualität in der Ära Merkel zu ermessen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Kostet alles extra“ von Marcus Rohwetter

 

Extra kaltes Bier belastet die Umwelt mehr. Daher ist ein höherer Preis zur Abschreckung und als Strafe angemessen. – Iman Schwäbe

 

Die Kunst der Mogelpackung besteht darin, ein Weniger als ein Mehr zu verkaufen. Das betrifft leider auch DIE ZEIT. Wer das Pech hat, auf dem Gebiet der ex DDR zu leben bekommt eine andere Zeitung geliefert als ihm im Inhaltsverzeichnis angekündigt wird. zwei tolle Beispiele der letzten Wochen: Im Inhaltsverzeichnis wurde ein Artikel über 100 Jahre Prohibitionsgesetze in den USA versprochen, statt dessen hätte ich zwei Seiten über Hobbyornitologen in Brandenburg lesen können. Diese Woche wurde ein Artikel über den 40sten Jahrestag der Gründung der Partei DIE GRÜNEN angekündigt, was gabs? Artikel über ex-DDR Minister/Realiyshow/Dschungelcamp. Im Sommerurlaub kaufe ich DIE ZEIT dann in Schleswig-Holstein, dort gibt es die Hamburg-Ausgabe, zusätzlich. Dort wird kein Artikel ersetzt durch andere, etwa über Ameisenzüchter an der Außenalster. Danke für ihre wunderbare Kolumne, möge sie erhalten bleiben. – Martin Noll

 


 

 

Leserbriefe zu „Respekt!“ von Moritz Herrmann

 

Selten habe ich so über einen Artikel gelacht! Dabei wollte ich angesichts des Bildes mit Moonboots, fehlenden Handschuhen, Körperneigung in die eine, Stricklenkung in die andere Richtung eigentlich weiterblättern: was für ein Touri? Sie gehören ins Guiness- Besuch der Rekorde: kaum einer dürfte Demut schneller gelernt haben! Das nächste Abenteuer wäre Skilanglauf im Bay. Wald? Ich empfehle die 20km – Loipe am Bretterschachten. Den Alp- Öhi mache ich Ihnen!! – Franz Berger

 

Der Autor hat offensichtlich nicht nur eine Wander-Schlittentour gemacht sondern mindestens auch einen Drohnenflug! Wie sonst will es vom Faulhorngipfel aus den Zuger See gesehen haben, liegt dieser von hier aus betrachtet doch hinter zahlreichen nicht kleinen Bergmassiven. Direkt neben dem richtig benannten Thuner See liegt der Brienzer See, ein weltberühmtes Seenpaar, millionenfach auf Postkarten und heute sicher auch auf Instagram abgebildet. Da hat nach Anreise aus dem Flachland die dünne Höhenluft nach Anstieg vom First scheinbar schon zu ersten Ausfallerscheinungen beim Autor geführt. – Heike Kind

 


 

 

Leserbriefe zu „Der Preis der Rache“ von Andrea Böhm

 

Warum haben Sie etwas verschämt unterschlagen, dass Soleimani auf ausdrückliche Einladung des irakischen Präsidenten in Baghdad war – und der angebliche -und ebenfalls ermordete- Milizenführer nicht irgendwer, sondern der vom irakischen Präsidenten zugeteilte Ehrenbegleiter IN OFFIZIELLER FUNKTION war? Dass Soleimani als Vertreter Irans zu einem Gespräch mit dem irakischen Präsidenten über dessen Initiative zum Interessenausgleich (evtl sogar Friedensinitiative??) mit dem König Saudi-Arabiens geladen war? Die USA haben je einen Vertreter des IRAK UND des IRAN in gemeinsamer Mission getötet – ohne Legitimation! Indem Abd Al-Mahdi Soleimani eingeladen hatte, und dieser der Einladung gefolgt war, zieht keinesfalls dieser den Irak in den Konflikt tiefer, sondern haben die USA die Initiative des Irakischen Präsidenten zur -zumindest- Deeskalation torpediert! Sie müssen REUTERS gelesen haben. Trotzdem blieben Sie sooo weit hinter den Initiativen zurück, dass sich die ZEIT den Vorwurf von FAKE gefallen lassen muss! Dass TRUMP nicht wahrhaben will, dass ihm von keinem mehr Vertrauen entgegen gebracht wird, gefällt ihm sicherlich nicht – aber das sollte Sie doch nicht von Journalismus abhalten! – Franz Berger

 

Ich finde es unerträglich, dass überall von der TÖTUNG Soleimanis gesprochen wird. Es herrscht (noch) kein Krieg zwischen den USA und Iran. Deshalb war es MORD. Und als solcher sollte die Tat auch bezeichnet werden. Genauso wie der an Jamal Khashoggi und der an Selimkhan Khangoshvili. – Rüdiger Weigel

 


 

 

Leserbriefe zu „Auch Europas Sache“ von Ariel E. Levite und Shimon Stein

 

Spielraum gibt es sehr wohl. Ist aber kontraproduktiv. Mit Diplomatie kommen sie bei dem verlogenen Pack nicht weiter. Der Mullah-Führer hat schon im Exil in Frankreich gelogen. Die verstehen eine andere Sprache besser. Trump, den ich sonst schätze, allein schon deswegen, weil die Medien in Deutschland verbal nur draufgehauen haben, aber im besonderen auf seine Zuverlässigkeit seiner Versprechungen. Für einen Politiker hat das Seltenheitswert. Amerika geht es wieder besser Dank seiner Initiative. Der Generalsekretär Paul Ziemiak der CDU hat kürzlich die ideologiebesessen Dummschwätzer den Marsch geblasen. Die in Rede stehenden Diplomaten oder Beamten mögen Trump auch nicht. – Gunter Knauer

 

Die Autoren legen plausibel dar, warum Europa sich im Nahen Osten und speziell im Iran engagieren müssen. Nur bleibern sie die Antwort schuldig, wie das gelingen kann. Einerseits hängt aus ihrer Sicht die Rolle der Europäer von ihrer Fähigkeit ab, dem Iran „kurzfristig sinnvolle Hilfe zu leisten (Kreditgarantien, Ölexportoptionen)“, andererseits soll Europa im Prozess „eine enge Beziehung zu Präsident Trump unterhalten, um sich einen gewissen Spielraum … mit dem Iran zu erhalten“. Hier zeigt sich schon das ganze Dilemma, in dem Europa steckt, denn die Trump-Administration hat es durch ihre aggressiven Sanktionen sehr klar gemacht, dass sie ein eigenständiges Handeln ihrer Verbündeten nicht akzeptiert. Mit Trump aber, der auf Diplomatie und Verträge pfeift, ist eine diplomatische Lösung der Krise nicht möglich. Europa müsste vielmehr bereit sein, sich in der Sanktionsfrage viel deutlicher gegen die USA zu stellen als bisher und im Zweifel mit Gegensanktionen antworten. Dies ist zwar hochriskant, weil gerade Europa auf freien Handel angewiesen ist, ist aber für das höhere Ziel des Weltfriedens durchaus erwägenswert. – Dr. Dirk Kerber

 


 

 

Leserbriefe zu „»Nicht jeder Antifaschist ist ein Demokrat«“. Gespräch mit Torsten Voß geführt von Marc Widmann

 

anmerkungen zum thema, insbesondere interview mit dem hamburger verfassungsschutz : 1. Das statement „ nicht jeder antifaschist ist ein demokrat“ eröffnet die interessante frage, wer und was ein demokrat (m+w+usw) ist und wer das bewertet. Aus der geschichte der bundesrepublik ergibt sich bereits ein buntes bild, denn zu den demokraten gehörten nach vorherrschender meinung auch jene Nationalsozialisten und faschisten, die nach 1945 wendehälse spielten und sogar als staatssekretäre, kanzler, verwaltungschefs und spitzenbeamte der verfasungsschutzämter und landeskriminalämter im „dienst“ waren. 2. Diese Situation gab es seit beginn der ersten deutschen demokratie (weimar) ebenso. Rechtsextremisten, völkische, militante demokratiefeinde und nazis fungierten in gehobenen positionen der weimarer rebublik und exekutierten ihre antidemokratische politik und macht. 3. Auf diesem hintergrund gab und gibt es ein verständliches und berechtigtes misstrauen und entsprechende aufmerksamkeit im linksorientierten Teil der Bevölkerung gegen die exekutivgewalt, die judikative gewalt und den häufig schwammigen begriff der demokraten. Insbesondere die jahrzehnte andauernde gleichsetzung von rechter und linker demokratiefeindlichkeit (totalitarismustheorie) führte zur konsolidierung der verfassungsfeinde von rechts.

4. Auf diesem hintergrund wirkt die AfD bis tief in die sogenannte mitte der gesellschaft und genauso wirken die reflexe: wenn es gegen rechts geht, kommt immer der hinweis, links nicht zu vergessen. Eine gefährliche unterschätzung der eigentlichen verfassungsfeinde von rechts, die gerne unscharf als populisten bezeichnet werden. 5. Bei den linksradikalen wiederum gibt es keine gründliche, historisch fundierte auseinandersetzung mit der sogenannten bürgerlichen demokratie und der rechtsstaatlichkeit und keine kritische auseinandersetzung mit der teilnahme von linksradikalen an den exekutiv- und judikativgewalten. Damit stellt sich die radikale linke selbst ins abseits, überlässt den rechtsextremisten wichtige einflusssphären und träumt kindisch von riots, revolution und militantem kampf und einer besseren gesellschaft, deren machtstrukturen nebulös bleiben. Es ist wohl zuviel verlangt, von dem chef eines verfassungsschutzamtes eine differenzierte und fundierte meinung zum thema, wer ein demokrat ist, zu hören. – Prietzel-Düwel

 

Herr Voss argumentiert bestürzend plakativ und populistisch. Unabhängig der inhaltlichen Problematik, die durchaus berechtigterweise angesprochen wird, ist dem Anliegen der Polizei kein Gefallen getan, wenn ihre Fürsprecher derartige rhetorische Bauerfängertricks benutzen müssen. Gerade von einem Landesbeamten wäre eigentlich mehr Professionalität zu erwarten. – Gabriel Kos

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik „Müll-Kippen“ von Pia Bublies (Infografik) und Katharina Menne (Recherche)

 

Da Sie sich in der oben genannten Grafik, sehr ausgiebig, mit dem Thema Zigaretten beschäftigen, hätte ich doch erwartet, eine seriöse Zahl / Schätzung der Todesopfer, die durch den Mißbrauch von Nikotion, zu beklagen sind. Vielleicht auch noch den geschätzten wirt-schaftlichen Schaden, den das nach sich zieht. Ich glaube, daß in der Grafik noch Platz genug ist, um diese Information hinein zu bringen. Danke, für Ihr Verstäündnis. – Volker Diestelkamp

 

Ihre Autorin Katharina Menne habe ich beim mogeln erwischt. Ich korrigiere das freundlicher Weise. Sie führt Singapur auf, wo ich lebe. Es darf sehr wohl geraucht werden. Es gibt dafür Raucherzonen und wäre diese verlässt darf auch weiter rauchen. Er muß nur ausreichend Abstand zum Nachbar halten. Die Strafen sind ansonsten für Westeuropäer einzigartig hoch. Papier oder Kippen auf die Straße werfen, werden mit umgerechnet circa 2000,-€ geahndet. Beleidigungen können sogar zum Verlassen des Staates führen. Singapur ist das sauberste Land auf der Welt. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Paradis. Der Wohlstand ist der höchste auf dieser Welt. Höher als in Amerika. Die Bildung kann sich in der Welt auch sehen lassen. Vor 2 Jahren war eine deutsche Schulkommission in Singapur. Die sind unverrichteter Dinge wieder abgereist. Kommentar: „Das lässt sich in Deutschland alles nicht umsetzen“. So einfach macht man sich das Deutschland. Dabei wäre es bitter nötig. Die Singapurer können Deutschland überhaupt nicht mehr verstehen, was da für ein Chaos herrscht. Beethoven ist Traurige Vergangenheit -,sage ich dann immer. Die Wissenschaftler in Singapur sind alle ratlos, welche Entwicklung Deutschland genommen hat. Ich komme auch nur noch des Klima wegen in mein Geburtsland. In Singapur sind zu bestimmten Zeiten bis 40 Grad warm und auch die Feuchtigkeit kann ich nicht gut vertragen. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „»Atomkraft verschlimmert die Klimakrise«“. Gespräch mit Mycle Schneider geführt von Georg Blume

 

In der Diskussion um die Nutzung der Kernkraftenergie als einzige CO2-freie Grundlastenergie wird von den Gegnern stets darauf hingewiesen, dass die Probleme der Endlagerung der Kernkraftabfälle noch nicht gelöst sind. Das ist im Prinzip richtig, doch dieser Einwand entfällt, wenn es um die Verlängerung der Restlaufzeiten unserer noch aktiven Kernkraftwerke geht. Der durch die verlängerte Betriebszeit zusätzlich anfallende radioaktive Abfall vergrößert die Menge des bereits angefallenen Abfalls nur unwesentlich, bringt damit praktisch keine zusätzlichen Gefahren und Kosten mit sich. Mit der vorzeitigen Abschaltung unserer Kernkraftwerke löst man also keine Probleme, verlängert aber die Nutzung der Kohlekraftwerke und, was besonders absurd ist, verzichtet auf die Reinerlöse jedes der noch laufenden Kernkraftwerke von 1 Million Euro täglich!! Das kann man eigentlich nur mit dem vom Autor Mycle Schneider angesprochenen Brainwashing in Deutschland erklären, und zwar gegen die Fortsetzung der Nutzung der bestehenden Kernkraftwerke. P.S. Ich würde mich freuen, wenn dieser, eine andere Meinung als Die Zeit vertretende Leserbrief von Ihnen veröffentlicht wird. – Dr. Jürgen Rexer

 


 

 

Leserbrief zu „3 Fragen zur Woche“ von Heike Buchter et al.

 

Wenn wirklich jemand die Ölmärkte stabilisieren wollte, bräuchte er nur die -US-nationalen- Embargos gegen Kuba und Venezuela (wo derzeit noch max.25% gefördert werden) unterlaufen, was man im EU- Rahmen (NACH dem Brexit) leicht schultern könnte. Wenn jemand die mit dem Öl verquickten Gasmärkte stabilisieren wollte, bräuchte er nur Northstream 2 und Turkstream fertigstellen. Und wenn er noch was Zusätzliches stabilisieren wollte, den Gasimport aus Algerien erweitern. Aber dazu bräuchte es ne Aussenwirtschaftspolitik mit strategischer Geduld (wie von Kohl und Schröder) …. – Franz Berger

 


 

 

Leserbrief zu „Jubel und Zorn“ von Inam A. et al.

 

Ich mach es kurz: Um Iran zu vertrauen sollte ein Exempel statuiert werden: Friedensvertrag mit Israel. Das werden sie nicht machen wollen. Damit wäre für den Westen alles geklärt. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Fluchtpunkt Libanon“ von Georg Blume et al.

 

Es ist schon bedauerlich, dass Sie Ihren Lesern einen so ausführlichen Artikel über Herrn Ghosn bieten, ohne offenbar auch nur eine einzige japanische Quelle auszuwerten. Wenn es um Japan geht, geben Sie sich damit zufrieden, das Wall Street Journal zu exzerpieren. Hat die ZEIT denn gar niemanden, der für sie in Japan recherchieren kann? Der ZEIT liegt also die Klageschrift des SEC vor. Nur ist Ghosn halt nicht aus den USA, sondern aus Japan geflohen. Dann kommt auch noch Herr Zimeray, Ghosns französischer Rechtsanwalt zu Wort, warum nicht auch jemand aus seinem japanischen Anwaltsteam um Junichiro Hironaka? Ich hoffe, die ZEIT holt diese Versäumnisse in den nächsten Wochen nach und widmet sich der Causa Ghosn noch einmal. – Peter Häußermann

 


 

 

Leserbrief zu „Hass im Netz: Hat der Bayerische Rundfunk diesen Mann genug geschützt?“ von Hannah Knuth

 

In der Woche, in der die CDU für die brisante Verteidigung eines Kommunalpolitikers, einen rechten Medienanwalt engagiert, dessen erklärtes Credo ist: „Journalisten-Bedrohung ist okay“, bringt ihr im Politikteil eine Doppelseite über „Linksterrorismus“ und schiebt dafür die Berichterstattung zu Gutjahr/Buhrow in den Wirtschaftsteil, der insinuiert, der vom BR alleingelassene Journalist sein ein geldgieriger, lügender Unruhestifter und im Übrigen konstatiert, der ÖRR solle dem Publikum (den lauten rechten Hetzern) eben geben was es wolle. Was bitte ist denn aus dem sonst so vitalen Selbsterhaltungstrieb unserer Vierten Gewalt geworden? Habt ihr denn aus Ibiza nicht gelernt, dass die Rechten nach dem ÖRR nicht aufhören werden? – Philipp Höck

 


 

 

Leserbrief zu „»Rosa hat im Management nichts zu suchen!«“ Gespräch mit Stefanie Diller geführt von Katharina Heckendorf

 

Ihre Autorin hat recht. Das ist nicht nur bei den öffentlichen Menschen zu sehen. Die ganzen Bürger können sich nicht vernünftig anziehen. Das konnten sie noch nie. Ausnahmen ausgenommen. Die Eleganz in anderen Ländern hat in Deutschland immer gefehlt. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Abholangst“ von Nina Pauer

 

Gerne helfe ich Ihnen, die durch einen Kindertagesstättenanruf motivierte Abholangst zur therapeutischen Weiterverwendung zu benennen. Wie Sie mit Ihrer Frage am Ende der Kolumne zu Recht andeuten, gibt es im Altgriechischen mangels Sachentsprechung kein ehrwürdiges Wort für die moderne Kindertagesstätte. Daher schlage ich Ihnen ein hübsch konstruiertes Ungetüm vor, das die Abholangst trotzdem einfängt, zumindest semantisch: Wie wäre es mit Ageleseirgomenophobie? Das Hinterglied -phobie versteht sich ja von selbst. Mit agéle, was eigentlich ‚ Herde‘ bedeutet, bezeichnete man die Gruppe, in der z.B. in Sparta Kinder zu einem soldatischen Leben erzogen wurden (näher kommen wir an die Kita leider nicht heran); und das Verb eirgein (bitte e und i möglichst getrennt aussprechen, das klingt, wenn auch sprachhistorisch ungenau, sehr akademisch – also ej, wie in englisch made – auf keinen Fall aber wie ai) bedeutet jemanden auschließen und wird mit Genitiv konstruiert, daher das Vorderglied ageles. Durch -meno- wird das Passiv ausgedrückt, das man korrekterweise noch berücksichtigen sollte. Wörtlich hätten wir also eine Erziehungsgruppenausschlussangst, Ageleseirgomenophobie eben. – Dr. Sascha Malter

 


 

 

Leserbrief zu „60 Zeilen … Liebe“ von Peter Dausend

 

Der Vergleich von football mit “dem uramerikanischen Mythos der frontier” ist gelungen. In dem Artikel fehlt jedoch eine entscheidende Dimension des Begriffes der frontier: Die frontier ist keine Linie, sondern ein Raum jenseits der Besiedlungsgrenze. Dieser Raum liegt außerhalb der Jurisdiktion des Siedlerstaates, unter dessen Aufsicht der Mob der Siedler hier den Genozid gegen die indigenen Völker durchführt. Für die Natives gilt dort der Ausnahmezustand: Sie sind bloße Biomasse die für die Siedler weichen muss und dürfen straflos getötet werden. Neben dem physischen Ermorden der Indigenen findet auch ein kultureller Genozid durch Zwangsehen, Kindesentzug und erzwungene Assimilierung statt. Der einzige Mythos am Konzept der frontier ist, dass es sich bei Nordamerika um unbesiedelte Wildnis handelte. Interessante Literatur zum Konzept der “frontier”:Morgensen, Scott Lauria (2011): The Biopolitics of Settler Colonialism: Right Here, Right Now. In: Settler Colonial Studies 1 (1), S. 52–76. DOI: 10.1080/2201473X.2011.10648801.Rifkin, Mark (2014): The frontier as (movable) space of exception. In: Settler Colonial Studies 4 (2), S. 176–180. DOI: 10.1080/2201473X.2013.846393.Wolfe, Patrick (2006): Settler colonialism and the elimination of the native. In: Journal of Genocide Research 8 (4), S. 387–409. DOI: 10.1080/14623520601056240. – Frederik Blank

 


 

 

Leserbrief zu „Was geschah in der Silvesternacht?“ von Christian Fuchs

 

Nachdem ich mir das Video zu dem o.g. Artikel angeschaut habe und Ihren Artikel dazu gelesen habe überfällt mich ein starkes Gefühl des Fremdschämens. Es zeigt mir wieder einmal, dass besonders Journalisten die schon mit einigen Auszeichnungen bedacht wurden mit erhöhter Vorsicht zu lesen sind. Ist der Angriff weniger schlimm weil er nicht „orchestriert“ war und von Ihnen verharmlosend als spontane Aktion zur Befreiung eines Mitschlägers gesehen wird. Habe noch das Video aus Chemnitz vor Augen, welches in den TV-Medien zu allen Tages,-und Nachtzeiten über Wochen gesendet wurde. Warum nicht mit diesem Video. Dieser Vorfall ist weitaus brutaler und egal ob dieser Polizist nur am Ohr oder notoperiert werden musste, er wurde brutalst angegangen.Gedanklich bin ich bei dem Polizeibeamten und hoffe, das er keine bleibenden physischen und psychischen Schäden zurück behält. – Monika WIßkirchen

 


 

 

Leserbrief zu „An der Pforte der Hölle“ von Richard Flanagan

 

Wenn man die apokalyptischen Bilder sieht, dann kann man sich nur wundern das wir in der Lage sind unendlich viel Geld für Waffen ausgeben um diesen Planeten dutzendfach in Schutt, und Asche zu legen, aber nicht in der Lage sind Feuer zu löschen, auch wenn sie gigantisch sind, oder es durch kluges Handeln vorab zu verhindern bevor es dazu kommt. Man kann am Verstand der Menschen zweifeln, denn intelligentes Verhalten sieht anders aus… – Gert Besner

 


 

 

Leserbrief zu „Aber den Motten geht’s gut?“ von Benjamin von Brackel

 

Vielen Dank für diesen interessanten Artikel! Ich bin zwar ein absoluter Laie, habe mir aber auch Gedanken über das Insektensterben gemacht. Könnte es nicht sein, dass nur die robusten Arten das ständige Ausgesetztsein an Handystrahlen überleben und die anderen daran zugrunde gehen? Ist dieser Zusammenhang schon einmal untersucht worden? Und wie lautet ggf. das Ergebnis? PS Vielleicht könnte Herr Drösser diese Frage beantworten. Ich würde das wirklich gerne wissen. – Elisabeth Buchholz

 


 

 

Leserbrief zu „Mit Blüten gegen Schmerz“ von Harro Albrecht

 

Schmerz lass nach, du bist umzingelt; leider ist das nicht ganz so einfach, in seiner schmerzreichen Gesellschaft. Der Schmerz will von Hause aus nicht abgelenkt werden, der Schmerz will nur schmerzen, rund um die Uhr, und überall. Ich lebe mit dem Schmerz, ich lebe mit den Schmerzmitteln, ich lebe nicht gegen den Schmerz, ich lass den Schmerz zu, er ist ein Teil von mir, und er wird ein Teil von mir bleiben. Mein Schmerz ist mir Willkommen, ich möchte mich mit ihm aussöhnen, auch wenn es fast unmöglich erscheint! – Riggi Schwarz

 


 

 

Leserbrief zu „Der Gott des Marktes“ von Thomas Assheuer

 

Ihr Autor sollte zunächst wissen, daß ich auch in Singapur lebe – neben Europa. Deutschland ist mir zu dämlich geworden. Deswegen halte ich mich eher in Österreich auf. Der Ökonom und Sozialwissenschaftler Wilhelm Röpke spricht von einer diktatorischen Demokratie. Ich lebe auch in einer solchen Staatsform in Singapur. Damit ist dieser Staat zum reichsten Staat unseres Planeten geworden – noch vor den USA. Das Gegenteil dagegen Deutschland, welches gerade politisch den Staat gegen die Wand fährt, weil sie das gleiche Geschäftsmodell auf ihre Fahnen geschrieben hat. Es kommt also auf die Personen an die den Staat lenken, um es ganz Profan auszudrücken. – Gunter Knauer

 


 

 

Leserbrief zu „Wer wird ein Star?“ Gespräch mit Timon Pauls geführt von Maria Rossbauer in ZEIT leo, die Seite für Kinder

 

Ich wusste gar nicht, dass man zum Fußball spielen einen Penis braucht… Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Interviewerin von Kindern spricht und der Interviewpartner Herr Pauls konsequent von Jungen. ;-) Eigentlich würde ich deswegen keinen Leserbrief schreiben- es stört mich nicht mal, es ist mir nur aufgefallen, weil DIE ZEIT sonst großen Wert auf eine gendersensible Sprache legt. – Annika H.

 


 

 

Leserbriefe zu „Über inspirierende Musik und motivierende Kritik“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Dass Martenstein seit Jahren phantasie- und pointenlos auf alles eindrischt, was ihm links-grün-alternativ-feministisch erscheint – geschenkt. Darüber wird vermutlich nicht einmal mehr an den Stammtischen gelacht. Dass er, wenn ihm rein gar nichts mehr einfällt, die zwei Spalten mit den banalsten Belanglosigkeiten aus seinem Familienleben anfüllt, bis hin zu den an Weihnachtsgänsen

scheiternden Liebhabern seiner Mutter – armselig. Aber dass er nun auch noch seine Glosse dazu benutzt, um in peinlicher Weise über diejenigen herzuziehen, die über ihn herziehen, markiert einen traurigen Tiefpunkt seines Selbstverständnisses als Kolumnist. Wer sagt ihm endlich, dass seine Texte schon lange nicht mehr originell, witzig oder in irgendeinem anderen Sinne interessant oder lesenswert sind? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Offenbar haben Sie intensiv nachgedacht und einen brillanten Text verfasst. Toll! Ist das aber nicht Perlen vor die Kritiker werfen? Auf jeden Fall haben Sie Ihre Leser trefflich unterhalten. – Harald Bofinger

 

Ohne DIE ZEIT jede Woche würde mir echt etwas fehlen. Ich lese sie gern. Vor allem freue ich mich auf die Seite von Harald Martenstein im ZEIT MAGAZIN. Martenstein ist brillant. Ich liebe seinen Humor, der manchmal schwarzer Humor ist. Und ich bin von seinen überraschenden Vergleichen begeistert. Was müssen das für bedauernswerte Trauerklöße sein, Saskia Hödl oder Heiko Werning, von denen Martenstein im Magazin vom 09.01.2020 schreibt. Beim Lesen des Textes habe ich nicht nur großen Spaß gehabt, sondern von Martenstein auch etwas für´s Leben gelernt. Nämlich Kritik anzunehmen und unsachliche destruktive Kritik in Motivation umzuformen und daraus Schaffenskraft zu schöpfen. Danke lieber Harald Martenstein! Mögen Sie noch lange lange das ZEIT MAGAZIN bereichern. – Wolfgang Stein

 

Ich gratuliere Herr Martenstein! Sehr witzig geschrieben ihre Kolumne über inspirierende KritikerInnen. Besonders interessant finde ich, dass Sie darin die, ihnen anscheinend unbekannte Frau, nämlich Saskia Hödl duzen und den ihnen genauso unbekannten Herrn, den „Spießer“ Heiko Werning respektvoll siezen. Es grüßt Sie unbekannterweise – Aleksandra Pawloff

 

Dass die Leserbriefezu den Kolumnen von H. Martensteinüberwiegend positiv ausfallen,kann ich gut nachempfinden. Stark „beeinflussen“ mich aber auch negative Statements.(der letztgenannte Terminus drückt – leider – am besten aus, was ich meine.)Die Tiraden in H. Martensteins aktueller Kolumne sind weder „nachvollziehbar“ noch akzeptabel.Der „ranzige Fleck Milchkotze“ und das „Kalifat des Zottels“ sind ja nicht einmal „what´s about“s.H. Martenstein hatte diese vor nicht allzulanger Zeit recht treffend (sinngemäß) so definiert:“Sie lassen Angelegenheiten als weniger bedeutend erscheinen und/oder sollen davon ablenken“.Welche wirklichen Anliegen – persönliche Abneigung ist keines! – werden hier vertreten?Nicht einmal falscherFeminismus hätte es verdient, von Saskia Hödl soentlarvt zu werden!Dagegen erscheint die – ebenfalls sinnfreie – Verunglimpfung von Heiko Werning ja noch harmlos.Nicht nur diese Typen steckenmehr hinter unflätigen Attacken, als dass sie dazustehenkönnten.Um solche Feinde – Gegner sind das keine! – ist H. Martenstein nicht zu beneiden.Immerhin wurde ich „beflügelt“, wieder einmal meine Aphorismen-Sammlung zu Rate zu ziehen.Ich fand den – absolut zeitlosen – Appell von Martin Luther King, Jr.: „Don´t hate – it`s too big a burden to bear.“„Hass ist Feindschaft, die auf Vorurteilen beruht“dürfte die passende Defintion dafür abgeben.Für „erfolgreiche“ Kommunikation gilt: „Die Menschen hören (nur) auf das, was sie hören wollen.“Offensichtlich ergeht es H. Martenstein diesbezüglich wie mir (meistens jedenfalls):Viele picken die ihnen genehmen Aussagen heraus – was nicht in ihr „Weltbild“ passt, findet keine Gnade.Natürlich erfreut es, auch Übereinstimmungen feststellen zu können!Jammerschade aber ist,dass auf Erkenntnisseanderer verzichtet wird – wenn nicht auf allesgehört wird, geht (zu) viel verloren!(Die Bewertungdieser Erkenntnisse steht auf einem ganz anderen Blatt!)Wenigsten sah ich meinenAphorismus bestätigt: „Gefühle kann man nicht durch Tatsachen widerlegen.“(Ob die Gefühle von Herzen kommen oder aus dem Unterleib, macht keinen Unterschied!)H. MARTENSTEIN MÖGE BITTE – TROTZ ALLEM – SO WEITERMACHEN WIE BISHER!Von Schlammschlachten bitte ich allerdings abzusehen – davon profitieren die Falschen.Die allermeisten ZEIT-Leser haben nichts davon! – Helmut Lenhart

 

Er ist meistens sehr zufriedenstellend, diese woche sogar mehr als gut, begeisternd! Rhetorisch überragend. Danke! Kampf der gesinnungsdiktatur! – Georg Andrae

 

Zum Motivationsschub, bravo Herr Martenstein, es ist halt nicht leicht, einen der Schreibgötter vom Thron zu heben, zumal wenn die verbalen Waffen einfach zu schwach sind. Weiter so , wir lesen grundsätzlich ihre Seite zuerst , dann wird darüber gestritten oder zugestimmt. You do and we smile. – Birgit Korbach

 

Nicht jeder Text kann gelingen, aber was Herr Martenstein mit großer Regelmäßigkeit abliefert, ist notdürftig als Kolumne getarnte Subaggression. Warum muss diesem Autor ausgerechnet das Zeit-Magazin als Spielwiese bereitgestellt werden, damit er sich an seinen Problemen mit einer fortschrittlichen Gesellschaft abarbeiten kann? – Michael Stürm

 

Ich mag ihre Kolumne, das mal vorweg, es liegt bestimmt daran, dass ich auch ein alter weißer Mann von 65 bin. Ich möchte aber eine Verständnisfrage loswerden: In der letzten Kolumne (Nr. 3) über Musik und Kritik lautet der letzte Satz: “Wenn es selbstverständlich wäre, nicht zu allem, was ihr wollt, Ja sagen zu müssen, hätte ich schon längst aufgehört.” Kann es sein, dass das Wort “nicht” hier fehl am Platz ist? Ich versteh Sie so, dass Sie sagen wollen “Wenn es selbstverständlich wäre, zu allem, was ihr wollt, Ja sagen zu müssen, hätte ich schon längst aufgehört.” Sie möchten doch weiter Ihren Stil behalten und kein Jasager nach der Kritik anderer werden. Oder kapier ich den Satz nicht? Ich habe die Artikel von Saskia Hödl und Heiko Werning mal gegoogelt, Sie müssen ja ganz schön was wegstecken, weiterhin gute Nerven und gute Laune! – Martin Besser

 

Was mein Leben reicher macht?Schon immer und jede Woche wieder: Harald Martenstein !! On top: ein gutes Rezept von Elisabeth Raether. P.S. vor so gut 30 Jahren.. beschwerte Harald Martenstein sich bei Ihrer Zeit(ung), dass er (als Neuling damals?) nicht mit zur Weihnachtsfeier eingeladen würde. Das hatte mich Leserin sehr empört, aber bevor ich dazu kam, ein gutes Wort für ihn einzulegen, hatte die Sache sich zum Glück (und bis heute) schon erledigt. Zugegeben, er hatte in jüngerer Zeit einen kleinen Hänger, als sein Kind sehr klein war, das mag man verzeihen (vielleicht hormonell bedingt in so einer Phase???). Schon längst schreibt er aber nun wieder Kolumnen im Zeitmagazin, die mir 1:1 aus dem Herzen sprechen. – Dr. Annette-Isabell Kratz

 


 

 

Leserbriefe zu „Energie: Wem nützt ein Windbürgergeld?“ von Petra Pinzler im ZEIT Magazin

 

Man muss den SPD- und Grünen- „Vorschlag“, der Ende 2019 veröffentlicht wurde, mindestens zweimal lesen, um ihn zu glauben: Windkraftanlagen (WKA’s) sollen noch näher an Häuser und Wohnungen heranrücken. Um die Akzeptanz der betroffenen Anwohner zu gewinnen, sollen diese mit einem „Windbürgergeld“bzw. einer „Windprämie“ für die verursachte, dauerhafte Verminderung der Lebensqualität und die resultierenden gesundheitlichen Schäden quasi ruhig gestellt werden! Ich halte diese Idee für menschenverachtend. Die betroffenen Anwohner werden zwar krank, aber dafür bekommen Sie z.B. einen günstigeren Stromtarif. Geht’s noch? WKA’s erzeugen Infraschall als unhörbaren Schalldruck im sehr niedrigen Frequenzbereich (< 20 Hz). Dieser Schalldruck verursacht nachweislich schwere gesundheitliche Störungen des menschlichen Organismus, physisch und psychisch.

Die Folgen sind u.a. Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Atemnot, Tinnitus, Hör- und Sehstörungen. Dies gilt gleichfalls für den erzeugten hörbaren Schall wie auch für die rotierende, endlose Beschattung durch die Rotorblätter. Abgesehen von der Verschandelung der Umwelt durch WKA’s ist das Flächenpotenzial für weitere Windparks an Land im dicht besiedelten Deutschland ohnehin erschöpft und für die anstehende Erneuerung alter WKA’s wird es nicht überall neue Genehmigungen geben. Der Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Kohle und Kernkraft kann bekanntlich keinesfalls allein durch WKA’s an Land kompensiert werden, auch dann nicht, wenn man versucht, die Ausweitungspotenziale durch ein „Windbürgergeld“ zu vergrößern und dabei gesundheitliche Schäden der Anwohner billigend in Kauf nimmt. – Michael Deil

 

Dem z.Z. andauernden Hype der Diskussion über den Weiterbau von Windkraftanlagen an Land stehe ich ziemlich hilflos und verwundert gegenüber, hatte ich doch in der Vergangenheit die Ansicht gewonnen, die Energieerzeugung aus Wind läge in Zukunft auf den Meeren. Aber alle Medien, die sich mit dem erstgenannten Problem beschäftigen, erwähnen die zweitgenannten Möglichkeiten gar nicht mehr. Wieso nutzen wir in erster Linie nicht unsere Hoheitsgebiete auf den beiden Meeren zur entsprechenden intensiven Nutzung. Würde diese nicht eine weitere Nutzung an Land fast erübrigen? Zumal die einzelne Anlage auf dem Meer doch wegen der erheblicheren Windsicherheit und der erheblichere Effektivität der Anlage durch größere Auslegung ein wesentlich höheres Ergebnis hat? Zumindest möchte ich als Laie gern einmal über diese Diskrepanz aufgeklärt werden. Die gewissen Schwierigkeiten der Übertragung der Energie vom Meer bis nach Süddeutschland können nicht unüberwindlich sein. Da ist m. E. vor allem die Politik gefragt. – Joachim Kramer

 

In der Diskussion um das Windbürgergeld geht es zumeist, so auch in diesem Artikel, um ökonomische und ökologische Gesichtspunkte. Ich sehe hier aber ausserdem eine Frage der Gerechtigkeit: Es ist doch nicht einzusehen, dass Betroffene die Einschränkung ihrer Lebensqualität ohne Entschädigung hinnehmen müssen. Sie opfern etwas für die Gesellschaft und die Gesellschaft hat ihnen etwas zurückzugeben. – Dr. Reiner Durchholz

 

Und da ist sie wieder, die mMn unzulässige Vereinfachung der Energiewende auf den Ausbau der Erneuerbaren. Was wird denn passieren, wenn dieser einseitige Ansatz so weiter verfolgt wird? Es wird immer mehr Zeiträume geben, in denen schlicht ein deutliches Überangebot an Elektroenergie herrscht. Im Gegenzug wird es aber nicht davor schützen, daß es auch weiterhin Zeiträume geben wird, in denen die Einspeisung aus Erneuerbaren im Verhältnis zur installierten Leistung einfach nur ein schlechter Witz sein wird, der Begriff ‚Dunkelflaute‘ beschreibt es recht gut. Tatsächlich ist es doch so, daß zum Gelingen der Energiewende ein ganzer Kanon von Maßnahmen gehört. Durchleitung und Verteilung, Dezentralisierung und vor allem Speicherung und/oder Umwandlung sind da nur einige wichtige Baustellen, nicht zu vergessen die Verringerung des Energiebedarfs. Ich weiß natürlich, daß es zu allen diesen Punkten, außer vielleicht zum letzten, unterschiedliche Ansätze gibt, aber eine Diskussion darüber dürfte dem Ergebnis durchaus förderlich sein. – Thomas Weiße

 


 

 

Leserbriefezum Wochenmarkt „Kuchen mit ganzen Orangen“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Das Rezept „Mandel-Orangen-Kuchen“ im aktuellen Zeit-Magazin vom 9.1.2020 S. 12 funktioniert gut. Das weiss ich deswegen so genau, weil Sie es bereits im Zeit-Magazin vom 15.11.2018 veröffentlicht haben. Ist das bei Ihnen niemandem aufgefallen? Ich freue mich auf eine NEUE Rezeptidee in der nächsten Woche! – Fedor Mitschke

 

Ich habe meiner Frau aus dem letzten Zeitmagazin 3/20 den Artikel über den Orangenkuchen geschickt. (von Elisabeth Raeter) Der folgende, originelle Zusatz hat sich auf diese Email eingeschlichen: „Frau Raether hat Glück, dass sie mit einer Orange verheiratet ist. Dein Mann, zum Beispiel, hat eine Zitrone geheiratet. Zitronenkuchen schmeckt auch. Du Banane“. Was ist da geschehen? Wie kommt diese Bemerkung zustande? Über eine kurze Information wäre ich dankbar. – Gerhard Klüsener

 

Das von Ihnen vorgestellte Rezept Mandel-Orangen-Kuchen im Zeitmagazin 9.1.20 Nr. 3 hat mich sehr angesprochen. Ich habe das jetzt gleich ausprobiert. Er schmeckte köstlich. Kann es aber sein, dass die Angabe Springform Durchmesser 22 cm nicht vielleicht 26 cm sein muss? – Käte Keppler

 

In Ausgabe 2018/47 and 2020/03 haben Sie fast das gleiche Rezept für einen Mandel-Orangen-Kuchen wiedergegeben. In Ausgabe 2018/47 hat die Autorin es nicht für notwendig gehalten die Quelle zu zitieren aus welchem das Rezept stammt (von Claudia Roden). https://www.zeit.de/zeit-magazin/2018/47/kuchenrezepte-schokokuchen-gugelhupf-bauernkuchen-apfelkuchen/seite-6In Ausgabe 2020/03 wird behauptet, dass laut Original Rezept bei 190 C Umluft gebacken wird. Wenn mann jedoch zum Beispiel bei Frau Roden´s Rezept bei The Guardian nachschaut: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2016/oct/27/20-best-cake-recipes-ofm-part-4-nigel-slater-claudia-roden-cheesecakedann wird klar, dass hier nur beschrieben wird bei 190 C zu Backen; von Umluft kann keine Rede sein: „Bake at 190C/gas mark 5 for an hour. Let it cool before turning out.“

Das Rezept wurde 1968 in ‘A Book of Middle Eastern Food’ publiziert; die wenigste Heimofen waren damals mit Umluft ausgestattet. Ich bin überzeugt davon das diese Kuchen herrlich schmeckt, aber 2 Mal das fast gleiche Rezept zu drucken ist nicht unbedingt notwendig. Die erste Autorin würde ich raten Quellen zu zitieren. Bei der zweite Autorin bin ich mir nicht sicher ob vielleicht in der Deutsche Übersetzung etwas anderes stand als im Englischem. Natürlich ist dies in Betracht viele andere Sachen unwesentlich, aber gutes Journalismus setzt auch Genauigkeit voraus. – Marnix Schöyer

 


 

 

Leserbriefezur Deutschlandkarte „Standorte ausländischen Militärs“ von Johannes Palm im ZEIT Magazin

 

Ihrem Autor Johannes Palm sind bei der aktuellen Deutschlandkarte einige Fehler unterlaufen. Ich stamme aus dem Kreis Gütersloh und lebe seit rund 30 Jahren in der Eifel, so dass ich mich auf diese beiden Gebiete beziehe. In Bielefeld selbst gab es nie eine britische Militärbasis, sondern in Gütersloh und im benachbarten Sennelager/Augustdorf. Dort sind die Briten aber seit vielen Jahren fort, wie mir in der alten Heimat verbliebene Freunde erzählen. Das Senne-Areal war demnach mal im Gespräch als möglicher Bestandteil eines Nationalparks im Teutoburger Wald. In der Eifel gab und gibt es keinerlei Militär in Hohenfels. Es ist ein winziges Dorf mit Mariengrotte, einem alten Lavabruch und Wanderreitstation ;-). Möglicherweise gemeint sein könnte etwa 15 Kilometer entfernt die Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun, von der aus für die Nato Abhöraktionen in Konfliktgebieten erfolgen. In Büchel ist ein Nato-Stützpunkt, nicht bloß einer für US-Truppen. Bitburg (s. Anlage) fehlt ganz in der Aufstellung. – Angelika Koch

 

Mglw hätten Sie Ihre Definition von Standorte und Basen erklären sollen. Beides jedenfalls gibt es erheblich mehr, und auch von anderen Nationen. Die Militär-Geheimdienste scheinen ganz zu fehlen, bilaterale Einrichtungen wie „Marshall- Center“ auch. Das Fehl an Standorten von Verbänden in den Beitrittsländern ist nicht „auffällig“, sondern in Verträgen geregelt – die allerdings nicht von allen Vertragspartnern identisch interpretiert werden, wie bspw. „dauerhaft“… Auffällig ist aber das Fehl an der Küste – und ebenfalls falsch. Vielleicht haben Sie „Militär“ als „military“ übersetzt? –Franz Berger

 

In Ihrem Artikel mit Grafik <Standorte ausländischen Militärs> ist leider eine Ungenauigkeit (Fehler). Auf der Infografik ist Vaihingen als Standort eingezeichnet. Sie meinen bestimmt das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (Eucom) in Stuttgart-Vaihingen. Das müsste dann in der gleichen Linie wie Böblingen und Filderstadt abgebildet sein. In der Karte ist jedoch wohl die große Kreisstadt Vaihingen an der Enz als Standort eingezeichnet. S-Vaihingen liegt 30 km südlich von Vaihingen/Enz. Ich weiß natürlich nicht ob Sie oder die Illustration 1 Kilo war, der das das wohl verwechselt hat. Ich bin von der Gegend und auch kein Oberlehrer. Sie können beruhigt sei, die Verwechslung der zwei Vaihngen kommt öfters vor. – Dieter Volz

 


 

 

Leserbrief zum Titelthema „“Ich mag das normale Leben. Dafür möchte ich schöne Dinge entfwerfen““ von Inga Sempé et al. Im ZEIT Magazin

 

Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein derartig schlechtes Titelbild auf dem Zeit-Magazin gesehen zu haben. Nr 3, 9.1.20. Schlechtes Licht ( geblitzt? ), schlechte Perspektive, – Augenhöhe -, schlechtes Framing. Das Bild lässt keinerlei Rückschlüsse auf die Tätigkeit der Künstlerin zu. Auch die anderen Bilder von Herrn Unger : katastrophal, schlecht belichtet, unscharf, völlig beliebig. Entweder ist Herr Unger kein Fotograf, oder er tut so, als wäre er keiner. Das ist ihm gut gelungen. – Albrecht Sohst

 


 

 

Leserbrief zu „Fast überhört“ von Nadine Redlich im ZEIT Magazin

 

Ich wäre so dankbar, wenn ihr eine würdige Nachfolge für Janosch finden könntet. Die neuen Cartoons sind nicht nur schlecht gezeichnet, sondern auch unsäglich langweilig. – Carolin Bernhard

 


 

 

Leserbrief zu „Mirko Borsche schenkt dem Nachbarsjungen ein Spielzeug-Klo“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

 

Also, diese Geschichte ist einfach nur schlecht erfunden. Weder glaube ich Herrn Borsche die Dreistigkeit, einen solchen Ausbund an optischer und akustischer Hässlichkeit (im Kontrast zum exquisiten Design im Zeitmagazin besonders deutlich) ungefragt in die Nachbarwohnung zu schleppen, noch kann ich mir Eltern vorstellen, die einen solchen Übergriff zulassen würden. Am besten strengt Herr Borsche sich nächstes Mal ein bisschen mehr an und erzählt uns, wenn schon keine wahre, so doch eine besser erfundene Geschichte. – Susanne Roether

 


 

 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle einmal dafür danken, dass Sie uns Leser des Zeitmagazins an Ihrem Leben mit Ihren Töchtern teilhaben lassen und auch Ihren Töchtern danken, dass sie diese Einblicke zulassen. Selbst Mutter von inzwischen 3 erwachsenen Kindern und 2 Enkelkindern muss ich immer wieder darüber schmunzeln, wie ähnlich doch die Geschichten in den Familien sind – auch 30 Jahre später -wie genial unsere Kinder uns immer wieder als ’naiv‘, ‚dumm‘ oder ‚antiquiert‘ hinstellen, wie machtlos wir ihren Argumenten gegenüber sind, die manchmal auch ohne Inhalt sind. Und wir ‚dürfen‘ so viel von unseren Kindern lernen – ich noch heute. Ich wünsche Ihnene weiterhin viel Freude mit Ihren Töchtern, den Töchtern viel Gelassenheit ihrem Vater gegenüber und der ganzen Familie weiterhin ein so gesundes Miteinander, wie es in Ihren Artikeln zum Vorschein kommt. – Dorothee Schmid