Lesezeichen

30. März 2017 – Ausgabe 14

Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Das Austarieren von Machtverhältnissen und Geschlechtszugehörigkeiten ist wichtig und hat auch seine Zeit. Allerdings tendiert der Mensch, gerade in Krisensituationen zu Identifikationsfiguren, die sich seiner Anliegen annehmen und sie verkörpern.

Oder schlicht gesagt: Macht macht sich an Gesichtern fest.

Wenn nun die Grünen ein Problem mit der Darstellung von Macht haben, haben sie für diesen Zustand die beste aller Konstellationen gewählt: die doppelte Doppelspitze!

Welches Gesicht, welcher Mensch verkörpert nun die Essenz der Grünen? Oder andersherum gefragt, warum ist Kretzschmann als Identifikationsfigur so erfolgreich und deshalb so beargwöhnt in der eigenen Partei? (interessant ist, daß mehrere Parteien mit Doppelspitzen nicht so gut wegkommen).

In einer Zeit von neuen Arten der Führungskultur (i.e. leadership – wem Führung zu belastet ist, der kann ja Management sagen…) ist die Gefahr von autokratischem Herrschen eher kleiner geworden (es sei denn, man wählt ein Kind z.B. ins Weiße Haus oder in den Palast in Ankara…etc.).

Sprich die checks and balances werden sicherlich gerade bei den Grünen funktionieren.  Viele zielgerichtete Gebilde – der Staat als Gebilde mit dem Ziel des Wohls seiner Bürger – die Firma mit dem Ziel des Wohlstands für Eigner und idealerweise Beschäftigte – oder das Orchester mit dem Ziel von Musikalität und Exzellenz- funktionieren eben einfach besser mit der Einen/dem Einen an der Spitze und je mehr diese(r) Eine zum Wohle aller „führt“, desto besser für alle. (jetzt habe ich sogar die grünen -Innen übernommen, haha)

Vielleicht eine Lektion, die die Grünen mal lernen müssen, um wirklich in der Mitte anzukommen?!? – Wolfgang Michel 


Leserbrief zu “ Je oller, desto doller“ von Stefan Schirmer

Sehr geehrter Herr Lammert. Die über Jahre gültigen Regeln ändern, wenn sich ihr Ergebnis gegen die Auffassung der Herrschenden richtet.

Das nenne ich Demokratie nach Gutsherrenart. Danke, Herr Lammert, dass Sie die Charaktermaske abgenommen haben und mit Ihnen die bekannten Fraktionsvorsitzenden. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“, forderte einst Goethe. Ich weiß jetzt, dass „edel“ für wichtige Menschen nicht mehr relevant ist und ich weiß deshalb, wen ich (leider) nicht mehr wählen kann. Macht aber nichts! Der Beifall der Mehrheit ist Ihnen sicher und in Kürze werden Sie wieder gemeinsam den Charakter von Erdogan und Trump kritisieren. Viel Erfolg weiterhin. – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Als beruflich vom schwerpunktthema „abiturienteninflation“ betroffener kollege kurz der hinweis, daß ihre ausgangsfrage einen gewissen nostalgisch-historischen kern hat, wurde sie zu verschiedenen zeitpunkten in der vergangenheit (z.b. bildungsoffensive der späten 60er jahre) bereits diskutiert.

auffällt: deutschen schul- und bildungspolitischen diskurs schließen sich für bestimmte kreise offenbar quantitatives wachstum bei den schul-/bildungsabschlüssen und bewahrung des zugrundliegenden niveuas aus – zumidnest ist dies eine konstante in der argumentation der kritiker der prozentualen steigerung der zahl der abiturienten.  – Friedrich Lenz


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Mein Sohn macht in einigen Wochen  Abitur. Er ist sehr angespannt, lernt viel… Es ist sicher eine anstrengende Zeit, wenn man sich auf die Prüfungen vorbereiten muss, wenn man weiß, dass immer mehr Unis einen NC verlangen.

Wenn ich dann ständig in der Presse so etwas lesen muss, wie Sie hier schreiben, dann ärgere ich mich ganz fürchterlich!

Das ist sowas von undifferenziert und ungerecht! Bitte denken Sie doch nur ein einziges Mal daran, was das für die jungen Leute bedeutet, die das ganz ernst nehmen und stolz sind auf ihre Leistungen. Sehr motivierend! Wenn man kein Abi schafft, muss man ja besonders dumm und unbegabt sein und wenn man ein gutes Abitur macht, dann ist das ja eh nichts wert. Echt scheußlich! – Ute Carls


Leserbrief zu “ Europas radikalisierer“ von Rauf Ceylan et al.

In der aktuellen Ausgabe der Zeit (N. 14), in dem Artikel „Europas Radikalisierung“ (Abschnitt Glauben und Zweifeln) bin ich auf etwas gestoßen, das mir leider allzu oft begegnet.

Es geht um den Gebrauch des Wortes „Afrika“ als würde es ein Land beschreiben, denn es wird als Afrika neben anderen Ländern aufgezählt. Ich zitiere: „Terroristische Gruppen in Afrika und Afghanistan …“ (Dritte Spalte unten).

Überlegt man es sich genau, würden Sie niemals schreiben: „Terroristische Gruppen in Afrika und Asien…“. Aus dem einfachen Grund, dass das verallgemeinernd und unprofessionell wäre. Sollte es in ganz Afrika terroristische Gruppen geben, klären Sie mich bitte auf. Wenn nicht -und davon gehe ich aus- wäre es auch richtig, das im Sprachgebrauch wiederspiegeln zu lassen. Ansonsten tragen Sie als Zeitung dazu bei, was die Verbreitung einer „Single Story“ (Vergleichen Sie: „The Danger of the Single Story“, Chimamanda Ngozi Adichie) gennant wird.

Da ich DIE ZEIT für ihre wohl recherchierten und qualitativ hochwertigen Artikel schätze, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie sich von dieser Narrative über Afrika als ‚homogene Einheitsmasse‘ distanzieren würden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel eventuell von mir öffentlich geführt wird und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung nutzen werde. – Céline Kempen


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Die Antwort gebe ich Ihnen als Mutter von vier Kindern.

Wussten Sie das mehr als 50 % der Kinder ganz viel Nachilfe bekommen? Wussten Sie das man mit Realschulabschluss keine kaufmännische Lehrstelle bekommt? Wussten Sie, das selbst eine drei im Abitur ohne Vitamin B keine Basis für den Erhalt einer Lehrstelle ist? Wussten Sie das selbst kleinst unternehmen auf ihrer Internet Seite fordern: deutsch, Mathe, englisch 2? Wussten Sie das man ohne 2.4 im Abi keinen Studienplatz bekommt?

Mein Sohn hat Fachhochschulreife im Sommer. Er möchte eine Tischlerlehre machen. Er bekommt auf seine Bewerbungen nicht mal eine Antwort.  Ja, wussten Sie das?! Somit sorgt man dafür , das sein Kind Abi hat. Ein gutes Abi. Das Abi ist nicht zu leicht, sondern wir Eltern machen und tun, damit sie es schaffen und dann Ihnen alle Türen offen stehen.

Wie ist das neueste Kredo des Handwerks: Abiturienten!!!  So geht real Life in Deutschland. Online Test, sie vom Nachhilfe Lehrer gemacht werden oder der Mutter oder dem Vater, damit die Kinder überhaupt zum Gespräch eingeladen werden.  Denn die Person ist egal. Es zählt nur die Note! So geht Deutschlands Wirtschaft mit jungen Menschen um – A. von Schubert 


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

“ Der schon auf der Titelseite groß angekündigte Artikel “ Abi für alle!“ blieb sehr an der Oberfläche. Den Pisaschock als ein Wendepunkt der bundesdeutschen Bildungspolitik führt der Autor richtig an, vergißt aber eine wichtige Konsequenz zu erwähnen, nämlich die ins unermessliche gesteigerte Testeritis. Alles wurde gemessen, in Vergeichsarbeiten, Tests in Jahrgangstufen und im Ausbau der zentralen Abiturprüfungen ,auch da wieder die Absicht, Daten zu gewinnen und Vergleiche anstellen und mögliche Defizite feststellen zu können. Durch das von Schulministerien verordnete Zentralabitur, dem sich nur Rheinland-Pfalz größtenteils entzog und bei der vom Mathelehrer  Freese gelobten Übung blieb, die Abituraufgaben von den Schulen erstellen zu lassen ,was das Niveau nicht sinken ließ, kam es zu einer Nivellierung, weil die Ergebnisse des Abiturs natürlich zum Politikum wurden. Kein Schulminister konnte es sich leisten, zu viele Versager unter den Abiturienten zu haben, das hätte Elternschaft, Presse und Opposition nebst anderen gesellschaftlichen Kräften auf dem Plan gerufen. Also wurden die Abituraufgaben nicht sehr schwer. Ob die höhere Zahl der Abiturienten gegenüber früher nun fast den Untergang de Abendlandes einleitet, sei mal dahingestellt. Ich kann mich noch an Zeiten erinnnern, da ertönten starke Forderungen aus der Wirtschaft nach einem mehr an Abiturienten.

In einem hat der Autor allerdings Unrecht, indem er unterstellt, in Zeiten eines hohen Wirtschaftswachstums in den 50er und 60er Jahren hätte es weniger Abiturienten gegeben und da eine Korrrelation unterstellt.  Das Wirtschaftwachstum der Nachkriegszeit, auch Wirtschaftswunder genannt, hat aber auch garnichts mit der Zahl der Abiturienten zu tun. Vielmehr resultierte daraus der Ruf nach mehr Abiturienten wie dann auch in Georg Pichts Bildungsnotstandsbefund deutlich wurde. Da liegt der Autor voll daneben, entweder hat er seinen Geschichtsunterricht verpennt oder schlecht recherchiert.“ – Conrad Goerg


Leserbrief „Gemütlich und Gefährlich“ von Hans Schuh

Sie wissen doch, wie das bei „Waldsterben“ war und ist: Ein minimaler Faktenkern wird von ökoglaubensstarken Betrügern mit einer riesigen PR im Rücken grandios aufgeblasen. „Vorzeitigge Todesfälle“, dass ich nicht lache. Genzwerte: wie immer passen gemacht und passend gemessen. Der Mensch ist bei den Irren das Umweltproblem, da hilft nur eine Menschheitsreduziderung bis zum ökologisch verträglichen Maß? Jede Wohlstandsbequemlichkeit kosten wieder ein paar Menschen den Platz auf den Ökoplaneten? Das ist der neue Aberglaube, die neue Weltrettungsideologie der wie immer extrem leicht verführbaren Deutschen. Das sind „Gefährder“!

Siehe: http://www.keckl.de/texte/Waldsterben%20Irrtum%20mit%20Folgen%20bis%20heute.pdf

Statt den Gefährdern auf dem Leim zu gehen, sollten Sie mal kcuken, was an der Kern ist, was wirklich dran ist. – Georg Keckl


Leserbrief zu „Zimmer frei“ von Kerstin Kohlenberg

Ihr indirekter Vorwurf, das Trump alles ummodeln will, ist doch auch der Wunsch vieler Bürger. Dafür ist er gewählt worden.  Auch das Sie immer wieder die Qualität der eingesetzten Mitarbeiter daran festmachen, ob der oder die Betreffende Erfahrungen mitbringe, geht an der eigentlichen Sache vorbei. Trump braucht Mitarbeiter die auch innerlich seinen Kurs mittragen. Trump ist angetreten, die etablierten Parteien aus ihrer Verantwortung zu entlassen.

Das wäre auch in Deutschland nicht verkehrt. Der Staatsapparat mit über 600 Bundestagsabgeordnete ist so überflüssig wie ein Kropf. Der Staatsapparat wächst und wächst und keiner scheint sich aufzuregen. Ob Trump damit Erfolg haben wird, kann man erst nach zwei Jahren beantworten – wenn überhaupt. Ein ganzes Land politisch umzugestalten ist eine Bärenarbeit. Wer heute schon den Stab über Trump bricht, sollte man nicht ernst nehmen.  Ihre Autorin Kerstin Kohlenberg hält sich mit ihren Beitrag zurück, das ist zu begrüßen. Anders als die vielen Populisten, die sonst für die Medien unterwegs sind.-Gunter Knauer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Mein Name ist Joshua Lindhauer, und ich gehe derzeit in die 12. Klasse des Dillmann-Gymnasiums in Stuttgart. Am 26. April startet das schriftliche Abitur 2017, hier in Baden-Württemberg, im Fach Deutsch.  Ich selber werde das schriftliche Abitur in den Fächern Deutsch, Mathematik, Biologie (auf Englisch) und Englisch ablegen.  Ich habe gerade das Dossier „Abi für alle!“ gelesen und möchte mich ihrer Darstellung der Anforderungen entgegenstellen.

So stellen sie in ihrem Artikel die Sichtweise des Herrn „Frese“ dar, welcher als ehemaliger Prüfungsaufseher der Meinung ist, dass gerade in der Mathematik das Niveau in den vergangenen Jahren spürbar gesunken sei. Diese Meinung kann ich nicht teilen, zumindest hier in Baden-Württemberg ist das Niveau der Mathe Prüfungsaufgaben kontinuierlich gestiegen. Wie ein Großteil der Schüler bin auch ich in Mathenachhilfe, und mein Nachhilfelehrer hat mir bereits mehrmals gesagt, dass sein Matheabi (ebenfalls in BaWü abgelegt) im Vergleich zu dem heutigen gerade zu ein Witz sei und, dass das Niveau seit Jahren ansteigt. Ich gebe ihnen durchaus Recht, einige Aufgabenteile sind auch für Schüler der neunten oder der achten Klasse machbar. Doch muss ein Schüler in Baden-Württemberg 11 (von 60)Verrechnungspunkte erreichen, um einen Notenpunkt ( zu erhalten. Um fünf Notenpunkte (4,0)  zu erhalten müssen gar 30 Verrechnungspunkte erreicht werden. Um eine solche Punkteanzahl zu erreichen reicht es nicht die einfach nur Anwendungsaufgaben lösen zu können, vielmehr müssen auch in Mathematik Transferaufgaben gelöst werden.

Auch stellen sie in ihrem Artikel eine Biologieaufgabe aus dem Abitur 2009 vor. Zugegeben, die abgedruckte Aufgabe ist nicht besonders schwer, doch auch beim Biologieabitur bin ich der Meinung, dass ihre Darstellung ein falsches Licht auf die Anforderungen im Biologieabitur wirft. So trifft der abgedruckte Aufgabentyp auf den Anforderungsbereich I (Anwendungsaufgaben) zu, meistens ist eine solche Aufgabe Grundlage für eine darauf aufbauende Aufgabe des Anforderungsbereichs III (Transferaufgaben)

Hierzu ein Beispiel: Beschreiben Sie mithilfe der Abbildung 2b die Aufnahme von Botulinumtoxin in die Nervenzelle und seine Wirkung in der Nervenzelle. Erläutern Sie die sich daraus ergebenden Folgen für die Erregungsübertragung und begründen Sie den Einsatz bei der Behandlung des Lidzuckens. (Profil-/Neigungsfach Biologie (Baden-Württemberg, Abitur 2011). Aufgabe II Zytologie, Erregungsübertragung, Membrantransport, Immunreaktion

Auch schreiben sie, dass ein Auswendiglernen nicht mehr gefordert werde, auch diese Darstellung ist so nicht vollkommen zutreffend, zwar ist es richtig, dass in den jüngeren Abiturjahrgängen vermehrt Informationstexte gegeben werden, in denen essenzielle Informationen gegeben werden, jedoch muss auch heute noch zuvor gelerntes wiedergegeben werden. Solche sogenannten Standardaufgaben kommen in jedem Abitur vor und meine Biologielehrerin hat uns eine DIN-A4 Seite an solchen Standardaufgaben ausgegeben (35 verschiedenen Aufgabentypen zu Anforderungsbereich I/II). Und zusätzlich zu diesen Aufgaben kann im Biologieabitur ein beliebiges Thema der Klassen 5-12 im Anforderungsbereich I abgefragt werden. So lautete im Abitur 2016 beispielsweise ein Frage „Nennen Sie vier grundsätzliche Unterschiede zwischen Insekten und Säugetieren“. Solche Unterschiede werden in Klasse 7/8 behandelt und gelten daher als Voraussetzung.

Natürlich kann ich hier nur für die Anforderungen in Baden-Württemberg sprechen, doch ich finde eine solche Darstellung unfair. Es wird so getan als müssten Schüler für ihr Abitur nichts mehr leisten, was schlicht nicht stimmt. Unsere Lehrer haben uns teilweise empfohlen, bereits im Januar mit den Vorbereitungen auf das Abitur anzufangen, spätestens aber 1-2Monate vorher. Ich bin mir bewusst, dass die Anforderungen an Universitäten und Hochschulen noch einmal höher ausfallen werden, aber deshalb heißt es noch lange nicht, dass das Abitur ein Kinderspaziergang sei.

Falls sie ein Interesse an den wirklichen Anforderungen der Abiaufgaben in Baden-Württemberg haben, können sie sich die Orginal-Prüfungsaufgaben beim Stark-Verlag beschaffen, und einmal versuchen ein komplettes Biologie- oder Mathematikabitur zu lösen. – Joshua Lindhauer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele, mehr noch: er deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Ich habe 2015, vor nicht allzu langer Zeit, in Bayern Abitur gemacht. Als ich mich vor gut drei Jahren auf die Prüfungen vorbereitete, ging ich davon aus, das Abitur sei das, als das Herr Agarwala es beschrieben hat: „den schwierigsten Abschluss, den das deutsche Schulsystem vorsieht“. Je besser ich die Prüfungsaufgaben der vergangenen Jahre kennenlernte, desto mehr bestätigte sich seine These: das Niveau ist in den letzten Jahren gesunken. Die meisten Aufgaben sind nunmehr nach dem beschriebenen „Streifenhörnchen-Typus“ gestellt. Beispielsweise in Chemie: für das einfache Beschreiben einer geradlinig verlaufenden Kurve in einem Reaktionszyklus wurden drei Punkte vergeben.

Der Reaktionszyklus selbst wurde im Laufe des Unterrichts nie besprochen: fachliche Für die Vorbereitung auf das Mathe-Abitur, für das ich wirklich kämpfen musste, arbeitete ich sämtliche Prüfungen seit 2011 durch. 2013 wurden in Bayern „gemeinsame Aufgabenteile“ mit anderen dahinterliegenden Mathematik anhand hochkomplexer Aufgabenstellungen erfragt wurde, wurden nun auf einmal drei Punkte an jeden verschenkt, der den Betrag eines Vektors berechnen konnte. Verschenkt, denn dafür gibt es eine einfache Formel.

Diese stand in der Formelsammlung, die jeder von uns in die Prüfung mitnehmen durfte. Wir mussten die Koordinaten des Vektors einfach nur einsetzen. Kenntnis war also weder nötig noch erwünscht, um die Aufgabe zu lösen. Bundesländern eingeführt. Während davor ein tiefergehendes Verständnis der Nun soll man ja nicht vom Einzelfall auf die Allgemeinheit schließen, aber Ihr Artikel zeigt, dass ich mit meiner Erfahrung richtig liege. Ich frage mich: ist das sture Einsetzen in Formeln wirklich drei Punkte wert? – Jan Doria


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Die aus der insgesamt überzeugenden Analyse der Bildungssituation in Deutschland gezogenen Konsequenzen, nämlich Erschwerung des Abiturs oder Verzicht auf jede Regulierung, müssten um eine weitere Alternative ergänzt werden: die Entkoppelung von Abiturzeugnis und Studierfähigkeit , was zur Zeit der „Erfindung“  des Reifezeugnisses bereits einmal Realität war. Die Gymnasien könnten sich auf die Förderung von Wissen und Kompetenzen ihrer Schüler konzentrieren, nicht auf Zeugnisse und Noten, die Unis würden prüfen, ob die Bewerber die für den jeweiligen Studiengang nötigen Voraussetzungen mitbringen. Die Gymnasiallehrer könnten ihre gut gemeinten Bemühungen einstellen, beim kriminellen Vergleich der Abiturnoten aus unterschiedlichen Schulen und Bundesländern die Chancen ihrer Schüler durch immer bessere Noten  zu erhöhen. Auch der mathematische Unfug der Durchschnittsnoten mit Kommastellen wäre endlich unnötig. Von der Uni nicht akzeptierte Studienbewerber könnten trotzdem voll Selbstbewusstsein mit ihrem Abitur eine Handwerkerausbildung antreten. Warum nicht als Dachdecker mit Abitur? –  Dr. Dieter Marenbach


Leserbrief zu Grafik: „Klimawandel Übersäuert“ von Anne Gerdes und Mathias Tertilt

ich möchte hiermit zu einem Beitrag in der Zeit vom 30.03.17, Abschnitt 40 Wissen Stellung nehmen.

In der Grafik: Klimawandel Übersäuert entwickeln Sie ein Horrorscenario, das man auch ganz anders sehen kann.

Vorab: In den 1920er Jahren gab es den Gedanken, dem Hunger der Erde dadurch zu begegnen, die Kohle-Vorräte der Insel Spitzbergen zu erbohren und anzuzünden, um die Atmosphäre mit CO2 bzw. Kohlendioxid, dem wichtigsten Pflanzen-Nährstoff,  anzureichern, um höhere Erträge bei der Produktion von Nahrungsmitteln zu erzielen. Auf Grund dieser Tatsache wird auch heute von Gartenbau-Betrieben die Luft ihrer Gewächshäusermit CO2 begast, um z.B. Erträge und Qualität erzeugter Gurken oder Tomaten zu erhöhen.

  1. Vor ca. 400 Mill. Jahren waren die CO2-Konzentration & die mittlere Temperatur der Erd-Atmosphäre deutlich höher als heute. Die Folgen waren Eis-freie Polkappen und Gebirge, kaum Wüsten, ein sehr viel üppigeres Pflanzen-Wachstum und damit wahrscheinlich auch mehr Tiere auf der Erde als heute.
  2. Sie behaupten unter 3. Pflanzen & Tiere hätten sich über Millionen von Jahren an ihre Umgebung angepasst. Diese Aussage ist falsch. Sie setzen voraus, dass es in den letzten Mill. Jahren keine großen Änderungen gegeben habe. Das ist falsch: Während der letzten 2 Mill. Jahre wirkten mindestens vier Kalt- bzw. Eiszeiten auf der Erde, in denen die Temperaturen und die CO2-Konzentrationen der Erdatmosphäre deutlich niedriger als heute waren. Pflanzen und Tiere mussten sich also häufig an geänderte Umwelt-Bedingungen anpassen. Änderungen erfolgten u.a. durch Vulkan-Explosionen. So führte z.B. im Frühjahr 1815 die Explosion des Vulkans Tamora auf der Insel Java selbst in Europa infolge vieler Vulkan-Partikel in der Atmosphäre zu einem Jahr ohne Sommer, in dem keine Sonnenstrahlen die Erde erreichten, mithin keine Pflanzen wuchsen und Hungersnot herrschte.
  3. Sie postulieren  Höhere CO2-Konzentrationen und höhere Temperaturen der Erd-Atmosphäre erhöhen auch Temperatur- und CO2– Konzentration der obersten Wasserschicht der Meere. Das ist richtig! Daraus folgt aber auch, dass sich insbesondere Algen im Meerwasser stark vermehren, von denen sich  u. a. viele  Fische und andere Wassertiere ernähren.
  1. Sie postulieren unter 3. einen Rückgang der Fischbestände der Meere als Folge von Wassererwärmung und erhöhter Säurekonzentrationen des Meerwassers. Diese Aussage ist fragwürdig. Die Fisch- und Wal-Bestände der Weltmeere sind in den letzten Jahrzehnten tatsächlich stark zurück gegangen. Das wird aber überwiegend damit erklärt, dass zu viele Fische und Wale gefangen und vom Menschen verzehrt werden.

Dr. Dr. h.c. Hans- Peter Blume


Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Die Grünen habe ich noch nie gewählt. Für mich ist es ein Wunder, das immer noch über. 6% und teilweise sogar über 10% zu ihr halten. Die Grünen sind auf der Stelle getreten. Die Umwelt ist heute auch bei allen anderen Parteien ein Thema. Die Grünen sind als Protestpartei groß geworden. Das tun sie immer noch. Das reicht nicht mehr im Zuge der Globalisierung.  Und wenn ich die Führungsriege mir so anschaue, dann fällt mir dazu auch nur wenig ein.

Winfried Kretschmann hat den Aulfösungsprozess etwas verschoben. Er ist ein Vernunftspolitiker, das haben die Grünen nicht unbedingt geschätzt. Auch das war ein großer Fehler der Partei.  Lange Zeit hat Josef Fischer der Partei den Stempel aufgedrückt. Das ist längst vorbei. Eher hat er sich gedanklich von Ihr entfernt. Als Aussenminister hat er wegen der Bosnienfrage seine letzte Schlacht geschlagen. Das war’s dann. Die Wählergruppe, wie ich lesen konnte, setzt sich vorwiegend aus Beamten zusammen. Auch das spricht für sich. Für mich sind die Grünen tot. Sie wissen es nur noch nicht. Der neue Name, die Bündnis/Grüne, hilft da auch nicht mehr. Zu den Umfragewerten sei gesagt: Wir sollten nach England schauen: dort dürfen die Meinungsforscher vor Wahlen keine Ergebnisse veröffentlichen. Das ist doch eine kluge Lösung. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

Nach der harschen kritik ein lob für den artikel auf der ersten seite. die besten journalisten sind für mich tina hildebrant und chritiane hoffmann also 2 frauen.ich schätze die frauen mehr als die männer, weil sie weniger brutal sind. nun zum lob, 1970 wurde ich ein halblinker lehrer und wunderte mich, dass man bei krankheit 120 % durch beihilfe und priv. vers. „verdienen“konnte.

ich habe mich seit dieser zeit  durch beihilfe und stationäre krankenhausaufenthalte versichert und immer einen teil selber bezahlt,nämlich die differenz  20 bis 30 %. da es uns finanziell sehr gut geht, ist das okay. bin aber auch der auffassung, dass jeder je nach sozialstand einen teil der krankheitskosten selber tragen sollte, auch wenn es nur minimale beträge sind.  – Dir Kaufmann


Leserbrief zu “ Nie ohne sie“ von Lousia Reichstetter

Erst einmal vielen Dank, dass Sie Mileva Mariçs Anteil an der Einstein allein zugeschriebenen Leistung in Ihrem Artikel zur Sprache bringen. Sie kennen sicher die 1994 in der deutschen übersetzung erschienene Einstein-Biographie „Die geheimen Leben des Albert Einstein“ von Roger Highfield und Paul Carter, in der auch einige Fotos von Mileva Mariç und der zweiten Frau Einsteins, seiner Cousine Elsa zu sehen sind. Ich meine, auf dem von Ihnen abgebildeten Foto nicht Mileva, sondern Elsa zu erkennen. Es gibt sehr schöne Fotos von Mileva Mariç. Sie finden sie nicht nur in der genannten Biographie, sondern auch im Internet.

Mich hat die Lektüre der Biographie vor fast 20 Jahren zur intensiveren Beschäftigung mit Einsteins Leben und dem Schicksal seiner ersten Tochter und seines ersten Sohnes angeregt und zu meinem MILEVA-Gedicht inspiriert, das ich Ihnen in der Anlage sende. Außerdem habe ich mich – bisher leider vergeblich – dafür eingesetzt, endlich einmal eine Schule nach Mileva Mariç zu benennen. Einstein-Gymnasien gibt es schon genug.  – Christel Jachan


Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Vielleicht werden die Grünen ironischerweise auch Opfer der Trump-Aussenpolitik. Wenn die US-Regierung den atomaren Schutzschirm über Westeuropa abbaut und zusätzlich die Briten in den Brexitverhandlungen ihre Militärmacht als Drohpotenzial einbringen, könnte selbst so manchem Grünenwähler schwanen, dass zumindest in den nächsten 5 – 10 Jahren der Klimawandel unser geringeres Problem sein wird. Dann geht es um die militärische Sicherheit der EU, inklusive des evtl. Aufbaus eines eigenen atomaren Rettungsschirmes. Und genau dafür sind die Grünen die falsche Partei. –   Egbert Mohr


Leserbrief zu „Gelobtes Land“ von Anant Agarwala

Ich danke Ihnen für den schönen Artikel   „Gelobtes Land“. Hoffentlich haben die engagierten Baumeister im Mathematikunterricht besser aufgepasst als Sie. Dann werden sie wissen,  dass es einen „grössten gemeinsamen Nenner“  leider nicht gibt. Beim Dorf der Zukunft soll es wohl eher um den kleinsten gemeinsamen Nenner gehen.

Ich wünsche allen Beteiligten Erfolg! – Irmgard Heise


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

In Ihrem Artikel kommen alle wesentlichen Aspekte der heutigen Misere unserer Bildungslandschaft zur Sprache. Leider fehlt der Nachdruck, den das Beispiel des Dachdeckers aus Stuttgart-Zuffenhausen zeigt: Es ist ein Skandal, wie primitiv die Bildungspolitik im Gefolge des sogenannten ersten „Pisa-Schocks“ reagiert hat. Als ob eine Gesellschaft nur Akademiker (und dazu noch schlechte!) bräuchte. Wenn wir nicht umsteuern, wird genau das passieren, was mir mein Heizungsinstallateur schon vor zwei Jahren gesagt hat: Wenn die Heizung im Winter defekt ist, kommt künftig keiner mehr, um sie zu reparieren, sondern es wird eine Hotline geben, die einem vielleicht erklärt, welchen Nippel man durch welche Lasche ziehen muss. Oder das Haus bleibt kalt.

Wir brauchen dringend gute Handwerker, Bäcker, Fleischer, Schuster, Dachdecker, Installateure usw. – was sollen wir mit diesem Heer an Akademikern? – Franz Schneider


Leserbrief zu “ Reform der Intelligenz“ von Botho Strauss

Vielen Dank für der Abdruck des Textes von Botho Strauß „Reform der Intelligenz“ (die Zeit von 30.03.2017). Er ist wahrhaft inkommensurabel, es fällt aus der Zeit.

Es ist richtig, dass der heutigen politischen und intellektuellen „Elite“ der „Witterungssinn“ völlig abhanden gekommen ist. Warum sollten sie diesen Sinn noch haben? Es geht doch dieser Elite prächtig („Ideenkitsch“). Sie kann sogar im Zeit-Shop edierte Kugelschreiber für 100 Euro pro Stück einkaufen. Weil diese Elite eben nicht verzweifelt ist, aber irgendwie dann doch empathisch denkt, sind ihre Ideenprodukte eben sozial-kitschig. Ja, es fehlt allgemein der Sinn dafür, dass auch eine Demokratie und ein Rechtsstaat diktatorisch sein können, ja bereits sind („demokratische Diktatur“ B.S.). Auch Hannah Arendt hat sehr tiefsinnig und weitsichtig die Folgen der „Hegemonie des Sozialen“ heraus gewittert. Sie fand den „sozialen Mitleid“ heuchlerisch und unpolitisch. Auch Josef Brodsky hat auf seine poetische understatementartige Weise darauf hingewiesen.

Wie gut, dass es solche paradox schweigenden Ausnahmen – wie Botho S. – noch gibt.

Ich bin fast 100% sicher, dass Sie meinen Brief nicht abdrucken werden, weil ich eben nicht berühmt bin. Nur Botho S. und vielleicht noch S. Zizek dürfen das Wort „demokratische Diktatur“ in den Mund nehmen. Ein Unbekannter – nicht. Danke noch einmal, dass Sie den Text von B.Strauß gedruckt haben. – Dr. Irina Spiegel


Leserbrief zu „Linker Irrtum“ von Tina Hildebrandt

Ich schätze die Wahl im Saarland ganz anders ein. Meines Erachtens geht es hier weniger um die Verhinderung eines Links-Linken Bündnisses als vielmehr darum, dass es überhaupt keine Wechselstimmung zur amtierenden Ministerpräsidentin und ihrer Koalition gab. Und hier liegt auch der Hund für die SPD begraben. Es gehört zur Arrhythmetik der Demokratie, dass sie von einer Entscheidung für die eine oder andere Seite lebt. Die Wahlanalysen aber zeigen sowohl im Saarland als auch im Bund, dass die Wählerschaft sich deutlich mehrheitlich ein Weiterregieren der großen Koalition wünscht. Was steht aber hinter diesem Wunsch? Die Mehrheit der Wähler will sich politisch-inhaltlich gar nicht entscheiden für die eine oder andere Richtung. Wenn aber die SPD die Wähler zu einer Entscheidung führen will, muss sie auch den Mut zur Opposition haben. Denn, warum soll sich die Wählermehrheit entscheiden, wenn sie im Zweifel doch immer beides haben kann. Deswegen muss Martin Schulz eine große Koalition ausschließen, wenn er wirklich Kanzler werden will, wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Legislaturperiode. Ansonsten ist seine Kanzlerbewerbung unglaubwürdig, weil die unentschiedene Mehrheit ihn dann zum Aussenminister machen wird, weil es die SPD auch so mitmacht.

In der Mathematik gibt es den Themenbereich des „linearen Optimierens“; mehrere unterschiedliche Funktionen werden überlagert. Der Bereich, der dazu führt, dass alle einzelnen Funktionen mit ihrem größtmöglichen Anteil das Gesamtergebnis berühren, führt zum optimalen Gesamtergebnis. Jede Entwicklung in das Ideal einer einzelnen Funktion vermindert das Optimum des Gesamtergebnisses. Solch eine Entwicklung stellt auch die Hinwendung einer überstabilen Regierungs-Mehrheit im Bezug auf die Gesamtheit der demokratisch-politischen Entwicklungen im Land dar. Es gehört daher auch zum Mut der Parteien, den Wahlbürger auch ein wenig zur Entscheidung zu drängen, wie es auch für den Arzt wichtig ist, den Patienten zu einer Therapie zu drängen, statt ausschließlich dem Patientenwunsch nachzulaufen. – Michael Parbs-Dalitz


Leserbrief zu “ Je oller, desto doller“ von Stefan Schirmer

Schöne Gesellschaft. Von den Medien ist man das gewohnt, daß die AfD in Sack und Asche gehauen wird. Die Medien haben bei den Bürgern ohnehin ihr Ansehen verspielt, deswegen hat das bei den Bürgern kaum Gewicht. Das die Politik sich ähnlich verhält, hat eine andere Qualität.

Demokratie ja, aber bitte nur zu unseren Bedingungen. Es tut mir leid: ein jämmerliches Bild. Erdogàn liegt gar nicht so falsch, wenn er den Deutschen in Sachen Demokratie Ahnungslosigkeit vorwirft. Ich bin mir ziemlich sicher, das wird eines Tages bestraft werden. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ich lese die ZEIT seit etwa 50 Jahren im Abo. (Daneben die SZ als Tageszeitung, kein Hamburger Abendblatt.) In letzter Zeit habe ich manchmal erwogen, mein Abo zu kündigen. –

Wenn ich meine ZEIT von der Fußmatte nehme, tut mir zuerst mein Postbote leid, der die fast ein Kilo schwere ZEIT schleppen mußte. Ich schüttele sie sodann, und heraus fallen  – an diesem Donnerstag – 6 Hochglanzbeilagen, die sofort ungelesen im Altpapier landen, mit der Ausnahme von Elisabeth Raethers Kochrezept vom Wochenmarkt aus dem Magazin, das praktikabel ist. Dann sortiere ich weiter aus, z.B. ZEIT SHOP und ZEIT ZUM ENTDECKEN, das ich für absolut entbehrlich halte. Auch ZEIT HAMBURG halte ich für verbesserungsfähig. (Als ich mal angeregt hatte, die Veranstaltungsempfehlungen nicht mit dem Donnerstag beginnen zu lassen, bekam ich von Ihnen eine 08/15-Antwort; inzwischen haben Sie es verändert!)

Dass ich heute noch nicht meine Kündigungsabsicht wahr gemacht habe, hat sicherlich mit dem Thema “Abi” zu tun. Davon verstehe ich etwas und werde noch einmal genauer lesen. Ich wünsche mir weniger Zahlen und mehr Reflektion.

Mein Wunsch und meine Bitte an Sie: weniger Quantität, mehr Qualität. – Marlies Buchholz


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Seit vielen Jahren berate ich als Oberstufenkoordinator an einem Gymnasium Schüler auf dem Weg zum Abitur.

Tatsächlich gibt es in der Oberstufe einen Anteil an Schülern, die bedauerlicherweise von keinem der Fächer angesprochen werden – egal, ob es sich um Mathe oder Naturwissenschaften handelt, ob es Literatur oder Sprachen sind oder auch Geschichte oder Politik, in denen ebenfalls abstrakte Phänomene wie z.B. Krise, Rechtsstaat oder Marktwirtschaft verhandelt werden.

Diese Schüler erleben nicht selten im klassischen Gymnasium eine lange Kette von Frustrationen, obwohl sie eigentlich gut ausgebildet und tolle junge Menschen mit vielen Fähigkeiten sind (sie sind in der Regel pünktlich und höflich, zuverlässig und vielleicht kreativ, können selbstständig arbeiten, mit anderen zusammenarbeiten und kommunizieren, …).

Als Konsequenz empfehle ich ihnen oft: Nimm den „schulischen Teil der Fachhochschulreife“ und mach eine Ausbildung (oder ein längeres Praktikum). Du wirst viele Erfolgserlebnisse haben, und außerdem steht Dir dann ein Fachhochschulstudium offen.

Dieser praxisorientiertere Weg passt für viele besser und ist doch auch eine sehr gute Möglichkeit, eine erfolgreiche und erfüllende Berufskarriere zu begründen – ohne ein wissenschaftliches Universitätsstudium. – Jürgen Grosser


Leserbrief zu „Linker Irrtum“ von Tina Hildebrandt

….es wäre nicht nur ein linker Irrtum, einen Mann zu wählen, der auf sein Schulabbrecher – Ethos stolz ist!  Schulz steht nicht für das ein, was uns unsere Eltern als Beispiel mit auf den Lebensweg gegeben haben und auch nicht für das, was dem hohen Leistungsanspruch unseres Landes entspricht! –  Hans Hardenberg


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

….und nun? Sollen alle gleich viel verdienen? Wer bewertet dann die Arbeit, die Ausbildungszeiten, die Verantwortung ….wenn nicht der Markt? Ich war letzte Woche bei einer Zystoskopie der Blase in der Uni-Klinik. Der Chefarzt verlangte dafür insgesamt rund 250 Euro. Ist das zu viel? Ich finde es sehr wenig im Vergleich zu den Dienstleistungen der Techniker (Internetanbieter, Reparaturdienste etc.) Die vermeintlichen Maßstäbe für „Gerechtigkeit“ sind sehr fragwürdig, vielleicht nicht minder fragwürdig als die Ergebnisse des Arbeitsmarktes, aber die Beseitigung einer angeblichen Ungerechtigkeit durch eine neue beseitigt nicht das Problem als solches! Deswegen sollte der Markt als letzte Instanz beibehalten werden. –  Hans Hardenberg


Leserbrief zu “ Hab mich lieb!“ von Kerstin Bund

Der sehr interessante Beitrag lässt mich als Psychiater doch etwas ratlos zurück. Die Stalkerin ist offensichtlich psychisch schwerst krank und leidet neben einer möglicherweise ausgeprägten Persönlichkeitsstörung kombinierter Art vom emotional-instabilen Typ der Borderlinestörung und narzisstischer Anteile sicherlich unter einem ganz manifesten Eifersuchtswahn (ICD 10 F22.0)

Es ist mir rätselhaft, warum noch keiner der juristisch Beteiligten auf die Idee gekommen ist, die Dame psychiatrisch – auch gegen ihren Willen- untersuchen zu lassen. Immerhin hat sie Straftaten begangen, wo die Frage der Schuldfähigkeit nach § 20/21 StGB zu prüfen wäre. Bei festgestellter Schuldunfähigkeit nach §20 StGB würde dann automatisch die Frage gestellt, ob eine Wiederholung der Straftaten zu erwarten ist und eine Unterbringung nach § 63 StGB notwendig erachtet wird. Erzwungen werden kann solch eine Untersuchung durch § 126 a der Strafprozessordnung:

§  126a: Einstweilige Unterbringung:(1) Sind dringende Gründe für die Annahme vorhanden, daß jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit oder verminderten Schuldfähigkeit (§§ 20, 21 des Strafgesetzbuches) begangen hat und daß seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt angeordnet werden wird, so kann das Gericht durch Unterbringungsbefehl die einstweilige Unterbringung in einer dieser Anstalten anordnen, wenn die öffentliche Sicherheit es erfordert

Andererseits besteht die Möglichkeit, zu prüfen, ob die mutmasslich psychisch kranke Stalkerin nicht nach dem Psychisch Krankengesetz (PsychKHG) des Landes Baden-Württemberg wegen akuter und erheblicher Fremdgefährdung psychiatrisch gerichtlich untergebracht werden muss. Leider sind die hier zur Rede stehenden psychischen Störungen in dieser Kombination sowohl medikamentösen wie psychotherapeutischen Beeinfluusungen nur erschwert zugänglich. Immerhin wäre es aber ein erster Schritt zum Opferschutz und vielleicht doch ein gangbarer therapeutischer Weg.

Trotz allem Respekt vor dem Leiden des Opfers muss diesem jedoch klar sein, daß – wie berichtet –  erneute sexuelle Kontakte in der „Hochphase“ des Stalkings mit der Täterin geradezu euphemistisch umschrieben wären, wenn man das mit dem Vergleich belegte, er hätte da Öl ins Feuer gegossen.

Abschließend ist noch anzumerken, daß einige Stalker irgendwann realisieren müssen, daß ihre „Bemühungen“ erfolglos sind. Es droht dann entweder eine suizidale Dekompensation oder der/die Stalker/in wird von einem Vernichtungswillen erfasst und versucht, das Opfer zu töten. Dies ist ja immer wieder – auch in letzter Zeit – vorgekommen.

Deshalb ist von weiterem tatenlosen Zuwarten abzuraten.  – Dr. med. Uwe Zeller, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie


Leserbrief zu „Pass auf, dass du kein Junkie wirst“ von Marc Brost und Ijoma Mangold

Wenn Blinde über Farben reden – und DIE ZEIT es druckt

Da schreibt jemand Erzählungen über das Leben im mittleren Management.  Dieser Jemand ist ein Übersetzer, der mal 8 Jahre lang freiberuflich Industriefilme gedreht hat, der nie im mittleren Management gearbeitet hat. Marc Brost und Ijoma Mangold lassen sich dies freimütig erzählen und fragen angesichts dieser Vita nicht mal kritisch nach, sonderen akzeptieren den selbsternannten Experten. Da redet dann ein Blinder über Farben und erzählt allerlei Unsinn. Und das wird naiv angehört und füllt eine ganze Seite in der ZEIT. Welche Vergeudung von Papier und Druckerschwärze. Ich selbst habe fast 30 Jahre im Management verbracht. Deshalb weiß ich, wovon ich spreche. Das angesprochene Buch werde ich sicher nicht lesen, denn auch das wäre Vergeudung von Ressourcen. Von der ZEIT sollte ich mehr erwarten dürfen. – Raimund Helbrich


Leserbrief zu „Linker Irrtum“ von Tina Hildebrandt

bei den Wahlen zum saarländischen Landtag am 23. März bekamen SPD, Linke und Grüne 46,5 % bzw. 251.000 Stimmen, die CDU 40,7 % bzw. 220.000 Stimmen. Selbst mit den 18.000 Stimmen für die FDP erreicht das bürgerliche Lager keine Mehrheit. Das sind die Fakten. Wie Frau Hildebrandt da zu ihrer Analyse kommt, die Wähler wollten keine linke Regierung, bleibt ihr Geheimnis.

Noch verwunderlicher ist, dass  zwei Aussagen von Frau Kramp-Karrenbauer kurz vor der Wahl keine Erwähnung finden: Im Saarland wird es keinen Wahlkampfauftritt türkischer Regierungsmitglieder geben, und, die PKW-Maut in der beschlossenen Form lehne sie ab. Die erste Äußerung war sehr  populär, wie man aus den Niederlanden weiß, die zweite wohltuend eigenständig und proeuropäisch. Das hat ihr am Ende sicher geholfen.

Beide Stellungnahmen weichen allerdings von der Linie der Merkel-Regierung in Berlin ab. Und das ist offenbar  nicht ZEITgemäß. –  Johannes Kettlack


Leserbrief zu “ Ich doch nicht“ von Fabian Klask

Ich bin nicht in der SPD, seit vielen Jahren aus NRW weg und weder für noch gegen Herrn Jäger. Bloß, was Anis Amri angeht, so verdichten sich ja nun wirklich die Anzeichen, dass eine der deutschen Verfassungsschutzbehörden ihn unbedingt als V-Mann anwerben wollte oder gar bereits geführt hat. Dass dann die „normalen“ polizeilichen und ordnungsbehördlichen Maßnahmen nicht greifen bzw. sogar aktiv hintertrieben werden, können Sie nicht gut ausgerechnet Herrn Jäger zuschreiben – DAS Problem liegt woanders und liegt tiefer als im Naturell eines einzelnen Landes-Innenministers.

Inhalieren Sie mal, was die „Berliner Zeitung“ dazu bisher recherchiert hat, verfolgen Sie DIESE Fährte mit Zeit, Muße und Ressourcen, und ich glaube – sollte eigentlich sagen: fürchte – Sie werden zu einer noch viel größeren „Story“ kommen als zu einem Portrait über einen angriffsfreudigen Minister. Wenn Sie sich trauen, versteht sich am Rande. – Dr. Christian Naundorf


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Als ehemaligem Hochschullehrer ging mir Ihr Artikel runter wie ein guter Wein, wobei Sie die Situation an den Hochschulen ja noch nicht einmal richtig angesprochen haben. Ich hätte am Beginn meiner Laufbahn als Hochschullehrer nie geglaubt, dass einem etwas, was man gerne macht und das sogar sein Hobby ist, im Laufe der Zeit derart verhasst wird wie mein Beruf, wenn man ständig nicht nur mit dem Bildungsschrott der Schulen konfrontiert wird (damit hätte ich noch gut leben können, denn es war meine Aufgabe, das zu beheben), sondern gleichzeitig einem Druck der Kollegen und der Hochschule ausgesetzt zu sein, Absolventen mit Top-Noten zu entlassen, die in meiner Zeit vor der Professur in meinem Unternehmen noch nicht einmal die Probezeit überstanden hätten. Erst seit meiner Pensionierung macht mir meine Wissenschaft wieder richtig Spaß.

Wenn heute von Kompetenzen der Schulabsolventen die Rede ist, kann man diese am Besten so umschreiben: kam früher der Dozent mit einem „Guten Morgen!“ in den Hörsaal, antworteten die Studenten mit „Guten Morgen, Herr Professor!“. Heute beugen sich die Studenten über ihren Arbeitsblock und notieren „guten morgen“, aber nur, falls die Ego-Shooter-App auf dem Notebook das gerade zulässt. – Gilbert Brands


Leserbief zu „21 000 getötete Patienten pro Jahr. Kann das stimmen?“ von  Josephina Maier und Jan Schweitzer

Sie haben ein Krimi-reifes Interview mit Herrn Beine abgedruckt, wahnsinn. Auf der ersten Seite fühlte ich, Sie sind zu einseitig und gehen auf Herrn Beine kaum ein. Auf Seite zwei verstand ich Ihr Vorgehen besser. Ich bin ein Mensch, der fremden Leuten erstmal vorurteilsfrei zuhört und dann an Punkte anknüpft, Kritik übe etc. Aber erstmal steht dieser Mensch, der etwas geleistet hat (ein Buch schreiben) in dem Mittelpunkt, die seine umfangreiche Arbeit/Mühe verdient hat.

Ich möchte gerne Kritik üben an Ihrem allerletzten Satz. Während Sie im gesamten Interview sich auf der unendlichen Palette zwischen schwarz und weiß bewegen, zeigen Sie mir mit Ihrem Wort „falsch“, dass Sie das total aufgegeben haben. Das empfinde ich als sehr schade, bei mir bleibt der Eindruck nach Lesen des Artikels: Die Redakteure wussten scheinbar mehr als Herr Beine, dieses Wissen passte wohl nicht ins Interview, aufgrund dieser besonderen Kenntnisse können Sie sich als obere Instanz das Urteil erlauben: richtig oder falsch. Herr Beine erscheint mir mit seiner These neben dem Wort „falsch“ wie ein Verfasser eines Artikels, für den er sich wenig Mühe gemacht hat. Und ich als Leser bin irritiert, da die Zeit mir ein Gespräch über einen nun scheinbar minderwertigen Artikel abdruckt.

Das war mein Kritikpunkt.

Sicherlich bin ich durch Schule und Studium zu sehr auf richtig&falsch geprägt worden. ;-) – Johannes Heidingsfelder


Leserbrief zu “ Gemütlich und gefährlich“ von  Hans Schuh

Vergleiche ohne Bezug

“ Ein solcher Ofen stösst etwa 25-mal so viel Feinstaub aus wie ein zehn Jahre alter Lastwagen ohne Partikelfilter“.

Was wurde verglichen? 100 km Fahrstrecke mit 1 Ster Holz? Vergleiche von Äpfeln mit Birnen bringen keinen Erkenntnisgewinn und sind tendenziös.

Holz als CO2 Senke im Wald

Abgestorbenes Holz im Wald in Europa wird zu fast 100 % von Pilzen, Käfern und Insekten als Energiequelle genutzt und dabei zu CO2 verbrannt. Eine Kohlenstoffspeicherung findet fast nur in Mooren statt.

Braunkohle als Brennstoff in Privatöfen. Braunkohle sollte wegen der starken Geruchsbelästigung als Brennstoff für Privatöfen verboten und aus dem Handel genommen werden. – Dieter Braun


Leserbrief zu „Urlaub am Gate von  Tobias Oellig

Zwei ganze Seiten über die absurde Idee, eine Woche von Airport zu Airport zu jetten? Wieso bringen Sie einen solchen Reisebericht, sogar mit speziellen Tipps zur Nachahmung komplettiert. Heutzutage lässt sich der weiterhin unverminderte Klimawandel nicht mehr ausblenden, steigt der durch Flugreisen versursachte ökologische Fußabdruck doch rasant. Auch wenn es vergnügungssüchtige Flugreisende nicht hören wollen: Diese Spaßbremse muss sein. Wenn schon fliegen, dann bitte dosiert und mit freiwilliger Ausgleichszahlung. Sonst wird die Erde zunehmend unbewohnbar – und Urlaubsflüge bald sinnlos. – Detlev Lipphard


Leserbrief zu „Wann ändert sich was?“ von Anna-Lena-Scholz

Die Idee von Anna-Lena Scholz, die Teilnahme an einer Veranstaltung davon abhängig zu machen, dass mindestens 30% Frauen sprechen, finde ich bemerkenswert und möchte sie auf das Lesen einer (Ihrer?) Zeitung  anwenden: Ich abonniere nur, wenn ich mindestens 30% Autorinnen begegnen kann, und in 30% der Ausgaben auch auf S. 1! Wenn 30% Ihrer Leserschaft so verfahren würde, wie wäre es dann um die Zukunft der ZEIT bestellt? Immerhin: Frauen sind in dieser ZEIT besonders sichtbar: z.B. die von Christoph Dieckmann gefeierten „Verbotenen Sängerinnen“ (S. 49) oder Maria Lassnig mit ihrer Mutter im Hintergrund (S.51): Was für eine Kraft und Autorität wird hier sichtbar gemacht, ganz im Sinne des Affidamento der Mailänder Philosophinnen! – Stephan Philipp


Leserbrief „Gemütlich und Gefährlich“ von Hans Schuh

Zwei dicht beieinanderliegende Artikel aus der ZEIT Nr. 14 veranlassen mich spontan zu einer Anmerkung:

Ich vermeide es regelmäßig, während der brennenden Osterfeuer und danach nach draußen zu gehen und erst recht, z. B. Rad zu fahren. Mit anderen Worten: Man schert sich allgemein nicht um die Luftbelastung. Die Konzerne, bzw. Lobbies sorgen für weiteren Verkauf ihrer Uralt-Verbrennungs-Technik, ohne über neue Isolier- oder andere Technologien auch nur nachzudenken. Dazu gehört auch, beliebiges Altholz aller möglichen Baustellen, einschließlich Einweg- und Alt-Paletten einzusammeln und z. B. Papier daraus zu machen. Man läßt noch immer viel zu viele Potentiale ungenutzt liegen (wozu auch Zellstoff aus Hanfanbau gehört). Wie in der ZEIT üblich, kann man nur immer wieder die Konsequenzen darstellen: Auch die Verursacher der industriellen  Übelstände werden irgendwann unter den eingetretenen Verschmutzungen leiden. Aber dann könnte es für den Rest der Welt schon längst zu spät sein. Und ohne diesen Rest (Handwerksbetriebe) wird auch die Haute Volée kein bequemes Leben haben.

Insofern finde ich manche Eröffnungen in der „Elbvertiefung“ (die Bezeichnung finde ich völlig daneben) absolut kontraproduktiv: Das Wetter ist im Augenblick herrlich sonnig, aber viel zu früh im Jahr. Der Sommer wird nach meiner Einschätzung wieder viel zu warm werden und nur die Plebs werden darüber begeistert sein. Es genügt, Prof. Dr. Mojib Latif zu zitieren, um zu wissen, wo die Menschheit steht und wie schnell es schon bisher abwärts ging.

Beispiel: Zehntausende Dampflokomotiven räucherten die Luft über Europa voll. Heute macht die ÖBB Versuche mit neuen Akku – Lokomotiven für fahrdrahtlose Gleise. Es scheint, als ob die Eisenbahntechnik der Automobiltechnik weit voraus sein könnte. Obwohl man längst nicht so schnell wie im Straßenverkehr umstellen kann . . . . . . . . . . – Michael Horstmann


Leserbrief zu „Das schüchterne Geschlecht“ von Anna-Lena-Scholz

Es ist gut und wichtig, dass sich die ZEIT dem Thema Gleichberechtigung widmet. Schade nur, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Während in Beiträgen immer wieder die fehlenden Frauen in den Chefetagen und (in der ZEIT No. 14) der wissenschaftlichen Öffentlichkeit problematisiert werden, wird die ZEIT ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht: Die aktuelle ZEIT-Akademie-Beilage wirbt für DVD-Seminare, die in 28 von 35 Fällen von Männern gegeben werden. Warum hat man sich nicht ernsthaft auf die Suche nach weiblichen Dozentinnen gemacht? Leider wird nicht nur den Erwachsenen verdeutlicht, dass es keine klugen Frauen gibt: Die ZEIT-DVD-Box „Tapfere Abenteurer, kühne Träumer“  für Kinder berichtet in allen sechs CDs von männlichen Helden. Warum? Es ist nicht schwierig, ein paar tapfere oder kühne Frauen zu finden – wenn man sich denn die Mühe macht. Wie wäre es zum Beispiel mit Marie Curie, Frida Kahlo, Anne Frank, Mutter Theresa, Mary Kingsley, Simone de Beauvoir oder Emmeline Pankhurst? – Dr. Claudia Engelmann


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ach, wo anfangen?

Vielleicht als Startinfo: ich bin Abijahrgang 1979 und komischerweise hatte ich im Chemieabinebenfach vor dem Abi ähnliche bis gleiche Aufgaben, wie im Abi. Also was hat sich geändert?!? (merke: meine Rechtschreibung nicht!)

Ich erinnere mich an den Wechsel von der 10. zur 11. Klasse (ich war an einer Gesamtschule) und wie einem Klassenkameraden gesagt wurde, er mache eben Realschulabschluß! Ich erinnere seinen bestürzt, resignierten Gesichtsausdruck und das betretene Schweigen der anderen. Wie kann man einem jungen Menschen, eigentlich einem Kind sagen:“Du bist nicht gut genug. Du gehst jetzt woandershin!“?????

Das bringt mich zu der Frage: was will dieser Artikel? Was will der Autor?

Zwischen den Zeilen lese ich das Hohelied auf die alten Zeiten, wo schwarz (ungebildet) schwarz war und weiß (gebildet) weiß! Das leitet zu der Frage: Was soll Schule? Welchen Zweck hat sie? Geht es um die Bildungsolympiade oder den Anspruch erwachsene, selbständige Menschen zu „erziehen“? Was ist so falsch daran, wenn Schule dazu erzieht, seine Möglichkeiten zu entdecken und auch andere einzubeziehen und mitzunehmen?

Was hilft es den -nach des Willen des Autors- Hochgebildeten in ihrem Elitedasein, wenn der Rest es ihnen neidet und sich die Spaltung der Gesellschaft schon in der Bildung etabliert? Warum nicht Bildung für alle bis zum 18. Lebensjahr und dann kann jeder seinen Weg gehen? Dann müssen vielleicht die Unis etwas nachhelfen und die Meister müssen halt drei Jahre länger das Bier selbst holen bis die Azubis kommen. Wollen wir gute, selbständige Staatsbürger oder wollen wir funktionierende Rädchen im OECD-Getriebe?

Es heißt mehr und mehr Bildung und Innovation sind der einzige Vorteil der alternden Industriegesellschaften, aber dann wollen wir doch nicht soviel davon? Wie gesagt: erstmal klarwerden darüber, was Schule eigentlich sein soll! – Wolfgang Michel 


Leserbrief zu “Wenn Sie für wohlhabende Erben, große Atomkonzerne und niedrige Steuern für Reiche sind: Dann AFD” von Martin Machowecz

Mir ist es völlig egal, ob ich etwas von der Abschaffung der Erbschaftsteuer habe oder ARD/ZDF zum Bezahlfernsehen werden ( Sie unterschlagen hier, dass ich dann auch nicht mehr die 17,50€ Monatsbeitrag zahlen müßte und Streamingdienste deutlich weniger kosten).Die AfD will die Anforderungen am Gymnasium hochschrauben? Gern! Viele Lehrer aus meinem Bekanntenkreis erzählen von katastrophalem Niveau, das z.T. auf Druck der Schulleitung kaschiert wird, um nicht als „Problemschule“ dazustehen. Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn meine Kinder eine Berufsausbildung machen.

Das Wichtigste für mich ist, dass meine Kinder in Frieden und Sicherheit aufwachsen. Das sehe ich angesichts der wachsenden Zuwanderung von Leuten mit gelinde gesagt sehr schrägen Vorstellungen von gesellschaftlichem Zusammenleben und denen, die zu feige sind, Probleme diebezüglich klar anzusprechen, leider in Gefahr. Und für Ihre Statistik bezüglich AfD-Wähler: Ich bin 34 Jahre alt und Software-Ingenieur. – Anonymer Leser


Leserbrief zu “Murks muss man mit Murks bekämpfen” von Felix Rohrbeck

Dieses Gerede über:  kein Mehraufwand, Entlastung durch Senkung der Steuer etc. ist  m.E. gar nicht umsetzbar. Ich z.B. fahre einen PKW mit Euro-Norm 5 und zahle hierfür 20 EUR Kfz-Steuer jährlich.

Nach den mir vorliegenden Unterlagen soll ich an Mautgebühren 67 EUR bezahlen. Also zunächst eine Verschlechterung um 47 EUR. !!

Wer erstattet mir den Mehraufwand von 47 EUR ? Zu diesem Thema sollte mal etwas gesagt werden, da dieses Beispiel für viele Autofahrer zutreffend ist – W. Paul


Leserbrief zu “Wenn Sie für wohlhabende Erben, große Atomkonzerne und niedrige Steuern für Reiche sind: Dann AFD” von Martin Machowecz

Dass der Autor die AfD ablehnt und gegen sie mit einer Zukunftsvision polemisiert, ist im Rahmen der journalistischen Freiheit erlaubt. Aber er sollte in seinem Übereifer keine Fakes verbreiten, nicht fortlaufend glauben, vermuten, spekulieren. Einen so einseitigen unachlichen Artikel habe ich lange nicht in der sonst so seriösen ZEIT gelesen. Nirgendwo im AfD-Programm steht etwas von „mehr Schweinefleisch in Kantinen“, vom „Verbot von Hummus und Auberginensalat“ oder einer Gedankensperre für die Themen „Homo- und Transsexualität im Biologieunterricht“…. Ob man die Erbschaftssteuer nicht besser gleich abschafft, nachdem die Bundesregierung sie gerade äußerst reichenfreundlich „reformiert“ hat, muss man diskutieren. Da sollte kein Denkverbot bestehen. Liest man die Parteiprogramme aller Parteien aus ihrer Gründungsphase, entdeckt man dort viele Ungereimtheiten, angefangen von der CDU bis hin zu den Grünen.

Herr Machowecz hat recht, wenn er die Leser zur Lektüre des AfD- Programms auffordert, damit sie sich selber ein ungeschminktes Bild davon machen können und so besser Dichtung und Wahrheit unterscheiden lernen. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Gelobtes Land“ von Anant Agarwala

Über die wichtigsten Voraussetzungen berichten Sie mit keinem Wort:  Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Ausgleichsflächen, Stromversorgung, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung mit Kläranlage, ev. Gasversorgung ……. – Karl Scherer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Meine Tochter konnte dank Duisberg 7 Monate in einem japanischen Designbüro in Kyoto praktizieren. Als ich sie besuchte erfuhr ich von einem meiner Gastgeber Prof. Morinaga, daß die Zahl der Abiturienten in Japan exorbitant höher wäre, als in Deutschland. Dies hätte dazu geführt, daß man in Industriebetrieben Ingenieure mit Abitur an Stelle von Meistern einsetze, natürlich nachdem sie handwerkliche Praxis nachholen mußten. Letzteres wäre aber für alle Ingenieure vorgeschrieben.

Ich selbst verließ das Domgymnasium Freising zwei Jahre vor dem Abitur, nach einem großen Krach mit einem Studienrat, absolvierte eine verkürzte Lehre als Maschinenschlosser  in einem elektrotechnischen Betrieb, konnte meinen Facharbeiterbrief als einer der Besten in Oberbayern bekommen und wenige Tage später mit meinen ehemaligen Schulkameraden zusammen das Abitur erfolgreich mit Note 1,4 abschließen. Dafür mußte ich allerdings Prüfungen in allen 12 Fächern ablegen. Das zeigt, daß die Ansprüche an unser Abitur 1954 nicht allzuhoch gewesen sein dürften.

Damals wurde ich von Freunden auf die japanische „Obara-Schule“ (ich hoffe, daß ich den Namen richtig behalten habe) aufmerksam gemacht, wo man handwerkliche Ausbildung mit Schule bis zum Abitur verknüpfte. Diese Schule soll auch noch eine Landwirtschaft und eine Druckerei betrieben haben. Aus Rußland hörte ich von ähnlich kombinierter Ausbildung, was m.E. ideal wäre. Warum also nicht Handwerker und Meister mit Abitur? –  Diether Sieghart


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Na, gratuliere! Nach jahrlanger Gesundbeterei oder gar Beweihräucherei noch der absurdesten „Reformen“ ist Die Zeit nun doch endlich in der Realität der „Bildungsrepublik Deutschland“ angekommen. Bitte aber nicht wieder so schnell vergessen wie die ebenfalls ideologenverstörende Hattie-Studie! – Hansgeorg Nitschke


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

Danke für den kritischen Artikel, dem ich nur zustimmen kann. Bei dieser Art von Förderung entsteht noch eine weitere Ungleichheit.

Die entlasteten Eltern stecken das Geld in zusätzliche Förderangebote, in Kleidung und andere Events für ihre Kinder und die soziale Ungleichheit. das Gefühl, nicht mithalten zu können verstärkt sich nochmals.

Ich möchte noch auf zwei Punkte hinweisen, die auch unter der Rubrik „soziale Gerechtigkeit“ verkauft werden.

  1. Die Förderung von Alleinerziehenden! Auch hier darf nicht nach dem Gießkannenprinzip verfahren werden, denn nicht alle Alleinerziehenden / Geschiedene brauchen Unterstützung. Und leicht könnte der Bereich, der wirklich alleinerziehend ist und von Hartz IV lebt, leer ausgehen, während andere profitieren.
  2. Die Arbeitsplatzgarantie auf eine Vollzeitstelle nach Mutterschaftsurlaub. Hört sich erstmal gut an, für all die Frauen, die es sich leisten können, einige Jahre nur halbtags zu arbeiten. Darunter zu leiden haben die Frauen, die nachrücken und jahrelang auf einem befristeten Arbeitsplatz beschäftigt sind. Was ist mit deren Familienplanung?

Ich habe nichts gegen eine Förderung der Mittelschicht, aber dann muss es auch so benannt werden und nicht unter dem Deckmantel „Soziale Gerechtigkeit“ verkauft werden.

Bleiben Sie weiterhin kritisch und helfen Sie dabei, diese Mogelpackungen aufzudecken. – Marlies Wenzel


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Es ist gut, dass die „ZEIT“ mit dieser großen Headline auf die Abiinflation aufmerksam macht. Vielleicht wird der Artikel ja von einigen Verantwortlichen gelesen, die die fatalen Auswirkungen ihrer Politik immer noch nicht sehen und wahrhaben wollen.

Wird nicht bald gegengesteuert, wird sich das Bildungsniveau weiter nach unten anpassen. Das wirkt sich mittel- und langfristig negativ auf den Wirtschaftsstandort Deutschland aus. Das Qualitätslabel „Made in Germany“ kann schnell seinen Glanz verlieren. Oder wir bekommen amerikanische Verhältnisse: Die Abschlüsse an staatlichen Schulen gelten dann auf dem Arbeitsmarkt als zweit- oder drittklassig und die an teuren Privatschulen und Privatuniversitäten als erstklassig. Verlierer ist in beiden Fällen die große Mehrheit der Bevölkerung.

Verliert Deutschland im internationalen Wettbewerb, wirkt sich das auf den Arbeitsmarkt und den Lebensstandard aus. Privatschulen oder Privatuniversitäten wird sich nur eine ganz bestimmte Schicht leisten können, die dann wieder unter sich wäre. Es ist absurd, dass gerade die Parteien, denen laut Programmen die soziale Gerechtigkeit besonders am Herzen liegt, die Weichen in eine solch bedenkliche bildungspolitische Zukunft stellen. Es macht mich besonders wütend, dass die konkreten fatalen Folgen für die jungen Menschen, die sie in Ihrem Artikel andeuten, in Kauf genommen werden. Wer trägt übrigens zukünftig die Kosten für alle diejenigen, die nicht mehr in der Lage sein werden, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, auch deshalb weil sie zuvor in den Bildungseinrichtungen nicht ausreichend gefordert und gefördert wurden?

Kommentar zu einzelnen Passagen Ihres Artikels, die für Sie persönlich und nicht zum Abdruck bestimmt sind:

Sie schreiben, dass das Absenken des Niveaus nicht das urspüngliche Ziel der Bildungspolitik gewesen sei. Auf welchem Niveau logischen Denkens befinden sich dann diese Verantwortlichen? Es ist doch unumgänglich, wenn die Lerngruppe heterogener wird, dass dann das Lerntempo sich verlangsamt und sich das Niveau weiter unten einpendeln muss, außer wenn mehrere Lehrkräfte in einer Lerngruppe eingesetzt werden und damit eine Binnendifferenzierung und eine individueller Förderung möglich werden, die diesen Namen auch verdienen. Doch solche Zustände an deutschen Schulen bleiben ein Wunschtraum, weil die Kassen der meisten Bundesländer leer sind und Sonntagsreden zur Bedeutung der Bildung in Deutschland eben Sonntagsreden bleiben (werden).

Sie stellen der neuen Kompetenzorientierung, die gar nicht so verkehrt ist, das Auswendiglernen alter Schule gegenüber. Auswendiglernen ist nicht die Alternative zur Kompetenzorientierung und war sie auch nie.. Ich unterrichte an einem konventionellen Gymnasium in Rheinland-Pfalz. Hier wird immer noch Wert darauf gelegt, sich im Verstehen komplexer Sachverhalte zu üben. Allerdings stellen wir alle an unserer Schule fest, dass die Kompetenzen im Umgang mit der Muttersprache in den letzten Jahren merklich abgenommen haben. Das betrifft die Rechtschreibung, vor allem aber auch das Sinn erfassende Lesen und die schriftliche Ausdrucks- und Argumentationsfähigkeit. Das Auswendiglernen ist zwar nach wie vor auch notwendig als Voraussetzung dafür, sich über Sachverhalte kompetent und differenziert zu äußern, wirkt aber nur nachhaltig im Zusammenhang mit einer strukturellen Einbettung in Kontexte.

Zum Numerus clausus:

Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, dass Schülerinnen und Schüler mit den gleichen Leistungen in Rheinland-Pfalz einen Abitur-Schnitt von 2,0, in Berlin und Hamburg aber von 1,0 erreichen. Der Schüler aus Rheinland-Pfalz, der bestens geeignet wäre z.B. für den Arztberuf, bekommt keinen Studienplatz, die aus Berlin und Hamburg haben die freie Auswahl. – Bernd Schmidt


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Unser Land nimmt seit Jahrzehnten Ausländer auf, die in ihrer Heimat in Armut lebten. Bei dem jetzigen Flüchtlingsstrom ist es nicht viel anders. Wir importieren Menschen, die uns viel Geld kosten, in der Hoffnung, daß das später wieder zurückfließt. Der Unmut vieler Bürger wächst von Jahr zu Jahr. Das alles sagt Ihnen nur eine Minderheit – wenn überhaupt. Warum das so ist, ist hinreichend bekannt. Ihre Probanden beklagen vieles, aber ihre Bewertungen sprechen eine andere Sprache. Das mag versteh’n wer will. Die Politiker verfügen über das Geld der Bürger äußerst leichtsinnig . Auch darüber lese ich fast nichts – mit Ausnahme einiger Fachzeitschriften. Vernünftige Politik ist das alles nicht. Unsere Lage in Europa ist äußerst angespannt und ich vermute, daß das eines Tages noch ganz andere Dimensionen annehmen wird. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Einen Aspekt vermisse ich im lesenswerten Artikel von Anant Agarwala: Die Tatsache, dass ein hoher Prozentsatz der Schülerinnen und Schüler Abitur macht, suggeriert ein hohes Maß an Chancengerechtigkeit.  Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Der Auswahlprozess , den Schulen und Hochschulen nicht mehr leisten, findet – weit weniger transparent – später statt.

Wenn alle ein Einser-Zeugnis haben, wer bekommt dann die begehrte Stelle? Da zählen dann mehr denn je Mamas Kontakte und Papis Portemonnaie! – Prof. Monika Twelsiek


Leserbrief zu “ Je oller, desto doller“ von Stefan Schirmer

Wieso diese panische Angst vor der AfD?  Es ist keine gute Idee des von mir geschätzten Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, künftig den „dienstältesten“ Abgeordneten des Deutschen Bundestages durch eine Änderung der Geschäftsordnung zum Alterspräsidenten zu machen. Für wie schwach hält Lammert die deutsche Demokratie und unseren Parlamentarismus, einen Alterspräsidenten der AfD mit einer einzigen Rede nicht ertragen zu können? Zumal immer wieder behauptet wird, man müsse sich mit der AfD politisch auseinandersetzen.  Seit 1949 hat sich die bisherige Praxis bewährt, ohne dass jemand dabei Schaden genommen hätte.

Lammerts Hasenfüßigkeit so kurz vor seinem parlamentarischen Abgang  und nach dem Scheitern seiner Idee im Ältestenrat ist auch deshalb nicht angebracht, als der damalige Alterspräsident des Brandenburger Landtags, Alexander Gauland  (AfD), eine durchaus staatstragende Rede zur Eröffnung des neugewählten Landtags gehalten hat, die parteiübergreifend gelobt wurde. Und es gab auch AfD-Alterspräsidenten in Mecklenburg-Vorpommern und in Baden-Württemberg, ohne dass dort die Parlamentseröffnungen  im organisatorischen Chaos oder mit einem Eklat geendet hätten. Panische Angst ist kein guter Ratgeber für unsere gefestigte Demokratie, die schon ganz andere Belastungen durch Extremisten  souverän gemeistert hat. Insofern ist der Beschluss der Regierungskoalition vom 28. März, Lammerts Vorstoß zu unterstützen und Ende April einen entsprechenden Änderungsantrag für die Geschäftsordnung des Parlaments einzubringen, eher ein Zeichen von Schwäche, denn ein souveräner Umgang mit dem politischen Gegner. Lammert hätte sich einen besseren Abgang verschaffen können. – Hans-Henning Koch


Leserbrief zu “ Nie ohne sie“ von Lousia Reichstetter

In der aktuellen Ausgabe sticht auf Seite 70 im Artikel „Nie ohne sie“ leider ein etwas krasser Fehler heraus: jenes obere Foto stellt nicht Mileva Maric dar, sondern Einstein-s zweite Ehefrau, seine Cousine Elsa. Bitte baldmöglichst korrigieren., der Artikel selbst ist gut geschrieben. – Hans-Hendrik Ewert


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Der Dachdeckermeister Walter beklagt, keinen geeigneten Hauptschüler zu finden. Schlaue Hauptschüler machen Abi resümiert der Artikel. Es gehört schon viel Individualismus dazu, sich angesichts der schlechten Bezahlung für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden. Mein Sohn hat einen guten Realschulabschluss auf einer Hauptschule gemacht und sich für das Handwerk entschieden. Sein Nettoeinkommen im ersten Jahr nach der Ausbildung beträgt in einem mittelständischen Unternehmen (15 Angestellte) 1.280,- EUR. Davon muss eine Wohnung, ein Auto und der übliche Lebensunterhalt bezahlt werden. Wie kann ein Handwerkermeister sich darüber beklagen, keine geeigneten Lehrlinge zu finden. Wer ordentlich Geld ohne Ausbildung verdienen will, geht in unserer Region zu VW. 24,– EUR/Stunde Mindestlohn.

Wie gerecht ist Deutschland fragt die Zeit. Ein ALG II- Empfänger beklagt sich darüber, dass er von 407,– EUR monatlich nicht angemessen leben kann. Die Miete wird vom Staat gesponsert. Bei 1.280,-EUR (s.o.) verbleiben nach den oben beschriebenen Abzügen wesentlich weniger als die von ihm gewünschten 805,95 EUR. – Michael Platz


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

In Bezug auf die Anforderungen im Abitur verfüge ich aus dem Verwandten-  und Bekanntenkreis über einen recht guten Überblick, der sich zeitlich über  mehrere Jahrzehnte und räumlich von Schleswig-Holstein bis Bayern und  Baden-Württemberg erstreckt. Ferner hatte ich als Hochschullehrer viele Jahre lang mit Studierenden in Fächern wie Mathematik und Wirtschafts- wissenschaften zu tun.  Der Befund ist ebenso erschreckend wie eindeutig: Das Niveau in „klassischer“  Bildung, von den Alten Sprachen ganz zu schweigen, ist dramatisch gesunken.  Aber auch die Fähigkeiten, und Kenntnisse in den Naturwissenschaften, in Mathematik (schon beim elementaren Rechnen) und sogar in „weichen“ Fächern wie Religion oder Ethik sind rückläufig.  Die einzige signifikante Verbesserung läßt sich beim Umgang mit Computern,  Smartphones etc. feststellen, bei dem häufig schon Grundschüler über erstaun- liche Fertigkeiten, die oft selbständig und intuitiv erworben wurden, verfügen.   Aber dieser Befund lässt eben gerade keinen Rückschluss auf „geistige Reife“ zu.  – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu “ Europas radikalisierer“ von Rauf Ceylan et al.

die westliche Demokratie ist an Ihr Ende angekommen. Das wird nichts mehr. Dafür hat sie zu viele Fehler gemacht. Wer ein intensiver Zeitungsleser ist, kann nicht erkennen, daß darüber ernsthaft nachgedacht wird. Das Gegenteil ist der Fall. In einer Intensität wird der Wertekanon beschworen bis das Haus Europa zusammenfällt und die Unbelehrbaren mit Ihr. Die westliche Demokratie folgt der Diktatur. Und die Islamisierung in Europa besonders Deutschland, die anderen Staaten haben besonnener reagiert, hat uns den Rest gegeben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ich habe mir seit längerer Zeit mal wieder die ZEIT gekauft und mit Interesse den Artikel „Abi für alle“ gelesen, in dem ja — m.E. zu Recht — die These vertreten wird, die Abituraufgaben in Deutschland werden seit einigen Jahren immer leichter, weil es allen Beteiligten nützt und schmeichelt.

 

Dann habe ich mich am Kreuzworträtsel im ZEIT-Magazin versucht… und was soll ich sagen: früher habe ich oft fast die ganze Woche gebraucht, um es zu lösen. Gestern war ich nach einer Viertelstunde (!!) fertig — und das bestimmt nicht, weil ich schlauer geworden bin.

 

Jetzt frage ich mich schon die ganze Zeit, ob nicht nur die Inhalte im Bildungswesen, sondern auch in traditionsreichen Wochenzeitungen immer einfacher werden… ;-) – Torsten Brüggestrath


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Der im Artikel anhand der eichelfressenden Streifenhörnchen illustrierte „Kompetenznachweis“ ist für mich nicht repräsentativ, was die Komplexität der heutigen Anforderungen in der Oberstufe anbelangt. Eine derartige Aufgabe fällt in die Kategorie eines ersten beschreibenden Erfassens von Grafiken. In darauf aufbauenden Aufgaben gilt es aber stets, das eigene Wissen mit dem aufgeführten Fallbeispiel zu verknüpfen und explorativ oder argumentativ fortzufahren, um Sachverhalte in einen breiteren Kontext zu setzen.

Diese Art von Kompetenzerwerb war für mich sehr bereichernd und weitaus mehr wert als das Auswendiglernen von Fakten. Mit jeder Deutschklausur wuchs die Ausdrucksfähigkeit, mit jeder Geschichtsklausur die Argumentationsfähigkeit und mit jeder Biologie-Klausur die naturwissenschaftlich-analytische Präzisionsfähigkeit.

Dieses Lernerlebnis vermisse ich nun schmerzlich in meinem Bachelor-Studium: Die Klausuren in einem Massenstudiengang möglichst ökonomisch zu gestalten, bedeutet für die Studierenden ein Rückfall auf eine Stufe, auf der man PowerPoint-Folieninhalte teilweise wieder nur stupide auswendig lernt. – Elena Vrazitulis


Leserbrief zu „Völlig losgelöst“ von Hans-Joachim Hahn

I have been reading your coverage of Brexit and the reasons for it. There is a crucial aspect to the British decision that have missed. Brexit for me and many others who voted ‘Yes’ is NOT about history or Empire.

It is not about the past; it is about the future. It is about how good the EU is for Europe.

The EU administration cannot respond and react quickly enough to crisis. (Examples Euro / Crimea / migrant crisis)

The EU administration cannot conclude agreements. (Example –  Canada trade deal)

The EU administration cannot adapt to change. (Example – David Cameron / Schengen)

On top of this, the EU policy makers are unelected.

To the embarrassment of Brussels, the EU administration’s fatal flaws are about to be played out once more on a global stage. It will be demonstrably incapable of concluding a meaningful and effective agreement on Brexit in 2 years; just as it will fail to react adequately to the next financial crisis, the next security crisis, the next wave of refugees from North Africa.

Europe is ever-changing, but the EU is no longer capable of keeping up. – Alastair Reid


Leserbrief zu “Autoritäre Jammerlappen” von Felix Dachsel

Ihr Autor scheint in einer Welt zu Leben, die mit unserem Planeten wenig zu tun hat. Er merkt offensichtlich gar nicht , das Europa mit seiner Kunst Politik zu gestalten kurz vor dem Ende steht. Das wir einer Finanzkrise höchsten Ausmaßes entgegen gehen, das kann er sich nicht vorstellen. Wir stehen vor der größten Krise der Menschheitsgeschichte – das ist die ganze Wahrheit. Und er schwadroniert von Autoritären Jammerlappen.

Wen schon diese Rhetorik gebraucht wird, dann sitzen die Jammerlappen, Speichellecker, Meinungspapageien in seinen Reihen. Diese würdelose Kriecherei, die im Alltag festzustellen ist, die fast alle total verblödet sind, lassen Zustände in unserem Land zu, die es so noch nie gegeben hat. Der Hass auf alles Deutsche, auch Ihr Autor hat eine Portion davon, ist ohne Beispiel. Er sollte das Buch von seinem Kollegen Kai Diekmann „Der große Selbstbetrug“ lesen, der kein Parteibuch in seiner Jacke trägt.

Felix Dachsel, nach der Zeichnung zu beurteilen, gehört einer Generation an, die von Demagogen bestimmt worden ist. Die sich in den Lehranstalten und sonstigen öffentlichen Einrichtungen festgesetzt haben, die früher die Verbrecher Mao Tse-tung oder Ho Chi Minh zu gejubelt haben. Dieser Chlique waren Sie ausgeliefert. Das ist die oder war die Ideologie in der ehemaligen DDR. Es gibt auch eine intelligente Dummheit, von der sind Sie wahrscheinlich befallen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “Murks muss man mit Murks bekämpfen” von Felix Rohrbeck

Ich hoffe, daß unsere Nachbarländer, allen voran Österreich, gegen die Pkw-Maut in Deutschland vorgehen werden! Ich finde diese Maut so überflüssig wie ein Kropf. Wir brauchen keine mittelalterlichen Brückenzölle und Chausseegebühren mehr. Die Unterhaltung der Autobahnen und Bundesstrassen müssen aus dem normalen nationalen Haushalt eines jeden Staates bezahlt werden. Deshalb sollte die EU konsequenterweise alle derartigen Mautsysteme in ganz Europa untersagen, weil ansonsten die Freizügigkeit und das Schengen-Abkommen so  konterkariert werden! Daß die deutschen Länder im Bundesrat die Pkw-Maut haben einfach passieren lassen, obwohl sie grosse Bedenken und Sorgen hatten, ist obendrein ein grosser Skandal. Denn scheinbar hat man sich nicht nur in Thüringen von den Bayern erpressen lassen, weil die Regierung in München den Länderfinanzausgleich als Druckmittel missbraucht hat! Das finde ich inakzeptabel und höchst undemokratisch! – Thomas Henschke


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Damals, vor einem halben Jahrhundert, 1968, wollten wir mehr Bildung für alle. Bekommen haben wir weniger für jeden. – Dr. Helmut Kroll


Leserbrief zu „Völlig losgelöst“ von Hans-Joachim Hahn

Die Wertschätzung des Selbstbestimmungsrechtes eines Volkes und die Bestandswahrung der EU im Rahmen der Brexit -Verhandlungen.

Den einzigartigen Erfolg der EU verdanken wir der klugen Konstruktion von EU- Strukturen, die dazu beitrugen, die Völker Europas im Rahmen der Verträge zu vereinen. Die Strukturen waren insbesondere in der Anfangsphase dazu geeignet, die Verständigung und Zusammenarbeit nach dem barbarischen Krieg voranzubringen. Aus Angst vor der Globalisierung und unübersichtlichen Entscheidungsprozeduren auf europäischer Ebene sind für die EU-Bürger demokratische und transparente Entscheidungsstrukturen in den Vordergrund gerückt. Bemängelt wird, dass weder das europäische Parlament noch die Stimmengewichtung im Ministerrat nach demokratischen Grundsätzen gestaltet sind. Das demokratische Grundprinzip one man one vote ist verletzt. Die Stimmengewichtung im Ministerrat beruht auf einem politischen Kompromiss, der eher an das preußische Dreiklassenwahlrecht erinnert, als an demokratische Grundsätze. Warum haben z. B. rd. 38 Mio Polen im Ministerrat 27 Stimmen   und 81 Mio Deutsche 29 Stimmen ? Auf Deutschland entfallen 96 Abgeordnete und auf rd. 543000 Luxemburger 6 Abgeordnete im EU Parlament. Vollends undemokratisch sind die Entscheidungsstrukturen in der EZB. Alle 18 Zentralbankpräsidenten haben im EZB- Rat das gleiche Stimmengewicht, was auf der illusionären Annahme beruht, dass sie nicht ihr Land vertreten, sondern als unabhängige Experten fungieren.

Man mag das Brexit -Votum mit Falschmeldungen im Wahlkampf und der Nichtteilnahme von vielen jungen Wählern erklären, es bleibt jedoch auch die Feststellung, dass viele britische Befürworter des Brexit Anstoß nahmen an den demokratischen Defiziten der EU und dass sie ihre Selbstbestimmung zurückgewinnen wollten. Viele Briten bemängelten zudem die   demokratischen Grundsätzen widersprechende Tatsache, dass EU- Entscheidungen faktisch ewig existent bleiben und durch die Bürger eines Mitgliedstaates auch bei einem politischen Wechsel im Heimatland nicht rückgängig gemacht werden können. Bei den Brexit -Verhandlungen sollte die EU berücksichtigen, dass die Bestandswahrung der EU nicht höher gewichtet werden darf als der Wunsch nach demokratischen Prinzipien eines scheidenden Mitgliedslandes.Es ist daher verfehlt, dass der Chefunterhändler der EU für die Brexit- Verhandlungen, der Franzose Barnier ( Fehlbesetzung), zunächst   im Krämergeist Geldforderungen gegenüber dem Wunsch der Briten nach Selbstbestimmung auf den Tisch legt.

Bei den Brexit -Verhandlungen stehen politisch die Wertschätzungen des Selbstbestimmungsrechtes eines Volkes und der Wunsch nach Bestandswahrung der EU im Raum. Eine zu starre Gewichtung des EU- Bestandes kann zu einer schweren Hypothek für das künftige weitere demokratische Gedeihen der EU werden. Im übrigen hat auch Frau Merkel bei der Schaffung des Binnenmarktes Rosinen gepickt, indem sie lange Übergangsfristen für die Freizügigkeit der Arbeitnehmer einforderte.   Bei der o.g. Stimmengewichtung haben nicht alle Mitgliedstaaten nach ihren Rosinen gepickt? – Dr. Albert Hüchtker


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Glückliches Deutschland!

Wie schon in den zurückliegenden Jahren nach Pisareformen und Einführung von G8 mit zentralen Abschlussprüfungen in den meisten Bundesländern werden unsere höheren Lehranstalten demnächst wieder Scharen von jungen Supermännern und -frauen mit der begehrten Durchschnittsnote von „Eins, …“ in das nach-schulische Leben entlassen, damit, so wird es dem geneigten Wahlvolk von (über)eifrigen Bildungsreformern landauf, landab suggeriert, die Wirtschaft und Wissenschaft des Landes gestärkt und sein Wohlstand gemehrt werde.

Wirklich?

Ausbildungsbetriebe und Universitäten, Bildungsforscher und Wirtschaftswissenschaftler beklagen einen zunehmenden Akademisierungswahn und die damit einhergehende „Inflation der Bestnoten“ (Deutscher Philologenverband). Die Gründe für das Bildungswunder sind vielfältig: sie reichen von der verkürzten Schulzeit mit zwangsläufig abgesenkten Standards über Lehrpläne, die zu Leerplänen verkommen, bis hin zu zentral gestellten Abituraufgaben, die eher kompetenz- als wissensorientiert ausgelegt sind und für die es – dem Streifenhörnchen sei Dank – manchmal   schon ausreicht, lesen zu können; verschärfend hinzu kommen laxe Korrekturmodi ohne konsequent gehandhabte und nachhaltig effiziente Kontrollmechanismen; nicht zu vergessen: politische Vorgaben und Erwartungshaltungen hinsichtlich der doch bitte unbedingt zu erreichenden Prüfungsergebnisse. Diese wiederum müssen nach Abschluss der Prüfungen herhalten als offenkundiger Beweis für den Erfolg umstrittener Schulreformen und die vielbeschworene politische Weitsicht der Reformer. Da beißt sich das Streifenhörnchen in den eigenen Schwanz.

So berechtigt Bestnoten im Einzelfall auch sein mögen, so sehr jedem Absolventen der persönliche Erfolg und die Freude darüber zu gönnen sind, eines ist unstrittig: oft fehlen den Abiturienten entscheidende Qualifikationen – egal, wie gut das Abschlusszeugnis ist. Universitäre Eingangstests vor Studienbeginn und die Einrichtung von Brückenkursen wie an der Fachhochschule Bielefeld belegen, dass die Abiturnote kaum mit den abgefragten Fähig- und Fertigkeiten korreliert.

Mit der Entwertung der Abiturnote aber ist niemandem gedient: weder den jungen Leuten, denen zwar auf dem Papier Bestleistungen bescheinigt werden, die sich jedoch nach ihrer harten Landung in der Realität unsachgemäß beurteilt oder gar getäuscht fühlen müssen, noch diesem Land, das auf einen leistungsbewussten und hochqualifizierten Nachwuchs angewiesen ist, um im nationalen und internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Glückliches Deutschland? – Fritz Honselmann


Leserbrief zu “Bits und Bytes in Kenia” von Angela Köckritz

Sicher ist es wichtig, dass der digitale Fortschritt nicht an Afrika vorbeigeht und Juliana Rotich in Nairobi ein schönes Beispiel. Aber Telemedizin? Da hat Samsung der tanzanischen Regierung den Telemedizin-Floh ins Ohr gesetzt und schon wird für Millonen von Tanzania Shilling in einem Busch-Krankenhaus im armen Süden des Landes digitale Technik installiert, Doktoren und Pflegepersonal für Kurse abgezogen, obwohl kaum ein einheimischer Arzt ein EKG lesen kann. Andereseits hält die Regierung an ihrem 2jährigen Einstellungsstopp für medizinisches Personal fest. Dabei bräuchten wir dringend eine/n Gynäkologen/in, um die Kindersterblichkeit von 43,7 auf 1000 Geburten (in Deutschland 3,4) zu senken. Dafür ist kein Geld da, aber für Telemedizin. – Siegfried K. Runge


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Hinsichtlich Thüringens ist noch zu ergänzen, dass der verbindliche Fachunterricht in den Klassen 5 bis 10 um insgesamt 12 Prozent gekürzt wurde – zum Teil zu Gunsten eines Wahlpflichtfaches, vor allem aber für “individuelle Förderung”, damit wirklich niemand zurückgelassen wird.

Die Saat hat übrigens 2008 noch die CDU-Regierung ausgebracht, das SPD-geführte Ministerium hat von 2009 bis 2014 eifrig gegossen, und Rot-Rot-Grün bringt jetzt noch kräftig Dünger aufs Feld.

Planmäßige Kürzungen des Unterrichts wegen Lehrermangels und Stundenausfall durch Langzeitkranke sind hier noch gar nicht mitgerechnet.

Wer ernsthaft glaubt, dass dies nicht zu einem Niveauverlust führt, glaubt wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann. – Erik Onnen


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ich habe noch nie an eine Zeitung geschrieben aber in der aktuellen Ausgabe ist euch ein so haarsträubender (wie ich finde) Fehler unterlaufen, dass ich nicht anders kann.

Ihr schreibt im Artikel „Abi für alle“ dass der IQ immer weiter ansteigt und im Moment etwas über hundert liegt. Das ist eine schwachsinnige Aussage, der IQ ist standardisiert und beträgt im Durchschnitt immer 100, unabhängig von der Intelligenz der Teilnehmer.

Sowas zu lesen tut mir als Psychologiestudent ja dermaßen weh dass ich mit Sicherheit nur einer von sehr vielen Leuten bin die euch darauf hinweist. Eine Korrektur in der kommenden Ausgabe wäre aus meiner Sicht absolut notwendig, da hier kein banaler Fehler gemacht wurde sondern ein völlig falsches Verständnis der Idee des IQs vermittelt wird. – Silvan Hornstein


Leserbrief zu “Diese Zahl bewegt Deutschland” von Kolja Rudzio

Sie haben eine entscheidende Zahl leider unterschlagen.

Deutschland hat nicht nur hatz4, hart4 auch ist ja nur Harz 4.  Das ja nachweislich von jemanden gestrickt wurde, der glaubte als fuehrungskaft Menschen fuer seine sexueller Befriedigung von der Allgemeinheit finanzieren zu lassen. Oder durch Erpressung 5000jobs fuer 5000dm einen Konzern zu Lasten der Arbeitnehmer sanierte!!

Vielheicht sollte man Hoeneß und zumwinkel und andere Finanz steuerabzocker als Berater fuer scheuble ins bot holen.

Nun die unterschlagen Zahl ist die der die Grundsicherung beziehen. Ich war einer der Langzeit arbeitslosen1997 2005. Bis ich durch Scheidung und Psychoterror des Arbeitsamtes erst in die Klapse pyschartrie dann in die Grundsicherung abgeschoben wurde.

Gern wurde ich arbeiten, nur wie da wieder rauskommen. – Christian Knaut


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Anant Agarwala schreibt in seinem Beitrag, dass es angeblich von „oben“ keine Anweisung gegeben habe, die Anforderungen beim Abitur zu senken. Aber hat nicht gerade Ihr hamburgischer Bildungssenator in skandalöser Weise die Noten der letzten Mathe Arbeit vor dem Abitur angehoben? Und woher stammt wohl die Streifenhörnchen Aufgabe?

Die bundesdeutsche Abwärtsspirale bei den Anforderungen dreht sich offenbar immer schneller und nicht nur in Hamburg. Es bräuchte eine breite gesellschaftliche Debatte, ob man – wie es derzeit möglich ist- mit zweimal mangelhaft überhaupt noch das Abitur bestehen sollte oder gar mit der Note ungenügend, was durchaus möglich ist. Sämtliche Prüfungsordnungen der Länder weisen Hintertürchen wie Zusatz- oder Absicherungsprüfungen auf.

Aber darüber wird,wenn überhaupt, nur noch in den Feuilletons diskutiert. Deshalb sind Stimmen wie die von Prof. Klein sowie seiner Gesellschaft für Bildung und Wissen notwendig, die umsichgreifende Erleichterungspädagogik in die Schranken zu weisen. – Steffen Böhler


Leserbrief zu “ Nie ohne sie“ von Lousia Reichstetter

Das Foto zeigt Elsa Einstein, die zweite Frau von Albert Einstein und nicht seine erste Frau Mileva. Die Verwechslung bestätigt den Eindruck eines flüchtig recherchierten Artikels. Die These, Mileva Einstein hätte einen großen Anteil an der Entwicklung der Speziellen Relativitätstheorie, taucht immer wieder mal auf. Sie geht zurück auf einen Artikel, den eine Frauenrechtlerin vor rund 30 Jahren für die Zeitschrift „Emma“ verfaßte. Die damals bedeutendsten Biographen Einsteins, Armin Hermann und Albrecht Fölsing, gingen den von der Autorin genannten Behauptungen nach und stellten fest, daß sie sich nicht halten ließen. Fölsing schilderte seine Nachforschungen in einem Aufsatz „Keine Mutter der Relativitätstheorie“ und bezeichnete dort die Stilisierung von Mileva Einstein zur verkannten Physikerin als „ärgerlichen Unsinn“. Sein Artikel ist das Beste, was ich zu diesem Thema bisher gelesen habe. Ich habe ihn daher aufbewahrt und kann ihn gerne zur Verfügung stellen. Er erschien in der ZEIT Nr.47 vom 16.November 1990. – Mileva Maric


Leserbrief zu “Grenzen der Kanzlerin” von Mariam Lau

In seinem Buch „Die Getriebenen“ wirft Robin Alexander Angela Merkel vor „unverantwortlich“ gehandelt zu haben. Genau das stimmt nicht.

Er geht davon aus : „Nehmen wir einmal an, die Bundeskanzlerin hätte den Deutschen schon im Herbst 2014….folgende Frage vorgelegt…..Wie wäre es, wenn wir in einer geordneten Aktion, mit Fingerabdrücken, Sicherheitschecks und allem Drum und Dran, 800 000 von ihnen (diese Zahl hatte man 2014 noch nicht im Visier) nach Deutschland holten…. Eine mindestens solide Mehrheit wäre Angela Merkel vermutlich sicher gewesen“. Dieses Argument, das „Besserwisser“ gerne gebrauchen, ist aus meiner Sicht blindes Wunschdenken und hat mit Demokratieverständnis nichts zu tun. Es ist ein Kennzeichen demokratischen Handelns in solchen, vermeintlich „vorhersehbaren“ Situationen, abzuwarten und nicht vorzugreifen, weil das erstens jetzt schon Geld kostet, was Widerstand auslöst und zweitens eben das bedingt, was man grundsätzlich nicht will: zuviel Kontrolle.

Solch grundsätzlich „prophylaktisches“ Handeln können sich autoritäre Regierungen bzw. autoritär ausgerichtete Politker wie Trump, Putin oder Erdogan eher leisten. Ganz abgesehen davon, haben sich die Deutschen in ihrer grossen Mehrzahl grosszügig verhalten und waren bereit zu helfen, was sie mehrheitlich noch heute sind. Dass das Schengenabkommen und der Dublinvorbehalt keine geeignete Prophylaxen waren, bestätigt nur die erwähnte demokratische „Schwäche“, zumal in einer EU mit damals noch 28 Staaten. Insoweit bedeutet Demokratie in solchen Fällen : Verantwortung im Nachherein zu übernehmen. Und genau das besagt Merkels Spruch: „Wir schaffen das“. Welche „vorhersehbare“ Situation wurde jemals rechtzeitig angegangen? – Dr. Klaus Tiedje


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

Wenn man mit dem vorletzten Satz Ihres Artikels anfängt: “Kitas ausbauen und die Qualität verbessern” hat man ein Programm, dass niemand kritisieren wird, es sei denn er ist grundsätzlich gegen Kitas und stattdessen zum Beispiel für die sogenannte Herdprämie. Hatten wir schon!

Ein Staat, der Bildung als förderwürdiges Ziel erkennt, kann sehr wohl die Kosten für die Bildung aus dem Steuersäckel zahlen und damit seine Zukunft sichern. Dass wir das für Schulen und Hochschulen tun ist sicher richtig. Damit unterstützen wir aber gerade u. a. die von Ihnen aufgeführten gut situierten Doppelverdiener, die schon jetzt dafür sorgen, dass ihre Kinder kostenlos gut ausgebildet werden und damit später bessere Chancen im Berufsleben erhalten. Junge Familien sind sehr oft nicht darunter und Migranten und Flüchtlinge schon gar nicht. Die zu unterstützen führt nach Ihrer Meinung ins Chaos weil ausreichende Mengen von Kitas zu teuer sind und es dem Staat wohl nicht zuzumuten ist, vorhandenes Geld hier auszugeben.

Das ist dann zwar keine Chancengleichheit, aber es konserviert die Privilegien der Oberschichten. Ich kann mich nur darüber freuen, dass das System der Förderung der später gut Verdienenden und der Sparsamkeit am unteren Ende der Bildungspyramide zum Glück für alle langsam verschwindet. In einigen Bundesländern sind Kitas heute schon kostenfrei. Andere haben das wenigstens im Programm. Von dort ausgebrochenem Chaos habe ich nichts gehört.

Ich engagiere mich im Kinderschutzbund, der in Lübeck eine Reihe von Kitas unterhält. Zum Glück werden die Kosten für fast 70% der Kinder unterdessen schon von Sozialeinrichtungen getragen. Es bleibt aber immer noch eine viel zu große Zahl von Eltern, die gerade nicht mehr in die soziale Förderung fallen und denen die ständig steigenden Gebühren für die Kinderbetreuung eine große Belastung sind.

Hätten Sie Ihren Artikel auf den letzten Absatz reduziert, hätten Sie wahrscheinlich genau das getroffen, was Martin Schulz gemeint hat, selbst wenn er das im anlaufenden Wahlkampf getan hat. Es wird dadurch nicht falsch und mit dem von Ihnen befürchteten Irrsinn und Chaos könnten wir gut leben. – Peter Kayser


Leserbrief zu “Wie es wirklich ist… einen IQ von über 130 zu haben” von Eva Kalbheim

Ihr Beitrag ist ein Faustschlag in das Gesicht von Eltern, deren Kinder leichte oder schwere Lernschwierigkeiten haben.

Wie tragisch – beim Elternsprechtag wurde Ihnen von Vorfällen berichtet, die Sie nur befremdlich fanden. Vielleicht versetzen Sie sich mal in die Situation von Eltern, für die ein Elternsprechtag schlimmer als eine Wurzelbehandlung ist. Immer voll der Sorge, dass man darüber informiert wird, dass das eigene Kind einfach nicht dem Leistungsstandard folgen kann.

Und Psychologen, Neurologen und Gutachter sind unsere besten Freunde.

Ihr Sohn studiert Medizin. Wunderbar. Meine Tochter, die gerne Kinder betreut, von diesen vergöttert und von den Eltern sehr geschätzt wird, würde gerne Erzieherin werden. Dafür benötigt man in Deutschland einen Realschulabschluss (mal ehrlich – Ihr Sohn hätte nicht Abitur machen können, für Sie eine Lebenskrise, nicht wahr?).

Meine Tochter hat einen angeborenen Chromosomfehler, der Lernschwierigkeiten zur Folge hat. So ist sie schon mit 6 Jahren alleine in der Welt herumgeflogen, kann 5 Sprachen, ist kreativ, spielt Klavier, singt im Chor und ist überhaupt ein wunderbarer emphatischer Mensch. Aber abstrakt denken fällt ihr schwer und Mathe kann sie gar nicht.

Es wird viel über Inklusion gesprochen, korrekt. Aber nicht, dass sie nicht durchdacht ist. So hat die KMK uns gerade trotz mehrerer Gutachten mitgeteilt, dass meine Tochter den Abschluss nur bekommt, wenn sie Mathe wie alle anderen kann. Kann sie seit 10 Jahren nicht, sie wurde immer durchgeschleift, aber jetzt heisst es, ohne Mathe kein Abschluss.

Nun wiederholt sie zum dritten Mal ein Schuljahr (das zum Thema, in Deutschland muss man nicht mehr wiederholen), sie erhält 3 Mal die Woche wie eine Stopfgans Mathe, damit sie auf eine 5 kommt! Was der Mathelehrer ihr im Übrigen nicht zutraut.

Das ist der Skandal. nicht, dass Hochbegabte ab und zu von der Seite schief angeschaut werden.

Ach ja, ich habe mein Abi vor vielen Jahr mit 1,0 gemacht und ein Arzt sagte mir mal, ich stände zwischen Genie und Wahnsinn. Auch ich kenne es, dass manchmal mir Leute nicht folgen können. Das macht mich nicht zu einem glücklicheren Menschen und gewiss nicht zu einem besseren als meine mir in menschlicher Hinsicht überlegene Tochter.

Aber ich war immer dankbar dafür, dass ich so viel mehr Chancen hatte! – Kirsten Hardt


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ihre detaillierte Analyse hat leider einige Wissenslöcher: Dazu gehört die Information, dass wie bekannt das Abitur und seine Note nicht allein auf der Abschlussprüfung beruht, sondern im sog. ‘Stotterabitur’ in den letzten Schuljahren erarbeitet wurde.

Damit steht schon relativ früh fest, dass man das ‘Abitur besteht’ und in etwa mit welcher Note (Punktzahl).

D.h. die Schulen müssten in der gymnasialen Oberstufe höhere Anforderungen stellen mit Auswirkungen auch auf Versetzungen – wie früher vor allem vor der letzten Klasse.

Bitter für alle, die mit Mühe das Abitur schaffen um dann mit einer Illusion zu studieren – aber an nicht erfüllbaren Leistungsansprüchen scheitern. – Detlef Geisendörfer


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Der Beitrag ist gut lesbar, hat aber leider, da es sich nur um fünf Fälle handelt, kaum einen Aussagewert. Was fehlt, sind Ausführungen eines Soziologen, zu denen die beschriebenen Fälle Anschauungsmaterial hätten bilden können.

Sie produzieren häufig sehr gute Sachen, bei denen Sie über den Nutzen für den Leser anscheinend nicht genug reflektieren.

Ich bleibe Ihnen trotzdem treu. Sie haben bei uns keine ernsthafte Konkurrenz. – Hans Heller


Antwort auf Leserbriefe “Brieflein mit drei Globuli”

Das ist wieder typisch!

„Brieflein mit drei Globuli“ heißt es  ironisch als Haupt-Überschrift zu diversen Leserbriefen, in denen überwiegend positive Sichtweisen zur Homöopathie zum Ausdruck kommen.

Weshalb wird nicht Kant zitiert: „Wir leben auf einer kleinen Insel des Wissens, umgeben von einem Ozean des Nichtwissens.“

Dieses Zitat kommt auch in einem Leserbrief vor, wäre weniger plakativ und wir als Leser müssten nicht schon wieder die Stirn runzeln ob dieser flapsigen Schreibe, welche Ausdruck einer subjektiven Abwertung ist. – Veronika Shah


Leserbrief zu “Behörde auf Speed” von Caterina Lobenstein

Vielen Dank für Ihren Artikel über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Was Ihre Recherchen hier zutage befördert haben, ist ein Skandal!

Ich kann grundsätzlich nachvollziehen, dass das Amt angesichts des großen Flüchtlingsstroms seit dem Sommer 2015 mit der Vielzahl der zu bearbeitenden Fälle überfordert war. Dass der Behördenleiter Frank-Jürgen Weise aber eine Unternehmensberatung eingeschaltet hat, um die Krisensituation zu lösen, das empört mich. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Mc Kinsey & Co hauptsächlich Unmengen von Geld verschlingen, Ihre Arbeitsergebnisse aber eher zweifelhaft und den Menschen keinesfalls dienlich sind.

Dass das BAMF diesen „Beratern“ 25 Mio in den Hals wirft, ist unglaublich!

Wenn dieses Geld vorhanden ist, um es auf die beschriebene Weise zum Fenster herauszuwerfen, dann scheint es sowohl der BRD insgesamt als auch dem Staatshaushalt ja blendend zu gehen! Warum benötigen wir eigentlich eine Schuldenbremse, wenn es möglich ist, die Steuergelder derart zu verblasen?!

Für das Geld hätte man den Flüchtlingen direkt helfen können oder – noch besser – einfach noch viel mehr neue Mitarbeiter einstellen können, mit dem Ergebnis, dass alle Neulinge ausreichend Zeit gehabt hätten, sich in die komplizierte Materie einzuarbeiten.

Und was Herrn Weise betrifft, den ehemaligen Controller: Hätte er mit seiner Erfahrung als Behördenleiter der Bundesagentur für Arbeit nicht in der Lage sein müssen, die Poststelle selbst zu reformieren und die elektronische Aktenverwaltung und -versendung selbst einzuführen? Für einen solchen Schritt kann eine moderne Behörde doch kaum auf eine Unternehmensberatung angewiesen sein?

Ich bin wirklich entsetzt über soviel Dilettantismus.

Mich würde interessieren, ob das Bundesamt oder die Bundesregierung sich angesichts Ihres aufdeckenden Artikels zu einer Rechtfertigung berufen fühlt. Eigentlich müsste doch ein Aufschrei durchs Land gehen angesichts einer solchen behördlichen Verschwendungssucht.

Ich wünsche mir sehnlichst, dass die Vermessung der Welt durch irgendwelche Unternehmensberater, Consultans und sonstige neo-liberale Zauberer endlich ein Ende nimmt. – Erika S. Becker


Leserbrief zu „Wann ändert sich was?“ von Anna-Lena-Scholz

Frauen sind in der Wissenschaft offenbar innerhalb kürzester Zeit ausgesprochen erfolgreich geworden: 50 Prozent Studentinnen, 40 Prozent der Professuren. Eine rasante Tendenz. Die letzten herrschenden Wissenschaftler – das Rudiment des überkommenen Patriarchats – werden allerdings in Kürze pensioniert sein und männlicher Nachwuchs, in schulischen Settings benachteiligt, weist deutlich schlechtere Schulnoten und -abschlüsse auf. Ganz offensichtlich wird also schon sehr bald über gleiche Rechte für junge Männer zu schreiben sein. – Dr. André Hempel


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ihr Artikel ist fürs Publikum ein guter Einstieg ins Thema. Aber wie wird denn nun die Abi-Inflation „in jedem Fall das Land verändern“?

Ich lehre an einer deutschen Universität und kann ahnen, wohin es läuft. Es sieht schlimmer aus, als ihr Artikel vermuten lässt, denn der Wahnsinn endet nicht an den Schulen, er strahlt über die Unis ins Land:

Eine meiner ersten BA-Studentinnen habe ich im richtigen Leben wieder getroffen, sie hatte (damals) einen festen Job: im Laden bei E-Plus. Seit der Übernahme habe ich sie nicht wiedergesehen. Eine andere verkauft in einem Laden für Billigmode. Da geht es um den individuellen finanziellen Vorteil akademischer „Ausbildung“. Ein BA qualifiziert offenbar für den Niedriglohnsektor: in der Privatwirtschaft wie im öffentlichen Dienst auch. Da geht es um die Chancen der nächsten Generation.

Meine Uni examiniert Leute als Französischlehrer, die kein Französisch können. Die landen an öffentlichen Schulen und werden es nie jemandem richtig beibringen können. Pech hat, wer dort zur Schule geht.

Ich kenne eine junge Frau, die beherrscht weder Rechtschreibung noch Zeichensetzung (vor jedem „wie“ z. B. setzt sie ein Komma), noch kann sie sprachlich unterscheiden zwischen dem, was sie selbst sagt, was andere gesagt haben, oder dem, was nicht der Fall ist: Sie beherrscht eben nicht die Konjunktive. Sie hat Abitur, sie hat studiert, sie ist jetzt als Grundschullehrerin verbeamtet. Sie wird 40 Jahre Kinder von Karrieren fernhalten.

Weder Schule noch Hochschule haben je die entsprechenden Kenntnisse verlangt. Da geht es um berufliche Chancen der übernächsten Generation.

Die Leitung einer Fachhochschule am Ort hat vor einigen Jahren die Professoren angewiesen, besser zu benoten. Das war an dem Institut, an dem man lernt, medizinische Geräte zu bauen. Aus ethischen Gründen haben sich die Profs damals geweigert – wie es heute aussieht, weiß ich nicht. Da geht es um unser aller Gesundheit.

In Deutschland werden Juristen examiniert, die unfähig sind, gerichtsverwertbar zu schreiben. Wer mit besten Examina in guten Kanzleien landet, muss seine Schreiben mindestens ein Jahr lang Kontrolle lesen lassen. Da geht es um unser Rechtssystem.

Ein Professor einer benachbarten Hochschule erzählte mir, sie vergebe nur noch wertlose Zeugnisse: alle mit „gut“ oder „sehr gut“ – ungeachtet dessen, was jemand könne. Das passiert an einem BWL-Lehrstuhl. Da geht es ums Wirtschaftssystem.

Vor 10 Jahren hatte ich einen Studenten, der las die FAZ. Warum? Er sehe doch eher aus wie ein TAZ-Leser? Man müsse „doch wissen, was der Feind denkt“. Solche Leute waren früher normal; heute liest keiner mehr Zeitung in der Pause, das sei zu anstrengend. Da geht es um eine wache Gesellschaft.

Fazit: Die Uni knüpft ans Vorgehen der Schule an, zum Schaden der Gesellschaft: im Recht, in der Wirtschaft, in der Gesundheit, im gesellschaftlichen Wachsein, in den Chancen für die nächste und die übernächste Generation.

Warum machen die Hochschulen das mit? Aus Angst ums Geld. Das Land bezahlt die Hochschulen nach Kundschaft. Da geht es nicht um Bildung; jeder Student gilt als besserer Tourist, denn er bleibt länger und gibt entsprechend mehr Geld aus. Aus jedem Euro aus der Landeshauptstadt macht meine Uni 2,50 fürs Land. Dafür macht das Werbung: mit Plakaten, auf Youtube und mit dem Senken von Standards.

Der Student geht schließlich dahin, wo er für ein gutes Zeugnis am wenigsten tun muss. Dafür gibt es Vergleichsportale im Internet. Derart haben auch wir früher unsere Leistungskurse gewählt: Wir haben aber nicht gewählt, was wir lernen wollten, sondern abgewählt haben wir, was uns zu stressig erschien; ich habe immer nur gelernt, wenn ich musste. Die Menschheit wird sich seitdem nicht gebessert haben.

Die Länder verkünden, es müsse gespart werden, und die Uni-Leitungen haben Angst und raunen ihren Lehrenden zu: Gebt bessere Noten, dann ist euer Lehrstuhl sicher, und ihr verliert nicht eure Privilegien. Und die Lehrenden? Die inhalieren das: vom Professor bis runter zum prekär Lehrbeauftragten. Und so produzieren alle immer bessere, immer wertlosere Zeugnisse.

Und alle schauen weg: Meine Uni hält eine Studie unter Verschluss, woraus hervorgeht, dass 5 % der BA-Examensarbeiten fehlerfrei oder fast fehlerfrei geschrieben sind. 95 % haben 2 oder mehr Fehler pro Seite, manche 20. Kaum ein Dozent fordert Rechtschreibung ein, und das wird vertuscht.

Und manche Staatsdiener (!) entwickeln Zynismus: Neulich ging es wiedereinmal um einen Plan zur Kürzung von Anforderungen, und ich sagte: „Wenn ihr das macht, dann wisst ihr aber schon, dass eure Absolventen nicht mal mehr den Duden lesen können?“ „Das ist nicht so wichtig“, hörte ich, „unsere Absolventen werden sowieso höchstens Sekretärin, oder sie bringen dem Chef Kaffee.“

„Bildung für alle“ machte die Schule zu „Abi für alle“; „Studium für alle“ machen die Hochschulen gerade zu „Examen für alle“. Und so bewirkt die OECD das Gegenteil dessen, was sie vorgibt: Benachteiligte bekommen nicht mehr Chancen, sondern alle bekommen weniger – nur wer kann, kauft sie sich an Privatschulen oder -unis. Und nebenbei kommen unserem Land allmählich die Spezialisten abhanden: für Recht, für Wirtschaft, für Bildung, für Gesundheit und Gesellschaft.

Den Wahnsinn kann man stoppen, und zwar ganz einfach: Man muss nur die Art der Finanzierung ändern. Zurzeit belohnt man das Verschenken von Zeugnissen. – Anonymer Leser


Leserbrief zu “ Je oller, desto doller“ von Stefan Schirmer

Mit dem sehr geschätzten Norbert Lammert hat ausgerechnet einer der intelligentesten Köpfe des Bundestages der AfD leider eine völlig unnötige Steilvorlage für (noch) mehr selbstwertüberschätzung frei Haus geliefert. Diese widersinnige Anerkennung steht dem demagogischem Populismus mitnichten zu, überdies steht dem herausragendem Politiker Lammert, dessen Stellungsnahmen durchweg von hoher Qualität und Verständigkeit geprägt sind, ein solch törichter Vorschlag nicht zu. – Ira Bartsch


 Leserbrief zu „Im goldenen Matriarchat” von Marie Schmidt

Die „Künstlerin“ Stefanie Sargnagel  , meiner Meinung nach stets mit ihrem Markenzeichen , der rote Mütze,  auf dem Kopf  als Inhaltsangabe, unterwegs,  gibt es ja  wohl  wirklich. Ob es allerdings die behauptete „Hysterira“  und  die Schreiberin der Geschichte darüber ,Marie Schmidt, auch wirklich gibt,  das bleibt für mich höchst  fraglich .

Das schwarzrotgoldene Band der Marko Germania  zum Beispiel geht in Wahrheit   jedenfalls konkret eindeutig  nicht auf die Flagge der  (bekanntlich (erst) im Mai 1949)  gegründeten Bundesrepublik  Deutschland zurück  – sondern auf die Farben der  bereits 1815 gegründeten Deutschen Burschenschaften. Nicht die Burschenschaften haben also  die Farben der BRD übernommen – sondern  die Wahrheit ist genau umgekehrt. Bei  aller klar ersichtlichen,  erbitterten, Feindschaft der   Mehrheit  der derzeit veröffentlichten Meinung gegen alles was nicht „links“ ist   – und dem Bestreben , alles was  hingegen (vermeintlich) rechts  ist , entweder zu verteufeln oder mindestens  lächerlich zu machen,  sollte man sich also tunlichst  wenigstens nicht beim Fälschen  von Fakten erwischen lassen. Und bei aller offenkundigen  Sympathie für alles „Linke“ sollte auch  DIE ZEIT darauf achten, sich selbst in seinen

Feuilletons   bzw. unter dem Deckmantel der „Satire“  nicht an der Verbreitung von „Fake News“ zum Zweck der Hetze  zu beteiligen . Nichts für ungut. – Max- Anton Hanke


Leserbrief zu „Das Desaster der Demoskopen“ von Peter Dausend

Wie kann man von mir erwarten, dass ich sinnvoll an einer Meinungsumfrage teilnehme, wenn ich panisch das Wort „Ja“ vermeiden muss, um nicht doch einen nach den Regeln unseres Rechtsstaates legalen Vertrag an der Backe zu haben („Nein“, „Schwarz“ oder „Weiß“ geht wohl einstweilen noch…)? Bevor ich wochenlang damit zu tun habe, aus diesem Vertrag wieder rauszukommen lege ich doch lieber gleich auf! – Hans-Heinrich Förster


Leserbrief zu “ Hab mich lieb!“ von Kerstin Bund

Der Artikel schildert anschaulich und in hohem Maße nachvollziehbar, wie machtlos und hilflos Betroffene hier in Deutschland gegenüber planvoll vorgehenden Stalkern sind. Dass es im geschilderten Fall einen Mann betrifft, der obwohl er kein „Opfertyp“ ist, ebenfall um sich zu schützen sein gesamtes Leben aufgeben muss (zum Glück ist er jung, ohne Kinder und einigermaßen wohlhabend) – ist vielleicht ein „Hingucker“, weil die stereotypen Geschlechtsrollenerwartungen nicht bestätigt werden. Vielleicht auch identifizieren sich dann mehr Leser mit der Botschaft, weil sie Ähnlichkeiten zur eigenen Lebensführung erkennen und merken, auch sie wären nicht geschützt, wenn sie derart verfolgt würden. Im Artikel wird nicht ein einziges Mal benannt, dass 80% aller Stalkingbetroffenen Frauen sind. Der geschilderte Fall ist eine Ausnahme. Und diese Ausnahme gehört im gesellschaftlichen Kontext als solche gekennzeichnet. Stalking ist überwiegend ein Mittel männlicher Gewalt- und Machtausübung und ich glaube nicht, dass alle Männer, die diese Taten verüben psychisch krank sind, wie es der Artikel hier zu Tätern nahelegt. Das verkürzt die Debatte zu Gewaltausübung unzulässig. – Martina Huck


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Zu dem Dossier „Abi für alle“ möchte ich einige Fakten liefern. Ich habe im Frühjahr 1966 das Abitur abgelegt. (1966 begannen die sogenannten Kurzschuljahre, um die Versetzungen von Ostern auf die Zeit nach den Sommerferien zu verlegen: deshalb gab es im Herbst eine weitere Abiturprüfung.)

Um den Vergleich zwischen „damals“ und „heute“ zu versachlichen, folgende Informationen:

1966 wurde man in vier Fächern schriftlich geprüft. Mit dem Eintritt in die Unterprima (Stufe 12) standen diese Fächer fest, für mich waren das Deutsch, Latein, Mathematik und Physik. Diese vier Arbeiten wurden innerhalb einer Woche geschrieben. Die Ergebnisse dieser schriftlichen Abiturarbeiten wurden dem Schüler nicht mitgeteilt. Es wurde einem auch nicht mitgeteilt, in welchem Fach bzw. in welchen Fächern man mündlich geprüft wurde. Erst am Tage der mündlichen Prüfung erfuhr man das Fach, wenn der Fachlehrer den Kandidaten abholte, in den Vorbereitungsraum brachte und einem die Prüfungsaufgabe stellte. Mindestens eine mündliche Prüfung war zu meiner Zeit obligatorisch; je nachdem, wie seine schriftlichen Arbeiten ausgefallen waren, konnten es auch mehrere sein. Soviel zu den Rahmenbedingungen vom Frühjahr 1966.

Zu den Inhalten, speziell im Mathematik. Ich habe aus meiner Schulzeit noch eine Ausgabe der Schülerzeitung meiner Schule (Oktober 1964) verwahrt, in der die Themen des Abiturjahrganges Frühjahr 1964 abgedruckt sind. Hier die Aufgaben in Mathematik (damals gab es an meiner Schule drei Oberprimen):

Klasse OIa:

  1. f(x) = , wobei a ¹ 0;      f(2) = 1 ; f ’(2) = – .
  2. a) Bestimme die Konstanten a und b!
  3. b) Diskutiere kurz den Funktionsverlauf!
  4. c) Berechne das uneigentliche Integral 0 £ x < ¥ .
  5. d) Berechne das Volumen des Rotationskörpers bei Drehung der Kurve

um die y-Achse zwischen 1 £ y £ 2.

  1. Gegeben ist die Ellipse   8 x – 12 xy + 17 y – 60 x + 85 y = 0.
  2. a) Es sind die Transformationsgleichungen einer schiefen Affinität

(Affinitätsachse: x-Achse) zu bestimmen, die die Ellipse in einen Kreis

überführen.

  1. b) Wie lautet die Kreisgleichung?
  2. c) Wie lauten die Gleichungen der Kreisdurchmesser, in die die Achsen

der Ellipse übergehen?

  1. d) Berechne die Gleichungen der Ellipsenachsen!

 

  1. Die Menge der zum Modul 9 teilerfremden Restklassen erweist sich als

multiplikative Gruppe. Entwickle die Gruppentafel und bestimme die zugehörigen Untergruppen! (Endliche Gruppen)

  1. Thema:

Die komplexen Zahlen verleihen der Analysis einen hohen Grad von

Abgeschlossenheit. Führe den Nachweis anhand von selbstgewählten

Beispielen!

Klasse OIb:

  1. Der Rotationsellipsoid, der durch die Drehung der Ellipse 4 x + 9 y = 36 um

die y-Achse entsteht, wird durch die Ebenen y = 0 und y = c geschnitten. Wie muss c gewählt werden, damit das Volumen des von den Ebenen begrenzten Körpers gleich dem der Halbkugel mit der kleineren Halbachse als Radius ist?

Die sich für c ergebende Gleichung ist nach dem Newtonschen Näherungsverfahren auf zwei Dezimalen nach dem Komma genau zu berechnen.

  1.            Entwickle y = sin(x) in eine Potenzreihe, gib die Fehlerabschätzung an und

zeige, dass sin(x) = (sin x) ist!

  1. Untersuche die quadratische Form  f(x,y) = x – xy + 5y – 9 = 0
  2. a) mit den Methoden der Differentialrechnung,
  3. b) mit den Methoden der analytischen Geometrie!
  4. Thema:

Die Gruppe der kongruenten affinen Abbildungen in der Matrizendarstellung.

Die orthogonale Matrix A, die eine kongruente Abbildung vermittelt, sei durch                  A A = E definiert. Die Rechengesetze der Matrizenrechnung einschließlich des

assoziativen Gesetzes werden als bekannt vorausgesetzt.

OIc

  1. Innerhalb des Kreises x + y = 25 liegt der Punkt P(3|0). Bestimme den

geometrischen Ort der Mittelpunkte aller Kreise, die durch P gehen und den

gegebenen Kreis von innen berühren.

  1. Berechne das Volumen und die Oberfläche des Rotationskörpers, der durch die

Drehung der Funktion y = sin x um die x-Achse, in den Grenzen von x = 0 bis

x = p, entsteht.

  1. In der Entfernung c vom Mittelpunkt eines kugelförmigen Planeten kreist ein

Satellit, der Ultrakurzwellen aussendet, die sich gradlinig aisbreiten. Wie groß

muss der Radius des Planeten sein, damit das Gebiet, in welchem die Signale

empfangen werden können, am größten ist?

  1. Thema:

Bilden die Matrizen zweiter Ordnung bezüglich der Multiplikation eine Gruppe?

Ich denke, zwei Sachen fallen einem sofort auf: Die Aufgabenstellungen passen locker auf ein halbes DIN A4-Blatt, und unter 4. wird in allen drei Klassen ein mathematischer Aufsatz verlangt. Heutige Aufgabenstellungen benötigen oft bis zu 10 DIN A4-Seiten, durch die man sich erst einmal kämpfen muss, bevor man weiß, was man machen soll. (Das wird gerne als „Lesekompetenz“ verkauft.)

Ich weiß nicht, wie typisch diese Mathe-Aufgaben für die damalige Zeit waren; immerhin möchte ich am Rande erwähnen: als ich in der Obersekunda (Stufe 11) war, konnte ich bereits einer Schülerin von einem Mädchengymnasium für ihre Abiturprüfung Nachhilfe in Mathe geben. So stark war damals der Niveau-Unterschied an den Gymnasien.

Ich kann aber auch von meinem eigenen Abitur erzählen. Ich habe nämlich 1991, also nach 25 Jahren, meine Abiturarbeiten abholen können und dabei zum ersten Male erfahren, wie ich in den schriftlichen Fächern abgeschnitten hatte. Hier meine Mathematikaufgaben; sie wurden uns am Tag der Prüfung diktiert, denn es gab in Mathematik noch keine Aufgabenblätter:

  1. Gegeben sind die Parabeln

K º y = 4 (x + a) mit a ³ 0 und K º y = – 4 (x – 7).

Berechnen Sie die Koordinaten der Schnittpunkte P und P! In welchem

Intervall muss die x-Koordinate liegen, wenn sie positiv sein soll? Die Parabel

K, die y-Achse und die Gerade durch die Schnittpunkte mit positivem x-Wert

begrenzen eine Fläche. Für welchen Wert von a hat diese Fläche ein

Maximum? Berechnen Sie diese Fläche!

  1. Gegeben sind die Asymptoten einer Hyperbel (– 3|4) · = – 17 und

(3|4) · = 1 mit a = 4. Wie heißt sie? Konstruiere sie mit Hilfe des Steilkegels!

  1. Leite die Eulersche Relation ab und benutze sie zur Berechnung des

natürlichen Logarithmus der komplexen Zahl 3 + !

  1. Über die mathematischen Grundlagen der Navigationskarten.

 

Aufgabe 4 verlangte wieder einen mathematischen Aufsatz. In ihm wurde unter anderem erwartet, die Abbildungsgleichung für die gnomonische Karte und für die Mercatorkarte herzuleiten. Und in Aufg. 2 wurde eine Konstruktion mit Zirkel und Lineal auf mm-Papier verlangt.

Nach meinem Physikstudium wurde ich Lehrer für Physik und Mathematik und habe 11mal einen Physik-LK und zweimal einen Mathematik-LK zum Abitur geführt. (Bei den Grundkursen habe ich den Überblick verloren.) Neu gegenüber meiner Schulzeit war das Thema Stochastik bzw. Wahrscheinlichkeitsrechnung. Diese Neuerung fand ich sehr sympathisch, denn man muss schon wirklich kompetent sein, wenn man bei Stochastikaufgaben bestehen will; mit „Labern“ ist da nichts zu machen. Andererseits müssen Stochastikaufgaben aber auch extrem sorgfältig formuliert werden, damit es auf keinen Fall zu Missverständnissen kommt. Für die Aufgabenstellungen in meinen beiden Unterrichtsfächern benötigte ich damals nie mehr als anderthalb DIN A4-Seiten.

Gegen Ende meiner Lehrertätigkeit erlebte ich dann die Einführung des Zentralabiturs und spürte unmittelbar den Wechsel zur neuen Aufgabenkultur. Da ich mich nicht in der Lage sah, meine Schüler auf diesen nach meinem Empfinden geschwätzigen Aufgabentyp vorzubereiten, habe ich nach dreimal Zentralabitur keine Kurse mehr zum Abitur geführt. Ein weiterer Grund waren regelmäßig die inhaltlichen Mängel und Fehler in den zentral gestellten Aufgaben. Mir taten die Schüler leid, die am Tage ihrer Prüfungen diese Fehler ausbaden mussten.

Was ich jetzt beobachte: die Rechnungen, die die Schüler in Mathematik bei der Bearbeitung der Abituraufgaben durchzuführen haben, werden immer schlichter. Gebrochen-rationale Funktionen sind vermutlich deshalb verschwunden, weil die Schüler mehrheitlich nicht mehr mit Brüchen umgehen können. (Ein Abiturient, der nach dem Abitur als Student mit mir Mathe übte, konnte nicht ein Viertel durch Acht teilen! Immerhin hatte er mit einem „befriedigend“ im Mathe-GK abgeschlossen.)

Der Niveau-Unterschied zwischen damals und heute zumindest in Mathematik ist eindeutig. Wer es nicht glaubt, kann ja einmal in die Archive der deutschen Gymnasien gehen und die Abiturarbeiten der letzten 50 Jahre sich ansehen und vergleichen. Interessant wäre auch zu untersuchen, wie sich im Laufe der Zeit die Themen in den anderen Fächern gewandelt haben.

Bevor man diesen Niveau-Abfall bewerten will, sollte man sich überlegen, welche Aufgaben das Abitur erfüllen soll.

Die Wirklichkeit sieht so aus: Das Abitur soll die jungen Leute danach auslesen, wer studieren darf und wer nicht. Nun reicht das Abitur alleine noch nicht aus, die Noten müssen auch stimmen (Numerus clausus). Ob die Selektion durch die Abiturnoten zu einer sinnvollen Auswahl führt, ist eine Frage, vor deren Beantwortung sich alle Bildungspolitiker drücken.

Ob das Bestehen des Abiturs reicht, um studieren zu können, hängt ganz empfindlich von dem gewählten Studienfach ab. Aus diesem Grunde kann nicht von einer allgemeinen Hochschulreife gesprochen werden. Die vielen Brückenkurse (zum Beispiel in Mathematik) zeigen, dass die gegenwärtige gymnasiale Bildung im allgemeinen gerade nicht ausreicht.

Man kann die Frage nach der Bedeutung des Abiturs auch ganz anders angehen und sich wünschen, dass das Bestehen des Abiturs in der Regel zu einer guten Allgemeinbildung führt. Damit ist man bei der Frage nach den Inhalten angelangt, ein äußerst vermintes Gelände. In seinem Bestseller „Bildung – Alles, was man wissen muß“ kommt der Autor Dietrich Schwanitz zu folgender Feststellung: „Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht.“ Und die Mathematik als ein Teil der abendländischen Kultur kommt an keiner Stelle in seinem Bildungsbuch vor. Die Folgen einer solche Einstellung kann man am antiken Rom ablesen: für die gebildeten Römer war Mathematik nur eine Hilfswissenschaft für Feldvermesser, Ingenieure und Architekten; vermutlich auch deshalb hat das antike Rom im Gegensatz zu dem antiken Griechenland keinen einzigen berühmten Mathematiker hervorgebracht.

Ich wünsche mir, dass ein Schüler die Bildung, die die Schule vermitteln will, als eine Bereicherung erlebt und nicht als ein Selektionsmittel. (Daraus ergeben sich viele Fragen an die Unterrichtswirklichkeit.) Die Frage, was man später im Leben braucht oder hätte brauchen können, kann, wenn überhaupt, nur in der Rückschau beantwortet werden, nicht aber am Beginn der Schulzeit. Und die Reduktion der Bildung auf einen irgendwie festgelegten Nutzen halte ich daher für wenig hilfreich. Ich bin froh, dass wir damals in der Prima zum Beispiel die Briefe von Plinius und Seneca auf Latein gelesen haben, Fähigkeiten und Inhalte, die ich später nie mehr gebraucht habe. Es gibt aber auch Unterrichtsfächer, an die ich nur ungern zurückdenke. Ich war jedenfalls froh, dass ich nach dem Abitur nie mehr einen dialektischen Besinnungsaufsatz schreiben und nie mehr ein Gedicht interpretieren musste. Sollte das der Sinn des Unterrichts gewesen sein?

Was ich mir wünsche, ist eine faire Diskussion darüber, was die Schule mit dem Abitur als Abschlussprüfung leisten soll: welche Bildung wollen wir an unsere Kinder weitergeben? Und welche Bildungstradition kann abgebrochen werden? (Siehe Schwanitz) – Felix Schumacher


Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Ihren Ansatz, die Grünen nur über das Öko-Thema zu definieren, halte ich für falsch. Als die Partei gegründet wurde, wählte ich sie -und viele meiner Freundinnen und Freunde- aus folgenden Gründen 1.mehr Demokratie, besonders für Frauen  2. soziale Gerechtigkeit und erst 3. Umwelt.

Seit die Grünen zusammen mit der SPD durch neue Gesetze zur Prostitution Deutschland zu einem großen Zentrum für Frauenhandel gemacht haben, sich für das Kopftuch/die Burka und damit für ein zurückgewandtes Bild der Frau einsetzen und sich zuletzt mit den Äußerungen zur Kölner Silvesternacht und ihrer Einstellung zur Migration mit schuldig daran machen, dass immer mehr Männer nach Deutschland kommen, die ein Demokratie- und Frauenbild haben, das mir Angst macht, kann ich die Grünen nicht mehr wählen. Ich glaube, da bin ich lange nicht die Einzige. – Dagmar Brandt


Leserbrief zu “ Gemütlich und gefährlich“ von  Hans Schuh

Als alter Zeitleser bin ich über diesen Artikel gestolpert, weil hier zu einseitig formuliert wurde.
Alle Leute wohnen doch nicht in  einer eng bebauten Innenstadt,sondern auch am Rande oder
im Vorort .Ich mache abends meinen Kamin mit Birkenholz an.Auch meine Sauna und der Ofen
im Ruheraum werden mit trockenem Birkenholz beheizt.( darauf achtet der Bezizirksschonsteinfeger sehr)

Da ensteht ein CO/2 neutraler Kreislauf, denn meine Bäume ( Kiefern Tannen Birken und Obstbäume)
brauchen den Kohlestoff zum Gedeihen und für ihr Wachstum.Das hat schon vor Jahren der
Wissenschaftler Prof.Weiszecker in einem beachtlichen Artikel festgestellt.

Also Holzöfen sind nur in eng bebauten Innenstädten problematisch Herr Schuh,abgesehen davon,
dass fast jede Stadt einen Park mit vielen Bäumen und Sträuchern hat.Auch viele Straßen und Wege
sind von Bäumen flankiert.Das fehlt wirklich ergänzend in Ihrem Artikel vom 30. März in  dem Magazin“DIE ZEIT „

Hier endet keine, von Vielen angewandte gut brauchbare Heiztechnik mit Holz .
Nur die vielen dieselgetriebenen Fahrzeuge machen ohne Filter o.Ä.z.Z. viele Sorgen! – Christian Heimberger


Leserbrief zu “Er wollte keinen Krieg” von Manfred Berg

die Darstellung von Prof. Berg ist sehr treffend. Er stellt die problematische Haltung der USA im Ersten Weltkrieg bis zum Kriegseintritt deutlich dar. Dazu trugen auch deutsche Ungeschicklichkeiten bei, an denen übrigens auch der spätere Reichskanzler Franz von Papen seinen Anteil hatte, der als Diplomat in den USA tätig war. Vor allem aber die wichtigen Medien, die weitestgehend in englischsprachigen Händen waren, waren hier als Treiber maßgeblich.  Ich frage mich, warum Präsident Wilson bei seiner Mahnung, über die Sympathien  für sein Herkunftsland die Einheit der USA nicht zu gefährden, gerade die deutschamerikanische Minderheit in den Blick genommen hat. Die englischsprachigen Medien, und nicht nur sie, wären ein genauso notwendiger Adressat gewesen. Auch das gehört zur Problematik der US-amerikanischen Neutralität.

Es bleibt trotzdem höchst problematisch, sich für neutral zu erklären, trotzdem aber eine der kriegführenden Mächte massiv zu unterstützen. Sich dann aber zu beschweren, dass die andere kriegführende Macht versucht diesen Handel zu unterbinden, grenzt an Heuchelei. Natürlich sind die Maßnahmen des Deutschen Reiches diskutabel. Bei dem damaligen Stärkeverhältnis auf den Weltmeeren hatte die deutsche Führung als Antwort auf die britische Seeblockade nach damaligem Verständnis kaum eine andere Wahl. Die Seeblockade war in der Hauptsache gegen die deutsche Zivilbevölkerung gerichtet.

Den Kriegseintritt 1917 machte aber erst ein Ereignis möglich, das am 15.3.1917 im fernen St. Petersburg / Petrograd eintrat, die Absetzung des Zaren. Seeblockade hin oder her, ohne die erste Revolution in Russland wären die USA nie in den Krieg eingetreten. Ein Kriegseintritt auf der Seite des despotischen zaristischen Regimes war nach damaliger Meinung einfach unmöglich, wäre dem eigenen Selbstverständnis  zu wider gelaufen. Es wäre schlicht nicht zu verargumentieren gewesen, gegen den deutschen Kaiser in den Krieg zu ziehen mit dem russischen Zaren an seiner Seite.

Diesen Hinweis habe ich der Darstellung vermisst. – Dr. Peter Winter


Leserbrief zu “Behörde auf Speed” von Caterina Lobenstein

Das Bundesamt hat den schmalen Grat zwischen Qualität und Quantität  hervorragend gemeistert.

Chapeau ! – Ulrich Zimmermann


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al. und “Diese Zahl bewegt Deutschland” von Kolja Rudzio

Vielen Dank für die beiden Artikel „Wie gerecht ist Deutschland“ und „Diese Zahl bewegt Deutschland“. Im ersten Artikel habe ich interessante Einblicke in die Verhältnisse und Lebenswelten anderer Leute bekommen, die man sonst nur zufällig oder schwer erhält. Ein guter Beitrag mit Fakten zur Gerechtigskeitsdebatte.

Absolut gelungen auch der zweite Text zur Arbeitslosenstatistik, der wichtige Zahlen ins richtige Licht rückt. Dieses Wissen benötigt man dringend für Entgegnungen gegenüber den ewigen Nörglern, Besserwissern oder Verschwörungstheoretikern. Überhaupt finde ich ihre Serie „Fakt oder Fake“ eine sehr gelungene Idee. Absolut wichtig und dringend erforderlich nach den verunglückten Abstimmungen zu Brexit und Trump. – Andreas Matt


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

Vielen Dank für Ihren Artikel, in dem Sie eine wenig geliebte Wahrheit auch ansprechen.

Ich pflichte Ihnen vollkommen bei mit Ihrer Aussage „ Wer Bildung von allen Kosten befreit, sorgt nicht für mehr soziale Gerechtigkeit im Lande, sondern für weniger!

Das gilt aber eben nicht nur für die Bereitstellung von KITA-Plätzen, sondern galt schon früher für die Abschaffung der Studiengebühren. Ich konnte nie verstehen, warum sozialdemokratische Bildungspolitiker die Gebühren-Gelder der gut situierten Mittel- bis Oberschicht – aus diesen Kreisen rekrutiert sich ja vornehmlich unsere Studentenschaft – einfach links liegen gelassen haben, die doch so nötig gewesen wären, um den Investitionsstau im Schul- und Universitätssystem zu verringern. Denn auch hier kommt die Kostenfreiheit den Falschen zugute, und für Bildungswillige aus dem Arbeitermilieu oder der Landbevölkerung mit unzureichenden Finanzmitteln gibt es nun wirklich zahllose Fördermöglichkeiten.

Es wäre m.E. bessere Bildungspolitik, junge Leute und ihre Eltern aus sogenannten bildungsfernen Familien richtig und zielführend zu beraten, unsere vielfältigen Bildungs- und Fördermöglichkeiten auch wahrzunehmen, nach dem Motto der siebziger Jahre des letzen Jahrhunderts „Bildung aufs Land“!  – Jobst Gmeiner


Leserbrief zu Grafik: „Klimawandel Übersäuert“ von Anne Gerdes und Mathias Tertilt

Ich finde, Sie schulden Ihren physikalisch nicht aufgeklärten Lesern eine Erklärung, wie das CO² ins Meer kommt.

Bisher habe ich immer gelesen, daß es von der aufströmenden Warmluft der Erde in große Höhen getragen wird, wo es sich ablagert und einen  dicken Schild um die Erde bildet, so daß es die Wärmeabstrahlung verhindert. Nun schreiben Sie: “Die Meere absorbieren einen großen Teil davon”. Wie muß sich das ein Laie vorstellen? CO² ist ja schwerer als Luft. Fällt es wieder zurück, falls der Schild zu schwer wird und die darunter liegende dünne Luft nicht mehr tragen kann? Oder wird es vom Wind von Land auf See gepustet? Oder ist es das CO², das auf See von den Schiffen erzeugt wird?

Es gibt ja auch Berechnungen, wir groß inzwischen die Menge CO² ist, die “oben” lagert. Wahrscheinlich ist sie berechnet worden nach dem Energieverbrauch auf der Erde. Ist nun die berechnete CO2 Menge “brutto” oder “netto”, d.h. verringert um den Teil, den das Meer absorbiert hat? Vielleicht ist ja die “Obenmenge” viel kleiner als uns gesagt wird und führt zu falschen Berechnungen des Klimawandels? – Klaus Haack


Leserbrief zu “ Europas radikalisierer“ von Rauf Ceylan et al.

Die Antwort muslimischer Gefangener auf die Frage, warum sie sich radikalisiert hätten: „Was heißt hier radikal? Zu tun, was die Religion vorschreibt, ist doch nicht radikal.“ lässt auf das Religionsverständnis derjenigen schließen. Die Religion schreibt demnach vor, wie man sich zu verhalten hat und was zu tun ist. Das ist aber eigentlich das Gegenteil von religiöser Orientierung, nämlich die Ablehnung bzw. Vermeidung von Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft und vorurteilsloser Kommunikation. So wird man zur manipulierbaren Figur in einem Spiel, das andere zu ihrem exklusiv eigenen Vorteil arrangiert haben. Und eine Entsprechung zu der dargestellten Auffassung von Religion ergibt sich bereits am Anfang des Artikels, wenn der am 9. 9. 2001 ermordete Achmed Schah Massud als tiefgläubiger Sunnit bezeichnet wird. Was soll das heißen: tiefgläubig? Dass auch er sich nach unveränderlichen Vorschriften gerichtet hat, dass er traditionelle Standards streng eingehalten hat oder dass er nichts über seine ethnische oder konfessionelle Zugehörigkeit kommen ließ? Also, man sollte in jedem Fall mit dem Quatsch, von tiefgläubig und ähnlichem zu reden, aufhören, denn damit zieht man die dialogische Substanz von Religionen auf eine statistische Ebene, wo sie eigentlich nichts verloren hat. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu “ Ich doch nicht“ von Fabian Klask

Dieser Sichtweise kann ich nur zustimmen. Ich frage mich schon seit Monaten was eigentlich noch alles passieren muss bis im Falle Ralf Jäger mal Konsequenzen gezogen werden. Warum kann nur Niedersachsen angemessen reagieren. Die Rechtsgrundlage in den Bundesländern ist für alle Innenminister in Deutschland ist gleich ( die Parteien Zugehörigkeit in dem Fall sogar auch). So liegt es doch am guten Willen, Wissen und Handeln einzelner Innenminister. Das unsere Sicherheit davon abhängig ist halte ich für sehr bedenklich. Gerade Herr Jäger hat in seinen Interviews immer besonders entschieden betont, dass er nichts machen konnte weil „alles“ gegen Ihn  war. Nun bin ich gegen Ihn und das auch entschieden. Was Berlin im Vorfeld hätte tun können blieb ja durch den Wechsel des Berliner Senats auch im Dunkeln. Der alte Innensenator Herr Henkel hat sich sicher auch nicht mit Ruhm bekleckert und der neue Herr Geisel hatte ja auch schon alles unter “ Kontrolle “ als der Attentäter vom Breidscheitplatz noch auf der Flucht war. Die Aussichten für unsere innere Sicherheit sehe ich leider, trotz aller Versprechungen, nicht rosig. – M. Kersten


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Wie oft nun noch? Dieses Thema ist ausgedroschen,was soll man dazu noch sagen ? Politisch gewollt,mit alles Gewalt durchgesetzt Und die Folgen  sind überfüllte Universitäten.Das Dokument wurde mal Zeugnis der Reife genannt.Sieh’an, besonders das Bild mit den Damen und Herren mit Zylindern auf dem Weg zur Prüfung.Wird hier der Erwerb der Reife als Beerdigung gesehen? Warum nicht? Beerdigt wird hier die schöne Jugendzeit.Was dann kommt, ist im schlimmsten Fall Hartz IV – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Die Todesstrafe für Männer, die nicht gendern, wie von Hysteria gefordert, würde ich nicht für Herrn Agarwala fordern, dennoch ärgert mich in dem ansonsten gut recherchierten und anschaulich dargestellten Artikel  „Abi für alle“  die Unbedachtheit des Redakteurs gegenüber der Verwendung eines Stereotyps.  “ In Deutschland gewinnt, wer mit Mama Hausaufgaben macht und im Notfall teure Nachhilfestunden nehmen kann. Leistung hängt nicht nur vom Grips ab, sondern auch von Papas Portemonnaie.“ Da ist es wieder: Mama überwacht die Hausaufgaben des Nachwuchses, während Papa das Geld verdient. Um es mit Pierre Bourdieu zu sagen, Herr Agarwala hat “ die historischen Strukturen der männlichen Ordnung verinnerlicht“ .

In Deutschland gibt es jedoch viele Kinder, die nur von einem Elternteil erzogen werden,  da muss die Mama oder der Papa beides tun, bei den Hausaufgaben helfen und das notwendige Geld verdienen. Außerdem gibt es Familien, da haben die Kinder zwei Väter oder zwei Mütter. Auch gibt es die Unterstützung bei den Hausaufgaben durch die Väter, während die Mütter das Geld verdienen. Diese Vielfältigkeit unserer Gesellschaft negiert Herr Agarwala durch die Destinktion, die er dem jeweiligen Geschlecht zuschreibt. – V. Güntner


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Im Grunde enthält der Artikel wenig Neues. Trotzdem ist es gut, dass in dieser offenen Wunde gebohrt wird. Vielleicht kommt es ja doch noch zu einer Therapie. So kann ich als Hochschullehrer leider nur bestätigen, was über den teilweise erschreckenden Wissensstand der jetzigen Abiturienten bemerkt wird. Hinzu kommt, dass das sog. Bulimie-Lernen oft als einzige Möglichkeit gesehen wird, irgendwie durchzukommen.

Als Vater zweier schulpflichtiger Kinder bewegt mich noch etwas Anderes. Da sind zum einen die Unterrichtsformen. Der klassische Frontalunterricht wird als „nicht mehr zeitgemäß“ abgewatscht und immer stärker zurückgedrängt. Stattdessen gibt es ständig Projekte und Präsentationen. Deren Themen klingen dann immer interessant, sind aber nicht selten viel zu komplex für den jeweiligen Wissensstand. Häufig wird sogar erwartet, dass sich die Schüler den Lehrstoff selbst erarbeiten. Dabei fehlen oft entsprechende Vorkenntnisse, die ein vernünftiges Bearbeiten des Themas erst ermöglichen (z.B. mathematische Grundlagen für Fragestellungen aus dem Bereich der Naturwissenschaften).

Das ist – etwas überspitzt auf den Fußball übertragen – als ob sich Kinder die Taktik des FC Barcelona selbst aneignen sollen, bloß wie man einen Ball stoppt, weiß keiner. Hier sind natürlich die Kinder mit Eltern im Vorteil, die Zeit und Gelegenheit haben, die Ballbehandlung zu vermitteln (um im Bild zu bleiben). Was ich sagen will: Ich bin davon überzeugt, dass gerade für Kinder aus „bildungsfernen“ Haushalten ein Frontalunterreicht sehr hilfreich wäre. Im Übrigen ist es wohl auch so, dass dank Internet bei Präsentationen u.ä. etwas herauskommt, das gut aussieht und gut klingt. Ob deshalb viel bei den Kindern bleibt, da habe ich meine Zweifel.

Ein anderer Punkt ist die Stellung, die die Lehrer heute besitzen. Zum einen werden sie von der Politik und der Verwaltung genötigt, immer wieder neue Konzepte, die wohl nicht immer besonders realitätsnah sind, umzusetzen. Zum anderen wird ihnen häufig von den Eltern das Leben schwergemacht. Es war natürlich richtig, die Prügelstrafe und andere Dinge, die einer Willkürherrschaft der Lehrer gleichkamen, abzuschaffen. Heute ist die Autorität von Lehrern jedoch soweit untergraben, dass es die Arbeit behindert (ähnliches gilt für die Polizei, wie sagte J.R. Becher: „Das Gegenteil von einem Fehler ist wieder ein Fehler“).

Sobald die Vorgaben des Lebenslauf-Designs gefährdet sind (sprich: die Noten sind nicht gut genug), organisiert sich der Widerstand der Helikopter-Eltern. Notfalls wird auch der Rechtsweg bemüht. Schlichtere Gemüter greifen dann auch zu „traditionellen“ Methoden der Konfliktaustragung. Darüber muss man sich eigentlich nicht wundern, wenn man bedenkt, dass wir in einem Land leben, in dem man Lehrer pauschal als „faule Säcke“ darstellen und dann trotzdem Bundeskanzler werden kann. Hätte Herr Schröder seinerzeit eine andere Menschengruppe mit diesem Prädikat bedacht, wäre es sicher das Ende seiner politischen Karriere gewesen. – Siegfried Vieth


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Selten habe ich mich über einen Artikel Ihrer Zeitschrift so sehr geärgert. Es wird dem Leser der Eindruck vermittelt, das Abitur würde den Jugendlichen quasi geschenkt. Es wird das Beispiel einer Frage Bioabitur 2009 gebracht. Diese Aufgabe dient der Verallgemeinerung des niedrigen Niveaus des heutigen Abiturs. Ich bin Mutter einer 17jährigen Tochter und muss mitansehen, wie mein Kind sich durch das Turboabitur kämpft. Die Klausuren sowohl in den Leistungs- als auch in den Grundfächern haben ein extrem hohes Niveau. Es wird vollkommen außer Acht gelassen, dass auch ein Grund für die besseren Abiturnoten eine veränderte Leistungskultur, Leistungsgesellschaft und Erwartungshaltung besteht. Leistung zählt wieder was. Die Generation der heutigen Abiturienten sieht sich als Teil dieser Leistungsgesellschaft in einer globalisierten Gesellschaft. Unvollständige Berichterstattung wie diese von Herrn Anant schaden dem Ansehen unserer Kinder und schmälern die erbrachte Höchstleistung, die sie auf dem steinigen Weg des G8-Abiturs erbracht haben. – Sybille Lesch


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel zu einem Thema, das mich sehr beschäftigt.

Ich selbst (Jahrgang 1982) bin Oberstudienrätin und unterrichte seit bald 7 Jahren die Fächer Deutsch und Englisch an einem Beruflichen Gymnasium in Baden-Württemberg. Ich komme aus Nordrhein-Westfalen, wo ich 2001 noch ein „Abitur light“ machte (d.h. ohne Mathematik, kein Zentralabitur, nur vier Prüfungsfächer).

Mir ist es wichtig, einige Punkte zu ihren Recherchen hinzuzufügen, zumal Sie auf das in Baden-Württemberg recht starke Berufliche Gymnasium, das sogenannte Aufbaugymnasium, gar nicht eingehen.

Zunächst: Sie vergessen die Lehrer. Es wird zum Teil ein nicht unerheblicher Druck auf sie ausgeübt, oft unwillentlich durch die Schulleitung (Schülerzahlen, Statistik, Standortsicherung bei steigender Konkurrenz v.a. durch die Gemeinschaftsschulen), durch Schüler und Eltern. Dabei sind es oft sehr hohe, wenn nicht überhöhte Erwartungen an die pädagogische und didaktische Leistung der Lehrer, auch die individuelle Förderung sämtliche Schüler betreffend, die diesen Druck ausmachen. Und natürlich geht es um die Noten; gute Noten werden mittlerweile mit einer Vehemenz eingefordert, dass man sich fragt, wo das Vertrauen in uns Lehrer geblieben ist. Es ist wahr: Schüler werden in manchen Fällen durchaus bis zum Abitur „durchgeschleppt“, ich sehe es selbst jedes Jahr.

Und auch in der Abiturprüfung (oder Zusatzprüfung) wird mal ein Auge zugedrückt. Manchmal frage ich mich, ob wir Pädagogen allgemein weicher geworden sind, wohlwollender, oder resignierter. Lassen wir einen Schüler trotz fraglicher Qualifikation bestehen, weil es bequemer ist? Weil es weniger Widerstand und damit weniger Energieaufwand bedeutet?

Ohne zu verklären: ich selbst habe zu meiner Schulzeit nicht mit Lehrern über Noten diskutiert. Natürlich kenne ich auch aktuell noch die harten Knochen von Lehrern, die ihren Schülern tatsächlich sehr viel abverlangen, vielleicht mehr als angemessen. Aber genau hier sehe ich eine der schwierigsten Fragen in diesem Metier: Wie viel kann und soll ich von meinen Schülern erwarten und was ist zu viel verlangt? Unsere Schüler sind junge Erwachsene, die auf die Hochschule vorbereitet werden sollen, aber sie sind keine Doktoranden.

Allerdings kann ich zu meinen beiden Fächern sagen, dass die Abiturprüfung angemessen ist, was das Niveau betrifft. In Englisch wunderte ich mich anfangs über die fehlende Literatur im Lehrplan des Beruflichen Gymnasiums. Schüler machen bei uns Abitur in Englisch ohne ein Shakespeare-Drama gelesen zu haben. Dafür stehen aber sechs Blöcke Sachthemen auf dem Plan, die aktueller und relevanter kaum sein könnten: u.a. Klimawandel, Globalisierung, Konsum und Interkulturelles. In der Abiturprüfung müssen die Schüler Leseverständnis unter Beweis stellen, Informationen reorganisieren und Stellung nehmen.

Vor vier Jahren ist zur schriftlichen Prüfung auch noch eine Kommunikationsprüfung hinzugekommen, d.h. die Schüler werden zusätzlich noch auf ihr mündliches Ausdrucks- und Argumentationsvermögen getestet. Ich empfinde die Anforderungen als anspruchsvoll und adäquat für die Reifeprüfung – ich bin tatsächlich ein Fan dieser alten Bezeichnung. Sie haben Recht, wenn Sie auf die fehlenden Kompetenzen der Abiturienten hinweisen; als Deutschlehrerin beobachte ich mit Entsetzen, dass viele Schüler weder Orthografie noch Grammatik korrekt beherrschen und ich stimme Ihnen zu, dass dies Einiges mit der Verschiebung der Kompetenzen seit Pisa zu tun hat. Ich erziehe meine Schüler zu eigenständigem Lernen und vor allem Denken und weniger zu unreflektiertem Auswendiglernen oder zur simplen Reproduktion und Regelanwendung.

Ohne den zuführenden Schulen die Schuld in die Schuhe zu schieben: Der Grundstein für die gymnasiale Oberstufe wird in den Schulen oder Stufen gelegt, die zur Mittleren Reife führen. Hier besteht für mich Gesprächsbedarf, auch zwischen den Schularten; eine Kooperation zwischen bspw. Realschulen und Beruflichen Gymnasien halte ich für absolut sinnvoll. An eben dieser Schnittstelle könnte auch die Frage angegangen werden, ob und welche Schüler mehr hinsichtlich eines Ausbildungsberufs beraten und gefördert werden sollten.

Meiner Ansicht nach basiert die Reifeprüfung auf drei Kompetenzsäulen: Erstens: Die Beherrschung der sprachlichen Grundwerkzeuge. Hierzu gehört auch die Fähigkeit, einen Gedanken klar formulieren und eine eigene Meinung nachvollziehbar darlegen zu können. Zweitens: Die Problemlösekompetenz, durch die ein Schüler weiß, wo er etwas nachschauen muss, wie er seine Fehler analysieren und verbessern kann, wie er Informationen sammelt und dann überträgt und anwendet.

Drittens, und diese füge ich Ihrem Artikel hinzu: Die Reflektionsfähigkeit. Gerade in aktuellen Zeiten, gerade in einer unsicherer gewordenen Welt empfinde ich das Erziehen zum Hinterfragen und kritischen Denken als extrem wichtig. In meinem Unterricht kann ein Schüler kaum noch bestehen, wenn er sich nicht für politisch-gesellschaftliche Themen interessiert, oder nicht wenigstens eine gewisse Offenheit für zeitgenössische, kontroverse Themen mitbringt. Wenn man diese drei Säulen des Abiturs nun betrachtet, so dürfte einem klar werden, wie komplex die Anforderungen sind; dass es um mehr geht und gehen sollte als um Streifenhörnchen. Gerne hätte ich Ihnen eine Deutschabiturprüfung vorgelegt, in der mitunter Texte aus der ZEIT analysiert, in der Dantons Tod auf die heutige Zeit übertragen und Kurzprosa über Männer in der Midlife-Crisis (z.B. von Botho Strauß (!)) interpretiert werden sollen. Ich finde schon, dass die drei o.g. Säulen in diesen Aufgaben aktiviert werden müssen.

Sie vergessen übrigens nicht nur die Lehrer, Sie vergessen auch die Schüler. Ich erlebe nicht selten psychisch auffällige, gestresste, psychosomatisch geplagte Schüler, die sich zum Abitur quälen. Sie haben zu Recht betont, dass ein junger Mensch ohne Abi in der Tat nicht mehr viel zu gelten scheint. Hier liegt aber ein gesellschaftliches Problem vor, dieses Dogma muss in den letzten Jahren entstanden sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Generation (zur Erinnerung: Abiturjahrgang 2001) derart unter Stress stand. Aber dieser hängt wiederum mit den überfüllten Hochschulen, die Sie ja auch thematisieren, zusammen. Ich selbst habe mich damals relativ wenig unter Druck gesetzt, wissend, dass ich einen Studienplatz in meiner Traumstadt bekommen würde; und dann bin ich de facto in das Studentensekretariat der Uni Heidelberg marschiert und habe mich eingeschrieben. Einfach so! Ohne Warteliste, ohne Zulassungsbeschränkung.

Die Zeiten haben sich geändert und ein halbwegs progressiver Geist sollte das akzeptieren. Vielleicht ist es nun an der Zeit, sich vom föderalen Bildungssystem zu verabschieden und Bildungsstandards landesweit zu regeln. Mein Wunsch wäre, dass die drei Säulen dabei zum Tragen kommen, damit die Reifeprüfung das bleibt, was sie sein sollte: Der Nachweis darüber, reif zu sein für wissenschaftliches Arbeiten, für Forschung, für die Politik, die Wertschätzung der Demokratie und für das reflektierte Leben in einer unsicher gewordenen Zeit.  – Julia Ilg


Leserbrief zu “ Gemütlich und gefährlich“ von  Hans Schuh

Wieder einmal stellt die ZEIT Ruß und Feinstaub aus dem Straßenverkehr auf eine Stufe mit dem aus Holzfeuerung.

Stellen Sie sich mal einen Schinken geräuchert mit Autoabgasen vor. Oder einen Ziegenkäse, statt in Holzasche in dem Staub von den Fensterbänken neben Verkehrsknotenpunkten.

Alte Häuser haben in Kamin häufig Räucherkammern.

Wenn Sie den Ruß aus dem Kamin in Wasser geben, ist er löslich. Der Ruß aus dem Auspuff nicht.

Es handelt sich eben um völlig verschiedene Stoffe.

Dies liegt u.a. an zyklischen Kohlenstoffverbindungen im Erdöl, die im Treibstoff vorhanden sind und sich schlecht aufspalten lassen.

Ein sinnvoller Beitrag der Hausfeuerung zur Luftreinhaltung wäre allerdings ein Verbot von Braunkohlebrikets.

Davon ab ist das Feuer und seine Beherrschung ein jahrtausendaltes Kulturgut, anders als der Autoverkehr. Wollen Sie die letzte Verbindung zu dieser Wurzel einfach verbieten?

Ihr Artikel lenkt von den problematischen Luftverschmutzern ab. Vielleicht haben sie sich also instrumentalisieren lassen. – Ulrich Karthäuser


Leserbrief zu “ Gemütlich und gefährlich“ von  Hans Schuh

 

Ich vermisse in Ihrem Beitrag das Eingehen auf ein weitaus gefährlicheres Hobby der Bürger aus der gleichen Kategorie: das Grillen. Nicht nur, dass viele Schadstoffe bereits bei der Holzkohleproduktion freigesetzt werden, oft steht die ganze Fressgemeinde stundenlang im Qualm und nimmt anschließend nicht nur Fleisch (igitt!), sondern sogar kontaminiertes Fleisch zu sich. Rechnet man die Zahlen für Holzöfen (400.000 vorzeitige Tote, Verlust von 10 Lebensjahren) hoch, dürften durch das Grillen Millionen bis zu 20 Jahre vorzeitig sterben, viele möglicherweise sogar mehrfach.

Sommer/Winterzeitumschaltung, Dieselfahrzeuge, Holzöfen, Grillen, … würde man alle diese Einflüsse ausschalten, könnte der Mensch vermutlich 200 Jahre leben. Wenn sich dann doch die Lebenserwartung bei 50 Jahren einpendelt, liegt das vermutlich daran, dass die zusätzlichen 150 Jahre unter der verbleibenden Lebensqualität keine echte Alternative zum vorzeitigen Ableben darstellen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu “Wie es wirklich ist… einen IQ von über 130 zu haben” von Eva Kalbheim

schön zu sehen, dass auch ein IQ von über 130 Mensa-Mitglieder nicht davon abhält, sich und seine Trophäen („bestes Abitur im Jahrgang“) als Babo zu präsentieren. Traurig. – Andreas Basner


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Bei einem fairen Vergleich der Anforderungen in der Abiturprüfung sollte nicht unerwähnt bleiben, dass in den ersten Jahren der reformierten Oberstufe bis Anfang der 1980er Jahre weder Mathematik noch Deutsch noch eine Fremdsprache im Abschlussjahrgang der gymnasialen Oberstufe belegt werden mussten. In einigen Bundesländern waren damals Prüfungsfachkombinationen wie Biologie – Erdkunde – Kunst – Sport im Abitur erlaubt. Die heutigen Abiturient(inn)en müssen doch ganz andere Bedingungen erfüllen. Außerdem stellt die zitierte Biologieaufgabe aus 2009 sicher nicht die komplette schriftliche Prüfungsanforderung dar. – Winfried Damm


Leserbrief zu “Das Monster auf dem Acker” von Dietmar H. Lamparter

Da der Klimawandel immer mehr Gebiete unfruchtbar mache, müsse der Rest umso produktiver genutzt werden, so die Leitthese. Dabei wird verkannt, dass der Trend zu Großfarmen und “Robotermonstern“ das Ökosystem belastet und damit Klmawandel verschärft ( s. die Raupenplage durch den Herbst-Heerwurm in den Maissteppen Afrikas und Amerikas). Die Folgen dieser Politik für die ländliche Sozialstruktur sind heute schon sichtbar. Kommerz kills Kultur? – Theo B. Schulte-Coerne


Leserbrief zu “Wenn Sie für wohlhabende Erben, große Atomkonzerne und niedrige Steuern für Reiche sind: Dann AFD” von Martin Machowecz

Das demagogische Riesenbild „Dann AfD“ sinkt auf das Niveau der Kriegs- und Nachkriegszeit. Damit Gefühle zu wecken, sollte unter Ihrer Würde sein.

Die Reise in ein fiktives Deutschland 2025 ist ganz originell, doch fern aller Realität. Selbst wenn die AfD die stärkste Partei werden sollte, ist die Mehrheit gegen sie.

Die Auswahl der Programmpunkte der AfD beschränkt sich auf einige wirklich abzulehnende Punkte, es fehlen aber völlig die Programmpunkte, die man durchaus bei den etablierten Parteien findet, wie: mehr Polizei, Leistungsverlust an Gymnasien (bei Ihnen in der Zeit heißt das: Die Abi-Inflation“), gegen höhere Steuern, für gesetzlichen Mindestlohn usw. Es fehlt völlig ein ganz wesentlicher Punkt: der Islam. Wie alle Parteien ist die AfD  gegen Parallelgesellschaften, gegen die Scharia bei uns, usw. Der entscheidende Unterschied zu den etablierten Parteien ist die Aussage, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört und dass er unvereinbar ist mit unserer demokratischen Grundordnung. Ist bei Ihnen davon nicht die Rede, weil der Verfasser weiß, dass sehr viele Deutsche das auch so sehen und darum die AfD wählen oder in Versuchung geraten, sie zu wählen? – Hans J. Dehning


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Ich bin großer Anhänger Ihrer journalistischen Kompetenz und Meinungsvielfalt.

Die Qualität des obigen Artikels entsetzt mich. Die komplexe Fragestellung wird versucht mit einigen simplen Analysen zu beantworten. Ich fühle mich auf „Trumpscher“ Argumentationslogik.

Beginnen möchten ich mit einem der letzten Argumente, dass ein Mehr an Abiturienten nicht automatisch zu mehr Wohlstand führt, könne an der Entwicklung der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts abgelesen werden. Unfassbar!

In den 50er und 60er Jahren waren wir in einer einmaligen historischen Situation, in der wir von der Mechanisierung und ersten Automation, dem Nachfrageüberhang in D und den Innovationen erlangt auch während der Kriegszeit neben anderen Effekten, profitieren konnten. Wenn ein Zusammenhang hätte hergstellt werden wollen, dann mit den Abiturjahrgängen in der Kriegszeit, die dann in den 50er und 60er Jahren ihren Beitrag zur Produktivtät hätten leisten können. Auch dies scheint aus bekannten Gründen wenig sinnvoll.

Das im Artikel die möglichen Erklärungen für eine bessere Abiturnote aus einer verbesserten Qualität in den Schulmaterialen, dem stärkern Fokus auf methodischen Kompetenzen statt des tradierten Auswendiglernens, der Lehrerausbildung oder der Unterrichtsgestaltung gar nicht benannt werden, ist irritierend.

Die vermeindliche Qualitätsminderung wird aus nur zwei Beobachtungen (n=2) abgeleitet. Bei der  Befragung des Experten wird zumindest im Artikel nicht hinterfragt, ob seine Aussagen objektivierbar sind oder ob es möglicherweise Verzerrungen in der Wahrnehmung gibt. Mögliche Ursachen für letzteres ist der zunehmende Abstand zwischen dem eigenen Wissen (bei unterstellter kontinuierlicher Lernkurve) und dem Durchschnitt eines jeden Abiturjahrgangs. Eine Abituraufgabe in Biologie herauszugreifen, ohne Angabe ob dies für einen LK oder GK, eine Teilaufgaben oder die komplette Klausur und welches Jahr war, ist nicht angemessen. Die Lehrpläne werden regelmäßig angepasst. In Biologie werden in diesem Jahr etwa Inhalte abgefragt, bei den wissenschaftliche Erkenntnisse angewendet werden müssen, die erst wenige Jahre alt sind. Schließlich fordert der Artikel weniger Abiturienten und mehr Handwerker. Auch diese These bedarf einer umfangreichen Argumentation. Ich möchten hier nur einen Aspekt erwähnen. Wäre es in der EU nicht möglcherweise sinnvoll, wenn wir in D eine gute Ausbildung an den Schulen hätten (haben) und mit vielen Abiturienten Produkte entwickeln könnten, die wir weltweit erfolgreich vertreiben, dann Dienstleistungen durch den Zuzug anderer EU-Bürger (oder Dritter) umsetzen zu lassen?

In der Überschrift zu suggerieren, dass der Artikel auf die komplexen Fragen in der Überschrift eine Antwort „gibt“ statt vielleicht „versucht“ zu nennen, empfinde ich als nicht angemessen.

Eine Artikelserie zu der Fragestellung würde ich sehr begrüßen. Ein „Aufschlag“ wäre gemacht. – Torsten Arnsfeld


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Mit Interesse habe ich in der aktuellen Ausgabe der Zeit gestern Ihren Artikel auf S. 24/25, Wie gerecht ist Deutschland?, gelesen. Angesichts der Diskussion des Schulbildungsniveaus in derselben Ausgabe erlaube ich mir eine Anmerkung bzgl. des Verteilungsdiagramms zu Ihrem Artikel.

Die Darstellung der Verteilung, insbesondere die Beschriftung der Ordinate, ist meines Erachtens nach nicht korrekt. Sie stellen die Daten als Verteilungsdichte dar. Vermutlich sind die statistischen Daten klassifiziert und somit als Histogramm aufzutragen. Jeder Klasse gehören dann eine gewisse Anzahl von Personen an, wobei deren bedarfsgewichtetes Nettoeinkommen zwischen für die Klassifizierung willkürlich gewählten

Unter- und Obergrenze liegt. Würde man alle Bewohner Deutschlands nach Einkommen aufsteigend sortieren, könnte man die Frage beantworten, für wieviele Bewohner das Nettoeinkommen bis zu einem gewissen Betrag beträgt. Über die gesamte Bevölkerung (Population) betrachtet, ergibt sich daraus die Summenverteilung. Der Median lässt sich sehr gut bei der Hälfte der Bevölkerung ablesen.

In einschlägigen Nachschlagewerken wie dem Bronstein lassen sich dazu sicherlich weitere Erklärungen finden. – Andreas Braumann


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Groß auf der Titelseite: „Die Abi-Inflation“. Eigentlich sagt das alles und erspart das Lesen. In dem zugehörigen Dossier beschreiben Sie die Misere auf 2 1/2 Seiten. Ich habe das nur kurz überflogen, nicht gelesen, denn die Zahlen (1950: 32000 Abiturienten; 2016: 450.000 Abiturienten) sagen doch bereits alles.

Aber diese Art der „Bildungs“politik passt zu dem, was die Abiturienten dann beim Studium erwartet: Bachelorstudiengänge, die oft nichts mit „Studieren“ zu tun haben. Auch diese Reform dient offenbar dem langfristigen Ziel, aus Universitäten richtige Hochschulen zu machen (mit der Betonung auf Schule). Mit dem eigentlichen Selbstverständnis von Universitäten hat dies wenig zu tun. Ausbildung statt Bildung.

In einigen Jahrzehnten wird sich wohl zeigen, wie innovativ und gebildet die folgenden Generationen sein werden. Plattitüden wie „Bildungsrepublik Deutschland“ klingen da eher zynisch. – Prof. Dr. W. Skrandies


Leserbrief zu “ Reform der Intelligenz“ von Botho Strauss

Vom „Kitsch der Toleranz und Menschenrechte“ kann wahrscheinlich nur reden, wer sich von ihnen behütet weiß. Nein, etwas mehr vom geschmähten kritischen Geist hatte ich mir von Botho Strauß schon erhofft. Das Unbegriffene (vielleicht auch Unbegreifliche) bekommt doch nur Tiefe, wenn dort der Gedanke tastet. Das Poetische war schon immer ein Korrektiv des flachen Meinens und vorschnellen Urteilens. Aber diese belebende Kraft des Poetischen ausgerechnet in den aktuellen Verwirrungen zu vermuten, führt in die Irre. Unterm gärenden Irrationalismus kündigt sich nicht das ersehnte authentische Leben an, sondern da wesen die Tatmenschen, die gewitzigt Schlagfertigen, die auf den Geist pfeifen und auf das poetische Wort sowieso. Nochmals nein: Der Dichter großer Theater- und Prosastücke hat das Raunen des Essayisten nicht nötig. – Dr. Joachim Strelis


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Nach über 35 Schuljahren im aktiven Schuldienst kann ich rückhaltlos bestätigen, dass der heutigen Schülergeneration leider grundlegende Kenntnisse fehlen, und zwar in allen Fächern! Ich habe meinen Schülern zuletzt offen gesagt, dass ich sie für nicht weniger intelligent hielte als die Vertreter früherer Generationen. Für ihre eklatanten Defizite seien vor allem die Politik und die Gesellschaft mit ihren verschiedenen Interessengruppen verantwortlich. Wer Schüler zu „Kunden“, Lehrer zu „Dienstleistern“ macht, wer die Schulen in  einen „offenen Wettbewerb“ treibt (die Politik in Kooperation mit der Wirtschaft), muss sich nicht wundern, dass am Ende eine Noteninflation steht. Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach zwölf. Denn inzwischen sind die Ahnungslosen schon als Lehrende an den Schulen angekommen, ausgestattet mit einem Selbstbewusstsein, das den Blick auf jegliche Selbstkritik verstellt. Der Frust vieler älterer Kolleginnen und Kollegen an den Schulen rührt vor allen Dingen daher, dass viele Profilneurotiker in Vorgesetztenfunktionen die Schule willfährig verändert haben, diejenigen dagegen, die den „Mist“ tagtäglich ausbaden müssen und es besser wissen, niemals gefragt worden sind.  – Wolfgang Lamers


Leserbrief zu “ Europas radikalisierer“ von Rauf Ceylan et al.

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in Ihrer letzten Ausgabe unter der Rubrik „Glauben und Zweifel“ gelesen über Muslime und Islamisten sowie den Artikel von K. Schreiber. Die Quintessenz des Artikels: Es muss endlich ein Islam europäischer Prägung entstehen. Ja, genau! Aber wie?

Krankheitsbedingt und deswegen zu Hause habe ich in der letzten Zeit mehr als sonst ferngesehen, u.a. die vielen Talkshows zu der Türkei/“den Türken“. Dabei wurde mir der Kommunikationsstil und das Diskussionsverhalten der jeweiligen türkischen Gesprächspartner, allesamt Vertreter von (staatstragenden) Verbänden und Vereinen, überdeutlich, gleich welches spezielles Thema, gleich welcher Moderator/ welche Moderatorin, gleich welcher türkische Vertreter es war: es wird verdreht, der Vorwurf wird erhoben, man habe den zitierten Satz aus dem Zusammenhang gerissen oder bestimmte Details nicht berücksichtigt, angebliche Übergriffe gegen die türkischen „Neinsager“ wurden geleugnet, davon wisse man nichts etc., und es war diesen Gespächspartnern einfach nicht möglich, sich in die jeweilig andere Position hineinzuversetzen oder eine selbstreflexive Position einzunehmen. Die Argumentation war scharz-weiß und bar jeder Differenzierung.   Dieses Verhalten ist, wie es scheint, absolut Ich-synton! Wenn jedem Neinsager allerdings die Verfolgung droht, ist es natürlich für ihn extrem gefährlich, sich zu differenzieren. Wenn jede Differenzierung persönlich oder gruppendynamisch zu einem Loyalitätskonflikt wird, dann wird man das auch  von einem türkischen Gesprächspartner nicht erwarten können. Leicht wird damit der westliche Gesprächspartner nicht nur zum Gegner, sondern zum Feind. Das macht aber jedes Gespräch kaputt und ist absolut unbefriedigend.  Das was die Aufklärung uns geschenkt hat, u.a. Toleranz und Selbstrelativierung, steht diesen Gesprächspartnern offenbar nicht zur Verfügung bzw. darf vielleicht nicht zur Verfügung stehen. Damit ist ein Dialog enorm schwierig, zumindest, das, was wir von einem Dialog erwarten bzw. darunter verstehen. Mehr oder minder setzt das jeden Moderator/jede Moderatorin bzw. jeden deutschen Gesprächspartner mehr oder weniger schachmatt.

Ich habe den Eindruck, dass es dringend geboten ist, diesen Stil endlich auf einer Metaebene zu analysieren und ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu heben. In einer Talkshowrunde gehört es wahrscheinlich zu den ungeschriebenen Gesetzen, auf das WAS einzugehen, nicht auf das WIE.  Das Wie berührt nämlich die Beziehungsebene, die Ebene z.B. subtiler Machtkämpfe, die jede Klärung inhaltlicher Fragen derzeit verhindert.  Sie aber als renommierte Zeitung könnten das tun und zum Verständnis einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen. Meine Anregung oder fast Bitte ist es, dass Sie einen Kommunikationsexperten bitten, sich zu diesen Fragen einmal ausführlich und profund zu äußern und dieses Phänomen und Kommunikationmuster in einem Artikel zu untersuchen. Ob es jemanden auf der Seite der türkischen Gegenüber und Erdogan-Anhänger erreicht, darf bezweifelt werden, aber vielleicht doch den einen oder anderen, der dazwischen steht. Und wir alle könnten etwas lernen! –  Susanne Winkler


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Dank gilt der ZEIT für diese lange überfällige Bestandsaufnahme des deutschen Gymnasiums, deren Offenheit und Prägnanz man sonst nur von speziellen Publikationsportalen her kennt. (z. Bsp. Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V.) Doch wer – so fragt man sich – übernimmt die Verantwortung? Wo sind all die Fachleiter, Fachdidaktiker und hochdotierten Dezernenten, die diese Entwicklung wider besseres Wissen haben geschehen lassen? Hier hat sich innerhalb unserer so hochgepriesenen demokratisch verfassten Gesellschaft mal wieder ein Lehrstück deutschen Duckmäusertums abseits der öffentlichen Wahrnehmung ereignet. – Willi Goldstein


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Es ist eine alte und sehr berechtigte Klage: In Deutschland fehlen vor allem Lehrer der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Natur-Wissenschaften, Technik); als Folge davon fehlt der Nachwuchs in den entsprechenden Berufen. Zudem: Die Abbrecher-Quote bei den Studierenden ist besonders in diesen Fächern hoch. Seit 200 Jahren nämlich stehen die Sprachen in einer Weise im Vordergrund der Pädagogik, die nicht gerechtfertigt ist. Wer’s nicht glaubt, schaue in einen beliebigen Stundenplan. Sachfächer, die zu Sachlichkeit erziehen, führen eine kümmerliche Randexistenz, falls sie überhaupt vorkommen. Vor der Philologisierung unserer Höheren Schulen war das nicht der Fall. Wer im Mittelalter Gelehrter werden wollte, lernte die Sprache der Wissenschaft: Latein. Im übrigen lernte er Künste, zu denen auch Rhetorik und Grammatik gehörten, und alles lernte er in der Sprache der Wissenschaft, damals Latein.

Es ist in Deutschland offenbar ein unausrottbarer Aberglaube, man werde durch Sprachen gebildet. Ein Glaube, der sich fortlaufend selbst bestätigt: Weil man die lernfähigsten Schüler zwingt, zwei oder mehr Sprachen zu lernen, haben die Abgänger der Höheren Schulen naturgemäß mehrere Sprachen auf den Zeugnis stehen. Also der alte logische Fehlschluss: post ergo propter – danach, also deshalb. Ein Fehlschluss, der schon von den Philosophen der Antike gerügt wurde, der also zumindest den Lehrern der Alten Sprachen bekannt sein sollte. Konkret heißt das: Erst Sprachen gelernt, dann erfolgreich gewesen; also war Sprachen-Lernen die Ursache für den Erfolg! Tatsächlich ist die Kausal-Verbindung eine andere: Schulischer Erfolg und Lebens-Erfolg haben ein Drittes als gemeinsame Ursache: eine überdurchschnittliche Lernfähigkeit, die reicht von der Intelligenz über Ausdauer und Gehorsam bis zu Beziehungen.

(In der Realität zum Glück nicht möglich, aber zumindest als Gedanken-Experiment: Man zwinge alle Hochintelligenten zu einer Landwirtschafts-Lehre statt zum Sprachen-Lernen. Dann haben demnächst alle Erfolgreichen eine Landwirtschafts-Lehre absolviert. Und die Bildungs-Experten werden vollmundig predigen: Es gibt für höhere Bildung und beruflichen Erfolg nichts besseres als eine Landwirtschafts-Lehre.)

Wer etwas von den Alten lernen will und kann: Plato verlangte als Vorbedingung für die Aufnahme in seine Akademie Mathematik und sonst nichts. Hentig gibt als Ziel der Schule an: die Menschen stärken und die Sachen klären. Nach unwiderlegter Ansicht des Bergischen Schulmanns Dörpfeld ist der beste Sprachunterricht ein guter Sachunterricht. Aber diese mehr als 100 Jahre alte Erkenntnis wird immer noch mit großer Entschlossenheit verdrängt. Wer es lieber von einem Philosophen erfährt, von Jaspers: Der tadelte, dass die Menschen ihre Bildung als Sprechen-Können, nicht als Sachwissen und darauf gegründetes Urteils-Vermögen erwerben.

Natürlich muss jeder, der in die Wissenschaft strebt, die Sprache der Wissenschaft lernen. Die ist heute Englisch. Ein Blick in jede wissenschaftliche Arbeit lehrt es, es darf auch eine philologische oder philosophische sein. So gutes Englisch sollte jeder Abiturient können, dass er einer Vorlesung folgen und ohne Schwierigkeit eine Facharbeit in Englisch schreiben kann. Alles sonstige Sprachenlernen ist Arbeits-Beschaffung für falsch ausgebildete Lehrer, die außerhalb der Schule nicht zu gebrauchen sind, von wenigen Übersetzern und Dolmetschern abgesehen. Und Sprachen-Lernen beansprucht viel Lernzeit, die dann für Wichtigeres fehlt. In der Zeit, die für das Lernen einer einzigen Sprache gebraucht wird – verbraucht wird? – kann man gute Grundlagen in zwei Sachfächern legen, und, nicht zu vergessen: das sachliche Denken darin üben.

Aber dazu wird es leider nicht kommen. Der Minister muss die vielen Sprachlehrer mit Arbeit versorgen, sonst wird er abgewählt. Die Sprachlehrer, die in allen Schul-Konferenzen und Ministerien die Mehrheit haben, werden ihm klarmachen, wer im Land das Sagen hat. Und ihre Schüler, die Lehrer werden wollen, werden ihm recht geben und studieren, was sie am besten können: Im Zweifelsfall Sprachen, die gebraucht werden und immer schon gebraucht wurden zur Beschäftigung von Sprach-Lehrern. Ihr Minister muss sie dann wieder mit Arbeit im Sprachunterricht versorgen, damit sie unterrichten können, was sie studiert haben. Sie sind ja Beamte, und die haben einen Rechts-Anspruch auf einen „amts-angemessenen Arbeitsplatz“. Gut informierte Wissenschaftler nennen so etwas einen Regelkreis mit positiver Rückkopplung; aber die wissen, dass der regelmäßig in die Katastrophe führt. Verantwortliche für Höhere Bildung dürfen so etwas offenbar nicht wissen.

Was tun?

Von den Schulen ist keine Abhilfe zu erwarten. Sie müssen unterrichten, was der Minister befiehlt. Und der muss befehlen, was die Lehrer-Mehrheit unterrichten will. Man versuche einmal, ein nötiges Fach oder was dafür gehalten wird, in die schulische Stundentafel einzubringen. Die wird behandelt wie eine Natur-Konstante. Sie ist ein aufs äußerste angespannter Kompromiss der Unterrichts-Ansprüche der gegenwärtigen Schulfächer und so schwer zu verändern wie jeder Kompromiss. Als die Gesamtschulen in NRW im zweiten Jahr waren, erschien die Stundentafel für die Gesamtschulen. Sie war von der der Realschulen abgeschrieben, vermehrt nur um vier Stunden für beaufsichtigte Freiarbeit. Ich habe seinerzeit dagegen opponiert, musste aber hören: Schule ist Schule. Also ist ihr Fächer-Kanon offenbar eine Natur-Gegebenheit und unveränderbar wie die Alpen. Ein solches Gebirge kann man nicht abtragen – aber man kann einen Tunnel darunter bohren!

Die Lösung für die MINT-Fächer – und nicht zu vergessen für die Gesellschaft, die sie braucht – muss deshalb außerhalb der Schulen gesucht werden. Es gibt die Volks-Hochschulen, dazu einen riesigen Markt an privaten Anbietern, die aber für Schüler fast nur Nachhilfen im Programm haben. Das ist keine Schande. Viele Eltern erwarten von ihren Kindern etwas, was kein Schulsystem bieten kann: einen Abschluss, der die Möglichkeiten ihres Kindes übersteigt. Man darf ja nicht vergessen: Alle Schul-Reformen und Nürnberger Trichter haben die Intelligenz der Schüler nicht erhöht: Sprachlabor, Motivation, Ganzheits-Methode, Programmierte Unterweisung, Arbeits-Unterricht, Sesamstraße, innere und äußere Differenzierung, zuletzt noch Inklusion und JüL (Jahrgangs-übergreifendes Lernen). Konnten die Intelligenz auch nicht erhöhen, denn die ist nach Auskunft der Wissenschaft das stabilste Persönlichkeits-Merkmal und durch keinen pädagogischen Zauber zu verändern. Erfolgs-Meldungen lassen regelmäßig nicht erkennen, ob mit auslese-freien Gruppen gearbeitet wurde, vor allem nicht, wie lange der behauptete Intelligenz-Anstieg anhielt. Die US-Amerikaner haben es versucht mit dem sehr aufwendigen head-start-programme, das auch die Eltern in die Betreuung einbezog. Es hat für die Weißen gerade einen Zuwachs von zwei IQ-Punkten gebracht. Das dürfte noch im Bereich der üblichen Messfehler liegen. Für wie lange der Zuwachs anhielt, ist auch hier nicht untersucht worden. (Es sei aber nicht übersehen, dass der Zuwachs bei Schwarzen und Latinos zwischen vier und sechs Punkten lag, dass also bei denen noch intellektuelle Reserven brach lagen, und dass vor allem ihre Motivation gesteigert werden kann. Man darf hoffen, dass das Vorbild des Präsidenten Obama zu einer weiteren Besserung führt.)

Wer also etwas für die MINT-Fächer tun will, sollte sich an die Volks-Hochschulen und privaten Anbieter wenden. Viele von denen wären in der Lage, mehr als die übliche Nachhilfe anzubieten. Sie sollten in die Offensive gehen und für interessierte und unterforderte Schüler ein Abi-Plus entwerfen: ein Zertifikat, das in den MINT-Fächern mehr ausweist als das übliche Abitur, und das man zusätzlich erwerben kann. Die entsprechenden Hochschul-Fächer würden schon bald merken, dass die Abi-Plus-Schüler gerade für ihre Bewerber bessere Voraussetzungen nachweisen, auch dann, wenn die Durchschnitts-Note des offiziellen Abiturs nicht hoch liegt. Ja ein hochintelligenter Schüler, der früh weiß, was er will, könnte die übrigen Abi-Fächer vernachlässigen und dafür im Abi-plus bessere Ergebnisse vorweisen. Die Abnehmer, nicht nur die MINT-Fächer, würden schnell die Erfahrung machen, dass die Plus-Abiturienten den anderen überlegen sind. Sie haben höhere Intelligenz und größere Lernfähigkeit nachgewiesen als die übrigen, die in der Hauptsache sprachliche Fähigkeiten und didaktischen Gehorsam mit ins Studium bringen.

Aber man könnte zur Abwechslung auf einen Philosophen hören:  Die Menschen „gewinnen ihre Bildung als Sprechenkönnen statt als sachliches Können, als einen Haufen von Redeweisen statt als Formung ihres Wesens“ – „Die kräftigste, wahrste, täuschungsloseste Sprache ist die unwillkürliche, die sich ergibt, wenn wir ganz wir selbst und ganz bei der Sache sind.“ (Jaspers: Von der Wahrheit 1958) – Wilfried Meyer


Leserbrief zu “ Ich doch nicht“ von Fabian Klask

der Opposition gelingt es nicht, Herrn Jäger etwas anzuhängen, also müssen Sie kurz vor der Landtagswahl in NRW nochmal versuchen, der Stimmungsmache neuen Drive zu geben. Und wie das mit der Stimmungsmache so ist: Es bleibt alles eher schwammig. Herr Jäger versteckt sich im „Dickicht der Zuständigkeiten“. Der inhalt eines Gutachtens gefällt Ihnen nicht, also wird der Gutachter bzw. seine Arbeit in Zweifel gezogen. Der Innenminister eines anderen Bundeslandes wendet einen wenig erprobten Paragrafen im Aufenthaltsrecht an, mehr erfährt der Leser aber nicht. Lange ist es nicht mehr bis zur Wahl, es wird also langsam Zeit für den obligatorischen lobhudelnden Artikel über die FDP. – K-H Noack


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Sie zeigen hauptsächlich 2 Möglichkeiten auf, wie die Inflation guter und sehr guter Noten zu  erklären ist: 1. Die Leistungen bleiben gleich und die Zensuren werden angehoben, 2. Die Leistungsansprüche werden abgesenkt, dadurch erhöhen sich die Zensuren. Beides zeigt, daß die Zuordnung einer Zensur zu einer gezeigten Leistung letztlich ein willkürlicher Akt ist. Wenn wir eine Zuordnung vornehmen, haben wir immer die Gausssche Normalverteilung im Hinterkopf: Derzufolge kann es immer nur eine begrenzte Anzahl sehr guter und muß es immer eine bestimmte Anzahl schlechter Zensuren geben. Wird diese Verteilung nicht eingehalten, dann haben wir das Gefühl, es stimmt etwas nicht, dann sind – wie hier in unserem Fall – die Zensuren „zu gut“. Nun ist die Gausssche Normalverteilung aus biologischen Daten abgeleitet, die Zeugnisnote ist aber kein biologisches Phänomen. Wir können uns offenbar nicht vorstellen und mit der Möglichkeit rechnen, daß bei einem methodisch guten Unterricht (und sowohl die Lehrerausbildung als auch die Unterrichtsforschung hat in den letzten Jahrzehnten riesige Fortschritte gemacht) ein zunehmend größerer Teil der Schüler das gesetzte Ziel, die Studienreife erreicht. Deswegen interpretieren wir den steigenden Notendurchschnitt nicht als Erfolg unserer Schule, sondern als Versagen. Das ist prinzipieller pädagogischer Pessimismus.

(Das Beispiel, daß Studenten die Grundrechenarten nicht beherrschen und in Nachhilfeveranstaltungen an der Universität erst noch lernen müssen, ist schlicht Unfug. Da muß die Autorin oder die Dozentin etwas mißverstanden haben. Und im Übrigen: auch in der „guten alten Zeit“ hatte ich Mitabiturienten, – Jahrgang 1956 – die nur stotternd einen halbwegs brauchbaren englischen Satz zustande brachten oder in Physik Analphabeten waren und anschließend erfolgreich studiert haben). – Dr.Meinhart Volkamer


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Als pensionierter Gymnasiallehrer mit den Fächern Mathematik und Chemie kann ich genau nachvollziehen, warum die Leistungsanforderungen im Abitur gesunken sind bzw. die Noten sich verbessert haben.

Leistungskurs Chemie in den achtziger und neunziger Jahren:

Der Unterricht orientierte sich an den inhaltlichen Vorgaben zum Abitur und gleichzeitig an den drei verschiedenen Anforderungsebenen 40%  Reproduktion, 50% Reorganisation und 10% Transformation, d.h. es wurde von der Lehrkraft zweiseitig verfahren: Die Orientierung gab der Unterricht vor, in dem die Anforderungen des Lehrplans erfüllt (oder auch nicht) wurden und es wurden Inhalte schon frühzeitig ausgewählt, aus denen die Aufgabenteile für das Abitur der Reorganisation und der Transformation erstellt wurden. Die Strukturierung der Aufgaben in die entsprechende Aufteilung von Reproduktion, Reorganisation und Transformation musste mit den Angaben zum Unterricht begründet werden und wurde vom Ministerium überprüft. Aus den zwei eingereichten Vorschlägen wurde einer ausgewählt, den SchülerInnen zu bearbeiten hatten:

Es war viel Arbeit und Aufwand, das Ergebnis war im Regelfall, dass die erzielte Note mit den Leistungen im Unterricht stark korrelierte.

  1. Einfluss der Einführung des Zentralabiturs

Jede Lehrkraft war damit aus der Rolle des Prüfenden herausgenommen und wurde in die Rolle des Geprüften mit hineinversetzt. So war es selbstverständlich, alle Inhalte  so zu unterrichten, dass die eigenen SchülerInnen den größtmöglichen Erfolg hatten. Da ja nicht mehr als die Themen abgefragt werden konnten, die im Lehrplan bzw. im jeweiligen Abiturkorridor standen, konnten die SchülerInnen optimal auf das Abitur vorbereitet werden, ohne das die Aufgabenstellung bekannt war.

Ergebnis: Die Abiturleistungen wurden in Leistungs- und Grundkursen deutlich besser als die der dokumentierten Vornoten.

  1. Einfluss der Umstellung auf Kompetenzen

Die Fragestellungen im Bereich der Transformation mussten vorher so gestellt sein, dass diese mit Hilfe von Vorkenntnissen und entsprechender Kreativität beantwortet werden konnten, was meistens nur den sehr guten SchülerInnen gelang. Da nach der Umstellung bei diesen spezifischen Fragestellungen nicht mehr Vorkenntnisse der SchülerInnen zurückgegriffen werden kann, wurden die Fragen schwammiger, z.T. auch in meinen Fächern, dass jeder diese Aufgaben aus dem Bereich der Transformation mit gesunden Menschenverstand beantworten kann.

  1. Umstellung auf anwendungsorientierte Aufgaben

Ein Mann geht auf einer geraden Linie durch einen dunklen Raum, in dem eine Lampe hängt. Trifft er mit dem Kopf die Lampe? Jeder normale Mensch sagt: AUSPROBIEREN! In dieser Aufgabe wird lang und breit erläutert. wie die Aufgabe zu verstehen ist, ein Problem, das für SchülerInnen mit Schwierigkeiten, deutsche Texte zu verstehen, besonders erschwerend ist. Für die, die es sofort verstehen, eine Lachnummer ist: Berechne, ob der Punkt mit den genannten Koordinaten auf der Geraden mit der folgenden Gleichung liegt! (Inzidenzproblem Anfängerunterricht Analytische Geometrie) – M. Henningsen


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Was mir aufgefallen ist?  Der Ärmste unter allen Verdienern ist mit Abstand am glücklichsten!

Natürlich braucht eine Ärztin ein höheres Gehalt –  hat oft erst 5 Jahre später als andere Studenten ein Einkommen;  muss sie doch Studiengebühren zurückzahlen und eine Selbständigkeit finanzieren.

Aber warum sich Gutverdiener überlegen, ob sie sich ein zweites Kind leisten können oder ein Auto, ist mir schleierhaft. Was machen die mit dem Geld? Vererben? Die Kinder ( bei Eintritt des Erbfalles meistens schon 50plus) haben meistens auch ein gutes Einkommen und brauchen das gar nicht mehr.  Oft fliesst dieses Erbe dann in Stiftungen und Spenden, deren Zweck die Elterngeneration vielleicht gar nicht gutgeheißen hätte.

Es ist die genannte Angst vor dem Abstieg, welche zum Geldverdienen auf hohem Niveau zwingt.

Und diese Angst verhindert, dass man glücklich ist! Beispiel innerhalb meiner Familie:

Bruder ( der einzige mit  von den Eltern finanziertem Studium) ist Schulleiter. Seine Frau ist ebenfalls Schulleiterin. Wohnen im geerbten Haus, haben vermietete Eigentumswohnung in München . Vermutetes Einkommen : 10 000 Euro  netto im Monat.   2 Kinder erwachsen mit ebenfalls Lehrergehältern.

Schwester ( eine von vier)  selbstfinanzierte Ausbildung zum Fachlehrer, Mann Dipl. Ingenieur.  Zwei Kinder ( eines mehrfachbehindert, eines ADHS , deswegen nur halbtags beschäftigt sein können)  Mann verstirbt  nach 8 Jahren Pflege an ALS.    Jetzt durch chronische Krankheiten in EU-Rente gezwungen.  Einkommen 1500 euro netto plus Kindergeld für beh. Kind, nicht erwerbsfähig.

Der Unterschied liegt in ca 8000 Euro netto pro Monat.  Unterstützt der Bruder die Schwester?  Natürlich nicht – sie ist ja selber Schuld !

Wer ist glücklicher ? – Susanne Sprick


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Vielen Dank Herr Agarwala für diese ausgezeichnete Analyse. Wir versuchen aus jeder Straßenwalze einen Formel 1-Wagen zu basteln. Dabei gibt es Dinge, die Straßenwalzen viel besser können als Formel 1-Autos. Und vieles, was Formel 1- Autos gar nicht können. – Konrad Scheib


Leserbrief zu “Seit 1966 …” von Thomas Oberender

Der Artikel „seit 1966…“ von Thomas Oberender war spannend zu lesen. In unserer heutigen, schnellebigen und daher auch sehr vergänglichen Welt würde ich eine dritte Spalte empfehlen: Dinge, die in meiner Lebenszeit erfunden wurden und wieder verschwunden sind. – Guido Tschakert


Leserbrief zu “Er wollte keinen Krieg” von Manfred Berg

Wer frueher oder später die Meinungshoheit gewinnt, wer – wie die Amerikaner – passend gemachte Geschichte in sein politisches Programm aufnimmt, der schreibt Geschichte neu!

Diesen Präsidenten, der von Anfang an die anglo-amerikanische Karte aufspielte ,  als jemanden zwischen Krieg  und Neutralität darzustellen , passt in dieses Schema. – Wolfgang Frangenberg 


Leserbrief zu “Behörde auf Speed” von Caterina Lobenstein

Meine Oma sagte immer: „Gut‘ Ding will Weile haben „. Von „Wir schaffen das“ hatte sie keine Ahnung. – Wolfgang Burkhardt


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Schön, dass Die Zeit ihren Finger in eine Wunde legt, die unser Bildungssystem zunehmend schädigt. In einer Gesellschaft, in welcher der Mensch eigentlich erst mit Abitur und Studium beginnt und man sich beinahe schämt, wenn man „nur“ eine duale Ausbildung gemacht hat, darf man sich nicht wundern, wenn Eltern alles tun, um ihre Kinder zum Abitur zu bringen. Dabei sind die Anforderungen einer dualen Ausbildung oft längst genauso hoch wie die eines Bachelor-Studiums, müssen sich Auszubildende doch in Praxis und (einer in vielen Berufen sehr anspruchsvollen) Theorie gleichermaßen beweisen.  Schuld an dieser geringen Akzeptanz einer dualen Ausbildung hat zum einen die Bildungspolitik, die zulässt, dass immer mehr Schularten Oberstufen einrichten und zum Abitur führen dürfen und die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft hat.

Schuld hat aber auch die Wirtschaft, die zwar permanent Lippenbekenntnisse ablegt für die duale Ausbildung,  diesen aber zu wenig Taten folgen lässt. So sind immer noch zu viele Auszubildende für ihre Betrieb lediglich billige Arbeitskräfte und auch die Bezahlung für fertig ausgebildete Fachkräfte müsste in manchen Branchen endlich deutlich angehoben werden.

Die Zeche dieser Fehlentwicklungen zahlen unsere Jugendlichen, die mit der Illusion ihrer Studierfähigkeit ihr Studium beginnen und nach den ersten Semestern oft kläglich scheitern.  Dass dies alles auch anders geht, zeigt ein Blick in die Schweiz, wo die duale Ausbildung sehr hohe Wertschätzung genießt mit der Folge, dass die Abiturientenquote dort deutlich unter 30% liegt. – Manfred Hensler


Leserbrief zu „Deutschland braucht endlich eine Digitalpolitik!“ Tobias Kollmann

Da bin ich derselben Meinung,wir hinken da sehr hinterher.Wann bekomen wir einen Digital-Minister??? Taiwan z.B.hat bereits einen „Digital Minister“. Und zudem noch ist der/die Digital-Minister/in ein Transgender.- Alle Achtung vor Taiwans Politik. – Klaus Dieter Kiefer


Leserbrief zu “Grenzen der Kanzlerin” von Mariam Lau

Eine Kanzlerin mit einem abstrusen Handlungsschema (humanitär, demografisch, arbeitsmarktpolitisch, gefuehlsduselig) und der Bereitschaft, zur „Rettung “ einen mehr als fragwürdigen Deal mit Erdogan  einzugehen, als Frau mit Grenzen darzustellen,  ist Ihre Sache.

Folgerichtig müssten Entscheidungen für das Leben, die Bildung, Arbeit und das Wohnen der in das Land gestroemten Menschen getroffen werden. Wie soll die Integration dieser Flüchtlinge ohne einen Master-Plan erreicht werden?

Die ZEIT kritisiert selbst die Zustände  im BamF und anderen Handlungsbereichen.

Deshalb :“Wir schaffen das“ setzt politische Ziele und Strategien der realen Erreichbarkeit voraus. Davon sind wir meilenweit entfernt, und das fällt in die Verantwortung der Kanzlerin. Wer „A“ sagt, muss auch „B“ Können. – Wolfgang Frangenberg  (Z,Zt. In Xerez, seit 16 Monaten ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer für 15 Flüchtlinge )


Leserbief zu „21 000 getötete Patienten pro Jahr. Kann das stimmen?“ von  Josephina Maier und Jan Schweitzer

„Mindestens 2 Patienten tötet eine Pflegekraft in ihrer Berufslaufbahn(…)“. So erinnere ich mich, von einem meiner Lehrer am Anfang der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger begrüßt worden zu sein.

Aktiv an Tötungen beteiligt oder sogar Initiator einer solchen sind hierbei die wenigsten.

Den allermeisten Mitarbeitern in Gesundheitsbetrieben ist klar, dass das Leben, egal wie wenig davon in einem steckt, schützenswert ist. Kaum jemand erdreistet sich Leiden an einer Skala zu messen und ab einem gewissen Punkt zu entscheiden, dass es beendet werden soll.

Wenn ein Patient stirbt, der seit langem nur noch bedingt kommunizieren, essen, trinken oder auf die Toilette gehen kann und in allen Bedürfnissen des alltäglichen Lebens auf fremde Hilfe angewiesen ist, mit dem Allgemeinzustand des Körpers dekompensiert, hört manch ein Mitarbeiter das gelächelte „Jetzt hat er es geschafft“ sagen. Und im stillen oder auch verbalisiert stimmen die Kollegen/innen zu.

(Woher kommen aber die 2 Patienten, die man selbst auf dem Gewissen hat? Die Ausbildung deckt unheimlich viel ab, ist sehr umfangreich und intensiv, bereitet allerdings wenig auf die wirkliche Verantwortung vor, die man als examinierte Pflegekraft übernimmt. Eine Pflegestation ist wie ein Ballungsgebiet für alle Funktionsbereiche. Diagnostik, Küche, Sozialdienst, ärztlicher Dienst, Verwaltung und natürlich Patientenversorgung kommen auf der Station zusammen.

Das tötet jedoch noch keine Patienten. Was dann?

Die Zeit. Die Bürokratie. Der fehlende Pfleger. Ein Stationsarzt der frisch von der Universität in eine Klinik kommt und sich um etliche Patienten bemühen muss. Patientenanamnesen, die ungenügend durchgeführt wurden weil noch 4 andere auf die Aufnahme warten, Entlassbriefe die noch nicht geschrieben sind, liegen auch noch rum und dann ist der Patient der sich wieder eingestuhlt hat. Im nächsten Zimmer ist ein Blutbad angerichtet, weil die demente Dame ihre Venenkanüle aus dem Arm gerissen hat, das Sturzprotokoll, dass von letzter Nacht noch ausgefüllt werden muss und dann ist schon die Sitzung mit dem interdisziplinären Team an der man Teilnehmen muss.

Bauchschmerzen bei einem „selbstständigen“ werden abgetan. Erstmal Schmerzmittel geben. Darum kann man sich später kümmern.

Die Pflegekraft sitzt im Büro und organisiert die Transporte, die Versorgung zu Hause, die Gespräche mit den Angehörigen, die Ausgabe des Essens und der Medikamente, schreibt vielleicht sogar eine Pflegeplanung, sucht die 2 Patienten die Heute unbedingt noch ein EKG brauchen, der Dienst aber schon um 17 Uhr feierabend macht.

Die Bauchschmerzen werden schlimmer. Der Arzt vom Dienst wird informiert. Schmerzmittel wurden angesetzt, es darf bei Bedarf gegeben werden. Da die Notaufnahme brummt kann der AvD erst spät. Inzwischen ist der Patient kolabiert, hat einen Brettharten bauch und krümmt sich vor Schmerzen.

Wenn dieser dann nicht mehr aufstehen kann, kurz vor einem Kreislaufversagen steht und endlich vom Arzt die nötige Untersuchung bekommt würde vielleicht ein akuter Blinddarm mit perforation Diagnostiziert. Auf einmal als Notfall kommt dieser in den OP, solang der frei ist. Gerade nochmal gut gegangen. Oft geht es gerade eben so nochmal gut.

Solch ein Patient ist mit denen gemeint die wir Töten. Keine Zeit ordentliche Anamnesen zu schreiben, volle Notaufnahmen, oft wegen Kleinigkeiten und chronischen Beschwerden, die Organisation um den Patienten herum, ein voller Kopf und keine Priorität auf den „Klienten“ wie der Kranke oft betittelt wird, da Dokumentation und Zahlen für den Betrieb stimmen müssen. Patienten mit wenig Beschwerden und wenig aufwand bleiben links liegen wobei es wirklich ernst sein kann.)

Das Interview ließt sich als würde in fast jedem Krankenhaus ein Todesengel auf Leidende warten, die erlöst werden müssen. Relativiert man die Zahl mit den Behandelten pro Jahr stellt man fest, dass es sich um einen Promill-Bereich handelt. Die Gefahr als „normaler Patient“ Opfer zu werden ist verschwindent gering. Mit einem guten Personalschlüssel ist Diagnostik und Versorgung zu gewährleisten. Supervision veringert die empfundene Arbeitsbelastung und gibt Raum das eigene Emotionsleben mit anderen in ähnlichen Situationen zu teilen, Psychohygiene sei hier als Stichwort eingefügt. Wichtig deswegen, weil die hohe Arbeitsbelastung zur Verzweiflung führen kann. So wird aus menschlicher Hingabe, Verantwortungsbewustsein und Engagement ein Windmühlenspiel das einen zum äußersten treiben kann.

Leider gibt es oft zu wenig Pflegekräfte, Ärzte und Hilfskräfte. Psychohygiene fällt unter den Tisch. „Hauptsache es läuft“ ist die Aussage, die man von manch einer Führungskraft hört. Anstrengungen der Politik das krankende Gesundheitssystem zu reparieren spürt man an der Basis, am Bett, bei denen es ankommen soll, wenig bis garnicht. Neue Assesmentinstrumente, Vorschriften und Dokumentationsleitfäden sollen den Alltag erleichtern, treiben die Pflegenden aber vom Patient ins Büro. Diejenigen um die es geht, nähmlich Sie, begeben sich, wenn Sie ins Krankenhaus gehen in eine Mühle der Bürokratie und juristerei. Ein undurchschaubarer Haufen aus reformierten Reformen. Begeben sich in die Hände von Ärzten, die im Krankenhaus arbeiten müssen um weiter kommen zu können. Sie sollen am besten Ihrer Menschenrechte an der Pforte abgeben.

Bevor Sie das machen, empfehle ich einen guten Arzt, der sich auch mal eine halbe Stunde Zeit nimmt, der vor Ihnen in seine Bücher schaut, der interesse an Ihrer Familie und Ihren Lebensgewohnheiten zeigt. Jemand der Ihnen glaubt, wenn Sie das Gefühl haben die Therapie schlägt nicht an. Krankenhäuser sind für Patienten, bei denen nichts anderes mehr geht. – Alexander Frhr. v. Gillhaußen


Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Aus meiner Sicht haben Sie bei der Analyse einen wesentlichen Faktor übersehen.

Die Grünen schaffen es einfach nicht, ein klares Profil außerhalb ihrer Kernthemen ‚Umwelt‘ und ‚Gender‘ zu erarbeiten und zu kommunizieren.

Welche Ansichten vertreten sie bspw. in der Sozial-, Renten- und Steuerpolitik? Mit wem wollen und können sie zu diesen Themen koalieren?

Dies wollen die Wähler wissen!

Das mangelnde gesamtpolitische Profil der Grünen mag internen Flügelkämpfen zuzuschreiben sein, liegt aber mit Sicherheit auch an den fehlenden Führungsfiguren. Der letzte grüne Politiker, der versucht hat, die Grünen gesamtpolitisch zu verorten, war Jürgen Trittin. – Matthias Gruner


Leserbrief zu “Wenn Sie für wohlhabende Erben, große Atomkonzerne und niedrige Steuern für Reiche sind: Dann AFD” von Martin Machowecz

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich den Artikel über das Parteiprogramm der AfD in der vorwöchigen Ausgabe (Zeit zu entdecken, Seite 60) gelesen.  Vorausschicken möchte ich, daß ich weder ein Anhänger der AfD bin noch deren Positionierung im politischen Spektrum goutiere.  Ich finde den Artikel recht gut geschrieben und verstehe auch die Intention des Autors recht gut.  Ich würde mich zudem ausgesprochen freuen, wenn Ihre Mitarbeiter auch einmal die Parteiprogramme der CDU / CSU, der SPD, der Grünen, der Linken und eventuell auch der FDP mit genau der gleichen Intensität, Akribie und Strenge durchleuchten würden.

Der Witz ist nämlich der:  Allen Parteiprogrammen inherent ist das Faktum, daß es kaum konkrete Inhalte gibt, sehr viele flauschige Formulierungen, was denn nun alles anders / besser oder gar nicht gemacht werden sollte in der kommenden Legislaturperiode und hinsichtlich Umsetzungsprozeß herrscht überhaupt tönende Stille.  Motto:  Papier ist geduldig und der Wähler leidet an politischem Alzheimer.  Wenn man sich die Programme der im Bundestag vertretenen Parteien ansieht und durchforstet, dann finden sich wenig konkretere Projekte und wenn man sich dann im Vergleich die gesetzgeberische Umsetzung zu Gemüte führt, dann bleibt von den wenigen Projekten kaum etwas übrig (abgesehen z.B. von der Mütterrente und der unsäglichen PKW-Maut in der gerade eben langsam dahinsiechenden Legislaturperiode) oder wurde um des Koalitionsfriedens willen so verwässert, daß die ursprüngliche Intention und der damit angedachte Mehrwert für die Allgemeinheit kaum mehr zu erkennen ist.

An Stelle solcher Projekte ist hingegen eine panikartige ja geradezu lächerlich hysterische Anlaßgesetzgebung getreten, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.  Da wird z.B. innerkoalitonär ein erhöhtes Strafmaß für Einbrecher beschlossen, ohne daß anscheinend irgendjemand der Beteiligten die Frage nach dem „cui bono?“ gestellt hätte.  Ganz zu schweigen vom Ausschöpfen vorhandener Gesetze, zukünftiger Mehrarbeit bei tot gesparten Justiz- und Vollzugsbehörden und keinem blassen Schimmer, wo all die verurteilten Bösewichter dann einsitzen sollen, denn immerhin gibt es dzt. vermutlich mehr freie Plätze in türkischen All-Inklusive-Clubs als in deutschen Gefängnissen.

Um es klar auszudrücken:  Die AfD ist kein Liebkind von mir, ganz im Gegenteil.  Aber aufgrund der immer wieder propagierten Fairness im politischen Diskurs erwarte ich die gleiche Vorgehensweise und Behandlung den anderen Parteien gegenüber.  Und das erwarte ich mir vor allem und geradezu zwingend als Abonnent einer Zeitung gehobenen Standards (von einer Qualitätszeitung kann ich nicht sprechen, dann dafür gibt es inzwischen zu viele evidente Fehler in diversen Artikel, die bei einer ordentlichen Korrektur leicht zu eliminieren wären), wie es die Zeit ist.  Nur das sehe ich dzt. nicht.

Es wird viel auf die AfD hingehakt (m.E. sehr vieles berechtigt, manches weniger) aber andere Parteien werden in weitaus geringerem Ausmaß angegangen.  Nur dürfen Sie bitte auch nicht vergessen, daß die AfD nicht deswegen so groß geworden ist, weil sie und ihre Argumente so stark sind, sondern weil andere Parteien versagt haben, indem keine wirklichen Zukunftsvisionen entwickelt wurden, angesagte Projekte, die der Gesellschaft in ihrer Weiterentwicklung geholfen hätten einfach schubladisiert wurden (siehe europäische Sozial- & Steuerunion und damit einhergehend die Trockenlegung von europäischen Steueroasen, die lustigerweise dem Sprecher des BMF nicht bekannt sind Europaparlamentsabgeordneten der CDU aber sehr wohl) und man zwischenzeitlich die politische Auseinandersetzung in einer Luftburg mit gegenseitigem Beschuß von Wattebällchen geführt hat, kurzum die anderen Parteien mit ihren verkalkten Strukturen der AfD ein wohlbestalltes Feld überlassen haben.

Politischer Diskurs und eine starke Demokratie leben von einer kantigen Positionierung innerhalb des demokratischen Spektrums, von einer klaren Zielsetzung und von einer parteipolitischen Glaubwürdigkeit, die Menschen geradezu zwingt sich am Diskurs zu beteiligen, Stellung zu beziehen und damit auch Achtung der eigenen aber auch der gegnerischen politischen Ansichten abringt.  Und das ist auch und zuvorderst Aufgabe der sog. 4. Gewalt…

In diesem Sinne verbleibe ich in der Hoffnung auf Besserung. – Michael D. Steinerberger


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al.

Wie wäre es mit Weiterfragen? Ich jedenfalls wünsche mir eine Fortsetzung. Und dann bitte auch mindestens eine Familie mit mehr als zwei Kindern (gerne auch mit 4 oder 5). Vielleicht relativiert sich dann auch der Eindruck, Kinder seien Luxus – und nennenswerte Spenden scheinbar auch. Ich fand die Reportage darin ehrlich und traurig zugleich.  – Markus Orth


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

Hier war man wohl krampfhaft bemüht, einen politische Meinungsausgleich  zu schaffen.

Ein Artikel, vermutlich in 10 Minuten hingeschrieben. Ohne Recherche, und ohne Überlegung.  Hätten man sich etwas Zeit genommen, dann hätte man daran gedacht, dass die Kitagebühren Ländersache und deshalb unterschiedlich sind und dass Geringverdiener meist auch ihren Anteil zahlen müssen. (kann man auch googeln)
Man hätten auch daran denken können, dass jedem Kind ein Kitaplatz zusteht. Ziel sollte es sein, dass jedes Kind auch einen Platz im Kindergarten bekommt. Der Gegenvorschlag jedoch zeugt von Klientieljournalismus. Danach haben Kitas in Gebieten mit gut verdienenden Eltern qualitativ gute Kitas.

Kitas in Gegenden mit sozial schlechter gestellten Eltern haben dagegen die weniger guten Kitas.
Und gerade diese  benötigen die beste Qualität, da hier Kinder sind, die etwas aufzuholen haben und besonders gut betreut werden müssen. So irrsinnig sind unsere Politiker nicht.  Aus der Zeit entnommen: „Deutschland hat die besten!“ Etwas mehr Respekt, bitte. – Günther Ubben


Leserbrief zu “Er wollte keinen Krieg” von Manfred Berg

Der Bericht über die Gründe des Kriegseintritts der  USA vor genau 100 Jahren war mir sehr wichtig; hat doch endlich ein namhafter Historiker in übersichtlicher Form bewiesen, dass es letztendlich die Überheblichkeit Erich Ludendorffs verbunden mit der  Enttäuschung über das Friedensangebot Deutschlands war, der uns in die Gräuel des weiteren 20. Jh.  brachte. – Manfred Traunmüller


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Hurra, die Abiturienten- und Akademikerschwemme ist wieder da! Sie wurde beschworen, als in meinem Abiturjahr 1962 erschreckende 9% des Jahrgangs in Westberlin Abitur machten. Der Untergang der abendländischen Bildung drohte angesichts des „Niveauverfalls“! Und jetzt, als lange pensionierter Studienrat mit reichlich Oberstufen- und Abiturerfahrung – an der Gesamtschule, Herrn Agarwala graust es – muss ich mir die gleiche Leier zum x-ten Male anhören, über mehrere Seiten in der „Zeit“ noch dazu.

Die Argumentation ist gruselig: da werden Intelligenzquotient, sich ändernde Benotungspraktiken – wundert mich auch, aber wenn man über die Aussagekraft von Noten Bescheid weiß, kann man damit leben – und generelles Leistungsniveau – Testergebnisse für Abiturienten liegen übrigens gar nicht vor – vermengt, das Abitur mit dem High School Diploma verglichen, die Schweiz mit ihrem Ausbildungssystem, das offen ist  für Übergänge zwischen Berufsausbildung und Studium, mit Deutschland und seiner ständisch anmutenden Trennung dieser beiden Bereiche. Zum Beweis werden die auch schon aus den 60ger Jahren bekannten Hochschullehrerklagen über die fehlende Studierfähigkeit des akademischen Nachwuchses noch einmal aufgebrüht. Wenn man im Tal der Ahnungslosen wohnt, sollte man sich nicht darüber beklagen, dass man die Welt nicht versteht.

Zum Schluss lässt Herr Agarwala die Katze aus dem Sack: der höhere Mittelstand hat Angst, dass er keinen qualifizierten Dachdecker oder sonstige Dienstleister mehr findet. Ich glaube kaum, dass sich das Problem dadurch lösen lässt, dass man jungen Menschen den Zugang zu einer umfassenderen Bildung versperrt! – Thomas Isensee


Leserbrief zu “ Umsonst hat seinen Preis“ von Lisa Nienhaus

„Kostenlose Kitas schaffen nicht mehr Gerechtigkeit“, schreibt Lisa Nienhaus. Einspruch!

Für den Kita-Besuch der Drei- bis Sechsjährigen zahlen Eltern, die von Transferleistungen leben, keine Gebühren. Da sind wir uns noch einig. Aber dann kommt die große Gruppe der Eltern, die zu viel verdienen, um noch Transferleistungen zu erhalten, aber zu wenig verdienen, um Steuern zu bezahlen. Sie sind die einzige Gesellschaftsgruppe, welche die Kindergartengebühren voll bezahlt. Einkommensabhängige Kita-Gebühren sind eher die Ausnahme. Je höher nun das Einkommen der Eltern steigt, desto geringer werden die Kita-Gebühren. Ein erheblicher Teil der Kita-Gebühren kann steuerlich abgesetzt werden. Ein wohlhabendes Elternpaar bekommt also bis zu 42 Prozent der absetzbaren Gebühren zurück!

Kostenlose Kitas für die Drei- bis Sechsjährigen beseitigen nicht nur diese Ungerechtigkeit, sondern tragen auch dazu bei, dass alle Kinder dieser Altersgruppe die Bildungseinrichtung der Kindertagesstätten besuchen. Als SPD-Kommunalpolitiker setze ich mich deshalb seit Jahrzehnten für diese Lösung ein!  – Bernd Schenkel


Leserbrief zu “ Reform der Intelligenz“ von Botho Strauss

Was für ein Quark – und langweilig obendrein.  Der Titel und die ersten Worte versprechen ein paar originelle Gedanken über den geistigen Zustand unserer Kultur – aber leider Fehlanzeige. Ein einziges Geraune ohne jeden Sinn. Verflucht soll künftig sein, wer unverständlich ist, schreibt Strauß – in seiner Eitelkeit kommt er gar nicht auf den Gedanken, dass das auch für ihn zutreffen könne.

Eine Empfehlung an die Lektoren der  ZEIT : Bloß weil jemand den Ruf hat, ein Tabubrecher zu sein, sind seine Texte nicht automatisch originell. Besser wäre es, die eingereichten Artikel auch wirklich  zu lesen und nach Originalität und literarischer Qualität auszuwählen und ruhig auch mal einen Starphilosophen abblitzen lassen.

Eine Werbeanzeige hätte für den  Leser jedenfalls den gleichen Grad an Langeweile bereit gehalten – wäre aber für die Zeitung profitabler gewesen. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Was ist grün und hat keine Wähler?“ von Matthias Geis

Das Problem der Grünen liegt weitaus tiefer. Einst aufklärerisch, antiautoritär und reichlich kunterbunt gestartet, sind sie heute zur Kirchenpartei geworden. Von Göring-Eckardt, über die Spitzen  der Landesliste NRW bis hin zur neuen Chefin der Heinrich-Böll-Stiftung Ellen Ueberschär sind sie durchsetzt mit Kirchenlobbyisten.

Und Cem Özdemir will die Schöpfung bewahren… . Die Säkularen haben wenig zu melden.  Aber dieser moralisierende Kirchentagssound mit seiner freischwebenden Menschlichkeit, die den Zusammenhalt der Gesellschaft nicht reflektiert, mit ganz weit offenen Grenzen, „Gender-Sprech“ und Unisextoiletten trifft offensichtlich nicht die Sorgen und Wünsche breiter Wählergruppen. Völlig inakzeptabel für mich als aufklärerisch Denkenden ist die heutige Islamliebe  der Grünen. In den frühen grünen Jahren wäre der Islam als Legitimation  und Herrschaftsmittel rechter Gesellschaftsmodelle analysiert worden.

Und Grüne Frauen hätten jedem, der Frauen als unrein bezeichnet und in  diskriminierende Verhüllungen steckt, die Ohren lang gezogen. Heute ist das  „religiöse Identität“ und jede Kritik islamophob. Denn es sind „Religiöse wie  Wir“ und damit potentielle Bündnispartner zur Wahrung kirchlicher Macht  und riesiger staatlicher Zuwendung. Lieber den Islamverbänden auch  staatliche Gelder zukommen lassen, als diese mal generell zu hinterfragen.

So ist Göring-Eckardts Freude darüber, dass dieses Land durch die  Flüchtlinge religiöser wird, auch im Sinne des kirchlichen Machterhalts zu  verstehen.  In Zeiten schrumpfender kirchlicher Milieus laufen die Grünen mit dieser ideologischen Ausrichtung in die Sackgasse. Die Grünen brauchen viel mehr Fischer und Trittin, auch wenn sich diese nicht immer grün waren. – Uwe Kiwitt


Leserbrief zu “Wenn Sie für wohlhabende Erben, große Atomkonzerne und niedrige Steuern für Reiche sind: Dann AFD” von Martin Machowecz

Sprache und Stil in dieser Rubrik sind zumindest gewöhnungsbedürftig. Nun kann man über Geschmack bekanntlich trefflich streiten, aber ob die „Zeit nicht ein bisschen sorgsamer bei der (Aus-)Wahl der gedruckten Worte, der Aussagen und Personen vorgehen könnte?

Die 72jährige rot gewandtete Frau Sager aus dem Prenzlauer Berg wird nicht nur bildlich porträtiert, sie darf auch sagen, wie „bekloppt“ die Leute sein konnten, „die soziale Sicherheit 1989 gegen eine imaginäre Freiheit einzutauschen“… Die gute Frau brüstet sich, Schulen schickten ganze Klassen zu ihr und – vermutlich – anderen ehemaligen Genossen, um „von früher (zu) erzählen“ und dabei „richtig vom Leder“ zu ziehen.

Auch die „Zeit“ hat schon zu Recht öfter beklagt, wie groß Unwissen und Lücken im Geschichtsbewusstsein vieler Schüler seien, was ihre Kenntnisse über die DDR betrifft.

Bei der Montagsdemo am 9. Oktober 1989 in Leipzig rechnete ich, als vom Berufsverbot Betroffener und „Zustell-Aushilfe“ der Deutschen Post mit dem Schlimmsten. Gottlob, es kam anders. Dafür vielleicht als „bekloppt“ von roten Rentnern bezeichnet zu werden, kann passieren. Aber das auch in der „Zeit“ noch 2017 serviert zu bekommen, lässt mich doch traurig den Kopf schütteln… – Hans-Albrecht Kühne


Leserbrief zu “Behörde auf Speed” von Caterina Lobenstein

Ungewöhnlich viele fehlerhafte Entscheidungen beim Bundesamt für Migration nd Flüchtlinge beklagt Caterina Lobenstein im Wirtschaftsteil der „Zeit“. Und zählt auf: zu wenige bzw. schlecht ausgebildete oder geschulte Mitarbeiter und Übersetzer. „Jeden tag gehen bei den Gerichten Hunderte Klagen gegen das Bundesamt ein.“

„Wie konnte es so weit kommen?“, fragt die Autorin. Eine kleine Grafik, unmittelbar daneben in den Artikel „eingeblockt“, könnte ihr weiterhelfen. 49 Tausend Asylanträge 2010, 477 Tausend Anträge 2015, schließlich 746 Tausend Anträge im Jahr 2016. Das Zehnfache bzw. 15-fache an Asylanträgen.

Und was entdeckt die Autorin? „Die Behörde wuchs nicht, sie explodierte. Innerhalb weniger Monate schwoll sie von 2000 auf 8000 Mitarbeiter an.“ Das Bundesamt habe im Herbst 2015 genommen, „wen immer es bekommen konnte.“

Die Zahl der Mitarbeiter vergrößerte sich bei dieser „Explosion“ also um das Vierfache. Die Anträge aber – sie oben – stiegen um das Zehn- bzw. 15-fache! Unterstellt man den Mitarbeitern des Bundesamtes nicht, sie hätten 2010 ihre Arbeit nicht gewissenhaft getan, erklärt sich schon aus mathematischen Gründen, dass dies 2015 oder 16 oder heute kaum im gleichen Maße möglich war bzw. ist.
Und woher sollten bestens geschulte Mitarbeiter rekrutiert werden? Die gab es doch gar nicht in genügendem Maße.

An anderer Stelle beklagt Frau Lobenstein: „Viele Mitarbeiter im Bundesamt sind befristet beschäftigt. ‚Die haben unglaubliche Angst, nicht übernommen zu werden‘.“ – Sollten unbefristete Arbeitsverträge das Mittel der Wahl sein, auch wenn sich die Zahl der Anträge künftig vielleicht bald wieder reduziert?

Journalisten sollen kritisch sein, aber nicht irgendwo draufschlagen, wenn es ziemlich offensichtliche und einleuchtende Erklärungen für „Missstände“ gibt. – Hans-Albrecht Kühne


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Der Run auf das Abitur und das Studium hat ihren Ursprung darin, dass es in weiten Teilen der Gesellschaft als Makel angesehen wird, wenn ein Kind nicht zum Gymnasium geht, nicht das Abitur  erreicht und nicht studiert.  Das ist ein seltsames Phänomen in einer Gesellschaft, die zu einem überwiegenden Teil von Nichtakademikern erfolgreich mitgetragen wird. Als ehemaliger Berufsschullehrer bin ich entsetzt darüber, dass dem Verfasser nichts Besseres einfällt, als im  Gegenentwurf zum Akademiker ausgerechnet den Handwerksberuf des Dachdeckers hervorzuheben, in dem es hauptsächlich auf eine gute körperliche Leistungsfähigkeit ankommt. Dabei gibt es die vielfältigsten Berufe nicht nur im Handwerk, sondern auch in der Industrie, in der Verwaltung, im Bankenwesen, im Gesundheitswesen, in Handel und Gewerbe, im Transport- und Verkehrswesen, sowie im umfänglichen Bereich des Dienstleistungssektors. In diesen Bereichen gibt es viele zukunfts- und krisensichere Berufe, sowie interessante und erfüllende Berufstätigkeiten, in denen man sich mit seinen Fähigkeiten entfalten und weiterbilden kann. Besonders diese Berufstätigkeiten verdienen unsere Achtung und unseren Respekt. Solange man auf so etwas Selbstverständliches hinweisen muss, wird der Run auf das Abitur und das Studium anhalten, und die in dem Artikel beschriebenen Mechanismen werden sich unvermindert fortsetzen. –  Peter Appelrath


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Zu Ihrem Dossier kann ich Sie nur beglückwünschen. Schon seit Jahren beobachte ich, dass nicht gerade wenige Schüler durchs Abitur „geschleust“ werden, die ihre eigene Muttersprache weder in Wort noch in Schrift beherrschen, selbst einfache Zusammenhänge nicht oder nur unzureichend erfassen und das in den einzelnen Prüfungsfächern erforderliche Fachvokabular nicht parat haben. Es ist offensichtlich politisch gewollt, das Abitur zu entwerten und die zum Abitur hinführenden Schulen zu einer Art „Gesamtvolksschule“ umzufunktionieren. Masse soll also vor Klasse gehen. Den Schülerinnen und Schülern tut man damit keinen Gefallen, denn wenn auch das Abitur wie schon die mitlere Reife zum Massenabschluss wird, verliert es jede Aussagekraft über die tatsächliche Eignung eines Schulabgängers.Universitäten und Ausbildungsbetriebe werden generell dazu übergehen Eignungstests zu entwickeln, um Studien- und Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Das Abitur ist dann nur noch Zugangsvoraussetzung. – Christoph Diehl


Leserbrief zu “ Wie gerecht ist Deutschland?“ von  Daniel Erk et al. und “Diese Zahl bewegt Deutschland” von Kolja Rudzio

Zu den Interviews unter dem Thema „Wie gerecht ist Deutschland?“ möchte ich anmerken, dass ich die Antwort auf die Fragen nach „Spenden Sie Geld?“ des ALG2-Beziehers mehrfach lesen musste. Der Mann beklagt sich über die niedrigen Sätze, steckt aber nach eigener Auskunft monatlich EURO 120,– in seinen Verein. Das ist bei der Berechnung der Sätze natürlich nicht vorgesehen gewesen. Dem sich selbst als „Niedriglöhner“ bezeichnenden stehen für einen 3-Personen-Haushalt netto EURO 2.800,– monatlich zur Verfügung. Wenn die beiden Beispiele wirklich unsere Armen sind, dann scheint es mir allen gut zu gehen. – Michael Bingeser


Leserbrief zu “Behörde auf Speed” von Caterina Lobenstein

Haben Sie herzlichen Dank für Ihren so ausführlichen Artikel über die unsäglichen Zustände und Entscheidungsumstände beim BAMF.

Ich bin seit dem März 2016 ehrenamtlich in unserem Stadtteil Großhadern in München in der Flüchtlingshilfe tätig, nachdem dort eine Gemeinschaftsunterkunft für männliche Flüchtlinge errichtet wurde. Begonnen habe ich als Lehrerin im Ruhestand mit Deutschunterricht, den ich bis heute weiterhin gebe. Meine Hauptbeschäftigung ist inzwischen aber die persönliche Betreuung von zwei jungen Flüchtlingen aus dem Iran, die inzwischen quasi zu meiner Familie gehören. Soweit einige  Angaben zu meiner Person.

Nun zu Ihrem Artikel, der mir im Grunde nicht viel Neues sagt, sondern nur das sehr ausführlich bestätigt, was ich seit dem Herbst des vorigen Jahres vermutet habe und dessen ich mir immer sicherer wurde.

Fall 1:

Im Oktober 2016 nahm ich auf Wunsch meines iranischen Schützlings Mohammad V. an dessen Anhörung in Zirndorf teil. Noch auf dem Weg zum Anhörungsraum erhielt Mohammad auf die Frage, wie lange das Interview etwa dauere, die Antwort: „Vielleicht 1-2 Stunden.“ Der Dolmetscher ergänzte, er solle „kurz, kurz“ sprechen – das verdeutlichte er, indem er das „kurz, kurz“ mit Daumen und Zeigefinger noch gestisch unterstrich. Auch solle er nicht so viele Namen sagen, das brächte nichts und sei überflüssig. Während der Anhörung schilderte Mohammad seine Fluchtgründe und beantwortete die Fragen, die ihm die Protokollantin stellte. Es wurden aber keine weiteren intensiven Fragen gestellt. Der Grund seiner Flucht war, dass er zum Christentum konvertiert und die Hauskirche, die er seit längerer Zeit besucht hatte, aufgeflogen war. Der Leiter der Hauskirche war bereits verhaftet worden. In Deutschland angekommen, hatte er gleich zu einer Kirchengemeinde in München Kontakt aufgenommen, wo er im August 2016 dann getauft worden war.

Nach ca.2 1/2  Stunden war die Anhörung zu Ende. Auf die Frage, ob die Protokollantin auch die Entscheiderin sei, erhielten wir die Antwort:“Nein.“ Es sollte also jemand eine Entscheidung über einen Menschen treffen, den er niemals gesehen, geschweige denn mit dem er je ein Wort gesprochen hatte. Das hat uns sehr befremdet!

Nun begann eine ziemlich lange zermürbende Wartezeit. Die Bescheide „tröpfelten“ in die Unterkunft. Oft waren es völlig unverständliche Urteile. Es gab positive Bescheide für Flüchtlinge, die schon ein beträchtliches Strafregister haben und wiederum negative Bescheide für gut integrierte und tadellos sich verhaltende Flüchtlinge. Es fehlte völlig an Transparenz und an Möglichkeiten, die Entscheidungen nachzuvollziehen.

Anfang März erhielt auch Mohammad, ein Ingenieur mit BA Abschluss, seinen Bescheid: negativ.

Wir, er und ich, haben uns den Bescheid sehr genau angesehen. Dabei fiel uns folgendes u.a. auf:

1.) Auf dem Deckblatt ist das Geburtsjahr falsch angegeben. Es ist um genau zehn Jahre zurückversetzt
2.) Der Bescheid ist nicht wie die Niederschrift des Protokolls von der Anhörung in die Muttersprache (hier Farsi)  übersetzt worden. Das ist eine erhebliche Erschwernis für den Adressaten.
3.) Die Aufforderung sich „kurz, kurz“ zu halten, wird dem Flüchtling im Bescheid nun sehr negativ angekreidet mit der Begründung,  seine Schilderungen seien nicht genügend „gekennzeichnet durch Konkretheit, Anschaulichkeit und Detailreichtum.“ Und: „Der Vortrag des Antragstellers bezüglich seiner Teilnahme an einer christlichen Hauskirche sowie bezüglich der ausreiseauslösenden Ereignisse war detailarm und lebensfremd.“  Inwiefern der Vortrag lebensfremd gewesen sein soll, wird nicht erklärt, geht aber aus weiteren      Kommentaren auch nicht hervor. Insgesamt wird viel mit Unterstellungen und Vermutungen argumentiert. An Widersprüchen ist der Bescheid reich.
4.) Die Ernsthaftigkeit der Konversion zum Christentum wird im höchsten Maße angezweifelt. Die Art der Bewertung und der Ton sind teilweise respektlos und daher verletzend. Der/die EntscheiderIn zeigt seine/ihre abwertende Meinung recht offen.
5.) Eine Begebenheit ist völlig falsch übersetzt, so dass genau das Gegenteil dessen, was gesagt wurde, im Bescheid steht.
6.) Obwohl jedem bekannt sein müsste, dass in der Islamischen Republik Iran allen, die sich vom Islam abwenden, die Todesstrafe wegen Apostasie droht, wird die Gefahr im Bescheid klein geredet. So fehlen auch die letzte Frage der Protokollantin und die Antwort des Antragstellers darauf im Bescheid. Die Frage lautete:“ Wenn Sie nach dem Iran zurückgehen müssten, würden Sie dann wieder zum Islam übertreten?“ Mohammads Antwort darauf lautete: “ Das wäre gar nicht möglich, da ich schon an der Grenze festgenommen würde,
denn der iranische Geheimdienst ist überall.“
7.) Der Bescheid ist von der Protokollantin „im Auftrag“ unterzeichnet, obwohl sie nicht die Entscheiderin war. Dann folgt ihr Name. Der Bescheid wurde auch nicht in Bayern ausgefertigt, sondern „Ausgefertigt am 01.03.2017 in 699 Zustellzentrum Saarbrücken“.
8.) Natürlich hat Mohammad V. beim Bayerischen Verwaltungsgericht München Klage gegen diesen Bescheid erhoben.

Fall 2:

Im Falle meines zweiten Schützlings, ebenfalls Iraner, Arad S., ausgebildeter Grafiker und digital Animateur, der aufgrund seiner Karikaturen mit dem Regime in Konflikt geriet, fiel der Asylbescheid vom 24. November 2016 ebenfalls negativ aus. Hier ging es um eine sogenannte „Rückführung“ nach Kroatien aufgrund der Dublin III-Verordnung, da der junge Mann in Kroatien seinen Fingerabdruck auf der Durchfahrt hinterlassen hatte. Damals schrieb ich in einer mail an eine Freundin: „Ich vermute, dass mit den Flüchtlingen eine Art Lotterie gespielt wird. In Arads Bescheid wird ja wörtlich von einem „Treffer“ gesprochen, der sich darauf bezieht, dass sein Aktenzeichen bei der Überprüfung der Register eben einer gewesen ist.“
Der Verdacht, es werde eine Art Lotteriespiel mit den Flüchtlingen gemacht, lag nahe. Er wurde durch eine Nachricht im Deutschlandfunk am letzten Montag, 27.3., wieder ins Bewusstsein gerückt. Unter der Überschrift „Große Unterschiede bei der Asylanerkennung“ wurde von einer Studie der Universität Konstanz berichtet. „Flüchtlinge in Deutschland haben je nach Bundesland unterschiedliche Chancen auf Anerkennung ihrer Asylanträge“. Und weiter: „Die Studienautoren sprechen von einer ‚Asyllotterie‘ ….“. Und weiter: „Das BAMF wies die Darstellung zurück. Jeder Asylbewerber in Deutschland habe die gleiche Chance, unabhängig von der gesellschaftlichen und politischen Situation des Bundeslandes, erklärte die Behörde.“
Auch für Arad haben wir Einspruch gegen seinen Bescheid erhoben. Das Verfahren läuft noch.

Ich bin sehr gespannt, welche Reaktionen auf Ihren Bericht folgen. Schon im Interesse der betroffenen Menschen muss dieses Thema weiterhin diskutiert werden. Wir dürfen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen!! – Ursula Saabel


Leserbrief zu “ Ich doch nicht“ von Fabian Klask

Was ist das denn? Wer so einseitig und beleidigend schreibt, sollte unbedingt zur Weiterbildung im Fach Journalismus angemeldet werden. Allein den Satz zu formulieren, dass der Innenminister Jäger, den ich persönlich nicht kenne, sein Rechtsempfinden am  Tresen studiert habe, weil er dort in der Gastwirtschaft seiner Mutter zur Aushilfe Bier gezapft habe, disqualifiziert Fabian Klask komplett. Alles andere riecht förmlich nach Unterstützung der Opposition im Düsseldorfer Landtag. Peinlich. Kritik muss man aushalten, berechtigte Kritik annehmen, Beleidigungen aber widersprechen.  – Dirk Hartwich


Leserbrief zu “ Nie ohne sie“ von Lousia Reichstetter

„… es gibt Behauptungen …“, so schreibt Louisa Reichstetter auf S. 70, ZEIT Nr. 14 vom 23. 3. 2017, „… wonach frühe Fassungen von Einsteins bahnbrechenden, 1905 veröffentlichten Forschungen beider Namen im Titel getragen hätten“. Hat sich Ihre Zeitung nicht zum Ziel gesetzt, Fake-News auf den Grund zu gehen? Stattdessen tragen Sie zur Verbreitung von unbewiesenem Unsinn bei, der der Phantasie der serbischstämmigen Biographin von Mileva Maric entsprungen ist.

Diese mag für Einsteins erste Frau tiefe Gefühle weiblicher, vor allem aber nationaler Solidarität empfunden haben, dürfte aber ansonsten von Physik keine Ahnung gehabt haben, ganz zu schweigen von historischen Quellen. Armin Hermann hat sich in seiner bei Pieper 1994 erschienenen Einstein-Biographie auch zu dieser „Narrheit“ geäußert, und zwar unter Berücksichtigung aller verfügbarer Quellen sowie mit profundem physikalischen Sachverstand. Er schreibt abschließend dazu: „Vielleicht hätte Einstein über diesen surrealistischen Witz schallend gelacht“. Ganz sicher amüsiert hätte er sich über das Photo, das Mileva Maric an seiner Seite zeigen soll. Darauf ist nämlich Einsteins Cousine Elsa zu sehen, die er nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete. – Dr. Helfried Näfe


Leserbrief zu “Donald Trump macht den Dollar klein” von Roman Pletter

Ich fand Ihren Artikel gut recherchiert und die Problematik verständlich erläutert. Das offenkundige Motiv des trumpschen Handelns, den über Jahrzehnte schleichenden Machtverlust – resultierend aus der geschilderten Währungspolitik seiner Vorgänger – ausgleichen zu wollen, hätten Sie detaillierter hinterfragen können. Ist grenzenloses Wachstum, angekurbelt durch den Dollar als Leitwährung und Beibehaltung des Handelsbilanzdefizites wirklich eine nachhaltige Lösung für die Amerikaner? Oder dient diese Währungspolitik nicht vor allem den großen Konzernen, die Ihre Produktion in Billiglohnländer auslagern und die dort gefertigten Waren günstig importieren können, ihre Gewinne dann aber in irgendeiner Steueroase erklären? Sollten nicht die durch Wahlen legitimierten Politiker das Heft des Handelns in der Hand behalten, anstatt Marionetten des Großkapitals zu sein?

Meines Erachtens braucht es nicht nur in Amerika sondern weltweit einer massiven Förderung des Mittelstandes, die Verhinderung der Konzentration des Kapitals und nur unter dieser Prämisse freien Handel. Regional vor Überregional.  Über ein Wirtschaftssystem ohne Wachstum muss aufgrund endlicher Ressourcen auch nachgedacht werden.

Ob bewusst oder unbewusst könnte Trumps protektionistisches Handeln im Sinne von „Amerika first“ hier womöglich sogar ein Katalysator für eine bessere Weltwirtschaftsordnung sein. – Hendrik Meyer


Leserbrief zu “Niemand predigt Integration” von Constantin Schreiber

Nun unsere Tochter wuchs recht frei mit meiner Frau römisch katholisch und Papa ev. lutherischen auf.  Wir gingen abwechseln mal in die katholische und evtl Kirche. Da meine Frau die ev. Kirche befreiende empfand waren wir ueber wiegenden in der ev. Kirche.

Mit 14 ließ sich Tochter auch ev. Kontakt taufen. Unsere scheidungsschlacht befand sich auf den hoehepunt deutscher Anwalt Krieges. Nun mit 16ging unsere Tochter mit ihren Freund in die Moschee und versprach ihm vorn Iran die ewige Treue. So nun durfte gedopt werden. Kaum 18 kam meine Enkelin zur Welt. Ob wohl wir viele Gemeinsamkeiten haben besteht im Glauben von meiner Tochter die Vorstellung das sie nicht mit mir in eine Kirche gehen darf auch nicht meinen Geburtstag feiern darf. Zur Beerdigung meiner Mutter blieb ich allein.

Auch sonst ist eine grosse Ablehnung auch unseres Grundgesetz da obwohl viele Elemente du sollst nicht treten nicht stehlen und vieles andere mit dem Koran kompatibel ist. Da sie auch nicht ohne Begleitung zum papa100km fahren will darf lebt sie wie eine brave Sklavin. Der Koran ist ihr Gesetzbuch. So wie meine ex Schwiegermutter mich nicht als  christ anerkant hat. Auch meine ex Schwiegermutterderart sich auf ihre Auslegung der Bibel. Auch meine ex Schwiegermutter kleidet sich extrem katholisch. Und Papa knaut also ich bin sehr kreativ in meiner Kleidungs auswahl nur ein Religionsfreiheit Unterricht fuer alle kann aufklappen das es nur einen Gott gibt und jeder das Recht hat seinen Weg zu Gott frei zu suchen und zu leben – Christian Knaut


Leserbrief zu „Linker Irrtum“ von Tina Hildebrandt

Im Großen empfinde ich Ihren Artikel als gut geschrieben und plausibel; aber an einigen Stellen erschließt sich mir Ihre Argumentation überhaupt

nicht:

1) Im zweiten Absatz erwähnen Sie, daß sich immer mehr Wähler immer später entscheiden, und schreiben dann: „Es lohnt sich also, bis zum Schluß zu regieren“.

Für wen, und wieso? Dachten Sie dabei an die Möglichkeit, die SPD könnte die große Koalition vor dem Ende der Legislaturperiode aufkündigen? Dann muten Sie dem Leser einen ziemlichen Gedankensprung zu. Oder meinten Sie ‚reagieren‘?

2) Im drittletzten Absatz schreiben Sie, Schulz vereine die „Pole Innovation und Gerechtigkeit“. Erstens klingt das, als ob Sie diese beiden Begriffe als Gegensatzpaar sehen, was mir nicht ohne weiteres einleuchtet. Eine Ahnung davon, wie Sie das meinen könnten, bekommt man erst im nächsten Absatz, wenn Sie auf Schröders ‚Aufbruch‘ anspielen. (Den nur mit ‚Innovation‘ und nicht auch mit ‚Gerechtigkeit‘ zu assoziieren wäre natürlich eine Debatte für sich!)

3) Der Kontext für diesen Gegensatz ist die paarweise Assoziation mit der ’sozialen Frage‘ und der ‚Entdeckung von Europa‘. Der Leser wird bereit sein, ‚Gerechtigkeit‘ und ’soziale Frage‘ zu assoziieren, aber was hat die ‚Entdeckung von Europa‘ mit ‚Innovation‘ zu tun?

4) Dieselbe Assoziation hinkt auch in Bezug auf die Kanzlerin. Sie erwähnen Distanz zur CDU und Fehlen von Leidenschaft; was reimt sich daran auf ‚Innovation‘ und was auf ‚Gerechtigkeit‘?

Als Leser fragt man sich, ob ZEIT-Autoren gelegentlich auch Entwürfe untereinander austauschen, bevor sie sie publizieren. – Thomas von Schroeter


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

In diesem Jahr werden wir unser 60. jähriges Abitur feiern. Im März 1957 war unser Abitur. Wie anders waren die Bedingungen vor 60 Jahren. Tempora mutantur et nos mutamur in illis.

In der Sexta (1948) waren wir 45 Schüler ( keine Koedukation!), bei der Untersekunda (heute 10. Klasse), Übergang zur Oberstufe bzw. in der Obersekunda 32 und beim Abitur Oberprima noch 17 Schüler. Wer die geforderte Leistung nicht brachte, wurde erbarmungslos heraus gekegelt.Wir waren auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium d.h. Mathematik, Physik, Chemie, Biologie Schwerpunktfächer neben Deutsch, Latein und Englisch. Aber auch Fächer wie Philosophie, Religion, Musik und Kunst gehörten zum Unterrichtsstoff. Insgesamt wurden ,ausgenommen Arbeitsgemeinschaften, 15 Fächer benotet.

In der schriftlichen Abiturprüfung waren Mathematik, Physik, Deutsch und Englisch Prüfungsfächer; in der mündlichen Prüfung (2 Fächer). Bei mir war es Kunst (Vom Impressionismus zum Expressionismus, als Thema) und Chemie (Eisentitration, als Thema).

Noten: Von einem Abitur mit der Note 1,0 gab es wohl in ganz Deutschland keinen Kandidaten. Es mochte  ein in Naturwissenschaften oder Sprachen Begabter/Begabte in diesen Fächern ein „Sehr gut“ bekommen, aber ein „Sehr gut“ in allen benoteten Fächer war und ist auch heute nach meiner Meinung unmöglich.

Die1,0 Abinoten von heute spiegeln nicht den wirklichen Wissensstand wider. Der Klassenprimus hatte bestenfalls eine 2,0 Note im Schnitt. Ich selbst lag mit einer 3,0 Note im guten Mittelfeld; und es gab auch einige, die „auf allen Vieren“ ihr Abi machten. Von 17 begannen 10 mit einem Studium, die Übrigen zogen eine Beamtenlaufbahn vor. Beim Treffen zu unserem 60. jährigen könnten noch 8 erscheinen; die Übrigen sind bereits verstorben, denn das Mindestalter der Klassenkameraden ist heute 80 Jahre. – Dr. rer.nat. Klaus John


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Angesichts beängstigender Bildungsdefizite („Abi für alle!“) scheint mir die Aussage einer Pädagogik-Professorin zu den modernen Anforderungen schulischen Lernens, Üben sei nicht mehr zeitgemäß, bezeichnend. Das Versprechen, Wissen und Können wären ohne Konzentration, Anstrengung und Fleiß zu erwerben, klingt zwar verführerisch, entbehrt jedoch jeder realen Grundlage. Woher sollte auch das Erfolgserlebnis, die wichtigste Lernmotivation kommen, wenn nicht aus Einsatz, Leistung und Anerkennung? Das heute übliche Lob um des Lobes willen ist der sinnentleerte Ersatz und nimmt die Lernenden nicht mehr ernst. Das Erziehungscredo „Übung macht den Meister“ bleibt also gültig und ist nach wie vor Grundlage unserer täglichen beruflichen Wirklichkeit. Diese Wahrheit schlägt sich auch im überproportional hohen Steueraufkommen all der „geübten Meister“ nieder, von dem nicht zuletzt auch Gehalt und Pension unserer Professorin abhängen. – Konrad Sauheitl


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Mit Freude und Dankbarkeit habe ich Ihren Artikel „Abi für alle“ gelesen. Seit ungefähr zwei Jahrzehnten bin ich Nachhilfelehrerin im Raume Stuttgart. Ich unterrichte Schülerinnen und Schüler von allen Schularten, darunter auch Gymnasiasten. Seit Jahren zweifle ich an meiner Wahrnehmung. Meine täglichen Fragen sind: Wie wollen die Schüler das Abitur bestehen????? Wie kommen diese Schnitte im Abitur zustande?

Die meisten meiner Schüler vom Gymnasium haben keine Ahnung von Mathematik. Sie wenden die Formeln und den Taschenrechner nur schematisch an. Es fehlt jegliches Verständnis für den Inhalt der Stoffe. Einige Abiturienten habe ich dann gefragt, wie sie zu ihren Endnoten gekommen seien. Die Antwort war nicht nur einmal: “ Schule ist wie Bulimie- reinstopfen und auskotzen!“ Fast keiner der Schüler beherrscht die Grundrechenarten, geschweige den Dreisatz. Ich bin oft fassungslos! Von den Leistungen in Rechtschreibung möchte ich erst gar nicht anfangen.

Ihr Artikel hat endlich das wiedergegeben, was ich schon lange denke! Aber welche Stimme hat denn eine einfache Nachhilfelehrerin! – Renate Janicsek


Leserbrief zu “ Reform der Intelligenz“ von Botho Strauss

Toleranz ist Kitsch für Botho Strauß, Humanität ist Kitsch, Menschenrechte sind Kitsch …. Er will uns aus dem „Niedergang des Denkens“ herausführen, aber ich kann nur hoffen, dass ich die entkitschte, entmenschlichte, zynische Strauß-Welt nie erleben werde. – Kolja Mendler


Leserbrief zu „Das Desaster der Demoskopen“ von Peter Dausend

Bekanntlich sind Umfrageinstitute privatwirtschaftlich und somit gewinnorientiert ausgerichtet. Und deren Auftraggeber, seien es Parteien, Medien oder Warenproduzenten, bezahlen für Umfragen, mit deren Hilfe sie einen Nutzen erzielen wollen. Dass dieses Interesse der Auftrags- und somit Geldgeber die Ergebnisse der Umfrage beeinflussen sollen, kommt mir immer in den Sinn, wenn ich die „Sonntagsfrage“ google und beinahe Woche für Woche feststelle, dass unter allen Umfragen die von Forsa die höchsten CDU- und die niedrigsten AfD-Werte aufweist, wohl wissend, dass dieses Institut die Parteipräferenzen der Bürger im Auftrag des STERN und des Medienriesen Bertelsmann erhebt, die sich in der „Flüchtlingsfrage“ eindeutig auf der Seite von Frau Merkel positioniert haben. Von daher gehe ich davon aus, dass Forsa keine Stimmung ermitteln, sondern Stimmungen erzeugen will.

Mein Fazit – frei nach Churchill – lautet daher: Ich glaube keiner Umfrage, die ich nicht selbst gefälscht habe. – Reinhard Heider


Leserbrief zu „Abi für alle!“ von Anant Agarwala

Wir als Gesellschaft sollten uns grundsätzlich überlegen, welches Wissen und welche Kompetenzen wir von jüngeren Generationen erwarten. Wir sollten unsere Lehrpläne bereits ab der Grundschule überdenken. Wir sollten die Didaktik überdenken mit der unsere Lehrer arbeiten und wir sollten mehr Lehrer zur Verfügung haben um unsere Kinder individueller zu unterstützen. Wir sollten versuchen die Freude am Lernen zu erhalten und zu fördern, wir sollten den Kindern Zeit geben sich zu entwickeln. Wir sollten Ihnen viele Möglichkeiten geben, Einblicke in das reale (Berufs-) Leben zu erhalten und wir sollten Ihnen vermitteln, dass viele verschiedene Komponenten dazu beitragen das das eigene Leben ein glückliches wird.

Die Standards für Abiturprüfungen anzuheben, sind eine Methode um eine kleinere Elite zu schaffen, aber sie ändert nichts an den Missständen die bereits in unseren Grundschulen herrschen, deswegen ist dieser Vorschlag kein sinnvoller Ansatz für den Bildungsstandort Deutschland.

Ich freue mich auf Ihre weitere Recherche zum Thema deutsche Schulen. – W. Landschulz


Holz wächst nur an Holz!

Die Darstellung im genannten Artikel der ZEIT, dass in Deutschlands Wäldern wegen steigender Holzpreise eine schädliche Übernutzung stattfindet, wird der Wirklichkeit nicht gerecht. Dazu hier einige Fakten:

  1. Die Holzpreise sind in den letzten 5 Jahren nicht gestiegen, sondern gefallen (Statistisches Bundesamt-Destatis-2017). Zuvor hatten sie sich nach einer 25 jährigen Periode des Preisverfalls in den Jahren 2005 bis 2012 erholt.
  2. Die Ursache für den steigenden Holzeinschlag liegt zu allererst in der Tatsache begründet, dass Holz nur an Holz wächst und unsere Wälder heute so holzreich oder „vorratsreich“ sind, wie sie es seit über 300 Jahren nicht mehr waren. Alte und vorratsreiche Wälder produzieren mehr Holz als junge, vorratsarme Wälder. Unsere Wälder sind heute deutlich älter und vorratsreicher und „produzieren“ folglich mehr Holz! Die umfangreichen Erhebungen zur Bundeswaldinventur (Bundeswaldinventur.de) belegen diesen anhaltenden Trend seit vielen Jahrzehnten.

Seit über 60 Jahren wird in Deutschlands Wäldern weniger Holz geerntet als zuwächst. Hierdurch sind der Holzvorrat (in den letzten zehn Jahren um 7%) und der Holzzuwachs kontinuierlich angestiegen. Das ist ein Ergebnis der Bewirtschaftung unserer Wälder nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und eben nicht des schnellen Geldes wegen. Die Tatsache, dass wir heute nachhaltig mehr Holz als früher ernten können, ist eine bemerkenswerte international viel beachtete Erfolgsgeschichte mehrerer Generationen und keineswegs ein beklagenswerter Zustand, wie der Artikel suggeriert.

Auch weitere Aussagen halten einer Überprüfung nicht stand: Der Anteil der Schutzgebiete in den Wäldern steigt kontinuierlich an und liegt heute bei über 50 % der Waldfläche (nicht 2 % wie behauptet).  Auch die Aussage, dass unsere Wälder sich strukturell zu Monokulturen verändern, ist falsch! So ist der Anteil der „Monokulturen“ in den letzten 25 Jahren um ca. 15 % gesunken, während Laub- und Mischwälder deutlich auf mittlerweile 75 % zugelegt haben! Die steigende energetische Nutzung von Holz wird scharf kritisiert, dabei schneidet sie in der Ökobilanz deutlich besser ab als Kohle, Gas oder auch Biogasanlagen.

Die Autorin nennt einzelne regionale Fallbeispiele und schließt daraus auf generalisierende Aussagen über das gesamte Bundesgebiet. Das führt in die Irre! Der Artikel bedient ein einseitiges Klischee und wird der oft vielfältigen Realität in unseren Wäldern nicht gerecht!

Gerade bei einem auch emotional aufgeladenen Thema wie „Deutschlands Wälder“ hätten wir uns von der ZEIT tiefere Recherche und Faktentreue erwartet. Wir stehen dafür als Naturschützer und Förster aus Überzeugung gern zu Verfügung.

Johannes Thiery (Förster für Naturschutzprojekte in Göttingen)

Karsten Peiffer (Forstamtsleiter in Clausthal- Zellerfeld, Harz)

Ralf-Volker Nagel (Forstwissenschaftler, Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen)

Klaus Peter Frerk (Revierleiter in Südniedersachsen)

Klaus Karsten Petersen (Revierleiter in Südniedersachsen)

Regina Petersen (Forstwissenschaftlerin, Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen)

Michael Rudolph (Förster und regionaler Pressesprecher für Südniedersachsen)

Victor Steinmann (Forstreferendar in Niedersachsen)