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Bequemer Einheitsbrei

 

Für die Familie unter Normalbedingungen zu kochen gehört eher nicht zu meinem gelebten Alltag. Wenn ich (was selten genug vorkommt) zuhause koche, dann sind die Speisen meist schon auf irgendeine Art und Weise im Restaurant vorbereitet worden. Das spart Zeit und macht in der Wohnung weniger Umstände. Und weil im Urlaub wohl jeder das am liebsten macht was im täglichen Leben zu kurz kommt haben wir uns in einer Ferienwohnung eingenistet und kochen dort jeden Tag. So, wie wir es für richtig halten: Gute Grundprodukte, einfache Zubereitungen und jede Menge Geschmack. Mit den Kindern Pfifferlinge putzen und Zwiebeln schälen, sie in den Töpfen rühren zu lassen und mit semmelbröselverschmierten Fingern Kabeljaufilets panieren zu sehen macht mir große Freude. Und was die Kinder selbst gekocht haben schmeckt ihnen natürlich am besten.
Kochen beginnt mit Einkaufen. Und genau dabei habe ich mich bei meinem Ausflug in die Welt der Otto Normalverbraucher dann doch, um es gelinde auszudrücken, ganz schön erschreckt:
Zur Auswahl stehen in nächster Umgebung ein Metzger und drei Verbrauchermärkte. Wenn ich den Metzger (bei dem ich ins Kühlhaus darf und mir dort direkt die schönsten Stücke aussuchen kann) mal außen vor lasse, so benötige ich ja auch Lebensmittel wie Milch, Butter, Gemüse, Mehl, Zucker usw. Und genau hier beginnt das Dilemma meiner Einkäufe. Diese Grundprodukte sind tatsächlich kaum noch zu finden! Naturjoghurt geht unter zwischen ungezählten Zubereitungen mit exotischen Früchten, künstlichem Aroma, schreiend bunten und kitschigen auf Kinder ausgelegten Fruchtzwergen und vielfach behandelten Wellness-Produkten.
Molkereiprodukte im Supermarkt
Zucker? Ich habe in einem wirklich kleinen Markt sagenhafte 25 (!!!) verschiedene Zuckerprodukte gezählt. Kandiszucker in Variationen, Gelierzucker, Zuckerherzen, Rohzucker und Rohrrohzucker, Puderzucker usw. Der ganz normale Zucker ist als Nischenprodukt mit der Aufschrift „gut&günstig“ regelrecht versteckt in der alleruntersten Regalreihe zu finden gewesen. Wie lange es ihn wohl dort noch gibt?
Es ist doch wirklich kein Hexenwerk und auch kein Ausweis für Grande Cuisine, mal eben schnell eine Schüssel Tsatsiki zum Lamm zuzubereiten. Oder ein gutes Stück Fleisch einfach nur mit einer Prise Salz und vielleicht einer Spur Pfeffer zu würzen. Erstaunlicherweise musste ich feststellen, dass selbst qualitativ hochwertiges, einheimisches Fleisch fast ausnahmslos mit dickflüssigen, künstlich aussehenden und im Neonlicht leuchtenden Marinaden zugekleistert angeboten wird. Die wird in Kanistern angeboten und sorgt zuverlässig dafür, dass alles gleich schmeckt.
Fleisch in Marinade und Zubereitungen (1 von 1)

Ich mag den Verantwortlichen in den Märkten dafür keinen Vorwurf machen, denn dort wird ziemlich genau das angeboten, was Verbraucher sich wünschen. Insofern steht wohl in den Regalen ein Spiegelbild dessen, was sich auch in den Küchen- und Kühlschränken meiner Mitbürger nach freier Wahl befindet. Das ist ernüchternd.
Nach einigem Suchen und unter vernehmlichem Gebruddel konnte ich meine Einkaufsliste dann doch abhaken. Aber ich bin mir dabei vorgekommen als sei ich ziemlich von gestern.