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Studio 71 schickt deutsche YouTuber nach L.A.

mansion

Nicht nur YouTube betreibt mit seinem Creator Space in Los Angeles inzwischen ein eigenes und sehr erfolgreiches Filmstudio, auch die YouTube-Netzwerke (Multi Channel Networks, kurz MCN) erkunden inzwischen die Möglichkeit eigener Produktionsstätten. Das von der ProSiebenSat.1 Media AG geführte Netzwerk Studio 71 hat sich nun ebenfalls in Los Angeles niedergelassen.

Seit Juni und zunächst noch bis August ziehen deutschsprachige YouTuber in The Mansion, wie die umfunktionierte Villa in West Hollywood genannt wird. Das Projekt soll die deutsche YouTube-Szene internationaler machen, sagt der Studio71-Geschäftsführer Sebastian Weil. Die Teilnehmer sollen in ihrer Zeit deshalb auch mit den Stars aus den USA zusammenarbeiten, und somit neuer Märkte erschließen. Alle entstandenen Projekte landen im eigens eingerichteten Kanal von The Mansion, der inzwischen bereits über 160.000 Abonennten zählt.

Der größte Star von Studio71, der Let’s Player Gronkh und sein Kollege Sarazar haben den Besuch bereits hinter sich. Sie berichteten unter anderem von der Videospielmesse E3. Auch andere bekannte Namen wie MissesVlog, Flavio Simonetti und Funny Pilgrim sollen die Villa besuchen.

Zu Beginn des Jahres knackte Studio 71 erstmals die Marke von 100 Millionen Abrufen in seinem Netzwerk. Damit zählt zu einem der größten und erfolgreichsten im deutschsprachigen Raum.

 

„The Jump“: Die Anfänge des Bungeespringens

Bungeespringen klingt heute wie etwas, das es immer schon gab: Ein paar mutige Menschen, die sich eben an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen. Und tatsächlich gehen die Verläufer dieser Idee auf die Lianenspringer von Pentecôte zurück. Wirklich populär in der Kultur aber wurde das Bungeejumping erst zu Beginn der Achtziger Jahre – dank einer Gruppe Neuseeländer um A.J. Hackett. Die leider viel zu kurze Doku The Jump lässt die heute etwas gealterten, aber immer noch sehr lebensfrohen Kiwis zu Wort kommen.

 

Die WM in Katar fordert Opfer

Nach der WM ist vor der WM. Während das Turnier in Brasilien zwar für den Gastgeber sportlich wenig erfolgreich verlief, hielten sich zumindest die Proteste in Grenzen. Spätestens bei den kommenden Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar werden sie uns wieder begleiten. Vor allem aus Katar erreichen uns bereits acht Jahre vor dem Beginn – sollte die WM tatsächlich stattfinden – Nachrichten über hunderte Gastarbeiter, die bei den Bauarbeiten ums Leben kamen. Die meisten von ihnen kamen aus Nepal. ESPN blickt in einer Folge E:60 auf die Gastarbeiter und ihre Arbeitsbedingungen in Katar.

 

Fußballfloskeln wörtlich genommen

Neuer dirigierte seine Abwehr, Kroos spielte in der Schaltzentrale, Götze schickte Müller mit steilen Pässen in die Spitze, doch die Abwehr Ghanas klebte förmlich an ihm und ließ lange Zeit nichts anbrennen. Es dauerte bis nach der Pause, als sich Götze in die Luft schraubt und die Kirsche über die Linie bugsiert. Am Ende klingelte es allerdings auch im deutschen Kasten und Neuer musste den Ball gleich zweimal aus seinem Netz fischen, bevor Klose der Ausgleich gelang. An der Seitenlinie stand kochte Joachim Löw innerlich. Nach dem Spiel muss er einigen Spielern mal ordentlich den Kopf waschen.

So ähnlich lässt sich das zweite Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien beschreiben. Der Fußball ist voller Floskeln, die weder den Sportjournalisten, noch den meisten Fans inzwischen auffallen. Den Machern der Sendung mit der Maus allerdings schon. Sie kamen auf die ebenso einfache wie geniale Idee, die Fußball-Floskeln wörtlich zu nehmen – und das alles in ein Video zu packen. Das Ergebnis ist großartig: Eine fünfminütige Satire der schönsten Fußballfloskeln. Chapeau, liebe Kollegen des WDR!

Was ihr leider nicht verstanden habt, ist das Embedden von YouTube-Videos zu erlauben. Aber das kann ja noch werden. Den Clip gibt es jedenfalls hinter dem Bild und mehr von der Maus zur Fußball-WM hier.

Die berühmte Doppelsecchs (© Screenshot/WDR)
Die berühmte Doppelsechs (© Screenshot/WDR)

(via)

 

Netzfilm der Woche: „Suburbia“

Burleigh Heads ist ein idyllischer Vorort der australischen Stadt Gold Coast und ein Paradies für Surfer. Das dachte der Filmemacher Antonio Oreña-Barlin bis zum 26. April 1990, als der Satanist Rodney Dale sich „666“ in die Hand ritzte, das Feuer eröffnete und in der Straße von Oreña-Barlin einen Menschen tötete und sieben weitere verletzte.

Fast 25 Jahre lang dachte der Regisseur und Drehbuchautor darüber nach, wie er diesen dramatischen Tag aus seinem Leben verarbeiten könne. Sein Kurzfilm Suburbia nähert sich den Ereignissen nicht dokumentarisch, sondern fiktional. Im Mittelpunkt steht Joel, der seine Freundin von der Arbeit abholen möchte, als er plötzlich etwas hört: Ein Auto fährt mit quietschenden Reifen an, ein Knall ertönt. Als Joel nachsehen will, findet er sich in einer Situation, dessen Gefahr er nur langsam begreift.

Suburbia tut gut daran, die tatsächlichen Details der Tat zu verschweigen, auf Kontext und Dialoge weitestgehend zu verzichten. Die Zuschauer wissen zu keiner Sekunde mehr als der Protagonist; die Spannung entsteht aus dem, was man gerade nicht sieht.

Eine 12-minütige Szene

Dass dies so gut funktioniert, liegt an der Filmtechnik: Suburbia besteht aus einem sogenannten One-Shot, aus einer einzigen, nahtlos gefilmten Szene. Diese Aufnahmetechnik gilt als anspruchsvoll – erst Recht über eine Länge von zwölf Minuten. Die Kamerafahrt muss genau geplant sein, Licht- und Schattenverhältnisse müssen in jeder Position stimmen, Schauspieler und Komparsen auf den Punkt genau arbeiten – ein Versprecher, und alles beginnt von vorne.

Wie Oreña-Barlin dem Blog Short of the Week erzählt, lief der Dreh alles andere als reibungslos. Das Team hatte keine Genehmigung, die Straße zu sperren, weshalb mehrmals ungewollte Passanten durch das Bild liefen. Dazu kam, dass die Lichtverhältnisse sich schnell veränderten und das Projekt gefährdeten. Erst nach mehreren Anläufen hatte Oreña-Barlin die Szene und damit den Film im Kasten. Es hat sich gelohnt: Suburbia ist ein außergewöhnlicher Kurzfilm-Thriller – und umso schockierender in dem Wissen, dass der Regisseur diese Situation tatsächlich so ähnlich erlebt hat.

 

„Fives“: Die WM-Geschichte in 5-Sekunden

fives

Noch wenige Stunden, dann beginnt die Fußball-WM in Brasilien. Unter großen Protesten möglicherweise. Mit tollem Fußball hoffentlich auch. Da ich persönlich die kommenden vier Wochen für die Kollegen aus der Sportredaktion im Einsatz sein werde, geht das Netzfilmblog quasi in die Sommerpause. Aber keine Sorge, gänzlich still wird es auch hier nicht bleiben.

Zur Einstimmung auf das Turnier gibt es eine nette Kollaboration zwischen dem Kunst- und Kulturblog It’s Nice That und der Agentur INT Works. Das Projekt Fives sammelt denkwürdige Szenen aus der Geschichte der Fußballweltmeisterschaft – in kurzen, knackigen 5-Sekunden-Animationen.

Roberto Baggios verschossener Elfmeter 1994, Zinedine Zidanes Kopfstoß, die „Hand Gottes“, Oktopus Paul und die denkwürdigen Frisuren der Kolumbianer in den Achtziger Jahren: Fußballfans wissen natürlich, was gemeint ist. Für alle anderen gibt es zumindest einige witzige und kreative Animationshappen. Mein Favorit ist übrigens Rivaldos Schauspieleinlage während der WM 2002. Hoffen wir, dass uns Zuschauern wenigstens das erspart bleibt.

Alle weiteren Filme gibt es hier. In diesem Sinne: Sport frei!

 

Hacker-Webserie: „Phreaked Out“

Im aktuellen Computerspiel Watch Dogs schlüpfen die Spieler in die Rolle eines Hackers. Über eine Software der Stadtverwaltung bekommt dieser die Kontrolle über nahezu alle Einrichtungen der Stadt, und persönliche Informationen direkt von den Smartphones der Bürger. Ein Wisch, und sie sind gehackt.

Nun ist das Hacken in Watch Dogs nicht mit der Realität zu vergleichen, doch das Spiel enthält hinter seiner überspitzten Darstellung der Großstadt im 21. Jahrhundert durchaus interessante Denkansätze. Das dachte auch das Onlinemagazin Motherboard und hat die dreiteilige Serie Phreaked Out produziert, in der es um moderne Überwachung und Hackerangriffe geht – was ist möglich und vor allem: wer weiß darüber Bescheid?

Im ersten Teil geht es um das Verkehrskontrollsystem in Los Angeles. Das wurde im Jahr 2006 gehackt. Wie in Watch Dogs konnten zwei mutmaßliche Hacker plötzlich die Ampeln steuern und die Stadt in ein Verkehrschaos stürzen. In der zweiten Folge geht es um ein Auto, das gehackt wird. Im Zeitalter des vernetzten Autos, in dem Bordcomputer immer wichtigere Funktionen übernehmen, ist auch das längst keine Fiktion mehr.

Ebensowenig wie das Hacken von Mobiltelefonen natürlich. Dass die zahlreichen Sensoren gerne schnüffeln und natürlich die Geheimdienste auf die Verkehrsdaten zugreifen können, ist spätestens seit der NSA-Affäre jedem bekannt. In der dritten Episode von Phreaked Out zeigen zwei Hacker, wie leicht es tatsächlich ist, über die Wlan-Verbindung auf Smartphones zuzugreifen und dabei persönliche Daten anzuzapfen oder falsche Inhalte wie Websites auszuspielen.

Spannend ist auch, wie sie eine Drohne kapern – vielleicht sollte Amazon seine Idee des modernen Lieferdienstes doch noch einmal überdenken.

 

Alan Turing, aus dem Leben eines Genies

Alan Turing ist dieser Tage wieder schwer angesagt. Der britische Logiker und Mathematiker formulierte 1950 den Turing-Test, in dem ein Fragesteller anhand zweier Gesprächspartner herausfinden soll, bei welchem der beiden es sich um einen Menschen und bei welchem um eine Maschine handelt. Am Wochenende dann die scheinbar große Sensation: Ein Chatbot namens Eugene Goostman habe den Turing-Test bestanden! Zum ersten Mal in der Geschichte! Die Roboter sind da und es gibt kein Entkommen!

Nun, nicht wirklich. Denn an dem Test und der Meldung gibt es durchaus berechtigte Kritik. Was aber nicht die Arbeit von Alan Turing schmälern sollte. Im Zweiten Weltkrieg hat er als Codeknacker die Nachrichten der Nazis entschlüsselt, später trug er mit seinen Schriften maßgeblich zur Entwicklung früher Computersysteme bei.

Allerdings war Turing auch eine tragische Figur. Nur zwei Jahre nachdem er den Turing-Test formulierte, wurde er aufgrund seiner Homosexualität zur „chemischen Kastration“ verurteilt, in der er mit dem weiblichen Hormon Östrogen behandelt wurde. Gezeichnet von Depressionen, nahm sich Turing am 7. Juni 1954 das Leben.

Zum 60. Todestag vergangene Woche hat die Universität von Cambridge dem Vordenker eine kurze Dokumentation spendiert. Weitere Arbeiten über Turing und sein Werk hatte ich bereits vor zwei Jahren anlässlich seines 100. Geburtstags zusammengetragen.