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Netzfilm der Woche: „Flesh Computer“

flesh computer

Was ist das eigentlich, Bewusstsein? Menschen haben ein Bewusstsein, na klar. Säugetiere vermutlich auch. Aber was ist mit Reptilien, Fischen, Insekten, Einzellern? Und wie misst man Bewusstsein überhaupt? Darüber streiten die Vertreter der Geistes- und Naturwissenschaften seit Jahrhunderten. Auch der australische Philosoph David Chalmers befasst sich mit der Philosophie des Geistes. Seine These: Unterschiedliche Formen des Bewusstseins gehen hinunter bis auf die Ebene von Molekülen.

Die Ideen von Chalmers bilden den losen theoretischen Hintergrund von Ethan Shaftels Kurzfilm Flesh Computer. Aus dem Fernsehen heraus doziert der Philosoph als subtile Off-Stimme, während die Perspektive zwischen mehreren Bewohnern eines Wohnhauses wechselt: von einem Mädchen über zwei gewalttätige junge Männer hin zu einer Fliege an der Wand. Im Mittelpunkt aber steht ein junger Mann und der namensgebende „Fleischcomputer“: ein ebenso mechanisches wie organisches Etwas, das atmet, schnauft – und vor allem ein Bewusstsein zu besitzen scheint.

Natürlich erinnert Flesh Computer sofort an die Filme des kanadischen Regisseurs David Cronenberg. Der zeigte etwa in eXistenZ eine organische Konsole, mit der sich die Spieler in eine virtuelle Welt einklinken konnten. In Videodrome geht es um einen mysteriösen Fernsehsender, der das Leben der Zuschauer beeinflusst. Flesh Computer könnte sich hier nahtlos einreihen. Der Kurzfilm greift gleichermaßen die Angst vor der Computerisierung der Gesellschaft auf als auch die Frage, wie eng das Zusammenleben zwischen Mensch und Maschine aussehen könnte. Wo hört die Vernetzung auf und wie viel Bewusstsein haben die Computer der Zukunft?

Eine Antwort bleibt Regisseur Shaftel in den knapp zwölf Minuten schuldig. Flesh Computer ist ohnehin keine abgeschlossene Erzählung, sondern eher ein Denkansatz – mit teilweise ziemlich grotesken Bildern. Mit seiner Mischung aus bewusst überdrehten Computeranimationen und mechanischen Effekten, die wiederum an klassische B-Horror- und Splatter-Filme erinnern, bietet Flesh Computer ein etwas anderes Kurzfilm-Erlebnis: Es ist irgendwie abstoßend, aber man möchte auch nicht wegschauen.

(Deutsche Untertitel gibt es per Klick auf CC im Player)

 

Kurzfilm: „Chillr“

Tinder, Grindr, Cuddlr: Wie viele Apps für die verschiedensten Arten zwischenmenschlicher Beziehungen brauchen wir eigentlich noch? Die Wisch-und-Weg-Kultur der Smartphone-Generation scheint bisweilen groteske Züge anzunehmen. Doch wo ein Hype ist, sind auch die Parodien nicht weit. Und somit wären wir bei: Chillr! Der App für die richtig coolen Typen. Also die richtig coolen, oder in ihren eigenen Worten: „The world’s largest mobile network of rad pals who are hella down to hang“.

(via)

 

„BoJack Horseman“: Erzähl mir was vom Pferd

bojack horseman
© Netflix

Und dann kann man Pferde kotzen sehen. Am Ende der ersten Folge übergibt sich BoJack Horseman, Protagonist der gleichnamigen animierten Serie über den Balkon seines Anwesens in den Hollywood Hills. Ob es die Zuckerwatte war, die Pferde offenbar nicht vertragen, oder doch die Erkenntnis, dass seine Autobiografin und Ghostwriterin Diane ausgerechnet mit dem Schauspieler-Rivalen und dauerhechelnden Labrador Mr. Peanutbutter zusammen ist, bleibt fürs Erste unbeantwortet.

Moment, bitte was? Kotzende Pferde, sprechende Hunde, die Sex mit Menschen haben, Hollywood? Ja, es ist schon eine seltsame Welt, die BoJack Horseman seinen Zuschauern öffnet. Es überrascht nicht, dass sich einige Rezensenten bereits nach der ersten Folge wieder verabschiedet haben.

Doch sie verpassen etwas. Die Eigenproduktion des Streaming-Anbieters Netflix ist nämlich die beste Animationsserie für Erwachsene des Jahres. Dass Netflix für die Sprecherrollen bekannte Namen wie Will Arnett, Aaron Paul und Alison Brie gewinnen konnte, zeigt, wie ernst es das Unternehmen meint. Nach den erfolgreichen Dramaserien House of Cards und Orange is the New Black möchte Netflix künftig auch mit Animation punkten.

Die Hauptfigur BoJack Horseman war von den späten Achtzigern bis in die Neunziger der Star der Kult-Sitcom Horsin‘ Around. Geliebt von den Zuschauern, umgarnt von Hollywood. Doch nach dem Ende der Serie lief es nicht mehr rund, BoJacks Karriere erinnert mehr an Charlie Sheen als an Seinfeld: Der Suff, die Frauen, die Depressionen – inzwischen wankt der auf zwei Beinen stehende Hengst gewaltig. Mithilfe seiner Agentin, der pinken Perserkatze Princess Carolyn, und seines schmarotzenden Mitbewohners Todd soll BoJack endlich wieder Fuß in der Unterhaltungsindustrie fassen. Seine Memoiren sollen den abgehalfterten und missmutigen Star wieder ins Gespräch bringen.

Medienkritik und Popkultur

Was den Zuschauern neben dem etwas retromäßigen Animationsstil auffällt, ist das kuriose Ensemble. Anthropomorphisierte Figuren sind in Trickfilmen zwar üblich, doch selten wurde das Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren so normal wie bizarr erzählt. An keiner Stelle werden die Unterschiede explizit erwähnt und doch können sich die tierischen Protagonisten ihrer Herkunft nicht verwehren: Princess Carolyn hat einen Kratzbaum in ihrem Büro stehen, ein Navy Seal ist tatsächlich ein Seehund, ein Leichenbestatter kriecht in Form einer Made um einen Sarg herum, und BoJacks Verleger arbeitet für Penguin Publishing und ist, na klar, ein Pinguin.

Dass dieser kontinuierlich um seine Existenz bangt und unter anderem die Konkurrenz aus dem Netz von BuzzFeed fürchtet, ist eine der eindeutigeren Anspielungen auf den Konkurrenzkampf zwischen den traditionellen und den neuen Medien, die BoJack Horseman immer wieder einfließen lässt. So viel Meta-Medien-Kritik muss sein, schließlich hat Netflix als Streamingportal dem klassischen Fernsehen den Kampf angesagt.

Andere Gags sind subtiler. Zwar kommt BoJack Horseman um einige tief hängende Witze über Sexspielzeug und Stereotype nicht herum. Doch ähnlich wie in Arrested Development gelingt es den Autoren, im Verlauf der zwölf Folgen ein Netz aus Referenzen, aus Call-Backs und Cut-Aways zu spannen. Einige Anspielungen erklären sich erst nach mehreren Episoden, andere sind so unauffällig, dass man sie erst beim zweiten Mal versteht. 136 versteckte Easter-Eggs hat BuzzFeed in der ersten Staffel entdeckt.

© Netflix
© Netflix

Heiter an der Oberfläche, bitter im Kern

Dass dies funktioniert, liegt an der für Animationsserien ungewöhnlichen Chronologie, die BoJack Horseman verfolgt. Serien wie die Simpsons oder Family Guy bestehen aus in sich abgeschlossenen Folgen. BoJack Horseman dagegen erzählt in den zwölf Episoden der ersten Staffel eine durchgehende Geschichte. Die wird zwar ebenfalls in jeder Folge durch zusätzliche Handlungsstränge angereichert, doch je länger die Serie geht, desto vielschichtiger wird sie.

In dieser Hinsicht ist BoJack Horseman eine typische Netflix-Serie. Jede Episode geht ohne Rückblick in die andere über, was das von Netflix propagierte binge-watching vieler Folgen am Stück nicht bloß zur Option, sondern fast zur Pflicht macht.

Auf der einen Seite ist BoJack Horseman eine beißende Satire der Medien- und Unterhaltungsbranche. Es geht um die bekannte Geschichte des schnellen Aufstiegs und des langsamen Falls. In der Hollywood-Mühle gefangen versucht BoJack vor allem, möglichst viel Ruhm und Anerkennung zu erlangen. Und er ist nicht allein: Seine frühere Sitcom-Kollegin hat sich von einem Teeniestar zu einem dauerfeiernden Drogenwrack gewandelt, seine Agentin steht ebenso unter Druck wie die Autorin Diane, die eigentlich lieber Romane schreiben möchte und aufgrund ihrer besonnenen Art inmitten der Hollywood-Chaoten deplatziert wirkt. In BoJack Horsemans Welt ist niemand wirklich glücklich.

© Netflix
© Netflix

Das ist die andere Seite der Serie, die Margaret Lyons von Vulture als die „lustigste Show über Depression alle Zeiten“ bezeichnet. BoJack ist ein Rüpel, der seine Freunde mit Ignoranz und Lügen bestraft. Doch seine Beweggründe sind nur allzu menschlich. An den Rückblicken auf seine schwere Kindheit und der Erzählung seines schwierigen Verhältnisses zu seinem inzwischen krebskranken Entdecker und Mentor zeigt sich die Komplexität der Serie.

BoJack Horseman führt die Zuschauer in eine Welt aus bunten Tieren und zahlreichen Gags. Hinter denen versteckt sich jedoch ein ernsthafter Kern, der von Animationsserien bis dato kaum oder gar nicht verarbeitet wurde. Netflix, das nicht auf Quoten angewiesen ist, kann sich dieses erzählerische Risiko erlauben. In gewisser Hinsicht ist die Serie so bipolar wie ihr Protagonist: Hier steht ein kotzender Alphahengst, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Dort ein Mensch, der nach dem Sinn in seinem Leben sucht.

„BoJack Horseman“ läuft auf Netflix in Englisch, auf Deutsch und mit Untertiteln. Mehr Informationen über Netflix finden Sie hier.

 

Netzfilm der Woche: „Yardbird“

Yardbird
© Bridle Path Films

Yardbird ist ein englischer Ausdruck für einen Gefangenen. Im gleichnamigen Kurzfilm scheint er für die junge Ruby zu stehen, die auf einem Schrottplatz außerhalb der Stadt lebt: abgeschieden, etwas verlottert und mit einem raubeinigen Vater. Zunächst denkt man an eine Geschichte über häusliche Gewalt. Doch weit gefehlt: Als sich Ruby in die Stadt schleicht, macht sie die unfreiwillige Bekanntschaft dreier Jugendlicher, die ihr nicht allzu freundlich gesinnt sind. Wieder steht der Gedanke an Gewalt im Raum. Und wieder wird der Zuschauer getäuscht. Denn die sprachlose Ruby hat ein ganz anderes Geheimnis.

Dass Yardbird gleich mehrmals mit den Erwartungen der Zuschauer bricht, ist nur eine der Stärken des Films. Die subtilen Hinweise, mit denen er sich dem inneren Konflikt des Mädchens nähert, sind ebenso bemerkenswert. Nach und nach zeigt sich, dass Ruby nicht in die Welt der australischen Kleinstadt passt. Doch wie jeder gute Kurzfilm hält Yardbird die Spannung bis zum Schluss aufrecht.

Ähnlich bemerkenswert ist die Kinematografie, die mit ihrem Fokus auf die Personen und mit dezenten Spezialeffekten unglaublich viel aus bloß drei Drehorten herausholt. Yardbird ist schließlich auch die Arbeit erfahrener Filmemacher. Der Regisseur Michael Spiccia ist ein bekannter Werbefilmer, der Drehbuchautor Julius Avery gewann mit seinem Kurzfilm Jerrycan bereits einen Preis bei den Filmfestspielen von Cannes.

Auch Yardbird hat seit der Veröffentlichung im Jahr 2012 einen stattlichen Festivallauf hinter sich. Der Film lief unter anderem im Kurzfilm-Programm der großen Festivals von Cannes, der Berlinale und Tribeca, und gewann im vergangenen Jahr den Kinder- und Jugendfilmwettbewerb bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen.

 

„87 Bounces“: Fliegt ein Basketball durch Hollywood

87bounces

Da steht er nun mit seinen short Shorts, den weißen Arm- und Stirnbändern und einem nigelnagelneuen Basketball auf dem Platz. Kurz gedribbelt, dann zum Dunk angesetzt wie einst Michael Jordan und – meilenweit an Korb und Brett vorbei. Das kann passieren. Was jedoch nur im Netz passiert, ist dass der Ball dann eine etwas kuriose Reise durch die Filmgeschichte unternimmt und dabei für so manche Überraschung sorgt.

Es ist schon trickreich, was sich die Animationsfilmer des französische Studios HOTU für 87 Bounces ausgedacht haben. Prinzipiell folgt der kurze Clip der Tradition des Supercuts. Doch sie haben nicht einfach ähnliche Filmszenen zusammengeschnitten, wie es die traditionellen Supercuts tun. Erst durch den Basketball, der mit Spezialeffekten in die Filmszenen eingefügt wurde, bekommen diese einen thematischen Zusammenhang.

87 mal springt der Ball durch mindestens 25 Filme (im Abspann werden nur 24 aufgelistet, aber Forrest Gump fehlt zum Beispiel), darunter Kult-Klassiker wie The Big Lebowski und Star Wars und einige neuere Titel wie The Wolf of Wall Street und Man of Steel. Dass aus der Idee ein viraler Hit wurde, war vermutlich abzusehen. Die Animationsfilmer wird es freuen. Nur der unglückliche Hobby-Basketballer sucht vermutlich noch immer nach seinem abtrünnigen Ball.

(Film auf Vimeo / via)

 

„The Making of Malala“

Sie heißt Malala Yousafzai. Sie kommt aus Pakistan, ist 17 Jahre alt und jetzt Friedensnobelpreisträgerin. Die jüngste aller Zeiten, natürlich. Viel wurde in den vergangenen Tagen seit der Verleihung über die junge Frau geschrieben. Vor allem über ihren Einsatz für Bildung in ihrem Heimatland, für Frauenrechte und gegen die Gewalt der Taliban, deren Attentat Malala vor zwei Jahren entkam und dass sie plötzlich noch mehr in den Fokus der westlichen Welt rückte.

Doch ihre Geschichte ist länger. Sie datiert bis ins Jahr 2009 zurück, als Malala für die BBC ein Tagebuch aus ihrer Heimatprovinz schrieb. Der Filmemacher Adam B. Ellick hatte sie damals porträtiert, als sie noch keine weltweit bekannte Aktivistin war. In diesen Tagen empfiehlt sich der halbstündige Film aufs Neue, auf der Website der New York Times gibt es ihn zu sehen. Und hier noch ein Update, das Ellick im vergangenen Jahr veröffentlichte: The Making of Malala.

 

HBO plant eigenen Sreaming-Dienst

HBO plant einen eigenen Streaming-Dienst für 2015
HBO plant einen eigenen Streaming-Dienst für 2015

And so it begins: Der US-Kabelsender HBO wird ab dem kommenden Jahr seine Inhalte auch ohne Kabelanschluss anbieten. HBO Go, das es jetzt ähnlich dem deutschen Angebot Sky Go als Zusatzoption für Bestandskunden gibt, wird es dann als eigenständigen Online-Service geben, wenn auch möglicherweise unter einem anderen Namen und einer neuen Plattform. Das kündigte CEO Richard Plepler auf einer Investorenversammlung von Time Warner, dem Eigentümer von HBO, an.

Zunächst wird der Dienst für bestehende Partner verfügbar sein, also etwa Haushalte, die einen Internetanschluss von Time Warner besitzen. Allerdings wolle man auch „weitere Modelle“ ausloten. Ob der Dienst das gleiche Angebot wie das Kabelpaket enthält oder möglicherweise Inhalte erst mit Verzögerung ausliefert, ist noch unklar. Denn gleichzeitig gab Plepler an, das Kerngeschäft von HBO solle im nächsten Jahr weiter ausgebaut werden.

Dieses cord cutting vonseiten HBOs ist dennoch eine große Sache. Zum einen hat der Kabelsender sich jahrelang darum gedruckst, seine erfolgreichen und hochgelobten Serien- und Filminhalte online anzubieten. Diese Verknappung trug dazu bei, dass eine Serie wie Game of Thrones zu den am meisten illegal heruntergeladenen im Internet gehört.

Zum anderen hat HBO den direkten Konkurrenzkampf mit dem VoD-Branchenführer Netflix gemieden. Der besitzt zwar die Infrastruktur, HBO aber (noch) die besseren eigenen Inhalte. Mit einem eigenen Online-Dienst wird HBO mittelfristig mit Netflix konkurrieren – auch wenn beide Seiten das immer noch gerne dementieren.

Eine Entwicklung mit Ankündigung

Dass sich HBO dem Internet öffnet, war abzusehen. Seit diesem Jahr hat das Unternehmen unter anderem Verträge mit Amazon geschlossen, damit diese ältere HBO-Serien in ihr VoD-Angebot aufnehmen können. In Deutschland gibt es aktuelle Folgen von Game of Thrones inzwischen mit einigen Wochen Verzögerung auf Amazon oder iTunes.

Die Sache ist klar: Da Time Warner wirtschaftlich unter Druck ist, braucht HBO neue Kunden. Mit Kabelfernsehen sind diese kaum noch zu erreichen, der Markt in den USA ist weitestgehend gesättigt und wer jetzt noch kein HBO hat, wird es vermutlich auch nächstes Jahr nicht beantragen. Online dagegen sieht es anders aus: Hier wächst eine neue, junge und mobile Nutzergeneration heran, der ein Kabelanschluss schlicht zu teuer und aufwendig ist. Der durchschnittliche Kabelanschluss in den USA kostet 64 Dollar im Monat. Ein Netflix-Abo gibt es für unter zehn. Einige HBO-Fans begrüßen die Entscheidung folglich.

Brian Merchant von Motherboard schreibt, dass „HBO endlich das Kabel tötet“ und spricht von Peak Cable: Nach HBO werden andere Sender nachziehen und das Kabelfernsehen langsam verdrängen.

Das könnte sein. Doch einfach wird es nicht. Dass HBO in kurzer Zeit auf eine bestehende Infrastruktur für das Streaming aufbauen kann, scheint unwahrscheinlich. Realistischer ist es, dass das Unternehmen mit bestehenden Internetanbietern und Streaming-Plattformen zusammenarbeitet. Möglicherweise ja mit Amazon, das sich durch seine Vorstöße im VoD-Bereich in diesem Jahr zu einem der grö0ten Netflix-Verfolger entwickelt hat.

Apropos: Der Wert der Netflix-Aktie sank in diesen Tagen. Die Nutzerzahlen haben sich im letzten Quartal nicht so gut entwickelt wie erwartet. Gleichzeitig hat die internationale Expansion in Länder wie Deutschland den Gewinn gemindert.

Die Konkurrenz von HBO fürchtet man bei Netflix dagegen nicht. Die Kunden würden im Fall der Fälle auch zwei hochwertige Streaming-Dienste gleichzeitig abonnieren. Das könnte sein, schließlich wäre das immer noch günstiger als Kabelfernsehen.

 

Star Wars Uncut: „The Empire Strikes Back“

Darth Vader mit Googly Eyes
Kann man machen: Darth Vader mit Googly Eyes

Star Wars Episode VII kommt erst im nächsten Jahr in die Kinos. Doch die Fans der Weltraumsaga haben mindestens genauso sehnsüchtig einen weiteren Film erwartet: Star Wars Uncut: The Empire Strikes Back. Der zweite Teil der wohl wildesten, buntesten und vielleicht auch besten Fanverfilmung aller Zeiten ist seit dem vergangenen Wochenende im Netz zu sehen.

Die Idee hinter Star Wars Uncut datiert in das Jahr 2009 zurück: Der damalige Vimeo-Entwickler Casey Pugh teilte den ersten Star Wars-Film in 472 Einzelszenen ein. Jede war genau 15 Sekunden lang. Im Internet rief er die Fans anschließend auf, sich eine Szene rauszupicken und sie zu verfilmen. Die Anforderungen waren gering: Ob Animationen, Stop-Motion, Live-Action oder Puppenspiel, so ziemlich alles war erlaubt. Hauptsache, sie enthielten die Dialoge des Originals und die Szenen und Figuren waren zumindest grob erkennbar.

Die Einsendungen erschienen anschließend auf der Website des Projekts, für das Pugh 2010 sogar einen Emmy in der Kategorie „Interactive Ficiton“ gewann. Doch erst zwei Jahre später erschien der Film dann komplett zusammengeschnitten auf Vimeo. So lange dauerte es, bis die Rechte geklärt waren. Die Reaktionen auf den Film waren riesig, auch wir vom Netzfilmblog haben damals berichtet.

1.500 Einsendungen

Mit The Empire Strikes Back Uncut erscheint nun der zweite Teil des Crowdsourcing-Projekts. Gleiche Idee, anderer Film. Mit einem Unterschied: Diesmal haben sich Initiatoren bereits vorab die Erlaubnis von Lucasfilm (inzwischen Teil von Disney) geholt, weshalb der Film auch im offiziellen Star Wars-Kanal auf YouTube läuft und mit einem Hinweis auf die anstehenden Fan Film Awards versehen ist.

1.500 Einsendungen kamen für die insgesamt 480 Einzelszenen zusammen. Die haben es wieder in sich. Wie schon der erste Teil ist Star Wars Uncut auch in der zweiten Ausgabe vor allem eine Ode an die Kreativität. Jede Einzelszene trägt unweigerlich den Charme ihrer Macher. Die Qualität variiert, verwackelte Handyaufnahmen treffen auf semiprofessionelle Animationen, aufwendige Kostüme auf kuriose Improvisationen, aber genau diese wilde Mischung macht Star Wars Uncut aus.

Kann man das überhaupt am Stück angucken? Sicher, aber mit über zwei Stunden Laufzeit strapaziert die bunte Collage die Aufmerksamkeitsspanne seiner Zuschauer. Deshalb reicht es manchmal auch, immer mal wieder durchzuzappen. Denn witzige Ideen, kulturelle Referenzen (zum Beispiel an Minecraft oder Edvard Munchs Der Schrei) gibt es in Star Wars Uncut im Minutentakt.

Fanverfilmungen als akzeptiertes Genre

Star Wars Uncut war nicht die erste Fanverfilmung, die im Internet entstanden ist, aber sie hat das Genre wesentlich mitgestaltet. Gemeinsam mit Projekten wie Jamie Bennings Filmumentarys, aber auch mit den immer beliebteren Supercuts oder Beiträgen aus der Fan Fiction, haben inzwischen viele Rechteinhaber erkannt, dass die Kreativität der Fans ihrem Produkt nicht schadet. Im Gegenteil, es wird dadurch sogar aufgewertet.

Dass Disney dem Projekt inzwischen offiziell unterstützt, ist vielleicht die größte Leistung von Star Wars Uncut: Es ist ein dezenter Hinweis, dass Mash-ups als Kulturtechnik langsam, aber sicher an Ansehen gewinnen. Vor allem, wenn sie so kreativ sind wie Star Wars Uncut. Möge die Crowd mit ihnen sein!