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Amazon Echo (Early Beta Version)

Kein anderes Unternehmen haut in so einem schnellen Tempo neue Produkte raus wie Amazon: Streaming Sticks, Set-Top-Boxen, unerfolgreiche Smartphones, Tablets, E-Book-Reader und jetzt einen sprechenden Zylinder namens Echo, der gewissermaßen ein Smartphone ohne Telefonfunktion ist. Das sprachgesteuerte Gerät soll dem Konzern natürlich vor allem eines bescheren: Mehr Umsatz mit Musik oder Produkten, die man einfach mündlich bestellen kann. Ein No-Click statt One-Click-Prinzip sozusagen.

Das PR-Video von Echo ist schon ziemlich witzig in seiner gestelzten Art und Weise, aber der YouTuber Barri Manifold setzt noch einen drauf: Er hat die Echo-Stimme namens Alexa ein bisschen realistischer gemacht als passiv-aggressive AI: „Alexa, what time is it? – It’s time for you to calm the fuck down.“

 

„Dina Foxx“ im ZDF: optional crossmedial

Dina Foxx (© ZDF)
Dina Foxx (© ZDF)

Dina Foxx, war da nicht mal was? Richtig, vor drei Jahren versuchte sich das ZDF mit Wer rettet Dina Foxx? an dem damals nach eigenen Angaben ersten crossmedialen Krimi im deutschen Fernsehen. Die Geschichte der jungen Protagonistin und einem mysteriösen Mordfall gab es im TV, wer die Auflösung wollte, musste dafür akribisch im Netz recherchieren. Jetzt ist Dina Foxx zurück, zumindest dem Namen nach. Dina Foxx – Tödlicher Kontakt ist keine Fortsetzung der Geschichte, sondern eine Fortsetzung des Formats. Es ist eine andere Dina, ein anderer Fall, aber wieder dürfen die Zuschauer im Internet miträtseln.

Das müssen sie aber nicht unbedingt, was gleich den wichtigsten Unterschied zum Vorgänger darstellt: Die Handlung von Tödlicher Kontakt ist abgeschlossen in den beiden 45-minütigen TV-Filmen, die am heutigen und kommenden Montagabend um 23:55 im ZDF (und am Sonntag um 19:30 auf ZDFneo) ausgestrahlt oder seit Sonntag auf der Website des Projekts gestreamt werden können. Dort gibt es exklusiv einige Hinweise und Details, die den Fall für die Zuschauer klarer machen.

Der beginnt so: Dina Foxx (Katharina Schlothauer) arbeitet in einem Berliner Burgerladen. Auf ihrer Geburtstagsparty beobachtet sie, wie ihr Bruder Aaron mit einem zwielichtigen Freund Pillen nimmt. Am nächsten Morgen klappt er sichtlich verwirrt auf der Straße zusammen und fällt ins Koma. Dina forscht nach und gerät in einen Kampf zwischen militanten Umweltschützern, einem Pharmakonzern, der genmanipulierte Tomaten auf den Markt bringen möchte und einer mysteriösen Seuche. Wie hängt das alles zusammen? Und vor allem: Wie kann Dina Aaron retten?

Tödliche Klischees

Wem das Drehbuch noch nicht genug Klischees bietet, der findet sie in der Inszenierung von Max Zeitler. Da ist die junge Berlinerin mit dem Pixie-Cut, die auf den Sofas ihrer Freunde pennt. Der immer wieder ins Englisch abdriftende Freund Jason, der neben seiner Rolle aus schluffiger Familienvater ein Hacker ist. Der mysteriöse Anzugträger mit Dreitagebart, der Dina folgt. Der durchgeknallte Wissenschaftler, der aus einem Lagerhaus heraus DNA-Sequenzen analysiert. Und das ist nur eine Auswahl der Stereotypen, die Dina Foxx allein im ersten Teil mit reichlich Zeitlupenaufnahmen, On-Screen-Media und viel hipper Musik in ein vermeintlich modernes Fernsehformat presst.

Nun lag der Reiz des ersten Teils von Dina Foxx ebenfalls nicht in der filmischen Umsetzung. Den Machern des Ufa Labs und der Redaktion des Kleinen Fernsehspiels gelang es damals vielmehr, parallel zur TV-Ausstrahlung den Zuschauern einen Mehrwert im Netz anzubieten. Drei Wochen lang durften die Fans rätseln, täglich kamen neue Hinweise auf der Website hinzu. Die Spurensuche führte sie durch extra angelegte Facebook-, Twitter- und Flickr-Accounts und brachte sie in einem Forum zusammen. Das war anspruchsvoll und funktionierte, auch wenn dem Experiment der große Erfolg verwehrt blieb.

Die Website von "Dina Foxx" (Screenshot)
Die Website von „Dina Foxx“ (Screenshot)

Schnitzeljagd im Netz

Auf der Website finden die Zuschauer auch diesmal zusätzliches interaktives Material. Zum einen eine siebenteilige Webserie, die noch einmal rund 25 Minuten Material liefert und einige Details zur Verschwörung enthüllt. Zum anderen ein Spiel, in dem die Zuschauer nach einer Registrierung per E-Mail die erwähnte DNA aus dem Film analysieren müssen. Das tun sie, indem sie im Stil eines Smartphone-Games kleine Knobelaufgaben lösen und sich so Level für Level zur Lösung vorarbeiten.

Der interessanteste Teil aber ist die Ermittlung selbst. In ebenfalls sieben Folgen bekommen die Ermittler im Netz interaktive 360-Grad-Videos, die zusätzliche Hintergründe enthalten. In der ersten Folge geht es etwa um einen Talkshow-Auftritt zwischen einem Umweltschützer und der Chefin des Pharmakonzerns, der im Film nur kurz erwähnt wird. An einigen Stellen des Videos poppen kleine Rätsel auf, die es zu lösen gilt. Denn nur wer alle Rätsel und Levels des Spiels löst, kann den zweiten Teil des Films bereits vor der TV-Ausstrahlung nächste Woche freischalten.

An dieser Stelle erinnert Tödlicher Kontakt am ehesten an den Vorgänger. Denn damals wie heute müssen die Zuschauer selbst aktiv werden: Einige der Fragen lassen sich recht leicht über eine Google-Suche beantworten. Für andere muss man schon etwas genauer suchen. Erneut haben die Macher von Dina Foxx mehrere Domains registriert und „gefälschte“ Websites, Accounts und Videos erstellt.

Kompromiss aus TV und Web

Umso bedauerlicher ist es, dass die Umsetzung und Gestaltung so altbacken wirkt. Die Steuerung durch Videos und Rätsel ist mühsam, die Aufmachung der Website bieder. Beides steht im Gegensatz zum jungen und zeitgemäßen Anspruch, den Dina Foxx verfolgt. Dass es das ZDF technisch besser kann, hat es erst vergangene Woche mit der crossmedialen Doku Last Hijack gezeigt.

Vielleicht liegt es daran, dass die Website im Fall von Tödlicher Kontakt streng genommen eben nur ein Bonus ist. Wer vor drei Jahren den ersten Teil von Dina Foxx sah und die Lösung erfahren wollte, musste ins Netz gehen und dort drei Wochen lang die Hinweise verfolgen. Das war zwar ambitioniert, aber offenbar nicht massentauglich genug. Denn da die Auflösung nicht mehr zurück ins Fernsehen gespielt wurde, blieb sie lediglich einer verschworenen Community vorbehalten.

Für den zweiten Teil gehen die Macher deshalb einen Kompromiss ein: Wer den Fall nur im Fernsehen verfolgt, bekommt am Ende des zweiten Teils trotzdem die Lösung. Wer es nicht erwarten kann, kann online miträtseln und bekommt dabei noch Antworten auf einige ungeklärte Fragen und muss diesmal auch keine drei Wochen lang am Ball bleiben. Das ist zwar zuschauerfreundlich, aber längst nicht mehr so revolutionär.

 

Netzfilm der Woche: „Running the Gammatar“

© Joe Kramer
© Joe Kramer

Stan hat aber auch Pech. Als er gerade mit seiner Freundin June Schluss machen will, taucht der Gammatar auf und legt die Straße in Schutt und Asche. Und erwischt dabei auch noch June, die nun Harvey-Dent-mäßig mit einem halben Gesicht herumläuft. Aber jetzt kann er sie natürlich erst recht nicht verlassen. Oder?

Der Kurzfilm Running the Gammatar von Joe Kramer (der auch Stan spielt) ist eine ziemlich trashige Komödie im besten Indie-Stil: Schnelle Dialoge, knallige Farben und ein paar hippe Indiepop-Songs als Soundtrack. Dann ist da natürlich noch das Monster, eine Mischung aus Godzilla und Jabba the Hutt; feuerspeiend, ziemlich tapsig und bewusst schäbig animiert.

Andererseits ist der Kurzfilm auch eine gelungene Parodie der egozentrischen Mittzwanziger-Großstadt-Generation: Oh, ein Monster läuft durch die Straßen? Lass uns erst mal ein Selfie machen. Die Freundin, die Stan eigentlich loswerden wollte, wird genau in dem Moment wieder interessant, als sie sich einen anderen Typen anlacht. Und selbst als der beste Kumpel im Krankenhaus langsam durch die Verbände blutet, gibt es für Stan nur ein Gesprächsthema: sich selbst. Running the Gammatar ist ebenso eine Geschichte über ein Monster wie über ein monströses Ego, fasst es RJ Evans vom Blog Kuriositas zusammen.

Dass der Film so kurzweilig ist, liegt auch an den kleinen Details, die Kramer eingebaut hat. Wenn etwa der Wetterfrosch im Fernsehen nonchalant erklärt, man solle zur Mittagszeit besser einen Schirm auspacken, da Gammatar zu dieser Zeit pinkele und Stan eine Szene später nasse Flecken auf seinem Anzug hat, muss man einfach schmunzeln. Ebenso über das Ende, das wir nicht verraten möchten. Nur so viel: Auch Monster können auf dem Ego-Trip sein.

 

Was ist eigentlich Ebola?

Ebola beschäftigt die Welt und die Medien weiterhin. Aber während für viele die wichtigste Frage nur ist, ob das Virus auch nach Europa kommen könnte und wie es sich verbreitet, liest man nur selten, was die Infektion eigentlich mit dem Körper der Erkrankten macht. Die Macher des Erklär-Kanals Kurzgesagt haben sich dem mal angenommen, und in einer Animation auf vereinfachte Weise dargestellt, wie das Ebola-Virus funktioniert.

 

Es geht um die Wurst: „Sausage“

Das Imbissgeschäft ist hart. Immer weniger traditionelle Wurst- und Backwarenverkäufer fahren mit ihren kleinen Wagen durch die Straßen und verkaufen ihre Köstlichkeiten an das Volk. Stattdessen: Erlebnisgastronomie auf vier Rädern, günstig, aber noch lange nicht gut. Der preisgekrönte animierte Kurzfilm Sausage schildert das Problem und erfindet nebenbei zwar nicht das Rad, aber wenigstens die Wurst neu.

 

Vimeo: „Die Welt braucht kein zweites YouTube“

© ZEIT ONLINE
© ZEIT ONLINE

Für viele Filmemacher ist die Sache einfach: Wer den viralen Erfolg sucht, geht auf YouTube. Wer einen professionellen Kurzfilm hat oder sein Portfolio vorstellen möchte, geht auf Vimeo. Die New Yorker Videoplattform hat zwar viel weniger Nutzer als YouTube, aber die werbefreie Plattform und die freundliche Community sind in der Szene geschätzt.

In einem Punkt ist Vimeo dem Branchenführer YouTube sogar voraus: Seit knapp anderthalb Jahren hat Vimeo mit Vimeo on Demand einen Dienst, über den Filmemacher ihre Inhalte zu selbst festgelegten Preisen anbieten können. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, könnte auch YouTube demnächst ein zusätzliches Bezahlmodell einführen. Wir sprachen mit Vimeos CEO Kerry Trainor über die Konkurrenz der Videoplattformen, die Entwicklung im On-Demand-Bereich und den Erfolg in der Nische.

ZEIT ONLINE: Herr Trainor, 10 Millionen US-Dollar investiert Vimeo in diesem Jahr in Filme und Webserien, die exklusiv auf Vimeo on Demand laufen. Wollen Sie das nächste große VoD-Portal sein?

Kerry Trainor: Wir können und wollen nicht mit Diensten wie Netflix konkurrieren und bemühen uns deshalb gar nicht erst um Kinohits oder die Online-Erstausstrahlung von TV-Serien. Uns interessieren die Inhalte, die durch die traditionellen Vertriebswege benachteiligt sind: Inhalte, die bereits im Web entstanden sind oder aus der Crowdfunding-Szene kommen.

ZEIT ONLINE: Deshalb können sich Filmemacher, die bereits eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne hinter sich haben, bei Ihnen um zusätzliche Unterstützung in Sachen Verleih und Marketing bewerben?

Trainor: Das ist eine Aktion, die wir testen. Viele Filmemacher witzeln darüber, wie sich die Bedürfnisse verändert haben. Wenn man sie vor fünf Jahren gefragt hätte, was ihr größtes Problem ist, dann hätten sie gesagt: Geld. Durch Crowdfunding ist die Finanzierung inzwischen gar nicht mehr so schwierig. Jetzt bekommen sie das Geld zusammen und merken dann erst: „Oh Mist, ich weiß ja gar nicht, wie ich den Film veröffentlichen soll“. Dabei liegt es ja auf der Hand, dass sie ihn auch in irgendeiner Form im Netz zeigen.

ZEIT ONLINE: Am 11. November erscheinen sechs neue Folgen der Comedy-Serie High Maintenance. Es ist die erste Eigenproduktion von Vimeo.

Trainor: High Maintenance ist ein Projekt, das sehr organisch entstand, weil die Macher bereits die Plattform erfolgreich genutzt haben. Seit wir im Frühjahr angekündigt hatten, neue Folgen der Serie zu unterstützen, haben wir bereits weitere Vorschläge für Produktionen bekommen, die wir gerade auswerten. Es ist definitiv ein Weg, den wir weiter verfolgen und den auch HBO und Netflix gegangen sind: Man beginnt als Plattform und guckt, was funktioniert, investiert dann gezielt in andere und wird schließlich zum Produzenten.

ZEIT ONLINE: Anders als Netflix sichert sich Vimeo Titel nur für den kurzen Zeitraum von 30 Tagen exklusiv. Lohnt sich das denn?

Trainor: Keiner weiß, wie der Online-Video-Markt in einigen Jahren aussieht und was der ideale Weg ist, um die Inhalte an das Publikum zu bringen. Die ersten Jahre kannte Webvideo eigentlich nur ein Geschäftsmodell und das hieß Werbung. Dann kamen die Abo-Dienste wie Netflix und inzwischen gibt es diverse Plattformen für den Direktverkauf. Flexibilität und Freiheit sind sowohl für die Kunden als auch die Filmemacher immer wichtiger. Sie deshalb in ein einzelnes Modell zu zwingen, ist einschränkend, und es tut der Entwicklung des Markts nicht gut.

ZEIT ONLINE: Ist der Direktverkauf das Modell der Zukunft?

Kerry Trainor
Kerry Trainor ist seit 2012 CEO von Vimeo. (Bild: © Vimeo)

Trainor: Das kommt auf die Filmemacher an. Natürlich ist das klassische Modell mit Filmverleihen, Kino- und DVD-Veröffentlichungen immer noch lukrativ für viele bekannte Namen. Aber was ist mit den anderen? Wir sehen bei Vimeo on Demand, wie unterschiedlich die Schöpfer das Angebot nutzen. Einige verkaufen ihre Arbeiten zunächst auf Vimeo für ihre Hardcore-Fans und stellen sie später gratis auf YouTube. Andere nutzen Vimeo, um Zusatzmaterial oder Best-Ofs zu zeigen. Wieder andere zeigen einen Teil ihrer Arbeit frei und einen Teil gegen Bezahlung. Der Direktverkauf gibt ihnen in jedem Fall die Kontrolle über ihre Inhalte zurück.

ZEIT ONLINE: Vimeo hat in den vergangenen Monaten Deals mit einigen bekannten YouTubern abgeschlossen. Wollen Sie auch in Zukunft die Stars abwerben?

Trainor: Abwerben ist vielleicht der falsche Ausdruck. Wir sagen ja nicht, dass sie YouTube verlassen sollen. YouTube ist der wohl beste Ort, um ein Publikum aufzubauen. Aber es ist – außer für eine verhältnismäßig kleine Gruppe – kein guter Ort, um Geschäfte zu machen. Das Werbemodell verlangt eine hohe Anzahl an Abrufen, bevor es sich wirklich rechnet. Bis man dorthin kommt, können Jahre vergehen. Wir bieten den Machern an, YouTube zu nutzen aber gleichzeitig Inhalte direkt an die Fans zu verkaufen. Vimeo sieht sich also nicht als Konkurrent von YouTube, sondern als Ergänzung.

ZEIT ONLINE: Aber muss Vimeo denn nicht „demokratischer“ werden, um mehr Nutzer zu bekommen?

Trainor: Es ist ein Balanceakt. Vimeo wird weiterhin versuchen, qualitativ hochwertige Inhalte zu veröffentlichen. Aber natürlich sind wir eine offene Plattform, die jeder nutzen kann. Es nutzen ja nicht nur professionelle Filmemacher unseren Dienst, sondern auch Unternehmen, Organisationen, Studenten und Universitäten – alles Menschen, die aus verschiedenen Gründen mit YouTube nicht warm werden. Die Welt braucht ohnehin kein zweites YouTube. Die Welt braucht Angebote, die sich gezielt von YouTube unterscheiden in Sachen Community, Privatsphäre oder eben den erwähnten Verkaufsmöglichkeiten.

ZEIT ONLINE: Wie wichtig ist der europäische und deutsche Markt für Sie?

Trainor: Sehr wichtig, das sehen wir an den Zahlen der Abrufer, von denen immer mehr von außerhalb der USA kommen. Deshalb führen wir demnächst einige neue Funktionen ein, die unseren internationalen Nutzern zu Gute kommen. Demnächst werden sie nicht nur in US-Dollar, sondern auch in Euro und zehn weiteren Währungen bezahlen können. Außerdem arbeiten wir an zusätzlichen Sprachversionen unserer Website.

ZEIT ONLINE: Bemühen Sie sich denn, auch exklusive deutsche Inhalte zu bekommen?

Trainor: Zuletzt war einer unserer Mitarbeiter auf dem DOK Leipzig und sprach dort auf einer Konferenz. Die unabhängigen Filmemacher überhaupt erst einmal auf die Möglichkeiten einer Veröffentlichung im Netz aufmerksam zu machen, ist immer der erste Schritt.

 

Netzfilm der Woche: „Ebola Ambulance“

Gordon Kamara (© New York Times)
Gordon Kamara (© New York Times)

Gordon Kamara beendet den Anruf und blickt in die Ferne. „Es hört nie auf“, sagt er. Das „es“, von dem er spricht, ist Ebola. Kamara ist Sanitäter in Liberias Hauptstadt Monrovia und ein sogenannter First Responder: Gibt es in der Millionenstadt einen neuen Verdachtsfall, rücken er und ein Dutzend andere Teams aus, um die Erkrankten zu desinfizieren und zu den Sammelstellen zu bringen, wo sie medizinische Hilfe bekommen. Über 4.000 Menschen sind in Liberia seit dem neusten Ebola-Ausbruch offiziell erkrankt, etwa 2.500 starben. Impfungen oder ein Heilmittel gegen das Virus gibt es nicht. Etwa 60 Prozent der Erkrankten überleben nicht. Die Ärzte können nur versuchen, die Leiden der Erkrankten zu lindern, die Bevölkerung aufzuklären und Häuser zu desinfizieren.

Der Videojournalist Ben C. Solomon hat im Auftrag der New York Times den Helfer bei der Arbeit begleitet. Seine Kurzdoku Ebola Ambulance gibt einen bedrückenden Einblick in den Alltag mit der Epidemie. Sie liefert Bilder zu den zahlreichen Geschichten, die uns aus den Krisengebieten erreichen.

Der Großteil Monrovias besteht aus Slums, die Armut ist ein Nährboden für das Virus. Viel zu wenige Helfer kämpfen mit den Behörden, die falsche Prioritäten setzen und mit dem Unmut der Bevölkerung. In einer Szene transportieren Kamara und sein Kollege eine kranke Frau ab, eine Menschentraube schreit die Helfer an. In einer anderen weisen die Ärzte der Sammelstelle Kamara ab, weil sie keine neuen Kranken aufnehmen können. Kamaras Hilflosigkeit entlädt sich erst in Wut, dann in Resignation.

Gordon Kamara weiß, dass er und seine Kollegen nicht jeden retten können. Dennoch begibt er sich jeden Tag aufs Neue in Lebensgefahr. Seine Familie hat er bereits vor Monaten an einen anderen Ort gebracht. Für Kamara ist das Risiko zu hoch, seine Frau und die fünf Kinder möglicherweise anzustecken. Geblieben sind ihm nur die wenigen Fotos seiner Familie, die über seinem Bett hängen.

Es sind Momente wie dieser, in denen Ebola Ambulance die Situation in den betroffenen Gebieten am deutlichsten macht. Die Epidemie fordert nicht nur die Leben der Erkrankten, sie isoliert Ärzte, Helfer, die gesamte Gesellschaft. Und es wird so schnell nicht aufhören. „Ebola wird noch lange hier sein“, sagt Kamara am Ende des Films. Das sehen die meisten Experten ähnlich. Nur ein gemeinsames, internationales Handeln vor Ort kann die Epidemie eindämmen. Aufklärung. Ärzte. Hilfsgüter. Und mehr Helfer wie Gordon Kamara.

 

„Sky Online“: Sky kappt das Kabel

Sky Online

Das hat ja nicht lange gedauert. Knapp sechs Wochen nachdem Netflix in Deutschland gestartet ist, baut der Pay-TV-Sender Sky sein Online-Angebot aus. Der hat zwar mit Snap bereits einen reinen Video-on-Demand-Dienst, mit dem neuen Sky Online sollen aber weitere Kunden gewonnen werden.

Drei Modelle hat Sky Online zur Auswahl: Für 9,99 Euro bekommen die Nutzer das „Sky Starter Paket“. Das enthält neben der VoD-Bibliothek Snap die linearen Spartenkanäle Fox (auf dem etwa The Walking Dead läuft), RTL Crime, National Geographic, Spiegel Geschichte, Disney Junior, sowie Sky Sport News HD. Es ist also eine Mischung aus VoD-Angebot und klassischem Fernsehen.

Mit 19,99 monatlich schlägt „Sky Film“ zu Buche. Dort gibt es die aktuellen Kinofilme sowie den Zugriff auf Sky Atlantic, wo viele US-Serien wie etwa Game of Thrones kurz nach der Original-Ausstrahlung laufen. Bizarr ist, dass man für diesen Preis nicht noch Snap dazu bekommt. Wer also sowohl auf aktuelle Inhalte als auch auf die Online-Videothek zugreifen möchte, wäre schon bei knapp 30 Euro.

Noch happiger wird es, wer zu den beiden erwähnten Paketen das „Sky Supersport Tagesticket“ hinzubucht. Für weitere 19,99 Euro gibt es dann 24 Stunden lang Zugriff auf die Bundesliga, Champions League, Formel 1 und weiteren Livesport, der nicht im Free-TV läuft.

Auf der einen Seite ist es erfreulich, dass Sky das nun überhaupt ermöglicht. Wer etwa mit seinen Freunden ein Champions-League-Spiel gucken möchte, kann sich das Angebot hinzubuchen und die Kosten teilen. Auf der anderen Seite ist es doch ziemlich teuer. Denn da es das Sportticket nur als Zusatz gibt, wäre man bei 30 bzw. 40 Euro. Für diesen Preis bekommt man auch ein klassisches Sky-Abo mit dauerhaftem Sportpaket.

Eine Set-Top-Box als Bonus

Immerhin: Sky Online ist monatlich kündbar, was endlich zeitgemäß ist. Überhaupt scheint Sky die Zeichen der Zeit langsam zu erkennen. Das Unternehmen proklamierte zwar gerne, dass man seine Inhalte schon jetzt „jederzeit und überall“ empfangen könne, aber Sky Go gab es eben nur für Bestandskunden als Bonus obendrauf.

Wie in den USA inzwischen auch HBO erkannt hat, möchten die Menschen allerdings immer häufiger keinen Kabelanschluss mit jahrelangen Vertragslaufzeiten abschließen. Das Potenzial, mit klassischen Abo-Modellen noch neue Kunden zu gewinnen, ist zunehmend ausgeschöpft. Wer zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Sky hat, wird sich vermutlich auch in den nächsten Jahren keines mehr holen. So viele gute und exklusive Inhalte kann sich Sky dann – vermutlich – doch nicht sichern. Auch wenn die Margen geringer ausfallen, muss sich Sky den Kunden annähern, die am liebsten nur noch online Fernsehen gucken möchten.

Es gibt noch einen Bonus: Gemeinsam mit dem US-Unternehmen Roku hat Sky eine eigene Set-Top-Box entwickelt, mit der sich die erwähnten Sky-Inhalte, aber auch andere Angebote auf den Fernseher streamen lassen. Das Gerät basiert auf der Roku 3, die in den USA zu den beliebtesten Set-Top-Boxen zählt. Es soll in den kommenden Monaten auch in Deutschland verfügbar sein.