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Grafik in Games: „A Brief History of Graphics“

Passend zum allgegenwärtigen Trend des Retro-Gaming kommt diese Webserie von Ahoy. In fünf Teilen erkundet sie die Geschichte der Videospiel-Grafik: Von den einfachen schwarzweißen Pixel-Schlachten von Pong bis hin zum neuen Teil von Call of Duty und der Suche nach dem Fotorealismus in Games.

Das Projekt ist ziemlich ausführlich, insgesamt dauern die fünf Teile rund 50 Minuten und enthalten dutzende von Beispielen aus bekannten Spielen. Das dürfte aber nicht nur so manche Erinnerungen bei den Zuschauern wecken, die schon etwas länger dabei sind. Die Serie liefert auch einige technische Details über Texturen hin zu Shading sowie über Farbgebung und Ästhetik. Insgesamt ist A Brief History of Graphics sehr zu empfehlen für alle, die Videospiele lieben und schätzen. Hier die Playlist:

 

Netzfilm der Woche: „Hiccup“

© Pigrat Productions
© Pigrat Productions

Pillen. Elektroschocks. Opium-Pfeifen. Ein Besuch beim Schamanen. Will hat alles versucht. Doch nichts hat geholfen, den Schluckauf loszuwerden, unter dem er seit seiner Kindheit leidet. Inzwischen ist Will um die 30 und hat die Hoffnung auf Heilung aufgegeben. Er verbringt seinen Tag mit einem tristen Bürojob und den Abend im Kino, was aber, wer hätte es gedacht, mit einem Dauerschluckauf nicht wirklich gut ankommt. In dieser scheinbar aussichtslosen Situation hat Will noch eine Alternative – er weiß nur noch nichts davon.

Hiccup von Griffin Devine und Alyssa Radmand ist ein sonderbarer Kurzfilm und nur schwer zu kategorisieren. Er ist teils Comedy, wenn er die kuriosen Szenen aus Wills Leben betrachtet, in die er durch seinen Schluckauf hineingeschlittert ist. Gleichzeitig aber auch Drama, weil er die Zuschauer immer tiefer in die Verzweiflung seines Protagonisten führt. Die Spannung des Films entwickelt sich aus Wills Verwandlung vom klassischen Außenseiter zum psychotischen Misanthrop.

Sechs Tage lang filmte das Team von Hiccup in Los Angeles, das ist viel für einen Kurzfilm. Den Aufwand spürt man: Die Auswahl der Drehorte und des Soundtracks tragen sehr zum Charme des Films bei. Düstere Nachtaufnahmen kontrastieren mit Neonlichtern, surrealen Drogenszenen und einem Elektro-Soundtrack von Moby. Diese Kombination aus Neo-Noir und Arthouse, das wissen wir spätestens seit Drive, passt sehr gut zusammen.

 

Fotografen im Porträt: „Reely and Truly“

Kurzporträts interessanter Personen, meistens zwischen fünf und zehn Minuten lang, sind im Netzfilm-Zeitalter ähnlich beliebt wie animierte Kurzfilme. Dass aber jemand zwei Dutzend interessante Porträts in dreißig Minuten packt ist ungewöhnlich. Genau das hat Tyrone Lebon für seinen Film Reely and Truly getan. Es sei ein „visuelles Gedicht an die zeitgenössischen Fotografen“, schreibt Lebon. Denn die darin porträtierten Personen sind allesamt Fotografen.

Reely and Truly ist aber kein traditioneller Film. Er besteht nicht aus klassischen Porträts oder Interviews, sondern zeigt Fotografen wie Juergen Teller oder Lina Scheynius in ungewöhnlichen Momenten: Beim Fußballgucken, beim Flitzen durch Treppenhäuser, am Strand und irgendwie doch immer bei der Arbeit. Lebon springt von Person zu Person, von Einstellung zu Einstellung, spontan und immer etwas ungeschliffen. Alles gefilmt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kameras, was dem Projekt eine zusätzliche Meta-Komponente gibt.

Ist das nicht anstrengend? Ein bisschen schon. Aber gleichzeitig ist Reely and Truly auch ein ziemlich geistreicher Einblick in die bunte und bisweilen etwas abgedrehte Welt der Fotografie. Es brauch einige Minuten, um reinzukommen. Dann aber ist der Film ein kleines, avantgardistisches Juwel.

 

Netzfilm der Woche: „Dripped“

© Chez Eddy
© Chez Eddy

Manhattan in den fünfziger Jahren. Jack ist ein Kunstliebhaber mit der Ambition, eines Tages selbst berühmt zu werden. Doch Kunst kommt in seinem Fall nicht nur von Können, sondern auch von Klauen. Auf der Suche nach Inspiration greift Jack zu drastischen Mitteln: Er stiehlt die Werke großer Meister und verspeist sie – in der Hoffnung, eins mit ihnen zu werden. Doch was ist, wenn alle Kunst verschwunden ist?

Dripped (2011), der animierte Kurzfilm von Léo Verrier, hat einen beachtlichen Festivallauf hinter sich. Er gewann mehrere Preise und stand 2012 sogar auf der Shortlist für den Oscar.

Sowohl die Geschichte als auch der Titel von Dripped sind eine Hommage an das Leben und Werk des amerikanischen Expressionisten Jackson Pollock. Der suchte zu Beginn seiner Karriere ebenfalls nach Inspiration in den Werken Picassos, Mirós und im Kubismus. Doch erst Mitte der vierziger Jahre perfektionierte er seinen eigenen Stil: Mit der sogenannten Dripping-Technik ließ er Farbe auf die Leinwand auf dem Boden tropfen und stieg mit dieser Form des Action Paintings zu einem der bekanntesten US-Künstler der damaligen Zeit auf – bevor er mit nur 44 Jahren verstarb.

Verrier verarbeitet nicht nur Pollocks Karriere. Sein Film ist eine Ode an Kreativität und Schaffenskraft. Der individuelle Animationsstil, das Retro-Setting und der exzellente Jazz-Soundtrack von Pablo Pico machen Dripped zu einem erfrischend anderen Animationsfilm. Mit zahlreichen Referenzen aus der Kunstgeschichte und surrealen Sequenzen erinnert er daran, dass sich Individualität und Inspiration nicht ausschließen, sondern in den meisten Fällen ergänzen.

 

Dokumentation: „Zwischen Flucht und Heimat“

Sidi Ifni im Süden Marokkos. Die ehemalige spanische Garnisonsstadt ist ein Geheimtipp unter Touristen, die in der Brandung des Atlantiks surfen möchten. Viele junge Bewohner Sidi Ifnis dagegen zieht es weg. In die Städte von Agadir, Marrakesch oder in den Norden des Landes. Doch einige nehmen eine weitaus gefährlichere Reise auf sich. Wenige Hundert Kilometer vor der Küste liegen die Kanarischen Inseln und damit Europa und die Hoffnung auf ein neues Leben.

Die halbstündige Reportage Zwischen Flucht und Heimat besucht die jungen Menschen von Sidi Ifni. Der Berliner Journalist und Filmemacher Christoph Heymann spricht mit Männern wie Mustapha und Said, die bereits die gefährliche Reise hinter sich haben. 24 Stunden dauert die Fahrt über das offene Meer im besten Fall, bei schlechten Verhältnissen können es bis zu 50 sein. Die Gefahr, mit dem Boot zu kentern und zu ertrinken fährt immer mit.

Für die jungen Marokkaner und viele Menschen aus Westafrika war Spanien lange Zeit ein Zufluchtsort. Doch die Krise hat sich bis nach Afrika herumgesprochen. Inzwischen sind die Kanaren nur noch ein Zwischenstopp; die Flüchtlinge zieht es nach Mittel- und Nordeuropa. Doch für die meisten endet die Reise wie sie begann. Ohne Papiere werden sie von der spanischen Polizei aufgesammelt und wieder abgeschoben. Auch die Protagonisten des Films wurden bereits mehrmals wieder nach Marokko geschickt.

Der Film gibt einen kurzen, aber prägnanten Einblick in die unterschiedlichen Gedanken und Hoffnungen der jungen Menschen. Einige von ihnen sehen die Überfahrt als ein Spaß, der sie eben für einige Monate nach Europa bringt. Andere haben sich inzwischen mit ihrem Leben in Sidi Ifni arrangiert und die Pläne in Europa aufgegeben. Für andere ist die Flucht dagegen alternativlos. Einige sagen, dass ihnen Europa zu stressig ist, dass sich Verwandte von ihnen dort unglücklich fühlen und dass auch der Rassismus gegenüber Arabern keine Seltenheit sei. Andere dagegen loben die Freiheit und Fairness.

Zuerst im Netz, dann im TV

Zwischen Flucht und Heimat läuft im Rahmen der ARD-Themenwoche Toleranz. Der Film zeigt vor allem, wie unterschiedlich die Beweggründe der Flüchtlinge sind und wie schwierig es ist, sie als homogene Gruppe zu klassifizieren. Hinter jedem Versuch, Europa zu erreichen steckt eine persönliche Geschichte. Und für die meisten ist die Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen die schwierigste überhaupt.

Interessant ist Zwischen Flucht und Heimat aber nicht nur thematisch. Der Film ist seit Freitag im YouTube-Kanal von EinsPlus verfügbar und soll dort auch bleiben. Erst am Sonntag wird er um 22:15 Uhr auch im Fernsehen gezeigt. Die Sendung Leben! auf EinsPlus verfährt seit einiger Zeit mit diesem Verfahren und ist damit in gewisser Weise auch ein Vorreiter des geplanten Jugendkanals von ARD und ZDF.

Bis 2016 möchten die beiden großen Sendeanstalten einen neuen Kanal etablieren, der die Sender EinsPlus und ZDFkultur ablöst. Der Jugendkanal soll allerdings anschließend im Netz verfügbar sein. Das Projekt stößt bereits jetzt auf Kritik. Nicht nur werden die veranschlagten Kosten in Höhe von 45 Millionen Euro kritisiert, sondern auch die Inhalte. Noch ist unklar, welche Zielgruppe der Kanal überhaupt hat und welche Formate er zeigen wir – und ob kurze Dokumentationen wie Zwischen Flucht und Heimat dann überhaupt noch eine Chance haben.

 

Ein Universum für alle: „The Pixar Theory“

pixartheory

Es klingt erst einmal bekloppt: Spielen die animierten Blockbuster aus dem Hause Pixar etwa alle im gleichen Universum und bauen in Wirklichkeit aufeinander auf? Wie passen Monster, schlaue Ratten und sprechende Autos zusammen? Und was könnte Nemo mit Wall-E zu tun haben oder Woody mit Merida?

So einiges, glauben jedenfalls die Verfechter der sogenannten Pixar-Theorie. Seit mindestens einem Jahrzehnt kursieren immer wieder Ideen und Analysen über ein geteiltes Universum, in dem alle Filme zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten spielen, aber auf der gleichen Erde. Unserer Erde.

Die bekannteste Version der Pixar-Theorie stammt dabei von Jon Negroni. Der Filmfan hat im vergangenen Jahr eine ziemlich ausführliche Analyse der Filme auf seiner Homepage geschrieben, die es inzwischen auch auf der Website pixartheory.com gibt.

Negronis Theorie besagt, dass es im Pixar-Universum um den Konflikt zwischen Menschen, Tieren und Maschinen geht. Über Jahrhunderte und später Jahrtausende hinweg haben die Menschen sowohl Maschinen (darunter auch Spielzeug) und Tiere ausgenutzt, bis diese schließlich aufbegehren. Der technologische Fortschritt ist zu diesem Zeitpunkt bereits so groß, dass die Maschinen gewissermaßen die Welt übernommen haben und die Menschheit ins All flüchtet. Doch wie am Ende von Wall-E deutlich wird, gibt es Hoffnung auf Versöhnung.

Das ist die Pixar-Theorie ungefähr in Kurzform. Wer es etwas länger möchte, dem sei die neue Animation The Pixar Theory von Bloop ans Herz gelegt. Die fasst nämlich noch einmal in acht Minuten die Theorie zusammen.

Aber ergibt das denn ersthaft Sinn? Vermutlich nicht, auch wenn Negroni die größten Kritikpunkte erstaunlich schnell aus der Welt räumen konnte. Trotzdem ist die Pixar-Theorie am Ende natürlich vor allen eines: eine Theorie. Und die Verantwortlichen des Animationsstudios bestreiten sie natürlich ebenfalls.

Allerdings bestätigen sie, dass es Referenzen zwischen mehreren Filmen gibt. Die Bekannteste hat vier Räder: Der Pizza Planet Truck kommt tatsächlich in jedem einzelnen Pixar-Film vor.

 

Berlin im Kurzfilmrausch: 30 Jahre Interfilm

© Interfilm
© Interfilm

Interfilm, das Internationale Kurzfilmfestival Berlin, geht in diesen Tagen in die 30. Runde. Vom 11. bis zum 16. November gibt es an verschiedenen Orten in der Hauptstadt Kurzfilme in mehreren Wettbewerben zu genießen.

Da Interfilm seit einigen Jahren stets ein Auge auf das Online-Publikum hat – etwas, das man auch im Jahr 2014 nicht von allen Filmfestivals sagen kann – und zudem ein sehr nettes Blog betreibt, gibt es einige der teilnehmenden Filme auch im Netz. Und zwar auf den Seiten des Tagesspiegels, beim rbb und bei Radio Eins.

Noch nicht genug? Einsendungen des Film Award EUROPE: UNLIMITED, der am 13. und 14. November verliehen wird, gibt es ebenfalls online. In dessen Programm geht es um Kurzfilme, die sich mit Europa, seinen Grenzen, Vorurteilen und Identität beschäftigen. Darunter ist auch der Beitrag Auf dem Land, den wir hier bereits vorgestellt haben.

Und wer es doch eher klassisch mag, bekommt ausnahmsweise auch an dieser Stelle einen Tipp: In der Nacht von Freitag auf Samstag zeigt der rbb in seiner Langen Nacht der kurzen Filme ebenfalls eine Auswahl von aktuellen und älteren Kurzfilmen – ab 0:30 Uhr im Fernsehen.

 

10 Jahre „World of Warcraft“: „Looking for Group“

Man muss World of Warcraft (WoW) nicht gespielt haben, um zu wissen, um was es in dem Spiel geht: Der Kampf zwischen Allianz und Horde und seine riesigen Schlachten haben es seit der Veröffentlichung des Spiels vor fast genau zehn Jahren zu einem popkulturellen Phänomen gebracht. Spieler wie Leeroy Jenkins sind inzwischen Kult, die WoW-Episode von South Park ebenfalls. Und nicht selten stand das Spiel im Fokus der Debatte um Internet- und Spielsucht.

Zwar spielen längst nicht mehr so viele Spieler das sogenannte MMORPG, aber in diesen Tagen erscheint pünktlich zum zehnten Geburtstag ein neues Add-on. Zusätzlich feiert der Entwickler Blizzard das Jubiläum inzwischen fast schon standesgemäß mit einer Dokumentation – Team Fortress, Minecraft und Dota 2 haben es ja bereits vorgemacht.

World of Warcraft: Looking for Group gibt es jetzt jedenfalls auf YouTube. Natürlich ist der Film nicht unbedingt kritisch, schließlich stammt er von den offiziellen Machern. Aber er lohnt sich für alle, die einen Blick hinter das Phänomen WoW werfen möchten.