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Musikvideo ohne Musik: „Gangnam Style“

Gangnam Style, das ist nicht nur ein Song des südkoreanischen K-Pop-Sängers PSY mit der musikalischen Eleganz einer Kreissäge und der Gefahr latenter Trommelfellgefährdung, sondern auch, oder gerade deswegen, ein Internet-Phänomen. Der bis dato eher mäßig erfolgreiche Sänger tanzt inzwischen in amerikanischen Talkshows mit Britney Spears und hat Parodien mit Hitler (natürlich), Star Trek (eh klar) und Nordkorea (offensichtlich) hervorgebracht.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt dagegen YouTuber Moto2h. Er hat das Musikvideo von der Musik befreit und durch die jeweiligen Umgebungsgeräusche ersetzt. Schwierig zu sagen, ob das nun absurder oder weniger absurd als das Original ist. Immerhin: Mit nur vier Stunden Arbeit hat er damit in wenigen Tagen bereits vier Millionen Klicks bekommen. Ein Internet-Phänomen eben.

Mashable hat noch eine hübsche Infografik zu der ganzen Sache.

Update: Offenbar war PSY in Südkorea auch schon vor Gangnam Style eine bekannte Größe.

 

Dishonored-Teaser: „Tales from Dunwall“

Am 9. Oktober erscheint Dishonored, ein Rollenspiel-trifft-Schleichshooter, der sicherlich zu den Spiele-Highlights diesen Herbst zählt. Erste Trailer gaben schon einen kurzen Einblick in die düstere Atmosphäre der Industrie Dunwall, in der die Handlung stattfindet. Die kurze, dreiteilige Webserie The Tales from Dunwall verstärkt diesen Eindruck noch mit ihrer rußigen Animation und ihren dystopisch-fantastischen Elementen.

 

Kurzfilm-Thriller: „L’Accordeur“

Der Thriller in Kurzfilmform ist ein schwieriges Unterfangen – jedenfalls kommt mir das so vor. Wie schafft man es, den Zuschauer von der ersten Sekunde an zu fesseln, ohne ihn mit vorhersehbaren Dialogen oder schnarchigen Stereotypen zu langweilen? Wie, eine Handlung zu erzählen, die genau die richtige Mischung aus Originalität und Umfang trifft?

Der preisgekrönte französische Kurzfilm L’Accordeur (Der Klavierstimmer) von Olivier Treinier aus dem Jahr 2010 könnte als positives Beispiel vorangehen. Er erzählt die Geschichte eines Pianisten, der einst ein Wunderkind galt und dabei den Durchbruch verfehlte. Fortan verdient er sich als Klavierstimmer sein Brot, aber mit einer Besonderheit: Er gibt sich als blinder Klavierstimmer aus – weil dann die Menschen freundlicher und offener seien. Doch das falsche Leben als Blinder hat nicht nur Vorteile und bringt den sarkastischen Musiker schon bald in eine unangenehme Situation…

L’Accordeur fängt in kürzester Zeit eine ganze Palette unterschiedlicher Stimmungen und Themen ein: Es geht um das Scheitern und Depressionen, um Voyeurismus, Gewalt und natürlich auch Musik. Gepaart mit einer wunderbaren Erzählgeschwindigkeit, die in den richtigen Momenten zwischen schnellen, cleveren Dialogen und ruhigen Monologen wechselt und schließlich in einen „unerhörten Moment“ mündet. All das macht einen guten Thriller aus, und L’Accordeur gelingt in gerade einmal zwölf Minuten, wofür andere einen ganzen Spielfilm brauchen.

Update: Der Film wurde von den Machern inzwischen depubliziert.

 

Sigur Rós – Ekki Múkk

Noch einmal Sigur Rós mit ihrem Valtari Mystery Film Experiment: Der vorletzte Teil der Serie kommt von Nick Abrahams, die Hauptrollen spielen Aiden Gillen (Thomas Carcetti aus The Wire und Littlefinger aus Game of Thrones), eine Schnecke und ein Fuchs. Klingt erstmal komisch, ist aber tatsächlich wunderschön – und auch ein wenig traurig.

 

Den Elementen auf der Spur

Lithium, Beryllium, Niob, Gadolinium und 114 weitere chemische Elemente sind uns inzwischen bekannt. 94 davon kommen natürlich vor. Sie stehen im Mittelpunkt von 94 Elements, einem Projekt des britischen Dokumentarfilmers Mike Paterson. Über mehrere Jahre und rund um den Globus möchte Paterson Elemente vorstellen. Ein kurzer Film für jedes Element, so ist der Plan.

Paterson hat Erfahrung mit Projekten, die sich über mehrere Jahre hinziehen. 2008 rief er Colliding Particles ins Leben, eine Serie über die Physiker am Cern. Und wie die Suche nach den ominösen Higgs-Teilchen hält das Projekt an: Sieben Episoden sind in den vergangenen vier Jahren erschienen.

Das Interesse an der Verbindung von Wissenschaft und Alltag ist auch der Ansatzpunkt von 94 Elements. Und doch sieht sich Paterson nicht als Wissenschaftsfilmer: „Elemente sind mehr als reine Wissenschaft“, sagt Paterson, „sie sind überall um uns herum und sie bestimmen unser Leben“. 94 Elements möchte deshalb auch nicht die Eigenschaften der einzelnen Elemente erklären, sondern ihren direkten Einfluss auf die Menschen.

Wie das aussehen kann, zeigt etwa der Bafta-Gewinner Marc Isaacs in seinem Beitrag über Sauerstoff. Isaacs verbrachte eine Nacht in einem Krankenhaus mit einen Patienten, dessen Lungen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen können, und der deswegen permanent eine künstliche Sauerstoff-Zufuhr benötigt. Noch mehr als bei allen anderen Lebewesen hängt sein Leben an dem flüchtigen Element.

In einer anderen Episode besucht Paterson eine Gruppe junger Menschen in Indien, die Kupfer aus Elektroplatinen herauslösen, um das gewonnene Metall anschließend wieder an Fabriken zu verkaufen – ein gefährlicher Prozess, bei dem immer wieder reizende Giftgase in die Lunge gelangen. Und doch haben die jungen Männer keine Wahl, es gibt schlicht keine andere Arbeit für sie.

94 Elements gelingt es immer wieder, Brücken zu schlagen: Während wir hierzulande Kupfer wie selbstverständlich in unseren Smartphones und TV-Geräten benutzen, hängt auf der anderen Seite der Welt die Existenz ganzer Familien an dem rotbraunen Metall. Die Frage ist, wie lange noch: Denn viele Elemente werden immer seltener und die Förderung schwieriger und teurer. Auch diese Konsequenzen für Mensch und Natur möchte 94 Elements immer wieder aufgreifen.

Paterson weiß nicht, wie lange es dauern wird bis alle 94 Episoden fertig sind. Die größte Hürde besteht in der Finanzierung. Die ersten Filme produzierte er mit dem Startgeld einer Stiftung, weitere 18.000 US-Dollar hat er über Crowdfunding eingenommen. „Das sollte für weitere drei bis vier Episoden reichen“, schätzt Paterson. Darüber hinaus werden auf kommenden Filmfestivals Ausschreibungen stattfinden.

Aber auch interessierte Filmemacher können jederzeit Ideen einreichen. Dabei muss es für die 88 verbleibenden Elemente nicht immer das klassische Dokumentationsformat sein. „Ob Filme, Zeichnungen oder Computeranimationen“, sagt Paterson, „wir möchten die Bandbreite der Episoden künftig weiter streuen“.

 

Eine Stadt in der Stadt: Die City of London

Ok, ich wusste, dass die City of London trotz des Namens nur ein kleiner Stadtteil Londons ist. Ich wusste auch, dass die City of London einen besonderen Status innehat. Aber das es dort einen eigenen Bürgermeister gibt, und der nicht etwa von den Einwohnern, sondern zu zwei Dritteln von den dort ansässigen Unternehmen gewählt wird, das wusste ich nicht. Das und noch mehr fun facts gibt es im folgenden Clip von C.G.P., die vor einiger Zeit auch schon die kurzweilige Animation über Kaffee produzierten.

 

Paris versus New York

Schöne Animation von Tony Miotto, basierend auf gleichnamigen Illustrationen von Vahram Muratyan.

 

TV-Nachrichten im Internet Archive

Das Internet Archive ist eine Institution im Netz. Es ist eine digitale Mediathek voller gratis verfügbarer Filme, Netlabel– und Live-Musik, E-Books und Texten, sowie natürlich der „Wayback Machine„, dem Archiv von Websites der letzten 15 Jahre.

Seit dieser Woche gehen das Internet Archive und sein Gründer Brewster Kahle noch einen Schritt weiter: Während sich in Deutschland die öffentlich-rechtlichen Sender in „Depublikation“ versuchen, gibt es in der Sammlung von Kahle ab sofort alle Nachrichtensendungen von rund 20 US-Fernsehsendern seit 2009, durchsuchbar nach Schlagworten. Der Nutzen? „Das Archiv soll unter anderem den Wählern helfen, die Kandidaten besser unter die Lupe zu nehmen“, sagt Kahle. Und es soll natürlich künftig einen kritischen Querschnitt durch die US-Nachrichtenlandschaft ermöglichen.