Sie zeigen die Welt in Kugelform: Little Planets heißen die Bilder, im Fachjargon nennt man die Aufnahmetechnik Kugel- oder sphärisches Panorama. Die Entstehung ist recht einfach: Mit einem Stativ wird die Kamera fixiert und anschließend für jede Einzelaufnahme etwas weitergedreht. Somit entsteht ein klassisches 360-Grad-Panorama. Das wird per Software anschließend auf einen Kugel projiziert – es entsteht ein kleiner Planet, fixiert auf den Standpunkt des Kameramanns.
Im Netz sind die Little Planets schon seit einigen Jahren sehr beliebt. Denn längst braucht es dafür kein teures Equipment mehr. Es gibt zahlreiche Apps für Android und iOS, mit denen sich die Panoramaaufnahmen gleich auf dem Smartphone verbiegen lassen. Das Projekt Streetview Stereographic nimmt gleich die – wenn auch oft veralteten – Bilder von Google Streetview. Und das Berliner Start-up Panono hat 1,2 Millionen US-Dollar über eine Crowdfunding-Kampagne eingenommen für einen Kameraball, der beim Hochwerfen automatisch 360-Grad-Panoramen aufnimmt. Ein Prototyp wurde Anfang des Jahres vorgestellt.
Little Planets als Video
Dem Bremer Fotografen Jonas Ginter aber reichen die statischen Aufnahmen nicht. Er überlegte, wie er den gleichen Effekt auch mit Videos hinbekommen könnte. Das Problem: Wie auch bei Fotos müsste er dazu jeden möglichen Blickwinkel gleichzeitig aufnehmen. Zwei Jahre lang tüftelte er an verschiedenen Konstruktionen herum, wie er in seinem Blog schreibt.
Seine Erkenntnis: Ohne mehrere Kameras, die den gesamten Sichtbereich abdecken, ist die Idee nicht ansprechend zu realisieren. Also besorgte sich Ginter sechs kleine GoPro-Kameras mit Fisheye-Objektiven. Mit Unterstützung des Bremer Hackerspace entwickelte Ginter eine Halterung aus dem 3D-Drucker; die entsprechende Vorlage fand er in der Community Thingiverse.
Das Ergebnis stellte Ginter vergangene Woche in einem Video auf die Plattform Vimeo, wo es inzwischen bereits über 600.000 Aufrufe hat. Der Effekt ist in der Tat ziemlich cool, wirkt es doch, als würde der Kameramann über seinen eigenen kleinen Planeten kreisen.
Ganz günstig ist die Apparatur allerdings nicht, immerhin kostet bereits eine einzelne GoPro schon um die 300 Euro. Aber vielleicht kann sich Ginter ja mit dem Erfolg im Netz künftig als professioneller Little-Planet-Filmer einen Namen machen.