Lesezeichen
 

Stoner-Serie mit Charakter: „High Maintenance“

Eine Webserie über Cannabis und die dazugehörige Stoner-Kultur zu produzieren ist zwar nach den jüngsten politischen Entwicklungen in der USA nachvollziehbar, auf den ersten Blick aber keine wirklich neue Idee. Ein wenig Rauch, ein wenig Party, junge, gechillte Menschen mit einigen surrealen Dialoge gepaart und fertig ist der Dübel. Kann man so machen. Muss man aber nicht.

Das dachten sich auch Katja Blichfeld und Ben Sinclair mit ihrer Serie High Maintenance. Zum einen steht jede der bis dato drei veröffentlichten Episoden für sich. Das einzige verbindende Element ist ein namenloser Grasdealer, der mit stoischer Ruhe seine Kunden beliefert, die allesamt, sagen wir, etwas exzentrisch sind.

Darin liegt auch schon die zweite Besonderheit von High Maintenance: Es ist eine Serie, die weniger über die Handlung als vielmehr über die Figuren funktioniert. Da wären etwa die gestresste Karrierefrau, das junge Party-Pärchen und zwei mutmaßlich homosexuelle Frauen, die neben dem teuren chilenischen Wein im Küchenschrank ein gerahmtes Occupy-Poster stehen haben und Bon Iver aus dem Macbook hören. Wer hier typische Hipster-Stereotypen vermutet, hat nur teilweise Recht. Denn hinter den ersten Eindrücken verstecken sich clevere Dialoge und Details, die High Maintenance witzig machen, ohne gleich mit dem Humor durch die Tür zu fallen.

 

„Off Book“ über Indie Games

Off Book zum Dritten (hier der Eintrag über animiert Gifs und hier die ersten Folgen). Diesmal geht es um etwas, dem wir uns auch bei ZEIT ONLINE regelmäßig widmen: Indie Games, also Videospielen, die meist von kleinen, unabhängigen Teams entwickelt werden, und die einen immer größeren Stellenwert in der Spielebranche einnehmen, sei es durch die Entwicklung neuer Spielkonzepte oder Verbreitungsformen. In diesem Kontext ebenfalls empfehlenswert ist das Crowdfunding-Feature Indie Game: The Movie.

Kurz noch zu Off Book: Die PBS-Webserie hat nach einem Jahr inzwischen 30 Episoden hinter sich und ist vielleicht die aktuell beste Serie, die sich Kunst und Kultur im digitalen Wandel widmet. Ein regelmäßiger Blick in den YouTube-Kanal lohnt sich also. (Übrigens kommt die Serie vom gleichen PBS, dessen staatliche Zuschüsse Mitt Romney gerne kürzen möchte.) Go figure.

 

Dishonored-Teaser: „Tales from Dunwall“

Am 9. Oktober erscheint Dishonored, ein Rollenspiel-trifft-Schleichshooter, der sicherlich zu den Spiele-Highlights diesen Herbst zählt. Erste Trailer gaben schon einen kurzen Einblick in die düstere Atmosphäre der Industrie Dunwall, in der die Handlung stattfindet. Die kurze, dreiteilige Webserie The Tales from Dunwall verstärkt diesen Eindruck noch mit ihrer rußigen Animation und ihren dystopisch-fantastischen Elementen.

 

Den Elementen auf der Spur

Lithium, Beryllium, Niob, Gadolinium und 114 weitere chemische Elemente sind uns inzwischen bekannt. 94 davon kommen natürlich vor. Sie stehen im Mittelpunkt von 94 Elements, einem Projekt des britischen Dokumentarfilmers Mike Paterson. Über mehrere Jahre und rund um den Globus möchte Paterson Elemente vorstellen. Ein kurzer Film für jedes Element, so ist der Plan.

Paterson hat Erfahrung mit Projekten, die sich über mehrere Jahre hinziehen. 2008 rief er Colliding Particles ins Leben, eine Serie über die Physiker am Cern. Und wie die Suche nach den ominösen Higgs-Teilchen hält das Projekt an: Sieben Episoden sind in den vergangenen vier Jahren erschienen.

Das Interesse an der Verbindung von Wissenschaft und Alltag ist auch der Ansatzpunkt von 94 Elements. Und doch sieht sich Paterson nicht als Wissenschaftsfilmer: „Elemente sind mehr als reine Wissenschaft“, sagt Paterson, „sie sind überall um uns herum und sie bestimmen unser Leben“. 94 Elements möchte deshalb auch nicht die Eigenschaften der einzelnen Elemente erklären, sondern ihren direkten Einfluss auf die Menschen.

Wie das aussehen kann, zeigt etwa der Bafta-Gewinner Marc Isaacs in seinem Beitrag über Sauerstoff. Isaacs verbrachte eine Nacht in einem Krankenhaus mit einen Patienten, dessen Lungen nicht genügend Sauerstoff aufnehmen können, und der deswegen permanent eine künstliche Sauerstoff-Zufuhr benötigt. Noch mehr als bei allen anderen Lebewesen hängt sein Leben an dem flüchtigen Element.

In einer anderen Episode besucht Paterson eine Gruppe junger Menschen in Indien, die Kupfer aus Elektroplatinen herauslösen, um das gewonnene Metall anschließend wieder an Fabriken zu verkaufen – ein gefährlicher Prozess, bei dem immer wieder reizende Giftgase in die Lunge gelangen. Und doch haben die jungen Männer keine Wahl, es gibt schlicht keine andere Arbeit für sie.

94 Elements gelingt es immer wieder, Brücken zu schlagen: Während wir hierzulande Kupfer wie selbstverständlich in unseren Smartphones und TV-Geräten benutzen, hängt auf der anderen Seite der Welt die Existenz ganzer Familien an dem rotbraunen Metall. Die Frage ist, wie lange noch: Denn viele Elemente werden immer seltener und die Förderung schwieriger und teurer. Auch diese Konsequenzen für Mensch und Natur möchte 94 Elements immer wieder aufgreifen.

Paterson weiß nicht, wie lange es dauern wird bis alle 94 Episoden fertig sind. Die größte Hürde besteht in der Finanzierung. Die ersten Filme produzierte er mit dem Startgeld einer Stiftung, weitere 18.000 US-Dollar hat er über Crowdfunding eingenommen. „Das sollte für weitere drei bis vier Episoden reichen“, schätzt Paterson. Darüber hinaus werden auf kommenden Filmfestivals Ausschreibungen stattfinden.

Aber auch interessierte Filmemacher können jederzeit Ideen einreichen. Dabei muss es für die 88 verbleibenden Elemente nicht immer das klassische Dokumentationsformat sein. „Ob Filme, Zeichnungen oder Computeranimationen“, sagt Paterson, „wir möchten die Bandbreite der Episoden künftig weiter streuen“.

 

Eine Webserie von Tom Hanks: „Electric City“

Cleveland Carr, grummeliger Protagonist (Bild: Yahoo!)

Nun macht also auch Tom Hanks den Sprung von der Kinoleinwand ins Netz. Jedenfalls als Produzent: Seine mehrfach angekündigte und ebenso oft aufgeschobene Webserie Electric City ist exklusiv auf der Website von Yahoo zu sehen. Insgesamt sollen 20 Episoden mit je fünf bis sieben Minuten Länge veröffentlicht werden.

Von einem „Online-Blockbuster“ spricht die Yahoo-Videochefin Erin McPherson, was die hohen Erwartungen zeigt. Die Webserie ist der nächste Versuch des kriselnden Konzerns, eigene Programme und Kanäle zu starten. Wie auch bei der Konkurrenz von Google und YouTube, die zu Beginn des Jahres rund 200 Millionen US-Dollar in das Marketing ihrer Partnerkanäle investierten, ist Original Programming das Stichwort: Exklusive Serien und Inhalte sollen neue Zuschauer, also Besucher, locken.

Exklusiv ist Electric City auch in dem Sinne, dass es die erste eigene Comicserie des Portals ist. In einer postapokalyptischen, aber zunächst nicht näher beschriebenen Welt angesetzt, erzählt sie die Geschichte der Stadt Electric City und ihrer Bürger. Cleveland Carr, Geheimagent und Protagonist (und von Hanks gesprochen), arbeitet für einen mysteriösen Rat älterer Damen, die allesamt zu den „Überlebenden“ zählen und die Ordnung aufrechterhalten. Das ist auch nötig, denn die Stadt hält einige Geheimnisse parat: „Auf der Oberfläche ist Electric City eine Utopie“, sagt McPherson, „aber tatsächlich ist es voller Geheimnisse und strikter Kontrolle.“

Einen „quasi-Steampunk, quasi-Comic, quasi-Thriller“ Mix nennt die New York Times diese Geschichte und legt damit gleichzeitig deren Problem offen: Für ein Format, das auf kurzen Episoden basiert und das man nebenbei konsumiert, will sie möglicherweise zu viel. Bereits in den ersten Episoden etwa entfalten sich mehrere Handlungsstränge: In Rückblicken erfährt man von der Vergangenheit der Figuren, bekommt Hinweise auf eine Klimakatastrophe und sieht Anzeichen von Überwachungsmechanismen und Korruption. Schon in den ersten zwei Folgen wird ein gutes Dutzend Figuren eingeführt, die wenigsten werden weiter beschrieben. Viele Fragen bleiben – jedenfalls nach der Hälfte – unbeantwortet.

Darüber kann man hinwegsehen, wenn man sich auf die Erzählung einlässt. Denn Electric City ist durchaus unterhaltsam und interessant, mit guter Atmosphäre, vielen kleinen Details und exzellenten Sprechern ausgestattet. Was es leider auch ist: Ein Versuch, klassische TV- und Filmstrukturen in ein Webvideoformat zu bringen.

Zwar versuchen die Macher, mit Puzzlespielen, 3D-Karten und parallel zur Serie laufenden Charakterinformationen eine zusätzliche Ebene einzuführen. Zu nebensächlich aber gerät die Einbindung dieser Elemente. Offenbar war auch den Machern nicht immer bewusst, welche zusätzlichen Möglichkeiten ihnen das Netz bietet. „Unser Ziel war es eigentlich, die Sache online zu stellen und eine zusammenhängende Story zu liefern“, sagt Hanks. Das jedenfalls ist ihm gelungen.

Alle Episoden von Electric City sind ab sofort bei Yahoo auf Englisch zu sehen oder bei Yahoo Deutschland mit deutschen Untertiteln. Hier die erste Folge:

 

 

Die Wissenschaft vom Radfahren

Kaum ist die EM vorbei, stehen die nächsten großen Sportereignisse in den, aufgepasst, Startlöchern. Wimbledon, Olympia und, natürlich, auch wieder die Tour de France, die seit einigen Tagen läuft. Auch wenn das Image des Radsports in den vergangenen Jahren durch diverse Doping-Geschichten stark gelitten hat, fasziniert die Mutter aller Rundfahrten noch immer. An der Faszination des Radfahrens, dem ewigen Kampf gegen die Zeit und den eigenen Körper, hat sich schließlich nichts geändert. Genau mit diesen Aspekten beschäftigt sich die Mini-Webserie The Science Behind the Bike der Open University. In vier Folgen wird auf die Geschichte des Stundenrekords, auf die Technik, Kräfte und die Physiologie der Radfahrer eingegangen.

(via Open Culture)

 

Ze Frank ist zurück!

Ze Frank ist zurück! Gestandene Webvideo-Fans werden ihn noch kennen, den sympathischen Amerikaner mit deutschen Wurzeln, der vom 17. März 2006 bis zum 17. März 2007 genau ein Jahr lang täglich Videos fürs Netz produzierte und dabei eine überraschend große Popularität erlangte.

Worum ging es bei der Show with Ze Frank? Größtenteils um Franks Kommentare aus und über den Alltag, die sich allerdings zunehmend mit Zuschauer-Interaktionen abwechselten. Fünf Jahre später feiert Ze Frank nun sein Webvideo-Comeback – auch dank einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne. 50.000 US-Dollar wollte er sammeln, am Ende waren es rund 150.000. Viel Geld also, dass er nun in A Show steckt. Auch diesmal können die Zuschauer wieder mitmachen, auf der Website gibt es sogenannte „Missions„. In der ersten bittet Frank die Zuschauer, kurz einen ihrer Träume aufzuzeichnen.

 

Die Faszination von animierten GIFs

              

Ich persönlich liebe GIFs. Sie sind einfach herzustellen, schnell zu teilen, brauchen kein Flash, keine schnelle Internetverbindung oder Plugin-Gedöns und waren schon cool, bevor es Tumblr und Konsorten gab. Seit 1987 gibt es das Graphics Interchange Format bereits, mit dem Aufkommen neuer Webbrowser Mitte der 90er Jahre haben sie ihre erste Popularität erfahren (wer kennt es nicht – das ikonische Baustellen-GIF?).

Aber auch jetzt, in Zeiten des Web 2.0, HTML5 und HD halten sich die bewegten Bildchen hartnäckig. Und das nicht nur, um vermeintliche lustige Momente festzuhalten. Projekte wie If We Don’t, Remember Me, Three Frames, Cinemagraph und From Me to You sammeln sogenannte „Cinematic GIFs“, subtile Momente, die gerade in ihrer Kürze funktionieren.

Off Book, die Webserie von PBS, die ich zu Beginn dieses Blogs bereits einmal vorgestellt hatte, versucht in einer neuen Episode der Faszination von GIFs auf den Grund zu gehen: Das animierte GIF als Kunstform – wieso auch nicht?

Hier noch ein älterer Artikel auf Slate zum gleichen Phänomen.