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Doku auf Raten: „This is not a Conspiracy Theory“

Kirby Ferguson kennt sich mit Filmen im Netz aus. Seine vierteilige Kurzdoku-Reihe Everything is a Remix, die er zwischen 2011 und 2012 auf Vimeo und YouTube veröffentlichte, gilt als Klassiker. Nicht nur, weil es ein Beispiel ist, wie man anspruchsvolle eigenproduzierte Inhalte im Netz verbreitet. Sondern auch, weil es als ein Manifest der sogenannten Remix Generation gilt.

Auch Fergusons kommendes Projekt soll online erscheinen. This is Not a Conspiracy Theory ist eine mehrteilige Dokumentations-Reihe, die sich mit Verschwörungstheorien und anderen „versteckten Kräften“ auseinandersetzt, die durch das Internet und die weltweite Vernetzung an Bedeutung gewonnen haben. Das klingt recht abstrakt, doch bereits in Everything is a Remix gelang es Ferguson, ein komplexes Thema verständlich und gleichzeitig anregend aufzubereiten.

Die Besonderheit bei This is Not a Conspiracy Theory allerdings ist, dass es die Episoden diesmal nicht frei im Netz geben wird. Ferguson hat sich dafür entschieden, alle außer die erste Folge für einen festgelegten Preis anzubieten. Für 12 US-Dollar (später 15$) bei Vimeo on Demand können die Zuschauer die Serie sozusagen vorab kaufen. Alle kommenden Episoden werden dann nach und nach für die Käufer freigeschaltet.

Das ist ein interessantes Experiment: Sind die Fans von Everything is a Remix bereit, dem Filmemacher sein neues Projekt vor- und mitzufinanzieren? Vertrauen sie darauf, dass die kommenden Folgen rechtzeitig (es wird darauf hingewiesen, dass es kein Veröffentlichungsdatum gibt)?

Im Gespräch mit One Small Window sagt Ferguson, dass er diverse Vertriebsmöglichkeiten durchgegangen sei, bevor er sich für diese Variante entschieden habe. Interessant – und gleichzeitig ernüchternd – ist auch, dass Ferguson nicht glaubt, mit dem Projekt Profit zu machen: „Ich wäre zufrieden damit, etwas weniger damit zu verdienen und stattdessen die Möglichkeit für Vorträge zu bekommen“, sagt Ferguson. Ähnlich, wie es ihm auch mit Everything is a Remix gelungen ist.

 

Stop-Motion-Kurzfilm: „Junkhead“

Wenn es um anspruchsvolle Hobby-Filmprojekte geht, dürfte der japanische Künstler Takahide Hori alias Yamiken in diesem Jahr die Messlatte schon jetzt recht hoch gesetzt haben. Vier Jahre lang hat er in seiner Freiteit an dem Stop-Motion-Film Junkhead gearbeitet, den es seit kurzer Zeit auf YouTube gibt.

Die Arbeit hat sich gelohnt. In Junkhead geht um eine dystopische Zukunft. Ein Mensch von der Erdoberfläche wird auf eine Mission in die Unterwelt geschickt, in der sich die menschlichen Klone vor einigen Jahrhunderten nach einer Revolution zurückgezogen haben. Doch die Mission schlägt fehl, und der Protagonist – oder jedenfalls sein Kopf – befindet sich plötzlich inmitten seltsamster Geschöpfe wieder.

Vor allem das Set-Design von Junkhead ist beeindruckend. Aber auch die Animation und die Soundeffekte können sich für ein Ein-Mann-Projekt wirklich sehen lassen. Eine Fortsetzung ist übrigens nicht ausgeschlossen: Gerade sucht Hori auf Indiegogo nach Unterstützern, auch wenn die angepeilten 100.000 US-Dollar sicherlich eine stolze Summe sind.

(via)

 

London und Köln, früher und heute

In den 1920er Jahren ist der Filmpionier Claude Friese-Greene mit einer Kamera und für damalige Verhältnisse revolutionären Farbfilmtechnik durch Großbritannien gereist. Vor einigen Jahren hat das British Film Institute die Aufnahmen der Sammlung The Open Road restauriert und damit noch einmal bekannt gemacht. Das hat den heutigen Filmemacher Simon Smith auf den Plan gerufen. Er ist mehr als 80 Jahre nach Friese-Greene dessen Spuren gefolgt und hat gefilmt, wie es an den gleichen Orten in London heute im Vergleich zu damals aussieht.

Eine ganz ähnliche Idee hatte der YouTuber namens Affeninsel4711, der offensichtlich aus Köln stammt. Er hat ebenfalls historische Bilder über aktuelle Aufnahmen gelegt, aber mit einem besonderen Fokus: In Die vom Krieg verschont gebliebene Stadt Köln, das inzwischen bemerkenswerte 80.000 Abrufe auf YouTube hat, zeigt er, wie Köln hätte aussehen können, wenn der Krieg nicht große Teile der Stadt zerstört hätte. Nach eigenen Angaben ist der Clip an nur zwei Nachmittagen entstanden. Vielen lokale Kölner Zeitungen und Blogs haben ihn anschließend aufgegriffen und im Netz verbreitet.

Beide Arbeiten sind ebenso simpel wie clever. Vor allem zeigen sie, wie sich Archivaufnahmen kreativ aufarbeiten oder, wie es neudeutsch heißt, „remixen“ lassen.

(via und via)

 

Netzfilm der Woche: „Die Beobachtung“

Eines morgens sind sie da, die beiden Beobachter. Mit Trenchcoat und Schlapphut stehen sie vor dem Bett des Bankangestellten K. und kritzeln in ihre Notizbücher. Woher sie kommen? Das dürfen sie nicht sagen. Wie lange sie bleiben? Auch das nicht. Sicher ist nur, dass sie K. künftig auf Schritt und Tritt begleiten müssen.

Es sind nicht nur der Titel und der quasi namenlose Protagonist von Roman Gonthers Kurzfilm Die Beobachtung, die an Kafka erinnern. Auch die ständige Überwachung, die scheinbar übermächtigen Behörden, spielen eine wichtige Rolle. So scheint es jedenfalls. Denn je länger Die Beobachtung geht, desto mehr Interpretationsmöglichkeiten ergeben sich. Im Interview spricht Roman Gonther über die Entstehung des Films, und wieso er glaubt, dass Netzfilme zwar Potenzial haben, aber noch keine Alternative zum Kino sind.

(Hinweis: Es geht im und nach dem Abspann noch weiter. Also dranbleiben.)

ZEIT ONLINE: Herr Gonther, wie viel Kafka steckt in Die Beobachtung?

Roman Gonther: Der Ausgangspunkt war, eine Geschichte zu erzählen, die von Kafka hätte sein können. Das Thema Beobachtung und Selbstbeobachtung ist bei ihm sehr wichtig und es gibt diese merkwürdige Logik in seinen Geschichten, in denen ein Problem immer mehr zu verschwimmen scheint, je mehr man darüber weiß. Und tatsächlich haben Kafkas Geschichten auch jede Menge schrägen Humor. Das wird leicht übersehen. Auf der Handlungsebene ist Die Beobachtung ein klassisch erzählter fantastischer Thriller mit skurrilem Humor. Aber es gibt natürlich eine tiefere Bedeutung: Woher kommen die Beobachter, wofür stehen sie?

ZEIT ONLINE: Sie haben den Film auf diversen Festivals gezeigt, auch international. Glauben Sie, dass der klassische Festivallauf in Zukunft durch das Internet bedroht ist?

Gonther: Auf Festivals sollte man Filme in ihrer bestmöglichen Umgebung präsentieren. Deshalb halte ich eine Gleichzeitigkeit, wie sie etwa auf dem Sundance Filmfestival stattfindet, nicht für sinnvoll. Das wird der Sache weder auf der einen noch auf der anderen Seite gerecht, und suggeriert eine gewisse Beliebigkeit im Umgang mit unterschiedlichen Medien. Gerade dadurch entsteht in der Tat eine Konkurrenz, die es nicht geben sollte. Besser wäre es, die Festivalmacher würden ein eigenes Panel für Netzfilme machen und diese auch ausschließlich im Netz zeigen.

ZEIT ONLINE: Haben Sie schon einmal überlegt, einen Kurzfilm von Anfang an online zu vertreiben?

Gonther: Kurzfilme im eigentlichen Sinne habe ich keine mehr geplant, aber tatsächlich wälze ich gerade mehrere Stoffe für eine oder mehrere Miniserien, die ausschließlich fürs Netz produziert und anschließend über eine dieser Plattformen vertrieben werden sollen. Das ist noch am Anfang, wird aber sicher spannend. Denn natürlich bietet der Online-Vertrieb auch Chancen und Möglichkeiten, sehr gute sogar, gerade für kleine Produktionen mit den richtigen, maßgeschneiderten Formaten.

ZEIT ONLINE: Wo sehen Sie die Schwierigkeiten?

Gonther: Das Internet hat viel versprochen, aber wenig gehalten. Nach all den Seminaren, die man besucht hat, über den Filmproduzenten der Zukunft, der leicht und locker seinen Film mit minimalem Aufwand über das Netz nicht nur promotet und vertreibt, sondern sogar finanziert, sieht man oft nur noch lange Gesichter. Zum einen ist jetzt, da jeder ein „Filmemacher“ ist, oder glaubt, einer zu sein, das Grundrauschen so hoch, dass man sich nur mit enormem Aufwand Gehör verschaffen kann. Qualität alleine reicht nicht mehr, wenn Katzenvideos zu Klickmillionären werden.

ZEIT ONLINE: Und zum anderen?

Gonther: Das sind die Gewinne, die sich im Netz erzielen lassen. Neun Euro für eine Filmflatrate ist keine Basis. Da bleibt für den einzelnen Film nicht viel übrig. Das ist allenfalls als Drittauswertung für Klassiker sinnvoll, aber dafür zu produzieren, ist nicht möglich. Neulich musste ich mir auf dem Münchener Filmfest anhören, das sei ja alles gar nicht so schlimm. Man würde zwar am einzelnen Zuschauer nichts mehr verdienen, bekäme aber doch durch das Netz plötzlich Millionen neuer Zuschauer, etwa auch in Indien und Afrika. Das Problem ist aber, dass die sich schon aufgrund kultureller Unterscheide für unsere Filme gar nicht interessieren. Um erfolgreich zu sein, müsste man dann nur noch kulturellen Einheitsbrei produzieren. Und das kann weder im Sinne der Filmemacher noch der Zuschauer sein.

ZEIT ONLINE: Was erhoffen Sie sich persönlich noch davon, dass der Film nun auch online zu sehen ist?

Gonther: Die Beobachtung ist durch und durch ein Kinofilm. Die Bilder kommen erst auf der Leinwand richtig zur Geltung. Es kommt auf die Details an und man muss schon konzentriert dabei sein. Vor allem muss man ganz bis zum Ende dran bleiben, also über den Abspann hinaus, sonst verpasst man die Auflösung. In diese Endtitelsequenz ist viel Zeit geflossen, und sie hat im Kino jedes Mal wunderbar funktioniert. Ob das allerdings netztauglich ist, weiß ich nicht. Ich merke selbst, wie meine Aufmerksamkeitsspanne in den Keller fällt, wenn ich mich durch Vimeo klicke. Zwanzig Minuten ist da fast schon episch.

ZEIT ONLINE: Sie haben sich trotzdem dafür entschieden, ihn auf Vimeo zu stellen.

Gonther: Ja, zumal der Film heute aktueller erscheint als zum Zeitpunkt seiner Entstehung. Für mich stand beim Schreiben der ganze Aspekt Datenklau und Überwachung gar nicht im Vordergrund. Das war immer nur scheinbar der Kern der Geschichte. Aber jetzt installieren sich die Menschen mit Konsolen, Smart TVs und demnächst auch mit Feuermeldern von Google freiwillig Kameras ins Haus, ohne es irgendwie komisch oder absurd zu finden. Vor diesem Hintergrund finde ich es faszinierend, wie sich meine eigene Wahrnehmung der Geschichte seit der Entstehung „erweitert“ hat. Vielleicht macht es bei einigen Zuschauern ja auch „klick“, wenn sie plötzlich statt ihrem Smartphone Zack und Matthias (die Namen der Schauspieler, Anm.) als Beobachter gegenüber stehen.

 

Kurzfilm: „Cicada Princess“

Eines ist sicher: Die Credits im animierten Kurzfilm Cicada Princess könnten es problemlos auch mit einem Spielfilm aufnehmen. Vielleicht kein Wunder, schließlich steckt mit Mauricio Baiocchi ein Filmemacher dahinter, der schon in Blockbustern wie Star Trek und Looper die Computeranimationen geleitet hat. Cicada Princess aber ist ein kleines Neben- und Herzensprojekt von Baiocchi, das er über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert hat.

Es geht dabei um die Zikaden, jene Insekten, die bis zu 17 Jahre lang in der Erde stecken, nur um dann zu schlüpfen, sich zu paaren und innerhalb von zwei Tagen wieder zu sterben. Cicada Princess greift dies in einer traurig-romantischen, durchaus auch etwas kitschigen, Geschichte auf, die an Märchen wie Aschenputtel angelehnt ist.

Das Besondere ist, dass es sich bei der Animation nicht um Stop-Motion handelt, sondern tatsächlich um Puppen, die mit minimaler Computeranimation bestückt sind. Ein toller Soundtrack und die märchendoktorhafte Erzählung von Stephen Fry runden die Arbeit ab.

Klicken, um zum Film zu gelangen
(Klicken, um zum Film zu gelangen)

 

 

Kurzdoku: „China’s Web Junkies“

Chinas Lösung für das „Problem“ mit dem Internet bedeutet nicht nur Netzsperren, sondern offenbar auch, mutmaßlich Internetsüchtige in Rehabilitierungscenter zu sperren, die mehr Boot Camp denn Klinik sind. Mehr als 100 davon soll es inzwischen in China geben.

In diesen Einrichtungen werden die vorwiegend jugendlichen Patienten in drei bis sechs Monaten „deprogrammiert“, was vor allem viel Sport, Drill und natürlich keinen Kontakt mit elektronischen Geräten bedeutet. Die Kurzdoku China’s Web Junkies und der begleitende Text der New York Times haben eine solche Institution besucht. Die Verantwortlichen sprechen von einer 70-prozentigen Erfolgsrate, doch Mediziner sind skeptisch, ob die Suchtkranken überhaupt richtig analysiert und therapeutisch richtig behandelt werden.

 

Sundance: Kinofilme waren gestern

(© Scott Halleran/Getty Images)
(© Scott Halleran/Getty Images)

Auf dem Sundance Film Festival, das in dieser Woche in Park City in Utah stattfindet, werden traditionell die kommenden Indie-Hits des Jahres gesucht. Doch dieses Jahr zeigt: Längst geht es nicht mehr bloß um den Erfolg an der Kinokasse. Stattdessen schalten sich immer mehr Online-Anbieter in das Geschäft mit den Exklusivrechten ein. Für viele Filmemacher dürfte die Veröffentlichung im Netz am Ende sogar die einzige Alternative sein.

Das war noch vor wenigen Jahren unvorstellbar. Sundance gilt in seinem mehr als dreißigjährigen Bestehen als eines der wichtigsten Festivals für US-Indiefilme. Wer seinen Film hier zeigen durfte, hatte bisweilen gute Chancen auf einen lukrativen Deal – und manchmal auch auf den ganz großen Erfolg.

2006 etwa debütierte Little Miss Sunshine in Park City. Während der Produktion noch als „wenig kinotauglich“ eingestuft, spielte der Film mehr als 100 Millionen US-Dollar weltweit ein und gewann zwei Oscars. Ähnliches gelang Precious nur drei Jahre später. 2010 machte auf dem Festival eine gewisse Jennifer Lawrence durch ihre Rolle im Hinterwäldler-Drama Winter’s Bone erstmals auf sich aufmerksam.

Rückläufige Erlöse für Indiefilme

Doch die Zeiten, in denen sich die Vertriebe unmittelbar nach dem Screening eines Films gegenseitig im Handel um die Rechte überboten, scheinen vorbei. Wie die New York Times vorrechnet, fielen die Erlöse der fünf erfolgreichsten Sundance-Debütanten seit dem erfolgreichen Jahr 2006 auf mehr als die Hälfte, zwischen 2010 und 2012 sogar auf unter ein Drittel. An der Qualität liegt es nicht: Das hochgelobte Beasts of the Southern Wild, immerhin der Caméra-d’Or-Gewinner von Cannes, spielte 2012 in den USA lediglich 12,8 Millionen US-Dollar ein.

Inzwischen ist die Filmwirtschaft deshalb vorsichtig geworden, wenn es nicht gerade um bekannte Marken und Namen geht. Die traditionelle Veröffentlichungskette vom Kino hin zum DVD-Verkauf und schließlich ins Fernsehen löst sich zunehmend auf. Die digitalen Filmverkäufe auf Plattformen wie iTunes, Netflix oder über die Kabelanbieter steigen zwar jährlich, können aber den Verlust des DVD-Geschäfts zurzeit lediglich ausgleichen. Zudem drängen immer mehr On-Demand-Anbieter (VoD) auf eine möglichst schnelle Veröffentlichung, was wiederum die Kinobetreiber und damit auch die Verleiher unter Druck setzt.

Für die aufstrebenden Filmemacher und Schauspieler auf dem Sundance und anderen Festivals bedeutet das konkret, dass die Filmvertriebe häufig keine Vorschüsse mehr zahlen, sondern die Macher stattdessen nur an den tatsächlichen Erlösen beteiligen. Andere, auch etablierte Vertriebe, konzentrieren sich immer öfter auf die VoD-Veröffentlichung und lassen Filme nur für kurze Zeit in ausgewählten Kinos laufen, um den offiziellen Spielfilmstatus zu erlangen.

Neue Online-Anbieter betreten den Markt

Doch wo die klassischen Verleiher zögern, betreten neue aus dem Onlinebereich den Markt. Rena Ronson, eine Vertreterin der United Talent Agency, die einige Filmemacher des diesjährigen Sundance-Programms vertritt, sagt der New York Times, dass die „zusätzlichen Vertriebsfenster inzwischen nicht nur Nebensache“ seien.

Gemeint sind Plattformen wie Netflix, die herkömmliche Vertriebswege einfach überspringen. So sicherte sich die Streaming-Plattform bereits vor der Sundance-Premiere die Exklusivrechte an der Dokumentation Mitt, die sechs Jahre lang den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney begleitet. Bereits am Freitag, einen Tag vor dem Ende des Festivals, erscheint der Film online.

Auch die Videoplattform Vimeo sucht inzwischen aktiv nach Exklusivinhalten. Soeben haben die Betreiber die Streaming-Rechte an 13 Filmen des Toronto Film Festival gesichert. Außerdem verspricht Vimeo ein Marketingbudget von bis zu 500.000 US-Dollar für Filme, die über Kickstarter finanziert wurden. Das ist zwar weit entfernt von den zehn Millionen US-Dollar, die Fox einst für die Rechte an Little Miss Sunshine ausgab. Doch es ist eine Option für Indiefilmer, die bei klassischen Vertrieben keine Chance haben.

Ein anderer Anbieter ist Fandor. Die Streaming-Plattform ist auf Indiefilme spezialisiert und basiert auf einem interessanten Geschäftsmodell: Die Hälfte aller Erlöse aus dem Abo-Geschäft werden wieder an die Filmemacher ausgeschüttet. Am Mittwoch gewann der Kurzfilm Rat Pack Rat, der exklusiv auf Fandor läuft, den Sundance Jury-Award in der Kategorie „Beste Vision“. Jonathan Marlow, CCO von Fandor, sagte dem Filmportal Indiewire, dass man zudem hoffe, auf dem Festival noch mehr Kurzfilmer für die Plattform gewinnen zu können.

Alternative: Selbstvertrieb

Nicht zuletzt ist auch der lange Zeit belächelte und allenfalls als Notlösung angesehene Selbstvertrieb eine Möglichkeit, Inhalte an das Publikum zu bringen. Sundance bietet seit vergangenem Jahr in seinem Künstlerprogramm Kooperationen mit Anbietern wie Reelhouse und VHX an. Sie ermöglichen Filmemachern den Vertrieb von Inhalten über die eigene Website. Vor allem Filme, die bereits eine Fanbase mitbringen, etwa durch eine Crowdfunding-Kampagne, können hier von fairen Konditionen profitieren, ohne die Rechte an Vertriebe abtreten zu müssen.

Circa 12.000 Filme wurden in diesem Jahr für das Sundance Festival eingereicht. 117 Spielfilme und 66 Kurzfilme haben es in das offizielle Programm geschafft. Vielleicht die Hälfte der Macher wird am Ende einen Vertrag mit einem Vertrieb unterschrieben haben, schätzt Adam Leipzig von der Filmberatungsfirma Entertainment Media Partners.

Der Schauspieler Robert Redford, der Sundance einst mitgründete, sieht das Festival ohnehin in erster Linie nicht als Filmbörse. „Sundance möchte unterschiedlichen Stimmen eine Chance geben“, sagt Redford. Am besten natürlich über das Festival hinaus. Deshalb gilt für alle Filmemacher, die ihre Arbeit nicht mehr unbedingt im großen Kinosaal sehen müssen: Nie waren die Vertriebsmöglichkeiten so vielfältig wie heute.

 

Virale Videos vorgestellt: „YouTube Nation“

Eigentlich war dieses Programm längst überfällig. Nicht nur war YouTubes eigener Spotlight-Kanal zwischenzeitlich der Kanal mit den meisten Abonnenten (inzwischen ist PewDiePie wieder vorbeigezogen), er zeigt auch, wohin die Reise der Videoplattform geht: Viele Videos sind schön und gut, doch erst die richtige Auswahl, der richtige Filter macht aus Videos virale – und damit umsatzstarke – Hits.

Auf Spotlight sammeln deshalb bereits Redakteure (bzw. Kuratoren) täglich Videos zu aktuellen Ereignissen wie dem Martin Luther King Day, zu unterschiedlichen Themen wie Papierfliegern oder YouTube-Veranstaltungen wie die Music Week.

Der nächste Schritt heißt YouTube Nation: Seit vergangener Woche präsentiert YouTube unter diesem Namen und Kanal täglich von Montag bis Freitag eine virale Videoschau.

Knapp fünf Minuten sind die Folgen von YouTube Nation. Durch das Programm führt der Moderator Jacob Soboroff, unterstützt von Redakteuren und Social-Media-Experten aus dem Buzzfeed-Umfeld.

Das Programm ist an eine klassische Rückschau angelehnt: Soboroff kommentiert YouTube-Videos, die gerade viral oder auf dem besten Weg dorthin sind. Ein ähnliches Konzept, das Ray William Jonson mit =3 (Equals Three) zum YouTube-Star machte.

Gleichzeitig lässt sich YouTube nicht entgehen, immer wieder Partnerkanäle zu featuren: In der aktuellen Ausgabe etwa den Kanal Hard Science, der zum TestTube-Netzwerk gehört. Auch die Interaktion mit den Nutzern darf nicht fehlen: Unter dem Hashtag #YouTubeNation sammeln die Macher Video-Tipps von Zuschauern, die es ebenfalls gelegentlich in die Sendung schaffen.

Mit YouTube Nation folgt die Plattform damit dem Trend, den erfolgreiche Websites wie Buzzfeed, die Huffington Post und das rasant wachsende Upworthy bereits gehen: Hin zu redaktionell betreuten und ausgewählten Inhalten, die anschließend vor allem über Social-Media verbreitet werden. YouTube hat in diesem Fall den Vorteil, nicht nur an der Quelle zu sitzen, sondern auch aus erster Hand zu profitieren: Denn an jedem erfolgreichen Video verdient YouTube bekanntlich mit.

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