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Netzfilm der Woche: „The Nobodies“

The Nobodies
© Bluff City Productions

Greg Bratman und Dusty Brown kennen die Geschichte nur allzu gut: Jung, mittelgutaussehend, Außenseiter und notorisch missverstanden sucht Anerkennung in der großen Welt des Showbusiness – und landet doch nur bei Open-Mic-Nächten in den ranzigen Eckkneipen der Stadt. Die Karriere der beiden Musiker und Comedians, die sich bereits seit der High School kennen, begann nämlich ähnlich, bevor sie am New Yorker Improvisationstheater Upright Citizen Brigade erste Erfolge feierten. In ihrer langjährigen Show The Barrel Brothers spielten sie zwei Brüder aus Kansas, die in New York groß herauskommen wollten.

Eine klassische Außenseiter-Story erzählen Bratman und Brown auch in ihrem ersten Kurzfilm The Nobodies. In dem über Crowdfunding finanzierten Film spielen sich die beiden unter ihren eigenen Namen als zwei Musiker mit großen Plänen und kleinen Mitteln. Dusty ist der Ehemann einer erfolgreichen Sitcom-Darstellerin, die ihn in ihrer Sendung immer wieder auf die Schippe nimmt, während er bei seinen eigenen Auftritten nie einen Ton herausbringt. Greg ist ein Postbote, der nach sechs Jahren gefeuert wird und deshalb Abschied nehmen muss von den Menschen, die ihm auf seiner täglichen Route ans Herz gewachsen waren. Wie das Schicksal so möchte, treffen die beiden Außenseiter zufällig zusammen.

The Nobodies betritt erzählerisch kein Neuland, sondern punktet vor allem mit viel Charme. Ihr Versagen sowohl im zwischenmenschlichen als auch professionellen Bereich kontern die beiden Protagonisten mit sympathischer Verschrobenheit und liebevollem Losertum, mit dem sie sich am Ende nicht nur in die Herzen der Zuschauer spielen.

Trotz des kleinen Budgets konnten Bratman und Brown eine handvoll bekannter Schauspieler für The Nobodies gewinnen: In den Nebenrollen treten unter anderem die Comedians Tony Hale (Arrested Development) , Jack McBrayer (30 Rock), und Ellie Kemper (Bridesmaids) auf, was die beiden Protagonisten zusätzlich auf einer Meta-Ebene als Außenseiter erscheinen lässt – und gleichzeitig das Gegenteil beweist: Denn wer solche Namen für einen Kurzfilm zusammenbekommt, ist definitiv kein Nobody mehr.

 

Kutiman: Sein Instrument heißt YouTube

Give it Up Kutiman
© Screenshot

Für Ophir Kutiel beginnt dieser Abend im Jahr 2009 wie einer von vielen. Der israelische Musiker klickt sich auf YouTube auf der Suche nach Inspiration und Tipps durch Videos von Schlagzeugern, als ihm zum wiederholten Mal eine Archivaufnahme des legendären Drummers Bernard Purdie begegnet. Kutiel gefällt der Beat und er beginnt, das YouTube-Video mit seinem eigenen Bass und Keyboards anzureichern. Am nächsten Morgen hat Kutiel nicht nur einen neuen Song zusammen, sondern eine Idee: Was wäre, wenn er ein komplettes Album aus YouTube-Videos aufnehmen könnte?

Knapp zwei Monate später veröffentlicht Kutiel, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Kutiman, das Projekt Thru You auf einer Website, die vom Design an das damals noch immer verhältnismäßig junge YouTube angelehnt ist. Sieben Songs hat Kutiman dafür aufgenommen, oder besser: zusammengemischt. Denn Thru You besteht allein aus den Einzelvideos von Hobby- oder semiprofessionellen Musikern: hier ein Drumbeat, hier ein Gitarren-Riff und dort eine geloopte Stimme, alles passgenau zusammengeschnitten in eine Melange aus Funk und Soul.

Thru You ist ein Erfolg für den damals 27-jährigen Kutiman, der bereits mit sechs Jahren Klavier spielte und später Jazz am Rimon Music College in Tel Aviv studierte. „Ich war darauf nicht vorbereitet“, sagt Kutiman heute, der es mit Thru You bis in die Feuilletons schafft und dessen Karriere durch das Projekt einen großen Schub bekommt, obwohl er zu dem Zeitpunkt bereits ein respektables Debütalbum veröffentlicht hatte.

Zwei Jahre später tritt er als Vorband seines Idols DJ Shadow in Tel Aviv auf, die Poprocker von Maroon 5 klopfen an und möchten einen Remix im Stile von Thru You. Kutiman reist um die Welt und bastelt neue Videos aus den Sounds von Tokio, Krakau und Jerusalem und spielt mit einem Streichorchester im New Yorker Guggenheim Museum.

Thru You Too heißt der Nachfolger

Jetzt, fünf Jahre nach Thru You, steht der Nachfolger des Projekts an. Vergangene Woche veröffentlichte Kutiman mit Give it Up den ersten Track von Thru You Too auf YouTube, ein zweiter folgte am Dienstag. Das komplette Album soll am 1. Oktober erscheinen – natürlich gratis im Netz, „dort kommt es her, dort gehört es hin“, sagt Kutiman.

Das Prinzip ist das gleiche, die Ergebnisse ähnlich faszinierend. Erneut gelingt es Kutiel, aus teilweise obskuren Einzelvideos zusammenhängende Lieder zu komponieren. Der erste Song Give it Up enthält unter anderem das Klavierspiel einer Sechsjährigen und den sanften A-capella-Gesang einer Frau, aufgenommen mit der Smartphone-Kamera.

Keine 20.000 Abrufe hatte das Video, bevor es Kutiman entdeckte. „Ich verbringe viel Zeit auf YouTube“, erklärt Kutiman gegenüber Billboard seinen Arbeitsprozess, „manchmal mache ich einfach 20 Browser-Tabs mit Bass-Spielern auf und höre, welches am besten passt.“ Knapp vier Monate hat die Arbeit an Thru You Too gedauert.

Eine Hommage an die YouTube-Generation

Kutimans Ansatz ist nicht neu, folgt er doch der Tradition des Samplings, das vor allem im Hip-Hop und der elektronischen Musik seit Jahrzehnten verbreitet ist. Doch mit Thru You gelang es ihm mithilfe von YouTube, den Samples ein Gesicht zu geben. Denn tatsächlich entfalten die Songs erst gemeinsam mit den Videos, im Zusammenspiel mit dem Ausgangsmaterial ihre Wirkung.

In dieser Hinsicht sind Thru You und sein Nachfolger sowohl virale Meta-Mashups als auch eine Hommage an YouTube, das einen maßgeblichen Anteil an der jüngeren Remix-Kultur hat und noch weitere bekannte YouTube-Künstler hervorbrachte: Den Australier Pogo etwa, der mit seinen Disney-Mashups bekannt wurde. Oder Andrew Huang, der seine Lieder regelmäßig aus Alltagsgegenständen komponiert.

Wie seit jeher das traditionelle Sampling, bleibt das YouTube-Sampling allerdings nicht ohne Gefahren im Sinne des Urheberrechts. Denn Kutiman fragt die Urheber der Clips nicht um Erlaubnis, auch wenn er ihnen stets kollektiv dankt und die Credits unter den Songs mitliefert. Dennoch kritisierte die Cellistin, die in Give it Up vorkommt, zunächst, dass Kutiman ihr Video ungefragt verwendet hat. Inzwischen habe man die Sache aber besprochen und sie sei glücklich, ein Teil des Projekts zu sein, heißt es.

1,5 Millionen Abrufe zählt Give it Up bereits nach einer knappen Woche und lässt keinen Zweifel daran, dass Thru You Too ein ähnlicher Erfolg wird wie sein Vorgänger. Ophir Kutiel sind die Klickzahlen egal. „Es geht mir nicht um Geld“, sagt er. Überhaupt könne er schlecht Profit aus den Videos anderer Menschen schlagen. Dass er ihnen einen Teil seiner Karriere verdankt, ist schließlich schon genug.

 

Wie das iPhone 6 auf dem Schwarzmarkt landet

In Berlin gab es sie ebenfalls: Die Schlange vor dem Apple Store, als am Freitag weltweit das neue iPhone 6 in die Läden kam. In Berlin harrten die Apple-Fans teilweise tagelang vor dem Laden aus, in Städten wie New York sogar bereits seit der Ankündigung der neuen Geräte am 9. September.

Doch sind es wirklich nur Gadgetfreunde, die diese Strapazen auf sich nehmen? Der New Yorker Filmemacher Casey Neistat bezweifelt das. Er hat sich in der Nacht zu Freitag vor den Geschäften in New York umgeschaut, und dabei gemerkt, dass erstaunlich viele chinesische Mitbürger in der Schlange stehen, die offenbar gar nicht so begeistert sind vom iPhone 6. Wie Neistat nach dem Öffnen der Läden filmt, laufen viele von ihnen direkt über die Straße und übergeben die Geräte an junge Männer – im Austausch für ein paar Dollar.

Neistat glaubt, dass die Geräte auf dem chinesischen Schwarzmarkt landen. Für etwas Kleingeld werden die Menschen dafür angehalten, sich tagelang in die Schlange zu stellen, um möglichst mehrere der ersten Geräte zu erwerben, die anschließt nach China geschmuggelt werden. Dort ist das neue iPhone nämlich nicht erhältlich. Quartz schreibt, dass ein iPhone 6 auf dem chinesischen Schwarzmarkt bis zu 2.500 US-Dollar einbringt. Insgesamt könnten bis zu fünf Millionen Geräte vor dem offiziellen Verkaufsdatum in China geschmuggelt werden.

(via)

 

Netflix startet in Deutschland: Die wichtigsten Fragen

Netflix
© Jonathan Nackstrand/Getty Images

Am heutigen Dienstag startet der US-Streamingdienst Netflix sein Angebot in Deutschland, die Nutzer können von nun an auf das Film- und Serien-Angebot zugreifen. Der Start wurde mit viel Spannung erwartet, schließlich ist Netflix mit 50 Millionen Kunden in 40 Ländern der wohl größte Name im Video-on-Demand-Geschäft (VoD). In den USA hat sich Netflix durch seine selbstproduzierten Inhalte zu einer namhaften Konkurrenz der Kabelsender entwickelt.

In Europa und Deutschland ist Streaming noch nicht ganz so weit, doch die Aussichten sind gut. Netflix könnte Schwung in den Markt bringen, glauben die Experten. Doch bietet Netflix in Deutschland wirklich so viel mehr als die bestehenden Dienste? Was kann der US-Anbieter, das andere nicht können? Gibt es Enttäuschungen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Start.

Was kostet Netflix?

Der Dienst staffelt seine Preise nach der Qualität und der Anzahl der Streams, die gleichzeitig genutzt werden. Der Einstiegspreis beträgt 7,99 Euro monatlich. Darin enthalten ist allerdings nur ein Stream in Standard Definition (SD). Das entspricht ungefähr dem gewöhnlichen Fernsehbild. Wer einen modernen HD-Fernseher oder großen Bildschirm besitzt, sollte besser das HD-Paket buchen: Das gibt es für 8,99 Euro im Monat und unterstützt zudem zwei Streams gleichzeitig. Familien oder WGs können für 11,99 Euro auf vier parallele Streams zugreifen. In diesem Paket ist auch das Streaming in 4K-Ultra-HD-Qualität enthalten. Prinzipiell ist der erste Monat kostenlos, das Abo verlängert sich immer um einen Monat und kann jederzeit über die Website gekündigt werden.

Wie schnell muss mein Internet sein?

Generell wird zum ruckelfreien HD-Videostreaming eine Verbindung von mindestens fünf Megabit (nicht Megabyte!) pro Sekunde empfohlen. Das entspricht ungefähr einem DSL 6.000 Anschluss, dann bleibt noch etwas Bandbreite zum Surfen nebenher übrig. Für 4K-Streaming sollten es laut Netflix mindestens 25 Megabit sein. Die Geschwindigkeit des eigenen Internetanschlusses lässt sich über einen Speedtest schnell herausfinden. Bei mehreren Streams gleichzeitig steigen die Anforderungen entsprechend.

Funktioniert Netflix nur auf dem Computer?

Nein. Netflix brüstet sich gern damit, auf nahezu allen Endgeräten und Plattformen zu funktionieren, solange sie ins Internet kommen. Die Netflix-App gibt es für Android, iOS, Windows Phone, die Spielekonsolen PlayStation, Xbox und Wii, sowie die Set-Top-Boxen Apple TV, Amazons Fire TV, diverse Blu-Ray-Player und Googles Streaming-Stick Chromecast. Auch viele Smart-TVs lassen sich mit Netflix nachrüsten. Für die meisten Nutzer dürfte dennoch das Angebot über die Website die erste Wahl sein, mit dem sich die Inhalte direkt aus dem Browser abspielen lassen.

Der Startbildschirm von Netflix
Der Startbildschirm von Netflix

Schön und gut, aber was bekomme ich denn zu sehen?

In den USA verspricht Netflix Zehntausende Filme und Serienepisoden. In Deutschland ist das Angebot deutlich schmaler ausgefallen: Die Kategorie „Oscarprämierte Filme“ enthält gerade einmal 33 Titel, darunter Fernseh-Dauerbrenner wie Rocky oder Rain Man. Von den Top 25 der Filmdatenbank IMDb finden sich nur drei Titel in der Bibliothek, was ähnlich wenig ist wie bei anderen Angeboten. Zu den bekanntesten Serien zählen Breaking Bad, Sherlock, The Walking Dead, Sons of Anarchy und Big Bang Theory. Die gibt es zum Teil aber auch bei anderen Anbietern, zudem sind nicht alle komplett: Von Family Guy etwa sind nur fünf Staffeln verfügbar, obwohl die Serie inzwischen in der zwölften angekommen ist. Von Sons of Anarchy sind es nur die ersten drei von sieben.

Interessanter sind die exklusiven Serien, die Netflix zeigt: Die hochgelobte Serie Fargo etwa, die in diesem Sommer in den USA lief, die Krimiserie The Killing oder die Horrorserien Penny Dreadful und From Dusk Till Dawn. Better Call Saul, der Spin-Off von Breaking Bad, soll zum US-Serienstart im Februar exklusiv im Angebot landen. Mit Die Brücke, Top of the Lake, Orphan Black und Luther gibt es zumindest einige namhafte Inhalte aus Dänemark, Kanada und Großbritannien.

In den USA investiert Netflix zudem stark in die Bereiche Dokumentation, Comedy und Kinder. Diese Segmente sind für das klassische TV weniger attraktiv als Blockbuster und Serien, weshalb VoD-Dienste sich gern in diesem Genre ausbreiten. Ins deutsche Angebot hat es ebenfalls nur wenig geschafft. Von den „50 Besten Dokus auf Netflix“, die das Portal Pastemagazine vorstellt, ist nur ein halbes Dutzend in Deutschland verfügbar, ähnlich sieht es in Sachen Stand-up-Comedy aus. Die separate „Kids“-Sektion ist dagegen im Vergleich recht gut gefüllt.

Gibt es aktuelle US-Serien?

Nein, das war auch nicht zu erwarten, jedenfalls nicht auf absehbare Zeit. In Deutschland liegen die Erstausstrahlungsrechte vieler beliebter US-Serien wie Game of Thrones, The Walking Dead, True Detective oder Mad Men nämlich im Pay-TV bei Fox oder Sky. Bei Netflix gibt es allerhöchstens die vergangenen Staffeln zum Abruf. Das könnte sich aber in den kommenden Jahren ändern. Game of Thrones gibt es seit Kurzem immerhin mit einigen Wochen Verzögerung bei Amazon und iTunes.

Was ist mit den viel zitierten Netflix-Eigenproduktionen?

Die sind ebenfalls unvollständig: Da Sky die Rechte an House of Cards in Deutschland hält, zeigt Netflix nur die ersten beiden Staffeln, aber nicht die kommende dritte. Das war bekannt. Doch die von Netflix produzierte vierte Staffel von Arrested Development sucht man ebenso vergeblich wie Lillyhammer. Für die Zukunft verspricht Netflix zumindest noch einiges: Die historische Fantasy-Serie Marco Polo wurde aufwändig an Schauplätzen auf der ganzen Welt gedreht und erscheint im Dezember. Die Science-Fiction-Serie Sense8 der Wachowski-Geschwister (Matrix) folgt 2015, beide preist Netflix auch für Deutschland an.

Gibt es die englischen Inhalte wenigstens im Original?

Ja, sämtliche englischsprachigen Inhalte gibt es sowohl mit Originalton als auch synchronisiert beziehungsweise – und das bieten nicht alle Konkurrenten an – mit deutschen Untertiteln.

Netflix Sprachen
Der Netflix-Player mit Sprachoptionen

Wie sieht es mit deutschen Produktionen aus?

Netflix hat sich unter anderem die Rechte an der Sendung mit der Maus, dem Hauptstadtrevier, Das Boot und Comedy wie Ladykracher, Stromberg, Pastewka oder Lerchenberg gesichert. In der Rubrik „Deutsche Filme“ gibt es zum Start etwa 70 Titel, darunter ein Paket von Til-Schweiger-Filmen, Comedy von Dieter Nuhr und einige bekannte Titel wie Sonnenallee und Lammbock.

Was sind die Alternativen?

Die bekanntesten deutschen Anbieter für Videoflatrates sind zurzeit Maxdome, Watchever, Amazon und Sky Snap. Preislich bewegen sie sich in einem ähnlichen Rahmen wie Netflix zwischen sieben und zehn Euro. Sky Snap kostet inzwischen sogar nur noch vier Euro, allerdings ohne mobile Unterstützung. Amazon verknüpft sein Prime Instant Video (ehemals Lovefilm) wahlweise mit der Premium-Versandoption, für die 49 Euro im Jahr fällig werden. Maxdome hat erst vergangene Woche sein komplettes Angebot inhaltlich und optisch überarbeitet und bietet inzwischen neben Videoflatrate und Einzelabruf auch Sport- und Liveevents. Einen Angebots- und Preisvergleich für deutsche VoD-Dienste (noch ohne Netflix) bietet übrigens die Website Vodster.

Lohnt sich Netflix?

Nach dem ersten Test scheint sich Netflix in die Reihe deutscher VoD-Angebote nahtlos einzufügen. Die unterscheiden sich in ihrer Auswahl zwar alle ein wenig und ergänzen einander, allerdings fehlen Stichproben zufolge bei allen Anbietern viele Klassiker, es gibt generell nur wenige Blockbuster vom Typ Herr Der Ringe, und teilweise sind Serien nicht komplett mit allen Staffeln verfügbar. Das Netflix-Angebot zum Start ist überschaubar und kann sich bis auf wenige interessante Serien kaum von der Konkurrenz abheben. Am Ende dürfte für die Nutzer entscheiden, wie attraktiv die exklusiven Serien sind. Viel wurde über die Zukunft des Videostreamings in Deutschland geschrieben. Zum Start scheint Netflix noch weit davon entfernt zu sein.

 

Blockbuster mit Stock-Videos nachgestellt

Die Stockfotografie sorgt immer mal wieder für Heiterkeit. Wer kennt nicht noch die Women Laughing Alone with Salad? Der Anbieter Dissolve zeigt jetzt, was mit den gestellten Fotos und Clips sonst noch alles machen kann: Szenen aus Filmklassikern nachstellen etwa. Erkennen Sie alle?

 

Netzfilm der Woche: Photo mit Ph“

Fotoläden sind romantische Orte. Tausende persönliche Bilder verschiedenster Menschen wandern durch die Dunkelkammer, Erinnerungen erwachen vor den Augen des Filmlaboranten zum Leben und landen als Abzug wieder bei ihrem Schöpfer. Im Zeitalter der digitalen Fotografie fast in Vergessenheit geraten, tritt der Fotoladen in Florian Stangers Kurzfilm Photo mit Ph noch einmal groß auf: Im einzigen Geschäft der Stadt, das noch analoge Filme entwickelt, arbeitet nämlich Beat (Jonas Müller-Liljeström).

Beat ist eher der introvertierte Typ. Der Fotoladen gehört seinem Onkel und er mag, dass er sich noch mit ‚ph‘ schreibt. Fotos sind seine Leidenschaft, auch wenn dem Tagträumer vor allem kitschige Urlaubsbilder und fiese Partyaufnahmen unterkommen. Doch eine Kundin ist anders: Ihre Motive sind nicht nur clever gewählt, sondern bisweilen auch ganz schön mysteriös. Steckt dahinter eine geheime Nachricht? Beat möchte es herausfinden.

Photo mit Ph sei „eine Liebeserklärung an die überraschenden Momente, die einen schmunzeln lasst“, schreibt Stanger in der Beschreibung seines Filmes. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch erinnert der ein wenig an Die fabelhafte Welt der Amélie: Da wäre der verträumte Protagonist, der immer wieder in seine Fantasiewelt eintaucht. Da wäre die liebevolle Geschichte vom Suchen und Finden zweier Menschen. Und da wären noch der pointierte Soundtrack und die kleinen, wunderlichen Stop-Motion-Animationen, die Photo mit Ph geschickt als Stilmittel einsetzt, ohne damit aufdringlich zu sein.

Überhaupt ist wenig aufdringlich in Stangers Kurzfilm – außer vielleicht die Länge. Mit knapp 23 Minuten reizt er die Grenzen des Genres aus, was in anderen Fällen oft zu langatmigen Dialogen oder überflüssigen Einstellungen führt. Auch Photo mit Ph hat seine Längen, doch die sympathischen Darsteller und die Geschichte verleiten die Zuschauer dazu, unbedingt bis zum Ende dran zu bleiben. Denn auch wenn der Ausgang von Anfang an klar scheint, möchte man ja doch wissen, mit welchem Foto Photo die Sache endet.

(via)

 

Homosexualität im Fußball: „Der Tag wird kommen“

© Screenshot
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„Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben, durch die Decke schweben mit einem Toast den hochleben lassen auf den ersten, der es packt.“ So beginnt die erste Zeile von Der Tag wird kommen. Marcus Wiebusch, Sänger der Hamburger Band Kettcar, hat das Lied für sein Soloalbum geschrieben und nun in einen Kurzfilm verpackt.

Der, der „es packt“, ist ein Profi-Fußballer, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Knapp sieben Minuten lang erzählt Wiebusch dessen Geschichte von der Kreisliga bis in die Bundesliga, von einer Karriere zwischen Leistungsdruck und persönlichem Zwiespalt: Denn zwischen Mitspielern, Beratern, Fans und Funktionären ist es im Fußballgeschäft immer noch üblich, seine Homosexualität zu leugnen. „Im Fußball wird noch mit diesem archaischen, völlig überholten Männerbild gearbeitet“, sagte Wiebusch im Gespräch mit ZEIT ONLINE.

Der Tag wird kommen ist ein wütendes und emotionales Lied, teils gesellschaftliche Anklage, teils aber ebenso eine Liebeserklärung an den Sport, den Wiebusch als Dauerkartenbesitzer des FC St. Pauli seit jeher unterstützt. Deshalb liegt es ihm am Herzen, dass seine Leidenschaft nicht von Rassismus und Homophobie unterwandert wird: „Jeder liebt den, den er will – und der Rest bleibt still“, singt Wiebusch.

Unterstützung per Crowdfunding

Der Sänger veröffentlichte den Song bereits im März, allerdings nur mit einem Textvideo. Anschließend suchte der Sänger nach Unterstützern im Netz: Per Crowdfunding wollte er 30.000 Euro für einen aufwändigen Kurzfilm sammeln, der die Geschichte des Songs bildlich aufgreift. Am Ende kamen in nur fünf Tagen 54.000 Euro zusammen.

Gemeinsam mit Schauspielern und Fanverbänden realisierte Wiebusch anschließend den Kurzfilm, den es seit Montag auf YouTube gibt. Vor allem die Einbeziehung der Fans war Wiebusch wichtig, weshalb sie in einer Szene zum Abschluss des Films noch einmal prominent zur Geltung kommen. Denn das Lied soll ein Zeichen setzen gegen Homophobie und zeigen, dass die Fans der Vereine langsam aber sicher mit den Vorurteilen aufräumen.

Der Tag wird kommen trifft offenbar einen Nerv: Über 60.000 Abrufe hat das Video innerhalb von 24 Stunden bereits auf YouTube; die Kommentare und Bewertungen sind fast ausschließlich positiv. Aber wann wird denn nun der Tag kommen? „Es wird ein Dienstag sein, es wird ein sehr freundlicher Herbsttag sein“, sagte Wiebusch im Mai. Heute wäre so ein Dienstag.

 

Netzfilm der Woche: „A Trail’s End“

Natürlich ist auch der beste Roboter kein Mensch. Der Regisseur David Rosenbaum versieht in seinem Kurzfilm The Trail’s End den namenlosen Androiden deshalb dann doch mit hölzernen Bewegungen und diesem stoischen Gesichtsausdruck, der auf die Mechanik im Inneren hinweist. Aber ansonsten wirkt er schon sehr lebensecht. Doof ist nur, dass es mit dem „Leben“ bald vorbei ist. Ein Telegramm flattert ins Haus: „Das Verfallsdatum der Baureihe ist erreicht. Bitte in 24 Stunden zurückmelden. Schönen Abend noch!“

Auch wenn Rosenbaum nicht um alle Roboter-Tropen herumkommt, versucht er sie doch zu vermeiden. Zum einen hält sich The Trail’s End in Sachen Futurismus und Effekthascherei zurück. Einige kleine blinkende Displays, das sind die einzigen Hinweise auf die Moderne. Ansonsten könnte der Kurzfilm auch in den fünfziger Jahren spielen.

Dass Rosenbaum statt auf Effekte mehr Wert auf Details, Requisiten und Kameraeinstellungen legt, zeigt sich schon darin, dass der Film in nur zwei Räumen eines heruntergekommenen Wohnhauses spielt: Die abgedunkelten Wohnungen, das spärliche Sonnenlicht, das durch die Jalousien dringt, und lange Schatten verpassen dem Film einen interessanten Neo-Noir-Look.

Rosenbaum sagt, dass er The Trail’s End ursprünglich als Prolog für einen längeren Film gedacht hatte. Als Inspiration dient die Geschichte des Gangsterpärchens Bonnie und Clyde. Und tatsächlich: Ausgerechnet an seinem letzten „Arbeitstag“ wird der Android in die Wohnung seiner ebenso schönen wie mysteriösen Nachbarin gezogen und findet sich plötzlich mit ihren Problemen konfrontiert. Ob ihm das vielleicht am Ende doch noch eine menschliche Reaktion entlockt, möchten wir nicht verraten.