Von Lisa Caspari (lc), Karin Geil (kg), Meike Dülffer (md), Karsten Polke-Majewski (kpm), Sami Skalli (ska), Tilman Steffen (tst), Markus Horeld (mh), Hauke Friederichs (hf)
- Mubarak tritt zurück
- Grenzenloser Jubel auf Ägyptens Straßen
- Das Militär übernimmt die Macht
- Nachrichten und Hintergründe zu Ägypten bei ZEIT ONLINE
Liebe Leser, wir haben heute einen historischen Tag erlebt. Eine Ära ist zu Ende gegangen. 30 Jahre lang herrschte Hosni Mubarak in Ägypten, seine Regierung galt als stabil und so gut verankert, dass eine solche Entwicklung noch vor wenigen Wochen undenkbar schien. Das ganze ägyptische Volk, so sagte es die Reporterin Esther Saoub auf Phoenix heute, hätte den Friedensnobelpreis verdient. Wie wahr.
Während die Menschen auf dem Tahrir-Platz und anderswo in Ägypten feiern, wollen wir dieses Blog schließen – nicht ohne noch auf unsere sonstige Berichterstattung über diesen Tag hinzuweisen. Empfohlen seien insbesondere der politische Nachruf auf Mubarak von Martin Gehlen und die Betrachtung der ägyptischen Armee von Michael Thumann. (mh)
22.00 Demokratien stützen: Das Council on Foreign Relation hat passend zum heutigen Tag einen Bericht über die Außenpolitik der USA veröffentlicht. In Ägypten stehe Obama vor einem klassischen Dilemma: Den amerikafreundlichen Desporten stützen oder die Demokratiebewegung? Diese Frage, haben die Menschen auf den Straßen Ägyptens nun beantwortet. (hf)
21.43 Alte Freunde stehen zusammen: Die Außenpolitik-Experten des Fachmagazins Foreign Policy beschäftigen sich mit den engen Kontakten zwischen der US-Regierung und dem ägyptischen Militär. Der ägyptische Generalstabschefs war noch vor wenigen Tagen in Washington und steht seitdem mit seinem amerikanischen Kollegen Mike Mullen im engen Kontakt. Auch US-Verteidigungsminister Robert Gates hält eine enge Verbindung zu den neuen Machthabern Ägyptens. (hf)
21.38 Mit seiner heutigen Ansprache könnte Barack Obama die Herzen der Ägypter zurückgewonnen haben. So sehr die muslimische Welt (vor allem die jungen Menschen) seine große Rede 2009 in Kairo gelobt hatte, so enttäuscht war sie doch auch über die dann folgende Nahost-Politik des US-Präsidenten, in der es ausschließlich um den Friedensprozess und eben nicht um die arabischen Länder ging. Heute: positive Reaktionen auf Twitter. (mh)
21.35 Riesen-Party auf Kairos Straßen. NBC zeigt eine Bilderstrecke mit beeindruckenden Bildern. (hf)
21.27 Freund oder Feind der Demokratie? Das ägyptische Militär habe 30 Jahre lang das Regime Mubarak getragen. Man dürfe nun nicht zu viel erwarten, warnt der Nahost-Experte Marcel Pott auf Phoenix. „Die Armee ist ein Staat im Staate“. Eine „gelenkte Demokratie“ sei zunächst sehr wahrscheinlich. (hf)
21.16 Feierliche Worte aus dem Weißen Haus: Obama lobt die Soldaten, die nicht geschossen haben, die Freiwilligen, die Menschen halfen. Christen und Muslime hätten gemeinsam gerufen „Wir sind das Volk“.
„Und wir haben erlebt, wie eine neue Generation entstanden ist“, welche die moderne Technik nutzt, um der Regierung ihren Unmut zu zeigen. „Die Macht der menschlichen Würde darf man niemanden nehmen. Das haben uns die Ägypter gelehrt.“ (hf)
21.14 Ein zartes Pflänzchen, nennt Peter Hüsseler die Demokratiebewegung in der arabischen Welt in einer Sondersendung von Phoenix. Der Theologe und Islamwissenschaftler macht Mut: „Am diesem Weg führt in der arabischen Welt nichts vorbei.“ (hf)
21.11 Nun redet Obama endlich: „Ägypten wird nie wieder so sein wie zuvor“. Ägyptens Weg in die Demokratie sei noch lange nicht vorbei, sagt der US-Präsident. „Das Militär hat patriotisch und verantwortungsbewusst gehandelt.“ Nun müsse der Ausnahmezustand aufgehoben werden und die Verfassung geändert werden. „Das ägyptische Volk hat gezeigt, dass es den Wandel will“, sagt Obama. Die USA werde weiter als Partner Ägyptens an dessen Seite stehen. (hf)
21.02 Sag‘ zum Abschied leise Servus: eXtra-3, die Satire-Sendung des NDR-Fernsehens verabschiedet sich vom ägyptischen Pharao. (hf)
20.58 Der Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, hat angekündigt, sein Amt niederzulegen und nach Ägypten zurückzukehren, meldet Reuters. (hf)
20.19 Beim ägyptischen Staatsfernsehen hat man offenbar erkannt, dass es nicht weitergehen kann wie bisher – und zeigt nun einfach das Al-Jazeera-Programm. Wandel in Höchstgeschwindigkeit. (mh)
19.51 „Ägypten steht noch ein langer Weg bevor“, sagt ein Korrespondent von Al Jazeera. Wohl wahr. (mh)
19.49 Die ursprünglich für 19.30 Uhr MEZ angekündigte Rede von US-Präsident Barack Obama ist auf 21 Uhr verschoben worden. (mh)
19.38 Nicht nur Irans Mahmud Ahmadineschad versucht die Bewegung in Ägypten für seine Zwecke zu instrumentalisieren (siehe Posting um 15.20 Uhr), sondern auch Hamas. Die hofft nach dem Rücktritt Mubaraks auf bessere Beziehungen zum Nachbarn. Die neue ägyptische Führung müsse helfen, die Blockade des Gaza-Streifens zu beenden, wird Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri zitiert. (mh)
19.25 Die Polizei ist nirgendwo zu sehen, twittert @Sandmonkey. „Hoffentlich ist sie auch verschwunden“. Der Blogger und Aktivist feiert im Kairoer Stadtteil Heliopolis. Sein aktuellster Tweet: „If u r in heliopolis come and join us in korba. At starbucks. Alcohol for everyone. #jan25“ (mh)
19.21 Die Schweiz will mögliche Konten von Mubarak sperren, sagt ein Sprecher des Außenministeriums. Die Maßnahme betreffe auch das Umfeld Mubaraks. Vermögenswerte seien für drei Jahren gesperrt, hieß es. Über die Höhe des Vermögens wurden keine Angaben gemacht. (mh)
19.17 Während Ägypten die größte Party seit Jahrzehnten feiert, gibt es auch sorgenvolle Stimmen. Auf BBC News schreibt Leser Maged Salib aus Kairo: „Ich hatte auf einen friedlichen Wandel gehofft, deshalb bin ich besorgt über diese Entwicklung. Das Volk wollte es so, aber das heißt nicht unbedingt, dass es gut für das Volk ist“. (mh)
19.08 Neuer starker Mann Ägyptens ist nun bis auf weiteres der bisherige Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi, der dem Obersten Militärrat vorsteht. Vor dem Präsidentenpalast in Kairo begrüßte Tantawi feiernde Demonstranten. In den von Wikileaks veröffentlichten US-Depeschen wird Tantawi bisweilen als „Mubaraks Pudel“ bezeichnet. (mh)
Der Tahrir-Platz erlebt die größte Party Ägyptens seit Jahrzehnten, berichtet der BBC-Mann Paul Danahar. Aber es gibt auch sorgenvolle Stimmen.
19.01 US-Vizepräsident Joe Biden nennt Mubaraks Rücktritt einen „entscheidenden Moment in der Geschichte“ Und sagt: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass die Zukunft Ägyptens vom ägyptischen Volk bestimmt wird.“ Präsident Obama, der offenbar vorab über Mubaraks Rücktritt informiert wurde, hat sich noch nicht geäußert. Eine Stellungnahme ist für 19.30 Uhr MEZ angekündigt. (mh)
18.51 Die drei meist gehörten Ausrufe in Kairo sind „Freiheit“, „Endlich ist er weg“, und „Wir sind alle Ägypter“, berichtet unser Korrespondent Michael Thumann. Er steht in der Menschenmenge und sieht, wie sich die Ägypter gegenseitig begeistert beglückwünschen. Es ist ihre Revolution. Sie haben es durch unermüdlichen Protest geschafft, den allmächtig scheinenden Machthaber zu stürzen. (lc)
18.48 Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu twittert: Glückwunsch an das ägyptische Volk. Wir hoffen, dass das künftige System die Erwartungen des ägyptischen Volkes erfüllt. (mh)
18.35 Amr Mussa, der Generalsekretär der Arabischen Liga, sagt: Mubaraks Rücktritt ist eine große Chance für die Ägypter. Mussa wird schon länger nachgesagt, Interesse am Präsidentenamt zu haben. Im Volk ist er jedenfalls beliebt. (mh)
18.29 Werden die Iraner es den Ägyptern gleichtun? Oder wird Ägypten nach dem Abgang von Mubarak ein neuer Iran? fragt die französisch-persische Journalistin Hamdam Mostafavi. (md)
18.23 Bundeskanzlerin Merkels sagt: Der Präsident habe seinem Volk einen „letzten Dienst“ erwiesen. Nun müsse es freie Wahlen geben. Ägypten solle die Verträge mit Israel einhalten. Außenminister Westerwelle: „Wir sind Zeugen eines historischen Umbruchs …Wir freuen uns, dass der Weg frei ist für einen politischen Neuanfang.“ (mh)
18.20 Unseren Korrespondenten in Kairo berührt vor allem das innige Verhältnis von Armee und Revolutionären. Er berichtet, wie beide Seiten sich umarmen und küssen. Es war vor allem diese Verbindung der Armee zum Volk, die die Spannungen der vergangenen Wochen nicht hat völlig eskalieren lassen. Bei den heutigen Feiern haben die Soldaten ihre Waffe lose auf dem Rücken baumeln, erzählt Michael Thumann. Angst, dass ihnen jemand die Waffen entreißen könnte, haben sie nicht. (lc)
18.17 Unser Leser Aguirre1 schreibt: „Das System Mubarak ist nach wie vor im Amt! Ein Austausch von Köpfen bringt noch lange keine Wende! Dem Volk in Ägypten sollten wir weiterhin unsere Solidarität zeigen und mehr als bisher unsere Hilfsbereitschaft anbieten. Omar Suleiman, als Teil des Mubarak-Systems, ist nicht besonders vertrauenswürdig!“ (mh)
18.11 Unser Reporter in Kairo Michael Thumann beobachtet, dass die Ägypter nur noch Hohn und Spott für Mubaraks Feigheit übrig haben. Während seiner gestrigen Fernsehansprache habe er das Wort Rücktritt nicht über die Lippen gebracht. Heute dann habe er sich nach Scharm al Scheich abgesetzt und sein Vizepräsident habe den Wandel verkünden müssen. (lc)
18.00 Die Menschen stehen auf ausgebrannten Autos, den Überresten der Kämpfe der vergangenen Tage, berichtet ZEIT-Korrespondent Michael Thumann aus Kairo. Sie posieren auf den Barrikaden, die die Mubaraks Schlägertrupps hinterlassen haben. Manche halten Fotos der Demonstranten in die Luft, die bei den Protesten ums Leben gekommen waren. Bemerkenswert ist die Disziplin der Menschenmenge. „Niemand tritt dem anderen auf den Fuß, dabei gibt es kaum Platz mehr auf dem Tahrir-Platz“, fasst es unser Korrespondent zusammen. (lc)
17.59 Neben all dem Jubel gibt es auch bange Fragen: Wie wird der neue Machthaber, das Militär, agieren? In welche Richtung wird die Armee das Land führen? Andeutungen gibt es schon. So berichtet der Sender Al Arabija, dass das Oberkommando das Kabinett entlassen und beide Kammern des Parlaments auflösen werde. Und die Spitze des Verfassungsgerichts soll offenbar mitregieren, heißt es. Eine weitere Erklärung wird für heute Abend erwartet. (mh)
17.53 Und hier Suleimans Worte laut BBC-Transkript: „In the name of God the merciful, the compassionate, citizens, during these very difficult circumstances Egypt is going through, President Hosni Mubarak has decided to step down from the office of president of the republic and has charged the high council of the armed forces to administer the affairs of the country. May God help everybody.“ (md)
17.40 Die 33 entscheidenden Sekunden, Suleimans Statement:
17.20 ZEIT-Korrespondent Michael Thumann ist in Kairo unterwegs. Er berichtet: „Auf der Nilbrücke halten die Autos, Menschen küssen sich, rufen „Ägypten ist frei“ und weinen vor Freude. Alle hupen!!!“ (lc)
17.15 Der 11. Februar 2011 wird in die Geschichte eingehen. Mehr noch als der 14. Januar 2011, als Tunesiens Ben Ali flüchtete. Denn Ägypten galt vor Beginn der Proteste vor 18 Tagen als stabiles Land mit einer stabilen Regierung und einem stabilen Sicherheitsapparat. Vom Militär hieß es, dass es Mubarak und seinen Apparat stütze. Die Menschen in Ägypten haben all diese Analysen Lügen gestraft und gezeigt, was möglich ist, wenn man an seine Ziele glaubt. (mh)
17.13 ElBaradei kommentiert Mubaraks Rücktritt: „Das ist der größte Tag meines Lebens. Das Land ist befreit worden.“ (md)
17.12 Der Jubel auf dem Tahrir-Platz ist grenzenlos. Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Nick Kristof von der NY Times twittert: „Die Generäle könnten auf die Idee kommen, Ägypten auf die gleiche Weise zu regieren wie bisher: Mubarakismus ohne Mubarak. Das Volk wird das niemals akzeptieren“ (mh)
17.10 Eilmeldung mehrerer TV-Sender: Vize Suleiman hat den Rücktritt von Präsident Mubarak erklärt. Die Protestbewegung hat gesiegt! (kg)
16.45 Als Mubarak gestern Abend ans Mikrofon trat, warteten Regimegegner und die Weltpresse auf den einen entscheidenden Satz. Der jedoch fiel nicht. Die Übergabe der Vollmachten an seinen Vize ging da in der Empörung und Enttäuschung unter. Wer es noch mal genau wissen will: Die Kollegen von der New York Times haben die Rede des Staatschefs interaktiv aufbereitet und die Schlüsselstellen in einer Zeitleiste herausgearbeitet. (kg)
16.31 Anshel Pfeffer von der israelischen Zeitung Haaretz überlegt, was wäre, wenn in ein paar Monaten in Ägypten die Muslimbrüder an der Macht wären. Er wagt einen Vergleich zwischen deren Fundamentalismus und den jüdischen Ultrakonservativen, die auch im israelischen Parlament vertreten sind. Er kommt zu dem Schluss: „Man darf nicht vergessen, dass die Ziele der Muslimbrüder abscheulich und gefährlich sind. Aber es ist die Pflicht derer, die in Ägypten die Demokratie unterstützen, dagegen zu kämpfen. Wir müssen mit unseren eigenen religiösen Fundamentalisten und ihren verachtenswerten Ansichten fertig werden.“ (md)
16.20 Verlieren die Demonstranten die Geduld? Versucht das Regime zu retten, was nicht mehr zu retten ist? Aus mehreren ägyptischen Städten werden jetzt gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten gemeldet. In der Stadt Al Arish auf dem Sinai sollen ein Demonstrant und möglicherweise auch Polizisten ums Leben gekommen sein. (mh)
16.18 Harald Doornbos ist Nahostkorrespondent der niederländischen Nachrichtenagentur GPD. Via Twitter berichtet er seine persönlichen Eindrücke der Proteste in Ägypten, von dem Hin und Her zwischen Euphorie, Enttäuschung und Erschöpfung. Morgens zog es ihn auf den Tahrir-Platz, dann weiter zum Staatssender-Gebäude in Kairo. Nun geht es wieder zurück: „Demo vor TV versandte, alle wieder zurück zum Tahrir-Platz“. (niederländisch) (kpm)
16.05 Wael Ghonim, ein Google-Manager, der die Proteste mitorganisiert, versucht, Mubarak aus dem Land zu twittern: „Lieber Präsident Mubarak, Ihre Würde zählt nicht länger, das Blut der Ägypter zählt. Bitte verschwinden sie JETZT aus dem Land. #Jan25“. Und er warnt den Westen, sich einzumischen: „Liebe westliche Regierungen, Ihr habt 30 Jahre geschwiegen und habt das Regime, das uns unterdrückt hat, unterstützt. Bitte mischt Euch jetzt nicht ein. #Jan25“ (md)
16.00 Das ägyptische Fernsehen kündigt „eine wichtige und dringende Erklärung“ des Präsidialamtes an. Sie soll in Kürze folgen. (kg)
15.50 Aus Ägypten kommt der Ruf an die internationale Justiz: In einem Appell wendet sich eine „Gruppe von Ägyptern“ an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) und ruft ihn auf, Vorermittlungen gegen Mubarak und Mitglieder seiner Regierung wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuleiten. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo soll das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten seit Beginn der Proteste untersuchen. „Die Welt hat ein Polizeiregime erlebt, das mit Unterstützung durch Geheimdienste alle menschlichen Werte missachtet hat“, heißt es in der Petition an den IStGH. (kg)
15.46 Großartige und eindrückliche Bilder aus Kairo zeigt die US-Zeitschrift The Atlantic. (kpm)
15.33 Auch in der Hafenstadt Suez gibt es Kundgebungen und Proteste. Wie Al Jazeera unter Berufung auf die größte staatliche Zeitung des Landes, Al Ahram, berichtet, haben sich dort Zehntausende um die Regierungsgebäude versammelt. Die Demonstranten hätten angekündigt, so lange zu bleiben, bis Mubarak zurücktritt. (ska)
15.20 Aus Teheran meldet sich Mahmud Ahmadineschad: In einer Rede zum 32. Jahrestag der Iranischen Revolution bekundete er seine Solidarität mit den „islamischen Demonstranten“ in Ägypten. Die Proteste seien ein islamischer Aufbruch. „Bald wird es einen neuen Nahen Osten geben, in dem es keinen Platz für arrogante Mächte gibt“, so Irans Machthaber mit Blick auf den Westen.
Dies sieht die iranische Opposition allerdings anders: Sie vergleicht die Massenaufstände in Nordafrika mit den Demonstrationen gegen die Regierung in Teheran vor mehr als einem Jahr. Die Oppositionsführer Mehdi Karrubi und Mir Hussein Musawi beantragten eine Genehmigung für eine Kundgebung am Montag zur Unterstützung der Proteste in Tunesien und Ägypten. (kg)
15.18 Hier eine interaktive Grafik mit einem Überblick über die politische und wirtschaftliche Lage in den arabischen Staaten:
15.13 „Wenn Präsident Mubarak nach Scharm el Scheich gegangen ist, dann ist das wahrscheinlich ein Versuch, die Situation in Kairo zu entschärfen“, sagt Magdi Abdelhadi von BBC Arab. „Ich denke nicht, dass das die Menschen zufrieden stellt. Die Menschen auf der Straße wollen, dass er das Land verlässt oder offiziell zurücktritt.“ (ska)
14.59 Die Menschenmenge vor dem Staatsfernsehen ist aufgebracht. Zu äußerster Gewalt aber, so berichtet es John Simpson für die BBC, wollen sie nicht greifen. Dennoch sei die Lage angespannt, denn niemand könne vorhersagen, wie sich das Militär verhalten werde, wenn die Protestierenden das Gebäude stürmen sollten. (ska)
14.33 Der Präsidentenpalast in Kairo ist offenbar verwaist: Wie Regierungs- und Sicherheitskreise berichten, soll Hosni Mubarak mit seiner Familie die Hauptstadt verlassen haben. Augenzeugen wollen gesehen haben, wie ein Hubschrauber am späten Mittag vom Präsidentenpalast aus abgeflogen sei. Wo sich der Staatschef aufhält, ist allerdings unklar. Vermutet wird der 82-Jährige in Scharm el Scheich, wo Mubarak ein Feriendomizil besitzt. Ägyptischen Medien zufolge hätten die Sicherheitskräfte ihre Präsenz am dortigen Flughafen verstärkt. Ein Rückzug ans Rote Meer war in den vergangenen Tagen mehrfach als eine gesichtswahrende Option für den 82-Jährigen genannt worden. (kg)
Proteste vor dem Präsidentenpalast
14.23 Tausende Demonstranten belagern das ägyptische Parlament, das Gebäude des staatlichen Fernsehens und den Präsidentenpalast im Nobel-Vorort Heliopolis, der von Sondereinheiten der Armee bewacht wird. Die Regimegegner rufen: „Weg mit Hosni Mubarak!“ und „Nein zu Mubarak und Suleiman – sie sind amerikanische Agenten!“ Augenzeugen schätzen die Menge auf mehr als 1000 Demonstranten. (ska)
13.05 „Die Proteste auf dem Tahrir-Platz werden lauter und lauter“, sagt ein Reporter auf Al Jazeera. „Die Menschen rufen, trommeln und pfeifen.“ Die Atmosphäre unter den Protestierenden wirke gut, schreiben die Blogger der BBC. (ska)
13.00 Die Regimegegner schützen sich: Wer auf den Tahrir-Platz in Kairo will, muss sich kontrollieren lassen. So versuchten die Demonstranten zu verhindern, dass Mubarak-Unterstützer ins Herz des Protestes vordringen, bloggen BBC-Reporter. (tst)
12.55 Der Guardian hat eine interaktive Karte der Protest-Zentren in Kairo veröffentlicht. (ska)
12.40 Mit dem Ende der Freitagsgebete ist in Kairo die Menge der protestierenden Oppositionsanhänger auf mehrere Hunderttausend angewachsen. Die Opposition rechnet mit Millionen. Es könnte die machtvollste Demonstration seit Beginn des Umbruchs vor 18 Tagen werden. (tst)
12.35 Druck aus Berlin: „Was Mubarak in Aussicht gestellt hat, das reicht nicht“, lässt Bundeskanzlerin Angela Merkel über ihren Sprecher ausrichten.
12.33 Auf das ägyptische Militär komme es jetzt an, kommentiert der Guardian. Es müsse dafür sorgen, dass Mubarak isoliert wird und helfen, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, an der alle Gruppen teilnehmen können. „Am Ende muss die Armee sich aus der Politik wieder zurückziehen. Aber erst einmal muss sie sich entscheiden, ob sie Veränderungen erleichtert oder blockiert, mit möglicherweise blutigen Folgen. Auch die Armee muss, wie der Rest Ägyptens, mit der Vergangenheit brechen.“ (md)
12.26 Auch in Alexandria – der zweitgrößten Stadt des Landes – haben sich Demonstranten versammelt, wie Bilder des Fernsehsenders Al Jazeera zeigen. Die Massen füllen eine Hauptstraße nahe der Küste. (ska)
12.14 „Geh, Mubarak!“ Die Forderung der protestierenden Ägypter auf dem Tahrir-Platz ist eindeutig. Sie wollen, dass Staatspräsident Mubarak sein Amt nieder legt. Nicht nur in Kairo gehen die Menschen auf die Straße. Auch in anderen Teilen Ägyptens demonstrieren wütende Bürger gegen die Regierung, berichtet die BBC. (ska)
11.54 Die Szenerie auf dem Tahrir-Platz in Kairo ist beeindruckend. Das Freitagsgebet hat begonnen und tausende Menschen antworten mit einer Stimme auf den Ruf des Muezzins, berichten die Korrespondenten der BBC. (ska)
11.51 „Die Protestierenden sind nach Mubaraks Rede gestern Nacht entschlossener als jemals zuvor“, erläutert die Journalistin Gigi Ibrahim dem Fernsehsender BBC. „Die Menschen haben über Jahre unter den schlechten ökonomischen Bedingungen gelitten.“ Es gehe um ihre Würde – sie wollten wie Menschen behandelt werden. (ska)
11.45 In seinem Blog dokumentiert ZEIT-Redakteur Jörg Lau, was Kareem Amer in Haft erlebte. Auf Daily Beast beschreibt er, was er und sein Freund mitgemacht haben – in den Händen des Militärs, das nun immer mehr zum entscheidenden Faktor in der Krise des Landes wird. (kpm)
11.35 Beim Guardian weiß man die Ansprache des Militärs nicht so wirklich zu deuten. So hat das Militär zugesichert, die Reformen in Ägypten zu unterstützen. Aber ob es Mubarak und Suleimann von diesem Prozess ausschließen wolle, sei nicht ganz klar geworden, bloggen die Briten. (lc)
11.15 Die Lage in Kairo ist extrem gespannt, berichtet Reporter Martin Gehlen. Ein Militärputsch ist nicht ausgeschlossen. In seiner Wohngegend waren heute früh mit Gewehren bewaffnete Zivilpolizisten zu sehen, Donnerstagabend waren stundenlang die Panzer durch die Stadt gerumpelt. (ska)
11.07 Vizepräsident Suleiman hat laut Al Jazeera Premierminister Ahmed Schafik damit beauftragt, einen Mann zu benennen, der für einen nationalen Dialog verantwortlich wäre. Er soll aus einem Rat „weiser Männer“ kommen, der mit der Regierung schon gesprochen hat, und soll das Amt eines stellvertretenden Premierministers haben. (md)
11.00 Das ägyptische Militär verspricht nach Angaben der BBC, es werde „freie und faire Wahlen“ geben. Außerdem ist das Militär dafür, dass Mubarak seine Macht ganz an seinen Vize Suleiman abgibt. (md)
10.56 Das Militär sichert zu, es werde den seit 30 Jahren währenden Ausnahmezustand aufheben, wenn sich die Lage normalisiere. Zudem werde man die Betrugsvorwürfe bei der Wahl untersuchen. (tst)
10.40 ZEIT-Reporter Michael Thumann erlebt eine angespannte Ruhe auf Kairos Straßen kurz vor dem Freitagsgebet. Die Stimmung der Menschen schwanke zwischen kompletter Verwirrung und großer Wut. Alle warteten auf die Erklärung des Militärs, die „in Kürze“ erfolgen soll. Niemand weiß aber, wann sie kommt.
Bereits gestern warteten die Ägypter stundenlang auf die angekündigte Ansprache Mubaraks. Als das Staatsoberhaupt statt des Rücktritts nur weitere Reformen ankündigte, war die Fassungslosigkeit groß. Das habe auch die Menschen gegen das Regime vereint, sagt Thumann. Er erwartet erneut Millionen Demonstranten auf Kairos Straßen. (lc)
10.35 Ägyptens Finanzminister Samir Radwan dämpft die Furcht vor einem Militärputsch: Das Militär mische sich nicht in Angelegenheiten der Regierung ein. „Die Streitkräfte sind hier, um die Demonstranten und das Land zu schützen. Aber Befugnisse sind übergeben worden – nicht an das Militär, sondern an den Vizepräsidenten.“
9.40 Der Nahostexperte Udo Steinbach sieht Eile geboten, da ansonsten das Militär übernehme: Mubarak müsse binnen 48 Stunden zurücktreten – ansonsten drohe ein Militärputsch. „Entweder er tritt doch zurück und zwar in absehbarer Zeit oder die Armee wird tatsächlich eingreifen.“
9.07 Das ägyptische Staatsfernsehen berichtet, die Mitarbeiter könnten weder ins Gebäude gelangen noch es verlassen. Demonstranten blockieren seit der Nacht das von Militär gesicherte Gebäude.
9.00 Die Londoner Times wundert sich, wie Mubarak in einer so entscheidenden Situation eine derart nichtssagende Rede halten konnte, und sieht US-Präsident Obama am Zug. „Möglicherweise hat König Abdullah von Saudi-Arabien ihm den Rücken gestärkt. Der König hat wagemutig versucht, den US-amerikanischen Einfluss zu unterlaufen und erklärt, er werde die Mittel bereitstellen, falls die Regierung Obamas Hilfsgelder kürzen würde. Das Weiße Haus muss jetzt auf einer vollständigen Aufhebung des Ausnahmezustands und auf weitere Reformen bestehen.“
7.50 Die politischen Spannungen in Ägypten treiben die Ölpreise. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Morgen 101,34 US-Dollar, 47 Cent mehr als am Vortag.
7.30 Das ägyptische Militär kündigt eine „wichtige Erklärung“ an. Der Hohe Rat der Streitkräfte werde sich „in Kürze“ mit einer Mitteilung an die Bevölkerung wenden, berichtet Al-Arabija.
2.30 Ein enttäuschter US-Präsident Barack Obama reagiert mit Schärfe: Es sei bislang nicht erkennbar, dass der Machtübergang „sofort, entscheidend oder ausreichend“ begonnen habe, teilte er mehrere Stunden nach Mubaraks Rede mit. „Die ägyptische Regierung muss einen glaubwürdigen und konkreten Weg zur Demokratie anbieten“, sagte er. Sie habe die Gelegenheiten dazu bisher verstreichen lassen.
1.34 EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton reagiert enttäuscht: Sie werde den ägyptischen Machthabern übermitteln, dass „ein geordneter, aussagekräftiger und dauerhafter demokratischer Übergang“ nötig sei. „Die Zeit für einen Wandel ist jetzt angebrochen.“
In der Nacht sind Demonstranten erstmals auch in großer Zahl zum Präsidentenpalast gezogen. Tausende harren dort aus. Der Zugang zum Parlamentsgebäude ist von Demonstranten blockiert. Hier eine Analyse der Lage von Sandmonkey
Noch am Abend sagt Außenminister Guido Westerwelle, die Rede sei nicht der erhoffte Schritt nach vorn gewesen. Die Sorgen der deutschen Regierung seien damit eher größer als kleiner geworden. „Ich fürchte, dass diese Rede keine befriedende Wirkung in Ägypten entfalten kann.“