Das Auswärtige Amt führt keine Statistik zur Zahl der Deutschen, die im Ausland gestorben sind. Zumindest keine offizielle, regelmäßig veröffentlichte Statistik. Zahlen gibt es aber trotzdem, wie eine Anfrage eines Nutzers von Frag den Staat zeigt.
Demnach erfasste das Ministerium im Jahr 2011 nach eigener Aussage 946 Todesfälle, im Folgejahr 1072. Nicht alle Todesfälle würden den jeweiligen Vertretungen gemeldet, schreibt das Ministerium. Daher seien die gelieferten Zahlen nur „die dem AA [Auswärtiges Amt] bekanntgewordenen Todesfälle deutscher Staatsangehöriger im Ausland“. Die Listen umfassen Alter, Geschlecht, diplomatische Vertretung, Land, Kontinent und Todesursache.
Solche internen Statistiken können Unstimmigkeiten enthalten. In den Datensätzen fanden sich zum Beispiel mehrmals die Kontinente „Südamerika“ und „Zentralasien“, obwohl sonst nur die grobe Unterteilung Europa, Asien, Amerika und Australien [+Ozeanien] besteht. Nach dem Aufräumen der Daten aber gibt es einiges zu erfahren. Die folgende Grafik zeigt, wie sich 2011 und 2012 die Todesfälle in Altersgruppen verteilen.
Wie verhält es sich in den beiden Jahren mit der Todesursache? Die am häufigsten genannte Ursache ist für 2011 ein natürlicher Tod, knapp dahinter kommt „ungeklärt“. Dieses Verhältnis verkehrt sich für 2012, in mehr als der Hälfte der Fälle ist die Ursache ungeklärt. Gewaltverbrechen machen nur einen winzigen Anteil aus, 18 Fälle im Jahr 2011 und 13 im Folgejahr.
Ein Blick auf die Kontinente bringt nicht so viel, den die Einteilung ist relativ grob – unter Asien fällt alles von Israel bis Japan. Jedenfalls starb 2012 ziemlich genau die Hälfte der Personen in Europa, ein knappes Viertel in Asien (540 bzw. 280. Gesamtzahl: 1080). 2011 sieht es fast genauso aus, 460 starben in Europa, 250 in Asien (Gesamtzahl: 950).
Dabei stechen einzelne Länder deutlich hervor. Spanien macht in Europa 2012 mit Abstand den größten Teil aus, gut 170 von 540 Fälle. Auch der relativ große Anteil von Asien ist einen näheren Blick wert. Dort sind es vor allem zwei Länder – Thailand mit rund 110 Fällen und die Philippinen mit knapp 60 Fällen (Asien gesamt: 280). Auch für 2011 zeigt sich ein solches Bild: 130 von 460 Fällen in Europa fallen auf Spanien, auf Thailand kommen 100, auf die Philippinen 60 Fälle (Asien gesamt: 250). Die erste Vermutung lautet: Es handelt sich vorwiegend um ältere Menschen, die ihr Rentnerdasein außerhalb Europas verbringen. Deswegen habe ich für diese drei Länder die Zahlen nach Altersgruppen dargestellt.
Die Verteilung ist hier ziemlich deutlich – vor allem Menschen jenseits der 50 waren in diesen Ländern, als sie starben. Ein Blick auf den Anteil von Männern und Frauen ist ziemlich eindeutig. Dafür habe ich für dieselben drei Länder nur die Menschen über 50 ausgewählt:
In Spanien sind zwei mal so viele deutsche Männer gestorben wie Frauen, in den anderen beiden Ländern ist der Frauenanteil nahezu vernachlässigbar.
Fazit: Der Datensatz enthält interessante Details, und ohne die Anfrage des Nutzers hätten die Zahlen nie das Auswärtige Amt verlassen. Von einem Bundesministerium hätte ich allerdings etwas mehr Ordnung bei den Eingaben erwartet. So landet Teneriffa in der Länderliste, ebenso „Kurdistan“ oder „Lagos“. Häufig werden auch in selben Jahr Länder unterschiedlich geschrieben, etwa als „China“ und „VR China“. Ich gehe auch davon aus, dass der Bearbeiter der Liste die Fälle unsauber gezählt hat, etwa mit Formeln, die nur Zahlen und keine Texteingaben berücksichtigen, was erklären könnte, dass die Tabellen entgegen dem Bescheid jeweils etwas mehr Einträge enthalten: 949 statt 946 (2011) und 1080 statt 1072 (2012).
Disclaimer: Dieser Beitrag erscheint zugleich auf dem Blog von Frag den Staat.