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Publizistische Ost-West-Pakete

Journalistisch gesehen die bestverkauftesten Geschichten sind doch immer noch die Entdecker-Stories. Für solche Texte, so heißt es in den Zeitungen, räumt man „im Blatt schon mal ’ne Seite frei“. Argumentiert wird da mit Worten wie „’n schönes Lesestück!“ oder „‚was Buntes, aber mit Tiefgang!“. Diese kleinen Schmäckerchen der journalistischen Schreibkunst werden den Abonnenten nicht immer, aber bevorzugt am Wochenende präsentiert.

Letztens erst hat uns auch die FAZ wieder einmal verwöhnt mit solch einem heimeligen Stück, nachdem allerdings die gleichen Helden bereits im Mannheimer Morgen, im Berliner Tagesspiegel, in der Lausitzer Rundschau, der Chemnitzer Freien Presse und im Neuen Deutschland die Leserherzen erfreut haben: Ost und West vereint bei der journalistischen Themenwahl: „Eine deutsche Brieffreundschaft“ hieß das FAZ-Teil. Weiter„Publizistische Ost-West-Pakete“

 

Honecker an der Schwaben-Ampel

Nicht viele „Errungenschaften“ der DDR haben diese überdauert. Bis heute gehören dazu die im Osten zahlreicheren Kindergärten, der grüne Pfeil (fast nur im Osten) und – auch wenn sie heute nicht mehr so genannt wird – die Oder/Neiße-Friedensgrenze (ganz im Osten, natürlich).

Ein geradezu notorisches DDR-Symbol hat es jetzt sogar an eine Lichtzeichen-Anlage im schwäbischen Stadtbergen bei Augsburg geschafft. Wochenlang sorgte dort ein Ost-Ampelmännchen – mit Hut! – für Verwirrung. Weiter„Honecker an der Schwaben-Ampel“

 

Räuberpistolen aus Neubrandenburg

„Sogar Oma und Opa klauen Kupferkabel“ titelte die Berliner Zeitung in diesem Frühjahr auf ihren Lokalseiten. Die Überschrift war eigentlich irreführend und natürlich ausgesprochen populistisch: Es ging um das Problem der Bahn, dass sie an vielen Stellen Pannen hat, weil Diebe ihre Anlagen demontieren und die Beute im Altmetallhandel zu Geld machen. Unter den gefassten Tätern war auch ein Rentnerehepaar. Die beiden Alten transportierten die Kupferbeute in der Handtasche der Frau. Man kann sich vorstellen, welche Bedeutung dieser Täterfang für die Polizei hatte angesichts der Altmetall-Ausbeute, die in eine Handtasche passt.

Genau den Trend allerdings, den die Überschrift der Berliner Zeitung verkündet hatte, hat nun das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern anhand aktueller Statistiken ausgemacht: Die Zahl der Diebe im Pensionsalter wächst. Weiter„Räuberpistolen aus Neubrandenburg“

 

Kapitalismus am Wohnzimmertisch oder: Warum „Monopoly“ in der DDR beliebt war

In den 1980er Jahren lernte ich bei Freunden meiner Eltern das Spiel Monopoly kennen. Während eines Besuches stand eine selbst gebaute Version des in Westdeutschland beliebten Strategiespiels auf dem Tisch, und Gäste wie Gastgeber waren bald darin vertieft, Straßen zu kaufen und sich gegenseitig abzujagen, Häuser zu bauen und Miete zu kassieren und die Mitspieler in den Ruin zu treiben.
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Kein Doha für die Dörfer

Ja, die großen Probleme – Klimaerwärmung und demografischer Wandel – kann niemand allein bewältigen. Lösungen laufen hier über Einsichten, Absprachen, Vernunft und Verzicht. Am besten überregional und weltweit. Aber natürlich auch national.

Vor wenigen Tagen gab es dazu eine deutsche Konferenz, eine Art Regionalaustausch vor dem globalen Treffen in Doha. Die Veranstaltung hatte dabei alles, was man sich wünscht: einen großen Veranstalter – das Bundesbauministerium- und einen starken Partner – den Deutschen Städtetag. Außerdem hatte sie einen englischen Titel, der nach Aufbruch klingt: Urban Energies. Nicht zu vergessen der Veranstaltungsort, wie geschaffen dafür: das Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Weiter„Kein Doha für die Dörfer“

 

Wer denkt auf dem Weihnachtsmarkt an Jesus?

Die Stadtoberen von Potsdam, Rostock und Halberstadt haben sich dieser Tage den Unmut der Kirchen zugezogen. Sie haben nämlich ihre Weihnachtsmärkte schon drei Tage vor dem Totensonntag eröffnet.

Damit brachen die Stadtväter und –mütter eine alte Regel, nach der man zunächst der Toten gedenken und das Ende des Kirchenjahres abwarten soll, ehe man fröhlich Advent und Weihnachten feiert. Von Entwertung der Adventszeit war da bei den Kirchen die Rede und vom Sieg des schnöden Mammons über Jesus und die Pietät. Weiter„Wer denkt auf dem Weihnachtsmarkt an Jesus?“

 

Berlin-Bonn: Die finale Abrechnung

Wenn Fehlentwicklungen nicht mehr zu leugnen sind, wenn klar wird, dass etwas nicht hinhaut, dann gibt es meist nicht mehr viele Möglichkeiten. Fast immer aber bleiben zumindest zwei: 1. Man stellt sich der Sache und bilanziert. Oder, 2., man flüchtet und hält sich dabei womöglich noch die Ohren zu, um das Geschrei nicht zu hören. Da das hier das Ostblog ist, stellen wir uns der großen Abrechnung und rennen natürlich nicht weg.

Es geht um Bonn vs. Berlin. Weiter„Berlin-Bonn: Die finale Abrechnung“

 

TLG: Ein Privatisierer wird privatisiert

Viele Jahre lang war es die TLG Immobilien GmbH, die ehemaliges DDR-„Volkseigentum“ privatisierte. Nun wechselt sie selbst in private Hände. Vorerst wird nur die TLG Wohnen an den Hamburger Wohnungskonzern TAG verkauft. Was mit den Gewerbe- und Büroimmobilien geschieht, ist noch unklar.

Genauso wie die Frage, was der Eigentümerwechsel für die Bewohner der mehr als 22.500 TLG-Mieteinheiten in Ostdeutschland bedeutet. Die TLG und der Bund versichern zwar, dass „umfangreiche Regelungen zum Schutz der Mieter“ vereinbart seien. Weiter„TLG: Ein Privatisierer wird privatisiert“

 

„Osterweiterung“ oder: Ein Mannheimer Pfarrer und seine Leipziger Erfahrungen

Vor einigen Jahren veröffentlichte Gabriela Mendling das Buch NeuLand. Darin beschrieb sie Erlebnisse und Erfahrungen, die sie und ihre Familie in ihrer ostdeutschen Wahlheimat Frankfurt (Oder) als zugezogene Wessis gemacht hatten. Mendlings Ehemann hatte eine Chefarzt-Stelle an einem Krankenhaus in der brandenburgischen Stadt bekommen und Ehefrau und Kinder in den tiefen Osten mitgenommen. Das Buch kam gar nicht gut an, in Frankfurt an der Oder nicht und auch in weiten Teilen Ostdeutschlands nicht. „Überhebliche Wessitante zieht über Ostdeutsche her“, lautete der Tenor der öffentlichen Empörung.

Wer als gebürtiger Westdeutscher seine Erfahrungen in und mit den neuen Bundesländern in Buchform veröffentlicht, begibt sich also durchaus auf schwieriges Terrain. Christian Wolff, Pfarrer an der Thomaskirche in Leipzig, hat es getan und kürzlich ein Werk mit dem Titel Osterweiterung – Leben im neuen Deutschland vorgelegt. Weiter„„Osterweiterung“ oder: Ein Mannheimer Pfarrer und seine Leipziger Erfahrungen“