Zwei große Fussballnationen versuchen mit scheinbar einfachen Mitteln die nächste Runde zu erreichen. Alles nur Taktikgeplänkel?
Für 2 Liberos
500 g Kartoffeln
1 mittlere Zwiebel
1 Lauchstange
2 Karotten
0,75 l Brühe
Crème fraîche
Butter
Petersilie
Majoran
Muskatnuss
Essig
gegen
250 g Mehl Typ 550
5,5 g Salz
4 g Hefe
120 g Wasser
Das Mehl in eine Schüssel sieben. In der Mitte eine Kuhle bis auf den Boden freiräumen und dort die frische Hefe reinbröseln. Mit 2 EL lauwarmem Wasser und einer Prise Zucker die Hefe in der Kuhle zu einem Vorteig verrühren. Hefe muss man sich als im Kühlschrank eingschlafene Bakterien vorstellen, die unglaublich an Zucker und Wärme interessiert sind. Kommen sie mit beidem in Berührung gehts voll ab. Die Stärke des Mehls wird in Alkohol und Kohlendioxid umgewandelt, welches das Brot dann aufgehen lässt und locker macht.
Nach 5 Minuten sind unsere kleinen Helfer also aufgewacht, darum verarbeiten wir alles Zutaten zu einem Teig. Erst einen Holzlöffel nehmen, später die Hände. Und jetzt heissts kneten, kneten, kneten. Mindestens 10, besser 15 Minuten sollte der Teig malträtiert werden, nur so entsteht durch chemisch-physikalische Prozesse Kleber im Teig, und das Baguette bekommt Festigkeit und Stabilität wenns fertig ist. Um die lockeren Kohlendioxidlöcher muss auch das Gerüst stehen, sonst fällt nach dem backen alles zu einem Betonklotz zusammen.
Dann eine Kugel formen und eine Stunde gehen lassen, die Hefe arbeitet jetzt. Am besten ist keine Zugluft und 25 Grad Temperatur.
Wenn alles gut aufgegangen ist ein Baguette formen und auf ein minimal geöltes Backblech legen. Nochmal eine Stunde gehen lassen. In einer kleinen Schüssel Salzwasser anrühren und den Baguetterohling damit bepinseln. Das gibt später die krosse Kruste. Mit einem scharfen Messer oben noch kleine Einschnitte machen, den Ofen auf volle Pulle vorheizen und das Bagutte backen, bis es schön braun ist. Eine halbe Stunde mindestens.
Währenddessen die Kartoffeln, die Möhren und den Lauch putzen, schälen und würfeln. Die Zwiebel ebenfalls würfeln und in etwas Butter in einem Topf kurz andünsten. Dann das Gemüse dazu, kräftig umrühren und die Brühe angiessen. Auf leiser Hitze 30 Minuten köcheln lassen. Dann alles pürieren und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Einen Klacks Crème Fraîche mit einem halben TL Mehl verrühren und dann in den Topf, genauso wie frische kleingehackte Petersilie und Majoran. Vor dem Servieren noch mit einem Schuss Essig dem ganzen einen Kick geben.
Spielbericht
Wie schon gesagt treffen hier zwei scheinbar einfache Taktiksysteme aufeinander: Kartoffeln und Brot. Das riecht nicht nach Haute-Cuisine-Viererkette oder Wellness-Light-Produkten, sondern nach rustikalem Spiel mit Libero wie einst zu Beckenbauers Jugendzeiten? Aber auch damals konnte eine Partie überzeugen, und Griechenland brachte es damit immerhin zum Europameistertitel, man muss nur mit den besten Zutaten arbeiten, also Gemüse vom Gemüsehändler, frische Kräuter, etc. Die Kartoffelsuppe spielt überraschend lecker, Mittelfeld Lauch und hängende Spitze Karotten nehmen dem ganzen die Schwere. Von den Aussenbahnen kommen immer wieder gefährliche Flanken, rechts von Majoran, links von Peter Silie. Die Franzosen haben ihre ganze Taktik um das Salz aufgebaut. Anscheinend kommt der Baguette-Geschmack nur davon! Das weiche, sensible Mittelfeld kontrastiert herrlich die krosse
Krustenabwehr. Ein kurzweiliges Spiel endet 2:2 unentschieden und bei Redaktionsschluss war das Elfmeterschiessen noch in vollem Gange, deshalb gibts heute leider keinen Gewinner.