Schluss mit dem Vorrunden- und Achtelfinalgeplänkel, jetzt werden die Messer gewetzt und die Schwergewichte an den Start gebracht. Während José Pekermann weiterhin mit argentinischer Fleischeslust an die Sache rangeht, vertraut Jürgen Klinsmann auf das deutsche Tugendbollwerk Semmelknödel. Was wohl besser ins Rollen kommen wird, die Roulade oder der Knödel?
Für vier gesunde Patrioten:
4 Scheiben Rinderroulade (nicht von den Kleinen)
1 Teelöffel Thymian
1 Knoblauchzehe
125 ml Rotweinessig
3 Eier
150 g Blattspinat (TK)
3 Mohrrüben
1 Bund Petersilie
Muskatnuss
Sojasauce
Salz, Pfeffer, pflanzliches Öl
125 ml Fleisch- oder Gemüsebrühe
Bindfaden, Zahnstocher
gegen
500 g altes Weißbrot (oder Knödelbrot für die Süddeutschen unter uns)
1 Tasse Milch
1 Teelöffel Butter
2 Eier
Muskatnuss
½ Bund Petersilie
Auf jeden Fall ist wieder eine ordentliche Grundlage von Nöten, wenn’s um den Halbfinaleinzug geht, die gewohnte dunkle Biersoße zu den Knödeln mischen wir also postum spielbegleitend im Magen dazu! Während der deutsche Knödel recht schnell einsatzbereit ist, wollen die Stars aus Lateinamerika noch ein wenig wohlwollend vorbereitet werden. Am besten schon einen Tag vorher, damit die Muskeln auch gaaanz locker sind. Dafür den Rotweinessig mit dem Thymian und der gepressten Knobizehe vermischen und damit das Fleisch marinieren. Entweder einfach in einem Gefrierbeutel, der verknotet wird, oder eben in der allseits beliebten Tupperschüssel zusammenpacken, ordentlich durchmischen und ab in den Kühlschrank. Ein paar Stunden sollten es mindestens sein, dann zieht das Aroma richtig in die Rouladen ein. Die Karotten werden der Länge nach in schmale Streifen geschnitten, die dann 5 Minuten in kochendem Wasser vorgegart oder »blanchiert« werden. Zum Abkühlen beiseite stellen.
Parallel die Eier hartkochen und den Spinat auftauen oder falls doch frisch, putzen und von den Stielen befreien und klein schneiden. Jetzt die marinierten Fleische zu einem Teppich nebeneinander legen und ruhig ein klein wenig überlappen lassen, restliche Marinade aufheben. Ordentlich salzen und pfeffern, mit Muskat bestäuben und die inzwischen gehackte Petersilie drüberstreuen. Die harten Eier werden geviertelt und abwechselnd mit dem Spinat und den Möhren streifenförmig über den Fleischteppich angeordnet. Oben und unten etwas Platz lassen, sonst klappt es nachher mit dem Zusammenrollen nicht so gut. Beim Aufrollen ist ein Hilfskoch durchaus kein Fehler, weil er die fehlende dritte Hand dann zur Verfügung stellen kann. Den Bindfaden rumwickeln und die Schwachstellen mit den Zahnstochern zunähen, vor allem auch die beiden Enden nicht vergessen!
Einfaches Pflanzenöl in einer ausreichend dimensionierten ofengeeigneten Pfanne oder besser: einem Bräter erhitzen und die Roulade vorsichtig reinhieven und von allen Seiten kurz anbrutzeln, so werden die Poren geschlossen und die Sache bleibt saftig. Außenrum die übrig gebliebene Marinade, die Fleisch- oder Gemüsebrühe und die Sojasauce angießen, Deckel drauf bzw. mit Alufolie verschließen und in den auf 225 Grad vorgeheizten (Ober-Unterhitze) Backofen schieben. Da für 40 Minuten lassen.
Bevor die Roulade in den Ofen kommt muss bereits mit den Semmelknödeln begonnen werden: Das Brot in kleine Würfel (etwas größer als Spielwürfel) schneiden oder das fertige Knödelbrot in eine große Schüssel geben. Die Milch zusammen mit der Butter aufwärmen bis die Butter geschmolzen ist. Vorsicht: Milch kocht von Null auf Hundert über, also aufpassen. Beides über das Brot verteilen und mit einem Deckel oder Teller die Brotmasse in die Schüssel pressen, indem man einfach was Schweres draufstellt. Jetzt sind 15 Minuten Zeit um wie schon beschrieben die Roulade in den Ofen zu bringen. Ist die Viertelstunde rum, die Eier, Muskat und Petersilie dazugeben und mit den Händen zu einer Masse zusammenmantschen. Ist die Konsistenz zu trocken, kann mit einem Ei oder etwas Milch nachgebessert werden. Der Teig muss nun noch mal 10 Minuten ruhen. Während dieser Zeit einen Topf mit Salzwasser – viel Salz nehmen, die Knödel selbst haben kein Salz drin – zum Kochen bringen.
Die Knödel formen, falls es eine zu klebrige Angelegenheit sein sollte, die Hände anfeuchten. Ins leise köchelnde Wasser geben und ca. 20 Minuten ziehen lassen – es muss nicht mal unbedingt kochen.
Jetzt sollten beide Teilnehmer gleichzeitig soweit aufgewärmt sein, dass es losgehen kann: Von der Roulade den Anschnitt abschneiden und dann ca. 2-3cm starke Scheiben absäbeln. Vorher natürlich die Zahnstocher rausziehen. Mit den Knödeln zusammen anrichten, was von der herrlich duftenden Soße drüberträufeln, wenn das kein Freundschaftsspiel wird?
Spielbericht
Von wegen Freundschaftsspiel, Argentinien nimmt sofort mit seiner intensiv-würzigen Essignote das Zepter in die Hand und bedrängt die deutschen Knödel! Doch so einfach lassen die sich nicht aus der Ruhe bringen, machen zwar nicht das Spiel, aber laufen auch nicht Gefahr im Thymiansturm unterzugehen. Das argentinische Mittelfeld mit Ei, Spinat und Möhre demonstriert ein interessantes Kurzpassspiel mit dem Muskat, das hinten den Laden zusammenhält. Neben der feinen Geschmacksunterhaltung auf jeden Fall was fürs Auge! Doch in Halbzeit zwei spielen die Knödel mehr und mehr ihre Stärke aus: Sie saugen den Argentiniern kontinuierlich den Saft aus ihrem Spiel und werden dadurch immer besser. Nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit haben die Lateinamerikaner in der Verlängerung keine Chance, hier ist der Knödel mit seiner Ausdauer und Fähigkeit, durch nochmaliges Anbraten die letzten Kräfte zu mobilisieren, zu stark. 2:1! Oleeeeeeeoleeeeoleeeeolaaaa! Ein schönes Spiel – eigentlich hätten die Argentinier den Sieg verdient.