Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Plädoyer für Pynchon

 

Am 11. Oktober hat die Welt einen neuen Literatur-Nobelpreisträger. Da wird schon wild spekuliert. Don DeLillo, Phillip Roth, Ko Un oder Thomas Pynchon. Da machen wir mal mit! Ich möchte, dass Thomas Pynchon gewinnt. Nicht, weil ich seine Bücher besser finde als die von Roth zum Beispiel. Nein, aus einem einfachen Grund: Ich will wissen, wie er aussieht! Alle öffentlichen Bilder von ihm sind älter als 50 Jahre. Er verbittet sich seit mehr als 40 Jahren jedwedes Foto. Ein Phantom des Literaturbetriebs, das sogar in Simpsons-Folgen auftritt: mit einer Papiertüte über dem Kopf. Es gibt sogar die Geschichte, die CIA habe ihn Jahre lang beschattet, weil ihr der Foto-Boykott verdächtig vorkam. Eine weitere erzählt, dass Pynchon und der Schriftsteller J.D. Salinger lange Zeit als eine Person galten, weil auch Salinger sich zu einem ähnlichen Zeitpunkt aus der Öffentlichkeit zurückzog. Allerdings weiß man von ihm, wie er aussieht.

Nun. Sollte Pynchon den Preis tatsächlich bekommen, bestünde ja vielleicht die Chance, ihn endlich einmal zu Gesicht zu bekommen. Immerhin würden ihm auf der Verleihung noch ein paar Möglichkeiten bleiben, sein Antlitz vor gierigen Pressefotografen und Fernsehteams zu verbergen. Peter Licht hat es auf dem diesjährigen Bachmann-Preis vorgemacht. Die Kameras durften ihn nicht von vorn filmen, nur seinen Rücken, seinen Text, und was aus der Regie sonst noch so befohlen wurde. Sehen Sie selbst. Und wenn Sie schon mal da sind: Hören Sie auch den Text. Der ist hervorragend.

Was meinen Sie? Wem wünschen Sie den Nobelpreis?