Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Ran an die Vulva!

 

In unserem Supermarkt stehen schon seit drei Wochen die Weihnachtsartikel, also höchste Zeit, auch hier einschlägig tätig zu werden.

il_fullxfull.99146965
Klick vergrößert.

Dies ist die jugendfreie (hoffe ich doch!) Variante zahlreicher Anhänger, die auf der etsy-Seite von VulvaLoveLovely (nomen est omen) angeboten werden.

So weit, so nett.

Wie es der Zufall wollte, habe ich ebenfalls heute den Teil eines Spiegel-TV-Extra über „Schönheitswahn“ gesehen, der eine Frau bei ihrer Schamlippenkorrektur-OP begleitet.

Das Thema hatten wir schon ein paar Mal (hier gibt es, mit Verlaub, sogar ein ganzes Kapitel drüber), und wenn noch einer behauptet, es würde sich nur im minderbemittelten Boulevard oder in recherchefreien Frauenmagazinen fortpflanzen können, muss er sich nur den Spiegel-TV-Beitrag ansehen.

Es wird eine Frau (bei voller Namensnennung) gezeigt, die sich in der Klinik eines hier bereits erwähnten Chirurgen die Schamlippen verkleinern lässt, welche sie seit der Geburt ihrer Kinder als zu groß empfindet.

Zugegeben, das kann mein Radfahren stören, keine Frage. Radfahren wird aber von Frau F. kurz einmal erwähnt, die Hauptgründe für sie sind allerdings ästhetischer und psychologischer Natur. Die Frauen im Fitnessstudio würden unter der Dusche gaffen, meint sie. Und wenn sie dann wieder mal einen Freund hätte, würde sie so erst ihre Sexualität richtig genießen können.

Als Experten werden im Beitrag genannt: der operierende OP-Propagandist. Punkt. Sonst niemand. Keine kritische Stimme, die auf die Risiken einer solchen OP hinweist, und auch der Kommentar erwähnt das maximal so flüchtig, dass ich schon gar nicht mehr sicher bin, ob er’s überhaupt tut. Im Gegenteil, Frau F. wird „kurz nach der OP“ beim fröhlichen Verlassen der Klinik gefilmt, als ob da gar nichts gewesen wäre.

Die Kinik verlässt sie übrigens in der gleichen engen Hose, die ich weder tragen würde, wenn ich zu große Labien hätte, noch wenn ich mir an denen soeben herumschnippeln hätte lassen.

Ich habe mir gerade noch den dritten Teil der Schönheitswahn-…(jetzt hätte ich beinahe „Dokumentation“ geschrieben, aber dafür müssten ja gewisse journalistische Grundsätze erfüllt sein, sagen wir lieber) -Werbefilme angesehen, in der Hoffnung, da wenigstens einen abschließenden, kritischen, einordnenden Kommentar zu finden.

Pustekuchen.

Stattdessen weiß ich jetzt auch, dass das Einziehen von Goldfäden unter die Gesichtshaut super ist und die Patientin Kundin glücklich macht.

Wo ist die Kennzeichnung als Werbung?

In diesem Sinne: Möge VulvaLoveLovely ein umsatzstarkes Weihnachtsgeschäft beschert sein, auf dass Frauen nicht mehr auf die irrsinnige Idee kommen, an sich herumsäbeln zu lassen. Und die wenigen, die es dann wirklich noch beim Radfahren zwickt, die sollen sich dann von mir aus unters Messer legen.

Aber vermutlich würde auch da ein besserer Sattel helfen. Und bequeme Hosen.