Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Der Arzt, dem die Vaginae vertrauen

 

So, das wird jetzt ein Homerun.

Dieser Herr

obs/Sensualmedics AG
obs/Sensualmedics AG

ist Prof. Dr. Stefan Gress, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, und hat bereits „über 1000 genitalchirurgische Eingriffe
durchgeführt“.

Woher ich das weiß? Herr Prof. Dr. Gress hat das heute per Pressemitteilung veröffentlicht.

In einer Pressemitteilung, übrigens, die wieder einmal Frauen einzureden versucht, wenn sie sich untenrum ein wenig stutzen, straffen, verengen und aufspritzen lassen, hätten sie besseren Sex.

Falsch, pardon, dann seien sie nicht mehr „sexuell dysfunktional“.

Zu diesem Zweck wartet das von Herrn Prof. Dr. Gress beauftragte Medienbüro mit ein paar Zahlen auf:

Laut einer Studie aus dem Jahr 1999 von Edward Laumann, Soziologe an der University of Chicago, litten 43 Prozent der befragten 1749 Frauen an einer sexuellen Dysfunktion. In einer Umfrage der Charité von 2004 gaben 90 Prozent der Befragten an, ihren Partnern schon mindestens einmal einen Orgasmus vorgetäuscht zu haben, nur mit der Hälfte ihrer Partner hatten sie überhaupt einen. Und in der »Cologne 20 000 Community Survey«, einer Umfrage der Urologischen Klinik Köln von 2003, gaben knapp 60 Prozent der befragten Frauen eine sexuelle Störung an. (Die ZEIT Wissen 02/2006)

Dass das Medienbüro das mit der korrekten Quellenangabe nicht schafft, ist verständlich. Ist ja auch wirklich kompliziert: Da gibt es „DIE ZEIT“, eine Wochenzeitung, und „ZEIT WISSEN“, ein zweimonatlich erscheinendes Magazin. Und jetzt halten Sie die beiden mal auseinander!

Ein klein bisschen unsauberer ist allerdings die Verwendung des Zitates, beziehungsweise dessen absichtsvolle Kürzung. In dem zitierten Artikel geht es dann nämlich wie folgt weiter:

Die Zahl stellt nicht nur der Stadt kein gutes Zeugnis aus, sondern erschütterte selbst die Studienautoren und veranlasste sie dazu, den Standardfragebogen FSFI (Female Sexual Function Index) zu hinterfragen. Dieser wurde unter anderem mit Unterstützung der Bayer AG entwickelt und gilt international als Messlatte für »gestört« oder »nicht gestört«.

Es gehört schon eine ordentliche Portion Chuzpe (oder nennen Sie es gern anders) dazu, ausgerechnet aus einem Artikel zu zitieren, der gerade diese Gehirnwäsche anprangert, Frauen, die nicht andauernd, auf der Stelle und mit jedem zum Orgasmus kommen, seien sexuell dysfunktional. Darum, und ausschließlich darum ging es nämlich in dem Text. Was mich besonders aufregt, weil ich ihn geschrieben habe und nach wie vor der Überzeugung bin, dass es tiefste Schublade ist, wenn man die Unsicherheiten von wem auch immer ausnutzt, um damit Kohle zu machen.

Ach ja, und das ganze noch als Akt der Nächstenliebe („wir wollen doch nur euer Bestes“) tarnen.

Übrigens, hatten wir nicht vor kurzem den G-Shot? Dann frohlocket – der Irrsinn ist nun auch in Deutschland angekommen! Ich zitiere noch einmal aus Herrn Prof. Dr. Gress‘ Pressemitteilung:

Erregungsstörungen des G-Punkts: Die Bedeutung des G-Punkts für die sexuelle Stimulation wird von Frauen sehr unterschiedlich empfunden. Wird sein Volumen erweitert, so kann das zu einer beträchtlichen Steigerung der sexuellen Erregbarkeit führen und die Orgasmusfähigkeit steigern. Eine G-Punkt-Intensivierung wird durchgeführt, indem der G-Punkt durch behutsame Unterspritzung vergrößert und aufgewölbt wird.

Aber weil ich ja nicht nachtragend sein will, verlinke ich natürlich ganz brav auf Herrn Prof. Dr. Gress‘ Homepage. Und zwar exakt (copy/paste) so, wie es sein Medienbüro in der Pressemitteilung angegeben hat: www.sensulamedics.com