Da trifft es sich wieder einmal sehr zufällig, dass ich erst des Kollegen Hugendicks Erlebnisse beim Versuch, ein Frauenbuch zu kaufen, lese. Er wird in der Buchhandlung nämlich prompt in die Abteilung „Freche Frauen“ geleitet, wo er vor Werken wie den folgenden steht:
Die Dispo-Queen, Lizenz zum Seitensprung, Vom Umtausch ausgeschlossen, Die Schnäppchenjägerin, Da hilft nur Schokolade, Liebe mit Jojo-Effekt, Kleine Sünden zum Dessert, Halbnackte Bauarbeiter, Reich heiraten!, Club der wilden Mütter, Geht’s noch?, Die Supermamis von Manhattan, Ein unmoralisches Sonderangebot, Au Pairs – dringend gesucht!
Und gerade, als ich ihm schreibe, dass wir Frauen uns offenbar nicht nur für doof halten lassen (siehe Frauenmagazine), sondern diesen Schwachsinn auch noch frischfröhlich kaufen (und ergo das Bild der Marketingstrategen, die uns für doof halten, bestätigen), flattert das Pressematerial des neuen TV-Senders für schwule Männer, TIMM, in die Mailbox.
Der geht am 1. November, jeweils von 18 bis 24 Uhr, auf Sendung. Und seine Sendewoche ist in folgende Mottos (Motti?) unterteilt:
Der scharfe Montag
Der pralle Dienstag
Menschen am Mittwoch
Der Donnerstag mit Biss
Pink Friday
Der lange Samstag
Der charmante Sonntag
Scharf und prall? Na gut, RTL hat nicht sehr viel anders angefangen.
Es gibt ein Reisemagazin, das von „Flugbegleiter Max“ präsentiert wird. Und da fängt man langsam zu überlegen an, ob das jetzt lustig ist, so mittenrein ins Klischee (schwule Stewards?), oder Schülerzeitung.
Aber dann liest man das hier:
Es spricht der Wicht!
Polit-Talkshow, Deutschland 2008, Mi. 21:15 – 22:15 Uhr
Mit: Holger Wicht
Wir müssen reden! Und zwar Klartext. Anfang 2009 startet der Polit- und Gesellschaftstalk „Es spricht der
Wicht!“. Jeden Mittwochabend diskutiert Holger Wicht, ehemaliger Chefredakteur des Berliner Stadtmagazins
„Siegessäule“ mit spannenden Gäste über Themen, die die schwule Welt bewegen. Offen und ehrlich,
informativ und kontrovers, persönlich und menschlich.
Ach Mensch, Kinder! „Es spricht der Wicht“??? Als Titel für eine politische Diskussionssendung? Wollt ihr vielleicht gar nicht ernstgenommen werden?
Und an Tagen wie diesen denke ich mir, dass wir Randgruppen vielleicht doch auch ein bisschen selbst dran schuld sind, dass wir immer noch so genannt werden.