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FC Barcelona-Bayern München 4:0

 

20:17 Moin, moin. Herzlich willkommen zum Live-Blog von ZEIT ONLINE. Wie immer empfehle ich, den Ticker in einem zweiten Fenster zu öffnen. Und hier gelegentlich „F5“ oder „Neu laden“ drücken, die aktuellen Einträge erscheinen unten.

Jürgen Klinsmann will wieder das Gesicht zeigen, das wir von ihm aus der Nationalmannschaft kennen. Nach Monaten der Defensive, geht er zum Angriff über. Zur Überraschung aller wechselt er den Torhüter, die Agenturen haben es im Laufe des Tages gemeldet: Statt Michael Rensing steht heute Jörg Butt im Tor. Eine Light-Version der Torwartfrage 2006. Aktionismus? Butt ist 34, ein Neuaufbruch sieht anders aus.

Nach der 1:5-Niederlage in Wolfsburg hatte Klinsmann, laut Eigenauskunft, seiner Mannschaft ein Donnerwetter beschert. Nachdem er bislang immer als ihr Fürsprecher aufgetreten war. Heute hat er ein Interview in seiner Lieblingszeitung SZ platziert, in dem er sich (mehr oder weniger) zwischen den Zeilen gegen Kritiker, auch klubinterne, wehrt. Und seinem Vorgänger Ottmar Hitzfeld, der sich auch gerne spitzzüngig zu Wort meldet, schickt er einen lieben Gruß: „Vergangene Saison hat national alles funktioniert, man wurde Meister und Pokalsieger, hat sich aber blamiert in Europa.“ Blamiert in Europa! Das ist gewagt, wenn man bedenkt, dass der Adressat ein Uefa-Cup-Halbfinalist ist. Solche Töne kennen wir von Klinsmann nicht. Könnte auch ein Wink an Franz Beckenbauer sein, der eine Trainerdiskussion gegen den Willen Uli Hoeneßens angezettelt hat. Kann natürlich auch ein inszenierter Königsmord werden.

Pech natürlich, dass nach Miroslav Klose und Lucío auch Philipp Lahm verletzt ausfällt, neben Franck Ribéry Bayerns Bester. Die Abwehr spielt also mit Lell, Breno, Demichelis, Oddo und Butt; das ist, gelinde gesagt, nicht die erste Reihe. Im Mittelfeld Bommel, Altintop, Zé Roberto, Schweinsteiger und Ribéry, im Sturm Toni. Die Bayern, heißt es, spielen zwei Saisons: eine inder Bundesliga, wo man 1:5 und 2:5 gegen Wolfsburg und Bremen verliert; und eine in der Champions League mit einer makellosen Bilanz. Ich will kein Meckerer sein, aber der 5:0-Sieg in Lissabon im Achtelfinale baute auf einer sehr schwachen ersten Halbzeit auf.

Barca, der Champions-League-Sieger von 2006, hat seine dekadente Phase unter dem neuen Trainer Pep Guardiola überwunden. Die Stars sind Xavi, der Magister des Mittelfelds, und sein Erster Offizier Iniesta, der Kameruner Mittelstürmer Eto’o, Henry, der seine Form gefunden hat, und natürlich Messi. Nicht zu vergessen Alves, der stürmende Rechtsverteidiger. Der Abwehr sagt man hingegen Schwächen nach, allerdings sind Puyol, Piqué und Marquez auch keine Anfänger.

5′ Erste Riesenchance für Barcelona: Pass von Xavi auf Henry, der Butt ausspielt, aber keinen Druck mehr hinter den Ball bekommt. Sodass Demichelis auf der Linie klären kann.

9′ Tor für Barcelona 1:0 Messi Der Ball wandert entlang des Sechzehners von Henry zu Iniesta auf Eto’o, der auch einen Blick für Mitspieler hat. Sein Diagonalpass erreicht den freistehenden Messi, der mit dem linken Innenrist sanft ins linke Eck einschiebt. Hätte Rensing auch nicht gehalten.

12′ Tor für Barcelona 2:0 Eto’o Wieder ein kombiniertes Tor, diesmal in umgekehrter Reihenfolge: Messi dribbelt auf die Abwehr und steckt im letzten Moment auf Eto’o, der Butt tunnelt. Sieht nicht gut aus für den Deutschen Meister, werden schlimmste Befürchtungen wahr?

Zu seiner Verteidigung muss man sagen: Lell spielt normal auf der rechten Seite. Gegen Messi sieht er bislang alt aus. Das Duell Messi/Lahm hätten wir gerne gesehen. Nächste Szene der beiden: Messi kommt gegen Lell im Strafraum zu Fall. Und sieht wegen Schwalbe Gelb. Ist ein wenig arg schnell gefallen. Andere Schiedsrichter hätten Elfmeter gegeben.

20′ Vom Look and Feel sieht es nach einem 6:0 aus. Wenn Barcelona gnädig sein wird. Klinsmann sollte auf Doppellibero umstellen.

Guardiola sitzt wegen übertriebenen Protests gegen Messi-Geld inzwischen auf der Tribüne.

30′ Die minutenlange Verletzungspause (der blutende Butt musste am Kopf getackert werden, nachdem er die Stollen Henrys abbekam) hat den Bayern Zeit zum Luftholen gegeben. Doch das Spiel geht nur in eine Richtung.

38′ Tor für Barcelona 3:0 Messi Henry lässt Oddo auf links stehen, in seinen strammen Flachpass rutscht Messi. Das Tor war längst überfällig. Klinsmanns Gesicht versteinert.

43′ Tor für Barcelona 4:0 Henry Bommel knockt Messi an der Strafraumgrenze um – und legt anschließend mit einem Querpass Henry das Tor auf. Damit ist der Fußballgottesbeweis erbracht.

Halbzeit 4:0 Noch nie gesehen, sowas. Doch, wenn im Sommer Profiklubs gegen Amateurmannschaften zum Test antreten. Eigentlich hätte man nach 25 Minuten wegen technischer Unterlegenheit abbrechen müssen. Barcelona spielt mindestens drei Klassen besser, selbst in deutlichsten Unterzahlsituationen kommen die Bayern nicht an den Ball. Die Abwehr ist ohne Chance und verliert zudem im Aufbau oft den Ball aus Nervosität. Barcelona erreicht ein Niveau, gegen das eine Bundesliga-Mannschaft nicht ankommt. Eigentlich mag ich diesen Spruch nicht – aber Barcelona hätte noch mehr Tore machen können. Bayern-Dusel mal anders: nur 0:4. Beruhigend ist, dass Beckenbauer Klinsmann in der Halbzeit nicht entlassen kann. Er muss ans Premiere-Mikro.

Barcelona schießt aufs Rote Kreuz.

In den Kommentaren finden einige User die Worte, die einem eigentlich fehlen müssten. Moritz Meyer grauts vor der Leistung Lells, Alex fordert den Zwangsabstieg Bayerns in die Amateurliga. Grüße aus meiner Heimat Mittelhessen gibts auch noch. Vielleicht wirds ja geographisch noch konkreter.

Sammer verlangt „deutsche Tugenden“ #do-it-the-udo-lattek-way

46′ Es geht los, ich freue mich auf die zweite Halbzeit. Ist das Gaffertum, Voyeurismus?

Messi tunnelt Bommel #Weihnachten für einen Fußballfreund

Die Tunnelwertung dürfte 25:0 stehen.

57′ Ich war am Sonntag aufm Spielplatz in Ottensen und hab mit zwei Drei- und Vierjährigen gekickt. Warum muss ich gerade daran denken?

59′ Gute Tat von Butt, seine erste: Einen rasanten Flachschuss Messis lenkt er übers Tor. Bei Barcelona ist übrigens auch ein Tormann dabei. Auf Twitter gibts nen Wettkampf um die besten Klinsmann-Flug-nach-LAX-Gags, etwa hier und hier.

67′ Gerade erst kapiert, dass auf Sat1 Marcel Reif kommentiert, der den Klageton sicher besser beherrscht als Fritz von Thurn und Taxis (Premiere) #umschalten

71′ Den darf Zé Roberto machen, doch er braucht zu lange und gewährt Puyol die Chance, mit einem Tackling das 1:4 zu verhindern. Erste Chance für Bayern, erste Ecke für Bayern.

75′ Barcelona will die Bayern nun bloßstellen und lächerlich machen. Gehört im Fußball bestraft. Die Bayern scheinen dazu nicht in der Lage. Dabei wäre mit zwei Toren die Sache wieder halbwegs offen.

83′ Lell gewinnt einen Ball gegen Messi #Weltpremiere

91′ Marquez holt sich eine taktische Gelbe Karte, damit er seine Sperre im Rückspiel absitzen darf.

Endstand 4:0 Barca war den Tick bess… ähm: Pessimisten hatten mit einem überlegenen Gegner und einer klaren Niederlage gerechnet. Dass die Bayern aber so chancenlos sein sollten, das war nicht vorauszusehen. Das Ergbnis drückt nicht aus, wie viel besser Barcelona war. Technisch, taktisch, im Tempo, in der Abwehr. In der zweiten Halbzeit hat die Katze Barcelona mit der Maus München gespielt.

Messi ist der Alptraum Lells (und dem Rest der Bayern-Abwehr).

Klinsmanns Bonus ist verbraucht. Bislang konnte er auf die Ergebnisse (auch die Leistungen?) in der Champions League verweisen. Und hat noch heute vor dem Spiel auf die angebliche Blamage der Bayern im Vorjahr verwiesen: das 0:4 in St. Petersburg. Nun hat er sein eigenes Petersburg erlebt. Schwer vorzustellen, dass er in München eine Zukunft hat. Wenn man Rummenigge und Beckenbauer zuhört, ist Rückendeckung nicht zu erwarten. Die Fans mögen ihn ohnehin nicht. Aber er ist sicher nicht der Alleinschuldige, Bayern wird lernen müssen, das Wort Konzept zu buchstabieren.

Wer war wohl diesmal Schuld daran, dass der deutsche Vereinsfußball dem höchsten Niveau nicht gewachsen ist: Das Kartellamt? Das Bosman-Urteil? Die protestierenden Amateure, die sich gegen den neuen Bundesliga-Spielplan wehren? Diese Ausreden wird man nicht heute hören. Auch nicht morgen oder nächste Woche. Das traut sich keiner angesichts dieser Klatsche für die Bundesliga. Aber bald, wenn wieder mal über Fernsehmillionen diskutiert wird. Und dann werden nicht nur Rummenigge oder Hoeneß ihre alte Leier singen. Sie werden assistiert werden von Michael Meier, Verband und Co.

Doch es ist nicht alleine das Geld.