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Deutsche Elf quält die Fans

 

Fazit: Deutschland hätte mit einem Sieg gegen Finnland einen Rekord aufstellen können. Neun Siege in einer WM-Qualifikation – das ist noch keinem DFB-Team gelungen. Am Ende müssen Jogis Mannen froh sein, gegen die gemächlichen Finnen nicht verloren zu haben. So stehen nach zehn Partien acht Siege und zwei Remis.

Okay, es ging um nichts mehr im letzten Qualispiel, doch solch eine schwache Leistung rechtfertigt dies nicht. Den Spielern fehlte es an der inneren Einstellung, sich anständig ihren Fans zu präsentieren. Deutschlands Fußballer zeigen meist nur dann akzeptable Leistungen, wenn sie unter Druck stehen.

Den müssen eigentlich die neu ins Team gerückten Akteure aus der zweiten Reihe verspürt haben.  Sie kämpfen noch um die Chance, nächstes Jahr in Südafrika dabei zu sein. Von ihnen hätte mehr kommen müssen. Rechtsverteidiger Andreas Beck verpasste es,  sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Der Hoffenheimer ließ die Flanke zu, die zum 0:1 führte und agierte defensiv wie offensiv schwach. Im Abwehrzentrum präsentierte sich Arne Friedrich unkonzentriert und produzierte viele Abspielfehler in der Spieleröffnung.

Auch Thomas Hitzlsperger ist weiter von seiner Bestform entfernt und gilt als Wackelkandidat. Piotr Trochowski konnte ebenfalls keine Pluspunkte bei Joachim Löw sammeln. Sein Passspiel war schlampig und seine Flanken eine Zumutung. Cacau hätte sich sein Startelfdebüt ebenfalls anders vorgestellt. Vom Bundestrainer vor dem Spiel gelobt, enttäuschte der Stuttgarter. Als Alternative im Sturm drängte er sich nicht auf.

Joachim Löw muss also weiter testen. In diesem Jahr hat er am 14. November in Köln gegen Chile und am 18. November voraussichtlich gegen Ägypten in Gelsenkirchen die Gelegenheit dazu. Die Spieler sollten diese beiden Partien dazu nutzen,  die blamable Leistung von Hamburg wieder gut zu machen.

Abpfiff: Die Partie endet 1:1. Die 90. Minuten von Hamburg zeigen: Deutsche Spiele mit Freundschaftsspielcharakter sollte man sich nicht anschauen, sie geraten zum Langweiler. Der schwache Auftritt hätte eigentlich eine Niederlage verdient gehabt.

90′ Tor für Deutschland durch Podolski Kaum zu glauben, aber der Ausgleich fällt doch noch. Schütze Podolski muss selber über sein Stolpertor lächeln.

84′ Klose, eigentlich ein begnadeter Kopfballspieler, vergibt aus kurzer Distanz  den Ausgleich. Sein Kopfball hat zu wenig Dampf, um Finnlands Torwart Jääskeläinen zu bezwingen.

77′ Jetzt wird es in Hamburger Stadion doch noch laut: Mario Gomez wird ausgewechselt, und die Zuschauer buhen den  armen Kerl aus. Jetzt soll es Miro Klose in der verbleibenden Zeit richten.

75′ Hoppla, Deutschland hat eine Chance. Philipp Lahm, Kolumnist von ZEIT ONLINE, zieht in die Mitte und schießt gar nicht mal ungefährlich auf das Tor der Finnen.

69′ Wenn schon auf dem Feld nichts los ist, bewegen sich wenigstens die Zuschauer auf den Rängen ein wenig und intonieren: „Steht auf, wenn ihr Deutsche seit.“ Ob dieser zarte Versuch der Anfeuerung den Laufmuffeln auf dem Rasen Beine macht, darf bezweifelt werden.

57’/59′ Mario Gomez spielt auch noch mit. Der Bayernstürmer hat zwei Mini-Kopfballchancen, setzt ansonsten seine zaghaften Auftritte in der DFB-Elf fort. Der Kniff mit Cacau als Sturmpartner für den bedauernswerten Ex-VfBler ging bis hierher nicht auf.

54′ Der ARD-Reporter Gerd Gottlob erkennt einen Aufwärtstrend im deutschen Team. Wo ist er? Ich habe noch keinen gesehen.

49′ Fast das zweite Tor für die Finnen. Doch Metusalem Litmanen – der Mann ist schon 38-Jahre alt – steht bei seinem Schuss im Abseits.

46′ Löw bringt Özil und Gentner ins Spiel. Dafür bleiben Ballack und  Hitzlsperger in der Kabine. Hoffentlich bringt der koranfeste Özil mehr Esprit in das dröge deutsche Spiel.

Halbzeit 0:1 Jogi Löw marschiert mit grimmiger Miene in die Stadionkatakomben. Wahrscheinlich legt er sich die Worte für eine deftige Halbzeitansprache zurecht. Die DFB-Elf hat es bislang bestens verstanden,  die Sympathien der Fans zu verspielen. Gegen die gut organisierten Finnen fehlt es am Willen, sich zu quälen und den einen oder anderen Schritt mehr zu tun. Die Spieler haben keine einzige Torchance herausgespielt, sie verlieren viele Bälle und stellen sich beim Gegentor dilettantisch an. In der ersten Hälfte regiert der Krampf.

44′ Die Deutschen gestatten Leverkusens Abwehrkante Sami Hyypiä so etwas ähnliches wie ein Solo, das erst kurz vor dem Strafraum gestoppt wird.

41′ Die Regie der ARD blendet einen alkoholgeschwängerten Fan ein, der eine schicke Deutschland-Mütze trägt und auf den mauen Kick flucht. Vielleicht sollte er noch ein paar mehr Bier kippen, um ein schönes Fußballspiel zu sehen. Denn das wollten die DFB-Kicker ihren Fans zum Abschluss der Quali zeigen.

35′ Michael Ballack spielt endlich mal einen intelligenten Pass auf den gestarteten Podolski – doch der Abseitspiff von Schiedsrichter Martin Atkinson aus England kommt dazwischen.

Was für ein langweiliger Kick. Die Finnen gehen kein hohes Tempo – wie erwartet. Die deutschen Spieler zeigen ebenfalls wenig Lust, den Ball mal schnell in die Spitze zu spielen. Im Stadion ist es so leise, dass man die Kommandos auf dem Platz verstehen kann.

18′ Da kommen schon die ersten Pfiffe von den Fans. Das Spiel der Deutschen ist aber auch unbefriedigend. Kein Tempo, keine Ideen und gut aufgestellte Finnen: das erschwert natürlich die Aufgabe.

11′ Tor für Finnland: Johannson Au weiha, die deutsche Abwehr zeigt sich nicht gerade in WM-Form. Nach einer Linksflanke sind sich Lahm und Westermann nicht einig, und Jonatan Johannson sagt danke.

8′ Von guter Stimmung auf den Rängen ist nichts zu hören. Da hätte ich nach der Euphorie im Vorfeld mehr erwartet.

18.02 Das Spiel läuft.

17.58 Während die Kollegen Fritsch und Reitz auf der kalten Pressetribüne in Hamburg sitzen, wärme ich mich an meinem gemütlichen Wohnzimmersofa.

17.56 Jogi Löw setzt auf ein 4-3-3 mit Mario Gomez als zentralem Stürmer, unterstützt von Poldi auf Linksaußen und Cacau auf rechts. Hierbei führt er zwei alte Freunde zusammen: Gomez traf in der vergangenen Saison an der Seite von Cacau für den VfB Stuttgart wie er wollte. Vielleicht hat sich der Bundestrainer daran erinnert.

Die deutsche Aufstellung:

Adler – Beck, Friedrich, Westermann, Lahm – Ballack, Hitzlsperger, Trochowski, Podolski – Gomez, Cacau

Die  finnische Aufstellung:

Jääskeläinen – Lampi, Hyypiä, Heikkinen, Sparv – R. Eremenko, Moisander – Johansson, Litmanen, Hämäläinen – Porokara

Vorbericht

Die deutsche Nationalelf will sich nach der vollbrachten WM-Qualifikation heute Abend in Hamburg feiern lassen. Bundestrainer Joachim Löw sagt jedoch: „Mit dem Spiel gegen Finnland beginnt die Vorbereitung auf Südafrika“ und verdeutlicht: Der letzte Auftritt in der WM-Qualifikation ist kein Spaßspiel, denn nun beginnt das Gerangel um die acht bis zehn noch freien Plätze im Kader der Nationalelf. Daher schickt Löw gegen die Skandinavier eine neu zusammengesetzte Startelf auf das Feld.

Andreas Beck, Arne Friedrich, Thomas Hitzlsperger, Piotr Trochowski und Cacau wissen bereits, dass sie von Beginn an auflaufen werden. Michael Ballack, der leicht angeschlagen ist, soll nur eine Halbzeit lang spielen und könnte durch Christian Gentner ersetzt werden.

Interessant ist der Einsatz von Cacau, der eigentlich Brasilianer ist und erst seit Jahresbeginn die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Der Stuttgarter Stürmer ist kein typischer Torjäger wie Miro Klose oder Mario Gomez (der den Beweis in der Nationalelf indes noch schuldig ist).  Er spielt mehr um die Keilstürmer herum und könnte deshalb für das neuerdings bei Löw beliebte 4-3-3 eine Option sein. Der Bundestrainer schätzt an Cacau dessen „Schnelligkeit, Wendigkeit und den Ideenreichtum am Ball“.

Die deutsche Mannschaft zeigte sich in Russland taktisch reif und stabil. Sie hat in der Qualifikation noch kein Spiel verloren und strebt den neunten Sieg an. Doch es muss sich noch einiges verbessern – vor allem in der Abwehr. Die Position rechts in der Viererkette ist nicht zur Zufriedenheit besetzt. Jerome Boateng wirkte in Russland überfordert. Gegen Finnland soll nun der Hoffenheimer Beck seine WM-Tauglichkeit beweisen. In der Innenverteidigung erhält der Herthaner Friedrich eine Chance neben dem gesetzten Per Mertesacker.

Löw erwartet von seinen WM-Kandidaten volles Engagement. Auch um sich nicht noch einmal so zu blamieren wie nach der bestandenen EM-Qualifikation 2007.  Die DFB-Elf verlor damals in München ihr letztes Gruppenspiel mit 0:3 gegen Tschechien. „Das wird uns nicht noch einmal passieren“, verspricht der Bundestrainer.