Fazit: Mario Gomez hat also getroffen. Unmittelbar nach seinem Tor geisterten bereits die ersten Witze durchs Internet. „Selten hatte ein Deutsches Tor so viel Gag-Potential: Tor vom #Gomez, jetzt übertreiben sie aber bei der #Wettmafia!“ twitterte einer. „Kennedy-Mord, 9/11, das Gomez-Tor. Ereignisse, bei denen jeder weiß, wie und wo er sie erlebt hat.“ ein anderer. Gomez selbst gab sich nicht überrascht. „Natürlich habe ich mich über mein Tor sehr gefreut. Schon gegen Dortmund war ich sehr gut drauf und hab mich gut gefühlt, nur hat mir das keiner geglaubt“, sagte er nach dem Spiel. Nun werden wieder viele sagen: Ja, gut. Gegen Kasachstan, bitte! Doch die 90 Minuten von Astana haben gezeigt, dass die kasachische Mannschaft durchaus fußballerische Qualitäten hat. Und schon das klare, aber nicht ungewöhnlich hohe Ergebnis, das 3:0, sagt aus, dass es kein Spiel war, bei dem auch der DFB-Busfahrer kurz davor stand, sich in die Torschützenliste einzutragen.
Bis man dann von einem klaren, verdienten Sieg der deutschen Mannschaft reden konnte, ging einige Zeit ins zentralasiatische Land. Jogi Löws Team war zwar immer irgendwie spielbestimmend, verlor aber etwas zu oft den Ball. Was am ungewohnten Untergrund, dem Kunstrasen, lag. Aber auch am Gegner. Die Kasachen rannten schnell und viel, konnten oft gefällig kontern, waren im Abschluss aber so harmlos wie der Vor-heute-DFB-Gomez. Es brauchte schon die zweite Hälfte und den Gerd-Müller-Jäger Miroslav Klose, der nach einer feinen Kombination über Özil und Podolski die Führung besorgte. Dann trafen noch Gomez und Podolski. Für Jogis Jungs war es der vierte Sieg im vierten Spiel der EM-Qualifikation, und das letzte Pflichtspiel im ereignisreichen Fußballjahr 2010.
Abpfiff, das wars.
90. Minute: Noch einmal Eckball für Kasachstan. Fällt jetzt ihr erstes Tor in der EM-Qualifikation? Ein Erfolg, der die Verhandlungsposition des Bernd Storck morgen im Büro des Verteidigungsministers auf jeden Fall stärken könnte. Nein, drüber.
85. Minute: 0:3 Lukas Podolski. Der Kölner gibt den Mini-Maradona. Dribbelt gegen ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs Kasachen und legt den Ball in die lange Ecke.
Drei Punkte sollte Bernd Storck mit seiner Mannschaft nach diesem Spiel auf dem Konto haben. Es werden wohl null. So könnte es gut sein, dass Storck morgen in das Büro eines gewissen Adilbek Dschaksibekow zitiert wird. Der Mann ist Verteidigungsminister und als solcher für die fußballerischen Geschicke seiner Nation verantwortlich. Hat Karl-Theodor zu Guttenberg mit Jogi Löw eigentlich schon über das WM-Aus gegen Spanien geredet?
76. Minute: 0:2 Mario Gomez. Wenn einer ein Tor gegen Kasachstan braucht, dann ist es Mario Gomez. Was musste der sich in den vergangenen Monaten, ach was, Jahren anhören. Und jetzt werden wieder alle sagen: Ja gegen Kasachstan, da trifft doch jeder. Tun sie aber nicht. Von Lukas Podolski auf die Reise geschickt, trifft Gomez ziemlich tiefenentspannt in die lange Ecke. Herr Schmidt vom ZDF spricht vom ersten Gomez-DFB-Tor seit drei Jahren.
72. Minute: Auch wenn die DFB-Elf gefühlte 95 Prozent Ballbesitz vorweisen kann. Die Fünf-Restprozent für den Gegner haben es in sich. Man hat schon Kamele in der Steppe kotz sich übergeben sehen.
Kleiner Beitrag aus der Kategorie Unnützes Wissen: Kasachstan ist der größte Binnenstaat der Erde. Definitiv keine Beachboys, die Kasachen.
65. Minute: Der WM-Torschützenkönig ist in Bayern- statt WM-Form. Özil überreicht Müller den Ball großherzig im Strafraum wie ein nettes Präsent, der Beschenkte jedoch jagt die Kugel übers Tor in die kasachische Steppe.
In Astana ist es jetzt übrigens kurz nach Mitternacht. Geisterstunde auch so langsam in der kasachischen Abwehr.
57. Minute: Wieder Schmidtgal, der neue kasachische Volksheld. Mit der Brust angenommen und wieder volley abgezogen. Zur Erinnerung, der Mann spielt bei Rot-Weiß Oberhausen. Seine Bilanz bisher: fünf Zweitliga-Tore.
55. Minute: Mario Gomez wird eingewechselt. Wird der Knoten in Kasachstan platzen?
52. Minute: Und da war die bisher beste Chance für Kasachstan. Schmidtgal, ja der Heinrich, kommt aus 15 Metern zum Schuss. Er probiert aber einen komplizierten Seitvolley-Knaller, mit dem er gute Chancen im Rennem um das kasachische Tor des Jahrhunderts gehabt hätte. Der Ball ging aber knapp drüber.
48. Minute: 0:1 Miroslav Klose. Özil sieht Podolski, der wiederum Klose sieht. Klose sieht, dass sein Gegenspieler denn Ball nicht klären kann. Und der sieht, dass Klose trifft. Jetzt sind es nur noch 10 Tore bis zum Müller-Rekord. Dem Gerd seiner.
Es geht dann weiter, ZDF-Experte Oliver Kahn bleibt bei seinem Tipp, 6:0. Na dann.
Halbzeit: Okay. Es ist weit weg von zu Hause, es ist kalt, es gibt nicht mal richtigen Rasen und der Gegner rennt auch noch so viel. Aber ein bisschen mehr dürfte es dann schon sein. Die deutsche Elf ist zwar überlegen, hatte auch einige Chancen. Aber der Gegner presst gut, eroberte einige Male viel zu einfach den Ball und bewegt sich bei Kontern auch passabel. Gut für die DFB-Elf das aus dieser kasachischen Mannschaft keiner einen Abschluss zu haben scheint. Drei Spiele, null Tore.
42. Minute: Khedira mit einem Kopfball auf die Latte von der Strafraumkante. Im Gegenzug hätte sich der kasachsiche Dribbelkönig einfach nur mal trauen müssen. Was heißt „Schieß doch!“ auf Russisch?
Nur zur Erinnerung: Die Kasachen stehen auf Platz 126 der Weltrangliste. Hinter Vietnam, aber, bitteschön, immer noch vor Fidschi. Sind also keine Fußballriesen, die Männer von Bernd Storck, was unsere Kollegen vom Tagesspiegel zur heutigen Überschrift „Storcks Zwerge“ inspirierte. Jaja, Frau Lange, den allerersten isst der Michael immer noch sofort.
Danke F. Leider gibt es zu wenig zu kommentieren. Oder vielleicht sollte man gerade das kommentieren.
35. Minute: Kroos schießt einfach mal, aber Sidelnikov hält auch einfach mal. Özils Nachschuss geht drüber, einfach mal.
Ist eigentlich jemand da, da draußen? Eure Stimmen zum Spiel bitte!
28. Minute: Jaja, das wichtigste Spiel der letzten drei Tage. Özil braucht den Ball ähnlich wie gegen die Türken nur an Herrn Andrei Sidelnikov vorbeischieben. Macht er aber nicht, wartet zu lange, abgeblockt, Ecke, vorbei.
22. Minute: Auch wenn die deutsche Elf besser ins Spiel kommt, sind die Kasachen doch renitenter als erwartet. Ein Ergebnis der Kombination wichigstes Spiel ihres Lebens (Kasachstan) und wichtigstes Spiel der letzten drei Tage (Deutschland).
Im linken Mittelfeld spielt übrigens der Kasache mit dem deutschesten aller Vornamen. Heinrich Schmidtgal hat seinen kasachischen Pass erst vor ein paar Tagen in Astana abgeholt. Mal schauen, ob sich die deutschen Fans rächen und den Integrationsverweigerer ebenfalls gnadenlos niederpfeifen.
16. Minute: Thomas Müller zirkelt eine Flanke auf den Schädel von Miroslav Klose. Der aber köpft drüber. Zum ersten Mal so etwas wie eine Torchance in der Astana-Arena.
Würde gerne erwähnen, dass bisher Borat der berühmteste Kasache ist. Aber das ist irgendwie billig, oder?
12. Minute: Holger Badstuber spielt nicht oft auf Kunstrasen. Ein Stockfehler wie in der Kreisliga C.
Der Astanananer an sich scheint ein genügsamer Fußball-Anhänger zu sein. Schon bloßer Ballbesitz des eigenen Teams versetzt ihn in Ekstase.
1. Minute: Na das geht ja gut los. Falscher Anstoß vom DFB-Team. Die Jungs dürfen aber noch mal.
Soeben erreicht uns die Nachricht aus dem ein paar Kilometer entfernten Aserbaidschan: Berti Vogts´ Mannschaft hat tatsächlich die Türkei mit 1:0 besiegt.
So wollen sie spielen:
Kasachstan: Sidelnikov – Azovski, Abdulin, Opov, Kirov – Nurgalijev, Irismetov, Geterijev, Schmidtgal – Zhumaskaliyev, Khiznichenko…puh!
Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Westermann – Kroos, Khedira – Müller, Özil, Podolski – Klose
Vorbemerkungen:
Zum ersten Mal spielt eine deutsche Fußball-Nationalelf in Astana. Das liegt noch hinter dem Ural. Vor 13 Jahren hieß Astana noch Almoq und war ein unbedeutendes Industriestädtchen. Dann entschied der Staatspräsident Nursultan Nasarbajew, dass er seine Regierungsgeschäfte nicht mehr im erdbebengefährdeten Almaty erledigen will. Er packte seine Sachen, zog nach Almoq und nannte es Astana, die Hauptstadt. Und weil es ihm in der kasachischen Steppe zu langweilig war, und weil es in selbiger eine Menge Platz gab, ließ Nasarbajew bauen. Das größte Zelt der Welt, Wolkenkratzer, riesige Boulevrads und Plätze. Und ein neues Fußballstadion, die Astana-Arena.
Bis zu 30 000 Zuschauer könnten dort das Spiel der kasachischen Nationalelf gegen das Team von Jogi Löw verfolgen, wenn Sie denn wollten. Nur leider ist Fußball in Kasachstan nicht das ganz große Ding. Man steht eher auf Gewichtheben, Boxen, Eishockey. Der deutsche Trainer der Kasachen, Bernd Storck, versucht das zu ändern. Dafür aber braucht er Erfolge. Drei Spiele, drei Niederlagen ist die bisherige Bilanz in der EM-Qualifikation. Das ist ausbaufähig. Gegen Deutschland aber wohl nicht. Alles andere als ein Sieg wäre für die DFB-Elf eine Blamage. Zumal Jogi Löw die gleiche Mannschaft wie gegen die Türken aufs Feld schicken kann. Auch Özil ist also fit.