Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Aserbaidschan gegen Deutschland 1:3

 

Ausführlicheres Fazit folgt.

93. Minute: Tor Schürrle 1:3!! Nachdem Aserbaidschan fast noch einmal vor Neuers Tor gekommen wäre (Stichwort Sensation), schnappt sich der Spielverderber Mario Götze den Ball. Hakenschlagend tobt er durch den gegnerischen Strafraum und legt ab auf Gomez, der nur den Torwart trifft. Schürrle staubt ab. Das wars. Nach zittrigen 20 Minuten macht die DFB-Elf den siebten Sieg im siebten EM-Qualifikationsspiel klar.

89. Minute: Tor Huseynov 1:2!! Aserbaidschanische Verhältnisse in der deutschen Abwehr: Neuer unterläuft wieder einmal eine Flanke, Hummels und Badstuber halten den Ball für eine heiße Kartoffel, bekommen ihn nicht weg. Huseynov, Typ Brecher, bedankt sich, peinlich. Baku will sie wieder, die Sensation.

81. Minute: Jetzt dürfen auch Schürrle und Götze mitspielen, die aus Karrieregründen hoffentlich noch nicht von Sonne, Strand und Meer träumen, sondern von Toren in Baku.

linuxrocks schreibt: „Ich liebe diesen Liveblog!“ – Wir lieben Dich auch! Eigentlich lieben wir Euch doch alle!

Viele Spieler aus Aserbaidschan kommen von einem Klub namens Xäzär Länkäran. Aserbaidschanisches Glücksrad: „Ich kaufe ein Ä“. Bling, bling, bling.

75. Minute: Für kurze Zeit (wenige Sekunden leider nur) ein Hauch von Madrid in Baku. Özil mit ganz feinem Läufchen um den Strafraum der Gastgeber, spielt einen Doppelpass mit Gomez und schiebt den Ball dann am Tor vorbei.

67. Minute: Bertis Team schießt jetzt einfach öfter mal aus 35 Metern aufs deutsche Tor. Manuel Neuer nimmt die Bälle etwas ungläubig auf. Mein Trainer sagte früher dazu: „Ja, gut so, zählt als Torschuss in der Statistik!“

64. Minute: Fehlentscheidung zu Ungunsten der Aserbaidschaner. Fehlentscheidung des Linienrichters, im Tofik-Bachramow-Stadion. Noch Fragen?

61. Minute: Viel los ist nicht. Aserbaidschan weiß, dass es keine Sensation mehr geben wird. Deutschland weiß, dass es nur noch 30 Minuten bis zum Sommerurlaub sind. Die Helden, sie sind müde.

Aha, Gerd Gottlob wünscht sich El & Nikki auf dem Spielfeld. Ich überlege, was das fußballerische Pendant zu diesem klebrig-süßen Schlagergedöns ist. Der SC Freiburg, weil heile Welt? Der FC Bayern, weil populär? Der FC Barcelona, weil erfolgreich?

Weil es in Baku ja schon spät ist: Das dortige Nachtleben gehört laut einem hippen Reiseführer-Verlag zu den zehn besten der Welt. Zitat: „Baku verwandelte sich in eine Oase des Exzesses in einem ansonsten ziemlich traditionellen, muslimischen Land.“ Rund um den Fountain Square soll es rundgehen.

52. Minute: Neuer und Badstuber haben Spaß, spielen sich die Bälle weit vor dem eigenen Strafraum wie im Training gegenseitig zu und lassen die Aserbaidschaner laufen. In der Kreisliga gibts für so etwas demnächst einen Tritt.

Halbzeit: Gut 20 Minuten brauchte die deutsche Mannschaft, um sich an Wind, Wetter, Uhrzeit und alles andere zu gewöhnen. Wiederum 20 Minuten später führten sie mit 2:0.

41. Minute: Tor Gomez 0:2!! Ein ziemlich großartiger, flacher 40-Meter-Pass von Holger Badstuber in den Lauf von Mesut Özil, der schneller als sein Gegner ist. Özil legt quer auf Gomez, der auch schneller als sein Gegner ist. Schönes Tor, mit Tempo und Auge, wie damals, zur WM.

Manchmal, wenn Berti Vogts sanft meckernd im Bild ist, erschrecke ich mich. Denke, er ist immer noch DFB-Trainer.

30. Minute: Tor Özil 0:1!! Weil Lahm in der Mitte ist, ist Höwedes außen. Dessen Ball flippert durch den Strafraum, bevor sich Özil für zuständig erklärt und den Ball in die lange Ecke flankschießt.

Viel passiert nicht gerade. Zeit, um auf Berti Vogts zu schauen. Was wären wir nur ohne ihn? Dem einzigen Terrier, der immer so ausschaut, als wurde er sein ganzes Leben zu wenig gestreichelt. Einmal rumgegoogelt und wirklich jedes Fußballspiel lässt sich überleben. Mal erklärt Vogts großmütig sein Erfolgsgeheimnis, hier erzieht er großväterlich seine Spieler und dort redet er großkotzig über den Frauenfußball. Am meisten aber beeindruckt Vogts gasriechend und kaninchenkraulend in der Tatort-Folge Numero 403.

Ein beliebtes Stilmittel des vorderasiatischen Mittelfeldes ist der lässige Außenristpass. Ist Franz Beckenbauer auch im Stadion?

18. Minute: Toni Kroos schnippelt einen Freistoß an den aserbaidschanischen Außenpfosten. Der ARD-Gottlob vermutet darin „eine Initialzündung“. Na dann.

Im vergangenen Sommer kürten wir übrigens Michael Ballack zu unserem „Mann für Baku“. Zugegeben, wir haben uns geirrt.

11. Minute: Bis jetzt spielen nur die Aserbaidschaner. Hummels passt diesmal falsch, ein Weißblauer trifft Neuers Finger und die Latte. Baku rast. Sensation und so.

Das Stadion in Baku ist tatsächlich nach Tofik Bachramow benannt, den man nur wegen seines Fehlers kennt. Kaum zu glauben. Gibt es auch ein Jörg-Jablonski-Stadion in Bremen? Oder eine Jorge-Larrionda-Arena in Montevideo?

6. Minute: Leuchte-Lahm spielt falsch ab, deshalb kann Certoqanov schießen. Knapp wars.

3. Minute: Philipp Lahm wird heute auffallen. Er spielt nicht nur mit der leuchtendsten aller möglichen Kapitänsbinden, sondern auch auf der Schweinsteiger-Position in der Mitte. Da ist das Leben hektischer als auf der Außenbahn.

Einlaufkinder, die die Hymne lauter und inbrünstiger mitsingen als die Spieler. Schön da in Aserbaidschan.

So wollen sie spielen:

Aserbaidschan: Agayev – Mälikov, Sadiqov, Allahverdiyev, Hüseynov – Abushev, Ämirquliyew, Certoqanov, Cavadov, Nadirov – Ismayilov

Deutschland: Neuer – Höwedes, Badstuber, Hummels, Aogo – Lahm, Kroos – T. Müller, Özil, Podolski – Gomez

Jogi Löws Team also mit neuer Abwehr und einem Experiment: Philipp Lahm auf der Sechs.

Vorbemerkungen:

Noch einmal 90 Minuten und dann Urlaub. Man stelle sich Mario Gomez vor, wie er am Hotelpool an der Costa Brava die Liegen mit einem Bayern-Handtuch reserviert, wie Thomas Müller in Sandalen durchs Alpenvorland wandert oder Philipp Lahm am Ostseestrand Kleckerburgen baut.

Vor derartige Ferienidylle aber hat der Fußballgott das Aufgabchen Aserbaidschan gesetzt, Nummer 108 der Welt. Dort arbeitet ein gewisser Berti Vogts, mit dem – hört, hört – die DFB-Elf vor 15 Jahren den letzten Titel holte. Davor und danach war aber nicht viel. Berti hatte es wie sein dicker Kumpel Helmut Kohl nicht leicht, wurde manchmal belächelt und oft verspottet. Das passiert ihm gerade auch in Aserbaidschan. Die Leute dort wedelten vor ihm mit Klopapier herum. Berti und Baku – vier Silben, wenig Zukunft.

Jogi Löw muss sich andere Fragen stellen. Zum Beispiel: Wer kann noch? Die Saison war lang, einige Spieler sind verletzt (Schweinsteiger, Khedira), einige sind müde (alle anderen). Weshalb Löw zu einer List griff und mit Lewis Holtby und Sebastian Rudy zwei junge Spieler mit ins Flugzeug nach Baku verfrachtete, die nie müde werden. Die beiden Nachwuchsspieler könnten ihr Debüt in einem Spiel geben, das komischerweise irgendwie ganz weit weg erscheint. Geografisch sowieso, aber auch emotional, ganze drei Wochen nach Bundesligaende. Wir bloggen dennoch. Live.