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Noch hat Polen nicht verloren

 
  • Beide Mannschaften mit jeweils einem Platzverweis
  • Griechenland verschoss einen Elfmeter
  • Dortmunds Lewandowski traf für Polen

Fazit Zwei Tore, zwei Rote Karten, ein eingewechselter Torwart, der zum Helden wird – selten war in einem Eröffnungsspiel so viel drin. Das macht Lust auf mehr. Am Ende aber standen die Co-Gastgeber aus Polen etwas bedröppelt da. Es reichte nur zu einem 1:1 gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner aus Griechenland. Dabei wurde der Grieche Dimitrios Salpingidis zur personifizierten Euphoriebremse. Er war es, der den Ball zum Ausgleich ins polnische Tor schob. Dass es nicht noch schlimmer für die Polen kam, war ihrem Ersatztorwart Tyton zu verdanken. Der war kaum auf dem Feld als er einen Elfmeter von Karagounis hielt.

Die Polen müssen sich fragen, warum sie nach der stürmischen Anfangsphase und der folglichen Führung plötzlich keine Lust mehr hatten, Fußball zu spielen. Noch aber hat Polen nicht verloren.

Schluss Das war’s. Polen ist etwas traurig.

83. Minute Das Spiel jetzt Schwergewichtsboxen, 12. Runde. Wer landet den Lucky Punch? Oder wird’s doch so ein Axel-Schulz-Ding?

Unser Mann in Kiew unterhält sich derweil mit dem ukrainischen Lokalfernsehen, schreibt er. Die nehmen auch jeden.

Was für ein Pech für die Griechen. Und dabei hatten sie kurz zuvor extra Konstantinos Fortounis eingewechselt.

71. Minute Drama, Baby! Was für eine Geschichte. Der frisch eingewechselte Torwart Tyton hält mit seinem ersten Ballkontakt den Elfmeter von Karagounis. Ein neuer Torwart-Tyton?

68. Minute Elfmeter für Griechenland und Rot für Szczesny. Polen ist geschockt.

63. Minute Chance für den auffälligsten Griechen Georgios Samaras. Spielerisch auffällig. Auch von der Frisur her. An wen erinnert er mich? An wen erinnert er Sie, liebe Leser?

Hat auch die Haare schön: Georgios Samaras (Bild: Dominic Ebenbichler / Reuters)

59. Minute Fachsimpeleien in der Redaktion. „Die Griechen sind jetzt im psychologischen Vorteil“, sagte der eine. „Aber im numerischen Nachteil“, der andere.

50. Minute Tooooor für Griechenland. 1:1. Chaos in der polnischen Abwehr, Salpingidis schiebt völlig frei ein.

Jetzt meldet sich auch der Kollege Fritsch aus Polen: „Dzień dobry w Gdansk. Vor der Kulisse der historischen Werft feiert die Danziger Jugend auf der Fanmeile Polens Führung.“

Ach so: Wir suchen auch noch zu jedem Spiel die beste Spielzusammenfassung als #emtweet. Bisheriger Favorit: „2 Mal nicht Gelb ist auch Rot #emtweet (POL – GRE)“

Ein paar Linktipps zur Pause. Die Kollegen der 11 Freunde tickern auch genau wie der Guardian. Wer mit dem Taktiktafel unterm Kopfkissen schläft, wird bei Zonalmarking seine helle Freude haben. Hier die Taktikanalyse Polens, hier die Griechenlands. Und in eigener Sache: Unser EM-Quiz für alle, die wissen wollen, wie die ukrainische Vuvuzela heißt.

Halbzeit Die Polen führen mit 1:0, insgesamt verdient, obwohl sie am Ende etwas nachlässiger wurden. Für die Griechen wird es zu zehnt nicht einfacher. Aber die sind jetzt durch noch mehr kleine vermeintliche Fehlentscheidungen motiviert. Wir geben ab zur Werbung.

18.44 Uhr Die Griechen nur noch zu zehnt. Sokratis, der Bremer, bekommt eine Gelb-Rote Karte, die er nicht hätte bekommen dürfen. Sein Gegenspieler hat die falsche Bereifung und rutscht aus. Die Griechen bestürmen den Schiedsrichter als wäre der ein Mitglied der Troika.

Immer, immer wieder bettelt der Kollege in Kiew um Aufmerksamkeit. So sieht es da gerade aus. Danke, Steffen.

Auf der Fanmeile in Kiew.

18.37 Uhr Griechenland wechselt: Papadopoulos gegen Papadopoulos. Dieser verwirrende taktische Kniff kann aber nichts an der polnischen Überlegenheit ändern. Damien Perquis muss das 2:0 machen, trifft aber den Ball nicht richtig.

Wo guckt eigentlich Otto Rehhagel? In Athen? In Charlottenburg? In Düsseldorf? Im Keller?

18.27 Uhr Mutmaßungen in der Redaktion: Steigt Griechenland jetzt schon aus dem der Euro aus?

Neue Wortmeldung aus der Ukraine: „Auf der fast gefüllten Fanmeile in Kiew zeigen sich die Mitgastgeber solidarisch: Jubel und eine Rakete gen Himmel nach dem Eröffnungstor.
Das Schwein hat kurz gezuckt.“

18.17 Uhr Toooor für Polen, Robert Lewandowski per Kopf nach Flanke von Blaszczykowski. Ein Dortmund-Tor. Jürgen Klopp küsst zu Hause auf der Couch sein Polen-Trikot. Die Akropolis bröckelt.

18.14 Uhr Polen schon mit der dritten Möglichkeit. Machen Tempo wie der BVB. Aber Griechenland hat die Akropolis quer vors eigene Tor gestellt.

„Endlich! Brot und Spiele!“, schreibt Kommentator G300Marker. Im Moment sehe ich nur Spiele, der Magen knurrt.

Gesucht wird der erste Turniertorschütze. Der Philipp Lahm Polens. Oder der Siphiwe Tshabalala Griechenlands.

18 Uhr Anpfiff, pünktlich, auf geht’s. In Berlin läuten die Glocken.

Der Kiewer Kollege hat das Schwein gefunden. Interviewtermin vereinbart. Kommunikation auf Augenhöhe.

17.56 Uhr Die polnische Hymne. „Noch ist Polen nicht verloren/solange wir leben./Was uns fremde Übermacht nahm./Werden wir uns mit dem Säbel zurückholen.“ Hoffentlich gab’s da heute in Warschau ordentliche Taschenkontrollen.

So wollen sie spielen:

Polen: Szczesny – Piszczek, Wasilewski, Perquis, Boenisch – Murawski, Polanski – Blaszczykowski, Obraniak, Rybus – Lewandowski

Wer szczsczcz-Tippfehler findet, bringt sie mir doch bitte vorbei, ja?

Griechenland: Chalkias – Torosidis, Sokratis, Papadopoulos, Holebas – Maniatias, Katsouranis, Karagounis – Ninis, Samaras – Gekas

17.48 Uhr Noch zwölf Minuten bis zum ersten Anpfiff. Wer bis jetzt seine Tipps in der Bürorunde nicht abgegeben hat, sollte so langsam damit anfangen.

17.43 Uhr Jetzt beginnt die Eröffnungsfeierei. Viele, viele Frauen in bunten befransten Hüten tanzen durchs Stadion. Man hat Ihnen extra eine Plane untergeschoben, damit sie den Rasen nicht kaputt machen.

17.38 Uhr Zu den Griechen:

Der Höhepunkt des Schaffens der griechischen Nationalelf liegt noch nicht ganz so weit zurück. 2004 war das. Auch damals versauten die Griechen dem damaligen Gastgeber, den Portugiesen, die Eröffnungsparty. Und weil sie so viel Spaß hatten, gewannen sie einfach weiter, bis sie Europameister waren. Drei der alten Recken stehen noch immer im Kader. Ob sie aber selbst an einen ähnlichen Coup glauben? Wohl kaum. Was sich aber nicht geändert hat, ist die Defensive, die stabiler als der Euro ist. Und auch offensiv können es die Griechen mittlerweile. Ihr portugiesischer Trainer Santos lässt mit drei Stürmern spielen. Mittendrin Theofanis Gekas, der ehemalige Strafraumschleicher der Bundesliga.

17.33 Uhr Die ARD macht Werbung, wir machen Sport. Das ist Polen:

Bei Jogi Löw dürfen sie nicht spielen, bei Polen schon. Die Dortmunder. Gleich drei von ihnen werden wohl in der Startelf stehen: Robert Lewandowski, Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek. Franciszek Smuda, der polnische Coach sagte im Frühjahr deshalb: „Dortmund ist die Hauptstadt des polnischen Fußballs.“ Dann gibt es da noch die beiden Arsenal-Torhüter Fabianski und Szczesny. Weil aber nur einer im Tor stehen kann und der Kader sonst auch nicht viel mehr hergibt, werden die Polen wohl die berüchtigte Euphoriewelle brauchen, um die K.O.-Runde zu erreichen. Eine große. 1974, als Polen gegen Brasilien gewann und WM-Dritter wurde, ist halt schon ne Weile her.

17.26 Uhr Auf der Fanmeile in Kiew ist nichts los, twittert der Kollege. Ist ja heute aber auch das falsche Land.

17.18 Uhr Mit den Tier-Orakeln hat sich Tobias Jochheim hier ausführlich beschäftigt. Die Tapirdame Evi tippt hier schon mal auf einen deutschen Sieg gegen Portugal.

Der Kollege aus Kiew sucht nach dem Schwein-Orakel. Erlebt auf dem Weg aber gar nicht Lustiges: „Haben einen Umweg zum Hauptbahnhof gemacht, wollten filmen, doch die grimmigen Polizisten erlauben keine Aufnahmen, nicht im und nicht vor dem Bahnhof. Kurze Verstimmung, doch Volunteers, die wenigstens Englisch können erklären, dass die Polizisten nicht anders können“, schreibt er.

Um 17 Uhr soll die Eröffnungsfeier beginnen. Von der ist bisher nur zu uns vorgedrungen, dass Oceana aus Hamburg ihren jetzt schon enervierenden offiziellen EM-Song performt. Wir sind eher Freunde der Hochkultur. Die Polen auch. Daher wird der Star-Pianist Ádám György (dass er aus Ungarn stammt, geschenkt) den legendären polnischen Komponisten Frédéric Chopin mit einer Etüde in A-Moll (Op. 25, Nr. 11) beehren. Für alle, die es nicht abwarten können gibt es Youtube.

Vorbemerkungen:

Dieses Europa hat es echt nicht einfach in diesen Monaten. Griechenland, Spanien, Italien – mal steht dieses Land vor der Pleite, mal jenes. Und jene, die noch Geld haben, öffnen nur mit Murren ihre Geldbörse. Die Idee Europa ist derzeit so beliebt wie ein Wadenkrampf. Es braucht mal wieder einen echten Europa-Moment! Gut, dass es die Fußball-EM gibt.

Natürlich zieht jede Nation jetzt wieder ihr eigenes Hemd über. Auf den ersten Blick kein wirklich einigendes Ereignis. Bei genauerer Betrachtung aber schon. Von Umeå bis Palermo, von Lissabon bis Donezk werden die Menschen vor dem Fernseher sitzen und sich freuen oder leiden und werden im Fernsehen ihre Nachbarn sehen, die sich freuen und leiden. Das eint. Klingt platt, stimmt aber. Jeder, der schon mal einen Abend mit englischen oder schwedischen oder italienischen Fußballfans verbracht hat, wird das unterschreiben. Ball, Tor, Abseits – Fußball ist der große Gleichmacher. Wer von Schweinsteiger schwärmen oder Ronaldo verdammen will, kann das notfalls in jeder Sprache. Und was kann mehr Empathie für die armen Griechen schaffen, als den wehmütig dreinblickenden Theofanis Gekas ins Panini-Sammelalbum zu kleben.

Jetzt geht es endlich los. Zeit wird’s.