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Frankreich – Deutschland 1:2

 
  • Erstes Länderspiel des Jahres
  • Gündogan top
  • Löw ist doch kein „romantischer Verlierer“

Kurzanalyse Alors, was für ein unterhaltsamer Fußballabend! Die deutsche Mannschaft gewinnt mal wieder und Joachim Löw kann durchpusten, kein 4:4 weit und breit. Die Franzosen taten den Deutschen den Gefallen und griffen fröhlich an, das bot Raum für die Umschaltspezialisten Gündogan, Müller und Özil, die allesamt einen großen Tag erwischten. Vor allem an dem so unwirklich ballsicheren Gündogan wird Löw in Zukunft nicht mehr vorbeikommen. Mängel gab es vor allem in der Defensive. Mats Hummels gab ab und an den Bruder Leichtfuß, Philipp Lahm erfuhr auch einmal, wie es ist, gegen Franck Ribéry spielen zu müssen. Das Highlight des deutschen Spiels: Der Pass von Mesut Özil vor dem 2:1 auf Khedira. Ein Kunstwerk, ab in den Louvre damit!

"Le Tor, c'est moi" Foto: Andreas Gebert/dpa
„Le Tor, c’est moi“ Foto: Andreas Gebert/dpa

C’est fini. Deutschland gewinnt in einem tollen Spiel 2:1 in Paris.

90. Minute: Özil auch zu fortgeschrittener Stunde noch leichtfüßig wie eh und je. Hat nachher noch einen Autritt im Moulin Rouge.

Bei unser Kommentatorin Frau Ke hat diese Woche sichtbare Spuren hinterlassen: „Wer schaut noch diese Sportart? Korrupte Möchtegernjungmillionäre hoppeln lustlos übers satte Grün und wussten wahrscheinlich heute Morgen beim Nutellabrot schon den Endstand.“

84. Minute: Die deutsche Elf lässt Ball und Gegner laufen. Die Franzosen traben müde hinterher, halten es wohl schon mit Sartre: „Les jeux sons faits“

74. Minute: 1:2, Tooor für Deutschland. Olé statt oh la, la. Ein Zauberpässchen von Mesut Özil auf seinen madrilenischen Vereinskollegen Sami Khedira. Der hält nur noch den Außenrist hin. Zum Niederknien! Traumhaft! Tolles Tor!

71. Minute: Joachim Löw hackt auf dem eingewechselten Toni Kroos rum. Der wirkt heute, wie auch sonst manchmal, seltsam apathisch. Fast leidend. So wie er hier.

"Bitte gebt mir heute nicht den Ball", picture alliance/dpa
„Bitte gebt mir heute nicht den Ball“, picture alliance/dpa

66. Minute: Aus gegebenem Anlass zwei Tweets über Mats Hummels.

57. Minute: Toni Kroos kommt für Gomez. Ein Wechsel, der für Schnappatmung bei vielen Taktikfreaks sorgen wird. Deutschland jetzt wieder ohne Stürmer, mit falscher Neun, echtem Hasen, original verpackt. Jetzt sind die kognitiven Fähigkeiten der französischen Innenverteidigung gefragt.

51. Minute: 1:1, Tooor für Deutschland. Die Passmaschine Gündogan erobert den Ball und legt quer auf Müller. Der schießt an Lloris Kopf vorbei. Angela Merkel ballt die Fäuste, selbst Hollande klatscht.

Merkel und Hollande sind auch da.

REUTERS/Charles Platiau
„Und der da macht die besten Crêpes des Landes“ REUTERS/Charles Platiau

Jens Lehmann gibt derweil Rätsel auf. Er twittert, scheint aber doch kein Internet zu haben.

Halbzeit Für einen Testkick ein ziemlich flottes Fußballspiel mit leichten Vorteilen für die deutsche Mannschaft. Wir halten es mit Godard und sind alle noch etwas „Außer Atem“. Beim Gegentor träumt Mats Hummels vor sich hin. Ansonsten noch auffällig: Per Mertesacker, der mit seinen langen Gaken alles wegputzt. Was heißt „big fucking german“ auf französisch?

44. Minute: 1:0, Tooor für Frankreich. Benzema nagelt einen Ball an die Latte. Hummels geht nicht zum Kopfball und ein Mann namens Valbuena, kaum größer als Philipp Lahm, köpft ein.

42. Minute: Unser Mann im Stadion hat eine Fachfrage:

37. Minute: Nächste unglückliche Aktion von Höwedes. Daher: Liebe Leser, wenn Sie jemanden kennen, der schon mal mit jemanden gesprochen hat, dessen Schwager mal was von einem guten Linksverteidiger gehört hat; schreiben Sie an: Deutscher Fußball-Bund, Stichwort: Lahm II, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main. Die Fußball-Nation wird es Ihnen danken.

33. Minute: Im Gegensatz zu Özil und Gündogan wirkt dieser Khedira im Mittelfeld so beweglich wie der Eiffelturm.

27. Minute: Benzema läuft auf Adler zu, Adler hält gut. Dass Benzema zwei Meter im Abseits stand, sah der Linienrichter nicht. Wo ist Europol, wenn man es braucht!?

25. Minute: Den Franzosen scheinen in den direkten Duellen etwas schwach auf der Brust. Kein Wunder, wenn sie ihren besten Zweikämpfer an Putin verscherbeln.

Römer?
Römer? Wo? Foto: Concorde Film

20. Minute: Sehr schönes Fußballspiel bis hierhin. Die Franzosen tun der deutschen Elf den Gefallen, sehr aktiv am Spiel teilzunehmen. Das gibt Platz und Zeit für das deutsche Umschaltspiel. Könnte ein netter Abend werden. Bon!

12. Minute: Podolski zeigt, was er in England gelernt hat. Huscht durchs Mittelfeld und legt dann raus auf Höwedes. Der zeigt, was er auf Schalke gelernt hat. Flankt in Richtung Sacre Coeur.

Oliver Fritsch im Stadion schwelgt noch immer in Erinnerungen.

6. Minute: Erste Torchance für die Deutschen. Özil zeigt, dass er in der Kniescheibe mehr Gefühl als andere im ganzen Körper, nimmt den Ball mit eben dieser mit, Frankreichs Torwart Lloris aber bekommt den Fuß an die Kugel.

21.00 Uhr: Le coup d’envoi (sagt Leo)

20.57 Uhr: Allons enfants…es läuft die Marseillaise. Die inoffizielle französische Hymne trauen sie sich nicht. Nichts für enfants.

20.45 Uhr: Wir sich noch ein wenig einlesen möchte: Die Süddeutsche Zeitung hat sich um Franck Ribéry gekümmert. Bei der FAZ gibt es ein Video-Interview mit René Adler. Und bei den 11 Freunden gibt es ein Interview mit Willy Sagnol, dem ehemaligen Halbfeld-Flankengott des FC Bayern und aktuellem Sportdirektor des französischen Verbandes.

20.35 Uhr: Oliver Fritsch ist unser Mann in Paris. Allerdings ist er eine knappe halbe Stunde vor Anpfiff noch besorgniserregend fußballfern unterwegs. Muss an der Stadt liegen.

 

20.30 Uhr: Lobenswerte Geste des DFB. Daniel Nivel, der bei der WM 1998 von deutschen Hooligans ins Koma geprügelt wurde, ist heute DFB-Ehrengast.

20.25 Uhr: Kommentator Thomas gefällt es bei uns, allerdings behauptet er, Löw seien bei der Frage nach den „romantischen Verlierern“ mitnichten die Gesichtszüge entglitten wie in unseren Vorbemerkungen beschrieben. Wir haben das Video dazu noch mal rausgesucht. Urteilen Sie selbst! (ab etwa -4:20)

20.10 Uhr: Die Füchse von spox kennen mittlerweile die komplette deutsche Aufstellung.

20.05 Uhr: Sky-Uli weiß Bescheid. Hoffentlich müssen die Vier nicht alleine spielen.

 

20.01 Uhr: Ein paar Worte zum Gegner: Die Franzosen sind in den vergangenen Jahren eher durch präpubertäre Plänkeleien als durch sportliche Heldentaten aufgefallen. 2010 meuterten sie gegen ihren Trainer Domenech. Auch Laurent Blanc hatte seine Truppe zwei Jahre später nur bedingt um Griff. Es kam zu kleinen und größeren Meinungsverschiedenheiten im Team, Samir Nasri flippte nach der bedeutungslosen Vorrundenniederlage gegen Schweden aus und forderte einen Journalisten auf, sexuelle Handlungen an seiner Mutter zu vollziehen. Ein Spiel später, im Viertelfinale gegen Spanien, war Endstation.

Nasri ist nun nicht mehr dabei, dafür hat Didier Deschamps gesorgt. Der neue Trainer, den nur ein Schnurrbart vom perfekten Asterix-Double trennt, räumte auf und hatte bisher Erfolg. Er schaffte zwei Achtungserfolge, ausgerechnet gegen den Deutschland-Schreck Spanien (ein 1:1 in Madrid) und den Deutschland-Schreck Italien (2:1).

Vorbemerkungen:

 

Paris! Die Stadt der Liebe, des Existenzialismus, das Fest fürs Leben. Sehnsuchtsort aller Romantiker, Kunstliebhaber und japanischer Blitztouristen. Sehnsuchtsort eigentlich aller. Nur ein paar deutsche Fußballer scheinen der Metropole nichts abgewinnen zu können. Die Kleingeister bleiben lieber im öden München (Schweinsteiger), bröckeligen Rom (Klose) oder, oh weh, in Dortmund (Götze, Reus, Schmelzer). Dabei würde besonders den Jungspunden aus dem Pott ein wenig Hochkultur guttun.

Natürlich ist die Länderspiel-Absenz des Quintetts durch mehr oder weniger hartnäckige Verletzungen zu erklären. Vielleicht aber hat auch ein Blick in den Fußballkalender eine Rolle gespielt. Es startet ja nur das Nationalelf-Jahr 2013. Ein Jahr, in dem die DFB-Männer mal wieder keinen Titel gewinnen werden, einfach weil es keinen zu gewinnen gibt. Keine WM, keine EM, nur ein wenig Testgekicke und ein paar Qualispiele.

Der Bundestrainer Joachim Löw hat 2013 daher als „Jahr der Weiterentwicklung und Konzentration“ ausgerufen. Dabei wird in den kommenden Monaten am Spannendsten sein wie er selbst mit dem meist doch arg populistisch daherkommenden Argwohn ihm und seinem System gegenüber umgeht, mit dem er sich seit dem EM-Aus gegen Italien herumschlagen muss. Löw wirkte Ende des Jahres etwas angefasst, das groteske 4:4 gegen Schweden im Oktober half nicht gerade, die Debatte zu versachlichen. Ein französischer Journalist erdreistete sich am Dienstag sogar, den deutschen Team den Titel „romantische Verlierer“ zu verpassen. Löw entglitten kurzzeitig die Gesichtszüge.

Einer der sich auf das Nationalelf-Jahr 2013 freut wie die fabelhafte Amélie auf ihr nächstes Crème brûlée ist René Adler. Unser Kolumnist wird in Paris erstmals seit 2010 wieder im deutschen Tor stehen. Sein Konkurrent Manuel Neuer aus München gab sich prompt beleidigt und stichelte in Richtung des HSV-Torwarts („Ich habe seine Entwicklung nicht verfolgt, weil ich bei Bayern München spiele“). René Adler aber hat in den vergangenen drei Jahren zuviel erlebt, um sich auf solche Kindereien einzulassen. Er blieb cool und will einfach nur Frankreichs Bälle halten. Zudem hat er ja seit kurzem auch eine fesche, neue Brille und interessiert sich für Kunst. Ein Leipziger Bohemien, der perfekt nach Paris passt.