Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Die NPD und die tote Lea-Sophie (mit Video)

 

Die 30. Sitzung des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern vom 12. Dezember 2007 hätte eine Sitzung sein können wie jede andere. Wenn da nicht der Tod der kleinen Lea-Sophie aus Schwerin gewesen wäre, die von ihren Eltern dem Hungertod ausgesetzt wurde. Die NPD wollte diesen Vorfall nutzen, um sich in der aktuellen Stunde unter dem Titel „Vernachlässigte Kinder in unserer Zeit – Ursachen und Auswege“ in Szene zu setzen – während sich die demokratischen Fraktionen bewusst in Zurückhaltung übten.


Die NPD-Landtagsfraktion wertete dies offenbar als „Schuldeingeständnis“ der „Blockparteien“ – im Schweriner Landtag hingegen will keine der demokratischen Fraktionen politisch vom Tod eines unschuldigen Mädchens „profitieren“. Stefan Köster, NPD-Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern und Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion, hielt den demokratischen Fraktionen Untätigkeit vor. Sie seien verantwortlich für eine „herzlose Gesellschaft“. Jährlich würden in Deutschland 80-100 Kinder von ihrem „eigenen Fleisch und Blut“ getötet. Köster warf der Mehrheit des Hauses vor, einen ursprünglich von der NPD-Landtagsfraktion eingebrachten Gesetzesentwurf abgelehnt zu haben: „Warum gehen Sie so achtlos mit den kleinen Knirpsen um?“, fragte er die Abgeordneten der anderen Fraktionen.

Ilka Lochner-Borst, Abgeordnete der CDU-Fraktion, brachte es in ihrer Rede aus Sicht der Demokraten auf den Punkt. Sie spreche der NPD das Recht ab, einen Tagesordnungspunkt zu diesem Thema zu beantragen, da schließlich tausende Kinder in den Euthanasieprogrammen der NSDAP zu Tode gekommen seien. „Sagen Sie uns Herr Köster, warum Sie auf eine wehrlos am Boden liegende Frau eingetreten haben?“, richtete sie sich schließlich direkt an Köster. Tosender Applaus bei den Abgeordneten der demokratischen Fraktionen. Köster reagierte auf diese Frage sichtlich erregt und musste für Zwischenrufe zwei Ordnungsmaßnahmen über sich ergehen lassen – wieder einmal.

Lochner-Borst warnte davor, die Eltern aus der Pflicht zu entlassen. Für die Tötung oder Misshandlung von Kindern gäbe es keinerlei Rechtfertigung. Ebenso warnte diese davor, die beteiligten Berufsgruppen wie Ärzte, Erzieher oder Lehrer zu überfordern. Sie hätte großen Respekt vor diesen Menschen, da sie nicht erst tätig würden, wenn akute Fälle bekannt werden, sondern sich dieser Aufgabe täglich stellen, so Lochner Borst.

Noch am selben Tag wurde ein Gesetzesentwurf der Linksfraktion zum Thema in die Ausschüsse überwiesen – mit allen Stimmen der demokratischen Fraktionen. Mit dem Beschluss eines Gesetzes wird in der ersten Hälfte des nächsten Jahres gerechnet.

[googlevideo]http://video.google.de/videoplay?docid=8047925543344512444[/googlevideo]

mehr Informationen: www.endstation-rechts.de