Dass der Schein oftmals trügt wenn man sich irgendwo nicht auskennt, und rechtsextreme Gewalt sehr wohl auch dort stattfindet wo man sie auf den ersten Blick nicht vermutet- konnte ich nun mal wieder feststellen.
Vor gar nicht allzu langer Zeit war ich im Rahmen der Aktion „Störungsmelder on Tour“ in einem Gymnasium in Boizenburg zu Gast, und traf dort fast ausschließlich auf engagierte, tolerante und weltoffene Jugendliche.
Einige Schüler hatten dort von sich aus initiativ dafür gesorgt, dass ihre Schule eine sogenannte „Schule mit Courage“ wurde. Dies erfordert einigen Aufwand und eine funktionierende Gemeinschaft mit derselben Einstellung zum Thema Rechtsextremismus.
Und trotz dessen es offensichtlich so viele Menschen in Boizenburg gibt die rechte Gewalt nicht einfach so hinnehmen möchten, gab es vor einigen Tagen doch wieder einen Vorfall der für einen jungen Mann auf der Intensivstation endete.
Im Zuge einer Geburtstagsfeier kam es in einer Gartenlaube zu Angriffen seitens der ansässigen Nazis auf die Lokalität selber und die Menschen, die sich dort aufhielten.
Dabei wurde nach Ende der Party gegen 01:45 Uhr in die Laube eingebrochen und diese von innen heraus angesteckt. Die Laube brannte völlig aus, es entstand ein Sachschaden von etwa 3000 Euro. Zwei der Brandstifter, ein 20- und ein 22-jähriger Neonazi aus Boizenburg, wurden festgenommen, nachdem sie sich schlauerweise in einer Bar mit der Tat lautstark gebrüstet hatten.
Des Weiteren hatten unbekannte Täter aus rechten Kreisen das Motorrad eines nicht-rechts ausgemachten Jugendlichen angezündet und auf einer Rasenfläche ausbrennen lassen.
Gegen 03:00 Uhr wurde dann ein junger Mann, welcher sich von der Party auf dem Weg nach Hause befand, von mehreren Tätern angegriffen und mit Baseballschlägern am Kopf schwer verletzt.
Bis zum nächsten Morgen befand er sich auf der Intensivstation eines regionalen Krankenhauses.
Seitens der Behörden wurde übrigens rasch von „Rivalitäten zwischen Jugendgruppen“ gesprochen, statt „von rechts motivierten Angriffen“ sagte ein Mitarbeiter der Landesweiten Opferberatung, Beistand und Information (Lobbi e.V.).
Diese Vorfälle zeigen wie wichtig ein Engagement junger Menschen in dieser Region ist.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch in der neuen Oberstufe des Gymnasiums Boizenburg wieder ein paar mutige Schüler finden, und diese dann auch seitens der Lehrerschaft genügend Unterstützung erfahren.